Für 1991 sind die wirtschaftlichen Erwartungen in West- und Ostdeutschland hoch Investitionsdynamik bleibt weiterhin ungebrochen DIHT-Herbstumfrage zum ersten Mal in allen 16 Bundesländern durchgeführt - Von Renate Elbers-Lodge VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

1991 steht vor der Tür und damit das Jahr, in dem vieles, was in den ereignisreichen vergangenen zwölf Monaten eingeleitet wurde, in die Tat umgesetzt werden soll. Entsprechend groß sind - das ergab die jüngst durchgeführte Herbst-Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Bonn - die Erwartungen in West- und Ostdeutschland. Erstmalig nahmen an der Aktion des DIHT zusätzlich zu den 69 Industrie- und Handelskammern (IHK) in den alten Bundesländern die 15 Kammern der neuen Länder, und damit insgesamt 17 000 Unternehmen, teil.

I n Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen richten sich die Erwartungen für das neue Jahr vor allem auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Zwar rechnen die im Osten ansässigen Unternehmen in den nächsten Monaten mit einer kritischen Übergangsphase, dann aber - etwa ab der zweiten Jahreshälfte - mit spürbaren Verbesserungen.

Dr. Franz Schoser, Hauptgeschäftsführer des DIHT: "Die dortigen Kammern sind sich einig: Der gegenwärtige Zustand der Wirtschaft ist zwar alles in allem desolat, aber bereits jetzt gibt es durchaus auch Lichtblicke." Große Chancen räumen die IHK der neuen Bundesländer der Bauwirtschaft, dem Handel und der Dienstleistungsbranche ein. Furcht wegen verschlechterter Wettbewerbsfähigkeit, rückläufiger Produktion und Betriebsstillegungen macht sich ihrer Meinung nach dagegen in der Industrie breit. Weitere Entlassungen werden nicht ausgeschlossen.

Ganz anders sieht es nach der Befragung dagegen bei den westdeutschen Unternehmen aus, die aus zwei Gründen - so Schoser - ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein an den Tag legen: Zum einen habe der Aufschwung 1990 nochmals an Kraft gewonnen, und zum anderen habe sich das Konjunkturklima im Laufe des Jahres spürbar verbessert. Trotz massiver Kostensteigerungen bei Energie sowie Löhnen und Gehältern, die zu einem Inflationsschub führen könnten, seien die Voraussetzungen für ein kräftiges Wachstum im neuen Jahr gut. Viele Unternehmer werden sich zu Neueinstellungen veranlaßt sehen.

Auch dem Exportgeschäft räumt Schoser, wenn auch deutliche Zeichen einer Abschwächung da sind, durchaus gute Möglichkeiten ein. Zwar rechnen westdeutsche Unternehmer damit, daß die Ausfuhren in die Dollar- und Yen-Regionen durch die Aufwertung der DM erschwert werden; für die immer noch guten Aussichten spreche jedoch die Tatsache, daß über 70 % des Exportes in westeuropäische Länder gehe.

F ür 1991 setzen westdeutsche Unternehmen deshalb große Hoffnungen auf den EG-Binnenmarkt, aber auch auf die Erschließung neuer Märkte im Osten, und da speziell in den neuen Bundesländern. Die Planungen hinsichtlich des finanziellen Engagements laufen dementsprechend auf Hochtouren. Schoser: "Die Investitionsdynamik bleibt weiterhin ungebrochen." Die Zahl der Unternehmen, die im Vergleich zum Vorjahr höhere oder gleich hohe Investitionen planen, erreiche mit 85 % den Höchststand aller Herbstumfragen.

Mit ihren Investitionen in Ostdeutschland haben Westdeutsche, vorneweg Unternehmen der Industrie, der Bauwirtschaft und der Dienstleistungsbranche, vor allem ein Ziel vor Augen: Sie wollen auf dem dortigen Markt präsent sein. Allerdings gibt es auch Gründe, die viele von einem Engagement in den neuen Bundesländern abhalten. So nannten die Befragten zum einen die nach wie vor unsicheren Rechtsverhältnisse, zum anderen aber auch ihre bereits vorhandenen Kapazitäten außerhalb Ostdeutschlands, mit denen der neue Markt ohne zusätzliche Investitionen beliefert werden könne.

VDI-Nachrichten-Magazin Schattenwirtschaft der Dritten Welt: Illegal, doch unverzichtbar VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, mk -

Sie sammeln alte Plastiktüten und verkaufen sie. Sie sitzen in der glühenden Sonne und schieben Stoffe unter ihre ratternden Nähmaschinen. Sie schreinern im Hinterhof Stühle. Oder sie werben auf Pappschildern am Straßenrand für ihr Geschick beim Reparieren und Warten von Elektromotoren. Wer in der Dritten Welt in der "offiziellen" Industrie keine Arbeit findet oder von seinem dürftigen Lohn die Familie nicht satt bekommt, wird sein eigener Kleinstunternehmer und werkelt im Schatten: illegal, ohne registriert zu sein

und Steuern zu zahlen. Dieser sogenannte informelle Sektor, in dem immer mehr Menschen aus Not ihre Ärmel hochkrempeln, ist heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und hat die Aufmerksamkeit von Entwicklungshelfern und Weltbank gefunden. In dieser Hinterhofökonomie, wo es an Eigenkapital, Produktivität und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen mangelt, sehen sie eine Chance für Hilfe zur Selbsthilfe, indem sie Kleinkredite vergeben und Schulungen anbieten. Und hoffen, daß mit der Zeit der geduldeten Illegalität die staatliche Anerkennung folgt.

Verdienen Sie genug? Gehaltsreport gibt Orientierungshilfe VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, Fr -

Wenn Sie wissen wollen, ob Sie mit Ihrem Einkommen richtig liegen, dann füllen Sie den Fragebogen zur Einkommensanalyse 1991 aus. Sie beteiligen sich damit an einer Datensammlung, deren Auswertung in Form des VDI-Reports "Ingenieur-Gehälter 91" veröffentlicht wird. Dieser Report, den die VDI-Nachrichten zusammen mit dem Verein Deutscher Ingenieure herausgeben, soll das Gehaltsgefüge in den bundesdeutschen Unternehmen transparenter gestalten. Er erleichtert Berufseinsteigern und wechselbereiten Ingenieuren den Überblick über Branchen und Funktionsbereiche.

Dazu kommt eine konkrete Gegenüberstellung der Bruttoeinkommen von Absolventen der Technischen Hochschulen, der Universitäten und der Fachhochschulen. (Seite 23)

Wenig westdeutsche Hilfe Maschinen vor dem Stillstand VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, kip -

Den Werkzeugmaschinenbauern in den neuen fünf Bundesländern stehen schwere Zeiten bevor. Denn der Ostmarkt, früher vorrangiges Exportziel, droht zusammenzubrechen - die Devisenkassen der einstigen sozialistischen Bruderländer sind leer. Schon jetzt muß sich jeder Dritte der 80 000 Beschäftigten mit Kurzarbeit zufriedengeben. Massive Kooperationen mit westdeutschen Firmen könnten den Weg in die Marktwirtschaft erleichtern, doch die halten sich im Zeichen einer abflauenden Konjunktur eher zurück. So sieht Hans-Ulrich Kokoska, Sprecher des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinen (VDW) in Frankfurt, eine zweijährige Durststrecke auf die Unternehmen in der Ex-DDR zukommen. Ob die ostdeutschen Werkzeugmaschinenbauer so lange durchhalten, ist mehr als fraglich. (Seite 38)

Europäische Elektronik vor der Katastrophe Unternehmen sind sich der Dramatik nicht bewußt VDI-N, Paris, 7. 12. 90, vh -

Abel Farnioux, Präsident der Pariser Electronics International Corp. (EIC), ging diplomatisch vor. Seinen kürzlich vorgelegten Bericht über die Elektronik-Industrie der Welt leitete er mit dem Hinweis ein, daß sich der Weltmarkt für Elektronik seit 1984 mehr als verdoppelt habe und nach einem Gesamtumfang von 904 Mrd. Dollar in diesem Jahr auf 1 368 Mrd. Dollar im Jahre 1995 steigen werde. Doch das dicke Ende kam gleich nach: Europas Anteil daran werde immer geringer: Die Situation der Branche sei "katastrophal" , sie werde in fünf Jahren einen Anstieg des Handelsbilanzdefizits von 34,2 auf 50,8 Mrd. Dollar zu verzeichnen haben.

Hauptproblem sei, daß sich die Europäer nur mangelhaft "der Todesgefahr" ihrer Elektronikindustrie bewußt seien. Zwar hätten vergangenes Jahr weltweit alle Bereiche dieser Branche positive Wachstumsraten aufzuweisen gehabt, in Europa wären aber nur die Hersteller elektronischer Meßgeräte, von Medizinelektronik und Industrieelektronik in die schwarzen Zahlen gekommen.

Als Ausweg bietet sich nach Ansicht der EIC ein verstärktes Engagement der europäischen Unternehmen dort an, wo sie auf weltweiter Ebene in technischer und industrieller Hinsicht führende Positionen erreichen können. Dies seien vor allem die Bereiche Telekommunikation, Software, Produktionsautomation und Medizinelektronik. Die neuen Märkte des ehemaligen Ostblocks seien insbesondere in diesen Bereichen Chance und Verpflichtung erster Ordnung für die europäischen Unternehmen. Deren strategische Weiterentwicklung müßten die Märkte des Ostens miteinbeziehen.

Konzepte gegen überfüllte Straßen - Von Burkhard Böndel Die Kosten steuern das Verkehrsaufkommen VDI-N, Wolfsburg, 7. 12. 90 -

W achsend, teurer und politisch umstritten, so sieht Prof. Wilhelm Leutzbach die Zukunft des Verkehrs. Einerseits erwarte der Leiter des Instituts für Verkehrswesen der Universität Karlsruhe eine Zunahme der Transportleistungen bis zum Jahr 2010 um 50%, wobei eine Sättigungsgrenze des Pkw-Bestandes nicht auszumachen sei, andererseits könne die Infrastruktur nicht mehr wachsen, erklärte der Wissenschaftler anläßlich der Tagung "Neue Konzepte für den fließenden und ruhenden Verkehr" , die in der vergangenen Woche in Wolfsburg stattfand.

Doch was tun? Ansätze, den Verkehr mit Leitsystemen in Fluß zu halten und Gesamtkonzepte zu entwerfen, um besonders die Städte zu entlasten, schießen wie Pilze aus dem Boden. Mercedes-Benz stellte beispielsweise für Berlin eine Studie vor, BMW erarbeitet in München ein "Kooperatives Verkehrsmanagement" . Für Hannover will VW ein Verkehrssystem entwerfen, damit die Weltausstellung "Expo 2000" nicht wegen unbewältigtem Besucherandrang ausfallen muß.

Doch jedes Konzept ist nur so gut, wie die Praxis, die daraus erwächst. Und die läßt hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten. Prof. Ulrich Seiffert, Vorstandsmitglied bei VW, schlägt in diese Kerbe, wenn er sagt, daß nun genug diskutiert worden sei. Jetzt müßten Taten folgen.

Selbstverständlich arbeitet auch die Verkehrswirtschaft an der Optimierung ihrer Produkte, um dem Infarkt vorzubeugen. Die Bahn wird ab nächstem Jahr mit dem Intercity Express (ICE) sukzessive den Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) mit Tempo 250 km/h aufnehmen. Die Autos können, wie der Öko-Golf von VW mit einem Verbrauch von unter 5l/100km im Stadtverkehr beweist, noch erheblich sparsamer werden. Ebenso dürften Stadtautos mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb nicht mehr lange auf sich warten lassen. A ber vor allem muß der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) - hier sind sich alle Fachleute einig - drastisch zulegen. Seiffert bekundet selbstkritisch, daß weder VW noch die Automobilindustrie durch ihren Verband, den VDA, dies in der Vergangenheit energisch genug gefordert habe. Gleichzeitig verdeutlicht der Forschungs- und Entwicklungschef von VW die gewaltige Perspektive: sollen nur 10% der Autofahrer auf Bus und Bahn umsteigen, muß das Angebot verdoppelt werden.

Das Geld dafür soll über eine Erhöhung der Mineralölsteuer hereingeholt werden. Mit bis zu 50 Pf/l, die zweckgebunden in den ÖPNV eingesetzt würden, so erklärten Dr.-Ing. Hans-Hermann Braess von BMW und Seiffert unisono, könne sich die Automobilindustrie anfreunden. Eine bessere Verkehrs- und Parkorganisation unter dem Motto "Parken mit Vernunft" soll die Stadt ebenso lebenswert, wie mit dem Auto befahrbar erhalten. Aufschläge aber, die dem Pkw-Benutzer das Autofahren vermiesen und so sein Verhalten ändern sollen, lehnen die beiden Ingenieure strikt ab. Leutzbach jedoch warnt vor der Hoffnung, mit verbesserter Technologie und Infrastruktur den Verkehrsfluß - wo er dennnoch besteht - bewahren und die zunehmende Nachfrage aufnehmen zu können. Die Ingenieurkunst sei beim Thema Verkehr an ihrem Ende, so Leutzbach.

Aus unserer Sicht An Format gewonnen VON RUDOLF SCHULZE

Hätten Sie's gewußt? Mehr als 500000 Leser nehmen Woche für Woche die VDI-Nachrichten in die Hand, um sich über Fortschritte in Technik und Wissenschaft, wirtschaftliche Zusammenhänge technologischer Entwicklungen und ökologische Auswirkungen neuer Techniken auf Umwelt und Gesellschaft zu informieren.

Die Neugestaltung der Zeitung ist eine gute Gelegenheit, einige interessante Zahlen zu präsentieren und damit zu dokumentieren, daß sich unsere Leser auf die Berichterstattung ihrer VDI-Nachrichten verlassen. So hat unter anderem eine Untersuchung des Leseverhaltens bundesdeutscher Manager durch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Köln gezeigt, daß diese Manager zwar am liebsten ihre lokale Tageszeitung (81 %) lesen, aber die zweithöchste Nennung waren bei dieser Untersuchung mit 38 % schon die VDI-Nachrichten. Der nächste Titel brachte es dann "nur" noch auf 30 %. Das heißt für uns, die Redaktion, daß Sie - die Leser - ein großes Vertrauen in unsere Arbeit setzen.

Die Leserschaft der VDI-Nachrichten gehört zur obersten Zielgruppe der bundesdeutschen Zeitungslandschaft. Nachrichten-Leser sind von ihrer Ausbildung her überdurchschnittlich qualifiziert, arbeiten in allen Bereichen der Industrie an entscheidenden Stellen und interessieren sich vor allem für neue Technologien im Zusammenhang mit ihren Märkten. Konsequenterweise nimmt die Berichterstattung über wirtschaftliche Themen heute mehr Raum in der Zeitung ein als noch vor wenigen Jahren.

Die VDI-Nachrichten haben sich in aller Stille, aber mit Beharrlichkeit, in den Kreis der Entscheider-Presse vorgeschoben und gehören jetzt zu den großen Wochenpublikationen. Die VDI-Nachrichten sind die größte deutschsprachige Wochenzeitung für Technik und Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in Europa und sind, bei aller Bescheidenheit, für die Industrie sicherlich eine der wichtigsten Publikationen. Die Umstellung in Format und Gestaltung soll die innere Wandlung der letzten Jahre nachvollziehen und ein äußeres Zeichen setzen: Die VDI-Nachrichten gehören eindeutig zum Kreis der wichtigen europäischen Zeitungen für Entscheider.

Der Wandel folgte dem Auftrag unserer Leser. Über die fachliche Information hinaus sind es die Zusammenhänge unserer technisierten Welt, die ihnen in ihrem beruflichen Umfeld wichtig sind. Sie wollen in ihren VDI-Nachrichten frühzeitig lesen, wie die Probleme von morgen aussehen und welche Lösungen angeboten werden. Aus Befragungen unserer Leser und darüber hinausgehender Kreise wissen wir, daß der Zusammenklang fachlich fundierter Berichterstattung mit ergänzender Einordnung in wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge heute wichtiger ist als die reine Meldung über eine technische Innovation.

Daß die VDI-Nachrichten die erste Zeitung der Welt wurde, die Woche für Woche landesweit die Werte der Luftverschmutzung ermitteln läßt und in einem eigenen Umwelt-Index veröffentlicht, ist nur die konsequente Umsetzung eine der Forderungen unserer Leser. Unsere technisierte Welt mit neuen Entwicklungen voranzutreiben und mitzugestalten, gehört für VDI-Nachrichten-Leser heute untrennbar zusammen mit der Abschätzung möglicher ökologischer und gesellschaftlicher Auswirkungen ihrer Arbeit.

Ebenso exklusiv ist der eigene Aktien-Index im Wirtschaftsteil. Er enthält ausschließlich Werte technisch-wissenschaftlicher Unternehmen. Seit fast drei Jahren zeigt er, daß High-Tech an der Börse überdurchschnittlich bewertet wird.

Damit schließt sich der Kreis: Von den ersten Ergebnissen am Labortisch bis zum Gang an die Börse begleiten wir mit Meldung, Reportage und Kommentar die Entwicklungen in unserer Welt.

Die Liste der Alleinstellungsmerkmale, das sind die redaktionellen Leistungen, die Ihnen ausschließlich die VDI-Nachrichten bieten, ließe sich erweitern. Und natürlich werden neue Aktivitäten dazukommen. Für die gesamte Berichterstattung in den VDI-Nachrichten gilt: Wir zeigen unseren Lesern die wichtigen Trends auf - vom Forschungslabor bis in die internationalen Märkte. Und an diesem "Format" wird sich nichts ändern.

"Bundesstiftung Umwelt" nimmt 1991 ihre Arbeit auf Salzgitter-Milliarden gegen Waldsterben Forschung in kleinen und mittleren Unternehmen soll mobilisiert werden - Von Thomas A. Friedrich VDI-N, Bonn, 7. 12. 90 -

E in Überraschungscoup von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) vom Frühjahr diesen Jahres zeigt jetzt Wirkung. Mit den 2,5 Mrd. DM aus dem Verkauf der Salzgitter AG werden keine Haushaltslöcher gestopft, sondern sie werden in den jetzt gegründeten Fond "Bundesstiftung Umwelt" einbezahlt.

Selbst bei den Grünen im Bundestag stieß die Einrichtung eines solchen Fonds auf Zustimmung. Die Alternativen fanden zunächst dennoch ein Haar in der Suppe: Vertretern von Umweltverbänden und Gewerkschaften - so ihre Befürchtung - sollte das Kuratorium verschlossen bleiben.

Mit der Benennung der Kuratoriumsmitglieder verblüffte Waigel vergangene Woche erneut seine Kritiker. Neben den Staatssekretären aus den Ressorts Finanzen, Bildung, Forschung und Umwelt berief er mit Professor Wolfgang Engelhard, Präsident des Deutschen Naturschutzringes, und Ulf Fink (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewekschaftsbunds, zwei Querdenker in dieses Gremium. In der konstituierenden Sitzung - noch im Dezember - bleibt zu klären, wer den Vorsitz erhält. Beste Chancen werden dem ehemaligen Finanz-Staatssekretär Hans Tietmeyer eingeräumt: Das Direktoriumsmitglied der Deutschen Bundesbank genießt das besondere Vertrauen von Bundeskanzler Helmut Kohl.

Klar umrissen dagegen sind die Aufgaben der Stiftung. Ähnlich wie die Volkswagen-Stiftung in Wissenschaft und Technik Innovationen fördert, soll Waigels Umweltstiftung vor allem kleine und mittlere Unternehmen mobilisieren, nach Lösungen für aktuelle Umweltprobleme zu suchen. Ob Klimaveränderungen, Waldsterben oder Wasserverschmutzung - für die Industrie ist hier noch viel zu tun.

Über die staatliche Grundlagenforschung hinaus kommt der Bundesstiftung die Aufgabe zu, "umwelt- und gesundheitsfreundliche Verfahren und Produkte" auf den Weg zu bringen. Hierfür stehen der staatlichen Umweltstiftung aus dem Privatisierungserlös von 2,5 Mrd. DM jährlich Erträge von rund 200 Mio. DM zur Verfügung.

Die Millionen werden zunächst in die Ex-DDR fließen. Waigel machte in Bonn die Marschrichtung klar: "Die Stiftung wird in den ersten Jahren einen wesentlichen Beitrag zu der notwendigen Umweltsanierung in den neuen Bundesländern leisten." Hierbei sollen auch Modellvorhaben zur Sicherung wertvoller Kulturgüter, die durch Umwelteinflüsse bedroht sind, auf die Beine gestellt werden. Dem Austausch von Wissen über die Umwelt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft kommt ebenfalls Vorrang zu.

"Wir streben eine ausgewogene Vertretung von Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden an" , hatte Finanzstaatssekretär Horst Köhler dem Naturschutzring- Präsidenten Engelhard im Sommer schriftlich mitgeteilt. In der Tat: Obwohl der federführende Haushaltsausschuß einen Beschluß gegen die Einbeziehung der Umweltverbände gefaßt hatte, gab das Finanzministerium dem Druck der aufgebrachten Umwelt-Lobby nach. Dem Wunsch der Grünen, die Zahl der Politikvertreter von drei auf vier zu erhöhen, um selbst im Kuratorium präsent zu sein, schmetterte die Bundesregierung allerdings ab. Mit dem Haushaltsausschuß- Vorsitzenden Rudi Walther (SPD), dem Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses, Karl Deres (CDU), und dem FDP-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Weng kommt lediglich den Altparteien Sitz und Stimme in der Bundesstiftung zu.

M it dem ostdeutschen Pfarrer Hans-Peter Gensichen, der Geschäftsführerin des Bundes für Lebensmittelkunde, Susanne Langguth, und dem Geschäftsführer der Salzgitter- Tochtergesellschaft Noell GmbH, Sigurd Lehmann-Tolkmit, ist die Liste der Kuratoren allerdings noch nicht komplett. Obwohl die Bundesländer keine müde Mark in die Bundesstiftung einbringen, hat Finanzminister Theo Waigel angeboten, "bevorzugt einen qualifizierten Wissenschaftler" als Ländervorschlag zu akzeptieren.

Dies ist weniger ein Entgegenkommen des Finanzministers gegenüber den Landesregierungen, sondern entspricht den zwischen Bund und Ländern aufgeteilten Zuständigkeiten in der Umweltgesetzgebung. Daß der Ländervertreter im Kuratorium ausdrücklich nicht aus dem Finanzressort kommen soll, ist für Heide Simonis (SPD) "nicht akzeptabel" . Wie die schleswig-holsteinische Finanziministerin gegenüber den VDI-Nachrichten erklärte, halte sie, gestützt auf das Votum der Länderfinanzkollegen, "ausdrücklich an ihrer Bewerbung" für das Kuratorium fest. Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am 20. Dezember ihre Haltung gegenüber dem Bundeskanzleramt in der Stiftungsfrage deutlich machen.

Für CSU-Bundesminister Waigel steht heute schon fest, daß mit der Verwendung der Salzgitter-Milliarden der Bund "Familiensilber vergoldet" hat. Die Stiftung muß mit der Aufnahme ihrer Arbeit zu Beginn des kommenden Jahres beweisen, daß sie hält, was das runde Konzept bisher verspricht.

Informationsanbieter laufen Sturm gegen EG-Richtlinie Amerikaner fürchten Europas Datenschutz US-Industrie bangt um ihre Marktanteile - Von Regine Bönsch und Werner Schulz VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

I n den Vereinigten Staaten werden demnächst Datenbankanbieter zwei Versionen ihrer Informationspools erstellen: Eine Variante für den europäischen Markt, die andere für den US-Markt." Dies fürchtet Robert Symons, Rechtsbeistand von Dialog, dem weltgrößten Anbieter wissenschaftlicher Datenbanken.

Der Grund für Symons Visionen ist in einer Empfehlung der EG-Kommission zur Harmonisierung des Datenschutzes zu finden. Die Richtlinie, die bis Ende nächsten Jahres zum europaweiten Datenschutzgesetz avancieren soll und erstmalig die Bestimmungen in zwölf europäischen Ländern vereinheitlicht, widerspricht den derzeitigen US-Gesetzen. "Unruhe in der amerikanischen Informationsindustrie" , attestierte denn auch letzte Woche die Außenstelle der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (gmd) in Washington. Und Steven Metalitz, Vizepräsident der Information Industry Association, drückt es noch dramatischer aus: "Es herrscht große Betroffenheit. Die Richtlinie schränkt das Informationsgeschäft ein."

Kritisiert werden dabei vor allem zwei Aspekte der Empfehlung. Danach sollen Privatunternehmen, die Individualdaten sammeln und verarbeiten, dies nur unter ausdrücklicher Zustimmung der Befragten tun dürfen. Außerdem sollen Individualdaten in digitalen Telekommunikationsnetzen geschützt werden. "Der Schutz der persönlichen Daten soll einklagbares Recht werden" , betont der Vizepräsident der EG-Kommission, Martin Bangemann.

Doch eine kürzlich veröffentlichte US- Studie über den internationalen Informationsmarkt verstärkt noch die Befürchtungen der amerikanischen Informationsindustrie, die annähernd die Hälfte des Weltmarktes hält. "Das Rechtsprinzip der EG-Richtlinie, der Schutz gegen die Verarbeitung persönlicher Daten" , urteilt der Co-Autor der Studie, Paige Amidon, "ist grundsätzlich verschieden zu der Gesetzgebung in den USA. In der EG-Empfehlung tragen die Betreiber von Datenbanken die Verantwortung für die Richtigkeit der Daten. In den USA hingegen muß das Individuum selbst seine Daten überprüfen." Durch die neue Richtlinie werden die Praktiken amerikanischer Informationsanbieter erheblich eingeschränkt. So ist zum Beispiel die in den Vereinigten Staaten übliche Auswertung von Videotext- Diensten zur Ermittlung von Konsumenten-Profilen oder die Verarbeitung von Individuldaten, die bei der Benutzung des öffentlichen Telefonnetzes anfallen, in Europa schlichtweg verboten - sobald die Richtlinie Gesetzeskraft erhält.

"Wir halten das für überzogen" , klagt Robert Symons. Vor allem jedoch träfe, nach Meinung des Experten, die Richtlinie die europäische Informationsindustrie, die "unter Restriktionen operieren muß" . Betroffene sind Datenbankanbieter, Marketing-Organisationen, Medienkonzerne und Marktforscher.

D och auch in der EG-Richtlinie selbst manifestieren sich industrielle Interessen. Mangelnder Datenschutz, so wird nicht zuletzt im Zuge der Diskussionen um das integrierte digitale Fernmeldenetz (ISDN) deutlich, trifft vor allem die Kommunikationsindustrie. Ein möglichst breites "Sicherheitsnetz" soll daher den EG-Bürgern ISDN und den digitalen Mobilfunk näherbringen. "Damit die Dienste von Europas Bürgern akzeptiert werden" , unterstreicht Fillippo Pandolfi, federführender Kommissar, "ist ein hohes Schutzniveau personenbezogener Daten nötig."

Die Richtlinie, das ist erklärtes Ziel der EG-Kommission, "soll auch Innovationsschranken abbauen" . Bleibt also abzuwarten, welche Interessen der Rat der Europäischen Gemeinschaft höher bewertet. Oder welche Lobby bei den dafür zuständigen Innenministern mehr Gehör findet.

ÂÌ Umdenken beim Auto ist zeitgemäß VDI-Nachrichten 42/90: "Verdientes Lob für reichhaltige Ausstattung"

Es ist nichts Neues, daß Autos in der Bundesrepublik besonders beliebt sind. Davon kann sich jeder tagtäglich auf der Straße überzeugen. Aber sollte Ihre Zeitung, die schließlich auch die Grenzen der Technik, Wissenschaft und Wirtschaft z.B. anhand von Umweltproblemen aufzeigt, nicht doch etwas kritischer die Diskrepanz zwischen dringend notwendiger CO2-Reduzierung und anderen Schadstoffen einerseits und der andauernden PS- Rangelei andererseits betrachten?

So kann die Vierventil- und Turboladertechnik, wie Sie in Ausgabe 37 (Honda NSX) schreiben, zur besseren Brennraumfüllung und im ersten Fall zusätzlich zur Erhöhung der Verdichtung dienen, was wiederum den Wirkungsgrad erhöht, also die Wirtschaftlichkeit. Statt dessen wird die Technik von den Autoherstellern nahezu ausnahmslos zur Leistungssteigerung genutzt, was den Verbrauch erhöht und letztlich den Vorteil zum Nachteil kippt.

Der Audi 100 TDI ist ein Beispiel für genügsame Treibstoffverwertung und durch Ihren Bericht entsprechend bewertet. Doch sind "Fastkleinwagen" mit Durchschnittsverbräuchen von über 10 l/ 100 km und über 130 PS Leistung (Mazda 323 GT 16 V, Mitsubishi Colt GTI 16 V) zeitgemäß und in ihrem Fall eine Gegenüberstellung wert?

Das Umdenken, hin zu Fahrzeugen, die "Dich und mich" von A nach B bringen und das möglichst ökonomisch, sollte man langsam beginnen!

V. Haupts

Aachen

Schnelle Bahn muß nicht besser sein VDI-Nachrichten 42/90: "Bahn will mit kürzeren Reisezeiten Kunden gewinnen"

Ein Eisenbahnverkehrskonzept, das wie bisher fast ausschließlich auf die drastische Heraufsetzung der Durchschnittsgeschwindigkeiten auf wenigen Hauptverkehrsachsen setzt, ist keineswegs geeignet, die deutlichen Wettbewerbsnachteile der Bahn auszugleichen. Vielmehr müßte es zugleich um die Verringerung der Fahrzeiten (auf das Gesamtnetz bezogen), auf die Verbesserung der Umsteigebedingungen und des Reisekomforts und darum gehen, wirtschaftlich attraktive Beförderungspreise anzubieten.

Der Versuch, die Fahrzeiten auf bestimmten Hauptstrecken möglichst drastisch zu reduzieren, erscheint mir nicht einmal sehr sinnvoll. Um möglichst hohe Fahrgeschwindigkeiten zu realisieren, müssen die Strecken möglichst geradlinig verlaufen und dürfen möglichst wenig Steigungen haben, womit sich auch die Landschaftsschäden und Kosten potenzieren. Zugleich darf man auch nur wenige Haltepunkte einrichten, da sie die erreichbaren Durchschnittsgeschwindigkeiten senken würden.

Es ist leicht erkennbar, daß die letztgenannte Bedingung sich für einen gewöhnlichen Reisenden, der nicht zwischen zwei Haltepunkten an der Schnellverkehrsstrecke hin- und herfährt, negativ auswirken muß, da er, einmal von der Hauptstrecke herunter, auf die herkömmlichen Dienste der Bahn angewiesen ist, die ihn mit beschränkter Geschwindigkeit letztlich dann an sein Ziel befördern wird..., möglicherweise an Orte, die er im schnellen Tempo schon passiert hatte..., ohne daß man ihn freilich aussteigen ließ.

Das heißt, nicht die Reisegeschwindigkeit zwischen zwei Punkten auf der Schnellverkehrsstrecke ist zu erhöhen, sondern es sind die Fahrzeiten im Netz insgesamt abzukürzen.

Denkt man in dieser Richtung, sollte die Beseitigung von sog. "Flaschenhälsen" (wie z.B. um den historischen Kopfbahnhof Frankfurt am Main) und Zeitverlusten sowie die Schaffung möglichst optimaler Fahrpläne und Anschlußbedingungen vor anderem Vorrang haben. Weiterhin sollte man solche Preise schaffen, daß es für eine vierköpfige Familie wieder attraktiv wird, ihre Urlaubsreise in einem Zug zu machen.

Die bisherigen Schnellbahnkonzepte sind von bedauerlichen Gedankenfehlern geprägt. Das ist nicht zuletzt durch die

deutsche Vereinigung drastisch gezeigt worden. Es geht nicht um schnelle Linienverbindungen, sondern um die Knüpfung eines leistungsfähigen Netzes.

Werner Schmidt

Wiesbaden

Spannbeton belastbar wie Stahlverbund VDI-Nachrichten 41/90: "Fast 200t lasteten auf einer Versuchskonstruktion"

Der Bericht über den Test einer realen Straßenbrücke in Verbundbauweise enthält eine Behauptung, die nicht unwidersprochen hingenommen werden kann. Der 20 m lange Versuchskörper, der in der Mitte aufgelagert und an einem Ende verankert war, wurde am freien Ende mit einer Presse belastet. Am Pressenangriffspunkt stellte sich im Versagenszustand eine Durchbiegung von 0,4 m ein. Die Behauptung, daß damit das Verbundbauwerk bei einem Versagenszustand wesentlich größere Verformungen zeige als eine Spannbetonbrücke, ist nicht zutreffend.

Entsprechend konstruierte Spannbetonbrücken können bei einer Steigerung der Belastung bis zum Versagen Verformungen der gleichen Größenordnung aufweisen. Bei der Reussbrücke Wassen (Gotthard-Autobahn), einem durchlaufenden Kastenträger, war es infolge eines außerordentlichen Hochwassers zur Erosion eines Talhanges gekommen. Das Schachtfundament eines Brückenpfeilers sank dabei rund 1,2 m ab und verschob sich zudem etwa 0,6 m quer zur Brückenachse. Die beiden Nachbarfelder wiesen Spannweiten von jeweils 48 m auf. Der durchlaufende Brückenbalken vermochte der riesigen Absenkung zu folgen und stürzte nicht ein. Das Bauwerk konnte wieder instandgesetzt werden.

An der ETH Zürich wurden Versuche an einem Großmodell im Maßstab 1:3 einer unterspannten Spannbetonplattenbrücke durchgeführt. Das Modell bestand aus einem Zweifeldträger von 2 x 10 m Spannweite. Beim Erreichen der Traglast unter einseitiger Belastung trat in Feldmitte eine Durchbiegung von rund 0,2 m auf. Berücksichtigt man die unterschiedlichen Lagerungsbedingungen, ergibt sich, daß der Züricher Versuchskörper in Spannbetonbauweise die gleiche Verformungsfähigkeit aufweist wie der Bochumer Versuchskörper in Verbundbauweise.

Prof. Dr.-Ing. Gert König Dipl.-Ing. Reinhard Maurer Darmstadt

"Hase und Igel-Spiele" nach der Vereinigung VDI-Nachrichten 40/90: "Rheinländer sitzen in optimaler Startposition"

Solche Beiträge sind doch Wasser auf die Mühle derer, die den Deutschen "Vereinsmeierei" vorwerfen. Entweder ist eine im Rheinland durchgeführte TÜV-Prüfung bzw. -Zulassung auch in anderen Bereichen gültig oder sie führt sich selbst ad absurdum. Das gleiche gilt für die Dekra, deren Existenz-Berechtigung mit ihrem kommerziellen Denken ohnehin in Frage zu stellen ist.

Hoffentlich passieren nach der erfolgten Wiedervereinigung nicht noch mehr solcher "Hase und Igel-Spiele" !

Roland Scholz

Everswinkel

DB-Vorstand riecht Frühling im Güterverkehr Schnelle Bahn kann Lkw und Flugzeug Paroli bieten Von Burkhard Böndel Ganzzüge sollen mit hohem Tempo verlorenes Terrain gutmachen, erklärte Wilhelm Pällmann gegenüber den VDI-Nachrichten. Er will 25 % der Güter auf die Schiene zurückholen. VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

D er Lkw ist dem Güterzug davongefahren; die Bahn muß nun Boden gutmachen. Prognosen für den Gütertransport sprechen eine einheitliche Sprache. Hohe Zuwächse werden durch die Öffnung Osteuorpas, die Vereinigung Deutschlands und den EG-Binnenmarkt erwartet. Bis zu 40 % soll der Güterverkehr europaweit zunehmen.

Wilhelm Pällmanns Strategie ist, die Vernetzung von Lkw und Güterzug voranzutreiben. Die Richtigkeit dieses Konzepts belege das Wachstum des kombinierten Verkehrs, der als ein neues, innovatives Angebot in den letzten Jahren die größten Steigerungsraten gehabt hätte, betonte das Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbahn (DB). Auf diesem Weg, nicht mehr auf isolierte Verkehrsträger setzend, müsse die Bahn weitergehen.

400 Mio. t transportierten die schweren Lkw letztes Jahr über Deutschlands Straßen. Da im Nahbereich unter 200 km kein kombinierter Verkehr attraktiv sei, blieben die 200 Mio. t, die darüber gefahren werden, als potentieller Markt. "Hier müssen wir ansetzen" , fordert der Eisenbahner. 50 Mio. t werden bereits mit der Bahn abgewickelt. Doch Pällmann hat Ehrgeiz: "Wenn wir 100 Mio. t, also 25 % des Straßenaufkommens in den kombinierten Verkehr holen, wäre das ein gutes normatives Ziel, was sich Straße, Schiene und Straße setzen müssen."

Aus ökonomischen und ökologischen Gründen ist das Wachstum des Kombiverkehrs begrüßenswert. Einerseits beginnt die Bahn damit, endlich in den Transport hochwertiger Produkte stärker einzusteigen. Die Beförderung klassischer Massenfrachten, wie Kohle, ist nicht gerade der Zukunftsmarkt. Qualitätsware ist jedoch vielfach Stückgut, das bislang dem Lkw vorbehalten war.

Andererseits ist dieser Markt europäisch organisiert. "Wir fahren im Kombiverkehr mehr international als national" , sagt Pällmann. Er sieht die Bahn für das Wachstum in diesem Segment gerüstet.

Damit die Speditionen sich auf den Kombiverkehr einlassen, investiere die Bahn und bringt neue Produkte auf den Markt. 3 Mrd. DM jährlich für Neu- und Ausbaustrecken, so der DB-Vorstand, sei das anvisierte Ziel. 1 Mrd. DM sollen in den 90er Jahren in den Bau von Umschlagterminals fließen.

Durch diese Maßnahmen soll der Schienentransport wesentlich beschleunigt werden. Die Losung heißt hier, wie auch bei Reisezügen: Hochgeschwindigkeitsverkehr mit dem "Intercargo-Express" (ICE). Schon nächstes Jahr, so Pällmann, werden zwei Temp-Cargo-Linien von Hamburg nach München und von Bremen nach Stuttgart in Betrieb gehen, auf denen die Güterzüge 160 km/h fahren. Bis 20 Uhr könne die Ware aufgenommen werden, wenn sie bis 6 Uhr morgens am Bestimmungsort sein soll.

Um dieses Angebot an rationeller Infrastruktur zum Tragen zu bringen, wünscht sich Pällmann eine stärkere Einbindung der Transportunternehmen. "Die Spediteure müssen stärker als bisher begeistert werden" . Denn der schnelle Transport könne nur dort gewinnbringend organisiert werden, wo sich ganze Züge für eine Strecke zusammenstellen lassen.

"Da behaupten wir nun, das geht sehr viel besser, wenn das Dritte machen. Das heißt, daß die Bahnen die Wege bereitstellen und Dritte, z.B. die Kombiwaggon-Gesellschaft oder überhaupt Spediteure, sich des Marktes bemächtigen. Dashalten wir für den erfolgversprechenden Weg. Jeder soll das machen, was er am besten kann" , ist Pällmanns Devise. Das bedeute nicht, daß die Bahn sich von ihren Kunden zurückziehe und keine logistischen Angebote mehr wahrnehme. Doch die Aufgabe der Bahn sei es, dafür zu sorgen, daß mit der Bahn gefahren werde. Und auch als Carrier könne sie einkömmliche Beträge erwirtschaften, wenn sie komparative Vorteile aufweise.

Deshalb investiert die DB nicht mehr in den Betrieb von Fahrzeugen. Die Teilprivatisierung der Bahn geht also weiter. Hier müßten sich private Geldgeber engagieren, weil der Verkehr jetzt schon lukrativ sei. Nur Strecken und Terminals werden weiterhin von der Bundesbahn betrieben und finanziert.

Wobei das leidige Geld nicht das eigentliche Problem sei. Natürlich bleibe die Finanzierung von Neu- und Ausbaustrecken umstritten, gerade im Gegensatz zu anderen Verkehrsträgern. Doch sehr viel hinderlicher sei das deutsche Baurecht. "Es ist heute ungeheuer schwierig, in den großen Wirtschaftsräumen noch Plätze zu finden, die gut an Schiene und Straße angeschlossen sind und dann dafür das Baurecht zu erhalten" .

Als Beispiel führt Pällmann die Realisierung der Neubaustrecke Köln-Frankfurt an. Die sei politisch längst akzeptiert. "Jetzt machen wir Raumordnungsverfahren, dann ein Planfeststellungsverfahren, und dann dauert das erstmal fünf bis sieben Jahre, bis die Bauarbeiten beginnen können" , klagt der Eisenbahner.

Doch gerade für den Verkehr Richtung Osten sind schnelle Maßnahmen notwendig. "Die großen Magistralen müssen für das Auto und die Bahn gleichzeitig gebaut werden" , fordert Pällmann. Wenn das realisiert werde, könne die Bahn sowohl dem Flugzeug als auch dem Auto Paroli bieten.

Tariflandschaft in der Ex-DDR wird neu geordnet Arbeitgeber knacken das sozialistische Lohnsystem Abgruppierung bedeutet nicht automatisch weniger Geld - Von Hartmut Steiger VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Die Tariflandschaft in den neuen Bundesländern nimmt Gestalt an. Im Frühjahr werden die Lohn- und Gehaltsstrukturen von Schleswig-Holstein und Hamburg auf Mecklenburg-Vorpommern übertragen. Schwierigkeiten bereitet die Eingruppierung der Angestellten. Sie sind zudem am stärksten von Arbeitslosigkeit bedroht.

A bsoluten Blödsinn" nannte Gerhard Müller, Vorsitzender von Nordmetall, dem Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, die Forderungen des IG-Metall- Tarifexperten Klaus Zwickel, zur Finanzierung höherer Löhne auf dem Gebiet der ehmaligen DDR Geld aus dem Staatssäckel zuzuschießen.

Während die IG Metall davon ausgeht, daß ein Lohnzuwachs von 50 % aufgrund der zu erwartenden Preissteigerungen notwendig und infolge des absehbaren Produktivitätsschubs der Unternehmen in der alten DDR auch bezahlbar sein werden, halten sich die norddeutschen Metallarbeitgeber in dieser Frage noch bedeckt.

Bevor sich die Tarifpolitiker von Nordmetall über Gehaltsangebote öffentlich äußern, wollen sie erst einmal die Lohnsysteme in den alten und neuen Bundesländern vergleichbar machen. Zum 1. April nächsten Jahres, so sieht es eine Vereinbarung mit der IG Metall vor, werden dann die Tarifstrukturen von Schleswig-Holstein und Hamburg auf Mecklenburg- Vorpommern übertragen.

Dabei steht Nordmetall vor einem schwierigen Problem, denn alle rund 80 000 Arbeitsplätze der 80 neuen Mitgliedsunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern müssen neu bewertet werden. Das Ziel des Verbandes: die überkommene Lohnnivellierung aus den Zeiten der SED-Herrschaft aufzubrechen.

So waren zum Beispiel bei der RFT Nachrichtentechnik im mecklenburgischen Neustadt rund die Hälfte aller gewerblichen Arbeitnehmer in nur zwei Lohngruppen eingruppiert. Wenn die von Nordmetall anvisierte Differenzierung von sechs auf neun Gehaltsstufen greift, werden, so der Verband, die Arbeitnehmer auf jeden Fall davon profitieren. Selbst wer, was in den Niedriglohngruppen häufiger der Fall sein wird, mit einer Abstufung rechnen muß, braucht bei seinem Effektivlohn dennoch keine Einbußen hinzunehmen.

Besitzstandswahrung nennt es Nordmetall-Geschäftsührer Harald Dethlefsen, der sich darüber im klaren ist, daß die Unternehmen auch aus politischen Gründen an den sowieso schon geringen DDR-Einkommen nicht noch kratzen dürfen. Und in den oberen Lohngruppen, so Dethlefsen weiter, "wird was draufgelegt" . Wieviel Geld aber letztlich in den einzelnen Gehaltsstufen gezahlt wird, darüber entscheidet erst die nächste Tarifrunde im kommenden Jahr.

Obwohl es in vielen Fällen zu einer niedrigeren Einstufung bei den gewerblichen Arbeitnehmern kommen wird, tragen die Betriebsräte die von Nordmetall geforderte "personelle Eröffnungsbilanz" in Form einer Neubewertung aller Arbeitsplätze mit. Bei der RFT Nachrichtentechnik, so Geschäftsführer Hubert Matloh, ist sie von seiten der Unternehmensleitung bereits abgeschlossen und wird dem Betriebsrat jetzt vorgelegt.

Im Schweriner Kabelwerk jedoch dauern sie noch an. Dort haben Arbeitnehmervertretung und Unternehmensleitung gleichzeitig eine Stellenbeschreibung vorgenommen, die Ergebnisse werden im neuen Jahr abgeglichen. Bei der Bewertung der gewerblichen Arbeitnehmer sieht die Betriebsratsvorsitzende Ingrid Hausschulz auch keine Probleme, weder mit den Kollegen noch mit der Geschäftsführung.

Ist ein Mitarbeiter mit der Zuordnung zu einer neuen Lohngruppe nicht einverstanden, muß er innerhalb von drei Wochen eine aus Arbeitgebern und Betriebsrat paritätisch besetzte Kommission anrufen. Kommt es auch hier zu keinem Kompromiß, spricht dann die Einigungsstelle das letzte Wort.

Ungewiß ist das Schicksal der Angestellten, besonders jener mit einem Hochschulabschluß. Sie bildeten den bürokratischen Wasserkopf, der die DDR-Unternehmen so schwerfällig machte und der für die politische Kontrolle der Betriebe sorgte. In einer Marktwirtschaft sind die meisten von ihnen überflüssig. Rund 600 Angestellte sind im Schweriner Kabelwerk tätig. Viele werden, so viel steht jetzt schon fest, im nächsten Jahr kurzarbeiten. Ob sie nach dem Besuch von Qualifikationsmaßnahmen, um die sich Unternehmensleitung und Gewerkschaft bemühen, wieder einen qualifizierten Job finden werden, bleibt fraglich.

Ähnlich sieht es auch bei der RFT Nachrichtentechnik aus. Dort wurden, so Geschäftsführer Hubert Matloh, jahrelang 50 Führungskader zuviel mitgeschleppt. Von den derzeit noch insgesamt 770 Beschäftigten werden im neuen Jahr rund 270 auf der Straße sitzen. Die meisten Entlassungen wird es nach Auffassung von Matloh auch hier im Angestelltenbereich geben. Kurzfristig müssen die Unternehmen aber auch bei den gewerblichen Mitarbeitern abspecken. Das Schweriner Kabelwerk will in den nächsten Jahren durch natürliche Fluktuation zwischen 500 und 600 Beschäftigte entlassen. Doch ab 1995 könnten wieder bis zu 200 Facharbeiter fehlen - das zumindest prognostiziert Geschäftsführer Dietrich Stölmacker. Überhaupt sieht es für die Metall- und Elektroindustrie im Norden günstiger aus als in anderen Ländern der ehemaligen DDR. "In Mecklenburg-Vorpommern stimmen wenigstens noch die Produkte, nur der Preis nicht immer" , faßt Dethlefsen die Situation der Unternehmen zusammen und denkt dabei vor allem an den Maschinenbau. Probleme sieht er allerdings für einige wehrtechnische Betriebe im Raum Neubrandenburg sowie für den Schiffbau. Hier hofft der Verband, die Erfahrungen einzubringen, die er beim Strukturwandel der westdeutschen Werftindustrie gesammelt hat. Auf die Beschäftigten an der Ostseeküste kommen dennoch harte Zeiten zu, denn kaum ein Unternehmen wird alle Mitarbeiter halten können. Allein die Mitgliedsfirmenm von Nordmetall, in denen derzeit noch 80 000 Arbeiter und Angestellte beschäftigt sind, werden in den nächsten Jahren ihren Personalbestand auf 60 000 bis 70 000 reduzieren.

Engpässe beim Telefonieren hemmen Aufschwung in den fünf neuen Bundesländern Telekom-Chef Ricke will Abstriche bei der Perfektion in Kauf nehmen Geschäftskunden genießen Vorrang, während die Bürger noch warten müssen - Von Gerd Krause VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Hoffnungslos überlastet ist das museumsreife Telefonnetz der Ex-DDR. Das soll sich bald ändern, verspricht Bundespostminister Schwarz-Schilling, der aus dem einigen Deutschland ein Musterland der Kommunikation machen möchte. Dennoch gibt es Unmut: Kritikern geht es mit dem Ausbau der Telefonverbindungen zu langsam voran.

K ritik an seiner Strategie mußte sich der oberste Postpolitiker in den letzten Tagen häufig gefallen lassen. "Engpässe beim Telefonieren sind das größte Hemmnis für Investitionen und den Aufschwung in den neuen Bundesländern" , klagte etwa der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl letzte Woche während einer Wirtschaftskonferenz beim Bundeskanzler.

Stihl forderte Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling dazu auf, die private Wirtschaft am Aufbau der Infrastruktur stärker als bisher zu beteiligen und auch mit Tabus zu brechen. Privaten Unternehmen solle die Post die Befugnis verleihen, Fernmeldenetze und Richtfunkstrecken zu errichten oder zu betreiben. Stihl: "Das Denken im Postministerium und bei Telekom muß sich wandeln" . Deutliche Kritik übte der DIHT-Präsident auch an der Lizenzvergabe an private Satellitenbetreiber: "Die Bundespost hat private Anbieter bislang systematisch abgeschreckt." Zu restriktiv würden die Beamten vorgehen und die Lizenzanträge zu langsam bearbeiten. Telekom-Chef Helmut Ricke will indessen das Problem erkannt haben. Jetzt sei schnelles Handeln gefragt, "ohne den bisherigen Perfektionsgrad" , den sich die Telekom jetzt nicht mehr leisten könne. Um die Telefonverbindungen mit den neuen Bundesländern schnellstens auszubauen, wolle die Telekom auch die Fachleute des Telekom- Tochterunternehmens Deutsche Telepost Consulting GmbH (Detecon) hinzuziehen. Absolute Priorität bei den Neuanschlüssen hätten die Geschäftskunden. Die Bürger müßten vorerst noch warten.

Die Zahl der Telefonanschlüsse auf dem Gebiet der Ex-DDR belegen, wie abgeschnitten der einstige Arbeiter- und Bauernstaat vom Rest der Welt war. Während in der alten Bundesrepublik bei einer Sättigung von nahezu 98 % so gut wie alle Wohnungen über einen Telefonanschluß verfügen, genießen in den neuen Ländern gerade mal 15 % der Haushalte dieses Privileg. Insgesamt gibt es rund 1,8 Millionen Telefonanschlüsse östlich der Elbe, etwa zwei Drittel davon werden privat genutzt.

Es fehlt nicht nur an Anschlüssen. Das, was sich in der Ex-DDR an Fernmeldetechnik vorfindet, würde im Westen höchstens im Museum seinen Platz finden. Bis zu 60 Jahre alt ist die alte Hebdrehwählertechnik und damit auch höchst unwirtschaftlich, denn Ersatzteile sind dafür kaum zu bekommen. Besonders schlimm steht es um die Verbindungen zwischen den alten und neuen Bundesländern. Noch zu Beginn diesen Jahres führten lediglich 1300 Leitungen von West nach Ost, in umgekehrter Richtung sogar nur 215. Berücksichtigt man dann noch die Tatsache, daß die Hälfte der Leitungen nach oder aus West-Berlin führen, so wird das wahre Ausmaß dieses Notstands deutlich.

B undespostminister Christian Schwarz-Schilling will jetzt handeln und verkündete letzte Woche überraschend sein Zusatzprogramm "Turn-Key '91" in Höhe von 1,8 Mrd. DM für den Ausbau der Telekommunikation. Das bedeutet, daß die Investitionen für das nächste Jahr von ursprünglich 4,5 über zunächst 5,5 auf schließlich 7,3 Mrd. DM erhöht worden sind. Der Schwerpunkt dieses Crash-Programms liegt bei der Vergabe von Turn-Key-Projekten an Privatunternehmen. Die 87 schlüsselfertigen Bauprojekte sind zu 29 Großprojekten zusammengefaßt. "Damit sollen noch in der ersten Jahreshälfte 1991 etwa 100000 Beschaltungsheinheiten zusätzlich aufgebaut werden" , verkündete der Minister in Bonn. Weitere 130000 Einheiten sollen in der zweiten Jahreshälfte folgen. Diese insgesamt 230000 Beschaltungsmöglichkeiten in Vermittlungszentralen mit entsprechenden Telefonanschlüssen sollen nach dem Willen des Postministers vor allem Geschäftskunden zugute kommen. Privatverbrauchern verspricht Schwarz- Schilling dennoch "ein forciertes Regelausbauprogramm mit 400000 neuen Anschlüssen im nächsten Jahr" . Insgesamt, so zog der Minister sein Fazit, werde das Jahr 1991 also einen Zuwachs von etwa 630000 Beschaltungseinheiten und damit von mehr als 500000 Telefonanschlüssen bringen. Vor allem die an sich veraltete Analogtechnik wird im Rahmen des Zusatzprogrammes beim Ausbau des Telefonnetzes ihre Renaissance finden. Diese Technik könne in Betrieben der Ex-DDR produziert werden, hofft Schwarz-Schilling.

Um den kurzfristigen Bedarf zu decken, sieht der Postminister neben dem Einsatz der Bundeswehr auch die Fernschaltung von Telefonanschlüssen und Mietleitungen an das West-Netz vor. Gegenwärtig seien 730 ferngeschaltete Hauptanschlüsse aus dem Ortsnetz West-Berlins sowie 132 Mietleitungen für Unternehmen, Banken, Parteien und andere Institutionen, die ihren Sitz in Ost-Berlin haben, beschaltet. Seit Ende August sei zwischen beiden Teilen Berlins ein achthundertpaariges Kabel geschaltet. Noch in diesem Jahr würden 7 weitere Kabel, davon eines mit 500 Doppeladern und 6 mit je 200 Doppeladern in Betrieb genommen.

Gegen die Kritik von Seiten der Wirtschaft entgegnete der oberste Postpolitiker: "Die geforderte Aufhebung des Netzmonopols würde die Telekommunikationsversorgung in den fünf neuen Bundesländern nicht beschleunigen." Doch private Initiativen seien "erwünscht und willkommen" . Als Beispiele nannte Schwarz- Schilling die Satellitenkommunikation, den Mobilfunk und die Turn-Key-Projekte.

Max-Planck-Gesellschaft fordert ad-hoc-Programm für Ostdeutschland Forschung zurück an die Hochschulen 250 Mio. DM für Neugründungen nötig - Von Thomas A. Friedrich VDI-N, Bonn, 7. 12. 90 -

"Die Forschung in der ehemaligen DDR muß zurück an die Universitäten." Mit diesem Appell forderte der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), Professor Hans F. Zacher, zugleich die Bonner Politiker auf, für ein ad-hoc-Programm

30 Mio. DM zur Verfügung zu stellen.

D ie MPG will mit diesem Geld auf fünf Jahre befristete wissenschaftliche Arbeitsgruppen an den Hochschulen der neuen Bundesländer aufbauen. Die Initiative soll von den existierenden Max-Planck-Instituten ausgehen. Dabei müsse "herausragende Forschung möglichst auf neuen Gebieten betrieben werden" , so der MPG-Präsident vergangene Woche während der MPG-Jahrespressekonferenz. Den jeweiligen Leiter der Gruppen will das betreuende MPI vorschlagen. Voraussetzung soll sein, daß der wissenschaftliche Leiter bereits in der DDR gearbeitet hat. Die MPG denkt ab 1991 an die Einrichtung von 15 bis 20 Arbeitsgruppen.

Dabei stellt Professor Zacher klar, daß die Arbeitsgruppen "jedoch in keinem Fall als Keime für eine spätere Institutsgründung zu verstehen" seien. Neue Institutsgründungen schließt er dennoch nicht aus. MPG-Generalsekretär Wolfgang Hasenclever rechnete vor, daß der Bund mindestens 250 Mio. DM zusätzlich zur Verfügung stellen müsse, um in den nächsten zehn Jahren zehn bis 15 Institute in den neuen Bundesländern gründen zu können.

Die MPG verfügt derzeit über einen von Jahresetat von 1,3 Mrd. DM. "Die Forschung in der ehemaligen DDR braucht neue Impulse. Der wissenschaftliche Nachwuchs muß an den internationalen Standard herangeführt werden" , plädierte Zacher in Bonn für eine Forschungslandschaft gleicher Güte in Ost und West. Dabei ließ er die Bereitschaft erkennen, neue MPG-Institutsgründungen "vorrangig in den neuen Bundesländern anzusiedeln" unter der Voraussetzung, daß die Forschung dort den internationalen Anforderungen entspreche.

Den zusätzlichen MPG-Finanzbedarf für 1 200 neue Planstellen, weitere 150 Doktorandenstellen und Betriebsausgaben bezifferte Hasenclever auf jährlich 150 Mio. DM. Hinzu komme ein Finanzbedarf für die apparative Erstausstattung der neuen Einrichtungen in einer Größenordnung von 110 Mio. DM und außerdem für Um- und Neubauten Mittel in Höhe von 200 bis 250 Mio. DM.

V on 1991 an kommt die Max- Planck-Gesellschaft ebenso wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft in den Genuß des Grundsatzbeschlusses von Bund und Ländern aus Dezember 1989, die Grundfinanzierung um je 5 % für fünf Jahre anzuheben. Doch allein damit könnten die finanziellen Sorgen in den neuen Bundesländern nicht behoben werden, betonte der MPG-Präsident.

Binnenmarkt setzt die Maßstäbe Kooperationen entwickeln sich zum strategischen Renner Wie mittelständische Unternehmen dem Innovationsdruck begegnen können - Von Klaus Gunia VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Entgegen aller Ost-Euphorie, der europäische Binnenmarkt wird viele Westkontakte erfordern. Für die mittelständischen Unternehmen lautete das Rezept fast einhellig, neue Wege der Zusammenarbeit zu gehen. Grenzüberschreitende Kooperationen rücken damit auf der Prioritätenliste ganz nach oben. Damit diese Kooperationen in der Praxis aber nicht zum Flop werden, müssen sie ebenso solide wie diskret angebahnt werden.

L angfristig denken, pragmatisch vorgehen: Nach dieser Maxime löst eine größer werdende Anzahl von Unternehmen komplexe Innovationsvorhaben. Ein vielzitierter Ansatz sind Joint-Ventures. Spektakuläre Beispiele finden sich auf der Ebene der Großkonzerne - etwa in der Automobilindustrie, wo milliardenteure Modellentwicklungen auf mehrere Schultern verteilt werden.

Nicht minder kooperationsfreudig zeigen sich aber auch mittelständische Unternehmen. Nur ist es ungleich weniger schlagzeilenträchtig, wenn ein 50-Personen-Maschinenbaubetrieb in Kooperation mit einem italienischen Partner ein neues Produkt fertigt. Gerade im Mittelstand muß aber der Kooperationsgedanke noch weiter mit Inhalten gefüllt werden. Es geht darum, "Synergieeffekte durch das gezielte Hinzuziehen von kompetenten Partnern zu erreichen" , empfiehlt Sharon Hester von der EG-Beratungsstelle für Unternehmen bei der bundesdeutschen Zenit GmbH in Mülheim/Ruhr.

