...nbau, in der Versorgungstechnik und im Bauingenieurwesen Tiefbau. In den kommenden Jahren rechnen die Stadtwerke mit einem Mindestbedarf von allein 100 Elektroingenieuren, davon rund 90 mit Fachhochschulabschluß.

An der Aufgabenstellung kann es nicht liegen, daß die Münchener Stadtwerke vor immer größer werdenden personellen Schwierigkeiten stehen. Planung, Bau, Modernisierung, Instandhaltung und Betrieb der technischen Anlagen stellen hohe, reizvolle Ansprüche an das fachliche Wissen und Können der technischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ob es sich dabei um den Betrieb der U-Bahn oder um die beiden voraussichtlich 1991 fertiggestellten Heizkraftwerksblöcke in Unterföhrung handelt, überall sind moderne Technologien im Einsatz. Übrigens auch bei der Gasversorgung mit prozeßgesteuerten Regler- und Leitzentralen und bei der Wasserversorgung, die nur mit Einsatz besten Ingenieurwissens langfristig in der jetzigen hohen Qualität gesichert werden kann.

Hinzu kommt die flexible Arbeitssituation, nämlich innerhalb des jeweiligen Versorgungsbetriebs verschiedenen Tätigkeiten nachgehen zu können, die Nähe zum Bürger und die Vorbildfunktion im Umweltschutz und Energiesparbereich eines öffentlichen Unternehmens.

Bei den Stadtwerken München sorgt zudem eine innovative Unternehmensphilosophie für modernes technisches Projektmanagement und rationelle Terminplanung. So bestätigt auch der 30jährige Maschinenbauingenieur Michael Schirmer: "Während meiner Praktika habe ich Einsicht in die Arbeitssituation verschiedener großer Unternehmen gewonnen. Es gab aber dort keinen Arbeitsbereich, wo so viele Techniken und vielfältige Tätigkeiten zusammenkamen wie bei den Stadtwerken."

Einen hohen Stellenwert messen die Stadtwerke München dem Umweltschutz bei. Sie erfüllen nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, sondern gehen, soweit das unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten möglich ist, darüber hinaus. Sei es beim Einsatz moderner Kraftwärme-Kopplung bei der Strom- und Fernwärmeerzeugung, bei der Verwendung neuester wirkungsvoller Abgasreinigungsanlagen in den Kraftwerken oder beim erweiterten Angebot umweltfreundlicher Energien wie Fernwärme und Erdgas, um nur einige Beispiele zu nennen.

Ingenieur-Kompetenz für öffentliche Aufgaben

Stefan Bader, Diplomingenieur FH, Fachrichtung Physikalische Chemie, ist seit zwei Jahren beim zentralen Umweltschutz der Stadtwerke beschäftigt. Bader: "Ich sehe meine Arbeit auch als gesellschaftspolitische Aufgabe. Meine Bestätigung finde ich vor allem darin, daß ich innerhalb meines Tätigkeitsrahmens relativ frei entscheiden kann." Er ist gerade damit beschäftigt, aus den zusammengestellten Meßwerten der verschiedenen Kraft- und Heizwerksanlagen an seinem Personal-Computer die monatliche Emissionsgrafik für die Presseveröffentlichung zu erstellen.

Bei der derzeitigen Hochkonjunktur spielt das für den Öffentlichen Dienst sprechende Argument der Arbeitsplatzsicherheit bei den Bewerbern eine nachgeordnete Rolle. Heute verdient ein 31jähriger verheirateter Fachhochschulingenieur mit einem Kind monatlich rund 4800 DM brutto. Dazu kommt - unabhängig von tariflichen Gehaltserhöhungen - alle zwei Jahre eine Erhöhung des monatlichen Einkommens um durchschnittlich 100 DM netto.

Neue Wege in der Personalpolitik

Um die Versorgung Münchens und Teilen des Umlands auch in Zukunft sicherstellen zu können, gehen die Stadtwerke in ihrer Personalpolitik auch neue Wege. Sie versuchen möglichst frühzeitig geeignete Nachwuchskräfte an sich zu binden. So werden derzeit zwei Studentinnen und sieben Studenten technischer Studienfächer mit Stipendien unterstützt. Eine zweistellige Zahl an Praktikantenstellen mit Praktikumsbeihilfen soll außerdem künftigen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, in verschiedene Arbeitsbereiche "hineinzuschnuppern" .

Noch liegt der Frauenanteil bei den Ingenieuren der Stadtwerke nur bei 2,2 Prozent. Um mehr Frauen für technische Berufe zu interessieren, haben sich die Stadtwerke am München-Mädchen-Technik-Tag beteiligt. Neben der Darstellung der von ihnen angewandten Technologien ging es den Stadtwerken dabei auch darum, den jungen Frauen ihre sozialen Leistungen nahezubringen. So besteht bei gleicher Qualifikation und Ausbildung bei der Besetzung von freien Positionen Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können zur Betreuung ihrer Kinder bis zu zwölf Jahre unbezahlt beurlaubt werden. Nach ihrer Rückkehr haben sie einen Anspruch auf die Übertragung einer gleichwertigen Position wie vor der Beurlaubung.

Juliane Gött, 33 Jahre alt, Diplomingenieurin FH, Fachbereich Versorgungstechnik, war für die Stadtwerke beim Mädchen-Technik-Tag. Seit der Geburt ihrer Tochter vor zwei Jahren arbeitet sie halbtags. Nach vielen Absagen von privaten Unternehmen hat sich Juliane Gött vor fünf Jahren bei der Gasversorgung der Stadtwerke beworben und wurde nach eigenen Aussagen liberal und offen aufgenommen.

Neben ihrer Nachwuchsförderung bieten die Stadtwerke München den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine umfassende berufliche und persönliche Weiterentwicklung. Ein jährlich erscheinendes, umfangreiches Fortbildungsprogramm listet eine Vielzahl von Schulungen und Trainingsmöglichkeiten auf.

Trotz des relativ engen Gehaltsraums im Öffentlichen Dienst ist sich der Personalchef der Münchener Stadtwerke, Reiner Weber, sicher, daß für die Absolventen der Fachhochschule bei der Berufswahl Geld nicht mehr an allererster Stelle steht.

Ältere Mitarbeiter besser als ihr Ruf Multitalente mit großer Berufserfahrung Kaum Leistungsdefizite feststellbar VDI-N, Berlin 12. 10. 90 -

Braucht unsere vollelektronische Gesellschaft noch den älteren Arbeitnehmer? Eine Frage, die Dr. Ulrich Kloubert, Chef der Abteilung Personal- und Rechtswesen beim Berliner Elektrounternehmen De Te We, eindeutig mit Ja beantwortet. Kaum berufliche Leistungsdefizite, aber eine ganze Reihe von Qualifikationen, die mit zunehmendem Alter noch anwachsen, attestiert er der "reiferen Jugend" .

Mit den modernen Mitteln der Informations- und Kommunikationstechnik versuchen immer mehr Hersteller, die Anwender für die elektronische Arbeitswelt der Zukunft zu begeistern. Eine der sensibleren Fragen, die uns alle angeht, ist dabei: Braucht unsere vollelektronisch funktionierende Wirtschaft noch den älteren Mitarbeiter? Ist er den Anforderungen der modernen elektronischen Technologie überhaupt gewachsen? Dieses Thema wird parteipolitisch, ideologisch oder sentimental behandelt; es wird tendenziös, sogar polemisch ausgetragen. Im allgemeinen gilt auch: beim Stichwort "Ältere Mitarbeiter" wird in erster Linie an gesetzliche bzw. tarifliche Schutzbestimmungen, Beschäftigungsprogramme und Vorruhestand gedacht.

An den Arbeitsplätzen von morgen wird in der Elektroindustrie jeder Mitarbeiter mit den Anforderungen der Elektronik konfrontiert werden, die unmittelbare Auswirkungen auf seine Arbeitsweise haben. Die Anpassungszwänge werden in allen Bereichen, besonders aber in der Verwaltung, einschneidend sein. Denn man wird in den Büros der Zukunft mehrere unabhängig voneinander arbeitende Systeme integrieren müssen - nicht nur die herkömmliche Datenverarbeitung, sondern auch die internen und externen Kommunikations-Systeme. Hilfsmittel sind die digitalen Nebenstellenanlagen und die sogenannten In-Haus-Netze, zu denen die verschiedenen computergestützten Arbeitsplätze über Kabelsysteme verbunden werden.

Haben in dieser Wunderwelt der elektronischen Systeme etwa nur jüngere Mitarbeiter noch eine Chance? Diese Formulierung provoziert sofort die Gegenfrage, was denn eigentlich ein älterer Mitarbeiter sei. Eine genaue Abgrenzung zwischen jüngeren und älteren Arbeitnehmern ist gar nicht möglich. Personalpolitische Erkenntnisse gehen davon aus, daß "schon" mit einem Alter von 40 Jahren der einzelne Mitarbeiter als ein sogenannter "älterer" Mitarbeiter "klassifiziert" ist. Diese Auffassung vertritt z.B. die Bundesanstalt für Arbeit. Teilweise wird die Schwelle noch tiefer gelegt, wenn das Niveau der schulischen und beruflichen Ausbildung gering ist. Daraus resultiert dann die für viele erschreckende Erkenntnis, daß man eigentlich auch schon mit 30 zum Kreis der Älteren gehören kann.

Normalität nach Jahren der Computerfaszination

Nach einer Reihe von Jahren der Computerfaszination ist mittlerweile wieder Normalität eingezogen. Trotz der weiterhin bestehenden Attraktivität ist der Einsatz moderner und modernster PC-Technologie so richtig noch nicht zum Durchbruch gekommen. Die Invasion der Elektronik hat sich verlangsamt.

In den meisten Unternehmensbereichen hat das elektronische Handwerkszeug immer noch Seltenheitswert. Viel zu häufig findet man Relikte aus der Vor-Computer-Ära. Die vielen Konzepte, die zeitweilig als seligmachend angepriesen und verordnet wurden, sind oft auf der Strecke geblieben und wurden nicht realisiert.

Die Gründe dafür, daß der mittlerweile überall vorzufindende PC mit seinem erstaunlich umfangreichen Rechnerpotential heutzutage vielfach nur als "elektronischer Radiergummi" benutzt wird, liegen auch darin, daß die Einführung der elektronischen Informationstechnik von vielen Betroffenen nicht wirklich mitgetragen, sondern eher gebremst oder behindert wird. An diese Erkenntnis knüpft sich dann meist eine Schuldzuweisung an: die Komplikation sei auf angeblich mangelnde Flexibilität und Bereitschaft der Mitarbeiter zurückzuführen, insbesondere der älteren unter ihnen. Zu unrecht. Viele EDV-Abteilungen haben über Jahre hinweg versagt. Unter dem Mangel an qualifizierter, bedarfsspezifischer Anwendungssoftware, wegen endloser Applikationsstaus, wachsender Schnittstellenprobleme und zähflüssiger Datenzufuhr haben die betroffenen Mitarbeiter resigniert und zu altgewohnten Techniken zurückgefunden.

Man ist mittlerweile zu dem Ergebnis gekommen, daß der zurückhaltende Nutzungs- und der ausbleibende Rationalisierungseffekt primär durch mangelnde Anpassung des Systems an menschliche Arbeitsweisen verursacht wird. Der größte Teil der Installationen ist in zeitbedingter Euphorie zustande gekommen. Man hat sich in erster Linie auf die vordergründig popularisierten Innovationen gestützt und ohne Rücksicht auf die betroffenen Arbeitsplätze mit Radikalkuren neue Systeme installiert.

Überholte Strukturen als Schwachstellen

Der Bremseffekt beruht auf veralteten Aufgabenstrukturen, Arbeitsabläufen und Ausrüstungen. Schwachstelle ist nicht der Mitarbeiter, schon gar nicht der ältere Mitarbeiter, sondern es sind die überholten und nicht angepaßten Strukturen.

Die Einführung der Mikroprozessortechnik scheitert also nicht am Alter des Mitarbeiters, sondern am mangelnden Weitblick der Hersteller und Systemexperten. Auch bei älteren Arbeitnehmern kann man davon ausgehen, daß berufliche Leistungsdefizite normalerweise nicht vorhanden sind. Im Gegenteil. Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen sind beispielsweise vom Alter unabhängig:

- Wissensumfang,

- Aufmerksamkeit,

- Konzentrationsfähigkeit,

- Sprachliche Kenntnisse.

Darüber hinaus verfügen die älteren Mitarbeiter über eine Reihe von Qualifikationen, die gerade mit zunehmendem Alter anwachsen:

- Arbeits- und Berufserfahrung,

- Urteilsfähigkeit,

- Erfassen von Sinnzusammenhängen,

- Selbständigkeit und die Fähigkeit zu planendem Denken,

- Fähigkeiten, um Spannungen innerhalb des Betriebes auszugleichen,

- Treffsicherheit bei Zuordnungs- und Konstruktionsaufgaben,

- Verantwortungsbewußtsein und Zuverlässigkeit,

- Ausgeglichenheit und Kontinuität,

- Positive Einstellung zur Arbeit,

- Fähigkeit, private Schwierigkeiten von der Berufsarbeit zu trennen.

Eigenschaften wie Berufserfahrung, Urteilsfähigkeit und Selbständigkeit prädestinieren den älteren Mitarbeiter dazu, der vordergründigen Computerfaszination der Chip- Generation nicht zu erliegen. Solche Fähigkeiten setzen ihn in den Stand, die erforderliche organisatorische Anpassung glaubwürdig und sozialverträglich zu propagieren und zu realisieren. Damit kann er ein offeneres, lockeres, d.h. innovativeres Klima im Unternehmen fördern.

Weil die Informationstechnik zunehmend Voraussetzung für die Mobilisierung strategischer Erfolgspotentiale wird, gewinnt gerade der ältere und erfahrene Mitarbeiter eine neue Rolle als Motor, Coach, Trainer, Inspirator: Funktionen, bei denen er die ihm eigenen berufserfahrungsbezogenen Fähigkeiten einsetzen kann, um Vielfalt zu organisieren, Hierarchie zu überwinden, Bürokratie abzubauen, Selbstbewußtsein zu fördern, unbequeme Mitarbeiter zu schützen, Wettbewerb zu schaffen, Kontrolle zu verbessern und aus Mißerfolgen zu lernen.

Der Blick fürs Praktische gehört zum erfolgreichen ManagerÌ Innovative Branchen brauchen flexible Mitarbeiter Emotionale Bindung an ein Produkt erleichtert den Erfolg VDI-N, Ingolstadt, 12. 10. 90 -

"Man sollte nicht verkrampft an Studienordnungen und Dozenten kleben. Die Bereitschaft zur Flexibilität ist ganz wichtig" : Dieses Fazit zieht Dr. Franz-Josef Paefgen, Leiter Entwicklung, Ausstattung, Klimatisierung bei der Audi AG in Ingolstadt, in diesem sehr persönlichen Artikel.

Als ich mit 14 Jahren in der Autowerkstatt meines Vaters zum ersten Mal knietief im Öl gestanden hatte, war die Entscheidung bereits gefallen: Ich werde einmal Automobilingenieur. So naiv diese Berufsentscheidung auch klingen mag, sie entspricht der Wahrheit.

Doch bis ich mit meinen heute 44 Jahren bei der Audi AG in Ingolstadt vor drei Jahren zum verantwortlichen Entwickler für Ausstattung und Klimatisierung wurde, bis dahin gab es in 14 Berufsjahren allerhand an Erfahrungen zu sammeln. Diesen Berufsweg möchte ich schildern - weniger als beispielhaftes Vorbild, sondern vielmehr zur Orientierung, für die, die eine ähnliche Laufbahn ins Auge gefaßt haben.

Trotz häufiger Aufenthalte im Betrieb meines Vaters erreichte ich nach neun Jahren am staatlichen Quirinus-Gymnasium in Neuss das Abitur, dies gab mir eine gründliche humanistische Bildung mit auf den Weg. Ferienjobs und Praktikum brachten mir erste Einblicke in die Berufswelt, zunächst aus der Perspektive einer Ameise gewissermaßen. Früh aufstehen, Schichtarbeit, Gießereidreck und -hitze, Monotonie der Bandarbeit waren für mich schon bald keine Fremdworte mehr. Gleichzeitig erwarb ich eine Menge praktischer Erfahrungen, die mir während des Studiums oft nützlich waren.

Ein paar Gedanken zum Studium: Ich glaube, man sollte nicht veran Studienordnungen und Dozenten kleben. Die Bereitschaft zur Flexibilität ist bereits im Studium ganz wichtig. Bei meinem Studium an der Technischen Universität in Karlsruhe und an der Technischen Hochschule Aachen habe ich genau dies gelernt. Wichtig war mir dabei auch stets der Blick über den Tellerrand hinaus. So bildete ich mich neben meinem Maschinenbaustudium unter anderem im Patentrecht und technischen Englisch und absolvierte später neben meiner Lehrstuhltätigkeit ein wirtschaftswissenschaftliches Aufbaustudium.

Nach meinem Examen in der Fachrichtung "Wärme-Kraft und Arbeitsmaschinen" im Jahre 1972 hatte ich als Stipendiat keine Mühe, eine geeignete Promotionsstelle zu finden. Angesichts der düsteren Prognosen für das Automobil im Zeichen der sogenannten Ölkrise entschied ich mich zwar für eine Promotion am Institut für Kraftfahrwesen, jedoch forderte die gewählte Thematik erneut die Beschäftigung mit neuen Wissensgebieten: Ich beschäftigte mich in einer Forschungsgruppe "Individualverkehr/Öffentlicher Personennahverkehr" mit neuartigen Transportsystemen und schrieb eine Doktorarbeit über "Disposition eines rechnergestützten Bussystems" .

1976 begann dann für mich die Berufstätigkeit. Mit großer Begeisterung begann ich bei Ford in Köln in der Produktentwicklung als "Graduate Trainee" .

Wichtig war dabei die gute persönliche Begleitung durch meinen Paten Dr. Dieter Stojek, dem damaligen Leiter der Motorenentwicklung, der mich im Anschluß an die Trainee-Zeit in die Motorenentwicklung übernahm. Dort galt es, trotz vielfacher universitärer Qualifikationen, von der Pike auf zu zeigen, was man zu bieten hat. Neben einem Blick fürs Praktische wurde nun auch zunehmend persönliches Feingefühl im Umgang mit Mitarbeitern und Kollegen ein bedeutender Faktor für erfolgreiches Arbeiten.

Bedingt durch die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Automobilindustrie boten sich jedoch keine konkreten Perspektiven in der Motorenentwicklung. Erneut war Flexibilität angesagt. Ich entschied mich für eine Tätigkeit im Bereich "Zentrales Qualitätswesen" und übernahm den Aufbau einer Abteilung "Qualitätsplanung" in der Produktentwicklung. Hierbei machte ich erneut wichtige neue Erfahrungen: Eine Tätigkeit mit Verantwortung im deutschen und im englischen Entwicklungsstandort sowie erste Kontakte mit der Systematik der "Failure Mode and Effect Analyses" (FMEA).

Nach dem Aufbau dieser Abteilung folgte ich einem Wink des Schicksals. Durch die Familie meiner Frau, sie hatte ich zwischenzeitlich in Köln kennengelernt, bot sich die Möglichkeit, als geschäftsführender Gesellschafter in einem Handelsunternehmen tätig zu sein. Wenn auch die Selbständigkeit von großem Reiz für mich war und immer noch ist, habe ich doch während dieser gut einjährigen Tätigkeit erfahren, daß die emotionale Bindung an das Produkt, mit dem man täglich umgeht, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Kurz gesagt, eine "stille Sehnsucht" zurück in die Automobilindustrie überkam mich.

Zum Jahresbeginn 1980 las ich die Annonce für einen Posten in der Fahrzeugentwicklung im süddeutschen Raum. Das war Audi in Neckarsulm. Nun ist es nicht so einfach, einen Rheinländer mit Frau ins Schwäbische zu verpflanzen und noch dazu mit einem Job zu betrauen, der, wie sich herausstellte, wieder ein neues Aufgabengebiet betraf. Doch diesmal spielte die Überzeugungskraft des damaligen Stelleninhabers eine alles entscheidende Rolle: Otto Erlewein suchte seinen Nachfolger als Leiter der Konstruktion, Ausstattung und Elektrik. Höchstpersönlich arbeitete mich Erlewein zehn Monate lang ein, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedete. Ein Glücksfall, denn mir ist kein weiterer Fall einer so perfekten Einarbeitung bekanntgeworden.

In Neckarsulm traf ich auf eine kleine harmonische Mannschaft, die mit ihrer günstigen persönlichen Basis vieles erleichterte. Unter diesen Bedingungen entwickelten wir den Audi 200 und als Folgeauftrag den V8. 1987 bat man mich an den Audi-Hauptsitz nach Ingolstadt als Leiter für die Entwicklung, Ausstattung und Klimatisierung. Der brave Rheinländer siedelte abermals die Familie um; zwei schwäbische Kinder waren mit von der Partie, zu denen sich inzwischen noch ein bayerisches gesellt hat.

Rückblickend ist für meine Laufbahn vor allem die Bereitschaft zur Flexibilität ganz entscheidend gewesen. Manchmal ist es sicher hart, andernorts mit etwas Neuem von vorne anzufangen, Liebgewordenes hinter sich lassen zu müssen. Dies alles aber bringt einen, so glaube ich, persönlich weiter, erweitert den Horizont und macht einen letztlich an Lebenserfahrung reicher. Die Familie, besonders die Ehefrau, ist dabei sehr wichtig. Durch ihre Unterstützung ermöglicht sie vieles erst und stärkt auch dem noch so und entscheidungsfreudigen Manager den Rücken.

Ohne Bauingenieure steht die Wirtschaft stillÌ Bauwerke sind Ausdruck des Zeitgeistes Schwachbesetzte Studiengänge künden Personalmangel schon an VDI-N, Hamburg, 12.10.90 -

Steigende Pensionierungszahlen und schwache Studentenjahrgänge aus den vergangenen lassen einen Mangel an Bauingenieuren befürchten. Und das, obwohl gerade diesem Berufszweig eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten geboten wird. Manfred Hermann, Direktor der Hochtief AG in Hamburg, zählt in seinem Artikel auf, welche Anforderungen ein Ingenieur bei der Instandsetzung des Kanalisationsnetzes, bei der Altlastensanierung oder beim Bau neuer Verkehrswege zu erfüllen hat.

Das IFO-Institut für Wirtschaftsforschung hat 1988 eine Studie "Baubedarf-Perspektiven bis 2000" vorgelegt. Damals, ehe an eine baldige Wiedervereinigung Deutschlands zu denken war, wurde für die Bundesrepublik im Zeitraum bis zum Jahr 2000 die Nachfrage an Bauleistungen mit 3,7 Billionen DM prognostiziert. 1988 stand die Bauwirtschaft noch im Schatten einer schlechten Auftragslage. Deshalb stellte das IFO-Institut die tatsächliche Produktion der kommenden Jahre unter einen Finanzierungsvorbehalt.

