WIRTSCHAFT 10
WIESBADEN IV
DOKUMENTATION 7
KULTUR-TESTSEITE VI
Die Behandlung von Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, wird immer erfolgreicher. Ärzte können heute rund 60 Prozent der schätzungsweise 1,5 Millionen Paare in Deutschland, die vergeblich auf Nachwuchs hoffen, ihren Kinderwunsch erfüllen. Das erklärte der Bonner Frauenarzt Prof. Klaus Diedrich bei einer Informationstagung seines Berufsverbandes in Hamburg.
Eine ärztliche Beratung erscheine angezeigt, wenn trotz des Kinderwunsches auch nach zwei Jahren noch keine Schwangerschaft besteht. Bei 40 Prozent der kinderlosen Paare würden bereits einfache Mittel und etwas Geduld helfen, zum Beispiel die Feststellung der fruchtbaren Zeit, also des Eisprungs der Frau mit Hilfe eines Thermometers.
Erst wenn eine Beratung durch den Frauenarzt oder einfache Behandlungsverfahren nicht helfen könnten, sei eine Reihe weiterer Methoden möglich bis hin zur künstlichen Befruchtung des Eies außerhalb des Körpers. Weltweit gibt es derzeit bereits rund 30 000 Kinder, die auf diese Weise gezeugt worden sind. In Deutschland wird das Verfahren nur bei Ehepaaren und ausschließlich mit dem Samen des Ehemannes angewendet, sagte Diedrich. Die Kosten liegen pro erzielter Schwangerschaft bei durchschnittlich 20 000 Mark. dpa
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FLORSTADT. Kostüm oder Mantel, Jacke oder Kleid, wer Mode von der Stange möchte, findet im Wetteraukreis in Boutiquen, Kaufhäusern und Jeans- Stores ein reichhaltiges Angebot. Doch wer Garderobe nach Maß aus einer Meisterwerkstatt sucht, ob das "kleine Schwarze" für den Abschlußball oder die Garderobe für die Braut, hat es schwer: Das Handwerk des tapferen Schneiderleins stirbt auch im Wetteraukreis aus. Einst bei Männern und Frauen gefragt - noch 1983 zu Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit hatte die Ausbildungsstätte für Damenschneiderinnen der Evangelischen Familienbildungsstätte Friedberg weit mehr Nachfragen als letztlich positiv beantwortet werden konnten -, ist der Beruf der Damenschneiderin heute wenig lukrativ: selten geregelte Arbeitszeit, niedriges Einkommen, geringe Weiterbildungschancen.
Carolin Adamofsky aus Nieder-Mockstadt und Christiane Scholz aus Bleichenbach haben sich dennoch dafür entschieden. Beide besuchten überbetriebliche Ausbildungsstätten der Kreishandwerkerschaft, die 1984 initiiert wurde, um den Mitte der 80er Jahre herrschenden Lehrstellenmangel - insbesondere für Mädchen - im Wetteraukreis auszugleichen. 31 Mädchen mit Sonderschul-, Haupt- und Realschulabschluß nähten damals in zwei Räumen in der Raiffeisenstraße 8 in Friedberg für soziale Zwecke, Konfirmationsanzüge wie Vereinsuniformen.
Carolyn und Christiane aber sind die beiden einzigen, die nach der Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Wiesbaden den Entschluß faßten, es in ihrem Handwerk zur Meisterschaft zu bringen. Vor einigen Wochen haben beide auch die theoretische Abschlußprüfung abgelegt. Noch haben sie den Meisterbrief nicht in der Hand, aber sie wissen es bereits: "Bestanden."
Eine lange Durststrecke liegt hinter ihnen, die sie ohne Unterstützung der Familie nicht hätten bewältigen können. 106 Mark verdiente die heute 26jährige Carolin im ersten Lehrjahr, 285 Mark im dritten. "Das hat gerade für den Sprit gereicht", sagt sie. Noch einmal rund 7000 Mark mußten die beiden jungen Frauen nach der Lehre aufbringen, um ihr Ziel zu verwirklichen. Da es keine Damenschneiderei im Wetteraukreis gab, die sie hätte zur Meisterin ausbilden können, nahmen sie an einem Kurs der Handwerkskammer Kassel teil: Zunächst vier Wochen Vollzeit im April vergangenen Jahres, dann bis Oktober dreimal wöchentlich abends und samstagsvormittags. Heute sind sie praktisch wie theoretisch firm, vom Kreuzstich bis zum Plissieren. Obwohl sie optimistisch in die Zukunft sehen, erklären beide, "empfehlen können wir nicht, in diesen Beruf einzusteigen."
Christiane Scholz erklärt warum: "Bei einer Kalkulation für mein Meisterstück, ein 1200 Mark teures Kostüm, habe ich 20 Mark brutto als Stundenlohn berechnet." Rund 53 Stunden mußte sie dafür aufwenden, Anproben nicht mitgerechnet. Sie will sich dennoch selbständig machen, vorerst in ihrer Wohnung, später einmal in Geschäftsräumen eines noch zu bauenden Hauses. Dort könnten dann auch Lehrlinge das Schneiderhandwerk erlernen. "Ich will auf jeden Fall jemanden ausbilden", sagt die frischgebackene Meisterin, die zur Zeit an einem ärmellosen Kleid für ihre Großmutter näht und ihren Materialfundus gerade um ein großes Sortiment Knöpfe erweitert hat. Ihre Kollegin Carolyn Adamowsky macht erst einmal Urlaub, viel Selbstgenähtes im Koffer. CORINNA WILLFÜHR
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Die Stadt- und Universitätsbibliothek und die Senckenbergische Bibliothek arbeiten seit 1990 in dem von der Volkswagenstiftung finanzierten Projekt "Sammlung deutscher Drucke 1450 - 1912". Beteiligt sind vier weitere deutsche Bibliotheken in München, Wolfenbüttel, Göttingen und Berlin. Ziel des Projekts ist es, Lücken in den Beständen der fünf Bibliotheken durch antiquarische Käufe zu schließen und somit der Forschung ein zwar dezentral angelegtes, aber in sich geschlossenes Nationalarchiv gedruckter deutscher Texte zur Verfügung zu stellen.
Jede der beteiligten Institutionen sammelt Drucke aus einem bestimmten Zeitraum und Sachgebiet. Für die Frankfurter Büchereien ist dies die Zeit von 1801 bis 1870, wobei die Stadt- und Universitätsbibliothek den Sammelschwerpunkt deutsche Literatur und deutsche Geschichte sowie Geisteswissenschaften hat und die Senckenbergische Bibliothek Alte Medizin und Biologie - ohnehin die traditionellen Sammelgebiete der beiden Einrichtungen.
Bereits 1990 konnten die Frankfurter Bibliotheken für knapp 700 000 Mark rund 1800 Drucke aus dem 19. Jahrhundert antiquarisch erwerben. 1991 wurden die Bestände um 2000 Titel in 2770 Bänden erweitert, wofür 800 000 Mark ausgegeben wurden. Unter den Anschaffungen befinden sich Werke von Wilhelm Hauff, E.T.A. Hoffmann, Johann Bachofen, Ludwig Richter und anderen bedeutenden Autoren und Wissenschaftlern.
Nicht nur Originalwerke wurden erworben, auch 4700 Mikrofiches und Mikrofilmrollen mit Werken aus dem 19. Jahrhundert wurden von kommerziellen Anbietern erstanden oder im Auftrag der Bibliotheken angefertigt. Darunter befinden sich neun literarische Zeitschriften (unter anderen "Weimarer Sonntagsblatt", "Telegraph für Deutschland", "Freya") mit insgesamt mehr als 30 000 verfilmten Seiten.
Die meisten dieser Zeitschriftentitel waren bislang an keiner deutschen Bibliothek als vollständige Reihe nachgewiesen. In Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken konnten vollständige oder halbwegs vollständige Reihen zusammengestellt und zur Verfilmung weitergeleitet werden. Diese Titel sind nun an der Stadt- und Universitätsbibliothek in Form von Mikrofilmen benutzbar.
Beim Kauf zeigt sich allerdings auch immer wieder, daß das Angebot an Drukken aus dem 19. Jahrhundert auf dem Antiquariatsmarkt sehr reichhaltig ist und bei weitem nicht in dem Maße abgeschöpft werden kann, wie dies im Hinblick auf Vollständigkeit und Lückenlosigkeit der Sammlungen wünschenswert wäre. Trotz der hohen Bestandsdichte an den beiden Frankfurter Bibliotheken kann lämgst nicht von einer Sättigung des Bedarfs gesprochen werden. Gerade das 19. Jahrhundert mit seinen technischen Neuerungen und der Industrialisierung der Buchproduktion hat eine ungeheure Titelflut hervorgebracht (nach vorsichtigen Schätzungen allein in den ersten 70 Jahren weit über 500 000 Titel).
Deshalb kann nur die Weiterführung des Projektes über die fünf von der VW- Stiftung geförderten Jahre hinaus gewährleisten, dem Anspruch der Sammlung deutscher Drucke annähernd gerecht zu werden. Die weitere Finanzierung wurde schon von den Unterhaltsträgern der Stadt- und Universitätsbibliotheken beantragt, um das Projekjt deutsche Nationalbibliothek voranzutreiben. pia
WETTERAUKREIS. Seit die Einsicht wächst, daß die steigende Zahl von Asylbewerbern nur zu senken ist, indem die Fluchtursachen bekämpft werden, genießt die Entwicklungshilfe neues Interesse. Und das ist gut so. Im vergangenen Jahrzehnt weitgehend ignoriert, steht das Verhältnis von Nord und Süd heute mit nie gekannter Dringlichkeit auf der Tagesordnung. Will der Planet überleben, müssen Ökologie und Entwicklung eine Synthese eingehen. Gefordert sind neue Formen der Zusammenarbeit - und das nicht nur auf nationaler Ebene. Der Wetteraukreis leistet dabei Schrittmacherfunktion: Als einer der ersten Kreise engagierte er sich entwicklungspolitisch.
Konkret heißt das: Wie in den drei Vorjahren stellt der Wetteraukreis auch 1992 wieder 20 000 Mark für ein Frauenprojekt des Weltfriedensrates (Berlin) in Guinea-Bissau bereit. Vize-Landrätin Gila Gertz (Grüne): "Der Betrag ist trotz der angespannten Finanzsituation des Kreises entbehrlich und für die Menschen in Boé stellt er eine wichtige Unterstützung dar." Dort, in der abgeschiedenen südöstlichen Ecke der früheren portugiesischen Kolonie, hilft das Geld aus der Wetterau mit, den Frauen durch den Anbau von Gemüse - traditionell eine Frauenarbeit - den Rücken zu stärken.
Aus der Sicht von Gertz hat das entwicklungspolitische Engagament des Kreises drei Vorteile gegenüber der offiziellen Entwicklungshilfe:
• die Investitionen können direkt mit dem Empfänger verabredet werden;
• Verwaltungs- und Verteilungskosten fallen kaum an; und
• Verbleib und Einsatz der Mittel ist nachvollziehbar und kontrollierbar, was die Leistungsmotivation auf beiden Seiten erhöht.
Im Unterschied zu innereuropäischen kommunalen Partnerschaften steht bei diesen Formen der Entwicklungszusammenheit die direkte Begegnung der Menschen nicht im Vordergrund. Doch es wäre schön, findet die Grünen-Politikerin, wenn dadurch etwa die Fort- und Weiterbildung von Menschen aus der Partnerkommune gefördert werden könnte.
Der Wetteraukreis beschränkt sich bislang auf einen finanziellen Zuschuß. Er soll mithelfen, die Stellung der Frau in dem 1974 unabhängig gewordenen Land zu stärken. Die ist traditionell eher schwach: Die Vielweiberei ist weitverbreitet und der übliche Weg für Männer, sich billige Arbeitskräfte für die Felder zu sichern. Scheidenlassen können sich die Frauen kaum. Sie würden damit an den Grundpfeilern der Gesellschaft rütteln und hätten auch kaum das Geld, um den Brautpreis zurückzuzahlen.
Begründet wird das entwicklungspolitische Engagement des Kreises mit den rot-grünen Koalitionsvereinbarungen von 1985. Damals beschlossen SPD und Grüne, Entwicklungspolitik auch auf Kreisebene zu verankern. Klaus Kissel sieht das noch heute als politischen Meilenstein an. "Wir waren einer der ersten Kreise in der Bundesrepublik, der dafür Gelder im Haushalt eingeplant hatte", sagt der 42jährige, der seinerzeit für die Grünen im Kreistag saß. "Andere Kommunen und Kreise haben später nachgezogen und sich dabei auf uns berufen."
Nicaragua bewegte seinerzeit die Gemüter. Im Rahmen der rot-grünen Landespolitik - Hessen war offiziell eine Partnerschaft mit der "Provinz 4" eingegangen - suchte sich der Kreis ein kleine Landschule aus. Sie wurde in den folgenden Jahren für 25 000 Mark renoviert, ausgebaut und mit sanitären Anlagen versehen. Dagegen schoß von Anfang an die CDU: Erstens, weil in Nicaragua die Roten das Sagen hatten, und zweitens, weil Entwicklungspolitik aus iher Sicht eine Aufgabe des Bundes, und nicht der Kommunen oder Kreise ist.
Seither haben sich die Wogen etwas gelegt, was sicher auch an den Nachfolgeprojekten liegt, die sich der Kreis aussuchte: ein Kalkbrennofen auf den Cap Verden (15 000 Mark), und seit drei Jahren: das Gemüseprojekt in Guinea- Bissau. In allen Fällen kam es der rot- grünen Mehrheit darauf an, mit den Investitionen zusätzliche Entwicklungsimpulse zu geben: "Hilfe zur Selbsthilfe".
Mitte der 80er Jahre ging es vor allem darum, überhaupt erst mal einen Anfang zu machen. Und wie sieht die Zukunft aus? Eine auch menschlich engere Zusammenarbeit würde sich Kissel wünschen. Das dafür nötige Geld, findet er, könnte man ja aus den Haushaltsposten herausholen, die keine Zukunftsperspektive hätten: etwa der Straßenbau.
Egal wie es kommt. Am jetzigen Projekt in Guinea-Bissau möchte Waltraud Schönfeld (SPD) auch die kommenden Jahre festhalten. "Märkte und Lagerkapazitäten müssen vor Ort noch aufgebaut werden und außerdem kann man bei diesem Projekt davon ausgehen, daß es auch bei anderen politischen Mehrheitsverhältnissen im Kreis weiterlaufen kann." Wünschen würde sie sich allerdings eine bessere Öffentlichkeitsarbeit und ein stärkeres privates Engagement in der Sache.
Für Gila Gertz ist die jetzige finanzielle Hilfe zunächst einmal das Eingeständnis, daß denen geholfen werden müsse, denen es schlechter geht. Als Almosen sei das allerdings nicht zu verstehen: "Der Wohlstand des Nordens wie auch die Armut des Südens sind Produkte des Kolonialismus, vor dessen Konsequenzen wir heute nicht die Augen verschließen dürfen." NORBERT GLASER
BAD NAUHEIM. Columbus' Fahrt nach Westen 1492 hat das Gesicht der Welt verändert. Doch was in die Geschichtsbücher der "Alten Welt" als "die Entdeckung Amerikas" einging, war für die Bewohner der neuen Kontinente der Auftakt einer beispiellosen Eroberung. Die Folgen wirken bis heute nach: Armut, Elend, wirtschaftliche Abhängigkeit, zerstörte oder zerrüttete soziale, ökonomische und politische Verhältnisse . . . Von der damals begründeten internationalen Machtverteilung profitieren wir bis heute.
Grund genug für die evangelische Kirche, sich bereits im Verlauf der jüngsten Aktion "Brot für die Welt" an das geschichtsträchtige Datum heranzuarbeiten: "Als europäische Christen sind wir aufgerufen, des Leidens und Unrechts zu gedenken, daß die Begegnung mit Europa den Völkern Lateinamerikas gebracht hat", sagt Pfarrer Dr. Ulrich Becke. 500 Jahre "Entdekkung" Amerikas. Das heißt für den Geistlichen vom Bad Nauheimer "Gemeindezentrum Wilhelmskirche" auch, zur Umkehr und Wiedergutmachung zu mahnen.
In der evangelischen Kirchengemeinde der Kurstadt ist das Thema nicht ganz neu: Bereits seit einigen Jahren beschäftigen sich dort zwei Gruppen mit den Problemen der "Dritten Welt": "Brot für die Welt" und der "Arbeitskreis Weltmarkt". Im Frühjahr beschlossen sie auf einem gemeinsamen Treffen, sich im Sinne der vergangenen Fastenaktion an den "Feierlichkeiten" des Jubiläums zu beteiligen: "Den Armen Gerechtigkeit - 500 Jahre Eroberung und Widerstand Lateinamerikas". Außerdem klinkten sie sich in den bundesweiten Aktionstag der entwicklungspolitischen Gruppen am 30. Mai ein. Ein Vortragsabend wurde organisiert, bei dem eine Lehrerin über ihren Aufenthalt in Kolumbien erzählt. Und ein moderner Kreuzzug geplant, um in der Passionszeit an das Leiden der Menschen auf dem Doppelkontinent zu erinnern. Weiterhin vorgesehen ist, im Laufe des Jahres noch über Lehrerinnen und Lehrer auch gezielt Kinder und Jugendliche anzusprechen.
"Gerade diese Arbeit hat sich als besonders fruchtbar erwiesen", sagt Ursula Leichtweiß, Lehrerin und Mitglied des "Arbeitskreises Weltmarkt". "Die Kinder werden in der Schule oder im Gottesdienst mit den Problemen der Dritten Welt konfrontiert. Was sie gehört und gesehen haben, erzählen sie daheim, und so zieht das Thema weitere Kreise."
Seit vier Jahren gibt es den Arbeitskreis. Die Lehrerin macht von Anfang an mit: "Die Gruppe hat sich seinerzeit im Friedenskreis aus einer Andacht heraus gebildet", erzählt Leichtweiß. Damals ging es um Lateinamerika und insbesondere um die Situation elternloser Kinder. Heute dreht sich die Arbeit der sechs bis sieben Aktiven vor allem um zwei Dinge: den Verkauf von "Dritte Welt"-Waren einmal im Monat nach dem Sonntagsgottesdienst und der Informationsarbeit.
"Wir verkaufen nicht einfach die Sachen der GEPA (der "Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt"), wir beschäftigen uns auch damit", sagt Leichtfuß. Erleichtert wird dies durch umfangreiche Informationsschriften, die die GEPA - eine von den beiden großen christlichen Kirchen getragenen Genossenschaft - für alle ihre Waren erstellt. Eine praktische Folge der Diskussionen in der Gruppe: Am Beispiel Peru wurde die Situation eines Landes der "Dritten Welt" in der Kirchengemeinde problematisiert.
Aber auch bei den einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises blieb die Beschäftigung mit der "Dritten Welt" nicht ohne Folgen. Kritik äußert Leichtweiß heute auch an den eigenen Organisationen. ",Brot für die Welt' zeigt auch nur die Not, wo es doch darauf ankäme, die Ursachen des Elends offenzulegen. Die haben wir historisch verursacht. Und heute tragen wir durch unser Verhalten dazu bei, sie fortzuschreiben."
Emotional näher als Lateinamerika steht den Mitgliedern des Arbeitskreises Amritsa in Nordindien. Die Stadt mit dem goldenen Tempel der Sihks ist die Partnerdiözese der Propstei Oberhessen. Was in der evangelischen Kirchengemeinde Bad Nauheim durch den Verkauf von GEPA-Waren hereinkommt, geht zumeist dorthin. In Amritsa wird mit dem Geld eine Schule für Kastenlose unterstützt.
Und wie ist es um den Kontakt zwischen den Menschen bestellt? Ein "Gemeinde-Tourismus" war nie geplant, sagt Pfarrer Becke. Im Laufe der Jahre seien aber auf kirchlicher Ebene einige Kontakte zwischen den beiden Regionen geknüpft worden. Zum Nutzen von beiden Seiten: "Es ist für alle Beteiligten lehrreich, wenn so unterschiedliche Kulturen zusammenprallen", sagt Bekke. "Wer sieht, daß Altersheime für unsere indischen Gäste ähnlich exotisch sind, wie für uns die heiligen Kühe, der beginnt nachzudenken."
In diesem Jahr fuhr nun erstmals ein Mitglied des Bad Nauheimer "Weltmarktes" mit nach Indien. Die Wahl fiel auf Ursula Leichweiß. Wie Ihre Mitreisenden - Vertreter verschiedener Berufe aus anderen Gemeinden - kam ihr die Aufgabe zu, nach der Rückkehr als Multiplikator zu wirken. Mit dazu beigetragen hat sicher auch die Möglichkeit,das Leben in Amritsa ungefiltert kennenzulernen. An Pfingsten wurden die Eindrücke nun von zwei Mitreisenden in einen Gottesdienst eingebracht. Die Partnerschaft nach Amritsa wird so küntig sicher noch einen größeren Stellenwert im Leben der Gemeinde gewinnen.
ALTENSTADT. Den Kombi mag Peggy Schweighöfer nicht, lieber zieht sie Jeans und Sweatshirt an, bevor sie ihre Werkzeugtasche nimmt und morgens um Viertel nach sechs zur Baustelle fährt. Peggy Schweighöfer ist Wärme-, Kälte- und Schallschutzisoliererin, noch Gesellin, mit der festen Absicht, in zwei Jahren ihren Meisterbrief in der Tasche zu haben und einmal den Betrieb ihres Vaters zu übernehmen. Dort hat sie auch gelernt, mit Trichterstutzen, Nietzange und Blechschere umzugehen.
Ins Büro zu gehen oder sich hinter die Ladentheke zu stellen, konnte sich die 20jährige nie vorstellen. Daß sie hingegen Rohrleitungen mit Styroporschalen isoliert und auf Drahtgeflechte mit gesteppten Mineralfasern aufbindet, können sich viele Menschen bei der zierlichen jungen Frau nicht vorstellen. Bedenken, die Peggy Schweighöfer mit einem Lächeln aus dem Weg räumt: "Ich habe damit keine Schwierigkeiten. Klar reagieren manche Kollegen auf der Baustelle komisch, weil sie das einer Frau nicht zutrauen, und man muß vieles besser können, um für voll genommen zu werden. Aber das gibt sich."
Skeptisch reagierten schon Peggy Schweighöfers Mitschüler im Ausbildungszentrum in Nidda, wenn sie fürs Mauern, Fliesenlegen, für Holz- und Tiefbau bessere Noten bekam. Dann war es nicht ihre Leistung, die honoriert wurde, sondern "daß ich ein Mädchen war".
Trotzdem hat sich die Lindheimerin durchgesetzt, ist nach der Realschule und der Zeit im Ausbildungszentrum ein Jahr lang nach Darmstadt und Fechenheim gefahren, um sich praktisch und theoretisch ausbilden zu lassen. Im Juni vergangenen Jahres legte sie ihre Gesellenprüfung ab, wurde als einzige Frau Landessiegerin ihrer Berufssparte, Kammerbezirkssiegerin und erste bei der Büdinger Innung der Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer. Zimperlich, sagt sie, dürfe man und frau in ihrem Beruf nicht sein und Dreck nicht scheuen.
Die von Glaswolle zerkratzten Finger und Schwielen an den Händen nimmt sie für die Abwechslung, die ihr ihr Beruf bietet, in Kauf. Bei Wind und Wetter draußen sein, im Sommer Heizkessel oder im Winter an Rohrleitungen abzudichten, für sie normaler Arbeitsalltag. Wenn sie über einhundert Kilogramm schwere Blechrollen zur Schlagwelle transportieren muß, dann bittet sie einen Kollegen um Hilfe. Das sei problemlos, schließlich sei Kraft nicht alles. Technisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen und handwerkliche Fähigkeiten seien wichtig.
Ausschlaggebend für ihren "Traumberuf" war jedoch wohl wesentlich, daß ihr Vater den Wunsch seiner Tochter förderte, denn einen Sohn, der einmal das Geschäft hätte übernehmen können, gibt es nicht. "Die Mädchen, die in einen Männerberuf gehen, kommen meistens dazu, weil es keine männlichen Nachfolger zur Übernahme der Betriebe gibt", bestätigt Heinz Kessler, Geschäftsführer der Kreishandwerker im Wetteraukreis.
"Ich würde mich freuen, wenn ich mehr Mädchen auf den Baustellen treffen würde", sagt die 20jährige. Doch sie bleibt die Ausnahme in ihrem Beruf, wie die KfzMechanikerin, die Heizungsbauerin oder die Werkzeugmacherin, eben jene Frauen, die die Chance haben, das Handwerk im Familienbetrieb kennenzulernen.
Für die Mitarbeiterinnen der Frauengleichstellungsstelle in Friedberg nicht verwunderlich. Denn nur selten werden Mädchen in Familie oder Schule angespornt, "Männerberufe" zu ergreifen. Frauenbeauftragte Birgit Simon: "Mädchen wird ein wesentlich geringeres Spektrum an Berufsmöglichkeiten angeboten, und warum sollen sie etwas wollen, wenn alle sagen, du kannst das nicht." Einen weiteren Verhinderungsgrund für einen größeren Anteil an Mädchen und Frauen an den "männlichen" Handwerksberufen sehen Birgit Simon und ihre beiden Mitarbeiterinnen Margot Bernd und Susanne Hild darin, daß die jungen Frauen nicht wissen, ob sie sich die Situation "allein unter Männern" zumuten sollen.
Birgit Simon plädiert deshalb dafür, "Mädchen nicht blindlings in technische Berufe zu schicken, solange sie nicht eine Arbeitsstelle vorfinden, die ihren Bedürfnissen entspricht."
Um hierfür mehr Bewußtsein unter Lehrern, Meistern und Innungsvertretern zu schaffen, hat Margot Bernd im vergangenen Jahr eine Arbeitsgruppe initiiert, in der Vertreter des staatlichen Schulamtes, der Industrie- und Handelskammer, des Hessischen Instituts für Lehrerfortbildung und die Frauen aus der Gleichstellungsstelle an einem Tisch sitzen.
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Der Haustyrann
Die Tür gefällt ihm nicht. Sie ist ihm zu offen. Die Treppen gehen ihm zu weit. Den Zimmern räumt er nichts ein. Die Fenster sind ihm zu durchsichtig. Die Gardinen nennt er zärtlich: Meine Heimlichtuer. Die Bilder nimmt er von den Wänden und ersetzt sie durch Ohren. Dem Durchgang läßt er nichts mehr durchgehen. Dem Keller wirft er die Unordnung seiner Leichen vor. Dem Parkett nur seine Ausrutscher. Ansonsten trampelt er auf allen Fußböden herum, bis sie sich ergeben. Eine Hausantenne kommt nur in Frage, wenn sie den Gemeinschaftsempfang gewährleistet. Hausieren und individualisieren sind verboten! Bettler werden an die Leine gelegt und müssen draußen bleiben.
Die Müllabfuhr kommt freitags, die Menschenabfuhr dienstags. Geboren wird bei Zimmerlautstärke, gestorben auch. Dazwischen ist die Kehrwoche. Nie kommt er auf seine Kosten, auch wenn er seine Mieter noch so sehr ans Leben vermietet, immer bringen sie zu wenig. Undank ist der Welt Lohn. Nur den Speicher liebt er, die Zukunft der Antiquitätenhändler. Wenn ihm alles zu bunt wird, steigt er den Mietern aufs Dach und befestigt einen von ihnen als Wetterfahne. Das zeigt dann denn anderen, wo's langgeht.FR-Serie über "Mädchen im Handwerk" (Zweiter Teil) / Die Friseurin: "Schön machen" wird immer mehr zur reinen Frauensache Eigener Salon bleibt ein Traum Lehrlinge werden gesucht
FRIEDBERG. "Die Puderpackung gut feucht abnehmen." Kaum ist die Anleitung erfolgt, greifen Mädchenhände fast synchron zu Wattetupfern, streichen die weiße Masse von den Wangen ihrer Mitschülerinnen. Knapp zwanzig Mädchen sind an diesem Dienstag morgen in der Philipp-Reis-Schule dabei, sich auf ihre Gesellenprüfung als Friseurin vorzubereiten. Und zu dieser gehören eben nicht nur die Dauerwelle für die Dame, Schnitt und Frisur für den Herren, sondern auch die kosmetische Behandlung mit Make- up. Sich und andere "schön machen" - eine reine Frauensache?
Das zumindest legt ein Blick in die Lehrlingsstatistik im Wetterauer Friseurhandwerk nahe: Von 179 Auszubildenden am 31. Dezember 1990 waren 168 weiblich und nur elf männlich. Die Friedbergerin Gustl Mangels, Ende der 50er Jahre einzige Obermeisterin einer Friseurinnung in der Bundesrepublik, weiß, daß das nicht immer so war: "Ende der 30er Jahre waren noch etwa die Hälfte der Friseurlehrlinge männlich." Die hohe Arbeitslosigkeit und fehlende Alternativen ließen auch Jungen zu Kamm und Schere greifen. Mit dem Auto und dem aufstrebenden Kfz-Handwerk zogen nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch immer mehr junge Männer die Ausbildung zum Mechaniker vor, wurde und wird der Beruf doch eher mit dem Begriff "männlich" assoziiert.
Die jungen Frauen in der dritten Jahrgangsstufe an der Berufsschule haben keine Probleme damit, einen "typisch weiblichen Beruf" zu wählen. Angela Grotz, die in einem Bad Vilbeler Salon arbeitet: "Ich habe nicht viel mit Technik am Hut und möchte mich noch stärker mit Kosmetik beschäftigen." Für die 20jährige Nicole Maier aus Bad Nauheim ist Friseurin ihr Traumberuf, der ihr auch die Möglichkeit gibt, sich später als Visagistin ausbilden zu lassen. Doch bevor die Mädchen den modischen Mob schneiden dürfen, müssen sie im ersten Lehrjahr vornehmlich Haare waschen, Becken säubern und Dauerwellen wikkeln, für einen durchschnittlichen Monatslohn von 506 Mark, etwa 600 Mark weniger als ein Maurerlehrling bekommt, und 504 Mark mehr als Gustl Mangels 1936 im ersten Lehrjahr erhielt.
Geändert hat sich im Friseurhandwerk aber nicht nur das Einkommen. Mußte die heute 71jährige zu ihrer Meisterprüfung 1946 noch Stocklocken mit dem Onduliereisen für die historische Haarpracht der Marie Antoinette drehen und eine komplette Perücke anfertigen, wird heute mehr mit Fön und Chemikalien gearbeitet. Der Umgang mit Blondier- und Färbemitteln ist nicht ungefährlich, vielerlei Sprays belasten die Atemwege. Oberstudienrätin und Fachlehrerin Rosemarie Trippstein: "Die Zahl der Auszubildenden, die im ersten Lehrjahr wegen Allergien ihre Ausbildung abbrechen, nimmt stetig zu." Chemie und wie mit ihr umzugehen ist, gehört deshalb auch zum theoretischen Unterricht.
Bis zum Hauptschulabschluß sollten die Auszubildenden schon vorher die Schulbank gedrückt haben, mittlere Reife ist erwünscht. Dafür sind die Friseurlehrlinge auch gesucht. 28 Lehrstellenangebote im Bezirk Büdingen, 47 weitere im Bezirk Friedberg gegenüber 12 Bewerbern meldet das Arbeitsamt Gießen im Februar. Sewdi Utar, 17jährige Türkin aus Bad Nauheim, kann das wie ihre Mitschülerinnen bestätigen: "Es hat gleich auf Anhieb geklappt."
Bis zur Meisterprüfung bildet sich nur etwa rund ein Fünftel der Mädchen weiter. Ein eigener Salon ist für viele das große Ziel, für die meisten bleibt er ein Traum. CORINNA WILLFÜHR
GIESSEN. Wenn ich einen Jungen kriege, warum sollte ich ein Mädchen einstellen? So provokativ die Frage klingt, auch in den Köpfen Wetterauer Handwerksmeister halten sich Vorurteile über das "schwache und das starke Geschlecht". Allerdings sind sie im Wanken, besonders dann, wenn dem Angebot an Stellen zuwenig Bewerber gegenüberstehen: Dann darf es auch ein Mädchen sein, dann wirft so mancher Lehrherr seine Bedenken gegenüber der geringeren Leistungsfähigkeit oder Belastbarkeit weiblicher Auszubildender über Bord.
Allerdings beobachtet Gunther Seeger, Berufsberater beim Arbeitsamt in Gießen, auch einen gegenläufigen Trend. "Gibt es genug Lehrstellen in den von den Mädchen angestrebten Berufen, suchen sie wenig nach Alternativen."
Spitzenposition eins unter den Berufswünschen bei Mädchen nahm im vergangenen Jahr die Ausbildung im Waren- und Dienstleistungsgewerbe, allen voran die Verkäuferin, gefolgt von den Büroberufen und der Ausbildung zur Arzthelferin, ein.
Traumberufe sind das für die meisten jedoch nicht. Gunther Seeger: "Die Mädchen sind realistisch. Wenn der Schulabschluß nicht so gut ist, rechnen sie sich zum Beispiel als Verkäuferin bessere Chancen aus als in den Büroberufen."
Differenziert nach Geschlechtern suchen in der Regel mehr Mädchen die Berufsberatung auf: Im Januar waren es in Büdingen 200 von 386 und in Friedberg 206 von 427. Allerdings, Das Elternhaus stellt meist schon die Weichen so Berufsberater Seeger, steht gerade den jungen Frauen mit Hauptschulabschluß ein geringes Spektrum an Ausbildungsmöglichkeiten offen.
Viele Mädchen entscheiden sich deshalb, an neun Jahre Hauptschule noch zwei Jahre Berufsfachschule zu hängen oder die mittlere Reife zu machen. Von 245 Lehrstellenbewerbern mit mittlerem Bildungsabschluß waren im Bezirk Büdingen 142 Mädchen. Auch im Bezirk Friedberg stellten sie mit 150 gegenüber 115 die größere Gruppe.
Ihr Interesse für einen handwerklichen "Männerberuf" zu wecken, sieht Gunther Seeger nicht als Aufgabe des Arbeitsamtes an. "Wir beraten nach den individuellen Fähigkeiten." Dabei räumt er ein, daß es nach wie vor "ein Risiko" ist, in eine Männerdomäne einzudringen und zum Beispiel Kfz- Mechanikerin zu werden. Seeger: "Das setzt viel Energie und Standfestigkeit bei den Mädchen voraus, denn noch immer haben sie es als Gesellinnen schwerer."
Durch Öffentlichkeitsarbeit bei den Innungen versuchen die Berufsberater, den Vorbehalten bei Meistern gegenüber weiblichen Lehrlingen zu begegnen. Auch in den Schulen sind sie aktiv, um das Interesse von Mädchen an gewerblich-technischen Ausbildungen zu fördern. Für Gunther Seeger liegt das Problem tiefer: "Solange Eltern ihre Mädchen nur mit Puppen spielen lassen und Jungen mit Baggern und die Erziehung geschlechtsspezifisch ausgerichtet ist, wird sich nicht viel ändern."
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
BÜDINGEN. Eine Sechs-Tage-Woche, morgens um zwei Uhr aufstehen, im Sommer mitunter bei 65 Grad Hitze arbeiten: Für Kerstin Strack, Sandy Schimkus, Petra Thom und Alexandra Padberg keine Hindernisse, den Beruf zu ergreifen, in dem sie im Juni in der Büdinger Berufsschule die Gesellenprüfung ablegten: das Bäckerhandwerk. Die vier jungen Frauen im Alter zwischen 18 und 20, die dann, wenn andere noch fest schlafen, Weizenteig zu Kaiserbrötchen formen, Roggenmehl für "unser täglich Brot" abwiegen oder die Eier für die Biskuitrolle aufschlagen, vertreten ihre Entscheidung, in eine Männerdomäne einzudringen, selbstbewußt.
"Wir essen jeden Tag Brot und Brötchen, ohne viel darüber nachzudenken, wie wichtig diese Nahrungsmittel sind, und ich wollte einfach wissen, wie sie entstehen", erzählt Alexandra Padberg aus Hainchen. Sie hat es probiert und ist dabei geblieben. Sandy Schimkus, gebürtige Leipzigerin und jetzt wohnhaft in Büdingen, hat sich sogar über den Willen des Vaters hinweggesetzt. In ihrem Heimatort Wurzen bei Leipzig betreibt er eine große Bäckerei, riet seiner Tochter aber ab: "Das ist kein Beruf, der Geld bringt." Sandy Schimkus trat dennoch ihre Lehre in einer Bäckerei in Glauberg an, immer das Ziel vor Augen, Meisterin ihres Fachs zu werden und den väterlichen Betrieb einmal zu übernehmen.
Petra Thom hat zunächst einmal zwei Praktika in einer Kefenröder Bäckerei gemacht, bevor die Entscheidung fiel. Die Lehrstelle dann zu bekommen, war kein Problem: Auszubildende im Bäckerhandwerk sind gesucht. Der Lehrlingsmangel aber ist letztlich ein entscheidender Grund, daß die Meister in den Backstuben froh sind, daß sich Mädchen für die harte Arbeit am Stillkenofen oder der Rührmaschine interessieren.
Seit 1983, so ermittelten die Fachlehrer Rolf Graulich und Hartmut Kneip von der Büdinger Berufsschule, steigt die Zahl der weiblichen Auszubildenden. Gleichzeitig nimmt die Gesamtzahl der Lehrlinge im Bäckerhandwerk ab: von 29 im Jahr 1986 auf zwölf im Schuljahr 1991/92. Von den derzeit in der Bäckerinnung des Wetteraukreises vertretenen 43 Bäckermeister würden rund 20 sofort einen Lehrling einstellen.
Bis 1981 war kein Mädchen unter den 16 Berufsschülern der Branche, zuviel Vorbehalte hatten die Meister, daß ihre Auszubildenden nach der Lehre Heirat und Schwangerschaft als Zukunftsperspektive wählen könnten. Ein "Argument", das in vielen anderen "Männerberufen" die Tür für Mädchen verschloß und noch verschließt, galt in Backstuben mit angeschlossenem Verkaufsraum nicht: die fehlende Damentoilette. Denn die Auszubildenden für den Verkauf sind im Wetteraukreis bislang ausschließlich weiblich gewesen.
Seit 1988 stellen die Mädchen durchschnittlich 40 Prozent der Auszubildenden, im Schuljahr 1991/92 mit sieben von zwölf sogar die Mehrheit: 58,3 Prozent und damit fast 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. In der Philipp- Reis-Schule in Friedberg waren Ende 1990 immerhin fast 30 Prozent der Bäkkerlehrlinge Mädchen. Gründe hierfür sehen die Oberstudienräte darin, daß Jungen immer weniger in "sozial niedrigen Ausbildungsberufen" arbeiten wollen und Mädchen nach Berufen suchten, die in der Nähe des Wohnortes auszuüben sind. Andererseits hätten die Meister die Erfahrung gemacht, daß Mädchen dieser Altersstufe in ihrem Verhalten "reifer und geschickter" seien, oft bessere Schulabschlüsse hätten und seltener aus den Verträgen ausscheiden würden.
Nach der Gesellenprüfung allerdings übten nurmehr etwa 50 Prozent der jungen Frauen das Handwerk aus. Graulich: "Viele gehen in die Industrie, denn dort steht der gelernte Bäcker im Ruf, pünktlich zu sein und schwer arbeiten zu können." In der Bevölkerung hingegen habe die Anerkennung des Handwerks deutlich abgenommen. An königlichem Hofe einst als Künstler geschätzt und geachtet, gelte der Bäcker heute nur noch wenig. "Was selbstverständlich ist, bekommt keine Anerkennung." Eine Erfahrung, mit der auch Kerstin, Sandy, Petra und Alexandra machen. Zwar hätten Freunde und Bekannte ihre Entscheidung akzeptiert, doch mit Blick auf das zu erwartende Einkommen mitunter den Kopf geschüttelt. 675 Mark haben sie im dritten Lehrjahr bekommen, mit 14 bis 15 Mark brutto können sie als Gesellinnen rechnen. Sandy: "Die Handwerksberufe sind total unterbezahlt." Konkurrenz mit Männern am Arbeitsplatz? Die vier Mädchen schütteln einig den Kopf. Man und frau arrangiert sich, und wenn "mir der Sack mit den 25 Kilo Backmittel zu schwer ist, dann bitte ich einen Kollegen um Hilfe", sagt Alexandra ohne zu klagen. Allerdings räumen die Mädchen ein, daß die vorgeschriebene Arbeitszeit von den Meistern nicht immer eingehalten würde. Und nicht ganz so positiv nimmt sich ein Argument aus, daß den Bäckerberuf für Mütter attraktiv machen soll: "So haben die Frauen ja Zeit, den Nachmittag mit den Kindern zu verbringen." Die Doppelbelastung bleibt außen vor.
Streng sind die hygienischen Auflagen, die es zu beachten gilt: Mit Ring und Armreif die Laugenbrezeln formen ist ebenso verboten wie mit offenem Haar an der Teigschüssel zu stehen. Sie gehören unter ein Schiffchen, das ebenso wie die Schürze zur vorgeschriebenen Arbeitskleidung in der Backstube gilt. Vorschriften allerdings, die für Männer wie Frauen gelten. CORINNA WILLFÜHR
Bei seiner jüngsten Grabungskampagne im Rahmen seiner Forschungen zur vorgeschichtlichen Kupfergewinnung im Vorderen Orient machte das Deutsche Bergbau-Museum Bochum im Sultanat Oman eine Entdeckung, die einer archäologischen Sensation gleichkommt. Nach einem Hinweis eines Hubschrauberpiloten, der während eines Routinefluges einen großen Turm aus Stein entdeckt hatte, dessen Bedeutung er sich nicht erklären konnte, fand und identifizierte Grabungsleiter Paul Yule insgesamt 50 Turmgräber, wie sie sich sonst nirgendwo im arabischen Raum erhalten haben.
Die mehr als 4000 Jahre alten Gräber liegen in etwa 2000 Meter Meereshöhe am Wadi Shab im Osten Omans über drei bis fünf Quadratkilometer Fläche verstreut - teils nur noch als Trümmerhaufen, doch teils auch als bis zu acht Meter hoch aufragende kegelförmige Türme. Ihre meterdicken Mauern, die außen gleichmäßig ansteigen, innen aber völlig unterschiedlich bearbeitet wurden, können nach Yule nur mit Hilfe eines Gerüsts hochgezogen worden sein. Bauweise und Auswahl des Materials sind sehr unterschiedlich; sie reichen von unregelmäßig schmalen Bruchsteinen bis hin zu sorgfältig geglätteten Stücken, alle aus einem sehr hellen, fast weißen Kalkstein. Durch die ausschließliche Verwendung von Stein unterscheiden sich diese Turmbauten von der traditionellen Lehmziegelbauweise.
Da es auf dem trockenen, steinigen Boden in dieser Totenstadt keinen Tropfen Wasser gibt, auch keinerlei früchtetragende Sträucher, mußte einst jegliche Nahrung für die Arbeiter und die späteren Pilger über den gut 1000 Meter steilen Geländeanstieg und weitere 15 Kilometer bis zum nächsten Dorf heraufgetragen worden sein. Wie dann die späteren Beisetzungsfeierlichkeiten vor mehr als 4000 Jahren abgelaufen sein könnten, kann man sich heute nur schwer vorstellen. Eine vorläufige Datierung dieser frühen Bauten fällt in die Kupferzeit "Umm- an-Nar" ("Mutter des Feuers") zwischen 2700 und 2000 vor Christus. Somit könnten sie sich unter Umständen sogar als die bisher ältesten Steinbauten in diesem Teil der Welt entpuppen. Das erste steinerne Bauwerk in Ägypten ließ König Djoser um 2600 vor unserer Zeitrechnung als Stufenpyramide in Sakkara bauen.
Kulturell aufschlußreich für die Beurteilung der noch eingehend zu erforschenden Türme in Oman ist ein aus dieser Zeit erhaltener Grabbau an der Grenze zu den Emiraten bei Al Ayn. Über einer abgerundeten Öffnung an der Vorderfront der polierten Steinplatten fällt ein kleines Relief auf: zwei Menschenfiguren, die Hand in Hand nebeneinander stehen und von zwei größeren, langgehörnten Tieren eingerahmt werden.
Welche Bedeutung das Tier für die Menschen dieser frühen Zeit hatte, zeigt auch ein geradezu sensationeller Grabfund von 1989 in der Nähe der blühenden Oase "Samad ash shad", etwa 100 Kilometer von Omans Hauptstadt Muscat (Maskat) entfernt. Zwischen zahlreichen bronzezeitlichen Gräbern aus der Zeit zwischen 2000 bis 1000 vor Christus wurde eine Tierbestattung entdeckt: eine junge, zweijährige Kamelstute, wie alle weiblichen Toten aus vorislamischer Zeit auf der linken Seite ruhend, die Beine angezogen, den Kopf über die Schulter zurückgeworfen. Als größte Überraschung erwies sich eine Kette aus Halbedelsteinen, Glasperlen und Muscheln, die ihr als Schmuck um den Hals gelegt war. Weder die Todesursache noch ein Hinweis auf den einstigen Besitzer ließen sich finden. Nur das Alter konnte auf etwa 2000 Jahre bestimmt werden. Außerdem fand man bei einer genaueren Untersuchung des konservierten und restaurierten Skeletts durch Professor Peter Uerpmann an der Universität Tübingen heraus, daß es sich bereits um ein Haustier gehandelt haben muß, weil es kleiner als ein Wildkamel war.
Die reichsten Fundgruben im Wortsinne sind für die Archäologen in Oman, deren Untersuchungen sich auf einen Zeitraum von mehr als drei Jahrtausenden erstrecken, die zahlreichen Gräber, die allein zwei Drittel aller Forschungsobjekte ausmachen. Sie verlieren jedoch an wissenschaftlicher Aussagekraft, wenn sie nicht mehr unberührt sind. Viele Gräber sind bereits durch Unkenntnis oder Unachtsamkeit zerstört worden. Die größte Gefahr aber sind schon seit der Antike immer wieder die berüchtigten Grabräuber und die zunehmende Unsitte, Steine für Bauvorhaben herauszubrechen.
Daher steht die archäologische Forschung unter Zeitdruck. 362 Gräber, teils bis zu fünf Meter lang, wurden bis jetzt systematisch untersucht, vor allem aus der blühenden "Samad-Kultur" (200 vor bis 629 nach Christus), so benannt nach zahlreichen Funden aus dieser Zeit in Gebieten um die Samad-Oase. Der damalige Lebensstandard - begründet durch eine ertragreiche Landwirtschaft, reiche Dattelernten und Viehzucht - geht aus der Fülle und Qualität der Grabbeigaben hervor, die den Verstorbenen im Jenseits ein angemessenes Weiterleben garantieren sollten.
Nach damaligem Brauch wurden Männer und Frauen auf unterschiedliche Art bestattet: Zwar beide in Körperrichtung nach Südosten, was sich seit islamischer Zeit durch die Ausrichtung nach Mekka geändert hat. Aber der Mann wurde stets auf die rechte Seite gelegt, die Frau immer auf die linke. Beide bedeckten ihr Gesicht mit den Händen.
Unterschiedlich sind auch Menge und Auswahl der zum Weiterleben nützlichen und typischen Beigaben. Männer haben neben vielerlei Trinkgefäßen, glasierten Schüsseln, Schöpflöffeln - dazwischen auch mal ein Pferdezaum - stets ihre kostbaren Waffen um sich: Säbel, schwere Speerspitzen und lange Dolche. Am Eisendolch eines wohlhabenden Mannes fand man eine Spur von Seidenfasern. Das läßt darauf schließen, daß er sich ein Seidengewand leisten konnte. Bei den Frauen wurde mit großen Vorratsgefäßen und einer Vielfalt von Eß- und Trinkgeschirr erkennbar für deren häusliche Tätigkeit im Jenseits vorgesorgt. Daneben lag ein kleines Allzweckmesser. Auch Schmuck wie Halsketten, Fingerringe und vereinzelte Goldperlen, wie sie heute noch in Oman angefertigt werden, gehörten ebenso zu den Grabbeigaben wie aus dem Kosmetikbereich Parfumflakons und Behälter für Augenschminke und Salben.
Bei den Untersuchungen der menschlichen Skelette durch Prof. Manfred Kunter, Universität Gießen, fiel auf, daß bei den Angehörigen der Samad-Kultur Malaria schon lange verbreitet war und ihre Zähne früh schadhaft wurden, wohl durch den ständigen Genuß der stark zuckerhaltigen Datteln.
Viele Geheimnisse liegen noch in den Grabbauten Omans verborgen, vor allem in den 50 kürzlich entdeckten Türmen, deren Untersuchung nun in das von Gerd Weisgerber geleitete Bochumer Forschungsprogramm eingegliedert wird. Nach Yule vermitteln die Bauten eine Vorstellung davon, wie die reichen Gräber der Umm-an-Nar-Kultur ausgestaltet waren. Doch gerade wegen ihrer schön geformten Bausteine haben diese nicht überdauert, weil sie als Materialquelle für spätere Bauten verwendet und daher zerstört wurden. Auch ähneln die jetzt entdeckten Turmgräber den ostarabischen Bienenkorb-Gräbern der Hafit-Kultur aus der Zeit von 3000 bis 2500 vor unserer Zeitrechnung. Aufgrund der Grabform und der Mauertechnik hält Yule es für denkbar, daß die Gräber zu beiden Kulturperioden gehören.
GISELA REINHARDT-REUTER
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WESTLICHE STADTTEILE. Für alle, die mit der Kinderbeauftragten für die westlichen Stadtteile Kontakt aufnehmen wollen, gibt es jetzt einen heißen Draht zu Christine Schwab. Jeden ersten Donnerstag im Monat ist die Kinderbeauftragte zwischen 15 und 17 Uhr unter der Rufnummer 31 06-54 41 zu erreichen.
Wer seine Anregungen zur kinderfreundlicheren Gestaltung im Westen persönlich weitergeben möchte, kann Christine Schwab in dieser Zeit im Zimmer 123 des Bolongaropalastes besuchen.
Wer's lieber schriftlich mag: Briefe an Frau Schwab können in den Langobardenweg 5, 6230 Frankfurt-Unterliederbach, geschickt werden. *tos
MAIN-KINZIG-KREIS II
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BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III
ie Plastikgondel aus Venedig, das Zucht-Edelweiß aus Vorarl- berg, der handgeschnitzte Tiger,
Das klassischste und zeitloseste Präsent ist der bereits von Heinz Schenk tausendfach überreichte Bembel. Ob blauweiß oder salzglasiert, entscheidend ist nur das aufgedruckte Bad Homburger Stadtmotiv und das Schild mit der Bezeichnung "original". Der dazu passende Schnapsstamper, vielleicht mit einer farbigen Schloßansicht, erhöht natürlich den Erinnerungsgehalt. Ebenso repräsentativ wie von epochaler Lebens- und Erinnerungsdauer sind Teller und Becher aus Zinn. Wem der Sinn nach Künstlerischem steht, der ist mit einem Stich oder einem Ölgemälde des alten Kurhauses von einem - unverständlicherweise - Kurhaus in Öl nie zu Ruhm gelangten alten Meister gut bedient.
Das Fachgeschäft am Ort für Souvenirs aller Art ist der Laden von Alfred Wieser neben der Wicker-Klinik. Seit 17 Jahren bietet der agile und redselige 66jährige Reiseandenken feil, für den guten wie den schlechten Geschmack, den kleinen wie den großen Geldbeutel. Er kann die modernen Jäger und Sammler eindeutig klassifizieren. Die verschiedenen Nationalitäten haben seiner Erfahrung nach unterschiedliche Vorlieben. Hört er nur ihre Stimmen vor seiner Tür, wählt er im Kopf bereits das Passende aus seinem Sortiment aus.
Dem Amerikaner steht der Sinn meist nach Praktischem, einem Bierkrug oder einem T-Shirt. Gern schleppt er auch einen Wurzelsepp über den großen Teich, der muß aber bitte aus Plastik sein, mit dem Kopf wackeln und auf den Namen "Voodoo Joe" hören. Der gern gesehene japanische Gruppenreisende sucht nach seinem eineinhalbtägigen Germany-Trip gern Zuspruch bei deutschen Sinnsprüchen. Daß er sie nicht lesen kann, spielt dabei keine Rolle. Besonders beliebt ist die in Holz geschnitzte Wahrheit: "Im Himmel gibt's kein Bier, drum trinken wir es hier."
Der kühle Kopf des Skandinaviers entscheidet sich am häufigsten für eine Trachtenpuppe. Doch will er keine mit einem hessischen Kostüm, ein Schwarzwaldmädel muß es sein. Nur sie ist garantiert "teutsch". Für die meisten Urlauber aus deutschen Landen gibt es nach Jahrzehnten des blauen Bocks natürlich nur eine Wahl: Ein Bembel muß her! Das beste aller möglichen Mitbringsel aus Bad Homburg. Am liebsten schon in der Verpackung gefüllt mit Apfelwein.
Eine Spezies der Souvenirsüchtigen existiert unter allen Nationalitäten: der hemmungslose Nippesfan. Frei nach dem Motto "Kitsch as Kitsch can" kauft er, was anderen das Gruseln lehrt. "Das macht auch vor der Intelligenz nicht halt", weiß Alfred Wieser und denkt an Teilnehmer von Medizinerkolloquien.
Dann präsentiert er den eleganten Zuckerdosen-Löffel mit echtem Feinsilber überzogen und dem Stadtwappen auf feinster Keramik am oberen Ende - mit knapp zehn Mark ist man dabei. Wem sein Seelenleben Schwierigkeiten bereitet, für den steht in einer Pappschachtel eine "von Meisterhand geschnitzte" Madonna für knapp 70 Deutsche Mark bereit. Oder wie wäre es mit Schmuck: Das Stadtwappen als Anhänger für die Arm- oder Halskette. Auf den kurenden Nikotinfreund wartet der stilvolle Glasaschenbecher mit eingelassenem Kreiswappen. Rund zehn Mark muß der Interessierte dafür auf den Ladentisch blättern. Leider befindet sich das Bad Homburg-Einwegfeuerzeug zur Zeit nicht im Angebot.
In solche Niederungen des Geschmacks begibt sich die Stadtverwal- Krawatte und Halstuch tung nicht. Sie verschenkt an offizielle Gäste zur Erinnerung farbige Bildbände von Bad Homburg ("Impressionen einer Stadt"), die Bad Homburger Mineralwasserkaraffe oder die dreibändige Bad Homburger Stadtchronik. Kinder erhalten die allseits beliebten T-Shirts mit dem Stadtwappen. Für Musikfreunde liegen Compact Discs mit Orgelmusik der Schloßkirche bereit.
Gern gesehen in nah und fern ist auch das Ensemble aus Bad-Homburg-Krawatte und Bad-Homburg-Halstuch, gehalten in gediegenem Blau mit in passenden Tönen aufgesticktem Stadtwappen. Die Andenken übrigens, die Bad Homburg von offiziellen Gästen aus anderen Städten erhält, werden in einer Asservatenkammer tief im Rathaus versteckt. Außer dem Bürgermeister und wenigen Vertrauten darf niemand einen Blick auf sie werfen. Sind womöglich auch Zuckerdosen-Löffel und Sinnsprüche darunter?
Doch über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. Das ist auch die Maxime von Alfred Wieser. "In jedem von uns steckt doch ein wenig der Wunsch nach Kitsch", sagt er. Manchmal kann er selbst der heimlichen Lust nach einem Souvenir nicht widerstehen. Von Kindern eines japanischen Chors, die in seinem Laden spontan deutsches Liedgut trällerten, ließ er sich Schreibpapier mit japanischem Aufdruck geben. "Als Andecken eben", lacht der Andenkenhändler. JOACHIM MOHR
Die Frage ist daher, wie kann die Literaturkritik" - diese berühmte Frage ist, seit der Ausbruch der Legionärskrankheit Rodney Wainwright just an dem Punkt unterbrach, an dem er sowieso nicht weitergewußt hätte, noch immer nicht geklärt. Und weil überdies die TV- Serie, zu der der Autor seinen Roman verarbeitet hat, erst in der Schweiz läuft, muß der niedere Deutsche sich mit der Lektüre begnügen und der Kritiker auch bei diesem Roman von David Lodge, der nun in den kongenialen Verlag gewechselt ist, aufs Gewohnte sich verlassen - und nach Vertrautem suchen. Natürlich wird er fündig: Philip Swallow und Morris Zapp, die beiden legendären Literaturwissenschaftler aus Schnitzeljagd und Ortswechsel, sind in Saubere Arbeit wieder dabei. Der Titel verspricht es zwar: aber wird das selbst wieder jene saubere Arbeit sein können, die Lodge, der strukturalistische Handwerker, bisher stets lieferte? Wieder ein höchst vergnüglicher, alle Kombinationen zwischen pubertär und sophisticated durchspielender Roman, in dem man nicht abwarten kann, wie's weitergeht?
Er hat ja nun, nimmt man die älteren, noch nicht übersetzten Romane hinzu, Kabinettstück für Kabinettstück an seiner Biografie, immer entlang der einen eigenen Arbeit, der als Literaturwissenschaftler, geschrieben - bis er unterm Erfolg den Nebenberuf zum Hauptjob machte. Dräut da nicht das zwangsläufig Vertraute: der Schriftsteller, der den Schriftstellerberuf zum Thema macht? Aber Lodge macht es so einfach nicht. Er macht einfach weiter, nur alles etwas anders. Swallow und Zapp sind noch da, indes älter als damals. Swallow braucht ein Hörgerät, und Zapp, der kalifornische Strahlemann von ehedem, wirkt, wenn er am Ende vorbeikommt, recht müde. Die wilden Zeiten sind vorbei. "Überhaupt konnte man sich diese schon etwas angejahrten Gestalten nur schwer beim sexuellen Bäumchen-Wechsel-dich-Spiel vorstellen." Befindet denn auch Robyn Penrose. "Eine große linke feministische Schickimickidozentin für englische Literatur!" - meint wiederum Vic Wilcox über diese. Wilcox ist nämlich ein körperlich etwas kleiner konservativer konventioneller Industriemanager. Beide wiederum sind in der Hand ihres Autors und der läßt wenig Zweifel daran, daß er, wie er ihnen nicht eben dezent bezügliche Namen gibt, auch über ihr Schicksal und ihren Charakter verfügen wird, so daß am Ende sein Plan aufgeht.
Es geht also weiter mit Rummidge, der Redbrick-Universität in den West Midlands, aber es geht dort bergab. Daran ist eine Frau schuld: Frau Thatcher mit ihrer Wiedererrichtung des harten Kapitalismus, dessen Phallozentrismus Frau Penrose ihren Studenten und Studentinnen am Fabrikschornstein sinnfällig zu machen pflegt. Die flexible Feministin wird wohl Opfer der eisernen Lady werden. Denn zwar weiß Robyn alles über den Industrieroman des 19. Jahrhunderts und die Theorien des 20., aber es ist kein Geld mehr da, sie weiter zu beschäftigen.
Nun hat der Autor sich vorgenommen, den vollends antiquierten Industrieroman wiederaufleben zu lassen und derart Robyn vor der Frau Sheriff zu retten, indem er sie, die anderen Figuren und die Leser durch alle Branchen des Industrieromans schickt. Außer Exitus - Lodge ist ein versöhnlicher Spötter - werden folglich alle Lösungen des viktorianischen Romans, die Robyn kennt, Ehe, Emigration und Erbschaft, an- und durchgespielt.
Nun braucht man zum Industrieroman auch Industrie. Die liegt in den West Midlands nicht nur vor der Tür, sondern auch ziemlich darnieder. Das sind beste Voraussetzungen zum Projekt "Industrieschatten", einem Programm zur Hospitation von Wissenschaftlern bei "der" Wirtschaft, in dessen Verlauf die große Feministin und der kleine Manager erst widerwillig hinein-, dann heftig an- und folglich auch in-, dadurch ziemlich viel durch- und am Ende säuberlich wieder auseinandergeraten. So wünschte man sich den Zusammenprall der zwei Kulturen, der "Bewohner unterschiedlicher Welten" und - ferner noch - der Geschlechter. Zu gern möchte man die dabei entstehenden Beulen vorzeigen, aber das wäre unfair. Nur so viel: Das gibt die schönsten Konstellationen für Konfusionen, von Lodge derart kontrolliert, daß er mit dem Kartellrecht in Konflikt geriete, wenn es nicht bloß Literatur wäre. Er läßt kaum einen Traumberuf aus, von der Börsenspekulantin bis zum Pin-up-Girl, vom Kellner bis zum Manager, vom pakistanischen Akkordarbeiter bis zum deutschen Industrieboß. Lodge spielt satirisch grob mit den feinen Unterschieden (z. B. zwischen Mozart und Jennifer Rush), kombiniert hintergründig die sozialen Ambientes, zeigt Sentimentalität des Industriellen wie Belastbarkeit der Intellektuellen, Schwerarbeit der leichten Wissenschaften und Unterhaltungsprogramm der Schwerindustrie.
Es ist noch nicht lange her, da fand die Akademie für Sprache und Dichtung mithilfe von ausgewählten Autoren und Industriellen heraus, daß bei uns "die" Berufswelt literarisches Zonenrandgebiet sei. Jedem Teilnehmer, ob Schrift- oder Hersteller, ein Exemplar von Lodges sauberer Arbeit zur Lektüre anempfohlen, hätte gewiß Geld und Zeit gespart, Genuß und Erkenntnis dagegen gemehrt.
ERHARD SCHÜTZ David Lodge: Saubere Arbeit. Roman. Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann. Haffmans Verlag, Zürich, 1992. 374 Seiten, 44 DM.
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OBERURSEL. Ölbilder von Gogi Lazaraschwili werden in einer Ausstellung in der Galerie der Stadtbücherei Oberursel vorgestellt. Die Vernissage ist am Samstag, 11.Juli, 20 Uhr.
Der Maler stammt aus Tiflis in Georgien. Seine Bilder zeigen die tiefe Verbundenheit der Georgier mit der Religion. Larzaraschwili stellt seit 1976 aus, Bilder von ihm hängen in Museen in Moskau und Tiflis und in Privatsammlungen in Europa und den USA.
Die Gemälde sind bis zum 24. Juli zu sehen. Die Öffnungszeiten sind: Sonntags, 12. Juli, 13 bis 17 Uhr, sonst dienstags bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr.
Das verschollen geglaubte Bild "Blick aus dem offenen Fenster" von Hans Thoma steht im Mittelpunkt einer Ausstellung mit Skizzen, Drucken und Auszügen aus Briefwechseln des 1924 gestorbenen Malers, der die Sommermonate oft in Oberursel verbrachte und hier auch viel gemalt hat.
Das Bild zeigt einen Blick auf die Sankt-Ursula-Kirche und ist eine Leihgabe der Kunstgalerie Gera für die Dauer der Ausstellung bis zum 25. Oktober 1992. Zu sehen sind die Werke in der Hans-Thoma-Gedächtnisstätte, geöffnet ist samstags von 10 bis 16, sonntags von 10 bis 13 und mittwochs von 10 bis 17 Uhr.
KRONBERG. In der Galerie Hellhof in der Königsteiner Straße 2 wird bis zum 19. Juli Uhr die Ausstellung "Textile Poesie" der Gruppe TRI ART eröffnet. Zur Gruppe gehören die Stickerinnen Traudel Lindner-Ndrenika und Roswitha Kahl sowie die Weberin Irmgard Herzog. Mit Kette und Schuß, mit Nadel und Faden verwandeln sie Erlebtes und Gedachtes, Erfühltes und Geträumtes in Gewebe und Gewirke.
Die Ausstellung dauert bis zum 19. Juli, geöffnet ist mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.
Barbara Kempers "skripturale Malerei" war zuletzt 1991 in Kronberg im ART-Studio zu sehen. Die Kronberger Künstlerin hat sich in den letzten Jahren durch zahlreiche Ausstellungen im Rhein-Main-Gebiet einen Namen gemacht. Im Maingas-Beratungszentrum unter der Hauptwache ist bis zum 1. August eine Ausstellung mit neuen Bildern der Kronbergerin zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 13 Uhr.
KÖNIGSTEIN. Barbara Fahrner unternimmt seit 1982 den Versuch, das Buch als Medium aller künstlerischen Vorstellungen und Ideen zu nutzen. Zeichnungen und Malerbücher von ihr sind in der Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtstraße 12, zu sehen. Die Künstlerin, 1940 geboren, lebt in Frankfurt und New York, und Werke von ihr gibt es in Museen und Bibliotheken in aller Welt. Sie selbst charakterisiert ihre Arbeit so: "Von dem unglaublichen Facettenreichtum menschlichen Denkens möchte ich in meinen Büchern, Zeichnungen und Objekten etwas einfangen, ein farbiges, schillerndes, wohl auch manchmal kontroverses Stück Leben, in dem ich als Person völlig aufgehe."
Die Objekte sind bis zum 10. September in der Galerie im Haus Bender zu sehen. Öffnungszeiten sind mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.
SCHMITTEN. Holzdrucke, deren Druckplatten teilweise mit für die Kunst doch recht ungewöhnlichen Gerätschaften, wie einer Motorsäge oder Fräse, bearbeitet wurden, aber auch klassische Schwarzweiß-Holzschnitte und Acht-Platten-Drucke zeigt eine Ausstellung in der Evangelischen Akademie Arnoldshain.
Studenten des Hauptseminars Graphik des Instituts für Kunstpädagogik an der Frankfurter Universität stellen ihre Arbeiten aus, die, so die Ankündigung, "eine nichtalltägliche Art der Kunsterfahrung" bieten sollen.
Christian Berger, Ralf Elgner, Georg Rainer, Christian Ratajcak und Gudrun Rothaug stellen noch bis zum 12. Juli ihre Arbeiten vor. Geöffnet hat das Martin-Niemöller-Haus montags bis samstags von 9 bis 19.30 Uhr, sonntags nur bis 13 Uhr. nau / prop
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"Nacht, Nacht, Nacht" Tatjana Tolstajas: "Und es fiel ein Feuer vom Himmel"
Ein scheinbar in die Irre führender Titel: Und es fiel ein Feuer vom Himmel, das klingt biblisch-martialisch und hat auf den ersten Blick gewiß wenig zu tun mit der äußerst zarten Kunst der Schriftstellerin Tatjana Tolstaja, deren beide bislang ins Deutsche übersetzten Erzählbände poetisch und schlicht Stelldichein mit einem Vogel (1989) und Sonja (1991) hießen. Im Kontext der Erzählung, der er entstammt, gerät der dramatische Satz wieder in eine Tolstaja-gemäße Perspektive. Das vom Himmel fallende Feuer entstammt einer Zeitungsmeldung, einer von den vielen sagenhaft-unerklärlichen Geschichten, die der krebskranke Korobejnikow erzählt, um sich als kleine Flucht aus der trostlosen Klinik das Gastrecht in Olgas gemütlicher Datscha zu erkaufen. Und wie durch einen Blitz aus heiterem Himmel wird ihm diese Zuflucht genommen, als ihn hinter seinem Rücken Dimtrij, ein alternder Bildhauer, der ein Auge auf die verheiratete Olga geworfen hat, aus einer Laune heraus als Plagiator seiner Jugendgedichte denunziert. Korobejnikow und seine Geschichten sind erledigt, vergiftet ist das Klima, daran vermag auch die Rücknahme des aus der Luft gegriffenen Vorwurfs nichts zu ändern. Wie schnell lässige Menschenfreundlichkeit umschlagen kann in bösartige Abwehr, wie empfindlich das Gleichgewicht ist, wie zerbrechlich die Freundlichkeit, das erzählt die Tolstaja mit größter Beiläufigkeit aus der Perspektive der selbstgerechten Olga, die sich allezeit im schönsten Recht wähnt.
Das Motiv der Schuld grundiert einige der sechs neuen Erzählungen Tatjana Tolstajas. Ihre Figuren, all diese abseitigen, unansehnlichen, kränkelnden und zu kurz gekommenen Durchschnittsmenschen, häufen keine dramatische Schuld auf sich. Sie begehen und erleiden nur die einfachen Sünden der Lieblosigkeit, die tödlich sein können. In der schönsten, dichtesten Erzählung des Bandes beschwört die Erzählerin das wundersame Wirken der alten Gouvernante Shenetschka, die einst geraten hatte: "Wünsch Dir nicht, die Allerschönste zu sein, sondern am meisten geliebt zu werden." Dies ist ein maßloser Wunsch - nicht nur für eine unschöne Pädagogin, deren Mund "nicht fürs Küssen geschaffen" ist.
Er geht ihr nicht in Erfüllung, immer hat sie nur selbst geliebt, einmal einen Mann aus der Ferne und dann die zahllosen Kinder, die ihr anvertraut waren, mit einer Kraft und tätigen Hingabe, die in die Kindheit der Ich-Erzählerin hineinschien als Wärme und fürsorgliche Strenge. Von den Heranwachsenden wurde diese selbstlose Zuwendung mit einer herablassenden Selbstverständlichkeit verbraucht, die lange Zeit nach dem Tod der Shenetschka, in der Rückschau auf das "von Jahr zu Jahr wachsende Herbarium vergangener Tage" als die fortwirkende Sünde der Gleichgültigkeit bedrängend wird.
Solche "Botschaften", Ermahnungen zu einem menschlichen Umgang angesichts der Unwiderruflichkeit des Todes, versteckt Tatjana Tolstaja sehr unaufdringlich in ihrer zartmächtigen Prosa, ihrem spöttischen Humor. Sie will nicht moralisieren, sie bezaubert. Das leuchtend lebendige Porträt einer sehr banalen alten Frau, die das Träumen nie verlernt hat, ist eingebettet in eine Sprache, die das ganze Aroma der Kindheit enthält, im Rascheln der Blätter, im Toben der Winde und im Verglühen des Lichts. Es ist eine schwerelos sinnliche Prosa in ihrer fast lyrisch lautmalerischen Methode, für die die Übersetzerin Silvia List bewunderungswürdig kongeniale deutsche Entsprechungen findet.
So ist der Grundton der sechs Erzählungen dieses Bandes zärtlich-melancholisch. Er beherbergt das gefaßte Wissen um das unausweichliche Altern, das mähliche Sterben schon in einem Leben, das nie heranreicht an die Intensität der Träume. Zugleich ist diese Prosa von einer unbegreiflichen Heiterkeit erfüllt, die sich speist aus den tiefen Reservoirs der erinnerten Kindheit. Ein glücklicher Mensch ist der debile Alexej, der in einer überbelegten Moskauer Gemeinschaftswohnung, behütet von der allmächtigen Mami, das Paradies der Kindheit nie verlassen hat - bis er sich eines Tages auf der Suche nach Eiskrem allein in die bedrohliche Stadt aufmacht und schrecklich zusammengeschlagen wird.
Für ihn gilt wie für alle Figuren der Tolstaja: "Er hat in seinem Kopf eine eigene Welt, das ist die richtige. Dort ist alles möglich. Aber die andere, außerhalb, die ist häßlich und falsch. Die haben sich hier auf etwas geeinigt, haben schrecklich komplizierte Regeln aufgestellt . . . Ihm aber fällt es schwer, nach fremden Regeln zu leben."
Die Welt ist nicht zum Besten eingerichtet, und in den Geschichten der Tolstaja ist das keine Frage von Gesellschaftssystemen. Der Riß geht durch die Menschen selber, er klafft auf zwischen der Zauberwelt der Phantasien, die in der Allmacht der Kindheit noch einholbar erschien, und der beengenden Wirklichkeit des abzulebenden Lebens. Mit dieser Differenz können sich die Käuze und Träumer der Tolstaja nicht arrangieren. Darum sind sie eigentlich alle verhinderte Künstler, nicht nur der schwachsinnige Alexej, der nach dem harten Zusammenprall mit dem Außen plötzlich die Welt begriffen hat, "die Regeln, die Gesetze, nach denen die Millionen von Bruchstükken zusammenhangloser Dinge miteinander verkettet sind". Und er, der immer Schriftsteller werden wollte, "schreibt mit großen Buchstaben die soeben gefundene Wahrheit nieder: "Nacht, Nacht, Nacht, Nacht, Nacht."
BARBARA SCHMITZ-BURCKHARDT
Tatjana Tolstaja: Und es fiel ein Feuer vom Himmel. Sechs Erzählungen. Aus dem Russischen von Sylvia List. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 1992, 160 Seiten, 32 DM.
Namen + Notizen
SIGRID DONGMANN gehörte nur etwas länger als ein Jahr der CDU- Fraktion im Ortsbeirat 5 an. Schon als Nachrückerin ins Stadtteilparlament gekommen, mußte die in der EDV- und Tourismusbranche tätige Productmanagerin ihr Mandat jetzt "wegen zu starker beruflicher Anspannung" niederlegen. Nach ihren eigenen Worten bedauert sie es, aus "dem Kreis der sehr engagierten Ortsbeiratsmitglieder" auszuscheiden. Das eine Jahr sei eine wertvolle Erfahrung gewesen. Es habe sich jedoch gezeigt, daß die Arbeit im Ortsbeirat viel mehr Zeit erfordere, als manch einer glauben würde. Nachrücker für Sigrid Dongmann ist der 27jährige Constantin Westphal. Der Bankkaufmann hat vor kurzem sein erstes Staatsexamen in Jura abgelegt und arbeitet zur Zeit an seiner Doktorarbeit über ein handelsrechtliches Thema. Westphal trat 1984 der Jungen Union (JU) bei, und wurde wenige Wochen später schon in den Vorstand der Ortsgruppe Frankfurt-Süd gewählt, deren Vorsitzender er von 1988 bis 1990 war. Gleichzeitig war er Stellvertretender Kreisvorsitzender der Frankfurter JU und Vorstandsmitglied der CDU Sachsenhausen-Mitte. Innerhalb der Ortsbeiratsfraktion versteht er sich als Ansprechpartner für junge Leute. Besonderes Interesse hat Westphal, der sich selbst als einen "Freizeitpolitiker" bezeichnet und im Stadtteilparlament politische Arbeit "von unten lernen" will, für das Thema "Wohnungsnot". ask
FRANZ HÜHNER erhielt jetzt für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad 1879 den Ehrenbrief des Landes Hessen. Die Auszeichnung überreichte Sportdezernentin Sylvia Schenk im Magistratssitzungssaal des Römers. Der 65jährige engagiert sich seit 1941 für seinen Ruderverein und hat 1946 die erste Regatta mitgemacht, worauf er besonders stolz ist. Inzwischen ist er bei den Ruderern zum Ressortleiter für Veranstaltungen aufgestiegen. Außerdem ist Franz Hühner seit 1956 in der Karnevalgesellschaft "Wespen" Oberrad 1887 aktiv. Vom Zweiten Kassierer bis zum Ersten Vorsitzenden hatte er sich hochgearbeitet und führte 16 Jahre lang dieses Amt. Heute geht er als Ehrenvorsitzender und Ehrenpräsident an Fastnacht in die Bütt. mec
SIEGFRIED KRANEMANN, Vorsitzender des Süd-Ortsverbandes vom Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND) und Mitglied des hessischen Tierschutzbeirates, erhielt dieser Tage für sein Engagement jetzt die bronzene Römerplakette. Über zehn Jahre beriet der 59jährige Goldsteiner den Frankfurter Magistrat in allen Belangen des Umweltschutzes, und wird dies auch künftig tun. Mit der Verleihung der Römerplakette wurde jetzt sein Einsatz als engagierter und glaubwürdiger Sprecher der regionalen Naturschutzverbände gewürdigt. fs
HORST SCHÜTZ, seit über 40 Jahren ehrenamtlich im Deutschen Roten Kreuz (DRK) tätig, wurde kürzlich mit der Verdienstmedaille des DRK-Landesverbandes Hessen ausgezeichnet. Neben seiner Tätigkeit als Berufsfeuerwehrmann (Feuerwache 1 und 5) widmete er sich viele Jahre lang dem freiwilligen Dienst am Nächsten in der DRK-Ortsvereinigung Schwanheim-Goldstein. Schütz, der in Goldstein zu Hause ist, war früher aktiver Helfer im Sanitäts- und Rettungsdienst. Seit rund 30 Jahren führt er die Mitgliederkartei der Ortsvereinigung (etwa 500 Mitglieder). "Diese Tätigkeit übt er still, bescheiden und gewissenhaft aus", beschreibt es Vorsitzender Willi Schmidt, der den Jubilar jetzt ehrte. Außer der Verdienstmedaille des Landesverbandes überreichte er Schütz im Namen der Ortsvereinigung Schwanheim-Goldstein noch die Henry-Dunant-Silbermedaille, verbunden mit einem Dank für vorbildliche Zusammenarbeit. dixi
ESCHBORN. Auf dem Schild steht: Parkzeit 30 Minuten. Die Parkscheibe auf dem Amaturenbrett des Wagens zeigt an, daß diese Frist bald abläuft. Die Frau in der grünen Uniform greift zu ihrem Kreidestift und markiert den Vorderreifen des Autos. "Beim nächsten Rundgang kann ich kontrollieren, ob das Auto zwischendurch entfernt oder nur die Parkscheibe verstellt wurde", erklärt Ruth Seredi, seit 15 Jahren Hilfspolizeibeamtin und die letzten drei davon in Eschborn.
Außer ihr sind noch drei männliche Kollegen als Hilfspolizeibeamte in der Stadt tätig. Das "Revier" der vier wechselt wöchentlich. Ihr gesamtes Kontrollgebiet reicht von Niederhöchstadt und den angrenzenden Feldern über die Eschborner Innenstadt bis zum südlichen Gewerbegebiet.
Dort ist Ruth Seredi gerade als Fußstreife unterwegs. Dabei markiert sie aber nicht nur Autoreifen, prüft TÜV und ASU-Plaketten und schreibt Knöllchen. Im Gegensatz zur Autostreife sieht die Fußstreife vieles besser. Und: Ruth Seredi gibt Ortsunkundigen bereitwillig Auskunft. Auch sonst entgeht ihrem wachen Blick kaum etwas.
Ein Container, der vor einer Baustelle auf der Straße steht, fällt ihr ins Auge. Sie erkundigt sich beim Bauleiter, ob er dafür eine Genehmigung vom Ordnungsamt hat. Der weiß von nichts, verspricht aber, sich sofort darum zu kümmern.
Ein halb auf dem Gehweg geparktes Auto wird gleich notiert: Fußgänger müssen sich seinetwegen mühsam zwischen Hauswand und Wagen durchquetschen. Die sympathische Beamtin zeigt aber auch, daß sie eine Toleranzzone hat, also nicht stur an der Vorschrift klebt. Dem Parker im eingeschränkten Halteverbot vor dem 15stöckigen Hochhaus gesteht sie auch schon mal einige Minuten mehr zu: "Das kann ja dauern, bis man ganz oben ist und seinen Ansprechpartner gefunden hat".
Bei wild in den Geweg hineinwucherndem Grün bittet Ruth Seredi den Anwohner, die Gartenschere einzusetzen. Ein besonderes Auge aber wirft sie auf Kinder und Hunde, die alleine im Auto sind: "Vor allem im heißen Sommer, wenn es für die Insassen bedrohlich wird, informiere ich die Schutzpolizei, um den Wagen aufzubrechen zu lassen."
Für Hunde hat die tierliebe "Politesse" sowieso eine Schwäche. "Mich kennt und mag jeder Hund in Eschborn", sagt sie und zieht ein Plastiksäckchen voller Hundekuchen aus ihrer Tasche. "Die habe ich immer dabei - und gebissen hat mich noch keiner". Bei freilaufenden Hunden kennt sie jedoch kein Pardon: "Das kostet den Besitzer 20 Mark".
Einen guten Riecher braucht die Beamtin bei der Ermittlungsarbeit. "Gerade nach Unfällen mit Firmenwagen ist es nicht immer leicht, den verantwortlichen Fahrer zu finden". Angesichts der nur dreimonatigen Verjährungsfrist "müssen wir sehen, daß wir bis dahin etwas in der Hand haben".
Ein weiterer Aufgabenbereich der Hipo-Beamten ist der Feldschutz. "Erdbeerfeldschutz" nennt ihn Ruth Seredi liebevoll: "Wir müssen aufpassen, daß niemand unerlaubt Früchte klaut oder Müll ablädt".
Mit dem im südlichen Gewerbegebiet größer werdenden Bereich wächst auch die Arbeit der vier Beamten. Die Zahl der Protokolle in Eschborn stieg zwischen 1986 und 1991 von 6000 auf mehr als 15 000, sagt der stellvertretende Amtsleiter Jürgen Draschner. "Das brachte uns zwar rund 200 000 Mark ein, aber auch mehr Verwaltungsarbeit".
Darum drängeln sich die "HiPos" auch nicht nach Geschwindigkeitskontrollen: "Dann bräuchten wir nicht nur ein neues Fahrzeug und einen weiteren Beamten, sondern müßten auch noch selbst die Bilder entwickeln", sagt Draschner. gal
WIESBADEN. Sie bosseln im Keller, tüfteln auf dem Dachboden und haben immer eine gute Idee - Erfinder. Sie lassen sich allerhand einfallen, Sinnvolles und Unnützes ebenso wie Praktisches und Überflüssiges. Sie sind phantastievoll wie Daniel Düsentrieb, die Comic-Figur von Walt Disney, und stehen doch mitten im Leben. Schließlich wollen sie ihre Kreationen vermarkten. Was sie erfunden haben, wie sie auf die Idee kamen und was daraus wurde - Erfinder aus der Region und ihre Geschichte stellt diese Serie in loser Folge vor. Heute: Ingrid January, die mit ihrem Steckenpferd schon viele Hürden genommen hat.
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FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident und der Oberbürgermeister gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen) - jedoch nur, wenn die Jubilare sich rechtzeitig darum bemühen.
Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen jetzt die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und mit Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie tatsächlich ein Jubiläum begehen.
Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen. Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. star
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"Eines habe ich mir fest vorgenommen: Eines Tages werde ich einen Konzern aufbauen." Ingrid January ist fest entschlossen und voller Tatendrang. Ziele hat sich die 33jährige Wiesbadenerin schon zuhauf gesteckt - und allesamt erreicht. Daß der Weg zu einem großen Unternehmen weit und voller Hindernisse ist, vermag sie nicht zu schrecken. Sie will die Hürden mit ihrer Erfindung, einem Steckenpferd, nehmen.
Steckenpferd - aber bitte, das ist doch nichts Neues? Von wegen, sagt Ingrid January, trabt davon und galoppiert mit ihrem Steckenpferd unterm Arm in die Küche zurück. "So etwas habe ich für meine Tochter gesucht und nirgendwo gefunden." Also bastelte sie kurzerhand selbst ein Steckenpferd: ein Schrubberstiel, eine alte, ausgestopfte Socke als Kopf, Wollfäden als Mähne und ein paar Schnüre als Zaumzeug. "Das ist doch was ganz anderes - oder haben Sie schon mal ein herkömmliches Steckenpferd geknuddelt?"
Darauf kam es Ingrid January auch an. Ein bemalter Holzkopf samt der beiden Griffe an der Seite läßt sich schlecht umarmen und an die Brust drücken. "Das darf doch nicht starr sein, das muß sich bewegen und nachgeben - auch wenn das Kind beim Spielen mal hinfällt."
Fünf Jahre ist es her, daß ihre Tochter erstmals auf dem selbstgebastelten Stekkenpferd ausritt. Inzwischen hat Ingrid January ihre Idee ausgefeilt, hat ein Zaumzeug mit Klettverschluß gebastelt - zum Abtrensen wie bei einem leibhaftigen Pferd - und sich ihre Erfindung schützen lassen. Das Patentamt erteilte ihr ein Gebrauchsmuster.
"Das ist noch aus meiner Zeit in Amerika hängengeblieben: Wenn du etwas erfindest, mußt du es schützen, schützen und nochmals schützen." In Amerika indes war Ingrid January einer ganz anderen Idee verfallen: "Ich wollte unbedingt zur Army." 1978 kaufte sie sich ein Ticket, packte ihre Taschen, flog über den Atlantik, schlug sich lange Zeit durchs Land, lernte die Sprache und landete schließlich dort, wo sie hinwollte - bei der Armee. Und sie schaffte, was zuvor wenigen Frauen gelang: Sie wurde zur Fallschirmspringerin ausgebildet.
Nach drei Jahren war der Dienst vorbei. Ingrid January kehrte zurück nach Wiesbaden, arbeitete als Zivilangestellte im US-Camp Lindsey und lernte dort ihren Mann kennen. Mit ihm ging sie dann nach Amerika. Vor drei Jahren stand sie vor dem Nichts: "Die Ehe war schiefgegangen." Also nahm sie ihre Tochter und kehrte zurück nach Wiesbaden - mit einer Handvoll Dollars und den Kleidern in der Tasche. Unterschlupf fand sie zunächst im Frauenhaus, Geld bekam sie vom Sozialamt. "Doch ich wollte da raus, wollte auf eigenen Füßen stehen."
Ingrid January nahm diese Hürde mit ihrem Steckenpferd, baute auf ihrer Idee einen Laden auf. Die erste Serie ließ sie in einer Behindertenwerkstatt herstellen. In den nächsten Monaten soll die Produktion allerdings im großen Stil anlaufen. "Die Nachfrage ist da." Auch nach einer anderen Erfindung: der Freundschaftstasche. Den Anstoß dazu gab erneut ihre Tochter. "Sie will natürlich ihren Teddy mitnehmen, wenn wir einkaufen gehen. Doch wer darf den dann tragen, wenn sie müde ist? Ich." Der Schlepperei überdrüssig stopfte Ingrid January ein flaches, längliches Kissen in einen Überzug. An den nähte sie Träger mit Klettverschluß, Knöpfe und Schlaufen, um daraus im Nu einen Rucksack zu machen. Und damit Teddys oder Puppen nicht herausfallen, gibt es sogar einen Sicherheitsgurt. Die Tasche ist, sagt Ingrid January, alles mögliche: Schmusedecke, Kissen, Brustbeutel, Rucksack, Kleidersack und läßt sich dem Nachwuchs als Polster unter den Po schieben, wenn der Stuhl im Restaurant mal wieder nicht hoch genug ist. "Sie ist eben ein Freund des Kindes." Spielsachen sind "unheimlich wichtig für Kinder. Sie sollen damit auch groß werden", findet Ingrid January, der die Wegwerfmentalität zuwider ist. "Viele Sachen sind doch nur für ein paar Monate und gerade mal ein, zwei Jahre gemacht - dann landen sie auf dem Müll."
Der Deutsch-Englische Freundschaftsclub, der kulturelle Kontakte zwischen England und Deutschland fördert, bietet bis zum Herbst verschiedene Feriensprachreisen nach Großbritannien für Berufstätige und Senioren an. Die Reisenden wohnen bei Gastfamilien, die Vollpension anbieten. Täglich erteilen erfahrene englische Lehrer drei Stunden Sprachunterricht in kleinen Gruppen; auch ein umfangreiches Ausflugs- und Freizeitprogramm gehört zur Reise. Informationen erteilt Martin Kilian, Kobbachstraße 6, Telefon 52 67 76.
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 10. Juli, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) 0,01 (0,03) NO2 (0,20) 0,06 (0,05) 0,03 (0,04) Staub (0,45) 0,03 (0,03) 0,01 (0,01) Ozon (0,18) 0,10 (0,11) 0,11 (0,09)
- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
bei Ozon- (O3) Konzentration:
"empfohlener Richtwert"
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU). Im Sommerhalbjahr entfallen die Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).
BAD HOMBURG. "Das kleinste Buch der Welt hat mich schon immer mehr interessiert als der Große Brockhaus", sagt Rupert Kiesling. Wie um den leisen Worten ihres Mannes mehr Gewicht zu verleihen, zieht seine Frau eine höchstens zwei Zentimeter große Ziehharmonika aus ihrer Handtasche, die der 16jährige 1941 aus Brotmarken zusammengeklebt hat, weil es kein Papier gab. Der Schriftzug "Hohner" ist fast nur unter der Lupe zu erkennen.
Diese Lupe ist das wichtigste Utensil Kieslings, denn klein, diffizil und exakt bis ins letzte Detail sind auch die Möbel, die er seit sechs Jahren bastelt. "Man muß sich ja schließlich beschäftigen, wenn man in den Ruhestand geht", meint der frühere Kaufmann bescheiden. Alle, die sich seine englische Möbelwelt im originalgetreuen Maßstab 1:10 anschauen, brechen in entzücktes "Aah" aus, wie zuletzt wieder bei einer Ausstellung im Forum des Stadthauses.
Der 67jährige Rentner geht bei seinen Konstruktionen nämlich mit solcher Akribie vor, daß die Modelle ihre Originale manchmal an Raffinesse weit übertreffen. Bei einem grazilen Rollenschreibtisch etwa, der wie alle Modelle in Mahagoni eingefärbt ist, läßt sich unter der Schreibplatte ein winziges Fach hervorziehen, und prompt klappt hinten ein Geheimfach runter, in dem ein kleiner Tausendmarkschein klemmt. "Unser Vermögen", sagt Kiesling scherzhaft. Er hat ein Faible für solche Spielereien. So hat auch eines der in Leder gebundenen und per Zwei-Haar-Pinsel mit Goldbordüren verzierten Bücher in einem drehbaren Bücherrondell eine Klappe, um kleine Geheimnisse darin aufbewahren zu können.
Als Vorbilder dienen dem Bastler, der soviel Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, Möbel des Engländers Thomas Sheraton, der Ende des 18. Jahrhunderts mit seinen Vorlagebüchern für vornehme bürgerliche Möbel in klassizistischem Stil nicht nur die englische Wohnkultur prägte. "Das Mahagoniholz mit den Messingbeschlägen hat genau meine Farbe", sagt Kiesling, der auch zu Hause im gleichen Stil eingerichtet ist. Ein repräsentativer Schreibtisch, den er in England bestellt hat und auf den er sehr lange warten mußte, gab denn auch den Anstoß für sein ungewöhnliches Hobby: In der Wartezeit bastelte er seinen Traum aus feinem Sperrholz nach.
Heute sitzt er täglich mindestens zwei Stunden an diesem Schreibtisch, wälzt Literatur über Möbelschreinerei und Polsterei, um die immer neuen Schwierigkeiten zu meistern."In den Papierkorb geworfen habe ich noch keines meiner Modelle", erzählt er. Wenn ein schwerer Ledersessel beispielsweise mit 200 Polsternägeln bestückt werden muß, tüftelt er solange, bis er die Lösung findet: Mit einer Doppelnadel aus der Nähmaschine seiner Frau stanzte er die Löcher ein, damit der Abstand zwischen den nur fünf Millimeter langen Nägelchen auch exakt gleich bleibt.
In zwei Glasvitrinen bringt er mühelos die gesamte Produktion von sechs Jahren unter, denn für die Herstellung eines einzelnen Stücks braucht er manchmal mehr als ein Vierteljahr. Rund 100 Stunden hat er allein an einem Schaukelstuhl gesessen, bei dem er die Kufen über einem dampfenden Kochtopf in die richtige Rundung bringen mußte.
Neue Ideen holt er sich auf Antikmessen. Den Verkäufern der bis zu mehreren tausend Mark teuren Einzelstücke signalisiert er solange Interesse am Kauf, bis er eine Abbildung des begehrten Objekts in den Händen hält. Dann eilt er zurück an seinen Schreibtisch, um sofort mit den ersten Konstruktionszeichnungen zu beginnen. Detailgetreu und maßstabsgerecht, aber eben noch einen Tick besser als in der Realität: Er braucht schließlich überall ein Geheimfach, und das haben die großen Möbel fast nie.
AUS SCHULE UND HOCHSCHULE 6
9. bis 14. August 1992: 22. Weltkongreß der Internationalen Gesellschaft für Logo- pädie und Phoniatrie in Hannover. Auskunft: Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Konstanty-Gutschow-Straße 8, W-3000 Hannover 61, Telefax (0511) 532 46 09.
4. bis 5. September 1992: Tagung zum Thema "Gesundheitsmarkt Europa - Rettungsdienst und Pflege" in Berlin. Auskunft: Bundesverband eigenständiger Krankentransport- und Sanitätsdienste, Schoßbergstraße 22, W-6200 Wiesbaden, Tel. (0611) 257 03.
9. bis 12. September 1992: 49. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin. Auskunft: Congress Project Management,Karin und Günther Sachs, Letzter Hasenpfad 61, W-6000 Frankfurt (Main) 70, Tel. (069) 61 04 74.
WIRTSCHAFT 9
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6460 Gelnhausen, Altenhaßlauer Straße 7-9, Postfach 1233 Tel. 0 60 51 / 50 51, Fax 0 60 51 / 50 52
Sie sitzen auf dem Zahnarztstuhl, der Bohrer summt in höchsten Tönen, fräst sich durch die kariöse Stelle am vorletzten Backenzahn, kitzelt bereits den bloßliegenden Nerv - und Sie läßt das alles kalt. Sie weiden sich nämlich an der "Kunst in der Praxis", sind abgelenkt von kräftigen Pinselstrichen und poppigen Farben, starren auf das expressionistische Portrait - Titel: "Arbeiter mit Preßlufthammer".
Oder: Der Lungenarzt setzt das eiskalte Stethoskop auf die Rippen, bellt Ihnen ein "Einatmen - Ausatmen" zu, lauscht dem Röcheln aus den Tiefen Praxis-Kunst der Bronchien. Doch Ihnen macht das keine Sorgen, sie ergötzen sich am Stilleben an der Wand gegenüber, hören den Bergsee plätschern, den Wind in den Tannen und saugen die Waldluft ein.
Humbug, denken Sie? Weit gefehlt. Die Stadt Hattersheim machte ernst, startete eine neue Ausstellungsreihe mit dem Titel "Kunst in der Praxis."
"Unkonventionelle und spontane Begegnungen mit moderner Kunst" will Erster Stadtrat Hans Franssen (SPD) auf diese Weise fördern. Und dabei soll es das Publikum bequem haben, nicht erst Galerien oder öffentliche Gebäude aufsuchen müssen. Den Kuß der Muse zwischen Amalganfüllung und Wurzelentfernung empfangen können Patienten zunächst in der Okrifteler Zahnarztpraxis Herzog in der Taunusstraße. Dort hatte die neue Reihe Premiere: Bis zum 31. Juli zeigt die in Hattersheim lebende Künstlerin Anita Kaleja ihre Werke - allerdings ohne den "Arbeiter mit Preßlufthammer". kkü
FRANKFURT A. M. Haus- und Sperrmüll, Gewerbe- und Sonderabfälle gehören nicht illegal vor anderer Leute Tür oder in der Natur "entsorgt". Was viele Bürger nicht wissen: Ein Anruf beim Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, Weidenbornstraße 40, schafft bei nichtgewerblichem Müll kostenlose Abhilfe.
Die Telefonnummer für Hausrat und Sperrmüll: 21 23 23 63 oder 21 23 23 67. Unter den Nummern kann auch schadstoffhaltiger Sperrmüll zum Abholen angemeldet werden. Darunter fallen Autoreifen, Boiler, Computer, Fernseher, Leuchtstoffröhren, Öfen, Spül- oder Waschmaschinen, Staubsauger und Videogeräte.
Entrümpelungen in großem Umfang bietet die Arbeitslosenselbsthilfe, Heidestraße 31, Telefon 44 60 10, an. Während der Bürozeiten montags bis freitags (13 bis 18 Uhr) geben die Mitarbeiter über Preise Auskunft.
Zudem fährt das Schadstoffmobil die einzelnen Stadtteile an, die Termine können regelmäßig der Stadtteil- Rundschau entnommen werden. Die Sachbearbeiter für den Sonderservice sind unter Telefon 21 23 87 84 oder 21 23 76 44 erreichbar.
Für weitere Fragen stehen die Abfallbearbeiter unter der Rufnummer 21 23 69 98 bereit. *ask
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Leitung: Birgit Buchner,
Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 74
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
WISSENSCHAFT UND TECHNIK 6
WELTRUNDSCHAU 6
Für einen Bildhauer ist es ein schöner, oft durch lange Vorarbeit erkämpfter Erfolg, wenn er eine seiner Figuren (möglichst natürlich gegen Honorar) in einem städtischen Park aufstellen darf. Aber gleich sieben auf einmal, gleich einen ganzen Hain damit zu bevölkern, das ist schon die Krönung eines Lebenswerks und setzt besondere Beziehungen des Künstlers zu dieser Stadt voraus. Solche hatte Georg Kolbe zu Frankfurt am Main, wo nicht weniger als 13 Bronzestatuen von ihm zu finden sind. Sieben davon bilden den "Ring der Statuen" im Rothschildpark, zwischen Sträuchern und Bäumen unmittelbar am Rand eines Weges.
Dort stehen sie zwischen 14 Pylonen in einem Kreis von knapp neun Meter Durchmesser, in gleichmäßigen Abständen, nackt, realistisch, gleich groß (etwa 2,20 Meter) und alle dem Kreismittelpunkt zugewandt. An der Stelle, die dem Weg am nächsten ist, ist mit geometrischer Genauigkeit Platz gelassen für eine achte Figur. Dort kann sich der Betrachter hinstellen und sehen, wie (integriert?) er sich fühlt. Findet er oder sie sich auch so jung, stark, und edel wie diese vier Frauen und drei Männer?
Die Geschichte dieses bemerkenswerten Kunstdenkmals reicht bis in die zwanziger Jahre zurück, als Georg Kolbe die Idee dazu gehabt haben soll. 1936 bekam der Berliner Bildhauer den, normalerweise nicht an bildende Künstler verliehenen, Goethepreis der Stadt Frankfurt. Er hatte einflußreiche Förderer in der Main-Metropole, allen voran der Kunsthistoriker und Städel-Direktor Alfred Wolters, der über das 1948 in der Taunusanlage aufgestellte Beethoven-Denkmal ein ganzes Buch geschrieben hat.
1938 erteilte die Stadt Kolbe den Auftrag für die Beethoven-Plastik. 1941 bekam er nach zweijährigen Verhandlungen auch noch den Zuschlag für den "Ring der Statuen". Er lieferte schon bald die ersten (Mädchen-)Statuen, die zunächst im Städel-Keller eingelagert und zeitweise versteckt wurden: In dieser Zeit lebten nicht nur Menschen, sondern auch Bronzefiguren gefährlich, da ihnen die Heranziehung zur "Reichsmetallspende" drohte. Bis zu seinem Tod 1947 soll Georg Kolbe an der siebten Statue, dem Jüngling mit dem (böse Zungen würden sagen: sinnigen) Titel "Sinnender" gearbeitet haben. Vollendet wurde dieser im Kolbeschen Stil von Richard Scheibe.
Erst im September 1954 kam es zur Enthüllung des "Rings der Statuen", den die Pressestelle der Stadt Frankfurt damals als eine Art Denkmal der Statue als solcher, als "das geschlossenste, harmonischste, am stärksten auf das rein Künstlerische konzentriertes Werk" des Meisters bezeichnete.
Ist das nun Nazi-Kunst oder nicht? Kolbe konnte sich während des Hitler-Faschismus über mangelnde Aufträge nicht nur aus Frankfurt nicht beklagen. Er schuf heroische Gestalten mit Titeln wie "Großer Wächter", "Junger Streiter" oder "Große Verkündung" und ließ sich 1938 zu einem Porträt von Franco herab.
Andererseits stürzten schon im April 1933 antisemitische Rowdies sein 1913 in Frankfurt enthülltes Heine-Denkmal vom Sockel. Erst 14 Jahre später wurde der deutsche Dichter, den Rechten seit je suspekt, in der Taunusanlage wieder aufgestellt. Müssen wir den "Ring der Statuen" als etwas wie "entartete Kunst" empfinden, bloß weil die Nazis dies mit Sicherheit nicht getan hätten?
Eigentlich sind es keine Übermenschen, die da auf je einem Stand- und Spielbein herumstehen, die Männer sind nicht besonders athletisch, die Frauen nicht besonders "weiblich". Idealisierend sind ihre wohlproportionierte Glätte, Überlebensgröße und Gleichartigkeit in puncto Alter, Haltung und - trotz Bronze guß und Patina erkennbare - "nordischer Rasse". Auf schlichte, einfache, "klassische" Weise verkörpern sie Gesundheit und blühende Lebenskraft. Von ihren vagen Titeln "Junges Weib, Hüterin, Auserwählte, Amazone, Herabschreitender, Stehender Jüngling und Sinnender" ist allenfalls der letztgenannte eindeutig zuzuordnen, weil dieser sich am Nacken kratzt. Bei einer Enthüllung vor 1945 hätte der Festredner gewiß nicht mit Vokabeln wie "deutsch", "arisch" oder "erhabenes Menschentum" gespart.
Im November 1980 stürzten Rowdies das "Junge Weib" vom Sockel und verursachten einen Schaden, der sich als reparabel erwies. Überhaupt ist der "Ring der Statuen" immer wieder angefeindet, beschmiert, verziert und verunziert worden. Offenbar können manche Zeitgenossen den Bronzefiguren die insbesondere bei den Männern plastisch hervortretende Nacktheit nicht verzeihen. Einmal scheuten Moralisten oder auch Spaßvögel weder Kosten noch Mühen und verpaßten allen sieben bunte Kleidungsstücke.
Jedenfalls ist der Figuren-Hain im Rothschildpark wie kaum eine andere Frankfurter Plastik unter freiem Himmel so gut in die Landschaft eingebettet, daß man hier so etwas wie einen genius loci spüren kann. Es umgibt ihn eine Aura von Klarheit, Maß und Klassizität, die einen Besuch wert ist, sei es auch nur, um sich persönlich zu fragen, was einem fehlt. Bedauerlich ist nur der Zustand des Kreis-Innern, einer kleinen Arena. Deren mit kleinen Kopfsteinen gepflasterter Boden ist mit einem unförmigen Stück Asphalt geflickt. Und den Mittelpunkt bildet ein Gegenstand, dessen funktionelle Notwendigkeit eine etwas weniger billige, an jeder Straßenecke zu findende Gestaltung zugelassen hätte: ein Gulli.
PETER PETERS
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
Bücherei
"Es war einmal . . .", sagte das Märchenbuch. "Willst du wieder abheben?", fragte das Sparbuch. "Auf die innere Größe kommt es an", sagte das Taschenbuch."Nein, auf die Kinderstube", sagte das Bilderbuch. "Alles Spekulation", sagte das Grundbuch. "Wer schenkt mir einen Satz?", fragte das Wörterbuch."Das ist nicht meine Aufgabe", sagte das Lehrbuch. "Ganz recht", sagte das Gesetzbuch."Nummernsalat macht dick", sagte das Telefonbuch. "Dagegen gibt's kein Patentrezept", sagte das Kochbuch. "Das spielt keine Rolle", sagte das Drehbuch. "Immer die gleichen Sprüche", sagte das Gästebuch. "Erst mal tief Luft holen", sagte das Liederbuch. "Jetzt wird's mir zu bunt!", sagte das Malbuch. "Ich versteh' immer Bahnhof", sagte das Kursbuch. GERD KARPE
MAIN-KINZIG-KREIS V
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NIED. Am 6. Juni 1967 ging nach fast 50 Jahren ein Stück Nieder Geschichte zu Ende: Die letzte Lok dampfte aus dem Bundesbahn-Ausbesserungswerk an der Oeserstraße. Das Werk, in dem drei Jahre zuvor noch 1400 und in Spitzenzeiten sogar bis zu 3000 Menschen gearbeitet hatten, wurde geschlossen und mehrfach verkauft.
"Das 18 Hektar große Gelände war wohl ein willkommenes Spekulationsobjekt. Denn während die Verhandlungen über die künftige Nutzung noch liefen, wechselte es bereits wieder den Besitzer", schreibt Adalbert Vollert vom Heimat- und Geschichtsverein in der jetzt vorgelegten Chronik über die Werksgeschichte. Das 40 Seiten dicke Heft ergänzt die im vergangenen Jahr gezeigte Ausstellung über das Gelände. Viele Besucher hatten sich die nun erschienene Dokumentation gewünscht.
Und so ging es mit dem Werk weiter: "Die Anlagen verfielen", heißt es in der Chronik. Niedergang und drohenden Abriß wollten 250 junge Frauen und Männer verhindern: Sie besetzten das Gelände im Jahr 1981, benannten es in "Indercity" um - und wohnten und arbeiteten dort.
Allerdings nur für kurze Zeit. Polizei und Abrißbirne bereiteten dem Traum vom alternativen Leben ein jähes Ende. In wenigen Jahren sollen bis zu 1000 Wohnungen auf der Großbaustelle an der Oeserstraße hochgezogen worden sein.
Keine Spur ist übriggeblieben von den mächtigen Hallen der 1918 als "Königlich Preußische Lokomotiv- Werkstätte Nied" eröffneten Anlage; aber wenigstens die Erinnerung soll mit Hilfe der Dokumentation wach bleiben. 90 Fotos zeigen die harte Arbeit an Lokomotiven, Drehbänken und Werkstätten. Die Bilder zeugen von beeindruckender Architektur, porträtieren Mitarbeiter, den Betriebsrat und die Werksleitung.
Das gelbe Heft ist für fünf Mark im Heimat- und Geschichtsmuseum Nied in der Beunestraße 9 a (Hinterhaus) oder in der Sparda-Bank, Neumarkt 3, erhältlich. dis
NIED. Die Kuh steht inmitten breitbeinig posierender Metzgergesellen mit blutverschmierten Schlachterschürzen. Das Tier guckt neugierig drein, ahnungslos, wovon das schwere Beil auf der Schulter kündet. "Das Foto wurde 1928 im Hof des Metzgers Georg Kärcher in der Schmidtbornstraße 23 aufgenommen", erläutert Adalbert Vollert vom Nieder Heimat- und Geschichtsverein.
Das Bild gehört zu den 107 großformatigen Schwarzweißfotos, die das Nieder Leben von der Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren. Die Bilderschau ist im Hinterhaus der alten Beuneschule, Beunestraße 9 a bis Ende Oktober sonntags von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarungzu sehen ist.
Stolz auf ihrer Hände Arbeit, das Kinn hoch, der Rücken gerade, fester Blick: So wie sich Georg und Jakob Kilp 1882 in ihrer Schmiede in Szene setzen, mit schwerer Zange und Hammer, so selbstbewußt bietet die Metzgerfamilie Scheurer 1925 ihre Wurstwaren im mit Holzreliefs geschmückten Laden feil. Der schwitzend und leicht gebeugt an der Gattersäge stehende Arbeiter im Sägewerk Kramb ruftdagegen die Mühsal ins Gedächtnis, die solche Maloche bedeutete.
Vollert will mit der Bilderschau die "Geschichte Nieds vor dem Vergessen retten". Seit 15 Jahren widmet sich der Erste Vorsitzende des Heimatvereins und mehrfacher Autor stadtteilgeschichtlicher Bücher gemeinsam mit seiner Frau Gertrud diesem Ziel: Sie fragten bei Freunden und Verwandten nach alten Bildern, Postkarten und Zeitungsausschnitten und trugen sie akribisch zusammen. Ihren Urlaub verbrachten die beiden nicht an der Costa Brava, sondern im Stadtarchiv - um Bücher zu wälzen. Mehr als 1000 Zeitdokumente beherbergt das Vereinsarchiv inzwischen, 300 davon sind Großfotos.
"Auf einmal können wir das gar nicht alles zeigen", sagt Vollert, "deswegen haben wir diesmal Vereine, Schulen und Kirchen ausgeklammert. Über sie machen wir später eine eigene Ausstellung."
Viel zu sehen - und zu staunen - gibt es auch so. Wer erinnert sich schon an das verheerende Hochwasser des Jahres 1920? Nidda und Main standen in den Straßen Nieds, die nur noch mit Flößen passsiert werden konnten. Der Bahndamm blieb die einzig trockene Verbindung nach Höchst.
Vollert, pensionierter Schulleiter und passionierter Sammler, hat die Bilderschau in die Bereiche "Bauern und Fischer", "Main und Nidda", "Geselligkeit", "Verkehr", "Handwerk, Handel und Gewerbe" sowie "Politisches Zeitgeschehen" eingeteilt. Sein Motiv für die Heidenarbeit: "Heimatliebe, auch wenn das in Zeiten ganz komisch klingt, in denen jeder in andere Länder will."
Die Suche nach den "eigenen Wurzeln" treibt Vollert an, denn "nur wer weiß, wie seine Vorfahren gelebt und wie sich alles verändert hat, begreift seine Historie". Für den Geschichtslehrer hat das ganz und gar nichts mit bornierter Nabelschau zu tun, im Gegenteil: "Ich möchte vom Nahen zum Fremden gehen. Andere Völker kann man erst verstehen, wenn man sein eigenes Volk schätzen- und liebengelernt hat."
Nur wer um die Bedeutung lokaler Sitten und Bräuche wisse, begreife, wie wichtig sie auch für Menschen aus anderen Ländern seien, meint Vollert - und schlägt eine Brücke zur aktuellen Ausländerfeindlichkeit. Denn: So verstandene "Heimatliebe" ist für ihn "Bindeglied zur Völkerverständigung". Die Bilderschau richtet sich deswegen auch an Schüler, vor allem auch an ausländische, obwohl "es bis 1950 fast nur Deutsche in Nied gegeben hat". Erfahrungsgemäß rückten jedoch ausländische Jugendliche, die mit ihrer Klasse die Fotos gesehen hätten, sonntags nochmal mit ihren Eltern an.
Daß deutsche Kinder ihre Eltern und Großeltern ins Heimatmuseum mitbringen, ist nach Vollerts Worten hingegen nicht immer selbstverständlich: Mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Nieds wolle sich mancher bis heute nicht auseinandersetzen. Das zeige sich schon bei der Suche nach Fotos aus der Nazizeit. "Solange auf den Bildern niemand genau zu erkennen ist, bekommt man sie leichter. Sieht man die Gesichter, wird das schon wesentlich schwieriger. Die Menschen fühlen sich bloßgestellt."
Dennoch spart die Ausstellung diesen Teil der Heimatgeschichte nicht aus: Nieder marschieren 1938 in NS-Uniform durch die Eisenbahnersiedlung, aus dem Fenster hängen Dutzende schwarze Hakenkreuzfahnen. Vier Jahre zuvor war der "Thingplatz" auf der Wörthspitze "eingeweiht" worden: Hitlerjugend steht in Hakenkreuzform auf dem 25 000 Menschen fassenden Kundgebungsgelände, während fahnenschwenkend eine Parade abgehalten wird. Zwei Fotos zeugen davon, wo das endete: Ein Bild zeigt das am 8. Januar 1945 zerbombte katholische Pfarrhaus an der Mainzer Landstraße. Schlimmer noch hatte es den Schwedenpfad 1944 erwischt: Von der Straße blieb nur ein düsteres Ruinenmeer. dis
NIDDA. Mit "flexiblem Urlaub" versucht die Neurologische Klinik in Bad Salzhausen Pflegekräften und Krankengymnasten eine Tätigkeit in der Provinz schmackhaft zu machen. Wer die vorgeschriebene Wochenarbeitszeit einhält, aber auf einen Teil seines Einkommens verzichtet, soll dafür mehr Urlaub nehmen dürfen. Bert Uwe Drechsel, Verwaltungsleiter der Klinik in der Wetterau, ist überzeugt, Menschen "mit besonders hohem Freizeitinteresse" auf diese Weise attraktive Arbeitsplätze bieten zu können. Lediglich höhere finanzielle Anreize genügen seinen Erfahrungen zufolge nicht, um im Wettbewerb mit anderen Krankenhäusern bestehen zu können.
Im mit 190 Betten größten Haus im kleinsten Staatsbad Hessens fehlen Krankenschwestern und Krankenpfleger, Krankengymnasten und Krankengymnastinnen. Die Distanz zum Ballungszentrum sorgt bislang dafür, daß Verwaltungschef Drechsel gegen Konkurrenten aus den Großstädten immer wieder ins Hintertreffen gerät.
Nun will er die Erkenntnis, daß besonders junge Leute "immer höheren Wert auf ausreichende Freizeit legen", nutzen. Sein Modell, sagt er, befriedige den Wunsch nach mehr Freizeit und stille, bei Erfolg, zugleich den Personalbedarf der Klinik: Durch Einkommensverzicht erwirbt der Beschäftigte zusätzlichen Urlaub. "So könnte zum Beispiel ein Mitarbeiter, der auf zehn Prozent seiner Stelle und seines Gehaltes verzichtet, mit den normalen bisherigen Wochenstunden weiterarbeiten und zusätzliche 20 Urlaubstage beanspruchen. Bei einem 30jährigen Mitarbeiter wären dies insgesamt 53 Urlaubstage pro Jahr", erläutert Drechsel.
Wer irgendwann feststellt, daß auf Dauer das verdiente Geld nicht reicht, muß sich nicht sorgen. Drechsel will den Beschäftigen jährlich die Wahl zwischen einer Modell-Stelle und einem Normalarbeitsverhältnis lassen.
Überrascht reagierten sowohl die Industrie- und Handelskammer Friedberg als auch der Deutsche Gewerkschaftsbund Wetterau auf die Initiative. Kurt Schmitt, Leiter der Abteilung Industrie, Umweltschutz, Öffentlichkeitsarbeit bei der IHK, kennt keine vergleichbaren Regelungen in der Wetterau. Dahinter stünde ein Konzept, gegen das weder Arbeitgeber- noch Arbeitnehmervereinigungen etwas haben könnten. DGB-Kreisvorsitzender Harald Fiedler befürwortet Initiativen, die Arbeitsplätze attraktiver machen. Für ihn ist "entscheidend", daß die Flexibilisierung nicht zu Lasten der Beschäftigten eingeführt und von den Personalvertretern im Betrieb befürwortet wird.
BERND SALZMANN
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Vorderladerwaffen - eine Sache für Spezialisten. Und diese sind im Schützenkreis Hanau vermehrt beim SV Hubertus Niederrodenbach vertreten. In der Disziplin Perkussions-Gewehr - bei den Perkussions-Waffen erfolgt die Zündung durch Stoß oder Schlag - siegten die Rodenbacher in der Schützenklasse (höchste Ebene im Kreis) unangefochten mit allen drei Formationen: Das Aufgebot Karl-Heinz Zell (95 von 100 möglichen Ringen), Günter Reffel, Günter Kunz und Robert Blum (alle 91) sorgte für 368 Mannschaftsringe. Die zweite Hubertus- Garnitur (360) und die dritte (351) durften ebenfalls das Siegertreppchen besteigen.
Den weitaus besten Einzelschützen stellte die dritte Mannschaft, denn Altersklassenmeister Helmut Freter schoß brillante 97 Ringe. Auch Zell (95) sowie Robert Knorr (II.) gehören bereits zu den Altersklassen-Schützen, und diese waren den Aktiven der Schützenklasse (Günter Kunz wurde mit 91 Treffern Kreismeister) überlegen. Kunz siegte auch mit dem Perkussions-Dienstgewehr (80 Ringe) und belegte mit dem Steinschloßgewehr (90 Ringe) hinter Helmut Freter (92) den zweiten Rang. Nicht anders erging es den übrigen Aktiven mit dem Perkussions-Revolver: Hubertus Niederrodenbach hatte mit 353 Ringen gegenüber den schlechter zielenden Schützen von Gut Ziel Großauheim (332) eindeutig die Nase vorne.
Auch in der Einzelwertung lautete der Slogan dieser Titelkämpfe: Alles Hubertus Niederrodenbach, oder? Hans-Jürgen Zaade siegte mit 91 Ringen in der Schützenklasse, Helmut Freter (92 Ringe) setzte in der Altersklasse noch einen drauf. Auch Robert Knorr tischte mit 91 Treffern kräftig auf. Die Perkussions-Pistolen-Konkurrenz wurde (natürlich) eine Beute der Hubertus-Jünger, die mit 359, 358 und 332 Ringen wiederum für einen dreifachen Mannschaftstriumph garantierten. Freter (91 Ringe), Köhler (90), Zaade und Kunz (je 89) bildeten das Siegerteam, der beste Einzelschütze, Horst Ivens (92) von der zweiten Garnitur.
In der Damenklasse siegte Brigitte Vonrhein mit 81 Ringen. Die "Niederrodenbacher Vereinsmeisterschaften auf Kreisebene" bescherten Helmut Freter mit der Steinschloßpistole - seine 97 Ringe stellten ebenso wie mit dem Perkussions-Gewehr ein Weltklasse-Ergebnis dar - eine weitere Goldmedaille, während sich Günter Kunz in dem Wettbewerb "Freies Gewehr" mit 93 Treffern eine weitere Kreiskrone aufsetzen durfte. jbp
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
FRANKFURT A. M. "Die Klingel", sagt Schwester Adelheide und lächelt ein wenig gequält, "funktioniert leider nicht so ganz." Man hört sie nicht überall im Gebäude und deshalb müssen Gäste manchmal ein wenig länger vor den Türen des Franziskus-Hauses im Sandweg warten. Der gläserne Bau mit den weißen Fensterrahmen und Türen ist erst vor zwei Monaten bezogen worden. Wo einst eine Tankstelle stand, werden heute 20 Aids- Patienten gepflegt.
Vier Millionen Mark hat das Projekt gekostet. Drei Millionen zahlte das Land Hessen, mit einer weiteren Million beteiligte sich der Caritas-Verband der Dioziöse Limburg, der auch Träger des Hauses ist. Mit weiteren Angaben tut man sich in Limburg schwer. Pressereferent Hans- Peter Schick: "Wir wollen zu den laufenden Betriebskosten vorerst keine Angaben machen. Wir verhandeln gerade mit den Kostenträgern über die Pflegesatzbeteiligung, da schaden Veröffentlichungen nur." Was ein Platz am Tag kostet, könne deshalb derzeit keiner sagen.
Doch das interessiert vor Ort auch niemanden so genau. Schwester Adelheide, die Leiterin des Heimes, hat andere Probleme. Sie muß sich um Pfleger und Pflegerinnen bemühen: zur Zeit gibt es noch zu wenige.
Fünf Pfleger und Pflegerinnen, eine Sozialarbeiterin sowie Schwester Adelheide wechseln sich im Schichtdienst rund um die Uhr ab. "Um richtig zu arbeiten, bräuchten wir doppelt so viele Mitarbeiter." 15 Jahre lang arbeitete die Ordensfrau der Aachener Franziskanerinnen als Gemeindeschwester. Dabei sammelte sie auch Erfahrungen mit den Aids-Kranken: "Wir wollen die Patienten mit großer Zuwendung ganzheitlich pflegen und eine gute Schmerztherapie anwenden."
Drei Kranke wohnen mittlerweile im Sandweg 57. Aufgenommen werden hier Aids-Infizierte aus ganz Hessen. Für sie gibt es im Bundesland nichts Vergleichbares. In sieben Doppel- und sechs Einzelzimmern auf vier Etagen wohnen die, die keine soziale Stütze mehr haben, oder nicht mehr alleine in ihrer Wohnung leben können. Jeweils sechs Patienten sollen sich einen Wohnraum teilen.
"Alle Bewohner können tun und lassen, was sie wollen", betont Schwester Adelheide. Jeder kann schlafen, so lange er will, essen, wann er Lust und Hunger hat, und dann ausgehen, wenn er sich kräftig genug fühlt. Die Leiterin will ihren Patienten größtmögliche Freiheiten lassen, sie nicht in den geregelten Ablauf eines Heimes zwängen. "Hier sind so viele junge Menschen", sagt sie, "die können wir doch nicht behandeln, als ob sie schon im Altersheim wären." Helmut K. ist als einer der ersten Patienten in das neue Pflegeheim eingezogen. Der 42jährige, der vorher in einem hessischen Dorf gelebt hat, wohnt seit März im Sandweg 57 und ist dort, wie er sagt, "wunschlos glücklich". Er weiß seit Februar 1986, daß er HIV-positiv ist. In seinem Zimmer im zweiten Stock des Franziskus-Hauses sitzt er auf dem Balkon in einem alten Lehnstuhl, den er von zu Hause mitgebracht hat.
Topfpflanze an Topfpflanze reiht sich dort aneinander. Die hat er sich gleich bei seinem Einzug von seiner Rente gekauft. "Natürlich wäre ich lieber in meiner Wohnung geblieben", gibt er zu, "doch die Schmerzen, die ich am Schluß hatte, habe ich nicht mehr ausgehalten."
Von 90 auf 42 Kilo ist Helmut K. in den letzen Jahren abgemagert. In seinem Heimatdorf hätten sich weder Angehörige noch Nachbarn um ihn gekümmert; ins Krankenhaus konnte er nur bei akuten Schmerzen. Da ist das Leben im Franziskus-Heim eine "ganz neue Welt". Rund um die Uhr wird er betreut; das Haus hat ständigem Kontakt zu Ärzten.
Doch am meisten gefällt Helmut K., daß er sich jeden Tag ein neues Mittagessen aussuchen darf. Die Fertiggerichte taut das Pflegepersonal in der Mikrowelle auf. Wie heute die griechische Reispfanne - sein Leibgericht. Und nun möchte er wieder seine Ruhe haben.
Schwester Adelheide akzeptiert das, nimmt es auch hin, daß auch mal ein Patient ihr verbietet, sein Zimmer zu betreten. "Das sind alles erwachsene Menschen, wir wollen ihnen einfach nur die letzte Zeit so schön wie möglich machen." Angst hatte sie anfangs nur vor den Reaktionen der Nachbarn. Schließlich liegt das Franziskus-Haus mitten in einem Wohngebiet. "Aber alle haben verständnisvoll reagiert, kein bißchen hysterisch."
Unterstützt wird Schwester Adelheide von einer freiwilligen Helfergruppe. "Die Teilnehmer arbeiten ehrenamtlich. Sie gehen mit den Patienten einkaufen, räumen mit ihnen das Zimmer ein, zeichnen die Wäsche aus oder sind einfach für sie da", beschreibt sie das Aufgabenfeld der "Insel", so der selbstgewählte Gruppenname. In der Gruppe sind "ganz normale Bürger", die in Wochenendkursen auf ihre Tätigkeit vorbereitet wurden.
Einer der ehrenamtlichen Helfer ist Rudolf. Der 49jährige hat sich zum "Pfortendienst" angeboten: Das Wochenende über öffnet er die automatische Eingangstür für Besucher und übersetzt nebenbei den neusten Aids-Bericht aus dem Englischen. "Ich mache hier mit", sagt er, "weil ich schwul bin." Und das weckte seine Soldidarität: "Schwule müssen Schwulen helfen." Einige Jahre hatte er auf der Station 68, der Aids-Station in der Uni-Klinik, mitgeholfen. Der Umgang mit Aids ist "mein zweites Coming-out".
Genau schaut er jeweils hin, bevor er mit einem Knopfdruck die Tür öffnet. "Ich muß immer gucken, denn weil das Haus so neu ist, funktionieren ein paar Sachen noch nicht." Und dann lächelt er ein bißchen gequält wie Schwester Adelheide und sagt: "Die Klingel funktioniert leider nicht so ganz . . ." MEIKE GÜNZEL
USINGEN. Wenn Jürgen Seydel beim Kaffee auf der Terrasse seines Hauses in Usingen sitzt, in die Sonne blinzelt und ruhig und überlegt erzählt, kommt niemand auf die Idee, den zierlichen Rentner in irgendeine Verbindung zum Kampfsport zu rücken. Doch er ist derjenige, der vor 35 Jahren in Deutschland Karate begründet hat und als Trainer von Elvis Presley Schlagzeilen machte.
Heute trainiert der 74jährige montags und mittwochs in der Usinger Stadthalle eine Gruppe von 30 Kindern FR-Porträt im Karate. Dennoch trügt der erste Eindruck nicht, den seine sanfte Art auf Besucher macht: Seydel will nichts zu tun haben mit den Bildern von wild gewordenen Schlägertypen, die in einschlägigen Filmen das Bild vom aggressiven Karatekämpfer bilden. Auch vom sportlichen Wettkampf, bei dem zwar niemand verletzt wird, der aber seiner Meinung nach Angriffslust und Ehrgeiz schürt, hält er seine Kindergruppe fern.
Die Aura von Altersweisheit, die Seydel während er erzählt umgibt, hat er wohl in seinem turbulenten Leben erworben. Nach der Schulzeit schloß sich der 1917 im Rheinländischen geborene Seydel während des Medizinstudiums der "Deutschen Jungenschaft", einer bündischen Jugendgruppe an.
"Das war die, in der auch die Geschwister Scholl waren", erläutert er. Die Gruppe leistete Widerstand gegen die Gleichschaltungsbestrebungen der Nationalsozialisten: "Wir versuchten damals mit unseren Liedern zwar auch andere zu beeinflußen, wagten uns aber mit Propaganda nicht soweit vor wie die Scholls", schränkt er bescheiden ein. Dennoch weit genug, um aus dem Hörsaal heraus von der Gestapo verhaftet zu werden und für sechs Monate im Gefängnis zu verschwinden.
Nach dem Krieg geriet Seydel dann auch noch in britische Gefangenschaft. Und bekam keinen Studienplatz für Medizin mehr. Mit einem kaum auszumachenden Hauch von Bitterkeit um den Mund beklagt er den Verlust des gewählten Berufsziels.
So schlug er sich ohne Studium durch: Nach einem Intermezzo an der Kunsthochschule Offenbach, wo er seine Frau kennenlernte, zog er nach Bad Homburg zu den Schwiegereltern. Wechselnde Jobs als Redakteur bei einer Jugendzeitschrift, als Jugendbuchautor und als Werbeleiter bei der Homburger Spielbank hielten die Familie über Wasser. 1965 übernahm er die Geschäftsstelle des Deutschen Karateverbandes. "Da habe ich als Sportwart auch jahrelang den Trend zum immer sportlicheren Wettkampf mitgemacht", blickt er zurück. Heute hat er sich davon zurückgezogen und macht sich Gedanken über Gewalt und Aggression bei Kindern. Einen Achtjährigen ("Den brachte mir die Mutter ins Training, weil er sich ständig prügelte") betraute er mit Verantwortung: Er mußte zum Training sämtliche Räume aufschließen. Die Hilfstrainer und Ausbilder im Karate-Training von Jürgen Seydel sind 13jährige. "Wenn man Kinder ernst nimmt und ihnen Verantwortung gibt, sind sie sehr willig und nicht so aggressiv", hat er durch diese Methoden selbst erfahren.
Mit japanischer Zen-Philosophie könne er Kindern natürlich nicht kommen, meint Seydel, der selbst zwei Söhne und einen Enkel hat. "Ich bespreche aber jede Woche mit Kindern, wie man sich beispielsweise verhält, wenn auf dem Schulhof andere gewalttätig werden." Heißsporne aus Kampfsportschulen, so berichten ihm die Kinder, brüsteten sich mit aggressiven Tritten und Boxschlägen, die sie auch manchmal an Mitschülern ausprobierten. "Nehmt die nicht so wichtig und euch selbst auch nicht. Nur wer körperlich angegriffen wird, darf Schläge abwehren, ohne den anderen zu verletzen", erklärt er den Ehrencodex des Karate, den er auch von den Kindern verlangt.
Die hören ihm gebannt zu. Denn Seydel strahlt Vertrauen aus, ohne auf Disziplin zu pochen. "Damit erzieht man Kinder nur zu Kadavergehorsam", meint der 74jährige, der aus eigener Erfahrung weis, wohin der führt. An der Usinger Grundschule hat er schon mehrfach von den Schrecken der Judenpogrome erzählt, die er als Soldat an der Front miterlebte. "Die Zeitzeugen für solche Berichte sterben leider langsam aus", meint er lakonisch.
Der Andrang zum Karate-Training ist groß, denn viele Eltern wollen steigende Aggressionen und Gewalt der Kinder in vernünftige Bahnen lenken. "Ich nehme allerdings nur noch gute Freunde meiner Schüler auf deren dringenden Wunsch auf, denn ich weiß ja nicht mehr, wie lange ich das Training noch machen kann", wehrt er solche Begehren ab. Seine Gesundheit ist angekratzt, er hatte schon einen Herzinfarkt. Obwohl er im September 75 wird, steht er noch Woche für Woche im Karateanzug. "Bei mir können die Kinder sich am Sandsack austoben und holen sich trotzdem keine blauen Flecken."
MARTINA PROPSON-HAUCK
MWESTKREIS OFFENBACH · KREIS GROSS-GERAU IX
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II
HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS IV
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
Notdienste
MAIN-TAUNUS-KREIS
Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Zu erfragen über die Leitstelle in Hofheim unter Tel. 0 61 92 / 50 95.
Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft bei Notdienstzentr. Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 / 3 33 50.
Sa., So.: Peter Neuhoff, Erbsengasse 9, Hattersheim, Tel. 0 61 90 / 7 40 21.
Dr. Margret Klatt, Theresenstr. 51, Kelkheim, Tel. 0 61 95 / 6 48 29.
Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa.: Kur-Apotheke, Alleestr. 1, Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 2 36 05.
So.: Marien-Apotheke, Königsteiner Str. 51, Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 2 23 08.
Hochheim, Flörsheim. Sa.: Rosen-Apotheke, Mainzer Str. 3, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 13 13.
So.: Herrnberg-Apotheke, Kapellenstraße, Flörsheim, Tel. 0 61 45 / 24 63.
Hofheim, Kriftel. Sa.: Schwanen-Apotheke, Alte Bleiche 4, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 2 11 33.
So.: Bonifatius-Apotheke, Taunusstr. 52, Kriftel, Tel. 0 61 92 / 2 49 40.
Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Greifen-Apotheke, Hornauer Str. 4, Kelkheim, Tel. 0 61 95 / 6 44 40.
Eppstein, Niedernhausen, Wi.-Auringen, Wi.-Naurod. Sa.: Rathaus-Apotheke, Alte Schulstr. 2, Eppstein-Bremthal, Tel. 0 61 98 / 75 35.
So.: Goldbach-Apotheke, Hauptstr. 59, Eppstein-Vockenhausen, Tel. 0 61 98 / 96 28.
BAD HOMBURG. Die Konzerte in der Schloßkirche und an der rekonstruierten Bürgy-Orgel sollen das Niveau behalten, mit dem in den letzten drei Jahren die Musikfreunde verwöhnt wurden. Dieter Jung, seit März Vorsitzender des Kuratoriums Schloßkirche, das die Erneuerung und Wiederbelebung der Kirche erfolgreich betrieben hat, will alles daran setzen, Spender und Sponsoren zu finden, die das Programm unterstützen.
Für die neue Konzertsaison, die am 25. September beginnt, erwarten das Publikum wieder einige Höhepunkte, die der musikalische Leiter der Konzerte, Michael Schneider, unter genauen Vorgaben zusammengestellt hat: "In erster Linie muß es Musik sein, für die der Raum der Schloßkirche geeignet ist, aber wir wollen auch Stücke aufführen, die selten oder nie zu hören sind". Das musikalische Programm der Schloßkirche soll keine "Kopie von Frankfurt auf niedrigerem Niveau", sondern eine Ergänzung sein, "die auch Gäste aus Frankfurt anlockt". Kleine Bühnenwerke, chorlose Oratorien, Intermezzi und Pastorale sind nach Ansicht von Schneider "optimal für die Kirche". Genau wie die Erstaufführung von Stükken, die zu Unrecht vernachlässigt worden sind: Beispielsweise das Weihnachtsoratorium "Cinque Profeti" von Alessandro Scarlatti, das am 11. Dezember aufgeführt wird. Schneider: "Ich würde mich wundern, wenn das schon mal aufgeführt wurde . . .".
Die Schloßkonzerte beginnen am Freitag, 25. September, mit heiteren Bach-Kantaten und Musik von Förster und Telemann. Im Oktober folgt "Zur Entdeckung Amerikas" ein Abend mit virtuoser amerikanischer und lateinamerikanischer Musik und im November ein Gesangs- und Lautenabend mit Klängen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Nach dem Weihnachtsoratorium im Dezember wird im Januar 1993 Musik der "Kremsierer Hofkapelle" aus dem 17. Jahrhundert mit der Gruppe "Musica Antiqua" zu hören sein. Späte Haydn-Klavier-Trios, die als schwer zu spielen gelten, stehen auf dem Programm des Februar-Konzertes. Mit "Schwanengesang", einem Passionsoratorium von Telemann für Soli und Orchester im März, einem Violoncello-Abend im April und romantischer Streicher-Kammermusik im Mai 1993 klingt die Konzertsaison aus.
Moderne Musik fehlt im Programm, zum Bedauern von Michael Schneider: "Neue Musik findet in Bad Homburg nur schwer ein Publikum".
Die zweite Konzertreihe, sechs Abende mit "Orgel plus. . . ", die Hayko Siemens musikalisch leitet, bietet wieder ungewöhnliche Kombinationen. Der Klang der Bürgy-Orgel wird zusammengebracht mit Schola, zehn Blechbläsern, Violine und Violoncello, Flöte, Panflöte und Saxophon. Siemens ist von der Überlegung ausgegangen, daß Orgelmusik allein eine Konzertreihe nicht trägt: "Wir versuchen, bei der Orgel weg vom Kirchenkonzert-Charakter zu kommen und suchen ausgefallene Kombinationen. Im Rhein- Main-Gebiet ist diese Zusammenstellung einmalig."
Abonnements und Karten für die Konzerte können über Tel. 061 72 / 45 97 37 bestellt werden. nau
FRIEDRICHSDORF. Der große Stein ist sein Medium, nicht nur ein Handwerkszeug, mit dem Bilder reproduziert werden. Eckhard Gehrmanns Steindrukke (Lithographien) sind Gemälde, keine Serien: "Der Stein ist hart, das Papier weich, das sind Gegensätze, die Spannung erzeugen". Der Künstler lebt in Friedrichsdorf, sein Atelier in einem Hinterhof der Hugenottenstraße ist von der großen Druckerpresse bestimmt. Kein Gegensätze technologisch hochentwickeltes Gerät, es wirkt eher altmodisch und der Ateliergast spürt, daß zwischen dem "Produktionsmittel" Druckerpresse und dem Künstler eine unmittelbare Verbindung besteht. Er hat die Maschine im Griff, sie beherrscht ihn nicht.
Die Bilder entstehen durch zahlreiche Druckvorgänge hintereinander, bei denen der Zufall nur geringe Chancen hat.
Die großformatigen Lithographien wirken nur auf den ersten Blick wie zufällig zusammengekommene Farben, zerlaufen beim Druckvorgang: "Ich habe genaue Vorstellungen, kann Motive in die Farben hineindenken, die ich auftrage." Die Motive zielen jedoch nicht auf ein Ergebnis, daß von Anfang an vorbestimmt ist. Gehrmann entwickelt mit jedem Druckvorgang die Bildidee weiter.
Der Steindruck, 1889 im Jahr der Französischen Revolution von Alois Senefelder "erfunden", war eine Revolution für die Kunst, sie wurde reproduzierbar und und damit populär, dem feudalistischen und klerikalen Besitzanspruch entzogen. Verbunden war damit allerdings der Verlust "der Aura des Originals", wie Walter Benjamin es formuliert hat.
Bilder wurden Massenware, Kunst bekam eine neue Qualität, einen anderen Stellenwert.
Eckhard Gehrmann gelingt es, mit seiner Technik die Originalität wieder herzustellen: Jedes seiner großformatigen Bilder ist einmalig. Es druckt immer vom selben Stein, der im Lauf der Zeit seine Oberfläche verändert, aber in seinen Grundstrukturen bleibt. Die Arbeit des Künstlers erst macht ihn "lebendig".
Die Farbenspiele in Gehrmanns Bildern sind durchdacht, wilde emotionelle Schwelgereien erlaubt er sich nicht. Ohne Schwelgerei Der Stein bedeutet auch Grenze, seine Abmessungen lassen sich nicht wegdenken.
Klaus Kemp vom Frankfurter Amt für Wissenschaft und Kunst hat Eckhard Gehrmann in der Broschüre zu einer Ausstellung im Leinwandhaus das Talent bescheinigt, zur Neudefinition der Druckgraphik beizutragen, die "nach der historischen Phase der scheinbar unbegrenzten Reproduktion im Begriff ist, ein neues Selbstverständnis zu entwickeln".
Eckhard Gehrmann ist 1957 in Bad Homburg geboren. Er hat die Abendschule im Städel besucht und von 1982 bis 1989 Druckgraphik bei Christian Kruck und Bildhauerei bei Willi Schmidt studiert.
Beide Interessengebiet haben in der Konzentration auf die Lithographie bei ihm eine glückliche Verbindung gefunden. HEITKEN SCHWARZENAU
BORNHEIM. Aerobic für junge Mütter gibt es nun auch in Bornheim. Im Bürgerhaus, Arnsburger Straße 24, bietet die Turngemeinde Bornheim (TGB) Kurse an. Dienstags treffen sich dort die Frauen von 10 bis 11 Uhr oder 11 bis 12 Uhr. Zivildienstleistende betreuen in dieser Zeit die Kleinkinder. Zusätzlich bietet die TGB wegen der großen Nachfrage dienstags, 18 bis 19 Uhr, eine Aerobic-Gruppe in der vereinseigenen Turnhalle, Falltorstraße 15, an.
Neu auf dem Übungsplan steht ab sofort auch Wassergymnastik im Bornheimer Panoramabad in der Inheidener Straße. Zwei Trainingszeiten stehen zur Auswahl: donnerstags von 21 bis 21.20 Uhr oder 21.20 bis 21.40 Uhr. Nähere Informationen gibt es bei der Geschäftsstelle der Turngemeinde unter der Telefonnummer 45 34 90. jot
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NIED. Die vielbeachtete Ausstellung "Entartete Kunst" in Berlin hält die Erinnerung an einen wach, dessen Bilder und Holzschnitte ebenfalls als "entartet" galten und 1933 von den Nazis auf dem Römerberg öffentlich verbrannt wurden: Georg Heck, geboren 1897 in Sachsenhausen, gestorben 1982 in Nied.
"Meine Bilder wollen keinen Inhalt widergeben, sie sind gestaltete Form. Und diese schicke ich auf den Weg zu den Menschen", hat er einmal gesagt. "Er schnitt sein Denken in Holz, um es dann auf Papier dem Betrachter sichtbar zu machen", formulierte der frühere Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann anläßlich einer Ausstellung des Beckmann-Schülers und bedeutenden Künstlers, der zeit seines Lebens Widerborstigkeit gegenüber Institutionen zeigte, dem bürgerliche Konventionen wenig bedeuteten und der in seinen Werken die Stille zum Reden brachte. Wenn die Leute von Nied ihn "Picasso" nannten, dann war das für den sensiblen Mann, der mit seiner Frau Elisabeth und drei Katzen bescheiden und zurückgezogen in einem kleinen Haus in der Kehreinstraße wohnte, kein Kompliment. "Ich will keine Art Picasso sein, sondern ein ,Heck'."
Georg Heck hatte nie ein leichtes und bequemes Leben, er machte es sich auch nie einfach. Enttäuschungen und Entbehrungen begleiteten seinen Weg. Vom Waisenhaus (die Eltern waren früh gestorben) kam er in die Lehre zu einem Kunstschmied. Er machte den Ersten Weltkrieg mit, geriet in Gefangenschaft, verdiente sich als Fabrikarbeiter sein Geld und hungerte sich durch, um in Frankfurt die Städelschule besuchen zu können, wo er Meisterschüler von Max Beckmann wurde. "Beckmann hat mich tief beeindruckt", schwärmte er noch in hohem Alter. In den 30er Jahren fand Heck seinen eigenen künstlerischen Stil, war freischaffendes Mitglied der Darmstädter Sezession und des Deutschen Künstlerbundes und stellte seine Bilder im In- und Ausland aus. Neben dem von ihm geliebten Impressionismus wandte er sich schon früh auch dem Expressionismus zu, jener Kunstrevolution, die wie keine andere die Nöte und Hoffnungen einer Epoche widerzuspiegeln vermochte.
Seine eigenen Hoffnungen und Träume dagegen zerbarsten im Feuer der Bilderverbrennung. Was die Flammen auf dem Scheiterhaufen nicht zerstört hatten, vernichteten wenig später die Bomben. 1944 verlor Heck den größten Teil seiner wertvollen Stücke bei einem Luftangriff.
Nach dem Krieg fing Heck in seiner Nieder Werkstatt noch einmal ganz von vorn an. Unter dem Titel "Weisheiten, Splitter eines nackten Körpers" notiert er: "Ich laufe daher wie ein Fremdling und habe doch Hoffnung. Ich bin untröstlich und doch wieder heiter. Vom Leben liebe ich das Sichtbare - und fühle die Tiefe in mir. Das ist mein inneres Reich, in dem ich groß bleiben will."
Bald wurden seine Bilder und Farbgraphiken in ihren subtilen Differenzierungen von Flächen, Kurven, Akkorden und Dissonanzen in der Kunstszene als "Geheimtip" gehandelt. Das Städel erwarb Arbeiten von Georg Heck, die er nur auf Drängen und unwillig herausgab. Von seinen Werken wollte er sich eigentlich nie trennen, guten Freunden schenkte er dann und wann eine Zeichnung oder ein Aquarell voller Poesie, und nur in der allergrößten finanziellen Not verkaufte er seine Bilder zu Preisen weit unter Wert.
Einmal wurde der Meisterschüler Beckmanns für den Meister selbst gehalten. Ein Fresko im Kasino des ehemaligen IG-Hochhauses wurde einst mit viel Enthusiasmus als Beckmann-Arbeit gefeiert. Kunstsachverständige reisten an und untersuchten das eindrucksvolle Gemälde, priesen seine Schönheit und Ausdruckskraft und bewerteten es als eine besonders reife Leistung von Max Beckmann. Sie irrten. Das Wandbild mit den Hölderlin-Zeilen "Komm. Es war wie ein Traum! Die blutenden Fittiche sind ja schon genesen. Verjüngt leben die Hoffnungen all!" stammt von Georg Heck. Seit der Nazi-Zeit übertüncht harrt es übrigens noch immer seiner Freilegung, auf die Heck vergeblich gehofft und die er nicht mehr erlebt hat.
In den 60er Jahren galt der Nieder Künstler fast als vergessen, und kaum jemand erinnerte sich noch daran, daß die kraftvollen Linien seines Holzschnittwerkes und die heitere, helle Farbenwelt seiner Aquarelle ihn als einen der besten Holzschneider und Maler der Gegenwart auswiesen. Erst Dr. Friedhelm Mennekes, Jesuit, damaliger Pfarrer von St. Markus und ambitionierter Kunstfan, der Joseph Beuys und Francis Bacon, Roland Litzenburger und Arnulf Rainer, Alfred Hrdlicka und andere international bekannte Leute aus der Kunstszene zu Ausstellungen in seine Kirche holte, rückte auch Georg Heck wieder in den Blickpunkt allgemeinen Interesses. Der Höhepunkt war eine große Retrospektive in der Kirchengalerie, die das reiche Schaffen des scheuen Malers eindringlich würdigte.
Heute verwaltet der "Kulturkreis Georg Heck e. V." das kulturelle Erbe des Nieder Künstlers. Seine Mitglieder sind noch immer auf der Suche nach einem würdigen Aufbewahrungsort für die wertvolle Kunstsammlung, "um Heck nicht schon wieder in die Vergessenheit abzudrängen".
Für 17./18. und 24./25. Oktober 1992 planen sie anläßlich des zehnten Todestages eine Ausstellung im neuen Kulturzentrum Nied-Ost des Ungarn Gabor Török. So wollen sie ihre Verpflichtung einlösen, das Werk jenes schlichten Mannes zu ehren, der in seinen Bildern und Holzschnitten unsere Zeit, ihre Verhängnisse und ihre Verhältnisse und damit unser eigenes Leben bloßgelegt und sichtbar gemacht hat. CHRISTA ROSENBERGER
Der Wald steht schwarz und schweiget - und lebt doch noch Zwar sind die Horrorprognosen aus den 80er Jahren nicht wahr geworden, aber von Entwarnung im Forst kann keine Rede sein Von Stephan Börnecke
"Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum."
Er habe sich damals immer geärgert über diese Schreckensbilder von einem sterbenden Wald, er, der Forstmann Wilfried Ott. Eine dumme Behauptung sei das für ihn nur gewesen, daß es ihn bald nicht mehr geben werde, den deutschen Wald. Die Eichen, Buchen, Fichten, Tannen und Kiefern sollten verkümmern und vertrocknen, von Käfern und Pilzen, Bakterien und Mikroorganismen vernichtet sein, weil Gifte aus Industrie und Autos ihre Widerstandskraft schwächten? Das wollte er vor acht oder zehn Jahren nicht glauben, und er hat die Fernsehbilder und Zeitungsartikel nachgerade gehaßt, sah Zuschauer und Leser irregleitet durch negative Neuigkeiten aus dem Wald. "Diese Horrorszenen waren üblich", sagt eine Film-Autorin rückblickend und erinnert an eine Zeit, in der die Medien Schlagworte wie "Luftverschmutzung", "Saurer Regen" und "Waldsterben", "Nadelvergilbung", "Bodenversauerung" und "Angsttriebe" auf den Laien einprasseln ließen.
Im Mai 1992 sieht Wilfried Ott in der Evangelischen Akademie Baden in Bad Herrenalb Fernsehbeiträge von damals noch einmal, ist mit heißen Stories von flinken Reportern konfrontiert, die nicht nur dem "Schwarzwald ade" sagten. Doch da gibt es eine verblüffende Wende im Bewußtsein des Forstmannes Ott. Statt Genugtuung darüber, daß der Wald zwar krank, aber mitnichten tot ist, zeigt er plötzlich Verständnis für die meist sehr drastische Bilder und Worte, die von Übertreibung nicht frei waren. "Sie mußten so berichten", lächelt Ott die Fernsehjournalistin Sigrid Faltin an, "sonst wäre vermutlich gar nichts passiert." Sonst hätte die Luftreinhaltepolitik, die ohnehin nur beim Kraftwerks-Schwefeldioxid signifikante Erfolge vorzuweisen hat und dem Stickoxidschwall aus den Autos trotz Katalysatortechnik keinen Einhalt zu gebieten vermag, erst mit deutlicher Verspätung gegriffen, wenn überhaupt. "Die Wirkung war heilsam", atmet Ott durch, denn "ohne die Medien hätte die Politik nicht reagiert."
Freilich hat die Dankbarkeit des süddeutschen Försters ihre Grenzen, denn der Spuk scheint noch lange nicht vorbei. Dem Waldsterben ade zu sagen, sei verfrüht, schon wegen der "ungleich größeren Bedrohung durch den Klima-Umschwung". Staatsdiener Ott sieht den Staat weiter gefordert, aus einleuchtendem Grund: "Auf die freiwillige Einsicht des Bürgers darf man nicht hoffen."
Wer auf einem Schwarzwald-Plateau (mit dem Auto angereiste) Wanderer befragt, den darf dann eine solche Antwort nicht weiter überraschen: "Waldsterben?", guckt der Rotstrumpf sich langsam in der Gegend um, sein Blick steigt an einem Baum auf: "Ja, wenn man hochguckt!"
Ein Thema von gestern, uninteressant, weil alltäglich? "Der Wald steht schwarz und schweiget", hatten die württembergischen Naturfreunde und die Evangelische Akademie ihre Tagung im Nordschwarzwald betitelt; und die Teilnehmer bemühen sich während der zweieinhalb Tage eifrig, das Wort Waldsterben, ja sogar das Faktum, zu umkurven. "Wir haben uns an den Begriff gewöhnt, er ist ein kulturelles Phänomen unserer Zeit geworden", ahnt der saarländische Forstchef, Wilhelm Bode.
Tote Bäume gefällt Kein Wunder also, daß auch Berufswaldler wie Joachim Viebig keine großen Worte mehr auf kranke Bäume verschwenden. Eher zufällig und nur, weil die Teilnehmer einer waldbaulichen Exkursion an zwei zuletzt vor sieben (!) Jahren aktualisierten Schautafeln stehenbleiben, sind dem pensionierten Forstamtsleiter von Eberbach im Odenwald nachdenkliche Worte zu entlocken. "Vielleicht hätten wir die abgestorbenen Bäume immer stehenlassen sollen", sinniert Viebig an einem Ort, der von strotzenden Tannen, Roteichen, Rotbuchen, Blutbuchen und Japanischen Lärchen - hie und da finden sich sogar Exoten wie Hemlockstanne oder Mammutbaum - gesäumt ist, "um mehr Aufmerksamkeit zu erregen". Doch deutsche Forstleute sind ordentliche Leute, fällen rechtzeitig, was stirbt oder sterben könnte. Trotz deutlicher Auflösungstendenzen größerer Waldbestände auf den zugigen Hochlagen von Harz, Fichtelgebirge, Schwarzwald, Bayrischem Wald und Alpen sowie der Rhön gibt es deshalb nur einige wenige von der Säge verschonte Mahnmale des Waldsterbens. Ein paar Dutzend von ihnen stehen im bayrischen Spessart, ganz nahe beim Ausflugsmagneten Bayrische Schanz. Mutige Waldbeamte sprühten auf die vor wenigen Jahren gestorbenen deutschen Eichen ein knallrotes "V" für Vogelschutzbaum. Daß die Luftverseuchung, in diesem Falle düngende Stickstoffverbindungen, die die Frostanfälligkeit der Eiche erhöhen, diesen Käferhort für Specht, Hohltaube und Waldbaumläufer schufen, erzählen sie dem Wanderer nicht. Das muß er wissen.
360 Institute und Wissenschaftler haben Bund und Länder in den letzten zehn Jahren auf die Waldschadensforschung angesetzt, mit durchaus spärlichem Erfolg. Die Suche nach dem einen Faktor, "dem" Waldkiller, war vergebens. Es gibt keine einfache Antwort auf das an verschiedenen Orten verschiedenen ausgeprägte, letztlich aber doch identische Phänomen. Lediglich in einem Grundsatz besteht Einigkeit: Es sind maßgeblich die 2000 bis 3000 vom Menschen und seinen Maschinen in die Atmosphäre gepusteten Luftschadstoffe, die den Bäumen zusetzen. Schwefel aus Kraftwerken, Stickoxide aus den Autos, die daraus folgende Bodenversauerung, die Nährstoffauswaschung sind die Hauptkomponenten, schließlich spielt auch der Photosmog in diesem Wirkungsgefüge eine Rolle. Auch Schwermetallstäube und organische Verbindungen dürften ihren Anteil an der Schwächung der Forsten haben. Radioaktivität und elektromagnetische Einflüsse hatte der vom Forschungsministerium eingesetzte Beirat "Waldschäden/Luftverunreinigungen" natürlich schnell als Ursache ausgeschlossen, und an fettlösliche Stoffe wie Dioxine und Furane traute man sich noch nicht heran. Dafür wurde der Waldbau stärker ins Blickfeld gerückt. Helmut Schulz, im Bundesforschungsministerium für die Ökologische Forschung zuständig, hofft, daß die Wissenschaft den Förstern eines Tages sagen könne: "So müßt ihr euren Wald umbauen", damit er überlebt.
Die Wald-Experten, die zunehmend weniger Geld aus der Kasse des Forschungsministeriums erhalten, satteln um. Ökosystemforschung heißt heute das Zauberwort. Der Wald wird nicht mehr, wie das am Anfang der Schadensermittlung stand, im Labor in seine Einzelteile zerlegt oder, was aber nur mit Jungbäumen geschehen konnte, versuchshalber begast, er wird nun als Ganzes betrachtet und langfristigen Studien unterzogen. Die Analytiker bilanzieren seinen Stoffhaushalt ("Was kommt rein in den Wald, was raus"), begreifen den Baum und seine Nachbarn, seinen Mikrokosmos Boden, sein Klima, den Regen (mitsamt seinen schädlichen und natürlichen Komponenten), den Wasserabfluß, als Komplex. Der Wald ist das Labor.
Im nordhessischen Zierenberg, in einem 145 Jahre alten Buchenwald, glaubt der Wanderer zunächst an große Abfallkörbe, die in Reih und Glied ausgerichtet unter den Bäumen stehen. In den Containern sammeln die Mitarbeiter der Hessischen Forstlichen Versuchsanstalt Hannoversch-Münden Laub, gleich daneben fangen Behälter den (gesäuerten) Regen auf. Den Buchen legten sie Manschetten an, um das am Stamm abfließende Wasser aufzufangen. Einen Meter in den Boden eingelassene Saugkerzen messen, was ins Erdreich eindringt, Tensiometer ermitteln die "Bodensaugspannung", hinter einem grauen Kasten summt ein Computer und unter einer mit Teerpappe belegten Abdeckung verbirgt sich eine Grube, in der Forscher das Wurzelwachstum beobachten. 16 Institute von drei Universitäten (Göttingen, Mainz, Kassel) sind an dieser Arbeit beteiligt, die letztlich auch Entscheidungshilfen für den Förster bringen soll.
Das Besondere an der vom Forschungsministerium bezuschußten Fallstudie Zierenberg ist, daß dieser Wald auf einem ungemein nährstoffreichen, basengesättigten Boden stockt, also gemeinhin als weniger anfällig galt als jene Wälder, deren Boden so sauer wie Zitronensaft ist. Doch auch im satten Wald von Zierenberg fehlt etlichen Bäumen die Hälfte des Blattwerks. "Eine gute Nährstoffversorgung", sagt Johannes Eichhorn, Leiter der Abteilung Waldschäden bei der Versuchsanstalt, "ist heute kein Indiz mehr für gesunde Wälder."
Schon die mannshohen, geradezu im Wachstum "explodierten" Brennesseln, die sich seit zehn, 15 Jahren immer stärker ausbreiten, lassen vermuten, daß irgend etwas nicht stimmt. Die stickstoffliebenden Pflanzen überwuchern alles. Auch die Meßdaten einer Quelle am Hangfuß dieses Bergwaldes zeigen, daß die Säurefracht aus der Luft den Boden aus dem Lot brachte. Nitrat wird in großen Mengen ausgespült - und mit dem Salz der Salpetersäure auch wertvolle Nährstoffe wie Calzium und Magnesium. Noch in den 60er Jahren wies ihr Wasser acht Milligramm Nitrat je Liter auf, heute dreimal soviel. Babykost dürfte mit diesem angeblich so reinen Waldquellwasser nicht mehr angerührt werden.
Da tickt eine chemische Zeitbombe, die mancherorten gar schon hochgegangen ist. Denn längst geht es nicht mehr um die Bäume allein, der Boden wird angegriffen, das Grundwasser wird vergiftet. "Ich kenne keine Therapie, wie man diese Versauerung in tieferen Bodenschichten heilen kann", die zum Ausspülen giftiger Metalle und Stickstoffverbindungen führt, rätselt Eichhorn. Ob im nordhessischen Kaufunger Wald oder den Forsten von Mörfelden-Walldorf in Nähe der Startbahn 18 West des Frankfurter Flughafens - Waldquellen oder Grundwasserschichten, die mehr als die EG-erlaubten 50 Milligramm Nitrat aufweisen, sind längst keine Seltenheit mehr.
Schlimmer noch: Wegen der anhaltenden Bodenversauerung steigt der Aluminiumgehalt auf teilweise dramatische Werte an, und auch Blei, Cadmium, Zink, Nickel, Kobalt und Mangan rauschen durch. "Der Schwermetallhorizont", formuliert der Saarländer Bode, "sinkt millimeterweise in Grundwassernähe". Doch "mit dem Boden kann man keine Schlagzeilen machen, denn das sieht keiner", bedauert Forstpraktiker Viebig.
Während der Waldboden als Filter allmählich versagt, ist heute längst nicht klar, wie krank der Wald denn nun wirklich ist. Denn die Statistiker spielen ein "Bäumchen-wechsle-dich-Spiel". Und das geht so: Immer dann, wenn an einem der (in Hessen) 639 Rasterpunkte des Netzes zur Waldschadenserhebung einer der 20 768 Bäume ausfällt, sei es durch Holzernte, Sturm, Pilze, Käfer oder "unbekannte Ursachen", kommt zwar an seine Stelle ein anderer ins Programm. Der aber ist zweifellos stets vitaler als sein vom Sturm entwurzelter Vorgänger. Oder ein Baum wurde geschlagen, weil der Förster ihm wegen Pilzbefalls (etwa im Falle des seit drei, vier Jahren grassierenden Eichensterbens) keine Zukunft mehr gibt. Er wird dann "im letzten Moment" gefällt, und, das räumt Eichhorn ein, taucht dann in der Statistik kaum als irregulärer Ausfall auf.
So wird unser Wald gesundgelogen", schreibt der Waldfachmann des bayrischen Bund Naturschutz, Helmut Klein, im Kurier des Deutschen Naturschutzringes. Die trügerische Schadensbilanzierung stimme überdies schon deshalb nicht, weil staatliche Schätzer eine Fichte mit fünf Nadeljahrgängen für gesund halten. Klein forschte nach und fand heraus, daß dann manche Gebirgsfichte nur noch das halbe Nadelkleid besitzt. Sie kann nämlich durchaus die Nadeln der letzten zwölf Frühjahre tragen. Der Systemfehler dürfte heute zu vernachlässigen sein, die Entwicklung im Wald überrollte ihn: Denn es gibt inzwischen kaum noch Bäume, die - selbst nach den offiziellen Kriterien - völlig gesund sind. Für "alarmierend" nämlich hält Fahnder Eichhorn eine Beobachtung, wonach bislang zwar relativ wenig Bäume an der Luftverschmutzung gestorben sind, dafür aber die Quote derer, die als absolut vital gelten, fast auf Null gesunken ist - etwa bei über 60jährigen Buchen und Eichen.
Neue Wolken ziehen über dem Wald auf: die des Treibhauseffekts. Unverblümt schrieb im Dezember 1991 der damalige parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Bernd Schmidbauer, es müsse mit einem "großräumigen klimabedingten Waldsterben" bei den durch den sauren Regen vorgeschädigten Wäldern "in den mittleren und nördlichen Breiten gerechnet werden". Den prognostizierten Klimaschub von 0,3 Grad Celsius je Jahrzehnt (drei Grad bis zum Jahre 2100) seien die Bäume keinesfalls gewachsen.
Die Fehler der Förster Doch deutsche Förster stecken ob immer neuer Hiobsbotschaften den Kopf nicht in den Sand. Die Waidmänner (und die paar Waidfrauen) gehen kritisch mit der eigenen Arbeit ins Gericht. Die vor zehn Jahren tabuisierte Frage "Was haben wir selbst falsch gemacht, was können wir selbst tun" ist heute geradezu "in", seit nicht allein Privatwaldbesitzer, sondern zunehmend auch Staats- und Kommunalförster in ihrem Wald naturgemäß wirtschaften "müssen". Wenn sie es nicht täten, ahnt Bode, "könnte es sein, daß wir den Wald zu Tode forschen, und uns dabei auch noch amüsieren." Ergo: "Wenn wir nicht selbst anfangen, wer dann sonst?" Seit 1987 gilt im Saarland das Konzept von der naturgemäßen Waldwirtschaft, eine Methode, von der sich Bode und inzwischen auch die Staatsförster etwa in Hessen, Nordrhein- Westfalen oder Rheinland-Pfalz einen stabilen, einen artenreicheren, natürlicheren Wald erhoffen, einen, von dem sie hoffen, daß er auch dem Treibhauseffekt gewachsen ist. Der Kahlschlag und Käfergifte sind verboten, manchmal sogar die Kompensationskalkung gegen den Säureangriff aus der Luft, da auch Kalk zu Nährstoffauswaschungen führen kann. Die Naturverjüngung der Bäume ist Prinzip, die fremden, angepflanzten Fichten führen ein Schattendasein. Schwere Holzernte-Maschinen haben auf dem weichen Waldboden nichts mehr zu suchen, schon deshalb, weil die Bäume wegen der Bodenversauerung ihre Wurzeln zunehmend oberflächennah treiben und von den Rädern zerquetscht werden könnten. Dennoch muß auch dieser Wald nutzbar bleiben, denn angesichts der Ressourcen- Ausbeutung auf diesem Erdball sei es, so Bode, geradezu eine "ethische Verpflichtung", den nachwachsenden Rohstoff Holz aus deutschen Wäldern zu ernten.
"Deutschlands unbeliebtester Forstmann" (Bode über Bode), immer wieder wegen seiner kompromißlosen und angeblich nicht immer praxisnahen Methodik angefeindet, greift auf Ideen zurück, die der Münchener Waldbauprofessor Karl Gayer Mitte des vergangenen Jahrhunderts eingebracht hatte. Auf die Heilkräfte der Natur hatte sich Gayer besonnen, doch der zuerst von ihm, später auch von anderen praktizierte Abschied vom "Holzacker" überlebte nur im Privatwald des deutschen Adels.
Daß der Aufbau eines naturnahen Waldes fruchtet, in dem junge und alte Bäume unterschiedlicher Art nebeneinander wachsen, jeder Baum für sich betrachtet und demzufolge allein gehegt und später in mitunter biblischem Alter auch herausgeholt wird, um seinem Nachbarn Platz zu machen, beweist seit Generationen eine Familie im fränkischen Rotweinsdorf. Sebastian Freiherr von Rotenhan, Autodidakt und seit Jahren Handlungsreisender in Sachen naturgemäßer Waldwirtschaft, hält den größten Teil des deutschen Waldes für einen Sanierungs-, seinen eigenen hingegen für einen Glücksfall. Die 14 bis 20 deutschen Waldbaumarten kommen bei ihm noch vor, da wachsen eben auch Esche, Ulme, Linde, Kirsche, Marone, Spitz- und Bergahorn, und nicht nur Buchen und Fichten, leben Licht-, Halbschatten- und Schattenbaumarten neben-, über- und untereinander. Üblich ist im deutschen Försterwald, daß auf 90 Prozent der Waldfläche gerade vier Baumarten vorkommen.
Naturverjüngung ist für Rotenhan eine Selbstverständlichkeit, die er von seinem Großvater übernahm. "Wie im Salatgarten" vermehren sich die Pflanzen von alleine. Was sonst kaum denkbar und in Augen des Privatwaldbesitzers das Ergebnis einer "waldfeindlichen, aber jägerfreundlichen Politik" ist. Sie nimmt in der neueren Forstgeschichte ihren Anfang mit dem "Betriebsunfall Reichsjagdgesetz" (Bode), das seit 1934 rassische Prinzipien bei der Hege - genauer: der Zucht - von Hirsch und Reh vorschreibt und Millionenschäden durch Fegen, Schälen und Verbiß in Kauf nimmt.
Eine wirksame Wild-Reduktion funktioniert mit herkömmlichen, auf Trophäen ausgerichteten Jagdmethoden nicht. Wer stundenlang im Wald alleine hockt und dann im fahlen Mondlicht sein "Stück" nicht richtig "anspricht", hat nunmal keinen ausreichenden Jagderfolg.
Wann immer aber Querdenker am bestehenden Jagdrecht kratzen, geht ein Aufschrei durch die Clique der Nimrode. Vorschläge, die Bauern- oder Volksjagd sowie effektive Treibjagden einführen zu wollen und den Reichen das Revier ein wenig streitig zu machen, gelten bislang immer noch als Hirngespinste wildgewordener Naturschützer. Als der Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzringes (DNR), Helmut Röscheisen, in diesem Frühjahr die Gedanken der 2,3 Millionen Mitglieder starken Dachorganisation in einer Pressekonferenz vorstellten wollte, schnitten ihm aufgebrachte Jagd-Journalisten das Wort ab und ließen seine Gedanken in einem lautstarken Halali untergehen. Die Herren in Loden fürchteten um das für sie reservierte Rehrestaurant.
Dabei haben auch eher konservative Forstleute wie Wilfried Ott längst erkannt: "Waidgerechtigkeit darf nicht länger als unantastbarer Besitz angesehen werden." Aus gutem Grund, denn für Ott haben sich im Jahre 1992 die Gewichte verschoben. Er hält, erzählt er in Bad Herrenalb, "den Wildschaden für noch gefährlicher als den Immissionsschaden".
Die Wald-Serie der FR, in der bisher Berichte über die Situation der Tropenwälder (26. Mai) und Sibiriens Nadelwälder (30. Juni) erschienen sind, wird auf der nächsten Umweltseite (14. Juli) mit einem vertiefenden Artikel zum Thema Waldschäden und Wild fortgesetzt. FR
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In seinem Beitrag zu Entwicklungsgrenzen und -perspektiven des Rhein-Main-Ballungsraumes (FR vom 9. 5. 1992 "Eine Region, die auf Platz 1 in Europa gesetzt wurde") zeigt der hessische Landesentwicklungsminister Jörg Jordan zwar die zentralen Probleme auf und geht dabei wahrscheinlich weiter als viele andere Politiker in ähnlichen Positionen.
Er weicht aber meines Erachtens einer Auseinandersetzung mit den dahinter verborgenen grundsätzlichen Widersprüchen der Metropolenentwicklung aus. Nur dadurch wird es ihm möglich festzustellen, daß es in vielen Bereichen so nicht weitergehen kann (Verkehr, Wohnraum, Verhältnis von Zentrum und Umland) und gleichzeitig zu betonen, daß es an anderer Stelle aber (wo die Prosperität der Region Rhein-Main ihre Blüten treibt) genauso weitergehen soll. Wie beides miteinander verknüpft ist, bleibt weitgehend im dunkeln. Genau da liegen aber die Probleme . . .
"Auf die Rhein-Main-Region zu starren" bezeichnet Jordan als "Kirchturmpolitik, wenn auch mit höherem Turm". Mir scheint jedoch auch sein Vorschlag, "daß Bundesbehörden aus Frankfurt nach Potsdam oder Schwerin gehen, wenn(!) die Europäische Zentralbank ins Rhein- Main-Gebiet kommt", eben diesen Kirchturm nur aufzustocken. Denn eine konsequente Entlastungspolitik könnte ja auch darauf hinarbeiten, daß die europäische Zentralbank gar nicht erst nach Frankfurt kommt, sondern sich in einer weniger wirtschaftsstarken und weniger belasteten Region Europas niederläßt.
Die Ballungs-Probleme der Metropolen sind letztendlich nur die Kehrseite von Armut und Unterversorgung an anderer Stelle. Das in Deutschland schmerzlich naheliegende Beispiel des sogenannten "Aufschwung Ost" führt uns täglich deutlicher vor Augen, daß eine Verallgemeinerung des Standards in den westlichen Metropolen (hier beispielhaft Rhein-Main) nicht möglich ist. Nicht einmal innerhalb Deutschlands. Die "Entlastung" der Zentren bekommt damit noch eine weitere Dimension. Aus der Sicht der "strukturschwächeren Regionen" geht es ums "Teilen". Dieser (bisher vor allem in Sonntagsreden oder mißbräuchlich verwendete Begriff) bedeutet aber im Kern eben nicht nur "Ausgleichen", sondern für die, die mehr haben "Abgeben". Und "Abgeben" bedeutet, daß man hinterher weniger hat.
Wer den Ballungsraum entlasten will ohne - auch wirtschaftliche Prosperität - abzugeben, versucht die Quadratur des Kreises.
Aus der Standortbeschreibung von Jörg Jordan ergeben sich einige politische Konsequenzen, die nach meiner Einschätzung von ihm nicht deutlich genug genannt werden. Wenn zum Beispiel, wie er feststellt, in Frankfurt nur noch 40 000 neue Wohnungen gebaut werden können, bedeutet dies doch letztlich, daß die Wohnungsnot in Frankfurt ein kaum lösbares Problem ist. Dies zeigt schon die Zahl von 250 000 Berufspendlern, von denen ein großer Teil wahrscheinlich nur deshalb pendelt, weil es für sie in Frankfurt kaum noch bezahlbare Mietwohnungen gibt. Auch das Prinzip der räumlichen Nähe von Arbeitsplatz und Wohnung ist dann für Frankfurt und die Region nicht mehr zu verwirklichen.
Es ist vielmehr zu erwarten, daß aufgrund der Wohnungsnot die Arbeitswege länger werden, denn wer zum Beispiel bei Friedberg eine günstige Mietwohnung findet, wird dort hinziehen, auch wenn er in Frankfurt oder Hanau arbeitet, während Leute, die in Friedberg arbeiten, unter Umständen auch nach Neu- Isenburg ziehen werden. Ich glaube daher, daß eine polizentrische Entwicklung unter diesen Bedingungen der Wohnungsnot eher zu mehr als zu weniger Verkehrsproblemen führen wird.
Wenn nun die Wohnungsnot in Ballungszentren nicht beseitigt werden kann, ergibt sich die Frage, wie der vorhandene Wohnraum verteilt werden soll. Das bisherige Verteilungssystem, nämlich das des freien Wohnungsmarktes, führt zunehmend zu einer Ausgrenzung von Personen mit kleinem und mittlerem Einkommen und zu einer Ausgrenzung von Familien mit Kindern (selbst bei höherem Familieneinkommen) aus einigen Städten der Region. Anderen Familien in Ballungszentren droht durch diese Entwicklung Verarmung oder Obdachlosigkeit. Das bestehende Verteilungssystem ist familienfeindlich, da Familien einerseits mehr Wohnraum benötigen als Alleinstehende und kinderlose Ehepaare, andererseits aber kein entsprechend höheres Haushaltseinkommen haben.
Auch bei meinen Genossinnen und Genossen in der SPD vermisse ich klare Aussagen darüber, ob dieses Verteilungssystem revidiert werden sollte und wenn ja, wie dies geschehen soll.
Unter den Bedingungen der Wohnungsnot dürfte es auch für die Rhein- Main-Region schwierig sein, eine weitere Zuwanderung von deutschen und ausländischen Bürgern "als Chance" (Jörg Jordan) zu nutzen.
Eine Chance kann eine solche Zuwanderung (zum Beispiel aufgrund eines Einwanderungsgesetzes) nur sein, wenn das Wohnungsproblem in der Region besser bewältigt wird und die Arbeitslosigkeit abgebaut ist.
Hermann J. Müller, Frankfurt am Main
Nach zehn Jahren haben die Vereinten Nationen jetzt wieder Prognosen zur Entwicklung der Weltbevölkerung vorgelegt. Dem ungünstigsten Szenario zufolge, könnten sich im Jahr 2150 etwa 28 Milliarden Menschen auf dem blauen Planeten tummeln. Eine gemäßigtere Vorhersage kommt immerhin noch zu dem Ergebnis, daß die Menschheit im Jahr 2050 etwa zehn Milliarden Exemplare zählen wird. Wir dokumentieren diejenigen Teile des Berichtes der Vereinten Nationen, die sich mit den Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung und den möglichen Auswirkungen auf Ökonomie und Bildung sowie dem Zusammenhang von Population und Armut befassen, in Auszügen. Der vom Bevölkerungsfond der Vereinten Nationen erstellte Bericht ist in Deutschland von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (Bonn) herausgegeben worden.
RIEDERWALD. Ergänzungswahlen waren der einzige Tagesordnungspunkt bei der Fortsetzung der Jahreshauptversammlung '92 des Karnevalvereins "Die Spinner" 1951 Riederwald. Wie die Stadtteil-Rundschau berichtete, konnte Anfang April erstmals in der Vereinsgeschichte kein kompletter Vorstand gewählt werden. Es hatten lediglich Norbert Trumpfheller (Erster Vorsitzender), Werner Castrian (Zweiter Vorsitzender) sowie Rolf Knodt (Erster Kassierer) kandidiert. Sie wurden von den Mitgliedern in ihren Ämtern bestätigt.
Nach dem zweiten Anlauf hat "Spinner"-Vorsitzender Trumpfheller seinen Vorstand nun komplett beisammen. Gewählt wurden Silvia Giesecke-Kindermann (Erste Schriftführerin), die Archivare Dieter Hausotter und Brigitte Fröhlich, Oliver Fröhlich (Zweite Schriftführer), Ingrid Castrian (Zweite Kassiererin), Guido Pruschina (Pressereferent) sowie Gertie Knodt als Betreuerin der Garde.
Norbert Trumpfheller bedankte sich dafür, daß sich zur Mitarbeit im Vorstand doch noch einige Mitglieder bereitgefunden haben. Gemeinsam mit allen Aktiven werde man den guten Ruf der "Spinner" auch in dieser Saison und in der Kampagne 1992/93 behaupten, ist der Vorsitzende überzeugt. dixi
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FRANKFURT A. M. Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in dem anderen wirkt und lebt! - Nicht nur Goethes Faust geriet bei der Betrachtung des Universums in schwärmerisches Staunen, auch Volker Heinrich und die anderen aktiven Mitglieder des "Physikalischen Vereins zu Frankfurt am Main" sind von den Himmelskörpern und der Astronomie fasziniert. Wenn es das Wetter zuläßt, betrachten sie in luftiger Höhe über den Dächern Frankfurts die Planeten, den Mond und die Sonne, aber auch Galaxien, Sternhaufen, Milchstraßen und Gasnebel.
Doch da fangen dann meist die Probleme schon an: denn die "Himmelsdeuter" auf der Sternenwarte Ecke Senckenberganlage und Robert-Mayer-Straße haben mit großen Behinderungen zu kämpfen: Das Universitätshochhaus direkt im Süden der Sternwartenkuppel und die anderen zahlreichen Wolkenkratzer Frankfurts verdecken inzwischen einen erheblichen Teil des Himmels und damit die Sicht. Hinzu kommt, daß Frankfurt auch nachts taghell erleuchtet ist und dadurch schwach leuchtende Planeten schlecht auszumachen sind.
Mit derartigen Widrigkeiten hatten die Gründerväter des Physikalischen Vereins 1824 noch nicht zu kämpfen. Unter diesen wissenschaftlich interessierten Frankfurter Bürgern waren Kaufleute, Ärzte, Apotheker, Lehrer und Wissenschaftler, die auch eine enge Verbindung zur Senckenbergischen Gesellschaft hatten. Das Ziel war die Weiterbildung der Bürger und dadurch die Popularisierung der Wissenschaft. Die Mitgliedsliste des Vereins liest sich wie das "Who is who" der damaligen Frankfurter Gesellschaft. Dort finden sich beispielsweise Namen wie Leo Gans (Gründer von Cassella), Eugen Lucius und Herbert von Meister (die Gründer der Hoechst AG) und der Bankier Joseph Oppenheim.
Aber auch bekannte Vertreter der Wissenschaften gaben sich im Physikalischen Verein die Hand. Und bedeutend sind die bis heute fortgesetzten Klimabeobachtungen in Frankfurt, eine Meßreihe, die zu den längsten Beobachtungsreihen dieser Art in Europa gehört.
Der Physikalische Verein gehört zu den wissenschaftlichen Bürgervereinigungen Frankfurts, die zuammen mit der Stadt unter der Leitung des damaligen Oberbürgermeisters Adickes die Gründung der Universität betrieben und ermöglichten. Im Stiftungsvertrag von 1912 brachte der Verein seine Institute für Physik, Chemie, Meteorologie, Geophysik und Astronomie in die Universität ein und erhielt dafür Mitspracherecht im Großen Rat und Kuratorium der Universität. Nachdem das Land Hessen die Stiftungsuniversität übernommen hatte, verlor der Physikalische Verein jedoch sein Mitspracherecht und damit auch den Einfluß auf sein Eigentum.
"Die Universitätsleitung läßt die Bausubstanz unserer Gebäude verrotten, obwohl sie laut Vertrag dazu verpflichtet ist, diese instand zu halten", beklagt heute Volker Heinrich den schlechten Zustand des ehemals prachtvollen Anwesens. Schon seit Jahrzehnten befände sich der Verein im Rechtsstreit mit dem Land Hessen, aber eine Einigung sei immer noch nicht in Sicht.
Somit scheinen auch die Realisierung eines Planetariums und einer günstiger gelegeneren Sternenwarte noch Lichtjahre entfernt zu sein, da der Verein seine Besitzungen nicht zu Geld machen kann. Die einzigen Einnahmequellen bilden die Beiträge der 600 Mitglieder, die jährliche Unterstützung der Stadt Frankfurt in Höhe von 10 000 Mark und geringe Zinserträge aus noch vorhandenem Vermögen.
Das Universum zu erkunden kostet jedoch Geld - und die Preise für entsprechendes Gerät sind im wahrsten Sinne des Wortes astronomisch. Ein Linsenfernrohr, wie es die Sternenwarte besitzt, kostet etwa 140 000 Mark. Und für einen unscheinbaren, grauen Kasten, der aus dem Sonnenlicht eine Wellenlänge filtern kann, muß man noch einmal dieselbe Summe aufbringen.
Zu einem Schwerpunkt in der Arbeit des Physikalischen Vereins hat sich seit 1960 die Volkssternwarte entwickelt. Ihre regelmäßigen Abendveranstaltungen, die Diavorträge und Fernrohrbeobachtungen sind beim Publikum äußerst beliebt. Etwa 100 Zuhörer kommen zu den "Freitags-Vorträgen". Die Zahl der Besucher, die sich auf der Sternenwarte die Welt der Sterne von den ehrenamtlichen Mitgliedern näherbringen läßt, steigt stetig.
Besonders stolz sind die Mitglieder auf ihre eigenen Aufnahmen und Meßwerte von Kometen und Planeten, die sie auf ihren Reisen nach Mexiko, USA und Westafrika sammeln konnten. "Wenn man fernab von jeglicher Zivilisation inmitten der Wildnis einen Kometen beobachtet, dann spürt man, wie unbedeutend der Mensch doch eigentlich ist", beschreibt Volker Heinrich das Gefühl, das wohl auch Goethes Faust angesichts seiner eigenen Unzulänglichkeit einst erfaßt haben mag. KAREN WEISSHAAR
In der Stadtteil-Rundschau vom 29. Mai berichteten wir über die Bürgeranhörung zur geplanten Erweiterung der Ziehenschule. Dazu schickte uns FR-Leser Kaleb Utecht aus der Rhaban-Fröhlich-Straße 10 im nördlichen Stadtteil Eschersheim folgende Zeilen:
So viel Text in der Beilage hätten wir Anlieger uns früher gewünscht - allerdings bitte in tatsachengerechter Darstellung! Niemand der bei der Anhörung anwesenden Anlieger lehnte oder lehnt das Pro- jekt der Schulerweiterung "rundweg ab"!
Den Anliegern geht es allein um die Verkehrsbelastung der Rhaban-Fröhlich- Straße, die bereits seit Jahren unzumutbar ist, die durch die Erweiterung der Schule - welche ohne ein effektives Verkehrsentlastungskonzept geplant ist - die Grenze des noch Erträglichen überschreiten wird und wegen der die Anlieger übrigens bereits schon vor vielen Jahren erfolglos bei der Stadt Frankfurt vorstellig wurden.
Das geplante Parkdeck für 50 zusätzliche Autos wäre bereits jetzt kaum ausreichend. Und wird es schon gar nicht nach der in Rede stehenden Erweiterung sein - zumal zu erwarten ist, daß die Belastung durch abendliche Veranstaltungen sich dann noch vervielfachen wird.
Die An- und Abfahrten-Frequenz zu Schule und Kindergarten ist ohnehin erheblich. Diese jedoch würden wir noch akzeptieren, nicht aber das zu schnelle Tempo der Autofahrer und das abendliche "Zuparken".
Mein Vorschlag: Alle 15 Meter eine hohe Betonschwelle anbringen sowie Parkausweise für die Anlieger. Die anliegenden Straßen haben ebenfalls Zugänge zur Schule, sind deutlich breiter und haben keinen Kindergarten. Weiteres müßte diskutiert werden.
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SCHWALBACH. Ein schriller Pfiff und 18 Mädchen greifen nach den rosa Nasenklammern, die ihnen an Kordeln um die Hälse baumeln. Trainerin Annette Gäßler gibt das Kommando: "Einspringen!" Ein lautes "Platsch" - 18 Körper in bunten Badeanzügen landen gleichzeitig im Wasser, formieren sich zu Rautenmustern, zu Kreisen und zu Fächern, die sich langsam schließen und öffnen. "Delphin!", ruft Annette Gäßler: Schon ragen nur noch die kerzengeraden Fußspitzen der Acht- bis Zehnjährigen aus dem Wasser; nun tauchen die Mädchen vom "Ersten Bad Sodener Schwimmclub 1927 e.V." synchron wieder auf und treiben schließlich sich an Armen und Beinen umklammernd wie eine Lotosblüte bewegungslos auf der spiegelglatten Oberfläche des großen Beckens im Schwalbacher Taunusbad.
Bilderreigen heißt die Übung, die dem Zuschauer leicht und elegant erscheinen mag, der Kunstschwimmerin jedoch Konzentration und Ausdauer abverlangt. Vor der Wasserakrobatik kommt die trockene Theorie am Beckenrand - Spickzettel sind dabei fotokopierte Blätter, die zum Schutz vor Spritzern in Klarsichthüllen stecken: Bunte Markierungen zeigen der Sportlerin ihren Platz in den Figuren, die bei der Probe an Land kaum zu erkennen sind.
Erst im nassen Element wird auch das Schlußbild der Kür erkennbar: Die Ziffer 80, gebildet von Mädchen, die sich in drei Kreisen bei den Händen halten - eine Zahl mit Bedeutung, denn der Bilderreigen ist eine Geburtstagsüberraschung für Mia Heckert, die in Bad Soden die Mutter des Kunstschwimmens ist. Schon in den 50er Jahren gründete sie die Abteilung des Schwimmclubs. Sport ist inzwischen Familientraditon: Ihre Tochter Christa Bender trainiert die Anfänger- Gruppe und auch die Enkelin bewegt sich im Wasser wie eine Nixe.
Doch seit der aktiven Zeit Mia Hekkerts hat sich im Kunstschwimmen einiges geändert; wichtigstes Novum ist der Unterwasserlautsprecher. "Früher mußte jede Schwimmerin unter Wasser mitzählen, um ohne Musik nicht aus dem Takt zu kommen. Heute kann man die Kommandos der Trainerin auch hören, wenn die Ohren unter Wasser sind", sagt Christa Bender.
Kunstschwimmen, das in Anlehnung an die internationalen Richtlinien seit einigen Jahren offiziell Synchronschwimmen heißt, ist jedoch keineswegs nur ein ästhetischer Zeitvertreib: Bei Meisterschaften stehen Bilderreigen nur als Showeinlage auf dem Programm. Wenn es um Medallien und Plazierungen geht, schwimmen die Mädchen in drei Altersklassen Solo, Duett oder Gruppe - wie bei Tanzturnieren ist Pflicht und Kür verlangt. Die Bad Sodener Wettkampfmannschaft, in der 12- bis 17jährige Schwimmerinnen antreten, hat sich schon bei Hessen- und Bezirksmeisterschaften dem kritischen Blick der Juroren gestellt.
Die Richterbank ist im Kunstschwimmen übrigens der traditionelle Platz für die Männer; ins Wasser traut sich das "starke Geschlecht" kaum, obwohl die Frauendomäne seit knapp einem Jahr auf Wettkampfebene den Männern die Tore geöffnet hat. "Wir haben versucht, Jungen anzuwerben", sagt Christa Bender. "Aber der Erfolg blieb aus. Mädchen bewegen sich aber sowieso anmutiger als Jungen." Nicht einmal der fünfjährige Sohn von Trainerin Annette Gäßler hat bisher den Sprung in die Kunstschwimmarena geschafft - allein unter Frauen, ist ihm das Wasser wohl doch zu kalt.
Ein dünner bläulich "leuchtender" Saum umschließt unseren Planeten. Alle Raumfahrer - ob aus Ost oder West - äußerten sich tief beeindruckt über diesen Anblick, den die irdische Atmosphäre aus dem Weltraum bietet. Wie vielen der Gedanke kam, daß auch die Chemikalien im Feuerstrahl der sie ins All tragenden Raketen die Lufthülle verschmutzen, ist jedoch unbekannt.
Die Skeptiker der Raumfahrt ließen sich von deren Glanz nie blenden. Sie befürchteten seit langem, daß Satellitenstarts das Wetter nachteilig beeinflussen könnten. So demonstrierten bereits Ende 1968 türkische Bauern vor der amerikanischen Botschaft in Ankara, weil sie glaubten, die ersten Apollo-Mondfahrer seien verantwortlich für die Überschwemmungen anatolischer Felder, berichtete die Nachrichtenagentur Associated Press damals. Ein Geistlicher hatte ihnen erklärt, amerikanische und sowjetische Raumschiffe rissen "Löcher" in den Himmel. Heute, angesichts von Ozonloch und Treibhauseffekt, erfolgt die Diskussion um Klimafolgen durch die Raumfahrt vor ernsterem Hintergrund. Umweltverträglichkeitsstudien sollen die Auswirkungen von Raumtransportsystemen auf die irdische Atmosphäre abschätzen helfen.
Um sich von den Fesseln der Schwerkraft zu befreien, gibt es zum chemischen Raketenantrieb noch keine andere Wahlmöglichkeit. Anfangs waren es Flüssigkeitstreibstoffe wie Alkohol und Kerosin; später fanden neben den Kohlenwasserstoffen auch Wasserstoffverbindungen des Stickstoffs, wie etwa Hydrazin, Verwendung. Als Verbrennungsstoff (Oxydator) dient meist durch Tiefkühlung verflüssigter Sauerstoff, wenngleich es in der ehemaligen Sowjetunion auch Versuche mit Chlorfluoriden gab. In Höhenraketen und als Starthilfen (Booster) nutzt man verschiedene harzähnliche Produkte der Kunststoffchemie als sogenannte Feststoff-Treibsätze, denen feinverteilte Aluminiumteilchen als Oxydator beigemengt sind. In den Oberstufen wird zunehmend energiereicher flüssiger Wasserstoff eingesetzt.
Das mit weit über 1000 Starts erfolgreichste Raumtransportsystem, verkörpert durch die verbesserten Versionen der Sputnik-Rakete R-7, mit der am 17. März 1992 auch der deutsche Testpilot Klaus-Dieter Flade für eine fünftägige deutsch-russische Mission in der Raumstation "Mir" ins All gestartet ist, stößt pro Flug etwa 300 Tonnen Abgase aus. Besonders hoch ist der Schadstoffausstoß in der Anfangsphase, wenn die Rakete langsam vom Starttisch abhebt. Während am Startplatz Baikonur, inmitten der kasachischen Wüste, die möglichen Umweltbelastungen kaum Beachtung finden, wurde bei Säuregradmessungen der Gewässer am amerikanischen Weltraumbahnhof Cape Canaveral festgestellt, daß Saurer Regen nach Raketenstarts den Wert drastisch ansteigen läßt. Die Versauerung der Böden durch ausregnende Chlorwasserstoffe der Feststoffraketen hält meist nur 90 Minuten an. Es gab jedoch auch schon Schäden an der Ernte in der Umgebung von Cape Canaveral.
Die Verschmutzung der oberen Atmosphäre ist auf Grund der dort hohen Geschwindigkeit der Transportsysteme verhältnismäßig gering. Binnen zehn Minuten verlassen Raketen und Raumfähren die irdische Lufthülle. Etwa 70 Tonnen Chlorverbindungen - meist Chlorwasserstoff - soll der Space Shuttle pro Flug direkt in der Stratosphäre freisetzen, gab die US-Weltraumbehörde NASA bekannt. Dort, in etwa 25 Kilometer Höhe, befindet sich eine dünne Schicht aus dreiatomigen Sauerstoffmolekülen, der "Ozonschild", der das Leben auf der Erde von der energiereichen Ultraviolettstrahlung der Sonne abschirmt.
Umweltverträglichkeitsstudien zur geplanten europäischen Großrakete "Ariane 5" an der Universität Cambridge in Großbritannien zeigten, daß das Projektil etwa 100 Kilogramm Chlorwasserstoff oberhalb von 20 Kilometer Höhe, also in der Stratosphäre, freisetzen wird. Die für die Ozonschicht weit gefährlicheren, weil langlebigeren Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) werden durch Raumtransportsysteme nicht produziert. Auf Grund der geringen Mengen und des schnellen Abbaus des Chlorwasserstoffs innerhalb von zwei Jahren sollten die Auswirkungen der Raumfahrt auf den stratosphärischen Ozongehalt nur ein Prozent der natürlichen Schwankungen betragen. Hinsichtlich des Stickoxidausstoßes und der Abgabe von Kohlenwasserstoffen in die Luft kommt die Raumfahrt etwa 20 000mal glimpflicher davon als die Luftfahrt, was eine Folge der geringen Startzahl von Satelliten ist.
Oberhalb von 100 Kilometer führen die Raketenstarts, ebenso wie die weit häufigeren Sternschnuppen (Meteore), über eine Rekombination freier Elektronen zu "Löchern" in der aus elektrisch geladenen Luftteilchen bestehenden Ionosphäre: Es bilden sich wieder "richtige" Atome, während Teile der Ionospäre wieder neutralisiert werden. Die Folgen auf die viel tiefer liegende Atmosphäre - bislang als gering eingeschätzt - sind noch unbekannt.
Ein völlig anderes Bild ergibt sich für die geplanten Hyperschallflugzeuge. Als Zwitter zwischen Flugzeugen und Raumfähren sollen sie mit über fünffacher Schallgeschwindigkeit die Stratosphäre durchkreuzen, um Passagiere von Kontinent zu Kontinent und Lasten ins All zu befördern, wofür sie sich dort wenigstens 40 Minuten lang aufhalten.
Das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) beauftragte die Max-Planck-Institute für Meteorologie in Hamburg und für Chemie in Mainz sowie das Forschungszentrum Jülich (KFA) mit einer Umweltfolgenabschätzung des deutschen Projektes "Sänger 2", eines normal auf einem Flugplatz startenden Überschall-Trägerflugzeugs, das einen Raumgleiter, den "Horus", in eine geeignete Startposition bringen soll. Im Sommer 1991 wurde der 142 Seiten umfassende Bericht "Umweltverträglichkeitsstudie für das Raumtransportsystem Sänger" vorgestellt. Danach sollten die Auswirkungen von "Sänger" auf Treibhauseffekt und Ozonabbau gering sein.
Hyperschallflugzeuge, wie das amerikanische "National Aerospace Plane (NASP)" und "Sänger 2", werden als Antrieb Wasserstoff und Sauerstoff benutzen und, neben erheblichen Mengen an Stickoxiden, Wasserdampf als Verbrennungsprodukt freisetzen. Möglich erscheint den Experten deshalb, daß der "Sänger" unter ungünstigen Bedingungen eine Schleppe von bis zu 270 Kilometer langen stratosphärischen Kondensstreifen hinter sich herzieht, deren Eisteilchen die in mehr als 20 Kilometer Höhe vorhandenen Chlor- und Fluor-Radikale für den Ozonabbau zusätzlich aktivieren könnten.
Andererseits könnte schon eine zehnprozentige Wasserdampfzunahme in den unteren, sonst trockenen Stratosphärenschichten zwischen zehn und 15 Kilometer in den mitteleuropäischen Breiten zum Treibhauseffekt in ähnlicher Weise beitragen wie eine zehnprozentige Erhöhung des Kohlendioxydgehalts der gesamten Atmosphäre. Solange nur 24 Starts pro Jahr geplant seien, heißt es in der Studie, sei der Klimaeffekt des neuen Raumtransportsystems gering. Der Aufbau einer Flotte von einigen Dutzend Hyperschallflugzeugen, wie in den USA geplant, dürfte jedoch das Gefahrenpotential vor allem für die Ozonschicht erhöhen.
Die NASA untersucht noch bis zum Oktober 1995 im sogenannten Hochgeschwindigkeitsforschungsprogramm
(HSRP) die möglichen Auswirkungen von NASP. Im September 1992 ist sogar eine Flugzeugkampagne in der Stratosphäre geplant. Doch scheint schon jetzt aus ökonomischen Gründen festzustehen, daß man vom stratosphärischen Personentransport für jedermann wird absehen müssen. UWE SEIDENFADEN
FRANKFURT A. M. "Amis raus aus USA, Winnetou ist wieder da", sprayten einst fidele Anarchos auf Häuser- und Toilettenwände, lange bevor Kevin Costner kam, um mit dem Wolf zu tanzen. Wenn Winnetous Erben ihren Schmerz nicht in Feuerwasser ertränken, sondern sich mit Blockaden und brutaler Gegenwehr in die Gegenwart einmischen, fällt ihr Kino-Kurswert rapide. Dem glaubt der deutsche Verleih in diesem Fall vorbeugen zu müssen, indem er Costners Wolf zum Pawlowschen Reflex einsetzt. "A dream like mine" heißt die Buchvorlage, "Clearcut" der Originaltitel des Films, "Die Rache des Wolfs" wird daraus im Deutschen, obwohl man einen Wolf noch nicht einmal von ferne heulen hört.
Der Film baut freilich nicht auf derlei bedingte Reflexe. Er hält kühl auf Distanz. Es mußte wohl schon ein Absolvent der Filmhochschule in Lodz kommen, um für "Clearcut", für einen Kahlschlag im Märchenwald der Indianer-Romantik zu sorgen. Richard Bogajski, dessen jahrelang verbotener Film "Interrogation" (1982/1990) Folter und Verhöre in den Geheimdienstzellen des stalinistischen Polen dokumentierte, hat sich mit der Unbefangenheit eines Europäers ans Werk gemacht, der den Nexus von Gewalt und Gegengewalt nicht nur aus dem Politik-Seminar kennt.
Graham Greene und Floyd Red Crow Westerman, beide schon bei Costner zu sehen, finden sich in der kanadischen Produktion einmal mehr als Hauptakteure ein und belegen so, daß man über Jahre lieber Weißen ein wenig Rouge auflegte, anstatt mehr als einer Handvoll Ureinwohner ihre Selbst-Darstellung zu gestatten. Die Wahl Greenes erweist sich dabei jedoch als geschickter Coup, da das Drehbuch den Sympathieträger aus "Der mit dem Wolf tanzt" in einen rachedurstigen Dämon verwandelt.
Die Lebensverhältnisse der "native Canadians" streift der Film nur mit Seitenblicken, weil er keine ethnologische Goodwill-Tour im Sinn hat, sondern einen Horror-Trip durch die Wildnis veranstaltet. Im Gegensatz zu Bruce Beresfords scheinheiligem "Black Robe" kaprizieren sich Buch und Inszenierung bewußt und unverbrämt auf die Perspektive des weißen Mannes, weil allein so deren Beschränktheit zutage tritt. Der pazifistische Anwalt Peter kommt aus Toronto in den kanadischen Norden, um den Indianern juristischen Beistand zu leisten. Sie reklamieren das Land, dessen Baumbestand abgeholzt wird, als ihr Eigentum. Der Anwalt erkennt seine Ohnmacht, er spürt, daß ihn seine Klienten nicht akzeptieren, und er ahnt, daß rechtliche Mittel nicht greifen, wo andere dem Gesetz längst vorgegriffen haben.
Die Leiden des Liberalen gebären böse Träume. Entführen und häuten müßte man ihn, sagt er wütend über den sturen Manager der Holzfabrik. Der Traum wird wahr, und die Visionen, die ihn während einer Schwitzzeremonie, einer Art indianischer Sauna, überkommen, nehmen körperliche Gestalt an. In dem Indianer Arthur (Graham Greene) werden die sonst artig zensierten und geglätteten Kindheitsbilder lebendig, die mit leisem Schauern gehörten Greueltaten, bei denen zum Indianer der Marterpfahl gehört wie zum Schotten der Rock. Kein edler Wilder, sondern ein blutrünstiger Barbar, wie ihn sich das schuldbewußte Bleichgesicht vorstellt. Grausam aus Verbitterung, gewalttätig aus Zorn, spielt Arthur mit seinen Gefangenen: Ein mystischer Rächer, der Schlichen und Schuldgefühle der Weißen durchschaut. "Ich könnte ihn skalpieren wie ein echter Indianer", spottet er, als er Peters lärmende Motelnachbarn mit Klebeband gefesselt hat. Später wird er dem gekidnappten Manager die Haut am Bein abziehen und sich selbst einen Finger abtrennen.
Solche Brutalitäten führt Bogajski ohne sonderliche Effekthascherei vor. Sie realisieren und karikieren zugleich die diffusen Rachewünsche des sympathisierenden Anwalts. Weil die Realität die schönen Ideale zuschanden werden läßt und allein die düsteren Phantasien beim Wort nimmt, steht er da wie Buridans Esel. Die Verachtung, die ihm Arthur demonstriert, die Demütigungen und die Todesangst treiben ihn indes widerwillig an die Seite des verbohrten Managers. Und wie im klassischen Alptraum ist die Rettung mehrfach zum Greifen nahe, um in letzter Sekunde vereitelt zu werden. Das wohlmeinende Engagement wird Makulatur, und Peter muß lernen, daß einer, der aufs nackte Überleben reduziert ist, mit dem Vertrauen in die Heilungskraft der bürgerlichen Rechtsordnung nicht weit kommt. "Du hast vom Zorn geträumt, und der Zorn ist real", erklärt ihm der alte Indianer Wilf lapidar.
Arthur geht am Ende ins Wasser und taucht unter. Er verschwindet so lautlos und geisterhaft, wie er bei seinem ersten Auftritt durchs Bild glitt. Ein solches Phantom taugt weder zur Heroisierung noch zur Denunziation. Gewalt hilft nicht, doch der Verzicht auf sie ebensowenig: Dies signalisiert der Film so unmißverständlich wie unaufdringlich. Das ist keine Lösung, allenfalls eine individuelle Einsicht, für die der Anwalt bezahlt. Für faule Kompromisse oder die Rückverwandlung realer Probleme in moralische Empfehlungen ist in diesem Handlungsnotstand kein Raum, und wo Hollywood das umkämpfte Areal am Ende vermutlich zum Naturschutzpark gemacht hätte, da geht in Nordkanada der Kahlschlag weiter.
"Die Rache des Wolfs" legt unerbittlich ein Dilemma frei, das andere Filme meist geflissentlich zudecken. Diese Aporie mag mitunter schon die Züge eines Alptraums annehmen. Als Peter am Ende von der Polizei abgeführt wird, fällt sein Blick auf Polly, das rauchende kleine Indianermädchen, das ihn bei seiner Landung im Krisengebiet empfing. Sie trägt Arthurs Talisman um den Hals. Ein böser Spuk, ein kleiner, böser Film. (Turm 7)
PETER KÖRTE
STADT UND KREIS OFFENBACH II
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH V
Der texanische Milliardär Ross Perot hat das politische Establishment in Washington aufgeschreckt. Nach Meinungsumfragen liegt der parteilose Self- mademan gut im Rennen um den Chefsessel im Weißen Haus mit dem amtierenden Präsidenten George Bush und dem Demokraten Bill Clinton. Daß Perot ein Unternehmen erfolgreich leiten kann, davon sind selbst seine Kritiker überzeugt. Ob diese Fähigkeiten aber ausreichen, um die größte Volkswirtschaft der Welt aus ihrer Krise zu führen, bezweifeln viele Ökonomen. Und auch die Konzernchefs in den USA halten nicht viel von dem 62jährigen. Zwar können sich die meisten Topmanager durchaus einen Unternehmer als Präsidenten vorstellen - nur nicht ausgerechnet Perot.
Nach einer Umfrage des Wirtschaftsmagazins Fortune unter den Bossen von 500 Großunternehmen wünschten im Mai nur elf Prozent "Ross for President", während 78 Prozent sich für Bush und vier Prozent für Clinton aussprachen. Allerdings glaubt fast die Hälfte der Chief Executives, daß Perot durchaus Chancen habe, die Wahl im November zu gewinnen, wenn er denn kandidiert. Als größte Schwäche des Texaners nennen die Befragten seinen Mangel an Erfahrung auf dem politischen Parkett. Viele meinen, daß Perot mit seinem Befehlston auf dem Capitol gegen eine Wand laufen würde. So erklärt etwa Edward Brandon von dem Unternehmen National City in Ohio: "Ich glaube kaum, daß mit seinem, naja, etwas undiplomatischen Stil im Weißen Haus dem Land ein Gefallen getan wäre. Er wäre vielleicht ein prächtiger Diktator - aber das ist nicht unser System." Und ein anderer Manager vermutet, daß sich "ein Dogmatiker wie Perot in Washington schwer tun würde, es sei denn er schafft den Kongreß ab". Ein ehemaliger Geschäftsführer, der heute in fünf Konzernen im Aufsichtsgremium sitzt, "kennt niemanden, der nicht glaubt, daß Perot als Präsident eine absolute Katastrophe wäre". Allerdings gibt es dem Magazin zufolge in kleinen und mittleren Firmen viele Unternehmer, die meinen, Perot sei einer von ihnen, und die den Texaner unterstützen. Zwei Themen, die Perot immer wieder anspricht, Rezession und Bürokratie, machen ihnen besonders zu schaffen. Einer, der sich für den Milliardär ausspricht, ist Steve Jobs, dem Perot für den Aufbau der Computerfirma Next 20 Millionen Dollar bereitstellte.
Die Spekulationen darüber, welche Art Präsident "Henry der Hammer", so ein Spitzname aus Perots Jugendzeit, wäre, orientieren sich daran, wie Perot seine Milliarden machte. Die Story geht so: Mit 1000 von seiner Frau geborgten Dollar gründet der ehemalige IBM-Verkäufer 1962 die Electronic Data Services (EDS) und zeigt damit dem Rechnergoliath, daß es nicht nur gilt, Computer abzusetzen, sondern auch Geld damit zu verdienen ist, wenn man den Benutzern beim Einsatz der Maschinen hilft. Das Informatik- Dienstleistungsunternehmen verkauft er 1984 für 2,5 Milliarden an General Motors. Er tritt in die GM-Verwaltung ein und wird Großaktionär des Autokonzerns. Ihm gelingt es aber nicht, den Koloß, der der Regierung in Washington mehr ähnelt als jeder andere Konzern, in Schwung zu bringen. Nach zwei Jahren scheidet er dort aus, mit einer zusätzlichen GM-Zahlung von 700 Millionen Dollar in der Tasche. Heutzutage hält Perot sein Vermögen vor allem in Staatspapieren und Immobilien. Außerdem gehören ihm der Computer-Dienstleister Perot Systems, Beteiligungen an kleineren Firmen und persönliche Reichtümer wie Jachten, Jets und Villen. Von modernem Management hat Perot, so Fortune, nie etwas gehalten. Für ihn zählte allein "Führerschaft". Von seinen Beschäftigten verlange er vor allem Arbeitsmoral und ordentliches Auftreten. Perot sei ein autoritärer Macher, und das sei auch seine Schwäche, beschreibt ihn ein Manager.
Die Kritik der Ökonomenzunft an Perot entzündet sich vor allem an dessen vagen Äußerungen zur Wirtschaftspolitik. "Es ist wirklich schwer zu sagen, welche Positionen er einnimmt, da er sich noch nicht konkret geäußert hat", beklagen Volkswirte. Bisher bestehe sein "Programm" nur aus Allgemeinplätzen. So will der politische Außenseiter beispielsweise das Steuersystem vereinfachen, das Bildungssystem verbessern, das gigantische Haushaltsdefizit abbauen, Einfuhren aus Japan drosseln und die geplante Freihandelszone der USA mit Mexiko verhindern. Wie er diese Aufgaben lösen will, verrät er aber nicht. Statt Details zu nennen, wiederholt er unverdrossen die "Erfolgsformel": Die Amerikaner müssen hart arbeiten, um das Land wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.
"Die Probleme unseres Landes sind doch weit größer als die eines Unternehmens", meint Rudy Oswald, Chefvolkswirt beim Gewerkschaftsbund AFL-CIO. Schließlich sei die Regierung auch für die nationale Sicherheit und allgemeine Wohlfahrt verantwortlich. "Hier geht es um mehr, als nur Profit zu machen", fügt er hinzu. "Geschäftemachen ist seine Welt und nicht die Politik. Er ist ein eigenwilliger Einzelgänger, der sich zudem nicht an Spielregeln hält", zeigt sich ein anderer Fachmann skeptisch. Früher oder später, da sind sich alle einig, muß Perot Farbe bekennen und Konzepte vorlegen. "Die Frage ist nur", meint ein Finanzexperte, "ob er ins Weiße Haus einziehen kann, ohne uns vorher zu sagen, was er eigentlich machen will." sch/rtr
BAD HOMBURG. Wer bei ihnen mitmachen will, muß einen neuen Anfang wollen, ein Leben ohne Alkohol: Am 18. Juli um 15 Uhr soll im katholischen Gemeindezentrum St. Franziskus, Gluckensteinweg 101, eine Bad Homburger Guttempler-Gemeinschaft "Vor der Höhe" gegründet werden.
Der 1851 in Utica/USA gegründete Abstinenzverband betreut heute bundesweit über 10 000 Alkoholabhängige und ihre Angehörigen. In Hessen gab es 1991 64 Guttempler-Gemeinschaften. In Wöllstadt im benachbarten Wetteraukreis beispielsweise kommen 17 Mitglieder regelmäßig ins evangelische Gemeindehaus, zu offenen Gesprächsabenden oder Vorträgen sind es weit mehr. So wie zur Pfingstmontagsrallye, die die Guttempler in diesem Jahr zum dritten Mal veranstalteten. Bei der Fahrt durch die Wetterau ging es um weit mehr als um ein Vergnügen, einen Freizeitspaß. "Viele Familien haben kein Auto mehr, weil einem Familienmitglied wegen Trunkenheit der Führerschein entzogen wurde. Wir wollen ihnen Gelegenheit bieten, einmal wieder etwas gemeinsam zu unternehmen", beschreibt Waltraut Opitz das Ansinnen. Gelegenheit auch, um miteinander ins Gespräch zu kommen; denn oft hat der Alkohol die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern oder Ehepartnern zerstört.
Bei den Guttemplern kann offen über alles geredet werden, nach draußen dringt nichts. "Würde sich jemand nicht daran halten, wäre die Gruppe zerstört", sagt Waltraut Opitz, die als ehrenamtli- Mit anderen offen über alles reden che Suchtberaterin Alkoholabhängigen und ihren Familienmitgliedern hilft.
Anders als bei den Anonymen Alkoholikern werden bei den Guttemplern Abhängige und Angehörige gemeinsam betreut. So wie E. S., die über die Trunksucht ihres Mannes zu der Gruppe stieß. "Nachdem mein Mann acht Jahre getrunken hat, war er in Therapie. Sechs Jahre später erlitt er einen Rückfall, und da bin ich darauf gekommen, daß es nicht weitergeht, ohne daß man bei sich selbst nach Gründen sucht." Für eines gibt es nach Ansicht von E. S. keinen Grund: Alkohol zu trinken. "Alkohol ist eine Sache, die man nicht braucht." Doch bis zu dieser Erkenntnis war es ein langer, oft leidvoller Weg.
Ob Ärger im Büro, Streß in der Familie oder Leistungsdruck, zur Flasche wird oft gegriffen, "wenn man glaubt, daß man mit dem Leben nicht mehr fertig wird", berichtet Waltraut Opitz. Das Gläschen Likör bei der Betriebsfeier, das Pils am Abend mit Freunden oder das Viertel Rotwein im Bekanntenkreis, wer will einem das schon verwehren.
Für die Abstinenzler liegt in dieser Einschätzung bereits ein Problem. "Das macht die Prävention so schwierig, weil jeder glaubt, von Alkohol abhängig zu werden, das kann ihm nicht passieren." Über die Sor- gen, Nöte und Schwierigkeiten, die zum enthemmenden Schluck führen, wird geschwiegen, gelogen, sie werden vertuscht. Das Problem bleibt, und man bleibt mit dem Problem allein. "In der Gruppe habe ich erlebt, daß andere ebensolche Schwierigkeiten haben", erzählt Waltraut Opitz, die selbst einmal Betroffene war.
Vor der Gruppe steht das Einzelgespräch. Dort werden Fragen zum Entzug, zur Kostenerstattung, zu Therapiemöglichkeiten besprochen. Und wenn jemand einen Rückfall hat? "Von uns wird er auf keinen Fall fallengelassen." cor/jak
Namen + Notizen
ALBRECHT REINHARDT aus Fechenheim führt die Kandidatenliste der FDP für die 1993 anstehenden Wahlen zum Ortsbeirat 11 (Fechenheim , Riederwald, Seckbach) an. Reinhardt gehört dem Stadtteilgremium seit 1989 als bisher einziger Freidemokrat an. Zweiter Bewerber ist Detlef Stange aus Seckbach. Der dritte Mann der Liberalen für den Ortsbeirat ist Ronald Karry, Sohn des ermordeten ehemaligen Staatsministers Heinz-Herbert Karry. big
Unter der Telefonnummer 08324/89221 meldet sich eine milde Mädchenstimme mit Allgäuer Akzent: "Hier ist das Blütentelefon Hindelang." Der Anrufer hört dann einen Wachstumsbericht von den Bergwiesen und "Ökowiesen", den eine junge Botanikerin jeweils aktuell bearbeitet: Auf den Kuhwiesen und Berghängen in Hindelang können Sie derzeit unter anderem folgende Blüten bewundern: Silbermantel und Mehlprimel, nacktstehende Kugelblume, Zypressenwolfsmilch, Fühlingsenzian, Knabenkraut, weißes Waldvöglein, stinkender Hainsalat, Brillenschötchen, stengelloser Enzian, Salomonsegel, Storchenschnabel und den Hahnenfuß. Wir bitten alle Gäste, die bunte Blütenpracht nur anzuschauen oder zu fotografieren, aber bitte nicht pflücken."
Die "hervorragende Schönheit", die "übergroße Biotopfülle" und die Notwendigkeit, dies alles zu bewahren, haben die Bezirksregierung von Bayerisch-Schwaben bewogen, die Allgäuer Hochalpen nach langer Vorbereitung unter Naturschutz zu stellen. Südlich von Hindelang sind nur das Hintersteiner Tal sowie die Berggebiete von Nebelhorn und Fellhorn ausgeklammert, weil dort die touristische Intensivnutzung nicht mehr fernzuhalten ist.
Für die übrigen 20 724 Hektar aber gelten seit Februar strenge Gebote: Keine Seilbahnen und Lifte, keine weiteren Straßen, Wege, Skiabfahrten, keine Zweckentfremdung oder unerlaubte Erweiterung von Gebäuden und Hütten, die der Alp- und Forstwirtschaft dienen, keine Großveranstaltungen, Gleitschirme, Mountainbikes (außer auf Forststraßen und Radwegen), kein offenes Feuer, kein "Schwenden" (Beseitigen von Jungbäumen), kein Zugang zu Brutplätzen von Falken und Adlern.
Ein "verkappter Nationalpark", wie einige am Wirtschaftswachstum interessierte Kritiker befürchtet hatten, ist dieser Teil der Nördlichen Kalkalpen trotzdem nicht geworden. Schon deshalb nicht, weil es ein Bündel von Ausnahmeregelungen gibt, die wiederum die Naturschützer von einer "Verwässerung" der Idee sprechen lassen, etwa das weiterhin mögliche Kalken und (natürliche) Düngen auch in besonders geschützten Talbereichen, die Bekämpfung von Schadinsekten bei drohender Massenvermehrung und die "chemische Einzelpflanzenbekämpfung" von Ampfer oder Pestwurz.
In die touristischen Programme hat Hindelangs Kurdirektor Walter Besler das hochalpine Naturschutzreservat, das nun seinen ersten Sommer erlebt, bewußt nicht aufgenommen: "Wenn wir dafür Wind machen würden, wäre die Ruhe bald zum Teufel." Bei über 100 000 Gästen und über einer Million Übernachtungen im Jahr würde allzu gezielte Werbung wohl selbst die stillsten Winkel bald füllen.
und Kondition werden Bergsteiger-Einsteigern leichte bis mittelschwerte Touren empfohlen oder "bei entsprechender Nachfrage" mit Führer vermittelt.
Die Hindelanger Bergschule lädt zur Überquerung der Allgäuer Alpen ein. (Bild: Alexander Keck)
"Alle unsere 70 Landwirte wären bereit, sich entsprechend umzustellen, aber dazu bräuchten wir mehr Käsereien", sagt Bürgermeister Roman Haug. Ein solches Verwertungssystem hätte er gern über die Fremdenverkehrsabgabe finanziert, aber die Gemeinderäte waren aus rechtlichen Gründen dagegen. Und gegen eine zentrale Direktvermarktung opponierten die industriellen Molkereien und Fleischereien. So versuchen die Hindelanger nun eine dezentrale Lösung zugunsten von Berglandwirtschaft und Tourismus: Auf drei Sennalpen (eine wurde wieder in Betrieb genommen) können Wanderer so viel Käse und Butter kaufen wie sie mit dem Rucksack zu Tal schleppen können. Zwischen Ober- und Unterjoch soll demnächst eine vierte Alpe (in Altbayern sagt man Alm) mit einer Sennerin und 35 Stück Vieh besetzt und als alpine Vertriebsstelle für biologisch einwandfreie Molkereiprodukte hergerichtet werden. Auch "Vollmilch-Kalbfleisch" wird den Bergbauern schon von einigen Gastwirten abgekauft, wenngleich es doppelt so viel kostet wie das aus dem Schlachthof.
Genauere Informationen über "Alpwirtschaft und Tourismus" gibt ein Faltblatt, das Wilhelm Zeller, der rührige Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins, für die Gemeinde Hindelang verfaßt hat. Darin werden die Wanderer auch gebeten (was offenbar nötig ist), keine Zäune zu beschädigen, Gatter offen zu lassen, Trogbrunnen zu verschmutzen, Bierdosenverschlüsse wegzuwerfen (weshalb schon manche Weidekuh notgeschlachtet werden mußte) oder den Alptieren die Glocken und Schellen als "Souvenir" abzunehmen.
Auch droben am Oberjoch, über das Salz und andere Handelswaren schon seit dem 16. Jahrhundert zwischen Tirol und Bodensee transportiert wurden, sind die Oberallgäuer dabei, Tourismus und Umwelt miteinander zu verbinden. Das Bergrennen, das regelmäßig über die 106 Paßkurven dröhnte, wurde im vorigen Jahr für immer abgesagt. Dafür hat Deutschlands höchstgelegener Ferienort - Oberjoch zählt 360 Einwohner und 1200 Gästebetten - jetzt einen von den 32 Vermietern gemeinsam beschäftigten "Animateur". Werner Schlehuber, selbst Hotelier im Ruhestand, möchte jedoch nicht etwa "den Kaschperl für d'Gäscht" machen, sondern sie bei der sinnvollen Gestaltung ihres Urlaubs und beim Erkunden der Bergwelt beraten und, falls gewünscht, begleiten. KARL STANKIEWITZ
AUSKUNFT: Kurverwaltung, Postfach 1152, 8973 Hindelang, Telefon 08324/89217. Kurverwaltung, Marktplatz 7, 8980 Oberstdorf, Telefon 08322/7000.
An vier Orten, im Mainzer Landesmuseum, dem Saarland Museum in Saarbrücken, an den pfälzischen Stationen "Villa Ludwigshöhe" und Neukastel sind zur Zeit Werke Max Slevogts ausgestellt. Saarbrücken zeigt zuerst komprimiert das Frühwerk, während in Mainz zunächst Arbeiten aus den Jahren 1914 bis 1932 (dem Todesjahr Slevogts) versammelt sind. Am 26. Juli wird getauscht.
Das heißt, daß das Mainzer Museum einstweilen diejenige Schaffensperiode in den Blick nimmt, die chronologisch mit der Ägyptenreise einsetzt (ihren Ertrag hatte bereits eine Mainzer Sonderausstellung vor drei Jahren zusammengefaßt) und mit dem monumentalen Golgatha-Fresko für die Ludwigshafener Friedenskirche endet, das schmerzlicherweise im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Es kann nur mit Entwurfsstudien belegt werden, während die Bilder von Nil und libyscher Wüste noch dem Saarbrücker Kontingent zugeschlagen wurden. Möglicherweise soll die Zäsur zwischen beiden Ausstellungsteilen der Erste Weltkrieg bilden, den Slevogt aber nur marginal dokumentiert.
Das bedeutet, daß für Mainz auf dem Gemäldesektor momentan vorwiegend Landschaften übrigbleiben und (Selbst-)Bildnisse. Die entschiedene Hinwendung Slevogts zur Naturdarstellung resultiert bereits aus seiner Entscheidung für den Impressionismus zu Jahrhundertbeginn. Eher in seinen Papierarbeiten, einer umfangreichen Kollektion von Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphik, aus der zahlreiche Beispiele zu sehen sind, erweist er sich wieder als der hämisch-humorige Menschenbeobachter, als der er am Ende des 19. Jahrhunderts zuerst ins Münchner Gerede kam. Seine Auffassung der Danae, die sich dem Betrachter freizügig darbietet, während eine hexenhafte Kupplerin die ausgebreitete Schürze dem Goldregen hinhält, wurde 1899 von der bayerischen Sezessionsausstellung geradewegs verbannt.
(Bis 12. Juli, Große Bleiche 49-51. Die Arbeiten aus Saarbrücken sind ab 26. Juli in Mainz.) bab
Schwellen in der Fahrgasse, am Weckmarkt und in der Kannengießergasse sollen die Raser zur Räson bringen: Auf Initiative der CDU verabschiedete der Ortsbeirat 1 einstimmig einen Antrag, Fahrbahnschwellen in den drei Straßen installieren zu lassen. "Die Autofahrer preschen durch diese Wohngebiete, als ob sie eine Rennbahn vor sich hätten", berichtete Rudolf Kampa (CDU). Kinder, die den nächsten Spielplatz aufsuchen wollten, müßten größtenteils die Straßen überqueren und seien deshalb stark gefährdet, fügte er an. Der Ortsbeirat hofft außerdem, daß Fahrbahnschwellen die Busfahrer abschrecken, die trotz Verbotsschild in diese Straßen einfahren. rea
Der Bereich "An der Staufenmauer" soll verkehrsberuhigt werden. Der Ortsbeirat 1 stimmte einem SPD-Antrag zu, der verschiedene Maßnahmen vorschlägt, um das "wilde Parken" dort zu unterbinden. So soll zum einen die Einfahrt von der Fahrgasse aus aufgepflastert, zum anderen eine Beschilderung "Einfahrt verboten" mit dem Zusatz "Anlieger frei" installiert werden. Außerdem sollen Verhandlungen mit der dort ansässigen Firma aufgenommen werden, um sich über ein Finanzierungsmodell von Schranken, die mit Codekarten geöffnet werden können, zu einigen. rea
FRANKFURT A. M. Rechtzeitig zur Urlaubssaison hat die Frankfurter Sparkasse auf einen Service hingewiesen, den sie, in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Sparkassen, seit kurzem anbietet: in zwölf europäischen Ländern können Sparkassen-Kunden an Geldautomaten an einem Tag bis zu 1000 Mark in der jeweiligen Landeswährung abheben. Die "European Savings Banks Financial Service Company", kurz EUFISERV, eine von europäischen Sparkassen gegründete Gesellschaft, ermöglicht diesen Service.
Ein blau-gelbes Symbol weist auf die neue Dienstleistung hin. Jede Buchung über das EUFISERV-System kostet vier Mark. Das sei "die günstigste Form der Bargeldversorgung im Ausland".
Zu den am Sparkassensystem beteiligten Ländern gehören außer Portugal und Norwegen auch Dänemark, Schweden, Spanien, Österreich, Holland, Luxemburg, Italien, Frankreich, Finnland und Belgien. In andern Ländern des Kontinents bleiben Reisende weiter auf übliche Geldbeschaffungsquellen angewiesen.
Die Frankfurter Sparkasse empfiehlt hierfür Eurocheque (Höchstbetrag 400 Mark, Gebühr 1,75 Prozent des abgebuchten Betrages), Eurocard (funktioniert seit auch an Geldautomaten, kostet aber mindestens zehn Mark Provision) oder Reiseschecks (ein Prozent des gewechselten Betrages wird an Provision fällig).
Zu diesen Zahlungsmitteln rät das Geldinstitut in erster Linie aus Sicherheitsgründen. Zum einen kann die verlorengegangene Karte schnell gesperrt werden und ist für den Dieb somit nutzlos. Zum anderen werden auch Verluste, die zwischen dem Verlust der Karte und deren Sperrung liegen, ersetzt - vorausgesetzt, die Sicherheitsbedingungen wurden vom Kunden eingehalten.
Die Kunden der Frankfurter Sparkasse können ihre abhanden gekommenen "bargeldlosen Zahlungsmittel" unter folgenden Telefonnummern sperren lassen: ec-Karte 74 09 87; Eurocard 79 33-19 10 tagsüber; nachts: 79 33-0. *col
MEDIENRUNDSCHAU 16
Als vor gut einem Jahr der 71 Jahre alte Narasimha Rao den Premierminister-Sessel in Indien erklomm, da glaubte kaum jemand, daß er mehr würde als das, wozu ihn die Führer der Congress- Partei abstempeln wollten: ein farbloser Kompromißkandidat und Regierungschef für den Übergang bis zum Abschluß der Machtkämpfe. Heute weiß man es besser.
Rao und der zum Finanzminister bestellte Technokrat Manmohan Singh verordneten dem Subkontinent den revolutionärsten Wandel in seiner Geschichte. Sie haben den längst überfälligen Bruch mit der Vergangenheit vollzogen, vor dem noch jeder ihrer Vorgänger zurückgeschreckt war: die Abkehr von Nehrus Staatssozialismus nach sowjetischem Vorbild. Wenn die Wirtschaftsreform gelingt, so sagt der kritische Economist voraus, dann kann in Indien schon in einer Generation der Mittelstand eine Milliarde Menschen zählen. "Den Herren Rao und Singh gebührt ein Platz in der Geschichte", resumiert das britische Blatt.
Ob das freilich so klappt, ist die Frage. Gewiß - die wirtschaftliche Liberalisierung und Öffnung des Landes schreiten voran. Vorbei sind die Zeiten, in denen eine übermächtige Bürokratie ausländische Investoren vergraulte. Nun werden sie umworben. Und Coca Cola, IBM, Siemens oder BMW sind keine Schimpf-Bezeichnungen mehr. Wo früher nur für einen abgeschotteten Markt qualitatitiv minderwertige Ware hergestellt wurde, heißt die Losung nun Wettbewerb und Export. Während die neuen Tiger Asiens wirtschaftlich vorbeizogen, kam der Gigant, dessen Geschäftsleute nur im Ausland demonstrieren konnten, was in ihnen steckt, nicht voran. Als Rao die Regierung übernahm, gab es praktisch kein Wirtschaftswachstum mehr. Das Land war so verschuldet, daß niemand neue Kredite einräumen wollte, die Devisenreserven entsprachen nur noch den Importen eines Monats, das Haushaltsdefizit lautete auf neun Prozent des Bruttosozialprodukts. Nach dem Mord an Rajiv Gandhi, den blutigen Kasten- und Religionskriegen und den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Kaschmir, Punjab und Assam steckte das Land in der tiefsten Krise seit der Unabhängigkeit. Angst beherrschte die Szene.
Doch das Team Rao/Singh hat es geschafft, Indien Zuversicht einzuflößen, obwohl der Aufschwung in der Statistik noch nicht zum Ausdruck kommt. Im Gegenteil. Die Inflation liegt bei 13 Prozent, die Industrieproduktion ist 1991 gesunken, die Zahl der Arbeitslosen gestiegen. Lediglich das Devisenpolster schwoll an. Nach einer Zwei-Milliarden-Dollar-Spritze des Internationalen Währungsfonds ist es jetzt 6,5 Milliarden Dollar dick.
Doch der Fortschritt geht dem Regierungschef nicht schnell genug. Er weiß um die Ungeduld seiner Landsleute, für die notwendige Strukturanpassungen erst einmal "Gürtel enger schnallen" heißen. Das fällt schon deshalb schwer, weil fast die Hälfte der Bevölkerung unter dem Existenzminimum lebt. Deshalb drängt Rao seinen Finanzminister, noch stärker die Werbetrommel bei ausländischen Investoren zu rühren, noch mehr in Optimismus zu machen. Die vielen wohlwollenden Absichtserklärungen sollen sich in Taten niederschlagen. Auch wenn Manmohan Singh immer wieder versichert, er rechne nach der Öffnung der indischen Wirtschaft mit ausländischen Investitionen von bis zu sechs Milliarden Dollar im Laufe der nächsten drei Jahre, so sind bis Ende März nicht mehr als 480 Millionen ins Land geflossen. Immer wieder heißt es, nun würden die Japaner und die Deutschen massiv einsteigen, aber der große Durchbruch läßt auf sich warten. Die zahlreichen Geschäftsleute, die sich in Delhi die Klinke in die Hand geben, sehen durchaus das Potential Indiens als Markt wie auch als Produktionsstandort. Aber sie zögern.
Dafür gibt es Gründe. Denn nach wie vor hapert es gewaltig mit der Infrastruktur, die eine Voraussetzung für lukrative Geschäfte ist. Mängel in der Energieversorgung (der Strombedarf ist nur zu 80 Prozent gesichert), eine vorsintflutliche Telekommunikation mit ständig ausfallenden Telefonen und Telefax-Geräten, schlechte Straßen, verstopfte Häfen, langsame Eisenbahnen und eine miese Arbeitsmoral bilden eine Mixtur, die selbst optimistische Investoren abschreckt.
Auch an die heißesten Eisen hat sich die neue Regierung noch nicht herangetraut, obwohl eine durchgreifende wirtschaftliche Veränderung gleichermaßen drastische wie unpopuläre Schritte verlangt. Dabei geht es vor allem um die Milliardenverluste produzierende verstaatlichte Industrie, die zugleich der größte Arbeitgeber ist. Die mächtigen Gewerkschaften haben bisher verhindert, daß unrentable Firmen geschlossen oder privatisiert werden. Der zweite Punkt ist die Kürzung der Subventionen, die mehr als ein Zehntel der Staatsausgaben verschlingen, und von denen nicht etwa die Ärmsten der Armen profitieren. Auf der Dringlichkeitsliste steht außerdem die Reorganisation der personell überbesetzten, ineffizienten öffentlichen Banken und eine Reform des Steuersystems.
Nahrungsmittelsicherheit aber ist die erste Voraussetzung für Fortschritt und Stabilität in Indien. Die gegenwärtige Dürre, die mehr als 100 Millionen Menschen trifft, hat den Reformern erschrekkend deutlich gemacht, daß sie diesen entscheidenden Aspekt bei all ihren Strategien vergessen hatten. Die Getreideproduktion 1992 wird voraussichtlich zehn Millionen Tonnen geringer ausfallen als geplant, während gleichzeitig die Bevölkerung um 18 Millionen Menschen steigt. Die Dürre könnte deshalb den gerade beginnenden Aufschwung zu einem jähen Ende bringen. Für Indien wäre das eine Tragödie. GABRIELE VENZKY
Karnevalverein "Die Spinner" 1951 Riederwald: Der Verein bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine vielseitige Freizeitbetätigung unter anderem in den Tanzgarden. Kostüme und Uniformen werden gestellt. Die Proben sind jeden Montag (ab 17 Uhr) und Freitag (ab 16 Uhr) in der Pestalozzi-Schule (Vatterstraße). Interessierte erhalten weitere Informationen unter Tel. 41 52 29. od
1. Karnevalistischer Tanzsport-Club Bornheim: Der Verein sucht für seine sechs- bis elfjährigen "Bambis" und seine acht- bis elfjährigen "Lollypops" aktive Mitglieder. Training: dienstags, 17 Uhr, im Bürgertreff, Saalburgstraße. Nähere Informationen gibt die Trainerin Christine Kurth unter Tel. 44 70 33. vo
Die evangelische Mariengemeinde in Seckbach, Zentgrafenstraße 23, macht auf den Filmclub aufmerksam: Jeden letzten Freitag im Monat werden ab 19.30 Uhr im Gemeindehaus Filme gezeigt. ko
EUROPA 6
Ein paar Buchstaben - für den Ruhm "Tags" mit Filzstift oder Spraydose: Bahn und Stadtwerke beklagen neue Welle Von unserem Mitarbeiter Rainer Schmidt
ie Nacht ist schwarz, das Metal- Konzert eben war "geil", die Wand auf dem Rückweg ist provozierend
In Frankfurt steigt das Tagging- (hier: verbreiten eines Schriftzuges) und Graffiti-Fieber. "Fahr bunt" heißt es für immer mehr Fahrgäste, denn "in" sind zur Zeit vor allem S-Bahnen, sagt die Szene. Große Zuwächse verzeichnete die Bahnpolizei im Sprüh-Monat Mai. Im April waren es wie üblich sieben neue Werke, im Monat darauf registrierten die Beamten mehr als 20. Zusätzlich kann die Bahn die Wagen nicht mehr reinigen und eine Sonder-Kommission der Bahnpolizei ist praktisch aufgelöst.
"In Frankfurt wird jetzt am krassesten gebombt", sagt stolz einer, der auf freien Flächen als "Oel" auftaucht. "Bomben" oder "eine Straße kaputtmachen" nennen sie es, wenn sie sich in Bahn-Depots und auf den Straßen die Extra-Portion Adrenalin für den Großstadtrausch holen. Ihre Tags, keine Parolen, verbreiten sie: "Sik" oder "Raw", "Wet" oder "Oel". In Gruppen, aber auch solo. "Wenn ich so einen Druck habe, gehe ich auch alleine bomben", sagt der 15jährige "Oel".
Ziel ist der Ruhm, "soviel fame wie möglich". "In jedem Viertel dein Tag, so daß man von dir spricht und daß man von dir hört", schwärmt sein gleichaltriger Freund "Wet". Und der Kick, "daß es verboten ist". Erkennungscode für Eingeweihte, Sachbeschädigung für Laien. Zeige mir dein Tag, und ich sage dir, wie cool du bist. Eine Wand in der Nähe vom Hauptbahnhof, die bringt es. "Das ist eine Hardcore-Stelle, die ist hart, die ist gefährlich."
Der Gymnasiast fing vor einem halben Jahr an, Tische und Schulhefte zu bekritzeln. Die "ungewöhnlichen Schriftzüge" in U-Bahnen hatten ihn fasziniert. "Ich dachte, das ist eine Geheimsprache, das sieht cool aus." Der Name "Wet" (feucht) entstand, einfach zu malen und ohne weitere Bedeutung. Systematisch ging er an die Arbeit: Jeden Abend um 22.30 Uhr stieg er in die U 6 und legte mit dem Filzstift los. Heute steht er mehr auf Graffiti. Der Edding, seit Generationen beliebteste Kritzel-Marke, sitzt immer noch locker. Nicht nur bei ihm.
"Wir leiden darunter", klagt Dirk Hess von den Stadtwerken. Die "wilden, orientierunglosen Schmiereien" seien ein wachsendes Problem, echte Graffitis kämen nur in Ausnahmefällen vor ("Die reinigen wir im Freien mit Lösungsmitteln, das wenige Schmutzwasser fangen wir mit Folien und Zeitungen auf, die Lappen werden ordnungsgemäß entsorgt."), weil die Wagen nachts in den Betriebshöfen bewacht würden. Acht Leute mit Reinigungskästen ziehen permanent umher, um die Farbe zu beseitigen, die sich auch an Tunnelrampen, Treppen und Infotafeln findet. Acht Leute, vor wenigen Jahren waren es nur drei. Die Beseitigung der unerwünschten Verzierungen kosten die Stadtwerke 400 000 Mark im Jahr.
Wieviel die Bundesbahn ausgibt für das "Problem, das wir nicht hinreichend in den Griff kriegen" (Bahn-Sprecher Walter Henss), ist nicht bekannt. Denn Graffiti und Kritzeleien in den 103 S-Bahnwagen werden mit Geld aus dem Vandalismus-Topf beseitigt, für den 300 000 Mark pro Monat zur Verfügung stehen. Der Betrag hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht. Als Regel gilt, daß ein Wagen nach dem dritten Säubern als Folge einer Sprüh-Attakke neu lackiert werden muß. Das kostet durchschnittlich 96 000 Mark. Doch damit ist jetzt Schluß: Die nötige "Abscheide" fehlt, mit der allein die Brühe aus immer stärkeren Lösungsmitteln und entfernter Farbe umweltgerecht entsorgt werden könnte. Die Anlage sei "in der Planung", sagt DB-Sprecher Henss, bis dahin werden nur die Scheiben freigekratzt. Innen geht es den "oft obzönen Kritzeleien" - das sind keine Tags - mit Atemschutzmaske und viel Geduld an die chemische Substanz.
Die Sonder-Kommission (SoKo) der Bahnpolizei ist seit der Übernahme durch den Bundesgrenzschutz Anfang April praktisch aufgelöst. Oft lagen der in der Szene bekannte Polizeiobermeister Lothar Gotthardt und sein Kollege noch nach Dienstschluß auf der Lauer, um ihre Pappenheimer zu fassen. Ein "Unsicherheitsfaktor", der oft genug abschreckte. Und auch wenn Gotthardt einige "hervorragende Bilder" fand, waren es in den (Fortsetzung auf Seite 14) meisten Fällen doch Sachbeschädigungen, die er verfolgte.
Der Kontakt war herzlich. Häufig kamen die Jugendlichen auf die Wache und ließen sich Fotos mit neuen "pieces" (Werken) aus anderen Städten zeigen. Viele der anonymen Sprüher hinterließen am Tatort Grüße für den "Lothar". Die SoKo vermittelte Graffiti-Künstler sogar an Firmen und einmal an die Kripo, die sich einen Raum gestalten ließ.
Gegen 35 bis 40 Täter wurden im Laufe der Jahre nach Angaben von Bahn-Sprecher Walter Henss, der nichts gegen bunte Bilder auf "tristen Betonflächen", im Interesse seiner sich beschwerenden Kunden wohl aber etwas gegen bemalte Bahnen hat, Strafanträge gestellt. "Das ist ein sehr dürftiges Ergebnis." Die Strafanzeige endet meist mit Geldstrafen für die Jugendlichen, danach steht die Bahn mit ihrer zivilrechtlichen Schadensersatzforderung in der Tür. Doch erst einmal hat sie eine Forderung, die sich zwischen 100 und einigen tausend Mark bewegen, durchsetzen können, und zwar in Höhe von 1500 Mark. "Die anderen haben nicht, oder noch nicht bezahlen müssen." Die Überführung der Täter sei schwierig und oft sei kein Geld da.
"Wet" hat noch keine S-Bahnen, aber bereits sieben Wände bemalt. "Das sind irgendwelche Buchstaben, die keinen Sinn machen", ärgert sich Liana Schwartz, Geschäftsführerin des "Eppstein-Eck", das der Sprüher mit seinem "Wet" heimgesucht hat, "ehrlich gesagt ist das eine Schweinerei."
"Oel" und "Wet" wissen, daß ihre Leidenschaft illegal ist. "Klar ist das kriminell, ist aber scheißegal." Wer davon träumt, "einer von den Hauptsprühern von Frankfurt zu sein, daß, wenn von Frankfurt gesprochen wird, dein Name fällt", der läßt sich von solchen Kinkerlitzchen nicht aufhalten. Das Risiko, erwischt zu werden, ist der Preis, den sie zu zahlen bereit sind - solange es sie nicht wirklich trifft. Der Weg zum Ruhm ist so hart wie der Heavy Metal, den sie sich mit Vorliebe in die Gehörgänge knallen.
An S-Bahnen will sich "Wet" erst in ein, zwei Monaten wagen, wenn "ich die Technik sicherer beherrsche". Künstlerehre. Weil die Dinger auch ordentlich gelingen müssen, um Eindruck zu schinden, ist sicheres Auftreten gefragt. "Das Schlimmste sind Trips", Spuren hinunterlaufender Farbe. Dort, wo die Wagen nachts auf den Schienen parken, muß alles schnell gehen. Jederzeit kann jemand das oft lebensgefährliche Tun, schließlich "arbeiten" die Jugendlichen oft in unmittelbarer Nähe befahrener Gleise, unterbrechen. Experte "Oel" hat den Bogen raus: 14 S-Bahnen hat er bereits auf dem Gewissen. Und als ihm ein Kumpel sagt: "Ich habe letztens vier Stunden vor Frankfurt einen Waggon mit deinem Bild gesehen", lächelt er und blickt verlegen zu Boden. Sprüher-Glück.
Wie fange ich an? Eine Nachricht, einen Filmtext, einen Artikel, eine Moderation oder - eine Rede? Sage keiner, wir Journalisten kennten nicht die höllische Qual des leeren Blattes, die verzweifelte Suche nach dem ersten Wort.
In Albert Camus' "Der Fremde" ist von einem Mann die Rede, der sich als Roman-Schriftsteller berufen fühlt. Wieder und wieder formuliert er den ersten Satz, in dem eine Amazone auf einer Fuchsstute durch den Bois de Boulogne reitet. Er stellt Satzteile um, setzt Adjektive hinzu und läßt sie wieder weg, grübelt, ob die Amazone nun schlank oder elegant zu nennen ist, die Fuchsstute prächtig oder wunderbar, die Alleen blühend oder voller Blumen.
Jahrzehntelang variiert er den ersten Satz, sucht und sucht die gültige Form, und noch bevor er sie findet, stirbt er.
Journalisten sterben früh. Bis dahin haben sie zehntausendmal einen Anfang gesucht, den ersten Satz geschrieben. Fast immer geschieht das in Eile; das Ringen um die richtigen Worte endet spätestens bei Redaktionsschluß.
Schnell ist der Journalismus mit dem Wort, er muß es sein. Soll ich also gleich zu Anfang einer Rede bei der "Gesellschaft für deutsche Sprache" die Journalisten in Schutz nehmen, ihre sprachlichen Flüchtigkeiten, Schludereien und Fehler entschuldigen, ihren Hang zu Worthülsen und Klischees verteidigen?Soll ich hier, vor dem Areopag der deutschen Sprachkultur, um Gnade bitten: Bedenkt doch, ihr Wortwächter, unter welchen Umständen wir reden und schreiben. Nie haben wir genug Zeit, nie genug Platz. Wer unter solchem Druck arbeitet, was soll der anderes sein als der tintenklecksende Lump, von dem Schopenhauer einst sprach?
Nein, ich bitte nicht um Gnade. Es gibt in deutschen Zeitungen und Rundfunksendern Journalisten, die Tag für Tag beweisen, daß Zeitnot und Platzmangel nur Ausreden sind, Ausreden für schlechtes Deutsch.
Dem Sie heute den "Medienpreis für Sprachkultur" verleihen, Hanns Joachim Friedrichs, er hat es doch über viele Jahre gezeigt: Bei allen zeitlichen und technischen Zwängen, trotz der oft offiziösen und ziemlich hölzernen Vorgaben der Nachrichtenagenturen: Seine Sprache ist lebendig und gelenkig, genau und verständlich, menschlich und oft witzig. Wenn der Fernsehjournalismus nicht zum schieren Verkündungsjournalismus heruntergekommen ist, dann haben wir das auch seinem souveränen, ja gelegentlich mutigen Umgang mit der Sprache zu verdanken.
Das Wort Mut fällt mir nicht von ungefähr ein, wenn von Sprache und politischem Journalismus die Rede ist. Gehört doch inzwischen in Deutschland Zivilcourage dazu, Zustände und Vorgänge als das zu benennen, was sie sind. Sprache weniger als Mittel der Verständigung zu benutzen als vielmehr zur Verschleierung - diese Kunst ist mittlerweile hoch entwickelt und weit verbreitet. Und je schwieriger die politische und wirtschaftliche Lage, desto mehr wächst die Neigung, Wichtiges mit Worten zuzuschütten, Kompliziertes zu vereinfachen, Häßliches schönzureden.
Sie merken: Irgendwie habe ich jetzt den schwierigen Anfang hinter mir, habe mich hineingemogelt ins Thema, mein Thema. Und das heißt: Nicht nur Sprache und Medien. Es heißt: Sprache, Medien und Politik. Oder im Untertitel: Wie mit Worten gelogen wird und kaum einer es merkt.
Journalisten haben es ja nicht nur mit Ereignissen zu tun. Sie haben sich auch mit Verlautbarungen zu diesen Ereignissen herumzuschlagen. Die meisten dieser politischen Verlautbarungen sind Propaganda, Beschwichtigungen oder Übertreibungen. PR-Veröffentlichungen, die nicht objektiv über eine Sache oder eine Person informieren, sondern eine bestimmte Sicht vermitteln wollen. Das geschieht durch die höchst eigenwillige Auswahl von Fakten, aber auch durch die gezielte Wahl von Worten.
"Die politische Auseinandersetzung ist, unter anderem, auch ein Sprachstreit", sagt der Journalist Dieter E. Zimmer. "Nicht ein Streit mit Hilfe von Worten, sondern ein Streit um Worte. Wer die Macht hat, hat in einiger Hinsicht auch die Macht über die Sprache; und wer die Macht über die Sprache hat, befestigt seine politische Macht."
Wörter als Schleier, Wörter als Machtmittel. Tagtäglich kommen sie den Journalisten auf den Tisch, eine Flut von Floskeln und Phrasen, Begriffen und Bezeichnungen, viel, viel Papier. Wir haben das zu ordnen, Spreu vom Weizen zu trennen, Lüge von Wahrheit. Die demokratische Gesellschaft beruht auf der Wahrheit. "Ohne Wahrheit", so sagte Samuel Johnson schon im 18. Jahrhundert, "löst sich die Gesellschaft auf." Ohne umfassende und zutreffende Informationen funktioniert unser Gemeinwesen nicht. Wie aber widersetzen wir uns den Irreführungen, entlarven die alltäglichen Schönfärbereien, decken die Unwahrheiten auf?
Ein Rezept ist: Skeptisch zu sein gegenüber der Sprache der Politik, mißtrauisch gegenüber den oft so wohlklingenden Worten.
Die Menschen aus der "Deutschen Demokratischen Republik" bekamen vierzig Jahre lang staatlich gelenkte Sprache zu hören: Das Funktionärs-Regime wurde "Arbeiter-und-Bauernstaat" genannt, geschützt vom "antifaschistischen Schutzwall" vor den "Handlangern des Imperialismus". Die herrschende Partei bürgte schon namentlich für "Einheit" - und wer sich dieser oktroyierten Einheit entzog, den überwachte die "Staatssicherheit".
Und was hören sie jetzt, inzwischen Bürger der neuen Bundesländer?
Das Wort "abwickeln" hören sie, wo doch "stillegen", "auflösen", "dichtmachen" gemeint ist. Abgewickelte Arbeiter und Angestellte werden nicht "entlassen", sondern "dem Arbeitsmarkt zugeführt". Dort treffen sie auf Angestellte und Beamte des öffentlichen Dienstes, die in der "Warteschleife" gewartet haben - auf Landung, nicht auf Kündigung. Andere machen unterdessen "Kurzarbeit", genauer "Kurzarbeit null", und, das muß der neue Bundesbürger ja auch erst lernen: Da wird nicht kurz, sondern gar nicht gearbeitet.
Bundesbürger aus den alten Bundesländern kennen das seit langem, daß mit Sprache getäuscht wird. Was wurden nicht alles für Worte erfunden, als es im Wirtschaftswunderland einmal nicht mehr aufwärts ging: Vom "Null-Wachstum" war da die Rede, auch von "negativen Zuwachsraten", von "freisetzen", von "abbauen", "rationalisieren". Die Sozialpartner (auch so ein schönes Wort) hatten sogar mit "Abwachsraten" fertig zu werden. Deutschland befand sich in der "Talsohle", es konnte also nur wieder bergauf gehen. Daß ein Tal auch sehr breit sein kann, darauf mochte niemand hinweisen. Kosten wurden schon längst nicht mehr gesenkt, sondern "gedämpft", Mieter nicht mit rüden Methoden vor die Tür gesetzt, sondern Häuser "entmietet".
Sprache als Beruhigungsmittel, Worte als Tranquilizer, Sedativ-Substantive, Valium-Verben. Noch bevor das erste Atomkraftwerk in Deutschland ans Netz ging, wurde das besänftigende Vokabular in die öffentliche Diskussion eingespeist: Um "saubere Energie" handele es sich, allenfalls mit einem "theoretischen RestRisiko". Wenn etwas schiefginge, dann wär's höchstens ein "Störfall". Der atomare Müll wurde - sprachlich elegant - entsorgt. Und wo? Krönung verbaler Verharmlosung: im Entsorgungspark.
Wir sind Weltmeister im Beschönigen. Gift wird nicht in Luft, Wasser und Boden geleitet, Salzsäure nicht ins Meer gekippt, nein, die hauptberuflichen Beschwichtiger sprechen von "Schadstoff-Emission" und "Dünnsäure-Verklappung".
Die Worttäuscher haben die Roßtäuscher abgelöst. Um das gewaltsam klingende Wort "Abtreibung" zu vermeiden, erfand man die "Schwangerschafts-Unterbrechung", die in Wirklichkeit die Schwangerschaft beendet, abbricht. Der gezielte Todesschuß der Polizei wurde zum "finalen Rettungsschuß" umformuliert. Der Politiker, der sonst doch alles im Griff hat, ist, wenn es mal schwierig für ihn wird, auf einmal das Opfer von "Sachzwängen". Kommen gar Skandale ans Licht, dann hat er sie nicht verursacht und zu verantworten, dann ist er allenfalls in sie "verstrickt".
Mit Worten wird gelogen in diesem Land. Manchmal sogar mit Ehrenworten.
Dieter E. Zimmer hat einmal von der "Verschönerung der Welt durch sprachliche Maßnahmen" gesprochen: "Nichts Ungünstiges oder Abträgliches soll mehr aus unserem Munde kommen, alles wird schonungsvoll umschrieben."
Die Vielzahl der Euphemismen ist in der Tat kennzeichnend für die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Wieviel wird da sprachlich verbrämt und verniedlicht! Den meisten ist das gar nicht mal unangenehm in einer Gesellschaft, die süchtig ist nach Harmonie, die Konflikten gern ausweicht und aus dem Gefühl heraus, daß es bei uns allzu sanft, behutsam und rücksichtsvoll zugehe, ein bezeichnendes Wort erfand: "Streitkultur" - mehr Streit, aber nicht zuviel - und wenn, dann bitte mit Kultur.
Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten mit Hilfe der Sprache geschönt worden. Kanten wurden abgeschliffen, Ecken abgerundet, Unebenes geglättet, Probleme und Gefahren mit leeren Worten verharmlost. Um so mehr fällt es auf, wenn sich in den allgemeinen Wohlklang plötzlich schrille, ja scharfe Töne mischen. Seit einiger Zeit wird Sprache politisch nicht nur benutzt, um zu beschwichtigen, sondern um das genaue Gegenteil zu erreichen - zuzuspitzen, zu emotionalisieren, Stimmung zu machen.
Aus dem Fremdarbeiter haben wir guten Willens erst den Gastarbeiter werden lassen, schließlich den ausländischen Mitbürger. Jetzt aber fließen in die Ausländerdebatte häßliche Obertöne ein. Asylant, sagen wir mit Betonung auf der letzten Silbe. Wie bei Bummelant, Simulant, Ignorant, Spekulant, Querulant, Denunziant.
Viele Worte auf "ant" bezeichnen im Deutschen Personen ziemlich unzuverlässigen Charakters. (Ausgenommen selbstverständlich Intendanten, auch Debütanten und Komödianten, Adjutanten und Kommandanten. Passanten und Mandanten können zwar üble Typen, müssen das aber keineswegs sein.)
Wenn das Wort "Asylant" - oft genug auch "Schein-" oder "Wirtschaftsasylant" - dann noch kombiniert wird mit bedrohlichen Worten wie Strom, Flut, Schwemme - dann wird Angst geschürt. Sprache ist dann das Mittel, um emotional Boden zu bereiten für eine bestimmte Politik. Die Ziele bleiben im Bild: Dämme bauen, Schleusen schließen, Schotten dichtmachen. "Das Boot ist voll" schreien die Republikaner, und vor vielen Augen steigt das Bild vom drohenden Untergang der Republik empor.
Das Gefühl der Bedrohung wird gesteigert durch Vergleiche aus der Welt des Militärs. Da nimmt eine "Armada der Armen Kurs auf die Festung Europa", sammelt sich am "Einfallstor in den Wohlstands-Westen", einer "neuentstehenden Flanke", einer "zentralen Einfallsroute" - da gilt es, um "den Ansturm abzuwehren", eine "umfassende Abwehrstrategie" zu entwickeln.
Konfrontation, Konflikt und Krieg werden herbeigeredet, das Ende von Sicherheit und Ordnung prophezeit. Schon spricht die Tageszeitung "Die Welt" vom "Chaos-Asylanten", der nichts anderes im Sinn hat, als das Chaos bei uns einzuschleppen. Politiker warnen - in Abwandlung des gutgemeinten Begriffs von der multikulturellen Gesellschaft vor der "multikriminellen Gesellschaft".
Das grenzt an Panikmache - und soll zugleich verschleiern, daß den starken Worten nur schwache, oft keine Taten folgen. Weil man nicht handelt, redet man. Über die politische Handlungsunfähigkeit wird ein Mantel des Schreiens geworfen. Mit einer Wortwahl, der die Literaturwissenschaftler von der Diskurswerkstatt Bochum eine erschreckende Nähe zum Propaganda-Vokabular der NSDAP gegen die Juden bescheinigen.
Der Kampf um die Worte, das zeigen solche Beispiele, wird in verschiedenen Disziplinen ausgetragen: Verharmlosung und Schönfärberei einerseits, Überspitzung, Emotionalisierung, Kraftmeierei andererseits. Und immer geschieht dies mit einem bestimmten Ziel: Begriffe zu besetzen, die Welt zu bewerten. Mit Worten wollen Politiker vermitteln, wie die Bürger die Dinge sehen sollen.
Doch das geht nicht immer gut. Wer große Probleme nicht löst, sondern sie klein zu reden versucht, der verliert auf Dauer das Vertrauen. Wer kleine Taten hinter großem Geschrei verbirgt, der verliert an Glaubwürdigkeit. Nicht zum geringsten Teil, meine ich, ist die derzeitige Parteienverdrossenheit auch auf die vermeintliche Wortgewalt der Politiker zurückzuführen. Wer mehr Mühe darauf verwendet, die Sprache zu prägen als die Realität, kann in einer offenen, kritischen Gesellschaft nicht sehr lange überzeugen.
Gut deshalb, wenn Journalisten die Gefahren der Wortkosmetik erkennen und auf sie hinweisen. Sie müssen sich hüten vor der Sprache der Politiker, dürfen sie nicht kritiklos übernehmen, haben auf Widersprüche zwischen Wort und Wirklichkeit aufmerksam zu machen.
Das ist eine schwierige Aufgabe. Gerade in den letzten Jahren haben wir Journalisten mit Wort und Wahrheit ganz neue Erfahrungen gesammelt. Ich spreche von der Revolution in Mittel- und Osteuropa, und ich spreche vom Golf- Krieg. Beide Ereignisse waren Lektionen für uns. Ich denke, einiges haben wir daraus gelernt.
Der Umbruch im Osten - er war im Gegensatz zu allen Revolutionen der Geschichte vorher keine Revolution der Worte. Er war eine Revolution der Bilder. Wie nie zuvor konnten Millionen Menschen Weltgeschichte mit eigenen Augen verfolgen, sie miterleben in Szenen, Zeichen und Symbolen. Wer erinnert sich nicht: Im Mai 1989 wird an der österreichisch-ungarischen Grenze der Stacheldraht durchtrennt. Ein Bild, nur wenige Sekunden lang: ein Draht, eine Drahtschere. Völlig undramatisch, aber von ungeheurer Symbolkraft. Für Millionen Zuschauer in aller Welt war dies das unmißverständliche Signal: Der Eiserne Vorhang wird durchlässig, der Anfang vom Ende des Ostblocks, der erste Schritt auf dem Weg zu einer neuen Weltordnung.
Oder im Oktober vor der Botschaft in Prag. Der Jubel, als Außenminister Genscher die Ausreise ankündigt. Er bringt den Satz gar nicht zu Ende, die Nachricht wird verstanden, noch ehe sie ausgesprochen ist.
Die Ereignisse lieferten das, was dem Fernsehen gegenüber anderen Medien einen Vorsprung verschafft: bewegende Bilder und einfache Botschaften. Wiewenig Worte wurden gemacht, als die Menschen dann in Leipzig, Dresden und Berlin auf die Straße gingen. "Wir sind das Volk", riefen sie, und dann "Wir sind ein Volk".
Viel mehr nicht. Eine fast wortlose Revolution. Jens Reich, ehemaliger Volkskammerabgeordneter und Mitglied des "Neuen Forums", stellt resigniert fest, die Menschen seien halt Augentiere, ihre Emotionen würden übers Bild angeheizt. Darin drückt sich Enttäuschung aus, die Enttäuschung eines Intellektuellen, der sich den Umsturz auch als eine Revolution der Sprache und der Theorien gewünscht hätte. Der Publizist Klaus Hartung hat Reich entgegengehalten, das Aufregende sei ja gerade gewesen, daß die Bilder genau den Platz einnahmen, genau die Wirkung zeitigten, die traditionellerweise den Worten und der Revolutionstheorie zugeschrieben werden. Ich zitiere: "Die Bilder zielten nicht so sehr auf die Emotion, sondern produzierten die entscheidenden Begriffe: Die Zeit ist reif; die Krise hat den Machtapparat erfaßt; die Massen sind mobilisiert, es gibt keine Kompromisse mehr; vertikale Änderung ist angesagt."
Die Wirklichkeit stellte sich so eindeutig dar, daß keine Worte nötig waren. Die Ereignisse sprachen für sich, die Menschen und ihre Gefühle sprachen für sich. Was sollten da noch große Worte?
Das waren nicht die Stunden für Pathos, Parolen und Propaganda. Es waren Momente für die knappe Pointe, den trockenen Wortwitz, 40 Jahre lang hatten die Herrschenden die Sprache reglementiert, jetzt kehrten die Menschen die Parolen gegen die Partei: "Statt Volvos schwedische Gardinen" forderten sie, und "Glasnost statt Süßmost", "Stasi an die Stanze" oder "Lieber häufig übermüdet als ständig überwacht". Und sie rechneten sprachlich ab mit ihrem Staat: "Die DDR ist die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre", sprühten GraffitiKünstler. Oder auch: "Ruinen schaffen ohne Waffen - 40 Jahre DDR". Was noch zu sagen war, hatte Platz auf drei Metern Mauer.
Der Bilderreichtum und die Wortarmut der Revolution kamen besonders dem Fernsehen zugute. Es mußte nur zeigen, was geschah. Viele Worte waren nicht nötig. Wir sendeten, was wir sahen. Es war die Geschichte selbst. Das Fernsehen erlebte seine Sternstunden.
Das Fiasko dieses Mediums folgte wenige Monate später: der Golf-Krieg Anfang 1991. Noch geblendet von der Authentizität der Bilder und der Spontaneität der Worte der Revolution im Osten, wollten wir ein weiteres Kapitel Geschichte dokumentieren.
Doch die Medien wurden instrumentalisiert, Militärs und Politiker mißbrauchten das Fernsehen als Propagandainstrument. Und wir haben uns mißbrauchen lassen. Gefangen in einem Netz von Zensurmaßnahmen, gelang es uns nicht, das wirkliche Bild des Krieges zu zeigen. Die Militärs herrschten über Informationen und Meinungen. Und die Medien sind trotz aller Anstrengungen bei dem Versuch gescheitert, die Realität zu vermitteln.
Schon Monate vorher war der Krieg mit Worten vorbereitet worden. Politiker in Washington setzten Irak mit dem faschistischen Deutschland gleich. George Bush verglich Hussein mit Adolf Hitler, die irakischen Truppen wurden zur "Gefahr für die Weltordnung", Irak zum ebenbürtigen Gegner der Vereinigten Staaten stilisiert. Und Saddam Hussein seinerseits sprach vom "Heiligen Krieg im Namen Allahs und der Menschlichkeit", stieß Drohungen und Beschimpfungen aus gegen die USA und den Rest der Welt. Dem Krieg der Waffen ging ein Krieg der Worte voraus, ausgetragen in Interviews großer amerikanischer Fernsehsender und über Satellit weltweit übertragen.
Als der Krieg dann ausbrach, wurde der Gegner weiterhin wortreich dämonisiert. Zugleich aber gingen die Militärs auf beiden Seiten daran, das Kriegsgeschehen zu verharmlosen. Saddam Hussein spielte die Schäden herunter, amerikanische Militärsprecher bezeichneten die Bombardierung als "chirurgisch" als "klinisch sauber".
Beschreibungen, die den CNN-Reporter Bernhard Shaw zu der Bemerkung gegenüber Kollegen veranlaßten: "Wenn das ein chirurgischer Bombenangriff war, dann halte ich mich lieber vom Operationstisch fern."
In ihren Sendungen benutzten die Journalisten eine ganz andere Sprache. Der Angriff auf Bagdad wurde als ein "Riesenfeuerwerk" bezeichnet, ein "phantastisches Schauspiel wie Neujahr und 4. Juli zusammen".
Journalisten haben sich im Golf-Krieg einspannen lassen in die Propaganda-Maschinerie der Militärs. Sie haben dabei deren Sprache übernommen. Und dadurch mitgeholfen, den Krieg wieder hoffähig zu machen, zumindest den Eindruck zu erwecken, daß Kriege, weil ohne große Opfer und Schäden, wieder führbar sind. Auch mit der Sprache ist dem Publikum lange, viel zu lange die Illusion vermittelt worden, dies sein ein "sauberer" Krieg. In Wahrheit war es ein Krieg wie andere vorher, dreckig und blutig, mit vielen tausend Toten und Verletzten, mit Leid und Tränen.
Ein Schluß ist zu finden. Der fällt leichter als der Anfang. Man faßt zusammen und man sucht nach einem eindrucksvollen Zitat.
Die Zusammenfassung:
Im Wort ist Wahrheit, aber auch Lüge. Journalisten haben den Beruf, Wahrheit zu vermitteln. Kein leichtes Handwerk. Die Unwahrheiten nehmen zu, je schwieriger die Probleme, die Situation, die Zeiten sind. Gerade dann aber sind Journalisten gefordert. Gerade dann müssen sie den offiziellen, den amtlichen, den großen Worten mißtrauen.
Das Zitat:
Stefan Heym sagt in seinem neuen Buch "Filz - Gedanken über das neueste Deutschland": "Das Wort ist eine höllische Versuchung: Das Wort, mit dem man nicht nur verhüllen und verschönen kann, sondern auch aussprechen, was ist."
FRANKFURT-NORDWEST. Der Austausch mit englischen Schülern hat an der Wöhlerschule fast schon Tradition: Bereits seit 1983 fahren deutsche Achtklässler nach Großbritannien, um ihre Englischkenntnisse dort einmal in der Praxis zu testen. Und die englischen Schüler sind dafür immer wieder zwei Wochen in der Stadt am Main zu Gast.
Dieser Tage hatte die Wöhlerschule zum zehnten Mal Besuch: 16 Schüler kamen aus der Birminghamer Fairfax-School, besserten ihre Deutsch-Kenntnisse ein wenig auf, suchten (und fanden) Kontakte und lernten gleichzeitig das Land kennen. Außer einer Stadtrundfahrt durch Frankfurt hatten die Lehrer der Wöhlerschule auch einen Ausflug nach Fulda und eine Dampferfahrt auf dem Rhein organisiert.
Auch auf der Wasserkuppe waren die deutschen Schüler mit ihren englischen Gästen. "Das war der absolute Höhepunkt", meinte die Englischlehrerin Dagmar Rohmeier schmunzelnd. Kein Wunder - dort nämlich konnten die Schüler juchzend die Sommer-Rodelbahn hinunterrutschen.
Die Organisatoren waren mit dem Besuch der Engländer denn auch zufrieden. "Wir haben sonst immer Schwierigkeiten, weil sich viel mehr deutsche als englische Schüler melden", erläuterte Dagmar Rohmeier, die für den Austausch verantwortlich war. Früher mußte manchmal das Los entscheiden, wer mitfahren durfte und wer hierbleiben mußte.
Diesmal aber hatten die Organisatoren Glück: Genau 16 englische und 16 deutsche Schüler füllten Anmeldeformulare für den Schüleraustausch aus.
Die Verständigung klappte - auch wenn die englischen Schüler erst seit einem Jahr Deutsch lernen. Keine Probleme gab es auch unter den Austauschpartnern, betonte Frau Rohmeier. Obwohl sich die Schüler vorher überhaupt noch nicht kannten. "In den letzten Jahren haben etwa zwei Drittel der Austausch-Schüler den Kontakt auch nach dem Austausch gehalten."
Doch der Gegenbesuch der Deutschen steht noch aus: Im September werden die Achtklässler aus der Wöhlerschule in Birmingham erwartet. sen
Zeugnisse bürgerlicher Vergangenheit verwittern / Kulturdezernent will das Langermannsche Grabmal retten Rost und saurer Regen nagen
Von Jutta Rippegather HANAU. Zeugnisse der gräflich fürstlichen Vergangenheit existieren in Hanau noch viele. Beispielsweise das Schloß Philippsruhe oder die Anlage Wilhelmsbad. Was die bürgerliche Historie dagegen angeht, erinnern nur noch wenige Objekte an die Menschen, die dem Ort Leben verliehen: das Altstädter Rathaus, der Gerechtigkeitsbrunnen, ein paar Portale - aber auch der ehemalige Deutsche Friedhof. Dessen Reliquien verwittern zunehmend in der Grünanlage neben dem Gebäude des Landgerichts. Das möchte Kulturdezernent Klaus Remer jetzt ändern. Als ersten Schritt will er das Grabmal von Johann Lorenz Langermann retten, das nach seiner Meinung "die aufwendigste und künstlerisch bedeutendste Grabanlage der historisch wertvollen Friedhofsanlage" darstellt. So steht es in seiner Vorlage an den Magistrat. Der renommierte Bildhauer Georg Hüter aus Seligenstadt soll den Auftrag erhalten, das Denkmal abzubauen, eine Kopie zu erstellen und diese "im Bereich des Deutschen Friedhofs neu aufzubauen". Das Original soll im Lapidarium, der Sammlung von Steindenkmälern in Schloß Steinheim, vor weite- ren Witterungseinflüssen verschont bleiben. Auf mehr als 70 000 Mark setzt Remer die Kosten für diese Rettungsaktion an.
Insbesondere der saure Regen hat dem Sandstein stark zugesetzt. Das rote Material stammt aus Büdingen, Gelnhausen und Miltenberg: Die beiden Schriftplatten aus Lahnmarmor hat der Vorsitzende des Hanauer Geschichtsvereins Eckard Meise entziffert. Auf lateinisch berichten sie von dem beruflichen Werdegang des 1640 geborenen und 1716 gestorbenen Hanauers, erzählt Meise. Dreimal sei der Superintendent verheiratet gewesen; habe viele Kinder gehabt, von denen aber die meisten im frühen Alter gestorben seien - ebenso wie damals auch viele Frauen starben, weil eine Geburt mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden war. Somit spiegeln die Inschriften auch die Lebensverhältnisse dieser Zeit wider, seien "kulturhistorisch interessant", sagt Meise im Gespräch mit der FR.
Ebenso wie Dezernent Remer bedauert auch er den ruinösen Zustand dieses "besonderen Dokuments bürgerlicher Vergangenheit". Nach einer gründlichen Untersuchung stellte der Bildhauer Hüter fest, daß die Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet ist. Das Grabmal bilde somit eine Gefahr für die Fußgänger, die die Passage benutzen. "Die Anlage muß auf jeden Fall abgebaut werden", heißt es weiter in dem Gutachten des Künstlers, der unter ande- rem auch die beiden Steinlöwen am Hauptportal von Schloß Philippsruhe erneuerte. Teilweise sei bereits "mit Kunstharz an den Teilen herumlaboriert" worden. Rostende Eisenklammern und in die Steine eingearbeitete Eisenstreben, die ebenfalls korridierten, trieben den Stein auseinander. "Absandungen, Schalenbildung und Steinsalze haben die Werkstücke stark geschwächt." Die Mauer, beziehungsweise die Rückwand des Grabmals hat sich bereits mehr als zehn Zentimeter von der Hauswand wegbewegt. "Es klafft ein keilförmiger Spalt", steht im Gutachten.
Stimmt der Magistrat dem Begehren des Kulturdezernenten zu, wird das Langermannsche Grabmal ein zweites Mal den Standort wechseln. Bis 1911 zog sich der Deutsche Friedhof über ein großes Areal. Mit dem Bau des Gerichtsgebäudes wurde er aufgelöst, wurden rund 50 der interessantesten Steine recht wahllos in die Grünanlage drapiert. Reste des angrenzenden Französischen Friedhofs, auf dem Mitglieder der Niederländisch-Wallonischen Gemeinde bestattet wurden, stehen noch in der Martin-Luther-Anlage.
Wie der Vorsitzende des Geschichtvereins weiter berichtet, wurden zwischen 1633 und 1846 auf dem Deutschen Friedhof alle deutschen, nicht-jüdischen Hanauer begraben. Daher der Name. Die Leichenzüge führten von der Kirche im Kinzigdorf, nahe der heutigen Konrad-Adenauer-Straße, bis hin zu dem Totenacker. Doch nicht nur wegen der komplizierten Wege wurde der Friedhof schließlich geschlossen. Auch das Hochwasser barg Gefahren. Die Stadtväter befürchteten eine Verunreinigung des Wassers durch Leichengifte.
Zimmer gesucht: Das "Zentrum für deutsche Sprache und Kultur" in Frankfurt bietet Deutschkurse an und sucht für Seminarteilnehmer Zimmer. Zeitpunkt: vom 5. bis 31. Juli und vom 2. bis 28. August. Das Sprachzentrum zahlt pro Zimmer mit Küchen- und Badbenutzung 470 Mark im Monat. Auskunft: Tel. 77 71 71. mf
FECHENHEIM. Das Problem ist nicht neu, und das ärgert FR-Leserin Susanne Dorschel besonders: Immer wieder benutzen Radfahrer zwischen der Schießhüttenstraße und der Straße Alt-Fechenheim den Uferweg des Leinpfades statt - wie vorgeschrieben - den asphaltierten Weg zwischen den Straßenbahnschienen und Häuserzeile. Daher müssen die Fußgänger immer ein Auge auf Radler haben, anstatt gemütlich am ruhigen Wasser des Mains flanieren zu können.
Zusätzliche Verwirrung stifteten die vor nicht allzu langer Zeit Hinweisschilder, die die Strecke als Grüngürtel-Weg auszeichnen. Sie wurden unlängst an den Schildern entlang des Leinpfades zwischen Endhaltestelle und dem Arthur- von-Weinberg-Steg aufgehängt.
Da prangte unter jenen runden Schildern, die weiß auf blau "Fußgängerweg" signalisieren, auch ein kleines Rechteck mit Fahrradsymbol. Die Pedalisten fühlten sich durch die Beschilderung eingeladen und radelten den Uferweg hinauf und hinunter.
"Das stört mich als Mutter einer kleinen Tochter sehr", meinte Susanne Dorschel, "meine fünfjährige Tochter fährt dort mit dem Roller oder läuft herum, ohne auf Radfahrer zu achten." Außerdem ärgerte sie sich über das Verhalten der Radfahrer, weil ja der Fechenheimer Leinpfad dort ausdrücklich als Fußweg ausgeschrieben sei und der Radweg nur ein paar Meter weiter parallel verlaufe.
Eine Nachfrage der Stadtteil-Rundschau beim Umweltdezernat ergab, daß das Ganze offenbar ein leicht zu korrigierendes Versehen war: Die Grüngürtel-Schilder waren von Mitarbeitern des Straßenbauamtes falsch plaziert worden. "Die Planung sieht nicht vor, daß dort Schilder aufgehängt werden", versicherte Dagmar Beckmann, Sprecherin des Umweltdezernates.
Tatsächlich hätten die Hinweise auf den Grüngürtel ein paar Meter weiter am Radweg plaziert werden sollen. Frau Beckmann ergänzte, daß das für die falsche Aufstellung zuständige Straßenbauamt das Versehen noch in dieser Woche korrigieren werde. big
HARHEIM. Ein außergewöhnlicher Pokal ziert die Wache der Freiwilligen Feuerwehr in Kalbach: Der "Faßbier- Roll-Wanderpokal". Die Männer haben beim "Nationalen Faßbierrollen" in Harheim zum dritten Mal ihre Geschicklichkeit bewiesen und dürfen den Pokal damit behalten. Doch die Harheimer können sich trösten: Es gibt noch einen Festpokal, der vor Jahren von der "Frankfurter Sparkasse" gestiftet wurde und bei der Freiwilligen Feuerwehr aus Harheim bleibt. Seit vielen Jahren schon lädt die Harheimer Wehr im Sommer alle Wehren der umliegenden Stadtteile zu einem Mit Festpokal "Picknick-Fest" in ihr Gerätehaus an der Korffstraße ein. Vor sieben Jahren beschlossen die Brandschützer, bei dieser Gelegenheit ihre Kameraden zu einem Geschicklichkeits-Spiel herauszufordern: Die Idee des Faßbier-Rollens war geboren.
Der Name trügt: Zwar werden auch Bierfässer gerollt. Doch das ist nur ein Teil des fünf Aufgaben umfassenden Wettkampfes. Vor etwa 200 Zuschauern mußten die drei beteiligten Mannschaften - zwei weitere hatten kurz vorher die Teilnahme abgesagt - auch ein Rennen in halbgefüllten Altpapier-Mülltonnen bestehen, einen Tischtennis-Ball durch einen mittelgroßen Feuerwehrschlauch manövrieren und eine komplette "Kampfausrüstung" fachgemäß und möglichst schnell über den Eschbach bugsieren. Erst zum Schluß galt es, die halb gefüllten 50-Liter-Bierfässer fachgerecht zu befördern: Jeweils zwei Feuerwehrmänner rollten das Faß knapp 100 Meter und übergaben es dort zwei Kameraden, die es dann zurückrollten. Da jede Mannschaft aus zehn "Kämpfern" bestand, wurden etwa 500 Meter gerollt.