Die hier auf grenzüberschreitende Kooperationsvermittlung spezialisierte Engländerin hat bereits 100 mittelständischen Firmen einen Auslandspartner vermitteln können - quer durch alle Branchen. Allerdings bildet die metallverarbeitende Industrie aufgrund ihrer starken Position einen gewissen Schwerpunkt bei den Kooperationswünschen.

Inhaltlich standen bei weit mehr als der Hälfte der Fälle Vertriebsvereinbarungen auf der Wunschliste ganz oben, gefolgt von gemeinsamen Produktionsmöglichkeiten. Und eine zweite Forderung stand parallel ganz oben: Diskretion. Der Wettbewerb soll von den geplanten Kooperationsaktivitäten so spät wie möglich Wind bekommen. Frühzeitige Preisgabe des Namens ist deshalb unerwünscht.

Ob Entwicklung, Produktion oder Marketing: In welchen Bereichen kooperiert werden soll und welche Eigenschaften der potentielle Partner aufweisen soll, ist Aufgabe einer Stärken-Schwächen-Analyse des eigenen Unternehmens. Darauf aufbauend entsteht der "Steckbrief" des potentiellen Partners. Drei Aspekte sind nach Aussage von Sharon Hester zu beachten.

Erstens sollen sich die Partner in ihren Fähigkeiten ergänzen, um nicht zuletzt die Gefahr von Konkurrenzstreitigkeiten zu bannen. Dies erklärt, warum etwa 60% aller kooperationswilligen Unternehmen zunächst "nur eine" Vertriebsvereinbarung anstreben. Dieses "Bündnis" ist klar definierbar, es bedarf keiner großen finanziellen Investition, und der persönliche Einsatz einschließlich Vertrauensvorschuß hält sich in Grenzen.

Zweitens sollen potentielle Kooperationspartner von der Unternehmensgröße und vom Management-Denken ähnlich strukturiert sein. Und die menschliche Ebene muß stimmen.

Drittens ist das Maß an Energie und Ressourcen zu definieren, das von den Partnern in die Zusammenarbeit gesteckt werden soll. Dies schließt umgekehrt auch das erforderliche Maß an Rücksicht auf die Interessen des Partners mit ein. In diesen Rahmen gehört die Notwendigkeit eines lückenlosen, beide Parteien befriedigenden Vertrags, wo sowohl Rechte, z.B. auf Know-how oder Patente festgehalten werden, sowie die Pflichten, z.B. für den Notfall (sollte etwa einer der Partner in finanzielle Schwierigkeiten geraten).

Die wichtigsten Komponenten der Kooperationsvermittlung sind die Netzwerke BC-Net (die zentrale Datenbank Business Cooperation Network bei der Kommission in Brüssel), das EIC-Netz (der Verbund aller offiziellen EG-Beratungsstellen) und ein "Sprint" -Netz (ein Zusammenschluß ausgewählter Beratungsorganisationen).

An das BC-Net sind derzeit europaweit rund 450 Vermittler angeschlossen, die Kooperationswünsche datenbankgerecht aufbereiten und dann ihre Speicherung für einen Zeitraum von maximal sechs Monaten veranlassen. Den Abgleich dieser standardisierten Kooperationsprofile führt BC-Net automatisch durch. Diese Datenbank wird ständig aktualisiert, so daß nur Firmen gespeichert sind, die noch keinen Kooperationspartner gefunden haben. Derzeit sind es rund 6000 Angebote und Gesuche. Die Arbeitsweise von BC-Net ermöglicht es außerdem, einen Kooperationspartner nicht nur gezielt in einem bestimmten Land, sondern auch in einer Region oder einer Stadt zu suchen.

Mindestangaben sind angestrebte Kooperationsart, eigenes Leistungsangebot und die Region, wo der Partner gesucht wird. Zur Feinsteuerung ist es außerdem ratsam, weitere Unternehmensmerkmale und -beschreibungen zur Verfügung zu stellen. Der BC-Net-Korrespondent verschlüsselt diese Daten über einen speziellen Code und gibt sie in die Datenbank ein. Im Zentralcomputer findet dann der Abgleich zwischen dem Bestand an Firmenprofilen und dem neueingegebenen statt.

Im Erfolgsfall werden die jeweiligen Korrespondenten über die Treffer informiert, indem sie eine entsprechende Mitteilung und das (anonyme) Profil der Firma bzw. der Firmen erhalten, die die jeweiligen Suchkriterien erfüllen. Sie prüfen anhand der Freitexte, ob eine Weiterverfolgung dieses "matching" sinnvoll ist. In diesem Fall werden in der Regel zusätzliche Firmeninformationen über die beteiligten Unternehmen ausgetauscht.

Erst wenn diese darauf hindeuten, daß die Produktpalette stimmt und auch die Kooperationswünsche zusammenpassen, wird die Anonymität aufgehoben und den beteiligten Firmen die Adresse des potentiellen Partners mitgeteilt.

Ein effizienter Vermittlungsweg ist auch der Verbund der inzwischen rund 180 EG-Beratungsstellen. Sie sind über ein eigenes elektronisches Mailsystem, "Eurokom" , miteinander verbunden. Wird beispielsweise ein Kooperationswunsch aus der Bundesrepublik von Zenit über Eurokom gezielt in Spanien bekannt gegeben, ermitteln die dortigen EG-Beratungsstellen alle in Frage kommenden Partner.

Hinter der Abkürzung Sprint, die für "Strategic Programme for Innovation and Technology Transfer" steht, verbirgt sich ein drittes Netz, und zwar von Beratungsfirmen mit Bezug zum Technologietransfer. Europaweit bestehen rund 50 Sprint- Gruppen, die vor allem Lizenzverträge und Know-how-Vereinbarungen vermitteln. Außerdem: Alle Partner befassen sich in erster Linie mit der Beratung kleiner und mittlerer Firmen.

Wettbewerbsrechtlich gesehen werden grenzüberschreitende Kooperationen nicht beanstandet, solange der Marktanteil für das betreffende Produkt weniger als 5 % des Gemeinschaftsmarktes beträgt und der Jahresumsatz der beteiligten Firmen unter 200 Mio. Ecu liegt (umgerechnet ca. 480 Mio. DM). Es wird auch versucht, durch die Schaffung einer neuen gemeinschaftlichen Rechtsform die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu erleichtern. Das Instrument dafür ist die EWIV, die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung, die seit Mitte 1989 zur Verfügung steht und sich an dem deutschen OHG-Gesetz anlehnt.

Brüssel legt schärfere Gangart bei der Verfolgung unzulässiger Staatsbeihilfen ein Mögliche Wettbewerbsverzerrungen in der Gemeinschaft sollen ausgeräumt werden Den Unternehmen wird eine höhere Mitwirkungspflicht auferlegt Von Heinrich Hölzler VDI-N, Brüssel, 7. 12. 90 -

Unternehmen müssen sich mit zwei Grundsätzen abfinden: Erstens kann weder die Bundesregierung noch eine Landesregierung ohne Mitwirkung der EG- Kommission Unternehmen mit einem geldwerten Vorteil bedenken, und zweitens kann kein Unternehmen sorglos eine wohlgemeinte Beihilfe annehmen, ohne sich vorab mit dem EG-Recht auseinandergesetzt zu haben.

D ie kürzlich von der EG-Kommission beschlossene großzügige Förderung deutscher Beihilfemaßnahmen in den fünf neuen Bundesländern sollte nicht den Blick dafür verstellen, daß grundsätzlich staatliche Beihilfen an bestimmte Unternehmen oder Regionen erhebliche Wettbewerbsverzerrungen mit sich bringen können. Es ist auf den ersten Blick einsichtig, daß ein mit staatlichen Zuschüssen begünstigtes Unternehmen im Verhältnis zu seinen nicht begünstigten Konkurrenten einen unmittelbaren Wettbewerbsvorteil erhält. Dies kann sich über den nationalen Rahmen hinaus - je nach Marktbedeutung - in der gesamten Europäischen Gemeinschaft oder sogar auf Weltmärkten für Wettbewerber schmerzlich auswirken.

Angesichts der wachstumsfördernden und wirtschaftsintegrierenden Rolle, die der Wettbewerb im gemeinsamen Markt spielt, kommt deshalb der Verfolgung unzulässiger Beihilfen in der Gemeinschaft ein herausragender Stellenwert zu. Die Väter der Römischen Verträge haben bereits in weiser Voraussicht in Art. 92 EWG-Vertrag ein breit angelegtes Verbot der Gewährung staatlicher Beihilfen vorgesehen und den Ausnahmenkatalog relativ eng gefaßt. Im Verfahren nach Art. 93 Abs. 2 EWG-Vertrag kann die Kommission Beihilfen als mit dem gemeinsamen Markt unvereinbar feststellen und entscheiden, daß der betreffende Staat sie binnen einer von ihr gesetzten Frist aufzuheben oder umzugestalten hat.

Für die Kommission ist allerdings seit langem ein Ärgernis, daß viele Mitgliedstaaten die an ihre Unternehmen gewährten Beihilfen, unabhängig davon, ob sie nach Art. 92 EWGV zulässig sind oder nicht, der Kommission erst gar nicht zur Kenntnis bringen. Erfährt die Kommission durch die Presse oder auf andere Weise von einer solchen Beihilfe und bittet sie den jeweiligen Mitgliedstaat um nähere Auskünfte, vergehen bisweilen Jahre, bis die gewünschten Informationen zögerlich in Brüssel eingehen. Da auf diese Weise eine vernünftige und sachlich angemessene Verfolgung nicht möglich ist, hat sich die Kommission nunmehr zu einer straffen abgestuften Verfahrensregelung durchgerungen.

Die Regierungen der EG-Mitgliedstaaten werden es demnach in Zukunft weit schwerer haben, eine unzulässige Beihilfegewährung durch Verschleppung des Verfahrens ungebührlich lange aufrechtzuerhalten.

E rfährt zukünftig die Kommission von einer ihr nicht gemeldeten Beihilfe, wird sie den Mitgliedstaat mit einer Frist von nur 15 Arbeitstagen zur Auskunft auffordern. Geht bis zum Ablauf keine oder nur unvollständige Antwort ein, gewährt die Kommission nochmals 15 Tage zur Beantwortung eines detaillierten Fragebogens. Im Falle einer fristgemäßen und vollständigen Antwort wird der zuständige Wettbewerbskommissar, gegenwärtig Sir Leon Brittan, der Kommission innerhalb von zwei Monaten einen Entscheidungsvorschlag unterbreiten. Erfolgt jedoch wiederum keine oder nur ungenügende Auskunft, schlägt der Wettbewerbskommissar der Kommission vor, den Mitgliedstaat mit einer offiziellen Benachrichtigung mit einer Frist von einem Monat erneut zur Auskunft aufzufordern. Gegebenenfalls wird die Kommission eine vorläufige Entscheidung fällen, die den Mitgliedstaat zur sofortigen Einstellung des zugrunde liegenden Beihilfeprogramms zwingen soll. Reagiert der betroffene Mitgliedstaat auch jetzt noch nicht, wird die Komission innerhalb eines weiteren Monats eine endgültige Entscheidung treffen, die die Unvereinbarkeit dieser Beihilfe mit dem gemeinsamen Markt feststellt. Folgt schließlich der Mitgliedstaat auch dieser formalen Entscheidung nicht, wird der Wettbewerbskommissar der Kommission vorschlagen, innerhalb eines weiteren Monats den Fall vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen.

Obgleich dieses formalisierte Verfahren auf den ersten Blick schwerfällig erscheint, stellt es doch gegenüber der bisherigen Praxis bisweilen jahrelangen Schweigens der Mitgliedstaaten auf Anfragen der Kommission einen großen Fortschritt dar.

Aber auch die durch staatliche Beihilfen begünstigten Unternehmen müssen in Zukunft als Folge neuerer Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs erhöhte Mitwirkungspflichten bei der Sachaufklärung leisten. Anderenfalls können sie noch nach Jahren Überraschungen erleben, wenn sie sich bei Empfang staatlicher Beihilfen nicht vergewissert haben, ob europäisches Recht beachtet wurde.

EG-Programm zur Gleichbehandlung von Frauen Ingenieurinnen verdienen weniger als ihre Kollegen Für ihre großen Ansprüche hat die Kommission wenig Geld Von Dietmar Stutzer VDI-N, Brüssel, 7. 12. 90 -

Die Frauen in der Europäischen Gemeinschaft haben noch immer schlechte Chancen. Zwar stellen sie 38% der Erwerbstätigen, aber gleichzeitig ist auch mehr als die Hälfte der Arbeitslosen weiblich. Deshalb bemüht sich die EG mit eigenen Richtlinien, die Chancengleichheit zu verbessern. Inzwischen liegt das dritte Programm vor.

D er Schwerpunkt des neuen EG-Programms liegt auf Arbeitsmarktpolitik. Damit schließen sich die Vorschläge der Brüsseler Beamten an die beiden inzwischen abgelaufenen Programme an. Mit der Neuauflage des EG-weiten Anti-Diskriminierungsprogrammes kamen allerdings auch kritische Töne aus Brüssel. - Nicht nur, daß die einzelnen Mitgliedsländer die Richtlinien höchst unterschiedlich interpretiert und in manchen Fällen recht langsam umgesetzt hätten, bemängelte die Kommission Frauenpolitik.

Die neue Richtlinie fordert spezifische Maßnahmen, um die Beschäftigung von Frauen, insbesondere von Unternehmerinnen, zu fördern. Gezielte Bildungsmaßnahmen, vor allem im Bereich der Ausbildung, sollen die Qualifikation der Frauen verbessern. Damit soll ihnen vor allem der Zugang zu den technischen und den Ingenieursberufen erleichtert werden. Schließlich sollen Möglichkeiten geschaffen werden, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern.

Wieviel noch zu tun ist und wie wenig erreicht wurde, darüber kann man sich bei den EG-Statistikern Auskunft holen. In der ganzen EG sind noch heute nur 38,2% der Frauen ständig erwerbstätig. An der Spitze steht Dänemark mit 46%, gefolgt von Frankreich mit 42%, Portugal mit 41% und England mit 40%. Die Bundesrepublik steht mit einer Frauenerwerbsquote von 38% erst auf dem fünften Platz. In 20 Jahren, seit 1969, ist die Erwerbsquote der Frauen in der EG nur um 2% gestiegen, am deutlichsten noch in Belgien und den Niederlanden, weniger ausgeprägt in der Bundesrepublik, Großbritannien und Italien. In der Altersgruppe von 50 bis 64 Jahren sind nur 31% der Frauen, aber 69% der Männer erwerbstätig. Betrachtet man die Vertretung der Frauen in den einzelnen Tätigkeitsbereichen, dann zeigt sich - nicht überraschend - daß der Dienstleistungsbereich der "klassische" Bereich der Frauenarbeit ist: 75% aller berufstätigen Frauen arbeiten in Serviceberufen.

Wie langsam sich - auch trotz aller EG- Programme - tief eingewurzelte Strukturen verändern, das läßt sich am besten am Abstand der Frauenlöhne von denen der Männer erkennen. Die Frauen haben in den fünfzehn Jahren von 1972-1987 zwar aufgeholt, aber sie erhalten im Durchschnitt immer noch nur 70% von dem, was Männer verdienen.

Am besten stehen sich Arbeitnehmerinnen wieder in Dänemark - dort verdienen sie 86% des Männerlohnes - und in Frankreich 81%. Die Position des wirtschaftsstärksten Landes, der Bundesrepublik Deutschland, ist mit einem Abstand von 73% nicht gerade eindrucksvoll.

Neben vielen Absichtserklärungen und frauenpolitischen Programmsätzen wird die EG in ihrem dritten Aktionsprogramm auch einige Male konkret, besonders, wenn es sich um ein Haupthindernis ersten Ranges für die Frauenbeschäftigung in nahezu allen Berufen handelt: die fehlenden Möglichkeiten zur Kinderbetreuung.

Zur Verbesserung der Kinderbetreuung wird die Kommission eine Empfehlung erlassen und als Ergänzung hierzu einen Leitfaden für die wirksame Praxis zusammenstellen. Sie wird das soziale Netz "Kinderbetreuung" weiterhin unterstützen, entsprechende Initiativen festigen sowie Qualitätskriterien für die Kinderbetreuungsdienste festlegen.

Doch vor die weitreichenden politischen Ansprüche sind die finanziellen Realitäten gesetzt. Für die Initiativen zur Verbesserung der Kinderbetreuung beispielsweise stehen der EG ganze 150000 ECU, das sind 300000 DM, zur Verfügung. Damit ist der Rahmen äußerst eng gesteckt.

Trotz Kostenlawine: das Jahrhundertbauwerk zwischen Frankreich und Großbritannien wird Realität Mannsgroßer Durchbruch unter der Nordsee Der Stollenvortrieb des Eurotunnels ist zu 75% abgeschlossen - Verzicht auf große Projektabspeckung - Von Elmar Wallerang VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Nach dem Durchstich des Eurotunnels unter der Nordsee gibt es für Banken und Betreibergesellschaft kein Zurück mehr. Das Jahrhundertprojekt zwischen Frankreich und Großbritannien wird Realität. Und das, obwohl die Baukosten von 13 Mrd. DM jetzt schon auf fast 24 Mrd. DM geklettert sind.

W oran viele bis vor kurzem noch nicht so recht geglaubt haben, tritt jetzt ein. Es wird ernst mit der Vollendung der Landverbindung zwischen Frankreich und Großbritannien. Der Durchbruch des ersten Stollens des Drei- Röhren-Tunnels läutet nämlich eine Projekt-Phase ein, bei der es keinen Weg mehr zurück gibt. Und noch mehr: Von einigen Details einmal abgesehen, wird der Tunnel so vollendet werden, wie ihn die Betreibergesellschaft auch projektiert hat.

Das ist ein wesentliches Faktum, denn einige der Skeptiker hatten zumindest das Beispiel einer Projektabspeckung aus Japan vor Augen, wo ebenfalls ein mit großen Hoffnungen begleiteter Meerestunnel für die Bahn gebaut wurde und nach 17jähriger Bauzeit im Frühjahr 1988 als bescheidene Touristenattraktion endete. Es handelte sich um den fast 54 km langen, als Doppelröhren-Konstruktion für Hochgeschwindigkeitszüge zwischen den Inseln Hokkaido und Honshu geplanten Saikantunnel, der als Einröhrenbauwerk jetzt aber nur einem besseren Bummelzugverkehr dient.

Zwar mußte auch im Eurotunnel die Ausbaugeschwindigkeit für den Zugverkehr von 180 km/h auf 130 km/h gedrosselt werden, doch befahren wird das Dreiröhren-Bauwerk immerhin von der Schnellbahn, die in Europa bereits als das Verkehrsmittel der Zukunft gehandelt wird.

In einem aber verbinden den Saikan- Tunnel und den Eurotunnel eine Schicksalsgemeinschaft: die Kostenlawine. Während der Bauendpreis des japanischen Jahrhundertbauwerks von anfänglich 2,5 Mrd. DM auf letztendlich 12 Mrd. DM gestiegen war, wuchsen auch die Kosten beim europäischen Meerestunnelprojekt von anfänglich 13 Mrd. DM auf letztlich doch 24 Mrd. DM. Dies entspricht zwar nicht der horrenden Entwicklung beim Saikan-Tunnel, aber das Werk der Briten und Franzosen liegt ja auch erst noch in der Halbzeit, wenn auch der Stollenvortrieb zu 75 % fertig ist. N och im Vorjahr kam es wegen des galoppierenden Endpreises für den Eurotunnel zum Fiasko. Als das Baukonsortium Transmanche Linke (TML) die jetzt akzeptierte Summe warnend vorausgesagt hatte, geriet die Betreibergesellschaft Eurotunnel bis an den Rand des Konkurs. Die Banken erwägten nämlich, angesichts der Tatsache, daß im November 1987 noch von einer Bausumme von 13 Mrd. DM die Rede gewesen war, einen Kreditstop zu verhängen.

Mittlerweile konnte TML jedoch Eurotunnel und nicht zuletzt das Bankenkonsortium davon überzeugen, daß Bauprojekte, die einen Prototypcharakter haben, kostenmäßig nur ungenau zu kalkulieren sind, wofür viele andere Jahrhundertprojekte Pate stehen. Der Eurotunnel mache da keine Ausnahme, heißt es in Kreisen der Bauleitung von TML.

Diesem Argument konnte sich auch der Eurotunnel-Präsident, Alastair Morton, nicht verschließen. "Sicherheitshalber haben wir 25,5 Mrd. DM eingeplant" , räumt der Bauherr ein. Dieser Einigung gingen jedoch harte Verhandlungen voraus. Der Eurotunnel-Chef, der hartnäckig am Eröffnungstermin im Juni 1993 festhält, mußte sich von der TML-Bauleitung sagen lassen, daß die von ihm bestellte Bauaufsicht die nötige Einsicht in die Realität bei der Umsetzung von der Theorie in die Praxis vermissen ließe. Ein Sprecher des Baukonsortiums: "Die Bauleitung von Eurotunnel stört mehr, als sie nutzt." Und die "guten Ratschläge" kosteten auch noch Geld.

Erstens sei die Bauaufsicht überbesetzt, und zweitens resultiere aus dieser Tatsache ein Übereifer an Kontrollaktivitäten, daß ein Teil der Kostensteigerungen hierauf zurückzuführen sei, beschwerten sich die Ingenieure des Baukonsortiums. Dies sah Morton schließlich ein und reduzierte den Aufwand bei der Projektüberwachung um 25 %.

Ferner kamen beide Parteien überein, sich soweit wie möglich gemeinsam um Kosteneinsparungen zu bemühen. So beschlossen sie, die geplante Höchstgeschwindigkeit des Zugverkehrs auf die besagten 130 km/h zu senken, was Einsparungen bei der Konstruktion des Belüftungssystems im Tunnel und der Waggons (Druckausgleich) zur Folge hat. Nach Beilegung des Streits und leichter Modifizierung des Projekts - einschließlich der Veränderungen einzelner Bauweisen - konnte der Arbeitsfortschritt dann tatsächlich derart erhöht werden, daß jetzt der erste Durchstich auf dem Schloß von Dover gefeiert wurde.

I mmer noch Probleme bereitet indes ein Bereich außerhalb des Jahrhundertbauwerks, was gar an den anfänglich erwähnten Saikan-Tunnel erinnert: British Rail sieht finanzielle Schwierigkeiten hinsichtlich des geplanten Baus einer neuen Trasse für die Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen London und dem Eurotunnel. Nach neuesten Schätzungen sind die Kosten für die rund 100 km lange Verbindung durch Südengland noch vor Baubeginn von 3,6 Mrd. DM auf 9 Mrd. DM gestiegen. Laut Financial Times könnten die endgültigen Kosten gar bei 18 Mrd. DM liegen.

Sollte nun diese spezielle Kostenlawine den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen London und dem Ärmelkanal verhindern, dürfte der Sinn des Tunnelbaus ernsthaft geschmälert sein. Viele britische Geschäftsleute glauben jedoch, daß der britische Staat hier irgendwann noch finanziell eingreift. Margret Thatcher verharrte aber noch bis zuletzt: "Keine staatlichen Mittel für den Eurotunnel" . Und das gelte auch für den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke London-Ärmelkanal.

Indes: Ohne Hochgeschwindigkeitstrasse in Südengland, Nordfrankreich, Belgien und Westdeutschland bleibt das Eurotunnelprojekt ein Torso. Bleibt also zu hoffen, daß der neue Premierminister John Major von der starren Haltung der "Eiseren Lady" vielleicht abweicht.

Erstmals seit der Eiszeit zu Fuß von England auf das europäische Festland Der Countdown für den feierlichen Händedruck im Tunnel läuft Provisorischer Durchstich gestattet den Durchgang von Menschen unter dem Ärmelkanal VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, E.W. -

Nachdem Ende Oktober mit einer 100 m langen Sonde die erste Verbindung zwischen Briten und Franzosen unter dem Ärmelkanal hergestellt werden konnte, glückte jetzt ein mannsgroßer, wenn auch provisorischer Durchstich. Erst Ende Januar ist der Durchbruch komplett.

A nfang nächsten Jahres blickt die Welt auf die Nahtstelle zwischen Frankreich und Großbritannien. Der Durchbruch des Eurotunnels wird durch Händedruck des britischen Premierministers John Major und des französischen Präsidenten Francois Mitterand feierlich begangen. Doch zuvor gilt es, 60 m tief unter der Nordsee die technischen Voraussetzungen für dieses Ereignis zu schaffen.

Genauer gesagt: Der Durchstich findet im Servicestollen des aus drei Röhren bestehenden Jahrhundertbauwerks statt, dem in der Bauphase eine Art Pilotfunktion zukommt. Die von britischer und französischer Seite aus auf der Gradiente dieses Teils des Eurotunnels aufeinander zugefahrenen Vortriebsmaschinen haben also ihr Ziel erreicht, das heißt, fast erreicht. Denn kurz vor dem Durchstich bog die Maschine der Briten in einer scharfen Rechtskurve seitlich ab, um den eigentlichen Durchstich einer kleineren Streckenvortriebsmaschine zu überlassen.

Ein aus dem Bereich der Rechtskurve zur französischen Ortsbrust erfolgreich vorgetriebener, 2 m hoher und 1 m breiter Zugangsstollen dürfte für die Nachwelt allerdings der eigentliche Durchbruch sein, denn erstmals nach der Eiszeit ist über diese provisorische Röhre nun Frankreich von England aus zu Fuß zu erreichen.

Sachlicher indes bewertet der Bauherr Eurotunnel den ersten Durchstich. "Von dieser vorläufigen Verbindung aus müssen wir hinsichtlich des korrekten Aufeinandertreffens weitere Untersuchungen durchführen, nachdem die 100 m lange Sonde, die Ende Oktober die allererste Verbindung hergestellt hatte, eine Abweichung von nur 50 cm auswies" , kommentiert Colin Kirkland, technischer Direktor der Betreibergesellschaft, das Ereignis.

K eine Frage, im Kreise der Bauleitung denkt man bereits an die nächsten Durchbrüche, und zwar an die der Fahrröhren. Das Konzept, wie hier das Aufeinandertreffen der Bohrtrupps technisch gelöst werden soll, liegt nämlich noch nicht fest. "Es stehen verschiedene Möglichkeiten zur Wahl, doch vor der endgültigen Entscheidung müssen wir die beim Durchbruch des Servicetunnels gewonnenen Erfahrungen nutzen" , gibt Kirkland zu bedenken. Auf jeden Fall sei der Durchbruch in den beiden Fahrtunneln im Juli und August nächsten Jahres zu erwarten.

Einen wichtigen Teil der Ausbrucharbeiten bilden übrigens auch die beiden großen Unterwasser-Kreuzungsanlagen, die erforderlich sind, um für Unterhaltungsarbeiten - oder in Notfällen - streckenweise eingleisigen Zugbetrieb zu gestatten. Der Bau der Querröhre auf britischer Seite mit einer Länge von 156 m und einem Ausbruchquerschnitt von 256 m2 war im September dieses Jahres bereits abgeschlossen worden, teilt Shani Wallis in der Londoner Zeitschrift Tunnel & Tunneling mit. Sie wurde 8 km von der englischen Küste entfernt aufgefahren. Im Bereich des französischen Bauloses liegt die andere Verbindungsröhre. Die Franzosen sind hier jedoch noch nicht so weit, weiß Wallis. An diesem wichtigen Kreuzungsbauwerk arbeiteten immer noch die Bohrtrupps.

Mitte nächsten Jahres dürften jedoch pünktlich alle Vortriebsarbeiten am Eurotunnelprojekt abgeschlossen sein. Dies läßt den Schluß zu, daß Alastair Morton, Präsident der Betreibergesellschaft Eurotunnel, mit seiner Prognose, das Jahrhundertbauwerk ginge Juni 1993 in Betrieb, tatsächlich Recht zu behalten scheint.

Fakten zum Eurotunnel VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Der Eurotunnel ist ein privatwirtschaftlich zu realisierendes Bauprojekt. Verantwortlich hierfür zeichnet die britisch-französische Gesellschaft Eurotunnel. Bauunternehmer ist die Gruppe Transmanche Link (TML), ein Gemeinschaftsunternehmen von zehn Baufirmen aus Großbritannien und Frankreich. Beide Seiten haben insgesamt 13000 Arbeiter im Einsatz.

Das 1987 begonnene Projekt besteht aus zwei eingleisigen Eisenbahntunneln mit einem weiteren Versorgungstunnel zwischen Folkestone und Calais. Die reine Tunnelstrecke beträgt 49,4 km, von der 38 km durchschnittlich in 40 m Tiefe unter dem Wasser des Ärmelkanals verlaufen. Nach dem jetzigen Durchstich im Servicetunnel wird mit dem Durchbruch der beiden anderen Tunnel im Sommer kommenden Jahres gerechnet. Mitte 1993 soll das Jahrhundertbauwerk in Betrieb gehen.

Die unter dem Ärmelkanal eingesetzten Bohrmaschinen werden mit der Laser- und Computertechnologie und durch Zuhilfenahme von Satellitenmessungen gesteuert.

Bisher sind neun Beschäftigte bei den Bauarbeiten ums Leben gekommen, sieben auf britischer und zwei auf französischer Seite.Ù

Das Jahrhundertbauwerk beschert jenseits des Ärmelkanals nicht nur Freude Umweltschützer befürchten Zerstörung Kents am Tunnelende In Großbritannien sind so richtig nur die Geschäftsleute glücklich - Von Renate Born VDI-N, London, 7. 12. 90 -

Nach dem Durchbruch des Eurotunnels gibt es in Großbritannien nicht nur begeisterte Zustimmung. Vor allem Umweltschützer sehen in dem Bauwerk die Gefahr eines sprunghaft anwachsenden Verkehrs.

E ine 8000 Jahre währende Isolierung des britischen Inselstaates ist beendet. Die Reaktion der Politiker und Bevölkerung auf dieses Jahrhundertprojekt in Großbritannien bleibt indes weitgehend kritisch beziehungsweise zurückhaltend. Als typisches Beispiel dafür darf vielleicht die Tatsache gelten, daß von den rund 560000 kleineren Aktionären von Eurotunnel 430000 in Frankreich zu Hause sind.

Die unausweichliche und unaufhaltsame Annäherung Großbritanniens an Europa, symbolisiert durch den Wegfall einer der wirkungsvollsten physischen und psychologischen Barrieren, trifft im Vereinigten Königreich also nach wie vor auf großen Widerstand und erzeugt ungeheure Ängste. Die Äußerung dieser Gefühle zeigt sich unter anderem in den verbissenen Kämpfen um die finanzielle und politische Autonomie von Großbritannien, die letztendlich auch den Sturz Margaret Thatchers ausgelöst hat.

Abgesehen von emotionalen Ausbrüchen, die von Vorurteilen und der Antipathie eines kleinen Teils der Bevölkerung gegen die Franzosen bestimmt sind und in der Regenbogenpresse in den letzten Wochen regen Ausdruck fanden, gibt es auch viele ernstzunehmende Kritiken, die sich vor allem mit den ungeheuren Kosten des Eurotunnels, der drohenden Belastung der Umwelt beziehungsweise der Zerstörung der idyllischen Landschaft in Kent und dem bisher ungelösten Problem der verkehrstechnischen Anbindung des Tunnels an den Rest des Landes auseinandersetzen.

Eines der größten Probleme ist der Widerstand von Bürgerinitiativen und Umweltgruppen, der sich gegen die gefürchtete Zerstörung der landschaftlichen Schönheit Kents, des Garten Englands, durch den Bau des Terminals in Folkestone, von Autobahnen und neuer Zugstreckennetze richtet. Außerdem protestieren die Anwohner gegen die Umweltverschmutzung durch die daraus resultierende Verkehrsmehrbelastung. Nach vorsichtigen Schätzungen werden im ersten Jahr etwa 640000 Lastwagen, 172000 Reisebusse und 2,5 Mio. Pkw huckepack den Tunnel passieren. Zu Beginn des nächsten Jahrhunderts sollen etwa 44,6 Mio. Menschen und 26,8 Mio. t Fracht je Jahr die 35minütige Reise durch den Tunnel antreten.

Die Einstellung der Briten und Franzosen zu den durch den Tunnel bedingten Bauprojekten und Anforderungen an die Umwelt ist deutlich unterschiedlich. In Frankreich ist der Bau des Terminals, der Zufahrtsstraße und die Ausweitung des Schienennetzes für TGV eine willkommene Investition in das wirtschaftlich unterentwickelte Gebiet der Pas de Calais Region, und man ist für die dadurch geschaffenen Arbeitsplätze dankbar. Vergleichsweise betrachtet die relativ wohlhabende Bevölkerung in Kent die Störung der ländlichen Idylle durch massiv verstärkten Verkehr und den Bau des Terminals in Folkestone, der in der Größenordnung dem Londoner Flughafen Heathrow entsprechen wird, als eine unzumutbare und unerwünschte Belästigung.

E in anderes schwerwiegendes Argument ist die bislang immer noch offene Frage der Weiterbeförderung der Passagiere ab Folkestone. Es gibt zur Zeit keinen definitiven Plan für den Bau einer Hochgeschwindigkeitszugverbindung, die mit dem französischen TGV System vergleichbar wäre. Eines der Konzepte für eine solche geplante Zugverbindung zwischen London und dem Channel Tunnel ist ebenfalls am Widerstand der Umweltschützer gescheitert. Während das französische TGV Zugnetz bis Anfang des nächsten Jahrhunderts auf 19000 km erweitert werden und den Tunnel mit Paris, Brüssel, Amsterdam, Frankfurt und Köln verbinden soll, werden die Passagiere bei ihrer Ankunft in England möglicherweise von einem Schnell- auf einen Bummelzug umsteigen müssen.

Auch die Frage eines kapazitätsgerechten Umsteigebahnhofs in London ist im Moment noch ungeklärt. Es bestehen zwar Pläne, den Waterloo-Bahnhof in London zu vergrößern und als Anlaufbahnhof für internationale Zugverbindungen zu benutzen, aber es gibt ernstzunehmende Bedenken, ob eine solche nachträgliche Umrüstung wirklich den Ansprüchen gerecht werden kann.

Die Verfechter des Tunnels in Großbritannien sind hauptsächlich Geschäftsleute und Vertreter der Industrie, die erkannt haben, daß sie langfristig nur konkurrenzfähig sind, wenn sie sich vermehrt nach Europa orientieren. Die Geschäftsführungen von Firmen in Mittel- und Nordengland sind daher verständlicherweise besorgt, daß eine unvollständige und zu späte Anbindung an den Tunnel, also an den Kontinent ihre Marktchancen im neuen Europa eher noch schwieriger machen.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Frage der Sicherheit im Tunnel, auf den Straßen und Zugverbindungen. Hier schneiden die Briten bisher auch schlechter ab als die Franzosen. Von den insgesamt neun tödlich verlaufenen Unfällen im Zusammenhang des Tunnelbaus ereigneten sich sieben auf britischer Seite. Ein veraltetes und überlastetes Streckennetz und halbherzige Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen wären schon aus diesem Grunde nicht zu empfehlen.

Als ein bisher relativ unbekanntes und recht ungewöhnliches Phänomen ist der Einfluß des Tunnels auf die Sprachentwicklung zu werten. Der Tunnel soll sorgfältig überwacht werden, und das nicht nur, um die Einfuhr der seit 1902 in Großbritannen unbekannten Tollwut weiterhin zu vermeiden. Französische und britische Polizeieinheiten wollen den Tunnel streng überwachen, um Drogenhandel, illegale Einwanderungen und terroristische Aktivitäten weitgehend zu verhindern.

Die gemeinsamen Bewachungsmaßnahmen erfordern neue Kommunikationsmethoden. Der britische Linguist Edward Wolfson, der unter anderem auch einen Teil des internationalen Vokabulars für Fluglotsen festgelegt hat, entwickelt zur Zeit unter Mithilfe von Kollegen und Polizisten beider Nationen eine sogenannte "Polizeisprache" . Ziel dieses bisher mit mehr als 100000 DM geförderten Projektes ist die Erstellung eines Wörterbuches zum Zwecke der Festlegung von allgemein verständlichen Fachausdrücken (zur Zeit etwa 50000 Begriffe), damit die Arbeit der Polizei reibungslos und ohne Verständnisschwierigkeiten vonstatten gehen wird.

Projekte ähnlichen Ausmaßes werden in der Alpenregion erwartet Vortrieb unter dem Ärmelkanal setzt Maßstäbe Mit Günter Girnau, Vorstandsvorsitzender der STUVA, sprach Elmar Wallerang VDI-N, Köln, 7. 12. 90 -

Die Schaffung einer Landverbindung zwischen Frankreich und Großbritannien setzt ein unübersehbares Zeichen. Prof. Dr.-Ing. Günter Girnau, Vorstandsvorsitzender der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen (STUVA), sieht in dem Bau des Ärmelkanaltunnels den Trend zu ähnlichen Aktivitäten, die speziall dem Schienenverkehr zugute kommen werden.

VDI-Nachrichten: Herr Prof. Girnau, mit dem Durchbruch des Eurotunnels unter dem Ärmelkanal erlebt das unterirdische Bauen in Europa wohl den bedeutendsten Tag in der gesamten Nachkriegsgeschichte dieses Jahrhunderts. Fühlen Sie sich mit diesem Ereignis bestätigt, als Sie Ende der 50er Jahre dem Bauen unter der Erde eine große Zukunft vorausgesagt haben, und 1960 die STUVA gegründet wurde?

Girnau: Die innerstädtischen Verkehrsprobleme wurden in ihrer bevorstehenden Zuspitzung recht früh erkannt - immerhin schon Ende der 50er Jahre -, und ihre Lösungen wurden bereits damals vorwiegend im Tunnelbau gesehen. Weiterhin sah man die Entsorgungsproblematik voraus, die in einem gewaltigen Volumen an Erneuerungsarbeiten zum Beispiel für Abwasserkanäle mündet. Eine Aufgabe, die in ihrem größten Ausmaß erst noch vor uns liegt. Man wollte mit der STUVA eine Gesellschaft gründen, die sich dieser Probleme praktisch-wissenschaftlich annehmen sollte.

VDI-Nachrichten: Und wie sieht die STUVA den Fernverkehr?

Girnau: Hier reichen die Pläne der Ingenieure zur Unterquerung von Gebirgen und Meeresengen zum Teil über 100 Jahre zurück. Große Eisenbahntunnel in den Alpen wurden schon im vorigen Jahrhundert realisiert. Insgesamt ist diese Entwicklung vor dem Hintergrund zu sehen, daß zu leistungsfähigen Verkehrswegen unabdingbar Tunnel gehören - dort, wo sie erforderlich und gerechtfertigt sind: In dicht bebauten Ballungsgebieten zur Entzerrung der Verkehrsströme und aus Gesichtspunkten des Umweltschutzes sowie zur Überwindung geografischer Hindernisse wie Gebirgen und Gewässern.

VDI-Nachrichten: Könnte der Eurotunnel eine direkte Signalwirkung auf Bauvorhaben ähnlichen Charakters ausüben, die derzeit noch in der Schublade liegen?

Girnau: Andere Großprojekte wie der bereits im Bau befindliche Belt-Tunnel, die Alpentransversalen oder die Querung der Straße von Gibraltar - wobei hier zur Zeit noch die Brückenlösung mit der Tunnelvariante konkurriert - erhalten unzweifelhaft Auftrieb durch die Fertigstellung des Kanaltunnels. Wir werden die nächste STUVA-Tagung, die vom 25. bis 28. November 1991 in Düsseldorf stattfindet, unter das Motto "Tunnelbau - Neue Chancen aus europäischen Impulsen" stellen. Wir hoffen, Beiträge präsentieren zu können, die Ihre Frage im Detail beantworten.

VDI-Nachrichten: Ein wichtiger verkehrspolitischer Aspekt des Eurotunnels liegt ja auch in dem Entschluß, die Landverbindung zwischen Frankreich und Großbritannien der Schiene, genauer gesagt dem Hochgeschwindigkeitsverkehr anheim zu stellen. War diese Entscheidung richtig?

Girnau: Das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz ist einerseits unumgänglich notwendig, wenn wir an die schon bestehenden Probleme im Luftraum und auf den Straßen denken. Es ist andererseits bereits zum Teil Realität. Denken Sie zum Beispiel an das TGV-Netz in Frankreich, an die ab 1991 in Betrieb gehenden ICE-Strecken in Deutschland, an die Neubaustrecken in Richtung Eurotunnel sowie an den Beschluß der Spanier über die Einführung der Normalspur für Hochgeschwindigkeitsstrecken.

VDI-Nachrichten: Wie reagieren denn die Planer der Deutschen Bundesbahn auf den Eurotunnel?

Girnau: Die bereits in der Planung befindliche Magistrale Paris/London - Brüssel - Köln - Frankfurt ist mit ein Resultat des Tunnelbaus unter dem Ärmelkanal.

VDI-Nachrichten: Der Eurotunnel wird ja privat finanziert. Könnte sich hieraus ein Modellcharakter für Jahrhundertprojekte ähnlichen Ausmaßes entwickeln?

Girnau: Die private Finanzierung von Verkehrsprojekten hat in der Tat in jüngster Zeit hohe Aktualität erlangt, die diesen Gedanken weiter fördern wird.

VDI-Nachrichten: Gibt es Beispiele?

Girnau: Private Finanzierungs- oder zumindest Teilfinanzierungsmöglichkeiten sehe ich zum Beispiel bei einigen Alpentransversalen, deren reine Tunnellänge jeweils etwa 50 km umfaßt. Es kommt dabei natürlich für die privaten Investoren auf die mögliche Rentabilität an. Dabei spielt der Güterverkehr eine sehr wichtige Rolle. Denken Sie etwa an den Brenner-Basis-Tunnel. Das Dilemma auf der derzeitigen Brenner-Autobahn ist offensichtlich; eine Lösung ist dringend notwendig; so gesehen müßte sofort begonnen werden.

VDI-Nachrichten: Könnten sich interessierte Kreise nicht die Kosten teilen?

Girnau: Wegen der Bedeutung des Tunnels für den Umweltschutz, die Raum- und Energienutzung, die Sicherheit sowie die Entlastung der Straßen und Autobahnen könnte tatsächlich ein Teil aus nationalen oder EG-Mitteln finanziert werden; der andere Teil würde privat finanziert, soweit er eine Rentabilität verspricht. Ich will damit nichts "erfinden" , aber andeuten, daß wohl eine gemischte Finanzierungsform der beste Weg wäre.

Für Franzosen hat der Durchstich eine beiläufige Bedeutung Statt Umweltproteste Freude an der Technik Einzige Bedenken gelten der möglichen Klaustrophobie im Tunnel Von Veronika Haas VDI-N, Paris, 7. 12. 90 -

Im Gegensatz zu den Briten sehen die Franzosen dem Tunnelbau unter dem Ärmelkanal gelassen zu. Protestierende Umweltschützer, wie es sie in Südengland gibt, traten in Frankreich bisher nicht auf den Plan. Eher genießt man den Glanz der Faszination, der von diesem Jahrhundertbauwerk ausgeht.

F rankreichs Hang zur feinen Küche brach sich selbst beim Eurotunnel Bahn. Der erste Sondierungs-Durchstoß im Gestein unter dem Ärmelkanal wurde von britischen wie französischen Bauarbeiten mit kulinarischen Anzüglichkeiten kommentiert: So groß wie ein "Crottin de Chavignol" , ein kleiner Ziegenkäse von eben 6 cm Durchmesser, sei das von britischer Seite aus vorgetriebene erste Bohrloch gewesen, urteilten die Franzosen. Und ihre britischen Kollegen verkündeten lauthals, zum Ende ihres Inseldaseins einen ersten kontinentalen Hauch von Knoblauch durch die winzige Öffnung erschnuppert zu haben.

Die französischen Zeitungen berichteten Anfang November ganze Titelseiten lang über den vom gastronomischen Geplänkel begleiteten Durchbruch, Fernsehsender schickten Schutzhelm-bewehrte Reporter zur Live-Berichterstattung in den Tunnel. John Major war kaum zum neuen Premierminister bestimmt worden, als die Pariser Abendnachrichten es zu einer seiner dringlichsten Aufgabe deklarierten, vielleicht gar beim ersten Händedruck zwischen französischen und britischen Bauarbeitern präsent zu sein.

Soviel aber auch öffentlich gefeiert wird, für Frankreich hat der Durchbruch einfach eine ganz andere, sprich: sehr viel geringere, Bedeutung als für den Inselstaat. Ein psychologischer Schock wird wohl den Briten zugestanden, deren splendid Isolation nunmehr buchstäblich unterwandert werden kann, für die Franzosen ist der Tunnel eher eine europäisch ausgerichtete Verlängerung des TGV-Netzes. Viel wichtiger als der weiterführende Anschluß an Großbritannien war in der öffentlichen Debatte die Trassenführung durch den Norden des Landes, der zu den wirtschaftlich von der Krise in der Stahlindustrie und Schiffbau des vergangenen Jahrzehnts am stärksten betroffenen Regionen gehört.

Britische Besorgnisse über die Massenwanderungen kontinentaler Besucher werden von verständnisvollen Spöttern in Paris mit dem Hinweis bedacht, daß die französischen Eroberer bei ihrer ersten Invasion vor gut 900 Jahren noch mit primitiven Booten nach England kamen, aus Sicht der Insulaner aber diesmal mit Hochgeschwindigkeitszügen anrücken.

Groß angelegte und oft phantasievolle Bauprojekte sind in Frankreich sehr beliebt und bewundert. Man schätzt moderne Architektur und technische Errungenschaften, die bislang wie beispielsweise Kernkraftwerke oder auch das oft mitten durch die Weinberge führende TGV-Netz widerstandslos akzeptiert wurden. Hinzu kommt, daß gerade der Transportbereich eine Spezialität der französischen Industrie ist: Metro, TGV, Airbus, Concorde sind nur einige weltweit bekannte Stichworte. Hinzu kommt aber auch ein politischer Aspekt, der sich für die Franzosen anders darstellt als für die Briten: Frankreich genießt seine Rolle als Land in der Mitte Europas. Im Norden, Osten und Süden ist es umgeben von den wirtschaftlich stärksten EG-Mitgliedern.

Eine der größten Befürchtungen nach dem Sturz der Berliner Mauer war für Paris, daß Deutschland seinen westlichen Nachbarn mehr oder weniger fallen lasse und mit seinen östlichen Anrainern anbendeln könnte. Die Furcht vor Mitteleuropa ging um, dessen Kern ein großer deutscher Einflußbereich wäre. Insofern ist die Anbindung an Großbritannien auch eine aus französischer Sicht begrüßenswerte symbolische Kräftigung des europäischen Gedankens. Für die Briten hingegen bedeutet der Anschluß ans Festland den Verlust einer Jahrhunderte aufrechterhaltenen politischen Orientierung.

V on Mitte 1993 an werden also jährlich rund 30 Mio. Menschen den Briten auf die Pelle rücken oder von Großbritannien aus nach Frankreich reisen. Die Unterquerung des Kanals dauert ganze 35 Minuten, Züge fahren je nach Tageszeit im 20-Minuten-Rhythmus oder 1-Stunden- Takt: Eingefleischte Inselbewohner erwarten es mit Grausen. Bei einer Umfrage äußerten sich kürzlich 54 % der befragten Briten negativ zum Eurotunnel, die meisten aus Angst vor der Invasion von Reisenden. Die negative Einstellung der vergleichbaren 47 % Franzosen hingegen bezieht sich auf technische Details; sie fürchten, im Tunnel zu ersticken.

Psychologische Tricks bei der Gestaltung des technischen Materials sollen solchen Besorgnissen entgegenwirken. Außen weiß und blau gestrichen, sollen die 750 m langen Züge von einer gelbnasigen Lok gezogen werden: Das Gelb der Sonne werde positive Assoziationen für die nebelgewöhnten Briten haben, kalkuliert man bei der für's Design zuständigen französischen Agentur ADSA. Um dann allerdings noch einzuräumen, daß Gelb Vorschrift der britischen Sicherheitsbestimmungen ist.

Von größter Konsequenz waren die Besorgnisse für die Gestaltung des Innenraums der Züge. Nach Klimatisierung, Druckausgleich und vollständiger Isolierung von der Außenwelt blieb immer noch das Problem der Beleuchtung. Gerade dabei wurde in die Trickkiste gegriffen, um der Klaustrophobie der Reisenden entgegenzuwirken. So sollen die Züge nicht nur durch die üblichen Deckenlampen erhellt werden, sondern auch von oberhalb der Fenster versteckten Röhrenleuchten, deren Licht von draußen zu kommen scheint und den Eindruck von Tageslicht erweckt. Um Unterschiede in der Lichtempfindung auszugleichen, bleiben diese Leuchten auch bei der Fahrt über Land in Betrieb.

D em Komfort und vor allem der Entspannung der Passagiere sollen aber auch die ergonomisch günstige Raumverteilung innerhalb der Waggons und vor allem ihre Ausstattung mit Textilien in ruhigen Tönen dienen.

Scheinbar an die Reise-Softies gerichtete Details dieser Art haben in Realität knallharte finanzielle Hintergründe. Der Zug- Betrieb ist knapp kalkuliert, wie sich erst kürzlich anläßlich der Einweihung des TGV Paris-Atlantikküste wieder zeigte. Die auf dieser Strecke eingesetzten Züge sind im Prinzip Vorläufer für das rollende Material für die Verbindung Paris-London. Bei ihrer Inbetriebnahme wurde beispielsweise vorgerechnet, daß beim TGV Atlantique ein ganzer zusätzlicher Zug zum Stückpreis von fast 30 Mio. DM eingesetzt werden muß, um den Ausgleich für die Bequemlichkeit der Reisenden zu bringen: Die Einsparung von einigen Sitzen je Wagen schlug sich deutlich negativ auf die Platzkapazität nieder.

Die KI-Forschung auf den Spuren menschlicher Intelligenz Die Menschen- Maschine beflügelt die Evolution Das Rätsel homo sapiens bleibt ungelöst Von Helene Conrady VDI-N, Düsseldorf, 7.12.90 -

Mit dem Traum von denkenden, redenden Rechnern begann in den 50er Jahren in den USA die Forschung in Sachen "Künstliche Intelligenz" (KI). Heute sind - zumindest die deutschen - Wissenschaftler vorsichtiger geworden. Sie sprechen nur noch von der Simulation kognitiver menschlicher Fähigkeiten auf dem Computer. Doch auch dieser reduzierte Anspruch wirft die Frage auf: Was ist menschliche Intelligenz?

W o steht der Tisch?" "Unter dem Apfelsaft." Wie bitte? So können nur Maschinen reden. Diese sprachlich korrekte, aber völlig sinnlose Antwort beweist: Auch wenn Wissenschaftler heutzutage in der Lage sind, sogenannte "intelligente Systeme" zu entwickeln, die den Menschen gleichen, sie imitieren oder auch nur simulieren, so haben diese doch ihre Grenzen. Und die liegen genau da, wo das Wissen über die Menschen und ihre Intelligenz aufhört. Anders gesagt: Erst die Unfähigkeit intelligenter Systeme zeigt, wie vielschichtig menschliche Intelligenz tatsächlich ist.

Das Scheitern der Computer macht nicht nur die Grenzen des Wissens sichtbar. Diesen Mangel zu beheben, wäre möglicherweise nur eine Frage der Zeit. Viel entscheidender ist: Das Scheitern der Computer stellt eine jahrhundertalte Tradition in Frage: die des abendländischen, Denkens im dualen System, das Körper und Geist streng voneinander trennt.

Haben wir den Schritt erst vollzogen , dann können wir gleich den ganz großen Sprung wagen. Charles Darwin möge uns verzeihen - aber es geht um nichts Geringeres als die Evolution. Sie könnte durch intelligente Systeme, Computer mithin, beflügelt werden. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse einer interdisziplinären Diskussion von Wissenschaftlern im VDI- Ausschuß "Künstliche Intelligenz" .

Wer hätte es gedacht? Plädieren die deutschen Wissenschaftler also doch für den Homunculus, jene Schattengestalt des menschlichen Forschungsdrangs, die durch die KI neue Nahrung erhielt? Hoffen sie insgeheim auf eine starke KI? Und das, wo sie öffentlich nicht müde werden zu beteuern, mitnichten wollten sie eine solche KI nach US-Vorbild.Stattdessen strebe man hier die sogenannte "schwache KI" an, die nur einzelne menschliche Fähigkeiten simuliere. Was so widersprüchlich erscheint, hat seine Ursache im mangelnden philosophischen Konzepten einerseits und dem Gestaltungsdrang der Forscher andererseits. Einig sind sich die Wissenschaftler, daß weder Natur- noch Gesellschaftswissenschaften noch gar die Philosophie sagen könne, was der Mensch denn nun eigentlich ist. Und auch darüber besteht Konsens: Die KI ist - trotz ihres Anspruchs, die Menschen zu imitieren - ohne ein Konzept vom Menschen angetreten.

Hätte die KI auch so funktioniert, wie man es in den 50er Jahren glaubte, hätte sich nie jemand darüber Gedanken machen müssen, welches anthropologische Vorbild denn nun eigentlich hinter dem neuen Forschungszweig steht. Doch gerade das Scheitern der Systeme brachte es klar an den Tag: Das Menschenbild, das implizit in der KI vorhanden ist, ist zunächst einmal von der rationalistischen Tradition geprägt. Sie setzt den Dualismus eines Descartes voraus.

D anach, so die Essener Philosophin Barbara Becker, ist die Basis für den Wissensbegriff die Annahme, daß das Denken vom Körperlichen völlig unabhängig ist und auch als solches beschrieben werden kann. Bewußtsein ist dann ein rein mentaler Vorgang, der von sinnlichen Erfahrungen oder gar Gefühlen völlig unbeeinflußt bleibt. Denken ist nichts anderes als das "Manipulieren von Symbolen" - und das kann eine Maschine mindestens ebenso gut wie ein Mensch, wenn nicht sogar schneller, perfekter, präziser.

Nichts anderes hat eben jener Computer getan, der da behauptete, der Tisch stehe unter dem Apfelsaft. Er hat sowohl die räumlichen Relationen, die im Rechner modelliert waren, wie auch die syntaktischen Regeln, mit denen er gefüttert word war, fehlerfrei angewandt. An diesem Un-Sinn wird die große Falle der KI sichtbar: Sie geht von einem mechanistischen Weltbild aus. Das bedeutet: Alles - ob Informationsverarbeitung oder menschliche Intelligenz - verläuft nach klar definiern mathematischen Regeln. Stimmen die Eingaben, dann können die Ergebnisse auch nicht falsch sein.

Demnach wäre auch der Mensch eine Maschine? Eine Frage, die Prof. Rolf Eckmiller "ohne Zögern mit ja" beantwortet. "Nur" , so schränkt der Ingenieur und Biokybernetiker seine kühne Behauptung gleich wieder ein, "wir sind noch weit entfernt davon, die Prozesse, die im zentralen Nervensystem und im Gehirn ablaufen, zu beschreiben." Aber daß sie nach den Gesetzen der Physik erfolgen, da ist sich Eckmiller sicher. Eine einfache Erklärung für ein hochkompliziertes Konstrukt - wer möchte diesen Gedanken nicht gerne stehen lassen? Wie wohltuend erscheint doch eine solche These, zumal, wenn sie in den Kontext einer Theorie der Schöpfung integriert wird, wie es der Düsseldorfer Professor fordert.

Damit ist dem Bild von der Menschen- Maschine allerlei Schrecken genommen; denn die Menschen, insbesondere Wissenschaftler, sind auf den ihnen gebührenden Platz "der kleinen Würmchen" verwiesen. Von einer möglicherweise bedrohlichen Entwicklung der Technik, von einer überheblichen menschlichen Intelligenz, die den Anspruch vertritt, die Evolution zu beflügeln, kann dann keine Rede mehr sein. Und von dem "Konzert, das den Menschen ausmacht" , auch nicht.

Doch gerade das ist das "wesentliche Element der Intelligenz" , hat Prof. Ipke Wachsmuth erkannt. Mit der Metapher des Konzertes beschreibt der Bielefelder Informatiker und KI-Experte das simultane Erleben verschiedener Sinneseindrükke, das Verarbeiten von Gefühlen, das Zusammenspiel von Körper und Geist. Das spiegelt sich nicht zuletzt in der Vielschichtigkeit der Sprache.

W enn es überhaupt eine Lehre aus der bisherigen KI-Forschung zu ziehen gibt, dann diese: Die Definition von Intelligenz kann sich nicht an einer Homo-Faber-Vision orientieren. Dem Menschen allein zielorientiertes Handeln und Produktivität zu unterstellen, reicht nicht aus. Diese Eigenschaften können auch, so Prof. Armin Cremers, den sogenannten intelligenten Systemen der Technik zugewiesen werden. Und gerade durch diesen verkürzten Intelligenzbegriff, so macht der Bonner Informatiker klar, entstehen auch die Ängste der Menschen vor dem Schreckgespenst der KI. Deshalb müsse ein Menschenbild entwikkelt werden, in dem "der menschlichen Kreativität, der Sprache und der Verantwortung" eine entscheidende Rolle eingeräumt wird. Cremers: "Wir müssen uns als Menschen begreifen, die eine Wissenschaft wie die KI betreiben."

Mit anderen Worten: Die Definition des Menschen kann nicht bei einer vollständigen Beschreibung der physikalischen Gesetze, so sie denn eines Tages möglich ist, stehenbleiben. Für Jürgen Seetzen, Ingenieur und Informationswissenschaftler, heißt das, die Bedeutung der Sprache zu erkennen. Sie ist Basis für das Denken, für das Bewußtsein vom Ich und von der Gemeinschaft. Durch sie erleben wir uns als Handelnde und entwickeln Verantwortung. Keine Frage, hier pocht einer auf der homo-sapiens-Version.

Und was ist nun mit der Menschen-Maschine? Der Mensch ist eben doch ein Rätsel.

Künstliche Intelligenz

Mit dem Test des Mathematikers Alan Turing fing es in den 30er Jahren an. Dabei kommuniziert eine Testperson mit zwei unsichtbaren Gesprächspartnern, von denen eine eine Maschine ist. Bemerkt der Proband nicht, daß er mit einem Computer spricht, hat die Maschine den Test gewonnen. Die Idee der "Artificial Intelligence" , zu deutsch "Künstliche Intelligenz" , war geboren. Diesen Namen allerdings erhielt der junge Forschungszweig erst in den 50er Jahren.

Der Optimismus amerikanischer Wissenschaftler, menschliche Intelligenz mithilfe von Computern zu imitieren, wenn nicht gar ersetzen zu können, hielt sich zwei Jahrzehnte. Gefördert er wurde nicht zuletzt mit Geldern aus dem Washingtoner Militärhaushalt. Erst Mitte der 70er Jahre kamen auch die harten KI-Forscher zu der Erkenntnis, daß der Traum vom denkenden Rechner eine Vision bleiben wird. Deshalb beschränken sich deutsche Forscher auf den Anspruch "kognitive Fähigkeiten des Menschen auf dem Computer zu simulieren" .

Offen ist immer noch die Frage, wie denn nun die menschliche Intelligenz und damit die Informationsverarbeitung funktioniert. Licht in dieses Dunkel will auch der VDI-Ausschuß "Künstliche Intelligenz" bringen. In diesem Gremium haben sich namhafte Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammengefunden. Ihre Arbeit wird Bundesforschungsministerium unterstützt.