Inzwischen hat die gute Konjunktur den Wirtschaftsbau erheblich belebt (Auftragseingänge 1989 + 18%, 1. Halbjahr 1990 weitere 16%). Die öffentliche Hand verfügt gleichzeitig über größere Steuereinnahmen, die z.B. den Gemeinden Investitionen erlauben. Der Wohnungsbau hat hohe Steigerungsraten. Schließlich erweitert der katastrophale Zustand der Bausubstanz in Ostdeutschland - in Quantität und Qualität - den Baubedarf in noch nicht absehbarem Umfang. Insgesamt steht die deutsche Bauwirtschaft vor einer enormen Aufgabe, die etwa mit der Situation in der Bundesrepublik in den 50er Jahren vergleichbar ist.

Aus der, vor allem durch die Verhältnisse in der DDR, unübersichtlich gewordenen Struktur der Nachfrage, sollen im Folgenden einige interessante Teilaspekte herausgegriffen werden.

Große Probleme bereitet die Abfallbeseitigung. Die Deponiekapazität ist nahezu erschöpft. Alte Deponien sind sanierungsbedürftig, weil sie das Grundwasser gefährden. An neue Deponien werden umweltbedingt große technische Anforderungen gestellt. Sie machen erhebliche Baumaßnahmen notwendig, ebenso Recycling und Müllverbrennung. Insgesamt schätzte IFO allein für die Bauten zur Abfallbeseitigung ein Kostenvolumen von 50 Mrd. DM. Dringende Projekte in der DDR kämen hinzu.

Eine noch größere "Zeitbombe" tickt bei der Abwasserbeseitigung. Die Verbesserung der Klärwerke zur Erzielung immer höherer Reinheitsgrade ist ein öffentliches Thema. Eher unbekannt ist dagegen der Zustand des Kanalisationsnetzes (davon 285000 km in kommunaler Hand). Ein Teil der Leitungen stammt aus dem vergangenen Jahrhundert, 25% aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Inzwischen ist nicht nur die Abwassermenge gestiegen, sondern auch deren chemische Zusammensetzung aggressiver geworden.

Die Schäden am Kanalnetz sieht man nicht, das austretende Abwasser (nach Schätzung der Abwassertechnischen Vereinigung etwa 400 Mio. m3 jährlich) bleibt zunächst unbemerkt. So war es scheinbar einfach, die notwendigen Etatmittel für die Instandhaltung zu kürzen oder gar zu streichen. Der Sanierungsbedarf ist jetzt unaufschiebbar. Die IFO-Schätzung lautet auf 165 Mrd. DM und ist eher knapp, allein schon für die Bundesrepublik.

Altlastensanierung - ein dunkles Kapitel

Ein weiteres dunkles Kapitel im Boden ist die Altlastensanierung. Die Zahl der belasteten Standorte, die erforderlichen Sanierungsverfahren und der Kostenaufwand sind noch nicht bestimmbar.

Ein großes Arbeitsfeld für Bauingenieure bietet der Verkehr. Trotz der Differenzen zwischen politischen Vorstellungen und praktischem Bedarf gibt es viele unabweisbare Vorhaben. Der Straßenbau verlagerte sich allmählich auf Ausbau und Unterhaltung. Zum Neubau stehen nun wieder Ost-West- Verbindungen, aber auch Ortsumgehungen, Brücken und Tunnel an.

Das Schienennetz bedarf bei expandierendem Verkehrsmarkt neuer Schnellstrecken. Im Regionalbereich ist der Nahverkehr weiter ausbaubedürftig.

Auch der zukünftige Luftverkehr kommt ohne umfangreiche Baumaßnahmen nicht zurecht. Der Flughafen Frankfurt investiert bis 1975 7 Mrd. DM. Hamburg baut seinen Flugplatz in der Hoffnung aus, ohne einen völlig neuen Großflughafen Verkehrskreuz des Nordens werden zu können. Berlin wird sicherlich in großen Dimensionen planen müssen.

Nicht neu, aber erst in den letzten Jahren als Ingenieuraufgabe richtig bewußt geworden, ist die Kontrolle und Sanierung der vorhandenen Bausubstanz. Bei technisch hochwertigen Bauten geht es über die laufende Unterhaltung hinaus darum, ein stilles Gefahrenpotential unter Kontrolle zu halten und ggf. rechtzeitig einzugreifen.

Schließlich sei noch auf die Energieversorgung hingewiesen. In der Bundesrepublik zeichnen sich bei der Stromerzeugung Ersatzinvestitionen ab, in der Ex-DDR praktisch ein völliger Neuaufbau.

Bunte Palette der Ingenieuraufgaben

Damit stellt sich die Frage nach der vorhandenen und zu erwartenden Ingenieur-Kapazität. Man muß bedenken, daß die Bauingenieure ein sehr großes Aufgabenfeld abdecken. Hoch- und Tiefbau sind nur die gängige Eingrenzung. Der Beruf ist vielseitig wie wenige andere. Bauingenieure arbeiten in Behörden, bei Bundesbahn und Bundespost, in Unternehmungen, in Ingenieur- und Planungsbüros und in der Forschung. Das Baugeschehen hat einen Anteil von 13% am Bruttosozialprodukt, mehr als jeder andere produzierende Bereich. Die Bauproduktion betrug 1989 in der Bundesrepublik 289 Mrd. DM, die - statistisch schwer vergleichbare - Summe in der ehemaligen DDR 48 Mrd. Mark.

Starke Schwankungen sind an der Tagesordnung

Die Bauaufträge aus dem Ausland unterlagen seit jeher starken Schwankungen. Nach einigen Rekordjahren, die 1982 endeten, mit einem Volumen von je 10 bis 12 Mrd. DM ist mittlerweile eine jährliche Größenordnung von etwa 2 Mrd. DM "normal" , mit steigender Tendenz.

Die Zahl der tätigen Bauingenieure in der Bundesrepublik ist mit 100000 nur angenähert feststellbar (die Statistik erfaßt Bauingenieure und Architekten als gemeinsame Gruppe). Der unterschiedliche Hochschulabschluß - Fachhochschule oder Technische Universität - wird mit 2:1 geschätzt. Altersbedingt werden pro Jahr etwa 3000 Arbeitsplätze frei. Zusammen mit dem Zusatzbedarf - aus Konjunktur, erweiterten Aufgaben und höheren technischen Anforderungen - decken die z. Zt. 3300 jährlichen Diplomanden gerade den Bedarf. Über die ganze Bundesrepublik gesehen, ist der Arbeitsmarkt derzeit ausgeglichen. Steigende Pensionierungszahlen und schwache Studentenjahrgänge aus vergangenen Jahren lassen einen Mangel befürchten. Zum Studium stehen 12 Universitäten, drei Gesamthochschulen und 40 Fachhochschulen zur Verfügung.

Studentenzahlen aus Ostdeutschland liegen noch nicht vor. Das Studium war dort stärker auf spezielle Tätigkeiten ausgerichtet. Wasserbau wurde z. B. nur in Dresden gelehrt. Für Verkehrsbau gab es eine eigene Hochschule. Der Fertigteilbau nahm einen bedeutenden Platz im Studium ein. Die Hochschulen der ehemaligen DDR sind bemüht, die breiter angelegten bundesdeutschen Lehrpläne einzuführen. Aber hierzu bedarf es auch fachkundiger Dozenten an jedem Standort. Planung und Bauausführung in der DDR deckten sich nicht mit westdeutschen Maßstäben.

Bauwerke sind Repräsentanten des Zeitgeistes, aber sie sind auch die Umgebung von morgen. Sie entstehen unter Abwägung vieler Interessen und Rücksichten. Planung ist mehr denn je interdisziplinär. Die Bauingenieure haben dabei eine wichtige Stellung in der Befriedigung der Bedürfnisse der Gegenwart und für die Lebensqualität der Zukunft.

Maschinenbau: Internationaler Wettbewerb findet auf verschiedenen Ebenen stattÌ Neue Mitarbeiter müssen sorgfältig ausgewählt werden Umfassende Marktkenntnisse können nur im Ausland erworben werden VDI-N, Essen, 12. 10. 90 -

Der deutsche Maschinenbau ist im hohen Maße exportorientiert. Wie die meisten Unternehmen dieser Branche, so muß sich auch der Krupp-Konzern, wie Dr. Bernd Schönwald, Direktor des Zentralbereichs Technik der Fried. Krupp GmbH in Essen, beschreibt, täglich mit seinen Produkten internationalem Wettbewerb stellen. Um erfolgreich tätig zu sein, bedarf es daher besonderer Aufmerksamkeit bei Auswahl und Weiterbildung der Mitarbeiter.

Wettbewerb findet auf verschiedenen Ebenen statt. Ein relevanter Vorteilsfaktor ist dabei die Technologie eines Produktes, die, unterstützt durch landesspezifische Vertriebskonzepte, Kundenwünsche befriedigen soll. Ein entscheidender Faktor ist der Kostenwettbewerb, der letztendlich dazu führt, ob ein Produkt noch im eigenen Lande gefertigt werden kann oder eine Fertigungsverlagerung stattfinden muß; natürlich mit der Maßgabe einer kostenoptimalen Konstruktion.

Ein Produkt muß technologisch wettbewerbsfähig sein. Das bedeutet, daß es alle die technischen Funktionen aufweisen muß, die der Kunde fordert. Für die Unternehmen des Krupp-Konzerns heißt das, daß Mitarbeiter in der Entwicklung immer auf dem höchsten Stand technischen Kow-hows gehalten werden müssen. Damit verbindet sich die Notwendigkeit, fachliche Schulung sowie technische Kenntnisse kontinuierlich weiter zu vertiefen. Da Kundenwünsche sehr häufig auch nationale Besonderheiten beinhalten, wie z.B. bei elektronischer Steuerungstechnik, wo man sehr oft auf übliche "Hoflieferanten" bzw. Betriebsnormen zurückgreifen muß, sollen Mitarbeiter Kenntnisse über den aktuellen Technologiestand und nationale Besonderheiten haben. Natürlich gehören dazu im gleichen Maße auch Softwareentwicklungen.

Voraussetzung ist demnach, daß man den Entwicklungsstand der wesentlichen Wettbewerber verfolgt und technische Entwicklungslinien im Auge behält. Technik ist jedoch nur ein Teil internationalen Wettbewerbs und allgemeine technische Trends oder Entwicklkungen werden relativ schnell bekannt. Differenzierung in der Technik und Wettbewerbsschutz erfolgt jedoch auch international über Patentanmeldungen, dieses nur als Beispiel. Hier bedeutet Vorbereitung, daß man Mitarbeitern nicht nur die Möglichkeiten sondern sogar die Aufgabe gibt, alle wesentlichen Patentanmeldungen, die ihr Produkt betreffen, zu verfolgen, um hier auf Trends des internationalen Wettbewerbes aber auch von Entwicklungs- und Forschungszentren zu achten.

Wettbewerb findet überwiegend "vor Ort" statt, somit im Blickfeld des Kunden. Das bedeutet, daß dem Vertrieb ein Hauptaugenmerk zugewandt sein muß. Mitarbeiter müssen daher im Ausland lernen, und landestypische Vertriebskonzeptionen sind wesentlicher Bestandteil der Vertriebsorganisation. Hier verlangt jedes Land seine Besonderheiten, und ein zusätzlicher Pluspunkt eines Verkäufers ist neben seinem fachlichen Wissen insbesondere die Sprachkompetenz. Daher ist der Krupp-Konzern stets bereit, der Sprachfähigkeit seiner Mitarbeiter im Ausland eine gute Grundlage zu geben und diese auch entsprechend weiterzubilden oder man stellt direkt Mitarbeiter aus dem jeweiligen Lande ein. Personaldelegationen auf Zeit ins Ausland im Rahmen von Ausbildungsprogrammen können wesentliche Meilensteine sein, um Mitarbeiter international auszurichten.

Ein Produkt lebt in seiner Wettbewerbsfähigkeit natürlich auch von der Preisgestaltung. Folglich muß ein Unternehmen seine Mitarbeiter anhalten, die Kostenvorteile wahrzunehmen, die die Wettbewerbsfähigkeit des Produktes garantieren. Internationalität bedeutet hier zum einen, für die Unternehmen die Unterlieferanten zu finden, die bei guter Qualität die Kostenvorteile bringen, die für das eigene Produkt von Nutzen sind. Dazu muß man ständig die eigene Kostenstruktur mit der des Wettbewerbers vergleichen, um über diesen Vergleich Ansatzpunkte für Vorteilsfaktoren zu finden. Kostenvorteile sind häufig auch eine Frage des Fertigungsstandortes. Internationale Ausrichtung der Mitarbeiter bedeutet in diesem Falle, Kenntnisse über Kosten und Fertigungsqualität bzw. Fertigungs- Know-how unterschiedlicher Länder zu haben und geht von einer Vor-Ort-Präsenz bis zur Leitung ganzer Unternehmenseinheiten. Ähnliches gilt bei den Anlagenbauern für den Bereich des Projektmanagements.

Diese Triade von Produkttechnologie, Vertrieb und Kosten steht immer im Wechselspiel. Internationale Ausrichtung bedeutet, auf allen drei Klavieren gut spielen zu können. Für die Mitarbeiter heißt das, daß sie ein Gefühl für alle drei Faktoren mitbringen müssen und dieses sehr häufig sehr spezifisch für das jeweilige Land. Dieses Gefühl kann man nur bedingt im eigenen Hause durch Schulung und Weiterbildung erzeugen. Es gehört einfach dazu, daß Mitarbeiter über Zeit in verschiedenen Ländern und in den verschiedenen Funktionen tätig sein müssen. Nur so läßt sich aus Führungsnachwuchs qualifiziertes Führungspersonal aufbauen. Nicht vergessen werden sollte in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit, Kenntnisse über das jeweilige Steuer- oder auch Vertragsrecht zu besitzen. Für den Krupp-Konzern ist es daher eine Verpflichtung, daß sich z. B. in der Konzernleitung Mitarbeiter für bestimmte Länder auf Schwerpunkte zusätzlich spezialisieren.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit bedeutet bei Mitarbeitern Kompetenzen aufzubauen, die internationales Niveau bedeuten, um allen Besonderheiten der jeweiligen Kunden bzw. Märkte nachkommen zu können. Diese Beziehung zur Wettbewerbsfähigkeit muß bereits im eigenen Hause beginnen, durch Selektion bestimmter Qualifikationen bei den einzustellenden Mitarbeitern, wie z. B. in den Sprachfähigkeiten. Entsprechend positiv sind auch Studien im Ausland zu bewerten. Dazu kommen neben den fachlichen Besonderheiten allgemeine Ansätze wie Motivationsschulung, Verkaufstraining, Rhetorik usw. Eine gute, international ausgerichtete Organisation kann all diese Fähigkeiten wirkungsvoll einsetzen und unterstützen. Dieser Bedarf wird in den nächsten Jahren zunehmen, da sich der internationale Wettbewerb noch verstärken wird. Das gilt insbesondere im Rahmen der europäischen Gemeinschaft, wo im Übergang 1992/93 viele Schranken wegfallen und internationale Verbindungen gefragt sind.

Der Krupp-Konzern stellt jährlich etwa 150 Mio. DM für Aus- und Weiterbildung zur Verfügung. Ein Teil davon dient der Weiterbildung von Mitarbeitern, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

Ingenieure sind in den Medien kaum vertretenÌ Journalismus ist kein Verlegenheitsberuf Universität Stuttgart-Hohenheim bietet Aufbaustudiengang an VDI-N, Hohenheim, 12.10.90

Ingenieure sind im Journalismus bislang kaum vertreten. Sie sind - statistisch gesehen - in diesem Berufsstand mindestens ebenso unterrepräsentiert wie in Parlamenten und politischen Gremien, wenngleich Journalismus und Politik die öffentliche Diskussion über die Technik und damit die Arbeit von Ingenieuren federführend gestalten. Der Bedarf an Ingenieuren als Journalisten ist daher in jeder Hinsicht groß. Bislang gibt es jedoch nur wenige Ausbildungsprogramme. Eine Ausnahme schildert Prof. Dr. Claudia Mast, die an der Universität Stuttgart- Hohenheim Redakteure im Studiengang Journalistik/ Kommunikationswissenschaft ausbildet.

Technische Neuerungen werden längst nicht mehr selbstverständlich akzeptiert. Journalisten haben Schlüsselpositionen inne, wenn es um die Gestaltung der öffentlichen Meinungsbildung über Themen wie Umweltschutz, Rüstungstechnik, Automatisierung oder Energietechnik geht. Sie entscheiden letztlich, welche Themen in welcher Aufmachung und Interpretation auf die Tagesordnung der öffentlichen Aufmerksamkeit gesetzt werden. Sie liefern täglich Medienwirklichkeiten aus Wirtschaft, Technik und Arbeitswelt, manchmal auch recht "freie Wirklichkeiten" . Gründe hierfür sind sicher die Nachrichtenwerte als journalistische Auswahlkriterien, die vom vermuteten Publikumsinteresse ausgehen, aber auch die Tatsache, daß Naturwissenschaftler und insbesondere Ingenieure in der Berufsstatistik Journalismus kaum auftauchen, obgleich sie von der Themenlage in den Medien dringend benötigt werden.

Auch die Personalplanungen von Zeitungs-, Zeitschriften- und Rundfunkredaktionen belegen eindeutig eine zunehmende Nachfrage nach natur- und wirtschaftswissenschaftlich ausgebildeten Journalisten. Ingenieure werden nicht nur von entsprechenden Fachredaktionen sowie ausgewiesenen Fachmedien (z.B. Fachzeitschriften) dringend gesucht; sie werden auch in den übrigen Ressorts der Medien, z. B. im "Lokalen" , in der "Politik" oder der "Wirtschaft" einer Tageszeitung benötigt. Die Auswirkungen der Technik beschäftigen inzwischen beinahe alle Ressorts der Massenmedien. Sie müssen unter den verschiedenen politischen, wirtschaftlichen oder lokalen Aspekten sachkundig behandelt und kommentiert werden, z.B. im Bericht über Technologieförderung in Europa, die Auswirkungen von Automatisierungstechnik auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen oder das örtliche Müllverbrennungskonzept.

Qualität setzt solide Fachkenntnisse voraus

Zwar haben Medienkritik und Journalistenschelte Konjunktur, wenn es um technische Entwicklungen und deren öffentliche Darstellung geht. Wer aber einen besseren Journalismus will, muß in Aus- und Weiterbildungskapazitäten investieren und über Förderprogramme bzw. Anreizsysteme für Studierende der Ingenieurwissenschaft nachdenken, die sich vom Berufsbild Journalist angezogen fühlen.

Viele Wege führen zum Journalismus, nicht alle sind jedoch für Ingenieure leicht zu gehen. Die Zugangschancen für Naturwissenschaftler sind unterschiedlich verteilt. Zum einen strömen vor allem Geisteswissenschaftler - auch wegen der ungünstigen Berufsaussichten dieser Disziplinen - in den Beruf Journalismus. Sie stellen die überwältigende Mehrheit unter den Bewerbern um Hospitanzen und Volontariate, Studienplätze in Journalistenschulen und universitären Ausbildungsgängen. Für Naturwissenschaftler scheint das Berufsfeld Journalismus eher "fremd" und ungewohnt zu sein. Jedenfalls sind sie in den Bewerberstatistiken von Ausbildungsinstituten und Stellenangeboten auf den hinteren Rängen zu finden.

Aufklärungsarbeit über das Berufsfeld Journalismus für Ingenieure in den Schulen und Universitäten, in den Unternehmen und Verbänden tut not, um auch diese Berufsperspektive im Bewußtsein junger Naturwissenschaftler zu verankern. Journalismus ist kein Verlegenheitsberuf für arbeitslose Akademiker oder ein Parkberuf für Unentschlossene und Studienabbrecher. Eine leistungsfähige Industriegesellschaft ist auf einen "Qualitätsjournalismus" angewiesen, der solide Fachkenntnisse über den Gegenstand seiner Berichterstattung mit den Anforderungen der jeweiligen Medien verbindet. Eine High-Tech- Gesellschaft kann also auf eine solide und breite Ausstattung des Journalismus mit naturwissenschaftlichen Qualifikationen nicht verzichten.

Volontariat ergänzt Ingenieurstudium

Wie läßt sich das Fachstudium eines Ingenieurs mit dem Erwerb journalistischer Fähigkeiten verbinden? Zunächst eröffnet die Kombination Ingenieurstudium und Volontariat (vor oder nach dem Studium) den Zugang zu dem jeweiligen Medium, bei dem diese Form betrieblicher Ausbildung absolviert wird. Medienspezifische journalistische Fertigkeiten, z.B. in Zeitungs- oder Hörfunkredaktionen, stehen im Zentrum dieses Ausbildungsweges.

Verlagsgebundene oder allgemeine Journalistenschulen (z.B. Deutsche Journalistenschule, Henri- Nannen-Schule, Axel-Springer-Schule) bilden Absolventen aller Studiengänge auf die Praxis im Journalismus vor. Nach einem Auswahlverfahren werden die Teilnehmer unabhängig von ihrer Fachqualifikation auf das "Handwerk" des Journalisten vorbereitet.

Journalistikstudiengänge hingegen, als Haupt- oder Aufbaustudium an Universitäten angeboten, versuchen, das Fachstudium mit der wissenschaftlichen und zugleich praktischen Journalistenausbildung zu verbinden. Hierbei können die Hauptstudiengänge Journalistik meist wegen ihrer Zulassungsvoraussetzungen als Magister- oder Diplomstudiengänge, aber auch aufgrund der Studienorganisation nur unter großen Schwierigkeiten und zeitlichen Belastungen mit einem Studium der Naturwissenschaften verbunden werden. Wird eine naturwissenschaftliche Disziplin als Neben- oder Zweitfach zur Journalistik gewählt (sofern es überhaupt an der jeweiligen Universität zulässig ist), muß mit enormen Arbeits- und Zeitbelastungen gerechnet werden.

Die Kombination naturwissenschaftliches Fachstudium mit Journalistik als Nebenfach wäre hingegen aussichtsreich und wünschenswert, ist aber bislang an keiner deutschen Universität als Berufsausbildung zum Technik-Journalismus verwirklicht. Eine stärkere Integration von Naturwissenschaften und Journalistik ist unter hochschul- und arbeitsmarktpolitischen Aspekten erstrebenswert, zumal dadurch nicht nur z.B. Ingenieuren das Berufsfeld Journalismus geöffnet würde, sondern auch Naturwissenschaftler auf Kommunikations- und Medienaufgaben in ihren "technischen" Berufen vorbereitet werden könnten. Die Übergänge zwischen dem Journalismus in Presse und Rundfunk und den angrenzenden Kommunikationsberufen und -aufgaben sind fließend.

Bleiben die Journalistik-Aufbaustudiengänge (z.B. in Hannover, Stuttgart-Hohenheim, Mainz), die eine Berufsausbildung zum Journalismus ergänzend zum abgeschlossenen Studium und zur eventuell bereits vorhandenen Berufsausbildung vermitteln wollen. Unter diesen Studiengängen bieten lediglich Hannover und Stuttgart-Hohenheim in ihrem Ausbildungsangebot Vertiefungsbereiche "Naturwissenschaft und Recht" (Hannover) und "Technik und Umwelt" (Stuttgart- Hohenheim) an, in denen Fachwissen und journalistisches Können gleichermaßen gefördert werden und die sich vor allem an Naturwissenschaftler richten. Die Aufbaustudiengänge wollen z.B. Ingenieure befähigen, ihr Fachwissen unter den Bedingungen eines Journalismus einzusetzen, der um die Aufmerksamkeit des Publikums ringt, sich im Wettbewerb konkurrierender Angebote durchsetzt und technische Probleme sachgerecht und glaubwürdig, gleichzeitig aber auch attraktiv und spannend für "Laien" aufbereitet.