Neben Kalbach und Harheim war auch der Titelverteidiger, die Freiwillige Feuerwehr aus Praunheim, angetreten. Wie Thomas Buchwald von der Harheimer Feuerwehr bestätigte, sei das Picknick-Fest mit Faßbier-Rollen aber keinesfalls eine interne Veranstaltung für Brandschützer. Thomas Gangel sieht in dem zweitägigen Fest gar "eine Art Tag der offenen Tür - wir freuen uns über jeden, der kommt".
Der zweite Tag des Festes wurde mit einem Frühschoppen eröffnet. Die Frühaufsteher konnten fast noch jenen Gästen "Guten Morgen" wünschen, die den "Bunten Abend" ausgedehnt hatten. Ein Kinderfest am Nachmittag beendete das Sommer-Treffen - und die Feuerwehr- Mannschaften können nun fürs kommende Jahr trainieren. Doch: "Das einzige", kommentierte ein Harheimer Feuerwehrmann, "was die üben können, ist das Fässer-Rollen. Alle anderen Spiele wechseln jedes Jahr, und keiner weiß, was auf ihn zukommt." col
OBERRAD. Enttäuscht zeigte sich die Vorsitzende des Oberräder Vereinsrings, Christa Giar, über den Besuch beim zweiten Termin des Vereinsstammtischs. 22 Mitglieder hat der Ring, lediglich von drei Vereinen waren Vertreter erschienen. Ebenfalls anwesend bei der geselligen Runde im "Bobbeschenkelche": Sozialbezirksvorsteherin Renate Wolf (CDU) sowie der Fraktionsvorsitzende der CDU im Ortsbeirat 5, Ernst Bräter.
Der Stammtisch soll, die Mitglieder der Vereine zu einer offenen Gesprächsrunde zusammenbringen. Beim jüngsten Treffen ging es um Themen wie die ins Gespräch gekommene Stillegung der Straßenbahnlinie 16, die Getränkesteuer, das Schulwegproblem in Oberrad und - als Nachbereitung - das vom Vereinsring organisierte Stadtteilfest.
"Wir warten noch auf den Steuerbescheid für die Getränke", sagte Christa Giar und machte ihrem Unmut über die erst durch einen neuen Erlaß entstandene Belastung Luft. Zu diesem Thema ließen sich die Vereine von den Politikern informieren.
Einig war sich die Runde auch in einem anderen Punkt: die Straßenbahnlinie 16. "Die muß bleiben", alles andere wäre für Oberrad ein schwerer Schlag.
Etwas mehr Teilnehmer wünschte sich die Vorsitzende für den nächsten Stammtisch im Herbst. Dann kommen, so ihre Hoffnung, auch Ortsbezirksvorsteher Erich Schlauch (SPD) und der Vorsitzende der Oberräder SPD, Karl-Günter Schneider. ask
OBERRAD. 220 Bäume auf dem Oberräder Waldfriedhof will das Garten- und Friedhofsamt noch vor dem Herbst stutzen lassen. Der Grund für die umfangreichen baumpflegerischen Arbeiten: Die Sicherheit in erster Linie der Fußgänger ist nicht mehr gewährleistet.
Amtsleiter Horst Heil erklärte, aus dem sehr hochwüchsigen und dichten Baumbestand müßte das "Totholz" herausgenommen werden. Bei solchen Schäden, beispielsweise durch Sturm oder Autounfälle verursacht, habe die "Verkehrssicherheit der Friedhofsbesucher" Priorität vor dem Naturschutz. Deshalb dürften auch mitten im Sommer - vorgesehen ist der August - Säge und Axt zum Einsatz kommen. Mitarbeiter des Amtes hätten bei der letzten der zweimal jährlich angesetzten Routineüberprüfung die Notwendigkeit des Vorhabens festgestellt. Da es sich auf dem etwa 16 Hektar großen Friedhof um sehr umfangreiche Arbeiten handelt, ist der Auftrag über "Kronenpflege und -auslichtung" für private Firmen ausgeschrieben.
Bei den Bäumen auf dem Waldfriedhof handelt es sich um einen artenreichen Bestand "querbeet": Neben Buchen, Eichen, Birken und Fichten finden sich fast alle heimischen Waldgewächse. ask
HÖCHST. Alleinerziehende und berufstätige Eltern in Höchst dürfen auf Entlastung hoffen: Denn zumindest die Jungen und Mädchen der Walter-Kolb-Schule können nach den Sommerferien bis 15 Uhr in ihrer Schule bleiben und - unter Aufsicht - spielen, Hausaufgaben machen oder einfach nur "sein".
Wie die zuständige Römer-Dezernentin Jutta Ebeling (Grüne) jetzt mitteilte, werden in den kommenden Monaten an sechs Frankfurter Grundschulen Betreuungsangebote eingerichtet. Insgesamt verteilen sich damit auf das Stadtgebiet 16 Schulen, in denen die Schüler zwischen 7.30 Uhr und teils 13.30, teils 15 Uhr von Lehrern und Sozialpädagogen beaufsichtigt werden.
"Der Betreuungsnotstand in Höchst hatte uns Lehrer, die Eltern und vor allem die Kinder schon an den Rand der Möglichkeiten gebracht", sagt Margot Häuser, Leiterin der Walter-Kolb-Schule. Um so mehr freue sie sich über die Entscheidung von Jutta Ebeling, nun auch die Grundschule am Sossenheimer Weg zu fördern.
Bereits in den nächsten Wochen soll mit der Umgestaltung der beiden vorgesehenen Betreuungsräume begonnen werden. Die Jungen und Mädchen zu versorgen dürfte kein Problem sein, denn die Schulküche grenzt unmittelbar an die bislang vielseitig für Veranstaltungen genutzten Zimmer.
Ob die Stadt Frankfurt und das Land Hessen ihre Zusage, zwei neue Stellen zu schaffen, fristgerecht einhalten können, soll in diesen Tagen bei einem Gespräch im Staatlichen Schulamt geklärt werden. Obwohl die Landesregierung in Wiesbaden einen jährlichen Zuschuß in Höhe von 70 000 Mark beisteuert, wird vor allem der fast leere Stadtsäckel strapaziert.
Denn zu den 45 000 Mark für den Umbau der Räume sowie den Kauf von Mobiliar und Spielsachen kommen pro Jahr rund 180 000 Mark für die Gehälter des zusätzlichen Personals hinzu. leo
HÖCHST. Was sich jahrelang immer wieder hinauszögerte, scheint jetzt doch endgültig festzustehen: "Mit dem Bau des neuen Höchster Polizeireviers wird spätestens im kommenden September begonnen", teilte Rolf Bernhard aus dem Wiesbadener Innenministerium auf Anfrage der Frankfurter Rundschau mit.
Erst Mitt Juni habe es ein neuerliches Gespräch mit Verantwortlichen des ebenfalls beteiligten hessischen Finanzministeriums gegeben. Das Ergebnis: "Jetzt sind nur noch ein paar Auflagen zu erfüllen, etwa die Feuerwehrzufahrt und die Abfallbeseitigung. Sonst ist aber alles klar - wirklich."
Die Ausschreibung für die Bauarbeiten solle bis Ende Juli abgeschlossen sein. Volker Kraus vom zuständigen Staatsbauamt in Frankfurt schätzt, daß der Neubau in der Gebeschusstraße 8-10 das Land Hessen etwa 12,5 Millionen Mark kosten wird. Läuft alles nach Plan, dann könnten die Höchster Polizeibeamten, die derzeit noch im Bolongaropalast residieren, im Herbst 1994 einziehen.
Ihnen soll dann ein dreigeschossiges Dienstgebäude mit Revier- und Unterrichtsräumen sowie einer eigenen Tiefgarage für die Dienstfahrzeuge zur Verfügung stehen.
Im Kellergeschoß werden nicht nur die Haftzellen zu finden sein. Dort können sich die Gesetzeshüter auch in einem eigens eingerichteten Sportraum fit für den Außendienst halten. Damit ihnen im Fall der Fälle nicht vorzeitig die Puste ausgeht. leo
FRANKFURT A. M. Ich hab's ja schon gestern geahnt. Da gab es dieses komische Futter. Kohlenhydrate sollen da drin sein. Oder so was. Und das kriege ich immer nur dann, wenn am nächsten Tag wieder irgendwas abgeht. Eine Prüfung oder irgendein Wettkampf. Morgens haben die Leute daheim dann alle angefangen, an mir herumzutätscheln. Ich sei ja so ein lieber Hund. Papperlapapp. Für mich war alles klar. Das sagt man nicht ohne Absicht. Irgendwas war im Busch.
Tatsächlich. Wir rumpelten nach Preungesheim, zum "Verein für Deutsche Schäferhunde". Dort war wieder mal irgendein Wettkampf. Das ist eigentlich nicht schlecht. Endlich sehe ich meine Kumpel wieder, den Assi vom Herfagrund und Alex vom Gimbacher Hof.
Aber der Wettkampf heute sollte unheimlich wichtig sein. Darüber redeten meine Leute die ganze Zeit im Auto, auf dem Weg dahin. Wenn ich besser sei als meine Konkurrenten, die elf anderen Schäferhunde, dann könnte ich gegen die besten Hunde aus Deutschland antreten. Und wenn ich da auch noch gewinne, geht's nach Linz. Das ist weit weg. Dort kann ich dann Weltmeister werden. Champion! Aber wer wird Weltmeister? Ich mache die ganze Arbeit, und mein Typ kriegt Pokale und so'n Zeug. Das ist schon immer so gewesen. Dabei scheucht er mich nur durch die Gegend. Stock holen, Stock bringen - pausenlos.
Ich versteh' das sowieso nicht. Keiner von uns versteht das. Mit zwei meiner Konkurrenten, Jonny von den jungen Hansen und Bosko von Schwarzenfeld, habe ich mich endlich aussprechen können: Es ist bei jedem Wettkampf dasselbe. Erst müssen wir den Spuren von irgendwem hinterherschnüffeln und dabei immer bellen, wenn wir auf der Strecke was finden. Denn komischerweise verlieren die Menschen ständig etwas. Obwohl sie den Weg bei einem Wettkampf ein paar Mal ablaufen. Und sie verlieren immer dasselbe. Immer: einen Schlüsselbund, ein Mäppchen, ein Portemonnaie. Ach, nein: Diesmal war ein Stück Holz dabei. Man kommt sich ja schon ganz blöd dabei vor. Jedesmal so laut herumbellen. Und das am Sonntag.
Dann kommt die "Unterordnung". Dabei werden wir schön herumkommandiert. Denn wehe, wir legen uns zu spät hin, wenn der Trainer wie verrückt "Platz!" brüllt.
Aber wer bin ich denn! Ein bißchen Individualität sollte man sich bewahren. Ich leg mich nie sofort hin - und die anderen auch nicht! Und erst die Sache mit den Stöckchen. Das werde ich nie kapieren. Holen, bringen, holen, bringen. Was wollen die denn? Dabei muß ich dann noch über eine Hekke und über so eine Holzpyradmide springen. Ich möchte einmal wissen, warum ich nicht drumherumlaufen darf. Das hab ich paar Mal ausprobiert. Mein Trainer fand's nicht so toll.
Zum Schluß sollen wir dann noch einen Mann suchen, der sich hinter einer Holzwand versteckt. Den dürfen wir aber wenigstens anspringen und ein paar Mal in den Arm beißen. Wenn der keine Lederhülle darüberstülpen würde, wäre das halt echt aufregend . . .
Alles in allem war es trotzdem ganz nett. Schade nur, daß so wenig Bräute dabei waren - die sind den meisten Trainern nämlich zu temperamentvoll. Kann man ja verstehen. Diese Weibsbilder, echt hysterisch manchmal! Schade außerdem, daß ich nun doch kein Weltmeister werden kann.
Zur Bundesausscheidung dürfen nämlich die Assi vom Herfagrund vom Hans Taschner und Tomy vom Welzbachtal von Dietmar Blatz. Aber eine leckere Belohnung gab's auch für mich. *BETTINA SENGLING
BOCKENHEIM. Das Ei des Kolumbus liegt in einer blaßgrünen Pappschachtel unter neun anderen und wird durch Aufschlagen "entdeckt". Oder gibt es das Ei des Kolumbus gar nicht? Wahrheit, Wirklichkeit oder Legende und Lügengeschichte; Kolumbus, ein Held oder ein imperialistischer Vertreter der Kolonialmächte und Rassist? Die Geschichte, insbesondere das Zeitalter der kopernikanischen Wende - ein Beweis für Verurteilung Andersdenkender und für menschliche Überheblichkeit?
All die Fragen, Vermutungen und Behauptungen beleuchtete die Theater-AG der Max-Beckmann-Schule in Zusammenarbeit mit der Bühnebild-AG in ihrem "Kolumbus-Projekt", einer Szenencollage in 16 Bildern nach Texten von Brecht, Tucholsky, Wiesenthal, Kuhl de Solano und historischen Dokumenten sowie eigenen Bearbeitungen. Um es vorwegzunehmen: Es wurde ein interessanter und streckenweise ebenso intensiver wie anspruchsvoller Abend.
Christoforo Colombo (spanisch: Christobal Colon) war nicht nur Seefahrer und Entdecker, er war auch ein Don Quixote und Kaufmann: Spielleiter Dieter Rauch hat die Rolle dreifach besetzt, um eine ambivalente Figur zu zeichnen; da taucht Kolumbus mal als Statue, mal als Eierklopfer auf; sein Charakter ist arrogant, erhaben oder liebenswert trottelig. Regisseur Rauch verwendet hauptsächlich zwei theatralische Elemente: Chorische Deklamation gepaart mit pantomimischer Darstellung historischer Tatbestände; die Gegenüberstellung zieht sich durch die gesamte Aufführung.
Antagonismen bilden sich so heraus, wie beispielsweise im ersten Bild, wo es zum Rededuell zwischen zwei Gruppen kommt: die eine ruft Kolumbus als Helden aus, (betet das "Kolumbus unser"), die andere entgegnet ironisch: "Wahrheit ist das, was zur Wahrheit erklärt wird."
So entsteht in den knapp zwei Stunden plastisch ein Abbild der Geschichte, wie sie von Huldigern und Anklägern betrachtet wird. Schwerpunkt der Auseinandersetzung ist, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verknüpfen. Eindringlich gerät hier das zwölfte Bild.
Per Diaprojektor werden Bilder aus Auschwitz und mittelalterliche Schnitte der Inquisition gezeigt, während eine Stimme Johannes Vers 15, 6 deklamiert: "Wer nicht mit mir vereint bleibt, der wird wie ein abgeschnittene Rebe fortgeworfen und vertrocknet. Solche Reben werden gesammelt und ins Feuer geworfen, wo sie verbrennen."
Anschaulich ist - evidente Parallelität der Ereignisse - in fast allen Bildern, wer unter der "glorreichen Geschichte" zu leiden hatte: im Spanien des 15. Jahrhunderts die Mauren und Juden, die zur Urbevölkerung gehörten und von den Christen vertrieben wurden; In Südamerika die Indios, von den "Missionaren" zu Halbmenschen abgestempelt und nahezu ausgerottet ("der größte Holocaust der Geschichte"); in der jüngsten Vergangenheit wieder die Juden. Geschichte erscheint als eine Anhäufung von Rassismus, Imperialismus und Ausbeutung.
Immer wieder taucht die Frage auf: Was ist Wahrheit, was Legende? Erstaunlich ist dabei die Fülle des verwendeten Materials. Schwächen zeigt das Ensemble an den Stellen, wo die Bewegung ausbleibt, wo reine Sprechrollen zu bewältigen sind: Dann gerät der Fluß der Inszenierung ins Stocken, das Spiel wird träge und spannungslos. Da wünschte man sich mehr Szenen wie das zehnte Bild. Kolumbus als Bittsteller am spanischen Hof. Die überkandidelte Königin Isabelle ist schon eine Augenweide. Der Brückenschlag von kritischer Geschichtsbetrachtung und parodistischer Darstellung ist eben nicht so leicht zu verwirklichen.
Das intellektuelle Niveau des Abends ist zweifellos hoch, die kritische Botschaft eindeutig. Auf jeden Fall, abgesehen von schauspielerischen Mängeln und inhaltlichen Überdehnungen, ein brisanter Abend. jot
RÖDELHEIM. Der Arbeitskreis Jugendarbeit Rödelheim schlägt Alarm: Der Jugendladen der Arbeiterwohlfahrt (AW), der Aktivspielplatz Zentmarkweg und die soziale Gruppenarbeit in der evangelischen Cyriakusgemeinde sind von der Schließung bedroht. Grund dafür sind finanzielle und personelle Kürzungen seitens der Stadt und auch von seiten der Trägervereine.
Daraus ergibt sich in Rödelheim eine Situation, die Heiko Lüßmann von der Cyriakusgemeinde schlicht "absurd" findet: "Da versuchen wir den Jugendlichen mehr Sicherheit zu vermitteln und Perspektiven aufzuzeigen und hängen selber völlig in der Luft", ärgert er sich über die städtische Jugendpolitik.
In einer Pressekonferenz machten die Mitglieder des Arbeitskreises auf ihre Sorgen und Nöte aufmerksam. Nachdem bereits die Haushaltskürzungen der Stadt den verschiedenen Institutionen schwer zu schaffen machten, "springen jetzt auch noch die Träger auf diesen Sparzug auf", schildert Henning Hoffmann das Dilemma.
Beispiel Jugendladen: Vor gut einem Monat hatte der Träger Arbeiterwohlfahrt mitgeteilt, die aufsuchende Jugendarbeit in Rödelheim sei nicht mehr finanzierbar. Falls die Stadt ihren jährlichen Zuschuß von derzeit 170 000 Mark nicht erhöhe, wird die AW den Jugendladen aufgeben.
Damit ist ein Projekt gefährdet, das seit zweieinhalb Jahren intensive Jugendarbeit vor Ort leistet. Der Laden in Alt-Rödelheim hat zweimal wöchentlich geöffnet und betreut viele junge Menschen, "die sonst nirgends unterkommen", betont Hoffmann.
Schwerpunkt ist eine intensive Bildungsarbeit, Hilfe in der Schule, bei der Lehrstellensuche und später im Beruf. Die Betreuer kümmern sich außerdem um die Jugendlichen, die sich am Bahnhofsvorplatz treffen. Etwa 120 junge Leute wären davon betroffen, wenn der Jugendladen dichtmachen müßte.
Beispiel Cyriakusgemeinde: Seit sechs Jahren engagiert sich die Gemeinde in der Kinder- und Jugendarbeit. Sie konzentriert sich zum einen auf die sogenannten "Lückekinder", zum anderen hat die Gemeinde besondere Angebote für Mädchen und junge Frauen in ihr Programm aufgenommen.
Die Gruppe in der Cyriakusgemeinde stand bereits im letzten Jahr kurz vor dem Aus. Damals waren im November nicht einmal mehr die Personalkosten gedeckt gewesen. Der Versuch, in diesem Jahr klare Verhältnisse zu schaffen, scheiterte bislang - die Bitte um einen Gesprächstermin beim Jugendamt ist bis dato ohne Rückmeldung geblieben.
Beispiel Aktivspielplatz: Für den Spielplatz am Zentmarkweg, der in einem sozialen Brennpunkt liegt, wurde vor zwei Jahren eine ABM-Stelle geschaffen, die allerdings zum 1. Juli ausläuft. Die Vertragsverlängerung ist immer noch nicht geklärt, der Betreuer wurde jetzt erst mal in Urlaub gschickt.
Zur Zeit sei die Lage dort "katastrophal", klagt Heiko Lüßmann. Viele Kinder hätten sich schon auf eine gemeinsame Ferienfreizeit mit ihrem Betreuer gefreut - die Fahrt ist nun in Frage gestellt. Es sei unverständlich, warum die Stadt die Personalfrage nicht eher geregelt habe, findet Lüßmann.
Gerade der Sommer sei doch die wichtigste Zeit für den Spielplatz - "das ist einfach unverantwortlich", sind sich denn auch die Mitglieder des Rödelheimer Arbeitskreises einig. rea
RIEDERWALD. Die neue Ausgabe der "Riederwälder Geschichte(n)" ist erschienen. Auf sechs Seiten dreht sich die regelmäßig herausgegebene Schrift der Geschichtswerkstatt diesmal vor allem um die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Bedingt durch die Hungersnot wurde im Ostpark, im Huthpark und am Riederhof ab 1918 Vieh gezüchtet. Die Gärten des Riederwalds versorgten zu dieser Zeit die Frankfurter Bevölkerung mit Gemüse und Kartoffeln, außerdem hielten die Riederwälder Hasen, Hühner und Ziegen.
Ein weiterer historischer Stichtag für den Stadtteil: Am 19. Januar 1919 durften erstmals Frauen bei der Wahl zur Preußischen Nationalversammlung abstimmen. Die Riederwälderin Johanna Tesch zog für die SPD in die Nationalversammlung und später auch in den ersten Reichstag der Weimarer Republik ein. Nach der parlamentarischen Zustimmung zum Friedensvertrag schrieb Johanna Tesch ihrer Familie: "Meine Lieben! Nun sind die Würfel gefallen. Der Friedensvertrag ist mit 237 gegen 138 Stimmen angenommen. Ich hätte kaum geglaubt, daß sich eine so große Mehrheit für die Unterzeichnung finden würde. Damit ist nun die Gefahr einer Besetzung für meine liebe Vaterstadt glücklich abgewendet."
Als Grundlage für die "Riederwälder Geschichte(n)" dient der Geschichtswerkstatt das Material, das ihre Mitarbeiter für zwei Ausstellungen in den Jahren 1986 und 1988 zusammengestellt hatten. "Die erste Ausstellung zum 75jährigen Bestehen des Stadtteils war noch recht provisorisch", sagte Bruni Marx von der Geschichtswerkstatt. Die zweite Ausstellung zum 25jährigen Bestehen des Bürgerhauses sei mit Unterstützung eines Graphikers "technisch besser" gewesen. Für die "Riederwälder Geschichte(n)" wird das Ausstellungsmaterial ohnehin noch redaktionell überarbeitet.
Auch vom Wachstum der Siedlung berichtet das Heft: Schon vor Kriegsende, im Oktober 1916, wurden 625 Wohnungen des Volks-, Bau- und Sparvereins fertig, von denen jedoch bis Ende Dezember 1916 immer noch 106 leerstanden, weil viele in Not geratene Vereinsmitglieder die Mieten nicht bezahlen konnten. Gleichwohl stieg nach dem Krieg die Wohnungsnot: Im Jahr 1919 zählte man in Frankfurt 7000 Wohnungssuchende.
Auch im Riederwald verstärkte sich der Wohnungsbau, und die Zahl der Bewohner stieg von 2236 (1919) auf 6576 (1926). Es entstand eine Gemeinschaft, die Carl Tesch, Sohn der SPD-Politikerin, so beschrieb: "Die Riederwälder bildeten eine Wohngemeinde von besonderer Geschlossenheit. Sänger und Sportler, Arbeiterjugend und Naturfreunde, Parteien und Gewerkschaften, alle hatten ihre starken, festen Gruppen in der Siedlung. Feste und Feiern waren ein Ereignis für alle (...) Hier wohnten Reichstags- und Landtagsabgeordnete, Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung."
Die "Riederwälder Geschichte(n)" erscheinen mit einer Auflage von 300 Exemplaren. "Wir leben ohne Zuschüsse", versicherte Bruni Marx. Das sei aber nur möglich, weil der Druck privat organisiert werde. Denn allein die Reproduktion eines Bildes - fünf sind in der aktuellen Ausgabe - kostet zwischen acht und 25 Mark. Trotzdem habe sie Beschwerden aus dem Stadtteil gehört, das Geschichtsblatt sei zu teuer, wunderte sich Frau Marx. Aus dem Verkaufspreis von einer Mark erzielte Überschüsse werden wieder in die Recherchearbeit gesteckt: "Wir selbst erhalten für unsere Arbeit keinen Pfennig."
Die "Riederwälder Geschichte(n)" sind zu haben im Zeitschriftenladen in der Raiffeisenstraße und bei der Allianz-Vertretung in der Schäfflestraße. big
FECHENHEIM. Die Kleingärtner des Vereins "Mainperle" haben ihre selbstgebaute Abwasseranlage offiziell in Betrieb genommen. Die Vereinsmitglieder investierten rund 55 000 Mark in den 35 Meter langen Kanal, der das "Funktionshaus" des Kleingartengeländes mit dem städtischen Abwassernetz verbindet. Der Bau, weitgehend in Eigenarbeit fertiggestellt, verteuerte sich, weil eine Hebeanlage installiert werden mußte. Denn das Vereinsgelände liegt unter dem Niveau der Kanalisation.
Planung und Fertigstellung dauerten rund drei Jahre. Die Aktiven unter den 95 Vereinsmitgliedern arbeiteten nach Angaben von Harry Hoppe etwa 1000 Stunden an dem Kanal. Der Kleingartenfreund und inzwischen pensionierte Bautechniker Wolfram Nay habe sich besonders um die technischen Schwierigkeiten des Baus gekümmert, sagte Hoppe. Die Baggerarbeiten waren als einziger "Fremdauftrag" vom Stadtentwässerungsamt ausgeführt worden. big
SACHSENHAUSEN. "Als ich den Chor vor zehn Jahren übernommen habe, hätte ich mir nicht träumen lassen, daß die Gruppe wieder so groß werden würde", erinnerte sich Wolfgang Zerlik, der Leiter des Kirchenchors der katholischen St. Bonifatius-Gemeinde im südlichen Stadtteil Sachsenhausen. Jetzt dankten "seine" Sänger und die Gemeinde dem Kirchenmusiker für die Arbeit in den vergangenen Jahren: Im Anschluß an den Gottesdienst organisierten sie im Pfarrgarten eine kleine Feier.
Als 1982 der vorherige Chorleiter sein Amt abgegeben hatte, rief Pfarrer Richard Weiler den damaligen Studenten Zerlik an und schlug ihm vor, den Chor zu übernehmen. "Ich war damals 27 Jahre alt und studierte noch Musik in Frankfurt. Pfarrer Weiler und ich verstanden uns schon am Telefon gut und so entschied ich mich, die Chorleitung zu übernehmen", erzählte Zerlik.
Anfangs mußte der Musiker allerdings unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Der Chor war nur 14 Sänger stark - für einen Kirchenchor zu wenig. Zerlik: "Bis Relativ bunter Chor heute haben wir es geschafft, 50 Sängerinnen und Sänger zu versammeln; dabei sind wir ein relativ bunter Chor geblieben. Unser jüngstes Mitglied ist elf Jahre alt und das älteste schon 70 Jahre." Dabei kommen die Leute mit den verschiedensten Motiven in den Kirchenchor. Manche kommen aus musikalischem Interesse, andere wollen etwas Religiöses machen und wieder andere möchten sich in der Gemeinde engagieren.
Auch musikalisch versucht Wolfgang Zerlik, der heute Lehrer an der Frankfurter Schillerschule ist, den unterschiedlichen Altersklassen und Geschmäckern nachzukommen. Zwar probt der Chor zur Zeit hauptsächlich das Sanktus und Benediktus aus der großangelegten Messe in D-Dur von Antonin Dvorák, aber auch Jazz oder Spirituals werden von den Sängerinnen und Sängern des Kirchenchors zusammen mit der Band der Gemeinde einstudiert.
Als Überraschung hatte der Chor für Wolfgang Zerlik ein selbstgedichtetes Lied einstudiert, das am Sonntag nach dem Gottesdienst im Pfarrgarten vorgetragen wurde. Dabei bekam der Chorleiter auch eine Medaille mit der Aufschrift "10 Jahre Boni-Chor" von den Sängerinnen und Sängern überreicht.
Wolfgang Zerlik legt bei seiner Arbeit Wert auf Perfektion: "Wenn man etwas halbherzig macht, führt das zu nichts." Je mehr man fordere, desto besser seien schließlich die Ergebnisse. "Wertvolle Musik soll nicht billig verkauft werden. Ich will nichts beschönigen, denn es erfordert acht bis zehn Wochen harte Arbeit, ein Stück einzustudieren", berichtete Wolfgang Zerlik. Um so schöner sei es dann aber, wenn man es endlich geschafft habe: "Dann kommt der Genuß beim Singen."
Einmal im Jahr machen die Sänger der St. Bonifatius-Gemeinde auch einen großen Ausflug, der meist auch mit einem Auftritt verbunden ist. Und um das Sanktus und Benediktus perfekt einzustudieren, will Wolfgang Zerlik mit der Gruppe noch einmal für drei Tage wegfahren. Wenn es dann richtig klappt, und die neue Orgel für die Gemeinde da ist, soll das Werk vorgetragen werden.
Neue Mitsänger sind in der St. Bonifatius-Gemeinde immer willkommen. Grundsätzlich können alle Altersgruppen mitmachen. "Vorsingen" für die Aufnahme in den Chor ist nicht erforderlich. Interessenten können nach der Sommerpause mittwochs ab 20 Uhr im großen Pfarrsaal der Gemeinde in der Holbeinstraße 30 vorbeischauen.
Wer sich erst noch einmal über en Bonifatius-Chor informieren will, kann bei Wolfgang Zerlik unter der Telefonnummer 65 54 22 anrufen. jan
FRANKFURT-NORDWEST. "Hier ruht Kaspar Hauser, ein Rätsel seiner Zeit, unbekannter Herkunft, geheimnisvollen Todes", lautet die Inschrift auf seinem Grab. Doch nicht die Ruhestätte interessierte die Schüler der Pantomimen-Gruppe der Ziehenschule. Ein Käfig stand im Mittelpunkt ihrer Eigenproduktion. Gitterstäbe, die die Welt bedeuteten: für Kaspar Hauser wie für seine gefühlskalten Erzieher und Mäzene. Die Szenencollage "Kaspar Hauser" war ein Erfolg auf den Schultheatertagen, wo die Jugendlichen aus Eschersheim vor 100 Zuschauern im Volksbildungsheim auftraten.
"Uns interessiert nicht der Krimi in der Geschichte. Für uns ist der Aspekt wichtig, daß alle an ihm herumziehen", steht im Programm. Jugend heißt aufbegehren, sich gegen Normen und Konventionen auflehnen. "Revolutionär" war der Generationskonflikt, als die Jeans noch ohne Bügelfalte getragen wurde. Heute reißt sich eine junge Schauspielerin das Rokokokleid vom Leib und steht mit schwarzem Korsett, Strapsen und Lederpeitsche im Käfig. Die adlige "Dompteuse" Frau Behold (Nicole Meyer) will den verstörten Kaspar Hauser ins Bett jagen. Alle Achtung vor einer Schülerin, die weiß, daß im Publikum nicht nur Mitschüler, sondern auch die Eltern sitzen. Das war ein emanzipatorischer Befreiungsschlag auf der Bühne.
Mit den Mitteln des Bewegungstheaters und Sprachexperimenten haben die Schüler und Schülerinnen Jakob Wassermanns Roman "Kaspar Hauser oder die Trägheit des Herzens" inszeniert. In neun Szenen wird von der Geburt bis zum Zusammenbruch der Leidensweg eines jungen Menschen dargestellt, der sich nicht aus den Klauen moralistischer Erzieher und selbstsüchtiger Gönner befreien kann. Beeindruckend war die Eingangsszene. Fünf Schauspieler - weiß gekleidet, streng die Haare nach hinten gesteckt - wachen unter einer Plastikplane langsam auf. Erst regt sich ein Fuß, dann eine Hand, schließlich beginnt sich der Körper aufzurollen. Spannung steigt, mit Fingern und Ellbogen wird die Plane durchstoßen: Kaspar Hausers Geburt war genauso anstrengend wie sein Leben. Nie durfte er sich entwickeln. Von gnadenloser Ignoranz bis "Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst!": Züge schwarzer Pädagogik, die heute noch vielen Menschen das Leben verfinstert.
Zu den imposanten Klängen Carl Orffs "Carmina Burana" brechen die exzentrische Frau Behold, der feine Lord Stanhope (Helene Schulte), der sterile Professor Daumer (Gesa Heine) und der prinzipiengebundene Lehrer Meyer (Claudia Elst) ihren Schützling. Kaspar Hauser selbst wird von drei Schauspielerinnen in verschiedenen Entwicklungsstadien gespielt: Anne Laun, Antje Schulz und Ulrike Hagendorf. Langsam erwirbt sich der Protagonist sprachlichen Ausdruck. Doch den Status einer Marionette verliert er dennoch nicht. Ohne Vergangenheit hat er keine Zukunft. Ohne zu wissen, gegen welche Erziehung er sich auflehnen soll, rennt er mit seinen Aggressionen ins Dunkle. Die Ziehenschule präsentierte sich mit einer runden und ästhetischen Inszenierung. Eine Theaterarbeit mit hohem Niveau. *CHRISTINE PETERS
FRANKFURT A. M. Das "Fräulein ledige Mutter" gibt es nicht mehr. Diese Zeiten sind endgültig vorbei, hat Annegret Freitag festgestellt. Die Sozialarbeiterin ist seit 1974 beim Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) beschäftigt. 25 Jahre alt wird der VAMV in diesem Jahr, die Ortsgruppe Frankfurt ist fünf Jahre jünger: Sie feiert im November ihr 20jähriges Bestehen.
Die Jubiläumstage standen beim Sommerfest des Alleinerzieher-Verbandes in der Martin-Luther-Straße 20 - der hessische Landesverband und der Frankfurter Ortsverein haben hier eine gemeinsame Geschäftsstelle - zwar noch im Hintergrund. Gesprächsthema sind sie bei Kaffee und Kuchen aber dennoch gewesen. Während Gisela Schlickenrieder die Kinder der rund 250 Besucher schminkte und mit kleinen Herzchen schmückte, nannte Frau Freitag einige Zahlen zum Thema "Alleinerziehende".
Im Jahre 1965 beispielsweise zogen von je 10 000 Einwohnern der Bundesrepublik 83 aufs Standesamt. 1990 waren es nur noch 63 (ohne neue Bundesländer). Immer mehr Kinder werden von unverheirateten Frauen geboren oder leben bei einem geschiedenen Elternteil. 1990 kam jedes neunte Kind in den alten Ländern "nichtehelich" auf die Welt, in den neuen Ländern ungefähr jedes dritte. 1965 wurde in der damaligen Bundesrepublik nur jedes 21. Kind unehelich geboren.
"Begriffe wie zusammenlebend, getrenntlebend oder die nichteheliche Lebensgemeinschaft haben sich mittlerweile eingebürgert", so Frau Freitag. "1967 war man ledig, verheiratet, verwitwet oder geschieden." Das sei zwar ein kleiner Fortschritt. "Aber dennoch werden wir Alleinerziehenden noch zu oft von der Umgebung schief oder mitleidig angesehen", ärgert sich Doris Poller, Erste Vorsitzende des Ortsvereins. "Wir wollen endlich, daß unsere Lebensform akzeptiert wird."
Daß die alleinige Erziehung eines Kindes nicht zu Notlagen für die Mutter oder den Vater führt, dafür setzt sich der VAMV ein. Annegret Freitag: "Bei der Wohnungssuche, der Arbeitsplatzsuche oder mit der Kreditwürdigkeit bei den Banken haben unsere Mitglieder immer Schwierigkeiten - das sind zwar Probleme, die viele Menschen haben. Aber bei den Alleinerziehenden häufen sie sich."
Schuld daran seien unter anderem eine falsche Steuerpolitik des Staates und falsche Unterhaltsregelungen. "Das treibt Alleinerziehende oft in die Sozialhilfe."
Eine nichtberufstätige, alleinstehende Mutter mit einem noch nicht schulpflichtigen Kind habe lediglich rund 825 Mark im Monat zum Leben zur Verfügung. Der VAMV fordert deshalb eine "Erziehungskasse", aus der ein Alleinerziehender bis zur Schulpflicht des Kindes 90 Prozent seines bisherigen Einkommens erhält; außerdem sind ausreichende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder bis zu 14 Jahren nötig. Denn diese Erfahrung hat nicht nur Doris Poller gemacht: "Wenn das Kind erst einmal versorgt ist, läuft auch das andere."
Der VAMV hilft durch Information und Beratung. Die Stadt unterstützt den Verband mit einer hauptamtlichen Stelle, alles andere finanziert der Interessenverband selbst durch Spenden. Rund 85 Prozent der 250 Mitglieder sind Mütter - noch immer sind die alleinerziehenden Väter in der Minderheit, auch wenn Annegret Freitag hier "einen Wandel" bemerkt hat.
"Wir haben viel in den vergangenen 25 Jahren erreicht", freut sich die Sozialarbeiterin, "trotzdem werden wir mit unserer Arbeit so schnell nicht fertig." *mug
"Sehen Sie, hier war die Halbzeit beim Fußballspiel." Für Günter Zehnder, von Beruf Wassermeister, ist die Sache ganz klar. "Zu diesem Zeitpunkt sind alle auf die Toilette gegangen, das erkennen wir hier am Ausschlag der Nadel", sagt der Fachmann und zieht einen Zettel aus der acht mal zwei Meter großen computergesteuerten Schaltanlage, die an einer Seite der Wand im Wasserwerk Jügesheim steht.
Auf dem weißen, karierten Papier sind einige Punkte und Kurven zu erkennen, die den Wasserverbrauch in der Stadt und im Kreis Offenbach rund um die Uhr festhalten. In der Halbzeit beim Kicken der Nationalmannschaft, wie vor kurzem bei der Europameisterschaft in Schweden, bewegt sich die Nadel des Druckers rasch nach oben.
Dieser extreme Ausschlag wiederholt sich in der Schaltzentrale des Wasserwerkes jeden Morgen zwischen sechs und zehn Uhr oder abends kurz vor acht, wenn die Leute noch mal auf die Toilettenspülung drücken, bevor sie es sich im Fernsehsessel zur Tagesschau bequem machen.
Im Werk Rodgau-Jügesheim des Zweckverbandes Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach laufen alle Leitungen zusammen. Das gilt für die Elektrik genauso wie für die Trinkwasserrohre, die von dort aus geregelt werden können. In dem roten Backsteingebäude mitten im Wald wird alles überwacht, ferngesteuert, werden riesige Vorratsbehälter mit bis zu 20 000 Kubikmeter Fassungsvermögen geöffnet oder Klappen geschlossen, je nachdem, welche Menge Wasser die rund 330 000 Menschen im Versorgungsgebiet des Zweckverbandes gerade brauchen.
Im Jahr sind das rund 24 Millionen Kubikmeter. Eine unvorstellbare Größe, die da aus den 115 Brunnen der verschiedenen Einzugsgebiete im Kreisgebiet gepumpt wird. Überschaubarer ist da schon eher der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch, der bei rund 150 Litern liegt. Das sind im Durchschnitt 65 000 Kubikmeter am Tag, die der Verband den angeschlossenen Städten und Gemeinden zur Verfügung stellen muß.
Diese Zahlen sprudeln aus dem Mund des Wassermeisters nur so heraus. Doch da wird nichts vermischt, Günter Zehnder kann alles klar unterscheiden, wenn er von Kubikmeter, Liter, Mikrogramm oder Nanogramm redet. An den Schreibtischen der Ingenieure und Wassermeister in der Jügesheimer Schaltzentrale wird das kühle Naß zur trockenen Materie.
Draußen vor der Tür plätschert ein kleiner Springbrunnen, drinnen in einem der Nebengebäude sprudeln stündlich tausende Kubikmeter über große Siebe oder in Becken mit Dolomitgestein, wodurch das Eisen entfernt und die Kohlensäure herausgefiltert wird. Das Wasser ist ständig in Bewegung, es ist ein Kreislauf. Das gilt sowohl für die natürliche Wechselwirkung zwischen Regen und Sonne, als auch für das System des Zweckverbandes.
Alle Leitungen sind miteinander verbunden, damit sich die verschiedenen Wasserwerke des Verbandes beispielsweise bei einem Rohrbruch oder bei Wasserknappheit in Spitzenzeiten untereinander helfen können. Die 115 Förderbrunnen verteilen sich im gesamten Kreisgebiet. Es sind durchlöcherte Rohre, in denen sich das Grundwasser ansammelt. Sie stehen je nach Beschaffenheit des Untergrundes manchmal bis zu 100 Meter tief vertikal in den Wiesen- und Waldböden. Pumpen befördern es in das nächstgelegene Wasserwerk.
Von der Langen Schneise bei Seligenstadt kann das Wasser beispielsweise mit dem aus der Anlage in Hintermark, südlich von Heusenstamm, vermischt werden. Durch ein knapp 250 Kilometer langes Fernleitungsnetz stellt der Verband sicher, daß jederzeit eine Spitzenmenge von 100 000 Kubikmeter pro Tag geliefert werden kann.
Solche Spitzenwerte gab es in einem heißen Sommer tatsächlich schon. Am 2. Juli 1976 waren es genau 102 000 Kubikmeter, erinnert sich Verbandschef Dr. Wolfgang Ribbeck an diesen - zum Glück bisher einmaligen - Rekord, als sei es gestern gewesen.
Diese hohen Zahlen möchten die Fachleute beim Zweckverband am liebsten gar nicht mehr sehen. Denn wenn der Verbrauch so weitergeht und sich immer mehr Menschen im Kreis ansiedeln, bekommen die Wassermeister bald echte Schwierigkeiten, ständig soviel Trinkwasser bereitzuhalten.
Von einem Notstand, wie ihn Landrat Jürgen Banzer für Neu-Anspach, Wehrheim und Usingen im Taunus vor kurzem ausgerufen hat, möchte der verantwortliche Ingenieur in Stadt und Kreis Offenbach jedoch nicht sprechen. Da stehe der Zweckverband mit seinen 115 Förderbrunnen, in denen das Grundwasser unter den Wäldern und Wiesen gesammelt wird, sowie mit den neun angeschlossenen Wasserwerken noch gut da. Auch bei der jüngsten Trockenperiode im Mai kamen die Wassermeister noch nicht in Schwitzen.
Die Devise heißt dennoch: "Wasser sparen", denn die Fachleute rechnen nicht in den Zeiträumen von Wochen, sondern denken heute schon an die Entwicklungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Für eine mögliche Wasserknappheit gibt es viele Gründe: Die Zahl der Einwohner und die der Industriebetriebe in Stadt und Kreis Offenbach steigt weiter (Kaiserlei-Bebauung, neuer Stadtteil in Rodgau), doch die Vorräte in der Erde werden nicht mehr.
Besonders verärgert sind die Experten darüber, daß von dem sauber in die Haushalte gelieferten Wasser nur ein geringer Teil tatsächlich zum Trinken genutzt wird. Viel zuviel des kostbaren Gutes läuft beispielsweise durch die Toilettenspülung. Das sind rund 45 Liter am Tag, umgerechnet auf den Pro-Kopf-Verbrauch, die gar nicht so sauber sein müßten.
Gerade dort liegt nach Darstellung von Werkleiter Wolfgang Ribbeck die große Chance, Wasser zu sparen. Auf einfache Weise, ohne daß sich die Menschen umstellen müssen. Die Verantwortlichen haben es jedoch schwer, denn sie kämpfen gegen einen großen Gegner.
Werkleiter Ribbeck denkt da beispielsweise an die Unternehmen, die Badewannen - oder besser gesagt: Whirlpools - verkaufen. Dafür werde in Illustrierten mit bunten Bildern und schönen Menschen, die in einer reichlich mit Wasser gefüllten Wanne liegen, geworben. Wie lange sich die Menschen solch eine luxuriöse Verschwendung von Trinkwasser noch leisten können, weiß auch Ribbeck nicht. Doch diese Anzeigen stören ihn, denn sie stehen im Gegensatz zu den Zielen seiner Arbeit.
FRANKFURT A. M. Bereits seit 1946 bietet der "American Field Service" (AFS) ein internationales Austauschprogramm für Schüler an. Auch in diesem Jahr wieder suchen 16- bis 18jährige Austauschschüler Gastfamilien in der Bundesrepublik Deutschland. Und zwar für elf Monate müßten sie aufgenommen werden, die Schüler aus der ganzen Welt, und zwar möglichst in solchen Familien, in denen sie "dazugehören" können.
Dabei entfallen auf die Gastgeber (außer den Mahlzeiten für ein weiteres Familienmitglied) keinerlei Kosten. Taschengeld, Anreise und gegebenenfalls ärztliche Versorgung werden vom AFS gedeckt. Den Schülern geht es in erster Linie darum, für ein knappes Jahr die deutsche Kultur, das Alltags- und Schulleben in der Bundesrepublik kennenzulernen.
So kommen jährlich 275 Jugendliche nach Deutschland. Aufgenommen werden können sie in Familien genauso wie bei Alleinerziehenden. Weitere Informationen gibt es beim AFS Komitee Frankfurt, bei Felix Tomys, Savignystraße 77, 6000 Frankfurt am Main 1, unter der Telefonnummer 75 28 61. fs
ESCHERSHEIM. Der Vergnügungsausschuß des Kleingärtnervereins Eschersheim wollte sich mal was ganz anderes einfallen lassen für seinen Seniorennachmittag. Immer nur Kaffee und Kuchen in der Gemüsehalle (dem Clubheim), hieß es, sei doch wohl auf die Dauer langweilig. Dieter Zenker, der Vorsitzende des Vergnügungsausschusses, und seine Mitarbeiter hatten eine prächtige Idee: "Wir könnten ja mal eine Rundfahrt mit dem Ebbelwei-Expreß machen."
Der Gedanke wurde rasch in die Tat umgesetzt. Gartenfreund Oskar Hauschild, von Beruf Straßenbahnfahrer, erklärte sich bereit, für seinen Verein eine Extraschicht einzulegen und den Expreß zu fahren. Etwa 60 Senioren fanden sich dann am vorgesehenen Nachmittag an der Haltestelle Eckenheimer Landstraße/ Marbachweg ein und bestiegen die Wagen: ein Triebwagen mit zwei Anhängern. KGV-Vorsitzender Fritz Sittner und seine Vorstandskollegen Norbert Thoma, Dieter Zenker und Gerwald Scholle waren ebenfalls mit von der Partie.
Etwa drei Stunden lang kurvte der "Ebbel-Ex" mit der Kleingärtnergesellschaft durch die Stadt. Gerwald Scholle gab über Mikrofon Erläuterungen zu den Sehenswürdigkeiten an der Strecke. "Da war vieles", sagte er, "was unsere älteren Mitglieder noch gar nicht kannten. Wann kommen die Leute auch schon mal in die Hanauer Landstraße oder gar nach Neu-Isenburg?"
Es gab auch freudiges Wiedererkennen. In der Sachsenhäuser Textorstraße beispielsweise rief ein Fahrgast laut durch den Wagen: "Da drüben, da haben wir mal gewohnt!" Und ein anderer brummelte: "Ei, wie hadd sich des am Hauptbahnhof alles verännerd."
Der KGV-Vorstand hatte den Service in den Wagen übernommen, verteilte Brezeln und Getränke. Zünftige Ebbelwei-Lieder erklangen über den Lautsprecher: Der Vergnügungsausschuß hatte die richtigen Tonbänder mitgebracht. Die Senioren waren begeistert. "So was sollten wir öfter machen", erklärten sie unisono erfreut und dankbar.
Gerwald Scholle meinte: "Wir hatten gar nicht zu hoffen gewagt, daß die Leute einen solchen Spaß an dieser Sache haben würden."
Und Dieter Denker begann schon, laut über den Seniorenausflug im nächsten Jahr nachzudenken: "Wir könnten ja mal mit dem Bus irgendwohin fahren." li
AMIENS. Das prachtvolle Muttergottesportal der gotischen Kathedrale von Amiens in Nordfrankreich wird derzeit einer neuartigen Laserbehandlung unterzogen. Mit dem Verfahren kann die jahrhundertealte Schmutzschicht auf dem reichen Skulpturenschmuck und den feingemeißelten Ornamenten abgelöst werden, ohne daß der weiche Kalkstein wie bei der Reinigung mit chemischen Mitteln oder Sandstrahlgeräten angegriffen würde. Dadurch können sogar die Farben restauriert werden, die bei Untersuchungen mit dem elektronischen Mikroskop auf den schmutzigschwarzen Figuren aus dem 13. Jahrhundert festgestellt wurden.
Die Bilanz der ersten Arbeitstage mit dem Gerät ist nach Angaben des zuständigen Chefarchitekten für Denkmalschutz, Vincent Brunelle, voll zufriedenstellend. Nach einer Pause zur technischen Analyse und zur Verbesserung des 250 Kilo schweren Apparats, der beweglicher gemacht werden soll, werden die Arbeiten an dem Portal weitergehen. Brunelle rechnet mit einer Dauer von etwa einem Jahr. Ob auch die Farben restauriert werden, ist noch nicht entschieden. Bei den Untersuchungen mit dem Elektronenmikroskop wurden auf der Muttergottesstatue bis zu 26 Farbschichten entdeckt.
Mit dem Lasergerät wird eine leichte Mikroresonanz in der Schmutzschicht erzeugt, die sich dadurch ablöst. Das Gerät wurde in dreijähriger Arbeit von der Forschungsanstalt für Denkmalschutz (Laboratoire de recherche des monuments historiques) in Champs-sur-Marne entwickelt und bereits mehrmals getestet, aber noch nie zur Fassadenrestaurierung eingesetzt. Der in Amiens verwandte Prototyp hat umgerechnet knapp eine halbe Million Mark gekostet.
Die im 13. Jahrhundert erbaute Kathedrale Notre-Dame von Amiens gehört wie die Kathedralen von Reims und Chartres zu den Prunkstücken gotischer Sakralarchitektur in Frankreich und steht unter internationalem Denkmalschutz. Die Laserbehandlung des Portals ist nur Teil eines Restaurierungsprogramms, das nach Schätzung des Chefarchitekten rund zehn Jahre dauern dürfte. Die übrigen Teile des Kirchenbaus werden nach herkömmlichen Verfahren gereinigt werden. AFP
Längst hat sich herausgestellt, daß die "zivilgesellschaftliche" Opposition in Ost- und Mitteleuropa nach ihrem Sieg nicht umstandslos zu einem Aufbau von Verhaltensmustern und Institutionen der "Bürgergesellschaft" (Dahrendorf) geführt hat. Weder der kontrollierte politische Interessenantagonismus noch das regelkonforme marktwirtschaftliche Handeln konnten sich bisher in einem für die notwendigen Veränderungen ausreichendem Maße durchsetzen.
Die anhaltende Diskussion über die "Zivilgesellschaft" hat deshalb den zweiten vor dem ersten Schritt getan: Sie orakelt über die fortdauernde Relevanz staatsferner und bürgernaher, spontaner gesellschaftlicher Organisationen, bevor geklärt ist, welche elementaren Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit der geregelte Interessenausgleich zwischen den freigesetzten Subjekten der bürgerlichen Gesellschaft stattfinden kann.
Mit Wolfgang Englers außergewöhnlich sensiblen Beobachtungen aus dem Innenleben des "Staatssozialismus" der DDR liegt jetzt ein wichtiger Beitrag zum Verständnis dieser Übergangsschwierigkeiten vor. Engler geht davon aus, daß die neuen ökonomischen und politischen Strukturen in der ehemaligen DDR so lange in der Luft hängen, wie sie nicht ein tragfähiges Fundament im Denken und Handeln der Menschen haben. Dieses aber ist bis ins Innerste von den Disziplinierungsweisen eines autoritären Systems geprägt. Im Anschluß an Norbert Elias zeigt Engler, daß eine auf "Fremdzwang" beruhende Verhaltenskontrolle noch lange nicht dazu führt, daß die Menschen aus eigener Einsicht und Motivation heraus ihr Fühlen, Denken und Handeln so gestalten, daß es dem Zusammenleben zuträglich ist. Im Gegenteil: wenn der äußere Zwang, der bisher die "Zivilisierung" des Verhaltens erpreßte, wegfällt, dann droht mit den alten Strukturen auch das zivilisierte, kontrollierte Verhalten zu erodieren.
Nach 1989, so Engler, konnte man "den Statistiken über Verkehrsdelikte und Verkehrsunfälle, über Eigentumskriminalität und Gewalt gegen Menschen unschwer entnehmen, wie Selbstzwangapparaturen, die man für stabil und gut verankert in den Persönlichkeitsstrukturen gehalten hatte, ihren Dienst versagten. Und dasselbe gilt für die unverhüllt feindseligen Gefühle gegenüber Menschen, die anderen ethnischen, kulturellen oder staatlichen Einheiten angehören. Nicht zu vergessen die oft genug mit symbolischer, ja physischer Gewalt ausgetragenen Konflikte zwischen jugendlichen Gruppen, die eine ausgeprägte Tendenz zur Durchbrechung des staatlichen Gewaltmonopols erkennen lassen."
Engler nennt das "Zivilisierungsmuster", das in den sozialistischen Gesellschaften vorherrschte, "selbstdestruktiv", da es ausschließlich auf der Unterwerfung unter die repressiven Instanzen beruhte und in dem Moment, in dem diese Instanzen zusammenbrachen, zivilisationsfeindliche Energien freisetzte. "Selbstreflexiv" nennt Engler dagegen - in ausgesprochen erhellender Fortentwicklung der Theorie von Elias - einen Zivilisierungsmodus, der Verhaltenskontrolle mit der Eröffnung von Verhaltensspielräumen verknüpft. Zivilisiertes Verhalten kann nur dann in den individuellen Motiven der Menschen verankert sein, wenn es nicht nur als Versagung, als Unterdrückung von Triebimpulsen erfahren wird, sondern zugleich als die Bedingung der Möglichkeit selbständigen und kooperativen Handelns erscheint.
Die größte Schwierigkeit für die Menschen aus vormals autoritär durchstrukturierten Gesellschaften sieht Engler darin, Anschluß an Gesellschaften zu finden, die nicht so sehr Gehorsam prämieren, sondern "Initiative, Risiko und Lernbereitschaft". Der Zwang, den die Gesellschaft auf die Menschen ausübt, ist damit keineswegs verschwunden. Aber dieser Zwang zielt weniger darauf ab, ein ganz bestimmtes Verhalten zu lancieren. Er macht sich vielmehr in der kaum zu entgehenden Notwendigkeit bemerkbar, mit anderen zu kooperieren, Konflikte auszutragen, sich seine Freunde und Partner selbst auszuwählen oder sich lebenslang Wissen anzueignen, um beruflich bestehen zu können. Wolfgang Engler gelingt das Kunststück, mit der begrifflichen Objektivierung sozialen Verhaltens zugleich den subjektiven Erfahrungshorizont der Menschen zu erschließen.
So beschreibt er eindringlich den Gefühls-, Denk- und Verhaltenshabitus der herrschenden Schicht der DDR; jenes eigentümlich gepaltene Bewußtsein der Bevölkerung, daß die eigenen Verhältnisse - zumal im Vergleich zur BRD-Gesellschaft - immer irrealere Züge annahmen und den eigenen Wünschen immer weniger Perspektiven boten, daß man aber dennoch nicht umhin kam, das eigene Leben unter den gegebenen Umständen einzurichten; schließlich den Geständniszwang und -drang, dem sich zumal SED-Mitglieder im Verlaufe und in der Folge der "Wende" ausgesetzt sahen und der mit dem Zusammenbruch zentraler lebensgeschichtlicher Identifikationen einherging. Indem Englers Studien zurückliegendes und gegenwärtiges menschliches Verhalten verstehen lehren, leisten sie im besten Sinne "soziologische Aufklärung".
ANDREAS KUHLMANN
Wolfgang Engler: Die zivilisatorische Lücke. Versuche über den Staatssozialismus. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1992, 171 Seiten, 12 DM.
FR: Auf die Wahlerfolge der rechtsradikalen Parteien haben die Etablierten in den Parlamenten und viele Medien bisher mit einer "Strategie gezielter Ignoranz" reagiert. Was bewirkt Ihrer Ansicht nach ein solches Verhalten?
Jaschke: Der Umgang mit rechtsradikalen Parteien nach dem Krieg war immer ein Wechselspiel zwischen Integration, Dramatisierung und Ignoranz. In den 60er Jahren hat man versucht, die NPD auszugrenzen, zu stigmatisieren, mit guten Gründen: Unter den Abgeordneten gab es ehemalige PGs, ehemalige Nationalsozialisten, und mit denen setzt man sich nicht zusammen an einen Tisch. Ich halte das damalige Verhalten für richtig, auch für symbolisch angemessen. Es wäre vergleichbar mit der heutigen Situation, wenn man sich mit höheren Chargen etwa der Stasi zusammensetzen würde. Das hielte ich für moralisch außerordentlich fragwürdig.
Nur: Sie müssen bedenken, daß die heutigen Abgeordneten der Rechtsaußenparteien biographisch weit entfernt sind vom Dritten Reich, insofern entfällt die direkte symbolische Legitimation, sie auszugrenzen. Und sie müssen bedenken, daß heute die zugrundeliegenden Probleme, das, was diese Parteien eigentlich artikulieren, sehr viel tiefer reichen als in den 50er und 60er Jahren. Sie betreffen vor allem das Phänomen sozialer Ungleichheit, vor allem in den großstädtischen Ballungsräumen; und sie reichen hinein in das Unverständnis über den Problemkomplex multikulturelle Gesellschaft. Das sind derart tiefgreifende Strukturprobleme, die sich überhaupt nicht lösen lassen etwa durch Veränderungen des Asylrechts - ich halte das für Kosmetik an der Oberfläche.
Die rechtsradikalen Parteien und ihre Wählerbasis können nur effektiv bekämpft werden, wenn man diese zugrundeliegenden Probleme so anpackt, daß es die Mehrheit der Bevölkerung versteht, daß sie es nachvollziehen kann, daß sie dem Tempo der Modernisierung dann auch gewachsen ist. Das macht den Unterschied aus zwischen den Republikaner-Erfolgen heute und den alten NPD- Erfolgen.
FR: Was bedeutet das nun im Hinblick auf Strategien - sollen die Rechtsextremen in den Parlamenten und in den Medien ignoriert werden? Oder brauchen wir eine öffentliche Auseinandersetzung mit ihnen?
Jaschke: Ich plädiere für eine offensive politische Auseinandersetzung, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Rechtsaußenparteien keine Programmparteien sind, sondern sie sind wesentlich Weltanschauungsparteien. Genau dies verbindet sie übrigens mit den Vorläufern des Nationalsozialismus, mit der Weimarer Rechten. Man muß sie also so behandeln, wie man eine Weltanschauungsbewegung behandelt, daß heißt man muß die Grundzüge ihrer Weltanschauung debattieren, und nicht die Programme, die sie konkret angeblich entwickeln. Das Gewaltpotential der Republikaner steht nicht im Parteiprogramm, sondern es folgt aus ihrer nationalistischen und rassistischen Weltanschauung.
FR: Eine Auseinandersetzung ist ja immer auch ein Eingehen auf die Figuren, die hochgespült werden auf der rechten Seite. Besteht nicht die Gefahr, daß im Grund unwichtige, kleine Persönlichkeiten von Republikanern, DVU oder NPD erst ins Rampenlicht der Öffentlichkeit kommen?
Jaschke: Aber schauen Sie, das ist doch ein generelles Problem des elektronischen Zeitalters. Alle Parteien, alle Interessengruppe leben von Öffentlichkeit und von Öffentlichkeitsarbeit. Und hier kann man keine Ausnahme machen, man kann die rechten Parteien nicht praktisch aus der Öffentlichkeit herausschließen - was übrigens einer demokratischen Gesellschaft auch unwürdig wäre, weil diese Gesellschaft in der Substanz davon lebt, daß Meinungen ausgetauscht werden und daß sie frei geäußert werden können, auch öffentlich, und sie lebt davon, daß bestimmte Meinungen nicht von vornherein ausgegrenzt werden. Natürlich muß man die prekäre Balance halten zwischen dem Öffentlichkeit-Herstellen einerseits und der notwendigen politischen Auseinandersetzung andererseits. Das fällt auch in die Verantwortlichkeit der Massenmedien.
FR: Sie sagen in Ihrem Buch über die Republikaner ("Die ,Republikaner' - Profile einer Rechtsaußenpartei"), Verbote, Ausgrenzung und Ignorieren seien nicht die richtigen Strategien, und Sie sagen, Information und Diskussion müßten angeboten werden. Wie stellen Sie sich das vor? Wer soll mit wem diskutieren?
Jaschke: Hier muß man eine Unterscheidung treffen. Gegen gewaltbereite rechtsradikale Minderheiten wird nur der Staatsanwalt helfen können. Hier gibt es keine Diskussion. Es gibt ebensowenig öffentliche Diskussionsmöglichkeiten mit überzeugten Neonazis, wie Michael Kühnen einer gewesen ist. Es besteht aber die Notwendigkeit einer verstärkten inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Sympathisantenpotential, das heißt vor allen Dingen auch mit Teilen der Jugendlichen. Das betrifft für die großen Städte etwa die Szenen in den eher abgehängten Stadtteilen. Hier sind die Nahtstellen gegeben, wo die politische und soziale Auseinandersetzung stattfinden muß, natürlich nicht nur in Diskussionen, sondern auch mit Instrumenten einer geeigneten Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Hier muß eine neue Sozialpolitik entwickelt werden.
Aber das ist noch nicht die Frage, wie man mit den rechtsradikalen Politikern selber umgeht. Ich plädiere - im Gegensatz etwa zu Brumlik (Stadtverordneter der Grünen in Frankfurt, Red.) und anderen - dafür, in den Parlamenten zu respektieren, daß diese Abgeordneten frei gewählt sind. Sie haben ein Mandat ihrer Wähler, und insofern muß man ihnen auch die Rechte geben, die mit diesem Mandat verbunden sind. Man muß sich mit ihnen politisch inhaltlich auseinandersetzen, um auch sichtbar zu machen, wo die wirklichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen zu den demokratischen Parteien.
Ich habe bisweilen den Eindruck, die Unterschiede zur Union etwa sind nicht so stark, wie allgemein angenommen wird. In den Fragen etwa der inneren Sicherheit oder der Ausländerpolitik sind die Positionen der Republikaner, der NPD und der CDU nicht sehr weit auseinander. Das wird man aber erst rausfinden können, wenn man sich auch mit den parlamentarischen Aspekten wirklich ernsthaft beschäftigt. Man wird sicherlich aufpassen müssen, daß man sie nicht aufwertet. Es gibt eine gewisse Faszination des Schattens von Auschwitz. Wo Leute mit Hakenkreuzen rummalen, rumhantieren, sind auch Journalisten sehr schnell da und bereit, darüber zu berichten. Aber das halte ich für Tagesaufgabe, da gibt es keine Patentlösung, das muß immer wieder ausgelotet und ausbalanciert werden.
FR: Sie schreiben in Ihrem Buch über die Republikaner auch, daß der Umgang mit den Rechtsextremen einen Gradmesser für die Reife einer Gesellschaft abgibt. Wie könnte sich unsere Gesellschaft ein solches Reifezeugnis ausstellen?
Jaschke: Wenn sich die Öffentlichkeit in der Bundesrepublik beispielsweise mit den Republikanern beschäftigt, dann beschäftigt sie sich doch immer auch indirekt mit ihrer eigenen Vergangenheit, weil die Republikaner in den Augen eines beachtlichen Teils der Öffentlichkeit zu Recht das wie immer gebrochene Fortleben von Rechtsextremismus symbolisieren. Wenn man sich mit seiner eigenen Vergangenheit beschäftigt, sollte man - das lehren uns alle Überlegungen aus der Psychoanalyse - nichts verschweigen, nichts unter den Teppich kehren und nichts verdrängen. Das würde der mißratenen Entnazifizierung nach dem Kriege eine weitere Verdrängung der Vergangenheit folgen lassen. Wobei Verharmlosung und Dramatisierung nur die Kehrseite dieses Prozesses sind. Wir haben offenbar noch nicht dazu gefunden, mit diesen Bestrebungen und Parteien vernünftig umgehen zu können, und deshalb ist alles Gerede von "Normalisierung" der Vergangenheit dummes Zeug.
FR: Uns steht eine relativ lange Zeit ohne Wahlen und Wahlkämpfe bevor. Meinen Sie, das ist eine Chance, um einen Konsens im Umgang mit Rechtsradikalen zu finden?
Jaschke: Wenn ich mir anschaue, wie Kommunalpolitiker mit dem Problem umgehen, dann führt mich das eher zu dem Ergebnis, daß das ein langfristiger Prozeß sein wird. Kommunalpolitiker fragen nach der Möglichkeit von Koalitionsbildungen, nach der Stabilität von Koalitionen. Sie fragen danach - nach wie vor -, ob man überhaupt mit rechten Abgeordneten reden dürfe. Und sie fragen danach, ob man sich von rechten Politikern wählen lassen dürfe. Dies scheint mir ein ganz unangemessener Umgang zu sein mit dem Problem Rechtsradikalismus, weil er doch sehr stark von Bemühungen um Machterhalt und Machtstabilisierungen gekennzeichnet ist.
Wenn Sie also fragen, ist das ein langfristiger Prozeß oder ein kurzfristiger: Ich glaube, er vollzieht sich ganz unterschiedlich in unterschiedlichen Bereichen. In der politischen Bildung hat er sich schon zum Guten entwickelt, auch in der politischen Erwachsenenbildung. Bei den Medien beginnt ein Umdenkungsprozeß, glaube ich. Im Bereich von Politik und Kommunalpolitik sehe ich wenig Anzeichen zum Besseren.
FR: Sagen Sie den Rechtsparteien einen schnellen Abgang voraus, wie es der NPD in den 60er Jahren ergangen ist, oder haben Sie den Eindruck, daß sich tatsächlich das Parteienspektrum verändert?
Jaschke: Gemessen am europäischen Kontext, an den Entwicklungen in den europäischen Nachbarländern, wird sich sicherlich eine rechtsradikale Kraft bei uns längerfristig erhalten. Letztlich ist natürlich ein sehr entscheidender Faktor, wie die Gesellschaft mit diesem Phänomen umgeht. Ich denke, wenn sie glaubhaft Schritte einleitet, auf die Grundprobleme sozialer Ungleichheit - die zeigen sich etwa im Wohnen in den Großstädten, die zeigen sich in der Ausländerpolitik - überzeugende Antworten zu geben, dann wird es mit dem Problem des Rechtsradikalismus sicherlich auch wieder ein Ende haben, beziehungsweise die Partei wird sich auf Dauer nicht stabilisieren können. Wenn aber die Politik das nicht glaubwürdig schafft, und alles deutet darauf hin, daß sie es zumindest bis zur nächsten Wahl nicht schaffen wird, dann werden die Republikaner oder eine andere Partei bereits bei den Kommunalwahlen in Hessen im nächsten Jahr und bei den Europawahlen ein Jahr später sicherlich zulegen können.
Hans-Gerd Jaschke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Frankfurter Institut für Sozialforschung und Privatdozent für Politikwissenschaft an der Universität Frankfurt. Mit ihm sprach FR-Redakteur Pitt von Bebenburg.
FRANKFURT A. M. Viele wissen nicht, wohin sich ältere, kranke und behinderte Menschen wenden können, wenn sie die mobilen Dienste in Anspruch nehmen wollen. Die Mitarbeiter helfen in der Wohnung und beim Einkaufen, leisten ambulante Pflegehilfe und bringen Essen auf Rädern.
Die Mitarbeiter der Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste informieren über die Vielzahl der ambulanten Angebote, die Möglichkeiten der einzelnen ambulanten Dienste und helfen, die passende Hilfe zu finden und zu vermitteln.
Für die Frankfurter Stadtteile sind die folgenden Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste zuständig:
Obermain (Ostend, Innenstadt, westliches Nordend, Altstadt): August-Stunz-Altenhilfezentrum, Röderbergweg 82-84, Telefon 4 05 04 78;
Eschersheim (Eschersheim, Frankfurter Berg, Preungesheim, Dornbusch, Berkersheim, Eckenheim, Ginnheim): Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe, Carl- von-Drais-Straße 20, Telefon 54 90 09;
Gallus (Griesheim, Gutleut, Gallus, Bahnhof): Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrum, Gutleutstraße 317 a, Telefonnummer 2 71 06 80 oder 2 71 06 81;
Bockenheim (Rödelheim, Westhausen, Westend, Kuhwald, Hausen, Carl-Schurz- Siedlung): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe in der Friesengasse 7, Telefon 77 60 18;
Bornheim (Bornheim, östliches Nordend): Caritas Hauspflege, Böttgerstr. 22, Telefon 46 70 31;
Sachsenhausen (Sachsenhausen, Oberrad): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Johanna-Melber-Weg 1, Telefon 62 80 66;
Nordweststadt (Praunheim, Bonames, Römerstadt, Nieder-Eschbach, Harheim, Nieder-Erlenbach, Heddernheim, Kalbach, Niederursel): Deutsches Rotes Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefonnummer 71 91 91 21;
Bergen-Enkheim (Riederwald, Fechenheim, Seckbach, Bergen-Enkheim): Hilfezentrum im Hufeland-Haus in der Wilhelmshöher Straße 34, über Telefon 4 70 42 29, 4 70 42 81 oder 4 70 43 44;
Goldstein (Goldstein, Schwanheim, Niederrad): Evangelischer Regionalverband, An der Schwarzbachmühle 83 (Goldstein), Telefon 35 60 86.
Höchst (Unterliederbach, Zeilsheim, Sossenheim, Nied): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Windhorststraße 33 I/7, Telefon 30 30 04. jan
"Finnlands Neutralität ist nicht legalistisch wie die österreichische", sagt Paavo Lipponen. "Sie ist nicht Teil unserer Identität wie die der Schweiz, und sie war nie mit moralischen Ansprüchen verbrämt wie die schwedische". Vor einem Jahr war Lipponen noch ein mißtrauisch beäugter Außenseiter, als er sich für Finnlands Beitritt zur EG einsetzte. Nun ist Finnland auch offiziell auf die Linie eingeschwenkt, die der sozialdemokratische Parlamentarier verfocht. Die traditionelle Neutralitätspolitik soll der Neuorientierung nicht im Wege stehen.
Just Finnland, das jahrzehntelang darum rang, trotz seines Beistandspaktes mit der Sowjetunion als neutral anerkannt zu werden, tut sich nun bei der Abkehr von der Neutralitätspolitik leichter als die anderen Noch-Neutralen in Europa. Immer pragmatisch, nie legalistisch war Finnlands Neutralität. "Der Kreml ist kein Gerichtshof", pflegte J. K. Paasikivi zu sagen, der Nachkriegspräsident und Architekt der finnischen Außenpolitik, und über die Aufgabe der klassischen Linie debattieren Politiker und Beamten, nicht Völkerrechtler.
"Unsere Identität hängt mit der Selbstbehauptung gegenüber der Sowjetunion zusammen", meint Lipponen, "mit dem Gefühl, trotz unserer geographischen Lage Teil des Westens zu sein." Die Neutralität spielte für die finnische Identität kaum eine Rolle. "Unser Selbstgefühl war immer schon europäisch", betont auch Alpo Rusi, der als Bürochef im Außenministerium die Reden und Dokumente schrieb, die die Neuorientierung anbahnten. "Wir Finnen gehen nicht nach Europa. Wir waren immer dort."
So war die finnische Neutralitätspolitik nie Selbstzweck, sondern ein politisches Mittel. Man war nicht neutral, weil man Neutralität für etwas Hehres und Besseres hielt, sondern aus triftigen realpolitischen Gründen: "Zum Westen konnten wir nicht und zum Osten wollten wir nicht gehören, also waren wir neutral", sagt Risto Penttilä, der als Politologe im Verteidigungsministerium für scharfzüngige Debattenbeiträge bekannt ist. Neutralität als Mittel zum Zweck: "Ihr verdanken wir, daß wir uns wirtschaftlich schon seit Ende der fünfziger Jahre Westeuropa nähern konnten," sagt Paavo Lipponen und zieht den Schluß: "Könnten wir nun nicht EG-Mitglied werden, wäre unsere Neutralitätspolitik mißglückt."
Was von der finnischen Neutralität noch übrig bleibt, läßt sich auf zwei Kernsätze reduzieren: Verzicht auf die Teilnahme in einem Militärbündnis (finnische Politiker fügen auch hier ein "noch" hinzu) und eine "glaubwürdige eigene Verteidigung". Hinzu kommt die Nachbarschaft zu Rußland, die auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine Schlüsselrolle für Helsinki spielt. Außenminister Paavo Väyrynen spricht von "Neutralität im geographischen Nahbereich".
"Auch als EG-Mitglied werden wir ein Interesse an einem guten Verhältnis zu Moskau haben", sagt Paavo Lipponen. "Wir wollen keine Sonderstellung in der EG, aber die Anerkennung, daß wir ein Recht auf bilaterale Beziehungen haben, wo es um unsere eigenen Interessen geht." Schwierigkeiten mit Brüssel erwartet man dabei nicht. Schließlich ist eine ruhige Ostgrenze auch für die EG wichtig.
Einschränkungen für die Teilnahme an der künftigen EG-Politik aber leitet Helsinki daraus nicht ab. "Wenn wir EG-Mitglied werden wollen, müssen wir den Maastrichter Vertrag mit allen Implikationen akzeptieren", sagt Lipponen. "Das schließt auch die Teilnahme an einer Verteidigungszusammenarbeit ein". So hat Finnland wieder einmal sehr pragmatische Gründe, warum es den Begriff "Neutralität" noch nicht gänzlich aus dem eigenen Glaubensbekenntnis streichen will. "Schließlich können wir nicht wissen, ob wir tatsächlich EG-Mitglied werden", sagt Olli Rehn, Zentrums-Abgeordneter und Spezialberater von Ministerpräsident Esko Aho. Falls die EG-Ambition unerfüllt bleibt, ist die Neutralität die Position, auf die man zurückfallen könnte. "Wir wollen nicht ohne EG und ohne Neutralität dastehen", sagt Olli Rehn.
Selbst eine NATO-Mitgliedschaft will Außenminister Väyrynen nicht für alle Zukunft ausschließen: "Man soll niemals niemals sagen". Erkki Nordberg, strategischer Planungschef in der "Kriegsschule" genannten Militärakademie in Helsinki, zweifelt allerdings daran, daß der NATO ein Mitglied Finnland gelegen käme. "Die NATO hat heute 194 km Grenze zu Rußland in Norwegen und 354 km zu Georgien, Armenien und Aserbaidschan in der der Türkei. Ob sie sich 1260 km finnisch- russischer Grenze einhandeln will?" Der angesehene außenpolitische Kommentator Olli Kivinen vom liberalen Helsingin Sanomat hingegen plädiert offen für eine finnische NATO-Teilnahme: Neutralität und EG-Mitgliedschaft kombinieren zu wollen sei reines Wunschdenken, und als "demokratisches Westland" habe Finnland seinen Platz in der NATO.
Daß Finnland - als einziges neutrales Land - mit Beobachterstatus am jüngsten Treffen des Nordatlantischen Kooperationsrates (NACC) in Oslo teilnahm, löste in Helsinki erhebliche Verwirrung aus. Selbst Präsident Mauno Koivisto teilte mit, daß dies für ihn überraschend gekommen sei. Es dauerte zehn Tage, bis man sich auf eine Sprachregelung geeinigt hatte: der Beobachterstatus habe nur für dieses eine Treffen gegolten und sei keineswegs als erster Schritt zur Vollteilnahme oder gar NATO-Mitgliedschaft zu deuten. An einer loseren Verbindung zum NACC sei man jedoch weiterhin interessiert.
Die finnischen Sicherheitspolitiker sehen die Telnahme mit zwiespältigen Gefühlen. Die Informationen, die man durch den NACC erhalten kann, sind natürlich wertvoll. Um alles in der Welt aber will man vermeiden, im Sicherheitsdenken der USA mit Esten und Ukrainern, Armeniern und Turkmenen in einen Topf geworfen zu werden. "Finnland ist kein ehemaliges Ostblockland. Wir haben es nicht nötig, wie die Osteuropäer desperat nach neuen Sicherheitsgarantien zu suchen," sagt Paavo Lipponen. Deshalb solle man einer möglichen Mitgliedschaft nur gemeinsam mit anderen neutralen Staaten nähertreten.
Die EG-Skepsis, die nach dem dänischen Nein zum Maastrichter Vertrag in den übrigen nordischen Ländern noch zunahm, ist in Finnland geringer. Eine im Helsingin Sanomat veröffentlichte Umfrage zählte dieser Tage 61 Prozent Anhänger und nur 27 Prozent Gegner einer EG-Mitgliedschaft, was wohl vor allem mit der schweren Wirtschaftskrise zu tun hat, die Finnland durchmacht und von der man durch die EG Abhilfe erhofft. Aber auch die Furcht vor einer militärpolitischen Zusammenarbeit in einer kommenden europäischen Union, die die Dänen bei ihrem Nein maßgeblich beeinflußte und von vielen Schweden als Grund für ihren EG-Widerstand genannt wird, spielt in der Nachbarschaft einer destabilisierten Großmacht eine geringere Rolle.
Die Bauern, die um ihre Subventionen bangen, stehen der EG-Mitgliedschaft am skeptischsten gegenüber. Die Zentrumspartei, die führende Regierungspartei, ist die Partei der Bauern, was an ihre EG-Politik besondere Ansprüche stellt. So erzählt man sich in Helsinki die Geschichte von einem Zentrumspolitiker, der aufs Land fuhr, um seine Wähler von der Vorzügen der EG zu überzeugen. Als er geendet hatte, stand ein alter Bauer auf: "Wie ist das eigentlich: wird die EG eine Militärallianz?" Der Politiker wand sich, wie sich Politiker zu wenden pflegen, wenn es eine unangenehme Frage gibt: eigentlich und zwar, aber wohl doch nicht, und in der gegenwärtigen Lage, bis er aufatmend zu dem Schluß kam, daß dies zumindest derzeit nicht aktuell sei. Worauf sich der Bauer nochmals hochstemmte und fragte: "Wenn die EG kein Militärbündnis ist: warum sollen wir ihr dann beitreten?"
HÖCHST. Wann die von vielen Höchster Eltern erwartete Kindertagesstätte im ehemaligen AOK-Gebäude öffnet, steht noch immer nicht fest. "Wir bemühen uns, die ersten Kinder zum 1. August aufnehmen zu können", sagte Michael Damian. Nunmehr mag sich der persönliche Referent von Schuldezernentin Jutta Ebeling auf keinen Zeitpunkt mehr "verbindlich" festlegen, wenn er nach dem Prestigeobjekt - "Frankfurts größte Kindertagesstätte" - befragt wird.
Nachdem als Eröffnungstermin der 1. April gehandelt worden war, kündigte Damian später, die ersten der insgesamt 120 Plätze könnten im Mai oder Juli belegt werden: "Aber auf jeden Fall noch vor den Sommerferien." Daß die Stadt auch diesen Zeitplan nicht einhalten kann, hat laut Damian zwei Ursachen. Zum einen seien noch immer drei der vorgesehenen zehn Betreuerstellen nicht besetzt. So interessierte sich bislang niemand dafür, die stellvertretende Leitung der Kindertagesstätte zu übernehmen "Es ist heutzutage generell ganz schwer, Leute zu finden, die diesen Job mit dem angebotenen Gehalt und unter den üblichen Arbeitsbedingungen machen wollen", erklärte Damian.
Nach seinen Worten hat sich die vor wenigen Tagen fertiggestellte Außentreppe als "Fehlkonstruktion" erwiesen und muß umgestaltet werden. Auch die neu hergerichteten Toiletten für die Jungen und Mädchen entpuppten sich ob der zu großen WC-Schüsseln als "nicht kindgerecht". leo
BAD NAUHEIM. "Alle reden von den Umweltproblemen, doch nur die wenigsten packen sie an." Deshalb, sagt der Bad Nauheimer Kieferorthopäde Rainer Roth, haben er und zwei weitere niedergelassene Bad Nauheimer Ärzte sowie ein in Echzell lebender Chemiker ein Institut für Umweltanalytik gegründet, das kürzlich in Betrieb genommen wurde. Es ist das erste Umweltlabor im Gebiet der Wetterau, das für Behörden, Bäder, Berufsgenossenschaften, die Industrie und die Landwirtschaft Wasser-, Boden- und Luftproben untersuchen wird - und das zu "günstigen Konditionen", wie Roth versichert.
Obwohl er seine kieferorthopädische Praxis in Bad Nauheim weiterbetreiben wird, fungiert er als Geschäftsführer des Institutes. Dieses hat die Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, deren Gesellschafter Roth, die Labormediziner Niklas Schwanen, Carola Zippel und der Chemiker Klaus Volk sind, der in Echzell wohnt und in Frankfurt in einem staatlichen Untersuchungsamt arbeitet.
In ihrer Praxis haben die allesamt promovierten Akademiker herausgefunden, daß es im Umweltbereich recht wenige Labors gibt. Diese sind häufig auch noch überlastet. Die Auftraggeber müssen wochenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.
Der Bad Nauheimer Standort in der ehemaligen Wäscherei des Staatsbades bot sich nicht nur an, weil es zwischen Gießen und Frankfurt kein Umweltlabor Ein Kieferorthopäde als Gründer gibt, sondern weil es in Bad Nauheim über 20 Sanatorien und Kliniken und zahlreiche Quellen gibt.
Denn das Institut will in der ersten Ausbaustufe, wie Roth erläutert, vor allem Trink-, Oberflächen-, Heil- und Abwasser untersuchen. Gerade darin besteht in der Wetterau ein großer Bedarf von Behörden, Versorgungsunternehmen und der Brunnenindustrie.
Neben diesem Bereich kann das Institut Abfälle, Altlasten, Düngemittel, Fette, Klärschlämme und Öle analysieren. Die Untersuchung von Dämpfen, Gasen und Stäube ist ebenfalls möglich.
Daneben sollen noch Blut, Gewebe, Sekrete und Serum analysiert werden. Auch lebensmittelchemische Untersuchungen von Getränken, Back-, Fisch- und Fleischwaren und Konservierungsstoffe sollen in Bad Nauheim durchgeführt werden.
Darüber hinaus gehören zum Analysespektrum noch industrielle Verbrauchsgüter wie Baustoffe, Farben, Futtermittel, Kleb- und Kunststoffe, Kosmetika, Lacke und Lösungsmittel, pharmazeutische Produkte, Textilstoffe und Waschmittel.
Zunächst startet das seit drei Monaten bereits eingerichtete Labor nach Angaben von Roth mit zwei Chemikern, einem Lebensmittelchemiker, zwei technischen Assistenten und einer Sekretärin. Roth hofft, daß sich in zwei bis drei Jahren das Institut etabliert hat und die jetzige Investition von 1,5 Millionen Mark allmählich amortisiert.
Nach dieser Einführungsphase sollen rund 40 Mitarbeiter in dem Bad Nauheimer Institut beschäftigt werden; der jährliche Umsatz soll dann mehrere Millionen Mark betragen. str
Derzeit boomt der Reisemarkt Irland mächtig, und mit ihm sprießen auch die Reisehandbücher. Schon liegt mit dem Irland-Handbuch aus der Verlagsgruppe "Reise-Know-How" ein weiteres vor, das den Benutzer durch seine Übersichtlichkeit und liebevolle Aufmachung erfreut. Besonders reizvoll sind die zahlreichen, als Vignetten verwendeten keltischen Zeichnungen und Ornamente.
Werner Halmerts Buch gibt eine Menge praktischer Tips über Unterkunft, Verpflegung, Einkaufsmöglichkeiten und Verkehrsmittel. Sehr hilfreich sind auch die Karten und Stadtpläne. Sieben Tour-Vorschläge führen rund um und durch die ganze Insel, wobei der malerische Süden und der rauhe Westen am ausführlichsten beschrieben sind. Mehr als 25 auch graphisch abgesetzte Textteile geben Auskunft über irische Besonderheiten, geschichtliche Ereignisse und das Alltagsleben auf der grünen Insel.
Beim Exkurs über die irischen Schriftsteller und Dichter fehlen zwar Brendan Behan, John Millington Synge und Oscar Wilde, aber dankenswerterweise sind an anderer Stelle auch irische Probleme wie die der Travellers, Umweltverschmutzung und Kriminalität angerissen. Alles in allem: Erfreulich und brauchbar. (df)
Irland-Reisehandbuch: Peter Rump Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Bielefeld, 432 Seiten, 36 Mark.
Plakative Lösungen sind gefragt. Während die Politiker (zuletzt in Rio) versuchen, neben Allgemeinplätzen auch differenzierte Ansätze zur Rettung des Erdenrests auszutüfteln, dürfen die Künstler Botschaften der guten Laune verbreiten. So will es ein Plakat-Wettbewerb zum Thema "Umwelt und Fortschritt". Der Veranstalter, das "Design Rio Promotion Center", wählte 30 Arbeiten internationaler Grafik-Designer als die besten aus. Nun kreisen sie, satellitengleich, um den lädierten Globus, in einer Reihe paralleler Ausstellungen. Eine davon landete im Haus des Werkbundes in Frankfurt.
Das grenzenlose Verbreitungsgebiet dieser Plakate stellte paradoxerweise auch eines der größten Hindernisse für die Designer dar. Der Anspruch der Organisatoren galt schließlich nichts geringerem, als per Poster "eine neue Ära" anzukündigen, "die Fortschritt und Umweltschutz verbindet". Dieses war in möglichst allgemeinverständliche Form zu verpacken, da die Zielgruppe theoretisch alle Erdenbürger umfaßte. Prägnanz und Schärfe darf man da nicht erwarten.
Zumal das "Promotion Center" die Kollegen aus aller Welt anhielt, das Thema doch bitte recht freundlich zu gestalten. Keine Totenschädel in Globusform also, keine Giftfässer, Atompilze und sonstiges Weltuntergangs-Vokabular. Viele Designer traten da die (Realitäts-)Flucht in freundliche Buntfarbigkeit, populäre und poppige Schlagworte ("All You Need Is Love, Yeah! Yeah! Yeah!") sowie unverfängliche Symbole an. Mutter Erde, Raumschiff Erde, Blümchen und ein flotter Spruch: "All Together Now!"
Das erinnert nicht von ungefähr an Slogans einer Zigaretten-Marke ("Come Together"). Wo die vertrauten Natur-Symbole längst von der neuen Schein-Ethik ausgeschlachtet sind, umstandslos in die Paff- oder Pullover-Reklame projiziert, bekommen sie auch in einem ernsthaften Kontext fast kitschige Züge. Für "Harmony, Man & Nature" kann man in blumenumrankter Schrift einfach nicht mehr werben. Der inflationäre Gebrauch dieser (Sprach-)Bilder hat ihren Gehalt entleert.
Ein ökonomischer Umgang mit den Zeichen ist vonnöten. Und in dieser Disziplin ist natürlich Uwe Loesch, gebürtiger Deutscher, unschlagbar. "Don't Talk It To Death", lautet seine simple Botschaft: Quatscht die Erde nicht zu Tode. Signalrot auf grünem Grund steht die Schrift, darunter der Ausruf "Viva!". Das ist eben, um den Meister selbst zu zitieren, "auf den Punkt gebracht".
Das eindrucksvollste Plakat aber stammt aus Brasilien selbst. Rafic Farah entwarf keine neuen Bilder, sondern recycelte vorhandene: Einem alten Kupferstich entlieh er das Bild eines Indianers, montierte es auf eine Collage aus Telefonbuch-Seiten. Mit diesem einfachen Kunstgriff erreichte er eine vielschichtige Gegenüberstellung zwischen dem Naturvolk und der durchtechnisierten Gesellschaft. Individualität und Uniformität treffen hier im Bild aufeinander, organische Form und rechtwinkliges Raster. Schließlich ergeben die Kolumnen der Telefonbuch-Seiten noch das Bild einer Waldkulisse - seltsam ordentlich und leblos. (Bis 2. August im Werkbund, Weißadlergasse 4.) two
FRANKFURT A. M. Die Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain (VBU) ist eine der ältesten Organisationen in Frankfurt, die sich um Naturschutz und Umwelterziehung bemüht. 1924 wurde die "Vereinigung für Vogelschutz" von Sebastian Pfeifer und Rektor Philipp Schilling gegründet.
Auf dem Grundstück, das die Gemeinde Bergen-Enkheim den Ornithologen zur Verfügung stellte, wurden im Auftrag der Vogelflugwarte Helgoland Vögel beringt, um Erkenntnisse über Lebensräume und Flugrouten zu gewinnen. Durch die Fusion mit der "Zweigberingungsstelle Untermain" 1938 erhielt der Verein seinen heutigen Namen.
Das Durchschnittsalter der 345 Mitglieder liegt bei 56 Jahren. Der Verein gibt die naturkundliche Zeitung "Luscinia" mit einer Auflage von 1000 Exemplaren heraus. Sie wird an die Mitglieder und viele Abonnenten im In- und Ausland verschickt. Die VBU organisiert Dia- und Filmabende, vogelkundliche Wanderungen und ökologische Lehrgänge. In der Stadthalle Bergen geht es um so unterschiedliche Themen wie "Die erlebte Natur in Mühlheim und Umgebung" oder "Die Vögel Senegals". Die Exkursionen, die mal ins Naturschutzgebiet Waghäusel und immer wieder ins Enkheimer Ried und an den Berger Hang führen, locken meist etwa zwei Dutzend Teilnehmer an.
Wer mehr über den Verein wissen möchte, kann sich an den Vereinsvorsitzenden Ulrich Eidam wenden. Er hat die Telefonnummer 72 46 37. *eik
FRANKFURT A. M. Vor der Trockenmauer, die aus roten Backsteinen aufgeschichtet wurde, sitzt Ulrich Eidam immer öfter. "Es ist einfach toll zuzusehen, was sich da entwickelt", sagt der Vorsitzende der Vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain (VBU). Blindschleichen und Schlingnattern hat er schon beobachtet; vor den angebohrten Baumstämmen auf der Mauer summen Bienen.
Vor allem aber ist das Klein-Biotop ein Symbol für die voranschreitenden Umgestaltungsarbeiten auf dem Gelände der Vogelschützer am Berger Hang. Die Backsteine stammen aus der bereits 1931 errichteten ersten Beobachtungsstation des Vereins. Die kleine Hütte wird gerade renoviert. Wenn sie erst einmal die Maschinen zur Beringung der Zugvögel aufnehmen kann, die jetzt noch im größeren Sebastian-Pfeifer-Heim untergebracht sind, wären die Voraussetzungen für das geplante "Info-Zentrum" mit Blick auf die Naturschutzgebiete "Berger Hang" und "Enkheimer Ried" erfüllt. Doch aus eigener Kraft wird der Verein das Projekt nur schwer verwirklichen können.
Die Innenbeleuchtung, Projektoren, Computer und Mikroskope des Info-Zentrums müßten mit Strom versorgt werden. Die VBU stellt sich zwei Lösungen vor: ein unterirdisches Stromkabel zu verlegen oder eine Solar-Anlage anzuschaffen. Die Kosten von insgesamt etwa 30 000 Mark würden die Vereinskasse allerdings "auf das extremste belasten", klagt Ulrich Eidam. Er ist enttäuscht darüber, daß die Stadt sich bisher noch nicht dazu durchringen konnte, das Projekt zu unterstützen. Ulrich Eidam: "Da werden Grüngürtel-Planungen und Umweltlernen in Frankfurt propagiert, und zu unserem Info-Zentrum kommt gar nichts." Offensichtlich sei der Verein, eine der ältesten Naturschutz-Organisationen Frankfurts (siehe Kasten), bei den Behörden zu wenig bekannt - beim "Umweltlernen"-Programm sei man noch nicht einmal angeschrieben worden.
Zusammen mit Schulen und dem Hessisichen Institut für Lehrerfortbildung (HILF) hatte die VBU im vergangenen Jahr zahlreiche Lehrgänge organisiert. Die Weiterbildung der Lehrer, die bei Vogelstimmen-Exkursionen, Kartierungen und Bodenuntersuchungen einen "Rundumschlag" in Sachen Freilandbiologie mitmachen, lag Eidam besonders am Herzen. Er als Biologie-Lehrer weiß um die vollen Lehrpläne an den Schulen, "bei denen die meisten Lehrer dankbar für jede praktische Anregung sind". Bei den Seminaren mit den Lehrern habe sich auch gezeigt, daß das Sebastian-PfeiferHeim mit seinem Blick auf den Fechenheimer Wald und den Mainbogen ein geeigneter Unterrichtsraum ist.
Der widmet sich insbesondere der Jugendarbeit. "Keimzelle" dafür ist die Umwelt AG des Albert-Einstein-Gymnasiums in Maintal-Bischofsheim. Sie wurde ins Leben gerufen von dem ehemaligen Zivildienstleistenden Manfred Sattler, der seine Zeit bei der "Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz" (HGON) und der VBU abgeleistet hat. Seither legen die Jungen und Mädchen Nisthilfen an und beobachten das Leben in den beiden Naturschutzgebieten. "Erst wenn die Schüler wissen, was es hier alles gibt, werden sie erkennen, warum es schützenswert ist", betont Eidam.
Zur Zeit sammelt die VBU auf Karten Daten über Vögel, Insekten und Pflanzen in den Naturschutzgebieten Berger Hang, Enkheimer Ried und Umgebung. Mit umfangreichem Informationsmaterial soll die Obere Naturschutzbehörde davon überzeugt werden, daß die Gebiete besser überwacht werden müssen, daß durch die Erweiterung der beiden Naturschutzgebiete "Puffer um die Kerngebiete angelegt werden müssen", so Eidam.
Eine "Jugend-Forscht"-Arbeit von Schülern, die beim hessischen Landesentscheid im März dieses Jahres mit dem dritten Preis bedacht wurden, hat mit jährlich etwa 120 000 Gästen nicht nur einen enormen Besucherdruck auf das NSG "Berger Hang", sondern auch erhebliches Fehlverhalten von jedem Zehnten der Spaziergänger in der empfindlichen Natur registriert. Da wurden Bodenbrüter wie Goldammer und Baumpieper von freilaufenden Hunden aufgeschreckt. Picknick-Fans verließen die vorgeschriebenen Wege und "zerstörten beim Kreuzund-Quer-Latschen und anschließendem Sonnenbaden" wertvolle Vegetation, beklagt Eidam.
Ein anderer Grund für die Erweiterung der Naturschutzgebiete sind die schützenswerten Arten in den unmittelbar angrenzenden Gebieten. Der Wendehals etwa ist auch in den Streuobstwiesen am Berger Hang beheimatet.
Bei den Besucher-Studien für die "Jugend-Forscht"-Arbeit zeigte sich auch, daß die angesprochenen Umwelt-Frevler nur in 16 Prozent der Fälle einsichtig reagieren. Der Rest der Befragten war entweder "trotzig" oder sogar "aggressiv". Die Sperrung sensibler Bereiche mit Zäunen oder Balustraden in dem Naturschutzgebiet, das zu den ältesten "aber auch sensibelsten" im Rhein-Main-Gebiet gehört, wird von allen Naturschutzverbänden gefordert.
Schließlich schwebt Ulrich Eidam als Ideal ein tagsüber geöffnetes SebastianPfeifer-Haus vor, in dem eine Ansprechperson, Stellwände und die umfangreiche Buchsammlung der VBU über die bedrohte Natur informieren könnten. Denn was für die Schüler zutrifft, gilt auch für zuweilen uneinsichtige Erwachsene: Nur das, was man kennt, sieht man auch als schützenswert an. *HEIKO RAUBER
FRANKFURT A. M. Ich hab's ja schon gestern geahnt. Da gab es dieses komische Futter. Kohlenhydrate sollen da drin sein. Oder so was. Und das kriege ich immer nur dann, wenn am nächsten Tag wieder irgendwas abgeht. Eine Prüfung oder irgendein Wettkampf. Morgens haben die Leute zu Hause dann auch alle angefangen, an mir herumzutätscheln. Ich sei ja so ein lieber Hund. Papperlapapp. Für mich war alles klar. So was sagt man nicht ohne Absicht. Irgendwas war im Busch.
Tatsächlich. Wir rumpelten nach Preungesheim, zum "Verein für Deutsche Schäferhunde". Dort war wieder mal irgendein Wettkampf. Das ist eigentlich nicht schlecht. Endlich sehe ich meine Kumpel wieder, den Assi vom Herfagrund und Alex vom Gimbacher Hof.
Aber der Wettkampf heute sollte unheimlich wichtig sein. Darüber redeten meine Leute die ganze Zeit im Auto, auf dem Weg dahin. Wenn ich besser sei als meine Konkurrenten, die elf anderen Schäferhunde, dann könnte ich gegen die besten Hunde aus Deutschland antreten. Und wenn ich da auch noch gewinne, geht's nach Linz. Das ist weit weg. Dort kann ich dann Weltmeister werden. Champion! Aber wer wird Weltmeister? Ich mache die ganze Arbeit, und mein Typ kriegt Pokale und so'n Zeug. Das ist schon immer so gewesen. Dabei scheucht er mich nur durch die Gegend. Stock holen, Stock bringen - pausenlos.
Ich versteh' das sowieso nicht. Keiner von uns versteht das. Mit zwei meiner Konkurrenten, Jonny von den jungen Hansen und Bosko von Schwarzenfeld, habe ich mich endlich aussprechen können: Es ist bei jedem Wettkampf dasselbe. Erst müssen wir den Spuren von irgendwem hinterherschnüffeln und dabei immer bellen, wenn wir auf der Strecke was finden. Denn komischerweise verlieren die Menschen ständig etwas. Obwohl sie den Weg bei einem Wettkampf ein paar Mal ablaufen. Und sie verlieren immer dasselbe. Immer: einen Schlüsselbund, ein Mäppchen, ein Portemonnaie. Ach, nein: Diesmal war ein Stück Holz dabei. Man kommt sich ja schon ganz blöd dabei vor. Jedesmal so laut herumbellen. Und das am Sonntag.
Dann kommt die "Unterordnung". Dabei werden wir schön herumkommandiert. Denn wehe, wir legen uns zu spät hin, wenn der Trainer wie verrückt "Platz!" brüllt.
Aber wer bin ich denn! Ein bißchen Individualität sollte man sich bewahren. Ich leg mich nie sofort hin - und die anderen auch nicht! Und erst die Sache mit den Stöckchen. Das werde ich nie kapieren. Holen, bringen, holen, bringen. Was wollen die denn? Dabei muß ich dann noch über eine Hekke und über so eine Holzpyradmide springen. Ich möchte einmal wissen, warum ich nicht drumherumlaufen darf. Das hab ich ein paar Mal ausprobiert. Mein Trainer fand das nicht so toll.
Zum Schluß sollen wir dann noch einen Mann suchen, der sich hinter einer Holzwand versteckt. Den dürfen wir aber wenigstens anspringen und ein paar Mal in den Arm beißen. Wenn der keine Lederhülle darüberstülpen würde, wäre das echt aufregend . . .
Alles in allem war es trotzdem ganz nett. Schade nur, daß so wenig Bräute dabei waren - die sind den meisten Trainern nämlich zu temperamentvoll. Kann man ja auch wieder verstehen. Diese Weibsbilder, wirklich hysterisch manchmal! Schade außerdem, daß ich nun doch kein Weltmeister werden kann.
Zur Bundesausscheidung dürfen nämlich die Assi vom Herfagrund vom Hans Taschner und Tomy vom Welzbachtal von Dietmar Blatz. Aber eine leckere Belohnung gab's auch für mich. *BETTINA SENGLING
FRANKFURT A. M. "Um das studentische Leben im Institut zu bereichern" wurde die IAES-Theatergruppe vor Jahren von Studenten verschiedener Semester gegründet. Vieles haben ten die Hobby-Akteure seither zustandegebracht: In englischer Sprache wurden Stücke von Shakespeare und von Pinter, von Byron und von Bekkett in Szene gesetzt. "Wir versuchen", sagt Bernhard Klein, "ein möglichst breites Spektrum abzudecken."
Über mangelnde Arbeit können sich die Studenten für Anglistik und Amerikanistik nicht beklagen: Drei- bis viermal stehen sie pro Jahr auf der Bühne. Regie führt in der Regel ein Lektor aus dem Institut, derzeit ist es Stephan Markusfeld. Mit ihm ist die Theater-AG seit einem Jahr wieder auf dem Weg nach oben, nachdem es einen "Durchhänger" zu meistern galt.
Bei allem Erfolg aber muß das IAES-Ensemble - zu dem derzeit rund ein Dutzend Studenten zählen - immer wieder mit Schwierigkeiten fertig werden. Einen eigenen Fundus gibt es nicht, Geld steht den Mimen auch kaum zur Verfügung. Jede Requisite mußte für die neue Produktion mühsam zusammengeklaubt werden.
Für die kommenden Aufführungen aber erhofft sich Bernhard Klein weniger Probleme, denn inzwischen "stößt die Theater-AG auf immer mehr Akzeptanz im Haus". *ind
FRANKFURT A. M. Zwischenstopp auf einer Insel. Eine Frau, groß, kühl und scharfzüngig, betritt die Bildfläche. Dahinter: kubanische Revolutionäre, ein Fisch, der stotternde Sohn und ein Sarg mit dem Papa. Man richtet sich ein, macht sich's gemütlich, plaudert Belangloses. "Havanna. Die Ankunft. Es gibt nichts zu berichten." Exposition für ein kurzes Stück Theater von Arthur Kopit - der sinnige Titel: "Oh Dad, poor Dad, Mama's hung you in the closet and I'm feeling so sad."
Es ist ein schräges, skurriles Drama, das die Theatergruppe des Instituts für England- und Amerikastudien (IAES) jetzt aufgeführt hat. Ein Stück, so absurd wie die frühen Werke Ionescos, ein Stück auch, das viel Spielraum läßt zwischen sanfter Ironie und makabrem Sarkasmus. Die Hobby-Mimen um Regisseur (und Englisch-Lektor) Stephan Markusfeld haben - in englischer Sprache - einiges daraus gemacht.
Denn auf den scheinbar harmlosen Beginn folgt ein undurchschaubares Spiel, das sich zunehmend um die Mutter, Madame Rosepettle, dreht. Diese Frau - die von Antje Scheuritzel herrlich diabolisch gegeben wird - hat keine Herkunft und keinen Bestimmungsort. Sie ist einfach da, um Menschen so restlos auszusaugen, wie sie es mit ihren Zigaretten tut. Dieses Monster im Morgenrock ist Vamp und Vampir in einem.
Ihren Sohn Jonathan (Torsten Reinl), den sie wahlweise Albert, Edward - oder Robinson - nennt, hält sie gefangen, um ihn vor der "world beyond" zu behüten. Die Babysitterin Rosalie (Ina Habermann) wirft sie grundlos aus dem Haus. Den reichen Gutsbesitzer Roseabove (Nenad Smigoc) umgarnt sie, um ihn tief fallen zu lassen. Was sie haben will, das nimmt sie sich - und wenn es der Tod ist. "Das Leben", sagt die Mörderin Rosepettle, "ist ein Ehemann, der im Klo an einem Haken hängt."
Das Schreckenskabinett aber, das sie überallhin mitnimmt, wird am Ende zerstört - vom IAES-Theater eindrucksvoll in Szene gesetzt durch surreale Sequenzen im Stroboskoplicht. Jonathan / Robinson, durch die Babysitterin selbstbewußt geworden, vernichtet die Lebenslüge seiner Mutter, indem er ihren Fisch tötet, das einzige Wesen, mit dem sie eine emotionale Beziehung verband. Wie ein richtiger Robinson steht er letztlich auf dieser imaginären Insel zwischen Leben und Tod und hofft auf Rettung - die aber bleibt aus. Mit der knapp zweistündigen Inszenierung dieser grotesken Moritat ist den Anglistik- und Amerikanistik-Studenten der Frankfurter Universität ein kleines Kunststück gelungen: eine sichere Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie. Wenn etwa der mumifizierte Vater aus dem Schrank plumpst oder der Fisch im Wasserglas lautstark zu rumoren beginnt, grüßt von Ferne schon der Slapstick.
Aber immer wieder hindern die durchweg guten Schauspieler - allen voran Antje Scheuritzel und Torsten Reinl - dieses Stück davor, umzukippen. Wenn die Mutter etwa ihre schaurige Geschichte erzählt, während im Hintergrund der Kaiserwalzer tönt, verleiht sie diesem absurden Totentanz den morbiden Charme, der ihm gebührt (siehe Kasten). *ind
FRANKFURT A. M. Zufrieden betrachtet Stephan Berger das gelungene Werk seiner Schützlinge an der Unterkunft des Ortsverbandes des Technischen Hilfswerks Frankfurt (THW) in der Tilsiter Straße. Sechs Jungen und zwei Mädchen der THW-Jugendgruppe legten zwar noch keine "Gesellenprüfung" ab, doch der Bau einer Seilbahn war gut gelungen.
Nach der Arbeit hatte sich der Nachwuchs eine Magenstärkung redlich verdient. Um die Mittagszeit wurde nicht nur für die Gäste ein Kuchenbüfett eröffnet; bei Kaffee und Kuchen und einem erfrischenden Getränk gab es darüber hinaus reichlich Informationen über die Arbeit der Jugendgruppe.
Die Gruppe besteht seit genau einem Jahr. Und das eben war der Anlaß für die kleine Geburtstagsfeier und gab Gelegenheit, die Arbeit einmal in der Öffentlichkeit vorzustellen. Außer dem Aufbau der Seilbahn demonstrierten die Jugendlichen auch den Umgang mit Leinen.
"Angefangen haben wir mit zwei Jungen und einer weiblichen Nachwuchshelferin", berichtet Berger. Außer der fachspezifischen Ausbildung, die Grundkenntnisse des Katastrophenschutzes vermittelt, unternahm die Gruppe in den zwölf Monaten ihres Bestehens eine Fahrt nach Frankenberg / Eder zum Zeltlager der THW-Landesjugend.
Einen Erste-Hilfe-Kurs haben die Frankfurter auch schon absolviert und sich beim "Tag der offenen Tür" 1991 erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert. Zur Freude der Kinder hatten sie am Paulsplatz eine Schiffschaukel aufgebaut. Unter dem Motto "Kids sind grenzenlos" stand ein Besuch bei den Freunden der benachbarten Hausener Jugendfeuerwehr. Mit von der Partie war die THW-Jugendgruppe schließlich auch bei einer Umweltaktion an der Nidda.
Zusammen mit der Rödelheimer Jugendfeuerwehr wurden Uferböschungen von Gegenständen gesäubert, die rücksichtslose Zeitgenossen bei Spaziergängen immer wieder hinterlassen. Der Unrat füllte einen großen Container. In der Hauptsache waren Schrott, Glas und Papier aufgelesen worden. Aber auch ein Fahrradrahmen lag da in der Gegend herum. Als die "Saubermänner" einen Schranktresor und einen Aktenkoffer fanden, wurde die Kripo eingeschaltet.
Die Jugendbetreuung im Frankfurter THW besteht aus Spaß, Spiel und praktischer Ausbildung. Sie wurde von den Mitgliedern gut angenommen. Gelernt wird unter anderem der Umgang mit Seilen, Karten, Kompaß, Holz und Beleuchtungsmittel. Zweimal im Monat treffen sich die "Helfer von morgen" zu Ausbildung und Übungsstunden in der Tilsiter Straße.
"Eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung ist die Grundlage unserer offenen Jugendarbeit", sagt dazu Stephan Berger. Genauso wichtig sei für ihn aber auch der Kontakt zu den Eltern. Es werden besondere Nachmittage angeboten, bei denen sich die Familien über die offene Jugendarbeit und über alle Pläne des Ortsverbandes informieren können.
"Natürlich können sich uns jederzeit weitere männliche und weibliche Jugendliche anschließen", wirbt der Jugendbetreuer um zehn- bis 17jährige Mitstreiter. Auskunft über den Ortsverband gibt es unter der Rufnummer 79 50 02 55. *dixi
FRANKFURT A. M. Das "Fräulein ledige Mutter" gibt es nicht mehr. Diese Zeiten sind endgültig vorbei, hat Annegret Freitag festgestellt. Die Sozialarbeiterin ist seit 1974 beim Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) beschäftigt. 25 Jahre alt wird der VAMV in diesem Jahr, die Ortsgruppe Frankfurt ist fünf Jahre jünger: Sie feiert im November ihr 20jähriges Bestehen.
Die Jubiläumstage standen beim Sommerfest des Alleinerzieher-Verbandes in der Martin-Luther-Straße 20 - der hessische Landesverband und der Frankfurter Ortsverein haben hier eine gemeinsame Geschäftsstelle - zwar noch im Hintergrund. Gesprächsthema sind sie bei Kaffee und Kuchen aber dennoch gewesen. Während Gisela Schlickenrieder die Kinder der rund 250 Besucher schminkte und mit kleinen Herzchen schmückte, nannte Frau Freitag einige Zahlen zum stetig wichtiger werdenden Thema "Alleinerziehende".
Im Jahre 1965 beispielsweise zogen von je 10 000 Einwohnern der Bundesrepublik 83 aufs Standesamt. 1990 waren es nur noch 63 (ohne neue Bundesländer). Immer mehr Kinder werden von unverheirateten Frauen geboren oder leben bei einem geschiedenen Elternteil. 1990 kam jedes neunte Kind in den alten Ländern "nichtehelich" auf die Welt, in den neuen Ländern ungefähr jedes dritte. 1965 wurde in der damaligen Bundesrepublik nur jedes 21. Kind unehelich geboren.
"Begriffe wie zusammenlebend, getrenntlebend oder die nichteheliche Lebensgemeinschaft haben sich mittlerweile eingebürgert", so Frau Freitag. "1967 war man ledig, verheiratet, verwitwet oder geschieden." Das sei zwar ein kleiner Fortschritt. "Aber dennoch werden wir Alleinerziehenden noch zu oft von der Umgebung schief oder mitleidig angesehen", ärgert sich Doris Poller, Erste Vorsitzende des Ortsvereins. "Wir wollen endlich, daß unsere Lebensform akzeptiert wird."
Daß die alleinige Erziehung eines Kindes nicht zu Notlagen für die Mutter oder den Vater führt, dafür setzt sich der VAMV ein. Annegret Freitag: "Bei der Wohnungssuche, der Arbeitsplatzsuche oder mit der Kreditwürdigkeit bei den Banken haben unsere Mitglieder immer Schwierigkeiten - das sind zwar Probleme, die viele Menschen haben. Aber bei den Alleinerziehenden häufen sie sich." Schuld daran seien unter anderem eine falsche Steuerpolitik des Staates und falsche Unterhaltsregelungen. "Das treibt die Alleinerziehenden nicht selten in die Sozialhilfe."
Eine nichtberufstätige, alleinstehende Mutter mit einem noch nicht schulpflichtigen Kind habe lediglich rund 825 Mark im Monat zum Leben zur Verfügung. Der VAMV fordert deshalb eine "Erziehungskasse", aus der ein Alleinerziehender bis zur Schulpflicht des Kindes 90 Prozent seines bisherigen Einkommens erhält; außerdem sind ausreichende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder bis zu 14 Jahren nötig. Denn diese Erfahrung hat nicht nur Doris Poller gemacht: "Wenn das Kind erst einmal versorgt ist, läuft auch das andere."
Der VAMV hilft durch Information und Beratung. Die Stadt unterstützt den Verband mit einer hauptamtlichen Stelle, alles andere finanziert der Interessenverband selbst durch Spenden. Rund 85 Prozent der 250 Mitglieder sind Mütter - noch immer sind die alleinerziehenden Väter in der Minderheit, auch wenn Annegret Freitag hier "einen Wandel" bemerkt hat.
"Wir haben viel in den vergangenen 25 Jahren erreicht", freut sich die Sozialarbeiterin, "trotzdem werden wir mit unserer Arbeit so schnell nicht fertig." *mug
FRANKFURT A. M. Überwiegend positiv ist der Jahresbericht 1991 der Sport- und Kulturgemeinschaft (SKG) Frankfurt ausgefallen: Vor allem die veränderte Vereinssatzung habe sich bewährt - der Klub habe sich der "Struktur moderner Großstadtvereine angepaßt", heißt es in einer Pressemitteilung. Die wichtigste Neuerung: Die ehrenamtliche Arbeit des Vorstands um den Ersten Vorsitzenden Dr. Gerd Reinschmidt wurde von der reinen Verwaltung getrennt, für die seit dem Früjahr 1991 Geschäftsführerin Monika Schleunes verantwortlich ist.
Die Umstellung auf eine professionelle Vereinsleitung mit eigenem EDV-System kommt nicht von ungefähr: Schließlich gehört die SKG mit rund 3200 Mitgliedern zu den größten Vereinen Frankfurts. In 28 verschiedenen Sportarten bot die SKG 220 Trainingsstunden mit 64 Übungsleitern an - in 35 Sporthallen und -anlagen. Der Lohn: Die Sportler und Sportlerinnen des 36 Jahre alten Vereins kehrten mit mehr als 20 Meistertiteln von den Wettbewerben der unterschiedlichen Disziplinen zurück.
Einziger Wermutstropfen: Die Mitgliederzahl bei den Jugendlichen ging weiter nach unten. Zwar teilt die SKG dieses Problem mit anderen Vereinen, aber gerade in der Hockeyabteilung - seit Jahren eines der Aushängeschilder an der Hahnstraße - "ist der Rückgang im Jugendbereich durch den häufigen Trainerwechsel im letzten Jahr eher hausgemacht", heißt es im Jahresbericht.
In den Abteilungen Judo, Leichtathletik und Tennis wurde hingegen die Nachwuchsarbeit verstärkt. Die Leichtathleten holten in der Schülerklasse mehrere Kreismeistertitel, und auf den SKG-Tennisplätzen spielen 60 Jungen und Mädchen zwischen sechs und 17 Jahren. cob
SCHMITTEN. Das Verhältnis zwischen Theologie und dem Medium Film ist nach Auffassung von Pfarrer Werner Schneider (Frankfurt) wegen der ungenügenden Beschäftigung der theologischen Tradition mit der filmischen Ästhetik unterentwickelt. "Die Einbildungskraft als Quelle theologischer Erkenntnisse neu zu entdecken, halte ich für eine ganz große Aufgabe und ein lohnendes Ziel im Gespräch mit dem Film", sagte der Jury-Chef der Evangelischen Filmarbeit, die regelmäßig die "Filme des Monats" auswählt bei den zehnten Arnoldshainer Filmgesprächen.
Die dreitägige Filmtagung in der evangelischen Akademie beschäftigte sich mit dem Thema "Tod im Film". In zahlreichen Filmproduktionen ist der Tod ein ästhetisches Gestaltungsmittel. In den Hollywood-Streifen werden die Todesdarstellungen immer realistischer. Der Tod ist als visuelles Phänomen allgegenwärtig. Vier Filme von Akira Kurosawa, Peter Greenaway, Aleksandr Sukorov und Philip Ridley wurden von den Tagungsteilnehmern unter die filmtheoretische Lupe genommen.
Der Zusammenhang zwischen Religion, Kino und dem Thema Tod läßt sich nach Meinung von Werner Schneider am Übergang zwischen Realem und Fiktivem feststellen. Die Frage der Selbst-Transzendenz stelle der Film genauso wie die Religion. Religion und Film inszenieren am Thema des Todes auch das Thema der Selbsterlösung. epd
Sommerlicher Aufstieg
Ein Mensch aus gutem Grund stieg heiter hinauf auf eine hohe Leiter, und da es gerade Sommer war, war es für diesen Menschen klar, daß er auf Sommersprossen ging. Da kam ihm der Gedanke flink, daß er im Winter - Sapperlot! - mit Sommersprossen käm' in Not. EHRFRIED SIEWERS
Sommernächte Nun Grillen sie wieder, Singen Luschtige Lieder. Das Bauchfleisch Dampft, Man sitzt Und mampft. Manch eine Plaudertasche Sucht noch eine Flasche. Man pflegt den Flirt Im zu knappen Shirt. BERNHARD KATSCH
Jetzt ist's soweit! Wenn ich, bevor ich selbst durchdrehe, gebannt aufs Thermometer sehe und barfuß durch das Zimmer gehe, mir mit der Zeitung zuwehe, dann ist's soweit! Wenn ich vor gar nichts mehr erschrecke und nur das Wichtigste verdecke, in einer Badehose stecke und alle Viere von mir strecke, dann ist's soweit! Wenn ich leicht schwankend, wankend hinke, gleich drauf im Liegestuhl versinke, durch halbgeschloss'ne Lider zwinke und literweise Kühles trinke, dann ist's soweit! Wenn ich aus jeder Körperritze, vom großen Zeh bis Nasenspitze, und noch dazu im Sitzen schwitze, mich mit dem Gartenschlauch bespritze, dann ist die Zeit der Bullenhitze! GERHARD TACKE
Im Sommermonat Juli dominiert der Ringplanet Saturn am abendlichen Sternenhimmel, die Sternschnuppenschwärme der Aquariden und Capricorniden erreichen ihren Höhepunkt. Die Sonne bewegt sich dann durch die Sternbilder Zwillinge und Krebs, und die Tageslänge geht bis zum Monatsende auf 15 Stunden und 15 Minuten zurück.
Am abendlichen Fixsternhimmel dominieren im Juli die Sternbilder des Hochsommers. Das Sternbild des Fuhrmanns hat Abschied genommen, nur seinen Hauptstern, die funkelnde Kapella, findet man noch dicht über dem Horizont. Auch das charakteristische Frühlingssternbild des Löwen mit seinem Hauptstern Regulus, dem Königsstern, ist weit an den Westhorizont gewandert, während sich die Jungfrau mit dem roten Hauptstern Spika im Südwesten zum Untergang neigt. Hoch im Südwesten findet man im Juli das Sternbild des Bootes mit dem hellen Arkturus. Die Verlängerung der Deichselsterne des Großen Himmelswagens weist genau in seine Richtung. Tief im Süden steht das Sternbild des Skorpions mit dem auffällig roten Riesenstern Antares. Darüber erkennt man den Schlangenträger und die Schlange, beides Sternbilder, die nur wenig auffällig hervortreten.
Den ganzen Südostraum nimmt im Juli die prächtige Sternkonstellation des Sommerdreiecks ein. Das Sternbild des Adlers mit dem Hauptstern Atair steht noch halbhoch im Südosten. Darüber findet man den Schwan mit Deneb und noch höher das Sternbild der Leier mit dem schönen Hauptstern Wega. Die drei Hauptsterne dieser Sternbilder bilden die Spitzen des Sommerdreiecks. Außerhalb der Großstädte bietet die Sommermilchstraße einen prächtigen Anblick.
Der sonnennächste Planet Merkur kann im Juli nicht beobachtet werden. Unser Nachbarplanet, die funkelnde Venus, steht ebenfalls mit der Sonne unsichtbar am Tageshimmel. Der rote Planet Mars beherrscht den Morgenhimmel im Gebiet der Sternbilder Stier und Widder. Jupiter, der Riesenplanet, steht im Juli tief im westlichen Himmelsabschnitt und nähert sich dem Ende seiner Sichtbarkeitsperiode, während Saturn, der Ringplanet, nun Hauptattraktion des Abendhimmels ist. Man findet ihn im Südosten im Sternbild des Steinbocks. Im Juli erreicht der Wandelstern seine diesjährige Oppositionsstellung und ist die ganze Nacht über sichtbar. In den Morgenstunden des 17. Juli zieht der noch fast volle Mond am Ringplaneten vorbei.
Der Phasenwechsel des Mondes beginnt am 7. Juli mit dem ersten Viertel im Sternbild der Jungfrau, und Vollmond ist dann am 14. Juli im Sternbild des Schützen. Das letzte Viertel tritt am 22. Juli ein, wenn der abnehmende Mond durch das Sternbild der Fische wandert, und am 29. Juli ist Neumond. Zwischen dem 20. und dem 30. Juli kann man den Sternschnuppenschwarm der Delta-Aquariden erwarten, dessen Ausstrahlungspunkt im Sternbild des Wassermanns liegt. Vom 15. Juli an sind auch die Capricorniden die ganze Nacht über zu beobachten, die ihren Ausstrahlungspunkt im Sternbild des Steinbocks haben. Ende Juli ist schon mit dem Beginn der Tätigkeit des Perseidenstroms zu rechnen, der der stärkste Sternschnuppenstrom des Jahres ist und auf den Kometen Swift-Tuttle zurückgeht.
CHRISTIAN DE VEGT (dpa)
Gernot Rotters Polemik gegen Gerhard Konzelmann (FR vom 15. 6. 1992 "Die Gier nach Blut vernebelte die Gehirne") wäre viel überzeugender gewesen, wenn er sich nicht selbst einige für einen Professor - zumal einen seiner Fachrichtung - inakzeptable Schlampereien geleistet hätte. So war Ali Baba mitnichten ein Räuber, was ein Orientalist eigentlich wissen sollte.
Geradezu pikant wird es aber, wenn man die von Rotter so sicher nicht intendierte Gleichsetzung Konzelmanns mit Ali Baba einmal fortspinnt: Im Märchen beobachtet der durchaus ehrenwerte Ali Baba einen Räuberhauptmann (entspricht wem im vorliegenden Fall?) beim Besuch seines Diebeslagers und bedient sich dann, nachdem er das Schlüsselwort zum Öffnen der Tür erlauscht hat, der zusammengeraubten Werte (entspricht welchem Gut? Und wer hat es dann wem geklaut?).
Ist es nicht fatal, zu welch groben Mißdeutungen solche Nachlässigkeiten einen aufmerksamen, aber einfältigen Leser verleiten können?
Der arme Goethe wird ebenfalls inkorrekt (wenn auch nicht sinnentstellend) zitiert, jedenfalls sind vorgenommene Auslassungen nicht, wie es sich in Wissenschaftlerkreisen wohl gehört hätte, als solche kenntlich gemacht worden. Wie ist denn nun die Stichhaltigkeit der gesamten Argumentation einzuschätzen, wenn der Herr Professor bei Kleinigkeiten offenbar nicht gar so penibel ist?
Horst Grundmann, Groß-Rönnau
DOKUMENTATION 12
Bekanntlich kann man gegenwärtig, von der Kunst ausgehend, die Welt in ihrer Totalität erschließen. Weswegen auch ein gutes Feuilleton der wichtigste und spannendste Teil der Zeitung - so könnte es sein.
Der Artikel von Herrn Iden (FR vom 13. 6. 1992 "Trotz großer Fülle sehr, sehr wenig") erhebt zwar für die DOCUMENTA IX die Forderung des leitenden Gedankens, läßt einen solchen aber selber vermissen. In einem Rundumschlag dieser Art, der ohne Angabe der Kriterien und wirklich mangels eigener Intuition ständig die alter Leier von richtig/falsch dreht, kann kein Panorama mehr entstehen.
Da wird wieder der Wunsch nach Funktionalisierung der Künste laut, da wird von Schuld und Versagen gesprochen und am Etat herumgemäkelt. Es ist das unerträgliche Spiel normativer Setzungen, das sich nicht selber befragen lassen will. Daher auch der Affront gegen Intuitive.
So treffend mir z. B. die Kritik an Marion Merz gelungen scheint, so sehr fällt aber auch auf, daß die hochverdichteten und inspirierenden Beiträge dieser documenta ganz ausgespart sind: kein Wort von Brill Viola oder Kazuo Katase, James Lee Byars oder Marina Abramovic, Dara Birnbaum und Anish Kapoor.
Gerade die Arbeit von Kosuth hätte die Möglichkeit geboten, das intellektuelle und philosophische Feld dieser documenta besser zu erschließen.
Thilo Götze Regenbogen (Modern Buddhist Art Network), Kriftel
FRANKFURT A. M. Der Torwart lehnte lässig am Pfosten. Aus dem Lautsprecher krächzte die Musik der Rolling Stones über den Sportplatz, als sich acht Schoppenmannschaften zum 11. Ostparkturnier des FC Wartburg trafen. "Wir wählen den Ostpark trotz der Karnickellöcher im Fußballplatz, weil wir das Freizeitvergnügen auf der Wiese dabeihaben wollen", sagte Manfred Bürkle, Cheforganisator und Wirt der "Wartburg". Dabeisein ist alles, allzuviel Ehrgeiz wird nicht gern gesehen. In diesem Jahr war Manfred Bürkle besonders zufrieden darüber, daß der Übereifer ausblieb: "Der Turnierverlauf war überraschend fair."
Angetreten waren die Fußballer der "Bernemer Karnevalsgesellschaft 01" und die Thekenmannschaft vom "Bistro Bonames". Zum ersten Mal nahm eine Mannschaft der Werbefirma "Saatchi & Saatchi" teil. Seit Jahren ist die Freizeitmannschaft "Weiße Erde" mit dabei, und die Fachhochschule Nordweststadt hatte zum vierten Mal eine Crew mit dem Namen "Niddatorso" ins Rennen geschickt. Für ein anderes Team kurzfristig eingesprungen waren die Kicker der Kneipe "Alt-Schwanheim".
Nicht mehr wegzudenken aus dem Ostparkturnier ist das Firmenteam der "Excon" aus Neu-Isenburg, deren Mitglieder wochentags damit beschäftigt sind, gestohlene Autos wiederzubeschaffen. Abgesagt hatten dagegen die "Zusteller" vom Postamt 60 und die Freizeitkicker aus der Offenbacher Lohwaldsiedlung, die beide Schwierigkeiten mit der Mannschaftsaufstellung reklamierten.
"Daß so bekannte Mannschaften, gegen die wir schon jahrelang gespielt haben, so plötzlich absagen, hat mich schon gestört", kritisierte Organisator Manfred Bürkle. 120 Mark Meldegeld mußten die Vereine jeweils bezahlen, davon wurden die Pokale finanziert, und auch die Schiedsrichter Hans Zeitel und Walter Maurer erhielten eine kleine Entschädigung. Die "Alten Herren" des FC Wartburg waren dagegen ehrenamtlich tätig. Klaus Schlee und Gerd Rettig versorgten die Hungrigen mit Spezialitäten vom Grill, und Tilla Bürkle, Wirtin der Wartburg, bediente gewohnt professionell den Zapfhahn.
Der Arbeitsaufwand für ein Turnier mit 150 Spielern und etwa 100 Zuschauern ist groß, wie Manfred Bürkle deutlich machte. "Das beginnt damit, dem Sport- und Badeamt einen Neujahrsgruß zu schicken und den Wunsch nach einem Turnierplatz zu äußern." Dann sei eine "Schankerlaubnis" des Ordnungsamtes erforderlich, und beim Garten- und Friedhofsamt sei eine "Einfahrtserlaubnis" für den Getränkelieferanten und die Helfer zu beantragen. Das Umweltamt hätte zudem die Forderung gestellt, auf Einweggeschirr zu verzichten. "Daß der Platz hinterher sauber hinterlassen wird, ist für uns eine Selbstverständlichkeit", betonte Manfred Bürkle, der seit 21 Jahren in Schoppenmannschaften Fußball spielt.
In Frankfurt gibt es mehr Thekenteams als Vereinsmannschaften, viele davon spielen richtige Punktrunden, trainieren regelmäßig und treffen sich auch zu Spielersitzungen. "Überorganisiert" findet Manfred Bürkle diese Art von Einsatz: "Wir treffen uns zum Spielen, und hinterher gehen wir an die Theke, um noch einen zu nehmen. Ob Binding oder Warsteiner ist egal - Hauptsache, es ist feucht."
Den Abschluß des Ostparkturnieres bildete ein zünftiger Abend in der "Wartburg", zu dem nur die Spieler und die Helfer eingeladen waren. Im September fährt der FC Wartburg dann ins "Trainingslager" nach Ibiza. "Von dem geringen Gewinn des Turniers leisten wir uns eine viertägige Reise", lachte Manfred Bürkle. *kan
Auf einen Blick
Seite II
FR-Serie über "Mädchen in Handwerk": Die Wärme-, Kälte- und Schallschutzisoliererin.Seite III
Beschädigte Dortelweiler Linde bleibt ein Streitpunkt. Seite IV
"FR-mobil" geht auf Tour durch die Wetterau: Wie die FR den direkten Kontakt zu Ihnen sucht.
Die Verantwortlichen des Budo-Club Mühlheim wissen nicht mehr wohin mit ihren Mitgliedern. Zwar steht den Mühlheimern ein Dojo im Sportzentrum der Anton-Dey-Straße zur Verfügung, doch angesichts der stetig steigenden Mitgliederzahl geht es dort immer enger zu. Nun haben die Mühlheimer auch noch eine weitere Sportart in ihrem Dojo beheimatet: Herbert Spahn und Armin Stegmüller riefen eine Jiu-Jitsu-Gruppe ins Leben, die nach kurzer Zeit bereits 25 aktive Mitglieder zählt. "Unsere räumlichen Kapazitäten sind ausgeschöpft. Wir müssen uns dringend vergrößern", erklärt Vorsitzender Jürgen Cramer.
Von montags bis freitags herrscht im Dojo des BCM zwischen 15 und 22 Uhr stets reger Betrieb. Von den 300 Aktiven sind fast die Hälfte Jugendliche und weiterhin verzeichnet der BCM Zulauf. Die Vergrößerung des Klubs ist natürlich erwünscht, nur sind die Mühlheimer momentan in der Verlegenheit, räumliche Engpässe nicht mehr vermeiden zu können. Die Stadt, die bereits das Dojo in der Dey-Straße zur Verfügung stellt, soll nun den Mühlheimern aus der Predouille helfen. Da die Mühlheimer bislang von der Stadt gut unterstützt wurden, hoffen sie, auch mit diesem Problem nicht alleine gelassen zu werden. Angesichts der Erfolge, die der Budoclub bislang erzielte, sollte es den Mühlheimern möglich gemacht werden, auf ihrem Weg weiterzuarbeiten.
Erst 1989 spalteten sich die Budosportler von der Sportunion Mühlheim ab, wo sie bis dahin als Abteilung angegliedert waren. Es gab keineswegs Differenzen mit dem Hauptverein, doch angesichts der Zahl von 180 Mitgliedern (mit steigender Tendenz) beschlossen die Budo-Sportler, sich auf eigene Füße zu stellen. Auch heute bestehen noch gute Kontakte zu den anderen SU-Abteilungen, zumal das Mühlheimer Wirtshaus allen Sparten als Vereinsgaststätte dient. Das Hauptgeschehen spielt sich jedoch im Dojo ab.
Die Judoka werden von Haupttrainer Thomas Wanderer und fünf weiteren Trainern ausgebildet. Die erfolgreichsten Judoka des BCM sind Peter Coy und Stefan Sondergeld. Im Judo ist es den Sportlern erlaubt, für zwei Teams zu starten. So gehen Coy und Sondergeld zum einen für das Landesligateam des BCM, zum anderen für Judokan Frankfurt in der Zweiten Bundesliga auf die Matten. Mit Frankfurt verpaßten die beiden den Aufstieg in die Erste Bundesliga, mit ihrem Heimatverein kämpften sie in der Landesliga erfolgreich gegen den Abstieg.
Die Landesliga-Mannschaft, die erst im März 1993 in die neue Saison geht, könnte durchaus den Sprung in die Oberliga schaffen, meint Jürgen Cramer. Doch dazu bedürfte es Verstärkungen und die sind nicht so einfach zu bekommen.
Im Frauenbereich geht für den BCM derzeit keine Mannschaft an den Start. Sieben Gewichtsklassen müßten hier besetzt werden. Dazu gibt es nicht genügend Kämpferinnen. So kämpfen die erfolgreichsten Mühlheimerinnen, Catja Cramer und Kirsten Döpp, für den JC Wiesbaden in der Bundesliga. Während Judo mittlerweile bereits als etablierte Sportart gilt, kämpfen die Anhänger des Taekwon-Do immer noch gegen Vorurteile. Da im Taekwon-Do auch geschlagen und getreten wird, halten viele Laien diesen Sport für brutal. Dieses Vorurteil möchten die Mühlheimer Trainer Peter Weck und Tobias Dauner gerne ausräumen. "Wir gehen verantwortungsbewußt an unsere Aufgabe heran", erklärt Dauner, Sportstudent und Lehrwart der hessischen Taekwon-Do-Union. Aggressionen haben im Dojo nichts verloren und nur geduldige, charakterstarke junge Leute in dieser Sportart eine Chance.
So wie Martin Wasinger, der bei den Hessenmeisterschaften den dritten Platz erzielte und sich für die deutsche Meisterschaft qualifizierte. Auf die Teilnahme dort verzichtete er allerdings zugunsten der vom Verein inszenierten Budo- Gala. Diese Veranstaltung zum 20jährigen Jubiläum war an zwei Terminen mit insgesamt 700 Besuchern hervorragend besucht und bot tolle Werbung für die faszinierenden asiatischen Sportarten.
Peter Weck, Taekwon-Do-Trainer und hauptberuflich Leiter eines Do-Institutes, schaffte im Rahmen dieser Gala einen Weltrekord: Er zerschlug mit einem Schlag zehn Eisblöcke, die aufgeschichtet einen über zwei Meter hohen Eisberg bildeten. Da mußte Weck schon auf ein Podest steigen, um diesen Berg zu durchschlagen. Doch Peter Weck und seine Kollegen durchschlagen - wenn es sein muß - auch Eisblöcke, um das Eis zu schmelzen, welches oft irrtümlicherweise zwischen den Budo-Sportlern und der "Außenwelt" steht. Vielleicht schaut dann der ein oder andere "Aufgetaute" ja doch einmal im Dojo vorbei.
INA SCHNEIDER/jbp
Nicht nur im Fußball, auch im Tanzsport kann man aufsteigen - und auch hierbei kann es recht spannend zugehen. So war für das Ehepaar Silvia und Heinz Drees nur noch eine Plazierung in der A-Klasse nötig, um den Aufstieg in die Sonderklasse, die höchste deutsche Amateurklasse, zu bewerkstelligen. Die Möglichkeit, diese Plazierung zu erringen, bekamen sie noch dazu auf eigenem Parkett, denn der Tanzsportverein Blau-Gold Steinbach richtete ein A-I-Turnier aus. Nach Vor- und Zwischenrunde tanzten Silvia und Heinz Drees in einem spannenden Finale um den Aufstieg. Sie erzielten am Ende den dritten Platz, der gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die Sonderklasse war.
Im Anschluß an diese Konkurrenz fand bei den Steinbacher Tänzern noch ein Senioren-Turnier der Klasse S II statt, für das 24 Paare gemeldet hatten. Die Blau- Gold-Paare Hannelore und Klaus Bauknecht sowie Helga und Helge Kießling verfehlten in diesem hochklassigen Feld knapp die zweite Zwischenrunde, doch Elfriede und Herbert Bergmann erreichten das Semifinale und belegten den guten neunten Platz. Bei den Turnieren war der Tanzsportverein Blau-Gold einmal mehr ein tadelloser Ausrichter unter der Leitung von Friedrich Alter.
Auch die Mitgliederversammlung des Tanzsportvereins verlief reibungslos. Die "Regierungsmannschaft" um den Vorsitzenden Wilhelm Gräber wurde fast durchweg in ihrem Amt bestätigt. Einzig Klaus Bauknecht mußte aus beruflichen Gründen sein Amt als Sportwart zur Verfügung stellen. Sein Nachfolger ist Kurt Baumrucker. Mit der Ehrung von Helga und Helge Kießling übernahm Klaus Bauknecht zum Abschluß seiner Tätigkeit noch eine besonders schöne Aufgabe.
Das seit 1987 für Blau-Gold tanzende Paar erhielt das Silberne Tanzsportabzeichen verliehen. Diese Auszeichnung erhält ein Paar, wenn es sich 25mal in Tanzturnieren unter den ersten drei plazieren konnte. Helga und Helge Kießling wurden im vergangenen Jahr hessische Vizemeister und stiegen ebenfalls 1991 in jene Klasse auf, die nun auch Silvia und Heinz Drees erreicht haben: Die Sonderklasse. Da kann man nur sagen: Die Tänzer und Tänzerinnen des Tanzsportvereins Blau-Gold sind schon ein Klasse für sich. jbp
HESSEN 24
FRANKFURT A. M. Auf der einen Straßenseite Fabrikhallen, Lastkraftwagen, graue Fassaden, auf der anderen eine beschauliche Idylle: Mitten im Osthafengebiet, zwischen Kaiserleibrücke und der Offenbacher Schleuse, hat der Wassersport-Club (WSC) Kaiserlei vor zwanzig Jahren seine Heimat gefunden - durch einen Zufall.
Die Bauarbeiten an der Brücke waren beendet und das auf einem kleinen Plateau liegende Holzhaus oberhalb des wild wuchernden Ufergebüsches stand leer. Da ergriffen fünf Wassersportfreunde die günstige Gelegenheit und gründeten in der Baracke den Verein.
Vier Tage lang feierten jetzt Mitglieder, Gäste und Freunde des WSC das 20jähriges Bestehen mit dem "3. Wasserstraßenfest". Die Organisatoren hatten ein buntes Programm zusammengestellt: Von der Live-Musik mit der "Kodderschnauze" Hardy über eine orientalische Mitternachtsshow, bei der eine Bauchtänzerin auftrat, einem Auftritt der Trampolinakrobaten "Flying Bananas" bis hin zur Trockenregatta und dem großen Tauziehen.
Jeden Tag krochen die Skipper bereits um 9 Uhr aus den Kojen, um den Tag mit einem Frühstücksbüfett samt fröhlichen Frühschoppen einzuleiten. Am Vormittag wurde dann der Grill angeheizt.
Aus Mainz, Aschaffenburg und der ganzen Rhein-Main-Region kamen die Bootsfreunde zum Wassersport-Club Kaiserlei - fast alle motorisiert. Kein Wunder: Der pensionierte Kraftfahrzeugmeister Ernst Hanselmann ist der einzige Segler im Klub. "Das ist eine Sache der Weltanschauung, meinte er bei einem Glas Wein in der gemütlichen Kajüte seines Stahlschiffs.
Und dann sponn der 70jährige "Seebär" eine Stunde lang Seemannsgarn; er erzählte von den Segelanfängen mit einer kleinen Jolle, von seinem Traum, ein richtiges Segelschiff zu besitzen, und von seinen Fahrten nach Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, und anderen Zielen. "Im Ruhestand spielt die Zeit keine Rolle", sagte er.
Von März bis Oktober ist der Globetrotter unterwegs, meistens begleitet von seinem Dackel, "der erst einmal seekrank war". Traumhaft sei es am Polarkreis, wo es nie richtig dunkel wird; viele Menschen kreuzten seinen Weg durch den Finnischen Meerbusen. "In den Häfen brauche ich mich nur mit meiner Mundharmonika an Deck zu setzen, zehn Minuten später sind die ersten da. Wenn ich allein sein will, ist das auch kein Problem. Dann ziehe ich die Vorhänge und Türen zu und habe meine Ruhe."
In der Achterkajüte stehen Werke von Stifter und die Gesamtausgabe Goethes, daneben liegt ein Gewehr und vorne steht die Taucherausrüstung. Ernst Hanselmann ist ein vielseitiger Mann und immer wieder kommt er auf den Satz "Das ist eine Sache der Weltanschauung" zurück. So ist es Zufall (private Gründe zwangen ihn zur Umkehr), daß er an dem Wasserstraßenfest zu Hause ist. Aber für das kommende Jahr plant er zusammen mit seiner Frau eine Reise zum Schwarzen Meer.
Weil die Zahl der festen Liegeplätze begrenzt ist, hat der WSC nur elf Mitglieder, fünf davon sind Gründungsmitglieder. Hanselmann über die Arbeit an den Booten: "Jeder Zentimeter, jeder Handschlag, jede Schweißnaht ist Eigenarbeit" - auch an Land: Erst im letzten Jahr haben die Wassersportler die Böschung mit viel Mühe bepflanzt - entstanden ist fast ein kleines Biotop.
Auf dem Schiff von Hans Tragbar ist die Klubwerkstatt eingerichtet; eine Drehbank und sogar eine Fräsmaschine stehen sort. Der Schiffsbaumeister a. D. hat sein 26 Meter langes Schiff "Fairplay" selbst gebaut; stolz zeigt er Fotos, die die Entwicklung belegen. In diesem Punkt sind sich die Pensionäre dann auch völlig einig: "Man braucht viel Idealismus und auch Geld, wenn man so etwas macht."
Derweil vergnügten sich die Gäste am Grill und Ausschank trotz des schlechten Wetters. Und spätestens bei der Lagerfeuermusik hatten die Feiernden das schlechte Wetter vergessen und sangen mit Inbrunst schm...lustige Lieder. jot
Luftbelastungswerte vom 10. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
WI-Mitte WI-Süd
SO2 0,01 (0,01) 0,01 (0,01)
NO2 0,05 (0,04) 0,05 (0,03)
Staub 0,03 (0,05) 0,01 (0,02)
O3 0,08 (0,10) 0,08 (0,11)
(in Klammern Wert vom Vortag)
Hier veröffentlichen wir täglich, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im gesamten Stadtgebiet gemessen.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei- Stunden-Mittelwert angegeben.
SO2 und NO2 sind wesentlich am sauren Regen beteiligt, NO2 ist außerdem Vorläufersubstanz für bodennahes Ozon (Sommersmog). Staub ist nicht nur wegen allergischer Reaktionen riskant; an den feinen Partikeln können weitere Schadstoffe, beispielsweise auch Dioxine anhaften.
O3 steht für Ozon. Es wird in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben. Der Grenzwert für Staub beträgt nach einer Richtlinie des Verbandes Deutscher Ingenieure (VDI) 0, 45 Milligramm.
(Alle Angaben ohne Gewähr)
FRANKFURT A. M. Mit einer bewährten Mannschaft geht der Karnevalverein "Der Frankfurter 02" in die Kampagne 1992/93. Bei der gut besuchten Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Bornheim wurden der Vorsitzende Werner Bachmann und sein "Vize" Manfred Haar in ihren Ämtern erneut bestätigt. Die beiden Führungskräfte vertreten den Verein als Delegierte auch im "Großen Rat" der Frankfurter Karnevalvereine.
Haar fungiert außerdem ein weiteres Jahr als Ministerpräsident. Klausdieter Herberich ist im Elferrat Haars Stellvertreter. Schatzmeisterin blieb Erika Kappe. Michael Jouliardt (zweiter Kassierer) und Alfred Recke (Schriftführer) wurden ebenso wiedergewählt.
Neu in den Vorstand zogen Barbara Kopp (zweite Schriftführerin), Karin Recke (erste Beisitzerin) und Peter Kopp (zweiter Archivar) ein. Das Gremium ergänzen erfahrene Mitglieder wie Herbert Ogurek (erster Archivar), Burkhard Falkenberg (zweiter Beisitzer) und die Beisitzerin Christa Greb.
Vorsitzender Bachmann bedankte sich nach seiner Wiederwahl für das Vertrauen und versprach, sich wie bisher für die "Vereinsfamilie" zu engagieren. Künftig will der Verein die Jugendarbeit forcieren. Auch soll der hohe Stellenwert der "02er" in der karnevalistischen Gemeinschaft Frankfurts gefestigt werden.
Erfreulich sei, daß die Mitglieder "engagiert mitarbeiten", meinte Bachmann. Deshalb mache die Vorstandsarbeit auch "nach wie vor viel Spaß". *dixi
FRANKFURT A. M. "Uns fehlen die Wurzeln", sagt Volkan Türeli, Bassist der Frankfurter Hip-Hop-Gruppe "The Aftershaves". In der Bundesrepublik geboren, hier aber nicht als Staatsbürger anerkannt und in der fernen Heimat Türkei immer als Fremder betrachtet zu werden - damit "werden viele ausländische Jugendliche nicht fertig", ergänzt Sänger Murat Güngör. Mit ihrer Musik wollen sie den Zuschauern zeigen, "daß es Türken gibt, die andere Sachen machen".
Die Band besteht aus Türken, Marokkanern, Spaniern und Deutschen; sie singt in Englisch und Türkisch, und nicht von der Liebe. Politisch sind ihre Texte, ein bißchen anarchistisch, aber vor allem von der Utopie beflügelt, als "Dritte-Generations-Kinder" nicht für immer die Verlierer in einer wohlhabenden Gesellschaft zu sein.
Die Wirklichkeit war es auch, die zur Gründung der "Aftershaves" führte. Als es im vergangenen Jahr in Preungesheim und Bonames wiederholt Auseinandersetzungen zwischen türkischen und US-amerikanischen Jugendlichen gegeben hatte, wurde das Projekt "Stop the violence" geschaffen. Nach einem Jahr zog man Bilanz: "Wir betrachten das bisher Erreichte als Erfolg", formulierte Yalcin Dal, Mitarbeiter im Türkischen Volkshaus, in einer Pressekonferenz. Durch die Initiative der türkischen Einrichtung und der US-Militärgemeinde sei die Gewalt unter Jugendlichen zwar nicht von heute auf morgen aus der Welt geschafft worden. "Aber die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, keine Gewalt anzuwenden, ist größer geworden."
Insgesamt vier Rap- und Hip-Hop-Konzerte hat es seitdem gegeben, zu denen fast tausend Besucher kamen. "Bei den Konzerten treffen sich die Jugendlichen", erklärte der Hip-Hop-Sänger Volkan Türeli. Nach der Sommerpause wird das Projekt weitergehen: Musik- und Tanzworkshops werden angeboten. "Viele Jugendhäuser wollen mit uns zusammenarbeiten", informierte Patricia Latorre, Mitarbeiterin im Türkischen Volkshaus. Die Musiker neugegründeter Frankfurter Bands - "Dope on Plastic" (Bockenheim) und "The Aftershaves" (Stadtmitte) - haben ihre Unterstützung zugesagt. Und zwei US-amerikanische Rap-Gruppen, die ehemals vom Kasernengelände "verbannt" wurden, "sind jetzt enorm engagiert", ergänzte Glendon Pitts, politischer Sprecher der Militärgemeinde.
Neue Kleider bekommt das Projekt: Ein gemeinnütziger Verein wird gegründet, "der Organisation und Koordination übernimmen wird", so Latorre. Als Dachverband könne man dann andere Gemeinden im Rhein-Main-Gebiet unterstützen. Finanziell wird "Stop the violence" weiterhin aus drei Quellen gespeist. Geld stellen zur Verfügung: die US-amerikanische Militärgemeinde, das Türkische Volkshaus und das Amt für multikulturelle Angelegenheit.
Zusätzlich suchen die Träger Sponsoren in der Wirtschaft. "Noch haben wir keine positive Antwort", sagte Patricia Latorre. Dennoch zeigte man sich optimistisch. Die Jugendlichen, hieß es, seien in der Lage, die oft beschworene "soziale Bombe" selbst zu entschärfen. tin
FRANKFURT A. M. Auf großer Tournee waren die rund 40 Sänger des Herchenröder-Quartetts Frankfurt: Sie kehrten von einer Konzertreise aus Ägypten zurück. Die "Herchenröder" waren der erste Chor aus Frankfurt, der ein Konzert in der Staatsoper von Kairo gab.
Die "Botschafter des Gesangs" sind Reisen gewohnt: In Finnland, Rußland, Großbritannien und Ungarn waren sie schon aufgetreten, in Kairo brachten sie unter Leitung des Dirigenten Stefan Laasch Lieder von Mozart, Schubert, Verdi und Silcher zu Gehör. Die ägyptischen Zuhörer belohnten die Frankfurter Sänger nach dem Konzert mit großen Jubel.
Sonderapplaus gab es für die hervorragenden Solisten Wolfgang Emmerich, Eberhard Mayer, Pater Amandus Hasselbach, Avrill Griffiths sowie für Heinz Marosch, den Kreis-Chorleiter des Sängerkreises Frankfurt. Marosch führte charmant auch durch das fast zweistündige Programm. Am Piano wurde der Chor von Gerhard Schroth begleitet, der gemeinsam mit Stefan Laasch am Klavier die "Ungarischen Tänze" spielte.
Fünf Tage hielten sich die "Herchenröder" in der Partnerstadt Frankfurts auf und nutzten die Tage für Besuche des Museums, der Pyramiden von Gizeh und den vielen Moscheen. "Kairo ist eine faszinierende orientalische Stadt mit prächtigen Bauten", staunte der Sänger-Vorsitzende Eberhard Mayer. "Wir sahen die menschenüberfüllten Basare, aber auch die moderne Metropole mit Hochhäusern, internationalen Hotels und eleganten Geschäften", erzählte Mayer. Von Kairo aus flogen die Frankfurter nach Assuan und zu den Tempelanlagen von Abu Simbel, kreuzten anschließend auf dem Nil und besichtigten die Tempelanlagen von Edfu, Esna und Luxor.
"Das Konzert in Kairo und der Aufenthalt in Ägypten wird bei uns allen noch lange nachklingen", sagt "Herchenröder"- Vorsitzender Eberhard Mayer. dixi
Touristen, die auf einer griechischen Insel weilen und einen Ausflug in die Türkei machen, wird neuerdings von den dortigen Behörden tief in die Tasche gegriffen. Eine Ausreisegebühr von 10 000 Drachmen - rund 80 Mark - wird seit Anfang Juni fällig, seither mußten gerade 1500 Drachmen bezahlt werden. "Während Griechenland sich in der Welttourismusorganisation und anderen Institutionen für den freien Reiseverkehr und die Förderung des Tourismus ausspricht", kommentiert der Präsident des Deutschen Reisebüro-Verbandes (DRV), Otto Schneider, "wurde hier eine Maßnahme ergriffen, die diesen Tourismus in erheblicher Weise behindert." FR
HEDDERNHEIM. Heute machen andere die Musik. Zu ihrem Grillfest sind die Sänger der Heddernheimer Chorgemeinschaft 1884 natürlich gekommen, aber die Bühne bleibt anderen Musikanten überlassen - dem Musikzug der Turnerschaft 1860 und einem Akkordeonspieler.
Denn der Heddernheimer Chor probt derzeit an einem neuen Repertoire. Außerdem: "Wir haben neue Sänger", sagt der Zweite Vorsitzende Rainer Lorenz und fügt hinzu: "Die müssen sich hier bei uns im Verein erst noch ein bißchen einfinden!"
Aber neue Sänger werden im Chor "sehr gerne gesehen", versichert Lorenz. Denn wie so viele andere Chöre leidet auch die Chorgemeinchaft unter Nachwuchsproblemen. "Kein Jugendlicher hat offensichtlich mehr Lust, zu singen," bedauert der Vorsitzende. Der Kinder- und Jugendchor der "1884er" existiert schon seit 1985 nicht mehr. Sogar die Heddernheimer, die zwischen 30 und 40 Jahre alt sind, bleiben der Chorgemeinschaft lieber fern. Das macht Lorenz ein bißchen Angst: "Vielleicht schläft der Chor eines Tages ganz ein."
Außerdem muß aus der Vereinskasse - sie setzt sich in erster Linie aus den Beiträgen der Mitglieder zusammen - das Honorar für den Dirigenten bezahlt werden. Zur Zeit gibt es noch 17 aktive und 110 passive Vereinsmitglieder. Doch wenn die Zahl abnimmt, wird auch die Bezahlung schwieriger.
Um zu verhindern, daß es die Chorgemeinschaft eines Tages nicht mehr gibt, gingen die Sänger schon gegen Ende der 70er Jahre Kompromisse ein. Ursprünglich war der traditionsreiche Chor ein reiner Männerchor gewesen. Doch als er vor etwa 15 Jahren immer kleiner wurde und schließlich nur noch acht Sänger übriggeblieben waren, beschlossen die Vereinsmitglieder, auch Frauen aufzunehmen. "Notgedrungen und wohl oder übel", sagt Lorenz - denn Männerchöre haben seiner Meinung nach "einfach einen schöneren Klang".
Jetzt sind die Frauen gar in der Überzahl. Sieben Männer und zehn Frauen proben derzeit unter der Leitung von Dirigent Karl-August von Schultz Volkslieder von Larszky sowie Stücke aus Operetten und Musicals.
Das nächste Mal ist der Chor im Dezember zu hören. Gemeinsam mit anderen Chören wird er in der Adventszeit ein Weihnachtskonzert im Nordwestzentrum geben.
Wer Lust hat, bei den Proben mitzumachen, kann dienstags um 20 Uhr in das Heddernheimer Vereinshaus in der Oranienstraße 16 a kommen. Vorsingen wird nicht verlangt.
Der Vereinsbeitrag für aktive Mitglieder beträgt sechs Mark im Monat. Nähere Informationen gibt Rainer Lorenz unter der Rufnummer 57 14 12. sen
ECKENHEIM. Es war eine musikalische Reise durch die Jahrhunderte, die die Mitglieder der evangelischen Nazarethgemeinde dieser Tage unternahmen. Knapp zwei Stunden lang spielten die Eckenheimer Hobbysänger und -musiker Stücke verschiedener Stilrichtungen und Epochen: aus dem England des 15. Jahrhunderts bis hin zu aktuellen deutschen Schlagern, vom schwarzen Gospel bis hin zum populären Volkslied.
Musik war jedoch nicht das einzige, womit die Eckenheimer zu ihrem traditionellen Chor- und Gemeindefest angelockt wurden.
Vor allem für die Kinder hatte sich Chorleiterin Nicola Piesch wieder etwas Besonderes einfallen lassen: Joachim Beyer, ein Hobby-Künstler aus Hanau, war angereist, um eine Revue mit selbstgefertigten Marionetten zu präsentieren. Außerdem konnten sie auf dem Spielplatz toben.
Im Gemeindesaal hatten die ehrenamtlichen Mitarbeiter unterdessen ein Büfett aufgebaut. Davor machten es sich im Laufe des Abends die Gäste bequem, um den Musikgruppen zu lauschen. Denn das vor allem ist der Zweck des Chorfestes: "Wir nutzen die Gelegenheit, um allen musikalischen Aktionen Raum zu geben", erklärte Nicola Piesch.
Und das sind nicht wenige: Drei Flötenkreise für sechs- bis zwölfjährige Kinder, ein Instrumentalkreis, der Kirchenchor und mehrere Kleingruppen proben regelmäßig in der Nazarethgemeinde. Selten nur können sie öffentlich auftreten - um so mehr legten sie sich diesmal bei der Feier ins Zeug.
Den Auftakt machte der Instrumentalkreis mit einer englischen Madrigale mit dem sinnigen Titel: "Seht, wie die Freude aufgeht." Danach folgten Gitarrenstücke aus fünf Jahrhunderten sowie Kompositionen von Mozart und Johann Strauß.
Mit einem musikalischen Leckerbissen beendete der Kirchenchor schließlich das Fest im Frankfurter Norden: Das Ensemble sang Gospels, die schon vorher im Gottesdienst von den Gemeindemitgliedern bejubelt worden waren. ind
Ein italienischer Vormittag aus der Sicht einer Siebenjährigen: "Wir waren im Dom von Siena. Dann waren wir noch in der Kirche. Dann waren wir noch da, wo die Heilige Katharina gewohnt hat. Dann haben wir Tauben gefüttert." Sonja hat sozusagen vorgekostet. Mit der Kindergruppe, betreut von Inge und Piero, zwei deutschen Studenten, ist sie per Kleinbus vom Ferienquartier hoch über dem Trasimenischen See in die mittelalterliche Kulturmetropole gefahren und hat eine kindgerechte Stadtführung genossen, zu der Taubenfüttern ebenso gehört wie die Geschichte der Heiligen mit dem heute wieder populären Vornamen.
Als Sonja am nächsten Tag mit dem Rest der Familie auf dem weltberühmten Campo von Siena steht, erzählt die kleine Stadtführerin lässig: "Hier haben wir die Pizza gegessen. Neulich war Flohmarkt hier. Dann sind wir meilenweit rumgefahren, um eine Eisbude zu finden." Zeigefinger Richtung Campanile werden Eltern und große Schwester getestet. "Ratet mal, wie hoch der Turm ist?" Und wenn die Großen sich verschätzen, ist die Freude groß.
Kultur mit Kindern erleben heißt das Motto des Programms, mit dem kleine Veranstalter Familien kulturelle Schätze erschließen helfen. Das Programm für den Nachwuchs sorgt dafür, daß Eltern auch allein losziehen können: Vielleicht drei Stunden zwanglos im Museum verbringen, eine Stunde lang bei Capuccino oder Café Coretto in die Sonne blinzeln und Leute angucken oder ein Mittagessen genießen, das drei Gänge nicht zum Wettlauf mit der Zeit werden läßt, also umbrisch-toskanische Kultur ohne drängelnden Nachwuchs im Schlepptau.
Zum Beispiel Perugia. Umbriens Metropole unweit des Trasimenischen Sees, vom Tiber als natürlichem Grenzfluß nur wenige Kilometer entfernt, zieht nicht nur Unmengen von Studenten zum Sprachstudium an, es lädt auch zum Bummeln ein: Den Corso Vanucci entlang, benannt auch nach dem berühmten Sohn Pietro Vanocci, bekannt als Il Perugino, Maler zarter Madonnenbilder. Fresken von ihm sind im Collegio del Gambio, dem Palast der Geldwechsler, zu sehen, am Beginn des Corso. Raffael, sein Lieblingsschüler, "trug den Ruhm umbrischer Maler in die Welt", wie Reiseführer schwelgen. Von der Terrasse der Giardini Carducci, einem kleinen Park, der mit dem altmodisch schönen Hotel Brufani Palace abschließt, bietet sich ein herrlicher Blick auf das Tibertal.
Im Rahmen des Kinderprogramms werden auch Reitstunden angeboten. (Bild: Suse Weidenbach-Janositz)
FECHENHEIM. Die Gemeindemitglieder hatten sich verkalkuliert: Plötzlich waren die Würstchen alle aufgegessen. Der ungeheure Appetit zeigte: Pastor Rainer Petrak hatte mehr Besucher beim Sommerfest der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde begrüßen können als im Jahr zuvor. Denn die 1991 erzielten Umsätze waren der Maßstab für die Einkäufe dieses Jahres. Hungrig blieb dennoch niemand. Doch anders als einst bei der wunderbaren Brotvermehrung mußte die zusätzliche Fleischwurst auf normalem Wege beschafft werden.
Etwa 150 Gemeindemitglieder hatte es bereits am Morgen zum Gottesdienst auf die "Linne" gezogen. Anschließend zogen die Gläubigen in einer Prozession durch Fechenheim und zum Abschluß feierlich in die Kirche. Nach Frühschoppen und gemeinsamen Mittagessen der Gemeinde begannen am Nachmittag ein Kinderfest, das vor allem die Kindergärtnerinnen unter der Leitung von Barbara Dörner vorbereitet hatten.
Bananenschiffchen mit Lakritz und Gummibärchen bauten die Kinder und stundenlang fanden sie Vergnügen daran, mit selbst zubereiteter Knete zu "matschen". Die Spritzen, mit denen normalerweise Blumen gedüngt werden, dienten beim Gemeindefest vor allem dazu, ein Zielschießen auf brennende Kerzen zu veranstalten. Hinterher mißbrauchten die Sprößlinge die wassergefüllten Spritzen allerdings zu einer kleinen Wasserschlacht.
Bei einem "Gemeindequiz" konnten die Besucher ihre Bibelfestigkeit unter Beweis stellen: "Auf welchem Tier zog Jesus in Jerusalem ein?" lautete eine Frage (Lösung: Esel). Die Antwort auf die Frage: "Wie heißt der Tresor in der Kirche?" zu finden, fiel dagegen nicht so leicht (Lösung: Tabernakel). Aus den Anfangsbuchstaben der Lösungen mußte der Name eines prominenten Gemeindemitgliedes zusammengestellt werden. Die Gewinner wurden belohnt: "Da konnte man sich ein paar Süßigkeiten aus einer großen Kiste aussuchen", berichtete Christoph, der die Aufgaben alle lösen konnte.
Die beiden obdachlosen Männer, die in Wohnwagen auf dem Gelände des Gemeindehauses eine Bleibe gefunden haben, machten sich an diesem Tag ebenfalls nützlich und halfen beim Geschirrdienst mit. "Das läuft sehr gut", sagte die Fechenheimer Pastoralreferentin Monika Stanossek, "der Caritasverband hatte angefragt, ob wir sie nicht unterbringen könnten."
Etwa 3000 Mitglieder zählt die Gemeinde in Fechenheim. Der Ort war lange Zeit rein evangelisch; erst mit der Industrialisierung entstand eine katholische Gemeinde. Daher ist auch die Gemeinde erst knapp 100 Jahre alt: 1894 wurde die Kirche der Herz-Jesu-Gemeinde gebaut. Der Erlös des Festes war für die Renovierung des Gebäudes bestimmt: Vor sieben Jahren hatte ein Brand in der Kirche eine sofortige Renovierung notwendig gemacht. Unter anderem mußte die Deckenkonstruktion komplett erneuert werden und die Fenster des Altarraums, die im Zweiten Weltkrieg zugemauert worden waren, wurden wieder verglast. Noch immer trägt die Gemeinde schwer an den Kosten: 14 500 Mark sind für die Arbeiten noch abzubezahlen. kan
"Wart Ihr nicht in der unterirdischen Stadt", fragt Sonja die Eltern nach deren Rückkehr aus Perugia. Groß ist die Freude, als sie merkt, daß die Kindergruppe den Erwachsenen wieder ein Geheimnis voraus hat. Damit es nicht zuviel Kultur wird im Urlaub, machen beide Generationen schon mal zusammen einen Spaziergang zu einer nahegelegenen, leider nicht zugänglichen Burg. Und während die Eltern später im Weingut hinter dem Feriendomizil umbrische Gewächse verkosten, basteln die Kids zwischen fünf und zwölf Jahren in der Gemeinschaftsstube im ersten Stock des alten Gemäuers. "La Dogana" heißt die Anlage. Sie hat viel Geschichte aufzuweisen und als Symbol ein wildes Pferd. Das Hauptgebäude des 50-Hektar-Besitzes war im 16. Jahrhundert päpstliches Zollhaus und als solches Zwischenstation auf dem Weg vom Großherzogtum Toskana nach Rom. Michelangelo, Goethe, Byron und Stendhal erwähnt der Hausprospekt in seiner Gästeliste. Heute residiert der junge Besitzer hier mit großer Familie und Schweizer Au-pair-Mädchen. Die Landhäuser drumherum wurden in Ferienwohnungen umgewandelt mit gefliesten Böden und stilgerechter Einrichtung mit Antikmöbeln. Antik scheinen auch die Abflüsse im Bad, jedenfalls treibt ein strenger Geruch die Feriengäste bisweilen aus der Wohnung hinaus auf den großen Vorplatz des "Casa dei Bambini", wo es sich bei schönem Wetter mit herrlichem Blick auf den Trasimenischen See vorzüglich frühstücken läßt.
Der größte See Mittelitaliens, bekannt durch Hannibals Schlacht ebenda, ist sehr flach und fischreich und bildet im Norden die Grenze zwischen Umbrien und der Toskana. Ist man außerhalb der Badesaison dort, braucht man auch der Frage nicht weiter nachzugehen, ob er denn auch sauber ist. Es gibt aber auch außerhalb der Badesaison viel zu erleben: Beispielsweise den gemeinsamen Ausflug nach Deruta, der Keramikstadt, wo kaum ein Haus zu finden ist, das keinen Töpfer beherbergt. Da dürfen die Kinder schon mal selbst an die Scheibe und die Eltern anschließend im Laden ordentlich einkaufen.
Nach dem Ausflug fahren die Kinder und Betreuer mit dem Kleinbus zurück zum Kinderhaus. Die Eltern können derweil wieder allein Kultur und Küche - Trüffel sind Umbriens große Spezialität - entdecken. Abends trifft sich alles auf dem Vorplatz, bei Wein und Saft und Castagnaccio, dem trockenen Kuchen mit Nüssen und Rosinen. Und während die Großen ein Schwätzchen halten, verschwinden die Kleinen im Gelände: auf dem hügeligen Olivenhain hinter dem Haus, wo Pferde weiden, oder auf dem verlassenen Bauernhof, wo ein paar magere Kühe und eine Handvoll Hühner offenbar eher für die Touristenbambini denn für die Viehwirtschaft gehalten werden. SUSE WEIDENBACH-JANOSITZ
VERANSTALTER: Kultururlaub mit Kinder offerieren die "Bambino-Tours" (Postfach 1131, 3553 Cölbe, Tel. 0 64 21 / 8 20 43) in Südfrankreich, Toskana/Umbrien sowie seit 1992 auch in Südtirol. Im umbrischen Domizil "La Dogana" mit Ferienwohnungen unterschiedlicher Größe stehen zwei bis drei Betreuer/innen für Kinder ab zwei Jahre zur Verfügung (Babies nur stundenweise). Je nach Wünschen der Eltern werden im Rahmen des Kinderprogramms Ausflüge mit dem Kleinbus nach Siena, Perugia oder Assisi angeboten. Der Programmpunkt Reiten war für die Kleinen allerdings dürftig. Der Veranstalter hat für die Gästefamilien einen eigenen, kostenlosen und hilfreichen Kulturführer für die Umgebung zusammengestellt, in dem auch Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten beschrieben sind. In Zusammenarbeit mit "Bambino- Tours" ist "La Dogana" auch beim Spezialveranstalter für Familienurlaub KUF, Hochbrückenstr. 10, 8000 München 2, Tel. 0 89 / 22 50 80 zu buchen.
FECHENHEIM. Die Aufgaben waren knifflig: "Welchen Namen trägt das Schleusenwärterhaus an der Schleuse von Fechenheim?" (Lösung: Mainkurhaus). "Zeichne ein Bild der Skyline von Frankfurt", lautete eine andere Aufgabe; oder die Schüler der Heinrich-KraftSchule in Fechenheim sollten das Wort Pferd in möglichst vielen Sprachen aufschreiben. Gerade die letztgenannte Kopfnuß knackten die Jugendlichen mit Bravour, denn der Schule gehören Kinder aus 28 Nationen an.
Kürzlich brachen die Schüler am Artur-von-Weinberg-Steg zum Wandertag der Schule auf, bei dem sie noch weitere Aufgaben lösen mußten: Da galt es über einen Stamm zu balancieren oder in der Liebeslaube des Rumpenheimer Schlosses gemeinsam ein Lied zu singen. In jedem Jahr schließt die Fechenheimer Gesamtschule ihre Türen, und alle, vom Direktor bis zum Fünftklässler, werden im Rahmen eines Klassenwettbewerbs sportlich aktiv.
Mancher stöhnte dabei heftig, denn nicht nur die Fragen mußten die Schüler beantworten, sondern auch einen zehn Kilometer langen Weg zurücklegen. "Für die Kinder, die nur vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen, ist das eine echte Herausforderung", stellte Winfried Döring, Schulzweigleiter der Heinrich- Kraft-Schule, fest.
Die Situation ist dramatisch: Bis zu 60 Prozent der Großstadtkinder leiden unter Fettleibigkeit, Haltungsschäden, Koordinationsmängeln oder Herz- und Kreislaufschwächen. Daher fordert der Hessische Kultusminister mehr Bewegung für alle Schüler. Damit die Bewegung ihren Schülern Spaß macht, organisieren die Lehrer der Heinrich-Kraft-Schule seit 1989 einen besonderen Wandertag. Dabei ist die Strecke von mindestens drei Schülern pro Klasse zu laufen, die anderen folgen im Spaziergängertempo und füllen die Fragebögen aus.
Die Gewinner erhalten einen "Wanderpokal", der in einer Vitrine in der Schule ausgestellt wird. Die Jugendlichen starten in drei Altersgruppen. Die gelaufenen Zeiten und die richtig beantworteten Fragen werden nach einem Punkteschema bewertet und zu einem Gesamtergebnis zusammengefaßt.
In diesem Jahr hatten die Lehrer eine Strecke zwischen Fechenheim und Offenbach-Bürgel ausgewählt, um Lehrer, Schüler und interessierte Eltern einmal richtig in Bewegung zu bringen. 460 Schüler hat die Heinrich-Kraft-Schule derzeit, immerhin 100 davon liefen die zehn Kilometer. "Die Hitze an diesem Tag hat uns dabei keine Probleme gemacht, da der Lauf schon um elf Uhr beendet war," berichtete Winfried Döring.
Auf einem Spielplatz in der Nähe des Sportvereins "Sparta Bürgel" trafen sich die unterschiedlichen Gruppen mittags wieder. Dort konnten die Schüler Volleyball, Fußball oder Federball spielen. Mit Grillwürstchen und Getränken wurden gegen 13 Uhr Hunger und Durst "bekämpft" bevor die Siegerehrung begann und die besten Klassen ihre Pokale entgegennehmen konnten. Alle Läufer wurden darüber hinaus für ihren besonderen Einsatz mit einer Holzplakette ausgezeichnet, die zuvor im Werkunterricht hergestellt worden war.
"Die Schüler sind immer mit großer Begeisterung dabei", sagte der stellvertretende Schulleiter Josef Geis, "wir wollen das auch im nächsten Jahr wieder organisieren." Die Lehrer aus den Ressorts Sport, Biologie und Erdkunde werden sich auch dann wieder bemühen, einen interessanten Wandertag zusammenzustellen. kan
GALLUS. Aus dem Sommerfest wurden Wasserspiele. Die Anlage des "Kleingärtnervereins Süd-West" mit 114 Gärten stand am Wochenende unter Wasser. Eine Pfütze neben der anderen, in denen die Kinder mit Vorliebe planschten. Durchnässte Turnschuhe und klatschnasse Klamotten - öfters mußten die "Regensüchtigen" von ihren Müttern mehrmals am Tag neu eingekleidet werden.
Das Gewitter sorgte unter den Freizeitgärtnern für eine frustierte Stimmung. Denn eigentlich hatten die Veranstalter mit knapp 2000 Gästen gerechnet. Und so kamen Samstag und Sonntag nur etwa 600 Besucher. Das Sommerfest der Kleingärtner hat mittlerweile den Charakter eines "Stadtteilfestes".
"Nur die Härtesten unter den Gästen hielten es den ganzen Samstag aus", sagte Josef Hoffrichter, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Die Bänke und Tische unter freiem Himmel wurden ihrem nassen Schicksal überlassen. Man tummelte sich vor dem Vereinshaus unter der Überdachung.
Auch die Musiker der Frankfurter "Jet Combo", zum zweiten Mal beim Sommerfest aktiv dabei, ließen sich vom Wolkenbruch nicht abschrecken. Zu prasselnden "Regen-Rhythmen" spielten sie ihre Repertoire, stiegen früher als geplant in ihren Bandbus und fuhren bereits am frühen Abend nach Hause.
Der Vegnügungsausschuß des Kleingärtnervereins, mit vier Mann besetzt, hatte sich kräftig in die Vorbereitungen hineingekniet. Es gab allerhand zu genießen: Spezialitäten vom Grill, Kuchen und reichlich Bier.
Die Lose für die obligatorische Tombola wurden an beiden Tagen verkauft. Hauptpreise waren jeweils zwei nagelneue und grell-bunte Fahrräder. Auch nützliches Gerät für den Hobbygärtner gab es zu gewinnen: Dachpappe, Folie, Samen, Arbeitsgeräte. Die meisten der Preise waren von Vereinsmitgliedern gespendet worden.
Der Sonntagmorgen, zum Glück ohne Wolkenbruch, wurde mit einem Frühschoppen eröffnet. "Auch dieses Jahr singt das Herchenröder-Quartett", freute sich Hoffrichter. Zahlreiche der Chormitglieder sind auch begeisterte Hobbygärtner und bei "Süd-West" aktiv.
Die Sänger aus dem Gallus haben hohen Publikumswert. Und so zog es nicht nur Vereinsmitglieder in die Gärten an der A 5, sondern auch viele Anwohner aus den umliegenden Straßen. Erfreulich für viele Besucher: Niemand mußte zu Hause kochen - es gab Erbseneintopf.
Seit fünf Jahren organisiert Ursula Hoestermann die Kinderspiele für das Sommerfest. Wer um die Preise wetteifern wollte, bekam ein persönliches Kärtchen, auf dem die Teilnahme an den Tobespielen eingetragen wurde: Sackhüpfen, Wurfspiele, Wasservergnügen, Geschicklichkeitsübungen. Jeder Wettkämpfer erhielt eine Wundertüte.
Anschließend sorgten die Unterhaltungskünstler "Rita und Josef" (die "Miniband mit dem Maxisound") für gute Laune. Auch Petrus ließ sich von der feucht-fröhlichen Runde beruhigen. Die Wolkendecke brach auf und die warmen Sonnenstrahlen erinnerten daran, daß Sommeranfang war. tin
FRANKFURT-NORD. "Roten Filz" hat Max Josef Meier bei den Sozialdemokraten im Ortsbezirk 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) ausgemacht. Die SPD, argwöhnte der Eckenheimer CDU-Vorsitzende in der jüngsten Sitzung des Parteivorstands, habe parlamentarische Gepflogenheiten über den Haufen geworfen und kenne nur noch eines: Macht.
Der Ärger des Konservativen gilt diversen unbedeutenden Wahlen, aus denen seine Partei stets als Verlierer hervorging. So habe die SPD im Ortsbeirat 10 erst kürzlich Jörg Stelzer zum stellvertretenden Ortsvorsteher gewählt, obwohl CDU-Mann Rudolf Horn die Ehre gebührt hätte. Nun stellten die "Roten" sowohl den ersten als auch den zweiten Mann im Ortsbeirat - und das ist ungehörig, findet Meier.
Noch ungehöriger aber sei unlängst die Wahl zur Eckenheimer Sozialbezirksvorsteherin verlaufen. Statt der bisherigen Stellvertreterin - einer Christdemokratin - ihre Stimmen zu geben, habe die SPD eine der ihren gewählt, die zudem "noch keine Minute im ehrenamtlichen Sozialdienst der Stadt Frankfurt tätig war".
Die Postenvergabe der Sozialdemokraten hat System, glaubt der verärgerte Meier: Die SPD stelle im Ortsbezirk 10 nun den Ortsvorsteher und dessen Stellvertreter, den Schiedsmann und den Ortsgerichtsvorsteher (der freilich mit dem Ortsvorsteher identisch ist), nicht zu vergessen den Stadtbezirksvorsteher und die dortige Sozialbezirksvorsteherin. Zu dem Verhalten seiner politischen Gegner fällt Meier nur noch ein Adjektiv ein: "schamlos".
Die Selbstgefälligkeit aber werde den SPD-Politikern noch vergehen, orakelt der Christdemokrat. Mit der "Abwahl des amtierenden Oberbürgermeisters" werde der CDU 1993 die späte Rache glücken. ind
BOCKENHEIM. Kirchenkonzerte, so sollte man meinen, seien eine friedliche Angelegenheit. Nicht so bei dem Benefizkonzert der "Kroatisch-Europäischen Gesellschaft" dieser Tage in der Frauenfriedenskirche in Bockenheim. Vorbeugend hatten die Veranstalter eine Wachgesellschaft beauftragt, die die rund 150 Konzertgäste in der Zeppelinallee 101 kontrollierten. Die angereisten Künstler sollten sich in Frankfurt sicher fühlen. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien bedroht die Menschen bis ins Exil.
Mit dem Kammerorchester "Zagreber Solisten" und den Künstlern Ljerka Ocic- Turkulin (Orgel), Branka Beretovac (Sopran) und Mladen Häusler (Bariton) hatten die Frankfurter Veranstalter hervorragende Musiker eingeladen.
So hochkarätig das Konzert auch war, die extrem nationalistischen Töne einer verteilten Broschüre hinterließen einen faden Beigeschmack. "Wir sind Zeugen einer von barbarisch großserbischen Horden vollführten Zerstörung und des Versuchs der Vernichtung kroatischer Heiligtümer, dessen Ziel die Tilgung der tausendjährigen Spuren unserer Kultur ist", schreibt Boris Buzancic, Vorsitzender der Stiftung "Kardinal Alojzije Stepanic", in dem Informationsblatt.
Und mit Goethes Worten, daß sich Kunst "immer in den Kategorien des Guten, der Wahrheit und der Schönheit" messen läßt, dankt der Erzbischof von Zagreb, Kardinal Franjo Kuhary, kroatischen Künstlerin für ihren Entschluß, die "im Krieg zerstörten kroatischen Heiligtümer" zu erneuern.
Beide Zitate enthalten politischen Sprengstoff, zumal die kulturelle Abgrenzung zu Serbien immer wieder in den Vordergrund gerückt wird. Nun hat Kunst oft ethnische Merkmale, sie unterliegt aber keiner Volkszugehörigkeit. Auf keinen Fall darf sie für propagandistische Zwecke mißbraucht werden.
"Das Konzert bekundet Solidarität mit allen Menschen, die die Heimat in Ordnung bringen wollen", sagte der kroatisch-katholische Pater Leon. Das Programm hatte mit diesem politischen Anliegen jedoch wenig zu tun: Gespielt wurden Stücke von Bach, Mozart, Dvorak, Schubert und Sorkocevic.
Das Kammerensemble "Zagreber Solisten" gab bisher mehr als 3000 Konzerte auf allen Kontinenten und veröffentlichte rund 70 Schallplatten. Das Repertoire umfaßt die Interpretationen barocker, klassischer, romantischer und moderner Musik. Neuerdings konzentrieren sich die zwölf Streicher und Cembalisten auch auf Werke kroatischer Autoren. 1953 von dem Cellisten und Dirigenten Antonio Janigro gegründet, konzertiert das Ensemble seit 1968 ohne Dirigenten. Die künstlerische Leitung hatte Maestro Tonko Ninic.
Das Programm eröffnete die Organistin Ljerka Ocic-Turkulin mit der "Fantasie und Fuge" in g-moll von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750). Die Künstlerin gibt weltweit Konzerte und gewann internationale Auszeichnungen. Einfühlsam begleitete sie die Sänger Branka Beretovac (Sopran), Zagreber Primadonna, und Mladen Häusler (Bariton), Professor an der Zagreber Musikakademie. Beide Künstler bewiesen ihr Können in einem Duett zu "Ave Maria" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791).
Seine besondere Vorliebe für romantische Melodien zeigte Mladen Häusler mit einer sensiblen Interpretation einer Litanei - Fürbitten- und Anrufungsgebet - von Franz Schubert (1797 - 1828). Die Sopranistin Beretovac intonierte "Du bist bei mir" von Bach und "Agnus Dei" aus der "Krönungsmesse" C-Dur (1779).
Die "Zagreber Solisten" interpretierten von Sorkocevic die "Symphonie No. 3" in D-Dur (Allegro, Andante, Presto) - eine schnelle und fröhliche Komposition. Ihre Empfindsamkeit für durchsichtige und klare Instrumentierung demonstrierten die Musiker mit der Komposition "Oktett" in Es-Dur, Op. 20 (Allegro moderato, Andante, Scherzo, Presto) von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847).
Das Gastspiel wurde vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten unterstützt. Der Erlös des Abends wird von der Stiftung "Kardinal Alojzije Stepinac" zum Wiederaufbau zerstörter "sakraler Objekte" verwendet. CHRISTINE PETERS
BERGEN-ENKHEIM. Keine Sorgen um ihre Kassen müssen sich nach Auskunft des Ortsbeirates 16 (Bergen-Enkheim) die Vereine des Stadtteils machen. Wie der CDU-Stadtverordnete Gerd Riechemeier in der jüngsten Sitzung des Gremiums mitteilte, habe sich Unruhe ausgebreitet, nachdem städtische Zuschüsse zwar zugesichert, nicht aber auf die Konten überwiesen worden waren.
Bereits Ende März / Anfang April habe die Verwaltung die Vereine angeschrieben und ihnen mitgeteilt, mit welcher Summe sie rechnen könnten, berichtete Ortsvorsteher Herbert Loos (SPD). Die entsprechenden Anweisungen sollten "in den letzten Tagen erledigt sein", sagte er. Geld haben die Vereine bis dato allerdings nicht zu sehen bekommen.
Erfreuliches wußte Josef Geis (SPD) zu verkünden. Er habe erfahren, daß die Anweisungen bereits bearbeitet seien, bereitlägen und "nächste Woche rausgehen". Dies konnte auch Rainer Schwing, Leiter der Verwaltungsstelle Bergen-Enkheim, bestätigen: "Innerhalb der nächsten Tage ist das Geld da."
Einen großen Teil des rund 500 000 Mark umfassenden Jahresetats, den sich Bergen-Enkheim 1977 mit der Eingemeindung hatte garantieren lassen, wendet der Ortsbeirat für "vereinsfördernde Maßnahmen" auf. gap
OBERRAD. "So ein bißchen sind wir auch von der Europameisterschaft geschädigt", lachte Pfarrer Matthias Stadtaus. Als es abends um das Weiterkommen der deutschen Nationalmannschaft ging, zog sich ein Teil der Feiernden vom Sommerfest der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde zurück und verfolgte lieber das Geschehen in Schweden vor dem Bildschirm. Aber: "Das macht nichts", ergänzte der Pfarrer verständnisvoll. Er rennt nämlich selbst ganz gerne ein bißchen dem runden Leder hinterher.
Fußball war trotzdem nicht das wichtigste Thema bei der Feier. Nach dem Gottesdienst - mit 450 Teilnehmern schon sehr gut besucht - öffneten sich die Pforten des Gemeindehauses. Dem gemeinsamen Mittagessen mit Nudelpfanne und Eintopf folgte der gesellige Teil. Bei angenehmem Sommerwetter ließ es sich an Tischen und Bänken unter den Obstbäumen des Gemeindegartens herrlich sitzen. Zu Kaffee und Kuchen, Gegrilltem und Gezapftem fanden sich im Laufe des Nachmittags noch ein paar hundert weitere Oberräder ein.
War die Geselligkeit bei den Erwachsenen Trumpf, so durften sich die Kinder nach Herzenslust austoben. Acht Spiele standen auf dem Programm, bei allen mußte Geschicklichkeit oder Ausdauer bewiesen werden. An der Torwand setzte der kleine Michael den Ball - der ihm bis zum Knie reichte - gekonnt sogar ins obere Loch. Sein Trick: Nicht schießen sondern gefühlvoll lupfen. Feucht-fröhlich ging es in der "Obstecke" zu: Die Kinder mußten mit den Zähnen ohne Hilfe der Hände Äpfel aus einem Wasserbecken fischen. Aber auch bei Stelzenlauf, Erbsenschlagen oder Dosenwerfen standen die Wettbewerber Schlange. Dazu gab es für die Jüngsten eine Bastel-, Mal- und Spielecke.
"Die Feier hat schon so ein wenig den Charakter von einem Stadtteilfest", erklärte der Pfarrer den steten Strom von Neuankömmlingen. Viele von ihnen seien gar nicht einmal in der katholischen Kirche. Sie kämen gerne, da bei Herz-Jesu für jeden etwas "im Angebot" sei. So durfte auf dem Bücherflohmarkt nach Herzenslust gestöbert werden, oder die Gemeinde-Band unterhielt mit flotter Musik und Sacro-Pop-Stücken.
Ebenfalls von Interesse für die Verantwortlichen: Der Erlös des Festes. "Der geht diesmal an die Hungerhilfe Afrika", sagte Stadtaus. Das habe auch einen besonderen Grund. Es gebe zur Zeit so viele Brennpunkte, da wisse man kaum, wo man zuerst helfen soll. Doch Afrika, so die Meinung in Herz-Jesu, sei in den letzten Jahren immer "ein bißchen vergessen worden".
Von einer Neuerung in der Gemeinde konnte Rolf Hofmann berichten. Er und acht weitere Gemeindemitglieder bilden seit kurzem den Ausschuß für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtteilfragen. Es sei wichtig, daß die Gemeinde präsenter sei, als es bisher der Fall war. Nicht nur Aktionen innerhalb der Gemeinde sollen über den Ausschuß bekannt gemacht werden, auch bei Diskussionen um die Gestaltung des Stadtteils müsse die Kirche Stellung beziehen. Als Themen nannte er beispielsweise die Unruhe, die um die Wohnstätte für 100 Obdachlose aufgekommen ist; wie die Freizeit vor allem der Kinder in der Schlafstadt Oberrad besser gestaltet werden könne; und was sich für Körperbehinderte tun ließe. ask
NIEDERRAD. An alles andere als an Wald denkt derjenige, der durch die Schwarzwaldstraße zwischen Bruchfeld- und Kelsterbacher Straße kommt: Kein Baum, nicht einmal ein Eckchen Rasen lockert das öde Grau in Grau auf, nur Häuserfronten und Autos sind zu sehen. Das soll noch vor der Kommunalwahl anders werden. Die Stadt will dort für 68 000 Mark Bäume pflanzen. Keine Auswirkungen hat das auf die Parkfläche: Laut Magistratsvorlage sollen alle 20 Stellplätze erhalten bleiben.
180 Meter lang ist der Straßenabschnitt. Die geplanten sieben Pflanz-Inseln sollen auf der östlichen Seite angelegt werden. In sechs der drei mal zwei Meter großen Flächen wird das Gartenamt Bäume einsetzen. Wie Leiter Horst Heil erklärte, handelt es sich bei der vorgesehenen Stadtbirne der Art Pyrus calleryana um hochstämmige Pflanzen mit relativ schlanker, kegelförmiger Krone. Der Baum ist resistent gegen das schlechte Stadtklima, windfest und krankheitsfrei; gute Erfahrungen mit der Stadtbirne wurden bereits in anderen Bezirken gemacht.
Ausgenommen ist lediglich die Pflanz-Insel unmittelbar vor dem Kreuzungsbereich Bruchfeldstraße. Dort würde ein Baum die Sicht auf die Ampel versperren. Vorgesehen sind aber auch dort bodendeckende, teilweise immergrüne Gewächse. In die Erde kommt das Grün während der nächsten Pflanzperiode im Zeitraum Herbst 1992 bis Frühjahr 1993.
Außer den 68 000 Mark für die Gärtnerarbeiten sind laut Heil weitere 21 000 Mark für die Umbauten an Straße und Ampelanlage erforderlich. Die Pflanz-Inseln werden von einer hochbordigen Begrenzung umgeben sein; Holzpalisaden schützen die Beete vor allzu wilden Autofahrern. Nichts verändert wird an Entwässerungsrinnen und Gehwegbelag.
Aus einem Schreiben des Magistrats geht zudem hervor, daß die Straßeneinmündungen verengt werden. Keine Nachteile bringt die Begrünung für die Autofahrer. Alle Parkplätze bleiben erhalten - wie der Magistrat meint: "Durch die Beordnung auf der Ostseite werden die vorhandenen Stellflächen für 20 Personenwagen optimal ausgenutzt." ask
Im Blickpunkt: Ermittlungen gegen Autonome ,So gut wie nichts in der Hand'
Viele Göttinger "Autonome" laufen zur Zeit mit einem unguten Gefühl durch die Stadt. Seit Ende letzten Jahres kommen täglich eine Handvoll Ermittler des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) aus Hannover nach Göttingen, um die autonome Szene wegen des Verdachts der Gründung, Mitgliedschaft oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung nach Paragraph 129a Strafgesetzbuch auszuforschen. Anlaß für die Aktivitäten im Auftrag der Bundesanwaltschaft sind rund 50 unaufgeklärte Sprengstoff- und Brandanschläge in den vergangenen zehn Jahren, zu denen sich diverse autonome "Kommandos" bekannt hatten. Zuletzt war am 25. Dezember das Wohnmobil des Göttinger Oberstadtdirektors Hermann Schierwater in Brand gesteckt worden.
Ob das LKA bereits konkretes Belastungsmaterial gegen einzelne Autonome gesammelt hat, darüber dringt nichts an die Öffentlichkeit. Doch die "Szene" ist verunsichert. Einer der LKA-Fahnder, die sich seit Monaten mit den mutmaßlichen Göttinger "Terroristen" befassen, meint, daß seine Arbeit jedenfalls präventiv wirke: Immerhin sei seit Beginn der Ermittlungen in Göttingen kein einziger Anschlag mehr verübt worden.
Eine der Gruppen, die die Fahnder ins Visier genommen haben, ist die sogenannte "Autonome Antifa (M)". Das mysteriöse "M" steht nach Angaben aus Polizeikreisen für "Mittwoch", den Tag, an dem sich die Gruppe regelmäßig trifft; die Mitglieder selbst sprechen neuerdings ironisch von M wie Mitteldeutschland, denn Göttingen liege ja im Zentrum Deutschlands.
Die Autonome Antifa (M) hatte im August letzten Jahres mit einem "Diskussionspapier zur Autonomen Organisierung", das unter anderem an die RAF-Gefangenen verschickt wurde, für Aufsehen in der linsradikalen Szene gesorgt. Frustriert davon, "aus der öffentlichen Diskussion weitgehend verschwunden" zu sein, wie es in dem Papier heißt, schlagen die Göttinger eine "Autonome Organisation" mit geregelter Mitgliedschaft, Büros und Delegiertenversammlungen auf regionaler und Bundes-Ebene vor. Das Ziel sei es, "eine legale Organisation zu schaffen", die unter anderem auch für die Medien ansprechbar sein solle.
Tatsächlich gibt es innerhalb der Autonomen Antifa (M) vorsichtige Versuche, die selbstgewählte Isolation zu durchbrechen und Kontakt zur "bürgerlichen Presse" aufzunehmen. Doch mit Beginn der 129 a-Ermittlungsverfahren wurde jede weitere Offenheit schlagartig unmöglich gemacht. Denn wer sich öffentlich zur Autonomen Antifa (M) bekennen würde, müßte damit rechnen, festgenommen zu werden.
Die Gruppe ist überzeugt, daß die LKA-Polizisten nicht zufällig zum jetzigen Zeitpunkt auf die Göttinger Szene angesetzt wurden. Auf dem Umweg über die 129 a-Ermittlungen könnten die Bemühungen der Autonomen um ein bißchen bürgerliche Respektierlichkeit im Keim erstickt werden. Dabei bescheinigen unabhängige Beobachter der Autonomen Antifa (M) zwar ein ausgesprochen staatskritisches Weltbild, doch keine Neigung zum Bombenlegen.
Die Strafverfolger in Hannover sehen das anders. Da die Gruppe in einem Flugblatt wörtlich erklärte, es sei ihr "wichtiger denn je, gezielt gegen das System und seine Büttel vorzugehen", und auch den Molotow-Cocktail-Angriff auf das Holzhaus des früheren Führers der ultrarechten FAP, Karl Polacek, im vergangenen Jahr als gutes Beispiel revolutionärer Tat lobte, halten die Ermittler den Terrorismus-Verdacht aufrecht. Die Beweislage sei gar nicht so dünn, meint Wolfgang Langmack vom LKA. Der Anwalt eines 17jährigen Jungen, der als bisher einziger Verdächtiger von LKA-Beamten vernommen wurde, sieht das anders: "Die haben so gut wie nichts in der Hand."
MARTIN DAHMS (Göttingen)
Sie scheint derzeit in Hessen einfach nicht zu bezwingen zu sein, diese Gabriele Becker, Schnellsprinterin des LAZ Bruchköbel. Und das nicht nur über 100 und 200 Meter. Auch im Hochsprung lehrt sie die Konkurrenz auf Landesebene, sich mit dem Kampf um Rang zwei zu bescheiden. Den jüngsten Beweis lieferte die 17jährige aus Bruchköbel bei den Hessischen Jugendmeisterschaften. Zwar war Gabriele Becker vor zwei Jahren schon einmal Dritte der deutschen B- Jugend-Meisterschaften im Hochsprung, doch hat sie sich seitdem nur mit dem Sprint beschäftigt. Mit Erfolg: Sowohl über 100 Meter als auch mit der Sprintstaffel darf sie als sichere Anwärterin auf einen Platz in der deutschen Auswahl bei den Weltmeisterschaften der Junioren im September in Seoul werden.
Doch gelernt ist gelernt. In Marburg schaffte die Bruchköblerin die Sprungsepzialistin Helen Sanzenbacher vom TV Gelnhausen. Eine, die immerhin zu den besten deutschen Flopperinnen ihrer Altersklasse zählt. Beide schwangen sich über 1,80 Meter. Der Unterschied: Gabriele Becker bezwang die Höhe auf Anhieb, die mit Anlaufproblemem behaftete Spezialistin erst im dritten Versuch. Fast müßig zu ergänzen, daß Gabi Becker auch ihre Spezialität, den 100-Meter-Lauf gewann. Einen erneuten Sturmlauf unter zwölf Sekunden verhinderte allerdings der starke Gegenwind, so daß sich die deutsche B-Jugendmeisterin mit 12,14 begnügen mußte. Am kommenden Wochenende zählt sie bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach ganz klar zu den Favoritinnen. Zu einer eindeutigen LAZ-Angelegenheit wurde auch der 100-Meter-Endlauf der männlichen A-Jugend. Jens Bormann trotzte dem Wind 11,03 Sekunden ab und hielt damit seinen Dauerrivalen Christian Geiser von der Frankfurter Eintracht sicher in Schach (11,19). Sprinttitel Nummer drei für die heimischen Athleten steuerte in der B-Jugend die Hanauerin Meike Pollaert bei, die sich in 12,51 Sekunden vor Caroline Jäger vom TV Gelnhausen durchsetzte (12,69 Sekunden). Nicht nur Gabriele Becker glückte in der Universitätsstadt ein Doppelsieg. Lauf-As Christopher Lenz von der LG Vogelsberg versuchte es, Dieter Baumann gleichzutun. Innerhalb von 75 Minuten sicherte er sich die Siege über 1500 Meter (4:02,73 Minuten) und über die doppele Distanz.
Hier schaffte der B-Jugendliche 9:00,28 Minuten und gewann vor Thorsten Zahn vom LAZ Bruchköbel (9:02,10 Minuten). Sein Vogelsberger Vereinskamerad Michael Labus glänzte in der Siegerhöhe im Stabhochsprung. Über 3000 Meter der A- Jugendlichen ließ sich Vincenzo Leanza nicht die Butter vom Brot nehmen. Der Italiener vom SSC Hanau-Rodenbach blieb in 8:48,30 Minuten ebenso erfolgreich wie im 800-Meter-Wettbewerb der B-Jugend Matthias Straßner (TSV Friedberg-Fauerbach) mit 2:00,08 Minuten. Titel Nummer zehn der heimischen Nachwuchsathleten steuerte im Kugelstoßen Sabine Weyland vom TV Gelnhausen bei. Mit 11,99 Meter stieß sie die Eisenkugel gleich einen ganzen Meter weiter als die Konkurrenz. Mit dem Schicksal haderte ihre Vereinsgefährtin Christine Wiegelmann. Die Speerwerferin war als Titelverteidigerin und klare Favoritin nach Marburg gereist und mußte mit dem dritten Rang vorlieb nehmen. Zwar flog ihr Speer über die 50-Meter-Marke hinaus, doch wurde der Versuch für ungültig erklärt. So blieben 44,58 Meter im Ergebnisprotokoll, einen knappen Meter zuwenig für den Sieg, den sich Christina Schwind aus Dachgau mit 45,66 Metern holte.
Weitere Ergebnisse: weibliche Jugend A: 400 Meter: 3. Daniela Hiesinger (TG Hanau) 58,30 Sekunden; weibliche Jugend B: 100 Meter: 3. Maren Hieronymus (LAZ Bruchköbel) 12,89; 3000 Meter: 2. Sandra Satta (SSC Hanau-Rodenbach) 10:48,06 Minuten, 3. Carolin Ochs (TV Gelnhausen) 10:58,64; Hochsprung: 2. Juliane Klein (LG Vogelsberg) 1,63 Meter, 3. Anne Kössing (TSV Friedberg-Fauerbach) 1,60, Weitsprung: 2. Kathrin Roth (SG Schlüchtern) 5,35 Meter; männliche Jugend A: Kugel: 2. Heiko Appel (TV Gelnhausen) 16,05 Meter; 3000 Meter: 3. Jochen Bind (SSC Hanau-Rodenbach) 9:12,44 Minuten; Jugend B: 100 Meter: 3. Alexander Stöckel (TG Hanau) 11,31 Sekunden; Stabhoch: 3. Martin Imhof (TV Gelnhausen) 3,60 Meter. odo
GALLUS. Eine Frau, die sich nach dem vermeintlichen Erlösungskuß für den zum Frosch verzauberten Prinzen selbst in einen Frosch verwandelt und ein Fischer, der sich einen Sack voll Gold, einen Fisch und eine Bratwurst von einem Flaschengeist wünscht: Als "Fridolins Puppentheater" im Gallus Theater gastierte, blieb bei den Kindern und ihren Eltern vor Lachen kein Auge trocken.
"Fridolin" alias Dieter Brockfeld zieht seit über zehn Jahren durch Deutschland und hat sich als Betreiber seiner Ein-Mann-Puppenbühne vielerorts einen Namen gemacht. Er schreibt seine Stükke selbst, bastelt die Figuren selbst und ist sein eigener "Manager". Kinderfreundlich, wie er nun einmal ist, können die Kleinen nach der Vorstellung hinter seine Bühne gucken und sich die Puppen aus der Nähe betrachten. Zu "Fridolins" Repertoire gehören derzeit sieben Stükke, von denen einige für "ganz Kleine", andere eher für Schulkinder gedacht sind. Im Gallus Theater standen "Geschichten aus der Streichholzschachtel" auf dem Programm - trotz Sommerferien waren etwa 30 Besucher gekommen.
Die Geschichten aus der überdimensionalen Streichholzschachtel - die Bühne war als solche aufgebaut - drehten sich um "falsche und richtige Freundschaft". So findet sich die Maus Susi in einer Mausefalle wieder, nachdem sie alle Warnungen ihres Freundes Johannes vor "Katzen, Menschen und Mausefallen" in den Wind geschlagen hatte. Vermeintlich "starke" Freunde wollen ihr nicht mehr helfen, letztlich muß sie den als "Feigling" beschimpften Johannes dann doch um Hilfe bitten, um befreit zu werden.
Bei der zweiten Geschichte wird es dann "menschlich": Das Ehepaar Elfriede und Rudi haben voneinander die Nase voll. Auf "Frankforderisch" beklagt sich Elfriede: "Ich glaubte damals, einen Prinzen zu heiraten." Prompt kommt ein Frosch ins Zimmer und empfiehlt sich als verzauberten Thronnachfolger. Doch Elfriede, nach dem Märchenkuß zum Frosch verwandelt, muß sich letztendlich von "ihrem" Rudi erlösen lassen. Kommentar Rudi: "Uff den Schrecke kochsde uns erstemal en Kaffee."
"Fridolins" Vorstellung war die letzte des Kindertheaters vor der Sommerpause. Seit 1984 ist das Gallus Theater - außer im Juli und August - jeden Samstag um 15 Uhr für Kinder geöffnet. "Manche Eltern kommen jedes Wochenende, wir haben richtige Stammkundschaft", erläuterte Heike Bonzelius, die für das Programm des Theaters zuständig ist. Jede Woche werde etwas anderes angeboten, "manche kommen mit ihren Kindern hierher, ohne sich vorher zu vergewissern, welches Stück überhaupt läuft".
Für Bonzelius ist das 1975 als eine Art "Jugendzentrum mit Laienspielgruppe" gegründete Gallus Theater, das seit Anfang der 80er Jahre als professionelles Theater geführt wird, noch immer das "einzige Kulturgut" im Gallus: "Kinos und Theater fehlen hier. So kam es ursprünglich zum Alternativ-Projekt Gallus Theater." Bei sechs Mark Eintritt und weniger als 100 Plätzen ist und bleibt die Bühne ein Zuschußbetrieb. 200 000 Mark läßt sich der rot-grüne Magistrat das Stück Stadtteil-Kultur jährlich kosten - als Zuschuß für Miete, Gage und Instandhaltung. "Das reicht gerade", so Heike Bonzelius.
Der Vorgänger-Magistrat habe jeweils nur ein Zehntel dieser Summe im Jahr beigesteuert: "Wäre das so geblieben, gäbe es heute mit Sicherheit kein Gallus Theater mehr." col
FRANKFURT A. M. Die Handlungen des Mannes gleichen einem sonderbaren Ritual: Zunächst versinkt er in den Anblick einer Kugelformation auf dem Boden, faßt sich dann und geht gemessenen Schrittes acht Meter zurück. Dort stellt er sich in die Mitte eines Kreises und zieht eine silberne Kugel aus der Tasche, die er sorgfältig mit einem Tuch abreibt.
Um ihn herum beginnt die Atmosphäre zu knistern, atemlose Stille senkt sich über den Platz, als er anfängt mit den Knien zu wippen, die Kugel in der hohlen Hand rhythmisch schwingend. Plötzlich läßt er die Kugel los, sie schraubt sich nach oben, fliegt einen hohen Bogen und fällt dann senkrecht hinunter - genau ins Ziel. "Treffer, ich hab' die Sau getroffen", jubelt der erfolgreiche Schütze. Die "Sau" ist der spielinterne Name für die kleine Zielkugel. Und der Wurf, der dem Spieler da gelungen ist, ist eine der schwierigsten Übungen im Pétanque.
Pétanque - ein Wort, das hierzulande fast immer einen fragenden Gesichtsausdruck auslöst. Die Bezeichnungen Boule oder Boccia sind den meisten Leuten geläufiger. Für einen echten Pétanque-Spieler grenzt das jedoch fast an Beleidigung: Mit Boccia habe das Ganze gar nichts zu tun, und Boule - französisch: Kugel - sei nur der Sammelbegriff für die zahlreichen Variationen dieses Sports.
Eine von ihnen ist also das Pétanque. Daß dieser Sport sich wachsender Beliebtheit erfreut, zeigte sich auf dem Turnier, das der "1. Frankfurter Pétanque Club 1980" (FPC) in Niederrad ausrichtete.
88 Mannschaften aus dem ganzen Bundesgebiet traten gegeneinander an, um in der Bezirkssportanlage den "Großen Preis von Frankfurt" auszuspielen. In Frankfurt gibt es mittlerweile drei Vereine, in denen Pétanque gespielt wird. Immerhin hatte diese Sportart im letzten Jahr die höchste Zuwachsrate zu verzeichnen - das sei bei so relativ kleinen Vereinen auch nicht schwierig, räumte Ulrich Koch vom FPC ein.
Der FPC hat inzwischen 85 Mitglieder. Trainiert wird täglich, auf einer Wiese an der Franz-Rücker-Allee. Obwohl das Wort "Training" etwas übertrieben ist: Die Leute treffen sich um zu spielen, aus Freude am Spiel. "Man geht auf den Pétanque-Platz, wie man in die Stammkneipe geht", sagt Ulrich Koch. Der Sport ist bei Männer wie bei Frauen gleichermaßen beliebt, es sind keinerlei Voraussetzungen nötig und ausreichend ist eine minimale Ausrüstung: Ein Satz Kugeln kostet zwischen 80 und 300 Mark, "und der hält ewig", betonte Koch. Ein weiterer Vorteil: Pétanque läßt sich überall und bei fast jedem Wetter spielen.
Deshalb mußte das Turnier am Wochenende trotz der heftigen Regengüsse nicht abgebrochen werden: Einige Werfer spannten lediglich ihre Regenschirme auf. Und das Gelände - der Kiesparkplatz neben der Sportanlage - gewann in den Augen der Spieler durch Pfützen zusätzlich an Reiz. Die Pétanquer sind so etwas wie die "Crossfans" unter den Boule-Spielern: Unebenheiten im Boden lassen das Herz eines Spielers höher schlagen.
Im Turnier traten die Mannschaften im "Doublette" gegeneinander an, das heißt je Zwei gegen Zwei. Geworfen wird aus dem Stand, daher stammt auch der Name Pétanque. Er kommt vom provençalischen "ped tanco", was soviel bedeutet wie "mit geschlossenen Füßen".
Jedes Pärchen verfügt über insgesamt sechs Kugeln, die möglichst dicht an die kleine Zielkugel, das "Cochonet", herangebracht werden müssen. Punkte gibt es für die drei Kugeln, die am Ende einer Partie dem Cochonet am nächsten liegen. Gewonnen hat, wer als erster 13 Punkte für sich verbuchen kann. rea
HANAU. Der "Salon" war im Deutschland des frühen 19. Jahrhunderts als Ort so bedeutend wie als Begriff: Das nahezu machtlose, aber geistvolle Bürgertum traf sich in ansprechendem Ambiente zu anregenden und kritischen Gesprächen. Diese Form der Verselbständigung und Selbstbestimmung der neuen Klasse hat den dramatischen sozialen Wandel der Folgejahrzehnte nicht überstanden. Heute glänzt allenfalls noch der Geldstolz der Kaufleute und Bankiers im kleinen Kreis vornehmer Clubs und Zirkel. Vielleicht ziehen die Frauen des "Ladies Circle" deshalb so deutlich die Grenze zwischen ihrer Organisation und jenen Vereinigungen, die sich Lions- oder Rotary-Club nennen. "Wir wollen kein elitärer Verein sein und auch kein Kaffeekränzchen, darauf legen wir Wert", sagt Karla Bernardi, Inhaberin eines Goldschmiedeateliers und Kassiererin des Hanauer Circle, der Ende März bei einer sogenannten "Charter-Feier" offiziell von den bereits bestehenden bundesdeutschen Zirkeln anerkannt wurde. Es ist der elfte Kreis im Lande, in dem sich 13 Frauen aus der Region zusammengefunden haben.
Als Ort der Verselbständigung kann der Ladies Circle gewiß verstanden werden - auch wenn die Frauen wohl kaum an die Tradition des Salons anknüpfen wollen. Gleichwohl verbindet beide Einrichtungen die Tatsache, daß es Frauen waren und sind, die zur Zusammenkunft einladen, Frauen, die "Spaß daran haben, sich selbst zu verwirklichen und die überhaupt Spaß am Leben haben", beschreibt Karla Bernardi die Haltung der Circle-Damen. Frauen aber auch, die "sich raus ins Leben wagen und kontaktfreudig sind".
"Liberal" nennt die Unternehmerin den Geist der Gruppe, die sich - auch das gehört zum Selbstverständnis - um unverschuldet in Not geratene Menschen kümmert. Lange haben sich die Frauen nach einer Organisation umgeschaut, mit der die private Vereinigung zusammenarbeiten kann. Inzwischen hat sich der Circle für den "Weißen Ring" entschieden, eine Organisation, die Opfer von Verbrechen betreut. Gelder, die bei Veranstaltungen des elften Kreises in der neuen Republik eingenommen werden, stellt der Circle nach Absprache mit dem Weißen Ring jenen Menschen zur Verfügung, die dringend Hilfe benötigen. Dafür gibt es bereits Beispiele: Etwa jene Frau, die mit ihren Kindern beinahe einem Verbrechen zum Opfer gefallen wäre. Oder die Kinder, die auf Initiative des Circle eine Musikschule besuchen können. Aber Diskretion gehört zu den heutzutage seltenen Tugenden, die innerhalb des Circles gepflegt werden - Namen bleiben außen vor.
Der Kreis der Frauen will aber nicht nur finanziell helfen. "Das ist zu anonym und profan", sagt die Unternehmerin. Wo es möglich ist, suchen die Circle-Damen auch den direkten Konktakt zu den Menschen, die sie unterstützen wollen.
Der Ladies Circle in Hanau ist deshalb keine rein soziale Einrichtung: Die Frauen, die dort zusammenkommen, wollen vor allem Freundschaften aufbauen und pflegen. Gemeinsame Wanderungen und der Besuch kultureller Veranstaltungen gehört ebenso ins Programm wie der Austausch von Erfahrungen im Beruf. Überhaupt hat das Gespräch über die eigene Profession kein geringes Gewicht im Kreis jener, die ihre Selbstbestimmung und Autonomie entwickeln und behaupten wollen. "Aktuell im Leben stehen", umschreibt Karla Bernardi diesen Austausch, der auch "Selbstvertrauen gibt und hilft, Selbstwertgefühl zu entwickeln".
Die Idee zur Gründung des Ladies Circle entstand im Umfeld einer "Round-Table"-Veranstaltung. Frauen, die nicht in den Kreis der Männer gehören, die in dieser Vereinigung zusammengeschlossen sind, entschlossen sich vor zwei Jahren, einen entsprechenden Kreis für Frauen zu gründen.
Der Ladies Circle ist heute in 25 Ländern der Welt vertreten. In Deutschland bestehen inzwischen elf Circles. Für 130 Mark Beitrag im Jahr können selbstbewußte Frauen in den Kreis eintreten, der in Hanau noch weitere Mitglieder sucht. Die Circle-Chefin Anne Bach ist unter der Telefonnummer 0 60 51 /20 72 zu erreichen. JÜRGEN SCHULTHEIS
Die Situation ist nicht minder peinlich als die beim Aids-Spot. "Tina, was kosten die Kondome?", ruft da die Kassiererin ihrer Kollegin zu und der junge Mann erstarrt und schluckt, weil die Gespräche verstummen und sich alle Blicke auf ihn richten. Nur die Frage ist eine andere: "Würden Sie bitte mal Ihre Tasche öffnen?" Eine Aufforderung, die schon so manchen Kunden im Supermarkt erbleichen ließ.
Die Verdächtigung, ein Ladendieb zu sein, trifft viele wie ein Schlag. Besonders solchen Leuten geht sie an die Nieren, die gar nichts geklaut haben, sich aber nun, womöglich in Gegenwart von Nachbarn und Bekannten, am Pranger sehen. "Für stockehrliche Menschen ist das ein unglaublicher Schock", weiß Gabriele Erkelenz von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV). Bei den Konsumentenschützern häufen sich die Beschwerden der zu Unrecht Verdächtigten. Dabei steht fest: Ohne dringenden Tatverdacht darf niemand in den Kundenbeutel gucken. Auch nicht die Polizei. "Es gibt kein Gesetz, das dies zuließe", erklärt die AgV-Juristin. Stichproben seien auch dann unerlaubt, wenn im Laden ein Hinweisschild hängt, auf dem das Gegenteil behauptet wird. Eine Kontrolle müsse sich nur gefallen lassen, wer "den Wurstzipfel aus der Tasche ragen läßt" oder auf frischer Tat ertappt wird.
Doch gerade in Lebensmittelläden kommt es manchmal zur Selbstjustiz - mehr jedenfalls als anderswo. Selbst der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) gibt "Einzelfälle" zu, in denen Beschäftigte "ausrasten und ihre Kompetenzen überschreiten". Der Grund für den ungesetzlichen Übereifer ist wohl auch in der mit ein Prozent besonders niedrigen Umsatzrendite zu suchen. Teure Detektive und kostspielige Elektronik kann sich der Supermarkt an der Ecke nicht leisten. So bleiben meist nur Übersichtsspiegel und die Aufmerksamkeit der Angestellten, um Diebe zu erwischen. Und bei fehlender Schulung steigt die Gefahr, daß sich ein Verkäufer oder Filialleiter am Kunden vergreift.
Zwar hat auch der HDE seinen Mitgliedern Tips gegeben, wie mit vermeintlichen Langfingern umzugehen sei. Doch wichtiger als die Aufklärung der eigenen Klientel scheint ihm die Klage über den Zustand der öffentlichen Moral. Nach Meinung der Organisation resultiert nämlich die "Seuche der Eigentumsdelikte" vor allem aus "Zeitgeist, pluralistischer Gesellschaft, mancher Rechtsprechung sowie politischem Fehlverhalten", die quasi Hand in Hand "den Eigentumsbegriff verwässert" und "den Ladendiebstahl verniedlicht" hätten.
Mit solcher Kritik hängt sich der Verband ziemlich weit aus dem Fenster. Denn es ist gar nicht so sicher, wer tatsächlich die "krummeren Finger" macht. Die Schadensbilanz nämlich fußt auf "Inventurdifferenzen", die zwischen dem Kundenklau, dem Beiseiteschaffen durch die Beschäftigten und schließlich schnöden Rechenfehlern keinen Unterschied machen. Für eine Statistik reicht das nicht. Da müssen Schätzungen her. Die Kalkulation des Branchenverbands BAG ergibt fürs vergangene Jahr ein Minus von acht Milliarden Mark, das dem Einzelhandel durch Mopsen und Stiebitzen entstanden ist. Das wären ein bis anderthalb Prozent des Umsatzes. Ungefähr die Hälfte des Schadens soll durch Betriebsfremde verursacht sein.
Ein dicker Brocken immerhin. Und so finden denn auch die Verbraucherschützer, daß die Geschäfte auf der Hut sein müssen. "Natürlich nur mit legalen Methoden", wie Ellen Waitzis von der Hessischen Verbraucherzentrale betont. Auch sie sieht in der Kundenkontrolle an der Kasse "das eigentlich Schlimme" und weiß von Fällen, in denen Richter den so Diskriminierten schon Schmerzensgeld zugesprochen haben. Zum Boykott von Läden, die besonders häufig gegen die Reputation und das Recht der Konsumenten verstoßen, will die Verbraucherzentrale aber nicht aufrufen. "Oft ist gar kein anderer Supermarkt in der Nähe." Waitzis rät stattdessen zum lauten Protest in den Geschäften selbst und zu Beschwerden bei den Handelsverbänden.
JOACHIM THOMMES
Der Kunde traute seinen Ohren nicht. "Wir können die Decke nicht für sie reinigen", bedauerte die Frau in der Chemischen Reinigung, als er seine 400 Mark teure Rheuma-Decke säubern lassen wollte. Begründung: Auf dem Pflegeetikett stand ein kleines "F". Das einzige Reinigungsmittel für derart gekennzeichnete Textilien, R 113, dürfe ab 1. Januar 1993 nicht mehr verwendet werden, da es den Ozon-Killer FCKW enthält. "Auch die entsprechende Waschmaschine wird unbrauchbar, deswegen reparieren wir die erst gar nicht mehr", klärte die Angestellte den Kunden auf.
Das ist kein Einzelfall: Reinigungen werden vom nächsten Jahr an viele empfindliche Kleidungsstücke mit einem "F" im Pflege-Etikett nicht mehr säubern können. Das betrifft etwa zehn Prozent aller Reinigungs-Artikel, vor allem Empfindliches wie Pelze, Lederwaren und gefärbte oder paillettenbestickte Kleider.
"Da kommt ein gewaltiges Problem auf uns zu", erklärt Mechthilde Stock von der Verbraucherzentrale Frankfurt. "Die Reinigung kann nicht gezwungen werden, Kleidung zu säubern." Das Unternehmen kann zwar in manchen Fällen versuchen, die Kleidung mit dem schärferen Lösungsmittel "Per" zu behandeln, schließt die Haftung aber aus - der Verbraucher trägt das Risiko. "Falls aber keine Reinigung die Kleidung annimmt, kann der Kunde sie nur noch auf den Müll schmeißen", bedauert Frau Stock. Alternative Reinigungsmethoden gibt es, doch die sind umstritten (siehe Kasten) oder teuer. Laut Verbraucherzentrale kann der Kunde seine Ware allerdings reklamieren, wenn die Reinigung nicht möglich ist. "Der Handel muß ein Produkt liefern, daß zu reinigen ist, sonst liegt ein Mangel vor", stellt Mechthilde Stock fest. Die Händler werden deshalb jetzt aktiv. "Wir empfehlen unseren Lieferanten, keine Kleidung mit ,F' mehr in die Welt zu setzen", sagt Geschäftsführer Werner Wittig vom Bundesverband Textil-Einzelhandel.
Der Erfolg ist fraglich. Der größte Teil der Bekleidung wird importiert aus Billiglohnländern - doch der Verbot des FCKW-haltigen Reinigungsmittels gilt nur in Deutschland. "Die F-Ware kommt weiter auf den deutschen Markt", bedauert Frau Stock. "Und wer achtet beim Kauf schon auf das Pflegeetikett?"
"Wir werden die F-Ware ab '93 ablehnen", meint eine Mitarbeiterin der Firma "Röver". "Kingsgard"-Reiniger Reinhold Hörmann stimmt zu. "Wenn es möglich ist, reinigen wir die empfindlichen Sachen mit ,Per'", verspricht Hörmann. "Aber die Kleidung, bei der das nicht möglich ist, wird zum Wegwerfartikel." ert
ESCHERSHEIM. Das große Stadtteilfest "Eschersheimer Wochenende" steht wieder vor der Tür. Die teilnehmenden Vereine haben bereits viele Helfer gefunden, um das beliebte Fest zu organisieren. Werner Jünger vom Turnverein wird auch diesmal eine Festschrift vorbereiten, die kostenlos an 12 500 Haushalte verteilt werden soll.
Für das "Wochenende" am 28., 29. und 30. August sind bereits die Schule Im Uhrig und ein Teil der Straße Im Uhrig reserviert und ein Festzelt bestellt worden. "Alle Genehmigungen", sagt Hubert Handrow, der Vorsitzende des Turnvereins Eschersheim, "liegen vor". Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) hat die Schirmherrschaft übernommen. Außer ihm werden noch viele andere prominente Gäste erwartet.
Wie Lothar Fritsch (Schützenverein), Hubert Handrow (Turnverein), und Albrecht Scholz (FV 09 Eschersheim) mitteilen, wird es wieder einen ökumenischen Gottesdienst geben und den gewohnten Frühschoppen am Sonntag, außerdem Ausstellungen, Kinderwettspiele und allerlei Unterhaltung.
Auch kulinarische Genüsse, wie beispielsweise Spanferkel oder Erbsensuppe aus der Gulaschkanone, Salate und Getränke aller Art sollen an diesem Festtag angeboten werden. Das in Eschersheim bereits Tradition gewordene Stadtteilfest (es ist das siebte) wird diesmal von acht Vereinen organisiert: Briefmarkensammlerverein Nord, Bürgerverein, Freiwillige Feuerwehr, Fußballverein 09, Kleintierzüchterverein, Sängervereinigung, Schützenverein und Turnverein. Über die Teilnahme eines weiteren Vereins wird noch verhandelt. Außerdem beteiligen sich der Hort für behinderte Kinder Im Uhrig, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit dem Ortsverein Bergen-Enkheim und die katholische St.-Josefs- und die evangelische Emmausgemeinde. Beide Gemeinden werden einen "ökumenischen Kaffeegarten" im Hof des evangelischen Kindergartens Im Uhrig betreiben.
Das große Wochenend-Treffen aller Alt- und Neu-Eschersheimer wird von vielen schon mit Spannung erwartet. Und die Organisatoren hoffen natürlich vor allem auf schönes Wetter. li
BERLIN. Ein halbes Jahr nach ihrer institutionellen Vereinigung haben die Staatlichen Museen zu Berlin die Sammlungskataloge zu den vier archäologischen Sammlungen auf der Berliner Museumsinsel präsentiert. Sie sind allesamt dem "Herrn Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, dem Freunde der Berliner Museen und Ehrenbürger von Berlin", gewidmet. Im Vorwort des Katalogs des Museums für Spätantike und Byzantinische Kunst wird das erstmalige Erscheinen eines solchen Handbuches einer Berliner Sammlung seit 1938 gewürdigt.
Wolf-Dieter Dube, Generaldirektor der Museumsvereinigung, meinte, damit werde vorweggenommen, "was hoffentlich auch in räumlicher Hinsicht Wirklichkeit werden kann: die Wiedervereinigung eines durch Krieg und Nachkriegszeit geteilten Museums". Für eine gewisse Zeit werden die beiden Sektionen noch getrennt im Bodemuseum auf der Museumsinsel und in Dahlem bleiben, bevor die Spätantike und Byzantinische Kunst in Berlin ihr endgültiges Domizil im Pergamonmuseum erhalten.
Die anderen drei Kataloge stellen die Sammlungen des Vorderasiatischen Museums, des Ägyptischen Museums im Bodemuseum und die Berliner Antikensammlung vor (Verlag Philipp von Zabern, Mainz, in den Museen jeder Band 45 Mark, im Buchhandel 78 Mark). dpa
WIRTSCHAFT 8
AUS DEN BUNDESLÄNDERN 6
Nach dem Artikel der FR vom 15. 6. 1992 "Krause setzt auf Autobahnen" müssen wir wohl noch lange auf die versprochene Umkehr warten. Am Anfang und zwischendurch hatte sich der Verkehrsminister als Freund der Bahn ausgegeben. Inzwischen gehören solche Manöver längst zu den üblichen Täuschungen im Alltag der Politiker.
Wer 11 600 Kilometer Autobahn einem bereits jetzt an Gestank und Lärm leidenden Land noch zumuten will, hat sich als verlängerter Arm der Autolobby erwiesen und nicht als einer, der mit erträglichen politischen Rahmenbedingungen eigentlich weiteren schlimmen Schaden abzuwenden hat. Sein Salär stimmt, was macht da schon die Steigerung der tödlichen Emissionen um 50 Prozent aus? Der Wähler wird schon schnell frühere Versprechen für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes vergessen. Wo bleibt da das Gewissen eines CDU-Unionsfreundes?
Zur Umkehr würde aber auch eine Preisbereinigung der Energie gehören. Es sind doch lediglich unsichtbare Subventionen, die den unbedenklichen Autofahrer in der Illusion belassen, sein Vehikel sei billiger als die Bahn. Wer kann behaupten, daß uns die bisher übersehenen Umweltkosten nicht noch einmal mit Zins und Zinseszins schrecklich einholen werden? Die Wüste wächst, die Nordsee ist jetzt schon aufgeheizt, der Wald stirbt in dramatischem Ausmaß. Doch ein "Regierender" traut sich nicht, die tatsächlichen Kosten den Verursachern aufzubürden, damit sie ökologisches Verhalten auch als finanziell lohnend ansehen.
Das kann nur heißen: Umkehr ist möglich. Doch sie muß schnell erfolgen, ehe es zu spät ist. Wie Fachleute immer wieder anmahnen, muß der Benzinpreis 100 Prozent teurer sein, um die Umweltkosten einzuschließen. Zu Vernunft zwingt er dann, wenn gleichzeitig die Bahnpreise für Personen und Güter drastisch auf etwa 40 Prozent des bisherigen gesenkt werden. Dann rechnet sich das Umsteigen für jeden.
Mit dem Umsteigen kommt die Nachfrage nach verbessertem Angebot der Bahn. Der Berufstätige muß eben nicht nur nach Frankfurt schnell kommen, sondern auch von Lorsbach nach Oberursel. Sonst bleibt er beim Auto. Was nutzen Milliarden für lukrative Rennstrecken, wenn der Anschluß an die Fläche fehlt. Fahrpläne zeugen von der Kurzsichtigkeit "beamteter" Planer. Eine Bahnreform muß den unproduktiven Verwaltungswasserkopf abschaffen. Gleichzeitig ist der Bundestag der Bahn zum Schuldenerlaß verpflichtet. Nur so kann die mit mehr Effektivität neu anfangen.
Wie viele aus der Verwaltung könnten weitere Fahrkartenschalter in Frankfurt bedienen und vielen Bahnkunden das demütigende Warten in der Schlange ersparen. Aller Werbung spricht es hohn, wenn zeitweise für eine Stadt von 650 000 Einwohnern nur drei (!) Fahrkartenausgaben offen sind.
Gerade jetzt kann noch der Wettbewerbsnachteil der Schiene gegenüber der Straße aufgeholt werden. Warum zögert Herr Krause die Erneuerung der Schienen und die dazugehörige Elektrifizierung im Osten so hinaus? Millionen warten doch auf Arbeit. ABM-Stellen gibt es auch genug.
Etwa Bebra-Neudietendorf (Erfurt) soll noch Jahre dauern. Inzwischen ist doch die Autobahn längst fertig. Wieder ist die Bahn nur der Hase, das Auto aber der Igel (Ick bin allhie!).
Wir haben eine Verpflichtung nach Polen durch neue Verträge. Dresden-Breslau-Kattowitz-Kiew als EC-Strecke ist überhaupt noch nicht in der Planung. Wer denkt an die Strecke Bremen-Salzwedel-Magdeburg-Hoyerswerda-Liegnitz-Krakau. Die Schienen liegen bereits. Erneuerung und Elektrifizierung dürfte weit billiger ausfallen als totaler Neubau.
Wo man schon vor dem Kriege 150 km/h fuhr, wird man leicht die Überlegenheit der Bahn ausspielen können - wenn nur der politische Wille da ist.
Dr. Wolfram Nierth (Pfarrer) Hofheim-Lorsbach
Wenn am 1. Januar 1993 das FCKW-haltige Reinigungsmittel R 113 verboten ist, soll es in den chemischen Reinigungen durch Schwerbenzin ersetzt werden. "Das ist eine sinnvolle Übergangslösung", glaubt Reinigungs- Sachverständiger Heinrich Kreipe. Doch Schwerbenzin ist feuergefährlich. "Die Temperatur im Waschkessel liegt knapp unter dem Flammpunkt", weiß Reinigungsunternehmer Horst Dieffenbach. Der TÜV Essen prüfe derzeit, wie groß die Explosionsgefahr ist. Dieffenbach: "Möglicherweise wird das Mittel innerhalb der nächsten zwei Jahre verboten."
Das neue Lösungsmittel kommt die Reinigungen teuer. Die bisherigen Waschtrommeln sind nicht für Schwerbenzin geeignet. Viele Firmen werden nicht auf Schwerbenzin umstellen. Dieffenbach: "Wir investieren doch nicht 165 000 Mark in eine Schwerbenzin-Maschine, wenn das Zeug vielleicht bald verboten wird."
Möglicherweise beschleunigt das Verbot des FCKW-Pflegemittels auch das Reinigungs-Sterben: Ab 1995 darf nur noch außerhalb von Wohngebieten gereinigt werden. Größere Unternehmen werden ihre Filialen in der Stadt in reine Annahmestellen umwandeln. "Für viele kleine Unternehmen ist der Umzug zu teuer", meint Helmut Strohm vom Textilreinigungs-Verband. ert
INNENSTADT. Der Kandidatur von Petra Roth für das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters hat in diesen Tagen der CDU-Stadtbezirksverband Innenstadt in einer Mitgliederversammlung zugestimmt. "Durch Petra Roth als geeignete Alternative zu Andreas von Schoeler haben die Bürgerinnen und Bürger der Stadt die Möglichkeit, eine Mehrheit zu schaffen, die Frankfurts Zukunft energischer gestaltet", so die Mitglieder.
Für den Vorsitzenden Dr. Johannes Theißen "haben sich die SPD und die Grünen bereits aus der politischen Verantwortung für diese Stadt verabschiedet". Das sei aus der Taktik zu schließen, die die Koalition gegenüber der CDU anwende. Damit gemeint sind "unzulässige Unterstellungen bezüglich der Einstellung zu radikalen und extremistischen Parteien und ungünstige Formulierungen bei einem Interview". Dadurch würden die CDU und ihre Spitzenkandidatin in eine bestimmte Ecke gestellt.
Folgende Kandidaten hat der Stadtbezirksverband für die Kommunalwahl aufgestellt: Dr. Johannes Theißen für den bisherigen Stadtverordneten Thomas Bacherl, desweiteren Helmut Pottgießer, Karin Wilhelm und Karl-Heinz Wilhelm. Für die Liste zum Umlandverbandstag wurden Horst Wilhelm und Michael Freudenreich nominiert. tel
WESTLICHE STADTTEILE. Stahlblau schießt der Rittersporn in luftige Höhen. Die Knospen der Wicken sind noch geschlossen, aber die dottergelben Ringelblumen haben ihre großen Blüten schon geöffnet. Die Hortensien ziehen mit ihren pastellfarbenen Dolden alle Blicke auf sich. Sanft wiegt sich der Lavendel im Wind. Keck recken die Rosen ihre Köpfe. Die ersten Löwenmäulchen beleben die Kleingärten in den westlichen Frankfurter Stadtteilen. Auch die Kapuzinerkresse rankt ihre langen Schlingen durch den Maschendrahtzaun.
Im Gemüsegarten ist Erntezeit für Salat, Kräuter, Kohlrabi. Hochsaison des Sommers, Hochsaison auch für Schädlinge aller Art. Wie bekämpfen Kleingärtner die unwillkommenen Schmarotzer? Die FR wollte es wissen und hat sich umgehört. Das Ergebnis: Immer häufiger ist die chemische Keule verpönt, greifen die Schreber zu ökologischen Mitteln.
Mißtrauisch werfen Parzellennachbarn einen Blick über den Gartenzaun, wenn einer die "Giftspritze" geschultert hat. Soziale Kontrolle im Schrebergarten. Frü- her war die Giftspritze so normal wie Schlagsahne zum Erdbeerkuchen. Doch heute wabert meist keine Chemie im Plastiktank, sondern Brennessel-Brühe oder Schmierseifenlösung (Tips zur Bio-Schädlingsbekämpfung siehe "Im Blickpunkt"). Damit geht es Blattläusen an den Kragen, die sich zur Zeit wollüstig an Rosen, Glyzinien und Zierblumen laben. Groß in Mode ist die Schmierseifen-Lösung im Zeilsheimer Kleingartenverein "Idylle". Hier haben sich alle 15 Parzelleninhaber freiwillig zum Giftboykott entschlossen.
Nicht anders sieht es auf Beeten und Rabatten der Sindlinger Gemeinschaft "Am See" aus. Schließlich, so Johanna Schneider, "wollen wir ja keine Chemie essen." Gemeinsam mit ihrem Mann, der Vorsitzender der Kleingartengemeinschaft ist, bewirtschaftet sie eine Parzelle. Alle zwei Jahre graben sie Pferdemist unter, fertig ist die organische Langzeit-Düngung. Ab und zu gibt es für das Kohlgemüse zur Stärkung einen kräftigen Schluck Brennessel-Jauche.
Mischkultur bewahrt die Pflanzen vor den schädlichen Auswirkungen der früher üblichen Monokultur. Der Erfolg läßt sich in Frau Schneiders Garten sehen. Das Kartoffelkraut strotzt vor Gesundheit, kein Kartoffelkäfer weit und breit. Auf den 31 Parzellen der Gemeinschaft darf jeder nach seinem Gusto wurschteln. Wildwuchs ist ebenso erlaubt wie mit der Nagelschere geschnittener englischer Rasen. Es gibt Wildecken mit Klee, Butterblumen und Brennesseln. Nicht ganz so locker geht es im Schwanheimer Kleingartenverein zu. Dornig ist der Weg zur Aufnahme in den erlauchten Kreis der Hobbygärtner. Wer hier eine Parzelle haben will, muß sich dazu verpflichten, die Wege mit Rosen einzufassen. "Das ist hier schon seit Jahren üblich", sagt Vorsitzender Josef Jahn.
Früher war auch die chemische Schädlingsbekämpfung Usus. Gemeinsam wurde mit Giftspritzen und Pülverchen in den 151 Parzellen hantiert. Doch seit ein paar Jahren hat auch in Schwanheim die biologische Gartenarbeit Einzug gehalten. Enge Vorschriften gibt es jedoch nicht, letztlich kann jeder Pächter auf seinem Pachtland nach Lust und Laune gärtnern - und als Giftmischer agieren. Jedoch glaubt Vereinschef Jahn, der dieses Amt bereits seit 26 Jahren innehat, daß die Chemie auf dem Rückzug ist. Das hat Folgen: "Sie müssen halt häufiger ran und mit Jauche sprühen oder düngen."
Schweiß kommt vor der Ernte - diese Erfahrung gilt auch im Kleingärtnerverein Sossenheim, der von Paul Rink geführt wird. In mehr als 400 Gärten wird weitgehend naturverträglich gearbeitet. Dieses Jahr sind in Massen Marienkäfer gekommen, die sich mit Wonne über die Blattlaus-Kolonien hermachen und die Mägen füllen.
Früher fielen diese Nützlinge in dem allgemeinen Giftqualm tot vom Stengel, während die Schädlinge dank robuster Gesundheit und entwickelter Widerstandskraft oft genug überlebten - und weiterfraßen.
In der Raiffeisen Obst- und Warengenossenschaft in Kriftel, die für den gesamten Main-Taunus-Kreis zuständig ist, läßt sich der Trend zur verträglichen Gartenwirtschaft seit Jahren an den Verkaufszahlen ablesen. Chemische Mittel verstauben als Ladenhüter, dafür boomt die Nachfrage nach biologischen Produkten. Die Kunden sind ausgesprochen gut informiert, fragen gezielt nach und lassen sich keinen chemischen Rundumschlag aufschwätzen, sagt die Zentrale. kug
SCHWANHEIM. Die CDU Schwanheim begrüßte bei ihrer Mitgliederversammlung Petra Roth, wenige Tage nach ihrer Nominierung als Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl 1993.
Petra Roth übte Kritik an der Politik der rot-grünen Mehrheit im Frankfurter Römer. "Der Magistrat ist handlungsunfähig, er kann keine wichtigen Entscheidungen treffen. Unsere Politik muß wieder berechenbar werden", gab sie und kritisierte, daß finanzielle Rücklagen aufgebraucht seien und für wichtige Vorhaben kein Geld mehr vorhanden sei.
So sei unter anderem in der Wohnungsplanung gelogen worden. Bebauungspläne für mehr als 10 000 Wohnungen würden aus ideologischen Gründen nicht eingehalten und neue Baugebiete nicht erschlossen. Petra Roth schlug außerdem eine Veränderung der Laufbahn von Polizisten vor, die von unwichtigen Aufgaben befreit werden müßten, damit gezielte Einsätze möglich seien und die Sicherheit des Bürgers erhöht werde.
Weitere Themen wurden angesprochen, wobei die Mitglieder der Partei feststellten, die Spitzenkandidatin könne auch zuhören und zum Dialog auffordern. Sie könne sehr gut mit der Frankfurter Problematik umgehen. Der Vorsitzende der Schwanheimer Christdemokraten und Stadtverordnete, Helmut Heuser, versprach unter Beifall der Mitglieder Petra Roth die uneingeschränkte Unterstützung seines Orts-Verbandes. Anschließend wurden Helmut Heuser und Bernhard Mertens einstimmig als Kandidaten für die Stadtverordnetenversammlung, Martin Kneisel, Alexander Baschin und Bernhard Mertens als Kandidaten für den Ortsbeirat aufgestellt. tel
BAD NAUHEIM. Der Reifenhandel lohnt sich. 442 Millionen Mark nahm die Bad Nauheimer Vergölst-GmbH 1991 daraus ein. Das sind fast 40 Millionen mehr als 1990, sagte der Geschäftsführer Burkhardt Köller vor Journalisten. 1,178 Millionen Reifen verkaufte das Tochter-Unternehmen der Continental-Gummi-Werke in seinen 180 Fachbetrieben.
Die Kehrseite bilden 12 000 Altreifen, die täglich bei Vergölst angeliefert werden. Bundesweit fallen jährlich 500 000 Tonnen Altreifen an. Das ist ein Güterzug von Flensburg bis Konstanz, rechnete Köller vor. Deutschland erstickt nur deshalb nicht im Altgummi, weil jährlich rund 200 000 Tonnen in Zement-Fabriken verfeuert werden. Mehr als 100 000 Tonnen werden exportiert oder "verschwinden" auf unbekannte Art und Weise, 15 000 Tonnen werden in Häfen als Puffer zwischen Schiffswand und Kai oder als Silage-Abdeckungen auf Bauernhöfen verwendet. Nur etwa 30 000 Jahrestonnen werden granuliert. Ab Herbst will die Vergölst-Zentrale in Bad Nauheim eine Granulier-Anlage mit etwa 15 000 Tonnen Jahreskapazität betreiben. Die geshredderten, gekühlten und dann gemahlenen Reifen sollen Blumenkübeln, Tartanböden, Dachabdeckungen und neuerdings auch als Antigeräuschmittel dem Straßenasphalt beigemischt werden. Die Technik ist Köller zufolge noch nicht ganz ausgereift. Machbar wäre auch die Rückverwandlung des Reifengummis in Erdöl - "aber das rechnet sich nicht".
Viel Energie wenden die rund 1500 Vergölst-Mitarbeiter für die Reifen-Runderneuerung auf. Deren Anteil sank 1991 zwar von 23 auf 21,6 Prozent des Umsatzes, wuchs absolut aber auf 95,4 Millionen Mark oder 1,16 Millionen Reifen. Sie haben neue Profile, die am Nauheimer Goldstein auf bereits benutzte Karkassen gesetzt werden. Lastwagenreifen lassen sich dreimal, Autoreifen einmal erneuern.
Der Vergölst-Mann Köller meidet das Wort "Runderneuerung", weil es nach minderer Qualität riecht. Deshalb wird von Recycling-Reifen gesprochen. Um das Image zu heben und den Verkauf zu fördern, bildete Vergölst mit anderen Runderneuerern eine Arbeitsgemeinschaft, die hohe Qualitätsstandards für diese Reifen erarbeitete. Der bayerische TÜV verleiht ihnen seit Januar Prüfsiegel mit dem Symbol des Umweltengels. Sie werden an die Seitenwand des jeweiligen Reifens geprägt.
Die Sicherheitsanforderungen und die große Nachfrage führten laut Köller zum Karkassen-Engpaß für Recycling-Reifen. Bei nur 40 Prozent der täglich 12 000 Altreifen seien die Stahl- und Textilgerippe zur Aufarbeitung geeignet. Unbrauchbar sind alle Hochgeschwindigkeitskarkassen, die für mehr als 190 Stundenkilometer entwickelt wurden. Die Beliebtheit gerade dieser Reifen steigt jedoch - genau wie der Verkauf von ultrabreiten "Schlappen". Die sind zwar teurer, lauter, energieaufwendiger im Lauf und gefährlicher auf nassen Straßen - aber sie machen etwas her.
Bei Vergölst passen sie nicht ins Öko-Image, bringen aber Geld. "Da sind wir im Widerspruch mit uns selbst", gesteht Burkhardt Köller ein.
Sein - beim Pressegespräch vor der Tür geparkter - Wagen ist ebenfalls mit Breitreifen ausgerüstet. Natürlich nur, um den Kunden zu demonstrieren, daß Vergölst solche Reifen sicher montieren kann. nes
Die Aufforderung Kardinal Meisners an die CDU, das "C" aus ihrem Namen zu streichen, zeigt beispielhaft, daß die katholische Kirchenhierarchie nicht nur jedes Maß, sondern auch den Kontakt zur Wirklichkeit verloren hat (FR vom 15. Juni 1992 "Kardinal legt sich mit CDU an"). Dabei hat Meisner in einer einzigen Hinsicht nicht einmal unrecht: Als christlich kann sich logischerweise nur bezeichnen, wer alle wesentlichen Glaubensaussagen dieser Religion bejaht und sich nicht nur die ihm genehmen herauspickt. Ebensowenig reicht dafür eine bestimmte soziale oder humanitäre Gesinnung aus, denn die findet man auch bei Andersgläubigen oder Atheisten.
Seit wann aber haben in einer Demokratie Kirchenfürsten zu bestimmen, wer die Bezeichnung "christlich" führen darf und wer nicht? Ginge es um den konfessionell geprägten Begriff "katholisch", könnte man dem Kardinal noch folgen, aber für das Christentum hat weder die römische noch irgendeine andere Kirche einen Monopolanspruch.
Im übrigen ist Meisner nicht einmal von seinem eigenen Ansatz her konseqent: Wenn er schon der CDU das Christliche absprechen will, obwohl deren Haltung zum § 218 der römisch-katholischen Doktrin relativ nahe kommt, so müßte er dies doch erst recht bei der evangelischen Kirche tun, die der Fristenlösung - bei aller innerer Zerrissenheit - insgesamt viel positiver gegenübersteht.
Gerhard Rampp, Augsburg
HEDDERNHEIM. Zu einem Fotowettbewerb laden die Gruppen und Kirchengemeinden ein, die am Stadtteilfest (29. August) mitwirken. Das Motto des Festes ist diesmal: "Ausländer und Deutsche in Heddernheim - Mitteinander leben - Miteinander feiern."
Mitmachen können alle Jugendlichen und Erwachsenen mit Schwarzweißaufnahmen oder Farbbildern des Formates 13x18. Die Bilder sollen schon während des Straßenfestes ausgestellt werden, deshalb ist der Einsendeschluß bereits am 3. August. Die Arbeiten werden dann, getrennt nach Jugendlichen und Erwachsenen, von einer Jury prämiert.
Der Fotowettbewerb soll dazu beitragen, "die im Stadtteil vorhandene Vielfalt an Menschen und Lebensweisen sichtbar zu machen", erklären die Veranstalter. Im Anschluß an das Straßenfest wird noch für einige Zeit eine Auswahl der Fotos in den Räumen der evangelischen St. Thomasgemeinde zu sehen sein.
Wer an dem Wettbewerb teilnehmen möchte, kann seinen Beitrag an folgende Adresse senden: Gemeindebüro der St. Thomasgemeinde, Heddernheimer Kirchstraße 2, 6000 Frankfurt 50. *tel
OBERRAD. Vor allem den Jubilaren war ein Ehrenabend der Turn- und Sportgemeinde 1872 Oberrad gewidmet, bei dem der TuS-Vorsitzende Karl-Heinz Eiling mehr als 350 der rund 1100 Vereinsmitglieder in der Turnhalle Spatzengasse begrüßen konnte. Während der Ehrenvorsitzende Hans Ditzel die Festrede hielt, warteten hinter den Kulissen Mitglieder der einzelnen Abteilungen darauf, ihre Sportarten vorzustellen. Bundesliga-Kunstturner Uwe Hornung präsentierte als Moderator eine bunte Mischung aus Ehrungen, Tanz und Sport. Den musikalischen Part übernahm die Kapelle "Voices", die nach dem offiziellen Teil des Abends auch zum Tanz aufspielte.
Die Besucher erlebten ein prächtiges "Bühnenspektakel" zum historischen Rückblick auf 120 Jahre Vereinsgeschehen. Einzelne Stationen des bewegten Vereinslebens wurden musikalisch, pantomimisch und sportlich dargestellt. Die lange Tradition der TSG-Fastnachtsveranstaltungen fand ebenso Beachtung beim Ehrenfest wie die Frauen des Vereins, die mit vier Darbietungen aus Jazztanz und Senioren- und Damengymnastik überzeugen konnten.
Zum Abschluß ehrte der TuS-Vorsitzende Eiling die Jubilare und die erfolgreichsten Sportler: Für 60jährige Vereinstreue erhielten Hanna und Herbert Lindner ein Bild mit einem Dresdener Motiv, Karl Fischer erhielt als Präsent ein Frankfurt-Bild. Helmut Fischer, Fritz Walter und Elli Willkomm, ebenfalls 60 Jahre im Verein, konnten am Vereinsabend nicht teilnehmen. Für sie wird die Ehrung zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.
Weitere 18 Mitglieder wurden für 40jährige Vereinszugehörigkeit mit der goldenen Ehrennadel, 40 Jubilare für 25jährige Mitgliedschaft mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. dixi
FRANKFURT-NORDWEST. Seit Ferienbeginn können Kinder auf dem Abenteuerspielplatz Nordweststadt unter dem Motto "So leben die Indios" sechs Wochen lang Abenteuer erleben und spielerisch andere Kulturen kennenlernen.
Warum dieses Motto gewählt wurde, erläutert Annette Krämer vom städtischen Jugendamt: "Unser Beitrag zur Entdeckung Amerikas vor 500 Jahren soll zeigen, daß die Menschen dort schon vor Kolumbus eine eigene Kultur hatten."
Das hügelige Gelände des Abenteuerspielplatzes am Nordwestzentrum verwandelten vier Mitarbeiter und ein Praktikant in eine lateinamerikanische Kleinstadt, die mit charakteristischen Hütten aus Pappe und selbstgebastelten Symbolen den Indios nachempfunden ist. Die Spielgeräte bleiben an ihrem Platz, werden aber durch Decken und Planen in die neue Kulisse integriert.
Auch Erwachsene sind hier willkommen, da die parkähnliche Landschaft geradezu zum Spazieren und Verweilen einlädt. Mittags werden kulinarische Köstlichkeiten "nach Art der Indios" angeboten. Kinder können den ganzen Tag bleiben und auch zu Mittag essen, sie sollten sich allerdings bei den Betreuern melden und 2,50 Mark mitbringen. tel
Ein kleines privates Fußballmatch nach Feierabend oder am Wochenende ist einer der beliebtesten Varianten des Freizeitsports. Nicht immer führt die gemeinsame Jagd auf das runde Leder jedoch zu besserer Kondition oder gesteigerter Fitneß: Mancher Sportsfreund nimmt die Sache zu ernst, so daß der Gegner schon mal im Krankenhaus landet.
Suchte der angeschlagene Hobby- Kicker einen Anwalt auf, um eventuelle Schadenersatz- oder Schmerzensgeldansprüche durchzudrücken, stießen die befragten Advokaten bisher meist auf juristisches Niemandsland. Wenigstens eine Wegemarke für die Haftung von "Möchte-Gern-Brehmes oder -Klinsmanns" hat ein Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth gesetzt. Daraus kann gefolgert werden: Zarter besaitete Zeitgenossen, die einen Tritt gegen das Schienbein nicht aushalten, sollten besser Minigolf spielen.
In dem entschiedenen Fall war der Kläger bei einem Freizeitmatch von einem Mitspieler mit dem Oberkörper am Ball abgedrängt worden und dabei auf dem nassen Rasen ausgerutscht. Bei dem Sturz zog er sich mehrere Verletzungen zu und konnte eine Zeitlang seinen Beruf nicht ausüben. Nachdem sich sein übereifriger Sportkumpel beharrlich weigerte, dem Gerempelten Schmerzensgeld und einen Ausgleich für den erlittenen Verdienstausfall zu zahlen, zog der Kikker vor Gericht - und verlor.
Die Richter hatten beim DFB nachgelesen und herausgefunden, daß ein Anrempeln nur dann einen Regelverstoß darstelle, wenn der Gegner besonders brutal zur Sache gehe, der Spieler im Ballbesitz von hinten abgedrängt werde oder bei dem Tackling überhaupt kein Ball in der Nähe gewesen sei. Zwar, so argumentierten die Richter, könnten diese Regeln unmittelbar nur auf den organisierten Verbandssport angewandt werden; wenn sich die Beteiligten jedoch darüber im klaren waren, daß im Rahmen des Spiels um den Ball gekämpft werden solle, so sei es nicht mehr als recht und billig, die DFB-Norm sinngemäß auch auf Freizeitspieler zu übertragen. Zum Erkämpfen eines Balles gehöre auch ein "körperlicher Kontakt" zum Gegner. Da der Angriff des Gegners unstreitig der Erlangung des Balls diente und weder besonders heftig noch brutal gewesen sei, habe das Wegstoßen mit dem Oberkörper im "sozialüblichen Rahmen der sportlichen Freizeitbetätigung" gelegen (Az.: 10 0 28 24/89). UWE WOLF
Peter Kirschhock ist Tennistrainer. Nicht weiter ungewöhnlich, denn von seiner Zunft gibt es in dieser Sportart schließlich viele. Auch die Tatsache, daß der 51jährige seine Arbeit seit über 20 Jahren professionell betreibt, gehört zu den eher wenig aufregenden Meldungen.
Doch Peter Kirschhock unterscheidet einiges von einem Coach, der Jung und Alt den Umgang mit dem Racket lehrt: Er hat fundierte Kenntnisse im Umgang mit Ballkindern und Linienrichtern.
Darum bat Peter Kirschhock seine 170 Bewerber zum eingehenden Test für den Federation-Cup. Aufmerksamkeit, Beweglichkeit, Erkennen der Situation und läuferisches Vermögen - all das sind Kriterien, über die der Trainer peinlich genau wacht. Die Aufgaben der Ballkinder werden allenthalben als pure Selbstverständlichkeit angesehen, sowohl von Zuschauern, als auch von den Profis auf der ganzen Welt. Die hohen Tennis-Gremien machen dabei keine Ausnahme. "Das alles wird wenig honoriert, obwohl viel Aufwand dahintersteckt, auch von Seiten der Eltern", beschreibt Kirschhock derlei mangelnde Anerkennung.
Beschränken auf das Wesentliche: Die 98 Ballmädchen und -jungen, die sich in den Tests schließlich durchsetzten und die die Großveranstaltung auf insgesamt acht Plätzen benötigt, werden in Sechser-Gruppen die Bälle parallel zu den Linien, mit der Netzposition als ständig involvierte Zentrale, in festgelegten Routen über den Platz rollen.
Ob Steffi Graf zur gewaltigen Vorhand ansetzt oder Arantxa Sanchez-Vicario wieder einmal die Ärmel hochkrempelt, "viel bekommen die Kinder von den Spielen nicht mit", weiß ihr Trainer. Doch Idealismus ist auch hier gefragt. Insbesondere dann, wenn ein harter Job keinen großen Lohn bedingt - ein kleines Taschengeld, Verpflegung und der spätere Besitz der kompletten Ausrüstung sind der materielle Ausdruck einer beinahe zur Professionalität getriebenen Arbeit, bei der, da ist sich der Trainer sicher, "Eventualitäten ausgeschlossen sind".
Nach mehrstündigem Training "bis zur Erschöpfung" (Kirschhock) an vier Tagen, ist das Ziel aller Kinder klar: die Finalteilnahme. Da unterscheiden sie sich nicht von den Hauptakteuren. Denn auch das Feld der Balljungen und -mädchen verkleinert sich im Laufe des Turniers. "Es ist wie bei den Profis. Die besten sind bis zum Schluß dabei", sagt Peter Kirschhock, der Tennislehrer.
CHRISTIAN FROMMERT
HÖCHST. Man nehme: 100 Gramm Schmierseife, löse sie in einem Liter kochendem Wasser auf, füge neun Liter kaltes Wasser hinzu und spritze gegen Blattläuse. Doch Vorsicht ist geboten: Die Schmierseife-Kur ist auch für andere Insekten eine Katastrophe.
Brennessel-Brühe tut es auch. Zwei Hände voll Brennesseln werden in einem Liter Wasser eingeweicht. Nach zwölf bis 24 Stunden hat sich eine beißende Flüssigkeit entwickelt, die unverdünnt gesprüht wird. Durch die vergorene Brühe entsteht Jauche, die als Düngung dient.
Durch ausgewogene Mischkultur wird Schädlingen das Einnisten erschwert. Blumen wie Tagetes und Ringelblume riechen intensiv; viele Insekten mögen das nicht. Lavendelbüsche unter Rosen sollen Blattläuse vertreiben - sagt der Biomund. kug
FRANKFURT A. M. Mit 72 Siegen war die Schwimmgemeinschaft Frankfurt bei den Meisterschaften des Schwimmbezirks Mitte in Bad Homburg mit Abstand das erfolgreichste Team. Maßgeblichen Anteil hatten die zwölfjährige Laura Petschanatz und der 14jährige Harry Sedlmayer mit je acht Siegen, Britta Seidel und Anne-Kristin Imhoff (je fünf erste Plätze) sowie die Nachwuchstalente Sandy Falk und Konstantin Doubin, die viermal; sie standen viermal ganz oben.
Dafür erhielten die Schützlinge des Trainers Stefan Mayer, Sandy Falk, Marc Kaminski, Angelo Consalvo und Jan Wolfgarten, eine Einladung zu einem Sichtungslehrgang, während die zehnjährige Miriam Lynch in die Bezirks-Auswahlmannschaft berufen wurde. *dixi
ESCHERSHEIM. Die beliebte Speisegaststätte "Golden Kron" in Alt-Eschersheim ist geschlossen. Damit ist Eschersheim um eine traditionelle Gaststätte ärmer geworden. Irene Engel geht nach 31 Jahren als "Kronen"-Wirtin auf das verdiente Altenteil - noch durchaus rüstig und voller Elan. Aber: "In letzter Zeit war ich öfters krank. Ich merke doch, daß die Arbeit mir zunehmend schwerer fällt."
Schwerfallen wird ihren Stammgästen der Verlust. Den ganzen Mai über wurden Abschiedsessen gegeben. Frau Engel selbst wird man zwar immer wieder treffen, da sie sich in Eschersheim zu Hause fühlt und nur "kurz über die Straße" in ein altes Dorfhäuschen umgezogen ist. Fehlen werden den Gästen jedoch das Flair und das gute Essen der "Golden Kron".
Vom üppigen Inventar der Wirtschaft wird Frau Engel einiges behalten, "der Rest wird verkauft, denn ich muß alles ausräumen". Was mit dem Lokal geschehen soll, weiß zur Zeit noch niemand. Sollte das Haus weiterhin als Gaststätte verpachtet werden, müßten die Eigentümer zuvor vieles umbauen, um den aktuellen Vorschriften zu entsprechen. Das erst vor kurzem renovierte Fachwerkhaus bietet sich zwar für eine solche Nutzung an, doch die ehemalige Wirtin warnt: "Es wird auf den Stil ankommen. Wenn jemand hier draußen neu anfängt, wird er es schwer haben."
Zum Abschied von ihrer Schenke holt Irene Engel noch einmal ihr Gästebuch hervor. Eintragungen aus 31 Jahren füllen die Seiten, manche noch in altdeutscher Schrift, manche sogar japanisch. Über einige der zum Teil gereimten Lobpreisungen freut sich Frau Engel besonders: etwa über die alte Eschersheimerin, die sowohl ihre Hochzeit als auch 25 Jahre später ihre "Silberne Hochzeit" in der "Golden Kron" feierte. Auch Prominenz war unter den Gästen: Der Schauspieler Ernst Jacobi schrieb gar einen "Lobeshymnus für das Taunusschnitzel".
Stammgäste ließen sich immer wieder zur Spargelzeit oder im Winter, wenn bei Frau Engel meist allerlei Wildgerichte auf der Speisekarte standen, einen Tisch reservieren. So war die "Kron" oft ausgebucht. Viele ihrer Gäste kannte die Wirtin schon seit deren Kindheit: "Und die sind dann auch als Erwachsene immer wieder gekommen."
Aus der "Golden Kron" ein beliebtes Speiselokal zu machen hatte sich Irene Engel schon bei der Übernahme im Juli 1961 vorgenommen. "Damals war die Kron noch richtig schön dörflich", schmunzelt sie heute, "das waren Zeiten." Im Nebenraum tagten die Fußballer und besprachen - nicht immer sehr vornehm - ihre Spieltaktik; Tauben- und Kaninchenzüchter brachten ihre Tiere mit und begutachteten sie auf den Kneipentischen. Und auch die Arbeiter der Ende der sechziger Jahre abgerissenen Mühle kamen - nach einem kurzen Abstecher beim Metzger - zum Frühstücken vorbei. Versehen mit (fast) allem, was zum Frühstück gehörte, verlangten die Männer meist nur noch Messer, Teller und einen Schoppen von der Wirtin.
Noch schlimmer der Wanderklub: Dessen Mitglieder hatten belegte Brote und Rumtee in Feldflaschen dabei. "An denen habe ich überhaupt nichts verdient", lacht Frau Engel heute. Solche Geschichten kann sie unaufhörlich erzählen.
Da gibt es noch den alten Eschersheimer, der jeden Morgen bei Sonnenaufgang in den Hof kam, Krach machte und lautstark nach seinem "Pfiffsche", einem Glas Wein also, verlangte. Oder der Arzt, der zweimal wöchentlich seine Sprechstunde in das Gasthaus verlegte und dort bei Ebbelwei und Schnaps seine Patienen beriet.
Wenn sie heute von dieser Zeit erzählt, kann sie darüber lachen. Seinerzeit sah das noch anders aus. "Eines Tages", so Engel, "habe ich gedacht: das geht so einfach nicht weiter." Fest entschlossen änderte sie die Speisekarte und legte Dekken auf die einfachen Holztische - "und allmählich hat sich alles verändert". Daß sie sich damals keine Feinde machte, kann nicht nur an ihrer Küche, sondern muß auch an der Herzlichkeit der Wirtin gelegen haben.
Zu einem der Abschiedsessen im Mai war auch Engels Vorgänger als Wirt gekommen: Adam Mehler kelterte selbst und bewirtete die "Golden Kron" bis Anfang der sechziger Jahre. "Die Mehlers haben mir am Anfang sehr geholfen", erinnert sich die Wirtin dankbar an den alten "Kronenwirt", mit dessen Familie sie eine langjährige Freundschaft verbindet.
Wie lange es die "Golden Kron" genau gibt, weiß niemand so recht zu sagen. Nur eins steht fest: Sie ist die älteste Wirtschaft in Eschersheim. Als der Stadtteil noch zu Hanau gehörte, konnten die "Kron"-Wirte sich rühmen, die Landesherren bei deren Jagdausflügen beherbergt zu haben. Darüber gibt es noch Urkunden.
Ärzte, die in der Kneipe behandelten, Landesfürsten, die zur Rast einkehrten - die "Golden Kron" ist ein Stück Dorf-Historie. Und auch Irene Engel ist nach 31 Jahren "Kron"-Bewirtung ein weiteres Stück Eschersheimer Geschichte geworden. li
In der Freizeit zieht es sie zu Dumbeldoren, Riesenwespen, Werwölfen, Vampiren und anderen Bösewichten Würfeln um den Eintritt in eine fremde Welt Fantasy-Rollenspielverein wurde im Taunus gegründet Von Joachim Mohr
BAD HOMBURG/FRIEDRICHSDORF. In Gestalt von unsterblichen Elben, kleinwüchsigen Hobbits oder sogenannten Corsaren (Menschen vom Stamm der Dúnedain-Rebellen) schlagen sie sich durch die mystische und gefährliche Welt der Mittleren Erde, ein Kontinent der Welt Arda. Gemeinsam kämpfen sie gegen raffgierige Bösewichte, suchen in Ruinen nach verborgenen Goldschätzen und beschützen unbedarfte Fremde vor heimtückischen Riesen. In den dunklen Wäldern und Tälern ihrer Welt hausen Dumbeldore, Riesenwespen von drei bis vier Kilo Gewicht, und die schattenhaften Nazgûls, die größten Dienern des Bösen. Werwölfe und Vampire werden mit Zaubersprüchen und magischen Gegenständen in die Flucht geschlagen.
Einmal in der Woche brechen Daniel Müller (20) und Wulfram Trumfeld (21) mit mehreren Freunden auf zu Abenteuern in diese fremde Welt, die auf der phantastischen Roman-Triologie "Herr der Ringe" des britischen Schriftstellers "Man kann wie in einem Film oder einem Roman total in eine fremde Welt eintauchen. Das ist das Tolle daran." und Literaturwissenschaftlers J. R. R. Tolkien aufbaut. Die Jungen zwischen 16 und 22 Jahren spielen sogenannte Rollenspiele, die in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt haben.
Bei diesen Rollenspielen handelt es sich um Gesellschaftsspiele ohne festgelegten Handlungsverlauf, bei denen sich die Teilnehmer mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft und anhand von festgelegten Eigenschaften ihrer Figuren in eine fiktive Welt begeben. Das erste Rollenspiel mit dem Titel "Dungeous & Dragons" (Verliese & Drachen) schuf 1972 der Amerikaner Gary Gygax. Seine Idee war, eine Geschichte wie beim Lesen eines Romans erleben zu können und gleichzeitig Einfluß auf die Handlung zu besitzen. Ende der 70er Jahre tauchten die ersten Spielanleitungen in der Bundesrepublik auf. Neben mittelalterlichen Zaubermärchen wurden in den letzten Jahren Rollenspiele in den Bereichen Science-Fiction, Horror, Western, Reality und Comic entwickelt.
"Man kann wie in einem Film oder einem Roman total in eine fremde Welt eintauchen, das ist das Tolle", sagt Wulfram und erzählt begeistert von "der Spannung und der Gänsehaut", die er im Kampf mit schwarzer Magie und überirdischen Mächten erlebt. Für Daniel liegt die Faszination des Rollenspiel-Kults darin, daß "ich eine vollkommen andere Identität annehmen kann, beispielsweise die eines mürrischen Zwergs oder eines mächtigen Bösewichts". "Wenn ich will, kann ich gut oder auch böse sein," erzählt er begeistert. Am Wochenende spielt die Gruppe manchmal einen ganzen Tag, hin und wieder auch die Nacht hindurch. Wenn es die Zeit zuläßt, schreiben sie selbst Spielsysteme, schaffen sich "eigene Welten".
Um ihrer Leidenschaft besser frönen zu können, hat Daniel mit einigen Freunden Anfang Mai einen eingetragenen Verein mit dem Phantasienamen Dun Taag Alexijan gegründet. "Wir suchen dringend einen Raum zum Spielen und auch weitere Spieler", sagt der Auszubildende im Bankfach. Acht Mitglieder hat der Verein bisher, fünf Mark kostet der Monatsbeitrag. 500 Spieler schätzten Kenner im ganzen Rhein-Main-Gebiet, wobei Frauen in diesem Kreis Seltenheitswert besitzen. Es gibt Kongresse, Fachzeitschriften und spezielle Verlage. Der Frankfurter Vereinigung "252" besteht bereits seit sechs Jahren.
Ein Rollenspiel endet in der Regel nicht mit Gewinnern oder Verlierern. Das Ziel ist, gemeinsam die Abenteuer zu bestehe. Eine Figur, Charakter genannt, wird mit beinahe wissenschaftlicher Akribie entwickelt. Sie bekommt einen Stammbaum, einen bestimmten Körper, einen Beruf genauso wie einen Werdegang. Ausgestattet mit unterschiedlich ausgeprägten Eigenschaften - Klettern, Schwimmen und Jagen genauso wie Auflauern oder Kämpfen - erhält sie eine Grundausstattung an Kleidung, Waffen und Geld.
Der Spielleiter, "Meister" genannt, gibt die Rahmenbedingungen eines Abenteuers vor; innerhalb dieser Vorgaben können sich die Spieler frei bewegen. Mit Hilfe von zahlreichen Würfeln - sechsseitige, pyramidenförmige und vielkantige mit 20 Zahlenfeldern - sowie umfangreichen Tabellen und Rechenvorgängen wird entschieden, ob die Handlungen der einzelnen Figuren gelingen oder scheitern. Bei kniffligen Aufgaben geht es am Spieltisch hoch her: Es wird geschrieen, gelacht und gestritten. "Es ist einfach aufregend", erklärt Wulfram.
Immer wieder werden auch Bedenken gegenüber den Rollenspielen genannt. Kurt Helmuth Eimuth, Psychologe und Leiter der Beratungsstelle für weltanschauliche Fragen der evangelischen Kirche, sieht "keinen Grund, irgendetwas zu dramatisieren". "Die Spieler müssen jedoch kritisch bleiben," fordert er. "In den teils relativ geschlossenen Zirkeln können Abhängigkeiten entstehen, etwa vom Spielleiter." Bei sehr häufigem Spiel sei es in Einzelfällen möglich, daß sich eine Art Sucht entwickelt und die Trennung zwischen Spielwelt und Realität verwischt. Als Grund der Faszination sieht Eimuth, daß "eine kindliche Suche nach mystischen Weltbildern" befriedigt wird. Als positiv hebt er hervor, daß in spielerischer Form Gefühle ausgelebt werden.
Die Mitglieder von Dun taag Alexijan e.V. wehren sich gegen Vorwürfe, Rollenspiele seien brutal, hätten Beziehungen zum Okkultismus oder seien nur für Träumer geeignet. "Andere Leute schauen den ganzen Tag nur fern, wir spielen eben zusammen", verteidigt Daniel sich und seine Freunde. Daß das Spielen unter Umständen sehr bestimmend werden kann, will Wulfram nicht bestreiten. "Manche spielen sehr viel, weil sie lieber in der Phantasiewelt leben als in der Wirklichkeit," berichtet er. Das seien jedoch äußerst seltene Ausnahmen und Extreme gebe es ja überall: "Ich habe einfach viel Spaß dabei."
(Kontaktadresse: Dun Taag Alexijan e. V., Daniel Müller, Weidenweg 3, Friedrichsdorf-Seulberg, Tel. 0 61 72 / 7 82 45).
Eine Essaysammlung läuft leicht Gefahr, auseinanderstrebende Aufsätze zwischen zwei Buchdeckel zu zwängen und nur durch den bekannten Namen des Autors zu verklammern. Peter Bürger hat diese Gefahr vermieden, indem er seine Essays auf einen gemeinsamen Fluchtpunkt hin ausgerichtet hat, der von verschiedenen Blickwinkeln aus anvisiert wird.
Den roten Faden des Buches bildet die Auseinandersetzung französischer Intellektueller mit Hegel: Georges Bataille und Maurice Blanchot, Roland Barthes und Michel Foucault, Jacques Lacan und Jacques Derrida. Trotz dieser tour de force durch die französische Geistesgeschichte ist das Buch keine philosophiegeschichtliche Abhandlung oder gar eine philologische Fußnotensammlung. Denn die einzelnen Abschnitte sind nicht in sich abgeschlossen, sondern nach außen offene Essays, die "Vertrauen in das Abliegende" haben. Leider ist der Aspekt des Kunstvollen, der auch zum Essay gehört, bei Bürger eher in die ,behandelten' Inhalte als in den ,handelnden' Stil und die Form eingegangen, da die Essays doch eine recht nüchterne Sprache sprechen.
Bürger hat seiner Essaysammlung den auf Hegel anspielenden Titel Das Denken des Herrn gegeben. Hegels Parabel - die Geschichte vom Fortgang der Geschichte - ist vertraut aus der Perspektive des Knechts: Der Herr zwingt ihn zur Arbeit und genießt deren Früchte. Der Herr ist (denk)faul, und darum macht der Knecht Geschichte. Seine Auseinandersetzung mit dem Gegenstand in der Arbeit erbringt ihm ein Bewußtsein von der Veränderbarkeit der Welt, das der Herr nicht besitzt und dem er früher oder später zum Opfer fallen wird. Diese ,knechtische' Sicht der Geschichte - der realen wie der von Hegel erzählten - ist typisch für eine fortschrittsorientierte Gesellschaft, in der Utopieentwurf und Kritik am Bestehenden noch mühelos zusammenfallen. Erst wenn sich, wie in der ,Postmoderne', dieser Zusammenhang lockert, belebt sich das Marmorbild des Herrn wieder.
Zu Beginn des Essays über Georges Bataille formuliert Bürger in einem Medaillon die ,eigentliche' Motivation zu diesem und wohl auch zu den anderen Essays. Ihn irritiert "das Lächeln der Verfechter des Poststrukturalismus, das immer dann auf ihren Lippen erscheint, wenn man ein Argument vorgebracht zu haben scheint". Dieses Lächeln ist nicht überheblich, sondern deutet, wie Bürger meint, eine so grundlegende Entfernung in der Sache, eine so enorme kulturelle Differenz an, daß sie nicht überwunden werden kann.
Gegen Ende desselben Essays, als Bürger das Denken des Herrn erläutert, kehrt dieses Lächeln als das des Herrn wieder: Der Herr, der ohne Arbeit und damit ohne Selbstbestätigung ist, versucht sich diese in einem Taumel der Perspektiven zu verschaffen, die ihn immerzu ,im Recht' sein lassen. Er macht sich unangreifbar durch den Wechsel der Gestalten, die sein Bewußtsein anzunehmen in der Lage ist und die durch keine Kritik erreicht werden kann.
Der Herr also ist Poststrukturalist, und seine Identität versucht, sich mühsam zwischen zwei Extremen über Wasser zu halten. "Die doppelte Selbstbestimmung reißt das Subjekt auseinander. Es zerfällt in ein kleines, verächtliches Ich und ein grandioses Selbst. Jenes trennt nichts von der Welt der vielen, die es als grandioses Selbst verachtet, weil ihr Leben vergeht in der Unterwerfung unter Imperative des Nützlichen. Dieses aber, das sich als Herr imaginiert, steht an der Grenze des Wahnsinns. Es kennt nur die ziellose Verausgabung."
Seine Identität ist die der Postmoderne, wie Bürger sie anhand der "Wahrheit des Docteur Lacan" herausarbeitet. Es gibt für Lacan keine feste Wahrheit, keine objektive Gewißheit mehr, sondern nur noch subjektive Überzeugungen, die für wahr gehalten werden. Die Wahrheit des anderen kann nur bestritten, nie aber widerlegt werden. Erst in einer Phase der geschichtlichen Entwicklung, so mußte man hinzufügen, in der die Aufklärung, wie Horkheimer und Adorno sagen, in Mythologie zurückfällt, werden solche relativistischen Denkmuster aktuell.
Der ,eigentliche' Gegenstand von Bürgers Essays sind also nicht etwa irgendwelche philosophischen Spiegelfechtereien, sondern vielmehr das Herz des modernen Relativismus, des poststrukturalistischen ,Anything goes'. Wie schon einmal in der Zwischenkriegszeit blühen in der Postmodernen die ,Weltanschauungen' und ,Lebensphilosophien', die sich in Extremen ansiedeln und gegen Vernunft längst immunisiert haben. Die Argumentation gegen das Lächeln der Poststrukturalisten und ihres ,Herren-Standpunkts' ist geboren aus der Verzweiflung derjenigen, die erkannt haben, daß die bislang bestehenden Bastionen der Wahrheit längst durch die Erosion der Zeit verrottet sind und sich trotzdem nicht in die Beliebtheit der ,Verausgabung' flüchten wollen.
Hier geht es also ums Ganze: "Technisch sich zur Welt verhaltend, wälzt der Knecht sie um, doch was ihm am Ende vom eigenen Tun bleibt, sind tote Gegenstände. Die Negativität, die er sich dienstbar gemacht, tritt ihm als Totes entgegen, in dem er sein Tun nicht zu erkennen vermag. Die Dialektik, das grandiose Werkzeug des Knechts, das unendlichen Fortschritt ermöglichen sollte, schlägt gegen ihn selbst zurück. Entsetzt sieht er den Fortschritt fortschreiten, ohne daß er selbst etwas über ihn vermöchte. Der Herr steht abseits und lächelt. Er sieht, wie dem Knecht sich die Geschichte in Geschick verkehrt, und weiß sich bestätigt".
Der Herr - das Vor-bild der ,schweigenden Mehrheit' - weiß um die Katastrophe und greift nicht ein. Das verleiht auch der Figur, die zur Zeit in argem Mißkredit steht, ein neues Profil: "Der eindeutige Sieg des Kapitalismus ist mehrdeutig. Entgegen dem berühmten Marx-Diktum hat es den Anschein, als stelle die Menschheit sich durchaus Probleme, die zu bewältigen sie nicht imstande sei." FRIEDHELM LÖVENICH Peter Bürger: Das Denken des Herrn. Essay. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1992, 179 Seiten, 36 DM.