Forschungsinstitute analysieren die Weltkonjunktur Westdeutsche Wirtschaft profitiert von ostdeutscher Nachfrage In Europa stark unterschiedliche Entwicklung Von Hannsjörg Lawrenz Während Handelsunternehmen in der Ex- DDR noch nicht an eine Verbesserung der Wirtschaftslage glauben, sehen die Industriebetriebe bereits Ansätze eines Aufschwungs. Auch das Baugewerbe registriert eine Entspannung der Lage. VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

F ür die westdeutsche Wirtschaft werden für das kommende Jahr ebenso deutliche Impulse aus den fünf neuen Bundesländern erwartet wie für die europäische Konjunktur. Das ist das Ergebnis eines Konjunkturtests des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, München, auf dem Gebiet der Ex-DDR sowie einer weltweiten Konjunkturanalyse von fünf führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten.

Zum zweiten Mal hat jetzt das Ifo-Institut in Zusammenarbeit mit dem IAW in Berlin einen Konjunkturtest bei 564 Betrieben in den neuen Bundesländern vorgenommen und ist dabei in den Unternehmen auf eine fast durchweg positivere Einschätzung gestoßen. So registrierten die Wirtschaftsforscher einen vorsichtigen Optimismus bei den Produktionserwartungen (+2%) für die nächsten drei Monate sowie für die Geschäftserwartungen für das nächste halbe Jahr (+6%).

Ihre positiven Erwartungen begründen die Unternehmen mit dem Anziehen der Nachfrage, wenngleich die Auftragsbestände zur Zeit noch zu klein angesehen werden. Dieser Auffassung sind 76% der Betriebe beim Inlandsgeschäft und 43% beim Auslandsgeschäft. Nach wie vor stehen die Unternehmen vor dem Problem, daß ihre Produkte weder preislich noch qualitativ wettbewerbsfähig sind. Dieser Auffassung sind immerhin noch drei Viertel der befragten Industriebetriebe. Hatte beim ersten Konjunkturtest in der Ex- DDR (Juli 1990) noch jedes zweite Unternehmen über Liquiditätsengpässe geklagt, geben nun nur noch 30% derartige Produktionsbehinderungen an.

Durchaus positiv sehen vor allem auch die Baubetriebe in die Zukunft, zumal in diesem Bereich erste Anzeichen einer Nachfragebelebung sichtbar werden, obwohl zur Zeit noch sowohl Auftragsbestand wie auch Produktion weiterhin rückläufig sind. Für die nächsten Monate glaubt lediglich ein Drittel der Betriebe an keine deutliche Besserung dieser aktuellen Situation - beim ersten Konjunkturtest des Ifo-Instituts hatte noch jedes zweite Unternehmen der Baubranche für die Zukunft "schwarz" gesehen. Daß das Baugewerbe nun positiver gestimmt ist, wird auch auf die finanzielle Entkrampfung zurückgeführt: Noch im Juli hatten 87% der befragten Bauunternehmen über Finanzierungsengpässe geklagt, heute sind es noch 59%.

Nach Auffassung der Wirtschaftswissenschaftler wird sich die Talfahrt der Wirtschaft in Ostdeutschland als Folge des strukturellen Anpassungsprozesses noch bis weit in das kommende Jahr fortsetzen, während in Westdeutschland die kräftige Aufwärtsentwicklung von Produktion und Nachfrage auch 1991 Bestand haben wird. Und die wird deutlich durch die Mehrnachfrage aus Ostdeutschland angefacht. Damit steht die westdeutsche Wirtschaft als relativ einsamer Pfeiler im Umfeld einer sich abschwächenden Weltkonjunktur.

V or allem die Golfkrise und die damit verbundene Preissteigerung des Erdöls forciert die Abflachung, die für die westdeutschen Unternehmen wesentlich fühlbarer ausfallen würde, wäre die Nachfrage aus den fünf neuen Bundesländern nicht da.

Unterstützt wird diese These auch von der Deutschen Bundesbank, die von einer starken ostdeutschen Nachfrage nach westdeutschen Produkten berichtet.

Probleme um die Haushaltsfinanzierung haben neben der Ölpreisproblematik die wirtschaftlichen Antriebskräfte in den USA weitgehend erlahmen lassen. In der Gesamtheit Westeuropas haben sich Nachfrage und Produktion insgesamt verlangsamt, allein in Japan setzt sich der Aufschwung zügig fort, fassen die Institute ihre weltweite Konjunkturanalyse zusammen. Für Japan sagen sie für das kommende Jahr allerdings eine durch hohe Zinsen bedingte zurückgehende Investitionsbereitschaft voraus.

Deutliche Differenzierungen gibt es in Europa, wo Abflachung (wie in Frankreich und Italien) und Aufschwung (wie in Deutschland) parallel verlaufen. Aufgrund der allgemein hohen Staatsverschuldungen erwarten die Wissenschaftler seitens der Finanzpolitik der westeuropäischen Regierungen keine nennenswerten Impulse. Bedingt durch hohe Zinsen sowie weniger günstige Ertragsaussichten - als Folge der Ölpreissteigerungen, die nicht in voller Höhe durch die günstigen Wechselkurse gegenüber dem Dollar ausgeglichen werden - kalkulieren die Institute mit einer geringeren Ausweitung der Unternehmensinvestitionen als bisher. Gemeinsam sind in den Industrieländern zudem nach der Analyse eine weiterhin hohe Auslastung der Kapazitäten sowie - mit Ausnahme der USA - eine merkliche Zunahme der Beschäftigung, wobei die Reallöhne allerdings schwächer steigen werden und die Konsumeignung durch die hohen Zinsen bedingt gedämpft werden wird.

Belastend für alle Volkswirtschaften wirkt sich allerdings die Golfkrise und die Verteuerung des Öls aus.

Mit dem Regierungswechsel geht eine Ära zu Ende Maggie Thatcher hat das sinkende Schiff verlassen Nach ersten Erfolgen ihrer Wirtschaftspolitik steht das Mutterland des Empire nun vor dem Ruin - Von W. Kunze Maggie Thatcher führte die ehemals verträumte Nation der Idealisten zum Kapitalismus. Trotz ihrer unbestreitbaren Verdienste geriet ihr Ausstieg zum Absturz. In einem kurzen, heftigen Kampf innerhalb der eigenen Partei konnte sie sich nicht durchsetzen und gab auf. VDI-N, London, 7.12.90 -

Z unächst noch zögernd, dann mit zunehmender Vehemenz begann die in Oxford ausgebildete Chemikerin und Juristin Margaret Hilda Thatcher ihr Land umzukrempeln - zunächst wurden den Gewerkschaften die Flügel gestutzt. Zur großen Auseinandersetzung kam es 1984/85, als die Eiserne Lady auf den inzwischen umstrittenen Bergarbeiterführer Arthur Scargill traf. Ein von Frau Thatcher eingesetzter, umstrittener Manager, Ian McGregor aus den USA, machte sich daran, den britischen Kohlebergbau zu rationalisieren und Zechen zu schließen. In teilweise brutalen Kämpfen mit der National Union of Mineworkers (NUM) setzten sich Regierung und Zechen-Management schließlich durch, und das Ende der jahrelangen Auseinandersetzungen läutete dann den Ausklang der traditionellen Gewerkschaftszaren in Großbritannien ein.

Nachdem die wichtigsten Feinde aus dem Weg geräumt waren, kam Frau Thatcher erst richtig zur konservativen Sache: ein Gesetz wurde verabschiedet, nachdem die Bewohner der landesweit üblichen, gemeindeeigenen "Council Houses" das Recht erhielten, ihre Häuser und Wohnungen zum Vorzugspreis zu erwerben, wohl aus der zutreffenden Überlegung, daß der, der etwas zu verlieren hat, politisch gefügiger ist. Gleichzeitig kam das Privatisierungsprogramm der Regierung in schwung: ein strahlender Erfolg war British Telecom. Aus dem Verbund mit der britischen Post herausgelöst, schuf die Privatisierung des Telekommunikationsbereiches einen neuen Wachstumsmarkt. Unklar ist derzeit, wie sich auf der Insel die Zinsen entwickeln werden. Beraten von dogmatischen Finanzexperten wie dem US-Monetaristen Alan Walters, erlebte die Chefin mit ihrem reinen Monetarismus ernsten Schiffbruch. Zinsen galten ihr als das allein seligmachende Mittel zur Kontrolle der Wirtschaft und diese Fehleinschätzung geriet ihr zur Katastrophe. Einerseits versperrte ihr der Monetarismus den rechtzeitigen Zugang zum Europäischen Währungssystem, weil sie dadurch ihre souveränen Rechte an der Währungspolitik gefährdet sah, und andererseits vergraulte sie sich durch die extrem hohen Zinsen von bis zu 17,5% auf erste Hypotheken ihre Stammwählerschaft - gerade die Leute, die dank "Maggie" vor ein paar Jahren ihr Häuschen billig erworben hatten, konnten nun die Zinsen nicht mehr aufbringen.

Auch die Inflation, von Frau Thatcher schon immer als Staatsfeind Nummer eins gebrandmarkt und einst bis auf 6% gebannt, kam wieder in Schwung, erreichte im Sommer 1990 mit 10,9% das Niveau zur Zeit ihrer Amtsübernahme, und wieder traf es die Wähler am unteren Ende der Mittelstandsskala am härtesten.

Parallel dazu verlegte sie das Schwergewicht ihrer Wirtschaftspolitik auf den Dritten Sektor und vernachlässigte die herstellende Industrie - Arbeitsplätze und internationale Handelspositionen gingen auf breiter Ebene verloren.

Bilanz nach elfeinhalb Jahren Amtszeit: nach begeisternden und unbestreitbaren Erfolgen in den ersten sechs Jahren, durch missionarischen Eifer verursachte Rückschläge und ein bis dahin ungekannter Verschleiß an Kabinettsmitgliedern. Internationale Peinlichkeiten wie die Ridley- Affäre, aber auch bleibende, respektierte Veränderungen der Gesellschaft - selbst wenn bei den nächsten Wahlen eine Labour-Regierung gewinnen sollte, wird diese viele der Neuerungen nicht rückgängig machen wollen, die Frau Thatcher mit viel Mühe durchgesetzt hat und die inzwischen in den sozialen Besitzstand übergegangen sind.

Die viel diskutierte Kopfsteuer ( "Poll Tax" ), die heute mitunter als Hauptgrund für den Abstieg der Premierministerin angesehen wird, dürfte in diesem Zusammenhang wohl eher eine untergeordnete Rolle spielen - sie war nicht mehr als der berühmte letzte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Bei niedrigen Zinsen und einer geringen Inflation wäre die Poll Tax mit einigen kosmetischen Änderungen nicht zum Problem verkommen. Letztlich dürfte sich die Lösung in Richtung einer lokalen Einkommensteuer und einer Service-Gebühr bewegen.

Trotz aller Revolutionen gelang es der eisernen Lady auch nicht, alle ihre Wahlversprechungen zu realisieren - Das Bildungswesen liegt nach wie vor im Argen, mit miserablen Aussichten für die unteren Bevölkerungsschichten und riesigen Lücken in der Allgemeinbildung selbst bei Abiturienten.

Wenig Erfolg hatte auch ihre Reform des Gesundheitswesens. Unter dem Protestgeschrei der Ärzte wurde das Honorarsystem geändert und für den durchschnittlichen, berufstätigen Erwachsenen sind die Rezeptgebühren mittlerweile so hoch, daß es mitunter lohnt, Medikamente ohne Rezept zu kaufen; auch für Zahnbehandlung und Brillen sind, außer bei Kindern und Rentnern, saftige Zuzahlungen fällig. All dies führte zu einem enormen Wachstum im privaten Gesundheitsbereich - da ein Kombinationsangebot (staatlicher Gesundheitsdienst plus Aufwertung durch Zusatzversicherung) zwar im Gespräch, aber noch nicht möglich ist, finanziert die mittel- und Oberschicht der Bevölkerung über zusätzlich abgeschlossene private Versicherungen nach wie vor hervorragend ausgestattete private Kliniken, in denen die Wartezeiten der öffentlichen Krankenhäuser praktisch unbekannt sind. Ergebnis: die Patienten bezahlen doppelt und ein enormes Potential wird vergeudet. Die Hindernisse für eine wirkliche Korrektur in diesem Bereich haben allerdings Dimensionen wie der Falklandkrieg: träge, oft inkompetente Verwaltungen, statusbewußte Gemeinderäte und militante Gewerkschaften arbeiten Hand in Hand zum Nachteil von Patienten und Pflegepersonal.

Premierminister kommen und Premierminister gehen, aber für eines werden ihr die Briten noch lange dankbar sein - nur ihrer unbeirrbaren Durchsetzungskraft ist es zu verdanken, daß der Tunnel unter dem Ärmelkanal Wirklichkeit wurde - der Durchstich erfolgte noch pünktlich zum Ende ihrer Amtszeit. "Nebel im Ärmelkanal - der ganze Kontinent von Großbritannien abgeschnitten" ist damit Schnee von gestern.

Der neue Mann in 10, Downing Street soll Großbritannien europäisieren John Major hat die Zeichen der Zeit erkannt Die einstige Weltmacht spielt auf der internationalen Bühne längst keine Hauptrolle mehr - Von Gabriele Reckinger VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

John Major, der neue Parteivorsitzende der britischen Konservativen und gleichzeitig neuer Regierungschef in 10, Downing Street, besitzt nicht nur ökonomischen Sachverstand, sondern auch ein gutes politisches Gespür. Diese Begabung bewies er mit seiner Entscheidung, das Pfund Sterling endlich am europäischen Wechselkursmechanismus teilnehmen zu lassen.

A ls London Anfang Oktober überraschend den beharrlichen Widerstand gegen die Teilnahme der Landeswährung am europäischen Wechselkurssystem(EWS) aufgab, hofften viele Briten auf fallende Zinsen. Und dieses Signal war auch dringend nötig, da sich in der britischen Wirtschaft ein Stimmungstief breit machte und Millionen Eigenheimbesitzer unter der Hypothekenlast stöhnten. Dieser Unmut hatte der gegnerischen Labour- Partei viel Auftrieb gegeben.

Wahltaktische Überlegungen im Hinblick auf die nächsten Unterhaus-Wahlen gelten daher als wichtiges Motiv. Dies stellen auch die Volkswirte des HWWA-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hamburg, in ihrem neuesten "Wirtschaftsdienst" heraus. Ob der 47jährige Major dem Land mit dem EWS-Beitritt aus ökonomischer Sicht nicht einen Bärendienst erwiesen hat, fragen sich allerdings nach wie vor die Kritiker. Sie fürchten, daß die Anpassungslasten für die Wirtschaft, die sich in einer Talfahrt befindet, sehr schädlich sind. Der festgesetzte Leitkurs von 2,95 DM für ein Pfund sei viel zu hoch und raube der Exportwirtschaft den Atem.

Andere Experten bezeichnen einen Kurs von 3,10 DM bis 3,30 DM als angemessen, wenn man die Kaufkraft als Vergleichsmaß heranzieht. So würden jetzt nur Kapitalanleger angelockt, die die hohen Zinsen mitnehmen wollten. Durch diese Spekulationsgelder, die ins Land fließen, würde die Steuerung der Geldpolitik erschwert. Dies laufe jedoch dem Ziel zuwider, die Inflation von derzeit fast 11% zurückzudrängen.

John Major, den Frau Thatcher erst vor gut einem Jahr aus der Ministerialstube ins Rampenlicht zog, als sie ihn zum Schatzkanzler machte, gehört wohl zu den Optimisten. Das EWS hat sich in den zehn Jahren seines Bestehens als erstaunlich robust erwiesen, auch wenn Länder beitraten, die mit hohen Inflationsraten und hohen Zinsen, wie jetzt Großbritannien, zu kämpfen hatten. Langfristig ist jedoch eine disziplinierende Wirkung zu beobachten. Die wirtschaftspolitischen Entwicklungen in den EG-Ländern konvergierten, statt zu differieren. Allerdings nur unter schmerzlichen Anpassungen und mit viel politischem guten Willen, korrigiert die Untersuchung des HWWA-Instituts die Optimisten. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht kann das Institut den Vorteil der Briten aus dem Pfund-Beitritt nicht klar erkennen. Erst wenn die rein ökonomische Analyse um politische Aspekte erweitert werde, zeichne sich ein klares Nutzen-Kalkül ab.

Drei wesentliche Gründe sehen die Hamburger Volkswirte, warum London den jahrelangen, erbitterten Widerstand gegen eine Teilnahme am Wechselkursmechanismus jetzt aufgab. Neben das bereits erwähnte Motiv der Wahltaktik tritt der noch wichtigere Wunsch, die britische Position innerhalb der EG und des sich neu formierenden Europa unbedingt zu stärken. Mit der Öffnung Osteuropas und der deutschen Vereinigung zeichnet sich eine Verschiebung der Machtstrukturen ab. Die EG gewinnt immer mehr an Gewicht. Die geographische Randlage Großbritanniens soll jedoch keine politische Isolation bedeuten. Schließlich halten die HWWA-Forscher auch den sinkenden Einfluß Großbritanniens in der Weltpolitik für einen wichtigen Beweggrund, mit dem EWS-Beitritt ein politisches Signal zu setzen. Die wachsende Aufmerksamkeit der Amerikaner gegenüber Frankreich und Deutschland erregt britische Eifersucht. In dieser politischen Konstellation mag sich als neuer Weg eröffnen, den Weg über Europa zu gehen, um auf Sicht dann auch weltpolitisch wieder mehr Geltung zu erlangen.

PROGNOSEN UND MEINUNGEN

Gerade der EG ist nach Angaben ihres Vizepräsidenten Martin Bangemann an einem Erfolg der Uruguay-Runde gelegen. Mit einem Welthandelsanteil von 20% wäre die EG am härtesten von einem Scheitern der Verhandlungen betroffen. Im GATT gehe es um "vitale Elemente" für die Industrie, so der Kommissar. Es müsse dafür gesorgt werden, daß am Ende ein klares und strenges multilaterales Regelwerk herauskomme, das auch funktioniere. Zuviel Bilateralismus sei ein Rückschritt und könne nicht im Interesse der EG sein, sagte Bangemann.

Ein Offenhalten der Europäischen Währungsunion für neue Entwicklungen angesicht der Veränderungen in den Ländern Ost- und Südosteuropas hat Karl Thomas, Mitglied des Zentralbankrats der Deutschen Bundesbank, gefordert. In einer Rede vor der Irving-Fisher- Gesellschaft sagte er, dem hiesigen DM- Finanzmarkt werde vorerst eine wichtige Rolle zufallen, weil sich die hinzutretenden Länder konkrete regulierte Währungen nutzbar zu machen suchten, zuvorderst die D-Mark. Die Erwartungen hinsichtlich Kapitalinvestitionen richteten sich im hohem Maße an Deutschland.

Die Zahl der Arbeitslosen in den fünf neuen Bundesländern wird nach Ansicht des Präsidenten der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BfA), Heinrich Franke, weiter steigen und im kommenden Jahr bei durchschnittlich 1,1 Mio liegen. Die Zahl der Kurzarbeiter werde etwa 1,4 Mio. betragen. Im Oktober dieses Jahres waren auf dem Gebiet der ehemaligen DDR 537800 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, die Zahl der Kurzarbeiter betrug zuletzt knapp 1,8 Mio. Das durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in den neuen Ländern entstehende Defizit für die BfA bezifferte Franke auf rund 26 Mrd. DM.

Durch hohe Auftragsreserven und insgesamt positive Erwartungen drohen die Produktionsmöglichkeiten der westdeutschen Industrie in den kommenden zwölf Monaten zunehmend zu klein zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung nach einer Befragung des verarbeitenden Gewerbes. Danach waren die Produktionsanlagen saisonbereinigt zu 89,9% ausgelastet.

Die Auftragsbestände sicherten im Schnitt eine Produktion von 3,3 Monaten. Die Produktionspläne für die kommenden drei Monate ließen eine kräftige Ausweitung der Produktion erwarten. Kapazitätsengpässe zeichneten sich vor allem bei Konsumgütern ab, wo im September eine Kapazitätsausnutzung von 92,8% (Juni 1990: 91,1%) erreicht wurde, sowie bei Gebrauchsgütern mit 93,0% (Juni: 91,2%).

MÄRKTE, BRANCHEN, UNTERNEHMEN

Das japanische Elektrounternehmen Matsushita hat den amerikanischen Film- und Musikkonzern MCA Inc. übernommen. Mit einem Volumen von 6,6 Mrd. Dollar ist dies die bisher größte Übernahme eines amerikanischen Unternehmens. Durch den Kauf ist bereits das vierte der acht großen Hollywood-Studios an einen ausländischen Käufer gegangen.

Auf einen neuen Höchststand von 499000 Einheiten ist die Automobilproduktion der Bundesrepublik im Oktober geklettert. Sie lag damit um 11% höher als im Oktober 1989, als 451188 Kraftwagen aller Art von den Bändern liefen. Die Pkw/Kombi-Produktion lag nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie e.V. (VDA), Frankfurt, mit 467000 (425101) Stück um 10% höher als vor einem Jahr.

Einen neuen Rekord meldet die größte Spielwarenfachmesse der Welt, die "Internationale Spielwarenmesse mit Fachmesse Modellbau, Hobby und Basteln" , die am 31. Januar bis 6. Februar 1991 in Nürnberg stattfindet. Angemeldet haben sich 2010 (Vorjahr: 1999) Aussteller, teilte die Spielwarenmesse eG Nürnberg mit. Von den 107 Spielwarenherstellern der neuen Bundesländer seien voraussichtlich 80 vertreten.

In der deutschen Bauwirtschaft sind nach der Wiedervereinigung ein Drittel mehr Personen beschäftigt als in der bisherigen Bundesrepublik. Größter Bauarbeitgeber unter den einzelnen Bundesländern ist Nordrhein-Westfalen. Dort arbeiten 17,8% bzw. 432000 der Beschäftigten in Baubetrieben. Größter Arbeitgeber in den fünf neuen Bundesländern ist die sächsische Bauwirtschaft mit rund 160000 Beschäftigten. Das entspricht einem Anteil von 6,7%. Während die Bauinvestitionen in den "alten" Ländern der Bundesrepublik 1990 voraussichtlich um 5% bis 6% wachsen werden, rechnet der Verband für die neuen Bundesländer mit einem Rückgang um 10%. Ursachen seien Liquiditätsengpässe der Wohnungsunternehmen, Planungsvorläufe bei Investitionsvorhaben der Wirtschaft, administrative Hemmnisse und eine unzureichend funktionierende Verwaltung.

Ifo-Institut legt Studie zum Marketing der 90er Jahre vor Erfolg kommt nicht von ungefähr Absatzförderung wird für Unternehmen immer wichtiger Von Ulrich Porwollik VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Durch den Binnenmarkt 1992 und die Öffnung der Ost-Märkte wird der internationale Warenaustausch intensiviert. Nach einer Studie des Münchener Ifo- Instituts stehen die 90er Jahre ganz im Zeichen eines innovativen Marketings.

W ährend die vergangene Dekade von der deutschen Industrie dazu genutzt wurde, die Innovationsausgaben für Forschung und Entwicklung, Konstruktion und Design zu intensivieren, stehen die 90er Jahre ganz im Zeichen neuer Strategien der Absatzförderung. Allein die sich wandelnden Umfeldfaktoren für die Unternehmen machen in vielen Bereichen ein Umdenken notwendig. Das Münchner Ifo-Institut hat in einer umfangreichen Studie untersucht, wie deutsche Unternehmen Marketingstrategien allgemein beurteilen und welche Faktoren für den Einsatz bzw. Nicht-Einsatz eine Rolle spielen. Insgesamt wurden 3500 deutsche Unternehmer befragt. Aufgrund der Eckdaten einer sich wandelnden Gesellschaftsstruktur, den politischen Entwicklungen und den sich bereits jetzt abzeichnenden Veränderungen der Märkte, kommen die Experten zu dem Schluß, daß Marketing in den neunziger Jahren zunehmend wichtig für den Unternehmenserfolg wird.

Den Binnenmarkt Bundesrepublik Deutschland betrachtend, ist es vor allem die Veränderung der demographischen Struktur der Bevölkerung, die nachhaltige Wirkungen auf die Wirtschaft haben wird. Der Konsumgüterbereich im allgemeinen und die Nahrungs- und Genußmittelindustrie im besonderen sind davon betroffen. 40% der befragten Unternehmen gehen davon aus, in den 90er Jahren spürbar von dieser Entwicklung beeinflußt zu werden.

Auch technologische Innovationen bleiben nicht ohne Auswirkungen auf den Markt. Akzeptanzprobleme auf der Konsumentenseite, neue Anwendungen und der generelle technologische Wandel werden sich weiter verstärken. Vor allem aber das höhere Anspruchsniveau im Bereich des Umweltschutzes birgt für die Industrie eine Fülle von Risiken, wenn sich der Wandel nicht im Produkt-Mix niederschlägt.

Wichtigster Umfeldfaktor für die Unternehmensentwicklung in den 90er Jahren aber bleibt der sich verändernde Markt. Der europäische Binnenmarkt, aber auch die Öffnung Osteuropas werden bis weit in die kommende Dekade nachhaltige Wachstumsimpulse auf die deutsche Wirtschaft ausüben. Neben den positiven Erwartungen birgt die Öffnung und Erschließung neuer Märkte aber auch ein nicht zu vernachlässigendes Risikopotential. Vor allem ost- und südostasiatische Unternehmen versuchen in die neuen Märkte zu drängen, so daß Konkurrenzdruck und Wettbewerb stark zunehmen werden.

Vor diesem Hintergrund gilt es, die Unternehmensstrategie neu zu definieren. An welchen Fronten zeichnen sich neue Wettbewerber ab? Welche neue Technologien können dem Markt zugemutet werden, ohne daß es zu Akzeptanzproblemen kommt? Die Theorie gibt folgenden Ratschlag: Das Innovationsangebot muß der Innovationsnachfrage entsprechen. Es kommt also auf die Dosis an, ob neue Technologien Gift oder Medizin für die Unternehmen sind.

Ohne Zweifel kann das Innovationsmanagement kaum noch ohne eine marktorientierte Marketingstrategie erfolgreich sein. Dazu kommt, daß sich in zahlreichen Branchen, wie der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie in einigen Bereichen der Konsumgüterproduktion, mittelfristig Sättigungstendenzen abzeichnen, die durch den Nachholbedarf der osteuropäischen Märkte allenfalls um einige Jahre nach hinten revidiert werden müssen. Fast 40% der deutschen Industrieunternehmen müssen in den kommenden Jahren neue Geschäftsfelder erschließen. Verblüffend ist in diesem Zusammenhang, daß immerhin noch die Mehrzahl deutscher Industrieunternehmen Entscheidungen nach dem Trial-and-Error-Prinzip trifft. Nur 17% erstellen Pläne mit Reichweiten bis zu fünf Jahren für den Bereich Absatz/Vertrieb.

Der aufgrund der aufgezeigten Einflußfaktoren sich abzeichnende Wandel des Marktgeschehens sollte bei den meisten Unternehmen eine Änderung der Marketingstrategien auslösen. Aber 46% der befragten Industrieunternehmen halten diese Maßnahmen für nicht erforderlich. Mit steigender Konsumnähe allerdings, wie z.B. in der Konsummittelindustrie, werden neue Marketingstrategien bei 40% für notwendig erachtet.

Schwerpunkte der Neuorientierung sind vor allem Werbung, Verkaufsförderung sowie die Definition neuer Vertriebswege. Die Preispolitik bleibt weiterhin unangetastet, so daß nur vereinzelt Unternehmen versuchen, eine Preisanpassungsstrategie zu verfolgen, sondern eher auf die Differenzierung des Qualitätswettbewerbs abzielen. Dieser Maßnahmenkatalog ist eng damit in Verbindung zu sehen, daß bisher nur 6% der Industrieunternehmen Marketing überhaupt für wichtig erachten, und bei 40% nur eine geringe Bedeutung hat; also nach der Maxime "Bei uns verkauft der Chef persönlich, wir brauchen kein Marketing" handeln. Insofern liegen also hier eine Fülle von Potentialen brach, Marketing-Attentismus nennen das die Experten des Ifo-Instituts, die zunächst noch verstärkt genutzt werden können.

Neben innerbetrieblichen Intensivierungsstrategien (Kostensenkung, Zeitmanagement, Reorganisation und Personalmanagement) verfolgen nicht wenige Industrieunternehmen auch Extensivierungsstrategien, die im wesentlichen auf das Erscheinungsbild der Unternehmen nach außen zielen. Programmbereinigung, Produktinnovation und Marktkommunikation zählen hier zu den ersten Maßnahmen. Erstaunlich ist, daß 70% der befragten Unternehmen angaben, über ein Leitbild zu verfügen.

Die Autoren der Studie weisen nachdrücklich darauf hin, daß mit der Umstrukturierung der Märkte dieses Leitbild in zahlreichen Fällen revidiert werden muß. Wichtig sei, nicht zu versuchen, warme Diffusität und Harmonie darzustellen, sondern im Rahmen eines eindeutigen Firmenimages auf Differenzierung und Konfliktbereitschaft zu setzen.

DEUTSCH-DEUTSCHE KOOPERATIONENÅ

Anlagenbau: Wir haben langjährige Erfahrungen bei der durchgängigen Bearbeitung von Automatisierungsanlagen, insbesondere bei der Umsetzung verfahrenstechnischer Bedingungen, und bieten Ausarbeitung von Studien und Analysen, Erstellung Ihrer Ausschreibungsunterlagen, Basic-Engineeringsleistungen und Koordinierungsleistungen für alle Planungsphasen an. IAB GmbH: Geschäftsbereich II, Frau Gradehand, Georgiring 1-3, O-7010 Leipzig, Tel. 7982164, Telefax 3741294288.

Deutsche Reichsbahn: Das Reichsbahnausbesserungswerk Potsdam sucht dringend: Freie Kapazität für die Batterieladung-, wartung und -pflege von Bleiakkumulatoren sowie NC-Sammlern. Deutsche Reichsbahn, Reichsbahnausbesserungswerk Potsdam, Abt. Hauptmechanik, Friedrich-Engels-Str. 70, O-1561 Potsdam, Tel. 322311, Telex: 158451-312.

Elektrotechnische Anlagen: Selbständig arbeitendes Elektro-Ingenieurteam mit langjähriger Erfahrung in der Planung und Realisierung größerer elektrotechnischer Anlagen sucht Kooperationspartner im Bereich Beratung, Planung oder Firmenvertretung - E. Kitschke, Tiefer Grund 21, O-4505 Dessau.

Entwurfs- und Fertigungskapazitäten: Das Technikum Mikroelektronik bearbeitet 4" -Si-Wafer bis zur Messung (Kleinserie, cSGT- und mikromechanische Standardlinie im 2- PI352 -Niveau, Ausbildung von besonders belastungsresistenten Leitbahnen in Polycid- bzw. Salicidtechnik und als Schwermetallvariante) bei Nutzung angeschlossener Entwurfskapazität für mikrosystemtechnische Komponenten. Der Kooperationspartner definiert das Erzeugnis, übernimmt seine Komplettierung und beteiligt sich am Entwicklungsaufwand. Ansprechpartner: Dr. Geßner (Tel.: 0371/5613130). TU Chemnitz, Technikum Mikroelektronik, Postfach 964, DDR-9010 Chemnitz.

Prozeßautomatisierung: Programmierung von SPS und Projektierung von Niederspannungsschaltanlagen gehören seit über zehn Jahren zu den Aufgaben des Ingenieurteams, das jetzt seine Leistung Kooperationspartnern anbietet und für Hersteller elektrotechnischer Erzeugnisse arbeiten möchte. EKO Stahl AG, Bereich Projektierung/Konstrukion, Abt. Prozeßautomatisierung I, Dipl.-Ing. Eckhard Wilberg, Werkstr. 1, O-1220 Eisenhüttenstadt.

Meßtechnik: Ingenieurbüro für Meßtechnik möchte den Vertrieb und Service von Meßgeräten übernehmen, die im östlichen Teil Deutschlands keine eigene Vertretung aufbauen wollen. Weitere Informationen über Herrn Heinz Raddatz, Reiherhorst 23a/PF 41-08 - O-1272 Neuenhagen bei Berlin.

Maschinenbau: Ing.-Büro bearbeitet Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben in den Bereichen Landtechnik, Fördertechnik und allg. Maschinenbau. Wir suchen Kooperationspartner und Auftraggeber. Dr. W. Richter, Söbrigener Str. 3c, PF 55-16, O-8054 Dresden.

Ingenieurbüro: Neugegründetes Ingenieurbüro, bestehend aus drei Diplom-Ingenieuren, Patentinhaber, bietet Zusammenarbeit in folgenden Bereichen an: Konstruktionen für Maschinenbau, hydraulische und pneumatische Anlagen; Elektrotechnische Anlagen; SPS, Ingenieurtechnische Beratung, Beratung bei Innovationsproblemen und Kreativitätstraining. Dipl.-Ing. Armin Reiche, Bärentalstraße 25, O-7300 Döbeln.

Metallbearbeitung: 1960 als eine Genossenschaft des Maschinenschlosserhandwerks gebildet, wurde die Delta Metallwaren auf Beschluß des Ministerrates der DDR 1972 in einen VEB umgewandelt. In dem Betrieb sind z.Z. 40 Mitarbeiter tätig, gut ausgebildete Werkzeugmacher und Schweißer. Der Betrieb verfügt über Blechscheren bis 6 mm, Stanzen von 16 bis 160 t, C02- und Punktschweißtechnik und eine Farbpulverbeschichtung. Das Produktionssortiment umfaßt Blechbearbeitung, Möbelgestelle, Möbelbeschläge, Werkzeugbau. Mohr, Delta Metallwaren GmbH, O-6821 Köditz/Thüringen, Unterköditz Nr. 36.

In Ungarn wächst der Wunsch nach internationaler Kooperation Die Planwirtschaft hat den Unternehmergeist nicht beeinträchtigt Mit Joint-ventures will das Land der Magyaren wettbewerbsfähiger werden VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Die wachsende politische Instabilität von Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien läßt den Investitionsstrom dorthin versiegen. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der UdSSR, aus Polen und vor allem aus Ungarn bietet dagegen viele positive Perspektiven. Die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen ist eine von vielen Gestaltungsformen der internationalen Kooperationen.

I n Ungarn, wo die Regierung Antal die 100-Tage-Schonfrist überschritten hat, werden die Rahmenbedingungen für Investitionen aus dem Ausland verbessert. Der Reform bedürfen noch die Tätigkeit der Notenbank sowie das gesamte Kreditwesen. Besonders langwierig und restriktiv gehandhabt wird der Erwerb von Immobilien- und Grundeigentum. Weichenstellungen für den leichteren Zugang zum Erwerb von Grund und Boden sind aber bereits erfolgt. Das kürzlich eingeführte vereinfachte Genehmigungsverfahren sieht vor, daß bei Übernahmen unter 50%, keine behördliche Genehmigung mehr nötig ist. Übersteigt der Anteil 50% muß eine Genehmigung eingeholt werden.

Alle Joint-ventures, deren Tätigkeit sich auf der Prioritätenliste des Gesetzes Nr. 24 aus dem Jahre 1988 befinden, sind in den ersten fünf Jahren von der Steuer befreit. Danach ist die Gewinnsteuer um 60% reduziert. Bislang wurde diese Vergünstigung ohne Einschränkungen gewährt. Die Erwartung der ungarischen Regierung, daß die in Joint-ventures produzierten Waren westlichen Qualitätsstandards entsprechen sollten, wurde jedoch überwiegend nicht erfüllt. Daher ist mit selektiverer Vergabe von Steuervergünstigungen zu rechnen.

In diesen Tagen hat die staatliche Vermögensverwaltung Ungarns ihr erstes, 20 Betriebe umfassendes Privatisierungsprogramm vorgelegt. Es werden vornehmlich Anleger gesucht, die neue Technologien und Absatzmärkte einbringen. Engagements ausländischer Banken spielen bei diesen Joint-ventures vielfach eine wichtige Rolle. Dabei wird die Bereitschaft der Institute, sich an solchen Geschäften zu betätigen, nicht selten hart geprüft. Alte wie neue ungarische Währungs- und Wirtschaftshüter haben westlichen Kreditgebern in der Vergangenheit durch geschönte und in günstigen Farben gezeichnete Zahlen den einen oder anderen Vertrauensschock beschert. Gegenwärtig werden westliche Banker durch die Eckdaten des ersten Halbjahres 1990 wieder zu neuem Vertrauen ermuntert. In diesem Zeitraum stiegen die Exporte im Dollarraum um kräftige 17% auf fast 3 Mrd. Dollar. Gleichzeitig waren während dieser Zeit trotz Liberalisierung die Importe rückläufig, so daß sich ein Handelsüberschuß von voraussichtlich 700 Mio. Dollar errechnen läßt.

Der Bedarf an Gemeinschaftsunternehmen mit ausländischen Partnern ist in Ungarn also unvermindert groß. Die bereits bestehenden Kooperationen, Insider sprechen von ca. 1800, stellen ein Auslandskapital von etwa 1 Mrd. Dollar dar. Jozsef Antal und seine Regierungsmannschaft möchten im nächsten Jahr mindestens die gleiche, wenn möglich gar die doppelte Anzahl von Joint-ventures ins Land bringen.

Keine leichte Aufgabe vor dem Hintergrund der massiven Ausfälle aus dem Handel mit den RWG-Ländern, den Auswirkungen der Irak-Krise und den Dürreschäden in dem für Ungarn sehr wichtigen Agrarsektor. Als Folge des von 48% auf 29% fallenden Umsatzes mit den RWG-Ländern hat eine Neuorientierung stattgefunden, die in bemerkenswertem Tempo abläuft.

Der notwendige Umbau der Außenwirtschaft wird mit hoher Priorität vorangetrieben. In dem hierfür zuständigen Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit wurde mit großer Eile ein Gesetzesentwurf erarbeitet, welcher dem Parlament mittlerweile vorgelegt worden ist. Er enthält neue Regelungen für ausländische Kapitalanlagen. Hiervon erhofft man sich in Budapest eine wesentliche Steigerung und Beschleunigung des Kapitalimportes.

Der ungarische Markt ist selbst dem in der ehemaligen DDR in den meisten Beziehungen um einige Jahre voraus. Die rechtlichen Strukturen entsprechen heute bereits weitgehend den Anforderungen einer freien Marktwirtschaft und erlauben den freien Kapitalverkehr. Westliche Joint-ventures-Partner haben bereits festgestellt, daß auch Jahrzehnte dauernder Kommunismus den gesunden kaufmännischen Geist und die freiheitliche Mentalität der ungarischen Geschäftspartner nicht beeinträchtigen konnten. Jozsef Antal und seine Architekten der freien Marktwirtschaft gehen einen richtigen Weg. Um anzukommen, brauchen sie allerdings die Partnerschaft der westlichen Industrienationen.

Finanzierung der deutschen Einheit bleibt unklar Steuererhöhungen sind bestimmt der falsche Weg VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, upo -

Ob die Bundesregierung in der kommenden Legislaturperiode Steuern erhöhen, Abgaben verlangen oder die Staatsverschuldung in die Höhe treiben wird, hängt im wesentlichen vom Verlauf des Umstellungsprozeßes in Ostdeutschland ab. Die Kosten der Einheit, so jedenfalls der Vizepräsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (HWWA), Hamburg, Hans-Jürgen Schmahl, seien derzeit nicht festzulegen.

Wer der Bundesregierung unterstelle, so Schmahl weiter, sie würde die Kosten der Einheit kennen, unterstelle ihr hellseherische Fähigkeiten. Denn alle bisher veröffentlichten Zahlen würden sich nur auf Schätzungen der Transferzahlungen öffentlicher Gelder beziehen, die zur Abdeckung des Defizits zwischen den krisenbedingten niedrigen Einnanhmen und den hohen Ausgaben in Ostdeutschland entstehen. Die wahren Kosten der Vereinigung würden ganz wesentlich von der künftigen Wirtschaftsentwicklung in den fünf neuen Bundesländern abhängen, und allein deshalb seien sie augenblicklich nicht zu quantifizieren.

Aus diesem Grunde könne derzeit auch niemand ernsthaft behaupten, das Steuererhöhungen zur Finanzierung der Einheit unvermeidbar sind. Die Frage der weiteren Finanzierung könne nur im Zusammenhang der Entwicklung des gesamten Staatsfinanzen gestellt werden. Die durch die Einheit versursachten Kosten hätten das Staatsdefizit schubartig erhöht und sei über eine Kreditaufnahme finanziert worden. Für das kommende Jahr rechnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute mit einer Belastung des Staatshaushaltes von 90 Mrd. DM, die über Kredite am Kapitalmarkt finanziert wird. Welche Folgen dies letztendlich für Konjunktur und Zins haben wird, darüber seien noch keine zuverlässigen Prognosen möglich. Eines sei aber schon jetzt sicher, das Einsparungen der wesentlich bessere Weg seien, als durch Steuererhöhungen Konjunktur und Wachstumsbedingungen zu beeinträchtigen. Letztendlich seien auch die Preise und das Lohnklima in Gefahr, so daß das gemeinsame Urteil der Institute lautet: Steuererhöhungen sind keinesfalls ein naheliegender Weg für die Finanzierung für die deutsche Einheit.

Absage an Europrotektionismus Freie Fahrt für Japan-Autos VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, upo -

Vor einer Abschottung der EG gegenüber Importautos aus Japan hat der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, gewarnt. Europrotektionismus zeuge von wenig Vertrauen in die eigene langfristige Wettbewerbsfähigkeit, wenn gerade deutsche Autofirmen, die zu den Paradepferden der deutschen Wirtschaft zählten, nach Schutz vor Wettbewerb riefen.

Kritik übte Stihl an der europäischen Verkehrspolitik. "Den Politikern aller Farben und Ebenen wird der Verkehr offenbar immer lästiger" , sagte der DIHT-Präsident vor der Industrie- und Handelskammer Regensburg. Dabei müßten die europäischen Staaten angesichts der wirtschaftlichen Verflechtungen über die Grenzen hinweg längst zu einem europäischen Verkehrsraum mit gemeinsamer Infrastrukturpolitik zusammengeschlossen sein. Denn das sei Voraussetzung für einen einheitlichen europäischen Wirtschaftsraum. "Doch davon sind wir heute weiter entfernt als je zuvor" , erklärte Stihl.

Innerdeutscher Handel floriert Ost-Nachfrage ungebrochen VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, upo -

Der innerdeutsche Warenverkehr erlebt derzeit eine Phase der Hochkonjunktur. Nach den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden, lieferten westdeutsche Unternehmen allein im September Waren im Gesamtwert von 2,4 Mrd. DM in die neuen Bundesländer. Dies entspricht gegenüber dem Wert vom September 1989 einen Zuwachs von 277 %.

Bei den Lieferungen entfielen auf Investitionsgüter rund 969 Mio. DM (+246 %), auf Nahrungs- und Genußmittel 651 Mio. DM (+1524 %), auf Grundstoffe und Produktionsgüter 427 Mio. DM (+101%) und auf Verbrauchsgüter 224 Mio. DM (+297%).

Aber auch der Warenstrom aus Ostdeutschland konnte kräftige Zuwächse verbuchen. Im September lieferten ostdeutsche Unternehmen Waren im Wert von 800 Mio. DM in die Alt-Bundesrepublik. Vor allem Grundstoffe und Produktionsgüter, 375 Mio. DM (+31%) und forstwirtschaftliche Erzeugnisse, 108 Mio. DM (+340 %) wurden von westdeutschen Unternehmen nachgefragt.

Die Monate Januar bis September 1990 zusammengerechnet, ergeben sich eindrucksvolle Zahlen. Der Gesamtwert westdeutscher Lieferungen beträgt 14 Mrd. DM, die Bezüge aus den neuen fünf Bundesländern machen dagegen rund 6 Mrd. DM aus. Dies ergibt eine durchschnittliche Steigerung des Warenverkehrs von 151 % von West nach Ost und ein Plus von 11% bei Ost-Westlieferungen gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum im Vorjahr.

In Hannover entsteht ein Forschungspark für Biotechnologie Erste Unternehmen produzieren schon für die Märkte der Welt Mit Dr. Ernst Lange, Geschäftsführer des Medical Park, sprach Rolf O. Karis VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Der Geschäftsführer des erst 1987 gegründeten Medical Park in Hannover, Dr. Ernst Lange, ist sehr zuversichtlich, was die Entwicklung des Forschungsparks für Biotechnologie und Mikrobiologie angeht. Potentiellen Investoren aus Japan und USA soll der Standort Bundesrepublik schmackhaft gemacht werden. Schon im kommenden Jahr sind die ersten Gebäude mit zusammen 6000 m2 Fläche fertig zum Bezug.

VDI-Nachrichten: Herr Dr. Lange, Sie haben mit dem Medical Park in Hannover ein ambitioniertes Projekt angepackt und Sie sind offensichtlich guter Hoffnung, innerhalb weniger Jahre eines der größten Zentren für biotechnische Forschung und Molekularbiologie in Europa - vielleicht sogar weltweit - zu schaffen. Was berechtigt Sie zu der Hoffnung, diese weitgesteckten Ziele innerhalb von fünf bis sieben Jahren zu erreichen?

Lange: Wir haben hier in Hannover mit der Medizinischen Hochschule exzellente Voraussetzungen, wir haben hier ein Max- Planck-Institut, ein Fraunhofer-Institut und mit dem Zentrum für Naturwissenschaften und Medizin in Göttingen und dem Zentrum für Biotechnologie in Braunschweig ein hervorragendes wissenschaftliches Umfeld. Dieses biomedizinische Dreieck bildet die wissenschaftliche Basis für Unternehmen, um hier schneller und effizienter ihre Produkte zu entwickeln. Zum zweiten haben wir hier jetzt die baulichen Voraussetzungen geschaffen, d.h. wir können ab August 1991 Mietflächen anbieten. Unternehmen können sich zum Beispiel eine Etage mieten und hier in ihren eigenen Forschungslabors die Entwicklung ihrer präferierten Projekte voranbringen.

VDI-Nachrichten: Sie bieten insbesondere potentiellen Investoren aus Japan und den USA den Standort Europa an. Was soll die Unternehmen veranlassen, hier nach Hannover zu kommen, anstatt zum Beispiel nach Schottland zu gehen, wo erhebliche Steuergeschenke winken, und im Bereich der Biotechnologie die Unternehmensdichte die kritische Masse längst überschritten hat?

Lange: Zum ersten bieten wir mit dem Standort Hannover eine zentrale Lage. Innerhalb Europas hat sich mit dem Fall der Mauer und der allgemeinen Öffnung des Ostens das Zentrum nach Deutschland verlagert. Zum zweiten glauben wir, daß

wir in der Wissenschaft, in der Frage der medizinischen Wissenschaft in Deutschland sehr sehr viel zu bieten haben, was nicht jedes andere europäische Land zu bieten hat und zum dritten, von hier aus sind die Wege überall hin sehr kurz, und das ist doch entscheidend für Unternehmen, die in Europa vorankommen wollen.

VDI-Nachrichten: Wollen Sie neben der Forschung im Medical Park auch Produktionsstätten ansiedeln?

Lange: Ja, das ist nicht nur möglich, es ist sogar gewünscht. Insbesondere wenn die Produktion eng mit Forschung und Entwicklung zusammenhängt, soll auch die nachfolgende Produktion hier angesiedelt werden können.

VDI-Nachrichten: Das ganze Projekt wird ja zunächst noch mit erheblichen Mitteln von Stadt und Land getragen und bezuschußt. Soll sich der Medical Park eines Tages als eigenständiges Unternehmen selbst tragen?

Lange: Das ist vorstellbar. Vielleicht nach einer Anlaufzeit von etwa 10 Jahren. Dann werden die Investitionen gegriffen haben, die jetzt zum Beispiel auch aus Bundesmitteln der Strukturhilfe für die Baulichkeiten zur Verfügung gestellt worden sind. Zum Beispiel auch für das Institut für Peptid-Forschung.

VDI-Nachrichten: Können Sie Projekte nennen, die hier schon bearbeitet werden?

Lange: Ja, die Peptid-Forschung ist ein großes Thema in Hannover. Vor einem Jahr wurde hier in Hannover das neue niedersächsische Institut zu diesem Thema gegründet. Das ist derzeit im Aufbau. Zum zweiten arbeiten bereits zwei Unternehmen, die sich mit diesem Thema beschäftigen im Medical Park, und drittens ist das Thema für das Transplantationszentrum Hannover von großer Bedeutung - wird also in der Medizin bereits angewendet.

VDI-Nachrichten: Was können Sie außer dem richtigen wissenschaftlichen Umfeld einem ansiedlungswilligen Unternehmen bieten? Gibt es steuerliche Vorteile, billigen Raum oder sonstige finanzielle Attraktionen?

Lange: Die wesentlichen finanziellen Anreize sind die Vorteile, die die Stadt Hannover beim Kauf von Grund und Boden bietet. Der Preis wird je nach der Art des Projektes mehr oder weniger günstig gestaltet. Der zweite zu erwähnende Punkt ist, daß das Land Niedersachsen ein Technologieprogramm eingerichtet hat, das interessante Projekte zusätzlich bezuschußt.

VDI-Nachrichten: Wo kommen zur Zeit ihre Hauptinteressenten her? Und sind die potentiellen Anleger in erster Linie am Standort Europa interessiert, oder ist es der Standort Bundesrepublik, der lockt?

Lange: Größtes Interesse zeigen Unternehmen aus den USA, Kanada und aus Japan, die ihren Forschungs-Standort in Europa ausbauen wollen.

VDI-Nachrichten: Herr Lange, wo wollen Sie in zehn Jahren mit dem Medical Park stehen? Soll der Medical Park zum Nukleus für biomedizinische und molekularbiologische Forschung weltweit werden?

Lange: Das ist richtig und zwar im globalen Verbund. Wir werden nicht weltweit an der Spitze stehen können. Solche Maßstäbe muß man realistisch sehen. Wir werden jedoch im weltweiten Verbund sicherlich ein ganz wichtiges Zentrum sein.

NEUE BÜCHERÅ

F. Kneschaurek: Unternehmung und Volkswirtschaft. Schäffer Verlag, Stuttgart 1990, 287 S., 78 DM.

Die Entwicklung einer Unternehmung wird durch ihre volkswirtschaftliche Umwelt entscheidend mitbestimmt. Diese Umwelt, als Summe aller Kräfte verstanden, die von außen her auf eine Unternehmung einwirken, untersteht einem tiefgreifenden Wandel, und dies in weltweitem Maßstab. Die Führungskräfte der Wirtschaft kommen nicht darum herum, auch mehr als bisher über diese volkswirtschaftliche Umwelt zu wissen.

Die meisten volkswirtschaftlichen Lehrbücher sind zu wenig auf die Bedürfnisse dieser Führungskräfte zugeschnitten. Das vorliegende Buch weicht daher bewußt von der traditionellen Form und Ausrichtung nationalökonomischer Lehrbücher ab; es geht nicht von der Theorie in ihren vielfältigen Ausprägungen aus, sondern wählt die konkreten, aus der Sicht der Unternehmungen entscheidenden volkswirtschaftlichen Gegenwartsfragen als Ausgangspunkt der Betrachtung. Damit will es einen Beitrag zu einem integrierten Managementkonzept leisten, in dem nicht nur die unternehmungsinternen Probleme ganzheitlich erfaßt und verstanden werden, sondern auch die Beziehungen der Unternehmung zu ihrer Außenwelt, die mehr denn je ihr Schicksal prägen.

W. Schäfer: Wirtschaftswörterbuch, Bd. I, Englisch-Deutsch. Vahlen-Verlag, München 1990, 790 S., 112 DM.

Diese Fachwörterbücher sind das Ergebnis jahrelanger EDV-gestützter Auswertung der Literatur aus allen wichtigen Gebieten der Wirtschaftspraxis und der Wirtschaftswissenschaft. Die jeweils über 40000 Stichwörter enthalten den kompletten Wirtschaftswortschatz - ohne Füllmaterial aus der Umgangssprache. Die allgemeine Sprache der Wirtschaft und die Terminologie des wirtschaftlich relevanten Rechts sind jedoch angemessen berücksichtigt. Beherrschender Gesichtspunkt ist der rasche und direkte Zugriff: alle Wörter und Ausdrücke sind nach ihren Anfangsbuchstaben geordnet. Komplizierte Verweisungssysteme oder Benutzungshinweise erübrigen sich.

Das Nachschlagewerk ist ein ideales Arbeitsmittel für jeden, der in der Ausbildung und in der täglichen Arbeit mit der englischen Wirtschaftssprache befaßt ist.

Angelsächsische Anlageform erobert jetzt auch die europäischen Terminbörsen Futures-Funds weltweit auf Siegeszug Den hohen Chancen steht ein nicht unbeträchtliches Risiko gegenüber - Von Jonas Dowen VDI-N, Frankfurt, 7. 12. 90 -

Aktienbaisse an den Weltbörsen, steigende Zinsen rund um den Globus, Dollar-Desaster an den Devisenmärkten. In dieser Zeit der Trostlosigkeit für den privaten Anleger erwacht in den Profis an den Terminbörsen der Profit-Instinkt. Auch der risikofreudige Kleinanleger kann über Futures-Funds hiervon profitieren.

D as eigene Geld gewinnbringend anzulegen ist nicht einfach. Doch das Geld anderer Leute zu vermehren ist eine sehr schwierige Sache, wissen seriöse Vermögensverwalter zu berichten.

Statistiken beweisen, daß rund 95% der Spekulanten an den Terminbörsen zu den Verlierern zählen. Dem Anleger muß klar sein: an den Terminbörsen geht er das Risiko des Totalverlusts seines Kapitals ein. Bei wohl keiner anderen Art der Kapitalanlage klafft das Risiko/Chance-Verhältnis so weit auseinander wie bei Terminbörsen-Engagements.

Wer glaubt, daß die geschulten und jahrelang in diesem recht schwierigen Geschäft aktiven Profis vor Verlusten gefeit sind, der irrt. Zahlreiche der in den vergangenen Jahren aktiven Futures-Funds existieren heute nicht mehr, weil die Gelder verspekuliert worden sind.

Der Markt für Futures-Funds (im angelsächsischen Raum auch als "Commodity- Funds" bezeichnet) wartete in den USA während der vergangenen Jahrzehnte mit markanten Wachstumsraten auf. Die rund um den Globus aufblühenden neuen Terminbörsen lassen den Schluß zu, daß diese reizvolle, aber riskante Form der Kapitalanlage auch außerhalb der USA in den kommenden Jahren eine ähnliche Beliebtheit erlangen dürfte, zumal sich die Anlegergemeinde weltweit stärker mit den innovativen Finanzinstrumenten Futures und Optionen beschäftigt.

In der Terminbörsen-Branche werden die insgesamt verwalteten Futures-Anlagegelder derzeit auf 11 Mrd. Dollar geschätzt. Dieses Volumen wird in den kommenden Jahren weiter steigen, so sind sich jedenfalls internationale Terminmarkt-Experten sicher. Ihren Optimismus begründen die Fachleute damit, daß die in den USA existierenden Futures-Funds ihre Anlagestrategie angesichts des Aufblühens neuer Terminbörsen rund um den Globus stärker international ausrichten. Der an Investments in Futures-Funds interessierte Anleger sollte sich davor hüten, die Ergebnisse einzelner Fonds als Meßlatte für die durchschnittlichen Resultate des Gesamtmarktes zu nehmen. Was in diesem Kontext auch nicht zählt, sind Anlage-Ergebnisse, die ein Fonds über einen, zwei oder drei Monate erzielt hat.

Wer nach dem Motto "The trend is your friend" einen ausgeprägten Trend an den Terminbörsen erwischt, der kann innerhalb von nur wenigen Monaten durchaus zwei- bis dreistellige Verzinsungen erzielen. "Drei Dinge zählen bei der Bewertung der Anlage-Ergebnisse eines Futures-Funds: Stetigkeit, Stetigkeit, Stetigkeit" , so die Aussage eines führenden amerikanischen Fonds-Managers.

Für das deutsche Finanzwesen kann es kein Trost sein, daß nicht nur die Bundesrepublik Deutschland, sondern ganz Europa (mit Ausnahme Großbritanniens) diesen Trend in den vergangenen Jahren verschlafen hat. Die Wertpapier-Investmentfonds hierzulande beginnen gerade erst in diesen Wochen sehr zaghaft damit, Futures und Optionen in ihre Anlagestrategie einzubauen. Die zahlreichen in der Bundesrepublik Deutschland ansässigen Töchter amerikanischer Brokerhäuser waren in der Vergangenheit bei der Vermarktung solcher Futures-Funds recht erfolgreich, wenn man berücksichtigt, daß für diese Investmentart nach den Bestimmungen der Berliner Aufsichtsbehörden öffentlich keine Werbetrommel gerührt werden darf.

Die in München ansässige BVT hat deutschen Anlegern zudem über eine eigens in den USA neu gegründete Tochter Anteile an einem geschlossenen Fonds mit dem Namen "BVT Guaranteed Futures Funds LP" mit einer Mindestbeteiligung von 5000 Dollar angeboten. Diese "Futures-Funds mit Sicherheitsnetz" erfreuen sich seit längerer Zeit in den USA und in Großbritannien sehr starker Beliebtheit, weil die Fondsmanager nur einen Teil des Fondsvermögens an den Terminbörsen investieren und den Rest des Fondsvermögens in Geldmarkttiteln anlegen. Nach einem gewissen Zeitraum hat sich aufgrund der aufgelaufenen Zinseinnahmen zumindest das eingesetzte Kapital amortisiert.

In der Branche hofft man, daß mit dem geplanten EG-Binnenmarkt von den Brüsseler Behörden auch entsprechende einheitliche Richtlinien für den Einsatz von Futures und Optionen durch die in den Ländern der Gemeinschaft tätigen Wertpapier-Investmentfonds erlassen werden. Ähnliches gilt auch für die europäischen Länder, die nicht der EG angeschlossen sind.

Acht von zehn Fondsgesellschaften Großbritanniens wollen in nächster Zeit nach Schaffung einer entsprechenden gesetzlichen Basis Futures-Funds gründen. Dabei kann davon ausgegangen werden, daß sich die Fondsmanager dabei zunächst auf die sogennanten 90:10-Fonds konzentrieren, die sich in den USA unter der Bezeichnung "guaranteed funds" recht großer Beliebtheit erfreuen. Bei solchen Fonds wird 90% des Anlagekapitals in festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen oder Geldmarktinstrumente) investiert. Die restlichen 10% werden an den Terminbörsen eingesetzt.

Großbritanniens Brokerhäuser haben sich unter Führung von E.D. and F. Man seit längerem mit Futures-Funds beschäftigt und zahlreiche solcher Fonds "offshore" emittiert. Die auf die Fondsmanager zukommenden Probleme hinsichtlich der Aufsicht, der gesetzlichen und steuerlichen Bestimmungen in einem "Europa ohne Grenzen" war Anlaß dafür, daß sich die Finanzhäuser im September dieses Jahres zur Gründung der "European Managed Futures Association" mit Sitz in London entschlossen haben. Durch mehr Gemeinsamkeit hoffen die aus zahlreichen europäischen Ländern stammenden Mitglieder der Vereinigung darauf, in Zukunft ihre Interessen in Brüssel und bei den nationalen Stellen besser vertreten zu können.