Der Aufbaustudiengang Journalistik an der Universität Stuttgart-Hohenheim ist zudem der einzige Ausbildungsweg für Journalisten in der Bundesrepublik Deutschland, der Natur- und Wirtschaftswissenschaftlern den Vorrang vor anderen Bewerbern gibt. Ingenieure haben dort besonders gute Chancen, im jährlichen Auswahlverfahren einen der 30 Studienplätze zu bekommen, da für sie aufgrund der Zulassungssatzung Plätze "reserviert" sind. Neben Veranstaltungen und praktischen Übungen zum Technik-Journalismus werden in der Hohenheimer Ausbildung u.a. Zeitungsbeilagen z.B. über Müllprobleme, Zeitschriftenhefte zum Umweltschutz oder Rundfunksendungen zu aktuellen Themen in Lehrredaktionen produziert.

Die Studierenden des Aufbaustudienganges können ihre Fertigkeiten in den Wahlschwerpunkten "Technik und Umwelt" sowie Wirtschaft und Soziales" vertiefen. Für Journalisten, die bereits im Beruf stehen, werden spezielle Weiterbildungskurse z.B. zu Redaktionstechnologien oder Umwelt und Technik angeboten. Von August bis Oktober finden speziell für Journalisten aus der DDR jeweils vierwöchige Weiterbildungskurse statt, die ebenfalls technische Probleme in ihren gesellschaftlichen Auswirkungen behandeln.

Journalisten müssen die Pressearbeit kennen

Die Dozenten in der Aus- und Weiterbildung von Journalisten nach dem "Hohenheimer Modell" kommen aus der Journalistikwissenschaft und Unternehmenspraxis, aus den Redaktionen von Zeitung, Zeitschrift, Hörfunk und Fernsehen sowie aus dem Bereich Public Relations, der im übrigen ein elementarer Bestandteil der Journalistenausbildung in Hohenheim ist. Journalisten müssen die Mechanismen der PR ebenso kennen wie PR- Fachleute die Regeln des Journalismus. Die Fachkompetenz von Ingenieuren ist auf beiden Seiten gefragt.

Technischer Fortschritt setzt neue MaßstäbeÌ Pflichtaufgabe Qualitätspolitik Führungskräfte müssen ihre Vorbildfunktion wahrnehmen VDI-N, Hamburg, 12. 10. 90 -

Qualitätssicherung auf hohem Niveau ist mittlerweile für alle Unternehmen zur Pflichtaufgabe geworden. So ohne weiteres läßt sie sich allerdings nicht verordnen. Die Mitarbeiter müssen auf diese Entwicklung vorbereitet werden. Wie sich eine aktuelle Qualitätspolitik, nicht zuletzt in Anlehnung an die historische Entwicklung, in einem Unternehmen umsetzen läßt, beschreibt Wolfgang Junghans, Berater für Qualitätsmanagement in Hamburg.

Die Sorge um Qualität ist nicht etwa eine Errungenschaft der Neuzeit: Schon im Altertum fragte man sich mit dem Wort "qualis" nach der Beschaffenheit von Gütern. Qualität spielt von dem Zeitpunkt an eine Rolle, zu dem sich Menschen der Arbeitsteilung zu bedienen begannen, seit Hersteller von Sachen und ihre Benutzer nicht mehr identisch waren, seit es Lieferanten und Kunden gibt.

Damit können wir unmittelbar in die aktuelle Situation eintreten: Die wichtigsten Stellkräfte für die Qualität sind nämlich weiterhin das Lieferanten-Kundenverhältnis und Interessenskonflikte.

Technischer Fortschritt und Innovationen sind die Antwort auf Forderungen der Gesellschaft. Innovationen beschränken sich nicht auf die Herstellung und Weiterentwicklung von Technologien und von Produkten. Auch die Weiterentwicklung des Qualitätswesens ist als Innovation zu begreifen.

Qualitätsinspektionen im engeren Sinne gibt es bereits seit 1920 und statistische Verfahren seit etwa 1930. Aber ihre Verbreitung war nicht groß.

Aus der Rückschau können wir vier Schärfegrade für die Erfüllung der Qualitätsforderung erkennen und zugleich aktuellen Bezug auf heutige Verhältnisse gewinnen:

- Wer ausschließlich mengenorientiert fertigt, nimmt Ausschuß in Kauf (Stadium 1).

Bei dieser Fertigung kommt es konsequenterweise sehr leicht zu einer Kostenoptimierung zu Lasten der Qualität. Wir finden noch heute in der Literatur den Begriff der Qualitätskostenoptimierung. Diese einseitige Betrachtungsweise ist nicht mehr vertretbar. Natürlich müssen wir ökonomisch produzieren, aber ein Streben nach Kostenoptimierung steht der Qualität nicht entgegen, ganz im Gegenteil, es läuft parallel.

- Das Stadium 2 ist durch die trügerische Erfahrung gekennzeichnet, Fehler seien naturgegeben und somit unvermeidbar. Zu allem Unglück wurden statistische Verfahren völlig mißverstanden und in ihrer praktischen Anwendung zur Manifestierung des Mißverständnisses mißbraucht. Wir haben uns weitgehend mit "kommerziellen Lösungen technischer Probleme" zufriedengegeben, bis uns die Japaner gezeigt haben, daß es auch anders geht, daß man sich nicht mit festgelegten Fehlermengen abzufinden braucht.

Das sogenannte ppm-Konzept (Stadium 3) setzt diesen geschlossenen Regelkreis voraus. Seine wichtigsten Elemente sind konsequente Fehleranalysen und vor allem eine darauf aufbauende, vorbehaltlose Kommunikation der Partner. Erst unter diesen Umständen konnte sich die Kundenorientierung bei der Festlegung von Produktspezifikationen entwickeln.

- Kürzere Lagerreichweiten bis zu fast null insbesondere bei Serienlieferungen, z.B. Just-in-Time, bergen für den Materialfluß große Risiken in sich. Damit wird die Forderung nach "Null-Fehler" (Stadium 4) in jeder Beziehung, also nunmehr auch für die Logistik, unabwendbar. Unsere Kunden müssen sich auch dann weit mehr dafür interessieren, unter welchen Bedingungen wir unsere Produkte herstellen und anschließend handhaben, anstatt sich auf am Fertigprodukt gewonnene Angaben zur Risikoabschätzung zu stützen - es könnte dann zu spät sein.

Es steht also fest, daß traditionelle Qualitätskriterien, die sich im wesentlichen auf die technische Funktion einer Sache beziehen, nicht mehr ausreichen.

Die Qualitätspolitik hat unverzichtbarer Teil dieser Unternehmensstrategie zu sein, verstanden als begründete, konsequente und zielbewußte Anleitung zur Gestaltung innerbetrieblicher und marktgerichteter Vorgehensweisen. Sie enthält zwingend vorgeschriebene, nachvollziehbare, überprüfbare und regelmäßig überprüfte Mittel und Grundregeln.

Die Qualitätspolitik kann daher nur vom Management-Team ausgehen. Sie muß durch das Vorbild aller Führungskräfte und durch alle Mitarbeiter getragen werden. Auch der Betriebsrat ist für die Qualitätspolitik zu gewinnen. Sie wird nicht automatisch wirksam, zumal auch mit entgegenwirkenden Kräften gerechnet werden muß. Gerade deshalb ist sicherzustellen, daß sie nicht zu einer eigenwillig zu interpretierenden unverbindlichen Empfehlung degradiert wird.

Wenn die Qualitätspolitik ein Mittel zur Durchsetzung der vom Vorstand getragenen Unternehmensstrategie ist, so besteht aller Anlaß, diese Politik in das Qualitätssicherungshandbuch aufzunehmen und die Wirksamkeit dieser Politik durch den Vorstand selbst laufend zu verfolgen.

Eine Auditierung der Wirksamkeit der Qualitätspolitik sollte vom Vorstand angeordnet, als "Internes Qualitätsaudit" organisiert und von einer Personengruppe durchgeführt werden, die das besondere Vertrauen der Unternehmensleitung und auch der nachgeordneten Ebenen besitzt.

Ein übergreifendes Qualitätsbewußtsein läßt sich mit Sicherheit nicht von heute auf morgen durchsetzen. Umsicht und Geduld sind erforderlich. Es zeigt sich immer wieder, daß ein aufgeschlossenes Qualitätsverhalten dort am selbstverständlichsten ist, wo die Folgen des Tuns sofort und unmittelbar sichtbar werden, bildlich gesprochen am Schraubstock. Probleme gibt es, wo der eigene Anteil am Gesamtergebnis nicht sofort und nicht unmittelbar erkennbar ist: in der Forschung, in der Verwaltung.

Qualitätsaudit

In der Qualitätssicherung (QS) wird mit dem Begriff Qualitätsaudit die "Beurteilung der Wirksamkeit des QS-Systems oder von Elementen daraus aufgrund einer unabhängigen systematischen Untersuchung verstanden" . Diese Beurteilung umfaßt die Prüfung, inwieweit die üblichen Verfahrensanweisungen befolgt werden und vor allem, ob sie zweckmäßig sind. Nun steht dabei das Qualitätsaudit aber nicht allein. Es setzt sich vielmehr aus drei Begriffen zusammen. Zunächst einmal das Systemaudit , bei dem die Beurteilung einzelner Elemente des QS-Systems auf ihre Existenz und ihre Anwendung im Vordergrund stehen. Beim Verfahrensaudit werden bestimmte Verfahren und Arbeitsabläufe auf Einhaltung und Zweckmäßigkeit überprüft. Und schließlich gibt es noch das Produktaudit . Hier kommt es vor allem auf die Untersuchung einer kleinen Zahl von Produkten und ihrer Übereinstimmung mit den vorgegebenen Qualitätsmerkmalen an.

BMW-Personalvorstand Franz Köhne: Traditionelles Fach-Know-how allein genügt nichtÌ Teamgeist treibt Forschung und Entwicklung voran Die Studiendauer eines Bewerbers ist ein wichtiges Auswahlkriterium VDI-N, München, 12. 10. 90 -

Während in der Vergangenheit der hochspezialisierte Absolvent bevorzugt wurde, haben heute Bewerber mit qualifiziertem Grundwissen und einem deutlichen fachlichen und persönlichen Entwicklungspotential die größten Chancen. Die Spezialisierung erfolgt im Beruf.

Die Forschungs- und Entwicklungsbereiche der Automobilindustrie stehen vor einer der größten Herausforderungen in der gut hundertjährigen Geschichte dieses Verkehrsmittels: Die Sicherstellung der von immer mehr Menschen angestrebten Mobilität bei möglichst geringem Ressourcenaufwand und Minimierung von Umweltbeeinflussungen. Um diese Herausforderung erfolgreich zu bewältigen, stellen sich heute Anforderungen an jeden einzelnen Entwicklungsingenieur, die weit über traditionelles Fach- Know-How hinausgehen.

Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Natürlich wird auch in Zukunft ingenieurwissenschaftliches Fachwissen unverzichtbar sein, aber weniger in Form fragmentierten Spezialwissens, wie es heute noch überwiegend an den Hochschulen vermittelt wird. Die Fachkompetenz eines Ingenieurs ist bereits heute neu zu definieren und sollte nicht ausschließlich das studierte Fachgebiet im engen Sinne abdecken. Deutlich wird dies am Beispiel des Elektronik-Einsatzes im Automobilbau. Schon heute beträgt der Anteil elektronischer Bauteile im Automobil durchschnittlich 10 % und wird sich in absehbarer Zeit verdoppeln. Entwicklungsingenieure, die ausschließlich in den traditionellen Feldern des Maschinen- und Fahrzeugbaues kompetent sind und kein grundlegendes Elektronik-Wissen besitzen, geraten zwangsläufig in Gefahr, von dieser stürmischen Entwicklung förmlich überrollt zu werden. Natürlich ist eine technische Spezialforschung auch im weltweiten Wettbewerb weiterhin notwendig, ja geradezu überlebenswichtig. Gefordert hierfür ist jedoch weniger der hochspezialisiert ausgebildete Ingenieur, sondern Mitarbeiter, die sich in einem Thema vertiefte Erfahrungen angeeignet haben, jedoch auch in der Lage sind, Wissen aus anderen Themenbereichen - eventuell auch auf einer höheren Abstraktionsebene - zu integrieren.

Hieraus sollte nicht abgeleitet werden, daß in Zukunft Absolventen der technischen Universitäten generell erheblich bessere Einstiegschancen als Fachhochschul-Ingenieure besitzen. Von den ca. 5000 Ingenieuren bei BMW haben etwa die Hälfte ihr Diplom an einer Fachhochschule erworben. Diese Verteilung gilt annähernd auch für unsere Entwicklungsbereiche, in denen der überwiegende Teil unserer Ingenieure tätig ist. Wir berücksichtigen bei der Auswahl von Entwicklungsingenieuren natürlich sehr wohl die eigenständigen Qualifikationsprofile der Hochschularten und ihre Relevanz für die spezifischen Einsatzgebiete. Der Universitäts-Ingenieur ist aufgrund seiner theoretisch wissenschaftlichen Grundlagen beispielsweise für Aufgaben in der angewandten Forschung eher geeignet, der Fachhochschul-Ingenieur besitzt in der Regel eine bessere Ausgangsbasis für praktische Entwicklungsaufgaben wie Versuchsfahrzeugbau und Fahrzeugversuch. Entscheidend für die weitere berufliche Perspektive sind dann ohnehin die erbrachte Leistung sowie über die Fachkompetenz hinausreichende Qualifikationsmerkmale.

Einen besonderen Stellenwert nimmt in diesem Zusammenhang Systemwissen ein. Gerade der Entwicklungsingenieur muß das Denken in Systemketten beherrschen und die Folgewirkungen seines Handelns erkennen und berücksichtigen. Hierzu sind beispielsweise Kenntnisse über unternehmerische Zusammenhänge, Umwelt- und Energiethemen, Value Engineering und Kostendenken, Fertigung und Logistik eine wichtige Basis.

Forschung und Entwicklung ist mehr denn je Teamarbeit, daher gewinnen Persönlichkeitsmerkmale, die unter dem Begriff "Sozialkompetenz" zusammengefaßt werden können, weiterhin an Bedeutung. Wir verstehen darunter die Fähigkeit von Einzelpersonen aber auch von Gruppen, das eigene Handeln sowie das Kommunikationsverhalten immer wieder zu reflektieren. Insbesondere für den Ingenieur mit Karriereambitionen ist soziale Integrationsfähigkeit unentbehrlich. Ohne diese wird es kaum gelingen, in einem Team einer Projektgruppe persönliche Akzeptanz zu finden bzw. ein Team zielorientiert unter Berücksichtigung der Individualität jedes Teammitgliedes zum gemeinsamen Erfolg zu führen. Da Entwicklungsvorhaben verstärkt im Rahmen internationaler Kooperationen (z.B. mit der Zulieferindustrie) erfolgen, ist eine internationale Ausrichtung auch für Ingenieure zunehmend wichtiger. Erstklassige Sprachkenntnisse allein genügen hierfür nicht. Angehende Manager müssen die Mentalitäten anderer Länder verstehen und bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.

Für qualifizierte Ingenieure werden sich auch in der Zukunft gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Allerdings ist der Begriff "Karriere" heute schon neu zu definieren. Die hohe Innovationsgeschwindigkeit und die Notwendigkeit zu einem schnellen, reibungslosen Informationsfluß bedingt zwangsläufig den Abbau flexibilitätshemmender hierarchischer Strukturen, d. h. die Zahl klassischer Führungspositionen wird eher zurückgehen. Gleichzeitig eröffnen Fachlaufbahnen den Aufstieg in Positionen, die bezüglich Handlungsfreiräumen sowie Status der Führungslaufbahn gleichwertig sind und durchaus auch zeitlich begrenzte Führungsaufgaben wie Projekt- oder Teamleitung beinhalten können. Parallele Fach- und Führungslaufbahnen bieten auch neue Wege zur persönlichen Weiterentwicklung, sofern - wie bei BMW vorgesehen - ein Wechsel in die jeweils andere Laufbahn auf jeder Ebene möglich ist. Hierzu ein Beispiel: Ein Entwicklungsingenieur könnte in der Fachlaufbahn bis zum Abteilungsreferenten aufsteigen und dann auf eine gleichwertige Führungsposition (Abteilungsleiter) im gleichen Fachbereich oder beispielsweise auch in den Technischen Kundendienst wechseln.

Dieses Beispiel verdeutlicht auch die verstärkte Notwendigkeit der permanenten Wissenserneuerung und -verbreiterung besonders für aufstiegsorientierte Mitarbeiter. Die Maxime des "lebenslangen Lernens" erhält allerdings nicht nur für diese Mitarbeiter einen neuen Stellenwert.

Die Halbwertzeit des Wissens wird vor allem für Ingenieure immer kürzer. Aber nicht nur unser Wissen, sondern auch unsere Technologien veralten immer schneller; damit verbunden ergibt sich ein immer schnellerer Wandel der Anforderungen im Beruf. Das bedeutet, daß sich alle Mitarbeiter im Laufe ihres beruflichen Lebens permanent weiterqualifizieren müssen. Die Süddeutsche Zeitung wies kürzlich darauf hin, daß schon jetzt nach etwa vier Jahren die Hälfte der Ausbildung eines Elektroingenieurs wertlos geworden sei und er bis zum Rentenalter seinen Beruf drei- bis viermal völlig neu lernen müsse.

BMW hat die aufgezeigten Herausforderungen aktiv aufgegriffen. Wir geben jährlich ca. 100 Mio. DM für die Qualifizierung unserer Mitarbeiter aus. Auf der Basis von hierarchieübergreifenden Gesprächsrunden werden für jeden Mitarbeiter Förderpläne erarbeitet, die etwa individuelles Training oder Förderversetzungen beinhalten.

In vielen Bereichen wurde die starre hierarchische Struktur bereits durch flexible projektorientierte Organisationsformen ersetzt. Ausgehend von den Kernbereichen der Entwicklung wird die Fachlaufbahn sukzessive ausgebaut und in andere geeignete Bereiche übertragen. Auch für die Auswahl und Einarbeitung neuer Mitarbeiter, insbesondere Hochschulabsolventen, ergeben sich Konsequenzen. War in der Vergangenheit der hochspezialisierte Absolvent bevorzugt, so räumen wir heute den Nachwuchskräften mit qualifiziertem Grundlagenwissen und deutlichem fachlich/persönlichem Entwicklungspotential eher Chancen ein. In diesem Zusammenhang gewinnt auch die Diskussion über zu lange Studiendauern und zu hohes Lebensalter der Absolventen deutscher Hochschulen eine neue Dimension. Wir meinen, daß die fachliche Spezialisierung in der Industrie erfolgen sollte und daher überdurchschnittlich lange Studienzeiten kritisch zu sehen sind. Um es deutlich zu sagen: Das Alter bzw. die Studiendauer eines Hochschulabsolventen ist für uns heute schon ein wesentliches Auswahlkriterium und im Rang zumindest einer wichtigen Fachnote gleichzusetzen. Hier sind auch unsere Hochschulen gefordert, neue Wege aufzuzeigen, bei allem Respekt vor dem anerkannt hohen Standard der deutschen Ingenieurausbildung. Aber auch jeder einzelne Ingenieur ist gefordert, das Seine zu tun, damit wir gemeinsam im internationalen Wettbewerb erfolgreich bestehen werden.

Risikoabschätzung der Technik: Ein Gebot der Stunde Im Umweltschutz ist eine klare Sprache gefragt Ingenieure müssen selbstkritisch arbeiten VDI-N, Frankfurt, 12. 10. 90

Fehlende Einsicht in natürliche Kreisläufe, nicht selten auch persönlicher Egoismus und eine explosionsartig ansteigende Weltbevölkerung verschärfen Umweltprobleme. Ein Umdenken in allen Bereichen der Gesellschaft ist gefragt. Kritische Ingenieure sind bei der Verwirklichung von Umweltschutztechniken in der Pflicht. Udo Boin, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Berzelius Umwelt-Service AG (B.U.S.), fordert deshalb, daß Ingenieure ihre Arbeit im Hinblick auf diese Problematik mehr noch als bislang in Frage stellen sollten.

Als These stelle ich gleich an den Anfang: "Mehr als irgendwo sonst ist im Bereich des Umweltschutzes ein selbstkritischer Ingenieur gefordert, der sein Tun und seine Haltung laufend selbst in Frage stellt."

Im folgenden werde ich versuchen, diese aus Erfahrung geborene Einsicht zu begründen. Wenn ich dabei vom Ingenieur spreche, so meine ich Ingenieure und Naturwissenschaftler, die im Bereich des praktizierten Umweltschutzes tätig sind - und zwar unter Einsatz von Techniken, sei es beispielsweise zur Abfallverminderung, zur Rohstoffrückgewinnung aus Abfällen oder in der Entwicklung zunehmend abfallärmerer Produktionsverfahren.

Ich bin mir bewußt, daß die Forderung nach dem selbstkritischen Ingenieur zuerst einmal höchst simpel klingt, denn die meisten Ingenieure dürfen sich mit einem hohen Maß an Berechtigung als selbstkritisch einstufen - vom inneren Widerspruch dieser Aussage einmal abgesehen.

Es ist unstrittig, daß Umweltschutz not tut, denn die Zeit, bis zu der das Lebewesen Mensch sich biologisch an eine völlig geänderte Umwelt anpassen kann, ist erheblich länger als es zur Zeit dauert, diese drastische Umweltänderung durch die Abfallproduktion der sich explosionsartig vermehrenden Menschheit herbeizuführen.

Abfallverwertung ist also nicht nur ein politischer Slogan sondern eine schnellstens umzusetzende Notwendigkeit. Schnellstens heißt aber, entsprechende Anlagen zur Abfallverwertung sofort zu bauen und zu betreiben; dabei schließe ich Abfallverbrennungsanlagen bewußt ein, da ich sie als die bessere Alternative zum "Vergraben, Verfüllen und Vergessen" halte.

Solche Abfallverwertungsanlagen müssen wirtschaftlich sein, sonst werden sie nicht gebaut. Wirtschaftlich sind Anlagen aber erst ab einer bestimmten Mindestgröße; dies führt dazu, daß Abfälle von mehreren Produzenten in einer zentralen Anlage behandelt werden - sei es in einer Hausmüllverbrennungsanlage für 250000 Einwohner oder in einer Schlackenaufbereitungsanlage für 7 Schmelzwerke.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt der Einsicht ist der selbstkritische Ingenieur gefragt, denn schon bei der Auswahl des geeigneten Standortes sieht sich das investitionswillige Unternehmen einem massiven Protest der Bevölkerung der betroffenen Kommune ausgesetzt.

Warum ist der selbstkritische Ingenieur hierbei hilfreich? Er weiß um die Tatsache, daß er als Naturwissenschaftler eine objektive Risikoabschätzung vornimmt, während der einzelne Bürger einer subjektiven Risikoempfindung unterliegt, die beide zu durchaus unterschiedlichen Resultaten kommen können.

Der Ingenieur muß selbstkritisch genug sein, um sich darüber hinaus einzugestehen, daß er selbst jederzeit ein Risiko als akzeptabler hinnimmt, wenn er glaubt, es selbst mitbeeinflussen zu können - wie etwa bei einer Autofahrt -, als eine andere Personen, die sich als Beifahrer dem gleichen Risiko untätig ausgesetzt sieht.