HÖCHST. Mit Unbehagen verfolgen Manager der Hoechst AG die Bewußtseinsveränderung von Gartenfreunde und manchen Landwirten. Seitdem die Devise lautet "Weniger ist mehr" hat sich auch die Produktpalette gewandelt. Es werden Mittel nachgefragt, die ganz speziell wirken und nicht einen breiten Rundumschlag gegen alle möglichen Schäden versprechen.
Aber, so Diedert Pflug, der Leiter der Abteilung Bauplanung und Gartenbau, "die Ansicht, daß jede Spritzung reines Gift ist, die stimmt so nicht".
Die Firma unterhält insgesamt mehr als 100 Hektar Grünanlagen, die Pflug in "Werks-, Umgebungs- und Straßenbegleitgrün" einordnet. 20 Mitarbeiter hat seine Abteilung, und zahlreiche Fremdfirmen aus dem Rhein-Main-Gebiet erledigen Pflegemaßnahmen im firmeneigenen Grün. Das Motto dabei: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Also keine Spritzungen aus der eigenen Produktion, sondern integrierter Pflanzenbau.
Wenn sich Blattläuse an den Hoechst- Rosen im Hoechst-Rasen vor der Hoechster Jahrhunderthalle festsaugen, dann läßt Pflug das völlig kalt. "Die tauchen witterungsbedingt auf, verschwinden aber auch wieder."
Etwas anders wird die Rosenhecke im Schwimmbad behandelt, die als Abtrennung zwischen Becken und Liegewiese dient. Fungizide sollen Pilzbefall verhindern. "Schließlich hat die Hecke eine Funktion." Mit Brennessel-Brühe oder Seifenlauge gehen die Hoechst-Leute dabei allerdings nicht zu Werke, denn das ist nach Pflugs Ansicht "Vortäuschung falscher Tatsachen". Und Lavendel unter Rosen? "Quacksalberei."
Kleingärtner könnten Läuse allerdings auch mechanisch beseitigen. Wer aber vom Ertrag seines Ackers oder Gartens leben müsse, so Pflug, komme um den sinnvollen Einsatz von chemischen Spritzmitteln nicht herum. Denn: "Der Mensch kann nur ernten, was der Schädling übrigläßt." kug
GRIESHEIM. Um keine Langeweile bei den Kindern und Jugendlichen aufkommen zu lassen, die nicht in Urlaub fahren, bieten 15 Griesheimer Vereine, Initiativen, Gemeinden und Institutionen wieder Ferienspiele an. Ziel der Spiele ist allerdings nicht Unterhaltung als "Dienstleistung". Vielmehr sollen sich auf diesem Wege die Vereine und Jugendcliquen im Stadtteil durch gemeinsame Unternehmungen besser kennenlernen. Deshalb sind auch die Angebote über das gesamte Viertel verteilt.
Am heutigen Donnerstag, 2. Juli, um 15 Uhr gibt es Zirkus-Spiele in der Stadtteilbücherei im Bürgerhaus (Schwarzerlenweg 57) und eine Folklore-Tanzgruppe Am Gemeindegarten 6. Am Freitag, 3. Juli, um 15 Uhr, geht es weiter mit einem Flohmarkt im Bürgerhaus - bevor das Wochenende den Kindern zwei "Frei"-Tage beschert.
Am Montag, 6. Juli, steht das Bau- und Spielmobil von 15 bis 19 Uhr Am Gemeindegarten 6. Am Mittwoch, 8. Juli, laufen zwei Projekte parallel: Für die Kleineren gibt es einen Jahrmarkt auf dem Abenteuerspielplatz Kiefernstraße (ab 12 Uhr), für die älteren Jugendlichen wartet ab 15 Uhr das "Rockmobil" auf der Wiese an der Kiefernstraße auf seine Besucher.
Der Jahrmarkt auf dem Spielplatz wird auch am Donnerstag, 9. Juli geöffnet sein, ab 15 Uhr gibt' s in der Stadtteilbücherei wieder Zirkus für Kleine. Jugendliche sind nach Einbruch der Dunkelheit dran: um 22 Uhr, bei der Vorstellung des Open air-Kinos in der Froschhäuser Straße.
Am Freitag, 10. Juli, sowie am Montag, 13. Juli, steht erneut das Bau- und Spielmobil zum Einsatz bereit Am Gemeindegarten 6. Auch zwei Tage später, am Mittwoch, 15. Juli, ist das Mobil vor Ort. Am selben Tag gibt's ein Billard-Turnier für Mädchen: Treffpunkt um 16 Uhr im Jugendclub in der Autogenstraße 6 a.
Der Donnerstag, 16. Juli, bietet wiederum Kinderzirkus in der Stadtteilbücherei (15 Uhr) und ein Boule-Turnier ab 18 Uhr auf der Wiese an der Kiefernstraße.
Auch am Freitag, 17. Juli ist das Bau- und Spielmobil an gewohnter Stelle zu finden: Diesmal aber eine Stunde früher, von 14 bis 18 Uhr. Abends gibt's heiße Musik in der Disco, Autogenstraße 6 a.
Nach zweitägiger Pause ist das Bau- und Spielmobil wieder da - auch wieder zur gewohnten Zeit von 15 bis 19 Uhr. Am Mittwoch, 22. Juli macht das Mobil bereits um 11 Uhr auf, schließt aber auch schon um 16 Uhr. Donnerstag, 23. Juli, um 15 Uhr: Zirkus in der Stadtteilbücherei; ab 18 Uhr läuft ein Billardturnier im Jugendclub.
Das Bau- und Spielmobil öffnet am darauffolgenden Freitag, 24. Juli, um 14 Uhr, am Montag, 27. Juli, um 15 Uhr, und am Mittwoch, 29. Juli, um 11 Uhr, seine Türen. Am Freitag, 31. Juli, steuert das Mobil zum letzten Mal Griesheim an, und zwar gegen 14 Uhr.
Am Donnerstag, 30. Juli, werden wieder der Kinderzirkus angeboten sowie ein Boule-Turnier (diesmal am Gemeindegarten). Zum Abschluß der Ferienspiele werden dann zum - vorerst - letzten Mal nächtliche Bilder über Griesheim flakkern: beim Open air-Kino. Wo das Lichtspieltheater dieses Mal aufgebaut wird, stand bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht fest.
Der ganz große Abschluß steht am Samstag, 1. August, ins Haus: ein Fußballturnier mit Betreuermannschaften und Jugendlichen. Wer wann gegen wen kickt, wird im Laufe der Ferienspiele, wenn sich alle etwas besser kennengelernt haben, entschieden. fs
Anläßlich ihres Artikels zum Fall des Häuptlings Paulinho Paiakan (FR vom 22. 6. 1992 "Häuptling im Rampenlicht, während sein Reservat begrenzt wird") und seines Stammes, der Kaiapò Indianer, möchte ich auf einen Artikel in der "Zeit" vom 15. 5. 1992 verweisen.
Der Autor Udo Gümpel, der die Hälfte des Jahres in Brasilien lebt und dadurch manch tieferen Einblick in das Leben der Indianer gewinnen konnte als die Mehrzahl der Autoren und Politiker, die anscheinend vom Schreibtisch aus Umweltpreise etc. vergeben, wie hier geschehen im Fall des Paulinho Paiakan. Wer hat da wohl recherchiert und welche Kriterien wurden für die Vergabe der Auszeichnung zugrundegelegt?
Der erwähnte Häuptling besitzt ein eigenes Flugzeug, dazugehörigen Privatpiloten sowie manch andere angenehme Begleiterscheinung wie eine Stadtwohnung in Belem etc. Verdient wird dieser Standard durch Beteiligungen am illegalen Goldschürfgeschäft sowie dem, laut Gesetz im Reservat verbotenen, Holzschlag des begehrten Mahagoni.
Ein ausgezeichneter Häuptling, der sich angeblich für die Erhaltung des Regenwaldes einsetzt - sich jedoch eine goldene Nase an der Ausbeutung desselben verdient - ganz schön pervers.
Birgit Schwedt, Pohlheim
Die ARD will in Zukunft auch nach 20.00 Uhr Werbung senden dürfen, um ihre Einnahmeverluste aufzufangen. Die Hauptversammlung der ARD (ihr gehören die Intendanten und die Gremienvorsitzenden an) beschloß jüngst in Bremen einstimmig eine Initiative bei den Ministerpräsidenten für eine Lockerung der Werbegrenze. Außerdem wurde der ARD- Finanzausgleich für 1993 und 1994 festgelegt (die FR berichtete kurz darüber). Der ARD-Vorsitzende Friedrich Nowottny sprach sich zudem für eine Änderung der Organisationsstruktur des Zusammenschlusses von 14 Rundfunkanstalten aus. Offen blieb die Frage des Erwerbs der Fußballbundesliga-Übertragungsrechte.
Nur mit einer Öffnung der erst zum Jahresbeginn gesetzlich bestätigten 20-Uhr-Werbegrenze werde es möglich, die "dramatischen Rückgänge der Werbeeinnahmen" der ARD wenigstens teilweise auszugleichen, meinten die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender.
Nowottny sagte, die Mehrerträge der jüngsten Gebührenerhöhung seien bereits durch den Rückgang der Werbeeinnahmen seit 1988 mehr als aufgezehrt.
Ob die ARD gemeinsam mit dem ZDF die Zweitverwertungsrechte für die Fußballbundesliga-Spiele von 1992 bis 1997 erwerben wird, blieb auch in der Hauptversammlung unentschieden. Die Erstverwertung hat sich der Privatsender Sat.1 gesichert. Die ARD-Anstalten dürften das im Staatsvertrag festgelegte Recht auf Kurzberichterstattung (bis 90 Sekunden) nicht preisgeben, heißt es in einer Erklärung der Gremien-Vorsitzenden. Nowottny teilte ergänzend mit, daß die ARD über besondere Übertragungsrechte jeweils am Samstag in den regionalen Vorabendprogrammen verhandele. Wie die FR dazu ergänzend erfuhr, plädierten in Bremen alle ARD-Anstalten mit Ausnahme von NDR, HR und SFB für den Erwerb der Bundesliga-Zweitrechte. Die Entscheidung soll nun in einer Schaltkonferenz der Intendanten getroffen werden.
Nowottny bezeichnete die getroffene Übereinkunft über den ARD-Finanzausgleich für die Jahre 1993 und 1994 als einen großen Erfolg für die gesamte ARD, dem komplizierte Verhandlungen in einer Zeit schwieriger Finanzprobleme innerhalb der einzelnen Anstalten vorausgegangen seien. Die Summe des Finanzausgleichsaufkommens beträgt nach seinen Angaben 187,7 Millionen Mark. Davon erhalten Radio Bremen 75 Millionen, der Saarländische Rundfunk 87,2 und der Sender Freies Berlin 25,5 Millionen Mark.
Die Ausgleichsmasse wird vom Bayerischen Rundfunk (30,4 Millionen), Hessischen Rundfunk (10,5), Norddeutschen Rundfunk (33,4), Süddeutschen Rundfunk (11,35), Südwestfunk (18,6) und WDR (83,45) aufgebracht. Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) ist gemäß der Protokollerklärung der Länder vom Finanzausgleich nicht betroffen.
Gleichwohl würden die Landesrundfunkanstalten den ORB in der Entwicklungsphase 1993 und 1994 unterstützen, erklärte Norbert Seidel, Verwaltungs- und Finanzdirektor des WDR und Vorsitzender der Finanzkommission. Vorgesehen sei, dem ORB zinslose Darlehen in Höhe von 25 Millionen Mark zu gewähren und ihm eine finanzielle Beteiligung an den Vermögenswerten der Gemeinschaftseinrichtungen und -aufgaben der ARD zu erlassen.
Nowottny sprach sich in Bremen auch für eine Veränderung der Organisationsstruktur der ARD aus. Sie müßte leistungsfähiger werden, meinte er und regte eine gemeinsame Kommission aus ARD und Ländern an. Die Länder müßten wegen einer möglichen Veränderung der Rundfunkstaatsverträge mitmachen, sagte Nowottny: "Wenn es tatsächlich so ist, daß die Strukturen der ARD nur verändert werden können, wenn die Politik bei der Veränderung der Landesrundfunkgesetze mitspielt, dann lassen Sie uns doch versuchen, ob wir nicht gemeinsam mit den Ländern die neue, noch leistungsfähigere ARD zimmern können."
Der NDR ist in der Hauptversammlung als neue geschäftsführende Anstalt gewählt worden. NDR-Intendant Jobst Plog wird damit 1993 Nachfolger von Nowottny als Vorsitzender der ARD. AP/dpa/FR
WAS - WANN - WO 27
Der kleine Janosch hatte sich - dem Anlaß entsprechend - bis an die Zähne bewaffnet: Mit den Händen umklammerte er ein Plastikschwert, auf seiner Brust prangte ein Sheriff-Stern, und umhüllt wurde er von einem schwarzen Batman- Mantel, ein bißchen in der Art, wie sie die Richter bei ihren Amtsgeschäften tragen. Derart gut gewappnet betrat der Vierjährige vor einigen Wochen den Raum 27 des Kölner Landgerichts und erzählte (nachdem die Öffentlichkeit ausgeschlossen worden war) der Zweiten Großen Strafkammer, wie ihn nicht nur der angeklagte Erzieher in seinem ehemaligen Kinderladen sexuell mißbraucht hatte, sondern fügte hinzu: "Es sind alle Erzieher gewesen, und alle Erzieher haben das gemacht."
Seine Aussagen und die Erzählungen anderer Kinder über ähnliche Vorfälle ließen dieses Verfahren zunächst platzen. Das Gericht, fassungslos über das, was es da erfuhr, sprach von einem "Wespennest", in das man da offenbar gestoßen sei, und davon, daß in einem demnächst neu zu eröffnenden Prozeß "wahrscheinlich mehrere Personen" auf der Anklagebank sitzen werden.
Zuvor aber war in den zwei Verhandlungstagen ein Name ins Spiel gebracht worden, der zunächst nichts als Fragen offenließ: "Sex-Peace". Die Staatsanwaltschaft hatte nämlich ermittelt, daß der von immer mehr Kindern des sexuellen Mißbrauchs beschuldigte Erzieher Kölner Repräsentant einer Gruppierung dieses Namens sei, die "die freie Liebe auch zwischen Erwachsenen und Kindern" propagiere. Die Eltern von Janosch hatten erzählt, Plakate von Sex-Peace hätten im Kinderladen ausgehangen. Andere wiederum erinnerten sich, daß der angeklagte Erzieher, schon aus Gründen des Umweltschutzes, die Einrichtung von Kommunen propagierte, damit Liebhaber nicht ständig mit dem Auto zu ihren Geliebten kurven müßten und dadurch entsprechend die Luft verpesteten.
Könnte es sein, so fragte man sich nach dem geplatzten Prozeß, daß die mutmaßlichen Mißbrauchshandlungen ideologischen Unterbau in derart krausem Gedankengut hätten finden können? Was mochte wohl hinter diesem so friedlich klingenden Namen Sex-Peace stecken?
Die Suche nach einer Antwort führt ins Brandenburgische. Von Berlin aus die Autobahn Richtung Leipzig, dann die Bundesstraße 102 entlang, hin zur Ortschaft Belzig, einem ehemaligen Luftkurort mit tausendjähriger Geschichte, einem gut erhaltenen alten Stadtkern, einer Burg, rund achttausend Einwohnern und neuerdings über zwölf Prozent Arbeitslosigkeit. Dort hat sich dieses Projekt zur "Rettung der Liebe" angesiedelt. In einem ehemaligen Stasi-Ausbildungslager, gut abgeschirmt am Ortsrand von Belzig, residiert seit vergangenem Herbst das "Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung", kurz ZEGG genannt, eine Art Mutterhaus von Sex-Peace und Dachorganisation eines Konglomerats undurchsichtiger Untergruppierungen, deren Haupziel durchweg nach eigenem Bekunden die Erforschung der sinnlichen und geistigen Liebe in allen ihren Schattierungen ist.
Die Belziger dachten zunächst, sie hätten da ein Schnäppchen gemacht, als sich die ZEGG für das bei der Treuhand unter Sondervermögen zum Verkauf anstehende 15 Hektar große Gelände bewarb. Inzwischen sind sie überzeugt, "Pfiffikussen", so Bürgermeister Peter Kiep, auf den Leim gegangen zu sein. Als ZEGG sich dem Rat vorstellte, da lautete eine der ersten Fragen der Belziger: Wie viele Arbeitsplätze werden sie schaffen? Von 20 bis 50 war die Rede. "Nur, was wir nicht wußten, die schaffen die für sich selbst", weiß Bürgermeister Kiep heute.
Hellhörig geworden, aber leider zu spät, hatte sich der Leiter des Belziger Hauptamtes, Dieter Hummel, angeschickt, Erkundigungen bei den Heimatadressen der Zugereisten einzuholen. Der Kauf war längst perfekt, als die betrüblichen Leumundszeugnisse eintrafen. Außer einer Ortschaft am Bodensee, wo man mit Bedauern auf den Wegzug dieser "innovativen Firma" reagierte, hatte sonst niemand Positives zu vermelden. Von einem Schwarzwälder Gemeinderat, in dessen Ortschaft jahrelang die Ursprungsgesellschaft dieser Bewegung, die sogenannte Bauhütte, ansässig war, hieß es: "Die Bauhütte e. V. hat im Jahre 1988 den Konkurs angemeldet. Es waren Steuerschulden beim Finanzamt Lörrach, Stromschulden, Lebensmittel usw . . . Das Amtsgericht . . . Schopfheim hat ihnen die Gemeinnützigkeit aberkannt . . . Es wurde gebaut ohne Genehmigung." Aus dem Landkreis Konstanz erfuhren sie, daß man dort stets befürchtete, bei der von der Gruppe betriebenen Pension "Sidari" handele es sich um ein Bordell, das freilich zum Jahresende 1991 aufgegeben wurde. "Angeblich", so die wenig trostspendende Auskunft an die Belziger, "sollten nun die Aktivitäten in Ihre Region verlegt werden." Von Bordell könne keine Rede sein, eine simple Pension habe man da betrieben, versichert ZEGG. Alles andere sei schmutzige Phantasie.
Dieter Hummel behauptet inzwischen, nach allem, was er weiß: "Für mich ist es 'ne Sekte mit saftigem Anspruch." Tatsächlich firmiert das ZEGG genannte "Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung" und damit auch dessen Projekt "zur Rettung der freien Liebe" Sex-Peace bei der Sektenbeauftragten des Berliner Senats, Monika Schipmann, zumindest unter der Rubrik "weltanschauliche Gruppierung", von denen sich inzwischen nach grober Schätzung an die 150 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR niedergelassen haben sollen.
Gehören Sex-Peace, ZEGG, die Erotische Akademie, das Projekt und der Verlag Meiga, das Experiment für eine humane Erde, Jetzt e. V., die Aktion Perestroika, Ökotec, ein Ingenieurbüro für Energie- und Umweltplanung ebenso wie der Neuland Garten und Landschaftsbau - all die vielen kaum noch durchschaubaren Vereine, Projekte und miteinander verflochtene Gesellschaften, die sich in Belzig niedergelassen haben, mit zu diesen Seelenfängern? Oder sind sie das, was sie so gern wären: Seriöse Geschäftsleute, die das endgültige Weltrettungskonzept im Angebot haben. Könnte man sie nicht gewähren lassen, mit ihrem verwirrenden, hochtrabend benannten Projektgeflecht; könnte spötteln über die Belziger, die auf sie hereingefallen sind und glaubten, ein im herkömmlichen Sinne seriöses Unternehmen angesiedelt zu haben?
Wären da nicht die zahlreichen Warner: die AG-Sekten des AStA der FU Berlin, die in Stuttgart angesiedelte Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, der verstorbene Münchner Sektenexperte, Pastor Friedrich-Wilhelm Haack, der Berliner Pfarrer Thomas Gandow ebenso wie die Berliner Senatsbeauftragte Monika Schipmann. Für sie alle steht diese Gruppierung (die sich selbst der "geistigen Inspiration" des Alt-68er Psychologen Dieter Duhm zuordnet) in der unseligen Tradition der einstigen AAO-Kommune, der Aktions-Analytischen-Organisation. Während sich die Studenten in den 60ern und 70ern anschickten, den Muff in den Talaren zu entlüften, machten sich damals die mit Latzhose und kurzgeschorenen Haaren auftretenden Fans des Wiener Aktionskünstlers Otto Muehl daran, ihre Federbetten aus den Fenstern zu hängen. Angesagt war, die Erde durch Abbau aller zwischenmenschlichen Zäune, durch freie Sexualität, Aufhebung der verhaßten KF (sprich Kleinfamilie) zu regenerieren.
Sex-Guru und allmächtiger Vater dieser Ideologie wurde über die Jahre hinweg der durch blutträchtige Happenings bekannt gewordene Muehl. Ihm gelang es immerhin, im burgenländischen Friedrichshof ebenso wie auf der Kanarischen Insel Gomera einige hundert hörige Anhänger bis ins vergangene Jahr hinein unter seiner Kuratel zu halten. Während eines Prozesses in Österreich zerplatzte im vergangenen Jahr Muehls Lebensphilosophie: Hatte er doch in seiner Allherrlichkeit gerade 12- bis 13jährige Mädchen aus seiner Kommune defloriert. Sieben Jahre Haft, unter anderem wegen sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger, lautete das Urteil.
Für Pfarrer Gandow kommen die AAO- Gruppe um Otto Muehl und Dieter Duhms Anhängerschaft "praktisch aus demselben Sumpf". Beide wollen die Welt durch die Befreiung der Menschheit von allen sexuellen Fesseln erretten, seien "ideologisch identisch", sagt Pastor Haack. Und auch für Monika Schipmann ist Sex-Peace eine direkte Fortentwicklung der AAO-Ideologie, "mit dem gleichen, für Sekten typischen Anspruch eines Weltrettungskonzepts".
Die Belziger Duhm-Fans distanzieren sich nachdrücklich von der Muehlschen Tradition. Was - so ihre Kritiker - bei dem Anspruch auf Einmaligkeit solcher Gruppen nur zu erwarten sei. Auch mit den bei Muehls AAO üblichen Sexualpraktiken mit Kindern will man überhaupt nichts zu tun haben. In einer der zahlreichen Duhmschen Publikationen heißt es ausdrücklich: "Der sexuelle Mißbrauch von Kindern kommt - wie alle anderen Perversionen auch - aus den überstauten Phantasien des verdrängten und dadurch unkontrollierbaren Verlangens." Also doch keine Gruppierung, die die freie Liebe zwischen Erwachsenen und Kindern propagiert, wie es die Kölner Staatsanwaltschaft glaubt?
Die ewigen Mahner vor diesem Projekt sagen, durch Formulierungen, die alle möglichen Deutungen zuließen, würde verwischt, wie denn die sexuelle Befreiung der Kinder vonstatten zu gehen habe. So lautet einer der ständig wiederkehrenden ZEGG-Leitsätze: "Zur freien Liebe im Sinne des sexuellen Humanismus gehört die behutsame Einführung der Kinder in dieses Thema, das für sie - auf ihrer Ebene - kaum weniger interessant ist als für die Erwachsenen."
Wie nur soll das konkret aussehen?, fragen sich Gandow und Schipmann und sehen hier jedweder Interpretation Tür und Tor geöffnet. "Wenn doch als wesentliches Kriterium zur Befreiung des Kindes dessen sexuelle Befreiung angesehen wird", überlegt die Berliner Sektenexpertin, "wo ist da die Grenze?" Ihrer Meinung nach könne zwar nicht zwangsläufig aus den Texten von Sex-Peace und den damit zusammenhängenden Organisationen die Aufforderung zum sexuellen Mißbrauch herausgelesen werden. "Aber wenn jemand immer schon ein Ventil suchte, um seinen Neigungen nachgehen zu können, könnte er die gewollte Zweideutigkeit gut und gerne in seinem Sinne auslegen." Pastor Gandow fragt sich, wo denn da die Grenze sei, "wenn das Ausleben der sexuellen Freiheit als grenzenlos angesehen wird. Jetzt kann der Dieter Duhm zwar möglicherweise sagen, wenn er hört, was da dem Kölner Erzieher vorgeworfen wird, ja, so haben wir es nicht gemeint. Aber die Zweideutigkeit der Texte bleibt."
2,15 Millionen Mark hat das ehemalige Stasi-Gelände in Belzig gekostet. Durch Spenden, Seminareinnahmen und den Verkauf eines Gutshofes sollen sie zusammengekommen sein, sagen die Belziger Neuansiedler. Ihre Kritiker dagegen vermuteten schon immer dubiose Geldbeschaffungsmethoden. So geriet eine von Duhm-Bruder Reiner im Jahre 1990 bundesweit aufwendig gestartete "Aktion Perestroika" ziemlich schnell ins Zwielicht. Während ein ZEGG-Sprecher auf den in eigenen Publikationen dargestellten Ökologie- und Know-how-Transfer verweist, während nachweislich eine Zusammenarbeit zwischen Ärzten und einer Moskauer Klinik unterstützt wurde, mutmaßte Haack, daß dies alles nur dazu diene, "über dummdreiste ideologische Betrugsversuche eine Geldbeschaffungsquelle für eine Sex-Sekte zu sein". Der Deutsche Städtetag warnte seinerzeit nachdrücklich davor, sich hier zu engagieren. Für die Vertreter von "Perestroika" war all dies lediglich eine Verleumdungs-Kampagne, angezettelt von einer ihnen übel gesonnenen Presse.
Am meisten ärgert Pastor Gandow, daß "diese Leute sich ihr Aussteigen zum Teil vom Steuerzahler finanzieren lassen". Hatte die Sex-Peace-Zentrale ZEGG doch vor längerem ihren Fans angekündigt: "Mit einer großen Summe staatlicher Zuschüsse können wir rechnen." Der Belziger Hauptamtsleiter Hummel staunte denn auch nicht schlecht, als er kürzlich die Tür zum Zimmer der für Förderanträge aus dem Topf "Aufschwung Ost" zuständigen Sachbearbeiterin beim brandenburgischen Wirtschaftsministerium öffnete und dort der Belziger ZEGG-Geschäftsführer saß, der ebenfalls per Antrag an die Pfründe wollte.
Die Belziger werden ihre Erfahrungen mit diesem "Experiment für eine Humane Erde" machen müssen. Ab 1993, so hatte ZEGG angekündigt, "rechnen wir mit 20 000 Übernachtungen im Jahr". Auf Workcamps und Ökowochen will man sich dann (neben der "Kooperation mit kosmischem Wissen", der "Hörigkeit zwischen Sex und Gott", einer Zusammenarbeit mit der anderen Intelligenz der Delphine, der "Verbindung von Naturheilwissen mit elektromagnetischer Schwingungsübertragung") dem Hauptziel der Bewegung widmen: der Befreiung der Welt durch die allumfassende Liebe.
Derweil man demnächst aus Köln wieder Neues von Sex-Peace hören dürfte: Die Staatsanwaltschaft der Domstadt ermittelt verstärkt; denn inzwischen liegen Aussagen über sexuelle Mißbrauchshandlungen von weit über einem Dutzend Kindern der Elterninitiative vor. Der angeklagte Kölner Erzieher und eine Mutter des Kinderladens, gegen die ebenfalls ermittelt wird, haben zumindest in Sex- Peace wärmste Fürsprecher. Erst vor einigen Tagen suchten sie drei Vertreter dieses Projekts in Köln auf. "An den Vorwürfen ist nichts dran", verkündeten die anschließend voller Überzeugung. Im Herbst wird hierüber eine Kölner Strafkammer richten. Voraussichtlich werden diesmal mehrere, von den Kindern inzwischen beschuldigte Erzieher auf der Anklagebank sitzen.
HÖCHST. Anfang des 20. Jahrhunderts war es soweit. Die Höchster jüdische Gemeinde konnte eine neue Synagoge am heutigen Marktplatz bauen. Das repräsentative Bauwerk versinnbildlichte die Hoffnung auf die Tragfähigkeit des Miteinanderlebens von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen mit verschiedenen Bräuchen und Sitten.
Doch 1933 zerbrach diese Hoffnung in Scherben wie später das "Tausendjährige Reich": Die Synagoge wurde ein Opfer der Nazi-Schergen und ihrer Handlanger auch in der Höchster Bevölkerung. Die jüdischen Bürger und Bürgerinnen mußten ihre Heimat verlassen, viele kamen in Konzentrationslagern ums Leben.
Die Geschichte der "Juden in Höchst von 1900 bis 1945" kann im Herbst bei einem Bildungsseminar recherchiert werden. Veranstalter sind die Evangelische Erwachsenenbildung Frankfurt und der Höchster Bildungsschuppen. Waltraud Beck und Josef Fenzl wollen als Kursleiter mit stadtteilgeschichtlichen Materialien und Dokumenten arbeiten.
Erst im vergangenen Jahr ist die lange verloren geglaubte Bauakte der Synagoge wieder aufgetaucht. Sie wird nun den Seminarteilnehmern zur Verfügung stehen. Außerdem gibt es noch andere unbearbeitete Quellen und Dokumente, die Licht ins historische Dunkel bringen können.
Wenn die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei ihren Forschungen Neues herausfinden, soll es später in geeigneter Form aufbereitet werden. Denkbar ist eine Ausstellung, um die gesammelten Informationen einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Nach dem Motto "Fragen - Suchen - Finden" wollen die Kursleiter das Thema anpacken. Es bleibt dabei, so die Veranstaltergemeinschaft, auch Zeit für eigene Erkundigungen und Interessen.
Das Bildungsurlaubsangebot läuft vom 19. bis 23. Oktober im Gebäude des Höchster Bildungsschuppens in der Königsteiner Straße 49. Der Kursus kostet 160 Mark. Wer Interesse hat, sollte an der Vorbesprechung am Mittwoch, 9. September, ab 20 Uhr im Bildungsschuppen teilnehmen.
Anmeldungen und Freistellungsunterlagen gibt es im Höchster Bildungsschuppen, Rufnummer 31 19 92. kug
HÖCHST. Bis 13. Juli wird in der Frankfurter Sparkasse am Höchster Marktplatz eine Ausstellung von Otto Schamschula "Ein Frankfurter Künstler aus Prag" gezeigt und zwar während der normalen Geschäftszeiten.
Wer sich für "Prag in graphischen Werken von Vincenc Morstadt" interessiert, ist im Höchster Schloß an Werktagen zwischen 10 und 16 Uhr und an den Wochenenden zwischen 10 und 18 Uhr an der richtigen Adresse.
Ebenfalls bis zum 13. Juli lädt die Jahrhunderthalle zum Lustwandeln ein; "1100 Jahre Architektur in Prag" in Tafeln und Skulpturen bieten die Möglichkeit zu einem kurzweiligen Spaziergang durch die Moldau-Stadt. Mosaik-Glaskunst präsentiert die Volksbank Höchst in der Hostatostraße 13 bis zum Ende des Schloßfest-Trubels während der üblichen Schalterzeiten. kug
HÖCHST. Die Tage der Raser und Bleifuß-Automobilisten in Höchst-Nord sind gezählt. Ein Arbeitskreis des Ortsbeirates entwirft zur Zeit mit einem Planungsbüro ein Tempo 30-Konzept für das Gebiet zwischen Königsteiner, Hospital- und Kurmainzer Straße. Grundlage ist ein Magistratsbeschluß, alle Wohngebiete in Frankfurt verkehrszuberuhigen.
Im Spätsommer soll die Planung für Höchst-Nord den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden. Von Anfang 1993 an wird dann Tempo 30 gelten - wenn alles reibungslos läuft. Denn dem Konzept müssen zuvor noch Ortsbeirat und Ordnungsamt zustimmen.
Während sich der Magistrat für die Höchster City und die Altstadt das Planungsrecht vorbehalten hat, darf der Ortsbeirat für die übrigen Wohngebiete in eigener Kompetenz Pläne schmieden. Ausgenommen sind die "Grundnetzstraßen", Strecken mit überörtlicher Funktion, auf denen etwa der öffentliche Nahverkehr tourt. In Höchst-Nord muß der Ortsbeirat daher die Finger von Zuckschwerdt-, Kurmainzer, Auer-, Hospital-, Goten- und Königsteiner Straße lassen.
Übrig bleibt ein Gebiet, in dem mit Schulen, Kindergärten, Amtsgericht, Jugendgefängnis und -zentrum, Arbeitsamt, städtischem Omnibus-Betriebshof und AOK eine Vielzahl von öffentlichen Einrichtungen liegt. "Und die müssen auch in Zukunft gut erreichbar bleiben", erläuterte am Dienstag Joachim Seiler vom Planungsbüro Dr. Peschke + Partner während einer Ortsbegehung. Verkehrsberuhigung heiße im übrigen nicht Verkehrsverdrängung. Ziel sei es, den Verkehr insgesamt zu verlangsamen. Da dies mit Tempo 30-Schildern allein nicht zu erreichen ist, sollen viele Straßen "verengt" werden.
In der etwa einjährigen Erprobungsphase werden freilich noch keine baulichen Tatsachen geschaffen. Provisorisch wird erst einmal abmarkiert, was später an Fahrbahn beschnitten werden soll.
Um mehr Ruhe in die Wohngebiete zu bekommen, beabsichtigen Planer und Ortsbeirats-Arbeitskreis auch, einige Einbahnstraßen-Regelungen aufzuheben. Seiler: "Wo sich Autos begegnen, kann nicht mehr so schnell gefahren werden."
Mit der Erlaubnis, wechselseitig zu parken, soll breiten Straßen die Pistenwirkung genommen werden. Generell allerdings schlägt Seiler vor, die Stellflächen in Höchst-Nord zu reduzieren, um die Berufspendler ins Parkhaus an der Konrad-Glatt-Straße zu zwingen.
Denn die parken zur Zeit die Straßen zu und nehmen den Anwohnern die Stellplätze weg. Das "billigste Parkhaus in Frankfurt" (SPD-Ortsbeirat Nobert Wildhirt) ist dagegen stets nur zur Hälfte besetzt. Einige Geschäftsleute geben ihren Angestellten laut Wildhirt sogar einen Zuschuß zu den Park-Gebühren. Von den Ämtern und Behörden habe es auf eine entsprechende Anregung hin aber nie eine Reaktion gegeben.
Das Park-Problem könne für die Anwohner allerdings nur mit dem Plakettensystem zufriedenstellend gelöst werden, ist sich der Arbeitskreis einig. "Jetzt, wo uns die Tiefgarage auf dem Markplatz gestrichen wurde, stehen die Chancen nicht schlecht, das bald durchzubekommen", meinte Wildhirt.
Einer der neuralgischen Punkte im Planungskonzept heißt Billtalstraße. Hier liegt der Omnisbus-Betriebshof, nebendran sind aber auch das Jugendzentrum und eine Kinderkrippe; zudem ist die Billtalstraße Schulweg.
Verengen ist aber solange nicht möglich, wie die Busse über die Billtalstraße auf den Betriebshof fahren. Der Arbeitskreis sprach sich deshalb am Dienstag abend dafür aus, die Zufahrt in die Palleskestraße zu verlegen. Die Billtalstraße könnte dann schmaler und fußgängerfreundlicher gestaltet werden.
Beschnitten werden soll auch die Ecke Hospital-/ Zuckschwerdtstraße. Die Fahrbahn ist hier zur Zeit 16 Meter breit. Von beiden Straßenseiten sollen in Zukunft Zebrastreifen auf eine Mittelinsel führen. Massive Eingriffe in die Straßengestaltung wird es außerdem an der Ecke Gerlach-/ Stupanus-/ Weckerlinstraße geben. Dort wird im ehemaligen AOK-Gebäude demnächst eine neue Kindertagesstätte eröffnet. Auch hier soll die Fahrbahn der Gerlachstraße durch Vorbau schmaler und der Weg zur Kita mit einem Zebrastreifen gesichert werden.
Unabhängig von dem Tempo 30-Konzept wird noch in diesem Jahr die gern als Schleichweg benutzte Gerlachstraße zur Zuckschwerdtstraße hin dicht gemacht. Unter den Platanen in der Gerlachstraße sollen dann nur noch Anwohner parken.
Die künftige Sackgasse wird auch neu gestaltet, Bürgersteige werden eingeebnet, an der Einfahrt in Höhe Stupanusstraße werden Aufpflasterungen die verkehrsberuhigte Zone markieren.
Das Tempo-30-Konzept Nord wird nach Einschätzung Wildhirts etwa im September stehen und dann in einer öffentlichen Anhörung den Bürgerinnen und Bürgern präsentiert.
Anschließend muß es den Ortsbeirat passieren. Hat dann auch das Ordnungsamt sein Okay gegeben, können die ersten Schilder und Markierungen angebracht werden. Wildhirts optimistischer Annahme zufolge etwa Anfang 1993. tos
SACHSENHAUSEN. Am liebsten würde sie sich mit einem Schild, auf dem "Achtung, Lebensgefahr" steht, an die Kreuzung der Schweizer Straße mit der Hans-Thoma-Straße stellen: FR-Leserin Bettina K. hat oft solche Gedanken, wenn sie mit dem Fahrrad vom Theaterplatz her kommend den Main überquert hat und nun auf dem Fahrradweg an die Kreuzung kommt. Der Grund: Die Autos auf der Rechtsabbieger-Spur in die Thoma-Straße haben genau dann ein Grün-Signal auf der Ampel, wenn für die Radfahrer das Geradeaus-Fahren - über die Hans-Thoma-Straße - freigegeben wird.
Das ist an sich nicht ungewöhnlich. Für besonders gefährlich hält Bettina K. aber die Ampelschaltung: Zwischen dem Radweg und der Straße ist ein Parkstreifen für schräg parkende Autos. Das hat zur Folge, daß Autofahrer die Radler, die ihnen bei Grün in die Quere kommen könnten, vorher nicht sehen. "Ich bin selber Autofahrerin", sagt Bettina K., "man kann an dieser Stelle einfach objektiv nicht genug sehen."
Ein weiterer Punkt ist, daß der Radweg an genau dieser Stelle endet: Radfahrer sind gezwungen, auf die Straße zu wechseln. "In dieser Gegend gibt es viele Schulen", ärgert sich Bettina K. über die mögliche Unfallstelle. "Da wird Geld aus dem Fenster geworfen, und was dabei herauskommt, ist unnütz oder sogar gefährlich." Ihr Vorschlag: Die Radfahrer sollten lieber auf einem für sie markierten Abschnitt der Straße fahren, so daß sie für die Autofahrer "sichtbar" werden.
Der Fahrradbeauftragte der Stadt, Peter Blöcher, machte sich auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau vor Ort ein Bild von dem Fall, "denn bei den 14 000 Kilometern Straßennetz, die wir in Frankfurt haben, kenne ich natürlich nicht jede Ekke auswendig".
Nach der Begutachtung gab er der FR-Leserin allerdings recht. Der Radfahrer komme viel zu spät in das Sichtbild des Kraftfahrers, "einen typischen Planungsfehler" nannte Blöcher die Ampelanlage.
Gemeinsam mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes will Blöcher sich jetzt eine Lösung für das Problem überlegen. "Wir haben da bereits einige Ideen", sagte der Fahrradbeauftragte. So habe er vor, den Radweg für "schnelle" und "langsame" Radler zu trennen: Die "Schnellen" sollten demnach an dieser Stelle nicht mehr auf dem Radweg, sondern auf der Straße fahren. Das Radweg-Schild werde durch ein "Fußgängerweg - Radfahren erlaubt" ersetzt. Unsichere und jüngere Verkehrsteilnehmer sollen nach wie vor den Radweg befahren, dann aber an der Ampel den gewöhnlichen Fußgänger-Überweg nutzen.
Um die Sicht für Autofahrer zu verbessern, müssen nach Blöchers Darstellungen nur die Falschparker ferngehalten werden: "Die letzten beiden Parkplätze vor der Kreuzung dürfen eigentlich gar nicht benutzt werden." Um das zu verhindern, könnten Blumenkübel aufgestellt werden. Preiswerter als der Vorschlag von Frau K. ist Blöchers Idee allemal. col
Seit 1964 untersuchen ARD und ZDF die Rolle von Fernsehen, Hörfunk und Tageszeitung im Leben der Bundesbürger. In die jüngste Umfrage von 1990, deren Ergebnisse soeben im Rahmen der Langzeitstudie "Massenkommunikation" veröffentlicht wurden, sind auch die neuen Bundesländer einbezogen. So konnte die "Stunde Null" des in starkem Wandel befindlichen ostdeutschen Medien- und Gesellschaftssystems festgehalten werden. Auch im Westen scheint sich die Mediennutzung merklich zu verändern: Die Angebote von RTL plus, SAT 1 & Co. haben bei den Teenagern zu einem regelrechten Fernsehboom beigetragen.
Insgesamt sind die elektronischen Medien 1990 auf größeres Interesse gestoßen als 1985. So sahen 81 Prozent der Westdeutschen werktags fern, 80 Prozent hörten Radio, 75 Prozent lasen Zeitung. Vom Zeitaufwand des Durchschnittsbürgers entfielen rund zwei Stunden und 15 Minuten auf das Fernsehen, fast drei Stunden auf den Hörfunk und 30 Minuten auf die Tageszeitung. Selbst die unter 40jährigen und die Erwachsenen mit höherer Schulbildung - traditionell keine "fleißigen" Zuschauer - haben 1990 mehr ferngesehen als früher. Auffällig: Mittlerweile fast ein Fünftel des Fernsehkonsums findet nicht mehr in der klassischen Fernsehzeit (18.00 bis 23.00 Uhr) statt, sondern am Tag oder in der Nacht.
Die politischen Informationen von Fernsehen und Hörfunk erreichten 1990 werktäglich knapp zwei Drittel der Westdeutschen, die der Tageszeitung 60 Prozent. Gleichzeitig stuften sich stolze 50 Prozent der Bürger als politisch stark interessiert ein. Hier schlagen sich womöglich die Ereignisse des Untersuchungszeitraums (Golf-Krise, bevorstehende gesamtdeutsche Wahlen) nieder.
Erstaunlich stabil scheinen die Freizeitgewohnheiten im Westen. Obwohl sich der Anteil der Erwachsenen mit Abitur/Hochschulbildung zwischen 1980 und 1990 auf fast 20 Prozent verdoppelt hat, werden Bücher und Zeitschriften nicht öfter gelesen, Theater oder Konzerte nicht häufiger besucht. Sogar in den jüngeren Altersgruppen ist die Buchnutzung seit 1980 rückläufig. Jeweils ein Fünftel aller Befragten hat 1990 pro Tag in Büchern und Zeitschriften geblättert, 15 Prozent lauschen Schallplatten oder Kassetten, vier Prozent legten ein Video ein.
Jeweils rund ein Drittel des nach eigenen Angaben regelmäßig fernsehenden oder Radio hörenden Publikums schaltet regelmäßig private Fernseh- oder Radioprogramme ein. Während die Zuschauer größtenteils zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Kanälen hin- und herwandern, tendieren die Radiohörer zur "Exklusivnutzung": Etwa vier Fünftel konzentrieren sich auf ARD-Sender, ein Fünftel hört oft und hauptsächlich private Programme.
Was so mancher vermutet hat, bestätigt jetzt die Wissenschaft: Die Nutzer des Privatfernsehens unterscheiden sich vom Publikum der Öffentlich-Rechtlichen. Sie sind vor allem viel jünger. So ist die Hälfte derjenigen, die oft und in erster Linie Privatprogramme einschalten, 14 bis 29 Jahre alt. Das Publikum der Privaten weist auch einen höheren Anteil an ledigen Personen und jungen Familien auf. Sein durchschnittliches Bildungsniveau und sein politisches Interesse sind geringer. Zudem verfügt, wer regelmäßig und hauptsächlich das Privatfernsehen einschaltet, über ein niedrigeres Einkommen als der überzeugte Zuschauer von ARD und ZDF. Das Publikum des öffentlich-rechtlichen Fernsehens weist nahezu spiegelbildlich die gegenteiligen Merkmale auf. Es ist älter, politisch interessierter, gebildeter. Für den Hörfunk wurden ähnliche Unterschiede festgestellt. Rund drei Viertel der Hörer privater Wellen sind noch keine 40 Jahre alt.
Die Nutzer privater Programme erweisen sich - was nicht überraschend ist - als eher "unterhaltungsorientiert". Zuschauer, die am Stichtag private Programme eingeschaltet hatten, wurden zu 59 Prozent von ausführlichen Nachrichten erreicht, zu 86 Prozent von fiktionaler Unterhaltung (Spielfilme, Serien) und zu 33 Prozent von nichtfiktionaler Unterhaltung (Shows, Spiele). Die Kunden von ARD Und ZDF sahen zu 74 Prozent Nachrichten und nur zu 68 beziehungsweise 18 Prozent die unterhaltenden Angebote. Auch den Hörern der ARD-Sender bescheinigt die "Massenkommunikation" eine "deutliche Informationsorientierung", während die Privatradios ihren Fans vor allem als "Musikmaschine" dienten. Wer aufgeschlossen für private Programme ist, nutzt Videokassetten und musikalische Speichermedien, auch Zeitschriften eher mehr als das Publikum von ARD und ZDF, entpuppt sich jedoch als Buch- und Zeitungs-"Muffel".
Mit der Zunahme des Konsums ist auch das Ansehen gestiegen. Mehr als jeder zweite Befragte würde das Medium, vorausgesetzt, er müßte längere Zeit fernsehfrei leben, "sehr vermissen". Vom Hörfunk und der Zeitung behaupten dies 57 beziehungsweise 63 Prozent. Vor die Alternative gestellt, zwischen den drei Medien wählen zu müssen, greift die Hälfte der Bürger zum Fernsehen. Speziell dessen Informationsleistungen, sagt die Autorin der Studie, Marie-Luise Kiefer, übten wieder Faszination aus. Ferner betont sie, der öffentlich-rechtliche und der private Rundfunk setzten sich im Meinungsbild der Westdeutschen klar voneinander ab. ARD und ZDF bestätigten deutlich mehr Befragte als den Privaten, daß sie eine politisch-aktuelle Informationsfunktion erfüllten, bei der Meinungsbildung und Orientierung hilfreich seien und Kompetenz ausstrahlen.
Dem Privatfernsehen traue man eher zu, für Entspannung zu sorgen und von den Problemen des Alltags abzulenken. Die meisten Befragten allerdings sahen keine Unterschiede zwischen beiden Systemen. Zu denken sollte geben, daß nennenswerte Gruppen ARD, ZDF wie auch Privaten bestreiten, objektiv zu sein, ausführlich über regionale Ereignisse zu berichten, die Sorgen des Alltags vergessen zu lassen und eine Orientierungs- oder Meinungsbildungsfunktion auszuüben.
In den neuen Bundesländern wurden die aktuellen Medien, auch deren politische Informationsangebote, 1990 noch mehr genutzt als im Westen. Vor allem das Fernsehen fand großen Zuspruch und wird besonders wegen seiner Unterhaltungsfunktion geschätzt. Der Hörfunk, auch in Ostdeutschland in erster Linie ein Begleitmedium bei anderen Tätigkeiten, gilt demgegenüber offenbar in stärkerem Maße als Informationsmittel. Im Vergleich zu den Westdeutschen nutzten die Ostbürger namentlich Zeitschriften, Schallplatten/Kassetten und Vidiokassetten häufiger und zeitlich extensiver. Insgesamt ist der Zugriff der neuen Bundesbürger auf die Medien, dieses Fazit zieht die Langzeitstudie, "eher unterhaltungs- oder zerstreuungsorientiert". Dieses Resümee ist freilich vor dem Hintergrund zu sehen, daß die Lebens- und Freizeitgestaltung im Osten stärker häuslich-familiär orientiert ist und sich in vielen Eckdaten (verfügbare Freizeitangebote, höhere Frauenerwerbstätigkeit, jüngeres Heiratsalter) von der westdeutschen Situation unterscheidet. ELKE HALEFELDT
Samstag, 11. Juli: Nachdem die großen Stars die Stadien abgegrast haben, ist es nun wieder Zeit, sich in den Clubs umzuhören. Zum Beispiel bei den Beer Devilz im Jazzlife, Nice Cryce im Spritzehaus oder Dr. No in der Werkstatt. Im Sound Depot gibt's eine "Lange Badesalz-Nacht" mit allen Folgen der "Och Joh"-TV-Serie, im Palais Osthafen in der Daimlerstraße die Ladies Night. Lady D. und Angie B. legen Funk, Soul und Hip Hop auf. Im Neu-Isenburger Waldschwimmbad gastiert die Metropolitan Jazz Band.
Sonntag: Der Japaner Toshinori Kondo spielt ab 11 Uhr Jazz im Hof des Historischen Museums (siehe Toptip), auf der Schloßterrasse Höchst haben sich, bereits um 10 Uhr, die Metropolitan Jazz Band und Jazzicek Praha angesagt. Am Abend rocken die Gangsters Of Love im Spritzehaus, Kristoffer Stone in der Werkstatt und die Heynoes im Jazzlife. Der Konzert-Leckerbissen des Wochenendes aber geht in Aschaffenburg über die Bühne: Ringo Starr und seine All-Starr Band spielen dort in der Unterfrankenhalle.
Montag: Die Swingstars im Jazzlife, Third Man Lost (auch am Dienstag) in der Werkstatt und beim Mitternachtskonzert im Cooky's ist "Dance Ecstasy 2001" angesagt: Resistance D, 303 Nation und Ramin wollen den Techno-Sound der Zukunft entdecken.
Dienstag: Chumbawamba aus Großbritanien dröhnen im Negativ, im Mainzer Kulturzentrum steht L'Orchestre De Contrabasses auf dem Programm, während in der Darmstädter Krone The Swunk rocken.
Mittwoch: Nach ihrem ausverkauften Mammut-Spektakel am Hockenheimring zeigen Genesis noch einmal auf dem Mannheimer Maimarktgelände, wie schön Gigantomanie sein kann. Im Jazzlife spielen Juymann Joy, in der Werkstatt Down N' Dirty.
Donnerstag: Funny Hill greifen im Jazzlife in die Saiten, Link Protudi und The Jaymen rocken im Heidelberger Schwimmbad, und der legendäre Trompeter Lester Bowie kommt mit seinem New York Organ Ensemble ins Mainzer Kulturzentrum.
Freitag: Mallet spielen im Spritzehaus, Gans N' Garnett in der Werkstatt und im Sound Depot treten im Rahmen der "Kick '92" Sailor In A Car und Creativ Paranoia an. Auf dem Sportfeld am Dieburger Schloßgarten holen ab 18 Uhr die "Monsters Of Comedy" (siehe Artikel auf dieser Seite) zum humoristischen Rundumschlag aus, und ins Palais Osthafen kommt (erst um 22.30 Uhr) "House- König" Tony Humphries. art
Redaktion: Heitken Schwarzenau
USINGEN / NEU-ANSPACH. Den Schritt vom bloßen "Meckerer" (Selbsteinschätzung) zum ernstzunehmenden Gesprächspartner haben sie geschafft: Der Konfrontationskurs mit staatlichen und kommunalen Politikern ist vorbei. Als "Fürsprecher der Natur" legen sie Wert auf ihre parteiliche Unabhängigkeit, als Verbraucher sind sie sich ihrer Vorbildfunktion bewußt. Allein: Politische Macht haben sie so gut wie keine. "Wir können Sachen in Gang bringen, aber beim Entscheiden herrscht Fehlanzeige", sagt die erste Vorsitzende der Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Usingen / Neu-Anspach, Ellen Enslin.
Im August feiert der BUND Usingen/ Neu-Anspach seinen zehnten Geburtstag. "Taufpatin" dieser Ortsgruppe - wie auch mehrerer anderer im Hintertaunus - war die Oberurselerin Hedi Walter vom Kreisverband des BUND. Sie motivierte umweltbewußte Bürger, sich wirksam "vor Ort" zu engagieren: Schließlich ist der BUND ein anerkannter Naturschutzverband, der zu allen genehmigungspflichtigen Angelegenheiten wie Flächennutzungsplänen, der Ausweisung von Naturschutzgebieten und Errichtung von Mülldeponien gehört werden muß.
"Da liegt genau das Problem", erklärt der Usinger Reinhard Sticherling, Städteplaner und Vorstandsmitglied des BUND- Landesverbandes. Der BUND sei jetzt zum Beispiel zwar Mitglied im Deponiebeirat Brandholz, aber zwischen "gehört werden" und "Einfluß nehmen können" bestehe ein großer Unterschied. "Das macht unsere Arbeit aber nicht weniger nötig."
Ein Beispiel für wichtige Projekte der Ortsgruppe sei die geplante Nordumgehung für Usingen, bei der die Verantwortlichen sich endlich zu der vom BUND favorisierten "kleinen Lösung" - Ausbau der Bundesstraße von Bad Nauheim nach Wiesbaden sowie Trassenführung der Straße von Bad Homburg nach Weilburg um das Baugebiet Weingärten herum - durchringen sollten. "Aber da ist keine von den etablierten Parteien zum Umdenken bereit. Im Zweifel wird doch für immer neue und größere Straßen plädiert", sagt Reinhard Sticherling.
Als "persönlichen" Erfolg rechnet sich die Ortsgruppe aber an, daß dioxinverseuchtes Bad Homburger "Kieselrot" nicht auf der Deponie Brandholz zwischengelagert wurde. "Die von uns veranstaltete Podiumsdiskussion mit Dioxinexperten hatte dem Umlandverband-Umweltdezernenten Thomas Rautenberg nach eigenem Bekunden ,neue Erkenntnisse' verschafft: Das war der Umschwung", freut sich Ellen Enslin. Auch daß sich die Stadt inzwischen wie selbstverständlich viele Vorschläge zur Entsorgung von Müll beim BUND ausleihe, verdeutliche die tragende Rolle des BUND für ein umweltgerechtes Verhalten.
Die Aktion "Einfälle statt Abfälle" im Sommer vor zwei Jahren etwa sei ein Riesenerfolg gewesen, der einen erheblichen Bewußtseinsprozeß in Gang gesetzt habe. Ellen Enslin: "Wir hatten über 300 Einsendungen von Schülern bei unserem Umweltquiz." Undenkbar sei heute, daß Usinger Verkäufer sich standhaft weigern würden, Lebensmittel in mitgebrachte Behälter zu füllen - wie noch vor einem Jahr geschehen, bis die Ortsgruppe in einer "konzertierten Aktion" Gewerbebetriebe und Verbraucher über vermeidbaren Müll aufklärte.
Auf seinen Lorbeeren ausruhen wird sich der BUND Usingen / Neu-Anspach natürlich nicht. Die geplante Taunusbahn - Reinhard Sticherling: "Fahrpreis und Anbindungen an Bahnhöfe müssen so sein, daß kein Pendler mehr überhaupt auf die Idee des Autofahrens kommt" - der alljährlich vor allem von der zehnköpfigen Kindergruppe "BUNDspechte" errichtete Krötenzaun zwischen Eschbach und Wernborn und der Ausbau des Radwegenetzes sind nur einige der vielen Projekte, die die Ortsgruppe herausfordern.
Und zwar gerne herausfordern. Ellen Enslin zum Beispiel investiert rund zehn Stunden wöchentlich in ihre ehrenamtliche Arbeit beim BUND. Die Arbeit und der Austausch unter den Mitgliedern mache halt Spaß. "Wir haben jetzt 100 Mitglieder, davon 20 sehr aktiv. Und davon sind beileibe nicht alle von der SPD oder den Grünen." Manchmal gibt es eben wichtigere Dinge als ein Parteibuch.
HESSEN 26
FRIEDRICHSDORF. Eine Radwanderung entlang des Mains von Frankfurt bis Seligenstadt unternimmt die Abteilung Freizeit und Wandern des Sportvereins 1920 Seulberg am Sonntag, 9. August. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr an der Sporthalle im Landwehrweg. Auskunft: Rolf Spahn, Tel. 0 61 72 / 7 12 67.
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV
Paris (dpa). Wenn die Sonne im Zenith steht, offerieren die zahlreichen Kulturfestivals in Frankreich wieder ihre Spezialitäten für Touristen und Einheimische. In diesem Jahr hatte der rührige Kulturminister Jack Lang zudem dazu aufgerufen, für die Sommerzeit an ausgefallenen Orten Ereignisse zu ersinnen, die aus dem Rahmen fallen. So errichtet ein Künstler am Ärmelkanal die Cheops-Pyramide aus Strohballen, und in Ostfrankreich, in Lure, öffnete kürzlich ein Bumerang-Museum seine Tore.
Originalität ist die Devise der Kampagne "Kunst in der Sonne", die sich vom 1. Juli bis zum 15. September auf 450 Ferienorte an den Badestränden und im Hinterland konzentriert. Die mehr als 500 großen französischen Festivals sind in diesem Sommer dagegen vorwiegend auf spanische Thematik eingestellt. In Orange wird mit Georges Bizets Oper "Carmen" im großen antiken Theater das vom 18. Juli bis zum 8. August dauernde Musikfest eröffnet.
In Avignon, das vom 10. Juli bis zum 3. August mit 250 Aufführungen zum Theatermekka wird, geht im mittelalterlichen Papstpalast Lope de Vegas Stück "Der Ritter aus Olmedo", die spanische "Romeo und Julia"-Tragödie, über die Freilichtbühne, gefolgt von "Don Juans Legende", einer zeitgenössischen Choreographie von Jean-Claude Galotta. Miguel de Cervantes patriotisches Drama "Numancia", das schon die deutschen Romantiker begeisterte, wird im Carmel- Kloster aufgeführt.
Mit Mozarts "Don Giovanni", der wohl beeindruckendsten Darstellung des "Don Juan"-Mythos, wird am 13. Juli das bis zum 23. Juli laufende Festival in Aix-en- Provence eröffnet. Reizvoll ist die Konfrontierung mit Igor Strawinskys "The Rake's Progress". Dirigent ist der von französischen Kritikern zur "musikalischen Persönlichkeit des Jahres" gewählte Amerikaner Kent Nagano.
Auch die Tänzer zieht es im Juli nach Südfrankreich. In Montpellier treten unter anderem Compagnien aus Nordafrika, Israel und der Türkei auf. Als Thema vorgegeben wurde die Vertreibung der Juden vor 500 Jahren durch Isabella die Katholische aus Spanien. In Chateauvallon, auf den Anhöhen von Toulon, ist John Neumeier mit dem Hamburger Staatsopernballett der Stargast des dortigen Tanz-Festivals, Karine Saporta stellt eine "Carmen"-Version vor, und bei Santiago Sempere wird "Don Quixote" zum Prototypen des Anti-Helden. In Jose de Udaetas Kreation "La castanuela viva" schließlich erklingen die Kastagnetten seiner berühmten Sammlung. dpa pe
Die Zuschrift von Herrn Fritz Borges (FR / FRA vom 20. 6. 1992 "Also tatsächlich: ,Ein großes Ärgernis'") kann ich als Rentnerin - ehemalige Angestellte im öffentlichen Dienst - nicht unwidersprochen lassen. Herr Borges meint, der Angestellte sei bevorzugt, weil er einen Arbeitgeberanteil zur Krankenversicherung erhält. Das trifft zu, aber der Beamte und nur er bekommt in Krankheitsfällen Beihilfe; der Angestellte und Arbeiter nicht. Der Beamte kann sich schon mit seiner Privatkrankenversicherung oder Debeka und der Beihilfe schadlos halten. Und die Beihilfe kommt doch auch vom Arbeitgeber, nicht? Außerdem wird der Beamte als privat Versicherter bevorzugt behandelt.
Was die Altersversorgung anbetrifft, so möchte ich sagen, daß der Angestellte/Arbeiter zeit seines aktiven Arbeitslebens Rentenbeiträge an die BfA/LVA bezahlte, die versteuert wurden. Der Beamte dagegen bezahlt keinen Pfennig für seine Altersversorgung, er bekommt die Pension geschenkt. Ist es da schlimm und ungerechtfertigt, wenn er Steuern für seine Pension bezahlen muß? Wären die Steuern für die Pension ungerecht, so hätte man sie schon lange eingestellt.
All diese Querelen wären nicht, hätte der Staat, der ja sonst so modern sein will, ein einheitliches Arbeitsrecht und nicht dreierlei Arbeitsverhältnisse. Was wären da Verwaltungskosten zu sparen. So haben wir eine Hierarchie: Oben - Mitte - Unten. Wo bleibt hier Grundgesetz Artikel 3? Also tatsächlich: "Ein großes Ärgernis."
Lucie Schöpf, Frankfurt am Main
KULTURPANORAMA 4
WIRTSCHAFT 12
Die Nachricht kam aus Zürich. Der frühere tschechoslowakische Geheimdienstoffizier Leonard Cimo habe der Schweizer Wochenzeitung Weltwoche bestätigt, im Jahr 1990 auf Anweisung des damaligen slowakischen Innenministers Vladimir Meciar Stasi-Akten entwendet und Meciar die seitdem verschwundenen Schriftstücke übergeben zu haben. Die Presseagentur Reuter berichtete weiter, Cimo habe inzwischen mit seiner Familie in der Schweiz Asyl beantragt, weil er wegen seiner Aussage gegen den Chef der Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) in seiner Heimat Repressalien befürchte.
In der abendlichen Hauptnachrichtensendung des CSFR-Fernsehens aus Prag wurde über die brisante Meldung informiert. In der von slowakischen Fernsehmachern verantworteten Wiederholung der Sendung am nächsten Vormittag fehlte sie. Ein überforderter Redakteur habe da eine "unglückliche Entscheidung" getroffen, erklärte der zuständige Direktor in Bratislava (Preßburg) die Fehlleistung.
Zu auffälligen Lücken im Angebot der Slowaken für das Programm des ersten TV-Kanals, der in der gesamten CSFR zu empfangen ist, war es dabei nicht zum ersten Mal gekommen. Am Abend nach den CSFR-Parlamentswahlen vom Pfingstwochenende bot das Studio Bratislava dem föderalen Fernsehen lediglich die schale und politisch nichtssagende Talkshow eines offensichtlich angeheiterten Moderators an. Ein Vertreter der stärksten slowakischen Partei HZDS war dazu gar nicht erst erschienen. Politische Aussagen bot erst am nächsten Abend eine Diskussion im slowakischen Fernsehen - diesmal mit HZDS-Beteiligung. Hätten die tschechischen Verantwortlichen die Podiumsdikussion nicht leicht zeitversetzt im Zweiten Fernsehkanal übernommen, böhmische und mährische Fernsehzuschauer hätten über die Stellungnahmen der slowakischen Parlamentsparteien zum Wahlergebnis gar nichts erfahren.
Am Tag der Wahl von HZDS-Chef Vladimir Meciar zum slowakischen Ministerpräsidenten artete der verdeckte Boykott dann zur offenen Zensur aus. Die Redaktion in Bratislava weigerte sich, ein Interview mit Meciars christdemokratischem Amtsvorgänger und Hauptwidersacher Jan Carnogursky aufzunehmen, der von den Prager Koordinatoren der allabendlichen Nachrichtenmagazinsendung des Föderalkanals F 1 zur Stellungnahme gebeten worden war. Die Carnogursky-Äußerungen könnten nur gegen den neuen Regierungschef Meciar gerichtet sein, lautete ganz unverblühmt die Begründung. Diese Argumentation ist um so erstaunlicher, als sich Meciar, der sich als Hauptakteur im tschechoslowakischen Trennungsprozeß inzwischen im Rampenlicht der internationalen Öffentlichkeit steht, im föderalen Fernsehen bereits seit geraumer Zeit exklusiv überhaupt nicht mehr blicken läßt. Bilder vom HZDS-Chef sind höchstens nach öffentlichen Presseterminen zu sehen.
Aus seiner Sicht mag das folgerichtig sein. Bei der HZDS rangiert in den Verhandlungen über die Teilung der CSFR der Wunsch nach Aufspaltung der föderalen Medien ganz oben. Als Grund gibt die Meciar-Bewegung an, die Slowaken würden im gemeinsamen TV-Programm ständig benachteiligt. Von sprachlicher Diskriminierung kann da wohl kaum die Rede sein. Begünstigt von der Tatsache, daß sich die zehn Millionen Tschechen und rund fünf Millionen Slowaken zumindest linguistisch sehr gut verständigen können, hält das CSFR-Fernsehen peinlich genau auf Zweisprachigkeit, ob es nun um politische Berichterstattung, Fernsehspiele oder auch Synchronisation von Spielfilmen geht. Tschechische und slowakische Moderatoren der Nachrichten- und Magazinsendungen wechseln sich wöchentlich ab, die Kommentatoren von Fußballspielen sogar in der Mitte jeder Halbzeit.
Auch inhaltlich können die slowakischen Fernsehjournalisten in der Auswahl ihrer Meldungen von Prag aus wohl kaum geknebelt werden. Die CSFR-Wochensendung "Respekt" berichtete kürzlich, die Redaktion der abendlichen Nachrichtensendung im landesweiten Fernsehen erhalte aus Bratislava jeweils nur einen Kurztitel der angebotenen Beiträge, ohne sich über deren genauen Inhalt vor der Sendung informieren zu können.
Parallel zum Boykott des Carnogursky- Interviews legte Meciar denn auch offen, worum es mit der Kampagne gegen Föderalfernsehen und -Hörfunk wirklich geht. Künftig, so forderte er in ultimativem Ton, sollten Slowaken und Tschechen auf den gemeinsamen föderationsweiten Frequenzen jeweils in eigener Regie senden. Vorsitzender des Koordinationsgremiums müsse ein HZDS-Mann sein, verlangte der soeben gewählte Premier ganz ungeniert die Rückkehr zur Parteienherrschaft über die öffentlichen Medien. "Auf den können die sich dann freuen", drohte er mit grimmiger Miene. Sein neuer Kultusminister Dusan Slobodnik hatte schon einige Tage vorher Klartext gesprochen. Laut "Respekt" sagte der HZDS-Politiker der italienischen Zeitung "La Repubblica" in schönster Offenheit, bei einem Volksentscheid in der Slowakei werde die Mehrheit gegenwärtig wohl kaum für Selbständigkeit stimmen. Aber eine gewisse Zeit nach der Demontage der föderalen Medien fürchte er ein solches Referendum nicht mehr.
ULRICH GLAUBER
FRANKFURT-NORDWEST. Hervorragend abgeschnitten haben die Frankfurter Teilnehmer bei den Wettkämpfen beim 136. Feldbergturnfest auf dem Plateau der höchsten Taunuserhebung. Zu den erfolgreichsten Vereinen zählten die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 (FTG), der Turnverein Eschersheim, Eintracht Frankfurt, der Turn- und Sportverein 1894 Nieder-Eschbach, die Turn- und Sportgemeinschaft 1888 Nieder-Erlenbach und die Sportgemeinschaft Enkheim.
Der Einladung für das Turnfest waren 102 Teilnehmer aus 14 Frankfurter Turn- und Sportvereinen gefolgt - unter ihnen zahlreiche Jugendliche. Hinzu gesellten sich noch mehr als 50 Vereinsmitglieder, die sich an der Sternwanderung zum Feldberggipfel beteiligten.
Die Gesamtbilanz für den Turngau Frankfurt aus den Leichtathletik-Dreikämpfen und Mannschaftswettbewerben kann sich sehen lassen: 14 erste, zwölf zweite und elf dritte Plätze. Im Mannschafts-Fünfkampf um das "Völsungenhorn" scheiterte die Vertretung der Turnerschaft 1860 Heddernheim erneut. Sie belegte wiederum "nur" den zweiten Platz. Der Völsungenkampf wurde letztmals vor 54 Jahren von einer Frankfurter Mannschaft (Polizeisportverein Grün-Weiß) gewonnen.
Unter insgesamt 39 Konkurrenten, die sich im Dreikampf der Männer-Oberstufe um den Feldbergsieg bewarben, verfehlte der 23jährige Andreas Hill (TuS Nieder-Eschbach) nur knapp eine Medaille. Er schaffte 286 Punkte, mußte sich aber mit dem vierten Platz begnügen. Seine Leistungen: 11,5 Sekunden im Sprint, 6,16 Meter im Weitsprung und 9,26 Meter beim Kugelstoßen.
Die geforderten Dreikampfbedingungen für einen Eintrag in die Bestenliste erfüllten noch Michael Binhack (Eschersheim), Ingolf Hegner (Eintracht), Alexander Müller (Nieder-Eschbach), Rainer Ringel (FTG), Oliver Meffert (Turnerschaft Heddernheim) und Michael Thierolf (Eschersheim).
Herausragende Frankfurter Athletin war in der höchsten Wettkampfklasse Carola Jäger (Turnerschaft 1856 Griesheim). Sie belegte mit 268 Punkten den dritten Platz (Sprint 14,9 Sekunden, Weitsprung 4,29 Meter, Kugelstoßen 9,88 Meter). Anja Mehnert (TV Eschersheim) kam auf 199 Punkte.
Die weiteren Frankfurter Medaillengewinner der Dreikämpfe - Gold: Else Jung, Maria Zahn (beide Eintracht Frankfurt), Waltraud Wagner und Robert Engel (beide TV Eschersheim), Jan Schostag (Turngau), Jürgen Bangert (FTG 47), Heinz Labisch (TuS Nieder-Erlenbach).
Silber: Anke Klostermeyer (TuS Nieder-Eschbach), Christel Baldus, Gerlinde Mager und Walter Prokopp (alle FTG 47), Marcel Gröpl (TV Kalbach), David Urban (TSG Nieder-Erlenbach), Matthias Klimke und Peter Deubener (beide TV Eschersheim). Bronze: Dorothea Löchel und Holger Scheb (beide Turngau), Christine Krämer (TuS Nieder-Eschbach), Alexandra Dietrich (TV Eschersheim), Stephan Schneider (TV Harheim), Jupp Sahlmann (Eintracht Frankfurt) und Eberhard Bredereck (FTG 47). *dixi
FRANKFURT A. M. Hervorragend abgeschnitten haben vor kurzem die Frankfurter Teilnehmer bei den Wettkämpfen beim 136. Feldbergturnfest auf dem Plateau der höchsten Taunuserhebung. Unter den erfolgreichsten Vereinen: Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 (FTG), Turnverein Eschersheim, Eintracht Frankfurt, Turn- und Sportverein 1894 Nieder-Eschbach, Turn- und Sportgemeinschaft 1888 NiederErlenbach und Sportgemeinschaft Enkheim.
Der Einladung für das traditionelle Turnfest waren insgesamt aktive 102 Teilnehmer aus 14 Frankfurter Turn- und Sportvereinen gefolgt - unter ihnen erfreulicherweise auch zahlreiche Jugendliche. Hinzu gesellten sich noch mehr als 50 Vereinsmitglieder, die sich an einer Sternwanderung zum Feldberggipfel beteiligten.
Die Gesamtbilanz für den Turngau Frankfurt aus den Leichtathletik-Dreikämpfen und Mannschaftswettbewerben kann sich sehen lassen: 14 erste, zwölf zweite und elf dritte Plätze waren der Lohn der Trainingsmühen. Im Mannschafts-Fünfkampf um das "Völsungenhorn" scheiterte die Vertretung der Turnerschaft 1860 Heddernheim erneut. Sie belegte wiederum "nur" den zweiten Platz. Der Völsungenkampf wurde letztmals vor 54 Jahren von einer Frankfurter Mannschaft (Polizeisportverein Grün-Weiß) gewonnen.
Unter insgesamt 39 Konkurrenten, die sich im Dreikampf der Männer-Oberstufe um den Feldbergsieg bewarben, verfehlte der 23jährige Leichtathlet Andreas Hill vom TuS Nieder-Eschbach nur knapp eine Medaille. Er schaffte 286 Punkte, mußte sich aber mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Seine Leistungen: 11,5 Sekunden im Sprint, 6,16 Meter im Weitsprung und 9,26 Meter beim Kugelstoßen.
Die geforderten Dreikampfbedingungen für einen Eintrag in die Bestenliste erfüllten noch Michael Binhack (TV Eschersheim), Ingolf Hegner (Eintracht Frankfurt), Alexander Müller (TuS Nieder-Eschbach), Rainer Ringel (FTG Frankfurt), Oliver Meffert (Turnerschaft Heddernheim) und Michael Thierolf (TV Eschersheim).
Die herausragende Frankfurter Athletin war in der höchsten Wettkampfklasse der Frauen Carola Jäger von der Turnerschaft 1856 Griesheim. Sie belegte mit 268 Punkten den dritten Platz (Sprint 14,9 Sekunden, Weitsprung 4,29 Meter, Kugelstoßen 9,88 Meter). Anja Mehnert vom Turnverein Eschersheim kam auf 199 Punkte.
Die weiteren Frankfurter Medaillengewinner der Dreikämpfe - Gold: Else Jung, Maria Zahn (beide Eintracht Frankfurt), Waltraud Wagner und Robert Engel (beide TV Eschersheim), Jan Schostag (Turngau), Jürgen Bangert (FTG 47), Heinz Labisch (TuS Nieder-Erlenbach).
Silber: Anke Klostermeyer (TuS Nieder-Eschbach), Christel Baldus, Gerlinde Mager und Walter Prokopp (alle FTG 47), Marcel Gröpl (TV Kalbach), David Urban (TSG Nieder-Erlenbach), Matthias Klimke und Peter Deubener (beide TV Eschersheim).
Bronze: Dorothea Löchel und Holger Scheb (beide Turngau), Christine Krämer (TuS Nieder-Eschbach), Alexandra Dietrich (TV Eschersheim), Stephan Schneider (TV Harheim), Jupp Sahlmann (Eintracht Frankfurt) und Eberhard Bredereck (FTG 47). *dixi
FRANKFURT A. M. Gleich vier Erfolge wurden der "Leistungsgemeinschaft Rudern Frankfurt" (LRG) bei der Deutschen Rudermeisterschaft in München beschert. Allen voran der Meistertitel im Leichtgewichts-Doppelvierer für das Team von Rene Höhn (RV Rheno Frankonia). Die Mannschaft, seit einem Monat bereits amtierende Studentenweltmeister, kann jetzt auch bei der Ruder-Weltmeisterschaft in Montreal antreten.
Deutscher Vizemeister in derselben Kategorie wurde ebenfalls ein Frankfurter LGR-Ruderer: Ingo Euler von der FRG Sachsenhausen und sein Team erreichten den zweiten Platz. Die beste Frankfurter Ruderin war Bettina Kämpf (FRV Freiweg). Ihre Mannschaft verfehlte nur knapp den ersten Platz im Frauenvierer und wurde hinter den Leistungsruderinnen aus Dortmund Zweite. Gegen die Dortmunderinnen hatte Bettina Kämpf bereits eine Woche vorher bei der Olympiaqualifikation - ebenfalls knapp - das Nachsehen gehabt. fs
FRANKFURT A. M. Hier wird es also gebacken - das beste Brot Europas und der gesamten westlichen Welt: in der Bäckerei Gleu, Koblenzer Straße 7, mitten im Gallus. Das klingt nach Werbung? Ist es aber nicht. Denn daß Wilhelm und Marion Gleu das "beste Brot" backen, ist ihnen offiziell attestiert worden. Zwei erste Preise, einen dritten und einen vierten haben sie beim "Bayfood-Wettbewerb", dem großen "Kampf der Brote" in Kalifornien gewonnen.
Einst ins Leben gerufen von Dr. Rodnay Zaks, einem Franzosen, der nach Amerika auswanderte, und dem der "american style of eating" so gar nicht mundete. Besonders das europäische Brot vermißte er und beschloß, den Markt in seiner neuen Heimat ein wenig voranzutreiben. Mit einem Wettbewerb, der ursprünglich lediglich für US-Bäcker gedacht war, an dem aber auch einige ausgewählte Europäer teilnehmen durften, wollte er die Back-Kultur der USA auf Vordermann bringen.
1990 hatte Zaks schon einmal nach den besten Broten der Welt gesucht, auch damals gewannen die Gleus bereits Preise. Im Frühling war es dann zum zweiten Mal so weit.
190 Brote aus sieben Ländern hatten in einem Zelt vor dem "Ritz-Carlton" in San Francisco den Preisrichtern zur Bewertung ausgelegen. "In Anzug und Kostüm wurde mit steinerner Miene auf Brotstückchen rumgekaut", erinnert sich Frau Gleu, die mit ihrem Mann zum "Bayfood-Competition" nach Kalifornien geflogen war.
Nein, Hoffnung habe sie zuerst gar nicht gehabt. "Bei unseren Broten wurde immer nur mißmutig das Gesicht verzogen. Da dachten wir, das treffe wohl so gar nicht den amerikanischen Geschmack."
Mittlerweile stehen die Gleus wieder zu Hause hinter der Theke ihres kleinen Ladens in der Koblenzer Straße. Hier riecht es nach Mehl und frisch Gebackenem. Hin und wieder läutet die Türklingel, ein Kunde tritt ein und wird von Frau Gleu bedient. "Was darf's denn heute sein, Herr Rauschenberg?", und Harald Rauschenberg verlangt ein Bauernbrot - wie immer seit drei Jahren.
"Ich kaufe nur im Notfall woanders", gesteht er, und das klingt echter, als es in jedem Fernseh-Spot dargestellt werden könnte. Die nächste Kundin, Christa Schalk, probiert das "Preisgekrönte".
Das Siebenkornbrot der Gleus hat in der Gruppe "Specialty" den ersten Platz im "Bayfood-Wettbwerb" gemacht. "Das Brot", sagt Frau Schalk, "könnte ich jetzt sofort aufessen, so gut schmeckt es." Die Bäckerei Gleu hat noch in der Gruppe "Roggen" mit ihrem Nordfriesischen Halligbrot einen ersten Preis erzielt, und beim "Sauer-Weizen" einen dritten. "Ich erinnere mich noch genau, wie die Jury auf einmal unseren Namen bei der Siegerehrung ausgerufen hat, und wie ich es kaum glauben konnte", beschreibt Frau Gleu den Moment, in dem sie vom "Sieg der Brote" erfuhr. "Da merkt man dann, daß sich Arbeit lohnt."
Denn "Arbeit" heißt das Zauberwort, das hinter dem Erfolg der Gleus steht. "Ich muß fünfmal so viel Anstrengung in mein Brot investieren, wie ich in normales Brot stecken würde", erläuterte Wilhelm Gleu seine Mühen. Brote aus einer Fertigmischung dauerten höchstens eine Stunde.
"Ich mache aber mehrere Vorteige, teilweise ohne Hefe und Sauerteig, damit sie absolut gärungsfrei sind. Statt dessen nehme ich biologische Kulturen, die ich selbst angelegt habe, dann vollzieht das Brot keine Nachgärung mehr im Magen und ist einfach verträglicher." Nach ein paar Stunden wird dann aus den Vorteigen ein Hauptteig geknetet und das Brot schonend gebacken.
Sechs Stunden dauert diese Prozedur. Dienstags bis freitags stehen die Gleus von morgens um sechs bis abends um neun in ihrem Laden, am Wochenende müssen sie sich um die Buchhaltung kümmern. "Bei einem Zwei-Personen-Betrieb kann man sich keine goldene Nase verdienen", gibt Wilhelm Gleu zu. Zwischen 100 und 150 Kunden bedient seine Frau jeden Tag seit bald 30 Jahren.
Doch nicht immer sind die Zeiten so gut gewesen wie heute. "Wir liegen hier relativ abseits vom Schuß, sind für niemanden eine Konkurrenz." Über eine Zusammenarbeit mit den großen Kaffee- und Backwarenherstellern haben die Gleus dennoch niemals ernsthaft nachgedacht. "Unser Schaufenster mit T-Shirts und Tischdecken dekorieren, nur weil das ein Vertrag mit einer Fremdfirma so vorsieht, das wollten wir nie."
Die Gleus dekorieren ihre Schaufenster lieber mit vorteilhaften Zeitungskritiken und Urkunden - das Geld für ein perfektes Styling der Einrichtung fehlt. 50 Jahre ist die Registrierkasse alt, die Auslagenregale sind seit mehr als 30 Jahren nicht mehr erneuert worden: Bei den Gleus zählt der Inhalt, nicht die Verpakkung.
Aus Idealismus begann Wilhelm Gleu vor Jahren als einer der ersten mit der Vollkornbäckerei. "Und aus Überzeugung, weil meine Kinder unter Allergien litten, die durch diese bewußte Ernährung zurückgegangen sind."
Doch aller Idealismus macht irgendwann einmal müde, ist oft aufreibend. 54 Jahre ist der Bäckermeister aus dem Gallus heute alt. "Und lange halte ich diese Anstrengungen auch körperlich nicht mehr durch." Einen Nachfolger, der das Geschäft in ihrem Sinne weiter führt, suchen die Gleus bereits. Sie selbst schmieden noch einmal neue Pläne. In Kalifornien haben sie viele Kollegen kennengelernt, und zahlreiche Angebote aus der ganzen Welt bekommen. Beispielsweise aus den USA, um dort den Yankees das Backen zu zeigen. *MEIKE GÜNZEL
FRANKFURT A. M. "So, die Füße bleiben jetzt 20 Minuten lang drin." Mit freundlichem, aber bestimmtem Ton gibt Klaus Hetzel, Krankenpfleger und Hygieniefachkraft, seine Anweisungen. Josef Schmidt (Name von der Red. geändert), wohnsitzlos, stellt gehorsam seine wunden Beine in den großen Plastikeimer mit einer dunkellila Flüssigkeit. "Offene Beine", erklärt Klaus Hetzel, "die häufigste Krankheit bei Obdachlosen."
Seit dem 18. Mai hat die "Medizinische Ambulanz für Wohnsitzlose" in Sachsenhausen ihre Türen geöffnet. Innerhalb von zwei Wochen waren schon 21 Patienten bei Hetzel und seinem Team. Fast alle Patienten, sagt der Pfleger, klagten über "Raucherbeine" oder "Unterschenkelgeschwüre".
Behandelt wird mit einer Kaliumpermanganat-Desinfektionslösung. "Da schlagen andere Ärzte zwar andere Mittel vor", berichtet Hetzel. Doch könne er mit seiner Methode Erfolge vorzeigen und nachweisen: Alle Behandlungen dokumentiert Hetzel mit Fotos oder mit Videofilm.
Da könnten die Wohnsitzlosen zum einen selbst sehen, was die regelmäßige Anwendung bringt. Zum anderen lassen sich auch Neuankömmlinge durch die Bildern leichter vom Sinn des Unterfangens überzeugen. Mißtrauen sei der Hauptgrund, warum sich die meisten der Obdachlosen nicht einer "normalen" ärztlichen Therapie unterziehen, erläutert Hetzel.
"Auf keinen Fall geh' ich zu so einem nochmal hin", pflichtet Josef Schmidt bei. Er weiß, wovon er spricht.
Mit ihrem meist nicht gerade "bürgerlichen" Aussehen sind die "Berber", wie sie sich selbst nennen, keine gern gesehenen Kunden in den Arztpraxen. Oft werden sie unter Ausflüchten weggeschickt. Das Problem, die Unterversorgung der Wohnsitzlosen im medizinischen Bereich, hat Hetzel an seiner anderen Arbeitsstelle, der Wohnsitzlosen-Essenausgabe im Affentorhaus, schon länger erkannt. Gemeinsam mit seiner Frau Dagmar - sie ist Ärztin und stellt die Diagnosen in der "Medizinischen Ambulanz" - bot er dort wöchentlich eine Stunde Betreuung an. Das war zu wenig, und vor allem fehlten die notwendigen Einrichtungen. Die sind im neuen Domizil vorhanden: Drei Zimmer, voll möbliert und ein Bad mit allem ausgestattet, was es zur Körperpflege braucht. Einer der Räume dient als Behandlungszimmer, ein weiterer als Büro ("endlich den ganzen Papierkram nicht mehr zu Hause"), und schließlich gibt es im Eingangsbereich einen Aufenthaltsraum - das "Wartezimmer" mit Kaffeeausschank und als Kommunikationszentrum gedacht.
Träger der Medizinischen Ambulanz ist die Arbeitsgemeinschaft für evangelistische Kommunikation (AFEK). Seit 1984 ist er als gemeinnütziger Verein registriert und finanziert sich vollständig über Spenden. Sein satzungsgemäßes Ziel, Randgruppen zu betreuen, will er bewältigen, indem er "Hilfe zur Selbsthilfe" gibt. Das läßt sich beim Projekt Medizinische Ambulanz sehen. Ohne das engagierte Zupacken ehemals Wohnsitzloser wären die Räume kaum so schnell und kostengünstig renoviert worden. "Das war eine völlig heruntergekommene Kneipe." Alle Arbeiten, selbst das Mauern und Fliesen, seien von den Helfern erledigt worden.
"Wenn sie ein Ziel vor Augen haben, dann werden sie sich ihrer sozialen Mitverantwortung bewußt", erklärte Hetzel, der sich als einen "entschiedenen Christen" bezeichnet, den Einsatz der ehemals Wohnsitzlosen.
Sein Credo ist daher ein altes Indianergebet, das als Plakat seinem Bürosessel gegenüber hängt: "Großer Geist, bewahre mich davor, daß ich über einen Menschen urteile, ehe ich nicht einen halben Mond in seinen Mokassins gegangen bin."
Da sich die AFEK vollständig über Spenden unterhält, sind besonders finanzielle Hilfen stets willkommen. Auskünfte erteilt Klaus Hetzel unter der Telefonnummer 62 35 59 von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 17 Uhr sowie freitags zwishen 9 und 13 Uhr. *ask
FRANKFURT A. M. "So, die Füße bleiben jetzt 20 Minuten lang drin." Mit freundlichem, aber bestimmtem Ton gibt Krankenpfleger Klaus Hetzel seine Anweisungen. Josef Schmidt (Name geändert), wohnsitzlos, stellt gehorsam seine wunden Beine in den großen Plastikeimer mit einer dunkellila Flüssigkeit. "Offene Beine", erklärt Klaus Hetzel, "die häufigste Krankheit bei Obdachlosen."
Seit Mai hat die "Medizinische Ambulanz für Wohnsitzlose" in Sachsenhausen ihre Türen geöffnet. In den ersten zwei Wochen waren schon 21 Patienten bei Hetzel und seinem Team. Fast alle Patienten klagten über "Raucherbeine" oder "Unterschenkelgeschwüre". Behandelt wird mit einer Kaliumpermanganat-Desinfektionslösung. "Da schlagen andere Ärzte zwar andere Mittel vor", berichtet Hetzel. Doch könne er mit seiner Methode Erfolge nachweisen: Alle Behandlungen dokumentiert Hetzel mit Fotos oder mit Videofilm. Da könnten die Wohnsitzlosen selbst sehen, was die regelmäßige Anwendung bringt.
Denn Mißtrauen ist der Hauptgrund, warum sich die meisten Obdachlosen nicht einer "normalen" ärztlichen Therapie unterziehen, erläutert Hetzel. "Auf keinen Fall geh' ich zu so einem nochmal hin", pflichtet Josef Schmidt bei. Er weiß, waru. Mit ihrem meist nicht gerade "bürgerlichen" Aussehen sind die "Berber", wie sie sich selbst nennen, keine gern gesehenen Kunden in Arztpraxen. Oft werden sie unter Ausflüchten weggeschickt.
Die Unterversorgung der Wohnsitzlosen im medizinischen Bereich, hat Hetzel an seiner anderen Arbeitsstelle, der Wohnsitzlosen-Essenausgabe im Affentorhaus, schon länger erkannt. Gemeinsam mit seiner Frau Dagmar - sie ist Ärztin und stellt die Diagnosen in der "Medizinischen Ambulanz" - bot er dort wöchentlich eine Stunde Betreuung an. Das war zu wenig, und vor allem fehlten die notwendigen Einrichtungen.
Die sind nun da: Drei möblierte Zimmer und ein Bad mit allem, was es zur Körperpflege braucht. Einer der Räume dient als Behandlungszimmer, ein weiterer als Büro, und schließlich gibt es am Eingang einen Aufenthaltsraum - das "Wartezimmer" mit Kaffeeausschank und als Kommunikationszentrum gedacht.
Träger der Medizinischen Ambulanz ist die Arbeitsgemeinschaft für evangelistische Kommunikation (AFEK). Seit 1984 ist er als gemeinnütziger Verein registriert und finanziert sich vollständig über Spenden. Sein satzungsgemäßes Ziel, Randgruppen zu betreuen, will er bewältigen, indem er "Hilfe zur Selbsthilfe" gibt.
Das läßt sich beim Projekt Medizinische Ambulanz sehen. Ohne das engagierte Zupacken ehemals Wohnsitzloser wären die Räume kaum so schnell und kostengünstig renoviert worden. "Das war eine völlig heruntergekommene Kneipe." Alle Arbeiten, selbst das Mauern und Fliesen, seien von den Helfern erledigt worden. "Wenn sie ein Ziel vor Augen haben, dann werden sie sich ihrer sozialen Mitverantwortung bewußt", erklärte Hetzel, der sich als einen "entschiedenen Christen" bezeichnet, den Einsatz der ehemals Wohnsitzlosen. Sein Credo ist daher ein altes Indianergebet, das als Plakat seinem Bürosessel gegenüber hängt: "Großer Geist, bewahre mich davor, daß ich über einen Menschen urteile, ehe ich nicht einen halben Mond in seinen Mokassins gegangen bin."
Da sich die AFEK vollständig über Spenden unterhält, sind vor allem finanzielle Hilfen stets willkommen. Auskünfte erteilt Klaus Hetzel unter Telefon 62 35 59 von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 17 Uhr sowie freitags zwischen 9 und 13 Uhr. *ask
HÖCHST. Seit mehreren Monaten wird kein Stein mehr auf der Baustelle an der Ecke Zuckschwerdt- / Bolongarostraße bewegt. Der noch nicht vollendete Rohbau des geplanten "Scandic-crown-Hotels" ruht eingerüstet, Arbeiter sind schon seit langem nicht mehr zu sehen.
"Wir sind nur die künftigen Betreiber des Hotels und haben den Baustopp nicht zu verantworten", erklärte Hans Windhäuser, Geschäftsführer von Scandic crown Deutschland, gestern auf Anfrage der FR. Im September dieses Jahres wollte die schwedische Hotelkette ihr neues 300-Betten- Haus in Höchst ursprünglich eröffnen. Doch daraus wird jetzt wohl nichts. Windhäuser vermutet vorsichtig "ökonomische Probleme" bei der per Management-Vertrag mit dem Projekt beauftragten Berliner Immobilienfirma Amlyn.
Die eigens von Amlyn für den Hotelbau des 57,5-Millionen-Mark-Komplexes gegründete "Amlyn Hotel GmbH & Co. KG" habe das Grundstück an der Bolongarostraße im Jahr 1989 mit Hilfe holländischer Investoren gekauft und das Projekt geplant, teilte eine Mitarbeiterin des Unternehmens in Berlin der Frankfurter Rundschau mit. Bereits im November 1991 allerdings sei die "Amlyn Hotel GmbH & Co. KG" an die Amsterdamer Firma "International Hotel Consulting" des Schweden Gunnar Lundgren verkauft worden. Zuvor waren die holländischen Investoren abgesprungen. Der Sitz der "International Hotel Consulting" war bislang nicht in Erfahrung zu bringen - weder bei Amlyn noch bei der mit dem "Scandic crown"-Projekt beauftragten "Bayerischen Industrie- und Gewerbebau" (BIG) in München.
BIG-Geschäftsführer Emil Richter: "Daß da nicht weitergearbeitet wird, hat allein die Eigentümerin zu verantworten." Und die heißt Richter zufolge nach wie vor "Amlyn Hotel".Mehr wollte Richter zur Aufklärung des Rätsels um "Scandic crown" in Höchst allerdings nicht preisgeben. tos
HÖCHST. Das Loch in der Frankfurter Stadtkasse schlägt voll auf die Höchster Volkshochschule durch: Zehn Prozent des VHS-Etats für 1992 hat Dezernentin Jutta Ebeling (Grüne) gestrichen. Von den bisher 700 Kursen fliegen mindestens 100 ersatzlos aus dem Herbstprogramm, sagt der Höchster VHS-Geschäftsführer Leo Schwegel.
Besonders hart erwischt es die Fremdsprachen: Hier fallen 40 Prozent der Kurse weg. Leidtragende sind nicht nur 10 000 VHS-Besucher jährlich, sondern auch viele der 252 Honorarkräfte. "Einige triff es finanziell sehr hart", klagt Sprecherin Evelyne Schnelle.
Sommerlaune will im Höchster Bikuz trotz Ferienbeginn nicht aufkommen. Zu sehr lastet das städtische Spardiktat auf den Mitarbeitern der VHS-Dependance. Zwar werde das "Grundangebot" nicht angetastet, versichert Leo Schwegel, außerdem werde kein Kursleiter vollstän- Ersatzlos gestrichen dig "rausgekickt", aber: Einzusparen, ohne jemanden wehzutun, das geht nicht. Und so geht "eine Reihe von Honrarkräften" im Herbst leer aus, befürchtet Evelyne Schnelle.
Der Rotstift wütete vor allem im Sprachenbereich. Dort fallen nach FR-Informationen drei von acht Englischkursen für Anfänger weg, ähnlich sieht die Bilanz auch bei den Fortgeschrittenen aus. Gekappt wird darüber hinaus bei Wochenendseminaren, Bildungsurlauben und Rechtschreibkursen.
Ersatzlos gestrichen werden Türkischkurse und Hausaufgabenhilfe für ausländische Jugendliche. Nur eine einzige Ausnahme gibt es im großen Streichkonzert: Bei "Deutsch für Ausländer bleibt alles beim alten."
Auch in den anderen Bereichen verringert sich das Angebot. Die Einschnitte sind zwar nicht so gravierend wie bei den Sprachen, aber dennoch deutlich: So fällt jeder fünfte berufsbezogene Lehrgang und jeder sechste im Bereich Allgemeinbildung aus. Auf der Strecke bleiben vor allem die Interessenten an Chemie-, EDV-, Algebra-, Buchhaltungs- und zahlreichen Kreativkursen.
Wie sehr sich der Sparzwang auf die einzelnen Sparten auswirkt, hängt davon ab, wieviel Geld sie noch in der Kasse haben, denn: Die Kürzung gilt rückwirkend für das ganze Jahr. In den verbleibenden sechs Monaten muß soviel herausgeholt werden, daß 1992 insgesamt zehn Prozent weniger ausgegeben werden
Das trifft nicht nur die VHS-Besucher aus den westlichen Stadtteilen, sondern vor allem nicht festangestellte Lehrer, deren Portemonnaie jetzt leer bleibt. "Es gibt Honorarkräfte, die keinen Kursus mehr bekommen haben", betont Sprecherin Schnelle. Andere seien "auf die Hälfte beschnitten worden".
Das treffe die Mitarbeiterbesonders hart, die bisher ihre Brötchen ünberwiegend mit Volkshochschul-Untericht verdienten und jetzt sehen müßten, wo sie bleiben. Im Bereich Sprache lebe etwa jeder Zweite vom VHS-Honorar, ähnlich sehe es auch im kreativen Bereich aus.
Die Sprecherin befürchtet obendrein, daß im Endeffekt noch mehr Kurse auf der Strecke bleiben als bislang angekündigt. "Es wurde uns schon mitgeteilt, daß bei der beruflichen Bildung alle Kurse nicht stattfinden, zu denen sich weniger als 15 Teilnehmer melden." Bislang seien dagegen auch Seminare gelaufen, wenn "nur acht oder zwölf" Besucher gekommen sind.
Daß Frau Schnelles Befürchtungen nicht aus der Luft gegriffen sind, weiß auch Leo Schwegel: Er bestätigt, daß "normalerweise etwa zehn Prozent" der angekündigten Kurse mangels Teilnehmern ausfallen. "Verschaukelt" fühlen sich die Honorarkräfte noch aus einem anderen Grund: die Einsparungen wurden erst kurz vor den Sommerferien bekanntgegeben. Schnelle: "Jetzt sind schon viele in Urlaub und kriegen das gar nicht mit. Sie denken, alles ist in Ordnung. Wenn die wüßten, was ihnen blüht." dis
Die mannshoch an die Leinwand geworfenen Schaubilder sind abstrakt, und die erläuternden Begriffe stammen aus der Fachsprache des Marketings. Von "Entwicklungspotentialen", von "Aufgabenverantwortung", von "Dynamisierung der Finanzausstattung", von "Netzbewertung für den Planungsfall ÖV Nullfall (Szenario I)" ist da die Rede, oder von einem "Leitplan", einem "Aufwandsprinzip" und "Bedürfnisstrukturen".
Das wäre trotz anschaulicher Erklärungen alles ein wenig unverständlich, hätte Volker Sparmann, der Chef der Gesellschaft zur Vorbereitung des Verkehrsverbundes Rhein-Main, zum Mainzer Symposium "Rhein-Main - die Region", nicht noch eine bunte Karte mitgebracht, die seinen Traum von einem modernen Nah- und Regionalschienennetz beschreibt. Sie ist zwar auch stilisiert, doch verdeutlicht die Tafel, was es auf sich hat mit der Regionalisierung des Schienenverkehrs in Rhein-Main. Ein paar Beispiele aus dem, was Sparmann dem Publikum als seine "klare Produktpalette" präsentiert: Ein großer und ein kleiner Eisenbahn-Ring. Der große, 200 Kilometer lange, führt von Limburg über Gießen, Gelnhausen, Aschaffenburg, Darmstadt nach Wiesbaden. Der kleine führt rund um Frankfurt. Dazu die Achsen: Der Mar- burger sitzt in der schnellen City-Bahn, wenn er nach Frankfurt will. Draußen, auf dem Land, hält dieser Zug noch öfter, ab Friedberg aber geht es "in einem Ruck" und ohne weiteren Halt in die Stadt. So werden, hofft der Verkehrsplaner, Wohnortnachteile ausgeglichen.
Sparmann präsentiert sich und seinen Entwurf von einem bahn- und busfreundlichen Hessen in einer betont werbenden und deshalb über etwaige Unstimmigkeiten salopp hinweggehenden Art. Er spricht von einer "neuen Philosophie", wie die Verkehrsbetriebe in Zukunft mit ihrem Kunden umgehen wollen - oder sollen. "Von Menschen für Menschen", so stellt er sich den Nahverkehr in der Region vor, und zwar schrittweise vom kommenden Frühjahr an. Man dürfe nicht beim "bloßen Feststellen eines Wertewandels" verharren, man müsse an einem "Verhaltenswandel" aktiv mitarbeiten.
Wieder ein Schaubild, der Kuchen, um den es geht. Da ein Viertel unbelehrbarer Autonarren, dort (ein bißchen mehr als) ein Viertel dogmatischer Autofeinde. Beide hakt Sparmann schnell ab. Auch mit den Gleichgültigen hält er sich nicht lange auf, sondern stürzt sich auf das Viertel Verkehrsteilnehmer, die man locken könnte, die empfänglich sind für überzeugende Worte und erst recht für einen guten Service. Stimmt das Angebot, dann, glaubt man Sparmann, sind auch Mercedes-Fahrer auf den Bahn-Geschmack zu trimmen: Denn von einem bestimmten Status an automatisch und immer Auto zu fahren, "das ist nicht so", behauptet der Schienen- und Busmanager.
Doch mit einer S 14, die von Wiesbaden nach Frankfurt in 40 Minuten eher gemächlich über die Gleise juckelt, sei der Umstieg nicht zu bewältigen, das weiß auch Sparmann. Doch die S 14, stellt einer aus dem Auditorium bespielhaft für fast alle anderen Strecken fest, "hat doch kein eigenes Gleis", wie solle denn dort angesichts des Vorrangs für den Fernverkehr eine Verbesserung herbeikommen? "Ein gravierender Punkt", entgegnet Sparmann, der eine "Gleichstellung" von Nah- und Fernverkehr fordert. Eilig verweist er, als sei das alles nur eine Sache von Verhandlungsgeschick und Entgegenkommen, auf die "ganz hervorragende" Zusammenarbeit mit der Bundesbahn-Direktion in Frankfurt. Doch eine echte Antwort bleibt er schuldig.
STEPHAN BÖRNECKE
BOCKENHEIM. Dirigent Günter Haak und seine Spielleute vom Frankfurter Fanfarencorps Bockenheim 1967 haben bei den 16. Deutschen Meisterschaften der Spielmanns-, Fanfaren-, Hörner- und Musikzüge in Fulda in der Brassband- Klasse die Vizemeisterschaft errungen. In diesem zweiten Platz - hinter dem Titelgewinner aus Illenberg/Norddeutschland - sehen die Bockenheimer eine Leistungsbestätigung. Immerhin sind sie seit 1989 amtierender Hessenmeister, 1991 waren sie beim Wettstreit in Elst/Niederlande "Bester Ausländischer Musikzug".
Sein Klang- und Erscheinungsbild hat der deutsche Vizemeister schon vor vielen Jahren in Richtung Brassband (Marschkapelle) umgestellt. Doch erst jetzt war dies auch Anlaß zur Namensänderung. Die Mitgliederversammlung stimmte kürzlich für "Marching Band Frankfurter Fanfarencorps Bockenheim 1967 e.V. The Sound of Frankfurt".
Der Verein besteht also seit nunmehr 25 Jahren; sein Ursprung geht aber bis in die fünfziger Jahre zurück. 1952 gründete Ludwig Döhren den Bockenheimer Fanfarenzug, der sich Ende 1954 dem Frankfurter Karnevalverein 1911 und seiner Maagard als korporatives Mitglied ("Bockenheimer Fanfarenzug der Maagard") anschloß. Die Chronik nennt aus dieser Zeit erfolgreiche Auftritte der Maagard und des Fanfarenzuges unter der Stabführung von Ludwig Döhren (später unter Gerd Arnold) in Rüsselsheim, Weilbach, im Saargebiet und sogar in der Schweiz; nicht zu vergessen die damaligen Neujahrsaufmärsche am Römer.
1966 trennten sich die Wege der Spielleute, der Zug spaltete sich in drei Lager: Fanfarenzug West (Leitung: Karl-Heinz Lickfeld), Bonameser Fanfarencorps (Leitung: Dieter Daniel) und das Frankfurter Fanfarencorps, gegründet von Stabführer Gerd Arnold (heute Ehrenstabführer) und 17 Mitgliedern am 17. März 1967. Die Spaltung bedeutete auch das Ende der Kooperation mit dem Frankfurter Karnevalverein 1911 und seiner Maagard.
Arnold begann mit zwölf Spielleuten, die Zahl der Aktiven wuchs in relativ kurzer Zeit auf 25. Im Mai 1967 gab es den ersten "Ausmarsch" anläßlich des 60jährigen Vereinsbestehens des Sportvereins 07 Viktoria-Preußen Eckenheim. Bereits zwei Monate danach beteiligte sich das Frankfurter Fanfarencorps an einem Wettstreit in Walldorf und belegte auf Anhieb zweite Plätze in der Fanfarenzugklasse B sowie in der Hörnerklasse. Von da an verbuchten die Bockenheimer weitere Erfolge bei verschiedenen Wertungsspielen und Meisterschaften.
Am 18. Juni 1969 gründete sich ein Majorettencorps zur optischen Umrahmung bei musikalischen Auftritten. Von 1970 bis 1975 errang das Corps sechsmal die Landesmeisterschaft in der Hörnerklasse A. Außerdem holte man 1970 in der Hörnerdisziplin die deutsche Vizemeisterschaft, in Ulm bei den deutschen Meisterschaften 1972 den dritten Platz. In Ulm wurde das Corps zudem mit der Silberplakette des Bundesverbandes ausgezeichnet. 1973 standen die Spielleute bei den "Deutschen" auf dem Siegertreppchen ganz oben. Es folgten auch internationale Begegnungen, das Frankfurter Fanfarencorps war im In- und Ausland damals schon stark gefragt.
Bis heute haben die Spielleute in 25 Jahren weit mehr als 1200 Ausmärsche bestritten, die Erfolge bei Wettbewerben und Meisterschaften sind schon kaum mehr zu zählen.
Am 15. August 1974 wurde ein Jugendfanfarencorps (mit Majoretten) gegründet, das Seniorencorps stellte seine Spielfähigkeit von der Fanfarenklasse A auf Fanfarenklasse Modern um.
1975 ging die Vereinsführung von Gerd Arnold auf Helmut Kemmler über, der bis dahin Spielmann und Zweiter Vorsitzender gewesen war. Der Verein bestand bei diesem Führungswechsel aus 252 Mitgliedern, dem Corps gehörten 108 Spielleute und Majoretten (davon 60 Jugendliche) an. Heute präsentiert der musikalische Leiter Günter Haak eine Marching Band mit 42 Aktiven (32 Spielleute und zehn Mädchen in der sogenannnten Color-Garde). Musikproben und Training der Garde sind derzeit in einem ehemaligen Firmengebäude in der Voltastraße.
Etwa im September soll der Verein in das im Bau befindliche "Vielphon-Haus" am Schönhof umziehen. Vorher jedoch, am 24. Juli beteiligt sich die Band am Blumencorso in Nizza/Frankreich, im August an einer Großveranstaltung in Aix les Wains bei Lyon. dixi
SACHSENHAUSEN. Timo Jäger fährt sich nervös durchs lange Haar. Ganz wohl in seiner Haut fühlt er sich nicht an diesem Abend vor dem Jugendzentrum Südbahnhof. Als Sänger der Band "Truth, Love and Hair" hat er eine Probe zu bestehen, die ihm Unbehagen bereitet. Seine Band soll als Vorgruppe von "Hands on the Wheel" auftreten. Das Problem: Vor zwei Wochen hat sich der Bassist verabschiedet und so muß Timo Jäger zum Gesang noch das Baßspiel übernehmen. "Irgendwie werden wir das Ding schon über die Bühne bringen", meint er. "Obwohl wir in der geschrumpften Besetzung nur einige Stunden geprobt haben." Sonst spielen die Halbprofi-Musiker von "soft bis bretthart" alles, was mit Rock zu tun hat - meist in US-amerikanischen Clubs oder in Bayern. "Das sind die einzigen Wege, mit Musik zu Geld zu kommen", meint Timo.
Der Verlust des Bassisten hatte für "Truth, love and hair" weitreichende Konsequenzen für den Gig im Juz. "Wir können leider keine eigenen Stücke spielen, wir müssen uns heute abend auf das Covern beschränken", bedauerte der Sänger. So spielten die Drei Songs von Led Zeppelin, AC/DC und Guns 'n' Roses nach, was die Stimmung für den Hauptact schon einmal anheizte. Verantwortlich für das Doppelkonzert zeichneten Mitarbeiter der ÖTV-Jugend und das Juz. "Auch wenn es in den vergangenen Wochen Streiks gab, wollen wir hier keinsfalls Gewerkschaftspolitik machen", erklärte Harald Wagner, Jugend-Sekretär der ÖTV. "Es soll einfach ein Fest für Gewerkschaftsmitglieder und Jugendliche sein. So ein Konzert ist außerdem eine Möglichkeit, mal andere Leute, vielleicht sogar Erwachsene, in das Jugendzentrum zu bekommen."
Vom Plakatekleben bis zur Bühnentechnik haben die Mitarbeiter von Juz und ÖTV alles selbst organisiert. Etwas enttäuscht waren da die Helfer schon von der geringen Zuschauerresonanz - was vermutlich am schönen Wetter lag.
Ganz andere Sorgen als die geschrumpfte Band und die Veranstalter hatte Thomas Ripphahn von "Hands on the Wheel". "Wir müssen langsam aufpassen, daß wir nicht zu oft in Frankfurt spielen, sonst ist das Publikum übersättigt von uns." Zwar bezeichnet sich das Quintett nicht als Frankfurter Band, doch kann "Hands on the Wheel" auf eine Menge Auftritte von "kleiner Klitsche bis große Halle" in Frankfurt zurückblicken. Vor eineinhalb Jahren von Ripphahn gegründet, spielte die Combo mittlerweile in ganz Deutschland: "Am besten ist unsere Laune jedoch in Frankfurt, da ist das Publikum nämlich auch immer gut gelaunt."
Zusammen mit dem Iren Dave Meaney schreibt und textet Ripphahn Songs, die zwischen Folk und Blues liegen. Maßgeblichen Einfluß hat die Stimme des Songwriters, die oft an die von Bruce Springsteen erinnert. Die Titel erhalten durch den rauchigen Gesang Charakter. "Meine Vorbilder spielen da eine wichtige Rolle, das gebe ich offen zu." Der Bandleader nennt Namen wie Jackson Browne, Van Morrison und die Allman Brothers Band.
Mit der Zeit hat sich bei Thomas Ripphahn eine Menge Songmaterial angesammelt, das nun mit den vier Musikern (Rene Detroy am Schlagzeug, Henning Doms an den Keyboards, Stephan Arnold am Bass, Michael Breuer an der Gitarre) auf die Bühne und im August auch auf Platte kommt. Eine Singleauskopplung soll bald erscheinen.
Im Herbst will die Band auf Tournee gehen - und Thomas Ripphahn kündigt an: "Wir setzen alles auf eine Karte. Und wenn es nicht klappen sollte, machen wir erst recht weiter. Das ist erfahrungsgemäß das Beste." HENNING EICHLER
FRANKFURT-WEST. Die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft (FTG) hat für die Sommermonate ein Ferienprogramm mit Sport- und Freizeitangeboten rund um die Sportanlage im Rebstöcker Weg 15 (Rödelheim) und das Bockenheimer Sportzentrum in der Marburger Straße 28 organisiert.
Am Freitag, 10. Juli, gibt es Abwechslung für Wasserfreunde: Um 10 Uhr ist Treffpunkt am Bockenheimer Sportzentrum zur Fahrt auf den Wasserspielplatz "Tannenwald". Am darauffolgenden Dienstag, 14. Juli, heißt es dann nachmittags "Disco für alle": von 15 bis 17 Uhr.
"Rund ums Fahrrad" geht es dann am Donnerstag, 16. Juli, ab 15 Uhr in der Sport- und Freizeitanlage Rödelheim. Wieder in Bockenheim treffen sich dann am Montag, 20. Juli, um 13 Uhr diejenigen, die an einer "Schnipseljagd" und an Wasserspielen auf dem ehemaligen Gelände der Bundesgartenschau interessiert sind. Das Brentanobad ist einen Tag später, am Dienstag, 21. Juli, Ziel eines Ausflugs. Treffpunkt: 13.30 Uhr, Sportzentrum Bockenheim.
Am Freitag, 14. Juli, (10 Uhr) steht eine Wanderung zum Fuchstanz ins Haus (Treffpunkt: Marburger Straße), und am Montag, 27. Juli, beginnt die "Kinder-Olympiade" um 14 Uhr im Bockenheimer Sportzentrum. Den Abschluß des Ferienprogramms bildet ein Ausflug zur Lochmühle. Die Teilnehmer treffen sich um 9.30 Uhr in der Marburger Straße.
Für die einzelnen Veranstaltungen sind Voranmeldungen erforderlich. Anmeldungen nimmt die FTG-Geschäftsstelle unter der Rufnummer 77 49 29 entgegen. *fs
WESTLICHE STADTTEILE. Kurz vor der parlamentarischen Sommerpause haben die Grünen im Frankfurter Westen ihre Ortsbeirtats Kandidaten für die Kommunalwahl im März 1993 vorgestellt. Den Spitzenplatz nimmt erneut der derzeitige Fraktionschef Thomas Schlimme ein. Der 32 Jahre alte Landwirt aus Griesheim ist einer der engagiertesten Mitglieder der Umweltgruppe "Schnüffler un' Maagucker".
Erreichen die Grünen im kommenden Frühjahr wieder ihr 89er Ergebnis von 7,5 Prozent der Wählerstimmen, dann ist auch die hinter Schlimme plazierte Christine Schwab im Ortsbeirat. Seit etwa einem Jahr arbeitet die 37jährige Unterliederbacherin als ehrenamtliche Kinderbeauftragte für die westlichen Stadtteile.
Ein politisch weitgehend unbeschriebenes Blatt ist dagegen Grünen-Kandidat Nummer drei: der 32 Jahre alte Wolfgang Weber aus Schwanheim. Erst auf Listenplatz vier ließ sich Thomas Rahner aufstellen. Der Ortsbeirats-Kollege von Thomas Schlimme - bis Ende April Fraktionschef im Bolongaropalast - möchte sich, wie berichtet, künftig auschließlich auf seinen Beruf als Anwalt konzentrieren.
Mit Elisabeth Aporta findet sich eine ehemalige Ortsbeirätin auf Listenplatz fünf. Die 43jährige aus Nied ist freigestellte "Forum"-Betriebsrätin beim Chemiekonzern Hoechst. Die Plätze sechs, sieben und acht nehmen der "Schnüffler" und Chemiestudent Peter Kyritz aus Sossenheim, die 31 Jahre alte Sabine Kunz aus Schwanheim und der 25jährige Schwanheimer Michael Kohleis ein. leo
WESTLICHE STADTTEILE. Optimistisch zeigt sich die FDP im Frankfurter Westen: Für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr präsentiert die Partei gleich zehn Ortsbeirats-Kandidaten, um nach 16jähriger Abstinenz wieder in den Bolongaropalast einzuziehen.
Auf Platz eins der Liste steht Michael Kallweit, seit einem Jahr Vorsitzender der FDP-West. Der 26jährige Versicherungskaufmann aus Griesheim, der auch für das Stadtparlament kandidiert (Rang fünf), will die Innere Sicherheit und den Verkehr zum Wahlkampfthema machen.
Sollte Kallweit in den Römer einziehen und die FDP auch den Sprung in den Bolongaropalast schaffen, wird Carl Hegenwald für ihn in den Ortsbeirat nachrükken. Der 32 Jahre alte Marketing-Berater aus Sossenheim ist seit zwei Jahren FDP-Mitglied und engagiert sich in den Parteiarbeitskreisen Umwelt, Kultur und Wirtschaft.
Auf Platz drei kandidiert die 65jährige Hausfrau Johanna Meyer aus Griesheim. Die Richterin Ingeborg Schulze (52) ist Kandidatin Nummer vier der Freien Demokraten.
Auf den folgenden Plätzen treten an: die beiden Griesheimer Dr. Meinhard Quack (Internist /52) und Friedrich Otto (Psychologe /44), die Sossenheimerin Brigitte Richter (Familienpflegerin /28), Erich Meyer (Bundesbahn-Inspektor i. R. /79) aus Griesheim, Hansjürgen Zerm (Industriekaufmann / 48) aus Schwanheim und der Höchster Thomas Klingner (Student / 26).
Seit 1977 ist die FDP nicht mehr im Ortsbeirat 6 vertreten. Damals saß Walter Grossbach für vier Jahre im "Sechser". Bei der Kommunalwahl 1989 erreichten die Freien Demokraten im Frankfurter Westen 3,5 Prozent, im gesamten Stadtgebiet kam die FDP auf 4,8 Prozent. tos
FRANKFURT A. M. Auf zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für Sozialhilfeempfänger hat die Erwerbsloseninitiative der Evangelischen Luthergemeinde hingewiesen. Wie der Sozialarbeiter der Gruppe, Michael Eismann, erläuterte, könnten im Bereich der Alten- und Krankenpflege monatlich 316 Mark zusätzlich verdient werden, ohne daß das Sozialamt dies von der Sozialhilfe abziehe. Bereits im vergangenen Jahr habe der Leiter des Frankfurter Sozialamtes verfügt, daß "Einkommen, welche im Rahmen der Betreuung kranker, alter und behinderter Menschen" erzielt wurden, bis zu dieser Höhe mit dem Geld vom Sozialamt nicht verrechnet werden. "Mehrbedarfszuschlag" heißt das in der Sprache der Ämter. Erstaunt zeigte sich Eismann darüber, daß diese seiner Meinung nach "erfreuliche Regelung" vielen seiner Kollegen bei Stadt und Sozialamt nicht bekannt sei. Seine Vermutung: "Das soll wohl - aus finanziellen Gründen - nicht an die große Glocke gehängt werden."
Diese Regelung betrifft allerdings lediglich Sozial-, nicht aber Arbeitslosenhilfe-Empfänger. Diese dürfen höchstens 30 Mark wöchentlich dazuverdienen, alles weitere wird zur Hälfte vom Arbeitsamt wieder abgezogen. Der Grund für die ungleiche Behandlung: Arbeitsämter müssen sich an das "Arbeitsförderungsgesetz" halten, und das ist Bundesrecht. Dagegen wird die Sozialhilfe von den Kommunen geregelt.
Der Verein "Hilfe im Nordend" (HIN), der zur evangelischen Luthergemeinde gehört, bietet sich als Vermittler solcher Tätigkeiten an. Für etwa zehn Mark Netto-Stundenlohn stellen Mitglieder der Erwerbslosengruppe im HIN ihre Hilfe zur Verfügung. Treffpunkt der Gruppe ist jeweils Montags (13 bis 19 Uhr) und Freitags (10 bis 16 Uhr) im Gemeindehaus, Musikantenweg 58. Nähere Informationen können unter der Rufnummer 49 05 74 erfragt werden. *fs
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FRANKFURT A. M. Beim "2. Gardetanzsport- und Aufstiegsturnier" der Turn- und Sportgemeinde Eschborn ertanzte sich die Solistin des Karnevalvereins "Der Frankfurter 02", Julia Hoffmann, den ersten Platz in der B-Schülerklasse. Erste wurde außerdem die Damengarde mit einem Showtanz in der A-Klasse Modern Dance. Einen schönen dritten Platz belegte die Kindergarde in der Schülerklasse B.
Mit drei gewonnenen Pokalen gehörten die "02er" zu den erfolgreichsten Teilnehmern des Turniers. Werner Bachmann, der Vorsitzende des Vereins, bedankte sich für die guten Leistungen bei den Aktiven sowie bei Trainerin Gudrun Durand und den Betreuerinnen der Garde. dixi
Karneval-Club "Die Nordendler": Die Geschäftsstelle des Vereins ist neuerdings in der Lenaustraße 79 (Eingang Lortzingstraße), 6000 Frankfurt 1 (Tel. 59 02 66). Am Freitag, 3. Juli (20 Uhr), treffen sich die Mitglieder des Präsidiums in der Geschäftsstelle. od/26
Karnevalgesellschaft "Die Fechemer Dutte": Bei der Jahreshauptversammlung wurde ein neuer geschäftsführender Vorstand gewählt: Horst Luckey (1. Vorsitzender), Willi Hohmann (1. Kassierer), Petra Uhl (1. Schriftführerin). Neue Postanschrift des Vereins: Lachnerstraße 4, 6000 Frankfurt 61. od/26
Freiwillige Feuerwehr Enkheim: Für 25jährige Mitarbeit im vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz und die im ehrenamtlichen Dienst erworbenen Verdienste erhielten Walter Steinbrech und Karlheinz Caspary die Ehrenmedaille des Stadtkreisfeuerwehrverbandes Frankfurt. Vorgenommen hat die Ehrung Stadtbrandinspektor Gerhard Weidhaas. od/26
Turn- und Sportgemeinschaft 1860 Fechenheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Freitag, 3. Juli (18 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Fechenheim, Pfortenstraße. Platzobmann ist Gerhard Götze (Tel. 42 31 82). od/26
Der VdK Bornheim bietet Sprechstunden an: Jeden ersten und dritten Dienstag im Monat stehen im Bürgertreff, Saalburgstraße 17, von 16.30 bis 18.30 Uhr Gesprächspartner zur Verfügung. vo
Die Tuberkulose ist in einigen Ländern Europas und in den USA wieder zu einem ernsten Problem geworden. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf mitteilte, spielt dabei auch die wachsende Zahl der Aids-Fälle eine Rolle, weil das Immunsystem des Körpers geschwächt wird.
Nach den Angaben der WHO sterben weltweit jährlich über drei Millionen Menschen an Tuberkulose, und zwar zu 98 Prozent in den Entwicklungsländern. In Europa und anderen Industriestaaten werden jährlich wieder rund 40 000 Menschen Opfer der TB, die Zahl der Erkrankungen pro Jahr wird auf 400 000 geschätzt. Meist befällt die Tuberkulose ältere Menschen sowie sozial Schwache.
Die höchste TB-Zunahme in Europa hat die Schweiz zu verzeichnen (33 Prozent zwischen 1986 und 1990), gefolgt von Dänemark (31 Prozent zwischen 1986 und 1990), Italien, Norwegen, Irland, Österreich und Finnland. In Deutschland und Belgien gingen die TB-Erkrankungen dagegen weiter zurück. dpa
Eine überraschende Gemeinsamkeit zwischen Schmecken und Sehen haben amerikanische Forscher entdeckt. Sie berichteten in dem britischen Wissenschaftsmagazin "Nature", daß beim Schmecken bestimmte Signale offenbar fast genauso übertragen werden wie beim Sehen. Die Molekularbiologen fanden in den Geschmacksknospen von Ratten ein signalvermittelndes Protein (Eiweiß) namens Alpha-Gustducin, das dem Protein Transducin sehr ähnelt. Transducin spielt eine Schlüsselrolle bei der Reaktion des Auges auf Lichteinwirkung.
Die Wissenschaftler vom Roche-Institut für Molekularbiologie in Nutley (New Jersey) vermuten, daß Alpha-Gustducin an der Übertragung von bitterem Geschmack beteiligt ist. Geschmacksknospen setzen sich aus Gruppen von 40 bis 60 Zellen zusammen, von denen jede auf eine der vier Geschmacksgruppen spezialisiert ist: süß, sauer, salzig oder bitter.
Sollten die neuen Erkenntnisse über das Schmecken auch beim Menschen zutreffen, wollen die Experten eine Beimengung auf den Markt bringen, die den bitteren Geschmack mancher Medikamente unterdrücken könnte. dpa
Mit der Bildung des gemeinsamen Binnenmarktes 1993 der Europäischen Gemeinschaft richtet sich das Hauptinteresse der europäischen Länder vor allem auf wirtschaftliche Fragen und die durch den wirtschaftlichen Zusammenschluß erwarteten Veränderungen. Wenn man die öffentlichen Verlautbarungen verfolgt, so scheinen dort die positiven Beurteilungen zu dominieren: Wegen der ernormen Vergrößerung des gemeinsamen Wirtschaftsgebietes und den damit verbundenen Wegfall vielfältiger Hemmnisse, erwartet die Industrie größere Absatzmärkte und bessere Absatzchancen, die Verbraucher ein noch reichhaltigeres und billigeres Warenangebot. Durch die stärkere Bündelung der europäischen industriellen Produktionskräfte erhofft man sich darüber hinaus, insbesondere mit Blick auf die großen Industrieblöcke USA und Japan, eine wesentliche Verbesserung der weltwirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit. Diese wirtschafts-immanente Betrachtung läßt in der Regel völlig unberücksichtigt, inwieweit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung überhaupt mit der viel allgemeineren notwendigen Randbedingung im Einklang steht, nämlich das endliche und nicht beliebig robuste Ökosystem unserer Erde dem Menschen langfristig als seine Lebensgrundlage zu erhalten. So zeichnet sich heute doch immer deutlicher ab, daß dieses unerbittliche Wettrennen der verschiedenen Länder und Ländergruppen um größere Marktvorteile, letztlich von denjenigen gewonnen werden wird, die aus schnellsten, raffiniertesten und umfassendsten die Naturschätze unserer Erde zu ihren Gunsten auszuplündern vermögen. Dieses Wettrennen gleicht deshalb immer mehr einem Wettsägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Hierbei ist die Erkenntnis wichtig, daß dieses unsinnige und selbstmörderische Tun in keiner Weise "unnatürlich" ist. Denn die Natur hindert niemanden daran, seine langfristigen Überlebenschancen zu mindern, so wie sie auch keine direkten Hinweise gibt, wie solche gefördert werden können. Sie überläßt vielmehr alle diese Entscheidungen, scheinbar teilnahmslos, dem ewigen Spiel von "Versuch und Irrtum".
Unsere geistigen Fähigkeiten erlauben uns, Gesetzmäßigkeiten in der Natur zu erkennen, und damit in gewissem Umfange, Zukünftiges vorherzusehen und vorherzusagen. Durch geeignete Manipulation des Gegenwärtigen erwächst uns dadurch die Fähigkeit, Prozesse in eine von uns gewünschte Richtung zu lenken.
Es ist diese Fähigkeit eines bewußten Verständnisses zusammen mit unserer (in einer langen erfolgreichen Stammesentwicklung etablierten) Vernunft, die uns prinzipiell erlaubt, nicht alle Versuche und die dabei möglichen Irrtümer mitsamt ihren negativen Folgen (einschließlich des totalen Scheiterns) auch wirklich und tatsächlich ausführen zu müssen, sondern von vornherein nicht-erfolgversprechende Wege in weiser Voraussicht zu meiden. (. . .)
Es erscheint offensichtlich: Ohne eine Änderung der Rahmenbedingungen und der Spielregeln der von uns praktizierten Ökonomie können keine der uns heute bedrängenden Probleme - der Friedenssicherung, des Ressourcenschutzes, der Mitweltverträglichkeit und der Herstellung und Bewahrung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Ausgewogenheiten zwischen Menschen und Völkern - gelöst werden. Bei der jetzigen Wirtschaftsweise lassen wir nämlich irrtümlicherweise die wesentliche und notwendige Einbettung des Menschen in seine natürliche Mitwelt außer acht, weil wir aus der beobachteten relativen Robustheit des stetig gewachsenen und hochausgetesteten Ökosystems den fatalen Fehlschluß ziehen, die Umwelt sei ein unendlich ergiebiges und unendlich nachsichtiges Medium, aus dem wir einerseits Ressourcen für unsere wachsende Produktion und unserem üppigen Lebensstil nach Belieben entnehmen, und in das wir andererseits die dabei entstehenden Abfälle folgenlos abkippen können.
Es gibt in der Natur ein wichtiges Grundgesetz - in der Physik als Entropiesatz oder "Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik" bekannt - nach dem in abgeschlossenen Systemen eine unwahrscheinliche Konfiguration (kleine Entropie) im Laufe der Zeit sich automatisch in eine wahrscheinlichere (mit größerer Entropie) verwandelt. Dies hat die wesentliche Konsequenz, daß jegliche ausgezeichnete oder besondere Ordnungsstruktur sich letztlich von alleine in Unordnung auflöst. Diesem "natürlichen" Trend zur Ordnungsminderung oder auch - wenn wir sinngemäß höher differenzierte Strukturen mit einem höheren Wert belegen - zur "Wertzerstörung" steht nun auf unserer Erdoberfläche erstaunlicherweise eine Entwicklung der ständigen "Wertschöpfung" gegenüber, wie sie am deutlichsten in der Evolution des Lebendigen zu immer höher differenzierten Organismen zum Ausdruck kommt.
Dieses scheinbar anormale Verhalten der "Wertsteigerung" und strukturellen Höherentwicklung geschieht aber nicht im Widerspruch zum Entropiesatz, der eine automatische Vermehrung von Unordnung oder Entropie fordert, sondern ist eine Folge davon, daß die Erde im elektromagnetischen Strahlungsfeld der Sonne liegt, wodurch der Erde dauernd Ordnungsenergie oder Syntrope (negative Entropie) zugeführt wird. Die Sonne spielt also gewissermaßen in dieser Evolution die Rolle einer "ordnenden Hand", welche den allgemeinen Wertzerfall teilweise in einen Wertzuwachs umkehrt. Es ist diese ständige Syntropiezufuhr - dieses stetige "Einkommen" an Ordnungsenergie, das wir täglich kostenlos von der Sonne entgegennehmen - welche die Evolution des Lebendigen auf der Erde vorantreibt und primär auch für die Wertschöpfungsprozesse der Menschen verantwortlich ist.
Die enorme industrielle Entwicklung wurde allerdings erst möglich, durch eine sekundäre Nutzung der Sonnen-Syntropie über die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas. In einem Jahrhundert verschleudern wir mit diesen Energieressourcen ein ungeheures Syntropie-"Vermögen", das in der Vergangenheit - vermöge der Photosynthese energiereicher Kohlenstoffverbindungen durch grüne Pflanzen und Kleinorganismen - über hunderte von Jahrmillionen aus der Sonneneinstrahlung aufgesammelt wurde.
Die "Wertschöpfung" und Produktivität moderner Industriegesellschaften gleicht deshalb mehr der Methode eines Bankräubers, der die geringen Kosten seiner Schweißgeräte mit den wesentlich größeren "Gewinnen" bilanziert, die ihm als Beute beim Knacken von immer weiteren und reicher gefüllten Tresoren mit Naturvermögen zufällt. (. . .)
Die unbestrittene Endlichkeit bestimmter nicht-erneuerbarer Ressourcen wird bei dieser Betrachtung gewissermaßen immer wieder durch die unbegrenzte Phantasie des Menschen, sich immer neue Ressourcen zu erschließen, überlistet oder sogar überkompensiert. (. . .)
Die hemmungslose Eskalation im Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen führt in der Folge zu einer immer weiter beschleunigten Erschöpfung dieser Ressourcen und ihrer nachfolgenden Ersatzstoffe. Diese offensichtliche Destabilisierung wird darüber hinaus noch erheblich verschärft durch eine direkt damit gekoppelte Eskalation in der Erzeugung von "Müll", eben jenen Endprodukten dieser Ressourcen, die, weil für uns unbrauchbar, nicht mehr auf eine geeignete Weise zum Anfangspunkt des Produktionskreislaufes zurückgeführt werden.
Jeglicher Wertzuwachs ist immer gleichzeitig mit einem Wertzerfall verknüpft, was für uns jedoch oft nicht so sichtbar ist, weil die Wertminderung etwa durch eine nicht wahrgenommene Verwandlung von hochwertiger Energie - zum Beispiel elektrischer Energie oder chemischer Energie eines Brennstoffes - in minderwertige Wärmeenergie erfolgt. Je weniger und je langsamer Umwandlungen stattfinden, um so geringer der Wertzerfall oder der Syntropieverbrauch. Deshalb sind Mäßigung und "Gemächlichkeit" (Peter Kafka) die besten Voraussetzungen, um bei Syntropiezufuhr den "unnatürlichen" Aufbauprozessen gegenüber den "natürlichen" Abbauprozessen eine Chance zu geben.
Im Gegensatz zur Technik, die großteils rasante Prozesse bevorzugt und damit Syntropie nutzlos verschleudert, bevorzugt die uns umgebende Natur bei ihren Umwandlungen genügend langsame Prozesse, um die Syntropie voll auszunutzen. Umweltprobleme lassen sich deshalb letztlich nur durch weitgehende Vermeidung und nicht durch eine nachträgliche Reparatur von Schäden lösen, da jegliche Reparatur wieder neue Aktivitäten und damit notwendig weitere Schädigungen nach sich zieht. Da die Zukunft wegen der komplexen Struktur der Wirklichkeit in wesentlichen Teilen nicht nur praktisch sondern prinzipiell nicht prognostizierbar ist, liefert die in der Technik an einfachen Systemen erfolgreich erprobte und deshalb dominant bevorzugte Strategie, Prozesse bezüglich bestimmter, ausgewählter Optionen zu maximieren, nur kurzfristige Vorteile.
Um langfristig überlebensfähige Strukturen zu entwickeln, müssen vielmehr Entwicklungsprozesse gewählt werden, bei denen die Zahl möglicher Optionen maximiert wird, damit höhere Flexibilität und deshalb bessere Anpassungsfähigkeit an sich verändernde äußere Bedingungen erreicht werden. Aus diesem Grund dominiert in der uns umgebenden Natur die differenzierte Vielfalt über die machtvolle Einfalt, und dies nicht - so viel wir wissen - aufgrund bewußter Absicht, sondern als Ergebnis eben dieses Ausleseprozesses. Ein Evolutionsprozeß, der höher differenzierte Strukturen hervorbringen will, muß daher genügend langsam erfolgen, um den vielfältigen Neuschöpfungsversuchen eine Chance zu geben, ihre Lebensfähigkeit und möglicherweise ihre relative Überlegenheit in Wechselwirkung mit den schon existierenden Lebensformen gründlich zu erproben. Es wäre deshalb für uns Menschen ratsam, bei unseren Handlungen die Natur nicht als unsere Gegenspielerin zu betrachten, sondern voll mit ihr zu kooperieren, um an ihrer über vier Milliarden Jahre alten Erfahrung teilzuhaben. Wir müssen unser Handeln und Wirtschaften so ausrichten, daß wir die Vitalität und Produktivkraft - das heißt die "Sustainability" oder "Nachhaltigkeit" - unseres irdischen Ökosystems, das auch unsere Lebensgrundlage bildet, nicht zerstören.
Doch wie läßt sich eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft in unseren heutigen "real existierenden" Gesellschaftssystemen praktisch implementieren? Die Möglichkeit irgendwelche Ziele überhaupt "aktiv" ansteuern zu können, setzt eine prinzipielle Steuerungsfähigkeit des System voraus. Dieses wiederum verlangt eine ausreichende Flexibilität und Reaktionsfähigkeit seiner Glieder, die wohl nur bei einer genügend weitgehenden Dezentralisierung der Gesamtstruktur erreicht werden kann. Denn Flexibilität verlangt notwendig eine umfassende und unabhängige Partizipation der Menschen, was nur in relativ kleinen Regionen funktioniert, da sie wechselseitige Dialoge erfordern, bei denen die Zeitverzögerung, mit der eine Reaktion auf irgendwelche Aktionen eines Agierenden für diesen erkennbar erfolgt, dessen zeitliche "Frustrationsperiode" nicht überschreiten darf. Auch führt unser westlicher "wissenschaftlich-technisch-wirtschaftlicher Fundamentalismus" mit seiner irrigen Vorstellung, bei ausreichender Kenntnis aller Gegebenheiten letztlich alles in den Griff bekommen zu können, und mit seiner primitiven Bewertung, alle Werte entsprechend dem Tauschwert allein durch Geld beziffern zu können, zu Sinnentleerung, Erstarrung und Einebnung ethnischer und kultureller Vielfalt. (. . .)
Die vor uns stehende Aufgabe einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaft ist in der Tat gigantisch und ihre Realisierung, wie von allen "Realisten" immer wieder betont, absolut utopisch. Ich stimme dieser pessimistischen Einschätzung zu und auch der dadurch stillschweigend angenommenen Vorstellung, daß sich die ganze Schwierigkeit eben dann auf irgendeine andere, für uns bisher noch nicht einsehbare Weise, von selbst wird lösen müssen. Denn für die Natur gibt es ja prinzipiell keine unlösbaren Situationen. Aber es gibt überhaupt keine Gewähr dafür, daß eine solche natürliche Lösung für uns Menschen besonders günstig ausfallen wird. Denn es erscheint mir beliebig unwahrscheinlich, daß die von uns Menschen in den industrialisierten Ländern in Gang gesetzte, eskalierende Produktionseigendynamik letztlich aus sich heraus je geeignete Gegenkräfte entwickeln wird, die diese Dynamik einfängt und stabilisiert, ohne von dem wirksamsten Instrument Gebrauch zu machen, nämlich uns Menschen und unsere rücksichtslosen, das allgemeine Leben auf unserer Erde negierenden Zivilisation einfach auszulöschen.
Diese Korrekturdynamik wird zugegebenermaßen zunächst - wie schon jetzt sichtbar und spürbar - die Schwächsten dieser Erde und Schuldlosesten an dieser Misere, also die Menschen in der "Dritten Welt", mit vernichtender Gewalt überrollen, aber sie wird sehr schnell danach auch auf uns in den industrialisierten Ländern, die eigentlichen Urheber dieser katastrophalen Entwicklung, mit unseren hochgezüchteten, hochempfindlicheren Gesellschaftssystemen verhängnisvoll durchschlagen. Es wird letztlich keine "Insel der Seeligen" mehr geben, die einer Minderheit von Privilegierten noch Schutz und Überleben gewähren könnte.
Diese pessimistische Vision, so behaupte ich, ist "realistisch", wenn wir fortfahren, unsere Zukunftsmöglichkeiten im Sinne der sich selbst definierenden "Realisten" zu beurteilen. Ich sehe jedoch prinzipiell keinen Grund, warum wir dem Menschen von vorneherein die Fähigkeit absprechen sollen, nicht in letzter Minute und höchster Gefahr doch noch eine erfolgreichere, wirklich intelligente Gegenstrategie zu entwickeln. Zweifellos wird hierzu eine außergewöhnliche und deshalb aus utopischen Visionen schöpfende Phantasie nötig sein, wesentlich mehr Phantasie jedenfalls, als uns bei "realistischen" Erwägungen, die sich ja notwendig immer nur auf erprobte vergangene Erfahrungen beziehen, so einfallen wird. (. . .)
Auf den ersten Blick erscheint der Zeitpunkt für eine politische Umsetzung in den industrialisierten Gesellschaften gar nicht so ungünstig. Viele Menschen zeigen sich in hohem Maße von der Umweltproblematik beunruhigt. (. . .) Die Forderung nach tiefgreifenden Reformen wird lauter, und es wächst auch die Bereitschaft, sich in diesem Prozeß selbst zu engagieren und mögliche persönliche Nachteile dabei zu tolerieren. Andererseits versuchen viele - oft aus allgemeiner Hiflosigkeit der verwirrend komplexen ökologischen Problematik gegenüber oder aus Frustration über den viel zu langsamen Fortschritt bei deren Wahrnehmung und Lösung - dieses drückende Unbehagen einfach zu verdrängen. Sie werden dabei von einem gewissen Gefühl der Befriedigung und des Triumphes angesichts des Zusammenbruchs der östlichen Kommandowirtschaften unterstützt, durch den doch, wie sie glauben, sich nun eindeutig erwiesen zu haben scheint, daß unser westliches Wirtschaftssystem die beste Möglichkeit darstellt, die Menschen weltweit aus ihrer Armut herauszuholen und auch "ausreichend" zu beglücken. (. . .)
Diese letztere Betrachtungsweise ist jedoch kurzsichtig und irreführend, da hierbei Umweltschutz wieder nur als großer Reparaturbetrieb gesehen und interpretiert wird. Selbstverständlich müssen überall - und besonders in den sich öffnenden industrialisierten Staaten Mittel- und Osteuropas - große Anstrengungen gemacht werden, um hochgefährliche Altlasten zu entschärfen oder unschädlich zu machen. (. . .)
Aber: Wir müssen dabei immer im Auge behalten, daß jegliche verstärkte Aktivität - aufgrund des Entropiesatzes - notwendig wieder irgendwo zusätzliche Zerstörung erzeugt. Ein Ausweg aus diesem Dilemma kann deshalb letztlich nur darin bestehen, mit großer Intensität sich an dem Aufbau und, in den industrialisierten Ländern des Westens, an einen entsprechenden Umbau der Produktions- und Wirtschaftsformen zu machen, um diese Schäden von vornherein zu vermeiden. Wir mögen von einer praktischen Realisierung solcher Ideen noch weit entfernt sein.
Wenn jedoch - wie immer wieder gesagt wird - die Utopien von gestern die Realitäten von heute sind, so gilt auch gleichermaßen, daß den Realitäten von morgen Utopien von heute vorausgehen müssen. Das eigentliche Ziel darf sich nicht nur auf einen möglichst breitgefächerten, nachbessernden Umweltschutz beschränken, sondern muß eine allgemeine Umstellung auf eine ökologisch nachhaltige Wirtschaftsweise sein. Dies bedeutet, daß wir in den reichen Industriestaaten des Nordens uns etwas Neues einfallen lassen müssen, um von unserer wachstumsfixierten Wirtschaftsweise herunterzukommen. Wir müssen in den reichen Ländern dringend Vorbilder für ein Wirtschaften schaffen, das auch die übrigen armen Dreiviertel der Menschheit - zu ihrem eigenen Vorteile und vor allem zur Erlangung eines menschenwürdigen Lebensstandards - praktizieren können, ohne die Vitalität und Produktionsfähigkeit unserer Erde, auf deren Grundlage wir nur existieren können, unumkehrbar zu beschädigen.
Die augenblicklich dominierende westliche Wirtschaftsform beruht - ebenso wie auch die abgelöste Planwirtschaft der ehemaligen sozialistischen Staaten - auf Wirtschaftstheorien des letzten Jahrhunderts und geht von der irrigen Vorstellung aus, die Ökosphäre unserer Erde - unsere Umwelt, wie wir sie anthrophrozentrisch nennen - könnte gewissermaßen als ein unendlich großes, unendlich leistungsfähiges und duldsames Medium betrachtet werden, dem wir, unseren immer steigenden Bedürfnissen gemäß, Ressourcen beliebig entreißen und skrupellos die Entsorgung aller Endprodukte unserer Produktionsketten, unseren Müll, aufbürden können. Es ist offensichtlich, daß diese arrogante Wirtschaftsform in krassem Widerspruch zu einem Wirtschaftsstil steht, der die Vitalität und Produktionsfähigkeit dieser Ökosphäre zu bewahren sucht. (. . .)
Gefragt ist vielmehr eine Wirtschaft, deren Rahmenbedingungen und Spielregeln derart gewählt werden, daß in dem von ihnen zugelassenen freien Spiel der Kräfte eine Optimierung der gewünschten Werte erreicht werden kann. Die Einführung solcher Rahmenbedingungen steht nicht im Widerspruch zur Vorstellung einer "freien Marktwirtschaft" in der üblichen Bedeutung, weil Freiheit nie von Verantwortung entkoppelt werden kann. Auch die bisher üblichen Marktmechanismen sind ja nicht "frei" im Sinne von "willkürlich", da sie sich an gewissen Normen - so vor allem den Menschenrechten und anderen Gesetzen von Rechts und Ordnung - halten müssen. Es ist dringend geboten, hier weitere Forderungen zu erheben, um wenigstens die verbal proklamierten Bedingungen des Generationsvertrages zu erfüllen, der uns doch verpflichtet, nach Möglichkeit unseren Kindern keine minderwertigere Erde als die von unseren Eltern übernommene zu hinterlassen. (. . .)
Es ist dringend notwendig, daß wir uns ernste Gedanken darüber machen, wie solche neuen Rahmenbedingungen aussehen könnten, um der berühmten "unsichtbaren Hand" der Wirtschaft, die aus einsichtigen Motiven so leicht und gerne
Klar dabei ist nur, daß solche neuen Rahmenbedingungen notwendig die bisher "äußere Natur" in geeigneter Form in die Wirtschaft einbeziehen muß, wobei verhindert werden sollte, daß dabei das vielfältige Wertesystem der "natürlichen Ordnungsstrukturen" nicht der einfältigen, eindimensionalen Werteskala der Wirtschaft, nämlich dem durch Geld bemessenen Tauschwert, geopfert wird.
So gut und überzeugend eine Forderung nach einem "Nachhaltiges Wirtschaften" auch klingen mag, so bereitet dieses doch - wie jeder weiß, der sich einmal mit den damit verbundenen Fragen befaßt hat - erhebliche Schwierigkeiten, wenn wir präzise beschreiben sollen, was wir nun eigentlich praktisch darunter verstehen. (. . .)
Nachhaltigkeit wird nicht in der genauen Befolgung ganz bestimmter Rezepte, sondern durch eine offene, aufmerksame, umsichtige Lebenseinstellung erreicht. Da uns als moderne Menschen, die wir in der Mehrzahl in einer städtischen Umgebung und deshalb im Umfeld von, vom Menschen geschaffenen, vergleichsweise "einfältigen" Erscheinungsformen, aufgewachsen sind, die Sensibilität für die hochvernetzte, natürliche "Vielfalt" verloren gegangen ist, müssen für uns geeignete "Übungsfelder" geschaffen werden, um diese Talente - von denen wir vermuten oder hoffen können, daß sie immer noch (als Erinnerung aus der Vergangenheit unserer Menschheitsgeschichte) in uns schlummern - zu wecken und voll zu entfalten. Hier müßte ein umfassendes Programm zu Umweltbildung ansetzen. (. . .)
Wichtig wäre es vor allem, durch geeignete "Versuchsprojekte" diesbezüglich praktische Erfahrungen zu sammeln. Hierzu möchte ich ein Beispiel aus meinem eigenen Wirkungsbereich des Global Challenges Network (GCN) anführen.
So wie durch die Einrichtung von "Naturschutzgebieten" oder "Nationalparks" die "Natur" in gewissen Regionen unserer Erde, zur Bewahrung ihrer natürlichen Vielfalt und Eigengesetzlichkeit, weitgehend von menschlichen Eingriffen abgeschirmt wird, so sollten zusätzlich und in noch größerem Umfange auf ähnliche Weise geeignet geschützte "Kulturlandschaften" oder "Biodiversity Reserves" ausgewiesen werden. Aus diesen sollten die Menschen nicht verbannt, sondern die Möglichkeit geboten werden, ein harmonisches Zusammenwirken mit der Natur - bei der sie die Natur nutzen ohne sie zu verbrauchen - wieder auszuprobieren und zu erlernen. Als geeignetes Erprobungsgebiet für eine solche Maßnahme wurde von GCN der Grenzstreifen entlang des früheren "Eisernen Vorhangs", der sich "von Finnland bis zum Bosporus" erstreckt, vorgeschlagen. Als ehemaliges militärisches Sperrgebiet während über 40 Jahren befindet sich nämlich dieses Gebiet ökologisch in einem besonders gutem Zustand und bietet sich deshalb hervorragend als "ökologisches Rückgrat Europas" an.
Durch eine von Hanns Langer vom GCN im März 1990 begründete Initiative "Ökologische Bausteine für unser gemeinsames Haus Europa", dem heute schon über 80 Umwelt- und Naturschutzgruppen in West-, Mittel- und Osteuropa angehören, wurden in diesem Grenzstreifen 24 "Ökologische Bausteine" identifiziert und dokumentiert. (. . .)
Ähnliche Vorhaben gibt es auch in anderen Teilen der Welt, so zum Beispiel in China, das die Vietnam vorgelagerte und militärisch früher teilweise gesperrte chinesische Insel Hainan im südchinesischen Meer zu einer "special economic zone" erklärt hat und dort, unter Mitwirkung eines "International Advisory Council on the Economic Development of Hainan in Harmony with the Natural Environment", eine ökologisch nachhaltige ökonomische Entwicklung praktisch erproben will. Bei allen Initiativen, welche "Nachhaltiges Wirtschaften" einzuführen
FRANKFURT-NORDWEST. Panik auf dem Tolstoi-Deck: Aus ist's mit der Weltreise per Ozeandampfer, die "Fjodor Dostojewski" steuert geradewegs aufs Jüngste Gericht zu. Ob Eisberg oder Weißer Hai - was spielt es für eine Rolle? Hauptsache "wir amüsieren uns zu Tode". Schnell noch ein Foto fürs Familienalbum und dann: rein in die Apokalypse. Vom Traumschiff bis zur Titanic ist's nur ein Katzensprung.
Ein Schiff als schwimmender Mikrokosmos. Darauf ein Haufen eitler Egozentriker, Witwen und solche, die es noch werden wollen, die Taschenausgabe von Sascha Hehn und ein Muttersöhnchen auf Freiersfüßen - das kann ja nicht gutgehen. Was als friedlicher Bootstrip gen Südsee beginnt, endet in einem turbulenten Desaster. Titel des "Dramas", das von der Theatergruppe "Mixtour" herrlich komödiantisch in Szene gesetzt wurde: "Tante Milli auf Nawiliwi".
Ja so muß es gewesen sein, damals, auf der Titanic, als jeder an sich dachte und keiner an den Untergang. Die beiden Schwägerinnen (Maria Pohl, Irene Vetter), die ihr gattenloses Dasein cocktailschlürfend genießen ("Mein Erwin hat sehr schöne Zähne - wenn er sie reintut"). Die verhinderte Operettendiva (Ursula Schubert-Müller), die "von Kopf bis Fuß auf Liebe" und so weiter. Oder die betagte Lebedame im Lederrock (Erna Polumsky), die noch Träume hat: "Das wär's doch - eine ganze Nacht lang bei den Wilden . . ." Die freilich sind längst an Bord: Auf dem Puschkin-Deck und in der Odessa-Galerie sind sie furchtbar nett zueinander, ein bißchen Smalltalk, ein bißchen Landgang mit Hula-Hoop-Lächeln - "auf der Fjodor Dostojewski gibt es keine Probleme". Oder etwa doch?
Denn hinter der fröhlichen Fassade beginnt es allmählich zu bröckeln: Da kratzen sich die hüftschwingenden Animateurinnen (Nadja Peschel, Jutta Dettler) fast die Augen aus, da spricht die Intelektuelle (Elsa Müller) tüchtig dem Alkohol zu und die Naive (Ursula Strupp) trägt ihren Vogel spazieren. Die eigentlichen Wilden - so die Botschaft dieses skurrilen "Schiffsdramas" - tragen Seidenhemden und Abendrobe und haben enorme Ähnlichkeit mit Herrn und Frau Nachbar.
Irgendwo zwischen Traum und Trauma haben die Hobby-Akteure von "Mixtour" ihr selbstgeschriebenes Stückchen Theater angesiedelt. Mit Slapstick und Wortwitz spielten sie sich eineinhalb Stunden lang in Richtung Katastrophe. Gelungen vor allem war dabei die Darstellung der unterschiedlich alten Menschen an Bord.
Das freilich ist kein Wunder: Denn hinter dem sinnigen Namen "Mixtour" verbirgt sich eine Gruppe von Studenten und Seniorinnen. Ins Leben gerufen wurde das Theaterexperiment Mitte vergangenen Jahres von Sozialpädagogik-Lernenden und -Lehrenden der Fachhochschule Frankfurt. Die Gruppe um die Dozenten Eva Weber und Ingomar Grünauer hatte mit ihrem Projekt "Kulturarbeit und Animation" vorher schon ganz andere Dinge gewagt: Etwa Kabarettnummern, Brecht- und Horváth-Adaptionen oder auch das Stadt-Animationsprogramm "Die unglaubliche Geschichte des Ungeheuers von Loch Ness, das nach Bad Vilbel kam".
Ähnlich erfolgreich verlief nun die Theaterarbeit zwischen jung und alt, die im Oktober 1991 begann. "Ein interessanter, aber auch komplizierter Prozeß", erläuterte Eva Weber. Denn aus unzähligen Improvisationen mußten geeignete Sequenzen gefiltert werden. Per Video wurden die Stärken und Schwächen der Laiendarsteller entdeckt. Zahlreiche Szenen wurden um- und neugeschrieben, eine "verrückte Rahmenhandlung" kreiert, Musik mußte ausgesucht werden.
Der Aufwand der Akteure hat sich gelohnt. Lange vor Beginn war die Aula der Fachhochschule in der Nordweststadt restlos ausverkauft. Während der Vorstellung erhielten die Akteure permanent Szenenapplaus. Grund genug für Eva Weber, schon jetzt anzukündigen, daß das ungewöhnliche Projekt fortgesetzt werden wird.
Das Stück "Tante Milli auf Nawiliwi" ist jedoch auch noch zweimal zu sehen: am 14. September, 19 Uhr, im Pariser Hoftheater in Wiesbaden und am 17. September, 15 Uhr, im Bockenheimer Bürgertreff "Titania", Basaltstraße 23. *ind
OFFENBACH / HEUSENSTAMM. Eigentlich liegt der "Wildhof" ja lauschig. Zumindest wenn man sich die Müllverbrennungsanlage in unmittelbarer Nachbarschaft und die direkt am Zaun entlang führende Landesstraße 3001 wegdenkt. Der Biergarten unter alten Bäumen vor den Toren Offenbachs ist bei schönem Wetter Anziehungspunkt für ungezählte Sonnenhungrige, von denen er nach Auskunft von Rainer Altmann, dem einen Teil des Inhaber-Duos Altmann/Andrija Rogic, bis zu 350 aufnehmen und bewirten kann. Bei Regen können sie ins Innere flüchten.
Tagsüber sind es vor allem ältere Leute, die bei einem Kännchen Kaffee Hag den Hausmacher-Kuchen genießen, den seit 20 Jahren derselbe Bäcker macht. Abends zieht es auch eine ganze Menge Jungvolk in den von Nußbäumen und Akazien bestandenen Garten, wo man an Vierer- und Sechsertischen bei Bier, Wein und Hausmacherkost sitzen kann. Die roten Holzstühle sind zwar nicht die bequemsten, dafür schmeicheln sie dem Auge und tragen entscheidend dazu bei, daß der "Wildhof" so aussieht, wie eine Gartenwirtschaft eigentlich auszusehen hat.
Das weitläufige, ebenfalls als "Wildhof" bekannte Gelände bis zur Verbrennungsanlage, wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach die Besitzer. Heute Anlaß für so manche Diskussion im Gastgarten zur Frage: "Wo sitzen wir eigentlich? In Heusenstamm, oder in Offenbach?" Offenbach ist die richtige Antwort. Zwar steht der "Wildhof" im Heusenstammer Telefonbuch, aber das liegt wohl an der Geschichte des Grundstücks: Einst gehörte es zu den Gütern der seit 1661 in Heusenstamm residierenden Schönborns, die dort ein Wildgatter einrichteten. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts zeichnete der Deutschherrenorden als Eigentümer, 1955 schließlich ging es an die Gemeinde Heusenstamm über. Seit 1964 ist die Stadt Offenbach stolzer Besitzer der 420 Hektar. Sie installierte die Müllverbrennungsanlage und stellte der Arbeitsgruppe Wildhof, die suchtgefährdete junge Menschen betreut, ein Haus zur Verfügung.
Spezialität der vielbesuchten Gaststätte ist das Sortiment von zehn verschiedenen Fruchtweinen. Liebhaber des süßen Tropfens können sich am Geschmack von gegorener Brombeere, Quitte, Stachelbeere und etlicher Früchte mehr, für fünf Mark pro Glas, gütlich tun. Der Viertelliter Ebbelwoi - auch ein Obstwein - ist natürlich billiger, für zwei Mark zu haben. Natürlich kommen auch die Freunde des Hopfengetränks nicht zu kurz: Sie können zwischen Pils (0,4 Liter) für vier und Weizen für 4,50 Mark wählen. Die alten Leute, die nachmittags ihr Kännchen Kaffee trinken, bezahlen dafür 5,20. Steht ihnen der Appetit mehr nach etwas Italienischem, ist auch ein Capuccino für 3,20 Mark zu haben.
Wer deftige Hausmacherkost liebt, kommt hier auf seine Kosten. Vom Schnitzel mit Pommes und Salat (13,50) über die Thüringer Bratwurst mit Sauerkraut und Püree (9,50) bis zum halben Hähnchen mit Brot (8,50) ist alles da. Wer's gehobener liebt, kann sich mit dem Zwiebel-Rumpsteak (22,50) oder echtem Wiener Schnitzel (19,50) vergnügen. Vegetarier/innen haben's da schon schwerer, sie können nur aus einem reduzierten Angebot wählen: Handkäs mit Musik, Brot und Butter (4,50), garnierter Schafskäse mit Brot (7,50) und eine Gemüseplatte mit Salzkartoffeln und Spiegelei (15,50) stehen zur Auswahl. Ein spezieller Kinderteller ist nicht im Angebot.
1969 hat Altmann das Lokal von einer Familie übernommen, die es zuvor 50 Jahre lang geführt hatte. Vor 15 Jahren hatte er dann genug davon, allein zu wirtschaften und holte sich Partner Rogic dazu. Besonders stolz sind die beiden auf ihre reichhaltige Wild-Karte. Im Sommer ist dort allerdings nur ein Wildschweinbraten mit Preiselbeeren, Kartoffelklößchen und gemischtem Salat (19,50 Mark) zu finden. FRAUKE HAß
FRANKFURT A. M. Walter Minnich, der Rekordschwimmer unter Frankfurts Senioren der Schwimmgemeinschaft, sowie die Rekordlerin Heike Höler gehen am Samstag / Sonntag, 4./5. Juli, bei den Senioren-Schwimmweltmeisterschaften in Indianapolis / USA in ihren Spezialkonkurrenzen an den Start.
Minnich ist amtierender Senioren-Weltmeister über 50 und 100 Meter Brust sowie Vizeweltmeister auf der 200- Meter-Bruststrecke. Vor zwei Jahren schwamm er bei den Welt-Titelkämpfen in Rio de Janeiro außerdem neue Klassen-Weltbestzeit über 50 Meter in 40,56 Sekunden. Er verbesserte damals seinen eigenen Rekord, den er mit 41,20 Sekunden gehalten hatte. Minnich ist zudem Europa-Rekordhalter auf den 50- und 100- Meter-Bruststrecken. Mit diesen Leistungen glänzte er 1989 in Turku/Finnland.
1991 errang der Altmeister bei den Europameisterschaften in Coventry/Großbritannien vier Europatitel. Vierfache Europameisterin ist auch Heike Höler, die im Vorjahr in Coventry ebenfalls am Start war. Unter anderem schwamm sie einen Europarekord über 100 Meter Schmetterling. dixi
FRANKFURT A. M. Johann Wolfgang von Goethe gab einst der Erfindung des Freiherrn von Drais keine allzu großen Zukunftsaussichten. Nun, der Geheimrat war schon 68 Jahre alt, als der Freiherr in Karlsruhe die "Draisine" vorstellte, und in dem Alter ist auch ein Genie Neuerungen nicht mehr sehr aufgeschlossen.
Die Radfahrer von heute verübeln dem Dichterfürst die Aversion keineswegs, sondern starteten in diesen Tagen frohgelaunt und voller Tatendrang eine "Goethe-Tour". Der Erfurter Gottfried Preising war Organisator, der Frankfurter Gerhard Ingber vom Velociped-Club (VC) und der Wanderfahrtwart des Hessischen Radfahrer-Verbandes, Manfred Burk aus Linden, seine hessischen Partner.
Die "Tour"-Starter radelten über die alte Postkutschenstrecke, die auch anno dazumal Goethe zwischen seiner Geburtsstadt Frankfurt und dem Domizil Weimar benutzt haben soll, also über Offenbach, Hanau, Gelnhausen, Steinau nach Fulda. Dort wurde zum ersten Mal übernachtet. Weiter ging's am folgenden Tag zwischen Philippstal und Vacha über die alte Werrabrücke durch Eisenach nach Friedrichroda zur zweiten Übernachtung. Und schließlich am dritten Tag über Ohrdruf, Oberhof und Ilmenau hin zum Zielort Weimar.
Dort wurde die Weiterfahrt nach Erfurt drangehängt. Denn in die thüringische Landeshauptstadt hatte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zum "Festival der Pedale" eingeladen, das alljährliche große Treffen der Breitensportler, in das die Goethe-Tour eingebunden war.
"Wir waren eine buntgemischte Truppe", berichtet Gerhard Ingber, "von der elfjährigen Ute bis zum 66jährigen Pensionär." Insgesamt waren 80 Teilnehmer vornehmlich aus Thüringen und Hessen am Start. "Wir vom VC Frankfurt waren bei der Goethe-Tour mit elf Teilnehmern die stärkste Gruppe und wurden dafür in Friedrichroda ausgezeichnet." In Erfurt beim Festival der Pedale waren inzwischen 24 VC-Mitradler zusammengekommen. Auch das war wiederum die stärkste Gruppe vor 20 Ilbenstädtern.
Die Thüringer Teilnehmer - mit 30 Jugendlichen - waren mit dem Zug nach Frankfurt gekommen. Unter ihnen auch Lutz, ein spastisch Behinderter mit seinem Dreirad, der als Computerfachmann die 400 Kilometer lange Strecke ausgearbeitet hatte.
Am Anfang stand eine Fahrt durch die Kaiserstraße und die Frankfurter City mit einem Besuch im Goethehaus. Hier wurden alle auf die Tour eingestimmt. Der Goetheturm im Stadtwald war dann Startpunkt zur Etappe nach Fulda, die alle gemächlich und gemeinsam zurücklegten, wobei die vom Sponsor Ritter-Bau GmbH gestellten Fahrzeuge den verkehrssicheren Begleitschutz abgaben.
Und falls die Strecke gar zu steil wurde wie auf der zweiten Etappe zwischen Ohrdruf und Oberhof, hatte keiner was dagegen, wenn die Schwächeren mal schnell in das Auto kletterten. Zu dieser Zeit hatte sich die 80köpfige Rad-Gesellschaft sowieso schon längst in Leistungsgruppen aufgeteilt. Die Radler auf den chromblitzenden Rennern wollten strammes Tempo fahren, das die Tourenräder oder Mountainbikes nicht mithalten konnten.
Auch bei der Ausstattung war eine recht gemischte Gesellschaft auf Tour gegangen, mit - wie die Radler despektierlich und bewundernd sagen - fahrbaren Untersätzen "vom Kackstuhl bis zum edlen Gestühl".
Wie Meister Goethe wohl die dreitägige Strampelei beschrieben hätte? Im Anschreiben zu der Tour wurde er zitiert: "Mir ist nicht bange, daß Deutschland nicht eins werde. Vor allem sei es eins in Liebe untereinander und immer sei es eins, daß der deutsche Taler und Groschen im ganzen Reiche gleichen Wert habe. Eins, daß mein Reisekoffer durch alle deutschen Länder ungeöffnet passieren könne."
Diese Worte des großen deutschen Dichters sind noch immer aktuell - der alte Goethe regt zur Nachdenklichkeit an. Die Radler, die in seinem Namen von Frankfurt nach Weimar fuhren, mußten oft an ihn denken. HELMER BOELSEN
HB DEN HAAG, 9. Juli. Das niederländische Parlament hat sich für eine gesetzliche Regelung ausgesprochen, die verbieten soll, daß sich Stellenbewerber einem Aids-Test unterziehen müssen. In einer Parlamentsdebatte zum Aids-Problem wurde der Regierung dabei von der christdemokratischen Fraktion eine lasche Haltung vorgeworfen. Umfragen hätten ergeben, daß fast ein Viertel der Ärzte bei einer Untersuchung von Stellenbewerbern auch einen Aids-Test mit einbeziehe.
Die Regierungsparteien der Christdemokraten und Sozialdemokraten halten es dagegen nicht für notwendig, den Versicherungsgesellschaften gesetzlich zu verbieten, Aids-Tests bei Menschen vornehmen zu lassen, die eine Lebensversicherung unter einem Betrag von umgerechnet 200 000 Mark abschließen wollen. Die Gesellschaften hätten zur Genüge bewiesen, daß sie nicht willkürlich Aids-Untersuchungen verlangten.
elmut Kohl ist keine Aus nahme. Wenn sich der Kanzler des vereinten
H Deutschland um die Zukunft der Amazonaswälder sorgt, dann spricht er damit vielen aus dem Herzen. Als Erster unter gleichen darf sich der Kanzler auch fühlen, wo es um den Zustand der eigenen Wälder geht. Die sterben zwar weiter. Doch daran haben sich Volk und Politiker gewöhnt. Vorbei die Zeit, wo der aktuelle Waldschadenbericht noch Betroffenheit auslöste. Statt dessen wird auf bundesdeutschen Straßen gerast, was der Motor hergibt. Was wir dabei aufs Spiel setzen, daran soll eine Serie der FR über heimische Baumarten erinnern.
BORNHEIM. Es steht mal wieder ein Stau in der Heidestraße: Die Autofahrer drängen von der Höhenstraße hinein ins Viertel - meist führt sie ihr Weg zum Elektrokaufhaus Saturn-Hansa. Andere wollen wieder hinaus, auf den Alleenring. Aber links und rechts der Fahrbahn ist alles zugeparkt, trotz eines absoluten Halteverbots in Richtung Eichwaldstraße - nichts geht mehr, nur noch schrille Hupkonzerte zerschneiden die dicke Abgasluft.
So beschreiben Anwohner die im Wortsinn "verfahrene" Situation in der Heidestraße. Nach ihrer Meinung hat die Verkehrsberuhigung für sie nur Lärm, Gestank und Blechlawinen gebracht. "Wenn das Fenster geöffnet ist, höre ich die Musik von Autoradios", beklagte Anwohnerin Karina Schneider.
Vom Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend) , der verantwortlich für die neue Verkehrsführung zeichnet, fühlen sich die Bewohner der schon seit Jahren belasteten Heidestraße im Stich gelassen. Als sie vor zwei Monaten ihre Beschwerde vor das Stadtteilparlament brachten, habe es geheißen: "Die Situation wird sich beruhigen, die Leute müssen sich erst an die neue Regelung gewöhnen", wie Frau Schneider berichtete. Jetzt, acht Wochen später, sei der Verkehr in der Heidestraße jedoch genauso stark wie zuvor, von einer Gewöhnung oder gar Beruhigung könne überhaupt keine Rede sein.
"Das stimmt nicht", widersprach Ortsvorsteher Franz Stein auf Nachfrage der Stadtteil-Rundschau den Beobachtungen der Bornheimer. Er fahre jede Woche zwei- bis dreimal durch die Heidestraße. Probleme gebe es nur an Samstagen, wenn bei Saturn-Hansa Hochbetrieb herrsche.
Aus seiner Sicht scheiterte die Verkehrsberuhigung in der Verbindung von Eichwald- und Höhenstraße bisher an zwei Punkten. Zum einen regelt keine Ampel den Abbiegeverkehr von der Heidestraße in die Höhenstraße. Zwar gibt es an der Kreuzung eine Fußgängerampel über die Höhenstraße. Autofahrer in der Heidestraße könnten aber nicht erkennen, ob sie gefahrlos abbiegen können, weil der Verkehr auf der Höhenstraße wegen Fußgänger-Grün halten müsse, erklärte Stein. "Da kommt es zu unnötigen Verzögerungen, weil nur fünf Autos abbiegen, wo genug Zeit wäre für zwölf." Der Ortsbeirat habe im übrigen die Aufstellung der Ampel beantragt, sagte der Ortsvorsteher.
Zum anderen sind nach den Worten des Ortsvorstehers die Falschparker schuld am Chaos in der Heidestraße. Das absolute Halteverbot in Süd-Nord-Richtung - von der Höhenstraße zur Eichwaldstraße - werde in der Regel von den Autofahrern nicht beachtet. "Wenn diese Seite zugestellt ist, dann passen auf der Fahrbahn zwei Autos nicht mehr nebeneinander vorbei", sagte Stein.
Das Stadtteilparlament hat deshalb schon im Mai beantragt, die östliche Seite der Heidestraße komplett "abzupollern" und auf der West-Seite tagsüber ein absolutes Halteverbot einzurichten - in der Hoffnung, daß es dann auch beachtet wird. big
FECHENHEIM. Die Konrad-HaenischSchule muß nach Angaben von Schulleiter Heinz Klein mindestens noch ein weiteres Jahr auf das Betreuungsangebot für Grundschüler warten. In der Sitzung des Arbeitskreises "Kinder und Jugendliche in Fechenheim-Nord" informierte der Rektor Mitglieder der Ortsbeirats-Fraktionen von SPD, CDU und FDP darüber, daß die Betreuung von Grundschülern in der Zeit zwischen acht und 15 Uhr nicht wie vorgesehen im Schuljahr 1992/93 eingerichtet werde. Er forderte den Ortsbeirat auf, sich für eine Betreuung vom folgenden Schuljahr an einzusetzen.
Ein Vertreter der von der Caritas betriebenen Spiel- und Lernstube sprach sich dafür aus, schon vor der Verwirklichung des Betreuungsangebotes in der Schule einen Mittagstisch für Kinder einzurichten. Es gebe viele Kinder, die mittags kein warmes Essen erhielten, weil beide Eltern arbeiten gingen. Chips und Cola seien kein Ersatz für eine Mahlzeit. Allerdings ist ungeklärt, wie der Mittagstisch bezahlt werden könnte. Die Ortsbeiräte verwiesen auf die leere Stadtkasse.
Im Laufe der Sitzung beklagten Mädchen, daß ihre Treffen in der Spiel- und Lernstube nach dem Ausfall der Betreuerin nicht mehr möglich seien. Der Arbeitskreis war sich einig, daß hier Ersatz geschaffen werden müsse. Außerdem solle für das Jugendzentrum an der Borsigallee, das zu weit entfernt vom Wohngebiet liege, ein Gebäude oder Grundstück in der Nähe der Siedlungen gefunden werden. Ortsvorsteher Peter Reinwart (SPD) kündigte Gespräche mit der Cassella AG an, denn städtische Grundstükke stünden in Fechenheim-Nord nicht zur Verfügung.
Die Kinderbeauftragte des Ortsbeirates, Petra Heckler, versprach, sich um kulturelle Angebote für Kinder und Jugendliche des Viertels zu bemühen. Einen Veranstaltungsraum will die evangelische Glaubenskirchengemeinde stellen.
An dem Arbeitskreis sind die Konrad- Haenisch-Schule, die Tagesstätte 75, die Glaubenskirchengemeinde, die Spiel- und Lernstube, das Jugendzentrum, die Sozialstation Bergen-Enkheim und die Kinderbeauftragte des Ortsbeirates beteiligt. Der Arbeitskreis setzt sich ein für mehr Hortplätze, ein größeres Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche und eine grundsätzlich verbesserte Infrastruktur des Stadtteils, dem sogar eine eigene Bäckerei und Metzgerei fehlen. big
BORNHEIM. Parkplätze statt Bushaltestellen? Nach Ansicht von Maria Fritz, Anwohnerin der Kettelerallee, sind die beiden Haltestellen der Buslinie 43 in Höhe der Häuser Kettelerallee 69 und 39 zugunsten von Parkplätzen geopfert und zu einem einzelnen Haltepunkt an der Löwengasse zusammengelegt worden - auf Kosten der älteren Bewohner des Viertels, wie Frau Fritz in einem Brief an die Stadtteil-Rundschau schrieb. Den alten Menschen werde nun ein langer und beschwerlicher Weg zur neuen Haltestelle zugemutet.
Frau Fritz kritisierte, daß sich der Ortsbeirat 4, auf dessen Initiative die Haltestellen reduziert wurden, zum Sprecher der Jüngeren mit eigenem Auto gemacht hätte. Die Interessen von älteren Mitbürgern würden wieder einmal vernachlässigt.
"Ich stehe noch heute zu der Entscheidung", sagte Manfred Holler (CDU), auf dessen Vorschlag die Ortsbeirats-Initiative auf den Weg gebracht worden war. Es sei nicht einzusehen, daß in der Kettelerallee drei Haltestellen für den Bus seien, zwei davon direkt vor bewohnten Häusern, deren Bewohner von den Anfahrgeräuschen des Busses gestört worden wären.
Der CDU-Politiker hielt den längeren Weg zur Haltestelle Löwengasse für zumutbar. "Wir können nicht allen Leuten eine Haltestelle baggern", erklärte Holler. Er sagte auch, daß mit dem Wegfall der Haltestellen jeweils drei bis vier Parkplätze gewonnen worden wären. Auch Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) hielt die einstimmig verabschiedete In- itiative für sinnvoll. "Es bringt doch nichts, wenn der Bus alle zwei Minuten halten muß", sagte Stein.
Beim FVV gab es nach Auskunft von Pressesprecher Klaus Linek keine Probleme mit der Umsetzung des Vorschlags. Ohne gesonderte Prüfung habe man der Zusammenlegung zugestimmt. "Die Haltestellen waren oft zugeparkt, unsere Fahrer konnten deshalb leicht Kinder übersehen", sagte Linek.
"Übersehen" fühlen sich nun aber die alten Menschen. Der Weg nach Bornheim - günstig mit dem Kurzstrecken-Fahrschein zu erreichen - sei unnötig erschwert worden, meinte Frau Fritz. Der tägliche Einkauf und der Kontakt zu Bekannten litten unter der Einschränkung des Nahverkehrsangebots.
Dies bestätigte auch der Altenbetreuer in der Altenwohnanlage Karl-Albert-Straße, Ladislav Holas: "Der Bus war günstig für den Einkauf, für den Weg zum Panoramabad oder nach Seckbach." Den zum Teil gehbehinderten alten Menschen sei der um 300 bis 400 Meter längere Weg zur Haltestelle Löwengasse nicht zuzumuten. Wie auch Frau Fritz war Holas der Meinung, daß die neue U-Bahn in Richtung Innenstadt keine Alternative für eine gute Busverbindung nach Bornheim sei. "Außerdem ist die Rolltreppe schon seit der Eröffnung kaputt", beklagte Holas. big
"Stutzer" stehen wieder auf der Straße: Der Abriß des Vereinsheims ist ein harter Schlag für die Karnevalisten 180 Narren müssen wieder
BORNHEIM. "Wir verlieren nach dreizehn Jahren mehr als nur ein Vereinsheim", macht "Stutzer"-Schatzmeister Edmund Luft deutlich, daß mit der Aufgabe der "eigenen vier Wände" in der Rendeler Straße 49 am 31. August 1992 auch die Unabhängigkeit des derzeit 180 Mitglieder starken Vereins verlustig geht. Vor allem werden die über 60 Aktiven der 1910 gegründeten Großen Bornheimer Karneval-Gesellschaft (davon 30 Gardemädchen im Alter von fünf bis 21 Jahren) ihr Domizil schmerzlich vermissen. Wer die "Stutzer" kennt, weiß, daß sie das ganze Jahr hindurch ein reges Vereinsleben pflegen. Da gibt es zwölf Vorstandsmitglieder, mit dem Ersten Vorsitzenden Kuno Dostal an der Spitze, eine starke Vortragendengruppe, den Elferrat, die Prinzessin-Inka-Garde, die Uschi- und Angelika-Garden, das NHS-Ballett, ein Männerballett und einige weitere Aktive mit Spezialaufgaben.
Mit ihren Aktiven gehen die "Stutzer" künftig in den Bürgertreff Bornheim in der Saalburgstraße zu Proben, Vorstands- und Elferratssitzungen und Treffen der Vortragenden. Für kleinere Vereinsveranstaltungen und Mitgliedertreffen müssen ebenfalls Ausweichmöglichkeiten gesucht werden, ganz abgesehen von Unterbringungsmöglichkeiten für das Archivmaterial. "Da kommen auf uns erhebliche zusätzliche Ausgaben zu", fürchtet Schatzmeister Luft. Inwieweit es sich der Verein dann noch leisten kann, weiterhin auch im sozialen Bereich tätig zu werden, bleibt abzuwarten. "Auch das ist vordringlich eine Raumfrage", sagt Luft.
Letztmals feiert die Vereinsfamilie in der Rendeler Straße den "Bernemer Mittwoch" am 12. August. Danach beginnt die Räumung. Mehr als sechs Jahrzehnte lang gastierten die "Stutzer" in verschiedensten Häusern. So bei der Turngemeinde 1860 in der Berger Straße, in der alten Post in der Saalburgstraße, im Gemeindehaus Heilig-Kreuz in der Kettelerallee und auch außerhalb Bornheims im "Haus Eckenheim".
Die Zeit der Wanderschaft endete 1978. Ein Jahr zuvor hatte sich den "Stutzern" die Gelegenheit geboten, in der Rendeler Straße 49 ein eigenes Heim zu schaffen. Im Januar 1977 führte der Vorstand erste Gespräche, fünf Monate danach brachte man mit dem Eigner den Vertrag unter Dach und Fach. Bald darauf lagerten die "Stutzer" erst ihr umfangreiches Archivmaterial im gemieteten Haus ein. Damit war schon mal die wichtige Archiv-Frage gelöst. Die "Stutzer"-Requisiten waren vorher in einer Garage, in Kellern und Wohnungen verschiedener Mitglieder aufbewahrt worden.
Der Ausbau des Hauses, in den die Mitglieder rund 3000 freiwillige Arbeitsstunden investierten, begann unter dem Dach. Hier wurden ein Fußboden gelegt, Licht installiert, Löcher abgedichtet und Regale eingebaut. Im Erdgeschoß entstanden Toilettenanlagen, Küche und ein Windfang. Der Einbau einer Warmluftheizung, von Lüftungskanälen und das Setzen eines Stahlkamins sowie Bodenarbeiten folgten. Komplett erneuert werden mußte auch das Stromnetz. Viel Geschmack bewiesen die freiwilligen Helferinnen und Helfer bei der Ausgestaltung und beim Einrichten des neuen Heims.
Auch in den Jahren danach blieben die "Stutzer" nicht untätig. Aus Dankbarkeit darüber, endlich ein eigenes Domizil zu besitzen, pflanzte der unvergessene frühere Vorsitzende Willi Stenger hinter dem Gebäude eine Birke. Der Baum ist heute höher als das Haus. Mit seinem Abriß verschwindet übrigens ein kleines Kapitel Stadtteilgeschichte. Das im vorigen Jahrhundert errichtete Gebäude war einst die erste Turnhalle im "lustigen Dorf" Bornheim. Später diente es viele Jahre als Saal und Nebenraum der Gaststätte "Zum Schlagbaum". Im Keller lagerte zu dieser Zeit der selbstgekelterte Ebbelwei "Hoherastheimer", der als "Bernemer Nationalgetränk" schon damals im "Schlagbaum" in Strömen floß.
Daß sich nach dem Ersten Weltkrieg beispielsweise die Aktiven des Gesangvereins "Germania" 1843 Bornheim bei ihren Chorproben in der ehemaligen Turnhalle wohl fühlten, ist ebenso überliefert wie auch die Nutzung des Saales durch eine Tanzschule, eine Möbelhandlung und ein Schuhgeschäft. Vor dem Einzug der "Stutzer" war in dem Haus ein Möbel-Flohmarkt untergebracht. dixi
Unter der Überschrift "WDR will weniger Geld zahlen" ist in der Frankfurter Rundschau vom 25. 6. 1992 ein Artikel erschienen, der sich mit ARD-internen Problemen bei der Neuregelung des ARD-Finanzausgleiches befaßt. Darin wird der Vorsitzende der Finanzkommission und Verwaltungsdirektor des WDR, Herr Dr. Seidel, mit den Worten zitiert, das ZDF werde bei der Verteilung der Postkosten bevorzugt.
In einer Neuregelung der Postkostenverteilung sehe er eine Kompensationsmöglichkeit für mögliche Belastungen infolge eines neu auszuhandelnden ARD-Finanzausgleiches.
Der ARD stünden, so Herr Dr. Seidel, etwa 66 Millionen Mark mehr zur Verfügung - fast die Summe, die die ARD für den Finanzausgleich brauche -, wenn das ZDF die Postsender und das dazugehörige Leitungsnetz so bezahlen müßte wie die ARD ihre Sender und Leitungen bezahlt.
Offensichtlich hat Herr Dr. Seidel in dieser Sache verkannt, daß die Aufteilung der Fernsehgebühr zwischen ARD und ZDF auf der zur Zeit gültigen Verteilung der Postkosten basiert.
Wäre hingegen die von Herrn Dr. Seidel geforderte verursachungsgerechte Anlastung der Postkosten bei der letzten Gebührenerhöhung zugrunde gelegt worden, so hätte der Anteil des ZDF, der ja lediglich 0,20 DM betrug, entsprechend höher ausfallen müssen.
Vor diesem Hintergrund ist die Argumentation des Verwaltungsdirektors des WDR schnell durchschaut:
Nachdem bei der letzten Gebührenerhöhung die von der ARD gemeldeten Postkosten einschließlich der genannten 66 Millionen Mark berücksichtigt wurden und die ARD den entsprechenden Betrag vereinnahmt hat, soll durch eine Zusatzbelastung des ZDF bei den Postkosten innerhalb der laufenden Gebührenperiode ein zweites Mal kassiert werden.
Die Aufteilung der Postkosten zwischen ARD und ZDF einerseits sowie der Finanzausgleich innerhalb der ARD andererseits sind zwei völlig voneinander isoliert zu betrachtende Sachverhalte.
Die ARD sollte endlich einsehen, daß interne Probleme nicht durch ein "Schielen auf fremde Töpfe" zu lösen sind.
Rudi Sölch (Verwaltungsdirektor ZDF), Mainz
Es wäre tatsächlich zu wünschen gewesen, die Teilnehmer der Hochschultagung in Loccum hätten sich das Symbol des Adlers, der seinen Jungen dabei hilft, fliegen zu lernen, etwas genauer angesehen während sie durch den Kreuzgang des Klosters spazierten (FR vom 25. 6. 1992 "Die ,Verbesserung' der Lehre und andere politische Warnsignale").
Dieses Symbol hätte Ihnen dabei helfen können, eine humanere Perspektive für die Zukunft der Lehre zu entwerfen. Doch statt dessen werden humanistische Ideen als anachronistisch abgewertet (vgl. die Äußerung von Michael Daxner) und man übernimmt kritiklos das zynische Denkmuster der funktionalistischen Industriegesellschaft.
Wenn tatsächlich "Effizienzanalyse" und "materieller und immaterieller Profit" die Schlagworte der zukünftigen Bildungskultur sein sollen, dann kann die Geisteswissenschaft, ohnehin schon ein Stiefkind der Lehre, wohl bald endgültig ihre Pforten schließen. Schließlich ist ihr Ziel die Bildung des Menschen zum Menschen und nicht die bewußtlose Anpassung an produktionskonforme Denk- und Verhaltensweisen.
Es mag sein, daß angesichts überfüllter Seminare, fehlender Bücher und Räumlichkeiten der Gedanke an einen humanen Auftrag von Geisteswissenschaft heut schwerfällt, doch muß nachdrücklich darauf hingewiesen werden, daß diese humanitären Gedanken ganz praktisch im Alltag von Menschen repräsentiert werden können und damit keine Illusion sein müssen, sondern Realität sein können.
Doch scheint es so, als hätten die verantwortlichen Professoren und Bildungsplaner sich endgültig dem Kannibalismus verdinglichten Denkens ergeben. Und das stimmt mehr als nachdenklich.
Anja Schumann, Roßdorf
"Ausgestanden die Ruinen, und dem Wohlstand zugewandt . . ." In köstlicher Unbefangenheit erklingt das Lied aller Deutschen. Wahrlich, heute ist Deutschland zusammengewachsen! Der reife Bariton eines auch menschlich gereiften Heino baritönt machtvoll in Herz und Seele aller zwischen Maas und Memel. Feinsinnig, dem Anlaß angemessen, leihen 1995 (in Worten: eintausendneunhundertundfünfundneunzig) begnadete deutsche Stimmen der Fischerchöre unserem Heino die würdige Begleitung.
Hoch droben, auf dem angemessenen Platz der politischen Schlachtenlenker, stehen sie beide: Helmut Kohls Erben, in trotzig-souveränem Schulterschluß und üben sich in sparsamen Grußgesten an das Defile aller, die deutscher Zunge sind.
Eben gilt sie den erfolgreich anabolika- entwöhnten Sprinterinnen, die im mühelosen Trab Hannoveraner Füllen an der Ehrentribüne vorbeihuschen. Ihr Busen- CW-Wert entspricht dem freilaufender Jungkaninchen. Dahinter reckt sich der legendäre Tennisarm von Boris Becker in die Berliner Luft, Luft, Luft: Mental voll drauf! Hat sich mal wieder frei-gebreakt!
Inzwischen erschallt Heinos "Schwarzbraun ist die Haselnuß, schwarzbraun bin auch ich . . ."
Das bewegt die beiden Erben Helmut Kohls, die droben auf der Tribüne sich in dosierten Gesten milden Wohlwollens üben.
". . . schwarzbraun bin auch ich . . ."
Darin kann man sich wiederfinden, nicken einander Erbe Eins und Erbe Zwei zu.
Dazu der Vorbeimarsch der abgehalfterten Treuhand-Sklaven, der ehemaligen Trabbifahrer, der eingetragenen Skatclubs ehemaliger Betriebskampfgruppen, hoch erhobenen Kopfes die Verbände der Stasi-Geschädigten unter ihrem Vorschwitzenden Schalck-Golodkowski, dazu mit dem Goldenen Gauck-Orden (am Bande zu tragen) Wolf Biermann, dann eine dramaturgische Pause, in die ein kecker Sponti ein Transparent wedelt: "Gott strafe Andy Möller!" Und ein zweiter: "Freiheit für Werner Höfer!"
"Siehst', Partner", äußert Kohl-Erbe Nr. 1 zu Kohl-Erbe Nr. 2, "von Brand und Bahr keine Spur mehr."
"Und Rita Süssmuth hat 'ne Autovermietung aufgemacht. Das nenne ich Demokratie! Aber da kommt ja endlich der Jellinger!"
Offensichtlich rehabilitiert, Hand in Hand mit Waldheim und Otto von Habsburg. Inzwischen läuft über die monumentale TV-Wand Bild um Bild ab: "Konrad Ulbricht und Walter Adenauer: Grenzen verbinden! Darauf: Erich Strauss und F. J. Honecker: "Gemeinsam geben wir's ihnen!" Als Sponsoren grüßen eine schwäbische Automobilfirma, die ihr erstes rapsbetriebenes Fahrzeug anbietet und eine deutsche Bank, die ihr Werbebudget in die Botschaft steckt, sie besäße noch eine Konkurrenz.
"Sache, was, Hubi!" schmunzelt Kohl-Erbe Gysi, "so habe ich mir immer eine Große Koalition vorgestellt."
Darüber kann Kollege Schönhuber nur lächeln: "Helmut hat es bereits gesagt ,Weiter so, Deutschland!'".
Und die Landkarte, auf der wir arbeiten, ist schon fast wieder die von '37."
Gute Karten für uns, wie?
In den USA ist ein zweiter touristischer Preiskrieg ausgebrochen. Nach den Fluggesellschaften, die ihre Preise zum Teil halbiert hatten, kämpfen jetzt auch große Hotelketten des Landes mit Niedrigstpreisen um Kunden. "Wenn Sie ein Flugticket zum halben Preis erworben haben, sind Sie erst auf dem halben Weg." Mit diesem und anderen Slogans werben seit kurzem die Hilton Hotels in der auflagenstärksten US-Zeitung "USA Today". In ganzseitigen Anzeigen folgen detaillierte Preise für 187 US-Hotels der Kette, die zum Teil unter 50 US-Dolar (ca. 80 Mark) für ein Doppelzimmer liegen. "Summer Saver Rates" heißen die Kampfpreise bei Hilton. Sheraton nennt die heißen Preise "Sheraton Summer Sure Savers", Days Inn "Cool Summer Fun Rates" oder La Quinta Inns, eine kleinere Preiswert-Kette, "Super Value Rates". Mit vielseitigen Anzeigen in "USA Today" klotzt Hyatt, um seinen "American Summer" den reiseunlustigen US-Amerikanern schmackhaft zu machen.
Mit den niedrigsten Preisen überhaupt macht Days Inn Furore. Ab 29 Dollar pro Doppelzimmer (ca. 46 Mark) werden bis Ende August 1992 verlangt. Beim DER kostet der Hotelgutschein für diese Kette pro Nacht und Zimmer ab 72 Mark. Auch bei den Hilton-Hotelgutscheinen kann das DER nicht mehr mithalten. Das JFK Airport Hilton in New York zum Beispiel steht beim Frankfurter Marktführer für USA-Reisen mit 361 Mark im Katalog. Der Hilton-Preis in den USA liegt bis Anfang September bei 174 Mark fürs Zimmer. DER-Sprecher Rolf Nieländer: "Auf derartige Sonderpreise können wir nicht reagieren, weil die Preise in unseren Katalogen im Spätherbst des vergangenen Jahres auf der Grundlage der zu dieser Zeit geltenden Einkaufspreise vertraglich festgelegt wurden." Niederländer macht auch darauf aufmerksam, daß diese Sonderpreise für einen deutschen Urlauber problematisch sein könnten, weil man nicht wisse, wieviele Zimmer zu den niedrigen Preisen abgegeben würden.
In der Tat sind die Kampfpreise der US-Hotelketten mit einer Fülle von Einschränkungen versehen. Vor allem sind sie nicht von Deutschland aus buchbar, sondern nur vor Ort in den USA. Bei Hyatt muß ein Samstag eingeschlossen sein, wenn der Gast in den Genuß der niedrigen "American Summer Rates" kommen will. Hilton verlangt vom Urlauber mindestens drei Nächte Aufenthalt. Bei Sheraton gelten die Preise nur von sonntags bis donnerstags. Days Inn klammert nicht näher bezeichnete Zeiten aus.
Hintergrund für den Preiskampf ist die nun schon im dritten Jahr anhaltende Reiseunlust der US-Amerikaner. Die wirtschaftliche Rezession hat einer wachsenden Zahl den Ferientrip vergällt. Diese Urlaubsenthaltung erwischte die US-Hotelkonzerne zum ungünstigsten Zeitpunkt. In den vergangenen Jahren hatten sie in großem Stil in neue Hotels investiert. Steigende und nicht sinkende Gästezahlen hatten die großen Hotelketten für die 90er Jahre erwartet.
Hilton-Präsident Carl Mottek vermutet, daß die drastisch gesenkten US-Flugpreise der Reiseindustrie im nun anlaufenden Sommergeschäft noch einen Stoß geben, nach seiner Ansicht wird sich der Inlandsmarkt aber erst 1994 erholen. Daß es der US-Hotelindustrie nicht noch schlechter geht, ist dem wachsenden Reisestrom aus dem Ausland zu verdanken. In diesem Jahr werden 45 Millionen Besucher (Urlauber und Geschäftsreisende) aus Kanada, Europa und Japan erwartet. Allein aus Deutschland werden es nach Schätzungen des Amerikanischen Fremdenverkehrsamtes USTTA in Frankfurt über 1,5 Millionen sein, eine Steigerung von sieben Prozent.
Daß diese Prognose nicht unrealistisch ist, zeigen die Zahlen des DER, das bis Ende Mai ein Plus von 30 Prozent für USA-Reisen registrierte. Günstige Flugpreise und der niedrige Dollar sind der Grund für den USA-Boom. JACKO A. HASSENMEIER
Grillericks
Es wurde beim Grillfest in Vrasselt nur über die Frage gequasselt, was man tun kann dagegen, wenn ein plötzlicher Regen herab auf das Spanferkel prasselt.
Begabt war ein Schnorrer aus Laucha. Sobald der den Hauch nur von Rauch sah, nahm er das als Signal für ein billiges Mahl und sprach dann zum Hausherrn: "Na, auch da?"
Es wollte Freund Erich aus Gerichshain bei allen und stets unentbehrlich sein. Sagte irgendwer: "Schau, dort am Drehspieß, die Sau!" dann hieß es: "Das kann nur der Erich sein!"
Es hatte ein Nachbar aus Schwalmstadt den ewigen Holzkohlenqualm satt bei der Sorte von Festen. Und mit lauten Protesten setzte er bald die Qualmer total matt. DIETER HÖSS
Deutsche Bundesbahn (DB) und Deutsche Reichsbahn (DR) bieten Rollstuhlfahrern künftig bessere Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Auf insgesamt 259 Bahnhöfen - 184 davon sind Fernverkehrs-Stationen - sollen bis Mitte 1993 fahrbare Rampen und Hublifte bereitstehen. Auf einigen Bahnhöfen sind die Geräte bereits im Einsatz, bis Jahresende sollen sämtliche 52 ICE/IC/EC-Stationen damit bestückt sein. Insgesamt drei Millionen Mark lassen sich die deutschen Bahnen die Rampen, mit denen ein Höhenunterschied von 50 Zentimetern überbrückt werden kann, und die Hublifte, die bis zu 1,10 Meter Höhe ausfahrbar sind, kosten. tdt
DORSTEN. Das erste Museum in Nordrhein-Westfalen zur Geschichte und Religion des Judentums hat in Dorsten seine Türen geöffnet: Das "Jüdische Museum Westfalen", in dem rund 800 historische Schaustücke aus zwei Jahrtausenden jüdischer Geschichte aufbewahrt werden, versteht sich auch als Dokumentationszentrum und "Lehrhaus" zur jüdischen Tradition. dpa
Rad-Biathlon - eine neue Variante im breitgefächerten Sportangebot dieser Region. Der Radsportverein Erbstadt, der sich schwerpunktmäßig dem Tischtennis(!) verschrieben und die herkömmlichen Disziplinen wie Radkunstfahren, Radball etc. längst zu den Akten gelegt hat, bietet diese Möglichkeit in Zusammenarbeit mit der Schützengilde Erbstadt an. Nach einer drei Kilometer langen Radstrecke mußten fünf Schuß abgefeuert werden. Entsprechende Fehlschüsse ("Fahrkarten") wurden mit einer Strafrunde "belohnt". Für alle Teilnehmer standen drei Radprüfungen (jeweils drei Kilometer) und zwei Schießübungen auf dem Plan. Die Altersklassen wurden nach Gutdünken zusammengestellt, die absolut schnellste Zeit erzielte Peter Trunk (24:16 Minuten) in der Klasse zwischen 16 und 25 Jahren.
Von den Youngstern imponierten in der Kategorie der 13 bis 15 Jahre alten Teilnehmer Björn Meurer (siegte in 26:54 Minuten) und Sven Hetterich (28:25), die im Gesamtfeld Silber- und Bronzemedaille gewannen. Ebenfalls unter einer halben Stunde blieben Markus Höfer (29:16) in der Klasse bis 25 Jahre sowie "Senior" Günter Weisenstein (46 bis 55 Jahre), der beachtliche 29:26 Minuten erreichte. Bei den ältesten Teilnehmern (ab 56 Jahre) setzte sich Alois Höfer in exakt 36 Minuten durch. Im Mannschaftswettbewerb siegte das Weisenstein-Team in 28:02-Minuten vor der Jugendfeuerwehr Erbstadt (29:57) sowie der Freiwilligen Feuerwehr (31:00). Die interessantesten Mannschaftsnamen: Erbtown Citybikers, Schoppepetzer Hochstadt, Gebrochene Speiche Erbstadt. Den Wanderpokal für die erfolgreichste Nidderauer Vereinsmannschaft gewann die Jugendfeuerwehr Erbstadt, des weiteren verteilten die beiden Vorsitzenden Jörg Morick (RSV) und Reiner Wehr (Schützengilde) Siegerpokale und Sachpreise. "Diese Veranstaltung hat sich inzwischen etabliert, ist weit über die Grenzen Erbstadts hinaus bekannt und wird auch 1993 stattfinden", zogen die beiden Vereinschefs ein positives Fazit. jbp
Die Faustballer des TV 1897 Rendel sind Bezirksliga-Meister und Aufsteiger in die Landesliga. Wie bereits bei anderen Gelegenheiten, schaffte nicht die erste Rendeler Mannschaft, sondern die "Zweite" den großen sportlichen Triumph. Mit 30:2 Punkten setzten sich die Süd-Wetterauer gegen den TV Jahnvolk Eckenheim (25:7) sowie die eigene erste Mannschaft (24:8) und Erzrivalen TV Kesselstadt (23:9) in souveräner Manier durch. Dem einzigen Main-Kinzig-Kreisvertreter, TV Kesselstadt, verblieb mit der zweiten Mannschaft (5:27) nur der vorletzte Tabellenplatz. Rendel II sicherte sich am letzten Spieltag nach einem "Herzschlag-Finale" (28:27 gegen Jahnvolk Eckenheim) auf dem Sportplatz der Homburger TG endgültig den Titel in der Bezirksliga Hessen-Mitte. Die TG Offenbach war an diesem letzten Spieltag beim 44:22 kein ernstzunehmender Gegner für die Rendeler Routiniers.
Pech für Rendels Team I: Die unerwartete 22:25-Heimniederlage gegen die Homburger TG (5.Platz) kostete Rang zwei respektive die Relegationsrundenteilnahme. Wie stark diese Formation sein konnte, unterstrichen die Siege gegen Offenbach, denn das 41:16 war deutlicher als der Erfolg des Meisterteams gegen die TGO. Im "Endspiel" mußte Meister TV Rendel II zwar auf Spielertrainer Harald Damovsky (Urlaub) verzichten, zeigte aber nach einem vorübergehenden Sieben-Punkte-Rückstand eine ungebrochene Moral und kam in der Schlußminute zum viel umjubelten 28:27- Sieg. Udo Lenz, Christian Meyer, Frank Röger, Klaus Schmid und Klaus Tille hatten frühlingshafte Gefühle bei sommerlichen Temperaturen ausgelöst. Rendel I mußte seine theoretische Relegationsrundenchance ohne Urlauber Michael Wittich anpacken. Wolfgang Kost fungierte dafür als Hauptangreifer, konnte aber zusammen mit Gerit Schnierle, Karlheinz Hoos, Hartmut Sadlowski und Dieter Kost den Rückstand auf Eckenheim nicht mehr kompensieren. Die Enttäuschung dieser Runde war der TV Kesselstadt. Die erste Mannschaft konnte als Absteiger aus der 2. Bundesliga nie die Erwartungen erfüllen, die "Zweite" trat am letzten Spieltag nicht mehr an. Die TGS Hausen II mußte sogar disqualifiziert werden.
FAUSTBALL-BEZIRKSLIGA MITTE: 1. TV Rendel II 30:2-Punkte, 2. TV Jahnvolk Eckenheim 25:7, 3. TV Rendel I 24:8, 4. TV Kesselstadt 23:9, 5. Homburger TG II 14:18, 6. FG Isenburg/Zeppelinheim 9:23, 7. TG Offenbach 8:24, 8. TV Seckbach 6:26, 9. TV Kesselstadt II 5:27, 10. TGS Hausen II 0:32 (disqualifiziert). dip
NAUHEIM. "Eine phantastische Reise ins Unbekannte" beginnt am Montag, 13. Juli, für sechs- bis zehnjährige Kinder, wenn die Ferienspiele gestartet werden. Jeweils von 13 bis 17.30 Uhr können die Kids auf dem Gelände des Sportparks spielen und toben. Nur donnerstags passiert nichts - da ist Ruhetag.
Eine Anmeldung für die zweiwöchige Aktion braucht es nicht, die Teilnahme ist kostenlos und steht allen Kindern offen. Mitbringen müssen sie nur einen Trinkbecher. Für Radler gibt's sogar einen Abholdienst: Treffpunkt ist jeweils um 12.45 am "Ei" im Teich und um 12.50 Uhr am Bürgertreff. Am ersten Tag sollten die Kinder ein weißes T-Shirt oder Unterhemd mitbringen. wal
NAUHEIM. Zusammen mit dem Riedcasino bietet das Kulturamt in diesem Sommer wieder Filmvorführungen unter freiem Himmel an. Die dritten Nauheimer Open-air-Filmnächte, die jeweils freitags hinter der Grundschule beginnen, werden am 17. Juli mit dem Spielfilm "Little Big Man" mit Dustin Hoffman fortgesetzt. Zum Abschluß am 28. August gibt's Slapstick-Comedies mit Harold Lloyd in "Ein toller Bursche". Für den rechten Ton sorgt Jo Hauser, der den Film am Piano begleitet. Die Vorführungen beginnen jeweils gegen 21.30 Uhr. wal
BORNHEIM. Arge Betroffenheit unter den rund 130 Mitgliedern des Carneval- Vereins "Pierrette" löste die Kündigung des Vereinsraumes in der Berger Straße 237 aus. Nach dem 31. August (bis dahin muß der Raum geräumt sein) sieht sich der 1898 gegründete Verein samt seiner Jugend "ersatzlos auf die Straße gesetzt", wie es verbittert der langjährige Vorsitzende Heinz Oefner beschreibt. Bornheims ältester Karnevalverein teilt dieses Schicksal mit seinem Nachbarverein, den "Stutzern". Während das "Stutzer"-Heim in der Rendeler Straße einem Neubau weichen muß, wird im Raum der "Pierrette" vorerst die Bauleitung für dieses Projekt untergebracht.
Sechs Jahre lang florierte das Vereinsleben der "Pierrette", die jungen und älteren Mitglieder hatten eine Heimstatt, in der sie sich wohlfühlten. In der Berger Straße trainierten die Garden, probte das Männerballett. Auch für Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen, Näh- und Bastelabende und andere Zusammenkünfte (etwa Weihnachtsfeiern oder Kerwetreffen) war der 50 Quadtratmeter große Raum ideal.
Der hatte seinerzeit einer Rumpelkammer geglichen, als die "Pierrette"-Mitglieder mit der Renovierung begannen. Vorher waren dort vor allem Tische, Stühle und Bänke gelagert worden. Erst wurde entrümpelt, dann waren handwerkliche Fähigkeiten und Ideen gefragt. In etwa 800 freiwilligen Arbeitsstunden verwandelten fleißige Helfer der "Pierrette" die einst triste Stätte in einen schmucken Vereinsraum mit holzverkleideten Wänden, Holzfußboden, Ölofen und sanitären Einrichtungen.
Das Archivmaterial der "Pierrette" - die Bühnenaufbauten, das Material für Fest- und Komiteewagen, Uniformen und anderes mehr - ist seit längerer Zeit bereits in einem ehemaligen Luftschutzbunker im Riederwald gelagert. Dort versucht der Verein nun auch, seine restlichen Einrichtungsgegenstände aus der Berger Straße unterzubringen. Doch "es wird sehr eng werden", fürchtet der Vorsitzende.
Für die Gardemädchen hat der Vorstand die Trainingsfrage erst einmal lösen können. Dem Nachwuchs und dem Tanzcorps räumt die Saalbau GmbH im Bürgertreff Bornheim (Saalburgstraße 17) mittwochs (17 bis 19 Uhr) Probemöglichkeiten ein. Die recht knapp bemessene Übungszeit werden sich die Mädchen mit den Mitgliedern des Männerballetts teilen müssen, wenn keine andere Lösung gefunden wird. Bleibt die Frage: Wohin bei Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen, Gardesitzungen, Elferrats- und Vortragendentreffen?
"Noch wissen wir es nicht", sagt der Vorsitzende. "Die Stadt Frankfurt erwartet von uns jugendfördernde Vereinsarbeit, läßt uns aber glatt im Regen stehen." Mittlerweile hält der Vorstand Ausschau nach einer neuen Bleibe. Karin Oefner, langjähriges Vorstandsmitglied, versucht es über das Planungsbüro der Stadt. Dort hat sie bereits die Sorgen des Vereins vorgetragen, jedoch bislang ohne Erfolg. Sie will sich aber "so leicht nicht abspeisen lassen" und hat eine eigene Strategie entwickelt: "Mindestens einmal wöchentlich stehe ich bei diesem Amt auf der Matte", kündigt sie Ausdauer an. "Natürlich werden wir auch konkrete Vorschläge unterbreiten und nicht nur einfach so den Bediensteten der Stadt auf die Nerven fallen."
Vorerst will der Frankfurter Musikverein helfen. Er hat angeboten, dem freundschaftlich verbundenen Carnevalverein "Pierrette" gelegentlich seinen Raum in der Berger Straße für Zusammenkünfte zu überlassen. "Dafür sind wir dankbar", freut sich Heinz Oefner über das Angebot der Nachbarn. dixi
BOCKENHEIM. Ihr erstes Konzert organisierte die "Kroatisch-Europäische Gesellschaft" im Mai. Damals traten nur deutsche Künstler auf. Deshalb machte sich die Öffentlichkeitsreferentin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt, Irene Khateeb, keine Gedanken, als der junge Frankfurter Verein kürzlich zum zweiten Mal kam und um finanzielle Unterstützung bat.
2100 Mark Reisekosten wollten die Veranstalter beglichen haben. Die Antwort aus dem Amt: "Wir sind keine Konzertsponsoren." Und so unterstützte das "Multi-Kulti"-Amt das Gastspiel der kroatischen Musiker immerhin noch mit 1000 Mark.
"Wir haben keine Reichtümer zu verteilen", erklärte Irene Kharteeb in einem Telefongespräch mit der FR. Doch es gehe nicht an, so die Öffentlichkeitsreferentin, daß die "Kroatisch-Europäische Gesellschaft" im Rahmen eines Kirchenkonzertes eine Broschüre mit nationalistischem Inhalt verteilen lasse.
"Uns ist viel daran gelegen, diesen Vorfall aufzuklären." Denn auch Serben, die hier leben und arbeiten, "sollen sich in Frankfurt zukünftig wohl fühlen".
Der kroatische Verein hatte in einem Brief an das Amt für multikulturelle Angelegenheiten seine Unterstützung für die Stiftung "Kardinal Alojzije Stepinac" angekündigt. Die Broschüre, in der mit keinem Wort die Opfer des Krieges erwähnt werden, ist nicht beigelegt worden. Für Irene Khateeb ist es ein "eklatanter Unterschied, ob dieser Text in Zagreb oder in Frankfurt verteilt wird". tin
Robert Lebeck, geboren 1929, ist einer der großen deutschen Fotoreporter. Er begann 1955 bei der "Revue", kam 1960 zur (längst eingestellten) Illustrierten "Kristall" und 1966 zum "stern", für den er bis heute arbeitet. Seine Reportagen führten ihn in alle Welt, er porträtierte prominente Politiker und Künstler, besuchte Länder in Krisenzeiten oder politischen Umbruchsituationen, beobachtete Menschen, arme und reiche, in ihrem Alltag. So etwa könnte ein Lexikoneintrag lauten. Was sieht man in der Ausstellung, die das Fotografie Forum Frankfurt jetzt Lebeck gewidmet hat?
Gezeigt werden zwölf Reportagen aus den Jahren 1955 bis 1987. Die Schau beginnt mit dem berühmten Bericht aus Friedland über die Rückkehr deutscher Kriegsgefangener für die "Revue" und endet mit kritischen Blicken auf die soziale Realität in Deutschland und Frankreich in den achtziger Jahren. Dazwischen Bildgeschichten aus Afrika und Asien, aus dem für uns kaum weniger exotischen Texas, eine einzige Prominenten-Reportage (über Churchills Deutschland-Besuch 1956) und - für mich das Meisterstück der Ausstellung - ein großangelegter Bericht über Spanien unter Franco, 1964 für "Kristall".
Zunächst ganz normale Bilder vom Stierkampf, Momentaufnahmen aus Dörfern, Armut, Polizei, religiöse Zeremonien, plötzlich Franco selbst, sein Beichtvater, und bei einem Staatsakt die innige Verbindung von Militär und Klerus. Die einzelnen Bilder ergänzen und kommentieren einander, sie rechnen mit dem aufmerksamen Betrachter, zwingen ihm keine Schlußfolgerungen auf.
Lebeck ist ein geduldiger Beobachter, der manchmal auch temperamentvoll seine Chance nutzt: 1960 fotografiert er zum Beispiel in Leopoldville einen Kongolesen, der dem belgischen König Baudouin während einer Stadtrundfahrt am Vorabend der Unabhängigkeit den Degen entreißt: ein symbolisches Bild für das Ende des Kolonialismus.
Lebeck sieht sich selbst als Journalist mit der Kamera, der Geschichten sucht und findet, nicht als Künstler. Und doch ist es eine Kunst, eine solche Geschichte manchmal in eine einzige Aufnahme zu bannen. In der Reportage "Deutschland im März 1983", die ein kontrastreiches Bild der Bundesrepublik zeichnet und vor allem die Schattenseiten unserer Gesellschaft ausleuchtet, schockiert eine Fotografie aus dem Großklinikum in Aachen, sie zeigt die Garderobe des Krankenhauses, eine postmodern-kalte Stahlkonstruktion: Hier werden nicht nur Mäntel, sonder Menschen abgegeben.
Besonders spannend wird die Ausstellung dadurch, daß allen Reportagen (mit einer Ausnahme) in Verkleinerung die Originalveröffentlichungen beigegeben sind, eine kurzgefaßte Geschichte des Illustrierten-Layouts in der Bundesrepublik. In der "Revue" werden die Bilder konventionell nebeneinandergestellt, in "Kristall", nur wenige Jahre später, sind die Seiten rhythmisch gegliedert, Spannungen entstehen zwischen den Aufnahmen, Überschriften sind nicht nur Informationsträger, sondern auch Signale, beim "stern", der immer stärker auf die Farbe setzt, die Lebeck ähnlich unaufdringlich-souverän verwendet wie vorher Schwarzweiß, dominieren die ganz- oder doppelseitigen Bilder.
Die so entstehenden spektakulären Wirkungen werden aber häufig durch Anzeigen, meist im letzten Drittel des Artikels, wieder aufgehoben. Die Fotoreportage, nicht zuletzt erfunden, um die Illustrierten populär zu machen, sie auf dem Markt durchzusetzen, wird durch das Geschäft beschädigt.
(Die Ausstellung im Fotografie Forum im Leinwandhaus am Weckmarkt 17, außer Montag täglich geöffnet, dauert noch bis 9. August.) WILHELM ROTH
FRANKFURT-NORDWEST. Von den Betonwänden am Limescorso hallt unüberhörbar Nina Hagen wider, ein paar Ecken weiter zelebrieren zwei Nachwuchs-Musiker einen Rap-Song. Dort, wo sonst Köpfe über wissenschaftlichen Texten rauchen, herrscht ausgelassene Stimmung: Die Sozialpädagogen und -arbeiter der Fachhochschule (FH) Frankfurt feiern wieder einmal ihr Sommerfest.
Bis spät in die Nacht tummeln sich die vielleicht 400 Studenten auf dem kleinen Campus neben dem Nordwestzentrum. Zwischen Grafitti und Politparolen hat der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) der FH mehrere Stände aufgebaut. Vegetarische Reispfannen und asiatische Leckereien gibt es dort, Baguettes, Steaks und Bratwürstchen - so ganz ohne Vorlesungen läßt sich's in dem Uni-Ableger gut leben. Zumal nebenan, in zwei Aulen, ein abwechslungsreiches Kulturprogramm geboten wird.
Dort hat - nach monatelangen Vorbereitungen - ein ungewöhnliches Theaterexperiment Premiere: Das Ensemble "Mixtour", eine Gruppe von Studenten und Senioren, brilliert mit dem selbstgeschriebenen Stück "Tante Milli auf Nawiliwi" (siehe nebenstehenden Bericht).
Auf der kleinen Bühne verabreichen gleich im Anschluß einige FH-Satiriker eine "Überdosis" Kabarett, während 50 Meter weiter die Live-Bands "Luzy", "Plattzacher" und "Deserted" auftreten. Ausdauer ist beim Besucher gefragt - wer vor Mitternacht die Segel streicht, verpaßt die Hälfte des Programms. *ind
GRIESHEIM. Was unternimmt man, wenn die Stadtsäckel leer sind und dennoch niemand auf Stadtteilarbeit verzichten will? Das beste Rezept: enger zusammenrücken, die Phantasie anregen und Sponsoren finden. Leider muß dann aber auch das Programm gekürzt werden. Zum zweiten Mal veranstaltet das Jugendbüro Griesheim Ferienspiele für Kinder und Jugendliche. Wer gar nicht oder erst im Herbst in Urlaub fährt, der kann sich vom 22. Juni bis zum 1. August von einem abwechslungsreichen Programm überraschen lassen. 15 Veranstalter aus dem westlichen Stadtteil garantieren einen bunten Sommer.
"Wir wollen den Griesheimern ein attraktives Angebot machen", sagte Ursula Haas, Sozialpädagogin im Jugendbüro. Daß die Ferienspiele von den Kindern enthusiastisch angenommen werden, zeigte sich dieser Tage auf dem Eröffnungsfest am Griesheimer Bunker. Rund 200 Kinder und Jugendliche trafen sich im kleinen Park bei Kuchen und Würstchen, Workshops und Tobespielen. Die "kleinen" Festbesucher konnten aus Speckstein Schmuck basteln oder auf Percussion-Instrumenten herumtrommeln. Pop-Stars wie Michael Jackson oder deutsche Schlagersänger wurden am Mikrophon eifrig imitiert. "Nicht immer in passender Tonlage", witzelte die Sozialpädagogin. Den Kindern machte das Grölen über die Boxen einen Riesenspaß.
Vergangenes Jahr teilten sich das Jugendbüro und das Jugendamt der Stadt Frankfurt die anfallenden Kosten der Ferienspiele. "Mit rund 10 000 Mark ließ sich ein umfangreiches Programm gestalten", sagte Ursula Haas. Zahlreiche Kleinkünstler wurden eingeladen. Das sei dieses Mal nicht drin. Auf Theatergruppen, Jongalge und Zauberer wurde verzichtet. Das Jugendbüro sponsort das kleine Sommerprogramm mit rund 4000 Mark. Gespendet wurden lediglich 700 Mark. Geschäftsleute vor Ort unterstützen die Sommer-Initiative mit "Naturalien": Kuchen, Würstchen und Spielzeug. Dem Rotstift fiel auch die zweite Honorarkraft für den Bauwagen zum Opfer. Montags (15 bis 19 Uhr), mittwochs (11 bis 16 Uhr) und freitags (14 bis 18 Uhr) bietet die angehende Freizeitpädagogin Anne Rumpf am Bunker das Bau- und Spielmobil an. Mit Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren sollen dort Gipsmasken hergestellt, Musik gemacht, T- Shirts bedruckt und gegrillt werden.
"Die Angebote für Kinder überwiegen", sagte Sozialpädagogin Haas. 1991 seien zahlreiche Veranstaltungen von Jugendlichen, beispielsweise Fahrradtouren, nicht angenommen worden. "Die lassen wir diesmal ausfallen", hieß es.
Angebote für Jugendliche soll es dennoch geben: so etwa ein Auftritt der "Donald-Duck-Band" am Mittwoch, 8. Juli, ab 17 Uhr, im Rahmen eines Jahrmarktes auf dem Gelände des Abenteuerspielplatzes Griesheim. Und am 29. Juli fährt der Musikpädagoge Uli Becker mit seinem Musikmobil auf die Wiese an der Kiefernstraße: ein Bus vollgepackt mit Instrumenten und guter Laune.
Wovon die Kinder nie genug bekamen: Reitstunden. Am Eröffnungsfest beteiligte sich der Reiterhof Nied mit einem Pony. Es wurde ausgelost, wer reiten durfte. 25 Kinder waren "stolz wie Oskar" und träumten auf Ponys Rücken den Traum vom eigenen Pferd.
Wer sich über das Programm der Griesheimer Ferienspiele informieren will, die Telefonnummer des Jugendbüros lautet Tel. 39 23 00. tin
FRANKFURT-NORDWEST. Eben noch brutzelten Reibekuchen auf dem Rost über dem Feuer - kurz darauf ist von dem Berg aus Kartoffelpuffern nur ein kleiner Rest übrig. Warum sollte man das Mittagessen denn auch in die Länge ziehen? Auf dem Abenteuerspielplatz Nordweststadt gibt es genug zu tun für die Sechs- bis 14jährigen, die hier ihre Ferien verbringen. Hier - das ist unweit des Nordwestzentrums, aber dennoch weit weg von der Stadt. Denn der Abenteuerspielplatz ist eine eigene Welt.
Auf dem Gelände wachsen Bäume und wilde Wiesen, die Häuser sind aus buntem Holz und selbstgezimmert. Werkzeug und Holz gibt's in der kleinen Hütte am Eingang. Die ist auch das Spiele-Lager, in dem jederzeit Federballschläger, Fußbälle und allerhand mehr für die jungen Besucher bereitliegen. Doch heute gibt es noch einen anderen Programmpunkt: Es wird getöpfert.
In dem kleinen Pavillon auf dem Gelände entstehen Teller aus Ton, die die Kinder mit eigenwilligen Emblemen verzieren; mit Büffelspuren, Blitzen und Bärentatzen. Ganz so wie auf den Bildern an der Wand, auf denen altes, indianisches Geschirr zu sehen ist. Das ist kein Zufall. Das Thema in diesen Sommenferien sind Indios, erklärt Edith Wenzel, eine der Sozialarbeiterinnen, die sich auf dem Platz um die Kinder kümmert. In den sechs Wochen wollen die Mitarbeiter die jungen Spielplatz-Besucher an eine fremde Kultur heranführen, ihnen erklären, wie Indios im fernen Südamerika leben - und gelebt haben.
Damals, als Kolumbus sich auf dem Weg nach Indien machte, in Amerika strandete und so einen Kontinent "entdeckte", wie es heute heißt. Dieses "Entdecken" wollen die Pädagogen ein bißchen kritisch beleuchten, deutlich machen, daß es eine eigene Kultur der Indios gibt.
Dazu wird nicht nur getöpfert. Die Kinder basteln auch Trommeln und Rasseln, sie zaubern Metallschmuck aus alten Blechbüchsen, sie arbeiten mit Leder und Holz. Sie spielen Theater, tanzen und weben Ponchos. In der letzten Ferienwoche wird der Mexikaner Matlaltoto in einem Workshop zeigen, wie Schmuck gefertigt wird. Auch Filme werden gezeigt. Die Ferien enden mit einem großen Fest, das alle Ergebnisse präsentieren soll.
Der Abenteuerspielplatz in der Nordweststadt, Hammarskjöldring 1, ist in den Ferien montags bis freitags von 11 bis 17.30 Uhr geöffnet. *sen
NIEDER-ESCHBACH. "Abrahams Urenkel" sind in Nieder-Eschbach aktiv. Unter diesem biblischen Motto finden zur Zeit die Ferienspiele der evangelischen Kirchengemeinde statt. 46 Jungen und Mädchen machen sich eine Woche lang spielerisch mit den Geschichten aus dem Alten Testament vertraut. "Mich hat es gereizt, für die Ferienspiele einmal ein biblisches Thema auszuwählen", erklärte Leiterin Astrid C. Archimal.
Da es außerdem eine ungewöhnliche Geschichte sein sollte, die die Kinder noch nicht aus der Schule kennen, entschied sie sich schließlich für die Überlieferung von Abrahams Auszug bis zum Verkauf Josefs an die Ägypter.
Daher kommt es, daß sich seit Anfang der Woche "Abrahams Urenkel" im evangelischen Gemeindezentrum treffen. Der erste Tag stand ganz im Zeichen gegenseitigen Kennenlernens: Bei Milch, Honig und Matzen - einem ungesäuerten Fladenbrot - nutzten Kinder und Betreuer die Gelegenheit, sich ausgiebig zu "beschnuppern". Anschließend fanden sich verschiedene Gruppen zusammen, in denen sich die Jungen und Mädchen wie ihre Urahnen ausstaffierten: Aus Bettlaken wurden weite Gewänder genäht, der sogenannte Tallith.
Eine zweite Gruppe bastelte Ketten mit Holzanhängern, in die später jeder seinen Namen einritzen konnte. Ein Gebetsschal, eine Schriftrolle und Öllampen aus Ton komplettierten die Ausrüstung.
In diesen Kostümen spielten die Kinder am nächsten Tag die Verfolgung der Moabiter nach. In einem Geländespiel mußten sie verschiedene Aufgaben erfüllen, die sich an Motiven aus der Bibel orientierten. Beispielspielsweise galt es an einer Station, mit Bauklötzen den Turm zu Babel zu konstruieren.
Einer der Höhepunkte der Ferienspiele war die gemeinsame Übernachtung im evangelischen Gemeindezentrum. Am Mittwoch waren die Kinder den ganzen Tag damit beschäftigt, ihr eigenes Lager zu errichten.
Am Abend gingen alle auf eine Wiese in Nieder-Eschbach, wo die Betreuer ein großes Lagerfeuer vorbereitet hatten. Nach Anbruch der Dunkelheit zog dann die ganze Gruppe mit Fackeln zurück zu ihrem Nachtlager.
Heute stehen Spiele auf dem Programm, morgen fahren die Kinder nach Worms und besichtigen dort eine Synagoge und den jüdischen Friedhof. Am Samstag feiern Kinder und Betreuer gemeinsam mit den Eltern ein Fest zum Abschluß der Ferienspiele, bei dem die Jungen und Mädchen zusammen mit der Gruppe "Theater direkt" ein eigenes Stück aufführen. rea
DORNBUSCH. Das Sinai-Gelände sieht wie ein Park aus, dort, wo es an die Eschersheimer Landstraße grenzt. Der Rasen ist kurz gestutzt, Jogger drehen auf dem Kiesweg ihre Runden, auf den Bänken verschnaufen Spaziergänger, Kinder aus der benachbarten Siedlung toben auf den beiden Spielplätzen.
Im östlichen Teil jedoch löst sich der Park in einem Wildgelände auf. Hier wachsen Brombeerbüsche und roter Holunder; Brennesseln und kanadische Goldrute stehen kniehoch. Gärtner sehen auf dem städtischen Gelände nur ein- oder zweimal im Jahr nach Ordnung, mähen die Wiese und stutzen die Büsche. Auf zwei Trampelpfaden haben sich die Bewohner aus der Umgebung einen Weg durch die geduldete Wildnis gebannt. Daran soll sich auch nichts ändern. Das Gartenamt verfolgt nicht mehr den Plan, die schmalen Trampelpfade durch gepflegte Kieswege zu ersetzen. "Im Herbst sollen lediglich die Unebenheiten auf den Wegen ausgeglichen werden", erklärte Dagmar Beckmann, persönliche Referentin des Umweltdezernenten Tom Koenigs (Grüne) auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau.
Der zuständige Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) hatte sich damals gegen den Vorstoß aus dem Amt gestellt, den Weg auszubauen und zu beleuchten. Einhellig beschlossen die Politiker, das Refugium der Natur hier so zu belassen, wie es jetzt ist: unbehelligt und unverplant. Schilder sollen Spaziergänger demnächst auf den Wert des Geländes aufmerksam machen. Auf den zwei Tafeln, die im Herbst an der Wildwiese aufgestellt werden sollen, wird dieser Teil des Sinai-Parks als "wertvolles Biotop" ausgewiesen.
Denn auf dem immer noch nährhaften Ackerboden des ehemaligen Gärtnerei- Geländes wuchsen zunächst sogenannte "Sukzessionspflanzen" - Kräuter beispielsweise. "Durch Samenanflug haben sich dort dann andere Pflanzen entfalten können", erklärte Frau Beckmann dazu. "Wenn man noch ein paar Jahrzehnte lang wartet, wird vielleicht einmal ein Wald daraus." sen
HEDDERNHEIM. "Die meisten Vorurteile über Christen stimmen", verkündete das "Duo Camillo" kürzlich in der evangelischen St.-Thomas-Gemeinde. Die Reaktion des Publikums war gemischt: Einige lachten, andere raunten zweifelnd, ein paar warteten lieber erst einmal schweigend - und vorsichtig - ab. Es folgte eine musikalische Auseinandersetzung mit vielen "typischen" Vorurteilen über Christen; allerlei Charaktere wurden dabei frozzelnd-fröhlich durch den Kakao gezogen.
Und im Refrain sang das Duo (Martin Schultheiß und Fabian Vogt) einen abgewandelten Grönemeyer-Hit: "Wann ist ein Christ ein Christ?"
Was die beiden verpackt in Sketchen und Songs und mit Unterstützung von Piano und Saxophon vorführten, hatte einen ernsten Hintergrund: Der diplomierte Physiker und der angehende Theologe und Germanist verstehen sich als "christliches Duo".
Was damit gemeint ist, machten sie mit ihrem Programm "Kulturschock" deutlich: Freche und nachdenkliche Texte zu aktuellen Fragen, Auseinandersetzung mit dem Glauben und jede Menge Klamauk; Gospels, Balladen und auch Rock 'n' Roll.
Eine Talkrunde auf der Bühne mit den Veranstaltern des Abends, der christlichen Erwachsenengruppe "Senfkorn", ließ schließlich auch noch viel Platz für Fragen aus dem Publikum an das stimmgewaltige Team.
"Seid ihr eigentlich fromm?" wollte Gruppenleiter Andreas Melchior als erstes wissen. Angesichts der bitterbösen Satire und der heiteren Beleidigungen, die die beiden auf der Bühne austauschten, lag diese Frage wohl so manchem Zuschauer auf der Zunge. Eine Frage, die sie locker bejahten. Denn mit dem zuvor besungenen typischen Christen-Bild hat das Duo wenig gemein. "Den Frommen zu frech, den Kulturprotestanten zu fromm, den Ideologen zu fröhlich und den Moralisten zu frei": so beschreiben sie sich selbst. Eine Mischung, die bei den Zuschauern und -hörern ankam. amo
OSTEND. Vier Jahre, nachdem ein ungewöhnlich lang anhaltendes Hochwasser dem Clubbad des Ersten Frankfurter Schwimmclubs (EFSC) im Osthafengelände übel mitgespielt hatte, ist die Zukunft des Schwedlersees weiterhin ungewiß. Die Risse in der Terrasse sind notdürftig geflickt, an der roten Holzwand des schmucken Vereinshauses zeigt nur noch ein brauner Strich in Kniehöhe an, wie hoch das Wasser im Frühjahr 1988 wochenlang stand.
"Mehr als 700 Arbeitsstunden" und Zehntausende von Mark seien nötig gewesen, um die Anlage notdürftig zu renovieren, berichtete Fritz Gottschalk, der Zweite Vorsitzende des Clubs. Dort, wo das Eis im Winter vor vier Jahren die Holzstege vor der Liegewiese aufgebrochen hatte, ragen nur noch Stümpfe aus dem Wasser.
Mit öffentlicher Unterstützung kann der Verein bei einer derzeit einjährigen Kündigungsfrist, an der die Hafenbetriebe als "Hausherren" des Schwedlersees seit der Nachkriegszeit festhalten, nicht rechnen. "Ein Pachtvertrag über mindestens 30 Jahre" sei erforderlich, um Zuschüsse vom Landessportbund (LSB) zu erhalten, erläuterte Fritz Gottschalk. So finanziert der mit rund 2400 Mitgliedern landesweit größte Schwimmclub die Pflege seines alten Bades weiterhin über Spenden.
Nachdem der Main durch die ungestüme Industrialisierung der vergangenen Jahrzehnte zum Baden endgültig zu schmutzig geworden war, verlegte der EFSC im Jahre 1921 das Schwimmtraining vom damaligen "Strandbad" am Eisernen Steg an den idyllischen Grundwassersee hinter dem Nordbecken des Osthafens. Dort, versteckt zwischen Intzestraße, Schmickstraße und Lindleystraße gelegen, spielte sich viele Jahre lang das gesamte Vereinsleben ab.
Seine Bedeutung als Sportstätte hat der Schwedlersee jedoch mittlerweile längst verloren. Die Leistungsschwimmer - eine Herren- und eine Damenmannschaft des EFSC treten zu Wettkämpfen in der Zweiten Bundesliga an - trainieren längst in den modernen Anlagen der städtischen Bäder. Nur noch Feste, Sitzungen und Nostalgietreffen führen die EFSC-Mitglieder an ihrem alten Clubbad zusammen. Im vergangenen Jahr feierte der traditionsreiche Verein sein 100jähriges Betehen.
Bei vielen der EFSC-Mitglieder scheint der Schwedlersee in Vergessenheit geraten zu sein. Die kleine "Oase" mitten im öden Osthafengelände hat allerdings auch ihre Fangemeinde. Rund 50 bis 100 Badegäste tummeln sich dort an schönen Sommertagen. Sie ziehen das saubere, fischreiche Gewässer mit dem dichtbewachsenen Ufer den verchlorten und überfüllten Schwimmbädern vor.
Wie weich das Wasser des Schwedlersees sei, könne man nach jedem Bad auf der Haut spüren, versicherte Fritz Gottschalk nicht ohne Stolz. Ein Testbericht, der am Eingang des Bades aushängt, bescheinigt die hohe Wasserqualität des Sees, die den strengen EG-Richtlinien für Badegewässer entspricht. Statt Coli-Bakterien und Salmonellen tummeln sich dort Flußkrebse und Zander. Verständlich ist daher, daß die EFSC-Mitglieder am Schwedlersee weiterhin unter sich bleiben möchten und sich gegen Bestrebungen des Ortsbeirates 4 (Bornheim, Ostend) wenden, das Bad öffentlich zugänglich zu machen.
Fritz Gottschalk ist von dieser Idee wenig begeistert. Den Umbau, der nötig wäre, um den See in eine öffentliches Schwimmbad zu verwandeln, "kann kein Mensch bezahlen", monierte er - zum Leidwesen vieler Nichtmitglieder, denen es einmal gelungen ist, sich zum Baden auf das Gelände zu schmuggeln.
Derzeit begnügten sich die Badegäste, wenn es denn nötig wird, mit einem "Donnerbalken" und einer Sickergrube. Um den Auflagen für Sportstätten zu entsprechen, müßten wassergespülte Toiletten eingerichtet werden. Da die Anlage jedoch unterhalb des Niveaus der Abwässerkanäle liege, müsse eine Hebeanlage installiert werden, die die Fäkalien hochpumpt. Und die, so rechnete der Vorsitzende vor, "kostet mehrere hunderttausend Mark".
Von diesen enormen Kosten abgesehen stünde der Öffnung des Bades für die Allgemeinheit ein weiteres Problem im Wege: Im Rahmen des gegenwärtigen Pachtvertrages mit den Hafenbetrieben ist es ohnehin nur den EFSC-Mitgliedern als "Pächtern" gestattet, das private Osthafengelände zu betreten. Und Fritz Gottschalk vermutet, daß sich daran, ebenso wie an der einjährigen Kündigungsfrist des Vertrages, auch in Zukunft nichts ändern wird. gap
WESTEND. Diesmal sind es gleich drei Künstler, die die Frankfurter "Westend Galerie" vorstellt: Leonardo Fretta, Romano Furlani und Albano Morandi zeigen ihre - völlig unterschiedlichen - Arbeiten in der Arndtstraße 12. Es ist schon eine eindrucksvolle Trias, mit der sich der Besucher auseinanderzusetzen hat: Von den heiteren Acryl- und Aquarellfarben Furlanis über die Strukturarbeiten Morandis bis zu den reduzierten Erdtönen Frettas ist eine breite Palette an Ausdrucksmöglichkeiten vertreten.
Romano Furlani, der ebenso wie seine beiden Künstlerkollegen bereits eine Reihe von Einzelausstellungen in Italien und im Ausland hatte, begann bereits in den 60er Jahren, seine Landschaftsansichten zu abstrahieren. Inzwischen setzt er allein auf Farblichkeit; konkrete, kompromißlose Linien und Strukturen verlaufen zielstrebig über die Bildfläche. Versöhnlich indessen ist das Fehlen streng geometrischer Formen und Linien. Die Streifen verlaufen weich, überlagern oder kreuzen sich und erwecken einen Eindruck völliger Unbeschwertheit.
Reliefartig erscheinen die Arbeiten Albano Morandis; durch das Auftragen von Farbe und Gips entsteht Plastizität, Risse und Unebenheiten lassen eigene Phantasielandschaften auf der Oberfläche entstehen. Ein Motiv wiederholt sich stets: Die hellen Konturen einer Pflanze rükken in den Bildmittelpunkt. Um so verblüffender dagegen ist der Titel von vier Morandi-Arbeiten: "Fiore assente", die abwesenden Blumen. Ein offensichtlicher Widerspruch, der den Verlust eines Lebewesens beklagt. Eine Arbeit besteht aus zusammengesetzten Quadraten, die je einen Pflanzenumriß als Mahnmal aufzeigen: Intensität durch Wiederholung.
Warme Erdtöne sind die Basis für Leonardo Frettas Werke. Seine Kompositionen aus sich gegeneinander verschiebenden geometrischen Figuren finden sich im letzten Zimmer der Galerie. Auch die Reduktion der Gegenstände auf einfachste Formen sind Bestandteil von Frettas Arbeiten. Sie haben ihr Vorbild in der klassischen Moderne. Die Bilder sind beinahe karg, weisen oft kubistische Einflüsse auf und leben von der Auslassung.
Die Ausstellung dauert noch bis zum 5. September in der Frankfurter "Westend Galerie", Arndtstraße 12. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 19 Uhr, am Samstag von 11 bis 14 Uhr. amo
SACHSENHAUSEN. Eine schöne Tradition pflegt Galeristin Elke Jordy: Alljährlich sind in der Galerie Wasserweg 4 die Bilder von Johannes Rath zu sehen. Kurz vor der Sommerpause ließen sich viele Galeriebesucher von den Werke aus den fünfziger und sechziger Jahren begeistern.
"Es ist fast schon eine eingeschworene Gemeinschaft, die von weither kommt, um die Bilder anzugucken" bekennt Frau Jordy nicht ohne Stolz. Kein Wunder: Der verstorbene Künstler war ihr Vater. Von Vetternwirtschaft kann indes keine Rede sein; nicht die Blutsbande sind das Motiv für die immer wiederkehrende Ausstellung mit wechselnden Bildern, sondern die Qualität der Arbeiten. "Was mein Vater vor über 30 Jahren gemalt hat, ist heute völlig modern", meint die Künstler- Tochter mit Recht.
Wer die zweiwöchige Ausstellung besuchte, konnte sich an der beinahe heiteren Welt des Johannes Rath erfreuen. Mit Collagen, Aquarellen, Arbeiten aus Ölkreide, Tusche oder Bleistift schuf er eine eigene Realität fernab aller Formalismen. Die weichen Konturen verselbständigen sich und lassen hin und wieder ein konkretes Sujet erkennen: Eine Landschaft mit See etwa oder ein Atelier mit Staffelei.
Doch vornehmlich ist es das Spiel mit sich verschiebendem Vorder- und Hintergrund, mit farblicher Dominanz und Einbeziehung des Materials. Da lugt schon einmal der Untergrund aus ganz profanem Zeitungspapier hervor, oder das Weiß des Papiers wird zum Bedeutungsträger.
Arbeiten auf Leinwand waren nicht dabei; insgesamt existieren nur etwa 20 Bilder dieser Art in Privatbesitz, verstreut in der gesamten Bundesrepublik. Ein Problem: Viele Bilder hatte der freigiebige Künstler und Pfarrer unsigniert verschenkt. Sie wiederzufinden ist keine leichte Aufgabe.
Die Galerie Wasserweg 4 ist vorerst wegen der Sommerpause geschlossen und öffnet ihre Türen wieder ab dem 4. September. Telefonisch zu erreichen ist Elke Jordy dann unter den Rufnummern 61 96 14 oder 51 21 43. amo
OBERRAD. So geschwitzt hat Karl-Günter Schneider, der Vorsitzende der Oberräder SPD, schon lange nicht mehr. Die Aufgabe war aber auch nicht von Pappe: 1000 Gewinne hielt die Tombola der Oberräder Arbeiterwohlfahrt (AW) bereit, sie alle mußten verteilt werden. Mitten in der prallen Sonne stand das Zelt auf der Wiese gegenüber dem Reha-Zentrum in der Wiener Straße: Drinnen stapelten sich die Preise, draußen herrschte großer Andrang. Da hatten Schneider und seine Helfer keine Minute Ruhe - am Ende war gar die Brille des SPD-Vorsitzenden beschlagen.
"So ist das immer", lachte Erich Schlauch, der Vorsitzende des Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt: "Die einen schaffen, die anderen feiern." Davon konnte er auch ein Liedchen singen, schließlich lag die Last der Verantwortung auf seinen Schultern. Etwa 1000 Besucher, so schätzte er, kamen zum Straßen- und Grillfest, darunter die Landtagsabgeordnete Anita Breithaupt (SPD), Musik-Manager Diether Dehm (SPD-Unterbezirksvorstand) und andere mehr.
Zum Auftakt gab es Caféhaus-Atmosphäre im Reha-Zentrum, das in das Fest mit eingebunden war. Kaffee wurde ausgeschenkt, Kuchen verteilt, dazu spielte Alleinunterhalter Gerhard Spengler bekannte Melodien.
Derweil waren die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes Riederwald mit ihrem Spielmobil angerückt und bauten einen großen Parcours für die Kinder auf. Ein großes Hüpfkissen lag auf der Wiese, ein Basketballkorb wartete, Mal- und Schminktisch standen ebenso bereit wie Pedalos und eine Rikscha. "Doch die Hauptattraktion ist die Rollenrutsche", schmunzelte Michael Paulenz, Leiter des Spielmobils.
Aber auch für die Erwachsenen fand sich ein vielfältiges Unterhaltungs-Angebot auf dem abgesperrten Stück Wiener Straße. Alleinunterhalter Oliver Eibl an der Orgel spielte sein Schlager-Repertoire, auf dem Grill brutzelten nicht nur die Würste, auch ein großer Topf Scampis mit spanischer Knoblauch-Mayonnaise war nach kurzer Zeit geleert.
Die Tombola: Viele nützliche Dinge für den Haushalt nahmen die Oberräder mit, gestiftet von Geschäften und Privatleuten aus dem Stadtteil. Am Abend bog sich mancher Tisch unter den Preisen der besonders eifrigen Loskäufer. Den Hauptgewinn, ein Fahrrad, hatte Anita Breithaupt beigesteuert.
Daneben hielt ein Flohmarkt seine Schätze bereit: Auch dort gab's Kleider und Haushaltsgegenstände. Positiv überrascht zeigte sich Erich Schlauch auch über den "gutgehenden Büchermarkt".
Auch Informationsstände waren aufgebaut worden: Auskünfte bekamen die Bürger über die AW und das Reha-Zentrum; die Verkehrsinitiative "Dalles" hatte einen Stand aufgebaut, und die Naturfreunde (Ortsgruppe Offenbach), berichteten von einem Ferienprojekt für die Kinder aus Tschernobyl.
Angesichts der vielen zufriedenen Gäste sprach Frau Breithaupt von einem "ganz tollen Fest" und dankte den Organisatoren für die mühevolle Arbeit: "Das etabliert sich jedes Jahr mehr und mehr." Besonders bemerkenswert sei aber, mit welcher Selbstverständlichkeit es der Arbeiterwohlfahrt gelinge, eine Feier zu veranstalten, die die Bürger Oberrads mit den Menschen zusammenbringe, die als "Benachteiligte" am Rande der Gesellschaft stünden. ask
SACHSENHAUSEN. Jeden kann sie treffen, überall. Sie ist unbeschreiblich, nicht festzuhalten: Die "amour fou", die "Liebe, die verrückt macht". Der französische Regisseur Leos Carax hat es dennoch versucht, dieses Feuerwerk der Leidenschaft auf Celluloid zu bannen - das Ergebnis ist im Juli im Sachsenhäuser Programmkino "Harmonie" am Lokalbahnhof zu besichtigen.
Michele ist Malerin; wie besessen versucht die Künstlerin, ihre Welt einzufangen, bevor sie ganz erblindet. Alex ist arm, arbeitet als Feuerschlucker. Beide begegnen sich auf der berühmten Brücke Pont-Neuf, verlieben sich, erleben unter dem von einem gigantischen Feuerwerk illuminierten Himmel von Paris die Leidenschaft, rückhaltlos und kompromißlos - amour fou.
Carax' Film "Die Liebenden von Pont-Neuf" (1991) mit Juliette Binoche, Denis Lavant und Klaus-Michael Grüber ist eine der teuersten und spektakulärsten Kinoproduktionen, die jemals in Frankreich realisiert wurde. Die Kritik meinte nach der Erstaufführung des Films: "Die Welt von Carax ist am Rande der Atemlosigkeit, lyrisch und verzweifelt, herrlich und klar."
Die "Liebenden von Pont-Neuf" wird von Anfang bis Mitte Juli im Hauptprogramm der Harmonie in der Dreieichstraße 54 täglich um 18 Uhr, 20.30 Uhr und 22.30 Uhr, gezeigt.
In der letzten Juliwoche ist Gabriele Salvatores "Mediterraneo" zu sehen. Die bittersüße Komödie mit Diego Abantantuono, Claudio Bigagli und Giuseppe Cederna in den Hauptrollen wurde 1992 in Hollywood mit dem "Oscar" für den besten ausländischen Film ausgezeichnet.
Schauplatz ist eine kleine griechische Insel im Ägäischen Meer zur Zeit des Faschismus in Italien. Dorthin verschlägt es acht italienische Soldaten. Doch anstatt auftragsgemäß die Insel im Namen Mussolinis gegen die Gegner des Faschismus zu verteidigen, machen sie Bekanntschaft mit den Inselbewohnerinnen . . . (Hauptprogramm, Uhrzeiten wie oben).
Wer es versteht, spannend zu erzählen, der braucht keine aufgemotzten Geschichten und Riesenbudgets. Das zeigt auch Bernd Ripploh mit dem "Taxi zum Klo" (Deutschland, 1980; mit Frank Ripploh, Bernd Broderup, Gitte Lederer).
Die schwule Liebesgeschichte aus Berlin beschreibt, wie die beiden ganz verschiedenen Charaktere Frank (er bevorzugt das ruhige Leben zu zweit) und Bernd, der das Abenteuer, den "Speed of Life" sucht, ihr Zusammenleben gestalten. Zu sehen ist "Taxi zum Klo" im Spätprogramm der Kleinen Harmonie (22.30 Uhr) in der ersten Juliwoche.
Der Veranstalter bittet, die genauen Anfangszeiten der Tagespresse zu entnehmen oder unter der Telefonnummer 61 35 50 zu erfragen. ask
OBERRAD. Noch ist das künftige Jugendcafé wüst und leer. Doch nicht mehr lange bleiben die Jalousien in der Wiener Straße 57 vorgezogen und die Türen verschlossen: Im August soll das selbstverwaltete Jugendzentrum wiedereröffnet werden. Dann ist der Umzug des Jugendcafés aus den Räumen in der Offenbacher Landstraße nach fünf Monaten beendet, und die Arbeit mit den Jugendlichen kann wieder beginnen.
Trotz zähen Widerstands hatten die Jugendlichen am 31. März die alten Räume nach 16 Jahren verlassen müssen, da der Vermieter gekündigt hatte. Noch weist kein Plakat auf Öffnungszeiten oder Veranstaltungen in den ehemaligen Bankräumen hin, doch der Eindruck der Leblosigkeit täuscht.
Mitten im Raum stehen Farbeimer auf wackeligen Tapeziertischen, und allerlei Werkzeug liegt verstreut im Raum. An der neuen Theke wird gesägt und geschraubt, und im Keller riecht es noch nach Teppichkleber. Bis zur Eröffnung nach den Sommerferien wird sich das Chaos in den insgesamt etwa 200 Quadratmeter großen Räumen lichten, versprechen Karin Deuchert-Kaiser und ihre beiden Mitarbeiter Sylvia Wagner und Ehrfried Schenk. Dann wird auch der neue Billardtisch, der noch an der frischgestrichenen Wand lehnt, einen Platz gefunden haben, und die Tische und Stühle, an denen Jugendliche Hausaufgaben machen können, werden auch stehen.
Harte Arbeit haben die Sozialpädagogen geleistet: Mit brandsicheren Wänden wurde der ehemalige Schalterraum der Bank unterteilt in einen großen Raum für die Jugendarbeit, einen kleinen Fernsehraum und eine Küche für die gemeinsamen Kochabende, die im Jugendcafé schon eine lange Tradition haben. Im Keller werden die Sportgeräte fürs Body-Building-Training wieder aufgestellt und dort befinden sich auch ein schmales Büro und eine geräumige Abstellkammer.
Wände ziehen, Tapeten kleben, Bauschutt wegtragen, sogar ein Preßlufthammer wurde während der Renovierungsarbeiten eingesetzt. "Jede Baufirma würde uns heute einstellen", lacht Frau Deuchert-Kaiser. Doch ohne Claus-Dieter Futh, der im Vorstand des Jugendcafés tätig ist und den Frauen mit seinen handwerklichen Kenntnissen behilflich war, wäre der Umbau nicht zu bewerkstelligen gewesen, betonte Frau Deuchert-Kaiser. Denn: Der geringe Etat für die rund 30 000 Mark teuren Arbeiten habe viele Eigenleistungen erfordert. "Neben den Renovierungsarbeiten haben wir eine neue Konzeption erstellt, denn wir müssen uns am neuen Standort auch auf neue Kinder und Jugendliche einstellen." Die hauptamtlichen Mitarbeiter wollen nach der Neueröffnung vor allem ein jüngeres Publikum ansprechen.
Den Zehn- bis 14jährigen mit Hausaufgabenhilfen unter die Arme greifen, später bei der Lehrstellensuche helfen und dann vor allem die ausländischen Jugendlichen ermuntern, die Lehrzeit durchzustehen, sind die Ziele der Pädagogen. "Die haben oft Angst, die Prüfungen nicht zu schaffen und schmeißen die Lehre aus Furcht vor der Blamage einfach hin", sagte Sylvia Werner. Oft würden Jugendliche ohne Ausbildung bei der Post oder auf dem Flughafen arbeiten, um die "schnelle Mark" zu verdienen. Das sei jedoch nur eine kurzfristige Perspektive, kritisierte Karin Deuchert-Kaiser.
Verstärken wollen die Mitarbeiter des Jugendcafés künftig die Arbeit vor allem mit den Eltern der Mädchen. Sylvia Werner: "Die dürfen oft nur kommen, wenn Vater und Mutter die weiblichen Mitarbeiterinnen kennen." Außerdem wollen die Frauen einen Stadtteilarbeitskreis aufbauen, wie er im Gallus schon länger besteht. "Damit wollen wir uns auch außerhalb des Vereinsrings ein Standbein aufbauen, um das immer noch vorhandene Negativimage abzubauen", erklärte Karin Deuchert-Kaiser. Ihre Idee: Einmal im Monat könne man sich treffen, um gemeinsame Veranstaltungen vorzubereiten und Probleme mit der Finanzierung oder der Stadt gemeinsam zu lösen.
Dennoch ist die Trauer um die Möglichkeiten des Hauses in der Offenbacher Landstraße 368 zu spüren. So können in der Wiener Straße 57 beispielsweise keine Parties mehr gefeiert werden. "Das ist eine Konzession an die Anwohner, denn eigentlich gehört das bei Jugendlichen dazu", sagte Sylvia Werner. Damit die Jugendlichen sich dennoch amüsieren und austoben können, wollen die Mitarbeiter mit der Disco in den Bürgertreff "Depot" am Buchrainplatz ausweichen.
Auch hinsichtlich der Öffnungszeiten hat man sich auf die Anwohner in der Wiener Straße eingestellt. Um Beschwerden der Nachbarn über Lärmbelästigungen vorzubeugen, werden alle Veranstaltungen im Jugendcafé demnächst schon um 21 Uhr beendet. kan
OBERRAD. Nachdurst - die Theke war umlagert. Das verlorene Spiel der Deutschen im Finale um die Europameisterschaft gegen Dänemark verursachte nicht nur bei einigen Spielern des "FC Krautärsche" arge Kopfschmerzen. Auch bei den anderen Kneipenmannschaften sahen manche Kicker bei dem zehnten Fußballturnier der "Krautärsche" etwas müde aus.
Doch den "Spaß an der Freude" ließen sich die etwa 250 Fußballbegeisterten von dem Ergebnis des Vorabends nicht verderben. Sie kickten auf der Sportanlage der Spielvereinigung (Spvgg) 05 Oberrad am Beckerweg zwei Tage lang begeistert um die verschiedenen Pokale, die von den 100 Mark Startgeld gekauft worden waren.
Als "Krautärsche" werden die Gärtner aus Oberrad von den anderen Frankfurtern manchmal beschimpft. Die Mitglieder des "FC Krautärsche" bezeichnen sich selbst als ein "Abfallprodukt" der Spvgg Oberrad 05. Sie trainie- ren während der Sommersaison einmal in der Woche, in der Winterzeit verle- gen sich die Vereinsmitglieder aufs Kegeln. Alle zwei Jahre steht eine größere gemeinsame Reise auf dem Programm. Letztes Jahr war der Ver- ein für ein verlängertes Wochenende in Bamberg. Traumziel ist die Insel Malta.
Als Sondermannschaft legen die 31 Mitglieder des Vereins seit der Gründung 1978 vor allem "Wert auf Gemeinsamkeit", wie Turnierleiter Horst Biedermann erläuterte. Bedingungsloses Leistungsdenken ist den "Krautärschen" fremd geworden. "Wir wollen keine Mannschaft auf unserem Turnier, in der acht Leute ab Landesliga aufwärts spielen. Das macht keinen Spaß, da werden die anderen Mannschaften nur frustriert", so Biedermann weiter. Der Humor soll nicht zu kurz kommen: "Wir sind ein lustiges Völkchen und arbeiten ohne Gewinn", lachte Jörg Schmitthöfer, der das Management des Turniers übernommen hatte. "Einmal in der Woche lösen wir uns auf, dann haben wir einen Anlaß am nächsten Montag eine Krisensitzung zu machen." Nur eine einzige Frau ist Mitglied bei den "Krautärschen": Hannelore Kippenberger gilt als "unsere Mutter Teresa" (Biedermann), die die Vereinsmitglieder in den Krisen des fußballerischen Lebens wieder aufbaut.
Sechs Mannschaften nehmen regelmäßig Jahr für Jahr an dem Fußballturnier der Oberräder teil, auch Vereine aus der Schweiz oder aus Frankreich hatten sich zum sportlichen Wettkampf angemeldet. "Wir wollen das Turnier aber regional halten", sagte Biedermann. So spielten verschiedene Thekenmannschaften aus Sachsenhausen, Sprendlingen oder Zwingenberg mit; die Kicker von Dynamo Wendehals aus Dreieich und eine Fußballcrew des Kleingartenvereins FC Rosisten nahmen zum ersten Mal teil.
Auch das Jugendcafé Oberrad war wieder angetreten. "Die Jugendlichen sind bei uns gern gesehene Gäste", betonte Jörg Schmitthöfer.
Die "Krautärsche" selbst bleiben lieber im Hintergrund. Sie unterstützen vor allem die Erste Mannschaft der "05er", und auch die Jugendabteilung kann auf die Hilfe der ehemaligen Spieler bauen, die nun bei den Freizeit-Kickern eine neue Fußballheimat gefunden haben. "Wir wollen uns aber nicht in den Vordergrund spielen", erläuterte Horst Biedermann.
Dennoch hatten die zumeist berufstätigen Mitglieder des Vereins Zeit gefunden, ein großes Festzelt aufzubauen und die Getränke zu organisieren. Die "Vier- Sterne-Köche" Stephan (Stefano) Baist und Bernd (Bernhardo) Reitbauer hatten eine "Jubiläumspfanne" aus Blattspinat, Champignons und viel Knoblauch kreiert, die reißenden Absatz fand. "Paul Bocuse ist ein Abklatsch gegen diese beiden Löffelartisten", frozzelte Biedermann. kan
KALBACH. Ortsvorsteher Franz Syha (CDU) hat Verständnis für den rot-grünen Magistrat. Der hatte die Erweiterung des Park-and-ride-Platzes an der U-Bahn- Haltestelle "Kalbach" abgelehnt (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Auch der Christdemokrat aus dem Ortsbeirat 12 meint: "Die Parkplätze reichen aus." Und: "Sogar für die Großveranstaltungen in der Leichtathletik-Halle sind genügend Stellplätze vorhanden."
Vor einem Jahr hatte die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat aufgefordert, "unverzüglich" den Ausbau des Parkplatzes in die Wege zu leiten. Jetzt teilte der Magistrat den Stadtverordneten mit, daß der Platz nur zu 85 Prozent ausgelastet sei. Von den 400 vorhandenen Stellplätzen für Fahrzeuge an der Haltestelle der U 2 werden demnach nur 340 von den Pendlern regelmäßig genutzt. Deshalb sei der etwa 200 000 Mark teure Ausbau des Parkplatzes für weitere 100 Abstellmöglichkeiten "nicht erforderlich".
Die 2000 Quadratmeter große Wiese ist zwar seit Jahren als Erweiterungsfläche des Parkplatzes reserviert. Doch auch die neue Sporthalle am Martinszehnten, rund 500 Meter von dem Park-and-ride-Parkplatz entfernt, rechtfertige nach Ansicht des Magistrats den Ausbau des Parkplatzes nicht. Der Grund: Dort gebe es bereits 250 Parkplätze, und Großveranstaltungen liefen dort nur an Wochenenden oder abends, wenn die Pendler denPlatz neben der Autobahn bereits wieder verlassen hätten. kan
SCHWANHEIM. "Es ist viel zu warm", stöhnte Thomas Liebler, Erster Vorsitzender des "FC Young Boys Dankesrangers '74". Der Fußballverein richtete zum zweiten Mal das Turnier um den "Dieter Steup Cup" aus. 1991 hatten acht Freizeitmannschaften zum ersten Mal um den Gewinn des Wanderpokals gekickt, auch eine Universitätsmannschaft aus Erfurt hatte an dem Wettkampf teilgenommen.
Um den Staub auf dem Sportgelände zu binden, besprühten die Mitglieder des "FC Young Boys" nach jedem Spiel den Hartplatz an der Schwanheimer Bahnstraße mit Wasser. Dennoch taten sich die Mannschaften unter der strahlenden Sonne schwer. Zehn Freizeitmannschaften investierten die erforderlichen 100 Mark Startgeld und spielten bei dem eintägigen Turnier um den ersten Platz.
Die Mitglieder des "FC Young Boys" hatten bereits am Freitag ein Festzelt aufgestellt und eine Gulaschkanone in Stellung gebracht. Die "Waffe" tat einst bei der Nationalen Volksarmee der DDR Dienst und gehört heute dem "Lions Club International", der sie den Freizeitkikkern zur Verfügung gestellt hatte. Auch eine Verstärkeranlage mit großen Lautsprecherboxen wurde installiert, aus denen unablässig Rock-Musik über die drei Fußballplätze schallte. Richtig zum Einsatz sollte die Musik jedoch erst am Abend des Turniertages kommen, denn eine zünftige Party feierte der "FC Young Boys" mit seinen Gästen selbstverständlich auch noch.
Der Name des Wanderpokales leitet sich von Pfarrer Dieter Steup aus Goldstein ab, der 1974 die "Dankesrangers" gründete. Diese benannten sich nach der evangelischen Dankeskirchgemeinde, in deren Gemeindehaus Am Goldsteinpark 1 c der "FC Young Boys Dankesrangers '74" auch seinen Klubraum hat.
Als Freizeitmannschaft ist der "FC Young Boys" überdurchschnittlich erfolgreich. Seit 1978 spielen die Kicker aus Goldstein in der Freizeitliga, 1990 und 1991 wurden sie Stadtmeister. 1990 gelang sogar ein Doppelschlag: Sie wurden auch Supercup-Sieger. Durch diese Erfolge ermutigt, entschlossen sich die "Young Boys" im vergangenen Jahr, ihren Status als Freizeitmannschaft abzulegen, und wollten ab September 1992 in die Kreisliga B des Main-Taunus-Kreises wechseln. Doch von der Spielleitung wurden sie als Frankfurter Mannschaft eingestuft, da die "Fußball-Grenze" zwischen dem Kreis Frankfurt und dem Main-Taunus-Kreis genau zwischen Schwanheim und Goldstein verläuft.
"Die Spieler haben es kürzlich abgelehnt in Frankfurt zu spielen, denn die Kreisliga B in Frankfurt ist ihnen zu laut und zu ruppig. Wir werden im nächsten Jahr erneut einen Antrag auf Aufnahme in die Kreisliga Main-Taunus stellen; solange bleiben wir der Freizeitliga erhalten", erläuterte der Erste Vorsitzende Thomas Liebler.
Die "Young-Boys" ließen sich auf ihrem Turnier von dem Kreisliga-Hickhack die gute Laune nicht verderben: Thomas Liebler: "Wir warten mit der Disco auf Pfarrer Steup, der bringt Stimmung rein." kan
FRANKFURT-NORDWEST. "Wann haben Sie das letzte Mal ein gutes Buch gelesen?", fragten die Programmgestalter im Nordwestzentrum. Gemeint ist mit dem "guten Buch" der ewige Bestseller, die Bibel. Zehn Tage lang bewunderten Besucher des Einkaufsdorados originale Handschriften, die Erstausgabe der Lutherbibel von 1534, die katholische Gegenausgabe, andere, meisterlich illustrierte Folianten und Exponate des Jüdischen Museums von der Thora, der Gesetzeslehre, bis zur hebräischen Bibelübersetzung. Darunter auch eine Buchbinderwerkstatt aus dem 17. Jahrhundert und ein Nachbau der Gutenbergpresse.
"Wir wollen mit diesen Aktionen auf die Wichtigkeit des Glaubens hinweisen, gerade in einer sehr konsumorientierten Zeit", erklärte Bernd Oettinghaus, Leiter des Christlichen Zentrums Nordweststadt, einer freien evangelischen Gemeinde, die sich zum Ziel gesetzt hat, "den drohenden Glaubensverlust in die christliche Religion durch populäre Darbietungen" wettzumachen.
So gab es an den zehn Tagen ein buntes Programm, an dem verschiedene, auch internationalen Gruppen gestalterisch mitwirkten: Gesangsgruppen, Steptänzer, Jugendgottesdienste, einen Kindernachmittag, Auftritte des Posaunenchors der freien Gemeinde und Musik von der Tropeninsel Sri Lanka. Einer der Höhepunkte war der Auftritt der Black- Gospel-Soul-Band "Joe Readen and the sounds of Joy" von der "Newborne Ministry" in Wiesbaden.
Mitten im Trubel des Wochenend-Einkaufs interpretierten drei Frauen im Chorus und der Vorsänger Joe Readen urwüchsige Gospels. Ihre Instrumente hatten die Musiker wegen der Überakustik im Zentrum nicht mitgebracht. Sehr schön war eine pantomimische Umsetzung des Glaubensbekenntnisses.
Joe Readen begab sich mit seinem Mikrofon hinunter von der Bühne unter die Leute, redete mit ihnen und animierte sie, mitzumachen. Das Gospel (englisch "Evangelium" ) beschäfigt sich in Liedform mit Texten und Ereignissen aus dem Evangelium; ab 1960 wurde es in Amerika zur Wurzel des Soul. Die Botschaften werden künstlerisch überbracht und drücken Gefühle der Menschen aus: die Zuhörer werden aktiv mit einbezogen.
Im Nordwestzentrum stieß der Auftritt auf große Resonanz. Viele Besucher blieben mit ihren Einkaufswagen stehen, schauten von der zweiten Ebene herab oder stellten sich vor die Bühne.
"Durch diese Art der Präsentation wollen wir die Inhalte der Bibel näherbringen", erklärte Oettinghaus, "und bis jetzt sind wir zufrieden; das Interesse an der Bibelwoche ist erstaunlich groß."
Möglich gemacht haben die Aktionstage vor allem das Management des Nordwestzentrums, das die Finanzierung übernahm, und der Privatsammler Reinhard Gerber, der die Folianten zur Verfügung stellte. Das Risiko, sie in Vitrinen auszustellen - durch die Lichteinstrahlung ist das alte Papier starken Belastungen ausgesetzt - ist er zusätzlich eingegangen.
Da gab es neben mehreren "Biblia Germanica" (Ausgaben von 1641, 1649 und 1665) die heilige Schrift der Israeliten, eine "Biblia polyglotta" , die biblia latina, eine plattdeutsche Bibel und sogar eine "biblia czeska" von 1549.
Hinter der Bühne waren verschiedene Stände aufgebaut. Das überkonfessionelle Bildungswerk "Wycliff", das bisher die Bibel in 265 Sprachen übersetzt hat, informierte über seine internationale Arbeit und geplante Projekte, an einem anderen Tisch waren die derzeit erhältichen Bibelausgaben ausgestellt.
Eine weitere Idee der Bibelwoche, so Oettinghaus, sei es, gerade in dem von Hochhäusern und Anonymität gekennzeichneten Stadtteil vor allem die Jugendlichen wieder für die Kirche und den Glauben zu interessieren.
Die freie evangelische Gemeinde versteht sich als Alternative zu den herkömmlichen Kirchen, die ihre Unterstützung wegen des Standorts Nordwestzentrum abgesagt hatten.
Oettinghaus sah's so: "Aber gerade verbunden mit dem täglichen Konsum können wir die Leute erreichen." Sprach's - kletterte auf die Bühne, nahm das Mikrofon und behauptete: "Es gibt nichts Wertvolleres, als Gott zu kennen." *jot
NIEDER-ERLENBACH. Ursprünglich waren die Ferienspiele als "Trost" für jene Kinder gedacht, deren Eltern sich keinen Urlaub leisten konnten. Doch von Jahr zu Jahr finden sie bei Groß und Klein mehr und mehr Zuspruch, so daß der soziale Aspekt nicht immer im Vordergrund steht. In Nieder-Erlenbach ist aufgrund der Bevölkerungsstruktur diese Seite der Feriengestaltung ohnehin nie so recht betrachtet worden; ein Großteil der Bewohner ist hinzugezogen und hat dort ein Eigenheim. Es sind zum Teil betuchte Bürger, die in dem idyllisch gelegenen Stadtteil Frankfurts leben.
Erneut hat die evangelische Kirchengemeinde wieder ein Ferienprogramm zusammengestellt. Vom 20. bis 29. Juli können Kinder unter dem Motto "Großes Kindertheater" in fünf Kleingruppen etwas über Clowns im Zirkus, Musikanten, Zauberer und Gaukler erfahren. Eine Gruppe wird sich mit der "Gruselabteilung" beschäftigen. "Die Kinder sollen sich in den Gruppen kreativ mit diesen Dingen befassen und dabei lernen, spielerisch miteinander umzugehen", erklärt Beatrix Michel, seit April diesen Jahres Gemeindepädagogin.
Dabei sei es nicht wichtig, daß es zu einer Aufführung kommt, vielmehr sei es den Kindern überlassen, was sie aus der Beschäftigung mit dem "Theater" herausziehen.
Es kann gebastelt, gebaut und geschneidert werden: Kostüme, Flöten und Trommeln können die Kinder aus bereitgestellten Materialien herstellen; sogar eine Bühne dürfen sie bauen und vielleicht gibt es kleine Aufführungen.
Seit April hat eine Gruppe aus freiwilligen Helfern das Ferienprogramm erdacht und konzipiert; beteiligt sind Studenten, Schüler und ein Musiklehrer, die gegen ein geringes Entgelt überlegt haben, was sie den Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren in den zehn Tagen anbieten können. Um den Erfolg der Aktion müssen sie nicht bangen. "Die Ferienspiele sind seit Jahren der Renner hier", erklärt Beatrix Michel.
Jeweils von 10 bis 15 Uhr können die Kinder ins Gemeindehaus An der Bleiche kommen. Freie Tage sind der 22. und der 26. Juli. Vormittags wird in den Kleingruppen mit je zwei Betreuern gespielt und probiert, nach dem Mittagessen (im Gemeindehaus oder in einem Zelt im Garten) können die Kleinen die Zeit selbst gestalten; Fuß- Völker- und Volleyball oder etwas Selbsterdachtes. "Alle dürfen kommen, die Gruppen sollen möglichst bunt gemischt sein wie in den letzten Jahren", meint Frau Michel. Alle Eltern sind am 28. Juli zu einem Abend eingeladen, um sich kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Anschließend wird ein großes Abschiedsfest gefeiert. Wenn danach die Betreuer mit den Kindern zu einer Nachtwanderung starten, "müssen" die Erwachsenen allerdings wieder nach Hause gehen, "damit es für die Kinder ein richtiges Abenteuer wird". In dieser Nacht werden die Sprößlinge zusammen mit den Betreuern auch im Gemeindehaus übernachten. Am 29. Juli klingen die Ferientage mit einem gemeinsamen Frühstück und anschließendem Aufräumen aus.
Die Gemeinde finanziert zum Teil das Programm und die Honorare für die Betreuer; unterstützt wird die Aktion auch von der Stadt Frankfurt. Michel: "Für sozial schwache Familien übernimmt eventuell das Sozialamt die Kosten der Ferienspiele."
Der Beitrag kostet für ein Kind 60 Mark, für zwei 100 und bei dreien ebenfalls 100 Mark. 70 Kinder können mitmachen. Anmeldungen nimmt das Gemeindebüro bis 7. Juli täglich von 8.15 bis 12.15 Uhr unter der Rufnummer 0 61 01/ 41 13 4 entgegen. Beatrix Michel ist ab 14 Uhr unter Telefon 0 61 01/ 4 28 59 zu erreichen; es sind noch einige Plätze frei. jot
RÖDELHEIM. Zwei Hände liegen in einem Kreis unter Blumen ineinander: das ist das Emblem der "Naturfreunde", dem 1895 innerhalb der Arbeiterbewegung entstandenen internationalen Verband für Touristik und Kultur. Der Händedruck ist Symbol für Solidarität und soziale Gleichstellung. Absicht war es von Beginn an, den Arbeiterfamilien einen Anteil am Kulturleben zu sichern und ihnen Kenntnisse von Natur und Region zu vermitteln.
Im Jahr 1922 gründete sich wegen des starken Mitgliederandrangs die Ortsgruppe Rödelheim; dieser Tage feierten die Mitglieder nun ihr 70jähriges Bestehen in der Stadtteilbücherei Rödelheim. Klaus Lischka, Vorsitzender des Landesverbandes Hessen, umriß den Werdegang der "Naturfreunde", erzählte von den Anfängen, der Arbeit und den Zielen der Gruppe. "Es geht darum, die Menschen aus den Städten herauszuführen, die Natur zu entdecken und sich schonend mit ihr auseinanderzusetzen", sagte Lischka. Der Fortschritt habe zwar einiges Positive bewirkt, allerdings sei er nicht allen zugute gekommen, vor allem die Natur habe darunter gelitten: "Essen, Trinken und ein gutes Bankkonto ist nicht alles."
Die Feierstunde hatte mit einem Auftritt des Seniorenorchesters der Ortsgruppe unter Leitung von Hans Stutz begonnen; das aus Gitarren, Mandolinen, Akkordeon und Zither bestehende, zwölfköpfige Ensemble spielte den "Marschzug der Nibelungen". Musik hatte in den vergangenen 70 Jahren große Bedeutung; dabei stand die Gemeinsamkeit des Erlebens im Vordergrund des Vereinslebens.
1933 war ein bitteres Jahr für die Naturfreunde. Der Verein wurde von den Nazis verboten, sein Eigentum, vor allem die in Eigenarbeit entstandenen Naturfreundehäuser, wurde beschlagnahmt. Der Kontakt zwischen den Mitgliedern konnte bis 1945 nur illegal aufrechterhalten werden. Die Amerikaner sorgten dann dafür, daß die Ortsgruppe Rödelheim sich kurz nach Kriegsende erneut gründen und schon zwei Jahre später eine Urlaubshochwanderung nach Garmisch unternehmen konnte.
Eindrucksvolle Bilder aus der Geschichte der Rödelheimer Naturfreunde sind in einer Ausstellung der Stadtteilbücherei bis zum 11. Juli zu sehen, die unter dem Motto "Porträt eines Vereins" steht. Außerdem hängen an den Stellwänden Fotos von Bergtouren, Arbeitseinsätzen und Konzerten des Vereins sowie eindrucksvolle Naturbetrachtungen.
In einem "Sprechprolog" erzählten vier Naturfreunde bei der Jubiläumsfeier die Geschichte der Rödelheimer Ortsgruppe. Im Mittelpunkt stand dabei die ständige Raumnot. Nach dem Krieg hatte der Verein eine Baracke in der Lorscher Straße mit viel Mühe renoviert, in der Dia-Vorträge, Konzerte und Feste organisiert wurden. Doch Ende der fünfziger Jahre wurde der Vertrag gekündigt; die Mitglieder mußten sich in einer Gaststätte treffen. Durch die steigende Zahl kommerzieller Freizeitangebote und die Raumnot sanken die Mitgliederzahlen bis 1972 derart, daß die Gruppe vor der Auflösung stand.
Die Naturfreunde fingen noch einmal von vorne an. In der Turnhalle der TGS Rödelheim mieteten sie einen Raum, der bis zur Fertigstellung des Vereinsringheims als Stützpunkt diente. Dort, in der Assenheimer Straße, sind die Naturfreunde heute beheimatet. "Sie brauchen sich auch in Zukunft keine Sorgen um ihr Domizil machen", betonte der Vorsitzende des Vereinsrings, Hans Heinz, in seiner Rede. Weitere Grußworte und eine Spende überbrachten Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr Rödelheim, des Schützenvereins "Freischütz", des Karnevalvereins und des Männerquartetts.
In der Feierstunde wurden die Jubilare für 25-, 40- und 75jährige Mitgliedschaft mit Urkunden, Abzeichen und Blumensträußen geehrt. Karl Wehner, der seit 75 Jahren Mitglied bei den Naturfreunden ist, erhielt zusätzlich ein Präsent. jot
RÖDELHEIM. Mit einem wuchtigen Tusch machte ein Akkordeonspieler seine Kollegen darauf aufmerksam, daß es Zeit sei, zu beginnen. Einige Plätze im Seniorenorchester der Naturfreunde Rödelheim waren um 17 Uhr jedoch noch nicht besetzt. Anscheinend warteten die Musiker auf den Urenkel des Ortsgruppenvorsitzenden Emil Guntermann. Denn als dieser auf Papas Rücken in der Stadtteilbücherei eintraf, begann das volkstümliche Konzert.
Das Seniorenorchester der Naturfreunde hatte sich mit der Mandolinen- und Akkordeongruppe sowie dem gemischten Vereinschor zusammengetan, um eine Stunde zu musizieren. Anlaß war das 70- jährige Bestehen der Ortsgruppe Rödelheim. Abwechselnd spielten sie volkstümliche Märsche, Walzer, Polkas und vieles andere.
Der Vorsitzende Emil Guntermann war an diesem Nachmittag sehr beschäftigt. Er moderierte das Konzert, filmte mit einer Videokamera das Geschehen in der Bücherei, griff zwischendurch selbst zur Mandoline und sang.
Musikalisches Miteinander besaß im Verein schon immer einen großen Stellenwert. "So lange ich denken kann, haben die Naturfreunde schon ein Orchester", sagte einer aus dem Publikum. Aus 12 Mitgliedern besteht das Seniorenorchester. Die Mandolinen bilden die stärkste Gruppe innerhalb des Klangapparats, dazu gesellen sich Gitarren, Mundharmonika und eine Zither. Mit dem Marsch "Zug der Nibelungen" eröffneten die Senioren unter der Leitung von Hans Stutz, der selbst die Mandoline zupfte, das Konzert. Der Walzer "Tanzfreuden" schloß sich an, und vor dem Volkslied "Wer recht in Freuden wandern will" forderte der Vorsitzende die Zuhörer zum Mitsingen auf, was auch manche beherzigten.
Aus drei Männern und einer Frau setzt sich das erst vor kurzem gegründete Akkordeon- und Harmonikaensemble der Naturfreunde zusammen. Bevor die Musiker beginnen konnten, meldete sich der Urenkel zu Wort. Die Zuhörer quittierten diesen Zwischenfall amüsiert. Dann erfreute die Gruppe sie mit dem schwungvollen "Bayerischen Ländler", dem populären Walzer "Über den Wellen" und schließlich mit einem zweiten Ländler.