Futures-Funds Unter Futures-Funds sind Fonds zu verstehen, deren Anlageverwalter das Kapital an den Terminbörsen in Futures und/oder Optionen investieren und zu vermehren versuchen. Dadurch, daß in der Regel mehrere Anlageberater für einen Fonds in unterschiedlichen Terminmärkten tätig sind, wird eine gewisse Risikostreuung erzielt.

Angesichts der dem Terminhandel innewohnenden immensen Risiken auf der einen und der bei fachlicher Handhabung allerdings ebenso großen Chancen stellen Futures-Funds eine der spekulativsten und reizvollsten Kapitalanlagen dar.

Anteile an solchen Terminbörsen- Fonds können überwiegend in der Form von Limited Partnerships - vergleichbar etwa mit Anteilen an deutschen Kommanditgesellschaften - erworben werden. Als General-Partner (Komplementär mit voller Haftung) fungiert meist das den Fonds auflegende Finanzhaus.

Bei Futures-Funds handelt es sich meist um geschlossene Fonds mit begrenztem Fondsvermögen und oftmals auch mit begrenzter Laufzeit. Da die Anteile dieser Fonds nicht täglich an der Börse gehandelt werden, wie etwa Aktien oder Anleihen, besteht für den Normalanleger in den meisten der heute existierenden öffentlichen Fonds keine Investmentmöglichkeit mehr.

Das Risiko des Kapitalanlegers in Futures-Funds beschränkt sich auf das eingesetzte Kapital. Der Mindestanteil bei den meisten Fonds beträgt 5000 Dollar.

Dadurch, daß keine Börsennotiz der Fonds existiert, hat der Anleger Schwierigkeiten, die Wertentwicklung seiner Anteile laufend zu verfolgen. Nicht zuletzt sind die Fonds nicht gerade die liquideste Anlageform; denn die Rückgabe der Anteile ist meist nur mit vorheriger Kündigung zum Monatsende möglich.

Lukrative Kapitalanlagen: Zero-Bonds Gute Zinsen bei Null-Kupons Die Steuerzahlung kann in einkommensschwache Jahre verlagert werden - Von Arnulf Schöbitz VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Für Kapitalbesitzer gibt es eine ganze Reihe von Anlageformen, die sich dadurch gleichen, daß das Risiko mit der Höhe der Verzinsung ansteigt. Zero- Bonds bilden da keine Ausnahme, bieten dem Anleger aber den Vorteil einer Steuerverlagerung.

Z ero-Bonds, auch Null-Kupon-Anleihen genannt, sind festverzinsliche Wertpapiere, bei denen die Zinsen nicht wie bei anderen Anleihen zum garantierten Zinssatz alljährlich gegen Hergabe eines Zinskupons kassiert werden. Vielmehr werden solche Papiere von vorneherein zu einem abgezinsten Betrag ausgegeben, wie Sparbriefe und Bundesschatzbriefe zum Fälligkeitstermin wird dann der zugesagte Betrag einschließlich der aufgelaufenen Zinsen ausgezahlt.

Für eine Null-Kupon-Anleihe der Bayerischen Hypotheken- & Wechsel-Bank waren im November 1990 4450 DM zu bezahlen. Aufgedruckt auf das Papier ist jedoch eine Summe von 10 000 DM, die zum Fälligkeitstermin - 9. November des Jahres 2000 - ausgezahlt wird. Kupontermine sind nicht wahrzunehmen (und können so auch nicht vergessen werden); jedenfalls soweit keine vorzeitige Kündigung vorgesehen ist. Steuern für den Gewinn zwischen Ausgabe- und Einlösungskurs sind erst zu zahlen, wenn das Papier eingelöst wird. Das bedeutet, daß auch für Zero-Bonds Ertragsteuern fällig werden.

Nach geltendem Einkommenssteuerrecht ist der Kapitalertrag aus der Zero- Anleihe im Jahr der Einlösung oder Veräußerung zu veranlagen und erst im darauffolgenden Jahr zu versteuern. So kann der Besitzer solcher Papiere die Steuerzahlung in eine Zeit verlagern, zu der er - etwa, weil er bis dahin einen Altersfreibetrag beanspruchen kann - eine niedrigere Progressionsstufe erwartet als beim Erwerb der Papiere. Damit können zu versteuernde Zinserträge ganz legal gezielt in einkommensschwache Jahre verlagert werden.

Ein Beispiel für eine aktuelle deutsche Null-Kupon-Anleihe zeigt, worum es geht. Das erwähnte Papier der bayerischen Bank kostete im November 1990 bei der Emission 4330 DM; zurückgezahlt werden dafür nach zehn Jahren 10 000 DM. Das ist ein Plus von 5570 DM; was einer Rendite von 9,09 % entspricht. Gerade in Zeiten hoher Zinsen ist diese über die ganze Laufzeit gleichbleibende Rendite ein zusätzlicher Reiz für den Anleger.

Wer nämlich normale Obligationen mit einer Rendite von 9,09 % kauft, wie sie zur Zeit am Markt zu haben sind, kann nach dem Ablaufdatum, also vielleicht in drei bis sechs Jahren, nicht mehr sicher sein, ob er das dann wieder zur Anlage verfügbare Kapital erneut zu einem so günstigen Zinssatz anlegen kann. Wer mit dem spitzen Bleistift rechnet, kommt auf folgendes Ergebnis:

5570 DM Zinsertrag bedeuten für die Restlaufzeit von 91/3 Jahren einen jährlichen Zinsertrag von 596 DM. Das sind bezogen auf den Kapitaleinsatz von 4430 DM sogar 13,5 % (596 x 100 : 4430). Eine Rendite, die am normalen Anleihemarkt zu erzielen auch Profis Mühe bereitet.

Technik im Spielzeug erleben Ins Kinderzimmer ziehen moderne Zeiten ein Die Welt im kleinen simuliert den Alltag - Von Jürgen Doerk VDI-N, Nürnberg, 7. 12. 90 -

Die größte Spielwarenfachmesse der Welt, die Internationale Spielwarenmesse vom 31. Januar bis 6. Februar 1991 in Nürnberg, meldet ein neues Rekordergebnis: erstmals werden mehr als 2000 Aussteller, darunter mehr als 80 aus den fünf neuen Bundesländern, ihre Produkte präsentieren.

D as Weihnachtsgeschäft macht deutlich, daß die Japaner im Bereich der Video-Spielsysteme auf den internationalen Märkten die Nase vorn haben.

"Game Boy" heißt der tragbare und netzunabhängige Video-Spaß, der seit einigen Monaten auch in Deutschland mit Millionen-Umsätzen für Furore sorgt. Der neueste Coup des Unterhaltungsspiele-Giganten Nintendo schlägt alle Rekorde in diesem neuerdings wieder so beliebten Bereich. Eine ständig verbesserte Technik beschert Spielmöglichkeiten und Speicherkapazitäten, von denen Techniker und Spieler vor kurzer Zeit nur träumen konnten. Und auch die ersten Geräte mit Farb-Bildschirm sind in den USA und in Japan bereits im Einsatz.

Wer an Technik im Spielwarenbereich denkt, meint aber auch heute noch in erster Linie die Modelleisenbahn, die im Zeitraum von über 140 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren hat. Im Gegenteil, im Zeitalter der Computertechnik ist die Beschäftigung mit diesem Hobby sowohl für den Anfänger wie auch für den Technik-Freak interessanter und facettenreicher denn je.

Das Zauberwort, das auch auf der kommenden Spielwarenmesse oft zitiert werden wird, heißt: "Digitale Steuerungssysteme." Begriffe wie Central Unit, Decoder, Chip oder Memoryboard haben längst Einzug in den Wortschatz der Modellbahnfreunde gehalten. Die Digitalisierung schlägt dabei die Brücke vom Standardsortiment zur technischen Innovation.

Mit dem Einsatz digitaler Steuerungssysteme kann auf vorhandenem Gleismaterial nicht nur eine Vielzahl von Lokomotiven vollkommen unabhängig in einem einzigen Stromkreislauf angesteuert werden. Auch Weichen und Signale werden von einer zentralen Rechnereinheit mittels elektronischer Impulse geschaltet. Auch hier orientiert sich das Hobby am Vorbild der "großen" Eisenbahn. Durch den Einsatz eines Personal Computers läßt sich der Zugbetrieb wie in einem Stellwerk der Bundesbahn per Bildschirm steuern.

Ist der PC erst in die Modellbahnanlage integriert, kann der Zugbetrieb individuell und nahezu perfekt gestaltet werden. Der Abruf von bereitgestellten Zügen, die Information über belegte Gleisabschnitte oder Fahrstraßenschaltungen sind kein Problem. Wie in natura regelt der Rechner auch das langsame Anfahren und Anhalten der Lokomotiven.

Die technologische Zukunft bei einer der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen überhaupt hat also schon begonnen.

Die rund 50000 Fachbesucher aus aller Welt, die zur Spielwarenmesse nach Nürnberg kommen werden, dürfen sich übrigens auch auf ein Wiedersehen mit einem der namhaftesten deutschen Anbieter im Bereich der Konstruktionstechnik freuen. Nach einer schöpferischen Pause wird die Firma fischertechnik wieder einen Stand beziehen und dort die Neuheiten ihres anspruchsvollen Konstruktionssystems präsentieren. Auch bei fischertechnik haben neue Motoren, Highlights für Blink- und Lichteffekte und zahlreiche neue Ergänzungsteile die Möglichkeiten für den jungen Konstrukteur erweitert.

MessekalenderÅ

International Winter Consumer Electronics Show / 10. 1. - 13. 1., Las Vegas

Jährlich stattfindende Messe für Audio, Video, Computertechnik, Hard- und Software etc. Veranst.: Consumer Electronics Show, Washington, 001202/457-4901.

BAU - Internationale Fachmesse für Baustoffe, Bausysteme, Bauerneuerung /

16. 1. - 22. 1., München

Messe für Außenanlagen, Sanitäreinrichtungen, Dachbau- und Dämmstoffe, Klima/ Lüftung etc. Veranst.: Münchener Messe- und Ausstellungsgesellschaft mbH, München, 089/5107-0.

boot Düsseldorf - Internationale Bootsausstellung / 19. 1. - 27. 1., Düsseldorf

Boote, Yachten, Windsurfboards und Ausrüstungen, Motoren und Zubehör. Veranst.: Düsseldorfer Messegesellschaft mbH - NOWEA -, Düsseldorf, 0211/4560-01.

International Hardware and Houseware Show / 20. 1. - 25. 1., Birmingham

Jährliche Messe für Eisenwaren, Werkzeuge, Handwerksbedarf, Haushaltsartikel sowie Gartenmöbel und Gartenartikel. Veranst.: Trade Promotion Services Ltd, London, 004481/8559201.

Erste CAD/CAM-Messe in der ehemaligen DDR / 21. 1. - 25. 1., Berlin

Fachmesse mit begleitender Konferenz über CAD/CAM/CAE/CIM-Anwendungen für Fertigung und Produktivität. Veranstaltungsort ist die Kongreßhalle am Alexanderplatz. Veranst.: World Computer Association (WCA), Bonn, 0228/219063.

ELMAT/AME '91 / 22. 1. - 24.1., Essen

Messe mit Kongreß. Die AME umfaßt die Thematik der automat. Fertigung in der Elektronik, und die ELMAT konzentriert sich auf den Bereich Basismaterial und Halbzeuge in der Mikroelektronik. Veranst.: MESAGO GmbH und Messe Essen GmbH, Stuttgart, 0711/61946-0.

Internepcon Japan / 23. 1. - 26. 1., Tokyo

Jährlich stattfindende Messe für Schaltkreisfertigung, Ausrüstungen, Materialien. Besucherzielgruppen: Ingenieure und leitende Angestellte aus der Elektronikindustrie. Veranst.: Cahners Exposition Japan Ltd., Tokyo, 00813/349-8501; bundesdeutsche Vertretung: Reed Exhibition Comp., Düsseldorf, 0211/556281.

International Laser/Application - International Opto Com / 23. 1. - 26. 1., Tokyo.

Das Warenangebot umfaßt Lasertechnik, Opto-Elektronik, Sensortechnik. Veranst.: Cahners Exposition Japan Ltd., Tokyo, 00813/349-8501; bundesdeutsche Vertretung: Reed Exhibition Comp., Düsseldorf, 0211/556281.

Internationale Frankfurter Messe - Internationale Fachmesse für Konsumgüter / 26. 1. - 30. 1., Frankfurt

Premiere für Papier, Bürobedarf, Schreibwaren sowie Parfümerie-, Drogerie- und Frisörbedarf. Außerdem Küche und Hausrat, Kunsthandwerk und -gewerbe, Wohnraumbeleuchtungen etc. Veranst.: Messe Frankfurt GmbH, Frankfurt, 069/7575-0.

Comminication Network / 28. 1. - 31. 1., Washington D. C.

Jährlich stattfindende Messe der Hersteller und Lieferanten von Hardware- und Software-Produkten aus dem Bereich Telekommunikation. Ein entsprechendes Dienstleistungs-Angebot rundet die Messe ab. Veranst.: World Expo Corp./Confernce Management Group Division, Framingham, MA., 001/508/879-6700.

Internationale Spielwarenmesse / 31. 1. - 6. 2., Frankfurt

Jährlich stattfindende Spielwarenmesse mit Fachmesse Modellbau, Hobby und Basteln. Ein Schwerpunkt liegt bei Herstellern von Modelleisenbahnen und technischem Spielzeug und Modellen. Veranst.: Spielwarenmesse e.G., Nürnberg, 0911/86621.

Jahr für Jahr verschenken Unternehmer Riesensummen Glücklich ist, wer vergißt, was nicht mehr zu ändern ist Noch nach der Verjährung von Ansprüchen ist das Geld nicht verloren Von Georg Westerkamp VDI-N, Hamburg, 7. 12. 90 -

Wenn zu Silvester die Sektkorken knallen, haben die meisten deutschen Unternehmer durch eigene Schuld viel Geld verloren. Jahr für Jahr verschenken Unternehmer mehrere 100 Mio. DM. Grund: Verjährung. Sie verlieren damit entweder Geld, das ihnen aus Forderungen gegen andere zusteht oder erfüllen Forderungen Dritter, die verjährt sind.

V erjährung bedeutet nicht, daß ein Anspruch "untergeht" , wie Juristen sagen; der Schuldner kann die von ihm geschuldete Leistung lediglich verweigern. Wann aber verjähren Forderungen? Ansprüche aus "Geschäfte des täglichen Lebens" verjähren, laut #P 196 BB, nach zwei Jahren, wenn Leistungen an Privatpersonen erbracht worden sind. Zum Jahresende 1990 verjähren also die Forderungen, die im Laufe des Jahres 1988 entstanden sind. Nach vier Jahren verjähren dagegen Forderungen

PI245 der Kaufleute und anderer Gewerbetreibender aus ihren gewerblichen Leistungen, soweit diese für den Gewerbebetrieb des Schuldners erbracht wurden,

PI245 aus dem Vertrag zwischen Unternehmer und Handelsvertreter,

PI245 aus rückständigen Mieten und Pachtzinsen, soweit nicht schon die zweijährige Verjährungsfrist gilt,

PI245 auf Rückstände von regelmäßig wiederkehrenden Leistungen und von Zinsen inklusive Tilgungsbeiträgen.

Alle anderen Ansprüche (z. B. auf Schadenersatz) verjähren nach drei Jahren.

Allerdings tritt die Verjährung zum Jahresende dann nicht ein, wenn die Frist zuvor unterbrochen wurde. In bestimmten Fällen ist die Berufung auf den Eintritt der Verjährung unzulässig; wenn sie nämlich gegen Treu und Glauben verstößt. Das ist dann der Fall, wenn der Schuldner den Gläubiger durch sein Verhalten veranlaßt hat, von der rechtzeitigen Ausübung seines Rechtes abzusehen. Beispiele dafür sind Unterlassung der Wohnungsummeldung beim Einwohnermeldeamt oder lang hingezogene Vergleichsverhandlungen.

Stellt sich heraus, daß ein Anspruch verjährt ist, ist das Geld noch nicht weg. Auch eine verjährte Forderung kann noch einen Wert haben, der sich nutzen läßt. Sofern eine entsprechende Gegenforderung des Schuldners besteht, kann der Gläubiger seine eigene, verjährte Forderung noch zur Aufrechnung verwenden, falls die Aufrechnung schon vor der Verjährung hätte erklärt werden können. Der Inhaber einer verjährten Forderung kann einem Gläubiger gegenüber auch ein Zurückbehaltungsrecht an Gegenständen, die dem Gläubiger gehören, geltend machen, bis die eigene verjährte Forderung beglichen ist. Voraussetzung ist, daß das Zurückbehaltungsrecht schon vor der Verjährung hätte geltend gemacht werden können.

Hilft auch das nicht, besteht noch die Möglichkeit, die verjährte Forderung an jemanden abzutreten, der seinerseits vom Schuldner in Anspruch genommen wird, damit er mit dieser abgetretenen, verjährten Forderung die Aufrechnung erklärt. Wenn gar nichts mehr geht, mag man sich trösten. Denn: Glücklich ist, wer vergißt, was nicht mehr zu ändern ist.

RUND UMS GELDÅ

Von kurzzeitigen Verspannungen abgesehen werden die Zinsen am deutschen Kapitalmarkt 1991 nicht über 9% hinausgehen. Diese Einschätzung vertritt Commerzbank-Vorstandschef Dr. Walter Seipp. Das internationale Umfeld stabiler und in einigen Ländern sogar sinkender Zinsen spreche ebenso gegen einen deutschen Zinsanstieg wie der Rückgang der Risikoprämie, die sich im Februar 1990 mit der Ankündigung der Wirtschafts- und Währungsunion aufgebaut hatte.

Die Rentenversicherung Ost wird bis zum Jahresende voraussichtlich ein Defizit von 1,1 Mrd. DM aufweisen, das vom Bundeshaushalt getragen werden muß. Hauptgrund sind die immer noch nicht vollständigen Beitragseingänge, erklärte der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) in Würzburg. Statt erwarteter 11,4 Mrd. DM Beiträge wird mit voraussichtlich 9,5 Mrd. DM bis Ende 1990 gerechnet. Der Bund war bislang mit einem Zuschuß von 2,3 Mrd. und 750 Mio. DM Anschubfinanzierung beteiligt. Der Beitragseinzug bleibt nach den Worten von VDR-Geschäftsführer Rudolf Kolb "nach wie vor das große Sorgenkind" .

Einige Allgemeine Ortskrankenkassen (AOK) wollen ihre Beitragssätze zum 1. Januar 1991 senken. Wie der AOK- Bundesverband mitteilte, wird der durchschnittliche Beitragssatz aller Ortskrankenkassen in den alten Bundesländern damit auf unter 12,9% (12,93%) sinken. In den neuen Bundesländern wurde der Durchschnittssatz durch den Einigungsvertrag auf 12,8% festgelegt. Die Einnahmen der AOK lagen nach den Angaben in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um etwa 5,3% über dem Vorjahresstand.

Die Einfuhrpreise im Gebiet der westdeutschen Bundesländer haben sich im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,3% erhöht. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekanntgab, lagen sie damit allerdings nur um 1,1% über dem Stand vom Oktober 1989. Der Index der Einfuhrpreise (1985 = 100) stellte sich im Berichtsmonat auf 83,9. Unter Ausrechnung von Erdöl und Mineralölprodukten ging der Index der Importpreise im Oktober allerdings gegenüber dem Vormonat um 0,7% und im Jahresabstand um 3,5% zurück.

In Agenturen fehlen qualifizierte PR-Berater - Von Rainer Hofmann Von der Reklame zum Kommunikations-Management Das moderne Wort Kommunikations-Management läßt ahnen, wie sehr sich die PR-Arbeit verändert hat. Gerade wegen der vielfältigen Aufgaben, die in Zukunft verstärkt auf PR-Berater zukommen, waren sich die Teilnehmer eines Fachkongresses in Frankfurt einig, daß eine qualifizierte Ausbildung immer wichtiger wird. VDI-N, Frankfurt, 7. 12. 90 -

D er Ausdruck "Public Relation" (PR) läßt sich wohl am ehesten mit dem Wort Öffentlichkeitsarbeit übersetzen. Darunter versteht der PR-Pionier Prof. Albert Oekl "das Management von Kommunikationsprozessen für Organisationen und Personen mit deren Bezugsgruppen" , also der Öffentlichkeit. Die Tätigkeitsfelder liegen, so der ehemalige Leiter der Zentralabteilung Öffentlichkeitsarbeit bei der BASF in Ludwigshafen, in allen Bereichen gesellschaftlicher Organisationsformen.

Welche Bedeutung der PR allein in Deutschland zukommt, verdeutlichen folgende Zahlen: Nach Auskunft der Deutschen PR Gesellschaft (DPRG) arbeiten zwischen 8000 und 10000 Menschen hauptberuflich auf diesem Gebiet. Davon fällt etwa ein Drittel in die Wirtschaft, ein weiteres Drittel verdient sich als selbständige PR-Berater seine Brötchen, der Rest verteilt sich auf die verschiedensten Institutionen, Verbände und den öffentlichen Dienst. Weltweit, so schätzte kürzlich der Präsident des amerikanischen PR-Dachverbandes, arbeiten rund 300000 Menschen in über 70 Ländern direkt auf diesem Gebiet.

Der Einfluß von PR wird in Zukunft stark zunehmen - nicht zuletzt aufgrund immer stärker werdender internationaler Verflechtungen - darauf bauen nicht nur die selbständigen Berater. Das verlangt aber verstärkt nach einer fundierten Ausbildung, denn Kommunikations-Management ist in unserer Zeit ein derartig komplexer Bereich geworden, daß das einfache Bedienen eines Telefons lange nicht mehr ausreicht.

Ein typisches Tätigkeitsfeld für die Public Relation ist ein Bereich, der erst in jüngerer Vergangenheit zum Trend wurde: Corporate Identity. Darunter versteht der Fachmann nicht nur das einheitliche Erscheinungsbild eines Unternehmens und dessen Produkte nach außen hin, sondern damit verbindet sich vor allem auch der Begriff der Unternehmenskultur. Dieser immaterielle Wert wirkt auf die Mitarbeiter, auf ihr Denken und somit auch auf ihr Handeln. Das daraus für den Kunden ein einheitliches Bild entsteht, an dem er die jeweiligen Unternehmen mit ihren Produkten identifiziert, ist eher die Folge aus der internen CI.

"CI soll die Werte der Unternehmenskultur unverwechselbar machen." So drückt es Peter Lux, Geschäftsführer einer Züricher Corporate-Identity-Agentur, aus. Er räumt dabei ein, daß unternehmensintern derartige Strategien sehr stark an Persönlichkeiten gebunden sind. Solche Integrationsfiguren müßten dabei seiner Ansicht nach nicht unbedingt in den obersten Führungsetagen sitzen. Sie sind aber auf jemanden "ganz oben angewiesen" , der sie unterstützt. Von Hause aus am besten zur Pflege der unternehmenskulturellen Werte und Identitätsmerkmale geeignet, erscheint dann konsequenterweise die PR-Abteilung, eben durch ihre Funktion zur Aufrechterhaltung interner und externer Kommunikation sowie die Verknüpfung dieser beiden Bereiche.

Besonders letzteres sieht Lux als den neuen Auftrag der PR-Arbeit. "Sie wird dadurch zum Botschafter der Persönlichkeit eines ganzen Unternehmens." Wichtig für die Erfüllung eines solchen Auftrags sei vor allem, so der CI-Berater, eine konstante und konsistente Präsentation der unternehmerischen Merkmale in der Öffentlichkeit. Die Ansprüche an den PR- Mitarbeiter, die aus diesen Aufgaben erwachsen, formuliert Lux folgendermaßen: "Er ist ein ,Spezialist`, für den es noch keinen ,Fachmann` gibt, er ist eher ein Generalist." Der PR-Manager als CI-Manager sei mit einem Regisseur zu vergleichen, der integrieren, kritisieren, lenken, beurteilen und eventuell auch sachkundig eingreifen kann. Er fühlt sich mit seinem Stab an Spezialisten (Designer, Grafiker etc.) sowohl dem Autor (seinem Unternehmen), als auch dem Publikum (der Öffentlichkeit) verpflichtet. An diesem Beispiel zeigt sich deutlich die Notwendigkeit einer fundierten Ausbildung.

S olche PR-Manager gibt es wohl, leider noch viel zu selten, wie auch der PR-Berater Jürg Leipziger, Frankfurt, beklagte. Das Interesse junger Leute an PR-Berufen sei groß, doch die Möglichkeiten den vielfältigen Aufgaben entsprechende Ausbildung solcher Generalisten sind eher bescheiden. Um den Aufgaben der Initiierung einer Unternehmensveränderung gerade in Zukunft gewachsen zu sein, verlangt Leipziger auf jeden Fall ein Fachstudium mit anschließender PR-Ausbildung. Dabei wird die Art des Studiums bei den komplexen Aufgaben in der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. "In der ersten Dekade des kommenden Jahrhunderts werden Mediziner die PR-Arbeit von Pharma-Unternehmen leiten, oder Ingenieure die von Investitionsgüterindustrien" , glaubt Leipziger.

Persönlichkeiten sind gefragt, nicht "Apparatschiks" , weshalb er Interessenten eine vorsichtige Karriereplanung empfiehlt. Quereinsteiger aus abgebrochenen Studien oder exotischen Studiengängen mit vorprogrammierter Arbeitslosigkeit haben in der PR nur noch wenig Chancen. Wie groß schon heute die Probleme mit qualifiziertem Nachwuchs sind, charakterisiert Leipziger so: "Das weitere Wachstum der PR-Agenturen ist nicht begrenzt durch einen Mangel an Aufträgen, sondern durch den Mangel an qualifizierten PR-Beratern."

Sicher, es gibt die Akademie Führung und Kommunikation (AFK) in Frankfurt, deren Leiter Klaus Dörrbecker stolz auf über 5000 Seminarteilnehmer in den zehn Jahren der Existenz der AFK hinweist. Doch Wochenkurse können nicht das leisten, was Fachleute wie Lux oder Leipziger reklamieren. Schon eher das österreichische Modell der Uni Salzburg. Dort erwartet die Studierenden am Institut für Öffentlichkeitsarbeit/Public Relations unter der Leitung von Prof. Benno Signitzer mehrsemestrige Veranstaltungen auf den unterschiedlichsten Gebieten der PR.

Statistik, Marketing, Werbung und empirische Sozialforschung gehören ebenso zu den Studieninhalten wie Public Relations Research (PRR). Darunter versteht Signitzer eine Technik zur Qualitätssteigerung des PR-Ablaufes durch die Verwissentschaftlichung. "Sie hat damit keine Entscheidungs- und Durchführungsfunktion, sondern die einer Beratung" , meinte Signitzer in Frankfurt.

Es gibt zwar auch in Deutschland an den Universitäten Kurse und Seminare über dieses Thema, doch laufen diese Veranstaltungen eher nebenher und werden den hohen Ansprüchen nur sehr unvollständig gerecht. Deshalb gründeten die beiden Berufsverbände DPRG und GPRA kürzlich die Deutsche Akademie für Public Relation.

Profil: Wolfgang Lincke, Chefingenieur der Volkswagen AG "Die deutsche Industrie hat zu wenig Selbstachtung" Jedes Unternehmen braucht eine gesunde Mischung aus konservativen und progressiven Mitarbeitern - Von Horst Biallo VDI-N, München, 7. 12. 90 -

Die deutschen Automobilbauer brauchen sich mit ihren Leistungen nicht hinter den Japanern zu verstecken. Doch das Management, meint Wolfgang Lincke, muß sich weiterentwickeln.

D as Treffen in Königswinter war für Dr. Wolfgang Lincke sehr aufschlußreich. Der Chefingenieur der VW AG, früher selbst einmal von der Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert, hatte nun die Aufgabe, jungen Stipendiaten Entscheidungsprozesse in Großunternehmen durchschaubar zu machen. "Sie sind jetzt der Vorstand und haben darüber zu befinden, ob ein Modell wie der Golf GTI gebaut wird oder nicht" , forderte er seine Zuhörer zur Mitarbeit auf.

Er selbst behielt seine Rolle als Verantwortlicher der Pkw-Entwicklung bei, argumentierte vehement für sein Projekt, hielt den bohrenden Fragen der Studenten stand. Die wollten natürlich von ihm wissen, welche Marktchancen ein solches Produkt habe, wo es preislich zu plazieren sei, wie es um den Wettbewerb stünde.

Auf das Problem der notwendigen Investitionen sind sie nicht gleich gekommen. Als Lincke ihnen schließlich auf die Sprünge half, votierten die Stipendiaten gegen das Projekt. Ihr Fazit: Zu geringe Verkaufsaussichten bei zu hohem Investment. Dieses Modell rechne sich nicht.

"Jetzt stehen Sie genau dort, wo der VW-Vorstand 1974 auch stand" , sagte er freudestrahlend. Daß der GTI dennoch gebaut und ein Renner wurde, der zu den positiven Ergebnissen des Konzerns ein gutes Stück beigetragen hat, war und ist für ihn ein Paradebeispiel gelungener Überzeugungsarbeit.

Eine Aufgabe, die so mancher Ingenieur zu gering schätzt. "Wir sind damals wie die Handelsvertreter durch die Hintertür wieder hereingekommen und haben für unser Projekt geworben" , erinnert Lincke sich noch sehr gut. Allen Nachwuchskräften rät der mit allen Wassern gewachsene Entwicklungs-Profi: "Wenn Ihr mit einer Idee aus Entscheidungsgremien herausfliegt, ist das noch kein Beinbruch. Also muß man es mit anderen Argumenten hartnäckig von Neuem versuchen. Wer sich nicht noch einmal in die Arena begibt, hat offensichtlich eine schlechte Idee gehabt."

Jedes Unternehmen, zumal ein Großkonzern, braucht seiner Meinung nach eine gesunde Mischung aus Konservativen und Progressiven. "Ein Betrieb mit zu vielen Progressiven ruiniert sich mit zu vielen Projekten" , so Lincke, "ein Unternehmen mit zu vielen konservativen Kräften geht vor die Hunde, weil es viel zu wenig interessante Innovationen hat."

B ei VW sei dieses Verhältnis ganz gut ausgeglichen. Er selbst ist eher den Progressiven zuzurechnen. Daß muß ein Mann seiner Position wohl auch sein. Der in Frankfurt Geborene kam über ein Maschinenbaustudium an der TH Darmstadt, einer Promotion über "Einfluß der Rumpfelastizität auf die Längsstabilität und Längsregelung von Flugzeugen" und einer Abteilungsleiter-Tätigkeit bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW-Focker) in Bremen 1967 zu VW.

Dort machte er schnell Karriere. Vom damaligen Entwicklungschef Dr. Ernst Fiala gefördert, der rasch Linckes Management-Fähigkeiten erkannte, übernahm er die Leitung der VW-Forschung und schließlich den Bereich Pkw-Entwicklung und ist heute als Chefingenieur auch für den Nutzfahrzeugbereich sowie die eminent wichtige Koordination der weltweiten Pkw-Projekte des Konzerns verantwortlich.

Und als solcher beschäftigt er sich intensiv mit den Aktivitäten der fernöstlichen Konkurrenz, die allen europäischen Automobilherstellern das Leben schwer macht. "Die deutsche Industrie hat zuwenig Selbstachtung" , sagt er ganz ungeschminkt.

Die immer wieder bei uns aufgestellte Forderung, die Japaner zu kopieren, wieder länger zu arbeiten oder deren industrielle Strukturen zu ungeprüft übernehmen, hält er für "absurd" .

"Hut ab vor ihren Leistungen in Großbritannien" , erkennt er den Erfolg der japanischen Automobilbauer auf der Insel an. "Trotzdem haben wir ganz gute Karten" , versichert Lincke zuversichtlich. Die letzten Verkaufszahlen in Japan geben ihm recht. Bis Ende September verkaufte VW dort knapp 42000 Pkw. Ein sattes Plus von 17% im Vergleich zum Vorjahr.

Die wirkliche "Schlacht" findet für ihn künftig nicht so sehr um das eine oder andere Automobil-Modell statt, sondern im Bereich des Managements. Da müßten alle europäischen Automobilhersteller einschließlich VW umdenken. Im Bereich der strategischen Unternehmensführung ebenso wie in der Organisation der Projektabläufe und beim Einsatz der Finanzen.

A ls einen "dramatischen Denkfehler" bezeichnet er die Forderung, ein neues Produkt solle möglichst in einem Produktzyklus schon alle Innovationskosten einspielen. Zu viele "Erbsenzähler" rechneten bei anstehenden Entscheidungen vor: "Das neue Modell verschlingt diese Investitionskosten. Die zu erwartenden Stückzahlen bringen keine schnelle Amortisation." Damit sei dann das Projekt gestorben.

Auch in Gesprächen mit Entwicklungsleuten aus anderen Unternehmen kennt er die Klagen über eine "kleinkarierte Politik" , dieses überscharfe Nachrechnen, das jedes künftige Risiko ausschließen will. Da legt der eine oder andere Finanzvorstand seine Schatztruhe lieber in Wertpapieren an.

"Da wird häufig vergessen" , ärgert sich Lincke, "daß das Geld unter dem Strich aus dem Automobilbau kommt." Es sollten seiner Meinung nach in Zukunft die Entwicklungs-Etats erhöht werden. Bekannt ist ja, daß beispielsweise Toyota im Vergleich zu VW prozentual vom Umsatz gemessen annähernd doppelt so viel pro Jahr aufwendet.

Außerdem sollte eine noch differenziertere Preispolitik betrieben werden. So wird "der Polo-Einsteiger später die teureren Modelle kaufen, doch das wird oft nicht miteinkalkuliert" .

Zudem dürfe die Begeisterung der Entwicklungs-Ingenieure, die sie ins Unternehmen tragen, nicht durch kleinkarierte, übervorsichtige Kosten-Nutzen-Überlegungen kaputt gemacht werden. "Mir scheint" , sagt Lincke ein wenig ironisch, "es ist weitgehend unbekannt, daß ein großes Volumen mal kleinem Stückzahlenprofit mehr Geld einspielt als ein kleines Volumen mit hohem Stückzahlen-Gewinn."

Der Golf, dessen Preise VW-Chef Hahn, ein begnadetes Verkaufstalent, bewußt niedriger ansetzte als von anderen Vorstandskollegen gefordert, sei dafür der beste Beweis. Und die Japaner gehen nach dieser Strategie ja schon lange vor. Sie geben sich offensichtlich mit niedrigeren Margen zufrieden, weil sie viel langfristiger und vor allem strategischer denken.

Gerade da gelte es, Defizite auszugleichen. Ein Acht-Mann-Vorstand wie ihn VW hat, gesteht Lincke selbstkritisch ein, ist eben zu klein. Die Arbeitsüberlastung lasse wenig Zeit für strategische Diskussionen. Wer kann es sich leisten, mal eine Woche vom aufreibenden Job fernzubleiben und über die Zukunft der Branche nachzudenken, die im Umbruch ist wie kaum eine zweite?

Das Heil der westeuropäischen Automobilhersteller erblickt Lincke nicht im Bau eines billigen Kleinwagens, wie das zur Zeit vom Schweizer Nicolas G. Hayek propagiert wird. Einem "Swatch-Auto" steht der Chefingenieur eher skeptisch gegenüber. "Ein simples Auto setzt doch einen totalen Mentalitätswandel bei den Verbrauchern voraus" , gibt er zu bedenken.

S olche Bestrebungen zu unterstützen, hält er für fatal. Wenn der Kunde plötzlich sagen würde, er will nur noch ein einfaches Transportmittel, dann gingen Entwicklung und Produktion aus Europa, sogar aus Japan verloren, weil das die Schwellenländer billiger machen könnten.

Der Zug der Zeit fährt seiner Meinung nach eher in die umgekehrte Richtung. Die Verbraucher hierzulande, aber auch in Europa, den USA und Fernost wünschen eher technisch perfekte Fahrzeuge. Dann auch lieber größere als kleinere Wagen. Beispiel Ex-DDR. Da hatten die Verantwortlichen erwartet, die Kunden würden sich vor allem auf den Polo stürzen. Weit gefehlt. Der Renner drüben ist eher der Golf.

Für perfekte Automobile seien die Käufer auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. "Wenn ich bei VW ausscheiden würde und die Idee hätte, ein Auto zu bauen, ginge ich sicherlich in die obere, nicht in die untere Klasse" , gesteht er. Dafür nennt der automobilbegeisterte ehemalige Flugzeugbauer einen einfachen Grund: "Ein Auto ist mit etwas ausgestattet, das kaum ein anderes käufliches Produkt vorweisen kann: Es zeigt sich und damit den vermeintlichen oder tatsächlichen Wohlstand des Besitzers." Im zusammenwachsenden Europa, das mittelfristig sicherlich prosperieren werde, hätten perfekte Automibile sehr viel bessere Verkaufschancen als simple. So einfach ist das. Und schwer zugleich.

VDI erhebt aktuelle Ingenieur-Einkommen Gehaltsreport gibt Orientierungshilfe VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, Fr -

Zur Vorbereitung auf individuelle Gehaltsverhandlungen ist es notwendig, aktuelle Orientierungshilfen zur Hand zu haben. So lagen z. B. bei der letzten Gehaltsumfrage 1989 die Einstiegsgehälter der Fachhochschulingenieure bei knapp über 4000 DM, bei Diplom-Ingenieuren von Technischen Hochschulen und Universitäten etwa 400 DM höher. Im Alter von Anfang 30 Jahren werden diese Einkommensunterschiede dann vernachlässigbar gering. Erst bei einem Alter von über 40 Jahren laufen die mittleren Gehaltskurven dieser beiden Personengruppen auseinander. Die Neuerhebung in den nächsten Wochen wird klären, ob dieser Trend Bestand hat.

Die VDI-Nachrichten beteiligen sich an dieser Aktion, weil den Lesern eine Einkommensinformation angeboten werden soll, die sich nicht allein auf VDI-Mitglieder stützt. Diese werden allerdings durch eine Zufallsstichprobe auf der Basis der VDI-Mitgliedsdatei repräsentativ erfaßt.

Dem über diese Personengruppe hinausgehenden Leserkreis wird angeboten, sich über den Frageboden "Einkommensanalyse" , der auf dieser Seite veröffentlicht wird, an der Aktion zu beteiligen. Konkret werden dabei alle Leser um Rücksendung des Fragebogens gebeten, die nicht Mitglied des VDI sind. Den Bestellcoupon können alle VDI-Nachrichtenleser einsenden. Der Fragebogen wird vertraulich behandelt. Er dient lediglich der Erstellung statistischer Werte. Ganz wichtig ist es, Fragebogen und Bestellcoupon getrennt in den Antwortbrief zu legen. Natürlich sollen die Teilnehmer die Ergebnisse der Analyse so frühzeitig wie möglich erfahren. Dazu müssen sie den Coupon ausfüllen. Zum ermäßigten Preis von 25 DM wird ihnen der Ergebnisreport 1991 sofort nach Erscheinen zugeschickt.

Auf dem Computermarkt wird der Kunde zum König Qualitätsmanagement soll IBM wieder an die Spitze führen Mit jedem Produkt will der US-Multi perfekt sein Von Heidrun Haug VDI-N, Tübingen, 7.12.90-

Sinkende Geschäftserlöse, das Image von der Arroganz der Macht und die Japaner im Nacken - das waren die Auslöser beim Computerriesen IBM, sämtliche Geschäftsprozesse von Grund auf zu restrukturieren. Alles dreht sich nun um das Thema Qualität.

D er Markt für Computerprodukte hat sich in den vergangenen Jahren nachhaltiger verändert als seine Hauptakteure es zunächst wahrhaben wollten. Ihren Höhepunkt erlebten die traditionellen Anbieter in den sechziger und siebziger Jahren, als dieNachfrage für EDV-Systeme unaufhaltsam stieg und die Firmen mit der Auslieferung kaum nachkamen. Zur Abschottung der eigenen verkauften Basis bauten sie unüberwindliche Betriebssystem-Grenzen zum Mitbewerber auf und banden damit gleichzeitig de Kunden dauerhaft an sich. Das Wort von der geknebelten Kundschaft machte die Runde.

Die Arroganz, mit der diese Computerriesen ihr Geschäft betrieben, war die offen zur Schau getragene Sicherheit, daß alles so bleibt wie es ist: daß das Geschäft höchstens größer, die Gewinne fetter werden können. Noch schneller jedoch als der Markt wuchs die Zahl derjenigen, die daran teilhaben wollten. Als fast über Nacht, ausgelöst durch den Preisverfall bei Mikroprozessoren Anfang der 80er Jahre, Tausende neuer Anbieter in den Markt traten, wandelte sich der Verkäufer- zum Käufermarkt. Mehr als alle anderen mußte die Veränderung des Computermarktes IBM treffen, der seit längerem überall auf der Welt der Ruf des überaus hochmütigen und bürokratischen Unternehmens vorauseilte. Weniger Innovation und Lösungen zur Zufriedenheit der Kundschaft lagen ihr am Herzen, als vielmehr die Befriedigung der eigenen Gewinn- und Ertragsinteressen.

Aber sobald die Rendite auf dem Spiel steht, beginnen selbst die versteinerten Verhältnisse in einem Weltkonzern zu bröckeln. 1986 ging der Umsatz erstmals zurück und verdrängte den weltweit dominierenden Anbieter von EDV-Gerätschaften vom langjährigen Spitzenplatz in der US-Hitliste der 500 erfolgreichsten Unternehmen, regelmäßig vom Wirtschaftsmagazin "Fortune" erstellt, auf nunmehr Platz 45. "Etwas stimmt nicht mit der Qualität unserer Produkte und mit der Qualität unserer Geschäftsprozesse," rüttelte Terry Lautenbach, mächtiger Präsident der US- Tochter von IBM, sein Management wach. Zuvor hatte bereits sein Kollege Hans-Olaf Henkel, Geschäftsführer des hiesigen Multi-Ablegers, der Schlag gerührt. "Wir wollen das kundenfreundlichste Unternehmen der Branche werden" , verkündete dieser bereits vor drei Jahren seine Antwort auf den gnadenlos gewordenen Konkurrenzkampf im Computer-Business.

Henkel setzte das "größte Qualifizierungsprogramm" in der Geschichte der deutschen IBM in Gang. Täglich mußten 1500 Beschäftigte die Schulbank drücken und bekamen eingetrichtert, wie wichtig Qualität und Service für das Überleben eines Computerriesen sind. Ein Drittel aller Beschäftigten verrichten heute andere Tätigkeiten, sind vielfach aus der Fertigung in den Bereich Software und Services gewechselt.

Um den erfolgverwöhnten Topmanagern rund um den Globus den Ernst der Lage deutlich zu machen, lud IBM-Chairman John Akers sämtliche Spitzenkräfte Anfang 1989 zur bislang größten Führungskonferenz des Konzerns ein und appellierte eindringlich an sie, aus der IBM eine "market-driven-company" zu machen. "Wenn dem Kunden etwas nicht gefällt" , so der Leitsatz des IBM-Chefs, der wie aus einem Handbuch für erfolgreiche Verkäufer klingt, "dann ändere es - so lange, bis es ihm gefällt." Kundenfreundlichkeit als neue Trumpfkarte in der Computerbranche, weil die Produkte durch Normen und Standards immer ähnlicher und austauschbar werden. Für Marktbeobachter freilich hat sich der Steuermann Akers viel zu spät dafür entschieden, den Tanker aus der alten Fahrrinne zu manövrieren.

In puncto Qualität will der trotz Einbrüchen bei Umsatz und Gewinn nach wie vor marktführende Computerkonzern weltweit das beste Unternehmen der Branche werden. Null-Fehler-Qualität heißt das Ziel. Die Japaner, die laut Henkel in Deutschland "nicht erst vor der Tür" stehen, sondern "bereits im Wohnzimmer sind" , schaffen die fehlerlose Quote schon heute. Die IBM will spätestens 1994 soweit sein.

Heute sind die meisten Produkte und Prozesse bei IBM zu 99% fehlerfrei. Das hört sich besser an als es ist. Unter einer Million Geräten, Arbeitsvorgängen oder Leistungen sind 10000 nicht tadellos. Dies muß sich ändern. Angestrebt wird eine Fehlerrate von verschwindent geringen 0,00034%. Anders ausgedrückt: in 99,99966% aller Fälle soll künftig das Arbeitsergebnis fehlerfrei sein. Dieser angestrebte Qualitätsstandard heißt bei IBM Sechs-Sigma-Qualität, so benannt nach einem relativ bekannten Ansatz aus der statistischen Theorie.

L ernen, intensiver zuzuhören ist die erste Lektion, die IBM-Beschäftigte begreifen müssen. Denn was unter Qualität zu verstehen ist, definiert nicht etwa die dafür traditionell zuständige firmeninterne Abteilung, sondern der Kunde. Wichtig ist, wie er Qualität wahrnimmt. Lieferzeiten, Installation, Inbetriebnahme, Benutzerfreundlichkeit der Systeme, eine verständliche Dokumentation und nicht zuletzt ein zuvorkommender Vertriebsbeauftragter, das sind die Kriterien, die angeblich das Image von IBM prägen.

Über 50 % aller Kundenbeschwerden an die Geschäftsleitung sind laut IBM Deutschland nicht produktbezogen. Häufig geklagt werde hingegen über die Betreuung wie über Dienstleistungen und Anwendersoftware. "An diesen hausgemachten Problemen müssen wir arbeiten" , tönt es da aus der Qualitätsabteilung.

Die Beschäftigten sollen der Kundschaft regelrecht von den Augen ablesen, welchen Wunsch sie haben. Fünf Initiativen hat das Stuttgarter Management dazu gestartet. Es geht um die Kundenanforderungen, fehlerfreie Ausführungen, kürzere Ablaufzeiten, die interne Koordination der Tätigkeiten und die Rechenschaft über erreichte Verbesserungen. Jedes Produkt, jede Dienstleistung und jeder Kontakt mit dem Unternehmen soll aus Kundensicht absolut perfekt sein. Mit der "Fünf-Minuten-Kiste" , das ist die werbeträchtige Bezeichnung für den neuen Arbeitsplatzrechner PS/1 der IBM für die Familie und den Freiberufler, will man zeigen, was "market-driven" bedeuten kann. Nicht nur, daß sich IBM nach langer Enthaltsamkeit überhaupt des Konsumentenmarktes annimmt. Nun soll es auch ein Verkaufsschlager werden: In fünf Minuten ist der PC laut Anzeige ausgepackt, aufgebaut, eingesteckt - und kann sofort bedient werden.

So reibungslos soll künftig alles klappen. Der gesamte Vertriebsapparat wurde hierfür restrukturiert, die Geschäftsstellen erhielten mehr Verantwortung und sämtliche Geschäftsprozesse hat man unter die Lupe genommen. Vereinfachen, transparenter und flexibler machen, lautet die Devise. Für die Beschäftigten werden die Unternehmensziele zur täglichen Herausforderung. "Es geht darum, daß wir uns alle mit diesem Thema identifizieren" , erklärte kürzlich ein IBM-Oberer.

IBM Deutschland scheint ein gutes Stück Weg hin zur Kundenzufriedenheit bereits geschafft zu haben. Im Unterschied zum Mutterhaus in den USA konnte sie für das vergangenen Geschäftsjahr vermelden, daß die Erträge im zweistelligen Bereich gestiegen sind. Wer früher kommt, könnte man frei nach Gorbatschow behaupten, den belohnt das Leben.

VeranstaltungenÅ

Weibliche Führungsstärken sind Kooperationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen. Dazu kommt eine hohe Anpassungsfähigkeit. Wie man in der Praxis diese Vorzüge mit selbstbewußtem zielorientierten Handeln verbindet, ist die Thematik des Seminars "Mut zum Erfolg" , veranstaltet von Hohenstein Seminare, Dilsberg-Neuhof. Es findet statt vom 30. 1. bis 1. 2. 1991 und kostet 1650 DM zzgl. MWSt. Veranstaltungsort ist das Steigenberger Hotel Frankfurt Airport.

"Führungsverhalten aktiv trainiert" heißt ein Seminar der Zentrum für Unternehmensführung AG, Thalwil/ Schweiz. Die auf 14 Teilnehmer beschränkte Veranstaltung findet vom 31. 1. bis 2. 2. 1991 im Hotel Mövenpick, Egerkingen/Schweiz statt. Die Teilnahmegebühr beläuft sich auf 1740 sFr . Seminarziel ist das Üben und Überprüfen des eigenen Führungsverhaltens in realistischen Führungsfunktionen, Erkennen eigener Stärken und Schwächen und Verbesserung der Zusammenarbeit durch gegenseitiges Verständnis.

Kompaktseminare bietet das Institut für technische Weiterbildung (ITW), Berlin, an. So findet vom 3. 1. bis 4. 1. 1991 eine Veranstaltung mit dem Thema "Erste Kontakte mit dem Personal Computer" statt. Gebühr DM 360. Der Lehrstoff - täglich von 8.30 bis 16.00 Uhr - wird in konzentrierter Form vermittel, so daß der Teilnehmer in kürzester Zeit das Erlernte an seinem Arbeitsplatz anwenden kann. Das aktuelle Kursprogramm kann beim ITW (Tel. 030/453 87 66) kostenlos angefordert werden.

Aus dem Programm'91 von Learning international wird ein Seminar "Interaktives Management" angeboten. Vom 18. bis 20. 2. 1991 werden in Düsseldorf u.a. die Schwerpunkte konstruktiv kritisieren, Diskussionen führen, behandelt. Zielgruppen sind Manager und Führungskräfte aller Ebenen. Durch die angewandten Lernmethoden ist es den Teilnehmern möglich, nach Abschluß des Seminars die gelernten Fertigkeiten unmittelbar in die Praxis umzusetzen. Näheres über Learning Intern. GmbH, Tel. 0211/

56009-0.

In aktualisierter Form findet das Seminar "Varianten systematisch reduzieren" vom 16. bis 17. 1. 1991 im Forum der Stadtsparkasse Aachen statt. Veranstalter ist das Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre (WZL). Behandelt werden die Schwerpunkte Produktseitiges Reduzieren der Variantenvielfalt; Produktionsseitige Beherrschung der Variantenvielfalt; Bewertung von Produktvarianten. Näheres kann erfragt werden beim WZL, Aachen, Telefon 0241/80-7404.

Auch im Seminarprogramm für das kommende Jahr legt das Weissmann- Team, Nürnberg, besonderen Wert auf die Verknüpfung von Unternehmensstrategie und Humankapital. Der Veranstalter bietet in allen Seminaren (z.B. Zeitmanagement, persönliche Strategie, Coaching, Marketingstrategie) Schulung und Umsetzung im Unternehmen an. Nähere Informationen: 0911/508730.

Die Polarstern

Sie gilt als der Rolls-Royce unter den Forschungsschiffen, ist schwimmendes Hotel und High- Tech-Kreuzer zugleich. Wenn die rund 15 000 kW (20 000 PS) starken Dieselaggregate der Polarstern aufdröhnen, haben selbst meterhohe Eisschichten keine Chance. Der Stolz des Alfred-Wegener-Instituts bietet einer 41köpfigen Besatzung ebenso Platz wie bis zu 75 Forschern und Wissenschaftlern. Der doppelwandige Eisbrecher, der bei Außentemperaturen von -50o C funktionstüchtig ist und sogar in der Antarktis überwintern kann, wurde am 9. Dezember 1982 in Dienst gestellt. Seither absolviert das 190 Mio. DM teure Flaggschiff der bundesdeutschen Forschungsflotte ein jährliches Arbeitspensum von 300 Tagen. Auf den neun Decks der 118 m langen und 25 m breiten Polarstern drängen sich modernste Satelliten-Empfänger, Kühl- und Klimakammern, Hubschrauber- Hangars sowie neun wissenschaftliche Labors. Die 12 m lange Barkasse Polarfuchs lädt zu Ausflügen in die kältestarrende Umgebung ein. Zum Standard des 16 000 t-Giganten gehören aber auch Büroräume, Läden, Schwimmbad und Bar, Post, Sauna und Bücherei.

Antarktisforscher beklagen den neuen Boom Der lebensfeindlichste Ort der Erde wird zur Touristenattraktion Südpolarregion gilt als Frühwarnsystem für das globale Klima Von Andreas Hülsmann und Peter Frey VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Ein 4 km mächtiger Eispanzer, orkanartige Winde von 250 km/h und hochsommerliche Temperaturen bis zu -50oC machen die Antarktis zum lebensfeindlichsten Ort der Erde. Tiere und Pflanzen können nur an wenigen Küstenstreifen existieren. Im Innern ist der Kontinent ökologisch tot.

S o extrem und lebensfeindlich die Bedingungen in der südpolaren Region auch sein mögen, Klimaforscher sehen in diesem Gebiet eine sensible Alarmanlage für Veränderungen im globalen Ökosystem. Mit 14 Mio. km2 ist die Antarktis rund eineinhalbmal so groß wie Europa. Bis zu einer Dicke von 4 km legt sich der Eispanzer wie ein Deckel über den felsigen Untergrund des 6. Kontinents. Hinzu kommen 4 Mio. km2 Meereis im Sommer, das sich im Winter bis zu 20 Mio. km2 ausweitet. Die Wärme, die durch Sonneneinstrahlung entsteht, wird von den klimatisch gemäßigten Zonen, durch ozeanische und atmosphärische Strömungen in die Polargebiete geleitet und von dort in den Weltraum abgeführt. Dabei kommt der ozeanischen Strömung ebensoviel Bedeutung zu wie der atmosphärischen.

Das südpolare Meer ist die einzig bedeutende Verbindung zwischen dem Pazifischen, dem Atlantischen und Indischen Ozean. Wie ein Ring umgeben die zirkulierenden Wassermassen den eisigen Kontinent. Auf einer Länge von 20000 km werden rund 130 Mio. m3 Wasser in jeder Sekunde bewegt. Nur in dieser Region kommt es zum Austausch von Wassermassen und den darin gelösten Nährstoffen. Ein gigantischer Kreislauf: das größte ozeanische Strömungssystem der Erde, der Antarktische Zirkumpolarstrom.

Das 1957 gegründete Scientific Committee for Antarctic Research (SCAR) startete 1981 ein Programm zur Erforschung des marinen Ökosystems. Mit diesem Projekt sollte vor allem Struktur und Dynamik der südpolaren Meeresgebiete untersucht werden. Bei diesem Biological Investigation of Antarctic Marine System and Stocks Project, kurz Biomass genannt, stand die Untersuchung des Krills im Mittelpunkt. Dieser garnelenähnliche Walkrebs steht in der Mitte der faszinierend kurzen antarktischen Nahrungskette. Der Krill, der sich von Plankton ernährt, wird tonnenweise von den Walen aus dem eisigen Wasser gefiltert. Doch auch Pinguine, Robben und Tintenfische ernähren sich von diesem durchschnittlich 6 cm langen und 1,7 g leichten Meereswinzling.

Der Wunsch, Krill könne, wie Biologen und Politiker in den 70er Jahren hofften, einen großen Teil des Proteinbedarfes gerade in der 3. Welt decken, erfüllte sich nicht. Ein hoher Fluoridgehalt machte den potentiellen Eiweißlieferanten aus dem Meer für den Menschen ungeeignet und bewahrte den Meeresbewohner möglicherweise vor der Ausrottung.

In den heute 40 wissenschaftlichen Stationen, in denen im Sommer etwa 6000 im Winter 3000 Menschen leben, arbeiten Spezialisten gänzlich unterschiedlicher Forschungsbereiche Hand in Hand. Geologen, Glaziologen, Meeresbiologen, Ozeanologen und Fachleute für Geodäsie spüren den fundamentalen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Eis, Ozean und biologischem Lebensraum nach. Meterhohe Eismassen dienen den Wissenschaftlern als tiefgefrorenes Archiv der Klima- und Umweltgeschichte der Erde. Gas- und Pollenanalysen im ewigen Eis lassen nach und nach eine lückenlose Auflistung ökologischer Veränderungen entstehen.

A ls britische Wissenschaftler 1985 erstmals ein riesiges Ozonloch über dem Südpol entdeckten, rückte die Forschung jenseits des 60. Breitengrades in den Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Ein Ozonschwund bis zu 5% ist heute schon auf der Südhalbkugel zu verzeichnen. Steigt die Anzahl der an Hautkrebs erkrankten Menschen gerade in Australien dramatisch an, sind die Folgen der erhöhten UV-Bestrahlung für den 6. Kontinent selbst noch weitgehend unbekannt.

Während die Antarktis trotz zeitweiliger Begehrlichkeiten der Großmächte bis heute die größte atomwaffenfreie Zone der Erde geblieben ist, droht den Wissenschaftlern in letzter Zeit Gefahr von ganz anderer Seite. Gotthilf Hempel, Leiter des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI): "Ein großes Problem ist, daß die wissenschaftlichen Arbeitsgruppen, die im kurzen südpolaren Sommer intensive und teure Forschungsprogramme absolvieren müssen, immer häufiger von Touristen gestört werden." Mittlerweile suchen und finden jährlich 3000 Antarktisurlauber den Weg in die Nähe des Pols - Tendenz zunehmend. Dies dürfte ein unerwünschter Nebeneffekt eines medienträchtig vermarkteten antarktischen Fußmarsches des sonst nur selten unter 8000 m anzutreffenden Reinhold Messner und seines Weggefährten Arved Fuchs sein.

Wenn selbst die "Polarstern" kapituliert . . .

Unter sich bleiben die Forscher in den Monaten März bis Oktober, dem südpolaren Winter. Selbst der eisbrechende AWI- Forschungsgigant Polarstern, der in dieser unwirtlichen Region sogar überwintern kann, muß dann vor den Eismassen kapitulieren. Die Forschungsprogramme müssen allerdings stark gekürzt werden, denn in der langen Südpolarnacht läßt das oftmals stürmische Wetter wissenschaftliche Arbeiten außerhalb der Stationen nur bedingt zu. Unter diesen widrigen Umständen hat 1990 erstmals ein Frauenteam am Südpol überwintert. Die neun Wissenschaftlerinnen haben nach Aussagen des AWI-Leiters ihre Aufgabe ausgezeichnet gemeistert. Von den drei deutschen Basislagern bleibt nur die "Georg von Neumayer" im Ekström-Schelfeis nordöstlich des Weddellmeeres besetzt. Sie dient den Wissenschaftlern auch unter extremen Bedingungen als geophysikalisches, meteorologisches und spurenstoff-chemisches Labor.

D och nicht nur aus reinem wissenschaftlichen Interesse nimmt die Zahl der Forschungsstationen rund um den Südpol beständig zu. Die Hoffnung auf riesige Rohstoffvorkommen fordert die Präsenz von immer mehr Staaten heraus. Ein ständig wachsender Hunger der Industriestaaten nach Öl und Edelmetallen bringt diesen fast noch unberührten Kontinent in Gefahr. So vermuten amerikanische Fachleute, daß unter dem Eisdeckel 115 Billionen m3 Gas und 45 Mio. Barrel Erdöl lagern. Große Vorkommen an Platin, Gold, Silber, Titan, Chrom und Uran steigern die Attraktivität dieser Region zusätzlich.

1988 verabschiedeten die Unterzeichner des Antarktisvertrages mit Konsultativstatus im neuseeländischen Wellington ein Abkommen, das die wirtschaftliche Nutzung des südpolaren Territoriums festschreibt. Diese - Convention on the Regulation of Antarctic Mineral Resource Activities (CRAMRA) - regelt die Suche und Erschließung nach Rohstoffen in der Antarktis. In diesem Abkommen werden strikte Regelungen zum Umweltschutz festgelegt. Der Antarktisvertrag, den 1959 zwölf Staaten unterzeichneten, bewahrte bis jetzt das empfindliche Ökosystem des 6. Kontinents vor der Zerstörung.