Dieser Ingenieur versteht und akzeptiert die Ängste und Sorgen der Bevölkerung; er tritt nicht unnahbar, arrogant und in seine Fachsprache gehüllt vor die Bevölkerung, um ihr sein Umweltschutzvorhaben verständlich zu machen.

Der selbstkritische Ingenieur sucht sich systematisch eine einfache, aber bildhafte Sprache. Denn vor ihm sitzen stets Bürger und nicht Ingenieurkollegen. Die meisten Bürger verfügen nun einmal nicht über das Wissen des Ingenieurs. Sie verstehen daher das Funktionieren dieser komplizierten technikdurchdrungenen Welt nicht, sie fühlen sich ihr ohnmächtig ausgeliefert. Wenn der Ingenieur sein Tun dem Bürger nicht in einfacher Sprache verständlich machen kann, verstärkt er sogar noch die Entfremdung zwischen Bürgern und der sie umgebenden Welt der Technik.

Der selbstkritische Ingenieur ist auch erzogen worden, in Kreisläufen zu denken. Er erachtet seine Tätigkeit nicht damit als abgeschlossen, wenn das geforderte Produkt in gewünschter Qualität und Menge anfällt, sondern er geht dem Aufarbeiten von dabei anfallenden Reststoffen nach, und dann dem Aufarbeiten der dabei anfallenden Reststoffen nach.

Der im Umweltschutz tätige Ingenieur lebt selbst vor, was er sagt, wofür er eintritt und was er von anderen verlangt: Er leert beispielsweise seinen Aschenbecher eben nicht unter das Auto, während er vor einer Ampel hält, nur weil es Nacht ist und ihn keiner sieht.

Wer bildet diese Ingenieure aus? Die Hochschulen? Leider noch viel zu wenig. Die Mehrzahl der Studenten lernt noch immer, einen simplen Sachverhalt in eine akademisch anspruchsvollen, von Fachausdrücken gespickten Satz zu kleiden.

Ich wünsche mir daher für die Ausbildung insbesondere der künftigen Umwelt-Ingenieure an den Hochschulen wengstens die Ausrichtung eines zum Staatsexamen gehörenden speziellen Seminars. In diesem werden die Studenten von erfahrenen Praktikern erzogen, eine komplizierte technische Problemlösung in einfacher Sprache einem Bürger, z. B. einem Friseur oder eine Kindergärtnerin, verständlich zu machen. Wenn dies gelingt, wird der Bürger dem Ingenieur vielleicht genau soviel Vertrauen entgegenbringen, wie er ihm an Problemlösungsverstand bereits zutraut. Der Umweltschutz braucht Ingenieure, denen die Bürger vertrauen.

Vertriebsingenieur wandelt sich zum MarketingingenieurÌ Beim Kampf um einen Auftrag gibt es keinen zweiten Sieger Verkäufer bauen eine Partnerschaft zwischen Lieferanten und Kunden auf VDI-N, Schweinfurt, 12. 10. 90

Die Aufgaben des Vertriebsingenieurs sind mittlerweile auf mehr als nur auf den Absatz fixiert. Er hat inzwischen die Funktion eines Marketing-Ingenieurs, weil er für das Auftreten seines Unternehmens auf dem Markt verantwortlich ist und sich gleichzeitig als Anwalt seines Kunden verstehen muß. Wie diese Entwicklung in den Augen eines Praktikers aussieht, beschreibt Claus Dihlmann, Direktor der Fichtel & Sachs AG in Schweinfurt.

"Stillstand heißt Rückschritt" . Dieser bekannte Ausspruch gilt mit besonderer Bedeutung für die Abläufe im Vertrieb technologisch hochwertiger Produkte im Investitionsgüterbereich. "Im Vertrieb gibt es nichts, was feststeht" , sagte im September Joachim von Schnakenburg, Produktbereichsleiter bei Mannesmann Demag, Jünkerath, auf einer Veranstaltung des VDI- Bildungswerks seinen Zuhörern. "Das macht die Aufgabe eines Vertriebs-Ingenieurs so reizvoll" fügte er hinzu.

Jeder Vorgang im Vertrieb läuft anders. Hier unterscheidet sich der "technische" Vorgang eindeutig von vielen anderen Abläufen in der Entwicklung, Konstruktion oder Produktion, den klassischen Disziplinen des Ingenieurs. Dennoch, oder gerade deshalb, liegt in der Dynamik und Vielfältigkeit des Geschehens im Vertrieb der Reiz und die Spannung. Erfolg und Ergebnis sind nur selten vorher bestimmbar. Im Wettstreit um den umkämpften Auftrag gewinnt in der Regel nur einer. Eine Silbermedaille gibt es nicht.

Worin liegt diese Dynamik im Vertrieb? Sie liegt in den sachbezogenen Problemen und deren Lösungsmöglichkeiten, ebenso wie in den Verhaltensweisen von Menschen, egal ob als Einzelperson oder in Gruppen. Diese Einflüsse aus rationalen und emotionalen Elementen umfassen nicht nur den einzelnen Vertriebsvorgang mit seinen vielen Verästelungen. Sie wirken aus dem Umfeld des aktuellen Geschehens in starker Wechselbeziehung zwischen den beteiligten Unternehmen und Personen. Dabei geht es ausnahmslos um multilaterale Beziehungen; denn kein Geschäft wird nur durch den Käufer und Verkäufer beeinflußt. Der unmittelbare, aber auch der mittelbare Wettbewerb, der mit einem Bedarfsfall nicht direkt in Verbindung stehende, bestimmen heute die Entscheidungen - und das auf internationaler, globaler Ebene.

Wir hören immer wieder und fordern auch, daß der Vertriebs-Ingenieur, mit interdisziplinären Kenntnissen ausgestattet, sich durch Flexibilität, Intuition, neue Ideen und viele andere Eigenschaften auszeichnen muß, die ihm Zugang zum Kunden ermöglichen und gleichzeitig nach innen und außen Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit sichern. Seine Forderungen sind im Gegenzug dazu die "persönlichen" Freiheiten für sein Wirken, die sich nicht in ein "Schema pressen" lassen. Dabei aber übersehen er und seine Kollegen und zu oft auch seine Vorgesetzten, daß der Vertrieb sich in sachlogischen Zusammenhängen bewegt. Diese zu kennen, sie abzuarbeiten und sie zu dokumentieren, führt erst zu einer effizienten Vertriebstätigkeit. Und diese Effizienz mit ihrer Wirkung zum Kunden und in das eigene Unternehmen ist die aktuelle Forderung, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Effizienz heißt das Richtige richtig tun. Dazu bedarf es umfangreicher Kenntnisse, Erfahrung, positiv kritisches Verhalten sich selbst und seiner Umgebung gegenüber, Sensibilität für Fakten und Personen und dem Willen, Nutzen zu erzeugen für seinen Kunden, ebenso wie für sein eigenes Unternehmen.

Systematik im Vertrieb steht nicht im Widerspruch zur Kreativität. Sie ist die Forderung zu einer vertriebswirtschaftlichen Vorgehensweise, bei der sowohl die interne wie auch die externe Wertung des Kosten-/Nutzen-Verhältnisses im Vordergrund steht. Vertrieb auf der einen Seite und Beschaffung auf der anderen sind Partner. Sie sind nicht Gegner. Schon gar nicht sind sie sich feindlich gesonnen, was oft fälschlicherweise angenommen wird (Front-Denken). Das Wissen um diese Zusammenhänge, das Wollen, sie zu pflegen, und das Können, die Vorgehensweisen zu optimieren, ist das Geheimnis eines erfolgreichen Verkäufers.

Der Vertriebs-Ingenieur, der Verkäufer überhaupt, ist heute weit mehr als nur auf das Verkaufen, den Absatz fixiert. Er ist mittlerweile viel eher schon "Marketing-Ingenieur" . Denn er ist Verantwortlicher für das Auftreten seines Unternehmens auf dem Markt und gleichzeitig Anwalt seines Kunden im eigenen Hause. Diese Doppelrolle bringt ihm oft viel Ärger ein - es ist aber seine Aufgabe, und er hat sie zu lösen. Dabei muß er nicht alles, was erforderlich ist, selbst machen. Das wäre ein Grundfehler und würde ihn überfordern. Er muß wissen, was er tun kann und was andere besser können. Daraus bildet sich der Geist, der klar macht, daß alle Mitarbeiter eines Unternehmens dem Kunden verpflichtet sind. Nur dann kann eine Partnerschaft zwischen Lieferant und Abnehmer von Dauer sein, was gerade im Investitionsgüterbereich eine hohe Bedeutung hat.

Der "Marketing-Ingenieur" bewegt sich nicht nur im operativen Bereich. Sein Horizont reicht in die Zukunft. Er muß dazu beitragen, daß sein Unternehmen seine Position ausbauen, zumindest aber halten kann. Er muß das Wissen über Markt-Potentiale und Wettbewerb in das Unternehmen hineintragen. Der Marketing-Ingenieur verhält sich wie ein Unternehmer, der die unmittelbaren, operativen Ergebnisse erwirkt und die Ziele für die Zukunft mittel- und langfristig darstellt sowie dazu beiträgt, sie abzusichern.

Sind unsere Mitarbeiter auf diese anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet? Überfordern wir sie nicht? Ich meine, eine Überforderung wird dann nicht eintreten, wenn Ausbildung und Weiterbildung ernst genommen werden. Die Weiterbildung in den Unternehmen ist teilweise beispielhaft. Wie sonst könnten die deutschen Unternehmen international so erfolgreich sein, was ja nicht zuletzt auch ein Zeichen des fachkundigen und engagierten Vertriebs ist. Bei der Ausbildung an den Fach- und Hochschulen ist der Mangel meiner Ansicht nach jedoch noch erheblich. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wird für die vertriebliche Ausbildung der Ingenieure nichts getan. Warum gibt es nicht endlich eine Ausbildung zum "Marketing-Ingenieur" ? Die Zeit ist reif - hier darf nichts mehr versäumt werden.

Früher lernten Ingenieure nicht an der HochschuleÌ Die Technik des Managements ist erlernbar In der täglichen Praxis übt sich der Chef von morgen VDI-N, 12. 10. 90 -

Erfolg im Studium bedeutet noch lange nicht, daß auch die berufliche Karriere erfolgreich sein wird. Speziell beim Aufstieg in Führungspositionen wird in den Unternehmen mit einem Maßstab gemessen, der ganz anders ist als der von Professoren und Prüfungsämtern. Was und wie die Manager von morgen lernen können, beschreibt Dr. Manfred zur Nieden, Geschäftsführer der Düsseldorfer PA Consulting Group.

Harald E. und Michael K. waren während der Zeit ihres Ingenieurstudiums fast unzertrennlich. Sie lernten gemeinsam und verbrachten den größten Teil ihrer Freizeit zusammen. Als Harald sich mit seiner Diplom-Arbeit etwas schwer tat, wurde er von Michael kräftig unterstützt. Die beiden verloren sich aus den Augen, als Harald nach dem Studium eine Stelle als Assistent der Produktionsleitung in einer anderen Stadt annahm, während Michael an der Technischen Hochschule blieb, um zu promovieren.

Nach Jahren treffen sie sich wieder: Michael ist Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung eines großen Maschinenbauunternehmens. Er wird von seiner Firma wegen seiner hohen fachlichen Kompetenz sehr geschätzt, hat sich aber in seiner Karriere nicht wesentlich über seine Anfangsposition hinaus entwickeln können. Harald hingegen ist kürzlich zum Leiter eines großen Werkes befördert worden, wo er umfassende unternehmerische Verantwortung trägt.

Was sind also die besonderen Qualitäten, die einen erfolgreichen Manager ausmachen? Gibt es bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen, die ihn von anderen unterscheiden? Die Sozialwissenschaftler haben Jahrzehnte lang nach den Eigenschaften gefahndet, die den "geborenen Führer" unterscheiden vom "geborenen Folger" .

Diese Suche war nicht sehr erfolgreich. Heute bestimmen die Wissenschaftler darin überein, daß es nicht eine bestimmte Eigenschaftskombination gibt, die die typische Führungspersönlichkeit ausmacht. In unterschiedlichen Situationen sind unterschiedliche Arten von Führungsverhalten erforderlich.

Sieht man sich beispielsweise die Einsatzgebiete von Ingenieuren an, so erscheint das sehr plausibel: Der Leiter einer Produktionseinheit wird in der Regel einen anderen Führungsstil praktizieren als der Leiter einer Gruppe von Vertriebsingenieuren oder der Chef der Forschung und Entwicklung. Kommt es für den Entwicklungsleiter vor allem darauf an, die Kreativität seiner Mitarbeiter zu stimulieren und zu einem Gesamtergebnis zusammenzuführen, werden für den Produktionsleiter die Gesichtspunkte Effizienz und Disziplin im Vordergrund stehen. Beim Vertriebschef wiederum wird es vor allem darum gehen, die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter zu aktivieren und auf die richtigen Ziele zu lenken.

Ein anderer Trugschluß der "Eigenschaftstheorie der Führung" war, daß die für die Führung wichtigen Eigenschaften angeboren seien. Diese Annahme berücksichtigt nicht, daß der Mensch sich sein ganzes Leben lang entwickelt und verändert. Viele Verhaltensweisen sind erlernbar und formbar.

Von Führungskraften werden heute Initiative, Leistungsbereitschaft und Einsatzfreude gefordert. Gerade diese Eigenschaften sind nicht angeboren, sondern sehr stark davon abhängig, wie die jeweilige Situation den Menschen motivieren kann. Es gibt viele "faule" Schüler, die sich im Berufsleben als sehr leistungsbereit erweisen - und viele Klassenbeste, die im Beruf versagen.

Weiterbildung motiviert die Mitarbeiter

Natürlich gibt es Menschen, die für Führungspositionen weniger gut gerüstet sind als andere. Wer es nicht versteht, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, sie für gemeinsame Ziele in Anspruch zu nehmen und sich durchzusetzen, dürfte in der Führungsverantwortung Probleme bekommen. Deswegen ist auch die vielfach geübte Praxis nicht immer richtig, den jeweils besten Fachmann in eine Leitungsfunktion zu befördern.

Viele Unternehmen haben daraus Konsequenzen gezogen: Sie bieten neben dem Aufstieg in Führungspositionen auch die Weiterentwicklung in sehr qualifizierte und von Status und Dotierung her gut ausgestattete Spezialistenpositionen an. Dadurch können sie exzellente Fachleuten ohne Führungsbegabung fördern, motivieren und sich gleichzeitig ihr Know-how erhalten.

An erfolgreiche Führungskräfte werden heute Anforderungen gestellt, die nur selten an der Hochschule vermittelt werden: Entscheidungsprozesse organisieren, Mitarbeiter auswählen, richtig einsetzen und entwickeln, eine Atmosphäre schaffen, in der Mitarbeiter sich wohlfühlen und leistungsbereit sind, die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern fördern.

Das Ganze muß im Blick bleiben

Alle diese Tätigkeiten setzen keine magischen Fähigkeiten voraus, sondern sind erlernbar. Hochschulabsolventen haben bewiesen, daß sie über ausreichende intellektuelle Fähigkeiten verfügen, um solchen Aufgaben gewachsen zu sein. Sie sind geschult worden im logischen Denken und im systematischen Arbeiten. Sie können Aufgaben konsequent zu Ende führen.

Was jedoch an der Technischen Hochschule nicht vermittelt wird, sind die speziellen Führungstechniken. Führungsverhalten muß also gelernt und geübt werden. Dazu gibt es zwar Seminare, doch das wichtigste Trainingsfeld ist die Praxis. Deswegen sollten Unternehmen "Aufsteigern" Verantwortung, zum Beispiel für eine kleine Gruppe, geben.

Von Führungskräften werden zusätzliche Kenntnisse erwartet, die im Studium oft zu kurz kommen. Wer in das Management strebt, sollte sich rechtzeitig um gute Fremdsprachenkenntnisse, betriebswirtschaftliches Wissen und EDV- Kenntnisse bemühen. Vielfach gebraucht in Führungsfunktionen werden auch Methoden des Projektmanagements und des Controllings.

Je höher Ingenieure in der betrieblichen Hierarchie steigen, um so weniger haben sie mit Fachfragen eines Spezialgebietes zu tun. Um so mehr werden sie sich mit komplexen Fragestellungen beschäftigen, die mehrere Unternehmensteile oder das ganze Unternehmen umfassen.

Ein Unternehmen kann nur erfolgreich sein, wenn sich die Abteilungsleiter abstimmen und dabei ständig die Erfordernisse einer rationellen Fertigung im Auge behielten. Das setzt voraus, daß sie sich über ihre eigentlichen Fachkenntnisse hinaus mit Fragen der anderen Unternehmensbereiche auseinandersetzt.

Auch hier kann man wieder am besten durch Übung lernen. Job-Rotation sollte deshalb auch in Deutschland stärker eingesetzt werden. Was in den USA an der Tagesordnung ist, scheitert bei uns allerdings oft noch an einem engen Kästchendenken. Gefordert sind Flexibilität und Lernfähigkeit.

Auf dem Weg in die Selbständigkeit können Berater wertvolle Hilfe leistenÌ Erfolgreiche Produkte werden für ihren Markt entwickelt Für angehende Unternehmer werden kaufmännische Defizite oft zum Stolperstein Von Gunter Ortlieb VDI-N, Köln 12. 10. 90 -

Angesichts durchweg rosiger Berufsaussichten mag einem angehenden Ingenieur die Jacke der gesicherten Festanstellung vielleicht näher sein als die Hose einer ungewissen Selbständigkeit. Wer allerdings den Drang verspürt, sein eigener Herr zu sein, der wird diesem Drang irgendwann nachgeben. Und dann hängt der Erfolg oft von der richtigen Planung ab.

Für Peter Matthias Boder kam die Initialzündung im Frühjahr 1987. Da nahm er als Student der Betriebswirtschaftslehre im zweiten Semester an einem Unternehmensplanspiel teil. Auf dem Papier führten Boder und sechs seiner Kommilitonen ein fiktives Unternehmen durch die Untiefen der Selbständigkeit. Mit Erfolg, denn am Ende des Planspiels dokumentierte der Computer-Ausdruck einen Gewinn von 60000 DM. "Da hat's bei uns geklingelt" , umschreibt der 25jährige den Moment, in dem sich die sieben Studenten zur Selbständigkeit entschlossen. "Das Produkt war uns damals egal, wir waren nur fasziniert von der Idee, ein theoretisches Planspiel unternehmerische Praxis werden zu lassen."

Heute hängt der Himmel für Boder und seine drei übriggebliebene Kollegen "voller Schleifen" . Denn die Duke GmbH, das von den Studenten im Jahr 1987 gegründete Unternehmen, produzierte und vertrieb in den drei Jahren seiner Existenz rund 150000 modische Herrenschleifen. Das Sortiment der Dukes weist mehr als 200 verschiedene Modelle auf, wurde zwischenzeitlich um Krawatten, Tücher und Schals ergänzt - firmeneigener Slogan: "Alles für den Männerhals" - und sorgte zuletzt für einen Jahresumsatz von rund einer Million DM. Die "Propeller" aus Münster zieren prominente Hälse von Justus Frantz über Heinz Riesenhuber bis hin zu Boris Becker. Und nach drei Jahren der Selbständigkeit zieht Boder, der ebenso wie seine drei Mitgesellschafter das Studium mittlerweile beendet hat, ein unmißverständliches Fazit: "Ich würde es jederzeit wieder so machen."

Der Weg der Dukes in die Selbständigkeit ist nicht gerade ein typischer Weg. Denn wer nimmt schon unternehmerisches Risiko auf sich, ohne zu wissen, welches Produkt er verkaufen will? Wer startet die eigene Karriere noch vom Hörsaal aus und betritt diesen schließlich wieder, um - als inzwischen voll ausgelasteter Geschäftsführer mit 12-Stunden-Tag - sein Examen abzulegen? Kein typischer Weg, und doch weist er ein wesentliches, geradezu unverzichtbares Merkmal für den Charakter des - erfolgreichen - Selbständigen auf: Die Überzeugung, eine ausgefallene Idee nicht nur entwickelt zu haben, sondern sie auch realisieren zu können.

Diese Überzeugung entsteht nicht immer aus der Intuition heraus, denn häufiger als auf den vielzitierten Gedankenblitz, verlassen sich Selbständige auf ihre Erfahrungen. So wie Ulrich Sendler, der sich mit seiner Sendler CAD EDV Consulting auf die CAD-Beratung mittelständischer Unternehmen konzentriert hat. Der 39jährige gab der eigenen Unternehmung eine ausreichende Vorlaufzeit: Lehre als Werkzeugmacher, Berufstätigkeit als NC-Programmierer und Dreher, FH-Studium der Feinwerktechnik, Berufspraxis bei einem CAD-Entwickler und schließlich rund zwei Jahre als Mitarbeiter der Fachzeitschrift CAD/CAM-Report. "Spätestens nach dieser Zeit hatte ich alle wesentlichen Systeme selbst getestet und kannte den Markt" , so erinnert er sich.

Trotz dieser Kenntnisse und Erfahrungen baute sich Sendler auf dem Weg in die Selbständigkeit einen Haltebügel: Er schloß einen Minimalvertrag mit einem Softwarehaus ab, für das er seit gut einem Jahr im Bereich Marketing tätig ist. So hält und vertieft er die Kontakte zur Branche und hat in der übrigen Zeit Gelegenheit, an der eigenen Firma zu basteln. "In der Beraterszene kommt es wesentlich darauf an, einen guten Namen zu haben. Und den erwirbt man sich nicht von heute auf morgen." Deshalb wählte Sendler - trotz aller Überzeugung von den Zukunftsaussichten seiner Beratungs-Dienstleistung - den schrittweisen Weg in die Unabhängigkeit. "Alles andere schien mir doch zu gewagt" , resümiert er.

Außer einem gehörigen Schuß Optimismus und einem gerüttet Maß eigener Erfahrung kommt es wesentlich auf die Planungen im Vorfeld der Selbständigkeit an. Für den Essener Hans Barnick, der in der Ruhrgebietsmetropole demnächst eine anspruchsvolle Brasserie eröffnen wird, verging von der ersten Idee bis zum Beginn der Bauarbeiten ein ganzes Jahr. In dieser Zeit ließ Barnick - schon vorher 12 Jahre in der Gastronomie tätig - Marktforschungsinstitute die Besonderheiten von Standort und Publikum untersuchen und Rentabilitätsrechnung aufstellen.

Auf den gewissen Pfiff, den Alleinstellungsanspruch eines Restaurants im Bezug auf Einrichtung, Speisenangebot oder Mitarbeiterqualifikation, kam Barnick nicht zuletzt aufgrund dieser Analysen. "Die Hals über Kopf entwickelte Idee, der geistige Schnellschuß, ist zumindest in meiner Branche oft tödlich. Da baue ich lieber auf solide Planung."

Spezialisierte Berater sind nicht sehr beliebt

Von den Diensten professioneller Marktforscher oder spezialisierter Berater halten mit der Selbständigkeit liebäugelnde Ingenieure indes wenig. So weiß es zumindest Jörg Lennardt, innerhalb des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) Vorsitzender der Fachgruppe Unternehmensgründung, zu berichten. "Nur ein sehr geringer Prozentsatz der Ingenieure, die ein eigenes Unternehmen gründen, konsultieren vorher einen Berater."