Die Mandolinengruppe der Naturfreunde, bestehend aus zwei Gitarren, Mandolinen und je einem Baß und Akkordeon sorgte mit einem verpatzten Start für Erheiterung unter den Zuhörern. "Ich war noch nicht da, das müssen wir noch üben", gab Emil Guntermann schmunzelnd zu. Mit der Polka "Aus Böhmen kommt die Musik" eröffneten die sechs Herren ihr kleines Programm. Beim Walzer "Edelweiß" sangen schon einige mit. Das folgende, sehr bekannte Volkslied "Es kommen die lustigen Tage" animierte immer mehr Besucher des Konzerts zum Mitsingen, so daß die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte.
Anschließend bat der Vorsitzende die Sänger nach vorne. Begleitet von einer Gitarre intonierten die vier Frauen und fünf Männer drei Volkslieder. Sehr schön gelang ihnen das Lied "Irgendwo im Lande herrscht eine Bande", und der Bezug zu Inhalten der Vereinsarbeit stellt sich in der dritten Strophe hörbar ein: "Denn sie kennt nur eine Tour, raus in die Natur", sang der Chor und danach das Lied "Brüder auf zum frohen Wandern".
So ging es im Wechsel weiter. Die Zuhörer und Aktiven erlebten einen schönen Nachmittag in lockerer Atmosphäre, während der Betrieb in der Stadtteilbücherei ungestört weiterlief. Am Ende gab es verdienten Applaus von den vierzig Besuchern des Konzerts, und der eine oder andere "wanderte" noch einmal durch die Ausstellung. jot
FECHENHEIM. Die Kassenprüfer des Fechenheimer Gewerbevereins haben nach Auskunft des Vorsitzenden Hans-Steffen Bimboese in der vergangenen Woche schriftliche Testate vorgelegt, mit denen sie den Kassierer und den Gesamtvorstand entlasten. Alle drei Kassenprüfer waren zuvor zur offiziellen Jahreshauptversammlung nicht erschienen, hatten aber schriftlich versichert, daß die Kassenführung in Ordnung gewesen sei. Damit konnte der alte Vorstand allerdings nur "unter Vorbehalt" - so der Vorschlag von Bimboese - entlastet werden. Mit den neuen, zusätzlichen Testaten, in denen eine Entlastung ausdrücklich empfohlen werde, sei der Form genüge getan. "Aus meiner Sicht reicht das", meinte Rechtsanwalt Bimboese.
Das holprige Verfahren verdeutlicht, daß sich der Umbruch im Gewerbeverein nur unter Schwierigkeiten vollzieht. Anfang diesen Jahres waren sechs Mitglieder des Vorstandes gleichzeitig zurückgetreten. Damit stand nicht nur kurzfristig die Organisation des Fechenheimer Maimarktes in Frage - hinter vorgehaltener Hand wurde auch Kritik am Führungsstil Bimboeses geäußert. Allerdings fand sich niemand, der dem Rechtsanwalt den Vorsitz des Gewerbevereins streitig machen wollte. Die latente Unzufriedenheit drückte sich einzig im Rückzug aus der Vereinsarbeit aus.
Die offizielle Lesart lautete, daß sich die Ex-Vorständler wieder stärker um Geschäfte und Familien kümmern wollten. Bimboese bescheinigte ihnen laut Bericht im Fechenheimer Anzeiger "honorige und achtbare, auch nachvollziehbare Gründe" für ihren Rücktritt. Dabei würde sich der Vorsitzende nach eigener Aussagen selbst gern aus dem Gewerbeverein zurückziehen. "Ich möchte mich eigentlich mehr ums Privatleben kümmern", sagte Bimboese, die Wiederwahl zum Vorsitzenden habe er nicht ganz freiwillig angenommen. "Es gibt kaum noch jemanden, der ehrenamtliche und unter Umständen auch kostenintensive Vereinsarbeit machen will", beklagte Bimboese. Bereitgefunden haben sich inzwischen die neuen Organisatoren des Maimarktes - allesamt aus der jüngeren Generation der Fechenheimer Geschäftsleute -, die inzwischen auch in den Vereinsvorstand gewählt wurden.
Allerdings waren unter den Geschäftsleuten auch Stimmen zu vernehmen, die die für das Fechenheimer Gewerbe wenig effektive Vereinsarbeit kritisierten. Tatsächlich zeigten sich Aktivitäten des Gewerbevereins zuletzt eher bei "gesellschaftlichen Anlässen", beim Maimarkt oder dem Neujahrsempfang.
Auch Bimboese meinte, daß beim Maimarkt die Darstellung des Gewerbes weit hinter das Volksfest zurückgetreten sei. "Die Bevölkerung feiert dieses Fest sehr gern", sagte er, "aber es wird zu 100 Prozent vom Gewerbeverein subventioniert." Bei der nächsten Vorstandssitzung müsse man deshalb überlegen, ob das Straßenfest nicht überfällig sei und man für die Präsentation des Fechenheimer Gewerbes nicht andere Wege gehen könne, sagte der Vorsitzende. Außerdem kündigte er an, mehr Mitglieder zu werben. Seit Jahren stagniert die Zahl bei knapp 85 Mitgliedsfirmen. "Wir könnten aber wesentlich mehr gewinnen", sagte Bimboese. big
Bern und Wien im Streit Was welche Kuh wo fallen lassen darf
"Um die guten Nachbarschaftsbeziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und Österreich nicht abrupt abbrechen zu lassen", wie der Schweizer Volkswirtschaftsminister Jean-Pascal Delamuraz im Parlament darlegte, werden gegenwärtig in Bern und Wien auf höchster Ebene "Mistdossiers" bearbeitet. Der Grund: Am 6. Mai vergangenen Jahres erließen die Zollbehörden des Landes Vorarlberg eine "Hofdüngereinfuhrsperre" für Bauern aus der Schweizer Nachbarschaft, die jenseits der Landesgrenze auf österreichischem Hoheitsgebiet seit Jahrzehnten Pachtland bewirtschaften. Die eidgenössischen Landwirte bleiben somit im wahrsten Sinne des Wortes auf ihrem Kuhmist sitzen, weil die Vorarlberger aus Umweltschutzerwägungen den Dung- und Jaucheüberschuß aus der Schweiz nicht mehr übernehmen.
Das Grenzproblem beschäftigt mittlerweile drei Ministerien, nämlich die Außenministerien in Bern und Wien und das Schweizer Landwirtschaftsministerium. Für Thomas Giger, Kantonstierarzt in Sankt-Gallen und direkt zuständig für die Mistproblematik jener rund vierzig Grenzbauern des Rheintals, die ihre Kühe auf Vorarlberger Boden weiden lassen, handelt es sich beim zwischenstaatlichen Nachbarschaftsproblem um ein "Musterbeispiel für Auswüchse und Verirrungen der Bürokratie".
Anlaß für all das gab aus Schweizer Sicht das neue österreichische Abfallwirtschaftsgesetz. Dieses verlangt für die Einfuhr von Abfällen jeder Art nach Österreich eine Bewilligung des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie in Wien. Im Falle von Kuhmist und Jauche hat außerdem das Bundesministerium für Gesundheit, Sport und Konsumentenschutz seine veterinärbehördliche Zustimmung zu erteilen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten sie das Recht gehabt, die Kuhställe zu Lasten der Nachbarn zu säubern und den Hofabfall uneingeschränkt auf den zugepachteten Grundstücken im benachbarten Vorarlberg auszubringen - dies ohne kostenpflichtige Formalitäten, grollen die Rheintaler Bauern in Richtung Wien. Aus Umweltschutzsicht jedenfalls vermögen die Eidgenossen keinen Fortschritt darin zu sehen, daß sie nun mehr tierische Exkremente auf dem knappen heimischen Boden ausbringen müssen und gleichzeitig die fremde österreichische Pachterde mit Kunstdünger ernähren.
Einem diplomatischen Notenwechsel zwischen der Schweizer Botschaft in Wien und dem österreichischen Außenministerium zufolge geschieht dies alles "im öffentlichen Interesse", damit die Gesundheit der Vorarlberger geschützt und diese vor unzumutbaren Belästigungen verschont würden.
Angesichts der grenzüberschreitenden Mistproblematik beschäftigen sich in den Hauptstädten der beiden neutralen Nachbarländer bald mehr Beamte mit dem "Mistkrieg" als direkt betroffene Bauern. Auf der Fachebene schieben sich Spezialisten für Veterinärwesen und Landwirtschaft die Akten gegenseitig zu, und selbst die höchstverantwortlichen Minister können sich nicht mehr treffen, ohne über Mist zu reden. Auf der unteren Ebene des Kantons Sankt-Gallen und des Bundeslandes Vorarlberg legen sich Landamtmann Karl Mätzler für schweizerische und Landeshauptmann Martin Purtscher für österreichische Interessen ins Zeug. Selbst er Schweizer Nationalrat beschäftigte sich mit dem "Mist".
Im Rheintal ist bereits die Rede von einer möglichen Eskalation. Sollten die Schweizer nicht wieder ermächtigt werden, ihren Mist samt Gülle loszuwerden, müsse man sich ernsthaft überlegen, ob den Vorarlbergern weiterhin das Sankt- Galler Krematorium zur Verfügung gestellt werden könne, raten eidgenössische Scharfmacher. Auch Tierkadaver aus Österreich werden mangels eigener Einrichtungen in der Schweiz entsorgt, was die Möglichkeit zu weiteren Vergeltungsaktionen eröffnet, falls der Nachbarschaftszwist andauert.
NORDEND. Es ist grün und kommt aus der Pizzeria . . . Falsch, kein Kunde, dem gerade gründlich der Appetit vergangen ist, sondern eine geniale Erfindung des "PizzAvanti"-Teams: die umweltfreundliche Pizza-Box. Dieser Behälter ist eine bislang einmalige Erfindung in Frankfurt: Gegen drei Mark Pfand können die Freunde der italienischen Küche den belegten Teigfladen in einer grünen Plastik-Box mit nach Hause transportien und die Schachtel nach Genuß des Inhalts wieder zurückbringen. Einmal kurz abgespült, und schon ist der Behälter fertig für den nächsten Pizza- Transport. 800 dieser grünen Boxen sind bereits im Umlauf, wegen der großen Nachfrage wurden gerade weitere 300 geordert.
Die Idee für die wiederverwendbare Box stammt von Akbar und Richie, den beiden Betreibern der Pizzeria in der Friedberger Landstraße. Das persischdeutsche Duo, das vor eineinhalb Jahren die kleine Stehkneipe eröffnet hat, ist schon seit geraumer Zeit dem Müll-Problem auf der Spur. "Es hat mich gestört, unsere Pizza-Packungen im Müll oder sogar auf der Straße zu entdecken", erzählt Akbar. Deshalb boten sie ihren Kunden zunächst an, die Pappkartons zurückzunehmen. Untergelegte Tortenböden machten es möglich, daß die Kartons bis zu dreimal wiederverwendet werden konnten.
Den umweltbewußten Pizzabäckern war das noch zu wenig, und nach monatelangen Tüfteleien kam schließlich die zündende Idee: eine abwaschbare Schachtel mußte her. Ein Bekannter aus Stuttgart entwarf das Modell, das nun in Frankfurt Furore macht. Seit knapp zwei Monaten gibt es in der "PizzAvanti" die Kunststoffbehälter im Pfandsystem, und seitdem hat sich eine regelrechte Fangemeinde gebildet. "Die Leute sind total begeistert von dieser Idee", freut sich Akbar. Die Boxen haben nämlich noch weitere Vorteile: Durch das spezielle Design liegt die Pizza nicht im eigenen Saft, weicht nicht auf und bleibt selbst bei längerem Transport warm und knusprig.
Wen wundert es da noch, daß in so einer ungewöhnlichen Verpackung auch außergewöhnliche Pizzen serviert werden. Mit ihren italienischen Vorbildern haben die Backwaren von Akbar und Richie oft nur noch den Namen gemeinsam, und die Tatsache, daß ein Teig belegt wird. Stimmt eigentlich auch nicht - denn die Pizza heißt hier nicht einfach nur Pizza, sondern "Reibach", "Einstein" oder "Messeturm".
Einmal "ABC" gefällig, mit Ananas, Banane, Curry? Hackfleischsoße und Ei finden sich auf der "Gagghack", und wer das Modell "Dracula" bestellt, bekommt neben Tomaten und Pilzen reichlich Knoblauch zu essen. Als ob das an Kuriositäten noch nicht genug wäre, betätigen sich die Betreiber von "PizzAvanti" auch als Galeristen. Die Wände ihrer Gaststätte stellen die beiden Besitzer (noch) unbekannten Künstlern für ihre Bilder zur Verfügung, alle drei Wochen werden die Werke gewechselt.
Und nochmal zurück zur Pizza-Box: Das Beispiel macht Schule. Nach dem umwerfenden Erfolg haben nun auch andere Pizza-Wirte Interesse an der wiederverwendbaren Verpackung gezeigt. rea
ECKENHEIM. Stimmungsvolle Musik, fröhliches Lachen und der Duft von gegrillten Steaks und Würstchen breitete sich über Kleingärten und Wege entlang der Kirschwaldstraße aus und bewog so manchen Spaziergänger, seine Schritte in eine bestimmmte Richtung zu lenken: das Sommerfest des Athletik-Clubs Viktoria in der "Jahnvolk"-Anlage war das Ziel vieler Eckenheimer an diesem Tag.
Die Mitglieder des Sportvereins hatten auf der Turnerwiese des befreundeten Vereins einen gemütlichen Festplatz geschaffen. Das eigene Vereinsheim "Haus Ronneburg" ist derzeit wegen Renovierung nicht zugänglich. Große Mengen an Kaffee und Kuchen, Gegrilltem und Getränken hatten die Sportler vorbereitet, da sie aus der Erfahrung der Vorjahre mit etwa 1000 Besuchern im Laufe des Tages rechneten.
Das Musikangebot war ganz dem Publikum angepaßt: Nachmittags gab's eher ruhigere Töne vom Band zu hören - den Senioren zuliebe: "Wir haben einen guten Kontakt zum Sozialzentrum Marbachweg. Viele ältere Menschen nehmen den schönen Spazierweg von dort durch die Kleingärten zu uns um die Kaffeezeit wahr", erzählte Kassierer Martin Zahn. Abends rutschte der Lautstärkeregler dann "für die Jugend" um einige Striche nach oben, und es wurde auch getanzt.
Wem reden, Musik hören und tanzen noch nicht abwechslungsreich genug erschien, konnte sich beim Würfelspiel und Nagelhämmern versuchen und zur fortgeschrittenen Stunde das Gewicht eines Stücks Preßkopf schätzen. Wer für solche Spielchen noch zu klein war, tobte sich bei Eierlaufen, Sackhüpfen und Wurstschnappen aus.
Die Einnahmen des Sommerfestes sollen überwiegend der Jugend im Verein zugute kommen, sagte Geschäftsführer Willi Wodzich, damit "sie beispielsweise auf Turniere fahren können". Gewinnversprechend angelegt ist das Geld in der Jugendabteilung, das haben die Sechs- bis 18jährigen bereits bewiesen. Deutscher Meister im Ringen der A-Jugend in der Klasse bis 48 Kilogramm ist das Athletik-Club-Mitglied Jörg Schmidt.
Neben Ringen bietet der Verein seinen 200 Mitgliedern noch Gymnastik und die philippinische Kampfsportart "Arnis" an. Bei diesem Kampfsport verhindern die Athleten mit einem Stock, daß der Gegner auf Tuchfühlung geht. "Die Seele vom Ganzen sind aber die Ringer", sagte Martin Zahn. Seit 1907, als der Sportverein gegründet wurde, ringen die Athleten schon, während "Arnis" erst in den letzten Jahren beim Athletik-Club Viktoria ausgeübt wird.
Das Ringen auf der Matte haben der Geschäftsführer und Kassierer des Vereins inzwischen aufgegeben. Zahn lachte: "Ich ringe nur noch mit dem Geld und Willi mit der Organisation." mec
FRANKFURT A. M. An einem heißen Sommernachmittag sitzt man im Garten oder auf dem Balkon und genießt die wärmenden Strahlen. Plötzlich verdunkelt sich das Sonnenlicht. Ein prüfender Blick nach oben kann jedoch keine Wolke am Himmel ausmachen. Dafür setzt ein starkes Brausen und Brummen ein. Die ganze Luft vibriert. Ein Hubschrauber? Nein, das Schauspiel ist natürlicher Art: Ein Bienenschwarm ist ausgezogen und sucht eine neue Behausung.
Bis zu 30 000 Bienen schwirren in einer großen Wolke durch Feld und Wald auf der Suche nach einer Baumhöhle oder einer anderen geeigneten Wohnung. In den Monaten Mai und Juni kann man mit etwas Glück diesen imposanten Umzug des Insektenstaates miterleben. Glück deshalb, weil die sowieso recht friedlichen Tiere als Schwarm überhaupt nicht angriffslustig sind. "Ein Schwarm ist richtig sanftmütig, die würden nie jemanden angreifen, weil sie sowieso nichts zu verteidigen haben", erklärt Hobbyimker Manfred von Wolff.
Meist setzt sich der Schwarm, nachdem er aus der alten "Beute" (so nennen Imker die Bienenwohnung) ausgezogen ist, als Traube an einen Ast. Suchbienen machen sich dann an die Arbeit und dirigieren das Volk in eine neue Bleibe. Grund für den aufwendigen Umzug ist Überbevölkerung im eigenen Staat. Im Frühsommer expandiert das Insektenvolk durch das intensive Eierlegen der Königin. Wenn es dann zu eng wird, brüten die Arbeiterinnen eine zweite Königin aus. Sobald diese geschlüpft ist, zieht die alte mit der Hälfte des Volkes aus. Für den Imker ist das Schwärmen daher weniger beeindruckend, sondern eher ein Ärgernis, das es zu verhindern gilt.
Durch rechtzeitiges Teilen eines Volkes läßt sich die Schwarmaktivität eindämmen. So besagt eine alte Imkerweisheit: "Hast du in einem Volk die Schwärmerei, hast Du selbst gemacht 'ne Eselei!"
Wer nun im eigenen Garten oder im Park einen brummenden Haufen entdeckt, ist zu Recht erst mal beunruhigt. Häufig greifen Bürger zum Telefon und benachrichtigen die Feuerwehr. "In der Regel verständigen wir nur den nächsten Imker", informiert Helmut Wörner von der Berufsfeuerwehr: "Nur wenn der Schwarm schwer erreichbar ist, helfen wir mit einer Leiter aus."
Um die ausgebüchsten Honigsammler wieder einzufangen, benutzen Imker Schwarmfangkästen oder Säcke. "Am besten spritzt man die Traube naß, dann beruhigen sich die Tiere und das Einschlagen geht dann ganz leicht", erläutert von Wolff, der auch Mitglied im Frankfurter Imkerverein ist.
Danach kommen die Immen für drei Tage ohne Futter in den Keller, um Krankheiten vorzubeugen. Während dieser Zeit dient die vor dem Abflug gefüllte Honigblase als Proviant. Anschließend kann der Schwarm als neues Volk seine Arbeit aufnehmen. Würden die Ausreißer nicht wieder eingefangen, hätten sie nur eine Überlebensfrist bis zum nächsten Winter. In den seltensten Fällen existiert ein wildes Volk in einer Baumhöhle über mehrere Jahre.
Die Mär von stechlustigen Killerbienen kann einen Imker nicht beeindrucken. "Ich arbeite ganz ohne Schutz an meinen Völkern, manchmal nur in Badehose", meint Manfred von Wolff ganz ernst. hen
SCHWANHEIM. "Das kann einem ja fast schon unheimlich werden. Immer wenn wir feiern ist gutes Wetter", scherzte Norbert Müller vom Liederkranz Schwanheim. Nachdem die pralle Mittagssonne nachgelassen hatte, lockte das erste Weinfest des Liederkranzes die Schwanheimer in den Museumshof in Alt-Schwanheim.
Die Feier im Museumshof bezeichnete Müller als "Testlauf". "Wir hatten im Winter die Idee, neben unserem traditionellen Sommernachtsfest unter der alten Eiche einen weiteren Beitrag zur Geselligkeit im Stadtteil zu leisten. Eine richtige Stadtteilfete eben", erläuterte er. Der historische Museumshof mit seiner lauschigen Atmosphäre schien dem Liederkranz genau richtig für ein Fest inmitten des alten Stadtkerns. Nach dem guten Zulauf auch aus den benachbarten Stadtteilen will das Festkomitee den "Testlauf" jetzt zur Dauereinrichtung machen.
Müller: "Wir haben heute das Notenbuch aus der Hand gelegt und dafür den Kochlöffel genommen." Vor allem die Frauen hatten alle Hände voll zu tun, um die rund 300 Gäste mit Rollbraten, Spundekäse und Hausmacher Wurst zu versorgen. An der Weintheke wurden einige gute Tropfen aus dem Rheingau angeboten. Zur Verdauung gab's einen Winzerschnaps. "Obwohl das Fest gut besucht ist, rechnen wir nicht mit einem hohen finanziellen Gewinn", meinte Müller. "DerSpaß an der Sache ist auch wichtiger."
Der Liederkranz, mit 144 Jahren ältester Verein Schwanheims, gab am Nachmittag mit einigen Weinliedern eine Probe seines Könnens. Neben den festlichen Aktionen ist der Chor vor allem musikalisch erfolgreich: Im Frühjahr konnten die 50 Sänger des gemischten Chores bei einem Wettstreit in Horbach (Odenwald) vier Preise und zwei Pokale mit nach Hause nehmen. Regelmäßig fahren die Musiker zusammen zu Freundschaftssingen und auf Konzertreisen.
"Ohne Übertreibung kann man sagen, daß wir bei den gemischten Frankfurter Chören führend sind", behauptete Müller stolz. Denn an Mitgliedern mangelt es dem Liederkranz nicht. Im gemischten Chor kommt der Partner mit zur Probe. "Da muß die Frau nicht daheim bleiben, wenn ,er' zur Chorprobe geht." hen
HAUSEN. Mit zehn zu null gewann die Kleinkunst gegen das Endspiel der Europameisterschaft 1992. Austragungsort war ein kleiner Saal in der Brotfabrik. Angetreten war das Team Paternoster mit "Die wilde Mischung" und konnte sich souverän gegen die beiden Teams im entfernten Göteborg durchsetzen.
Sie begannen gleich mit einer starken Nummer: Rosalinde mit dem Bauchladen. Brigitte Schroth hatte alles, was man für einen solchen Abend benötigt in ihrem kleinen Laden dabei; doch am überzeugensten waren ihre Witze, die die rund 50 Gäste gleich in die richtige Stimmung brachten; damit hatte sie ihr Team in Führung gebracht, bevor die letzten Gäste Platz genommen hatten.
Von der linken Seite kam ihr dann noch Mani Paech zur Hilfe, der als Conferencier durch den Abend führte und später noch zauberte. Er paßte den Spielball der Bauchtänzerin "Jutta" zu (die sonst bei einer großen Frankfurter Zeitung ihr Publikum mit Informationen versorgt), die es verstand, mit anmutigen Bewegungen den Raum mit Erotik zu füllen; und damit zwei zu null für das Team "Paternoster". Als der Stimmenimitator Frieder Heinlein mit seinen vier Gästen (Boris Becker, Franz Beckenbauer, Jürgen von Manger und Erwin Koschtdesebbes) die Regie auf der Bühne übernahm, erreichte die gute Stimmung ihren ersten Höhepunkt. Die meisten Lacher bekam er für Boris Becker.
Besinnlicher und nachdenklicher wurde es mit der selbstgeschriebenen Geschichte von Trude Kammer, die das Stück vorlas und selbst spielte. Ihre Darstellung einer alten Frau, die nach dem Tod ihres Mannes in den Wald geht und sich zum ersten Mal nicht alleine fühlt, war bemerkenswert. Die nächste Nummer brachte die Stimmung wieder nach oben. "Wie im Paternoster, mal geht es rauf, mal geht es runter", erklärte Mani Paech, der nun das Publikum mit seinen Zaubertricks unterhielt, um anschließend mit zwei Couplets von Otto Reuter sein stimmliches Können zu demonstrieren.
Am Klavier wurde er von Ulrike Hirth begleitet. Und hier kam das Kleinkunstteam zum ersten Mal in Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten. Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten sie doch noch vor der Pause das psychologisch wichtige fünf zu null erzielen. In der Pause gab es die Stars von Paternoster zum Anfassen. Locker unterhielten sie sich mit den Zuschauern und beantworteten alle Fragen. Dabei verfestigte sich die Atmosphäre der ersten Halbzeit: Jeder gehört dazu, alle sind wichtig.
Die zweite Hälfte ging los, bevor sich die Gäste richtig gesetzt hatten. Hilde und Gustav, gespielt von Monika Dargatz und Johannes C. Beck, starteten ruhig, aber konzentriert. Nur beim Liebeslied schien die Interpretin Hilde für eine Sekunde zu straucheln, fing sich aber und sang ihr Lied zu Ende.
Wild und lebendig war die Show des Travestie-Künstlers Ralf Hillmann, der Tina Turner imitierte. Johannes C. Beck, der Kurt Tucholskys "Sauflied ganz alleine", vortrug, verstand es, den verzweifelten Grundton seines Vortrags ohne Übertreibungen herauszuarbeiten. Damit konnte Paternoster das acht zu null erzielen.
Die Schlußphase des Abends wurde durch das Zuschauerspiel eingeleitet. Vier Gästen wurden Texte aus einem tragikomischen Stück in die Hände gegeben, und sie durften nun zeigen, was sie konnten. Mit der Unterstützung des Publikums hieß es danach neun zu null. Das Jongleur-Duo "Pick-up-Service" (Dirk Klöpping und Laurenz Pries) bot Sketche dar.
Den Schlußpunkt setzten dann die Kammerjäger (Steffen Winter, Markus Kerb, Klaus Kemmerer, Horst Leitzer).
Mit dem eindeutigen Sieg (11:0) ließ es sich dann locker feiern. Mit einem solchen Programm braucht das Kleinkunstteam "Paternoster" in der kommenden Saison (Juli und August ist Sommerpause) keine Konkurrenz zu fürchten.
Am letzten Wochenende im September wird die seit zwei Jahren eingespielte Mittelachse, bestehend aus Mani Paech, Brigitte Schroth und Monika Dargatz, mit dem neuen Programm "Paternoster XV" freitags und samstags in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4) auftreten. ara
FRANKFURT A. M. Die Konzentration von Filz in der Luft erreichte in den vergangenen Tagen einen bedrohlichen Grenzwert über dem Gelände des Sport Club Frankfurt 1880 (SC 1880). Beim 12. "Sport-Pröstler Jugend-Tennisturnier" traten in drei verschiedenen Alterklassen rund 200 zehn- bis 16jährige Nachwuchsspielerinnen und -spieler aus dem gesamten Bundesgebiet an.
"Die älteren Jugendlichen waren in diesem Jahr leider nicht am Start", erklärte Wolfgang Geißler, Jugendwart des SC 80 und Organisator des Turniers, der mit dem Verlauf des Wettbewerbs sehr zufrieden war. "Die 200 Teilnehmer haben einen ruhigen und harmonischen Wettkampf bestritten; oft sind die Eltern diejenigen, die Unruhe produzieren", ergänzte Erich Soff, stellvertretender Abteilungsleiter der Tennis-Jugend des SC 80.
Der Nachwuchs konzentrierte sich aufs Spiel mit dem Filzball; in den Spielpausen verfolgten die Jugendlichen am Bildschirm die Duelle der Vorbilder im fernen Wimbledon: Tennis total. "Als wir vor zwölf Jahren das Turnier zum ersten Mal veranstalteten, war vieles anders. Einige Jugendliche haben hier auf unserer Anlage gezeltet. Heute übernachten sie alle in Hotels, um morgens fit für die Spiele zu sein", erläuterte Wolfgang Geißler und fügte hinzu: "Auch waren wir mit unserem Turnier einer der ersten Vereine, die Jugendturniere anboten." Das hat sich inzwischen ebenfalls geändert. "In den Sommerferien fahren die Eltern mit ihren Kindern oft zu Wettkämpfen", kommentierte Erich Soff.
Das mag an den Preisen für die Sieger liegen. Beim SC 1880 war der Lohn für den ersten Platz in jeder Altersgruppe eine Woche im Trainingscamp der legendären Tennisschule von Nick Bolletieri in den USA - hier haben Stars wie Monica Seles und Andre Agassi trainiert. Selbstverständlich gab es noch eine ganze Menge Sachpreise.
Die Teilnahme an der einwöchigen Trainingswoche sicherte sich in der Altersklasse (AK) 2 der Mädchen die Spielerin Sandra Zahnleiter (Eintracht Frankfurt), die als eines der größten Talente im hessischen Verband gilt und dies während des Turniers eindrucksvoll belegte: Sie gewann fast mühelos. In der AK 2 konnte sich auch der an Platz eins gesetzte Alexander Bose (TC Blau-Weiß Bad Hersfeld) durchsetzen. Erika Cziriaky (TC Rot-Weiß Düren) dominierte in der AK 3 ihre Konkurrenz.
Die erste Überraschung des Turniers gab es in der AK 3 (Jungen): Dort gewann der an Platz fünf gesetzte Jens Rothenmeier (TC Boehringer Ingelheim). Das Teilnehmerfeld der AK 4 bestand nur aus vier Spielerinnen, so daß eine Punktrunde ausgetragen werden mußte, bei der Dana Suchomil (TC Rot-Weiß Bad Nauheim) am Ende vorne lag. In der AK 4 (Jungen) heißt der Sieger Timm Eichner (TC Steinbach), der auch an den hessischen Meisterschaften in Wiesbaden teilnehmen wird und ebenfalls als ein großes Talent gehandelt wird.
Für diejenigen, die schon in der ersten Runde hatten ausscheiden müssen, organisierte der SC 1880 aus gutem Grund eine "Trostrunde". "Die Teilnehmer kommen aus dem ganzen Bundesgebiet. Sie würden für ein einziges Spiel nicht anreisen", erläuterte Wolfgang Geißler und fügte hinzu: "Wirkliche Verlierer gab es nicht."
Wie recht er hatte, konnte der Betrachter selbst feststellen. Auf den 16 Courts wurde engagierter Sport geboten; das Treffen der jungen Tennisspieler stand im Zeichen der Begegnung, und die Stimmung war gut.
Der SC 1880 gehörte ebenfalls zu den Gewinnern. Nicht nur, weil die Einnahmen einen Gewinn von rund 5000 Mark in die Kassen der Jugendabteilung gebracht hatten, sondern auch, weil bei solchen Turnieren ein Leistungsvergleich mit anderen deutschen Nachwuchsspielern möglich ist - wovon der SC 80 langfristig profitiert. ara
PRAUNHEIM. Schon lange bevor die Gäste auf das Gelände der Praunheimer Mühlen in Praunheim gelangten, konnten sie hören, sehen und riechen, was sie auf dem Sommerfest der Praunheimer Werkstätten (PW) erwartete. Die Country-Music schallte über die Nidda und in der Luft lagen die Gerüche verschiedener Speisen.
Und die Freude auf ein schönes Fest wurde nicht enttäuscht: 200 Helfer, davon 100 ehrenamtliche, hatten vorgesorgt. Für Kinder gab es alleine acht Spielangebote. Der Renner war dabei ein Luftkissen, auf dem sich eine große Schar von Kindern mit Begeisterung tummelte. Für alle Gäste gab es von 14 von 19 Uhr Country-Music. Die "Rebel-Yell-Band" heizte dem begeisterten Publikum genauso ein, wie die kollegen von "Drifters Caravan", während vor der Bühne ununterbrochen getanzt wurde.
Der Flohmarkt und die Verkaufsstände der PW boten Holzspielzeug aus der Produktion der PW an. Die 5000 Lose der großen Tombola waren schon nach den ersten beiden Stunden verkauft. Auch für Speis' und Trank war an unzähligen Ständen auf dem Gelände gesorgt.
"Wir hatten heute etwa 3500 Gäste aus ganz Frankfurt, die sich hervorragend amüsierten. Ganz besonders freue ich mich über die vielen Kinder", sagte Lothar Andres, Geschäftsführer der PW. "Unsere Feier hat schon StadtteilfestCharakter." Hier feierten die behinderten Beschäftigten, deren Angehörige und PW-Mitarbeiter gemeinsam mit Bürgern aus Praunheim und anderen Stadtteilen.
Die PW hatten auch einen Fahrdienst organisiert, der es möglich machte, daß Behinderte aus dem ganzen Stadtgebiet nach Praunheim kommen konnten. Sogar aus der Behinderten-Werkstatt in Oberursel waren Gäste angereist.
"Der Reinerlös des Festes von hoffentlich 10 000 Mark wird dem Umbau der Praunheimer Mühlen zugute kommen", versprach der Geschäftsführer. ara
GINNHEIM. Für den Autoverkehr gesperrt - wegen "Löscharbeiten" der Freiwilligen Feuerwehr. Am Samstag, 4. Juli, wird die Ginnheimer Mühlgasse zwischen Schäfersgarten und Woogstraße für Fahrzeuge gesperrt. Löschen werden die Blauröcke allerdings nicht ein Feuer, sondern ihren Durst: Ab 11 Uhr steigt zum zehnten Mal das Straßenfest der Ginnheimer Feuerwehr.
"Feuerwehr zum Anfassen und Werbung für die Jugendwehr" nennt Einsatzleiter Bernd Reuß das Motto. In einer Schau werden Fahrzeuge und Geräte präsentiert. Von den Kollegen der Berufsfeuerwehr haben sich die Ginnheimer einen Wagen mit 30-Meter-Drehleiter ausgeliehen. Mittags stehen für die Besucher Kaffee und Kuchen bereit; im Laufe des Nachmittags geht es dann zu Gegrilltem und Gezapftem über. Alleinunterhalter Kevin Henderson wird ab 18 Uhr für die musikalische Unterhaltung sorgen. Auch schlechtes Wetter wird dem Vergnügen keinen Abbruch tun, die Feuerwehr hat für ausreichenden Unterstellraum hat gesorgt.
Besucher werden gebeten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen: entweder mit der U-Bahn-Linie 1 (bis Endstation) oder mit der Straßenbahnlinie 16 (Endstation). ask
FRANKFURT-SÜD. Ferienzeit - da bleibt die Schule leer: Das ist für Schüler die schönste Jahreszeit, zumal wenn es die "großen Ferien" sind. Für die Verantwortlichen in den städtischen Ämtern stellt sich das jedoch oftmals anders dar. So sind die sechs Wochen "kinderfreie" Zeit ideal, um an den Gebäuden notwendige Reparaturen sowie An- und Ausbauten vorzunehmen.
Für Walter Hippmann, den stellvertretenden Leiter des zuständigen Hochbauamtes, hat die Sommerpause jedoch auch ganz erhebliche Nachteile. Für diese Zeit wollen nämlich (angefangen von den städtischen Bühnen und der Oper) alle möglichen Institutionen und Ämter die Handwerker bestellen: Dann stören die mit Lärm und Schmutz verbundenen Arbeiten nicht den Betrieb. Das trifft vor allem auf Arbeiten an der Heizung zu.
"Wir haben im Sommer echte Engpässe." Das städtische Personal und die beauftragten Privatfirmen sind im Dauerstreß, das notwendige Material ist knapp: Das erfordere schon im Vorfeld viel Koordination. Und manches, was bereits lange als Mißstand bekannt sei, bleibe dann halt doch liegen, bedauerte Hippmann. Dennoch: An einigen Schulen im Süden Frankfurts dürften sich die Schüler über die Neuerungen freuen, wenn sie aus dem Urlaub zurückkommen. So werden im Sachsenhäuser Carl-Schurz-Gymnasium zur Zeit die Chemieräume hergerichtet. Sie waren im Oktober von Direktorin Ulrike Weitzel geschlossen worden: Bei der veralteten Entlüftung hatte auch die zweite Absaugvorrichtung den Geist aufgegeben - Unterricht war nur noch an der Tafel möglich.
Nun werden die Räume und die Chemiesammlung für 245 000 Mark renoviert. Die Rohbauarbeiten sind fertig, die Abzüge sorgen wieder für saubere Luft. Zur Zeit läuft der Innenausbau: Ein neuer Bodenbelag kommt hinein, Installationsarbeiten werden ausgeführt, und das Mobiliar wird komplett erneuert. Hippmann schätzte, bis Mitte August sei alles fertig.
Gleich 310 000 Mark ist der Stadt die Fassade der Salzmannschule in Niederrad wert. Das Gebäude in der Schwanheimer Straße bekommt einen neuen Anstrich, zur Zeit tragen die Handwerker den Feinputz auf. Bis Mitte Juli soll der Auftrag erledigt sein.
Keine Informationen lagen dem stellvertretenden Amtsleiter über Reparaturarbeiten an den Heizungen für die "Holzpavillons" der Schule vor: Diese schon Anfang der sechziger Jahre errichteten Provisorien - sie dienen aus Platzmangel noch heute als Unterrichtsräume - lassen sich nicht mehr mit der Ölfeuerung erwärmen: Die Leitungen vom Haupttank sind sehr lang und deshalb extrem anfällig. Nicht klar ist auch, ob der von Michael Damian (Referent von Schuldezernentin Jutta Ebeling) versprochene neue Öltank kommt.
Deutlich über die Sommerferien hinaus werden die Arbeiten in der Oberräder Gruneliusschule andauern. Insgesamt sind 125 000 Mark für die Sanierung bereitgestellt. Zur Zeit ist das Dach der Pausenhalle in Arbeit. Außerdem stehen auf dem Programm: neue Bodenbeläge, Ausbesserungen an den Treppen, Verputzarbeiten, Mängel im WC-Gebäude werden behoben, und die Werkräume sollen einer Renovierung unterzogen werden. Das allerdings sei erst in Vorbereitung. Walter Hippmann hofft dennoch, alles in diesem Jahr erledigt zu bekommen.
Eine wesentlich geringere Summe ist für Ausbesserungen im Schiller-Gymnasium in Sachsenhausen veranschlagt. 35 000 Mark kosten die neuen Fenster im Hausmeisterhaus und die Anlage, die in einem Klassenraum die Totalverdunkelung gewährleisten soll. ask
SACHSENHAUSEN. Mehl, Teigreste, Krümel und noch mal Mehl: Wohin man schaute, kein Tisch und kein Stückchen Boden war mehr sauber. Kein Wunder , wenn 15 kleine Meisterköche auf einmal losgelassen werden und für den Eigenbedarf Stockbrot backen. Der Hunger war groß, die Begeisterung auch. Zuerst hieß es: Teig kneten. Nach dem fröhlichen Rühren und Manschen noch um einen Stock wickeln, übers Feuer halten und voilà - fertig war das Werk. Und die Küche? Die war am Ende genauso blitzeblank gefegt wie die Grillstelle. Denn aufgeräumt haben sie auch jedesmal, die Teilnehmer an den Ferienspielen der evangelisch-lutherischen Südgemeinde.
Diplompädagogin Helga Huhn, die Organisatorin der Spielewoche, zeigte sich am Ende auch ganz erfreut über die Disziplin der Kinder. Und die wiederum sparten bei der großen "Manöverkritik" am letzten Tag nicht mit Lob für die gelungenen Tage, die sie bei den "Ferien in Frankfurt" verleben durften.
"Selbst machen" hieß die Devise. Das fing mit gemeinsamem Einkaufen an, ging mit Essen kochen weiter und - Verantwortung gehört dazu - endete damit, den Ort wieder so zu verlassen, wie man ihn vorgefunden hatte.
Außerdem gab es natürlich noch Bastelstunden, die Spielnachmittage im Gemeindegarten und die Ausflüge - zum Goetheturm und zum Zoo beispielsweise. Obwohl der Besuch im Tierpark allen gefallen hatte, so setzte es doch einige Kritik. "Im ganzen Zoo gibt es nur noch zwei Elefanten." Und die seien aus Stahl: Nur als Klettergerüste sind ein kleiner und ein großer Jumbo stehen geblieben. Richtig "schlimm" fanden die Kinder aber, daß der Zoo von den kleinen Besuchern 30 Pfennig für die Benutzung der Kindertoiletten verlangt.
Zum ersten Mal veranstaltete Helga Huhn die Ferienspiele in der Gemeinde. Zufrieden mit der Resonanz, hofft sie auch für die im August beginnende regelmäßige Arbeit mit Kindergruppen den richtigen Ton zu treffen. Dann soll ein Treff gerade für die zehn- bis 13jährigen Mädchen ins Leben gerufen werden. Die fielen nämlich als Altersstufe oftmals "zwischen" die Angebote für Jugendliche und Kinder. Die Gruppe soll zudem Mädchen aus moslemischen Familien ansprechen, die sonst überhaupt keine Freizeitangebote fänden.
Sowieso sei es auf dem Sachsenhäuser Berg etwas dünn gesät mit Einrichtungen und Spielplätzen für Kinder, bemängelte die Pädagogin. Ob sie es schafft, mehrere Bastel- und Spielgruppen zu betreuen, ist noch nicht sicher. Im Gespräch ist sie aber mit der Direktorin der Martin-Buber-Schule: Vom nächsten Schuljahr an leitet die Gemeindepädagogin dann möglicherweise eine Hausaufgabenhilfe für die Grundschüler. ask
NIEDERRAD. Wohnungen oder ein Hotel? Nach wie vor gibt es keine Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Villa Manskopf in Niederrad. Die Stadtkämmerei drängt zwar darauf, das Haus als Hotel zu verkaufen, doch SPD-Fraktionsführer Günter Dürr und den Sozialdemokraten im zuständigen Ortsbeirat 5 geht die Angelegenheit zu schnell. Sie wollen erst genau prüfen, ob das denkmalgeschützte Gebäude an der Flughafenstraße 4-6 nicht sinnvoller genutzt werden könnte.
Zur Zeit wird im Liegenschaftsamt auf Geheiß von Stadtkämmerer Martin Grüber ein Antrag formuliert, der den Verkauf als Hotel vorsieht. Darüber soll, laut Grüber-Referent Peter Herrnberger, nach der Sommerpause entschieden werden. Den Preis von 15 bis 16 Millionen Mark, den die Stadt für das etwa 10 000 Quadratmeter große Areal plus Haus und Reitstall zu erzielen hofft, bezeichnete Herrnberger als "schon sehr hoch". Für ein Hotel in "Super-Lage" (Flughafennähe) müßte sich das jedoch rechnen.
Zum Kaufpreis hinzu kommen in jedem Fall - aufgrund städtischer Auflagen - "zwölf bis 20 Millionen Mark Sanierungskosten für die denkmalgeschützten Bauten", rechnete Dürr.
Herrnberger erklärte, bei solchen Summen sei kein privater Investor mehr bereit, frei finanzierten Wohnraum zu schaffen. Oder andersherum: Sollte dort von privater Hand günstiger Wohnraum geplant werden, könnten bis zu 90 Prozent der Kosten wieder auf den Stadtsäkkel durchschlagen - wenn die privaten Investoren die städtischen Finanzhilfen für sozialen Wohnungsbau beanspruchen.
Fraktionsführer Dürr warf dem Kämmerer vor, die Sache "übers Knie zu brechen". Gegen ein Hotel in dem Neurenaissancebau mit Fassadenturm sei zwar grundsätzlich nichts einzuwenden; bevor das jedoch spruchreif ist, müßten die verschiedenen Vorschläge noch genauer geprüft werden. Außer Wohnraum könnten dort beispielsweise Unterkünfte für Angestellte der Universitätsklinik entstehen, ein Studentenwohnheim oder gar eine Schule.
Nachdem im Winter das Vorhaben in Sachsenhausen, eine Gesamtschule einzurichten, "ein bißchen blamabel" gescheitert sei, müßte gerade in Niederrad über eine solche Lösung intensiv nachgedacht werden. Denn: Der Stadtteil ist mit weiterführenden Schulen unterversorgt. Günter Dürr jedenfalls sieht für eine Schule in der Umgebung sonst keine andere Fläche.
Ortsbeirätin Elke Tafel von der Niederräder SPD kritisierte, die Menschen vor Ort seien übergangen worden. Die Klinik habe ihr Interesse geäußert. Die Villa war zehn Jahre lang nach dem Krieg schon einmal Wohnheim und Arbeitsstätte - damals allerdings für die Frankfurter Diakonissen.
Noch besser wäre, dort eine Schule einzurichten. "Das ist zwar nicht einfach und auch sehr teuer", räumte Tafel ein, doch die Stadtverordneten hätten eine "ernsthafte Prüfung" zugesagt. Doch auf die wartet die Stadtteilpolitikerin aus Niederrad bislang vergebens. ask (Siehe Bericht Seite 3)
FRANKFURT A. M. Sie ist mit Abstand das "Jubiläum des Jahres": Die Eroberung Amerikas durch Christoph Columbus wird 500 Jahre alt. Was vor allem in Spanien ein Grund für opulente Feierlichkeiten ist, bietet vielen Menschen Anlaß zur kritischen Betrachtung. "500 Jahre Kolonialismus - 500 Jahre Widerstand" war das Motto eines Hoffestes im jüngst eröffneten Ökozentrum in der Großen Friedberger Straße. Vereine und Verbände des Dritte-Welt-Hauses, der Rödelheimer "Souk"-Basar, Greenpeace, die Frauenhilfsorganisation "Agisra" und weitere Grupppen informierten über die Geschichte und die augenblickliche Situation in Lateinamerika.
Während am Nachmittag ein Jongliertheater und eine türkische Saz-Gruppe die insgesamt etwa 600 Gäste unterhielten, gab es "Essen und Trinken aus vieler Menschen Länder": nicaraguanischen Kaffee und kubanischen Orangensaft, vegetarische Suppe aus Brasilien und Köfte aus der Türkei. Das "Duo Entredos" spielte engagierte politische Lieder aus Chile, und bei den Rock-Rhythmen von Ravi Shamar wurde am frühen Abend getanzt.
Die nicht ganz einfache Koordination des Festes hatte der "Eine-Welt-Laden" übernommen. Der Name ist Programm und Symbol: "Wir möchten wegkommen von der Kategorisierung in Erste, Zweite, Dritte Welt, wir arbeiten für ein engeres, kooperatives Miteinander aller Menschen", sagte Fest-Organisator Michael Gerstel. Die Begriffsverwirrung nehme man bewußt in Kauf, um diese Einstellung zu verdeutlichen.
Der alternative "Eine-Welt-Laden" - den es schon seit Jahren als "Dritte-Welt- Laden" in der Nibelungenallee gibt - hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit der Auswahl seines Sortiments zu einem gerechteren Welthandel beizutragen. Die Unternehmensphilosophie: "Einkaufen ohne ausbeuterischen Zwischenhandel." Eine kleine Ausstellung mit Schaubildern und Texten vor dem Eingang beschäftigt sich mit dem Thema "Welthandel - der ungleiche Tausch". Für Gerstel ist auch der Handel eine Spätfolge der Eroberungen durch Columbus und seine Nachfahren. "Wir plädieren für faire Abnehmerpreise, damit die armen Länder von ihren Erzeugnissen leben können."
Die Dietzenbacher Gruppe "Monimbo" hatte ebenfalls eine Bild-Text-Dokumentation erarbeitet. Ihr Titel: "Die europäische Invasion". Beide Ausstellungen sind noch zwei Wochen vor dem "Eine-WeltLaden" zu sehen. Monimbo-Sprecher Stefan Armborst: "Die conquista war ein europäisches Unternehmen, die Spanier waren zufällig die ersten. Columbus legte den Grundstein dafür, daß Lateinamerika noch heute zur Dritten Welt gehört."
"Monimbo" koordiniert in Deutschland die Arbeit der internationalen "emancipacion e identidad de america latina: 1492 - 1992", die sich als Gegenpol zu den offiziellen Feiern und Verlautbarungen sieht und auf die noch heute spürbaren Spätfolgen aufmerksam macht. Diese Organisation möchte in Zusammenarbeit mit spanischen Gruppen und der Stadt Puerto Real in Südspanien ein Mahnmal für die Opfer der Eroberung errichten. "Nicht nur für die 70 Millionen Menschen, die unmittelbar bei der conquista ums Leben kamen, sondern für alle Opfer bis heute", betonte Stefan Armborst. eik
FRANKFURT A. M. "Wir können jetzt noch viel mehr zeigen", freute sich Norbert Oestreich, Leiter des Frankfurter Ausstellungsstudios des Renovierungsspezialisten Portas. Die vor allem mit der Aufarbeitung von alten Türen bekannt gewordene Firma hat in der Adam- Opel-Straße 10 im Stadtteil Fechenheim ein neues Informationszentrum eingerichtet, das jetzt bei einem Hoffest erstmals seine Pforten öffnete.
Zu Freibier, Eintopf und einem zünftigen Frühschoppen mit Musik von der Band "Highlights" kamen einige hundert alte und neue Kunden des Hauses. Dazu Oestreich: "Damit sind wir jetzt wieder in den Stadtteil zurückgekehrt."
Portas Deutschland hatte 1976 in der Weismüllerstaße in Fechenheim angefangen, später siedelte die Unternehmenszentrale nach Dietzenbach über. Das Renovierungs-Programm der Firma wurde fortan in einem Ausstellungsstudio in der Hanauer Landstraße 222 gezeigt. "Da platzten wir zum Schluß aus allen Nähten", erklärte der Studioleiter.
Durch den Umzug in die Adam- Opel-Straße hat die Firma ihre Ausstellungsfläche von 60 auf 285 Quadratmeter fast verfünffacht. Erstmals zeigt man jetzt auch eine komplette Bad- und Küchenabteilung.
Mit 500 Betrieben in zehn Ländern bezeichnet sich Portas wohl zu Recht als "Renovierer Nummer eins" in Europa. Als das Unternehmen vor 20 Jahren begann, beschränkte es sich zunächst auf den Türensektor. "Ideale Lösungen für schöneres Wohnen im gesamten Innen- und Außenbereich" zu finden, die gemeinsam mit dem Kunden in individueller Beratung abgesprochen werden, ist die heutige Portas-Philosophie.
Die Firma renoviert Türen und Rahmen, verkleidet Haustüren und Garagentore, verschönert und modernisiert Küchen, Bäder und Schrankmöbel. Auch für die oft unansehnlichen Heizkörper gibt es praktische Verkleidungen.
"Gutes erhalten und Neues gestalten" ist die Maxime der Firma, die ihre Kunden im Studio in der Adam- Opel-Straße erst einmal informieren möchte, bevor die Kundenberater auf Wunsch dann "vor Ort" zu Hause ihre Vorschläge unterbreiten. Ein Service, der den Kunden Zeit und Geld sparen soll und nach Auskunft der Renovierungsfachmänner schon so manche Baustelle in der Wohnung vermieden hat. eik
Der Axel Springer Verlag setzt künftig im elektronischen Bereich auf "interaktive Medien". Wie Vorstandsmitglied Manfred Niewiarra gegenüber der FR sagte, hat der Hamburger Medienkonzern gemeinsam mit der Telekom eine Firma namens "Videotel" gegründet. Dieses Unternehmen, an der Springer 51 Prozent und die Telekom 49 Prozent hält, soll das alte System Bildschirmtext wiederbeleben. Dabei, so Nierwiarra, geht es um ein neues Marketingkonzept, das die Pilotgesellschaft erarbeiten und testen soll. Dafür werden zehn Millionen Mark investiert.
Es gehe darum, den Kunden den "geldwerten Vorteil" dieses Systems nahezubringen. Gegen eine Entgelt, das "unter der Pay-tv-Gebühr" liegt, sollen die "Videotel"-Kunden Bankdienste, Bundesbahninformationen und -buchungen ebenso wie Flugreservierungen und andere zur Verfügung stehen. Der ideale Testmarkt seien die rund 330 000 btx- Kunden. Sollte das Springer-Telekom- Projekt, das seit drei Monaten läuft und bis Juli 1993 dauern wird, erfolgreich sein, stehen, so Niewiarra, Investitionen von 300 bis 400 Millionen Mark an. is
NIEDERRAD. Die Freiwillige Feuerwehr Niederrad trauert um ihren Ehrenwehrführer Hans-Friedrich Kreiser, der im Alter von 61 Jahren völlig unerwartet gestorben ist. Bei der Trauerfeier auf dem Niederräder Friedhof hielten seine Feuerwehrkameraden die Ehrenwache. Die letzte Ehre erwiesen ihm unter anderem auch ein Zug der Feuerwache 6 (Betreuungswache), der ehemalige leitende Branddirektor Ernst Achilles, Stadtbrandinspektor Gerhard Weidhaas sowie Vertreter der Branddirektion und anderer Stadtteilwehren.
Kreiser war leidenschaftlicher Feuerwehrmann. Den Niederräder Freiwilligen gehörte er 43 Jahre an. Drei Jahrzehnte davon war er ihr Wehrführer und prägte den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz in Frankfurt mit.
Kreiser setzte sich nicht nur für "seine" Feuerwehr ein, sondern kämpfte als Vorstandsmitglied im Stadtkreisfeuerwehrverband Frankfurt um Gerätehäuser, Löschfahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände für alle Wehren. Ende der sechziger Jahre machte er sich stark für eine verbesserte Unterkunft der Wehr in Niederrad. Gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm, dem heutigen Wehrführer, legte er den Grundstein für ein zeitgemäßes Feuerwehrhaus im Stadtteil. Bahnbrechend tätig war Kreiser auf dem Gebiet der stillen Alarmierung in Frankfurt. Mit Spenden Niederräder Bürger und Geschäftsleuten schaffte er für die Wehr 1975 sieben Funkmeldeempfänger an.
1967 zum Oberbrandmeister befördert, war Kreiser vor allem ein Mann der Praxis. Dies bewies er bei unzähligen Einsätzen: Unter anderem bei Bränden im Schwanheimer Wald, beim "Selmi"-Hochhaus-Brand 1973 sowie beim Flugzeugabsturz 1984 im Stadtwald.
Seine größte Bewährungsprobe bestand er mit sieben weiteren Freiwilligen aus Niederrad im August 1975 beim Katastropheneinsatz im Verband mit der Frankfurter Berufsfeuerwehr gegen verheerende Waldbrände in Niedersachsen. Dafür erhielt Kreiser und seine Mannschaft eine von der niedersächsischen Landesregierung gestiftete Gedenkmedaille. Der Deutsche Feuerwehrverband zeichnete ihn ebenso aus wie auch die hessische Landesregierung.
Für sein Engagement und seine großen Verdienste wurden ihm der Landesehrenbrief sowie das Hessische Brandschutzehrenzeichen in Gold verliehen. Die Stadt Frankfurt ehrte ihn mit der Römerplakette. Als Wehrführer war er Ehrenbeamter der Stadt.
Bis zu seinem plötzlichen Tod engagierte sich der gelernte Werkzeugmacher auch als "Feuerwehrpensionär" im Kreisfeuerwehrverband und der Wehr in Niederrad. Vor sechs Jahren war er aus dem aktiven Feuerwehrdienst verabschiedet worden. dixi
NIEDER-ESCHBACH. "Es ist schwer, die Leute unter einen Hut zu bringen", sagt Hans Jacoby. Seit zwei Monaten ist der alteingesessene Sozialdemokrat Seniorenbeauftragter des SPD-Ortsvereins. Freizeitgestaltung jenseits der Kirche und der Arbeiterwohlfahrt (AW) steht als Ziel auf seinem "Denkzettel". Nicht zuletzt das alternative Kulturprogramm der Eschersheimer SPD war Vorbild für ein im Herbst beginnendes Kulturprogramm in Nieder-Eschbach.
Als Auftakt der sozialdemokratischen Seniorenarbeit gab es dieser Tage einen Ausflug ins Gutleut. Etwa 30 Gäste und fünf Sozialdemokraten aus Nieder-Erlenbach fuhren mit einem gemieteten Bus der Stadt Frankfurt ins Johanna-Kirchner-Haus - ein Altenhilfezentrum der Johanna-Kirchner-Stiftung in der Gutleutstraße 319.
"Es lohnt sich, auch als älterer Mensch politisch aktiv zu sein", begrüßte Max Menzel, Seniorenbeauftragter der Stadt Frankfurt, die Gäste. Und die SPD-Landtagsabgeordnete Rita Streeb-Hesse, machte ihnen Mut für weitere Ausflüge: "Es gibt vieles gemeinsam zu entdecken." Und das müsse nicht immer ein Altenheim sein - sie schlug den Besuch einer Bierbrauerei in Fechenheim vor.
Seit eineinhalb Jahren treffen sich die Vorstandsmitglieder der nördlichen SPD-Ortsverbände. "Wir diskutieren aktuelle Themen und stellen gemeinsame Planungen an", erklärte Bernd Steinmann, Zweiter Vorsitzender des SPD- Ortsvereins Nieder-Eschbach. Nachdem einige "jüngere Parteimitglieder in den Vorstand nachgerückt sind" (Steinmann), seien die Strukturen wieder geordnet.
Die Debatte um die Schlachthofverlagerung habe die Nieder-Eschbacher Sozialdemokraten zu sehr mit sich selbst beschäftigen lassen. "Jetzt können wir wieder Programme für unsere Mitglieder machen", sagte Steinmann.
Der Besuch des Altenheims im Gutleut war eine Idee von Margarete Stich, SPD- Vorstandsmitglied aus Nieder-Erlenbach. Der Partei-Kontakt zum Nachbarort soll ausgebaut werden. So hat der SPD-Ortsverein Nieder-Eschbach 113 Mitglieder, davon sind 15 Personen älter als 60 Jahre. Etwa 80 Sozialdemokraten seien Mitglied im Nieder-Erlenbacher Ortsverein, hieß es.
Ernstes Anliegen ist, formulierte Herbert Gart, "daß auch die Senioren am Bügel vom Kulturprogramm angesprochen werden."
Der Vorsitzende des Nieder-Eschbacher SPD-Ortsverein kündigte in diesem Rahmen für Ende Oktober den Auftakt einer Herbst-Kulturreihe in Frankfurts Norden an. Der "Altennachmittag" mit Musik, Literatur oder Kabarett soll in der Sportgaststätte Fischer oder im Darmstädter Hof veranstaltet werden.
Einige Senioren "beklagen sich jetzt schon über zuviel Programm", sagte Seniorenbeauftragter Jacoby. Und das, weil die AW ebenfalls einen Ausflug (einen Tag später) anbot. Jacoby: "Kritiker gibt es immer." Dennoch lasse er sich nicht von seiner neuen Aufgabe abbringen. tin
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GUTLEUT. Die etwa 30 Besucher und Besucherinnen des Johanna-Kirchner-Hauses zeigten sich zufrieden mit ihrer Selbstständigkeit und ihrer Gesundheit. Sollten sie aber eines Tages pflegebedürftig werden, so würden sie sich im Altenhilfezentrum in der Gutleutstraße 319 durchaus wohl fühlen, bemerkten einige Gäste. Aus Nieder-Eschbach und Nieder-Erlenbach waren die SPD-Senioren angereist.
Ihre Ortsvereine hatten für 300 Mark einen Bus der Stadt Frankfurt angemietet. Vor zwei Monaten wurde Hans Jacoby zum Seniorenbeauftragten des Nieder-Eschbacher SPD-Ortsvereins benannt. Die Fahrt ins Gutleutviertel war Auftakt für eine ganze Reihe von Altennachmittagen, die noch folgen werden.
Mit Kaffee, Kuchen und einem Mandolinen-Konzert der Seniorenmusikgruppe "Rödelheimer Naturfreunde" wurden die Besucher begrüßt. Doch zuvor hatte sich die Gruppe älterer Bürger durch das Altenhilfezentrum führen lassen. Der Pflegebereich (Haus A und B) umfaßt acht Stationen mit insgesamt 250 Betten, "die auch alle belegt sind", wie Heimleiter Klaus Wieben betonte.
Hinzu kommt ein dritter Komplex - die Wohnanlage. In den Appartements leben 105 ältere Menschen. "Alle Zimmer sind mit einer Klingel ausgestattet", erklärte Pflegedienstleiter Cedomir Nowalic, falls dann doch etwas Unvorhergesehenes passieren sollte. Im Haus beschäftigt sind insgesamt 220 Mitarbeiter, darunter 115 Pfleger, drei Sozialarbeiter, Ärzte, Therapeuten und Verwaltungsangestellte.
In den Kellerräumen des Johanna- Kirchner-Hauses befindetet sich der Therapiebereich. Die Stiftung bietet ihren Bewohnern Beschäftigungstherapie, Krankengymnastik, Desorientierten-Therapie, Bewegungstherapie, Sauna, Schwimmbad und Solarium an.
"Die im Haus A und B lebenden Menschen sind zu 96 Prozent starke Pflegefälle", sagte Klaus Wieben. Die Desorientierten-Therapie biete den sogenannten "Verwirrten" soziale Gemeinschaften und Trainigseinheiten, um wieder ein "orientiertes Leben führen zu können". Wer keinen Platz für regelmäßige Krankengymnastik bekommen habe, so Pflegedienstleiter Nowalic, der könne an der Gruppengymnastik auf seiner Station teilnehmen.
Seit anderthalb Jahren bietet das Johanna-Kirchner-Haus einen Blindmittagstisch an. "Bei uns leben 15 stark sehbehinderte und blinde Menschen", erklärte Klaus Wieben. Darüber hinaus wird ein Blindenliteraturkreis angeboten. Und für die Zukunft plant man ein Blindenheim auf dem Joest-Gelände im Gutleutviertel. Ein Münchener Architektenbüro entwarf ein Haus mit 40 Appartements für einen bis zwei Bewohner pro Wohneinheit. "Der Bauantrag wurde eingereicht", informierte Wieben. Gemeinsam geplant wurde das Projekt mit dem "Blindenbund in Hessen".
Zivildienstleistende, die im Altenhilfeheim beschäftigt sind, übernehmen Hausbesuche und den Bereich "Essen auf Rädern". "Seit Anfang 1992 bieten wir auch ambulante Pflege an", informierte Klaus Wieben. 20 Menschen aus dem Gutleut- und Bahnhofsviertel sowie aus Nied nehmen dieses Angebot in Anspruch. "Unsere Arbeit soll stadtteilbezogener werden", meinte der Heimleiter. Ein neues Konzept soll zur Verwirklichung dieses Ziels beitragen. Ein dreiteiliges Verbandssystem: mit ambulanter, stationärer und teilstationärer Pflege.
Finanznöte hat die Johanna-Kirchner-Stiftung nicht. Der Landeswohlfahrtsverband der Arbeiterwohlfahrt deckt die anfallenden Verwaltungskosten ab. Und die Bewohner zahlen im Pflegeheim monatlich rund 6000 Mark für jede Person. Ein Appartement kostet monatlich etwa 700 Mark Warm-Miete. "Damit liegen wir unter dem üblichen Satz für Pflege und Miete in Frankfurt", sagte Heimleiter Wieben. tin
Im Endspiel im Traditionsturnier um den Pokal der Sparkasse Wetterau besiegte im Friedberg-Bad Nauheimer Usa- Wellenbad Wasserball-Regionalligist Berlin erwartungsgemäß den Gastgeber und Vorjahressieger VfB Friedberg. Allerdings fiel die Niederlage der Kreisstädter mit 3:9 überraschend hoch aus. Immerhin war es für den VfB ein großer Erfolg, überhaupt ins Endspiel vorgestoßen zu sein. Im ersten Spiel besiegten sie den SV Grünstadt mit 7:5. Für die Treffer sorgten Michael Blecker (2), Rainer Dorenkamp, Peter Husmann sowie Helge Hinkelmann. Etwas mehr Mühe hatte der Dritte der Wasserball-Oberliga in der zweiten Begegnung mit dem höherklassigen Poseidon Hamburg, doch zum Schluß siegte überraschend der VfB mit 7:4, erneut avancierte Helge Hinkelmann mit drei Treffern zum Matchwinner.
In Gruppe eins hatte sich überraschend Gastgeber Friedberg fürs Endspiel qualifiziert.
In der andere Gruppe hielt die Spannung bis zum letzten Spiel an. Erst im Schlußspiel setzte sich der SC Wedding Berlin gegen den TSV Erfurt durch. Einseitig verlief dann jedoch das Endspiel, in dem der VfB zu keinem Zeitpunkt zu seinem ansonsten gelungenen Kombinationsspiel fand. Das tat der hervorragenden Stimmung jedoch keinen Abbruch, denn für den VfB Friedberg haben sich die Erwartungen in dieser Spielzeit mehr als erfüllt. Das Turnier war der gelungene Abschluß der Saison 91/92. Auch bei den Traditionsmannschaften kam es zum Endspiel zwischen dem VfB Friedberg und dem Berliner Schwimmclub Wedding. Dem VfB-"Altherren-Team" gelang mit einem 8:4 überraschend der Sieg. Sogar ein Turnier für "Schoppenmannschaften" wurde ausgetragen. Hier gingen die Handballer der TG Friedberg als Sieger mit einem 5:1-Endspielsieg gegen die Fußballer des VfB Friedberg hervor. jo
Honig - faszinierend, wohlschmekkend, gesund. Der Dank dafür gebührt der Honigbiene, ohne die wir bestenfalls Kunsthonig aufs Frühstücksbrot streichen könnten. Aber noch viel wichtiger: Bienen bestäuben die allermeisten landwirtschaftlichen und wilden Pflanzen, sorgen für Obst- und Blumenpracht. Ohne den sprichwörtlichen Fleiß der Insekten wäre das menschliche Leben ärmer. Dabei sind die Bienen bedroht: in ihrem Lebensraum durch die Schädigungen der Umwelt, aber auch durch Krankheiten wie die Varroatose (Bienenseuche). Angesichts dessen haben Stellen, die sich wissenschaftlich um die Bienen kümmern, große Bedeutung - wie das in Oberursel ansässige Institut für Bienenkunde. Dort können sich FR-Leser am Mittwoch, 8. Juli, bei zwei Führungen ausgiebig umsehen - und auch ein Glas Taunus-Honig entführen.
Vor drei Jahren war das Institut, das 1937 von der Polytechnischen Gesellschaft gegründet und 1963 der Universität Frankfurt eingegliedert wurde, schon einmal Gastgeber in der FR-Ferienserie. Wieder ist mit großem Andrang zu rechnen. Deshalb ist telefonische Anmeldung nötig. Die erste Führung ist am Mittwoch vormittag, die zweite am Nachmittag. Es gibt jeweils 30 Plätze. Wer Zeit und Interesse hat, sollte am morgigen Dienstag, 7. Juli, zwischen 10 und 13 Uhr die FR anrufen (Telefon 21 99 - 232) und seinen Wunschtermin angeben. Die Anrufer, die zum Zuge kommen können, erfahren die genauen Zeiten. Jünger als sechs Jahre, so die Empfehlung der Bienenforscher, sollten mitkommende Kinder nicht sein.
Eine weitere Bedingung ist zu beachten: Interessenten sollten einigermaßen gut zu Fuß sein. Denn nach dem Rundgang im und am Institut bekommen die Besucher eine Skizze ausgehändigt, mit deren Hilfe sie etwa einen Kilometer in den Taunuswald gehen können. Der Weg führt an 130 Jahre alten, bis zu 50 Meter hohen Mammutbäumen vorbei zu einer Fingerhutwiese. Dort stehen Bienenstökke, und einer der Imker des Instituts wird die diversen Möglichkeiten der Honigproduktion im Taunus darstellen.
Professor Nikolaus Koeniger, der Chef der Einrichtung, wird seine Gäste begrüßen und als erstes ein paar Verhaltensmaßregeln erwähnen; werden die beachtet, bestehen keinerlei Gefahren. Das Institut ermöglicht den Blick in ein Bienenvolk, das hinter Glas lebt. 40 000 Bienen zählt solch ein Volk, und das Institut hat deren rund 200. Im und am Haus leben freilich nur 20 Völker; die meisten sind auf Stöcke im Großraum verteilt - der Grund, warum die Imkermeister oft per Auto die Hessen-Runde machen.
Natürlich ist auch die Honiggewinnung ein Thema beim Rundgang. Und man kann das ganz wörtlich nehmen: Wer ein Glas mitbringt, kann sich zum Sonderpreis (ein Pfund fünf Mark) typischen Taunus-Honig ("Sommertracht") abfüllen.
Nikolaus Koeniger leitet das Institut seit 1981, aber er verdankt ihm auch einen wesentlichen Teil seiner Ausbildung: 1968 promovierte er in Oberursel. Die Einrichtung betreut Examenskandidaten, bildet aber neben Studenten auch Imker aus. Weil laut Koeniger in Sachen Bienen ein hoher Theoriebedarf besteht, spielt die Erforschung und Vermittlung der Grundlagen eine wichtige Rolle. Hauptthema der letzten Jahre ist die Bienenseuche, die von der Varroa-Milbe verbreitet wurde und der viele Bienenvölker zum Opfer gefallen sind. Zwar sind inzwischen hochwirksame Medikamente entwickelt worden, aber die langfristige Lösung wird weltweit noch gesucht: die Bekämpfung der Krankheit durch biologische, also ohne Chemie auskommende Mittel.
Eine unverzichtbare Hilfe ist bei alledem das Engagement der Polytechnischen Gesellschaft, betont Nikolaus Koeniger. Ihr gehören das Haus und der Bienenstand; sie hält die Einrichtungen in Ordnung und finanziert die Fahrzeuge. Daß das Institut, verglichen mit anderen Stellen der Frankfurter Uni, idyllisch liegt, räumt der Leiter ein. Doch auch in Oberursel hat sich die Idylle verändert: Wo früher nur Weiden waren, stehen jetzt die Häuser der Rosengärtchen-Siedlung, und der Feldberg-Zubringer, nach jahrelangen Prozessen nun im Bau, wird das Instituts-Gelände beschneiden.
Rund 1000 Schulkinder pro Jahr werden hier gezählt. Die Klassen, die zu Besuch kommen, sind aus dem Hochtaunuskreis, dem Main-Taunus und aus Frankfurt. Gerade die Jüngeren mit Bienen zu konfrontieren, hält Prof. Koeniger für sehr wichtig: "Es soll verstanden werden, daß eine Biene im Garten ein positives Erlebnis ist", lautet seine Botschaft. Und in einem vielfach belasteten Industrieraum ist die Biene von viel zentralerer Bedeutung als im Landschaftsschutzgebiet, wo die Umwelt noch einigermaßen heil ist.
Das Oberurseler Institut hat die Adresse Karl-von-Frisch-Weg 2, ideal zu erreichen mit der U 3, Haltestelle Waldlust, oder dem Fahrrad (dort von der Hohemarkstraße in die Straße Im Rosengärtchen abbiegen). tom
"Bei Kaffee und Kuchen in den Rheingau" - unter diesem Motto steht eine der Extra-Touren, die die "Weiße Flotte" in diesem Sommer anbietet. Achtmal in den Ferien startet dieser vergnügliche Ausflug, und ein FR-Gutschein reduziert den Fahrpreis. Dazu morgen mehr.
SECKBACH. Marieluise Burth hat ihre Augen und Ohren überall. Auch wenn sie telefoniert, bekommt sie doch mit, daß eines der Kinder, das gerade vor ein paar Tagen zum ersten Mal auf den Pferdesattel geklettert ist, nun schon mit den erfahrenen Reitern zur Pestalozzischule traben will. "Halt!" schreit sie und verhandelt dann irgendwie mit beiden gleichzeitig: mit dem Gesprächspartner am Telefon und dem Kind im Sattel. Frau Burth hat ihre Sache im Griff.
Ihre Sache - das ist der Ponyhof in Seckbach, im Kleingartengebiet unweit der Gelastraße. Acht Pferde und Ponys sind es mittlerweile, die auf der Wiese herumgaloppieren, eines davon hat Marieluise Burth in Pflege gegeben. Auf dem 3000 Quadratmeter großen Gelände nehmen Kinder Reitstunden, und jetzt, in den großen Ferien, bietet Frau Burth auch systematische Reitkurse an.
Sonst ist der Hof auch oft von Kindern aus verschiedenen Tagesstätten bevölkert, die gerne einen Ausflug zum Pferdehof unternehmen. "Wo gibt es sonst so etwas in der Großstadt noch?" fragt sich Marieluise Burth. Auch für Straßenfeste werden Pferde und Kutsche der Frau Burth angeheuert; für ein paar Minuten Reitspaß stehen die Ponys dort dann den Kindern zur Verfügung.
Aber die Seckbacher Pferde-Idylle trügt: Vor zwei Jahren flatterte Frau Burth die Kündigung ins Haus (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Die Stadt wollte den Pachtvertrag für das Gelände nicht verlängern, da die Untere Naturschutzbehörde dem Ponyhof die Genehmigung entzogen hatte: Pferdemist könne in einem Gelände, das als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist, nicht geduldet werden, befand man damals.
Frau Burth rief zum Widerstand auf. Sie hält den Hof für unersetzlich, denn die Kinder, können hier vor dem Stadtleben in eine ruhige Oase flüchten. Sogar eine Demonstration organisierte Marieluise Burth damals. 500 Leute unterschrieben die Forderung, den Hof dort zu belassen, wo er ist.
Und der Ponyhof blieb. Aber einen neuen Vertrag bekam die aktive Dame nicht. "Das Verfahren schwebt", sagt der Umweltdezernent Tom Koenigs auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Er hatte sich vor zwei Jahren dafür stark gemacht, den Ponyhof nicht räumen zu lassen. Denn der Hof sei schließlich sinnvoll und schön für die Kinder, meint Koenigs. Er ärgere sich viel mehr über die Autobahn - die führt schließlich auch durch das Landschaftsschutzgebiet. Doch inzwischen halten auch die anderen Ämter still: Der Ponyhof wird geduldet.
Marieluise Burth hat derweil ganz andere Sorgen. Vor zwei Jahren entschied die Stadt nämlich, daß die Pacht in eine Nutzungsgebühr umgewandelt werden müsse, da das Gelände gewerblich genutzt werde. 229 Mark gehen monatlich an die Stadt, rechnet Frau Burth vor. Da die Regelung rückwirkend auch für vergangene Jahre gilt, sind derzeit sogar 729 Mark im Monat fällig: "Ich weiß manchmal nicht, wie ich das bezahlen soll."
Aber aufgeben wird sie nicht. Dazu sind ihr immer noch die Kinder zu wichtig, die regelmäßig auf den sieben Ponys über das Gelände traben - bevor sie vielleicht einmal zur Pestalozzischule reiten dürfen. sen
HEDDERNHEIM. Durchhaltevermögen wird von denjenigen verlangt, die zum ersten Mal die "Speisekammer" in Heddernheim besuchen wollen: Ist es noch ein leichtes, den Stadtteil im Nordwesten Frankfurts zu erreichen, so sieht der ortsfremde Autofahrer sich dort mit einem Gewirr von Einbahnstraßen konfrontiert.
Doch gerade wenn er genervt, hungrig und durstig aufgeben will, steht er wie von Zauberhand geführt vor dem alten Fachwerkhaus, an dem in goldfarbenen Lettern das Wort "Speisekammer" steht. Und wer einmal das versteckte Lokal im alten Ortskern von Heddernheim gefunden hat, der kommt immer wieder.
Durch den Seiteneingang betritt der Gast einen wunderschönen Garten und befindet sich plötzlich mitten im Grünen. Die Tische und Bänke gruppieren sich um hochgewachsene Kastanien und Platanen, die an warmen Sommertagen stets schattige Plätzchen bieten. Die gemütliche Gastwirtschaft hat sich längst zum "Geheimtip" gemausert.
Ende letzten Jahres hat Heinz Mussel das Ruder in die Hand genommen. Er hat das "ziemlich verwahrloste" Gebäude entkernt, renoviert und im Garten angebaut. In dem langgezogenen Seitentrakt sind der Sommerausschank und die Küche untergebracht, die beide einen gehörigen Anteil zum Ruf der "Speisekammer" beigetragen haben.
Freunde des Frankfurter "Stöffches" wissen den Tropfen, der dort ausgeschenkt wird, zu schätzen. Denn hier gibt es nicht irgendeinen "Ebbelwei", sondern den echten Heddernheimer "Äppler" aus der ortsansässigen Kelterei Walther.
Ebenfalls einmalig in Frankfurt sind die angebotenen "Mussel-Weine": Vom hauseigenen Weinberg in Rheinhessen gelangen fünf verschiedene Rebsorten auf den Tisch der Gastwirtschaft.
Auch die Speisekarte ist mit einigen pfiffigen Gerichten ausgestattet. Unter dem Sammelbegriff "Hausmannskost" hat Heinz Mussel eine pikante Auswahl zusammengestellt. So finden sich neben den obligatorischen Frankfurter Spezialitäten wie Grüne Soße, Handkäs' und Schneegestöber auch eine schwäbische Götterspeise oder elsässischer "Flammekuche". Für den größeren Appetit hält Mussel verschiedene Steaks und leckere Schnitzel bereit.
Die "Speisekammer", Alt-Heddernheim 50, hat täglich von 17 bis 1 Uhr geöffnet; bei Gartenbetrieb wird bereits um 23 Uhr geschlossen. rea
Gesucht: die frauenfreundlichste Firma
WIESBADEN. Einen Förderpreis "Frauenfreundlicher Betrieb des Jahres" will die Stadt erstmals vergeben. Die Auszeichnung soll "frauenfreundliche Maßnahmen und Initiativen" bei kleinen und mittleren Betrieben anregen und unterstützen. Damit der Grad der Frauenfreundlichkeit auch richtig beurteilt werden kann, verteilen die IHK, die Kreishandwerkerschaft und die Handwerkskammer an ihre Mitglieder Fragebogen. Darin wird unter anderem geforscht nach den Aufstiegschancen für Frauen, nach dem weiblichen Anteil in den Führungsetagen und nach familienfreundlichen Arbeitszeiten. Eine Jury, die von IHK, Handwerkerschaft, DGB, Magistrat, Wirtschaftsamt, Parteien und der kommunalen Frauenbeauftragten beschickt wird, darf dann die frauenfreundlichste Firma aussuchen. Sie bekommt den 5000-Mark-Preis überreicht - "im repräsentativen Rahmen", wie es ausdrücklich im Konzept des Magistrats heißt. mt
OBER-MÖRLEN. Vor sechs Jahren hatte Hans Becker eigentlich nur eine Möglichkeit gesucht, das gepreßte Trokkenfutter für die Fische seines Teiches durch billigeres und natürliches Futter zu ersetzen. Er legte drei Kompostmieten an, in denen er fortan selbst die eiweißreichen Regenwürmer züchtete. Grundstock war eine Handvoll besonders vermehrungsfreudiger Würmer, Marke "Tennessee-Wiggler" aus den USA.
Sehr bald aber wurde dem Wurm-Farmer der vielfache ökologische Nutzen seiner Wurmbeete klar. Immer neue Tierarten gesellten sich zu den biologisch hochaktiven Plätzen, auch heute noch entdeckt er jeden Tag wieder neue Lebewesen. Spinnen, Käfer, Schmetterlinge, sogar Blindschleichen stellten sich ein. Nicht unerheblich ist auch die "Entsorgungsleistung" der domestizierten Regenwürmer: Pro Jahr verwertet die Wurmfarm im Forbachtal zwischen den Dörfern Ziegenberg und Wiesental im Wetteraukreis etwa 300 Kubikmeter Rasenschnitt und Friedhofsabfälle aus den Kommunen Butzbach und Ober-Mörlen.
Die "Tennessee-Wiggler" zersetzen auch dankbar den Trester einer oberhessischen Apfelweinkelterei und alte Zeitungen. Was dann nach einem halben Jahr aus den Mieten herausgesiebt wird, ist bester organischer Dünger, ein regelrechter Edelkompost. "Das Wertvolle daran ist der Wurmkot", sagt Becker, denn dessen Düngerwert sei sogar dem Kunstdünger weit überlegen.
Becker hat im eigenen Garten mit dem Wurmdünger die "denkbar besten Erfahrungen" gemacht. Er habe im Gemüse- und Obstbau, aber auch als Baumdünger "das gebracht, was er versprochen hat."
Der Aufbau einer Wurmmiete ist einfach. Das Material wird zunächst einen halben Meter hoch aufgeschichtet, an den Seiten mit Balken befestigt, und dann mit den Würmern versetzt. Deren Zahl verhundertfacht sich in nur einem Jahr. Allerdings würden in der freien Natur 90 Prozent von ihnen Wühlmäusen und Vögeln zum Opfer fallen.
Die proteinreichen Leckerbissen in den Wurmbeeten werden deshalb nach unten und oben mit Maschendraht geschützt. Gräbt man mit der Kompostgabel einige Zentimeter tief in das Beet, fällt der Blick auf tiefbraunen Humus mit einem Knäuel roter Würmer. In einer Handvoll schlängeln sich etwa 200 Stück. Grob geschätzt dürften sich in der Ziegenberger Wurmfarm etwa zehn Millionen "Wiggler" tummeln, es könnte deshalb gut sein, so Becker, daß er "Hessens größter Tierhalter" sei.
Stören lassen sich die Würmer allerdings nicht gerne. Sofort flüchten sie in tiefere Schichten, denn sie vertragen kein ultraviolettes Licht. Ansonsten sind sie anspruchslos, brauchen aber Aufmerksamkeit. Einige Grundregeln müsse man beherrschen, sagt Hans Becker: Würmer mögen keine Trockenheit, aber auch keine Staunässe. Das richtige Maß sei etwa "schwammfeucht." Gegen das Austrocknen werden die Mieten oben sorgfältig mit Grasschnitt abgedeckt. Aber auch zu warm mögen sie es nicht - über 30 Grad darf sich der Humus nicht aufheizen.
Wichtig ist deshalb ein Bodenanschluß der Wurmmiete, so daß die Würmer sich stets die Schicht suchen können, wo es ihnen angenehm ist. Die Möglichkeit, in tieferen Boden zu flüchten, brauchen sie auch im Winter bei Frost.
Außerdem muß man sie richtig füttern, dann reißen sie nicht aus. Schließlich "kann ich die Würmer ja nicht an die Kette legen" (Becker). Um die Würmer zu halten, müsse man nichts weiter als "der Natur aufs Maul schauen." Die Würmer bleiben, wenn sie auf der Wurmmiete ein besseres Fressen finden als in der Umgebung. Sie müssen stets genug organischen Abfall haben, regelrecht angelockt werden sie von Kaffeesatz und Zwiebelschalen. Nötig ist gelegentlich auch eine Schaufel Sand auf der Wurmmiete, um die Versorgung mit Spurenelementen zu verbessern.
Auf einigen der Mieten hat Wurmfarmer Becker Bäume gepflanzt - Äpfel, Kirschen und Haselnüsse. Es sind Versuchsfelder, um zu testen, ob Wurmkompost wirklich die Widerstandsfähigkeit der Bäume gegen Schädlinge erhöht. Von solchen Erfahrungen berichteten Obstplantagen-Besitzer in Kanada. Deutschland sei dagegen, was die Wurmfarmen angeht, ein Entwicklungsland. In Italien gebe es mehr als 3000 Wurmfarmer, in Deutschland seien es gerade 30.
Während in den USA pro Jahr 180 Millionen Mark im Wurmgeschäft umgesetzt würden, sind die Wurmfarmen im Taunus bislang kein Geschäft. Becker (65) widmet seinen Ruhestand der praktischen ökologischen Arbeit. Verkauft hat er noch keinen einzigen Wurm, "aber schon sehr viele verschenkt."
Aber jetzt, wo bewiesen ist, daß alles funktioniert, könnte er sich schon vorstellen, mit Wurmzucht und Kompostdünger eine Existenz aufzubauen. Denn "Würmer kann man säen und ernten," sagt Becker und wäre nicht abgeneigt, seine Mieten in gute Hände abzugeben.
Die richtige Einstellung zum Wurm müßte der- oder diejenige schon mitbringen. Denn den Wurmfarmer ärgert es immer, "daß man so geringschätzig ist zu Würmern." 1,80 Meter Größe, das sei für den Menschen wohl das Maß aller Dinge. Aber "Würmer haben eine sehr wichtige Funktion in unserem Bioleben." MICHAEL SCHLAG
NORDEND. Es tut sich was im Oeder Weg 33. Nachdem die acht Wohnungen fast fünfeinhalb Jahre leerstanden, sind inzwischen die Weichen dafür gestellt, daß dort in absehbarer Zeit wieder Mieter einziehen können. Dafür mußte die Stadt allerdings Zugeständnisse machen: Der Eigentümer erklärt sich bereit, sein Haus zu sanieren, im Gegenzug darf ein Stockwerk gewerblich genutzt werden - so lautet die Abmachung. "Ein akzeptabler Kompromiß", findet Harry Koskowski, Leiter der Abteilung Zweckentfremdung.
Das Wohnungsamt hatte zuvor versucht, per Verfügung die Instandsetzung aller Wohnungen zu erwirken. Die Klage war jedoch vom Verwaltungsgericht abgewiesen worden. Um in der Sache endlich voranzukommen, ließ sich die Stadt sozusagen auf einen Vergleich ein: sanierte Wohnungen gegen Gewerbefläche. Ende vergangenen Jahres kam ein entsprechender Vertrag mit dem Eigentümer zustande. Sobald die Baugenehmigung erteilt wird, soll mit den Renovierungsarbeiten begonnen werden.
Das ist das - vorläufig - letzte Kapitel einer Instandsetzungsgeschichte, bei der die Stadt immer wieder den kürzeren gezogen hat. Begonnen hat das Ganze Anfang 1987, als Mitarbeiter des Planungsamtes auf den Oeder Weg 33 aufmerksam wurden. Da das Gebäude auch äußerlich verwahrlost war, nahm sich zunächst die Abteilung Stadterneuerung des Falles an.
Auf 1,6 bis 1,8 Millionen Mark schätzten die Experten die Sanierungskosten für das Haus, dessen hinterer Teil durch Kriegsschäden in Mitleidenschaft gezogen worden war. Bombentreffer hatten die Küchen zerstört. Mit 100 000 Mark pro Wohnung hätte sich das Amt an den Kosten beteiligt. Mit den Mitteln des Modernisierungsgebotes versuchte das Amt den Besitzer zur Instandsetzung zu drängen. Der jedoch ließ sich von den Bemühungen der Stadt nicht beeindrucken.
Das mußte er auch nicht: "Gebotsverfahren sind nun mal Papiertiger", bedauerte Karsten Schirmer, Leiter der Abteilung Stadterneuerung. Die Verfahren ziehen keinerlei Bestrafung nach sich, erläuterte er. In der abschließenden Verhandlung im Juni 1990 habe der Eigentümer deutlich gemacht, daß für ihn weder sozialer Wohnungsbau noch eine Schlicht-Instandsetzung in Betracht komme, so Schirmer. Sein einziges Interesse habe der Umwandlung in Büroraum gegolten.
Weil das Planungsamt rechtlich nicht durchsetzen kann, nur Wohnungen zu schaffen, wurde dort die Akte "Oeder Weg 33" zugeklappt. "Wir hätten sonst Büroräume mit öffentlichen Mitteln bezahlt", erklärte Karsten Schirmer; die Stadt hätte quasi eine Zweckentfremdung per Modernisierungsgebot mitfinanziert.
Klein beigeben wollte man deshalb aber nicht. Ab Mitte 1990 kümmerte sich das Amt für Wohnungswesen um die (Fortsetzung auf Seite 2)
Überall wird gebuddelt und gemauert. Hamburg erlebt den größten Geschäftsbau-Boom. Jährlich kommen rund 300 000 Quadratmeter an Büroräumen hinzu. Die Mieten klettern im Jahresschnitt um etwa 20 Prozent - und erreichen in Spitzenlagen doch "nur" gut 50 Mark, während Frankfurt an der Hundert-Mark- Grenze liegt, die Berlin-Ost bereits überschritten hat. Die Kehrseite ist der ernste Mangel an Behausungen: "Der Bürobau- Boom vergrößert die Wohnungsnot", klagt Eckard Pahlke, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg. "Die Leute brauchen doch auch privat ein Dach über dem Kopf." Bei Neuvermietungen sind schon 30 bis 40 Prozent Aufschlag üblich.
Die Hamburgische Landesbank erwartet "auf absehbare Zeit eine anhaltend hohe Nachfrage nach Büroflächen": Die Hansestadt, die auch Brückenkopf Richtung Nord- und Osteuropa ist, wird durch den EG-Binnenmarkt noch bedeutender. 68 Verwaltungsgebäude kamen allein 1991 hinzu - neuer Rekord. Etwa 700 000 Quadratmeter Büros sind nach Schätzung der Bank derzeit in Bau; bis 1995 könnten weitere 700 000 fertig sein. Ebenso wie die Maklerfirma Arnold Hertz rechnet das Geldinstitut mit einem "gewissen Angebotsüberhang", der, so Hertz, "als Regulativ aber enorm wichtig ist".
Flaggschiff der neuen Gebäude-Armada an der Elbe ist das Hanseatic Trade- Center auf der Kehrwiederspitze am westlichen Ende der Speicherstadt und des Freihafens. Der britische Immobilienriese P & O zieht hier gemeinsam mit der amerikanischen Citibank an markanter Stelle für rund 800 Millionen Mark Büros, Läden, Restaurants und ein Hotel hoch. Dort sollen Arbeitsplätze für 4000 bis 5000 Menschen entstehen.
Beigelegt ist der Streit über die Architektur am Kehrwieder, deren ersten Entwurf Oberbaudirektor Egbert Kossak ganz unhanseatisch teils als "zum Kotzen", teils als "amerikanischen Planungsschiet" abgelehnt hatte. Der Senat der Stadt legte die Investoren überwiegend auf rotbunte Ziegel fest; hinzu kommen einige flächige Glasfassaden und - wo Metall verwendet wird - Kupferblech. Denn das Ganze ist kilometerweit sichtbar, eine neue Visitenkarte Hamburgs. 1996 soll der Komplex fertig sein. Mieter aus Osteuropa kriegen ein Bonbon: Für sie sind 9000 Gewerbe-Quadratmeter mit einem Preisnachlaß von 50 Prozent in den ersten fünf Jahren reserviert.
Am südlichen Ufer der Norderelbe, gegenüber den St.-Pauli-Landungsbrücken, plant die Firmengruppe Gerd Buss auf dem Gelände der ehemaligen Stülkken- Werft ein Büro-, Lager und Distributions- Zentrum für etwa 160 Millionen Mark. Auf der neugestalteten Fleetinsel in der Südwestecke der City geht es zügig voran: Bürohäuser, Geschäfte, Restaurants und ein Fünf-Sterne-Hotel von Steigenberger feierten kürzlich Richtfest. Unweit von hier, in der Gerstäckerstraße am berühmten Michel, möchte der Spiegel sein neues Domizil errichten. Einen Steinwurf weiter westlich, am Millerntor, wo St. Pauli und die sündige Meile der Stadt beginnen, ist ein Büro-Hochhaus geplant.
"Wie kann man nur jahrelang so pennen und immer die Wohnungen vergessen", ärgert sich Pahlke. "Der Senat sollte Geschäftsinvestoren zum Wohnungsbau drängen, vielleicht auch mit Vergünstigungen locken." Die noch relativ neue Senatorin für Stadtentwicklung, Traute Müller, denkt intensiv über die Kopplung des Baus gewerblicher Räume mit Unterkünften nach. Gezielte Auflagen dafür, weiß Sprecherin Renée Culemann, gibt es für Bauherren nur in wenigen Fällen.
"Der Wohnungsbau", mahnt Landesbank-Chef Hans Fahning, "muß in den nächsten Jahren allerhöchste Priorität haben, wenn die Stadt zu einer ausgewogenen und sozial verträglichen Entwicklung finden soll". Immerhin hat Hamburgs Einwohnerzahl in sechs Jahren um 90 000 zugenommen. Zur Bedarfsdeckung müßten bis 2000 rund 90 000 Quartiere hinzukommen - jährlich mithin 10 000. Im Schnitt waren es seit 1980 jedoch nur 4208. "Deutlich über 5000" hat die SPD- Stadtregierung jetzt jeweils binnen zwölf Monaten im Visier. Das ist nicht nur eine Geld-, sondern auch eine Platzfrage; bei den Hanseaten wird es eng. Pahlke schlägt Staffelgeschosse auf gewerblichen Gebäuden vor; Fahning möchte zusätzlich den Platz über Verkehrsflächen für Behausungen nutzen - und etwa 9000 nahe an Bahn- und Busstationen gelegene Kleingärten. Ersatz für die Laubenpieper sollte am Stadtrand mobilisiert werden.
Mit diesem Gedanken kann sich die SPD mit Rücksicht auf ihre "Kundschaft" nicht anfreunden, während CDU, FDP und Grüne/Alternative Liste die Idee gut finden. Traute Müller hat 15 Areale im Blick, auf denen mindestens 11 000 Menschen eine neue Bleibe finden könnten.
Fahning sieht die Wirtschaftsregion Hamburg "als Ganzes gefordert". Sie müsse ein "konsistentes Flächenkonzept vorlegen", das die Nachbarkreise in Schleswig-Holstein und Niedersachsen einbeziehe. Auch in Sachen Finanzen will der Banker neue Wege gehen: Nach dem Modell von Fellbach bei Stuttgart sollen private Investoren Wohnungen bauen und zu rentablen Beträgen an die Stadt vermieten. Die könne dann von den Bewohnern sozial flexible Preise kassieren. Der Vorteil sei daß bei gleichem Einsatz mehr Quartiere herausspringen als im herkömmlichen sozialen Wohnungsbau. HANS JÜRGEN NORDHOFF
NIDDATAL. Seit 1990 arbeiten Verwaltung und Stadtparlament an einem kleinen Baugebiet in Ilbenstadt, doch auch nach der erneuten Offenlegung im Herbst vorigen Jahres gibt es noch Differenzen zwischen den Planern und dem Amt für Landwirtshaft und Landentwicklung (ALL) sowie dem Kreisbauamt. Der Bebauungsplanentwurf mit dem Namen "I 6, In der Flur 10" hat eine rechteckige Gestalt und erstreckt sich nordwestlich der Straßenkreuzung von Köpperner und Petterweiler Straße und der Nidda.
Im Rahmen der erneuten Anhörung von Trägern öffentlicher Belange hat das ALL Friedberg gefordert, daß am Rand der bis zu acht Meter breiten Straßen abwechselnd rechts und links Bäume gepflanzt werden. Diese Anregung hat die Stadtverwaltung mit dem Hinweis zurückgewiesen, daß wegen der bereits liegenden Kanal-, Gas-, Wasser- und Stromleitungen Bäume nicht gepflanzt werden können. In dem Gebiet nämlich seien die Leitungen nicht, wie heute üblich, gebündelt verlegt worden. Aber immerhin da, wo keine Leitungstrassen vorhanden sind, habe man schon Bäume gepflanzt und werde weitere Anpflanzungen in wenigen Restflächen noch intensiv prüfen.
Das All bemängelt außerdem, daß im südlichen Bereich des neuen Bebauungsplans keine ausreichenden Bepflanzungen zur Ortsrandgestaltung vorgesehen seien. Die Friedberger Behörde regt deshalb an, den Geltungsbereich des Gebietes um fünf bis zehn Meter zu erweitern.
Eine Erweiterung des Geltungsbereichs lehnt die Stadt ab, weil dann eine neuerliche - zeitraubende - Offenlegung des Bebauungsplans nötig wäre. Die Randbepflanzung werde die Stadt vornehmen und zwar außerhalb des Gebietes, wo die Aufstellung eines weiteren Bebauungsplans beabsichtigt sei. Diese Anpflanzungen würden im Vorgriff auf den späteren Plan vorgenommen und dort festgesetzt. Diese Absicht hält das ALL aber für eine "zeitliche und örtliche Verlagerung", die es nicht akzeptieren könne.
Die von der Stadt angebotene Ausgleichsmaßnahme für die Bebauung des Gebietes hält das Landwirtschaftsamt für bedenklich. Hier werde bestelltes Ackerland zerteilt mit der Folge, daß die Restflächen nur umso intensiver landwirtschaftlich genutzt werden müßten. Die Stadt verweist hingegen auf Stellungnahmen anderer Naturbehörden und des Planers, die in diesen Niederwiesen durchaus Biotopverbesserungen zu erkennen vermöchten.
Welche Folgen diese fortbestehende Meinungsverschiedenheit zwischen Stadt und Landwirtschaftsamt noch hat, ist im Moment nicht abzusehen. Am Ende wird wohl ein Kompromiß stehen.
Das Kreisbauamt hat sich in seiner Stellungnahme darüber gewundert, daß im Bereich des bestehenden, einzigen Lebensmittelgeschäfts von der Stadt ein "Sondergebiet Einkauf" ausgewiesen wurde. Ein solches Sondergebiet erlaube eine Geschoßfläche von 1200 Quadratmetern, was in keiner Weise zu dem vorhandenen Lebensmittelgeschäft passe. Für die Bestandssicherung würde nach Meinung des Kreisbauamtes auch eine Ausweisung als Mischgebiet genügen. Die Stadt will aber von ihrem Sondergebiet nicht lassen. Sie sagt dem Kreisbauamt lediglich zu, daß sie die noch ausstehenden Festsetzungen der Grundflächen- und Geschoßflächenzahl und zur Größe der Verkaufsfläche noch treffen werde. Darüber, ob dort tatsächlich einmal ein Supermarkt zugelassen werden soll, äußert sich die Stadt nicht. Sie bekräftigt lediglich, daß der vorgesehene Standort bewußt für einen Markt gesichert werden solle, weil es keine Alternative gebe. Außerdem: Es sei auch nicht an die Ansiedlung eines weiteren Marktes gedacht.
Eine letzte Stellungnahme zu diesem Ilbenstädter Bebauungsplanentwurf enthält noch eine interessante Information. Der Zahnarzt Theodor Gornik plant auf dem an den Bebauungsplan I 6 angrenzenden Grundstück anzubauen, damit dort noch eine Praxis für Allgemeinmedizin und eine Facharztpraxis eingerichtet werden könne. An diesem Vorhaben hat die Stadtverwaltung nichts auszusetzen. Sie befürwortet eine Erweiterung der derzeit als überbaubar festgesetzten Grundstücksfläche, denn - so heißt es in der Stellungnahme - "der Bau einer Gemeinschaftspraxis ist für die Versorgung des Stadtteils und des gesamten Stadtgebietes notwendig". hm
BONAMES. Einen Kirchenchor hat er ins Leben zurückgerufen, eine Schola für Nachwuchs-Sängerinnen und Sänger neu gegründet: Josef Schubert von der katholischen Bonifatius-Gemeinde kann nach seinem Rückzug aus der Kirchenmusik auf ein bewegtes Musikerleben zurückblicken. Die Feierlichkeiten zum 20jährigen Bestehen der Schola nahm er zum Anlaß, den Dirigentenstab an Doris Annau weiterzugeben.
Annau hatte bereits 1985 den Kirchenchor von Schubert übernommen, der ihn 1958 reaktiviert hatte und 27 Jahre lang leitete. Der 1908 in Olmütz (Mähren) geborene Dirigent erkannte früh seine Neigung zur Musik, obwohl er nie Musik studierte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Frankfurt und stieß dort auf den Bonifatius-Chor. Im Laufe der Jahre erzielte Schubert mit dem Chor respektable Ergebnisse und erhielt die "Goldene Ehrennadel" des Allgemeinen Cäcilien- Verbandes sowie die "Ehrenurkunde" des Bistums Limburg.
1972 gründete er die Schola, deren Zweck es ursprünglich war, bei Familiengottesdiensten mitzuwirken. Er führte sie zu beachtlichen Erfolgen, bis er sich, im Alter von 83 Jahren, dazu entschloß, seine Tätigkeit als musikalischer Leiter der Gemeinde ruhen zu lassen. Zurück läßt er über 80 Sängerinnen, Sänger und Musiker, die nun unter der Leitung von Doris Annau weitermusizieren. fs
Sie kam aus der UdSSR, sie geht nach Rußland: Nadja Drushinina, Bad Homburgs erste russische Gastschülerin "Bei uns zu Hause putzen wir unsere Schule selbst" Fazit eines Jahres am Humboldt-Gymnasium / Folge 1
m 21. September 1991 stand ich mit zwei Koffern auf dem Flughafen und nahm Abschied von meiner Mutter
Mit der Humboldtschule habe ich den ersten Kontakt im März 1991 angeknüpft, als eine Schülergruppe aus diesem Bad Homburger Gymnasium, von zwei Lehrern begleitet, eine Studienreise nach Leningrad machte. Dank dieses Austausches erhielt ich eine Einladung, die Humboldtschule als Gastschülerin besuchen zu können. Eine Familie der Lehrer dieses Gymnasiums hat mich als Gast in ihrem Hause aufgenommen, und ich habe das Glück, sehr gut versorgt und betreut zu werden.
Der Austausch mit Rußland, auch im Schulbereich, bereitet für beide Partner wesentlich mehr Schwierigkeiten als mit den westlichen Ländern. Einerseits können die Russen ihren Aufenthalt und in den letzten Monaten auch die Fahrtkosten nicht bezahlen, so daß die deutschen Partner dies zu übernehmen haben. Andererseits haben trotz der im Westen so hoffnungsvoll begrüßten demokratischen Gesellschaftsordnung in der Ex-SU die bürokratischen Strukturen ihre Macht behalten und verzögern unter anderem die Genehmigung für Auslandsreisen, wenn sie darin keinen Vorteil für ihre persönlichen Interessen finden.
Deswegen werden über die offiziellen Austauschorganisationen kaum Schüler aus den Familien des Mittelstandes in den Westen kommen. Es werden die jungen Leute aus den Kreisen mit besonderen Möglichkeiten wegen der Beziehungen bzw. des materiellen Standes der Eltern bevorzugt. Vor diesem Hintergrund habe ich Glück gehabt, daß mein Gastschuljahr dank der Freunde in Bad Homburg auf privaten Wegen zustande kam.
Doch hat die Ausstellung des Passes und des Visums monatelang und über den Anfangstermin des Schuljahres in Deutschland gedauert, so daß ich am Tage ihres Empfangs in ein paar Stunden schnell meine Sachen eingepackt habe, um schon am nächsten Tag auf den Flughafen zu kommen, wo ich die Flugtickets, eventuell für das ganze Schul- jahr, kurz vor dem Abflugtermin ge- löst habe. Dadurch habe ich dann schon in Deutschland viele Überraschungen unter den Sachen in meinen Koffern entdeckt.
Nach der Ankunft waren wir mit der Gastfamilie in die Stadt essen gegangen, und ich bewunderte die beleuchteten Schaufenster, die saubere gepflegte Stadt und die lächelnden, freundlichen, im Gegensatz zu unseren besorgten Gesichtern ruhigen Leute. Trotz des Hungers haben mich die Riesenportionen im Restaurant überrascht, und der Überfluß an Eindrükken des ersten Tages hat in meinem Kopf alles durcheinander gebracht. Ich verstand nicht, wie ich in diesem paradiesischen Ort mit dem Lernen und Leben zurecht kommen werde, und beschloß, nie mehr auf ähnliche, per Flugzeug so schnell passierende, schockierende Umstellungen einzugehen.
In den ersten zwei Tagen lebte ich mich in das Familienleben ein, und am dritten Tag kam weiteres Neues: die Schule. Die Unterschiede begannen hier schon vom ersten Augenblick an. In den russischen Schulen befindet sich immer hinter dem Eingang eine Garderobe, in der die Kinder ihre Mäntel und Jacken aufhängen müssen. Um die Schule sauberer zu halten, müssen alle leichte Schuhe mitbringen und die Straßenschuhe auch in der Garderobe stehenlassen. In meiner russischen Schule sind auf vier Stockwerken nur zwei Putzfrauen angestellt, was selbstverständlich nur für die Lehrerzimmer und Korridore ausreicht. Die Klassenräume werden jeden Tag von den nacheinander diensthabenden Schülern geputzt. Das Schulgebäude und die Klassenräume in Rußland sehen viel sauberer aus als in Deutschland: alles ist frischgeputzt und nicht so voll beschrieben, besonders nicht die Schultische. Nach dem Schuljahresende bringen die Schüler, die kleineren zusammen mit ihren Eltern zusammen, die Schule selbst in Ordnung: Es wird gestrichen, neue Fensterscheiben werden installiert, notwendig Möbelreparaturen in der Schulwerkstatt erbracht, Gardinen gewaschen. Das neue Schuljahr beginnt in ganz Rußland in allen Schulen sowie Hochschulen und Universitäten am 1. September, der zum Tag der Kenntnisse ernannt wurde. Durch alle Straßen ziehen an diesem Tag Schulkinder in der feierlichen Uniform (Mädchen in weißen Schürzen) mit Blumensträußen zu den in den Ferien renovierten Schulen. Es ist üblich, den Lehrern viele Blumen zum ersten Schultag sowie zu anderen wichtigen Ereignissen zu schenken: zum Abitur, zum Frauentag etc. Auf die weiteren Unterschiede war ich beim Suchen nach der Kantine gestoßen, die für eine russische Schule eine Selbstverständlichkeit bedeutet, obwohl die Qualität des Essens abscheulich ist, besonders in der letzten Zeit. Vom Personal der Kantine werden gegenwärtig die meisten Lebensmittel gestohlen.
(Die nächste Folge des Berichts lesen Sie in einer unserer nächsten Ausgaben.)
Die Betroffenheit und das Klagen der Kirchenvertreter ist nicht zu überhören. Wie so oft, machen sie sich in geradezu unglaublich unchristlicher Manier über das menschengemachte Unrecht der Legalisierung der Abtreibung her (FR vom 27. 6. 1992 "Katholiken bestürzt über Abtreibungsbeschluß"). Die, die jetzt die "gesetzlich legalisierte Tötung" als undemokratisch (Dyba) und mit rüden Worten bekämpfen, haben seit Jahrhunderten dazu beigetragen, daß den Menschen Unrecht für Recht verkauft wurde.
Die Institution der katholischen Kirche hat es seit dem 2. Jahrhundert nach Christus wie kaum ein Tyrann zuvor oder danach verstanden, die katholisch gläubige Menschheit zu unterdrücken. Mit Verdrehungen und Erfindungen wurde ein "christlicher Glaube" zurechtgezimmert, mit dem sich kirchenfürstlich die immer größer werdende Welt regieren ließ.
Wenn nun eine zunehmend intellektueller und sich von religiösen Fesseln befreiende Gesellschaft mit der gesetzlichen Anerkennung des Schwangerschaftsabbruchs es wagt, gegen die Kirchengrundsätze aufzubegehren, dann wird offensichtlich an den Grundfesten der krichlichen Macht gerüttelt.
Die Stimmung im Volk und die Abstimmung im Bundestag spiegeln die Zeichen der Zeit wieder: Die Macht der Kirche über die Köpfe der Gläubigen schwindet. Allein dieser spürbare Machtverlust ist es, der die Kirchenmänner und die von ihnen geprägten wertkonservativen Politiker (Streibl) zu halsstarrigen Verfechtern der undemokratischen kirchlichen Volkserziehung machen.
Bleibt die Hoffnung, daß der Anachronismus schon in Karlsruhe offen zutage tritt.
Lothar Wondrak, Hofheim/Ts.
SACHSENHAUSEN. Die Kritiker der neuen Tempo-30-Zonen in Sachsenhausen-Ost sind sich einig: Vom Konzept, das Bürger und Ortsbeirat gemeinsam erarbeitet hatten, ist nur ein Rumpfprogramm übriggeblieben. An den Grundnetzstraßen wird sich schläge nichts ändern. Auch zwei zentral durch das Viertel laufende Straßen werden nicht beruhigt.
Bei den Gebieten handelt es sich um die Zonen 26 und 27 in Frankfurt. Im Norden vom Main begrenzt, reichen sie bis zur Bahnlinie parallel der Mühlbruchstraße, im Osten markieren der Wasserweg und die Seehofstraße die Grenze, im Westen reicht das Gebiet bis zur Dreieich- und Elisabethenstraße. An der Verkehrsführung in den Zonen ändert sich nichts. Erst nach Ende der Bauarbeiten an der S-Bahn-Strecke wird in der Mühlbruchstraße die Fahrtrichtung gedreht.
Die Kritik von Bürgern und Ortsbeiräten: Ohne Beruhigung von Willemer- und Heisterstraße könne nicht von einem beruhigten Gebiet gesprochen werden. Ärgerlich: Nach Angaben des Planungsbüros ABS lag ein Entschluß der Stadtverordneten vor, nach dem die beiden Straßen hätten einbezogen werden können. Auch Peter Bergmann, Mitglied der Bürgerinitiative Sachsenhausen-Ost, ließ kaum ein gutes Haar an den Neuerungen. Sein Eindruck: Die Beruhigungsaktion hat das Ziel nicht erreicht. Es sei nicht gelungen, den Bewohnern wieder ein Quartier zu geben, das vom Durchgangsverkehr verschont ist. Lediglich ein paar kleine Straßen, seien mit Schildern und Pollern versehen worden. An die "großen Brocken" - Tempo 30 vor den Schulen in der Willemer- und der Siemensstraße vor der KT 123 - habe sich die Verwaltung nicht rangetraut.
Deutliche Worte fand auch der Fraktionsführer der SPD im Ortsbeirat 5, Gerhard Kadelbach. Er wies aber zugleich auf die Probleme hin, die sich durch die Nähe zum künftigen Schlachthof-Viertel ergeben. Es sei abzuwarten, wie die Planung mit dem riesigen Knotenpunkt Wasserweg, Gerbermühl-, Seehof- und Siemensstraße aussehen werde. Er könne deshalb mit dem Provisorium leben. Später sei immer noch Zeit, um über weitere Veränderungen zu reden. Aber bevor die "Großwetterlage" nicht klar ist, will die SPD aus dem Stadtteil noch "kein Theater um die Zone machen". ask
NORDEND. Pfarrer Martin Zentgraf von der evangelischen Gethsemane-Kirche in der Eckenheimer Landstraße ist sehr gelassen. "Aufgeregt bin ich nicht", sagt er, "dieser Gottesdienst ist gut vorbereitet - was kann da noch schiefgehen?" Martin Zentgraf behält recht: Alles wird glatt laufen an diesem Sonntag, an dem sich die Gemeinde in der Gethsemane-Kirche punkt 9.30 Uhr schlagartig vergrößert: Deutschland, Österreich, sogar die Schweiz können der Predigt von Pfarrer Zentgraf zuhören, denn der traditionelle Sonntagsgottesdienst wird vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) live übertragen.
Doch noch ist es nicht soweit. Seit Freitag nachmittag sind die "Leute vom Fernsehen" mit dem Aufbau von Scheinwerfern und Kameras beschäftigt. "Wir haben alles eingeleuchtet, und am Samstag war Probe und Regiebesprechung", erklärt Hubert Müller, technischer Leiter der Sendung. "40 000 Mark kosten diese 45 Minuten Live-Übertragung." Das sei noch eine "relativ billige Veranstaltung" mit der kleinsten "Übertragungseinheit".
Die wirkt auf Laien allerdings groß genug: Drei Ü-Wagen und Gerätefahrzeuge parken zwei Tage lang in der Neuhofstraße vor der Gethsemane-Kirche; das letzte Mal ist diese Einheit bei der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft im Münchener Olympiastadion im Einsatz gewesen. Müller: "Wir haben Reservekameras in der Kirche deponiert und alle Mikrophone doppelt besetzt, sonst wäre das bei einer Live-Sendung viel zu gefährlich." Bei 20 bis 25 Gottesdienst-Übertragungen im Jahr ist keiner von den 18 ZDF-Mitarbeitern aufgeregt. Die Kabelträger genehmigen sich im Gemeindesaal noch schnell einen Kaffee.
Bis auf den letzten Platz ist das Gotteshaus an diesem Sonntagmorgen tatsächlich bereits eine halbe Stunde vor Beginn des Gotttesdienstes besetzt. Eine recht ungewöhnliche Situation, in einer Zeit, in der viele Pfarrer über leere Kirchen klagen. Ist es das Fernsehen, das die vielen Besucher angezogen hat, oder war es gar umgekehrt. Pfarrer Zentgraf zuckt mit den Schultern. "Nein", meint er lakonisch, "bei uns sind die Gottesdienste immer gut besucht."
Warum gerade seine Gemeinde für die Übertragung ausgesucht wurde, kann er nicht so recht erklären. "Ich habe einen guten Kontakt zum ZDF, und da hat sich das so ergeben." Ein anderer Grund ist wohl, daß dieser Gottesdienst ein wenig anders abläuft als die üblichen. "Wir werden zeitgenössische Kunst mit in die Predigt einbeziehen und versuchen, mit anderen Medien etwas darzustellen." Die Bilder und Collagen aus Stein, Holz und Glas, mit denen er sich in seiner Predigt beschäftigen wird, hat Martin Zentgraf selbst hergestellt.
Noch 15 Minuten sind es, bis die roten Einsatzlampen der Kameras aufleuchten und die Vikarin Maike Thiemann die "Besucher in Frankfurt und die vielen Zuschauer zuhause vor den Bildschirmen" begrüßen wird. Ein letztes Mal übt die Gemeinde das "Erbarme dich unser" ein. Das muß perfekt sitzen, schließlich schaut ganz Deutschland zu. Eine Frau hält sich - geblendet vom Scheinwerferlicht - eine Hand vor die Augen. Pfarrer und ZDF-Team mögen noch so wenig aufgeregt sein, Hertha Zirps gibt es offen zu. "Natürlich bin ich aufgeregt", sagt sie, "ich sitze ja genau in der Mitte. Da werde ich bestimmt ein paarmal im Bild zu sehen sein. Meine Freunde aus Stuttgart wissen selbstverständlich Bescheid."
Noch drei Minuten bis zum Beginn. Der Kameramann setzt sich seine Kopfhörer auf und nimmt sein Kaugummi aus dem Mund. Dann beginnen die Bläser des Purcell-Brass-Ensemble mit ihrem Eingangsspiel. Die roten Lampen an den Kameras leuchten auf: "Wir sind auf Sendung." MEIKE U. GÜNZEL
• 8. Juli: Ringvorlesung Umwelt 2000 - Umweltwissenschaft in Frankfurt/Main, Thema: Umweltschutz durch Völkerrecht / Perspektiven der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992, Ort: Universität, Geo-Hörsaal, Senckenberganlage 34, 18 Uhr
• 10. und 11. September: Solar Mobil 92 Internationaler Langstreckenwettbewerb Kassel-Berlin. Veranstalter: Verein zur Förderung der Solarenergie in Verkehr und Sport und Stiftung Warentest. Info: Tel. 030/69 38 843
• 11. bis 13. September: Rostocker Baumtage, Vorträge und Ausstellung. Veranstalter: Aktion "Rettet den Wald", Senator für Umwelt und Natur. Beitrag: 290 Mark. Anmeldung: Forstdirektor Silvius Wodarz, Tel. 04 554/62 62
• 14. bis 16. September: Doppelte Standards bei Lebensmitteln? Seminar in Springe zur Pestizidbehandlung von Lebensmitteln in Entwicklungsländern. Veranstalter: Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN), Hamburg. Ort: Energie- und Umweltzentrum am Deister in Springe. Kosten: 180 bis 200 Mark. Anmeldung: Tel. 040/39 075 20
• 14. bis 18. September: Niedrig-Energie-Häuser Fachtagung in Oer-Erkenschwick. Thema: Erfahrungen aus der Baupraxis. Veranstalter: Energie- und Umweltzentrum am Deister, Gebühr: 580 Mark. Anmeldung: Tel. 0221/73 90 892
Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den
"Ökologischen Briefen", Frankfurt/Main.
FLORSTADT. Wer seinen Garten hegt, möchte die Blumen und das Gemüse nicht mit Schädlingen teilen. Die Naturschutzgruppe hält daher Vorschläge bereit, wie man Schädlinge natürlich, ohne Einsatz von chemischen Giften, bekämpfen kann.
Beispielsweise kann ein Reisighaufen einem Igel, der sich von Schnecken ernährt, als Unterschlupf dienen. Ein Blumentopf mit Stroh oder Holzwolle kann als "Ohrwurmvilla" dienen. Ohrwürmer wie Marienkäfer vertilgen Blattläuse. Wenn zwischen Blumenziebeln Knoblauch gesteckt wird, verzichten Wühlmäuse auf die "Mahlzeit".
Weitere Informationen zum naturnahen Garten gibt es bei der Naturschutzgruppe Florstadt, Altenstädter Straße 67, Telefon 0 60 35 / 62 62. de
Ein Portrait von Amona Schneeweis - ein leichte Übung. "Na, wie geht's", fragt man und erfährt die Lebensgeschichte der schnellen Hürdenläuferin vom TV Gelnhausen. Amona Schneeweis, 21 Jahre, ist kein Kind von Traurigkeit, weiß aus dem Strehgreif immer eine Menge zu erzählen. Für Pressekonferenzen wäre sie zweifellos besser geeignet als Boris Becker. Schade, daß sie (noch) nicht so berühmt ist. Wo das Tennisgenie erst zweimal "äh" gesagt hat, würde die Maintalerin schon eine ganze Seite in die Notizblöcke der Journalisten diktieren.
Amona Schneeweis ist ein Multitalent. Zumindest in künstlerischer Hinsicht. Sie hat einen Karaoke-Wettbewerb gewonnen, sie zeichnet Comics am Fließband, sie kreiert T-Shirts und könnte sich ihr Leben auch als Schauspielerin oder Grafikerin vorstellen. Oder als Model. Das Zeug dazu hat hat Amona Schneeweis allemal. "Sie läßt die Männerherzen aller Hessen höher schlagen." Zu solchen Äußerungen läßt sich der eine oder andere Moderator einer Leichtathletik-Veranstaltung schon mal hinreißen. Doch Amona Schneeweis studiert Zahnmedizin. "Das ist meine Existenz. Alles andere ist Hobby und Wunschtraum. Und der Sport ist Selbstverwirklichung", sagt sie. Ihr sportlicher Werdegang ist der einer Rastlosen. Von Verein zu Verein, von der Mittelstrecke zum Hürdensprint. Doch nun scheint sie seßhaft geworden zu sein. Mit dem Trainergespann Harald Schmid und dessen Frau Ella sowie Trainingspartner Edgar Itt beim TV Gelnhausen hat sie gefunden, wonach sie beim LAZ Bruchköbel, beim TV Bad Vilbel oder Eintracht Frankfurt suchte. Und mit den 400-Meter-Hürden (was sonst bei Harald Schmid) steht nun auch ihre Spezialdisziplin fest. Bei 57,31 Sekunden ist sie inzwischen angekommen, am vergangenen Wochenende während des U-22-Länderkampfs gegen Großbritannien und die GUS, und ist Fünftbeste der Deutschen.
Obwohl die Hochstädterin ja lieber eine Disziplin hätte, in der sie sich nicht ganz so zu quälen braucht. Die 100 Meter Hürden zum Beispiel, wo sie 1989 immerhin deutsche Jugendmeisterin wurde. "Für die ganz großen Zeiten fehlt mir die Explosivität, ich habe nicht den ,Ballermuskel', wie er im Sprint gefragt ist", erzählt Amona Schneeweis. Außerdem läßt Coach Harald Schmid da nichts anbrennen. Der lange Hürdensprint soll es sein, und da muß im Training auch mal "geknauscht" werden. Gemeinsam mit Edgar Itt, mit dem Amona Schneeweis vier bis fünf Mal die Woche zusammen trainiert, gelingt es ihre inzwischen viel besser, sich zu schinden. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Früher, als sie noch 800-Meter-Läuferin beim LAZ Bruchköbel war, fiel das schon schwerer. "Ich bin als Schülerin sehr gute Zeiten gelaufen. Doch ich hatte vor jedem Lauf eine Riesenangst, zu versagen. Zehn Minuten vor einem Wettkampf habe ich dann einfach zu meinem Trainer gesagt: macht was ihr wollt, aber ich will nicht, ich laufe nicht. Und von da an bin ich für lange Zeit keine 800 mehr gerannt", erzählt Amona Schneeweis, die im Frankfurter Olympiastützpunkt ein Zimmer und beste Bedingungen hat.
Der Trainer, zu dem sie dies damals sprach, war übrigens Karl Biermann aus Bruchköbel, den man als Entdecker von Amona Schneeweis ansehen kann. "Ich bin auf dem Schulhof immer allen weggelaufen. Die Jungs haben mich nie gekriegt. Bei ,Jugend trainiert für Olympia' bin ich dann ohne Training gleich Zweite geworden im Waldlauf. Da ist Karl Biermann auf mich aufmerksam geworden und hat mich ins LAZ geholt." Von da an schoß die Karrierekurve steil nach oben. 1987 nahm sie an den Junioren-Europameisterschaften teil, ein Jahr später stand sie im Juniorenaufgebot für die Weltmeisterschaften. Im selben Jahr war sie nach langem Suchen auch endlich beim richtigen Trainer gelandet. "Der Harald rief mich an und sagte: Meine Frau braucht noch ein Hobby. Naja, und so wurde ich ihr Hobby", berichtet die Maintalerin. Seit knapp vier Jahren feilt die ehemalige Weltklasseläuferin Ella Schmid (Rabsztyn) nun an der Hürdentechnik von Amona Schneeweis, für "alles andere" ist Harald Schmid zuständig.
Einem Olympiastart fiebert die auffällige Erscheinung unter Hessens Leichtathletinnen in diesem Jahr noch nicht entgegen. Für den ganz großen internationalen Hieb will sie sich ein wenig Zeit lassen. Im Moment plagen Amona Schnee- weis andere Sorgen. In zwei Monaten gilt es, die Hürde Physikum zu überspringen. Und da kann ihr nicht einmal mehr Harald Schmid helfen. OLAF DOROW
FRANKFURT A. M. Namen wie Boris Becker oder Gabriela Sabatini sind auch unter Nicht-Sportlern geläufig. Doch selbst passionierte Tennisfans zucken mit den Schultern, wenn sie von Kai Schrameyer oder Regina Isecke hören. Dabei können diese beiden ähnliche Erfolge wie die Stars verzeichnen: Kai Schrameyer ist der dreifache - und amtierende - deutsche Tennismeister, belegt in der internationalen Weltrangliste Platz 4. Und Regina Isecke gilt inzwischen als Abonnementssiegerin, international hält sie in der Weltrangliste den fünften Platz.
Der gravierende Unterschied zwischen den beiden Paaren, der in diesem Fall zwischen internationalem Ruhm und weitgehender Unbekanntheit trennt, ist: Kai Schrameyer und Regina Isecke sind schwerbehindert, beide haben sich ihre Titel im Rollstuhl-Tennis erkämpft. Am vergangenen Wochende fanden im Frankfurter Sportclub Sachsenhausen Forsthausstraße (SAFO) unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die sechsten deutschen Rollstuhl-Tennismeisterschaften statt.
Sie selbst nennen sich "Rollis", die anderen sind die "Fußgänger". Und was viele "Rollis" ärgert, ist, daß die meisten "Fußgänger" ihr Spiel nicht richtig zu würdigen wissen. "Es dreht sich hier nicht um eine Rehabilitationsmaßnahme, wir betreiben Leistungssport", betonte Kai Schrameyer. Wer die Tennismeisterschaften in Frankfurt gesehen hat oder dort die Gelegenheit nutzte, einmal gegen einen "Rolli" anzutreten, der gibt ihm recht.
Die Schläge der Tennis-Profis kommen präzise und mit viel Spin übers Netz. Und vor den gemeinen Twist-Aufschlägen oder den knallharten Volleys muß auch ein "Fußgänger" kapitulieren. Rollstuhlfahrer spielen nach den internationalen Tennisregeln. Einzige, allerdings wichtige Ausnahme: Bei ihnen darf der Ball zweimal aufspringen.
Die Rollstühle sind 5000 Mark teure Spezialanfertigungen aus Magnesium und Titan, die mit acht bis zehn Kilo Gewicht im Vergleich zu den normalen Krankenkassen-Modellen sehr leicht und extrem wendig sind. Vorwärts, rückwärts, spurten, stoppen, drehen, wenden - die perfekte Beherrschung dieser Manöver kann über den Spielausgang entscheiden. Deswegen nimmt der Bereich "Fahrtechnik" einen besonders intensiven Raum im Trainingsprogramm der "Rollis" ein.
Kraft und Schnelligkeit sind notwendig, um einen starken Schub für den Start zu haben, Ausdauer und Geschicklichkeit brauchen die Spieler, um mit einer Hand den Rollstuhl zu beherrschen, während sie mit der anderen Hand zum Schlag ausholen. Ansonsten ähneln die Trainingsinhalte denen der "Fußgänger": Aufschläge und Returns werden geübt, Volleys und Cross-Schläge. rea
BERLIN. Die Mauer ist weg, doch die beiden deutschen Hälften sind noch lange nicht eins. Die plötzliche Nähe hat die Unterschiede deutlicher hervortreten lassen. Wechselseitige Vorurteile haben zudem das Verhältnis zwischen Ost und West störanfällig gemacht. Es mangelt an "Grenzgängern", die ihre Erfahrungen aus der geteilten Welt miteinander teilen. Dieser Bestandsaaufnahme wollen Grundtvig-Stiftung, die aus der DDR-Bürgerrechtsbewegung hervorgegangen ist, sowie das Bildungswerk der Humanistischen Union Nordrhein-Westfalen gemeinsam abhelfen.
Beide Institutionen bieten deutsch- deutsche Dialogseminare an, in denen jeweils am Wochenende Menschen aus Ost und West sich über ihre wechselseitigen Wahrnehmungen austauschen können. Alltagsthemen, wie Wohnen in DDR und BRD, oder Frauenleben-Frauenbilder, Jugendkulturen und Jugendprotest, Reisen, Nachbarn, Träume von der Welt, sollen dabei im Vordergrund stehen.
Auch anhand von Filmen, Fotos, Zeitungen - so stellen sich die Organisatoren vor - können die Klischees aus Zeiten des Kalten Krieges miteinander konfrontiert werden. Unmittelbar politische Themen - wie Opposition versus Anpassung hier und dort, oder die unterschiedliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit -bilden ebenfalls Schwerpunkte.
Die Seminare finden in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen statt. Über die gesamte Themenliste informieren das Bildungswerk der Humanistischen Union in Essen, Telefon (aus West) 0201/22 89 37 oder die Grundtvig-Stiftung in Potsdam, (aus Ost) 023/2 18 58. (geg)
Bundespräsident Richard von Weizsäkker sprach sehr abwägend nur das aus, was im Grunde jede und jeder über den Zustand der Parteiendemokratie denkt (FR vom 19. 6. 1992 "Präsidenten-Pfeile nicht nur gegen die Parteien").
Die beste Bestätigung für diese kritischen Anmerkungen liefern die "empörten" Politiker (aus fast allen Parteien) selbst, die sie als "Einmischung in innere Angelegenheiten" von sich weisen.
Die Haltung "Augen zu und durch" ist hier aber die denkbar schlechteste. Denn die Parteienverdrossenheit ist nicht nur herbeigeredet, sondern es gibt sie wirklich.
Und es stimmt einfach, daß die Parteien das Monopol auf die politische Willensbildung an sich gerissen und die Bürgerinnen und Bürger mehr zu ohnmächtigen Zuschauern degradiert haben.
Entscheidend ist jetzt, daß ernsthaft nach Lösungen gesucht wird. Neben einer Parteien- und Parlamentsreform ist vor allem die Einführung von Volksbegehren und Volksentscheiden dringend notwendig.
Die Menschen würden dadurch direkt an wichtigen politischen Sachentscheidungen beteiligt und könnten sich wieder besser mit der Demokratie identifizieren. Bürgerinteressen könnten auch unabhängig von den Parteien artikuliert und durchgesetzt werden.
Die Problemlösungskompetenz von Bürgergruppen und der Wissenschaft könnte besser in die Gesetzgebung einfließen. Öffentliche Sachdiskussionen jenseits parteipolitischer Verhärtungen könnten stattfinden.
Doch bisher läuft alles nach dem alten Spiel: Obwohl sich z. B. in den USA, Italien, Schweiz oder Dänemark Volksabstimmungen bewährt haben und dort alle stolz darauf sind, obwohl sich fast alle Wissenschaftler, die zu Volksabstimmung gearbeitet haben, dafür aussprechen und obwohl inzwischen über eine Million Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern dafür gesammelt wurden, blocken die Bonner Regierungsparteien einfach ab.
Diese Ablehnung der Politiker (Weizsäcker: "Generalisten mit dem Spezialwissen, wie man politische Gegner bekämpft.") ist nicht brillant oder gar gut begründet, sondern einfach parteitaktisch. Während z. B. in Hessen und Nordrhein-Westfalen die CDU als Oppositionspartei Volksbegehren zur Wahlrechtsreform plant, will sie gleichzeitig als Regierungspartei auf Bundesebene die Einführung von Volksbegehren und Volksentscheiden verhindern, denn das wäre ja eine Einmischung in ihren "Machtbereich". Zur Krise unserer Demokratie kam es durch die "Mittelmäßigkeit" und "Machtversessenheit" der Parteien. Wenn genauso auf die Lösung aus dieser Krise reagiert wird, dann kann noch Schlimmeres erwartet werden. Das sollten wir verhindern.Thomas Mayer, Bonn
KIEL. "Die seelischen Grausamkeiten, die in in der Schule mindestens die Hälfte der Schüler zu spüren bekommen, gleichen schon fast Kindesmißhandlungen." Diese Ansicht vertreten Schüler und Schülerinnen aus 9. und 10. Klassen einer Realschule in Schleswig-Holstein. In einem Papier, das sie "Schule heute, Diktatur in der Demokratie" nannten, klagen sie über "seelische Unterdrückung, unfaires Verhalten, Angst und psychischen Druck" durch Lehrer und Lehrerinnen, denen sie vorwerfen, daß sie "den Schüler als gefühlloses Objekt" ansehen, daß sie "rücksichtslos und ohne Abwechslung, langweilig und stupide ihren Unterricht durchziehen".
Die Lehrerbeschimpfung fand unlängst auf dem 7. Schleswig-Holsteinischen Elterntag in der Akademie Sankelmark nahe Flensburg statt. Gastgeberin war die Kieler Landesregierung, die alljährlich Vertreter von Elternbeiräten einlädt, um ihnen Gelegenheit zu geben, untereinander und mit Fachleuten über aktuelle Fragen zu reden. In diesem Jahr hatten Eltern das Thema angeregt: "Gewalt gegen Kinder, in Familien, Medien, Schule, Gesellschaft". Den Klagebrief der Schüler und Schülerinnen hatte eine langjährige Elternvertreterin als ihren Beitrag zum Thema mitgebracht: "Nicht nur Schule", sagte sie, "ist häufig Reparaturbetrieb für kaputte Elternhäuser, in denen Aggression und Gewalt entstehen. Auch das Elternhaus ist Reparaturbetrieb, weil die Schule viele Kinder kaputt macht." So jedenfalls die Erfahrung der Mutter von drei schulpflichtigen Kindern.
Gewalt gehört im Augenblick zum häufig diskutierten Thema, wenn Eltern, Lehrkräfte und andere an der Schule Interessierte zu Seminaren, Tagungen oder Vorträgen zusammenkommen. Es ist ein Thema, das Presse und andere Medien derzeit auswälzen, obwohl Fachleute sich bemühen, vor "Überdramatisierung" zu warnen. "Wir sind noch weit von amerikanischen Verhältnissen entfernt", sagte Friedrich Lösel, Professor am Institut für Psychologie der Universität Erlangen, als er unlängst vor Gästen der Akademie für medizinische Fortbildung in Bad Segeberg über "Gewalt in der Schule" sprach. Der Kriminologe Hans-Jürgen Kerner, Universität Tübingen, wiegelte ebenfalls ab: "Massenstatistisch haben wir noch keine dramatische Situation." Und den Eltern in Sankelmark versicherte Schleswig-Holsteins Kultus- und Schulministerin Marianne Tidick: "Es wäre verfrüht, Schule als einen Hort der Gewalt darzustellen, wie die Berichterstattung es gelegentlich suggeriert."
Das nördlichste Bundesland will es aber genau wissen. Marianne Tidick beauftragte Ende 1991 das Institut für Psychologie der Universität Kiel, eine repräsentative Befragung an zehn Prozent der schleswig-holsteinischen Schulen durchzuführen, denn: "Über das tatsächliche Ausmaß von Gewalt und Aggressivität in den Schulen Schleswig-Holsteins liegen bisher keine Daten oder wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse vor", so Roman Ferstl und Gabriele Niebel, die die Befragung machen. Sie richten 130 Fragen an Schulleiter und Lehrer, Eltern und Elternbeiräte sowie an die Hausmeister der Schulen. Es sind Fragen über mögliche Bedrohungen und Gewalttätigkeiten von Schülern gegenüber Mitschülern oder Lehrkräften, mit oder ohne Waffen, sowie Gewalt gegen Sachen.
Zwei Fragen betreffen eine Problematik, für deren Erforschung sich Schleswig-Holstein eine Vorreiter-Rolle reserviert hat: die sexuelle Belästigung von Mädchen und Jungen. In einem bundesweit bisher einmaligen Modellversuch, wie Marianne Tidick betonte, soll ein Fortbildungskonzept entwickelt werden, um Lehrern und Lehrerinnen aller Schularten nicht nur Fachwissen über sexuelle Gewalt zu vermitteln, sondern sie auch zu befähigen, vorbeugend zu arbeiten. Der dreijährige Versuch wird mit je 800 000 Mark von Bund und Land finanziert und in Zusammenarbeit mit dem Kieler Verein "Notruf und Beratung für vergewaltigte Mädchen und Frauen" durchgeführt. Er wird mit dem Institut für Pädagogik der Kieler Universität vernetzt und soll am 1. August beginnen.
In der Begründung schreiben die Antragsteller: "Schule kann und sollte im Rahmen ihres Erziehungsauftrages einen Beitrag zur Prävention sexueller Gewalt leisten", Lehrer und Lehrerinnen brauchten jedoch besondere Fortbildung, "weil sie bedingt durch die Komplexität der Anforderungen, mit denen sie im Schulalltag konfrontiert werden, in speziellen Situationen oft nicht ausreichend Wissen und Fachkompetenz haben", rechtzeitig und angemessen auf Signale, Hilferufe und Übergriffe zu reagieren.
Ist die Schule eine viel zu wertvolle Einrichtung, um sie noch für den Unterricht zu mißbrauchen? - wie auf dem Elterntag in Sankelmark (mal wieder) mit bitterem Humor bemerkt wurde? Sichtbare Begeisterung schien Marianne Tidick mit der Vorstellung des neuesten Modellversuchs jedenfalls nicht auszulösen; zu oft wurden neue Ansätze angekündigt, die häufig im Nichts verpufften. Der Erklärung der Ministerin, "daß die Schule der Ort ist, an dem die prägenden Einflüsse der Familie und der Medien besonders wirksam werden", stimmten die Eltern freilich mehrheitlich zu. Und die Frage einer Elternvertreterin, ob Gewalt in der Schule entstehe, beantworteten die meisten mit "nein". Vielmehr klopften sich viele Eltern schuldbewußt an die Brust, indem sie ihre Ignoranz Kindern gegenüber sowie das Beispiel, das sie selbst vorleben, als zwei von vielen möglichen Ursachen für Gewalt in den Schulen aufzählten.
Darüber haben sich natürlich auch Fachleute längst Gedanken gemacht. Franz Petermann, Professor für Psychologie der Universität Bremen, nannte während der Ärztetagung in Bad Segeberg drei Einflüsse bei der Entstehung von Aggression und Gewalt. Den größten negativen Einfluß mißt er Familien bei, in denen sich Gewalt von Generation zu Generation fortpflanze, wo Eltern wenig über den Alltag ihrer Kinder wüßten, wo Arbeitslosigkeit, soziale Isolation, Mangel an Zuwendung, Hilflosigkeit und Ohnmacht, rigides und autoritäres Verhalten die mögliche Gewaltbereitschaft verfestige. Doch auch entwicklungspsychologische Einflüsse machen Fachleute geltend. Petermann: "Eine große Anzahl aggressiver Kinder und Jugendlicher hatte nie die Chance, positives Sozialverhalten zu lernen." Das verursache einen Mangel an Selbstkontrolle und eine Unfähigkeit zum Mitleid, was im weiteren Leben in den Teufelskreis von Motivationslosigkeit mit Lern- und Ausbildungsproblemen führe.
Es könnte beruhigend für die Institution Schule klingen, daß Ursachen von Gewalt und Aggression oft lange vor dem Schuleintritt liegen. Doch so einfach kommt die Schule im Urteil der Fachleute nicht weg. Übereinstimmend nennen sie auch die Schulen, wenn sie von Umwelteinflüssen als Ursachen sprechen. Petermann zählte nicht nur beengte Wohnverhältnisse oder den Einfluß von Medien und Gleichaltrigen (Peer Groups) als besonders gewaltbegünstigend auf. Auch unüberschaubare soziale Gebilde wie große Schulkomplexe und vernachlässigte Räumlichkeiten mit nicht behobenen Sachbeschädigungen, "die Jugendliche quasi immer wieder motivieren, gegen Gegenstände gewaltsam vorzugehen", gehören seiner Ansicht nach zu negativen Umwelteinflüssen.
Roman Ferstl nennt es die "ästhetische Komponente". Im Klartext heißt das: Heruntergekommene und vergammelte Schulen animieren zu Vandalismus und zum Beschmieren von Wänden. Und: "Je größer die Klassen, um so größer werden Kontroll- und Autoritätsverlust." Kollege Lösel aus Erlangen sagt das auch: "Schulen, in denen ein gutes Klima herrscht, wo Lehrer warmherzig, aber auch konsequent sind, Gewalttätigkeiten nicht geduldet werden, die Schülerzahl nicht zu groß ist, Schädigungen rasch beseitigt werden, haben weniger Gewaltprobleme." In Sankelmark brachte es eine Mutter auf den Punkt: "Wo Kinder ihre Schule selbst gestalten, gibt es weniger Vandalismus und weniger Aggression."
In Kiels Fridtjof-Nansen-Schule werden solche Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt. Weil die größte Hauptschule der Landeshauptstadt sich den Luxus leisten kann, mit drei Beratungslehrern - eine Art Feuerwehr oder Erste-Hilfe-Station an Schulen - zu arbeiten, wurde Waltraud Loch zum Elterntag eingeladen. Die engagierte Lehrerin klagte bitte darüber, daß von erstmals dreihundert ausgebildeten Beratungslehrern (von insgesamt 20 000 Lehrkräften in Schleswig- Holstein) nur noch einhundert tätig sind, obwohl ihre Schule jede Menge positiver Beispiele nennen kann, wie die Arbeit von Beratungslehrern Vandalismus und Gewalt durch Schülern vorbeugt.
Zum Beispiel Vandalismus: Als sich Fälle von Zerstörungen am Gebäude, in Klassen- und anderen Schulräumen häuften, suchten die Beratungslehrer der Fridtjof-Nansen-Schule ein Gespräch mit den älteren Schülern und fragten sie, ob ihnen ihre Schule nicht gefalle. Als Folge dieses Gesprächs malten die Schüler und Schülerinnen während einer Projektwoche ihre Klassenräume, die Flure und Toiletten selbst an. Sie baten, nicht alljährlich ihre Klassenräume wechseln zu müssen, nachdem sie sie selbst verschönert hatten, Waltraud Loch: "Seitdem kennen wir das Problem von Graffiti an den Wänden nicht mehr."
Zum Beispiel Gewalt durch Schüler: In der Fridtjof-Nansen-Schule wurde ein "Konzept zum Aggressions-Abbau" entwickelt, für das sich die Beratungslehrer mehr als die offiziell zugestandenen zwei Stunden täglich Zeit nehmen. Waltraud Loch, die die Hälfte ihrer Wochenstunden mit Beratungsarbeit und die andere Hälfte mit Unterricht verbringt, legt im Umgang mit aggressiven Kindern besonderen Wert auf Rollenspiele und Gesprächsrunden. "Viele dieser Kinder", sagt sie, "betrachten sich als minderwertig. Wir ermutigen sie zur Selbstbeobachtung und sprechen lange mit ihnen darüber, wie sie sich selbst einschätzen."
Zu ihrer Aufgabe als Beratungslehrerin gehört auch Training mit den Kollegen. Waltraud Loch, die betont, "daß es noch engagierte Lehrer gibt, die sich auch in ihrer Freizeit fortbilden", übt beispielsweise mit den Erwachsenen, "wie wir Kindern gewaltfrei begegnen können, denn wir wollen uns auch der Gewalt bewußt werden, die wir Kindern täglich zufügen". So übernehmen Lehrer und Lehrerinnen die Rolle von Schülern. Sie erleben im Spiel mit Kollegen, die sich selbst darstellen, welchen Umgangston sich Kinder manchmal gefallen lassen müssen. Waltraud Loch ist überzeugt, daß der Umgangston zwischen Lehrern und Schülern friedfertiger würde, "wenn wir öfters dran denken würden, wie es uns als Kindern ergangen ist". In ihrer Schule, in der "vierzig Prozent aller Kinder Deutsche sind", wie Waltraud Loch sagt, glaubt man jedenfalls, den Gefahren von Gewalt und Aggressionen unter Schülern angemessen begegnen zu können.
Die Eltern in Sankelmark hatten wenig Mühe sich zu einigen, welche Forderungen sie an die Landesregierung stellen würden: die Rückkehr der Beratungslehrer mit erweiterter Aus- und Fortbildung "auch in den Ferien" sowie die Einrichtung von "kleinen, überschaubaren Schulen" und die Garantie für "pädagogisch sinnvolle Klassengrößen". Ob die Klassenlehrerstunde, die - bevor sie dem Sparstift zum Opfer fiel - dem Gespräch über Freud und Leid eines Schülerlebens zu Beginn einer Unterrichtswoche diente, wieder eingeführt wird, wollte Kultusministerin Tidick nicht versprechen. Sie erinnerte daran, "daß der Freiraum, den Lehrer und Lehrerinnen haben, nicht unterschätzt werden darf". Über Gewalt und Aggressionen, meinte sie - die angespannte Haushaltslage ganz offensichtlich vor Augen - könne man auch in anderen Stunden, in Religion oder Philosophie etwa, sprechen. Immerhin ließ sie sich das Versprechen abringen, "der Sache nachzugehen".
MONIKA M. METZNER
ESCHERSHEIM. Gut geeignet nicht nur für den Dienst, sondern auch für Feiern ist das Gerätehaus mit dem dazugehörigen Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Eschersheim auf dem historischen Mühlenland am Ende der Endsborngasse. Das erwies sich jetzt wieder beim Frühschoppen der Wehr. Im leergeräumten Gerätehaus (die Fahrzeuge waren blitzblank geputzt zur Besichtigung aufgefahren) saßen die Brandschützer, ihre Gäste und Freunde an langen Tischen beisammen und freuten sich über den Sonnenschein und die milde Luft.
Die Düfte vom Grillstand regten den Appetit an, eine vielfältige Auswahl an Getränken stand bereit. Musikalische Unterhaltung durfte nicht fehlen: Wenn der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Harheim nicht gerade aufspielte, erklang Musik vom Tonband. Viele Eschersheimer nutzten die Gelegenheit in Kontakten und Gesprächen.
Hier ließ sich in gemütlicher Runde alles bebabbeln, was man auf dem Herzen hatte. Alte Bekannte trafen einander. Eine "ehemalige" Eschersheimer waren sogar aus dem Umland angereist.
"Wir sind zwar in der Ferienzeit mit unserem Termin", sagte Wehrführer Christian Meztmacher, "aber das spüren wir heute kaum. Besser konnte der Besuch gar nicht sein."
Den formellen Teil des Treffens leitete Metzmacher mit der Begrüßung der Ehrengäste ein: der SPD-Stadtverordneten Ursula Trautwein, Mitgliedern des Ortsbeirats 9 und der örtlichen Parteiorganisationen von SPD und CDU, den Vorständen fast aller Eschersheimer Vereine.
Von der Branddirektion waren Stadtbrandinspektor Gerhard Weithaas und sein Stellvertreter Bernd Reusch gekommen sowie der 1. Kassierer des Kreisverbandes der Freiwilligen Feuerwehr, Heinz Lehr. Landtagsmitglied Dr. Hans Burggraf hatte sich entschuldigen lassen und schickte Grüße.
Metzmacher bedankte sich bei den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern für ihren Einsatz, besonders bei Bernd Listmann, der fünf Jahre lang die Wehr geleitet hat. Dann stellte der Wehrführer den amtierenden Vorstand den Gästen vor, etwa seinen Stellvertreter Manfred Hofmeister, die Schriftführer Stefan Kadletz und Markus Klander, die Kassierer Michael Gehrmann und Stephan Hartung.
Wichtiger Programmpunkt war die Ehrung verdienter Mitglieder. "Fritz Herkner", gab Metzmacher bekannt, "ist zum Ehrenwehrführer ernannt worden. Damit bedanken wir uns für seine langjährige Tätigkeit für die Freiwillige Feuerwehr."
Herkner ist 45 Jahre lang Mitglied, davon 40 Jahre lang im aktiven Dienst. 43 Jahre Vorstandsarbeit liegen hinter ihm, 21 Jahre lang war er Wehrführer.
Noch heute gehört er als Vertreter der Alters- und Ehrenabteilung dem amtierenden Vorstand an - der alteingesessene Eschersheimer bedankte sich gerührt für die Würdigung. "Ehrenbrandmeister" lautet der neue Titel für Wilhelm Fröhlich, der seit 41 Jahren Mitglieder der Wehr ist, 36 Jahre aktiv mitarbeitete und 25 Jahre das Amt des Ersten Kassierers versah.
Mit der goldenen Vereinsnadel wurde Gerhard Fritsch ausgezeichnet. Er ist seit 26 Jahren Mitglied, war 25 Jahre aktiv und versah 12 Jahre lang verschiedene Vorstandsämter.
Elf weitere Mitglieder erhielten die silberne Vereinsnadel. Es gab viel Beifall für die Geehrten, ehe sich die Gäste wieder ihrem Schoppen und den Grillwürsten zuwandten.
Der frischgebackene Ehrenwehrführer sagte, so habe er sich das seit Jahren gewünscht, daß auch das gesellige Leben im Verein zu seinem Recht komme." Spontan zückte er die Börse zu einer Spende "für die Kosten". Damit meinte der neue Wehrführer Christian Metzmacher, werde man ganz gut hinkommen - (etwa dank einiger Spenden). So war es möglich, für Speisen und Getränke "zivile Preise" zu veranschlagen.
Die vielen Eschersheimer, die sich in der Endsborngasse eingefunden hatten, genossen die gemütliche Atmosphäre. "Wenn der Frühschoppen bis in die Nacht dauert", freuten sich die Feuerwehrleute, "macht uns das gar nichts aus." Schon am Nachmittag konten sie stolz sein auf ihr gelungenes Fest. li
SELIGENSTADT. Der Name deutet schon darauf hin. Das Lokal kann nicht weit vom Main entfernt sein. Der historische Gasthof "Zum Anker", von Pächter Klaus Winter unbenannt in "Bierhaus zum Anker", ist über ein halbes Jahrhundert alt und als Traditionslokal mit kleinem, aber feinen Biergarten bei vielen Gästen aus Seligenstadt und der Umgebung beliebt. Nicht weit davon entfernt soll einst so mancher Schiffer vor Anker gegangen sein.
Wer heute die Aschaffenburger Straße in Richtung der historischen Innenstadt runterschlendert, entdeckt schon von weitem das Transparent mit großen Lettern: "Biergarten".
Winter übernahm im Spätsommer vor vier Jahren "den Laden", in dem zuvor zeitweilig eine italienische Pizzeria untergebracht war. "Pizzas gibt's bei uns weiterhin, wobei wir sie je nach Wunsch ganz individuell belegen." Die Spezilitäten auf Hefeteigbasis kosten nur zwischen 7,50 und 8,50 Mark. Apropos Hefe! Für ein Nullfünfer-Glas naturtrübes Weißbier aus Seligenstadt - hell oder dunkel - muß der Gast 3,80 Mark berappen, was für südhessische Verhältnisse recht preiswert ist.
Und für eine gepflegtes Pils oder Export im Nullvierer-Krug müssen die Gäste aus nah und fern 3,30 Mark auf den Tisch legen. Die nichtalkoholischen Getränke - Cola, Limo, Sprudel oder allerlei Säfte - sind schon für drei Mark zu haben.
In den Sommermonaten herrscht der größte Betrieb im Hof der Wirtschaft, wo auf rustikalen Festzeltbänken und auf weißen Gartenstühlen fast 250 Leute Platz finden, wie Winter zusammenrechnet. "Und donnerstags ist immer wahnsinnig viel los. Das ist der Abend, an dem die meisten Seligenstädter ausgehen, weiß der Wirt. Dann geht's nur noch mit Selbstbedienung. Am Wochenende wird's dann wieder ruhiger."
Der Biergarten, der täglich um 18 Uhr öffnet, lädt zum Verweilen unter schattigen alten Bäumen ein. Alle drei Wochen wird Dampf gemacht. Dann ist an der Aschaffenburger Straße Barbecue angesagt. Auf dem Holzkohlegrill bruzzeln Steaks und verschiedene Wurstsorten. "Wenn's richtig Sommer wird, dann richten wir noch hinter Strohmatten eine Bar ein, wo Cocktails gereicht werden", kündigt Winter an. Damit soll das gastronomische Angebot bereichert werden.
Sollte an einem warmen Juliabend einmal ein Gewitter aufziehen, bleibt niemand im Regen stehen. Die Gäste des Gartenlokals können ins Fachwerkgebäude flüchten. Das "Anker"-Innere mit Holzvertäfelung, großem Tresen und viel nostalgischem Schnickschnack bietet Schutz vor allen Unwettern mit Blitz, Donner, Sturm und Schauer.
Im dichten Gedränge soll die Thekenmannschaft "Torpedo Anker" von Fußballtoren des Monats fachsimpeln. Die wortgewaltige Freizeitelf ist offenbar auch beim Bolzen auf dem Spielfeld nicht ohne. Auf einem langen Regal sind die Trophäen zu sehen: eine stattliche Anzahl von silbernen Pokalen. fin
Adresse: Seligenstadt, Aschaffenburger 101. Parkmöglichkeiten direkt vor dem Anwesen. Fahrräder können an der Grundstücksmauer abgestellt werden.
Öffnungszeiten: täglich von 18 Uhr an.
Angebote: Im Biergarten finden bis zu 250 Gäste Platz. Bei großem Betrieb ist Selbstbedienung. Der Getränkeausschank ist draußen. Pils und Export kosten 3,30 Mark (0,4 Liter), das Hefeweizen 3,80 Mark (0,5 Liter). Für 0,4 Liter Ebbelwoi muß man drei Mark zahlen, ebensoviel für Säfte, Limonade, Cola und Wasser (0,3 Liter).
Zu Preisen zwischen 7,50 bis 8,50 Mark werden individuell belegte Pizzen serviert. Günstig gibt's auch Salatteller, Würstchen oder Handkäs' mit Musik. An Barbecue-Abenden werden auch Steaks und Würstchen vom Grill angeboten.
Bei einem plötzlich einsetzenden Regen können die Besucherinnen und Besucher ins Innere des Gasthofs flüchten. fin
DORTMUND. Wer zum Wintersemester 1992/93 ein zulassungsbeschränktes Studium beginnen will, muß sich beeilen: In einer Wochen läuft bei der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund die Bewerbungsfrist ab. Die Zulassungsanträge müssen bis Mittwoch, 15. Juli, bei der ZVS eingegangen sein. Rund 148 000 Anträge erwartet die ZVS, genauso viele wie im Vorjahr.
Erstmals Zulassungsbeschränkungen gibt es für den Studiengang Volkswirtschaft an den Hochschulen der alten Länder. Hier war in den vergangenen beiden Semestern die Nachfrage nach den rund 3300 Studienplätzen von 4400 auf 8000 gestiegen, so daß die Länder nicht mehr am zuvor praktizierten Verteilungsverfahren festhalten konnten.
Im Verteilungsverfahren, in dem jeder Bewerber einen Platz erhält und die ZVS nur die Verteilung auf die Studienorte regel, werden zum Wintersemester 1992/93 nur noch die Informatik-Studienplätze in den alten Ländern vergeben.
Im allgemeinen Auswahlverfahren vergibt die ZVS in den alten Ländern die Studienplätze in den Fächern Architektur, Betriebswirtschaft, Biologie, Forstwissenschaft, Haushalts- und Ernährungswissenschaft, Lebensmittelchemie, Pharmazie, Psychologie und Volkswirtschaft. In den neuen Ländern sind hiervon die Fächer Biologie, Pharmazie und Psychologie betroffen. Auswahlkriterium für 60 Prozent der Studienplätze ist die Abiturnote; die übrigen 40 Prozent werden nach Länge der Wartezeit vergeben.
Bekanntlich werden Parlament und Regierung nach Berlin verlegt, um ein wenig Bewegung in die deutschen Behörden und Institutionen zu bringen. Das wäre in der Tat äußerst sinnvoll, doch wenn es nach dem Willen der Föderalismus-Kommission ginge, würden nur 38 Einrichtungen ihren Standort wechseln. Nur zu verständlich also, daß der Kanzler dieses halbherzige Konzept mit Zornesfalten und den Worten kritisierte: "Es reicht mir vorn und hinten nicht für eine große patriotische Bewegung!" Danach beauftragte er eine Arbeitsgruppe aus Spediteuren und Möbelpackern, das Konzept zu verfeinern, aber auch ausgewogener zu gestalten, was den Umzugsprofis hervorragend gelungen ist, wie das folgende Teil-Szenario beweist:
Das Innenministerium zieht fast vollständig von Bonn nach Berlin. Nur die Behördenkantine bleibt, wo sie ist. Dafür zieht das Bundesamt für Post und Telekommunikation von Berlin nach Sachsen, und 250 hübsche Mädchen, die in Sachsen bekanntlich auf den Bäumen wachsen, ziehen von Dresden nach Niederbayern, um dort dem chronischen Bäuerinnenmangel abzuhelfen. Bayern revanchiert sich, indem er das Hofbräuhaus an Kiel abgibt. Gleichzeitig zieht die Kieler Woche von der Förde an den Rhein.
Im Gegenzug soll Nordrhein-Westfalen den Kölner Dom . . . ja, das würde den Schleswig-Holsteinern so passen! Nein, der Dom bleibt, aber das Beethovenhaus muß von Bonn nach Flensburg umziehen, die Flensburger Verkehrssünderkartei zieht nach München, das Deutsche Museum daraufhin nach Leipzig, und der Sächsische Landtag zieht nach Berlin - nicht ganz, aber doch teilweise (ein, zwei Fraktionen). Damit in Berlin nach dem Zuzug des Sächsischen Landtags die Mieten nicht unerschwinglich werden, zieht das Innenministerium wieder zurück nach Bonn, was auch in der Sache eine optimale Entscheidung ist, denn ungeheuer viel spricht dafür, eine Behörde und ihre Kantine nicht allzuweit voneinander zu trennen.
Die Wissenschaft spezialisiert sich zusehends. Wie verhält es sich demzufolge mit den Wissenschaftlern? Immer mehr wissen immer weniger"? Schön, doch trifft das wirklich zu? Es werden immer mehr, aber wissen die tatsächlich immer weniger?
Ist es nicht eher ganz umgekehrt: "Immer weniger wissen immer mehr"? Aber ist das überhaupt der genaue Gegensatz zur ersten Aussage? Keineswegs bzw. im Gegenteil, d. h., nein.
Vielmehr fühlt man deutlich, daß beide Sätze sich ergänzen, daß sie irgendwie miteinander zusammenhängen. Ist vielleicht richtig: "Immer weniger wissen immer weniger"? Nein, ganz falsch. Dann vielleicht: "Immer mehr wissen immer mehr". Nein, nein, auch daneben. Auch hier stimmt was nicht - und stimmt doch zugleich auch etwas. Denn wissen sie tatsächlich mehr? Ja und nein!
Also was jetzt? Wie weiter? Halt - wie wär's mit der Negation?! Also "Immer weniger wissen nicht immer weniger" oder "Immer mehr wissen nicht immer mehr" oder "Immer weniger wissen nicht immer mehr" oder "Immer mehr wissen nicht immer weniger"? Man sieht: Auch damit ist nicht viel gewonnen.
Doch hier endlich steht die Retterin bereit, die allein weiterhilft: die Dialektik. Negation der Negation! These, Antithese, Synthese! Und erleichtert sprechen wir den Satz: "Nicht immer mehr wissen nicht immer weniger." Ja, so ist es richtig.Die Gläubigen hungern - und die Mullahs bereichern sich Aufstände in mehreren Städten Irans kündigen die Spaltung zwischen dem Volk und den Herrschenden an Von Ahmad Taheri
Kaum war der iranische Staatspräsident Ali Akhbar Rafsandschani aus den Parlamentswahlen als Sieger hervorgegangen, da brachen im Land soziale Unruhen aus. Eine mächtige Welle des Aufruhrs überzog in den vergangenen Wochen die iranischen Städte. Zum ersten Mal nach der Revolution rebellierten die Mostazafin, die "Schwachgehaltenen", wie die Armen in der Islamischen Republik genannt werden, gegen den schiitischen Gottesstaat.
Begonnen hatte die Rebellion der Armen in der südiranischen Stadt Schiras. Am 7. April demonstrierten dort vier- bis fünfhundert Kriegsinvaliden gegen die Kürzung der ihnen zustehenden Lebensmittelrationen. Als die Pasdaran, die Revolutionswächter, die Versammlung aufzulösen versuchten, kam es zu Handgreiflichkeiten, die sich rasch zu blutigen Krawallen in der ganzen Stadt ausdehnten.
Zwei Wochen später wiederholten sich die Ereignisse in der zentral gelegenen Stadt Arak, wo einst Ayatollah Khomeiny sein Theologiestudium angetreten hatte. Der Anlaß für den Volkszorn war dieses Mal der Tod eines Kindes. Ein achtjähriger Junge wurde am Rande der Stadt von einem Lastwagen überfahren, als die Polizei versuchte, die von Slumbewohnern unerlaubt gebauten Lehmhütten niederzureißen. Tausende zogen ins Stadtzentrum und steckten alles in Brand, was nach staatlichen Einrichtungen aussah. Vor den Augen der Pasdaran wurden die Bilder von Khomeiny, Khamenei und Rafsandschani wie die anderen Symbole der klerikalen Herrschaft von den Wänden heruntergerissen. Erst mit Hilfe der aus anderen Orten herbeigeeilten Militäreinheiten und mit Verhängung des Ausnahmezustandes gelang es den lokalen Machthabern, der Lage Herr zu werden.
Seinen Höhepunkt erreichte der Aufstand der Mostazafin eine Woche später in Meschhed im Nordosten des Landes. Auch hier löste die Auseinandersetzung um das unerlaubte Bauen, in deren Folge mehrere Menschen von einem Bulldozer zermalmt wurden, die blutigen Zusammenstöße aus. Zehntausende Demonstranten trugen die Bahren der "Märtyrer" durch die Straßen der Zweimillionen-Stadt. Polizeiwagen wurden mit Molotow-Cocktails beworfen, das staatliche Einkaufszentrum geplündert, Banken und Regierungsgebäude in Brand gesteckt. Besonders in Mitleidenschaft geriet das Amt für "islamische Führung", nach offiziellen Angaben gingen hier Tausende von Koranexemplaren in Flammen auf. Als zwei Wochen später eine Überschwemmung die Stadt heimsuchte, bezeichnete die Regimepropaganda die Naturkatastrophe als "Zorn Gottes gegen aufrührerische Frevler, die sich an Seinem Heiligen Buch versündigt" hatten.
Den Unruhen in der heiligen Stadt, wo Ali ar-Reza, der achte schiitische Imam, begraben ist, fielen dreißig bis vierzig Menschen zum Opfer. "In Maschhad", reagierte der Revolutionsführer Ali Khamenei auf die Vorfälle in seiner Geburtsstadt, "war die Konterrevolution am Werke. Sie benutzte die Lumpen, Asozialen, Dealer, Messerstecher, Schmarotzer und Geier für die eigenen Ziele". Khamenei befahl den Revolutionsgerichten und den Revolutionswächtern, das "Unkraut erbarmungslos auszureißen". Um diesen Auftrag schariagemäß zu erfüllen, erklärte der oberste Richter der Republik, Ayatollah Jazdi, die vermeintlichen Rädelsführer zu Mufsid fi al-Arz, den "Verderbern auf Erden". Der Begriff bezeichnet vor allem die bewaffneten Staatsfeinde, denen nach der islamischen Rechtssprechung die Todesstrafe gilt. Zehn von dreihundert verhafteten Demonstranten wurden in Schnellverfahren zur Todesstrafe verurteilt, vier von ihnen unmittelbar darauf hingerichtet. Auch in Schiras wurden vier "Gottesfeinde" gehenkt.
Indessen wartete Staatspräsident Rafsandschani den Lauf der Dinge ab, bevor er sich zu Wort meldete. Am 2. Juni räumte er vor dem Parlament ein, daß nicht die Volksmudschaheddin, die USA oder gar die radikalen Rivalen hinter den Unruhen stünden, wie es anfänglich von der offiziellen Propaganda behauptet wurde, sondern die soziale Not. "Die Bevölkerung", sagte Rafsandschani, "ist mit einer Menge Probleme konfrontiert und daher unzufrieden. Wir wissen alle, wie alarmierend die wirtschaftliche Lage ist, denn wir befinden uns in einer schwierigen Übergangsphase".
In der Tat ist die soziale Not zur Zeit schlimmer als je zuvor. Das Sechzigmillionenvolk der Iraner ist trotz seiner natürlichen Reichtümer von Arbeitslosigkeit, Preissteigerung und Wohnungsnot geplagt. Hinzu kommt, daß in der letzten Zeit eine Reihe der staatlichen Subventionen für die Grundnahrungsmittel abgeschafft worden sind, dank derer sich die arme Bevölkerung über Wasser halten konnte.
Während das gläubige Volk am Hungertuch nagt, wetteifern die Mullahs in Selbstbereicherung. Viele von ihnen, die in Amt und Würde sind, haben inzwischen ein Vermögen zusammengerafft, von dem die Schahminister, deren Habgier sprichwörtlich war, nur träumen konnten. Daß die Mostazafin, die einst den Mullahs zur Macht verholfen hatten, dies auf ewig nicht hinnehmen würden, war wohl zu erwarten. Ihnen hatte Ayatollah Khomeiny nicht nur das Heil im Jenseits verheißen, sondern auch das Glück im Diesseits. Der verstorbene Imam adelte die Armen zur "Krone der Schöpfung". Gott habe den Mostazafin die Erde vererbt, verkündete er frei nach dem Koran.
In seinem Pariser Exil hatte Khomeiny dem Volk auf Heller und Pfennig vorgerechnet, was man alles mit Öldevisen für die "Schwachgehaltenen" tun könnte. Der Krieg mit dem irakischen Nachbarland ermöglichte dem Imam, die Einlösung seiner Versprechen zu vertagen, ohne seine Glaubwürdigkeit gänzlich einzubüßen. Mit dem Tod des Ayatollah wurde die Illusion von der künftigen islamischen Gerechtigkeit dann aber begraben. Seine Erben hatten weder die Autorität noch die Glaubwürdigkeit, das Volk mit frommen Verheißungen abzuspeisen.
Die Armen, auf deren Rücken der achtjährige Krieg gegen Saddam Hussein geführt wurde, begannen langsam aber sicher, den Mullahs die Gefolgschaft zu versagen. Die Reihen der Gläubigen beim Freitagsgebet, der polit-religiösen Nabelschau der klerikalen Macht, wurden immer lichter. Und bei den jüngsten Parlamentswahlen gingen nur 26 Prozent der Stimmberechtigten zur Urne.
Der entflammte Zorn der eigenen Basis dürfte die Mullahs mehr in Schrekken versetzt haben als einst die Bomben der Volksmudschaheddin zu Beginn der islamischen Republik. "Diese Ereignisse", sagte Rafsandschani im Parlament, "werden sich auch in Zukunft wiederholen. Wir müssen darauf vorbereitet sein." Vorbereitet werden zuallererst in Teheran effektivere Mittel der Gewalt. In Schiras wie in Meschhed hatten sich die Revolutionsgardisten, die selbst aus den armen Schichten kommen, relativ zurückgehalten. Jetzt sollen aus den Basidji, den linientreuen Freiwilligen, Antiterroreinheiten gebildet werden. Ihr Name steht fest: "Aschura-Divisionen", genannt nach der höchsten schiitischen Märtyrerfeier.
Ob dies die Unzufriedenheit zu zügeln vermag, ist zweifelhaft. Die langen Gefängnisstrafen, Auspeitschungen und Hinrichtungen der "Verderber auf Erden" konnten jedenfalls die Unruhen nicht eindämmen. Kaum hatte das Radio die Vollstreckung der Todesurteile bekanntgegeben, ging der Sturm im Westen des Landes los. In der kurdischen Stadt Bukan lieferte die Bevölkerung den Ordnungskräften zwei Tage lang regelrechte Straßenschlachten, nachdem ein Kaufmann von einem Revolutionsgardisten erschossen worden war.
Zuletzt kam es in Täbris, der zweitgrößten iranischen Stadt und der Metropole des persischen Aserbeidschan, zu Demonstrationen. Zum ersten Mal ertönten neben den sozialen Forderungen auch Parolen von politischer Brisanz: "Es lebe Groß-Aserbeidschan!" riefen die Demonstranten. Bis jetzt hatten die iranischen Aseri allen Versuchungen widerstanden, nach Baku, der Hauptstadt des ehemals sowjetischen Aserbeidschan, zu schielen, wo der Traum von Groß-Aserbeidschan auf den Fahnen der regierenden Volksfront steht.
PLÖN / BONN. Der Plöner Hindemith- Preis geht in diesem Jahr an den Komponisten Wolfgang von Schweinitz. Die Auszeichnung, die mit 25 000 DM dotiert ist, wird seit 1988 jeweils beim Schleswig- Holstein Musik-Festival vergeben. dpa
Literaturpreis für Kurt Morawitz HANNOVER. Der Niedersachsen-Preis für Literatur 1992 wurde an den Herausgeber der Zeitschrift "die horen", den 62jährigen Kurt Morawitz, vergeben. Er ist mit fünfzehntausend Mark dotiert. fr
Tarif für Friedrichstadt-Palast BERLIN. Für die Beschäftigten des Berliner Friedrichstadt-Palastes wurde rückwirkend zum 1. Mai ein Tarifvertrag vereinbart, der neben höheren Gehältern einen Sozialschutz und Zweijahresverträge vorsieht. dpa
Goethes "Mahomet" in Freiburg FREIBURG/Breisgau. Goethes Voltaire- Bearbeitung "Mahomet" steht auf dem Spielplan des Freiburger Theaters für 1992/93; die Premiere ist für den 1. April vorgesehen. Auf dem Schauspielplan stehen außerdem Alfred Jarrys "Ubu Rex", Wolfram Mehrings Märchen "Das Hirtenmädchen Aymineh" (Uraufführung) und Thomas Dekkers "Schuhmachers Holiday", im Podium Pinters "Heimkehr", Williams' "KlassenFeind", Julio Cortázars "Ester", John B. Keanes "Der blutige Boden" und Bonds "Gerattet"; im Kammertheater "Der Tod und das Mädchen" (Dorfman), Molières "Oh Himmel, oh, die Liebe - Le dépit amoureux", Camus' "Mißverständnis", Ulrich Wahls "Untermieter" (Uraufführung) und Andreas Marbers "Edith und die Fähigkeit zu lieben (ebenfalls Uraufführung). - Das Musiktheater beginnt am 19. September mit Prokofieffs "Der feurige Engel". Es folgen Rossinis "Barbier", Puccinis "La Bohème", Mozarts "Così fan tutte", Janaceks "Jenufa", Granville Walkers "Svengali", gekoppelt mit Offenbachs "Die beiden Blinden" sowie Franz Lehárs "Die lustige Witwe". fr
FLÖRSHEIM. Krimskrams und Trödel, Nippes und Gerümpel kann beim nächsten Flohmarkt der Grünen Alternativen Liste Flörsheim (GALF) am kommenden Samstag, 11. Juli, verkauft und erstanden werden.
Die Stände sind in der Zeit zwischen 7 Uhr morgens und nachmittags, 13 Uhr, am Mainufer aufgebaut. Die GALF will gleichzeitig an ihrem Stand über die Entwicklung der Flörsheimer Innenstadt und den städtebaulichen Wettbewerb informieren.
Bei dieser Gelegenheit kann auch der Fragebogen zum Thema "Flörsheim 2000" ausgefüllt werden. kkü
Ein Verlag kann auch so aussehen: Eine enge Einzimmer-Dachgeschoßwohnung in Frankfurt-Bockenheim, ein paar Aktenordner, ein kleiner Computer, zwischen Schreibtisch, Bett und Bücherregal türmen sich fünf große Kartons mit dem ersten Verlagsprodukt. Der "Beeren-Verlag" hat seinen Sitz in der Bude von Bernd Rensinghoff, Student mit der eher seltenen Fächerkombination Betriebswirtschaft und Germanistik. Und wenn es klappt, was der sich mit einem Germanistikstudenten aus Freiburg und einem Kunststudenten aus Düsseldorf ausgedacht hat, kann der ein oder andere begabte, im stillen Kämmerlein vor sich hindichtende Jung-Autor hoffen, bald wenigstens eine bescheidene Publikationsmöglichkeit zu haben.
"Massenweise" Studenten gebe es, die irgendwo in ihrer Schublade ausgearbeitete oder halbfertige Manuskripte herumliegen hätten, sagt Rensinghoff. "Viele trauen sich gar nicht erst, sich an einen Verlag zu wenden." Und wer den Mut dazu aufbringe, werde in der Regel durch einen standardisierten Brief darauf hingewiesen, daß der Text gerade nicht ins Verlagsprogramm passe: So oder so ähnlich lauten die Absagen. "Das heißt aber nicht," sagt Rensinghoff, "daß die Sachen schlecht sind. Meistens können die Verlage mit ihrem großen Verwaltungsaufwand einfach nicht Bücher von noch völlig unbekannten Autoren in kleiner Auflage kostendeckend anbieten."
Da sei Eigeninitiative gefordert, sagten sich die drei Studenten und gründeten einen Verlag. Solange man studiert, könne man dies noch ohne allzu großes Risiko realisieren. "Da hängt noch nicht die ganze Existenz dran. Wir können nur davon lernen." Und doch: Bücher zu produzieren kostet Geld, und davon haben Studenten gewöhnlich nicht allzuviel. Ein zinsloser 4000-Mark-Kredit eines Vaters der drei sorgte für die Anschub-Finanzierung, etwa nochmal die Hälfte davon müssen sie sich selbst abknapsen.
"Das Ganze wäre aber unmöglich, wenn uns die Arbeitszeit etwas kosten würde", sagt Rensinghoff. Setzer-Know- how hat er bei Verlags-Jobs selbst erworben, für Layoutfragen ist der Kunststudent Thomas Majevszky zuständig, Lektoratsaufgaben übernimmt der angehende Germanist Andreas Golm. Von ihm stammt auch der Erstling des Verlags, ein Büchlein mit dem Titel "Hohlraum in der Zeit (sie hat bestimmt schöne Augen)": eine kleine Liebesgeschichte, bei der zwar manche Bilder etwas überholt oder gezwungen wirken, die aber nett zu lesen ist und deren Aufbau Golm erkennbar an Theorien des modernen Romans orientiert hat - mit einer geschickten Vermischung von Zeitebenen und Räumen. 2 000 Exemplare des Büchleins sind bereits gedruckt, in einem Mini-Format von etwa 13 auf 9,5 Zentimeter, liebevoll gestaltet mit je zwei per Hand eingeklebten Farbdrucken von eigens für den Text angefertigten Aquarellen. Jetzt klappern die drei Jung-Verleger Buchhändler ab und bitten sie, ein paar Exemplare neben die Kasse zu legen, wo sie den Kunden als kleines Vademecum auffallen sollen. 800 Stück müssen die studentischen Verleger verkaufen, dann sind die Kosten gedeckt. Jedes weitere Buch, das über die Ladentheke geht, bringt Geld für weitere Produktionen. Und die sind schon fest eingeplant: Bis zur Buchmesse im Herbst sollen mindestens drei Büchlein des Verlags erschienen sein; darunter - marktgerecht gedacht - auch eine kleine Weihnachtsgeschichte. Neben der Buchreihe wollen die Studenten im gleichen Miniformat noch eine Art Zeitschrift herausgeben. Darin soll Platz sein für Kurzprosa, Lyrik, aber auch für politische und kulturkritische Essays. "Wir versuchen aufzufallen, indem wir Raum für Experimente lassen und viel Wert auf die Gestaltung der Bücher legen", sagt Rensinghoff: "Form und Inhalt sollen gleichrangig nebeneinander stehen." Kontakt für interessierte Autoren unter Tel. 069 / 70 97 30. mat
OBERRAD. Die stattliche Zahl von etwa 8000 Gästen konnte die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen zwischen Mühlberg und Oberrad am Sonntag zum Sommerfest begrüßen. Das gesamte Bistum Limburg war von der katholischen Hochschule eingeladen worden. "Es sind sogar Besucher mit Reisebussen aus dem Westerwald gekommen", freute sich Student und Mitorganisator Joachim Braun.
Zum 61. Mal feierten die Katholiken in dem unter Naturschutz stehenden Park an der Offenbacher Landstraße. Die "Cave Swing Jazz Band" sorgte mit Dixieland-Musik für beschwingte Stimmung, mehr als 120 Helfer waren damit beschäftigt, für das leibliche Wohl der Gäste zu sorgen. "Wir haben gestern noch 130 Kuchen mit selbstgepflückten Erdbeeren belegt", berichtete Braun.
Die Theatergruppe Sankt Georgen unterhielt das Publikum mit einer Sketch-Revue, ein Zauberer zog die Kinder in seinen Bann und richtig poppig ging es ab dem frühen Abend in der Disco zu. Auf dem mehrere Hektar großen Gelände konnten die kleinen Gäste eine "Spielreise" durch einen Geschicklichkeitsparcours machen. Da mußten etwa Seifenblasen zum Schwimmen gebracht, ein Riesenball erklommen, und ein Autorennen gefahren werden. "Das Kinderfest ist so aufgebaut, daß die Jüngsten etwas Kreativität mitbringen müssen", erläuterte der Theologiestudent.
Auch wenn viele von außerhalb angereist waren und der Eindruck eines kleinen Kirchentages entstand, so legten die Organisatoren Wert darauf, vor allem die Nachbarn aus Oberrad und Sachsenhausen mit der Open air-Fete anzusprechen. Braun: "Das Sommerfest ist immer eine gute Gelegenheit, mal einen Blick hinter die Mauer unserer Schule zu werfen."
Nicht zuletzt die 55 Gasthörer der Hochschule beweisen, daß die Katholiken keineswegs abgeschottet leben. Gut 300 Studenten sind in Oberrad eingeschrieben und lassen sich zu Diplom-Theologen oder für das Priesteramt ausbilden. Die Mehrheit der Schüler wohnt auch in Sankt Georgen. Geleitet wird die Hochschule vom Jesuitenorden.
Im "größten Privatpark Hessens", wie Braun schätzte, informierten unter anderem der Katholische Deutsche Frauenbund und der Arbeitskreis Brasilien über ihre Arbeit. Wie auch in den Vorjahren wird der Erlös des Festes einem Menschenrechtsbüro in Petropolis (Brasilien) zukommen. Vor rund zehn Jahren hat der Jesuitenorden das Büro eingerichtet, wo ein Anwalt für die Rechte der Armen eintritt und Entwicklungshelfer den Häuserbau koordinieren. Auch Studenten von Sankt Georgen sind regelmäßig in der brasilianischen Stadt und leisten Hilfe.
Joachim Braun war mit dem Ablauf des Sommerfestes sehr zufrieden. Auch in Sachen Studium blickt er zuversichtlich in die Zukunft: "Sicher studieren auch bald mehr Frauen bei uns - schaden kann es nicht." hen
HOCHHEIM. Mit einem neuen Angebot wartet das Mütterzentrum Mamma Mia auf: Ein Englisch-Gesprächskreis kommt erstmals am Montag, 13. Juli, um 15.15 Uhr in den Räumen der St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, zusammen.
Ziel des Treffens ist es, alte Englisch- Kentnisse aufzufrischen und in lockerer Atomsphäre mehr Sicherheit im Umgang mit der Weltsprache zu bekommen.
Interessierte Frauen können sich vorab bei Petra Schierholz (Tel. 06146 / 6775) informieren. kkü
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Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Ein Käfig voller Narren, 20.15 Uhr, Dreieichenhain. Kinos / Filme Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Eiskalte Leidenschaft (20.30).
Langen. Hollywood: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20 Uhr). - Fantasia: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); Dances with wolves (OF, 20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Vater der Braut (20 Uhr). - Bambi: Basic Instinct (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Peter Pan (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.30, 20.15). - Cinema: Feivel, der Mauswanderer Teil II (15, 16.30); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Geschlossen. Vereine / Organisationen Kelsterbach. Fahrradtour der TuS-Turnerinnen, 20 Uhr, Gesamtschule. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Tel. 3 37 77.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75-79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.
Sanitätsverein, Ludwigstraße 75-79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle, Robert-Bosch-Str. 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung: 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 87 33.
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.
Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- Leuschner-Platz 5: "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 /5 33 44.
Kinderschutzbund, Fahrgasse 2: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden.
Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannst. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Mütterberatung in Walldorf, 13 bis 15.30 Uhr, Schwarzwaldstraße 13-17.
Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Kontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.
Sport- und Kulturgemeinschaft Walldorf: Lauftreff, 18 Uhr, SKG-Heim.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Frauengruppe, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Str. 4, Tel.0 61 52 /78 35.
Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.
Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.
Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.
Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankf. Str. 13: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 069 / 6 90 22 00.
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Die Hand an der Wiege (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Wayne's World (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: The Player (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15.15, 17.45 Uhr); Schlafwandler (20 Uhr).
Broadway: Peter Pan (15.30, 17.45 Uhr); Basic Instinct (20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien.
Seligenstadt. Turmpalast: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Turmstudio: Schlafwandler (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Schlafwandler (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Betriebsferien. Vorträge / Kurse Offenbach. VHS-Demonstration: Tai Chi Chuan - Chinesisches Schattenboxen, 19 Uhr, Pavillon im Dreieichpark. Parteien / Parlamente Rödermark. Bürgerversammlung zur Neugestaltung der Kreuzgasse in Urberach, Treffpunkt 19 Uhr, Einmündung Kreuzgasse in die Darmstädter Straße. Verschiedenes Seligenstadt. Altenclub: Senioren treffen sich zum Kaffee, 14 Uhr, im Konvent.
Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstr. 16: 14 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind: Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Lauterborn, Richard-Wagner-Str.115. Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Anthroposophische Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Straße 57.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.
Rodgau. Arbeiterwohlfahrt Hainhausen: Beratung für Frauen, 10 bis 12 Uhr, Altes Rathaus Hainhausen, Heinrich- Sahm-Str. 14, 0 61 06 / 6 15 27.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.
Hainburg. Mädchentreff für 11-13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15.
Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises DarmstadtDieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Geschlossen.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Peter Pan (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Cinema: Feivel, der Mauswanderer Teil II (15, 16.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).
Open-Air-Kino, Wiese am Amtsgericht: Kevin - allein zu Haus (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Medicine Man (19.30 Uhr); Delicatessen (21.45 Uhr). Beratungen / Offene Treffs
Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Beratung 18 bis 20 Uhr, Gruppentreffen für Betroffene, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.
Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Telefonische Beratung der Aids-Hilfe Darmstadt in Rüsselsheim, 10 bis 13 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 33 55.
Wildwasser Kreis Groß-Gerau: Vereinstreffen, 9 Uhr, Haßlocher Straße 150.
Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Tel. 0 61 58 / 57 42.
Kelsterbach. Mütterberatung, 13 bis 15.30 Uhr, Bürgermeister-Hardt-Schule I, Mainstraße 21.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. (Ohne Gewähr)
Der Hanauer Fußballkreispokalwettbewerb 92/93 soll praktisch die Saisoneröffnung darstellen. Als Terminvorgabe hat Pokalleiter Otto Berg (Niederdorfelden) den 26. Juli (16 Uhr) mit auf den Weg gegegeben.
Die hohe Meldezahl von 42 Kreisvereinen beschert zunächst eine Fuhre von 21 Spielen in der ersten Runde. Bis Ende Juli sollen diese Begegnungen ausgetragen sein, zumal acht Tage später (8./9. August) in den höheren Chargen die Saison 92/93 eröffnet werden soll. Das betrifft allerdings nur wenige Bezirksoberligisten, denn Aushängeschild Spvgg. 1910 Langenselbold nimmt das Landesliga-Rennen wegen des Buchberg-Cups in Niedermittlau erst am 16. August gegen den SV Mörlenbach auf. Noch mehr Zeit haben die Bezirks-und Kreisligisten. Um nach dieser ersten Runde auf ein 16er- Feld zu kommen, sind für 25. August fünf Ausscheidungsspiele anberaumt.
Der Fahrplan von Berg weist den 18. November (Buß-und Bettag) als nächste Komplettrunde aus. Die erste Serie dient als Vorbereitung, wobei mancherorts die Neuzugänge noch nicht spielberechtigt sein werden, denn die Ablöseverhandlungen ziehen sich oft wie Gummi in die Länge. Mit einem leichten Aufgalopp startet Cupverteidiger Eintracht Windekken (beim SV Wolfgang) in diesen Wettbewerb, Finalpartner Spvgg. Roßdorf droht gegen den klassenhöheren FC Germania Niederrodenbach (ebenso wie Windecken der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost angehörend) das sofortige Ausscheiden. Landesligist Spvgg. 1910 Langenselbold muß zur zwei Klassen tiefer angesiedelten TSV Kewa Wachenbuchen. Besondere Brisanz versprechen TSG Niederdorfelden gegen Nachbar FSV Bischofsheim sowie Dörnigheimer SV gegen FC Hochstadt. KREISPOKAL HANAU, 1. Runde: FC Ararat Hanau - KSV Langenbergheim, TSV Kewa Wachenbuchen - Spielvereinigung 1910 Langenselbold, Rot-Weiß Großauheim - FC Germania Großkrotzenburg, SV Wolfgang - Eintracht Windecken, Hanauer SC 1960 - Safakspor Hanau, Hellas Maintal - SG Bruchköbel, SG Marköbel - Eintracht Oberrodenbach, Sportfr. Ostheim - FSV Ravolzhausen, TSV 1860 Hanau - SV Victoria Heldenbergen, TSG Niederdorfelden - FSV Bischofsheim, FC Langendiebach - FC Germania Dörnigheim, SV Oberdorfelden - KSV Eichen, SV 30 Langenselbold - FC Germania Rückingen, Spvgg. Hüttengesäß - 1. FC Mittelbuchen, Spvgg. Roßdorf - Germania Niederrodenbach, Eintracht Oberissigheim - FC Hanau 93, FC 66 Büdesheim - VfR Kesselstadt, Espanol Großauheim - FC Türk Gücü Hanau, SKG Erbstadt - VfB Großauheim, Dörnigheimer SV - 1.FC Hochstadt, SKG Rüdigheim - SV Kilianstädten. jbp
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Hair (Premiere), 19.30 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Eiskalte Leidenschaft (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20 Uhr). - Fantasia: In einem Land vor unserer Zeit (10 Uhr); Mein böser Freund Fred (15 Uhr); Bilitis (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vereine / Organisationen
Dreieich. Odenwaldklub: Seniorenwanderung, Treffen 14 Uhr, am Friedhof. Verschiedenes
Neu-Isenburg. Musikalischer Seniorennachmittag mit den Engwaadinis, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck. Beratungen / Offene Treffs
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 3.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Tel. 5 12 11.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Turmstudio: Jumpin' Jack Flash (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Keine Vorstellung. - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Betriebsferien. Parteien / Parlamente Rodgau. Haupt- und Finanzausschußsitzung und Sitzung des Bau und Verkehrsausschusses, 19.30 Uhr, Rathaus.
Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, im City-Center in der Babenhäuser Straße 23-27, Telefonnummer 0 60 74 / 4 37 96.
Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: Rufnummer 069 / 80 68-593.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefonnummer 0 61 82 / 12 11.
Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, zu erreichen unter Telefonnummer 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Die Hand an der Wiege (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr).- Palast: Wayne's World (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: The Player (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15.15, 17.45 Uhr); Schlafwandler (20 Uhr).
Broadway: Peter Pan (15.30, 17.45 Uhr); Basic Instinct (20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine unter Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e.V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.
Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Blau-Kreuz-Gruppe: Info- und Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstraße 36, Stadtmission.
Selbsthilfegruppe "Trauernde Eltern und Geschwister": Treffen, 19.30 Uhr, Gemeindehaus der Lutherkirche, Waldstraße 74, Kontakt: 0 61 04 / 6 58 28.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.
Obertshausen. BI gegen Luftverunreinigung und Lärm, 20 Uhr, Alte Schmiede Hausen, Kantstraße.
(Ohne Gewähr)
HATTERSHEIM. Mit Sonnenuntergang öffnet sich die Leinwand zum Open- air-Kino im Hattersheimer Schwimmbad. Am Donnerstag, 9. Juli, läuft um 22 Uhr der Streifen "Nacht der Wölfe".
Erzählt wird darin die Geschichte der Rockergruppe "Revengers". Die haben in einer Straße in München das Zepter fest in der Hand. Als in der Nähe ihres Stammlokals Türken eine Bäckerei eröffnen, droht eine Eskalation: Regisseur Rüdiger Nüchtern zeigt Ausländerfeindlichkeit unter Jugendlichen. kkü
KIEL. Was mag Szenenapplaus im hier und Heute zu besagen haben, der ein Zitat aus Heines "Wintermärchen" erneut zum Politikum macht anderthalb Jahrhunderte nach dessen Entstehung - geschrieben zu Zeiten der Kleinstaaterei - und inmitten der greifbaren deutscheinigen Wirklichkeit: ". . . ein einig Deutschland tut uns not, einig nach außen und innen?" Was hat ein Szenenapplaus derer zu bedeuten, denen Heine - Außenseiter, Politikum selbst, an Deutschland, den Deutschen und ihren Eigenheiten verzweifelter Dichter - so partiell und fragmentarisch ins ideologische Konzept paßt und die mit der Vormärz-Idee der "Einigkeit" das todsicher Falsche verbinden, sei's bei Hoffmann von Fallersleben wie eben auch hier?
Günter Bialas' "Aus der Matratzengruft", im Untertitel genannt "ein Liederspiel nach und mit Heinrich Heine", weniger Oper als vielmehr szenischer Zyklus, ist zweifelsohne dazu angetan, deutsche Befindlichkeit im ausgehenden 20. Jahrhundert zu beschreiben: Dokument der Empfindung, Dokumentation des Vergehens.
Ort der recht freien - und den Interpreten größtmögliche Freiheiten gewährenden - Handlung ist Heinrich Heines Pariser Krankenzimmer, eben die "Matratzengruft". Hier stirbt der Dichter - durch die lange Krankheit, das lange Sterben bereits von der Gesellschaft verschüttet - in seine Erinnerungen hinein. Bialas hat die vier Teile seines neuen Stückes - "O Liebe", "Romanzero", "Deutschland - ein Wintermärchen", Lamentationen" - aus originalen Heinetexten collagiert: Die Lieder, im Zentrum des Spieles stehend und vorgetragen von Personen aus dem Umfeld des Dichters, werden unterbrochen und verbunden durch Reflexionen des gesunden, jüngeren Heinrich Heine (I), gesprochen von einem Schauspieler, oder durch die gesungenen des todkranken, gealterten, hinfälligen (II); die dabei vom Komponisten gefundene zunächst einmal textliche Stringenz - durch keinerlei Zutaten aus eigener Feder gebrochen - ist beachtlich: Das sich aus der Heimeligkeit der Romantik in die Sphäre politisch bewußten Handelns erhebende und im Ringen um den verlorengegangenen Gott mit der eigenen unerbittlichen Skepsis kämpfende Individuum könnte durch eine quasi- dokumentarische platte Nacherzählung des historischen Fakts nicht annähernd ähnlich intensiv gezeichnet werden.
Und nicht nur in der Textwahl trifft Bialas genau; auch die Musik scheint, ohne jede Larmoyanz, bestimmt durch den Ton reflektierenden Vergehens. In ihren stärksten Momenten - in den ausgedehnten Klaviersoli des IV. Teils etwa oder den kunstvoll-raffiniert gearbeiteten Chorpassagen, vor allem aber in den halsbrecherischen Soli des Heine II - gelangt sie zu irritierender Dichte und Komplexität, wirkt niemals altersweise, matt oder abgemildert (Günter Bialas begeht immerhin in Kürze seinen 85. Geburtstag), sondern bewahrt sich jene Unmittelbarkeit, zu der vermeintlich erst die jüngere Komponistengeneration zurückgefunden hat.
Dieses eminente Werk erfährt in der Kieler Einstudierung sowohl durch das Leitungsteam als auch durch das Ensemble die denkbar größte Aufmerksamkeit; Regisseurin Rosamund Gilmore hat sich von Eberhard Matthies einen gigantischen Gruftraum bauen lassen, durchzogen von in die Höhe strebenden Treppen und Brücken, in dessen Mitte das Krankenbett steht. Bei Bedarf - und das heißt hier: bei Chorauftritten - heben sich die Rück- und Seitenwände und geben nicht eigentlich einen Blick frei auf die Außenwelt, sondern vermitteln vielmehr eine Ahnung vom Draußen, von der lebendigen Welt jenseits des langen Sterbens. Gilmore selbst verleugnet nicht ihre Herkunft vom Tanztheater, bindet höchst zweckdienlich Tänzer in die Handlung ein und verhilft den Sängern zu einer Körperlichkeit, die im Opernbereich nur selten zu erleben ist. Ihre Inszenierung verzichtet auf eine flache Illustration der Bühnengegenwart und der Erinnerungen, fügt den interpretierenden Kommentar sichtbar mit ein; selbst an Stellen, wo fast mit dem Holzhammer bebildert wird - nahezu unausgesetzt ist in längeren Intervallen ein Totengräber damit beschäftigt, von der ersten Brücke Erde in die Gruft zu schütten -, bewahrt die Konzeption ihre Schlüssigkeit. Heines Gegenwart, so zeigt die Regisseurin, ist auch die unsere; trotz der historischen Kostümierung auf der Bühne ist das Auditorium gemeint: Und fühlt sich auch, wie zu erleben war, an seltsamen Stellen angesprochen.
Höchstleistungen des Ensembles: Die schwierige Partie des ständig auf der Bühne anwesenden Heine II meisterte Johannes M. Kösters fast mühelos; nicht nach stand ihm Christopher Scholl als Heine-Freund Christian Sethe. Am Ende verdienter Beifall für Klauspeter Seibel am Pult des sensibel mitgehenden Philharmonischen Orchesters der Landeshauptstadt Kiel und alle Beteiligten. Mit Recht umjubelt Günter Bialas, der sein neuestes Werk schon demnächst in München im Rahmen der Musicaviva-Konzerte wiederhören wird. Hoffentlich aber nicht nur dort. ANDREAS K. W. MEYER
BIEBESHEIM. Der Tenor des Gutachtens war Hans Lenhardt nicht neu. Denn aus mannigfachen Untersuchungen glaubt der Vorsitzende des Wasserverbandes Hessisches Ried seit langem zu wissen, daß die Versickerung von aufbereitetem Rheinwasser in Südhessen auch auf Dauer keine ökologischen Risiken berge. Nur eines überraschte den Griesheimer dann doch: Daß ausgerechnet die von Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) beauftragten Sachverständigen, die das umstrittene und von Umweltschützern beargwöhnte Millionenprojekt kritisch beleuchten sollten, "in dieser Deutlichkeit" die Umleitung des Rheinwassers in den Untergrund und das anschließende Abpumpen befürworteten.
Mehr noch: Die Experten bringen sogar recht deutlich die Möglichkeit ins Gespräch, das aufbereitete Rheinwasser ohne den Umweg in den Boden direkt ins Trinkwasser- oder in ein (erst noch kostspielig aufzubauendes) Brauchwassernetz einzuspeisen. Diese kühn anmutende Idee, die im Ministerium nach Darstellung von Sprecher Michael Korwisi derzeit immerhin "geprüft" und damit keinesfalls als völlig absurd abgetan wird, hat einen realen Hintergrund: Denn das in Biebesheim teuer gereinigte Wasser hat Trinkwasserqualität, entspricht den Vorschriften der gängigen Verordnungen. Wieso dann nicht, freilich nach Einbau weiterer Sicherheitsbarrieren, das Wasser gleich an den Verbraucher liefern?
Aus Sicht der Wasserwerker drängt die Zeit. Die seit einem Jahr von Fischer blockierten Millionen sollen rasch investiert werden, um das teilweise dramatische Absinken des Grundwasserspiegels über die Versickerung von Rheinwasser aufzuhalten. Stellenweise liegt der Pegelstand schon heute unter der Marge des Katastrophenjahres 1976. Monat für Monat sinkt der Pegel um weitere fünf bis 15 Zentimeter.
Wiesbadens Oppositionspolitiker hatten es ob der konkreten Aussagen der Ingenieure Mitte des Monats leicht, Fischer wegen seiner Intervention, die oft bekritelte Versickerung vor dem Weiterbau der Anlagen noch ein weiteres Mal begutachten zu lassen, "Hinhaltemanöver" vorzuwerfen. "Wieder ein Jahr verloren", und zwar auch für die Umwelt, so der Vize- Fraktionschef der CDU, Roland Koch.
Doch Koch nahm den Mund ein wenig zu voll: Denn seine Behauptung, ohne die das Projekt verzögernde Gutachtenvergabe wäre heute mindestens die zweite (in Allmendfeld geplante) Versickerungsanlage bereits in Betrieb und damit der Wassernotstand im Taunus vorbei, widerspricht den Fakten. So schnell, bestätigt Lenhardt der FR, hätte sich das Vorhaben nicht realisieren lassen. Zwei Jahre Bauzeit seien nötig. Auch dann, sagt er, "wenn wir vor einem Jahr hätten beginnen können, wären die Waldschäden von Gernsheim nicht zu vermeiden gewesen".
Ähnlich wie beim dritten Sondermüllofen in Biebesheim - von wo aus das eigens zur Rheinwasseraufbereitung gebaute hochmoderne Wasserwerk zu sehen ist - hatte Fischer bei Aufnahme seiner Amtsgeschäfte vor einem Jahr die Notbremse gezogen und Investitionen in Höhe von 50 Millionen Mark gestoppt. Betroffen waren drei Projekte: Vorerst nicht gebaut werden sollten die beiden geplanten Versickerungsanlagen sowie eine Fernleitung dorthin. Erst nach Vorlage des Gutachtens wollte der Minister über die Freigabe der Gelder entscheiden. Das liegt inzwischen, von einem Darmstädter Ingenieurbüro angefertigt, vor. Fischers Entscheidung über einen Weiterbau wird für Ende des Monats erwartet.
Wie sie vom Grundsatz her ausfallen wird, darüber gibt es derweil kaum mehr einen Zweifel. Denn mit den stets geäußerten Befürchtungen, die Versickerung des gereinigten Flußwassers führe langfristig zu einer schleichenden Vergiftung der Grundwasserhorizonte, räumten die Gutachter großenteils auf. Den Vorbehalt, den etwa der stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Jürgen Birkholz, äußerte, lassen die Experten nicht gelten: Demnach, so Birkholz, könnte bei einer Havarie das Wasserwerk nicht schnell genug abschalten, der Untergrund werde dann geradezu vorsätzlich verseucht.
Ein Szenario, das eintreten kann, die Sachverständigen vom Büro Trischler und Partner aber für beherrschbar halten. Indes würde es "mehrere Jahre dauern", um einmal vergiftetes, allmählich auf die Trinkwasserbrunnen zuströmendes Wasser abzupumpen und den Untergrund zu dekontaminieren. "Auswirkungen auf den Verbraucher können ausgeschlossen werden", so die Gutachter.
Im Normalbetrieb freilich erwartet Peter Ripper von dem Darmstädter Büro keine toxikologischen Veränderungen. Zwei bis drei Jahre dauere es, bis der heute versickerte Tropfen wieder ans Tageslicht gepumpt werde. In dieser Zeit würden durch mikrobiologische und chemische Abbauprozesse im aufbereiteten Wasser verbliebene Stoffe - so überhaupt noch vorhanden - "hängenbleiben und abgebaut". Im Gegensatz zur Direkteinspeisung: Dort bestehe (wegen eines Restkeimgehalts) die Gefahr, daß sich das Wasser im Netz wieder verkeime. Auch der stets wiederkehrende Einwand, über die Infiltrierung komme es im Untergrund langfristig zu einer gefährlichen Ablagerung von Salzen (diese gelangen aus dem Kalibergbau im Elsaß in den Fluß), sieht Ripper nicht. Zwar hat das Rheinwasser trotz und zu einem geringen Teil gerade wegen seiner Aufbereitung im Biebesheimer Werk einen (von der Trinkwasserverordnung noch gedeckten) Chlorid-Gehalt von 150 bis 200 Milligramm je Liter. Doch würden diese Salze bei der Förderung wieder abgepumpt, eine Anreicherung sei demnach nicht zu erwarten.
Die Gutachter aber gießen auch Wasser in den Wein: Gravierende Auswirkungen vermutet Ripper beim zweiten Zweck des Unternehmens Rheinwasseraufbereitung im Hessischen Ried: der Beregnung der Felder. Weil schon bei durchschnittlichen Wetterlagen 70 Prozent des Regens oder des verrieselten Wassers wieder verdunsten, das Chlorid dabei an der Oberfläche bleibt, sagt Ripper eine deutliche Versalzung der Riedäcker voraus. "Das muß mindestens genau beobachtet werden", rät der Ingenieur, um keine Bodenschäden zu bekommen.
Auch die Grünen von der Bergstraße sehen in der Expertise keinesfalls eine vorbehaltlose Bestätigung des Projekts. So räumten die Darmstädter Ingenieure mit den ungehemmten Wachstumsträumen der Kommunalpolitiker auf. Weitere ökologische Schäden, so die LandtagsabDaniela Wagner in ihrer Interpretation der mehr als 200 Seiten starken Untersuchung, ließen sich nur dann verhindern, wenn die Fördermengen im Ried nicht weiter erhöht werden. Von der ungebremsten Ausweisung neuer Bau- und Gewerbegebiete könne also keine Rede mehr sein. Die Grünen mahnen deshalb zum Wassersparen und plädieren für den Aufbau eines speziellen Wasserleitungsnetzes für die Industrie. Sie könnte Wasser direkt aus dem Aufbereitungswerk beziehen. STEPHAN BÖRNECKE
Oeder Weg . . .
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Nach erneuten Verhandlungen ist man sich nun einig geworden: Ein Teil des Hauses, rund 50 Quadratmeter im ersten Stock, darf künftig als Bürofläche genutzt werden. Als Gegenleistung werden die restlichen sieben Wohnungen modernisiert, wozu beispielsweise der Einbau von Küchen gehört. Und falls die Bauaufsicht es genehmigt, soll unterm Dach noch eine zusätzliche Wohnung entstehen. rea
FRANKFURT-NORDWEST. Die Herde der Wisente ist schon lange weg. Ebenso die Dybowsky-Hirsche, die Störche und die Ponys, die im "Nidda- Zoo" zu Hause waren. Aber auch andere Bewohner des Niddatals, die vor der Bundesgartenschau 1989 noch fester Bestandteil des Geländes waren, mußten ihre Sachen packen: Die "Hunkpapa"-Indianer, die bereits 1984 ihre Jagdgründe vor dem Ginnheimer Wäldchen an die Bleichgesichter abtreten mußten, und viele der Kleingärtner in der Nidda-Aue.
Vor einem halben Jahrzehnt kämpfte noch eine Aktionsgemeinschaft "Rettet das Niddatal" für die Erhaltung des Wald- und Wiesengeländes in seiner alten Form - und somit gegen die Gartenschau. "45 000 Unterschriften konnten wir für unser Anliegen damals sammeln", erinnert Alexander Harth von der Aktionsgemeinschaft. An Sympathisanten und Befürwortern habe es bei Veranstaltungen der Initiative nie gemangelt.
Und was ist aus den Aktivisten gegen die Buga heute geworden? "Die Aktionsgemeinschaft ist im Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) aufgegangen", erläutert Harth. "Als die Bundesgartenschau beendet war, haben auch wir unsere Aufgabe als beendet betrachtet." Der BUND-Ortsverband West kümmert sich nun um die Fortsetzung der Umweltschützer-Interessen beim noch immer andauernden Rückbau der Schau - um, wie die Umweltschützer betonen, "das Schlimmste zu verhindern".
Beim Stichwort Rückbau kommt Harth schnell auf den künstlichen Bach im Gelände zu sprechen. Dieser hätte - rechtlich betrachtet - bereits vollständig "zurückgebaut" werden müssen. Die derzeit praktizierte Lösung, das 2,5 Kilometer lange, künstliche Rinnsal nur an einigen Stellen zuzuschütten und andere, bereits bewachsene Teilabschnitte zu belassen, nennt Harth einen "Kompromiß": Ihn stört etwa die Plastikfolie, die auf dem Grund des Baches gespannt wurde. "Wir können nicht sagen, ob diese Folie eventuell irgendwann zur Altlast wird."
Doch nachdem soviel Zeit verstrichen sei und der Bach an einigen Stellen bereits ein Biotop geworden ist - obwohl zuwenig Oberfläche des Bachlaufes im Schatten liege - könne man der Bevölkerung keine Großbaustelle zum Bachrückbau zumuten. Der BUND sei deshalb derzeit nur für Rückbau dort, wo dies ohne großes Gerät zu machen ist.
Auch an anderer Stelle wird der BUND aktiv. So fordert er die "Einlösung der Koalitionsvereinbarung des rot-grünen Magistrats" (Harth) und meint damit die "Renaturierung der Nidda auf ganzer Länge". Die Umsetzung dieser Vereinbarung sei ins Stocken geraten, weil Anliegergemeinden zögern, eventuelle Nutzfläche für Renaturierungs-Maßnahmen freizugeben.
Dabei sei aber wichtig, daß das Wasser des Flusses nicht zu schnell in den Main fließe. "Es muß versickern, damit der Trinkwasserspiegel nicht absinkt." A propos Wasser: Laut Harth gibt es ein Wasserschutzgelände in den Nidda-Auen, das bekannt für seinen dünnen Lehmboden ist. Trotzdem sei diese Schutzschicht verletzt worden. Harth: "Inoffiziellen Informationen zufolge ist das Wasser dort auch in einer Form belastet, wie es vor der Gartenschau nicht der Fall war." Dem möchte er weiter nachgehen.
Alles in allem ist Alexander Harth nicht verbittert oder enttäuscht darüber, daß trotz allen Bemühungen die Buga vor drei Jahren "durchgeboxt" wurde: "Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können." Als nächstes gilt es jetzt, zu verwirklichen, was die Initiative "Rettet das Niddatal" bereits 1989 für die Zeit nach der Schau formulierte: Ein "stabiles ökologisches Netz" zu knüpfen zwischen dem Ginnheimer und dem Praunheimer Wäldchen sowie zwischen den Altarmen der Nidda und dem Vogelschutzgehölz, indem landschaftstypische Biotope dazwischen entstehen. Dazu sollten, wie früher, vielstufige Waldränder mit Hecken und Holunder das Naherholungsgebiet zieren.
Auf den Nidda-Zoo und die meisten der traditionellen Clubs und Vereine werden die Freunde des Niddatals dagegen auch in Zukunft verzichten müssen. Die Zootiere sollen nach einer Übergangs-Unterkunft an der Isenburger Schneise und im Stadtwald in die seit langem geplante Zoo-Dependance am Niederurseler Hang umziehen. Die "Hunkpapas" haben ihren Stamm aufgelöst. Viele Mitglieder gingen, nachdem der alte, seit 1966 besiedelte Stammplatz verlassen werden mußte. Kurz darauf war der Verein pleite. col
"Ein Fotograf sollte in seinen Bildern nur eine einzige Sache ausdrükken: sein ganzes Selbst", hat Will McBride einmal gesagt. Der Frankfurter Kunstverein hat dem Fotografen nun eine Retrospektive ausgerichtet, die eine Auswahl seiner Schwarzweiß-Fotografien aus vier Jahrzehnten versammelt.
Die Aufnahmen zeigen, wie der in Frankfurt ansässige Fotograf seinen Anspruch an die Arbeit selbst umgesetzt hat. Die Fotografien sind autobiographisch, der Fotograf ist stets anwesend. Der Schlüssel zum Verständis der Bilder, von denen eine melancholisch-sehnsuchtsvolle Stimmung ausgeht, ist wohl das 1956 in Berlin entstandene Selbstporträt. Denn der Ausdruck des Fotografen, der sich immer und vor allem als Künstler versteht, wiederholt sich in den Gesichtern der von ihm Fotografierten. Es sind oft (aber nicht nur) schöne junge Männer, die McBride (sich) vor die Kamera holt: die homoerotische Komponente seiner Fotografie, die nie bloßstellt, ist unübersehbar - Porträts wie Liebeserklärungen. Zugleich hat McBride den Geist ganzer Generationen eingefangen, manchmal mit leicht verklärtem Blick, wie es scheint.
(Kommunikationsfabrik, Schmidtstraße 12, geöffnet täglich 11 bis 18 Uhr. Bis 12. Juli). San
Der Frankfurter Kunstverein zeigt, zum ersten Mal in der Bundesrepublik, das Werk des amerikanischen Malers Richard Diebenkorn. Die Retrospektive, die derzeit im Neubau des Städel zu sehen ist, weil der Kunstverein wegen eines Brandes und des darauffolgenden Beinahe-Neubaus vorübergehend auf andere Ausstellungplätze ausweichen mußte, umfaßt 50 meist großformatige Bilder und dokumentiert alle Schaffensperioden des Malers, der sich in erste Linie als abstrakter Expressionist einen Namen gemacht hatte.
Die Entwicklung des 1922 geborenen Künstlers verlief allerdings nicht geradlinig: In den fünfziger Jahren hatte sich Diebenkorn für einige Zeit dem Figürlichen zugewandt, was ihm auch Kritik, nämlich die, ein "Hinterwäldler" zu sein, einbrachte.
Ein prägendes Element der fast intimen Ausstellung, die nur Malerei zeigt, ist die Gleichzeitigkeit der figurativen und abstrakten Bilder. Diebenkorn hat sich zudem intensiv mit der Tradition auseinandergesetzt: wichtige Vorbilder waren für ihn Matisse und Bonnard. Diebenkorn ist also ein Künstler, den es in Europa und so auch in Frankfurt durchaus noch zu entdecken gilt.
Aufschlußreich könnte dabei ein Vortrag sein, den Inge Hacker am heutigen Mittwoch um 18 Uhr im Filmsaal des Städelschen Kunstinstituts hält. Das Thema: "Diebenkorn und seine Zeit". Im Anschluß führt Frau Hacker durch die Ausstellung, die noch bis zum 23. August zu sehen ist. San
Museen in Frankfurt: Das sind nicht nur die Häuser am Museumsufer. Das sind auch kleine Zimmer, Kellerräume, in denen Dinge von Privatleuten zusammengetragen wurden. Die Leidenschaft dieser Sammler hat die Grenzen des Wohnzimmers in den meisten Fällen ohnehin schon gesprengt. Die separaten Räume, oft mühsam freigemacht, haben einen Vorteil: Der Familienfrieden wird nicht jedes Mal gestört, wenn die Sammelobjekte auch anderen zugänglich gemacht werden. Denn auch das macht den Leitern von Privatmuseen Spaß: Den Besuchern zu erzählen, was das Besondere und Liebenswerte an ihren Stücken ist. Wir stellen in den nächsten Wochen in loser Folge Frankfurter Privatmuseen vor.
Ein kleines Messingschild hängt vor der Tür: Struwwelpeter-Museum. Trotz des Hinweises betreten nur wenige Besucher die hellen Räume. Diejenigen, die schließlich den Schritt durch die Glastür an der Hochstraße wagen, werden sogleich freundlich empfangen. "Wir zeigen hier den Nachlaß Heinrich Hoffmanns" erläutert Gerhardt Herzog, Leiter des Museums, dem Pärchen, das neugierig um sich blickt. Von den Wänden schaut ihnen ein Frankfurter Exportartikel in zahlreichen Ausführungen entgegen: Der Struwwelpeter, mal groß, mal klein, gestickt und gemalt, ziert die Wände des nach ihm benannten kleinen Museums. Vom "Boarischen Struwwepeta" über den "Struwwelhitler" bis zum "neu frisierten Struwwelpeter" ist all das zu sehen, wozu der 1844 von Heinrich Hoffmann geschriebene "Struwwelpeter" Autoren und Zeichner bis heute angeregt hat.
Auch, daß der Struwwelpeter auf finnisch "Jörö Jukka" heißt, und daß die dänische Ausgabe als Titelblatt nie den Struwwelpeter gewählt hat, erfahren die Besucher, von denen viele aus dem Ausland kommen. Alles, was mit dem Struwwelpeter zu tun hat, hat hier, in den beiden Räumen des Museums, seinen Platz gefunden. Auch Enricos Nudel-Struwwelpeter. "Enrico, der im IC-Restaurant arbeitet", wie Gerhardt Herzog erzählt und "manchmal auch nach Frankfurt kommt", brachte vor nicht allzu langer Zeit sein Nudel-Werk ins Museum. Sofort bekam der Struwwelpeter aus roten, grünen und weizengelben Tortellini einen festen Platz in der Galerie. Doch mit den Nudeln hatten sich noch anderes eingeschlichen: Den Mehlwürmern, die er als ungebetene Gäste betrachtete, rückte Gerhardt Herzog mit Chemie zu Leibe.
Mit den anderen Gästen des Museums geht er pfleglicher um. Gerne erzählt er ihnen über den Frankfurter Hoffmann, den er als "gütigen, dienenden und nicht verdienenden Arzt" verehrt. Der Mediziner, Reformer der Psychatrie und Demokrat ist es vor allem, der dem Museumsleiter am Herzen liegt und dessen Person und Denken er dem Besucher nahebringen möchte. Gemeinsam mit den Urenkeln Hoffmanns, die dem Museum den Nachlaß als Leihgabe überließen, gründete er 1982 die Heinrich-Hoffmann-Gesellschaft, die bis heute das Museum unterhält. Mit dem städtischen Zuschuß von 96 000 Mark werden Miete und Strom bezahlt. Für alles, was darüber hinausgeht, ist das Museum auf Spenden angewiesen. Doch entstehen keine Personalkosten, da alle Vereinsmitglieder ehrenamtlich ihren Dienst im Museum tun.
So ist immer einer da, der etwas über den Autor erzählen kann, der vor allem durch seinen Struwwelpeter bekannt wurde, aber auch andere Kinderbücher, wie das Märchen "Prinz Grünewald und Perlenfein", geschrieben hat. Auch kann den Besuchern geholfen werden, die ein ganz anderes Museum suchen. Da vor allem der Struwwelpeter im Gedächtnis haftet und weniger sein Autor, werden dem Struwwelpeter-Museum oft Besucher beschert, die eigentlich in das Heinrich-Hoffmann-Museum wollen.
Die Verwechslung geht auf die Zeit zurück, als beide Sammlungen noch unter einem Dach zu finden waren. Heute ist die Heinrich-Hoffmann-Gesellschaft froh, ausreichend Platz für den Nachlaß von Heinrich-Hoffmann zu haben: im Struwwelpeter-Museum.
Struwwelpeter-Museum, Hochstraße 45-47, Telefon 069 / 28 13 33, geöffnet täglich von 11 bis 17 Uhr außer montags.
CONSTANZE ANGERMANN
Knapp und übersichtlich informiert der "Freizeitatlas Hessen" (Autor: Richard Wachter) über die vielfältigen Angebote des Landes. Jeweils auf einer Doppelseite sind, nach Piktogrammen geordnet, alle Formen der Freizeitgestaltung aufgeführt. Die Redaktion des 66 Seiten umfassenden praktischen Ringheftes lag beim Hessischen Fremdenverkehrsverband, Herausgeber: VUD Verlag und Druck GmbH in Freudenstadt. Den "Freizeitatlas Hessen" gibt es zum Preis von 17,80 Mark im Buchhandel sowie beim Verlag.
FRIEDBERG. Das Geviert zwischen Wetterau-Museum, Judenbad, Burg und Kaiserstraße birgt jede Menge historischer Kostbarkeiten. Sie interessierten Lesern nahezubringen, bietet die FR im Rahmen ihrer Serie "Ferien für Daheimgebliebene" am morgigen Donnerstag, 9. Juli, eine Führung durch die Altstadt an, geleitet von Michael Keller, dem Chef des Wetterau-Museums. Der Rundgang beginnt dort um 16 Uhr. Details dazu heute im Frankfurter Lokalteil. tom
Wie muß das Restaurant beschaffen sein, in dem ich mich wohlfühle? Plötzlich "stand sie im Raum", die Frage. Beim Diskussionsforum mit rund 250 Gastronomen und renommierten Meistern des Herdes im Hotel Kempinsky Gravenbruch. Man wollte ein aktuelles Thema nicht anbrennen lassen: "Krise! Die Top-Gastronomie am Wendepunkt".
Gastrokritiker und Fachautor Mario Scheuermann, der davor warnte, angesichts veränderter Eßgewohnheiten und Ansprüche seitens des Gastes weiterhin den befrackten Kellner die Gänseleber und den Hummer auftragen zu lassen, verstieg sich gar dazu, sein Wiener Lieblingslokal zu nennen. "Weil mir dort der Chef sogar auf Verlangen eine Bulette macht".
Da hätte es beinahe ein Pfeifkonzert gegeben. Wo käme ein Koch denn da hin!
Als nächster provozierte vom Podium Claude Huppertz, der seine zwei Michelin-Kochmützen zurückgab. Sein Restaurant in Essen, radikal auf junge Leute zugeschnitten, ist heute voll besetzt. Eine "witzige Speisenkarte" biete er mit seinem Sohn an. Und kein Essen über 30 Mark. Dazu passende Musik aus dem CD-Angebot. Und die Thai-Ente statt Kaviar. Aus 100 Kilometern Entfernung kämen mittlerweile die Gäste.
Ganz anders der bayrische Poltergeist Alfons Schuhbeck - der Mann, der im Fernsehen immer in die Fleischwurst beißt, weil er Sponsoren braucht, um den Stil seines Hauses mit 20 Köchen finanziell halten zu können.
Wo einem Koch die Phantasie fehle, öfter Neues zu kreieren, wo er unfähig sei, richtig einzukaufen - da rette das Unternehmen auch der befrackte Kellner nicht oder das teure Ambiente. In seinem Gourmet-Restaurant gebe es nur zehn Menuevorschläge, aktuell und vom Angebot her der Jahreszeit angepaßt. Das sei besser als 30 Angebote aus aller Welt. Wem das nicht reiche, der müsse woanders essen.
"Machen Sie aus ihren Köchen Animateure!" riet Scheuermann den Gastronomen sodann. Jugendlichen Gästen mit Geld, aber in Jeans, sei es doch wurscht, ob sie von links oder von rechts bedient würden.
Wenn zudem das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr stimmt, ein Täßchen Vorsuppe 28 Mark kostet, wenn verbal hochgeschraubte Speisekarten eher zum Lachen animieren ("Dialog von jungen Lämmern" als Hauptgang), da wende sich auch der betuchte Gast mit Grausen.
Daß es gerade in den Großstädten solch gewandelte Ansprüche gibt, bestätigt Geschäftsführer Jäger von der Hotel- und Gaststättenvereinigung in Frankfurt. Und auch die Chefköche der meisten Frankfurter Großhotels wissen: "In die feinen Restaurants kommen weniger Leute."
Spektakuläre Schließungen von "Top"-Lokalen habe es in der Bankenstadt dennoch kaum gegeben. Doch haben da und dort rechtzeitige Wechsel in Küche und Managemant gerade noch vor der Pleite bewahrt.
Auch im Westend, wo sich spezialisierte "Top"-Restaurants seit Jahren halten, gelte die Regel: Freundliche Bedienung. Auf den Gast eingehen und nicht umgekehrt. Kinder mit kleinen Menues genauso akzeptieren wie Spesenritter. Heinz Winkler, Chef im Münchner "Tantris", hat seit 1972 viele andere Köche animiert, es ebenso teuer zu machen: 200 Mark und mehr für ein Dreigänge-Menue. Manch einer machte danach den Laden dicht. Weil halt auch Gastro-Sterne hin und wieder lügen. -vau
Dieser Friedberger Gegensatz zwischen Kaiserstraße und Altstadt: hier Tausende von Autos tagtäglich, Lärm, Abgase und Hektik, da die steingewordenen Zeugnisse der Stadtgeschichte, architektonische und historische Kostbarkeiten. Der Rundgang, der einen Zeitraum von fast 2000 Jahren berührt, führt mehrfach nahe an die überlastete Stadt-Achse heran, aber an Gehalt, an Reiz verliert er dadurch nicht.
Eine solche historische Stadtführung, wie sie Friedberg von Zeit zu Zeit anbietet, gibt es für interessierte FR-Leser am morgigen Donnerstag, 9. Juli: Um 16 Uhr ist das Wetterau-Museum in der Nähe der die Altstadt überragenden Stadtkirche Treffpunkt. Michael Keller, Leiter des städtischen Kulturamts und Chef des Museums, wird die Besucher empfangen und führen. Kommen mehr als 25, stehen weitere "Führer" bereit, wird die Gruppe geteilt. Je nach Interesse und Nachfragen wird der Rundgang anderthalb bis zweieinhalb Stunden dauern. Die Teilnahme ist diesmal kostenlos, schlägt normalerweise aber mit einer Gebühr und dem jeweiligen Eintritt zu Buche. Wer für die historische Arbeit in Friedberg spenden möchte, wird sicher nicht abgewiesen.
Wetterau-Museum, Judenbad und Adolfsturm - das sind die "Highlights" für die, die in der Kreisstadt der Wetterau auf Spurensuche gehen. Die Führung beschränkt sich auf die größeren Baudenkmäler; bezöge er auch kleinere Bauten, Details und Stätten ein, würde das den zeitlichen Rahmen sprengen. So bleibt dies, weitergehendes Interesse vorausgesetzt, einer zweiten, individuellen Annäherung an Friedberg vorbehalten.
Im Wetterau-Museum werden die Vor- und Frühgeschichte, die provinzialrömische Zeit, das Mittelalter und die Wetterau vom 18. Jahrhundert bis 1950 dokumentiert. Ein Schwerpunkt bei letzterem ist die Motorisierung und Mechanisierung der ländlichen Arbeitswelt. Videofilme zeigen, welchen Weg die Landwirtschaft dabei zurückgelegt hat.
Judengasse und Judenplacken - diese Straßennamen signalisieren, daß Friedberg - mindestens seit Mitte des 13. Jahrhunderts - eine jüdische Gemeinde hatte. Unter dem Haus Judengasse 20 liegt das Judenbad, ein quadratischer Schacht von fünfeinhalb Meter Seitenlänge, der 25 Meter tief in Richtung Grundwasser führt. Das Bauwerk ist mit einer Treppenanlage voll begehbar und beeindruckt durch seine Monumentalität. Jüdinnen hatten dort seinerzeit ihre rituellen Bäder in nicht von Menschenhand gesammeltem Wasser zu nehmen.
Vom Judenbad führt der historische Rundgang am Synagogenplatz vorbei, wo eine Tafel an das jüdische Gotteshaus erinnert, das die Nationalsozialisten 1938 in Brand setzten und ein Jahr später abrissen. An der Brücke zum Burggelände zeigt sich, welch tiefer Graben Stadt und Burg trennte. Die Historiker sprechen von einer langen und tiefen Feindschaft zwischen beiden Siedlungen. Die Burg, Ende des 12. Jahrhunderts von Kaiser Barbarossa an der Stelle eines Römerkastells errichtet, war mit 39 000 Quadratmetern ummauerter Fläche die größte deutsche derartige Anlage.
Sie enthält mit dem Römerbad das älteste Dokument Friedberger Historie. Auch der St. Georgsbrunnen von 1738 zählt zu den besonderen Sehenswürdigkeiten. Und natürlich der Adolfsturm, 58 Meter hoch, Teil des Befestigungssystems aus dem 14. Jahrhundert. Das Wahrzeichen Friedbergs ist zur Zeit leider geschlossen, kann also nicht bestiegen werden. Wer Friedberg einen Besuch abstattet - egal ob zur Führung oder an einem anderen Tag -, kann auch nachschauen, was die "Sommersprossen" des Kulturamts zu bieten haben. Das Programm dieser sommerlichen Veranstaltungsreihe gibt es auf Handzetteln (auch beim Treff im Museum). Aus dem Raum Frankfurt gelangt man nach Friedberg mit der S 6. Vom Bahnhof sind es etwa 800 Meter Fußweg zum Museum. tom
Ein großes Sport-Ereignis wirft seine Schatten voraus: Der Federation-Cup, in dem die Tennis-Damen das weltbeste Team ermitteln, wird nächste Woche auf der Tennisanlage am Stadion ausgetragen. Was es dort alles in einem Tennis-Museum zu sehen gibt und wie man mit etwas Glück eine von 25 Freikarten gewinnen kann, wird morgen beschrieben.
Ferien für Daheimgebliebene (XV): Ausflug mit der "Weißen Flotte" vor den Rheingau "Quetschekuche-Tour"
beginnt auf dem Altrhein
Im Blick die lieblichen Rebhänge des Rheingaus, im Mund ein Stück Kuchen oder einen Schluck Kaffee: So macht das Leben Spaß. Möglich wird's durch die "Primus" oder die "Johann Wolfgang von Goethe", zwei der Schiffe von Anton Nauheimers "Frankfurter Personenschiffahrt".
Kein Ferienprogramm ohne einen Ausflug auf Main und/oder Rhein; diesmal haben wir uns für die vierte der "Extra- Touren" entschieden, die Nauheimers Flotte neben den turnusmäßigen Fahrten zwischen Aschaffenburg und Loreley anbietet - das Motto: "Bei Kaffee und Kuchen in den Rheingau".
Einen wichtigen Punkt gilt es dabei zu beachten: Im Gegensatz zu anderen Ausflügen ist hier Frankfurt nicht der Start- und Zielpunkt. Gleichgeblieben ist jedoch der Umstand, daß der Gutschein unten FR-Lesern das Vergnügen preiswerter macht. Die übliche Halbierung geht allerdings nicht; Kaffee, Saft und Kuchen haben nun mal ihren Preis. Wer sich für die Tour interessiert, der hat acht Termine zur Auswahl, bei denen er den Gutschein einsetzen kann: die restlichen Dienstage und Mittwoche der Ferien.
Es gibt drei Ein- (und Aus-)Steigorte für die Rheingau-Kaffeefahrt: Ginsheim/ Altrhein, ab 14.30 Uhr, an 18.10 Uhr; Mainz/Fischtor, Marine-Ehrenmal, ab 15.10 Uhr, an 17.40 Uhr; Wiesbaden-Biebrich, Schloß, ab 15.35 Uhr, an 17.10 Uhr. Autofahrern empfiehlt sich die Route nach Ginsheim, weil dort das Parken kein Problem ist und sich der Ausflug auf dem Wasser mit einem Spaziergang am Altrhein kombinieren läßt. Dazu fährt man am Mönchhof-Dreieck in Richtung Mainz, nimmt die Abfahrt Ginsheim - Gustavsburg, und von da geht es immer geradeaus bis zum Rhein. Aber auch ohne eigenes Fahrzeug gibt es einen Zugang: mit der S 14 bis Mainz-Südbahnhof, von da zu Fuß zehn Minuten hinunter zum Rhein.
Wer in Ginsheim startet, schippert die ersten anderthalb Kilometer durch die enge Fahrrinne des Altrheins. Dann ziehen an den Ufern vorbei: Mainz-Weisenau, die Mündung des Mains, die Silhouette von Mainz mit dem Dom, das Biebricher Schloß, Eltville, Rhein-Inseln und Weinberge; falls der Rhein kein Niedrigwasser führt, geht die Fahrt bis Oestrich. Angelegt wird dort aber nicht, lediglich gewendet. Anton Nauheimer: "nur zum Gucken".
Nauheimers Unternehmen hat diese spezielle Tour von einer Reederei übernommen, die den Betrieb eingestellt hat. Sie hat gerade im Mainzer Raum ihre Stammkunden. Und ihren Traditions-Namen: "Quetschekuche-Tour". Das gibt die kulinarische Richtung an: An Bord wird Streusel-Obstkuchen vom Blech serviert. Und wer nicht so sehr auf süß steht, kann sich am Angebot an kleinen Speisen laben. Klar, daß die Rheingau-Tour auch Kindern Spaß macht.
Ende Juni begann der Kaffeefahrten- Betrieb, und nach den genannten Juli- Terminen geht es auch im August (am 5., 11., 12., 18. und 19.) weiter. Dann allerdings gilt der Gutschein nicht mehr, kostet die Unternehmung wieder 16 Mark für Erwachsene und neun Mark für Kinder. Bis dahin wird sich gezeigt haben, wie weit auch aus dem Frankfurter Raum Kaffee-Freunde "eingestiegen" sind. Wenn die FR-Ferienserie am Samstag, 1. August, zu Ende geht, wird ein erstes Resümee möglich sein. tom
Um die historischen Schätze, die sich in Friedbergs Altstadt verbergen, geht es in der nächsten Folge. Morgen beschreiben wir das Areal zwischen Wetterau-Museum, Judenbad und Adolfsturm und laden zu einer Führung ein, die am Donnerstag nachmittag um 16 Uhr beginnt.Vancouver 1987 Einziger DTB-Sieg durch beispielhaften Teamgeist
Peter Graf springt über die Bande wie ein Pferd über den Oxer, Jürgen Kilsch bahnt sich im Stile eines Orientierungsläufers den Weg von der überfüllten Tribüne hinunter auf den Platz. Dort umarmten, freuen sie sich mit ihren Töchtern Steffi Graf und Claudia Kohde- Kilsch über den größten Triumph einer deutschen Mannschaft beim Federation- Cup, dem 2:1-Finalsieg über den hohen Favoriten USA.
Fünf Jahre nach diesem ersten und bislang auch einzigen deutschen Erfolg im Federation-Cup erinnert sich Bundestrainer Klaus Hofsäss noch heute gerne an dieses "Musterbeispiel an Teamgeist". Der Streit zwischen den deutschen "Tennis-Familien" Graf und Kilsch war für eine Woche ausgesetzt. Aus egoistischen Individualisten formte Hofsäss - sportlich wie menschlich - eine Einheit. Und über allem thronte - im Dienste der Mannschaft - die damals 18 Jahre alte Steffi Graf.
Die Brühlerin sorgte meist für den entscheidenden Kick. Im Finale gegen die US-amerikanischen Titelverteidigerinnen Chris Evert und Pam Shriver leitete Graf die Wende ein. Nachdem Claudia Kohde-Kilsch aus Saarbrücken das Eröffnungseinzel gegen Pam Shriver mit 0:6 und 6:7 verlor, glich die damalige Weltranglisten-Zweite in nur 54 Minuten gegen die einen Platz schlechter placierte Chris Evert mit 6:2 und 6:1 aus. Im alles entscheidenden Doppel mauserten sich die beiden Deutschen zu einem absoluten Top-Duo mit Biß. 1:6, 6:4 und 6:4 gewann Graf/Kohde-Kilsch gegen das "Ersatz- Doppel" Evert/Shriver, das ohne die Weltranglisten-Erste Martina Navratilova auskommen mußte, die eine beim Basketball erlittene Knöchelverletzung lahmlegte. Im zweiten Satz war bereits alles für einen souveränen Erfolg der US-Frauen angerichtet. 0:4 lautete der Zwischenstand, als Steffi Graf und Claudia Kohde-Kilsch plötzlich wie aus einem Guß agierten und dem Spiel die entscheidende Wende gaben. Hofsäss hatte in dieser Phase innerlich mit dem Turnier bereits abgeschlossen: "Spielt anständig weiter, wenn ihr noch gewinnt, gebe ich einen aus." Der Champagner floß in Strömen. Allerdings auf Kosten eines deutsch- kanadischen Millionärs, der die Federation-Cup-Mannschaft, der auch die Ersatzspielerinnen Bettina Bunge, Silke Meier und Claudia Porwick angehörten, in seine Villa eingeladen hatte.
Das Federation-Cup-Endspiel sollte für Steffi Graf für die kommenden 188 Wochen ihr letztes Finale als Nummer zwei der Welt gewesen sein. Nur zwei Wochen später erklomm siemit dem 16. Turniersieg ihrer Karriere in Manhatten Beach bei Los Angeles die "Pole-Position" und löste Martina Navratilova als Branchenführerin ab. JÖRG HANAU
FLÖRSHEIM. Mit einem Trommelwirbel startet das Flörsheimer Sommerkino im Stadtgarten. Percussion-Musik steht am Freitag, 10. Juli, 20.30 Uhr auf dem Programm. Anschließend flimmert der erste Film über die Leinwand am Mainufer. Gezeigt wird der Streifen "The Doors".
"Movies und Musik" ist das Motto auch an den folgenden Freitagen. Am 24. Juli, 20.30 Uhr, tritt zunächst die Gruppe "Eine Band namens Wanda" auf, bevor die Komödie "Ein Fisch namens Wanda" zu sehen ist.
"Sweet Transvestits" sind am 7. August auf den Plan gerufen. Nachdem die Band "Rocktober" ihren letzten Akkord gespielt hat, werden Wunderkerzen angezündet, Reiskörner geworfen und die Wasserpistolen nachgeladen - auf der Leinwand ist die "Rocky Horror Picture Show" angesagt.
Kino-Nostalgie wird am Freitag, 21. August, wach. Um 20.30 Uhr wird der Stummfilm "Nosferatu" gezeigt - die Musik dazu wird live gespielt.
Ausweichquartier bei schlechtem Wetter ist der Flörsheimer Keller, Hauptstraße 43. Der Eintritt ist kostenlos. kkü
Arbeiterwohlfahrt Oberrad: Die Mitglieder der Tanz- und Gymnastikgruppe des Ortsvereins treffen sich zur Übungsstunde jeden Donnerstag von 19 bis 20 Uhr in der Wiener Straße 128. Auskunft gibt Minni Bigall unter Tel. 65 51 51. spt
Athletik-Sport-Vereinigung 1886 Süd: Das Training für die Aktiven ist jeden Donnerstag, 19.30 Uhr (Jugendliche ab 18 Uhr), sowie jeden Montag zu den gleichen Zeiten in der Freiherr-vom-Stein- Schule in Sachsenhausen, Eingang Kaulbachstraße. Weitere Auskunft gibt Manfred Müller (Tel. 61 97 73). spt
Briefmarkensammlerverein in Bergen-Enkheim: Zum Tauschtag treffen sich die Mitglieder und Interessierte aus dem gesamten Stadtgebiet jeden ersten Sonntag im Monat (ab 10 Uhr) sowie jeden dritten Freitag (ab 19 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Weiter Auskünfte über alle Vereinstätigkeiten geben Wolfgang Held (Tel. 45 00 / 2 21 90) und Heinz Glöckner (Tel. 45 00 / 3 14 69). spt
Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. spt
Bürgerverein Oberrad: Zum gemütlichen Beisammensein treffen sich die Mitglieder jeden ersten Dienstag im Monat (ab 19 Uhr) in der Gaststätte "Alt-Oberrad", Wiener Straße 59. spt
Carneval-Club "Blau-Rot" Niederrad: Die Mitglieder der "Knüller-Girls" proben jeden Mittwoch ab 19 Uhr (ab 20 Uhr die Show-Tanzgruppe) im Vereinsheim in der Schwanheimer Straße 102. spt
DJK Sport-Club Süd: Die Mitglieder der Tanzsportabteilung proben jeden Montag ab 19 Uhr im großen Pfarrsaal der St.-Bonifatius-Kirche in Sachsenhausen, Holbeinstraße 70. Auskunft geben Günter Dillenburger (Tel. 62 36 52) und Roman Rademacher (Tel. 62 94 08). spt
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Training im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über die Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt (Tel. 58 66 23). Auskunft kann auch jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden (Tel. 28 05 12). spt
DRK-Ortsvereinigung Niederrad: Die Ortsvereinigung bietet Gymnastikstunden jeden Dienstag von 16 bis 17 Uhr. Auskunft gibts unter Tel. 67 25 37. spt
DRK-Ortsvereinigung in Schwanheim- Goldstein: Zum Bereitschaftsabend treffen sich die Mitglieder jeden Donnerstag ab 20 Uhr im DRK-Haus, in der Straße Alt-Schwanheim 15. Auskunft gibt Vorsitzender Willi Schmidt, Tel. 6 66 18 42. spt
Erstes Fanfarencorps Niederrad: Die Spielleute des Vereins treffen sich zur Probe jeden Donnerstag und jeden Montag, 19.30 Uhr (Anfänger ab 18 Uhr), im Vereinsraum, Goldsteinstraße 33. spt
FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69, in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Informationen gibt Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. spt
Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel-Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). spt
Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot- Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. spt
Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). spt
Frankfurter Musikverein: Zur Orchesterprobe treffen sich die Bläser jeden Donnerstag, um 20 Uhr, in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Orchesters (Big Band-Sound): Norbert Natho, Tel. 46 12 85; Dirigent: Hans-Joachim Eberhardt, Tel. 42 65 02. spt
Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad: Die Mitglieder der Frauenabteilung des Vereins treffen sich zur Gymnastik mittwochs, ab 19 Uhr, im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a. spt
Frankfurter Schützenkorps Oberforsthaus: Mitgliedertreffen sind jeden Mittwoch, 20 Uhr (Jugend 17 Uhr), und jeden Samstag, ab 19.30 Uhr (Jugend 17 Uhr), im Vereinshaus am Oberforsthaus. spt
Freiwillige Feuerwehr Oberrad: Die Wehr sucht noch Frauen und Männer (ab 17 Jahren) für den ehrenamtlichen Dienst in der Einsatzabteilung. Unterricht und Übungen sind alle 14 Tage donnerstags im Gerätehaus in der Offenbacher Landstraße 339. Die Jugendfeuerwehr nimmt Schülerinnen und Schüler ab zehn Jahren auf. Die Jugend trifft sich im Gerätehaus jeden Samstag, 15 Uhr. spt
Gesangverein Liederkranz Schwanheim: Der gemischte Chor probt jeden Donnerstag, 20 Uhr, in der TuS-Turnhalle, Saarbrücker Straße 4-6. Die Sängerinnen und Sänger bereiten sich unter anderem auf kommende Gastspiele vor. Weiter Auskunft zur Vereinstätigkeit gibt Norbert Müller unter Tel. 35 87 45. spt
Gesangverein Sängerlust Schwanheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven dienstags, 19.30 Uhr, in der TuS-Turnhalle, Saarbrücker Straße 4-6. spt
Gesangverein Teutonia 1921 Schwanheim: Chorprobe ist jeden Montag um 18.45 Uhr in der TuS-Turnhalle an der Saarbrücker Straße 4-6. spt
Gesangverein Vielharmonie in Sachsenhausen: Zu ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, immer 20 Uhr, in der Carl-Schurz-Schule (Eingang Schneckenhofstraße). spt
Goldsteinchor "Freundschaft": Der gemischte Chor probt regelmäßig montags, 20 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein. Aufgenommen werden am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer. Weitere Auskunft gibt Manfred Kleiber unter Tel. 38 29 29. spt
Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein sind jeden ersten Dienstag im Monat (ab 15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg", Glauburgstraße 80 (Nordend). spt
Karnevalverein "Die Schnaken" Sachsenhausen: Die Mitglieder der Tanzgarden trainieren jeden Montag (ab 17 Uhr die kleine Garde, ab 19 Uhr große Garde) in der Bergiusschule am Frankensteiner Platz. Weitere Informationen zum Vereinsgeschehen gibt die Geschäftsstelle unter Tel. 58 12 59. spt
Karnevalgesellschaft Wespen Oberrad: Die Tanzgarde des Vereins trainiert jeden Freitag (von 17 bis 21 Uhr) und jeden Dienstag (von 17 bis 20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a, am Buchrainplatz. spt
Karnevalgesellschaft Wespen Oberrad: Vereinsabend ist jeden zweiten Dienstag im Monat (20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a (Clubraum 2). Am gleichen Ort tagt der gesamte Vorstand jeden ersten Dienstag im Monat, jeweils um 20 Uhr. spt
Karnevalverein "Goldsteiner Schlippcher": Der Vereinstreff ist jeden Dienstag ab 20 Uhr im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. Die Mini-, Midi- und Maxigarde proben dort dienstags und donnerstags ab 17 Uhr. spt
Kleintierzuchtverein Goldstein: Zum Vereinsabend treffen sich die Mitglieder jeden zweiten Freitag im Monat (ab 20 Uhr) im Bürgerhaus Goldstein in der Goldsteinstraße 314. spt
Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Joga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft gibt Hannelore Kehlmann unter Tel. 39 17 78. spt
Laienspielgruppe Oberrad: Die Mitglieder der Laienspielgruppe treffen sich zur Probe jeden Samstag im Jugendkeller der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, Mathildenstraße 30 (ab 14 Uhr die Jüngsten, ab 15 Uhr die größeren Kinder). Jeden Freitag (18 Uhr) sind weitere Proben und Basteln für Kinder und Jugendliche (ab 19.30 Uhr auch für Erwachsene) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a (Raum 1). Weitere Informationenüber die Laienspielgruppe Oberrad gibt gerne Marlies Rosenfelder unter Tel. 65 21 70. spt
Musikzug "Blau-Gold" Schwanheim: Die Spielleute treffen sich zur Probe jeden Montag (20 bis 22 Uhr) im Vereinsheim, Alt-Schwanheim 2 (Bunker). Auskunft: Sigmund Henrich, Tel. 35 98 27. spt
Musikzug "Blau-Gold" Schwanheim: Der Verein nimmt noch Mädchen und Jungen in die Tanzgarden auf (Alter vier bis 20 Jahre). Die Ausbildung im Gardetanzsport erfolgt durch qualifizierte Trainerinnen. Geprobt wird jeden Dienstag (19 bis 22 Uhr) und Mittwoch (16 bis 22 Uhr) im Vereinsheim, Alt-Schwanheim 2a. Informationen gibt die Jugendwartin Margit Machka unter Tel. 30 74 19. spt
Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Freunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim an der Gelnhäuser Straße 2. spt
Rollstuhl-Sport-Club Frankfurter: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden, mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Auskunft gibt Horst Lozar unter Tel. 76 13 37. spt
Sachsenhäuser Akkordeonorchester: Die Aktiven proben jeden Donnerstag, um 20.15 Uhr (zweites Orchester ab 18.30 Uhr), in der Freiherr-vom Stein-Schule (Eingang Kaulbachstraße). spt
Sachsenhäuser Bergspatzen: Zur Chorprobe treffen sich die Sänger jeden Donnerstag, um 20 Uhr, im Bürgerhaus Südbahnhof am Diesterwegplatz (Klubraum). Am Mitsingen Interessierte können an der Probe teilnehmen. spt
Sängerchor der Lokbediensteten in Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. spt
Schützengesellschaft "OberstSchiel" in Niederrad: Die Aktiven treffen sich zum Training und Protokollschießen in den Disziplinen Luftgewehr, Luftpistole und Zimmerstutzen jeden Dienstag und Freitag (jeweils ab 19 Uhr), im Vereinszentrum, Golfstraße 17. Weitere Informationen über alle Angebote des Vereins gibt Alfred Solz unter Tel. 67 23 85 und Tel. 28 41 90). spt
Singkreis "Frohsinn" Oberrad: Der Chor probt jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a. Nähere Informationen gibt Christa Giar unter Tel. 65 55 59. spt
Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. spt
Tanzsportkreis Goldstein: Die Aktiven treffen sich zur Übungsstunde jeden Montag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. Geprobt werden Folkore- und lateinamerikanische Tänze sowie Standardtänze. spt
Turngemeinde Schwanheim: Der Verein bietet "Sport für jedermann"; montags von 20 bis 22 Uhr in der August-Gräser-Schule, Gerolsteiner Straße 2. spt
Turn- und Sportgemeinde Oberrad: Der Verein veranstaltet jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils 19 Uhr) "Lauftreffs für jedermann". Gelaufen wird in unterschiedlichen Leistungsgruppen vom Anfänger bis zum "Profi". Die Teilnehmer treffen sich am Parkplatz des Oberräder Waldfriedhofs (Buchrainstraße / Ecke Burgenlandweg). Auskunft gibt Rolf Scondo unter Tel. 65 69 51. spt
Turn- und Sportvereinigung 1857 Sachsenhausen: Der Verein bietet Gymnastik für Frauen und Männer. Auskunft gibt Brigitte Schmidt, Tel. 61 88 61. spt/36
Verein der Briefmarkenfreunde in Goldstein: Tauschtag des Vereins (Briefmarken und Münzen aus aller Welt) ist an jedem zweiten Sonntag im Monat (von 9 bis 13 Uhr) im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. spt
Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr in der Gaststätte "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen über die "Scooterlads" gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. spt
Vogelfreunde 1962 Goldstein: Zum Vereinsabend treffen sich die Mitglieder des Vereins jeden ersten Freitag im Monat, um 20 20 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. spt
Der Wanderführer für das Naturschutzgebiet "Kühkopf-Knoblochsaue" - lange Zeit vergriffen - ist in einer erweiterten und neu überarbeiteten Auflage erschienen. Das Heft mit herausnehmbarer Wanderkarte ist über örtliche Buchhandlungen sowie das Hessische Forstamt Groß-Gerau, Robert-Koch-Straße 3, 6080 Groß-Gerau, Tel. 0 61 52/8 10 51, zum Preis von zehn Mark zu beziehen. Daneben gibt es die Wanderkarte auch einzeln gegen einen Kostenbeitrag von zwei Mark.
Gegen Vorlage dieses Gutscheins an einem der drei Startpunkte reduzieren sich für die Kaffeefahrt in den Rheingau die Preise. Erwachsene zahlen für den Ausflug, eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen nicht 16, sondern zwölf Mark, Kinder für Fahrt und Saft oder Limonade sieben statt neun Mark. Ein Coupon gilt für eine ganze Familie.
Diese Vergünstigung kann zu den folgenden acht Terminen in Anspruch genommen werden: am heutigen Dienstag, 7. Juli; am Mittwoch, 8. Juli; am Dienstag, 14. Juli; am Mittwoch, 15. Juli; am Dienstag, 21. Juli; am Mittwoch, 22. Juli; am Dienstag, 28. Juli, und am Mittwoch, 29. Juli. Die Abfahrtszeiten und -orte lesen Sie im obenstehenden Artikel. FR
RODGAU. Zu einer gemeinsamen Sitzung treten Haupt- und Finanz- sowie Bau- und Verkehrsausschuß der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch, 8. Juli, um 19.30 Uhr im Jügesheimer Rathaus zusammen. Auf der Tagesordnung stehen zwei im Zuge des S-Bahnbaus geplante Nieder-Röder Unterführungen, über die der Haupt- und Finanzausschuß stellvertretend für das Parlament abschließend zu befinden hat.
Im Plenum, hatten die beiden Punkte vor den Ferien nicht mehr behandelt werden können, weil eine Empfehlung des Ortsbeirates noch ausstand. Die Grünen lehnen die Vorhaben ab, weil sie noch Informationsbedarf sehen. ttt
FRANKFURT A. M. Die seit Monaten geplante Spielgemeinschaft des hessischen Fußball-Landesligisten FC Italia mit dem in die Kreisklasse B abgerutschten Postsportverein (PSV) Blau-Gelb wird nun doch nicht zustandekommen. Die Reservemannschaft des Landesligisten sollte gemeinsam mit den Postsportlern kicken. Doch der Spielausschuß des Hessischen Fußballverbandes (HFV) entschied bei seiner jüngsten Sitzung: Einer Fusion von Reservetruppe und erster Mannschaft könne laut Satzung nicht zugestimmt werden.
Damit sind zunächst auch die Pläne des FC Italia gescheitert, sich auf dem Gelände des PSV einzumieten. Die Stadt Frankfurt lehnte es ab, Kosten von 68 000 Mark zu übernehmen. Sie befürchten einen Präzedenzfall.
Der Hintergrund: Solange der FC Italia nicht zwei komplette Jugendmannschaften für den Spielbetrieb anmelden kann, darf auch die erste Mannschaft nicht in der Landesliga spielen. Im Jugendbereich soll die Spielgemeinschaft mit den Blau-Gelben nach Aussage der Beteiligten allerdings in Kürze zustande kommen. Dann könnten die A-, B- und C- Jugend-Teams gemeinsam auf der Postsportanlage am Rande des ehemaligen Gartenschaugeländes trainieren.
Beide Vereine hätten es lieber gesehen, wenn auch bei den Senioren eine Zusammenarbeit der Clubs möglich wäre. Der PSV hatte sich davon sportliche Anreize und einen finanziellen Ausgleich erhofft; immerhin kostet die Pflege des Geländes jährlich mehr als 300 000 Mark. Dem FC Italia schwebte dagegen ein seinem Status angemessenes Sportfeld vor: Denn er ist nach der Eintracht, dem FSV und den Rot-Weißen die viertstärkste Frankfurter Fußballmannschaft.
Der zwischen PSV und Italia ausgehandelte Vertrag sah Mietzahlungen in Höhe von 68 000 Mark vor. Die attraktive Anlage mit zwei Rasenplätzen schien den Italienern, verglichen mit ihrer jetzigen "Heimat" bei der SG Westend, wesentliche Vorzüge zu haben. Dort müssen sie knapp 10 000 Mark jährlich für die Nutzung der Umkleideräume zahlen.
Der Haken im Westend: Bei der SG dürfen laut Stefan Lottermann, Spielertrainer bei Italia und einer der Verhandlungsführer, nur die Senioren aufs Feld. Insider vermuten, der FC Italia versuche sich "billig" über die Zusammenarbeit mit Blau-Gelb den nötigen Unterbau in der Jugendarbeit zu verschaffen. Lottermann wies dies zurück.
Die Stadt kritisiert das Vorgehen des Clubs. Sportdezernentin Sylvia Schenk rügt, der Vertrag sei ohne Absprache mit der Kommune entstanden, ginge aber zu deren Lasten. Unabhängig von der angespannten Haushaltslage müsse hier "eine Grundsatzfrage entschieden werden": Wo liegt die Obergrenze bei der Förderung von Vereinen ohne eigenes Gelände?
Für Harald Lochmann, Leiter des Sport- und Badeamtes, ist die Angelegenheit ein "Präzedenzfall". Seine Befürchtung: Hat die Stadt erst einmal der Forderung nachgegeben, melden innerhalb (Fortsetzung Seite 5)
Vielen Jugendlichen bleibt nur Vereinzelung oder die Gruppe auf der Straße Der Bielefelder Wissenschaftler Wilhelm Heitmeyer über die Ursachen von Gewalt in der jungen Generation und die Defizite der Politik
Professor Wilhelm Heitmeyer leitet das Projekt "Individualisierung und Gewalt" im Sonderforschungsbereich "Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter" der Universität Bielefeld. Er hat mehrere Studien zum Thema Rechtsextremismus und Gewalt veröffentlicht. Seine neueste Langzeituntersuchung zur politischen Sozialisation männlicher Jugendlicher, die "Bielefelder Rechtsextremismus-Studie", ist gerade im Juventa-Verlag, Weinheim, erschienen. Aus aktuellem Anlaß sprach mit ihm die Kölner FR-Korrespondentin Ingrid Müller-Münch. FR: Was treibt Jugendliche dazu, sich gewalttätigen sogenannten Härtegruppen anzuschließen und im Kreise Gleichgesinnter loszuschlagen?
Heitmeyer: Ein zentraler Erklärungsansatz für die Entstehung von Gewalt sind für mich Desintegrations-Ängste und -Erfahrungen bei Jugendlichen. Verunsicherung kommt etwa durch die Auflösung selbstverständlicher sozialer Zugehörigkeiten auf, wie sie zum Beispiel eine Trennung der Eltern mit sich bringt. Dabei darf man sich allerdings nicht von der scheinbar größeren Intaktheit vollständiger Familien täuschen lassen. Unsere Studie zeigt beispielsweise viele Variationen instrumentalisierter Umgehensweise hinter diesen Fassaden. Jugendliche erfahren Unterstützung und Anerkennung etwa nur entsprechend der von ihnen gelieferten Leistung, zum Teil willkürlich, von Stimmung und Kalkül abhängig oder aber dadurch, daß man sich materiell freikauft von emotionalen Anstrengungen. Ein ganz zentraler Faktor ist die Auflösung gemeinsam geteilter Zeit. Das bedeutet, daß viele Sorgen, Nöte und Wünsche von Kindern und Jugendlichen häufig in den übrig gelassenen Zeitlücken der beruflich flexibilisierten Erwachsenen hineingestopft werden. Solch tiefgreifende emotionale Bedürfnisse nach Zuhören, Zuwendung finden dann häufig keine unmittelbaren Anknüpfungspunkte. Das betrifft übrigens Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Milieus.
FR: Wo suchen sich diese Jugendlichen dann die überlebensnotwendige emotionale Zuwendung?
Heitmeyer: Das, was an öffentlichen Auffangmöglichkeiten zur Verfügung steht, etwa in Form von Ganztagsbetreuung in Kindertagesstätten, aber auch in Jugendeinrichten der offenen Tür oder betreuten Abenteuerspielplätzen, reicht jetzt schon nicht mehr. Wenn dann, wie geplant, auch noch überall gespart werden soll, bleibt den Jugendlichen, die emotional nicht behaust sind, entweder die Vereinzelung oder die Gruppe auf der Straße. Es öffnet sich derzeit eine gefährliche Schere zwischen gestiegenen Bedürfnissen nach emotionaler Nähe einerseits und Institutionen, die nur noch in der Lage sind zu "regeln" und zu verwahren. FR: Hat das denn zur Folge, daß die Jugendlichen sich Orientierungen suchen außerhalb der bislang traditionellen Vorbilder aus Familie und Schule?
Heitmeyer: Ja, und zwar in den sogenannten Gleichaltrigengruppen. Derartige Gruppen werden mit vielen Hoffnungen befrachtet, die sie möglicherweise gar nicht einlösen können. Etwa dadurch, daß man selbst dort ständig unter Konkurrenzdruck steht, oder es auch mit der Solidarität untereinander vielfach nicht weit her ist. Das betrifft vor allem jene Gruppen, die gegeneinander mit Gewalt vorgehen. Gerade sie haben auch interne Gewaltprobleme.
FR: Wo treffen denn die Jugendlichen, die auf der Suche nach Orientierung sind, überhaupt auf Gleichaltrigengruppen?
Heitmeyer: Um sich als Jugendlicher eine Position zu verschaffen, ergeben sich zumeist drei Möglichkeiten: Man kann diese Position über schulische Leistungen und Intelligenz erwerben, über Attraktivität und über Stärke. Gerade die Schule ist reduziert darauf, daß man sprachlich gut drauf sein muß, in rationaler Beweisführung und Stil glänzen kann. Wer darüber nicht verfügt, hat schlechte Karten. Das bedeutet, daß man die Positionierung in anderen Bereichen suchen muß, und da bleibt häufig nur noch die Stärke-Demonstration.
FR: Treffen sich demnach in den Gruppen, die Gewalt ausleben, die sogenannten Underdogs dieser Gesellschaft?
Heitmeyer: Wir müssen unterscheiden zwischen eher offenen physischen Gewaltformen, die sich über männlich dominierte Gruppen in der Öffentlichkeit zeigen, und solchen, eher psychischen Gewaltformen, die als Einzelaktivität eher mit einem hohen Bildungsgrad verbunden sind. Die eine Form ist offenliegend, darauf reagieren wir. Während die eher subtileren Formen vernachlässigt werden, weil sie besonders sozial akzeptiert sind und zur Grundausstattung der Gesellschaft gehören. Zum Beispiel sind oftmals diejenigen, die sich in den Härtegruppen zusammentun, bei denen es um körperliche Gewaltausteilung geht, zuvor schon Opfer von subtilen Ausgrenzungen und Abwertungen geworden. Und zwar auch von denjenigen, die sich so darstellen, als könnten sie keiner Fliege etwas zuleide tun, die aber massiv ihre Selbstdurchsetzung polieren. Derjenige, der den Pythagoras nicht kapiert, wird mit Hohn und Spott seiner Klassenkameraden überschüttet und leidet unter Umständen darunter ebenso wie derjenige, der eine Tracht Prügel bezieht.
FR: Wird in diesem Bereich denn nun genügend geforscht, um Hintergründe der Gewalt bei Jugendlichen aufzudekken, damit mögliche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können?
Heitmeyer: Leider nein. Es gibt beispielsweise ein ausgeprägtes Desinteresse an intensiver Forschung zu jugendlichen Skinheads. So ist das Bundesministerium von Frau Merkel nicht einmal in der Lage, beispielsweise einen größeren Forschungsantrag von uns zu jugendlichen Skinheads, der seit zweieinhalb Jahren vorliegt, abzulehnen. Man tut einfach gar nichts. Dies paßt durchaus in die politische Landschaft. Denn je weniger man über die Hintergründe weiß, desto mehr kann man diese Jugendlichen funktionalisieren. Und zwar von allen Seiten.
So können Skinheads und ihre Gewalttaten genutzt werden zur Begründung rigider Ausländerpolitik ebenso wie dazu, daß man sie als Barbaren tituliert, um seine eigene Politik von Fragen abzuschirmen. Dabei sind gerade auch die Skinheads Kinder dieser Gesellschaft. Sie zeigen uns gewissermaßen auf brutale Weise das Bild unserer eigenen gesellschaftlichen Zukunft, in der die Brutalität zunehmen wird. Überall dort, wo sich soziale Verankerungen auflösen, müssen die Folgen des eigenen Handelns für andere nicht mehr sonderlich berücksichtigt werden. Die Gewaltschwelle sinkt.
Akkordeon-Musikverein "Heiterkeit" Griesheim: Unterricht für Akkordeonschüler und -schülerinnen ist jeden Donnerstag (ab 14 Uhr), im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 3). Und das Orchester des Vereins probt im Clubraum 1 in Griesheim jeden Dienstag, von 19 bis 20.30 Uhr. wpt
Arbeitskreis Bockenheimer Senioren: Mitgliedertreffen zum Vereinsnachmittag jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Sozialstation am Rohmerplatz (Parterre). wpt
Athletik-Sportverein 1990 Griesheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Gewichtheben nach vorheriger Anmeldung jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils ab 18 Uhr) in der Griesheimer Sporthalle, Linkstraße 86-88. Kontakt: Klaus Samer (Tel. 37 19 74) und Hugo Zingel (Tel. 38 42 27). wpt
Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Dienstag, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen St. Jakobskirche, Grempstraße 41. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer können unverbindlich an dieser Probe teilnehmen. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Ochs (Tel. 76 67 43). wpt
Bockenheimer Zitherkranz 1886: Die Aktiven des Vereins proben jeden Dienstag (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Am Zitherspiel Interessierte erhalten nähere Auskunft von Rudi May (Tel. 77 15 43). wpt
Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. wpt
Chorgemeinschaft 1857 Griesheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenberg 57. In den Chor werden noch Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Informationen über die Chorgemeinschaft gibt Alfred Krebs (Tel. 31 20 28). wpt
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Taining im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt Tel. 58 66 23. Auskunft kann außerdem jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden Tel. 28 05 12. wpt
FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakt über Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. wpt
Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel-Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). wpt
Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. wpt
Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). wpt
Frankfurter Musikverein: Zur Orchesterprobe treffen sich die Spielleute donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Blasorchesters (Big Band-Sound): Norbert Natho (Tel. 46 12 85); Dirigent: Hans-Joachim Eberhardt, Tel. 42 65 02. wpt
Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus", Frankenallee 111. wpt
FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahre), und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG-Sportzentrum in Bockenheim in der Marburger Straße 28. Kontakt über die FTG-Geschäftsstelle Tel. 77 49 29. wpt
Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Das Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein ist jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg" (Nordend), Glauburgstraße 80. wpt
Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (um 16 Uhr) und Donnerstag (um 18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (um 10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (um 16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Informationen über den Verein gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. wpt
Die Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest sucht Nachwuchs (ab zehn Jahren). Übungsstunden montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter-Schule I. Interessierte können sich an Trainer Helmut Terstegen während der Übungsstunden wenden. Die Abteilung bietet Schülerinnen und Schülern auch eine Talentförderung im Stabhochsprung an. Auskunft über Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. wpt
Männerchor Liederkranz Praunheim: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Montag, 20 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte junge Männer können sich über den Männerchor bei Wilfried Roth informieren (Tel. 57 42 71). wpt
Männerchor Liederkranz Praunheim: Die Frauen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Gemeindehaus von Christ-König, Damaschkeanger 158. wpt
Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Ginnheimer Lauftreff" an jedem Dienstag um 18.30 Uhr. Ausgangspunkt ist der Parkplatz des Vereins am Poststadion (Am Ginnheimer Wäldchen). wpt
Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Radsportfreunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim, Gelnhäuser Straße 2. wpt
Rödelheimer Neuner: Der Die Mitglieder des Chors proben an jedem Dienstagabend (um 20.30 Uhr) im Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt
Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). wpt
Sängerchor der Lokbediensteten 1919 Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. wpt
Schützenverein Freischütz Rödelheim: Die Aktiven des Vereins trainieren jeden Sonntag (von 10 bis 12.30 Uhr) und jeden Dienstag (von 19.30 bis 22 Uhr), auf den Ständen im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt
Sportanglerclub Anker Hausen: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinsheim am Hausener Weg. wpt
Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. wpt
Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet nach Ende der Schulferien Übungsstunden in der Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahren) an: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, in der Geschwister-SchollSchule Im Burgfeld 7. Weitere Informationen über den Verein gibt Constanze Spitz (Tel. 58 86 32). wpt
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, jeden Donnerstag (16 und 17 Uhr), Samstag (9.30, 10.30 und 11.30 Uhr) und Montag 9 Uhr). Belegwünsche: Geschäftsstelle dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr entgegen, Tel. 58 10 23. wpt
Turn- und Sportverein 1878 Ginnheim: Der gemischte Chor der Gesangsabteilung des Vereins probt jeden Freitag von 20 bis 22 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2 (kleiner Saal). wpt
Turn- und Sportverein 1860 Hausen: Der Verein bietet "Schwimmen für jedermann" freitags (20 bis 22 Uhr) in der Schwimmhalle der Liebigschule in Westhausen (Kollwitzstraße). Weitere Auskunft gibt Rudi Litzinger, Tel. 76 35 50. wpt
Verein für Briefmarkenkunde Rödelheim: Die Mitglieder treffen sich zum Vereins- und Vortragsabend jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt
Verein Wassersport Westend: Der Verein bietet an Schwimmunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Donnerstag (18 bis 21 Uhr) in der Berthold- Otto-Schule, Kiefernstraße 18 a (Griesheim). Nähere Informationen gibt Günter Gronemann (Tel. 39 57 49). wpt
Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. wpt
Volkschor "Frohsinn" Rödelheim: Zur Probe treffen sich die Aktiven jeden Mittwoch, 19.30 Uhr, im Rödelheimer Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt
WIESBADEN. Die Verwendung von Oberflächenwasser als Trinkwasser spielt in Hessen kaum eine Rolle. Trotz knapper Grundwasserreserven und nur wenig fruchtender Sparappelle gibt es keine Absichten, stärker auf Flüsse zurückzugreifen. Weder der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) noch das hessischen Umweltministerium sehen derzeit einen Trend, zugunsten des Rohstoffs etwa in Vogelsberg und Spessart die Flüsse anzuzapfen.
Ein Sprecher des Umweltministeriums gibt als Grund unter anderem die ökologischen Folgen für Flüsse wie Lahn oder Fulda an, wenn sie als Lieferant herhalten sollen. Zudem seien Projekte wie die Rheinwasserversikkerung im Ried sehr teuer: Mindestens 300 Millionen kostete das Projekt, mit hohem technischen Standard aus dem "Abwasserkanal" Rhein Trinkwasser zu gewinnen.
Gerade zwei Prozent des Bedarfs stammen in Hessen aus dem als Uferfiltrat gewonnenen Flußwasser oder aus der Riedversickerung. Lokal oder in anderen Bundesländern kann das aber anders aussehen: In Holland ist die Verwendung von Rheinwasser, das in Dünen filtriert wird, gang und gäbe. In Baden-Württemberg liefert der Bodensee nach einer Aufbereitung das Lebensmittel Nummer 1, und in Köln ist es vorwiegend der Rhein, aus dessen Reservoir die Wasserwerker schöpfen.
In Ländern wie Nordrhein-Westfalen, so die Angaben des BGW, kommt mehr als die Hälfte des verbrauchten Trinkwassers aus Talsperren oder den Uferfiltraten der Flüsse, die allein 15 Prozent beisteuern.
Ähnlich in der Stadt Wiesbaden, wo das Wasserwerk Schierstein aus dem Uferfiltrat des Rheins schöpft. Mehr als ein Drittel des verbrauchten Trinkwassers der Stadt stammt letzlich aus dem Rhein, eine knappe Hälfte wiederum muß das Hessische Ried liefern - womit Wiesbaden fast völlig vom Rhein abhängig ist. Umgekehrt in Kassel: Dort entnehmen die Wasserwerker zwar dem Uferfiltrat der Fulda Oberflächenwasser, doch das nur in geringen Mengen und zudem nur zu Spitzenzeiten. -ke
HOCHTAUNUSKREIS. Kein Baum paßt so gut in unsere Zeit wie die Fichte: schnellwachsend, anspruchslos, vielseitig verwendbar, mehr an Quantität als an Qualität orientiert, profitabel im großen Stil anzubauen. Kurz: der ideale Baum der Industriegesellschaft. Die Folgen springen im Taunus geradezu ins Auge: Im Bereich des Forstamtes Bad Homburg liegt der Fichten-Anteil bei 50 Prozent. Bundesweit nimmt der Riese 36 Prozent der Waldfläche ein. Das ist erheblich mehr, als ihm standortmäßig eigentlich zukommt. Immerhin: Seit den Frühjahrsstürmen 1990 scheint die Tendenz nach FR-Serie: Bäume oben gebrochen. Und das ist gut so.
Die "Gemeine Fichte" - lateinisch: Picea abies - kommt von den Alpen und Pyrenäen bis nach Skandinavien vor. Mit Höhen von 60 Meter ist sie der größte einheimische Baum. Das erklärt vielleicht auch, warum die Griechen die Fichte dem Meeresgott Poseidon weihten: sie liefert die längsten und besten Schiffsmasten. Ganz uneigennützig dachten die Menschen schon damals nicht: Wenn sie Poseidon den Baum weihten, schützte er dafür vielleicht die Schiffe vor Sturm.
Hierzulande machten eher die Geschichten vom Klabautermann die Runde. Der wohnte ebenfalls in Fichtenmasten und begleitete als Baumgeist die Seefahrer über die Meere. Nur manchmal, besonders zur Nachtzeit, verließ er den Stamm, um sein Unwesen zu treiben.
Doch zurück zum Anfang und in die Gegenwart. "In Hessen kommt die Fichte nicht natürlich vor", sagt Wilfried Grosscurth, der Leiter des Bad Homburger Forstamtes. "Die letzte Eiszeit hat sie verdrängt." Danach gab es natürliche Fichtenwälder nur noch auf den Höhenlagen von Harz und Thüringer Wald. Die Fichtenforste im Taunus sind Menschenwerk: "Aber wenn man es genau nimmt, haben wir nur etwas nachgeholfen", sagt Grosscurth.
Angefangen hat alles vor etwa 200 Jahren. Damals lag der vielbesungene deutsche Wald am Boden. Die Natur konnte die Überbeanspruchung durch den Menschen nicht mehr ausgleichen. "Aus der blanken Not heraus", sagt Grosscurth, "haben die Menschen damals zur Fichte gegriffen. Das war der Baum, der schnell wuchs und viel Holz erbrachte." 160 bis 170 Jahre sind denn auch die ältesten Fichten alt. Parallel dazu teilten die Gemeinden die bis dahin gemeinsam genutzten "Mark-Wälder" - "Hohe Mark", "Kronberger Mark", Seulberger Mark" - unter sich auf.
Natürlich kommt der majestätische Baum auf Höhen über 400 Meter vor. Vor allem im Gebirge kann die mächtige Pyramide mit den weit ausholenden Ästen dann geradezu verträumt und melancholisch wirken. Doch als Monokultur haben Fichten vielfach etwas Bedrückendes: Einförmig stehen die Bäume nebeneinander, die unteren Äste mangels Licht abgestorben. Trostlos auch der Untergrund. Weder Tiere noch Pflanzen scheint es dort zu geben. Und die herabfallenden Nadeln versauern den Boden.
Zudem sind reine Fichtenforste anfällig: Schädlinge finden dort ideale Existenzbedingungen vor. Und Stürme legen die Flachwurzler mitunter gleich reihenweise um. Doch schon bevor "Wibke" im Frühjahr 1990 zuschlug, hatten die Homburger Forstleute begonnen umzudenken: "Unser langfristiges Ziel ist es, den Fichtenanteil abzusenken", sagt Grosscurth. "Tendenziell soll sie außerdem verstärkt mit anderen Baumarten durchmischt werden."
Gleichwohl bedauert Grosscurth, daß der Baum so in Verruf geraden ist: "Für die Forstwirtschaft ist die Fichte immer noch der Brotbaum." Und es mache auch gar keinen Sinn, eine Art zu verdammen: "Wir brauchen sie alle. Gerade als ,nachwachsender Rohstoff' erfüllen sie wichtige Funktionen." Das gelte erst recht in einer Zeit, in der das Verschwinden der tropischen Regenwälder beklagt wird: "Wir müssen schauen, daß wir unseren Holzbedarf, soweit es geht, aus eigenen Beständen decken."
Daß die Fichte so ein schlechtes Image hatte, war nicht immer so. Unseren Vorfahren galt sie als Schutzbaum. Für sie symbolisierte die Fichte das weibliche Element: Leben und Mutterschaft. Auch um ihre Qualität war es offenbar nicht immer so schlecht bestellt. Berühmten Geigenbauern wie Stradivari, Amati und Bergonzi lieferten alte Bergfichten das Ausgangsmaterial für ihre Kunstwerke.
Bekannter ist die Fichte als Maibaum, ein Brauch, der vielerorts noch geübt wird. Die seit dem Mittelalter bezeugte Sitte, Bäume mit Bändern, Wappen und Eiern zu schmücken, läßt sich bis in vorchristliche Zeiten zurückverfolgen. Symbolisch steht der Baum für die sich erneuernde Natur. Der Brauch des Maibaumes verschmolz schließlich mit anderen Baumfesten zur christlichen Weihnacht. Auch dort steht der "Tannenbaum" - der ja meist eine Fichte ist - für den Sieg des Lebens über den Tod. NORBERT GLASER
Auch das Auto ganz ohne Dach weckte seine Neugier. Jonas: "Was ist Kabriolen das?" Der Papa: "Ein Kabriolett." "Wie heißt das?" "K a b r i o l e t t." "Und warum hat das kein Dach?"
Der Papa, ob des Fragespiels ein wenig entnervt, suchte eine simple Antwort. Und er fand sie: "Das ist ein Arme-Leute-Auto. Die hatten kein Geld mehr fürs Dach."
Seitdem schaut Jonas jenen Menschen im Oben-ohne-Flitzer hinterher und sagt mit trauriger Stimme: "Arme, arme Leute." kkü
Stadtteil-Fenster
SCHLÜCHTERN / SINNTAL. Als eine "Unverschämtheit" bezeichnet der Vorsitzende der Jungen Union Schlüchtern, Matthias Hebeler, den von der Apothekerkammer abgesegneten neuen Notfalldienstplan der Apotheken Sinntal, Steinau und Schlüchtern. Der auf Initiative eines Sterbfritzer Apothekers neu beschlossene Dienstplan für die genannten Kommunen sieht vor, daß der Notfalldienst abwechselnd von den Apotheken in den drei Großgemeinden versehen wird.
Die vereinbarte Regelung bedeute aber, daß die Bürger der Stadt Schlüchtern in der Regel zwei bis dreimal pro Woche in Notfällen eine Apotheke in Steinau oder Sterbfritz besuchen müssen. Die Junge Union Schlüchtern hält den neuen Dienstplan nach Worten von Matthias Hebeler deshalb für unzumutbar.
Die Regel der Apothekerkammer besage, so der Jungunionist, daß der Notdienst im Umkreis von acht Kilometern erreichbar sein müsse. Dieser Forderung komme der neue Dienstplan nicht nach. "Sowohl zahlreiche Steinauer und Schlüchterner Stadtteile liegen dann nicht mehr in diesem Radius", sagte Hebeler.
Als besonders gravierend schätzt die Junge Union aber die Lage in der Großgemeinde Sinntal ein. Von dort müßten die Einwohner der Ortsteile Züntersbach, Oberzell, Altengronau und Jossa teilweise bis zu 20 Kilometer zurücklegen, bis sie eine Apotheke erreichen. Das sei mehr als das Doppelte der in der Kammerregel vorgeschriebenen Strecke.
Das Verhältnis zwischen Patienten und Apothekern müsse ähnlich wie das Verhältnis zwischen Patienten und Arzt auf Vertrauen basieren. Diese Vertrauen haben die Apotheker nach Einschätzung der Jungen Union in Schlüchtern zerstört. "So kann und darf man nicht mit Patienten und Kunden umgehen", sagte Hebeler.