Durch diesen Vertrag ist es gelungen, den Südpol aus dem Rüstungswettlauf herauszuhalten. Weder Atomtests durften dort durchgeführt, noch radioaktiver Müll endgelagert werden. Damit hatten sich die Supermächte zum erstenmal vertraglich auf eine Demilitarisierung eines Territoriums geeinigt.

Die Unterzeichner treffen sich 1991 in Bonn, dann steht der Antarktisvertrag zur Diskussion. Ob sie sich zu einem endgültigen Schutzabkommen durchringen können, ist mehr als fraglich. Die Zahl der Konsultativstaaten steigt in jedem Jahr, doch die Beschlüsse müssen einstimmig gefaßt werden. Wenn 1991 in Bonn keine klaren Entscheidungen gefällt werden, um die Antarktis vor dem ökologischen Knock-out zu bewahren, dürfte es um die ohnehin schon angezählte Natur bald geschehen sein.

Der Antarktisvertrag Am 1. Dezember 1959 unterzeichneten zwölf Staaten den Antarktisvertrag, davon sieben Länder, die Hoheitsansprüche auf Teilgebiete der Antarktis geltend machen. Am 23. Juni 1961 trat der Vertrag in Kraft. 1979 unterzeichnete die Bundesrepublik Deutschland den Vertrag. 1981 erlangte die Bundesrepublik aufgrund ihrer wissenschaftlichen und logistischen Leistungen Konsultativstatus.

Mitte 1988 waren insgesamt 38 Staaten dem Vertrag beigetreten, 20 davon sind Konsultativstaaten, 18 einfache Mitgliedsstaaten.

Der Antarktisvertrag besteht aus 14 Artikeln. Die wichtigsten Aussagen sind: Die Antarktis wird nur für friedliche Zwecke genutzt. Alle Maßnahmen militärischer Art sowie Kernexplosionen und die Beseitigung radioaktiven Abfalls sind verboten (Artikel V).

Der Vertrag gilt für das Gebiet südlich des 60. Breitengrades und schließt alle Schelfeisgebiete ein. Die "Hohe See" unterliegt eigenen Rechten (Artikel VI).

Ergänzt wurde der Antarktisvertrag durch eine Reihe von Zusatzvereinbarungen, wie etwa zur Erhaltung der Fauna und Flora, der Robben oder der lebenden Meeresschätze. Umstritten ist bis heute die industrielle Erschließung des Kontinents. Während der gerade zu Ende gegangenen Antarktiskonferenz in Chile erneuerten Australien und Frankreich ihre Forderung nach einem Verbot jeglichen Bergbaus.

Die angestrebte Regelung zielt auf einen besonderen Schutz der polaren Umwelt ab. Die Antarktis soll danach zu einem weltweit einmaligen Naturpark werden.Ù

Präzision bei der Übersetzung genetischer Informationen bislang rätselhaft Dolmetscher-Enzyme überprüfen im Buch des Lebens jedes Wort Chemisches Korrekturlesen verhindert eine Fehlerkatastrophe - Von Martin Schneider VDI-N, Göttingen, 7. 12. 90 -

Sämtliche Erbinformationen eines Organismus liegen verschlüsselt in langen Ketten von Desoxyribonukleinsäure (DNS) im Zellkern. Um daraus Proteine basteln zu können, muß die molekulare Schrift buchstabenweise entschlüsselt werden. Rätselhaft war bisher die ungeheure Präzision, mit der dies geschieht. Forscher am Göttinger Max-Planck-Institut für

experimentelle Medizin sind dem Grund für diese Genauigkeit auf die Spur gekommen.

S tille Post" gilt im allgemeinen nicht als besonders zuverlässige Methode der Informationsvermittlung. Der Weg der Erbinformation aus den verschlungenen Fäden im Zellkern bis zum konkreten Protein, mit dem der Organismus etwas anfangen kann, erinnert allerdings an das beliebte Gesellschaftsspiel - und dennoch erfolgt die Übersetzung mit enormer Präzision. Unter mehreren Zwischenschritten wird der Bauplan für ein Protein aus dem Zellkern herausgeschleust. Transfer-Ribonukleinsäuren (tRNS), die jeweils eine Aminosäure tragen, ordnen sich anhand dieses Bauplans in bestimmter Reihenfolge an; ihre Aminosäuren können sich dadurch zu einem Protein verbinden. Der Schlüsselprozeß bei der Synthese von Proteinen findet aber schon früher statt. Die tRNS-Moleküle nämlich werden nicht bereits mit ihrer Aminosäure am Ende geboren. Beide müssen erst miteinander verbunden werden - und zwar jeweils die genau richtigen. Dafür sind bestimmte Enzyme zuständig, die wie bei Enzymen üblich nach ihrer Funktion bezeichnet werden: die Aminoacyl-tRNS-Synthetasen. Sie haben eine doppelte Aufgabe: zum einen müssen sie eine bestimmte tRNS unter den mehr als zwanzig verschiedenen erkennen, zum anderen müssen sie auch unter den zwanzig Aminosäuren die genau richtige herauslesen.

F ür jede Aminosäure ist eine eigene Synthetase zuständig. Die Genauigkeit der Übersetzung von Erbinformation in ein bestimmtes Protein hängt also entscheidend davon ab, wie zuverlässig jede von ihnen ihre Aminosäure erkennt. Die Synthetasen müssen dabei besonders genau arbeiten: schließlich sind sie selbst nichts anderes als Proteine, die ebenfalls unter Vorlage der Baupläne aus dem Zellkern gebildet werden müssen. "Wenn diese Enzyme fehlerhaft arbeiten, dann fällt das auch auf sie zurück" , erklärt Prof. Friedrich Cramer, Direktor des Göttinger Max- Planck-Instituts für experimentelle Medizin, "ihre Fehlerrate würde dadurch noch weiter gesteigert - eine Rückkopplung, die über kurz oder lang zu einer Fehlerkatastrophe führen müßte" .

Schlampige Arbeit auf diesem Gebiet hätte für den Organismus also fatale Folgen. Gerade das Erkennen von Aminosäuren gehört aber zu den schwersten Übungen, die es für Enzyme gibt. Enzyme erkennen ihren Werkstoff in der Regel nach dem Schlüssel-Schloß-Prinzip: die Strukturen von Enzym und seinem Substrat sind so aufeinander abgestimmt, daß das eine Molekül in das andere einrasten kann. Aminosäuren ähneln sich aber oft so sehr, daß eine solche Erkennung für die Synthetasen äußerst schwierig ist. Wie sich berechnen läßt, müßten die Synthetasen - würden sie allein nach dem mechanischen Schlüssel- Schloß-Prinzip verfahren - bei den fast baugleichen Aminosäuren Isoleucin und Valin auch bei größter Feinfühligkeit einen durchschnittlichen Fehler von rund 20 % machen. Jedes fünfte Isoleucin wäre dann gegen ein Valin ausgetauscht - für den Organismus eine Katastrophe.

Mit den Synthetasen muß eine wahre Elite-Truppe am Werke sein. Wie diese Spezialeinheit unter den Enzymen arbeitet, konnten die Göttinger Forscher nun aufklären. Sie stellten fest, daß die Synthetasen, nachdem sie die Aminosäuren mit der entsprechenden tRNS verknüpft haben, ihr Werk noch zweimal kontrollieren. Was nicht paßt, wird wieder gelöst, erst dann werden die tRNS-Aminosäure-Komplexe zur Protein-Produktion freigegeben.

"Dieses Korrekturlesen unterscheidet die Synthetasen von allen anderen bekannten Enzymen" , betont Cramer. Erst dadurch wird aber die hohe Genauigkeit erreicht. Zum Nulltarif gibt es die allerdings nicht. Jede Bindung einer Aminosäure kostet ein Molekül des biochemischen Brennstoffs ATP (Adenosintriphosphat); und wie es die Gesetze der Thermodynamik wollen, kann sie auch nur unter Aufwand der gleichen Energiemenge wieder gelöst werden.

Vom Gen zum Protein Alles irdische Leben hängt an einem molekularen Faden: an der Desoxyribonukleinsäure, kurz DNS, im Zellkern. Sie dient sämtlichen Organismen als Träger ihrer Erbinformation. In ihr sind Konstruktionsskizzen für Proteine, Eiweiß-Stoffe, niedergelegt, die alle Lebensvorgänge steuern.

Die Skizzen sind verschlüsselt durch die Abfolge von vier verschiedenen molekularen Symbolen, den Nukleotiden. Wie eine Reihe von Morsezeichen in die Buchstaben des Alphabets, so läßt sich die Nukleotidfolge der DNS in Aminosäuren übersetzen, in die Bausteine von Proteinen.

Der genetische Code, der bei allen Organismen gleich ist, ordnet jeweils drei aufeinanderfolgenden Nukleotiden auf dem DNS-Strang eine von 20 Aminosäuren zu. Eine bestimmte Abfolge auf dem DNS-Strang ergibt dadurch eine ebenso bestimmte Abfolge von Aminosäuren - ein bestimmtes Protein.

Von der DNS zum Protein ist es allerdings ein weiter Weg. Zunächst wird von der DNS im Zellkern eine Abschrift angefertigt - wer gibt schon gern ein so wichtiges Original heraus. Diese Kopien dienen außerhalb des Zellkerns als Arbeitsvorlagen für den Zusammenbau der Aminosäuren. Dabei sind sogenannte Transfer-Ribonukleinsäuren, kurz tRNS, als Vermittler nötig. Sie verfügen einerseits über einen Lesekopf, mit dem sie jeweils eine bestimmte Dreierfolge von Nukleotiden auf der Arbeitskopie der DNS erkennen und sich dort anheften können. Am anderen Ende tragen sie eine Aminosäure. Diese tRNS-Aminosäure-Komplexe verkörpern damit gewissermaßen den genetischen Code. Heften sich die tRNS-Stücke nun dicht an dicht an die jeweils passende Dreierfolge des Nukleotidstrangs, können sich die dazugehörigen Aminosäuren zu einem Protein verbinden. Dessen Eigenschaften werden von der genauen Reihenfolge seiner Aminosäuren bestimmt.Ù

Kein Recycling ohne den Menschen Gebrauchte Elektronik bisher kaum zu verwerten Von Felix Mertens VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Immer unübersichtlicher wird die Bandbreite moderner High-Tech-Werkstoffe in Telekommunikation und Computerfertigung. Nur der Mensch ist deshalb noch in der Lage, diese Materialvielfalt für eine Wiederverwertung zu kanalisieren. Recyclingkompatibles Konstruktionsdenken ist gefragt.

Seit sich die deutsche Bundesregierung, insbesondere ihr Bundesumweltminister Klaus Töpfer, mit dem #P 14 Abfallgesetz ein gesetzliches Instrumentarium - die Zielfestlegungen - geschaffen hat, ist in vielen Branchen ein "Entsorgungs-Aktivismus" ausgebrochen. Die gesamte Verpackungsindustrie weiß mittlerweile davon ein Lied zu singen. Aber auch andere Bereiche befinden sich im Visier, so zum Beispiel die gesamte Elektroindustrie. Bis Mitte nächsten Jahres sollen Hersteller freiwillig ihre Geräte zurücknehmen und entsorgen. Bislang wandern Geräte (Audio-, Video-, Kopiergeräte und zum Teil auch noch EDV-Anlagen) dieser Branche normalerweise in den Hausmüll, und mit ihm auf die Deponie oder in die Müllverbrennungsanlage. Und dies obwohl es sich dabei teilweise um Sondermüll handelt, wie beispielsweise Batterien.

Branchenfachleute veranschlagen, daß bis dato jährlich noch etwa 8000 t EDV- Teile derart "entsorgt" werden. Die Tendenz ist allerdings stark steigend, weil sich der Geräterücklauf noch parallel zum Fuße der Wachstumskurve vor einigen Jahren bewegt. Bei einer durchschnittlichen "Lebenszeit" der Geräte von 6 bis 10 Jahren steht der eigentliche Berg also noch bevor. Mit jährlichen Steigerungsraten zwischen 5% und 10% wird gerechnet.

Bei der Computerindustrie ist man inzwischen aufgewacht. Auf der CeBIT '90 stellte Nokia Data, Tochtergesellschaft des größten skandinavischen Anbieters von Geräten der Informationstechnologie, nach eigenen Bekunden als erstes Unternehmen der Branche ein Konzept zur Verwertung von Gebrauchtcomputern vor. In Zusammenarbeit mit dem Kölner Unternehmen Reichart Metalle werden 90% des in sieben Fraktionen - Eisen- und Metallschrott, Technische Kunststoffe, Leiterplatten, Stecker sowie Steckverbindungen, Kabel, Glas und Batterien - aufgeteilten Altmaterials einer Wiederverwertung zugeführt.

Voraussetzung ist allerdings, das neue Gerät sollte man bei Nokia kaufen, dann werden Bildschirm oder Computer für je 50,- DM abgeholt.

Seit Anfang Juni bietet auch die IBM Deutschland ihren Kunden die Rücknahme der aus eigener Herstellung stammenden Geräte an. Sie läßt die Anlagen von einem Spediteur abholen. Im Warenverteilzentrum werden diese fachmännisch zerlegt und anschließend an Entsorger und Wiederverwerter verteilt.

Auch Unisys Deutschland unterhält inzwischen in Kelsterbach bei Frankfurt ein Verwertungszentrum, das 14 europäische Niederlassungen entsorgt. Im Rahmen des Verwertungsprogrammes werden Bauteile und Baugruppen ausgebaut und in Zusammenarbeit mit Fachbetrieben die Roh- und Wertstoffe zurückgewonnen.

Etwa 10% - 15% an nicht wiederverwertbarem Material müssen, wie bei anderen Unternehmen auch, der Endlagerung (Sondermülldeponie o.ä.) zugeführt werden. Lediglich Bildschirm, Tischdrucker und Tastaturen würden in den einzelnen Ländern vor Ort verwertet, teilte der Computerhersteller ergänzend mit.

In Kelsterbach nimmt man allerdings gebrauchte Systeme kostenlos zurück. Entweder werden sie nach einer Generalüberholung (Austausch defekter Teile mit anschließender Qualitätskontrolle) wieder auf dem Markt angeboten oder vollständig in ihre Einzelteile zerlegt, geprüft und wieder verkauft. Erst wenn dies nicht mehr möglich ist, kommt die Recyclingstufe.

In anderen Bereichen der Elektrotechnik sieht es noch nicht so erfreulich aus: Als stellvertretend für die Aktivitäten der Unterhaltungselektronik kann Sony Deutschland angeführt werden. In Köln stieß die Frage nach der Entsorgung ihrer breiten Angebotspalette auf Überraschung. Damit sei man seitens der Kunden bislang kaum behelligt worden und deshalb wird auch kein unmittelbarer Handlungsbedarf gesehen.

Allerdings, die einzelnen, über die Bundesrepublik verteilten Niederlassungen nähmen die Geräte zurück und schickten sie an die Kölner Zentrale, wo sie demontiert oder entsorgt würden. Einzelheiten dazu waren leider nicht zu erfahren.

Aber die Verbraucher werden sicher schon sehr bald in größerer Zahl bei Sony anklopfen. Und große Marktanteile dürften sich auf Dauer nur dann sichern lassen, wenn auch konkrete Entsorgungsmaßnahmen zum Angebot gehören. Es genügt eben schon längst nicht mehr, Geräte nur zu verkaufen oder über einen guten Service zu verfügen. Die Dienstleistung muß inzwischen auch die Entsorgung mit einschließen.

Daß die in den Geräten enthaltenen Wertstoffe zum Wegwerfen letztlich zu schade sind, stellte Ende September auch der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie sowie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau öffentlich fest. Gemeinsam gründeten die beiden Verbände den Arbeitskreis "Geräte-Entsorgung" , der es sich zur Aufgabe gemacht hat, durch die Erarbeitung geeigneter Sammel-Logistiken und Rücknahmemöglichkeiten dafür zu sorgen, daß möglichst viele Altgeräte wiederverwertet werden. Die beim Recycling gewonnenen Erfahrungen sollen dann bereits bei der konstruktiven Auslegung der Teile zum Tragen kommen und somit die Wiederverwertung erleichtern.

Wegwerf-Gesellschaft gerät in Zugzwang Die Umwelt braucht den belebenden Kreislauf Moderne High-Tech-Materialien könnten eine ähnliche industrielle Revolution bewirken wie die Einführung des Stahls. Doch vor ihren weiteren Aufstieg als Werkstoffe der Zukunft setzen die "Grenzen der Umwelt" den Einstieg in die Kreislauf-Gesellschaft. VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, Si -

O hne moderne High-Tech-Werkstoffe geht in unserer industriellen Wirtschaft, aber auch in sozialen Bereichen, nichts mehr. Ob Medizin und Sport, Luft- und Raumfahrt, Maschinenbau oder die moderne Konsumgüterindustrie - sie alle entfalten ihre heutige Leistungsfähigkeit nur mit maßgeschneiderten Materialien. Entsprechend positiv fallen die Zukunftsprognosen aus, wenn da nicht das bislang wenig beachtete Problem ihrer mangelnden Recyclingfähigkeit wäre.

Auch im Automobilbau profitierten Kunststoffspezialitäten bislang von der guten Konjunktur. Und mit dem wachsenden Wissen der Konstrukteure um die Einsatzfähigkeit solcher maßgeschneiderten Polymere könnte ihr Anteil bald noch schneller expandieren, wenn da nicht das Entsorgungsproblem wäre.

Denn angesichts der frappierend enger werdenden Entsorgungskapazitäten ist die Öffentlichkeit inzwischen aufgeschreckt. Keine Marketingabteilung eines Unternehmens, die nicht erkannt hätte, daß Umwelt-PR das verkaufsfördernde Argument schlechthin ist.

Wer hat nicht in den vergangenen Wochen einen Konsumartikel gekauft, der nicht mit dem Signet "umweltfreundlich" angeboten worden war. Doch mit der überzogenen "Öko-Masche" - irgendein Umweltaspekt läßt sich schließlich aus jedem Artikel hervorkitzeln - beginnt sich bei den Konsumenten immer größeres Mißtrauen breit zu machen.

Dem mühsam zu schaffenden Markenzeichen droht damit schon die gesellschaftliche Ignoranz, bevor es überhaupt eine wirklich umweltschonende Relevanz erreicht hat.

Wenn bei Verbänden und Institutionen eine "öko" -Veranstaltung die nächste jagt, dann darf es an konkreter Praxis nicht länger mangeln. Entsprechend einer umfassenden Technikfolgen-Abschätzung sind dabei nicht nur Öko-Bilanzen für Werkstoffe zu erstellen, sondern bereits bei der Produktkonzeption eine Wiederverwertbarkeit in die gedankliche Arbeit miteinzubeziehen.

Welches Potential allein darin liegt, hat Peter Riller vom Nürnberger Unternehmensbereich Hausgeräte der AEG erst kürzlich deutlich gemacht. Mindestens 80 % der Umweltrelevanz, so glaubt der Leiter der Konstruktionsabteilung, würden schon bei der Konzeption festgelegt.

Am Ende aller Automobil-Demontage bleibt immer noch ein zu entsorgender Rest Hochwertige Produkte verlangen High-Tech-Recycling Die Werkstoffkaskade gilt selbst für Metalle - Von Burkhard Böndel "Material-Leasing" heißt ein Schlagwort, mit dem Rohstoffhersteller und -Nutzer ihr Bemühen um hochwertige Mehrfachanwendungen von Recycling-Materialien einprägsam verdeutlichen wollen. Doch Prof. Claus Razim, der Umweltexperte von Mercedes-Benz, hielt dies im Gespräch mit den VDI-Nachrichten für Utopie. VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

VDI-Nachrichten: Das Automobil ist heute unbestritten ein High-Tech-Produkt. Wann aber wird die Verwertung des Schrottautos technologisch mit der Neu- Produktion vergleichbar sein?

Razim: Die Autos, die heute entsorgt werden müssen, sind in einer Zeit gebaut worden, als man an eine Entsorgung im heutigen Sinne einfach noch nicht gedacht hat. Heute stehen wir in bezug auf die Entsorgung des Objektes "Auto" in der Tat ziemlich am Anfang. Die Zielsetzung ist dabei zu lernen, ob und wie Automatisierungen entwickelt werden können. Doch dazu muß auch klar gesagt werden: Die Automatisierung der Demontage wird nicht den hohen Grad erreichen wie die Automatisierung der Montage.

VDI-Nachrichten: Es bleibt also Utopie, daß das Auto, so wie es zusammengesetzt wird, auch wieder demontiert wird?

Razim: Das ist ganz sicher Utopie, weil das Fahrzeug ja nicht im Neuzustand vorliegt, sondern mindestens zehn Jahre in Betrieb ist mit allen Konsequenzen der Alterung.

VDI-Nachrichten: Hat die Automobilindustrie in der Wiederverwertungs-Problematik nicht sehr viel Zeit ungenutzt verstreichen lassen?

Razim: Das ist die ewige Frage, warum etwas nicht schon seit gestern gemacht wird. Schon 1971 habe ich das Patent zum "Metallurgischen Recycling" angemeldet. Doch 1971 war die Zeit für eine solche Denkungsart einfach noch nicht da. Jetzt ist erkannt, Recycling tut not.

VDI-Nachrichten: Und wie ist hierbei das VDA-Konzept, mit lizensierten Shredderbetrieben die Schrottfahrzeuge umweltverträglich zu entsorgen, mit dem von Mercedes-Benz geplanten metallurgischen Recycling in Einklang zu bringen?

Razim: Alle lizensierten Betriebe der Autoverwertung und der dazugehörenden Shredder haben das Deponieproblem. Alle hoffen und warten, daß irgendjemand kommt und dieses Deponieproblem löst. Der Ansatz bei der Automobilindustrie ist, zu fordern, ihr müßt demontieren, damit weniger Shreddermüll anfällt. Das ist ein Weg, der uns von dem Problem aber noch nicht befreit, sondern es lediglich mildert. Wenn heute schon eine Anlage für das metallurgische Recycling existierte, würde jeder begeistert sein, weil die Probleme des Shreddermülls dann gelöst wären.

VDI-Nachrichten: Sehen Sie zwischen den Zielvorstellungen von Umweltminister Klaus Töpfer und den Aktivitäten der Autoindustrie genügend Anknüpfungspunkte, so daß sich die gesetzliche Verordnung vermeiden ließe?

Razim: Die Automobilindustrie übernimmt für ihr Produkt die Verantwortung. Dem entzieht sie sich nicht. In welcher Form diese Verantwortung erfüllt werden kann, darüber muß man sicher noch diskutieren. Zwei Wege sind hier offen. Der erste ist die Rücknahme des Produkts direkt durch den Hersteller, der zweite wäre die Beauftragung von autorisierten Institutionen, die die Entsorgung vornehmen.

VDI-Nachrichten: Aber damit läßt sie die Zielfestlegung doch offen.

Razim: Ja, das läßt sie. Welcher der zu beschreitende Weg ist, muß jetzt innerhalb der Automobilindustrie besprochen werden, eine Aufgabe, die der VDA übernommen hat. Natürlich sind hier die Interessenlagen unterschiedlich. Importfirmen haben meistens keine Einrichtungen, um die Altfahrzeuge selbst zurückzunehmen.

VDI-Nachrichten: In der Begründung der Zielfestlegung findet sich eine interessante Zahl: bis zu 25% der Kunststoffe im Auto sollen zukünftig aus wiederverwertetem Material sein. Können Sie sich das vorstellen?

Razim: Mit einigen Schwierigkeiten, ja. Das geht zwar nicht von heute auf morgen. Schon jetzt liegen wir bei ca. 10%. Aber insgesamt halte ich das für machbar. Denn hier ist das Potential noch nicht ausgeschöpft, wobei es sich in erster Linie auf verdeckte Teile, Dämmstoffe und Verkleidungen beschränken wird. Wir dürfen nicht ignorieren, daß die Wiederverwertung von Kunststoffen mit einer Kaskade der Eigenschaften verbunden ist. Man kann also nur partiell alten Kunststoff zu neuem dazumischen, oder man bekommt ein Eigenschaftsspektrum, das in Richtung Blumentöpfe und Gartenmöbel weist. Das darf aber dem Kunststoff nicht angelastet werden, das ist bei anderen Werkstoffen ähnlich.

Das gilt auch für jedes Metall. Sie können einen Zylinderkopf aus Aluminium weiterverarbeiten zu einem Wasserpumpengehäuse. Das Risiko, aus diesem Material wieder einen Zylinderkopf zu machen, ist zu groß, selbst wenn es vollständig sortenrein vorliegt. Mit der Kaskade müssen wir leben.

Doch auf eines, was auch in der Zielfestlegung steht, möchte ich hinweisen. Nämlich, daß der Ausbau ökonomisch sinnvoll und die entstehenden Mehrkosten vertretbar sein sollen. Also nicht in jedem Falle: koste es, was es wolle.

Wir müssen schließlich auf dem Weltmarkt bestehen. Wir können durch rigorose Maßnahmen, die uns in der Funktionalität des Fahrzeugs einschränkt, international nur verlieren. Denn was wir nicht tun, machen unsere japanischen Freunde. Das heißt nicht, daß die Automobilindustrie einen Freibrief für sich beansprucht. Das will sie nicht. Aber man muß ihr die Methoden überlassen, wie sie einerseits die Funktionalität eines Teils, andererseits auch die umweltgerechte Entsorgung sicherstellt.

Wohin mit der Automobil-Leiche? Verheizen, zerlegen, zurück in den Stoffkreislauf TÜV-geprüftes Recyclat auf dem Weg zum Markenzeichen - Von Jürgen Heinrich VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Was seit Jahrzehnten ganze Branchen nährt und heute mit viel High-Tech von den Bändern fährt, verweigert den Zauberlehrlingen von einst den Gehorsam: das Automobil. Ausgedient und abgestellt, erweisen sich vor allem Plastik-Eingeweide und erkaltete Lebenssäfte mehr und mehr als drückende Altlast. Höchste Zeit also für Große wie Kleine, umzudenken.

D as Gespenst der Altlasten geistert nicht erst seit gestern durch die Alpträume bundesdeutscher Automobilproduzenten, Schrottverwerter und Sondermüll-Disponenten. Sie wissen nur zu gut, daß sie sich angesichts übervoller Deponien nicht länger ihrer Verantwortung für die alten Vehikel entziehen können. Abgesehen von der bereits probaten, weil lohnenden Entsorgung der Batterien, Reifen, Katalysatoren sowie anderer wiederverwertbarer Teile und Aggregate, fallen jährlich immerhin rund 500000 t Altauto- Müll durch die Roste der 30 großen westdeutschen Shredderanlagen.

Ihnen bleibt vorerst nur der Weg zur Sondermüll-Deponie. Doch dort explodieren die Abnahmepreise, 150 DM/t verlangten die "Sondermüller" Anfang des Jahres. Deshalb wohl haben die Automobilbauer bereits Umweltschutz und Recycling feierlich auf ihre Fahne geschrieben.

So gab die Volkswagen AG bereits im April grünes Licht für eine Pilotanlage zur fachgerechten, wissenschaftlich begleiteten Demontage von Alt- und Unfallautos. Das Ziel des ostfriesischen Leer-Stücks: die Entwicklung und Erprobung effektiver Verfahren, die ein Vorab-Separieren verbauter einzelner Komponenten und Materialien - Kunststoffe vor allem - gestatten.

Einmal sortenrein zerlegt, wandern die Kunststoffteile dort zunächst in die Hackmühle, um bei einem niederländischen Unternehmen gesäubert, gewaschen und granuliert zu werden. Wieder andere Firmen übernehmen die Aufarbeitung, bis die Recyclate schließlich erneut als Kunststoffkomponenten Verwendung finden.

Professor Ulrich Seiffert, VW-Vorständler für Forschung und Entwicklung, zieht eine Zwischenbilanz: "Wir sind in der Lage, einen Passat-Stoßfänger in eineinhalb Minute zu demontieren und zu zerlegen. Beim Tank aus Polyethylen sind wir soweit, ihn in vier Minuten demontieren zu können. Wir wollen das auf die Hälfte runterfahren und ihn in weiteren drei Minuten zerlegen." Wo sich Kunststoffe einem Reycling widersetzen, so Seiffert ebenso deutlich, "da setzen wir Kunststoffe nicht ein" .

Auch BMW wetteifert um Öko-Pluspunkte. In ihrem Landshuter Werk starteten die Blauweißen eine Versuchsphase des gezielten Ausschlachtens von "Oldies" . 2000 Wracks wollen sie dort auseinandernehmen, bevor auf einem ehemaligen Wackersdorf-Gelände die großindustrielle Demontage von Altautos anläuft.

Der im BMW-Vorstand für Forschung und Entwicklung zuständige Mann, Dr. Wolfgang Reitzle, gibt sich wie sein Kollege von VW optimistisch: "Für unsere 15, 16 Jahre alten BMW-Fahrzeuge haben wir jetzt innerhalb von wenigen Monaten in der Pilotanlage entsprechende Demontagewerkzeuge, Einrichtungen und Hilfsmittel entwickelt, so daß wir in fünf Stunden das Auto komplett, zu 100% sortenrein zerlegen können. Ich schließe nicht aus, daß es uns gelingt, auf zwei bis drei Stunden herunterzukommen." Mit dem eigentlichen Wiederverwerten aber hake es noch, räumt Reitzle freimütig ein: "Im Moment haben wir das Problem, daß wir für die Teile, die wir dann sortenrein bekommen, keine Infrastruktur haben, wie wir sie zurückführen."

Andere Akzente setzen im Moment die benachbarten Untertürkheimer. In Kooperation mit der oberösterreichischen Voest- Alpine Stahl in Linz gründeten sie eine eigene Recyclingtochter und die "Studiengesellschaft für die Entsorgung von Altfahrzeugen" . Dabei soll die Tochter erst alles ausschlachten und dann den Rest dem Stahlkocher übergeben. Als besondere Hochtemperatur-Einheizer fungieren dabei die im Autowrack verbliebenen Kunststoffe. Daß dabei weder das gefürchtete Dioxin noch die toxischen Furane in die Außenluft gelangen, soll ein fünfstufiges, ausgeklügeltes Reinigungssystem verhindern.

Mercedes-Benz-Vorstand Professor Claus Razim selbstsicher: "Wir wollen den Kunststoff auf gezielte Art und Weise energetisch nutzen. Die Methode des metallurgischen Recyclings wird sich durchsetzen, weil sie vollkommen ist in bezug auf die Nutzung und die geringst mögliche Belastung der Umwelt."

Auf die thermische Entsorgung von Kunststoffen sowie deren energetische Nutzung schwört einstweilen auch der Stuttgarter Bus-Spezialist Gottlob Auwärter. Für ihre ganz aus Glas- und Carbonfaser-Verbundwerkstoffen hergestellte Karosserie des neuen "Neoplan-Metroliner" , die im Laufe ihrer 20 Lebensjahre helfen soll, rund 120000 l Dieselkraftstoff einzusparen, garantiert das Werk Rücknahme und ungiftige Entsorgung.

Bob Lee von der technischen Direktion des Bus-Herstellers befürchtet betriebswirtschaftliche Probleme: "Das Problem ist, daß in den nächsten 20 Jahren noch nicht genügend solcher Abfall anfällt, um eine Entsorgungs- oder Wiederverwertungsanlage lukrativ zu betreiben."

Der TÜV Berlin schuf im Frühjahr ein neuentwickeltes Zertifizierungssystem für Kunststoff-Recyclate. "KU-RY" , so sein Name, will vornehmlich den mittelständischen Entsorgern und Verarbeitern Logistikhilfe geben. Dr.-Ing. Ismail Boro, Leiter der Kunststoffprüfstelle und Ziehvater des Systems, begründet: "Das Recycling von sortenreinen und sortenreichen Kunststoffen über die Schmelze ist zwar heute schon technologisch machbar, diese Produkte finden aber noch zu wenig Anwendung."

Indem der TÜV die eingereichten Sekundärstoffe eingehend prüft und bewertet, so Boro, sei gewährleistet, daß "Anwender bzw. Verbraucher stets einwandfreie Materialien bzw. Fertigteile bekommen" . Darauf gibt der TÜV Berlin nun Brief und Siegel: "GR - Geprüftes Recyclat" . Einige GR- Plaketten habe er schon vergeben, berichtet der TÜV-Spezialist. Jüngstes Beispiel: die Radhausauskleidungen beim Opel "Calibra" .

Dem Berliner Umweltbundesamt (UBA) aber geht es beim Unternehmen umweltfreundliche Automobilverwertung immer noch zu langsam. UBA-Präsident Heinrich von Lersner und sein Recycling-Spezialist Dieter Pautz wollen deshalb den Druck auf die Branche erhöhen. Von Lersner dazu: "Wenn die Produzenten und Händler die Altfahrzeuge nicht freiwillig zurücknehmen, dann wird der Staat hier mit Eingriffen reagieren müssen."

Anwendungsprojekte sollen Durchbruch fördern ISDN-Blüten blühen noch im Verborgenen Steuerberater und Makler erobern das digitale Fernmeldenetz - Von Markus Schnurpfeil VDI-N, Bonn, 7. 12. 90 -

Die Deutsche Bundespost Telekom hat bei der Vermarktung des digitalen Fernmeldenetzes ISDN in der Vergangenheit vor allem die technischen Vorzüge des Kommunikationsmediums hervorgehoben. Eine falsche Strategie - das zeigen die bislang eher bescheidenen Teilnehmerzahlen deutlich. Nun sollen, von der Posttochter gesponsert, beispielhafte Anwendungsprojekte potentiellen Nutzern die Einsatzmöglichkeiten des ISDN demonstrieren.

W erner Knetsch, seines Zeichens Geschäftsbereichsleiter Informationstechnik der Beratungsgesellschaft Arthur D. Little International, setzte vor einigen Wochen zum kritischen Rundumschlag in Sachen ISDN an. Der Telekommunikations-Fachmann beklagte vor allem das Marketing-Verhalten der DBP Telekom. Knetschs vernichtendes Urteil: "Das Breitenmarketing ist wirkungslos geblieben. Es wurden dreistellige Millionen- Beträge für ganzseitige Anzeigen ausgegeben, die mehr oder weniger verpuffen."

Positive Worte fand er allerdings für eine Maßnahme der Postler, die seiner Ansicht nach "richtig und wichtig" ist: die sogenannte ISDN-Anwendungsförderung. Dahinter verbirgt sich das Bemühen der DBP Telekom, gemeinsam mit Anwendern beispielhafte ISDN-Nutzungsmöglichkeiten zu erkunden und diese Projekte dann sowohl personell als auch finanziell - hierbei werden Beträge bis zu einer halben Mio. DM gesponsert - zu unterstützen. Das Ergebnis sollen vorzeigbare Anwendungen sein, die anderen potentiellen ISDN-Kunden zur Übernahme empfohlen werden können.

Diese Abkehr von der eher technikorientierten Vermarktung des ISDN hin zur Darstellung des konkreten Nutzens der digitalen Fernmeldetechnik ist dringend erforderlich. Vor allem die mittelständische Wirtschaft, immerhin die mit Abstand größte Kundengruppe für die Telekom- Strategen, kann mit dem geheimnisvollen Kürzel ISDN immer noch wenig anfangen. "Besonders dieser Zielgruppe lassen sich die Vorteile des ISDN nur am praktischen Beispiel demonstrieren" , weiß Manfred Zeller, Leiter des Fachbereiches ISDN-Anwendungen in der Bonner Telekom-Generaldirektion, zu berichten. Und auch die Telekom profitiert von den Erfahrungen, die in den ISDN-Anwendungsprojekten gesammelt werden. Zeller: "Wir erhalten für die eigenen Planungen die notwendige Rückkopplung der Anwender."

21 Projektverträge sind derzeit unter Dach und Fach; weitere sollen folgen. Beteiligte sind in einigen Fällen neben dem jeweiligen Anwender und der DBP Telekom auch noch Gerätehersteller, Softwarehäuser oder Diensteanbieter. Um in den Genuß von Förderleistungen der Telekom zu kommen, muß ein Projekt "innovativ sein und die ISDN-Leistungen demonstrieren" , erklärt Zeller. Darüber hinaus soll es kommerziell realistisch sein, das heißt sich nach einer Anlaufphase wirtschaftlich selbst tragen können. Und nicht zuletzt soll die Anwendung auch für andere Marktsegmente nutzbar sein.

Einer der Projektpartner der DPB Telekom ist die Datev, die Datenverarbeitungsorganisation der Steuerberater. Schon seit Anfang der 70er Jahre bietet die Datev dem Steuerberater die Möglichkeit, Daten per Fernübertragung ins Nürnberger Rechenzentrum zu senden und die Ergebnisdaten direkt von der Kanzlei aus auf dem gleichen Weg abzurufen. Das Datev-Verbundsystem krankt jedoch an der begrenzten Datenübertragungskapazität des Telefonnetzes.

ISDN mit seiner deutlich höheren Übermittlungsrate soll diesen Engpaß beseitigen. Peter Tennert, Datev-Direktor Produktion, sieht das Genossenschafts-Rechenzentrum damit gar auf dem Weg zum "Logistikzentrum des mittelständischen Anwenders" .

D er Grund: Über ISDN können zukünftig nicht nur Buchungsdaten übertragen werden, auch umfangreiche Softwarepakete sollen von Nürnberg direkt zu den Anwendern in den Kanzleien übertragen werden. Tennert: "Dem Steuerberater steht so gewissermaßen die Leistungsfähigkeit des Großrechners während der Arbeit am PC zur Verfügung."

An dem zwischen der Datev und der Telekom abgeschlossenen Pilotprojekt nehmen rund 100 Steuerkanzleien im ganzen (alten) Bundesgebiet teil. Für die Post- Strategen besonders interessant: Hinter der Datev stehen mehr als 30000 Steuerberater, die sich in ihrer täglichen Arbeit ganz wesentlich auf die (Rechner-) Leistungen der Nürnberger Genossenschaft stützen.

Einen etwas bescheideneren Rahmen haben sich die Mitglieder der Immobilien Computer Börse (ICB) in Offenbach gesteckt. ICB ist ein Verbund von derzeit 13 selbständigen Maklern, die ihr gesamtes Immobilienangebot in einer gemeinsamen Datenbank speichern. ICB-Vorsitzender Hans-Günter von Schweinichen nannte den entscheidenden Vorteil der beteiligten Makler: "Jedes ICB-Mitglied gibt seinen Angebotsstand aktueller Immobilien in den Zentralspeicher ein. Damit hat jeder den kompletten Überblick und kann seinem Kunden somit ein wesentlich größeres Immobilien-Sortiment anbieten."

Bislang erfolgte das Ablegen der Daten in der Datenbank nachts mit Hilfe von Modems über die Telefonleitung. "Mit der dabei möglichen Übertragungskapazität von 1200 Baud dauert das je nach Datenvolumen zwischen drei und acht Stunden" , schildert von Schweinichen den Schwachpunkt am System. Mit dem ISDN soll sich die Übertragung nun auf bis zu zehn Minuten verkürzen.

Neben der Optimierung des ICB-internen Datenflusses haben die beteiligten Makler mit dem ISDN zusätzlich ein völlig neues Vermarktungskonzept in Angriff genommen. Von Schweinichen: "Die Immobilienangebote der Gruppe werden Interessenten über Btx zugänglich gemacht. Das geschieht über neue, öffentlich zugängliche Terminals in Banken oder Kaufhäuser. ISDN-Btx ermöglicht dabei die gezielte Suche und das schnelle Durchblättern der Angebotsseiten." Die öffentliche Terminals stehen auch anderen Anbietern offen, wie z. B. den örtlichen Reisebüros.

Mit der ISDN-Anwendungsförderung hat die DBP Telekom zweifellos den richtigen Weg eingeschlagen, um die schleppende Marktentwicklung ihrer "Kommunikations-Autobahn" anzukurbeln. Allerdings blühen die postalisch geförderten "ISDN- Blüten" bis jetzt weitgehend im Verborgenen. Denn der zündenden Projektidee ist noch kein "Marketingfeuerwerk" gefolgt, daß die Erkenntnisse der Projektteilnehmer nach außen trägt. Arthur D. Little-Manager Werner Knetsch: "Die entwickelten Lösungen müssen ganz breit in den Markt getragen werden." Dafür, so fordert er, müsse die Telekom ein eigenes ISDN-Vertriebs- und Systemhaus gründen. Sein Fazit: "Mit einer Mannschaft von 150 qualifizierten ISDN-Systemingenieuren könnte eine schlagkräftige Vertriebsorganisation aufgebaut werden."

HARDWARE/SOFTWARE

Eine neue Methode zur Mustererkennung mit einem neuronalen Netz hat Matsushita Electric entwickelt. Das von den Japanern entwickelte neuronale Netz verknüpft quantisierte Neuronen und soll so eine 50-fache-Lerngeschwindigkeit gegenüber konventionellen Netzwerken ereichen. In Experimenten auf einer Unix-Workstation von Sun erkannte das System 62 verschiedene alphanumerische Zeichen mit einer Geschwindigkeit von weniger als 10 ms/Zeichen. Die Lernphase für eine 99%-Erkennung dauerte 3,7 min., für eine 100%ige Erkennungsrate waren es 4,5 min.

NEC will bis Ende des nächsten Jahres das Betriebssystem Unix System V Release 4.0 (SVR 4) auf einer Computerpalette von Workstations bis zu Supercomputern installieren . Die Firma brachte im Juli SVR 4 für die Workstation "EWS4800" auf den Markt und hat davon schon einige hundert Exemplare verkauft. NEC folgerte, daß die zu erwartende noch weitere Verbreitung von Unix eine Standardisierung der hauseigenen Betriebssysteme notwendig macht.

Speziell für den sich rasch entwickelnden Markt der portablen Personal- Computer im Notizbuch-Format konzipierte Intel den hochintegrierten Mikroprozessor 386SL, den IBM PC/AT-kompatiblen Peripherie-Baustein 82360SL sowie eine Familie von Support-Bausteinen. Durch die Integration zeitkritischer Zusatzfunktionen wie z.B. Memory-Controller ersetzt der Mikroprozessor 386SL mehrere Bauelemente auf der PC-Platine und reduziert damit den Platzbedarf und die Leistungsaufnahme erheblich. Die Hersteller von Laptop-Personalcomputer können so nach Herstellerangaben die gesamte Leistung eines Tisch-PC im Notebook-Format unterbringen.

Die Daimler-Benz AG, Stuttgart, und die Metro-Handelsgruppe, Düsseldorf, verhandeln derzeit über die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens, das für die beiden Mobilfunknetzbetreiber Deutsche Bundespost Telekom und Mannesmann Kunden akquirieren sowie die Abrechnung als Dienstleistung vornehmen soll. Dies verlautete vom Metro-Generalbevollmächtigten Erwin Conradi. Wie weiter bekannt wurde, wird das dann mehrheitlich zu Daimler gehörende Gemeinschaftsunternehmen nach Gründung bei der Daimler-Benz InterServices (debis) AG, Berlin, angesiedelt sein. Vertriebsstützpunkte werden die Metro-Märkte einerseits und Mercedes-Benz-Niederlassungen sowie AEG Olympia-Händler andererseits werden.

Der Mikroprozessor-Streit tritt in ein neues Stadium "Longhorn" erblickte das Licht der Welt 386er-PC liefen nach Austausch der Chips problemlos Von Jens D. Billerbeck VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Der amerikanische Halbleiterhersteller AMD bläst zum Sturm auf die Bastion des Konkurrenten Intel: Mit der Vorstellung eines eigenen 32-bit- Mikroprozessors, kompatibel zum bekannten 80386, zielt AMD-Chairman Jerry Sanders auf einen lukrativen Markt. Einen erfolgreichen Chip kann er auch gut gebrauchen, denn im letzten Quartal schrieb sein Unternehmen rote Zahlen.

N achdem in den letzten Wochen der Streit zwischen Intel und AMD um die Rechte am 386-Mikroprozessor und dessen Bezeichnung fast schon groteske Züge angenommen hat, ist jetzt der Stein des Anstoßes auf dem Tisch: Auf der Comdex-Show in Las Vegas stellte AMD seine Version des bekannten Mikroprozessors vor, der unter dem Arbeitstitel "Longhorn" entwickelt wurde.

Abgesehen von den Querelen um die Bezeichnung 386 - zunächst hatte Intel eine einstweilige Verfügung gegen AMD erwirkt, die dann wieder aufgehoben wurde - handelt es sich bei dem Baustein um eine AMD-Eigenentwicklung aus deren texanischer Chipschmiede in Austin. Dort entstand ein 33-MHz-Prozessor, der sich nach außen genauso verhält wie sein Vorbild.

"In Las Vegas hatten wir am Stand Compaq-Rechner, bei denen man den Intel- Chip gegen unseren ausgetauscht hatte, und sie liefen" , erläutert AMD-Sprecher Peter von Bechen. Schon die erste Version des Chips konnte an Microsofts Windows ihre Leistungsfähigkeit eindrucksvoll beweisen wie Bob McConnel, AMDs Vizepräsident, in Las Vegas berichtete.

Der Longhorn zielt auf einen gewaltigen Markt: Bis 1993 rechnet Intel mit über 4,4 Millionen Rechnern auf Basis der 386er-Architektur. Davon könnte sich AMD eine gute Scheibe abschneiden. Beim Vorgängerbaustein, dem mit Intels Segen gefertigten 286, hat es AMD immerhin auf stattliche 13 Millionen Stück gebracht. Das ist rund die Hälfte aller bisher abgesetzten Prozessoren dieses Typs.

Aber bis der Longhorn ein geschäftlicher Erfolg wird, müssen erst noch die Gerichte sprechen. Zunächst geht es darum, ob die Verwendung des Intel-Mikrocodes, Mini- Programme, die für die Befehlsbearbeitung im Chip sorgen, legal erfolgt. AMD fühlt sich da aufgrund alter Vereinbarungen im Recht, hat aber im Falle eines ungünstigen Prozeßausganges noch ein Eisen im Feuer: Nach Berichten amerikanischer Fachzeitschriften existiert der Entwurf für einen Prozessorkern, der nicht auf Intel-Mikro-

code beruht, und trotzdem kompatibel zu diesem ist.

AMD hofft aber auch, im Zuge eines Schadenersatzprozesses die Rechte am kompletten 386er-Chip von Intel zugesprochen zu bekommen. Erst kürzlich hatte ein Schiedsgericht erkannt, daß ein 1982 abgeschlossener Vertrag zum Austausch von Technologien von Intel einseitig gebrochen wurde. Zwar erkannte der Schiedsrichter auch auf der AMD-Seite Verfehlungen, aber die Formulierungen im Schiedsspruch bezüglich Intels Verhalten, sprechen eine deutliche Sprache. AMD-Chairman Jerry Sanders hat deswegen zunächst eine Schadenersatzforderung von 600 Millionen Dollar eingereicht. Intel selber sieht in dem Schiedsspruch allerdings eine Bestätigung seiner Einstellung, die Rechte am 386er nicht herzugeben. Mit dem jetzt vorgestellten Chip hat AMD ohnehin eine starke Trumpfkarte in der Hand, denn abgesehen von den Mikrocodes und der Bezeichnung 386 sind die Chipmasken - so von Bechen - frei von Rechten, da sie im Hause AMD entstanden. Auch eine Low-Power-Version und ein abgespeckter SX-Chip mit lediglich 16-bit-Datenbus sind in den Entwicklungslabors in Arbeit.

Erste Reaktionen der Computerbauer

z. B. aus Fernost begrüßen die neuen Chips, denn nun haben sie eine alternative Quelle für den zentralen Baustein eines jeden PC. John Beukema, Direktor bei Westpack-Technologies in Hong Kong: "Ein Ende des Intel-Monopols führt zu alternativen Bezugsquellen des 386er, der bisweilen nur schwer zu bekommen war."

A ls "Cash-Cow" kann AMD den Prozessor gut gebrauchen, denn die Ergebnisse des dritten Quartals 1990 standen nicht zum besten. 200 Entlassungen sind angekündigt. Das ist zwar wenig, verglichen mit den Freisetzungen bei einigen europäischen Konzernen, aber AMD- Sprecher von Bechen räumt ein, daß man die Produktpalette wird überdenken müssen. Doch Erträge im Halbleitergeschäft sind immer auch von äußeren Faktoren abhängig. Von Bechen: "In letzter Zeit sind gerade die Eproms extrem in Preisdruck geraten - und das leider aus Europa." Jerry Sanders aber ist zuversichtlich. Auf die Frage, ob es AMD auch im Jahre 2000 noch geben werde, antwortete er kürzlich mit einem klaren "Selbstverständlich" .

Personalcomputer erobern die Domäne größerer Systeme "Netzwerke entwickeln sich in den 90er Jahren" Mit Dell-Geschäftsführer Peter M. Ammel sprach Manfred Grotelüschen über Kleinrechner-Trends VDI-N, Langen, 7. 12. 90 -

Namhafte Unternehmen der EDV-Branche, wie Olivetti oder Bull, stecken in der Krise und müssen Personal entlassen. Andere, kleine Firmen expandieren und suchen noch Mitarbeiter. Dazu zählt Dell Computer in Langen, Tochtergesellschaft eines texanischen Personalcomputer-Herstellers. Mit Geschäftsführer Peter M. Ammel sprachen die VDI-Nachrichten über Entwicklungen auf dem PC-Markt.

VDI-Nachrichten: Herr Ammel, Sie führen viele Gespräche mit Kunden. Was sind deren wichtigste Kriterien für die Auswahl eines Personalcomputers?

Ammel: Unter den Kaufkriterien, die wir bei Kundengesprächen feststellen, spielt das Preis/Leistungs-Verhältnis eine wichtige Rolle. Dicht gefolgt von dem gesamten Bereich Service und Beratung. Ausschlaggebend ist auch unser Vertriebskonzept , d. h. daß wir als Hersteller ohne Zwischenhändler direkt in Kontakt zu unseren Kunden treten. Wichtig ist auch, daß Rechnersysteme zum Industriestandard kompatibel sind; das ist ein wichtiges Entscheidungskriterium. Außerdem sollte ein Hersteller in der Lage sein, das Anwendungsspektrum der Benutzer beginnend bei einem 286er-PC bis hin zur Workstation oder dem Netzwerkserver für Ingenieurapplikationen abzudecken.

VDI-Nachrichten: Auf dem deutschen PC-Markt tummeln sich rund 200 Anbieter. Aus welchem Grunde wird speziell ein Dell-Computer gekauft, was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Ammel: Ein ausschlaggebendes Kriterium für unsere Kunden ist, daß wir ein Direktanbieter sind. Wir haben nicht den "Filter" Fachhandel oder Distributor eingeschaltet, sondern reden mit unseren Kunden direkt. Das Alleinstellungsmerkmal besteht darin, daß wir von der ersten Kontaktaufnahme bis zur kompletten Installation beim Kunden alles, was den Einsatz eines PC erfolgreich macht, in eigener Regie durchführen. Durch den direkten Kontakt bekommen wir auch Rückmeldungen der Kunden darüber, was besonders gut gefällt oder sie sich für zukünftige Produkte an Verbesserungen wünschen. Dies fließt in unsere Forschung und Entwicklung ein und schlägt sich in Produktinnovationen nieder.

VDI-Nachrichten: Welche PC-Klassen bieten Sie an?

Ammel: Angefangen von 286er-Rechnern für einfache Textverarbeitung oder Datenbankverwaltungen über 386er-Stationen, die aufgrund der Leistungsfähigkeit zunehmend für CAD/CAM-Aufgaben und Leiterplattenentwurf genutzt werden - bis hin zu 486er-Systemen für Aufgaben als Server in einem Netzwerk. Letztere lassen sich für sehr anspruchsvolle technisch-wissenschaftliche Applikation nutzen.

VDI-Nachrichten: Einige Beispiele?

Ammel: Unter den technisch-wissenschaftlichen Applikationen, die sowohl unter dem Betriebssystem DOS als auch insbesondere unter Unix laufen, gibt es eine Reihe von CAD/CAM-Anwendungen in verschiedenen Disziplinen. Daneben etliche Simulationen sowie sehr leistungsfähige Programme für Finite-Elemente-Berechnungen. Im 386er-Bereich wird die Mobilität immer wichtiger. Dafür bieten wir Laptop-Computer an, so daß eine entsprechende Rechnerleistung auch unterwegs etwa dem Ingenieur oder Architekten zur Verfügung steht.

VDI-Nachrichten: Für Personalcomputer gibt es drei wichtige Betriebssysteme. Wie beurteilen Sie deren Entwicklung?

Ammel: Alle unsere Rechner laufen unter MS-DOS oder OS/2 und unter dem Betriebssytem Unix. Für unser Haus liegt der Anteil von DOS um 70 % bis 75 %, OS/2 wird heute noch in kleinem Umfang von 5 % genutzt. Es gibt eindeutig, zumindestens für Dell, einen gewissen Trend im technisch-wissenschaftlichen Bereich in Richtung Unix. Dennoch wird MS-DOS aufgrund der Vielzahl der Applikations- Softwarepakete heute und wahrscheinlich auch noch für absehbare Zeit das dominierende Betriebssystem bleiben.

VDI-Nachrichten: Von den Betriebssystemen zu der Anwendungssoftware. Ist auf Ihren Rechnern die marktgängige Applikations-Software stets lauffähig?

Ammel: Für den Bereich MS-DOS gibt es mittlerweile einige zehntausend Anwendungsprogramme, die sehr unproblematisch auf unseren PC laufen. Beginnend bei der Textverarbeitung, über Datenbank-Applikationen bis hin zu Tabellen-Kalkulationsprogrammen und Projektmanagement. Desktop-Publishing beginnt, zusehends an Bedeutung zu gewinnen. Und die Programme werden, was das Interface zwischen Mensch und Maschine betrifft, immer anwendungsfreundlicher.

Viele Softwarepakete, die zunächst für große Mainframes entwickelt wurden, sind jetzt in PC-Versionen verfügbar. Und mit zunehmender Leistungsfähigkeit der PC besteht nun die Möglichkeit, diese mächtigen Pakete auf den Kleinrechnern zu nutzen. Auch für CAD gibt es Programme, die vorher nur auf großen Rechnern liefen. Also eine Migration von Mainframes zu Personalcomputern.

VDI-Nachrichten: Die nächste Frage gilt den Bildschirmen. Welche Entwicklungen sind erkennbar?

Ammel: Es gibt einen eindeutigen Trend zum VGA-Standard, den 90 % bis 95 % aller verkauften Bildschirme haben. Eine Auflösung von 800 x 600 Punkten ist möglich, aber in Zukunft werden mehr Softwarepakete eine noch höhere Auflösung zulassen. Fast 80 % aller Monitore werden in Colorversion vertrieben, weil Farbe als Orientierungsmittel für den Anwender sich zunehmend durchsetzt. Auch gibt es einen starken Trend in Richtung flimmerfreier und strahlungsarmer Bildschirme.

Spezialausführungen sind sinnvoll für besondere Anwendungen, etwa Ganzseitenbildschirme für Desktop-Publishing. Und der Ingenieur braucht natürlich einen größeren Schirm mit einer höheren Auflösung. Das sind meist 20-Zoll-Bildschirme, die eine Auflösung von 1 280 x 1 024 Bildpunkten haben, wobei gerade für CAD-Anwendungen oftmals Zweischirm- Lösungen sinnvoll sind.

VDI-Nachrichten: Vernetzung ist zur Zeit ein häufiges Schlagwort. Sind Ihre Computer untereinander und auch mit Systemen, die z. B. bei Großanwendern schon vorhanden sind, vernetzbar?

Ammel: Sicher sind Dell-Computer untereinander, mit anderen PC und Mainframe-Computern vernetzbar. Allgemein besteht ein extrem hoher Nachfragesog nach Netzwerken, dem wir Rechnung getragen haben. Ein spezielles Leistungspaket soll es dem Anwender leicht machen, sich für das richtige Netzwerk, die richtige Topologie, die Verkabelung und auch das richtige Training entscheiden zu können. Solche Netze führen zu immensen Produktivitätsverbesserungen, denn sie beseitigen die Datenredundanz. Allerdings, wenn man heute Netzwerke betreibt - an unserem eigenen "hängen" 95 Mitarbeiter - so spielt die Datensicherheit eine ganz ausschlagebende Rolle. Generell können wir bestätigen, daß sich der Trend zu Netzwerken ganz dramatisch entwickelt in den 90er Jahren.

KOMMUNIKATIONÅ

Die ANT Nachrichtentechnik GmbH, Backnang, und die sowjetischen Organisationen Glavcosmos und NPO Radio in Moskau sowie NPO PM in Krasnojarsk wollen bei der Entwicklung, Produktion und Lieferung von Nachrichtensatelliten und Erdfunkstellen für ein Nachrichtensatellitensystem in der UdSSR zusammenarbeiten. Das geplante System "Romantis" basiert nach ANT-Angaben auf Satelliten mittlerer Größe, die mit der "Proton" -Rakete gestartet werden sollen. Die Höchstzahl der durch einen Satelliten bedienbaren Telefonanschlüsse betrage 320000, die äquivalente TV-Übertragungskapazität 40 Kanäle.

Die französische Regierung hat sich dafür entschieden, keinen dritten direktabstrahlenden Fernsehsatelliten mit hoher Leistung zu bauen, der die bestehenden Satelliten "TDF1" und "TDF2" ergänzen sollte, teilte Paul Quiles, Minister für Post- und Fernmeldewesen, mit. Seitdem diese Satelliten in den Jahren 1989 und 1990 in eine Umlaufbahn gebracht wurden, haben sich Fehler eingestellt, wodurch die Anzahl der Fernsehkanäle eingeschränkt werde. Dem Minister zufolge sei die Entscheidung deswegen so gefallen, weil die bei den vorherigen Satelliten eingesetzte Technologie veraltet sei.

Die Siemens AG, München, übernimmt zwei der acht Betriebsteile der Nachrichtenelektronik GmbH (NEL), Leipzig. Die zwei Bereiche stellen Übertragungstechnik, öffentliche Vermittlungstechnik und private Nebenstellenanlagen in analoger Übermittlungstechnik her. Diese Fertigung läuft in wenigen Jahren aus und soll in eine Produktion für digitale Technik umgewandelt werden. Durch das Engagement der PKI Philips Kommunikations Industrie AG, Nürnberg, in Bautzen und der ANT Nachrichtentechnik GmbH, Backnang, bei Robotron sei Wettbewerb in der ehemaligen DDR garantiert, entgegnete das Bundeskartellamt.

Standards werden bei DV-Anwendern immer beliebter Echtzeit-Rechner tendieren zum Betriebssystem Unix Computerhersteller Concurrent setzt auf Prozessoren von Motorola, obwohl Lieferschwierigkeiten bestehen - Von Egon Schmidt VDI-N, München, 7. 12. 90 -

Obwohl das relativ herstellerneutrale Computer-Betriebssystem Unix nicht konzipiert ist für Echtzeit-Rechner, die auf externe Ereignisse schnell reagieren, dringt es in diesen Sektor rasch vor. Es ersetzt dort die bisher üblichen firmeneigenen Betriebssysteme. Denn immer weniger Kunden wollen sich an einen einzigen Produzenten binden.