Dabei täten viele gut daran, sich vorher über die Komplexität einer eigenen Unternehmung, besonders über den Umfang der kaufmännischen Arbeiten zu informieren. Daß viele Jung-Unternehmen schon nach kurzer Zeit wieder in der Versenkung verschwinden oder nie die Gefilde wirtschaftlicher Rentabilität erreichen, liegt nach Lennardts Erfahrung denn auch in den meisten Fällen an den kaufmännischen Defiziten selbständiger Ingenieure.

Gerade in der Planungsphase können Beratungsunternehmen, wie die von Lennardt geführte ExperTeam GmbH Wachstums-, Innovations- und Gründungsberatung wertvolle Hilfestellung leisten. So deckt ein vom Berater erstelltes und auf drei bis fünf Jahre ausgerichtetes Unternehmenskonzept Planungen zu Umsatz, Kosten- und Finanzstruktur, Organisation, Rechnungswesen und Management ab.

Im weiten Umfeld der Informationstechnologien sowie aus den Fachrichtungen Elektrotechnik und Maschinenbau sind selbständige Ingenieure besonders häufig anzutreffen. In letzter Zeit mehren sich aber auch aus dem Wirkungskreis der Technologiezentren - gedacht ist an Bereiche wie neue Werkstoffe, Qualitätssicherung oder Meß- und Lasertechnik - die Existenz-Neugründungen: Potentielle Risikogruppen, denn gerade hier ist die Verlockung groß, mit nicht viel mehr als einer gut "ausgetüftelten" Idee den Weg in die Selbständigkeit zu beschreiten - und möglicherweise zu scheitern. Jörg Lennardts Empfehlung an junge Existenzgründer ist deshalb ebenso simpel wie notwendig: "Man sollte nicht erst das Produkt entwickeln und dann den Markt dafür suchen."

Der richtige Weg ins richtige UnternehmenÌ Klinkenputzen beim Mittelstand Am Anfang steht ein gründliches Informationsgespräch - Von Gunter Ortlieb VDI-N, Köln, 12. 10. 90 -

Der Mangel an qualifizierten Nachwuchsingenieuren ist spürbarer denn je, und er wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Während sich Großunternehmen mit ihren personalen Marketing-Konzepten auf den Elitenachwuchs konzentrieren, fischen kleine und mittelständische Unternehmen im Trüben. Eine Chance für manchen Studenten, unter vielen Angeboten das richtige zu finden.

Dramatisches Zahlenwerk legte die Kultusministerkonferenz vor einigen Monaten vor: Bis zur Mitte der neunziger Jahre werde sich die Zahl der Studienanfänger von derzeit 220000 im Jahr auf gerade 180000 reduzieren; die absolute Studentenzahl falle bis zum Jahr 2000 von heute 1,5 Mio. auf rund 1,1 Mio. Dementsprechend, so errechneten die für die Bildung verantwortlichen Minister, sinke die Zahl der Absolventen in manchen Studiengängen um bis zu 20%. Spitzenwerte, die insbesondere auf die einzelnen Fakultäten der Ingenieurwissenschaften zutreffen werden: Zu wenig Elektroingenieure, zu wenig Maschinenbauer, zu wenig Bauingenieure, zu wenig Informatiker.

Dieses sichere Gefühl, gebraucht zu werden, sollte Ingenieur-Studenten eigentlich ruhiger schlafen lassen. Denn wer nicht gerade eine astronomisch hohe Semesteranzahl vorweist, oder einen Notendurchschnitt, der mit einer 4 beginnt, der sollte nach Beendigung seines Studiums unter vielen das scheinbar beste Angebot auswählen können.

Doch wie oft stellt sich das scheinbar beste Angebot nach wenigen Monaten als doch nicht so geeignet heraus? Probleme mit dem übertragenen Aufgabenbereich; zu wenig oder auch zu viel Eigenverantwortung; Schwierigkeiten bei der Eingliederung in die Abteilungshierarchie; fehlende Indentifikation mit den Unternehmenszielen - für das Scheitern, gerade bei der ersten Anstellung, gibt es viele Gründe.

Einer der häufigsten ist die fehlende Kenntnis von der betrieblichen Praxis. Denn anders als ihre Kollegen aus den Wirtschaftswissenschaften haben frisch diplomierte Ingenieure vom Betriebsalltag zumeist recht wenig Ahnung. Jörg Engelbrecht, Personal- und Unternehmensberater in Niederzier: "Viele Jungingenieure wissen doch gar nicht, ob sie in die Arbeitsvorbereitung oder in die Konstruktion wollen, geschweige denn, was sie dort erwartet" .

Universitäten sind zum Personalmarkt geworden

Eine Einschätzung, die nicht verwundert. Denn immer kompliziertere Technik, kürzere Entwicklungszeiten und steigender Innovationsdruck, dazu die auf allen Märkten spürbare Konkurrenz - das alles führt zu einer Vielzahl unterschiedlicher Berufsbilder, von deren Innenleben die universitäre Ausbildung allenfalls Fragmente vermitteln kann.

Für den kurz vor Ende seines Studiums stehenden Studenten ergibt sich also eine Art Holschuld, zumindest die Bereitschaft zur Eigeninitiative. "Gerade Ingenieurstudenten müssen sich frühzeitiger mit den Anforderungen der verschiedenen Berufsbilder vertraut machen und ihre persönlichen Präferenzen festlegen" , so Engelbrecht, "denn nur wer weiß was er will, kann das in einem Bewerbungsgespräch auch zum Ausdruck bringen" . Doch nicht nur für das Bewerbungsgespräch, sondern vor allem für die ersten Monate im Unternehmen ist die möglichst detaillierte Kenntnis von den zu erwartenden Aufgaben und Tätigkeiten wichtig. Roland Schatz, Gründer des Verlags Innovatio und Mitherausgeber der gleichnamigen Zeitschrift, die sich auf den Ideenaustausch zwischen Wirtschaft und Hochschule spezialisiert hat: "Viele Berufseinsteiger scheitern an der fehlenden Resistenz gegenüber kritischen oder oft einfach nur ungewohnten Situationen" .

Nun bieten gerade die großen Firmen unter dem Schlagwort Personal Marketing eine Reihe von Maßnahmen an, die das Arbeiten in einem "richtigen Unternehmen" transparenter machen können. Sie leisten Informations- und vor allem Imagearbeit und haben die Holschuld des Studenten längst zu einer Bringschuld des Unternehmens gemacht.

Unternehmen stürzen sich auf die Jahrgangsbesten

So gehören Betriebspraktika und Werksstudentenplätze, Informationsmessen und unternehmensgeführte Seminarveranstaltungen, das Sponsoring von Lehrstühlen oder die Unterstützung von Diplom- und Seminararbeiten sowie eine Vielzahl von Trainee- oder On-the-job-Programmen zum Konzept jedes größeren Unternehmens, und entsprechende Angebote finden sich ja auch in ausreichender Zahl an den schwarzen Brettern von Universitäten und Fachhochschulen.

Man muß sich allerdings darüber im klaren sein, daß Unternehmen wie Siemens, IBM, BMW, Daimler- Benz oder die Deutsche Bank solche Studentenprogramme aus klaren marktwirtschaftlichen Überlegungen heraus initiieren. Denn auf dem Personalsektor gilt wie nirgendwo sonst das Gorbatschow- Wort "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" . Unternehmen dieser Größenordnung, noch dazu aus Branchen, die von einer sich schnell wandelnden Technologisierung gekennzeichnet sind, haben nicht nur einen enormen Bedarf an Jungingenieuren, sondern auch den Anspruch, die jeweils Besten eines Jahrgangs zu bekommen. So sind die Hochschulen längst zum Markt für die vorgelagerte Personalakquisition geworden, und die Qualität eines Personal-Marketing-Konzeptes beweist sich heute nicht mehr durch die Hochschulpräsenz allein, sondern an den begleitenden Maßnahmen der Personalpflege und -entwicklung.

Dementsprechend hat die Unternehmenspräsenz in Hörsälen und Universitätsaulen den Reiz des Besonderen verloren. So weiß Roland Schatz zu berichten, daß "Hochschulmessen und Firmenpräsentationen oft nicht über das Verteilen aufwendig gestylter, aber wenig aussagekräftiger Broschüren hinausgehen" . Außerdem sind direkt an den Hochschulen vorrangig große Unternehmen präsent. "Betriebliche Praxis" , so Schatz, "bekommt man aber am ehesten in kleinen und mittelständischen Unternehmen mit. Dort ist Verantwortung erkennbar, und da lernt man auch die Schattenseiten kennen."

Intensiver Kontakt auf Hochschulmessen

Nach seiner Erfahrung kommt man mit dieser Spezies Unternehmen am ehesten auf Ausstellungen und Messen ins Gespräch, "indem man Klinken putzt und eben nicht zum Stand von Siemens rennt" .

Aber auch das eigenständige Herantreten an Unternehmen abseits von Messen kann sich lohnen. Dazu gibt Schatz ein Beispiel: "Jedes Unternehmen braucht Studien. Studien zu Absatz, Vertrieb oder neuen technischen Entwicklungen. Wenn man sich vorher entsprechend informiert hat, dann bietet eine Studie eine hervorragende Gelegenheit, das Innenleben eines Unternehmens kennenzulernen."

Wenngleich Berater Engelbrecht vor dem Herantreten ans Unternehmen ein Gespräch empfiehlt - "damit man die Bedarfslage im Unternehmen auch kennt" - scheinen solche Projekte zur Kontaktaufnahme erfolgversprechend, in denen auch die Interessen oder der Nutzen des Unternehmens beachtet werden. "In der Praxis" , so weiß Engelbrecht, "geschieht das allerdings so gut wie nie."

Der unkonventionelle Weg der Kontaktaufnehme führt also oft zum Unternehmen - und zur eigenen Qualifikation. So ist es zwar einerseits erstrebenswert, so viele Industriepraktika wie möglich zu absolvieren. Andererseits erwirbt man sich gerade durch außerbetriebliche Hospitationen und Praktika die Persönlichkeitsmerkmale, die bei den Personalverantwortlichen heute unter dem Begriff Sozialkompetenz hoch gehandelt werden: Kommunikationsbereitschaft, Fähigkeit zur Teamarbeit, Führungsvermögen oder vernetztes Denken.

Während Berater Engelbrecht berichtet, "daß diese Fähigkeiten fast noch wichtiger sind als die fachliche Kompetenz" , weiß Roland Schatz, wo man sie sich holen kann: "Bei einem Aufenthalt als Animateur in einem Ferienclub, durch die Arbeit in einem Sportverein oder indem man sich aktiv für ein Entwicklungshilfeprojekt engagiert."

Auf der ersten Stelle sollte es der Ingenieur zwei bis drei Jahre aushaltenÌ Das immer wieder große Rätsel - die Bewerbung Noch immer sind dreiviertel der eingesandten Unterlagen fehlerhaft VDI-N, Düsseldorf, 12. 10. 90

Kaum eine Situation bereitet im Leben eines Ingenieurs soviel Kopfzerbrechen wie das Anfertigen einer Bewerbung, obwohl einschlägige Literatur im Übermaß vorhanden ist. Doch gerade die Vielzahl der Tips - und nicht selten ihre widersprüchlichen Aussagen - sorgen eher für Verwirrung denn für Aufhellung. So nimmt der nachstehende Artikel von Wolfgang Krieg, Fachvermittlungsdienst Düsseldorf, auch nicht für sich in Anspruch, weitere Neuheiten zu liefern, sondern will versuchen, die Vorgehensweise beim Bewerbungsverfahren zu strukturieren.

Die Ausgangssituation des Bewerbers ist von bestimmender Bedeutung; was der Absolvent vielleicht noch darf, ist dem Berufserfahrenen längst nicht mehr erlaubt. So kann der Anfänger die Nennung seiner Gehaltswünsche bis zum Vorstellungsgespräch vertagen - und dieses auch zum Ausdruck bringen. Für den erfahrenen Ingenieur ist es dagegen das Einkommen, das u. a. auch die Eignung für die neue Stelle mitbestimmt - 15% bis 20% Zuwachs gelten in der Gehaltsentwicklung als ideal.

Eine Art Mischform zwischen den beiden Bewerbertypen stellt die recht große Gruppe derjenigen Ingenieure dar, die zwar über Berufserfahrung verfügen, diese aber nicht in der Bundesrepublik Deutschland gesammelt hat, sondern im osteuropäischen Ausland einschließlich der ehemaligen DDR. Hier gilt es, dem potentiellen Arbeitgeber deutlich zu machen, daß sowohl Schlüsselqualifikationen als auch Fachkompetenz einen Vergleich mit bundesdeutschen Anforderungen erlauben; wo nicht, sind plausible Hinweise auf raschen Angleich erforderlich.

Zurück zum Absolventen; ein halbes Jahr vor Studienende ist der Zeitpunkt für ein verstärktes Engagement im Bewerbungsgeschäft - verbunden mit konkreten Bemühungen - gekommen, spätestens dann, wenn der komplette Notenspiegel vorliegt. Daß die noch ausstehende Diplomarbeit einen Stolperstein darstellen könnte, glaubt niemand ernsthaft. Neben einem Beratungsgespräch beim Fachvermittlungsdienst der Bundesanstalt für Arbeit, das nicht nur konkrete Vermittlungsvorschläge erbringt, sondern bei dem auch eine abgestimmte Bewerbungsstrategie erarbeitet wird, stehen die Eigenbemühungen im Vordergrund.

Messebesuche helfen bei der Orientierung

Informationsquellen sind dabei noch nicht einmal so sehr die üblichen Stellenangebote in den diversen Fach- und Tageszeitungen - diese richten sich in der Mehrheit aufgrund der hohen Kosten an den erfahrenen Fachmann, sondern eine Palette weiterer Möglichkeiten wie z. B. Initiativbewerbungen bietet sich noch stärker an. Dabei kann jeder fachliche Bezug als Aufhänger dienen, gleichgültig ob es sich um Informationen von Freunden und Bekannten handelt oder andere Hinweise genutzt werden, wie Messebesuche oder auch das Studium des Wirtschaftsteils einer Zeitung.

Doch nicht nur der fachliche Aspekt ist zu berücksichtigen. Ein paar Gedanken über Karriereverläufe und die prägende Wirkung der ersten Berufstätigkeit nach dem Studium sind angebracht; Großbetriebe versus Kleinunternehmen, mittelfristig angestrebte Führungsaufgaben in Linienfunktionen oder vertiefte Fachkompetenz im Stabsbereich. Hier stehen Entscheidungen schon beim Berufsstart an. Faustregel: die erste Stelle sollte mindestens zwei bis drei Jahre halten, erst dann gilt man als vollwertiger Ingenieur!

Diese Freiheit der unbekümmerten Nachfrage hat der berufserfahrene Ingenieur leider nicht mehr. Berufserfahrung bedeutet auch immer Einengung der möglichen Perspektiven. Es geht nicht mehr um die Breite, sondern um die Tiefe. Will man sich ontinuierlich fortentwickeln, sind angebotene Stellen gezielt anzugehen. Initiativbewerbungen wie beim Absolventen üblich verbieten sich in aller Regel.

Konkrete Hinweise bieten die zahlreichen Stellenangebote der diversen Fach- und Tageszeitungen. Auch ein Gang zu den Fachdiensten der Bundesanstalt für Arbeit lohnt sich, da hier die Stellenangebote kontinuierlich erfaßt werden und der Interessent zudem die Möglichkeit hat, seine Eignung im Karrieregespräch mit Fachleuten zu erörtern.

Für den sehr Erfolgreichen eher eine lästige Plage, für den, bei dem es zum ersten Mal passiert, erzeugt es ein aufgeregtes Kribbeln: der Anruf des Headhunters. Hält man sich jedoch vor Augen, daß es sich um nichts anderes handelt als um ein verbalisiertes Stellenangebot, so kehrt hoffentlich schnell die notwendige Nüchternheit zurück. Welche Firma mit welchem konkreten Angebot steckt dahinter, für welche Personalberatung mit welchem Leumund arbeitet der Kopfjäger und nicht zuletzt, will ich überhaupt wechseln, oder redet man mir nur ein, ich müsse, um nicht zum alten Eisen zu zählen, unbedingt auf diesem Stellenkarussell mitfahren. Alles Fragen, die nicht nur legitim, sondern unbedingt notwendig sind, will man sich nicht der Gefahr eines unüberlegten Wechsels aussetzen.

Wurden die vorangestellten Grundüberlegungen mit einem wohlüberlegten Strategiekonzept abgeschlossen, sind sie nunmehr in die erforderliche Form zu bringen. Das ist nach wie vor die Schriftform. Gerade Ingenieure, die ihre erste Stelle ohne großen Bewerbungsaufwand - vielleicht über ein Praktikum oder die betrieblich gefertigte Diplomarbeit erhalten haben sind verwundert, daß es beim weiteren Karriereweg ohne schriftliche Bewerbung nicht geht.

Nach Feststellung renommierter deutscher Personalberatungen sind dreiviertel aller eingehenden Bewerbungen fehlerhaft; das muß nicht sein, daher nachstehend einige Tips zu diesem Thema:

- Ein Anschreiben sollte erkennbar individuell - allerdings mit Schreibmaschine - unter Bezugnahme der anfangs geschilderten Bewerbungsgründe verfaßt werden. Es wäre jedoch blauäugig, wollte man die gerade bei Ingenieuren stark verbreiteten PC's mit entsprechenden Textprogrammen ignorieren - werden sie eingesetzt, wird allerdings absolute Perfektion erwartet; ein grammatischer Fehler ist dann nicht mehr erlaubt.

- Ähnliches gilt auch für den Lebenslauf. Tabellarisch verfaßt, kann er dennoch nicht für alle anstehenden Bewerbungen gleich geartet sein; je nach Anforderungsprofil sind Variationen notwendig. Gliederungen nach Schule, Berufspraxis, Studium u. ä. sind erwünscht.

- Bei den Zeugnissen ersetzt der Notenspiegel (durchaus auch selbst verfaßt) bis zur Diplomerteilung selbiges. Für den erfahrenen Ingenieur sind natürlich die Firmenzeugnisse von größerer Bedeutung. Zwischenzeugnisse können nur in Ausnahmefällen beigefügt werden, und auch nur dann, wenn sie sich (lobend) über eine im Unternehmen abgeschlossene Tätigkeit (Anlaß kann auch ein Vorgesetztenwechsel gewesen sein) äußern - niemals, wenn der Laufpaß schon zu erkennen ist.

Papierberge sollten nicht eingeschickt werden

- Last but not least will der Leser der Bewerbung auch tatsächlich sehen, mit wem er es zu tun hat - per Bild. Ein Fotografenfoto muß es schon sein (weiß ist inzwischen ohne Bedeutung), Anzug und Krawatte werden auch beim Absolventen erwartet.

In einem letzten Durchgang ist noch einmal die Fülle von Papier zu sichten; Praktikumsbestätigungen, Berufsschulzeugnisse, Teilnahmebescheinigung von Tagesseminaren und andere Dinge gehören dort nicht hinein, eine kurze Erwähnung im Lebenslauf reicht.

Der Extrakt Ihres bisherigen Berufs- und Studienlebens kann nun endlich in einen üblichen Plastikhefter gepackt und versandt werden.

Haben Sie nicht vergessen, den Umschlag ausreichend zu frankieren, so dürfen Sie jetzt frohen Mutes der Antwort des Adressaten harren.

Verbände und Akademien

Verein Deutscher Eisenhüttenleute, Institut für Bildung und Information, Sohnstraße 65, W-4000 Düsseldorf 1, Presse: Prof. Dr. Jürgen Rink, Tel. 0211/6707-450.

Schwerpunkte:

Erfahrungsaustausch zwischen Fachleuten der Stahlindustrie. Umfassendes Weiterbildungsangebot für Ingenieure im Stahlbereich.

REFA Verband für Arbeitsstudien und Betriebsorganisation e.V., Wittichstr. 2, W-6100 Darmstadt, Presse: Bernd Schelm, Tel. 06151/8801152.

Schwerpunkte:

Aus- und Weiterbildung für Fertigungsorganisation, Arbeitsstudium, Industrial Engineering, Betriebsautomatisierung, Betriebsinformatik, Betriebswissenschaft, Logistik, EDV-Einsatz, Einsatz moderner Techniken, Verwaltungsorganisation, Unternehmensführung.

Verband Beratender Ingenieure VBI, Am Fronhof 10, W-5300 Bonn 2, Presse: Klaus Werwath, Tel. 0228/358071.

Schwerpunkte:

Der VBI ist kein technisch-wissenschaftlicher Verein, sondern ein berufsständischer Verband, der die Interessen der unabhängigen Ingenieurunternehmen vertritt, z. B in der nichttechnischen Weiterbildung, durch Beratungen im Honorar- und Vertragsrecht sowie Versicherungsberatung.

Adressen für die ehemalige DDR:

Landesverband Sachsen, Leubnitzer Str. 12a, TIB GmbH, O-8010 Dresden, Tel. 0037/51/4632053 und 0037/51/473869

VBI Berlin-Brandenburg e.V. Geschäftsstelle Fanningerstr. 53, O-1130 Berlin, Tel. 0037/2/5592265

Landesverband Thüringen, Dichterweg 2, O-5300 Weimar, Tel. 0037/621/73245

Verband Deutscher Elektrotechniker VDE, Stresemannallee 15, W-6000 Frankfurt/M., Presse: Stefan Regner, Tel. 069/6308217

Schwerpunkte:

Karriereberatung durch die Auskunftsstelle für Studium und Beruf, Vortragsveranstaltungen zum Arbeitsmarkt für Elektroingenieure, Seminare z.B. über Rhetorik, Dialektik, Fachtagungen, Exkursionen.

Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft, Postfach 1116, W-3388 Bad Harzburg, Presse: Hanna Renate Klotz, Tel. 05322/730.

Schwerpunkte:

Seminare und Trainingsveranstaltungen in den Bereichen Strategie/ Führung/Organisation, persönliche Weiterentwicklung Personal, Marketing, Verkauf, Betriebswirtschaft/ Logistik/Technik, Recht. Zielgruppe: Führungskräfte der oberen und mittleren Ebenen, Vorstände, Geschäftsführer aus allen Bereichen der Wirtschaft, darunter auch Ingenieure und Techniker.

VDI-Hauptgruppe "Der Ingenieur in Beruf und Gesellschaft" , Postfach 1139, 4000 Düsseldorf 1, Ansprechpartner: Ing. (grad.) Karl-August Kuebarth, Tel. 0211/6214-272.

Schwerpunkte:

Berufs- und Studienberatung: Fragen der Studienwahl, der Berufsfindung und der Karriereplanung, Gehaltsanalysen, Veranstaltung von Kongressen, Arbeitskreise für Studenten und Jungingenieure.

Bewerber auf dem PrüfstandÌ Mit Bauchschmerzen ins Assessment-Center Leidvolle Erfahrungen mit dem Personalchef müssen nicht sein VDI-N, Düsseldorf, 12. 10. 90

Der Wettbewerb hat auf allen nationalen und internationalen Märkten spürbar zugenommen. Um hier den richtigen Grundstein zu legen, ist es für die Firmen von erheblicher Bedeutung, die Personalauswahl besonders sorgsam vorzunehmen. Es hat sich allmählich herumgesprochen, daß Investitionen in Mitarbeiter Priorität haben sollten vor den Investitionen in Maschinen. Im folgenden Beitrag beleuchtet Renate Nicolai vom Düsseldorfer Managementberatungsunternehmen "Nicolai & Partner" punktuell Einstellungs- und Auswahlmethoden, um Ingenieuren Hilfestellungen für ihre Bewerbungen und die Karriereplanung zu geben.