Die Jungen Union fordere deshalb alle Apotheker auf, ihr Verhalten nochmals zu überdenken. Darüber hinaus empfiehlt die Jugendorganisation allen Bürgern, beim Einkauf in der Apotheke die Frage nach dem neuen Dienstplan zu stellen. Im Fall daß die Eigner sich für die neue Regelung aussprechen, sollten Kunden diese Apotheke künftig nicht mehr besuchen.
"Wir als Patienten", so der JU-Vorsitzende, "haben die Freiheit, uns den Apotheker auszusuchen, der sich am ehesten an die ethischen Grundsätze seines Berufsstandes hält." schu
GRIESHEIM. Die Gegend vor dem Betriebsgelände der Firma "Bier-Wiegand" in der Eichenstraße 75-77 "verslumt" und verlockt neue Betriebe nicht dazu, sich dort anzusiedeln. So jedenfalls sieht es Helmut Jäger, der für die CDU im Ortsbeirat 6 sitzt. Von einem Beschwerdebrief der Firma aufgeschreckt, habe er sich über den Zustand in der Straße vergewissert, schreibt Jäger an das Ordnungsamt.
Die Parkplätze vor dem Betriebsgelände würden als Schrottplatz mißbraucht: "Dubiose Leute" würden dort "Tag und Nacht" Schrottautos abstellen, Teile ausbauen und den Rest liegen lassen, hat der Politiker beobachtet. Ausgelaufenes Öl verseuche den Boden, Kunden und Lieferanten der beschwerdeführenden Firma würden am Parken gehindert.
Jäger fordert die Behörden auf, "dieses Problem sofort anzugehen". Zwar habe das Planungsdezernat kürzlich einen Strukturplan für das Quartier vorgelegt, der eine deutliche Aufwertung bedeute. Doch müßten die bereits angesiedelten Betriebe "vor Verwahrlosungen geschützt werden", so Jäger weiter. Nur so könne eine weitere Ansiedlung von Gewerbebetrieben erreicht werden. fs
Vergessen ist nichts. Auch knapp fünf Jahrzehnte nach dem Ende des Martyriums nicht. Und damit auch niemals in Vergessenheit gerät, daß auch Homosexuelle während der Nazi-Barbarei verfolgt, gequält und ermordet worden sind, wird voraussichtlich Mitte nächsten Jahres in der Schäfergasse ein Mahnmal entstehen, das an diese Greueltaten erinnert. Der Idee der "Initiative Mahnmal Homosexuellenverfolgung" (IMH), in der Innenstadt im Zentrum der homosexuellen Subkultur eine Gedenkstätte zu schaffen, ist inzwischen vom Magistrat zugestimmt worden.
Es soll ein Ort des Erinnerns werden. Nichts Monströses, kein Denkmal. "Wir wollten nicht in den üblichen Gedenkstätten untergehen", betont Dieter Schiefelbein, der im Auftrag der IMH seit einiger Zeit an einer Dokumentation über die Verfolgung die Frankfurter Schwulen zur Zeit der Nazi-Diktatur arbeitet. Schließlich, fügt er hinzu, "schuldet die Stadt den Schwulen etwas". Nach all' den Schikanen während der Nazi-Zeit, nach all' der Schmach auch in den Nachkriegsjahren, den Schelten und Diskriminierungen: "Als Verfolgte", sagt Ulrich Gooß, "sind die Homosexuellen ja nie anerkannt worden." Im Gegenteil, ergänzt der IMH-Mitarbeiter: Der Paragraph 175, mit dem "homosexuelle Handlungen" unter Strafe gestellt worden sind, ist nach dem Krieg "unverändert übernommen worden". Erst Anfang der 70er Jahre habe es "eine Teil- Liberalisierung gegeben". Doch auch danach saß das Vorurteil nach Ansicht von Schiefelbein "tief: Man kam zwar nicht mehr ins Gefängnis, aber auf der Konfirmation des Neffen war man immer noch nicht gern gesehen".
Die Folge dieser Geschichte der Intoleranz und der Verachtung liegt nahe: "Jahrzehntelang", erklärt Gooß, sei die Verfolgung von Homosexuellen eben "in der Öffentlichkeit kein Thema gewesen". Bis 1989, bis zu der Auseinandersetzung um den Börneplatz. "In dem Zusammenhang", erinnert sich Schiefelbein, "wurde es auch bei den Schwulen konkret", Geschichte sollte selbstbewußt aufgearbeitet werden.
Seit dieser Zeit engagiert sich die Initiative, unterstützt aus dem städtischen Haushalt, auf drei Ebenen: Historie wird erforscht, Vorträge gehalten, das Konzept für das Mahnmal entwickelt. Bis Ende diesen Jahres sollen deutsche und nordamerikanische Architekten, die in den kommenden Wochen zu einem Wettbewerb eingeladen werden, Modelle für die künftige Gestalt des Mahnmales entwikkeln. Denn es gehe schließlich darum, mit dem Mahnmal auch "einen neuen Platz in der Innenstadt zu schaffen", sagt Gooß, einen Ort, wie Hans-Peter Hoogen ergänzt, "mitten in der homosexuellen Subkultur". Eben dort, wo sich Homosexuelle jahrzehntelang nur im verborgenen treffen konnten.
Anfang 1993, so ist es von der IHM vorgesehen, werden die Entwürfe zunächst ausgestellt. Aus den verschiedenen Varianten hat dann letztlich eine Jury die Qual der Wahl.
Finanziert wird der Wettbewerb aus dem Etat, der seit 1990 der Initiative von der Stadt zur Verfügung gestellt wird. Geld, das aus anderen Arbeitsbereichen der IMH abgezwackt werden muß: Dadurch, sagt Hoogen, "gerät die Dokumentation unter Druck". Angewiesen bleibe die Initiative daher auf Spenden, die beim Postgiroamt Frankfurt auf das Konto mit der Nummer 43 43 10-607 an die IMH überwiesen werden können. ing
BIEBESHEIM. Das Hessische Ried galt lange Zeit als ein unerschöpfliches Grundwasserreservoir - bis 1976, als erstmals deutliche Schäden an Gebäuden und Vegetation auftraten. Heute liefert das Ried bei weiter fallendem Grundwasserspiegel 112 Millionen Kubikmeter Wasser für das öffentliche Netz und 47 Millionen Kubikmeter an die Industrie. Zwischen fünf und 45 Millionen Kubikmeter Wasser schöpft die Landwirtschaft zur Beregnung der Gemüsefelder. Zusammen sind das im Schnitt 190 Millionen Kubikmeter pro Jahr. 60 Prozent des im Ried geförderten Wassers wird außerhalb der Region verbraucht, etwa in Frankfurt, Wiesbaden oder im Taunus.
Eine Verbesserung der Lage sollte das Wasserwerk Biebesheim bringen, das bis zu 40 Millionen Kubikmeter Rheinwasser aufbereiten kann. Das Werk soll einerseits Felder bewässern, andererseits jährlich über drei Versikkerungsanlagen 20 Millionen Kubikmeter Wasser ins Grundwasser schikken. Damit läßt sich der Pegelstand um jährlich zehn Zentimeter beeinflussen. Langfristig steigt also der Grundwasserspiegel wieder, wenn alle drei Anlagen arbeiten.
Daß die Infiltierung funktioniert, das zeigt sich laut Hans Lenhardt, dem Vorsitzenden des Wasserverbandes Hessisches Ried, an der seit zwei Jahren arbeitenden Anlage in Eschollbrücken. Dort tröpfeln stündlich 1000 Kubikmeter des in Biebesheim aufbereiteten Rheinwassers in den Boden - jährlich sechs bis sechseinhalb Millionen Kubikmeter. Vorhergesagt hatten die Ingenieure allerdings zwei Millionen mehr. Der Erfolg aber ist meßbar: Während der Wasserspiegel bei Eschollbrücken um einen Meter stieg, fiel er in anderen Teilen des Rieds um zwei Meter. -ke
NEU-ANSPACH. Resigniert habe er nicht. "Es war richtig zu gehen. Man kann doch nicht immer nur reden", sagt Ralf Cimander. Reden über Klimakatastrophe, Ozonloch und das Verschwinden des Regenwaldes. Der Diplom-Mathematiker und Ingenieur handelte: Vor eineinhalb Jahren packte er seine "Siebensachen" und zog von Neu-Anspach in die Heimat seiner philippinischen Frau, um ein Stück Land mit Bäumen zu bepflanzen.
Zu diesem Entschluß sieht er immer noch keine Alternative - auch wenn sein Engagement eher einem Kampf gegen Windmühlen gleicht und er sich inzwischen sowohl in Deutschland als auch auf den Philippinen als Fremder fühlt. "Ich und die Natur haben trotzdem keine andere Wahl."
Zur Zeit besucht Ralf Cimander seine Mutter in Neu-Anspach. Bei der Ankunft in Deutschland war er schockiert: "Es ist unglaublich. Hier gehört ein Auto für 40 000 Mark zur Grundausstattung, dort unten verhungern die Menschen", sagt der 41jährige und schaut FR-Porträt aus dem Fenster des Wohnzimmers in der Taunusstraße. Auch was er dort sieht, bringt ihn zum Kopfschütteln. Neu-Anspach sei in kürzester Zeit zugebaut worden, die Natur werde systematisch versiegelt. Ein Phänomen wie der Wassernotstand sei deshalb "überhaupt kein Wunder".
Sein Engagement für die Natur sieht er durchaus realistisch. "Ich habe einige Probleme da unten." Probleme nicht so sehr mit dem Geld - die nächsten Jahre wird er mit seiner Frau, sie ist Krankenschwester, und deren beiden Kindern von Erspartem leben können. Der Haushalt in dem 2000-Einwohner-Dorf 350 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila versorgt sich weitgehend autark mit Gänsen, Schweinen, Obst und Gemüse aus dem Garten sowie eigenem Brunnen.
Auch Existenzprobleme hat Ralf Cimander nicht, denn er handelte nicht völlig selbstlos: Außer 1600 Urwaldbäumen wie Tika und Mahagoni wurden 400 Obstbäume gepflanzt. Sie sind seine finanzielle Absicherung, denn "ich muß auch von irgendwas leben können." Schwierigkeiten erwachsen ihm vielmehr aus seiner Rolle als "reicher" Weißer, der aus einer völlig anderen Welt kommt.
Da ist zum Beispiel der Umstand, daß das Bewußtsein der Philippinos in Sachen Umweltschutz nicht sonderlich ausgeprägt ist. Immer noch wird der tropische Regenwald in großem Stil abgeholzt, die Gewinne fließen in internationale Konzerne und nicht selten in die Taschen korrupter Politiker. Überall stoße er deshalb an seine Grenzen.
"Auf den Philippinen wird alles hemmungslos aus Plastik produziert, konsumiert und weggeworfen: Manchmal kommt mir das ganze Land wie ein einziger Müllhaufen vor. Wenn ich das vor Einheimischen kritisiere, rufe ich nur Unverständnis hervor" - schließlich muß Umweltschutz jemandem, der um sein tägliches Überleben kämpft, als völlig nebensächlich erscheinen. Insgesamt werde auf den Philippinen sehr kurzfristig gedacht.
Cimander hingegen denkt an die folgenden Generationen: Was nütze seinen Kindern alles Geld der Welt oder sein Ingenieurdiplom, wenn sie keine Lebensgrundlage mehr hätten. Auf den Philippinen will er daher helfen, einen Kindergarten und ein Krankenhaus zu errichten. Zu deren Finanzierung hat er unter anderem ein 70 mal 50 Zentimeter großes Bild aus Eiche geschnitzt ("Schon in den sieben Jahren als Nachtwächter auf der Saalburg hatte ich Muße zur Arbeit mit Holz; als Ingenieur wollte ich nie arbeiten"). Über Kaufangebote würde Cimander sich riesig freuen - mit 2000 Mark läßt sich auf den Philippinen Land von der Größe eines halben Fußballplatzes kaufen.
Das Schnitzbild zeigt die moderne Apokalypse: ein großer Baum und Menschen, die von Dürre, Atomtod und Panzern bedroht werden. In der Ecke sitzt eine Gestalt, zusammengekauert und die Hände vor dem Gesicht zusammengeschlagen. "Kann sein, daß ich das bin", sagt Ralf Cimander.
FRANKFURT A. M. Beim "2. Gardetanzsport- und Aufstiegsturnier" der Turn- und Sportgemeinde Eschborn ertanzte sich die Solistin des Karnevalvereins "Der Frankfurter 02", Julia Hoffmann, dieser Tage den ersten Platz in der B-Schülerklasse.
Erste wurde außerdem die Damengarde des Vereins mit einem ausgesprochen hübschen Showtanz in der A-Klasse Modern Dance.
Einen schönen dritten Platz belegte die schließlich noch Kindergarde in der Schülerklasse B.
Mit drei gewonnenen Pokalen gehörten die Solisten und Garden der "02er" zu den erfolgreichsten Teilnehmern des Turniers der TuS Eschborn. Werner Bachmann, der Vorsitzende des Vereins, bedankte sich für die guten Leistungen bei den Aktiven. Aber auch für die Arbeit der Trainerin Gudrun Durand und der Betreuerinnen der Garde fand er viele anerkennende Worte. *dixi
Die Naturfreundejugend organisiert für Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren einen "Kultururlaub" unter dem Motto "Summer in the city". Schwerpunkt der Fahrt vom 24. Juli bis zum 2. August wird die fotografische Erkundung des Ruhrgebiets sein.Der Teilnehmerbeitrag liegt bei 420 Mark. Informationen gibt es unter Tel. 45 82 25. vo
Das Deutsche Rote Kreuz bietet einen Gymnastikkurs für Senioren an: Treffpunkt ist jeden Mittwoch von 9.45 bis 10.45 Uhr der Bornheimer Bürgertreff, Saalburgstraße 17. Informationen über die DRK-Ortsvereinigung Nordend /Bornheim gibt es unter Tel. 44 04 50. so
Die Evangelische Mariengemeinde bietet eine Begegnungs- und Studienreise nach Italien vom 29. September bis 12. Oktober an. Ziele sind unter anderem die Waldensertäler und Florenz. Die Kosten liegen etwa bei 1600 Mark. Anfragen und Anmeldungen an: Evangelischer Fachverband für Kranken- und Sozialpflege, Wilhelmshöher Straße 34. go
Die VdK-Ortsgruppe Bornheim macht auf ihre Sprechstunden aufmerksam: Jeden ersten und dritten Dienstag im Monat stehen im Bürgertreff, Saalburgstraße 17, zwischen 16.30 und 18.30 Uhr Gesprächspartner zur Verfügung. vo
Karnevalgesellschaft "Bernemer Käwwern": Während der Schulferien ruht der gesamte Vereins- und Trainingsbetrieb; auch das Vereinsheim Petterweilstraße bleibt geschlossen. od
Die Kinderbeauftragte für Bergen-Enkheim, Elke Gensler, steht donnerstags zwischen 18 und 21 Uhr unter Tel. (45 00) 2 31 85 Rede und Antwort. Wer Fragen, Kritik oder Anregungen hat, kann sich zu der angegebenen Zeit an die SPD-Ortsbeirätin wenden. fo
Eine kostenlose Krebsberatung bietet die evangelische Epiphaniasgemeinde im Nordend ab sofort an. Jeden Dienstag, von 18 bis 19 Uhr, informiert die Diplompädagogin Evelyn Fomm im Kirchenladen in der Lenaustraße 72 (Tel. 5 97 20 56) Betroffene und Angehörige. fo
Die Wettbewerbsunterlagen der sechs Teilnehmer zum "Gutachterverfahren südliches Ostend" werden noch bis zum kommenden Mittwoch, 8. Juli, werktags von 9 bis 17 Uhr, im Technischen Rathaus-Foyer (Braubachstraße 15) ausgestellt. tel/26
Die katholische St.-Josef-Gemeinde bittet um Spenden für einen Flohmarkt, der für das erste Wochenende im September geplant ist: Die gesammelten Sachen können montags bis freitags zwischen 10 und 12 Uhr sowie 15 und 18 Uhr im Pfarrbüro, Eichwaldstraße 41, abgegeben werden. go/24
Auf ihre neue Kindertanzgruppe macht die "Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken" aufmerksam: Jungen und Mädchen ab sechs Jahren können mittwochs, zwischen 17 und 18 Uhr, im "Cafe Rosa L." in der Windeckstraße 62, Dschungel-, Micky-Mouse- und Partytänze lernen. Weitere Informationen gibt's unter Tel. 44 53 00. fo
1. Karnevalistischer Tanzsport-Club Bornheim: Der Verein sucht für seine sechs- bis elfjährigen "Bambis" und seine acht- bis elfjährigen "Lollypops" aktive Mitglieder. Training: dienstags, 17 Uhr, im Bürgertreff, Saalburgstraße. Nähere Informationen gibt die Trainerin Christine Kurth unter Tel. 44 70 33. vo
Seit einiger Zeit fahren auch die Vollzüge bei der S-Bahn "ohne". Ohne öffentliche Erklärung und ohne Unterrichtung ihrer Kundschaft, hat die Bundesbahn mit dem Fahrplanwechsel am 1. Juni bei den meisten S-Bahnen die Zugbegleiter wegrationalisiert. Künftig werden - aus Sicherheitsgründen - nur noch in Langzügen (drei Triebwagen) Uniformierte das Ein- und Aussteigen überwachen und dem Lokführer das Abfahrtsignal erteilen. Den Verzicht auf vorläufig 45 Schaffner hat sich die Bahn 3,5 Millionen Mark kosten lassen.
Die Investition ist erforderlich, um Stationen, die in Kurven liegen und bei denen der Triebwagenführer nicht das Ende seines Zuges überblicken kann, mit technischen Hilfsmitteln auszustatten. Wo die Installation von Spiegeln nicht ausreicht, werden Kameras installiert, die Bilder auf einen Monitor übertragen. Dieser wird auf den Bahnsteigen dort installiert, wo die S-Bahnen zum Halten kommen. Kameras und Monitore werden durch Kontakte in den Gleisen gesteuert und sind nur in Betrieb, wenn ein Zug in den Bahnhof einfährt.
Auf einem Teil der Stationen fehlt die Technik noch. Grund sind Lieferschwierigkeiten der Hersteller. Deshalb ist die Bahn beispielsweise an der Galluswarte sowie in Bad Vilbel noch zu einer örtlichen Zugabfertigung gezwungen. Dort wurden provisorische Aufsichtskanzeln für die "Stationsschaffner" geschaffen. Spätestens im Herbst 1993 soll die erforderliche Technik komplett vorhanden sein. Dann wird die DB bei der S-Bahn insgesamt 70 Zugbegleiter eingespart und die Kosten jährlich um rund 4,9 Millionen Mark gesenkt haben. Ein Teil von ihnen wird in den lokbespannten Zügen weiterhin als Schaffner Dienst tun, da dort seit Jahren chronischer Mangel an Begleitpersonal herrscht. Ein anderer Teil wird neue Aufgaben erhalten.
Nach Darstellung des Frankfurter Bundesbahnsprechers Walter Henss ist der Personalabbau ein Teil der Rationalisierungsmaßnahmen, um den Aufwand im FVV zu senken. Henss wies Befürchtungen zurück, mit der Abschaffung der Zugbegleiter gebe die Bundesbahn wieder ein Stückchen Sicherheit auf. Die Schaffner, meinte Henss, hätten nie die Aufgabe eines Sicherheitsdienstes gehabt. Zudem sei in letzter Zeit auch "die möglicherweise abschreckende Wirkung der Uniform zunehmend in Frage gestellt worden". Fälle, in denen das Personal bedroht oder sogar tätlich angegriffen wurde, hätten zugenommen. So sei vor einiger Zeit ein Zugbegleiter, der die Personalien eines Schwarzfahrers notieren wollte, von einer Gruppe Jugendlicher in Flörsheim "aus der S-Bahn geschmissen" worden. "Nach unserer Erfahrung kann ein einzelner Uniformierter nichts mehr ausrichten", sagte Henss. Die Bahn baue ihr Sicherheitskonzept deshalb auf dem privaten Streifendienst auf, der seit Anfang März auf den Bahnhöfen präsent ist und auch in den Zügen mitfährt. Dies gelte insbesondere in den späten Abendstunden. gang
BAD HOMBURG. Sie kam aus Leningrad in der Sowjetunion, und sie geht nach Sankt Petersburg in Rußland: Seit fast einem Jahr ist Nadja Drushinina die erste russische Gastschülerin im Hochtaunuskreis, vielleicht sogar in Deutschland. Sie lebt in der Familie von Ernst und Sigrid von Wangenheim in Bad Homburg und nimmt am Unterricht in der Humboldtschule teil. Vor wenigen Wochen feierte sie ihren 16. Geburtstag. Am 14. August "oder ein paar Tage später" soll sie zurückfliegen nach Hause - in ein Land, in dem sich inzwischen manches verändert hat. - Wie sie Bad Homburg erlebte, darüber berichtet Nadja Drushinina in einem Beitrag, der drei Folgen umfaßt.
Adresse: Zwischen Offenbach und Heusenstamm, Dietzenbacher Straße 201, Telefon 0 61 04 / 22 70.
Öffnungszeiten: 11 bis 23 Uhr. Dienstag ist Ruhetag.
Parkmöglichkeiten: Das Lokal hat einen großen eigenen Parkplatz. Wenn Andrang ist, kann es trotzdem eng werden. Fahrräder können an einer Reihe von Fahrradständern im Innern des Gartens angeschlossen werden.
Behinderte: Die Toiletten sind nicht behindertengerecht. Der Garten ist gut mit dem Rollstuhl zu erreichen. Zu den Innenräumen der Wirtschaft führen Stufen hinauf.
Angebote: Im Garten finden 350 Personen Platz. Ein Viertelliter Apfelwein kostet zwei Mark; Bier (0,4 Liter für vier Mark), Weizenbier, Fruchtweine, keine alkoholfreien Biere.
Auswahl aus den Speisen: Holzfällersteak (15,50 Mark), Rindswurst, Sauerkraut und Brot (6,50 Mark), Erdbeeren mit Sahne (5,50 Mark), Handkäs mit Musik (4,50 Mark).
Busverbindung: Die Linie 953 hält direkt vor der Tür.
Fahrradverbindung: Auf dem Radweg von Offenbach problemlos zu erreichen.
Hunde: Hunde können - angeleint - mitgebracht werden. fra
Der vom Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung im Westend eingesetzte Stadtteilberater hat seine Arbeit aufgenommen. Die Sprechstunden von Martin Zabel sind auf Dienstag, 15 bis 18 Uhr, festgesetzt worden. Sie finden im Bürgertreff Westend (Klubraum 7), Ulmenstraße 20, statt.
Darüber hinaus ist Zabel an seinem Dienstsitz im Technischen Rathaus (Zimmer 942), Braubachstraße 15, an den Sprechtagen Montag und Donnerstag (8 bis 12 Uhr) sowie telefonisch unter der Nummer 212-4 04 95 zu erreichen. pia
KELKHEIM. Als Joachim Menke die französische Ferienwohnung nach der Ankunft etwas näher unter die Lupe nahm, machte er im Abstellraum eine folgenschwere Entdeckung. Gleich mehrere Stahlkugeln fand der Hornauer im Regal und hatte damit, ohne es zu ahnen, die Utensilien für die Hauptbeschäftigung des Urlaubs aufgestöbert: Wie die Einheimischen pfefferte er mit den Freunden fortan jeden Tag die silberfarbenen Eineinhalbpfünder über den sandigen Boden und genoß das gesellige "savoir vivre" mit Rotwein und taktischen Diskussionen an einem schattigen Plätzchen. Das war vor zwei Jahren. Seitdem ist - zumindest im Sommer - eine Gruppe von Hornauer Paaren jeden Donnerstag auf dem Platz vor der Alten Schule im Boulefieber.
An diesem Wochentag richtet sich alle Arbeit auf 19 Uhr aus: Während in den meisten Familien gerade das Abendbrot auf den Tisch kommt, werden bei Schmidbauers, bei Menkes, bei Schäferbartholds, den Roths, Kaufholds und den Katzenbachs die kleinen Köfferchen und Taschen gegriffen, deren Format so gewählt ist, daß zu den Boulekugeln immer noch eine Flasche Rotwein paßt. Für die Kinder gibt's Sprudel; auch was zu Knabbern muß mit. Dann wird das Spielfeld an der Alten Schule angesteuert.
Dort ist kurz nach sieben einiges los: Zwölf Erwachsene, sechs Kinder, zehn kleine und große Fahrräder, 24 Boulekugeln, zwei Schweinchen und zehn identische Klappstühlchen füllen den Platz, der sonst oft menschenleer im Ortskern liegt.
Die mit geringeltem Stoff bezogenen Sitzgelegenheiten gab's gerade im Sonderangebot bei einem Möbelhaus. Und die Schweinchen? Nun, so bezeichnen die Kelkheimer die kleinen Holzkugeln, die Boule - richtig müßte es heißen: Pétanque - erst möglich machen. Auch Ziel genannt (franz.: le cochonnet, le cornichon), gilt es, ihnen so nahe wie möglich zu kommen.
"Das ist schon fast alles", wird der Unwissenden erklärt. Und: "Das Spiel ist so schön, weil man gleich mitmachen kann, ohne Meisterschüsse abliefern zu müssen", meint Joachim Menke. Aha: der Wink mit dem Zaunpfahl. Das Schweinchen liegt bereits rund acht Meter entfernt in Richtung der sechs Glas- und Altpapiercontainer, die leider dem französischen Flair eines begrünten Dorfplatzes mit Platanen entgegenstehen. "Beide Füße müssen in dem Kreis sein", weist Ulrich Schäferbarthold auf die Markierung im Sandboden. Und schon habe ich eine Stahlkugel in der Hand. Sie gibt eine angenehme Kühle ab.
Doch wie katapultiert man das Ding am besten zu den anderen Kugeln, die einem Zielwurf im Weg zu liegen scheinen? "Der Handrücken soll nach oben zeigen", lautet die Anweisung, doch das ist ein komisches Gefühl.
Zum ersten Ausprobieren lasse ich stattdessen die 700 Gramm Stahl langsam aus der offenen Handfläche über den Boden kullern, während nicht nur mein Blick dem eirigen Lauf der Kugel folgt. Die leichte innere Spannung weicht, als vom Ziel die Meldung kommt: "Das ist unser Punkt."
"Unser" heißt: Meine Kugel - die letzte geworfene im Spiel - hat den geringsten Abstand vom Schweinchen; unsere Mannschaft damit den Punkt. Weil die zweitnächste Kugel von der gegnerischen Gruppe stammt, werden keine weiteren Punkte vergeben. Denn nur eine Mannschaft kann pro Durchgang gewinnen. Sind mehrere Boulekugeln einer Mannschaft näher als die erste der anderen, gibt es auch mehrere Punkte. Gespielt wird, bis eine Gruppe 13 davon hat.
Auch die Spielerreihenfolge ist anders, als es die Erinnerung aus Kindertagen vorgibt. Während wir im Garten die bunten Plastikboller immer abwechselnd je Mannschaft warfen, legt beim Pétanque der erste Spieler eine Kugel vor. Die Gegner müssen dann versuchen, näher heranzurollen. Erst wenn ihnen das gelungen ist oder sie keine Kugeln mehr haben, ist wieder die andere Mannschaft an der Reihe. Das klingt einfach und ist es auch. Doch erfahrene Spieler können durch Taktik und Wurfkönnen das Spiel zu einem komplexen Vorgang werden lassen, den zu erklären mit wissenschaftlicher Ehre honoriert wird. So verdankt der Franzose Bernard Meunier seinen Doktortitel einer Dissertation über sportmedizinische Aspekte des Boule.
Tierisch ernst geht es bei den Kelkheimern nicht zu. Da wird zwar schon mal aus der Hocke konzentriert das Ziel fixiert, verkündet ein sattes "Klack", daß eine liegende Kugel, in hohem Bogen anvisiert, abgeschossen wurde (bravo!). Doch auch die kleinen Mißgeschicke sind an der Tagesordnung: "Verdammt, ich werfe so beschissen heute!"
Größere Unbill droht indessen allen Spielern, wenn auf dem Gelände der Alten Schule mit dem Bau des geplanten Kulturzentrums begonnen wird. Damit sie ihr liebgewonnenes Hobby nicht aufgeben müssen, haben die sieben Familien einen Brief an den Bürgermeister und die Fraktionen im Stadtparlament verschickt. Darin bitten sie darum, bei der Neugestaltung eine Boulebahn mit einzuplanen. Reagiert hat sofort die FDP. Die wollte wissen, was das denn kostet. "Naja, deutlich unter einer Million", hat Ulrich Schäferbarthold geantwortet und grinst heute noch, wenn er an die verdutzten Gesichter denkt. "Nee, im Ernst: Das sind nur ein paar Mark."
Theoretisch könnte die Stadt sogar Geld sparen. Dann nämlich, wenn sie für die Boulespieler einfach eine sandige Schotterecke unbepflastert läßt. Denn den Kugelanhängern ist das Gelände fast egal. Hauptsache, man kann das Plätzchen gut überblicken. Bodenunebenheiten machen das Kullern nur reizvoller.
WESTLICHE STADTTEILE. Während der Sommerferien bleiben die Stadtteil- Büchereien in den westlichen Frankfurter Stadtteilen mit Ausnahme von Höchst und Griesheim geschlossen. Diese beiden offenen "Literatur-Tempel" haben allerdings verkürzte Öffnungszeiten.
Die Stadtteilbücherei Höchst in der Michael-Stumpf-Straße 2 ist bis einschließlich 27. Juli dienstags und donnerstags von 13 bis 19 Uhr, mittwochs und freitags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Montags ist in dieser Zeit Ruhetag.
Für die Griesheimer Stadtteilbücherei im Bürgerhaus gelten in den Sommerferien ebenfalls bis Montag, 27. Juli, dieselben Öffnungszeiten wie in Höchst, mit einer Ausnahme: Im Schwarzerlenweg 57 bleibt die Eingangstür auch an den Samstagen geschlossen.
Wann die städtischen Bücherbusse in den Sommerferien in den westlichen Stadtteile Station machen, kann täglich telefonisch erfragt werden: unter der Rufnummer 0 69 / 30 19 47.
Von der Sommerpause nicht betroffen ist hingegen die Zentralbibliothek auf der Frankfurter Zeil. Sie ist zu den üblichen Zeiten geöffnet. dis
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In den Städten erkranken nach einer Untersuchung des Bundesamtes für Strahlenschutz (Salzgitter) deutlich mehr Kinder an Leukämie als auf dem Land. Eine Erklärung gebe es dafür bislang nicht, berichtete das Bundesamt über erste Ergebnisse eines Forschungsvorhabens an seinem Institut für Strahlenhygiene in Neuherberg bei München. Ein Grund könnte die höhere Schadstoffbelastung der Luft in den Städten sein, sagte der Leiter des Projekts "Strahlenbiologisches Umweltmonitoring Bayern", Bernd Grosche. Ausgewertet wurden im Auftrag des bayerischen Umweltministeriums Daten der Jahre 1983 bis 1989.
Die meisten Leukämiefälle bei Kindern wurden danach in den kreisfreien Städten - wie München, Nürnberg, Augsburg oder Regensburg - gezählt. Auch in "ganz ländlichen" Regionen, wie in Teilen der Oberpfalz, sei die Zahl der Erkrankungen im Vergleich zu anderen Gegenden erhöht. Dies sei, so Grosche, möglicherweise auf den Pestizid-Einsatz in der Landwirtschaft zurückzuführen. Deshalb sollen nun die Gegenden, in denen vor allem Ackerbau betrieben wird, mit Gebieten mit vorwiegend Viehzucht verglichen werden, sagte der Leiter des Fachgebiets Epidemiologie am Institut.
Anders als beim norddeutschen Kernkraftwerk Krümmel habe in der Umgebung der vier bayerischen Kernkraftwerke keine Erhöhung der Zahl von Kindern mit Leukämie festgestellt werden können. Untersucht worden war der Umkreis von fünf Kilometern um die Kernkraftwerke Gundremmingen, Ohu, Grafenrheinfeld und Kahl sowie um den Forschungsreaktor in Garching bei München. dpa
Die Debatte und die Entscheidung über den § 218 StGB war seit Jahrzehnten der größte Tag des Parlaments (FR vom 26. 6. 1992 "Fristenlösung angenommen").
Nichts war, wie sonst. Es gab keinen Regierungsentwurf; die Koalition ist hier zu zerstritten. Die Fraktionen hatten gezeigt, was sie konnten und haben die Probe glänzend bestanden. Die Stars der Politszene blieben stumm.
Kohl und Schäuble hatten ihren wortgewaltigen Redenschreibern Ausgang gewährt und mußten deshalb stumm bleiben. Engholm sonnte sich in Kiel, Lafontaine gedachte in Saarbrücken seiner verflossenen Ehefrauen und zählte sein Geld. Bisher kaum bekannte Frauen - Uta Würfel und Inge Wettig-Danielmaier - beherrschten die Szene und waren besser als so manche Männer.
Eine Kleinigkeit hatte dies möglich gemacht: Die Verfassung war für einen Tag wieder in Kraft gesetzt und die Abgeordneten durften abstimmen, wie ihnen ihr Gewissen gebot. Der Fraktionszwang war aufgehoben.
Mein Schluß: Der Fraktionszwang korrumpiert das Parlament. Würde er gemildert, würde das Parlament wieder interessant und der Politikverdrossenheit entgegengewirkt.
Etwas Zweites: Außendruck verliert so an Bedeutung. Die katholische Kirche bimmelt noch, aber Dyba und sein Mentor in Rom sind an das Ende der Sackgasse gelangt, in die sie ihre Kirche geführt haben. Politisch sind sie in Deutschland halbtot.
Ulrich Vultejus (Bundesvorsitzender Humanistische Union), Hannover
Nach zehnjähriger Tätigkeit verläßt der Fernsehsportreporter Jörg Wontorra am 30. September Radio Bremen. Nach Angaben des ARD-Senders wechselt der 43jährige zur Frank-Elstner-Produktion in Luxemburg, wo er als Geschäftsführer eine Spielshow entwickeln und selbst präsentieren wird.
Der Juni 1992 wird als Monat der Wetterrekorde in die Statistiken der Meteorologen eingehen: Während er dem Norden der Republik die schlimmste Dürre seit 145 Jahren bescherte, fiel etwa im bayerischen Bad Kissingen mit 231 Millimeter Niederschlag fast ein Drittel der normalen jährlichen Menge. Das berichtete der Deutsche Wetterdienst in Offenbach.
Die wochenlange Dürre vor allem in Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern war laut Diplom-Meteorologe Uwe Wesp die schlimmste seit 1847. Das trockenste Gebiet war der äußerste Nordosten Deutschlands nördlich der Linie Peene-Rostock-Arkona. Hier verzeichnet die Statistik im Juni 0,0 Millimeter Niederschlag. Mehr als zehn Millimeter wurden nirgends im küstennahen Gebiet gemessen.
Insgesamt schien die Sonne im Juni nordöstlich der Elbe mehr als doppelt so viel wie gewöhnlich. Neuer Sonnenschein-Rekordhalter in Deutschland ist Arkona auf Rügen: Mit 383 Stunden Sonnenschein im Juni wurde die Insel Usedom, die seit Mai 1989 den Rekord mit 382 Stunden gehalten hatte, vom Platz an der Sonne verdrängt. dpa
(Wetterbericht auf Seite 17)
WETTERAUKREIS. Familien mit Pflegekindern bietet der Wetteraukreis zweimal im Jahr die Möglichkeit, sich im Jugendgästehaus des Wetteraukreises Hubertus (Butzbach) fortzubilden. Dabei sollen die Pflegeväter und -mütter der oftmals verhaltensgestörter Kinder geschult werden, ihren Aufgaben besser gerecht werden zu können.
Während ein umfangreiches Betreuungsangebot für die Kinder angeboten wird, werden in Rollenspielen Alltagssituationen durchgegangen. Für die Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Gila Gertz steht dabei im Vordergrund, daß das Verhältnis zu den Herkunftsfamilien verbessert wird, denn Ziel ist es, die Familienverhältnisse wieder insoweit zu stabilisieren, daß die Pflegekinder wieder zu ihren leiblichen Eltern zurück können. Dafür sei es wichtig, daß der Kontakt stets aufrecht erhalten wird, so Gertz.
Die Fortbildungswochenenden eignen sich auch für Familien, die ein Pflegekind aufnehmen wollen, da sie dabei wichtige Einblicke in die mögliche zukünftige Aufgabe gewinnen können.
Familien, die Interesse an der Pflegekinderarbeit haben, können sich unter den Telefonnummern 0 60 31 / 83 107 beziehungsweise 108 oder 0 60 42 / 885-180 an den Pflegekinderdienst wenden. str
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WETTERAUKREIS. Die Schüler Union des Kreises hat ein neues Konzept zum Thema "Mit dem Fahrrad zur Schule" ausgearbeitet. Damit soll ein wichtiger Schritt in Richtung Umweltschutz ermöglicht werden. "Wer ein gutes Fahrrad hat, will es während des Unterrichts auch sicher wissen", betont Kreisvorsitzender Tobias Greilich einen Schwerpunkt des Konzeptes. Die Fahrradständer vor den Schulen, soweit sie überhaupt vorhanden wären, seien unbewacht, bemängelt er.
Problematisch ist nach Ansicht der Schüler Union auch die mangelnde Zugriffsmöglichkeit auf Schließfächer in den Schulen. Schülerinnen und Schüler würden dadurch gehindert, ihre Kleidung nach dem Radfahren zu wechseln. Verbesserungen seien unverzichtbar. ub
RODGAU. Der Europapark in Rust bei Freiburg im Breisgau ist am Montag, 20. Juli, Ziel einer Busfahrt des Jugendhauses Dudenhofen. Junge Leute bis zu 18 Jahren zahlen 25 Mark, Erwachsene 30 Mark, Kinder unter zwölf können nur in Begleitung eines Erwachsenen mitkommen. Die Fahrt beginnt um 6.30 Uhr am Jugendhaus. Rückkehr ist gegen 21.30 Uhr. Infos Tel. 0 61 06 / 69 30. ttt
HÖCHST. Bis zu 200 Asylsuchende in der McNair-Kaserne? Die Meinung der meisten Anwohner steht fest: "Wir sind dagegen." Stadt und Land einigten sich jedoch darauf, so viele Menschen in der Windthorststraße "vorübergehend" unterzubringen. Die ersten Flüchtlinge sollen nach der Sommerpause in das barocke Gebäude einziehen, kündigte Ministerin Iris Blaul an. Die Anwohner fühlen sich dadurch übergangen: "Uns hat keiner gefragt", schimpft eine Frau aus der Herbesthalerstraße - und kündigt an, ihr Wahlkreuz das nächste Mal an der "richtigen Stelle" zu machen.
Hans-Georg Döring, Pfarrer in der evangelischen Christophorusgemeinde, befürchtet nun, "daß sich die Menschen radikalisieren". Er plädiert dafür, bald mehr Verständnis für die Flüchtlinge zu schaffen. Dazu will er eine Arbeitsgemeinschaft gründen.
Die letzten US-amerikanischen Soldaten ziehen in den nächsten Tagen ab. Die künftige Nutzung des Areals ist Thema Nummer eins im Viertel. Wie heftig und emotional auch diskutiert wird, der Tenor scheint stets derselbe: Kaum jemand kann Flüchtlingen in der Nachbarschaft etwas Gutes abgewinnen. Im Gegenteil: Schroffe Ablehnung ist normal. Zumindest ist das der Eindruck, den die FR gestern bei einer kleinen Umfrage unter den Anwohnern der umliegenden Straßen gewonnen hat.
Etwa ein Dutzend Befragte waren ausnahmslos gegen Flüchtlinge in der McNair-Kaserne.Eine 68jährige Rentnerin in der Herbesthalerstraße ist sicher, vielen im Haus aus der Seele zu sprechen: "Nicht nur ich bin strikt dagegen." Ihrer Meinung nach gibt es bereits "genügend Ausländer im Haus und in der Gegend". Die fast 78jährige alleinlebende alte Frau ein Stockwerk höher gibt unumwunden zu: "Ich habe Angst."
Der junge Mann im ersten Stock fürchtet "noch mehr Krach, als die Amis schon gemacht haben. Vielleicht bringen die sogar Drogen hierher." In den Zeitungen könne man lesen, was Ausländer so alles drauf haben.
Sieben Erwachsene sitzen an der Bushaltestelle in der Windthorststraße - fünf sagen ihre Meinung, zwei schweigen: "Asylbewerber bedeuten eine Verschlechterung der Wohnqualität", urteilt eine Mittdreißigerin. Die Umsitzenden nicken. Der Hausmeister des Victor-GollanczAltenheimes weiß von Ängsten der Bewohner: "Die älteren Menschen machen sich Sorgen." Wohin man hört, überall die gleichen Antworten.
Das ist auch Pfarrer Döring nicht entgangen. "Die Menschen fürchten sich vor Kriminalität und Lärm. Sie sagen, die Flüchtlinge sprechen kein Deutsch und wollen sich nicht anpassen." Kurz: "Da ist die ganze Palette diffuser Ausländerängste am Wirken. Flüchtlinge rangieren in puncto Ängste noch über den amerikanischen Soldaten."Döring hält zwar viele Befürchtungen für "reine Vorurteile"; dessen ungeachtet nimmt er die "Sorgen der Menschen aber sehr ernst".
Es dürfe von politischer Seite nicht "Augen zu und durch" heißen. Genau das wirft der Seelsorger aber den Verantwortlichen in Stadt und Land vor, weshalb er einen "Riesenzorn" auf sie hat: "Hier wurde weder jemand gefragt noch gehört. Man hat die Menschen einfach übergangen."
Hart ins Gericht geht der Geistliche auch mit den Grünen. "Wenn die sagen, hier sollen 500 Leute rein, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn bald nur noch ,Republikaner' gewählt werden." Gerade die Grünen nähmen gerne das Wort "Basisdemokratie" in den Mund, hier aber "oktroyieren sie den Leuten etwas von oben auf", zürnt der Pfarrer.
"Noch" sei die Stimmung "nicht völlig unruhig", schätzt Döring. Das dürfe aber keineswegs fehlinterpretiert werden. "Sind die Soldaten endgültig weg und die ersten Flüchtlinge da, kann sich das schnell ändern: Dann geht's rund." Unter diesen Umständen wäre es dem Pfarrer am liebsten, wenn keine Asylsuchenden in der "McNair" untergebracht würden. "Das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern die Konsequenz aus meinen Eindrücken." Weder den Flüchtlingen, noch den Einheimischen werde es ansonsten gutgehen, prophezeit er.
Ortsvorsteher Rudolf Hartleib sagt, auch er nehme die Ängste der Menschen "ernst". Der Politiker rückt dennoch die Sachzwänge in den Vordergrund: "Die Flüchtlinge sind nun einmal da, und dem müssen wir Rechnung tragen." Der jetzigen Lösung mag sich der Jurist denn auch "nicht verweigern". Die Stadt Frankfurt stehe schließlich in der Pflicht, Asylsuchende unterzubringen: "Und da kann man nicht überall nur Nein sagen. Irgendwann muß es auch Ja heißen."
Allerdings: Dem Ortsvorsteher ist es wichtig, daß die Flüchtlinge nur vorübergehend in Höchst untergebracht werden, wie es das Blaul-Ministerium versprochen hat. Nach Hartleibs Vorstellungen soll in einem Bebauungsplan festgeschrieben werden, wie "McNair" langfristig genutzt werden kann. Und zwar, ohne Möglichkeiten des Areals von vorneherein durch Flüchtlinge "zu begrenzen".
Um den Konfliktstoff wenigstens etwas zu entschärfen, hat Hartleib gestern mit dem Frankfurter Amt für multikulturelle Angelegenheiten Kontakt aufgenommen. Die Behörde habe ihm Unterstützung bei Veranstaltungen und Aktionen zugesagt, die zwischen "Flüchtlingen und Deutschen vermitteln sollen".
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
Zum 500. Mal jährt sich 1992 die "Entdeckung" Amerikas. Die Fahrt von Kolumbus bildete den Auftakt für Eroberungen, in deren Gefolge sich das europäische Zivilisationsmodell über weite Teile Amerikas, Afrikas, Asiens und Ozeaniens ausbreitete. Gleichzeitig etablierten sich Machtverhältnisse, die heute gern hinter Leerformeln wie "Erste Welt" und "Dritte Welt" versteckt werden. Wo immer Europäer Neuland betraten, taten sie dies vor allem als Eroberer, selten als neugierige Wissenschaftler.
Wer 1992 nach den Folgen der damaligen "Entdeckungsfahrten" sucht, braucht nicht nach Lateinamerika zu fahren. Die sogenannte "Dritte Welt" ist in den vergangenen Jahrhunderten in vielfältiger Weise Teil unseres Alltags geworden - auch hier bei uns in der Wetterau. Ihren Spuren geht eine FR-Serie nach, deren erster Teil am 18. April erschien. Darin beschäftigten wir uns mit Menschen, die in der Wetterau keine Lebenschance mehr sahen und nach Amerika auswanderten oder in Afrika ihr Glück versuchten. Die zweite (FR vom 7. Mai) und die dritte Folge (FR vom 13. Mai) befaßten sich mit der Gegenwart. Die vierte Folge (FR vom 26. Mai) beschrieb die wenig ermutigende Situation der Dritte-Welt-Läden in der Wetterau. Folge fünf (FR vom 2. Juli) schilderte das Engagement von Schülern für Gleichaltrige in Amerika, Folge sechs (FR vom 3. Juli) kommunale Partnerschaften. Zum Abschluß der siebenteiligen Serie berichten wir über die Arbeit des Wetteraukreises und der Kirchen.
Bald City-Bahn mit Pendlerfrühstück? Zukunftsplan: Zwei Eisenbahnringe rings um Frankfurt / Zähe Verhandlungen Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Schubert Der Blick aus dem Fenster hat Symbolcharakter. Die Hochhaustürme Frankfurts sind weit weg, doch die Fahrt mit der S-Bahn ist kurz. In 20 Minuten kann Volker Sparmann, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Vorbereitung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), den Hauptbahnhof erreichen. Auch der Rhein-Main-Flughafen liegt vor seiner Haustür. Doch die S-Bahn-Fahrt zum Airport würde für den Manager in Sachen Nahverkehr zum zeitaufwendigen Trip. Wer von Hofheim nach Rhein-Main will, muß zum Hauptbahnhof und dann - auf der anderen Mainseite - zurück zum Terminal. Im FVV ist das Schienennetz strahlenförmig auf Frankfurt zugeschnitten. Das soll sich mit dem neuen Verkehrsverbund ändern: Die RMV-Fachleute basteln an einem neuen ÖV-Netz zwischen Marburg und Heppenheim, Bad Kreuznach und Fulda. Wichtigste Neuerung: Rings um Frankfurt wird es zwei Eisenbahnringe geben. Einen inneren, rund 25 Kilometer vom Zentrum entfernt und einen äußeren, an dem Kommunen wie Aschaffenburg, Hungen, Limburg, Mainz oder Darmstadt liegen.
"In der Vergangenheit", sagt Volker Sparmann, "haben die Macher des ÖPNV fast ausschließlich mit Pendlerströmen gerechnet." Und weil im Ballungsraum Rhein-Main die Berufspendler zumeist das Ziel Frankfurt hatten, wurde das Angebot auf der Schiene auf die Mainmetropole zugeschnitten. Alle Wege führten nach Frankfurt - aber im Regelfall auch über Frankfurt, obwohl es um Frankfurt herum viel schneller gehen könnte.
Dabei ist - beispielsweise im FVV - nur etwa jeder dritte Fahrgast zur Arbeitstelle oder zur Schule unterwegs. Zwei Drittel jedoch fahren zum Einkaufen oder nutzen den öffentlichen Nahverkehr zur Freizeitgestaltung - und wollen dabei gar nicht nach Frankfurt. Dem soll das Konzept zweier Ring-Bahnen Rechnung tragen. Der innere Schienenstrang, der rund 100 Kilometer lang wäre und um den herum rund zwei Millionen Menschen leben, soll Friedberg, Bad Homburg, Kronberg, Höchst, den Flughafen, Langen, Oberroden, Babenhausen, Haunau und Nidderau miteinander verbinden.
Im 250 Kilometer langen, äußeren Kreis mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern soll im Stundentakt künftig eine Bahn zwischen Wiesbaden, Mainz, Darmstadt, Aschaffenburg, Glenhausen, Gießen und Limburg pendeln.
Während im inneren Ring rund 20 Kilometer Schiene zusätzlich verlegt und zwischen Höchst und dem Flughafen eine ganz neue Trasse geschaffen werden müßte, sind "draußen" sämtliche Gleise bereits vorhanden. Für Sparmann ist es "völlig unverständlich, daß die vorhandene Infrastruktur bislang nicht genutzt wurde". Denn: "Die Region Mittelhessen ist so stark mit dem Rhein-Main-Gebiet verzahnt, daß auch das Schienennetz entsprechend genutzt werden muß."
Am Vorbild des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr orientiert, wird es im Rhein-Main-Verkehrsverbund zudem ein ganz neues Angebot auf der Schiene geben: die City-Bahn (CB). In den Köpfen der RMV-Macher hat das Konzept bereits Gestalt angenommen. Danach wird die Linie A von Stadtallendorf über Marburg, Gießen, Frankfurt und Darmstadt nach Heppenheim verkehren, die Linie B soll Limburg über Gießen mit Fulda verbinden, die Linie C von Fulda aus über Frankfurt nach Rüdesheim verlaufen, die Linie D einen Anschluß zwischen Hanau und Bad Kreuznach herstellen und die Linie E zwischen dem rheinland-pfälzischen Alzey und dem bayerischen Aschaffenburg pendeln.
(Fortsetzung auf Seite 16) Sparmann kann sich gut vorstellen, daß in den City-Bahnen Pendlern ein Frühstück gereicht wird und die regionalen Tageszeitungen ausliegen.
Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Denn noch hat Sparmann nicht alle Kreise und Kommunen für den neuen Nahverkehrsverbund gewonnen, die ihm aus regional- und verkehrspolitischer Sicht angehören sollten. Die Kreise Darmstadt-Dieburg und Mainz-Bingen haben noch immer Vorbehalte gegen die große Lösung im RMV und favorisieren einen Verkehrsverbund auf lokaler Ebene. Mit der Stadt und dem Kreis Fulda, die nach dem Votum des Aufsichtsrats dem RMV auf jeden Fall angehören sollen, hat Sparmann "noch gar nicht gesprochen". Fulda, sagt Volker Sparmann, ist "als Eingangstor zum Rhein-Main-Gebiet" und als "künftiger Teil der Schienenachse von Luxemburg nach Thüringen aber von besonderer Bedeutung".
Während die Gespräche mit den Politikern in Fulda noch ausstehen, haben Sparmann und seine Mitarbeiter in den vergangenen Wochen das künftige RMV-Gebiet zwischen Bad Kreuznach, Marburg und den Kreisen Vogelsberg und Bergstraße wie Handlungsreisende abgeklappert. Hier mußte der Bürgermeister von den Vorteilen des RMV überzeugt werden, dort wünschte der gesamte Kreistag Aufklärung und manchmal tat es auch ein Ausschuß.
Nachdem Mitte Juni Sparmann im Haupt- und Finanzausschuß des Odenwaldkreises seine Gedanken vorgetragen hatte, erklärten die Kreistagabgeordneten mit Schreiben vom 25. 6. einstimmig ihren Beitritt zur RMV-Vorbereitungsgesellschaft. Bis September, wenn der Aufsichtsrat zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt und das endgültige RMV-Gebiet absteckt, hofft Sparmann alle 29 Städte und Kreise, die auf der Wunschliste stehen, von der Bedeutung eines regionalen Verkehrsverbundes überzeugt zu haben.
"Zwischendurch" versuchen die RMV-Manager dem kommenden Verbund auch in diversen Arbeitskreisen Konturen zu geben. Im AK-Planung stricken Umlandverband, Bundesbahn, FVV sowie die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern am künftigen Bus- und Bahnnetz, der Arbeitskreis Tarife und Vertrieb diskutiert gewgenwärtig unter anderem, ob in Zukunft Telefonkarten der Post auch für die Bezahlung der RMV-Fahrscheine genutzt werden können, und "ganz wichtig" ist für Volker Sparmann, daß bald auch der "Nutzer- Beirat" gegründet wird. In ihm sollen alle, die eine "anwaltliche Stimme haben" (Sparmann), weil sie die Busse und Bahnen täglich nutzen, zu Wort kommen. Denn bislang, sagt der Manager Sparmann, "sind solche Gruppen häufig vergessen worden". Dem Gremium sollen Jugendliche genauso angehören wie Gewerkschaften, Kirchen oder der Bund Alleinerziehender Mütter.
Nicht minder wichtig ist für Sparmann allerdings der "Fachbeirat", in dem die Vertreter von 30 Verkehrsunternehmen aus der Region sitzen. Der Beirat soll bei der Entscheidung helfen, ob künftig - wie in Wiesbaden oder Offenbach - Fahrscheine und damit auch billigere Streifenkarten in den Entwerter gesteckt werden können oder - wie generell in Frankfurt - die Automaten bereits entwertete Fahrscheine ausspucken.
"Wir wollen Entscheidungen soweit wie möglich mit den Nutzern von Bussen und Bahnen absprechen", sagt Volker Sparmann. In dieses Konzept paßt das Forum am 18. September in Friedberg. Gemeinsam mit der Bundesbahn und dem Wetteraukreis wird der Rhein-Main-Verkehrsverbund an diesem Tag sämtliche Triebwagen und Nahverkehrszüge vorstellen, die derzeit zwischen Kiel und Garmisch auf der Strecke sind. Experten werden die Vor- und Nachteile diskutieren und auch die "Normalbürger" können ihre Meinung äußern. "Das Wichtigste für uns ist", sagt Volker Sparmann, "daß der Fahrgast mitbestimmt."
(Siehe auch: KASTENTITEL!)
WETTERAUKREIS II
KASSEL. Oskar Kokoschka war nicht nur Maler, sondern schrieb auch Gedichte und Dramen. Eines trägt den Titel "Orpheus und Eurydike", ein wilder Ausbruch von Eifersucht, ein Aufschrei wegen der als unmöglich erkannten dauerhaften Bindung von Mann und Frau und um so mehr dann, wenn es sich um Künstler oder Intellektuelle handelt. Kokoschka lag während des Ersten Weltkriegs verwundet im Lazarett und schrieb sich seine Verzweiflung über seine zu Bruch gegangene Beziehung zu der Künstlermuse Alma Mahler von der Seele. Das wurde ein ungefüges, nicht leicht verstehbares Stück, das gleichwohl - es muß wohl den Zeitgeist getroffen haben - von vielen Bühnen aufgeführt worden ist.
Auf den einfachsten Nenner gebracht: Der egozentrische Künstler Orpheus muß erfahren, daß Eurydike ihn nach fünf Jahren Verbannung in der Unterwelt fast vergessen hat. Zurück aus dem Hades will sich eine neue Gemeinsamkeit nicht mehr einstellen: Die traurige Geschichte von Oskar und Alma. Allerdings: Amor und Psyche geben ein Gegenbeispiel für eine mögliche Liebe - heiter, verspielt, ohne zu hohe Ansprüche. Richard Straussens "Ariadne auf Naxos", etwa zur selben Zeit entstanden, ist da nicht fern.
Kokoschka sucht zunächst nur jemanden, der ihm eine Begleitmusik für sein Schauspiel schreibt, das in New York gegeben werden sollte. Ernst Krenek, damals blutjung, wenn auch nur vier Jahre jünger als der Dichter-Maler, machte eine Oper daraus, eine seiner besten Werke, 1926 in Kassel uraufgeführt, wo der Komponist Assistent des allen Neuem zugetanen Intendanten Paul Bekker war. Dort ist sie nun, sozusagen im ruhestandsfähigen Alter, abermals aufgeführt worden, nachdem eine konzertante Aufführung während der Salzburger Festspiele 1990 auf die Oper nachdrücklich hingewiesen hatte (FR vom 1.9.90).
Beinahe wäre die Neuinszenierung gar nicht zustande gekommen. Der Kölner Choreograph Jochen Ulrich sollte sie besorgen. Die Bühnenbilder hatte Kathrin Kegler bereits entworfen und deren Umsetzung in die Bühnenrealität war im Gange, als der vorgesehene Regisseur wegen Krankheit paßte. Die meisten Intendanten hätten unter ähnlichen Umständen das schwierige Vorhaben abgesagt. Nicht der Kasseler Theaterchef Michael Leinert. Er übernahm, nicht unbedingt sein erster Regisseur, kurzentschlossen selbst die Regie und brachte sie zu einem mehr als respektablen Ergebnis. Gewiß: ein gutes Bühnenbild ist die halbe Inszenierung. Und dieses läßt viel Raum für die Bewegungen der Akteure und weist viele Anspielungen an Erzeugnisse der bildenden Kunst aus den Entstehungsjahren dieser Oper auf.
Am Ende baumelt Orpheus an einem Strick, und ein Nackter, zunächst in einem Müllcontainer sitzend, läßt die Bücher verbrennen. "Hinter der Liebe bis in den Tod steckt - Haß", dies sind die letzten Worte des Orpheus, bevor er von Eurydike erwürgt wird. Und ganz zum Schluß sitzen die Menschen vor einem kitschigen Hügel, auf dem Psyche hinaufklettert, bringen Blumen und Kränze - eine heitere Trauerfeier. Dazu erklingt eine schöne, stille Musik. Wie überhaupt Krenek bewies, daß er für Stimmen zu komponieren verstand.
James McCray (Orpheus) und Jayne Casselman (Eurydike), Aixa Rodriguez (Psyche) und Terrance Ho Sin Hang (der stumme Amor), Annette Seiltgen, Joke Kramer und Nidda Palácios (Furien) bemühten sich redlich, den ungewohnten Aufgaben gerecht zu werden. Textverständlich zu singen vermochte allerdings kaum einer/eine.
Und dies macht eben die Schwierigkeit des ohnehin schon komplizierten Werkes aus: ohne immer wieder die Inhaltsangaben zur Hilfe zu nehmen, ist der Zuhörer verloren. Er kann als Zuschauer die ständig wechselnde Abfolge interessanter Bilder betrachten, ohne dadurch viel schlauer zu werden. Das stark streicherlastige Orchester, vom künftigen Generalmusikdirektor Georg Schmöhe kompetent geleitet, wurde der Komposition Kreneks voll gerecht. (HORST KÖPKE
(Wiederaufnahme in der neuen Spielzeit.)
Die Stiftung Blindenanstalt hat ihre kunsthandwerkliche Ausbildung blinder ungarischer Kinder mit einem Workshop in Ungarn fortgesetzt. Mit einem Bus voller Rohspecksteine und Werkzeugen reiste der Leiter der Bildhauergruppe der Stiftung, Dieter Josef Bauer, zusammen mit zwei Mitarbeitern nach Pécs-Fünfkirchen.
Bereits im März dieses Jahres waren drei blinde ungarische Kinder zu Gast bei dem Frankfurter Bildhauer gewesen. In Pécs-Fünfkirchen arbeiteten er und seine Mitarbeiter drei Wochen lang, vom ersten bis 20. Juni, intensiv mit elf erblindeten Kindern im Alter von acht bis 14 Jahren. Den meisten droht nach Abschluß der Schule die Isolation in den vier Wänden des Elternhauses, denn auf dem Arbeitsmarkt haben sie kaum eine Chance. Unter dem Motto des Projektes, "Integration durch Kreativität", soll deshalb eine kleine Werkstatt für diese Kinder eingerichtet werden. Die Stiftung Blindenanstalt hat dafür in der ungarischen Stiftung "Licht der Welt" eine engagierte Partnerin gefunden. "Wenn alles klappt", so die Leiterin optimistisch, "ist schon im Oktober die Grundsteinlegung.
Mit dem Erlös einer Verkaufsausstellung von Werken Dieter Josef Bauers im Herbst will die Frankfurter Stiftung den Bau dieser Werkstatt in Pécs-Fünfkirchen finanziell unterstützen. ki
Will und muß man den Worten von Kreisfußballwart Heinz Noack Glauben schenken, dann stand er zum letzten Mal als Klassenleiter der Bezirksliga Gelnhausen bei der Terminbesprechung im Meerholzer Sportheim diesem Gremium vor. "Die Saison 1992/93 wird am 29. Mai beendet sein, ob noch unter meiner Regie, muß der am 8. April 1993 neu zu wählende Kreisfußballausschuß entscheiden", so Noack mit aufklärenden Worten.
Traditionsgemäß vollzählig waren alle 16 Vereinsvertreter in den Gelnhäuser Stadtteil gekommen. Daß es nicht 17 oder gar 18 Vereine waren, dafür hatten zuvor der SV Birstein und der TSV Höchst durch ihre Entscheidungssiege gesorgt und waren neben Melitia Roth in die Bezirksoberliga Frankfurt Ost aufgestiegen. "Schon tragisch", so Noack in seinem Rückblick, "für den SV Neuses, am häufigsten (insgesamt 18mal) in der Saison an der Spitze der Tabelle und am Ende mit leeren Händen dazustehen." "Sein Verein" Melitia Roth hingegegen setzte sich mit der Präzision einer Schweizer Uhr erst am allerletzten, dem entscheidenen Spieltag auf den "Platz an der Sonne".
"Neulinge" im Feld der 16 Bezirksligisten, die drei Aufsteiger aus Hesseldorf, Eidengesäß und Großenhausen sowie die beiden Absteiger FC Gelnhausen und Viktoria Lieblos, die nur ein beziehungsweise zwei Jahre Bezirksoberligaluft schnuppern durften.
"Bedauerlich", so Noack weiter, "daß wieder eine stattliche Zahl von Reservespielen wegen schlechter Platzverhältnisse ausfallen mußte. Vielleicht können sich die Vereine künftig arrangieren, diese Spiele nachzuholen. Der Klassenleiter ist jederzeit dazu bereit." Leicht über dem Durchschnitt im Vergleich zu den A- Ligisten liegen die 1723 Mark Schiedsrichterkosten pro Verein, und 77 Einzelgerichtsurteile kommen auch nicht alljährlich vor. Spitzenreiter der "bösen Buben" sind mit je zehn Bestrafungen der TSV Hain-Gründau und Germania Wächtersbach, gefolgt von Viktoria Neuenhaßlau (8) sowie dem VfR Meerholz und dem FSV Mernes (je 7). Nicht ein einziger Gelnhäuser Fußballverein verdiente sich den üblichen Scheck von hundert Mark für absolute Fairneß. In diesem Zusammenhang wartet Bezirksrechtswart Günter Kauck (Birstein-Sotzbach) mit interessanten Zahlen und Fallbeispielen auf. So wurden auf Bezirksebene in der vergangenen Saison ingesamt 61 Fälle abgeurteilt, dabei für 121 Monate - also mehr als zehn Jahre - Spieler gesperrt, Geldstrafen in einer Gesamthöhe von 5490 Mark verhängt (sie fließen in die Kassen des Hessischen Fußballverbands), und es entstanden Kosten für die Beteiligten von rund 10 000 Mark.
Nur ganze sechs Vereine gingen nach Kaucks Urteilen in die nächste Instanz, und dabei wurden gerade mal zwei Fälle geringfügig korrigiert. Auf den Fußballkreis Gelnhausen entfielen zwei Widersprüche gegen Einzelrichterurteile - Germania Wächtersbach war mit den Strafen für seine Spieler Wagner und Fingerhut nicht ganz einverstanden. Künftig wird es statt eines Bonus bei einer Spielsperre vor der Winterpause einen 50prozentigen Zuschlag geben - für ein Vergehen, das acht Wochen Aussetzen nach sich zieht, muß man demnächst drei Monate "brummen".
Ungewollte "Bonbons" verteilte Heinz Noack dann bei der Festlegung der Termine, als aufgrund des "Schlüssels" der Schelmenmarkt um das Derby zwischen den beiden Absteigern FC Gelnhausen und Viktoria Lieblos, die Kerb in Hailer um den Lokalschlager zwischen dem FSV und dem VfR Meerholz bereichert wurden. Die Vorrunde soll am 29. November beendet sein, es folgen noch zwei Rückrundenspiele, ehe es bis zum 28. Februar in die Winterpause geht.
Mit Aufsteiger Hesseldorf als Antragsteller und den "Sympathisanten" Gelnhausen, Lieblos und Wächterbach sprachen sich ganze vier von 44 Vereinen für eine Erhöhung der Eintrittspreise aus - der Zuschauer braucht auch in der kommenden Saison nicht tiefer in die Tasche greifen. Jede Spielverlegung kostet künftig 20 Mark, in erster Linie will man damit der Flut der Jugendspielverschiebungen Herr werden. An der Gründau in Lieblos trifft man sich irgendwann im Juni 1993 wieder. wh
BAD VILBEL/GLAUBURG. Mit Volldampf unternimmt das hr4-Rhein-Main- Journal Ausflüge in die Geschichte der Eisenbahn. Jeden Donnerstag bietet sich so die Möglichkeit einer Freifahrt auf historischen Gleisen.
Am 9. Juli wird eine Fahrt vom Frankfurter Hauptbahnhof nach Heldenbergen- Windecken führen, wo "Radio zum Anfassen" versprochen wird.
Von 16.05 bis 17 Uhr wird live vom Bahnhof über Geschichte und Geschichtchen rund um die Niddertalbahn berichtet.
Zusteigemöglichkeiten für Eisenbahnfans aus dem Kreis gibt es in Bad Vilbel um 15.22 Uhr. Fahrgäste aus Richtung Stockheim können um 14.49 Uhr den Zug zum Bahnhof Heldenbergen-Windecken nehmen.
Fahrscheine sind für die Besucher des "Rhein-Main-Journal Volldampf-Radio" übrigens nicht nötig. ub
Sarajewo und die Kampfgebiete in der Ex-Sowjetunion liegen so viel näher, daß darüber ein Krieg völlig in Vergessenheit geraten ist: der genauso sinnlose und blutige Bürgerkrieg in Sri Lanka. 20 000 Menschen sind dort allein in den vergangenen zwei Jahren umgekommen, in der Mehrzahl Zivilisten, wie überall. Jetzt hat die srilankische Armee eine Großoffensive gegen die Hochburg der aufständischen Tamilen in Jaffna gestartet; das Ziel ist, den letzten verbliebenen Zugang zum Norden zu blockieren und "so viele Rebellen zu töten wie möglich", wie die Armee unumwunden erklärt. Daß sie das mit Erfolg tun wird, ist wahrscheinlich. Ein Zehntel der gesamten Streitkräfte, inklusive Marine und Luftwaffe, sind im Einsatz, unterstützt von erst kürzlich erworbenen Panzern aus China und der CSFR und leichten Flugzeugen, die ganze Gegenden wahllos bombardieren. Angesichts dessen klingt die Behauptung der Armee, der Zivilbevölkerung sei genügend Zeit gegeben worden, in Schulen, Kirchen und Tempeln Schutz zu suchen, reichlich zynisch. Denn dort gibt es schlicht keinen Schutz.
Auch die Behauptung der Armee, der Widerstand der separatistischen "Befreiungstiger" (LTTE) sei gebrochen worden, ist mit Skepsis zu bewerten. Noch jedesmal in dem seit neun Jahren andauernden Bürgerkrieg ist es den Tigern gelungen, sich in scheinbar aussichtslosen Situationen neu zu formieren und weiter Widerstand zu leisten. Dies war sogar gegen die 100 000 Mann starke indische Friedenstruppe möglich. Die gesamte srilankische Armee hat dagegen nur 60 000 Mann. Freilich geht den Tigern allmählich der Rekrutierungsnachwuchs aus. Sie haben in den vergangenen zwei Jahren über 7000 Kämpfer verloren und ihre Streitmacht ist auf rund 7500 geschrumpft, ein Viertel davon Mädchen. Die jüngsten Guerrilleros sind zehn Jahre alt und es ist inzwischen für vermögende tamilische Eltern nicht mehr möglich, ihre Kinder "freizukaufen". Alle Kinder, die im Norden noch da sind, können jetzt zwangsrekrutiert werden.
Ob der jetzige Schlag gegen Jaffna die seit langem erwartete Endoffensive gegen die Tiger ist, läßt sich noch nicht sagen. Sri Lankas Präsident Premadasa hat sich lange geweigert, den Weg dazu freizugeben, nachdem sein Geheimdienst die "Verluste" überschlagen hat, die ein solcher Großangriff mit sich bringen würde: nämlich 3000 Regierungssoldaten und mindestens zehnmal so viele Zivilisten. Selbst die Armee war deshalb gespalten, doch da haben in den vergangenen Wochen jene die Oberhand gewonnen, die für einen vernichtenden Rundumschlag plädieren. Zu ihnen gehört der kommandierende General im Norden, Cecil Weidyaratne, der bereits den Aufstand der singhala- chauvinistischen Volksfront JVP brutal zusammengeschlagen hat und der ein ebensolches Rezept nun gegen die Tamilentiger empfiehlt. Unter seinem Kommando hat die Armee seit dem Frühjahr bei verlustreichen Kämpfen die Tiger Schritt um Schritt zurückgedrängt und das halbzerstörte Jaffna immer mehr in den Würgegriff genommen. Die Tiger dagegen sind entschlossen, bis zum Tode zu kämpfen. Sie haben das in der Vergangenheit zur Genüge demonstriert. In aussichtsloser Lage zerbeißen sie die Zyankali-Kapsel, die jedes Mitglied der Truppe um den Hals trägt.
Die Tamilentiger, die als die rücksichtsloseste, am besten organisierte und schlagkräftigste Rebellenarmee der Welt gelten, kämpfen für einen eigenen Staat namens Eelam im Norden und Osten der Insel, um sich von der Dominanz der 70-Prozent-Mehrheit der buddhistischen Singhalesen zu befreien. Die Brutalität, mit der sie sich der Gegner in den eigenen Reihen zu entledigen pflegen und mit der sie gegen andere Bevölkerungsgruppen in den von ihnen beanspruchten Gebieten vorgehen, hat sie jedoch viele der ursprünglichen Sympathien in der Welt gekostet. Dies um so mehr, als die indische Regierung die Tiger, und besonders deren Führer Prabhakaran für den Mord an Rajiv Gandhi im vergangenen Jahr verantwortlich macht. In Indien, das einst mit allen Mitteln den Tigern den Rücken stärkte, ist die LTTE seit kurzem verboten. Außerdem verlangt Delhi die Auslieferung Prabhakarans und der Mitorganisatoren des Attentats.
Sämtliche Hoffnungen auf eine friedliche Lösung des Konflikts haben sich immer wieder zerschlagen. Verschiedene Friedensmissionen religiöser Institutionen in den letzten Wochen, darunter sogar einer Delegation buddhistischer Mönche, die sonst als Verfechter eines harten Kurses gelten, blieben erfolglos, und auch die von hohen Erwartungen begleitete Allparteien-Kommission scheint nicht in der Lage zu sein, eine realistische Marschroute vorzuschlagen. In Schweigen hüllt sich nach wie vor Präsident Premadasa, der höchstens immer wieder darauf hinweist, daß es nicht seine Aufgabe sei, eine Initiative zu starten.
Dabei ist die kleine Insel, die etwa die Größe Bayerns hat, längst auf schreckliche Weise zweigeteilt. Während im Norden getötet und gemetzelt wird, während dort die Menschen ein Leben ohne Strom, fließendes Wasser, Telefon, Verwaltung und Verkehrsmittel führen, während in den Krankenhäusern die Verletzten sterben, weil es keine Medikamente und Antibiotika gibt, feiert der Süden, das andere Sri Lanka. Ein Jahr dauern die Festlichkeiten zur 2300jährigen Wiederkehr des Tages, an dem der Buddhismus auf der Insel eingeführt wurde - eine Religion, die Friedfertigkeit und Versöhnung predigt.
In Zusammenarbeit mit Fachleuten des Frankfurter Energiereferats sind in Leipzig in kurzer Zeit die Grundlagen für eine rationelle Energienutzung gelegt worden. Bei den jüngsten Gesprächen, die Werner Neumann, Leiter dieser Institution, mit Mitarbeitern des Referates für Energie beim Rat der Stadt Leipzig geführt hat, stand jetzt ein besonders aktuelles Thema auf der Tagesordnung: die Einrichtung der "Stadtwerke Leipzig" als Querverbundunternehmen für Strom, Gas und Fernwärme. Die Gespräche drehen sich zudem um die Erstellung eines Energiekonzeptes für Frankfurts Partnerstadt und um die Abwicklung von Förderprogrammen für die Gebäude- und Heizungsmodernisierung.
Noch harren in Leipzig auf dem Energiesektor zahlreiche technische, wirtschaftliche und juristische Probleme der Lösung. Aber die Fortschritte, so Neumann nach der Rückkehr, seien nicht zu übersehen. So bemerke man im Stadtbild zahlreiche Projekte der Gebäudemodernisierung, die oftmals die Wärmedämmung und Heizungsumstellung von Kohleeinzelöfen auf eine umweltfreundlichere Beheizung umfassen. An einem Wohngebäudekomplex werde derzeit eine der weitestgehenden Wärmedämmvorrichtungen Deutschlands vorgenommen.
Die Zusammenarbeit der Stadt Frankfurt mit Leipzig, die seit 1990 besteht, will man durch weitere Arbeitstreffen zum energiesparenden Bauen und Modernisieren im Oktober fortsetzen, wobei in Leipzig die in der Mainstadt entwickelten Planungsinstrumente vorgestellt werden sollen. Auf europäischer Ebene ist die Kooperation durch die Teilnahme von Vertretern des Gemeindeenergiebetriebs der Stadt Rotterdam erweitert worden. Es wurden Erfahrungen auf dem Gebiet der Fernwärme und von Stromsparprogrammen ausgetauscht. pia
Unterschriftenaktion verlangt Zebrastreifen Mehr als 100 Hirzenhainer betrachten den Weg zum Kindergarten als viel zu gefährlich
HIRZENHAIN. "Muß auch in Hirzenhain erst ein Kind getötet werden, bevor etwas passiert?" fragt sich Roland Schmidt angesichts der gefährlichen Situation an der Karl-Birx-Straße in Hirzenhain. Er ist der Initiator einer Unterschriftenaktion, die einen Zebrastreifen und ein Stoppschild am Kindergarten fordert. Über 100 Unterschriften liegen bereits vor. Noch bis zum 18. Juli sollen Bürgerinnen und Bürger zum Unterschreiben motiviert werden, damit die Listen an den Kreistag weitergeleitet werden können. Die Karl-Birx-Straße, die quer durch Hirzenhain verläuft, ist schwer zu überblicken und durch überhöhte Geschwindigkeit eine ständige Gefahrenquelle für die Kinder, so Roland Schmidt. Um den Kindern, die den an der Straße gelegenen integrativen Kindergarten oder die auf derselben Straßenseite gelegene Grundschule besuchen, das Überqueren zu erleichtern, soll nach der Forderung der Aktion ein Zebrastreifen angelegt werden. Ein Stoppschild soll außerdem den Geschwindigkeitsrausch der Autofahrer bremsen.
Bislang stießen die Forderungen der Eltern, so auf einer Elternabendversammlung des Kindergartens im Herbst letzten Jahres, auf taube Ohren. "Ein Bewußtsein wie in stadtnahen Gemeinden, daß Kraftfahrzeuge einen geringeren Wert haben als Menschen, entwickelt sich auf dem Land nur zögerlich. Es ist ein Skandal, daß ein Zebrastreifen oder besser noch eine Ampel bei unserer Situation hier nicht eine Selbstverständ- Straßenbauamt ermittelte die Verkehrsbelastung lichkeit ist", klagt Thomas Löhner von der Hirsch-Apotheke.
Da es sich bei der Karl-Birx-Straße um eine Kreisstraße handelt, ist das Straßenbauamt in Gießen für sicherheitstechnische Maßnahmen zuständig. Dieses hat allerdings noch zu Zeiten von Bürgermeister Medebach die Verkehrsbelastung geprüft und erklärt, die Straße sei für Verkehrseinschränkungen nicht ausgelastet genug. Es gäbe aber auch noch die Möglichkeit, einen Schulwegsicherungsplan durch den Landrat, die Polizei und die Schule erstellen zu lassen, bei dem dann die strengen Richtwerte des Straßenbauamtes Gießen weitaus niedriger liegen würden. Auch dann müßte der Regierungspräsident in Darmstadt, der in der Regel Sicherungsmaßnahmen nur für Kindergärten ablehnt (die Eltern sollen auf ihre Kinder aufpassen), einwilligen. "Es ist mir nicht bekannt, daß so ein Plan existiert. Der Gemeindevorstand ist im Prinzip immer dafür, daß Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, aber in der Vergangenheit hat sich die Durchsetzung als äußerst schwierig erwiesen", kommentiert Erster Beigeordneter Wolfgang Kasper die Verkehrssituation in seiner Gemeinde. Auch dem Kreis, der mit dem Land die Kosten tragen würde, sind Bemühungen um einen solchen Schulwegsicherungsplan, bei dem die Initiative von der Hugo-Buderus-Grundschule ausgehen müßte, nicht bekannt.
Die Unterschriftenlisten für die Aktion "Zebrastreifen und Stoppschild" liegen bei der Hirsch-Apotheke, der Metzgerei Maurer und der Bäckerei Frech aus. ub
"Brauchste was?" Ritchie hat immer was. Doch der Stoff sei schlecht, sagt er und lehnt sich auf die spitz zulaufende sandsteinerne Kante am Abgang zur B-Ebene. Gepanschtes Zeug, mit Zucker gestreckt. So mies wie nie in den 18 Jahren, in denen Ritchie auf der scene ist. Stets "auf der Gass'", immer "diese Langeweile". Auch an diesem Morgen, keine 9 Uhr. Ritchie starrt auf die Rolltreppen, Stufe für Stufe, immer wieder tragen sie Passanten in die Tiefe: die B-Ebene des Hauptbahnhofes verschluckt sie wie der Wal den Jonas.
Keine Frage, sagt Manfred Seufer, "da unten hat sich etwas verändert", seitdem die Aktion "Bahnhof als Visitenkarte" vor drei Monaten angelaufen ist: Obdachlose und Junkies wurden von dem unterirdischen Plateau vertrieben. Doch damit, ärgert sich der Inhaber eines Geschäfts direkt am Kaisersack, "wurde das Problem nur verschoben". Um 50 Meter Luftlinie. Mehr nicht. An die Nordseite des Bahnhofs, wo Hoteliers klagen, daß ihre Gäste auf dem Absatz kehrt machen, wenn sie biertrinkende Männer an den Eingängen sitzen sehen. Und an die Abgänge zur B-Ebene. Von wegen, findet Seufer, der Bahnhof gewinne wieder altes Flair, wie es Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bei einer Visite vergangene Woche erschienen war. "Hier oben", deutet Seufer auf das Trottoir vor dem Geschäft, "hier ist es schlimmer denn je, hier stehen immer mehr Leute rum." Junkies. Ritchie.
"Der Ritchie", klopft ein älterer Kerl ihm auf die Schulter. "Gut siehste aus", findet Willi. Anders als früher. Aus dem ganzen Mist habe er sich aber wohl nicht verabschiedet, will Willi wissen. Nicht wie Willi. Seit er in Immobilien mache, "weiß ich nicht, wohin mit dem Geld". Vom Knast hat er die Nase voll. Aber dort "haste wenigstens geschafft". Klar, das Angebot hatte Ritchie nicht ausgeschlagen: Tagsüber in die Werkstatt, dann blieb die Tür zur Zelle offen.
Das Tor zur Stadt, der Hauptbahnhof, so war es dem OB erschienen, sei dabei, sich zu erholen. Doch Gerhard Junior hat den Eindruck, der OB "muß den Bahnhof einer anderen Großstadt besucht haben". Hätte er sich nur angesehen, wie es ein paar Meter weiter aussieht: Die scene hat sich verändert, berichtet Alexander Junior, der Junior- Chef der Liegenschaftsverwaltung, "die haben sich früher nicht offen den Schuß gesetzt". Und nicht dort gepinkelt, wo sie gerade standen. Kein Wunder, findet der seit 28 Jahren am Kaisersack ansässige Seufer, daß "die Leute sagen: Zu euch kann man nicht mehr kommen". Das ist die Sorge: "Die Existenz der Geschäftsleute ist gefährdet", sagt Alexander Junior.
Schlimmer als zuvor. Angefangen, erinnert sich Seufer, habe das alles bereits vor zehn Jahren. Damals, als die Alte Oper eröffnet und die scene aus der Wallanlage am Stadtbad Mitte ("Haschwiese") vertrieben wurde. Neuer Treffpunkt: Kaisersack. An den Rolltreppen.
Inzwischen später Nachmittag. Ein Einsatzwagen der Bereitschaftspolizei parkt neben den Rolltreppen. "Es muß immer ein Polizeiwagen da stehen", sagt Kerstin, dann sei es etwas angenehmer. Aber, fügt die junge Frau hinzu, die in der Kaiserstraße arbeitet, "das Schlimmste ist, daß man sich in den Mittagspausen nicht einmal raussetzen kann". Einige ihrer Kolleginnen hätten inzwischen stets Tränengasspray oder -Pistolen dabei. Zu mies seien die Erfahrungen, die sie etwa mit Handtaschenräubern gemacht hätten.
Auch Andrea hat eine Gaspistole. Ohne die geht die 25jährige nicht durch das Viertel. Und frühmorgens warte sie ab, bis an der Südseite des Bahnhofs eine Tram losfährt. Um bloß nicht in die B-Ebene zu müssen, wenn die Überwachungskanzel, von der aus die Eingänge des unterirdischen Plateaus zu übersehen sind, noch nicht besetzt ist.
Bald schon "sieht das dort wieder anders aus", schätzt Ritchie, wenn erst der Winter komme. Denn "Junkies frieren besonders". Doch nicht erst dann beginnt, was Ritchie "das ewig gleiche Spiel" nennt: Die Süchtigen gehen runter und werden rausgeschmissen, die setzen sich an die Rolltreppen und erhalten von der Bereitschaftspolizei einen "Platzverweis". Oft, erzählt ein Beamter, dauere es nur ein paar Minuten, und sie säßen wieder an den Abgängen. Oder sie machen sich auf den Weg in die Taunusanlage. Bis die Junkies aufgefordert werden zu gehen, bis sich die Karawane der Süchtigen in Richtung Theaterplatz in Bewegung setzt. "Die laufen den ganzen Tag im Kreis", sagt Ritchie.
MATTHIAS ARNING
USINGEN. Der "Garten der tropischen Schmetterlinge" im Schloßpark von Sayn (bei Bendorf) ist eines der Ziele der nächsten Fahrt der Usinger Tauniden am Sonntag, 19. Juli. Der Garten bietet neben tropischer Falter-Vielfalt auch noch das Studium von Vogelspinnen, Gespensterschrecken und Riesenskorpione. Zudem sind noch harmlose Spezies wie Wachtel- und Finkenarten ausgestellt. Nach einer Einkehr steht das Turmuhren-Museum in der Burg auf dem Programm, ehe die Wanderfreunde ins Brexbachtal zur Besichtigung der Abtei Sayn aufbrechen.
Die Abfahrt ist um 9 Uhr am Busbahnhof mit Privatautos. Anmeldungen bei Traudel Schmitt unter der Telefonnummer 0 60 81 / 35 71. cn
Die Sportheime des Jubilars im Wächtersbacher Stadtteil Waldensberg und das des Aufsteigers Großenhausen im Linsengericht waren Tagungsorte der Terminabsprachen der beien A-Ligen Gelnhausens. Aprops "beide A-Ligen": Im Rahmen der Sitzung "West-Gruppe" in Gelnhausen regte der neue Altenmittlauer Vorsitzende Walter Dehm den etwas in der untersten Funktionärs-Schublade schlummernden Antrag auf Einführung einer eingleisigen A- und B-Liga für Gelnhausen an. Rein aus sportlichen Gründen - eine Aufwertung der Spitzenmannschaften ist unumgänglich - soll diese zweifellos positive Entwicklung beim nächsten Kreisfußballtag zur Abstimmung gebracht werden. In den beiden Spielklassen sind die Kosten und Rechtsfälle angestiegen, um es in nackten Zahlen auszudrücken: 1469 Mark betrug der Gesamtschiedrichteretat pro Verein in der Gruppe 1, 124 Mark geringer als in der Gruppe 2. Friedrich Herchenröder (Birstein) bestrafte bei den 1. Mannschaften 32mal, Hermann Wess war 24mal aktiv.
Auch der scheidende Schiedrichterboß Friedrich Lorey (Gelnhausen-Roth) stimmte wieder sein alljährliches Klagelied bezüglich des Nachwuchsmangels an - zwei Neulingslehrgänge ließen zwar die Ist-Zahl auf stolze 150 klettern, doch nicht einmal die Hälfte ist im Erwachsenen-Bereich einsetzbar. Mehr Schutz für die Habe der Unparteiischen wird künftig in der Bereitstellung eines abschließbaren Raumes und in der Reservierung eines beaufsichtigten Parkplatzes gefordert - Langfingern soll die Arbeit erschwert werden. Sportjustitiar Dieter Dzewas (Gelnhausen) saß mit seinem Laienschöffen sieben Mal mehr (17) vor Gericht als im Vorjahr - nicht immer ging es um die viel zitierte "Notbremse". Unerfreulich in jeder Beziehung die Tatsache, daß wiederum fünf Fälle - fast ein Drittel - in den Jugendbereich fielen. Die Paßvergehen hätten durchaus auch im Strafgesetzbuch ihren Wortlaut wiedergefunden. Mit auf der Liste der Rechtsersuchen aber auch solch unsinnigen Bagatellfällen wie ein angeblich um 2,5 Zentimeter zu schmales Tor und die Tatsache, daß bei einem Jugendspiel nicht längs sondern quer gepunktet wurde.
Nicht weniger als 54 Einzelwünsche in beiden Gruppen galt es für Kreisfußballwart Heinz Noack zu berücksichtigen - jedem konnte er es nicht recht machen. Mit insgesamt acht vorgezogenen Begegnungen startet die A-Liga Gelnhausen am 16. August in die Saison 1992/93, deren Vorrunde am 22. November endet, bevor es am 6. Dezember bis zum 7. März in die Winterpause geht. Die Gruppensieger sollem am 16. Mai 1993 feststehen und auch dann wird das Torverhältnis noch nicht zur Entscheidung beitragen. Erst beim Verbandsfußballtag am 3. Juli in Grünberg kann über eine Neuregelung beschlossen werden.
Wie ein roter Faden zogen sich die Erläuterungen des Kreisfußballausschusses bezüglich der Nichtberücksichtigung der Vereine FSV Bad Orb (Titelträger), SV Bernbach und des FC Vorwärts Undenhain an beiden Pokalwettbewerben Gelnhausens durch die Terminbesprechung. "Keineswegs sind die drei Vereine ausgeschlossen worden", auf diese Feststellung legt Fußball-Boß Heinz Noack größten Wert. "Sie haben ganz einfach trotz mehrfacher Mahnung eine Meldung nicht abgegeben.
Bad Orbs Einspruch beim Verbandsspielausschuß wurde verworfen, Landesligist Bernbach, dessen zu erwartende Einnahmen inbesondere aus dem lukrativen Fürsten-Pils-Pokal auf Jahre nicht mehr fließen werden und Udenhains Vorsitzender Hans Georg, spendenfreudiger Unternehmner, war ob seiner "Schlamperei" sichtlich gerührt. "Hundert Mark für die Jugendkasse als Buße hätten'S doch auch mal getan", so Georg reuig - doch die Funktionäre blieben bei ihrem Präzedensfall. wh
KARBEN. Über Sport und Spiel beim Traditionsverein KSV Klein-Karben können sich Mädchen und Jungen zu den "Super-Schnuppertagen" am 30. und 31. Juli sowie am 1. August ein Bild machen. Das zugleich als Ferienprogramm gedachte Angebot des großen Vereins wird mit einem Spielfest am 2. August abgeschlossen.
Die Tennis-Abteilung beteiligt sich mit einem Anfängerlehrgang von 30. Juli, ab 10 Uhr, bis 1. August.
Die Fußball-Abteilung bietet am Donnerstag, 30. Juli, verschiedene Trainingsparcours, Gruppenspiele und ein Abschlußspiel am Samstag.
Die Tischtennis-Abteilung beginnt ihr Trainingsangebot am Freitag, 31. Juli, ab 10 Uhr, im und am KSV-Heim. Am Samstag steht ein Trainings-Roboter zur Verfügung.
Anfänger sind erwünscht bei der Schach-Abteilung, die Freitag ab 14 Uhr das Spiel auf den Brettern eröffnet, bei gutem Wetter auch auf dem Freibrett.
Die Turnabteilung hat einen Workshop organisiert, in dem man Volkstänze lernen und erarbeiten kann. Sie beginnen am Donnerstag um 10.30 Uhr.
Die Skat-Abteilung bietet am Samstag ab 10 Uhr im KSV-Heim einen Grundkursus für Anfänger im Reizen und Stechen.
Im Workshop der Modellsport-Abteilung für Jugendliche ab zwölf Jahren werden kleine Flugzeuge gebaut. Er beginnt am Donnerstag ab 10 Uhr. Die Flugmodelle steigen am Samstag auf dem Flugplatz hoch.
An allen Tagen gibt es für die Teilnehmer ein Mittagessen. Zum Abschlußfest am Sonntag, 2. August, hat sich der KSV einen Playback-Wettbewerb ausgedacht.
Anmeldungen zu den Super-Schnuppertagen bitte bis 25. Juli im Vereinshaus des KSV beim Wirt abgeben oder bei Petra Thieme, Buchenweg 4, 6367 Karben. de
ATHEN, 5. Juli. Vor 304 Jahren wurde er aus seiner Heimat entführt, jetzt soll er zurückkehren: rund 500 Bürger der griechischen Hafenstadt Piräus - Künstler, Intellektuelle, Geschäftsleute, Reeder und Lokalpolitiker - haben sich zusammengetan, um die Heimkehr des "Löwen von Piräus" zu bewerkstelligen, eines Marmorstandbilds, das im Mittelalter das Symbol der griechischen Hafenstadt war. 1688 wurde der drei Meter hohe Löwe von dem venezianischen Feldherrn Francesco Morosini "entführt" und nach Venedig gebracht, wo er seither das Eingangsportal eines Gebäudes der Hafenverwaltung schmückt.
In einem Brief an die Stadtväter von Venedig bittet die Bürgerinitiative von Piräus nun um die Rückgabe des Löwen. Sie erinnern daran, von welch großer Bedeutung das Löwenstandbild im Mittelalter für Piräus gewesen sei: damals hieß die Stadt Porto Leone, Löwenhafen.
Die Leute von Piräus haben inzwischen einen zwölfköpfigen Ausschuß gebildet, der sich um die Repatriierung des Löwen bemühen soll. Eine Antwort aus Venedig auf den griechischen Wunsch steht noch aus, aber Apostolos Domvros, der Vorsitzende des Löwen-Ausschusses, hofft auf das "Verständnis und den guten Willen" der venezianischen Stadtväter. Die traditionelle griechisch-italienische Freundschaft, so meint Domvros, werde schon für einen guten Ausgang der Sache sorgen. Die Rückkehr des Löwen nach Piräus will man den Venezianern mit dem Angebot schmackhaft machen, das Original durch eine Marmorkopie zu ersetzen. Die Kosten für die Nachbildung in Höhe von umgerechnet rund 170 000 Mark will die Stadtverwaltung von Piräus tragen.
Kleine Lokalrundschau
Containerfahrzeug für Friedhof SELIGENSTADT. Ein Containerfahrzeug für den Friedhof hat der Magistrat angeschafft. Zusammen mit 18 Containern kostet das neue Fahrzeug 150 000 Mark. Bagger für den Bauhof SELIGENSTADT. Einen neuen Bagger, der 134 000 Mark kostet, erhält der städtische Bauhof. Das alte Gerät aus dem Jahre 1981 wäre nur mit einem großen Aufwand zu reparieren, begründet der Magistrat die Anschaffung. Neue Uhr für Rathaus MAINHAUSEN. Das Rathaus im Ortsteil Zellhausen erhält eine neue Turmuhr. Die Kosten für den Zeitanzeiger: 34 000 Mark. Seniorenausflug in den Spessart
MAINHAUSEN. Der Seniorenausflug der Gemeinde Mainhausen führt am Mittwoch, 12. August, nach Lohr am Main und weiter in das Spessartstädtchen Wertheim. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden mit Bussen um 9 Uhr vor den Bürgerhäusern in Zellhausen und Mainflingen abgeholt und nach Karlstein gefahren. Dort geht's auf den Maindampfer "Franconia". Anmeldungen nimmt die Gemeindeverwaltung ab sofort unter der Telefonnummer 8 90 00 entgegen.Tante Emma bald auch als Posthalterin? Kreis reagiert auf Überlegungen, kleine Ämter zu schließen / Beispiel Frankenhausen
DARMSTADT. Bei der Bundespost geben die Sparkommissare derzeit den Ton an. Sie nehmen gegenwärtig bundesweit rund 17 000 Poststellen in kleineren Ortschaften unter die Lupe und prüfen deren mögliche Schließung. Dies räumten Mitarbeiter der Bundesdirektion für den Postdienst im Verlauf eines Gespräches erstmals öffentlich ein, das auf Initiative von Landrat Hans-Joachim Klein (SPD) zustande gekommen war. Ihn plagt akut die offenbar berechtigte Sorge um den Fortbestand des postalischen Dienstleistungsangebotes im Kreis Darmstadt-Dieburg. Die überraschende Schließung der Postschalter im 600 Einwohner zählenden Frankenhausen vor einem Vierteljahr war Anlaß für den Wunsch des Landrats nach einer Unterredung. Heftige Proteste der Bürger und Beschwerden der Kommunalverwaltungen hatten die Postverwalter zu keiner Handlungskorrektur zu bewegen vermocht.
Im Gegenteil: In naher Zukunft, so sickerte durch, werden auch die Poststellen in Rodau und Wembach-Hahn für immer geschlossen. Die Pressesprecherin im Landratsamt stellte fest: "Unsere Befürchtungen, daß weitere Postämter zur Disposition stehen, wurden bei dem Treffen mit den Leuten von der Post-Bundesdirektion durchaus bestätigt."
Die rotgrüne Kreistagsmehrheit hatte auf die restriktiven Absichten der Post-Administration schnell reagiert. Mit einem in ganz Hessen einzigartigen Modellprojekt wird angestrebt, einige Tante-Emma-Läden um kleinere Postagenturen zu erweitern. In ihnen sollen künftig nicht nur Lebensmittel und Gemischtwaren verkauft, sondern auch Post-Dienstleistungen angeboten werden. Derartige Überlegungen wurden bei der Bundesbehörde allerdings bislang eher zurückhaltend zur Kenntnis genommen. Die landeseigene Gesellschaft für Forschung, Planung und Entwicklung soll hingegen zunächst ihre Konzepte für eine Angebotsbündelung - beispielsweise von Lebensmittelverkauf, Post-, Bank- und Lottoservice unter einem Dach - an geeigneten Standorten im Kreis erarbeiten. Sie sollen danach mit der Landesregierung abgestimmt und dem Postministerium zur "wohlwollenden Prüfung" zugeleitet werden. Unterdessen wird Landrat Klein seine Tante-Emma-Vorstellungen mit der Postgewerkschaft abstimmen. "Die Agenturlösung käme als zweitbeste Regelung in Betracht, wenn alle anderen Rettungsversuche scheitern", meinte die Kreissprecherin. bre
SELIGENSTADT. Reste von Fritierfett oder Öl dürfen nicht in den Abfluß geschüttet werden. Darauf weist die Stadt Seligenstadt hin. "Dies führt zu Verstopfungen im Kanal und später zu erhöhten Klärkosten", weiß Bürgermeister Rolf Wenzel.
Außerdem, so der Rathauschef weiter, "beeinträchtigen die Fettzusätze im Abwasser die Kläranlage in ihrer Arbeitsweise". Kleinere Mengen Fett - vorausgesetzt, sie sind kalt - dürfen in die graue Hausmülltonne geworfen werden. Größere Mengen können im städtischen Bauhof abgegeben werden. fin
DIETZENBACH. Nach einigen Unklarkeiten, wer sich überhaupt um die weitere Finanzierung des Wandgemäldes kümmern sollte, steht laut Bürgermeister Jürgen Heyer nach Absprache im Dreierbündnis von SPD, Unabhängigen Kommunisten (UK) und Grünen fest, daß der Partnerschaftsverein "Monimbó" für das Bild verantwortlich ist.
Die Kulturgesellschaft hatte sich zuvor zurückgezogen, weil sich keine politische Mehrheit für das umstrittene Gemälde an der Rathausfassade gefunden hatte. Kulturdezernent Richard Weilmünster (UK) wird zur "Fiesta America Latina" einladen. Während des Festes, das am 1. August um 14 Uhr vor dem Bürgerhaus beginnt, soll das provisorische Gemälde vorgestellt werden. Eine Volksbefragung - das kommunale Stadtmagazin wird dafür im September eingespannt - soll klären, ob und wo die Dietzenbacher ein Großgemälde auf Dauer wünschen.
Derzeit vollenden die vier Künstler aus der nicaraguanischen Partnerstadt Masaya das Bild im kleineren Format auf Platten. Heyer wollte nicht ausschließen, daß die Dietzenbacher - begeistert von den Motiven - im Spätsommer dafür plädierten, das Bild an eine Fassade zu bringen, wenn nicht sogar ans Rathaus.
Der Partnerschaftsverein "Monimbó" mit Sitz in der Hessischen Jugendbildungsstätte hat bereits 18 000 Mark zur Finanzierung der Malereien gesammelt. Es wird jedoch noch mehr Geld benötigt. Das Spendenkonto bei der Volksbank Dreieich lautet 55773.
Der Kulturdezernent lädt indes für heute um 20 Uhr ins Bürgerhaus zu einem Referat des Soziologen Dieter Boris ein. Der Professor aus Marburg spricht über die Geschichte Lateinamerikas. Der Abend ist der Auftakt einer fünfteiligen Serie zum Thema "500 Jahre Entdeckung und Eroberung Amerikas". fin
Behördengänge kosten nicht nur viel Zeit, sondern können mitunter auch teuer werden. Rund 460 Mark zahlte Marianne F. der Frankfurter Bauaufsichtsbehörde für die Kopien einiger Bauunterlagen ihres Hauses in Sachsenhausen. 15 Mark hatte sie gleich zu Beginn allein für die Einsicht in die Bauakten auf den Tisch legen müssen. Jede kopierte Seite kostete sie weitere 50 Pfennig. Für die Fahrt eines Beamten zur Kopierstube verlangte die Behörde noch einmal zehn Mark.
Alldem brachte die Bürgerin noch Verständnis entgegen. Ärgerlich wurde der Behördengang für Marianne F. allerdings, als ein Beamter ihr erklärte, daß die Bauaufsichtbehörde den vom Kopierbetrieb gewährten Behördenrabatt von zehn Prozent auf den Seitenpreis von 50 Pfennig für sich selbst einbehält.
"Die Stadt steckt beides ein: Rabatt und Verwaltungsgebühr", beschwert sich die Frau. "Wir müssen den Mengenrabatt nicht zurückgeben", beruft sich Bauaufsichts-Verwaltungsleiter Hermann Keller auf das Revisionsamt. Als Behörde müsse man schließlich kostendeckend arbeiten. Außerdem seien Rabatt und Verwaltungsgebühr (Keller: "Zehn Mark sind da eigentlich lapidar") "zwei Paar Schuhe".
Auch die Gebühr von 15 Mark für die bloße Akteneinsicht kann er begründen. Schließlich müsse ja erst mal ein Beamter in den Keller laufen, um die Akten heraufzuholen.
Ganz sicher scheint sich der Verwaltungsleiter der Behörde bei der ganzen Angelegenheitjedoch nicht zu sein: "Man müßte die Regelung zum Behördenrabatt eventuell noch einmal rechtlich prüfen lassen", räumt Keller ein. ki
Unter dem Titel "Wie prüfe ich eine Betriebskostenabrechnung?" ist jetzt die zweite Nummer der neuen Informationsreihe zum Miet- und Wohnrecht erschienen. Der Herausgeber, Sozialdezernent Martin Berg, sieht das Faltblatt als den Versuch eines Leitfadens, der allen Beteiligten den Umgang mit einer schwierigen Materie erleichtert: "Die Erfahrungen in der beim Amt für Wohnungswesen eingerichteten mietrechtlichen Beratungsstelle haben gezeigt, daß das Erstellen und Prüfen von Umlagenabrechnungen Vermietern wie Mietern zum Teil erhebliche Schwierigkeiten bereitet." Immerhin machten Betriebs- und Nebenkosten inzwischen bis zu 50 Prozent der Nettomiete aus - als zweite Miete gewissermaßen. Erhältlich ist das Faltblatt in der Bürgerberatung Römer, Römerberg 32.
Laut Berg komme es zuerst darauf an, festzustellen, welche Kosten überhaupt umgelegt werden dürfen. Erst danach seien Verteilungsschlüssel und die angefallenen Kosten zu prüfen. Die Informationsschrift gebe hierzu eine genaue Anleitung. In diesem Zusammenhang empfiehlt Berg den Vermietern, eine möglichst differenzierte Aufschlüsselung der Kosten vorzunehmen, um unnötige Rückfragen der Mieter zu vermeiden.
Er sei sich bewußt, so der Sozialdezernent, daß diese Broschüre nicht auf jede Frage eine Antwort biete. Die beim Amt für Wohnungswesen eingerichtete mietrechtliche Beratungsstelle stehe jedoch den Frankfurter Bürgern und Bürgerinnen für weitere Erläuterungen kostenlos zu Verfügung. Da es sich hierbei häufig um komplexe Vorgänge handelt, empfiehlt Berg, zur Beratung alle mietvertraglichen Unterlagen mitzubringen. Die Sprechstunden sind montags, mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr (Adickesallee 67-69, 12. Stock, Zimmer 1206 und 1207).
Aufgrund einer gerichtlichen Auseinandersetzung ist die Stadt gehalten, Beratungen nur Personen zu gewähren, deren monatliches Nettoeinkommen 2 000 Mark für den Haushaltsvorstand, zuzüglich 600 Mark für jede weitere zum Haushalt gehörende Person, nicht übersteigt. Wer diese Einkommensgrenze überschreitet, kann beispielsweise die beim Amtsgericht eingerichtete Rechtsberatungsstelle des Frankfurter Anwaltsvereins gegen eine geringe Gebühr in Anspruch nehmen. Außerdem bieten in Frankfurt mehrere Verbände der Mieter und Vermieter ihren Mitgliedern Rat und Hilfe an. pia
Handbuch der Geheimnisse von Wolfgang Buresch, Union Verlag, Stuttgart.
Handbuch für Spione, Falcon Travis und Judy Hindley, Carlsen Verlag, Hamburg.Königstein trommelt nun für die Komposttonnen
KÖNIGSTEIN. Die Kurstadt rührt die Werbetrommel für Komposttonnen. Schon etwa 25 Prozent aller Königsteiner Haushalte lassen laut Rathaus ihre biologischen Abfälle in kleinen Kompostern verrotten. Die Stadt hofft, daß noch mehr einen der 60 Mark teuren Komposter bei der Bauverwaltung heuern.
Umweltfreunde, die keinen Garten vor der Tür haben und die kleinen Müllumwandler nicht ohne weiteres gebrauchen können, will die Stadt zur "Gemeinschaftskompostierung" animieren. An Vermieter größerer Wohneinheiten, Mieter- und Eigentümergemeinschaften werden Großkompostierer ab 500 Litern Fassungsvolumen kostenlos abgegeben. Gleichzeitig verspricht die Stadt "eine ausführliche Anleitung und Unterstützung" durch die Umweltberaterin. Interessenten können sich im Rathaus weiter informieren. mk
Wegen der neuen Grundwasserabgabe von 20 Pfennig pro Kubikmeter, die das Land Hessen beschlossen hat, haben manche Kommunen ihre Gebühren und manche Stadtwerke ihre Preise bereits zum 1. Juli erhöht. Gegen diese neue Abgabe protestiert die Hessische Industrie- und Handelskammer; sie verringere die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe gegenüber anderen Bundesländern. Das Land will das zusätzlich eingenommene Geld künftig für die Einsparung von Trinkwasser verwenden.
Bei den neuen, höheren Gebühren in Stadt und Kreis Offenbach ist zu berücksichtigen, daß es sich dabei um einen politischen Preis handelt. Die Kommunen sind zwar angehalten, die Ausgaben durch die Einnahmen zu decken, doch hier und da gibt es Defizite, die in Kauf genommen und über den Haushalt ausgeglichen werden. Hier der Überblick mit den Teuersten am Anfang:
Offenbach: 3,10 Mark (3,60 Mark geplant). Dreieich: 2,40 Mark.
Langen: 2,40 Mark.
Egelsbach: 2,40 Mark.
Dietzenbach: 2,25 Mark.
Seligenstadt: 2,20 Mark.
Neu-Isenburg: 2,10 Mark.
Mühlheim: 1,80 Mark.
Rodgau (ohne Nieder-Roden, Rollwald): 1,75 Mark.
Rödermark (einschließlich Nieder-Roden, Rollwald): 1,70 Mark.
Heusenstamm: 1,65 Mark.
Obertshausen: 1,60 Mark.
Hainburg: 1,60.
Mainhausen: 1,20 Mark.
Demnächst läuft er wieder durch die Apfelbaumreihen rings um Frankfurt und guckt in die Röhre, der Dr. Janzen von der Versuchsstation für Intensivkulturen am Institut der Universität Hohenheim.
Und was er da in einem Ausschnitt von 60 mal 60 Zentimetern an Äpfeln zählt, wobei er zehn derartige optische Proben pro Baum nimmt, ist der "durchschnittliche Behang". Die so ermittelte Behangdichte läßt dann, aus allen Gebieten zwischen Nord, Süd, Ost und West zusammengefaßt, Rückschlüsse auf die Ernte im Herbst zu. Rückschlüsse, die nicht zuletzt für den "Hohenastheimer", den Ebbelwei des nächsten Jahres, wichtig werden. Heinz Deisenroth, Prokurist bei der Großkelterei Possmann in Rödelheim, erwartet übrigens in unseren Breiten und nach Süden zu "eine gute Ernte". Gerade noch rechtzeitig habe es am Main, im Taunus, auch in Mittelhessen oder im Odenwald, wo die unterschiedlichen Sorten für den Ebbelwei wachsen, genügend geregnet, um ein Austrocknen der Früchte zu verhindern.
Anders in Norddeutschland. Aber dort oben, etwa im Alten Land bei Hamburg, wächst Tafelobst, es wird fürs "Stöffche" nicht gebraucht.
Nun ist bekannt, daß es im vergangenen Jahr umgekehrt war: Es wurde wenig Ebbelwei-Obst eingefahren. Und prompt erhöhten sich die Preise. Unter zwei Mark pro "Geripptem" (0,25-Liter- Glas) ist nichts mehr drin. Ja, in der Freßgass' beispielsweise werden im Freien bis 3,50 Mark genommen. Und es gab die Gastronomie eines Ausfluglokals, die bei 3,80 Mark angekommen war, dann aber wieder herabgesetzt hat, als man merkte, daß sich sogar die neppgewohnten Touristen "bedankten".
Hört man sich bei den selbstkelternden Ebbelweiwirten um, so wird bestätigt, daß der Preis auch bei guter Ernte 1993 nicht etwa zurückgedreht wird: Die fixen Kosten, man kennt das ja. Aber teurer will man nun wirklich nicht werden, denn: "Zwei Mark, das ist schon eine Art Schallgrenze", wissen die Wirte. Am Ende guckt ja ohnedies, neben dem Dr. Janzen, vor allem der Endverbraucher durch die Röhre . . . -vau
Als "einen Befund mit Licht und Schatten" wertet Professor Benno Hafeneger seine empirische Untersuchung über die "Arbeitsbedingungen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit". Es wurden 19 Mitarbeiter aus Frankfurter Kinderhäusern, 24 aus den Jugendhäusern und 32 aus Kinder- und Jugendhäusern befragt.
Nach der Studie sieht die Mehrheit der Kinder- und Jugendarbeiter neben den "gesellschaftlichen Bedingungen, von denen Kinder und Jugendliche betroffen sind", die größte eigene Belastung in der weder der Verantwortung noch der Ausbildung entsprechenden Bezahlung.
Die Untersuchung wird von der "Arbeitsgruppe über die Arbeitsbedingungen in der städtischen Jugendarbeit" als Diskussionsgrundlage, unter anderem mit dem Jugendamt und dem Sozialdezernenten, empfohlen. Sie ist bei der "Koordinierungsgruppe für die Neuplanung der offenen Kinder- und Jugendarbeit" (im "Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik", Am Stockborn 5-7, 6 Frankfurt 50) zu beziehen. clau
"Das ist ja völlig falsch, was der Herr Teitge da erzählt", empört sich Hannelore R.: Die schroffe Abfuhr des Geschäftsführers der Vereinigung der Haus-, Grund- und Wohnungseigentümer an separate Wasseruhren in den Wohnungen findet nicht bei allen Eigentümern Zustimmung. Im Gegenteil. Während Gustav Teitge bei der Installation der Wohnungswasserzähler nur Probleme für Hausbesitzer und unnötige Kosten sieht, lehrt die Erfahrung das Gegenteil, so Frau R.
Vor vier Jahren haben sie und die anderen 15 Eigentümer eines Westendhauses separate Wasseruhren in allen Wohnungen installieren lassen. Seitdem "sparen wir viel mehr Wasser" und bei der Verteilung der Kosten geht es auch gerechter zu. Wer viel badet, zahlt auch viel.
Früher wurden die Kosten nach Quadratmetern abgerechnet, berichtet die Wohnungseigentümerin. Da kamen alle auf fast die gleichen Kosten - egal ob sie den Hahn unnötig aufdrehten oder wegen monatelanger Reisen überhaupt nicht duschten. Nun reicht die Spanne der jährlichen Kosten von 275 bis an die 1700 Mark, berichtet Hannelore R. Klar, daß die Wassersparer auch die Kosten für die Installation von knapp tausend Mark pro Wohnung bald wieder drin hatten. Weil der Verbrauch des warmen und kalten Wassers gemessen wird und manche Wohnungen an mehrere Steigleitungen angeschlossen sind, mußten in jeder Wohnung mehrere Wasserzähler angebracht werden.
Allerdings sind nicht alle im Haus so zufrieden. Für manche haben sich die Wasserkosten nun verdoppelt. luf
Der Sportverein Altenmittlau - einer der fünf Freigerichter Vereine - feiert sein 80jähriges Bestehen. Nach zweijähriger Zugehörigkeit 1988 aus der damaligen Bezirksklasse Frankfurt Ost abgestiegen, strebt der mit einer vorzüglichen Sportanlage ausgestattete Verein unter einem neuen Kapitän und mit der Rückkehr eines Emigranten im Jubiläumsjahr wieder bessere sportliche Ebenen an.
1974 entstanden an der Rohrwiese Hart- und Rasenplatz, ein mit 100 000 Mark veranschlagter zusätzlicher Allwetterplatz für die Jugend und die Volleyballanhänger steht in der Planung. Zusammen mit Vize Jürgen Betz und dem erfahrenen Pädagogen und Trainer Walter Biba übernahm Versicherungskaufmann Walter Dehm am 8. Mai dieses Jahres die Führung des heutigen A-Ligisten. Fußballgrößen wie Roger Pohl (TSV Langstadt), Rolf Ewig (FSV Lieblos) und Andreas Flecks (Germania Horbach) werden wieder in Altenmittlau die Fußballschuhe schnüren. Hinzu kommt seit einem Jahr der bei Bayern Alzenau auf Torejagd gegangene Peter Keleschovsy und jetzt auch noch mit Christian Hornischer ein gestandener Torhüter von der benachbarten Alemannia Niedermittlau.
Es war in den vergangenen Jahrzehnten ein ständiges Bergauf und Bergab, erinnert sich der langjährige 1. Vorsitzende, Rudi Hufnagel, neben Josef Wegstein über ein Vierteljahrundert für den Verein im Vorstand aktiv. Daß die Jugenarbeit in den letzten Jahren vernachlässigt wurde, man sich erst in der kommenden Saison zum Beitritt des Jugendsportvereins Freigericht mit den älteren Jahrgängen durchgerungen hat, das Engagement der Mitglieder bei der Bewältigung der internen Probleme und der Unterstützung bei der Pflege der großen Sportanlage nachgelassen hat, sind Faktoren für das sportliche Tief im Jubiläumsjahr. Mit neuem Elan und einer neuen Führungsmannschaft - nur Schatzmeister Günter Noll, Schriftführer Walter Nußbaum und Wirtschaftsvorsitzender Hermann Betz gehören schon seit mehreren Jahren dem Präsidium an - wird der Aufstieg in die Bezirksliga Gelnhauen in Angriff genommen. Die am 10. Juli beginnenden Freigericht-Meisterschaften werden in Altenmittlau sowohl für den Jubilar als auch für Landesligist SV Bernbach, Germania Horbach, den SV Neuses und den SV Somborn erste Gelegenheit sein, mit den Neuzugängen mannschaftliche Geschlossenheit zu erreichen. Ein geplantes Ortsvereinsturnier soll sich dem alljährlichen vorsaisonlichen Höhepunkt im Freigericht anschließen. Erst an den Pfingsttagen 1993 werden dann wegen der Vielzahl der zur Zeit anstehenden Jubiläen die Feierlichkeiten zum 80. Geburtstag stattfinden. WILHELM HOLM
HÖCHST. Vorurteile richten sich meist gegen Fremde. "Ausländer, die sie persönlich kennen, mögen die Leute. Unbekannte lehnen sie ab, denn das sind die Schlimmen." Pfarrer Hans-Georg Döring möchte deswegen Gespräche, Information und Begegnung zwischen Nachbarn und Asylsuchenden ermöglichen, die nach den Sommerferien in die McNair-Kaserne eingewiesen werden. "Kontakte können drohende Konflikte verhindern oder entschärfen", hofft der Geistliche.
Döring will dazu eine Flüchtlings-Arbeitsgemeinschaft (AG) gründen, die sich am Montag, 13. Juli, um 19.30 Uhr, im Gemeindehaus, Hospitalstraße 42, konstituieren soll.
Zwei Grundsätze müßten die Arbeit leiten, meint Döring: "Nachbarn haben ein Recht, in ihren Ängsten ernstgenommen zu werden. Flüchtlinge sind zu schützen und dürfen keiner ungerechtfertigten Gewalt ausgesetzt werden." In der AG können alle mitmachen, die "Interesse" haben. Kontakt unter Telefon 31 64 41. dis
Für die Reststoffe aus der Klärschlammverbrennungsanlage in Sindlingen hat die Stadt inzwischen eine Verwertungsmöglichkeit gefunden: Wie der Magistrats berichtet, werden seit Ende 1990 etwa 80 Prozent der Asche in Nordrhein-Westfalen für Rekultivierungen verwendet, der Rest wandert in die Kläranlagen in Wiesbaden und Hanau.
Davor wurde die Asche auf Hausmülldeponien abgelagert; allein 1990 waren es noch 11 300 Kubikmeter. esi
Die Frankfurter Universität wird voraussichtlich im Wintersemester erstmals einen neuen Hauptfach-Studiengang "Theater, Film, Medien" anbieten. Der Magisterstudiengang sieht auch viel Praxis auf einer eigenen Probebühne und in Kooperation mit Kinos, Theatern und Verlagen vor.
Obwohl die definitive Genehmigung noch ausstehe, müßten sich Interessenten bis zum 15. Juli für das Wintersemester bewerben, teilt die Goethe-Universität mit. Vorerst sollen jedes Jahr 40 Studienanfänger aufgenommen werden. luf
Auch wenn man bei Boule zunächst an Frankreich denkt und vor dem geistigen Auge der baumumsäumte Dorfplatz erscheint, auf dem Männer mittleren Alters bereits tagsüber eine eher ruhige Kugel schieben: auch in anderen Ländern werden die Wurf- oder Rollgeschosse bewegt. Verwandte Spiele sind: Boccia (Italien) und Bowls (Großbritannien). Aber selbst im eigenen Land haben die Franzosen unterschiedliche Spielvarianten entwickelt. So gibt es neben Pétanque noch Boule Lyonnaise, das Jeu Provençal, Boule en Bois, Boule de Fort und Boule de Berges.
Die Grundregel, mit den Kugeln einem Ziel möglichst nahe zu kommen, ist ihnen gemeinsam. Allerdings unterscheiden sich die Kugeln in Material, Gewicht und Größe. So wird Boule de Bois mit Holzkugeln gespielt. Beim Boule de Fort haben die Kugeln eine konkave und eine konvexe Seite, so daß sie beim Rollen einen Bogen beschreiben.
Pétanque ist sowohl vom Bewegungsablauf für den Körper als auch von der Spielfeldlänge (die Zielkugel liegt zu Beginn zwischen sechs und zehn Meter vom Werfer entfernt), vom Kugelgewicht und von den Regeln das leichteste Spiel. Es läßt sich zudem wie das Jeu Provençal fast überall spielen, während die anderen Boulespiele in der Regel auf besonderen Bahnen mit Umrandung stattfinden, die in mehrere Zonen eingeteilt sind.
Das Wort Pétanque kommt von der Körperhaltung beim Spiel. Es ist abgeleitet vom französischen pied tanqué und stammt wiederum aus dem provenzalischen ped tanco. Das heißt soviel wie "auf dem Boden fixierter Fuß".
Über die Geschichte des Boulespiels informiert unter anderem ein Buch von Felix Hübner und Ulrich Koch (Hugendubel Verlag). Schon vor Christus fand man Anhaltspunkte für die Benutzung kleiner Steinkugeln für Spiele. In römischer Zeit beschrieb Julius Pollux ein Spiel, bei dem ein Ziel getroffen werden mußte. Aus dem 13. Jahrhundert liegen Berichte über Bowls in England vor. Weitere Erwähnungen finden sich dann vor allem in Verboten der Kugelspiele, weil sie vom kriegerisch nützlicheren Bogenschießen und der Arbeit ablenkten oder wegen der hohen Geldeinsätze so manchen in den Ruin trieben.
In Deutschland wird seit Kriegsende Boule gespielt. Urlaube im Nachbarland und die engeren Kontakte auf politischer Ebene sind laut Hübner und Koch Gründe für die Ausbreitung. 1963 soll sich in Bad Godesberg der erste Verein gegründet haben. Zahlreiche Spieler und Vereine sind heute im Deutschen Pétanque Verband (DPV) mit Sitz in Köln organisiert, der in den alten Bundesländern acht Landesverbände hat. set
Frankfurts Musiker befürchten Miet-Erhöhungen für ihre Proberäume in den Musik-Bunkern. Entschieden sei letztendlich zwar noch nichts, beruhigt Franz Junker, der persönliche Referent von Stadtkämmerer Grüber, klar sei jedoch auch, "daß die Finanzierungskosten für die Bunker abgedeckt werden müssen".
Von 45 Bunkern sind bislang 13 Bunker im Frankfurter Raum aus der Zivilschutzbindung entlassen worden, wiederum sechs davon will die Stadt für ungefähr 3,7 Millionen Mark dem Bund abkaufen. Daß die Stadtverordnetenversammlung am 20. August dem Kauf zustimmen werde, daran gebe es keinen Zweifel, denn man sei sich in allen Fraktionen einig, "daß die Proberäume für die Musiker erhalten werden müssen", sagt Referent Junker. Eigentlich hätte der Kauf jedoch schon früher über die Bühne gehen sollen, nämlich am 11. Juni. Doch die Forderung der Stadtkämmerei, das Kulturdezernat solle an der Finannzierung der jährlichen auf rund 300 000 Mark berechneten Kreditkosten beteiligt werden, verhinderte den Beschluß.
Alle 13 Bunker bieten momentan "etwa 500 Bands" Platz zum Proben und produzieren, schätzt Fritz Müller, der Kulturreferent des Vereins "Waggon". Eine Mietpreiserhöhung - im Augenblick werden zwischen vier und sieben Mark pro Quadratmeter bezahlt - wäre fatal, denn "viele Musiker haben das Geld einfach nicht".
Unberechtigt scheinen die Befürchtungen der Musiker und Kulturvereine nicht zu sein. Junker: "Es kann sein, daß bei dem einen oder anderen Bunker die Mietpreise steigen werden, während sie beim anderen bleiben." Bislang sei jedoch noch nichts entschieden.
Für Müller scheint die ganze Diskussion widersinnig, denn "es kann nicht Sinn der Sache sein, die Vereine auf der einen Seite finanziell zu unterstützen und auf der anderen Seite die Mieten so zu erhöhen, daß die Gruppen letztendlich doch raus müssen". wob
Da wollte die CDU-Stadtverordnetenfraktion unter dem Titel "Pleiten, Pech und Pannen" dem rot-grünen Magistrat wieder mal am Zeuge flikken - und ist schnurstracks in den Fettopf getreten. Die Union - oder eines ihrer "U-Boote" in der Stadtverwaltung - hatte mit etlicher Verspätung Wind davon bekommen, daß am vergangenen Wäldchestag das "Frankfurter Lieschen" nicht gefahren ist. Die Christdemokraten witterten einen Skandal. Denn in all den Jahren zuvor hatte die Sonderstraßenbahn zu Pfingsten und natürlich am Wäldchestag die Besucher zum Festplatz in den Stadtwald gebracht. Auf einer sonst nicht mehr benutzten Trambahntrasse von den Riederhöfen bis zum ehemaligen Oberforsthaus.
Die Union wollte herausgefunden haben, daß in den Tagen vor Pfingsten "für den zu erwartenden Betrieb die Straßenbahngleise wieder hergerichtet und ein neuer Fahrdraht angebracht worden ist". Und dann, so empörte sich die CDU in einer offiziellen Römeranfrage, habe die Straßenverkehrsbehörde die Inbetriebnahme einfach untersagt, und statt der Bahn fuhr ein Bus. Ja schlimmer noch: "Teile der Strecke sollen sogar wieder abmontiert werden."
Die amüsierten Verantwortlichen bei den Stadtwerken und der Straßenbehörde sprechen derweil vom "Sommerloch", das die Oppositionspolitiker in der nachrichtenarmen Ferienzeit ein bißchen füllen wollten. Richtig sei nur eins: In diesem Jahr ist das "Lieschen" tatsächlich nicht gefahren. Der Tram stand nämlich eine Baustelle im Weg. An der Richard-Strauß-Allee erneuert die Bahn für die künftige S- Bahn derzeit die Eisenbahnbrücke. In diesem Bereich war es nach Darstellung des Straßenbauamtes eng und unübersichtlich geworden. Wenn Tram und Autos gefahren wären, hätte es zu Unfällen kommen können. Deshalb lehnten die Stadtwerke den Antrag auf den Sonderverkehr ab.
Auch daß Teile der Strecke wieder demontiert werden, weiß nur die CDU. Denn die Stadtwerke, sagt ein Sprecher, werden das "Lieschen" nächstes Jahr zum Wäldchestag "selbstverständlich wieder auf die Strecke schicken".
Nessi läßt grüßen. gang
Nach Adam Riese können bei 328 Zügen á 70 Sekunden Vorbeifahrt keine "zwölf Stunden Lärm" entstehen (FR vom 29. 6. 1992 "Die Gegner der Rhön-Schnellbahn jubeln - doch eher 'gebremst'"). Höchstens 6,4 Stunden. Vermutlich weniger, wegen Gleichzeitigkeiten und weil nicht sofort ein kritischer Wert anfällt.
Bernhard Wolfram, Karlsruhe
Der Entschluß des bekannten Befreiungstheologen, sein Priesteramt niederzulegen und den Franziskanerorden zu verlassen (FR vom 30. 6. 1992 "Boff weicht Druck des Vatikans"), ist der einzig richtige Weg zu einer wenigstens minimalen Freiheit von der Macht der römischen Inquisition.
Unverständlich bleibt nur, daß noch immer Millionen aus Unwissenheit, Desinteresse oder sogar wider besseres Wissen dieses anachronistische und zutiefst antijesuanische Machtsystem finanzieren, statt es endlich in Scharen zu verlassen, um frei dem Nazarener nachzufolgen.
Hatte Jesus doch schon vor 2000 Jahren die Fundamente jedweder religiöser Machtsysteme zertrümmert und diese universale Befreiung des Menschen mit seinem Leben bezahlt (Lit. b. Udo Köhler: Jesus der Befreier. Haag + Herchen, Frankfurt/M. 1990).
Dieser wahre Jesus der Geschichte wird daher den Menschen noch immer vorenthalten, denn "die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen" (D. Bonhoeffer) und "wer nichts weiß, muß alles glauben" (M. v. Ebner-Echenbach).
Möge endlich auch den Katholiken das Licht aufgehen, das der Menschheit den einzigen Weg in eine lebenswerte Zukunft weist.
Prof. Dr. Udo Köhler, Bad Nauheim
Als "unkoordiniert in Angriff genommene Einzelmaßnahmen" hat die CDU-Stadtverordnetenfraktion die zahlreichen Bauarbeiten in der City kritisiert, mit denen die rot-grüne Römerkoalition ihren ersten Schritt zur urbanen Innenstadt tun will.
Zudem sei das, was nun als Weg zur urbanen Innenstadt realisiert wird, überhaupt nichts Neues, unterstrich der verkehrspolitische Sprecher der Union, Wolfgang Stammler. Fahrradwege im Herzen der Stadt habe es beispielsweise am Opernplatz, in der Goethestraße, am Roßmarkt oder auch in der Kaiserstraße bereits zu CDU-Regierungszeiten gegeben. Auch Aufpflasterungen seien hinlänglich bekannt. Allerdings werde inzwischen überwiegend die Auffassung vertreten, daß solche Baumaßnahmen an vielbefahrenen Straßen problematisch seien. Sie täuschten den Fußgängern eine scheinbare Sicherheit vor und verleiteten sie zu "massenhafter Nichtbeachtung der Ampeln".
"Wenig überzeugend" sind nach Stammlers Meinung auch die Änderungen der Verkehrsführung in einigen Straßen zwischen Berliner Straße und dem Bereich Zeil / Kaiserstraße sowie die Sperrung des Oeder Wegs. Diese Maßnahmen würden voraussichtlich zu zusätzlichen Umwegefahrten führen und Staus und Behinderungen zur Folge haben.
Dem neuen Fußgängerüberweg zwischen Hauptbahnhof und Kaiserstraße steht die Römer-CDU "nicht grundsätzlich ablehnend" gegenüber. Durch die Passage dürfe aber nicht die für den Autoverkehr wichtige Achse Friedensbrücke - Messe "lahmgelegt" werden. Die CDU fordert exakte Verkehrszählungen und eine "realistische Darstellung" der zusätzlichen Behinderungen. gang
"Geschmacklosigkeit macht auch vor Intelligenz nicht halt"
GREBENHAIN. Mit der im Windenergiepark Vogelsberg erzeugten Energie können derzeit etwa 300 Haushalte ein Jahr mit Strom versorgt werden. Diese Bilanz zog der Geschäftsführer der Windenergiepark Vogelsberg GmbH, Herbert Holler, in Grebenhain-Hartmannshain.
Das Pilotprojekt Windenergiepark, das mit den ersten Windkraftanlagen im November 1990 gestartet wurde, arbeitet seit Juni 1991 mit allen acht Windgeneratoren. Eine weitere Anlage läuft für Forschungszwecke. Innerhalb dieses Jahres wurden nach Angaben Hollers 1,037 Millionen Kilowattstunden erzeugt. Die Leistung im ersten Halbjahr 1992 betrug 540 000 Kilowattstunden.
Die Betreiber des Windenergieparkes, das Land Hessen und die Oberhessische Versorgungsbetriebe AG (OVAG) in Friedberg, hatten nach den Windmessungen vor der Standortentscheidung für Hartmannshain mit 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr gerechnet. Holler erklärte dazu, es werde jetzt überprüft, inwieweit die Windmenge innerhalb der letzten zwölf Monate dem langjährigen Durchschnitt entsprochen habe. Die gewonnene Energie wird in das Stromnetz der OVAG eingespeist.
Holler zeigte sich über das bisherige Ergebnis des ersten Windenergieparks in einem deutschen Mittelgebirge zufrieden. Die einzelnen Anlagen von unterschiedlichen Herstellern hätten nahezu störungsfrei gearbeitet. Ob die Nutzung der Windenergie in diesem Bereich wirtschaftlich werden kann, werde sich erst in neun Jahren zeigen. ew
Eine Auswahl polnischer Kunst aus der Zeit um 1900 zeigt das Darmstädter Museum Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe bis zum 30. August. Die Austellung umfaßt rund 200 Stücke der Malerei, Plastik und angewandten Kunst aus den Zentren der "Polnischen Sezession", Warschau und Krakau. Schwerpunkt der Ausstellung ist allerdings polnische Malerei um die Jahrhundertwende, darunter Werke von Stanislaw Wyspianski, der als einer der bedeutendsten und vielseitigsten Maler dieser Epoche in Polen gilt.
Der Großteil der Stücke stammt aus dem Masurischen Museum der Darmstädter Partnerstadt Plock, das gemeinsam mit Darmstadt die Ausstellung organisierte. Neben der Malerei sind gewebte Wandteppiche sowie Keramik- und Metallobjekte verschiedener polnischer Manufakturen zu sehen. Die Ausstellung ist Teil der "Plocker Tage", bei denen die kulturelle Vielfalt der Darmstädter Partnerstadt vorgestellt werden soll. lhe
In Nestor Castellanos kleiner Zweizimmer-Wohnung herrscht peinlichste Ordnung. Blitzblank hängen die Töpfe an der Küchenwand, Rücken neben Rücken reihen sich akkurat die vielfach gelesenen Bücher im Regal, und wie auf dem Reißbrett formieren kleine Keramikschildkröten ein dekoratives Muster auf dem Beistelltisch. Castellanos, der dem Besuch einen Gartenstuhl anbietet, ist Hausmann - unfreiwillig. Der kubanische Physik-Professor wurde Anfang dieses Jahres von seiner Arbeit suspendiert.
Der Grund: Castellanos hatte zusammen mit 14 anderen Uni-Professoren verschiedener Fakultäten eine Petition für eine Demokratisierung der sozialistischen Inselrepublik unterschrieben. Darin treten die Akademiker für eine politische und ökonomische Öffnung der Insel auf "friedlichem Weg" ein, für die Wahrung der Menschenrechte, eine Generalamnestie für politische Gefangene sowie eine Autonomie der Universitäten. "Wir haben alle Formulierungen vermieden, die irgendein Gesetz in Kuba verletzen könnten", erklärt mit milder Stimme Castellanos, "und das hat uns dennoch nicht vor dem Rausschmiß bewahrt."
Er hätte es besser wissen müssen. Wie im Fall einiger Mitgliedern der Künstlervereinigung UNEAC, die vor einem Jahr ähnliche Reformen anregten, verweigert die Regierung von Präsident Fidel Castro Andersdenkenden jede Möglichkeit des Dialogs. Die Reaktion ist immer die gleiche: Rausschmiß, Isolation, im schlimmsten Fall Haft. Frei nach dem Motto des Revolutionsführers: innerhalb der Revolution alles, außerhalb nichts.
Insgesamt wurden 30 Angestellte an verschiedenen Universitäten suspendiert, da manche in den Verdacht gerieten, das Dokument gekannt, aber nicht denunziert zu haben. Seitdem erinnert auch Castellanos Foto am Uni-Eingang tagtäglich den Portier daran, daß sein Ex-Kollege eine "persona non grata" und ihm deshalb Zutritt zur Bibliothek und zu seinem Computer zu verweigern sei. Selbst die Familie des Mittvierzigers bekommt den langen Arm der Staatsgewalt zu spüren. Seine Frau Violeta Romero, die Italienisch unterrichtet, wurde aus der KP wegen "Verrats" ausgeschlossen - der schwerwiegendste Vorwurf, der die 600 000 Mitglieder treffen kann.
Violeta Romeros Vergehen: Nicht nur ist sie mit Castellanos verheiratet, sie lehnt auch noch die neu geschaffenen "schnellen Einsatztruppen" ab. Diese sollen bei Tumulten und öffentlichen Protestaktionen einschreiten und wurden im vergangenen Jahr aus dem Boden gestampft. Wenn auch viele Kubaner ihre Teilnahme ohne Konsequenzen verweigern konnten, so wurde Violeta Romeros hartnäckige Ablehnung letztlich für ihren Rausschmiß aus der Partei benutzt, erzählt ihr Ehemann.
Er fürchtet noch Schlimmeres. Daß auch sie ihren Job verliert und sein einziger Sohn Alef sein Elektronik-Studium nicht beenden kann. Auch ihn trifft die Sippenhaft. Da er versäumte, die Tat seines Vaters zu kritisieren, wurde er aus der kommunistischen Jugendorganisation UJC ausgeschlossen. "Es tut weh, mit anzusehen, wie die ganze Familie für eine Tat leidet, die man allein zu verantworten hat", resigniert Castellanos.
Castellanos ist kein Dissident, kein Konterrevolutionär, kein Mitglied der unzähligen Oppositionsgrüppchen, zu denen er erst nach seiner Unterzeichnung Kontakt bekam. Er hat, wie er betont, nicht einmal alle Unterzeichner gekannt. Castellanos war bislang vielmehr ein Getreuer, der an die Revolution glaubte, sich freiwillig für den Angola-Krieg meldete, ein "Internationalista", ein unpolitischer Akademiker, der sich mit dem wenigen beschied, wissend, daß sein Beruf in anderen Ländern ein Vielfaches einbringt.
Er ist ein Familienvater, der um sich herum die Familien in Auflösung sah, aber für sich und die Seinen Raum in der Revolution schuf, die Vorteile wie kostenlose Gesundheitsversorgung und Ausbildung schätzte und kaum beklagte, daß er kein eigenes Auto besaß. "Wir leben in bescheidenen Verhältnissen, aber wir sind zufrieden", sagt er und läßt seinen Blick über ein Radio schweifen, über zwei Aquarien und auf den kleinen Balkon.
Doch zuletzt war er auch ein Enttäuschter: "Ich habe mir vom Parteikongreß vergangenen Oktober mehr erwartet. Eine Öffnung, Reformen. Aber er war eine Enttäuschung, und deshalb habe ich unterschrieben. Weil wir gewaltsame Ereignisse in Kuba verhindern wollen, bevor es zu spät ist." Wie andere Kubaner fürchtet er, daß die tiefe Wirtschaftskrise, in die Kuba seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa stürzte, zu einer sozialen Explosion führen könnte.
In seiner Wohnung in einem Mittelklasse-Viertel der Hauptstadt Havanna wirken die kleinen Schwarz-Weiß-Fotos inzwischen tragisch, die ihn im angolanischen Busch im Kampfanzug zeigen. Seine Schilderungen, wie ihn Kollegen meiden und Nachbarn bespitzeln, erinnern an alte DDR-Zeiten.
Seine schüchterne Entschuldigung am Ende des Gesprächs, daß er die kubanische Tradition, Gästen Kaffee anzubieten, leider mangels desselben nicht mehr pflegen könne, sagt mehr als viele Erklärungen. Während manche Suspendierung mit einer Weiterzahlung des Gehaltes einhergeht, wurde ihm auch das gestrichen. Allerdings hat Castellanos wie auch Kubas prominentester Regimegegner, Elizardo Sanchez, zumindestens noch eine Lebensmittelkarte und damit wie alle anderen Kubaner jeden Tag Anrecht auf ein Brötchen, auf sechs Pfund Reis im Monat und zwei Shampoo im Jahr.
Auch behielt er sein Recht auf Arbeit im kubanischen Tropensozialismus - als Raumpfleger beispielsweise. Doch da hockt er lieber den ganzen Tag zu Hause. "Ich habe nicht zwanzig Jahre gerackert, um Physikprofessor zu werden und nun Toiletten zu putzen", erklärt Castellanos bestimmt. "Lieber hungere ich."
WINFRIED LIPSCHER, Chef-Dolmetscher im Auswärtigen Amt, hat dem in Darmstadt ansässigen Polen-Institut 2000 Bücher geschenkt, die er während seiner jahrelangen Tätigkeit an der Deutschen Botschaft in Warschau gesammelt hat - deutsche Literatur, die nach 1945 in polnischer Übersetzung erschienen ist.
Bildungsministerin Birthler erwähnt in dem Interview leider nicht, daß sich bereits im März Vertreter der Kirchen (im Interview ist immer nur von der evangelischen Kirche die Rede, die katholische ist aber auch beteiligt) und der Landesregierung in Potsdam auf einen Kompromiß geeinigt und ihn im Entwurf einer "Gemeinsamen Erklärung" festgehalten hatten (FR vom 25. 6. 1992 "Ministerin zwischen Elternängsten und Kirchenanspruch").
Die Kirchen waren deshalb ziemlich überrascht, als Frau Birthler Anfang Juni, also kurz vor Schuljahresende, einen Kabinettsbeschluß übermittelte, der weit hinter dem bereits gefundenen Kompromiß zurückblieb. Ist es wirklich verwunderlich, daß die Kirchen sich darauf nicht einließen?
Daß sich die Kirche "in der Schule an die kirchlich sozialisierten Kinder und Jugendlichen halten" wolle, wie die Ministerin sagt, ist nicht richtig. Der Religionsunterricht ist stets und überall ein Angebot an alle Schülerinnen und Schüler; freilich ein Angebot, und das kann auch abgelehnt werden. Der Besuch des Faches "Lebensgestaltung/Ethik/Religion" - als ein weltanschaulich geprägter Unterricht - wird hingegen in einer Schule, die weltanschaulich neutral sein muß, zur Pflicht gemacht.
Warum sollen denn in einer pluralen Gesellschaft Eltern und Schüler nicht wählen dürfen zwischen "Lebensgestaltung" und "Religionsunterricht"? Es gibt nämlich im Land Brandenburg durchaus Eltern und Schüler, die am Religionsunterricht interessiert sind - und deshalb werden es Eltern sein (nicht die Kirchen), die vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.
Im übrigen geht es gegenwärtig doch nicht um eine flächendeckende Einführung weder des Religionsunterrichts noch des Faches "Lebensgestaltung", sondern um einen erprobenden Anfang. Die Kirchen erheben keine Maximalforderung, sondern sie hoffen, daß dem Religionsunterricht die gleichen Rahmenbedingungen gewährt werden wie dem Modellversuch "Lebensgestaltung/Ethik/Religion", vor allem in puncto Stundentafel und Stundenplan. Warum sollte das nicht möglich sein?
Reinhard Stawinski, (Öffentlichkeitsbeauftragter der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg), Berlin
Eine Änderung unseres Feiertagskalenders scheint mir am Ende des zweiten Jahrtausends unserer Zeitrechnung schon längst überfällig.
Der konfessionelle Aberglaube vergangener Zeiten, der diese Tage schuf, ist durch die erlebte Wirklichkeit unserer Generation (ich bin Jahrgang 09) wirklich überholt.
Deshalb begrüße ich den Vorschlag der Bundestagsabgeordneten, deren Partei ich nicht angehöre, Frau Birgit Homburger, von Herzen, sämtliche kirchlichen Feiertage abzuschaffen und durch bewegliche Ferientage (die Beschäftigten könnten selbst entscheiden) zu ersetzen - die hohen Festtage natürlich ausgenommen (FR vom 30. 6. 1992 "Zur Person").
Wer z. B. zwei Weltkriege mit ihren Todesopfern in der Verwandtschaft, von der Freundschaft ganz zu schweigen, mitgemacht hat, die Entbehrungen und die zwei Geldentwertungen über sich ergehen lassen mußte, wer als Verfolgter im Dritten Reich und im vierten seines Nachfolgers Ulbricht zu vegetieren gezwungen war - wofür soll der jedes Jahr im November, staatlich verordnet, noch büßen?
Fritz Borges, Mühlheim
Mich stimmt die kommentarlose Hinnahme polizeilicher Gewaltanwendung gegen linksorientierte Gruppen und Veranstaltungen, dokumentiert durch die kürzlichen Fälle in Mannheim und jetzt in Nürnberg (FR vom 29. 6. 1992 "Schlagstöcke trafen die Gegner des WWG") durch Ihre Zeitung, traurig.
Von den führenden Parteien und Politikern (gerade in Bayern) wird durch den massiven Einsatz und die provokative Präsenz von polizeilichen Kräften eine offene, politische Diskussion unterbunden, und ein gewaltsamer Kampf, der zur strafrechtlichen Erfassung der politischen Gegner und Kritiker führt, erzwungen.
Die Kompetenzerweiterung und der Ausbau der Polizei geschehen unter der diffusen Argumentation von Sicherheit und Ordnung, und ist statistisch nicht rechtfertigbar (siehe Drogenpolitik). Die Erstanwendung von Gewalt durch die Polizei wird zunehmend zum Normalzustand, der Verlust von Bürger- und Grundrechten scheint gewollt.
Die Schweigehaltung der Medien gegenüber den Gewaltausschreitungen der Polizei wirkt auf den Prozeß staatlicher Indoktrinierung und auf die Unterdrükkung eines öffentlichen Meinungsstreits unterstützend.
Florian Wüst, Hamburg
MÜNZENBERG. Lothar Groß bleibt weiterhin Vorsitzender der Münzenberger SPD. Während der jüngsten Versammmlung wurden Richard Hoppe und Ulrich Althaus zu seinen Vertretern gewählt. Dem Vorstand gehören außerdem noch Inge Tomisch-Köhler (Kasse), Manfred Müller (Schriftführer) und Paul Köhler (Presse) an. Die Funktion des Beisitzers (der Beisitzerin) füllen Günther Will, Rolf Jung, Gertraud Emrich, Barbara Daub und Stefan Schneider aus.
Der alte und neue Vorsitzende bezeichnete in seinem Rechenschaftsbericht das Sommerfest im Gambacher Wald und das Schlachtfest im Ober-Hörgener Dorfgemeinschaftshaus als die gesellige Höhepunkte der Partei. Den Erlös hatten die Partei-Genossen den Asylbewerbern in der Butzbacher Schloßkaserne zukommen lassen. Die Übergabe hatten die Gambacher genutzt, um die Menschen und ihre Lebensbedingungen in der Schloßkaserne kennenzulernen. Dabei habe man Vorurteile abbauen können, meint Groß.
Von zentraler politischer Bedeutung ist die Bürgermeisternachfolge für den am 5. Januar des nächsten Jahres ausscheidenden Amtsinhaber Erwin Müller. Dieser ist mit seinem Echzeller Namensvetter und Kollegen einer der dienstältesten Bürgermeister in der Wetterau.
Um den Münzenbergern eine bürgermeisterlose Zeit zu ersparen, verhandelte die SPD mit der CDU und FWG. CDU, FWG und NPD hatten sich dann jedoch im Parlament gemeinsam für die Direktwahl des Bürgermeisters im Sommer des nächsten Jahres ausgesprochen. Lothar Groß bestürzt: "In einer so zentralen Frage kann es keine Zusammenarbeit zwischen Demokraten und Rechtsradikalen geben."
Dennoch blickt die Münzenberger SPD optimistisch in die Zukunft, denn ihre Nachwuchsorganisation, die Jungsozialisten, wird immer aktiver. str
Die Spitzensprinter des LAZ Bruchköbel sorgten für die herausragenden Leistungen beim Läuferabend des TV Bad Vilbel auf dem Niddasportfeld. Gabriele Becker gewann den 100-Meter-Lauf der A-Jugend in handgestoppten 11,40 Sekunden und war damit gleich um 1,1 Sekunden schneller als ihre Vereinsgefährtin Claudia Strohm. Im gleichen Wettbewerb der männlichen Jugend A glänzte Jens Bormann mit 10,6 Sekunden. Er siegte souverän vor Vereinskollege Thorsten Reich, der 11,2 Sekunden schaffte. Gabriele Becker und Jens Bormann bestätigten mit ihren schnellen Zeiten, daß sie für die deutschen Jugendmeisterschaften am Wochenende in Mönchengladbach bestens gerüstet sind. odo
Kleine FR
Schmerzen werden bewältigt OFFENBACH. Kopfschmerz-Patienten bietet der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes jetzt den neuen Kursus "Schmerzbewältigungstraining" an. Zielgruppe sind jene Menschen, deren Kopfschmerzen offensichtlich keine körperliche Ursache haben. Die neun Gruppensitzungen werden von einer Diplom-Psychologin geleitet und beginnen am 4. August. Anmeldungen: 069/85005-222. Reise nach Passau OFFENBACH. Zu einer Studienfahrt ins Dreiländereck bei Passau lädt die Volkshochschule für den 12. bis 19. September ein. Bei der Seniorenreise sind noch einige Plätze frei. Sie werden ausnahmsweise auch an Teilnehmer vergeben, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben. Infos gibt es beim VHS-Büro, Kaiserstraße 7. Bürgerberater im Urlaub OFFENBACH. Zwischen dem 13. und 31. Juli geht Wolfgang Keller, verantwortlich bei der Stadtverwaltung für die Bürgerberatung, in Urlaub. In dieser Zeit ist deshalb die städtische Beratungsstelle, die integriert ist in die "Offenbach-Information" am Stadthof, geschlossen. Beraten wird wieder von Montag, 3. August, an. Im Wald nicht rauchen OFFENBACH. Im Wald oder in dessen Nähe darf bis zum 31. Oktober nicht geraucht werden. Darauf weist das Offenbacher Ordnungsamt die Bürgerinnen und Bürger hin. Das ganze Jahr über ist außerdem das Feueranzünden im Wald verboten. Studienreise nach Kärnten OBERTSHAUSEN. Schon im Sommer plant das Volksbildungswerk seine Studienreisen im Oktober - beispielsweise eine Busfahrt vom 12. bis 21. Oktober nach Kärnten. Ziel einer weiteren Reise ist vom 23. Oktober bis 1. November die Provence mit Nimes, Avignon und Arles. Anmeldungen nimmt schon jetzt die Geschäftsstelle, Telefon 06104/703163. Dort gibt es auch Infos. Geburtsvorbereitung HEUSENSTAMM. Nach den Ferien bietet die Evangelische Familienbildung im Gemeindezentrum, Leibnizstraße, wieder neue Kurse an. Am 3. August startet "Vorbereitung auf das Leben mit dem Baby (Babypflege)". Anmeldungen über 06074/51 39. Am 10. August beginnt um 18 Uhr ein Lehrgang "Geburtsvorbereitung" - Anmeldungen über die Rufnummer 06103/67064. CDU: neues Bürgertelefon OFFENBACH. Für die Einrichtung eines neuen Bürgertelefons bei den Entsorgungsbetrieben setzt sich die CDU- Stadtverordnetenfraktion ein. Die Bürgerinnen und Bürger sollen damit die Möglichkeit erhalten, Beschwerden und Anregungen direkt an die Verantwortlichen weiterzugeben - beispielsweise bei mangelhafter Straßenreinigung. Bisher gibt es in Offenbach ein Umwelttelefon, über das Belästigungen durch Lärm oder Gerüche weitergemeldet werden können.
HOCHTAUNUSKREIS. Ein neues Verzeichnis des Landratsamtes informiert über die Angebote und sozialen Einrichtungen im Kreisgebiet. Damit will der Kreis den Bürgern die Möglichkeit geben, auftretende Probleme und Nöte durch eigenes Handeln aufzugreifen und gegebenenfalls neue Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Nur durch eine solche freiwillige Mitarbeit, so Kreisbeigeordneter Peter Barkey (FDP), könne das soziale Netz lebendig und bürgernah entwikkelt werden.
Das Inhaltsverzeichnis reicht von Altersheimen und betreuten Wohngemeinschaften über Essen auf Rädern und die Anschriften der freien Wohlfahrtsverbände bis hin zu Koronarsport- und Selbsthilfegruppen. Zu beziehen ist das schmale Heft über das Gesundheitsamt des Kreises.
Das Verzeichnis enthält keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ungeheftet, wie es ist, kann es aber jederzeit ergänzt werden. Erlenbacher wandern im Spessart
BAD HOMBURG. Im Spessart wandert der TSV 1898 Ober-Erlenbach am Sonntag, 12. Juli. Zur Abfahrt mit eigenen Fahrzeugen trifft man sich um 8 Uhr an der Turnhalle in der Josef-Baumann- Straße.
Vom heutigen Donnerstag, 19 Uhr, bis zum kommenden Sonntag, 12. Juli, wird in Fritzlar der 111. Pferdemarkt gehalten. Auftrieb und Prämiierung von Pferden und die "Fohlenschau mit Brenntermin" sind für Samstag vormittag vorgesehen, etwa ab 7.30 Uhr im Rahmen einer Kreistierschau, bei der auch Rinder, Schafe und Ziegen zu sehen sind. Krammarkt und Volksfest bilden den Rahmen.
Die Abende locken mit Tanz, an verschiedenen Orten jeweils für unterschiedliche Zielgruppen. Voraussichtlicher Höhepunkt: Die Wiederkehr der vor 20 Jahren als Ulk- und Blödelgruppe gefeierten "Insterburg und Co" am Samstag um 20 Uhr. Den Schlußpunkt des Volksfestes setzt am Sonntag abend gegen 22.30 Uhr ein großes Feuerwerk mit Musikuntermalung. b-i
Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen
Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Vater der Braut (20 Uhr). - Bambi: Basic Instinct (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Peter Pan (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Cinema: Feivel, der Mauswanderer Teil II (15, 16.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Medicine Man (19.30 Uhr); Delicatessen (21.45 Uhr). Parteien / Parlamente
Groß-Gerau. Haupt- und Finanzausschuß, 18 Uhr, Historisches Rathaus.
Sondersitzung der Stadtverordneten, 19 Uhr, Historisches Rathaus. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Geschlossen bis 15. August.
Rüsselsheim. Stadtbücherei, Am Treff 5: Alles über Dinosaurier, vom Bilderbuch zum Sachbuch, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.
Museum in der Festung, Hauptmann-Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Opel-Forum, Bahnhofsplatz 1: Holzzeichen - Lebenszeichen, von Birgid Vietz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 31. Juli.
Groß-Gerau. Kulturcafé im Alten Amtsgericht: Linolschnitte von Andreas W. Schmitt (bis 31. Juli); sowie: Ausstellung der Vereinigung der Tierversuchsgegner (bis 18. Juli), zu den Café-Öffnungszeiten. Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.
Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Verein der Kinder wegen: Treffen, 20 Uhr, im Frauentreff, Goldener Apfel.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.
Mütterberatung des Kreisgesundheitsamts, 13.30 bis 15.30 Uhr, Grundschule auf Esch.
Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).
Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.
Raunheim. Wildwasser-Beratungsstelle: 10 bis 12 Uhr, im Frauentreff, Frankfurter Straße 13, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 /6 90 22 00. (Ohne Gewähr)
In Zürich scheint man jetzt den Exzürcher Christoph Vitali, entdeckt zu haben, denn in der "Weltwoche" las man dieser Tage einen Artikel ("Die Bühne des Ausstellungsmachers"), in dem der heut' in Frankfurt wirkende Vitali, Chef der Kulturgesellschaft, als "ein Mensch mit sieben Talenten und siebzig Fähigkeiten" gefeiert wird.
Sein Start in Frankfurt (der zunächst als Verwaltungsdirektor der Städtischen Bühnen eher bescheiden war) wird nur an seinen Ausstellungserfolgen in der Schirn gemessen. Und immer wieder wird das Vitalische Naturell bewundert, das keine Identitätsneurosen kenne: "Was Vitali nur anrührt, gedeiht. Es wird fast unheimlich."
In der Unterzeile des Artikels wird Vitali als "der mächtigste Kulturmanager in Frankfurt" dargestellt. Das ist natürlich Unsinn, denn danach geht sein Sinn nicht. Euphorisch wird er beschrieben als ein Mann, der zum Erfolg verurteilt ist, schließlich sei er "als Workaholik bekannt". Als Verbündeten seines Erfolgs führt die Autorin (Ludmila Vachtova) die Zeit, die er sich nimmt, ins Feld, was zum Beispiel darin zum Ausdruck komme, daß er sich manchmal an die Kasse der Schirn (und des TAT) setze und den Kassierer spiele.
Daß eine solche Umtriebigkeit aber auch aus der Tatsache heraus geboren sein könnte, daß Vitali in Frankfurt so gut wie kein Familienleben kennt, wird nicht erwogen.
Nicht zur Sprache kommen auch Vitalis anfängliche Schwierigkeiten als Chef des TAT, der sich einerseits recht rigoros den Rücken von den Freien Theatergruppen frei hielt, die er ursprünglich dort agieren lassen sollte und andererseits mit seinen ausländischen Theatergastspielen zunächst kaum Resonanz beim Frankfurter Publikum fand. Nun, das hat sich jetzt zu seinem Vorteil geändert.
Ob Christoph Vitali allerdings stolz darauf ist, daß ihn die "Weltwoche" als den "Frankfurter Everding" apostrophiert, darauf sollte man lieber nicht wetten . . . wp
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Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Ein Käfig voller Narren, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain.Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Eiskalte Leidenschaft (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20 Uhr). - Fantasia: Bingo, kuck mal wer da bellt (10 Uhr); Mein böser Freund Fred (15 Uhr); 91/2 Wochen (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Sneak Preview (22.30 Uhr). Parteien / Parlamente Dreieich. Außerordentliche Sitzung des Ortsbeirats Götzenhain, 20 Uhr, Feuerwehrhaus Götzenhain. Vereine / Organisationen Langen. Odenwaldklub: Seniorenwanderung, 14.15 Uhr, Georg-Sehring-Halle. Verschiedenes Neu-Isenburg. Ferienprogramm im Kinderhaus: Stoffmalerei, 9 bis 16 Uhr, Friedrichstraße 43. Ausstellungen Neu-Isenburg. Stadtbücherei, Frankfurter Straße: Ausstellung der Verbraucherberatung: Obst und Gemüse haltbar machen, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 1. August.
Galerie im Hotel Kempinski, Gravenbruch: Malerei von Anneliese Müller-Nisi, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 30. August.
Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 17 Uhr.
Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Fächer - Galante Waffen der Damen (bis 19. Juli); Hexenausstellung: Die Hexe vom Hayn (bis 31. Juli); sowie: Deutsche Porzellan- und Spielpuppen im Wandel der Zeit (bis 9. August), dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 - 12.30 und 14 - 18 Uhr.
Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße: Werke von Angelika Schwindt, montags bis samstags 17 bis 19 Uhr, sonntags 10 bis 12 Uhr (bis 31. Juli).
Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Ölbilder und Antiquitäten von Romana Swrschek, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.
Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz: Sommerpause vom 6. Juli bis 2. August.
Restaurant Merzenmühle im Langener Mühltal: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten. Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen- Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre, sonntags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.
Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Offener Treff für alle, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Telefon 2 65 25.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und deren Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Diabetiker-Selbsthilfegruppe: Treffen, 19.30 Uhr, im Quartier IV, Luisenstr.18.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Baby-Treff für Babys ab vier Monaten und deren Eltern, 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde in Sprendlingen, Fichtestraße 31.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden des Vorstands, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Sprechstunde für Senioren, Arbeiterwohlfahrt, 10 bis 12 Uhr, altes Feuerwehrhaus. Kinderschutzbund, Fahrgasse 2, Beratung 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107.
Frauenhaus des Kreises Offenbach: Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Turmstudio: Schlafwandler (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Frauenfilmtag: Alice (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Betriebsferien. Ausstellungen Dietzenbach. Heimatmuseum, Darmstädter Straße 11: Geöffnet sonntags 10 bis 12 Uhr.
Bürgerhaus, Offenbacher Straße: "Aqui está Masaya" - Eine Partnerstadt stellt sich vor, montags, mittwochs, freitags 9 bis 12 und 15 bis 19 Uhr, dienstags und donnerstags 15 bis 20 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 11 bis 20 Uhr, bis 15. August.
Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.
Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, sonntags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Prozellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.
Galerie Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8: In den Sommerferien nur von 9.30- 11.30 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung.
Seligenstadt. Rathaus, Am Marktplatz: Kleinplastiken und Zeichnungen von Gotthelf Schlotter, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 6. September.
Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Straße 13: Geöffnet samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.
Mühlgarten der Klosteranlage: Freiluftausstellung - Skulpturen von Gotthelf Schlotter, täglich 8 bis 19 Uhr, bis 6. September. Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).
Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich, zu den üblichen Öffnungszeiten. Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Eulengasse 7: geöffnet freitags und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.
Schloß Lichtenberg im Fischbachtal: Alte Hüte - neuer Hut, mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr, bis 27. September. Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß geöffnet: Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.
Otzberg. Museum Otzberg, Spielzeugmuseum und Veste Otzberg: Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen, mittwochs und samstags 14 und 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.
Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: Geöffnet mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr.
Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Treffen der Angehörigengruppe, 19 bis 21 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF): Beratung, 13 bis 19 Uhr, Ober-Roden, Trinkbrunnenstr. 20, Rufnummer 0 60 74 / 9 67 59.
VEF-Kinder- und Jugendtelefon, Dirrektkontakt mit Frau Krüger-Degenhardt, 13 bis 14 Uhr, Tel. 0 60 74 / 91 12 67.
Kinderschutzbund: Beratungsstunden,16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.
Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Choreographien von Amanda Miller, die das Frankfurter Ballett als ständige Choreographin verläßt, sind im Rahmen von "köln tanz't" zu sehen: "St. Nick", Arto's Books" und "Pretty Ugly". Am 8. Juli in Köln-Mühlheim. Amanda Miller will zunächst als "Freie" für verschiedene Tanzcompagnien choreographieren. &blt; Bewerbungen für "Tanzpodium"
Im August, am 8. und 9., findet in Frankfurt das 7. Freie Tanzpodium statt. Bewerbungen hierfür werden noch angenommen bis zum 15. Juli. Junge professionelle Choreographen sollen beim Tanzpodium Gelegenheit bekommen, ihre Stücke zu zeigen. Die Aufführungen haben Werkstattcharakter. Es können Gruppen (mit bis zu fünf Tänzern) und Solisten auftreten. Bewerbungen an: Die Tanzetage, Heidi Böhm-Schmitz, Hamburger Allee 45, 6000 Frankfurt.
KÖNIGSTEIN. Einen Selbstverteidigungskurs für Mädchen bietet die Königsteiner Frauenbeauftragte ab Mitte August an. Er richtet sich an 14- bis 17jährige Jugendliche. Sie können sich ab sofort bei der Frauenebeauftragten Antonie Krützner, Tel. 202 - 252, weiter informieren und anmelden.
Für Herbst ist zudem ein Wochenendkurs für Frauen geplant. Der Termin steht jedoch noch nicht fest.
Der Jugendlichenkurs findet an sieben Freitagen zwischen 14. August und 24. September jeweils von 15 bis 17 Uhr statt. Trainerin Monika Baumgartl lehrt Selbstverteidigung aus natürlichen Bewegungen, die weder Sportkleidung, noch besondere Sportlichkeit oder Kraft erfordern. Gespräche sollen zudem helfen, das Verhalten eines Angreifers beeinflussen zu können. stk
MAIN-TAUNUS-KREIS / HÖCHST. "Inhaltlich wird sich bei unseren Beratungsgesprächen nichts ändern." Waltraud Krebsbach-Heß, Leiterin der Höchster Pro-Familia-Zweigstelle, sieht nach der Entscheidung des Bundestages für eine Fristenregelung beim Paragraphen 218 keine Neuerungen auf die Mitarbeiterinnen zukommen. "Lediglich in den ärztlichen Sprechstunden werden wohl nun Themen der Familienplanung im Vordergrund stehen", vermutet sie. Denn die momentan noch gültigen Modalitäten sehen vor, daß die zum Schwangerschaftsabbruch notwendige Indikation (begründete Ausnahme vom Abtreibungsverbot) durch einen Mediziner ermittelt und bestätigt werden muß. Das wird aber künftig entfallen, wenn der Paragraph gemäß dem Gruppenantrag von SPD und FDP geändert wird.
Krebsbach-Heß sieht in der dann vorgeschriebenen Pflichtberatung keinen Unterschied zum Beratungsalltag, den die Pro-Familia-Frauen jetzt schon haben: "Da in Hessen kein Beratungsziel vorgegeben ist, werden die Gespräche nicht viel anders laufen und individuell über soziale und finanzielle Hilfen informieren." In Bayern dagegen werde die Beratung nach dem alten Paragraphen 218 mit einseitiger Blickrichtung auf das Austragen des Kindes geführt.
Entschließt sich die Frau zum Schwangerschaftsabbruch, bekommt sie bei Pro Familia eine Liste mit Adressen von Krankenhäusern und niedergelassenen Gynäkologen, die stationär bzw. ambulant die Abtreibung vornehmen. Anschriften von Ärzten aus dem Main- Taunus-Kreis sucht man darauf vergebens. "Es gibt keine Praxis, die für solche Eingriffe eingerichtet ist und die entsprechende Zulassung des Regierungspräsidenten hat", weiß die Höchster Beraterin, die auch für den Main- Taunus-Kreis zuständig ist. Dazu wäre nämlich ein Ruheraum notwendig und müßten Vorkehrungen für den Notfall getroffen sein. Der Kontakt zu einem nahegelegenen Krankenhaus reiche dafür allerdings in der Regel aus.
Auch das Bad Sodener Krankenhaus fehlt trotz seiner Gynäkologie- und Geburtshilfeabteilung mit 62 Betten auf dem Zettel. "Wir wissen durch Frauen, daß dort vor allem Abtreibungen mit Notlagenindikation (psychosoziale Gründe) ungern oder gar nicht vorgenommen werden", begründet Waltraud Krebsbach-Heß die Lücke. Der Arzt könne nicht gegen seine Überzeugung dazu gezwungen werden, einen Abbruch durchzuführen.
"Für uns stellt sich die Abtreibungsproblematik eigentlich kaum", bestätigt auch Chefarzt Dr. Dirk Hölzel, "denn wir werden so gut wie gar nicht mit solchen Frauen konfrontiert." Komme eine Schwangere mit Indikation trotzdem mal auf seine Station, würden die Gründe für den Abbruch erneut besprochen und der Fall geprüft, schildert der Gynäkologe das Verfahren. "Bei einer Notlagenindikation haben wir allerdings enge moralische Maßstäbe", spricht er für sein Team von neun Medizinern, darunter vier Frauen. Bei den Assistenzärzten sei diese Meinung teilweise anders. In jedem Fall sage er der Schwangeren aber konkret seine Meinung und daß er gegen einen Abbruch ist.
Das ist nicht überall so. Waltraud Krebsbach-Heß berichtet von Frauen, die ihren Arzt enttäuscht wechselten, weil er nicht den Mut gehabt habe, ihnen seine ablehnende Haltung mitzuteilen. Statt dessen würden oft rechtliche Gründe vorgebracht, warum man keine Indikation ausstellen könne. Erst später hätten die Frauen gemerkt, daß es diese nicht gebe. Der Frust darüber sei besonders groß, weil die meisten Frauen eine ethische Begründung durchaus akzeptiert hätten, ist die Erfahrung der Sozialpädagogin.
Hat Dirk Hölzel auch wenig mit Frauen zu tun, die abtreiben möchten, so kennt er die Abbruchprobleme doch aus anderer Sicht. Oft unterschwellig kämen unverarbeitete Gedanken von Patientinnen zum Vorschein, die Jahre zuvor abgetrieben haben. "Das Thema wird totgeschwiegen", kritisiert Hölzel, der sich für die Zeit nach dem Eingriff viel mehr Beratungsangebote wünscht. Daß es im Main-Taunus-Kreis keine Abtreibungsmöglichkeit gibt, halten sowohl der Chefarzt als auch die Pro-Familia-Pädagogin für wenig tragisch: In der näheren Umgebung existierten genügend andere Krankenhäuser; in Frankfurt, Wiesbaden und Rüsselsheim sogar Praxen für ambulante Unterbrechungen. Viel problematischer ist in den Augen von Helena Liebetanz, die in Hofheim für den Caritasverband Beratungen durchführt, daß Frauen durch die neue Regelung leichter erpreßbar seien. Der männliche Partner übe zuweilen starken Druck auf die Schwangere aus, hat sie in Gesprächen festgestellt. Wenn ein Abbruch nun ohne Indikation zu machen ist, sei es für die Frau noch schwieriger, sich dem Wunsch, das Kind nicht auszutragen, zu verschließen.
Weil sie die Beratung deswegen auch weiterhin für wichtig hält, stößt die Ankündigung der katholischen Kirche, im Falle der Fristenregelung Gesprächsangebote zurückzuziehen, eher auf Unverständnis. Momentan laufe alles wie bisher, betont die Eheberaterin, "der modifizierte Paragraph gilt ja noch nicht". Als das Bundesverfassungsgericht 1975 die ein halbes Jahr zuvor im Bundestag beschlossene Fristenregelung für verfassungswidrig und deswegen nichtig erklärte, dauerte es eineinviertel Jahre bis zur Formulierung des neuen Paragraphen und seiner flankierenden Maßnahmen. SUSANNE SETTEMEYER
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Die Hand an der Wiege (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Wayne's World (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: The Player (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15.15, 17.45 Uhr); Schlafwandler (20 Uhr).
Broadway: Peter Pan (15.30, 17.45 Uhr); Basic Instinct (20.30 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien.
Vorträge / Kurse Offenbach. Referat Dr. Retzko: Mit und ohne Auto mobil in Stadt und Region, 19 Uhr, Stadtbücherei, Herrnstr. 84.
Einführungsabend in die Geburt, 19.30 Uhr, Ketteler-Krankenhaus, Lichtenplattenweg 85. Verschiedenes Offenbach. Distelgarten: Schneider's Erzählungen im Freien, 19.30 Uhr, Tagesklinik, Sprendlinger Landstraße 24.
Ausstellungen Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: 70 Drucke der Edition Wolfgang Tiessen (bis 23. August); sowie: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Stadtmuseum, Parkstraße 60: Sonderausstellung: Skelette erzählen, zusammengestellt von Peter Bänkle, geöffnet dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr, bis 25. Oktober.
Deutsches Ledermuseum/Schuhmuseum, Frankfurter Straße 86: Geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr.
Rathaus, Stadthof 15: Ausstellung von Keramik-Objekten in Raku-Technik der Volkshochschule Offenbach, täglich 8 bis 17 Uhr, bis Ende Juli.
Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.
Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40: Esoterische Räume von Horst Kolbinger, Dienstag und Donnerstag 15 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr, bis 20. Juli.
Restaurant Dino, Luisenstr. 63: Karikaturen von Klaus M. Puth, zu den Restaurant-Öffnungszeiten, bis Ende August.
Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen und Vorstellung neuer Exponate, So., 10 bis 12 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe-Offenbach, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Str. 48, Tel. 88 36 88.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine: Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Anne-Frank-Schule, Eberhard-von-Rochow-Straße 43-45.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230.
Pro Familia, Bahnhofstr. 35, Termine 13 bis 19 Uhr unter 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Diakonisches Werk, Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstr. 13, Tel. 22 81 500.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F, (Beschäftigungstherapie). RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
PARA-Nicaragua-Verein: Treffen, 20 Uhr, Goethestraße 20.
DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).
Rheuma-Liga, Beratung, Friedrichsring 2 (AOK-Haus), 10 bis 12 Uhr.
Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.
Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.
Aktionsbündnis gegen Rassismus, 19 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus).
Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
STADT UND KREIS OFFENBACH. Informationen und Lehrgänge für werdende Eltern offeriert wieder die geburtshilfliche Abteilung des Ketteler-Krankenhauses, Lichtenplattenweg 85. So gibt es am Dienstag, 7. Juli, einen "Einführungsabend in die Geburt": einen Film mit anschließender Diskussion. Beginn: 19.30 Uhr. Das Ketteler-Krankenhaus lädt auch zu Kursen für die Geburtsvorbereitung ein. Anmelden sollten sich die Teilnehmer/innen bis zur 16. Schwangerschaftswoche.
Die Termine: montags um 18.30 Uhr für Frauen und um 20 Uhr für Paare - Anmeldungen über die Telefonnummer 069 / 44 36 24; dienstags um 18.30 und 19.30 Uhr für Paare, Anmeldungen über 0 61 84 /76 43; mittwochs um 19.30 und 20.30 Uhr für Paare, um 18.30 Uhr für Frauen, Anmeldungen über 069 / 88 03 47; donnerstags um 19.30 Uhr für Frauen, Anmeldungen 069 / 84 55 31. hf
WALTER SCHÖN, Verwaltungsdirektor der Wiesbadener Dr.-Horst- Schmidt-Kliniken, verabschiedet sich am 31. Juli in Ruhestand. Der langjährige Mitarbeiter der Stadtverwaltung ist bereits seit 1984 Chef der HSK- Verwaltung und stellvertretender Direktor des Krankenhauses. Seine Nachfolgerin wird INGRID STRACK (42), in der Dr.-Horst-Schmidt-Klinik ebenfalls keine Unbekannte mehr: Seit rund 15 Jahren, also seit 1977, ist die Verwaltungsfachfrau dort angestellt. Zuletzt war sie Leiterin der Personalabteilung. Ingrid Strack gilt als engagierte Entwicklungshelferin. Sie begründete vor knapp drei Jahren eine Patenschaft mit einem Krankenhaus in Porto Novo im westafrikanischen Benin.
WIESBADEN. Ein Jahr lang gewähren die Stadtwerke (ESWE) einen Umweltbonus: Mit 500 Mark beteiligen sie sich an den Kosten für die Installation moderner Gas-Heizkessel, die gegenüber den älteren Modellen bis zu 40 Prozent Energie einsparen und deutlich weniger Schadstoffe ausstoßen. Voraussetzung: Eine formlose schriftliche Anfrage vor dem Einbau des neuen Gasbrenners an das Energiemarketing der Stadtwerke, Kirchgasse 2, in 6200 Wiesbaden. Informationen gibt es auch unter der Telefonnummer 06 11 / 7 80 22 44.
Die Höhe dieses Zuschusses wurde übrigens inzwischen von den CDU-Stadtverordneten als "knausrig" moniert. Die Stadtwerke Mainz, die die Wiesbadener AKK-Vororte Amöneburg, Kastel, Kostheim versorgten, und der Gaswerksverband Rheingau, der für Biebrich, Schierstein und Frauenstein zuständig sei, gewährten höhere Beihilfen.
In der Tat ist die Förderung moderner Umwelttechnik im Wiesbadener Stadtgebiet je nach zuständigem Versorgungsunternehmen verschieden. Am besten sind nach FR-Recherchen die Kunden der Maingas-AG dran, die in den östlichen Vororten der Landeshauptstadt wohnen: Sie kassieren 1500 Mark Zuschuß. Bei den anderen Energieversorgungsbetrieben schwankt der Zuschuß zwischen 500 und 1000 Mark. Der CDU-Stadtverordnete Ulrich Weinerth forderte deshalb die Stadtwerke auf, "sich an den Beihilfen der anderen Versorgungsunternehmen zu orientieren". maf
Präzision ist für einen Computerhersteller oberstes Gebot. Die japanischen Elektronikproduzenten legen nun aber nicht nur Wert auf die Genauigkeit ihrer Geräte, sondern sie möchten den Widrigkeiten und Unwägbarkeiten des Alltags mit ebensolcher präziser Planung begegnen. Beim Federation-Cup in Frankfurt wollten es die Herren des Titelsponsors NEC ganz genau wissen. Bis auf den Quadratzentimeter haben die Japaner ihre Lounge im VIP-Zelt begutachtet und bereits Wochen, bevor auf dem Centre Court das erste Plop erklingt, detailliert festgelegt, auf welchem Stuhl, in welcher Ecke, neben welchem Nachbarn um 13.45 Uhr am 15. Juli der Vize-Generaldirektor des Konzerns Platz nehmen wird. Sport- Sponsoring - eine Hand wäscht die andere.
Wer gibt, bekommt zurück. Eine Million Mark an Barem lassen die Sponsoren in der Kasse der Organisatoren klingeln. Zusätzlich bringen die Geber Sachleistungen ein, die hochgerechnet sicher die Millionengrenze überschreiten. Und weil Tennis längst nicht mehr nur ein beliebtes Rückschlagspiel ist, sondern rund um den Filzball die Dollar-Millionen nur so kreisen, ist ein gepflegtes Ambiente mittlerweile ebenso unersetzbar wie der Hauptschiedsrichter. 1500 sehr wichtige Persönlichkeiten (oder solche, die dafür gehalten werden), können sich in der International oder Frankfurt Lounge zum "small talk" bei edlem Schaumwein, gediegenem Pils oder cocahaltiger Brause treffen. Hungern braucht selbstverständlich niemand. Dem Sponsor, der Großküche eines bekannten deutschen Luftfahrtunternehmens, sei Dank.
Sponsoren werben, so erläutert die Projektleiterin der Sportmarketingagentur Birkholz und Jedlicki, Christine Kiderlin, steht zunächst unter der Frage: "Was kann jemand für uns tun?" Zu tun gibt es reichlich, und die Palette der Möglichkeiten, sich als Groß- oder Kleinunternehmer beim "event" im Stadtwald einzubringen ist entsprechend groß.
Das reicht vom US-Getränkegiganten, der alle Welt zwischen Sidney und Berlin mit seiner braunen Limonade beglückt, bis hin zum Zwei-Frau-Team eines heimischen Haarstudios, das für immer flott gelegte Locken und frisches Rouge von Steffi Graf und Co. sorgt. Die Linienrichter, 120 an der Zahl, und die Ballkinder (98) laufen im uniformen dreigestreiften Dreß eines neubritischen Sportartikelherstellers auf.
Alles in allem lassen rund fünf Millionen Mark die 504, selbstverständlich gesponsorten, gelben Bälle fliegen. 2,6 Millionen Mark davon verwaltet Dieter Hochgesand für den örtlichen Ausrichter, die Stadion GmbH. Der Rest geht auf das Konto des Tennis-Weltverbandes (ITF), der unter anderem für Preisgelder und standesgemäße Unterkunft der Akteurinnen zuständig ist. Zweifel, daß am Ende mindestens ein Plus-Minus-Null unter der Tennis-Rechnung steht, hat der Veranstaltungsmanager nicht. Eine Million Mark bringt der Kartenverkauf in die Kasse, ebensoviel ließen sich die Sponsoren ihre sichtbare Präsenz in und um den Centre Court kosten, und den bescheidenen Rest von 600 000 Mark bringt die schiere Lust nach Exklusivität. 46 Logen unten, nah an der roten Asche plaziert, heben jeden dort Sitzenden schon auf den ersten Blick über alle anderen, auf ordinären Plastikschalen Hockenden heraus. Wer kurzfristig 15 000 Mark (für die Sechser-Loge) zuviel hat und fünf Freunden oder Geschäftspartnern eine nette sportliche Überraschung bieten möchte, kann noch ein Plätzchen in Schweißnähe der Spielerinnen ergattern. Die Annehmlichkeiten der VIP-Lounges sind selbstverständlich bei dem Schnäppchen inbegriffen.
Aber auch viele der "gemeinen" Zuschauer haben beim "Ticketing" den zarten Hauch des Besonderen zu spüren bekommen. Jeder von den gut 900 000 Besitzern des goldenen Kärtchens eines deutschen Kreditkartenunternehmens hatte ein Erstzugriffsrecht. Das war doppelt praktisch für die WM-Organisatoren: Das Unternehmen bot sich nicht nur als Hauptsponsor an, es verfügte daneben auch über rund eine Million Adressen potentieller Tennisfreunde.
Der Sponsoren gibt es viele, aber Mäzene nur wenige. Daher freut sich die Stadion GmbH besonders über die großzügige Spende von Alfred Löb. Der Aufsichtsratsvorsitzende einer Frankfurter Brauerei und Tennisfreund hat zu seinem 50. Geburtstag auf persönliche Geschenke verzichtet und stattdessen um eine Spende für das Frankfurter Sportmuseum gebeten. Die Geschäftsfreunde ließen sich nicht lumpen. Mehr als 25 000 Mark kamen zusammen, mit denen die Museumsmacher während des Federation-Cups eine Ausstellung zur Entwicklung des Tennis im Rhein-Main-Gebiet auf die Beine stellen.
Während ein halbes Dutzend kleinerer und mittlerer Unternehmen sich in die Reihe der Sponsoren einreihte, blieb das große "Frankfurter Geld" wieder einmal außen vor. Die Banken hätten allesamt abgewunken. Nicht zuletzt, so heißt es in Expertenkreisen, habe die nicht gerade glücklich geendete Liaison zwischen der Deutschen Bank und Jung-Star Boris Becker die ohnehin schwierige Kontaktaufnahme mit der Finanzwelt erschwert. Ganz nach dem bekannten Motto: Sponsoren-Leistung kann sich für den Geldgeber auszahlen, muß sich aber nicht. JÜRGEN AHÄUSER
WIESBADEN. Mit "Wut im Bauch" denkt Rudolf B. an den Pfingstsonntag zurück. Der 88jährige Wiesbadener wollte seinen Sohn in Frankfurt besuchen, "mit der S-Bahn, weil ich mich mit meinem Auto nicht mehr in die Stadt zu fahren getraue". Doch aus der geplanten Bahnreise wurde nichts: Es war dem alten Mann nicht gelungen, eine Fahrkarte zu lösen - weder an den Automaten noch am Schalter. Unverrichteter Dinge kehrte der Rentner nach Hause zurück und rief seinen Sohn an. Der setzte sich ins Auto, brauste von Frankfurt nach Wiesbaden und kutschierte mit seinem Vater zum Familientreffen zurück in die Mainmetropole. "Ein Skandal", wettert der Junior Heinz B., "daß das Bahnhofspersonal so wenig Menschlichkeit zeigt und einem älteren Mitbürger die Hilfe verweigert".
Rudolf B. hatte vergeblich versucht, einem der acht Fahrscheinautomaten ein Ticket zu entlocken. Teilweise waren die Schlitze verklebt, teilweise nahmen die Geräte kein Geld an. Heinz B. bezweifelt einen Bedienungsfehler seines Vaters: "Er ist bislang immer gut mit den Automaten zurechtgekommen."
Rudolf B. versuchte nach diesem Fiasko sein Glück am Fahrkartenschalter. Und wurde dort brüsk abgewiesen: Für S-Bahn-Karten sei er nicht zuständig, erklärte der Mann hinter dem Schalter. Wenn die Automaten nicht funktionierten, könne er ihm auch nicht weiterhelfen.
Zerknirscht reagierte inzwischen die Bundesbahn auf den Vorfall. DB- Sprecher Kurt Stadler in einem FR- Gespräch: "Eine schlimme Sache, für die wir um Entschuldigung bitten." Der Schalterbeamte hätte dem hilfesuchenden Kunden sehr wohl einen Fahrschein verkaufen können. Oder ihm wenigstens den Tip geben müssen, beim Schaffner das Ticket mit Hinweis auf die defekten Automaten im Zug nachzulösen.
Wahrscheinlich, vermutet Kurt Stadler, war der Mitarbeiter "ein bißchen gestresst". Die meisten DB-Kollegen reagierten in solchen Situationen besonnen und hilfsbereit. Die Abfuhr, die ein Bahnbeamter dem alten Kunden erteilt habe, sei eine bedauerliche Ausnahme. "Menschlichkeit", erklärte Kurt Stadler, "kann man eben nicht einfordern." maf
Winter
Einsatz der Streitkräfte
- E N T W U R F - 2.Fassung
Die Debatte über die Teilnahme Deutschlands an militärischen Aktionen außerhalb des eigenen Bündnisgebietes ist in eine Sackgasse geraten. Die Parteien haben sich in einen dogmatischen Streit darüber verheddert, ob nur friedenserhaltende oder auch friedenschaffende Aktionen akzeptabel seien. Am politischen Kern des Problems wird vorbeigeredet. Daran nämlich, wie im konkreten Falle entschieden wird, ob und in welcher Art deutsche Soldaten eingesetzt werden.
Die Sozialdemokraten wollen eine verfassungsrechtliche Beschränkung auf Blauhelmaktionen. Dieser Ansatz ist aus der deutschen Geschichte heraus verständlich, seiner Verkürzung wegen aber fragwürdig. Er suggeriert, daß es nur einen Schluß aus den beiden Weltkriegen gibt: Deutschland darf sich nie wieder kämpfend außerhalb seiner Grenzen und der seines Bündnisgebietes engagieren. Wer so denkt verschließt die Augen vor der anderen Lehre aus der deutschen Geschichte: Es gibt Situationen, in denen es moralisch und historisch gerechtfertigt, ja sogar geboten ist, Gewalt anzuwenden. Würden die Deutschen den 8.Mai 1945 nicht als Kapitulation sondern als Tag der Befreiung begreifen, wäre diese Erkenntnis Allgemeingut.
Es gibt und kann keine Garantie dagegen geben, daß die Völkergemeinschaft immer wieder einmal vor der Frage steht, der Gewalt mit Gewalt begegnen zu müssen. Weil solche Situationen weder in ihrer Art noch in ihrem Umfang vorhersehbar sind, ist die politische Reaktion auf sie - zumal in ihren praktischen Details - nicht im verfassungsrechtlichen Vorgriff lösbar. Die Entwicklung in Bosnien zeigt sehr deutlich, daß eine strikte Unterscheidung zwischen Blauhelmen und Kampfeinsätzen mühsam ist und von der Realität schnell überholt werden kann. Blauhelme, die einen humanitären Korridor schützen, werden im Fall des Falles auch Gewalt anwenden müssen. Die Weigerung der Roten Khmer, den von ihnen selbst unterschriebenen Friedensplan einzuhalten, hat die Vereinten Nationen inzwischen vor die Frage gestellt, ob es nicht auch Blauhelme mit begrenzter Kampfberechtigung geben müßte - zum Beispiel zum Durchsetzen einer zuvor einvernehmlich verabredeten Entwaffung.
Weder die Position der SPD noch der Ruf der Regierung nach Kampfeinsätzen helfen weiter. Setzt sich die SPD durch, gerät Deutschland in dem Verdacht, sich hinter der Verfassung zu verstecken, um nicht im Einzelfall begründen zu müssen, warum es dem Hilferuf der Vereinten Nationen oder eines befreundeten Landes nicht nachkommt. Als Antwort auf die Frage, warum es nicht rechtzeitig gelungen ist, den Flughafen von Sarajewo zur humanitären Versorgung der Stadt freizubekommen - das heißt auch notfalls freizukämpfen - wird es in künftigen Fällen nicht mehr ausreichen, wie heute auf das Grundgesetz zu verweisen.
Der Kern des Problem liegt nicht in der grundsätzlichen Frage Blauhelme oder/und Kampfeinsätze. Sondern darin, wie ein Diskussions- und Entscheidungsmechanismus aussehen muß, in dem die Erfahrungen aus der Geschichte und die konkreten Bedingungen der Gegenwart im je einzelnen Fall ein angemessenes Gewicht finden können. Die Entscheidung über einen militärischen Einsatz welcher Art auch immer muß demokratisch so organisiert sein, daß am Ende eine breitgetragene Verantwortung steht, die die jeweilige Entscheidung nach innen wie außen überzeugend und nachvollziehbar macht.
Einsätze der Streitkräfte (ausgenommen Landesverteidigung und Bündnispflichten) sollten darum an die Verfassungsmehrheit gebunden werden. Wenn Zweidrittel des Bundestages keine ausreichende Garantie mehr gegen militärisches Abenteurertum, Eroberungspolitik oder unbegründete Gewaltanwendung sind, dann müssen wir uns in Deutschland eh ganz andere Sorgen machen. Zu Unrecht werden die, die am liebsten freie Hand für alle Militäraktionen hätten, hinter dieser hohen parlamentarischen Hürde nur ein Trick vermuten, die Deutschen aus allem herauszuhalten.
Zum einen hat jede Demokratie schließlich das Recht, die wichtigen Beschlüssen mit einer angemessenen parlamentarischen Mehrheit politischer Zufälligkeit zu entziehen. Zum anderen sind sowohl der Baluhelmeinsatz des Bundesgrenzschutzes in Namibia wie der der Bundeswehr in Kambodscha jeweils durch eine - zugegeben informelle - Zweidrittelmehrheit aus Koalition und SPD zustande gekommen. Für eine Beteiligung am Golfkrieg hätte es dagegen keine Zweidrittelmehrheit gegeben. Es ist kaum anzunehmen, daß sich der Bundestag begründeten Bitten der Vereinten Nationen entziehen wird. Wie immer der Bundestag im Einzelfall entscheidet, die hohe parlamentarische Hürde zwingt die Abgeordneten dazu, Zustimmung oder Ablehnung ausführlich zu begründen. Für die Bürger schafft das die einzige Möglichkeit, zu kontrollieren und nachzuvollzuehen, was die Politik Frage will. Den Politikern auf der anderen Seite wäre der Weg verbaut, sich mit dem Hinweis auf die Verfassung dem aktuellen Problem zu entziehen.
Erst wenn der Bundestag in jedem Einzelfall die geschichtliche Erfahrung und die Erfordernisse der Gegenwart gegeneinander wägt füllen sich die Lehren der Geschichte mit Leben. Die Bundesrepublik kann sich nicht, wie einige dies versuchen, mit dem Hinweis auf ihre eigenen Probleme einer Antwort auf die Frage ihrer Partnerländer und der Vereinten Nationen entziehen, ob dieses große und starke Deutschland sich nun auch an Dingen beteiligt, von denen es bislang Dispens hatte. Sich vor dieser Anfrage drücken zu wollen nutzt nichts. Der Schild des Ost-West-Konfliktes, unter dem das deutsche Zweiblockland bequemen Schutz vor unangenehmen internationalen Verpflichtungen gefunden hatte, ist zerbrochen.
Auf Frankfurt richten sich nächste Woche die Augen der Tennisfans in aller Welt: Die Anlage am Waldstadion ist Schauplatz des Federation-Cups. 32 Damen-Teams kämpfen dort von Montag, 13., bis Sonntag, 19. Juli, um die "Mannschafts"-Weltmeisterschaft. Dem Großereignis auf den Tennisplätzen geht am Wochenende auf dem Römerberg ein zweitägiger Fest-Trubel voraus. Während vor Ort auf bis zu zehn Plätzen die gelben Filzbälle hin- und herfliegen werden, schlägt die Stadion-GmbH als "Hausherr" den Bogen vom heutigen Hochleistungs-Tennis zum "Weißen Sport" von einst: In einem Zelt ist für die Turnierwoche ein Tennis-Museum aufgebaut. Und für beides - Museum wie aktuelle Spiele - hat die Frankfurter Rundschau 25 Freikarten zu vergeben, allerdings nur an Kinder und Jugendliche.
Zwischen 10 und 18 Jahre alt sollte sein, wer sich für das Sonder-Angebot interessiert. Und Telefon-Glück gehört dazu: Am morgigen Freitag, 10. Juli, erwartet die FR auf der Nummer 21 99 - 232 die Anrufe. Wer zum Zug kommt, wird notiert und kann sich so am Montag, 13. Juli, am Ticket-Schalter am Stadion seine Freikarte abholen (Name und Alter werden kontrolliert). Die Karte ist ausschließlich an diesem ersten Turniertag gültig. Dort wird das deutsche Team um 11.30 Uhr auf dem Center Court das Eröffnungsspiel gegen Neuseeland bestreiten, sind Steffi Graf und Co also aus der Nähe zu sehen. Falls Eltern ihre jungen Tennis-Fans begleiten wollen: Die Chancen, an der Tageskasse eine Karte zu ergattern, sind am Montag noch recht gut. Die Eintrittspreise: 25 beziehungsweise 40 Mark.
Sportlich wird der Cup, der übrigens auch 1993 in Frankfurt ausgetragen wird, ein Leckerbissen. Im 32er-Feld sind alle großen (Damen-)Tennis-Nationen, und unter den 124 gemeldeten Spielerinnen ein Dutzend, die in der Weltrangliste auf den Plätzen eins bis 20 liegen. Monica Seles allerdings fehlt, weil Jugoslawien sich nicht qualifiziert hat, und Gabriela Sabatini, weil man ihr die Startberechtigung für die Olympiade verweigerte. Das Turnier wird nach dem "K.o.-System" ausgetragen.
Als "kulturellen Beitrag" zum sportlichen Auftrieb im "Cup-Village" sieht die Stadion-Gesellschaft das Museums-Zelt. Es ist die dritte Ausstellung, mit der die Sport- und Freizeitgeschichte der Stadt dokumentiert wird. Wolfgang Klameth hat hier Zeugnisse aus mehr als 100 Jahren Frankfurter Tennis-Historie zusammengetragen. Zunächst führt die Schau ins benachbarte Bad Homburg, denn dort - im vergangenen Jahrhundert ein Nobelbad - lag die erste und bald größte Tennisanlage Deutschlands. Mit Tennis vertrieb sich die kurende High-Society die Zeit.
In Frankfurt wurden die Bälle zunächst in privaten Gärten und auf Miet- Plätzen geschlagen, ehe Mitte der 80er Jahre im Palmengarten zwölf Courts angelegt wurden. Sind heutzutage "Slice", "Lob" und "Tie-break" allgemein bekannt, taten sich damals Journalisten mit dem neuen Spiel aus England bisweilen noch schwer; da wurden in Artikeln Schläger zu Keulen und die Sportart als eine Art Billard im Freien beschrieben, bei dem "der Ball so lange hin- und hergeht, bis entweder der Ballwerfer den Ball in einem so niederträchtig stumpfen Winkel dem Gegner überliefert, daß dieser ihn nicht mehr fassen kann, oder bis ein schlecht gezielter Stoß den Ball aus dem Spielhof treibt".
"Frauen im Tennis" - passend zum Anlaß Federation-Cup - und Geschichten und Anekdoten rund um den Sport sind weitere Schwerpunkte der Ausstellung. Dazu werden Fotografien, Dokumente und historische Tennis-Utensilien gezeigt. Der direkte Vergleich dessen, was im Zelt zu sehen ist, mit dem, was auf den Plätzen passiert, verspricht interessant zu werden.
Das Turnier in einigen Zahlen: 65 Offizielle, 24 Schiedsrichter, 120 Linienrichter/innen, 100 Balljungen und -mädchen, 24 Hostessen, 50 Fahrer/innen. Der Center Court hat 5700 Sitzplätze, der Court Nummer eins deren 1812. Und noch eine Nachricht, die für das freundliche Frankfurt spricht: 30 hiesige Tennisclubs haben Patenschaften für die Teams übernommen, stellen Betreuer, die die Spielerinnen am Flughafen empfangen, Trainingsmöglichkeiten bieten, für Ansprechpartner in der jeweiligen Landessprache sorgen und Freizeitaktivitäten organisieren.
Die Tennisanlage am Waldstadion ist mit der Trambahnlinie 19 aus Richtung Messe / Hauptbahnhof zu erreichen. tom
Frankfurter könnten mal nicht in ihrem heimischen Stamm-Bad schwimmen gehen, sondern im Königsteiner Woogtal- Freibad. Das ist von Grund auf modernisiert worden und liegt zudem in einer Umgebung, die voller schöner Wander- und Ausflugsziele ist. Mehr dazu morgen.
Kunst oder Nichtkunst, das ist hier die Frage. Sich die Frage stellen, sich dieser Frage stellen, das setzt den Kunstwerkprozeß bereits in Gang. Behaupten manche. Die Theorie muß sich vor Ort bewähren.
In der Ecke haben Raumpfleger Besen und Schaufel stehen gelassen, ein Besucher stößt im Vorbeigehn leise dran, ein anderer zischt "Geben Sie doch acht!", der erste sagt "Wieso?", der andere repliziert: "Die Sachen sollen doch nicht berührt werden", worauf ihm mit großen Augen, doch bereits leicht verunsichert, beteuert wird: "Das ist doch keine Kunst, das sehen Sie doch!", aber die Antwort kommt postwendend und unnachsichtig: "Sonst stünde es doch nicht hier, oder?", worauf der Übeltäter nach einem Blick auf andere und zweifelsfrei als solche postierte Kunstwerke nun wirklich alarmiert auf Besen und Schaufel blickt, offenbar an der Wand nach dem Namensschildchen des Urhebers fahndet. Bei seinem Abmahner hat sich unterdessen ein breites Grinsen ins Gesicht geschlichen, er tippt dem Verwirrten auf die Schulter und sagt: "Alles Quatsch, war doch nur ein Scherz", worauf dem scheinbar Entlasteten nach Sekunden der Erstarrung die Gesichtszüge entgleiten, Verlegenheit und Wut - es hat sich ein Kreis feixender Zuhörer gebildet - liegen im Widerstreit, er kriegt den Mund kaum auf und gerade noch ein: "Arschloch!" heraus, bevor er sich abrupt abwendet und aus dem Raum eilt.
Da haben wir aber wieder was gelernt, auf der documenta! Bloß: was? Vielleicht dieses: daß die Veranstaltung auch und gerade in ihrem Selbstverständnis danach verlangen muß, keineswegs alles, was unter den Fittichen des schwarzen und des weißen Schwans sich ausbreitet, als Kunst akzeptiert zu bekommen, und sei's achselzuckend; daß aber jedes Objekt - auch das "falsche" in der Ecke - bei zumindest einem Betrachter im Verlauf dieser 100 Tage wenigstens für Augenblicke nachdenkliche Irritation auslöst. Als ermutigend mag er sich in Erinnerung rufen, was documenta-Chef Jan Hoet soeben sogar vor Gericht nicht als kompetenzmindernd angekreidet wurde: die Äußerung "Ich weiß nicht, was Kunst ist". Fast alle werden vor Ort zu Kassel dem Manne bestätigen, daß er die reine Wahrheit sagte.
Der documenta-Besucher hat's nicht leicht. Eine typische Haltung ist der schräg geneigte Kopf, welcher, indes er gemessenen Schritts mit dem Rumpf weitertransportiert wird, sich intellektuell und gefühlsmäßig dem ins Auge gefaßten Objekt zu öffnen versucht und, so er keine Signale empfängt oder aufzunehmen in der Lage respektive bereit ist, den Beinen das Kommando "Nicht stoppen, weitergehen" gibt. Irgendwann, so glaubt man auch bei vielen anderen Besuchern beobachtet zu haben, bewegt man sich leicht trancehaft wie auf dem Fließband durch Räume und Hallen. Zwecks Erwekkung von Aufmerksamkeit bedarf es gröberer akustischer und optischer Reize; werden die dann als Fehlalarm klassifiziert, rückt die frostige Frustgrenze bedenklich näher, es tut eine Pause not, sei's am Getränkestand, sei's mittels Versenkung in ein stilles Gebilde, das ein ganz in Weiß gestrichenes Turmzimmer sein kann oder ein brav gerahmtes Pastell.
Man kann sich natürlich auch draußen auf eine Bank setzten, jedoch nicht ohne zuvor die Vorbeiflanierenden schelmisch anzuschauen und sie & sich, scheinbar besorgt, halblaut zu fragen: "Ich hoffe bloß, das ist kein Kunstwerk". Der alten Dame, die auf diese Weise signalisierte, daß sie sich auf der Höhe der documenta-Publikums-Diskussion befand, ward von einem Passanten schlagfertig bescheid gegeben: "Wenn Sie sich draufsetzten, ist's eins". Doch das wiederum schien ihr auch nicht so recht zu behagen, sie zog ein süßsaures Lächeln auf - und ging weiter. An der Vollendung ihres Sitzplans hat sie wohl nicht gehindert, daß sie sich selbst nicht als Kunstwerk hätte vorstellen können, sondern daß es dazu einer Bank bedürfe, die offensichtlich keines war.
Das Wort "Kunstwerk" wurde übrigens bei dieser Gelegenheit mit aller Verachtung ausgesprochen, wie sie einer noch damenhaften Intonation möglich scheint. Man bekommt es auf der documenta allerorten in allen Abstufungen der Negation zu hören, hier, wo doch ein interessiertes und offenes Publikum sich einfindet. Vielleicht ist dies Teil eines Prozesses der ablehnenden Aneignung: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner prinzipiellen Verneinbarkeit. Wo ringsum fast alles in Frage steht, in Frage gestellt wird und zu Bruch geht - warum sollte da gerade die Kunst eine Ausnahme bilden, den Beschauer traulich anblicken und ihm zuraunen: Ja, ich bin's, ein Kunstwerk? Nein, bei der Kunst sind kaum mehr Gewißheiten zu erlangen, erst recht nicht über sie selbst. Manchmal aber hält sie einen Besen bereit - dem, der die eigene Schaufel mitbringt. HS
BUTZBACH. Der Wetteraukreis bietet Frauen die Möglichkeit, am Donnerstag, 8. Oktober, mit nach Bonn in den Bundestag zu fahren, um dort die Debatte über die Änderung der Frauenrechte mitzuerleben.
Mit der gesetzlichen Änderung soll erreicht werden, daß der Staat in Zukunft verpflichtet wird, die Gleichberechtigung von Frauen zu garantieren. Klagen gegen die Quotierung und Frauenförderung hätten dann keinen Erfolg mehr.
Wer an der Fahrt teilnehmen will, erfährt Näheres bei der Frauengleichstellungsstelle des Wetteraukreises in Friedberg (Tel. 0 60 31 / 8 38 25 oder 8 38 26). str
BAD HOMBURG. Neue Russisch-Kurse der Deutsch-Rußländischen Gesellschaft beginnen Anfang September.
Die Anfänger haben ihre erste Stunde am Montag, 7. September, von 18 bis 19.30 Uhr. Die Stunde für die Fortgeschrittenen (Gruppe II) schließt sich um 19.30 Uhr an.
Die Fortgeschrittenen der Gruppe I beginnen am Dienstag, 8. September, um 18 Uhr mit dem Unterricht. Am gleichen Abend, um 19.30 Uhr, findet auch ein Konversationskurs statt.
Der Unterricht wird im Raum A 14 der Gesamtschule am Gluckenstein in Bad Homburg abgehalten. Er wird, wie die Veranstalter versichern, ausschließlich von Lehrerinnen und Lehrern erteilt, derenMuttersprache russisch ist.
Die Anmeldung ist unter der Telefonnummer 0 61 72 / 3 34 58 möglich. Dort gibt es auch nähere Auskünfte. ca
KELKHEIM. Gleich zwei Ausflugsfahrten unternimmt die Arbeiterwohlfahrt Fischbach in diesem Monat.
Am Mittwoch, 8. Juli, geht es nach Haibach-Goldbach und am Sonntag, 19. Juli, steht Rotenburg an der Fulda auf dem Besuchsprogramm. In dem Flußstädtchen besteht Gelegenheit zu einer Stadtführung. Außerdem kann die Herz- und Kreislaufklinik besichtigt werden.
Anmeldungen für die Fahrten nimmt Willi Hackel unter Tel. 06 195 / 63 881 und 61 970 entgegen. set
Vertreibung der Szene, aber noch keine Hilfe Drogenkonzept des Oberbürgermeisters und des Polizeipräsidenten geht erst halb auf Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel Während ein beträchtliches Aufgebot der Polizei täglich die Frankfurter Drogenszene von ihrem Treffpunkt in der Taunusanlage im Bankenviertel vertreibt, lassen die sozialen Hilfsangebote der Stadt noch auf sich warten. Die von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) angekündigte völlige "Auflösung" der Szene wird sich erheblich verzögern. Derweil häufen sich bereits die Beschwerden über Gruppen von Drogenabhängigen, die jetzt vermehrt im Westend, am Theaterplatz, vor dem Jüdischen Museum und am Kaisersack, gegenüber dem Frankfurter Hauptbahnhof, auftauchen. "Die Stadt muß eine Einrichtung schaffen, wo wir die Leute hinbringen können", fordert Polizeipräsident Karlheinz Gemmer. Mit Ungeduld wartet man bei der Polizei auf die versprochenen sozialen und medizinischen Hilfen der Stadt. "Wir machen derzeit die bedrückende Erfahrung, daß wir Kranke durch die Gegend jagen", sagt der Polizeichef.
Seit Mai halten rund 100 Beamte die Drogenabhängigen auf Trab, lassen sie stundenlang nicht mehr zur Ruhe kommen, "Junkie-Jogging" nennt man das in der Szene. Der Umgangston ist freundlich, aber bestimmt - den meisten Polizisten tun die Süchtigen leid.
Erste Ergebnisse: die Szene ist kleiner geworden, die Straßenkriminalität hat im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent abgenommen. Erfahrungsgemäß gehen etwa ein Drittel der unter dieser Rubrik registrierten Straftaten auf das Konto von Rauschgiftsüchtigen. "Vor einem Jahr hatten wir 200 Drogenabhängige mehr", sagt Gemmer, "jetzt sind es noch 150 bis 200." Vor allem viele auswärtige Junkies seien verschwunden. "Es scheint, als würde unsere Strategie aufgehen, vor allem den Auswärtigen das Leben schwerzumachen." Rund zwei Drittel der Drogenabhängigen, die zur Szene zählen, stammen nicht aus Frankfurt. Sie kamen, weil der Stoff am Main billig und leicht zu haben ist.
In Hofheim sind inzwischen "Altfixer", die jahrelang verschollen waren, wieder aufgetaucht. Gemmer hofft, daß ähnliches auch in anderen Kommunen geschieht. "Frankfurt kann nicht die Drogenprobleme der gesamten Region lösen", lautet ein oft wiederholter Glaubenssatz. Die Auflösung der Szene soll die "Magnetwirkung" der Mainmetropole für Süchtige zerstören.
Als trügerisch herausgestellt hat sich die Hoffnung der Polizei, die Dealer zu treffen. Seit Monaten, so Gemmer, werde die Szene von Nordafrikanern beherrscht, die selbst nicht süchtig seien und im Team von drei, vier Mann arbeiteten: Einer verhandelt, ein zweiter kassiert, ein dritter holt die verlangte, meist bescheidene Menge Stoff. Selbst wenn die Beamten die Dealer erwischen, reicht das nicht, um sie "hinter Schloß und Riegel zu bringen", erklärt Gemmer.
Einen "Weg zurück", zu einer geduldeten Szene, kann es für den Polizeipräsidenten nicht geben. Brutalität und Aggressivität hätten in einem Maße zugenommen, das nicht mehr zu tolerieren sei. Die Bürger, die jetzt mehr als früher mit dem Elend der meist langjährig Abhängigen konfrontiert werden, warnt Gemmer vor hochgeschraubten Erwartungen: Die "Auflösung" könne nicht von heute auf morgen bewerkstelligt werden, es handele sich um einen Prozeß, der Einfühlungsvermögen und Augenmaß verlange. Auch in Zukunft würden die Drogenabhängigen nicht völlig aus dem Stadtbild verschwinden: "Wir können die Szene nicht beseitigen, sondern sie nur zahlenmäßig stark reduzieren."
Parallel zum Ausbau der sozialen und medizinischen Hilfsangebote den Druck auf die Szene verstärken - so lautet die von Oberbürgermeister von Schoeler Anfang Juni ausgegebene gemeinsame Marschroute von Magistrat und Polizei. Kernstück der Hilfsangebote soll ein zweites Methadonprogramm sein, das jene meist schwerkranken Süchtigen erreicht, die sich auf der Szene herumtreiben. Im Rahmen des bereits bestehenden Methadonprogramms wird derzeit 250 Heroinsüchtigen vom Stadtgesundheitsamt und von niedergelassenen Ärzten Methadon verabreicht. Voraussetzung für die Aufnahme ins Programm ist die Erkrankung an Krebs oder Aids, bei "vergleichbar schweren Krankheiten" entscheidet die Substitutionskommission der Kassenärztlichen Vereinigung. Für die Drogenabhängigen, die auf der Szene verkehren, sind die bürokratischen Hürden dieses Programms zu hoch. Sofern es sich um Frankfurter handelt, sollen sie in den drei Krisenzentren die Ersatzdrogen ohne große Verzögerungen und Auflagen bekommen. Darüber hinaus wird in der Friedberger Anlage eine Ambulanz für die Methadonvergabe eingerichtet. Insgesamt ist daran gedacht, mit diesem zweiten Methadonprogramm etwa 300 Junkies zu versorgen.
Drogenreferent Werner Schneider ist sicher, daß die Drogenabhängigen, für die dieses Programm gedacht ist, alle so krank sind, daß die Substitutionskommission der Methadonvergabe zustimmen wird und die Krankenkassen die Kosten übernehmen müssen. Allerdings soll die Kommission erst zu einem späteren Zeitpunkt eingeschaltet werden, wenn sich der Zustand des Patienten etwas stabilisiert hat. Solange wird die Stadt finanziell in Vorlage treten müssen. Nachdem die Träger der Krisenzentren ihre Bereitschaft zur Methadonvergabe signalisiert haben, werden jetzt dringend Ärzte benötigt, die zu dieser Tätigkeit bereit sind. Auch in der Friedberger Anlage werden noch Mediziner gebraucht. Und die ebenfalls geplante Ausweitung des ersten Methadonprogramms kann auch nur gelingen, wenn weitere Ärzte gefunden werden - bislang engagieren sich dreizehn.
Warum sich so wenige Ärzte gewinnen lassen - Sabine Kühn von der Geschäftsstelle der Substitutionskommission vermutet "Berührungsängste". Die Drogenabhängigen könnten andere Patienten vergraulen. Wie KV-Justitiarin Karin Hahne-Reulecke versichert, ist das Konzept für das zweite Methadonprogramm der Kassenärztlichen Vereinigung noch nicht vorgelegt worden.
Außer der Methadonvergabe ist der Ausbau der Aufenthaltsmöglichkeiten vorgesehen. Derzeit können sich in den drei Krisenzentren tagsüber 150 Personen aufhalten. Die Ambulanz in der Friedberger Anlage soll weiteren 150 Drogenabhängigen Platz bieten.
200 bis 300 Frankfurter Rauschgiftsüchtige sind einer Untersuchung zufolge obdachlos. In den Krisenzentren stehen aber nur 30 Betten zur Verfügung. Im Gespräch ist eine Einrichtung, die einer Anzahl von Drogenabhängigen die Obdachlosigkeit ersparen könnte und gleichzeitig über einige Hilfsangebote verfügt. Um Auswärtige von den Angeboten auszuschließen, wird derzeit auch ein Drogenpaß diskutiert - exklusiv für Frankfurter Junkies.
HANAU. Die Stiftung "Postwaisenhort" besteht seit 100 Jahren als gemeinnützige, rechtsfähige Stiftung des privaten Rechts, wobei die Deutsche Bundespost die Personal- und Sachkosten trägt. 11 000 Postwaisen werden derzeit sozial beraten und finanziell unterstützt, wenn sie bedürftig sind. Die Mittel für die Finanzhilfen stammen aus Spenden wie der der Postsenioren vom Hanauer Amt.
Die Neigungsgruppe Handarbeit der Senioren beim Postamt Hanau hat für diesen guten Zweck in den vergangenen Monaten gebastelt und bei einem Basar 800 Mark erwirtschaftet. Der Bezirksgeschäftsführer des Betreuungswerks, Gerd Rudolf, erhielt dieser Tage den Spendenbetrag. him
"Ich bin auf Dauer kein Feierabend-Trainer",
Was hat Sie bewogen, nach wenigen Monaten die Bad Homburger Sandelmühle wieder zu verlassen?
Jürgen Strack: "Der Vorstand der Spielvereinigung 05 legte nicht überzeugend dar, daß die finanziellen Voraussetzungen für die nächste Saison gegeben sind. Diese Entwicklung führte auch zur Verunsicherung im Spielerbereich, wodurch einige trotz gegebener Zusagen noch absprangen. Die Voraussetzungen, wie ich sie Anfang Februar bei meiner Verpflichtung antraf, waren nicht mehr gegeben".
Was gab den Ausschlag für den SV Viktoria Aschaffenburg?
"Ausschlaggebend war die räumliche Nähe, wodurch ich weiterhin alles von meinem Domizil in Offenbach aus steuern kann und nicht umziehen muß. Meine Zielsetzungen, zumindest mittelfristig in die Zweite Bundesliga zu avancieren, kann ich vermutlich am ehesten in Aschaffenburg umsetzen. Hier genießt der Fußball einen wesentlich höheren Stellenwert als in Bad Homburg, wo wir des öfteren vor 300 Zuschauern spielen mußten. Zudem sind die Trainingsbedingungen bei der Viktoria wesentlich besser, stehen Rasenplatz und Flutlicht für diesen Bereich zur Verfügung".
Konnten Sie zwischen mehreren Angeboten in der höchsten Amateurliga selektieren?
"Durch die sportlichen Erfolge in Bad Homburg war ich als Trainer interessant und nahm deshalb diese Offerte an".
Was erwarten Sie sich von Ihrer Arbeit im traditionellen Schönbusch-Stadion?
"Zum einen weiß ich, daß die augenblickliche Situation einen Konflikt in sich birgt, denn ich werde an der zuletzt errungenen Meisterschaft und der Teilnahme an der Aufstiegsrunde gemessen. Zum anderen steht hier ein völliger Neuaufbau ins Haus, gilt die verstärkte Förderung von Eigengewächsen und Spielern aus der näheren Umgebung als Hauptaugenmerk".
Ist der Erfolgsdruck in Aschaffenburg dennoch höher als in Bad Homburg?
"Ich fange hier mit 0:0 Punkten an, während ich in Homburg bereits eine erfolgreiche Mannschaft übernehmen konnte. Die Erwartungen sind deshalb höher, weil einfach das Interesse am Fußball in dieser Region höher ist".
Was hat Ihnen Ihre letzte Trainerstation hinsichtlich Ihres weiteren Werdegangs in diesem Metier gebracht? Nennen Sie uns positive und negative Aspekte.
"Positiv war, daß ich mich trotz aller Unkenrufe durchgesetzt habe und lediglich um 30 Sekunden mit meiner Mannschaft den deutschen Amateurmeistertitel verpaßte. Positiv waren ferner die Reaktionen der Spieler auf die finanziellen Engpässe. Die Zusammenarbeit zwischen Trainer und Mannschaft war bemerkenswert. Negativ war, daß ich zum ersten Mal nicht nur mit sportlichen Belangen konfrontiert wurde".
Was werden Sie in Aschaffenburg anders anpacken?
"Ich muß mich auch dort nach den Gegebenheiten richten und hiernach meine Aufgabenstellung im sportlichen Bereich (Taktik der Mannschaft etc.) ausrichten. Meine prinzipielle Konzeption werde ich nicht ändern, zumal ich erfolgreich damit gefahren bin".
Kommen Sie finanziell vom Regen in die Traufe oder gab es beim Trainer-Salär in Bad Homburg keine Zahlungsrückstände?
"Ich habe in Bad Homburg - ebenso wie die Spieler - Rückstände und hoffe, daß die ausstehenden Zahlungen nach Ende meines Vertrages (30.Juni) bald beglichen sein werden. Schließlich will ich ohne Groll und Aggressionen scheiden. Beim SV Viktoria versicherte mir Kapitän Rudi Bommer, daß es unter dem neuen Präsidium keine rückständigen Zahlungen aus der laufenden Runde mehr gibt".
Welche Zu- und Abgänge kann der SV Viktoria Aschaffenburg vermelden?
"Wir mußten den 30. Juni als Wechsel- Stichtag abwarten. Inzwischen haben sich definitiv Rainer Kilian und Ralf Zürlein (Kickers Würzburg), Dirk Borkenhagen, Thomas Kloss (beide Spvgg. Bad Homburg) und Torwart Michael Weiß (OFC Kickers) angemeldet. Weitere Ergänzungen - neben Spielern aus dem zweiten Glied und der A-Jugend - sind noch möglich. Derzeit drückt besonders im Angriff der Schuh, was sich aus den vielen Abmeldungen ergibt. Mit Bernd Winter (Fortuna Düsseldorf/20 Saisontore), Werner Dressel (Borussia Fulda/17) und Christian Hock (Borussia Mönchengladbach/12) fehlen drei wichtige Angreifer. Des weiteren hat Lutz Braun bei der Spvgg. Unterhaching unterschrieben, geht Michael Sandt zum FSV Frankfurt, Oliver Posniak zu Italia Frankfurt, stehen Rene Schlichting (SV Germania Ockstadt), Milos Ljusic (unbekanntes Ziel) nicht mehr zur Verfügung, Dieter Heimen hat Angebote aus der zweiten Liga in Frankreich und England. Ersatztorhüter Eric Rasp bleibt jedoch".
Ihnen sind mit Borkenhagen und Kloss zwei Bad Homburger Spieler an den Schönbusch gefolgt. Gibt es damit Probleme mit der Führung der "Nullfünfer"?
"Hierdurch sehe ich keinerlei Probleme auf mich zukommen, denn die Ablösesummen bringen der Spielvereinigung doch Geld in die leeren Kassen. Also habe ich dem Verein durch diese Spieler-Transfers nach Aschaffenburg eher geholfen".
Ist Ihre neue Formation leistungsmäßig mit der Meistermannschaft vergleichbar?
"Nach Ablauf der Wechselfrist müssen wir unsere Vorstellungen über die kommende Runde neu definieren. Der SV Viktoria kann meiner Meinung nach auf jeden Fall eine Mittelfeldrolle spielen".
Welche Klubs zählen zu den Topfavoriten? "Wenn ich weiß, wer welche Gelder ausgibt, dann müssen Rotweiß Frankfurt, FSV Frankfurt, SG Egelsbach und Borussia Fulda hoch angesiedelt werden. Zudem rechne ich mit einem Buchmann- Effekt in Offenbach. Auch der SV Wehen hat viel investiert und der SV Wiesbaden hegt ehrgeizige Pläne. Ich denke, daß es dieses Mal fünf bis sechs Mannschaften sein werden, die bis zuletzt im Rennen sind. Ich hoffe auf eine ähnliche Lage wie zuletzt in der Bundesliga. Das würde die Spannung und Zugkraft in der Oberliga erhöhen".
Wie betrachten Sie den Spielplan für Ihre neue Mannschaft?
"Wir haben einen interessanten Auftakt in Offenbach (24. Juli) und eine Heimpremiere gegen Rotweiß Frankfurt (29. Juli im Stadion Damm), die sich sehen lassen kann. Ich hoffe auch in Damm, wohin die Viktoria bis Jahresende wegen des Umbaus am Schönbusch umziehen muß, mit einer stattlichen Auftakt-Kulisse. Beide Begegnungen stellen zu Rundenbeginn bereits eine Nagelprobe für die Mannschaft und mich dar".
Wann haben Sie mit den Vorbereitungen begonnen?
"Am 25. Juni stand das erste Training mit den Spielern, die nicht an der Aufstiegsrunde beteiligt waren, auf dem Programm. Der Rest stieß am Montag, dem 29. Juni, dazu. Nach der konditionellen Anpassung aller Akteure werde ich die genaue Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Spielers testen. Ein exakter Test-Spielplan sowie ein Trainingslager sind heute noch nicht fixiert".
KELKHEIM. Der Jugendtreff nutzt die Sommerferien, um frische Farbe in die Räume zu bringen: Am Dienstag, 14. Juli, soll der Disco-Raum neu gestrichen werden. Wer Lust hat, kann von 10 bis 16 Uhr mithelfen.
Vier Tage vorher, am Freitag, 10. Juli, ist die Viehweide ab 17 Uhr Treffpunkt zum Grillen und Jonglieren. Getränke sind da, aber Würstchen und Fleisch müssen mitgebracht werden. set
OBERRAD. Zur Eröffnung der Frankfurter Kirchweih- und Kerwesaison erwarten die Schausteller am Samstag, 11. Juli, ab 14 Uhr in Oberrad auf dem Festplatz an der "Villa Bonn" viele Besucher. Ausrichter des Dreitagefestes ist wieder die Karnevalgesellschaft "Wespen" von 1887. Wie üblich wird zu Beginn des Fests ein Kerwebaum eingeholt.
Dabei wird die Freiwillige Feuerwehr und die "Wespen" von Kerweburschen aus Sachsenhausen unterstützt. Deren langjähriger Präsident, Wolfgang Stumpf, entwickelte aus einer (Baum-) Not heraus folgende Technik: Mit einer Stahlhülse wird an der Spitze des Fichtenstamms vom Vorjahr eine Minifichte befestigt - fertig ist der Kerwebaum.
Bekanntlich gibt es für das Sachsenhäuser Brunnenfest und für die Kerb in Oberrad nur noch Minibäumchen. Da und dort will man aber nicht auf die gewohnte Standardgröße einer stattlichen Fichte verzichten. Deshalb wird seit Jahren der große Stamm "eingemottet". In Oberrad wird er jetzt wieder hervorgeholt, "entstaubt" und zur "Veredelung" in den Stadtwald gebracht. Natürlich gehört ein kräftiges "Frühstück im Walde" und ein Umtrunk dazu. Treffpunkt der Kerweburschen ist ab 9 Uhr im Beckerweg nahe des Sachsenhäuser Landwehrwegs. Erstmals nach vielen Jahren fällt der obligatorische Festzug zum Auftakt der Kerb aus. Der "Wespen"-Vorstand, mit dem Vorsitzenden Manfred Dehm an der Spitze, mußte den Kerwezug aus zwei Gründen absagen: wegen Baustellen in der Wiener Straße und wegen Personalmangels in der Ferienzeit. Unter anderem war es nicht möglich, mehrere Musikzüge zu verpflichten.
So wird der Kerwebaum auf direktem Weg über die Buchrainstraße und den Goldbergweg zum Aufstellplatz in der Georg-Treser-Straße gebracht. Aufgestellt wird der Baum gegen 17 Uhr unter Leitung des Hauptbrandmeisters Paul Allerberger. Stadtbezirksvorsteher Erich Schlauch eröffnet das Fest um 17 Uhr.
Danach ist Kerwetreiben sowohl bei den "Wespen" im Hof der Turnhalle Spatzengasse als auch bei den Schaustellern an der "Villa Bonn" angesagt. Zum Kerwetanz in der Turnhalle (ab 18 Uhr) spielen "Die Colibris" aus Usingen. Weiter geht's am Sonntag, 10 Uhr, mit dem musikalischen Kerwefrühschoppen in der Turnhalle (es spielt der Musikverein Bad Orb) und ab 14 Uhr mit Kerwetreiben an der Villa Bonn. Während die "Wespen" ihren Part am Kerwesonntag beenden, brechen die Schausteller ihre Zelte erst am Montagabend ab. dixi
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft: Vereinigte Kriegsdienstgegner - Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenbeauftragte: Beratung, 8.30- 12.30 Uhr, Gleichstellungsstelle, Burg 8.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 8 32 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Amt f. Landwirtschaft u. Landentwicklung: Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homburger Str. 17, Tel. 0 60 31 /6 00 80.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau e. V.: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1 c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15 Uhr Bad Nauheimer Raucherentwöhnungstherapie; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Ernährung bei hohem Cholesterin; 16.10 Uhr Kurseelsorge: Gesprächsrunde "Lebenskrisen als Wendepunkte".
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.
Bürgeraktive - Treffen der Selbsthilfe-Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 48 139.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert-Bosch-Straße. Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle - 18-19 Uhr, Wernher- von-Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Nidda. Frauen-Notruf: Offener Treff für interessierte, engagierte Frauen, 20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf., Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg.
Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Bad Vilbel. Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
Freiwillige Feuerwehr: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub - Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Tag der Begegnung des Seniorenclubs, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Verein für Briefmarkenfreunde: Monatsversammlung, 19.30 Uhr, Altes Rathaus. Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr; Damenstammtisch, 20 Uhr, Schützenhalle. Karben. Mütterzentrum e. V.: Babytreff, 14-17.30 Uhr, Selzerbrunnen.
Vorträge / Kurse Nidda. "Weit ist der Weg - Südtirol heißt das Ziel", Filmvorführung mit H. Klös, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.Verschiedenes Bad Nauheim. Modenschau Rosen-Modelle, 15.30 Uhr, Café Kurhaus.
Sing mit - Kurgastsingen mit Karen Ennulat, 16 Uhr, Trinkkuranlage. Abfallsammlung Bad Vilbel. Die Glascontainer in Bad Vilbel können bis 7. Juli nicht geleert werden - es wird darum gebeten, sie nicht zu befüllen. Ausstellungen Friedberg. Karen Ennulat - Fröhliche Kreuze und farbige Särge - Objekte zum Diskutieren und Meditieren, Eröffnung um 18.30 Uhr, Öffnungszeiten: Di-Fr. 9-12 u. 14-17 Uhr, Sa. 9-12, So. 10-17 Uhr, Wetterau-Museum, Haagstr. (bis 12. Juli).
Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So., 11 bis 19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 /24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August).
Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK-Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Vereinigung der Straßenbau- u. Verkehrsingenieure: "Wege zu mehr Verkehrssicherheit", Eröffnung, 15 Uhr, Mensa der FH, W.-Leuschner-Str. 13 (bis 11. Juli).
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus, (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Schlafwandler (20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Robin Hood (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Basic Instinct (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20 Uhr) - Princess: Basic Instinct (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: Die Weissagung (19.30 Uhr); Naked Lunch (21.45 Uhr).
- ohne Gewähr -
BÜDINGEN. Am Samstag, 11. Juli, veranstaltet der Lügenstammtisch in Düdelsheim sein Hoffest. Das Fest beginnt um 19 Uhr in der Hauptstraße 17. Dabei soll für die Behindertenhilfe Wetteraukreis gesammelt werden. ub
Namen + Notizen
DIRK WÄHNER (25) und BIRGIT WITZEL (24) wurden als Kreisleiter des Jugendrotkreuzes Main-Taunus wiedergewählt. Stellvertreter bleibt PETER TREML (26), neu in diesem Amt ist ANJA MIEHLNICKEL (20). Die Kreisleitung trifft sich mittwochs von 20 bis 21 Uhr beim DRK-Kreisverband in Hofheim (Schmelzweg 5, Telefon 20 77 18).
Frau Emmi Gottschalk, Kloppenheim, zum 71. Geburtstag.
Frau Maria Koch, Petterweil, zum 71. Geburtstag.
Frau Margarethe Dehler, Petterweil, zum 70. Geburtstag.
Frau Helene Metz, Assenheim, zum 79. Geburtstag.
Herrn Paul Zywitzki, Assenheim, zum 78. Geburtstag.
Blüten in Millionenwert: "Klopapier im Bankdepot"?
Firmenchefin der Verbreitung von Falschgeld angeklagt Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Nur als "Klopapier im Depot" eines persischen Bankhauses sollten sieben Millionen Mark Falschgeld dienen, die im Sommer letzten Jahres von Holland aus Richtung Frankfurt rollten. Wie die als "Falschgeld-Lady" angeklagte 52 Jahre alte Unternehmerin zum Prozeß-Auftakt vor dem Landgericht behauptete, hatte sie "nie die Absicht", die auf Vier-Farb-Kopierern hergestellten 100- und 500-Mark-Scheine als "richtiges Geld" zu verwenden. Gemeinsam mit zwei Niederländern, einem Kaufmann (38) sowie dem Portier (33) eines Spielkasinos, war die aus Wuppertal stammende Firmeninhaberin Ende August bei der Geldübergabe an der deutsch-niederländischen Grenze festgenommen worden. In Verbindung mit der holländischen Polizei konnten Beamte des Bundeskriminalamtes insgesamt 1,2 Millionen Mark Falschgeld sicherstellen. Die drei Angeklagten waren in eine Falle der Polizei geraten, die einen V-Mann eingesetzt hatte. Nachdem der holländische Kaufmann wegen einer akuten Herzerkrankung aus der Haft entlassen werden mußte - er ist mittlerweile in den Niederlanden zu zwei Jahren verurteilt worden -, kann vor der 14. Großen Strafkammer nur mehr noch gegen die Unternehmerin und den Spielbankpförtner verhandelt werden.
Laut Anklage soll die selbstbewußt auftretende Chefin außer dem Sieben-Millionen-Blüten-Coup noch andere Fälscherprojekte angeschoben haben, darunter einen Deal mit Blüten im Nennwert von 20 Millionen US-Dollars. Darüber hinaus geht es um die Fälschung von Sparkassenbriefen.
Folgt man den Angaben der Angeklagten, ist die Idee zu dem Falschgeldgeschäft gar nicht von ihr ausgegangen. "Graue Eminenz" im Hintergrund soll die im Kriminalmilieu der Mainmetropole bekannte Frau K. gewesen sein, die sich wiederum auf Kontakte zu "Bankern" aus Persien und Afrika berufen habe. Die Herren seien auf der Suche nach falscher D-Mark gewesen - "aber nur, um es als Sicherheit zu deponieren".
In diesem Zusammenhang wollte die Angeklagte das Gericht glauben machen, diese Praxis sei "auch bei ganz seriösen Banken üblich".
Daß die Qualität der ersten Muster von den Vier-Farb-Kopierern zu wünschen übrig ließen, fand die Unternehmerin "nicht so schlimm". Zum Beispiel seien die 500-Mark-Scheine viel zu rot gewesen. Doch da die Blüten praktisch "nur als Klopapier im Depot" dienen sollten, habe man auch solche "Rotkäppchen" gut verwenden können.
Was den Gewinn aus dem Geschäft betraf, hätten die Banker 25 Prozent des Nennwerts bezahlen sollen, wobei fünf Prozent an Frau K. und die Angeklagte gegangen wären.
Mit sichtlicher Skepsis reagierte das Gericht zum Prozeßauftakt auf die Angaben der Angeklagten. Bereits bei der Erörterung des Lebenslaufs waren auf der Richterbank unter Vorsitz von Kurt Elliesen etliche Fragen aufgetaucht. Eigenen Angaben zufolge steht die 52jährige einer mit 150 Beschäftigen arbeitenden Firma für Werkzeugproduktion vor, deren Geschäftsadresse Gibraltar sei, nachdem sich der Stammsitz Wuppertal in Liquidation befinden soll.
Befragt nach ihren Vermögensverhältnissen, machte sie keine genauen Angaben, sondern meinte nur: "Uns geht's nicht schlecht."
WÖLFERSHEIM. Mit "Knalli und Balli" können Kinder und Jugendliche am Mittwoch, 8. Juli, auf Weltreise gehen - zumindest in der Phantasie, wenn das Tournee-Theater Wiesbaden im Herrengarten Södel ab 15 Uhr das Mitmach- Stück "Knalli und Balli reisen um die Welt" zeigt. Der Eintritt ist frei.
In den Opelzoo führt eine weitere Veranstaltung der Wölfersheimer Ferienspiele. Gemeinsam mit einem Erwachsenen können Jungen und Mädchen im Alter zwischen vier und zwölf Jahren am Freitag, 10. Juli, in den Opelzoo fahren. Abfahrt ist um neun Uhr am Rathaus. Eine Woche später, Freitag, 17. Juli, ist ein Tagesausflug mit dem VCD nach Weilburg geplant. Zunächst geht es mit dem Bus nach Friedberg und von dort weiter mit der Bahn in das Lahnstädtchen, wo das Heimatmuseum, das Bergbaumuseum (mit Stollenfahrt) und das Schloß besichtigt werden.
Zum Wetterauer Tintenfaß, der Münzenburg in Münzenberg, führt der nächste Ausflug am Samstag, 18. Juli, ab 10.30 Uhr, allerdings nicht mit Bus oder Bahn, sondern per Fahrrad. Treffpunkt ist am Rathaus. Zum Tennis-Schnupperkurs ist der Nachwuchs am Mittwoch, 22. Juli, ab neun Uhr auf das Tennisgelände in Wölfersheim eingeladen. Zum Abschluß der Ferienspiele parkt das "Spielmobil Riederwald" von 14 bis 18 Uhr auf dem Bolzplatz in Melbach und bietet ebenso wie der SC Spiele für jung und alt an. Anmeldungen (Zimmer 1 im Rathaus) sind nur zu den Fahrten notwendig. cor
Malen, schweißen und bildhauern Frauenzentrum bietet Kunst-Workshops an / Noch Plätze frei
RÜSSELSHEIM. Zum zweiten Mal bietet das Frauenzentrum in diesem Sommer Workshops an, in denen sich frau intensiv mit verschiedenen Stilrichtungen der bildenden Kunst auseinandersetzen kann. Die Plätze beim Schweißen sind zwar schon belegt, doch wer mit dem Pinsel in Farben schwelgen will oder sich vor dem Umgang mit Hammer und Meißel nicht scheut, hat Chancen: Sowohl beim Mal-Workshop als auch beim Bildhauen, wo Skulpturen und Plastiken entstehen sollen, können noch Frauen einsteigen. Die Workshops werden von sachkundigen Teamerinnen geleitet: Den Malerinnen zeigt Barbara Vogt die wichtigsten Kniffe, beim Schweißen leitet Elfie Clement die Frauen an, für die Bildhauerei wurde Petra Klimek gewonnen. Alle drei Frauen sind in diesen Bereichen künstlerisch tätig und haben ihre Arbeiten auch schon in mehreren Ausstellungen präsentiert. Derartige Vorgaben müssen die Teilnehmerinnen nicht erfüllen. Lediglich Interesse und Freude an der Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Material wird erwartet. Die Workshops finden vom 27. bis 31. Juli in den Räumen vom Ausbildungsverbund Metall, Bernhard-Adelung- Straße 42, statt und dauern täglich von 9 bis 16 Uhr. Bei Bedarf kann eine Kinderbetreuung angeboten werden.
Die Teilnahmegebühr beträgt 150 Mark inklusive Materialkosten. Frauen, die ihr Kind betreuen lassen wollen, zahlen noch einmal 25 Mark. Anmeldung direkt beim Frauenzentrum, Telefon 0 61 42 / 5 71 71. wal
Im Blickpunkt: Politik und Geld (III) Das Vermögen der Parteien
Drei unabhängige Kommissionen sind zur Zeit dabei, die Finanzen von Parteien und Politikern zu durchleuchten: Eine von der Regierung bestellte Kommission zu den Parteienvermögen, eine vom Bundespräsidenten eingesetzte Kommission zur Parteienfinanzierung und eine von der Bundestagspräsidentin berufene Kommission zum Abgeordnetenrecht. Der Bonner FR-Redakteur Helmut Lölhöffel stellt die drei Gremien vor. Die Unabhängige Regierungskommission zur Überprüfung der Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR geht auf eine 1990 ins DDR-Parteiengesetz eingefügte Bestimmung zurück. Das vom DDR- Ministerpräsidenten eingesetzte Gremium hatte zunächst zehn Mitglieder, nach der Vereinigung wurden sechs weitere berufen. Vertreten sind alle Fraktionen aus der letzten Volkskammer und alle Bundestagsparteien sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund. Vorsitzender ist der parteilose Professor Hans-Jürgen Papier.
Die Kommission ist wegen ihres vielfältigen Auftrags und seiner zeitaufwendigen Arbeit eine Bundesoberbehörde, deren Sekretariat in Berlin mit 160 Planstellen (etliche sind allerdings noch unbesetzt) von Christian von Hammerstein geleitet wird. Die Rechtsaufsicht hat der Bundesinnenminister - eine vielfach für bedenklich gehaltene Konstruktion, weil sie der Unabhängigkeit der Mitglieder zuwiderläuft, wenn Entscheidungen - wie geschehen - von Bonn als rechtswidrig bewertet werden. In einem Fall hatte der Finanzminister entgegen dem Votum der Kommission Immobilien der DDR-Blockparteien als Staatseigentum begehrt.
Die Kommission hat die Aufgabe, einen Bericht über die Vermögenswerte aller Parteien und der mit ihnen verbundenen Massenorganisationen der DDR im In- und Ausland anzufertigen. Seit Arbeitsbeginn hat sie alle bei der Volkskammer registrierten Parteien und Organisationen (insgesamt 62) aufgefordert, Rechenschaft abzulegen. Diese Vermögen wurden zunächst unter treuhänderische Verwaltung der Kommission gestellt und später auf die Treuhandanstalt übertragen, die über die endgültige Verwertung "im Einvernehmen" mit der Kommission zu entscheiden hat.
Ziel ist die Rückführung dieser Vermögenswerte an die früher Berechtigten oder deren Rechtsnachfolger. Wenn dies nicht möglich ist, sollen sie für gemeinnützige Zwecke, insbesondere zum wirtschaftlichen Neuaufbau, verwendet werden. In einem Zwischenbericht vom Mai 1991 hatte die Kommission festgehalten, daß "die Vermögen der betroffenen Institutionen teilweise von ganz erheblichem Umfang und großer Vielfalt sowohl an Grundbesitz als auch an Betriebsvermögen und an liquiden Mitteln" sind. Es geht um Milliardenwerte.
Umstritten ist bis heute, ob die DDR-Auslandsfirmen des vom ehemaligen DDR-Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski verwalteten Bereichs "Kommerzielle Koordinierung" als Parteivermögen oder als Staatseigentum anzusehen sind. Anfang dieses Jahres hat der Bundesrechnungshof die Parteienvermögens-Kommission geprüft und dem Sekretariat eigenmächtige Entscheidungen vorgeworfen, zu denen es rechtlich nicht ermächtigt gewesen sei. Während es Hinweise und Gutachten gibt, die rund 100 Schalck-Unternehmen seien dem SED-Vermögen zuzurechnen, hält das Kommissionssekretariat an der Auffassung fest, sie gehörten zum DDR-Staatsvermögen.
Zu Konflikten kommt es immer wieder mit zwei Bundestagsparteien, die Ansprüche auf wertvolle Gebäude ihrer Vorgängerparteien erheben. In der vorigen Woche faßte die Kommission hierzu einen unverbindlichen "Trendbeschluß", mit dem Dringlichkeitsanträge der PDS und der FDP auf Freigabe von Ost-Parteivermögen größtenteils als unberechtigt abgewiesen wurden. Nach Ansicht der Kommission hat die PDS allenfalls auf zwei von 23 beanspruchten Immobilien ein Zugriffsrecht, die FDP nur auf eine von neun. Die Schatzmeister der beiden Parteien protestierten dagegen und kündigten juristische Schritte an.
Natürlich, die Stadt gehört allen. Denen allerdings, die zum Fortkommen 100 bis 200 oder mehr Pferdestärken brauchen, noch ein bißchen mehr. Man macht ihnen Platz, Park-Platz.
Erste These rot-grüner Frankfurt- Politik von 1989: Je mehr Parkplätze, desto mehr Autos. Weg mit ihnen, nieder mit dem Theater-Parkhaus, freie Sicht auf den Main.
Ein voll genommener Mund macht noch keine Zeitgeschichte: Das Parkhaus steht immer noch. Doch etwas fällt: An der Friedberger Anlage möchten die Rot-Grünen Land gewinnen. Am denkmalgeschützten "Odeon", wo sich längst statt des Cafés die Diskothek "Plastic" etabliert hat, soll der Parkplatz abgeschafft werden.
Nachdem die CDU unter dem Grün- Dezernenten Heinz Daum, wie anno 1983 Bürger motzten, zugunsten der Café-Pächter und ihrer motorisierten Gäste "ein Stück Wallanlage verfrühstücken" ließ, setzt die jetzige Regierung beim Grün wieder Speck an. Öffnet doch die Disko erst abends um zehn, wenn Frankfurts Straßen tot genug zum Parken sind.
Möchte, sollte, könnte: Der Magistratsbeschluß, so informiert mit ratlosem Unterton Mathias Wilhelm im Liegenschaftsamt, ist bereits vor einem Jahr gefallen. 365 Tage, in denen die motorisierten Mitmenschen vom Gericht wie von den Berufsschulen um die Ecke das kopfsteingepflasterte Anlagenstück gegen die geltende Beschlußlage unter die Räder genommen haben.
Doch jetzt einfach so "die Schranke abrobben, vorne ein paar Felsen hin und an die Einfahrt eine Doppelreihe junger Bäume", wie sich das der Zeitgenosse Ottokar V. vorstellt - so schnell nimmt sich nicht mal mit den Grünen im Bunde die Stadtnatur ihr Recht. Um aus einem Parkplatz, der eineinhalb Jahrhunderte lang eine geschützte Grünzone war, wieder eine solche zu machen, sind vielmehr "Maßnahmen erforderlich, die das Baurecht tangieren". So Horst Heil, neuer Leiter im Gartenamt.
Es handelt sich damit "um einen aufwendigen Vorgang", zu dem "viele formale Akte notwendig sind". Merke: Wo ein Wille ist, ist nicht immer auch gleich ein Weg. Das zeigt schon der Augenschein: Während der Fall in den Dienststellen gemächlich zwischen Eingangs- und Ausgangskästen unterwegs ist, steht an dem unerwünschten Parkplatz die Schranke zur Fahrt in die Friedberger Anlage weit offen. clau
FLÖRSHEIM. Die Fußballer des Sportvereins stehen schon in den Startlöchern für die neue Saison. Dann freilich hat das Spiel auf dem staubigen Boden ein Ende: Der Sportplatz an der Mainbrücke erhält zur neuen Spielzeit einen Kunstrasen.
Der Hartplatz gleicht derzeit einem Acker. Die Arbeiter haben die obersten 20 Zentimeter abgetragen. Darauf sollen in den nächsten Wochen verschiedene Isolierschichten und schließlich der Kunstrasen gelegt werden. Das abgetragene Material allerdings landet nicht auf dem Müll: Mit dem Schotter sollen Feldwege befestigt werden.
Doch nicht nur der Platz des Sportvereins erhält ein neues Gesicht: Auch die Leichtathletikanlage wird neu gestaltet. Sie erhält einen Kunststoffbelag. Das gilt, so Wilfried Hof, der Leiter des Tiefbauamtes, für die 100-Meter-Bahn sowie für das Langlauf-Oval. Die beiden Spuren um den Sportplatz werden dabei ein wenig ausgedehnt: "Da fehlte noch ein ganzes Stück bis zu den 400 Metern." Nach der Sommerpause sollen die Leichathleten auf der Bahn ideale Bedingungen vorfinden, aber auch die Sprunggrube und die Anlage für die Kugelstoßer werden neu hergerichtet.
Die Kosten für den Umbau beziffert die Stadt auf 1,5 Millionen Mark. Im nächsten Jahr soll dann der zweite Sportplatz einen Kunstrasen erhalten. Dort spielen die Fußballer der DJK. kkü
HEDDERNHEIM. Mit einem Patronatsamt und einem gemütlichen Beisammensein im Kirchgarten neben der katholischen Peter-und-Paul-Kirche in der Oranienstraße 21 feierten die Gemeindemitglieder das Patronatsfest. Pfarrer Walter Kropp erinnerte in seiner Predigt an Petrus, den ersten Papst. Paulus gilt als ein Gründer der Urkirche.
Während des Gottesdienstes stimmten die 15 Frauen des Kirchenchores im Wechselgesang mit der Gemeinde verschiedene Lieder an. Höhepunkt des Abends: Dorival Ristoff, gebürtiger Brasilianer, sang nach dem Patronatsamt im Garten Volkslieder aus seiner Heimat. Ein Freund begleitete ihn auf der Gitarre.
Ristoff, Pfarrer in der evangelischen Gethsemane-Gemeinde im Nordend, hat die brasilianischen Lieder ins Deutsche übersetzt. So konnten alle Gemeindemitglieder mitsingen - während Cola und Apfelwein, Bier und Brezeln verkauft wurden. "Das hat den Leuten ausgesprochen gut gefallen", berichtete Joachim Fischer, Vorsitzender der Kolpingfamilie in Heddernheim.
Erst kurz vor Mitternacht verließen die letzten der rund 90 Gäste die Bänke und Tische im Kirchgarten, auf die nach Einbruch der Dunkelheit Kerzen gestellt worden waren. Fischer: "Daß so viele Menschen den Weg zu uns gefunden haben, ist ungewöhnlich." Im letzten Jahr waren nur 40 Besucher gekommen.
"Und den Ausschank übernehmen wir auch schon seit über 15 Jahren", erläuterte Fischer stolz. Der Reinerlös aus dem Verkauf der Getränke soll auch in diesem Jahr zusammen mit den Gewinnen eines Herbst-Basares an ein Ausbildungsprojekt in São Paulo (Brasilien) überwiesen werden. Im Laufe der Jahre haben die Mitglieder der Gemeinschaft rund 60 000 Mark dorthin gespendet.
Damit werden Jugendliche zu Schlossern oder Schreinern ausgebildet, die ansonsten auf dem brasilianischen Arbeitsmarkt kein Auskommen finden. Viele der jungen Erwachsenen seien nach dem Abschluß der Ausbildung die einzigen Ernährer einer oft vielköpfigen Familie, berichtete Joachim Fischer den interessierten Zuhörern.
Die Heddernheimer Kolpingfamilie ist eine von sieben derartigen Gemeinschaften in Frankfurt. Sie zählt heute 160 Mitglieder. Pfarrer Adolph Kolping gründete die Gemeinschaften in der Mitte des letzten Jahrhunderts, um den umherziehenden Handwerksgesellen Unterkunft und Familienanschluß zu geben. Er kannte die Sorgen und Nöte des Handwerker-Nachwuchses genau. Denn bevor er Pfarrer wurde, hatte er den Beruf des Schuhmachers gelernt.
"Heute sind die wenigsten bei uns noch Handwerker. Die meisten in unserer Gemeinschaft haben einen kaufmännischen Beruf", berichtet Fischer. Inzwischen ist Hauptaufgabe der Kolpingfamilie, verschiedene Bildungsangebote zu organisieren. Zur Zeit wird eine Seminarreihe zum Thema "500 Jahre Eroberung Amerikas" vorbereitet. Im Herbst geht's los. "Alle Seiten der Eroberung sollen beleuchtet werden, auch die staatspolitische und kirchenpolitische Seite", erläuterte Fischer zur Konzeption der auf sechs Abende verteilten Vorträge.
Der Pfarrermangel hat mittlerweile auch die katholische Peter-und-Paul-Gemeinde erreicht. Die Kirche verfügt nicht mehr über einen eigenen Seelsorger. Pfarrer Artur Gläßer aus der Nachbargemeinde St. Sebastian in der Nordweststadt betreut die Heddernheimer "Schäfchen" mit. Die strengen Anforderungen an die Lebenspraxis, insbesondere die Ehelosigkeit und der Zölibat, sind die wichtigsten Ursachen für den fehlenden Nachwuchs.
"Wir müssen warten, bis sich Rom einmal anders entscheidet, aber zur Zeit sitzt dort ein konservativer Papst", erklärte Joachim Fischer. Die Heddernheimer haben sich inzwischen wohl bereits damit abgefunden, daß das Pfarramt der katholischen Peter-und-Paul-Gemeinde noch länger unbesetzt bleiben wird. kan
"Was die hier hinterlassen, ist ja schlimmer als das, was sie mitnehmen." Patricia F. aus der Gaußstraße ist empört. Mußte sie doch gerade zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit ihren Vorgarten von Papierfetzen und Glasscherben befreien. Verursacht hat den Dreck - ganz entgegen ihrer eigentlichen Aufgabe - die städtische Müllabfuhr. Einfach "schlampig" nennt Patricia F. die Entsorgung der Papier- und Glascontainer. Es sei sogar schon vorgekommen, daß die "Herren von der Müllabfuhr" eine nicht ganz volle Tonne stehen gelassen hätten.
Einmal hat Patricia F. sich sogar auf die Lauer gelegt und das "fahrlässige" Treiben der Müllmänner beobachtet. Resultat: Papier und Glas fallen heraus, wenn die Tonnen zum Müllauto gebracht, hochgehievt und in das Wageninnere entleert werden.
"Normalerweise haben unsere Leute Schaufeln dabei, um den heruntergefallenen Abfall wieder aufzusammeln", weiß Thomas Hüfer vom Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, Abteilung Wertstoffsammlung. Doch das geschieht leider nicht immer, räumt er ein. "Oft packen die Leute ihre Tonnen aber auch so voll, daß sich der Deckel nicht mehr schließen läßt." Nur dann könnten Papier und Glas herausfallen, meint Hüfer.
Daß halbvolle Tonnen nicht entleert würden, sei ihm auch schon zu Ohren gekommen. Dabei gebe es eine strikte Anweisung, jede Tonne, die ordnungsgemäß zum Abholen bereitgestellt wurde, auch zu entleeren. ki
MAINTAL. Nach Mitteilungen des Leiters des Tiefbauamtes, Gerhard Ruhm, werden in diesem Monat Kanal- und Straßenbauarbeiten zur Erschließung des Baugebietes Stresemannstraße/Breitscheidstraße in Dörnigheim beginnen. Der Bauausschuß hat beschlossen, den Auftrag mit einer Gesamtsumme von rund 930 000 Mark an die Bietergemeinschaft Kirchner und Huber GmbH / Bassermann GmbH zu vergeben.
Beim geplanten Kanalbau handelt es sich um ein System, das im Trennverfahren konzipiert wurde.
Konkret heißt dies, daß häusliche Abwässer direkt in die vorhandenen Kanäle eingeleitet werden, während für Regenwasser ein Rückstaukanal gebaut wurde. Dieser Rückstaukanal wird einen Durchmesser von 1,60 Meter haben und eine Länge von 55 Metern aufweisen.
Wie Ruhn erläuterte, wird die Ableitung des Regenwassers aus dem Rückstaukanal in die vorhandenen Mischwasserkanäle über eine Drosseleinrichtung gesteuert. Auf diese Weise soll vermieden werden, daß ungehindert einströmendes Regenwasser zur Überlastung des Kanalnetzes führt.
Außerdem ist zur Entlastung des Kanalnetzes der Bau von Zisternen durch die privaten Bauherrn vorgesehen. Die Gesamtkosten der Kanalbaumaßnahme belaufen sich auf 460 000 Mark. Weitere 470 000 Mark sind für den Straßenbau vorgesehen.
Wie Ruhn erklärte, wird nach der Verlegung der Hauptkanäle zunächst eine Baustraße zur Erschließung des Baugebietes Stresemannstraße/Breitscheidstraße errichtet. Nach Fertigstellung der Rohbauten und der Verlegung der übrigen Versorgungsleitungen wird dann mit dem Bau der eigentlichen Straße begonnen.
Es wird im Tiefbauamt damit gerechnet, daß die Bauvorhaben bis zum Spätsommer dieses Jahres abgeschlossen sein werden. are
FRIEDBERG. Der Zweite Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Friedberg und seine Friedberger Parteifreundin Bärbel Stahl lehnen die vom Landeswohlfahrtsverband (LWV) vorgeschlagene Umwandlung der alten Blindenschule in ein psychiatrisches Krankenhaus ab. Die Blindenschule sei "aus verkehrlichen Gründen" denkbar ungeeignet, auch der "Grünbestand" spreche dagegen.
Hollender: "Als zukünftigen Standort schlägt die Friedberger CDU ein dem Wetteraukreis gehörendes Gelände vor, das westlich der Stadthalle liegt und begrenzt wird von der Ockstädter und Johann-Peter-Schäfer-Straße, dem Seebach und dem Parkplatz der Stadthalle.
Die CDU werde für die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplanes votieren, wenn der Kreis und der Landeswohlfahrtsverband bereit wären, die alte Blindenschule der Stadt Friedberg zu übergeben. str
HOCHTAUNUSKREIS. Senioren, die mit dem Roten Kreuz Urlaub auf Mallorca machen wollen, können sich beim DRK-Kreisverband in Bad Homburg anmelden.
Die Reise findet vom 23. Oktober bis 13. November statt. Die Senioren wohnen in einem Hotel mit Halbpension und werden vor Ort vom Roten Kreuz betreut. Kontakt: Tel. 0 61 72 / 12 95 32 (Frau Steuerwald).Bahnübergang wird für eine Nacht gesperrt
OBERURSEL. Wegen Gleisbauarbeiten der Bundesbahn ist der Bahnübergang Frankfurter Landstraße von Montag, 13. Juli, 19 Uhr, bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr für den Autoverkehr gesperrt. Die Anwesen entlang der Frankfurter Landstraße zwischen Bahnübergang und Homburger Landstraße können nur über letztere angefahren werden. mk
NORDEND. "Ganze Arbeit statt Halbheiten" verlangt die FDP-Nordend, wenn es um die öffentliche Sicherheit der Bürger geht. Zwar begrüßen die Liberalen die verstärkte Präsenz von Ordnungskräften in der City - sie hatten bei ihrer Jahreshauptversammlung eine Polizeiwache an der Hauptwache gefordert - aber "private Wachdienste in der City, in der B-Ebene und in U-Bahnstationen können nur ein Anfang sein", meint die FDP.
Der Schutz des Bürgers sei vor allem Aufgabe der staatlichen Sicherheitskräfte. Deshalb fordern die Liberalen erneut eine Polizeiwache mit 24-Stunden-Bereitschaft im Stadtzentrum. Dazu müßten die Ordnungshüter jedoch personell verstärkt werden. Mehr Polizeistreifen würden den Bürgern ermöglichen, in den Abendstunden "gefahrlos zu flanieren". Als Ergebnis erhofft sich die FDP eine "belebte und sichere City".
Als Standpunkt der Polizeistation schlagen die Liberalen die Räume des Maingas-Beratungzentrums unterhalb der Hauptwache vor. Die Wache wäre dann, auf halber Höhe oberirdisch, von jeder Ebene schnell zu erreichen. orf
OBERURSEL. Ein Zugang zur faszinierenden Welt der Bienen bietet sich am Mittwoch, 8. Juli. Im Rahmen der FR-Serie "Ferien für Daheimgebliebene" lädt das Institut für Bienenkunde der Universität Frankfurt in Oberursel an diesem Tag zu zwei Führungen ein. Interessenten müssen sich dazu bei der FR anmelden. Die nötigen Details lesen Sie heute im Lokalteil Frankfurt. tom
BORNHEIM. Die "Langen Nächte" der heimischen Kinos locken das Publikum meistens mit Kassenmagneten älteren Datums: Als "Kultfilm" abgesegnet, sind sie so eine für beliebig lange Dauer recyclingfähig. Mit zwei "Gay Propaganda" Nächten schert nun das Berger Kino aus diesem Schema aus. Anläßlich des europäischen schwul-lesbischen Kulturtreffens in Frankfurt Ende Juli zeigt das Kino eine Auswahl von dokumentarischen Kurzfilmen und Spielfilmen zum Themenkomplex Homosexualität.
Die erste "Gay Propaganda"-Nacht am 24. und 25. Juli ist Beiträgen aus Großbritannien gewidmet. Zu den sieben Filmen gehören auch Beiträge von Derek Jarman, der sich mit dem US-Schriftsteller William S. Burroughs und dem ermordeten Regisseur und Essayisten Pier Paolo Pasolini auseinandersetzt. "Looking For Langston", auf der Berlinale 1989 mit dem "Gay Teddy Bear" ausgezeichnet, geht der Person des schwarzen, schwulen Dichters Langston Hughes nach. "Alfalfa - A Gay Alphabet" schließlich ist ein Animationsfilm über die Codes des Homosexuellen-Jargons.
Eine Nacht mit Filmen aus den USA wird für ein späteres Wochenende angekündigt. Um Männerliebe geht es auch in zwei weiteren Filme des Juli-Programms. "Men in Love" (voraussichtlich ab 9. Juli) ist eine ambitionierte Amateur-Produktion aus den Staaten. Die Chancen der Liebe im Zeitalter von Aids werden hier größtenteils von Laienschauspielern erörtert, was dem Film teils dokumentarischen Charakter verleihen soll. Allerdings schwelgt Regisseur Marc Huestis gelegentlich auch in duftiger StimmungsMalerei und sentimentaler Romantik.
Bereits im Programm ist eine Dokumentation über den Grafiker, der unter dem Pseudonym "Tom of Finland" die schwule Männerwelt seit Jahrzehnten mit Darstellungen knackiger Kerls versorgt. In einer Film-Collage werden Zeichner, Werk und Fans vorgestellt.
Außerdem im Juli zu sehen: "Schließe meine Augen - Begehre oder töte mich" ("Close My Eyes") von Stephen Poliakoff, einem der erfolgreichsten britischen Filme des vergangenen Jahres. Das liegt wohl vor allem an der Darstellung des Tabu-Themas Inzest. Darüber hinaus lobte die britische Kritik den Film aber auch als Parabel auf die Flucht vor den Anforderungen der Leistungsgesellschaft ins Private. "Close My Eyes" wurde 1991 als bester britischer Film, Hauptdarsteller Alan Rickman als bester Schauspieler ausgezeichnet.
Von "Down Under" kommen immer wieder Filme in unsere Kinos, die in einer nicht Hollywood-konformen Ästhetik auf frische, mithin freche Weise ihre Geschichten erzählen. Auch "Gesellschaft für Mrs. Di Marco" ("Death In Brunswick"), 1991 von dem australischen Regisseur John Ruane inszeniert, wird als Beispiel solchen Alternativ-Kinos angekündigt. Die Story um ein Hotel voller Kellerleichen wird in ihrer Skurrilität mit "Blood Simple" von den Coen-Brüdern verglichen. Das Berger zeigt den Film voraussichtlich in der zweiten Juli-Hälfte.
Und wer dann doch nicht auf Kultfilme verzichten kann, der muß sich in "Wayne's World" begeben. Berger-Chef Harald Metz verkauft den US-Teenager-Streifen schon mal vorsorglich als Fortsetzung von Filmen wie "Blues Brothers" und "Cheech & Chong". Wer die Komödie, von Hollywoods Marketing-Profis zielgenau auf Erfolg programmiert, für einen Beitrag über "unkonventionelle Lebensweise" hält, der kann sich "Wayne's World" derzeit zu fast allen Kino-Anfangszeiten (nicht nur) im Berger ansehen. two
NORDEND. Neue Verbindungen herzustellen zwischen Filmen, Regisseuren und Darstellern und dabei thematische Ähnlichkeiten zum Vorschein zu bringen, die teils nur unterschwellig angelegt sind: Diesem Programm hat sich das Werkstatt-Kino "mal seh'n" verschrieben. Das ist meist eine sehr ernsthafte Auseinandersetzung mit Filmkultur als gesellschaftlichem Faktor. Doch auch der Spaß an der (Selbst-)Ironie gehört ja zu den Tugenden des "mal sehn'n". Die Grenzen der Frechheit werden dabei fast monatlich ausgedehnt. Bis hin zu einem Doppel-Programm, das nun "Open air" aufgeführt wird: Charly Wellers "Schlammbeißer", die Verlierer-Story schlechthin, wird da als Double-Feature mit "Donald Duck, der Pechvogel" gepaart.
Damit beginnt am Freitag, 10. Juli, der Start einer neuen Freiluft-Filmreihe in Frankfurt. Donald und sein Schlammbeißer sind ab 21.30 Uhr auf einer großen Leinwand im Holzhausenpark zu sehen. Anschließend zieht das Open-air-Spektakel durch weitere Parks: Am 17. Juli ist "Sacco & Vanzetti" im Günthersburgpark zu erleben, eine Woche darauf Wim Wenders' "Summer In The City" auf dem Lohrberg. Bei schlechtem Wetter werden die Aufführungen um jeweils einen Tag verschoben.
Im eigenen Hause in der Adlerflychtstraße 6 (Hinterhof) zeigt das "mal seh'n" im Juli Filme aus dem Repertoire des europäischen Kunstfilms. Noch bis zum 15. Juli werden Filme von Lina Wertmüller wiederaufgeführt. Darunter sind "In einer Regennacht", "Mimi - In seiner Ehre gekränkt" sowie "Liebe und Anarchie". In allen brilliert Wertmüllers Lieblingsdarsteller, der als "Schmierenkomödiant" sich selbst inszenierende Giancarlo Giannini.
Zwei epische Erzählungen von Luchino Visconti schließen sich vom 16. bis 22. Juli an: "Gewalt und Leidenschaft" und "Der Leopard", beide als grandiose Sittengemälde gerühmt. Wer Burt Lanchaster nur aus Hollywood-Klassikern kennt, kann ihn hier als sehr einfühlsamen, wandlungsfähigen und emotional bewegenden Schauspieler erleben.
Ab dem 23. Juli schließt sich dann eine kleine Pasolini-Reihe an. Noch einmal gezeigt werden darin "Teorema - Geometrie der Liebe", "Salo - Die 120 Tage von Sodom", der lange auf den Index der deutschen Ordnungshüter verbannt war, "Edipo Re" sowie "Accatone". two
Als Tony Carey Ende der Siebziger seine Aktivitäten in ein Frankfurter Tonstudio verlegte, war er die Attraktion der heimischen Szene. Schließlich war der Amerikaner erst kurz zuvor aus den Diensten der Hard-Rock-Band Rainbow ausgeschieden, wo er neben der Schlagzeuglegende Cozy Powell, Super-Shouter Ronnie James Dio und dem ehemaligen Deep-Purple-Gitarristen Ritchie Blackmore als Keyboarder auf der Bühne gestanden hatte: dokumentiert auf dem Doppel-Live-Album "On Stage" mit dem 15minütigen Klassiker "Catch The Rainbow".
"Das war geil", erinnert sich Tony gerne an "die laute, schnelle Zeit", als er sich noch hinter riesigen Keyboard-Burgen verschanzte. "Nur Rick Wakeman hatte bei Yes mehr um sich herum stehen", lacht Carey heute über die rekordverdächtige Materialschlacht. Längst weiß er, daß ein guter Song ganz schlicht am Flügel oder mit einer akustischen Klampfe vorm Bauch funktionieren muß.
Ein Reifeprozeß, den sich der Multi-Instrumentalist hart erarbeiten mußte. Der Frankfurter Produzent schickte "seinen Star" gleich zweimal ins Rennen um die Publikumsgunst: unter dem Projektnamen Planet P. mit bombastischem Rock, und als Solist mit US-Mainstream. Mit einigem Erfolg - vor allem in den USA -, der Carey allerdings ziemlich unter Druck setzte. "Ich hatte meine Familie in Deutschland und sollte mich dennoch auf den amerikanischen Markt konzentrieren", erklärt Tony seinen damaligen Zwiespalt. "Das war schizophren. Außerdem habe ich keinen Pfennig dabei verdient."
Überteure Platten- und Videoproduktionen verschlangen alle Vorschüsse. Tony war auf dem besten Weg, als Opfer des Musikgeschäfts und des Sex & Drugs & Rock-'n'-Roll-Klischees in die Popgeschichte einzugehen. Ausgerechnet Peter Maffay warf dann den Rettungsanker für Carey, lockte ihn aus dem Moloch Frankfurt an die romantischen Gestade des Starnberger Sees, machte ihn zum Bandmitglied und Hausproduzenten im Red Rooster Studio. "Als Peter kam, war ich total fertig. Er ist ein dynamischer Kerl, er hat mich angetörnt", zollt Tony dem deutschen Popstar Dank.
Der Tapetenwechsel tat ihm gut. Als Exot und Stadtindianer zog er fortan seine Kreise in Tutzing, konzentrierte sich auch aufs Songschreiben für sich selber und landete prompt einen Hit mit der Titelmusik zur TV-Serie "Wilder Westen inklusive". "Ich machte mir plötzlich wieder Gedanken über Musik, erinnerte mich: Du bist mit Hard Rock bekannt geworden, hast dich dann auf Mainstream trimmen lassen, aber eigentlich stehst du auch auf Country - wo war der abgeblieben?"
Der Musiker begab sich auf die Suche nach seinen Wurzeln. Je deutlicher sich die Konturen der neuen Songs für ihn abzeichneten, desto klarer wurde ihm auch, daß er das neue Album "The Long Road" nicht allein im stillen Kämmerlein mit seinen Computern einspielen würde. "In der Rückschau war das nicht besonders inspirierend, und so war die Platte davor auch eher eine Pflichtübung", sagt Carey selbstkritisch. "Ich mag die Songs nach wie vor, aber die Interpretationen hören sich müde an."
Nach einer ersten Solo-Tour im vergangenen Jahr fing Tony wieder Feuer und entdeckte die Lust neu, Dampf abzulassen, im Studio und auf der Bühne. Im Herbst will er mit neuer Band auf Tournee gehen. DETLEF KINSLER
Pericles Cavalcanti Brasilien hat einige der größten Popsänger aller Zeiten hervorgebracht: Gilberto Gil, Jorge Ben, Milton Nascimento, Djavan. Auch Pericles Cavalcanti wird man irgendwann in diese illustre Gesellschaft einreihen. Kollege Caetano Veloso, derzeit selbst einer der gefragtesten brasilianischen Künstler, schwärmt regelrecht von Cavalcantis "purer und authentischer Musik", die kein großes Brimborium nötig hat, ganz schlicht inszeniert wird und doch so reich an Geschichten, Rhythmen, Klängen und Farben ist. Auf seinem aktuellen Album "Cançoes" (Polydor), was schlicht Lieder heißt, widmet er Bob Marley einen Song, vertont Poesie von John Donne aus dem 17. Jahrhundert oder adaptiert ins Portugiesische übertragene Passagen aus James Joyces "Finnegan's Wake". Cavalcanti ist Persönlichkeit genug, dies stilsicher auf klassische, zeitlose Weise zu meistern. Bei seinem Auftritt am heutigen Samstag, 11. Juli, bei einem "Brazil Special" im Lissania in der Kaiserstraße 74, genügen dem Musiker Stimme und akustische Gitarre, um das Publikum in Stimmung zu bringen. dk
Jenny Morris Das Cover von "Honeychild" (eastwest) zeigt die hübsche Neuseeländerin im schwarzen Sixties-Hosenanzug mitten in einem leuchtend gelben Sonnenblumenfeld. Auch die Musik auf diesem Album strahlt pure Lebensfreude aus. Die zwölf neuen Stücke, teilweise gemeinsam mit Freunden wie dem INXS-Mann Andrew Farriss geschrieben, weisen Jenny Morris als reife Komponistin und stilsichere Interpretin aus. Für ihre geschmackvollen Popsongs orientiert sie sich unüberhörbar am frühen Motown, verquickt diesen geschickt mit off beats (gespielt von den "riddim twins" Robbie Shakespeare und Sly Dunbar) und Ethno-Percussion à la Talking Heads. Dank ihrer Persönlichkeit entsteht daraus ein individuelles Klangbild mit textlich wie musikalisch intelligenten und gleichzeitig unterhaltsamen Songs. dk
Der japanische Trompeter Toshinori Kondo gehört zu den innovativsten Geistern der aktuellen Fusionmusik. Zusammen mit seiner Gruppe IMA und den Musikern Haruo Togashi (Keyboards), Reck. Friction (Bass), Taizo Saki (Gitarre) und Hideo Yamaki (Schlagzeug) hat er gerade das aktuelle Album "Brain War" (JARO) veröffentlicht und kommt am Sonntag, 12. Juli, um 11 Uhr zur "Jazz im Museum"-Matinee in den Hof des Historischen Museums am Frankfurter Römerberg. Kondo, bekannt für seine kurzen, stakkatohaften Trompetenstöße, die nicht selten wie eine E-Gitarre klingen, spielte zunächst beim Yello Magic Orchestra von Ryuichi Sakamoto Computer-Pop, ging aber später nach New York, um im Umfeld der experimentierfreudigen Kollegen wie John Zorn und Bill Laswell urbane Jazz- und Funkklänge hautnah zu erfahren. Auch in Europa stieß er auf freie Geister wie den Klangerneuerer Peter Brötzmann - alles Einflüsse, die bei Toshinori Spuren hinterließen. Zurück in der japanischen Heimat erarbeitete er das noch heute in modifizierter Form gültige Konzept des "Great Electric Tokyo Funk", klanglich vor allem eine Hommage an die 12-Millionen-Metropole Tokio mit ihrem Chaos, dem Lärm und ihrer High-Tech-Gesellschaft. ",Brain War' ist auch ein Soundtrack fürs Überleben in den Großstädten", gab Kondo kürzlich zu Protokoll. Und: "Meine Musik ist über die Jahre immer verrückter und verrückter geworden." DETLEF KINSLER
WETTERAUKREIS. Der Transporter ist bestellt, Stühle und Sonnenschirm stehen bereit: Ab Sonntag, 12. Juli, ist das FR-mobil wieder unterwegs. Die FR-Redakteure Jörg Muthorst, Hannes Mathias, Reiner Strack, Klaus Nissen, Bernd Salzmann und Corinna Willführ werden zwei Wochen lang bei Regen oder (hoffentlich) Sonnenschein durch den Wetteraukreis touren, den tragbaren Schreibcomputer im Gepäck. Ob in Dudenrod oder Bad Vilbel, in Friedberg oder Burg-Gräfenrode: Die fahrbare Redaktion wird wie im vergangenen Jahr in den Städten und Gemeinden recherchieren, schreiben und berichten. Vor allem aber das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern suchen. Denn wo immer das FR-mobil steht, sind Interessierte eingeladen, sich zu informieren, mit den Redakteuren sowie den Expertinnen und Experten zu den jeweiligen Themen zu diskutieren. Zum Beispiel in Dudenrod, einem der kleinsten Dörfer im Wetteraukreis, wo die mobile Redaktion am Sonntag, 12. Juli, ab 11 Uhr beim Sommernachtsfest mitmacht und erkundet, wie es sich in einer Kommune weit weg vom Ballungszentrum Rhein-Main leben läßt.
Hinauf zum Hoherodskopf, einem beliebten Ausflugsziel im Vogelsberg, geht es am Montag, 13. Juli. Unser Thema: Landschaftsschäden durch Tourismus. Wir laden Sie ein, sich ab 10 Uhr (Treffpunkt: FR-mobil am Berggasthof) gemeinsam mit uns unter fachkundiger Führung von Diplom-Ingenieur Dirk Raven auf den Weg zu machen. Ab 14 Uhr heißt es Pro und Contra: Fremdenverkehr versus Landschaftsschutz. Mit Raven streitet Roland Heinrich, Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbandes Vogelsberg/Wetterau - und Sie dürfen sich, falls gewünscht, kräftig einmischen.
Vor Lärm und Gestank wollen sich die Bürgerinnen und Bürger in OberMörlen schützen. Sie fordern eine Umgehungsstraße B 275 a. Das Für-undWider des Projekts erörterten Experten bereits in einem FR-Redaktionsgespräch am Mittwoch. Wie aber stehen die Betroffenen dazu? Wir besuchen Sie am Dienstag, 14. Juli, mit unserem FR- mobil. Sagen Sie uns - und den Politikern - Ihre Meinung. Gesunde Ernährung - allenthalben proklamiert, ist in Kantinen nicht selbstverständlich. Macht das Landratsamt da eine Ausnahme? Wir sehen Mittwoch, 15. Juli, ab 9 Uhr dem Küchenchef über die Schulter und diskutieren ab 14.45 Uhr mit Stammgästen, Landrat Rolf Gnadl und Stephanie Caspar von der AOK Frankfurt, wie auch in Großküchen Vitaminreiches auf den Tisch kommen kann. Frau Caspar gehört der Abteilung "Betriebliche Gesundheitsförderung" an und ist diplomierte Ernährungswissenschaftlerin.
Das Thema Gesundheit beschäftigt uns auch am Donnerstag, 16. Juli. Torfpackung und Thermalbad - oder was gehört zu einer Kur in Bad Nauheim. Badeanzug und Handtuch in der Tasche macht sich FR-Redakteurin Corinna Willführ ab neun Uhr zunächst ins Kur- und dann ins Badehaus auf. Ob das Wetterauer Herzbad noch die Konkurrenz mit europäischen Bädern nach der "Grenzöffnung" 1993 aufnehmen kann, wollen wir ab 18 Uhr am Sprudelhof mit den Kurdirektoren Dr. Eduard Alt (Bad Nauheim) und Joachim Renz (Bad Salzhausen) debattieren. Eingeladen sind auch Politiker und Krankenkassen-Vertreter.
Wie Bad Vilbels Kleingärtner der Blattlaus zu Leibe rücken, wollen wir am Freitag, 17. Juli, wissen. Ökologisch gärtnern - nur ein Schlagwort oder Praxis? Nach einem Rundgang durch die Gärten am Ritterweiher hoffen wir ab 18 Uhr auf eine angeregte Diskussion mit vielen interessierten Obst-, Blumen- und Gemüseliebhabern. Wertvolle Tips geben Dr. Joachim Dalchow und Diplom-Ingenieur Ulrich Groos vom Hessischen Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Landesentwicklung. Dalchow arbeitet beim Pflanzenschutzdienst, Groos ist Spezialist für Gemüse, Boden und Düngung - und weiß viel von Pilzen im Garten. Vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist Gertrud Amrein dabei.
Gut zu Fuß sollten alle sein, die sich an einer Limeswanderung am Samstag, 18. Juli, beteiligen wollen. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Forsthaus Winterstein bei Bad Nauheim. Tatkräftig unterstützt wird die FR auf der Suche nach Römer-Spuren vom Taunusklub. Einer seiner größten Sachkenner, August Will, geht mit auf Tour und erläutert vor Ort die Geschichte des Limes.
Nicht hinter die Kulissen, sondern in die Fabrikhallen, Büro- und Lagerräume des Büromöbelherstellers König & Neurath in Karben blickt die FR-Redaktion am Montag, 20. Juli.
Aus alt mach neu - aber wie? Seit zwei Jahren läuft im Karbener Stadtteil Burg-Gräfenrode das Dorferneuerungsprogramm. Was sich in dieser Zeit getan hat und was noch getan werden soll, darüber informieren die beiden zuständigen Architektinnen, Bürgermeister Detlev Engel und ein Vertreter des Amtes für Landwirtschaft und Landentwicklung Friedberg am Dienstag, 21. Juli, ab 10.30 Uhr. Treffpunkt zu dem Rundgang durch "Roggau" ist am Alten Rathaus. Auf dem Parkplatz vor dem Altenclub stehen die Experten anschließend (13 Uhr) Bürgerinnen und Bürgern für Fragen zur Verfügung.