W ir beobachten heute einen starken Trend zu Standards wie etwa Unix, wie dem bekannte VME- Bus sowie zu eingefahrenen Prozessor- Linien, wie etwa der 68000er Reihe von Motorola" , sagte kürzlich vor Journalisten Koos van der Meulen, der neue Geschäftsführer der Planegger Concurrent Computer GmbH. Denn "während unsere Rechner der Serie 3200 mit unserem hauseigenen Betriebssystem deutlich Marktanteile verlieren, haben wir mit den Unix-Serien gute Erfolge" .

Concurrent, jahrelang Teil des Perkin- Elmer-Konzerns, bearbeitet nach der Fusion mit dem Echtzeit-Spezialisten Masscomp vor allem zwei Echtzeit-Märkte, erläuterte van der Meulen, nämlich erstens den der Simulations- und Trainings-Systeme sowie zweitens den der Datenaufnahme- und Signalanalyse-Rechner. Da der Direkt-Verkauf der Maschinen an Endbenutzer bei stagnierendem Computer- Markt, sinkender Lebensdauer sowie rasantem Preisverfall immer schwerer wird, wendet der Firmenchef sich jetzt in erster Linie an Wiederverkäufer, wie etwa Systemintegratoren, OEMs und Value- Adding-Resellers (VAR).

Diesem Kreis will Concurrent mit der neuen Serie 7000 nun einen ausbaubaren Mono- bzw. Multiprozessor-Rechner an die Hand geben, der mit maximal drei Motorola-Prozessoren des Typs 68040 rund 60 Mips (Millionen Instruktionen pro Sekunde) beziehungsweise 12 MFlops (Millionen Gleitkommaoperationen pro Sekunde) leisten soll. Auf eine Unterbrechungs-Anforderung hin, so van der Meulen, "beginnt er nach spätestens 100 Mikrosekunden mit der Bearbeitung des neuen Prozesses" . Dies scheint eine vergleichsweise lange Zeit zu sein, doch: "Wir sprechen hier stets von den praktisch wichtigen Gesamt-Zeiten - und nicht von irgendwelchen rechnerinternen Umschalt-Prozessen."

Mit der neuen Serie, die mit maximal zwei VME-Ein-Ausgabe-Bussen versehen werden kann und die daher über sozusagen breite Tore zur Umwelt verfügt, setzt Concurrent eine seit 1981 laufende Linie von Rechnern auf Basis von Motorola-Prozessoren fort. Dabei erscheint diese Treue derzeit ein wenig kühn, weil das Unternehmen diese Systeme schon Anfang nächsten Jahres in größeren Mengen ausliefern will. Denn Motorola will es einfach nicht gelingen, völlig fehlerfreie Exemplare in Massen herzustellen.

Der Schritt, neben nochmodernen Risc- Rechnern auf Basis von Cips der Firma Mips auch noch Maschinen auf Basis der alten Motorola-Cisc-Prozessorlinie herzustellen, bedeutet nach Auskunft des Concurrent-Europa-Verkaufsleiters Freddy Le Marquand "vor allem eine strategische Bewegung unseres Unternehmens in Richtung des unteren Preissektors" . Während Concurrent bislang keine Maschinen im Bereich unterhalb 25000 Dollar (rund 37000 DM) Verkaufspreis anzubieten hatte, soll diese Grenze jetzt unterschritten werden.

Beim Münchner Pressegespräch fiel auf, daß auch ein führender Techniker des Hauses freimütig betonte: "Die Lieferschwierigkeiten der Firma Morotola sind auch für uns ein großes Problem." Andererseits hob er hervor: Die Risc-Prozessoren des Hauses Mips stellten eine ganze Familie dar, die eigentlich erst noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehe. Hingegen wird Motorolas Cisc-Linie in Fachkreisen oft schon als ziemlich ausgereizte Technik am Ende ihrer Lebensdauer bezeichnet.

Die Firma Concurrent mit Sitz in Tinton Falls im US-Bundesstaat New Jersey beschäftigt weltweit rund 3800 Mitarbeiter, die im letzten Geschäftsjahr per Ende Juni knapp 400 Mio. Dollar Umsatz erwirtschafteten. Doch wegen umfangreicher Restrukturierungs-Maßnahmen ergab sich ein Verlust von rund 39 Mio. Dollar, wie van der Meulen einräumte. "Jetzt erwarten wir, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Denn im letzten Jahr haben wir allein 40 Mio. Dollar in die Forschung und die Entwicklung neuer Produkte gesteckt." Die rund 60 Mitarbeiter der deutschen Gesellschaft in Planegg erwirtschafteten 1989/90 einen Umsatz von knapp 30 Mio. DM.

Studentenorganisation nutzt Datenfernübertragung Computernetz verbindet örtliche Komitees Per Telefon können Informationen aus dem Zentralrechner in Köln abgefragt werden VDI-N, Köln, 7. 12. 90, WT -

Jeder Mitarbeiter kann auf zentrale Daten zugreifen und ist für Nachrichten ständig erreichbar: Der Informationsaustausch zwischen der Kölner Aiesec-Zentrale und den 50 deutschen Lokalkomitees erfolgt mit Personalcomputern und Datenfernübertragung. Auch die Verbindung ins Ausland ist so möglich.

"Zum internationalen Verständnis und zur Ausbildung eines international denkenden, gesellschaftsbewußt und verantwortlich handelnden engagierten Führungsnachwuchses beizutragen" lautet die Aufgabe, die sich die internationale Vereinigung von Studenten der Wirtschaftswissenschaften (Aiesec) in mittlerweile 69 Ländern stellt.

In Deutschland besteht die Organisation aus einer Zentrale in Köln mit etwa zehn festen Mitarbeitern sowie aus rund 1500 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich auf 50 Lokalkomitees an allen deutschen Universitäten verteilen. Schwerpunkt der Aktivitäten sind die lokale Organisation von Vorträgen und Fachseminaren sowie ein umfangreiches Praktikantenaustausch-Programm, bei dem jährlich rund 6000 Studenten weltweit an interessierte Firmen vermittelt werden.

Das größte Problem der Vereinigung besteht laut Vorstandsmitglied Michael Jeltsch "in der Kommunikation innerhalb der dezentralen Struktur" . Die Ansprechpartner an den Unis waren "entweder nicht am Platz, oder die Leitung war belegt" . Die Lösung erfolgte in Form eines vernetzten Computersystems: In der Zentrale wurde ein Minicomputer mit zehn Terminals und entsprechenden Ausgabegeräten wie Drucker und Plotter installiert. Jedes Lokalkomitee erhielt einen Personalcomputer, der per Modem über einen normalen Telefonanschluß mit dem zentralen Rechner Daten austauschen kann. Die Zentrale kann jederzeit Mitteilungen an einzelne oder an alle Lokalkomitees senden. Umgekehrt können von jeder Universität aus in Köln auf dem Zentralrechner gespeicherte Daten abgefragt werden.

Da Studenten bekanntlich finanziell nicht gerade aus dem Vollen schöpfen können, wurde ein Sponsor für die Rechnerausstattung gefunden: Das Computer- Unternehmen Hewlett-Packard stellte den größten Teil der Geräte, die zusammen auf einen Marktwert von 700000 DM kommen, kostenlos zur Verfügung.

Die Mitarbeiter der studentischen Vereinigung, die alle Möglichkeiten des Computersystems bereits voll ausnutzen, schmieden inzwischen Pläne für die Zukunft: Neben dem Ausbau der Lokalkomitees in den neuen Bundesländern ist das nächste langfristige Ziel eine europaweite Vernetzung, wie sie bereits mit einigen Ländern realisiert worden ist.

HARDWARE/SOFTWAREÅ

Nicht Blitzschlag, Wasserschaden oder Feuer, sondern Bedienungsfehler und Fahrlässigkeit der Benutzer sind für die Vernichtung elektronischer Systeme überwiegend verantwortlich. Dies ergab eine Untersuchung der Württembergischen Versicherung, Stuttgart. Danach entfallen von über 13000 gemeldeten Schadensfällen mehr als 25% der Entschädigungsleistungen auf diese Ursachen. Durch regelmäßige Datensicherung sowie Lagerung der Datenbestände in feuerfesten Behältnisse könnten Folgeschäden vorgebeugt werden.

Die Elektronikindustrie in Südkorea will einen eigenen Super-Mini-Computer entwickeln. Geplant ist ein Gerät

mit einer Hauptspeicherkapazität von

2 GByte. Damit will das Land in die Phalanx der weltgrößten Anbieterländer vorstoßen: Eine Prognose des Handels- und Industrieministeriums (MTI) sieht Korea um das Jahr 1995 bereits als fünftgrößtes Herstellerland solcher Computer. Das Land werde dann, so die Prognose, pro Jahr Super-Minis im Wert von 6,4 Mrd. Dollar ausliefern. Solche Voraussagen des MTI sind, wie Beobachter meinen, allerdings eher Planvorgaben an die Industrie.

Advanced Micro Devices (AMD) stellte kürzlich das Konzept für zwei höchstintegrierte Mikroprozessoren vor, die alle Elemente eines PC-AT-Motherboards auf einem Chip enthalten. Die neuen Bausteine tragen die Typenbezeichnung Am286ZX und Am286LX. Der erste Typ ist ein 16-bit-Mikroprozessor, der neben der CPU 80C286 die Funktionen des PC-AT-Boards enthält, für die bisher bis 175 Standard-Logikbausteine benötigt wurden. Zusätzlich dazu bietet der Typ Am286LX spezielle Power-Management- Funktionen, die für Anwendungen in den immer mehr an Bedeutung gewinnenden Notebook-Personalcomputer wichtig sind.

Automaten für Kernkraftwerk und Tiefsee In Japan dringen die Roboter in neue Lebensräume vor Die Entwicklung von Geräten, die in gefährlicher Umgebung arbeiten, steht vor dem Abschluß - Von Barbara Odrich Roboter marschieren in das tägliche Leben der Japaner ein. Der akute Arbeitskräftemangel in Nippon hat diese Tendenz noch zusätzlich angefacht. Während heutzutage die Industrieroboter aber nur monotone Tätigkeiten in den Werkhallen automatisieren, sollen sich die Roboter von morgen auch außerhalb der Fabrik bewegen. VDI-N, Tokio, 7.12.90 -

D aß die Japaner ein ganz besonderes Verhältnis zu Robotern haben, ist schon lange klar. Das beweisen allein schon die Einsatzzahlen, die von dem Herstellerverband Japan Industrial Robot Association jährlich gemeldet werden. Augenblicklich sollen demnach 240000 der Eisernen Gesellen in den Fabriken der Japan AG arbeiten.

Diese Zahl ist international umstritten, weil den Statistikern des Inselstaates eine andere Roboterdefinition vorgeworfen wird, als sie z.B. in Deutschland üblich ist. In der Bundesrepublik werden nämlich Ende dieses Jahres nur 28000 Industrieroboter im Einsatz sein und in ganz Westeuropa zusammengerechnet auch nur 80000.

Bekannt ist zudem der spielerische Hang der Japaner zu Automaten, sei es die Konstruktion eines klavierspielenden Roboters oder die perfekte Imitation der gitarrespielenden Marilyn Monroe. Kein Wunder weiter, daß sich die elektronische Krankenschwester schon im Entwurfsstadium befindet und der elektronische Blindenhund Mel-Dog im Mechanical Engineering Laboratory (MEL) schon seine Kreise zieht.

Zur Roboterforschung zählt in Japan auch die Entwicklung von Manipulatoren und Teleoperatoren, Geräten also, die nach abendländischer Denke keine Roboter sind, weil sie nur ferngesteuert funktionieren. Halb freiprogrammierbarer Roboter, der mit Hilfe künstlicher Intelligenz seinen Weg in unbekanntem Gelände findet, halb ferngesteuerte Automaten an der menschlichen Aufsichtsleine, so bieten sich viele japanische Projekte dar.

Das MEL koordiniert z.B. die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für Roboter, die in einem gefährlichen Umfeld arbeiten. Dazu gehören Geräte, die in Kernkraftwerken tätig sind, Roboter, die in der Tiefsee agieren, und auch Feuerwehrroboter.

Für jeden dieser drei typischen Bereiche wurden jeweils Prototypen entwickelt. Das Vorhaben der Industrial Science and Technology Agency des Ministeriums Miti, bei dem 20 namhafte Firmen des Landes mitwirken, ist mit 20 Mrd. Yen veranschlagt (umgerechnet rund 230 Mio. DM). Mit den Arbeiten wurde 1983 begonnen. Jetzt stehen sie vor dem Abschluß.

Japans Regierung legt derzeit großen Wert auf die Weiterentwicklung von Robotern für Kernkraftwerke. Dabei geht es sowohl um Hardware wie auch um unterstützende Techniken. So handelt es sich unter anderem bei den Wartungsgeräten für Kernkraftwerke um besonders geförderte Projekte, denn auf Japans große Stromversorgungsunternehmen kommen in der Zukunft hohe Belastungen bei der Wartung der Reaktoren zu, die teilweise schon über 20 Jahre in Betrieb sind.

Kernkraftroboter müssen in einem extrem heißen, feuchten und radioaktiven Umfeld arbeiten. Sie werden im wesentlichen in abgeschlossenen Bereichen eingesetzt und durch Fernsteuerung betrieben.

Wie vom Miti zu erfahren ist, wurden die Arbeiten an den Kerntechnologien bereits beendet. Erste Tests mit diesen Robotern für nukleare Einsatzbereiche sollen Ende dieses Jahres in der Tsurumi-Anlage des Elektrokonzerns Toshiba stattfinden.

Die Nutzung von natürlichen Ressourcen unter Wasser gehört in Japan zu den ganz großen Themen, vor allem was die Offshore-Ölexploration angeht. Dabei handelt es sich um eine extrem hochwertige Arbeit unter sehr schwierigen Bedingungen. Für diese Zwecke wird daher in Japan an "Marine Robots" gearbeitet. Diese Geräte sollen für die Wartung der Bohrinseln eingesetzt werden. Sie müssen dabei einen hohen Wasserdruck aushalten, mit nur wenig Licht und sehr starkem Wellengang zurechtkommen.

Die japanischen Roboter für die Unterwasser-Exploration benutzen für den Antrieb Propeller und werden an die Standbeine der Bohrinseln für ihre Arbeiten gesetzt, von wo aus sie sich dann weiterbewegen. Sie sind mit Fernsehkameras ausgerüstet und können somit visuelle und Ultraschall-Struktur-Untersuchungen vornehmen.

D ie ersten Experimente stehen jetzt in der Tamano-Fabrik von Mitsui Shipbuilding Co. bevor. Dafür werden Techniken für die Bewegung unter Wasser, die Manövrierfähigkeit und die Manipulation entwickelt. Außerdem geht es um visuelle Fähigkeiten unter Wasser sowie die Entwicklung von muskelähnlichen Strukturen.

Naturkatastrophen - wie Erdbeben oder Taifune - kommen in Japan jedes Jahr häufig vor. Die Überbevölkerung der Städte, die teilweise labyrinthhafte Infrastruktur und die zunehmende Verwendung von gefährlichen Materialien können Naturkatastrophen noch verschärfen. "Antidesaster-Roboter" sind daher ebenfalls Teil der japanischen Anstrengungen, menschliche Arbeit durch technisch hochwertige Geräte zu ersetzen.

So sollen zum Beispiel künftig in Ölraffinerien Roboter eingesetzt werden, die es erlauben, die Situation bei einem Feuer besser zu beurteilen und geeignete Abwehrmaßnahmen einzuleiten. Die Roboter werden mit Fernsteuerung an die Gefahrenstelle geleitet und bekämpfen die Ursache. Kobe Steel wird Ende dieses Jahres den ersten Roboter dieser Art testen. Zu den Kerntechnologien, die dafür notwendig sind, zählen die visuelle Erkennung von geschriebenen Informationen, Bewegungen, Distanzsensoren und feuerfeste Materialien.

Erste Ergebnisse aus den Entwicklungsarbeiten der drei Robotertypen, die in gefährlichen Situationen und unter schwierigen Arbeitsbedingungen zurechtkommen, liegen endgültig Anfang nächsten Jahres vor. Die Entwicklung von "High-Performance" -Robotern soll allerdings im Rahmen eines neuen nationalen Projekts weitergehen. Das Augenmerk liegt hier vor allem auf Microrobotern und Robotern, die bei Katastrophen eingesetzt werden können.

M icroroboter sind dabei vor allem für den heimischen Gebrauch gedacht, also Roboter, die Hausarbeiten verrichten, auf Kinder aufpassen und den Behinderten sowie den Alten helfen. Diese Geräte sollen sehr viel intelligenter sein und nicht mehr allein in der verarbeitenden Industrie Einzug finden, sondern zunehmend auch im Haushalt und in der Dienstleistungswirtschaft.

Microroboter sollen zudem noch sehr viel kleiner werden. Einem Projekt der Science and Technology Agency zufolge ist ein Gerät geplant, das nur noch 1 cm oder sogar noch weniger mißt. Dabei handelt es sich um ein Zehn-Jahres-Projekt, das 1991 anlaufen soll. Diese Micro-Roboter sind sowohl für medizinische Zwecke wie auch für die Industrie gedacht. So könnte ein Mini-Roboter zum Beispiel Risse in einer Jet-Turbine finden. Das Miti rechnet hier mit Entwicklungskosten in einer Gesamthöhe von umgerechnet 280 Mio. DM.

Japans Wissenschaftler stützen sich dabei zunehmend auf opto-elektronische Sensoren und Computer-Software für die "Augen" und das "Gehirn" des Roboters. So lebt auch Robotertechnik von hochentwickelter Elektronik, mit der die Japaner auch in anderen Regionen Furore machen.

MASCHINENWELTÅ

Ford hat die Qualitätsrichtlinie "Q 101" für seine Zulieferer neu gefaßt. Die neuen Vorschriften gelten erstmals weltweit für alle Lieferanten. Die von Ford aufgestellten Standards hätten seit ihrer Einführung in der gesamten Automobilindustrie Vorbildcharakter, betont das Unternehmen. Firmen, die die Kriterien der "Q 101" über einen längeren Zeitraum hinweg erfüllen, erhalten von Ford die "Q-1-Qualitätsauszeichnung" . Damit verbunden sind unter anderem langfristige Verträge. Ford beabsichtigt, in Zukunft nur noch mit Partnern zusammenzuarbeiten, die die Kriterien für diese Auszeichnung erfüllen.

Eine gemeinsame Durchführbarkeitsstudie über ein Intelligent

Manufacturing System (IMS) haben Japan, die USA und die EG beschlossen. Es wird damit gerechnet, daß mit der Studie, die ungefähr ein Jahr in Anspruch nehmen wird, im nächsten Jahr begonnen werden kann. Ziel des Projekts ist die Entwicklung von Normen für künftige Technologien im Bereich der computerisierten Fertigungsautomatisierung. Das Fehlen einheitlicher Normen in diesem Bereich könnte den Wettbewerb zwischen einzelnen Anbietern erschweren und die

Beschaffung für die Anwender, besonders in überseeischen Anlagen, komplizieren.

Moderne Trockenlithografieverfahren wie das Plasmatechnik oder die RIE-Technik (Reactive Ion Etching) finden in zunehmenden Maße Eingang in die Fertigung. Ihre Anwendung bei gekapselten Komponenten stößt jedoch auf Schwierigkeiten, da die Zusammensetzung und die Dicke der zu gravierenden Schichten meist nicht präzise genug bekannt sind, um die richtige Graviergeschwindigkeit einstellen zu können. Der Schichtdickensensor EDPS (End Point Detection System) 2000 der französischen Firma IRIS (International Resources Innovations Solutions) in Caen soll dieses Problem lösen.

Muster-Boards und Frontplatten können jetzt umweltfreundlich auf dem Fräsbohrplotter der CAD 2000 Software Vertriebs GmbH, Eching, produziert werden: In der PCB-Prüfphase entfällt der Einsatz entsorgungsintensiver chemischer Ätzmittel. Der Fräsbohrplotter besteht aus der Präzisions-Hardware der Isel GmbH, Eiterfeld, einer Fräs-Spindel und einer speziell entwickelten Elektronik. Die Fräsbohr-Tische und -Ständer arbeiten mit einer Positions-Reproduzierbarkeit von PI131 0,01 mm.

Der Verein Deutsche Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), Frankfurt, wird vom 6. bis 10. Oktober 1992 in Leipzig erstmals die Meba Leipziger Fachmesse für Metallbearbeitung durchführen. Eine Vereinbarung wurde zwischen dem VDW und der Leipziger Messe unterzeichnet. Mit der neuen Ausstellung im Zweijahresrhythmus soll das internationale Angebot an Werkzeugmaschinen und Präsisionswerkzeugen in den neuen Bundesländern sowie in den osteuropäischen Staaten vorgestellt werden.

Der Einsatz von präzise geschnittenen und gebogenen Blechteilen nimmt stetig zu, bei abnehmender Losgröße. Während beim Schneiden auf flexiblen Fertigungszellen mit hohem Automatisierungsgrad produziert wird, fehlte bisher zumindest bei Biege-Kleinteilen eine entsprechende Lösung. Die Maschine Trumaform 400 von Trumpf in Ditzingen soll diese Lücke numerisch gesteuert schließen. Dadurch wird nicht nur ein automatischer Durchlauf der Teile, sondern auch eine gleichmäßige Qualität mit niedriger Ausschußquote erreicht, verspricht das Unternehmen. Mit zehn gesteuerten Achsen bewegt die Maschine Werkstücke bis 600 mm Kantenlänge horizontal, dreht sie, bewegt sie vertikal und bringt sie so in Biegeposition.

Outsourcing soll die Entwicklungsabteilung entlasten Dienstleister haben CAD/CAM entdeckt Deutsche Unternehmen halten sich bei der externen Vergabe von Arbeitsplanung und Konstruktion noch zurück - Von Wolfgang Heinrich VDI-N, Rüsselsheim, 7. 12. 90 -

Ein neuer Begriff geistert durch die deutsche CAD/CAM- Welt: "Outsourcing" . Konstruktion und Arbeitsplanung übernehmen Spezialisten außerhalb der Firma. Doch noch scheuen hiesige Unternehmen den Gang zum externen EDV-Dienstleister. Den Kampf ums Betriebsvertrauen nimmt jetzt die EDS Electronic Data Systems (Deutschland) GmbH in Rüsselsheim auf, Tochter von General Motors und größter EDV- Dienstleister der Welt.

D ie Rückbesinnung auf die strategischen Kernbereiche eines Unternehmens wirft die Frage auf, ob nicht auch die Datenverarbeitung extern abgewickelt werden sollte?" Horst Gräber, Geschäftsführer der EDS-Deutschland GmbH, stellt diese Frage nicht ohne Eigennutz. Sein Unternehmen ist international der größte Computer-Dienstleister und übernimmt praktisch alle Aktivitäten, die rund um die Datenverarbeitung anfallen. Diese Dienste leistet EDS für das Mutter-Unternehmen General Motors bereits seit 1984. Weltweit hat aber das Geschäft mit dem externen Kunden bereits die Hälfte des Umsatzes, erreicht. In Deutschland beträgt der extern erzielte Umsatzanteil noch 15%.

Dieses Jahr werden die 60000 EDS-Mitarbeiter weltweit einen Umsatz von etwa 6Mrd. Dollar erzielen. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz 5,47 Mrd. Dollar, 21 Großrechenzentren, "Information Processing Center" (IPC) genannt, und 92 Datenverarbeitungszentren mit 530 Großrechnern sind über ein weltumspannendes Telekommunikationsnetz miteinander verbunden. Daran angeschlossen sind 280000 Computer-Terminals. 1985 gründete man in Rüsselsheim die Geschäftseinheit Central Europe, zuständig für Deutschland, Österreich, Schweiz und Ungarn. Zu den größten Kunden in Deutschland gehören neben Opel die BASF, Porsche, die Motorenwerke Mannheim, Ymos und Hoechst.

In Europa beschäftigen sich Marktuntersuchungen zufolge etwa ein Drittel der größeren Unternehmen mit der Möglichkeit eines EDV-Outsourcings. Besonders zurückhaltend sind allerdings noch die deutschen Unternehmen. Sie rangieren in Europa mit 8,6% Anteil am Marktvolumen nur auf Platz 6 der Outsourcing-Hitliste.

Ein Schlagwort, das derzeit bei den Computer-Dienstleistern Hochkonjunktur hat ist das "Facility Management" (FM). Es bezeichnet die weitestgehende Form des Outsourcing, bei der alle Aktivitäten im Zusammenhang mit Datenverarbeitung, ja sogar das EDV-Personal, einem FM-Auftragnehmer übertragen werden. Die Spezialisten aus Rüsselsheim versichern natürlich, daß die EDS-Mitarbeiter in den Kundenunternehmen "strikt die unternehmerischen Ziele ihres Auftraggebers verfolgen" . Vorteile des FM seien Kostentransparenz und Festpreise sowie die Unabhängigkeit von Hard- und Softwareanbietern. Technisch bleibe man up-to-date und außerdem stünde den Kunden das weltumspannende Kommunikationsnetz zur Verfügung.

Auch Turnkey-Projekte, bei denen die Verantwortung für das Planen, Beschaffen, Realisieren, Einführen und Betreuen eines Systems übernommen wird, gehören zur Domäne der Computer-Dienstleister. Die Anlagen werden den Kunden mit allen erforderlichen Hard- und Software-Komponenten zu Festpreisen und vorher abgestimmten Terminen schlüsselfertig übergeben. Ein Beispiel: Die Ymos AG, ein großer Zulieferer der Automobilindustrie, ließ sich von EDS für ihre Produktkonstruktion und den Betriebsmittelbau das CAD-System "Catia" einführen und ein CAM-System zur NC- und DNC-Programmierung installieren. Beide Systeme wurden in ein bestehendes EDV-System integriert.

Mit Abstand größter Einzelkunde der EDS in Deutschland ist die Adam Opel AG. In einem CIM-Konzept (Computer Integrated Manufactering) entwickelte man gemeinsam einen Verbund verschiedener Großrechner- und Softwaresysteme. Dieses Konzept soll den Informationsfluß zwischen allen Bereichen des Automobilunternehmens sichern. Über das Kommunikationssystem EDICS (European Information Communication System) sind auch die Opel-Händler angeschlossen. Es können nicht nur Bestellungen aller Art aufgegeben werden, sondern auch das Produktionsstadium bereits georderter Fahrzeuge abgefragt werden.

Der Großrechner verteilt die Bestellungen je nach Fertigungskapazität auf die Opel-Produktionsstätten. Im jeweiligen Werk übernimmt ein Produktions-Informations-System (PIS) den Auftrag und bearbeitet ihn weiter. Dieses PIS ist der Kern des CIM-Verbundes. Es koordiniert Materialfluß, Karosseriefertigung und Endmontage, überwacht sämtliche Fertigungs-Prozesse und sorgt dafür, daß die Ein- und Anbauteile zum richtigen Zeitpunkt an den Montagelinien eintreffen.

Im Technischen Entwicklungszentrum hängen 7500 Ingenieure an der datentechnischen "Nabelschnur" . Mit einer Cray X- MP steht ihnen einer der leistungsfähigsten Rechner der Welt zur Verfügung. Damit sind komplizierte Simulationen vor allem des Crash- und aerodynamischen Verhaltens möglich, die erheblich Entwicklungszeit einsparen.

Jetzt hat EDS den Mittelstand für das Outsourcing entdeckt. Besonders gefragt: das CAD-Outsourcing. EDS-Manager Michael Nebauer kennt vier Kriterien, die das CAD-Outsourcing interessant machen: 1. Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit, 2. Qualitätssteigerung, 3. Herstellkosten, 4. DV-Kosten.

E in wesentlicher Vorteil für die Kunden ist aber auch die freie Wahl des CAD-Systems. Der Kunde kann sich also bei der Wahl des Systems jeweils nach den Wünschen seines Kunden richten. Vor allem die Automobilindustrie geht immer mehr dazu über, ihren Lieferanten vorzuschreiben, in welcher Form sie CAD-Daten zu übermitteln haben. EDS stellt außerdem das notwendige Know-how zur Verfügung, und zwar sowohl DV- als auch konstruktionstechnisch. Als Pluspunkt rechnet man sich an, daß die meisten EDS-Mitarbeiter über Konstruktionserfahrung verfügten.

Reiner Thiele, Inhaber des gleichnamigen Konstruktionsbüros im schwäbischen Weissach, bestätigt das: "Wir hatten keine Verständigungsschwierigkeiten, die nur Zeit und Geld gekostet hätten." Thiele ist mit seinem 160-Mitarbeiter-Betrieb eines der ersten mittelständischen Unternehmen in Westdeutschland, die den Weg des Outsourcing eingeschlagen haben. Er sieht die EDV ganz nüchtern: "Wir sind Techniker und Ingenieure, die das Tagesgeschäft gut machen wollen, die Datenverarbeitung interessiert uns eigentlich nicht."

Outsourcing-Anbieter werden sich wohl umbesinnen müssen, wenn sie die Vorbehalte deutscher Unternehmer abbauen möchten. Reiner Thiele jedenfalls mußte "lange nach einem Partner mit ganzheitlichen Serviceangebot für Hard- und Software" suchen. Die Bitte um Integration vorhandener Systeme lehnte ein Anbieter sogar rundweg ab.

Seine lange Suche nach dem richtigen Partner hat sich offenbar gelohnt. Aus der Partnerschaft mit EDS ergaben sich sogar neue Anwendungsgebiete. Die Durchgängigkeit der Datenbasis erlaube es nun, von Konstruktionszeichnungen bis hin zu den Steuerdaten für CNC-Werkzeugmaschinen alles aus einer Hand anzubieten.

Produktion braucht mehr Normierung in der Kommunikation MAP wächst in den Betriebsalltag hinein VDI-N, München, 7. 12. 90, E. S.

Manchen schien es fast schon wie ein Warten auf Godot - jenes jahrelange, geduldige Harren potentieller Anwender der Computerintegrierten Fertigung (CIM) auf das Manufacturing Automation Protocol (MAP). Doch jetzt soll dieser unbefriedigende Zustand vorbei sein, verheißen Anbieter- und Anwender-Gruppierungen.

D er Verkündung der frohen Botschaft von der gelungenen Vernetzungswelt dient vor allem das MAP- Forum der EMUG, also der European MAP User Group. Diese Vereinigung mit Vertretern aus Japan, den USA, Australien und Europa (hier koordiniert vor allem die EG- Kommission) hat sich zum Ziel gesetzt, CIM voranzubringen.

So präsentiert beispielsweise die britische Tochter Vauxhall des MAP- "Erfinders" General Motors eine Lackierstraße für 45 Autos pro Stunde, die rund 180 Mio. DM verschlungen hat und bei der alle Einheiten nach dem neuen und aktuellen MAP-Protokoll der Version 3.0 mit dem steuernden Computer verbunden sind. Es kommt dabei ein Breitband-Netz zum Einsatz, das die 30 GE-Fanuc-Systeme, die mit speziellen GE-Fanuc-Kommunikations- Programmen arbeiten, direkt mit einem DEC-Microvax-Rechner verbindet.

Die Kommunikation zwischen den GM- Fanuc-Systemen und der zentralen DEC- Rechenanlage biete, so betont A. Domesle, für die Anwendungsprogrammierer der einzelnen GE-Fanuc-Stationen "eine einfach handhabbare Standard-Schnittstelle" zum MAP-Netz und belaste die einzelnen Stationen nur gering mit Aufgaben des Nachrichten-Austauschs. Dabei senden die einzelnen Einheiten Alarmmeldungen und Fehler-Codes bei Bedarf sofort über das Netz zur Microvax, die den Status der Stationen abfragt. Diese Intervalle sind beliebig einstellbar und können je nach Art der fraglichen Daten kürzer oder länger gewählt werden.

Philippe Perrier vom französischen Renault-Konzern spricht für ein System, bei dem mit Hilfe von MAP die Endmontage gesteuert wird und bei dem ein Zellen- Steuerrechner von Hewlett-Packard vor allem drei Aufgaben wahrnimmt: Planung der Arbeit an drei Montage-Endstationen, er überwacht den Zustand der Anlagen, kontrolliert die Qualität der Produkte wie der Arbeit. Dabei kommen in dieser Installation neben einem Breitband-Netz als logischem Rückgrat der gesamten Anlage noch ein Trägerband-Subnetz und zahlreiche einzelne Terminals, Anzeigen und überwachte Maschinen beziehungsweise Geräte zum Einsatz.

Für eine vollautomatische Lackieranlage setzt sich auch Jürgen Hafermaas ein, MAP-Spezialist bei AEG. Das 1989 im VW-Werk in Emden installierte System läuft seit Februar dieses Jahres voll in der Produktion. Dieses MAP-3.0-Netz umfaßt seiner Konfiguration nach ein "Rückgrat" sowie zwölf Subnetze mit insgesamt 153 Knoten und einer Gesamtlänge von 4300 m. Dabei wird ein Trägerband-Netz mit einer Datenrate von 5 MM/s benutzt. Die Installation stützt sich laut Hafermaas auf verschiedene "fertige" MAP-Produkte von AEG-Modicon, AEG-Computrol und Digital Equipment in München, die beispielsweise als Gateways, als Bridges, als

Programmier-Tafeln oder auch als Zellen- Steuerrechner eingesetzt werden.

Zur unmittelbaren Demonstration der bereits bestehenden Möglichkeiten, Computer und Maschinen verschiedener Hersteller aneinanderzukoppeln, präsentierten schon auf der Münchener Messe Systec rund 20 Unternehmen bzw. Organisationen unter anderem ein Produktionssystem vom Auftragseingang über die Arbeitsplanung bis zur Zellensteuerung, aber auch ein Fabriküberwachungs- und -steuerungssystem sowie einzelne Fertigungszellen. Daneben ging es um die Möglichkeiten des Anschlusses von Geräten ohne MAP-Protokoll-Konformität sowie Flexible Fertigungssysteme, wobei aber in jedem Falle darauf geachtet wurde, daß jeweils Komponenten unterschiedlicher Hersteller über MAP oder zu einem geschlossenen Ganzen zusammenfanden.

Vermitteln wollte diese Schau vor allem eines: Das Warten ist vorbei, es gibt schon heute konkret einsetzbare MAP-Produkte verschiedener Hersteller, die zusammengekoppelt und dann genutzt werden können.

Technik für den Menschen steht im Mittelpunkt Ökonomie und Ökologie mit Hand und Fuß VDI/VDE-Technologiezentrum Informationstechnik organisierte den Innovationspreis Berlin - Von Michael Peter VDI-N, Berlin, 7. 12. 90 -

Die Einheit Deutschlands und das Zusammenwachsen Berlins haben sich auch beim Innovationspreis der Spreestadt niedergeschlagen. Nachdem im vergangenen Jahr der Preis am Tag der Maueröffnung verliehen wurde, wurde in diesem Jahr auch ein Wissenschaftler aus dem Ostteil der Stadt für seine Arbeit belohnt.

D r. Eberhard Krause vom Berliner Zentralinstitut für Elektronenphysik hat ein Verfahren entwickelt, mit dem man Optikmaterial für Infrarotlaser giftfrei herstellen kann. Zinkselenid, das wohl geeignetste Linsenmaterial für CO2-Laser, muß in einem aufwendigen Prozeß synthetisiert werden. Der dabei verwendete Selenwasserstoff ist ein extrem toxisches Gas. Die tödliche Wirkung liegt unter der Geruchsschwelle. Die Produktion verlangt also hohe Anforderungen an die Sicherheitstechnik.

In dem von Krause entwickelten Niederdruck-CVD-Verfahren kann durch Verdampfen von Zink und Selen sowie eine thermisch stimulierte Reaktion in einer Argon-Inertgasatmosphäre das Ausgangsmaterial für Infrarot-Optiken erzeugt werden.

Es werden, wie Prof. Gerhard Becker, Präsident der Bundesanstalt für Materialprüfung, bei der Preisverleihung im November erläuterte, "unkomplizierte, leicht herzustellende, feste Ausgangsstoffe anstelle extrem giftiger, teurer Reinstgase benutzt" .

Der Entwurf eines Neuro-Compilers von der Firma Expert Informatik wurde ebenfalls mit dem Berliner Innovationspreis ausgezeichnet. Parallel arbeitende, lernfähige und teilweise selbstorganisierende Systeme haben gegenüber traditioneller Datenverarbeitung den Vorteil, daß sie beispielsweise abstrahieren und Muster erkennen können. Noch befinden sich die meisten Systeme in der Entwicklungsphase, während die kommerzielle Verwertung noch in den Kinderschuhen steckt. Doch Systeme, die neuronalen Netzwerken wie dem Gehirn nachempfunden sind, werden allerbeste Marktchancen vorausgesagt.

Mit dem Neuro-Compiler lassen sich die Aktienkurse prognostizieren, Strömungsmodelle simulieren und auch Computerviren erkennen. Er überschreite dabei, wie Becker betonte, "deutlich die Grenze vom Spielerischen zum ökonomisch Sinnvollen" .

D ie Berliner Firma Karl Weiss erhielt für ein "bodenständiges" Projekt den Innovationspreis: Mit ihrem Hydros-Verfahren ziehen sie alte Rohrleitungen hydraulisch aus dem Boden und im gleichen Arbeitsgang neue ein. Der Boden muß dabei nicht in voller Rohrlänge aufgerissen werden, man kommt mit einer kleinen Baugrube aus.

Den Sonderpreis für Umwelttechnik erhielt in diesem Jahr Hans-Wilhelm Lieber, Professor an der Technischen Fachhochschule Berlin, für seine Arbeiten und Forschungen auf dem Sektor abwasserfreie Galvanik. "Ein einfacher Gedanke, der aber schwierig zu realisieren war" , meinte Jury- Mitglied Werner Schenkel vom Umweltbundesamt in Berlin zu Liebers Arbeit. Denn die höheren Kosten für die Anlage mußten durch entsprechend niedrigere Produktionskosten ausgeglichen werden.

Das schaffte Lieber durch Einsparen von Wasser und Metallen. Im Gegensatz zu den bekannten und geläufigen End-of-Pipe- Techniken, also Reinigung erst am Ende des Produktionsprozesses, fällt bei Liebers geschlossenen Wasser- und Stoffkreisläufen fast kein umweltbelastendes Abwasser mehr an. Die "flüssigen Produktionsrückstände" konnten um 98% reduziert werden.

Der Galvanik-Experte konzentrierte die schwermetallhaltigen Spülwässer, die Stationen zwischen den hintereinandergeschalteten Prozeßbädern, auf. Mit diesem Verfahren läßt sich aus Spülwasser ein Prozeßbad gewinnen. In einer anderen Galvanikanlage schlägt Lieber einen heißen Weg ein. Dort wird das Abwasser nicht gereinigt, sondern verdampft und in den Prozeß zurückgeführt.

Berlins Wirtschaftssenator Peter Mitzscherling sagte bei der Preisverleihung, daß besonders kleine und mittlere Unternehmen aufgefordert seien, neue Produkte und Verfahren zu entwickeln, die "Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen." Mit der Organisation und Durchführung des Berliner Innovationspreises, der seit sieben Jahren vergeben wird, ist das VDI/VDE- Technologiezentrum Informationstechnik beauftragt.

Exportorientierten Fabrikausrüstern fehlt Engagement Ostdeutsche Maschinen kurz vor dem Stillstand Die Situation für die Werkzeugmaschinenbauer in der ehemaligen DDR spitzt sich zu. Der Ostmarkt droht fast völlig zusammenzubrechen. Die Verhandlungen über Beteiligungen westdeutscher Firmen laufen zäh und haben bisher kaum vorzeigbare Ergebnisse gebracht. VDI-N, Berlin, 7. 12. 90, M. P. -

S eit Wochen stehen Güterzüge in der sowjetischen Grenzstadt Brest auf Nebengleisen und werden nicht abgefertigt. Die Waggons, vollbeladen mit Maschinen aus der ehemaligen DDR, finden keine Abnehmer mehr. Und das, obwohl bis Ende des Jahres Exporte in die osteuropäischen Länder noch subventioniert werden.

Aber das gegenwärtige Debakel dürfte nur ein Vorspiel auf den weitgehenden Zusammenbruch des Absatzmarktes für Werkzeugmaschinen sein. Die einstigen sozialistischen Bruderländer, bisher Hauptabnehmer ostdeutscher Maschinen, sind nicht mehr zahlungsfähig.

Von den Gesamtexporten über 3,5 Mrd. Mark, die die Werkzeugmaschinenbauer in der ehemaligen DDR im vorigen Jahr erwirtschafteten, flossen 2,6 Mrd. Mark aus den osteuropäischen Ländern. In diesem Jahr werden es nach Berechnungen des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) noch 2 Mrd. DM sein. Und in dieser Größenordnung sollten auch 1991 Maschinen geliefert werden, vor allem für den beschleunigten Aufbau der Konsumgüterindustrie in der UdSSR.

Doch die Kassen sowjetischer, tschechischer, polnischer und bulgarischer Unternehmen sind leer. Sie verfügen weder über Devisen noch über inländische Reserven. Nach Schätzungen des IAW und der Werkzeugmaschinenhandel GmbH Wemex können 1991 gerade noch Maschinen im Wert von 430 Mio. DM in Osteuropa abgesetzt werden - das ist lediglich ein Fünftel des diesjährigen Exports.

Für IAW-Mitarbeiter Herbert Berteit bedeutet dies den Verlust der Marktführerschaft ehemaliger DDR-Werkzeugmaschinenbauer im Osten. Und sollte diese Entwicklung nicht aufzuhalten sein, dann verlören sie auch ihren entscheidenden Standortvorteil gegenüber westdeutschen Firmen.

Abhilfe, so Berteit, könne die Hermes- Absicherung für Exporte in die UdSSR und andere osteuropäischen Länder schaffen. Der "Tauschhandel" Maschinen gegen Erdgas, Öl oder Erze könne ausgebaut werden. Die Beziehungen zu sowjetischen Unternehmen sollten enger als bisher geknüpft werden, und zwar bis hin zu Personalaustausch und gegenseitiger Gewinnbeteiligung. Eine Bedingung knüpft Berteit allerdings an diese Vorschläge: Die Aufträge müßten an Firmen in Ostdeutschland vergeben werden.

Aber nicht nur der zusammenbrechende Ostmarkt macht den Werkzeugmaschinenbauern zwischen Elbe und Oder Kopfzerbrechen. Durch das schleppende Tempo bei Kooperations- und Beteiligungsverhandlungen mit westdeutschen Firmen fühlen sie sich auch von der anderen Seite in die Zange genommen.

"Konkret ist noch nicht allzu viel gelaufen" , meint Hans-Ulrich Kokoska dazu. Abschlüsse zwischen Werkzeugmaschinenbauern aus Ost- und Westdeutschland ließen sich, so der Sprecher des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) in Frankfurt, "an zwei Händen abzählen" .

K okoska sieht auf die Unternehmen in der ehemaligen DDR eine zweijährige Durststecke zukommen. Erst danach rechnet er mit einer "merklichen Bewegung und merklichen Zuwächsen" . Ob die ostdeutschen Werkzeugmaschinenbauer aber so lange durchhalten können, ist mehr als fraglich.

Sie können zwar die Fertigungstiefe verringern, bislang eines der entscheidenden Hindernisse für effektives Arbeiten. Doch schon werden Klagen laut, daß sie beim Einkauf auf dem westdeutschen Zuliefermarkt benachteiligt werden. Kleinere Abnahmemengen und Unkenntnis der Marktbedingungen verschlechtern für ostdeutsche Firmen die Konditionen.

Bis zu 50% müßten sie für Zulieferungen mehr bezahlen als westdeutsche Unternehmen, berichtet Berteit nach Gesprächen mit Geschäftsführern in der ehemaligen DDR. Auch im Dresdener Büro des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gesteht man zu, daß dieser Vorwurf nicht in allen Fällen von der Hand zu weisen sei.

Daß die Verhandlungen über Beteiligungen westdeutscher Firmen an ostdeutschen Werkzeugmaschinenfabriken so zäh verlaufen, liegt teilweise auch an rechtlichen Unsicherheiten. Noch immer seien die Befugnisse der Geschäftsführer in den ostdeutschen Unternehmen nicht geklärt, erläutert Andreas Zwingmann, Referent in der Dresdener VDMA-Außenstelle.

Außerdem arbeite die Treuhandanstalt zu schwerfällig, Anfragen, so Zwingmann, würden entweder nicht oder unpräzise beantwortet. Und die Kompetenzen der Treuhand-Außenstellerleiter seien ebenfalls noch unklar.

Die Zurückhaltung westdeutscher Werkzeugmaschinenbauer bei ihrem Engagement in der ehemaligen DDR hängt natürlich auch mit der weiteren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zusammen. Die Konjunkturdaten verheißen zwar keinen Einbruch, aber dennoch einen Abschwung. "Der Konjunkturverlauf hat seinen Höhepunkt überschritten" , erklärt Kokoska. Die Auftragseingänge seien um rund 9% gesunken. Doch dies müsse vor dem Hintergrund des "Superjahres" 1989 gesehen werden. "Im Grunde normalisiert sich das Geschäft in der Werkzeugmaschinenbranche" , meint Kokoska.

Die westdeutschen Werkzeugmaschinenbauer haben in der Hochphase ihre Kapazitäten nicht erweitert und wegen Fachkräftemangel auch nicht ausbauen können, sondern sich mit längeren Lieferzeiten beholfen. Warum sollten sie nun in der Zeit der Normalisierung ihre Kapazitäten durch die Übernahme ostdeutscher Firmen ausweiten, fragt Kokoska zurück.

D er Zusammenbruch des osteuropäischen Marktes und die rückläufige Konjunktur kann für die Werkzeugmaschinenhersteller in der DDR das Aus bedeuten. Mit genügend Schwierigkeiten haben die Nachfolgebetriebe der aufgelösten Kombinate "Fritz Heckert" , "7. Oktober" und Umformtechnik "Herbert Warnke" ohnehin zu kämpfen.

Von den 80000 Beschäftigten im Werkzeugmaschinenbau arbeitet fast jeder Dritte kurz. Bei den Leipziger Drehmaschinen und Numerik Chemnitz sind es nach IAW-Angaben sogar rund 80%. Die Produktivität gegenüber westdeutschen Werkzeugmaschinenfirmen liegt nach Berechnungen des Berliner Wirtschaftsinstituts bei etwa 50%. Und rund 40% der Werkzeugmaschinen in der ehemaligen DDR sind älter als 20 Jahre.

Nicht einmal jede 50. Maschine, mit denen in Ostdeutschland Werkzeugmaschinen hergestellt werden, sind NC-gesteuert. Den Rückstand der Steuerungstechnik gegenüber westlichen Marktführern gibt das IAW mit zwei Generationen an.

Die ehemalige DDR mußte in den vergangenen Jahren ein Werkzeugmaschinengewicht von 6,7 t exportieren, um den gleichen Erlös zu erzielen, den die EG- Länder im Durchschnitt für 1 t erhielten, hatte das IAW noch vor der Währungsunion im Sommer dieses Jahres ausgerechnet. Trotzdem hatte es die frühere DDR geschafft, sich auf dem Weltmarkt mit einem achten Platz als Werkzeugmaschinenproduzent und beim Weltexport sich sogar mit einen fünften Rang zu behaupten.

Aber dies sei nur gelungen, wie Berteit erläutert, indem "Maschinen auf dem Westmarkt zu Dumpingpreisen verkauft wurden" . Nur ein Drittel der Kosten sei bei Verkäufen in den Westen gedeckt worden, während die UdSSR das Doppelte der Herstellungskosten bezahlen mußte. Beides wird in Zukunft wohl vorbei sein.

Keine Berührungsängste mit High-Tech Laser expandiert in der Materialbearbeitung Beim Schweißen, Schneiden, Bohren und Beschriften hat sich das flexible Werkzeug durchgesetzt - Von Rolf Bütje VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

L aseranlagen zur Materialbearbeitung sind nicht mehr Spielzeuge für Physiker, die in ihren Labors Rasierklingen durchbohren und Telefonbücher schneiden, um sich von der Leistungsfähigkeit ihrer Entwicklungen zu überzeugen. Laseranlagen sind hochproduktive Werkzeugmaschinen an die gleiche Maßstäbe bezüglich Verfügbarkeit und Amortisation gestellt werden wie an andere Werkzeugmaschinen auch. Daß diese Erwartungen erfüllt werden beweisen die Zahlen: Derzeit setzen in der Bundesrepublik Deutschland etwa 1200 Betriebe Laser zur Materialbearbeitung ein.

Wie schnell aus morgen heute werden kann hat die Lasertechnik in den letzten dreißig Jahren bewiesen: Obwohl die USA als Geburtsland der Lasertechnik in den sechziger und siebziger Jahren uneingeschränkt marktbeherrschend waren, haben sich in den achtziger Jahren bundesdeutsche Firmen eine bedeutende Stellung erarbeitet.

Daß gerade deutsche Firmen zur hohen technologischen Reife der Lasertechnik beigetragen haben, ist um so interessanter, als auch auf diesem Gebiet eine starke Konkurrenz aus Fernost droht: Während beispielsweise der größte CO2-Laserhersteller aus der Bundesrepublik kommt, rangieren auf Platz zwei und drei bereits japanische Firmen.

Derzeit behauptet sich die Bundesrepublik in diesem Wettbewerb noch sehr gut. So kommen wertmäßig ca. 13 % der weltweit produzierten Lasersysteme zur Materialbearbeitung aus der Bundesrepublik.

Die größte Marktdurchdringung haben die Verfahren "Schneiden" mit CO2-Lasern in der Blechbearbeitung, das "Schweißen" von elektrotechnischen Bauteilen mit Festkörperlasern sowie das "Beschriften" .

Daß der Lasereinsatz nicht nur als Ersatz für ein vielleicht technisch unterlegenes Konkurrenzverfahren zu sehen ist, sondern mit seiner Einführung die gesamte Produktionslogistik "umkrempelt" , mag folgendes Einzelbeispiel zeigen: Durch Einführung des Laserbeschriftens gelang es Siemens im Gerätewerk in Amberg, Kleinschütze in 1700 Varianten individuell bis hin zur Losgröße "1" im 4-s- Takt wirtschaftlich zu fertigen. Dieses Potential des Laserbeschriftens zur flexiblen Fertigung hatte direkte Auswirkungen auf den Material- und Informationsfluß, senkte Durchlaufzeiten und steigerte die Wettbewerbsfähigkeit.

L asertechnik strahlt heute eben nicht nur durch faszinierende Entwicklungen im Bereich Informationsverarbeitung (z. B. Compact-Disc-Spieler oder Datenübertragung mit bisher unvorstellbarer Datenstromdichte), neue meßtechnische Verfahren oder medizinische Anwendungen. Schon in den späten sechziger Jahren konnte beispielsweise der Nd: YAG-Laser das mechanische Bohren von Uhrenlagersteinen aus Rubin ablösen und reduzierte damit die Bearbeitungszeit von 10 min auf 0,1 s pro Teil.

Die ersten Anwendungen von Nd: YAG- Festkörperlasern waren auf die Feinwerk- und Elektrotechnik beschränkt. Mit der Entwicklung von industriell einsetzbaren CO2-Lasern in den siebziger Jahren standen dem Anwender Laser hoher mittlerer Strahlleistung zur Verfügung, die besonders der Eisen-, Blech- und metallverarbeitenden Industrie (EBM) neue Impulse gaben.

Auch wenn die Aufteilung von Festkörperlaser und CO2-Laser auf die Anwendungsgebiete Feinwerk-/Elektrotechnik und EBM-Industrie im Wandel begriffen ist, bleiben diese Lasertypen für die Materialbearbeitung marktbeherrschend. Im Vergleich zum Weltmarkt für Werkzeugmaschinen stellen Laser mit etwa 2,5 % nur einen kleinen Anteil. Bis 1995 wird aber ein überproportionales Wachstum um ca. 140 % auf 3,6 Mrd. DM erwartet.

Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich mit Flexibilität, kurzen Durchlaufzeiten und hoher Liefertreue am Markt behaupten müssen, eröffnen sich durch den Einsatz von Lasertechnik neue Möglichkeiten und Märkte.

Dieser Trend wurde frühzeitig von Laserlohnbearbeitern erkannt, so daß heute etwa 50 dieser Job-Shops in der Bundesrepublik Deutschland ihre Dienstleistung als verlängerte Werkbank anbieten.

Anlagenplanung stützt sich auf die Festplatte des PC Apparatebauer klopfen die Datenbank ab Software-Initiative des TÜV erleichert konstruktive Gestaltung von Druckbehältern - Von Stefan Willeke VDI-N, Essen, 7. 12. 90 -

Mit einem neuen Computer-Programm lassen sich Festigkeitsberechnungen von Druckbehältern viel schneller und präziser anstellen als bisher. Wofür der Konstrukteur früher zehn Stunden benötigte, das schafft er nun in einer Stunde.

W ährend sich bei Konstruktion und Fertigung von Druckbehältern, Wärmetauschern und anderen Teilen der Anlagentechnik CAD-Systeme oder auch Qualitätssicherungssysteme bewährt haben, erweist sich die Festigkeitsberechnung bisher oftmals als umständlich und zeitraubend. Beim Anlagenbauer Fluor Daniel in Düsseldorf beispielsweise wurden solche Kalkulationen früher per Hand ausgeführt.

Dies ist jetzt nicht mehr nötig: "Dimy" , so der Name eines Software-Pakets mit 30 Einzelprogrammen, bietet Lösungen für die meisten Fälle, die im Apparatebau vorkommen. Es sind nämlich in erster Linie die vielen verschiedenen Normen und Regelwerke, die die Festigkeitsberechnung so umständlich machen.

Die Rechenprogramme des TÜV-Systems umfassen alle wichtigen Angaben des AD-Regelwerks der Arbeitsgemeinschaft Druckbehälter, ergänzt um genormte Flansche. Auf 26 Bildschirmseiten sind die 150 wichtigsten Auswahl-Werkstoffe erfaßt. 19 der meist verwendeten Werkstoffe wurden in einer Liste zum schnelleren Auffinden zusammengestellt. Der Konstrukteur sucht dabei seinen Werkstoff heraus, gibt die Betriebstemperatur ein und wartet auf das Ergebnis der Computerkalkulation.

Die Darstellung der Werkstoffe auf dem Monitor umfaßt außer der Stoffbezeichnung und der Nummer auch die dazugehörige Norm, außerdem Angaben zu den Einsatzgrenzen wie Wanddicke, Temperatur und Druck. Eingebunden ist diese Datenbank im Online-Verfahren. Die Voraussetzungen zur Anwendung: IBM-kompatibler Personalcomputer, ein DOS-Betriebssystem und eine Festplatte mit mindestens 20 MByte Speicherraum. "Dimy" kostet je nach Ausführung zwischen 15000 und 30000 DM.

"Wenn ein Rechenprogramm womöglich das Lesen von über hundert Seiten Bedienungsanleitung erfordert, dann ist der Rationalisierungseffekt deutlich in Frage gestellt" , sagt TÜV-Fachmann Dr. Heinz Dieter Gerlach, der zum Entwicklungsteam das System gehört. "Die Benutzerführung" , sagt auch Gerlachs Kollege Peter Wieczorek, müsse "selbstklärend" sein. Das bedeutet z.B., daß erläuternde Informationen über das System im Eilgangsmenü abgerufen werden können. An verschiedenen Stellen des Dialogs kann man Hilfemenüs heranziehen, falls der Benutzer ins Rätseln kommt. Gibt der Anwender Zahlenkombinationen ein, die nicht zu vernünftigen Ergebnissen führen, weil zum Beispiel ein Geltungsbereich überschritten wird, liefert "Dimy" automatisch Vorschläge zum weiteren Vorgehen.

Die Software-Initiative des Essener Verbandes war von der einschlägigen Industrie vor allem deshalb so dringend gewünscht worden, weil es bislang nur eine Reihe unterschiedlicher Programme gegeben hat, die allenfalls halbwegs Erfolg versprachen, weil die Zielsetzungen dieser Systeme zu sehr auseinanderklafften.

U lrich Dümler, Konstruktonsleiter beim Anlagenbauer GEA Wiegand in Ettlingen bei Karlsruhe, schätzt vor allem die Zweisprachigkeit des TÜV- Systems, das sein Unternehmen seit kurzem einsetzt. Die Dokumentation der Berechnung, die oftmals an die teils ausländischen Kunden weitergegeben wird, läßt sich wahlweise in Deutsch oder Englisch ausdrucken. Damit spart man Geld für die Übersetzung.

Zwei- bis dreimal im Jahr ergeben sich Änderungen bei den Datenbankinformationen, dann schickt der Essener TÜV entsprechende Mitteilungen für das Up-Dating. Kurze Wege zum aktuellen Stand der Dinge seien notwendig, sagt Dümler.

WERKSTOFFMARKTÅ

Gegen Importe von Silizium mit Ursprung Brasilien hat die EG-Kommission ein Antidumpingverfahren eröffnet. Den Beschwerdeführern (VAW Vereinigte Aluminium-Werke, Pechiney Electrometallurgie, Officiene Elettrochimiche Trentine u.a.) zufolge verringerte sich die EG-Produktion infolge des Importdrucks von 122000 t in 1985 auf 102000 t in 1989. Zugleich sei die Kapazitätsauslastung auf 67% zurückgegangen. Die brasilianischen Exporte in die EG seien in dieser Zeit um 738% auf 18982 (2265) t gestiegen.

Gute Aussichten für Kupfer sieht Richard D. Osborne, Chairman und Chief Executive Officer der Asarco Inc., New York. Gegenüber Wertpapieranalysen distanzierte er sich von den vielfach verbreiteten Rezessions-Szenarios, die seiner Einschätzung nach nicht den vorliegenden statistischen Angaben gerecht werden. Für den Kupferbereich verwies er auf die boomende Nachfrage im Ausland, insbesondere in Deutschland und in Asien, die 1990 Rekordmarken erreichten und im nächsten Jahr noch höher ausfallen werde. Mit der Zahl der verkauften Kraftfahrzeuge zeigte sich Osborne zufrieden und verwies darauf, daß für jedes Auto Kupfer verwendet werde.

Die Eisen- und NE-Metallindustrie der UdSSR ist auf der Suche nach Geschäftskontakten. Daher ist in Moskau eine Außenhandelsorganisation "Asmet" gegründet worden. Sie arbeitet nach Angaben ihres stellvertretenden Vorsitzenden Nikolai Nossow gegenwärtig an 25 Vorhaben zur Gründung von Gemeinschaftsunternehmen. Mit einem jugoslawischen Unternehmen ist ein Joint Venture für die Herstellung von "Universal- Oberflächenbehandlungsanlagen" zur Regeneration von Bergbau-, Hütten- und Walzwerksausrüstungen geplant. Auch über branchenfremde Vorhaben, die von Eisen- und Stahlkombinaten für die Versorgung der eigenen Belegschaften initiiert wurden (Herstellung von Möbeln, Baumaterialien usw.), finden derzeit Verhandlungen mit ausländischen Firmen statt. Kontaktaufnahmen mit Asmet sind über das Ministerium für Metallurgie der UdSSR (Minmet) möglich.

Schrottmangel bremst Stahlproduktion in der UdSSR: Einige Metallurgische Kombinate, darunter Orsk-Chalilowo, Nowolipezk, Magnitogorsk und Tscherepowez, sollen aus diesem Grunde kurz vor Produktionseinstellungen und Schließungen stehen. Der Mangel ist zum einen auf fehlende bzw. nicht ausreichende ökonomische Anreize für die Zuführung von Schrott in Wiederverwendungskreisläufe zurückzuführen, zum anderen aber auch auf den Mangel an Maschinen für die Altmetallaufbereitung.