In den Unternehmen hat sich inzwischen immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt, daß im Rahmen der Personalarbeit eine professionelle Bewerberauswahl vorzunehmen ist. Dies gewinnt vor allem für mittelständische Firmen mehr an Bedeutung, um mit den Großen des Marktes mithalten zu können. Auch Bewerber achten inzwischen verstärkt darauf, wie sie angesprochen werden, wie sie behandelt werden und welche Zukunftsperspektiven Ihnen aufgezeigt werden. Im ersten Kontakt wird oft die Basis dafür gelegt, ob das anwerbende Unternehmen Erfolg haben wird.

Gerade technisch ausgebildete Bewerber tun sich häufig schwer mit dem "Papierkram" . In der täglichen Praxis erlebt man kuriose bis peinliche Vorgänge. Unterlagen werden in den falschen Adressatenumschlag gesteckt, der Absender geht aus dem Schreiben nicht hervor, die Unterlagen sind so mit der Hand geschrieben, daß sie kaum lesbar sind, der Lebenslauf ist nur in Fragmenten nachvollziehbar bzw. mit einem Datum versehen, das schon geraume Zeit zurückliegt.

Damit Sie es besser machen als andere, achten Sie darauf, daß Ihre Unterlagen komplett sind, d. h. mit allen verfügbaren Zeugnissen, mit einem Lichtbild, mit einem Anschreiben, aus dem das Motiv Ihrer Bewerbung hervorgehen sollte, mit der Angabe Ihres Gehaltswunsches - und für die Kommunikation wichtig: möglichst mit Angabe einer Telefonnummer.

Sie machen es dem Leser Ihrer Bewerbung leichter, wenn Sie den tabellarischen Lebenslauf zeitchronologisch abfassen. Seien Sie darauf gefaßt, daß Sie in einem späteren Gespräch auf Lücken im Lebenslauf oder fehlende Informationen angesprochn werden.

Ehrlichkeit steht hoch im Kurs

Deswegen scheuen Sie es nicht, von sich aus zu sagen, daß Sie z. B. eine Weltreise gemacht haben, in einem gewissen Zeitraum arbeitslos gewesen sind, an einer Umschulung teilgenommen haben etc. Es wird erwartet, daß Sie Ihre Unterlagen ohne Fehler abfassen. Die Chancen z. B. einer Sekretärin wären von vornherein Null, wenn sie im Anschreiben schon drei Fehler macht. Die Bewerbung, also Brief und Lebenslauf, per Computerausdruck ist höchstens von einem Informatiker akzeptabel. Bewerber sollten wissen, daß auch bei diesem Vorgang das Auge mitwirkt - weswegen auch der zu kräftige Einsatz von Plastikhüllen keineswegs zu empfehlen ist.

Obwohl Einzelinterviews mit vielen subjektiven Mängeln behaftet sind, ist es immer noch die Auswahlform, die am meisten verwendet wird. Der Arbeitgeber möchte neben der Gewinnung eines persönlichen Eindrucks und dem Vergleich der schriftlichen Informationen mit den im Gespräch gegebenen mündlichen Aussagen auch folgende Fragen beantwortet bekommen: inwieweit kann sich der Bewerber in die ihm zugedachte Arbeitsgruppe einordnen, welche Erwartungen und Zielvorstellungen verbindet der Bewerber mit dem Eintritt in die Firma, was für Karriereabsichten hat der Kandidat, was möchte er z. B. in fünf Jahren tun, und ist er weiterhin mobil?

Bewerbungsgespräche aktiv mitgestalten

Geben Sie sich im Gespräch so wie Sie sind. Versuchen Sie keine Rolle zu spielen, die Erfahrung zeigt, daß Sie dies nicht durchhalten. Konzentrieren Sie sich bei Ihren Antworten, schweifen Sie nicht in langatmige Darstellungen aus. Aber stellen Sie selber auch Fragen - und versuchen Sie, sich vorzubereiten, sich zu informieren.

Kommen Sie nicht auf den "letzten Drücker" zum Vorstellungstermin. Falls Sie auf der Autobahn liegen bleiben, rufen Sie Ihren Gesprächspartner an. Falls Sie gar nicht können, lassen Sie Ihren Gesprächspartner nicht warten, sondern vereinbaren rechtzeitig vorher einen neuen Termin.

Es ist immer wieder festzustellen, daß viele Bewerber Assessment-Center nicht kennen, beziehungsweise mit Bauchschmerzen in dieses Auswahlverfahren gehen. Um es gleich vorweg zu sagen, diese Scheu oder Skepsis ist nicht angebracht.

Was ist eigentlich ein Assessment- Center? Man versteht hierunter ein standardisiertes, wissenschaftlich unterlegtes Verfahren, das aus situativen Einzel- und Gruppenübungen, Planspielen und Interviews besteht. Assessment-Center können je nach Ausprägung ein bis fünf Tage dauern. Eine Gruppe von acht bis zwölf Bewerbern wird von vier bis sechs trainierten Führungskräften beobachtet und in speziellen Beurteilungslisten bewertet.

Das Assessment-Center hat den Vorteil, daß mehrere Kandidaten gleichzeitig durch mehrere geschulte Beobachter beobachtet und beurteilt werden. Es kommt somit zu einer Vielzahl von Einzelbeurteilungen, aus denen ein vollständiges Bild über einen Teilnehmer entsteht. Der Kandidat sitzt in den Übungen jeweils zwei Beobachtern gegenüber und wird wie mit einem "Stundenplan" durch die verschiedenen Übungen geführt. Ausgehend vom Anforderungsprofil der zu besetzenden Stelle ist es Ziel der Beobachtungen, alle positionsrelevanten Verhaltensweisen und Fähigkeiten des Bewerbers zu erkennen. Fachliche Anforderungen an eine zu besetzende Stelle spielen keine Rolle. Die fachlichen Kenntnisse werden bei der Vorauswahl der Bewerber berücksichtigt bzw. in einem weiteren Fachgespräch nach dem Assessment-Center exakt besprochen. Schlagwortartig zusammengefaßt spielen Kriterien wie Arbeitsstil, Persönlichkeit, Intellekt und Sozialverhalten die entscheidende Rolle. Auch hier gilt: Gehen Sie unverkrampft, aber konzentriert in die Übungen.

Falls Sie in einer großen Firma arbeiten und dort Karriere machen wollen, wird es Ihnen (vielleicht) leicht gemacht. Bei entsprechend positiven Leistungen sorgen ausgeprägte Personalentwicklungsmaßnahmen dafür, daß Sie Unternehmen von verschiedenen Seiten kennenlernen und somit einen guten Grundstock bekommen, um in der Hierarchieleiter aufzusteigen. In Klein- und Mittelbetrieben sieht die Situation ganz anders aus. Hier müssen Sie Ihre Karriere selbst gestalten, ggf. auch durch einen Firmenwechsel. Egal, ob Sie im Groß- oder Kleinbetrieb arbeiten, passen Sie auf, daß Sie sich nicht zum Job- Hopper entwickeln. Abteilungswechsel oder Firmenwechsel im Ein- bis Zweijahresrhythmus machen Sie zum unbeliebten Mitarbeiter.

Ihre Karrierechancen nehmen rapide ab. Je nach Aufgabenstellung sind Sie gut beraten, Berufserfahrungen zwischen zwei und fünf Jahren zu sammeln. Da in der heutigen Wirtschaft wieder mehr der Generalist gefragt wird, achten Sie darauf, daß Sie verschiedene Segmente einer Firma kennenlernen oder auch verschiedene Branchen. Gehen Sie z.B. von der Entwicklung in die Produktion, vom Marketing in den Vertrieb, vom Vertrieb in die Werbung, von der Logistik in die Produktion, von einem produktionsorientierten Betrieb in einen dienstleistungsorientierten Betrieb...

Versuchen Sie Sprachen anzuwenden - Englisch ist heute sozusagen Standard. Lernen Sie mit einem PC umzugehen. Scheuen Sie sich nicht, Vorträge zu halten. Sind Sie aktiv, machen Sie Ihrem Chef Verbesserungsvorschläge, und nutzen Sie Weiterbildungsmöglichkeiten. Planen Sie optimistisch und aktiv Ihre Zukunft.

VDI erweitert sein regionales NetzÌ Hilfen bei der Neuorientierung Ingenieure erwarten ein breites Weiterbildungsangebot VDI-N, Leipzig, 12. 10. 90

Nach der Öffnung der Grenze hat auch der VDI seine Aktivitäten auf das Gebiet der ehemaligen DDR ausgedehnt. Dr. Dieter Rischka, Vorsitzender der nur noch kurz bestehenden VDI-Gliederung DDR, zieht in diesem Bericht Bilanz über sechs Monate VDI-Arbeit in diesem Teil Deutschlands.

Das Hauptaugenmerk der "Gliederung DDR" des VDI war in den letzten Wochen und Monaten in ihrer ehrenamtlichen Arbeit vor allem auf zwei Schwerpunkte gerichtet: - Initiieren und Aufbauen von Bezirksgruppen und Arbeitskreisen,

- Organisieren von Bildungsangeboten.

Darüber hinaus erreichte uns eine Flut von Anfragen, die vor allem den Aufbau des VDI, seine Organisation und sein umfangreiches Dienstleistungsangebot betrafen.

Beim Aufbau der Bezirksgruppen konnte sich der Vorstand der noch bestehenden VDI- "Gliederung DDR" auf die Bereitschaft von Gründungsmitgliedern aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt stützen, sowie auf Interessenten, die ihre Mitarbeit angeboten haben. Bezirksgruppen sind bisher entstanden oder werden jetzt gegründet in Leipzig, Halle, Dessau, Magdeburg, Rostock, Weimar, Erfurt, Chemnitz, Dresden und Pirna. In anderen Städten sind erste Schritte zur Gründung von VDI-Organisationsformen zu erkennen. Damit sind Anlaufstellen entstanden, die "vor Ort" Auskünfte und Beratungen in VDI-Angelegenheiten geben können. Wir Ingenieure in der bisherigen DDR gehen davon aus, daß es auf dem hiesigen Territorium ausreichend große Bezirksvereine geben sollte, um die vielfältigen Interessen der Ingenieure besser vertreten zu können. Günstig wären Bezirksvereine entsprechend den neuen Bundesländern. Auf diese Weise können die besten Voraussetzungen geschaffen werden, um die Kompetenz des VDI im Interesse der Ingenieure günstig umsetzen zu können. Die gegenwärtig durch den VDI- Verlag gemeinsam mit der Hauptgeschäftsstelle durchgeführte Informationsrundfahrt mit dem VDI-Bus durch die frühere DDR unterstützt dieses Konzept.

Der zweite Schwerpunkt ist die Bildungs- und Weiterbildungsarbeit. Hier erwartet der Ingenieur im Osten ein breites, aber auch spezielles Angebot, um sich in der Marktwirtschaft zurechtzufinden, sowie die neuen Normen und das notwendige internationale Know-how zu erfahren und sich aneignen zu können. Dabei geht es sowohl um Informationen als auch um Wissen und Können bis hin zur praktischen Umsetzung dieser Kenntnisse. Die ersten Schritte und Vereinbarungen dazu sind mit dem VDI-Bildungswerk konzipiert und in zwei Fällen bereits realisiert worden. Dabei wurden wir von ehrenamtlichen Mitarbeitern aus dem West-Berliner Bezirksverein unterstützt. Weitere Veranstaltungen in Dresden, Chemnitz, Leipzig und anderen Orten sind für die nächsten Monate geplant.

Erschwerend und behindernd wirken auf die Durchführung von VDI-Bildungsveranstaltungen zur Zeit die wirtschaftlichen Probleme der Betriebe und der ostdeutschen Ingenieure. Ihre finanzielle Lage steht den Aufwendungen für die Seminare kontrovers gegenüber. Hier sollte versucht werden, neue Wege - zumindest für 1991 - zu gehen.

Darüber hinaus kann der VDI den Ingenieuren auf unserem Gebiet dadurch Orientierungshilfen geben, indem die Fachgliederungen durch Präsentationen und Mithilfe bei der Gründung von Arbeitskreisen aktiv werden. Die VDI-Gesellschaft Energietechnik führte z. B. am 12. 9. 1990 ihre Tagung "Kraftwerke für die Zukunft" in Leipzig-Markkleeberg durch. Der Status "Gliederung DDR" wird durch die Wiedervereinigung Deutschlands nicht mehr lange Bestand haben. Sie wird übergehen in Bezirksvereine und -gruppen in den fünf neuen Bundesländern. Durch einen raschen Aufbau eines solchen Netzes wird der VDI im gesamten Deutschland aktiv werden.

Traumgehälter stehen nicht mehr in den SternenÌ Einsteiger sollten sich nicht vom Geld blenden lassen Binnenmarkt könnte Einkommenszuwächse bremsen - Von Horst Biallo VDI-N, München, 12. 10. 90 -

Eine Verbesserung um 10000 DM pro Jahr erzielen Berufsstarter im Vergleich zu den Einstiegsgehältern vor fünf Jahren. Doch ausschlaggebend sollte der vorgezeichnete Karriereweg sein.

"Die Chancen junger Ingenieure, als Anfänger ein hohes Einstiegsgehalt durchzusetzen, war noch nie so groß wie heute" , meint Hans Bernd Graupner von der Kienbaum Vergütungsberatung in Gummersbach. Er gibt jedoch jedem, der es hören will, zu bedenken: "Ein hohes Jahresgehalt allein darf nicht das entscheidende Kriterium für einen jungen Mann oder eine junge Frau sein. Der Karriereweg sollte vorgezeichnet sein."

Nach seinen Erfahrungen muß heutzutage niemand wie auf einem orientalischen Basar um ein paar Hunderter mehr im Monat feilschen. "Das regelt sich nach Angebot und Nachfrage" , meint Graupner. "Die jungen Leute kommen zum x-ten Vorstellungsgespräch und haben dabei schon prima Angebote in der Tasche." So sei es nicht verwunderlich, daß die Einstiegsgehälter dieses Jahres um mindestens 10000 DM per anno höher liegen als 1984.

Unbotmäßige Forderungen sind selten

"Bei einem sehr hohen Einstiegsgehalt sind die finanziellen Entwicklungsmöglichkeiten für den einzelnen langfristig aufgrund der kleiner werdenden Spielräume natürlich geringer" , gibt er zu bedenken. Das dürfte sich dann negativ auf die Motivation der Betroffenen auswirken.

Den heiß umworbenen Jungingenieuren rechnet er diesen Trend aber nicht an. "Viele Unternehmen sind selbst schuld an dieser für sie eher negativen Entwicklung" , so Graupner. Denn die verzweifelt suchenden Fachabteilungen, so hat er oft in der letzten Zeit beobachtet, drängen die Personalleiter immer wieder, finanziell noch einen Schritt nach oben zu gehen. Diesem massiven Druck könnten die dann kaum standhalten.

Und wie beurteilen die betroffenen Unternehmen die momentane Situation? Gibt es unbotmäßige Forderungen? "Die allermeisten Berufsanfänger haben durchaus realistische Gehaltsvorstellungen, manche sind sogar von den angebotenen Leistungen positiv überrascht" , meint Johann Will, Referatsleiter im Personalwesen bei der Audi AG in Ingolstadt.

Beim Automobilbauer gibt es ein relativ festes Gehaltsgefüge, das jedes Jahr auf seine Aktualität und Marktgerechtigkeit überprüft wird. Nach dem ersten Jahr sind etwas mehr als 14 Gehälter üblich. Im ersten Jahr gibt's zum Grundsalär Pauschalen. Schließlich setzt sich das Einkommen aus drei Bestandteilen zusammen:

- die Grundbezüge als Tarifgehalt,

- eine tarifliche Leistungszulage,

- eine übertarifliche Zulage.

Letztere dient auch dazu, ein einheitliches Konzern-Gehaltsgefüge zu gewährleisten. Der Hintergrund hierfür: Das Werk Neckarsulm liegt im Tarifgebiet Nord-Württemberg/ Nordbaden. Dort rangieren die Abschlüsse in manchen Gruppen wesentlich über denen im Gebiet Nordbayern, in dem Ingolstadt beheimatet ist. Die übertariflichen Zuschläge sichern ein gleich hohes Gehalt für die gleiche Leistung im Gesamtunternehmen.

"Bei uns zählen bei den Berufseinsteigern neben dem Gehalt natürlich noch andere Dinge" , meint Will. So beispielsweise die Rabattregelungen für die Produkte des Unternehmens, sprich Personenkraftwagen, und - wie der Experte betont, die ausgefeilten "Karrierechancen" einer profunden Personalpolitik und Nachwuchsförderung.

Dieser letzte Punkt sollte mehr als das Anfangsgehalt von jungen Absolventen bei der Entscheidung für oder gegen Unternehmen beachtet werden, meint Dr. Werner Fröhlich, Boss der Manage PI84 ing Unternehmensberatung und Chefredakteur der Zeitschrift "Personalwirtschaft" . Eindringlich warnt er jüngere Leute vor zu hoch geschraubten finanziellen Erwartungen.

"Die Perspektive der Funktion muß stimmen" , rät er. Denn wenn die Position keine Aufstiegschancen erwarten lasse, dann bringt das hohe Einstiegsgehalt letztlich auch nichts. Fröhlich hat zwei Bandbreiten ausgemacht, in denen sich die Anfänger tummeln sollten. Je nach Qualifikation bewegt sich die untere Grenze zwischen 4500 DM bis 4700 DM, die oberen zwischen 4900 DM und 5200 DM Bruttomonatseinkommen. Bei diesen Empfehlungen weiß er natürlich so gut wie alle anderen Unternehmens- oder Personalberater, daß die 5000 DM häufig überschritten werden, als so manchem Betrieb lieb sein dürfte.

Fröhlich hat jedenfalls schon so manchen Berufsanfänger kennengelernt, der mit 5500 DM und mehr geködert wurde. Der dann aber nach einigen ,verlorenen` Monaten feststellen mußte: Diese Beschäftigung ist nichts für mich. Läßt sich ein Bewerber auch beim zweiten mal von einem hohen Gehalt blenden, ohne daß die Berufsperspektive stimmt, dann kann das unangenehme Folgen für die weitere Karriere haben: Der dritte Personalchef wird sich über die Sprunghaftigkeit des Kandidaten so seine Gedanken machen. Denn die Unzufriedenheit kann ja nicht jedesmal nur auf Seiten des Mitarbeiters liegen...

"Unrealistische" Forderungen hat Thomas Sattelberger, Leiter des Zentralen Bildungswesens bei der Deutsche Aerosphase AG (Dasa), bisweilen angetroffen. "In summa waren sie aber doch wirklichkeitsnah" , meint er.

Die im Großen und Ganzen moderaten Gehaltsvorstellungen führt er darauf zurück, daß "es sich unter den jungen Absolventen wohl herumgesprochen hat: Danach sind nur noch sehr geringe Zuwachsraten zu erwarten" . Außerdem wüßten die "High-flyer" , 15 bis 20 Absolventen jährlich, die für die zentrale Nachwuchsgruppe geworben werden, daß eine große Zukunft auf sie wartet.

Denn diese Leute sind für Projekteinsätze in den vier Dasa-Unternehmen (MBB, TST, Dornier, MTU) vorgesehen. Sie lernen also nicht nur einen Teilbereich der Gruppe kennen, sondern die ganze Daimler-Raumfahrttochter. Dies eröffnet, nach Einschätzungen Sattelbergers, "hervorragende Karrierechancen" . Die meisten Einsteiger beginnen auch bei der Dasa unter 100000 DM im Jahr. Wer allerdings zusätzlich noch MBA, Doktortitel und Praxiserfahrung mitbringt, für den sind die 100000 DM kein Tabu mehr.

Wie lange diese Situation noch anhalten wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Kienbaum- Experte Graupner sieht ein Ende dieses Booms aus zwei Richtungen nahen. Zum einen sind viele Personalleiter zur Zeit auf dem Gebiet der DDR unterwegs, um die Personallücken - auch bei den Ingenieuren - zu schließen. Zum anderen vergleichen momentan sehr viele Personalabteilungen die Abschlüsse in den europäischen Nachbarländern mit den hiesigen. Im Zuge des Binnenmarktes könnten dann englische, französische oder italienische Ingenieure einen Teil des Bedarfs auffangen. Und ein weiteres Ansteigen der Anfangsgehälter abbremsen.

Einkommenspakete werden persönlich geschnürtÌ Mit dem Sportwagen zur Arbeit Ein flexibles Vergütungssystem wirkt wie Öl im Getriebe - Von Lotte Becker-Voss VDI-N, Bergisch Gladbach, 12. 10. 90

- Gehaltsfindung wird für Arbeitgeber und Arbeitnehmer immer komplizierter. Es geht längst nicht mehr um die Bezahlung von Arbeit. Es geht vielmehr um die Vergütung von zahlreichen erbrachten Leistungen. Das Medium heißt nicht einfach Geld, sondern Entgelt. Und das wird über Vergütungssysteme unterschiedlicher Bauart geregelt. Wenn das Unternehmen auf der Höhe der Zeit ist, mit einem flexiblen Vergütungssystem.

Flexibilität bedeutet das Eingehen auf die individuellen Wünsche des Vergütungsempfängers. Das Neueste: ein Cafeteria-System. Dabei wählt man aus einem Angebot mehrerer Vergütungsarten ein seiner persönlichen Situation am besten entsprechendes "Menü" . Daher der Name Cafeteria-System.

Basis ist zunächst ein Geldbetrag, das "normale" Gehalt. Das sollte für die Grundbedürfnisse des Lebens reichen. Hinzu kommen dann andere Vergütungen aus zusätzlichen Bezügen - Tantiemen und Sachleistungen. Dahinter steht gedanklich natürlich weiter "Geldwert" , sowohl für den Arbeitgeber, der die Kosten aufbringen muß, als auch für den Arbeitnehmer, der den "geldwerten Vorteil" in irgendeiner Form versteuern muß.

Typisches Beispiel für die Möglichkeiten der individuellen Menüwahl bei Cafeteria-Systemen ist der Firmenwagen. Im Rahmen eines vorgegebenen Fahrzeugbudgets kann der Mitarbeiter ein Auto ganz nach seinem Geschmack als Dienstwagen fahren. Da steht dann auf dem Betriebsparkplatz das flotte Sportcoupe von Abteilungsleiter A. (Single) neben der geräumigen Familienlimousine von Abteilungsleiter B. (vier Kinder). A. hat wahrscheinlich aus seiner Garantie-Tantieme noch etwas drauflegen müssen, denn sein Auto ist nicht nur schick, sondern auch ganz schön teuer. Andere oft anzutreffende Menübestandteile sind zusätzliche Altersversorgung und Arbeitgeberdarlehen. Direktversicherungen sind schon so verbreitet, daß sie zwar inhaltlich ins Menü passen, dort aber nicht mehr angesiedelt werden sollten. Denn in den meisten Fällen - vor allem bei Großbetrieben - ist der Abschluß einer Direktversicherung obligatorisch. Mit ihr kann man ja ganz legal Steuern sparen.