Die DLRG Ortsgruppe Dorheim will zwischen Mittwoch, 15. Juli, und Samstag, 25. Juli, im Bad Nauheimer Usa-Wellenbad einen neuen Rekord im Dauerschwimmen aufstellen. Verläuft alles nach Plan, wird die alte Bestleistung, gehalten von der DLRG Ortsgruppe Wächtersbach (sieben Tage, sieben Nächte) am Mittwoch, 22. Juli, 11 Uhr, eingestellt. Da werden wir natürlich pünktlich am Beckenrand stehen und Beifall zollen.
Muße muß sein, fanden die FR-Redakteure bei der Planung für das FR-mobil. So kam es ihnen in den Sinn, nach hübschen Plätzen im Freien zu fahnden, wo es sich gut trinken und speisen läßt. Ob uns Handkäs und Schöppche im "Knoche" in Massenheim oder im "Kühlen Grund" in Friedberg besser geschmeckt haben. Wie die hessischen Leibgerichte im "Rendeler Hof" in Karben munden, davon können sich alle selbst überzeugen, die am Donnerstag, 23. Juli, 18 Uhr, zum FR-Stammtisch kommen. Thema: Was läßt sich an der Lokal-Rundschau verbessern?
Wie mobil man in der Wetterau ohne Auto sein kann, werden eine Woche lang, von Samstag, 18. Juli, bis Freitag, 24. Juli, Mitglieder von ADFC und VCD - und hoffentlich viele unserer Leser/-innen - testen. Über ihre Erfahrungen berichten sie am Freitag, 24. Juli, 17 Uhr (neue Uhrzeit !), in der Stadthalle Friedberg, Clubraum 2. Mit von der Partie sind alle, die mitgemacht haben - außerdem kommen Landrat Rolf Gnadl und Vertreter eines Planungsbüros, das das Radwegenetz in der Wetterau aus dem Effeff kennt. cor /sal
Wichtiger Bestandteil des Reisegepäcks ist für viele Urlauber die passende Sommerlektüre. In den Buchläden stieg mit Beginn der Urlaubszeit die Nachfrage. "Gekauft werden vor allem Taschenbücher", berichtete Peter Naacher von der gleichnamigen Buchhandlung. "Die dicken Wälzer wiegen im Reisegepäck zu schwer."
Aber nicht nur die Überfrachtung von Koffern und Rucksäcken soll vermieden werden. "Momentan läuft vor allem die leichtere Lektüre gut", faßte Kerstin Födisch, Leiterin der Taschenbuchabteilung bei Hugendubel, ihre bisherigen Erfahrungen zusammen. "Ein bißchen Herz-Schmerz ist gefragt, sehr beliebt sind historische Romane querbeet durch alle Epochen - Hauptsache, die Mischung aus Romantik und Abenteuer stimmt."
Buchhandlungen und Warenhäuser haben sich darauf eingerichtet. Unterhaltsames und Historisches liegt auf den Auslagetischen im Vordergrund. Um die Qual der Wahl zu erleichtern, haben zudem fast alle großen Verlage Sammlungen von Kurzgeschichten, Reiseberichten und Ferienliteratur zusammengestellt.
"Viele Kunden entscheiden sich spontan für ein Buch oder lassen sich beraten", erzählte Ulla Steffan, Belletristik-Einkäuferin bei der Frankfurter Bücherstube. "Die einzigen, die ganz genau wissen, was sie wollen, kaufen Bücher zu Kinofilmen."
Deutliche Unterschiede im Unterhaltungsbedarf bei Männern und Frauen glaubte Wolfgang Schröter, Abteilungsleiter für Belletristik bei Hugendubel, auszumachen: "Es gibt viel mehr Frauen, die Bücher kaufen." Neben Sommerlesebüchern und Reiseberichten seien besonders Frauenkrimis gefragt. Männliche Kunden mieden dagegen smarte Detektivinnen und Romanheldinnen mit Killerinstinkten: "Die kaufen eher Thriller oder Spionagegeschichten." Doch mit dem Ende des Ost-West-Konflikts seien die Spione aus der Kälte deutlich weniger gefragt: Auf Leserinteresse stoßen Wirtschaftsspionage und High-Tech- Krimis.
Noch läuft das Sommergeschäft, aber es sprechen auch schon die Verlagsvertreter in den Buchhandlungen vor: Der Herbst wird ebenfalls literarisch begleitet. ek
WETTERAUKREIS. Die Naturschutzgruppe Niddatal will das Interesse für Fledermäuse wecken. Deshalb bietet die Gruppe im Naturschutzbund Deutschland (NABU) zwei Nachtwanderungen an: am Donnerstag, 9. Juli, und am Freitag, 7. August. Treffpunkt ist für alle Interessenten jeweils um 22 Uhr die Umweltwerkstatt Wetterau im alten Rathaus Assenheim (Wirtsgasse 1).
Bei den Exkursionen sollen die nachtaktiven Säugetiere zunächst mit einem sogenannten "Bat-Detektor" aufgespürt werden. Er setzt die Echolaute der Tiere in für den Menschen hörbare Frequenzen um. Mit Taschenlampen können die Tiere dann auf ihrem Beutezug beobachtet und bestimmt werden.
Weitere Informationen erteilt der Vorsitzende der Naturschutzgruppe, Frank Uwe Pfuhl, Talstraße 8, 6361 Niddatal 1, Tel. 0 60 34 / 57 47. str
"Situation der Frau bleibt unverändert" Ärzte und Beraterinnen halten den neuen Paragraphen 218 für Augenwischerei Von Ulrike Bender WETTERAUKREIS. Ungefähr 520 Beratungen werden jährlich im Kreis durchgeführt - genauere Angaben werden bei diesem Thema ungern gemacht: Es ist zu brisant oder "äußerst sensibel". Denn es geht um Schwangerschaftsabbrüche, also um Kindestötung oder um die Selbstbestimmung der Frau, je nach Standpunkt. Die eigentlichen Probleme werden damit aber nicht erfaßt, und so ist auch die neue Fassung des § 218 StGB nach Ansicht von Wetterauer Frauenärztinnen, Krankenhausärzten und Beraterinnen nichts als "Augenwischerei". An der praktischen Situation der Frauen wird sich nichts ändern. Im Wetteraukreis gibt es schon seit Jahren keine Möglichkeit mehr, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Die drei offiziellen Beratungsstellen im Kreis, die Pro Familia und die Caritas in Friedberg und das Diakonische Werk in Nidda, verweisen an Krankenhäuser und Ärzte in Frankfurt, Gießen oder Wiesbaden. Grundsätzlich ist es immer die freie Entscheidung des Arztes, ob er einen Abbruch vornimmt oder nicht. Bei der äußerst seltenen medizinischen und eugenischen Indikation ist das auch im Kreis in der Regel unproblematisch, nicht jedoch bei der sozialen Indikation.
So sind Frauen im Kreisgebiet oft einer Art Spießrutenlaufen ausgesetzt, von der Beratungsstelle zu einem Arzt, der die Indikation bescheinigt, bis schließlich zu einer Stelle, die den Abbruch vornimmt. Seit zwei bis drei Jahren ist es nach der Erfahrung von Sigrid Jungmappes von der Pro Familia zumindest kein Problem mehr, die zweite Bescheinigung, also die eines Frauenarztes, zu bekommen. "Anfangs haben einige Ärzte Überweisungen nur sehr zögerlich geschrieben und oft nur nach Anrufen von unserer Stelle. Jetzt kennen wir etwa fünf Ärztinnen und Ärzte, die die Indikationen selbst schreiben." Dabei hat die Pro Familia den großen Vorteil gegenüber den anderen Beratungsstellen, eine eigene Frauenärztin beschäftigt zu haben, die sonst die Indikation auch selbst ausstellen kann. "Ein Frauenarzt, der sich da kooperativ zeigt, muß wohl mutiger als der Durchschnitt sein. Denn neben eigenen moralischen Gründen ist es wohl auch oft die Angst vor den eigenen Zunftgenossen. Schwangerschaftsabbrüche sind rufschädigend", glaubt Sigrid Jungmappes.
Von allen Stellen, gleichgültig ob sie Schwangerschaftsabbrüche befürworten oder nicht, wird jedoch das Fehlen einer Nachberatung beklagt. "Wir haben schon öfter eine Nachberatung angeboten, aber bei diesem gesellschaftlich tabuisierten Thema kaum Resonanz gefunden", berichtet Heide Fuchs vom Diakonischen Werk. Die Angst vor Entdeckung, gerade in Dörfern, in denen die Menschen wenig anonym leben, hält viele nach dem Abbruch von einem neuen Gang zu den Beratungsstellen ab. Außerdem versuchen die Frauen oft, den Eingriff zu verdrängen. Dabei werden die psychischen Nachwirkungen unterschätzt. "Selbsthilfegruppen nach Schwangerschaftsabbrüchen, wie die Rahel-Gruppen in Kelkheim, müßte es im Kreis unbedingt geben. Oft treten nämlich nach dem Abbruch die Einfluß von außen spielt eine große Rolle Probleme, die eigentlich die Ursache für den Eingriff waren, verstärkt auf. So werden Frauen es ihrem Partner nicht verzeihen können, wenn er sie in einer solchen Situation zum Abbruch gedrängt oder überhaupt im Stich gelassen hat", so Chefarzt Dr. Wolfgang Furch, der als Leiter der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Hochwaldkrankenhauses Bad Nauheim keine Abbrüche vornimmt: "Das wäre unvereinbar mit meinem ärztlichen Auftrag." Daß Frauen nach mehreren Jahren Hilfe brauchen, weil sie mit dem Abbruch ihrer Schwangerschaft nicht fertig werden, wird von allen Stellen bestätigt. Der Druck auf die Frauen vor der Entscheidung ist sehr groß. "Die Frauen können in solchen Situationen oft nicht formulieren, was sie selbst wollen. Der Wunsch nach einem Abbruch liegt ganz selten wirklich bei der Frau. Sie werden von den Männern oder auch der ganzen Familie zu ihrer Entscheidung gedrängt, gleichgültig, in welche Richtung", meint auch Frauenärztin Martha Amtmann. Problematisch ist auch der Zeitdruck, in dem der Abbruch aus medizinischer Sicht stattfinden muß. Wird die Schwangerschaft erst verdrängt, muß die Entscheidung bereits zu einem Zeitpunkt fallen, in dem die Betroffenen sich ihre Lage noch gar nicht richtig klarmachen konnten. Um so größer sind die Einflußmöglichkeiten von außen. "Partnerschaftsprobleme sind fast immer die eigentlichen Ursachen. Es ist erschütternd, was Frauen in solchen Situationen alles auf sich nehmen, nur weil die Männer sich der Verantwortung, auch bei den psychischen Problemen danach, entziehen. Bei Einführung der Abtreibungspille würde der Druck der Männer noch mehr wachsen, nach dem Motto: ist doch ganz einfach, schluck's und mach' keine Probleme", befürchtet Dr. Wolfgang Furch.
Daß in den vergangenen Jahren wenigstens hin und wieder einmal auch die männlichen Partner mit in die Beratung kommen, bewertet Heide Fuchs positiv, mit der Einschränkung: nur wenn die Frau es auch will. "Für die Frauen ist es eine Erleichterung, bei uns einmal zu reden, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Diese Möglichkeit darf man ihnen, etwa durch eine Zwangsberatung für die Partner, nicht nehmen." Eine Veränderung der Situation innerhalb der Partnerschaft ist nur durch die Männer möglich. Und wird der Abbruch durch erniedrigende "Behördengänge" noch erschwert, ändert sich an den meist grundlegenden Problemen auch nichts, nur die Frau leidet.
Mehr als zwei Jahre nach der offiziellen Übergabe der neugebauten Werner-von-Siemens-Schule stehen nun die exakten Kosten und vor allem die Mehrausgaben für den millionenteuren Neubau fest. Obwohl die Stadtverordneten ursprünglich nur 128 Millionen Mark für die moderne Elektro-Berufsschule bewilligt hatten, kostete das Gebäude samt seiner kostspieligen Ausstattung am Ende 21 Millionen Mark mehr als geplant.
Dabei habe die Projektleitung teilweise mit billigeren Alternativen gearbeitet, um noch weitere Zusatzkosten zu verhindern, heißt es in einem Vortrag des Magistrats. Mit dem 17-Seiten-Papier will der Magistrat die zusätzlichen Kosten rechtfertigen, um sich die Mehrausgaben nachträglich von den Stadtverordneten genehmigen zu lassen.
Der Löwenanteil der Zusatzkosten geht dabei auf eine spätere Änderung des Raum- und Funktionsprogramms zurück. Weil erst nach dem Baubeginn die Ausbildung der elektrotechnischen Berufe neu geordnet wurde und ganz neue Anforderungen verlangte, mußte die Schule auch für die neuen Unterrichtsinhalte besonders im Bereich der EDV gewappnet sein.
Insgesamt ließ die Stadt über die schon vorgesehenen EDV-Räume hinaus weitere elf Unterrichts- und fünf Sammlungsräume so ausstatten, daß die Auszubildenden hier den Umgang mit Hard- und Software lernen können.
Außerdem hatten die Planer diese Räume untereinander zu "vernetzen" und die Ausstattung der anderen Fachklassen zu überarbeiten. Insgesamt schlägt diese Änderung im Raumprogramm mit 15,7 Millionen Mark mehr als vorgesehen zu Buche.
Die weiteren Mehrausgaben ergeben sich aus den Kosten für einen größeren Grundstückszuschnitt (drei Millionen), durch Auflagen der Behörden für einen besseren Bauschutz (600 000 Mark) oder durch eine verlängerte Bauzeit (1,4 Millionen). luf
FRANKFURT-NORDWEST. Helmut Gärtner, Ortsvorsteher im Beirat 8, steht an der Spitze der Kandidatenliste für die Kommunalwahl im März 1993, die die SPD-Nordweststadt in ihrer jüngsten Mitgliederversammlung aufgestellt hat. Ihm folgen Lutz Ullrich, Georg Grimm und Oliver Viest aus der Juso-AG Nordwest. "Die Sozialdemokraten setzen auf die langjährige Erfahrung Gärtners und seine praxisorientierte und verdienstreiche Arbeit", heißt es in einer Presseerklärung. Er habe gute Chancen bei der Wahl 1993 in die Stadtverordnetenversammlung gewählt zu werden.
Doch auch die Jugend soll eine gewichtigere Rolle im Ortsverein bekommen. Die Jusos arbeiten bereits an Problemthemen wie Rechtsextremismus in der Nordweststadt und planen die Eröffnung eines Jugendcafés im Nordwestzentrum.
Die Kandidaten für den Ortsbeirat 8 sollen erst im Herbst benannt werden. Jetzt richten sich die Blicke auf den nächsten Parteitag nach den Sommerferien. Dann wird die Wahlliste des Unterbezirks aufgestellt. sil
Die politischen Rangeleien um die Neubesetzung des Chefsessels bei der Frankfurter Flughafen AG (FAG) haben nach Ansicht des FDP-Kreisvorsitzenden Hans-Joachim Otto einen neuen Beleg dafür geliefert, daß der Flughafen "so schnell wie möglich privatisiert" werden müsse. Der "lange Arm der Politik" dürfe nicht länger in das Wirtschaftsunternehmen FAG hineinragen, sagte Otto. Der Airport müsse "der Parteiideologie entzogen werden".
Der hessischen Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing hielt Otto vor, in ihrer Funktion als der Aufsichtsratsvorsitzenden der FAG "gezielt Horrormeldungen" über die angeblich schlechte Finanzlage des Unternehmens verbreitet und der FAG damit schweren Schaden zugefügt zu haben. Nachdem sich herausgestellt habe, daß die "Situation ein ganzes Stück besser ist", sei deutlich geworden, daß Frau Fugmann-Heesing damit eine "Kampagne angezettelt" habe, um den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Horstmar Stauber "wie einen räudigen Hund vor die Tür zu setzen".
Stauber habe sich als Messechef und später als Flughafenchef um Frankfurt verdient gemacht, sagte Otto, "Frau Fugmann-Heesing aber nicht". gang
"Wissen Sie, Sicherheit und Frieden werden wir hier nur behalten, wenn die Menschen Arbeit haben." Walter Holm, Landwirt im 300-Seelen-Ort Kasdorf, legt beim Blick in die Zukunft seine Stirn sorgenvoll in Falten. Denn Arbeit gibt es in Kasdorf nur noch wenig. Der malerische Flecken lebt, wie viele Dörfer Mecklenburg-Vorpommerns, von der Landwirtschaft; Industrie ist kaum vorhanden. Die Agrarbetriebe zwischen Elbe und Oder aber stecken tief in der Krise. Fast eine halbe Million Stellen ist verlorengegangen, die Hälfte der noch 300 000 Beschäftigten arbeitet kurz. Das nördlichste der fünf neuen Bundesländer trifft es dabei besonders hart: Von einst 186 000 arbeiten gerade noch 36 000 Menschen auf den Höfen und Ländereien. 66 000, so schätzt man, haben ihre Heimat inzwischen verlassen und sind in die Städte oder gen Westen gezogen. Die Landflucht läßt Dörfer veröden, und wer dableibt, weiß oft nicht, wie es weitergehen soll.
Walter Holm ist geblieben. Der 49jährige Bauer glaubt, trotz aller Probleme, an die Zukunft der Landwirtschaft in Ostdeutschland: "Mecklenburg-Vorpommern ist ein traditionelles Agrarland, warum sollen wir das hier nicht schaffen?" Als erster und bisher einziger in seinem Dorf hat es Holm denn auch geschafft. Im März vorigen Jahres gründete er seinen Familienbetrieb, einen Hof mit stattlichen 800 Hektar Pachtland. Auf je 300 Hektar stehen nun Gerste und Weizen, den meisten Ertrag aber bringen Zuckerrüben und Kartoffeln, die Holm ans nahe gelegene neue Pfanni-Werk Stavenhagen liefert.
Mit fünf Angestellten und zwei Lehrlingen, vor allem aber mit einem großen Arsenal moderner Maschinen bewirtschaftet Holm die für Westverhältnisse riesige Ackerfläche. 1,5 Millionen Mark hat er investiert. Daß es lange dauerte, bis die Banken das Geld lockermachten, verhehlt er nicht: "Was glauben Sie, was wir für Kopfstände gemacht haben!" Natürlich jammert auch Holm über die Trockenheit der vergangenen Wochen, die ihm, im Vergleich zur Rekordernte im vorigen Jahr, Einbußen bis zu 25 Prozent bescheren werde. Trotzdem: Existenzsorgen braucht er kaum zu haben. Entschädigungszahlungen des Landes und der EG winken. Wichtiger aber ist, daß Holms Hof über eine gesunde und wettbewerbsfähige Struktur verfügt. Für seinen westdeutschen Berater Erwin Heitmann hat der Agrarbetrieb der Zukunft, sofern er keine Tiere hält, 1000 Hektar Land, aber nicht mehr als eine Handvoll Arbeitskräfte: "Nur dann läßt es sich rentabel wirtschaften und auf dem Weltmarkt überleben."
Westdeutsche Bauern laufen Sturm, wenn sie solche Sätze hören. Denn nur 7000 der 670 000 Bauernhöfe diesseits der Elbe sind größer als 100 Hektar, die 308 000 Vollerwerbsbetriebe bewirtschaften im Durchschnitt gerade 30 Hektar. Eine Million Bauern gab seit den fünfziger Jahren auf. Die übrigen 750 000 Landwirte fürchten neben der EG-Agrarpolitik, die ihnen niedrigere Subventionen und damit geringere garantierte Abnahmepreise verordnen will, vor allem die ostdeutschen "Agrarfabriken", wie sie die aufkeimende Konkurrenz abfällig nennen. Ihr entschiedenster Interessenvertreter neben Verbandspräsident Constantin Freiherr Heereman, der Bonner Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle, tut denn auch alles, um seine Klientel zu beruhigen. Der CSU-Mann propagiert, so ärgert sich Berater Heitmann, auch in Ostdeutschland das Idyll vom "bäuerlichen Familienbetrieb" - obwohl solch unrentable Kleinsthöfe mit zunehmender Öffnung der Weltmärkte keine Chance mehr hätten.
Für eine "Riesensauerei" hält der norddeutsche Agrarexperte deshalb den Umgang Bonns mit den früheren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). In diesen Zwangskollektiven schloß die DDR von Anfang der fünfziger Jahre an fast alle Kleinbauern zusammen. Zuvor hatte in den Jahren nach dem Krieg die sowjetische Besatzungsmacht bei der Bodenreform alle Großgrundbesitzer mit mehr als 100 Hektar enteignet sowie ihren Grund an Landarbeiter und Vertriebene verteilt. Seit 1960 wurden fast 85 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Arbeiter- und Bauern-Staates von LPGs bewirtschaftet. Den Rest teilten sich volkseigene Güter und knapp 3500 kleine Privatbauern, die ständig die Enteignung fürchten mußten, falls sie sich nicht wohlverhielten.
Nach der Wende wollte Bonn die Paradepferde sozialistischer Landwirtschaft möglichst schnell absatteln. Doch die 4500 LPGs, darunter Mammutbetriebe mit bis zu 8000 Hektar oder Zehntausenden Masttieren, zeigten sich zäher als erwartet. Nicht wenige Bauern halten bisher an der kollektiven Landbewirtschaftung fest oder gründen neue Genossenschaften, lediglich Reparatur- oder Handwerks-Nebenbetriebe wurden vielerorts aus der LPG ausgegliedert.
Walter Holm in Kasdorf, früher Chef der Pflanzenproduktion, machte sich mit Hilfe von Pachtland der Treuhandanstalt und anderer Bauern, die teilweise aufgegeben haben, selbständig. 1960 hatte seine Familie ihren Besitz in die örtliche LPG einbringen müssen, die nun Agrar GmbH heißt und nur noch wenige der einst 400 Menschen beschäftigt, zumeist in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die Mehrzahl ist, so Holm, erwerbslos, abgewandert oder in Vorruhestand.
Bisher gibt es in ganz Ostdeutschland erst einige tausend "Wiedereinrichter", die wie Holm auf der einst zwangskollektivierten Scholle neu anfangen. Sie organisierten sich im Verband deutscher Landwirte und machen, so ein Experte, "mächtig Druck auf Bonn, damit den Produktionsgenossenschaften, die immer noch 80 Prozent des Landes bewirtschaften, endlich das Lebenslicht ausgelöscht wird". Einer der Gründe: Viele der Wiedereinrichter fühlen sich beim Ausstieg aus der LPG behindert. Das Landwirtschaftsanpassungsgesetz gesteht den Existenzgründern zwar die Auszahlung ihrer einst ins Kollektiv eingebrachten Vermögensanteile binnen drei Monaten zu. Doch die meisten der nach der Wende rund 4500 LPG-Nachfolgebetriebe, jetzt zumeist als Genossenschaft oder GmbH geführt, sind hoch verschuldet: Acht Milliarden Mark aus der Zeit sozialistischer Planwirtschaft lasten auf ihnen.
Oft ist nicht einmal mehr genug Geld da, um die Saat für die nächste Ernte einkaufen zu können, Gebäude verkommen, Flächen liegen brach. Zudem gibt es, so stellte die Prüfungskommission "Gläserne LPG" jüngst fest, viele Unregelmäßigkeiten, wenn eine ehemalige Produktionsgenossenschaft aufgelöst wird. Der Bauernverband glaubt, daß 70 000 Wiedereinrichter letztlich nichts mehr von ihrer LPG zurückbekommen, und fordert deshalb von Kiechle Entschädigungen.
Für Agrarexperte Heitmann, der neben Holm eine ganze Reihe anderer Ostbauern betreut, sind die LPGs dem Untergang geweiht, wenn Bonn ihnen nicht schleunigst hilft. Die bisherige "Entschuldung" sei kaum als solche zu bezeichnen: Nur 1,4 Milliarden Mark seien gestrichen worden. Zahlreiche Nachfolgebetriebe, so glaubt er, werden kurzfristig unter der Zins- und Tilgungslast zusammenbrechen: "Da ist es besser, sie melden gleich Konkurs an, dann ist vielleicht noch etwas Vermögen übrig."
So sieht es auch Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Martin Brick (CDU): "An den Altschulden verdienen nur die Banken. Hätte ich das vorausgesehen, hätte ich den LPGs längst die sofortige Liquidation empfohlen." Dann wäre laut Brick die Sache erledigt gewesen, und mancher Bauer hätte wenigstens noch etwas zurückbekommen.
Daß es so einfach nicht ist, weiß natürlich auch der CDU-Politiker. Mit der Auflösung der LPGs droht in Ostdeutschland eine dramatische Flächenzersplitterung, denn viele der zwangskollektivierten Kleinbauern besaßen nur wenige Hektar. Vor allem die Berliner Treuhandanstalt soll daher mit einer klugen Privatisierungspolitik einen Zerfall verhindern. Die Breuel-Behörde verwaltet alle einst "volkseigenen" Agrar- und Waldflächen, darunter auch jene von Kleinbauern, die aufgaben. Der Verkauf dieser rund zwei Millionen Hektar Boden ist eine Jahrhundertaufgabe. Eigentumsverhältnisse müssen bis in die dreißiger Jahre zurück aufgedröselt werden. "Um manche Grundstücke", so Rosemarie Hildebrandt von der Treuhandstelle Neubrandenburg, "streitet sich bis zu ein Dutzend Bewerber." Darunter sind fast immer auch die ehemaligen Großgrundbesitzer, die von den Sowjets enteignet wurden. Sie werden von Bonn zwar entschädigt, versuchen aber trotzdem nun vielfach, ihr Land über die Treuhand zurückzubekommen - was manche Experten für einen "absoluten Skandal" halten.
Für viele Äcker und Wälder konnte die Privatisierungsanstalt wegen der Eigentumsprobleme bisher nur einjährige Pachtverträge abschließen. Ein Verkauf kam kaum in Frage, zumal viele Ostbauern sich den Grundstückserwerb ohnehin nicht leisten könnten, Fördermodelle wegen des Streits über den Kreis der Begünstigten auf Eis liegen und so nur die westdeutsche Konkurrenz zum Zuge käme. Schlagzeilen, denen zufolge sich dänische Großbauern billig in Mecklenburg einkaufen wollten, sorgten bereits für Aufregung. Die Notlösung der kurzfristigen Verpachtung führte aber dazu, daß viele Landwirte kaum übers Jahr hinaus planen konnten und, wie Holm, nur mit Mühe Bankkredite bekamen.
Vor kurzem hat die Treuhand deshalb nach langem Hin und Her die zwölfjährige Pacht eingeführt und dafür die Bodenverwaltungs- und -verwertungsgesellschaft (BVVG) gegründet, an der neben der Anstalt drei Agrarfinanziers (Landwirtschaftliche Rentenbank, DSL-Bank, Landeskreditbank Baden-Württemberg) je ein Viertel des Kapitals halten. Sie soll für Flurbereinigungen, freiwilligen Flächentausch und Klärung der Eigentumsverhältnisse bei zwei Millionen Grundstücken sorgen. Mecklenburgs Agrarminister Brick: "Die wissen überhaupt noch nicht, welche Aufgabe da auf sie zukommt."
Auch mit Walter Holm werden sich die BVVG-Leute beschäftigen müssen. 500 seiner 800 Hektar hat er von der Treuhand auf ein Jahr gepachtet. Nicht alle Flächen wird er vermutlich behalten können, wie man bei der Niederlassung der Anstalt in Neubrandenburg durchblicken läßt. Denn auf rund 240 Hektar haben zwei von den Sowjets enteignete Altbesitzer aus dem Westen Ansprüche angemeldet. Sie können sich nun wie Holm darum bewerben. Entscheidend ist das bessere Betriebskonzept - und das heißt auch: die größere Finanzkraft. Die "Bodenreformopfer" haben da durch die Entschädigung aus Bonner Kassen zumindest einen Startvorteil.
Die umstrittenen Eigentumsverhältnisse erweisen sich jedenfalls längst als größtes Hindernis für den Neuanfang auch in der ostdeutschen Landwirtschaft. Fachleute sind sich sicher: Es wird noch lange dauern, bis der letzte Vermögensstreit ausgefochten ist und jeder Bauer seine Scholle in Ruhe bewirtschaften kann. Wenn es bis dahin noch genügend Bauern in Ostdeutschland gibt.
THOMAS WÜPPER
FRANKFURT A. M. Auf zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für Sozialhilfeempfänger hat die Erwerbsloseninitiative der Evangelischen Luthergemeinde hingewiesen.
Wie der Sozialarbeiter der Gruppe, Michael Eismann, erläuterte, könnten im Bereich der Alten- und Krankenpflege monatlich 316 Mark zusätzlich verdient werden, ohne daß das Sozialamt dies von der Sozialhilfe abziehe.
Bereits im vergangenen Jahr habe der Leiter des Frankfurter Sozialamtes verfügt, daß "Einkommen, welche im Rahmen der Betreuung kranker, alter und behinderter Menschen" erzielt wurden, bis zu dieser Höhe mit dem Geld vom Sozialamt nicht verrechnet werden. "Mehrbedarfszuschlag" heißt das in der Sprache der Ämter.
Erstaunt zeigte sich Eismann darüber, daß diese seiner Meinung nach "erfreuliche Regelung" vielen seiner Kollegen bei Stadt und Sozialamt nicht bekannt sei. Seine Vermutung: "Das soll wohl - aus finanziellen Gründen - nicht an die große Glocke gehängt werden."
Diese Regelung betrifft allerdings lediglich Sozial-, nicht aber Arbeitslosenhilfe- Empfänger. Diese dürfen höchstens 30 Mark wöchentlich dazuverdienen, alles weitere wird zur Hälfte vom Arbeitsamt wieder abgezogen. Der Grund für die ungleiche Behandlung: Arbeitsämter müssen sich an das "Arbeitsförderungsgesetz" halten, und das ist Bundesrecht. Dagegen wird die Sozialhilfe von den Kommunen geregelt.
Der Verein "Hilfe im Nordend" (HIN), der zur evangelischen Luthergemeinde gehört, bietet sich als Vermittler solcher Tätigkeiten an. Für etwa zehn Mark Netto-Stundenlohn stellen Mitglieder der Erwerbslosengruppe im HIN ihre Hilfe zur Verfügung. Treffpunkt der Gruppe ist jeweils Montags (13 bis 19 Uhr) und Freitags (10 bis 16 Uhr) im Gemeindehaus, Musikantenweg 58. Nähere Informationen können unter der Rufnummer 49 05 74 erfragt werden. *fs
STADT UND KREIS OFFENBACH II
Während oben, am Himmel über dem Monte Scherbelino, die Jumbos zur Landung ansetzen, vollgepackt mit neuzeitlicher Technologie, schaufeln unten im Stadtwald einige Männer vorsichtig weichen Sand zur Seite: Immer gewärtig, wieder eine Tonscherbe, vielleicht einen menschlichen Knochen oder gar bronzenen Schmuck aus der Hallstadt- und frühen Laténezeit (sechstes bis siebtes Jahrhundert vor Christi) zu finden.
Im Zuge der Waldrodung und Bodenbearbeitung zur Sanierung und Erweiterung des "Monte" sind seit dem 4. Mai die Archäologen des Denkmalamtes (Untere Denkmalschutzbehörde) dabei, vor Ort unter Leitung von Klaus Hautmann drei Hügelgräber "aufzuschneiden". Drei von insgesamt 200 im Stadtwald.
Was bis heute "herauskam" und bewußt noch nicht veröffentlicht wurde, um Grabräuberei zu verhindern, "auch wenn da keine großen Schätze, etwa Gold, liegen", ist dennoch eine Rarität und wissenschaftlich äußerst wertvoll. Da wird, in weiches Papier verpackt, ein großer, mit Grünspan überzogener Bronzehalsring gezeigt: Eine Grabbeigabe, die erst dem Toten angepaßt wurde; "man sieht das an den Gußzapfen", sagt Andrea Hampel, Leiterin der Abteilung Bodendenkmalpflege.
In Plastiktütchen sind Scherben von Tonkrügen oder Flaschen numerisch eingeordnet. Teile eines menschlichen Skeletts, vor vier Wochen entdeckt, sind mittlerweile bei Anthropologen gelandet, die nun das Alter ermitteln sollen. "Was auch mit Hilfe zweier Backenzähne, die allerdings ziemlich abgekaut waren, geht."
Andrea Hampel zeigt Pietät - auch wenn die Fundstellen etwa zweieinhalbtausend Jahre alt sind: Hügelgräber, 1,70 Meter hoch, am Fuße mit einem Durchmesser von heute noch 16 Meter, werden in aller Regel so belassen, wie man sie vorfindet. "Nur bei Bauarbeiten wie hier, wo sie leider doch den Baggern weichen müssen, haben wir Zugriff." Das noch etwa vier Wochen lang.
In Hügelgräbern (lateinisch Tumuli), die in ganz Europa und Asien verbreitet sind, wurden ein oder auch mehrere Leichname (bis zu dreizehn) flach auf dem Rücken gebettet, in Tücher verpackt oder verschnürt. "Es gab auch Nach bestattungen und kleine Holzkammern", sagt Hampel. Die Bestatteten sind nach heutiger Kenntnis wohlhabende Leute gewesen; für die großen Aufschüttungen - so ein Hügel besteht aus rund 165 Kubikmeter Erde - mußten viele starke Arme in den Dienst genommen werden.
Die drei Stadtwaldgräber gehören zu einer Reihe von neun Hügeln an dieser Stelle, in Nord-Süd-Richtung angelegt. Es gab Steinpackungen über den tiefliegenden Zentralgräbern. Die Archäologen erkennen die Durchmesser mit geübtem Blick an unterschiedlichen Färbungen des Sandes. So ein Kreis wird dann abgesteckt. Die Wurzeln der eingewachsenen Bäume werden sorgfältig freigelegt. Man "vierteilt" den Hügel und zieht Gräben.
Die für wissenschaftliche Erkenntnisse notwendige Qualität der gefundenen Skeletteile ist unterschiedlich. Wo kalkarme Böden sind, zerfielen sie schnell. Dennoch, dort draußen, mitten im Stadtwald, direkt unter der Einflugschneise, erfuhren die Archäologen viel über unsere Vergangenheit. -vau
DREIEICH. "Hilfe, ich bin wie eine Gefangene eingesperrt", ruft Sigrid G. aus Dreieich-Sprendlingen
Bei einem Protestanruf bei der Wohnungsbaugesellschaft wurde ihr mitgeteilt, daß der Fahrstuhl repariert werden muß. Die Arbeiten sollen einige Wochen dauern. "Ich bin doch auf ihn angewiesen; ich weiß nicht, was ich machen soll", sagt die Sprendlingerin.
Helmut Schlicker vom Vorstand der Wohnungsbaugesellschaft erklärte auf Anfrage: "Wir haben die Bewohner informiert, daß der Fahrstuhl repariert wird. Aber die Arbeiten sollten erst ein paar Tage später beginnen. Da muß ein technischer Fehler passiert sein."
Die Wohnungsbaugesellschaft setzte alle Hebel in Bewegung, um den Aufzug wieder flott zu machen. Sigrid G. wurde schließlich darüber informiert, daß der Fahrstuhl für einige Stunden an diesem Tag wieder angestellt wird. Und noch einen Hoffnungsschimmer gibt es für sie: "Die Wohnungsbaugesellschaft hat mir auch zugesichert, daß sie für Kosten, die mir durch den defekten Aufzug entstehen, aufkommen wird." Die Sprendlingerin braucht jetzt einen Pfleger, der für sie zum Beispiel einkaufen geht oder den Hund spazieren führt.
Helmut Schlicker bestätigt, daß die Arbeiten am Aufzug zwei bis fünf Wochen dauern können. Die Aufzugskabine soll komplett ausgetauscht werden. "In einem 30 Jahre alten Haus kann der Aufzug schon mal kaputt gehen. Wir wollen aber die Behinderungen möglichst gering halten", sagt Schlicker. Auch wüßte er nur von zwei Bewohnern im Haus, die unbedingt auf den Aufzug angewiesen seien. Die anderen könnten das Treppenhaus benutzen.
Bei Hochhäusern jüngeren Baudatums, erklärt der Sprecher von der Wohnungsbaugesellschaft, würden von vornherein direkt zwei Fahrstühle eingebaut; damit es bei einem plötzlichen Ausfall oder Defekt eine Ausweichmöglichkeit gibt. dok
Die Kommentierung der hessischen Landesregierung zum Frankfurter Haushalt ist nach Meinung der Frankfurter FDP eine "schallende Ohrfeige des Genossen Günther für den Genossen von Schoeler hinter verschlossener Tür". Wie der Kreisvorsitzende der Liberalen, Hans-Joachim Otto, am Donnerstag sagte, mache die Reaktion Wiesbadens deutlich, wie prekär es um die Frankfurter Finanzen stehe. Der Innenminister habe dem Frankfurter Oberbürgermeister "die unverantwortliche Aufblähung des Personalbestandes hinter die Ohren geschrieben". Als "alarmierenden Befund" wertete Otto die Erkenntnis, daß "bald ein Viertel des Haushalts für den Schuldendienst" verwendet werden müsse.
Wenn die FDP nach der nächsten Kommunalwahl im Römer wieder Regierungsverantwortung tragen werde, betonte Otto, werde sie die vom Innenminister geforderten Stelleneinsparungen schon vor 1997 verwirklichen.
Als Konsequenz aus den jetzigen Vorgängen forderte Otto, künftig die Haushaltsgenehmigungen mit "allen Kommentaren und Erläuterungen vorzulegen". Es könne nicht angehen, daß die "Öffentlichkeit nur die blanke Genehmigung erfährt". Die Haushaltsgenehmigungen müßten "voll transparant sein". gang
"Himbeeren", meint Norbert Brandstätter und steckt sich dabei ein besonders saftiges Exemplar in den Mund, "Himbeeren zu pflücken macht viel mehr Spaß als Erdbeeren zu ernten." Er muß es wissen, schließlich ist der begeisterte Selbstpflücker seit Jahren auf Erd- und Himbeerfeldern zu Haus. Dreimal pro Woche fahren er und seine Frau hinaus zum Hof von Familie Schneider; dort in Nieder-Erlenbach (Telefon: 45 09-4 15 22) befindet sich Frankfurts vielleicht einzige Himbeer-Selbstpflückplantage.
Himbeerpflücken ist bisher noch ein Geheimtip. "Früher haben wir die Himbeeren alle selbst geerntet und auf unserem Hof verkauft", erinnert sich Albert Schneider. "Bis wir vor fünf Jahren eine so gute Ernte hatten, daß wir mit dem Pflücken nicht nachkamen."
Aus der Not wurde eine Tugend: Pro Tag kommen ungefähr 30 Menschen, um sich - für fünf Mark pro Pfund - ihren Himbeer-Vorrat selbst vom Feld zu holen. "Morgens um acht sind die Hausfrauen da, nachmittags um fünf machen viele Berufstätige auf dem Rückweg von der Arbeit bei uns Station", sagt Schneider.
Das Himbeerfeld selbst erinnert mehr an einen Weinberg als an die Himbeerhecke aus Omas Garten. 5000 Quadratmeter ist es groß; in langen Reihen stehen die Sträucher, ranken sich um Draht, der zwischen Holzpfosten gespannt ist. Kinder dürfen nicht auf die Anlage: "Wenn man den Draht zu stark anfaßt, fallen alle Beeren runter, so lose sitzen die", erklärt Schneider.
"Das Pflücken ist sehr entspannend", findet Norbert Brandstätter. "Anders als bei den Erdbeeren, braucht man sich hier nicht zu bücken." Und ganz nebenbei holt er sich so ein bißchen Sonnenbräune. Doch nach dem Pflücken müssen die Himbeeren gleich eingekocht werden. "Sonst sind die morgen faul", bedauert Helene Brandstätter. Für sie gibt es zum Selberernten keine Alternative: "Wir kaufen keine Marmelade mehr." ert
Billiger Umgang mit den Opfern
Wäre Maßstab für den Umgang mit der DDR-Vergangenheit die Rehabilitierung ihrer Opfer, so müßte man den verantwortlichen Politikern ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Nicht nur mangelhaft, sondern ungenügend ist, was der Bundesrat an diesem Freitag abschließend behandelt: das Erste Unrechtsbereinigungsgesetz - ein ebenso scheußlicher wie vermessener Titel. Unrecht ist nicht zu bereinigen. Das Paragraphenwerk soll jene entschädigen, die das SED-Regime aus politischen Gründen in Gefängnissen oder psychiatrischen Anstalten festgehalten hat.
Es soll. Aber es wird nicht. Schon in seinen Grundzügen offenbart der Entwurf, daß Bundesregierung und Parlamentsmehrheit der Rehabilitierung von SED-Opfern nicht den Stellenwert einräumen, der ihr gebührt. Mehr noch: Er demonstriert, daß es vor allem darum geht, sich möglichst schnell und möglichst billig die Leidtragenden politischer Verfolgung vom Hals zu schaffen.
Ein Regimegegner, der in Bautzen eingesperrt war, soll rund zehn Mark für jeden zu Unrecht erlittenen Hafttag bekommen. Einer, der widerrechtlich als Räuber verurteilt im Freiburger Gefängnis saß, erhält nach geltendem Recht mindestens das Doppelte. Solche Ungleichbehandlung ist nicht zu rechtfertigen. Sie verstößt gegen die Verfassung. Und den SED-Opfern wäre auch nicht Genüge getan, wenn es - wie nun einige Bonner Politiker verlangen - für den Freiheitsentzug im Westen künftig genausowenig Geld gibt wie für den im Osten. Die immateriellen Einbußen berücksichtigt der Entwurf also nur unzureichend, die materiellen erwähnt er nicht einmal. Die Betroffenen müssen hinnehmen, daß ihr Eigentum oder ihr Vermögen während der Haftzeit unwiederbringlich Schaden genommen haben.
Es gilt Geld zu sparen. Darum scheuen die Verfasser nicht davor zurück, unsinnige und unüberwindbare bürokratische Hürden für mögliche Antragsteller aufzubauen. Jene, die vor dem 9. November 1989 aus der DDR in die Bundesrepublik geflüchtet sind, werden schlechter gestellt als andere, die danach kamen. Mag die Regierung argumentieren, daß erstere länger im reichen Westen gelebt haben - absurd ist dieser Stichtag dennoch. Nicht ein willkürliches Datum, sondern nur die ungerechtfertigte Verfolgung kann Maßstab der Entschädigung sein. Überdies: Von jedem einzelnen Betroffenen zu verlangen, daß er einen Antrag auf strafrechtliche Rehabilitierung stellt, hält eine große Gruppe von eigentlich Berechtigten außen vor. Viele SED-Opfer sind nämlich alt, krank und mutlos. Dennoch mutet man ihnen ein Gerichtsverfahren zu, in dem festgestellt wird, daß die DDR-Richter sie zu Unrecht verurteilt hatten. Dabei könnten per Gesetz diese Urteile pauschal aufgehoben und Entschädigungsansprüche zuerkannt werden. Wieviel jeder Antragsteller genau bekommt, müßten anschließend die Gerichte festlegen.
Freilich, daß die Leidtragenden der SED-Justiz mit diesen und anderen Bestimmungen des Unrechtsbereinigungsgesetzes schäbig oder gar nicht abgefunden werden, hat nicht nur fiskalische Gründe. Die Entscheidung einer Regierung darüber, wofür sie Geld hat, ist immer auch politisch motiviert. SED-Opfer entschädigen heißt auch, ein Stück deutsche Vergangenheit aufarbeiten. Entgegen ihrer Versprechen während der Wiedervereinigung wollen die Bonner Koalitionäre das aber gar nicht. Die politischen Gefangenen der DDR waren für westdeutsche Politiker so lange interessant, wie diese ihr Schicksal - kostenlos - zur antisozialistischen Propaganda nutzen konnten.
Zur Last fallen diese Menschen der Bundesregierung aber auch deswegen, weil sie das Vergessen verhindern. Ihre Existenz und ihr Verlangen nach Wiedergutmachung mahnt an viel Unangenehmes. Daran etwa, daß die bundesdeutsche Politik mit den DDR-Machthabern lange sehr schonend umgegangen ist. Daran, daß sie jene, die in Opposition zu diesen Machthabern standen, lange ignoriert hat. Außerdem sind politisch Unbotmäßige deutschen Regierungen grundsätzlich fremd. Selbst wenn ihr Widerstand einem schlimmen System galt: Sich zu erheben, sich nicht zu fügen, gilt hierzulande stets als verdächtig, weil nicht konform mit Recht und Gesetz.
Schon jetzt ist klar, daß die Täter der ehemaligen DDR strafrechtlich nie so belangt werden, wie ihre Opfer dies hoffen. Ein würdigerer Versuch materieller Entschädigung hätte ein kleiner Ausgleich dafür sein können. Nun läßt man nicht nur die Verantwortlichen laufen, sondern auch noch die Betroffenen hängen.
Nach der Abstimmung im Bundestag kann man/frau sich etwas Zeit lassen und das Für und Wider die Paragraphen bis zur Verhandlung vor dem BVG vielleicht weiterdenken. Von daher sei aus der Berichterstattung der FR vom 26. und 27. Juni 1992 ein Gedanke herausgegriffen.
Die Abstimmung wird als "ein Sieg der Vernunft und als ein Sieg der Frauen" dargestellt und dem ist zuzustimmen. Vorbehaltlos. Daß dieser Sieg mit Hilfe der Männer im Bundestag möglich war, schmälert ihn nicht.
Aufgegriffen sei nun der Hinweis (FR vom 26. 6. 1991 "Der tiefste Graben wurde aufgerissen"), daß Frau Wettig-Danielmeier in ihrer "fulminanten Rede" den Graben zwischen Männern und Frauen aufgeworfen habe. Dieser Graben trennt nach Frau Wettig-Danielmaier die, die "die Verantwortung für das ungeborene wie das geborene Leben haben und jenen, die sich dieser Verantwortung entziehen können".
Daß dieses Sich-Entziehen verantwortungslos und feige ist, sei ruhig noch einmal bekannt. Trotzdem gibt es ein Aber. Auf dieses Aber sei mit einem Gedanken Th. W. Adornos hingewiesen, der in seinen Reflexionen aus dem beschädigten Leben, lies "Minima moralia", auf diesen Graben in seiner Weise hinweist. In der Reflexion "Tisch und Bett" (S. 29) heißt es:
"Denn es ist der Bereich des rechtlich Undefinierten, in dem Streit, Diffamierung, der endlose Konflikt der Interessen gediehen. All das Dunkle, auf dessen Grund die Institution der Ehe sich erhebt, die barbarische Verfügung des Mannes über Eigentum und Arbeit der Frau, die nicht minder barbarische Sexualunterdrückung, die den Mann tendenziell dazu nötigt, für sein Leben lang die Verantwortung zu übernehmen, mit der zu schlafen ihm einmal Lust bereitet hat - all das kriecht aus den Kellern und Fundamenten ins Freie, wenn das Haus demoliert wird".
Der Abstimmungserfolg wird als "ein Sieg der Vernunft und als ein Sieg der Frauen" angesehen. Am 18. April 1992 las man im Feuilleton der FR von Robert Musil "Jeder Fortschtitt ist ein Zuwachs an Ohnmacht".
Um diese Ohnmacht zu verhindern, müssen weitere Siege erfochten werden, um den Graben zwischen Mann und Frau zu überbrücken. Diese Überbrückung ist nur durch Sprechen möglich, ein Sprechen, das ungewollte Schwangerschaften verhindert, das jenseits von Verhütungsmitteln und -methoden beide, Frau und Mann, in ihrer Verantwortung erfaßt und die von Adorno gesehen "barbarische Sexualunterdrückung des Mannes" auch akzeptiert.
Als Arzt ist mir die hilflos-liebevolle Versicherung: wir wollten sowieso heiraten, wenn ein Kind vor der Heirat "unterwegs" ist, nur allzu gut bekannt. In den meisten Fällen ist es eine Rationalisierung, eine Abwehrhaltung gegen ein Versagen des Sprechens zwischen den Liebenden, zwischen Mann und Frau.
Der Haß, der einem im privaten Gespräch oft entgegenschlägt, gerade auch von differenzierten Frauen, wenn eine Frau ungewollt schwanger ist, gipfelt häufig in dem Satz: "Er hat seine Lust gehabt, jetzt soll er auch zahlen." Solange diese Lustfeindlichkeit und der Haß und die Verzweiflung über das eigene Versagen anhält, ist der Graben zwischen Frau und Mann noch nicht überbrückt. In diesem Bereich sind noch viele Siege der Vernunft im Umgang zwischen Mann und Frau zu erkämpfen. Von beiden.
Dr. Hajo Hübner, Gundelfingen
Nun hat sich also auch der Spitzenpolitiker Karsten Voigt denjenigen angeschlossen, welche Kampfeinsätze der Bundeswehr unter Kontrolle der Vereinten Nationen befürworten (FR vom 30. 6. 1992 "Voigt auch für Kampfeinsätze").
Da die Glaubwürdigkeit und der persönliche Mut des Herrn Voigt außer Zweifel stehen und ein guter Vorschlag auch eine Belohnung verdient, gehe ich davon aus, daß er am ersten diesbezüglichen Einsatz auch persönlich teilzunehmen wünscht.
Sollte er jedoch zum großen Kreis der Ungedienten gehören, dem es bisher nicht vergönnt war, "das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen", die aber nichtsdestotrotz die militärische Diskussion schon oft mit originellen Vorschlägen zu bereichern wußten, dann ist ihm noch in den diesjährigen Parlamentsferien zur Vermeidung der gröbsten Anfängerfehler eine infantristische Grundausbildung dringend anzuraten.Rudolf Müller, Bad Homburg
Ein guter Einfall, Lichtenbergs Aphorismen von 10 zeitgenössischen Autoren "gekonnt" kommentieren zu lassen, als Reverenz zum 250. Geburtstag eines großen Schriftstellers und Physikers, der zugleich zu seiner Zeit ein Repräsentant der Aufklärung war (FR vom 27. 6. 1992 "Dem hellsten Kopf der Deutschen"). Letzteres verdient mehr Würdigung. Lichtenberg schrieb z. B. 1789 folgenden Text über die Bibel:
"Die Haare stehen einem zu Berge, wenn man bedenckt: was für Zeit und Mühe auf die Erklärung der Bibel gewendet worden ist. Wahrscheinlich eine Millionen Octav Bände jeder so starck als einer der allgemeinen deutschen Bibliothek. Und was wird am Ende der Preiss dieser Bemühungen nach Jahrhunderten oder tausenden seyn? Gewiss kein anderer als der: die Bibel ist ein Buch von Menschen geschrieben, wie alle Bücher. Von Menschen die etwas anderes waren als wir, weil sie in etwas anderen Zeiten lebten; etwas simpler in manchen Stükken waren als wie wir, dafür aber auch sehr viel unwissender: dass sie als ein Buch sey worin manches wahres und manches falsche, manches gute und manches schlechte enthalten ist. Je mehr eine Erklärung die Bibel zu einem gantz gewöhnlichen Buche macht, desto besser ist sie, alles das würde auch schon längst geschehen seyn, wenn nicht unsere Erziehung, unsere unbändige Leichtgläubigkeit und die gegenwärtige Lage der Sache entgegen wären."
Das sind Feststellungen, die man auch heute voll bejahen kann.
Karl-Heinz Grasselt, Wächtersbach
Sie und der von Ihnen benannte Experte und Betriebsberater Erwin Heitmann irren sich, wenn sie mit Hinblick auf die in ihre Heimat zurückkehrenden "Gutsherren, Großgrundbesitzer und Grundherren", die zwischen 1945 und 1949 beraubt und unter Todesdrohung vertrieben wurden, schreiben und warnen: "Dann kommen die Herren wieder aus dem Westen und die Knechte aus dem Osten" (FR vom 29. 6. 1992 "Land-Verpachtung im Osten birgt Sprengstoff").
Richtig ist vielmehr, daß diejenigen, die Sie hier als Herren bezeichnen, zu einem erheblichen Teil Nachkommen der ursprünglich dort lebenden Slawen sind, allen voran etwa die Herzöge von Mecklenburg, während die heute dort ansässige Bevölkerung, die den Sozialismus an Ort und Stelle überlebt haben, in der Zeit ab etwa dem Jahr 1000 aus dem Westen zugewandert ist.
Der sinnige Spruch Ihres Beraters und Experten ist also genau umzudrehen, damit er sinnvoll wird. Die Herren kommen aus dem Osten und die Knechte aus dem Westen.
Und allein in dieser Form beschreibt dieser Spruch auch die gegenwärtigen Verhältnisse, denn auch jetzt kommen die Knechte wieder aus dem Westen. Diese Knechte sind diejenigen, die Sie als Herren bezeichneten. Sie sind nämlich die Knechte ihres Gewissens und ihres Verantwortungsbewußtseins gegenüber ihrer tausendjährigen Heimat. Ihnen steht wohl für die nächsten fünfzig Jahre noch eine riesige Knechtsarbeit bevor, um das materielle und geistige Zerstörungswerk von Sozialismus und Kommunismus zu beseitigen.
Außerdem sollten Sie und der von Ihnen zitierte Minister Brick sich das Karlsruher Urteil erst einmal durchlesen oder erneut damit vertraut machen, denn es billigt der Bundesregierung nur außenpolitisch diese Handlungsweise zu, nicht aber den Diebstahl an den Betroffenen. Ekkehardt Freiherr Schenck zu Schweinsberg, Bad Homburg
Im Leserbrief "Der Wahn, das Herrenvolk zu sein" (FR / FRA vom 23. 6. 1992 zum FR-Bericht "Das Münchner Abkommen entzweit die Nachbarn noch immer") (FR vom 6. 6. 1992) vermutet der Autor aufgrund einiger Untersuchungen, daß die wirtschaftliche, politische und psychologische Stabilität der Bundesrepublik auf der Verleugnung der Vergangenheit und der Verdrängung von Schuldgefühlen gegründet ist.
Der Inhalt der Leserzuschrift "Juristische Auffassung der Bundesregierung ist korrekt" (FR / FRA vom 25. 6. 1992) entschärft leider nicht die zitierte Vermutung. Darin wird die Rechtmäßigkeit des Münchner Abkommens fälschlicherweise begründet mit einem Geheimschreiben des CSR-Präsidenten Benes vom 16. 9. 1938 an Minister Necas, in dem u. a. steht:
"Der ganze Plan - Abtreten von Teilen des Sudetenlandes - muß Hitler als letzte Konzession vorgelegt und aufgezwungen werden."
Die wichtigsten Daten, die die Nichtigkeit des Abkommens von Anfang an bestätigen, fehlen in diesem Leserbrief. Wie im FR-Bericht bereits angegeben, wurde die Liquidierung und Annexion der CSR durch das Dritte Reich bereits am 5. 11. 1937 von Hitler vor hohen Offizieren entschieden.
Am 20. 2. 1938 erklärte Hitler vor dem Reichstag:
"Zehn Millionen Deutsche (in der CSR und Österreich) sind gegen ihren eigenen Willen an einer Vereinigung mit dem Reich verhindert."
Am 12. 9. drohte Hitler auf dem Reichsparteitag in Nürnberg mit der bevorstehenden Aggression gegen die CSR, als er sagte: "Das Reich wird eine weitere Unterdrückung und Verfolgung von dreieinhalb Millionen Sudetendeutschen nicht hinnehmen."
Benes wußte, was Hitler gesagt hatte und beabsichtigte und daher machte er Konzessionen, um das Schlimmste zu verhindern, was leider weder ihm noch Daladier und Chamberlain gelang. Nach der Abtretung des Grenzgebietes von Böhmen am 30. 9. 1938 wurde durch Hitler die CSR am 15. 3. 1939 liquidiert und als "Protektorat Böhmen und Mähren" ein Vasall des Dritten Reiches mit den Folgen der täglichen Hinrichtungen unschuldiger Menschen durch Nazi-Exekutoren.
Ein unter derartigem Druck geschlossenes Abkommen kann nach unseren heutigen moralpolitischen Maßstäben nie und nimmer gültig und bindend sein. Dies haben heute bereits Frankreich und Italien erkannt.
Jaroslav Ehlert, Herdecke
Wenn man das Leben wirklich als Geschenk Gottes und als von Gott gewollt ansieht, so müssen einem denkenden Menschen bei der jetzigen Reaktion der christlichen Öffentlichkeit auf die Änderung des § 218 (FR vom 26. 6. 1992 "Fristenlösung angenommen") die Tränen kommen.
Konkret ist es eine Heuchelei der christlichen Parteien, gegen die Abtreibung zu sein und die Fragen, was mit dem Leben geschieht, wenn es dann lebt, so auszublenden. Ich habe den Kanal voll von all der Heuchelei, die den Frauen die Entscheidung über Abtreibung oder nicht, gesetzlich unter Strafe stellen will, aber nicht entschieden genug die Verantwortung der Männer und der Gesellschaft einfordert.
Wo sind sie denn mit ihren vielbesprochenen Hilfen für Familien oder alleinstehende Erziehende? Wer hilft dann schon ein Kind zu erziehen, der Staat nur in begrenzten Fällen, und wenn es nicht die vielbeschworenen Großmütter gäbe, müßten noch viel mehr Frauen mit ihrer Arbeit aufhören, wenn ein Kind da ist. Von den komplizierten Schicksalen der Alleinerziehenden nicht zu reden. Aber diese Gedanken werden zerredet über die Fragen der Finanzierbarkeit durch die Gesellschaft.
Eine Gesellschaft, die Abtreibung legalisiert, ist eine Gesellschaft, die menschliches Leben unter den Aspekt der zeitlichen Akzeptanz und der Verwertbarkeit stellt. Das Ziel muß die Gesellschaft sein, die jedes Leben mit offenen Armen aufnimmt.
Aber es wird solange Abtreibung legal oder illegal geben, solange eine Gesellschaft nicht in der Lage ist, Bedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, als Alleinerziehende oder als Familien Kinder gut und ohne Verzicht auf eigene Lebensperspektiven auf dieser Welt zu erziehen. Kindererziehung ist auch eine Aufgabe der Gesellschaft und nicht nur der Eltern.
Frank Felhauer-Baumann, Schwäbisch Gmünd
Es ist gut, daß unser Grundgesetz die verfassungsrechtliche Überprüfung gesetzlicher Regelungen den Richtern des Bundesverfassungsgerichts anvertraut (FR vom 27. 6. 1992 "CSU will gegen Fristenlösung klagen"). Unerträglich, daß die katholische Amtskirche uns glauben machen will, das Bundesverfassungsgericht stünde ihr als Büttel zur Verfügung.
Die katholische Amtskirche gefährdet unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, obwohl ihr die Anhänger in Scharen davonlaufen. Ohnmächtig müssen wir mitansehen, wie glaubwürdige, engagierte Katholiken von ihren Oberen verunglimpft, gemaßregelt, um ihre Existenz gebracht oder ausgegrenzt werden. Selbst unsere Volksvertreter sind nicht sicher vor den Pressionen dieser Institution.
Einfluß und angemaßte Rechte der katholischen Kirche beruhen auf einem Konkordat, das der sogenannte Heilige Stuhl im Juli 1933 mit dem Hitler-Regime abschloß. Dies geschah - und das wird immer wieder bewußt verfälscht - gegen die Grundstimmung im Kirchenvolk. Im Mai 1945, als Deutschland in Schutt und Asche lag und das Ausmaß der Nazi-Verbrechen offenbar wurde, ordnete Kardinal Bertram sogar noch ein feierliches Requiem für Hitler an. Danach leistete der Vatikan Fluchthilfe für zahlreiche NS-Verbrecher.
Diese Realität bildet einen schroffen Kontrast zu der vollmundigen Ethik, mit der die deutsche Öffentlichkeit - und eben nicht nur die schrumpfende Minderheit der Anhängerschaft - massiv unter Druck gesetzt wird.
Im Interesse unserer rechtsstaatlichen Ordnung muß das Konkordat nun endlich aufgekündigt und die katholische Amtskirche in ihre Schranken verwiesen werden. Es ist nicht länger hinnehmbar, daß sich eine fragwürdige Institution, die keinerlei demokratische Legitimation besitzt, ständig in die öffentlichen und privaten Angelegenheiten der Bürger einmischt und sogar danach trachtet, über unsere Verfassungsorgane zu verfügen.
Charlotte Müller-Holzapfel, Arnsberg
HR-Intendant Hartwig Kelm hat sich in seiner abschließdenden Bewertung der Affäre um die Produktionsfirma A 3, die mehrere Sendungen für den HR herstellte (die FR berichtete darüber), von der eigenen Revisionsabteilung distanziert. Die Qualifikation der Revisoren stellt er in mehreren Punkten in Frage. "Unzutreffend" sei zum Beispiel die Behauptung der Revision, Pauschal- oder Festpreisvergütungen bei Produktionsaufträgen an Dritte seien Ausnahmen: "Das Gegenteil ist der Fall." Die Revision habe dem Fersehdirektor Hans-Werner Conrad sogar "Falschaussagen gegenüber der Öffentlichkeit unterstellt", kritisiert Kelm.
Die Revisoren hätten in ihrer Kritik an angeblich überzogenen Abrechnungen und Gewinnspannen der A 3 versäumt zu fragen, "ob es sich um marktübliche Vorgänge und Margen handelt". Die HR-Revision hatte es nach eingehender Prüfung der Vorgänge für möglich gehalten, daß für A3-Auftragsproduktion von HR bis zu 1,3 Millionen Mark zuviel gezahlt wurden. Die von der HR-Revision vermutete "Überzahlung" in der genannten Höhe ist für Kelm allerdings "nicht nachvollziehbar".
Vor allem sei die "Gegenrechnung" nicht angestellt worden, ob es nicht für den HR, zum Beispiel durch Festanstellung von Mitarbeitern, wesentlich teurer geworden wäre, hätte er die fraglichen Sendungen wie "Zeil um zehn" und "Holgers Waschsalon" von Anfang an im eigenen Hause produziert. Nach Abbruch der Geschäftsbeziehungen mit der A 3 ist das jetzt geplant: Nach der Sommerpause werden die beiden Hessen-Drei-Unterhaltungssendungen vom HR selbst produziert werden. Trotz dieser Rückverlagerung kündigt Kelm in seinem epd vorliegenden Bericht an, "daß eigene Produktionskapazitäten sozial- und unternehmensverträglich abgebaut und durch Fremdproduktionsverträge ersetzt werden" sollen. Dies sei ein "mögliches Ergebnis" des "Wendepunkts" der "Produktionspolitik", an dem der HR stehe, so Kelm. Kelms Stellungnahme von 16. Juni, über die der Rundfunkrat Ende Juni erstmals beriet, bewertet abschließend mehrere Prüfungsberichte der HR-Revision sowie Antworten des verantwortlichen Fernsehdirektors.
Obwohl er die Vorwürfe für weitgehend gegenstandslos hält, will Kelm aus der A 3-Affäre Konsequenzen ziehen. So sollen bisherige "Verfahrensmängel bei der Produktionsvergabe mit Nachdruck" abgestellt werden. Für Auftragsproduktionen müssen künftig grundsätzlich mehrere Vergleichsangebote eingeholt werden. "Spezialisierte Produktionsleiter" sollen die Angebote dann "nachverhandeln", ordnete Kelm an, um zugunsten des HR zu möglichst niedrigen Pauschalpreisen zu kommen. Bei Fremdproduktionen müssen künftig "vor Vertragsabschluß entsprechende Exposées, bzw. Drehbücher vorgelegt" werden, die es ermöglichen sollen, "im Rahmen der branchenüblichen Preisgestaltung einen Pauschalpreis der Produktion mit einem höchstmöglichen Grad an Verläßlichkeit abzuschätzen". Die HR-Revision hatte leitenden HR-Mitarbeitern vorgeworfen, von A 3 vorgelegte Vorkalkulationen "nahezu unkritisch akzeptiert" zu haben.
Vorsichtig kritisch äußert sich der Intendant über den Ex-HR-Unterhaltungschef Jochen Filser. Der habe insbesondere im Jahre 1990 Aufträge an A 3 "freihändig" vergeben! Dies sei zu kritisieren. Rückblichend müsse festgestellt werden, so Kelm, "daß Herr Filser einer einzelnen Firma eine Priorität und Vozugstellung einräumte". Er habe die A 3 beim HR als Geschäftspartner ins Gespräch gebracht, sich für eine "beschleunigte" Vertragsgestaltung eingesetzt und dabei "wenig Verständnis für die hr-internen Regularien" gezeigt. Den öffentlich erhobenen Vorwurf, Filser unterhalte geheime geschäftliche Beziehungen zur A 3 will sich Kelm aber nach wie vor nicht zu eigen machen. Dabei handele es sich um "unbewiesene Verdächtigungen", so Kelm.
Für widerlegt hält Kelm auch den Vorwurf des Product Placements in Produktionen der A 3. Eine Programmsichtung habe ergeben, daß in zwei Prozent der Sendungen Produktdarstellungen zu erkennen waren. Es habe sich dabei aber nur um "Kulissen" gehandelt, die zumal bei Live-Sendungen üblich seien, und nicht um ein bewußtes "Placement". Es habe auch keine Zahlungen bei betreffenden Produkthersteller dafür gegeben, so Kelm. Dennoch sollen künftig "peinlich genaue Kontrollen" durchgeführt werden, um Vorkommnisse dieser Art künftig auszuschließen, kündigte Kelm an.
Der Geschäftsführer der A 3-Produktion, Stefan Lischik (Köln), hat Kelm jetzt fernschriftlich um ein "gemeinsames Gespräch" über die "Haltlosigkeit" der Vorwürfe der HR-Revision gebeten. Als Frist wurde der 10. Juli genannt. A 3 habe "keine zusätzlichen Gewinne" erzielt, versicherte Lischik.Die Kalkulationen der A 3 seien derart klar und seriös, daß er grundsätzlich bereit sei, sie "jedermann" offenzulegen. Dem HR würden Unterlagen aber nur noch bei "Zusicherung der Verschwiegenheit" zur Verfügung gestellt, kündigte Lischik an. Die ausstehenden Forderungen der A 3 an den HR bezifferte der Geschäftsführer auf "mehrere hunderttausend Mark". epd
Das Abstimmungsergebnis in der §-218-Debatte des Deutschen Bundestages war ganz gewiß ein Sieg der Frauen (FR vom 27. 6. 1992 "Ein Sieg der Frauen"). Ob es allerdings ein Sieg der Vernunft und nicht nur ein Pyrrhussieg war, dessen Folgen zu bezahlen wir und unsere Kinder nicht in der Lage sein werden, wird die Zukunft zeigen. Bei der Debatte ging es aber nur vordergründig um unser bisheriges Abtreibungsrecht. Sie war lediglich Endpunkt einer Etappe des von Radikalfeministinnen schon längst offen erklärten Krieges gegen den Mann. Dieser Krieg soll nach diesem "Sieg" nun weiter forciert werden. So betrachtet kann man insbesondere den Redebeitrag der SPD-Abgeordneten Wettig- Danielmeier, der einige (ansonsten seit Jahren zu allen Fehlentwicklungen schweigende) Abgeordnete von CDU/CSU zu Protestgröhlereien veranlaßte und selbst bei etlichen ihrer Parteifreunde Unmut hervorrief, nur als Hetze zur verstärkten Fortführung dieses Krieges bezeichnen (FR vom 26. 6. 1992 "Der tiefste Graben wurde aufgerissen").
Wenn Frau Wettig-Danielmeier nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses "beschwichtigende Gesten" in Richtung der Applaudierenden machte, weil vorher die Parole ausgegeben worden war, die Freude über den vorhersehbaren Erfolg des Gruppenantrags nicht allzu deutlich zu zeigen, aber dennoch ihre "Klassenfeindin" Uta Würfel von der FDP vor den Fernsehkamaras freudestrahlend umarmte, so zeigt dies, daß Frau Wettig-Danielmeier von Emotionen beherrscht ist, die auch ihren Redebeitrag ebenso wie die Beiträge so mancher ihrer Kolleginnen kennzeichneten. Ob aber jahrelang künstlich aufgewühlte Emotionen schließlich die Grundlage für folgenträchtige Gesetzesänderungen sein dürfen, sollte bezweifelt werden.
Es ist gewiß kein "vermeintlicher moralischer Verfall", dem sich einige CDU/CSU-Abgeordnete nun meinen mit aller Macht entgegenstellen zu müssen. Dieser Verfall ist vielmehr offenkundig und er wurde von der CDU/CSU mitbewirkt, die schließlich an der Abschaffung des einstigen Ehebruchsparagraphen 172 StGB und der "Liberalisierung" der die Ehe betreffenden Auffassungen nicht unbeteiligt war und heute noch an der (von ihr ursprünglich nicht gewollten und von der einstigen SPD/FDP-Koalition eingeführten) Abschaffung des Schuldprinzips bei Scheidung eisern festhält. Dieser moralische Verfall ist auch im Bundestag selbst zu beobachten, wenn es dort heute möglich ist, daß eine angetrunkene Abgeordnete von Kolleginnen zur Abstimmungsurne geführt werden kann (FR vom 27. 6. 1992 "Der Fahrplan zur Gewissensfreiheit zeigte die falsche Zeit").
Falls der Bundestagsbeschluß zum § 218 auch vor dem Bundesverfassungsgericht, das nun wohl angerufen wird, Bestand haben sollte, kann man abschließend nur noch sarkastisch reimen: "Jetzt kann man endlich sorglos lieben, denn nun wird straflos abgetrieben."
Friedhelm Wagener, Schmallenberg
FRANKFURT A. M. Acht Mannschaften des Stadtjugendfeuerwehrverbandes Frankfurt bestritten auf dem Uni-Sportgelände an der Ginnheimer Landstraße die Kreiswettkämpfe '92. Sieger wurde die Vertretung der Freiwilligen Feuerwehr Eschersheim (wie bereits im Jahre 1990), die sich für die hessischen Jugendwettkämpfe qualifizierte.
Jetzt vertritt der Eschersheimer Feuerwehrnachwuchs am Donnerstag, 6. August, den Kreis Frankfurt in Michelstadt (Odenwald) bei den Ausscheidungskämpfen auf Landesebene, die im Rahmen des Landesfeuerwehrtages ausgetragen werden. Der Landessieger kommt weiter auf Bundesebene. Stärkste Konkurrenten für Eschersheim waren die Mannschaften der Freiwilligen Feuerwehren aus Harheim (mit Eschersheim 1990 punktgleich) und Fechenheim (vorjähriger Kreissieger). Mitglieder aus weiteren 18 Jugendfeuerwehren feuerten die Kontrahenten auf dem Sportgelände tüchtig an.
Zur Aufgabe standen ein Hindernisparcour auf 75 Meter Bahnlänge, eine Knotenübung sowie ein 1500-Meter-Staffellauf. Zum Teil wurden sehr gute Leistungen erzielt. dixi
Freiwillige Feuerwehr Harheim: Für mehr als 25 Jahre aktiver Tätigkeit in der Stadtteilwehr und in vielen Einsätzen erworbenen Verdienste wurde Wolfgang Abdank dieser Tage mit der Ehrenmedaille des Stadtkreisfeuerwehrverbandes ausgezeichnet. Die Auszeichnung überreichte ihm Stadtbrandinspektor Gerhard Weidhaas. nd/27
Sportkreis Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Schwimmen ist am morgigen Freitag, 10. Juli, von 18 bis 20 Uhr, im Bezirksbad Nieder- Eschbach an der Heinrich-Becker-Straße. Die Abnahmeobfrau ist Hannelore Ringel. Sie nimmt auf dem Platz auch die Prüfung ab (Tel. 5 07 48 21). nd/27
Freiwillige Feuerwehr Nieder-Erlenbach: Die Wehr lädt zu einem Grillfest am Samstag, 11. Juli (ab 15 Uhr), im Feuerwehr-Gerätehaus, Zur Obermühle 8, ein. Frühschoppen bereits ab 9 Uhr. nd/27
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Montag, 13. Juli (17 bis 19 Uhr), auf der Sportanlage der Ernst-Reuter-Schule, Praunheimer Weg. Der Abnahmeobmann ist Karl Terstegen (Tel. 57 19 74). nd/27
SACHSENHAUSEN. Im In- und Ausland sind die Aktiven des Majoretten- und Tanzsport-Clubs (MTC) Sachsenhausen stark gefragt. Sie "sahnen" seit Jahren bei Turnieren und Meisterschaften mit herausragenden Leistungen Medaillen und Trophäen ab. Lehrmeister und "Meistermacher" ist Cheftrainer Theo Schramm, Gründer und Vorsitzender der Sachsenhäuser "Carnevals-Kapp".
Zwischen Turnieren und Wettbewerben pflegen die MTC-Aktiven auch gerne die Geselligkeit. Feste werden gefeiert wie sie fallen. So wie unlängst im Raum Wiesbaden, als Aktive des MTC ein ländliches Sängerfest besuchten, von dem die Sachsenhäuser begeistert waren.
"Es war eine Veranstaltung mit Höhen und Tiefen", berichtet Theo Schramm. An den Nachhauseweg habe kaum einer gedacht, so spannend sei der Abend verlaufen: "Tontechnik und Beleuchtung klappten nicht, der Ansager hatte Schwierigkeiten beim Formulieren. Dazu kamen langatmige Ehrungen." Aber alles sei liebevoll auf die Beine gestellt worden und: "Das Essen war gut und preiswert."
Schon ist die nächste Fete in Sicht, das große MTC-Nudelessen in Bürgel bei Offenbach am Samstag, 1. August. Bei dieser Gelegenheit wird der Garde ein Pokal übergeben. dixi
SACHSENHAUSEN. Der Sachsenhäuser Karnevalverein 1980 Schwarz-Weiß (SKV) beteiligt sich am Samstag, 11. Juli, und am Sonntag, 12. Juli, mit einer Vereinsmannschaft am Sport- und Badefest in Neustadt-Orla.
Die Mannschaft des noch jungen Sachsenhäuser Karnevalvereins mit Mannschaftsführer Michael Folesky besteht derzeit aus elf Aktiven. Mit ihnen fahren auch "Schlachtenbummler" in die Kleinstadt nach Thüringen. Sollten sich noch weitere Fans zur Mitfahrt entschließen, erfahren sie Näheres bei Michael Folesky unter der Telefonnummer 70 41 41. Die Vereinsarbeit des SKV 1980 Schwarz- Weiß ruht ansonsten während der Sommerferien bis Anfang August. dixi
BONN (AP/dpa/VWD). Die Chemiestandorte in den neuen Bundesländern sind nach Angaben des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) weniger mit Schadstoffen belastet als bisher angenommen. Für rund 85 Prozent der Gesamtfläche der Betriebe bestehe "kein oder nur ein geringer Sanierungsbedarf", berichtet Verbandspräsident Wolfgang Hilger. Als größte Altlasten-Probleme nennt er die Braunkohle-Tagebaue und den früheren Uranerzbergbau der Wismut AG.
Dem Organisationsoberen zufolge hat sich die Situation der Chemiebetriebe in Ostdeutschland "stabilisiert". Allerdings arbeite der größte Teil der Unternehmen weiterhin mit Verlust. In diesem Jahr werde die Chemieindustrie jenseits von Elbe und Werra voraussichtlich 1,6 Milliarden Mark investieren, während es in der vergangenen Periode eine Milliarde gewesen sei.
Die Erlöse im alten Bundesgebiet schätzt der VCI im ersten Halbjahr auf 86 Milliarden Mark, was gegenüber der Vorjahreszeit Stagnation bedeutet. Erstmals seit acht Jahren sei die Beschäftigtenzahl abgebaut worden. In einer Reihe von Unternehmen werde auch wieder kurzgearbeitet. Die Erzeugerpreise seien im Durchschnitt um drei Prozent gesunken. Positiv vermerkt Hilger, daß die Auslandsnachfrage aus westeuropäischen Ländern, aber auch aus den Vereinigten Staaten steige.
Mit Verkehrshinweisen und Stauprognosen via Bildschirm wollen ARD und ZDF ab dem 13. Juli im gemeinsamen Frühstücksfernsehen dem Verkehrsfunk im Radio Konkurrenz machen. Der für die ARD-Sendung verantwortliche Redaktionsleiter Johannes Kaul sagte jetzt in Köln, das Frühstücksfernsehen werde während des morgendlichen Berufsverkehrs alle 30 Minuten Informationen über Staus, Staugefahr und gesperrte Strecken bieten.
Dabei muß sich der Fernsehzuschauer Kaul zufolge allerdings auf ein wechselndes Angebot einstellen, je nachdem in welcher Woche ARD oder ZDF das Frühstücksfernsehen senden. Die ARD-Programmacher haben die Bundesrepublik in sechs Regionalbereiche eingeteilt, in denen jeweils getrennt von den Landesrundfunkanstalten regionale Verkehrsinformationen ausgestrahlt werden sollen. Das ZDF werde dagegen bundesweit einheitlich eine Übersichtskarte ausstrahlen, die durch die Darstellung ausgewählter Stauschwerpunkte ergänzt werde, sagte Kaul.
Staus werden auf Grafiken jeweils mit Anzeige der Fahrtrichtung in Rot, drohende Staus in Orange angezeigt werden. Auch vor Glatteis und anderen Ereignissen könne mit Hilfe von insgesamt acht Symbolen gewarnt werden, hieß es in Köln. Ihre Informationen erhalten die Programmacher über Standleitungen von den Bundes- und Landesmeldestellen, bei denen die Stau-Meldungen der Polizei eingehen. AP
BRÜSSEL, 5. Juli (AP). Die belgische Regierung hat am Wochenende angekündigt, ihre Ausgaben für Verteidigung einzuschränken und die Streitkräfte umzuorganisieren. Wie Verteidigungsminister Leo Delcroix in Brüssel erläuterte, wird das jährliche Verteidigungsbudget in Höhe von 99 Milliarden Francs (rund 4,8 Milliarden Mark) bis 1997 eingefroren. Die Wehrpflicht wird ab 1994 abgeschafft.
KIEW, 5. Juli (AP). Die Ukraine will einen internationalen Wettbewerb ausschreiben, bei dem die beste Möglichkeit zur Versiegelung des Katastrophenreaktors von Tschernobyl gefunden werden soll. Der Gewinner dieser Ausschreibung soll umgerechnet rund 30 000 Mark erhalten. Vorschläge, wie der im April 1986 explodierte Atomreaktor dauerhaft gesichert werden kann, können bis zum 31. Dezember eingereicht werden.
Der ukrainische Atomexperte Wolodymir Nikolenko erklärte, in dem Betonmantel, der das Gebäude bislang umgebe, hätten sich inzwischen Risse mit einer Gesamtlänge von 1000 Metern gebildet.
BADGASTEIN (dpa/vwd). Die deutschen Sportfachhändler sind "europatauglich" und sehen im kommenden Binnenmarkt keine Existenzgefahr. "Wir sind gut gerüstet im Vergleich zu anderen Ländern, halten gute Standorte und werden unseren Marktanteil von 50 Prozent auf dem Sportartikelmarkt halten", gibt sich Hugo Laumann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Sportfachhandel (VDS), optimistisch.
Nach einer Studie der europäischen Fachhändlerorganisation Fedas sieht es auch für die Schweiz, Österreich, die Benelux-Länder und skandinavische Staaten günstig aus, während Frankreich, Italien, Spanien und Portugal aufgrund der vielen kleinen Sportgeschäfte mit einer weiteren Expansion der schon starken Ketten und Großmärkte rechnen müssen.
Wegen des "gesättigten Sportartikelmarktes mit nur noch geringen Zuwachsraten" rät Laumann dem Handel zum Ausbau von Service und Marktnischen. "Vom Binnenmarkt wird kurzfristig keine preisdämpfende Wirkung ausgehen. Preisrückgänge werden eher langfristig zu erwarten sein", sagt Laumann voraus. Das Geschäft des deutschen Sportartikelhandels beschreibt er für die laufende Periode bisher als "ständiges Auf und Ab von Plus und Minus im Vergleich zum Vorjahr". Der Gesamtumsatz auf dem hiesigen Markt dürfte 1992 acht Milliarden Mark erreichen, wovon 4,2 Milliarden auf den Sportfachhandel entfallen.
Firmen-Telegramm
Eines der größten Öl- und Gasfelder der Welt wollen British Gas und die italienische Agip von Kasachstan kaufen. Die Firmen gewannen eine Ausschreibung für das ausschließliche Verhandlungsrecht mit der Regierung. Nach der voraussichtlichen Unterzeichnung eines Abkommens 1993 könnten den Briten zufolge in den nächsten zehn Jahren über drei Milliarden Dollar investiert werden. Markt & Technik fordert Geduld
Das Verlags- und Software-Unternehmen Markt & Technik hat die Beschäftigtenzahl im Stammhaus von 700 Anfang 1991 auf derzeit 500 abgebaut und will weitere 100 Stellen streichen. Von den Aktionären fordert der Vorstand "Geduld und Nerven". Im Konzern könne heuer noch knapp ein Verlust anfallen. Conti-Höchststimmrecht bleibt
Der Antrag von Pirelli, beim Reifenhersteller Continental die Beschränkung des Stimmrechts auf fünf Prozent abzuschaffen, ist auf der Hauptversammlung gescheitert. Da die Aktionäre zudem eine Kapitalerhöhung ablehnten, prüft Conti nun einen Börsengang der Contitech und den Verkauf anderer Töchter. ABB baut Kraftwerk auf Philippinen
Als Konsortialpartner japanischer Firmen hat ABB Kraftwerke einen Auftrag über 300 Millionen Dollar für ein Kombikraftwerk auf den Philippinen erhalten.
PARIS/WARSCHAU (dpa/vwd/rtr). Polen hat nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf dem Weg zu einer funktionierenden Marktwirtschaft eine "Wasserscheide" überquert. In ihrem ersten Bericht über den Staat schreibt die in Paris ansässige Organisation, das 1990 beschlossene "bahnbrechende Programm zur Umwandlung der Wirtschaft" habe "drastische Verbesserungen" gebracht. Der stellvertretende OECD-Generalsekretär Salvatore Zecchini merkt jedoch an, daß die Bemühungen zuletzt an Schwung verloren hätten. Er führt dies auf die politischen Schwierigkeiten in dem Land hin, die die Wirtschaftsreformen gefährden könnten.
Als positiv führen die Experten an, daß Versorgungsmängel verschwunden seien, die Inflation von 600 auf 40 Prozent gesunken sei. Trotz fallender Produktion und steigender Arbeitslosigkeit wurde dem Bericht zufolge die Belastung der Bevölkerung mit Hilfe eines sozialen Netzes eingedämmt. Der Zloty sei nicht nur konvertibel, sondern ein echtes Mittel zur Geldanlage geworden. Zudem sei der Privatsektor in vielen Wirtschaftszweigen präsent und zuweilen dominierend.
Daß Polen dennoch weiterhin vor schweren Problemen stehe, liege an der Angebotsseite, heißt es. Das Land durchlaufe keine Rezession im westlichen Sinne, sondern stehe in einem "notwendigerweise langwierigen Prozeß" des Neuaufbaus der Wirtschaft. Dies mache mittelfristig hohe Spar- und Investitionsanlagen nötig. Die Staatsbetriebe hätten es bisher zumeist nicht verstanden, ihr Verhalten der Politik und den Marktsignalen anzupassen. Die OECD empfahl daher, die Politik der Privatisierung und Geldwertstabilität fortzusetzen und das Wachstum des Staatsetats noch mehr zu begrenzen. Manager und Beschäftigte müßten an Privatisierungen beteiligt werden, um ihre Motivation zu heben. Außerdem müsse der "Konkurs ein wirksames Instrument werden", damit die Unternehmen begriffen, daß ihnen nur die Wahl bleibe, profitabel zu werden oder zu verschwinden.
Das Abgeordnetenhaus (Sejm) in Warschau stimmte am Wochenende dem Assoziierungsvertrag mit der EG zu. Da sich zuvor bereits der Senat für die Ratifizierung ausgesprochen hatte, steht der Unterzeichnung des Vertragswerkes durch Präsident Lech Walesa nun nichts mehr im Wege. Die Mehrheit der Abgeordneten sah darin einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Vollmitgliedschaft in der EG. Der Vertrag enthält umfangreiche Vereinbarungen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit und verpflichtet Polen zur Anpassung seines Rechtssystems an die EG-Normen.
ESSLINGEN. Der Düsseldorfer Künstler Anatol erhält den mit fünfzehntausend Mark dotierten Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen. Das Gesamtwerk des 1931 in Ostpreußen mit dem bürgerlichen Namen Anatol Herzfeld geborenen Schülers von Joseph Beuys habe "ökologische Zeichen" gesetzt und sei Reaktion auf "wichtige Fragen unserer Zeit". dpa
PARIS, 5. Juli (dpa). In seinem Kampf zur Reinhaltung der französischen Sprache vor englischen Einsprengseln rückt Frankreich jetzt den Informationen für Touristen zu Leibe. Künftig dürfen in offiziellen Schriften sowie "in den Nachrichten oder Programmpräsentationen in Funk und Fernsehen" Begriffe wie "Jumbo Jet" oder "Gateway" nicht mehr benutzt werden. Statt dessen empfahl das Ministerium für Tourismus am Freitag die Begriffe "Gros porteur" und "Point d'acces".
Anstelle eines "Fast-Food-Restaurants" wird der Tourist jetzt ein "Restovite" ansteuern können. Ein "High standing"-Hotel wird er im "Package"-Angebot seines "Tour operators" vergeblich suchen. Doch kann er weiterhin darauf vertrauen, daß sein "Voyagiste" ein "Haut-de-gamme"- Hotel in seinem "Forfait" anbietet.
HERZOGENAURACH (dpa/vwd/rtr). Der französische Multi-Unternehmer und ehemalige Minister Bernard Tapie hat das Übernahmeangebot einer internationalen Investorengruppe für den Sportartikelhersteller adidas in Herzogenaurach verfallen lassen. Der Franzose, der über seine Firma Bernard Tapie Finance Mehrheitsgesellschafter des nordbayerischen Unternehmens ist, ging auf die angeblich mit einer Milliarde Mark dotierte Offerte nicht ein. Die Frist für die formelle Annahme, die auf Ersuchen von Tapie um einen Tag auf den 1. Juli verlängert worden war, sei verstrichen, ohne daß sich Tapie dazu geäußert habe. Dies teilte die von Botts & Company in London geführte Investorengruppe mit.
Die Offerte mit Geldgebern aus der Schweiz, Österreich, Japan und Großbritannien wurde vom adidas-Management geschlossen unterstützt und sah eine Kapitalspritze für das Unternehmen vor. adidas-Vorstandschef Rene Jäggi hatte sie dem Franzosen vorgelegt. Ob Tapie ein neues Angebot unterbreitet werden soll, war zunächst unklar.
Wie aus der adidas-Zentrale zu erfahren war, wird Jäggi vorläufig weiter als Chef der Firma im Amt bleiben. Sein Vertrag läuft offiziell bis zum 31. Dezember 1992. Bereits vor Wochen hatte Jäggi allerdings erklärt, auf Wunsch des Aufsichtsrates den Posten jederzeit zur Verfügung zu stellen. Dazu wäre aber ein formeller Beschluß des Gremiums nötig.
Der deutsch-französische Kulturkanal Arte, seit 30. Mai auf Sendung, startete jetzt eine tägliche Nachrichtensendung. Das etwa zehnminütige Journal mit dem Titel "Achteinhalb" wird wochentags um 20.30 Uhr und sonntags um 19.00 Uhr ausgestrahlt. Die Nachrichten werden nicht von einem Sprecher vorgestellt, sondern bestehen aus kommentiertem Bildmaterial. Die Sendungen werden am Sitz von Arte in Straßburg von einer Nachrichtenredaktion produziert, in der zehn deutsche und französische Journalisten zusammenarbeiten.
Zu der Verzögerung bei der Nachrichtensendung hatten unter anderem Probleme bei der Zulieferung des Bildmaterials von ARD und ZDF geführt. Bei Sendebeginn des Kanals wurden noch Verhandlungen darüber geführt, unter welchen rechtlichen und finanziellen Bedingungen ARD und ZDF "Achteinhalb" ihr Bildmaterial zur Verfügung stellen sollen. Der neue Sender wird von ARD und ZDF und vom Sender La Sept getragen. AFP
PARIS, 6. Juli (AFP). Die syrischen Behörden bereiten nach Angaben der internationalen Menschenrechtskomitees (CDF) das "größte geheime Sondergericht seit der Unabhängigkeit des Landes vor, um die politischen Häftlinge abzuurteilen". Wie die der Internationalen Vereinigung der Menschenrechte (FIDH) angeschlossene Organisation jetzt mitteilte, sollen in den beiden vergangenen Monaten zahlreiche Häftlinge aus den Gefängnissen von Aleppo, Homs und Palmyra zu Verhören und Prozessen in die Haftanstalten von Sajdnaja und Adra in der Region von Damaskus gebracht worden sein. Politische Gefangene würden durch Schauprozesse zu gemeinen Verbrechern erklärt, hieß es.
Das V. US-Korps hat für weite Teile Hessens, darunter auch für den Kreis Limburg-Weilburg, zwei große Stabsrahmenübungen angekündigt. Zur Übung "Central Fortress 92" werden vom 14. bis 21. Juli rund 6000 Mann mit 1800 Rad- und 60 Kettenfahrzeugen sowie 50 Hubschrauber ausrücken. - Im Zeitraum vom 26. September bis 9. Oktober folgt die Übung "Certain Caravan", bei der 20 000 Soldaten, 5000 Rad-, 500 gepanzerte Fahrzeuge, 25 Flugzeuge und 50 Hubschrauber eingesetzt werden, teilte die Kreisverwaltung Limburg-Weilburg mit.
WIESBADEN/KASSEL. Die vom Energieversorgungsunternehmen Preag geplante 380-Kilovolt-Leitung von Ludwigsau-Mecklar (Kreis Hersfeld-Rotenburg) nach Vieselbach in Thüringen wird auf einer "optimierten Nordtrasse" parallel zur A 4 gebaut. Das hat das Kasseler Regierungspräsidium in einem Raumordnungsverfahren nach Überprüfung der Umweltverträglichkeit von insgesamt 13 zur Diskussion stehenden Trassenvarianten entschieden.
Die Stromleitung der Preag ist nach Darstellung des Landesentwicklungsministeriums in Wiesbaden vor allem für die Energieversorgung der thüringischen Stadt Eisenach und ihres Umlandes wichtig. Beim Raumordnungsverfahren sei zugunsten einer Trasse entschieden worden, "die Schäden für Natur und Landschaft und Beeinträchtigungen von Anwohnern auf das nicht vermeidbare Minimum reduziert", sagte Staatssekretär Rolf Praml (SPD).
Die Trasse bedeute zwar einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild Nordhessens, der Landschaftsschaden halte sich aber "in einem hinnehmbaren Rahmen". lhe
Die Vizepräsidenten der 56 deutschen Handwerkskammern, die die Arbeitnehmer vertreten, haben eine Resolution verabschiedet, mit der die berufliche Ausbildung von Handwerkern verbessert werden soll. Das teilte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Frankfurt mit. Darin fordern die organisierten Arbeitnehmervertreter unter anderem, Tarifverträge einzuführen, die die Qualität beruflicher Bildung garantieren.
Die Vizepräsidenten sprachen sich im Hinblick auf den EG-Binnenmarkt auch für die Reformierung des Prüfungswesens und die Einführung eines fachbezogenen Fremdsprachenunterrichts aus. Zudem forderten sie die Einrichtung eines zweiten Berufsschultages und die Verankerung überbetrieblicher Lehrinhalte in den Ausbildungsordnungen. lhe
Die Stadt Offenbach ist trotz finanzieller Nöte bundesweit auf der Suche nach einem neuen "Schriftsteller im Bücherturm". Der vor 13 Jahren gegründete Literaturförderpreis mußte 1991 dem Rotstift zum Opfer fallen.
Inzwischen fanden sich Mäzene aus der örtlichen Wirtschaft bereit, den mit 50 000 Mark verbundenen Preis zu tragen, berichtete Offenbachs Kulturdezernentin Ursula Beul am Wochenende. Schon im Oktober möchte sie den Bücherturm wieder "besetzen", am liebsten mit einer Autorin aus den neuen Bundesländern.
Der "Schriftsteller im Bücherturm" kann zwei Jahre lang in einem Appartement in der Bücherei wohnen. Der Preisträger soll in dieser Zeit in Zusammenarbeit mit anderen Autoren und Künstlern sowie im Kontakt mit Bürgern literarische Projekte erproben und anbieten. Auch Veranstaltungen mit Schülern werden erwartet.
Bisherige Schriftsteller im Offenbacher Bücherturm waren Hans-Christian Kirsch, Hanne F. Juritz, Horst Bingel, Saliha Scheinhardt und zuletzt Reinhardt Jung.
Die Auswahl für das Bücherturm-Stipendium trifft eine unabhängige Jury. Bewerbungen für das Literaturstipendium können beim Offenbacher Kulturdezernat bis zum 15. August eingereicht werden. lhe
Bad Homburger Sommer mit 80 Veranstaltungen
Mit einem historischen Jahrmarkt im Kurhausgarten beginnt am 18. Juli die Veranstaltungsserie "Bad Homburger Sommer". Nach Angaben von Kurdirektor Peter Bruckmaier werden bis zum 2. August knapp 80 Veranstaltungen angeboten, darunter Rock- und Jazz-Konzerte, Open-air-Kino, Singspiele für Kinder, Kabarett, Kleinkunst und ein Flohmarkt. Im Rahmen des Sommerprogramms findet erstmals ein sogenanntes Sommer-Atelier statt, bei dem Kinder und Jugendliche die Möglichkeit erhalten, einen Video-Film und eine Wandzeitung herzustellen und selbst zu basteln und zu malen. Daneben gibt es vom 31. Juli bis zum 2. August ein Treffen, an dem sich Delegationen aus den sieben Bad Homburger Partnerstädten beteiligen und ihre Länder kulturell und kulinarisch vorstellen. Zum Partnerschaftstreffen überträgt der Hessische Rundfunk gemeinsam mit dem belgischen und dem tschechischen Rundfunk sowie Radio Oberösterreich aus Bad Homburg die Finalsendung der "Euro-Funk-Familie". Dabei werden Jugendliche aus verschiedenen Ländern über Lebensgewohnheiten und Erfahrungen berichten. lhe
HANNOVER, 5. Juli (Reuter). Niedersachsen will bis Ende 1993 ein flächendeckendes System zur Überwachung von Schadstoffbelastungen der Luft aufbauen. Das Umweltministerium in Hannover nahm jetzt in Osnabrück die erste von 180 geplanten Anlagen in Betrieb, die mit Hilfe von Datenfernübertragung regelmäßig Emissionsdaten an die Computer der Gewerbeaufsichtsämter übermitteln sollen. Eine Ministeriumssprecherin sagte in Hannover, im Endausbau sollten an die Emissionsfernüberwachung (EFÜ) sämtliche Betriebe angeschlossen werden, die zur Aufzeichnung von Emissionsdaten gesetzlich verpflichtet seien.
Wie die Sprecherin erklärte, soll das neue System alle Daten über den Ausstoß von Staub, Stickoxiden, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Schwefelwasserstoff zentral speichern und automatisch aufbereiten. Sollte es bei Betriebsstörungen zu Grenzwertüberschreitungen kommen, so werde durch EFÜ automatisch Alarm ausgelöst.
MAINZ / SAARBRÜCKEN. "Kunst ist Gestaltung, was sie nicht deuten kann, versagt sich ihr." Die Eindrücke des Jahres 1914 sind für den Maler der pfälzischen Landschaft von den extremsten Gegensätzen bestimmt. Im Februar, noch einige Wochen vor der Tunisreise von Klee und Macke, fährt er mit den Freunden Johannes Guthmann und Eduard Fuchs, dem Verfasser der "Sittengeschichte", nach Ägypten. Die Ausbeute unter ungewohnten klimatischen Bedingungen ist enorm. Binnen kürzester Zeit entsteht unter dem Eindruck von Farben, "denen - man möchte fast sagen - die Haut abgezogen ist", eine Serie von zwanzig Ölbildern, daneben zahlreiche Aquarelle und Skizzen. Guthmann erinnerte mit seiner Formulierung wohl nicht zu Unrecht an die Empfindungen Kleists vor Caspar David Friedrichs "Mönch am Meer". In Slevogts Wüstenbildern rücken großzügige, flächige Farben die Weite eines leeren, unkultivierbaren Raumes in den Mittelpunkt, der Mensch selbst ist nur verschiebbare Kulisse. Eine Auswahl dieser ursprünglich en bloc an die Gemäldegalerie Dresden verkauften Arbeiten bildet den Abschluß des ersten Teils der umfangreichen Slevogt-Retrospektive, die Zäsur erfolgt nicht ohne Grund mitten im Jahr ihrer Entstehung.
Inszeniert sich hier eine Landschaft noch selbst, daß dem Maler nur wenig mit einer bereitwilligen Bevölkerung als Staffage zu arrangieren bleibt (in der Mainzer Ausstellung zur Ägyptenreise war dies vor drei Jahren anhand beigegebener Fotografien anschaulich dokumentiert), so verweigert sich ihm ein halbes Jahr später eine geographisch und kulturell viel näher liegende Region, die eine grausame Inszenierung des Menschen verunstaltet hat. Die Erfahrung, an eine Grenze darstellerischer Möglichkeiten gelangt zu sein, erwächst aus einer ganz realen Grenzüberschreitung und führt rasch zu Desillusionierung und freiwilligem Rückzug.
Eine Vitrine im Mainzer Landesmuseum beherbergt einen Paß, ausgestellt auf den "Schlachtenmaler" Max Slevogt, der sich zu Beginn des Frankreichfeldzuges aus eigenem Antrieb den deutschen Truppen anschließt. Doch das neben dem amtlichen Dokument aufgeschlagene Kriegstagebuch spricht von "Mißmut". Der Maler reist Schlachten hinterher, die bereits geschlagen sind, was ihm aufzunehmen bleibt, ist eine Landschaft in Trümmern. Die im Herbst 1914 entstandenen Bilder und Zeichnungen aus Belgien und Nordfrankreich zeigen zerschossene Häuser, Lazarette und Kriegsgefangene, bilden das Protokoll einer Welt, die, wie es im Tagebuch heißt, "durch blinde Zerstörung geschändet erscheint, wie die üppig reine Lichtung des Waldes, auf der die Reste von Butterstullenpapier, Speisen, Büchsen zurückgeblieben sind".
Slevogt verteidigt gleichsam eigenes Terrain, denn der drastische Vergleich benennt die Lokalität der gut zehn Jahre zuvor entstandenen Freilichtbilder, die mit einer bewußten Annäherung an den französischen Impressionismus zugleich die endgültige Emanzipation vom Akademismus der früheren Jahre bedeuten. Das großformatige, nicht gänzlich ausgeführte "Picknick - Familienbildnis" von 1903 berührt sich nicht nur motivisch mit Manets "Déjeuner sur l'herbe", und ein licht- und farbdurchflutetes Bild der Ehefrau Nini als "Frau mit Sonnenschirm (Sommermorgen)" aus der gleichen Zeit läßt auf einen mit angenehmeren Eindrücken verbundenen Frankreich-Aufenthalt anläßlich der Pariser Weltausstellung von 1900 schließen.
Zuvor schon, 1889, hatte der Kunsteleve ein Studiensemester an der Pariser "Académie Julian" verbracht, freilich ohne daß die Arbeiten der darauffolgenden Jahre nun einen dominierenden Einfluß des Impressionismus verrieten. Für Slevogt, der sich bereits als Sechzehnjähriger an der Münchener Kunstakademie einschrieb, bedeute das letzte Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende, in dem er als freischaffender Künstler in München lebte, eine Zeit der Suche und der durchaus eigenwilligen Interpretation verschiedener zeitgenössischer Tendenzen.
Der Besucher der umfassenden Slevogt-Retrospektive wird keinen dieser Entwicklungsschritte vermissen. Selbst das "Frühwerk" ist mit Zeichnungen des gerade Achtjährigen hinreichend dokumentiert, zahlreiche Schülerarbeiten mit Themen aus Mythologie und Märchenwelt kündigen den fabulierfreudigen Illustrator eines "Ali Baba", "Lederstrumpf" oder der "Ilias" an, weisen schon hier auf den später dominant werdenden erzählerischen, oft dramatischen Gestus der Malweise. Diese Entwicklung ist im - weit interessanteren - ersten Teil der Ausstellung zu beobachten, der dem bis 1914 geschaffenen Werk gewidmet ist, und hier vor allem anhand der um die Jahrhundertwende entstandenen Porträts.
Slevogt erfaßt seine Modelle in charakteristischer Bewegung oder auch Ruhe, so in der "Dame mit Katze", einem Bild der Introvertiertheit in kostbar wirkenden Farben. Die Dargestellten posieren ihrem Beruf und der Persönlichkeit entsprechend, ohne dabei in maskenhafte Erstarrung zu fallen. Rollenbildnis und Wiedergabe der Individualität erweisen sich nicht als Gegensatz, sondern als fruchtbare Ergänzung wie im berühmten "Champagnerlied", dem ausdrucksstarken Bildnis des portugiesischen Tenors Francisco d'Andrade in der Rolle des Don Giovanni. In diesen klar strukturierten Kompositionen, die ihre Dynamik und Lebhaftigkeit aus einer intensiven Farbgebung beziehen, verwirklicht Slevogt, mehr noch als in den gleichzeitig entstehenden Landschaften, seine Vorstellung vom "sogenannten deutschen Impressionismus", wie er ihn noch 1928 beschrieben hat: "Das Auge sieht voller Einbildung, sieht voller Musik, Rhythmus und Trunkenheit."
Sei es, daß das Spätwerk, dem die Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Tendenzen zu fehlen scheint, den Zugang zum "ganzen" Slevogt bislang erschwerte, sei es vielleicht auch die außerordentliche Produktivität des Künstlers und dessen regionale Fixierung vor allem beim späten Landschaftsbild - der für die Präsentation eines einzigen Künstlers außerordentliche Umfang der auf vier Orte verteilten Ausstellung zeigt jedenfalls einen Nachholbedarf an. Eine "repräsentative Gesamtschau" des neben Corinth und Liebermann bedeutendsten deutschen Impressionisten, so heißt es denn auch im Vorwort zum mächtigen Ausstellungskatalog, fehlte bislang noch und wurde durch die Zusammenarbeit des Saarland Museums Saarbrücken und des Mainzer Landesmuseums ermöglicht, die beide über die größten öffentlichen Slevogt-Sammlungen verfügen.
Insgesamt etwa 200 Gemälde und 300 Arbeiten auf Papier werden in der zweigeteilten Ausstellung gezeigt, das Frühwerk zunächst in Saarbrücken, in Mainz das Schaffen der späteren Lebensjahre (1914-1932), Ende Juli werden die Exponate ausgetauscht. Außerdem wurden mit Schloß "Villa Ludwigshöhe" in Edenkoben ("Slevogt und die Pfalz") und dem Slevogthof Neukastel in Leinsweiler (den Musiksaal des 1914 vom Maler erworbenen Anwesens stattete Slevogt mit Szenen aus Wagners "Ring" und dem "Don Giovanni" aus) zwei weitere "pfälzische Schauplätze" einbezogen.
Bei diesem immensen Aufwand prangt Slevogts Werk in einsamer Größe. "Einsam" insofern, auf dieses Manko macht erst der informative Katalog aufmerksam, als sich die Entwicklung des Künstlers nicht ohne den Einfluß der akademischen Ausbildung - und natürlich in Abgrenzung zu ihr - vollzog. Die Gelegenheit zum Vergleich ist gewissermaßen nur intern gegeben, durch die spätere "Übermalung" einer thematischen Arbeit mit dem Distanz anzeigenden Selbstporträt als Maler ("Judith mit Selbstbildnis", 1898/1907). Gerade die thematischen Arbeiten der neunziger Jahre und die zeitweilige Adaption symbolistischer Themen zeitigen jedoch durchaus interessante Ergebnisse und führten zu energischem Widerspruch der Kritiker. Justus Meier-Graefe prägte anläßlich der "Ringerschule" das Wort von Slevogts "brutaler" Phase, und eines der Bilder, die 1896 entstandene eigenwillige Interpretation der "Danaë", die die Schlafende derb, in extremer Untersicht in einer Kupplerszene ohne jegliche Erotik zeigt, wurde schließlich gar aus der Ausstellung der Münchner Sezession entfernt.
Die Konfrontation mit dem Umfeld, auch mit den Ergebnissen verwandter Bestrebungen, hätte die Ausstellung gewiß noch bereichern können; ein Vergleich mit Liebermanns "Papageienmann" zum Beispiel, der ein Jahr nach den beiden Ausführungen des gleichen Motivs durch Slevogt entstand, unmittelbar vor seiner Ubersiedlung nach Berlin 1901. Dort erlangt er durch die Aneignung graphischer Techniken und die Bekanntschaft mit dem aufgeschlossenen Verleger Bruno Cassirer einen Freiraum für die eigene Phantasietätigkeit, bilden von Goya und Delacroix angeregte "schwarze Scenen" eine ergänzende, andere Seite zu den hellen Landschaftsbildern. "Was der Maler aufgibt", so schreibt der Mainzer Slevogt-Forscher Hans-Jürgen Imiela, "vollendet der Illustrator."
MICHAEL GRUS
(Werke 1876-1924 bis 12. Juli im Saarland Museum Saarbrücken, ab 26. Juli bis 20. September im Landesmuseum Mainz; Werke 1914-1932 bis 12.Juli in Mainz, ab 26. Juli in Saarbrücken. Der Katalog mit knapp 550 Seiten, erschienen im Hatje-Verlag, kostet 50 DM).
2. Liga1
Freitag - Sonntag, 10. bis 12. Juli Unterhaching - FC Jena (Fr., 19.30)
Fortuna Köln - Waldhof Mannheim
Osnabrück - Wolfsburg (beide Fr., 20.00)
VfB Oldenburg - SC Freiburg
Fortuna Düsseldorf - Chemnitzer FC
Wuppertaler SV - FSV Mainz 05
VfB Leipzig - MSV Duisburg
Eintracht Braunschweig - SV Meppen
Hertha BSC - St. Pauli (alle Sa., 15.30)
Stuttgarter Kickers - Hannover 96
FC Hansa Rostock - FC Remscheid
Darmstadt 98 - Homburg (alle So., 15.00) Dienstag - Donnerstag, 14. bis 16. Juli FSV Mainz 05 - Fortuna Köln
Mannheim - SpVgg. Unterhaching
Wolfsburg - Oldenburg (alle Di., 19.00)
Duisburg - Wuppertaler SV (Di., 19.30)
Chemnitzer FC - Osnabrück (Mi., 18.00)
SV Meppen - VfB Leipzig
FC Remscheid - Fortuna Düsseldorf
Freiburg - Stuttg. Kick. (alle Mi., 19.00)
FC Homburg - Eintracht Braunschweig
FC Carl Zeiss Jena - FC Hansa Rostock
St. Pauli - Darmstadt 98 (alle Mi., 20.00)
Hannover 96 - Hertha BSC (Do., 20.00) Freitag - Sonntag, 17. bis 19. Juli Unterhaching - FSC Mainz 05 (Fr., 19.30)
Fortuna Köln - Duisburg (Fr., 20.00)
Stuttgarter Kickers - VfL Wolfsburg
VfB Oldenburg - Chemnitzer FC
Fortuna Düsseldorf - FC Carl Zeiss Jena
FC Hansa Rostock - Waldhof Mannheim
Wuppertaler SV - SV Meppen
VfB Leipzig - FC Homburg
Braunschweig - St. Pauli (alle Sa., 15.30)
VfL Osnabrück - FC Remscheid
SV Darmstadt 98 - Hertha BSC
Freiburg - Hannover 96 (alle So., 15.00) Dienstag/Mittwoch, 21./22. Juli FSV Mainz 05 - FC Hansa Rostock
Meppen - Fortuna Köln (beide Di., 19.00)
Duisburg - Unterhaching (Di., 19.30)
FC St. Pauli - VfB Leipzig (Di., 20.00)
Chemn. FC - Stuttg. Kick. (Mi., 18.00)
Waldhof Mannheim - Fort. Düsseldorf
FC Remscheid - VfB Oldenburg
Wolfsburg - SC Freiburg (alle Mi., 19.00)
Hertha BSC - Eintracht Braunschweig
FC Homburg - Wuppertaler SV
FC Carl Zeiss Jena - VfL Osnabrück
Hannover - Darmstadt (alle Mi., 20.00) Freitag - Sonntag, 24. bis 26. Juli Unterhaching - SV Meppen (Fr., 19.30)
Stuttgarter Kickers - FC Remscheid
FC Hansa Rostock - MSV Duisburg
Fortuna Köln - FC Homburg
Wuppertaler SV - FC St. Pauli
VfB Leipzig - Hertha BSC Berlin
Eintr. Braunschweig - SV Darmstadt 98
Hannover 96 - Wolfsburg (alle Sa., 15.30)
VfB Oldenburg - FC Carl Zeiss Jena
VfL Osnabrück - Waldhof Mannheim
Düsseldorf - Mainz 05 (alle So., 15.00) Freitag - Sonntag, 31. Juli bis 2. August SV Darmstadt 98 - VfB Leipzig
Duisburg - Düsseldorf (beide Fr., 19.30)
FC St. Pauli - Fortuna Köln
FC Jena - Stuttg. Kick. (beide Fr., 20.00)
Eintr. Braunschweig - Hannover 96
FC Homburg - SpVgg. Unterhaching
FSV Mainz 05 - VfL Osnabrück
Chemn. FC - Wolfsburg (alle Sa., 15.30)
SV Meppen - FC Hansa Rostock
Waldhof Mannheim - VfB Oldenburg
FC Remscheid - Freiburg (alle So., 15.00)
Hertha BSC - Wuppertal (So., 18.00)
Freitag - Sonntag, 7. bis 9. August VfB Oldenburg - Mainz 05 (Fr., 18.30)
VfL Osnabrück - MSV Duisburg
Wuppert. SV - Darmstadt (alle Fr., 20.00)
Stuttg. Kickers - Waldhof Mannheim
Fortuna Düsseldorf - SV Meppen
FC Hansa Rostock - FC Homburg
VfB Leipzig - Eintr. Braunschweig
FC Freiburg - FC Carl Zeiss Jena
Hannover - Chemn. FC (alle Sa., 15.30)
SpVgg. Unterhaching - FC St. Pauli
Fortuna Köln - Hertha BSC Berlin
Wolfsburg - Remscheid (alle So., 15.00)
Dienstag/Mittwoch, 11./12. August Duisburg - VfB Oldenburg (Di., 19.30)
FSV Mainz 05 - Stuttgarter Kickers
Waldhof Mannheim - SC Freiburg
Remscheid - Chemn. FC (alle Mi., 18.30)
Darmstadt 98 - Fortuna Köln (Mi., 19.30)
Eintr. Braunschweig - Wuppertaler SV
FC Homburg - Fortuna Düsseldorf
FC Carl Zeiss Jena - VfL Wolfsburg
St. Pauli - Rostock (alle Mi., 20.00)
Leipzig - Hannover 96 (verlegt auf 8. 9.)
Hertha - Unterhaching (verl. auf 10. 9.)
SV Meppen - Osnabrück (wird verlegt)
Samstag, 15. August 1992 Stuttgarter Kickers - MSV Duisburg VfB Oldenburg - SV Meppen FC Hansa Rostock - Hertha BSC Berlin Fortuna Köln - Eintr. Braunschweig Wuppertaler SV - VfB Leipzig Chemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena VfL Wolfsburg - Waldhof Mannheim SC Freiburg - FSV Mainz 05 Hannover 96 - Remscheid (alle Sa., 15.30) VfL Osnabrück - FC Homburg Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli Unterhaching - Darmstadt (alle So., 15.00)
Freitag - Sonntag, 21. bis 23. August SV Meppen - Stuttg. Kickers (Fr., 18.30) Wuppertal - Hannover 96 (Fr., 20.00) VfB Leipzig - Fortuna Köln Eintr. Braunschweig - Unterhaching SV Darmstadt 98 - FC Hansa Rostock FC St. Pauli - VfL Osnabrück FC Homburg - VfB Oldenburg FSV Mainz 05 - VfL Wolfsburg Waldh. Mannheim - Chemnitz (alle Sa., 15.30) Hertha BSC Berlin - Fort. Düsseldorf MSV Duisburg - SC Freiburg Carl Z. Jena - FC Remscheid (alle So., 15.00) Dienstag/Mittwoch, 25./26. August Chemnitz - FSV Mainz 05 (Di., 18.00) Unterhaching - VfB Leipzig (Di., 19.30 FC Hansa Rostock - Eintr. Braunschweig Fort. Köln - Wuppertal (beide. Di., 20.00) Stuttgarter Kickers - FC Homburg VfB Oldenburg - FC St. Pauli FC Remscheid - Waldhof Mannheim VfL Wolfsburg - MSV Duisburg Freiburg - SV Meppen (alle Mi., 18.30) VfL Osnabrück - Hertha BSC Berlin Fortuna Düsseldorf - SV Darmstadt 98 Hannover - Carl Zeiss Jena (Mi., 20.00) Freitag - Sonntag, 28. bis 30. August VfB Leipzig - FC Hansa Rostock (Fr., 19.30) Wuppertal - Unterhaching (Fr., 20.00) Fortuna Köln - Hannover 96 Eintr. Braunschweig - Fort. Düsseldorf SV Darmstadt 98 - VfL Osnabrück Hertha BSC Berlin - VfB Oldenburg MSV Duisburg - Chemnitzer FC FSV Mainz 05 - FC Remscheid Mannheim - Jena (alle Sa., 15.30) FC St. Pauli - Stuttgarter Kickers FC Homburg - SC Freiburg SV Meppen - Wolfsburg (alle So., 15.00) Dienstag/Mittwoch, 1./2. September Oldenburg - SV Darmstadt 98 (Di., 18.00) Unterhaching - Fort. Köln (Di., 19.30) VfL Osnabrück - Eintr. Braunschweig Hannover - Mannheim (beide Di., 20.00) Stuttg. Kickers - Hertha BSC Berlin FC Remscheid - MSV Duisburg Chemnitzer FC - SV Meppen VfL Wolfsburg - FC Homburg Freiburg - FC St. Pauli (alle Mi., 18.00) Carl Z. Jena - FSC Mainz 05 (Mi., 18.30) Fortuna Düsseldorf - VfB Leipzig Rostock - Wuppertal (beide Mi., 20.00) Freitag - Sonntag, 4. bis 6. September Unterhaching - Hannover 96 (Fr., 19.30) Braunschweig - VfB Oldburg (Fr., 20.00) Fortuna Köln - FC Hansa Rostock Wuppertaler SV - Fortuna Düsseldorf VfB Leipzig - VfL Osnabrück SV Darmstadt 98 - Stuttgarter Kickers MSV Duisburg - FC Carl Zeiss Jena FSV Mainz - Mannheim (alle Sa., 15.30) Hertha BSC Berlin - SC Freiburg FC St. Pauli - VfL Wolfsburg Homburg - Chemnitzer FC (alle So., 15.00) SV Meppen - FC Remscheid (So., 18.00) Freitag - Sonntag, 18. bis 20. September Carl Zeiss Jena - SV Meppen (Fr., 19.30) VfL Osnabrück - Wuppertaler SV Fort. Düsseldorf - Fort. Köln (beide Fr., 20.00) Stuttg. Kickers - Eintr. Braunschweig Waldhof Mannheim - MSV Duisburg Chemnitzer FC - FC St. Pauli VfL Wolfsburg - Hertha BSC Berlin SC Freiburg - SV Darmstadt 98 Hannover - FSV Mainz 05 (alle Sa., 15.30) VfB Oldenburg - VfB Leipzig FC Rostock - SpVgg Unterhaching FC Remscheid - FC Homburg (alle So., 15.00) Freitag - Sonntag, 25. bis 27. September MSV Duisburg - FSV Mainz 05 Leipzig - Stuttgart Kickers (beide Fr., 19.30) FC St. Pauli - FC Remscheid (Fr., 20.00) FC Hansa Rostock - Hannover 96 SpVgg Unterhaching - Fort. Düsseldorf Fortuna Köln - VfL Osnabrück Wuppertaler SV - VfB Oldenburg Eintr. Braunschweig - SC Freiburg SV Darmstadt 98 - VfL Wolfsburg FC Homburg - Carl Zeiss Jena (alle Sa., 15.30) SV Meppen - Waldhof Mannheim Hertha Berlin - Chemnitz (beide So., 15.00) Freitag - Sonntag, 2. bis 4. Oktober Chemnitz - Darmstadt 98 (Fr., 18.00)
FC Carl Zeiss Jena - St. Pauli (Fr., 19.30)
Osnabrück - Unterhaching (Fr., 20.00)
Stuttgarter Kickers - Wuppertaler SV
VfB Oldenburg - Fortuna Köln
SC Freiburg - VfB Leipzig
Wolfsburg - Braunschweig (alle Sa., 15.00)
Fortuna Düsseldorf - FC Hansa Rostock
Hannover - Duisburg (beide Sa., 15.30)
FSV Mainz 05 - SV Meppen
Waldhof Mannheim - FC Homburg
Remscheid - Hertha BSC (alle So., 15.00) Freitag - Sonntag, 16. bis 18. Oktober Wuppertaler SV - SC Freiburg
VfB Leipzig - VfL Wolfsburg
FC Homburg - Mainz 05 (alle Fr., 20.00)
SV Meppen - MSV Duisburg (Sa. 15.00)
FC Hansa Rostock - VfL Osnabrück
SpVgg. Unterhaching - VfB Oldenburg
Fortuna Köln - Stuttgarter Kickers
Eintr. Braunschweig - Chemnitzer FC
SV Darmstadt 98 - FC Remscheid
Hertha BSC - FC Jena (alle Sa., 15.30)
FC St. Pauli - Waldhof Mannheim
Düsseldorf - Hannover (beide So., 15.00) Freitag - Sonntag, 23. bis 25. Oktober MSV Duisburg - FC Homburg
FC Jena - Darmstadt 98 (beide Fr., 19.30)
VfL Osnabrück - Düsseldorf (Fr., 20.00)
VfB Oldenburg - FC Hansa Rostock
Waldh. Mannheim - Hertha BSC Berlin
FC Remscheid - Eintr. Braunschweig
Freiburg - Fortuna Köln (alle Sa. 15.00)
Hannover 96 - SV Meppen
Chemnitz - Leipzig (beide Sa., 15.30)
Stuttg. Kickers - SpVgg. Unterhaching
FSV Mainz 05 - FC St. Pauli
Wolfsburg - Wuppertal (alle So. 15.00) Freitag - Sonntag, 30. Okt. bis 1. Nov. VfL Osnabrück - Hannover 96
Fortuna Köln - VfL Wolfsburg
FC Homburg - Meppen (alle Fr., 20.00)
Fortuna Düsseldorf - VfB Oldenburg
FC Hansa Rostock - Stuttgarter Kickers
SpVgg. Unterhaching - SC Freiburg
Wuppertaler SV - Chemnitzer FC
VfB Leipzig - FC Remscheid
SV Darmstadt 98 - Waldhof Mannheim
Hertha BSC Berlin - FSV Mainz 05
St. Pauli - MSV Duisburg (alle Sa., 15.30)
Eintr. Braunschweig - FC Jena (So., 15.00) Freitag - Sonntag, 13. bis 15. November MSV Duisburg - Hertha BSC Berlin
FC Jena - VfB Leipzig (beide Fr., 19.30)
Stuttg. Kickers - Fortuna Düsseldorf
SV Meppen - FC St. Pauli
FSV Mainz 05 - SV Darmstadt 98
Waldhof Mannheim - Braunschweig
FC Remscheid - Wuppertaler SV
VfL Wolfsburg - SpVgg. Unterhaching
Freiburg - FC Rostock (alle Sa., 14.30)
VfB Oldenburg - Osnabrück (So., 14.30)
Chemnitzer FC - Fortuna Köln
Hannover 96 - Homburg (beide So., 15.00) Freitag - Sonntag, 20. bis 22. November Unterhaching - Chemnitzer FC (Fr., 19.30)
Fortuna Düsseldorf - SC Freiburg
Wuppertaler SV - FC Jena (beide Fr., 20.00)
FC Hansa Rostock - VfL Wolfsburg
Fortuna Köln - FC Remscheid
Eintr. Braunschweig - FSV Mainz 05
SV Darmstadt 98 - MSV Duisburg
Hertha BSC Berlin - SV Meppen
St. Pauli - FC Homburg (alle Sa., 15.30)
VfB Oldenburg - Hannover 96 (So., 14.15)
VfL Osnabrück - Stuttgarter Kickers
VfB Leipzig - Mannheim (beide So., 15.00) Freitag - Sonntag, 27. bis 29. November MSV Duisburg - Eintr. Braunschweig
Carl Zeiss Jena - Fort. Köln (beide Fr., 19.30)
Waldhof Mannheim - Wuppertaler SV
FC Remscheid - SpVgg. Unterhaching
VfL Wolfsburg - Fortuna Düsseldorf
SC Freiburg - VfL Osnabrück
Kickers - Oldenburg (alle Sa., 14.15)
Chemnitzer FC - FC Hansa Rostock
Hannover 96 - FC St. Pauli (beide Sa., 15.30)
SV Meppen - SV Darmstadt 98
Mainz 05 - VfB Leipzig (beide So., 14.15)
FC Homburg - Hertha BSC (So., 15.00) Freitag - Sonntag, 3. bis 6. Dezember Hannover 96 - Stuttgarter Kickers
FC Homburg - SV Darmstadt 98
St. Pauli - Hertha BSC (alle Fr., 20.00)
SC Freiburg - VfB Oldenburg
VfL Wolfsburg - VfL Osnabrück
Meppen - Braunschweig (alle Sa., 14.00)
Chemnitzer FC - Düsseldorf (Sa. 15.30)
FC Remscheid - FC Hansa Rostock
Waldhof Mannheim - Fortuna Köln
Mainz 05 - Wuppertaler SV (alle So., 14.00)
FC Carl Zeiss Jena - Unterhaching
Duisburg - VfB Leipzig (beide So., 15.00) Freitag - Sonntag, 11. bis 13. Dezember Darmstadt 98 - FC St. Pauli (Fr. 19.00)
Eintr. Braunschweig - FC Homburg
Fort. Köln - Mainz 05 (beide Fr., 20.00)
VfB Leipzig - SV Meppen
Wuppertaler SV - MSV Duisburg
FC Hansa Rostock - FC Carl Zeiss Jena
Fortuna Düsseldorf - FC Remscheid
Hertha BSC - Hannover 96 (alle Sa., 15.30)
VfB Oldenburg - VfL Wolfsburg
Kickers - SC Freiburg (beide So., 14.00)
Unterhaching - Waldhof Mannheim
Osnabrück - Chemn. FC (beide So. 15.00)
BUNDESLIGA-TERMINE
Samstag, 15. August Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Saarbrücken
1. FC Nürnberg - Werder Bremen
1. FC Kaiserslautern - 1. FC Köln (alle Fr.)
Eintracht Frankfurt - Dynamo Dresden
Bayer Uerdingen - Bayern München
Schalke 04 - SG Wattenscheid 09
VfL Bochum - Borussia Dortmund
Karlsruher SC - Borussia Mönchengladbach
Hamburger SV - VfB Stuttgart (alle Sa. 15.30) Samstag, 22. August 1. FC Saarbrücken - Karlsruher SC
SG Wattenscheid 09 - Bayer Uerdingen
Dynamo Dresden - Hamburger SV (alle Fr.)
Borussia Mönchengladbach - VfL Bochum
Borussia Dortmund - Schalke 04
Bayern München - 1. FC Kaiserslautern
1. FC Köln - Eintracht Frankfurt
Werder Bremen - Bayer 04 Leverkusen
VfL Stuttgart - 1. FC Nürnberg (alle Sa. 15.30) Di./Mi., 25./26. August Eintracht Frankfurt - Bayern München
Bayer Uerdingen - Borussia Dortmund
Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach
Bayer 04 Leverkusen - VfB Stuttgart
Hamburger SV - 1. FC Nürnberg (alle Di.)
Dynamo Dresden - 1. FC Köln
1. FC Kaiserslautern - SC Wattenscheid 09
VfL Bochum - 1. FC Saarbrücken
Karlsruher SC - Werder Bremen (alle Mi.) Samstag, 29. August Mönchengladbach - Bayer Uerdingen
FC Nürnberg - Bayer Leverkusen (beide Fr.)
VfB Stuttgart - Karlsruher SC
1. FC Saarbrücken - Schalke 04
Borussia Dortmund - 1. FC Kaiserslautern
SG Wattenscheid 09 - Eintracht Frankfurt
Bayern München - Dynamo Dresden
1. FC Köln - Hamburger SV
Werder Bremen - VfL Bochum (alle Sa. 15.30) Di./Mi., 1./2. September Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund
Kaiserslautern - Borussia Mönchengladbach
Schalke 04 - Werder Bremen
Karlsruher SC - 1. FC Nürnberg
Dynamo Dresden - SG Wattenscheid (alle Di.)
Hamburger SV - Bayer 04 Leverkusen
VfL Bochum - VfB Stuttgart
Bayer Uerdingen - 1. FC Saarbrücken
1. FC Köln - Bayern München (alle Mi.) Samstag, 5. September Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt
Bor. Dortmund - Dynamo Dresden (beide Fr.)
VfB Stuttgart - Schalke 04
1. FC Saarbrücken - 1. FC Kaiserslautern
SG Wattenscheid 09 - 1. FC Köln
Bayern München - Hamburger SV
Bayer 04 Leverkusen - Karlsruher SC
1. FC Nürnberg - VfL Bochum
Werder Bremen - Uerdingen (alle Sa. 15.30) Samstag, 19. September VfL Bochum - Bayer 04 Leverkusen
Dynamo Dresden - Mönchengladbach
Hamburger SV - Karlsruher SC (alle Fr.)
Eintracht Frankfurt - 1. FC Saarbrücken
1. FC Kaiserslautern - Werder Bremen
Bayer Uerdingen - VfB Stuttgart
Schalke 04 - 1. FC Nürnberg
Bayern München - SG Wattenscheid 09
1. FC Köln - Bor. Dortmund (alle Sa. 15.30) Samstag, 25. September VfB Stuttgart - Kaiserslautern (wird verlegt)
1. FC Saarbrücken - Dynamo Dresden
Borussia Dortmund - Bayern München
Werder Bremen - Eintr. Frankfurt (alle Fr.)
Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln
SG Wattenscheid 09 - Hamburger SV
Karlsruher SC - VfL Bochum
Bayer 04 Leverkusen - Schalke 04
Nürnberg - Bayer Uerdingen (alle Sa. 15.30) Samstag, 3. Oktober Bayer Uerdingen - Bayer 04 Leverkusen
Schalke 04 - Karlsruher SC
Hamburger SV - VfL Bochum (alle Fr.)
Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart
1. FC Kaiserslautern - 1. FC Nürnberg
SG Wattenscheid 09 - Borussia Dortmund
Bayern München - Bor. Mönchengladbach
1. FC Köln - 1. FC Saarbrücken
Dyn. Dresden - Werder Bremen (alle Sa. 15.30) Samstag, 17. Oktober VfL Bochum - Schalke 04
Karlsruher SC - Bayer Uerdingen
Mönchengladbach - Wattenscheid (alle Fr.)
VfB Stuttgart - Dynamo Dresden
1. FC Saarbrücken - Bayern München
Borussia Dortmund - Hamburger SV
Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Kaiserslautern
1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt
Werder Bremen - 1. FC Köln (alle Sa. 15.30)
Samstag, 24. Oktober SG Wattenscheid 09 - 1. FC Saarbrücken
Dynamo Dresden - 1. FC Nürnberg
Hamburger SV - Schalke 04 (alle Fr.)
Eintracht Frankfurt - Bayer 04 Leverkusen
1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC
Bayer Uerdingen - VfL Bochum
Borussia Dortmund - Mönchengladbach
Bayern München - Werder Bremen
1. FC Köln - VfB Stuttgart (alle Sa. 15.30)
Samstag, 31. Oktober Schalke 04 - Bayer Uerdingen
Bayer 04 Leverkusen - Dynamo Dresden
Werder Bremen - SG Wattenscheid (alle Fr.)
VfB Stuttgart - Bayern München
1. FC Saarbrücken - Borussia Dortmund
Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV
VfL Bochum - 1. FC Kaiserslautern
1. FC Nürnberg - 1. FC Köln (alle Sa. 15.30)
Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt (So.)
Samstag, 14. November 1. FC Kaiserslautern - Schalke 04
Borussia Dortmund - Werder Bremen
Dynamo Dresden - Karlsruher SC (alle Fr.)
Mönchengladbach - 1. FC Saarbrücken
SG Wattenscheid 09 - VfB Stuttgart
Bayern München - 1. FC Nürnberg
1. FC Köln - Bayer 04 Leverkusen
Hamburg - Bayer Uerdingen (alle Sa. 15.30) Samstag, 21. November 1. FC Saarbrücken - Hamburger SV
VfL Bochum - Dynamo Dresden
1. FC Nürnberg - SG Wattenscheid 09 (alle Fr.)
VfB Stuttgart - Borussia Dortmund
Bayer Uerdingen - 1. FC Kaiserslautern
Schalke 04 - Eintracht Frankfurt
Karlsruher SC - 1. FC Köln
Bayer 04 Leverkusen - Bayern München
Bremen - Mönchengladbach (alle Sa. 15.30) Samstag, 28. November SG Wattenscheid 09 - Bayer 04 Leverkusen
Dynamo Dresden - Schalke 04
Werder Bremen - 1. FC Saarbrücken (alle Fr.)
Eintracht Frankfurt - Bayer Uerdingen
1. FC Kaiserslautern - Hamburger SV
Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart
Borussia Dortmund - 1. FC Nürnberg
Bayern München - Karlsruher SC
1. FC Köln - VfL Bochum (alle Sa. 15.30) Samstag, 5. Dezember Bayer Uerdingen - Dynamo Dresden
Schalke 04 - 1. FC Köln
Karlsruher SC - SG Wattenscheid 09 (alle Fr.)
VfB Stuttgart - 1. FC Saarbrücken
1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt
VfL Bochum - Bayern München
Bayer 04 Leverkusen - Borussia Dortmund
1. FC Nürnberg - Borussia Mönchengladbach
Hamburg - Werder Bremen (alle Sa. 15.30) Samstag, 12. Dezember 1. FC Saarbrücken - 1. FC Nürnberg
Borus. Mönchengladbach - Bayer Leverkusen
SG Wattenscheid 09 - VfL Bochum (alle Fr.)
Eintracht Frankfurt - Hamburger SV
Borussia Dortmund - Karlsruher SC
Bayern München - Schalke 04
1. FC Köln - Bayer Uerdingen
Dynamo Dresden - 1. FC Kaiserslautern
Werder Bremen - Stuttgart (alle Sa. 15.30).
HAINBURG. Die für das Hainburger Kommunalwahl-Programm gebildete und verantwortliche Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Monaten offen auf die Bürgerinnen und Bürger zuzugehen, Interessengruppen, Vereine und Verbände einzuladen oder zu besuchen, damit in vielen Einzelgesprächen eine möglichst breite Basis für die SPD- Politik im Hainburg der nächsten Jahre geschaffen werden kann. "Wir wollen unser Wahlprogramm nicht im stillen Kämmerlein erstellen, sondern wir wollen ein Programm, das weitgehend von Bürgern und Mitgliedern selbst geschaffen wurde und somit von einer breiten Mehrheit getragen werden kann", sagt SPD-Vorsitzender Dieter Reining.
Nach Meinung der Wahlprogramm- Kommission ist es bei der Aufstellung der Kandidatenliste für Gemeindevertretung und Kreistag sowie des Wahlprogramms wichtig, noch mehr Offenheit gegenüber Mitgliedern und Wählern als bisher zu praktizieren. "Die Sozialdemokraten wollen alles tun, um die Stärke der Parteiendemokratie, die sich jahrzehntelang bewährt hat, zu bewahren und zu festigen, damit extreme Randgruppen keine Chance bekommen", erklärt Heinz Wich, Leiter der Programmkommission. Dazu müsse die innerparteiliche Mitbestimmung erweitert und die Wünsche und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger müßten noch stärker berücksichtigt werden.
Die Kandidatenliste wird den Hainburger Sozialdemokraten in einer Mitgliederversammlung im August zur Diskussion und zur Abstimmung vorgelegt. ttt
HAINBURG. Zum 17. Mal bereits gehen vom 13. bis zum 24. Juli die Hainstädter Sommerferienspiele am Platz der Freien Turner am Hainstädter Waldrand über die Bühne. "Mittendrin in der Natur" heißt das Motto für junge Umweltdetektive und Naturforscher.
Zum ersten Mal ist in diesem Jahr eine Anmeldung nötig, und es wird ein Teilnehmerbeitrag erhoben. Das kann - sofern nicht schon erledigt - auch noch während der Ferienspieltage erfolgen.
Für jüngere Kinder wird ein Abholdienst eingerichtet, und zwar täglich um 9.45 Uhr ab Kirchplatz und Königsberger Straße. Bei entsprechendem Bedarf werden auch Kinder vom Platz der Republik in Klein-Krotzenburg ans Ziel ihrer Wünsche kutschiert. Klar, daß die Mädchen und Jungen nach 17 Uhr auch wieder zurückgebracht werden.
Wie in den vergangenen Jahren können die Teilnehmer, die mindestens im schulpflichtigen Alter von sechs Jahren sein müssen, vormittags in Gruppen selbst über ihre gemeinsamen Aktivitäten zum Ferienspiel-Motto entscheiden. Nach dem Essen kann jedes Kind seiner Neigung gemäß auf dem Bauspielplatz werkeln, basteln, Sport- und Spielangebote wahr- oder an Ausflügen - bei warmem Wetter vorzugsweise in Richtung Wasser - teilnehmen. Zwischendurch gibt es die bewährten Marmeladenbrote (Konfitüre-Spenden erwünscht), bevor um 16.30 Uhr das große Schlußpalaver mit flotten Liedern und Öffnung des Meckerkastens auf dem Programm steht.
Zumal es noch an Betreuern mangelt, sind Mütter und Väter, aber auch Omas und Opas zur Mitarbeit in Küche oder bei Ausflügen aufgerufen. ttt
KREIS GROSS-GERAU. Begrüßt hat Jürgen May, daß alle drei Fraktionen des Groß-Gerauer Kreistages zu einem Spitzengespräch über die Asylproblematik bereit sind. Als Vorsitzender der SPD- Kreistagsfraktion habe er Landrat Enno Siehr gebeten, daher zur einer Ältestenratsitzung für den 13. August einzuladen.
May hielt es auch für denkbar, daß zu weiteren Treffen Vertreter verschiedenster Organisationen gebeten werden könnten, beispielsweise die Christliche Flüchtlingshilfe. Die Initiative zum parteiübergreifend Gespräch war eine Reaktion auf gewalttätige Angriffe gegen Ayslbewerberunterkünfte im Herbst vergangenen Jahres in Deutschland. Im Zusammenhang mit dem anstehenden Asylgespräch verwies May auch auf die jüngsten Erklärungen des Petersberger Kreises der hessischen CDU-Landtagsfraktion, wonach Zusammenarbeit mit Protestwähler-Parteien - wie den Republikanern - denkbar sei. Es wäre nach Meinung des SPD-Abgeordneten gut, wenn die Kreis-CDU vor dem Hintergrund der Asylthematik erkläre, wie sie es mit solchen Aussagen halte. May begrüßte es, daß bislang kein führender CDU-Vertreter aus dem Kreis im Zusammenhang mit dem Petersbeger Kreis genannt worden sei. cas
RIEDSTADT. Eine "schlagkräftige Mannschaft" will die SPD Wolfskehlen nach Auskunft ihres Vorsitzenden Willi Blodt in den Riedstädter Kommunalwahl schicken. Die Genossen wissen, daß sie da vor dem Hintergrund des Krachs ihres Spitzenduos Bürgermeister Andreas Hoffmann und Erster Beigeordneter Wolfgang Stork es nicht einfach haben werden.
Die Wolfkehler Sozialdemokraten ziehen dennoch optimistisch in den Wahlkampf, wollen für Grundüberzeugungen streiten und eine Politik besonders für Arbeitnehmer machen.
Angeführt wird die bei einer Mitgliederversammlung beschlossene Kandidatenliste - die bei einer Versammlung der gesamten Riedstädter SPD in endgültige Formen für die Gemeinde gegossen wird - von Anneliese Quick. Sie ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF). Hinzu kommen außerdem noch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Georg Hintzenstern sowie der vor allem in Baufragen versierte Gemeindeverteter Karl- Heinz Effertz. Für frischen Wind sollen als Neulinge Rita Schmiele und Ursula Linke sorgen.
Darüber hinaus wurden bei der Versammlung verschiedenste Themen erörtert. So wurde eine gesetzliche Pflegeversicherung gefordert und ein Rahmenplan zur Verkehrsberuhigung in Riedstadt besprochen. Hierzu soll eine Prioritätenliste erarbeitet werden.
Beifall fand der Vorschlag von Erna Blodt, das Festplatzgelände am Bürgerhaus / Sporthalle als Bolzplatz für Kinder herzurichten. Und unter dem Motto "Unser Dorf soll schöner werden" sprach man sich für ein attraktiveres Aussehen der Arnoldallee aus. cas
MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine Vitrine ganz besonderer Bauart soll das Mörfelder Heimatmuseum erhalten: Passend zum Standort in der Hofreite "Goldener Apfel" wird sie in Form eines Apfels gestaltet und mit Goldfarbe überzogen.
Die Riesenfrucht, die dereinst im Eingangsbereich des Museums - unterhalb des Treppenaufgangs zum ersten Stock - auf einem Sockel stehend die Blicke der Besucherinnen und Besucher auf sich lenken soll, hat einen Durchmesser von etwa 1,20 Meter und soll nach Auskunft von Bürgermeister Bernhard Brehl und Kulturdezernent Hans-Jürgen Vorndran "in nicht allzu ferner Zeit" präsentiert werden.
Doch nicht nur die Form der Vitrine ist ungewöhnlich. Die ausgestellten Objekte bieten sich dem Auge des Betrachters nämlich auch nicht so ohne weiteres dar. Wer genau wissen will, was der Goldene Apfel in sich birgt, muß sich schon an die Gucklöcher bemühen. Die haben einen Durchmesser von etwa 15 Zentimetern und geben nicht nur den Blick auf die Exponate frei, sondern offenbaren auch ein besonderes technisches Innenleben dieser neuen Vitrine.
Um den Platz, den das historische Früchtchen bietet, optimal auszunutzen, werden die Objekte auf einer Drehscheibe arrangiert. Die kann rundum bestückt werden und ist ständig in Bewegung - aber so langsam, daß genügend Zeit zur Begutachtung bleibt und auch keine Schwindelgefühle aufkommen.
Die Idee mit der Vitrine, die Teil der Dauerausstellung werden soll, kam auf, als sich die Verantwortlichen Gedanken darüber machten, wie die Geschichte der Hofreite "Goldener Apfel" am besten dargestellt werden könnte. Das, so Kulturamtsleiter Manfred Dammel, sei zwar im Rahmen des Heimatmuseums unerläßlich, andererseits könne sie aber wegen der chronologischen Abfolge nicht in die Dauerausstellung integriert werden, sondern müsse als Einheit für sich stehen.
Gespräche, an denen neben der Stadtverwaltung und Museumsleiterin Cornelia Rühlig auch der Heimat- und Museumsverein teilnahm, wurden geführt - das Ergebnis war die Vitrine in Fruchtform, die derzeit von dem Frankfurter Ausstellungsdesigner Jürgen Weiss gebaut wird.
Eine Lösung, mit der alle Beteiligten rundum zufrieden sind. So zufrieden, daß der Heimat- und Museumsverein spontan anbot, sich mit 5000 Mark an dem mit knapp über 13 500 Mark teuren Riesenapfel zu beteiligen. wal
SELIGENSTADT. Die Seligenstädter Frauen in der SPD warten mit "Jumpin' Jack Flash" am Mittwoch, 8. Juli, um 20 Uhr im Turmstudio in der Bahnhofstraße mit einem sommerlichen Filmspaß auf, in dem die umwerfend komische Whoopy Goldberg zum Spielball verschiedener Geheimdienste wird. Zum Inhalt: Terry arbeitet in einer internationalen Großbank an einem Computer-Terminal, auf dem sie den Hilferuf des britischen Agenten Jack Flash erhält. Dieser sitzt hinter dem (damaligen) Eisernen Vorhang und kann nur per Computer mit dem Westen in Verbindung treten. Damit nimmt eine dramatische, chaotische und witzige Rettung ihren Lauf. ttt
NORDWESTSTADT. Angefangen hat alles vor zehn Jahren mit dem Trinkspruch auf einem Glas: "Bleib ihm treu, trink Kolbs Äppelwoi." Damals entdeckte die Frankfurterin Ingeborg Reusch ihre Leidenschaft für Ebbelwei-Gläser. 622 Gläser stapeln sich inzwischen auf für diesen Zweck eigens angebauten Regalen ihres Wohnzimmers. Ein großer Teil der stattlichen Sammlung aber füllt derzeit 14 Vitrinen in der Fußgängerpassage des Nordwestzentrums. Mehr als 400 Behältnisse des Frankfurter "Nationalgetränks" und sonstige Ebbelwei-Utensilien wie etwa Gläserdeckel sind dort bis Samstag, 11. Juli zu sehen. Zum ersten Mal wird die Sammlung öffentlich präsentiert.
"Kann man die Gläser kaufen?" Diese Frage wird Ingeborg Reusch oft gestellt. Ihre größten Schätze stammen aus der Jahrhundertwende, als die Gläser noch größer waren (0,3 statt 0,25 Liter) und sich die typische Rautenprägung der Oberfläche noch nicht durchgesetzt hatte. "Beim Auspacken war's ganz schön kriminell", berichtet die Sammlerin vom Transport der Trinkgefäße. Mancher Passant hätte gerne mal in ihre Gläser-Kartons gegriffen . . . Dabei kann jeder mit etwas Glück ein solches Objekt für wenig Geld auf dem Flohmarkt erstehen.
Unter Tand und Trödel entdeckte auch Ingeborg Reusch ihre kostbarsten und ältesten Stücke. "Einmal fand ich ein geripptes Glas für 20 Pfennige auf dem Flohmarkt. Es könnte um die hundert Jahre alt sein und ist heute mindestens 45 Mark wert." Solche "Schnäppchen" sind keine Seltenheit. Meist jedoch schreibt die Glasliebhaberin Keltereien an und läßt sich die neuesten Kreationen per Post schicken.
Übrigens ist Apfelwein nicht nur in Hessen beliebt. "Auch in England, Frankreich und Spanien wird Apfelwein getrunken", erzählt Ingeborg Reusch. "Dort heißt er Cider, Cidre oder Cidra. Schmeckt aber lange nicht so gut wie Ebbelwei." Es versteht sich, daß Ingeborg Reusch auch aus diesen Ländern alles sammelt, worin das leichtalkoholische Getränk den Weg zu durstigen Kehlen findet - Krüge, Gläser, Flaschen.
Passend zur Ausstellung brachte Karl Oertl zusammen mit Frankfurter Sängern und Mundart-Dichtern "Ein Hoch dem Stöffche" - so lautet der Titel der Gläserschau. Eine kleine Bühne, gerahmt von zwei riesigen Pappmaché-Skulpturen in Apfel- und Bembelform, davor Holzbänke und die moderne Konstruktion des Glasdachs darüber - die im übrigen für brütende Hitze sorgte - bildeten die Kulisse der volkstümlichen Veranstaltung. Vorbeieilende Passanten, das munter plaudernde Publikum und eine zu leise eingestellte Lautsprecheranlage verhinderten allerdings, daß die Zuschauer auch akustisch in den Genuß von Karl Oertls Programm kamen.
So konnte Leni Hermann ihre Mundartgedichte nur bei den ersten zwei Tischen zu Gehör bringen; auch der Sänger Bernd Czympolista kämpfte mit seiner Gitarre ebenfalls auf fast verlorenem Posten.
Natürlich durfte ein Apfelwein- und -saftausschank nicht fehlen. Auch wenn der Ebbelwei, wie ein Besucher bemerkte, nicht kalt genug war und der Apfelsaft gleich mit der Frage ausgeschenkt wurde: "Darf er auch lauwarm sein?" orf
Die Vorrunden-Termine der Fußball-Bundesliga, Saison 1992/93
Die Vorrunden-Termine der Zweiten Fußball-Bundesliga, Saison 1992/93
KRIFTEL. Nicht nur die Eltern der Kindergarten-Kinder am Linsenberg freuen sich: Die Fraktion der Freien Wählergemeinschaft (FWG) freut sich mit. Deren Vorsitzender Wolfgang Gerecht hatte im Mai beim Gemeindevorstand beantragt, zu prüfen, ob einer Erzieherin der katholischen Einrichtung eine Dienstwohnung zur Verfügung gestellt werden kann. Wie mehrfach berichtet, erschwert dort der Personalmangel die Arbeit, gab es Probleme bei der Suche nach einer Pädagogin. Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) hat jetzt auf die FWG-Anfrage geantwortet. Ergebnis: Eltern und Erzieherinnen können wieder hoffen.
"Mit Rücksicht auf den Personalbedarf in den Krifteler Kindertagesstätten" habe der Gemeindevorstand beschlossen, "eine inzwischen gekündigte Wohnung aus dem Bestand der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft bis auf weiteres für eine Erzieherin freizuhalten", heißt es im Schreiben aus dem Rat- und Bürgerhaus. Überdies wolle die Gemeinde der Gesellschaft "die dadurch entstehenden Mietausfall-Kosten" erstatten, falls der Gewobau-Aufsichtsrat zustimmt.
Außerdem sei eine Erzieherin gefunden worden, die nach den Ferien am Linsenberg oder in einer anderen Krifteler Kindertagesstätte arbeiten will, "ohne damit einen Anspruch auf Bereitstsellung einer Wohnung zu verbinden".
Börs listet auch insgesamt vier Werkswohnungen für Erzieherinnen in den Krifteler Kitas auf - zwei davon befänden sich am Linsenberg, die bereits an Kindergärtnerinnen vermietet seien. Eine von ihnen arbeite in der Einrichtung selbst, die zweite in einem Frankfurter Vorort, wolle ihren Arbeitsplatz jedoch nicht wechseln. pms
Anwohner haben sich über "enorme Lärmbelästigung durch Kinder" auf dem Spielplatz am alten SSG-Sportgelände in Langen beschwert (FR vom 27. Juni 92).
"Kinderlärm störender als der von Flugzeugen?" Endlich, lange erwartet, wurde auf dem Außengelände des alten SSG-Sportplatzes ein Spielplatz eröffnet. Der erste im verkehrsreichen Innenstadtbereich.
Und schon kommen die ersten Klagen entnervter Anwohner, die sich am Lärm spielender Kinder hochziehen. Um nicht ganz als kinderfeindlich abgestempelt zu werden, müssen die Jugendlichen herhalten, die sich abends auf den Geräten tummeln. Mit Ratschlägen, wie den Spielplatz auf die Ostseite des Geländes zu verlagern, wollen unsere kinderlosen Mitmenschen wieder zu ihrer wohlverdienten Ruhe kommen. Nur leider liegt im östlichen Bereich die Einfahrt des Geländes. Lieber Ruhe und dafür ein paar verkehrstote Kinder mehr? Sollte das etwa die Alternative sein?
Im Hinblick darauf, daß in Langen die Lärmbelästigung durch Verkehr und Fluglärm beträchtlich ist, denke ich, daß es besser wäre, Aktivitäten in eben diese Richtung zu starten, um Abhilfe zu schaffen. Ich frage mich, in welcher Gesellschaft wir leben, wenn der Lärm vom Leben als störender empfunden wird als der von Flugzeugen und Autos. Martina Dröll, Langen
"Wir sind ja alle so kinderfreundlich" Da gibt es endlich mitten in der Stadt einen attraktiven (Spiel-)Platz für Kinder und Jugendliche und schon Leute, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlen. Wir sind ja alle so kinderfreundlich, nur in unserer Nähe sollen sie möglichst nicht laut sein. Der Spielplatz ist seit über zwei Jahren genau an dieser Stelle geplant, er liegt an einem von vielen kleineren Vereinen und den anliegenden Schulen genutzten Sportplatz. Haben die Anwohner sich bei der Wahl ihrer Wohnungen gedacht, der Platz würde geschlossen, damit sie ihre Ruhe haben? Sollten wir nicht lieber gemeinsam versuchen, möglichst schnell eine Begrünung zu erreichen? Dann sind die Anwohner besser vom Spielplatz abgeschirmt, und die Kinder können die Geräte besser nutzen.
Daß der Platz auch für Jugendliche interessant ist, liegt wohl daran, daß er zentral liegt und daran, daß es in Langen keine anderen attraktiven Treffpunkte für sie gibt. Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen Möglichkeiten, sich ohne Aufsicht zu treffen. Für mehr solcher Möglichkeiten könnten sich auch die Anwohner bei der Stadt einsetzen.
Unser Sommer ist kurz. Nicht nur Kinder und Jugendliche genießen die langen warmen Tage auch im Freien. Im Herbst wird die Abendruhe von allein wieder früher eintreten. Ein Leben auf engem Raum erfordert Kompromisse. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche sind dazu bereit, wenn mit ihnen darüber gesprochen wird. Brigitta Meier, Langen
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Die Bürger zahlen für fehlendes Schlachtvieh
Trotz des Rückgangs beim Schlachtvieh will der rot-grüne Magistrat nach einer Phase des Zögerns am heftig umstrittenen Umzug des Schlachthofs nach Nieder-Eschbach festhalten. Wichtigster Grund ist ein Kontrakt aus dem Jahre 1988, der die Steuerzahler Geld kostet: Der sogenannte "Schlachtmengen-Garantievertrag" zwingt eigentlich die Norddeutsche Fleischzentrale (NFZ), für jedes Stück Vieh, das sie nicht anliefern kann, 80 Prozent der ausgefallenen Gebühren zu ersetzen. Tatsächlich aber zahlt die NFZ nichts - sie beruft sich darauf, daß die Stadt den Vertrag nicht erfüllt, weil sie ein Erweiterungskühlhaus nach neuestem hygienischen Standard nicht zuläßt. Wieviel Geld der Stadt so entgeht, ist unklar. 1991 mußte die Kommune dem Schlachthof außerdem mit einem Betriebskosten-Zuschuß von 400 000 Mark helfen - dieses Jahr rechnen Experten mit einer höheren Summe. Hinzu kamen 1991 etwa 4,5 Millionen Mark an Steuergeld für die Abschreibung und die Verzinsung des aufgenommenen Kapitals. Der Vertrag hat nach Angaben von Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), eine Laufzeit bis zum Jahre 2003.
Inzwischen führt die rückläufige Menge des Schlachtviehs bereits zu Konsequenzen im Schlachtbetrieb am südlichen Mainufer. Immer wieder werden Kühlhäuser stillgelegt, die Maschinen abgestellt. In der vergangenen Woche wurde von 1500 Quadratmeter Kühlfläche ein Teil von 200 Quadratmetern nicht mehr benutzt. Der Privatbetrieb, der auf dem Gelände am Deutschherrnufer die Innereien verarbeitet, wollte seinen Vertrag mit der Stadt wegen der veränderten Rahmenbedingungen neu aushandeln - diesen Vorstoß wehrte die Kommune zunächst ab.
Und dem rot-grünen Magistrat bleibt weiterer Ärger erhalten: Die NFZ unterschrieb zwar in der vergangenen Woche mit einjähriger Verspätung endlich die Verträge über die Verlagerung des Schlachthofs nach Nieder-Eschbach. Aber ein privater Großmetzger pokert weiter mit der Stadt um eine millionenschwere Entschädigung, weil er vor dem Umzug in den Frankfurter Norden auf dem Schlachthof-Gelände am Main zunächst in eine andere Halle ausweichen muß. Im Römer wird das Verhalten des Unternehmens als "Ungeheuerlichkeit" angesehen, weil für den Schadensersatz gar keine Rechtsgrundlage existiere.
Mit der Unterzeichnung des Vertrages entstehen den Steuerzahlern zunächst einmal Kosten von knapp 80 Millionen Mark. Mit 50 Millionen Mark unterstützt die Kommune den Neubau des privaten Schlachthofs der NFZ im Gewerbegebiet Nieder-Eschbach. Genau 14 Millionen Mark fließen an NFZ und das Fleischversorgungszentrum Rhein-Main (FVZ) dafür, daß beide Unternehmen aus den bisherigen Verträgen über den Schlachtbetrieb am Mainufer aussteigen. Die Stadt trägt außerdem die Sanierung der Altlasten auf dem Gelände am Deutschherrnufer, auf dem einmal Wohnhäuser stehen sollen. Dafür veranschlagt sie zehn Millionen Mark. Wieviel Geld tatsächlich erforderlich ist, steht in den Sternen - die Untersuchung der Altlasten durch Fachleute des Umweltamtes dauert an.
Schließlich einigten sich NFZ, FVZ und Stadt über die Aufteilung der Kosten für die Abwasserbeseitigung am neuen Standort des Schlachthofs in Nieder- Zweifel an Notwendigkeit Eschbach. Wie Wentz-Referent Häußler dazu sagte, ist "der Betrag noch nicht genau fixiert". Mit maximal 4,3 Millionen Mark müßten die Frankfurter Steuerzahler rechnen.
Planungsdezernent Wentz bezweifelt schon seit geraumer Zeit, daß ein Schlachthof in Frankfurt wirtschaftlich noch notwendig ist. Er sah sich jetzt durch den Rückgang beim Schlachtvieh bestätigt - verschiedene Faktoren wirken sich hier aus. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft führt dazu, daß jährlich zwischen fünf und acht Prozent der Betriebe aufgegeben werden. Die EG-Kommission in Brüssel hat wegen der Kosten ihre Praxis von "Interventionskäufen" bei Vieh gestoppt. Rinder aus der ehemaligen DDR gelangen nicht mehr in den Westen, nachdem ein großer Teil der Bestände der früheren Landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaften (LPG) geschlachtet ist. Der Fleischverbrauch pro Kopf der Bevölkerung sinkt auf Grund veränderter Konsum-Gewohnheiten. Immer mehr tiefgefrorenes Fleisch aus den EG-Nachbarländern drängt auf den deutschen Markt.
In Frankfurt aber schloß der frühere CDU-Magistrat 1988 den sogenannten "Schlachtmengen-Garantievertrag" mit der NFZ. Der sieht unter anderem eine Zahl von 50 000 Rindern im Jahr für den Schlachthof am Main vor, die 1992 kaum erreicht werden dürfte. Der vermeintlich naheliegende Schluß, das Papier sei damit hinfällig und der Umzug des Schlachthofs auch, ist falsch. Das Risiko millionenschwerer Schadenersatz-Forderungen der Metzger im Falle eines Ausstiegs aus dem Vertrag erschien dem Magistrat zu hoch.
Der Vertrag von 1988 sagt den privaten Metzgern nämlich auch ein Erweiterungs-Kühlhaus nach neuestem hygienischen Standard zu - das aber ließ der rot-grüne Magistrat am Mainufer nicht mehr bauen, nachdem er sich für das geplante Wohnviertel entschieden hatte. Das Kühlhaus errichten die Metzger mit dem Geld der Steuerzahler am neuen Standort in Nieder-Eschbach.
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Schwalbach. Jazzclub, Bürgerhaus: Holiday in Jazz - Jazziges zur Ferienzeit, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Eiskalte Leidenschaft (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Schlafwandler (20.15 Uhr).
Kino 2: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Grand Canyon (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Der Schlafwandler (20.15 Uhr). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 19 bis 22 Uhr.
Parteien / Parlamente Eschborn. Sprechstunde der CDU- Fraktion, 18 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 21 50.
Beratung / Selbsthilfe Flörsheim. AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Jugendhaus der Josefkirche, Kolpingstraße, 19.30 Uhr.
Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr.
Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.
Gesundheitsamt des MTK, Am Kreishaus 1-5: Mehrfachschutzimpfung und Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.
Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Hofheim. Deutsche Rheuma-Liga: Ausflug zum Gimbacher Hof, Treffpunkt: AOK-Geschäftsstelle, Wilhelmstraße 16, 19.30 Uhr.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.15 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: "Herzsport", Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 96 / 2 54 83.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Skat und Spiele, 13 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67. Sonstiges Hochheim. Weinfest: Tanz und Show- Band "Black Horse", Festpodium Kälberplatz, 20 Uhr; Gruppe "Apollos", Festpodium Frankfurter Straße, 20 Uhr; Brillant-Feuerwerk in den Weinbergen südlich der katholischen Kirche St. Peter und Paul, 23 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Caritas: Sozialdienste für Spanier und Italiener, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.
Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, 18.30 Uhr, Johannes-Busch-Haus, Hospitalstraße 42.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 069 / 30 30 04.
Vereine / Organisationen Höchst. Dart-Club: Treffen, 19 Uhr, Gasthaus "Zum Bären", Schloßplatz.
Nied. Männergesangverein: Singstunden, 19.30 Uhr, Colleg I, Haus Nied. Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße 11. WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Walt Disney's Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Feivel II - der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Alpha: Mein böser Freund Fred (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Red Hunter (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stop! Oder meine Mami schießt (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: The Player (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Cinema im Westend, Wellritzstraße 49: Die nackte Kanone 21/2 (15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Dotzheimer Straße 107, 19.30 Uhr. Sonstiges Gibber Kerb, Wiesbaden-Biebrich.
- ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Eiskalte Leidenschaft (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Schlafwandler (20.15 Uhr).
Kino 2: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Rosa Luxemburg (17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Der Schlafwandler (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt" (bis 25. 7.).
Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.).
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Stop die Müll-Lawine", Parterre, zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 12. 7.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 18 bis 22 Uhr.
Parteien / Parlamente Bad Soden. Grüne: Stammtisch, Sportklause Kluge, Brunnenstraße, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
DAK, Kirschgartenstraße: Ernährungsberatung, 9.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 26 (oder jede andere DAK-Geschäftsstelle).
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, Gemeindezentrum der evangelischen Paulusgemeinde, Gustav-Adolf-Straße, 19 Uhr, Infos Tel. 0 69 / 5 97 42 74, 18 bis 20 Uhr.
Katholisches Bezirksamt, Kirchplatz 6: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia": Frühstückstreff, Räume der Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Kaffee-Nachmittag, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Eschborn. Kinder-Summertime-Programm der Jugendpflege: Kölner Spiele- Circus mit Mitmach-Circus-Programm, Hanny-Franke-Anlage (bei schlechtem Wetter in der Hartmutschule), 14 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Eddersheim, Kreuzstraße: Treffen des Videoteams, Keller des Begegnungshauses, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16: Werke des Graffiti-Künstlers "Bomber" Helge Steinmann, 10 bis 1 Uhr.
Jahrhunderthalle: "1100 Jahre Prager Architektur", 11.30 bis 18 Uhr (bis 13. 7.).
Volksbank, Hostatostraße 13: "Mosaik- Glaskunst", Bleiglaserei von Martin Jirikka, zu den Schalterstunden (bis 13. 7.).
Höchster Schloß, Schloßplatz: "Prag in graphischen Werken von Vincenc Morstadt", 10 bis 16 Uhr (bis 13. 7.).
Frankfurter Sparkasse, Marktplatz: "Otto Schamschula - ein Frankfurter Künstler aus Prag", zu den Schalterstunden (bis 13. 7.).
Hoechst-Werksbücherei, Tor Ost: "Prag im Buch", 11 bis 14 Uhr (bis 10. 7.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Pfarrheim, Schleifergasse 2.
DRK, Hostatostraße 35: Beratung für hilfesuchende Menschen, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 15 bis 17 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, 19.30 Uhr, Clubhaus Labbeduddel. Kinder / Jugendliche Höchst. Stadtteilbücherei, Bikuz, Michael-Stumpf-Straße: Spielenachmittag für Kinder von vier bis zehn Jahren, "Urlaub und Verreisen", 15 bis 16 Uhr. WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Walt Disney's Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Feivel II - der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Alpha: Mein böser Freund Fred (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Red Hunter (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stop! Oder meine Mami schießt (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: The Player (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Cinema im Westend, Wellritzstr. 49: Uhrwerk Orange (14.30, 17.30, 20.30 Uhr). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (bis 17. 7.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Kastellstraße 11, Käthe-Kollwitz-Schule (Kellereingang), 10 bis 13 Uhr; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 5 19 12.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Pro Familia, Langgasse 3: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, 14 bis 17 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle, Rheinstr. 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 15 bis 18 Uhr. - ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Bad Soden. Kur-Theater: Grand Canyon - Im Herzen der Stadt (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Schlafwandler (20.15 Uhr).
Kino 2: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Allein unter Frauen (20.15 Uhr). Ausstellungen
Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - eine Stadt" (bis 25. 7.).
Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt" - Fotoausstellung von Helge Sulzer, zu den Geschäftszeiten (bis 23. 7.).
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Stopp die Müll-Lawine", Parterre, zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 12. 7.). Beratung / Selbsthilfe
Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hattersheim. Ausländerbeirat: Rechtsberatung, Rathaus, Räume des Ausländerbeirates, 17 bis 19 Uhr.
Hochheim. Gesundheitsamt des Main- Taunus-Kreises: Mütterberatung und Mehrfachschutzimpfungen, Massenheim, Verwaltungsnebenstelle, 10 bis 11.15 Uhr.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Kelkheim. Malteser soz. Dienste: Stundenw. Betreuungs-, Begleit- u. Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr; Sprechst., Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe bei Alkoholproblemen, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr.
Offene Treffs Schwalbach. Stillgruppe: Treffen, katholisches Gemeindezentrum St. Martin, Badener Straße 23, 9.30 bis 11.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, 15 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Lesung mit Ruth Breitbarth, "Heitere Erzählungen von Anton Tschechow", Vortragsraum, 16 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Wandergruppe, 10 Uhr (Anmeldung Tel. 49 66); Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof, Hauptstraße 48: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Liebesgeschichten vom Franz", 15 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16: Werke des Graffiti-Künstlers "Bomber" Helge Steinmann, 10 bis 1 Uhr.
Jahrhunderthalle: "1100 Jahre Prager Architektur", 11.30 bis 18 Uhr (bis 13. 7.).
Volksbank, Hostatostraße 13: "Mosaik- Glaskunst", Bleiglaserei von Martin Jirikka, zu den Schalterstunden (bis 13. 7.).
Höchster Schloß, Schloßplatz: "Prag in graphischen Werken von Vincenc Morstadt", 10 bis 16 Uhr (bis 13. 7.).
Frankfurter Sparkasse, Marktplatz: "Otto Schamschula - ein Frankfurter Künstler aus Prag", zu den Schalterstunden (bis 13. 7.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33, Tel. 0 69 / 30 30 04, Sprechzeit, 14 bis 16.30 Uhr.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Guttempler: Gesprächsgruppe für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, AW-Zentrum, Königsteiner Straße 49 H.
Caritas: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, 17 Uhr, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Kasinostraße 15.
Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Nied. Selbsthilfegruppe für Drogen- und Medikamentenabhängige: Treffen, Gemeindehaus, Dürkheimer Str. 35, 20 h.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau, Kellerskopfweg 28: Krabbelgruppe, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck).
Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, 16 bis 18 Uhr, Wed 13. Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße. Kinder / Jugendliche Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Walt Disney's Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Feivel II - der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Alpha: Mein böser Freund Fred (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Red Hunter (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stop! Oder meine Mami schießt (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Jesus (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Cinema im Westend, Wellritzstraße 49: Gottes vergessene Kinder (15.30, 17.45, 20.30 Uhr).
Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (bis 17. 7.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Die fähigen Weiber von Dresden, 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Telefon-Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 13 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
- ohne Gewähr -
BAD HOMBURG. Seit vergangener Woche benötigt ein Teil der Bürger des früheren Jugoslawiens bei der Ein- oder Durchreise durch Österreich ein Visum. Wer einen alten jugoslawischen Paß besitzt oder einen neuen vom "Rest-Jugoslawien", der kann die österreichische Grenze ohne das entsprechende Papier nicht mehr überqueren. Kroaten und Slowenen, die einen neuen Paß ihrer Republiken vorweisen können, dürfen ohne Visum die Grenze überqueren. Daneben gilt die Visumspflicht noch für Inhaber von Pässen mit besonderen Nummern.
"Die Anweisung kam überraschend. Wir haben noch keine konkreten Weisungen, es geht drunter und drüber", verlautete aus dem österreichischen Konsulat. Betroffen von der neuen Visumsvorschrift ist vor allem ein Teil der hier lebende Jugoslawen, die in ihre Heimat fahren wollen. Nach Auskunft des Bad Homburger Ausländerbeirats wurden bereits einige Reisende von österreichischen Grenzbeamten zurückgeschickt, da sie über kein Visum verfügten.
Ein Visum muß beim österreichischen Generalkonsulat in Frankfurt am Weingarten 25 (Telefon 069 / 77 20 66) beantragt werden. Das Visum kostet bei einmaliger Einreise 42,65 Mark, bei mehrmaliger Einreise (Hin- und Rückfahrt) 56,85 Mark. Die Bearbeitung des Antrags dauert einen Tag. Geöffnet hat das Konsulat von Montag bis Freitag zwischen 9 und 12 Uhr. jom
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Stop! Oder meine Mami schießt (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Open-Air-Kino, Altes Wasserschloß: Die Commitments, 21 Uhr.
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Allein unter Frauen (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt" (bis 25. 7.).
Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.).
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Stop die Müll-Lawine", Parterre, zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 12. 7.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Herr Fetscher).
Hattersheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Erbsengasse 12 (Altmünstermühle), 19.30 bis 21.30 Uhr.
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20.15 bis 21.30 Uhr, Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Vereine / Organisationen Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.
Hochheim. Seniorenbeirat: Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Eschborn. Jugendzentrum, Jahnstraße 3: Volleyballturnier, 16 Uhr.
Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67. Sonstiges Hattersheim. Abfuhr von kompostierfähigen Gartenabfällen, ab 7 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Jahrhunderthalle Hoechst: "1100 Jahre Prager Architektur", 11.30 bis 18 Uhr (bis 13. 7.).
Volksbank, Hostatostraße 13: "Mosaik- Glaskunst", Bleiglaserei von Martin Jirikka, zu den Schalterstunden (bis 13. 7.).
Höchster Schloß, Schloßplatz: "Prag in graphischen Werken von Vincenc Morstadt", 10 bis 16 Uhr (bis 13. 7.).
Frankfurter Sparkasse, Marktplatz: "Otto Schamschula - ein Frankfurter Künstler aus Prag", zu den Schalterstunden (bis 13. 7.).
Hoechst-Werksbücherei, Tor Ost: "Prag im Buch", 11 bis 14 Uhr (bis 10. 7.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 0 69 / 5 97 42 74.
Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Zeilsheim. Kreis für alleinerziehende Mütter / Väter mit Kindern: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt-Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Unter Verdacht (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Walt Disney's Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Beta: Julia und ihre Liebhaber (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: The Player (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: City Slickers (15, 17.45, 20.30 Uhr). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (bis 17. 7.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Die fähigen Weiber von Dresden, 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.). Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Pro Familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Deutsche Friedensgesellschaft, Marcobrunnerstraße 7: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.
Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.
Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19.30 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 16 bis 22 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Evangelische Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5: Eltern-Kind- Treff, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 16 bis 21 Uhr.
- ohne Gewähr -
Der große Lentini - wer kennt ihn nicht? - wechselt vom AC Turin zum italienischen Meister AC Mailand. In den Zeiten, in denen traditionell die Spieler auf der Suche nach einem neuen geldbehangenen Trikot sich befinden, ist dies im Grunde genommen eine Alltäglichkeit. Der Lentini-Wechsel hebt sich freilich heraus aus dem täglichen Transfergeschäft durch die enormen Summen, die im Spiele sind, und die die Frage aufwerfen: handelt es sich dabei um den perfekt geregelten oder den ungeregelten, rational nicht erklärbaren Wahnsinn.
Die italienischen Sportzeitungen schrieben von rund 87 Millionen Mark, die in vier Jahren in verschiedenster Form, von Ablösesumme bis Gehalt, über den Tresen gehen sollten; die Beteiligten, der AC Turin als Verkäufer, der AC Mailand als Käufer und Lentini als Verkaufter einigten sich schließlich darauf, daß insgesamt 39 Millionen Mark den Besitzer wechseln.
Über die Details muß nicht geredet werden. Und über die Moral (oder besser: Unmoral) solcher Geschäfte mag in diesem Fall einmal durchaus der Vatikan durch seine Zeitung "Osservatore romano" das Urteil fällen und gleichzeitig voraussagen, das Ende des Fußballs sei nahe, weil mit soviel Geld für einen Fußballspieler die "Würde der Arbeit" verletzt werde. Aber der Hinweis auf die Moral allein ist bei diesem vordergründig alltäglichen Kapitalismus auf die Dauer wenig hilfreich. Es ist unrealistisch zu glauben, der Verzicht auf solche Transfergeschäfte könnte den Bedürftigen helfen. Die Lebenserfahrung spricht dagegen. Rüstung und Raumfahrt zum Beispiel verschlingen Milliarden, während das Volk noch nicht einmal das Allernotwendigste besitzt.
Wohl deshalb bemühen die Befürworter solcher Transfersummen in ih- Lentini und das infantile Gehabe rer Argumentation gern den "Markt". Vom freien Markt zu reden ist indessen absurd, weil gerade die Europameisterschaft in Schweden gezeigt hat, daß niemand auch nur im entferntesten die gezahlten Beträge, seien es Ablösesummen oder Gehälter, durch entsprechende Leistungen rechtfertigt. Abgesehen von allen moralischen Aspekten zeigt sich, daß dieser Markt eben nicht funktioniert, daß es sich in Wahrheit um Manipulation, geboren aus Prestigedenken handelt.
Stünden die Leistungen und damit der "Marktwert" der Spieler sowie die Transfersummen in Einklang, müßte über das Thema gar nicht geredet werden. Die kläglichen Darbietungen von Schweden haben allen Betrachtern jedoch anschaulich vor Augen geführt, was von den meisten Akteuren wirklich zu halten ist: wenig oder nichts, was zugegebenermaßen allerdings immer von subjektiver Beurteilung abhängt.
Wenn denn schon die Moral ohne Einfluß aufs Denken bleibt, so sollte wenigstens der Appell an allgemeine kaufmännische Gepflogenheiten greifen. Unternehmer, die sich sonst sehr hartleibig geben, wenn es um ihr Geld geht, sind - sofern im Fußball engagiert - in einem geradezu erstaunliche Maße freigiebig. Ob Fiat-Herrscher Agnelli oder Medien-Mogul Berlusconi, sie alle haben doch - nach eigenen Wertvorstellungen - nichts zu verschenken. Warum tun sie es beim Fußball? Warum werden in der deutschen Fußball-Bundesliga Millionen gezahlt? Reduziert sich alles am Ende auf infantiles Gehabe, um anderen das Spielzeug wegzunehmen? Die Wahrscheinlichkeit ist groß und andere Erklärungen kaum denkbar.
ERICH STÖR
Tips und Termine für den MTK, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Eschborn. Summertime-Programm: Kleinkunstabend mit dem Theater "König Alfons" aus Freiburg, Süd-West- Park, 20 Uhr.
Schwalbach. Sommertreff: Historische Volksmusik mit "Holzäppelbäumche", hinter dem Jugendzentrum (bei Regen im Parkhaus Mutter Krauss), 20 Uhr.
Bad Soden. Kur-Theater: Stop! Oder meine Mami schießt (20 Uhr).
Flörsheim. Stadtgarten am Main: Open-Air-Kino mit Live-Musik, The Doors (20.30 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Delicatessen (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Basic Instinct (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Stop! Oder meine Mami schießt (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).
Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt" (bis 25. 7.).
Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.).
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Stop die Müll-Lawine", Parterre, zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 12. 7.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe, 9 bis 12 Uhr; Kontakt Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Beratungen, Kuren und Erholung; Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Pflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Musikgruppe "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 10 Uhr; Café, 15 bis 18 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hess. Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstr. 2, 9-12 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz, 14 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Jahrhunderthalle Hoechst: "1100 Jahre Prager Architektur", 11.30 bis 18 Uhr (bis 13. 7.).
Volksbank, Hostatostraße 13: "Mosaik- Glaskunst", Bleiglaserei von Martin Jirikka, zu den Schalterstunden (bis 13. 7.).
Höchster Schloß, Schloßplatz: "Prag in graphischen Werken von Vincenc Morstadt", 10 bis 16 Uhr (bis 13. 7.).
Frankfurter Sparkasse, Marktplatz: "Otto Schamschula - ein Frankfurter Künstler aus Prag", zu den Schalterstunden (bis 13. 7.).
Hoechst-Werksbücherei, Tor Ost: "Prag im Buch", 11 bis 14 Uhr (letzter Tag).
Höchst. Christliche Universelle Gnostische Bewegung: "Die Welt der Beziehungen", Kulturtreff der Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H, 20 Uhr.
Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Sprechzeiten, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Offener Treff, 14 bis 18 Uhr, Tel. 30 32 14.
Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 16.
Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.
Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr.
Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.
JuZ, Café Libertad, Palleskestraße 2: Englisches Sprachcafé "Tea time" für Jugendliche ab 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: 18 bis 23 Uhr, Hunsrückstraße 11.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Zeilsheim-Taunusblick, Gemeindehaus, Rombergstraße 63: "Treffpunkt", Jugendgruppe für 14- bis 16jährige, 20 Uhr.
WIESBADEN
Kurhaus: Konzert der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, 20 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater, "Total verrückt", Kommödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr.
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (15.30, 18, 20.30, 23 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15, 23 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Unter Verdacht (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Walt Disney's Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30, 22.45 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Beta: Julia und ihre Liebhaber (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: The Player (14, 17, 20, 22.45 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Die Commitments (17, 19.45, 22.30 Uhr). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 13 Uhr (bis 31. 8.).
Dresdner Bank, Wilhelmstraße 7: "Der Mann im Bild", zu den Schalterstunden (bis 17. 7.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Die fähigen Weiber von Dresden, 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.). Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Pro Familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr. Sonstiges Schiersteiner Hafenfest, ganztägig.
Hilfer Kerb, Bergkirchenviertel.
- ohne Gewähr -
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Theater / Konzerte Bad Soden. Reihe "Jazz am Heimatmuseum": Konzert mit "Engelbert Wrobels Swing Society", Zum Quellenpark, 11 Uhr.
Schwalbach. Sommertreff: "Die Musikanten sind da!" Frühschoppen mit den "Taunusmusikanten", Marktplatz (bei Regen im Bürgerhaus), 11 bis 14 Uhr. Vereine / Organisationen Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Kinder / Jugendliche Eschborn. Jugendzentrum, Jahnstraße 3: Sommerfest, 16 Uhr. Sonstiges Flörsheim. GALF: Flohmarkt, Mainufer, ab 8 Uhr.
Schwalbach. Kulturkreis: Flohmarkt, Marktplatz, 9 bis 14 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Hattersheim. Alter Posthof, Hauptstraße 48, Innenhof: "Die Post geht ab . . . ", Rock'n'Roll mit "Time Bandit", 11 Uhr.
Hofheim. KreisStadtSommer: Jazz-Matinee mit "Rhythm and Blues Experience", Altes Wasserschloß, Kellereiplatz, 11 Uhr. Parteien / Parlamente Hofheim. SPD: Infowanderung durch die Gemarkung der Kreisstadt, Treffpunkt: Parkplatz gegenüber dem Krankenhaus, 13.30 Uhr. Sonstiges Kelkheim. Familien-Kulturtage: Volkstümliche Musik mit der "Finthener Trachtenkapelle"; Programm für Kinder, Bahnstraße / Großer Haingraben, 15 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Bad Soden. Kur-Theater: Stop! Oder meine Mami schießt (Sa., So.: 17.30, 20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Delicatessen (So.: 20.15 Uhr).
Alter Posthof, Hauptstraße 48, Innenhof: Open-air-Kino-Festival: Filme: "Hot Shots" und "Schtonk"; Show-Einlagen mit den "Flying Tomatoes"; Oldies und Country mit Klaus Hartmann, Sa.: 19.30 Uhr (Einlaß ab 19 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Wayne's World (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So.: 15 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 3: Basic Instinct (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Basic Instinct (Sa., So.: 17, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Stop! Oder meine Mami schießt (Sa., So.: 17.30, 20.15 Uhr; So.: 15 Uhr).
Ausstellungen
Wochenende Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", Sa.: 9.30 bis 13 Uhr (bis 25. 7.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", Sa., So.: 10 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel-Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt" (bis 25. 7.).
Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, Eröffnung: Sa.: 16 Uhr (bis 25. 7.).
Hofheim. Rathaus, Foyer: "Winnetou", Ausstellung anläßlich des 150. Geburtstages von Karl May, Werke des Malers und Grafikers Klaus Dill, Eröffnung: So.: 11 Uhr (bis 19. 7.).
Katholisches Pfarrheim Marxheim, Klarastraße: "Marxheim in historischen Bildern", Sa.: 14 bis 19 Uhr; So.: 10 bis 19 Uhr (bis 19. 7.).
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8: "Stop die Müll-Lawine", Parterre, zu den Rathaus-Öffnungszeiten (letzter Tag). WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr. Vereine / Organisationen Höchst. Bowling-Sport-Verein: Schnupperspiele unter fachkundiger Leitung, Bowling-Center Rebstock, Am Römerhof 18, 15 bis 17.30 Uhr.
Sonstiges Höchst. 36. Höchster Schloßfest: Fußballspiele, Sportplatz im Höchster Stadtpark, 15 Uhr; Drum-Corps der Hoechster Schloßgarde, Schloßplatz, 17 Uhr; Großer Prag-Abend, Festzelt, 20 Uhr; Großer Vergnügungspark, Mainufer, ganztägig. Sonntag
Sonstiges Höchst. 36. Höchster Schloßfest: 1822- Jazz-Konzert mit der "Metropolitan Jazzband Praha" und "Jazzicek Praha", Festzelt, 10 Uhr; Konzert am Altenzentrum, 10 Uhr; Konzert am Krankenhaus, 11 Uhr; Festlicher Umzug durch Höchst, 14 Uhr; Großer Country-Musikabend mit "Drifters Caravan", Festzelt, 19 Uhr; Großer Vergnügungspark, Mainufer, ganztägig. Ausstellungen
Wochenende Höchst. Jahrhunderthalle Hoechst: "1100 Jahre Prager Architektur", Sa., So.: 10 bis 18 Uhr (bis 13. 7.).
Höchster Schloß, Schloßplatz: "Prag in graphischen Werken von Vincenc Morstadt", Sa., So.: 10 bis 18 Uhr (bis 13. 7.).
Nied. Heimatmuseum: "Das Leben in Nied vor der Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg", Dokumentation mit 107 Schwarz-Weiß-Fotos, So.: 10 bis 12 Uhr (bis Oktober). WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater: "Total verrückt", Komödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr. Parteien / Parlamente ÖDP: Info-Stand mit Informationen über den "grünen Punkt" und das ÖDP- Konzept, Mauritiusplatz, 10 bis 14 Uhr. Sonstiges Kurbetriebe: "Wiesbaden und seine Anekdötchen", Stadtrundgang, Treffpunkt: Theaterkolonnade, 15 Uhr.
Schiersteiner Hafenfest, Schierstein, ganztägig.
Hilfer Kerb, Bergkirchenviertel, ganztägig. Gutenberg-Buchmarkt, Luisenplatz, 8 bis 14 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Jazzfrühschoppen mit dem "Sunday Jazz Sextett", Kurpark, 11 Uhr. Vorträge / Kurse Verein zur Förderung von Kommunikation, Kultur und Bildung: "Friedensprozeß in El Salvador?" Diavortrag von Christa Weber, Café Klatsch, Marcobrunnerstraße 9, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Schiersteiner Hafenfest, Schierstein, ganztägig.
Hilfer Kerb, Bergkirchenviertel, ganztägig.FilmspiegelWochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 15.30, 18, 20.30 Uhr; Sa.: 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (Sa., So.: 14.15, 17.15, 20.15 Uhr; Sa.: 23 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (Sa., So.: 14.30, 17, 19.30 Uhr; Sa.: 22 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Unter Verdacht (Sa., So.: 13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Walt Disney's Peter Pan (Sa., So.: 13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (Sa., So.: 18, 20.30 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So.: 13, 15, 17, 19, 21 Uhr).
Beta: Julia und ihre Liebhaber (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Gamma: Stephen King's Schlafwandler (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: The Player (Sa., So.: 14, 17, 20 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Tod in Venedig (Sa.: 17, 20, 23 Uhr); Thelma & Louise (So.: 17, 20, 23 Uhr); Die Jetsons (Sa., So.: 13, 15 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Die fähigen Weiber von Dresden, Sa., So.: 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.).
- ohne Gewähr -
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 6. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) -,-- (0,01) NO2 (0,20) -,-- (0,02) Ozon (0,12) -,-- (0,04) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt gemessen.
Für heute, Dienstag, werden Ozon-Werte zwischen 0,04 und 0,09 mg erwartet.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Mittelwert angegeben. Die Ozonkonzentrationen liegen meist nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
Wie Gulliver im Land der Liliputaner liegt er da, an die Erde gefesselt mit unzähligen, kreuz und quer gespannten Seilen, hilflos scheinbar den Zwergen ausgeliefert. Aber dann spannt der Gigant die Muskeln, die Fesseln zerspringen, und langsam richtet er sich auf. Mit allabendlich ausgestrahlten Fernsehspots wie diesem sucht Andreas Andrianopoulos, der griechische Minister für Handel und Industrie, seinen Landsleuten die Vorzüge seines Privatisierungsprogramms nahezubringen: Gulliver ist in diesem Fall die griechische Volkswirtschaft, die sich endlich von den Fesseln staatlicher Gängelung befreit. Andrianopoulos bietet derzeit Hunderte von staatseigenen Unternehmen zum Verkauf an.
Als die Konservativen im Frühjahr 1990 an die Regierung kamen, kontrollierte Athen direkt oder indirekt etwa siebzig Prozent der Wirtschaft. Diese hohe Quote war auch, aber keineswegs ausschließlich, ein Resultat der achtjährigen Regierungszeit des Sozialisten Andreas Papandreou, der 1981 mit einem umfangreichen Verstaatlichungsprogramm angetreten war. Viel zu tun gab es allerdings schon damals nicht mehr: das meiste hatte, nach dem Ende der Obristendiktatur 1974, schon der damalige konservative Premier und heutige Staatspräsident Konstantin Karamanlis besorgt. Er verleibte dem Staat seinerzeit unter anderem die Raffinerien des Großreeders Stavros Niarchos ein, die bis dahin zum Imperium des "Tankerkönigs" Aristoteles Onassis gehörende Fluggesellschaft Olympic Airways und nahezu den gesamten Konzern des Unternehmers Stratis Andreadis, eine aus Banken, Werften, Verkehrs- und Touristikunternehmen bestehende Firmengruppe. Andreadis übrigens erhebt bis heute Ansprüche auf den von Karamanlis verstaatlichten Konzern, als dessen Herzstück die Commercial Bank of Greece gilt, zweitgrößtes Geldinstitut des Landes.
Karamanlis' Politik war teils Ausdruck einer starken etatistischen Neigung des damaligen Premiers, teils suchte der Konservative offenbar jene Unternehmer zu strafen, die sich allzu offensichtlich mit der von 1967 bis 1974 regierenden Obristenclique eingelassen hatten. 1981 machten dann die siegreichen Sozialisten ihre Ankündigung, alle "Schlüsselindustrien" verstaatlichen zu wollen, zwar nicht wahr, aber um unpopuläre Pleiten und damit verbundene Massenentlassungen zu vermeiden, ließen sie eine ständig wachsende Zahl von kleinen und großen Privatbetrieben, die bei den Staatsbanken hochverschuldet und eigentlich längst bankrott waren, weiter durchfüttern. So gingen ständig mehr marode Betriebe in den Besitz der staatlichen Institute über. Wie nicht anders zu erwarten, rutschten die meisten dieser Unternehmen nach ihrer Verstaatlichung immer tiefer in die roten Zahlen, wurden sie doch dazu mißbraucht, treuen Parteigängern der Regierung meist ohne Rücksicht auf deren Qualifikation gut dotierte Management-Jobs zu verschaffen.
Nicht zuletzt auf das Konto dieser überwiegend hochdefizitären Betriebe gehen die astronomischen Fehlbeträge im Staatshaushalt. Im vergangenen Jahr verschlangen diese, wie man sie in Griechenland nennt, "problematischen Unternehmen" Steuergelder in Höhe von umgerechnet mehr als drei Milliarden Mark. Die Beschäftigung eines Arbeitnehmers in diesen Firmen kostet zweieinhalb Mal soviel wie in der Privatwirtschaft.
Schon im Wahlkampf hatte der konservative Parteichef Kostas Mitsotakis seine Absicht angekündigt, diesen Zuständen ein Ende zu machen. Der heutige Premier kann für sich in Anspruch nehmen, seinen Wählern vor dem Urnengang reinen Wein eingeschenkt zu haben: lebensfähige Betriebe würden privatisiert, nicht konkurrenzfähige geschlossen, erklärte Mitsotakis und verschwieg auch nicht, daß sein Kurs zwangsläufig mit dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden sei.
Doch das Programm lief zunächst sehr zögernd an. So hatte Finanzminister Ioannis Paleokrassas im vergangenen Jahr gehofft, mit dem Verkauf von Staatsbetrieben seine Haushaltseinnahmen um 1,5 Milliarden Mark aufbessern zu können - tatsächlich kamen aber nicht einmal hundert Millionen Mark in die Kasse. Daß die Privatisierung so langsam in Gang kam, lag einmal an beträchtlichen organisatorischen Problemen. Nach dem jahrelangen Schlendrian war es in vielen Fällen mit größten Schwierigkeiten verbunden, sich ein Bild von der tatsächlichen finanziellen Situation vieler Betriebe zu machen. Zum anderen gab es innerhalb der Staatsbürokratie und sogar im Kabinett erhebliche Widerstände gegen die Privatisierungspolitik.
Industrieminister Andrianopoulos verschickte deshalb Anfang Januar dieses Jahres ein Rundschreiben an seine Kabinettskollegen, die er bat, ihm bis zum Monatsende aufzulisten, welche ihrer Kompetenz unterstellte Unternehmen es zu privatisieren gebe. Kein einziger Minister beantwortete das Schreiben fristgerecht. Auch die Manager der meisten Staatsfirmen, die nun um ihre lukrativen Jobs fürchten, und erst recht die den oppositionellen Sozialisten nahestehenden Gewerkschaften sträuben sich mit Händen und Füßen gegen die Privatisierungspläne. Viele Problembetriebe werden immer wieder wochenlang bestreikt, wodurch ständig neue Verluste entstehen und letztlich die Chancen, einen privaten Investor zum Einstieg zu bewegen, schwinden. Prominentes Beispiel hierfür ist die Gesellschaft Olympic Catering. Im vergangenen Jahr zeigte die Lufthansa reges Interesse an einer Übernahme des Unternehmens. Vor allem wegen der feindseligen Haltung der Arbeitnehmervertretung und der ständigen Streiks machten die Deutschen dann aber in letzter Minute einen Rückzieher.
Daß trotz solcher Hindernisse nun der Verkauf der Staatsbetriebe dennoch in Gang kommt, gleicht fast schon einem Wunder. Die genaue Zahl der Unternehmen kennt bezeichnenderweise niemand. Nach einer Schätzung des Industrieministeriums sind es mehr als 800. Minister Andrianopoulos verfolgt das ehrgeizige Ziel, noch im Laufe dieses Jahres 350 bis 360 davon zu verscherbeln. Die Liste umfaßt Textilbetriebe, Raffinerien und Rüstungsfirmen, Werften, Banken und Nahverkehrsunternehmen - teils hochdefizitäre, teils Gewinn abwerfende Firmen. Zum Verkauf stehen Anteile an der angeblich schon dieses Jahr in die Gewinnzone fliegenden Airline Olympic Airways, aber auch dicke Aktienpakete der schon jetzt überaus profitablen Fernmeldegesellschaft O.T.E., die im vergangenen Geschäftsjahr einen Überschuß von umgerechnet 480 Millionen Mark auswies.
Zunächst hielten sich die Investoren nicht zuletzt deshalb zurück, weil die Eigentumsverhältnisse vieler in den siebziger und achtziger Jahren verstaatlichter Unternehnmen unklar schienen - die potentiellen Käufer fürchteten Ansprüche der früheren Eigner. Diese Hindernisse hat Industrieminister Andrianopoulos mit einem neuen Privatisierungsgesetz inzwischen weitgehend ausgeräumt.
Die Staatsholding OAE, unter deren Dach sich die meisten "Problembetriebe" befanden, konnte inzwischen von 27 offerierten Firmen 22 losschlagen. Von den Banken gelang es während der vergangenen Monate, rund drei Dutzend zu veräußern. Finanzminister Paleokrassas kann sich freuen: Gut eine Milliarde Mark brachte ihm allein der Verkauf des einst von den Sozialisten verstaatlichten Unternehmens Herakles ein, einer der größten Zementhersteller Europas. Und sogar für einen ausgesprochenen Problemfall, die Eleusis-Schiffswerft, fand sich ein Käufer: Die in London residierende griechische Reederei Peratikos zückte umgerechnet knapp hundert Millionen Mark für den notleidenden Schiffbaubetrieb.
GERD HÖHLER (Athen)
Im Blickpunkt: Nachtarbeit Immer Leben gegen die Natur
Nachtarbeit sei "grundsätzlich" für jeden Menschen schädlich, befanden die Richter des Bundesverfassungsgerichts im Januar 1992 - und hoben das Nachtarbeitsverbot für Arbeiterinnen auf. Seitdem befürchtet die IG Metall einen "Dammbruch". Anhand einer Studie der Bremer Arbeitsmedizinerin Gine Elsner listet die Gewerkschaft Argumente gegen Nachtarbeit auf. Die Wissenschaftlerin führt zehn Punkte an, die gegen Nachtarbeit sprechen. Da ist zum einen das Stichwort "biologischer Rhythmus". Der Mensch sei am Tag aktiv, er ruhe sich in der Nacht aus. Am Tag schlage das Herz schneller, der Blutdruck sei höher als in der Nacht, schreibt Gine Elsner in ihrem Gutachten. Ein Nachtarbeiter müsse ständig gegen seine Natur leben, denn anders als bei Tieren sei der menschliche Rhythmus nicht umzukehren.
Nachtarbeiter leiden nach Angaben Elsners unter ständigem Schlafmangel, weil ihr Schlaf am Tag niemals so erholsam sei wie die Ruhe in der Nacht. So fühle sich ein Großteil der Nachtarbeiter tagsüber durch Lärm gestört. Elsner: "Straßenbahnen quietschen, der Autolärm stört, und Briefträger klingeln an den Türen."
Auch die körperlichen Leistungen unterliegen nach Elsners Angaben einer Tag-Nacht-Schwankung. Elsner nimmt Bezug auf die berühmteste Untersuchung über die Fehlerhäufigkeit von Nachtarbeitern, die in den fünfziger Jahren in einem schwedischen Gaswerk angestellt wurde. Dabei mußten unter anderem jede Stunde die Geräte abgelesen werden, außerdem mußten Rechnungen angestellt werden. Ergebnis: "Viele Fehler wurden gegen 15 Uhr und die allermeisten Fehler wurden gegen drei Uhr nachts registriert."
Nachtarbeiter leben zudem mit einem deutlich erhöhten gesundheitslichem Risiko. Sie seien häufiger arbeitsunfähig und würden öfter krank geschrieben als andere Arbeitnehmer, heißt es. Außerdem gingen sie früher in Rente.
Das Bundesverfassungsgericht beschrieb in seinem Urteil die Gefährdungen: Nachtarbeit, so heißt es da, "führt zu Schlaflosigkeit, Appetitstörungen, Störungen des Magen- Darm-Trakts, erhöhter Nervosität und Reizbarkeit sowie zu einer Herabsetzung der Leistungsfähigkeit." Neben Magenschleimhautentzündungen und Geschwüre im Zwölffingerdarm zählt Elsner jedoch auch durchblutungsbedingte Herzerkrankungen auf. "Das kann bis zum Herzinfarkt gehen."
Weil sie kaum am Vereinsleben teilnehmen können, von Feierabend-Aktivitäten ausgeschlossen sind, leben Nachtarbeiter nach Elsners Worten "sehr introvertiert". Die außerhäuslichen Kontakte seien beschnitten, der Aktionsradius werde auf den familiären Bereich beschränkt, heißt es weiter. Die Wissenschaftlerin beruft sich hier auf ein Gutachten über die Persönlichkeitsentwicklung von Schichtarbeitern. Darin ist die Rede von "Reduzierung der Weltoffenheit" und von "sozialer Isolierung".
Die "psychische Deformation" (Elsner) hat Auswirkungen auf die ganze Familie: Kinder von Schichtarbeitern seien in ihrer ganzen sozialen Entwicklung gehemmt. Sie erbringen schlechtere schulische Leistungen als andere, wie Elsner anhand einer Studie über Kinder von Polizeibeamten aus dem Jahr 1981 belegt. Nicht nur die Schichtarbeiter beschränkten ihre Freizeitaktivität auf Fernsehen, Video oder Musikhören - auch die Kinder seien dazu gezwungen. "Sie können keine Spielkameraden in die Wohnung mitbringen, sie können nicht mit Schulkameraden telefonieren. Niemand wird sie zum Fußballspiel abholen, denn niemand darf an der Tür klingeln."
Verschärft stellen sich die Probleme für Frauen dar, die oft freiwillig in Nachtschicht gehen, "weil das familiär für mich ideal ist". Bis auf wenige Stunden Schlaf arbeiten diese Frauen rund um die Uhr, weil sie zu Hause Mann und Kinder versorgen. In einer Untersuchung aus der DDR sowie in einem US-amerikanischen Vergleich zwischen männlichen und weiblichen Schichtarbeitern - so Elsner - sei deutlich geworden, daß die Gesundheit der Arbeiterinnen deutlich schlechter als die ihrer männlichen Kollegen gewesen sei.
ULRIKE FÜSSEL
FRIEDBERG. Plakkafarben in den Grundtönen, einfache Linien, Kreise, Rundungen. Eigentlich Muster und Ausführungen, wie sie bei Kindern im Kunstunterricht das erste Farben- und Formenverständnis wecken sollen. Außergewöhnlich sind aber die Objekte, die mit einfachsten Mitteln so von Karen Ennulat bemalt werden. Unter dem Titel "Fröhliche Kreuze und farbige Särge" läuft seit vergangenem Donnerstag ihre Ausstellung im Wetterau-Museum.
"Die Faszination dieser Ausstellung liegt in der Idee, Dinge, die traditionell mit dunklen Farben verbunden sind, auf diese Art und Weise zu konterkarieren," bemerkt Michael Keller vom Kulturamt anläßlich der Eröffnung. Künstlerische Ansprüche werden bei Karen Ennulats Werken nicht befriedigt, dafür ist die Gestaltung der vielen Kreuze und der vier Särge (der bunteste ist für sie bestimmt) zu einfallslos, die Konzeption zu flach. Karen Ennulat verweist zwar auf die Bedeutung der Farben und Formen jedes einzelnen Kreuzes, als Künstlerin versteht sie sich selbst aber auch nicht. "Ich bin nur eine Ausführende, die dankbar für die Möglichkeit ist, so etwas machen zu können. Es gibt sicher Leute, auf die die Bezeichnung ,Künstler' weitaus zutreffender ist," erklärt Karen Ennulat.
Warum dann überhaupt eine solche Ausstellung? "Auf sehr volkstümliche Weise wird der Tod als etwas Fröhliches in die Welt zurückgeholt und kirchliche Riten gebrochen," meint Keller. Karen Ennulat, die mit der Kirche sehr verbunden ist, sieht ihre Werke als Versuch, all das Fröhliche, Hoffnungsvolle eines Lebens mit Optimismus und dem Glauben an die Wiederauferstehung auf den "Zeichen des Todes" zu verewigen.
Die gelernte Kindergärtnerin wohnt seit 1973 mit ihrer Familie in Friedberg, wo auch 1986 ihre erste Ausstellung stattfand. 1984 hat Karen Ennulat angefangen, sich intensiver mit Malerei zu beschäftigen, zunächst mit Akrylbildern. Ihrer ersten Ausstellung folgten jedes Jahr eine weitere im Kreisgebiet. Die bis dato letzte allerdings im Nordseebad Borkum, dem Ort, an dem die Idee zu den "Fröhlichen Kreuzen" entstand. "Wir sollten das Kreuz nicht aus unseren Wohnungen, unserem Leben verdrängen, wie auch den Tod nicht aus unseren Gedanken," faßt Karen Ennulat ihre Botschaft zusammen. Seit 1988 arbeitete sie an den verschiedenen Kreuzen, die bereits 1990 in Bad Nauheim zu sehen waren. Weitere Arbeit an diesem Projekt plant Karen Ennulat aber nicht: "Ich zeige hier alles, was mir im Augenblick wichtig ist."
"Schön, daß man mal Särge anschauen kann, ohne traurig zu werden," resümiert eine Besucherin während der Eröffnung. Bis zum Freitag sind die "Fröhlichen Kreuze" und die vier Särge noch im Wetterau-Museum zu sehen.
Ein Teufelskerl muß der sein, dieser spanische Busfahrer, und die 34 Frankfurter Gymnasiasten hatten nach der Tour auf alle Fälle was zu erzählen, als ihre Eltern sie in der Nacht zum Freitag wieder wohlbehalten in die Arme schließen konnten. 16 Stunden waren sie auf Feldwegen und Schleichpfaden aus der blockierten Stadt Lyon nach Hause gefahren. Weil die gegen Verkehrssünderpunkte protestierenden französischen Lastwagenfahrer alle Autobahnen um Frankfurts Partnerstadt dichtgemacht hatten, hatte der Busfahrer aus Frankfurt seine liebe Mühe, die 34 Jungen und Mädchen nach ihren Austauschwochen in Lyon abzuholen - am Schluß war er gerade ein paar Stunden über der vereinbarten Zeit.
Die Gymnasiasten von Helmholtzschule, Gagern- und Lessing-Gymnasium hatten die letzten Wochen im Rahmen des Schüleraustausches bei französischen Familien in Lyon verbracht. Als sich der Termin der Abreise näherte, zweifelten sie, ob angesichts der Laster-Blockade, die derzeit die französischen Nachrichten beherrscht, der Bus rechtzeitig kommen werde. Das war vor allem deshalb spannend, weil viele Familien im Anschluß an den Austausch längst ihre gemeinsamen Ferien gebucht hatten.
Der Fahrer kam, total erschöpft nach 14 Stunden in Staus, über Landstraßen und Feldwege. Und nach wenigen Stunden Nachtschlaf ging's tags darauf schon zurück. Bei der Ankunft auf dem Paulsplatz waren die Schüler ganz begeistert und die Eltern heilfroh. "Jeder andere Fahrer hätte sich ins Rasthaus gesetzt und gewartet, bis die Blockade aufgehoben ist", lobte Vater Thomas Ollig den wagemutigen Spanier. luf
FRANKFURT A. M. Anstatt brauchbare alte Möbel, elektrische Geräte und anderen noch funktionierenden Hausrat, der nicht mehr gebraucht wird, auf den Sperrmüll zu werfen, bitten vier Frankfurter Hilfsorganisationen darum, solcherlei Gerät als Hilfsmittel für Kriegsflüchtlinge und Arme abholen zu dürfen. In einer Pressemitteilung mahnen die Helfer: "In den letzten 30 bis 40 Jahren wurden ganze Kücheneinrichtungen, sanitäre Anlagen und brauchbare Stücke vom Teppich bis zum Radio weggeschmissen." Millionenwerte wanderten auf den Müll und füllten dort den kostbaren Deponieplatz.
Um Sachspenden bitten der "Möbeldienst der Kirchen", Königsteiner Straße 69 a, Rufnummer 30 40 81, der "Notmütterdienst", Sophienstraße 28, Telefon 77 90 81, die "Kroatische Gemeinde", Niedenau 27, Rufnummer 72 31 25 sowie das Deutsche Rote Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefon 7 19 19 10. Selbstverständlich werden gespendete Geräte kostenlos beim Spender abgeholt. fs
BAD HOMBURG. Die Aktionsgemeinschaft Handel - Handwerk - Gastronomie wird gemeinsam mit der Taunus-Therme am Samstag, 1. August, ihre Sommeraktion "Bummeln und Baden" starten. Die Bad Homburger Geschäfte werden 75 000 Rubbellose kostenlos an Besucher und Kunden verteilen.
Zu gewinnen sind drei Flugreisen für zwei Personen nach Japan, Ägypten und Marokko sowie 5000 Tageseintrittskarten in die Taunus-Therme. jom
EGELSBACH. Es sei völlig verfrüht, zum jetzigen Zeitpunkt mögliche Ausbaupläne des Flugplatzes Egelsbach zu bewerten, weil noch nicht einmal grundlegende Voraussetzungen für eine Entscheidung vorlägen. Deshalb sollte die Diskussion darüber auf eine sachliche Basis gestellt werden.
Das erklärte der Unterbezirksvorstand des SPD-Kreis Offenbach, nachdem er sich diese Woche über den aktuellen Verfahrensstand zum Ausbau des Flugplatzes Egelsbach mit Vertretern der Hessischen Flugplatz GmbH, der Frankfurter Flughafen AG, des Verkehrsministeriums, der Gemeinde Egelsbach und der SPD des Landkreises Darmstadt-Dieburg informiert hatte.
Matthias Kurth, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der SPD, Kreis Offenbach, erklärte, unabhängig von der Klärung der Sachverhalte seien folgende drei politischen Vorgaben für die Sozialdemokraten Grundbedingungen jeglicher Lösungen. Und zwar:
• Der Flugplatz Egelsbach muß auch in Zukunft in der Lage sein, flexibel auf sich ändernde Verkehrsbedürfnisse und -anforderungen zu reagieren, sollte er langfristig in die Lage versetzt werden, unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen zu arbeiten.
• Jede Änderung darf nicht zu einer Verschlechterung der Umweltbilanz führen, insbesondere sind Verbesserungen in der Lärmbilanz anzustreben.
Matthias Kurth sagte: "Vorabdiskussionen einzelner Maßnahmen können nicht den Abwägungsprozeß und die umfassende Zielkonfliktdiskussion ersetzen, zu der die notwendigen Grundlagen erst erarbeitet werden müssen." dok
Noch immer leiden homosexuelle Jugendliche unter gesellschaftlichen Vorurteilen und Ressentiments, schreibt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in seinem Grußwort für das "Europäische Schwul-lesbische Jugendtreffen" vom 26. bis 2. August in Frankfurt. Ausdrücklich lobt der OB darin die Schwule Jugendclique, die eine maßgebliche Rolle bei der Organisation des einwöchigen Treffens spielt. Solche Einrichtungen leisteten eine "große Hilfe" bei der Anerkennung der eigenen homosexuellen Neigung und "bei dem mühsamen und mit vielen Kränkungen verbundenen Weg, den Jugendliche hierbei durchlaufen müssen."
Während die zahlreichen Workshops den Teilnehmern vorbehalten sind - die sich unter der Anschrift Europäisches Schwul-lesbisches Jugendtreffen, Hausener Weg 27, 6000 Frankfurt/Main 90 anmelden müssen - stehen die Veranstaltungen im Zelt, das als zentraler Treffpunkt im Ostpark stehen wird, sowie das abendliche Kulturprogramm allen Frankfurtern und Frankfurterinnen offen.
Die öffentlichen Vorträge und Diskussionen im Zelt beginnen am Montag, 27. Juli, 18 Uhr, mit einer Lesung von Doris Zinn: "Mein Sohn liebt Männer." Am Dienstag geht es ab 11 Uhr um "Schwule in den Medien". Tags darauf, ebenfalls um 11 Uhr, ist unter dem Titel "Coming out - und dann?" ein Gespräch mit Strichern und obdachlosen Jugendlichen vorgesehen. Über "Jugendliche und Aids" wird am Samstag, 1. August, 18 Uhr informiert und diskutiert.
Für die Abende, an denen, jeweils ab 20.30 Uhr, Musik, Theater, Ballett und Disco geboten wird, wurde das Volksbildungsheim gemietet. Dort findet am Samstag, 1. August, auch die große Abschlußrevue statt. ft
MÖRFELDEN-WALLDORF. Nur knapp drei Wochen liegen zwischen dem Beschluß und dem Tag, an dem das vom Land beschlossene "Gesetz über die Erhebung einer Abgabe für Grundwasserentnahme" in Kraft getreten ist. Seit 1. Juli hält Wiesbaden jetzt nämlich die Hand auf, wenn irgendwo in den Gemeinden Wasser gefördert wird. Auch Mörfelden-Walldorf muß löhnen: 20 Pfennig sind es im Moment noch, die pro Kubikmeter (1000 Liter) Wasser in die hessische Kasse fließen, ab 1. Januar 1994 wird dieser Betrag auf 40 Pfennig verdoppelt.
Die nötigen Mittel will die Stadt indes nicht alleine zahlen, sondern auf die Verbraucher umlegen - mit der Konsequenz, daß der Wasserpreis entsprechend nach oben korrigiert werden muß. Weil aber nach Aussage von Stadtkämmerer Hans-Jürgen Vorndran eine Anhebung mitten im Jahr mit Fußangeln versehen ist - es müßte, mit entsprechend verwaltungstechnischem Aufwand, abgelesen werden, um zu genauen Zahlen zu kommen - müssen die Einwohner erst vom 1. Januar 1993 an tiefer in die Tasche greifen.
Der Wasserpreis steigt dann um 30 Pfennig auf 2,10 pro Kubikmeter. Ein Jahr später, zum 1. Januar 1994, werden noch einmal zehn Pfennig draufgeschlagen - sofern die Stadtverordneten dem zustimmen. Hans-Jürgen Vorndran hofft, damit die Wasserabgabe finanzieren zu können. Ganz sicher ist das nicht, denn Wiesbaden läßt sich alles bezahlen, was gefördert wird, wohingegen die Stadt die Kosten aber nur auf die Menge umlegen kann, die effektiv verkauft wurde.
Bürgermeister Bernhard Brehl moniert ohnehin, daß die Zeit zwischen Beschluß und Einführung des Gesetzes viel zu kurz gewesen sei, um die Vorgaben auf kommunaler Ebene entsprechend umzusetzen. Untätig sei man aber auch vorher nicht gewesen, meinte Stadtrat Dirk Treber, seines Zeichens auch Umweltdezernent. So sei bereits im vergangenen Jahr die Kanalgebühr gesplittet worden und inzwischen gibt die Stadt auch Zuschüsse, wenn jemand Regenwassernutzungsanlagen einbauen will.
Über diesen Weg - mit finanziellen Anreizen zum sparsamen Umgang mit dem Wasser anzuregen - will Treber auch an Wiesbadener Geldtöpfe herankommen. Grund: Mit dem Geld, das als Abgabe ans Land geht, sollen nicht nur Ausgleichszahlungen und notwendige Grundwasserbewirtschaftungsmaßnahmen finanziert, sondern auch Vorhaben gefördert werden, die zur sparsamen Verwendung von Grundwasser dienen. Das Prinzip ist klar: Die Stadt stellt ihrerseits Gelder für Wassersparmaßnahmen zur Verfügung und holt sie sich vom Land wieder - mithin einen Teil der Mittel, die sie vorher als Grundwasserabgabe berappen mußte. wal
GINSHEIM-GUSTAVSBURG. "Das Wunderkind Tate" steht am Donnerstag, 9. Juli, und am Freitag, 10. Juli, auf dem Programm des Kommunalen Kinos Mainspitze. Mit dem Spielfilm gab Jodie Foster ein Debüt als Regisseurin. Es geht um einen hochbegabten, siebenjährigen Jungen und dessen Mutter, die der rasanten Entwicklung ihres Sprößlings eher hilflos gegenübersteht. Die Vorführungen (frei ab sechs Jahren) beginnen jeweils um 20 Uhr in den Burglichtspielen Gustavsburg. wal
WIESBADEN. Krankenhäuser, Beratungsstellen, Vereine und Selbsthilfegruppen beteiligen sich an den Wiesbadener Gesundheitstagen '92, die das städtische Gesundheitsamt gemeinsam mit Pharmaunternehmen vom 26. bis 29. August ausrichtet. Die Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger erhalten dabei Gelegenheit, sich über Möglichkeiten der Gesundheitsvorsorge und der Selbsthilfe zu informieren. "Wir wollen die Bevölkerung für die Belange ihrer Gesundheit sensibilisieren und ihre Eigenverantwortung und Emanzipation in dieser Richtung stärken", erklärt Medizinaldirektor Dr. Harald Mayer.
Außer Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und "offenen Türen" in vielen Wiesbadener Einrichtungen ist für 28. und 29. August ein großer Gesundheitsmarkt vor dem Kurhaus geplant. maf
WIESBADEN. Zu einem Gespräch mit Überlebenden des Holocaust lädt das katholisch-soziale Bildungswerk ins Wilhelm-Kempf-Haus in Naurod ein. Geplant ist ein Wochenend-Seminar vom 7. bis zum 9. August. Die Ermordung der europäischen Juden durch die Nazis wird unter mehreren Aspekten betrachtet: das individuelle Schicksal der verschleppten jüdischen Bürger am Beispiel von zwei Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz und die prägenden Einflüsse des Völkermords auf die Nachkommen der Überlebenden. In diesem Zusammenhang wird auch der israelische Dokumentarfilm "Wegen des Krieges" gezeigt.
Programmprospekte mit Anmeldeformularen sind erhältlich bei der Frankfurter Sozialschule, Wilhelm-Kempf-Haus 1, 6200 Wiesbaden-Naurod, Rufnummer 0 61 27 / 7 72 90. maf
WIESBADEN. Die Kurbetriebe der Landeshauptstadt tragen mit ihrem neuen Gesundheitsprospekt dem Strukturwandel des Kurwesens in Wiesbaden und dem Trend zur gesundheitsorientierten Freizeitgestaltung Rechnung. Vorgestellt werden in dem peppig aufgemachten Heft die touristischen Vorzüge der Stadt aus der Sicht des gesundheitsbewußten Besuchers. Der "richtige Weg zur Kur in Wiesbaden" wird dabei ebenso berücksichtigt wie die ausführliche Vorstellung der Kureinrichtungen: Thermalbad, Kliniken und Badehäuser.
Beigelegt werden der Schrift "Details aktuell", die in jährlich erneuerter Auflage über Preise und Spezialprogramme rund um Kur, Gesundheit und Freizeit in Wiesbaden informieren. Der Prospekt ist beim Verkehrsbüro Wiesbaden, Telefon 06 11 / 1 72 97 80, erhältlich. maf
WIESBADEN. Zum Wettbewerb "Schöneres Sonnenberg" sind alle Bewohner des Stadtteils in der Danziger Straße und deren Nebenstraßen aufgerufen. Wer prächtige Sommergärten, üppig blühende Balkonpflänzchen und schöne Hausfassaden hat, kann einen der Geldpreise zwischen 200 und 100 Mark gewinnen. Vorschläge erbittet der Ortsbeirat, Telefon 06 11 / 31 33 43. Die Aktion läuft vom 1. Juli bis zum 30. September, die Preise werden dann im Dezember verliehen. maf
&blt; Mathias Allary im KoKi
Der Regisseur Mathias Allary stellt am heutigen Montag um 20 Uhr im Kommunalen Kino des Deutschen Filmmuseums seinen Film "Franta" (1989) vor. Der Film basiert auf einer Erzählung von Ernst Weiß aus dem Jahr 1919. &blt; Jazz - das Lied der Straße Die Kulturwerkstatt Germaniastraße und die Frankfurter Naturfreunde bieten jetzt einen Bildungsurlaub zum Thema "Jazz - das Lied der Straße" an: vom 27. bis 31. Juli. Es soll unter anderem Unterricht am Instrument geben, Harmonielehre, Gehörbildung, Rhythmik. Und am Ende dieser Woche ein Abschlußkonzert. Dozenten sind Axel Hagen, Gitarre, Matthias Jahner, Saxophon, Peter Kahlenborn, Percussion, Susanne Peusquens, Baß, und Hendrik Soll, Klavier. Anmeldung und weitere Informationen bei: Waggong, Germaniastraße 89, Frankfurt 60, Telefon 069 / 46 62 02. &blt; Alison Sumner, Klavier Im Hotel Hessischer Hof in Frankfurt ist bis zum 31. Juli in "Jimmy's Bar" die englische Klavierspielerin und Sängerin Alison Sumner zu hören. &blt; Frankfurter Feste im Cooky's An allen vier Montagen im Juli finden im Frankfurter Cooky's, Am Salzhaus 4, Konzerte und Veranstaltungen unterschiedlichster Art statt. Den Anfang macht am 6. Juli das Offenbacher "Doggybag"-Label mit seiner "Almost Acoustic Night". Live on stage sind zwei Bands zu erleben: Babysex und Waterson solo sowie Überraschungsgäste. Beginn ist jeweils um 22 Uhr. &blt; Objekte & Schmuck aus Kunststoff Neue Gestaltungsideen für Objekte und Schmuck aus Kunststoff sind ab 6. Juli in der Galerie Aurum, Oppenheimer Landstraße 42, zu sehen. Besichtigen kann man die Schau bis zum 8. August dienstags bis freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.
KASSEL. Die Behörden haben kein Recht, Preisangaben von Btx-Anbietern bei der Anbahnung individueller Verträge zu kontrollieren: Nach Feststellung des hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) gibt der Staatsvertrag über Bildschirmtext keine Handhabe für eine derartige Staatsaufsicht. Die Kontrolle sei in diesem Bereich ausschließlich den ordentlichen Gerichten vorbehalten, erklärte der 11. Senat (AZ: 11 TH 3483/90).
Anlaß für diese unanfechtbare Eilentscheidung ist der Streit um das Angebot "Partnersuche via Bildschirmtext". Den Btx-Teilnehmern wird mit diesem Angebot die Möglichkeit gegeben, als Mitglied einer "geschlossenen Benutzergruppe" Kontaktanzeigen über Btx abzurufen. Die Daten sind nach richterlicher Feststellung in Rubriken ("Sie sucht ihn" u. a.) eingeteilt. Der Btx-Anbieter verlangt für die Einrichtung des Zugangs zu den "partnerschaftlichen" Daten rund 74 Mark je Rubrik, für den Zugang zur geschlossenen Benutzergruppe pro Jahr und Rubrik noch einmal rund 165 Mark und schließlich fast zehn Mark für das Lesen einzelner Seiten.
Dem Regierungspräsidium Darmstadt erschien der Hinweis auf diese Preise nicht ausreichend: Der Staatsvertrag schreibe vor, daß ein Btx-Teilnehmer vor dem Abruf kostenpflichtiger Angebote unmißverständlich auf die Höhe der Preise hingewiesen werden müsse. Mit dieser Begründung wurde dem Anbieter die weitere Verbreitung des Partnersucheprogramms in der bisherigen Form untersagt. Der rief die Gerichte an: Die Preisangabe-Vorschriften, so die zentrale Argumentation, hätten keine Geltung für Bestellungen und andere Vorgänge der sogenannten Individualkommunikation im Btx-Bereich. Im Ergebnis folgten die Richter diesen Argumenten. Sie sprachen den staatlichen Aufsichtsbehörden ein Kontrollrecht in diesem Bereich ab und hoben damit eine anderlautende Entscheidung des Frankfurter Verwaltungsgerichtes auf. ari
30 Millionen Passagiere jährlich, 800 Flüge täglich und 34 Kilo Kokain sowie 60 Kilo Heroin, die allein im letzten Monat sichergestellt wurden, machten den Frankfurter Flughafen zum idealen Anschauungsobjekt für die Zollbeamten aus den GUS-Staaten. Die 18 Mann starke Truppe aus dem Osten, die beim Zollfahndungsamt des Frankfurter Flughafens zu Gast war, sollte unterrichtet werden auf dem Gebiet der "Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels".
Stand in anderen Städten Deutschlands, in denen die GUS-Beamten zuvor Station gemacht hatten, eher Theorie auf dem Unterrichtsplan, so sollte in Frankfurt die Praxis geübt werden. Spurensicherung, Observation und Schmuggelverstecke aufspüren. Mit Hilfe eines Rauschgifthundes wurde beispielsweise die Kontrolle von Gepäckstücken bei Transit- Passagieren simuliert.
Zollfahnder Jürgen Etzel meint, die GUS-Männer hätten es zur Zeit eher "mit einem Ausfuhrproblem zu tun", während Deutschland unter Drogen-Importen leide. Falls der Rubel aber zu einer starken Währung werde, schätzt Juri Michalitschenko, Hauptleiter der Abteilung zur Bekämpfung von Rauschgiftdelikten in Rußland, "werden bei uns dieselben Probleme entstehen wie in Deutschland".
Von mindestens ebenso großem Interesse für die Männer aus dem Osten war die Organisation des deutschen Zolldienstes. Bislang gebe es in den GUS-Staaten noch keine Einrichtung wie die Zollfahndung, alle Fälle müssen dort spätestens nach zehn Tagen dem Staatssicherheitsdienst übergeben werden.
Wenn der Drogenschmuggel in den GUS- Staaten zunehmen sollte, könnte auch die neueste Errungenschaft des Frankfurter Flughafens nötig werden: ein "Schlucker- Klo" für Kuriere, die den Stoff im Verdauungstrakt transportiert haben. Nachdem sie ein Abführmittel geschluckt haben, müssen sie zwangsweise auf einem Metall-Klo Platz nehmen und verlieren so ihr Schmuggelgut. "Schlucker" sind in den GUS-Staaten bislang eher die Seltenheit - und wenn doch etwas auf diesem Wege geschmuggelt wird, dann Ware von dauerhaftem Wert. Wie zum Beispiel bei einem Polen, der auf dem Moskauer Flughafen mit 380 Gramm Gold im Magen erwischt wurde. wob
Unermüdlich ist das Wohnungsamt den Zweckentfremdern von Wohnraum auf der Spur; mit Hilfe der Gerichte wird um jede einzelne Wohnung gerungen.
Mit einer vom Amtsgericht verhängten Geldbuße von 14 000 Mark ist ein Zahnarzt aus der Kaiserhofstraße 15 noch glimpflich davongekommen: Das Wohnungsamt wollte ihm für die Zweckentfremdung einer Wohnung im Hinterhaus 28 000 Mark Strafe aufbrummen.
Nach einer Mitteilung des städtischen Presseamts hatte der Zahnarzt die Wohnung seinen Praxisräumen zugeschlagen. Als man ihm auf die Schliche kam, habe er behauptet, er wohne dort. Die Zahnarzt-Requisiten bewahre er zur Erinnerung an seinen Vater, der Zahnarzt-Stuhl sei ein Museumsstück.
Amt und Gericht werteten das als Schutzbehauptungen. Weil aber nicht festzustellen war, ob der Mediziner seit 1987 ununterbrochen auch in der Wohnung praktiziert hatte, reduzierte das Gericht die Buße. Zu 5000 Mark Strafe wurde überdies der Miteigentümer der Kaiserhofstraße 15 verurteilt: Er war nicht gegen die Umnutzung der Wohnung, die inzwischen wieder bewohnt ist, eingeschritten.
Auch im Fall Rossertstraße 4, dem Haus, für dessen Erdgeschoß die Bauaufsichtsbehörde kürzlich ein Nutzungsverbot (durch eine Anwaltskanzlei) ausgesprochen hatte, zeichnet sich eine positive Wendung ab: Das Verwaltungsgericht hat für Recht erklärt, daß die dritte und vierte Etage wieder zum Wohnen eingerichtet werden müsse. Was aus den unteren Geschossen wird, muß der Verwaltungsgerichtshof in Kassel klären.
In der Voelckerstraße im Nordend hat das Wohnungsamt für den 4. August eine Zwangsräumung angesetzt. Dort hat eine Firma ein Wohnhaus komplett bezogen. Und zwar entgegen einer Auflage der Wohnungsschützer, die davon informiert worden waren. Deswegen geht es mit dem Zwangsräumungstermin jetzt ganz schnell - es sei denn, die illegalen Nutzer legen Widerspruch ein. Oder sie ziehen vorher aus. clau
"DIE ZUKUNFT des Betriebes sichern - auch Mädchen ausbilden": Deutschlands vielseitigster Wirtschaftsbereich mit 127 Berufen, das Handwerk, auf Emanzipationskurs? Eher in Not. Ob bei den Fleischern, den Gerüstbauern, den Bäckern oder Malern, die Lehrlingszahlen sind auch im Wetteraukreis stark rückläufig, und so schicken sich Verbände wie Betriebe an, verstärkt Mädchen für die Arbeit an Motoren, der Hobelbank oder der Fräse zu gewinnen.
Mädchen schnitten meist besser ab als ihre männlichen Kollegen, heißt es da in der Werbebroschüre der Aktion Modernes Handwerk - 31 Prozent aller Meister-Bundessieger waren weiblich, und 1990 wurden in der Handwerkskammer Rhein-Main erstmals alle Bundessieger von Handwerkerinnen gestellt. Das Vorurteil, "Mädchen heiraten ja doch", habe sich als falsch erwiesen, und Frauen wechselten seltener den Beruf, werden als weitere Argumente für einen weiblichen Lehrling angeführt. Feststellungen, denen auch Heinz Kessler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft zustimmen kann. Derzeit ist bereits jeder vierte Auszubildende im Handwerk weiblich. Allerdings zeigt ein Blick in die Lehrlingsstatitistik des Wetteraukreises von Dezember 1990, daß es bei den Fliesen- und Plattenlegern weiterhin keine weibliche Auszubildende gibt, daß unter 20 Werkzeugmacher-Lehrlingen nur zwei Mädchen waren und daß auch der Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers mit drei von 32 Auszubildenden für junge Frauen nicht attraktiv zu sein scheint. Gänzlich anders sieht es hingegen bei den traditionell "weiblichen" Handwerksberufen aus: Von 179 Friseurlehrlingen waren nur elf Jungen, und hinter den Verkaufstheken bei Bäcker oder Metzger werden auch künftig fast ausschließlich Frauen zu finden sein. Was bewegt Mädchen in der Wetterau dazu, nicht ins Büro, nicht auf die Universität zu gehen, sondern ein Handwerk zu lernen? Die FR stellt in vier Folgen junge Frauen vor, die sich entschlossen haben, diesen Weg zu gehen.
GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Was passiert, wenn der Vater nicht mitbekommt, was die Tochter fragt und er zustimmt, im ersten Stock ein Pony zu halten? Darum geht es in dem dänischen Kinderfilm "Das Pony vom ersten Stock", den das Kommunale Kino Mainspitze am Freitag, 10. Juli, und am Sonntag, 12. Juli, zeigt. Der Film für Kids von sechs Jahren an läuft jeweils um 15 Uhr in den Gustavsburger Burg-Lichtspielen, der Eintritt kostet zwei Mark. wal
Sie tastet nach der Schachtel, nimmt eine Zigarette, mit der linken Hand, sie nimmt sie immer mit der linken Hand, sie greift sie nicht nur mit zwei Fingern, nein, mit der ganzen Hand, fast verschwindet die Zigarette in ihrer Faust, sie steckt sie in den linken Mundwinkel, die Rechte nestelt ein Streichholzheftchen aus der Tasche, Mist, auch das zweite will nicht brennen, dann doch, eines zumindest, na also, das reicht ja: Die Zigarette brennt.
Ihre kürzeste Geschichte: Zwei Seiten lang sei die. Ihre längste? Sie atmet den Rauch aus. Zehn und eine halbe. "Geschenkt" heißt der Text. Den Bachmann-Preis 1992 hat Alissa Walser damit gewonnen, letzte Woche in Klagenfurt.
"Alles ging so rasch", sagt sie. Nicht schnell, nicht plötzlich: rasch. Als letzte von allen Teilnehmern hatte sie gelesen. Ihre Geschichte einer Vater-Tochter-Beziehung. Ihre Gechichte, in der zwei Welten nebeneinander existieren: ihre und seine. Nein, nicht ihre: die ihrer Protagonistin und die des Vaters dieser Frau. "Geschenkt": Zum Geburtstag, Geld, "frische Scheine vom Vater". Mit denen im Gepäck zurück in die Großstadt. Sie kauft sich einen Jungen, so wie Männer sich eine Frau kaufen: Telefonnummer aus dem Anzeigenblatt. Und erzählt es ihrem Vater - am Telefon. So als hätte sie es nur deswegen getan. Mit seinem geschenkten Geld schenkt sie sich diesen Mann: provokant, leise, herausfordernd, vorwurfsvoll berichtet sie davon.
Wie Alissa Walser den Text selber beurteilt? "Ich habe eine Geschichte geschrieben", sagt sie, "die schnell anfängt und lange wirkt." Punkt. Ob es sie stört, daß Kritiker nun unken, die Jury in Klagenfurt habe einen ästhetisch eher anspruchslosen Beitrag gekürt? Nein, sagt sie, manchmal frage sie sich, was das sei: ästhetisch anspruchsvoll. Ja, sie sehe das Problem anderer Texte, die vielleicht mehr Zeit bräuchten: um zu wirken, um diskutiert zu werden. Das Problem von Texten, die nur Ausschnitte sind aus einem größeren. Anders als der ihre, der abgeschlossen ist.
"Alles ging so rasch": Vor zwei Jahren hat sie begonnen, so zu schreiben, wie sie es jetzt tut - für andere. Ja, vorher habe sie auch geschrieben. Aber das sei eher eine Art Tagebuch gewesen, nichts, mit dem sie sich habe aussetzen wollen.
Sich aussetzen: Das wollte sie auch in Klagenfurt. "Ich wollte dahin", sagt sie. "Ich wollte Reaktionen." Daß sie so positiv sein würden: Natürlich wußte sie das nicht. Das Risiko, unterzugehen, auseinandergenommen zu werden: das habe sie bewußt in Kauf genommen.
Warum sie erst vor zwei Jahren angefangen hat zu schreiben, mit Ende zwanzig? Sie dreht ein Streichholz in der Hand, schaut nach unten, schaut nach oben, schaut aus dem Fenster, rollt ein Stück Klebeband um das Streichholz, rollt es wieder ab, läßt die Hand mit dem Streichholz sinken, schaut. "Ich habe gelebt wie eine Maus unter dem Polizeirevierboden", sagt sie. Sonst nichts. Das muß genügen. Wie ist das: als Maus unter dem Polizeirevierboden? Still sein? Leise treten, leisetreten? Nicht auffallen?
Leise jedenfalls ist ihr Text. Geschrieben von jemandem, der schaut, aufnimmt, sammelt. In letzter Zeit arbeitet sie immer länger an den Geschichten. Ein Prozeß ist das: Sammeln, schreiben, sammeln, zeichnen. Alles kommt in ein dickes grünes Buch. Texte, handgeschrieben, Kinderschrift, Zeichnungen, klein, erstaunt, was außergewöhnlich ist. Irgendwann dann entsteht ein erster Textentwurf, dann Variationen, schließlich die Geschichte.
Eigentlich kommt sie von der Malerei. Hat studiert in Wien und New York. Fünf Jahre hat sie dort gelebt, wäre auch gerne noch geblieben, bekam aber keine Green Card. Seit vier Jahren nun Frankfurt. Warum? Sie habe hier ein paar Leute gekannt, sagt sie. Außerdem gab es Arbeit in einer Galerie. Trotzdem: Sehr zu Hause hat sie sich nicht gefühlt in Frankfurt. Und eine Kunst-Stadt sei es auch nicht, so wie sie einmal angenommen habe. Zumindest aber keine Künstlerstadt. Erst seit Januar hat sie einen Atelierraum, vorher hatte sie ein Zimmer ihrer Wohnung umfunktioniert: Alles zu teuer hier. Inzwischen hat sie sich gewöhnt an Frankfurt. Ja, sie findet es sogar richtig gut, so nüchtern, clean und hart wie es ist.
An den weißen Atelierwänden hängen große Bögen mit kleinen Zeichnungen: Körper, vignettenhaft. Buchillustrationen macht sie, übersetzt aus dem Amerikanischen, Dramatisches vor allem, "das wird besser bezahlt als Prosa". Von etwas muß man ja leben. Das Übersetzen hat sie vor langem schon begonnen, zusammen mit ihrem Vater zuerst.
Ihr Vater: Das ist Martin Walser. Ja, sagt sie, sie sei die Tochter ihres Vaters. Ja, leicht sei es sicher nicht gewesen, eigene künstlerische Wege zu gehen, unabhängig von ihm. Aber, verdammt nochmal, sagt sie, schaut trotzig auf vom weißen Metalltisch in ihrem Atelier, ihr Text in Klagenfurt sei nicht autobiographisch gewesen, und sie verstehe nicht, daß alle immer nur darauf hinauswollten. Sie schaut aus dem Fenster, einen Moment lang ist Ruhe, nur ein Preßlufthammer von der Straße ist zu hören, sie sagt nichts mehr, der Satz ist versickert, wenn sie nicht will, dann will sie nicht.
Für ihr Buch läßt sie sich Zeit: die, die sie braucht. Auch wenn jetzt viele drängen, wollen, daß sie die Bekanntheit ausnutzt, die der Bachmann-Wettbewerb mit sich bringt. Nein, es wird kein Roman. "Ich schreibe nur Kurzgeschichten." Etwas anderes, sagt sie, könne sie gar nicht, jetzt jedenfalls. Die kurze Form sei die angemessene für das, was sie zu sagen habe. Sie nimmt die Zigarette aus dem Mundwinkel, drückt sie aus, packt die Schachtel in ihre Tasche, das Streichholzheftchen läßt sie liegen, rückt sich die Sonnenbrille auf die Nase, steigt die zwei Stockwerke hinunter, geht vom Atelier in Richtung Bahnhof, den mag sie, "da sind so viele Menschen, da ist immer Leben", manchmal geht sie einfach so hin, auch wenn sie nicht zum Zug oder zur U-Bahn muß, jetzt will sie schnell noch telefonieren, von einer dieser offenen Zellen aus, an denen man sich immer ein Ohr zuhalten muß, damit man etwas versteht, aber dabei kann sie den Bahnhof beobachten, und vielleicht steht nachher etwas in ihrem grünen Buch und wird eine Geschichte. JÖRG RHEINLÄNDER
SELIGENSTADT. Das Kammerorchester der Stadtkapelle unter der Leitung von Andreas Neutzner lädt ein zu einem Konzert für Samstag, 8. August, dessen Reinerlös für die Wiederherstellung der ehemals drei Mühlräder an der Seligenstädter Klostermühle verwendet werden soll. Die Veranstaltung wird um 20 Uhr beginnen.
Musikalische Kostbarkeiten aus der Zeit des Barocks und der Frühklassik sollen dem Publikum an diesem Tag im Kreuzgang der ehemaligen Benediktiner-Abtei vor historischer Kulisse geboten werden.
Zum Eintrittspreis von 15 Mark (der ermäßigte Preis liegt bei zehn Mark) sind Karten bei den bekannten Vorverkaufsstellen in Seligenstadt sowie über das Büro Trautmann, Telefonnummer 38 58, oder bei Gisela Spitznagel, Telefonnummer 2 46 00, zu haben. ttt
Wenn Chris Patten in dieser Woche die Residenz des Gouverneurs in der Hongkonger "Upper Albert Road" bezieht, erwartet den britischen Politiker ein Leben im Kolonialstil. Sein Haushalt mit 56 Angestellten wird mehr als zwei Millionen Mark im Jahr kosten. Der 47jährige Patten wird in einem Rolls-Royce mit der britischen Krone auf dem Nummernschild chauffiert werden und ein steuerfreies Jahresgehalt von über 430 000 Mark einstreichen, mehr als Premierminister John Major. Im Hafen liegt seine Privat- Yacht, die nach den detaillierten Beschreibungen in Hongkonger Zeitungen 27,4 Meter lang ist. Doch die Aufgabe, die der ehemalige Parteivorsitzende der britischen Konservativen von seinem Vorgänger Lord David Wilson übernimmt, ist nicht beneidenswert.
Vorausgesetzt, Patten bleibt bis zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit, wird er 1997 die Macht über 5,8 Millionen Hongkonger Bürger an die Volksrepublik China übergeben. Denn nachdem britische Kanonenboote in zwei Opiumkriegen zwischen 1840 und 1858 die Insel Hongkong und den Küstenstreifen Kowloon erobert hatten, war dem schwachen chinesischen Kaiser 1898 ein Pachtvertrag für die "Neuen Territorien" aufgezwungen worden, den größten Teil der Kolonie. Der Vertrag galt für 99 Jahre und endet am 30 Juni 1997. In der schwierigen Übergangsphase, die längst begonnen hat, muß der neue Statthalter Londons mit viel Geschick zwischen den Interessen Londons, Pekings und der nervösen Hongkonger Bevölkerung balancieren.
Die Hongkong-Chinesen, die neben den vorwiegend amerikanischen und britischen "expatriates" 98 Prozent derBevölkerung stellen, bangen wegen der Unberechenbarkeit der Pekinger Kommunisten um ihren bescheidenen Wohlstand und einige auch um ihre Freiheit. Das Pekinger Massaker vom Juni 1989 hatte Schockwellen durch Hongkong gespült, dessen vorwiegend an "business" interessierte Bewohner plötzlich über ihre bereits 1984 von Margaret Thatcher in Peking besiegelte Zukunft unter kommunistischer Herrschaft nachzudenken begannen.
Zwei verfeindete politische Lager stehen sich heute in Hongkong gegenüber, und beide setzen große Hoffnungen auf den neuen Gouverneur. Da sind zum einen die einflußreichen Geschäftsleute dieses bedeutenden Finanz- und Handelszentrums, die vor allem Ruhe und Ordnung wollen und bloß keine Konflikte mit der Pekinger Führung. Und da sind zum anderen eine Reihe beliebter Politiker wie der Anwalt Martin Lee der liberalen "United Democrats", die Londons Mann in Hongkong mehr Demokratie abringen wollen, bevor dieses eine chinesische "Sonderverwaltungs- Zone" wird. Peking hat Chris Patten daher schon vor seinem Amtsantritt davor gewarnt, Parteimitglieder der "United Democrats" in sein Kabinett, das "Executive Council" zu berufen.
Chris Patten, der als Parteivorsitzender maßgeblich am Wahlsieg der britischen "Tories" im April dieses Jahres beteiligt war, gilt als erfahrener Politiker. Besonders seine guten persönlichen Beziehungen zu John Major wekken Zuversicht in Hongkong und leichte Beunruhigung in Peking. Anders als sein Vorgänger Lord Wilson, der in der Tradition beamteter Sinologen aus Londons "Foreign Office" stand, verfügt Chris Patten über direkten Zugang zu vielen britischen Politikern. Peking hat deshalb in den vergangenen Wochen mit einer gezielten Einschüchterungskampagne klargemacht, daß es schon jetzt in der Hongkonger Politik ein gewichtiges Wort mitzureden gedenkt.
Ein beliebtes Thema für solche Muskelspiele sind die Kosten für Hongkongs neuen Flughafen Chek Lap Kok. Während London den 14 Milliarden US- Dollar teuren Bau im Interesse Hongkongs bis 1997 abschließen will, verzögert die Volksrepublik China im gemeinsamen Planungskomitee immer wieder die Bewilligung von Mitteln. Pekings angebliche Angst, London wolle britischen Baufirmen noch einen letzten großen Auftrag zuschanzen und Hongkong dann mit leeren Kassen übergeben, ist ein willkommener Vorwand, den neuen Gouverneur politisch unter Druck zu setzen. Doch abgesehen von solchen Querelen sehen die Bewohner Hongkongs wieder mit Zuversicht nach China, seit Deng Xiaopings Reise in die an Hongkong grenzende Sonderwirtschaftszone Shenzhen einen neuen Reformschub ausgelöst hat. "Wenn China floriert, dann floriert auch Hongkong", sagt ein Hongkonger Banker.
HENRIK BORK (Peking)
Krach aus der Unterführung
ESCHBORN. Anwohner, die nahe der S-Bahn-Unterführung an der Sossenheimer Straße leben, haben sich bei der Stadt über zunehmenden Lärm beschwert. Sie erzwangen damit eine Prüfung, ob der Tunnel so abgedeckt werden kann, daß der von den Autos ausgehende Krach geschluckt wird.
Der TÜV-Hessen kommt in seinem Gutachten zu dem Ergebnis, eine Abdekkung des Tunnels sei in einem kleinen Teilbereich tatsächlich möglich und würde auch zu einer erheblichen Lärmminderung führen. Die weitaus größere Strecke müsse aber wegen der Durchfahrthöhe unabgedeckt bleiben.
Grundsätzlich werde jedoch - so Planungsamtsleiter Werner Wingenfeld - zu einer besseren Lösung geraten: Die Verwaltung solle Angebote einholen, was es kostet, die Rampenwände mit lärmschluckendem Material auszukleiden.
Wingenfeld möchte dabei zum Vergleich auch erfragen, was der laufende Meter Tunnelabdeckung kostet. Außerdem soll geprüft werden, ob der Bürgersteig im Tunnel verbreitert werden kann. Wingenfeld: "Der Lärm kommt nämlich daher, daß schnell gefahren wird." Wenn die Straße geringfügig schmäler wird, könnte das auch bewirken, daß die Autofahrer weniger aufs Gaspedal treten. she
DARMSTADT/FRANKFURT/OFFENBACH. Der Schnittlauch auf dem Schrägdach des schmalen, langgezogenen Häuschens der "Bessunger Rappelkiste e.V." ist verblüht. Ein Blick durch die runden Fenster und die große Glasfassade auf Kuschelecke und Teeküche: Es ist still an diesem frühen Nachmittag in der Krabbelstube, die wohl einmal ein offener Schuppen zum Unterstellen von Fahrrädern und Müllcontainern werden sollte und erst auf Druck etlicher Mütter von der Wohnungsbaugesellschaft "Bauverein" umgebaut wurde. Gegenüber in den Mietergärten, umgeben vom Rechteck der Sozialwohnungen, blüht der Borretsch, reifen Tomaten; jemand hat einen kleinen Teich angelegt. Ein paar Kinder wieseln mit Fahrrädern auf dem Spielplatz umher. Hier brauchen sie und ihre Eltern keine Angst vor Autos zu haben - angenehmes Wohnen mitten in der Stadt. Könnte sie so ausschauen, die "Alternative im sozialen Wohnungsbau", mit der stadtplanerische und architektonische Kardinalfehler der Vergangenheit und Gegenwart vermieden werden?
Das 1986 fertiggestellte Bauprojekt Bessunger Straße in Darmstadt mit Zwei- bis (ein paar) Vier-Zimmer-Wohnungen für 109 Mietparteien gilt als vorbildlich. "Es ist keine unerhört neue Architektur, nichts Spektakuläres, aber enthält kleine wichtige Details", schränkt Antje Flade vom Institut für Wohnen und Umwelt (IWU), einer von der Stadt Darmstadt und dem Land finanzierten Forschungseinrichtung, ein. Das IWU hat die leidigen Erfahrungen mit dem Sozialwohnungsbau in Hessen und den Stand der freilich nicht neuen Diskussion um frauen- (gleich familien- und menschen-) freundlicheres Leben in den heimischen vier Wänden zusammengefaßt und Forderungen erhoben.
"Wir wollen uns aus frauenpolitischer Sicht einmischen in die wohnungsbaupolitische Diskussion", sagt Ilona Hakert, Frauenbeauftragte in Offenbach. Sie hat schon "Kampf"-Erfahrung und ein Wohnprojekt im Nordend von Offenbach mitinitiiert: 10 von 34 Neubauwohnungen sind dort für Alleinerziehende reserviert. Der Clou: die Wände können versetzt, Anzahl und Größe der Zimmer damit selbst bestimmt werden. Eines von vielen notwendigen Bauvorhaben, um den Bedürfnissen der weiter wachsenden Zahl von Ein-Eltern-Familien Rechnung zu tragen, die auf staatlich subventionierten Wohnraum so dringend angewiesen sind.
In Großstädten wie Frankfurt leben schon 45 Prozent der alleinerziehenden Frauen wegen ihrer geringen Einkünfte in Sozialwohnungen.
Hinsichtlich kreativer Sozial-Neubauten gibt es in Hessen "nichts, das rundherum gut ist", haben die Frauen der IWU-Arbeitsgruppe festgestellt. Auch in Darmstadts Bessunger Straße sind die Wohnungs-Grundrisse konventionell und den strikten Normen angepaßt, kritisiert Antje Flade. Also nochmal ein Ausflug dorthin: Die Fahrräder stehen wie ausgestellt in den schlicht verglasten und zur Straßenseite ausgerichteten Wintergärten - ein sonniges Plätzchen für Yucca-Palmen. Eine alte Frau döst in ihrem Korbflechtstuhl, aus einem der Glaskästen grinst ein großer bunter Gartenzwerg - schöne Blickfänge zuhauf.
"Das ist aber auch schon alles", sagt eine junge Mutter. Das hochgelobte Projekt hat seine Macken: Mieter klagen über Schimmel, im Sommer läßt es sich in dem Freisitz vor Hitze kaum aushalten, im Winter lassen die einfach verglasten Scheiben die Kälte herein. Auf dem Gerüst am Eckhaus versuchen Handwerker einen der Wintergärten abzudichten ("schon zum viertenmal", sagt eine Mieterin und winkt mit der Hand ab). Nett sind die Laubengänge, die mit Knöterich üppig bewachsenen Rankgitter an der Fassade, die zurückgesetzten Wohnungseingänge und Außentreppen, die Dachterrassen, die lichtdurchfluteten und mit versetzt angeordneten schrägen Dächern ausgestatteten Treppenhäuser, ein idealer Treffpunkt für ein Schwätzchen.
Aber eine vierköpfige Familie muß sich mit 72 Quadratmetern bescheiden. Die Kleinen, acht und vier Jahre alt, teilen sich ein Zimmer, das offene Wohnzimmer läßt keine Rückzugsmöglichkeit für die Eltern, "das geht einem schon auf die Nerven". Im Schlafzimmer kann man sich kaum drehen und wenden, das Fenster beginnt erst in Brusthöhe eines Erwachsenen - "was sich wohl der Architekt gedacht hat, welche Kletterpartien Kinder vollführen müssen", wenn sie in dem eigentlich für sie vorgesehenen Raum rausschauen möchten? Die Küche - eng und dunkel.
Dennoch sind die Mieter weitgehend zufrieden, fand das IWU in Interviews heraus, weil das Wohnumfeld stimmt, Bus-Haltestellen um die Ecke sind, die Nachbarn miteinander plauschen, sich Zucker ausleihen, sich dienstags im "Minikindergarten" der "Rappelkiste" treffen oder dort jeden ersten Sonntag im Monat gemeinsam frühstücken.
In den Köpfen der Architekten stecke noch viel zu sehr die durch DIN-Normen und Förderrichtlinien zementierte "Hierarchie der Wohnräume" und ein längst von der Realität überholtes Bild der "heilen" Familie mit festen Rollen, sagt die Frankfurter Sozialwissenschaftlerin Beatrice Kuster-Hüttl: Sie entwerfen großzügige und repräsentative Tanzsäle an Wohnzimmern, in bester Lage und mit dem meisten Licht, mit Fernsehanschluß, als "gut Stubb" kaum genutzt und wie ein Heiligtum zum Aufbewahren der teuren Möbel behandelt, Tabu für verstreute Bilderbücher oder Zeitungsschnipsel von Kindern, die dafür auf winzige Kinderzimmer ("auch Käfige genannt") verwiesen werden.
Es beginnt der Teufelskreislauf: Protest der Mutter, wenn Kinder ihre Spielsachen aus den engen und abgelegenen Zimmern in den Flur oder die Küche schleppen. Ständig muß aufgeräumt werden, die Kleinen werden nörgelig und starrköpfig, die Eltern ungehalten. Die vorgeschriebenen Grundrisse im öffentlich geförderten Wohnungsbau verhindern Aufteilung der Familienarbeit zwischen Mann und Frau, sagt Frau Kustor-Hüttl. "Sie legen ein Lebensmodell fest, in dem die Frau als unsichtbare Dienerin, ohne eigene Bedürfnisse mit unendlich viel Zeit und Geduld ausgestattet, für die Familie Hausarbeit verrichtet."
Es gibt sie in Hessen: Alternative Baumodelle, die man laut IWU aber "mit der Lupe suchen muß" und die "offenbar ohne Initialzündung für den sozialen Wohnungsbau" geblieben sind - "nichts Spektakuläres und Atemberaubendes", sagt Antje Flade. Beispiel Hellerhofsiedlung im Frankfurter Gallusviertel, wo Ende der 80er entgegen der Landesfördervorschriften und nach Hickhack mit der kommunalen Wohnungsvermittlungsstelle auf fast gleichgroßem Raum Drei- statt geplanter Zwei-Zimmer-Wohnungen für Zwei-Personen-Haushalte entstanden. Die alleinerziehende Mutter und ihr Kind haben getrennte Schlafzimmer.
Dem Umplanen der Architektin Ilsemarie Rojan-Sandvoss ist es auch zu verdanken, daß in der Toni-Sender-Straße in Frankfurt-Sossenheim Anfang der 80er sechs Modellwohnungen gebaut wurden - mit einem mit der Küche verbundenen Allzweckraum, der Chance, Eltern- und Kinderschlafzimmer auszutauschen und einen größeren Raum nochmals zu teilen. Türen und Fenster wurden entsprechend eingesetzt. Die Bewohner waren laut IWU-Interviewern zufrieden: Sie lobten die große Wohn- und Spielküche mit Blickkontakt zum Kind, die Großzügigkeit des Heims, die "Nutzungs-Offenheit".
Doch der "Widerstand" gegen das Umdenken ist immens, berichten die Frauen der IWU-Arbeitsgruppe, die sich in unsachlichen Diskussionen immer wieder anhören lassen muß, Frauen wollten prinzipiell "andere Wohnungen". Reaktion der IWU-Frauen darauf: In die männerbeherrschten Gremien von Wohnungswirtschaft, Kommunalpolitik und Baugesellschaften, die nur auf Quantität, das schnelle Hochziehen möglichst vieler Wohnungen schielten, müßten eben mehr Frauen eingeschleust werden. Und Mitreden der Mieter beim Wohnungszuschnitt ist, so das Vorurteil, auch lästig.
Auch rechtliche Hürden müssen laut IWU fallen: Vor dem Hintergrund der bunter gewordenen Formen des Zusammenlebens etwa die starren Regeln der Zugangsberechtigung zu einer öffentlich geförderten Wohnung. Warum dürfen Ein-Eltern-Familien nicht ihre Berechtigungsscheine zusammenlegen und gemeinsam eine größere Sozialwohnung beziehen, wenn sie sich die Kinderbetreuung teilen wollen? Und das Land sollte sich mehr mit Wettbewerben einmischen in die Wohnungspolitik, "neben der Kinderbetreuung die Herausforderung der 90er Jahre", sagt Antje Flade.
JÖRG FEUCK
Das war ein aufregendes Spektakel, John Adams' Oper "Nixon in China", aufregend, interessant und packend. Soll keiner sagen, diese minimalistische Musik (von der Adams behauptet, seine Art von Musik sei es eigentlich garnicht, aber ganz von der Hand weisen kann er es auch nicht) sei langweilig oder enervierend. Im Gegenteil, sie packt, reißt fort, gibt das Tempo unserer Zeit wieder und hat dazu noch Platz für Witz, Poesie und tiefere Bedeutung (Regie Peter Sellars).
Denn witzig und poetisch und garnicht vordergründig ist auch der Text (Alice Goodman), der dem doppelbödigen, ja zuletzt sogar surrealistischen Stück zugrunde liegt. Er basiert auf einem Staatsbesuchs Nixons in China, verfremdet aber dann die Handlung derart, daß etwas ganz Neues entsteht, etwas, das zum Nachdenken anregt, auch wenn es ganz schön anstrengend ist.
Immerhin: Heute abend, 19.30 Uhr, ist innerhalb des "Sommerfestivals" der Oper die letzte Gelegenheit, "Nixon in China" mit dem Komponisten am Pult und einer Crew von gekonnt agierenden und singenden amerikanischen Protagonisten zu erleben. Bis man die Oper wieder sieht (in der gleichen Besetzung) wird dann ein dreiviertel Jahr vergehen. wp
Immer schön der Reihe nach: "Erst in'n Bembel, dann ins Gerippte, dann in'n Herbert" - so und nicht anders wird der Äppelwoi heruntergespült. Für die Nicht- Hessen im Saal (es sind nicht viele) muß das Procedere ein ums andere Mal wiederholt werden, bis sie es schließlich alle im Chor nachbeten können. Irgendwann ist der Bembel leer und der Herbert voll - fast wie im richtigen Leben, nur lustiger. Live-Klamauk vom Badesalz- Theater: 200 Zuschauer feiern das Comedy-Duo in der ausverkauften Neu-Isenburger Hugenottenhalle wie bei einem Rock-Konzert.
Nichts Ungewohntes für Ex-RodgauMonotones-Sänger Henny Nachtsheim und den früheren Flatsch-Frontmann Gerd Knebel. Seit sie ihre Band-Jobs an den Nagel gehängt haben und nur noch als Badesalz auftreten, geht es für den Mann mit der Nickelbrille und seinen glatzköpfigen Kollegen ständig bergauf. Ihr Sketch-Album "Och joh" (1990) war ein Überraschungserfolg, die gleichnamige, etwas fade TV-Serie zwar ein mittlerer Flop, doch geschadet hat ihnen das nicht weiter: Ihre aktuelle LP "Nicht ohne meinen Pappa" kletterte als erste Sprech-LP seit Otto Waalkes Vinyl-Blödeleien vor zwölf Jahren wieder in die Charts. Danach reichte die Mundpropaganda aus, um fünf Auftritte im Frankfurter Mouson-Turm binnen Stunden auszuverkaufen.
In Groß-Gerau hatte der Rummel auch negative Seiten: Die Stadtverwaltung war so begeistert von den beiden, daß sie einen Großteil der Tickets nicht in den Verkauf gab, sondern für den Eigenbedarf zurückhielt. "Das wird uns nicht mehr passieren, in Zukunft haben wir da den Finger drauf. Die Verträge wurden dementsprechend geändert", versichert Henny Nachtsheim.
Um das Karten-Gerangel zu beenden, haben sie sich jetzt den "Monsters Of Comedy" angeschlossen: Am 17. Juli spielen Badesalz im Dieburger Schloßgarten, tags darauf auf der Loreley. Mit von der Partie sind außerdem Georg Ringsgwandl und Band, Helge Schneider und Hardcore, Paddy Goes To Holyhead, das Knobi Bon Bon Kabarett und Matthias Beltz als Conferencier. Komödiantische Gipfeltreffen unter freiem Himmel, die jeweils 15 000 bis 20 000 Fans Platz bieten.
Rock-Stars sind solche Größenordnungen gewohnt, aber für ein Kleinkunst-Programm scheint der Rahmen auf den ersten Blick eine Nummer zu groß. Ist er nicht, meinen jedenfalls die beiden von Badesalz. Nach zwei Test-Auftritten mit der Ersten Allgemeinen Verunsicherung vor etwa 9000 Fans im vergangenen Jahr haben sie vor einem Monat die letzte Nagelprobe gewagt und bestanden. Beim "Rock am Ring"-Festival spielten sie vor 40 000 Zuschauern einige internationale Größen an die Wand. "Viele hatten vorher nur mit dem Kopf geschüttelt und uns gefragt, was wir da verloren hätten", erinnert sich Gerd Knebel, "aber es war toll. Natürlich kannst du dort nicht so antreten wie in einem kleinen Club. Statt Nuancen im Mimenspiel sind eher große Gesten angesagt, du mußt dich eben umstellen."
In solchen Momenten sorgt der Musiker-Bonus für den nötigen Rückenwind. Bei den Rodgau Monotones und Flatsch servierten sie die komödiantischen Einlagen noch zwischen den Songs, heute läuft es umgekehrt - zum Leicht-Humor und den satirischen Hieben gibt's immer wieder rockige Quervermerke. Ihre bajuwarische Adaption von U 2s "Still Haven't Found What I'm Looking For" hat nicht nur die Deutschen zum Lachen gebracht: In Belgien und Holland kletterte die Single der hessischen Blödler sogar in die Charts.
Badesalz bieten Klamauk mit Biß und Tiefgang: Den Heavy-Metal-Fan aus der hessischen Pampa karikieren sie ebenso liebevoll wie den Pauschal-Urlauber auf Mallorca und zeigen den Skinhead von nebenan als bürgerliches Muttersöhnchen, der sich die Wäsche noch von Mama waschen läßt.
Bei der "monströsen" Komiker-Versammlung werden sie sich jedoch auf einen Querschnitt ihres Repertoires beschränken müssen. "Wir wollen das Publikum nicht überfordern, jede Gruppe soll nicht länger als eine Stunde spielen", erklärt Nachtsheim, der das Open-air-Experiment keineswegs als Größenwahn verstanden wissen möchte. "Wir werden auf der nächsten Tournee wie bisher in den kleinen Hallen auftreten, denn das ist der richtige Platz für Kleinkunst", meint er, "aber wenn das Festival gut ankommt, könnte ich mir eine Fortsetzung im nächsten Jahr vorstellen."
Bis dahin werden sie vielleicht wieder eine kleine Band um sich geschart haben. "Das ist noch in der Planung", sagt Henny Nachtsheim, "aber manchmal vermisse ich auf der Bühne schon die Band um mich herum." Die einst von Flatsch besungene "gute alte Zeit" kommt nicht wieder, aber ein bißchen Nostalgie muß erlaubt sein. MARTIN SCHOLZ
In den Plattenläden haben sie sich souverän über alle musikalischen Kategorien hinweggesetzt und nehmen heute längst ein eigenes Regal in Anspruch: Die Soundtrack-Alben gehören dazu wie das Salz in der Suppe. Mögen die Streicherklänge auch noch so belanglos sein - wenn ein Film die Kassen klingeln läßt, möchte man auch mit der Platte noch einmal absahnen. Nur manchmal läuft es umgekehrt: "Sweet Talker", der neue Film von Taylor Hackford, war offenbar so langweilig, daß er erst gar nicht in die deutschen Kinos kam. Dafür ist der gleichnamige Soundtrack von Richard Thompson um so hörenswerter.
Der Ex-Gitarrist der britischen Folk-Rock-Legende Fairport Convention überrascht mit einer dichten, atmosphärischen Sammlung aus eleganten Instrumental-Songs und röhrenden Rock-Nummern. "Wenn du Musik für einen Film schreibst, bist du Sklave seiner Bilder", erzählt Thompson, "du schreibst das, wovon du glaubst, es verstärkt die Stimmung. Das ist einer der Gründe, warum ich die meisten Soundtracks uninteressant finde - denn die Musik überlebt nicht zwangsläufig, wenn man sie vom Film trennt."
Thompson kommt ohne den Reiz der bewegten Bilder aus: Die LP ist wie ein mitreißender Fluß, zusammengehalten von den zahlreichen Folk-Elementen und dem beeindruckenden, weil unorthodoxen Gitarrenspiel Thompsons. Wenn er den sechs Saiten jene kräftigen, zuckenden Töne entlockt, weiß man, bei wem Mark Knopfler gelernt hat. Nur hat er in den 25 Jahren seiner Karriere bei weitem nicht soviel Erfolg gehabt wie sein populärer Nacheiferer von den Dire Straits.
Doch die Kritiker haben den schlaksigen Briten mit dem schütteren Haar immer gemocht. So zählte das renommierte Rolling-Stone-Magazin seine mit Ex-Frau Linda eingespielte "Shoot Out The Lights"-LP zu den hundert besten jemals erschienenen Alben. Für den durchschnittlichen Rock-Hörer ist Richard Thompson dagegen bis heute ein Unbekannter geblieben. Daran hat auch die Grammy-Nominierung für sein letztes Album "Rumor And Sigh" (1991) nichts geändert. Ihn kümmert's nicht. Er sei dem Erfolg nie hinterhergelaufen und habe nicht vor, das nun zu ändern, sagt er resolut.
Ein Eigenbrötler ohne Scheuklappen: im Folk verwurzelt, aber auch offen für Rock, psychedelische Verfremdungen und Gospel. "Das ist eben die Musik, die ich gerne hören möchte, die aber Musiker einfach nicht mehr spielen", meint er, "also liegt es an mir. Andernfalls würde ich zu einem unberechenbaren Psychopathen mutieren."
Zur selbstverordneten Psycho-Therapie gehörte auch der Umzug zu seiner neuen Ehefrau nach Los Angeles. In seiner englischen Heimat fühlte er sich seit den Thatcher-Jahren nicht mehr richtig wohl, und daran habe auch der erzwungene Abschied der Eisernen Lady aus der Politik nichts ändern können, meint er. Nur einmal im Jahr ist er mit Sicherheit auf der britischen Insel anzutreffen - wenn ihn seine Ex-Kollegen von Fairport Convention zum traditionellen Reunion-Konzert einladen. "Wir haben immer noch Kontakt", sagt er und schmunzelt, "dieses eine Konzert ist jedes Mal wie ein Familientreffen, und ein Riesenspaß für uns und die alten Fans." art
HEDDERNHEIM. Gemeinsamkeit ist angesagt bei Heddernheims Kleintierzüchtern. Der erste Schritt wurde bereits getan. Denn die Mitglieder des "Vereins zur Förderung der Geflügelzucht" (kurz "Förderer" genannt) haben den Ersten Vorsitzenden der Heddernheimer Kleintierzüchter 1898 e. V., Fritz Hofmann, in ihren geschäftsführenden Vorstand gewählt. Hofmann ist dort jetzt zweiter Vorsitzender.
Umgekehrt nimmt der Erste Vorsitzende der "Förderer", Karl Schlicher, den Stellvertreterposten bei den Heddernheimer Kleintierzüchtern ein. In beiden Lagern verspricht man sich mit dieser personellen Praxis für die Zukunft eine noch bessere Zusammenarbeit.
Gemeinsam gefeiert werden soll beispielsweise das 90jährige Bestehen des 1902 gegründeten Vereins zur Förderung der Geflügelzucht am zweiten Wochenende im Oktober auf dem Farmgelände der Heddernheimer Kleintierzüchter im Zeilweg. Vereinbart wurde zudem eine gemeinsame Vorstandssitzung. Beide Vereine zusammen zählen jetzt 110 Mitglieder.
Eine Verjüngung ist im geschäftsführenden Vorstand der Geflügelzüchter durch die Wahl der Ersten Kassiererin Martina Boch und der Ersten Schriftführerin Gerlinde Köferle unverkennbar. Beide sind aktive Züchterinnen. Martina Boch züchtet Rhodeländer Zwerghühner, Gerlinde Köferle Bielefelder Kennhühner (ebenfalls Zwerge).
Am Samstag, 18. Juli, ab 16 Uhr, laden die Heddernheimer Kleintierzüchter zu einem Grillfest in ihre Farmanlage ein. Dort können sich Besucher über die Arbeit der Züchter informieren und die Farmanlage besichtigen. Im Zeilweg untergebracht sind derzeit etwa 525 Groß- und Zwerghühner, 20 Rassetauben und 120 Rassekaninchen.
Der Verein unterhält neun Farmgrundstücke. Fünf davon sind aus Platzgründen doppelt besetzt. Extern züchten weitere fünf Mitglieder des Vereins Kaninchen, acht Aktive zudem Hühner und Tauben. Die "Förderer" haben kein eigenes Gelände und züchten nur zu Hause.
Eine Verbesserung der Situation versprechen sich die Heddernheimer Kleintierzüchter durch die neue Farmanlage mit Strom, Wasser und Kanal (in der Nähe der bestehenden Anlage), die ihnen vom Magistrat längst zugesagt wurde.
"Noch bewegt sich nichts", bedauert Fritz Hofmann. "Wir wünschen uns, daß die Zusage bald in die Tat umgesetzt wird, damit nicht nur die Heddernheimer Kleintierzüchter e. V. sondern auch die Freunde des Vereins zur Förderung der Geflügelzucht in ein zeitgemäßes Domizil einziehen können." dixi
An diesem Mittwoch (19 Uhr, Vereinsheim Sportfreunde Seligenstadt, Aschaffenburger Straße) findet die Vorrunden-/Terminbesprechung der Fußball- Bezirksoberliga Frankfurt-Ost statt. Klassenleiter Gerd Bauscher (Windecken) kann nach Abschluß aller Auf- und Abstiegsregularien mit einem übersichtlichen 18er-Feld arbeiten. Mit zehn Mannschaften bildet der Main-Kinzig-Kreis weiterhin den Schwerpunkt, aber die Aufteilung nach Fußballkreisen belegt, daß Offenbach mit sieben Mannschaften dominiert. Hanau und Gelnhausen stellen jeweils fünf dagegen, einmal ist Büdingen (mit Neuling KSG Ober-Seemen) vertreten. Der Startschuß in die Saison 92/93 fällt am 8./9.August, wobei sich der Eröffnungsspieltag wegen Terminüberschneidungen (Buchberg-Cup in Niedermittlau) und Offenbacher Stadtmeisterschaften über drei Etappen (bis einschließlich 11. 8.) verteilen wird. Die Anhänger der dritthöchsten Amateurklasse können bereits am Samstag, 8. August (16 Uhr) zwischen zwei interessanten Begegnungen wählen: Neuling KSG Ober-Seemen erwartet (vor sicherlich mehr als 600 Zuschauern) den letztjährigen Zuschauerkrösus FC Teutonia Hausen, während der VfB Oberndorf gegen den ebenfalls publikumsstarken Neuling Spvgg. 12 Seligenstadt auf eine Kulisse von 400 bis 500 Fans reflektieren darf. Nur zögerlich steigen die Hanauer Kreisvereine ein, denn als einziger tritt die SG Bruchköbel (9.8.) am ersten Wochenende an. Gegner ist der Aufsteiger TSV 07 Höchst.
Nicht schlecht: Die beiden Hanauer Kreisderbys zwischen dem FSV Ravolzhausen und Hanau 93 sowie Eintracht- Sportfreunde Windecken und FC Germania Niederrodenbach sollen während der Woche (11. 8.) die neue Runde einläuten. Am besten nicht zeitgleich. Die Favoritenstellung 92/93? Der im 100. Lebensjahr stehende FC Hanau 93 will ganz oben mitmischen, die übrigen Hanauer Vertreter sollten ebenfalls in der Lage sein, sich in der oberen Tabellenhälfte einzunisten. Die Entwicklung bei der SG Bruchköbel (insgesamt 14 Abmeldungen) muß jedoch ebenso wie diejenige beim Neuling Windecken abgewartet werden. Ravolzhausen und Niederrodenbach gelten als gestandene Mannschaften mit dem Blick nach vorne. Meisterschaftsfavoriten sind jedoch Sportfreunde Seligenstadt und der TSV Lämmerspiel. Im Vorderfeld wollen sich auch die Gelnhäuser Klubs FSV Bad Orb und VfB Oberndorf einnisten, während dem SV Birstein sowie den Aufsteigern SV Melitia Roth und TSV 07 Höchst maximal Mittelfeldränge zugetraut werden. Die KSG Ober-Seemen will es ihren Vorgängern nicht gleichtun und länger als eine Runde in der dritthöchsten Amateurklasse verweilen.
Der Rahmen ist im Vorfeld abgesteckt: Vom 8./9. August bis 29. November 92 ist die Vorrunde, vom 6. Dezember bis 29. Mai 93 die zweite Halbserie terminiert. Die Winterpause ist nach dem zweiten Rückrundenspieltag (13. 12.) bis zum 28. Februar 93 vorgesehen. Vier Absteiger sind klar, der Fünftletzte muß in die Relegationsrunde mit den entsprechenden Bezirksliga-Zweiten (Fünfer-Gruppe). Der Meister spielt 93/94 in der Landesliga, der Rangzweite hat gleichfalls über die Relegationsrille eine Aufstiegsmöglichkeit.
Beim Verbandstag 1993 in Grünberg wird vermutlich eine Neueinteilung beschlossen, hiervon sind jedoch die Büdinger und Gelnhäuser Klubs nicht betroffen, die Hanauer sollen definitiv geschlossen in einer Gruppe (Nord) spielen. Die Friedberger Kreisvereine kämen neu dazu. HANS-DIETER PUTH
Nordweststadt-Bücherei: Am Mittwoch, 15. Juli, ab 15 Uhr, wird im Rahmen des "Äktschen"-Ferienprogramms vorgelesen und gemalt - alles nach dem Märchenbilderbuch "Rosamund, die Starke". fs/27
Eine Fahrt nach Bonn mit Besichtigung des Auswärtigen Amtes, des Bundestag-Plenarsaals sowie einer Stadtrundfahrt in der Stadt am Rhein bietet der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Gres zusammen mit der Heddernheimer Kolpingfamilie am Dienstag, 1. September, an. Informationen gibt Joachim Fischer unter Tel. 58 16 06. fs/27
"Och joh" haben sie sich vor zwei Jahren gesagt, eine LP mit Sketchen aufgenommen, und sich erfolgreich von ihrer Rock-Vergangenheit verabschiedet. Ex-Rodgau-Monotones-Sänger Henny Nachtsheim und der frühere Flatsch-Frontmann Gerd Knebel bringen seitdem als Badesalz Comedy-Duo nicht nur die Hessen zum Lachen. Mit Helge Schneider und Georg Ringsgwandl spielen sie im Juli bei den "Monsters Of Comedy"-Festivals in Dieburg und auf der Loreley.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Park-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 128.
Oberursel/Steinbach. Dornbach-Apotheke, Oberursel-Oberstedten, Hauptstr. 19, und Brunnen-Apotheke, Steinbach, Kirchgasse 2.
Usinger-Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.
MAINTAL. Monatelang dauerten die Vorbereitungen: Mitglieder der Ateliergemeinschaft Mozartstraße schrieben Maintaler Künstler an, sichteten Stapel von Bildern, erledigten Zollformalitäten, führten Gespräche mit der Stadt.
Dann endlich war es soweit: Sechs Tage präsentierten Maintaler Künstler im ungarischen Esztergom, mit dem die Stadt bislang erfolglos eine Partnerschaft anstrebt, ihre Werke.
Damit revanchierten sie sich für die Ausstellung ihrer ungarischen Kollegen vor zwei Jahren im historischen Rathaus Hochstadt.
Helge Philipp von der Ateliergemeinschaft lobt vor allem "die herzliche Gastfreundschaft". Für die Schau sei alles bestens durchorganisiert gewesen. Die Maintaler Gäste erhielten einen Veranstaltungsplan, der sie "die ganze Woche auf Trab" hielt.
Mindestens zwei Ungarn hatten eigens für das Treffen Urlaub genommen. Die Deutschen besichtigten Ateliers, besuchten Familien und selbstverständlich das kulturelle Leben in und um Esztergom.
Bei allem stand die Kunst im Vordergrund. Die neue Kontakte mündeten in weitere Pläne: Eine Schau der ungarischen Künstler in der Galerie im kommenden Jahr. Am letzten Abend kreierten die neuen Freunde auf einer großen Leinwand ein ungarisch-deutsches Kunstwerk. Dies ziert jetzt eine Wand des Kulturhauses von Esztergom.
Zum Schluß berichtet Helge Philipp von einer "Peinlichkeit am Rande": Gleich zu Beginn hätten die Maintaler erfahren, daß ihr Kontaktpartner nicht die Stadt, sondern die Burg Esztergom war. Der staatlich subventionierte historische Kulturkreis orientiert sich stark an zeitgenössischer Kunst. Der neue Bürgermeister habe verlauten lassen, er favorisiere Bamberg als deutsche Partnerstadt. So finanzierten denn auch die Burg beziehungweise die ungarischen Künstler den Aufenthalt der Maintaler. jur
Gerüstbauer und Maurer an der Spitze
Der Blick in die Statistik der Kreishandwerkskammer Friedberg zeigt: Fünf Mädchen ließen sich Ende 1990 in der Wetterau zur Damenschneiderin ausbilden und haben damit einen Beruf gewählt, der in der Ausbildungszeit am schlechtesten bezahlt wird. Im Durchschnitt erhielten Auszubildende im Schneiderhandwerk nach der neuesten Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen des Bundesinstituts für Berufsbildung 1991 nur rund 260 Mark monatlich. Durchschnittlich 506 Mark pro Monat gab es im Friseurhandwerk, ebenfalls eine Frauendomäne. Im unteren "Mittelfeld" liegen Maler/innen und Lakkierer/innen mit 727 Mark und Gas- und Wasserinstallateur/innen mit 727 Mark. Unter den zehn bestbezahlten Ausbildungsberufen sind nur zwei aus dem Handwerk: Gerüstbauer/innen (1591 Mark) und Maurer/innen (1322 Mark) - 70 junge Männer im Kreis, kein Mädchen. Der Lehrlingslohn im Handwerk schneidet im Vergleich zu denen in Industrie und Handel schlechter ab: Gab es in der Industrie durchschnittlich 935 Mark pro Monat, waren es im Handwerk etwa 716 Mark.