Europa ist Wachstumsträger beim Aluminiumverbrauch: In den 90er Jahren wird sich die Nachfrage nach Primäraluminium jährlich um mehr als 2% erhöhen, wobei der zu erwartende Bedarfsschub aus den Ländern des früheren Ostblocks noch gar nicht voll in Rechnung gezogen ist. Das erklärte Brent Reitan, Generalmanager der norwegischen Gesellschaft Elkem Aluminium. In Westeuropa gebe es noch enorme Chancen, betrachte man die Spanne des Pro-Kopf-Verbrauchs, die von 27 kg in Deutschland bis 7 kg in Griechenland reiche.

Einen Abwärtstrend bei den Blei- und Zinkpreisen des nächsten Jahres sagt Shearson Lehman Brothers, London, voraus, da der Lageraufbau dann abgeschlossen sei und eine Rezession in den westlichen Ländern ihren Tribut in den Bergbaubranchen fordern werde. Der Preis für Blei an der Londoner Metallbörse wird für 1990 bei durchschnittlich 838 Dollar/t prognostiziert, er soll 1991 bei 661 Dollar und 1992 bei 706 Dollar liegen. Ein Vergleich zwischen der gegenwärtigen Ölkrise und den beiden Krisenperioden von 1974 und 1979 dränge sich auf. Bei Zink hob Shearson die Bedeutung des Galvano-Sektors hervor, der von den 5 Mio. t des jährlichen Verbrauchs mehr als 4 Mio. t aufnimmt.

Lackproduktion ohne Abfälle High-Tech löst alte Kessel ab Organische Emissionen sanken um 95 % - Von R. Wittsack VDI-N, Hilden, 7. 12. 90 -

An Lacke, besonders für die Innenbeschichtungen von Dosen, werden hohe Anforderungen gestellt: Beste chemische Beständigkeit, mechanische Verformbarkeit sowie physiologische Unbedenklichkeit des eingebrannten Lackfilmes gelten als die wichtigsten Voraussetzungen. Weltgrößter Produzent ist der britische Konzern ICI. Um seinen Vorsprung auszubauen, projektierte die World Packaging Group der ICI Paints für ihr Hildener Werk eine neue Klarlack-Anlage - eine "Fabrik in der Fabrik" .

I n nur fünf Monaten wurde die 15,5-Mio.-DM-Anlage installiert - in einem vorhandenen Gebäude über vier Stockwerke hinweg. Bis zu 20000 t Verpackungslacke und Verdünner können hier pro Jahr hergestellt werden - "für Europa!" , wie Wil Buzina, Geschäftsbereichsleiter Verpackungslacke, in Hilden sagt. Solche Blech-Emballagen-Lacke produziert ICI derzeit außer am Rhein noch in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien.

Ein Motorola/VME-Systemrechner steuert und überwacht "im Vordergrund" die komplette Anlage. Er ist mit einem DEC- Vax- "Hintergrundrechner" vernetzt. Diese Anordnung soll später mit der Materialwirtschaft, der Produktionsplanung und der Datenbank Lims (Labor Information Management System) verbunden werden.

Energieträger der neuen Produktionseinheit ist Dampf, gekühlt wird FCKW- frei. Reinigungs- und Lösemittel werden im Kreislauf geführt, eine Wiederaufbereitungsstufe ist integriert. Dadurch läuft die Produktion nach Angaben von Buzina abfallfrei.

Dafür, daß ohne jeden Ausschuß gearbeitet wird, sorgt der Prozeßrechner. Über Wägezellen mit hochempfindlichen Dehnungsmeßstreifen und mit einer Auflösung von 1:5000 exakt schließende Ventile erhalten die Mischbehälter im zweiten Obergeschoß die festen Rohstoffe - Epoxid- und Phenolharze - sowie die flüssigen Komponenten Xylol und Butylacetat über Rohrleitungen vom dritten Obergeschoß kommend zugemessen.

Die nächste Station sind die Abprüfbehälter, in denen die fertige Rezeptur kontrolliert wird, während im Mischbehälter neben dem Abprüfbehälter bereits die nächste Charge gemischt werden kann. Die Materialprüfungen finden stets im Rahmen einer statistischen Prozeßkontrolle statt: Die Genauigkeit der Charge wird ebenso untersucht wie die Einhaltung der Filtrationsvorschriften und die physikalischen Kenndaten wie die Viskosität, außerdem besondere Wünsche des Kunden an den bestellten Lack.

Über die Abfüllmaschinen im Erdgeschoß schließlich fließt der fertige Lack in Container, Fässer oder kleinere Gebinde. So wird nahezu kontinuierlich und hocheffizient gefertigt. In den Leitungen zwischen den Behältern und der Abfüllung sorgen Rohrmolche für eine Trennung der einzelnen Produkte und Chargen und für die Reinigung. Um eines Tages - nach geringfügigen Umstellungen - die auch im Emballagen-Geschäft stürmisch vordringenden Wasserlacke fertigen zu können, wurden die wesentlichen Teile der Anlage aus Edelstahl hergestellt.

Alle Bereiche wurden explosionsgeschützt ausgerüstet. Zusätzlich inertisieren die Hildener die Behälter mit Stickstoff. Den Brandschutz garantiert eine CO2- Löscheinrichtung.

Ganz besonders stolz ist Wil Buzina auf die Ergebnisse der ersten Messungen während der Anfahrzeit: Gegenüber der dafür stillgelegten Altanlage gelang eine 95%- Reduzierung organischer Emissionen.

CHEMIE/VERFAHRENÅ

Zwei neue Kugeltanks für Propylen werden zur Zeit im BASF-Werk in Ludwigshafen gebaut. Sie sind zur Aufnahme von Propylen bestimmt. Das Besondere: Die Kugeln ruhen in einem elastischen Bett , das Formänderungen ausgleicht die durch unterschiedliche Füllmengen entstehen. Der 5 cm große Zwischenraum zwischen Kugeln und Fundament wird mit einem speziellen Polyurethanschaum ausgegossen.

Die Sorge um sauberes Trinkwasser bringt der Wasseraufbereitung Hochkonjunktur. Nach einem neuen Bericht des Marktforschungsinstituts Frost & Sullivan, Frankfurt, werden sich die Umsätze der Branche in Europa in der Zeit von 1989 bis 1995 verdoppeln. Insgesamt wird der Markt von 1990 bis 1995 auf ein Volumen von 15 Mrd. US-Dollar anwachsen. Den mit Abstand größten Markt bildet mit 1,2 Mrd. Dollar bis 1995 die Abwasseraufbereitung, die Trinkwasseraufbereitung folgt an zweiter Stelle mit 700 Mio. Dollar. Die chemische Industrie wird für die Wassereinigung 400 Mio. Dollar (1995) aufbringen müssen. Der größte nationale Einzelmarkt ist die Bundesrepublik mit 803 Mio. Dollar (1995). Besonders die Märkte in Großbritannien, Italien und Spanien werden in den kommenden Jahren schnell wachsen.

Eine neues On-Line-Begasungssystem für FCKW-reduzierte Polyole hat Hennecke, Sankt Augustin, jetzt vorgestellt. Das Gasbeladungsgerät Aeromat verbessert Fließverhalten und Zellstruktur der ohne Treibmittel produzierten Schaumstoffe. Ein spezieller Rührer gewährleistet die feinstmögliche Gasdispersion, die für die Zellstruktur - und damit auch für den Dämmwert - entscheidend ist.

Die BASF, Ludwigshafen, wird ihr Geschäft mit Magnetprodukten neu ordnen, und die Magnetbandaktivitäten der Tochtergesellschaft Agfa in die BASF Magnetics GmbH, Mannheim, einbringen. Der Umsatz der BASF Magnetics ist für 1991 mit rund 1,7 Mrd. DM geplant. Weltweit wird der Umsatz der BASF mit Magnetprodukten im nächsten Jahr über 2 Mrd. DM liegen.

VDI-Nachrichten-Redakteurin ausgezeichnet

Für ihren Artikel "Atrazin - eine Chemikalie hat sich breitgemacht" erhielt VDI-Nachrichten-Redakteurin Christa Friedl den 2. Preis im diesjährigen Wettbewerb "Reporter der Wissenschaft" . In diesem Beitrag hinterleuchtet sie die öffentliche Diskussion um das grundwassergefährdende Pflanzenschutzmittel Atrazin.

"Den jungen Reportern der Wissenschaft ist es gelungen" , so Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber bei der Preisverleihung vergangene Woche in Bonn, "über aktuelle Themen aus der Gesundheits- und Umweltforschung verständlich und interessant zu berichten." Christa Friedl ist seit März 1989 Mitglied der Düsseldorfer Redaktion. Bereits im Mai erhielt die Chemie-Ingenieurin für einen Artikel über den krebserregenden Werkstoff Asbest den Karl-Theodor-Vogel-Preis des Würzburger Vogel-Verlags.

Neue Verordnung ebnet Abfall den Weg in den Ofen - Von Christa Friedl Brennstoff aus der Mülltonne Lange war sie umkämpft, seit 1. Dezember ist sie in Kraft: die 17. Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz. Mit strengen Grenzwerten für Schwermetalle und Dioxine soll sie die Verbrennung von Abfällen in rechte Bahnen lenken. Die Praxis aber verspricht kompliziert zu werden. VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

D ie Entsorgungslandschaft in Deutschland läßt sich ganz einfach beschreiben: Von allem zuwenig. Deponien sind voll, bestehende Verbrennungskapazitäten reichen nicht aus, alternative Entsorgungsmethoden wie Pyrolyse oder Müllkompostierung kommen über das Pilotstadium nicht hinaus.

Nur an Müll hat Deutschland viel zuviel. 32 Mio. t Haus- und Gewerbemüll, 8 Mio. t Klärschlamm und 6 Mio. t Sonderabfälle fielen im vergangenen Jahr in der (alten) Bundesrepublik an.

Die Lösung des Mülldilemmas kommt jetzt aus Bonn: Abfall wird Brennstoff. Mit einer neuen Abfallverbrennungs-Verordnung hat der Gesetzgeber Hausmüll, Sonderabfällen und Klärschlämmen den Weg in den Verbrennungsofen geebnet.

Neu an dieser 17. Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz (17. BImSchV) ist, daß die Nutzung von Abfall in eigentlich nicht dafür vorgesehenen Anlagen großflächig möglich wird. Die Verordnung regelt nicht nur den Betrieb und die zulässigen Emissionen von herkömmlichen Müll- oder Klärschlammverbrennungsanlagen, sondern auch von Anlagen, "die zur Energieerzeugung sonstige feste oder flüssige brennbare Stoffe, die nicht als Brennstoffe im handelsüblichen Sinne bezeichnet werden, einsetzen." Kohlekraftwerke oder Zementwerke dürfen danach einen bestimmten Anteil an Klärschlamm, Haus- oder Sondermüll mitverfeuern. Bei 110 Kohlekraftwerken und 61 Zementwerken allein in Westdeutschland ein großes Potential.

Das sagte sich auch der Essener Stromriese Steag. Im Großkraftwerk Voerde am Niederrhein soll künftig Klärschlamm mit einem Heizwertanteil von 15% mitverfeuert werden. Die beiden Schmelzkammeröfen des Riesenkraftwerks könnten auf diese Weise pro Jahr 400000 t getrockneten Klärschlamm schlucken.

Bereits Ende vergangenen Jahres stellt das Unternehmen Antrag auf Genehmigung der Zusatzfeuerung. Das Schmelzkammerverfahren bietet nach Ansicht des Betreibers ideale Voraussetzungen zur schadensfreien Beseitigung der mit Schadstoffen belasteten Klärschlämme. Die hohen Temperaturen von rund 1600O C seien Garant für eine Zerstörung sämtlicher organischen Verbindungen, auch der gefürchteten Dioxine und Furane. Schwermetalle sollen in einer Glasmatrix dauerhaft eingebunden werden und in Granulatform letztendlich als Baustoff und zum Sandstrahlen verkauft werden können.

W as wie ein klares Konzept und ein einträgliches Geschäft aussieht, rief schon bald Kritiker auf den Plan. "Wir fürchten nicht nur mögliche Schwermetallbelastungen, sondern auch die Freisetzung von Dioxinen" , sagt Wolfgang Krieg, Sprecher der Voerder "Bürgerinitiative gegen Klärschlammverbrennung" . Die rund 3000 Einsprecher gegen die Steag-Pläne erhalten Schützenhilfe aus der Wissenschaft. "Es ist großer Unfug, das Glasgranulat zum Sandstrahlen zu verwenden" , so Prof. Werner Borchard von der Universität Duisburg. Bei einer mittleren Korngröße von 100 nm, so errechnete Borchard, dauert es gerade 145 Tage, bis die darin enthaltenen Schwermetalle freigesetzt würden.

Darüber hinaus kämpfen die Techniker der Steag mit dem Quecksilber aus dem Klärschlamm. Das leichtflüchtige Schwermetall gelangt über die Entschwefelung des Rauchgases in den sogenannten REA- Gips. "Quecksilberhaltiger Gips ist in der Verwendung vor allem im Hausbau aber hochgefährlich" , so Borchard.

Das Beispiel Steag zeigt die Schwachpunkte der neuen Verordnung. Die nach Aussage von Bundesumweltminister Töpfer "beispiellos scharfen" Grenzwerte sind umstritten. Beispiel Dioxine. Mit dem neuen Grenzwert von 0,1 ng/m3 sollen die Gesamtemissionen aller bundesdeutschen Müllverbrennungsanlagen gegenüber den 80er Jahren um 99% gemindert werden. Während zu Beginn der 80er Jahre der Dioxinausstoß noch rund 400 g pro Jahr betrug, darf die gesamte Dioxinfracht künftig nur noch rund 4 g jährlich betragen. Die chemische Industrie hält mit ihrer Kritik nicht hinterm Berg. "Uns ist bis heute weltweit keine einzige großtechnisch im Dauerzustand betriebene Sonderabfallverbrennungsanlage bekannt, die in der Lage ist, diesen Grenzwert mit Sicherheit einzuhalten" , betont Bayer-Vorstandsmitglied Dr. Ernst-Heinrich Rohe.

Beispiel Schwermetalle. Hier dauerte der politische Streit bis zum Schluß. Der Bundesrat setzte letztendlich die Halbierung der Einzel-Grenzwerte für Cadmium, Thallium und Quecksilber von 0,1 mg/m3 auf 0,05 mg/m3, und des Summengrenzwertes für Schwermetalle von 1 mg/m3 auf 0,5 mg/m3 durch. Begründung: "Da in Zukunft Abfallverbrennungsanlagen vermehrt in ländlichen, wenig belasteten Gebieten gebaut werden sollen, wäre bei den höheren Grenzwerten für Schwermetalle mit Akzeptanzproblemen zu rechnen."

Ganz im Gegensatz zu herkömmlichen Brennstoffen variiert der Schadstoffgehalt von Klärschlämmen oder Sondermüll erheblich. Wo beides zusammen verfeuert wird, ändert sich die Zusammensetzung der Abgase. Um generell eine Verdünnung des Schadstoffstroms aus dem Abfall durch saubere Abgase aus Kohle oder Öl auszuschließen, wird der zulässige Schadstoffausstoß bei einer Zusatzfeuerung über eine komplizierte Mischrechnung ermittelt. Emittiert ein Kraftwerk nach der bisher gültigen Großfeuerungsanlagenverordnung maximal 400 mg SO2/m3, sind beim Zusatz von 15% Abfall (der wie beispielsweise Klärschlamm kein SO2 freisetzt) dann noch 347 mg SO2/m3 erlaubt.

Bei der Ermittlung von zulässigen Grenzwerten für Dioxine und Schwermetalle aber geht diese Mischrechnung nicht auf. "Meist wissen wir ja gar nicht, welche Mengen das Kraftwerk ohne den Abfall emittiert" , bemängelt Rolf Berghof vom Landesamt für Wasser und Abfall in Düsseldorf. Durch den vorgeschriebenen Rechnungsmodus besteht außerdem gerade bei Dioxinen und Furanen die Gefahr, daß der berechnete zulässige Wert unterhalb der Nachweisgrenze liegt und somit gar nicht kontrollierbar ist.

Berghof sieht noch andere Kritikpunkte. So müssen Anlagen, die Abfälle mitverbrennen, eine Mindesttemperatur von 1200 OC einhalten. "Das wäre hinsichtlich der Emissionen gar nicht nötig." Außerdem bremse diese hohe Muß-Temperatur den Einsatz der modernen, energiesparenden Wirbelschichttechnik, die "nur" bei Temperaturen von 800 OC arbeitet.

Für die praktische Umsetzung ausschlaggebende Fragen läßt die neue Verordnung offen. So muß die zuständige Genehmigungsbehörde von Fall zu Fall entscheiden, welche technische Nachrüstung für eine Zusatzfeuerung notwendig wird. Das erfordert zeit- und kostenaufwendige Probeläufe, Analysen und Auswertungen. "Wir warten immer noch auf die Genehmigung" , sagt Steag-Sprecher Martin Weber.

E in kleiner Trost für die Betreiber: Die 17. BImSchV gilt nur für Neuanlagen ab sofort. Für die Nachrüstung von Altanlagen auf den geforderten Stand der Technik räumte der Gesetzgeber großzügige Übergangsfristen ein. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums müssen Altanlagen, deren Emissionen an die Werte der Technischen Anleitung Luft (TA Luft) von 1986 angepaßt wurden, erst bis 1996 nachgerüstet sein, für die übrigen gilt die Frist bis März 1994. "Vorher ist das nicht zu schaffen" , stimmt Berghof zu. Vor allem weil die Zulieferindustrie auf eine große Nachfrage beispielsweise nach Aktivkoksfiltern zur Dioxinminderung nicht vorbereitet ist. "Und die Filterhersteller müssen jetzt Emissionswerte garantieren, die großtechnisch noch nie erprobt wurden."

Ob die 17. BImSchV den Müllnotstand lindern kann, bleibt fraglich. Die Einhaltung der neuen Grenzwerte wird für die Betreiber von Verbrennungsanlagen teuer. Nach Schätzungen der Bundesregierung kostet die technische Nachrüstung insgesamt 400 bis 800 Mio. DM. Für manchen zuviel. Die hohen Kosten, so Bayer- Vorstandsmitglied Rohe, "werden den einen oder anderen Betreiber von Zementöfen oder Kraftwerken davon abhalten, seine Kapazitäten künftig zur Verfeuerung von Sondermüll zur Verfügung zu stellen."

Bundesregierung will CO2-Emissionen bis zum Jahr 2005 um 25% senken Energiesparen ist kein Hexenwerk Raumheizung und Verkehr sind die größten Verschwender - Von Hans-Dieter Sauer VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Ungebremster Ausstoß von Kohlendioxid bringt das Weltklima in Gefahr. Als erster und bisher einziger Staat hat Deutschland sich selbst konkrete Minderungsquoten gesetzt. Was technisch realisierbar ist, darüber streiten sich freilich noch die Experten.

A nfang November war es soweit: Das Bundeskabinett beschließt, die deutschen CO2-Emissionen bis zum Jahre 2005 um mindestens 25% zu senken. Auf der 2. Weltklimakonferenz zur selben Zeit in Genf setzten die Deutschen damit deutliche Signale.

Für die künftige Energiepolitik hat das Kabinett eine wichtige neue Leitlinie festgelegt. Bei der energetischen Nutzung fossiler Energieträger sollen die "externen Kosten" einbezogen werden. Damit würde ein fundamentales Defizit des Umgangs mit Energie beseitigt: Denn bisher werden Umweltschäden, also Kosten für die Allgemeinheit, nicht in den Energiepreisen berücksichtigt. Rationelle Energienutzung und erneuerbare Energiequellen sind somit gegenüber den konventionellen Energieträgern benachteiligt. "Es ist ein entscheidender Fortschritt, daß die Existenz externer Kosten nun regierungsamtlich anerkannt wird" , sagt Olav Hohmeyer vom Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe. Er kritisiert allerdings die Beschränkung dieser neuen Berechnung auf die fossilen Energiequellen, die Kernenergie dürfe nicht ausgespart bleiben.

Hohmeyer hat nachgerechnet: Der Preis für Strom aus Kohle und Kernenergie müßte sich bei Berücksichtigung der externen Kosten verdoppeln. Eine Studie der Elektrizitätswirtschaft kommt zwar zu wesentlich niedrigeren Zahlen, die Kontrahenten sind sich aber einig, daß die Folgen möglicher Klimaänderungen - sollte der CO2-Ausstoß weltweit nicht drastisch gesenkt werden - aus heutiger Sicht gar nicht zu bezahlen sein werden.

Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß zu senken: Durch eine Erhöhung der Energieeffizienz auf allen Ebenen des Energiesystems, von der Umwandlung in den Kraftwerken bis zu den Geräten des Endverbrauchers. Oder durch den Einsatz von CO2-freien Primärenergieträgern wie Solarenergie, Wasser- und Windkraft und einen Ausbau der CO2-armen Kernenergie. Auch eine Substitution der fossilen Energieträger untereinander beeinflußt die CO2-Bilanz. Erdgas setzt pro erzeugte Energieeinheit nur halb soviel Kohlendioxid frei wie Braunkohle.

Nach der Vereinigung hat Deutschland mit 1070 Mio. t CO2, 720 Mio. t aus dem Westen und 350 Mio. t aus dem Osten einen Anteil von 5% am gesamten weltweiten CO2-Ausstoß von 22 Mrd. t. Wegen der völlig unterschiedlichen Voraussetzungen werden die beiden Wirtschaftsgebiete getrennt betrachtet (siehe Tabelle).

Für Westdeutschland gilt die Kabinettsvorgabe (-25%), für Ostdeutschland wird eine höhere Quote angestrebt, denn die DDR nahm mit einem CO2-Ausstoß von 22 t/Kopf den Weltspitzenplatz ein (BRD 12 t). Eine Reduktion dieses hohen Wertes wird sich nahezu zwangsläufig einstellen. Denn aus ökologischen und ökonomischen Gründen muß die Förderung von Braunkohle von jetzt 300 Mio. t auf die Hälfte zurückgefahren werden, ebenso werden viele energieintensive, nicht mehr konkurrenzfähige Industriezweige stillgelegt. Auch die Modernisierung von Heizungen wird zu einem großen Rückgang des Raumwärmebedarfs führen. Zum Beispiel waren Thermostatventile in der ehemaligen DDR exotische Gegenstände; die Raumtemperatur wurde übers Fenster geregelt.

Selbst der höhere Kraftstoffverbrauch im Straßenverkehr infolge der zunehmenden Motorisierung in der ehemaligen DDR wird diesen Trend nicht umkehren. Insgesamt könnten, wie Dieter Merten vom Institut für Energetik in Leipzig schätzt, die CO2-Emissionen in Ostdeutschland bis 2005 von 350 Mio. t auf 250 Mio. t zurückgehen.

Obwohl die Energieeffizienz in der alten Bundesrepublik weit höher liegt als in Ostdeutschland, sind auch im Westen noch große Fortschritte möglich. Das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart schätzt, daß sich durch rationelle Energieverwendung 140 bis 350 Mio. t CO2 vermeiden ließen.

Den größten Beitrag müssen die privaten Haushalte liefern; denn via Raumheizung (ca. 100 Mio. t) und privaten PKW- Verkehr (80 Mio. t) sind sie nicht nur direkt ein potenter CO2-Erzeuger, sondern heizen durch Strombezug die CO2-Emissionen in den Kraftwerken und in der Industrie an.

D as theoretische Einsparpotential ist immens. Neu errichtete freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser haben einen jährlichen spezifischen Heizenergieverbrauch von 130 bis 180 kWh/m2. Sogenannte Niedrigenergiehäuser, gekennzeichnet durch deutlich besseren Wärmeschutz als gesetzlich vorgeschrieben und eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung benötigen nur 50 bis 90 kWh/m2.

Noch stärkere Einsparungen lassen sich mit transparenter Wärmedämmung erzielen. Diese Dämmstoffe mindern nicht nur die Wärmeverluste, sondern nutzen daneben die Sonnenenergie. Mit transparenter Wärmedämmung werden Hauswände zu Sonnenkollektoren. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Stuttgart, hat ermittelt, daß in Kombination mit anderen energetischen Optimierungen der Heizenergieverbrauch gegenüber dem heutigen Standardhaus um bis zu 80% zurückgeht.

Sorgenkind aller CO2-Minderungsprogramme ist der Verkehr. Zwar war bis 1985 der Durchschnittsverbrauch neu zugelassener PKW auf 7,5 l/100 km zurückgegangen, danach brachte aber die Einführung des Katalysators, geringere Verkäufe von sparsamen Dieselautos und der Trend zu leistungsstarken Wagen wieder einen Anstieg auf 8,1 l/100 km.

Um diesen Trend umzukehren, "muß der Dieselmotor generell eine neue Bewertung erfahren" , so Ulrich Seiffert, Vorstandsmitglied für Forschung und Entwicklung bei VW. Ein Forschungsprojekt von VW zeigt, was möglich ist. Für den Einbau in serienmäßige Polofahrzeuge ist ein direkt einspritzender Zweizylinder-Dieselmotor von nur 860 cm3 Hubraum entwickelt worden, der Dank einer Reihe technischer Raffinessen auf extrem niedrige Verbrauchswerte kommt. Bei einer Testfahrt nach Marseille erreichte ein solcher Öko-Polo auf Autobahn und Landstraße einen Verbrauch zwischen 1,7 und 2,1 l/100 km. Seit Februar dieses Jahres werden 50 Fahrzeuge in Berlin getestet. Selbst im Stadtverkehr bleiben sie noch unter 4 l/100 km.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich gegenüber der Bundesregierung bereit erklärt, den CO2-Ausstoß der Motoren bis 2005 um ein Viertel zu senken. Dieses Angebot freilich hat einen Haken: Verbunden damit ist die Forderung nach Beseitigung von Engpässen in der Infrastruktur, also mehr Straßenbau, da sonst die erzielten Einsparungen wieder im Stau verlorengingen. Eine weitere Zunahme des Individualverkehrs ist nach Ansicht des VDA unvermeidlich. Erst ab dem Jahr 2000 sei mit 650 Mrd. Personenkilometer im Straßenverkehr insgesamt das Maximum erreicht.

Auf den ersten Blick scheinen die größten CO2-Minderungspotentiale bei den Kraftwerken zu liegen; denn von ihnen werden insgesamt 230 Mio. t an die Atmosphäre abgegeben. Rein technisch gesehen ließen sich in der Tat große CO2-Mengen einsparen. Würden ab 1997 nur noch Kernkraftwerke zugebaut, so könnten, wie Alfred Voß vom IER vorrechnet, 145 Mio. t CO2 vermieden werden. Ebenso würden erdgasbefeuerte kombinierte Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke (GUD), die mit 52% Wirkungsgrad um 10 Punkte besser sind als die neuesten Kohlekraftwerke, erheblich CO2 einsparen.

W enn da die Vorrang-Politik für die Verstromung einheimischer Kohle nicht wäre. So sieht die Vereinigung deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) deshalb bei der öffentlichen Stromversorgung realistische Einsparmöglichkeiten von nur 25 Mio. t, im wesentlichen erreicht durch eine optimale Nutzung der vorhandenen Kernkraftkapazität, den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen.

Zwar soll durch eine vorgeschaltete Vergasung des Brennstoffs die GUD-Technik auch für die Kohle nutzbar gemacht werden, aber diese neue Generation von Kraftwerken wird frühestens zu Beginn des nächsten Jahrhunderts zur Verfügung stehen. Vom RWE wird bei Köln gerade eine erste Demonstrationsanlage eines Kombinationskraftwerkes für Braunkohle (Kobra) errichtet.

Erneuerbare Energiequellen werden der Welt nur langfristig aus der CO2-Klemme helfen. Joachim Nitsch von der Deutschen Forschungsanstalt für Luft und Raumfahrt (DLR) hat in mehreren Studien für die Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" des Bundestages deren Einspar-Potential abgeschätzt: "Selbst unter sehr optimistischen Annahmen werden es kaum mehr als 60 Mio. t sein." Den größten Beitrag können danach Solarwärme und die energetische Nutzung von Biomasse liefern.

Wie rasch die erneuerbaren Energiequellen erschlossen und in welchem Umfang rationelle Energienutzung angewandt wird, hängt vom Preis der konventionellen Energie ab. Hier schließt sich der Kreis: Die Bundesregierung will entsprechend dem Prinzip der externen Kosten die gesamte energetische Nutzung fossiler Energieträger durch CO2-Abgabe oder Klimaschutzsteuer verteuern.

Moderate Preiserhöhungen würden allerdings wenig bewirken. Wenn man wirklich sparen will, muß man "voll hinlangen" , sagte Joachim Grawe, Hauptgeschäftsführer der VDEW. Modellrechnungen zeigen, daß schon Verdopplungen der Energiepreise notwendig sind, um deutliche Effekte zu erzielen. "Alles andere ist eine Illusion" , so Hans-Joachim Ziesing, Leiter der Abteilung Bergbau und Energiewirtschaft im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin gegenüber den VDI-Nachrichten. Nur die Preise zu erhöhen, sei allerdings nicht der Weisheit letzter Schluß. Eine solche Maßnahme müsse mit Angeboten zur Energieberatung, Steuererleichterungen oder finanziellen Hilfen für energiesparende Investitionen gekoppelt sein.

Gefahrstoff-Datenbanken halten Einzug in die Betriebe Computer gibt schnelle Antwort Tragbare Geräte ermöglichen Hilfe direkt am Unfallort - Von Wolfgang Asche VDI-N, München, 7. 12. 90 -

Wer mit gefährlichen Stoffen umgeht, muß über sie Bescheid wissen. Der Computer als schnelle Informationsquelle hält Einzug in die Betriebe.

I n diesem Jahr gab es manches zu lernen für die Betriebsbeauftragten für Umweltschutz und den neu installierten, für Transportprobleme zuständigen Gefahrgutbeauftragten: Die Technische Anleitung Abfall ( "TA Sondermüll" ) trat in Kraft und mit ihr eine Liste mit 350 besonders überwachungsbedürftigen Abfällen. Im Immissionsschutzgesetz gab es Verschärfungen und in der Biotechnologie beendete das Gentechnikgesetz eine jahrelange Rechtsunsicherheit.

Durch die Neufassung der Stoffklassen 1 (explosive Stoffe) und 7 (radioaktive Stoffe) erfuhren die Gefahrgutverordnungen Straße (GGVS) und Eisenbahn (GGVE) umfangreiche Änderungen. Dazu kamen die historischen Umwälzungen in der ehemaligen DDR und weitere Umsetzung von EG-Richtlinien in deutsches Recht. Anlässe genug, daß der ecomed Verlag, Landsberg, seine schon zum sechsten Mal veranstalteten Münchner Gefahrstofftage in diesem Jahr auf vier Tage verlängerte.

Die Basis von Umweltproblemen sind immer wieder die Wechselwirkungen von Boden, Wasser und Luft mit Chemikalien, die der Mensch freigesetzt hat. Bei der Bewältigung der Probleme, angefangen von der Messung und der Identifizierung der beteiligten Stoffe, bis hin zu den richtigen Gegenmaßnahmen gilt es immer wieder, die passenden Informationen zu den gefährlichen Stoffen schnell parat zu haben.

Mehr als 100000 Chemikalien sind in Europa auf dem Markt, die meisten davon als "alte Stoffe" , die es schon vor Inkrafttreten des Chemiekaliengesetzes Anfang 1980 gab und für deren Inverkehrbringen noch keine Prüfdaten vorgelegt werden mußten. Stoffdaten für die rund 60000 Altstoffe neu zu bestimmen, wäre ein unrentabler Kosten- und Zeitaufwand. Hier helfen Nachschlagwerke und Datenbanken.

In einem Seminar der Münchner Gefahrstofftage ging es speziell um off-line-Datenbanken. Die Moderatorin, Lebensmittelchemikerin Kristina Voigt vom Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF) in Neuherberg bei München, zog die Grenzen: "Während bei den online-Datenbanken der Großrechner von überall zugänglich ist, sind offline-Datenbanken am Arbeitsplatz verfügbar." Wer oft Chemikaliendaten braucht, kommt mit einer offline Datenbank daher besser zurecht, weil er nicht bei jeder Recherche Benutzungs- und Fernmeldegebühren zahlen muß.

Daten werden mobil. Beispielsweise enthält die in München vorgestellte "Gefahrgut-CD-ROM" des Springerverlags auf einer laserlesbaren Compact Disk-Scheibe das Wissen über mehrere 10000 Stoffe. Der Benutzer kann sie in einem von der Firma ASIT, Bern/Schweiz, entwickelten tragbaren Computer am Ort des Geschehens, etwa eines Unfalls, benutzen.

B ei Unfällen hilfreich ist darüber hinaus das TUIS, das Transport-Umwelt-Informations- und Hilfeleistungssystem vom Frankfurter Verband der Chemischen Industrie (VCI). Polizei oder Feuerwehr können telefonisch über TUIS Beratung oder auch Unterstützung anfordern.

Die offline-Datenbanken auf Magnet- Disketten lassen sich gut mit betriebsinternen Daten ergänzen, oft liefern die Hersteller nur den Rahmen, die Nutzerdaten werden individuell eingegeben. Die Hilfe des Computers spart im alltäglichen Umgang mit Chemikalien in der Produktion, der Lagerung, des Transports oder der Entsorgung Zeit und Geld. Handbücher bekommen ernsthafte Konkurrenz. Die Frage beispielsweise nach allen Substanzen, die bei 65O C sieden, kann der Computer innerhalb weniger Minuten beantworten. Blättern im Handbuch kann Stunden dauern.

Selten war der Informationsbedarf über Gefahrstoffe so groß. Dr. Hans-Georg Zoch von der Seminarleitung ist stolz: "In diesem Jahr ist mit fast 500 Teilnehmern der Rekord auf den Gefahrstofftagen erreicht, darunter auch Besucher aus der ehemaligen DDR." Er sieht für die Zukunft kein Nachlassen des Bedarfs an Umweltinformationen und für deren Vermittlung im Rahmen der Gefahrstofftage sprechen seiner Meinung nach die vielfältigen Möglichkeiten persönlicher Gespräche. Welche der rund ein Dutzend angebotener offline-Datenbanken dann die beste ist, bestimmt das individuelle Problem.

UMWELTFORUMÅ

Der Basler Sandoz-Konzern und die Stadt- und Hafenbehörden von Rotterdam haben vereinbart, daß Sandoz bis 1995 seine Kupfer- und Chromeinleitungen in den Rhein auf jährlich je 2000 kg begrenzt ; das sind 50% weniger als 1986. Das Basler Unternehmen wird zudem kontinuierlich Daten und Fakten über sämtliche eingeleiteten Frachten zur Verfügung stellen.

Das Sickerwasser der Sonderabfalldeponie im baden-württembergischen Billigheim wird künftig biologisch gereinigt . Zum Einsatz kommt das Biomembrat-Verfahren, eine gemeinsame Entwicklung der Universität Stuttgart und des Wehrle Werks, Emmendingen, das durch Kombination aus Sauerstoffbelebung mit erhöhtem Betriebsdruck und Biomasserückhalt durch Ultrafiltration arbeitet. Seit Januar darf Deponiesickerwasser nicht mehr unbehandelt in Kläranlagen eingeleitet werden.

Sofort abrufbare Mittel in Höhe von 185 Mio. DM stellt das Bundesumweltministerium ostdeutschen Gemeinden zur Förderung des Umweltschutzes zur Verfügung. 60 Mio. DM werden zur Verbesserung der Wasserversorgung ausgegeben, knapp 82 Mio. DM für die Abwasserbehandlung, rund 22 Mio. DM für die Abfallwirtschaft, gut 10 Mio. DM für Ausrüstungen von Wasserwerken sowie weitere 10 Mio. DM für Luftreinhaltungsmaßnahmen und die Sanierung asbestverseuchter Kindergärten.

Neue Kernkraftwerke für Deutschland? Das Atomforum, Bonn, appellierte jetzt an alle Verantwortlichen in Staat und Wirtschaft, bis zum Jahresende darüber zu entscheiden, wie viele Kernkraftwerke westlichen Standards neu in der Ex-DDR in Angriff genommen und ob im Bau befindliche ostdeutsche Kernkraftwerke auf westliches Niveau nachgerüstet werden sollen. Schon heute ersparen die in der Bundesrepublik betriebenen Kernkraftwerke laut Atomforum jährlich rund 150 Mio. t Kohlendioxid. Forderungen nach einer Klimavorsorge ohne Kernenergie seien daher unrealistisch. Bei voller Ausschöpfung der bestehenden Kernkraftwerkskapazität könnten zusätzlich jährlich etwa 25 Mio. t Kohlendioxid vermieden werden.

Chlorfreies Kopierpapier stellt Rank Xerox, Düsseldorf, vor. "Umwelt Plus" wird ausschließlich mit Wasserstoffperoxyd gebleicht. Das Papier entspricht nach Angaben des Unternehmens den Anforderungen an Kopierpapier. Für die Zellstoffgewinnung wurden darüberhinaus künftig ausschließlich Schwach- und Sägerestholz verwendet.

Hamburger Forum stellt Energiepolitik in internationalen Rahmen Sibirischer Strom für Europa Wirtschaftsminister Haussmann fordert Mut zu unpopulären Maßnahmen - Von Lutz Bloos VDI-N, Hamburg, 7. 12. 90 -

Rationeller Energieverbrauch und der Einsatz regenerativer Energiequellen standen im Mittelpunkt des 3. Internationalen Energieforums Ende November in Hamburg. Einig waren sich Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann und der sowjetische Energieminister Jury K. Semjonow darin, daß ein europäischer Energieverbund unter Einschluß der Sowjetunion und der osteuropäischen Staaten geschaffen werden müsse. Davon könnten alle Beteiligten profitieren.

E ine rein nationale Energiepolitik ist heute nirgends mehr vorstellbar" , betonte Wirtschaftsminister Haussmann. Die bestehenden Herausforderungen bedürften "großer Anstrengungen und Mut auch zu unpopulären Maßnahmen" . Dazu gehört die von ihm vorgeschlagene Klimasteuer, die alle fossilen Energieträger entsprechend ihren Auswirkungen auf das Klima belastet. Unter den fossilen Brennstoffen sei deswegen der Einsatz von Erdgas zu forcieren, dessen Verkauf "zugleich der Sowjetunion Devisen bringen kann, die sie zur Modernisierung ihrer Wirtschaft benötigt." Ein Vorschlag, den Semjonow, Minister für Energie und Elektrizität der UdSSR, in seiner Rede aufgriff und auf den Stromverbund erweiterte. Beide Minister wollen sich jedoch alle Energie-Optionen offenhalten.

Semjonow, der in seinem Beitrag überwiegend die Stromproduktion und -verteilung in der Sowjetunion darstellte, bot den Industrieländern Westeuropas eine weitgehende Kooperation an. Für einen Know- how- und Technologie-Transfer in die UdSSR könne diese mit Stromlieferungen in den Westen bezahlen. Hierfür könnten 1200-kV- bis 1500-kV-Gleichstromleitungen oder 1000-kV-Wechselstromleitungen errichtet werden. Eine 1000 km lange 1150-kV-Leitung existiere bereits in der UdSSR, andere sind im Bau, und in Brasilien gebe es entsprechende Gleichstromleitungen, so daß technische Probleme nicht zu erwarten sind.

Der Vorteil eines Stromverbundes über rund 4000 km liegt Semjonow zufolge im Zeitunterschied. Wenn der Verbrauch in den Abendstunden in Sibirien sinkt, sind im Westen Europas noch Lastspitzen vorhanden, die aus den östlichen Grundlastkraftwerken gedeckt werden können. Nach seinen Angaben läßt sich alleine durch eine entsprechende Leitung eine Erzeugungskapazität von 5000 MW einsparen. Die Stillegung entsprechender Kohlekraftwerkskapazitäten bedeutet eine spürbare Entlastung der Umwelt.

Vordringlich für die sowjetische Stromwirtschaft ist der Bau neuer, sauberer Kraftwerke mit Entschwefelung und Entstickung, wesentlich besserer Energieausbeute sowie die entsprechende Aufrüstung bestehender Kraftwerke. Für die Entschwefelung setzt Semjonow jedoch mehr auf in der Entwicklung befindliche katalytische Verfahren, weil das Land die riesigen Mengen Gips aus der Wäsche mit Kalk nicht bewältigen könne.

Zur Reduzierung der CO2-Emissionen bevorzugt die Sowjetunion immer noch die Stromerzeugung mit Kernkraftwerken, deren Sicherheit jedoch dem westlichen Standard angepaßt werden soll. Semjonow berichtete, daß neue Kernkraftwerke auch unterirdisch gebaut werden sollten.

M it 19% Stromerzeugung aus Wasserkraft steht die Sowjetunion in der Nutzung regenerativer Energiequellen eigentlich ganz gut da. Doch soll der Ausbau weiterer Ressourcen in den kommenden fünf Jahren überwiegend auf der Krim forciert werden. Weil die öffentliche Meinung den Bau eines Kernkraftwerkes auf der Krim verhindert hat, sollen bis 1995 Windkonverter und thermische Solarkraftwerke von je 1 MW Leistung die Stromerzeugung sicherstellens. Zusätzlich sollen geothermale Wärmereservoirs zur Strom- und Wärmeerzeugung erschlossen und genutzt werden.

Obwohl Haussmann die Kooperation mit der Sowjetunion auf dem Energiesektor hervorhob, lag das Schwergewicht seiner Ausführungen doch eher auf der Schaffung eines Energie-Binnenmarktes in der Europäischen Gemeinschaft und den Problemen in den fünf neuen Bundesländern. Nicht ohne programmatisches Pathos erklärte er: "Wir brauchen hier europäischen Fortschritt, nicht deutschen Rückschritt." Dahinter steht, "daß das wirtschaftliche Selbstinteresse der Energieproduzenten und -verbraucher auch auf umweltpolitische Ziele gerichtet wird" .

In diesen Zusammenhang stellt Haussmann auch das ehrgeizige Vorhaben der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß in den alten Bundesländern in den kommenden 15 Jahren um 25% zu reduzieren. Hierauf ging auch Hamburgs Erster Bürgermeister Henning Voscherau ein. Er hofft, daß die Bundesregierung "diese Vorgabe alsbald auch mit konkreten Reduzierungsvorschlägen ausfüllt" . Abweichend vom Redemanuskript gab er seiner Befürchtung Ausdruck, daß dieses Ziel "nicht ehrgeizig genug und doch nicht erreichbar ist" .

V oscherau plädierte für den Ausstieg aus der CO2-Emission, wobei die Industrienationen in einem höheren Maße gefordert seien, als andere. Das niedrige Energiepreisniveau setze falsche Maßstäbe. Er forderte, die herkömmlichen Energieträger - auch die Stromerzeugung aus Kernkraft - sukzessive höher zu besteuern und mit den Mehreinnahmen regenerative Energieträger zu fördern. Damit ging er einen deutlichen Schritt weiter als Haussmann mit der Einführung der Klimasteuer.

Den Vorteil seines Vorschlages sieht Voscherau darin, daß damit auch "die Wirtschaftlichkeit der regenerativen Energiequellen und der Investitionen für rationelle Energieanwendung" verbessert wird. Besonders verlustreiche Energieumwandlungsprozesse würden sich dann verstärkt im Preis der Nutzenergie widerspiegeln. Daß hiermit der Individualverkehr und der geringe Wirkungsgrad konventioneller Kraftwerke gemeint ist, liegt auf der Hand.

"Nicht ohne Stolz" empfahl Hamburgs Erster Bürgermeister das Programm des Stadtstaates zur Energieeinsparung als Vorbild, das nach der Maxime "global denken - lokal handeln" verwirklicht werde. Wieweit die Maßnahmen, die von der Förderung für Anlagen zur Nutzung regenerativer Energiequellen bis zur Umstellung alter Heizungsanlagen reichen, den CO2- Ausstoß in Hamburg verringert haben, sagte Voscherau leider nicht.

Auffallend am gesamten Verlauf der Veranstaltung, die etwa 200 Teilnehmer zählte, war, daß fast nur über rationellere Produktion und Verteilung von Energie diskutiert wurde. Einschränkungen beim Verbraucher kamen fast nur in Randbemerkungen vor. Dabei liegen die zur Zeit größten Einsparungspotentiale im privaten Wärmekonsum und rationeller Energieanwendung in Produktionsprozessen. Das gilt für die Sowjetunion in noch größerem Umfang als für die Länder der EG.

Nickel-Hydrid-System folgt dem Umwelt-Trend Die wiederaufladbare Batterie erobert den Markt Die Wiederaufladbaren beherrschen die Batteriewelt: So kennzeichnet Varta-Vorstandsmitglied Wout van der Kooij den derzeitigen Trend. Im kommenden Jahr will sein Unternehmen für diesen boomenden Markt mit einem neuen umweltfreundlichen Nickel-Hydrid-System in Serienfertigung gehen. VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, R.D. -

D ie Batteriewelt hat sich in den letzten fünf bis zehn Jahren verändert. Laut van der Kooij kamen früher die Marktimpulse aus Europa, später dann vermehrt aus Amerika und jetzt aus Japan. Dies hänge zum einen mit einer Umschichtung der Schwerpunkte der Weltwirtschaft zusammen, wobei der asiatische Raum eine zunehmend wichtigere Rolle spiele.

So zähle die EG derzeit rund 350 Mio. Einwohner, USA und Kanada zusammen 310 Mio. und Ostasien jedoch über 610 Mio. Einwohner. Vergleiche man nun das gemeinsame Bruttosozialprodukt, so halte Europa davon 33%, Nordamerika 38% und der betrachtete asiatische Block 29%. "Doch weil die Wachstumsraten in den Regionen sehr unterschiedlich sind" , so van der Kooij, "läßt sich heute schon vorhersagen, daß sich der Schwerpunkt in einigen Jahren nach Asien verlagert."

Zum anderen komme noch hinzu, daß die meisten elektronischen Konsumgüter aus Asien kommen. So habe auch die Vormachtstellung z.B. der Japaner bei Kameras, HiFi-Geräten und Computern die Batteriewelt verändert. Denn während sich Europäer und Amerikaner noch auf Primärbatterien konzentrierten, hätten Japaner im letzten Jahrzehnt die wiederaufladbaren Batterien forciert. "Damit haben sie viel schneller als ursprünglich erwartet den Markt erobert" , erläuterte der Varta- Manager. Gewissermaßen als "Trojanische Pferde" in den Geräten eingebaut, seien die Wiederaufladbaren nach Europa gekommen und hätten die bisherigen Hersteller unter Zugzwang gesetzt, entsprechende Batterien für die Wiederbestückung dieser Geräte anzubieten.

Zur Zeit werden nach Angaben der Varta in Europa jährlich etwa 3 Mrd. Primärbatterien und rund 300 Mio. Sekundärbatterien (die Wiederaufladbaren) verkauft. Noch sind es also zehnmal soviel Primärbatterien; wenn man aber bedenke, daß die Sekundärzellen dem Verbraucher im Laufe ihrer Lebenszeit mindestens die 20fache Energiemenge liefern, so fällt der Systemvergleich schon ganz anders aus, bemerkt dazu van der Kooij. Vorausschauend prognostiziert er für die nächsten fünf bis zehn Jahre den Primärbatterien einen auf diesem Niveau verharrenden Absatz, die Verkaufszahlen der Wiederaufladbaren hingegen sollen um 10% bis 20% jährlich steigen.

Für Varta, die sich unter den Batterieproduzenten im Hinblick auf die hergestellten Wattstunden als Weltmarktführer und im Vergleich der Umsätze als Nummer vier (nach Matsushita, Eveready und Duracell) sieht, ergab sich daraus unter anderem die Konsequenz, mit der Produktion "in die Höhle des Löwen" zu gehen. So wurde in Singapur eine Tochtergesellschaft etabliert, die Sekundärbatterien kundennah produziert und vermarktet. Mit der dort gefertigten wiederaufladbaren Knopfzelle, so heißt es, sei Varta mit einem Anteil von 60% Weltmarktführer. Und auch in der Bundesrepublik wurde eine neue Fabrik für die Wiederaufladbaren in Hagen errichtet.

Dort soll im kommenden Jahr nun die Produktion einer neuen Generation wiederaufladbarer Gerätebatterien starten: das Nickel-Hydrid-System. Da sie kein Blei, Quecksilber und Cadmium enthält, fällt die Nickel-Hydrid-Batterie nicht unter die in der EG-Richtlinie festgelegte Definition für schadstoffhaltige Batterien. Sie wird dadurch zwar teurer als die Standard-Nickel-Cadmium-Zelle, gibt Varta-Vorstandsmitglied Dr. Reinhard Gereth zu, dafür hat sie in der meistverwendeten Baugröße Mignon mit 1000 mAh aber die doppelte Speicherkapazität.

Kernstück der Nickel-Hydrid-Batterie von Varta ist eine Elektrode, die Wasserstoff in Form von Hydriden speichert. Die Wasserstoffspeicherung in Festkörpern ist zwar lange bekannt, doch übliche Titan- Nickel- oder Lanthan-Nickel-Legierungen kamen nicht für Batterieanwendungen in Frage, da sie nicht über eine genügend große Anzahl von Lade- und Entladezyklen stabil bleiben, wie Gereth erläutert.

Eine neue Legierung aus den fünf Komponenten Titan, Vanadium, Zirkon, Nickel und Chrom habe diesen Nachteil nun überwunden. "Bei zweistündiger Ladung und nachfolgender zweistündiger Entladung mit 100%iger Entladetiefe werden 1000 Zyklen erreicht, bevor die Anfangskapazität auf 80% abgesunken ist" , berichtet Gereth. Auch einstündige Zyklen seien mehr als 500mal möglich.

Die neuen umweltfreundlichen Nickel- Hydrid-Batterien sollen systemkompatibel zum bisherigen Nickel-Cadmium-System sein und dieses schrittweise ergänzen.

Deutsch-neuseeländische Arge stellte Clyde-Damm fertig Ein Keil hält die Mauer beweglich Staubauwerk liegt über einer geologischen Verwerfung Von Klaus Fockenberg VDI-N, Clyde, 7. 12. 90 -

Der Clyde-Damm, das größte und mit über 200 Mio. DM auch teuerste neuseeländische Staubauwerk, ist nach sieben Jahren Bauzeit jetzt fertiggestellt. Das Anstauen jedoch wurde mehrfach verschoben, denn die Berghänge rund um den 35 km langen Stausee drohen ins Rutschen zu geraten.

D ietmar Pankow, Bauleiter der Züblin AG, strahlt: "Es ist schon faszinierend, an einem so gewaltigen Projekt mitzuarbeiten" , resümiert er. Pankow betreute das Bauvorhaben mehrere Jahre lang vor Ort. "Der Clyde-Damm stellt mit einem Volumen von rund 1 Mio. m3 Beton die größte Schwergewichtsstaumauer Neuseelands dar" , betont er.

Der neue Staudamm befindet sich auf der Südhälfte des aus zwei Inseln bestehenden Landes, rund 180 km landeinwärts der Hafenstadt Dunedin in der Provinz Otago. Er liegt am Clutha, dem größten Fluß Neuseelands und wurde nach dem ehemaligen Goldgräberort Clyde benannt. Der 544 km lange Strom führt im Mittel eine durchschnittliche Wassermenge von 470 m3/s. Das mittlere jährliche Hochwasser wird mit 1 230 m3/s angegeben.

Die Ausführung des Bauwerks ist keineswegs ein reines Routineunternehmen, denn der Damm steht genau auf einer aktiven Verwerfung. "Aus diesem Grunde mußte die Schwergewichtsmauer zweigeteilt konstruiert werden" , begründet Pankow. "Die Dichtung übernimmt ein Dichtungskeil, der sogenannte Wedge Plug, der die Bewegungen des Dammes mitmacht."

"Das gesamte Bauwerk gliedert sich in etliche Bauabschnitte" , erklärt der Bauleiter. "Der an uns erteilte Auftrag umfaßte den Bau der Staumauer mit Dichtungskeil, Grundablaß, Hochwasserüberlauf und Tosbecken. Hinzu kamen die Injektionsarbeiten im Untergrund sowie Lieferung und Einbau der Turbineneinlaufdruckrohre und die gesamte Installation des Stahlwasserbaus im Dammbereich."

Die Arbeiten für den Bau des Kraftwerkes und der Flußumleitung mit der Kanalkonstruktion unter dem rechten Widerlager des Dammes führte der Bauherr, das Bau- und Entwicklungsministerium Neuseelands (Ministry of Works and Development, MOWD) selbst aus. Das MOWD verfügt selbst über große Baukapazitäten und spielt bei der Ausführung von größeren Tiefbauprojekten in Neuseeland eine dominierende Rolle.

"Nur aufgrund eines nachträglichen Regierungsbeschlusses aus dem Jahr 1981 wurden die Arbeiten für die Schwergewichtsmauer überhaupt international ausgeschrieben" , versichert Pankow. Deswegen übernahm das MOWD bei diesem Teil nur die Bauaufsicht, anstatt die Arbeiten selbst auszuführen, wie ursprünglich geplant.

Den Auftrag mit einem Volumen von umgerechnet 201 Mio. DM zur Ausführung der Schwergewichtsstaumauer in Clyde hatte die Arbeitsgemeinschaft Züblin-Williamson, ein Joint Venture der Ed. Züblin AG und des lokalen Bauunternehmens Williamson Construction Co. Ltd. aus Christchurch, 1982 erhalten.

"Dieser ursprüngliche Auftrag sah eine Bauzeit von fünf Jahren vor" , erinnert sich der Bauingenieur. "Während der geplanten Baustelleneinrichtungsphase von rund 10 Monaten sollten Felssäuberungsarbeiten, sowie Bohr- und Injektionsarbeiten zur Stabilisierung des Untergrundes ausgeführt werden. Anschließend war geplant, in 700 Betonierabschnitten mit einer Höhe zwischen 3,5 m und 3,0 m, die insgesamt 651000 m3 Beton für die Staumauer und das Tosbecken herzustellen." Dafür war eine Bauzeit von rund 43 Monaten vorgesehen.

"Der Beginn des Anstaues war für März 1987, die Übergabe des Projektes an den Bauherren für November 1987 vorgesehen" , erklärt Pankow. "Zusätzlicher notwendig gewordener Felsaushub mit einem Volumen von 255000 m3 und die sich daraus ergebenen zusätzlichen 240000 m3 Beton für den Damm verzögerten schließlich die Bauzeit um zwei Jahre."

Aber auch nach der endgültigen Fertigstellung der Schwergewichtsmauer mußte das Anstauen wieder verschoben werden. "Obwohl durch die Arbeitsgemeinschaft die Dammbauarbeiten Anfang Oktober 1989 soweit fertiggestellt waren, wurde der Bauherr gezwungen, wegen unvorhergesehener, notwendig gewordener Stabilisierungsmaßnahmen der Berghänge des ca. 35 km langen Stausees den Anstaubeginn bis vorerst 1991 zu verschieben" , bedauert der Bauleiter.

Die 106 m hohe Staumauer steht mit einer Kronenlänge von 490 m fast zweihundert Meter über Meereshöhe. Während der Fuß der sich stetig verjüngenden Schwergewichtsmauer noch 80 m breit ist, mißt die Krone nur noch etwas über ein Achtel dieser Breite. Sie wurde in 27 Segmentblöcke aufgeteilt, die durch senkrechte Schalungsaufsätze an der Blockfugenschalung miteinander verzahnt sind.

Im Inneren des Dammes verteilen sich vier Kontrollgänge auf der gesamten Länge. Hier sollen Bewegungen der Staumauer mit Hilfe von verschiedenen Meßeinrichtungen beobachtet werden. Das gesamte Wasserkraftwerk ist für eine Energieproduktion von 648 Megawatt mit sechs Turbinen ausgelegt. Zunächst wurden jedoch nur vier Turbinen mit einer Leistung von 432 MW installiert.

Der Querschnitt der Turbineneinläufe ist 11 m breit, 17,3 m hoch und mit einem Rechen bestückt. Dahinter verengt sich der Einlauf zu einem 6 m breiten und 8 m hohen Kanal. "Hier sitzen das Gleittafelschütz, ein bewegliches Wehr mit hydraulischem Antrieb und die vorgelagerten Dammbalken als Notverschlußmöglichkeit" , erklärt Dietmar Pankow.

Im Anschluß daran wechselt der Rechteckquerschnitt in den Kreisquerschnitt der Stahldruckleitung (Penstocks) mit 7,8 m Innendurchmesser und einer Wandstärke von 22 mm. Die Leitung wird an der Luftseite des Dammes offen geführt, mit einer Neigung von 70 % zum Krafthaus. "Während des Betriebs fließen 850 m3/s durch die vier Turbinen" , so der Bauleiter.

D er Hochwasserüberlauf besteht aus vier nebeneinanderliegenden Stirnüberfällen mit anschließenden sohlenbelüfteten Schußrinnen und einem gemeinsamen Tosbecken. Auf jedem Stirnüberfall sitzt ein bewegliches Wehr (Segmentschütz), das mit zwei Stahltrossen angehoben werden kann. Die dazugehörige Winde steht unmittelbar über dem Stauschild auf der Dammkrone. Dort befindet sich auch der Portalkran, mit dem sich im Revisionsfall oberwasserseitig Dammbalken einbringen lassen. Der Stauschild ist 14,3 m hoch und 10,0 m breit.

"Zur Vermeidung von Kavitationsschäden wurde nachträglich der Einbau einer Belüftungsstufe im unteren Teil der vierteiligen Schußrinne angeordnet" , betont der Bauleiter, "um die Strömung in der kavitationsgefährdeten Zone mit Luftblasen anzureichern und die Sohle vor Kavitationserosion zusätzlich zu schützen. 3 200 m3 können maximal über die vier Öffnungen abfließen."

Der Querschnitt des Grundablasses, der in der Dammitte, 141 m über NN, angeordnet ist, beträgt in der Breite 6,15 m, in der Höhe 9,0 m und ist 120 m lang. Der Grundablaß wird durch ein Segmentschütz mit vorgelagerten Dammbalken abgeschlossen, das mit Hilfe des hydraulischen Zylinders bewegt wird. Der Grundablaß ist für eine maximale Durchflußmenge von 1 500 m3/s bemessen.

"Da mitten durch die Dammgründung eine aktive Verwerfung (River Channel Fault, RCF) führt, deren wahre Ausmaße erst während der zusätzlichen Aushubmaßnahmen voll zu Tage traten, konzipierte der Bauherr die Blockfugenkonstruktion der Segmente 15/16 vollkommen neu" , erläutert Pankow weiter. Dabei trennte man die linke von der rechten Dammhälfte mit einem Abstand von 2,3 m und überbrückte diese offene Blockfuge nur an sechs lastübertragenden Kontaktflächen.

Z ur Abdichtung an der oberstromigen Seite wurde ein sogenannter Wedge Plug, ein Dreikantbalken, eingesetzt, der die Dichtung des Dammes gewährleistet. Er verkraftet Bewegungen in der Verwerfung bis zu 1 m in der Vertikalen und bis zu 20 cm in der Horizontalen.

Die Blockfuge 15/16 bildet wasserseitig eine Keilnute, in die der allseitig gleitende Dreikantbalken aus bewehrtem Beton eingelegt wurde. Die Stabilität dieses außerordentlich schlanken und fragilen Dichtungskeiles gewährleistet bei leerem Stausee eine Neigung von 8:1 der oberstromigen Betonfläche und temporäre Verankerungen im Abstand von 3 m.