Auf diese angenehme Vergütungsform läuft auch die in Deutschland noch wenig praktizierte Deferred Compensation heraus. Gemeint ist damit eine herausgeschobene Vergütung. Man spart ein bestimmtes Quantum Entgelt bis zur Pensionierung an, weil dann - durch das ingesamt geringere Einkommen - die Steuerbelastung niedriger wird.

Für junge Führungskräfte ist auch das Sabbatical interessant. Allerdings wird diese Vergütungsform - via Geldverzicht längeren Urlaub nehmen zu können - bisher nur selten angeboten. Die in der Bundesrepublik tätigen amerikanischen Firmen sind aber schon Vorreiter. Wer sich intensiv weiterbilden, ein Buch schreiben oder eine Frachterreise rund um die Welt machen möchte, kann sich dafür bei Hewlett Packard Urlaub "kaufen" . Er muß es nur ein halbes Jahr vorher anmelden und mit seinem Vorgesetzten klar kommen. In der amerikanischen Muttergesellschaft ist es auch möglich, Tantiemen in verkürzte Wochen-, Jahres- oder Lebensarbeitszeit zu tauschen.

Mehr und mehr Firmen schnüren solche Vergütungspakete im Zeichen des Wertewandels in unserer Arbeitswelt. Zwar kann man mit Geld - fast - alles kaufen, es ist aber doch etwas anderes, wenn der Dienstwagen ein Porsche ist. Ganz abgesehen davon ist die Besteuerung des geldwerten Vorteils im allgemeinen niedriger als die des reinen Mammons. Motivation heißt denn auch die Devise.

Für Führungskräfte sind Überstunden ja normalerweise mit dem Gehalt abgegolten. Fortschrittliche Unternehmen denken aber schon darüber nach, wie die unabdingbar anfallenden Überstunden der Führungsmannschaft in ein gerechtes Verhältnis zur 37- und später anstehenden 35-Stunden-Woche der übrigen Mitarbeiter gebracht werden können. Der Frankfurter Bremsenhersteller Alfred Teves AG praktiziert bereits ein Modell, das Schule machen könnte: Es gibt Arbeitszeitäquivalente für die einzelnen Führungskreise. Das beginnt bei 2400 DM im Jahr und endet bei 6000 DM. Sobald die 35-Stunden-Woche gilt, erhöhen sich diese Beträge auf 5600 DM bzw. 14000 DM jährlich.

Flexible Vergütungssysteme finden sich überwiegend bei sehr großen und bei sehr kleinen Unternehmen. In der breiten Mitte dominieren (noch) die starren Formen, die - wenn sie breit genug angelegt sind - nicht schlecht sein müssen. Einsteigern rät Christian Näser, Leiter Vergütungsberatung bei der Kienbaum Personalberatung in Gummersbach, sich zunächst einmal um ein marktgerechtes Gehalt zu bemühen. "Es ist sinnvoll, sich darüber zu informieren, wo im Unternehmen die Gehaltsgrößen der einzelnen Positionsgruppen angesiedelt sind. Das Basisgehalt sollte bereits leistungsbezogen ausgerichtet sein. Und es sollte Optionen geben für den flexiblen Teil der Gesamtvergütung."

In den siebziger Jahren waren Incentives ein Schlager der Vergütungsformen. Bis in die achtziger hinein wurden sie dann immer aufwendiger. Während einst das Nerzjäckchen für die Frau Gemahlin mit Prämienpunkten für besondere Arbeitsergebnisse erworben wurde, spornte später der in Aussicht gestellte Segeltörn in der Karibik zu gesteigerten Leistungen an. Seit Jahresbeginn müssen auch solche Prämien versteuert werden. Ihre Beliebtheit ist deshalb dramatisch gesunken. Einige Reisebüros, die sich auf Incentivereisen spezialisiert hatten, klagen über Existenzsorgen. Prämien bleiben zwar weiter ein wirksames Instrument für die Belohnung herausragender Leistungen, sie treten aber fast nur noch als Geldprämien auf. Kann man sie bei einer flexiblen Vergütungsform in steuergünstigere Arten umtauschen - umso besser.

Daß es, insgesamt betrachtet, das ideale Vergütungssystem nicht geben kann, weiß Günter Krenn, Leiter Vergütung und Bewertung bei BMW in München. "Jedes Unternehmen benötigt sein eigenes Vergütungssystem. Es muß als Medium für die Leistungskommunikation verstanden werden. Wir bei BMW betrachten unser Vergütungskonzept als Öl im Getriebe."

Es ist noch gar nicht so lange her, daß Führungskräfte sich mehr für ihre Entfaltungsmöglichkeiten im Betrieb interessierten als für ihre Altersversorgung. Geld ist nicht alles, war die Devise. Inzwischen weiß man, daß ohne Geld oft alles nichts ist. Und das besonders im Alter Geld sehr viel mehr wert sein kann, als in der Jugend. Pensionszusagen ihrer Firma haben heute über 80 % aller Arbeitnehmer in den Führungsetagen. Trotzdem sind Vergütungsmodelle interessant, die darüber hinaus Mittel für eine verbesserte Altersversorgung bieten.

Das kann eine zusätzliche Witwenpension sein, eine Lebensversicherung oder - neuester Vorschlag - eine Alterspflege-Versicherung. Ulrich Weber, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Köln, empfiehlt, seinen Pensionsanspruch gegen den möglichen Konkurs des Dienstherrn abzusichern. Durch Abschluß einer Rückversicherung oder durch die Fixierung einer "unwiderruflichen Bezugsberechtigung" . Weber rät auch: "Versuchen Sie, eine möglichst kurze Wartezeit bis zur Unverfallbarkeit der Pensionszusage zu erreichen. Lassen Sie sich Arbeitszeiten bei anderen Arbeitgebern auf den Pensionsanspruch anrechnen und das Recht einräumen, Ihren Versorgungsanspruch bei Arbeitgeberwechsel mitzunehmen."

Vergütungen, die man heute in den Bereich der Sozialleistung verweist, haben uralte Vorgänger in der feudalistischen Gesellschaft. Erntedankfest auf dem Gutshof - das ist unser Betriebsausflug. Unser Weihnachtsgeld - das ist die Gesindebescherung von damals. Mit dem Unterschied zur guten alten Zeit, daß die Bescherten für die Bescherung keine Steuern zu zahlen brauchten. . .

Unternehmenskultur zeigt sich nicht nur im BriefkopfÌ Dem äußeren Gewand entspricht die innere Moral Jeder Betrieb hat seine Rituale - Von Horst Biallo VDI-N, München, 12. 10. 90 -

Unternehmenskultur ist mehr als das äußerliche Corporate Design. Sie muß alle Ebenen durchziehen und von allen Mitarbeitern verinnerlicht werden.

"Unternehmenskultur ist das implizite Bewußtsein, das alle im Unternehmen Tätigen, die Mitarbeiter und die Führung, verbindet" , hat die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Gertrud Höhler formuliert. Die Kultur lebe, so die Beraterin der Deutschen Bank AG, Frankfurt, aus den Erfahrungen, Erfolgsmustern und Wertvorstellungen, die das gemeinsame Handeln bestimmen. In ihr sammelten sich Normen, Ziele, Vorbilder und Leitlinien sowie die Grundannahmen, die das Verhalten der Mitglieder im Unternehmen prägen.

Die Summe all dieser Größen steuert das Verhalten und ist zugleich Verhaltenskodex. Und nur wenn alle Mitarbeiter nehmen und zugleich geben, lebt eine Unternehmenskultur. Sie ist dann mehr als ein paar Unternehmensleitlinien, die zwar gefällig formuliert sind, nach denen sich aber im Grunde niemand richtet.

"Sie muß gelebt werden" , hat Roland Berger in einem Interview mit den VDI-Nachrichten gesagt. "Und zwar durch alle Ebenen hindurch und nicht nur von ein paar Vordenkern. Für einen Außenstehenden, also für neu eintretende Mitarbeiter oder für neutrale Beobachter, ist so eine Kultur eines Unternehmens nur sehr schwer auszumachen. Was sichtbar ist, wenn überhaupt, ist ein wichtiges Teilstück, das Coporate Design.

Dieses Äußerliche präsentiert sich in der Kleidung, dem Firmenlogo, das sich überall durchzieht, in der Gestaltung des Firmengebäudes und in den Wiedererkennungs- Signalen, die ein Unternehmen nach außen sendet. Oder in der Farbe, für die sich eine Institution in der Kommunikation nach außen entschieden hat.

Der Mythos der allzeit offenen Tür

Ob das "Grüne Band der Sympathie" (der Dresdner-Bank-Slogan) aber auch nach innen wirkt, ob die Kommunikation im Unternehmen also offen ist, darüber sagen die äußeren Insignien natürlich erst einmal gar nichts aus.

Zu den leicht erkennbaren Äußerlichkeiten gesellen sich eher versteckte Merkmale einer Firmenkultur wie bestimmte Rituale oder Mythen. Auch Zeremonien gehören dazu. So gibt's in vielen Unternehmen, vor allem den mittelständischen, den Mythos der offenen Tür.

Der Chef ist jederzeit für alle Mitarbeiter bis hin zum Produktionsarbeiter zu sprechen. Das hat in der Praxis nicht viel Relevanz, weil es bei der zeitlichen Belastung der oberen Ebenen undurchführbar ist. Aber als Signal an die Mitarbeiter verfehlt ein solcher Mythos natürlich nicht seine positive Wirkung.

Zu den Zeremonien gehören auch die Hauptversammlungen. Der große Vorsitzende legt den Anteilseignern die Ergebnisse vor. In strahlendes Scheinwerferlicht gehüllt, wird sein Konterfei auf eine Leinwand projiziert, die auch die kleinsten Schweißperlen auf der zerfurchten Stirn in der hintersten Ecke des Saales erkennen läßt.

Das signalisiert: Dieser Firmenhäuptling hat sich energisch für unsere Claims eingesetzt und Angriffe in der feindlichen Unternehmenswelt abgewehrt. Bei ihm ist unser Bares in guten und erfahrenen Händen.

Über diese Ebene hinaus entwickelt sich eine Unternehmenskultur auf zwei weiteren Ebenen. Nach dem Corporate Design geht es hin zu den unternehmenstypischen Wertvorstellungen bis hin zu den ethischen Standards, in die sich der Betrieb einbinden läßt.

Diese Werte mögen genau ausformuliert sein oder auch nur unausgesprochen gelten. Oder anders gesagt: Jedes Unternehmen hat eine bestimmte Kultur, auch wenn sich die Führungskräfte oder der Inhaber darüber nie Gedanken gemacht haben.

Manchmal läßt der Chef nichts gelten

Da gibt es gerade bei den kleineren High-Tech-Betrieben, zumal in der Softwarebranche, sehr offene Gebilde, in denen fast alle Mitarbeiter an den Entscheidungen Anteil haben und die Kultur auf diese Weise mitleben. Auch autokratisch regierte Häuser haben ihre Kultur: Der ältere Chef dient seinen Mitarbeitern als Vorbild und läßt keine anderen Werte als die seinen gelten.

Diese überkommenen Muster kollidieren natürlich enorm mit den Werten der heutigen Gesellschaft. Ein solches Unternehmen kann auf Dauer keinen Erfolg haben. Denn die Diskrepanz zwischen den außerbetrieblich gelebten Werten und jenen innerbetrieblichen wird zwangsläufig bei den Mitarbeitern zu Desinteresse, zurückgehender Motivation und sinkender Leistungsbereitschaft führen.

Die jeweilige Unternehmenskultur soll als kreative Kraft wirken. Organisation und Strukturen müssen durchschaubar sein, damit das Fragmentarische der Arbeitserlebnisse zurücktritt, Gesamtzusammenhänge transparent werden und die einzelnen ihre Verantwortung für das Ganze der Unternehmung spüren, erkennen und ihr Handeln danach ausrichten.

Eine positiv gelebte Kultur hat einige wichtige Merkmale, die die Außenstehenden, interessieren sie sich für eine ausgeschriebene Position, abklopfen können. Über die Unternehmensrichtlinien hinaus - sofern es derartiges gibt - sollten sie nach folgenden Dingen fragen:

- Wie steht es um die Karrierevorsorge? Gibt es regelmäßig Mitarbeitergespräche, ein Assessment-Center?

- Wie ist es um Teamwork, Eigeninitiative und Dezentralisation bestellt?

- Wieviel Freiräume gibt es? Regiert die Stechuhr oder existieren flexible Arbeitszeitmodelle?

- Wie steht es um Projektarbeit, in der die einzelnen im Team ihr Können zum Wohle des Ganzen einbringen?

- Werden Zielvereinbarungen flexibel gehandhabt?

- Wird Kundennähe der Mitarbeiter stimuliert und kümmern sich auch die oberen Ebenen um dieses Feld?

- Wie steht's um die Informationskultur im Hause?

- Schließlich: Wie werden die Mitarbeiter am Unternehmenserfolg beteiligt?

Es ließen sich noch viel mehr Kriterien für eine gute Kultur und damit für ein erfolgreich agierendes Unternehmen formulieren. "Eine tragfähige Kultur ist" , wie Gertrud Höhler sagt, "ein Strategiefaktor für den Unternehmenserfolg." Aber nur, wenn alle Ebenen zusammenarbeiten. Denn das sichert der Firma überzeugende Auftritte nach außen und hohe Akzeptanz bei den Kunden.

Und natürlich nach innen, zu den eigenen Mitarbeitern. Daher muß die gelebte Unternehmensverfassung demokratisch, offen und flexibel sein. Denn ist sie starr, droht Erstarrung. Sie hält nicht mit der einzigen Konstante Schritt, die es in der heutigen Zeit gibt: den gesellschaftlichen Wandel.

Insofern besteht kein Zweifel: Eine Unternehmenskultur vernichtet Traditionen. Zumindest die, die sich überlebt haben. So steht sie nicht selten im Widerspruch und im Widerstreit zu den Menschen, die sich lieber an Gewohntes festhalten, weil ihnen das sicheren Halt gibt.

Die Strukturen wandeln sich ständig

So kommt es immer wieder, wie Gertrud Höhler meint, zu "Irritationen. Sie können die Strategie, die Führung und alle Mitarbeiter erfassen. Der "Konzept-Euphorie" folge nicht selten die "Umsetzungsfrustration" .

In diesem Stadium droht eine sehr große Gefahr, die in vielen Unternehmen zu beobachten ist, die selber ins Strudeln geraten sind: Ein Rückfall in autoritäre Strukturen. Da kommen sogenannte Sanierer zum Zug, in einigen Wirtschaftsgazetten als "trouble-shooter" gefeiert, die das schlingernde Schiff wieder auf Kurs bringen wollen, in dem alles auf ein einziges Kommando hört.

Sie sind in manchen Fällen sogar sehr erfolgreich. Müssen dann aber die Kapitänsmütze an den Nagel hängen, sobald wieder sicheres Fahrwasser erreicht ist. Denn mit dieser Führungsstrategie können sie auf Dauer keinen Erfolg haben.

Ein modernes, effektives Management kommt auf lange Sicht ohne offene, sich ständig ändernde Strukturen nicht aus. Nur auf diese Weise reagiert es schnell auf die technischen Neuerungen, die praktisch Tag für Tag stattfinden.

Das größte Risiko ist vorzeitige BerufsunfähigkeitÌ Die gesetzliche Versicherung hat Lücken Die meisten Unfälle ereignen sich in der Freizeit - Von Arnulf Schöbitz VDI-N, Düsseldorf, 12. 10. 90

- Wer den ersten Beitrag für eine Versicherung bezahlt hat, erhält im Schadenfall vollen Ersatz. Gerade für Berufsanfänger ist die Frage wichtig, ob die gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungen tatsächlich umfassenden Schutz bieten?

Wer seinen Beruf erst kürzlich aufgenommen hat, ist meist recht gut darüber informiert, daß gegen wechselvolle Schicksalsschläge des Lebens Versicherungen bestehen. Teils sorgt der Staat mit gesetzlicher Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung dafür, teils bieten private Unternehmen Schutz gegen nahezu alle Fährnisse.

Da Versicherungsvertreter ihr Einkommen überwiegend aus den Abschlußprovisionen bestreiten, liegt ihnen daran, interessierten Jugendlichen nach der Beratung den Abschluß einer privaten Versicherung schmackhaft zu machen. Ein seriöser Vertreter weiß, daß dieses Geschäft nur langfristig zu betreiben ist. Er wird daher einen Interessenten nicht zum raschen Abschluß um jeden Preis drängen, sondern auch einmal davon abraten. Zumal dann, wenn er weiß, daß er später mit anderen Angeboten seines Hauses den Kunden besser bedienen kann.

Doch sind nicht nur die festen oder freien Vertreter der Unternehmen darauf aus, Abschlüsse vor allem mit unerfahrenen Berufsanfängern zu "schreiben" . Es gibt spezielle Vertriebsorganisationen, deren Mitarbeiter jahrelang nichts anderes im Sinn hatten, als eine schnelle Mark mit dem Abschluß von Versicherungsverträgen zu machen. Diese "Drückerkolonnen" wurden von ihren Auftraggebern brutal auf den Verkauf gedrillt, so daß ihnen das Wohl der Kunden ziemlich egal war. Was zur Folge hatte, daß entsprechend abgeschlossene Verträge hohe "Stornoquoten" hatten.

Es stellte sich also bei nachträglicher Betrachtung der allzu eilfertig abgeschlossenen Verträge heraus, daß die jugendlichen Kunden eigentlich gar keine so hohe Lebensversicherung haben wollten, wie ihnen verkauft worden war. Bis heute sind die Details eines Versicherungsvertrages vor allem für unerfahrene Jugendliche eher ein Buch mit sieben Siegeln als eine verständliche Angelegenheit.

Das hat seinen Grund darin, daß ein Versicherungsvertrag wie andere Verträge von Juristen entworfen wird, um alle denkbaren Eventualitäten abzufangen. Das führt zu Bedingungen, die selten auf Anhieb verständlich sind und deshalb von erfahrenen Vertretern der Assekuranz oder von Versicherungs-Maklern geduldig und ausführlich erklärt werden, bevor ein Abschluß ins Auge gefaßt wird.

Deshalb eine goldene Regel nicht nur für jugendliche Versicherungsinteressenten: Lassen Sie sich nicht nur den Vertreter eines Anbieters nach Hause kommen, um sein Angebot zu unterbreiten. Fragen Sie diese Fachleute so lange aus, bis verstanden wurde, worum es geht - und wie die Verpflichtungen beider Seiten aussehen. Wer als Versicherungsverkäufer dazu nicht bereit ist, setzt sich dem Verdacht aus, er habe etwas zu verschweigen - oder verstehe sein Gewerbe nicht ausreichend, um die gewünschten Auskünfte zu erteilen.

Kein Vertreter kann alles wissen. Wenn er also mit einem Kollegen wiederkommt, der spezielle Details noch genauer weiß oder wenn beide sich vor einem Abschluß erneut beim Kunden mit weiteren Informationen melden, die inzwischen bei ihrer Zentrale abgefragt wurden, spricht das eher für eine qualitätsvolle Beratung als für einen unsicheren Vertreter. Natürlich unterschreibt man einen solchen Vertrag nicht gleich nach dem Informationsgespräch, sondern erbittet sich Bedenkzeit. Außerdem gibt es ein gesetzliches Rücktrittsrecht, das von seriösen Vertretern stets erwähnt wird.

Welche Versicherungen sind es eigentlich, die junge Leute bei den ersten Schritten in das Leben unter eigener Verantwortung haben sollten? Der Schutz gegen Krankheit und Berufsunfähigkeit steht obenan. Eine Lebensversicherung bei einem privaten Unternehmen kann später dazu kommen. Berufsanfänger sind gesetzlich krankenversichert, solange ihr Gehalt die Jahresarbeitsverdienstgrenze nicht überschreitet. Was selten schon zum Berufsstart der Fall ist.

Wer freilich beim Arzt als Privatpatient behandelt werden möchte, falls er krank wird, oder im Krankenhaus bei stationärer Behandlung ein 2- oder 1-Bettzimmer vorzieht, kann dies mit einer privaten Zusatzversicherung erledigen.

Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung, etwa einer Berufsgenossenschaft (BG), gibt es nur für Berufskrankheiten, also Unfälle am Arbeitsplatz einschließlich des direkten Hin- und Rückweges ohne Umweg. In der Freizeit, wo sich 70 % aller Unfälle ereignen, besteht aus der gesetzlichen Versicherung kein Schutz. Den bietet eine private Unfallversicherung, die weltweit und rund um die Uhr gültig ist. So kann auch das Risiko abgedeckt werden, nicht einmal eine finanzielle Entschädigung zu erhalten, wenn nach einem privaten Unfall die Arbeitskraft gefährdet ist.

Versorgungsprobleme im Fall einer vorzeitigen Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit - sie entstehen durch die vorgeschriebenen 60monatige Wartezeit (also 5 Jahre!) - lassen sich durch eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit lösen. So kann als eigene Versicherung, etwa für diese fünf Jahre, aber auch in Kombination mit einer Kapitallebensversicherung abgeschlossen werden.

Auch diese private Lebensversicherung bietet dem Berufsanfänger einen sofortigen Versicherungsschutz, falls ihm etwas passiert. Wobei gerade bei niedrigen Einkommen von Berufsanfängern der steuerliche Effekt mitgenommen werden kann: Beiträge für Vorsorgeaufwendungen, also für private Versicherungen dieser und anderer Art, können im Rahmen gesetzlicher Höchstbeträge steuermindernd wirken. Das sind Sätze, die später meist überschritten werden und deshalb kein zusätzlicher Anreiz für einen Versicherungsabschluß mehr sind.

Eine Rechtsschutzversiche- rung übernimmt die Kosten

Wer sein 18. Lebensjahr vollendet, hat ein Ziel: Den Führerschein - und möglichst bald danach ein eigener fahrbarer Untersatz. Der Gesetzgeber hat, um den einzelnen Verkehrsteilnehmer von unerwartet hohen Ansprüchen eines möglichen Geschädigten freizustellen, für alle Kraftfahrer eine gesetzliche Haftpflichtversicherung vorgeschrieben. Sie kommt bei einem verschuldeten Unfall des Versicherten für die berechtigten Ansprüche des Unfallgegners auf.

Wer als Skateboardfahrer, Surfer, Fußgänger oder Radfahrer jemanden verletzt, haftet selbst. Dagegen kann man sich durch eine private Haftpflichtversicherung schützen. Eine eigene Privathaftpflichtversicherung kostet 100-120 DM im Jahr - bietet also für 10 DM Monatsprämie den nötigen Schutz.

Wer Verkehrsteilnehmer ist, sich als Mieter mit seinem Vermieter rumärgert oder sonst gerichtliche Hilfe beansprucht, wird meist einen Anwalt mit der Vertretung seiner Interessen beauftragen. Weder Anwälte noch Gerichte arbeiten kostenlos. Vielmehr können schon nach einem kleinen Verkehrsunfall solche Kosten in die tausende von Mark gehen. Dagegen schützt eine Rechtsschutzversicherung, die etwas teurer als eine private Haftpflichtversicherung ist. Dafür bietet sie den anwaltlichen Schutz bei Verkehrs-, Familien-, Arbeitsrechts- und anderen Streitigkeiten.