Sting mit Eric Clapton Die beiden sind sich schon oft über den Weg gelaufen: 1979 beispielsweise griffen Sting und Eric Clapton gemeinsam für amnesty international in die Saiten und teilten sich bei Bob Dylans "I Shall Be Released" das Mikro. Nun hat es sie wieder ins Studio gezogen. Der Anlaß ist banal, das Resultat dagegen beeindruckend. Sting hat mit Clapton den Song "It's Probably Me" zu dem Soundtrack von "Lethal Weapon III" beigesteuert. Was die grazile Ballade in dem nunmehr dritten Aufguß der ewig gleichen Story um zwei aufrechte, aber schießwütige Polizisten zu suchen hat, bleibt fraglich. Für Sting hat es sich dennoch gelohnt: "It's Probably Me" beschert dem blonden Briten nach langer Abstinenz in den Single-Charts wieder einen Hit. art
Kleine Lokalrundschau
DRK-Blutspendetermin RODGAU. Zu Blutspenden ruft die DRK-Ortsvereinigung Dudenhofen für Donnerstag, 23. Juli, von 17 - 20.30 Uhr im Bürgerhaus auf. Während der Urlaubsreisezeit werden besonders viele Konserven benötigt, heißt es in dem Appell. Ferien auch im Bürgertreff RÖDERMARK. Mit Montag, 20. Juli, herrschen auch im Bürgertreff in Waldacker Sommerferien, die am 3. August beendet sein werden. Zum Weinfest nach Oppenheim RODGAU. Zum Weinfest nach Oppenheim am Rhein führt der Jahresausflug des Spielmannszuges der Turngemeinde Jügesheim am Sonntag, 9. August. Freie Plätze gibt es auch noch für Gäste, die sich bei Walter Bruder, Telefon 53 15 melden sollten. Deutsch für Ausländerinnen RODGAU. Im Frauentreff von Rodgau- Jügesheim kommen von Montag, 10. August, an zweimal wöchentlich Ausländerinnen zusammen, um Deutsch zu lernen. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Dietzenbach nimmt für diesen Kurs unter der Nummer 0 60 74 / 36 94 bereits Anmeldungen entgegen. Krötentunnel bei Froschhausen SELIGENSTADT. Das Straßenbauamt Frankfurt will dafür sorgen, daß an der Landesstraße zwischen Seligenstadt und dem Ortsteil Froschhausen ein Krötentunnel gebaut wird. Bürgermeister Rolf Wenzel hofft, daß die Röhre nahe des Schwarzbruchs im Frühjahr verlegt sein wird.
Wenzel: Gehweg muß sauber sein SELIGENSTADT. Viele Gehwege sind mit Gras und Unkraut zugewachsen. Bürgermeister Rolf Wenzel ermahnt die Seligenstädter, für Sauberkeit vor dem Haus zu sorgen. Auch vor unbebauten Grundstücken müsse der Bürgersteig in Ordnung gehalten werden. Das sei in der städtischen Satzung so festgelegt. Magistrat will Feuerwehr mehr würdigen SELIGENSTADT. Der Magistrat will künftig die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren in Seligenstadt und den Ortsteilen Froschhausen und Klein-Welzheim mehr würdigen. Bei einem Dienstjubiläum gibt's eine erhöhte Prämie: für eine 25jährige Dienstzeit 600 Mark, für eine 40jährige sogar 800 Mark. Äste und Zweige zurückschneiden! SELIGENSTADT. Äste und Zweige müssen an Gehwegen so weit zurückgeschnitten werden, daß sie Passanten nicht behindern. Darauf weist die Stadtverwaltung hin. Grundstückseigentümer, die sich nicht daran halten, müssen damit rechnen, daß die Arbeiter des Bauhofs anrücken. Die Kosten stellt die Stadt in Rechnung. Wie pflege ich meinen Säugling? SELIGENSTADT. Das Kreisgesundheitsamt berät Mütter und Väter in Fragen der Säuglingspflege an folgenden Tagen: am 8. Juli im ehemaligen Schwesternwohnheim des Kreiskrankenhauses, am 20. Juli im katholischen Pfarrheim Klein-Welzheim, am 23. Juli im Bürgerhaus Froschhausen und am 27. Juli im evangelischen Gemeindezentrum Seligenstadt. Beginn ist jeweils um 14 Uhr.
Ein völlig neues Badegefühl genießen derzeit Königsteiner und ihre Gäste: Das Freibad im Woogtal, dank seines Geburtsjahrs 1924 ein Badeplatz mit Tradition, ist für rund fünf Millionen Mark aufpoliert worden - sehr zur Freude der Besucher, die seit fünf Wochen in hellen Scharen kommen. Die Geschäftigkeit der Stadt ist dort ein ganzes Stück weit weg und die Hektik des Rhein-Main-Gebiets erst recht. Warum also sollten Schwimmfreunde ihr Stamm-Bad in Frankfurt oder sonstwo nicht mal gegen einen Ausflug nach Königstein eintauschen, zumal der heilklimatische Kurort rundherum mit vielen weiteren Sehenswürdigkeiten locken kann?
"Sehr zufrieden" ist Rainer Kowald, der Geschäftsführer der Kurgesellschaft, mit dem Besuch seit der Neueröffnung: Am letzten Juni-Sonntag wurden 1800 Gäste gezählt - viel für Königstein, aber nicht zuviel fürs Freibad Woogtal, denn da bieten großzügig bemessene Liegewiesen viel Platz. Die Stammgäste, die ihren Schwimmplatz das ganze Jahr 1991 geschlossen fanden, sind nach Kowalds Beobachtung schon wieder zurückgekehrt.
Anders als sonst bei Badrenovierungen ist in Königstein nicht Altes radikal durch Neues ersetzt, sondern trotz des Einbaus modernster Technik der anheimelnd-historische Charakter bewahrt worden. Ein Beispiel dafür liefern die hölzernen Umkleidekabinen.
1924 hatten Königsteiner Bürger und die Mitglieder des Schwimmvereins das Bad erbaut. Mittlerweile ist es im Besitz der Stadt, die für die Erneuerung aufkommen mußte, wird aber von der Kurgesellschaft betrieben.
Von der "Perle im Woogtal" spricht Stadtrat Klaus Dehler. Dank Solarenergie wird das Wasser auf eine Temperatur von 24 Grad gebracht. Das Becken ist 33,3 Meter lang. Umgeben sind die Einrichtungen und Liegewiesen von Wald.
Jeden Tag zwischen 7 und 20 Uhr ist das Freibad (Telefon 0 61 74 / 46 20) zugänglich. Die Tageskarte kostet drei Mark, für Kurkarteninhaber 2,50 Mark und für Schüler, Studenten, Auszubildende und Rentner zwei Mark. Wer weder mit dem Auto noch mit dem Fahrrad kommt, muß einen Zehn-Minuten-Fußweg einkalkulieren: von Frankfurt mit der S 1 oder S 2 nach Höchst, von dort mit der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn (K) zum Bahnhof Königstein, dann zu Fuß zum Forellenweg und ins Woogtal; oder mit der S 3 nach Kronberg und von dort mit dem Bus in die Königsteiner Stadtmitte.
Und ist man schon einmal in dem Ort zu Füßen des Altkönigs, gibt es genug Möglichkeiten für ein "Anschlußprogramm". Direkt rund ums Freibad erstreckt sich das Naherholungsgebiet Woogtal, durch hübsche Spazierwege erschlossen. Diese Wege führen bis in den Kurpark, wo das Kurhaus auch eine Gastronomie bereithält. Mehrfach pro Woche musiziert das Kurensemble, und bis zum 12. August gibt es jeden Mittwoch um 19.30 Uhr die Sommerveranstaltungsreihe "Mittwochs im Park". Am 15. Juli erklingt Jazz, eine Woche später sind Oldies und Rock, dann Lieder des Männerchors zu hören.
Königsteins zentrale Sehenswürdigkeit ist die alles überragende Burgruine (offen von 9 bis 19 Uhr). Die Vorgeschichte des Burgbergs, auf dem sich die ursprüngliche Stauferburg aus dem 12. Jahrhundert erhebt, liegt teilweise noch im Dunkeln. Aber keine Frage, von dem Platz geht ein enormer Reiz aus: mächtige Gemäuer und Gewölbe, grüne Innenhöfe, phantastische Blicke auf Taunus und die Rhein-Main-Ebene.
Wer je Gast beim alljährlichen Burgfest war, wird es bestätigen. Und am Sontag/Montag, 12./13. Juli, wird der große Innenhof zur Freilichtbühne: Das Frankfurter Volkstheater gastiert jeweils um 20.30 Uhr mit der Goldoni-Komödie "Krach in Chiozza". Bei 300 Sitzplätzen müßte die Abendkasse noch einige Karten übrig haben. Die Kurverwaltung (Telefon 0 61 74 / 20 22 51) ist werktags von 7.30 bis 17.30 Uhr, samstags von 9 bis 13 Uhr erreichbar.
Schließlich hat auch der Stadtteil Falkenstein eine Burgruine, offen von 8 bis 16.30 Uhr, an Wochenenden von 8 bis 19 Uhr. Und überhaupt gibt es da noch die Altstadt, das Luxemburger Schloß, die Villa Andreae, ganz zu schweigen von Open-air-Kneipen und Eiscafés. Ein letzter Tip: Wer in Königstein baden gehen will, kann sich auch für das Kurbad, die bunte Anlage an der B 455, entscheiden. Dort ist das Wasser wärmer, sind die Besucher im Schnitt etwas älter. tom
Am Sonntag wird es in Oberursel mächtig zischen: beim Dampfbahnclub, der ein großes vereinseigenes Gelände hat, ist wieder Fahrtag. Was es dort zu sehen, zu erleben und mitzufahren gibt, beschreiben wir morgen.
Nachdem FR-Leserin Cornelia H. in ihrem Briefkasten die Aufforderung gefunden hatte, ihr "Knöllchen" wegen Falschparkens zu bezahlen, da überwies sie die geforderte Summe sofort. Gleichzeitig schilderte sie auf dem beigefügten Formblatt ihre Schwierigkeiten, an ihrem Wohnort in Niederrad einen Parkplatz zu finden. Vom Regierungspräsidium Kassel erhielt sie darauf drei Wochen später eine weitere Zahlungungsaufforderung in Höhe von 26 Mark. Ihre Beschwerde sei abgewiesen, hieß es dazu im Begleitschreiben der Behörde.
"Ich wollte mich gar nicht beschweren, die Sache selbst habe ich ja zugegeben. ich wollte nur einen Denkanstoß geben, auf einen Mißstand aufmerksam machen, und erklären, weswegen ich falsch geparkt habe," ärgert sich Frau H. Vor allem am Wochenende und bei Veranstaltungen finde man bei ihr kaum noch einen Platz. Und nun sei ihr als Antwort auf ihren höflichen Brief diese eine Zahlungsaufforderung über 26 Mark "Verwaltungsgebühren plus Auslagen" ins Haus geflattert.
"Dies kann eigentlich bei uns nicht möglich sein", meint Klaus-Dieter Klewe, Büroleiter der Zentralen Verwarnungs- und Bußgeldstelle des Regierungspräsidiums Kassel. "Normalerweise läuft das Verfahren bei uns folgendermaßen ab: Wird auf eine erste Zahlungsaufforderung nicht reagiert, dann wird ein Bußgeld fällig, und dann werden auch zusätzliche Verwaltungsgebühren und Auslagen in Höhe von 26, seit 1. Juli von 29 Mark erhoben."
Da Cornelia H. aber ihr Strafmandat postwendend bezahlt habe, könne es sich eigentlich nur um einen Irrtum vom Amt handeln.
Klaus-Dieter Klewe kann bestätigen, daß das Regierungspräsidium Anregungen von Verkehrsteilnehmern gern aufgreift, anstatt mit zusätzlichen Gebühren zu reagieren. Wenn ein Sachbearbeiter einen triftigen Hinweis bekommt, dann werde er in allen Fällen seine Informationen an die örtlichen Verkehrsbehörden weiterleiten. "Allerdings", schränkt Klewe ein, "wenn jemand von Parkraumproblemen schreibt, wird der Sachbearbeiter sicher nicht tätig werden, denn das ist wirklich ein zu generelles Problem."
Bleibt das Problem der Zahlungsaufforderung an Cornelia H. Klaus-Dieter Klewe hat versprochen, sich um diese Angelegenheit zu kümmern. CDG
SCHWALBACH. Der Magistrat will den Stadtverordneten vorschlagen, den historischen Gasthof "Mutter Krauss" zu verkaufen und von einem Investor sanieren zu lassen.
Bürgermeister Horst Faeser (SPD) sagte der FR, der Magistrat habe das Projekt bis zum 15. Juli bundesweit ausgeschrieben, "um zu sehen, was der Markt hergibt". Die Stadt sei schon mit Interessenten im Gespräch. Einige hätten schon ein Finanzierungskonzept mit ihren Banken abgesprochen.
Auf jeden Fall, so Faeser, solle die "Mutter Krauss" als Gaststätte erhalten bleiben. Der Investor könne entscheiden, ob er zusätzlich ein Hotel oder Wohnungen bauen möchte. Ein Hotel mit 60 Betten und Konferenzräumen würde sich schon deshalb rentieren, weil Schwalbach über große Unternehmen verfügt, die Gäste oder Auszubildende unterbringen möchten. Bisher stehen nur wenige Betten im "Frankfurter Hof" und in einer Frühstückspension zur Verfügung.
Öffentliche Mittel vom Land Hessen in Höhe von einer Million stünden für die Sanierung schon bereit. Das Motto des Magistrats: "Jemanden finden, der garantiert, daß es funktioniert. Eine zweite Pleite können wir uns nicht leisten."
1983 hatte die Stadt den 400 Jahre alten Gasthof an einen Schwalbacher Getränkehändler verkauft mit der Auflage, das Gebäude binnen sechs Jahren komplett zu sanieren. Weil das nicht geschah, wurde "Mutter Krauss" vor einem Jahr zurückgekauft. Im September sollen die Parlamentarier über die Zukunft der Gaststätte im alten Ortskern entscheiden.
Der Magistrat schlägt ihnen laut Faeser alternativ vor, das Haus zu behalten und selbst zu sanieren. Fünf bis sechs Millionen Mark für Sanierung und Baukosten würde die Stadt wohl aufbringen müssen. Bis zu 2,4 Millionen Mark könnte die öffentliche Hand zur Sanierung zuschießen. Den Bürgermeister sorgen bei diesem Modell vor allem die Folgekosten. Beim "Hochheimer Hof" betrügen sie immerhin 180 000 bis 220 000 Mark pro Jahr. Faeser: "Außerdem stellt sich die Frage, ob die Stadt der größte Kneipier am Ort sein sollte. Wir haben schon vier Gaststätten, das wäre dann die fünfte. Ich meine, wir haben andere Aufgaben." she
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Stop!Oder meine Mami schießt (15, 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Pico und Columbus (15 Uhr); Grand Canyon - Im Herzen der Stadt (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Basic Instinct (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Stop! Oder meine Mami schießt (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Schneewittchen (15.30 Uhr); Der Schlafwandler (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Der Schlafwandler (20.15 Uhr). Ausstellungen Schmitten. Ev. Akademie Arnoldshain: Holzdrucke, 9 bis 19.30 Uhr.
Königstein. Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Str. 3: Ausstellung zum 1. Kinder-Kunst-Fest, 14 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. "Ägypten", Filmclub Taunus, Stadthaus-Forum, 20 Uhr.
Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: "Indien 2. Teil", Videofilm, 15.30 Uhr.
Königstein. Kolloquium zum Zeitgeschehen: "Identität als Problem der Moderne", Referent: Prof. Dr. Georg Weber, Luxemburger Schloß, 19.15 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Notdienst von 9 bis 13 Uhr, Tel. 2 44 34.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 9 bis 11 Uhr.
Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Neue Mauerstr. 16, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.
Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanz und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Baratungsstunde bei Frau Ruf, 10 bis 11 Uhr; Tanz und Kaffeetrinken, ab 14 Uhr.
Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Haus Dammwald, Kolberger Str. 1: Flick- und Nähstube, ab 14.30 Uhr.
Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz, 19.30 bis 22 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Schmitten. Treffen der Senioren-Arbeitsgemeinschaft der SPD, Gasthaus "Zum Taunus", Arnoldshain, 16 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Basteln, 14 bis 16 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr.6: Tischgymnastik, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg, Gartenfeld, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Friedrichsdorf. Freiluft-Café "Mobile" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Houiller Platz, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Taunuswanderung: Bus- haltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr.
Königstein. Treffpunkt zum Stadtrundgang: Kurverwaltung, 14.30 Uhr.
WEILROD. Die Sportgemeinschaft Weilrod feiert vom 7. bis 9. August ihr 80jähriges Bestehen. Das Fest wird am Freitag mit einem Disco-Abend eröffnet. Dazu spielt die Bernd-Schütz-Band.
Am Samstag folgt der Festkommers mit anschließendem Tanz. Der Sonntag beginnt mit einem Gottesdienst. Ab 11.30 Uhr spielt dann die Weilroder Rentnerband zum Frühschoppen auf.
Für die kleinen Jubiläumsgäste gibt es am Sonntag nachmittag ein großes Kinderfest. orb
SCHMITTEN. Unter dem Motto "Kommen, Schauen, Schnuppern, Mitmachen" veranstaltet die Bildungs- und Familienerholungsstätte Oberreifenberg gemeinsam mit den hessischen Naturfreunden ein "Seniorentreffen" am Sonntag, 12. Juli. Ab 13.30 Uhr beginnt im Alten Königsteiner Weg ein buntes Programm: Die Teilnehmer einer Seniorenfreizeit stellen ihre Aktivitäten vor. Dazu gehören unter anderem Tanz, Spiele, Vorträge und Bastelarbeiten. cn
MAIN-KINZIG-KREIS. Ein Landwirt in Deutschland ernährt im Durchschnitt 63 Menschen. Darauf hat Kreislandwirt Friedhelm Schneider bei einer Sitzung des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig in Aufenau hingewiesen. Würde die Erzeugung aus importierten Futtermitteln noch hinzugerechnet, würde die durchschnittliche Produktion eines Bauern sogar ausreichen, um für 70 Mitbürger Nahrungsmittel bereitzustellen, erklärte Schneider.
Der Trend zu einem immer produktiveren Wirtschaften deutscher Landwirte wird nach den Worten des Kreislandwirtes mit einem Blick auf entsprechende Vergleichszahlen deutlich: Im Jahre 1989 lagen die Zahlen in den alten Bundesländern noch bei 65, beziehungsweise 74 Menschen, und 1980 bei 47, beziehungsweise 57 Menschen. Im Jahre 1950 konnte ein deutscher Landwirt jeweils nur zehn Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen. Für die kommenden Jahre rechnet Scheider mit einer Verstärkung dieses Trends, weil die Zahl der in der Landwirtschaft Tätigen derzeit durch den starken Strukturwandel in den neuen Bundesländern deutlich abnimmt. ml
Mit einem weiteren Gutachten zieht die Gemeinde gegen den Hubschrauberlärm der US-Streitkräfte ins Feld "Das ist die Hölle", heißt es unter Erlenseer Bürgern Messungen bestätigen eine gesundheitliches Risiko Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. "Heute sind sie wieder ohne Unterlaß geflogen, ohne Mittagspause. Und nachts kann man nicht schlafen. Wenn die Fenster zu sind wegen der Bullenhitze, und bei offenem Fenster wegen den Hubschraubern. Die ziehen ihre Kreise über dem Ortskern wie in alten Zeiten. Das kann sich niemand vorstellen. Das ist die Hölle." Die subjektiven Qualen des Erlenseer Bürgers Werner Rüger sind jetzt ein weiteres Mal durch technische Daten untermauert worden. Das medizinisch-psychologische Gutachten belegt, daß die Menschen, die in der Nähe des Langendiebacher US-Fliegerhorstes wohnen, erheblichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind, die von der Bundesregierung billigend in Kauf genommen werden, gegen die aber auch das Land Hessen bislang nichts außer Appellen an die US-Streitkräfte unternommen hat. Eigentlich hätte es dieser, mittlerweile dritten, Expertise gar nicht bedurft, um die Gewalt aufzuzeigen, die die Hubschrauber den Menschen im weiten Umkreis antun. Doch weil die bundesstaatlichen Stellen offenbar nur durch gutachterliche Zahlen bewegt werden können, um für Abhilfe zu sorgen, entschloß sich die Erlenseer Gemeindevertretung im vergangenen Jahr, auf eigene Kosten die Not ihrer Schutzbefohlenen erneut quantitativ unter Beweis stellen zu lassen. Sie hofft, damit vielleicht endlich bessere Karten gegen die bisherige Militärpolitik in der Hand zu haben.
Mit Messungen und Auswertung wurden die Fachleute Professor Gerd Jansen und Diplom-Psychologe Gert Notbohm beauftragt. Sie postierten sich an mehreren Tagen in der Reusserhofstraße, der Eugen-Kaiser-Straße und an der Ecke Landwehr- / Bleichstraße. Ihre Ergebnisse - es wurden in der Reusserhofstraße schon Spitzenwerte von 111 Dezibel gemessen, die an die Schmerzgrenze gehen - werteten sie eher vorsichtig und rechneten die Dauerbelastung nach unten. Gleichwohl kommen auch sie zu einem mehr als bedenklichen Fazit.
Um die Schlußfolgerung vorwegzunehmen: Es liegt, für die gesamte Bevölkerung in Erlensee, zumindest eine erhebliche Belästigung, insbesondere auch für die Abend- und Nachtstunden vor. Und im Gebiet Reusserhofstraße "erreicht die Belastung ein Ausmaß, das bei häufigem Vorkommen als gesundheitliches Risiko einzustufen ist. Die Belastung der bewohnten Gebiete des Ortsteils Langendiebach durch Geräuschimmissionen des Hubschrauberbetriebs ist dringend zu reduzieren, insbesondere nach 22 Uhr. Es sollte darauf hingewirkt werden, daß bewohnte Gebiete generell möglichst weiträumig umflogen werden und der Flugbetrieb in der Nachtzeit weitgehend unterbleibt."
Doch obwohl sich die Anlieger immer wieder beschweren, Vertreter von Gemeinden, Kreis und Land immer wieder entsprechende Gespräche mit den US- Amerikanern führen, auf diesem Ohr scheinen sie taub zu sein. Warum das so ist, erklärt Karl-Heinz Wörner, örtlicher SPD-Vorsitzender und Mitglied des Aktionsbündnisses gegen den Fliegerhorst: "Das Hauptproblem sind die häufigen Kommandowechsel bei den Amis. Wenn man dem einen erklärt hat, worum es geht, dann verspricht er, daß es besser wird. Dann kommt ein neuer, den das überhaupt nicht interessiert und das ganze geht von vorne los. Was haben wir schon alles probiert, die Klage, eine Resolution nach der anderen, alles hat nichts genutzt."
Während Karl-Heinz Wörner immer noch darauf setzt, mit den Streitkräften im Gespräch zu bleiben, kritisiert Werner Rüger die Haltung der Kommunalpolitiker: "Da gehen sie zu denen auf Feste, da wird zusammen gefressen und gesoffen, als seien sie die besten Freunde. Kein Wunder, daß dann nichts passiert. Wenn mich einer permanent jeden Tag schikaniert, dann kann er nicht mein Freund sein." So weit will Karl-Heinz Wörner nicht gehen. Aber auch er bescheinigt den Amerikanern weiterhin Besatzermentalität: "Die benehmen sich immer noch so, als seien sie hier die Herren."
Und dagegen sollte auch der sozialdemokratische Bürgermeister Manfred Heller endlich Stellung nehmen, meint eine Mehrheit im Aktionsbündnis. Sie wirft dem Rathauschef vor, statt dessen sogar mit den Streitkräften zu sympatisieren. Schließlich habe er deren Präsenz einmal sogar als notwendig bezeichnet und seine Telefonnummer ändern lassen, unter der sich lärmgeplagte Einwohner beschwerten. Pfarrer Lothar Grigat betont zwar, daß das Aktionsbündnis nach einer ruhigeren Phase mit Gesprächen und Briefwechseln wieder stärker an die Öffentlichkeit gegangen ist, etwa in Form der Unterschriftenaktion, die im August abgeschlossen werden soll, doch können die Bürgerbewegten einen Hauch von Verzweiflung in ihren Aktionen nicht verhehlen: Das alles juckt weder die US- Amerikaner noch die Bundesregierung, klingt es kleinlaut durch.
Und bei manchem zuckt wieder der böse Gedanke durchs Hirn: "Man müßte sich doch mal eine Flak besorgen und dann . . ." (Details zum Lärmgutachten lesen Sie im Kasten "Zur Sache")
Die Reportage von Hans-Hagen Bremer "Ein Vater Teresa auf diplomatischer Mission" (FR vom 30. 6. 1992) habe ich mit großem Interesse gelesen. Abgesehen von ihrem Inhalt ist sie auch besonders gut geschrieben. Deswegen finde ich es bedauerlich, daß sich ein Fehler eingeschlichen hat. Entweder hat ihn der bosnische Präsident gemacht oder der Philisoph Levy, der Mitterrand zu seinem spektakulären Besuch in Sarajewo animierte.
Der verzweifelte Aufstand der Juden im Warschauer Getto fand im April bis Mai 1943 statt. Damals konnte die sowjetische Armee nicht schon am rechten Weichselufer stehen. Das tat sie aber, als im August bis Oktober 1944 die national- polnische Untergrundbewegung jenen Aufstand in Gang brachte, der mit der endgültigen, fast völligen Zerstörung von Warschau durch die Deutschen endete.
Die Infamie der sowjetischen Armee, die dem Gemetzel von Praga - der östlichen Vorstad von Warschau - aus genüßlich zuschaute, gehört zu den Ereignissen des Krieges, die die Polen nie vergessen werden.
Karl-Friedrich Dehn, Frankfurt am Main
WETTERAUKREIS. Wenn ich einen Jungen kriegen kann, warum soll ich dann ein Mädchen nehmen? Die Lokal- Rundschau fragte Handwerksmeister der Maler- und Lackiererinnung Friedberg, die einen Lehrling suchten, ob sie denn auch ein Mädchen einstellen würden.
Rudolf Reinhardt aus Karben: Ich habe mein Geschäft seit 37 Jahren und rund 15 Lehrlinge ausgebildet. Bislang war noch kein Mädchen darunter, nur einmal hatten wir als Aushilfe die Tochter eines Malermeisters. Aber warum nicht, "sie" sollte sich einfach mal melden.
Edwin Butterweck aus Friedberg: "Nein, das geht nicht, weil wir Verputz- und Gerüstbau machen. Das finde ich für Mädchen unzumutbar. Wenn wir reine Innenausstattung und Dekoration machen würden, wäre das ohne weiteres möglich."
Helmut Scherer aus Florstadt: "Wir hatten einmal eine junge Frau, die zuvor ein Praktikum bei uns gemacht hat. Sie war robust und hat zurückgebissen, wenn jemand auf der Baustelle pampig war."
Heinz Jung aus Steinfurth: "Wir haben ein Mädchen ausgebildet und damit positive Erfahrungen gemacht. Für zarte Mädchen ist die Arbeit aber nichts, sie müssen sich wehren und zurückgeben können. Mit lackierten Fingernägeln geht es nicht." cor
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Kinos Gelnhausen. Pali: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).
Casino: Basic Instinct (20.15 Uhr). Beratung/Selbsthilfe Hanau. Selbsthilfe Kontakt-Telefon, 10 bis 12 Uhr, Rufnummer 25 55 00.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den "Verein Frauen helfen Frauen",Telefon 2 68 67.
Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen, 17.30 Uhr Wachenbucher Straße 17, Telefon 7 23 38.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Theodor-Heuss-Straße 1, Großauheim. Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 6 26 31 und 3 14 93 oder 0 60 23 / 85 25.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Telefon 1 58 56.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle, 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Treffen des Seniorenschutzbundes Graue Panther, 15 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus.
Treffen der Diabetiker-Selbsthilfe-Gruppe, 19 Uhr Café Zeitlos.
Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 8 12 31 oder 3 97 26.
Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Wolfgang Bruder, 15 bis 16.30 Uhr, Barmer Ersatzkasse, Nürnberger Straße.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende durch die DFG, 19 bis 21 Uhr Café Zeitlos, Martin-Luther- Anlage.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 9 bis 19 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 8 20 08.
Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 10 bis 12 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 10 bis 13 Uhr offener Treff, 14 bis 17 Uhr Beratung, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Berliner Straße 58, Dörnigheim, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 25 10 97.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 15 bis 19 Uhr Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Aids-Beratung des Kreisgesundheitsamtes, 13 bis 15 Uhr Landratsamt, Telefon 0 60 51 / 8 53 77.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 16 bis 20 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12, Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Vereine/Organisationen Hanau. Mitgliederversammlung des BUND, 19.30 Uhr Café Zeitlos, Martin-Luther-Anlage.Verschiedenes Bruchköbel. Seniorentreff: Vortrag zum Thema "Nutzung moderner Kommunikationsmittel im Alter", 15 Uhr, ST Mitte.
Langenselbold. Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14 Uhr Singkreis, Sozialstation Uferstraße.
Nidderau. Treffen der Stillgruppe des Kindervereins Nidderau, 15.30 Uhr Schloßberghalle.
Treffen der Stillgruppe Schöneck/Nidderau, 15 Uhr Praxis Dr. Schwenger, Heldenbergen. Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 16 bis 19 Uhr Video AG, 18 bis 21 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.
Senioren-Sommerfest, 14.30 bis 17.30 Uhr auf dem Gelände vor dem alten Hofgut Büdesheim.
Erlensee. Lauftreff, 18 Uhr Vogelschutzpark. Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße, 15 bis 22 Uhr.
Gelnhausen. Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, 15 Uhr Mutter-Kind-Café mit Kinderbetreuung, 19.30 Uhr offener Treff.
RÜSSELSHEIM. Kunst wird großgeschrieben im Frauenzentrum. Immerhin 16 Künstlerinnen präsentierten hier schon ihre Arbeiten, Susanne Radau und Bärbel Lückert verschönerten die Außenfassade. Da das Frauenzentrum 1992 seinen fünften Geburtstag feiert, "haben wir uns überlegt, das alles noch mal zusammenzutragen", sagt Frauenzentrumsmitarbeiterin Susanna Wilms. Herausgekommen ist "frauen-art", ein kleines, aber feines Bändchen, das mehr sein will als nur ein Kunstkatalog. "Für uns ist das auch eine Art Dokumentation", erklärt Wilms, die mit Christel Göttert und Elfriede Schmidt für Konzeption und Gestaltung verantwortlich zeichnet.
Eine Dokumentation, die nicht nur auflistet, wer wann im Frauenzentrum ausgestellt hat, sondern auch den Anspruch referiert, der dahinter steht. "Als wir angefangen haben, war für uns klar, daß zu einem Bildungsprogramm auch Kunst als sichtbarer Ausdruck weiblichen Daseins gehört", sagt Wilms. Künstlerinnen, die ausstellen wollten, gab es genug - nicht nur in der Rüsselsheimer Umgebung.
Alle Künstlerinnen - von Gabriele Meister bis Franca Weiss - sind mit einer exemplarischen Arbeit drin in "frauen-art", inklusive eines kurzen Statements zum jeweiligen Selbstverständnis. Denn nie ging es den Frauenzentrums-Mitarbeiterinnen allein um die Präsentation der Arbeiten. Zwar sollte mit den Ausstellungen gerade auch den Künstlerinnen, die noch nicht so bekannt sind, ein Forum geboten werden, doch "es war auch immer unser Anspruch, zwischen den Künstlerinnen und den kunstinteressierten Frauen ein Netzwerk herzustellen", sagt Wilms.
Das ging über die bloße Anwesenheit der Künstlerinnen bei den Vernissagen hinaus. Auch zu Diskussionskreisen wurden und werden sie gebeten, debattierten mit kunstinteressierten Geschlechtsgenossinnen über Fragen weiblicher Ästhetik oder die Probleme von Frauen in der von Männern dominierten Kunstszene. Daß dem so ist, belegen auch die Zahlen: Zwischen 40 und 70 Prozent pendelt die Zahl der weiblichen Studenten in künstlerischen und gestalterischen Studienbereichen, doch es gibt nur wenige Frauen, die es schafften, sich in der Kunst - ob wissenschaftlich oder gestalterisch - einen Namen zu machen.
Selbst bei der jüngsten Kasseler Documenta, sagt Susanna Wilms, sei der Frauenanteil gering. "Das wird zwar ganz anders dargestellt, aber tatsächlich sind es nur sieben oder acht Künstlerinnen, die mit ihren Arbeiten präsent sind", weiß sie.
Die Rüsselsheimerinnen wollten dagegen Frauenkunst in Frauenräumen zeigen. Denn Frauen, so hat es Susanna Wilms im Vorwort formuliert, fehle es offensichtlich an einer Lobby, um ihre Kunst überhaupt an die Öffentlichkeit zu bringen. Eine solche Lobby will das Frauenzentrum im Rahmen seiner Möglichkeiten sein. Das Ziel: Frauenkunst als Ausdruck eines fortschreitenden weiblichen Bewußtseins ins Blickfeld rücken, ihre Aussagen sichtbar, erlebbar und öffentlich zu machen.
Das sei auch gelungen, meint Susanna Wilms mit Blick auf das Bändchen "frauen-art", das in zwei Monaten intensiver Arbeit entstand, denn "wir wollten das ja noch zum fünfjährigen Bestehen rausbringen." Ein auch in finanzieller Hinsicht ehrgeiziges Unternehmen, denn allein die gut gelungenen Farbdrucke trieben die Kosten hoch und "ohne Sponsoren wäre das gar nicht drin gewesen".
Aber es hat geklappt, zumal auch das Problem, einen Verlag zu finden, schnell gelöst war. Mit-Herausgeberin Christel Göttert hat inzwischen den Verlag ihres Schwiegervaters übernommen und plant ohnehin, im Verlagssortiment ein stärkeres Gewicht auf Frauenthemen zu legen - "frauen-art" markiert sozusagen den Beginn ihrer Arbeit, ist gewissermaßen der Erstling.
Mit dem Ergebnis sind die Herausgeberinnen mehr als zufrieden. Und die ersten Kataloge fanden auch schon Abnehmerinnen. Im Augenblick gibt's die gesammelte Kunst zwar nur im Frauenzentrum zum Preis von 20 Mark, doch demnächst wird "frauen-art" auch im Buchhandel zu haben sein. Und das nächste Projekt wirft seine Schatten schon voraus: Für den Herbst diesen Jahres ist eine große Retrospektive geplant, in der noch einmal alle Künstlerinnen, die bisher im Frauenzentrum ausstellten, ausgewählte Arbeiten zeigen. wal
Als "dilettantisch" hat die CDU-Fraktion am Freitag das Vorgehen des Oberbürgermeisters, Andreas von Schoeler (SPD), gegen die offene Drogenszene bezeichnet. Nach Auffassung der sozialpolitischen Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Evelin Schönhut-Keil, kann die beabsichtigte "Rückführung" auswärtiger Junkies in ihre Heimatgemeinden nicht funktionieren. Die Aids-Hilfe Frankfurt hält die schrittweise Auflösung der Szene für "inhuman" und "konzeptionslos".
Statt die Drogenabhängigen "offenbar völlig planlos" "wie eine Viehherde" durch die Wallanlagen zu treiben, müßten die zum Teil schwerkranken Rauschgiftsüchtigen "aus der offenen Szene herausgenommen und in eine therapeutische Einrichtung übernommen werden", erklärte der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, Wolfgang Stammler, der die Auflösung prinzipiell begrüßt. Bei den Süchtigen bestehe eine "außerordentlich große" Bereitschaft zur Therapie, das hätten Modellprojekte mit Soforttherapie in Nordrhein-Westfalen gezeigt.
Solche Projekte sollten von Stadt und Land unverzüglich eingerichtet werden, fordert Stammler.
Der Frankfurter CDU-Landtagsabgeordnete Alfons Gerling appellierte an den OB, sich "nicht von populistischen oder vordergründig wählerwirksamen Maßnahmen leiten zu lassen". Wenn der Oberbürgermeister an seiner "unkoordinierten Drogenpolitik" festhalte, werde sich die offene Drogenszene über die gesamte Innenstadt bis in die Stadtteile hinein ausbreiten. Als erster "notwendiger Schritt" müßten die Dealer "dingfest" gemacht werden.
Während die Grünen im Römer noch immer keine Stellungnahme zur Auflösung der Szene abgegeben haben, hat die grüne Landtags-Fraktion die Entscheidung des OBs, die Szene räumen zu lassen, bedauert. Auch die auswärtigen Junkies hätten ihren Lebensmittelpunkt inzwischen in Frankfurt gefunden, betonte die Landtagsabgeordnete Evelin Schönhut-Keil. Im Vorfeld der Kommunalwahl würden sich die Umlandgemeinden nicht freiwillig des Drogenproblems annehmen, vermutete die Sozialpolitikerin.
Neben vielen Vorteilen bekomme Frankfurt als Metropole eben auch die Nachteile zu spüren, die sich aus einer "immer mehr verschärfenden sozialpolitischen Situation" ergäben. Deshalb sei Frankfurt von der Landesregierung auch vorrangig mit Mitteln der Drogenhilfe bedacht worden. Die Aids-Hilfe Frankfurt hat darauf aufmerksam gemacht, daß durch die tägliche Räumung der offenen Drogenszene in der Taunusanlage die aufsuchende Sozialarbeit erschwert werde. Spritzenaustausch und andere Maßnahmen zur Aids-Prävention würden behindert. Folge der gegenwärtig praktizierten Strategie werde eine Verlagerung in mehrere verdeckte Szenen in Wohngebieten sein.
Statt Repression fordert die Aids-Hilfe den Ausbau der Hilfsangebote. Dazu ehören die Einrichtung einer Entzugsambulanz, die kontrollierte Vergabe von Heroin, Räume für den Drogenkonsum, ein niedrigschwelliges Methadonprogramm, die ambulante und stationäre medizinische Betreuung sowie die Beseitigung der Obdachlosigkeit. ft (Siehe auch links: "Koalitionsstreit . . . ")
HANAU. "Wie wir heute bauen, so wohnen wir morgen" lautet der Titel einer Ausstellung im historischen Rathaus, die Baudezernent Jürgen Dressler am Mittwoch, 15. Juli, um 17 Uhr eröffnet. Sie will den Wohnungsbau in Verantwortung für Mensch und Umwelt näherbringen. "Diese Aufgabe zählt zweifelsohne zu den vordringlichsten der 90er Jahre", heißt es in der Ankündigung.
Der bundesweite jährliche Bedarf liege bei mindestens 500 000 neuen Wohnungen. Besondere Bedeutung komme dabei dem "verdichteten Wohnunsgbau" zu. Neben der Ökonomie spielten auch die heutigen Ansprüche an die Wohnqualität eine wichtige Rolle.
Gefordert seien "familiengerechte Grundrisse und Gestaltungsformen", Individualität und Rücksicht auf die Ökologie.
Im Anschluß an die Eröffnung soll eine Tonbildschau Beispiele für Neubauten und Umnutzungen veranschaulichen. Die Ausstellung ist bis zum 30. Juli von 10 bis 12 Uhr und zwischen 13 und 18 Uhr zu sehen. jur
Ein passenderweise grüner Knopf wurde gedrückt und damit nach genau einjähriger Bauzeit durch den Umweltdezernenten Tom Koenigs die neue Sortieranlange für Altpapier in der Schielestraße (Osthafengebiet) in Betrieb genommen. Das 25-Millionen-Ding steht in einer riesigen Halle, besteht aus zahlreichen Förderbändern und einem kleinen "Pavillon" obendrauf, wo bis zu zwölf Arbeiter von Hand das ankommende Altpapier grob sortieren.
Die Journalisten, die Kommunalpolitiker des Umlandverbandes und Mitarbeiter des Amtes für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung unter ihrem Leiter Manfred Morgenstern durften mit ansehen, wie das erste offizielle Preßmüllfahrzeug aus dem großen Schlund rund drei Tonnen Altpapier ausspie. Ein Schaufelbagger schiebt das Ganze dann auf die Transportbänder, die es den flinken Händen der Sortierer anbieten. Die achten darauf, daß Zeitungspacken und Buntdruckerzeugnisse in einen Schacht, Kartonagen in einen anderen und schließlich die "Ungehörigkeiten" in Mülltonnen wandern.
Solche Ungehörigkeiten, davon konnten sich alle überzeugen, haben einen Anteil von rund fünf Prozent. Darunter sind auch schon mal zerborstene Flaschen, Metallbänder, Aktenordner oder abgelegte Unterwäsche aus Papier und anderes. Sie werden anderweitig vernichtet, während das Papier und die Kartons, zu Ballen von 600 bis 800 Kilo gepreßt, mit Stahldraht umwickelt und an die weiterverarbeitende Industrie verkauft werden.
Hauptabnehmer sind die Papierwerke Aschaffenburg (PWA). "Sie verlangen qualitativ gute, also möglichst sauber getrennte Ware", hieß es. Jährlich fallen rund 40 000 Tonnen Altpapier an, das sind 150 pro Tag.
Es gibt auch schon Zulieferverträge mit Umlandgemeinden. Von den 40 000 Tonnen werden rund 10 000 im Rahmen eines Sondervertrags über das "Duale System Deutschland" (DSD) ausgeliefert.
Die beste Qualität, sortiertes Zeitungspapier, wird zwischen 30 und 90 Mark die Tonne abgegeben, was sich rechnet, betonte Morgenstern. Die Preistendenz sei eher steigend.
Für Koenigs willkommener Anlaß, noch einmal deutlich jenen privaten Altpapierverarbeitern in die Parade zu fahren, die der Stadt vorwerfen, man ruiniere mit dieser Anlage ihre Existenz, und das "mit Hilfe von Steuergeldern". "Es war im Gegenteil sehr weise", sagte er, "daß wir uns entschlossen haben, selbst zu sortieren." Man wolle und könne sich dem Preisdiktat der Privaten nicht länger ausliefern.
Als sie vor längerer Zeit bei 130 Mark Abnahmekosten pro Tonne angelangt waren, leitete Koenigs seine umstrittene Papierverbrennungsaktion ein. Im übrigen hätten diese Privaten kein einziges Angebot gemacht, sortiertes Altpapier anzubieten - "anders aber kriegt man die Chargen heute nicht mehr auf den Markt". Das sei eben "das Spiel der Marktwirtschaft".
Die Stadt müsse ebenfalls kostendekkend arbeiten. Diese Chance habe sein Amt wahrgenommen. -vau
MAINTAL. Es gibt Tage, da fühlt sich die siebenjährige Arnika einfach nicht fit für den Unterricht. Trotzdem besteht sie darauf, daß ihre Mutter sie zur betreuten Grundschule in der Fritz-Schubert-Schule in Hochstadt bringt.
Für Arnika hat die Schule zwei Aspekte. Da ist zum einen das Spielen und Herumtollen mit den beiden Pädagoginnen Barbar Winkler und Barbara-Ann Walter und zum anderen das Lernen in den Klassenzimmern.
Daß beides zusammengehört und man nicht einerseits zu krank für den Unterricht, aber andererseits fit genug zum Spielen mit den Klassenkameraden sein kann, mußten alle 23 Kinder, die die betreute Grundschule besuchen, erst im Laufe der Zeit lernen.
Sie sind zwischen sechs und zehn Jahre alt und besuchen die erste bis dritte Klasse der Schule. Die Eltern der Kinder sind berufstätig, ihr Dienst Raum ist kostenlos beginnt teilweise vor 8 Uhr, dem regulären Unterrichtsbeginn.
Alle Kinder haben eines gemeinsam: Ihre Eltern sind während des Unterrichts vormittags nicht zuhause. Fallen Unterrichtsstunden aus oder gibt es eine Veränderung im Stundenplan, wüßten die Kinder nicht wohin, gäbe es nicht die betreute Grundschule.
Die wurde im Rahmen eines Landesprogramms im August 1990 eingerichtet. Finanziert wird sie mit einem Anteil von 30 000 Mark im Jahr vom Land Hessen und mit rund 98 000 Mark jährlich von der Stadt Maintal. Der Raum für die betreute Grundschule der Fritz-Schubert-Schule wird in der direkt nebenan liegenden Diesterwegschule kostenlos vom Kreis zur Verfügung gestellt.
"Am Beispiel der betreuten Grundschule sieht man, daß es nicht nur umfassende und ganztägige Betreuungsangebote für die Kinder berufstätiger Eltern braucht, sondern, daß auch zeitlich kürzere, aber verläßliche Angebote vonnöten sind, um den Eltern zu helfen, ihren und den Alltag der Kinder zu organisieren," sagt dazu die grüne Stadträtin Priska Hinz.
Ihr Anliegen ist es, in Maintal möglichst vielfältige Angebote zur Kinderbetreuung zu etablieren. Die betreute Grundschule ist nur ein Stück in dem Mosaik, das aus Kindertagesstätten, Horten und dem Tagesmütterprogramm besteht. Zusammen fügt sich ein Bild, das im Bereich der Kinderbetreuung umfassende Angebote für die Eltern bietet.
"Unsere Angebote sind bedarfsorientiert und statisch," so die Stadträtin. Ist ein Elternteil beispielsweise halbtags berufstätig, ist ihm nicht unbedingt damit geholfen, für das Kind einen Hortplatz zu belegen. Vielmehr muß sicher sein, daß das Kind während der Arbeitszeit einen Anlaufpunkt findet. Diesen bietet die betreute Grundschule. Sie ist von 7 bis 14 Uhr geöffnet.
Den Kindern wird das Mittagessen von der eigens dazu beschäftigten Hauswirtschafterin Elke Schmidt gekocht. Ab 7 Uhr morgens gibt es einen Frühdienst für Kinder, deren Eltern bereits vor 8 Uhr mit der Arbeit beginnen müssen. Zu dieser Zeit ist nur eine der beiden Betreuerinnen anwesend, gegen 8 Uhr kommt die zweite hinzu.
Wichtig ist für beide, daß die betreute Grundschule keine Zusatzschule ist. Hier werden keine Hausaufgaben gemacht, keine Diktate geschrieben und keine Rechenaufgaben geübt. "Gerade Grundschüler brauchen Freiraum, um die während des Unterrichts angestauten Spannungen abzubauen," hebt Barbara Winkler hervor.
Sie und ihre Kollegin arbeiten nach Sinnvolle Angebote den "situativen Ansatz". Das heißt, daß sie zwar geplant, aber aus der Situation heraus sinnvolle Angebote an die Kinder machen.
Diese sind vielfältig. Es wird gemalt, gebastelt, Papier gefaltet, Rollenspiele werden geprobt, und außerdem steht den Kindern eine Bauecke mit Steinen und eine Ruheecke mit Polstern zur Verfügung.
Im Winter wird der Schulgang vor dem für die betreute Grundschule umgebauten Klassenraum zur Spielweise, im Sommer steht ein Planschbekken auf der Wiese vor dem Schuleingang.
Die Kosten für die Kinderbetreuung an fünf Tagen in der Woche, inclusive Mittagessen, belaufen sich auf 60 Mark bis 80 Mark pro Monat, je nach Einkommen der Eltern. are
Die neue Verkehrspolitik hat in Frankfurt noch einige Hürden zu überwinden. Der frische Fahrradstreifen - mitten auf der Großen Eschenheimer Straße - hat bisher eher für Verwirrung gesorgt, als den Radlern ein freies und von Autos unbelästigtes Fortkommen zu verschaffen.
Arbeiter haben in den vergangenen Tagen mit dicken weißen Linien die Radspur zwischen Kaiserstraße und Eschenheimer Tor schon deutlich abmarkiert. Am Beginn der neuen Spur, die weiße Radsymbole kennzeichnen, haben die Radler nun freie Fahrt.
Auf dem mehr als zwei Meter breiten Streifen am Roßmarkt und an der Hauptwache können sie unbekümmert strampeln, ohne von rasenden Autos an den Bordstein gedrängt zu werden. Die Autos beschränken sich auf ihre zwei Spuren. Bisweilen erfordern manche Parkmanöver allerdings kleine Schlenker mit dem Lenker.
Hundert Meter vor der Ampel am Eschenheimer Tor aber beginnt die Anarchie. Dort, wo die Fahrradspur in die Mitte der Straße schwenkt, um die Radler geradeaus zu leiten, fahren die Autos kreuz und quer über die Linien, um sich für ihre Fahrtrichtung einzuordnen. Radler auf der Radspur sehen sich auf einmal links und rechts von schnellen Autos in die Zange genommen.
Und im Stau vor der roten Ampel bleibt der Radstreifen natürlich auch nicht frei. Die Radspur endet gleichsam an der hinteren Stoßstange einer dicken Limousine.
Allerdings sind die Arbeiten kurz vor dem Eschenheimer Tor noch nicht ganz beendet - es fehlen noch die weißen Radsymbole auf dem Asphalt. Außerdem schafft es Verwirrung, daß die Arbeiter die frisch gemalten Linien nur unzureichend geschützt haben. Die sind inzwischen schon ganz grau von den Reifen der Autos.
Igor Vogt, Leiter der Straßenverkehrsbehörde im Ordnungsamt sieht keinen Grund zur Unruhe. Mit der Zeit werden sich die Autofahrer schon an die neue Verkehrsführung gewöhnen, meint Vogt. Es brauche immer etwas Geduld, bis die Fahrer die Änderungen auf ihren gewohnten Pfaden registrierten und akzeptierten.
Für Vogt hat es jedenfalls keinen Sinn, mit Schildern auf die neue Wegeführung hinzuweisen. "Schilder am Fahrbahnrand sieht der Autofahrer viel weniger als die deutlichen und klaren Markierungen auf der Straße."
Und Personal könne er für solche Eingewöhnungsmaßnahmen schon gar nicht abstellen. "Die Hilfspolizei ist voll ausgelastet." luf
Eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die unter einer Rachitis oder einer Vitamin-D-resistenten Rachitis leiden, hat jetzt die Beratungsstelle Selbsthilfegruppen der Psychosozialen Ambulanz gegründet. Betroffene sollen hier in Gesprächen lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen. Weitere Informationen unter der Telefonnummer 63 01-74 80. Gastfamilien gesucht
Einen Monat lang werden junge Franzosen im Zentrum für Weiterbildung Deutsch lernen. Für die Zeit des Kurses vom 31. August bis 30. September sucht das Zentrum noch Gastfamilien, bei denen die Franzosen und Französinnen im Alter bis zu 28 Jahren wohnen können. Interessenten wenden sich an Frau Wagner, Telefon 707 42 61.
NEU-ISENBURG. Den Fahrer eines dunklen Mercedes mit Frankfurter Kennzeichen sucht die Polizei in Neu-Isenburg. Er war in der Nacht zum Freitag um 0.20 Uhr auf der Landesstraße 31 17 zwischen Neu-Isenburg und Heusenstamm unterwegs. Als der Fahrer eines vor ihm fahrenden VW zum Überholen ansetzte, soll er versucht haben, seinerseits den VW zu überholen. Dessen Fahrer brach den Überholvorgang ab und kam von der Straße ab. Er wurde leicht verletzt. Der Mercedesfahrer flüchtete. Hinweise nimmt die Polizei in Neu-Isenburg unter der Nummer 06102/17071 entgegen. fra
Im Grunde genommen ist Jacky Salamanders und Wolfgang Abels Führer durch das Süd-Elsaß und den Sundgau nicht zu ersetzen, denn keiner von ihren Kollegen beschäftigt sich so ausführlich und innig mit dem Essen und Trinken in fremden Landen. Natürlich weiß Jacky wo's die knackigsten Baquettes und die knusprigsten Croissants, die saftigsten Wädele und die beste Matelotte gibt. Und nicht nur die beste, sondern auch die preiswerteste, denn Jacky Salamander ist ein kritischer Konsument, und er gibt sich keine Mühe, damit hinterm Berg zu halten. Besonders dann, wenn es gilt, den blöden Touristen (da schwillt ihm immer gehörig der Kamm) oder dem schnöseligen Siebeck (es vergehen kaum vier Seiten, wo er ihn nicht grinsend oder zähnefletschend zitiert) eins auszuwischen. Herr, ich danke dir, daß ich nicht bin, wie jener . . . Aber, das ist eigentlich auch eine Art von Arroganz, die einem auf die Dauer auf die Nerven gehen kann.
Nun ja, Schwamm drüber, denn was überwiegt, sind eben die ganz und gar handfesten Dinge: Adressen von Gasthöfen, Bäcker- und Metzgereien, von Fischgeschäften und Winzern. Allein, was in diesem Oase-Büchlein über die Weine des Elsaß (und des Badischen Ländles) gesagt wird, ist sein Geld wert und besteht unbedenklich jede kritische (Wein)probe, auch wenn die Pieroths und die Muths und ihre anverwandten Süßlinge nicht mit dem Text einverstanden wären. (Eine Bitte: Mir fehlt noch die Adresse eines Winzers, der einen "Crémant extra brut" herstellt. Gibt es den?)
Ja, also: Essen, Trinken, Schlafen, alles übern Wein, alles über Käse und über Fische, die Automuseen, die interessantesten Märkte, die schönsten Radwege. Nur über Kunst wird nicht gesprochen. Nicht über die Kirchen von Sélestat und Ottmarsheim, nicht über den Tympanon von Thann oder das Monstrum der Hochkoenigsburg. Nun, vom Essen und Trinken allein kann man anscheinend auch leben . . . wp
Süd-Elsaß & Sundgau, Jacky Salamander, Wolfgang Abel, Oase Verlag, Badenweiler 1992, 215 Seiten, &blt;&blt;&blt;&blt; Mark.
Tragflächenboote bringen täglich Touristen vom Festland Sansibars Opposition will die Insel von Tansania lösen und
Der ostafrikanische Staat Tansania entstand 1964 aus dem früher deutsch und britisch verwalteten Tanganjika und der kleinen Insel-Republik Sansibar, 40 Kilometer vor der Küste gelegen, mit knapp 600 000 Einwohnern. Unter einer sozialistischen Revolutionsregierung hat die Insel in den vergangenen 25 Jahren abgewirtschaftet. Die Krise bestärkt nun Bestrebungen in Sansibar, die Union mit dem Festland aufzukündigen und wieder - so wie kurze Zeit zwischen 1963 und 1964 - ein selbständiger Staat zu werden.
Jahrhundertelang herrschten die arabischen Sultane von Oman über Sansibar und die Nachbarinsel Pemba. Von hier aus organisierten sie ihre Sklaven- und Elfenbeinraubzüge auf das afrikanische Festland, bis die Briten Ende des 19. Jahrhunderts den Sklavenhandel verboten. Die blutige Rache der Afrikaner kam erst 1964: Der Sultan wurde vertrieben, über zehntausend Araber, immer noch die Oberschicht der Bevölkerung, wurden ermordet.
An der Spitze der neuen Revolutionsregierung von Sansibar - so heißt sie heute noch - organisierte Revolutionsführer Sheikh Abeid Karume bis zu seiner Ermordung 1972 eine straffe staatssozialistische Einparteiengesellschaft. An dem eigenständigen politischen Weg änderte sich auch nach der formellen Vereinigung mit dem Festland, noch im Revolutionsjahr 1964, wenig. Experten aus China und Osteuropa steuerten die Wirtschaft - Wohnblocks in der DDR-typischen Plattenbauweise zeugen heute noch davon. Oppositionelle Regungen wurden mit eiserner Faust unterdrückt. Ein Achtel der Bevölkerung arbeitete zeitweise für Armee, Polizei und den allgegenwärtigen Spitzeldienst.
Die Wirtschaft ging gleichzeitig den Bach hinunter, seit bei der Produktion von Gewürznelken Länder wie Indonesien und Brasilien das einst dominierende Sansibar von den Weltmärkten verdrängt und das Preisniveau kräftig gedrückt haben. Bei 75 Prozent lag noch in den siebziger Jahren der Anteil Sansibars an der Weltproduktion, 1992 ist er auf 25 Prozent abgerutscht.
Auch die "Stone Town", die arabische Altstadt mit ihren Holzbalkonen und kunstvoll geschnitzten Toren, ein einmaliges Ensemble von 2700 massiven Steingebäuden, verfiel zusehends, nachdem die ursprünglichen Bewohner vertrieben waren und die von der Regierung eingewiesenen Mieter weder das Geld noch die innere Beziehung zu den Gebäuden aufbrachten, um das kunsthistorische Juwel ersten Ranges zu bewahren. Erst jetzt beginnt eine von der UNESCO geförderte Renovierung.
Der 1911 erbaute Sultanspalast an der Hafenfront etwa, das sogenannte "Haus der Wunder", wird seit der Revolution als Parteilokal genutzt, für die Öffentlichkeit und Touristen geschlossen. Kürzlich erst hat die CCM versprochen, auszuziehen und ein Touristenhotel einzurichten. Bundespräsident Richard von Weizsäcker durfte als erster Gast auf den Balkonen mit ihrem traumhaften Blick über den Hafen speisen.
Obwohl sich die Insel schon seit ein paar Jahren dem Tourismus öffnet, fehlt noch die Infrastruktur, und staatliche Kontrollen und Eingriffe behinderten bisher die Entfaltung privater Initiative. So müssen auch kleinere Unterkünfte und sogar Taxis zu höheren Preisen in Dollars bezahlt werden. Ein privater Fahrradverleih, den Billigreisende als Alternative entdeckt hatten, wurde rasch wieder untersagt. Inzwischen erkennen aber auch die lokalen Politiker die zunehmende Bedeutung des Tourismus für Sansibar. Die Regeln wurden gelockert, und zwei neue schnelle Tragflächenboote bringen nun mehrmals täglich Besucher aus Daressalam.
Am 1. Juli wurde in ganz Tansania das Mehrparteiensystem eingeführt, und trotz einer Bestimmung, die nur "gesamtstaatliche" Parteien zuläßt, haben sich in Sansibar sofort Kräfte organisiert, die für eine Auflösung der Union eintreten. Dabei hatten Sansibaris im Gesamtstaat immer ein überproportionales Gewicht: so kommen derzeit Staatspräsident Mwinyi, einer der beiden Vizepräsidenten und der Außenminister von der Insel.
Als zukünftiger politischer Führer hat sich der frühere Chefminister Seif Sharif Hamad profiliert, der mehrere Jahre inhaftiert war und nun mit seiner neuen Oppositionspartei "Kamahuru" für einen Ausbau der Autonomie eintritt. Mit einer Wiederbelebung alter Handelstraditionen und einem verstärkten Tourismus, so glaubt er, könnte die kleine Insel Sansibar recht gut auf eigenen Beinen stehen.
Doch die Unabhängigkeitsbewegung wird auch von islamischen Fundamentalisten geschürt, denen das Gewicht der Christen im Gesamtstaat zu stark ist. Die Separatisten, immer noch in der Illegalität, bezeichnen den Zusammenschluß mit dem Festland im Jahr 1964 als "aufgezwungen" und fordern nun ein Referendum.
Zwei Schlangen von Jim Avignon bewachen den Eingang zum Discozelt Palais Osthafen. Der diesjährige Dancefloor-Sommer begann recht gemütlich: Keine Schlangen an den Kassen, was vielleicht mit dem geheimnisvollen Bandnamen "Incognito" zu tut hatte.
Die Band hatte ihren großen Hit "Always There" (immer zur Stelle) im vergangenen Jahr, aber damals war sie im Palais eben nicht zur Stelle. Ein Jahr später: Sängerin Maysa Leak überrascht das Publikum mit dem Jazzstandard Summertime. Aber nur mit einer Zeile des Refrains . . .
"Maysa ist das beste, was Incognito passieren konnte", lobt Bandchef Jean Paul "Bluey" Maunick seine schwarze Sängerin. Mit ihrem warmen Gesang und den knalligen Bläsersätzen schwebt Incognito auf einer watteweichen Wolke zwischen Soul, Jazz und Funk. Ihr Londoner Plattenlabel "Talking Loud" hat diese Fusionsmusik zum Tanztrend stilisiert und damit genau den Geschmack von Leuten zwischen 20 und 30 Jahren getroffen: Ihnen ist Jazz allein wohl zu akademisch, Funk zu hart und Soul zu schnulzig.
Aber die tanzbare Mischung macht's. Und wenn hier und da Soli von Saxophon, Keyboards und Posaune geboten werden, ist das Publium schon hoch zufrieden. Am frischesten klingen bei Incognito die Instrumental-Titel. Die zwölfköpfige Band hat Spaß am Groove, das ist den Musikern und Musikerinnen an den Gesichtern abzulesen. Aber sie kochen auch nur mit Wasser, daher klingen soulige Songs wie "Don't You Worry Bout A Thing" konventionell. Daß dieser Titel im Programm zweimal vorkommt, kann an dieser Tatsache nichts ändern.
Spannender waren die Auftritte der New Yorker Formationen "Giant Step Band" und "Gang Starr". Sie fügen der von Incognito bekannten Mischung die Elemente Rap und Scratching (ein Deejay bewegt blitzschnell Platten) hinzu und forcieren das Tempo. Motto dieser Tanznacht im Palais: Vom Bebop zum Hip-Hop. Die Verbindung zum Jazz wird durch geschickt verfremdete Zitate und Samples (die ebenfalls vom Plattenteller kommen) hergestellt.
Während die Giant Step Band mit Bariton-Saxophon, Schlagzeug und Keyboards auf der Bühne steht, kommen die beiden Rapper von Gang Starr ohne zusätzliche Instrumente aus. Sie haben ihre Stimmen und als Rückhalt den hervorragenden Deejay Jazzy Smash, der an den beiden Plattentellern rotiert und die notwenigen Rhythmuslinien liefert. Eintönige und ständig wiederholte Reime kommen bei Gang Starr selten vor.
Durch ihre Zusammenarbeit mit Jazzmusikern wie Wynton Marsalis sind Gang Starr Vorreiter der ungewöhnlichen, aber spannenden Fusion aus Bebop und Hip-Hop. Ihren Titel für den Soundtrack des Spike Lee-Films "Mo' Better Blues" spielten sie im Palais in einer für Rap-Konzerte ungewöhnlich guten Soundqualität.
Gang Starr hinterließen am Osthafen keine Skeptiker. Wer dennoch daran zweifelt, ob eine Mischung aus Jazz und Rap möglich ist, möge sich den bereits erwähnten Film ansehen.
STEFAN MÜLLER
Der Umlandverband kritisiert das Catering der Fluggesellschaften. "Jede Kleinigkeit zu essen ist in Portionspäckchen abgepackt, oft werden diese Mahlzeiten dann auch noch auf Wegwerfgeschirr serviert", bemängelt UVF-Sprecher Bernd Röttger. Ein großer Anteil der 30 000 Tonnen Müll, die pro Jahr am Flughafen anfallen, sei auf das "mangelnde Umweltbewußtsein vieler Airlines zurückzuführen."
Die Lufthansa-Service-GmbH (LSG), die mehr als 50 Fluggesellschaften in Frankfurt mit täglich 50 000 Mahlzeiten versorgt, hält diese Vorwürfe für unbegründet. "Fast 90 Prozent der Airlines verwenden inzwischen Geschirr aus wiederverwendbarem Kunststoff oder Porzellan", erläutert LSG-Sprecher Herbert Euler. Zwar versorge man auch jetzt noch einige Gesellschaften mit Einweg- Geschirr, "aber wir führen nur das aus, was die einzelne Airline bestellt."
Auf die an Bord üblichen Portionspäckchen will die LSG weiterhin nicht verzichten: "Wir müssen das wegen der Hygiene so beibehalten", betont Euler.
Röttger hingegen hält den Verzicht auf Einwegverpackungen für machbar: "Warum serviert die Lufthansa das Essen in der Ersten Klasse mundgerecht ohne Verpackung, in der Zweiten aber nicht?", fragt der Sprecher.
Die Lufthansa gibt sich umweltbewußt: "Wir verwenden bereits seit einem Jahr kein Einweggeschirr mehr", erklärt Referentin Claudia Mehler. Dadurch hätten 700 Tonnen Müll eingespart werden können. "Ab 1993 wollen wir Kaffee, Sahne und Zucker in Schälchen und Kännchen servieren." ert
WEHRHEIM. Die Pfaffenwiesbacher CDU lädt am Sonntag, 12. Juli, zu einer Grillfete ein. Das Fest beginnt um 14 Uhr auf dem Pfaffenwiesbacher Festplatz hinter der Wiesbachtalhalle.
Eingeladen sind neben den Mitgliedern und Freunden der CDU alle Bürgerinnen und Bürger - und selbstverständlich auch der politische Gegner. jd
BRUCHKÖBEL. Für die ältere Generation bietet der Seniorenrat in Bruchköbel auch für die Sommermonate Juli und August ein umfassendes Programm an. Neben den regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen gibt es am Donnerstag, 9. Juli, um 15 Uhr im Seniorentreff-Mitte einen Vortrag über moderne Kommunikationsmittel. Die Post wird dabei über die Möglichkeiten von Bildschirmtext, Telefax und Computern informieren.
Eine Fahrt nach Gotha in Thüringen ist für Donnerstag, 23. Juli, geplant. Der Bus fährt um 6.15 Uhr am Rathaus in der Kernstadt ab. Neben Stadtbesichtigung und Schloßführung ist ein Gedankenaustausch mit einer dortigen Seniorengruppe vorgesehen. Der Ausflug kostet 53,50 Mark. Anmeldungen nimmt der Seniorenberater Dietmar Hussing im Rathaus, Telefon 701-244, entgegen.
Ein neuer Französisch-Kurs soll im Herbst beginnen. Interessenten treffen sich zu einem Vorgespräch am Donnerstag, 23. Juli, um 9.30 Uhr im Seniorentreff-Ost. Die Kirchengemeinde "Erlöser der Welt" veranstaltet am Donnerstag, 16. Juli, eine Fahrt nach Schlüchtern zur Burg Brandenstein und zum Holzgerätemuseum. Der Bus startet um 12.30 Uhr am Don-Bosco-Haus. Fahrkarten sind im Pfarrbüro, Informationen bei Frau von Savigny, Telefon 7 12 66, erhältlich.
Eine Badefahrt zu den Thermen nach Herbstein können sich die Senioren für den 27. August vormerken. Der Vorverkauf beginnt am 10. August im Rathaus, Zimmer 3. Schließlich beginnt am 8. Oktober ein Kosmetikkurs. hein
MAIN-TAUNUS-KREIS III
Sachsen-Anhalt Man kommt ja in dem mühsamen Alltagsgeschäft als Korrespondent im deutschen Osten in der Tat auf allerhand Metaphern, um den lesenden Verwandten (West) das Schicksal ihrer Brüder und Schwestern (Ost) nahezubringen. Nach intensivsten Recherchen in den gesammelten Eigenwerken muß ich zugeben - bislang wurde von mir auf das gemeinhin eine wirtschaftliche Aufbruchstimmung beschreibende Sprachbild "Goldgräberstimmung" verzichtet. Das mag nun daran liegen, daß die Verhältnisse hier (für West-Leser: drüben) nun mal nicht so sind.
Doch halt! Wir notieren jetzt und mit Nachdruck: "Goldgräberstimmung in Bitterfeld". Wie das? Ausgerechnet in jenem Landstrich, der für gewöhnlich als Synonym für ökonomische und ökologische Katastrophen gilt? Genau.
Es hat sich nämlich herumgesprochen, daß im Bitterfelder Braunkohlerevier nicht ganz unbeträchtliche Mengen Bernstein gefunden werden. Weswegen Mitarbeiter der Mitteldeutschen Braunkohlenwerke AG (Mibrag) von "Goldgräberstimmung" sprechen. Sie müssen nämlich des öfteren ungebetene Hobbyschürfer aus dem ausgekohlten Tagebau in Goitsche hinauskomplimentieren, die dort nach passendem Schmuck für Omas Handgelenk suchen.
Der baumelt im übrigen, wenn er denn ordnungsgemäß käuflich erworben wurde, möglicherweise in völlig falschem Bewußtsein seiner Trägerin an deren Ohr. Die DDR hatte - ebenso geheim wie gemein - die fossilen Harz-Stücke aus dem Raum Bitterfeld an die Küste nach Ribnitz-Damgarten transportieren lassen. Dort waren sie dann als "Ostsee-Bernstein" verkauft worden. Vbn Nordrhein-Westfalen Eigentlich könnte es ganz gelassen zugehen im Düsseldorfer Landtag: Die SPD verfügt über eine satte absolute Mehrheit, bis zu den nächsten Wahlen gehen noch gut drei Jahre ins Land, und ein wirklich gefährlicher Herausforderer für Johannes Rau ist weit und breit nicht zu entdecken. Und doch täuschte sich der CDU-Abgeordnete Hartmut Schauerte, als er in der letzten Sitzung des Landesparlaments vor der Sommerpause angesichts der gähnend leeren Zuhörer- und Pressetribüne seufzte: "Schade, daß uns keiner zuhört." Es war vielmehr ein Glück für das Ansehen dieses Parlaments. Da brüllte ein leibhaftiger Finanzminister einen Redner der Opposition an, es seien "alles Lügen", was er da erzähle. Sein Kabinettskollege, verantwortlich für die Wirtschaft an Rhein und Ruhr, legte noch einen Zahn zu und bellte: "Hör auf zu lügen, du Lump, ich bin es leid, mich anpöbeln zu lassen." Ein Sprecher der Opposition beschuldigte die Landesregierung insgesamt, amtliche Unterlagen gleich reihenweise zu "fälschen". Ein Sozialdemokrat titulierte seinen christdemokratischen Kollegen, der neben seinen Diäten als Abgeordneter den Lebensunterhalt als Anwalt verdient, einen "Winkeladvokaten". Der wiederum revanchierte sich mit der Bemerkung, daß Redner der Regierungsfraktion "absoluten Unsinn" im sogenannten Hohen Haus verzapften. Und mittendrin forderte ein sozialdemokratischer Abgeordneter den amtierenden Präsidenten auf "einzuschreiten", weil es "unmöglich ist, was hier passiert".
Der Mann hatte recht. Bleibt nur nachzutragen, daß am Ende solch anstrengender Sitzungswoche die Abgeordneten in trauter Einheit ein rauschendes Sommerfest feierten - auf Kosten der Steuerzahler, versteht sich. vs Brandenburg Wetten, daß: Den nächsten Ärger kriegt die Bundeswehr in Wittstock, einem kleinen brandenburgischen Flecken, dort, wo sich die Berlin-Autobahn nach Hamburg beziehungsweise Rostock aufteilt. Der Ort ist 700 Jahre alt, auf noble Art heruntergekommen, ist traditionsbewußt und hat eine weitgehend erhaltene starke Stadtbefestigung, die er gern vorzeigt.
Einige Jahrzehnte lang hat Wittstock Image-Schäden deswegen erlitten, weil die Sowjets großflächig die Umgebung des Ortes zum Truppenübungsplatz erklärten. "Besatzerstadt" hat es geheißen. Nach der Wende haben die Einwohner auf - endlich - bessere Zeiten gehofft. Ende vorigen Monats aber hat das Bundesverteidigungsministerium beschlossen, das alte russische Areal weiterhin als Truppenübungsplatz und Granatwerfer-Feld zu nutzen. Die Einheimischen sind hell empört: Die Bürgerschaft hat einhellig auf Tourismus gesetzt. Schon laufen Unterschriftensammlungen, das Landratsamt hat schriftlich in Bonn protestiert, die Landesregierung will "nachverhandeln". Indes, des einen Leid ist des anderen Freud: Am Rande von Hiddensee in der Ostsee hat die Bundeswehr von der Nationalen Volksarmee ein Areal geerbt, das - abgesehen von den NATO-Liegenschaften auf Gibraltar - als der fabelhafteste Übungsplatz für militärische Raketenschützen gilt. Sie hat nach zähem Ringen mit Naturschützern auf diese außerordentlich günstige Gelegenheit zum Probeschießen verzichten müssen, den Tausenden von Kranichen zuliebe, die jeden Herbst von Skandinavien kommend hier rasten, ehe sie den langen Flug nach Spanien oder Afrika antreten.
Die Boddenlandschaft ist Nationalpark, die Landschaft rings um Wittstock bloß ramponierte "Jejend". Die Protestbewegung von Wittstock hat die schlechteren Karten. Aber wo soll die Bundeswehr sonst hin? ojw.
NEU-ISENBURG. Nachdem sie ihre drei Kinder "groß" hatte, fühlte sich die Neu-Isenburgerin Petra S. "irgendwie unausgefüllt, ich wollte raus, etwas zu tun haben, Kontakt mit anderen Menschen haben". Einen Job bei einer Langener Firma am Computer hatte sie schon in der Tasche, doch als sie mit ihrem Mann durchrechnete, "was unterm Strich dabei rauskommt, lohnte es sich nicht".
Die "ideale Lösung" fand sie, als sie vom Abendgymnasium in Neu-Isenburg hörte, das für Hausfrauen und Arbeitslose, aber genauso für Jugendliche, die von ihren Eltern unterstützt werden, auch nachmittags Kurse anbietet. "Das ist wunderbar, mir bleibt noch genug Zeit, bis halb eins das Mittagessen zu richten, und um zwei sause ich dann mit dem Fahrrad los.
Die erwachsenen Neu-Isenburger Schüler/innen können nach eineinhalb Jahren mit der mittleren Reife, nach zweieinhalb Jahren mit der Fachhochschulreife und nach dreieinhalb Jahren mit dem Abitur abschließen. In anderen Abendgymnasien nicht unbedingt üblich ist das Angebot der Neu-Isenburger Schule, auch am Nachmittag zu unterrichten: besonders interessant für Teilzeitbeschäftigte, vorübergehend Arbeitslose und Bewerber, die aus beruflichen und familiären Gründen keine freien Abende haben.
Doch zur Zeit mangelt es an neuen Bewerbern. Während sich vergangenen Sommer noch 26 Wißbegierige zur weiterbildenden Schule anmeldeten, waren es schon ein halbes Jahr später nur noch 14. Eine Tatsache, die Petra S. nicht verstehen kann, "es gibt so viele Frauen in meinem Alter, die nur gelangweilt zu Hause sitzen, und ihre Krankheiten zählen, ich brauche keinen Arzt, mir reichen meine binomischen Formeln und die Funktionsrechnungen".
Auch für sie ist es nicht immer ganz leicht. An den täglichen vier Stunden Unterricht hat sie zuweilen zu knabbern: "Eine Umstellung war das schon", räumt sie ein, aber die Befriedigung der immer wieder neu zu bewältigenden Herausforderung entschädigt sie vollkommen.
Schüler und Schülerinnen, die während des laufenden Kurses plötzlich einen Job finden oder aus anderen Gründen nicht mehr zu dem ursprünglich gewählten Termin kommen können, dürfen problemlos zwischen Nachmittags- und Abendtermin (von 17.30 Uhr an) wechseln. Der Unterricht in der Neu-Isenburger Hugenottenallee 82 ist kostenlos. Interessierte Bildungshungrige, die sich zum neuen Vorkurs am 5. August anmelden wollen, können das unter der Nummer 0 61 02 / 2 35 28 tun. Das Sekretariat ist vormittags von 9 bis 12, montags und mittwochs auch von 18 bis 20.30 Uhr besetzt. fra
ERLENSEE. Anders als die regierende SPD wertet Oppositionssprecher und CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Jörg Vogler die Stellungnahme der Kommunalaufsicht zu parlamentarischen Vorgängen, die als Erlenseer Lokalposse gewertet worden waren. Dabei ging es um die jüngste Haushaltsrede des Unionsmannes, bei der er Erlensees Nachbarbürgermeister Hofmann wegen vermeintlicher Verfehlungen kritisiert hatte. Bürgermeister Heller hatte das Redeprotokoll daraufhin an seinen Kollegen ohne Beschluß des Parlaments oder des Gemeindevorstandes weitergegeben.
Dagegen erhob Vogler Beschwerde, obwohl er seine Rede zuvor im Wortlaut an die Pressevertreter verteilt hatte. Die Antwort aus dem Landratsamt wertet der Christdemokrat nun als Erfolg, denn: "Nachdem die kommunale Dienstaufsicht Richtlinien bei der Verwahrung von Protokollen vorgegeben hat, wurden im Ältestenrat die Details festgelegt." Die sozialdemokratische Aufsicht habe den Genossen in Erlensee eine "schallende Ohrfeige" verpaßt, meint Vogler. Die Erlenseer CDU nimmt die jüngsten Diskussionen um den Mülldeponiestandort Ronneburg zum Anlaß für ihr Begehren, die von der Gemeinde seit Jahren geforderte Umgehungsstraße für Langendiebach solle von dem gemeinsamen Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren zum Bau einer Kreismülldeponie ausgeklammert werden. Die Koppelung an die Müllkippe habe sich aufgrund der unsicheren Entwicklung als "strategischer Fehler" erwiesen. hein
Die Temperaturen sind hoch, die Preise eher niedrig: Auch in der Tourismusbranche hat lange vor Saisonende der Sommerschlußverkauf eingesetzt. Spätestens dann, wenn der Kollege die längst überfällige Ordnung auf seinem Schreibtisch schafft, die Großraumbüros sich leeren, beginnt auch für die bis dahin Unentschlossenen die Jagd nach den Saisonhits zum Dumping-Preis.
Daß die kostbarsten Wochen des Jahres nicht immer teuer sein müssen, bewahrheitet sich für den, der flexibel und entschlußfreudig ist. Zwei Wochen Recife/Brasilien für 1590 Mark, 14 Tage Bali im Hilton für 2900 Mark, drei Tage Nizza für 325 Mark - Flug stets inklusive. Täglich bis zu 1000 neue Angebote verspricht der Branchenführer unter den Last-Minute-Anbietern, der im Steinweg ansässige "L'tur" den Reisewilligen. Wichtigste Voraussetzung: Flexibilität, denn zumeist startet der Jet nicht vor der Haustür, sondern etwa in Düsseldorf, Deutschlands größtem Charter-Airport.
Für Touristen mit Vorliebe für Naherholungsgebiete ist der Zug allerdings längst abgefahren. So dürfte nach Angabe eines Frankfurter Reisebüros an Nord- und Ostsee kaum noch ein Quartier zu finden sein. Und auch die Ferienhäuser in Dänemark, Frankreich und Italien seien ausgebucht.
Dagegen gilt für Flugreisen: noch Plätze frei. Denn das Geschäft mit dem Fernweh floriert; nach dem durch den Golf-Krieg bedingten "Zwischentief" in Ländern wie Griechenland und der Türkei, so der Deutsche Reisebüroverband, herrscht auch dort wieder konjunkturelle Schönwetterlage. Und bei entsprechender guter Buchungslage steigt auch die Zahl kurzfristiger Stornierungen.
Probates Mittel der Branche, Restposten zu versilbern, ist das sogenannte Roulette, von anderen Veranstaltern auch Vertrauensreisen genannt. Vertrauen braucht der Kunde hier tatsächlich: Denn seine genaue Ferienanschrift erfährt er erst am Zielort. Erst wenn er auf seiner Wunschinsel gelandet ist, weist ihn die Reiseleitung vor Ort in sein Hotel ein.
Profitieren kann der Reisende von all den Schnäppchen-Angeboten dann, wenn er schnell ist. Was sonst den Konsumenten als verbraucherkritisch ausweist, sollte hier eher unterlassen bleiben. Denn wer erst zu einem langwierigen Preisvergleich durch diverse Agenturen startet, muß in der Regel erfahren, daß die Offerte, für die er sich nach gründlichem Studium entschieden hat, bereits vergeben ist. Denn, so die Leiterin des Frankfurter Reisebüros, "das Angebot ändert sich stündlich". Das Angebot 15 Tage Dominikanische Republik im Fünf-Sterne-Hotel für 2499 Mark war schon vor Ablauf einer Stunde verkauft. sar
FRANKFURT A. M. Die Frankfurter Vereine waren bei der Deutschen Jugend-Rudermeisterschaft auf dem Baldeneysee in Essen erfolgreich. Die Ruder-Gesellschaft Oberrad 1879 (FRGO) war mit den gezeigten Leistungen ihrer Teilnehmer sehr zufrieden.
Christoph Kaiser von der Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad 1879 erreichte im Einer das Finale. Sein Vereinskamerad Zoran Martincevic und dessen Würzburger Partner Müller scheiterten hingegen nur knapp: Lediglich zwei Sekunden trennten sie vom Einzug ins Finale. Der Leichtgewichts-Juniorenachter war ebenfalls erfolgreich und qualifizierte sich für den folgenden Tag.
Bei strahlendem Wetter erkämpfte sich Christoph Kaiser am Sonntag zeitweise den dritten Platz auf der 2000-Meter- Strecke. Aber nach einem "Krebs" - ein schräg ins Wasser geführter Ruderschlag - war sein Traum von einer Medaille plötzlich ausgeträumt. Er erreichte als Fünfter die Ziellinie.
Auch der Leichtgewichts-Achter blieb erfolglos. Die Renngemeinschaft FRG Oberrad / ARC Würzburg / Wormser RC /Würzburger RG wurde in letzter Sekunde noch auf den vierten Platz verdrängt. Plätze auf dem "Treppchen" gab es also nicht, doch die Ergebnisse der Finalteilnehmer waren trotzdem alles in allem ein Erfolg.
Den Junioren der FRG Germania waren wegen ihrer hervorragenden Leistungen Medaillen sicher. Der B-Vierer mit Steuermann lag nur vier Zehntelsekunden hinter dem Sieger aus Kassel. Clint Glock, Claudio Marinello, Norman Rak, Carsten Geißler und Steuermann Lorenz von Zuccalmaglio gewannen die Silbermedaille. Einen dritten Platz sicherten sich Andi Leta und sein Partner Marc Gärtner (Hanauer RC) im Doppelzweier. Leta und Gärtner konnten mit Jens Gerlach vom RV Kurhessen Kassel und Daniel Lorenz (Breisacher RV) noch eine Medaille einfahren. Mehr als 6000 Zuschauer erlebten mit, wie sich der Doppelvierer auf den letzten 150 Metern in einem Spurt vom vierten noch auf den zweiten Rang vorschob. Die weiblichen Teilnehmer aus Frankfurt am Main konnten dagegen keinen Medaillenrang erreichen. Elena Kaltenschnee, Anke Harenberg (beide RV Freiweg) belegten mit Puschi Vogel (FRG Germania) und anderen Ruderinnen aus Hanau und Offenbach "nur" den vierten Platz. Doris Kermer vom RV Freiweg ruderte im Juniorinnen A-Einer auf den fünften Platz. sil
In der Korruptionsaffäre um das Hessische Staatsbauamt mit mehr als 200 Beschuldigten, gegen die von der Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt wird, ist die erste Anklage erhoben worden. In dem Fall geht es um Schmiergelder, die 1985 / 86 bei der Auftragsvergabe im Zusammenhang mit Umbau- und Renovierungarbeiten im US-General-Hospital gezahlt wurden.
Angeklagte wegen aktiver Bestechung sind drei führende Mitarbeiter einer Elektrobaufirma im Rhein-Main-Gebiet. Mit Schmiergeldzahlungen von insgesamt 60 000 US-Dollar sollen sie dafür gesorgt haben, daß die Firma trotz deutlich kostengünstigerer Angebote anderer Firmen den Zuschlag für das Fünf-Millionen-Mark-Projekt bekam. Bauherr der Renovierungsmaßnahme für das Hospital war die US-Army, die sich zur Durchführung des Staatsbauamtes bediente. Empfänger des Schmiergelds war nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Ingenieur, der als Angehöriger des V. US- Corps bei der Vergabe der Bauarbeiten eine maßgebliche Rolle spielte.
In diesem Zusammenhang soll sich auch ein inzwischen entlassener Mitarbeiter des Staatsbauamts strafbar gemacht haben. Er soll im ersten Prozeß als vierter Mann auf die Anklagebank. Ihm wird jedoch nicht Bestechlichkeit, sondern - ungewöhnlich für einen Amtsträger - seinerseits aktive Bestechung vorgeworfen. Mit Rücksicht auf die vom Landgericht noch nicht getroffene Entscheidung über die Anklagezulassung, war die Staatsanwaltschaft gestern nicht bereit, weitere Erläuterungen zu geben. Bereits vor einigen Jahren in die USA zurückgekehrt, hat sich der Ingenieur im Februar 1991 wegen Vorteilsannahme vor dem Bundesbezirksgericht in New York verantworten müssen. Er bekam zwei Jahre Freiheitsstrafe sowie eine Geldstrafe von 30 000 Dollar. Ob er bereit ist, nach Frankfurt zu kommen, um als zentraler Zeuge auszusagen, konnte die Staatsanwaltschaft nicht erklären. In jedem Fall sollen aber weitere 20 Zeugen zur Verfügung stehen.
Wie der als Chefermittler in der Korruptionsaffäre um das Staatsbauamt tätige Staatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner mitteilte, ist bis auf diese erste Anklage bislang keines der Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 204 Beschuldigte abgeschlossen worden. Die Verfahrenslawine war 1988 durch einen anonymen Brief an die Justizbehörden ausgelöst worden. Im Zuge der Ermittlungen verstärkte sich der Verdacht, daß einzelne Bedienstete im Laufe der Jahre bis zu 700 000 Mark an Schmiergeld aus den Kassen von Baufirmen erhalten haben.
Im Gegensatz zu wiederholten Ankündigungen führender Justizpolitiker in Hessen hat das der Frankfurter Staatsanwaltschaft in Aussicht gestellte Anti- Korruptions-Dezernat bislang nicht die Arbeit aufnehmen können. Es sei nicht gelungen, die erforderlichen Stellen noch im laufenden Haushalt unterzubringen, verlautete dazu aus der Frankfurter Justiz. Nächstes Jahr aber könnten die Spezialisten, die mit Schaupensteiner an der Spitze ingesamt 1114 Korruptionsverfahren (Haupttatorte: Römer und Hochtaunuskreis) eingeleitet haben, mit mehr Unterstützung des Landes rechnen. Lepp
"Zentraler Schwerpunkt sozialdemokratischer Politik" in Frankfurt bleibt auch in der kommenden Legislaturperiode von 1993 bis 1997 der Kampf für Wohnraum und Mieterrechte - das versprach zumindest der SPD-Unterbezirksvorsitzende Sieghard Pawlik, als er am Freitag den Entwurf des Kommunalwahl-Programmes 1993 präsentierte. Die Sozialdemokraten wollen in den nächsten Jahren mit Hilfe der städtischen Wohnungsgesellschaften den Bau von Eigentumswohnungen für Frankfurter Familien "organisatorisch unterstützen". Sie streben an, private Unternehmen und Betriebe an der Errichtung von Wohnungen zu beteiligen. Den 42seitigen Programm-Entwurf diskutieren jetzt die 50 SPD-Ortsvereine in Frankfurt, am 31. Oktober soll ein SPD-Unterbezirksparteitag die endgültige Fassung verabschieden.
Zu ihrem offiziellen politischen Ziel erhebt die SPD einen milliardenteuren Fernbahntunnel, der unterirdisch den heutigen Hauptbahnhof und den Frankfurter Osten verbindet. Der Frankfurter Hauptbahnhof soll umgebaut, der "heutige Sackbahnhof" zur Durchgangsstation "geöffnet" werden - Ende Juli fällt laut Pawlik die Entscheidung darüber, ob die Bundesregierung das Projekt in den Bundesverkehrswegeplan aufnimmt. Pawlik nannte das Vorhaben "finanzierbar".
Die SPD will "Optionen" auf die Verlagerung kleinerer Flugzeuge vom Rhein-Main-Flughafen weg - das Reizwort der Dependance in Wiesbaden-Erbenheim, das Protest in der ganzen Region ausgelöst hatte, vermeidet sie. Die Partei fordert neue "Güterverteilzentren" in der Region - damit ist in erster Linie das Caltex-Gelände gemeint. Sie votiert für eine "verkehrsberuhigte Innenstadt" und eine zweite Stufe des Parkleitsystems.
Die umstrittene Verbindung zwischen der östlichen A 66 und der A 661 nennt die Partei "unvermeidbar" - sie legt sich jedoch weder auf den Riederwaldtunnel noch auf die Stelzenstraße fest. Auf Nachfrage sagte Pawlik, das Land Hessen lasse beide Lösungen gerade vergleichen - diesem Prüfungsergebnis werde sich die Frankfurter SPD "nicht verschließen". Sobald die A 661 über den Bornheimer Hang eröffnet ist, will die Partei den Durchgangsverkehr auf dem Alleenring erheblich einschränken.
Die Sozialdemokraten möchten den Autoverkehr in der Altstadt von Höchst "neu ordnen" und dabei ebenfalls den Durchgangsverkehr "erschweren". Sie planen eine zweispurige Umgehungsstraße zwischen Unterliederbach und Zeilsheim. Die SPD unterstützt die umstrittene Absicht von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, bei Unterliederbach ein neues Gewerbegebiet auszuweisen. Für neue Bürohäuser glaubt sie mit einem Zuwachs-Potential von 3,5 Millionen Quadratmetern "mehr als ausreichend Vorsorge getroffen" zu haben.
Ungeachtet aller bisher eingeleiteten Maßnahmen tritt die Partei für "mehr Präsenz von Sicherheitskräften in der Stadt" ein. Sie sagt eine enge Zusammenarbeit zwischen städtischen Behörden und Landespolizei zu. Das kommunale Programm mit bisher sechs Jugendclubs soll fortgesetzt werden - Details nennt der Programmentwurf nicht. Die stellvertretende Unterbezirksvorsitzende Rita Streb-Hesse sagte, es brauche abendliche Angebote für Jugendliche bis 18 Jahre. So könnten Diskotheken etwa prüfen, ob sie nicht einmal in der Woche ihre Pforten früher öffneten.
Für die Versorgung älterer, hilfsbedürftiger Menschen in der Stadt wollen die Sozialdemokraten eine zweite geriatrische Tagesklinik sowie den weiteren Ausbau des Hausnotrufsystems. In Verbindung mit dem heutigen Johanna- Kirchner-Heim plant die Partei, ein Wohnhaus für blinde und sehbehinderte ältere Bürger durchzusetzen. Um Kinder und Jugendliche zu betreuen, Familien- und Erziehungsberatung zu organisieren, bedarf es aus Sicht der SPD in den nächsten Jahren mehr ausländischen Personals. jg
GALLUS. Zum traditionellen Gartenfest präsentiert der Kleingärtnerverein Gutleut am Samstag, 11. Juli, als Leckerbissen ab 20 Uhr Rock 'n' Roll und Oldies. Angekündigt sind Larry Summers und seine Band. Festauftakt in der Anlage Mainzer Landstraße 482 (hinter dem Sportplatz der "Sportfreunde") ist um 15 Uhr bei Kaffee und Kuchen.
Die Besucher erwartet außerdem eine mit attraktiven Preisen ausgestattete Tombola sowie Tanzvergnügen. Motto des Tages: "Fröhlichkeit bei Weck, Worscht un Wei." In den Abendstunden ziehen Kinder und Eltern mit Lampions durch die Kleingartenanlage.
Weiter geht es am Sonntag, 12. Juli, 11 Uhr, mit einem musikalischen Frühschoppen, zu dem die "Mikados" aufspielen. Ab 14 Uhr sieht das Programm vor: Kinderspiele, Tombola, Tanz. An beiden Tagen sorgt Andreas Löffel für die musikalische Umrahmung. "Gefeiert wird bei jedem Wetter", weist Vorsitzender Rolf Huber auf ein Zelt hin, das der Verein vorsorglich aufstellen wird. dixi
NEU-ANSPACH. "Schönheit von innen und außen" ist das Thema von Gesprächen und Übungen im Frauentreff am Samstag, 8. August. Dazu sind zwischen 10 bis 17 Uhr alle interessierten Frauen in die Schubertstraße 32 eingeladen. Es soll gezeigt werden, wie körpereigene Energien durch ätherische Öle, Edelsteine oder Ernährung harmonisiert werden können.
Anmeldungen für die Übungen dazu werden schon jetzt bei Kursleiterin Waltraud Kraska (Tel. 06084/3366) sowie auch im Frauentreff (Tel. 06081/43722) angenommen.
Dort können interessierte Frauen sich auch schon für die Veranstaltungen "Frauen in ihren Elementen" vormerken lassen, die am Samstag/Sonntag, 15./16. August und 12./13. September, im Treff stattfinden. Wie Erde, Wasser, Feuer und Luft auf den Körper wirken, soll dort spielerisch mit körperlichen Übungen, Tanz, Malerei und Gestaltung von Objekten herausgefunden werden.
Die Kursleiterinnen sind Gundi Butz (Tel. 06083/2485) sowie Susanne Lisson (Tel. 06081/42013). Auch bei ihnen können sich neugierige Frauen bereits jetzt anmelden. s
NEU-ISENBURG. Seit 1. Juli gelten auf dem Kompostplatz in der Friedhofsstraße (Nähe Feuerwehr) neue Öffnungszeiten. Montags ist jetzt von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Die übrigen Zeiten bleiben wie gehabt, und zwar: Dienstag, Donnerstag, Freitag von 10 bis 16 Uhr; mittwochs von 10 bis 15.30 Uhr und samstags von 14 bis 18 Uhr. fra
Entspannte Atmosphäre Neues Nummernsystem sorgt bei der Zulassung für Ruhe
8.30 Uhr in der Früh und der Parkplatz vor der Kfz-Zulassungsstelle "Am Römerhof" ist schon annähernd voll. Dem Besucher schwant Übles: Schlange stehen, drückende Hitze und unfreundliche Schalterbeamte - die Ochsentour eben. Doch, oh Wunder, die Schalterhalle ist annähernd leer. Jetzt nur nicht den Fehler eines älteren Herrn begehen: "Ich bin reingekommen, da stand keiner am Schalter. . . da bin ich natürlich gleich hin." Die Antwort, die er zu hören bekam, ist immer die gleiche: Ziehen sie erst einmal eine Nummer.
Seit dem 25. Juni besitzt die Zulassungsstelle "Am Römerhof" eine Aufrufanlage. Für Erwin Sorgenfrei, den Dienststellenleiter der Zulassungsstelle, eine längst fällige Maßnahme: "Man muß das Fiasko früher erlebt haben. Lange Schlangen und eine Atmospäre, in der Kommunikation sehr schwer wurde." Wer jetzt seine Nummer aus einem kleinen roten Kasten gezogen hat, kann auf einer der Anzeigentafeln sehen, ob er an der Reihe ist. Auch Spazierengehen ist neuerdings möglich: 100 Nummern bedeuten ungefähr eine Stunde Wartezeit.
"Nur noch sechs Nummern, dann bin ich dran", freut sich der 24jährige Verwaltungsangestellte Detlef Horn. Er sitzt mit gut zwanzig anderen Personen im Warteraum: einer großen Garage, die mit Apfelweinbänken und Tischen vollgestellt ist. Zeitung blättern, Bedienungsanleitung des neuen Wagens lesen oder einfach nur genüßlich Löcher in die Luft starren, heißen die verschiedenen "Disziplinen" der Wartenden. "Das Ziel der Wartezeitverkürzung haben wir zwar nicht erreicht, aber wir machen das Warten angenehmer", freut sich der Dienststellenleiter. Die meisten stimmen da zu. "Man kann sich beim Warten richtig entspannen", sagt die Geigerin Julia Mangelsdorf. Auch der 27jährige Student Davor Brigljevic zeigt sich zufrieden, hat aber noch einen Verbesserungsvorschlag: "Man könnte vielleicht noch Getränke servieren, dann wär's noch angenehmer."
Unzufrieden waren bislang nur die Kleingärtner in der Nachbarschaft. Denn jedesmal, wenn eine neue Nummer erscheint, ertönt zugleich ein Gong. Eine Maßnahme, die unbedingt nötig sei, meint der Dienststellenleiter. Ohne dieses Signal würden die Leute sonst ihre Nummer verpassen und dann herrsche "das gleiche Chaos wie zuvor." wob
GELNHAUSEN. "Mit dem Computer die Sprache neu erlernen" heißt das Thema eines Treffens der Selbsthilfegruppe für Aphasiker und deren Angehörige in der Selbsthilfekontaktstelle Sekos, Altenhaßlauer Straße 21. Die Zusammenkunft am Mittwoch, 8. Juli, beginnt um 18 Uhr.
Dr. Rieger, der Vorsitzende des Bundesverbandes für die Rehabilitation von Aphasikern, wird die Arbeit seiner Organisation vorstellen.
Aphasiker sind Menschen, deren Sprachzentrum im Gehirn nach einem Schlaganfall oder Unfall gestört ist. Dr. Rieger will aufzeigen, wie sie im Aphasikerzentrum Würzburg an computerunterstützten Programmen teilnehmen können.
Die Gelnhäuser Selbsthilfegruppe trifft sich künftig jeden ersten Mittwoch im Monat um 18 Uhr in der Sekos. lex
OBERURSEL. Eine "Rentner-Ruhe- Bank" stiften die Oberurseler SPD-Älteren der ASH in der Krebsmühle. Dieses vor einiger Zeit gegebene Versprechen löst der Arbeitskreis "Wir Älteren in Oberursel" am Freitag, 10. Juli, ab 15 Uhr in der Mühle ein. Die Stifter möchten mit ihr Ältere und Junge, Einheimische und Ausländer, zusammenbringen. Die Anfahrt soll mit Privatautos erfolgen. Um sie zu organisieren, werden alle Teilnehmer gebeten, sich bei Ursel Köhler, Tel. 5 63 66, zu melden. stk
NEU-ISENBURG. Die in Neu-Isenburg wohnenden Ausländer müssen, wenn sie ihre Aufenthaltserlaubnis verlängern wollen, vorher keine Aufenthaltsbescheinigung beim Einwohnermeldeamt mehr abholen. Da die Ausländerstelle des Kreises Offenbach nun an das Kommunale Rechenzentrum in Frankfurt angeschlossen ist, hat sie direkten Zugriff auf diese Daten. Da die Ausländerbehörde in der Offenbacher Berliner Straße 60 zur Zeit mit großem Andrang zu kämpfen hat, können Vordrucke für die Verlängerungsanträge bei der Information am Neu- Isenburger Rathaus abgeholt werden. fra
Als stolze Spanier und britische Bobbys die Altstadt bevölkerten 1957 feierten die Höchster ihr erstes Schloßfest / Rückblick auf die Partnerländer und -städte der vergangenen Jahre
lle Jahre wieder - und das seit 35 Jahren - feiern die Höchster ihr Schloßfest. Ein Festival wa-
Wie hat alles angefangen? Erinnern Sie sich noch? Das erste Schloßfest, 1957, nach der 600-Jahr-Feier, stand im Zeichen der Vereine, die mit Wettspielen und Preisschießen auf sich aufmerksam machten. Rudolf Schäfer, der verstorbene Historiker, hatte eine Höchst-Hymne verfaßt, die recht weihevoll und ein bißchen vaterländisch-patriotisch klang mit ihren Zeilen "Hohe Stadt am Mainesstrand, Glück auf, du wackre Farbenstadt" und die mit den Reimen endete: "In echtem, freiem Bürgersinn meid' jeden Zank und Streit, schreit' voll Vertraun und ohne Furcht in eine neue Zeit!"
Im Festausschuß saßen damals der Zoodirektor Bernhard Grzimek und der Intendant des Hessischen Rundfunks, Eberhard Beckmann. Das Grußwort sprach Robert Cranston, der "chief" des US-Senders AFN, der zu jener Zeit noch im alten Schloß residierte. Und die Feuerwehrkapelle spielte zu dem ganzen die "Alten Kameraden".
Wer kennt sie noch, die Namen aller Partnerländer und -städte, die fortan hier zusammengekommen sind? Lassen wir einige von ihnen Revue passieren mit Blick zurück in Nostalgie: "Das Urteil des Paris" als Schauspiel vor Augen und die Verse der lieblichen Musentöchter des Zeus noch im Ohr - das war im Jahre 1976, als Griechenland zu Gast war. Ein griechisch-orthodoxer Gottesdienst in der Justinuskirche und die "Kunst der Klassik" in der Jahrhunderthalle, eröffnet vom Direktor der Athener Pinakothek, brachten neben anderen Attraktionen den Farbenstädtern die Welt der Antike nahe.
"Hallo Berlin" hieß das Motto 1983. Der berühmte Film aus der Nachkriegszeit " . . . und über uns der Himmel" flimmerte in den örtlichen Kinos über die Leinwand, ein Leierkastenmann spielte sich mit seinen Gassenhauern in die Herzen der Höchster, und Verknüpfungspunkte zwischen Main und Spree boten die zwei Porzellanmanufakturen.
"Bonjour Straßburg" in 1985 war ein europäisch angehauchtes Fest - mit Kulinarischem aus dem Elsaß und Gedanken über Kunst, Kultur und Geistesleben der Stadt im Herzen des europäischen Gemeinsamen Marktes.
Im Jahre 1979 war Spanien zu Besuch. Die Schönen von Sevilla in ihren kostbaren Trachten flanierten durch die Altstadt, und spanische Kinder malten Höchster Motive auf Porzellan und Papier. Die Schweiz war 1971 Partner des Schloßfestes, Frankreich 1972. "Britain in Höchst" hieß es im Jahre 1970, als Londoner "Bobbys" und königliche Gardeoffiziere sich im großen Festzug bewundern ließen. Ein Jahr zuvor kamen die Holländer mit Tulpen und Käse und wohlbeleibten mittelalterlichen Rittern auf großen Rössern. Bei "Servus Österreich", 1980, feierten die Hoch- und Deutschmeister im Festzelt wahre Triumphe. Und auch die Schweden, anno 1967, blieben bei den Höchstern in guter Erinnerung. Wieder hatte Dr. Rudolf Schäfer ein Theaterstück verfaßt mit dem Titel "Die Schweden in Höchst". Es spiegelte die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges wider, als nach seinem Sieg über den Feldherrn Tilly der Schwedenkönig Gustav-Adolf in das Höchster Schloß einzog, während seine Mannen die Gassen und Plätze der "Hohen Stadt am Main" belagerten.
Auch die Italiener - 1975 - hatten eine Beziehung zur Farbenstadt. Die Tabakhändler und Brüder Bolongaro aus Stresa am Lago Maggiore bauten den Palast gleichen Namens, der noch heute als Kleinod gilt.
"Höchst und Hoechst" in aller Welt - so das Schloßfest-Motto 1977. Mit Trommeln und Trompeten rückten die Vorarlberger, Odenwälder, Kinzigtaler und Nidder "Höchster" an. Im Firmenmuseum der Hoechst AG interessierten sich die Besucher für die "Märkte der Welt" und beim Staffellauf der Frankfurter Zeitungsträger wurde die FR "nur" Zweite.
USA 1973. Höhepunkt und Highlight: Generalkonsul Robert M. Harlan war der Festpräsident, OB Rudi Arndt erinnerte an Martin Luther King, an Lincoln, Washington und Kennedy, die "8th Infantry Division Band" gab Platzkonzerte und eine ehemalige Höchster Bürgerin, die seit langem in New York lebt, stellte ein Buch der Schriftstellerin Stella Randolph über den Pionier und ersten Motorflieger der Welt, Gustave Whitehead vor, der als Gustav Weißkopf einst in Höchst zur Schule gegangen war. Hier machte er auch seine ersten Gleitversuche - noch vor den berühmten Gebrüdern Wright.
Um Himmelsflüge drehte sich auch die Ausstellung "Raumfahrt und Raumforschung der USA", bei der Wernherr von Braun live per Satellit mit den geladenen Gästen einen elektronischen Dialog führte. In den Höchster Kinos liefen alte Hollywood-Filme, und ein Kammerchor aus Kaliforniens Küstenstadt Santa Barbara war an den Main gereist. Im Schloßgraben hielt ein echtes Indianercamp nicht nur die Kinder in Atem, und zu alledem feierte der amerikanische Soldatensender AFN damals gerade seinen 30. Geburtstag.
Höchster Schloßfeste einst und jetzt. Rückblick und Blick nach vorn zu einem Fest der Begegnungen und des Wiedersehens, einem Ereignis, das inzwischen zur liebenswerten Tradition geworden ist: zur Völkerverständigung im großen und zur Pflege alter Freundschaften im kleinen. Ein Fest in einer alten Stadt, die Vergangenheit atmet und Geschichte lebt, wo Vereine - allen voran "Boß" Klaus-Dieter Kilp mit seinen Mitarbeitern - Ideenreichtum, Engagement und Einsatzfreude Jahr für Jahr aufs Neue beweisen.
CHRISTA ROSENBERGER
Im Blickpunkt: Die Kurilen-Inseln Tokio freute sich zu früh
Der Streit zwischen Japan und Rußland um die vier Kurilen-Inseln spitzt sich zu. Vergangene Woche warteten die Beamten im Tokioter Außenministerium vergeblich auf eine angekündigte Delegation aus Moskau. Sie wollten, kurz vor dem Wirtschaftsgipfel in München, noch einen Kompromiß in der Insel-Frage erarbeiten. Doch die Russen erschienen nicht zum vereinbarten Treffen. In Tokio weiß man auch warum: Der Vorwurf des einflußreichen Alt- Politikers Shin Kanemaru, die Russen hätten sich in der Kurilen-Frage als "Lügner" entpuppt, hatte die Moskauer verärgert. Der russische Präsident Boris Jelzin warf den Japanern im Gegenzug vor, sie hätten "noch keinen Yen oder keinen Cent in Rußland investiert". Erst wenn Japan Wirtschaftshilfe zusage, werde er sich "an den Verhandlungstisch" setzen. Ein Sprecher des japanischen Außenministerium verkündete daraufhin, man werde Jelzins Aussage "vorsichtig analysieren", bevor man sie kommentiere, aber: immerhin habe Japan umgerechnet vier Milliarden Mark an Exportbürgschaften bereitgestellt und einige Millionen für humanitäre Hilfe ausgegeben.
Inzwischen ist nicht einmal mehr sicher, ob sich Ministerpräsident Kiichi Miyazawa und Präsident Jelzin in München zum Gespräch über die Kurilen treffen werden. Der japanische Traum, Jelzin werde bei seinem geplanten Tokio-Besuch im September die Inseln als Gastgeschenk mitbringen, hat sich in Luft aufgelöst.
Die südlichen Kurilen-Inseln, "unsere nördlichen Territorien", wie sie in Japan offiziell heißen, sind seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein nationaler Fetisch. Nicht nur die konservativen Parteien, sondern sogar die japanischen Kommunisten fordern die Inseln von Rußland zurück. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hofften die Japaner auf Boris Jelzin. Schließlich seien die Kurilen, genauso wie die baltischen Staaten, der Sowjetunion von Stalin einverleibt worden. Doch ganz so eindeutig ist die Lage nicht: Russen und Japaner besiedelten die Inseln zu Beginn des 19. Jahrhunderts gemeinsam und rotteten gemeinsam das dort lebende Ainu-Volk aus. 1855 legten die beiden Länder in einem Vertrag fest, daß die nördlichen Inseln zu Rußland, die vier südlichen Inselgruppen jedoch zu Japan gehören sollten. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges eroberte die Sowjetunion sämtliche Kurilen-Inseln. Japan verzichtete 1951 im Friedensvertrag von San Francisco auf ihre Rückgabe. Später behauptete die japanische Regierung jedoch, die vier südlichen Inseln gehörten nicht zu den Kurilen, sie seien mithin japanisches Territorium.
1956 bot die Sowjetunion an, im Zuge eines Friedensvertrages zwischen den beiden Ländern zwei der vier südlichen Inselgruppen abzugeben. Daraus wurde dann allerdings nichts - es herrschte der kalte Krieg und die USA wußten einen sowjetisch- japanischen Friedensvertrag zu verhindern.
Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion kam im Februar dieses Jahres wieder Bewegung in die Sache. Das russische Außenministerium "erkannte" das Angebot von 1956 "an". In Tokio jubelte man verfrüht, Rußland habe seinen Vorschlag, zwei Inseln herauszugeben, wiederholt. Russische Nationalisten organisierten sofort Protestdemonstrationen und verlangten eine Volksabstimmung über die Kurilenfrage. Bedächtige japanische Politker warnten ihre Regierung: Boris Jelzin könne sich eine definitive Zusage im Moment aus innenpolitischen Gründen nicht leisten. Doch auch in Japan spielt die Innenpolitik eine Rolle. Nach einer Umfrage der Mainichi-Zeitung wollen immer weniger Japaner den Russen wirtschaftlich helfen, solange sie die Inseln nicht zurückgeben. Ministerpräsident Miyazawa bleibt deshalb hart: ohne Rückgabe der Inseln keine Wirtschaftshilfe im großen Umfang. Seine Beamten verkündeten, Bundeskanzler Helmut Kohls Versprechen, der Weltwirtschaftsgipfel werde ein 40 Milliarden Mark teures Hilfspaket für Rußland schnüren, sei "verfrüht und übertrieben hoch".
Trotzdem sind sich in Japan alle einig: Irgendwann in den kommenden Jahren, werden zumindest zwei der umstrittenen Inseln wieder zu Nippon gehören. Japanische Baufirmen haben längst Pläne ausgearbeitet: sie wollen die ruhigen Inseln mit dem rauhen Klima in "Ferienparadiese" verwandeln, Golfplätze und Vergnügungsparks anlegen. Die dort lebenden Russen sollen dann die japanischen Urlauber bedienen.
TINA STADLMAYER (Tokio)
Karl-Friedrich Appl reiht sich unter Gelnhäuser Buchautoren ein Verfasser untersucht Zusammenhänge der Entdeckung Amerikas und der heutigen Situation in der Dritten Welt / Vortrag
GELNHAUSEN. Seit Grimmelshausen sind noch etliche weitere Bürger Gelnhausens als Buchautoren hervorgetreten. Das neueste Werk in einer solchen Gelnhäuser Bibliothek hat Karl-Fiedrich Appl verfaßt, allerdings in der Fremde. "Aus der Unterdrückung zu einem menschenwürdigen Leben" heißt die Broschüre mit dem nach schwer verdaulichem Stoff klingenden Untertitel "Der historische Unterbau der Theologie der Befreiung". Dabei ist die Materie bei näherem Hinsehen gar nicht so kompliziert. Appls Ansatzpunkt: "Die eigentliche Ursache, der Grund der Theologie der Befreiung ist das Aufmerksamwerden auf die in den Ländern der sogenannten Dritten Welt weit verbreitete Armut, verbunden mit der Erkenntnis, daß Gott sich gerade diesen Armen, den Entrechteten, den Besitzlosen und Marginalisierten immer wieder zugewendet hat. Die Entstehung dieser Armut aber hat historische Wurzeln, die bis zu 500 Jahre zurückliegen." Die Broschüre, die bei der Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen in München erschienen und in Buchhandlungen erhältlich ist, will diese Wurzeln auf 48 Seiten ans Licht bringen. Der Verfasser hat den Versuch unternommen, die Zusammenhänge der Entdeckung Amerikas und der heutigen Lebenssituation in Lateinamerika zu untersuchen. Appl ist 1955 im Stadtteil Hailer geboren und hat das Grimmelshausen-Gymnasium in Gelnhausen besucht. Nach dem Theologiestudium in Gießen, Marburg und Zürich wurde er Gemeindepfarrer im schweizerischen Nesslau. Seit 1991 arbeitet er als Dozent für Kirchengeschichte an der "Communidad Teològica Evangélicade Chile" in Santiago de Chile.
In der kommenden Woche besucht Appl seine Heimatstadt und gibt in einem öffentlichen Vortrag Einblick in seine Erfahrungen aus Chile. Am Mittwoch, 15. Juli, spricht er ab 20 Uhr im Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde Meerholz-Hailer zu dem Thema "Die Geschichte der Lutheraner in Chile". Zudem will Appl eine Beschreibung des Lebens in der Millionenstadt Santiago und in ländlichen Gemeinden des Küstenstaates geben. lex
HOFHEIM. Elke Sommer und Doris Kunstmann, Nadja Tiller und Walter Giller, Jochen Schröder, Horst Jüssen und andere Bühnenstars gastieren in der Theater-Saison 1992/93 in der Stadthalle.
Der neue Spielplan liegt im Kulturamt (Elisabethenstraße 3) aus. Wer bei allen Aufführungen dabei sein möchte, sollte sich dort bald melden. Die Vorteile: Ein Abonnement ist gegenüber den Einzelkarten billiger, man sitzt bei jeder Vorstellung auf demselben Platz und hat keine mehrfachen Wege zur Vorverkaufsstelle und kein Warten an der Abendkasse. pms
HOFHEIM. Heiße Rhythmen und kühle Getränke erwarten die Besucher beim Frühschoppen der Band "Rhythm and Blues Experience" am Sonntag, 12. Juli. Die Gruppe spielt ab 11 Uhr im Alten Wasserschloß am Kellereiplatz.
Mit von der Partie ist der Pianist John Hopkins, der in Frankfurt sein eigenes Trio hat. Am Schlagzeug sitzt Hal Thurmen, den Baß zupft Harold Nadrelli - beide spielen gemeinsam in der HR-Big- Band. Vierter im Bunde ist Lothar Stadtfeld.
Der Eintritt zum Frühschoppen ist frei. Bei schlechtem Wetter wird in die Stadthalle umgezogen. kkü
FRANKFURT A. M., 5. Juli. Einen Gleichklang zwischen verstärkten Tendenzen zu von der Welt abgewandter Frömmigkeit in den Kirchen und der "New-Age"-Ideologie prangert der katholische Theologe Tiemo Rainer Peters an, der dem Dominikanerorden angehört und in Münster lehrt. In einem jetzt erschienenen Buch "Mystik Mythos Metaphysik - Die Spur des vermißten Gottes" wirft er vor allem der katholischen Kirche vor, zur Flucht aus Verantwortung in der Gesellschaft beizutragen. Während überall und weit über die Kirchen hinaus Methoden der "Geistversenkung und Geistmitteilung" angeboten würden, "verfestigt sich kirchlich die autoritäre Struktur", schreibt er zugleich.
Peters kennzeichnet New Age, personifiziert im Bestseller-Autor Fritjof Capra ("Die Wendezeit") als Vorstellung, daß Welt und Leben "kosmisches Geschehen" seien, in dem der Mensch keine Verantwortung habe, sondern in dem er aufgehe, mit dem er letztlich verschmelze: "Es herrscht Bewegung, doch gibt es keine sich bewegenden Objekte, es gibt Aktivität, jedoch keine Handelnden, es gibt keine Tänzer, sondern nur den Tanz."
New-Age-Vorstellungen vertragen sich, so Peters, nicht zufällig mit der innerkirchlichen Restaurationsbewegung. Hier wie dort werde "die Entdeckung der Moderne", das Thema des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Schwerpunkt "befreiender" Theologien in Frage gestellt: "Der vor Gott, dem anderen Menschen und der Geschichte freie und verantwortliche Mensch." Die "Vielgötterheit der Postmoderne", der "alles gleich gültig" sei und eine "kosmisch-theologische Harmoniereligion" als "esoterisches Erlebnis" ließen aber die "Hoffnungen der Betrogenen dieser Erde" im Stich.
Er bilanziert, drei Erkenntnisse, die aufgeklärter Theologie selbstverständlich gewesen seien, würden undeutlich:
1. Daß primär (wirtschaftliche) Interessen hinter der Zerstörung von Umwelt und Natur stünden und daß diese kritisch benannt und korrigiert werden könnten. "Nicht frommer Rückzug und quietistische Innerlichkeit, sondern Aufklärung und Aufbegehren sind an der Zeit."
2. Die Natur sei kein Gott, die man nur in Ruhe lassen müsse, damit sie zu neuem Leben erblühe. "Nicht quasireligiöse Naturverehrung, sondern verantwortlicher Umgang mit der Natur tut not."
3. Der Gott der Bibel sei nicht beliebig und "schon gar nicht geeignet, die Harmoniebedürfnisse frustrierter Bürger spirituell zu befriedigen".
Zur "neuen Lust an der Mythologie" schreibt er, was das Zeitalter der Aufklärung an ethischer Besinnung und an Kritik hervorgebracht habe, was die Moderne in ihrem Verantwortungs-, Solidaritäts-, Gerechtigkeits-, Gleichheits- und Freiheitsdenken betont habe, werde gleichsam zurückgeschleudert in den großen Topf der Symbole, voller unbekannter Botschaften und Versprechungen.
Peters erkennt an, daß es vielen Menschen um Selbstrettung vor "kreatürlicher, tief ins unbewußte abgesunkene Angst" gehe, Angst vor Orientierungslosigkeit und der Vergänglichkeit, dem Tod, doch verficht er einen anderen Bewältigungsweg als Eugen Drewermann.
Drewermann, so Peters, verstehe "Erlösung" weniger als Einmischung in geschichtliche Verantwortung und politische Befreiung, vielmehr als Errettung der geängstigten Seele aus dem Strudel der gesellschaftlichen Komplexität in den Tröstungsbereich einer Privatreligion. Drewermann sprenge nicht das theologische Traditionssystem, sondern stütze es gerade dort, wo es nach rückwärts wegführen möchte von religionskritischer Mündigkeit und Gestaltungswillen.
Peters erkennt nicht nur das Bedürfnis nach einer "Methapysik" an, sondern betont auch deren Notwendigkeit. Er setzt sich aber ab von der traditionellen Orientierung an einem "Höchsten", dem der "kleine" Mensch sich fraglos zu unterwerfen habe. In Anlehnung an den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der von den Nazis ermordet worden ist, und die katholischen Theologen Karl Rahner und Johann Baptist Metz, die in ihren Kirchen für produktive Unruhe gesorgt haben, plädiert er für eine "Metaphysik von unten" im Sinne des "Für-andere- Dasein". Eine solche tiefverankerte Gesinnung speise sich aus der Erinnerung an die Geschichte des Leidens und der Befreiung des Menschen, aus der Vorstellung des "leidenden Gottes". Diese Erinnerung und der Glaube an Befreiung seien Bedingung für Vernunft und Freiheit.
Aus dieser Sicht gewinnt für Peters Kontemplation, Selbstversenkung, Bedeutung, nicht als Flucht, sondern als auf "Wiederkehr" gerichteter Besinnungsweg "für die Reise des Subjekts in die tiefe Diesseitigkeit, an die Seite der Opfer", die fähig mache, solidarisch zu leben und Widersprüche zu ertragen.
Peters schließt mit der Synthese, daß so gesehen "moderne" Mystik und Gesellschaftspolitik zusammengehören: "Mystik bewahrt die Engagierten vor Fanatismus und Selbstgerechtigkeit, Engagement bewahrt Mystiker vor Weltfremdheit und Heuchelei."
JOHANNESBURG, 5. Juli (AP/jod). Der Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, hat der Regierung Südafrikas am Wochenende vorgeworfen, sie versuche, mit "blanker Propaganda" ihre Macht zu erhalten und steuere das Land in einen Konfrontationskurs. Präsident Frederik de Klerks Vorschläge für neue Gespräche seien unzureichend, sagte er in Johannesburg nach der Rückkehr von einem Besuch in Nigeria und der Teilnahme an der Gipfelkonferenz der Organisation für afrikanische Einheit in Senegal. Er warf der Regierung auch wieder vor, sie unterstütze die Zulubewegung Inkatha, um den ANC zu schwächen. De Klerk versuche die Gewalt in den Schwarzensiedlungen als internen Machtkampf unter Schwarzen darzustellen, statt sich der "zentralen Rolle der Sicherheitskräfte" bei den Unruhen zuzuwenden, denen in drei Jahren 8000 Menschen zum Opfer fielen.
Minister Roelf Meyer bedauerte Mandelas ablehnende Haltung und sagte, der ANC habe sich für Konflikt und gegen Frieden und Verhandlungen entschieden. Es habe sich gezeigt, daß der ANC von der Kommunistischen Partei und der Arbeiterbewegung dominiert werde.
Die Regierung hatte vergangene Woche scharf auf Bedingungen des ANC zur Wiederaufnahme von Verhandlungen reagiert. In der Antwort auf ein ANC- Memorandum, mit dem dieser den Abbruch der Gespräche begründet hatte, warf sie dem ANC vor, den Verhandlungsprozeß absichtlich gestört und "künstlich" eine Krisensituation geschaffen zu haben. Doch Staatspräsident de Klerk und sein Kabinett deuteten in einigen Streitfragen auch Kompromißbereitschaft an.
Sowohl in dem Schreiben wie in einer über den Rundfunk landesweit übertragenen Ansprache hatte de Klerk die schwarze Opposition angegriffen. "Während die Regierung sich und das Land von der Apartheid befreit hat", hieß es in dem Dokument, "hat sich der ANC noch immer nicht dem demokratischen politischen Wettbewerb angepaßt."
Den Angriff führte die Regierung vor allem auf dem Feld, auf dem sie selbst nach dem Massaker in Boipatong am ärgsten in Bedrängnis geraten war: der anhaltenden Gewalt. Die Geschichte des ANC, "sein Morden unschuldiger Zivilisten, Frauen und Kinder, seine barbarischen Halskrausen-Exekutionen, seine Folterungen und Morde in Gefangenenlagern und sein völliges Desinteresse an den Konsequenzen von Massenaktionen" würden den ANC-Mitgliedern jegliche moralische Berechtigung nehmen, mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Die Regierung erklärte sich allerdings auch bereit, internationale Experten zur Aufklärung von Gewaltakten ins Land zu holen. Zur Untersuchung des Massakers von Boipatong trafen bereits zwei britische Detektive in Südafrika ein. Möglicherweise wird sich also herausstellen, ob die 300 der "Inkatha"-Partei angehörenden Bewohner des "KwaMadala"-Hostels alleine für den Mord an über 40 Menschen verantwortlich sind, wie die Polizei behauptet. Augenzeugen sagen dagegen, die Sicherheitskräfte stehen dahinter. De Klerk bestritt erneut jede Beteiligung der Regierung an den Gewaltakten: "Dieser Vorwurf bleibt eine Lüge, egal wie oft er wiederholt wird."
Nach de Klerks Versprechungen sollen außerdem die "Hostel" genannten Bastione der "Inkatha"-Kämpfer schnellstmöglich in Familienwohnheime umgewandelt und ein generelles Verbot von "traditionellen Waffen" erwogen werden.
Schließlich scheint sich die Regierung auch auf jenem Feld zu bewegen, auf dem die Verhandlungen im Rahmen der "Konferenz für ein demokratisches Südafrika" (Codesa) ins Stocken geraten waren: in dem Antwortschreiben ist davon die Rede, daß auch eine zweite Parlamentskammer nach dem Mehrheitsrecht besetzt werden sollte.
Bislang wollte die Regierung jeder Partei, die eine bestimmte Prozentzahl erreicht, im "Senat" dieselbe Anzahl von Sitzen zuteilen, was gemeinsam mit der Forderung nach Dreiviertelmehrheiten einer Veto-Möglichkeit für die weiße Bevölkerungsminderheit gleichgekommen wäre. Diplomaten blieben allerdings skeptisch, ob der nicht eindeutige Passus in dem Brief tatsächlich den Durchbruch des Kabinetts de Klerk zu demokratischen Werten westlichen Standards bedeutet.Spiele ums Verreisen
HÖCHST. Ums Verreisen geht es beim Spielenachmittag von 15 bis 16 Uhr am morgigen Dienstag in der Stadtteilbücherei im Bikuz (Michael-Stumpf-Straße). Den kleinen Gästen wird zunächst eine Geschichte erzählt, anschließend können sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen, basteln, malen oder Theater spielen. kkü
Keine Bahn für die großen Sprünge
Hoch sind sie, die Bäume im Brentanopark, nur wenig Licht fällt durch das dichte Blattwerk. Die Stadt - weit weg. Keine Autos, kein Lärm, keine grauen Straßen und Fassaden. Der Park - eine grüne Insel, der Hektik, dem Alltag entrückt. Von Ferne weht ein langsamer Walzer herüber, paßt nicht und paßt doch zum Rascheln des trockenen Laubs im Unterholz und zum Vogelgezwitscher. Langsam, wie in Zeitlupe, dreht Ingeborg Voges (62) ihre Kreise, dem Takt der Musik folgend.
"Rollkunstbahn" steht in überaus runden Lettern an dem Geländer, gegenüber der leeren Tribüne. Mit ein paar kräftigen Schritten holt sich Voges die Geschwindigkeit, um dann ohne Körperbewegungen ein paar Meter dahinzugleiten. Auch Schweben ist in diesem verwunschenen Park kein Kunststück.
Meist sind es zwölf schon etwas ältere Herrschaften, die hier jeden Montag- und Mittwochabend ihre Bahnen ziehen. Jetzt, in der Ferienzeit, sind es weniger, dafür dürfen Kinder und Erwachsene drei Wochen lang umsonst die Bahn benutzen. Die "Schnupperkurse" der Turngesellschaft Vorwärts (Telefon: 29 14 55 oder 28 57 21) sollen für Nachwuchs sorgen.
Auf diesem Fleckchen ist die Zeit stehengeblieben. 1950 gewann Trainer Lothar Müller (66) in London die Europameisterschaft. Anschließend tourte er mit der größten Rollschuh-Revue jener Tage durch Amerika. Wie sich Müller auf Rollschuhen bewegt - das überzeugt noch heute durch Präzision und Eleganz.
Oder Helga Güttler, Apothekerin, 56. Muß als Studentin eine ganz wilde Hummel gewesen sein. Diverse Weltrekorde im Rollschuh-Schnellauf, zehn deutsche Meisterschaften "auf eigentlich allen Strecken", die 500 Meter so um die 50 Sekunden. Leistungssport - das ging damals noch nebenbei.
In Pünktchen-T-Shirt und Radlerhosen faßt sie Ingeborg Voges an den Händen und auf geht's, diesmal zu zweit. Die beiden kennen sich schon aus der Kindheit. Damals lief Güttler mit Voges älterem Bruder um die Wette. Das war noch auf der Rollschuhbahn am Nizza. Güttler war es auch, die ihre Freundin überredete, "Mensch komm' doch mal mit". Vor zwei Jahren stand die 62jährige zum ersten Mal nach 37 Jahren wieder auf Rollschuhen. "Ich mach' natürlich keine großen Sprünge mehr."
Was sich da auf dem teurem Spezialbelag zu Walzer oder Paso Doble abspielt, ist eher unspektakulär. Melodiös soll sie sein, die Musik. Bloß kein Disco-Terror. Aber laut genug, damit man sie deutlich hört. Ansonsten geht man mit den Jahreszeiten: Von März bis Oktober wird Rollschuh, von Oktober bis März Schlittschuh gelaufen. Die Bewegungsabläufe sind ähnlich, aber "das Gefühl in den Füßen ist etwas anders", sagt Müller. Nur Ingeborg Voges hat im Winter das Nachsehen: "Ich gehe nicht gern aufs Eis." ft
Seit Jahren ist die heute 40 Jahre alte Frau in Psychotherapie, doch das Gericht läßt ihr auch vier Jahre nach dem Überfall auf sie keine Chance, das traumatische Erlebnis endgültig zu verarbeiten. "Man wirft mich immer wieder zurück", sagte die Bodenstewardeß vor dem Frankfurter Landgericht, wo unter Vorsitz von Richter Günther Bohlinger nun bereits die dritte Strafkammer versucht, den als versuchte Vergewaltigung angeklagten Fall zum Abschluß zu bringen. Bislang war jedes Urteil der zwei vorangegangenen Verhandlungen vom Bundesgerichtshof (BGH) ganz oder teilweise aufgehoben und zur erneuten Klärung des Sachverhalts an eine andere Kammer verwiesen worden.
Die Karlsruher Richter hatten zuletzt zwar die Täterschaft des angeklagten, 36 Jahre alten Kraftfahrers rechtskräftig werden lassen, nicht aber die rechtliche Bewertung des Frankfurter Landgerichts als versuchte Vergewaltigung. Da es keine direkten Anhaltspunkte für eine sexuell motivierte Straftat gebe, sei zu klären, ob es sich nicht um Bedrohung, Nötigung und Körperverletzung handele. Besonderen Wert legte der BGH auf die Frage der Zurechnungsfähigkeit und des Alkoholproblems des Angeklagten. Eine alkoholbedingte Schuldunfähigkeit des Angeklagten war bisher vom Frankfurter Landgericht verneint worden.
Der Sachverhalt, wie er bisher feststeht: In der Nacht zum 5. Juni 1988 kurz vor ein Uhr hatte der Angeklagte in der Wittelsbacherallee die Zeugin mit einer Faustfeuerwaffe bedroht und sie am Hals gepackt. Wie die Zeugin am Freitag erneut aussagte, habe sie gerade vor der Haustür nach ihrem Schlüssel gesucht, als plötzlich der Angeklagte mit einer Pistole hinter ihr gestanden habe. Wortlos habe er sie damit bedroht und ihren Hals gepackt. Sie habe dem Mann daraufhin ihre Handtasche und Tüten entgegengeworfen, laut um Hilfe geschrieen und sei auf die Straße gerannt. Doch der Mann holte sie ein, warf sie gegen ein am Straßenrand geparktes Wohnmobil und würgte sie mit den Worten: "Wenn du schreist, knall ich dich ab." Sie habe daraufhin "alle Kraft zusammengenommen und den Mann in den Unterleib getreten". Dadurch, und weil inzwischen Schritte anderer Passanten zu hören waren, ließ er von ihr ab und flüchtete. Zwei Männer, die den Flüchtenden schließlich stellten, bedrohte der Angeklagte ebenfalls mit der Waffe und entkam dann. Doch anhand des Wagens, an dem die Frau ihn zuvor hatte hantieren sehen, konnte der Täter von der Polizei identifiziert werden.
Unklar ist nach wie vor die Motivation des Angeklagten. Während die Anklage davon ausgeht, daß dies alles geschah, um die Frau zum Geschlechtsverkehr zu zwingen, gibt es im Tatverlauf selbst dafür keine direkten Anzeichen oder Aufforderungen des Täters.
Zentraler Punkt der erneuten Verhandlung ist die Frage nach der Blutalkoholkonzentration und der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten. Er hatte angegeben, in den letzten elf Stunden vor der Tat sechs Flaschen Bier, eine Flasche Rotwein, sieben Weinbrand und zwei Wodka-Orange getrunken zu haben. An die Tat konnte er sich überhaupt nicht erinnern. Mit einem Alkoholabbau von 0,16 Promille pro Stunde hatte der medizinische Gutachter Professor Joachim Gerchow daraus einen Blutalkoholgehalt von rund zwei Promille zum Tatzeitpunkt errechnet, was vom BGH als zu niedrig erachtet worden war.
"Völlig unwissenschaftlich und lebensfremd", so Gutachter Gerchow vor Gericht, sei die Forderung des BGH, das Gericht müsse nun eine Abbaumenge von 0,1 Promille pro Stunde zugrundelegen. Nach den Berechnungen des BGH hätte der Angeklagte demnach mindestens 3,7 Promille, zu seinenm Gunsten aber maximal 4,8 Promille aufweisen müssen. "Dann säße er nicht hier", stellte Gerchow fest, "das haben bisher nur ganz wenige überlebt." Zudem gebe es in der gesamten Weltliteratur keinen Fall, wonach in elf Stunden kontinuierlich nur je 0,1 Promille abgebaut würden.
Hin und her wanden sich Gericht und Sachverständiger, was die Frage der Zurechnungsfähigkeit anging. Nach dem geschilderten, auch wechselnden Situationen immer wieder sich anpassenden Verhalten des Angeklagten, so Gerchow, sei es für ihn schwierig, eine verminderte Steuerungsfähigkeit zu sehen. Wegen der langandauernden Alkoholabhängigkeit des Angeklagten und der damit verbundenen Herabsetzung moralischer Werte, könne dies jedoch nicht ganz ausgeschlossen werden.
Der Prozeß wird fortgesetzt. sol
Über den Umgang mit der offenen Drogenszene in Frankfurt ist zwischen SPD und Grünen Streit ausgebrochen. Der SPD-Unterbezirksvorsitzende Sieghard Pawlik beschuldigte die zuständige Dezernentin Margarethe Nimsch (Grüne), sie habe nicht genug getan, um Drogenabhängige mit dem Ersatzstoff Methadon auszustatten. Pawlik: "Wesentlich mehr Leuten wäre zu helfen gewesen!" Intern hieß es bei der SPD, statt der derzeit 200 mit Methadon Substituierten könnten 400 Personen versorgt werden.
Nimsch warf Pawlik vor, er verstehe von Drogenpolitik wenig. Erst seit 1. Januar 1992 sei Substitution in größerem Rahmen überhaupt zulässig. Am Anfang stand nach ihren Worten in Frankfurt ein Kreis von 25 Personen. Mehr als die Zahl von gegenwärtig etwas über 200 Menschen habe sie unmöglich in nur sechs Monaten erreichen können. In der Endstufe der Substitution will die Stadträtin noch einmal 300 Betroffene mehr einbeziehen.
Zum ersten Mal kritisierte Nimsch offen, daß die Räumung der offenen Szene schon erfolge, bevor die Hilfsangebote ausreichend seien: "Mir wäre es lieber gewesen, daß die Hilfe wirklich greift." Daraus habe sie "nie ein Hehl gemacht". Ausschlaggebend für die Entscheidung von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler zur Intervention auf der Szene sei aber die Erfahrung von Zürich gewesen - dort habe sich die offene Szene in ein Wohnviertel verlagert. Nimsch hat nach ihren Worten gerade die Großstadt in der Schweiz besucht und sich selbst ein Bild von der Situation gemacht.
SPD-Chef Pawlik nannte einen ganz anderen Grund für das tägliche Eingreifen der Beamten: "Wenn die Polizei jetzt nicht gehandelt hätte, wäre die Szene über die Sommerpause noch viel größer geworden." Nimsch beteuerte dagegen, am Vorgehen der Polizei sei nichts Außergewöhnliches: "Letzten Sommer war es genau das gleiche!"
Der SPD-Politiker Pawlik kündigte für den Herbst eine "Drogen-Konferenz" der SPD-Hessen Süd an, die Politiker aus allen Kommunen in der Region zusammenführen werde. Dabei werden die Vertreter Frankfurts nach den Worten Pawliks dem Umland-Gemeinden klarmachen, "daß sie eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Bürgern haben" - etwa 60 Prozent der Abhängigen auf der Frankfurter Szene stammen von außerhalb. Die "Drogen-Konferenz" muß laut Pawlik dazu führen, daß die anderen Städte "vor Ort Prävention und Therapie organisieren".
SPD-Chef Pawlik versicherte den Bürgern, eine Politik, die nur darauf hinauslaufe, die Drogenabhängigen zu verdrängen, sei mit den Sozialdemokraten nicht machbar. Pawlik sagte aber zugleich, die Polizei müsse auch gegen Treffpunkte der Drogenkranken in den Stadtteilen vorgehen. Nimsch erklärte dazu, kleine Szenen in den Stadtteilen seien in Frankfurt nichts Neues: "Die hat es immer schon gegeben!"
Bei den Grünen wächst die Unzufriedenheit mit ihrer Stadträtin. Viele einfache Parteimitglieder, aber auch Stadtverordnete werfen Nimsch vor, sie habe sich beim Vorgehen gegen die Drogenkranken von OB von Schoeler "über den Tisch ziehen lassen". jg
(Siehe auch rechts: "Von allen Seiten . . . ")
Eine finanzielle Unterstützung der "Frankfurt International School" in Oberursel verlangt der Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Gres, um die "weichen Standortfaktoren" der Mainmetropole zu stützen. Gute Schulangebote gehörten zu wichtigen Kriterien bei der Entscheidung über Wirtschaftsstandorte.
Nach Ansicht von Gres seien darum mehr als Lippenbekenntnisse des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel erforderlich, um die Europäische Zentralbank nach Frankfurt zu holen.
Als Beispiel nennt Gres, daß das Land es an jeglicher Unterstützung der "Frankfurt International School" fehlen lasse. Insbesondere für Kinder anglo- amerikanischer Manager sei solch ein Schulangebot die einzige Möglichkeit, auch in Frankfurt einen in den Heimatländern anerkannten Schulabschluß zu machen.
In den Konkurrenzstädten Frankfurts sei das Schulangebot viel besser. luf
Studierende am Hessenkolleg können innerhalb von zwei Jahren die Fachhochschulreife erwerben oder in drei Jahren das Abitur nachholen. Interessenten können sich bis 1. September für das neue Semester anmelden, das im Februar 1993 beginnt. Voraussetzung ist ein mittlerer Bildungsabschluß und eine abgeschlossene Berufsausbildung.
Information unter Telefon 70 30 90 oder mit frankiertem Rückumschlag beim Hessenkolleg, Biegweg 41. luf
Frankfurter Dealer an der Grenze ertappt
42 Kilogramm Haschisch, 150 Gramm Heroin, 185 Gramm Amphetamine und 58 Gramm Kokain sind bei der Einreise aus den Niederlanden im Personenwagen eines aus Frankfurt stammenden Mannes entdeckt worden. Dies hat die Oberfinanzdirektion in Köln jetzt bekanntgegeben. Bei einer Kontrolle war der Mann am Zollamt Vaalserquartier aufgefallen: Er transportierte in seinem Wagen ein kleines Warenlager an verbotenen Betäubungsmitteln. In den im Kofferraum des Wagens untergebrachten Reisetaschen und Koffern entdeckten die Zöllner eine große Zahl von mehrfach umklebten Paketen. ing
Besitzer von Zweifamilienhäusern, die vor 1987 gebaut oder gekauft haben und noch nach "altem" Recht mit dem Finanzamt abrechnen, sollten Jahr für Jahr überlegen, ob sich das für sie noch lohnt.
Für vor 1987 gebaute und gekaufte Zweifamilienhäuser setzt der Fiskus Mieteinnahmen für die ganze Wohnfläche an. Das bedeutet, daß auch für den selbstgenutzten Teil des Heimes Miete angesetzt und davon Steuern berechnet werden. Im Gegenzug kann der Besitzer sämtliche Kosten einschließlich der Abschreibung vom gesamten Mietwert abziehen - unterstellt, daß er für den vermieteten Teil des Hauses wenigstens 50 Prozent der ortsüblichen Miete kassiert.
Für nach 1986 gebaute respektive gekaufte Häuser entfällt der Ansatz eines Mietwertes für die eigene Wohnung. Besitzer älterer Häuser können dieses Recht ebenfalls für sich in Anspruch nehmen - letztmals für 1998.
* Ist der Mietwert des gesamten Hauses höher als anfallende Kosten (Reparaturen, Instandhaltung, Hypothekenzinsen, Abschreibung) und wird sich daran auch nichts ändern (weil etwa die Hypotheken weitgegend abgetragen und größere Reparaturen nicht zu erwarten sind), dann sollte der Besitzer das neue Recht wählen. Er muß dann nur noch den vermieteten Teil des Hauses versteuern - kann aber auch nur die darauf entfallenden Kosten gegenrechnen.
* Sind die Kosten für das Haus so hoch, daß sie den Mietwert auf viele Jahre oder auch nur auf absehbare Zeit hin übersteigen, empfiehlt es sich, am bisherigen Recht festzuhalten. Das hilft möglicherweise bis 1998 Steuern sparen, weil der "Überschuß der Ausgaben" das steuerpflichtige Einkommen drückt. Der Hausbesitzer braucht in dem Falle nichts zu unternehmen.
* Wenn das Pendel zwischen "Gewinn" und "Verlust" derzeit zwar trotz des Mietansatzes für die eigene Wohnung noch in Richtung "Steuerersparnis" ausschlägt, dies aber etwa wegen sinkender Zinsaufwendungen bald ins Gegenteil umschlagen kann, kann es zunächst beim bisherigen Recht bleiben. Sobald die Mietansätze die Kosten übersteigen, wird aufs neue Recht umgestiegen. Da dies eine nicht wieder zu korrigierende Entscheidung ist (Hessisches Finanzgericht AZ: 2 K 3188/90), heißt es bis 1998, jährlich zu überdenken, wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist, vom alten Recht Abschied zu nehmen. bü
Mit scharfer Kritik haben die Grünen im Römer den Müll-Verwertungsvertrag zwischen der Stadt und der Gesellschaft "Duales System Deutschland" (DSD) bedacht. Den Kontrakt hatte Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) unterschrieben. Der Grüne Punkt des DSD, der auf verschiedensten Produkten prangt, suggeriere den Verbrauchern nur umweltbewußtes Handeln. Er führe tatsächlich weder zur Vermeidung von Abfall noch zu erhöhtem Bewußtsein, daß es sich bei Abfällen um Wertstoffe handele. Die Grünen im Römer befürchteten, daß durch den Vertrag das Müllaufkommen nicht reduziert, sondern in Zukunft noch vermehrt wird.
So konterkariere etwa die DSD alle Fortschritte beim Mehrwegsystem: "Welcher Bürger schleppt sich noch mit Kästen ab, wenn die Werbung des DSD ihm verspricht, daß er getrost alle Flaschen wegwerfen kann?" In den Städten, in denen DSD arbeitet, gebe es einen erheblichen Rückgang von Mehrweg-Getränke- Einheiten gegenüber Dosen und Einwegflaschen mit Grünem Punkt.
Skeptisch stehen die Grünen dem Versprechen der DSD gegenüber, sie könne von 1993 an die Wiederverwertung von Plastik garantieren. Die entsprechende gelbe Tonne werde in Frankfurt bereits 1993 eingeführt, obwohl bis heute nicht bekannt sei, wo der Plastikmüll landen werde. Es stehe zu befürchten, daß Plastik dann über die Grenzen ins Ausland geschafft und dort verbrannt werde. jg
Ganz neue Studiengänge bietet das Fernstudienzentrum der Johann Wolfgang Goethe-Universität ab kommendem Wintersemester an. Erstmals können auch die Wissenschaften von Politik und Psychologie im Fernstudium erarbeitet werden. Außerdem können die Feierabendstudenten weiterhin Informatik, Mathematik, Elektrotechnik, Wirtschafts-, Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften im Fernstudium belegen.
Interessenten wenden sich an das Fernstudienzentrum der Universität, Senckenberganlage 15, Telefon 798-36 13. Die Einschreibefrist endet am 15. Juli. luf
FRANKFURT A. M. Das Frauenreferat im Römer beginnt gemeinsam mit Frankfurter Frauengruppen in diesem Sommer die Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt". Mit vielseitigen Aktionen wollen Frauen sich die Stadt erobern, gemeinsam Ausflüge unternehmen, in verschiedenen Stadtteilen Veranstaltungen anbieten, sich aktiv die Stadt aneignen.
Im Stadtteil Rödelheim treffen sich Frauen, die an der Vorbereitung der Kampagne mitwirken wollen am Mittwoch, 22. Juli, von 20 bis 22 Uhr, in der Stadtteilbibliothek, Radilostraße 17-19.
In Bockenheim laufen am heutigen Donnerstag, 9. Juli, im Frauenkulturhaus (Am Industriehof 9-11) und am Montag 3. August, in der evangelischen Markusgemeinde (Falkstraße 57) jeweils von 19.30 bis 21.30 Uhr ebenfalls Vorbereitungsgespräche.
Alle Frauen, die Interesse haben, sind hierzu eingeladen. Nähere Informationen vom Frauenreferat. (Telefon 21 23 01 15 und 21 23 01 08). orf
"Volksverhetzend" und "erschreckend" nennen die Grünen im Römer das jüngste Memorandum des "Petersberger Kreises", einer Gruppe von acht bis zwölf CDU-Landtagsabgeordneten. Dem Kreis wird bisher auch der Frankfurter CDU- Landtagsabgeordnete Alfons Gerling zugerechnet - nach Angaben des CDU- Kreisverbandes distanziert sich der Politiker allerdings von dem Papier.
Die Grünen veröffentlichten jetzt den vollständigen Text des Memorandums vom 24. April 1992. Darin heißt es etwa, bei der Vergabe von Wohnungen dürften Ausländer und Asylbewerber nicht mehr bevorzugt, freiwerdende US-Kasernen sollten nicht vorrangig für diese Menschen geöffnet werden. In Wahrheit werden Asylbewerber zum Beispiel gar nicht bei der Wohnungsvermittlung berücksichtigt.
Der "Petersberger Kreis" behauptet, der Anteil von Ausländern und Asylbewerbern "unter den Kriminellen" steige weiter dramatisch, Asylbewerber verursachten 20 Milliarden Mark Gesamtkosten. Die CDU-Landtagsabgeordneten wollen bei Verhandlungen "über politisch notwendige Mehrheiten Protestwählerparteien" nicht ausschließen - damit sind offenbar etwa die rechtsradikalen "Republikaner" gemeint.
Der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Römer, Lutz Sikorski, sah falsche Zahlen und menschenverachtende Unterstellungen - so etwas sei man bisher nur von Flugzetteln rechtsradikaler Gruppen gewöhnt. Von der CDU müsse eine Klärung ihres Verhältnis zu diesen Abgeordneten erwartet werden - es genüge nicht mehr, wenn die Gruppe dem CDU-Landesvorsitzenden Manfred Kanther oder dem Frankfurter CDU-Geschäftsführer Heinz Daum "peinlich" vorkomme.
Wer einfache Schuldzuweisungen vornehme, trage auch die Verantwortung für Handlungen, die "sich daraus ergeben können". jg
WIESBADEN. Mit einem solchen Ansturm hatte der Verein für Alltagsökologie nicht gerechnet, als er ein Telefon einrichtete, an dem Auskunft über den Bundesbahnfahrplan gegeben wurde. "Das Telefon steht nicht mehr still, wir kommen zu keiner anderen Arbeit mehr", stöhnten die VAÖ-Aktiven. Und entschlossen sich schweren Herzens, ihren Service drastisch zu reduzieren. Informationen über Zugverbindungen gibt es jetzt nur noch für Mitglieder. maf
Für Frauen, die eine neue berufliche Perspektive suchen, an ihre vorhandene Berufserfahrung anknüpfen möchten oder mehr aus ihren persönlichen Fähigkeiten machen wollen, bietet die Volkshochschule einen Bürolehrgang an, der die Teilnehmerinnen fachlich auf den neuesten Stand bringt. Angesprochen werden insbesondere Frauen, die ein berufliches Comeback wollen oder einen beruflichen Neuanfang im Büro suchen.
Zu den Lehrgangsinhalten gehören Grundkenntnisse in EDV und Textverarbeitung ebenso wie Maschinenschreiben und betriebliches Rechnungswesen, Büroorganisation, Grundlagen des Arbeits- und Sozialrechts sowie Lern- und Arbeitstechniken. Der Kurs beginnt am 19. Oktober und geht über 31 Wochen bis zum 30. Juni 1993. Unterricht ist montags und freitags von 8 bis 14 Uhr.
Informationen, insbesondere auch hinsichtlich der Kostenübernahme durch das Arbeitsamt, erhalten Interessentinnen unter den Rufnummern 212 - 3 57 52, 212 - 3 83 45, 212 - 33 83 80 und 212 - 3 04 64. pia
"Auf der Grundlinie entlangrennen geht nur ein paar Jahre gut." Diese Meinung vertritt Bundestrainer Klaus Hofsäss (42), der die schlechte sportliche Ausbildung der Tenniskinder beklagt. Der Teamchef der deutschen Federation-Cup-Mannschaft würde auch eine Altersbegrenzung nach unten für Damen-Turniere gutheißen. Im Punkt Dopingkontrollen wird für ihn Wimbledon im kommenden Jahr eine Vorreiterrolle übernehmen. Mit Klaus Hofsäss sprach unser Redaktionsmitglied Reinhard Sogl.
"Klaus Hofsäss, Wimbledon war das letzte Turnier vor dem Federation-Cup. Was sind Ihre letzten Erkenntnisse über den Leistungsstand der vier deutschen Spielerinnen?"
"Steffi Graf ist in sehr guter Form. Sie hat sich in Wimbledon auf ihre alten Stärken besonnen und zuvor auf dem Sand von Paris Geduld gehabt. Anke Huber hat Gott sei Dank zwei Runden gewonnen, aber sie muß auf Gras noch viel lernen. Barbara Rittner zeigte gutes Rasentennis, muß aber noch an sich arbeiten. Und Sabine Hack spielte erstmals auf Gras und hat sich gut verkauft."
"Wirken sich die Wimbledon-Ergebnisse auf die Mannschaftsaufstellung aus? Wer spielt die Einzel?"
"Steffi und Anke spielen auf jeden Fall das Einzel, Barbara ist ein sehr guter Ersatz."
"Das Doppel für den Federation-Cup und die Olympischen Spiele hat beim Turnier in Berlin für reichlich Gesprächsstoff gesorgt, wo Graf und Rittner zusammen spielten. Wer tritt denn nun an die Seite von Steffi Graf?"
"Diese Diskussion war hochgespielt. Wir hatten von Anfang an besprochen, daß Steffi und Anke in Paris Doppel spielen, und daß sie dort das Halbfinale erreichten zeigt, daß sie gut zusammen harmonieren. Beide spielen einen guten Return, und deshalb können sie ständig breaken. In Frankfurt kommt es aber darauf an, wie die Einzel verlaufen. Wenn eine Spielerin zwei Stunden auf dem Platz stand, ist es nicht unbedingt ratsam, sie auch Doppel spielen zu lassen."
"Für den Federation-Cup waren Überlegungen im Gange, Dopingkontrollen durchzuführen. Sind das die ersten Anzeichen dafür, daß die von Ihnen und Steffi Graf angeheizte Doping-Diskussion zu neuen Einsichten führt?"
"Wichtig ist, daß im nächsten Jahr in Wimbledon kontrolliert wird, das ist richtungsweisend. Im Moment gibt es noch keine Verfahrensvorschriften für den Fall, daß eine Spielerin erwischt wird. Das muß geregelt werden. Am Dopingproblem darf das Tennis nicht vorbeigehen. Kontrollen müssen her, man kann das nicht alles laufenlassen. Ich befürchte zwar, daß man das Problem wohl nie in den Griff kriegen wird, aber es darf nicht jeder machen, was er will."
"Richard Krajicek hat sich in Wimbledon als Chauvi zu erkennen gegeben mit seiner Aussage, 80 Prozent aller Spielerinnen seien faule, fette Schweine. Die Form der Aussage beiseitegelassen und den Prozentsatz übergangen: Steckt nicht ein Körnchen Wahrheit darin, ist es nicht so, daß einige Spielerinnen mit Gewichtsproblemen zu kämpfen haben, auf der anderen Seite die Spielerinnen aber immer athletischer werden?"
"Manche sind tatsächlich nicht fit, aber insgesamt geht der Trend zur Athletik. Die Spiele werden immer schneller. Wer da nicht sehr gut trainiert, kann nicht oben mitspielen."
"Der Trend geht aber auch zu immer jüngeren Spielerinnen. Schon werden elfjährige Kinder von den Management- Agenturen geködert. Das muß Ihnen als Bundestrainer doch zu denken geben."
"Man muß dem Einhalt bieten und überlegen, ob das Mindestalter nicht nach oben gesetzt werden muß. Die Mädchen brauchen Zeit zur Entwicklung einer Persönlichkeitsstruktur, und die allgemeine sportliche Ausbildung muß gewährleistet sein, nicht nur das sture Erlernen von Vor- und Rückhand. Es gibt viele Beispiele dafür, daß die, die später zu den Profis gewechselt sind, mit ihrer kreativeren und deshalb auch attraktiveren Spielweise auch länger dabei waren. Links, rechts an der Grundlinie entlangzurennen und von dort zu prügeln, geht nur ein paar Jahre gut."
"Wie würden Sie das Spiel der Frauen im Moment charakterisieren?"
"Zum einen ist das Damentennis in der Spitze gekennzeichnet durch Athletik. Die neuen Schläger erlauben viel schnelleres Spiel und schöne Ballwechsel. Zum anderen ist die Breite in der Spitze größer geworden. Es gibt heute 20 Leute, die sind sehr, sehr stark und 30, 40 die sind auch noch gut."
"Aus den Top 60 sind zahlreiche Spielerinnen in Frankfurt am Start. Welche Nationen sind denn die Favoriten, wem schreiben Sie Außenseiterchancen zu?"
"Favorisiert sind natürlich wir als Gastgeber mit Steffi Graf. Aber für den Sieg kommt natürlich auch Spanien in Frage mit ihren zwei Top-Sandspielerinnen . Frankreich hat ein gutes Team, die Tschechen waren immer stark im Federation-Cup. Japan und Südafrika sind nicht gesetzt, die sind aber sehr stark und gefährlich. Insgesamt gibt es sehr viel Klasse im 32er-Feld."
"Das ist erstmals der Fall, daß nur noch 32 Nationen teilnehmen, und für die Zeit nach 1994 wird ja eine Runde entsprechend dem Daviscup angestrebt. Nun macht aber den Reiz des Daviscups nicht zuletzt aus, daß immer über drei Gewinnsätze gespielt wird, häufig über Stunden. So ein Einzeltag bei den Frauen wäre aber womöglich nach zwei Stunden zu Ende. Wäre es nicht überlegenswert, auch die Frauen best of five spielen zu lassen."
"Zum einen ist es ja so, daß die Zuschauer beim Daviscup häufig für zwei Stunden im VIP-Zelt verschwinden. Insofern liegt auch in der Kürze manchmal die Würze. Zum anderen würde ich es gutheißen, wenn bei Grand Slams die Runde der letzten 16 und der Federation- Cup über drei Gewinnsätze gespielt würden. Im Moment würde von dieser Änderung Steffi Graf gewiß am meisten profitieren."
Kennen Sie den?
"Ich hab's gewußt, Käpt'n! Nur so kriegen wir noch ein freies Plätzchen am Strand von Mallorca!" (Aus der "Gartenlaube", entstaubt von Wolfgang S. Roos)
"Natürlich kommt er wieder! Sein tägliches Hochsprungtraining für Barcelona!"
"Wie das Wetter ist, stört mich nicht, mich stört nur, daß man sich bei niemanden beschweren kann!"
Leise Unruhe herrscht in der Tourismusbranche an der Spree. Jedes fünfte Hotel erweitert seine Kapazitäten in diesem Jahr; schließlich gehört man nunmehr zur Hauptstadt und hat "Anspruch" auf den Zustrom von Schaulustigen. Bloß, die Gäste bleiben weg. Selbst zu Ostern und Pfingsten hat es freie Betten gegeben. Seit die Mauer weg ist, fehlt diese brutale Attraktion aus Beton und Stacheldraht, die Reisende aus aller Welt einst an die Spree gelockt hat. Man muß die nationale und internationale Laufkundschaft auf neue Art auf sich aufmerksam machen.
Die Berliner Industrie- und Handelskammer ist in die PR-Lücke gesprungen und hat eine Privatisierung der Fremdenverkehrswerbung für Berlin vorgeschlagen. Parole der IHK: "Die Zeit des staatlichen Tourismus ist endgültig vorbei"; das hat die hiesige CDU schon seit Jahren immer wieder vergeblich gesagt. Nun scheinen die Chancen günstig. Zwar: Eine Vielzahl von Mitarbeitern des kommunalen Verkehrsamtes freilich mögen diese Meinung nicht so ohne weiteres teilen. In einem Schreiben an Wirtschaftssenator Norbert Meisner warnten sie Anfang Juli unter anderem davor, daß bei einer Teilprivatisierung der Tourismus-Werbung das mittelständische Beherbergungsgewerbe der vereinten Stadt wohl gnadenlos untergebuttert werde; wer die Tourismus-GmbH fianziere, bestimme letzlich auch deren Reklame-Melodie. Der geplante organisatorische Umbau berge in sich die Gefahr, daß Partikularinteressen bevorzugt bedient würden. Daher sei zumindest "sicherzustellen", heißt es in dem Schreiben, daß nicht nur privatwirtschaftliche Einzelinteressen befriedigt würden, "sondern daß für das Image der Stadt und für das Reiseziel insgesamt mit all seinen Facetten gearbeitet wird." Man fahre doch immer in eine bestimmte Stadt mit ihrem Flair, nicht aber in ein bestimmtes Hotel.
Die Tourismus GmbH scheint dennoch unter den Politikern der großen Koalition beschlossene Sache zu sein: Die Staatskasse ist zu leer, um die Touristenwerbung weiter allein aus eigener Kraft finanzieren zu können. Personal kann auf diese Weise "abgestoßen" werden. Es wird Jahre dauern, bis man abschätzen kann, ob sich die vorgesehene Teilprivatisierung der Tourismus-Werbung - gedacht ist an eine Staatsbeteiligung von nur noch 25 Prozent - tatsächlich für alle Beteiligten auszahlt. OTTO JÖRG WEISS
John Bullard begrüßt mich höchstpersönlich. Sein Händedruck ist fest, und das "nice to meet you" erstaunlich echt. Solchermaßen honorig wird an diesem Abend im "Panther Athletic & Social Club" von Bedford ein jeder empfangen - vorausgesetzt natürlich man trägt die richtige Gesinnung. Auf mich bezogen heißt das: Ich hab' zwar keine Ahnung, aber ich bin auf jeden Fall schom mal für die Wiederwahl des bisherigen Bürgermeisters. Die Message meines Buttons am Revers lautet nämlich "Re-elect Mayor John Bullard".
Eingebrockt habe ich mir meine Parteilichkeit eigentlich nur (well, man hat ja so sein Gespür für "winner"), weil mich Judy während des Abendessens im "Twin Piers" gefragt hat, ob ich einmal live miterleben möchte, wie "american democracy" an der Basis funktioniert. Heute sei Bürgermeisterwahl in der Stadt. Hätte sie mir den Button von Rosemary Tierney ans Jackett geheftet - Bullards schärfste Rivalin bei dieser Wahl -, nun ja, dann wäre ich eben auf deren Party gelandet (aber man hat ja so sein Gespür für "looser").
Nach New Bedford gekommen war ich, weil auch ich den "Moby Dick" gelesen hatte. Jenes durch und durch amerikanisches Buch aus der Walfängerzeit, in der New Bedford, Massachusetts, und weiter draußen im Meer die Insel Nantucket, die Ausgangspunkte des Romans bildeten. Damals hat man sich dort eingeredet, der Nabel der Welt zu sein. Um 1857 waren allein in New Bedford über 140 Walfänger registriert, von denen ein jeder teilweise bis zu drei Jahren auf Fangreise unterwegs war - auf allen Meeren dieser Erde.
Betrachtet man sich im örtlichen "Whaling Museum" die ersten Stummfilme aus der Zeit nach der Jahrhundertwende, scheint sich die damals lupenreine Quäker-Stadt an der Mündung des Acushnet-Rivers vor Geschäftigkeit geradewegs zu überschlagen. Im Hafen herrschte ein wuseliges Treiben, ein Fässer-Rollen und -Verladen, ein Hämmern und Hobeln, Schmieden und Segel-Nähen, Schiffe-Begrüßen und Fare-well-Sagen - so daß man nicht lange nachdenken muß, um herauszufinden was das Lieblingswort in den Neu-England-Staaten sein könnte: Prosperity.
Heute ist zwar Boston "the sun in the galaxy of New England", aber New Bedford ist unverändert der, vom Ertrag her gerechnet, größte Fischereihafen der USA: 1990 wurde ein Fang im Wert von 160 Millionen US-Dollar angelandet - Dorsch, Flunder, Muscheln -, was für den einzelnen Fischer wiederum ein durchschnittliches Jahreseinkommen von etwa 30 000 Dollar ergibt.
Aber zurück zu "American democracy". Die funktioniert hier ganz einfach. New Bedford ist eingeteilt in sechs "wards" (Wahlbezirke) zu je sieben "precincts" (Wahllokale). Nach genau dieser Einteilung geht man nun auch im - das gibt es auch in den USA noch! - die Luft vom Zigarettenrauch geschwängerten "Panther Athletic & Social Club" vor. Dort hat man sechs Tafeln aufgestellt, die die insgesamt 42 Wahllokale umfassen. Davor sitzen sechs Menschen mit sechs Telefonen, die, sobald ein Wahllokal ausgezählt ist, die Ergebnisse übermittelt bekommen, aufspringen (Spannung im Saal, das Gemurmel endet jäh) und nun, sagen wir mal auf der Tafel für den Ward Five, Precinct B - es ist 22.30 Uhr - "meinem" John 353 Stimmen gutschreiben, während Rosemary, klar abgeschlagen, lediglich 237 Punkte für sich verbuchen kann. Das bedeutet: Hier bricht ein Jubel los, als habe George Bush den Bewohnern von New Bedford soeben die immerwährende Steuerfreiheit versprochen. Bullard nimmt seine Frau in den Arm, jemand Wildfremdes bietet mir überschwenglich Kaffee und Kuchen an (homemade, versteht sich), derweil ich nach einem sicheren Platz für mein Bierglas suche und bei aller Neugier überlege, ob ich mir hier die halbe Nacht bis zum Wahlsieg um die Ohren schlagen soll - noch fehlen zwei Drittel der Ergebnisse - oder ob John Bullard nicht auch ohne mein Beisein gewinnen kann?
Ich entscheide mich um Mitternacht aus rein egoistischen Gründen fürs Letztere, denn wenn ich morgen früh in Phoebe's Café frühstücken will, muß ich hellwach sein - muß ich in diesem Land doch jeden Morgen ebenfalls wählen! Ich muß genau wissen, ob ich die Eier scrambled, over easy, sunny-side-up or boiled zu verspeisen wünsche (als Rührei oder doppelseitig gebraten, als Spiegelei oder gekocht); ob ich, falls ich Pfannkuchen bestelle, diese dann "ohne Geschmack" wünsche oder lieber mit Zimt und Zukker, oder noch lieber mit Blaubeeren respektive Erdbeeren, Bananen, Äpfel oder gar mit Schokoladenstückchen vermischt. Und schließlich sollte ich entscheiden können, ob ich die Muffins (Brottörtchen) aus Weizen-, Mais- oder Roggenmehl gebacken haben möchte - unabhängig davon (siehe oben), ob ich sie mit Blueberry, Strawberry, Banana, Apple or Choc- Chip zu verköstigen gedenke. Jeden Morgen also american democracy:
Wundern darf das niemand, ist unsereins doch in Massachusetts unterwegs, und in diesem Staat verkünden ja schon die Autoschilder, daß es hier den "Spirit of America" zu finden gibt. The choice is yours - auch wenn ich mir dabei nie ganz sicher bin, wie das gemeint ist. So wie bei jenem Buick, der an seinem Kofferraum den Schriftzug "Hit me, I need the money" trägt, oder wie bei jenem "Mörsidis", der schlicht und einfach verkündet: "I 4 freedm".
Nun, in diesem Teil des ganzjährig sorglosen Amerika, in dem South-Los Angeles auf einem anderen Kontinent zu liegen scheint, lassen sich die feinen Unterschiede in bezug auf den "Spirit" erst allmählich herausarbeiten. Je nachdem, was einen bei einer Reise durch die Neu- England-Staaten beeindrucken kann. The choice is yours.
Neue Schienenringe rund um Frankfurt: Bald City-Bahn . . ?
Sparmann kann sich gut vorstellen, daß in den City-Bahnen Pendlern ein Frühstück gereicht wird und die regionalen Tageszeitungen ausliegen.
Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Denn noch hat Sparmann nicht alle Kreise und Kommunen für den neuen Nahverkehrsverbund gewonnen, die ihm aus regional- und verkehrspolitischer Sicht angehören sollten. Die Kreise Darmstadt-Dieburg und Mainz-Bingen haben noch immer Vorbehalte gegen die große Lösung im RMV und favorisieren einen Verkehrsverbund auf lokaler Ebene. Mit der Stadt und dem Kreis Fulda, die nach dem Votum des Aufsichtsrats dem RMV auf jeden Fall angehören sollen, hat Sparmann "noch gar nicht gesprochen". Fulda, sagt Volker Sparmann, ist "als Eingangstor zum Rhein-Main-Gebiet" und als "künftiger Teil der Schienenachse von Luxemburg nach Thüringen aber von besonderer Bedeutung".
Während die Gespräche mit den Politikern in Fulda noch ausstehen, haben Sparmann und seine Mitarbeiter in den vergangenen Wochen das künftige RMV- Gebiet zwischen Bad Kreuznach, Marburg und den Kreisen Vogelsberg und Bergstraße wie Handlungsreisende abgeklappert. Hier mußte der Bürgermeister von den Vorteilen des RMV überzeugt werden, dort wünschte der gesamte Kreistag Aufklärung und manchmal tat es auch ein Ausschuß.
Nachdem Mitte Juni Sparmann im Haupt- und Finanzausschuß des Odenwaldkreises seine Gedanken vorgetragen hatte, erklärten die Kreistagabgeordneten mit Schreiben vom 25. 6. einstimmig ihren Beitritt zur RMV-Vorbereitungsgesellschaft. Bis September, wenn der Aufsichtsrat zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt und das endgültige RMV-Gebiet absteckt, hofft Sparmann alle 29 Städte und Kreise, die auf der Wunschliste stehen, von der Bedeutung eines regionalen Verkehrsverbundes überzeugt zu haben. "Zwischendurch" versuchen die RMV-Manager dem kommenden Verbund auch in diversen Arbeitskreisen Konturen zu geben. Im AK-Planung stricken Umlandverband, Bundesbahn, FVV sowie die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern am künftigen Bus- und Bahnnetz, der Arbeitskreis Tarife und Vertrieb diskutiert gewgenwärtig unter anderem, ob in Zukunft Telefonkarten der Post auch für die Bezahlung der RMV-Fahrscheine genutzt werden können, und "ganz wichtig" ist für Volker Sparmann, daß bald auch der "Nutzer- Beirat" gegründet wird.
In ihm sollen alle, die eine "anwaltliche Stimme haben" (Sparmann), weil sie die Busse und Bahnen täglich nutzen, zu Wort kommen. Denn bislang, sagt der Manager Sparmann, "sind solche Gruppen häufig vergessen worden".
Dem Gremium sollen Jugendliche genauso angehören wie Gewerkschaften, Kirchen oder der Bund Alleinerziehender Mütter.
Nicht minder wichtig ist für Sparmann allerdings der "Fachbeirat", in dem die Vertreter von 30 Verkehrsunternehmen aus der Region sitzen. Der Beirat soll bei der Entscheidung helfen, ob künftig - wie in Wiesbaden oder Offenbach - Fahrscheine und damit auch billigere Streifenkarten in den Entwerter gesteckt werden können oder - wie generell in Frankfurt - die Automaten bereits entwertete Fahrscheine ausspucken.
"Wir wollen Entscheidungen soweit wie möglich mit den Nutzern von Bussen und Bahnen absprechen", sagt Volker Sparmann.
In dieses Konzept paßt das Forum am 18. September in Friedberg. Gemeinsam mit der Bundesbahn und dem Wetteraukreis wird der Rhein-Main-Verkehrsverbund an diesem Tag sämtliche Triebwagen und Nahverkehrszüge vorstellen, die derzeit zwischen Kiel und Garmisch auf der Strecke sind. Experten werden die Vor- und Nachteile diskutieren und auch die "Normalbürger" können ihre Meinung äußern. "Das Wichtigste für uns ist", sagt Volker Sparmann, "daß der Fahrgast mitbestimmt."
Die Bürger zahlen für fehlendes . . .
(Fortsetzung von Seite 13)
Planungsdezernent Wentz bezweifelt schon seit geraumer Zeit, daß ein Schlachthof in Frankfurt wirtschaftlich noch notwendig ist. Er sah sich jetzt durch den Rückgang beim Schlachtvieh bestätigt - verschiedene Faktoren wirken sich hier aus. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft führt dazu, daß jährlich zwischen fünf und acht Prozent der Betriebe aufgegeben werden. Die EG-Kommission in Brüssel hat wegen der Kosten ihre Praxis von "Interventionskäufen" bei Vieh gestoppt. Rinder aus der ehemaligen DDR gelangen nicht mehr in den Westen, nachdem ein großer Teil der Bestände der früheren Landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaften (LPG) geschlachtet ist. Der Fleischverbrauch pro Kopf der Bevölkerung sinkt auf Grund veränderter Konsum-Gewohnheiten. Immer mehr tiefgefrorenes Fleisch aus den EG-Nachbarländern drängt auf den deutschen Markt.
In Frankfurt aber schloß der frühere CDU-Magistrat 1988 den sogenannten "Schlachtmengen-Garantievertrag" mit der NFZ. Der sieht unter anderem eine Zahl von 50 000 Rindern im Jahr für den Schlachthof am Main vor, die 1992 kaum erreicht werden dürfte. Der vermeintlich naheliegende Schluß, das Papier sei damit hinfällig und der Umzug des Schlachthofs auch, ist falsch: Die Steuerzahler stehen für zwei Drittel des Einnahmeausfalls gerade. Wentz-Referent Häußler: "Wir garantieren die Differenz." Das Risiko millionenschwerer Schadenersatz-Forderungen der Metzger im Falle eines Ausstiegs aus dem Vertrag erschien dem Magistrat zu hoch.
Noch etwas kompliziert die Situation: Der Vertrag von 1988 sagt den privaten Metzgern auch ein Erweiterungs-Kühlhaus nach neuestem hygienischen Standard zu - das aber ließ der rot-grüne Magistrat am Mainufer nicht mehr bauen, nachdem er sich für das geplante Wohnviertel entschieden hatte. Das Kühlhaus errichten die Metzger mit dem Geld der Steuerzahler am neuen Standort in Nieder-Eschbach.
(Siehe Kommentar)
Es war wie weggeblasen, das eine von zwei Seidenhemden, die der Hausmann nach kleiner Wäsche auf das Seil der Dachterrasse gehängt hatte. Wie sich's gehört: auf so einen aufgeblasenen Gummi-Oberkörper, damit es schnell trocknet.
Doch am nächsten Morgen war nur noch ein Hemd da. Das andere blieb samt Gummibügel verschwunden. Weder in Nachbars Garten, noch auf der Nachbarn Dachterrassen war das schwarze zu finden. Hatte es der Gewitterregen gar über die Dachrinne ins Kanalnetz gespült? Würde es in der Niederräder Kläranlage rauskommen?
"Du wirst nur eines aufgehängt haben", versicherte die Frau - und hatte wieder diesen merkwürdigen Blick drauf.
Fast gab's Zoff: "Ich werd' doch noch wissen, ob ich eines oder zwei Hemden gewaschen und aufgehängt habe, selbständig, wie ich bin!"
Doch nichts geschah. Die Frau stellte zwar noch das halbe Haus auf den Kopf. Wie sie halt so sind. "Was soll's", resignierte ich. Sowas muß "man" abschreiben können.
Bis, drei Tage später, die Nachbarin anrief: "Vermissen Sie ein schwarzes...?" Aber ja doch! "Sie waren bisher nicht zu erreichen. Der Wind hat es auf meinen Balkon getrieben!"
Wie heißt die Weisheit? "Alles kommt zu dem (zurück), der warten kann." Ihr Bastian
Kai Atzbacher, Stabhochspringer der LG Frankfurt, hat sich in einem Schreiben an den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) über seine Nichtnominierung für die Olympischen Spiele beschwert. Atzbacher hatte die vom DLV zur Bedingung gemachte Norm erfüllt. Er belegte bei den Deutschen Meisterschaften in München mit 5,50 Meter den zweiten Platz und schaffte damit eben jenen Richtwert, den der DLV verlangt hatte. Der Verband aber hatte dem NOK keinen Stabhochspringer zur Nominierung vorgeschlagen.
Atzbacher fühlt sich "durch nicht eingehaltene Aussagen verschaukelt" und zweifelt an der Glaubwürdigkeit des Verbandes. Da in Barcelona auf 480 Athleten 280 Betreuer kommen "stellt sich für mich die Frage, ob Sie lieber ein paar Funktionäre mehr mitnehmen wollen auf Kosten von Athleten, die keine direkten Medaillenchancen haben".
Der Springer fordert den Leichathletik- Verband auf, seine Nominierung zu betreiben, andernfalls er sich weitere Schritte vorbehalte. ah
Vom "magischen Oberliga-Dreieck" sprechen die handballbegeisterten Fans bereits an der Mainspitze. Und daß nicht nur wegen des doppelten Triumphmarsches der SG Wallau/Massenheim als deutscher Meister und Europacup-Sieger. In der Handball-Oberliga der Männer (Gruppe Süd) haben die nur auf Sichtweite auseinanderliegende Vereine TG Rüsselsheim und über dem Main der Turnverein Flörsheim fast sensationell in ihren Bezirksliga-Gruppen den Meistertitel - Flörsheim beispielsweise vor der Bundesliga-Reserve der Wallauer - geholt.
Da kommt harte Konkurrenz auf den etablierten Turnverein Wicker zu, zumal der bis auf einen kurzen "Bezirksliga-Abstecher" stets in der viertklassigen Oberliga spielende TV Wicker mit Ralph Gyöngyösi (zum Zweitligisten TV Gelnhausen) seinen effektivsten Werfer verlor. "Das wird bestimmt spannend zwischen den drei Nachbarn. Wir sind natürlich als Aufsteiger in der dankbaren Rolle des Außenseiters. Klassenerhalt kann erst einmal nur das Ziel lauten", meinte Flörsheims TV-Männerwart Heinrich Ekkert.
Zumal die Untermainstädter bisher auf der (nicht allzu intensiven Suche) nach "Neuen" ohne Erfolg blieben, einige zuvor Interesse zeigende Sulzbacher Spieler nach dem TSG-Klassenerhalt nun wohl doch an alter Wirkungsstätte bleiben.
"Das Team hat sich in der Bezirksliga bewährt, ist eingespielt. Was sollen wir große Experimente sportlicher und finanzieller Art wagen", so Eckert, der unter der Führung von Trainer Norbert Schleith (das vierte Jahr in Flörsheim) auf Kontinuität und primär die Heimstärke setzt.
"Möglicherweise gibt es doch noch einen Glücksgriff in letzter Sekunde mit einem Neuen, aber so langsam läuft die Zeit davon", meinte Eckert, der aber im Prinzip einen "Neuen" parat hat. Fehlte doch in der Meisterschaftssaison fast die gesamte Runde Kreisläufer Holger Blaha - seine Schwester spielt übrigens in der Frauen-Regionalmannschaft und einer bereits über die Kreisgrenzen bekannnten Musikband - wegen einer schweren Knieverletzung. Blaha ist wieder auf dem Damm. "Wir sind mit sieben Punkten Vorsprung vor den Verfolgern durchs Bezirksliga-Ziel gegangen. Jetzt ist Blaha noch dabei. Der TVF wird nicht das Schicksal des vorjährigen Auf- und gleich wieder Absteigers TG Schierstein teilen. Ich glaube auch an eine gute Rolle des Nachbarn und Vorbereitungsgegners TG Rüsselsheim als Mitaufsteiger. Das bringt auf jeden Fall bei den Derbys zwischen den drei Nachbarvereinen - eigentlich könnte man Breckenheim und Sulzbach noch neben Wicker und Rüsselsheim hinzuzählen - volle Kassen", denkt Eckert. Auch für den Verkauf von Getränken und Speisen bei den Heimspielen zur Sonntags-Frühschoppenzeit (Beginn ist jeweils um 11 Uhr) auch an den finanziellen Part.
Primär setzt der TVF auf Torwart und Kapitän Thomas Brauße, der durchaus auch in der Regionalliga - bei noch intensiverem Training - mithalten könnte. Nur der tragische Unfalltod von Ersatzkeeper Thomas Derz trübte den Freudenbecher der Schleith-Schützlinge, den jetzt Nachwuchsleute ersetzen müssen. Aus der A-Jugend soll Norbert Stoll nun vermehrte Einsätze in der ersten Mannschaft bekommen. Auch der Nachwuchs aus Wicker und langsam auch aus Flörsheim gehört zu den stärksten Vertretern in hessischen Landen. Da lassen sich gute Perspektiven für die Zukunft in der Regionalliga (?) nicht von der Hand weisen. "Die Damen sind schon drittklassig. Auf mittlere Sicht würde uns das auch mit den Herren reizen", meinte Eckert, der jedoch derzeit nur ein Ziel kennt: Ebenso wie die TG Rüsselsheim die Klasse erhalten. Ein Ziel, das zuletzt die meisten Neulinge verpaßten. Im September beginnt die lange Punktehatz, in wenigen Wochen die ersten Testspiele (u.a. Turnier in Rüsselsheim). jo
Nehmen wir mal an, ich würde die bekannten Namen lieben, den verschwenderischen Reichtum in 70-Zimmer-Villen (Mansions), die Versammlung der teuersten Segeljachten des Landes und überhaupt das Gefühl, als müßte mir jeden Moment der Große Gatsby über den Weg laufen. Dann sollte ich unbedingt ins nahe gelegene Newport fahren; Newport, Rhode Island. Zu den Sommer-"Cottages" der Vanderbilts, der Astors, der Morgans, zum Stein gewordenen success der New Yorker Superreichen, die sich schon um die Jahrhundertwende gegenseitig in Protzbauten überboten, die so mir nichts dir nichts zehn Millionen Dollar ausgeben konnten (damalige Dollar!), um auch in ihrer Sommerfrische noch die marmorne Kamineinfassung in einem dem Versailler Herkules-Saal Ludwig XIV. nachempfundenen Speisesaal vorfinden zu können.
Die Beinahe-Schlösser sind heute als "The Newport Mansions" weithin berühmt und zu besichtigen, allen voran Cornelius Vanderbilts "The Breakers". Doch wenn man das Farbbüchlein über eben diese Newport Mansions durchblättert und über die Pracht- und Herrlichkeitsbilder hinaus auch einmal das Kleingedruckte im Impressum des Druckwerkes studiert, entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, ausgerechnet hier, in der leibhaftigen Endphase des "american dreams", den Satz lesen zu müssen: "Nothing from Japan was used in the production of this book."
Gesetzt den Fall, unsereiner bliebe lieber auf den Spuren des Moby Dick, dann zählt eigentlich nur die Fahrt in Richtung Cape Cod. Nach Hyannis hinaus (ich weiß, ich weiß: die Kennedys!) und von dort mit der Fähre weiter nach Nantukket. Die Insel wie auch die Ortschaft selbst haben unglaublich viel Heimelig-Europäisch-Idyllisches an sich, und nicht umsonst kokettiert man darum mit dem Slogan, man sei das "Yesterday's Island".
In der Tat muß hier nichts erst auf Historisch getrimmt werden, hier ist man einfach gepflegt geblieben - so wie man wohl war: Mit Rüschen-Vorhängen hinter den Fenstern, mit Zedernholzschindeln als übliche Fassade an den Häusern, mit Kopfsteinpflaster in den Straßen allüberall und, natürlich, dem "Woodbox" als dem ältesten Gasthaus am Platze - anno 1709.
Käpt'n Ahab, diese furchterregende Gestalt in Melvilles Roman, ist schwer vorstellbar in dieser wohlsituierten Atmosphäre. Aber ich kann andererseits auch nicht behaupten, daß Master Joseph W. Folger wie ein gottesfürchtiger Ministrant zu Werke ging, als er für das Walschiff "Alpha of Nantucket" - bound for the Pacific on a Sperm Saling Voyage - per 2. Juli 1846 insgesamt 14 fähige Seeleute, drei Hilfsmatrosen, einen Böttcher, einen Zimmermann und einen Schmied per Plakat suchen ließ, um ihnen allesamt Kleidung und was sonst noch notwendig war "on credit of the voyage" zu versprechen.
Heute ist die Nachrichtenlage über die vom Wal geprägten Geschehnisse am Cape Cod in ihr genaues Gegenteil verkehrt. Die Menschen jagen sie nicht länger, die Wale, sie helfen ihnen. Das Cape Cod ragt nämlich wie ein etwa 100 Kilometer langer, gekrümmter Finger ins Meer hinaus (wenn man so will, wie eine Sense), in deren Innenraum - der Cape Cod Bay - sich jedes Jahr erneut Wale verirren und den Ausgang nicht mehr finden. Passiert solches, kennt die "Cape Cod Times" auf Seite eins nur Überschriften wie diese: "Wale strandeten in Yarmouth - erschöpfte Freiwillige versuchten sich an der fünften Rettung in vier Tagen". "Boston Globe" und "New York Times" drukken nach, denn Nantucket und die Region am Cape Cod ist beider Metropolen nächstgelegenes, liebstes Urlaubs- revier.
In Leipzig öffnet ein Kinderhotel: Jungen und Mädchen im Alter von anderthalb bis elf Jahren, deren Eltern beispielsweise bei Umschulungen oder auf Dienstreisen sind, können dort rund um die Uhr von jeweils zwei Kindergärtnerinnen und Krippenerzieherinnen betreut werden, berichtete die Vize-Chefin am Donnerstag. Der Service, der eine Vermittlungsgebühr zwischen fünf und 25 Mark plus Essengeld kosten soll, wird von montags, 6.00 Uhr, bis freitags, 22 Uhr, angeboten. dpa
NEW YORK, 5. Juli (AP). Rabbi Marc Tanenbaum, der eine wichtige Rolle im Dialog zwischen dem Vatikan und den Juden spielte und bis 1989 Direktor für internationale Beziehungen im American Jewish Committee war, ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Tanenbaum galt als ein führender Vertreter des US-Judentums und wurde gelegentlich "Außenminister der Juden" genannt. Als einziger Jude nahm Tanenbaum 1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom teil. Er bemühte sich um den Dialog mit den christlichen Konfessionen.
FUENTERRABIA, 5. Juli (AP). Bei Sprengstoffanschlägen haben am Samstag in der nordspanischen Stadt Fuenterrabia Unbekannte sieben Autos zerstört. Wie die Behörden mitteilten, waren darunter drei Fahrzeuge einer britischen Fernsehgesellschaft.
Die Flucht vor der
Chemotherapie schon
Über sieben Monate ist es her, daß der 33jährige Elektromeister Alban Scharpf aus Markt Rettenbach im Unterallgäu mit seiner damals dreijährigen Tochter Katharina und ihrer Oma die Flucht vor der Chemotherapie angetreten hatte. Er reiste in die Mayo-Klinik nach Rochester in den USA, verfolgt von Reportern, die über das Schicksal des an Leukämie erkrankten Kindes berichten wollten. Ende Juni feierte Katharina ihren vierten Geburtstag mit Eltern und Verwandten zu Hause. Und ihr Arzt versichert, daß sie außer Gefahr ist.
Die Ärzte der Ulmer Universitäts- Kinderklinik hatten im Oktober 1991 beim Amtsgericht Memmingen einen Sorgerechtsentzug erwirkt, weil sich Katharinas Eltern geweigert hatten, ihr krebskrankes Kind chemotherapeutisch behandeln zu lassen. Deshalb trat Vater Scharpf damals die Flucht nach Amerika an. Das Gericht hob den Sorgerechtsentzug später auf, nachdem die Eltern beweisen konnten, daß das Kind fachgerecht behandelt wird.
Die Tatsache, daß Eltern das Sorgerecht per Gerichtsbeschluß entzogen wurde, um eine bestimmte Behandlung durchzusetzen, hatte damals für Aufsehen gesorgt und war von vielen als Eingriff in das Grundrecht auf freie Arzt- und Behandlungswahl bezeichnet worden. Der Leiter der Ulmer Universitäts-Kinderklinik, Professor Enno Kleihauer, hatte damals die Eltern als verantwortungslos bezeichnet, weil aus seiner Sicht allein die Chemotherapie Katharina hätte retten können.
Der Ulmer Naturheilkundler Martin Ernst, der nach der Rückkehr Katharinas aus den USA die Behandlung übernahm, sagte am vierten Geburtstag von Katharina: "Das Blutbild ist genauso wie bei jedem gesunden Menschen. Ein Rückschlag ist nicht zu erwarten." Er führt bei Katharina nun ein zweijähriges Kontrollprogramm durch. Zu seiner Behandlungsmethode wollte sich der Arzt nicht äußern, "damit nicht die Fronten wieder aufbrechen". Katharina gehe es blendend, auch andere Ärzte hätten sich erfreut darüber gezeigt, daß es nicht länger zur Zwangsbehandlung mit Chemotherapie gekommen sei.
Die Eltern Hildegard und Alban Scharpf sind froh darüber, daß sich der "Rummel" um ihre Tochter gelegt hat. Ein bißchen stolz sind sie darauf, daß inzwischen mit gerichtlichen Sorgerechtsentzügen vorsichtiger umgegangen werde. Bei einem ähnlichen Fall, kurz nach Katharinas Rückkehr, habe der Memminger Amtsrichter dem Chefarzt der dortigen Kinderklinik einen Antrag auf Sorgerechtsentzug verweigert. KLAUS WITTMAN (AP)
Zur Person:
RUDOLF KRAUSE, ostdeutscher CDU- Bundestagsabgeordneter, hat als Konsequenz aus mangelnder Investitionsbereitschaft einen Boykott westdeutscher Waren in den neuen Ländern befürwortet. Nur diejenigen sollten im Osten etwas verkaufen dürfen, die dort auch Arbeit geben, meint er und sagt zur Begründung: "Es geht nicht an, daß auf der einen Seite Handelsketten unsere Waren boykottieren, West-Baufirmen im Osten den Maurern die Arbeit wegnehmen, und auf der anderen Seite bei uns die Arbeitsplätze zum Teufel gehen, weil hier keiner investiert." Ein Boykott könne auch auf Kosten von Arbeitsplätzen in den alten Ländern gehen, meinte er weiter in der Berliner "Sonntagspost". Mit dieser Einstellung hat Krause nach eigenen Angaben in der CDU keinen Rückhalt. Er sei bereits gewarnt worden, daß er möglicherweise für den nächsten Bundestag nicht mehr aufgestellt würde. Dazu Krause: "Ich vertrete meine Region mit ihren Problemen im Bundestag genauso, wie es auch West-Kollegen tun. Wenn ich deswegen rausfliegen sollte, gehe ich eben wieder als Amtsleiter in die Kreisverwaltung." (AP)
WESTERLAND, 5. Juli (dpa). Die Nordsee vor Sylt ist ein wahres Paradies für Schweinswale: Wissenschaftler der Universität Kiel und der Schutzstation Wattenmeer in Rendsburg sichteten bei einem Erkundungsflug 33 ältere Exemplare dieser Kleinwal-Art und sieben Walkälber in einem rund 30 Kilometer breiten Seegebiet westlich der Sylter Nordspitze. Nach Angaben der Schutzstation sollte der Flug einen Überblick über Anzahl und Verteilung der bedrohten Schweinswale geben.
ST. PETER-ORDING, 5. Juli (dpa). Eine 39jährige Urlauberin aus Hildesheim ist vor St. Peter-Ording auf der nordfriesischen Halbinsel Eiderstedt bei einer Wattwanderung von der Flut überrascht worden und in der Nordsee ertrunken. Laut Polizei hatte sie mit ihrem Ehemann bei der Wattwanderung die herannahende Flut nicht rechtzeitig bemerkt. Das Paar wurde von den Wellen erfaßt. Helfer, die das Unglück von Land bemerkten, zogen die Frau, die nicht schwimmen konnte, an den Strand. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
LONDON, 5. Juli (dpa). Schlechtes Orientierungsvermögen zeigten zwei dänische Seeleute beim Auffinden ihres Schiffes. Sie flogen von Dänemark nach London, nahmen den Zug bis zur südenglischen Stadt Plymouth und legten den Rest der Strecke zum Hafen von Dartmouth im Taxi zurück. Dort suchten sie am Wochenende jedoch vergeblich nach ihrem 30 000 Tonnen großen Tanker. Schließlich konnte die Reederei in Kopenhagen das Mißverständnis aufklären. Die beiden Dänen befanden sich zwar in der richtigen Stadt, aber auf dem falschen Kontinent. Sie hätten in Dartmouth in Kanada an Bord gehen sollen.
Der Vertrag über den Wechsel von Gianluigi Lentini vom AC Turin zum Meister AC Mailand ist am Samstag bei der Italienischen Fußball-Liga in Mailand hinterlegt worden. Die festgesetzten Summen liegen deutlich unter den am Dienstag vom Präsidenten des AC Turin, Gianmauro Borsano, gemachten Angaben. Dem nunmehr vorgelegten Vertrag zufolge zahlt der AC Mailand eine Ablösesumme von 18,5 Milliarden Lire (etwa 24,6 Millionen Mark). Ursprünglich war von 23 Milliarden Lire (etwa 29 Millionen Mark) die Rede gewesen.
"Wir wollten ihn unbedingt haben", erklärte Milan-Präsident Silvio Berlusconi. Im übrigen schmerze den AC Mailand diese Summe nicht sonderlich, denn der Klub habe bereits 70 559 Dauerkarten abgesetzt, einen neuen Rekord aufgestellt und damit - bevor der erste Ball gekickt ist - schon runde 46 Millionen Mark in der Kasse.
Dem 23jährigen Lentini werden im Vertrag jährlich Prämien in Höhe von 2,78 Milliarden Lire brutto (etwa 3,6 Millionen Mark) über eine Laufzeit von vier Jahren zugesichert. Giamauro Borsano hatte nach der Vertragsunterzeichnung von einem jährlichen Grundgehalt von acht Milliarden Lire gesprochen.
In Italien hatte das Bekanntwerden der Gesamtsumme des Transfers in der Rekordhöhe von 65 Milliarden Lire (etwa 87 Millionen Mark) große Empörung hervorgerufen und zu Krawallen der Turiner Fußball-Fans geführt. dpa/sid
RIO DE JANEIRO, 5. Juli (dpa). Verdächtigungen gegen den brasilianischen Präsidenten Fernando Collor de Mello, er unterhalte Verbindungen zu einer mafia- ähnlichen Gruppe, haben neue Nahrung erhalten. Wie am Samstag bekannt wurde, entdeckten Mitglieder eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses Belege für Geldüberweisungen von Mitarbeitern des brasilianischen Unternehmers Paulo Cesar Farias an Collors Privatsekretärin Ana Acioli. Gegen Farias laufen Untersuchungen unter anderem wegen Bestechung, Devisenschmuggels, illegaler Profite bei Staatsaufträgen und ähnlicher Delikte. Collor hat jederart Korruptionsvorwürfe gegen ihn als grotesk und absurd zurückgewiesen und sprach von einer "Verschwörung".
Collors langjährige Sekretärin und enge Vertraute bewegte über ihr Bankkonto in Brasilia enorme Geldsummen, deren Herkunft der parlamentarische Ausschuß untersucht. Laut Aussage von Pedro Collor, einem Bruder des Präsidenten, ist Farias ein "Strohmann" des Staatschefs, der die Profite aus der Korruption mit diesem teilt.
NEW YORK, 6. Juli (dpa). Der Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinatubo vor einem Jahr hat die Temperatur der Erdatmosphäre im Durchschnitt um 0,5 Grad Celsius gesenkt. Das geht aus jüngsten Informationen des Klimaüberwachungs- und Diagnoselabors der US- Behörde für Meeres- und Atmosphäreforschung hervor. Die Daten, die von Bodenstationen und Satelliten gesammelt wurden, lassen in der nördlichen Hemisphäre sogar eine Abkühlung von 0,8 Grad Celsius erkennen.
Ellsworth Dutton, Klimaspezialist an der Forschungsbehörde im US-Staat Colorado, sagte nach einem Bericht der Zeitung "Newsday", daß der Vulkanausbruch wahrscheinlich auch das ungewöhnlich kühle Frühjahr im Nordosten der USA und Kanadas beeinflußt habe. Dort lagen die Temperaturen um vier Grad Celsius unter den langjährigen Mittelwerten.
Klimaforscher hatten nach dem Ausbruch des Pinatubo am 16. Juni 1991 einen leichten Rückgang der globalen Temperaturen vorausgesagt und sehen sich nun bestätigt, sagte Dutton. Die Abkühlung geschieht dadurch, daß von dem Vulkan Millionen Tonnen von Schwefeldioxid in die Stratosphäre geblasen wurden, die sich dort in winzige Tropfen von Schwefelsäure verwandeln und für etwa zwei Jahre einen Teil des Sonnenlichts blockieren.
Andre Agassi USA), Bezwinger von Boris Becker (Leimen) im Viertelfinale, schaffte am Samstag mit einem traumwandlerisch sicheren 6:4, 6:2, 6:3 gegen den 33 Jahre alten Publikumsliebling John McEnroe (USA) erstmals in seiner Karriere den Sprung ins Wimbledon-Endspiel. Ebenfalls seine Endspiel-Premiere gibt der 20 Jahre alte Kroate Goran Ivanisevic, der sich in der "Aufschlag-Schlacht" gegen Pete Sampras (USA) mit 6:7 (4:7), 7:6 (7:5), 6:4, 6:2 durchsetzte. "Das wird ein phantastisches Finale. Wenn einer Ivanisevics Aufschlag durchbrechen kann, dann Andre", mußte sogar der geschlagene McEnroe zugeben.
Die wegen des Regens am Freitag auf den Tag des Frauen-Endspiels verlegten Halbfinals der Männer hätten kaum unterschiedlicher sein können. Nicht nur, daß das Match Agassi gegen McEnroe den wesentlich besseren Zuschauerzuspruch fand. Auch die Qualität der Spiele war völlig verschieden. Während der 22 Jahre alte Weltranglisten-14. Agassi den dreimaligen Wimbledon-Gewinner McEnroe auf dem Centre Court mit seinem überragenden Grundlinienspiel in nur 1:50 Stunden geradezu entzauberte, lieferten sich die beiden 20jährigen "Tennis-Kanoniere" auf dem Nebenplatz eins ein Aufschlag-Gefecht, bei dem der Ball nur selten öfter als einmal pro Punkt das Netz überquerte. 1:45 Stunden schlugen sie sich die Filzkugel um die Ohren, ehe der Weltranglisten-Achte dem fünf Ränge besser postierten Sampras im dritten Satz erstmals ein Aufschlagspiel abnahm.
13 200 Zuschauer verfolgten begeistert das Match auf dem Centre Court, das allerdings überraschend einseitig verlief. In allen drei Sätzen verlor McEnroe sein erstes Aufschlagspiel, zweimal schenkte er in den ersten beiden Durchgängen Agassi mit einem Doppelfehler das Break. Allzu oft blieb dem "Tennis-Genie" aus New York nichts anderes übrig, als mit einer von Unglauben und Bitterkeit gezeichneten Miene den fabelhaften Returns Agassis hinterher zu schauen. Beide Hände in die Hüfte gestemmt, schüttelte er den Kopf, starrte auf den "heiligen Rasen" und ließ sich nicht einmal zu einem seiner berüchtigten Wutausbrüche hinreißen.
Trotz der Enttäuschung sagte McEnroe hinterher: "Ich bin sehr stolz darauf, was ich in diesem Turnier erreicht habe. Ich habe gezeigt, daß ich immer noch zu großem Tennis fähig bin." Ob er auch 1993 wieder in Wimbledon antreten wird, ließ er offen. Der von Nick Bolletieri trainierte Andere Agassi steht zum vierten Mal in seiner Karriere im Endspiel eines Grand-Slam-Turniers. Gewinnen konnte er bisher aber kein einziges. Insgesamt verbuchte er bisher allerdings 15 Siege auf der ATP-Tour.
Für seinen Gegner Goran Ivanisevic, der bisher vier ATP-Turniere gewonnen hat, ist es das erste Endspiel in einem der vier wichtigsten Wettbewerbe des Jahres. Dennoch sagte er selbstbewußt: "Ich fürchte niemanden. Ich habe mich noch nie so lange und gut konzentrieren können wie hier. Wenn ich gut aufschlage, wird alles klappen." Gegen den Michael-Stich-Bezwinger Sampras ließ er erneut keine Zweifel daran, wo seine größte Stärke liegt: Er "donnerte" 36 Asse ins gegnerische Feld und schraubte damit sein Turnierkonto auf stolze 169. Der entscheidende Moment des Duells ereignete sich im Tie-Break des zweiten Satzes, als der vom einstigen Becker-Trainer Bob Brett (Australien) trainierte Kroate mit einem "Mini-Break" 2:0 in Führung ging und damit erstmals Oberwasser bekam. Nach 2:13 Stunden war der Kroate am Ziel. dpa
SEGELN
BALTIC MATCH-RACE, Finale: Conner (USA) - Cayard (Italien) 2:0. - Um Platz 3: Gilmour (Australien) - Diesch (Kiel) 2:0. - Halbfinale: Conner - Diesch 2:0, Cayard - Gilmour 2:0. - 1. Runde (jeder gegen jeden), Sieger zuerst genannt: Conner - Gilmour , Diesch - Peterson (Schweden), Cayard - Worthington (USA), Griese (Hamburg) - Schümann (Harrislee), Owen (Großbritannien) - Wieser (Olching), Cayard - Gilmour, Conner - Worthington, Schümann - Peterson, Diesch - Owen, Wieser - Griese, Cayard - Conner, Worthington - Diesch, Gilmour - Griese, Schümann - Owen, Wieser - Peterson.
SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing hat als Alternative zum Karenztag vorgeschlagen, daß "Blaumacher" ihre Fehlzeiten nacharbeiten sollten. In einem Gespräch mit der "Bild am Sonntag" schlug er außerdem vor, Zulagen für Arbeitnehmersparverträge zur Finanzierung der Pflegeversicherung einzusetzen. "Man sollte alle Zuschüsse zur Sparförderung einschränken oder abschaffen."
Blessing zufolge sollte eine paritätisch besetzte Kommission aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern die Krankmeldungen in den Betrieben untersuchen, um die Fehlzeiten zu senken. "Durch Umgestaltung der Arbeitszeiten könnte man bei gleicher Monatsarbeitszeit den bisherigen Montags- oder Freitags-Blaumachern offiziell einen freien Tag anbieten, wenn die Stunden an anderen Tagen nachgearbeitet werden", sagte Blessing.
Die Gewerkschaften wollen die Massenproteste gegen einen Karenztag nach der Sommerpause verstärken, falls die Regierung ihren Plan dann habe noch nicht fallen lassen. Dies kündigten die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ursula Engelen-Kefer im "Mitteldeutschen Express" (Halle) und der Zweite IG- Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel im Berliner Sender Rias an.
Zwickel wies darauf hin, daß nach einer Änderung des Gesetzes über die Lohnfortzahlung die entsprechenden tarifvertraglichen Regelungen nur noch für 50 Prozent der Beschäftigten gelten würden. Diese Spaltung der Arbeitnehmer werde man nicht zulassen.
Frau Engelen-Kefer sagte, der Plan der Bundesregierung sei einer der schlimmsten Angriffe auf die Gewerkschafts- und Tarifpolitik in der Geschichte der Bundesrepublik.
Der Vorsitzende der IG Chemie-Papier- Keramik, Hermann Rappe rief zu Unterschriftensammlungen in den Betrieben gegen einen Karenztag auf. Zu einem Tarifstreik könne die Gewerkschaft aus rechtlichen Gründen aber nicht aufrufen, sagte er in Ludwigshafen. Rappe sprach sich dafür aus, daß nicht nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sondern auch Selbständige und Beamte die Pflegeversicherung mitfinanzieren sollten.
(Siehe auch Seite 3)
RADSPORT
INT. HESSEN-RUNDFAHRT, 5. Etappe von Homburg/Efze nach Fulda (185 km): 1. Schmidt (Hessen) 4:49:26 Stunden, 2. Nicholson (Australien) 2:40 Minuten zurück, 3. Koldewitz (Brandenburg), 4. Paffrath (Nordrhein-Westfalen), 5. Kimmage (Irland), 6. Teutenberg (Nordrhein- Westfalen), 7. van Dijk (Niederlande), 8. Thibout (Frankreich), 9. Sypytkowski (Polen), 10. Kane (Irland), 11. Wartenberg (Hessen) alle gleiche Zeit, 12. Dietz 6:25. - 6. und letzte Etappe von Fulda nach Frankfurt-Höchst (164 km): 1. Teutenberg 3:47:40 Stunden, 2. Jonker (Australien) gleiche Zeit, 3. Miller (Neuseeland) 0:09 Minuten zurück, 4. Koldewitz (Brandenburg), 5. Smith (Australien), 6. Magnien (Frankreich) alle gleiche Zeit. - Endstand: 1. Dietz (Nürnberg) 23:20:13 Stunden, 2. Nestler (Frankfurt/ Main) 3:08 Minuten zurück, 3. Uschijakow (Schweiz) 3:52, 4. Lehmann (Berlin) 4:13, 5. Reuß (Frankfurt/Main) 4:14, 6. Konrad (CSFR) 4:40, ...17. Zemke 12:32, ...26. Wartenberg 19:27, ...28. Schmidt 23:44 (alle Hessen). - Mannschaftswertung: 1. Hessen 71:44:37 Stunden, 2. Schweiz 27:59 Minuten zurück, 3. Niederlande 29:21. - Sprintwertung: 1. Dietz 25 Punkte, 2. Lehmann 24, 3. Schmidt 18, 4. Reuß 13. - Bergwertung: 1. Reuß 35 Punkte, 2. Kodewitz 31, 3. Dietz 23, 4. Nestler 21, ...6. Schmidt 12.
WUNSIEDEL, 5. Juli (dpa). Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat die bayerische Regierung zur aktiven Versöhnung mit der CSFR gemahnt. In Anspielung an die Ablehnung des Vertrages mit dem östlichen Nachbarn durch die Regierung im Freistaat sagte er am Samstag im oberfränkischen Wunsiedel, Hadern dürfe nicht die Chancen der Zusammenarbeit mit den Nachbarn im Osten verbauen. "Der Blick nach vorne heilt die Wunden der Vergangenheit viel besser, als in den Wunden herumzurühren."
KANU
INT. KANU-SLALOM in Augsburg, Kajak- Einer, Männer: 1. Lettmann (Gladbeck) 145,71 Sek./0 Fehler, 2. Marusic (Slowenien) 147,60/0, 3. Köhler (Österreich) 151,40/0, 4. Raspin (Großbritannien) 153,19/5, 5. Vorsatz (Schwerte) 153,79/5, 6. Nilljes (Hamm) 154,23/0, 7. Weimer (Augsburg) 154,55/5, 8. Hilger (Augsburg) 154,59/0, 10. Becker (Dormagen) 158,47/15.
Canadier-Zweier: 1. McEwan/Haller (USA) 189,36 Sek./15 Fehler, 2. Wilson/Pallister (Australien) 194,03/5, 3. Salvi/Benciolini (Italien) 195,06/10, 4. Berro/Trummer (Zeitz) 200,18/20, 5. Hübbers/Raumann (Dormagen) 203,95/20, 6. Hemmer/Loose (Hohenlimburg) 208,38/10.
Albin Killat belegte am Samstag beim internationalen Meeting der Wasserspringer in Wien vom Drei-Meter-Brett den zweiten Platz. Mit 387,84 Punkten mußte sich der Münchner lediglich dem Amerikaner Edward Morse (391,08) geschlagen geben. Bei den Frauen belegte die Leipzigerin Claudia Bockner mit 273,33 Punkten den vierten Rang. Es gewann die Chinesin Tan Yu-Lian (290,13).
TAIPEH, 5. Juli (dpa). Das erste Computer-System zur Übersetzung vom Chinesischen ins Englische hat am Wochenende in Taipeh ein vor 40 Jahren in die USA ausgewanderter Chinese vorgestellt. Nach Angaben des Erfinders, des 66jährigen Computer-Wissenschaftlers Dou Zulie, handelt es sich um den ersten Computer, der die beiden weltweit meistverbreiteten Sprachen Satz für Satz übersetzen kann. Bisher entwickelte Computersysteme chinesischer Wissenschaftler könnten aus dem Chinesischen nur Wort für Wort übersetzen.
Weltweit arbeiten viele Firmen mit Schreibcomputern für Chinesisch, dessen hochkomplizierte Schriftzeichen sich jeweils aus bis zu 32 Strichen zusammensetzen. Für Übersetzungen war man bisher jedoch auf sprachliche Fachkräfte angewiesen.
Der Sternstunde mit dem klaren Sieg über Italien folgte die Ernüchterung. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft verlor beim Olympia-Qualifikationsturnier in Saragossa in ihrem zehnten Spiel innerhalb von zwölf Tagen am Samstag abend deutlich gegen die GUS mit 68:83 (33:36). Nach der Niederlage gegen das gut aufspielende GUS-Team müssen die Deutschen wieder um die schon fast sichergeglaubte Olympia-Fahrkarte fürchten. Sie benötigen jetzt die Schützenhilfe der GUS, die im letzten Spiel Slowenien schlagen muß. Die Mannschaft des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) muß ihrerseits das letzte Spiel am Sonntag gegen die CSFR auf jeden Fall gewinnen, um sich erstmals auf sportlichem Wege für ein olympisches Basketball-Turnier zu qualifizieren.
Nachdem die deutsche Mannschaft zunächst sehr gut aus den Startlöchern kam und vor allem in der Deckung konzentriert zu Werke ging, bekam die Mannschaft der GUS das Spiel kurz vor der Pause immer besser in den Griff. Die Deutschen verspielten leichtfertig ihre 25:11-Führung, die sie sich nach elf Minuten erarbeitet hatten. Bis kurz vor dem Pausenpfiff lagen sie zwar noch mit 33:25 Körben in Front, konnten danach aber nichts mehr zulegen. In nur kurzer Zeit erspielte sich die Mannschaft der GUS, die mit Tichomenko und Wolkow noch zwei ehemalige Olympiasieger von 1988 in ihren Reihen hatte, eine 36:33-Halbzeitführung.
Besonders nach der Pause machte sich der Kräfteverschleiß bei den Deutschen bemerkbar. Der Leverkusener Henning Harnisch mußte schon frühzeitig das vierte Foul hinnehmen, und in der 32. Minute beim Stand von 48:65 sogar vorzeitig das Feld räumen. Unnötige Ballverluste im deutschen Aufbauspiel machten das GUS-Team immer wieder stark. Glänzend führte Aufbauspieler Bazarewitsch Regie und brachte seine Flügelspieler immer wieder in glänzende Wurfpositionen, die die sicheren Distanzschützen nutzten.
In der 32. Spielminute brachte Bundestrainer Pesic mit dem Gießener Armin Andres und Arndt Neuhaus zwei frische Spieler, die noch einmal einen Hoffnungsfunken entflammten. Der Abstand konnte wenige Minuten vor Schluß noch einmal auf 60:70 Punkte verkürzt werden, am Ende war der Sieg der GUS allerdings nicht mehr zu verhindern. Der NBA-Profi Detlef Schrempf (15 Punkte) wurde zum Teil von drei GUS-Spielern gedeckt und kam nicht wie gewohnt zum Zuge. Bester deutscher Werfer war Mike Jackel (21). Bei der GUS ragten Wolkow (25), Bazarewitsch (23) und Flügelspieler Tichomenko (14) heraus. dpa
LUANDA, 5. Juli (AFP). Das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) hat für die Rückführung angolanischer Flüchtlinge rund 9,6 Millionen Dollar (rund 15 Millionen Mark) bereitgestellt. Damit sollen insgesamt 300 000 Menschen, die nach Sambia und Zaire geflohen waren, wieder in ihrer Heimat angesiedelt werden.
KISCHINJOW, 5. Juli (AFP/Reuter). In der einseitig ausgerufenen "Dnjestr-Republik" in Moldawien sind bei Gefechten zwischen Einheiten der russischsprachigen Bevölkerung und moldawischen Truppen am Wochenende mindestens 55 Menschen getötet und etwa 100 weitere verletzt worden. Dies geht aus den Opferbilanzen hervor, die in der moldawischen Hauptstadt Kischinjow (Chisinau) und dem Hauptort der Dnjestr-Region, Tiraspol, veröffentlicht wurden.
Rußlands Präsident Boris Jelzin und sein moldawischer Amtskollege Mircea Snegur hatten am Freitag einen neuen Waffenstillstand für das Dnjestr-Gebiet vereinbart. Wann der Waffenstillstand in Kraft treten soll, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Jelzin schloß am Wochenende eine militärische Lösung des Konflikts in Moldawien aus. Russische Staatsbürger in anderen Republiken der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) müßten zwar beschützt werden, doch dürfe dies nur mit politischen Mitteln geschehen, sagte Jelzin in Moskau. Noch vor kurzem hatte er auch Militäraktionen zum Schutz von Russen für möglich erklärt.Aseris erobern Stadt in Karabach
MOSKAU (AFP). In dem Kriegsgebiet Berg-Karabach in Aserbaidschan haben aserbaidschanische Truppen am Samstag abend die strategisch bedeutende Stadt Mardakert im Norden der armenischen Enklave erobert. Dabei wurden Berichten zufolge Dutzende Menschen getötet. Außerdem kontrollierten die Aserbaidschaner das Dorf Aterk, in das sich zuvor mehrere tausend armenische Zivilisten geflüchtet hätten, meldete die armenische Nachrichtenagentur Pro Armenia. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium teilte mit, Mardakert sei "von der Armee umzingelt". Es gebe aber noch eine offene Passage, um die Bewohner der Stadt zu evakuieren.
In der umkämpften georgischen Region Südossetien soll laut der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass binnen zehn Tagen eine multinationale Friedenstruppe stationiert werden. Vertreter Rußlands, Georgiens sowie Nord- und Südossetiens hätten sich auf die Bildung eines gemeinsamen Verbandes verständigt. Die Friedenstruppe soll zwischen 500 und 1500 Soldaten umfassen. Zudem sei geplant, eine 300 bis 900 Mann starke Reserveeinheit aufzustellen. Bei neuen Kämpfen in Südossetien wurden laut Itar-Tass in der Nacht zu Samstag vier Menschen getötet und 17 verletzt. Reformbündnis gegründet MOSKAU (dpa/Reuter/AFP). Ein Bündnis von mehr als 40 demokratischen Parteien und Bewegungen verabschiedete in Moskau eine "antifaschistische Erklärung", wie Itar-Tass meldete. Unter ihnen sind die Bewegung "Demokratisches Rußland" sowie die Demokratische Reformbewegung des früheren Moskauer Bürgermeisters Gawriil Popow. Der russische Regierungschef Jegor Gaidar appellierte nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax auf der Veranstaltung an alle demokratischen Kräfte in Rußland, sich der Gefahr des Totalitarismus zu widersetzen. Das Bündnis bildete einen Block zur Unterstützung der Reformpolitik Jelzins. In der Erklärung heißt es, die Unterzeichner seien bereit, "aktiv Widerstand gegen sich verstärkende totalitär-kommunistische und pro-faschistische Tendenzen zu leisten". Kommunisten schließen Gorbatschow aus Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow ist aus der offiziell verbotenen KPdSU ausgeschlossen worden. Wie Itar-Tass meldete, wurde der Ausschluß des früheren Generalsekretärs auf einem heimlich einberufenen Kongreß der Partei beschlossen. Außerdem habe der Kongreß die gerichtliche Verfolgung Gorbatschows gefordert, weil dieser "den Staat zerstört" habe. Der "29. Kongreß" der KPdSU fand am Samstag in Puschkino nördlich von Moskau statt.
Gorbatschow griff Jelzin erneut öffentlich an. Jelzin lasse sich anscheinend von schlechten Beratern auf den Weg in eine Diktatur locken, warf Gorbatschow seinem einstigen Hauptrivalen, dem ersten demokratisch gewählten Präsidenten Rußlands, in der Komsomolskaja Prawda vor. (Siehe auch Wirtschaft)
LONDON (afp/rtr/AP). Die Europäische Gemeinschaft und Japan nehmen einen neuen Anlauf, um die unausgeglichene Handelsbilanz beider Seiten ins Lot zu bringen. Dazu sollten sich die Europäer und die Asiaten gleichermaßen bemühen, die EG-Exporte nach Nippon auszuweiten, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung nach Abschluß eines Gipfeltreffens in London. An der Konferenz nahmen Ministerpräsident Kiichi Miyazawa, der britische Premier John Major als derzeitiger EG-Ministerratsvorsitzender sowie der Chef der EG-Kommission, Jacques Delors, teil. Der japanische Ausfuhrüberschuß im Handel mit der Zwölfergemeinschaft hatte sich im vergangenen Jahr auf umgerechnet rund 40 Milliarden Mark verdoppelt. Die Importe aus der EG, vor allem Luxusgüter, gingen dabei zurück.
Beide Seiten bekräftigten ihre "Entschlossenheit", die Märkte füreinander offenzuhalten sowie Hindernisse aufzuheben, "seien sie struktureller oder anderer Art". In dem gemeinsamen Kommuniqué werden auch verschiedene Schritte Japans der vergangenen Jahre begrüßt, den Zugang zu seinen Märkten zu erleichtern.
Miyazawa betonte aber, daß sich auch die Europäer anstrengen müßten. Er zeigte Verständnis für die Sorgen in Europa über die japanischen Überschüsse, bat aber angesichts der abflauenden Konjunktur in seiner Heimat um Geduld, bis die Probleme wirksam in Angriff genommen werden könnten.
Die EG und Japan verständigten sich auf gemeinsame Bemühungen, die festgefahrenen Verhandlungen über das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) schnell wieder in Gang zu bringen. Es sei notwendig, hier sobald als möglich eine Lösung zu finden, um den Welthandel anzukurbeln, betonte Major. Hierzu sollte der Münchner Wirtschaftsgipfel der Großen Sieben unverzüglich eine Vereinbarung treffen.
Bei den Gesprächen in London wurden zudem Hilfen für Osteuropa und die frühere Sowjetunion behandelt. Major setzte sich dafür ein, daß der Westen keine ungebührlich harten Bedingungen stellt. Andererseits sei die Unterstützung der Wirtschaft nur sinnvoll, wenn sie den russischen Reformprozeß beschleunige. Der japanische Regierungschef deutete an, daß einer erweiterten Rußlandhilfe noch das Problem der seit dem Zweiten Weltkrieg von Moskau besetzten Kurilen-Inseln entgegenstehe.
Es handelte sich um das zweite Gipfeltreffen der Gemeinschaft und Japans. Am 18. Juli vergangenen Jahres hatten beide Seiten in Den Haag bereits eine gemeinsame Erklärung zur Stärkung ihrer Beziehung unterzeichnet.
LAUSANNE, 5. Juli (AFP). Die Schweizer Behörden haben nach Presseberichten einen französischen Waffenhändler des Landes verwiesen. Der in Genf ansässige Georges Starkmann sei für unbestimmte Zeit ausgewiesen worden, da er aus Gründen der öffentlichen Sicherheit "unerwünscht" sei, hieß es. Gegen ihn werde in einer Drogenhandelsaffäre ermittelt.Israels Industrie für Autonomie
JERUSALEM, 5. Juli (AFP). Der Präsident der israelischen Industriellen-Vereinigung, Dov Lautman, hat sich dafür eingesetzt, den Ausbau der Industrie in den israelisch besetzten Gebieten zu fördern. Um die Grundlagen für die politische Autonomie der Palästinenser zu legen, müsse die wirtschaftliche Unabhängigkeit dieser Gebiete angestrebt werden, sagte Lautman am Wochenende im israelischen Radio. Eine eigenständige palästinensische Wirtschaft könne zugleich als "Brückenkopf" dienen, um die Ausfuhr israelischer Produkte in die arabischen Länder zu ermöglichen.
Lautman betonte, das bisherige Fehlen einer friedensfördernden Politik in Israel habe der israelischen Wirtschaft schwer geschadet. Die Folge sei nicht nur der arabische Wirtschaftsboykott gewesen. Die politische Instabilität habe zudem ausländische Investoren davon abgehalten, sich in Israel zu engagieren.
Der Erfurter Ralf Weise und der Frankfurter Thomas Wallstab wurden am Samstag nachmittag im Erfurter Nordpark bei den gemeinsam von Thüringen und Hessen ausgetragenen Landesmeisterschaften im Straßengehen Titelträger über die 20-Kilometer-Distanz. Der neue Thüringenmeister verwies in 1:30:07 Stunden seinen Vereinskameraden Thomas Prophet (1:31:35) und den Arnstädter Jürgen Albrecht (1:38:21) auf die weiteren Plätze. Wallstab wurde Hessenmeister in 1:30:26 Stunden vor dem Giessener Hans Michalski (1:45:13) und Heinrich Hänsel (1:46:33/Groß-Gerau).
Bei den Frauen holte sich Katharina Klukowski aus Waldeck im 5-km-Straßengehen in 24:14 Minuten den Hessenmeister-Titel vor den beiden Groß-Gerauerinnen Nicole Best (25:41) und Judith Schwarzer (25:49). Für das Gehen hatte keine Athletin aus dem Bundesland Thüringen gemeldet. lhe
LEICHTATHLETIK
THÜRINGER LANDESMEISTERSCHAFTEN in Erfurt, 20-km-Straßengehen, Männer: 1. Weise (Erfurt) 1:30:07 Stunden, 2. Prophet (Erfurt) 1:31:35, 3. Albrecht (Arnstadt) 1:38:21, 4. Staedler (Erfurt) 1:44:07, 5. Anschütz (Plaue) 1:56:25.
Hessische Meisterschaft, 20-km-Straßengehen, Männer: 1. Wallstab (Frankfurt/Main) 1:30:26 Stunden, 2. Michalski (Gießen) 1:45:13, 3. Hänsel (Groß-Gerau) 1:46:33, 4. Munzert (Giessen) 1:54:55, 5. Rowold (Groß-Gerau) 1:58:29, 6. Ullrich (Groß-Gerau) 1:59:15.
5-km-Straßengehen, Frauen: 1. Klukowski (Waldeck) 24:14 Minuten, 2. Best (Groß-Gerau) 25:41.
TAIPEH, 5. Juli (Reuter). Die Dienstvorschriften in den drei Atomkraftwerken Taiwans sollen überprüft werden. Als Grund nannte die dortige Atombehörde am Samstag das Ergebnis einer Stichprobe in einem AKW nahe Taipeh. Im Kontrollraum hätten dabei in der Nacht zum Freitag zwei Mitarbeiter geschlafen. Zwei weitere seien abwesend gewesen.
PARIS, 5. Juli (Reuter). Bei einem Busunfall in Frankreich sind am Samstag 30 Touristen verletzt worden, zwölf von ihnen schwer. Die Polizei teilte mit, der mit 41 Personen besetzte Reisebus habe sich auf einer Autobahn etwa 60 Kilometer östlich von Paris überschlagen. Die Touristen, in Düsseldorf lebende Japaner, seien auf dem Weg nach Euro-Disneyland gewesen.
ROM, 5. Juli (Reuter/AFP). Das italienische Parlament hat die 51. Nachkriegsregierung des Landes bestätigt. Nach dem Senat sprach am Samstag auch die Abgeordnetenkammer dem Koalitionskabinett des sozialistischen Ministerpräsidenten Giuliano Amato mit 330 gegen 280 Stimmen das Vertrauen aus. Der Senat hatte am Donnerstag mit 173 gegen 140 Stimmen für die von Christdemokraten, Sozialisten, Sozialdemokraten und Liberalen gebildete Regierung votiert.
Der neue Regierungschef hat die Sanierung der Staatsfinanzen zum wichtigsten Ziel seiner Regierungsarbeit erklärt.
(Siehe auch Wirtschaft)
Trotz einer Verurteilung wegen Drogenhandels wird US-Kugelstoßer Jim Doehring wahrscheinlich an den Olympischen Spielen in Barcelona teilnehmen dürfen. Dies erklärte ein Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees der USA. In den Statuten des NOK gebe es keine Regelungen für einen derartigen Fall, sagte der Sprecher. Deshalb könne Doehring nicht von der Mannschaft ausgeschlossen werden.
Der US-amerikanische Diskuswerfer Kamy Keshmiri, mit 70,84 m in diesem Jahr Weltbester, wird nicht an den Olympischen Spielen in Barcelona teilnehmen. Wie sein Vater und Trainer Joe Keshmiri mitteilte, laboriert der 23 Jahre alte Athlet seit April an einer Bauchmuskelzerrung. Bei der Olympia-Ausscheidung der USA im Juni in New Orleans, die er mit 64,56 m gewonnen hatte, habe er nur dank entzündungshemmender Medikamente starten können.
Die Verbandsgerichte im deutschen Sport sollten als Schiedsgerichte anerkannt werden. Dies forderte Dr. Thomas Bach, deutsches Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), in einem Interview mit der "Welt am Sonntag". Nach Worten des Sportfunktionärs könnten dann Amts- oder Landgerichte die Entscheidungen der Sportgerichtsbarkeit lediglich noch in Ausnahmefällen aufheben.
Mit der angeregten Neuordnung würde, so das IOC-Mitglied, die Sportgerichtsbarkeit über die zivile Rechtsprechung gestellt werden. Dies sei juristisch auch vertretbar. Bach: "Damit es soweit kommt, müssen allerdings auch andere Leute in die Verbandsgerichte." Der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim fordert von allen Mitgliedern der Verbandsgerichte die "Befähigung zum Richteramt".
Wiederholt hatte es in den letzten Monaten Fälle gegeben, daß Sportler und Trainer gegen Entscheidungen von Sportgerichten vor Zivilgerichten klagten.
Bach erklärte in der "Welt am Sonntag" zu den Vorwürfen, die Berliner Olympia-GmbH habe das Privatleben von IOC-Mitgliedern ausspionieren lassen: "Alles, was mit viel Geld zu tun hat, stößt auf Skepsis, und da werden bei dem einen oder anderen auch Begehrlichkeiten geweckt." Es gehe dabei um das Geld, das bei Olympischen Spielen erwirtschaftet werde.
Bach weiter: "Da treten die Wichtigtuer auf den Plan, von denen in der Welt jede Menge umherspringen. So wie anscheinend auch in Berlin geschehen. ,Wir haben ein Dossier, wo so einiges drinsteht über IOC-Mitglieder, und wenn ihr uns ordentlich bezahlt, bekommt ihr noch mehr.' Mit diesen Worten ist der Beratungsgesellschaft der Olympia-GmbH, Bossard Consultants, die angebliche Recherche über die Käuflichkeit von IOC- Mitgliedern zugespielt worden."
Das Fernseh-Magazin "Monitor" hatte am Montag berichtet, Bossard habe gezielt Informationen über die IOC-Mitglieder gesammelt und unter anderem auch intime Daten, sogar über die sexuelle Orientierung, gespeichert. Bossard und die Olympia-GmbH haben dies einen Tag später energisch zurückgewiesen. sid
REITEN
CHIO in Aachen, S-Springen: 1. Sloothaak (Mühlen) Dexter 0/36,05, 2. Whitaker (Großbritannien) Gammon 0/36,27, 3. Timschenko (GUS) Prints 0/37,07, 4. Grubb (Großbritannien) Denizen 0/37,41, 5. Whitaker (Großbritannien) Midnight Maden 0/37,74, 6. Fourcade (Spanien) Ryon d' Anzek 0/38,87, alle im Stechen.
Grand Prix-Dressur: 1. Uphoff (Duisburg) Rembrandt 1.753, 2. Werth auf Gigolo 1.685, 3. Theodorescu (Füchtorf) Grunox 1.678, 4. Balkenhol (Düsseldorf) Grunox 1.647, 5. Rothenberger Bad Homburg) Andiamo 1.633, 6. Otto-Crepin (Frankreich) Corlandus 1.613.
Kür-Dressur: 1. Rueben (Würselen) Alassio 72,22 Punkte, 2. Bettenworth (Recklinghausen) Zorba 68,72, 3. Capellmann-Biffar (Aachen) Al Martino 68,18, 4. Rehbein (Grönwohld) Oskar 67,30, 5. Dahmen (Aachen) Zeus 66,48, 6. Bemelmans (Krefeld) Robin Fly 66,46.
Eurocard-Springen: 1. Sloothaak (Mühlen) Alfredo 0 Fehlerpunkte/ 34,9 Sekunden, 2. Becker (Mühlen) Huricane 0/36,0, 3. von Rönne (Neuendeich) Derrick 0/37,3, 4. Huck (Neumünster) Montanus 0/38,1, 5. Becker auf Petit Croix 0/38,5, 6. Sloothaak auf Aldatus 0/38,6, alle im Stechen.
S-Dressur: 1. Rothenberger (Bad Homburg) Ideal 1.647 Punkte, 2. Werth (Rheinberg) Fabienne 1.631, 3. M. Klimke (Münster) Chan 1.545, 4. Kraus (Recklinghausen) Angelo 1.495, 5. Fassbender (Kaarst) Lucrosus 1.472, 6. Haller (Düsseldorf) King 1.443
Zeitspringen: 1. Whitaker mit My Mesieurs 63,10 Sekunden, 2. Sloothaak mit John Blunt 64,39, 3. Pessoa (Brasilien) mit Paper Doll 67,74, 4. Teixeira (Brasilien) mit Zurkis 67,79, 5. Robert (Frankreich) mit Prospert 68,14, 6. Melliger (Schweiz) mit Athlet 68,28, 7. Brook (Australien) mit Ringmaster 71,30, 8. Bost (Frankreich) mit Equus 72,65.
Mächtigkeitsspringen: 1. Sloothaak mit Golo 0 Fehlerpunkte, 2. Fourcade (Spanien) mitSherkan und Huck (Borstel/Holstein) mit Classicer je 4 (alle im dritten Stechen), 4. Götz (Südafrika) mit Didi 3, 5. Betrix (Südafrika) mit Tommy, 6. Mellinger (Schweiz) mit Pilatus und TEbbel (Emsbüren) mit Romero je 4, 8. Grubb (Großbritannien) mit Two plus Two 7, 9. Becker mit Lausbub 8, 10. Boroo (Österreich) mit Vancouver aufgegeben (alle im zweiten Stechen).
n einer ganz besonderen sozialen Rolle findet sich Dr. Reiner Klimke (Münster) während des Pferdesport-Festivals in der Aachener Soers wieder. Der erfolgreichste deutsche Olympionike des Jahrhunderts bettelt für die Dressurreiter der GUS. Die Dressur-Equipe der ehemaligen UdSSR hat weder Kleidung, noch Geld für den Transport der Pferde nach Barcelona oder finanzielle Mittel, um von Aachen nochmals zurückzufliegen nach Moskau, um einen geforderten Stempel im Visum abzuholen. Unbezahlt ist bisher auch der Aufenthalt für Futter und Boxen der Pferde vor der Reise nach Katalanien.LEICHTATHLETIK
HOCHSPRUNG-MEETING in Eberstadt: 1. Sotomayor (Kuba) 2,36 m (Jahres-Weltbestleistung egalisiert), 2. Conway (USA) 2,33, 3. Thränhardt (Leverkusen) 2,30, 4. Kemp (Bahamas), Drake (Kuba), Becker (Spanien) alle 2,30, 7. Matei (Rumänien) 2,30, 8. Sonn (Weinheim) 2,27, ... 11. Mögenburg (Wattenscheid) 2,24.
KUNSTTURNEN
LÄNDERKAMPF der Frauen in Bergisch Gladbach, Stand nach der Pflicht: 1. Rumänien 198,150 Punkte, 2. Deutschland 196,050. - Einzelwertung: 1. Bontas 39,775 Punkte, 2. Milosovici 39,700, 3. Gogean 39,525, 4. Hadarean 39,500, 5. Pasca und Neculita (Alle Rumänien) je 39,450, 7. Stark (Rostock) 39,350, 8. Schröder 39,225, 9. Schönfelder (beide Berlin) 39,200, 10. Potempa 39,100, 11. Günther 39,025, 12. Weller (alle Bergisch Gladbach) 38,300.
WASSERSPRINGEN
INT. VOLKSBANK-SPRINGEN in Wien, Männer, 3-m-Brett: 1. Edward (USA) 391,08 Punkte, 2. Killat (München) 387,87, 3. Anderssen (Schweden) 392,92, 4. Jongejans (Niederlande) 336,30.
Frauen, 3-m-Brett: 1. Lian (China) 290,13 Punkte, 2. Gerlach (Ungarn) 284,67, 3. Xia (China) 278,64, 4. Bockner (Leipzig) 273,33.
Einen triumphalen Erfolg feierte Titelverteidiger Miguel Indurain zum Auftakt der 79. Tour de France. Vor Tausenden begeisterten Zuschauern in seinem baskischen Wohnort gewann der Tour-Favorit den Prolog über acht Kilometer in San Sebastian. Bei windigem und regnerischem Wetter dominierte Indurain als letzter der insgesamt 198 Starter aus 22 Mannschaften in 9:22:43 Minuten.
Der Lokalmatador verwies damit noch den Schweizer Alex Zulle auf den zweiten Platz, der bis dahin in 9:24:95 Minuten die Richtzeit gefahren hatte. Hinter dem überraschend auf den zweiten Rang fahrenden Eidgenossen belegte der Franzose Thierry Marie eine weitere Sekunde zurück den dritten Platz. Bester deutscher Fahrer zum Auftakt war der Bad Schussenrieder Rolf Gölz, der mit 19 Sekunden Rückstand den 18. Platz belegte.
"Ich hatte mich nicht speziell auf den Prolog vorbereitet, kenne aber die Strekke recht gut. Ich freue mich natürlich, in meiner spanischen Heimat das Gelbe Trikot zu gewinnen, doch es wird schwer werden, es auch über die lange Tour-Distanz zu halten. Unterstützt haben mich natürlich die vielen Fans", erklärte Indurain, der vor kurzem als erster Spanier in der Geschichte den 75. Giro d'Italia gewonnen hatte.
Ebenfalls im Vorderfeld des ersten Abschnitts der insgesamt 3988 Kilometer langen, schwersten Rundfahrt der Welt plazierten sich Italiens Weltmeister Gianni Bugno (0:12 Minuten zurück), Ex-Toursieger Greg LeMond (0:14) aus den USA und der Niederländer Frans Maassen (0:18) auf den Plätzen neun, 14 und 17.
Schlechter als erwartet aus den Startlöchern kam Olympiasieger Olaf Ludwig, der wie Falk Boden (Frankfurt/Oder) 25 Sekunden Rückstand hatte. Noch dahinter folgten der Leipziger Uwe Ampler (0:36) und Rolf Aldag (0:37) aus Ahlen. Vorerst hinterher fuhren auch die hochgewetteten Laurent Fignon (0:27) aus Frankreich, der Italiener Claudio Chiappucci (0:31) und Lokalmatador Pedro Delgado (0:34).
Überschattet wurde die Tour wenige Stunden vor dem Start in der Hafenstadt durch einen zweiten Anschlag baskischer Separatisten. In der Nacht zum Samstag wurden 20 Kilometer außerhalb von San Sebastian sieben Fahrzeuge eines britischen TV-Senders in Brand gesetzt.
Zuvor hatten am Nachmittag zwei Personen aus dem Umfeld der baskischen Terrorgruppe ETA mehrere Brandsätze in eine Tiefgarage geworfen. Dabei war unter anderem ein Fahrzeug des französischen Fernsehsenders "Antenne 2" explodiert. Nach Angaben der Tour-Organisatoren konnte einer der beiden Attentäter, ein 51jähriger Mann, festgenommen werden.
Trotz der Anschläge sieht Tour-Direktor Jean-Pierre Leblance keine Gefahr für seine Veranstaltung. Mehr Kopfzerbrechen bereite ihm die Fortsetzung der Rundfahrt nach den spanischen Auftaktetappen in Frankreich. Dort sind die Folgen der LkW-Blockaden noch nicht abzusehen. sid
Der australische Radprofi Dean Woods hat nach der zweiten Etappe der Coca- Cola-Trophy die Führung in der Einzelwertung übernommen. Woods hatte auf dem zweiten Teilstück des Samstags, einem 80 Kilometer langen Rundkurs in Regensburg, im Spurt vor Joachim Halupczok (Polen) und Andreas Klaus (Berlin) triumphiert. Der Sieger benötigte 1:47:15 Stunden und liegt in der Einzelwertung mit 16 Punkten vor Klaus (15 Punkte) und Karsten Wolf aus Berlin (12 Punkte). Bester Sprinter ist Karsten Wolf vor Fransie Krüger (Südafrika) und Andreas Klaus.
Das erste Teilstück des Tages hatte das Trio des zweiten "Southern Sun-Teams" gewonnen. Im Mannschafts-Zeitfahren über 2000 m in Regensburg siegten Uwe Nepp (Krefeld), Jochen Görgen (Bergheim) und Uwe Bolten (Köln) vor der Mannschaft "Auto Staiger" mit Markus Hess, Gerd Dörich (beide Sindelfingen) und Michael Haase (Ruhpolding). In der Mannschafts-Wertung führt "Southern Sun II" vor "Auto Staiger" und der Mannschaft "Deutschland". sid
TENNIS
ALL ENGLAND CHAMPIONSHIPS in Wimbledon, Männer-Doppel, Finale: Stich/J. McEnroe (Elmshorn/USA) - Grabb/Reneberg (USA) 5:7, 7:6 (7:5), 3:6, 7:6 (7:5), 19:17.
Mixed, Finale: Sawtschenko/Suk (Lettland/ CSFR/Nr. 3) - Oremans/Eltingh (Niederlande) 7:6 (7:2), 6:2.
BODO, 5. Juli (AP). Sechs norwegische Walfänger sind am Freitag und Samstag aus mehreren Häfen nördlich des Polarkreises in See gestochen, um zu Forschungszwecken eine größere Anzahl an Zwergwalen zu fangen. Wie die Nachrichtenagentur NTB meldete, hatten die Walfänger zuvor widersprüchliche Angaben über Ort und Zeitpunkt des gemeinsamen Auslaufens gemacht, um Umweltschützer irrezuführen. Norwegens Beschluß, auch den kommerziellen Walfang wieder aufzunehmen, hat internationale Proteste ausgelöst.
"Wir haben niemanden von Greenpeace gesehen, und sie werden uns auch kaum finden", sagte laut NTB einer der Kapitäne vor Beginn der 32tägigen Seereise, bei der nach Angaben der norwegischen Regierung insgesamt 110 Zwergwale gefangen werden sollen. Ein anderer Walfänger soll hinzugefügt haben: "Wenn wir im August zurückkommen, werden wir Gro Harlem Brundtland eine Riesenkiste Walfleisch schicken." Die als Umweltschützerin bekannte norwegische Ministerpräsidentin Brundtland hatte für internationales Aufsehen gesorgt, als sie am vergangenen Montag die Wiederaufnahme des seit 1987 verbotenen kommerziellen Walfangs in Aussicht stellte. Die Internationale Walfangkommission hatte am Freitag in Glasgow die Teilaufhebung dieses Moratoriums beschlossen, doch gehen die Fangquoten den Staaten Norwegen, Japan und Island nicht weit genug.
Die Umweltstiftung WWF und andere Tierschützer haben den Ländern, die traditionell Walfang betreiben, vorgeschlagen, die Beobachtung von Walen zum kommerziellen Tourismusunternehmen auszubauen. Wie WWF-Sprecher Michael Sutton am Samstag in Glasgow erklärte, könnte dies genauso einnahmeträchtig sein wie der Walfang, würde jedoch den Tierbestand für künftige Generationen sichern. Auch andere Umweltschutzgruppen erklärten, sie seien nicht prinzipiell dagegen, daß sich der Mensch den Wal kommerziell zunutze mache, doch solle er dies auf eine Art und Weise tun, die den Walbestand nicht gefährde. Tourismus sei eine solche lukrative Alternative. Japanische und norwegische Walfänger haben allerdings Zweifel angemeldet, ob damit die Verluste infolge des Fangverbots ausgeglichen werden können.
NEW YORK, 5. Juli (AP). Die größte Windjammerparade der modernen Geschichte fand am Samstag in New York statt, Anlaß waren der Unabhängigkeitstags der USA und der 500. Jahrestag der Eroberung Amerikas durch Christoph Kolumbus. 31 riesige Windjammer der Klasse A segelten majestätisch den Hudson River flußaufwärts, bis sie den Hafen von New York erreichten. Rund 200 weitere große und 40 000 kleinere Schiffe aus aller Welt folgten ihnen auf ihrer 18 Kilometer langen Seereise. Im Hafen selbst lagen Nachbildungen der drei Schiffe vor Anker, mit denen Kolumbus seinerzeit nach Amerika gekommen war - die "Santa Maria", die "Nina" und die "Pinta". Aus Lettland kam das größte Paradeschiff überhaupt - die 135 Meter lange lange "Sedow", die 1921 in Deutschland gebaut worden war.
BEIRUT, 5. Juli (AP). Bei einem Bombenanschlag sind am Samstag in der libanesischen Stadt Dschunije zwei Menschen ums Leben gekommen und drei weitere verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, detonierte der in einem Auto versteckte Sprengsatz am Vormittag in der Nähe des städtischen Stadions. Der Anschlag habe sich wenige Stunden vor einem Konzert der mexikanischen Künstlerin Lucia Mendez ereignet.
Nach Ansicht der Polizei könnte die Tat im Zusammenhang mit dem Konzert der in Libanon sehr populären Sängerin stehen. Als möglichen Hintergrund nannte sie eventuelle Rivalitäten zwischen den Organisatoren der zwei Mendez-Konzerte in Libanon, bei denen es um viel Geld geht.
Das Konzert von Lucia Mendez fand trotz des Anschlages statt. Das Stadion, das normalerweise 50 000 Menschen faßt, war mit 80 000 Mendez-Fans überfüllt.
LAGOS, 5. Juli (AP). Unter einschränkenden Bedingungen, die von den regierenden Militärs festgelegt wurden, ist am Wochenende in Nigeria ein neues Parlament gewählt worden. Gewählt wurden 91 Abgeordnete des Oberhauses und 589 Mitglieder des Unterhauses, beide Kammern bilden zusammen die Nationalversammlung. Erste Ergebnisse zeigten am Sonntag, daß die Sozialdemokratische Partei Gewinne im Süden Nigerias verbuchen konnte. Der moslemische Norden gilt allerdings als Hochburg der anderen Partei "Republikanische Versammlung".
Im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas mit 88,5 Millionen Einwohnern waren nur diese zwei Parteien zugelassen, auch fand keine geheime Abstimmung statt. Die Auszählung der Stimmen wird voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen.
Die Wahl der Nationalversammlung ist Teil eines Prozesses, mit dem die Regierungsgewalt im Lande bis zum Beginn des nächsten Jahres ganz an Zivilisten übergehen soll. Präsident General Ibrahim Babangida, der im August 1985 die Macht übernahm, hat versprochen, daß am 3. Januar 1993 ein gewählter Präsident seine Nachfolge antreten werde, die Wahl dafür soll im Dezember folgen.
ALGIER, 5. Juli (AP/AFP/Reuter). Der algerische Staatspräsident Mohamed Boudiaf ist nach Darstellung der Staatsanwaltschaft von einem 26 Jahre alten Leutnant der Präsidialgarde erschossen worden. Sein Name wurde mit M'Barek Boumaraf angegeben, wie das Fernsehen am Wochenende berichtete. Dieser Name war bereits in der vergangenen Woche in einem Zeitungsbericht genannt worden.
In einer Erklärung der Staatsanwaltschaft in Annaba, wo Boudiaf am vergangenen Montag getötet worden war, hieß es, Boumaraf sei noch am Tattag festgenommen worden, jedoch nicht am Tatort. Die Hintergründe des Mordes sind nach wie vor unklar. Offiziell spricht die Regierung in Algier nicht von einer Verschwörung. Die Erklärung vom Samstag legte allerdings den Schluß nahe, daß Boumaraf nicht alleine gehandelt hat. In ihr wurde von Mördern gesprochen.
Die französischsprachige Zeitung La Nation berichtete, Boumaraf habe zuletzt in dem vornehmlich von Fundamentalisten bewohnten Stadtteil Kouba in Algier gelebt. Er sei der Cousin des berühmten Fußballspielers Salah Assad, der wegen Unterstützung der verboteten Islamischen Heilsfront (FIS) in einem Gefangenenlager in der algerischen Wüste festgehalten werde.
Boudiafs Nachfolger als Vorsitzender des Hohen Staatsrats, Ali Kafi, hatte am Freitag sein Amt angetreten. Der fünfköpfige Staatsrat teilte mit, er wolle im Dezember 1993 abtreten. Keines der Mitglieder strebe nach der obersten Macht.
Die Heilsfront forderte Kafi auf, zu demokratischen Reformen zurückzukehren. Andernfalls werde die Gewalt weitergehen, hieß es in einer Verlautbarung der FIS.
Algeriens Innenminister Larbi Belkheir schloß einen Dialog mit der FIS aus. Die Regierung wolle in jeder der rund 9300 Moscheen des Landes moslemische Prediger ernennen, teilte er mit.
Östlich der Hauptstadt Algier wurden am Samstag fünf Polizisten in ihren Streifenwagen von Unbekannten erschossen, berichtete der algerische Rundfunk.
HOUSTON, 5. Juli (AP/AFP). Die sieben Astronauten an Bord der US-Raumfähre "Columbia" hatten auch am amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli, nicht frei und steuerten 300 Kilometer über der Erde mit viel Arbeit einem neuen Rekord zu: Die Besatzungen von Raumfähren der USA sind noch nie länger als zehn Tage und 21 Stunden im All gewesen. Diese Marke wird "Columbia" am heutigen Montag übertreffen. Sie soll am Mittwoch, 13 Tage nach dem Start, auf der Erde landen.
Die Raumfähre hat am Freitag ein Sonnenbad genommen, damit sich der Luftdruck in ihren Reifen erhöht. Die Astronauten hätten den Bauch des Raumschiffes zum zweiten Mal in Richtung Sonne gedreht, um für die Landung auf der Erde den Reifendruck zu erhöhen, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA in Houston mit. Durch die Erwärmung solle der allmähliche Druckverlust der Reifen im Laufe des Weltraumaufenthalts ausgeglichen werden. Die Besatzung soll dies noch öfter wiederholen.
Am Sonntag blies Astronaut Carl Meade in kleinen Kammern schwebende Quarzteilchen von der Größe von Sandkörnern mit Druckluft auseinander. Das Experiment soll Aufschluß darüber geben, wie sich feine Partikel zur Klärung der Luft nach Vulkanausbrüchen, Sandstürmen, Meteor- oder Kometabstürzen und möglichen Atomexplosionen wieder bündeln. Gleichzeitig hielt Eugene Trinh einen Öltropfen mit Klangwellen in einem Schwebe- und Pendelzustand. Das Experiment könnte zur Erforschung von Zelltransplantationen beitragen, einer möglichen Methode zur Bekämpfung menschlichen Hormonmangels durch in Schutzmembranen verpackte Lebendzellen.
Am Samstag hatte die Astronautin Ellen Baker sich mit einem Mini-Treibhaus beschäftigt, in dem zu einem späteren Zeitpunkt Gemüse und Salat für längere Aufenthalte im Weltraum gezogen werden soll. Noch sind keine Pflanzen in dem Treibhäuschen, doch soll geprüft werden, wie gut sich Wasser und Nährboden in der Schwerelosigkeit verteilen lassen. Später am Tag gelang es dem Fährenkommandanten Richard Richards, eine Funksprechverbindung mit der Vergangenheit herzustellen: Er sprach mit der Besatzung des Nachbaus eines 20 Meter langen polynesischen Auslegerkanus. Die "Hokulea" war am 17. Juni in Honolulu zu den Cook-Inseln ausgelaufen und will sie ohne Seekarten und Navigationsinstrumente erreichen.
BERLIN, 5. Juli (AP). Die Zukunft des Jägers 90 scheint unmittelbar vor dem für Montag geplanten Besuch von Verteidigungsminister Volker Rühe in London weiter offen. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Wolfgang Schäuble, sagte am Wochenende, er halte den Bau des Jägers 90 in veränderter Form für möglich.
Schäuble sagte am Samstag im Sender Freies Berlin, die Union wolle "in der Fortsetzung der Kooperation mit den anderen europäischen Partnern Großbritannien, Spanien, Italien auf dem Stand der jetzigen Entwicklung zu einem billigeren, in seinen Anforderungen kostengünstigeren Flugzeug kommen".
Auch der britische Premierminster John Major äußerte die Hoffnung, daß eine billigere Version des Flugzeugs doch noch gebaut werden könne. Das Londoner Finanzministerium sprach sich allerdings gleichzeitig für die Aufgabe des Projekts aus. Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) lehnte einen "Jäger light" mit deutscher Beteiligung kategorisch ab.
MÜNCHEN, 5. Juli (AP/dpa). An die Opfer des Attentats auf die israelische Mannschaft während der Olympischen Spiele 1972 in München haben am Sonntag 46 Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und anderer religiöser und politischer Gruppierungen gedacht. Der israelische Botschafter in Bonn, Benjamin Navon, sagte an der Gedenktafel für die elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft und den getöteten Polizisten im Münchner Olympiazentrum: "Wir werden sie alle für immer in unseren Herzen behalten."
Die Vizepräsidentin des Bundestages und Landesvorsitzende der bayerischen SPD, Renate Schmidt, fügte hinzu: "Noch heute steigt in mir die Beschämung hoch, wenn ich daran denke, was damals geschehen ist." Nicht nur, daß man als Gastgeber nicht habe für das Leben der israelischen Sportler garantieren können, auch etwas von dem neuen Zutrauen zwischen der Bundesrepublik und Israel sei durch diesen Terroranschlag zerstört worden. "Freunde waren 1972 gefordert, Freunde sind auch gegenwärtig nötig, die an Israels Seite stehen", sagte sie. Die Deutschen trügen eine "besondere Verantwortung für Israels Sicherheit und Zukunft". Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hatte zu der Veranstaltung aufgerufen, um im olympischen Jahr 1992 Geld für die Pflanzung eines Gedenkhaines in Israel zu sammeln. Der Hain soll laut Schubsky Teil des "Waldes der deutschen Länder" in der Wüste Negev nahe der Stadt Beer-Scheba werden. Die ersten 1000 Bäume zum Andenken an die getöteten Sportler sollen am 4. September gepflanzt werden.
Eine Abordnung des Münchner Polizeipräsidiums legte an der Gedenktafel einen Kranz für den 1972 getöteten Polizeibeamten Anton Fliegerbauer nieder.
Danach begaben sich die Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der anderen Gruppen zu Fuß ins 17 Kilometer entfernte Dachau. Zum Gedenken an den Holocaust und aus Protest gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit fand am Nachmittag in dem ehemaligen Konzentrationslager eine Feier statt.
Zur Person:
PETER-MICHAEL DIESTEL (Bild: Glaser), ehemaliger DDR-Innenminister und CDU- Politiker, ist von der Bundesregierung wegen eines umstrittenen Hauskaufs verklagt worden. Das Bonner Innenministerium bestätigte einen Bericht der "Welt am Sonntag", wonach es beim Kreisgericht Königs Wusterhausen Klage gegen Diestel eingereicht hat. Anlaß des Streits ist das Haus in Zeuthen, das der damalige DDR-Innenminister kurz nach der Währungsunion im Juli 1990 von seinem eigenen Ministerium gekauft hatte. Der Zeitung zufolge argumentiert Bonn, er sei als Käufer und Verkäufer zugleich aufgetreten und der Kauf somit unredlich. Außerdem sei der Vertrag nicht, wie vorgeschrieben, von der DDR-Volkskammer genehmigt worden. Des weiteren seien Haus und Grundstück weit unter Wert abgegeben worden: Diestel habe nur 192 700 Mark gezahlt, obwohl die Immobilie auf über eine Million Mark geschätzt werde. Diestel sagte, er sehe dem Prozeß ruhig entgegen und fühle sich im Einklang mit Hunderttausenden von DDR- Bürgern, die so wie er gekauft hätten. Wenn sein Fall aufgerollt werde, werde es anderen genauso gehen. Er habe neben seinem Kaufvertrag auch noch einen "verbindlichen Mietvertrag" für sein Haus. Diesen Vertrag habe er als Innenminister mit den für solche Geschäfte zuständigen Mitarbeitern seines Ministeriums abgeschlossen. (AP)
Nächtliche
Katz-und-Maus-Spiele
Zwei Motoren heulen im Leerlauf, noch zeigt die kleine selbstgebaute Ampel Rot. Dann springt sie um auf Grün, und unter ohrenbetäubendem Reifenquietschen jagen die beiden Wagen los; die umherstehenden Zuschauer feuern die Gegner begeistert an. Dies ist nicht etwa der Start zu einem professionellen Autorennen: Der Schauplatz in der Nacht zum Sonntag ist eine öffentliche Straße in einem Industriegebiet im Hamburger Süden. Die Piloten in den Cockpits sitzen in aufgetunten Golf und Mantas oder schweren amerikanischen Straßenkreuzern mit Heckflossen.
Solche Beschleunigungsrennen über eine Distanz von 400 Metern sind ein Teil des "Cruising": Hunderte von Autonarren treffen sich in Hamburg an jedem ersten Samstag im Monat, um ihre herausgeputzten Karossen vorzuführen oder auch Ersatzteile zu tauschen. Viele von ihnen sind Kraftfahrzeugmechaniker oder schrauben in jeder freien Minute an ihren chromblitzenden Schmuckstücken. Doch die "Cruising nights" sind längst zu einer Massenveranstaltung geworden.
Auch für die Hamburger Polizei: Allein an diesem Samstag waren 100 Beamte im Einsatz. Ein Wagen wurde an Ort und Stelle stillgelegt. Außerdem verhängten die Ordnungshüter 188 Verwarnungsgelder und erstatteten 115 Anzeigen, die meisten wegen "übermäßiger Straßenbenutzung" oder überhöhter Geschwindigkeit. So gingen ihnen bei Radarkontrollen insgesamt 93 Cruiser ins Netz. Der Geschwindigkeitsrekord am Samstag: 113 Stundenkilometer in der geschlossenen Ortschaft.
Um die illegalen Autorennen zu verhindern, sperrt die Polizei an jedem verkaufsoffenen Samstag den Überseering in der City Nord, einer Bürostadt mit sechsspurigen Straßen. Dort hatten sich im Frühjahr schon fast 800 Autofreaks und Schaulustige zum Cruisen versammelt. Die Folge: Cruising in Hamburg ist heute ein Katz- und-Maus-Spiel. Die Autofahrer suchen sich entlegene Industriegebiete für ihre Treffen, etwa in Billbrook, Finkenwerder, Halstenbeck, Allermöhe oder Schenefeld.
Bis zum Anbruch der Dunkelkeit war aber auch an diesem Samstag der Fischmarkt an der Grenze von Sankt Pauli und Altona die erste Anlaufstelle der Autofreaks: "Das Cruising ist ja nicht organisiert wie eine Veranstaltung. Wir wissen ja selbst nicht genau, wohin wir dann später weiterfahren", sagt Peter Gruner vom American Car Driver e.V.. Er fährt einen der großen Amischlitten und ist gar nicht so glücklich darüber, daß Cruising immer mehr zum Volkssport wird. Erst seit Golf- und Mantafahrer in Massen zu den Treffen kommen, habe die Polizei harte Maßnahmen ergriffen. "Früher wurde das Cruising immer stillschweigend geduldet."
Doch da gibt's meist nicht nur die illegalen Rennen: "Ein richtiger Burnout bringt noch die meiste Show", sagt der Cruiser und steigt in seinen Chevrolet. "Das ist ganz einfach. Du trittst die Bremse, gibst Vollgas und läßt die Kupplung kommen. Dann drehen die Reifen durch, und es gibt eine gigantische Qualmwolke." Die Polizei verbucht das Gummi auf der Straße und den Lärm als "übermäßige Straßenbenutzung" und greift durch: Für einen Burnout wird schon mal ein Verwarnungsgeld von 50 Mark fällig. THOMAS LUERWEG (AP)
ALGIER, 6. Juli (AP). Bei einem Überfall auf eine Polizeipatrouille sind in der ostalgerischen Stadt Boudouaou fünf Polizisten erschossen worden.
MÜNCHEN (dpa/vwd). Die Konjunktur in Westeuropa springt nach Ansicht des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung im nächsten Jahr an. Das reale Bruttoinlandsprodukt werde nach einem Plus von 0,4 Prozent 1991 dann um 1,4 Prozent und 1993 schließlich um durchschnittlich 2,3 Prozent expandieren. Parallel dazu würden die Verbraucherpreise etwas langsamer steigen.
Eine deutliche geldpolitische Lockerung erwarten die Forscher erst im nächsten Jahr. Die westeuropäische Wirtschaftspolitik werde insgesamt gesehen heuer den bisherigen Kurs weiter verfolgen und erst in der kommenden Periode etwas stärker konjunkturstimulierend wirken können. Allgemein sei nicht mit nennenswerten Anhebungen indirekter Steuern, Abgaben und administrierter Preise zu rechnen. Deutschland mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer und Italien mit der ansatzweisen Sanierung der Staatsfinanzen dürften die wichtigsten Ausnahmen bilden.
Für Westdeutschland rechnen die Experten mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,5 Prozent 1992 und zwei Prozent 1993. Höhere Raten in beiden Jahren erwarten sie in Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Österreich und Norwegen. Beim Verbraucherpreisanstieg sagen sie in Westeuropa nach einer Rate von 4,7 Prozent einen Rückgang auf 4,1 Prozent in diesem und auf 3,8 Prozent im nächsten Jahr voraus.
BERLIN, 5. Juli (dpa). Der Mieterschutzverband Mecklenburg-Vorpommern will vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe gegen die im Kabinett für Ostdeutschland beschlossene Mieterhöhung von bis zu 2,10 Mark pro Quadratmeter klagen. Ein Sprecher sagte der Berliner "Sonntagspost" (bisher Kurier/Morgenpost am Sonntag), die Pläne von Bauminsterin Irmgard Schwaetzer (FDP) trieben die Betroffenen in die Armut. Die geplante Mieterhöhung werde zu einer dramatischen Kluft zwischen den Menschen diesseits und jenseits der Elbe führen.
Der Verband will sich auf den Einigungsvertrag berufen, nach dem Mieterhöhungen unter Berücksichtigung der Einkommen festzulegen seien. "Die Realeinkommen sind in den neuen Ländern nicht gestiegen, sie sind eher gesunken", sagte der Verbandssprecher.
"Le Journal du Dimanche" (Paris): "Großartig, Steffi bringt Seles zum Schweigen."
"La Republica" (Rom): "Bravo, Steffi Graf, du bist erwachsen geworden. Steffi muß sich völlig befreit gefühlt haben durch die Abwesenheit des Vaters auf der Tribüne. Ihr wahres Alter hat sie vermutlich an diesem regnerischen Nachmittag erreicht."
"Corriere della Sera" (Mailand): "Steffis Reflexe sind wunderbar, während sie für alle ein Lächeln übrig hat. Sie hätte auch auf dem Wasser gewonnen, so stark war ihre Entschlossenheit, ihre Wut, ihr Wille zum Sieg."
"The Sunday Telegraph" (London): "Steffi Graf verteidigte ihren Wimbledon-Titel in der brillantesten aggressiven Form. Sie behielt ihre aufregende athletische Leistung während der vier Spielphasen, die zwischen den einzelnen Schauern notwendig waren, aufrecht. Nach der Kontroverse der letzten Tage unterdrückte Monica Seles standhaft jedes Anzeichen eines Stöhnens. Wieviel ihr zurückhaltendes Spiel davon beeinflußt wurde oder auf Steffi Grafs Hochform zurückging, muß eine Frage von Mutmaßungen bleiben."
"The Sunday Times" (London): "Obwohl Steffi Grafs Sieg in überwältigender Weise überzeugend war, war das Spiel eher eine Farce als ein Finale. Der mit Spannung erwartete Wettkampf zwischen den beiden besten Spielerinnen der Welt artete in eine Folge von Kommen und Gehen unter dem Regen aus."
El Pais" (Spanien): "Monica Seles mußte einen der schwersten Rückschläge ihrer Tennis-Karrieren hinnehmen und wurde nicht damit fertig. Steffi Graf war so gut konzentiert wie ihr Spiel . . . und überließ nichts der Improvisation."
"Diario 16" (Spanien): "Graf nahm Rache und errang den Titel, wobei sie Seles eine Lektion erteilte . . . In einer sensationellen Demonstration ihres Könnens verabreichte Steffi der Serbin eine Tracht Prügel."
"La Vanguardia" (Spanien): "Steffi Graf gewann das Finale von Wimbledon mit erstaunlicher Leichtigkeit. Seles kann in der ,Kathedrale' des Tennis nicht gewinnen."
"Sunday Mirror" (England): "Super- Steffi griff stolz, leidenschaftlich und geduldig nach ihrer Wimbledon-Krone - in fünf Jahren zum vierten Mal Monarchin des Centre Courts."
"The Sunday Express" (England): "Die Stop-and-go-Steffi schwemmte Monica Seles vom Centre Court: Sie loderte in der Dunkelheit, als sie ihren vierten Titel nach einem bizzaren Regen-Finale nach 5:21 Stunden gewonnen hatte."
"The Independent" (England): "Steffi Graf, die Frau des Regentages: Es war ein ebenso folgerichtiger wie überraschender Sieg. Das Ergebnis gegen eine Frau, die 18 Monate das Damen-Tennis dominiert hat, ist kaum zu glauben."
"The Mail on Sunday" (England): "Steffi Graf lieferte die beste Vorstellung ihres Lebens, um die Grand Slam-Hoffnung von Monica Seles zu beenden. Am Tag, an dem die 18jährige Jugoslawin aufhörte zu stöhnen, wurde sie von der Titelverteidigerin in denkwürdiger Weise hinweggefegt. Es gibt Zeiten im Leben eines Sportlers, in denen er auf einem unschlagbaren Niveau spielt. Steffi Graf kam dem sehr nahe."
"Sonntagsblick" (Schweiz): "Gräfin siegte - weil Seles nicht stöhnte. Gegen Steffi Graf war sie aber nicht nur sprachlos, sondern auch chancenlos." "Washington Post" (USA): "Graf brachte Seles zum Schweigen, herrschte wieder über Wimbledon. 18 Jahre altes Wunderkind verlor seine spitzen Schreie und seinen Mut, sich der Titelverteidigerin in einem bemerkenswert grunz-freien Finale zu beugen." "New York Times" (USA): "Steffi Graf, mit einem Aufschlag, der ihre Gegnerin wie Pfeile durchbohrte, beendete abrupt Monica Seles' Hoffnungen auf den dritten Grand Slam-Titel 1992."
VERONA, 5. Juli (dpa). Bei einem Unglück in einem Vergnügungspark am norditalienischen Gardasee sind am Samstag 27 Menschen verletzt worden. Ein Pfeiler des Riesenrades gab nach, und vier der insgesamt 16 Kabinen stürzten unter den Blicken der entsetzten Besucher zu Boden. 27 Personen mußten mit Prellungen und unter Schock ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Glücklicherweise befanden sich die vier Gondeln vor ihrem Absturz nur drei Meter über dem Boden. Rettungsmannschaften mußten die noch in den Kabinen eingeschlossenen Passagiere aus bis zu 25 Meter Höhe bergen. Rund 12 000 Besucher, vor allem Touristen, befanden sich nach Zeitungsberichten zum Unglückszeitpunkt im Vergnügungspark Gardaland in Peschiera am Seeufer.
Der Direktor des Parks, Giorgio Tauber, sagte, das Riesenrad sei im Winter überholt worden und werde jeden Morgen kontrolliert.
NÜRNBERG (dpa/vwd). Im Zuge der geplanten Umstrukturierung will die Fürther Grundig-Gruppe nach einem Bericht der Nürnberger Nachrichten an zwei Standorten rund 3000 Arbeitsplätze abbauen. Ein Konzernsprecher wollte die in der Wochenendausgabe genannte Zahl weder dementieren noch bestätigen. Er verwies auf die Bilanzpressekonferenz des Unterhaltungselektronik-Unternehmens am kommenden Donnerstag.
Die Beschäftigten sollen der Zeitung zufolge heute auf einer Betriebsversamlung vom Vorstand über Einzelheiten unterrichtet werden. Der jetzt genannte Personalabbau würde an den Standorten in Nürnberg-Langwasser und Fürth rund ein Drittel der beschäftigten Frauen und Männer betreffen.
Im Geschäftsjahr 1990/91 arbeiteten beim Grundig-Konzern weltweit gut 21 000 Leute. Der neue Grundig-Vorstandschef Pieter Harmsen, Nachfolger des überraschend abgelösten Johan van Tilburg, hatte im März dieses Jahres unter anderem angekündigt, daß Grundig und der Großaktionär der Fürther, der Philips-Konzern aus den Niederlanden, die Videorekorder-Sparten zusammenlegen und die Fertigung von Nürnberg zu Philips nach Wien verlegen wollten. Damit will das Unternehmen die Strategie fortsetzen, durch Rationalisierung und Verlagerung an kostengünstigere Produktionsstandorte in Europa wettbewerbsfähig zu bleiben.
Zur Person:
UTA WÜRFEL, FDP-Bundestagsabgeordnete, hat die Einführung der in Frankreich bereits verschriebenen Abtreibungspille RU-486 auch für die Bundesrepublik gefordert. Der Illustrierten "Bunte" sagte sie: "Die Pille hat den Vorteil, daß die Frauen sehr schnell einen Schwangerschaftstest machen. Sie müssen sofort handeln, denn die Pille wirkt nur bis zur siebten Woche." Wie Frau Würfel, die maßgeblich am Zustandekommen des vom Bundestag beschlossenen Gruppenantrags zur Fristenregelung beteiligt war, betonte, ist sie überzeugt, daß das Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht bestehen wird. Es sei mit Hilfe von Top-Juristen beraten worden. Auch werde es dem deutschen Verfassungsgericht zu denken geben, daß katholisch geprägte Länder wie Italien und Spanien ein liberaleres Abtreibungsrecht hätten als Deutschland. (dpa)
HARARE, 6. Juli (dpa). Nach 15 Jahren Bürgerkrieg im südostafrikanischen Land Mosambik ist ein Durchbruch zur Beilegung des Konflikts gelungen. Der Führer der Rebellenbewegung Renamo, Afonso Dhlakama, erklärte sich in der botswanischen Hauptstadt Gabarone zum sofortigen Waffenstillstand bereit. Voraussetzung sei jedoch Straffreiheit für die Rebellen, sagte Dhlakama nach einem Gespräch mit dem simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe. An dem Treffen nahm auch Tiny Rowland teil, Chef des britischen Großkonzerns Lonrho, der sich stark in Mosambik und Simbabwe engagiert hat.
Durch den Bürgerkrieg in der früheren portugiesischen Kolonie sind nach Schätzungen rund 500 000 Menschen ums Leben gekommen. In der vergangenen Woche waren die Friedensgespräche zwischen der früher marxistischen Regierung und der einst von Südafrika unterstützten Renamo abgebrochen worden.
Der Olympia-Verzicht von Katrin Krabbe und Grit Breuer sowie der Rücktritt von Silke Möller setzt vorerst einen Schlußpunkt, ist aber wohl noch kein Ende der Affäre. "Wir möchten noch einmal den rein sportlichen Charakter unserer Entscheidung betonen", heißt es in einem Brief der drei Sprinterinnen an das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland.
In einem Begleitschreiben an NOK- Präsident Willi Daume meldete das Athletinnen-Trio dennoch Bedenken an: "Wir wissen aber auch, daß es wieder Menschen geben wird, die diesen Schritt anders bewerten werden." DLV-Sportwart Manfred Steinbach sagte zu dem Entschluß der vor sechs Tagen vom Schiedsgericht des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) vom Verdacht der Doping-Manipulation freigesprochenen Sportlerinnen: "Ich habe für das Nichtteilnehmen ein sportliches Verständnis. Dahinter mag ich keine sportpolitischen Motive vermuten."
Mit der offiziellen Verkündung und Begründung ihrer Absage für Barcelona ließ Katrin Krabbe offen, ob sie den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) auf Schadensersatz verklagen will. "Wir haben mit den Anwälten zusammengesessen. Ich denke, daß nächste Woche ein Ergebnis auf den Tisch kommt", kündigte Krabbe im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF am Samstag abend an.
"Für mich ist das Geld uninteressant. Wichtiger war, daß ich zweimal freigekommen bin. Es geht mir nicht darum, was ich verloren habe", sagte Krabbe, die durch abgesagte Engagements rund 200 000 Mark Verlust zu beklagen habe. "Ich schaue nach vorn, möchte 1993 wieder mit guten Leistungen an den Start gehen."
Möglicherweise werden Katrin Krabbe und Grit Breuer schon beim Weltcup vom 25. bis 27. September in Havanna/Kuba wieder auf die Laufbahn zurückkehren. "Wir wollen uns auf den Weltcup vorbereiten", erklärte 400-m-Vizeweltmeisterin Grit Breuer (Neubrandenburg). Die 28jährige Rostockerin Silke Möller hängt hingegen ihre Spikes an den Nagel: "An erster Stelle muß die Motivation stehen, doch die hat gelitten. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen."
Dagegen war für Grit Breuer, trotz der auch vom IAAF-Schiedsgericht geäußerten Zweifel an der Unschuld der drei Läuferinnen, das Aufhören kein Thema: "Ich habe ein gutes Gefühl." Zugleich stellte sie die Frage: "Wie sollen wir unsere Unschuld beweisen, wenn man denjenigen nicht findet, der es getan hat?"
Bei Katrin Krabbe war die Entscheidung über die Olympia-Absage schon nach ihrem mißratenen Start am 13. Juni in Neubrandenburg gefallen, als sie mit 11,70 Sekunden über 100 m ihr altes Tempo nicht fand. "Da wußte ich, daß es nicht rund läuft." Vom Darmstädter Urteil des DLV-Rechtsausschusses am 5. April bis zum IAAF-Schiedsgerichsprozeß am 28. Juni habe sie "in der Luft gehangen", keinen olympischen Boden unter ihre Füße bekommen. "Wir wollen bei Olympia nicht als Touristen teilnehmen", meinte dazu Trainer Thomas Springstein.
Revanchegelüste an den DLV haben die drei Athletinnen bei ihrer Entscheidung nicht geleitet. "Wenn jedoch unser Entschluß dahingehend ausgelegt werden sollte, daß wir nicht bereit sind, für Deutschland in der Staffel zu starten oder daß wir uns jetzt am DLV rächen wollten, das würde uns wirklich ärgern."
dpa
BADMINTON
LÄNDERSPIEL in Brauweiler: Deutschland - Schottland 3:2.
MEXIKO-STADT, 5. Juli (dpa). Ein Gericht in der mexikanischen Stadt Guadalajara hat drei Polizeioffiziere wegen der Beteiligung an der Entführung des mexikanischen Arztes Humberto Alvarez Machain zu Haftstrafen von jeweils 18 Jahren und neun Monaten verurteilt. Der Arzt war im April 1990 wegen der mutmaßlichen Verwicklung in den Mord an einem US-Drogenfahnder in die USA verschleppt worden. Der Spruch des Obersten US-Gerichtshofs, der vor drei Wochen die Aktion als rechtmäßig bezeichnete, hatte in Lateinamerika eine Welle der Empörung ausgelöst. Das mexikanische Gericht kam nach Zeitungsberichten vom Samstag zur Auffassung, es gebe "hinreichende Beweise", daß die drei mexikanischen Polizisten sowohl an der Entführung wie an der Auslieferung des Arztes an die US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA beteiligt waren. Die Polizisten bestritten die Tat und bezeichneten sich als "Sündenböcke" in der Affäre, die die Beziehungen zwischen Mexiko und den USA belastet hat. Drei weitere Polizisten sollen sich wegen des Vergehens noch auf der Flucht befinden, teilte die mexikanische Justiz mit.
Machain wartet auf seinen Prozeß im US-Bundesstaat Kalifornien. Ihm wird vorgeworfen, einem US-Drogenfahnder in Mexiko Medikamente verabreicht zu haben, damit dieser länger gefoltert werden konnte.
Der Lockruf des Goldes bringt die Leichtathleten auf Trab. Drei Wochen vor Eröffnung der XXV. Olympischen Spiele in Barcelona krönte der Tschechoslowake Jan Zelezny mit dem Speerwurf-Weltrekord von 94,74 m ein Wochenende, an dem Saisonbestleistungen am Fließband aufgestellt wurden. Deutsche Athleten waren nicht beteiligt: Die meisten von ihnen scheuen das Kräftemessen mit der internationalen Elite und haben sich in Trainingslager zurückgezogen.
Die 26 000 Zuschauer feierten den 26 Jahre alten Zelezny enthusiastisch, nachdem er mit seinem letzten Versuch den 59. Weltrekord im altehrwürdigen Bislett-Stadion von Oslo aufgestellt hatte. Der Prager, im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in der Qualifikation gescheitert, legte eine der besten Serien überhaupt hin: Nach einem Fehlversuch folgten 87,38, 90,10, 90,78, 91,24 und der Weltrekord von 94,74 m. "Die Bedingungen und die Atmosphäre waren perfekt", sagte Zelezny nach dem Weltrekord bei dem er nach dem Abwurf auf das Gesicht fiel.
Steve Backley, der die alte Höchstmarke nach dem Verbot aufgerauhter Speer- Oberflächen Ende Januar in Auckland mit 91,46 m aufgestellt hatte, wurde mit 85,06 m Zweiter und befand nach dem Wettkampf: "Was Zelezny hier gezeigt hat, ist unglaublich." Das Duell zwischen dem Tschechoslowaken, der sich Ende 1989 einer schweren Operation an der Wirbelsäule unterziehen mußte, und dem Briten war auch eine Reise in die Vergangenheit: 1990 hatte Backley in Stockholm mit dem damals gültigen Speer mit 89,58 m Weltrekord geworfen, nur zwölf Tage später verbesserte Zelezny diese Marke in Oslo um acht Zentimeter. Bereits 1987 hatte der Olympia-Zweite von Seoul einmal Weltrekord geworfen und damit den Leverkusener Klaus Tafelmeier von der Spitze verdrängt.
Die unglaubliche "Bislett-Atmosphäre" machte wie in jedem Jahr den Läufern Beine. Leidtragender war dabei auch Dieter Baumann, dessen Deutscher Rekord von 13:09,03 Minuten über 5000 m seit Samstag abend nicht mehr Jahresweltbestleistung ist. Der Kenianer Paul Bitok unterbot den Leverkusener Olympia- Zweiten mit 13:08,89 Minuten. Die übrigen Saisonbestleistungen gingen nicht an die nach ihrer Olympia-Qualifikation wenige Tage zuvor etwas "geschlauchten" Kenianer.
Über 10 000 m schlug der Äthiopier Fita Bayissa in 27:14,26 Minuten den Olympia-Favoriten Richard Chelimo (Kenia/27:15,53), über 3000 m Hindernis war der Algerier Azzedine Brahmi mit 8:11,27 Minuten dem Kenianer Matthew Birir, der bisher mit 8:12,20 Saisonbester war, im Spurt überlegen.