Die Keilnute sowie die Wasserseite des Dreikantbalkens sind mit edelstahlbeschichteten Blechen verkleidet, welche beim Betonieren als Teil der Schalung dienten. "Das Konstruktionskonzept ist in dieser Größenordnung erstmalig in der Welt beim Clyde-Damm angewendet und ausgeführt worden" , freut sich Bauingenieur Dietmar Pankow.

Der anstehende Fels besteht hauptsächlich aus metamorphem Schiefer, gelagert auf tondurchsetzten Störungszonen. Bei der Festlegung der endgültigen Lage des Dammes hatte der Auftraggeber in Kauf genommen, daß die Staumauer auf einer geologischen Zerrüttungszone, die teilweise bis zu 6 m breit ist, gegründet wurde. Die nach dem ersten Aushub vorgefundenen schlechten Felsbedingungen sowie die Neubemessung der Sicherheitskriterien zum Schutz gegen die noch aktive Verwerfung unter dem alten Flußbett, mitten unter den Blöcken 15 und 16, zwangen den Bauherrn zusätzlichen Felsaushub in Auftrag zu geben, der um das Vierzehnfache höher war als ursprünglich geplant.

Dadurch wurde die Fundamentsohle des Dammes um 32 m tiefer gelegt. Bewegungen in den steilen, durch zusätzlichen Aushub entstandenen Felsböschungen erforderten weitere Sicherungsmaßnahmen. Deshalb baute man 56 vorgespannte, 36 m lange Anker (800 kN bzw. 1 750 kN) und über Tausend bis zu 18 m lange Felsanker (20 kN) ein.

"Zur Gewinnung der notwendigen Zuschlagstoffe für den Beton stellte das MOWD Kieshalden zur Verfügung, die während des Goldrausches in Neuseeland um die Jahrhundertwende entstanden waren" , erklärt Pankow. Sie befanden sich ca. 7 km stromabwärts von der Baustelle entfernt. In einer Mächtigkeit bis zu 15 m Tiefe mußten insgesamt rund 4,5 Mio. Tonnen Zuschlagstoffe mittels Radladern ausgehoben und auf ein weitverzweigtes Förderbandsystem zur Siebanlage transportiert werden.

Die Siebanlage mit einer maximalen Kapazität von ca. 300 t/h teilte im Naßverfahren die Zuschlagstoffe in sechs verschiedene Körnungen mit Größen von 0 mm bis 150 mm.

Als Zement wurde ein in Neuseeland hergestellter Portlandzement mit niedriger Hydratationswärme verwendet. "Generell bauten wir den Beton in Stufen ein" , betont Pankow und ergänzt: "Die Kühlung des Betons wurde durch Zugabe von Scherbeneis, Berieselung und Abdeckung der Zuschlagstoffe gegen Sonneneinstrahlung erreicht. In Sonderbereichen war eine Nachkühlung durch Kühlschlangen notwendig. Die mittlere Einbautemperatur des Betons lag zwischen 9O C und 11O C. Die Verdichtung geschah im Handbetrieb mit pneumatischen Rüttlern ( PI174 150 mm)."

Insgesamt wurden 891700 m3 Beton für den Damm und 4000 t Bewehrungsstahl verbaut.

Großes Flächenpotential für die Gemeinden Truppenreduzierungen schaffen neue Möglichkeiten für die Stadtentwicklung VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, wip -

"Abrüstung und Truppenreduzierungen schaffen Möglichkeiten für die Stadtentwicklung, die jetzt nicht vertan werden dürfen," meint der nordrhein-westfälische Minister für Stadtentwicklung und Verkehr, Franz-Josef Kniola.

"Wenn in den nächsten Jahren in großem Umfang jetzt noch militärisch genutzte Liegenschaften nicht mehr benötigt werden, so ergibt sich daraus für die Städte und Gemeinden ein Flächenpotential, das als die Chance für die Stadtentwicklung der 90er Jahre bezeichnet werden kann" , urteilt der Minister.

Die innerhalb der Siedlungsfläche liegenden Grundstücke, auf denen heute z. B. noch Kasernen und Materiallager zu finden sind, bieten sich für den Wohnungsbau und die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie an. Hier können auch neue innerstädtische Grünflächen entstehen. Kniola dazu: "Die damit gegebenen Entwicklungsmöglichkeiten können nicht hoch genug eingeschätzt werden."

Um die Grundlage für sinnvolle städtebauliche Planungen zu schaffen, müsse der Bund jetzt sagen, welche Grundstücke überhaupt für eine Freigabe in Betracht kommen. An Geisterplanungen für Bereiche, die noch auf lange Sicht militärisch genutzt werden sollen, könne niemand Interesse haben. Gegenüber dem Bund vertritt Kniola die Auffassung, daß die Freigabe in einem zügigen Verwaltungsverfahren erfolgen muß. Die neue Nutzung soll möglichst bald nach dem Abzug der Soldaten beginnen, "Militärbrachen" dürfen nicht entstehen und eventuell vorhandene Altlasten müssen rasch saniert werden, resümiert der Minister.

Kniola ist ausdrücklich dagegen, aus dieser Chance ein Geschäft zu machen, bei dem die Städte am Ende die Rechnung zu zahlen hätten. Würde der Bund als jetziger Eigentümer der Militärflächen innerstädtische Grundstücke nur zu Marktpreisen vräußern, so könnten sich die Städte den Kauf praktisch nicht leisten. "Hier müssen im Interesse des Städtebaus vom Bund Regelungen getroffen werden, die eine Veräußerung an die Kommunen zu besonderen Konditionen ermöglichen. Fiskalische Interessen müssen im Einzelfall hinter städtebaulichen Belangen zurücktreten."

Der Minister spricht sich für ein Vorkaufsrecht für die betroffenen Gemeinden aus: "Es wäre fatal" , so heißt es in einem Brief Kniolas an die Bundesbauministerin, "wenn die sich aus dem Truppenabbau ergebenden Chancen für die Stadtentwicklung nicht voll genutzt werden könnten, nur weil der Bund die berechtigten Belange der Städte und Gemeinden nicht im erforderlichen Umfang berücksichtigt hat. Ich hoffe auf Ihre Mithilfe."

Neues Verfahren bekämpft Korrosion Durch elektrochemische Entsalzung werden Beton-Carbonarisierungen geheilt VDI-N, Oslo, 7. 12. 90, ins -

Die Firma Norwegian Concrete Technologies (NCT), hat ein elektrochemisches Verfahren entwickelt, das die Korrosion von Betonstahl wirksam bekämpft. Die Behandlung ist so zuverlässig, daß das Unternehmen eine Erfolgsgarantie anbietet: "Keine Heilung, keine Bezahlung" , lautet das Angebot.

Betonkonstruktionen leiden heutzutage zunehmend unter Alterungserscheinungen durch Korrosion der Stahlarmierung; ein Problem, das auch als Beton-Carbonarisierung bezeichnet wird.

Die Stahlarmierung korrodiert jedoch nicht, solange der Beton alkalisch und frei von Chlorverbindungen ist. Kohlendioxid in der Luft dringt durch feine Poren in den Beton ein. Durch diesen Prozeß kann der alkalische Zustand bis zu einem Wert neutralisiert werden, bei dem der Stahl zu rosten beginnt. Hinzu kommt, daß Chlorverbindungen aus der Umwelt den Stahl ebenfalls angreifen. Da Rost mehr Platz beansprucht als Eisen, bekommt der Beton Risse und der Alterungsprozeß wird beschleunigt.

Die NCT-Verfahren, durch die der alkalische Zustand wiederhergestellt wird oder die Salze mit elektrochemischen Mitteln entfernt werden, beseitigen die Ursache der Korrosion in der gesamten Konstruktion und schützen sie dauerhaft. Dazu wird eine elektrische Spannung zwischen Stahlarmierung und einem externen Elektrodennetz angelegt, das - eingebettet in einem aufgesprayten Elektrolytikum - an der Oberfläche der Betonkonstruktion befestigt ist. Da alkalische Stoffe in ihn eindringen, wird der Beton wieder basisch, oder durch Austreten der Chlorverbindungen entsalzt. Das Wiederherstellen eines alkalischen Zustandes nimmt normalerweise eine Woche, das vollständige Entsalzen bis zu acht Wochen in Anspruch. Als zusätzlicher Schutz können Oberflächenbeschichtungen aufgetragen werden.

Um bereits vorhandene Korrosionen zu stoppen und weitere zu verhindern, können große Flächen in einem Arbeitsgang behandelt werden. Die Behandlung ist normalerweise weniger zeitaufwendig und kostengünstiger, als das traditionelle Verfahren, bei dem die befallenen Stellen abgemeißelt werden müssen. Außerdem ist dies auch nur eine zeitlich begrenzte Lösung, da die Korrosion in anderen Bereiche weiter fortschreiten kann.

Der Beton wird vor, während und nach der Behandlung analysiert. Da sich die Ergebnisse nachweisen lassen, übernimmt NCT eine umfassende Garantie: Wenn der Erfolg ausbleibt, muß nicht bezahlt werden.

Verschiedene europäische Länder, Nordamerika und Staaten des Mittleren und Fernen Ostens haben bereits exklusive Rechte an dem patentierten Verfahren erworben.

Die stille Revolution bei der Radführung Fahrwerksingenieure überlisten die Geometrie Moderne Achskonstruktionen liefern wichtigen Beitrag zur Sicherheit - Von Olaf von Fersen VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90 -

Weitgehend unbemerkt hat sich bei den Fahrwerken eine Revolution abgespielt, hinter der mehr steckt, als die Zuwendung zum Vorderradantrieb und der Einzelradfederung. Neue Hinterradführungen glänzen mit mehr, als nur für "korrekte" Radführung zu sorgen. Der Stand dieser Technik bleibt in der Information häufig auf Prospektlyrik beschränkt. Wer die seltene Chance erhielt, die Bauchperspektive des Mobils auf einer Hebebühne zu sehen, konnte den Fortschritt selbst in Augenschein nehmen. Pionierruhm gebührt Porsches "Weissachachse" , Mercedes-Benz' "Raumlenkerachse" und BMWs "Integralachse" .

D ie Klage, unsere Automobile würden immer teurer, ist zwar verständlich, doch der Vergleich mit den Mobilen der Zeit, zu der alles angeblich viel besser und billiger war, ist ein hinkender Bursche. Einer der heutigen Spitzentechniker der deutschen Automobilindustrie, der vorher im Flugzeugbau tätig gewesen war, sagte nach seinem Positionswechsel, er habe nicht gewußt, daß die Automobiltechnik weit schwieriger sei.

Tatsächlich haben die Automobile sich äußerlich im Lauf der letzten 20 Jahre nicht grundlegend verändert, doch was unter dem Blech vor sich gegangen ist, hat sich vom Standard von 1970 meilenweit entfernt. Der Fortschritt im Motorenbau is mit Leistungssteigerung und Verbesserungen in Laufkultur, Wirtschaftlichkeit und Emissionsverhalten für den Laien allenfalls erkennbar, während Fahrverhalten und Fahrsicherheit sich nicht in vergleichbaren Daten spiegeln.

Bei den Fahrwerken hat eine Revolution stattgefunden, die weit mehr ist als die Zuwendung zum Vorderradantrieb und der Einzelradfederung.

Die Geometrie der Radführung von Automobilen ist eine ganz verzwickte Sache, weil die Stellung der Räder sich unter den verschiedensten Einflüssen in ihrem Verhältnis sowohl zum Fahrzeug selbst als auch zur Straße verändert, sobald das Auto in Bewegung gesetzt ist.

Abgesehen von den durch Straßenunebenheiten angeregten Kräften auf das Federungssystem, kommen weitere durch Antriebs- und Bremsmomente und Lenkbewegungen hinzu. Die Masse des Fahrzeugs führt Bewegungen um die Längs-, Quer- und Hochachse aus, die sich als Rollen, Nicken und Gieren äußern. Durch diese Bewegungen verschieben sich die statisch korrekten Anlenkpunkte für die Elemente der Radführung, und die Räder können hierbei in Stellungen gezwungen werden, die durchaus unerwünschte Effekte - wie beispielsweise Beeinflussungen der Lenkung - ergeben.

P robleme dieser Art sind so alt wie das Automobil. In der Zeit unserer Großväter war die Schleudergefahr noch ein aktuelles Thema. Damals wurden die angetriebenen Hinterräder in der Regel an Längsblattfedern geführt, die auch die Reaktionen der Antriebs- und Bremsmomente aufnehmen mußten.

Die halbelliptische Blattfeder streckt sich beim Einfedern: sie wird in ihrem Aktionsradius zwischen dem festen Lagerpunkt am Chassis und ihrer Befestigung am Achskörper dabei länger. Das heißt, die Achse wird nach hinten gedrückt. Bei einseitiger Belastung, wie sie bei Kurvenfahrt durch die Seitenkraft entsteht, tritt die Verschiebung einseitig auf, und die Achse steuert gegensinnig zu den in die Kurve gelenkten Vorderrädern. Das Heck schwenkt naturgemäß aus, und der Schleudervorgang ist gewissermaßen programmiert.

Die Einzelradfederungen sollten dem begegnen, doch manche Konstruktionen brachten neue Probleme. Die am Ausgleichsgetriebe gelagerten Pendelachsen brachten zwar deutliche Vorteile, aber durch die beim Ein- und Ausfedern auftretenden Spurveränderungen und ein unkontrolliertes Verhalten im Grenzbereich auch Schwächen, wie das gefährliche "Aufstützten" des kurvenäußeren Achsteils.

Die Elastokinematik hilft bei optimalen Konstruktionen

In den folgenden Jahrzehnten wurden die Radführungen immer aufwendiger, wobei sich für die Vorderräder praktisch zwei Systeme herauskristallisierten: das dem Amerikaner Earle MacPherson patentierte, lenkbare Federbein und das Trapez ungleich langer Querlenker jeweils mit Schrauben- oder Drehstabfeder.

Bei der Führung der Hinterräder erwies sich die Suche nach einem optimalen Führungsprinzip als wesentlich schwieriger. Sie begann mit Bemühungen um eine "Disziplinierung" der starren Hinterachse. An die Stelle der Blattfedern traten Schraubenfedern, und die von den ersteren zuvor versehene Führungsrolle wurde Längslenkern übertragen, während ein sogenannter "Panhardstab" zwischen Achskörper und Fahrzeugzelle mit den Querkräften fertig werden mußte.

Da auch diese Führungsglieder die Verbindung zwischen einem festen Lagerpunkt und der beweglichen Achse herstellen, ist das angekoppelte Glied bei Federbewegungen zur Aktion auf einem Kreisradius gezwungen. Die durch einen Panhardstab gefesselte Starrachse bewegt sich also beim Ein- und Ausfedern quer zur Fahrtrichtung, was dem Piloten durchaus nicht entgeht. ( "Man kann sich daran gewöhnen." )

Das Problem der Fahrwerkskonstrukteure stellte sich als Suche nach dem Trick dar, mit dem sich die geometrischen Zwänge für die Aktionen der Verbindungsglieder zwischen dem Auto und seinen Rädern umgehen ließen. Gesucht war nach dem Weg, eine Hebelkonstruktion bei ihren Schwenkungen um den Lagerpunkt vom Pfad der geometrischen Tugend auf einen Kurs abweichen zu lassen, der das Rad auch in extremen Situationen der Karosserielage in korrekter Position auf dem Boden abrollen läßt.

Das Zauberwort hieß "Elastokinematik" und bedeutete in der Praxis eine genau berechnete Elastizität verformbarer Elemente in den Lagerpunkten der Verbindungselemente für die Radführung. Die neuen Konstruktionen der Hinterradführungen können inzwischen noch einiges mehr als für die "korrekte" Radführung zu sorgen.

Es wurde ihnen beigebracht, in bestimmten - möglicherweise in einen kritischen Bereich führenden Fahrsituationen - Eingriffe in das Lenkverhalten vorzunehmen. Es sei hier an drei Konstruktionen deutscher Hersteller erinnert, die auf diesem Gebiet Pionierruhm verdienen: die "Weissachachse" von Porsche, die "Raumlenkerachse" von Mercedes-Benz und die "Integralachse" von BMW. Es handelt sich hier ausschließlich um Radführungssysteme von Fahrzeugen mit Frontmotor und Hinterradantrieb.

Bei Fronttriebsmodellen ist die Führung "geschleppter" Hinterräder offenbar weniger problematisch, doch gibt es auch für sie inzwischen Achskonstruktionen, die ähnliche Ziele anvisieren.

M oderne Achskonstruktionen liefern eindeutig einen wichtigen Beitrag zur Fahrsicherheit - leider aber auch zur Kostensteigerung aufgrund ihres höheren baulichen Aufwands - womit wir zum Beginn der Betrachtung zurückgekehrt sind.

Der heutige erfreuliche Stand der Dinge wäre aber ohne die Hilfe moderner Elektronik kaum zu erreichen gewesen. Zur Berechnung der erforderlichen Elastizität bedurfte es aufwendiger Strukturanalysen und genauer Untersuchungen der Aufhängungskinematik.

Die vergangenen zehn Jahre Automobiltechnik sahen aus dem Blickwinkel des laienhaften Betrachters fast ausschließlich den Motor im Brennpunkt von Forschung und Entwicklung. Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz setzten hier die Schwerpunkte - und schließlich ließ sich am Motor nach Öffnen der Haube ja auch der technische Fortschritt erkennen: wie Kraftstoffeinspritzung, Vierventiltechnik, Doppelnockenwellen und andere Schmankerln sind deutlich auszumachen.

JUSTIZ & STRASSEÅ

Wird jemand wegen Geschwindigkeitsüberschreitung verurteilt, muß der Tatrichter in den Urteilsgründen mitteilen, nach welcher Methode die Geschwindigkeitsüberschreitung ermittelt wurde und inwieweit mögliche Fehlerquellen ausreichend berücksichtigt worden sind. Gleichzeitig muß sich ergeben, ob eine Verurteilung wegen einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Verkehrsordnungswidrigkeit erfolgte. (OLG Düsseldorf, Urt. v. 21.11.1989 - 5 Ss (OWi) 439/89 - (OWi) 182/89 - DAR 90, 111)

Wird beim Verkauf eines Gebrauchtwagens vereinbart, daß eine Werkstätte das Fahrzeug überprüfen und eine TÜV-Abnahme auf Kosten des Verkäufers besorgen soll, so sichert der Verkäufer damit rechtsverbindlich zu, daß das Fahrzeug die technischen Voraussetzungen für eine problemlose TÜV-Abnahme hat. (LG Köln, Urt. v. 1.8.89, 26 S 244/88 - DAR 90, 28)

Die Geschwindigkeit eines Kfz kann durch Tachometervergleich in einem nachfolgenden Polizeifahrzeug grundsätzlich auch dann beweiskräftig festgestellt werden, wenn zwischen dem Polizeifahrzeug und dem Fahrzeug, dessen Geschwindigkeit gemessen werden soll, sich ein weiteres in dieselbe Richtung fahrendes Fahrzeug befindet (Oberlandesgericht Düsseldorf, Urteil v. 24. 4. 90 - Az.: 5 Ss #(OWi#) 139/90 - 70/90 I).

Bodenschwellen müssen verkehrssicher sein und sind in einer verkehrsberuhigten Zone so einzurichten, daß sie von dem zugelassenen Verkehr im Schrittempo befahren werden können. Läßt die Gemeinde einen bestimmten Lastverkehr zu (hier: landwirtschaftliche Fahrzeuge), müssen die Aufpflasterungen und Bodenschwellen so beschaffen sein, daß bei der gebotenen vorsichtigen Fahrweise durch die Anrampungen kein Schaden an den Fahrzeugen entsteht. (Landgericht Aachen, Urteil v. 15. 11. 1989 - Az.: 4 0 498/88)

Audi 100 gewinnt durch markante Gestalt Versteifte Karosseriestruktur prägt soliden Fahreindruck V6-Motor mit Schaltsaugrohr läßt sich sportlich, aber auch schaltfaul fahren - Von Ingo Reuss VDI-N, Ingolstadt, 7. 12. 90 -

Die harmonische Karosserielinie und eine an das V8-Topmodell optisch angelehnte Motorhaube lassen den neuen Audi 100 im Straßenbild auffallen. Vom Vorgänger, der auf einem deutlich schmalbrüstigeren Fahrwerk daherkam, wurden von 1982 bis zur Ablösung fast 1 Mio. Fahrzeuge produziert. Einen Audi 200 wird es in dieser Baureihe nicht mehr geben, dafür aber ab 1992 ein Kombi-Modell Avant mit größerem Raumangebot als bisher.

Gefallen findet die neu getaltete Karosserie vor allem durch die ausgestellten Kotflügel und die kompakten Heckproportionen. In die Kofferraumklappe wurde hinten eine Abrißkante integriert. Durch Feinarbeiten am Fahrzeugboden konnte die Aerodynamik der Baureihe von cw 0,30 auf 0,29 verbessert werden, obwohl zum Beispiel die Seitenscheiben jetzt steiler gestellt sind, damit im Sommer der übermäßige Aufheizeffekt ausbleibt.

Innen geht es auch sonst angenehmer zu: Bei gleicher Außenlänge (4,79 m) und gleichem Radstand (2,69) sind die Maße, trotz etwas geringerer Breite, ausgewogener als beim Vorgänger. Hinzu kommen besser ausgeformte Sitze und etwas mehr Kopffreiheit vorn. Rund 10% mußte der Kofferraum (510 l) abgeben, aber dafür befindet er sich jetzt in guter Gesellschaft mit der BMW Fünfer- und Mercedes 300er-Reihe.

Zunächst wird der 100er mit drei Motoren, einem Vier-, einem Fünf- und einem Sechszylinder angeboten. Zwei weitere Benziner und zwei Diesel-Aggregate sollen im nächsten Jahr folgen. Die Einstiegsmotorisierung mit vier Zylindern leistet jetzt 74 kW aus 2,0 l statt bisher 1,8 l Hubraum. Der Fünfzylinder rundet mit geringfügig geringerer Leistung (98 kW), um verschärfte Abgasnormen zu erfüllen, vorläufig die Palette ab.

Erstmals bietet Audi einen V6-Motor (2,8 l Hubraum, 128 kW) an. Je drei Zylinder stehen sich im 90-Grad-Winkel gegenüber. Ein sogenanntes Schaltsaugrohr sorgt für eine gute Leistungscharakteristik über dem gesamten Drehzahlbereich. Dazu öffnen und schließen sich drehzahlabhängig im Saugrohr sechs durch Unterdruck betätigte Klappen. Bis 4000 min-1 bleiben sie für ein hohes Drehmoment geschlossen (langes Rohr mit kleinem Querschnitt), darüber öffnen sie vollständig für hohe Leistung (kurzes Rohr mit größerem Querschnitt).

Der kompakt bauende Einspritzer mit zwei geregelten Katalysatoren beeindruckt durch ein kraftvolles Durchzugsvermögen schon in niedrigen Drehzahlen und gute Laufkultur. Er läßt sich nicht nur sportlich, sondern auch ausgesprochen schaltfaul fahren. Der 2,8 E läuft nach Werksangabe 218 km/h, beschleunigt in

8 s aus dem Stand auf 100 km/h und verbraucht im Drittelmix rund 7 l/100 km. Wie die 2,3-l-Variante wird er mit Front- und Allrad-Antrieb angeboten.

Alle Audi 100-Modelle verfügen über eine vollverzinkte Karosserie, Fünfganggetriebe und Servolenkung. Außerdem ist das Sicherheitssystem "Procon-ten" , das im Falle eines Aufpralls das Lenkrad vom Fahrer wegzieht und gleichzeitig die Gurte strafft in der Serienausstattung enthalten. Für das Antiblockiersystem (ABS) gilt das erst ab der 5-Zylinderversion.

Der neue Audi gewinnt nicht allein durch die markante Gestalt, sondern im Fahralltag auch durch seine inneren Werte. So ist die Karosseriestruktur spürbar versteift worden. Das macht das Auto solide im Fahreindruck und dient dem Insassenschutz. In Ingolstadt herrscht Optimismus: Der Absatz in Deutschland soll im nächsten Jahr zu Preisen zwischen 37600 DM (Grundmodell) und 57800 DM (Topmodell V6-Quattro) von 41000 auf auf 73000 Einheiten gesteigert werden.

vom 10. bis 16. Dezember 1990 Aachener Bezirksverein >

"Frauen berichten aus der Praxis: Ingenieurinnen in der Anwendungsberatung" , VDI-AK Frauen im Ingenieurberuf, Frau Dipl.-Ing. G. Schäfer. 10. 12., 19.30 Uhr: Aachen, RWTH, Karman-Auditorium, Templergraben, Fo 8.- "Neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Interferometrie" , VDI-AK Produktionstechnik, Dr.-Ing. H.J. Daams. 10. 12., 11.15 Uhr: Aachen, Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie, Steinbachstr. 17, Raum 100. - "Kriterien für den Berufseinstieg in einem Großunternehmen" , VDI-AK Studenten und Jungingenieure. 11. 12., 19.30 Uhr: Aachen, RWTH, Karman-Auditorium, Templergraben, Fo 4. - "Das Biomembrat-Verfahren-Biologisches Hochleistungsverfahren für Abwasserreinigung" , VDI-AK Verfahrenstechnik, Dr.-Ing. F. Wagner. 12. 12., 17.00 Uhr: Aachen, RWTH, Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft, Schinkelstr. 6, Hörsaal EA. Augsburger Bezirksverein

"Vom Zeitsklaven zum Zeitweltmeister" , VDI-AK Produktionstechnik, Dr. H. Rühle. 11. 12., 17.30 Uhr: Ulm, IVECO-Magirus AG, Schillerstr. 2, Kantine Werk 1.

Bergischer Bezirksverein

Diskussionsabend, VDI-AK Frauen im Ingenieurberuf. 10. 12., 19.00 Uhr: Wuppertal, Auskunft: Tel. 02129/8529. - "CIM-Computer integrated manufacturing" , VDI-AK Produktionsautomatisierung, K.J. Eßer. 10. 12., 17.30 Uhr: Wuppertal, Siemens AG, Hofkamp 106-108. - "Pulvermetallurigische Werkzeugstähle" , VDI-AK Produktionstechnik Remscheid, Dipl.-Ing. E. Schneider. 11. 12, 18.00 Uhr: Remscheid, IHK, Elberfelder Str. 49, Großer Sitzungssaal.

Berliner Bezirksverein, Berlin-Brandenburg

"Technikfolgenabschätzung im Zusammenhang mit Fragen kollektiver Ethik" , Dr.-Ing. J. Seetzen, 11. 12., 18.00 Uhr: Berlin, Technische Fachhochschule, Luxemburger Str. 10, Beuthsaal. - "Sprachökologie - über die Mensch-Maschine-Kommunikation" , Frau Prof. S. Krämer. 12. 12., 17.00 Uhr: Berlin, VDI/ VDE Technologiezentrum Informationstechnik, Budapester Str. 40, 5. Etage. - Gemeinsame Aktivitäten der Humboldt-Universität zu Berlin, Fachgebiet Antriebstechnik und der Technischen Universität Berlin, Inst. f. Fahrzeugtechnik, Prof. Dr.-Ing. H. Appel, Doz. Dr. sc. techn. I. Irmscher. 12. 12., 18.00 Uhr: Berlin-Blankenburg, Fakultät f. Land u. Kommunaltechnik der Humboldt-Universität, Blankenburger Pflasterweg 102, Ratssaal. - "Verständnis weiblicher und männlicher Ingenieure untereinander" , VDI-AK Frauen im Ingenieurberuf, Frau Dipl.-Ing. C. Wöhlk- Altmann. 14. 12., 19.30 Uhr: Berlin, Kleine Ratsstube, Freiherr-vom-Stein-Str./Ecke Rathausstr. - "Zielsetzung Erfolgsstrategie" , Dipl.-Ing. W. Kempert. 14. 12., 15.00 Uhr und 15. 12., 9.00 Uhr: Berlin, VDI, Budapester Str. 40, 5. Etage, Voranmeldung erforderlich. - "Erfahrungen mit Blockheizkraftwerken in Berlin" , VDI-AK Technische Gebäudeausrüstung, Dipl.-Ing. M. Schubert. 13. 12., 17.30 Uhr: Berlin TU, Hermann-Rietschel-Institut, Marchstr. 4, Hörsaal H 1. - "Aufgaben der Indirekteinleiter im Einzugsgebiet Berlin, VDI-AK Umwelttechnik, Dipl.-Ing. P.J. Herger. 12. 12., 18.00 Uhr: Berlin-Mitte, Kammer der Technik, Kronenstr. 18. - "Stickstofflegierte martensitische Stähle und PM- Hartlegierungen" , VDI-AK Werkstofftechnik, Prof. Dr.-Ing. Berns. 13. 12., 17.00 Uhr: Berlin TU, Inst. f. Werkstofftechnik, Str.-d.-17.-Juni 135, Raum EB 104.

Bodensee-Bezirksverein

Treffen mit Vortrag, VDI-Seniorenkreis Friedrichshafen, 12. 12., 15.00 Uhr: Friedrichshafen, Graf-Zeppelin-Haus, Dornier-Zimmer.

Braunschweiger Bezirksverein

"Krisenherd Nah-Ost" , G. Konzelmann, 13. 12., 19.30 Uhr: Braunschweig, TU, Auditorium Maximum, Pockelsstr. - "Werkstattorientierte Programmierung (WOP) erschließt Leistungsreserven durch bessere Nutzung des Facharbeiterwissens" , VDI-AK- Produktionstechnik, Dipl.-Ing. M. Hekeler. 11. 12., 18.00 Uhr: Hörsaal S 5, Pockelsstr. 4, TU Braunschweig.

Bremer Bezirksverein

"Ökologische Stadtplanung in Bremen" , VDI-AK Umwelttechnik, Dr. S. Herlyn. 13. 12., 18.00 Uhr: Bremen, Hotel Westfalia, Langemarckstr. 38-42.

Emscher-Lippe-Bezirksverein

"Überblick zum Stand des Kunststoffrecycling in der BRD" , VDI-AK Kunststofftechnik, Dr. R. Armsen. 10. 12., 15.00 Uhr: Marl, Hüls AG, Bau 141, Vortragssaal.

Bezirksverein Frankfurt/Darmstadt

"Produkthaftungsrecht" , VDI-AK Berufspolitik und VDI-AK Umwelttechnik, Dipl.-Ing. W. Schneider. 10. 12., 17.30 Uhr: FfM, Battelle-Institut, Am Römerhof 35, Großes Auditorium. - "Planung eines Rethorik und Moderations-Seminars" , VDI-Kontaktkreis Frauen im Ingenieurberuf, Frau Dipl.-Ing. J. Saatweber. 12. 12., 19.00 Uhr: FfM, Hotel Kolpinghaus, Langestr. 26, Restaurant.

Hamburger Bezirksverein

"Vermehren Sie Ihr Geld! Gewinnen an der Börse mit Ingenieurverstand und PC" , VDI-AK Betriebswirtschaft und Management, Ing. P. Pergel, Dr. K. Reinhardt. 10. 12., 18.00 Uhr: Hamburg, Anmeldung, Tel. 0581/71245. - "Datenerfassung und grafische Darstellung der Verläufe von Meßgrößen am Beispiel von Schadstoffemissionen" , VDI/VDE-AK Meß- und Automatisierungstechnik, VDI-AK Technische Informatik und VDI-AK Technische Gebäudeausrüstung, J.P. Krohn. 11. 12., 18.00 Uhr: Hamburg FH, Fachbereich SAB, Stiftstr. 69, Raum 018. - "Unser Trinkwasser heute" , VDI-AK Umweltschutztechnik, 11. 12., 18.00 Uhr: Hamburg, TBZ, Zippelhaus 5. - Weihnachtstreffen in gemütlicher Runde, VDI-AK Frauen im Ingenieurberuf, 12. 12., 18.00 Uhr: Hbg. Vereinshaus der Hamburger Frauenverbände, Bebelallee 10. - "Kühltürme und Ihre Einplanung in Landschaft und Umwelt" , VDI-AK Energietechnik, Dipl.- Ing. K. Mentzel. 13. 12., 18.00 Uhr: Hbg./FH, Berliner Tor 21, Raum 110.

Karlsruher Bezirksverein

Monatliches Treffen des VDI-AK Umwelttechnik, 10. 12., 19.00 Uhr: Hotel Residenz, Karlsruhe, Bahnhofspl. 16. - "Mensch und Maschine als Rationalisierungspotenzial in der Montage" , VDI-AK Feinwerktechnik, Prof. B. Lotter. 10. 12., 19.30 Uhr: Karlsruhe, FH, Vortragssaal Feinwerktechnik.

Kölner Bezirksverein

"Stufenlose Traktorzapfwellen als Grundlage einer neuen Getriebekonstruktion" , VDI-AK Landtechnik, Prof. Dr. A. Stroppel. 11. 12., 17.30 Uhr: Köln FH, Betzdorfer Str. 2, Karl-Schüssler-Saal.

Bezirksverein Lahn-Dill

"Rüstzeitverkürzende Maßnahmen als Voraussetzung der Just in Time Systematik" , VDI-AK Produktionstechnik, Dipl.-Ing. Freitag. 11. 12., 17.15 Uhr: Wetzlar, Wild-Leitz-GmbH, Personalrestaurant.

Kupferrohre in der Hausinstallation" , VDI-AK Technische Gebäudeausrüstung, Ing. K. Vohl. 11. 12., 17.15 Uhr: Giessen, FH, Wiesenstr. 14.

Lübecker Bezirksverein

Seniorentreffen, Gesprächsabend. 13. 12., 16.00 Uhr: Lübeck, Phönix-Falkenstr. 44.

Mittelrheinischer Bezirksverein

"Geschichte und Kultur der Westtürkei (Ionien) von der griechischen Kolonisation bis zur römischen Kaiserzeit" , Dr. H. Hafner. 12. 12., 17.30 Uhr: Koblenz, Haus der Elektrizität, Schloßstr. 42.

Mosel-Bezirksverein

"Speicherprogrammierte Steuerungen, Dipl.-Ing. K.H. Bubach. 12. 12., 19.30 Uhr: Trier, Hotel Deutscher Hof, Kaiserstr.

Bezirksverein München Ober- u. Niederbayern

Jahresabschlußfeier, VDI-Ortsverband Innviertel, 12. 12., 19.30 Uhr: Mehring-Hohenwart, Gasthof Schwarz, Jägerstüberl. - "Die Zukunftschancen der Region Ingolstadt" , VDI-Ortsverb. Ingolstadt, Prof. Dr. J. Genosko. 10. 12., 19.30 Uhr: Ingolstadt, Kurfürstliche Reitschule. - "Einsatz von Braunkohlenkoks in der Umwelttechnik" , VDI-AK Verfahrenstechnik, Dr. J. Lambertz. 10. 12., 16.30 Uhr: München, TU, Eingang 9, Luisenstr., Seminarraum 0406. - "Zur Geschichte der Bierverfälschungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert" , VDI-AK Technikgeschichte, Dr. O. Krätz. 11. 12., 19.00 Uhr: München, Deutsches Museum, Leibnizsaal. - "Total Quality Control - Idee und Definition" , VDI-AK Messen und Prüfen, H. Frehr. 11. 12., 18.30 Uhr: München, TU, Eingang Teresienstr. Hörsaal N1189. - Besinnlicher Abend im Advent, VDI-AK Mensch und Technik mit AK Technische Gebäudeausrüstung, 11. 12., 18.00 Uhr: München, Hansahaus, Brienerstr. 39, "Rahnstüberl" .

Münsterländer Bezirksverein

"Integriertes Meß- und Überwachungssystem für Abfall-Deponien" , VDI-AK Umwelttechnik, Dr. W. Nagel. 11. 12., 17.30 Uhr: Steinfurt, FH, Steegerwaldstr. 39, Raum 105.

Niederrheinischer Bezirksverein

"Deckenstrahlplatten - die ideale Großraumheizung" , VDI-AK Technische Gebäudeausrüstung, R. Bredemann, 12. 12., 17.00 Uhr: Düsseldorf, VDI-Haus, Graf-Recke-Str. 84. - "Marketing der Japaner" , Dipl.-Ing. W. Bergander. 13. 12., 18.00 Uhr: Düsseldorf, FH, Josef-Gockeln-Str. 9. - "Ansätze moderner Qualitätssicherung" , VDI-AK Produktionstechnik Mönchengladbach, Dr. J.P. Bläsing. 11. 12., 18.00 Uhr: Mönchengladbach, Haus der Unternehmerschaft, Kaiserstr. 41. - "Abschirmung von Erschütterungen" , VDI-AK Bautechnik, Ing. J. Fischer. 11. 12., 18.00 Uhr: Düsseldorf, VDI-Haus, Graf-Recke- Str. 84. - "Mind Machines" , VDI Arbeitskreis ZWA, Dr. G. Bittner. 12. 12., 14.00 Uhr: VDI-Haus, Graf- Recke-Str. 84.

Nordbadisch-Pfälzischer Bezirksverein

"Neues Verfahren zur Verflüssigung von Dämpfen unter Berücksichtigung der Wärmerückgewinnung" , VDI-AK Verfahrenstechnik, Dipl.-Ing. F. Curtius. 10. 12., 15.00 Uhr: Ludwigshafen, BASF, Vortragssaal Hauptlaboratorium, Geb. B. 9, III. OG., Eingang Tor 1. - "DIN ISO 9000 - Muster - VAwS - Ein Verordnungsentwurf zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen" , VDI-AK Werkstofftechnik, Dipl.-Ing. B. Bajors, Dipl.-Ing. G. Bott. 11. 12., 17.30 Uhr: Mannheim, Schweißtechnische Lehr- u. Versuchsanstalt, Käthe-Kollwitz-Str. 19. - "Das Automobil - Technische Konzepte und Recycling" , VDI-AK Kunststofftechnik, Prof. Dr.-Ing. A. Weber. 13. 12., 17.30 Uhr: Mannheim, FH für Technik, Speyererstr. 4. - "Strategien bei der Einstellung neuer Mitarbeiter" , VDI-Bezirksgruppe Heidelberg, Dipl.-Psych. E. Stoffer. 11. 12., 17.30 Uhr: Heidelberg,Verwaltungsgeb. Heidelberger Druckmaschinen AG, Kurfürstenanlage 52. - "Ozon?" , VDI-Bezirksgruppe Weinheim, Prof. Dr. Platt. 11. 12., 17.00 Uhr: Weinheim, Gewerbeschule, Wormser Str. 51.

Ruhr-Bezirksverein

"Deckenstrahlungsheizung für Großräume" , VDI-AK Technische Gebäudeausrüstung, R. Bredemann. 11. 12., 17.30 Uhr: Essen, Saalbau, Orangerie, Hüssenallee 53.

Siegener Bezirksverein

"Vorgehensweise bei der Suche nach neuen Produktideen und bei der Entwicklung neuer Produkte" , VDI- AK Konstruktion und Entwicklung, Dipl.-Ing. C.D. Hoffmann. 13. 12., 17.30 Uhr: Siegen, Uni, Paul-Bonatz-Str. 9-11, Raum 118.

Bezirksverein Schwarzwald

"Innovatives Nahverkehrssystem M-Bahn" , H. Deichmann. 11. 12., 17.30 Uhr: Freiburg, Gewerbeschule.

Teutoburger Bezirksverein

"Bericht über Zulieferer und Fahrzeughersteller in Mexiko" , VDI-Bezirksgruppe Lippstadt, M. Gantner. 11. 12., 20.00 Uhr: Lippstadt, Restaurant Ortwein, Bökenförderstr. - Mitgliederversammlung, Bezirksgruppe Hersewinkel. 11. 12., 17.00 Uhr: Hersewinkel, Haus Dammann.

Unterfränkischer Bezirksverein

"Werkstoffverhalten bei spanender Bearbeitung" , VDI-AK Werkstofftechnik, Dr.-Ing. E. Brinkmeier. 11. 12., 17.15 Uhr: Schweinfurt, FH, Hörsaal 1158. - "Die Integration von CAD in das Umfeld der unternehmensbezogenen Informationsverarbeitung" , VDI- AK Entwicklung Konstruktion Vertrieb, Dr. P. Benini. 13. 12., 19.00 Uhr: Schweinfurt, FH, Hörsaal 1158.

Westfälischer Bezirksverein

Gespräche am runden Tisch, VDI-AK Bautechnik. 13. 12., 16.30 Uhr: Dortmund, Hövels Hausbrauerei, Hoher Wall 5-7.

Württembergischer Ingenieurverein

"CAQ-Systeme in mittelständischen Unternehmen: Funktionalität, Auswahl, Einführung und CIM-Integration" , VDI-AK Messen und Prüfen, Dipl.-Ing. A. Schloske. 11. 12., 18.00 Uhr: Stuttgart, Fraunhofer- Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, Nobelstr. 12. - "Die Bauanforderungen und Emissionsgrenzwerte für Heizkessel nach der neuen DIN 4702" , VDI-AK Technische Gebäudeausrüstung, Dr.- Ing. D. Schlapmann. 10. 12., 17.30 Uhr: Stuttgart, TWS-Betriebswerk Stöckach, Hackstr. 31. - "Industrielle Versuchsplanung" , "Praktische Erfahrungen mit SPC bei einem Werkzeugmaschinenhersteller" , VDI-AK Entwicklung Konstruktion Vertrieb, VDI- AK Produktionstechnik, VDI-AK Messen und Prüfen, Dr. rer. nat. H. Kuhn, Dr.-Ing. W. Bühler. 13. 12., 15.00 Uhr: Stuttgart, Studio der Landesgirokasse, Königstr./Ecke Marstallstr. - "Rückblick auf die Schweizreise 1990 und die Fahrt mit der Hohentwiel" , VDI-AK Technikgeschichte, Dr.-Ing. M. Busch. 10. 12., 18.30 Uhr: Stuttgart, VDI-Haus, Hamletstr. 11. - "Vom Zeitsklaven zum Zeitweltmeister" , VDI-AK Produktionstechnik Ulm, Dr. H. Rühle. 11. 12., 17.30 Uhr: Ulm, IVECO-Magirus AG, Kantine Werk I, Schillerstr. 2.

Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft Technisch-Wissenschaftlicher Vereine in Dortmund Licht verändert die Technik Der Laser entwickelt sich zum Allround-Werkzeug Von Hannsjörg Lawrenz VDI-N, Dortmund, 7. 12. 90 -

"Laser - Licht revolutioniert die Technik" war das Motto der diesjährigen Woche der Technik in Dortmund. Die Arbeitsgemeinschaft der Technisch- Wissenschaftlichen Vereine, in der auch der örtliche VDI mitwirkt, stellte das breite Anwendungsspektrum dieser Technologie vor. Das VDI-Technologiezentrum in Düsseldorf hatte die begleitende Ausstellung mitgestaltet.

K eine andere Entwicklung, selbst der Computer nicht, hat den Gesamtbereich der Wirtschaft so revolutioniert, wie es die Laser-Technik tun wird." Auf der Abschlußveranstaltung der neunten "Woche der Technik" , die von der Arbeitsgemeinschaft Technisch-Wissenschaftlicher Vereine in Dortmund (ATWV) im Hause der Industrie- und Handelskammer Dortmund ausgerichtet wurde, vermittelte Prof. Dr.-Ing. Gerd Herziger, Leiter des Fraunhofer Instituts für Lasertechnik in Aachen, einen Einblick in die Zukunftschancen dieser Technik.

"Vor genau 30 Jahren ist der Laser entdeckt worden" , referierte Herziger, "und nach 25 Jahren waren Forschung und Entwicklung so weit, daß der Einsatz in der Industrie infrage kam." Ähnlich lange übrigens hat auch die Entwicklung der Computertechnik gedauert, ehe sie den Wirtschaftsalltag völlig veränderte. Spürbar werde man in etwa zehn Jahren den Einsatz von Lasern merken und in 25 Jahren werde der Laser das sein, was heute der Computer ist, der bereits in fast jedem Haushalt vorhanden ist. Ulmer Wissenschaftler haben bereits ein Gerät entwickelt, daß zukünftig die Turbobohrer in Zahnarztpraxen in die Kiste ausgedienter Technologien verbannt, denn der Laser arbeitet präziser und vor allem schmerzlos.

Der Laser, der das Licht bündelt und dessen Kraft allein von der Intensität der Energie und der Zeit abhängig ist, ergänze die heutigen Techniken und ist in allen Bereichen einsetzbar.

Als Beispiele nannte Herziger die moderne Augenmedizin, bei der bereits erfolgreich mit Lasern operiert wird, sowie die Meßtechnik, wo Laser beispielsweise bei der Navigation sicherer und preiswerter eingesetzt werden als Radar oder bei Distnzmessungen bereits heute die Entwicklungen beeinflussen.

Dipl.-Ing. Klaus Linke vom VDE und 1. Vorsitzender des ATWV wies darauf hin, daß Institute der Universität Dortmund kleinste chemische Partikelchen in einer Konzentration von 1:1000000 mit Laser nachweisen und daß Krupp in Essen mit Laser noch während des Stahlkochens den Kohlenstoffgehalt einer Charge mißt. Solch eine Analyse des Stahls war bisher nur am kalten Objekt meßbar.

A uch für Dipl.-Ing. Hans-Peter Born, der den VDI als 2. Vorsitzender bei der ATWV vertritt, hat dieses Superlicht inzwischen ganze Technologiebereiche revolutioniert. "Im Rahmen der technischen Verfahren nimmt der Laser über die von ihm ausgehende Wärme Einfluß auf den Werkstoff, der vom Laser be- und verarbeitet wird, er wird geschnitten, mit exakt sauberen Nähten geschweißt, die der Korrosion keine Ansatzmöglichkeit bieten, der Laser mißt, härtet und veredelt - seine Einsatzmöglichkeiten sind fast unbegrenzt."

Dies wurde auch auf einer vom VDI- Technologiezentrum in Düsseldorf mitunterstützten begleitenden Ausstellung in der Industrie- und Handelskammer sehr anschaulich dargestellt. Die Lasitron GmbH beispielsweise demonstrierte, wie Metall- oder Plastikschilder per Laser sauber und auf Dauer beschriftet werden können, Möglichkeiten, die künftig die Versicherungen von den Autoherstellern erwarten werden: Motorblocks etwa, mit Laser numeriert, verlieren Zeit ihres Einsatzes nicht die fälschungssichere und nicht mehr zu entfernende Bezeichnung.

"Laser" , so Herziger, "sind in allen Bereichen einsetzbar, in der Fertigung ebenso wie in der Medizin oder der Umwelttechnik." Bereits heute schätzt er den Weltumsatz der Lasertechnik weltweit auf 50 bis 60 Mrd. DM. Mehr als 50% dieser Beträge entfalle bereits auf den Bereich der Kommunikation wie z.B. Drucker, Scanner, Strichkodierung oder CD-Platten. Durch die Lasertechnik werden künftig vor allem die Kommunikationsbereiche profitieren, meinte Herziger. Allein für die europäische Vernetzung mit Breitglasfaser würden 200 Mrd. DM notwendig sein und das Gesamtinvestitionsvolumen für das ISDN-Netz schätzt er auf 1 Billion DM.

VDI-Infomarkt in Magdeburg Eine Bewerbung ist Reklame in eigener Sache Ingenieure in den neuen Bundesländern müssen umdenken VDI-N, Düsseldorf, 7. 12. 90, giv - >

I n die Magdeburger Stadthalle kamen 400 Teilnehmer zum zweiten VDI- Infomarkt. In seinem Grußwort unterstrich Prof. Dr.-Ing. Joachim Milberg die Notwendigkeit, daß die Ingenieure in Ost und West eng zusammenarbeiten und so ihren Beitrag leisten zur Lösung der großen wirtschaftlichen Probleme. Der VDI möchte wirksame "Hilfe zur Selbsthilfe" bieten. "Der VDI will Sie bei Ihrer beruflichen Arbeit unterstützen und Ihnen den Anschluß an den internationalen Stand der Technik sichern: durch Erfahrungsaustausch und Wissenserweiterung in Arbeitskreisen und Ausschüssen, bei Tagungen und Seminaren, durch Fachveröffentlichungen sowie Gespräche und Kontakte mit Kollegen."

Vor allem brauchen diese Ingenieure Hilfe bei der beruflichen Neuorientierung. Die Realisierung technischer Vorhaben im System der Marktwirtschaft, Vertriebsmethoden und das Erstellen von Angeboten sind ihnen fremd. Dieses Fazit zieht Frank Morell, Leiter der VDI-Fachgliederungen aus den vielen Einzelgesprächen, die er dort mit Ingenieuren führte.

Die berufliche Zukunft vieler Ingenieure in den fünf neuen Bundesländern ist zur Zeit alles andere als rosig. Daher fand der Vortrag "Der Arbeitsmarkt für Ingenieure - Bewerbungsstrategien" von Heiko Mell, stellvertretender Geschäftsführer der MMC Personalberatung, Rösrath, und Autor der Karriereberatung in den VDI-Nachrichten aufmerksame Zuhörer. In aller Offenheit versuchte er den Anwesenden die Spielregeln zu erklären, nach denen der Arbeitsmarkt im bisherigen Bundesgebiet funktioniert und ging ausführlich auf das Thema Bewerbungsstrategien ein.

Eine sorgfältige Analyse des Stellenmarktes stehe am Beginn jeder Bewerbungsaktion. Die Stellenanzeigen in den einschlägigen Publikationen geben ein genaues Bild darüber, welche Qualifikationen derzeit gefragt sind. Man sollte sich nicht scheuen, auch in die nächste Stadt zu fahren, wenn es am Heimatort keine entsprechenden Zeitungen gibt.

Jedes erfolgreiche Verkaufsangebot im Wirtschaftsalltag muß auf die Wünsche und Vorstellungen des anvisierten Käufers ausgerichtet sein. Das gilt ebenso für Bewerbungen. Sie gelten als Verkaufsangebot einer Arbeitskraft oder als "Verkaufsprospekt" in eigener Sache. Dabei sollte man eingehen auf die Anforderungen des Arbeitgebers. Seine Wünsche und Vorstellungen müssen berücksichtigt werden.

D ie Tatsache, daß 80% aller Bewerbungen nach einer ersten Durchsicht als ungeeignet eingestuft werden, begründete Mell zum einen damit, daß der Bewerber nicht die geforderte Qualifikation mitbringt oder zum anderen keine aussagekräftigen oder nur unvollständigen Unterlagen vorlegt. Ein besonders wichtiger Punkt bei der Abfassung einer Bewerbung sei, daß die Berufsbezeichnung und die derzeitige Funktion für einen Arbeitgeber, der das System der ehemaligen DDR nicht kennt, klar aus den eingesandten Unterlagen hervorgeht.

M ell betonte, daß die Ingenieure in ihrer jetzigen Situation umdenken müssen. Sie sollten aktiv werden und sich selber um ihren Arbeitsplatz kümmern. Es habe keinen Zweck, nur zu warten bis die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder besser sind. Es sei keine Zeit zum Jammern und für Schuldzuweisungen. Von den Ingenieuren aus dem Osten werde jetzt Engagement und zupackendes Handeln erwartet. Er empfahl, Firmen anzuschreiben und Eigenbewerbungen zu starten.

Nach Einschätzung von Mell haben die Ingenieure zwischen Elbe und Oder noch am ehesten in ihrer alten Heimat die größten Chancen, beruflich wieder Fuß zu fassen. Besonders Führungskräfte dürften nach seiner Meinung erhebliche Schwierigkeiten haben, in Westdeutschland wieder eine ihrer Qualifikation entsprechenden Position zu finden. Denn die Führungserfahrung wurde in einem System erworben, das nicht mehr existiert, und ein Sachbearbeiter, der bereits Führungserfahrung hatte, werde nicht gerne eingestellt. Eine berufliche Eingliederung im Westen sei daher nur mit erheblichen Abstrichen zu erreichen. Am ehesten räumt er noch jungen Leuten, die frisch von der Hochschule kommen oder erst über wenig Berufserfahrung verfügen, eine Chance ein im Westen Fuß zu fassen.

Veteranen für die Furkabahn Sie überlebten im Dschungel Vietnams Schweizer Dampflokomotiven kehrten nach vier Jahrzehnten zurück - Von Ralf Roman Rossberg VDI-N, Hamburg, 7. 12. 90 -

Was jahrelang für pure Utopie gehalten wurde, ist Anfang November im Hamburger Hafen Wirklichkeit geworden: Einige in den 40er Jahren aus der Schweiz nach Vietnam verkaufte Dampflokomotiven sind nach Europa zurückgekehrt und inzwischen auf zwölf Güterwagen der Bundesbahn in der Schweiz eingetroffen. Dort sollen sie nach der fälligen Verjüngungskur auf der Hochgebirgsstrecke über die Furka wieder eingesetzt werden.

U m das zu verstehen, bedarf es einiger Hintergrundinformationen. Die Furka-Bergstrecke gilt als eine der landschaftlich großartigsten Gebirgsbahnen der Welt. Von Oberwald im Schweizer Kanton Wallis klettert sie durch einen Kehrtunnel zunächst bis in das nur während der Sommermonate bewohnte Gletsch, dann weiter - am Rhonegletscher vorbei - bis auf 2160 m Seehöhe hinauf zur Furka, um jenseits wieder ebenso mühsam nach Realp abzusteigen.

Dieses Kleinod fiel 1982 dem technischen Fortschritt zum Opfer. Damals übernahm ein 15407 m langer Tunnel, seinerzeit der längste Schmalspurtunnel der Welt, die Verbindung der beiden Täler westlich und östlich der Furka und das noch dazu wintersicher, während die Bergstrecke stets nur in den Sommermonaten hatte befahren werden können. Heute rollen das ganze Jahr über Züge, unter ihnen der legendäre Glacier-Expreß als "langsamster Schnellzug der Welt" , und in dichtem Takt auch Autozüge durch die Röhre. Niemand möchte den Tunnel mehr missen.

Dennoch hat die alte Bergstrecke ihre Freunde. Und was für welche! Sie haben nicht nur mit wohlfeilen Ankündigungen den Abbruch verhindert und zur Rettung einen Verein gegründet, sie haben vielmehr auch eine regelrechte Aktiengesellschaft ins Leben gerufen und über 5,3 Mio. Schweizer Franken Aktienkapital angesammelt. Sie haben darüber hinaus in West und Ost unzählige freiwillige Helfer, darunter sogar das Schweizer Militär, zur "Fronarbeit" an die Furka geholt und mit beispiellosem Engagement wesentliche Teile der Bahn instandgesetzt. Daß selbst die letzten Zweifel an der Realisierbarkeit des Projekts verstummt sind, machte zuletzt der Nationalrat deutlich, das Schweizer Parlament, das der Furka-Dampfbahn die Konzession für den künftigen Betrieb mit Einmütigkeit aller Parteien erteilte.

J e deutlicher die Fortschritte im Gelände sichtbar wurden, desto dringender stellte sich die Frage, womit denn die Fahrgäste transportiert werden sollen, wenn die Strecke eines Tages fertig ist. In Frage kommen nur Dampflokomotiven, weil das einmal der historischen Wahrheit entspricht und die meisten Touristen anlockt, andererseits auch wegen des enormen Aufwands für den elektrischen Betrieb. Die Bahngesellschaft hatte früher jedes Jahr im Herbst die Oberleitung abmontieren und im Frühjahr wieder aufstellen müssen, weil die Lawinen sonst nichts davon übriggelassen hätten. Außerdem müßte der immerhin 1874 m lange Tunnel, der die Bahn an ihrem höchsten Punkt vom Wallis nach Uri hinüberführt, mit enormem Aufwand wieder aufgeweitet werden, um den für eine Oberleitung nötigen Raum zu schaffen.

Die Suche nach geeigneten Maschinen führte um die halbe Welt. Einige Dampflokomotiven waren nämlich nach Elektrifizierung der Furkabahn in den 40 Jahren nach Indochina gegangen und auf einer ebenfalls meterspurigen Zahnradbahn in Vietnam noch lange im Einsatz. Einige waren sogar fabrikneu dorthin geliefert worden. Wie sich herausstellte, blieb die Bahn nach dem Vietnamkrieg zerstört, einige der alten Schweizer Lokomotiven hatten die Jahre in der Wildnis aber überdauert und galten als instandsetzungsfähig. So reiften vor zwei Jahren nach langwierigen Verhandlungen mit der vietnamesischen Regierung Pläne für den Rücktransport.

Kritische Stimmen fragten zwar nach dem rechten Verhältnis von Aufwand und Nutzen, zumal trotz etlicher Sponsoren die Einhaltung des Finanzrahmens von 1,5 Mio. Franken zunehmend unwahrscheinlich erschien. Gleichwohl startete im Sommer die Aktion "Back to Switzerland" . Nachem von der alten Eisenbahnstrecke so gut wie nichts mehr übrig war, sollten die bis zu 46 t schweren Maschinen von Da Lat, rund 1500 m hoch gelegen, auf der Straße zur Küste gebracht werden. Ein Tieflader wurde eigens dafür konstruiert und gebaut und aus der Schweiz nach Vietnam geschickt.

In acht Wochen voller unsagbarer Mühen bargen der Konvoi aus zwei russischen Lastwagen, einem vorn als Zug-, einem hinten als Bremsfahrzeug, und dem Tieflader dazwischen eine Lok nach der anderen und außerdem noch etliche Wagen aus dem Hochland. Jedesmal waren 108 km auf einer abenteuerlichen, von heftigem Regen nahezu unpassierbaren Straße durch die Monsun- und Regenwälder zu überwinden. Als sich eine Brücke als nicht mehr hinreichend tragfähig erwies, blieb nur, auf der noch vorhandenen alten Eisenbahnbrücke wieder Schienen zu verlegen. Nicht weniger als 34mal mußten die Oldtimer auf- und wieder abgeladen werden und das fast immer noch ohne Kran. Allen Widrigkeiten zum Trotz traf nach und nach das gesamte Material in Tap Cham ein, wo noch Züge fahren. Dort konnten Lokomotiven und Wagen für den Transport auf eigenen Rädern ins abermals 360 km entfernte Ho- chi-Minh-Stadt, das ehemalige Saigon, vorbereitet werden.

An Bord des Frachters "Friedrich Engels" aus Rostock kehrten sie nun nach Europa zurück: die Dampfloks 31.201, 40.304 und 40.308, allesamt einst von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur gebaut, einige weitere Lokomotiven in Baugruppen zerlegt, von den restlichen nur noch brauchbare Teile. Als besonders bemerkenswert gilt die 31.201 aus dem Jahr 1913; denn sie war damals mit der Bahnnummer 1 als erste Lokomotive an die Furka gekommen.

N un werden die Veteranen von Anfang Dezember bis 7. April 1991 zunächst im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern in einer Sonderschau gezeigt. Sie umfaßt zwölf Originalfahrzeuge und erläutert auch deren Geschichte, ferner Leben und Wirken von Roman Abt, dem Erfinder des benutzten Zahnradsystems sowie den Wiederaufbau der Furka-Bergstrecke. Diese soll bis 1996 in drei Schritten auf ganzer Länge zwischen Oberwald und Realp als Touristenbahn wieder in Betrieb genommen werden. Aber dennoch beginnt schon 1991 beginnt der Dampfbetrieb auf dem ersten Teilstück mit einer bereits vorhandenen Lokomotive.