Viele Berufsanfänger haben schon erhebliche Werte in ihre Einrichtung gesteckt: Neben Möbeln sind es vor allem elektronische Geräte für Audio und Video, die mitunter erhebliche Summen kosten. Eine Hausratsversicherung schützt hier gegen Feuer-, Einbruchdiebstahl-, Raub-, Leitungswasser- und Sturmschäden.

Ingenieuren in der früheren DDR droht Dequalifikation Jeder zweite wird zum Meister Großer Nachholbedarf bei CAD/CAM-Weiterbildung VDI-N, Düsseldorf, 12.10.90, has

- Die Umwandlung der Plan- in eine Marktwirtschaft auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wird auch vielen Ingenieuren den Job kosten. Wer seine Arbeitsmarktchancen verbessern will, hat nur eine Alternative: sich frühzeitig mit neuen Techniken und modernen Führungsmethoden vertraut zu machen, behauptet Jochen Kienbaum, Vorsitzender der Geschäftsführung von Kienbaum und Partner in Gummersbach.

VDI-Nachrichten: Mit welchen persönlichen Defiziten haben die Ingenieure in der früheren DDR vor allem zu kämpfen?

Kienbaum: Ingenieure in der ehemaligen DDR waren an ein lineares Abarbeiten von Schritten innerhalb vorgeschriebener Wege gewohnt. Kreativitätstechniken, Motivation und Begeisterung sind bisher zu kurz gekommen.

Weitere persönliche Defizite sind im Bereich der Menschenführung nach modernen Maßstäben, der Führung mit Zielen sowie in der Entscheidungsfreude von verantwortlichen Ingenieuren zu sehen.

VDI-Nachrichten: Welche fachlichen Lücken müssen in den nächsten Monaten und Jahren bei den Angehörigen der Technischen Intelligenz geschlossen werden?

Kienbaum: Im Vordergrund steht das Aufholen eines Technologierückstandes, der im Durchschnitt zehn Jahre und mehr beträgt.

Das "Erleben" der Selbstverständlichkeit des Einsatzes moderner Technik, z.B. der CNC-Technik, ist Voraussetzung für die Planung und Produktion wettbewerbsfähiger Produkte.

Nach unserer Schätzung hat lediglich die Hälfte der derzeitigen Ingenieure die Chance, in gleicher Form wieder eingesetzt zu werden. Durch ihre praktische Qualifikation werden viele Ingenieure in Aufgaben von Meistern und Techniker ihren neuen Einsatz finden.

VDI-Nachrichten: Was kann jeder Ingenieur für sich selbst tun, um sich auf die Marktwirtschaft vorzubereiten?

Kienbaum: In der Bundesrepublik gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Zusatzausbildung in Betriebswirtschaft für Ingenieure. Neben Industrie- und Handelskammern, Volkshochschulen und REFA bieten auch Hochschulen und Fachhochschulen maßgeschneiderte Weiterbildungsmaßnahmen an.

Im Vordergrund muß das Bestreben stehen, sich kaufmännische Grundfakten, vergleichbar des Stoffes bei der IHK-Prüfung zum Industriekaufmann anzueignen.

VDI-Nachrichten: Wie sinnvoll sind überhaupt eigene Weiterbildungsaktivitäten, z.B. der Besuch von Sprachkursen und EDV-Qualifikationen?

Kienbaum: Sprachkurse sollten mit einer geringeren Priorität belegt werden und können später folgen. Qualifikationen im Einsatz von Personal Computern sind nicht als Allheilmittel zu betrachten.

Je nach Einsatzbereich sollte sich beispielsweise ein Konstrukteur gezielt mit CAD/CAM innerhalb moderner CIM-Konzepte vertraut machen und ein Ingenieur in der Fertigungsorganisation mit den Einsatzmöglichkeiten moderner Produktionsplanungs- und Steuerungssystemen.

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Deutsche Angestellten-Gewerkschaft, Karl-Muck-Platz 1, 2000 Hamburg 36, Presse: Herr Ingo Schwope, Telefon 040/349151

IG Medien-Druck und Papier, Publizistik und Kunst, Friedrichstraße 15, 7000 Stuttgart 1, Presse: Herr Dr. Herman Zoller, Telefon 0711/20180

IG Bau-Steine-Erden, Bockenheimer Landstraße 73-77, 6000 Frankfurt, Presse: Herr Werner Köhler, Telefon 069/4370

IG Chemie-Papier-Keramik, Königsworther Platz 6, 3000 Hannover, Presse: Herr Bernd Leibfried, Telefon 0511/7631-324

Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ÖTV, Theodor-Heuss-Straße 2, 7000 Stuttgart 1, Presse: Herr Rainer Hillgärtner, Telefon 0711/2097-222

Zeitmanagement bleibt ein großes GeheimnisÌ Viele stehen sich selbst im Weg Schriftliche Notizen dürfen nicht zur Sklavenarbeit ausarten VDI-N, Düsseldorf, 12. 10. 90

Das Erlebnis ist alltäglich: Beruf und Freizeit in den Griff zu bekommen, ist für die meisten ein ungelöstes Problem. Auch wenn es irgendwie doch immer klappt. Im folgenden Artikel geht der Düsseldorfer Unternehmensberater und Managementtrainer Ulrich Nikol dem Problem der Zeitverschwendung nach. Gleichzeitig gibt er praxisnahe Tips, wie die Zeit professioneller eingeteilt werden kann.

"Wer seine Zeit nicht managen kann, der kann gar nichts managen." Dieser weitbekannte Satz von Peter Drucker hat sicherlich unter anderem dazu beigetragen, daß nicht nur Manager, sondern auch z. B. Studenten, Frauen mit der Mehrfachbelastung Beruf, Haushalt und Kind, Selbständige, Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes und Mitarbeiter aus allen Branchen und Funktionsbereichen sich intensiv mit der Effektivität ihrer Arbeit, aber auch mit der sinnvollen Gestaltung ihrer "Frei-Zeit" auseinandersetzen.

Auch arbeitsfreie Zeit ist planbar

Zeitdruck, Arbeitsüberlastung, Streß, spontane Unterbrechungen der Arbeit, Leerlauf bei Besprechungen und Konferenzen, Papierflut, Überstunden können nur dann abgebaut werden, wenn jede Person nicht nur Zeit, Geld und Energie in die zweifellos notwendige fachliche Aus- und Weiterbildung, sondern auch in die Verbesserung des eigenen arbeitsmethodischen Verhaltens investiert. Zeitmanagement ist deshalb für alle diejenigen ein Gebot der Stunde, die zumindest einen Teil ihrer Zeit selbständig planen können und wollen.

Beispiele für gutes Zeitmanagement sind: zielgerichtetes Studium mit Praxisbezug und rechtzeitigem Kontakt zu potentiellen Arbeitgebern, relativ kurze Bewerbungsaktion, schnelle Einarbeitung innerhalb einer neuen Arbeitsstelle oder in eine neues Thema, reibungslos verlaufende Projektarbeit, Meetings mit klaren Ergebnissen, eine an den persönlichen Karrierevorstellungen und Entwicklungsmöglichkeiten orientierte Weiterbildungsplanung, mittelfristig private Projekte wie der gut geplante Kauf oder Bau eines Hauses.

Spätestens an dieser Stelle wird jedoch klar, daß erfolgreiches Zeitmanagement an eine Reihe von Voraussetzungen gekoppelt ist, die in der Praxis oft übersehen werden.

Zeitmanagement betrifft sowohl den einzelnen wie auch seine Beziehungen zu Chef, Kollegen, Mitarbeiter, Kunden usw. Zunächst sollte die einzelne Person step by step ihre persönliche Arbeitsmethodik verbessern (am besten wirkt der Vorgesetzte an der Spitze als arbeitsmethodisches Beispiel).

Dann können im Rahmen eines Vereinbarungssystems Spielregeln für die Zusammenarbeit definiert werden (Beispiele: Meetingregeln, firmenintern störungsfreie Zeit, Absprachen und Abstimmungen am Morgen mit Mitarbeitern usw.)

Arbeitsmethodiker wandern auf einem schmalen Grat. Sie müssen zum Beispiel immer "die goldene Mitte" zwischen zu viel und zu wenig Kommunikation bei ihrer täglichen Arbeit zu Kollegen oder Kunden finden. Eine zu lang geratene "Stille Stunde" ist wahrscheinlich auf Dauer ebenso schädlich wie die übermäßige zeitliche Ausdehnung von Gesprächen.

Kommunikationsregeln sollten kein Fremdwort sein

Geistig Tätige verbringen den größten Teil ihrer Zeit mit Aktivitäten wie Lesen, Schreiben, Besprechungen u.ä. Gutes Zeitmanagement setzt voraus, daß jeder Mitarbeiter die Regeln der Kommunikation, Information und Teamarbeit kennt und bereit ist, sie auch anzuwenden. Auch das Umfeld (Beispiel: Moderne Medienausstattung) ist dabei zu beachten.

Vor allem schnell wachsende Unternehmungen sollten rechtzeitig ihr Augenmerk parallel auf die Personalbeschaffung und -entwicklung werfen (einschließlich der Zeit für die arbeitsmethodische Einarbeitung).

Die Probleme beim praktischen Zeitmanagement betreffen vor allem die menschliche Psychologie: Ohne eine gewisse Konsequenz bei der Anwendung einiger weniger Regeln, ohne Motivation oder ohne die Fähigkeit, begründet und im richtigen Tonfall auch einmal "Nein, jetzt nicht" (mit Alternativtermin) zu sagen, wird das persönliche Zeitmanagement scheitern. Auf diesem Gebiet muß jeder über einen längeren Zeitraum an seiner Persönlichkeit arbeiten (z.B. mit mentalen Techniken).

"Vordenklich" sein ist besser als "nachdenklich" werden müssen! Dieser banal klingende Satz steht stellvertretend für die Tatsache, daß sich die in einige ruhige Vorüberlegungen investierte Zeit mehr als auszahlt. Das gilt nicht nur für die Tagesrahmenplanung am Vorabend des Folgetages, sondern auch für die Planung längerer Zeitabschnitte.

Ein Beispiel, das vor allem für diejenigen gedacht ist, die den Stellenmarkt in Deutschland und die Bewerbungschancen noch nicht so gut kennen, möge dies verdeutlichen.

Obwohl die Chancen für qualifizierte Ingenieure zur Zeit insgesamt als gut bis sehr gut bezeichnet werden, lohnt es sich für einen Bewerber immer, sich selbst gut einzuschätzen und z.B. im Vorstellungsgespräch Stärken, Schwächen und Zielvorstellungen nennen zu können. Dieser Bewerber kann durch Weiterbildungsbemühungen seine Stärke gezielt ausbauen (insbesondere den Bewerbern gegenüber, die das gleiche oder ein ähnliches Studienfach studiert haben) und versuchen, seine Schwächen zu reduzieren.

Wie kann nun praktisches Zeitmanagement und Zeitplanung im Alltag aussehen? Das oberste Grundprinzip der Zeitplanung ist die Schriftlichkeit, am besten in einem guten Zeitplanbuch. Der Anwender tut jedoch gut daran, sich dabei nicht zum Sklaven seines Zeitplanbuches zu machen, sondern Zeitpläne als Mittel zur eigenen Zielerreichung zu sehen. Schriftlichkeit sorgt für Gedächtnisentlastung und Übersichtlichkeit, motiviert, ist gleichzeitig Dokumentation und ermöglicht eine Kontrolle mit der von Zeit zu Zeit der Tagesablauf und die vielen Zeitdiebe mit den folgenden einfachen Fragen nach kleinen oder größeren arbeitsmethodischen Verbesserungen für die Zukunft analysiert werden kann:

1. Überhaupt? Ist diese Arbeit wirklich grundsätzlich notwendig gewesen? Muß sie wirklich erledigt werden?

2. Ich? Gehört diese Aufgabe zu meinem Zuständigkeits- und Verantwortungsbereich? Kann sie an Mitarbeiter delegiert werden? Können die Aufgaben im Team besser verteilt oder besser koordiniert werden?

3. Jetzt? Muß die Arbeit sofort erledigt werden? Kann sie terminiert werden? Wer macht was bis wann warum und wie?

4. Wie ist die Arbeit zu erledigen? Kann die Durchführung rationalisiert werden?

Papierflut schnell eindämmen

Wer zum Beispiel das viele Papier beklagt, das täglich auf den Schreibtisch wandert und gelesen werden muß, könnte folgende Anregungen erhalten:

Überhaupt? Bestimmte Zeitungen oder Zeitschriften abbestellen, von bestimmten Verteilern firmenintern streichen lassen, Papierkorb verstärkt einsetzen.

Ich? Postvorsortierung, Ablage oder Wiedervorlage an Mitarbeiter delegieren.

Jetzt? Wann und wie lange komme ich während der Arbeitszeit zum Lesen?

So? "Schneller lesen" trainieren, mehr Kurzbriefe verwenden, verstärkt Mailbox nutzen.

In der folgenden Checkliste sind die wichtigsten Zeitplanregeln zusammengefaßt:

1. Konkrete schriftliche Ziele setzen (Tagesziele, Wochenziele, Monatsziele, Jahresziele). Wer genau weiß, was er will, findet auch schneller aus verschiedenen Alternativen die richtigen Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen.

2. Aufgaben und Termine vorbereiten: Durch eine gute Vorbereitung verkürzen Sie Telefonate, Besprechungen, Dienstreisen usw.

3. Prioritäten setzen: Vergeben Sie ein A für die wichtigsten, ein B für wichtige und C für weniger wichtige oder Routineaufgaben. Die Erledigung der wichtigsten Aufgabe sollte Ihr Tagesziel sein.

4. Teilschritte mit Zeitvorgabe definieren: Es fällt leichter, eine große Aufgabe anzugehen, wenn sie in kleinere Abschnitte aufgeteilt und ein Zeitrahmen dafür vorgesehen ist.

5. Pufferzeiten berücksichtigen: Eine Aufgabe dauert oft länger als geplant. Viele Aufgaben und Termine kommen unerwartet oder sind zum Zeitpunkt der Tagesplanung noch nicht bekannt. Die Länge des Zeitpuffers (unverplante Zeit) hängt von der Art der zu erledigenden Aufgaben ab.

6. Richtige Erledigungszeitpunkte wählen: Beachtung der persönlichen Leistungskurve, rechtzeitig an Pausen denken, Häufigkeiten von Störungen im Tagesverlauf und die Erreichbarkeit von Ansprechpartnern berücksichtigen.

7. Eine "Stille Stunde" reservieren: Das ist die Zeit, in der Sie sich möglichst abschirmen (lassen) sollten, um A-Aufgaben weitgehend ungestört erledigen zu können.

8. Kleine Aufgaben bündeln: Kleine ähnliche Aktivitäten, z.B. Telefonate, zu einem Block zusammenfassen und für kleine Routinearbeiten möglichst wenig, für wichtige Aufgaben entsprechend viel Zeit reservieren.

9. Durch Delegation führen: Ist der Mitarbeiter für die delegierte Aufgabe qualifiziert? Wann und wie stimme ich mich mit meinen Mitarbeitern ab? Können sie die Aufgaben gut innerhalb ihrer eigenen Zeitplanung bewältigen. Wie oft und wie sollen sie kontrolliert werden?

10. Ganzheitliches Zeitmanagement und positive Grundeinstellung pflegen: Genügend Zeit für den Ausgleich zur Arbeit reservieren (Familie, sonstige Kontakte, Sport, Hobby, Kultur usw.), positiv den Tag beginnen und beenden.

Nach dem Studium kommt manche ÜberraschungÌ Das Lernen beginnt erst im Beruf Was Fachhochschul-Ingenieure häufig vermissen, bieten Berufsakademien: Praxisnähe - Von Heidrun Haug VDI-N, Tübingen, 12. 10. 90

Größere Unternehmen haben sich mit Traineeprogrammen darauf eingestellt, daß Hochschulabsolventen meist nur eine vage Vorstellung von ihrer späteren Berufspraxis haben. Bei den Jungingenieuren kommen die Kurse gut an. Doch im Rückblick sind sie der Auffassung, die Fachhochschule hätte sie auf die Anforderungen aus der Praxis besser vorbereiten müssen.

Mit der Suche nach einem Arbeitsplatz mußten sich die drei jungen Männer keine besonders große Mühe geben. Vor rund eineinhalb Jahren haben sie nach erfolgreicher Prüfung die Fachhochschule für Technik in Reutlingen verlassen und sich, wie es im Volksmund so schön heißt, dem Ernst des Lebens zugewandt. Arbeit und Beruf, Verantwortung übernehmen, sich den Herausforderungen der Praxis stellen - jeder der Drei hat auf Anhieb eine Stelle als Betriebsingenieur gefunden. Klaus Rösch (29) arbeitet im Werkzeugbau eines großen Automobilherstellers, der ein Jahr ältere Thomas Schmidt ist in der Qualitätssicherung eines mittelständischen Elektrogeräteanbieters tätig und nur Ralf Windhösel (28) hat es vorgezogen, zunächst in der Nähe des Akademischen Betriebs zu bleiben: in der Transferstelle der Steinbeis-Stiftung, die speziell Klein- und Mittelbetriebe beim Einsatz moderner Produktionstechniken unterstützt.

Wie sie finden die meisten Absolventen technischer Studiengänge problemlos eine Stelle. Der Grund dafür liegt in der unverändert hohen Nachfrage nach Ingenieuren, der ein zu geringes Angebot gegenübersteht. Doch einen Anstellungsvertrag zu unterschreiben ist das eine, die richtige Tätigkeit zu finden, oft etwas anderes.

Bereits in den zwei kurzen Praxissemestern machten die Ingenieurstudenten der Fachrichtung Maschinenbau die Erfahrung, daß ihnen längst nicht jede Tätigkeit ihres späteren Berufs zusagt. Klaus beispielsweise warf bei seinem Praktikum einen Blick in ein Konstruktionsbüro und wandte sich eher enttäuscht von diesem ursprünglichen Berufsziel ab: "Den ganzen Tag am Brett stehen und zeichnen - das wollte ich später auf keinen Fall." Also bewarb er sich nach Studienabschluß bei seinem jetzigen Arbeitgeber für einen Bereich, der "mehr Action und mehr Produktionsnähe" versprach: Planung von künftigen Betriebsmitteln. Zu seinem Glück schickt der Konzern, bei dem Klaus arbeiten wollte, seine qualifizierten Nachwuchsleute erst mal in eine Art Traineeprogramm.

Rund achtzehn Monate lang können die Newcomer dabei den gesamten Bereich mit seinen einzelnen Fachgebieten und Abteilungen hautnah erleben, um einen Überblick zu erhalten. Gleichzeitig bietet die Tour d'Horizon den Berufseinsteigern Gelegenheit, sich für die eine oder andere Tätigkeit näher zu interessieren. Nicht so bei Klaus. Nach einem Jahr stand sein Urteil über das künftige Arbeitsgebiet fest: zu trocken! Prompt ging er zur Personalabteilung, bat um seine Entlassung aus der Traineegruppe und um den Wechsel in den Werkzeugbau.

Seit knapp einem Jahr ist er nun dort beschäftigt und kümmert sich um die Qualitätssicherung bei den Werkzeugen, die im Automobilbau eingesetzt werden. Die Arbeit macht ihm Spaß, vor allem weil er viel mit Menschen zu tun hat, "immer mal wieder in die Werkstatt rüber" muß. Doch heute steht für Klaus auch fest: "Man lernt erst im Beruf." Nur ein Drittel dessen, was im Studium gelehrt wird, so schätzt er, kann man in der beruflichen Alltagspraxis gebrauchen. Vieles, was vermittelt wird, ist reines Grundlagenwissen, und vieles, zu vieles fehlt einfach.

Da ist zunächst das überaus breite Betätigungsfeld für Maschinenbau- Ingenieure. Auch Thomas war heilfroh, daß seine Berufslaufbahn mit einer zwölfmonatigen "Schnuppertour" durch die wichtigsten Abteilungen begann - Arbeitsvorbereitung, Konstruktion, Produktion, Labor und Qualitätssicherung. Er landete dort, wo er anfangs überhaupt nicht hin wollte: im technischen Büro, wo Produkte auf die Qualitätsnorm ISO 9000 überprüft werden. Ralf schließlich wollte sich aufgrund des geringen Einblicks in die Praxis, den er während des Studiums gewinnen konnte, noch gar nicht auf eine bestimmte Stelle in der Industrie bewerben. "In der Transferstelle" , meint er, "treffe ich auf mehrere Unternehmen mit spezifischen Betriebsproblemen und kann in den einzelnen Projekten die Ingenieurtätigkeit erst mal ganzheitlich erfahren."

Kritisch sehen die Drei zudem, daß bestimmte Fähigkeiten, die in der Industrie über jegliches Fortkommen entscheiden, schlicht nicht auf dem Lehrplan der Fachhochschule stehen: Präsentation von Arbeitsergebnissen, fundiertes Fach-Englisch, Verhandlungsführung, Gesprächstechnik, soziale Kompetenz.

Als größtes Manko freilich kreiden die Drei der Fachhochschule unisono an, daß sie keine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse vermittelt. "Man kann nur machen, was sich wirtschaftlich rechnet" , lautet die Devise. Dafür müßten sie wissen, wie man Maschinenstunden berechnet, Durchlaufzeiten ermittelt, Marktanalysen erstellt. Alles Dinge, die im Studium zu kurz kamen, abgehoben oder überhaupt nicht behandelt wurden. Hier müßte der Lehrstoff praxisnäher gestaltet werden. Thomas gar meint, die Fachhochschul-Professoren müßte man "alle zehn Jahre in die Praxis schicken ".

Was gegenüber den Fachhochschulen an Kritik geäußert wird, haben die Berufsakademien als Pluspunkte ihres alternativen Konzepts herausgehoben. In acht Städten Baden-Würtembergs gibt es mittlerweile dieses Bildungsangebot für Abiturienten, das sich durch die enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis von Hochschulen abhebt. Sechs Semester lang, ohne große Ferienzeiten, wechseln sich im zwölfwöchigen Rhythmus theoretische und berufspraktische Ausbildungsphasen ab. Letztere finden gegen ein Praktikumsentgelt in einem Unternehmen statt; einen entsprechenden Ausbildungsvertrag muß der Akademiestudent bereits vor Studienbeginn in der Tasche haben.

Für Abiturienten, die einen technischen, wirtschaftlichen oder auch sozialen Berufsweg einschlagen wollen, scheint die Berufsakademie eine interessante Alternative zur Hochschule zu sein; mehr als zehntausend Studenten haben sich vergangenes Jahr eingeschrieben, was einer Steigerungsrate von rund 10% entspricht.

Neben dem Berufspraktikum, wo ausgesprochen viel Wert auf betriebswirtschaftliche Zusammenhänge gelegt wird, will die Berufsakademie die Studierenden in einem Bereich fördern, der "für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben von ausschlaggebender Bedeutung sein kann" : soziale Kompetenz. Hier findet sich das, was die Drei aus Reutlingen in ihrer Ausbildung vermißt haben. Kommunikation und Umgang mit Konflikten in der Gruppe, Gesprächstechnik, Präsentation von Arbeitsergebnissen.

Obgleich dieses duale Modell von den Studenten offensichtlich gerne angenommen wird, hat es bislang bundesweit keine Nachahmer gefunden. Ein Grund dafür könnte darin liegen, daß der Staat sein Bildungsmonopol auf keinen Fall mit anderen Gesellschaftsgruppen teilen möchte. Denn bei der Berufsakademie ist die Wirtschaft gleichberechtigt beteiligt.