Bei den Frauen entriß Inessa Krawets (GUS) mit 14,41 m der Rostockerin Helga Radtke (14,30) die Jahresweltbestleistung im Dreisprung, Doina Melinte lief mit 4:21,80 Minuten die Meile so schnell wie noch keine andere im Olympia-Jahr. Bei der die Oslo-Gala traditionell kurz vor Mitternacht abschließenden "Traummeile" der Männer besiegte David Kibet (Kenia) in 3:52,32 Minuten den algerischen 1500-m-Weltmeister Noureddine Morceli klar.
Zurückgemeldet haben sich auch die Hochsprung-Weltrekordler mit neuen Saisonbestleistungen. In San Marino übertraf die Bulgarin Stefka Kostadinowa mit 2,05 m Weltmeisterin Heike Henkel (Leverkusen) um einen Zentimeter. Beim traditionellen Meeting in Eberstadt stellte der Kubaner Javier Sotomayor mit 2,36 m die Bestleistung des jungen Griechen Labros Papakostas ein. Bester Deutscher war als Dritter mit 2,30 m ausgerechnet der "Oldie" Carlo Thränhardt (Leverkusen), der sich nicht für Olympia qualifizieren konnte.
Einen Tag vor seinem 35. Geburtstag trösteten ihn die Schwaben auf besondere Weise: Sie machten Thränhardt zum Ehrenbürger von Eberstadt. Noch vor Thränhardt sprang der WM-Dritte Hollis Conway aus den USA mit 2,33 auf den zweiten Rang. Die deutschen Olympia- Starter kamen über die Plätze acht und elf nicht hinaus: Der erkrankte Ralf Sonn mit 2,77 und Dietmar Mögenburg mit 2,24.
Ebenfalls am Samstag hat mit Daley Thomson eine der großen, schillernden Figuren der 80er Jahre möglicherweise seine letzte Olympia-Chance verspielt. Der Zehnkampf-Weltrekordler (8847 Punkte) mußte bei einem Mehrkampf in Trondheim nach vier Disziplinen aufgeben. Der Olympiasieger von 1980 und 1984 hatte schon bei der Qualifikation in Birmingham die geforderte Norm von 7850 Punkten verfehlt. Weil ihm der britische Verband bis zum 10. Juli eine Chance einräumt, will er in dieser Woche noch einmal sein Glück herausfordern und versuchen, doch noch die fünfte Olympia-Teilnahme seit 1976 zu schaffen. dpa
KOPENHAGEN (dpa/VWD). Millionenverluste gefährden den zweitgrößten dänischen Versicherer, die Hafnia-Gruppe. An den Miesen seien offenbar der Alleingang eines Mitglieds der Firmenleitung sowie "ungewöhnliche Verträge" schuld, berichten die Medien. Zusammengenommen könnten sich die eingegangenen Verpflichtungen auf 350 Millionen Kronen (fast 91 Millionen Mark) belaufen.
In der vorigen Woche war der Verkauf von Hafnia-Aktien an der Kopenhagener Börse ausgesetzt worden, nachdem eine Kaufverpflichtung für Bankaktien in Höhe von 288 Millionen Kronen bekannt geworden war. Dieses Engagement, das der inzwischen von seinem Amt entbundene Vizedirektor Jesper Hansen eingegangen war, würde Hafnia zwingen, an der Interbank ein überteuertes Aktienpaket von 73 Prozent zu erwerben. Daraus würde dem Unternehmen ein Verlust von knapp 50 Millione Kronen entstehen. Gegen Hansen wird polizeilich ermittelt. Eine geplante Kapitalaufstockung um rund zwei Milliarden schlug vergangene Woche fehl. Laut Vorstandschef Holger Lavesen weist Hafnia eine Eigenkapital- Unterdeckung von 400 Millionen aus.
Vor einigen Monaten hatte Hafnia vergeblich versucht, einen skandinavischen Versicherungskonzern mit der schwedischen Skandia und der norwegischen Uni Storebrand zu schmieden. Auch die versuchte Übernahme des größten dänischen Versicherers, Baltica, scheiterte.
HOCKEY
LÄNDERSPIELE der Frauen in Rüsselsheim, Samstag: Deutschland - Schottland 7:0 (3:0), Sonntag: Deutschland - Schottland 3:1 (3:1).
ANSBACH, 5. Juli (dpa). Das neue Asylverfahrensgesetz wird die meisten Klagen auf Asyl nach Meinung des Präsidenten des größten deutschen Asylzentralgerichts in Ansbach, Lothar Schmitt, nicht wesentlich beschleunigen. Schmitt sagte, 60 Prozent der Fälle seien nach wie vor schwierig zu entscheiden. Es gebe kein Beschleunigungsgebot ohne einen Verlust an Qualität der richterlichen Arbeit. Bei 40 Prozent der Asyl-Klagen sei eine Beschleunigung "unter gewissen Umständen" möglich.
Das Anfang Juni im Bundestag verabschiedete Gesetz zur Verkürzung der Asylverfahren sieht vor, abgelehnte Flüchtlinge schneller als bisher abzuschieben. So ist unter anderem vorgesehen, die Klagefristen auf zwei Wochen zu verkürzen. Ferner soll sich nur noch eine Gerichtsinstanz damit beschäftigen.
Auch mit dem neuen Gesetz wird nach Meinung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) nicht vermieden, daß abgelehnte Asylbewerber in die Illegalität abtauchen. Über elf Prozent der abgelehnten Asylbewerber entziehen sich nach Angaben des Bundesinnenministeriums auf diese Weise der Abschiebung.
BONN, 5. Juli (dpa/Reuter). Maschinen der Bundesluftwaffe beteiligen sich trotz andauernder Kämpfe seit dem Wochenende an der internationalen Luftbrücke für die notleidenden Menschen in Sarajewo. Nachdem ein deutsches Transportflugzeug am Samstag in der umkämpften bosnischen Hauptstadt gelandet war, sollte ein zweites am Sonntag abend eintreffen.
Für die nächsten Tage sind weitere deutsche Hilfsflüge geplant. Die Entscheidung für den Bundeswehreinsatz hatte Außenminister Klaus Kinkel (FDP) zusammen mit Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) in der Nacht zum Samstag getroffen. Für die humanitäre Aktion hatte Kinkel zuvor die Zustimmung der oppositionellen SPD eingeholt.
Zwar liege die Verantwortung allein bei der Bundesregierung, doch angesichts der nicht unerheblichen Gefährdung der eingesetzten Soldaten habe man eine breite Zustimmung gesucht, sagte ein Sprecher. Kinkel sagte in Bonn, die Hilfsflüge würden sofort eingestellt, falls es auf dem Flughafen in Sarajewo wieder zu Kampfhandlungen kommen sollte.
Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Karsten Voigt, begrüßte die Entscheidung und sagte, dieser humanitäre Dienst der Bundeswehr werde über alle Parteigrenzen hinaus hoffentlich von großer Zustimmung getragen werden. Forderungen nach Beteiligung der Bundeswehr an Kampfeinsätzen außerhalb des NATO-Gebiets wies Voigt zurück.
Am Samstag war unter gefährlichen Bedingungen die erste Maschine der Bundeswehr mit Hilfsgütern auf dem weitgehend zerstörten Flugplatz von Sarajewo gelandet. Die Transall des Lufttransportgeschwaders 63 in Hohn bei Rendsburg hatte in Zagreb eine Ladung aus dem Depot der Bundesregierung aufgenommen, das dort im Dezember 1991 eingerichtet worden war. Während der Entladung der deutschen Maschine in Sarajewo schlugen Artilleriegranaten in einiger Entfernung vom Flugfeld ein.
Auf dem Flugplatz von Sarajewo landeten auch stündlich Maschinen aus Rußland, den USA, Großbritannien, Schweden, Italien, Frankreich, Kanada und Norwegen. Seit Freitag seien mehr als 300 Tonnen Hilfsgüter eingetroffen, sagten Offiziere der UN-Friedenstruppe am Sonntag. (Siehe auch Seiten 2 und 3)
Zum dritten Mal hintereinander gewann Ian Woosnam (Wales) die Monte Carlo Open der Golf-Profis. Diesmal schaffte es der Weltranglisten-Vierte mit 261 Schlägen, nach konstanten Runden von 66+65+66+64 bei Par 69, für die er rund 225 000 Mark der insgesamt 1,35 Millionen Mark Preisgelder kassierte. Gemeinsam zweite mit 263 Schlägen wurden der Schwede Johan Rystrom (70+64+69+60) und Mark McNulty aus Zimbabwe (67+67+66+63).
POTSDAM, 5. Juli (dpa). Im Streit der brandenburgischen Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 um den Zwischenbericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) von Stasi-Vorwürfen weitgehend entlastet, scheint sich eine Lösung anzubahnen. Die SPD wolle die Verabschiedung des Berichts rückgängig machen, sagte Landesvorsitzender Steffen Reiche am Sonntag. Dazu gebe es im Landesvorstand "ernsthafte Überlegungen". Über die Änderungsanträge des Bündnis 90 zu dem Bericht solle nach der Sommerpause diskutiert werden.
Reiche sagte, nach den Parlamentsferien Ende August könne die Beweisaufnahme fortgesetzt werden. Im Oktober solle mit der Erarbeitung eines vorläufigen Schlußberichtes begonnen werden. Reiche: "Wir brauchen den Zwischenbericht nicht mehr."
Die Verabschiedung des Berichts ohne Diskussion mit den Stimmen von SPD und FDP hatte Mitte Juni zum Auszug des Bündnis 90 aus dem Untersuchungsausschuß geführt.
FRANKFURT A. M., 5. Juli (dpa/Reuter/FR). Die Situation auf Frankreichs Straßen wird immer chaotischer, und auch der Verkehr in den Nachbarländern wird beeinträchtigt. Den Straßenblockaden der Fernfahrer schlossen sich am Wochenende protestierende Bauern an, die bis Sonntag abend die wichtige Bahnstrecke Paris-Lyon-Marseille lahmlegten.
Die Lkw-Fahrer protestieren seit knapp einer Woche gegen die Einführung eines Strafpunktesystem nach dem Muster des Flensburger Registers. Wegen der Blockaden verschoben Millionen Franzosen den Aufbruch in die Ferien.
Bauern besetzen am Samstag und Sonntag an mehreren Punkten die Bahn- Strecke Paris-Marseille. Mehrmals wurde Polizei eingesetzt, mehrmals errichteten die Bauern - unter ihnen viele Obstbauern - an anderen Bahnhöfen neue Blockaden. Ihre Motive waren unterschiedlich: Protest gegen die EG-Agrarreform, Verärgerung über die Fernfahrer-Blockaden, durch die der Transport ihrer Früchte behindert wird, aber auch vereinzelt Solidarisierung mit den Fernfahrern.
Mehr als 10 000 Reisende saßen fest, weil keine Züge von Lyon in Richtung Süden und umgekehrt mehr fahren konnten. Viele Touristen mußten die Nacht auf Bahnhöfen verbringen. Am Sonntag abend beendeten die Bauern ihre Blockaden. Sie folgten damit einem Appell von Landwirtschaftsminister Luis Mermaz. Bereits im Lauf des späten Abends sollten wieder erste Züge fahren, meldete der französische Rundfunk.
Die Bundesbahn teilte am Sonntag mit, der Schnellzug D 1273 von Köln nach Port Bou an der südfranzösisch-spanischen Grenze falle vorerst aus. Gleiches gelte für den Schnellzug D 1173 von Frankfurt nach Port Bou.
Auch von den Straßenblockaden waren vor allem die Wege ans Mittelmeer betroffen, insbesondere die Autobahn Paris-Lyon-Marseille. Darunter litten auch Autofahrer aus der Schweiz sowie Durchreisende nach Spanien.
In Madrid hieß es, über 500 spanische Transporter mit frischem Obst und Gemüse steckten in den Staus auf Frankreichs Autobahnen, die Fahrer drohten mit Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre französischen Kollegen. Für den in Spanien bei SEAT produzierten "Polo" wurden Autoteile aus der Bundesrepublik eingeflogen. (Siehe auch Seite 3)
PITTSBURGH, 5. Juli (dpa). Einem 35jährigen US-Amerikaner, dem vor einer Woche als erstem Menschen die Leber eines Pavians eingepflanzt wurde, geht es besser. Ärzte des Hospitals in Pittsburgh berichteten am Wochenende, der Gesundheitszustand des Patienten mache so gute Fortschritte wie bei einem Patienten, der eine menschliche Leber erhalten habe.
Die Ärzte beschrieben seinen Zustand am Sonntag als ernst, nachdem er zuvor noch als kritisch eingestuft worden war. "Klinisch gesehen, sieht er sehr gut aus, und sein Zustand ist stabil", sagte John Fung, der operiert hatte.
Mit seinem Erfolg im Canadier-Einer holte Weltmeister Martin Lang (Saar) den dritten Sieg für die deutschen Kanuten beim internationalen Kanuslalom in Augsburg. Jochen Lettman vom KC Gladbeck hatte sich zuvor im Kajak-Einer durchgesetzt, außerdem holten die Augsburgerinnen Eva Roth und Elisabeth Micheler zusammen mit der dritten deutschen Olympia-Teilnehmerin, Kordula Striepecke (Erfurt), im Kajak-Einer einen dreifachen Sieg.
Obwohl in Augsburg Sportler aus 23 Nationen am Start waren, hatten einige der Besten nicht gemeldet, um nicht so kurz vor den Olympischen Spielen alle Karten aufdecken zu müssen. Im Canadier-Einer der Männer war die Konkurrenz allerdings groß. Nach seinem verpatzten ersten Lauf wollte es Martin Lang wissen. Er überflügelte auf dem von Bundestrainer Günther Brümmer (Hamburg) ausgesteckten schwierigen Kurs mit 158,98 Sekunden (fünf Fehler) den Briten Gareth Marriott (166,38) und den slowakischen Juniorenweltmeister Danko Herceg (167,87). dpa
KANU
Frauen, Kajak-Einer: 1. Roth (Augsburg) 175,43 Sek./0 Fehler, 2. Micheler (Schwa. Augsburg) 178,32/0, 3. Striepecke (Erfurt) 183,44/0, 4. Hirt (Augsburg) 188,10/0, 5. Radermacher (Aachen) 188,70/0, 6. Heather (Großbritannien) 189,16/5, 7. Bartelmann (Augsburg) 192,88/0, 8. Großmanova (CSFR) 209,03/10.
Canadier-Einer: 1. Lang (Saar) 158,98 Sek./5 Fehler, 2. Marriott (Großbritannien) 166,38/10, 3. Herceg (Kroatien) 167,87/0, 4. Kaufmann (Augsburg) 173,45/5, 5. Husek (Augsburg) 175,20/0, 6. Ehrenberg (Braunschweig) 179,0/5, 7. Urban (CSFR) 179,53/5, 8. Skaranc (CSFR) 183,56/0, 14. Dötsch (Augsburg) 191,72/10.
Im Transferstreit zwischen den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen und Eintracht Frankfurt um den CSFR-Auswahlspieler Marek Penksa (22) von Dukla Banik Bystrica wurde für Donnerstag eine Schlichtungsverhandlung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) anberaumt. Der Mittelfeldspieler hatte bei beiden Vereinen Verträge unterschrieben.
Die ursprünglich 18 Namen umfassende Vorschlagsliste für die Präsidiums- Wahlen beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg ist auf drei Kandidaten geschrumpft. Um die Nachfolge von Präsident Sven Oberhof bewirbt sich bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstag nur noch der 45jährige Baustoff-Großhändler Gerhard Voack.
HAMBURG, 5. Juli (dpa). Aufatmen im Norden: Nach über 50 Tagen Trockenheit kam am Wochenende der heißersehnte große Regen. Begleitet von schweren Gewittern stürzten wahre Wassermassen zur Erde. In Brandenburg fielen bis zu 50 Liter Regen pro Quadratmeter, bei Schleswig registrierten die Meteorologen 30 Liter pro Quadratmeter. Bei Rostock waren es mit 20 Litern an diesem Wochenende fast ein Drittel der monatlichen Niederschlagsmenge. Für die Landwirtschaft kam der große Regen jedoch zu spät, die ausgedörrten Böden profitierten nicht von den Wassermengen, da sie schnell abflossen.
In Berlin, wo das Tief "Felicitas" 57 Liter Regen pro Quadratmeter über der Stadt ausschüttete, wurde für die Feuerwehr am Sonntag der Ausnahmezustand ausgerufen: Viele Straßen waren überflutet oder unterspült, Hunderte von Kellern mußten ausgepumpt werden.
Das Tief, das den Norddeutschen den seit Wochen erhofften großen Regen bescherte, wird nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach das Wetter nur noch am Montag bestimmen.
Edgar Dören (Wuppertal) gewann auf einem Porsche Carrera RS den fünften Lauf zum Deutschen Langstreckenpokal auf dem Nürburgring. Nach 23 Runden über 548,32 km hatte Dören in 3:22:18,01 Stunden 17,82 Sekunden Vorsprung auf Volker Strycek/Paul Hulverscheid (Bochum/Halver) auf Opel Omega. In der Gesamtwertung führt Karl-Heinz Wlazik (Bottrop/Porsche), der Vierter wurde.
Reiner Calmund, Manager des Fußball- Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen, plädiert für durchnumerierte Trikots mit Spielernamen auf den Rücken in den beiden deutschen Profiklassen. Diesen Vorschlag nach dem Muster internationaler Turniere will der Leverkusener bei der Manager-Tagung im August in Frankfurt einbringen. "Diese Maßnahmen würden allen Beteiligten die Aufgaben erleichtern."Baltic Match-Race Conner ließ Cayard auf der Förde nicht vorbei
US-Segelidol Dennis Conner hat beim mit 140 000 Mark dotierten Baltic Match- Race vor Kiel seine Kasse aufgebessert. Der dreimalige America's Cup-Sieger feierte im Finale am Sonntag einen klaren Erfolg über den diesjährigen America's Cup-Finalisten Paul Cayard (Italien) und sicherte sich die Siegprämie von 60 000 Mark.
Das Rennen um Platz 3 verlor der Kieler Jörg Diesch, 1976 Olympiasieger im Flying Dutchman, auf der Innenförde gegen Vorjahrssieger Peter Gilmour (Australien) mit 0:2. Diesch blieb vor 4000 Zuschauern in der ersten Wettfahrt mit seiner Yacht in der Ankerkette des Startschiffs hängen und verlor wertvolle Sekunden. Der Arzt durfte sich mit 7500 Mark trösten.
"Einfach Pech", meinte Diesch nach dem "schwarzen Sonntag". Bereits im Halbfinale wurde sein Vetter Eckhard Diesch von einem herumschwenkenden Baum am Kopf getroffen, hatte eine blutende Platzwunde erlitten. Nach der Schrecksekunde war die Diesch-Crew auf der Innenförde gegen Conner chancenlos. Cayard hatte in den Rennen auf baugleichen Dehler-Yachten Gilmour ausgeschaltet.
Sieger Conner baute vor Kiel auf eine neue Crew: Er hatte sich mit dem 30jährigen Kevin Mahaney den derzeit besten amerikanischen Soling-Steuermann und dessen Vorschoter, Doug Kern und Kevin Brady, an Bord geholt. "Er hat immer noch eine goldene Hand", lobte Millionärs-Sohn Mahaney den 48jährigen "Altmeister". Auch Conner war begeistert: "Diese Mannschaft ist wie für das Match- Race geschaffen. Ich glaube, die holen in Barcelona Gold."
Mahaney, der vor der spanischen Küste Olympiasieger Jochen Schümann (Harrislee) entzaubern will, ist nun der heiße Favorit im Drei-Mann-Kielboot. Auch bei den Olympischen Spielen werden die Medaillen im Soling erstmals nach neuem Modus - im Kampf Boot gegen Boot - vergeben. Schümann scheiterte auf der Innenförde genauso wie Markus Wieser (Olching) und der Hamburger Achim Griese, 1984 Olympia- Zweiter im Starboot, schon in der ersten Runde. dpa
Der verletzte brasilianische Formel-1- Pilot Christian Fittipaldi konnte am Sonntag das Krankenhaus wieder verlassen. Fittipaldi hatte sich am Samstag im Training zum Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours bei einem Unfall mit seinem Minardi-Lamborghini den fünften Halswirbel gebrochen und wurde in die Klinik von Nevers gebracht.
Die deutschen Reiter waren drei Wochen vor Olympia die großen Sieger des CHIO-Turniers in der Aachener Soers: Die Dressur-Equipe mit Nicole Uphoff, Isabell Werth, Monica Theodorescu und Klaus Balkenhol wird in Barcelona nicht zu schlagen sein. Und auch die deutschen Springreiter, die im Preis der Nationen mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,25 Zeitfehlerpunkten über Großbritannien und Weltmeister Frankreich triumphierten, wollen und können ihr in Seoul gewonnenes Gold in Barcelona erfolgreich verteidigen.
Nur im abschließenden mit 302 500 Mark dotierten Großen Preis von Aachen hatten die Gastgeber das Nachsehen: Vor 45 000 Zuschauern hatte der 34jährige Mannschafts-Europameister Jos Lansink (Niederlande) mit dem 10jährigen belgischen Fuchswallach Egano die besseren Nerven, blieb im Stechen fehlerfrei und verwies den gleichaltrigen Briten Nick Skelton mit der 13jährigen Hannoveraner Stute Dollar Girl mit drei Abwürfen auf den Ehrenplatz.
Lansink kassierte 70 000 Mark, Skelton, der den Großen Preis schon dreimal gewonnen hatte, bekam auch noch stattliche 54 000 Mark. Abonnementssieger Franke Sloothaak wurde mit Walzerkönig zwar "nur" Fünfter, aber die Deutschen waren trotzdem als Team stark: Ludger Beerbaum und Sören von Rönne wurden Achter und Neunter.
Der erste deutsche Nationen-Preis-Sieg seit 1986 im eigenen Land wurde genauso stürmisch gefeiert wie Mannschafts-Olympiasieger Franke Sloothaak (Mühlen/Oldenburg), der am Samstag das Kunststück fertigbrachte, mit drei verschiedenen Pferden drei Prüfungen zu gewinnen und im Mächtigkeitsspringen noch einmal 12 000 Mark zu kassieren. Bereits am Donnerstag hatte der dreimalige Deutsche Meister Sloothaak den Preis von Nordrhein-Westfalen gewonnen und dabei 17 000 Mark eingestrichen. Auch am Sonntag im Großen Preis war Franke Sloothaak wiederum bester Deutscher, placierte sich als Fünfter und strich noch einmal 20 000 Mark ein.
In einer Woche wird eine internationale Jury endgültig über den französischen "Dopingsünder" Eric Navet entscheiden: Alles spricht dafür, daß dem Franzosen dann unwiderruflich der im vorigen Jahr in La Baule gewonnene Titel aberkannt und Sloothaak nachträglich zum Europameister erklärt wird. dpa
Die Box-Bundesliga ist mit sechs Vereinen wieder komplett. Sie startet am 14./15. November mit Aufsteiger SV Halle, der nach seiner Meldung nachträglich aufgenommen worden ist. Das hat Vizepräsident Heinz Birkle vom Deutschen Amateur-Box-Verband (DABV) am Sonntag nach Ablauf der Meldefrist in Karlsruhe offiziell bestätigt.
Zweitliga-Gruppensieger SV Halle wird seine Staffel in den unteren Gewichtsklassen wahrscheinlich durch ausländische Gastboxer verstärken. Ansonsten vertraut der Verein seiner eigenen jungen Staffel. Der Neuling erwartet zum Auftakt den DDR-Rekordmeister und ersten gesamtdeutschen Titelträger Schweriner SC. Titelverteidiger Boxring Brandenburg muß nach dem am Sonntag bekanntgewordenen Terminplan am ersten Kampftag (14./15. November) bei Altmeister Bayer 04 Leverkusen antreten, Sparta Flensburg erwartet Vizemeister TSC Boxring Berlin.
Der sechste Platz war nach dem Ausschluß von CSC Frankfurt/Main und dem Verzicht von BSK 27 Ahlen frei geworden. Die Frankfurter, die wegen ihres Berliner Kampfabbruchs vom DABV- Sportgericht ausgesperrt worden sind, machen in der 2. Bundesliga weiter. dpa
MOTORSPORT
DEUTSCHE MOTORRAD-MEISTERSCHAFT in Most/CSFR, Klasse bis 125 ccm: 1. Kurfiss (Pforzheim) Schuh-Honda 26:39,44 Minuten (Schnitt: 130,707 km/std), 2. Waibel (Plüderhausen) Honda 26:39,74, 3. Dünki (Schweiz) Honda 26:47,18, 4. Fischer (Tachterting) Cobas-Rotax 26:51,36, 5. Helten (Österreich) Rotax 26:54,45, 6. Richter (Hohenstein) Honda 26:54,99. - Stand nach vier Rennen: 1. Kurfiss 74 Punkte, 2. Waibel 69, 3. Schaden (Rosenberg) Honda und Kohlinger (Ettlingen) Honda je 39.
Klasse bis 250 ccm: 1. Schulten (Bottrop) Dreier-Rotax 25:07,66 Minuten (Schnitt: 138,664 km/std), 2. Kassner (Karlsfeld) Aprilia 25:19,61, 3. Wimmer (München) Aprilia 25:19,97, 4. Seel (Alzenau) Yamaha 25:20,21, 5. Bischoff (Heppenheim) Aprilia 25:22,44, 6. Bähr (Sandhausen) Honda 25:35,52. - Stand nach drei Rennen: 1. Kassner 54 Punkte, 2. Bischoff 46, 3. Bähr 37.
Klasse bis 500 ccm: 1. Rudroff (Übersee) Harris-Yamaha 26:43,78 Minuten (Schnitt 130,355 km/std), 2. Erhardt (Hammer) Honda 27:20,54, 3. Nothelfer (Ellhofen) GHN 27:23,97, 4. Schütz (Petersberg) Honda 27:24,41, 5. Anger (Altenmarkt) Honda 27:38,46, 6. Starz (Aalen) Suzuki 27:52,63. - Stand nach drei Rennen: 1. Erhardt 51 Punkte, 2. Nothelfer 46, 3. Schütz 39.
TRIATHLON
EUROPAMEISTERSCHAFT über die Kurzdistanz in Lommel/Belgien, 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen, Männer: 1. Smith (Großbritannien) 1:48:37 Std., 2. Lessing (Großbritannien) 1:49:05, 3. Cook (Großbritannien) 1:49:15, 4. Rampteau (Frankreich) 1:49:37, 5. Müller (Hanau) 1:49:51, 6. Hellriegel (Bretten) 1:50:03, 7. van Lierde (Belgien) 1:50:16, 8. Eggert (Pinneberg) 1:50:48, 9. Lorenz (Bretten) 1:50:51, 10. Simmons (Belgien) 1:50:58, ... 19. Graf (Hanau) 1:53:29, 20. Knoll (Roth) 1:53:49.
Frauen: 1. Krolik (Rheydt) 2:02:47 Std., 2. Larsen (Dänemark) 2:03:43, 3. Schäfer (Riederau) 2:04:08, 4. Davies (Spanien) 2:04:38, 5. Mouthon (Frankreich) 2:04:47, 6. Pederson (Dänemark) 2:05:07, 7. de Ruysscher (Belgien) 2:05:55, 8. Nielsen (Dänemark) 2:06:07, 9. Lilienfein (Kulmbach) 2:06:16, 10. Delemer (Frankreich) 2:08:07, 11. Mortier (Hanau) 2:08:26, ... 14. Scheithauer (Hanau) 2:09:10.
Andre Agassi hat mit dem Gewinn des bedeutendsten Tennis-Turniers sein Verlierer-Image abgestreift und sich als wahrhaft "weißer Riese" entpuppt. Der 22jährige US-Amerikaner krönte am Sonntag im Finale der 106. All England Championships in Wimbledon zwei brillante Turnierwochen mit einem 6:7 (8:10), 6:4, 6:4, 1:6, 6:4-Triumph über den Großmeister des Aufschlags, Goran Ivanisevic aus Kroatien.
Vor 13 200 begeisterten Zuschauern gelang es dem von der Baseballmütze bis zum Schnürsenkel in stralendes Weiß gekleideten Weltranglisten-14. erstmals nach drei vergeblichen Anläufen, im Endspiel eines Grand Slam-Turniers über seinen Schatten zu springen. Zudem widerlegte er mit dem nach 2:50 Stunden Spielzeit sichergestellten Erfolg eindrucksvoll die These, daß Grundlinienspieler auf dem schnellen Rasen von Wimbledon nicht bestehen können.
Für den im Viertelfinale gegen Agassi gestrauchelten dreimaligen Titelträger Boris Becker dürfte es am Ende ein kleiner Trost gewesen sein, daß wenigstens sein Bezwinger sich nun sein "Wohnzimmer" zu eigen gemacht hat. Der zuletzt in der Weltrangliste auf Platz 14 abgerutschte Agassi meldete sich mit diesem Überraschungs-Coup wieder in der Tennis-Elite zurück, holte erstmals nach John McEnroes drittem Triumph 1984 den Wimbledon-Titel wieder in die USA und kassierte umgerechnet 795 000 Mark. Für den Weltranglisten-Achten Ivanisevicgab es immerhin noch die Hälfte dieser Summe.
Ivanisevic gegen Agassi - das wurde zum dramatischen Kampf der Tennis- Systeme. Der Weltranglisten-Achte aus Kroatien, der im Halbfinale den Stich-Bezwinger Pete Sampras (USA) in vier Sätzen ausgeschaltet hatte, avancierte mit der Grand Slam-Rekordmarke von über 200 Assen während des Turniers zum "Wimbledonsieger des Aufschlages". Doch Agassi bewies nicht nur bei seinem Fünfsatz-Erfolg über Boris Becker im Viertelfinale, sondern auch bei der 6:4, 6:2, 6:3-Lektion im Halbfinale gegen McEnroe, daß er ein Meister des Returns ist.
Aufschläger gegen Rückschläger - unter diesem Vorzeichen entwickelte sich das qualitativ hochstehende, äußerst spannende Endspiel dann auch. Von Beginn gab es hart umkämpfte Ballwechsel, der Amerikaner erarbeitete sich immer wieder Break-Chancen, aus denen sich Ivanisevic aber ein ums andere Mal mit eisernen Nerven retten konnte. Im Tie-Break verschaffte sich der von Bekkers früherem Coach Bob Brett (Australien) und Beckers Manager Ion Tiriac betreute Kroate mit dem Satzgewinn den ersten Vorteil.
Doch unter dem Jubel der Zuschauer war Agassi mit seinem Latein noch lange nicht am Ende. In den beiden nächsten Durchgängen nahm er Ivanisevic jeweils im ersten Spiel den Aufschlag ab. John McEnroes Vermutung - "Wenn einer Ivanisevic breaken kann, dann Andre" - bewahrheitete sich.
Doch Ivanisevic, der den Titel seinem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Land widmen wollte, konnte kontern - und wie. Im vierten Satz zog er mit einem Break zum 2:0 davon und gewann 6:1. Der fünfte Satz stand lange auf des Messers Schneide.
Beim Stand von 4:5 leitete ausgerechnet ein Doppelfehler Ivanisevics Niederlage ein. Gleich den ersten Matchball setzte er mit einer Rückhand ins Netz. Agassi ließ sich zu Boden fallen und genoß auf dem Rasen die ersten Sekunden als Wimbledonsieger. dpa
Mit einer Riesenüberraschung endete der 9. Cannstatter Springer-Cup in Stuttgart am Sonntag. Mike Conley (USA), der in seiner Spezialdisziplin Dreisprung schon dreimal den Cup gewonnen hatte, setzte sich im Weitsprung durch. Conley sprang bei seinem letzten Versuch auf 8,12 m und damit an die Spitze, nachdem er bis dahin mit 8,04 an zweiter Stelle gelegen hatte. Sein Landsmann Roland McGhee kam mit 8,06 m auf Platz zwei. Hallen-Europameister Dimitrii Bagrianow (GUS) verpaßte als Dritter mit 7,99 m nur knapp die Acht-Meter-Marke.
Keine Rolle spielten die deutschen Weitspringer. Dietmar Haaf (Kornwestheim), der siebenmalige Deutsche Meister, mußte mit für ihn indiskutablen 7,63 m nach technischen Schwächen mit dem siebten Rang zufrieden sein. Nur einen Platz besser war der Hallen-Vizeeuropameister Konstantin Krause (Wattenscheid) mit 7,66 m.
Seine Weltklasse zeigte Leonid Woloschin (GUS) im Dreisprung mit drei Versuchen über 17 m und der Siegesweite von 17,24 m. Er schlug dabei Charlie Simkins, den Sieger der USA-Olympiaausscheidung, der nur schwer in Schwung kam und erst im sechsten Versuch mit 17,08 m noch auf den zweiten Platz vorstieß. Brian Wellmann (Bermuda) wurde Dritter (16,78 m). dpa
Der Australier Danny Clark sicherte sich am Sonntag den Sieg auf der dritten Etappe der Internationalen Radrundfahrt in Siegen. Der Routinier vom fünften Kontinent gewann das über 80 Kilometer führende Rundstreckenrennen im Spurt in 1:36,16 Stunden vor den zeitgleichen Verfolgern Christian Henn (Heidelberg), Joakim Halupzok (Polen), Michael Haase (Ruhpolding), Roland Günther (Zwingenberg) und Carsten Wolf (Berlin). Im Gesamtklassement führt Halupzok nach drei Etappen mit 18 Punkten vor Henn und Wolf (je 17).
Die spanischen Radrennfahrer trugen sich am Sonntag in Forst erstmals in die Siegerliste des Internationalen Olympiapreises ein, der zum 30. Mal ausgetragen wurde. Der Vierer gewann das 100- km-Straßen-Mannschaftsfahren in der ausgezeichneten Zeit von 2:00:13,5 Stunden. Das Team verwies die deutsche Equipe mit 35 Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz. Trainer Wolfram Lindner bescheinigte seinen Aktiven Uwe Berndt, Thomas Liese, Tobias Steinhauser und Jens Voigt eine ordentliche Leistung.Cessna bei Rundflug abgestürzt
DIEMELSTADT, 6. Juli (dpa). Bei einem Rundflug ist eine einmotorige Cessna am Sonntag nachmittag in der Nähe der nordhessischen Gemeinde Diemelstadt-Dehausen abgestürzt. Der Pilot und sein Begleiter starben in den Trümmern der Maschine. Die Unglücksursache ist nach Angaben der Polizei in Arolsen noch unbekannt. Ein Augenzeuge habe beobachtet, wie das Kleinflugzeug ins Trudeln geriet und in ein Waldstück abstürzte, berichtete der Polizeisprecher. Die Maschine war nach den ersten Ermittlungen auf dem Flugplatz Kassel-Calden zu einem privaten Rundflug gestartet. Der Pilot stammt aus Kassel, die Identität seines Mitfliegers steht noch nicht fest.
Mit einem Eklat endete am Sonntag in Lünen das Nationen-Turnier der Wasserballer. Bei der Abschluß-Pressekonferenz erklärten die drei Spieler von Waspo Hannover-Linden Dirk Schütze, Lars Tomanek und Wolfgang Vogt ihren Olympia-Verzicht. Sie gehörten zum Kreis von 13 Spielern, die Bundestrainer Karl-Heinz Scholten (Duisburg) zuvor für Barcelona benannt hatte. Scholten hatte dabei den Hannoveraner Michael Meyer und den Berliner Carsten Kusch aus dem 15köpfigen Kader gestrichen. Tomanek und Kusch hatten Streit wegen eines angeblichen Daumenbißes des Hannoveraners während des DM-Finales. dpa/FR
AMERICAN FOOTBALL
BUNDESLIGA, Gruppe Süd: Darmstadt Diamonds - Noris Rams 14:13, Bad Homburg Falken - Kempten Comets 24:7, Munich Cowboys - Badener Greifs 46:7, Stuttgart Scorpions - Regensburg Royals 30:32.
BUNDESLIGA, Gruppe Nord: Monheim Sharks - Cologne Crocodiles 11:21, Berlin Rebels - Cologne Bears 24:10, Dortmund Giants - Düsseldorf Panther 8:43.
Wirtschaftsgipfel Finanzhilfe für GUS gesucht
MÜNCHEN, 6. Juli (dpa/AFP). Die politischen Führer der sieben wichtigsten Industriestaaten treffen heute in München zum 18. Wirtschaftsgipfel zusammen. Dabei soll es vor allem um Finanzhilfe für Rußland, Maßnahmen für mehr Sicherheit in den Atomkraftwerken des früheren Ostblocks und um die Belebung der schwachen Weltkonjunktur gehen. Ein weiteres Thema sind die festgefahrenen Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels (GATT).
Vom Gipfel werden Entscheidungen über die Freigabe einer ersten Tranche aus einem Hilfspaket für Rußland von umgerechnet insgesamt 36 Milliarden Mark erwartet. Rußlands Präsident Boris Jelzin fordert auch eine Stundung der Schulden der Ex-UdSSR um mindestens zwei Jahre. Ungewiß ist, ob die Teilnehmer sich zu einer möglichen Erweiterung der sogenannten G-7 um Moskau und zum Verlangen Japans nach Rückgabe der nach 1945 von der Sowjetunion besetzten Kurilen-Inseln äußern werden.
Die finanzpolitische Sprecherin der SPD, Ingrid Matthäus-Maier, forderte im Hinblick auf den Münchner Gipfel, die Devisenreserven Rußlands im Ausland aufzudecken. Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten sei gar nicht so arm, wie oft getan werde, sagte sie dem Kölner "Express". Zur Zeit solle Rußland mehr als 30 Milliarden Mark im Westen "geparkt" haben. Im Gespräch mit Boris Jelzin müsse eine Lösung gefunden werden, dieses Geld in der GUS zu investieren. Gäste von Bundeskanzler Helmut Kohl sind die Präsidenten George Bush (USA) und François Mitterrand (Frankreich) sowie die Regierungschefs John Major (Großbritannien), Giuliano Amato (Italien), Kiichi Miyazawa (Japan), Brian Mulroney (Kanada) und EG-Kommissionspräsident Jacques Delors.
BERLIN, 5. Juli (AFP). Erich Honecker will die chilenische Botschaft in Moskau offenbar nun doch verlassen, jedoch nicht in Richtung Deutschland. Das sagten Margot Honecker und Rußlands Vizepräsident Alexej Ruzkoj der Berliner "Sonntagspost". "Wir haben gültige Pässe. Aus welchem Land, sage ich nicht", erklärte Margot Honecker der Zeitung. An eine Abschiebung des früheren DDR-Staatschefs wird Ruzkoj zufolge nicht gedacht.
Der chilenische Präsident Patricio Aylwin sagte in Santiago de Chile, der Fall Honecker werde "in Kürze gelöst" sein. In der chilenischen Hauptstadt kursieren seit Tagen Gerüchte, wonach Honecker die Botschaft in Moskau vor dem 15. Juli verlassen wird. Bisher wurden sie amtlich nicht bestätigt. Als Reiseziel wurde Nord-Korea genannt.
Honecker hatte am 11. Dezember 1991 Zuflucht in der chilenischen Botschaft in Moskau gesucht, um einer Ausweisung durch die russischen Behörden zu entgehen. In Deutschland liegen mehrere Haftbefehle gegen den ehemaligen Staats- und Parteichef vor, unter anderem wegen seiner Verantwortung für die Todesschüsse an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
BONN, 7. Juli (AFP). Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Horst Günther (CDU), hat ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) scharf kritisiert, das Arbeitgeber zur Lohnfortzahlung auch bei berechtigten Zweifeln an der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verpflichtet. Im vorliegenden Fall seien diese Zweifel an einer im Ausland ausgestellten Bescheinigung "besonders gravierend und offensichtlich" gewesen, teilte Günther in Bonn mit. Jahr für Jahr sei bei vier Familienmitgliedern eine mehrwöchige Krankheit zum Teil gleichzeitig aufgetreten, und das immer während eines gemeinsamen Urlaubs.
"Dieses Urteil, das den Arbeitgeber zur Lohnfortzahlung in jedem Fall verpflichtet, ist weltfremd, praxisfern und kann dem Mißbrauch Tür und Tor öffnen", monierte Günther. Auch wenn Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aus den EG- Staaten anerkannt werden sollten, dürfe es keinen "Quasi-Automatismus" geben.
COLOMBO, 5. Juli (AFP). Bei einem Großangriff der srilankischen Regierungstruppen auf Stellungen tamilischer Rebellen im Norden des Landes sollen mindestens 100 Rebellen getötet worden sein, berichtete das Militär am Sonntag. Die srilankische Luftwaffe habe am Samstag drei Fahrzeuge der tamilischen Rebellenbewegung "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) bombardiert. Unterdessen hätten Regierungssoldaten mit Hubschraubern in einer Lagune der Jaffna-Halbinsel landen können.
Nach diesem Luft- und Bodenangriff sei die Opferzahl auf Rebellenseite bei Kämpfen in der vergangenen Woche auf rund 610 Tote gestiegen, sagte ein Militärsprecher. Auf Armeeseite seien 35 Soldaten getötet und mindestens 200 weitere verwundet worden. Von den Rebellen lagen noch keine Angaben vor.
Die LTTE kämpft für einen unabhängigen Staat im Nordosten Sri Lankas, wo rund zwei Millionen Tamilen leben.
TOKIO, 5. Juli (AFP). Nordkorea soll den USA offiziell mitgeteilt haben, daß es eine fortdauernde Stationierung von US- Truppen in Südkorea akzeptieren wird. Dies berichtete am Sonntag die größte japanische Tageszeitung "Mainichi" unter Berufung auf US-Regierungskreise.
Diesen Angaben zufolge fordert Nordkorea nicht mehr den sofortigen Abzug der US-Streitkräfte aus dem nicht-kommunistischen Südteil Koreas, sondern will einem schrittweisen Abzug der Truppen nach einer Wiedervereinigung beider Landesteile zustimmen. Diese neue Position Pjöngjangs habe der Sekretär für internationale Angelegenheiten der Nord-Koreanischen Arbeiter-Partei, Kim Yong Sun, dem US-Staatssekretär Arnold Kanter im Januar bei einem Treffen in New York mitgeteilt. Schon die Zusammenkunft in New York sei in den Beziehungen beider Länder ohne Beispiel, hieß es bei "Mainichi".
PARIS, 5. Juli (AFP). Zwei bereits unter Anklage stehende führende Verantwortliche des Vichy-Regimes sind jetzt wegen weiterer Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die sie zwischen 1942 und 1944 begangen haben sollen, angeklagt worden. Wie am Sonntag aus Justizkreisen verlautete, wurden der ehemalige Polizeichef der Vichy-Regierung, Rene Bousquet, und Maurice Papon, ehemals Generalsekretär der Präfektur in Bordeaux, vom Berufungsgericht in Bordeaux angeklagt. Gegen Bousquet und Papon, die beide 82 Jahre alt und auf freiem Fuß sind, liegen bereits frühere Anklagen wegen gleicher Verbrechen vor. Neue Ermittlungen wurden aufgenommen, nachdem mehrere Hinterbliebene von Deportierten 1990 17 weitere Klagen gegen sie erhoben hatten.
Papon, der von 1978 bis 1981 Finanzminister im Kabinett Raymond Barre war, wird für die Deportation von 1690 Juden aus dem Raum Bordeaux verantwortlich gemacht. Gegen ihn und Bousquet wird seit 1981 ermittelt.
KAIRO, 5. Juli (AFP). Die ägpytische Polizei hat am Samstag in Kenah in Oberägypten 67 moslemische Fundamentalisten festgenommen und eine große Zahl Waffen nebst Munition beschlagnahmt, berichtete die Presse des Landes am Sonntag. Die Festgenommenen werden beschuldigt, in mehreren Fällen Hochzeitsgäste überfallen zu haben. Die Fundamentalisten lehnen es ab, daß auf moslemischen Hochzeitsfeiern Musik gespielt und getanzt wird. Aus Protest dagegen überfielen wiederholt mit Ketten und Molotowcocktails bewaffnete Extremisten-Gruppen Hochzeitsgäste.
BELFAST, 6. Juli (AFP/Reuter). Ein 35jähriger Katholik ist am Sonntag in der nordirischen Stadt Belfast bei einem Zusammenstoß zwischen Katholiken und Protestanten zu Tode geprügelt worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden acht Protestanten festgenommen. Zuvor hatten sich an der Grenze eines katholischen und eines protestantischen Viertels etwa 40 Personen mit Knüppeln, Holzbrettern und Steinen bekämpft.
Wenige Stunden später wurde in Belfast ein Katholik angeschossen und schwer verletzt. Die Polizei teilte am Montag mit, der 62jährige Mann sei am Vorabend vor einem Restaurant von Schüssen getroffen worden, die der Attentäter aus einem entführten Taxi abgefeuert habe. Zwei Polizisten hätten bei dem Versuch, dem in Brust und am Arm getroffen Opfer zu helfen, Verletzungen durch eine aufgebrachte Menschenmenge erlitten. Ein Streifenwagen wurde demoliert."USA und Iran haben Kontakt"
ABU DHABI, 6. Juli (AFP). Nach Aussagen des früheren iranischen Innenministers Ali Akbar Mohtaschemi unterhalten die USA bereits seit 1986 wieder indirekte Kontakte zu Iran. Wie der iranische Geistliche in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Wochenzeitung El Schuruk sagte, sind die USA an einer Normalisierung der iranisch-amerikanischen Beziehungen interessiert, die vor 13 Jahren abgebrochen wurden. "Meines Wissens haben die Amerikaner den Dialog mit Iran nie eingestellt, und die Hälfte des Weges zur Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen haben die beiden Länder bereits hinter sich", sagte der frühere Minister dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinenden Blatt. Alle Versuche, direkte Kontakte mit Teheran aufzunehmen, seien jedoch bisher gescheitert.
JERUSALEM, 6. Juli (AP). Der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin hat am Montag seine Bemühungen mit dem Ziel fortgesetzt, eine Regierungskoalition unter der Führung seiner sozialdemokratischen Arbeitspartei zu bilden. Rabin, dessen Partei bei der Parlamentswahl 44 der 120 Sitze errungen hatte, traf mit Vertretern der von Rafael Eitan geführten rechtsgerichteten Tsomet-Partei zusammen.
Am Montag war noch nicht abzusehen, ob sich Tsomet an einer Koalitionsregierung beteiligen wird. Schlüsselfrage bei den Verhandlungen ist weiter die Siedlungspolitik. Tsomet, die acht Abgeordnete stellt, ist israelischen Berichten zufolge dafür, die 20 000 Siedlungseinheiten fertigzustellen, mit deren Bau unter der Likud-Regierung Yitzhak Schamirs begonnen worden war. Rabins Koalitionsunterhändler Benjamin Ben-Elieser deutete im Rundfunk an, daß die Arbeitspartei auf die Unterstützung durch die Tsomet-Partei verzichten und nur mit dem linken Meretz-Block und der religiös ausgerichteten Schas-Partei koalieren könnte. Die israelische Gesellschaft für Bürgerrechte forderte Rabin auf, die Rolle von Armeeangehörigen, die in den besetzten Gebieten verdeckt arbeiten, unter die Lupe zu nehmen. Außerdem solle die neue Regierung Ausweisungen von Palästinensern und das Zerstören von Häusern als Strafmaßnahme einstellen.
Das israelische Verteidigungsministerium senkte die Mindestaltersgrenze für Palästinenser aus dem besetzten Gazastreifen, die in Israel einreisen wollen, auf 20 Jahre. Der Gazastreifen war am 25. Mai gesperrt worden, nachdem ein Palästinenser eine junge Israelin erstochen hatte. Mit einer teilweisen Öffnung des Gazastreifens hatte Israel am 8. Juni begonnen. Am Sonntag entließ Israel vier Palästinenser aus der Haft. Sie waren wegen eines geplanten Angriffes auf israelische Einrichtungen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Die Arabische Liga kritisierte in Kairo die "fortgesetzte israelische Aggression" in Südlibanon.
MOSKAU, 6. Juli (AFP). Die verbotene Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) hat auf ihrem 29. Kongreß in Puschkino unweit von Moskau ein neues Zentralkomitee gewählt. Wie die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete, ernannte das ZK-Plenum anschließend Sergej Skworzow zum Parteisekretär für Koordinierungsfragen. Der Pressedienst der KPdSU teilte mit, das ZK habe außerdem ein Sekretariat aus neun Mitgliedern und einen 15köpfigen Politischen Rat. Vorsitzender der Zentralen Kontrollkommission der Partei wurde Gennadi Filatow.
Der 28. Kongreß der KPdSU war im Juli 1990 noch unter der Leitung des damaligen Generalsekretärs Michail Gorbatschow mit 5000 Mitgliedern im großen Kongreßsaal des Kremls abgehalten worden. Die Delegierten des diesjährigen Parteikongresses, der am Samstag hinter verschlossenen Türen im Beisein von rund hundert Delegierten begonnen hatte, hatten Gorbatschow in Abwesenheit aus der Partei ausgeschlossen.
Vor dem russischen Verfassungsgericht in Moskau wird am Dienstag ein Prozeß eröffnet, in dem über die Verfassungsmäßigkeit der KPdSU und die Rechtmäßigkeit ihres Verbotes entschieden werden soll. Der russische Präsident Boris Jelzin hatte die KPdSU im Herbst 1991 infolge des Putsches verboten und die Parteivermögen beschlagnahmt. KPdSU-Vertreter hatten das Verfahren ursprünglich selbst angestrengt, indem sie Beschwerde gegen das Parteiverbot und die Konfiszierung der Vermögen einlegten. Im Mai hatte eine Jelzin nahestehende Gruppe die grundsätzliche Prüfung der "Verfassungsmäßigkeit" beantragt.
Michail Gorbatschow lehnte ab vor Gericht als "Angeklagter" zu erscheinen. Er erinnerte daran, daß auch Jelzin sehr gut "über die Aktivitäten der KPdSU" informiert gewesen sei.
Präsidentenberater Sergej Tschachraj teilte am Wochenende mit, die russische Führung wolle vor dem Verfassungsgericht nachweisen, daß sich die KPdSU Machtbefugnisse angemaßt hatte, die eindeutig ihren Status als politische Organisation sowie die sowjetische Verfassung verletzt hätten.
LONDON/BADEN-BADEN, 6. Juli (AFP). Der britische Premierminister John Major hat sich dagegen gewandt, Alternativen zum europäischen Rüstungsprojekt "Jäger 90" zu suchen. Andere Projekte für ein Europäisches Kampfflugzeug (EFA) wären sicherlich teurer und nicht billiger, sagte Major am Wochenende in London.
Außerdem würde die Produktion länger dauern als beim Jäger 90, sagte Major. Es sei "sicherlich möglich", die Kosten noch zu reduzieren.
Die Bundesregierung hatte vergangene Woche beschlossen, aus dem Vorhaben auszusteigen, an dem neben Großbritannien auch noch Italien und Spanien beteiligt sind. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) spricht am heutigen Montag in London mit seinem britischen Amtskollegen Malcolm Rifkind über diese Entscheidung. Major äußerte die Hoffnung, daß das Projekt fortgesetzt werde.
Nach den Worten des britischen Botschafters in Bonn, Christopher Mallaby, ist Großbritannien sehr enttäuscht, daß Deutschland keine Entscheidung zugunsten einer Produktion des Jägers getroffen habe. Nach wie vor gebe es gute Gründe für einen Bau des europäischen Kampfflugzeugs, nicht mehr so sehr mit Blick auf den Osten, sondern in Zukunft eher mit Blick auf den Süden, sagte er im Südwestfunk. Es gebe Länder südlich des Mittelmeers, die schon heute über sehr moderne sowjetische Kampfflugzeuge verfügten. Auch gegen solche Flugzeuge sollte man Kriege gewinnen können, sagte der Botschafter.
Mehrere ostdeutsche CDU-Bundestagsabgeordnete haben sich gegen die Entwicklung eines kostengünstigeren Jägers 90 ausgesprochen. Die Bedrohung aus dem Osten existiere nicht mehr, und die finanziellen Probleme in Ostdeutschland seien riesig, sagte der Hallenser CDU-Abgeordnete Manfred Lischweski.
FRANKFURT A. M. Bei zwei Verkehrsunfälle sind am Wochenende in Hessen zwei Menschen getötet worden. Das teilte die Polizei am Sonntag mit.
Bei Florstadt (Wetteraukreis) starb in der Nacht zum Sonntag ein 38jähriger Autofahrer, der mit seinem Wagen aus zunächst ungeklärter Ursache in einer langgezogenen Rechtskurve von der Fahrbahn abgekommen war.
Der Wagen prallte frontal gegen einen Baum. Der Fahrer erlag noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen.
Am Samstag war auf der Strecke zwischen Frankfurt und Neu-Isenburg ein 36jähriger Autofahrer aus Heusenstamm von einem entgegenkommenden Fahrzeug frontal gerammt worden. Dabei wurde der 36jährige getötet.
Die Insassen des anderen Wagens, zwei 25 und 27 Jahre alte Männer, wurden leicht verletzt.
Dem 25jährigen Fahrer wurde eine Blutprobe entnommen. Er war mit seinem Wagen unmittelbar nach einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geschleudert. lhe
Eine "rundum positive Bilanz" hat der Deutsche Skiverband (DSV) am Sonntag bei seinem Verbandstag in Neustadt an der Weinstraße gezogen. Vor allem bei den Finanzen hat der DSV nach fünf Jahren den Durchbruch aus den roten in die schwarzen Zahlen geschafft. "Wir haben einen kleinen Gewinn von 4000 Mark erwirtschaftet, aber außerdem Rücklagen von 250 000 Mark und Rückstellungen für den Aktiven-Prämientopf in Höhe von 430 000 Mark gebildet", stellte Schatzmeister Helmut Schreyer (Rosenheim) fest.
Der Umsatz belief sich 1991 auf 12,6 Millionen Mark. Darin waren 2,5 Millionen Mark Anschub-Finanzierung vom Bundesinnenministerium für den Skisport in den neuen Bundesländer enthalten. Dieser Zuschuß wird nur noch 1992 bezahlt, dann muß der DSV selbst für die Folgelasten der Wiedervereinigung mit den neuen Landesskiverbänden aufkommen.
Auch sportlich fand DSV-Präsident Klaus Scheck die Bilanz mit acht Olympia-Medaillen zufriedenstellend. "Nur die Schwerpunkte bei den Medaillen waren diesmal anders verteilt." Die neugeschaffene Goldene Ehrenmedaille des DSV wurde am Vorband an die Olympiasiegerinnen Heidi Biebl-Prelevic und Marina Kiehl und die Olympiasieger und Weltmeister Georg Thoma, Ulrich Wehling, Gerhard Grimmer, Klaus Siebert und Hermann Weinbuch sowie den Alpin-Erfolgstrainer Klaus Mayr überreicht.
Der Deutsche Skiverband mit seinen 685 000 Mitgliedern hat sein Verhältnis zur finanzstarken Freizeitskiläufer-Organisation "Freunde des Skilaufs" (FdS) nach längeren Querelen bereinigt. Aus Geldern der FdS flossen in den letzten 30 Jahren rund 71 Millionen Mark an den DSV, der mit Hilfe der FdS-Versicherung für die Mitglieder der Nationalmannschaften eine Risiko-Versicherung in Höhe von 700 000 Mark abschloß. Als neuer DSV-Alpinchef wurde der Münchner Peter Hinterseer bestätigt. lhe
MAGDEBURG, 5. Juli (dpa). Wegen eines entgleisten Gleisverlegekranes die auf dem Bahnhof Berga-Kelbra im Kreis Sangerhausen wird es wahrscheinlich noch bis Mittwoch früh zu Verspätungen auf der Strecke Halle-Kassel kommen. Das sagte der Pressesprecher der Reichsbahndirektion Halle auf dpa-Anfrage. Die Ursache des Kran-Unfalls vom Freitag war noch unbekannt. Wegen des Unglücks könne der Verkehr den Bahnhof nur eingleisig passieren. Die daraus resultierenden Zugverspätungen lägen zwischen 30 und 50 Minuten.
Mit einem Sieg von Jochen Basting (DSW Darmstadt) endete am Sonntag die neunte Auflage des Darmstädter Heiner- Fest-Triathlon. Der Kader-Athlet der Deutschen Triathlon-Union gewann den Wettbewerb über die Olympische Distanz (1300 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen) in 1:57,52 Stunden vor seinem Mannschaftskollegen Daniel Knoblauch (1:58,03).
Auf dem dritten Platz landete der mehrfache deutsche Juniorenmeister Norman Stadler (TG Franken), der auf den beiden Schlußetappen stark aufkam und in 1:58,08 das Ziel erreichte. Für Basting bedeutete der Erfolg bereits den sechsten Sieg in diesem Wettbewerb.
Bei den Frauen gewann Katja Schrikkel (TuS Griesheim) in 2:11,14 Stunden zum vierten Mal. Sie verwies Barbara Zeeb (Dudweiler) in 2:12,43 und Junioren- Europameisterin Nicole Mertes (DSW Darmstadt/ 2:16,48) auf die Plätze zwei und drei.
Mit 800 Startern in vier Startgruppen verzeichneten die Veranstalter vom Hochschulsportzentrum in Darmstadt neuen Teilnehmerrekord. Der Darmstädter Heiner-Fest-Triathlon, ein typischer regionaler Breitensportwettbewerb, hat sich damit zu einem der größten Veranstaltungen in Deutschland entwickelt. lhe fü se h
LONDON, 5. Juli (Reuter). In London haben am Wochenende mehrere hundert Menschen dagegen protestiert, daß der umstrittene Historiker David Irving mit der Abschrift der kürzlich entdeckten Tagebücher des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels beauftragt wurde.
Die Demonstranten, unter ihnen Angehörige von Opfern des Nazi-Terrors, versammelten sich vor Irvings Haus sowie vor einem Tagungszentrum, wo ein Kongreß zum Holocaust mit Historikern stattfand, die das Ausmaß des NS-Massenmordes relativieren oder - wie Irving - bestreiten, daß es Gaskammern gegeben hat. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei, als Teilnehmer der Kundgebung versuchten, die Zufahrt zum Gebäude zu blockieren. Fünf Personen wurden festgenommen. Irving soll im Auftrag der Sonntagszeitung Sunday Times die Tagebücher abschreiben. Der Historiker Irving vertritt die Ansicht, daß Adolf Hitler von der Juden-Vernichtung während des Zweiten Weltkriegs nichts gewußt habe und daß weit weniger als sechs Millionen Juden umgebracht wurden.
Fotoplatten mit den kompletten Goebbels-Tagebüchern hatte vor kurzem ein Wissenschaftler vom Münchner Institut für Zeitgeschichte im Moskauer Regierungsarchiv gefunden. Die Sunday Times will die Aufzeichnungen veröffentlichen. Irving, einer der wenigen Forscher, der die Handschrift des NS-Propagandachefs lesen könne, solle die Tagebücher lediglich abschreiben, betonte das Blatt. Herausgegeben würden sie von dem Oxforder Historiker Norman Stone. Irving sagte dagegen, sein Vertrag laute auch auf Herausgabe der Tagebücher.
Die zuständigen russischen Behörden teilten nach Angaben der britischen Zeitung The Independent mit, sie seien von Irving und seinem Sponsoren, der Sunday Times, hinters Licht geführt worden, als sie ihm den Zugang zu den Archiven gewährten. Das Komitee für Staatsarchive prüfe, ob es dem Historiker wegen seiner extremistischen Ansichten die Arbeit in den Archiven verwehren soll. The Independent hatte berichtet, Irving habe die Tagebücher den russischen Archiven für eine sechsstellige Summe abgekauft.
KABUL, 5. Juli (Reuter/AP/AFP). Bei Raketenangriffen auf die afghanische Hauptstadt Kabul am Samstag sind mindestens 100 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden. Das meldete der staatliche Rundfunk am Sonntag. Das Verteidigungsministerium machte die Verbände der fundamentalistischen Hezb-e Islami, die von Gulbuddin Hekmatyar angeführt werden, für den Beschuß verantwortlich. Ein Sprecher der Hezb-e Islami wies die Anschuldigungen zurück.
Dutzende von Raketen waren ab Samstag auf Kabul abgefeuert worden. Hekmatyars Kämpfer halten Stellungen in den Bergen um die Hauptstadt. Regierungstruppen hatten das Feuer erwidert.
Die meisten Menschen wurden beim Beschuß einer Bushaltestelle getötet. Zehn Soldaten starben, als eine Rakete das Hauptquartier der Armee traf. Nach Augenzeugenberichten schlug eine weitere Rakete etwa 100 Meter entfernt vom Präsidentenpalast ein. Dabei wurde niemand verletzt.
Hekmatyar hatte sich geweigert, der Aufforderung des neuen Präsidenten Burhanuddin Rabbani zum Rückzug aller schwer bewaffneten Mudjaheddin-Kämpfer aus Kabul nachzukommen. Hekmatyar weist die Schuld für die chaotischen Verhältnisse in der Hauptstadt der usbekischen Miliz des Generals Abdul Raschid Dostam zu.
Am Samstag war zunächst berichtet worden, die Usbeken-Kämpfer Dostams hätten versucht, dem von der Hezb-e Islami gestellten künftigen Ministerpräsidenten Abdul Sabur Fareed den Zugang nach Kabul zu blockieren. Dazu hätten sie Stellungen der Hezb-e Islami beschossen.
Ein Sprecher der schiitischen Hesb- i-Wahdat teilte in der iranischen Hauptstadt Teheran mit, bei Gefechten zwischen seiner Organisation und fundamentalistischen Sunniten in der südostafghanischen Stadt Meydanschar seien seit Donnerstag Dutzende von Menschen ums Leben gekommen.
BAGDAD, 5. Juli (Reuter). Das irakische Chemiewaffenpotential ist nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) weitgehend zerstört. Die Leiterin einer UN- Inspektionsdelegation, Karen Jansen, teilte am Samstag in Bagdad mit, Gerät und Anlagen, die primär der Produktion von chemischen Waffen gedient hätten, seien vernichtet. Ihr Team habe am Samstag ihre Aufgabe, die Zerstörung dieser Anlagen zu überwachen, abgeschlossen. Die Vernichtung der irakischen C-Waffen soll laut UN in großem Umfang in Kürze beginnen und rund ein Jahr dauern. Irak baut unter UN-Aufsicht zwei Anlagen, in denen die C-Waffen vernichtet werden sollen.
Irak ist gemäß der Waffenstillstandsresolution zur Beendigung des Golf-Krieges verpflichtet, seine Massenvernichtungswaffen und deren Produktionsanlagen unter Aufsicht der UN zu zerstören.
ROM (rtr). Die Bank von Italien hat den Diskontsatz um einen vollen Prozentpunkt auf 13 Prozent erhöht. Die Währungshüter in Rom begründeten die Anhebung der Leitzinsen mit dem jüngsten Druck auf den Wechselkurs der Lira. Zugleich sei ein Stabilitätssignal gesetzt worden, das dem neuen Ministerpräsidenten Giuliano Amato Zeit geben werde, die Wirtschaftsprobleme anzugehen. Die Regierung selbst kündigte nach einer Kabinettsitzung einen Stopp bei den öffentlichen Preisen und ein Sparprogramm zur Eindämmung des Etatdefizits an.
Noch am Freitag hatten Spekulationen über die Lira zu Spannungen innerhalb des Europäischen Währungssystems (EWS) geführt und Notenbankinterventionen veranlaßt. Devisenhändler verwiesen auf Gerüchte über eine bevorstehende Anpassung der Wechselkurse im EWS und führten auch Rücktrittsforderungen in Zusammenhang mit einer Bestechungsaffäre an Finanzminister Giovanni Goria als Gründe für den Druck auf die Lira an. Die italienische Zentralbank, die die Gerüchte energisch dementierte, sah sich Ende der vergangenen Woche mehrfach zu Interventionen gezwungen, um ihre Währung zu stützen. Zuletzt hatte sie am 22. Dezember 1991 den Diskontsatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Mittel beschaffen können, auf zwölf Prozent erhöht.
Die Lira, die derzeit innerhalb des EWS auf dem vorletzten Platz liegt, neigte bereits seit dem dänischen Volksentscheid gegen den Vertrag von Maastricht zur Schwäche. Hinzu kam die schwierige Regierungsbildung in Rom.
Nachdem die Abgeordnetenkammer dem Kabinett des Sozialisten Amato das Vertrauen ausgesprochen hatte, kündigte Rom, rechtzeitig zum Wirtschaftsgipfel der Industriestaaten in München, noch für die laufende Woche einen umfassendes Paket von Einsparungen und Steuererhöhungen an. Erklärtes Ziel ist es, das ausufernde Haushaltsloch um etwa 30 Billionen Lire (knapp 40 Milliarden Mark) zu verkleinern. Schätzungen zufolge dürfte das Defizit in der laufenden Periode noch über 160 Billionen Lire liegen.
Auch die Regierung erklärte zudem ihre Entschlossenheit, die Stabilität der Landeswährung Lira zu sichern, da ein stabiler Wechselkurs im Kampf gegen die Inflation ein wesentlicher Faktor sei. Rom will die Teuerungsrate, die im Mai 5,7 Prozent betrug, im kommenden Jahr auf 3,5 Prozent drücken.
Die EG-Finanzminister hatten Italien kürzlich ungewöhnlich scharf kritisiert. Ohne sofortiges Umschwenken auf einen radikalen Sparkurs werde das Land die Zulassungskriterien für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion nicht erfüllen können, gaben sie zu Protokoll.
MÜNCHEN/MOSKAU (rtr). Die Bundesregierung will offenbar die Forderung Rußlands nach Erleichterungen bei den Auslandsschulden unterstützen. Unmittelbar vor dem heute beginnenden Wirtschaftsgipfel in München verlautete aus deutschen Regierungskreisen, Bonn strebe eine Streckung der Verbindlichkeiten an. Dazu solle der bisher gewährte Aufschub verlängert werden. Eine vollständige Zahlungsaussetzung sei jedoch nicht beabsichtigt. Der russische Präsident Boris Jelzin hatte zuvor eine mindestens zweijährige Atempause für den Schuldendienst gefordert.
Langfristiges Ziel sei eine Umwandlung des Zahlungsaufschubs für Rußland in eine reguläre Umschuldung, ähnlich wie bei anderen Schuldnerländern, hieß es in den deutschen Regierungskreisen. Dabei könne man über den Zeitraum reden. Jelzin hatte die Siebenergruppe der Industrienationen (G-7) aufgefordert, die Bedingungen für die westliche Hilfe an sein Land zu lockern. Andernfalls werde Rußland auf das bereits angebotene Hilfspaket von 24 Milliarden Dollar verzichten. Man werde vor den westlichen Führern nicht in die Knie gehen, erklärte Jelzin vor seinen für Mittwoch geplanten Gesprächen in München.
Die Marktreformen in Rußland lägen im Zeitplan und es gebe bereits Anzeichen für jene Stabilisierung, die der Westen im Gegenzug für sein Hilfspaket gefordert habe. Allerdings könnten einige
vom Westen gestellte Bedingungen nur zum Chaos führen. "Dies ist ein normaler Kredit, und sie können uns nicht auf die
Der Präsident war am Samstag in Moskau mit dem Geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Michel Camdessus, zusammengetroffen. Vor der Begegnung sagte Jelzin, er wolle dem IWF-Chef klarmachen, daß sein Land die Energiepreise nicht sofort auf Weltniveau anheben könne. Auch wenn der Fonds diese Forderung aufrechterhalte, "kann und wird Rußland dies nicht tun". "Wenn es so weit kommt, wird Rußland auch ohne die 24 Milliarden Dollar des Westens auskommen".
Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, sprach sich dafür aus, Rußland und anderen GUS-Mitgliedern eine Atempause bei den Auslandsschulden zu gewähren. Die Siebenergruppe, der Weltwährungsfonds, die im Pariser Club zusammengeschlossenen öffentlichen Kreditgeber und die Gruppe der 600 Gläubigerbanken müßten eine "gemeinsame Lösung stricken, die das Durchatmen erlaubt", forderte Kopper längerfristige Ansätze.
Nach Ansicht des Bankers wäre auf dem Gipfel Kritik an den hohen deutschen Zinsen unangebracht. Die Bundesbank verfolge eine "völlig richtige und konsequente Politik".
"Jesus hat mich hierher geführt, ihm verdanke ich diese Ehrung, und der Herr wird mich auch durch mein weiteres Leben geleiten." Diese Danksagung sprach Jorge de Amorim Campos, den Fußball-Fans in aller Welt besser bekannt unter seinem Künstlernamen "Jorginho", als er in Zürich auf dem Kongreß des Internationalen Fußball- Verbandes (FIFA) den FIFA-Fairplay- Preis aus den Händen seines brasilianischen Landsmannes Pele in Empfang genommen hatte.
"1986 ist Jesus in mein Leben getreten. Vorher war ich durchaus kein Spieler, der eine Auszeichnung mit dem Fairplay-Preis verdient gehabt hätte", sagte Jorginho, der als praktizierender Christ, wie FIFA-Präsident Dr. Joao Havelange sagte, durch sein vorbildliches Verhalten der "Menschlichkeit im harten Profi-Geschäft" eine Schneise schlage.
Jorginho war vom Heimaturlaub in Rio de Janeiro nach Zürich gekommen. In der Millionen-Metropole hatte sich der reiche Star wieder einmal auch um soziale Probleme gekümmert. "Mir liegen ganz besonders die jungen Menschen am Herzen, die noch die Zukunft vor sich haben, aber kaum Perspektiven besitzen. Deshalb will ich das Geld für den Fairplay-Preis den Straßenkindern von Rio widmen", versprach er.
In Rio aber holte sich Jorginho im Kreise seiner Familie auch die Kraft für die neue Herausforderung nach seinem Wechsel in der deutschen Bundesliga von Bayer Leverkusen zu Bayern München. "Ich freue mich auf den Beginn eines neuen Lebensabschnitts", sagte Jorginho mit Blick auf den Trainingsbeginn beim FC Bayern am Montag.
Mit den Stars von der Isar möchte der 27jährige Abwehrspieler mit dem starken Offensivdrang in die europäische Spitze vorstoßen. "München hat einen so stark besetzten Kader, so viele gute Spieler, daß ich endlich wirklich um einen Titel mitspielen kann", glaubt der Brasilianer, der Ende 1990 für nur gut 900 000 Mark nach Leverkusen kam und jetzt für 5,5 Millionen zum FC Bayern wechselte.
Italien ist für Jorginho kein Thema: "Ich habe in München noch einen Drei- Jahres-Vertrag. Danach kehre ich nach Brasilien zurück. Dort kann ich dann noch jahrelang spielen und dem Fußball etwas von dem zurückgeben, was er mir mit Gottes Hilfe gegeben hat." sid
Eine Ära ist zu Ende: Nach 28 Amtsjahren hat Otto Wanner beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) nicht mehr das Sagen. Auf der Mitgliederversammlung in Stuttgart mußte der 73 Jahre alte ehemalige Füssener Bürgermeister einem Jüngeren Platz machen. Ulf Jäkel ist 46, Steuerberater - und neuer Präsident des DEB. Bei der Kampfabstimmung fielen auf den Kaufbeurener 257 Stimmen, Wanner erhielt 212. "Der Generationswechsel war überfällig", meinte Jäkel nach der Wahl.
Zudem verliert der DEB den seit sieben Jahren als Sportdirektor amtierenden Helmut Bauer (50), der als Manager zum Bundesligisten Kölner EC wechselt. Der Garmischer, bereits von 1981 bis 1985 bei den "Haien" in gleicher Funktion tätig, erhält einen Acht-Jahres-Vertrag bis zum Jahr 2000. "Es ist für mich eine große Herausforderung", begründete Bauer seinen Entschluß.
Es waren finanzielle Ungereimtheiten, über die Wanner in erster Linie stolperte. Die von Schatzmeister Josef Wagner für das Jahr 1991 vorgelegte Bilanz wies einen Überschuß von 20 000 Mark auf. Tatsächlich aber entstand ein Verlust von rund 600 000 Mark, denn auf der Habenseite wurde bereits ein Zuschuß von 650 000 Mark für die Weltmeisterschaft 1993 in Dortmund und München verbucht.
Ebenfalls kam ans Licht, daß Wanner, Vizepräsident Heinz Landen und Wagner, die ebenfalls abgelöst wurden, für ihre ehrenamtliche Tätigkeit Geld kassierten: Wanner 3000 Mark monatlich, Landen und Wagner jeweils 2500. Ein unabhängiger Untersuchungs-Ausschuß soll nunmehr die finanziellen Ungereimtheiten prüfen. Die Betroffenen berufen sich auf einen Beschluß der letzten Mitgliederversammlung, wonach dem Präsidium eine Aufwandsentschädigungs-Pauschale zugestanden wurde.
Jäkels vordringlichste Aufgabe ist es, den Haushalt zu konsolidieren. "Wir werden einen radikalen Sparkurs fahren", kündigte der neue Präsident an und ließ die Zahlungen an die Präsidiumsmitglieder sofort stoppen. Die von Wanner vorgesehene Erhöhung der Verbandsabgaben werde nicht vollzogen, erklärte Steuerberater Jäkel.
Ein weiteres Anliegen ist für Jäkel, der von Dr. Wolfgang Bonenkamp (Düsseldorf/Vizepräsident) und Gottfried Neumann (Augsburg/Schatzmeister) unterstützt wird, die Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und die Imagepflege des Verbandes. "Wir müssen professionell, seriös und solide werden", fordert Jäkel, der seinem Vorgänger noch eine goldene Brücke bauen wollte. Doch Wanner lehnte das Amt des Ehrenpräsidenten ab: "Das paßt nicht in die Landschaft."
Menschlich sei ihm die Kampfabstimmung nicht recht gewesen, meinte Jäkel, aber als Mitglied des Bundesliga-Ausschusses habe er keine andere Möglichkeit mehr gesehen: "Wir sind mit unserer Arbeit immer an Grenzen gestoßen, wenn das Präsidium tangiert war. Dort herrschte Sendepause."
Zudem wurde auf dem Verbandstag eine neue Ausländerregelung beschlossen. Neben der bisherigen Regelung mit der Spielerlaubnis für zwei kontingentpflichtige Ausländer können künftig zusätzlich drei weitere Spieler zum Einsatz kommen, sofern sie einen Paß aus einem Land der Europäischen Gemeinschaft besitzen. sid
Der dänische Fußball-Europameister Brian Laudrup steigt möglicherweise ins Filmgeschäft ein. Bei der Vorstellung als neuer Star des italienischen Nationalliga- Klubs AC Florenz erklärte Klub-Präsident Mario Cechi Gori, ein bekannter Filmproduzent: "Von September bis Mai spielt Brian Fußball für den AC Florenz, von Mai bis September wird er bei mir Filme drehen."
Zu der Ankündigung des Vereins-Bosses gab der 23jährige, der für eine Ablösesumme von umgerechnet zehn Millionen Mark vom Deutschen Rekordmeister Bayern München in die Toskana wechselt, keinen Kommentar ab.
Nur rund 300 "Tifosi" hatten sich zur Präsentation von Laudrup eingefunden. Da zeigte sich der dribbelgewandete Stürmer erstmals mit einem Schal in den Farben des AC Florenz. Wegen des überraschend guten Abschneidens der dänischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Schweden, die das Finale gegen Deutschland gewannen, hatte Laudrup seinem geplanten USA-Urlaub absagen müssen. Über seinen Teamkollegen und Freund Stefan Effenberg meinte der Skandinavier: "Ich halte sehr viel von ihm - als Spieler und als Mensch. Bei der Europameisterschaft hat mir Stefan sehr gut gefallen; schließlich haben wir die Deutschen im Endspiel geschlagen."
Im Vergleich zur Europameisterschaft sieht Laudrup noch ein persönliche Leistungssteigerung um 20 Prozent als realistisch an. sid
Der VfL Ulm hat beschlossen, seine Bundesliga-Frauenmannschaft vom Spielbetrieb zurückzuziehen. In der Begründung heißt es, daß Ulm keine Chance mehr sieht, in der Bundesliga mithalten zu können. In der abgelaufenen Saison reichte es für die Schwaben noch zum Klassenerhalt. Anstelle der Ulmer bleibt der ursprüngliche Absteiger TSV Ludwigsburg in der Bundesliga.
Darüber hinaus hat der DFB-Spielausschuß die erste Runde des Pokal-Wettbewerbs ausgelost: Pokalverteidiger FSV Frankfurt hat ein Freilos gezogen, die SG Praunheim muß zuerst bei der Spvgg. Hausen antreten. sid/dpa
Holger Schneider vom VfL Bad Schwartau bewahrte die deutsche Handball-Nationalmannschaft in Budapest mit seinem vierten Tor 34 Sekunden vor der Schlußsirene beim 18:18 (9:8) vor einer Niederlage gegen Ungarn. Das Team von Bundestrainer Horst Bredemeier führte lange gegen die Magyaren, die ebenfalls für die Olympischen Spiele in Barcelona qualifiziert sind, und zeigte gegen den Vize-Weltmeister von 1986 über weite Strecken eine ordentliche Vorstellung.
Ebenso wie Schneider erzielten Volker Zerbe (TBV Lemgo) und Stephan Hauck (SG Hameln) vier Treffer. Drei Tore steuerte Jochen Fraatz (TuSEM Essen) bei, Matthias Hahn (SG Hameln) war zweimal, Holger Winselmann (SC Magdeburg) einmal erfolgreich.
Das Team von Trainer Janos Joosz, das auf die verletzten Bundesliga-Legionäre Laszlo Marosi (TBV Lemgo) und Janos Gyurka (SG Hameln) verzichten mußte, hatte innerhalb von zehn Tagen vier Länderspiele bestritten, spielte zweimal gegen Frankreich (20:19, 21:24) und in Rumänien (19:19, 25:21). sid
Mit einer 7:8 (2:2, 2:0, 3:4, 2:3)-Niederlage gegen den WM-Sechsten Italien beendeten die Wasserballer des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) das Fünf-Nationen-Turnier in Lünen und Werne, das DSV-Wasserballwart Eckard Bade nicht "als Standortbestimmung" im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Barcelona verstanden wissen wollte.
Der Europameister von 1989 beendete das Turnier als Dritter hinter der ungeschlagenen Mannschaft aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und Italien. Ein Tor mehr, und die Mannschaft von Bundestrainer Karl-Heinz Scholten, der in Lünen Carsten Kusch (Spandau) und Michael Meyer (Hannover-Linden) aus dem engültigen Olympiaaufgebot strich, hätte den zweiten Rang belegt.
Die GUS-Wasserballer hatten sich den Turniersieg mit einem 7:5 (3:2, 1:1, 2:1, 1:1) über den DSV gesichert. Die Auswahl des Deutschen Schwimm-Verbandes hatte zum Auftakt gegen Kroatien 11:10 gewonnen und danach Frankreich mit 8:6 besiegt. sid
LEICHTATHLETIK
GRAND-PRIX-MEETING in Oslo, Männer, 100 m (0,7 m Gegenwind): 1. Christie (Großbritannien) 10,17 Sekunden, 2. Adeniken 10,17, 3. Ezinwa (beide Nigeria) 10,38.
200 m (2,1 m Rückenwind): 1. Fredericks (Namibia) 20,59, 2. Little (USA) 20,79.
800 m: 1. Everett 1:43,40 Minuten, 2. Gray (beide USA) 1:43,51, 3. Tanui (Kenia) 1:44,74, 4. McKean (Großbritannien) 1:44,75, 5. Douglas (Norwegen) 1:45,15, 6. Kibet (Kenia) 1:45,29. - B-Lauf: 1. Whittle (Großbritannien) 1:46,44, 8. Udelhoven (Leverkusen) 1:48,29.
1500 m: 1. Kirochi (Kenia) 3:36,20, 2. Pancorbo (Spanien) 3:37,46.
Meile: 1. Kibet (Kenia) 3:52,32, 2. Morceli (Algerien) 3:52,78, 3. Spivey (USA) 3:53,14.
5000 m: 1. Bitok (Kenia) 13:08,89 (Jahres-Weltbestzeit), 2. Skah (Marokko) 3:09,74, 3. Ntrawulikura (Ruanda) 13:13,62, 4. Thiebault (Frankreich) 13:21,33.
10 000 m: 1. Bajissa (Äthiopien) 27:14,26 (Jahres-Weltbestzeit), 2. Chelimo (Kenia) 27:15,53, 3. Martins (Frankreich) 27:22,78, 4. Abebe (Äthiopien) 27:38,37, 5. Pitayo (Mexiko) 27:38,49, 6. Castro (Portugal) 27:39,03, 7. Moneghetti (Australien) 27:47,69.
3000 m Hindernis: 1. Brahmi (Algerien) 8:11,27 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Birir (Kenia) 8:12,58, 3. Hanlon (Großbritannien) 8:13,65, 4. Niewoodt (Südafrika) 8:22,93.
Hochsprung: 1. Forsyth (Australien) 2,34 m, 2. Sarnblom (Norwegen) 2,25 m, 3. Sjöberg (Schweden) 2,25 m.
Speerwerfen: 1. Zelezny (CSFR) 94,74 m (Weltrekord), 2. Backley (Großbritannien) 85,06 m, 3. Bevan (Großbritannien) 81,48 m.
Frauen, 400 m: 1. Davis (Bahamas) 51,45 Sekunden. 800 m: 1. Mutola (Mosambique) 1:58,46 Minuten, 2. Kovacs (Rumänien) 1:58,55, 3. Vriesde (Surinam) 1:58,77, 4. Jewsejewa (GUS) 1:59,59.
Meile: 1. Melinte (Rumänien) 4:21,80, 2. Artjomowa (GUS) 4:27,59.
5000 m: 1. McColgan 15:01,86, 2. Hunter (beide Großbritannien) 15:19,84, 3. Ngotho (Kenia) 15:30,36.
Dreisprung: 1. Krawets 14,41 m, 2. Tschistjakowa 14,40 m, 3. Tschen (alle GUS) 13,72 m.
Speer: 1. Hattestad (Norwegen) 67,22 m, 2. Schikolenko (GUS) 66,76 m, 3. Forkel (Halle) 65,08 m.
Bundesligist 1. FC Nürnberg testet den kroatischen Nationalspieler Slavko Istvanic (26) von Dinamo Zagreb. In den beiden letzten Testspielen der Nürnberger am Freitag in Waldburg und Samstag in Hofherrnweiler (jeweils 5:0) wußte der Linksfüßler zu gefallen. Die Verpflichtung des Mittelfeldspielers ist jedoch noch keine beschlossene Sache.
Fußball-Bayernligist SpVgg. Fürth meldet für die kommende Saison die Verpflichtung des 31 Jahre alten Ex-Profis und Mittelfeldspielers Norbert Schlegel. Der ehemalige Jugendnationalspieler stammt aus dem Nachwuchs des 1. FC Nürnberg, spielte später im Bundesligateam des "Club", beim 1. FC Saarbrücken und zuletzt bei Hertha BSC Berlin.
Der dreimalige America's-Cup-Sieger Dennis Conner gewann nach 1989 zum zweitenmal das Baltic Match Race auf der Kieler Innenförde. Der Kalifornier besiegte im Finale Paul Cayard (Italien) zweimal und sicherte sich die Siegprämie von 60 000 Mark. Dritter wurde Vorjahrssieger Peter Gilmour (Australien), der im "kleinen Finale" den Kieler Lokalmatador Jörg Diesch 2:0 schlug.
Conner, der sich die Vorschoter Jim Brady und Doug Kern aus dem Soling des amerikanischen Olympiastarters Kevin Mahaney ausgeliehen hatte, spielte in beiden Finalrennen seine große Match- Race-Routine aus. Cayard, als Steuermann der "Il Moro di Venezia" im diesjährigen Finale um den America's Cup dem amerikanischen Skipper Bill Koch unterlegen, war chancenlos.
Pech hatte Jörg Diesch, Olympiasieger 1976 im Flying Dutchman, gegen den Australier Gilmour. Im zweiten Match Race um Platz drei blieb der Kieler Arzt mit dem Kiel seiner Yacht an der Ankerkette des Startschiffes hängen und verlor wichtige Sekunden. sid
Der Düsseldorfer Polizist Klaus Balkenhol ist am Ziel seines sportlichen Streifenritts angekommen. Nach der letzten Sichtung der Dressurreiter beim CHIO von Deutschland in Aachen wurde er mit seinem Wallach Goldstern neben Isabell Werth (Rheinberg) auf Gigolo, Nicole Uphoff (Duisburg) auf Rembrandt und Monica Theodorescu (Füchtorf) auf Grunox für Olympia vorgeschlagen. Einspruchsrecht hat nur noch das NOK für Deutschland, doch Präsident Willi Daume wird kaum widersprechen.
Der Grand Prix Special in Aachen wurde vor 6000 Zuschauern im proppenvollen Dressur-Stadion zum Triumphritt der 22 Jahre alten Jura-Studentin Isabell Werth. Ihren Hannoveraner Gigolo führte sie so gefühlvoll und gleichzeitig mit so unglaublichem Schwung durch die 30 Lektionen, daß die fünf Richter ihr 1534 Punkte geben mußten. Für Isabell Werth ist das Edelmetall fast schon reserviert. Sven Rothenberger, Kür-Europameister aus Bad Homburg, wurde nicht nominiert. Balkenhol: "Sven sagte, er freue sich für mich. Das ist doch fair, denn auch er hat Olympia verdient gehabt." sid
FUSS-ERgebnisse
B-JUGEND-MEISTERSCHAFT, Achtelfinal- Rückspiele: Hansa Rostock - Borussia Mönchengladbach 1:2 (Hinspiel 1:1), Bayer Leverkusen - Werder Bremen 6:1 (Hinspiel 4:1), Phönix Lübeck - Schalke 04 1:9 (Hinspiel 0:4), Hertha Zehlendorf - Hamburger SV 4:3 (Hinspiel 0:0), Kickers Offenbach - VfB Stuttgart 2:3 (Hinspiel 1:1), 1. FC Saarbrücken - SC Freiburg 0:1 (Hinspiel 0:1), Dynamo Dresden - Karlsruher SC 2:1 (Hinspiel 1:4), 1. FC Nürnberg - 1. FC Kaiserslautern 0:0 (Hinspiel 1:2).
Damit kommt es im Viertelfinale zu folgenden Paarungen: Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen, Schalke 04 - Hertha Zehlendorf, VfB Stuttgart - SC Freiburg, Karlsruher SC - 1. FC Kaiserslautern.
LÄNDERSPIELE: Australien - Kroatien 1:0 (0:0), Uruguay - Ekuador 3:1 (1:0).
TESTSPIELE: SC Freiburg - Freiburger FC 4:1 (1:0), Stuttgarter Kickers - Atletico Parananense/Brasilien 0:2 (0:0), SV Fellbach - VfB Stuttgart 1:12 (0:7), Hannover 96 - 1860 München 0:3 (0:1), Hansa Rostock - East Furukawa/Japan 3:1 (2:1), Blau-Weiß Niederpöllnitz - VfB Leipzig 0:7 (0:1), Wuppertal - Fortuna Düsseldorf 1:1 (0:0), Riesaer SV - 1. FC Dynamo Dresden 0:4 (0:1).
Trotz Regens und empfindlicher Kühle erreichte Leonid Woloschin (GUS) als Dreisprung-Sieger des internationalen Springer-Meetings in Stuttgart-Bad Cannstatt gute 17,24 m. Auch mit seinem zweitbesten Versuch hätte er noch vor dem zweitplazierten US-Amerikaner Charlie Simpkins gelegen, der auf 17,09 kam. Sechster wurde nach der verpaßten Olympiateilnahme Wolfgang Knabe (Wattenscheid) mit 16,10 m.
Der Brite Nigel Mansell hat im Regen- Roulette von Magny Cours mit seinem sechsten Saisonsieg einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Titelgewinn in der Formel-1-Weltmeisterschaft 1992 gesetzt, während Michael Schumacher (Kerpen) im Benetton-Ford selbst ein Opfer seiner ungestümen Fahrweise wurde.
Mansell gewann bei immer stärker werdendem Regen den Großen Preis von Frankreich, der schon zu Beginn der 19. Runde wegen des einsetzenden Regens abgebrochen und nach 24minütiger Pause neu gestartet wurde, nach insgesamt 72 Runden (307,512 km) vor seinem italienischen Teamkollegen Riccardo Patrese. Für Williams war es vor 60 000 Zuschauern bereits der fünfte Doppelsieg in dieser Saison, der 20. seit 1975. Insgesamt erreichten nur elf der 26 gestarteten Autos das Ziel.
Michael Schumacher, der mit dem Benetton-Ford bei einem gewagten Überholmanöver in der ersten Kurve mit dem McLaren-Honda von Titelverteidiger Ayrton Senna (Brasilien) kollidierte, schied nach einem Dreher und anschließendem Unfall mit Stefano Modena (Italien/Jordan-Yamaha) an der gleichen Stelle unmittelbar nach dem Neustart mit gebrochener Radaufhängung aus.
Zum Zeitpunkt des Regenabbruchs hatte der 23jährige mit einer Runde Rückstand auf dem 20. Platz gelegen. "Das war nicht mein Tag", ärgerte sich Schumacher. "Das mit Senna tut mir leid. Ich konnte das Auto nicht mehr stoppen, das geht ganz klar auf meine Kappe."
Der Unfall ereignete sich, als Schumacher an fünfter Stelle liegend an Senna vorbei wollte. Doch der dreimalige Weltmeister bog als erster in die Kurve ein und machte die "Tür zu". Der Deutsche konnte nicht mehr ausweichen und fuhr dem McLaren ins Heck. Dabei verlor der Benetton den Frontflügel. Während für Senna das Rennen beendet war, konnte Schumacher nach kurzem Boxenstopp weiterfahren.
In der Regenpause richtete Senna mit erhobenem Zeigefinger deutliche Worte an den deutschen Heißsporn. "Ich war auf der Ideallinie, da war kein Platz zum Überholen. Er hat mir mein ganzes Rennen ruiniert", schimpfte Senna. Auch der frühere Weltmeister Keke Rosberg ging als Co-Kommentator bei RTL plus mit Schumacher hart ins Gericht: "Er muß wissen, daß er mit so einer Aktion möglicherweise die WM entscheiden kann. Senna durfte sich keinen Ausfall mehr leisten."
Mansell baute mit seinem vierten Frankreich-Sieg nach 1986, 1987 und 1991 die Führung in der WM-Wertung auf 66 Punkte vor Patrese (34) und Schumacher (26) aus. Gleichzeitig zog der Schnauzbart von der Isle auf Man durch den 27. Sieg seiner Karriere mit dem Schotten Jackie Stewart als bislang erfolgreichster britischer Formel-1-Fahrer gleich. Nur der Franzose Alain Prost (44) und Senna (34) liegen in der ewigen Bestenliste vor Mansell, der seit 13 Jahren bislang vergeblich dem WM-Titel hinterherfährt.
Entschieden wurde das Rennen vermutlich in der Regenpause. Nachdem sich der führende Patrese und Mansell bisweilen ein mehr als riskantes Duell geliefert hatten, sprach Teamchef Frank Williams offenbar ein Machtwort. Patrese hielt sich nach dem Neustart an die Stallorder und ließ Mansell nach der ersten Kurve brav überholen. Fortan fuhr der Brite ein einsames Rennen gegen die Uhr und setzte eine Rekordzeit nach der anderen.
Ein Desaster erlebte dagegen McLaren-Honda. Nach den Siegen von Senna und Gerhard Berger (Österreich) in den letzten beiden Rennen kam in Magny Cours kein Auto des Weltmeister-Teams ins Ziel. Nach dem frühen Aus von Senna mußte Berger seinen Boliden in der zehnten Runde mit qualmendem Motor abstellen. Schon im Training war McLaren mehr als eine Sekunde hinter Williams hergefahren. sid
MOTORSPORT
GROSSER PREIS VON FRANKREICH, 8. von 16 Läufen zur Formel-1-Weltmeisterschaft in Magny Cours, Rennen wegen Regens nach 19 Runden abgebrochen und neu gestartet, Endstand nach 72 Runden (307,512 km): 1. Mansell (Großbritannien) Williams-Renault 1:38:08,459 Stunden, 2. Patrese (Italien) Williams-Renault 46,446 Sekunden zurück, 3. Brundle (Großbritannien) Benetton-Ford 1:12,579 Minuten zurück, eine Runde zurück: 4. Hakkinen (Finnland) Lotus-Ford, 5. Comas (Frankreich) Ligier-Renault, 6. Herbert (Großbritannien) Lotus-Ford, 7. Alboreto (Italien) Footwork-Mugen, 8. Morbidelli (Italien) Minardi-Lamborghini, zwei Runden zurück: 9. Lehto (Finnland) Dallara-Ferrari, 10. Martini (Italien) Dallara-Ferrari, drei Runden zurück: 11. Grouillard (Frankreich) Tyrrell-Ilmor. - Die Ausfälle: Senna (Brasilien) McLaren-Honda, Unfall, Berger (Österreich) McLaren-Honda, Motor, Schumacher (Kerpen) Benetton-Ford, Unfall, Alesi (Frankreich) Ferrari, Motor.
Dramatisches Finish im 123. Deutschen Derby auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn: Vor 35 000 Zuschauern setzte sich der Mitfavorit Pik König mit dem Engländer Billy Newnes mit knapp einer halben Länge Vorsprung gegen Natiello (Peter Schiergen) und Carlton (Horst Horwart) durch.
Pik König gehört dem Hamburger Kaffeekaufmann Albert Darboven und wird wie der Zweitplazierte Natiello von Andreas Wöhler in Bremen trainiert. Der hoch gehandelte Favorit Platini landete im 19köpfigen Feld nur auf dem vierten Platz. Sieg-Eigner Darboven kassierte in dem 2400-Meter-Rennen 450 000 Mark Siegprämie.
Der Ausgang des Rennens wurde entscheidend von dem morgentlichen Regen über Hamburg bestimmt. Die Bodenverhältnisse waren innerhalb von Stunden völlig verändert, zuvor hoch eingeschätzte Pferde wie Apis und Colon hatten vom Start weg nicht die geringste Chance und endeten schließlich abgeschlagen im Feld.
Es wurde die Stunde von Billy Newnes, der auf Pik König lange auf den entscheidenden Angriff wartete und erst 400 m vor dem Ziel seine Attacke auf den führenden Natiello startete. Im Ziel war es dann doch eine halbe Länge, die die beiden Wöhler-Pferde voneinander trennte. Besonderes Pech hatte Wöhler-Stalljokkey Andreas Boschert, der sich vor dem Rennen für Colon entschieden hatte. Doch dieses Pferd scheiterte an den Bodenverhältnissen.
Pik König war vor zwei Jahren sogar auf einer Auktion angemeldet gewesen, erreichte aber nicht den von Darboven geforderten Mindestpreis. Der Hengst hatte sich erst in den vergangenen Wochen in die Derby-Favoritengruppe geschoben. Vor zwei Wochen gewann er das Bayeff-Rennen in Bremen und startete zur Quote von 63:10 als zweiter Favorit in dieser Prüfung. Durch die beiden Außenseiter Natiello und Carlton auf den Plätzen gab es für die glücklichen Wetter eine ausgesprochen lukrative Dreierwett- Quote von 133 013 Mark für 10.
Überschäumend die Freude bei Jockey Billy Newnes. "So oft war ich jetzt in Deutschland in großen Rennen engagiert, jetzt hat es endlich mit einem solchen tollen Treffer geklappt", freute sich der 32jährige. Katzenjammer dagegen bei Trainer Bruno Schütz, von dessen fünfköpfiger Streitmacht im Derby nur Platini in die Geldränge lief.
"Pferderennen sind schließlich keine Wunschkonzerte", meinte denn auch Platinis Besitzer Albert Steigerberger, der immerhin vor zwei Jahren das Derby mit Karloff gewinnen konnte.
Am Derby-Vortag, dem Samstag, wurde die mit 204 000 Mark dotierte Holsten- Trophy, das über 1200 Meter führende wertvollste Kurzstreckenrennen im deutschen Turf, zu einer Farce. Ganze vier Kandidaten gingen in die Startboxen, der Vorjahressieger Dream Talk hatte erneut keine Probleme und entführte die Siegprämie von 120 000 Mark problemlos nach Frankreich. Sieben Längen hinter dem Hengst kamen mit Montepulciano (Terry Hellier) und Princess Nana (Mark Rimmer) die beiden deutschen Kandidaten ins Ziel, der zweite Franzose Cardmania wurde Vierter.
Mit Irish Shoal und Mister Flippers waren zwei weitere Pferde aus Frankreich am Samstag kurz vor dem Rennen abgemeldet worden, so daß auf diese Weise das Feld zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfte. Dementsprechend unspektakulär war der Rennverlauf. Dream Talk hatte schon nach dem Start die Spitze übernommen und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Dream Talk, der im Vorjahr härter als diesmal kämpfen mußte, wurde wie vor zwölf Monaten von Gerard Mosse geritten. Besitzer des siegreichen Pferdes, das in England gezogen wurde, ist der Schweizer John Metzger, trainiert wird Dream Talk im französischen Chantilly von Nicholas Clement.
Überschattet wurde der Renntag von zwei schweren Stürzen: Gleich in der ersten Prüfung brach der Hengst Boitano das rechte Vorderbein und mußte eingeschläfert werden. Zwei Stunden später stürzte die englische Amazone Joana Dawn-Winter im Ladies Cup von ihrem Pferd Bright Dancer, sie erlitt dabei eine Unterarmfraktur und außerdem Schädelprellungen. sid/dpa
Kleiner Trost für Michael Stich: Nach dem bitteren Aus im Einzel gegen den US-Amerikaner Pete Sampras erreichte der Wimbledonsieger von 1991 am Sonntag zusammen mit John McEnroe das Doppel-Finale der All England Championships in Wimbledon.
Das deutsch-amerikanische Duo besiegte die ehemaligen Doppel-Weltmeister Jakob Hlasek/Guy Forget (Schweiz/Frankreich) mühelos 7:6 (7:4), 6:3, 7:6 (7:4) und traf am Sonntag abend im Endspiel auf die Amerikaner Jim Grabb/Richey Renneberg. Das an Nummer vier gesetzte US-Duo hatte zuvor im Halbfinale die an Nummer zwei gesetzten Australier Todd Woodbridge/Mark Woodforde 7:6, 4:6, 4:6, 7:6, 6:4 bezwungen.
Michael Stich ist der erste Deutsche seit 54 Jahren, der im Doppel-Finale von Wimbledon steht. 1938 kam Henner Henkel aus Posen zusammen mit dem Wiener Georg von Metaxa gleichfalls ins Endspiel und verlor gegen die Amerikaner Donald Budge/Constantine Mako.
In der ersten Runde hatten Stich und McEnroe die an Nummer eins gesetzten Titelverteidiger Anders Jarryd/John Fitzgerald (Schweden/Australien) aus dem Wettbewerb geworfen.
Den Titel im Frauen-Doppel sicherten sich die US-Amerikanerin Gigi Fernandez und Natalia Zwerewa aus der GUS. Das an Nummer zwei gesetzte Duo schaltete im Endspiel die an Nummer eins gesetzten Jana Novotna (CSFR) und Larisa Sawtschenko-Neiland (Litauen) überraschend glatt mit 6:4, 6:1 aus und kassierten dafür 93 920 englische Pfund. Den Verlierern blieben 46 950 Pfund. Im Finale stand dasselbe Quartett wie im Vorjahr, nur in einer anderen Zusammensetzung. Damals hatte die 21jährige Natalia Zwerewa zusammen mit Larisa Sawtschenko-Neiland über Gigi Fernandez/Jana Novotna triumphiert.
Die Darmstädterin Andrea Glass ist beim Wimbledon-Tennisturnier der Juniorinnen im Halbfinale ausgeschieden. Die 17 Jahre alte Regionalligaspielerin, die im Dezember die inoffizielle Jugend-Weltmeisterschaft "Orange Bowl" in Miami/Florida gewann, unterlag der an Nummer zwei gesetzten Amerikanerin Chanda Rubin 1:6. 7:6 (7:5), 6:8.
Im dritten Satz war sie beim 6:5 nach der Abwehr von zwei Matchbällen nur zwei Punkte vom Einzug ins Finale entfernt, hatte aber letzten Endes doch die schlechteren Nerven.
Titelverteidigerin des Juniorenturniers ist die Leverkusenerin Barbara Rittner, die 1992 nur im Frauen-Wettbewerb startete. sid/dpa
Nach dem Prolog-Erfolg des spanischen Vorjahressiegers Miguel Indurain gelang dem Schweizer Alex Zülle am Sonntag der Überraschungscoup zum Auftakt der 79. Tour de France, denn er löste Indurain auf der ersten Etappe über 194 km mit Start und Ziel in San Sebastian als Führenden im Gesamtklassement ab.
Den Tagesabschnitt gewann der Franzose Dominique Arnould nach 4:37:39 Stunden im Spurt vor dem Belgier Johan Museeuw und dem Italiener Maximilian Sciandri. Hinter dem Dänen Jesper Skibby belegte der Österreicher Harald Maier den fünften Platz. Der erste Tagesabschnitt wurde vom Sturz des Kölners Marcel Wüst auf einer der gefährlichen Abfahrten überschattet. Wüst erlitt einen Bruch des rechten Schlüsselbeines.
Dem Eidgenossen Zülle, der in der Schlußphase der Etappe selbst das Tempo im Peloton bestimmte, genügte eine Zeitgutschrift von sechs Sekunden bei einem Zwischenspurt, um erstmals in seiner Karriere ins "Maillot Jaune" zu schlüpfen. Dahinter folgen Arnould (zwei Sekunden zurück) und Indurain (vier Sekunden zurück) auf den nächsten Plätzen.
Im Prologzeitfahren am Samstag hatte Zülle, der Sieger der Katalanischen Wochen und der Asturien-Rundfahrt, mit zwei Sekunden Rückstand auf Indurain den zweiten Platz belegt. Der Giro-Sieger, der als Letzter die Acht-Kilometer-Strekke in Angriff genommen hatte, blieb als einziger unter der Bestzeit des Schweizers, der die große Überraschung darstellte.
Überschattet wurde das Auftakt-Wochenende der großen Schleife von zwei Anschlägen der baskischen ETA-Terroristen. In der Nacht zum Samstag wurden 20 Kilometer außerhalb von San Sebastian sieben Fahrzeuge eines britischen TV-Senders in Brand gesetzt. Zuvor hatten zwei Personen mehrere Brandsätze in eine Tiefgarage geworfen. Dabei war unter anderem ein Fahrzeug des französischen Fernsehsenders "Antenne 2" in Flammen aufgegangen. Nach Angaben der Tour-Organisatoren konnte einer der beiden Attentäter, ein 51jähriger Mann, festgenommen werden.
Die erste Etappe auf dem Kurs des Weltcup-Rennens San Sebastian-San Sebastian wurde am Morgen von strömendem Regen gekennzeichnet, dennoch säumten wiederum Zehntausende die Straßen, um Indurain zuzujubeln. Beim Anstieg zum 460 m hohen Alto Jaizkibel nach 150 km formierte sich eine neunköpfige Spitzengruppe, in der sich unter anderem Indurain, Bugno, Chiappucci, Breukink, Leblanc und Hampsten befanden.
Sie wurden später jedoch wieder eingeholt. Nach 160 km gelang dem Trio Pascal Lino (Frankreich), Alberto Elli (Italien) und Arnould ein erfolgreicher Vorstoß. Sie bauten ihren Abstand auf maximal 1:07 Minuten aus. Die letzten drei Kilometer versuchte der 25jährige Arnould mit einem Solovorstoß zum Erfolg zu kommen. Er rettete einen Minimalvorsprung ins Ziel.
Im Prologzeitfahren hatte der 27jährige Indurain unterstrichen, daß er zur Zeit fraglos der beste Zeitfahrer im Profi-Radsport ist. Frenetisch gefeiert von Tausenden baskischer Radsport-Enthusiasten setzte sich der Ausnahmefahrer bei windigem und regnerischem Wetter gegen die anderen 197 Starter aus 22 Mannschaften in 9:22,43 Minuten und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 51 Kilometern durch. sid
Mit 11,101 Sekunden stellte die GUS-Radsprinterin Galina Jenuchina am Sonntag in Moskau einen Weltrekord für Hallen-Bahnen im 200-m-Sprint der Frauen mit fliegendem Start auf. Sie unterbot ihre eigene Bestmarke um 61 Tausendstelsekunden.TURF
DEUTSCHES DERBY (Ehrenpreis und 840 000 Mark) in Hamburg-Horn, 2400 m: 1. Rennstall Darbovens Pik König (Newnes, trainiert von Wöhler in Bremen), 2. Natiello, 3. Carlton, 4. Platini, 5. Fabriano, 6. Chesa Plana, 7. Zohar, 8. Saladin, 9. Meerwind, 10. Arastou, 11. Colon, 12. Ibiano, 13. Greifvogel, 14. Apis, 15. Litron, 16. Navigator, 17. Capwell, 18. Super Sam, 19. Felkando. - Richterspruch: 1/2, 2 1/2, 3/4, 1/2. - Zeit: 2:37,9 Minuten. - Sieg: 63, Platz 23, 135, 140, ZW: 3868, DW: 133 013.
Die Deutsche Triathlon-Union (DTU) feiert ihren bislang größten Erfolg. Bei der Europameisterschaft über die Kurzdistanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) gewann Sonja Krolik aus Rheydt in 2:02,47 Stunden durch einen enormen Kraftakt auf der Radstrecke den Titel vor der Dänin Lone Larsen (2:03,43). Dritte wurde Ute Schäfer (2:04,08) aus Riederau.
Vier Minuten Vorsprung hatte sich Larsen beim Schwimmen erkämpft. Auf dem letzten Abschnitt der Laufdistanz mußte sie Krolik dann an sich vorbeiziehen lassen. "Ich habe nach dem Schwimmen nicht mehr an den Sieg geglaubt, aber dann wurde es doch noch mein Rennen", freute sich Krolik nach der erfolgreichen Aufholjagd. Für das i-Tüpfelchen aus deutscher Sicht sorgte schließlich Ute Schäfer, die mit ihrem dritten Platz den Mannschaftstitel für das DTU-Frauenteam sicherstellte.
Auch die Männer sorgten für Furore: Der Hanauer Rainer Müller (1:49,51) belegte den fünften Platz vor Thomas Hellriegel aus Bretten (1:50,03). sid
INTERTOTO
Gruppe 7, erster Spieltag: FC Vac - Slovan Preßburg 2:3 (1:2).
INTERTOTO
Gruppe 5, erster Spieltag: Helsingborg - Bröndby IF 4:3 (3:1).
Der Rasenlehrling hat den Meister der Asse entzaubert. Mit dem besten Return der Welt besiegte der US-Amerikaner Andre Agassi in einem hochklassigen Wimbledon-Finale den Kroaten Goran Ivanisevic 6:7 (8:10), 6:4, 6:4, 1:6, 6:4 und gewann damit den ersten Grand-Slam-Titel seiner wechselvollen Karriere.
Dreimal hatte der Paradiesvogel der Tennisszene zuvor ein Grand-Slam-Finale erreicht - und verloren. Diesmal behielt er im Gegensatz zu den French Open (1990/91) und den US Open (1990) die Nerven und beendete ausgerechnet auf dem einst ungeliebten Rasen die schwarze Serie.
Nach zwei Stunden und 50 Minuten verwandelte er den ersten Matchball zum bislang größten Erfolg seiner buntschillernden Karriere.
Agassi ließ sich nach dem Sieg auf den Boden fallen und weinte hemmungslos. Immer wieder schlug er die Hände fassungslos vor sein Gesicht. "Ich konnte es einfach nicht glauben", gestand der US- Amerikaner hinterher, "ich bin Wimbledon-Champion und habe ein Grand-Slam- Turnier gewonnen. Ich hatte die Chance und habe mir einen großen Traum erfüllt."
13 100 Zuschauer auf dem ausverkauften Centre Court bereiteten dem Sieger eine stehende Ovation. Aus den Händen der Herzogin von Kent nahm Agassi den goldenen Pokal entgegen und liebkoste die Trophäe wie ein kleines Kind seinen Teddybären: "Ausgerechnet an dieser Kultstätte des Tennissports zu gewinnen, ist mehr, als ich verdiene."
Als zusätzlichen Lohn des erfolgreichen Kraftakts kassierte er einen Preisgeldscheck über 265 000 Pfund (rund 800 000 Mark), Ivanisevic konnte sich immerhin mit der Hälfte trösten. "Agassi hat unglaublich gute Passierschläge gespielt", meinte der Kroate in der anschließenden Pressekonferenz: "Ich habe alles gegeben, aber es hat nicht gereicht. Er hat den Sieg verdient."
Agassis Euphorie war durchaus berechtigt: Als erster Spieler seit dem fünfmaligen Wimbledonsieger Björn Borg (1976 bis 1980) gewann der 20 Jahre alte Las Vegas-Boy die All England Championships von der Grundlinie aus. Wie schon bei seinen Siegen über Boris Bekker (Viertelfinale) und John McEnroe (Halbfinale) diktierte Agassi mit unglaublichen Returns und soliden Aufschlägen über weite Strecken das Geschehen auf dem Platz. 169 Asse hatte Goran Ivanisevic, 20 Jahre jung und die Nummer acht der Weltrangliste, auf dem Weg ins erste Wimbledon-Endspiel seiner Karriere geschlagen. Obwohl ihm auch gegen Agassi 37 Asse gelangen, war er für die Nummer 14 der Weltrangliste eine Nummer zu klein und wurde im entscheidenden Augenblick wieder einmal ein Opfer seiner Nerven.
"Da habe ich mich gefühlt, als wenn ich gegen einen Trainer spiele, der mich pausenlos von rechts nach links jagt", gestand Ivanisevic.
"Der eine hat den besten Return der Welt, der andere den besten Aufschlag. Entscheiden wird der Kopf", hatte John McEnroe vor dem Endspiel schon gesagt. Im ersten Satz lief alles wie erwartet. Bis zum 6:6 brachten beide Kontrahenten ihren Aufschlag durch, im Tiebreak wehrte Ivanisevic bei 6:7 einen Satzball ab, dann nutzte er seinerseits den dritten Satzball zum 10:8.
Alle glaubten, so ginge es weiter, doch Agassi traf die Returns immer besser und schaffte im ersten Spiel des zweiten Satzes das Break zum 1:0. Von da an war der Mann mit der weißen Mütze auf der Straße des Sieges. sid
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, 1. Etappe (194,5 km): 1. Arnould (Frankreich), 4:37,39 Stunden (42,031 km/h), 2. Museeuw (Belgien), 3. Sciandri (Italien), 4. Skibby (Dänemark), 5. Maier (Österreich), 6. Virenque (Frankreich), 7. Gölz (Bad Schussenried), 8. Sergeant (Belgien), 9. Kelly (Irland), 10. Heppner (Gera), 11. Chioccioli (Italien), 12. Jalabert (Frankreich), 13. Alcala (Mexiko), 14. Alonso (Spanien), 15. Leanizbarrutia (Spanien), ... 23. Jaermann (Schweiz), ... 28. Zülle (Schweiz), ... 32. Ampler (Leipzig), ... 81. Gianetti (Schweiz), ... 93. Maechler (Schweiz), 94. Ludwig (Gera), ... 103. Dufaux (Schweiz), ... 111. Bölts (Heltersberg), 112. Kummer (Erfurt), ... 114. Jentzsch (Gera), ... 131. Jeker (Schweiz), 132. Müller (Schweiz), 133. Krieger (Karlsruhe), 134. Groene (Recklinghausen), ... 175. Richard (Schweiz), ... 178. Aldag (Ahlen), ... 180. Boden (Frankfurt/Oder), ... 185. Stumpf (Dittelbrunn), 186. Kappes (Kirchzarten) alle gleiche Zeit. - Gesamtklassement nach der 1. Etappe: 1. Zülle 4:46,57 Stunden, 2. Arnould 0:02 Minuten zurück, 3. Indurain 0:04, 4. de las Cuevas (Frankreich) 0:15, 5. Alcala, 6. Bugno (Italien) beide 0:16, 7. Ekimow (GUS) 0:17, 8. Breukink (Niederlande), 9. Lino, 10. LeMond alle 0:18, 11. Museeuw 0:21, 12. Gölz 0:22, 13. Sciandri 0:23, 14. Roche (Irland) 0:24, 15. Sorensen (Dänemark) 0:26, ... 19. Jaermann 0:27, ... 31. Heppner 0:35, ... 37. Ampler 0:40, ... 80. Ludwig 6:17, ... 84. Kummer 6:21, 85. Maechler 6:22, ... 86. Jentzsch 6:23, ... 92. Jeker 6:25, ... 102. Müller 6:31, ... 111. Dufaux 6:40, ... 119. Bölts 6:46, ... 129. Gianetti 7:01, ... 143. Krieger 8:09, ... 152. Gröne 8:18, ... 170. Boden 11:45, ... 175. Aldag 11:57, ... 177. Stumpf 12:02, ... 187. Kappes 12:13, ... 193. Richard 12:21.
Deutschlands Korbjäger fahren nach Barcelona. Den Grundstein zum größten Erfolg der deutschen Basketball-Geschichte legte die Mannschaft von Bundestrainer Svetislav Pesic am letzten Spieltag der Qualifikations-Endrunde durch einen 90:74 (47:34)-Erfolg über die CSFR.
Die entscheidende Schützenhilfe leistete die Auswahl der GUS durch einen 84:82 (39:45)-Sieg über den Konkurrenten Slowenien.
Neben Deutschland erkämpften sich Litauen, Kroatien und die GUS durch den 83:68-Sieg am Samstag über Deutschland den Platz im Olympischen Basketball- Turnier.
Die deutschen Basketballer nehmen zum vierten Mal nach 1936, 1972 und 1984 an Sommerspielen teil. Doch noch nie war eine Qualifikation derart schwer, da durch die politische Entwicklung in Osteuropa die frühere UdSSR (Litauen und GUS) sowie Jugoslawien (Slowenien und Kroatien) gleich zwei Mannschaften stellten.
Am Ende hatte Deutschland das hochverdiente Glück des Tüchtigen, zumal es während der Endrunde mit dem Handicap eines im Kader kursierenden Darmvirus zu kämpfen hatte.
Das schwerste Spiel hatte sie jedoch auf der Tribüne zu bestreiten. Denn Slowenien bot der GUS lange Zeit Paroli und führte zur Halbzeit sogar mit 45:39. Umso ausgelassener waren die Freudentänze der Deutschen nach dem Happy- End.
Vor 4000 Zuschauern raffte sich das DBB-Team gegen die CSFR zu einer wahren Energieleistung auf. Denn die Folgen der Virusinfektion, mit der zehn der zwölf Spieler des Kaders zu kämpfen hatten, waren unverkennbar. Das Finale gegen die CSFR erlebte Stefan Baeck per Bildschirm im Hotelzimmer.
Konzentriert und diszipliniert erkämpfte sich die deutsche Fünf bis zur 15. Minute eine komfortable 40:24-Führung. Doch nach dem Wechsel schien der Faden gerissen, die Trefferquote sank bedenklich, so daß die CSFR, die ebenfalls noch eine kleine Chance zur Olympia- Teilnahme hatte, sogar bis auf vier Punkte herankam. Doch in der Schlußphase fand die DBB-Auswahl wieder ihren Rhythmus.
Acht Siege und drei Niederlagen lautet die stolze Bilanz der deutschen Mannschaft nach nerven- und kraftraubenden elf Spielen innerhalb von 14 Tagen. 25 Mannschaften hatten in der Vorrunde den Kampf um die vier Tickets - Gastgeber Spanien ist automatisch qualifiziert - angetreten. "Die Qualifikation ist härter als das Olympia-Turnier selbst", sah sich Coach Pesic bestätigt. sid
Der TC Heidelberg ist zum sechsten Mal Deutscher Mannschaftmeister im Frauen-Tennis. Im Finale gab es einen 5:3-Erfolg gegen RHTC Bayer Leverkusen, das auch bei der vierten Endspiel-Teilnahme sieglos blieb. Im Spitzeneinzel setzte sich Anke Huber mit 6:3, 6:2 gegen Barbara Rittner durch.
Der schwedische Fußball-Nationalspieler Jan Eriksson (25) wechselt von IFK Norrköping zum Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern. Am Sonntag teilte Eriksson, der bei der EM-Endrunde zwei Tore für das Drei-Kronen-Team erzielt hatte, den Pfälzern per Telefax seinen Entschluß mit. An dem Verteidiger war auch Eintracht Frankfurt interessiert.
Im Blickpunkt: Belgrads neuer Premier Hader mit der Börsenaufsicht
Rest-Jugoslawiens neuer Ministerpräsident ist ein alter Bekannter der US-amerikanischen Börsenaufsichtsbeamten. Der US-Bürger Milan Panic, 62 Jahre alt, bis vorige Woche noch Chef der kalifornischen ICN Pharmaceuticals Inc, ist im Laufe seiner sprichwörtlichen Schuhputzerkarriere mehrfach mit "Wachhunden" der Wall Street, Aktionären, Buchprüfern und Wissenschaftlern in Konflikt gekommen. Vor allem Börsenmanipulationen brachten die Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA wie auch die Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (SEC) auf seine Spur. In den achtziger Jahren mußte Panic übertriebene Behauptungen über die Wirksamkeit des Virenabwehrmittels "Virazole" zurücknehmen. Trotz der Bemühungen des Unternehmens, die Freigabe des Präparats als Mittel gegen viele Erkrankungen, einschließlich Aids, zu erwirken, ist Virazole in den USA nur in Sprühform gegen Erkrankungen der Atemwege bei Säuglingen zugelassen.
In den 80er Jahren trieben Gerüchte, daß die FDA Virazole als Mittel gegen Aids zulassen werde, die Aktienkurse von ICN und ihren beiden Tochtergesellschaften scharf in die Höhe. Panic nahm die Gelegenheit wahr, um eigene Aktien im Wert von 13 Millionen Dollar abzugeben. Dies brachte ihm zahlreiche Aktionärsklagen ein, die zum Teil heute noch anhängig sind.
Kurz danach setzte die FDA das Unternehmen unter Druck, das im Zusammenhang mit der ursprünglich begrenzten Genehmigung verbreitete Werbematerial für Virazole zurückzurufen. Nachdem ICN im Januar 1987 Forschungsergebnisse über die Wirksamkeit des Mittels bei HIV-infizierten Patienten vorlegte, leitete die SEC ihre eigenen Ermittlungen ein. 1989 gab ICN den Kampf um die FDA-Zulassung von Virazole als Aids-Heilmittel auf. Voriges Jahr zahlte ICN als Teil eines Vergleichs mit der FDA 600 000 Dollar Strafe und unterzeichnete mit der SEC einen Unterlassungsbefehl. Die 1960 gegründete ICN machte erstmals 1970 von sich reden, als an der Börse die Aktien in Erwartung der Zulassung eines Mittels gegen die Parkinsonsche Krankheit anstiegen. ICN übernahm danach mehrere Firmen auf dem Weg des Aktientauschs, ehe Nachrichten über die Nebenwirkungen der Droge gemeldet wurden und der ICN-Kurs wieder absackte. Einige der ursprünglichen Besitzer erhielten ihr Geld zurück. 1977 unterzeichnete ICN mit der SEC, die der Firma die Verbreitung irreführender Finanzprojektionen vorwarf, einen Unterlassungsbefehl, Aktionäre reichten dennoch Klage ein.
Inzwischen ist, wie die Zeitschrift Business Week berichtet, ICN immer enger mit den Entwicklungen im ehemaligen Jugoslawien verflochten. Im Mai 1991 übernahm die ICN-Tochter SPI Pharmaceuticals Inc. 75 Prozent des führenden jugoslawischen Pharmaunternehmens Galenika. Neun Monate später steuerte die neue Tochter schon 61 Prozent des Umsatzes von 364 Millionen Dollar und 96 Prozent des Gewinns von 53 Millionen Dollar bei. Inzwischen habe ICN bereits in Rußland und Polen ähnliche Joint- ventures gegründet.
Problematisch ist jedoch nach Darstellung von Business Week der Umstand, daß ICN Galenika ein Opfer des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien geworden ist. ICN ist der Hauptlieferant von Penicillin und muß etwa zwei Drittel seiner Rohstoffe aus den USA importieren. Die Importe sind aber aufgrund des gegen Serbien und Montenegro verhängten Wirtschaftsembargos nicht möglich. Belgrad versucht nun, diese Lieferungen über eine in der Resolution des UN-Sicherheitsrates vorgesehenen Ausnahmeregelung aus humanitären Gründen freizubekommen.
Die Interessen des neuen Ministerpräsidenten des jugoslawischen Rumpfstaates und des Chefs der ICN laufen deshalb parallel: Panic will die UN-Wirtschaftsblockade aufheben und ausländisches Geld in das wirtschaftlich am Boden liegende Land holen.
WALTER PFAEFFLE (New York)
Dillich-Nassenerfurth, Wattenbach, Eiterfeld - nie gehört? Das sind neben Oberliga-Absteiger Ski-Club Willingen die neuen Gegner der SG Bad Soden/Ahl in der Fußball-Landesliga Nord. Kann dieses neue Quartett die populäreren Klubs Tuspo Ziegenhain, Jahn Calden, VfL Kassel (Absteiger in die Bezirksoberliga) sowie den SC Neukirchen (jetzt Oberliga Hessen) ersetzen? Für den einzigen Main-Kinzig-Kreis-Vertreter in dieser Klasse brechen nicht nur durch das unattraktiver gewordene Teilnehmerfeld schwere Zeiten an. Maximal sechs Klubs aus dem Bezirk Fulda (FC Germania Fulda, RSV Petersberg und Buchonia Flieden sind einigermaßen günstig zu erreichen, beim Hünfelder SV, Hessen Hersfeld und VfL Eiterfeld kann bereits nicht mehr von regionalen Treffen gesprochen werden) dürften selbst einige Fans mitbringen, ansonsten wird an der Bornwiese oftmals "tote Hose" (zuletzt 362 Zuschauer pro Heimspiel) herrschen. Zumal es dem Ex-Oberligisten nicht gelungen ist, eine halbwegs attraktive Mannschaft zusammenzustellen.
Nach Gregor Krakowiak (Kickers Offenbach) wechselte auch Thorsten Röder (mit 17 Toren weitaus erfolgreichster Sodener Torschütze) in die Oberliga. Er schloß sich Vizemeister Spvgg. 05 Bad Homburg an. Da auch Martin Bangert (9 Treffer) zum SV Bernbach, der außer Krakowiak fünffache Schütze Heribert Cloes (Spielertrainer SG Stammheim) die Bornwiese verließ, scheinen die Oberligahalme endgültig umgeknickt zu sein, und die neue Aussaat dürfte Mühe haben, um den Landesligaanforderungen gewachsen zu sein. Mit Jochen Maikranz (SV Buchonia Flieden) sowie Karl-Heinz Muth (SV Garching) ist das halbe Dutzend Abmeldungen komplett, zudem warf Heiner Ott als Trainer - nach vorheriger Zusage - relativ kurzfristig das Handtuch. Ihm war es nach der sich andeutenden Flut an Abgängen in der Kurstadt nicht mehr geheuer.
Richard Nix (gerade mit dem TSV Höchst/Gelnhausen in die Bezirksoberliga aufgestiegen) soll es als Spielertrainer an der Bornwiese richten. Er hat am Sonntag das Training bei seinem alten Klub aufgenommen und konnte dabei bescheidene vier Neuzugänge begrüßen: Mile Milijasevic (SG Egelsbach), Miro Stjebic (FC Rudar/Bosnien), Marko Andic (FC Burgau) sowie Mathias König (FSV Mernes).
Über die wahre Spielstärke werden sich Trainer und der in puncto Spielerverpflichtungen verantwortliche 2. Vorsitzende Peter Stolberg noch ein genaues Bild machen müssen. Andic und Stjebic hinterließen unserer Beobachtung nach im Training einen hervorragenden Eindruck", hofft Stolberg ein Schnäppchen gemacht zu haben. Milijasevic hatte beim furios auftrumpfenden Oberliga-Aufsteiger SG Egelsbach keinen Stammplatz, war im stark besetzten, konstant spielenden Aufgebot selten erste Wahl. Er schoß kein einziges Tor im Oberligaaufgebot, das gelang nur in der zweiten Garnitur in der Bezirksliga. Dort kommt auch König her.
Die Schützen von 36 der 57 Saisontreffer sind abgewandert - quo vadis, SG Bad Soden/Ahl? Zumal auch die Spielstärke der SG Dillich-Nassenerfurth, TSG Wattenbach und des VfL Eiterfeld nicht genau eingeordnet werden kann. Droht nach fast 20jährigem Dasein in Landes- und Oberliga (80-83 und 89/90) erstmals der Sturz in die Bezirksoberliga? HANS-DIETER PUTH
Sonntag: 10.30 Uhr Training, Montag: 18 Uhr Training, am morgigen Mittwoch (19 Uhr) Vorbereitungsspiel in Froschhausen, Donnerstag, 18 Uhr: Training, Samstag (17 Uhr): Vorbereitungsspiel in Mainflingen. Das sind keineswegs Auszüge aus dem Vorbereitungsprogramm eines Oberliga-Vereins, sondern so lautet schlichtweg die Aufgabenstellung für den A-Klassen-Aufsteiger SC Buchschlag in dieser Woche.
Buchschlag - eine Ausnahme im unteren Amateurbereich? Mitnichten. Die oftmals gescholtenen Fußballer trainieren heute in der zweiten Kreisklasse von der Intensität wie früher ein Hessen- oder Landesligist. Nicht immer, aber immer öfter. Der erst 1975 gegründete Sportklub, der sich aus dem Tennisverein herausgeschält hatte, wurde in der vergangenen Saison in der Offenbacher Kreisliga B/ West unangefochten mit 46:6 Punkten und 129:28 Toren Meister und verließ damit die niedrigste Plattform. Fortan gehört der SCB der Kreisliga A an und will auch dort für Furore sorgen.
Das Team aus dem Dreieicher Stadtteil hat sich erheblich verstärkt. Des weiteren will der neue Cheftrainer Karl Althaus (vorher Spvgg. Neu-Isenburg II) "an der Lettkaut" keine Sandkastenspiele, sondern weiterhin ernsthaften, leistungsbezogenen Fußball propagieren. Er löste den erfolgreichen Klaus von Deessen, der jetzt als Spielausschuß-Vorsitzender fungiert, ab. Zusammen mit Abteilungsleiter Jürgen Roth (dem SCB gehören noch Gymnastik-Gruppen für Kinder und Senioren an) wollen von Deessen und Althaus zunächst einmal einen soliden Mittelplatz garantieren. Das fast bereits professionell aufgezogene Vorbereitungsprogramm nährt diese Hoffnungen. Allerdings büßte der Meister mit Frank Remta (unbekanntes Ziel) seinen erfolgreichsten Torschützen ein. Ansonsten gab es keinerlei Abmeldungen, dafür jedoch ein halbes Dutzend Neuzugänge. Mit Althaus siedelten Uwe Reimer und Klaus Axmann vom Neu-Isenburger Sportpark (Spvgg. 03) an die Lettkaut um. Des weiteren wurden Patrick Chanson (TV Dreieichenhain), Michael Obendorfer (SC 63 Eckenheim), Jürgen Skalsky (Sportfr. Schwalbach) und Ralph Windolf (Spvgg. Ostend Frankfurt) verpflichtet.
Am 2. Juli rief Althaus seine Schützlinge zum ersten Training, am 16. August soll der Start in die Punktrunde erfolgen. Etwa 15 Trainingseinheiten werden bis dahin absolviert sein, des weiteren stehen sieben oder acht Vorbereitungsspiele auf dem Programm. Nach dem Aufgalopp in Froschhausen und Mainflingen folgen weitere Testspiele: 18. Juli beim SV Echzell (15 Uhr), 23. Juli gegen SKG Frankfurt (19 Uhr), 25. und 26. Juli Turnier in Nürnberg, 29. Juli gegen FC Germania Ober-Roden II (19 Uhr), 5. August gegen TV Rembrücken (19 Uhr) und 9. August gegen SV Sachsenhausen (15 Uhr).
Im Meisterjahr kamen etwa 100 Fans pro Heimspiel in den noblen Stadtteil von Dreieich, die nahezu optimale Klassenzusammensetzung in der Kreisliga A Offenbach-West soll mit den Gegnern SKG Sprendlingen, FC Hellas Offenbach, SC Steinberg, VfB 1900 Offenbach, TSG Neu-Isenburg, DJK Eiche Offenbach, Freie Turner Oberrad, SG 1945 Dietzenbach, SV Aris Offenbach, Spvgg. Neu- Isenburg II, TV Dreieichenhain, Türkischer FV Dreieich, Türkischer SC Offenbach, Rotweiß Offenbach und Sprendlinger TG eine stärkere Resonanz auslösen. Immerhin stehen vier Dreieich-Stadtderbys auf dem Plan, dazu gesellen sich die Nachbartreffen mit den beiden Isenburger Vereinen. Das junge Vereinsgebilde wächst systematisch zusammen, denn beim SC Buchschlag wird nicht nur im Bereich der ersten Mannschaft das Buch aufgeschlagen, sondern gibt es neben der Reserve-Formation und einer SOMA auch zwei Jugend-Teams. Die oberen Jahrgänge (16 bis 18 Jahre/A-Jugend) sowie eine E-Jugend (bis 10 Jahre) sind für den Punktspielbetrieb angemeldet. Jugendleiter Andreas Kleinfelder (Telefon 069-4980729) beziehungsweise Fußball- Chef Klaus von Deessen (06103-82435) wären jedoch über jeden weiteren Nachwuchs-Kicker dankbar.
Die dem Kader der ersten und zweiten Mannschaft entwachsenen beziehungsweise nicht so trainingswilligen Akteure sammeln sich in der SOMA, die als wichtiger Integrationspunkt im rund 200 Mitglieder starken SCB gilt. "Jung und dynamisch". Beim SC Buchschlag stimmt nach einer vorübergehenden Zerreißprobe vor fünf Jahren längst wieder die Richtung, geht es in einem Stadtteil, wo eher Golf, Tennis oder Reiten angesagt sind, auch in Sachen Fußball wieder deutlich aufwärts.
Allerdings gibt es in Buchschlag selbst weiterhin keinen Fußballplatz. Die Anlage "An der Lettkaut" befindet sich im Stadtteil Sprendlingen. "Ein eigener Sportplatz und ein Vereinsheim in Buchschlag bleiben unser größter Wunsch", konstatiert Pressewart Patrick Fröhlich abschließend. HANS-DIETER PUTH
Der Startschuß in die neue Saison fällt erst in gut zwei Monaten (19. September beim HBV 90 Jena). Ebenso lange befinden sich die Spielerinnen vom BSC 47 Urberach (Handball-Regionalliga Südwest, Gruppe Nord) bereits im Training für die neue Runde. Inklusive einer kleinen Ferienpause in diesem Monat setzt der neue Trainer Claus-Peter Gotta damit auf eine viermonatige Vorlaufzeit, um die auf einigen Eck-Positionen veränderte Formation auf "Vorderfrau" zu bringen. Letzter Aufgalopp vor dem Trip nach Thüringen soll ein Spiel gegen den gleichrangigen Südgruppen-Vertreter TG Osthofen (13. September, 17 Uhr, Sporthalle am Schellbusch) sein.
Dieser Generalprobe geht ein schweißtriefendes Programm - in mehrere Abschnitte aufgeteilt - voraus. Im ersten Block gab es inzwischen bereits acht Testspiele. Die Mannschaft aus dem Rödermarker Stadtteil blieb dabei unbesiegt. Sechs Siegen standen zwei Remis gegenüber. Allerdings war kein Regionalligist dabei.
Das 17:13 gegen den Oberligisten TSG Bürgel, 19:14 gegen die SG Dietzenbach und 20:13 gegen die TSG Neu-Isenburg sind am höchsten einzustufen. "Ich lasse mich durch diese Ergebnisse keineswegs blenden und habe das gemeinsame Ziel Klassenerhalt nicht aus den Augen verloren", tritt Gotta auf die Euphorie-Bremse. Allerdings nähren die positiven Leistungen der Neuzugänge Inge Hose (TSV Rotweiß Auerbach), Sabine Thimm (TV Schaafheim), Lydia Grießmann (TV Münster) sowie der letztjährigen Jugendspielerin Ivonne Konrad die Hoffnung auf ein sportlich erfolgreiches Jahr. Torfrau Gertraud Rebmann (besser unter ihrem Mädchennamen Rahn bekannt) kehrte nach einjähriger Pause zurück, gilt als adäquater Ersatz zu Silvia Löhr.
Am 27. Juli will Gotta die zweite Phase einläuten, hat neben dreimaligem Training weitere 13 (!) Vorbereitungsspiele anberaumt. Im August stehen allein vier Begegnungen mit Regional- und Oberligisten ins Haus: TuS Kriftel (8.), TSG Bürgel (16.), TV Groß-Umstadt (23.) und SG Leutershausen (24.). Ein dreitägiges Trainingscamp (28. bis 30. August in Schotten) soll den "heißen August" beschließen. Dort treffen die Handballerinnen aus dem Rödermarker Stadtteil auf die Oberligisten TV Ortenberg und TV Gedern sowie am Ende des Trainingslagers in eigener Halle auf die Sport-Union Mühlheim und den HSV Götzenhain (30. August).
BSC 47 URBERACH, HANDBALL-REGIONALLIGA SÜDWEST, Spielerinnen- Kader 92/93: Silvia Löhr, Gertraud Rebmann (Tor) sowie Inge Hose, Lydia Grießmann, Beate Thierolf-Seida (Spielführerin), Sabine Thimm, Siggi Gotta, Ivonne Konrad, Kerstin Braunschweig, Claudia Rettner, Lilo Schilf, Kerstin Lenhardt und Sandra Rinnenburger.
Die durchschnittlich 24 Jahre alte Mannschaft wird von Claus-Peter Gotta (40) trainiert, während im Umfeld Bärbel Ostertag, Rita Kuhrau sowie Bruno Rutow und Helmut Hoch die Fäden spinnen.
Der Betreuer-Pool beim BSC 47 gilt als vorbildlich und gleicht mit intensiver Arbeit fehlenden finanziellen Anreiz aus. Der BSC 47 Urberach ist der einzige Verein aus dem Kreis Offenbach, Derbystimmung lösen allenfalls die Gastspiele des Rückkehrers SV Darmstadt 98, SG Bruchköbel, TSG Ober-Eschbach, TV 1860 Hofheim und TV Flörsheim aus. Auch die TSG Leihgestern (Linden) sowie Eintracht Wiesbaden sind noch einigermaßen gut zu erreichen, wohingegen die Entfernungen nach Jena, zum ThSV Eisenach, SG Hessen Hersfeld und SG Kirchhof einen weitaus höheren Kosten- und Zeitaufwand erfordern. Bei zirka 100 Zuschauern pro Heimspiel müssen andere Gelder zur Finanzierung des Spielbetriebs in der dritthöchsten Spielklasse herhalten. HANS-DIETER PUTH
Seit Freitag weilt die Jugend-Fußballmannschaft aus Suffield (bei New York) in Hausen. Sie nahm am Sonntag im Sportzentrum Obertshausen an einem Turnier teil und hält sich noch bis Freitag in Deutschland auf.
Heute ist die Delegation des Gastgebers FC Teutonia 07 Hausen mit ihren Gästen aus den USA nach Heidelberg gefahren, am morgigen Mittwoch soll Frankfurt unter die Lupe genommen sowie abends im Hause des Teutonia-Trainers Günter Frommknecht gemeinsam gefeiert werden. Am Donnerstag steht ein zwangloser Schwimmbad-Besuch auf dem Plan, am Freitagmittag folgt die Rückreise nach Suffield. Günter Frommknecht und Betreuer Gerd Halasek haben sich federführend um den Gegenbesuch der Delegation aus Suffield gekümmert.
Auch sportlich hatte sich die B1- Jugend des Bezirksoberligisten diese internationale Begegnung verdient, denn der FC Teutonia wurde in der höchsten Spielklasse des Kreises Offenbach mit 24:4 Punkten und 77:22 Toren Kreismeister und distanzierte dabei die Spvgg. Hainstadt um vier Zähler.
Der Besuch aus den USA kam den Verantwortlichen gelegen, denn sie konnten hierdurch die Meisterschaftsfeier mit in diesen Veranstaltungskomplex integrieren. Die Teutonia-Formation war im Vorjahr in Suffield und belegte dort bei einem großen Turnier den vierten Platz.
Nach dem offiziellen Empfang durch Bürgermeister Robert Roth und der Quartier-Aufteilung (die Spieler wurden privat untergebracht) stand ein Grillabend ins Haus. Am Samstag fanden eine Fahrt auf die Ronneburg (Main-Kinzig- Kreis) sowie die Meisterschaftsfeier der FCT-Jugend statt. Mit dem Vorsitzenden Ulli Klein, Abteilungsleiter Günther Schwartz sowie Jugendleiter Benno Klaffki waren die "Macher" des FC Teutonia vollzählig versammelt. Nach dem sportlichen Vergleich folgte am Sonntagabend eine Jugend-Disco, während sich die Gasteltern auf Sachsenhausen-Tour begaben.
In der kommenden Saison wechselt die B-Jugend komplett in die A-Jugend über. "Die Spieler haben den Angeboten höherklassiger Klubs widerstanden", freut sich Schwartz über die Vereinstreue der Jugend-Kicker, die in zwei Jahren den Bezirksoberligisten im Bereich der ersten und zweiten Mannschaft wiederum maßgeblich unterstützen sollen. jbp
KÖNIGSTEIN. Die Kulisse ist prächtig. Nicht nur auf, sondern auch hinter der Leinwand, die Freitag abend am Luxemburger Schloß hochgezogen ist. Vor der kahlweißen Mauer jagen sich bunte Bilder. Die Savanne zieht vorbei, ein Pferdegespann mit Proviantwagen darüber. Ein Leutnant sucht seinen Posten.
Auch die ältere Dame vor den transportierten Szenen hat ihre Position noch nicht gefunden. Unruhig rückt sie, auf Knien robbend, ihre Wolldecke zurecht, nimmt wieder Platz, lehnt sich an einen Baumstamm. Zaghaft neigt sich ein junger Typ zu der Frau nebenan, die allein auf einem großen Tuch thront: "Darf ich da mit drauf, das ist so kalt von unten. Ich wußte nicht, daß man sich selbst was zum Sitzen mitbringen muß."
Die Decke über dem knirschenden Kiesel ist gut, ein Stuhl wäre besser. Schließlich rattert gerade erst die erste Spule des über dreistündigen Mammutstreifens "Der mit dem Wolf tanzt" über den Projektor. Erstlinge erkennen Kenner der Freiluft-Kinoserie des Königsteiner Jugendhauses neidvoll an den handlichen Klappstühlen, auf denen sie sich niedergelassen haben. Wahre Cracks räkeln sich in halben Sonnenliegen, den vollen Bierkasten vor sich. Sie haben sich offenbar vorgenommen, das Kino unter Sternen und Blätterwerk auszusitzen. Andere bereichern auf dem Weg zum offiziellen Tresen das farbige Spiel auf der Leinwand mit grauen Schattenrissen.
Der Wolf in der Filmkopie findet in Königstein einen würdigen Liveinterpreten. Ein Schäferhund treibt sich - sobald die Bilder laufen - in der ersten Reihe herum, spitzt die Ohren, läßt sie schlaff enttäuscht hängen, sprintet mal wieder durchs Publikum, um sich dann wieder aufmerksam umherblickend vor die Leinwand zu postieren.
Unterdes freundet sich dort der einsame Leutnant auf verlorenem Posten mit dem Original-Wolf an - und natürlich auch mit den Sioux. Die Geschichte nimmt ihren gemächlichen Lauf, und mancher Zuschauer sucht das Weite - oder den nächstgelegenen Busch, sich zu erleichtern. Die Versorgung ist organisiert, die Entsorgung jedermanns eigenes Bier.
In den Ahornbäumen überm Platz rauscht der Wind und vermischt sich mit dem über die Boxen dröhnenden Feuergeprassel. Ständig glüht es auf der Leinwand, mal der Himmel, mal die Sonne, mal das Holz. Im Publikum glimmen einzig Zigarettenkippen auf. Wärmer wird's davon nicht. Jacken werden zugeknöpft, Socken herbeigesehnt, Paare rücken dichter zusammen. Zwei auf einer Decke geben beim Kuscheln das Spiegelbild der Liebesszenen im Siouxzelt.
Ein Indianer, der nach einer Fliege schlägt? Ach nein, die Fliege sitzt auf der Leinwand, nicht im Film, und der Jäger streift sie nur zufällig beim Bogenzücken von der Stirn und erlegt dann einen Büffel. Der Winter kommt näher, die Sioux legen sich Vorräte an. Die Pappteller mit den Grillwürstchen sind abgegessen, die Kälte steigt die Beine hoch und macht etliche gehen, bevor der Kinomarathon unter freiem Himmel ausgelaufen ist.
MONIKA KAPPUS
Im Sportkreis Offenbach spielen sie die erste Geige, bundesweit sind sie mit Männer und Frauen in der Zweiten Bundesliga der Sportkegler präsent: die Aktiven des SC Offenbach. Die Männer des bisher unter SC 63 "firmierenden" Offenbacher Aushängeschildes waren bereits in der Ersten Bundesliga, die Frauen vom SKC 76 sind gerade in die Zweite Bundesliga avanciert. Eine Fusion führte sie jetzt zusammen. Die beiden Teams starten 92/93 unter SC Offenbach in der Zweiten Bundesliga.
Die Männer belegten in der abgelaufenen Saison - wie in der FR berichtet - hinter Stolzer Kranz Walldorf und der TSG Kaiserslautern mit 22:14 Punkten den dritten Tabellenplatz. Dritter wurde auch die Keglervereinigung Offenbach im Deutschen Mannschaftspokalwettbewerb 91/92.
Die Mannschaft der KVO setzte sich großteils aus Spielern des SC Offenbach und des Liga-Rivalen KSC Hainstadt zusammen. Sie verzeichnete mit der Bronzemedaille hinter Mutterstadt (10 909 Holz) und Sandhausen (10 615) - bei eigenen 10 391 Zählern - in Villingen-Schwenningen einen unerwarteten Triumph. Dabei setzte sich die Offenbacher Formation überraschend gegen das favorisierte Regensburger Ensemble durch. Mutterstadt erzielte im zweiten Durchgang mit 5564 Holz Bestleistung, Sandhausen kam auf 5359 Treffer, während die Offenbacher mit einer Steigerung von 5156 auf 5235 Holz in der Endabrechnung Mitbewerber Ravensburg (10363 Holz) knapp um 28 Punkte distanzieren konnten.
Andreas Stein hatte den Dreh am besten raus, bot im Offenbacher KV-Sweater mit 928 beziehungsweise 903 Holz die besten Leistungen. Dicht an die Traumgrenze von 900 Holz kamen am zweiten Tag Jürgen Götz (vom Zweit-Bundesliga- Rivalen KSC Hainstadt) mit 891 Holz (zunächst 854) und Heiko Becker mit 881 Holz (zunächst 869) heran. Stefan Jochum (811 in Zusammenarbeit mit Andreas Vonhof sowie später 859 Holz), Thomas Braun (871/850) und vor allem Rolf Scheuermann (848/826) blieben klar unter ihren Möglichkeiten und verpaßten damit eine noch größere Überraschung beim Pokalwettbewerb des Deutschen Keglerbundes in Villingen-Schwenningen. In der Qualifikation hatte die Kegler-Vereinigung Offenbach Wolfsburg zweimal sicher besiegt. Im ersten Spiel (5290:4960) war Andreas Vonhof (Bürgel) mit 922 Holz bester Offenbacher, auch der Hainstädter Jürgen Götz (902) überzeugte restlos. Auf den schwerer zu bespielenden Bahnen in Wolfsburg genügte den Schützlingen von Trainer Zlatko Karlovic ein 5083:4855 zum Einzug ins Finale. Die Anhänger des Sportkegelns, Sektion Asphalt, freuen sich ab September auf die großen Derbys in der Zweiten Männer-Bundesliga zwischen dem SC Offenbach, der KSC Hainstadt sowie Bundesliga-Absteiger SKC Olympia Mörfelden. jbp
Die Vorrunden-/Terminbesprechungen, die die Details in den einzelnen Spielklassen regeln, stehen großteils noch aus, aber der Rahmen im Fußballbezirk Wiesbaden wurde inzwischen von Bezirksfußballwart Helmut Klärner und seinen Mitarbeitern abgesteckt. Unter dem Strich blieb die Mannschaftszahl (225 nehmen an der Punktrunde 92/93 teil) unverändert, dafür gab es gerade im oberen Amateurbereich gehörige Verschiebungen: Während dieser Bezirk in der Oberliga Hessen nur noch durch den SV Wehen und Wiesbaden (die SG 01 Höchst und der RSV 1920 Würges stiegen ab) vertreten ist, wuchs die Zahl der Vereine in der Landesliga Mitte von fünf auf neun an. Diese Entwicklung resultierte jeweils zu 50 Prozent aus den Oberliga-Absteigern sowie den Bezirksoberliga-Aufsteigern SV Wehen II und 1.FC Alemannia Niederbrechen. Die Bezirksoberliga Wiesbaden reduzierte sich hierdurch um einen Verein auf 17 Teams.
Darunter gibt es vier Bezirksligen: Wiesbaden (16 Vereine), Limburg (17), Main-Taunus (16) und Rheingau/Untertaunus (15) sowie sechs A-Klassen, drei B-Klassen und eine C-Liga in Limburg. Für die Saison 93/94 wurde bereits jetzt festgelegt, daß die Kreisliga A Rheingau/Untertaunus-Ost und -West in einer gemeinsamen neuen A-Liga spielen werden. Während der Verbandsspielausschuß des Hessischen Fußballverbandes diesem Bezirksentscheid bereits zustimmte und Klärner hierdurch die Saison 92/93 als Qualifikationsrunde ausgerufen hat, muß der Kreisfußballtag 1993 noch sein Votum hierfür abgeben.
Für die geplante neue Kreisliga A (18 Vereine) qualifizieren sich hiernach: Die Teams der Plätze 2 bis 5 (Rheingau) sowie der Plätze 2 bis 7 in den beiden Untertaunus-Staffeln. Dazu gesellt sich der/die Absteiger aus der Bezirksliga. Sollte die Zahl durch den Abstieg nicht erreicht werden, haben die beiden Tabellen-Achten der Staffeln Untertaunus-Ost und -West ebenfalls noch die Chance, in der Kreisliga A zu bleiben. Die übrigen A-Klassisten bilden 93/94 die neue gemeinsame Kreisliga B, wodurch am Runden-Ende ausnahmesweise Qualifikationsspiele (Relegationsrunde) entfallen.
Apropos Relegationsspiele: der Bezirksoberliga-Rangzweite greift wiederum in die Runde mit dem Drittletzten der Landesliga Mitte sowie den Rangzweiten der Bezirksoberliga Gießen/Marburg-Nord und -Süd ein und kann über diese Schiene neben dem Wiesbadener Bezirksoberliga-Meister in die Landesliga aufsteigen.
Im 17er-Klassement dieser Bezirksoberliga gibt es im Regelfall drei Absteiger, die sich jedoch beim Abstieg aus der Landesliga (die Richtzahl 18 darf nicht überschritten werden) entsprechend erhöhen kann. In den vier Bezirksligen gibt es jeweils einen Aufsteiger und einen festen Absteiger (Ausnahme Limburg: zwei Fix-Absteiger), wobei sich ebenfalls Bezirksoberliga-Absteiger negativ auswirken können und diese Quote jeweils erhöhen würden. Die Ausnahme dieser Regel gibt es im Main-Taunus-Kreis, wo 93/94 auf jeden Fall mit einem 18er-Feld gespielt werden soll. Da bis zur vier (!) Aufsteiger aus der A-Liga Main-Taunus einkalkuliert werden, gibt es in der Bezirksliga Main-Taunus bei einer höheren Mannschaftszahl als 18 einen vermehrten Abstieg.
Die Frauen sind auch 92/93 durch die Oberligisten SV 09 Flörsheim und FSV 08 Schierstein vertreten. Dazu gesellen sich jetzt vier Landesligisten: SG Limburg/Linter, VfR 07 Limburg (wie bisher) sowie SV 09 Flörsheim II und SV 09 Hofheim (jeweils Aufsteiger aus der Bezirksoberliga Wiesbaden). Diese ist ihrerseits in der neuen Serie durch zehn Mannschaften - FC 34 Bierstadt, Spvgg. 1920 Eltville, SV Heftrich, SG Kelkheim/Sportfreunde Schwalbach (neuformierte Spielgemeinschaft), SG Limburg/Linter II, FSV 08 Schierstein II, SV Steckenroth, SG Germania Wiesbaden, DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden und RSV Weyer - am Spielbetrieb beteiligt. Die Bezirksliga setzt sich aus dem SC Dombach, TuS Haintchen, VfL Freiendiez, SG Hünstetten, VfR Limburg II, SG Nauheim/Selters (neue Spielgemeinschaft), TSV Steeden und SV Rotweiß Thalheim zusammen.
Auffallend: Die Schar der Frauen- Mannschaften im Main-Taunus-Kreis wird immer kleiner: Der SV 09 Flörsheim ist mit zwei Formationen die absolute Frauenfußball-Hochburg, Hofheim sowie Kelkheim/Schwalbach die einzigen Mitstreiter.
Bis auf die Oberliga Hessen (der Meister kann sich über eine Aufstiegsrunde für die Bundesliga qualifizieren) steigen alle anderen Klassen-Ersten direkt auf. Ferner hat der Rangzweite jeweils die Möglichkeit, über die Relegationsschiene nach oben zu fahren. Im Achter-Feld der Bezirksliga kann nach unten hin nichts passieren, denn eine Kreisliga existiert (noch) nicht. Erstmals wird nach Abschluß der Saison 92/93 zwischen Oberliga und Landesliga relegiert, was sowohl den Männer- als auch den Frauen-Bereich betrifft.
HANS-DIETER PUTH
Die Detailklärung im Fußballkreis Hochtaunus ist im Rahmen der Vorrunden-/Terminbesprechung der Bezirksliga-(21 Vereine) beziehungsweise Kreisliga A Hochtaunus (22) in Bad Homburg gelungen. Kreisfußballwart Gerhard Koch (zugleich Bezirksliga-Klassenleiter) und sein Stellvertreter Horst Busch konnten für beide Klassen den gordischen (Termin-)Knoten lösen. Dennoch waren die Verantwortlichen mit den Reglements bezüglich Auf- und Abstieg nicht ganz wunschgemäß vorangekommen, denn der Spielausschuß des Hessischen Fußballverbandes schloß sich nicht den Vorschlägen der Hochtaunus-Kreisspitze an. Diese wollten jeweils zwei Relegationsrunden-Teilnehmer zwischen Bezirksliga und Kreisliga ins Rennen schicken.
Es bleibt jedoch bei Direktabsteigern/- Aufsteigern sowie der Relegationsteilnahme für den Viertletzten der Bezirksliga respektive dem Rangvierten der Kreisliga A Hochtaunus. Wie gewohnt steigt der Bezirksliga-Meister direkt in die Bezirksoberliga Frankfurt-West auf, kann sich der Rangzweite über die Relegationsrille ebenfalls den Weg nach oben ebnen.
In diesem Jahr war die Spvgg. 05 Bad Homburg II dabei gescheitert. Die kreisinterne Relegation zwischen dem FC Königstein und dem TSV Grävenwiesbach bescherte die erfreuliche Kulisse von insgesamt 990 zahlenden Zuschauern. Die beiden Mammutligen müssen nicht nur wegen der Auflagen des HFV bereits 93/94 drastisch verringert werden, für die Spielzeit 94/95 besteht die Forderung, daß es wieder 18er-Spielklassen geben wird. Maximal würde der Verband 19er-Klassen akzeptieren. Sollte die Gesamtzahl weiter überschritten werden, müßten (wie zuletzt) Vereine in Nachbarkreise abgegeben werden.
Einerseits bereiten den Hochtaunus-Vereinen die großen Spielklassen im Erwachsenenbereich Kummer, andererseits dürfte sich dieses Problem binnen weniger Jahre durch den Schrumpfungsprozeß im Jugendbereich selbst erledigen: Für die Saison 92/93 wurde die Minuszahl von sieben(!) A-Jugend-Mannschaften (16 bis 18 Jahre alte Spieler) gemeldet, wodurch sich der Zustrom in den Bereich erste/zweite Mannschaft in Kürze minimieren dürfte und Spielgemeinschaften (wie zuletzt die erfolgreiche SG Schneidhain/Falkenstein) nicht zu vermeiden sein.
Die Konsequenzen aus dem harten Termingeschäft 92/93 (Rundenstart am 1./2.August, Saisonende am 29. Mai 93): Der Kreispokalwettbewerb 92/93 ist faktisch auf Eis gelegt. Lediglich die vier Aushängeschilder Spvgg. 05 Bad Homburg (Oberliga Hessen), SGK 1890 Bad Homburg (Landesliga Süd) sowie SG Ober-Erlenbach und TSV Vatan Spor Bad Homburg (beide Bezirksoberliga) werden - fast bereits im Rahmen einer Bad Homburger Stadtmeisterschaft - den Kreispokalsieger 92/93 ermitteln. Die übrigen Kreisvereine nahmen die Empfehlung des Kreisfußball-Ausschusses, aus Termingründen auf die Teilnahme zu verzichten, einstimmig an.
Die Kreisliga A Hochtaunus, die ebenfalls am 1./2. August in die Punktehatz starten wird, soll nach 21 Spieltagen am 29. November die erste Halbserie abgeschlossen haben. Der 27. August und 9. September (jeweils Mittwoch) sowie der Buß-und Bettag wurden als kompletter Spieltag fixiert. Bis zum 20. Dezember sollen bereits drei Rückrundenspieltage absolviert sein, die Winterpause ist atypisch kurz und soll schon am 16. Januar 93 beendet werden.
Ferner wurde festgelegt, daß die SG Weilrod auf der Sportanlage "Heide" (Benderturm) in Weilrod-Neuweilnau spielen wird, die Eschbacher Bomber bis Vorrundenende am Massenheimer Weg (Ober-Eschbach) sowie vom Dezember bis einschließlich April 93 auf dem Kunstrasenplatz im Sportzentrum Nord- West (Bad Homburg) ihre Heimspiele austragen werden. Die SG Oberursel spielt grundsätzlich auf dem Sportplatz Altkönigstraße, während die SGK 1890 Bad Homburg II, TuS Merzhausen und Farblos Schneidhain ohne Reservemannschaft agieren werden.
In der Bezirksliga spielt Inter Oberursel an der Bleibiskopfstraße, die Spvgg. Hattstein zunächst in Arnoldshain, die SG Schneidhain/Falkenstein in Falkenstein sowie der SCCP Bad Homburg im Stadion Nordwest. Die Darbietungen der Bezirksligisten kosten den Fan vier Mark, die A-Klassisten machen's bereits für drei Mark. jbp
Am heutigen Dienstag (18.30 Uhr, Vereinsheim des VfB 1900 Gießen) findet die Vorrunden-/Terminbesprechung der Fußball-Landesliga Mitte statt. Für den erkrankten Klassenleiter Hermann Klaus (Beselich) wird der stellvertretende Wiesbadener Bezirksfußballwart und stellvertretende Landesliga-Klassenleiter Hans- Jürgen Heckelmann zunächst die Klassenleitung übernehmen. Dieser Klasse gehören derzeit unter anderem die Main- Taunus-Kreisvereine SG 01 Höchst, VfB Unterliederbach und FC Viktoria Sindlingen sowie der FV 02 Biebrich, die Fvgg. 06 Kastel, der SV Wehen II, RSV 1920 Würges, VfR Limburg 19 und 1. FC Alemannia Niederbrechen an. Alle 16 Vereine sind aufgefordert, einen bevollmäch- tigten Vertreter ins Gießener Waldstadion zu entsenden. hdp
Am Sonntag (5. Juli) hat Spieler- trainer Andreas Haller die Vorbereitungen beim Fußball-Bezirksligisten Spielvereinigung 1972 Hattstein aufgenommen. Vom 11. bis 18. Juli fahren die sich aus den beiden Traditionsklubs TSV Jahn Schmitten und TuS Arnoldshain rekrutierenden Hattsteiner Fußballer zum achttägigen Trainingslager ins Rhönpark-Hotel. Unmittelbar nach Rückkehr steht am 19. Juli das eigene Turnier (Sportplatz Arnoldshain, bei Regenwetter Sportplatz Schmitten) auf dem Vorbereitungsplan. Vom 21. bis 25. Juli beteiligen sich die Hattsteiner am Turnier des TV Burgholzhausen, treffen dort am Eröffnungstag auf die SG Rodheim (19.30 Uhr) sowie am 23. Juli auf den SV Nieder-Wöllstadt (19.30 Uhr), um am 25. Juli das entsprechende Plazierungsspiel auszutragen.
Der Punktspielauftakt führt die Haller-Elf am 1. August (16 Uhr, Sportplatz Arnoldshain) gegen den SC Eintracht Oberursel. Nach den Abmeldungen von Bernd Pompetzki (RSV 1920 Würges), Bernd Gebehenne (SG Westerfeld), Olav Köhler, Günter Mann (beide SG 1862 Anspach), Sascha Handschuh (SG 05 Hausen) sowie Achim Rühl (zog die Kick-Stiefel endgültig aus) verhandelte die Spielvereinigung mit weiteren Spielern. Zu den bereits verpflichteten Peter Hartmann (TuS Weilnau), Olaf Best (TSV 08 Grävenwiesbach) sowie Christof Beiring und Matthias Hubl (beide A-Jugend JFC Neu-Anspach) stießen kurzfristig noch Roland Walter (1. Rödelheimer FC 02) und Thomas Riegel (Spvgg. Bad Homburg/A-Jugend). Ferner ist es der Vereinsführung gelungen, mit Krieger, Wagner und Buentello drei Akteure zu reaktivieren.
Am Turnier der Spvgg. 1972 Hattstein (19.Juli) beteiligen sich neben dem Gastgeber die SG Weilrod, der SV 1980 Mühlheim, Spvgg. 05 Bad Homburg (Gruppe I) sowie der FSV Friedrichsdorf, FC Reifenberg, BSC 62 Schwalbach und Rot-Weiß Sindlingen (Gruppe II). Gespielt wird 2 x 15 Minuten.
Den Auftakt machen die Spvgg. Hattstein und die SG Weilrod (9.00 Uhr), gespielt wird im 35-Minuten- Takt. Hiernach sind die zwölf Gruppenspiele mit der Partie FC Reifenberg gegen BSC Schwalbach (15.25 Uhr) abgeschlossen. Ab 16 Uhr steigen die beiden Überkreuzspiele (Halbfinale) der jeweiligen Gruppenersten, für 17.30 Uhr ist das Spiel um Platz 3, gegen 18.15 Uhr das Finale anberaumt. Die beiden entscheidenden Begegnungen sind über 2 x 20 Minuten fixiert. Die Mannschaften können insgesamt 17 Spieler einsetzen, wobei jeweils drei pro Begegnung ausgetauscht werden dürfen.
Mit 60 Mark Startgeld sind die sieben Gastmannschaften dabei. Damit hat der Ausrichter bereits den Löwenanteil seiner Preisgelder (650 Mark) finanziert. Dem Turniersieger fließen 250 Mark Bargeld und der Wanderpokal (muß im Folgejahr verteidigt werden) zu. Der Finalpartner erhält 175 Mark, den beiden Teams im "kleinen Finale" stehen 125 beziehungsweise 100 Mark ins Haus. hdp
HANAU. Durch die löchrige Plane dringt der Regen in schwarzen Tropfen, und bei einer großen Welle schwappte gleich ein halber Liter des rußgefärbten Wassers herab, erwischte einen der zwölf Passagiere am Hosenboden.
Die Fahrgäste sind's im allgemeinen aber dennoch hochzufrieden, daß ihnen die kleine Rundfahrt zwischen Großauheim und dem Staudinger-Kraftwerk Großkrotzenburg vergönnt war. Viele hatten sich bei den 4. Dampftagen des Museums Großauheim darum gedrängelt, vereinzelt gab es auch Ärger bei Enttäuschten. Zwar hatten Richard Schaffer-Hartmann vom Museum und die Dampfmaschinen-Freunde im Gebäude Pfortenwingert eine interessante Schau mit vielen neuen Objekten aufgebaut; besonders erwähnenswert sind die acht Maschinen, die dank der frisch installierten Leitung an zwei Kesseln nun unter Dampf präsentiert werden können. Publikumsrenner war gleichwohl die Fahrt auf dem Dampfboot "Gredo" samt Transfer zum Main im Zug einer nachgebauten Schausteller-Lokomobile. Auf dem Fluß bleibt dann bei Ruß und zeitweisem Platzregen kein Strümpfchen und keine Handtasche weiß. Trotz dieser und manch anderer Unbill hat die Gesellschaft an Bord dann noch einen mitfühlenden Blick für den pudelnassen Paddler übrig, der gekonnt steuerbords vorbeizieht. Wenig später begleiten Reiher das Boot.
Ursprünglich war die "Gredo", das einzige noch betriebene Dampfboot auf dem Main, Werkstattschiff und Schlepper im Dortmunder Hafen - bis 1945 genau. So geht es aus einem Blatt hervor, das Schiffsführer Markus Weiler während der Fahrt irgendwo hervorkramt, wo es gegen alle Wahrscheinlichkeit doch blütenweiß geblieben ist.
Den 1916 in Kressbronn am Bodensee gebauten Dampfer bekam Weiler in einer Binger Werft zu Gesicht, wo der Offenbacher Hans-Werner Dörich sie in dreijähriger Arbeit totalrenovieren ließ. Sammler Dörich steuert einen Großteil der Leihgaben im Großauheimer Museum bei.
Weiler hat einen Sportboot-Führerschein, ausreichend für das Kommando auf der "Gredo", und als Tischler konnte er Dörich gleich beim Ausbau einer Schlafkabine auf dem Schlepper helfen. Für "Dampf" in allen Formen hatte er sich schon immer interessiert, auf der "Goethe", dem jetzt in Köln ankernden letzten Passagierdampfer der "Köln-Düsseldorfer" war er regelmäßiger Fahrgast.
Ohne daß zwei weitere Leute mitanpacken, kommt Weiler aber mit der "Gredo" nicht vom Fleck. Michael Immerheiser, angehender Elektro-Ingenieur, ebenfalls aus der Bingener Umgebung, ist Matrose, der bei gecharterten Touren schon mal kellnert und deswegen auch als "Smutje" gehänselt wird.
Der unangenehmste Job ist aber das Heizen. Rolf Menniken, Hobby-Lokomotivenheizer aus Aachen, gibt bei den Auheimer Dampftagen sein Debüt auf einem Boot. Bei kühlem Wetter mag die Hitze an seinem Arbeitsplatz noch angenehm erscheinen. Zumindest, wenn man daneben steht und nicht mitschaufeln muß. Von 72 auf immer noch 54 Grad Celsius hat Weilers Team die Höchsttemperaturen in der Heizerkabine gesenkt, indem es den Kessel besser isolierte.
Wer den "Heizer" gering schätzt, wird auf der "Gredo" eines besseren belehrt: Genauer bezeichnet, handelt es sich hier nämlich um die Funktion eines "Schaufel-Steuermanns". Und der tut, was auf der Lokomotive Arbeit von zwei Personen ist. Einerseits feuert er den Dampfkessel mit Kohle, die im Idealfall aus schlesischen Minen stammt: Die sei schwefelarm, werfe wenig Asche und Schlacke ab und "backt" zudem gut, also bröselt beim Verbrennen nicht gleich. Der Heizer setzt davon am Acht-Stunden- Tag immerhin zwei Tonnen durch.
Zum andern muß der Mann am Kessel auch die Maschine steuern. Bei einem Druck von bis zu zehn Atü (Dampfmaschinen-Freunde lieben diese veraltete Maßeinheit) produziert die stehende Zwillingsdampfmaschine maximal 500 Kilogramm Dampf je Stunde. Mit dem "Maschinen-Telegrafen", der auf der Blechscheibe wie die Uhr einen Zeiger hat, kommen Kommandos des Schiffsführers unten an. Ein rotes "Halt" sowie "Vorwärts" und "Rückwärts" in verschiedenen Geschwindigkeiten , etwa "ganz langsam", sind die einfachen Befehle, die er nach einem Klingelzeichen übermittelt. Ist eine weniger karge Verständigung nötig, greifen Heizer und "Kapitän" zum Sprechrohr, das am unteren Ende wohlweislich mit ein Stöpsel verschließt.
Die "Gredo" liegt normalerweise in Gemünden / Obermain, wo das örtliche Verkehrsmuseum eine Abteilung auch der Schiffahrt auf dem Main widmet. Alle anderthalb Monate ist sie während des Sommerhalbjahres etwa einmal auf Tour, meist von Gesellschaften gechartert. Die Besatzung reist einen Tag vorher an, hängt die Lichterkette auf, die Rettungsringe und die Glocke; es muß "klar Schiff" gemacht werden, auch wenn das Schlimmste, die Beseitigung des Rußes, erst "nach Gebrauch" ansteht. Und wer um 9 Uhr startklar sein will, muß schon um 5 Uhr aus den Federn, weil erst der Kessel geheizt sein will . . .
Doch schon wählt der schweißtriefende Steuermann feinfühlig das niedrigste Tempo, dirigiert ihn der Chef im "Stop- and-go" an den Landungssteg. Langsam verläßt das Dutzend Passagiere den Dampfer. Die nächsten drängen nach. Für ihre Runde haben sie ein wenig besseres Wetter erwischt. Ul
KRONBERG. Mit "em Schermsche unnerm Ärmsche" machen sich Kronberger unter wolkenverhangenem Himmel auf zum Vergnügungspark. Die Luft überm Berliner Platz scheint vor Süßigkeit und Pommesdampf zu kleben. Die Kerb läuft, vor der Stadthalle geht's rund. Die zweijährige Zwangspause ist überwunden, die Erdbeerstadt hat ihre Kirmes wieder.
Elf Schausteller haben die fahrende Welt anrollen lassen, die Kinder umwirbt und manchem Erwachsenen kindlichen Charme verleiht. Der Vater von Sven kann vom Karussellfahren nicht genug bekommen. Dabei sitzt er nicht selbst auf dem Schwindelgestell. Der Mann mit der Batschkapp feuert bloß an: "Hoi, ajoi, wie der fährt! Klasse was? Hey." Jedesmal wenn Sven-Lockenkopf vorbeikommt, gibt's aufmunternde Durchhalteparolen. Aus dem Feuerwehrauto hievt der begeisterte Vater ihn in die Safari-Kutsche und von dort auf den Gabelstabler. Sven läßt sich's gefallen; irgendwann müssen die Billets in Papas Hand ja ausgehen.
Gleichmut ist im Kreisel rund um die blinkende Hebekrone nicht bei allen Fahrgästen angezeigt. Einige juchzen vor Vergnügen, drücken Knöpfchen, schalten, lassen ihr Gefährt quieken. Andere haben ihre Last, im Fahren noch die zuckrigen Zahnkiller in den Mund zu stopfen.
Manche aber haben's satt, bevor die kreiselnde Reise losgeht. Auf dem Rücksitz des Feuerwehrautos sperrt ein kleiner Mann im Ringelshirt den Mund auf und droht mit Sirenengeheul. Die ersten Tränen plumpsen aufs Polster, Händchen recken sich schutzsuchend dem Spender der angeblich lustigen Tour entgegen. Endlich in Sicherheit! Die Tränen werden mit Süßigkeiten weggewischt.
Zehn Jahre später stünde der Junge vielleicht am Autoskooter, wo statt der "Santa Maria"-Schnulze "Never never" im Discosound Laune macht. "Was, Du willst nicht fahren?", staunt eine Mutter. "Als ich jung war, galt's: umso doller, desto besser." Für viele gilt das offenbar noch immer. "Jungs gegen Mädchen" sorgt für krachenden Funkenflug und lachende Gesichter. Coolness ist die halbe Miete. Das hat ein kleiner Beifahrer auch schon mitbekommen und lehnt lässig den Fuß aufs Armaturenbrett. Ein älterer Junge fährt mit Glimmstengel. Imitiert wird im Kleinen eben nicht nur das Autofahren, sondern alles, was Erfolg verspricht.
Einer der Macher des Vergnügungsparks am Rande der Ramboautopiste vergnügt sich mit einer Bottel Rotwein. Seine Kollegin am Losstand schielt gelangweilt auf Kunden wartend ins Portemonnaie. Geschäft mit dem Glück. Gelbe Papierchen, die nicht hielten, was ihre Käufer sich von ihnen versprachen, werden jetzt mit Füßen getreten.
Nebenan können Enttäuschte ihr Glück mit "Herz-Schießen" probieren. Drei Volltreffer auf das weiße Blatt mit den roten Liebeszeichen versprechen rosige Auswahl.
Herz ist Trumpf - am Süßwarenstand aus Lebkuchenteig hervorgestochen. Dahinter öffnet sich ein schwarzer Schlund um knallend weißes Popkorn auszuspeien, das später in große und kleine Süßmäuler wandert - ein süßer Nachgeschmack bleibt vom Bummel übern Rummel. MONIKA KAPPUS
Wird der Mensch heutzutage überhaupt noch erwachsen, oder schwankt er als ewiger Jugendlicher durchs Leben? Bleibt er in der Adoleszenz stecken, wie die Psychologen die Zeit zwischen Pubertät und gereifter Persönlichkeit nennen? Und erstarrt er schließlich in "Pseudoformen des Erwachsenseins"? Dies war die Fragestellung, mit der sich der Züricher Völkerkundler und Psychoanalytiker Mario Erdheim in der letzten Sitzung der psychoanalytischen Reihe der Volkshochschule am Wochenende im Bürgertreff Westend vor und mit mehr als 200 Teilnehmern auseinandersetzte.
"Wir wissen heute nicht mehr so richtig, was es heißt, erwachsen zu sein." Und: "Der Mensch in der modernen Gesellschaft kann eigentlich gar nicht mehr erwachsen werden, weil er nicht in eine Kultur hineinwachsen kann, in der ihn noch etwas erwartet, was des Erwachsenseins wert ist." Mit diesen Thesen leitete Erdheim, der auch an der Frankfurter Universität lehrt, seinen Vortrag ein. "Die Moderne" habe die Verknüpfung von Kultur und Überlieferung als Vermittler zwischen Vergangenheit und Zukunft, Jugend und Erwachsensein aufgegeben. Kunst, Wissenschaft, Philosophie seien praktisch zerschmolzen, die Grenzen in und zwischen diesen Kulturbereichen seien aufgehoben und damit ständig chaotisch bewegt ohne bestimmte Richtung, "wie der junge Mensch in der Pubertät".
Er definiert Kultur als Ort des Zwielichts, der Unberechenbarkeit, der Brüche, der ungerichteten Strebungen, in dem und von dem aus aber Neues entstehe. Ebenso verlaufe das Leben: Kreativität sei nicht harmlos, sondern angsterregend, weil man nicht wisse, wohin sie führe. "Es ist eine Art sozialen Sterbens nötig, um Neues annehmen zu können", während Erwachsensein dadurch definiert sei, daß "man weiß, worum es im Leben geht". Das Neue sei aber nicht nur Negation des Alten, sondern auch das nicht an Raum und Zeit gebundene utopische "Land Nirgendwo" und die Leistung der Lernphase der Jugend sei es, Elemente des Neuen so mit dem Alten zu verknüpfen, daß es zu einer neuen Ordnung komme, die auch lebbar sei.
Chaos ist laut Erdheim lebensnotwendig, damit Ordnung gebildet werden kann. Deshalb hätten frühere Gesellschaften auch Phasen des Chaos organisiert, etwa "heilige Feste", als Frischluftzufuhr im Erstarrungsmief. Es sei Aufgabe der Religion gewesen, das Chaos für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Solche Möglichkeiten seien aber durch Industrialisierung und protestantische Arbeitsethik abgeschafft, Karneval erinnere nur noch entfernt daran. Stattgefunden habe vielmehr eine Dezentralisierung des Chaos, es sei aus der gesellschaftlichen Anerkennung und der Sphäre des öffentlichen Miteinanders in das Individuum verlagert worden. Dieses müsse nun selber mit dem Chaos in sich und in der Welt fertig werden. Erdheim: "Der Karneval ist im Individuum" - "und das Erwachsensein erscheint als der Aschermittwoch des Subjekts".
Mit dieser Entwicklung verlorengegangen sind nach Erdheim die Initiationsrituale, die Anleitungen, "das Vorbereitetwerden auf Erwachsensein", vor allem zur Reduzierung von Lebensangst und zur Befähigung, mit möglichen Lebensrisiken fertigzuwerden. Statt dessen werde der Mensch noch als Adoleszent "auf den Markt geworfen", es werde "Jugend freigesetzt", Jugend verstanden als Zustand nachpubertärer Unsicherheit.
An diesem Punkt kommt wieder die Kultur ins Spiel. Weil die Familie ein Ort des "Bleibens" sei, der Intimität "im Guten wie im Bösen", die Familie aber eigentlich das Individuum nicht freigeben wolle, sei es Aufgabe der Kultur, als Ort der Veränderung, Öffentlichkeit und Vernunft, die Familie zu sprengen und dem Individuum zu ermöglichen, alte Liebesobjekte zugunsten "fremder" Liebesobjekte aufzugeben - und durch Ehebündnisse "die Gesellschaft in Gang zu halten".
Die Beschleunigung aller gesellschaftlichen Prozesse, der technologischen wie der kulturellen, macht Chaos notwendig, meint Erdheim. "Wer nicht chaotisch ist, kann sich auf seine eigene Zukunft nicht einlassen." Er stellt aber auch fest, daß der chaotische Einzelne Beziehungen zu anderen sucht, die zu ihm passen, aber doch nicht mehr wagt, sich auf Beziehungen tief einzulassen.
Gleichwohl hält Erdheim an der Familie als zentralem Ort für reifes Leben fest. "Die Familie ist letztlich wohl der einzige Ort, an dem der Mensch erwachsen sein kann, ohne erstarren zu müssen", lautet seine für manchen verblüffend und provokativ wirkende Schlußfolgerung.
In den Spannungen und Schwankungen des kulturellen Prozesses bilde sich für den einzelnen eine neue Ordnung heraus, und zwar durch Abschiednehmen, weil er erkannt habe, daß Kultur brüchig bleibt, ihre Versprechungen unerfüllbar sind und seine unerfüllten (Größen-)Phantasien nicht befriedigen kann. Erwachsen sein heißt demnach für Erdheim, den Übergang zu finden von einer Ordnung der Kultur zu einer neuen Ordnung der Familie - wobei er Familie nicht reduziert auf die Form des bürgerlichen Ehebundes, sondern jedwede auf tiefer Zuwendung beruhende Dreierkonstellation Mann-Frau-Kinder meint.
Hedonistische und narzißtische Verhaltensweisen, auf Genuß gerichtete Selbstliebe und Ich-Bezogenheit, wie sie vor allem von Jugendforschern registriert werden, sieht Erdheim begründet in der Wirkung der pubertären Größen- und Allmachtsphantasien. "Diese werden in der Freizeit ausgelebt, der Job ist nur noch dazu da, das Geld dafür zu liefern."
Auch für das in der anschließenden Diskussion geschilderte "relativ neue Phänomen", daß Heranwachsende, die freier aufgewachsen sind als noch ihre Eltern, sich nicht "abnabeln" wollen, mutmaßt Erdheim, daß diese, materiell rundum versorgt, ihre Größenphantasien nicht auf den Prüfstand der Lebensrealität stellen wollen, wie es der Lebensphase eigentlich entspricht.
Was bringt die Zukunft? Noch mehr Chaos und mehr als Zerfalls- denn als Schöpfungsprozeß? Der überall spürbare "Trend zum Fundamentalismus, nicht nur im Islam" kann Erdheim zufolge durchaus als Indiz für Bedürfnis nach Ordnung im Chaos gewertet werden.
WOLF GUNTER BRÜGMANN
KRONBERG. Sonntag morgen, 5.30 Uhr. Die Nacht hebt sich, ein grauer Dunstschleier liegt über den Dächern der Altstadt. Im Zwitterlicht zeichnen sich einige Gestalten ab, die ins Frühkonzert der gefiederten Sänger fahren: mit überquellenden Leiterwagen, vollbepackten Kleinbussen und knatternden Motorrollern. Tapetentische werden knallend aufgeschlagen, Kofferschnallen aufgeschnalzt, Pakete aufgeschlitzt. Neugierige tauchen in die Fundgruben ein, um zeitungumwickelter Schätze habhaft zu werden. Flohmarkt zwischen den Fachwerkhäusern der Altstadt. Offizielle Öffnungszeit, 10 Uhr. Doch klimpernde und knittrige "Mäuse" wandern schon vier Stunden vorher massenweise über die Tische. Cheforganisator Horst Neugebauer weiß: "Die Profikäufer eröffnen den Markt mit. Um 5 Uhr gucken die schon in die Kofferräume, ob was für sie dabei ist."
Lauernde "Wiederverkäufer" hat auch Matthias Cropp ausgemacht, als er um 5 Uhr mit seinem Kerschel anrückte. "Die stehen dann schon in den Ecken." Da Warten am Eck bleiben sie aber nicht. "Die helfen auspacken. Da sind dann massig Verluste zu beklagen. Aber man hat ja nicht wirkliche Werte dabei." Ein Frankfurter Pensionär, der früh seine Schnäppchentour dreht, nimmt's weniger gelassen: "Manchmal hab' ich mir wegen diesen gierigen Ellbogentypen schon überlegt, nicht mehr zu kommen. Durch sie geht der Volksfestcharakter etwas verloren."
Kein Wunder, daß die so Gescholtenen sich nicht gern zu erkennen geben. Doch sie lassen sich leicht aus der Menge der Umherstreunenden picken. Immer wieder drehen sie die Runde über Tanzhausstraße, Schirn und Recepturhof. Kein Stück, das neu ausgelegt wird, soll ihnen entgehen. Mit Späherblick umkreisen sie die Waren. Angesprochen, ob sie ein professionelles Interesse verfolgen, leugnen sie. Doch Neugebauer kennt seine Pappenheimer: "Die geben das nur nicht gern zu."
Aber nicht nur berufsmäßige Händler und Trödler quälen sich wegen des Flohmarkts zu nachtschlafener Zeit aus den Federn. Viele Hobbysammler sind auf Entdeckungskurs. Ein junger Kronberger schleppt eine Benz-Kühlerhaube mit sich rum. Im samtigen Stoffbezug stecken Autoanstecknadeln, "zum Tauschen". Ein Karbener mit angestrengter Suchermiene: "Ich sammle." Was denn? "Weiß nicht genau . . . vor allem Zinnsoldaten." Mit Finderstolz kramt er einen dicken Wälzer hervor. "Der Soldat im Wandel der Zeit." Darauf liegt eine Lederhülle, die sich als Kardex entpuppt. Was er in die zwölf Mark teure "Sichtkartei" stecken will, weiß der Mann noch nicht. Nur soviel: "Sie ist praktisch zum Organisieren."
Rudolf Krönke, Heimatkundler aus der Nachbarstadt Königstein, hält nach alten Fotoalben und Bildern Ausschau. Mit dem Ehepaar Kroth trifft er an der Ecke Tanzhausstraße um 6.15 Uhr auf altbekannte Händler. Herbert Kroth weiß, was Krönke begehrt. Schwupps hat er einen Stapel gerahmter Pinselwerke hervorgezaubert und bringt eins von Eppstein für 40 Mark an den Mann. "Echte deutsche Eiche", gibt er Krönke das Gefühl, einen guten Fang gemacht zu haben.
Kroth ist selbst Sammler und um Neuen für neue Leidenschaften Platz einzuräumen, gibt er alte Stücke beim jährlichen Flohmarkt auf. Diesmal muß die Tellergalerie dran glauben. Der Frankfurter Pensionär macht's genauso und bezeichnet seine Spezies als "marchand collectionère" (Verkaufssammler).
So kann jeder Kronberger beim Gassengeschäft gewinnbringend in seinem Haushalt Platz schaffen. Allerdings ist die Versuchung für manch einen zu groß, die Lücken noch am selben Tag wieder zu füllen. Werner Schmidt hat mit seiner Familie die eigenen Kisten noch nicht ausgepackt, da zeigt er stolz zwei Cordhosen, einen Pulli ("von Hugo Boss"), ein Kaminjäckchen und ein Hemd ("nur fünf Mark") her - "alles so gut wie neu. So ne Gelegenheit ist für mich wie ein Traum." Zum Klamottenkaufen komme er als Unternehmer sonst kaum. Aber den ersten Sonntag im Juli, den halte seine Familie als den "hochheiligsten Feiertag". Seit zwölf Jahren mischen seine Frau, die zwei Buben und er beim Kerbe-Flohmarkt "mit Riesenspaß" mit. Wie übrigens die meisten Anbieter schon ihre angestammten Plätze beziehen und einige laut Neugebauer auch "Stammkundschaft" haben. Aus Kriftel, Darmstadt, Offenbach, Bad Homburg sind Kunden schon in aller Frühe angebraust. Der Markt hat etwas, aber was? "Die Altstadt-Kulisse." "So gut wie keine Profiverkäufer, nur Einheimische, das gibt's kaum noch." "Gutes Angebot, weil die Leute über ein Jahr sammeln und nicht jeden Monat alles raushaun." MONIKA KAPPUS
Nachrichten-Börse
Die Industrieproduktion in West- und Ostdeutschland hat zuletzt nicht den Vorjahresstand erreicht. Im alten Bundesgebiet fehlten 0,1 Prozent im Zweimonatsvergleich April/Mai 1992 mit der entsprechenden Periode 1991. In den neuen Ländern betrug das Minus 1,7 Prozent im Jahresvergleich März/April, wie das Bonner Wirtschaftsministerium berichtet. Sparkassen-Privatisierung gefordert
Die Städte und Gemeinden sollten ihre Sparkassen privatisieren. Dies schlägt der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Rüttgers, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vor. Damit könnte der Einfluß von Staat und Parteien reduziert werden. Mit den Erlösen könnten die Kommunen zudem einen Großteil ihrer Schulden abbauen. Niedersachsen umwirbt Samsung
Niedersachsen bemüht sich um ein Halbleiter-Werk mit etwa 1000 Beschäftigten, das der südkoreanische Konzern Samsung hierzulande bauen will. Wie aus Hannover verlautet, sollen die Investitionen knapp eine Milliarde Mark betragen. Gelbe Post baut angeblich Perosnal ab
Bei der Gelben Post sollen nach einem Bericht der Zeitung Die Welt bis Mitte 1995 in der Verwaltung im Westen 10 500 Stellen durch Ausnutzen der Fluktuation abgebaut werden.
KRONBERG. "Die habbe mich damals dazu verurdeilt." Mit lachenden Augen erinnert sich Emma Girold daran, wie sie vor 25 Jahren zur ersten Miß Bembel gekürt worden ist. Splitter des Volksfestes aus der Sicht der "guten Seele" des "Däääler" Kerbevereins gibt die FR aus einem Gespräch mit der erfrischenden, waschechten Hessin wieder:
"Des war damals so: Mir saße abends beim Weizel (Gasthaus zum Ratskeller) zusamme, unn da hat die ganz Blas gesacht: ,Du könntst die Miß Bembel mache.' Aber ich konnt doch gar net redde. ,Na, Du wirst halt gefracht', habbe die gemahnt. Ich mußt unnerschreibe, daß ich's mach.' Sonst hätt' ich en Kaste Bier zahle müsse. Des war damals noch viel Geld. Des ging net mehr rückgängisch mache. Aber ich hab' net mehr geschlafe. Ich hätt' bahl die Großmudder von dem Bürschermeister sei könne, ich war doch schon e alt Kuh (46).
Abber dann war's sehr schee. Kurz unn bündisch muß mer schwätze, unn de Bammel, der war dann aach vorbei. Nadürlich hatt' ich's net so schee, wie die Miß heut' - mit scheene Kleider unn e bissi Äppelwoi ausschenke. Ich mußt glei de Kittel widder anziehe unn richtisch schaffe. Mer warn doch net soviel Leut. Später in de Nacht hab' ich dann mei klaane Bube widder eingesammelt, des warn ja noch gude Zeite, heut' hätt' ich die Dodsängst, die allaa loszulasse.
Un eins muß ich ja noch sache: Des wars erste Straßefest in ganz Deutschland hier in de Steinstraß' (Bedenken der anderen Vereinsmitglieder). Es kame Besucher aus Kiel unn Stuttgart unn es Jahr druff aach aus Amerika. Ausgeplackte Kronberjer kame widder. Unn es schönnste is, es wird net geneppt hier. Bis vors Jahr konnt' mer sich für zehn Mark en Aff' asaufe unn sich noch satt' esse. (Auf Nachfrage der Umsitzenden ergänzt:) Ja heut' immer noch.
Viele habbe sich hier ja aach kennegelernt, unne übern Maschedraht zwische dene Garasche. So aa Päarsche feiert jetzt Silbern Hochzeit. Ach Du lieber Gott war des e Remmi Demmi.
Abber ehrlich, wenn ich obbe in Kronbersch wohne dät, ich ging heut net mehr dienstags hier her. Die drigge ein ja dod." mk
Im Hintergrund: Frauen in Indien Viele Gesetze, wenig Wirkung
Über 50 Gesetze gibt es im indischen Bundesstaat, die die Stellung der Frau betreffen: Gegen ihre Benachteiligung im Beruf, für ihre Gleichstellung; gegen sogenannte Mitgift-Heiraten und Kinderehen, für gerechte Erbschaftsaufteilung. "Kaum ein Staat der Erde ist gesetzgeberisch so aktiv wie Indien", sagt Sushila Gosalia, eine indische Sozialwissenschaftlerin. Diese fast hektische Gesetzgebung hat jedoch wenig an der tatsächlichen Situation der Frau in der Gesellschaft geändert, meint Madhu Kishwar, Mitbegründerin der in Indien wichtigsten Frauenzeitschrift "Manushi" ("Menschin"). Beide sprachen am Wochenende in Frankfurt auf zwei unterschiedlichen Veranstaltungen zur Lage der Frau in Indien. Indira Ghandi - die frühere Ministerpräsidentin ein Beispiel für die Offenheit der indischen Politik gegenüber Frauen? Eher eine Ausnahmeerscheinung, die nicht repräsentativ ist, meint Sushila Gosalia. Sie wies darauf hin, daß es in Indiens Parteienlandschaft zwar keine Gruppierung gebe, die nicht mit einer Frauenquote Werbung für sich mache und die Frauen davon überzeugen wolle, daß auch sie formal den Zugang zu Posten und Positionen hätten. "Geht es aber um Macht und Ministerien ", so Sushila Gosalia, seien sie von der Bildfläche verschwunden. Augenfälligster Beleg für diese These: Nur fünf Prozent der Mitglieder des indischen Parlaments seien Frauen. Eine Gruppe von Frauen jedoch, so auch Madhu Kishwar, habe ohne weiteres Zugang zur offiziellen - und korrupten - Politik: "Die Ehefrauen und Schwestern einflußreicher Politiker" und Mitglieder von Familien, die in einem engen Geflecht von Beziehungen miteinander verbunden seien.
Für die meisten Frauen Indiens scheitert die politische und ökonomische Teilhabe nach Ansicht der Sozialwissenschaftlerin Gosalia auch am niedrigen Bildungsstand: Der Grad der Alphabetisierung, der bei den Männern des Landes mit 46 Prozent fast die Hälfte erreicht hat, ist bei den Frauen um etliches geringer: Ein knappes Viertel der indischen Mädchen bekommt die Chance, die Grundschule zu besuchen. Regionale Unterschiede sind groß: So gibt es Bundesstaaten, in denen der An- teil der alphabetisierten Frauen bei 70 Prozent liegt, aber auch andere, in denen er nur ein Zehntel davon beträgt. Zudem spielt sich für die meisten Frauen auf dem indischen Subkontinent das Leben außerhalb der politischen Machtzentren ab: Nur drei von zehn Frauen leben in den Städten wie Bombay, Neu-Delhi oder Kalkutta. Und: "Für die meisten Frauen Indiens ist jeder Tag ein Überlebenskampf." Der Grund: Eine immer rascher um sich greifende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen auf dem Subkontinent. Die Wasserknappheit als Folge der Abholzung ganzer Wälder bekämen in erster Linie Frauen zu spüren, die als landlose, billige Lohnarbeiterinnen auf dem Land schufteten oder ganz ohne eigene Absicherung für die Familie, ohne Besitz, ohne das Recht auf Eigentum.
Dieser Überlebenskampf führe allerdings dazu, daß auf kommunaler Ebene und "auf Umwegen" derzeit immer mehr Frauen politisches Terrain beträten: Frauen vom Land kämpften aktiv darum, ein Staudammprojekt zu verhindern oder protestierten gegen die Abholzung der Wälder. Auch in den Städten fänden sich immer mehr Frauen in Selbsthilfeorganisationen zusammen wie der "Frauen-Selbstbeschäftigungs-Assoziation" (SEWA), die ein nationaler Zusammenschluß "selbständiger", kleinster Unternehmerinnen ist.
Nach Ansicht von Madhu Kishwar haben die Belange der Land-Frauen Vorrang in der politischen Auseinandersetzung. Auch sei das Recht zu erben und die praktische Umsetzung dieses Rechts für indische Frauen eine entscheidende Voraussetzung für ihre ökonomische und politische Unabhängigkeit. Die alltägliche Gewalt gegen Frauen in Indiens Städten oder Dörfern aber, so die Frauenrechtlerin, wie "Mitgift-Morde", Witwenverbrennungen oder Tötungen von weiblichen Babys, die zu einem immer größer werdenden Defizit von Frauen führten, seien indes keine indische Abartigkeit oder gar "exotisch". Vielmehr zeige sich hierin eine Verachtung für Frauen, die auch im Westen jährlich viele weibliche Todesopfer und Verletzte fordere.
ELISABETH EHRHORN
STEINBACH. Starker Qualm, der aus dem Keller drang, versperrte einer 86jährigen und ihrem Sohn in der Eschborner Straße 27 am Freitag abend den Weg vom ersten Stock übers Treppenhaus zum Ausgang. Die Feuerwehr Steinbach brachte die beiden über eine Drehleiter rechtzeitig in Sicherheit. Die Flammen richteten laut Wehrsprecher Dieter Nebhuth einen Schaden von 60 000 bis 80 000 Mark an. Die Brandursache war gestern noch nicht geklärt.
Kurz vor 18 Uhr hatten Rauchschwaden die Schwiegertochter hochgeschreckt. Sie lief nach Angaben Nebhuths zu ihrem Mann, der sich nebenan in der Imbißstube aufhielt und sofort mit mehreren Gästen nach Hause eilte. Die Feuerwehr wurde um 18 Uhr mit der Meldung "Feuer im Wohnhaus, eine Person eingeschlossen" alarmiert. Doch bevor sie eintraf, stürzte der Sohn zur Mutter, die noch im ersten Stock war, und brachte sie aus dem Zimmer auf den Balkon. Ein anderer Gast soll sich zu einem Sicherungskasten vorgekämpft haben, um weiteren Schaden zu verhüten.
Beim Eintreffen der 20 Floriansjünger qualmte es schon so stark, daß die Helfer sich nur mit Atmenschutzgeräten ins Haus trauten. Einige gingen mit zwei C- Rohren gegen die Flammen im Keller vor, andere halfen Mutter und Sohn vom Balkon aus auf die Drehleiter. Für die Rettungsaktion wurde die Straße kurzzeitig gesperrt, der Verkehr umgeleitet.
Nach 20 Minuten war auch das Feuer gelöscht. Zuvor hatte es laut Nebhuth Elektrokabel versengt, eine Wasserleitung undicht werden lassen und die Heizkessel "soweit vernichtet, daß sie ersetzt werden müssen". Mit Nachlösch- und Aufräumarbeiten waren die Wehrmänner noch bis 19.15 Uhr beschäftigt. mk
"Wasser- und Bodenverband Wetterau" existiert seit 20 Jahren / 303 Mitglieder nutzen seine Maschinen für ihre Landwirtschaft Bauern alleine nicht existenzfähig Organisation will durch Pflege der Natur in der Zukunft an Beutung gewinnen
KARBEN. Die geänderten Arbeits- und Produktionsbedingungen der Landwirtschaft spiegeln sich sichtbar in einem riesigen Maschinenpark wider. Zum Jubiläum des 20jährigen Bestehens des "Wasser- und Bodenverbandes Wetterau" konnten sich Mitglieder und Gäste in der großen Halle des Verbandes in Burg-Gräfenrode von den ebenso imposanten wie teuren Maschinen überzeugen. Angesichts dieses Fuhrparks sei klar, so Stadtrat Hans Puchtigner (SPD) in seinem Grußwort, daß ein einzelner Landwirt seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. Daher sei es sehr sinnvoll gewesen, die Gemeinschaft als Verband zu gründen, der die Aufgabe erfüllt, den angeschlossenen Landwirten die Maschinen zur Verfügung zu stellen. Zukünftig werde der Verband auch angesichts der zunehmenden landschaftspflegerischen Aufgaben an Bedeutung gewinnen, schätzt er. Das Kompliment gab der geschäftsführende Verbandsvorsteher Hubert Ress (Rosbach) zurück: "Karben hat damals die Zeichen der Zeit erkannt und dem Verband das Gelände in Erbpacht zur Verfügung gestellt." Nach den Worten von Dr. Werner Schaaf, Leiter des Amtes für Landwirtschaft in Friedberg, haben die Wetterauer Landwirte vor 20 Jahren erstmals eine Idee umgesetzt, die sich angesichts des steigenden Investitionsbedarfs für Landmaschinen später immer mehr durchsetzte. Mit Hilfe des Verbandes sei es den Landwirten gelungen, die Maschinenkosten zu senken. Das werde künftig immer wichtiger angesichts des Preisdrucks. "Wichtig war es in der Gemeinschaft aber auch, bereit zu sein, zu teilen, was dem anderen zusteht", erinnerte der Fachmann. Offenbar waren in der Geschichte solcher Verbände nicht alle Mitglieder dazu bereit.
Die "drastischen Entscheidungen" aus Brüssel haben für den Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes, Heinz Christian Bär, die "Zeichen auf Sturm" gestellt. Immerhin könne der Karbener Verband einen Teil der Kosten senken helfen.
Da private Verbände zur gemeinsamen Maschinennutzung meist an Querelen eingegangen sind, hatten die Wetterauer vor 20 Jahren den Weg eines öffentlich- rechtlichen Verbandes gewählt, der die Mitglieder stärker gebunden hätte, erinnerte Hubert Ress an die Gründungszeit 1972. Zunächst hatten etwa 30 Landwirte den Schritt in die Gemeinsamkeit gewagt. Zusammen mit dem Landrat des Wetteraukreises war der Verband auf Grundlage einer ehemals bestehenden, aber ruhenden Organisation, des Beregnungs- und Bodenverbandes, gegründet worden - daher der Name, der eigentlich nichts mit dem Maschinenpark zu tun hat.
Erster Verbandsvorsitzender wurde damals Hans Moscherosch, Ress sein Vize. Noch im Gründungsjahr wuchs der Verband auf 78 Mitglieder. Von denen seien heute immerhin noch 47 trotz des Schrumpfungsprozesses in der Landwirtschaft dabei. Im Umgang mit den kameralistischen Vorschriften des öffentlich- rechtlichen Verbandes seien sie damals vom Mitarbeiter der Kommunalaufsicht, Plobner, und dem heutigen Landrat, Rolf Gnadl, beraten worden.
Im Unterschied zu heute sei anfangs die Maschinenauslastung nicht so eng gesehen worden, hat Ress den alten Büchern entnommen. Kein Wunder: Damals kostete ein Mähdrescher 45 000 Mark in der Anschaffung, heute 140 000 Mark. Wurden im Gründungsjahr insgesamt 208 000 Mark für die Erstanschaffung verschiedener Maschinen investiert, so sind es heute 509 000 Mark, wie Ress später im aktuellen Jahresbericht sagte. Der Haushalt des Verbandes bewegte sich in den beiden zurückliegenden Jahren bei knapp 1,4 Millionen Mark im Verwaltungshaushalt und einer Million im Vermögensetat. 1992 sind es mehr als 1,4 Millionen Mark und nur 919 000 Mark im investiven Haushalt. Angeschafft wurden oder werden in diesem Jahr drei Mähdrescher, ein Breitstreuer für Mist, ein Maishäcksler und ein Mulchsaatgerät sowie, finanziert über den Nachtragsetat, eine Heu- und Strohpresse. Damit ist der Verband auch ein interessanter Wirtschaftspartner, was durch die Anwesenheit eines Firmenvertreters bekräftigt wurde.
Zunächst aber galt es damals, Unterstellmöglicheiten für den wachsenden Maschinenpark zu finden. So wurde in Eigenhilfe die heutige große Halle in Holzbauweise errichtet. Erst aber mußte das Gelände am Ortsrand von Burg-Gräfenrode noch trockengelegt werden. Die Bezeichnung "An der Weißenburg" erinnert nach den Worten von Ress noch daran, daß dort einmal eine Burganlage mit Wassergraben gelegen hat. Neben der Drainage konnte außerdem ein Sammler gebaut und genügend Wasser zum Waschen der Maschinen gesammelt werden, wodurch der Verband Wasserkosten sparte.
Die Halle sei von Landwirten in 580 Stunden gebaut worden. "Es wäre heute undenkbar, daß Landwirte so viel Zeit aufbringen, da viele im Zuerwerb arbeiten müssen", spannte Ress einen Bogen in die heutige Zeit. Außerdem hätten sich die Jungbauern daran gewöhnt, auf Maschinen zu sitzen, statt Hacke und Schippe in die Hand zu nehmen, äußerte er sich über den Zeitgeist. 1974 mußte die Halle schon erweitert werden. Es entstanden eine Werkstatt und ein Büro, in der heute zwei Mechaniker arbeiten. Außerdem wurde eine Maschinenhalle in Düdelsheim bei Büdingen gebaut.
Damals sei der Verband auf mehr als 300 Mitglieder gewachsen. 1985 besaßen 382 Mitglieder eine Betriebsfläche von 8000 Hektar. Heute gehören dem Verband noch 303 Landwirte an, die eine Gesamtfläche von 9000 Hektar bewirtschaften. Die durchschnittliche Betriebsgröße sei von 18 auf 30 Hektar gewachsen. Nach Mitgliederverlusten seien im laufenden Jahr erstmals wieder neue hinzugekommen, vermeldete Ress. Mit einem Anlagenwert von 1,8 Millionen Mark könne sich der Verband auch sehen lassen, wagte er einen optimistischen Ausblick, trotz schwerer Zeiten für die Landwirte. de
KARBEN. Mit einer Satzungsänderung stellt sich der Wasser- und Bodenverband im 20. Jahr seines Bestehens nicht nur auf neue gesetzliche Vorgaben ein. Wie der geschäftsführende Verbandsvorsteher, Hubert Ress, zur Jubiläumsfeier sagte, wurde die Satzung auch im Hinblick darauf geändert, daß erstmals nicht nur Personen oder Personengesellschaften, sondern ebenfalls juristische Organisationen oder auch Kommunen Mitglied werden können. Das bekommt Bedeutung gerade im Hinblik auf zunehmende landschaftspflegerischen Aufgaben, die die Landwirte in Abstimmung mit der Regierung übernehmen sollen, da aufgrund des Strukturwandels immer mehr Flächen stillgelegt werden müssen.
Darauf hatte schon Hans Moscherosch, Gründungsmitglied und Verbandsvorsteher im Gründungsjahr hingewiesen. Die Möglichkeit der Landschaftspflege kann für Jungbauern zugleich einen Zuerwerb in der weniger ertragreichen Landwirtschaft bedeuten. Günter Stingl vom Maschinen- und Betriebshilfsring berichtete in seinem Grußwort, daß inzwischen mit dem Karbener Verband eine Ebene der Zusammenarbeit bei den künftigen Naturschutzaufgaben gefunden worden sei. "Wir stehen noch am Anfang", sagte Stingl. Doch in Abstimmung mit den Naturschutzverbänden könne mehr und mehr der Maschinenpark auch für die Landschaftspflege eingesetzt werden. Dazu könne beispielsweise der Ring Mitglied im Wasser- und Bodenverband werden.
Aus Altersgründen sind die Landwirte Kroll und Unger nach langjähriger Vorstandsarbeit ausgeschieden. Ress danke ihnen für ihr Engagment. Aus den "Pioniertagen" sei jetzt nur noch Walter Leppo aktiv. Ress, der seit 1979 Verbandsvorsteher ist, äußerte die Hoffnung, die verbleibenden zwei Jahres seiner Vorstandstätigkeit noch mit ihm zusammenarbeiten zu können. de
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Trend läuft bei der SPD in Richtung Grünen-Ortsverband und nicht zur Grünen Bürgerliste (GBL). In diesem Sinne trug der SPD-Fraktionsvorsitzende Werner Schmidt bei einer Pressekonferenz seine "persönliche Meinung" zur rot- grünen Koalition vor. Seine Fraktion werde über dieses Thema und damit einhergehende Fragen wie Koalitionsrunden formell befinden. Schmidts Vorschlag: Amtlicher Ansprechpartner der SPD in der Koalition soll die Grüne-Fraktion der drei Nachrückerinnen, also die Vertreterinnen der Mehrheit des Grüne-Ortsverbandes, sein, und nicht die vom Ortsverband abgespaltene GBL. Aus diesem Grund fänden die Koalitionsrunden künftig mit den Grünen und nicht mit der GBL statt.
Mit der Bürgerliste will die SPD lediglich Gespräche, nicht aber "gesonderte Koalitionsrunden" anberaumen. Grundlage für diese Marschroute der SPD ist laut Werner Schmidt der rot-grüne Koalitionsvertrag von 1989. Darin sei ganz klar geregelt: Der Grünen-Ortsverband und dessen Repräsentanten sei Koalitionspartner der SPD bis zur Kommunalwahl 1993 und Erfüllung des gemeinsamen 230-Punkte-Programmes. Dies sei 1989 durch die Unterschriften der Vertreter der SPD und Grünen besiegelt worden.
Darüber habe die SPD, so Schmidt, dieser Tage mit beiden lokalen grünen Gruppierungen gessprochen. Vertreter von Grünen wie auch GBL hätten dabei unterstrichen, daß sie bei allen Themen zur rot-grünen Koalition stünden. "Mit Zufriedenheit" habe er festgestellt, daß dies auch für die Ortsumgehung Mörfelden gelte. Beide grüne Gruppen hätten sich ausdrücklich zu diesem Punkt der Koalitionsvereinbarung bekannt.
Bei künftigen rot-grünen Koalitionsrunden soll es laut Werner Schmidt wie folgt zugehen: Vertreten sein werden in diesem Gremium, das alle Fragen der Zusammenarbeit erörtert, Sozialdemokraten und Grüne. Jedoch werde auch Dirk Treber, hauptamtlicher grüner Stadtrat - er hat sich zur GBL bekannt - bei diesen Zusammenkünften dabeisein. Nach dem rot-grünen Koalitionsvertrag sei ausdrücklich festgelegt, daß auch die hauptamtlichen Magistratsvertreter zu diesen Treffen hinzugezogen würden.
Dem Magistrat gehören hauptamlich außer Dirk Treber die beiden zur SPD zählenden Bürgermeister Bernhard Brehl und Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran an. Die mit der GBL zerstrittenen Grünen sind im Magistrat nur ehrenamtlich durch Käthe Raiss und Thomas Winkler vertreten.
"Was uns im Augenblick Sorge bereitet, ist der Zustand unseres Koalitionspartners", sagte Schmidt in einer Bewertung der kommunalpolitischen Lage. Die SPD fürchte, daß die interne Auseinandersetzung bei den Grünen die insgesamt gute Arbeit der rot-grünen Koalition diskreditieren und das Erscheinungsbild nach außen gegenüber den Wählern trüben könne. Welche sachlichen und politischen Gründe letztlich zur Auseinandersetzung bei den Grünen geführt haben, sei für ihn nicht erkennbar. Offensichtlich spielten dabei viele persönliche Fragen ein Rolle. Dies mache die Sache zusätzlich schwierig. Dennoch hoffe die SPD, daß die Grünen den Streit vernünftig klären und sich vielleicht wieder zusammenraufen könnten. Letztlich aber müßten die Grünen ihren Konflikt selbst lösen, betonte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, Ilona Wenz, bei der Pressekonferenz. Die Sozialdemokraten jedenfalls seien bereit, die erfolgreiche gemeinsame Arbeit bis zur Kommunalwahl fortzusetzen. Bei einer Klausurtagung steckte die SPD ihre weitere Marschroute bis zur Kommunalwahl ab. Bei der zweitägigen Zusammenkunft wurde in mehreren Arbeitsgruppen die erste Fassung eines Programmes entwickelt. Dies umfaßt allgemeine sozialpolitische Postulate ebenso wie konkrete Projekte vor Ort. Über das Programm werde in den kommenden Wochen und Monaten in den Untergliederungen der Partei gesprochen und die endgültige Fassung erarbeitet, sagte Werner Schmidt. Verabschiedetwerden soll das Programm bei einer Mitgliederversammlung am 25. November.
Keine Probleme erwartete Werner Schmidt dadurch, daß bereits am 30. September - also vor Abschluß der Programmdiskussion - die SPD-Kandidatenliste bei einem Mitgliedertreff verabschiedet werden soll. Konflikte zeichneten sich darüber parteiintern nicht ab, vielmehr seien die Sozialdemokraten in Mörfelden-Walldorf enger zusammengerückt und viele potentielle Kandidaten/innen bereits sehr aktiv an der Vorarbeit fürs Wahlprogramm beteiligt. Der Vorsitzende rechnete mit einer etwa 120 Namen umfassenden Bewerberliste, die vom Vorstand bereits in einem ersten Durchgang gesichtet worden sei und demnächst in den Ortsbezirken Mörfelden und Walldorf erörtert werde. cas
RÜSSSELSHEIM. Bei einer Routinekontrolle schnappte am Samstag abend eine Polizeistreife in der Innenstadt zwei junge Leute mit Rauschgift. Die beiden wurden mit einer kleinen Stange Haschisch und einem kurz zuvor hergestellten Joint ertappt und vorübergehend festgenommen. cas
RAUNHEIM. Durch seine unorthodoxe Fahrweise fiel am Samstag ein Autofahrer einer Polizeistreife auf der Bundesstraße 43 auf: Er fuhr in Schlangenlinien Richtung Flughafen. Die Ordnungshüter stellten fest, daß der Mann hinterm Steuer unter Alkoholeinfluß stand, ordneten deshalb Blutprobe an und stellten den Führerschein sicher. cas
RAUNHEIM. Vermutlich Übermüdung des Fahrers führte nach Auskunft der Polizei zu einem Unfall am Samstagmorgen: Ein 19jähriger Fahrer aus Frankfurt geriet auf der Bundesstraße 43 bei der Caltex-Verladestelle mit seinem Personenwagen nach links auf den Grünstreifen und schleuderte in eine Anpflanzung, so daß sich das Fahrzeug überschlug und auf dem Dach liegenblieb.
Der Fahrer kam mit dem Schrecken davon, insgesamt entstand 20 000 Mark Schaden. cas
NAUHEIM. Eine größere Menge Geigenkästen und Kartonagen fielen am Freitagnachmittag dem Brand in einer Lagerhalle in der Graslitzer Straße zum Opfer. Wie die Kriminalpolizei am Wochenende mitteilte, entstand insgesamt 50 000 Mark Schaden. Die Brandursache sei unbekannt, Experten des Landeskriminalamtes hätten sich in die Untersuchungen eingeschaltet. Die Freiwillige Feuerwehr Nauheim habe schnell eingegriffen und so ein Ausbreiten der Flammen verhindert. cas
RÜSSELSHEIM. Nach einer filmreifen Flucht aus dem Amtsgericht und anschließender Verfolgungsjagd durch die Innenstadt wurde ein mutmaßlicher Rauschgifthändler in der Innenstadt gestellt - mit einigen Blessuren, Schürfwunden und Prellungen am Körper sowie zerrissener Hose. Wie ein Polizeisprecher am Wochenende erklärte, machte bei der sportlich schnellen Festnahme Kriminalkommissar Manfred Pfeil seinem Namen alle Ehre!
Begonnen hatte laut Kripo alles damit, daß die Polizei auf die beiden Männer - 23 und 28 Jahre alt - aufmerksam wurde, weil die mehrmals im Wohnbereich Alzeyer Straße Heroin verkauft haben sollen. Bei einem größeren Deal wurde am Freitagvormittag das Duo auf frischer Tat ertappt - mit noch etwa 500 Gramm Heroin. Nach der Festnahme lieferte der 28jährige nach Einschätzung der Polizei "eine einwandfreie schauspielerische Leistung": In der Haftzelle habe er einen Selbstmordversuch vorgetäuscht, indem er vorgegeben habe, sich mit seiner Unterhose zu erdrosseln. Obwohl auch ein deswegen hinzugezogener Arzt erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Suizidversuchs gehegt habe, sei der Festgenommene zur Sicherheit ins Stadtkrankenhaus zur weiteren Untersuchung gebracht worden. Nachdem dort medizinisch alles geklärt gewesen sei, habe der Mann dem Haftrichter im Amtsgericht an der Ludwig- Dörfler-Allee vorgeführt werden sollen und sich hier sein "Glanzstück" geleistet: Weil der 28jährige über starke Schmerzen geklagt habe, seien ihm die Handschellen abgenommen, worauf der Mann aus dem Gebäude gerannt und zu Fuß getürmt sei in Richtung Frankfurter Straße. Kriminalhauptkommissar Pfeil und ein Kollege seien hinterhergesaust, wobei Pfeil Boden gut gemacht habe, nachdem ihn ein Autofahrer mitgenommen habe. An der Verfolgungsjagd hätten sich auch die Kunden eines nahegelegenen Kiosk beteiligt.
Schließlich sei der Flüchtige auf dem Dach eines Hauses in der Wilhelminenstraße gesichtet worden, habe aber auf Rufe wie "Halt Polizei, stehenbleiben" und zwei Warnschüsse in die Luft nicht reagiert. Die Flucht sei daher über Mauern und Dächer weitergegangen, der Mann am Ende den Kioskkunden in die Arme getrieben und in konzertierter Aktion mit den Ordnungshütern festgenommen worden. Inzwischen wurde der 28jährige Mann ebenso wie sein Kumpan nach erfolgreicher Vorführung beim Richter in Untersuchungshaft genommen. cas
In den Nächten vor den Buggy-Endläufen gingen im WM-Dorf früh die Lichter aus Doppelsieg für die Japaner Zufriedene Organisatoren Von Norbert Glaser USINGEN. Unter einem ungünstigen Stern standen die Finalläufe zur "Buggy-Off-Road"-Weltmeisterschaft in Usingen. Nach den Regenfällen präsentierte sich die Bahn schwer und lehmig. Da überlegte sich mancher Fahrer, ob er noch weitermachen sollte. Am Sonntag nachmittag konnte schließlich Toge Kokushi aus Japan das Siegertreppchen besteigen. Die Organisatoren vom MSC- Eschbach zeigten sich mit Ablauf und Publikumszuspruch dennoch zufrieden. An beiden Tagen kamen jeweils zwischen 3000 und 5000 Besucher an den Usa-Ring. "Die Bahn ist weich geworden", sagt Hansjörg Pistor vom Organisationskomitee des Motor-Sport-Clubs "Rund um die Klippen" Eschbach. "Der Vorteil ist, daß die Piste dadurch weich ist. Der Nachteil ist, daß die Autos ganz schön verdrecken. Wenn dann erst noch gewartet werden muß . . ." Pistor spart sich den Rest. Was er sagen will ist klar: Es kann dann zeitlich schon recht eng werden.
Lediglich zwanzig Minuten liegen zwischen den einzelnen Rennen. Die kurzen Pausen werden dringend gebraucht, um die Autos für den nächsten Lauf fitzumachen. Entsprechend hektische Betriebsamkeit herrscht auch im Fahrerlager, wo an langen Holztischen die Fahrer und ihre Monteure vor zerlegten Autos und Autoteilen sitzen. Frank Gerhard reinigt mit einem Pinsel gerade die Aufhängeteile seines kleinen Flitzers. Nachdem der Champion des MSC-Eschbach zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft überraschend seine Anmeldung zurückgezogen hat, ist der 23 Jahre alte Hofheimer nun der "Lokalmadator". Gerhard fährt seit neun Jahren solche Rennen. In den bisherigen Läufen hatte er sich auf Platz 70 vorgearbeitet. Allein am Samstag vormittag konnte er zweimal vorrücken - trotz der nicht gerade optimalen Piste.
Auch Gerhard blickte am Samstag morgen erst mal mit besorgtem Blick zum bewölkten Himmel: "Im Prinzip ist das Wetter egal. Aber im Schlamm fährt niemand gern." Einen Augenblick war er dann auch am Überlegen, ob er weiterfahren soll. "Für mich ist das Rennen hier gleichzeitig die Vorbereitung auf die Europameisterschaft in Spanien." Die beginnt am 18. Juli. Für den jungen Hofheimer bedeutet das: "Wenn ich den Buggy hier kaputt fahre, habe ich kaum noch Zeit, einen neuen aufzubauen."
Für Gerhard muß die ganze Sache vor allem Spaß machen. Als Mitglied eines Ober-Mörlener Minicar-Clubs kann er zwar jederzeit auf der vereinseigenen Piste üben, doch trainieren ist nicht sein Ding: "Das nötige Fingerspitzengefühl eignet man sich mit der Zeit an, von Rennen zu Rennen", sagt er.
Andere gingen da die Meisterschaft professioneller an. Etwa die Japaner. Sie reisten Wochen vor der WM eigens an, um einen Reifen für die besonderen Bodenbedingungen im Hintertaunus zu entwickeln. Ihr 17köpfiges Team gehörte auch am Samstag zu den Favoriten. Stark vertreten unter den 150 Fahrern sind außerdem Franzosen und Deutsche (je 15 Fahrer) sowie Italiener und Engländer (je 14).
Ging es bei den Vorläufen noch relativ locker zu, so stieg am Samstag und Sonntag die Spannung unter den Teilnehmern ganz beträchtlich. Die Teams wurden langsam nervös. Jeder wußte, worum es geht. Deutlich merkten das die Helfer des MSC, wenn sie am Abend nach den Läufen die Pisten präparierten: "Schon am Freitag wurde es am Campingplatz - dort stehen momentan 50 Wohnmobile und Zelte von Wettkampf- Teilnehmern - relativ früh ruhig", berichtet Pistor.
100 Mann hatte der Verein im Einsatz. Unterstützt wurde er beim Abwickeln der WM von anderen Eschbacher Vereinen: dem Schützenverein, dem Sportverein . . . Pistor weiß das zu schätzen: "Wir arbeiten seit Freitag an der Grenze unserer Leistungsfähigkeit."
Zwischen 3000 und 5000 Besucher fanden an den beiden Abschlußtagen den Weg zum eigens für die WM aufgebauten Usa-Ring. Sie erwartete neben den Zwei-PS-starken Flitzern ein großes Festzelt mit "Musik aus der Truhe", einem Shanty-Chor sowie einem Karaoke-Wettbewerb. Zum Zelt gesellten sich weitere Stände. Der Duft gebrannter Mandeln erfüllte die Luft. Am Infostand gab es die Fremdenverkehrs-Broschüre des Hochtaunuskreises, Ansichtskarten und das offizielle Heft zur "Buggy-WM", einige Meter weiter die offiziellen T-Shirts und Sweater. Mehrere Modellbaufirmen hatten eigene Stände aufgebaut. Wer wollte, konnte die neuesten Niederquerschnittsreifen und oder Motoren für seinen Buggy gleich mitnehmen. Wie am 350 Meter langen Rundkurs überwogen auch hier die Herren der Schöpfung ganz deutlich.
Am späten Sonntagnachmittag konnten dann endlich die Sieger gekürt werden. Neuer Weltmeister der Miniaturbuggies im Maßstab 1:8 wurde der Japaner Kokushi, gefolgt von seinem Landsmann Yoshita Kazushige und Monesi Maurizio aus Italien. Lokalmatador Frank Gerhard aus Hofheim landete auf dem 68. Platz.
"Am Anfang war es unheimlich schwer, die Leute und Firmen zu begeistern, aber durch den Medienrummel sind jetzt mehr gekommen, als wir erwartet hatten", resümiert Pistor. Ganz zufrieden waren wohl auch die Fahrer: "Es hat nicht einen Protest gegeben." Pistors besonderer Dank gilt dem Deutschen Minicar-Club für die "hervorragende Arbeit" bei der Zeitnahme, den Vereinen, die so engagiert mithalfen, sowie der Stadt Usingen und den Sponsoren (unter ihnen ein Homburger Autohaus), die das 200 000 Mark teure Ereignis überhaupt erst möglich machten.
FRIEDRICHSDORF. Für ein Jahr bleibt der Milupa-Wanderpokal in der Hugenottenstadt: Beim 9. Friedrichsdorfer Stadtlauf am Sonntagmorgen ging Thomas Burkhardt (Friedrichsdorf) als erster Läufer durchs Ziel.
Mit 50 Minuten und 34 Sekunden verbannte er den Sieger des Vorjahres, Oliver Schäfer vom SSC Hanau-Rodenbach, auf den zweiten Platz. Schnellste Frau wurde Ulrike Pietzsch aus Bad Nauheim mit 58 Minuten und sechs Sekunden.
Insgesamt gingen 319 Läuferinnen und Läufer an den Start. Das waren nicht ganz so viele wie im vergangenen Jahr, aber immer noch mehr, als die Veranstalter angesichts der Ferienzeit erwartet hatten. Noch mehr Beifall als Thomas Burkhardt und Ulrike Pietzsch erhielt am Sonntag am Ziel Fritz Manthey.
Der 84 Jahre alte Frankfurter war der einzige Vertreter seiner Altersklasse und gleichzeitig der älteste Läufer des Rennens.
Neben vielen Friedrichsdorfern gingen auch diesmal wieder Mitglieder von Vereinen aus Frankfurt, dem Hochtaunuskreis und den angrenzenden Landkreisen auf die 15 Kilometer lange Strecke. Ebenfalls in diesem Jahr mit dabei: Drei Läufer aus der französischen Partnerstadt Houilles. Der Rundlauf führte traditionsgemäß durch alle vier Friedrichsdorfer Stadtteile. orb
FRIEDRICHSDORF. "Was machen die alle mit Lockenwicklern? Ist das Werbung für einen Friseurladen?" Die ältere Frau, die zusammen mit einer Freundin am Samstag über den Hugenottenmarkt schlenderte, war sicher nicht die einzige, die sich über die Schau in der Philipp-Reis-Passage ihre Gedanken machte. Die jungen Frauen, die sich auf dem Laufsteg - mal souverän, mal leicht verschämt - als Nachwuchs-Mannequins betätigten, sahen in der Tat so aus, als wären sie vorzeitig einem Friseursessel entstiegen. Während sie zu Disco-Rhythmen die Hüften kreisen ließen, bot ein paar Meter weiter der Nachwuchs seine Schätze an: Da lag das "Jahrbuch für Kinder 1990" neben dem uninteressant gewordenen Betonmischer und der Kinderwiege, und die kaum gebrauchten Rollschuhe neben einer ausrangierten Kasperle-Figur. "Das sind doch Videos, oder?", erkundigte sich ein junger Käufer, und zeigte auf den Stapel mit den "Turtles" obendrauf. "Goldköpfchen" und "Hanni und Nanni" suchten ebenso nach neuen Besitzern wie Kasetten mit "Benjamin Blümchen". Draußen "auf der Gaß" duftete es derweilen nach Pizza und Döner vom Grill. Kulinarisch war die ganze Welt zu Gast: französische Crêpes und spanische Tapas, gefüllte Paprikas aus der Türkei und Frühlingsrollen vom "schnellen Chinesen", vietnamesische Spezialitäten und Mexican Hotburgers.
Die Getränkeliste reichte von Bier und Cola über Sangria und Champagner bis hin zum hausgemachten Apfelwein aus biologischem Anbau. "Guck mal da", sagt der Mann und zeigt auf das Schild an einem "Bierbrunnen": "10 Bier 25 Mark + Pfand". "Wer das wohl schafft?" Seine Frau schüttelt den Kopf, als wollte sie sagen: "Typisch Mann!" "Das muß nicht einer trinken. Das ist für Leute, die sich zusammentun", klärt sie ihn auf.
Vor einer Tafel mit einem Bündel roter Schnüre und drei runden Anzeigenfenstern steht Johannes unschlüssig herum. "Kostet das was?", erkundigt er sich vorsichtig. Der junge Mann daneben schüttelt den Kopf. "Nein, Du mußt nur das Kärtchen ausfüllen." Zehn Gutscheine im Wert von 250 Mark sind zu gewinnen. Allerdings muß man drei Schnüre so auswählen, daß 100 Kilo zusammenkommen.
Johannes gehört nicht zu den Glücklichen. Aber was soll's. Immerhin bleibt als Trost der Gang zum Stand mit den gebrannten Mandeln. orb
Im Blickpunkt: Zypern Denktasch bremst UN-Plan
"Lächerlich und inhuman" sei das Machwerk, eine "Zumutung", befand Rauf Denktasch, Chef der türkischen Volksgruppe im Norden Zyperns. Der Zorn des Zyprioten galt einer geheimen Landkarte, die er der türkisch-zypriotischen Presse hatte zustekken lassen, um sich darüber öffentlich erregen zu können. Die Karte ist ein Entwurf des UN-Generalsekretärs Butros Ghali. Sie skizziert den denkbaren Grenzverlauf zwischen der türkischen und der griechischen Zone eines künftigen Bundestaates Zypern. Ende Juni sondierte der UN-Chef in getrennten Gesprächen mit Denktasch und dem (griechisch-) zyprischen Präsidenten Jorgos Vassiliou die Möglichkeiten für eine Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel, die seit der türkischen Invasion 1974 geteilt ist. Um seine Vermittlungsbemühungen nicht zu gefährden, verpflichtete Butros Ghali seine Gesprächspartner zu strengstem Stillschweigen.
Daß sich Denktasch nun darüber mit einer gezielten Indiskretion hinwegsetzte, hat Gründe: der Inseltürke sieht offenbar seine Felle davonschwimmen und möchte wohl im türkischen Norden der Insel einen Proteststurm gegen den UN-Generalsekretär entfachen und auf diesem Wege den gegenwärtigen Vermittlungsversuch scheitern lassen.
Die von Denktasch der Presse zugespielte Landkarte betrifft den vielleicht schwierigsten Punkt der Zypernverhandlungen. Die Inselgriechen fordern territoriale Zugeständnisse der türkischen Volksgruppe, die zwar nur 18 Prozent der Inselbevölkerung stellt, seit der türkischen Invasion aber fast 37 Prozent des Gebietes kontrolliert. Vom künftigen Grenzverlauf wird abhängen, wie viele der rund 200 000 griechischen Zyprioten, die 1974 vor den türkischen Besatzern in den Süden flohen, wieder in ihre Heimatorte zurückkehren können.
Die von Butros Ghali vorgeschlagene Lösung sieht vor, daß die Orte Varoscha und Morphou sowie 34 weitere, jetzt türkisch besetzte Dörfer zur griechischen Zone gehören sollen. Außerdem schlägt der UN-Chef eine griechisch-zypriotische Enklave um Rizokarpasso auf dem nordöstlichen Zipfel der Insel sowie eine türkisch- zypriotische Enklave südöstlich der Inselhauptstadt Nikosia vor. Unter dem Strich müßten damit die türkischen Zyprioten etwa ein Viertel des seit 1974 besetzten Gebiets an die griechische Volksgruppe abtreten.
Diese Karte wird wieder auf dem Tisch liegen, wenn Butros Ghali am 15. Juli Denktasch und Vassiliou gemeinsam an den Verhandlungstisch ruft. Die ersten Reaktionen aus Nordzypern sind wenig ermutigend: Eine "nationale Gefahr" sieht die türkisch- zypriotische Tageszeitung "Kibris" (Zypern) heraufziehen. Das Blatt
Solche Töne sind ganz im Sinne Denktaschs, der den Kartenentwurf des UN-Chefs am liebsten in den Papierkorb befördern möchte. Wäh-
rend ein Sprecher der Vereinten Nationen die Veröffentlichung der Karte als "wenig hilfreich" kritisierte und auch die Sprecherin des Washingtoner State Departments die Indiskretion als "unproduktiv und enttäuschend" rügte, versucht Denktasch nun, den bisherigen Grenzverlauf noch vor dem 15. Juli möglichst zu zementieren: die Behörden seiner 1983 einseitig ausgerufenen "Türkischen Republik Nordzypern" geben nun eilig Besitzzertifikate für das 1974 besetzte und jetzt teils von türkischen Zyprioten, teils von in Nordzypern angesiedelten Festlandstürken bewirtschaftete Land aus. Und Dervisch Eroglu, "Ministerpräsident" in Denktaschs Pseudorepublik, sagte Ende vergangener Woche, die türkischen Zyprioten würden "kein einziges" der 1974 besetzten Dörfer wieder räumen. Auch die rund 70 000 nach Nordzypern übergesiedelten Festlandstürken brauchten sich keine Sorgen zu machen: man werde keinen nach Anatolien zurückschikken. Nun sind die Erfolgsaussichten der Zypernkonferenz Mitte Juli in New York ungewiß.
GERD HÖHLER (Athen)
Hoheit in der Käseglocke: starke Arme und ständig ein Lächeln Anmache prallt an Krone ab Mit Weinkönigin auf Tour
HOCHHEIM. Die Krone ist ein Magnet: blonde Locken, blaue Augen und ein apartes Wesen bündeln die Anziehungskraft. In diesem Bannstrahl bleibt Liebevolles ebenso hängen wie Lästiges. "Mensch, sind Sie schön", ruft die Frau, springt aus der Menge auf Sandra Siegfried zu, legt ihr die Hand auf die Schulter. Das, sagt Sandra später, mag sie. Das bleibt haften. Anderes hingegen streift sie ab. "Eh, hast ja nix in der Bluse", krakeelt ein promille-beladenes Trio. "Da hör' ich gar nicht mehr hin." Die Ohren auf selektiven Durchzug gestellt, eilt sie von Stand zu Stand, von Podium zu Podium, um zu tun, was mal Pflicht, mal Kür der Hochheimer Weinkönigin ist. Seit einem Jahr im Amt, ein weiteres vor sich, ist das Weinfest Halbzeit für Sandra I. FR-Redakteur Klaus Kühlewind folgte der Weinkönigin einen Abend auf Schritt und Tritt - eine Ochsentour, meint er. Immer nur lächeln, immer vergnügt - Szenen einer Operette unter den Augen der Madonna am Plan: Da steht sie, Sandra I., in schlanken Schuhen auf groben Kopfsteinpflaster, umringt und angestarrt, im Brennpunkt der Objektive, lächelt in Kameras und Augen, zupft an blonden Locken und grüner Seide. An die 1000 Mark kostet die Tracht. Die Stadt kommt für die Kosten auf; tragen muß es Sandra - auch ertragen: "An so heißen Tagen ist das wie eine Käseglocke." Anmerken freilich läßt sie sich nichts. Auch nicht, daß es in Schulter und Arm bereits zieht: Der Pokal, Leergewicht knapp ein Pfund, fordert Tribut - doch sie lächelt. Fruchtige Reife mit Säure gepaart "Füllet bis zum Rand den Becher", schmettert die Hochheimer Sängervereinigung im Hof des Staatsweingutes: Weinfest-Eröffnung, erster Teil. Sandra nippt am Pokal - trockener Riesling in Milliliter-Dosierung. Voll sein wird er nie. Sie auch nicht: "Den Triumph gönn' ich keinem."
Harald Schindler preist vom Podium den Hochheimer Wein. 41 edle Tropfen von sieben Winzern wurden 1991 prämiert, läßt der Bürgermeister wissen. Sandra weiß das, hat es oft genug gehört. "Fruchtige Reife mit Säure gepaart, daran erkennst Du die Rheingauer Art", reimt sie, stimmt mit Schindler, ihrer Freundin und (Leidens-)Genossin, der Rheingauer Weinkönigin Nicole Dienst, sowie ihren beiden Prinzessinnen Ilka Runzheimer und Nicole Pfaff ins Hochheimer Lied ein.
Das Quintett mit "vier Lieblichkeiten" (Schindler) schunkelt, die Reihen vor der Bühne ebenfalls. "Schlimm ist es, wenn Du merkst, daß da unten keiner zuhört. Doch wenn alle mitmachen, ist es toll. Das schafft Gemeinsamkeit." Im Staatsweingut gerät niemand aus dem Takt.
Und Sandra lächelt, den Pokal in der einen, einen Blumenstrauß in der anderen Hand. "Ich möchte die Blumen nicht missen", sagt sie. Manchmal aber - sie deutet es nur an, würde es so nie sagen - könnte sie das Bukett in die Ecke werfen, wenn die Hände voll sind, wenn die Arme schmerzen.
Macht sie Krafttraining? "Nein, aber schlecht wär's nicht." Knapp zwei Stunden noch wird sie Glas und Grün stemmen müssen, wird schunkeln, reden, zuhören und lächeln - egal, was da gesagt wird. Komplimente kommen und gehen. Die aus der fünften Reihe am Kälberplatz hört Sandra ohnehin nicht: "Die Blonde, ooh, die sieht ja super aus, einfach Klasse", sagt eine Frau auf der Bank. Drei Sitzplätze weiter läßt ein Endvierziger wissen, wo er denn die Nacht verbringen möchte. Schindler spricht auf der Bühne von einer "symptomatischen Stimmung". Sandra schnauft tief durch, geht ans Mikrophon, den Pokal in leichter Schieflage, die Blumen an die Brust gedrückt.
Der Zug der Hoheiten, voran die Bredenborner Blaskapelle, quetscht sich zum nächsten Podium - Eröffnung, die dritte. Schindler spricht von einem "guten Trinkwetter". "Diese Scheißviecher", flucht eine Frau, angelt eine Blattlaus aus dem Weinglas. Sandra fischt ebenfalls: Eines der grünen Insektchen hat sich verflogen, ist im Pokal gelandet. Sie gibt ihm - wie all den anderen zuvor - die Freiheit, setzt das Tierchen auf den Finger, pustet und lächelt.
Zeit zum Verschnaufen: Der Pokal landet auf dem Tisch, die Blumen hält die Königin-Mutter, der Papa läßt den Camcorder surren. Nicole Dienst ergreift den Lippenstift, Schindler Gläser und Sektflasche, Sandra aufmunternde Worten an die Adresse von Ilka Runzheimer: Die junge Massenheimerin ist die dritte Prinzessin im Bunde, noch reichlich nervös und unsicher. Sandra weiß: Zuspruch tut gut. Komplett wird das Quartett heuer nicht sein: Daniela Viehfeger muß sich nach einer Blinddarm-Operation noch schonen.
Keine Schonzeit indes hat die Königin: Ihr steht der Marsch bevor zum Kälberplatz. Dort ist Endstation für heute, steht ein Beutel mit T-Shirt und Shorts, winkt das Privatleben, wartet die private Variante: Weinfest mit Freunden. Doch die müssen sich gedulden. Sandra hier, Sandra dort, jetzt ein Riesling, gleich ein Sekt.
Der Spargeltarzan mit Strohhut schwenkt die Flasche. "Is ja gar nichts mehr drin", erspäht er, der sich Mupfel nennt, das leere Glas, schenkt Sandra einen Weißherbst ("trink ich gerne") ein. "War doch nett", sagt Sandra einige Runden Small-Talk und ein paar Dutzend Schritte später.
Diese Art von Feedback mag sie, spontane Sprüche, lieb gemeint und vom Herzen. Avancen bezüglich tieferer Regionen überhört sie geflissentlich, nimmt keinen Anstoß mehr am Anstößigen. Die Anmache hält sich in Grenzen, das meiste ist echte Zuneigung. Selbstbewußtsein als Lohn des Lehrgelds Geneigt, Amt, Krone und Seide von sich zu streifen, war sie noch nicht. "Sonst hätte ich kein zweites Jahr drangehängt." Immerhin: An 70 Tagen war sie in Sachen Wein unterwegs, mal für ein paar Stunden, mal von morgends bis abends. Sandra nimmt's gelassen. Sie denkt eben positiv: "Sowas ist wichtig für die persönliche Entwicklung." Sie hat gelernt, sich durchzusetzen, vor Menschen zu treten, zu ihnen zu sprechen: "In der Schule hätte ich mich das nie getraut." Selbstbewußtsein ist der Lohn des Lehrgeldes; die Zinsen löst die 21jährige ein im Studium der Volkswirtschaftslehre mit Ziel Marketing.
Dem Ziel des Abends, T-Shirt und Shorts, kommt Sandra im Gänseschritt näher. Ein letztes Hallo, ein letztes Prost, dann entschwindet sie, kehrt in Zivil zurück, hat ein Amt abgestreift, das "mir sehr viel Spaß macht, zum Hobby geworden ist". Und wie steht's mit der Kondition? "Das war noch gar nichts, die große Runde kommt doch erst morgen."
OBERURSEL. Zwei junge Männer bedrohten am Freitag einen 68jährigen Oberurseler in der Berliner Straße mit einer Schußwaffe und beraubten ihn seiner Barschaft. Die Kripo sucht Zeugen.
Das Opfer spazierte laut Kriminalpolizei durch die Stadt. Dabei bemerkte es, daß ihm zwei Männer folgten, einer sprach ihn an und fragte nach Kleingeld. Danach verdrückte er sich wieder.
In der Berliner Straße schlossen die Täter jedoch auf, zückten eine Schußwaffe und entrissen dem Oberurseler sein Portemonnaie mit Bargeld und Papieren aus der Gesäßtasche. Mit ihrer Beute machten sie sich in Richtung Feldbergstraße davon.
Die Fahndung der Polizei verlief ergebnislos. Die Täter sollen 18 bis 22 Jahre alt und mit Bluejeans und Turnschuhen bekleidet gewesen sein. mk
HOCHHEIM. Von der rechten Spur abgekommen ist ein Motorradfahrer auf der Bundesstraße 40 zwischen Hochheim und Wicker. Der Mann hatte sich nach Angaben mit der Geschwindigkeit verschätzt und war in der Kurve in Höhe der Mülldeponie über die Fahrbahn hinausgeschossen. Endstation war der Zaun zur Deponie. Während der Kradfahrer mit leichten Blessuren davonkam, hat sein Gefährt nur noch Schrottwert. Schaden: mehr als 5000 Mark. kkü
Der natürliche Unterschied
"Aber alles Gerede von der Verbürgerlichung des Arbeiters kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß seine Einstellung zur Arbeit (zumindest heute noch) eine andere ist als die der Mehrheit der Angestellten . . . Feiert ein Angestellter krank, so bleibt in den meisten Fällen seine Arbeit liegen und muß später von dem Genesenden nachgeholt werden oder aber der Krankwerdende ist sich bewußt, daß er dem Team seiner Kollegen damit zumutet, unentgeltlich seine Arbeit mit zu übernehmen. Der Arbeiter dagegen wird in fast allen Fällen durch einen anderen ersetzt, ohne daß seine Arbeit liegenbleibt, ohne aber auch, daß sie von irgend jemandem als zusätzliche Bürde übernommen wird. Es ist nur natürlich, daß aus diesem Unterschied auch eine unterschiedliche innere Einstellung zur Arbeit und zum Krankfeiern resultiert.
"Die Metall-Unternehmer der Bundesrepublik haben ihren Freunden in Schleswig-Holstein den Rücken gestützt. Für sie ist das meerumschlungene Bundesland zur Zeit Tarif-Kriegsschauplatz Nr. 1, und sie sind entschlossen, die Zähne zu zeigen . . . Das Verlangen der Arbeitnehmer basiert keineswegs auf purem Übermut. Das mörderische Arbeitstempo führt zu einem immer bedrohlicheren Kräfte- und Gesundheitsverschleiß. Die Ärzte können ein Lied davon singen: Die Wochenlohn-Patienten kommen in vielen Fällen erst, wenn sie nahezu "am Boden zerstört" sind. Der Grund: Während der ersten drei sogenannten "Karenztage" gibt es weder Lohn noch Krankengeld, die dann beginnenden Zahlungen der Krankenkasse liegen im Schnitt bei 40 bis 50 Prozent des Wochenlohnes des Patienten . . .
FLÖRSHEIM. Den Griff zur Zigarette wird eine Autofahrerin bereuen: Als sie sich den Glimmstengel angeln wollte, verlor sie in der Hauptstraße die Kontrolle über ihren Wagen. Dabei streifte sie zwei geparkte Autos und richtete einen Schaden von mehr als 5000 Mark an.
Bei der Aufnahme des Protokolls witterten die Polizeibeamten außerdem eine Fahne. Sie ordneten eine Blutprobe an und behielten den Führerschein ein. kkü
Provisorische Atom-Sicherheit?
Es gibt kaum einen Europäer, der seine Tschernobyl-Lektion nicht gelernt hat. Leider sind aber nach sechs Jahren vielen Mitbürgern, darunter auch den Politikern, wesentliche Teile der Katastrophen-Grammatik entfallen. Ihnen kommen nur einzelne, unverbundene Vokabeln aus dem schockartig memorierten ersten Super-GAU-Kapitel der Geschichte in den Sinn. Und das erschwert das richtige Verständnis der Lage im Ost-Atomsektor, führt viele zu falschen Schlußfolgerungen.
Auch die Regierungschefs der sieben wirtschaftlichen Vormächte der westlichen Welt, die sich ab heute in München treffen, sind vor Mißverständnissen beim Thema Ost-Atomkraft, über das zu reden sie sich vorgenommen haben, nicht gefeit. Der Bonner Regierungssprecher gab dem speziell deutschen Mißverständnis Ausdruck, als er jüngst in einer Diskussion über die maroden Atommeiler in Osteuropa feststellte: "Im Grunde müßte man sie alle abschalten", dann aber dafür plädierte, die Katastrophen-Generatoren "wenigstens provisorisch" nachzurüsten. Seine Begründung: Schließlich stünde ohne die maroden Atommeiler "die halbe ehemalige Sowjetunion ohne Strom da". Eine etwas genauere Analyse der Lage könnte den Chefs der Wirtschaftsriesen wieder aus der Zwickmühle heraushelfen, in die sie sich mit ihrem geplanten Hilfsprogramm gerade hineinmanövrieren. Jeder, der sich nur ein bißchen mit den strukturellen Sicherheitsmängeln der Ost-Reaktoren beschäftigt hat, weiß, das die Milliarde Mark, die die G 7- Staaten für die Nachrüstung springen lassen wollen, weniger als ein Tropfen auf die heißgelaufene Turbine ist. Mit einer Milliarde kann man die rund 50 Reaktoren - von den Tschernobyl-Schrottmühlen bis zu den "moderneren" Druckwasser-Reaktoren - tatsächlich allerhöchstens "provisorisch" flicken. Nur ist ein Atomreaktor eben kein Strumpf, bei dem man ein Loch eine Zeitlang verschmerzen und dann in aller Gemütsruhe kunststopfen lassen kann. Wenn das Mitleid signalisierende Gerede von den stromproduzierenden "Atombomben", auf denen die Osteuropäer sitzen, ernst gemeint ist, muß der reiche Westen seine eigenen Analysen der größten zivilen Bedrohung durch die Atomtechnik auch umsetzen.
Daß (möglicherweise) vertretbare Sicherheitsstandards bei den meisten Meilern aus der Sowjetproduktion fast so teuer kämen wie ein Neubau, errechneten die West-Experten, als die Zig-Milliarden-Dimension des Gesamtproblems noch nicht so deutlich war. In der Zwischenzeit scheint man großzügig Sicherheitsrabatt abgezogen zu haben. Die letzte Schätzung der westlichen Atom-Industrie jedenfalls lautet auf ein Nachrüst-Paket für 13 bis 16 Milliarden. Aber selbst das ist eine Summe, die die müden Wirtschaftsriesen den Atomländern in der GUS und in Osteuropa trotz des drohenden nächsten Super-GAUs nicht zur Verfügung stellen werden. Und so denken die unter Auftragsmangel leidenden West- Atomfirmen über Beteiligungsmodelle und Kompensationsgeschäfte (Nachrüstung im Osten gegen Stromlieferung an den Westen) nach, die ihnen das Geschäft sichern - aber gleichzeitig Reaktoren auf Jahre in Betrieb halten, die in Deutschland, Frankreich oder den USA keine Genehmigung bekämen.
Deswegen muß der Westen - ob als G 7, EG oder als einzelner Staat - bei seinem Engagement endlich von der Fixierung auf die Atomkraft wegkommen. Das westliche Hilfsprogramm darf im Osten nicht die Illusion aufkeimen lassen, mit den Investitionen in den Nuklearschrott sei noch Staat zu machen. Die verfügbaren Finanzmittel müssen vielmehr dazu verwandt werden, die Voraussetzungen dafür das zügige Abschalten der GAU-Generatoren zu schaffen.
Daß die Umstrukturierung der osteuropäischen Volkswirtschaften ähnlich wie in der Ex-DDR den Stromverbrauch sinken läßt, erleichtert die Lage zumindest in Staaten, die auf dem Stromsektor noch nicht so stark vom Atom anhängig sind (in der alten Sowjetunion lag der Anteil unter 20 Prozent). So hat die Ukraine jetzt die noch am Netz befindlichen Blöcke in Tschernobyl ein Jahr früher als vorgesehen stillgelegt. Trotzdem muß Ersatzenergie bereitgestellt werden. Am schnellsten geht dies mit mobilen Heizkraftwerken auf Gas- oder Ölbasis, die den eingesetzten Brennstoff effizient ausnutzen und an deren Stelle später ortsfeste Anlagen treten können. Dies und die Modernisierung der vorhandenen Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke kommt auf jeden Fall billiger als eine verantwortbare Nachrüstung oder der Neubau von Atommeilern. Voraussetzung ist natürlich, daß die heute noch üblichen horrenden Verluste bei Förderung und Transport der Energien beseitigt werden.
Hierbei und bei der energiesparenden Modernisierung der Ost-Volkswirtschaften kann der Westen viel helfen. Er muß sich das auch etwas kosten lassen, denn er kann dabei etwas verdienen: Geld - und Sicherheit.
Rauschgiftsüchtiger
OBERURSEL. Ein 25jähriger Mann wurde am Samstag nachmittag tot in der Wohnung seiner Lebensgefährtin gefunden. Die Kripo geht davon aus, daß er "vermutlich" an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Er ist der Polizei seit 1986 als Konsument harter Drogen bekannt.
KRONBERG. Reifen und Felgen im Wert von mehreren tausend Mark erbeuteten Einbrecher in der Nacht zum Samstag aus einem Reifenlager in der Westerbachstraße. Laut Kripobericht brachen die Täter eine Tür gewaltsam auf und suchten "zielstrebig nach Neureifen und Alufelgen für gängige Größen". Der Abtransport, da sind sich die Kriminaler sicher, muß mit einem Kleintransporter erfolgt sein. Die Kripo bittet um Hinweise, Tel. 0 61 71 / 12 00. mk
Zwei private Rundfunkstationen hat Stuttgart: Antenne 1 und das Stadtradio. Kürzlich erzählte über Antenne 1 ein Markus Löw - sollte es ihn nicht geben, hätte er jedenfalls ein einschlägiges Pseudonym gewählt -, wie sich der historische Befund über das Martyrium der christlichen Kirchenväter von der Darstellung in "Quo vadis" unterscheidet. Unmittelbar danach konnte man dieselbe Sendung, "aufgelockert" mit der selben nervtötenden Musik, über das konkurrierende Stadtradio hören. Soviel zum Stichwort Programmvielfalt.
Bemerkenswert ist allerdings ein Detail dieser Sendung, die gleich zwei Kanäle in Anspruch nahm. Markus Löw bezog sich nämlich mehrfach auf den Hollywoodfilm "Quo vadis". Kein Wort davon, daß dieser Film auf der Grundlage eines historischen Romans entstand, dessen Autor der nicht ganz unbedeutende polnische Schriftsteller Sienkiewicz ist. Die kulturellen Primärerfahrungen auch eines Kirchenfunkers stammen aus Hollywoods Trivialküche.
Dem entspricht es, daß Germanistikstudenten bei der Diskussion von Joseph Roths "Radetzkymarsch" bekennen, das Milieu des Romans sei ihnen vertraut - aus den "Sissy"-Filmen. Wohlgemerkt: Studenten, geboren zwischen 1967 und 1972, für die die Studentenrevolte oder der Prager Frühling historische Daten sind, entfernt wie die Französische Revolution, die den Namen Lukács ebenso wenig kennen wie den Namen Popper, die den ersten Text von Joseph Roth lasen, nachdem sie sich für ein Seminar über ihn angemeldet hatten, beziehen sich auf die Filmschnulzen der fünfziger Jahre.
Man kann nur darüber spekulieren, was es für die Entwickung des historischen und des ästhetischen Bewußtseins bedeutet, wenn eine Generation mit "Sissy" und Hollywoods "Quo vadis" sozialisiert wird. "Bildungsauftrag": War das nicht auch mal so ein Stichwort in der Mediendebatte? THOMAS ROTHSCHILD
Irgendwas an der Gewerkschaftsregie klappt nicht an diesem Tag in Premnitz, Kreis Rathenow. 300 Menschen sind seit 10 Uhr vor Tor 2 der Märkischen Faserwerke versammelt. Die Leute haben Sorgen. Die Arbeitsplätze sind von 6000 im Jahre 1990 auf inzwischen 2000 gesunken, steht auf einem Transparent, "Wir sind zur Arbeit bereit, schafft Arbeitsplätze" auf einem anderen. Die Arbeitnehmer wollen nicht nur klagen. Sie sind auch wütend. Sie wollen protestieren gegen diese Landesregierung in Potsdam: "Herr Stolpe, unterstützen Sie Industrieansiedlung auch in Premnitz", steht auf einem weiteren Transparent. Es ist so aufgestellt, daß der Ministerpräsident es als erstes sehen muß, wenn er - wie angekündigt - das Werk besucht.
Die Basis indessen spielt nicht mit. Während die Gewerkschafter noch diskutieren, wie sie den Ministerpräsidenten am wirkungsvollsten anmachen könnten, fährt die Wagenkolonne vor - und rauschender Beifall empfängt den "Landesvater", der sich sogleich im Applaus badet, Hände schüttelt, freundliche Worte verteilt nach allen Seiten und zu jedermann. Nix von Buhmann, der keine Staatsknete rausrückt. Kein einziger Pfiff, nur die Randbemerkung eines langmähnigen Radfahrers: "fast wie bei Honecker". Aber der macht sich sicherheitshalber rasch aus dem Staube.
So geht es fast immer, wenn Manfred Stolpe auf Kreisbereisung unterwegs ist. Es ist seine 30., zwei Drittel Brandenburgs hat er hinter sich, "und hinterher fängt's von vorne an". Er ist fürs Harmonische in der märkischen Gesellschaft zuständig. Weil dies seinem Naturell entspricht, wird es ihm auch abgenommen. Obrigkeitsstaatliche Rudimente spielen dabei bei den Bürgern offenbar ebenso noch eine Rolle wie das menschenfängerische Wesen des Ministerpräsidenten, der für jeden, der in seine Nähe kommt, ein freundliches Wort hat, jede Hand schüttelt, auch wenn er bereits in das Gesicht des nächsten schaut, ganz Politprofi nach westlicher Art. "Reisen sind erst dann richtig, wenn man die Menschen sieht", meint er. Von den Balkonen winken die Alten, die Jüngeren am Straßenrand haben bereits in drei Metern Abstand den Demutsknick in der Hüfte; hinterher werden einige wie üblich Briefe an die Staatskanzlei in Potsdam schreiben. Die beiden Vertreter der Rathenower Verkehrsbetriebe, die am frühen Nachmittag dem Ministerpräsidenten geharnischt ihre Probleme mit der Entschuldung der Nahverkehrseinrichtungen vortragen, wirken wie Abiturienten im verschärften Exmanen; der Landesvater sagt Prüfung zu.
Der gelegentlich etwas aufdringliche Geruch von politischem Weihrauch ist nicht unbedingt dem Ministerpräsidenten anzulasten; die Kreisbereisungen sind keine PR-Nummern (mit der Kollegin der brandenburgischen Lokalpresse sind diesmal nur zwei Journalisten dabei). Stolpe ist offenkundig darauf aus, eine schwierige, zur Unberechenbarkeit neigende Befindungslage im Griff zu behalten. Er praktiziert auf seinen Landpartien in seinen Statements eine Mischung von Aufmunterung und Besänftigung, gegen Resignation und gegen Chaos. Kreisbereisungen sind offenbar in erster Linie Seelenbad für den Ministerpräsidenten und Seelenmassage für die Brandenburger. In einem Rundfunkinterview hat er am Wochenende darauf hingewiesen, die Gründung einer ostdeutschen Sammlungsbewegung sei womöglich die letzte Warnung an die Parteien.
Den Protestlern vor Tor 2 in Premnitz bringt er Streicheleinheiten mit: Es sei wichtig und richtig, "daß man seine Anliegen deutlich macht"; die "Geduld der Ossis wird doch ausgenutzt", bei Gesprächen in Bonn begegne ihm immer wieder Verwunderung und Gelächter, was man sich hierzulande alles gefallen lasse. Er feuert die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen geradezu zu weiteren Protesten an: "Das einzige, was wir uns nicht leisten können, ist Zeitverlust; Zeitverlust geht auf Kosten der Menschen", unter anderem wegen der anhaltenden Abwanderung von Fachkräften in die Altländer. Er "legt noch einen drauf": Er lasse sich von der Belegschaft überprüfen auf Verwirklichung von Artikel 48 der Landesverfassung, Recht auf Arbeit. Das soll Mut machen für die wirtschaftlich eher noch schwierigeren Zeiten, die die Landesregierung für den nächsten Winter insgeheim vorhersieht.
Konkret verspricht er meist nichts. In unübersichtlichen Situationen ist Stolpe gelegentlich ein wahrer Worthülsenmeister. Eine Woche zuvor ist der Ministerpräsident in Horno gewesen, einer 380- Einwohner-Gemeinde südöstlich Berlins, nahe der polnischen Grenze. Das Dorf soll eventuell zugunsten des Braunkohleabbaus entfernt werden, die Bewohner sind dagegen, was sonst. Stolpe dort: "Es gibt nur zwei Wege. Entweder wir halten Horno mit allen Mitteln, obwohl ich als Ministerpräsident auch nur ein kleines Würstchen bin. Oder wir finden für die gesamte Gemeinde einen Platz, den man sich gemeinsam aussucht, an dem man in Zukunft gemeinsam leben will." Er werde sich den Willen der Bürger Hornos - wie vor Monaten schon versprochen - zur Leitlinie machen; und dann der Zusatz: "Ich kann im Kabinett natürlich auch überstimmt werden." Alles also offen.
Ähnlich in Premnitz. Die Schwierigkeiten mit den Märkischen Faserwerken (Eigenwerbung: "Handelspartner mit Tradition") liegen in einem schwer entwirrbaren Knäuel neu-deutscher Probleme: ein sozialistischer Chemiebetrieb, der von der Treuhand "für'n Appel und 'n Ei" verkauft wurde an einen Investor, der anscheinend nicht in erster Linie am Werk, sondern an dem mehrere hundert Hektar umfassenden Gelände interessiert ist, das nach fünf Jahren partieller Veräußerungs-Sperre mit vermutlich enormem Profit veräußert werden kann. Der neue Eigentümer ist nach Kenntnis der Kreisverwaltung Rathenow vorwiegend im Immobiliengeschäft tätig. Die Werktätigen haben alle Chancen, als die Dummen auf der Strecke zu bleiben. Was die Faserwerke anbelangt, müßten zunächst die umweltechnologischen Standards der westlichen Bundesrepublik erfüllt werden. So steht es im Einigungsvertrag. Aber keiner will zahlen. Eine Erpressungssituation: Die restlichen 2000 Arbeitsplätze seien nur zu halten, wenn der Staat sich in der technologischen Umrüstung engagiere, sagt der geländereiche Investor. Er kann warten: Das Steigen der Grundstückspreise rechnet sich auf jeden Fall. Aber Premnitz hat sonst fast nichts an Industrie.
Stolpe hält sich raus. Er sagt den Protestierenden lediglich: "Premnitz muß ein Industriestandort bleiben"; über das Werk selbst: "Die Beteiligten müssen sich zusammensetzen", also Treuhand, Eigentümer, Landesregierung und Belegschaft, möglichst noch im Juli. Dann werde man weitersehen. An seinen Begleittroß gibt er intern die Weisung weiter: "Wir müssen da was machen." Die Kundgebungsteilnehmer selbst hören diesen vielleicht für ihre Zukunft entscheidenden Hinweis nicht. Sie sonnen sich derweil im Schatten des Ministerpräsidenten. Und der Protest endet wie eine Familienfeier.
Acht Stunden hat die Kreisbereisung Rathenow durch den Ministerpräsidenten gedauert. Das Wort Stasi im Zusammenhang mit Stolpe ist, so weit das Ohr reichte, kein einziges Mal gefallen. Auch keiner aus dem Begleittroß will es gehört haben. Es scheint, die Menschen haben andere Sorgen. Einen Berg von Sorgen, über den man kaum hinausschauen kann.
BAD VILBEL. "Du bist kindisch", rief ein kleiner Vilbeler Junge dem aufgeblasenen Kaiser auf der Bühne zu. Die spontane Empörung des Kindes entlud sich an dem Märchen-Kaiser, der sich gleichermaßen überheblich und rücksichtslos, dabei aber völlig abhängig von seinem Diener gebärdete. Während alle Untertanen ständig an "Des Kaisers neuen Kleidern" arbeiten mußten, war der übersättigte Kaiser mit nichts zufrieden. Auch die Zirkus- und Zauberer-Einlage im Stück zu seiner Unterhaltung wertete er als "kindisch" ab. Da zeigte sich, daß sich zumindest die kleinen Vilbeler noch wagen, Empörung und Meinung zu äußern.
Trotz dräuender Regenwolken über dem Burghof waren am Samstag nachmittag einige hundert Kinder zum Teil mit ihren Eltern zur Aufführung des Märchens gekommen. Sie haben es nicht bereut, wie begeisterter Applaus erkennen ließ.
Einige der kleinen Zuschauer/innen konnten außerdem ihre ersten Erfahrungen auf den Brettern der Bühne machen. Die drei Akteure des Wiesbadener Tournee-Theaters bezogen die Kleinen nicht nur durch Fragen und mit Liedern in das Stück ein. Eine Gruppe aus dem Publikum durfte auch auf der Bühne die unentwegt nähenden Schneidergesellen mimen. Die Lust am Mitmachen war so groß, daß gar nicht alle Wünsche befriedigt werden konnten.
Otmar Dahlen, Regisseur und Erzähler des Märchens, umriß den Ansatz der Inszenierung: "Wer schon alles hat, ist mit nichts zufrieden. Er ist auch empfänglich für Betrüger." Da den Kaiser außer immer neuen Kleidern nichts interessiert, hungert das Volk. Immer mehr Bürger und Handwerker wandern ab oder werden vom Kaiser weggejagt. Schließlich ist er mit seinem Diener alleine im Schloß. Der Diener spielt zwar den Lakaien für den kindischen Kaiser, kann ihm aber auch wie ein Hofnarr als einziger schon mal Unbequemes sagen. Als schließlich die beiden Betrüger dem Kaiser einreden, sie hätten Kleider aus wunderbarem Garn gewebt, ist niemand mehr am Hof, der sie bewundern kann. Wie in totalitären Staaten üblich, wird dann das Volk zum Jubeln abkommandiert. Bis es wieder einem kleinen Mädchen überlassen bleibt, öffentlich die Wahrheit zu sagen: "Der Kaiser hat ja nur eine Unterhose an." Für diesen Auftritt hatte die Regie die kleine Vilbelerin jedoch vorbereitet.
Der Kaiser, der ohnehin nur Sprüche "klopfen" konnte, merkt endlich, daß er überflüssig ist, und geht. Wenn das in der Realität auch so einfach wäre. . . Die Besucher und Mit-Spieler dankten jedenfalls mit herzlichem Applaus. Manchem mag bei der imposanten Figur des Kaisers die Idee gekommen sein, für Bürgermeister Biwer nicht nur eine neue Amtskette, sondern auch einen Hermelin-Mantel anzuschaffen. . . de
Der Vorstand des Hessischen Fußballverbandes und die Oberliga-Interessengemeinschaft beschlossen in Grünberg die Gründung einer "gemischten Kommission", die sich aus Vorstandsmitgliedern sowie IG-Vertretern zusammensetzt. Speziell für den Verbandstag 1993 soll ein Papier erstellt werden, um die entsprechenden Satzungsänderungen vorzubereiten. "Auch in puncto Ablösesummen und Freigabesystem, dem Vereinswechselrecht schlechthin, muß etwas passieren, um die Auswucherungen zu unterbinden", stellt der Verbandsvorsitzende Hans-Hermann Eckert zu diesem Komplex fest. Zudem glaubt Eckert, daß künftig auch in Hessen das Torverhältnis zählt. "Es ist ein Unding, daß bei Punktgleichheit erst Entscheidungsspiele oder -Runden und anschließend noch Relegationsspiele ausgetragen werden müssen." Auch das Pokalsystem bedarf eine Reform, denn Hessen ist einer der wenigen Verbände, wo die Oberligisten bereits auf Kreisebene ins Pokalgeschehen eingreifen müssen. Üblich ist ein Start ab Bezirksebene.
Die Beschwerden einiger Klubs bezüglich der Klasseneinteilung im Bezirk Frankfurt beziehungsweise der Landesliga Süd-Relegationsrunde wurden abgewiesen. Bruchköbel bleibt also in der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost. Die beiden Hanauer Kreisvertreter 1. FC Hochstadt und FSV Bischofsheim, die gegen die Einteilung in die Bezirksoberliga Frankfurt-West opponierten, müssen endgültig in der West-Staffel antreten. "Nach kontroverser Diskussion haben wir uns dem Verbandsspielausschuß angeschlossen, da wir auch die beiden Klubs aus Maintal nicht trennen wollten." hdp
"Auf dieser Seite steht normalerweise das Grußwort des Landrates des Main-Kinzig-Kreises Karl Eyerkaufer. Wir verzichten jedoch auf dieses Grußwort und auf den zugesagten Pokal für unsere Veranstaltung, denn wer dafür verantwortlich zeichnet, daß eine Landschaft durch eine Mülldeponie zerstört wird und dadurch die Existenz des MSC Ronneburg gefährdet, kann kein Freund des MSC Ronneburg sein. Auf falsche Freunde können wir in Ronneburg verzichten." Aus dem Programmheft für das Internationale Grasbahnrennen in Hüttengesäß unmittelbar neben der geplanten Mülldeponie "Hohestein / Eckenberg"-Süd.
Nach dem Putten lockt das Billardspiel Die Bagger sind verschwunden: Golf-Club Neuhof hat sein Clubhaus eröffnet Von unserem Redaktionsmitglied Dorothe Knipp DREIEICH. Frauen haben eher die Tendenz den Ball auf dem Green rollen zu lassen. Männer hingegen schlagen denselben aufs Green, so daß er auf dem auf sechs Millimeter abrasierten Gras abrupt zum Halten kommt. Diese Erfahrung hat jedenfalls Frank Bohne gemacht. Er ist selbst leidenschaftlicher Golfspieler und ehrenamtlich als Spielführer beim Golf-Club Neuhof tätig. Der Dreieicher Golfplatz ist nun fix und fertig. Seit einer Woche hat das neue Clubhaus eröffnet, die 18-Loch-Anlage kann aber schon seit April 1991 bespielt werden. Die heftigen kommunalpolitischen Turbulenzen, die die knapp sechsjährige Bau- und Planungsphase des Projektes Golfplatz in Dreieich begleiteten, scheinen inzwischen vergessen. Die 750 Golfer starten voll durch ins Driven und Putten auf dem zweiten Golfplatz, neben dem in Niederrad, im Frankfurter Raum. Noch im Vorfeld waren sich die hiesigen Politiker uneins, ob sie statt der Erdbeerplantagen künftig die Golfer auf dem 58 Hektar großen Areal sehen wollten. Während die Christdemokraten den Sportlern immer die Stange hielten, waren die Sozialdemokraten anfang gegen das Green eingestellt; die Grünen waren mal dafür, mal dagegen. Schließlich enthielten sich die Genossen der Stimme - die Platzgenehmigung wurde erteilt.
Der Dreieicher Dr. Jürgen Müller, von Hause aus Physiochemiker, selbst Golfspieler seit 40 Jahren, aber auch aktiver Naturschützer seit 20 Jahren, stand dem Verein als Öko-Berater zur Seite und ist zufrieden mit der Anlage, wie sie nun komplett anzuschauen ist. Jürgen Müller gilt als Experte für Fragen der Symbiose zwischen Golfplatzgestaltung und Naturschutz. Er sagt: "Für Dreieich ist der Golfplatz eine Bereicherung. Es ist ein ökologischer Landschaftspark entstanden, der Jahrhunderte so stehen bleiben wird." Statt eines landwirtschaftlichen Gebietes auf dem jahrzehntelang Monokultur betrieben wurde, sei nun in enger Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde des Kreises Offenbach eine ökologische Spielwiese entstanden, die nicht nur Golfern sondern auch Spaziergängern Naherholung bieten würde. 28 000 standortgerechte Laubbäume - 50 verschiedene Arten - sind gepflanzt worden; Wassergräben wurden meandriert, so daß sich Frösche dort tummeln können; ein großer Teich entstand. Erdwälle wurden aufgeschüttet, die gleichzeitig für die Golfer Hindernisse darstellen, aber von ihnen auch nicht betreten werden dürfen und so ökologische Refugien sind, die Fauna und Flora gedeihen lassen.
Gerade in Ballungsräumen, so Müller, seien Golfplätze ein hervorragendes Instrument zum dauerhaften Landschaftserhalt. Denn das "öffentliche Grün" der Städte habe sich in der Nachkriegszeit als wenig wehrhaft erwiesen. Dort, wo einst Acker- und Flurflächen waren, stehen heute meist Schulen, Krankenhäuser, Bäder oder Verwaltungsgebäude. Im Gegensatz zu Wäldern würden gerade Bauausweisungen für Acker- und Flurflächen in Ballungsgebieten von Kommunalpolitikern oft stillschweigend toleriert. Müller sagt: "Soll jedoch auf Ackerfluren ein Golfplatz entstehen, so erhebt sich oft lautes Geschrei." Denn den Golfaspiranten ist ein wohlhabender und elitärer Ruf anhängig. Hier in Dreieich, erklärt der Öko-Berater, sei der Platz aber so gestaltet worden, daß auch Nichtgolfer auf Spazierwegen die grüne Naherholungszone abwandern können.
Aber, sagt Müller, durch die Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde sei nicht nur der ökologische Aspekt in optimaler Weise gelöst worden, sondern auch aus golftechnischer Sicht haben die Einwände der Naturschützer dazu beigetragen, daß hier ein 18-Loch-Platz entstanden ist, der unter Golfern als sehr anspruchsvoll gilt. Müllers Einschätzung geht sogar soweit, daß dieser Platz dem in der Bundesrepublik Deutschland führenden Meisterschaftsplatz in Frankfurt- Niederrad kaum noch nachsteht.
Knapp neun Millionen Mark hat insgesamt die Platzgestaltung und auch der Umbau des unter Denkmalschutz stehenden einstigen Schafstalles zum Clubhaus gekostet. Aus eigenen Mitteln - durch Spenden der Mitglieder - wurden die Kosten zusammengekratzt. Zu Beginn - der Verein wurde bereits 1982 gegründet - mußte jedes Mitglied eine einmalige Spende von 6000 Mark bezahlen und jährlich einen Mitgliedsbeitrag von 1000 Mark entrichten. Der Mitgliedsbeitrag ist gleichgeblieben, doch die Spendierhosen für Neue müssen ein paar Nummern größer geworden sein, sonst wäre bei 750 Mitgliedern die Summe von neun Millionen Mark nicht zusammengekommen. Auch kann, wie aus Golferkreisen zu erfahren war, die Spende seit zwei Jahren nicht mehr steuerlich abgesetzt werden. Die meisten der Aktiven kommen aus Dreieich, Langen und Neu-Isenburg, aber auch Frankfurter, Darmstädter oder Mainzer sind in dem Verein auszumachen. Neue Aspiranten werden derzeit nicht mehr aufgenommen, berichtet Ann Beger, Pressereferentin des Golf-Clubs. "Denn die meisten, die bei uns im Verein sind, spielen auch eifrig und bei weiteren Aktiven wird es einfach zu eng", bestätigt auch Spielführer Frank Bohne.
Wer allerdings mal diese Sportart testen will, kann dies bei den Neuhöfern unproblematisch tun. Denn auf der sogenannten Driving Range, dem fünf Hektar großen Übungsplatz, darf jeder gegen eine Gebühr von 25 Mark pro Tag für Erwachsene (zehn Mark für Schüler und Studenten) das Abschlagen üben. Voraussetzung: der Schläger muß mitgebracht werden. Aber Bälle können bei Club-Manager Gerd Petermann-Casanova im Büro des neuen Clubhauses geliehen werden.
Das neue Clubhaus, der ehemalige Schafstall aus dem 17. Jahrhundert, ist ein Schmuckstück. Die zwei Etagen des Hauses sind bis in den letzten Winkel optimal ausgenutzt. Im Erdgeschoß finden sich Umkleiderräume für Frauen und Männer mit Duschen und zu mietenden Spinden, eine kommerziell betriebene Boutique für alles, was das Golferherz begehrt (Kleidung, Bälle, Schläger), Büroräume und die Spinde für die Caddys (Miete zirka 200 Mark im Jahr). Ein Stockwerk höher sind die gediegenen Entspannungs- und Kommunikationsräume untergebracht: ein Konferenzraum, ein Billardraum, ein Kartenspielraum, ein Aufenthaltsraum mit Bar, wo auch kleine Imbisse gereicht werden sowie eine großzügige Freiterrasse.
Auf die Frage, ob die Golfer noch Anbaupläne hegen, kommt ein kategorisches Nein. Frank Bohne: "Erstens steht unser Clubhaus unter Denkmalschutz, wir dürften da gar nichts machen. Zweitens sind wir mit dem Erreichten zufrieden. Wir werden höchstens noch einige Caddy-Abstellgitter im Hof aufstellen."
RONNEBURG. "Der fährt wie so'n Kartoffelsack." Tommy, den es gerade in der Kurve gelegt hat und der sich jetzt den ramponierten Daumen reibt, hat die höhnischen Worte eines Zuschauers nicht gehört.
Der junge Mann, der im bürgerlichen Leben Thomas Pumm heißt, hat genug damit zu tun, die verbogene Lenkergabel wieder zurechtzubiegen und die Maschine vom Platz zu schieben. "Ich wollte innen an ihm vorbei, und da hat der zugemacht", erklärt er seinen Ausrutscher.
Tommy vom MSC Klein-Krotzenburg ist keiner der Favoriten. Gras- und Sandbahnrennen fährt er erst seit dem August vergangenen Jahres mit. Einen silbrigen, mit Stroh gestopften Siegerkranz, wie sie zuhauf im Rennbüro gestapelt sind - "Manchmal sind sie so klein, daß man sie kaum über den Kopf kriegt", sagt eine Eingeweihte - hat sich Thomas bislang noch nicht überstreifen können. Dabeisein ist für ihn noch fast alles: Die Maschine spüren und zu beherrschen versuchen, wenn sie in der Kurve ausbrechen will und der Dreck bis in die Zuschauerreihen spritzt.
Etwa 90 Fahrer sind an diesem trüben Wochenende in Ronneburg am Start. Sie kommen aus Deutschland, Frankreich, Dänemark und England mit ihren 500-Kubik-Maschinen, die auf dem 700 Meter langen Rundkurs Geschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern erreichen.
Vier Runden sind in den Endläufen zu absolvieren, nachdem sich das Startband gehoben hat. Der Spritverbrauch dabei ist enorm. An die zwei Liter gurgeln pro Durchgang aus dem Tank, berichtet Andreas Disser, der Mechanikus von Tommy. Das liege an der hohen Verdichtung.
Eigentlich ist Andreas auch Fahrer, aber zur Zeit nicht einsatzfähig. Er zeigt seine rote Narbe an der Schulter. Ein Sturz, Bänderriß, Kapselverletzung. Der gelernte Filmkonfektionsmeister für das grafische Gewerbe fährt schon seit Jahren zu den Wettbewerben in der Republik. Er setzt quasi eine Tradition fort. Sein Vater hat in den 60er und 70er Jahren diesen Sport betrieben und den Sohn angesteckt. "Es liegt sozusagen in der Familie."
Von 2000 Mark aufwärts "bis Sie ka Geld mer haben" zahlen die Enthusiasten für ihre Rennmaschine. Ohne den Lederanzug und den Helm, der bei vielen eine Besonderheit aufweist. Er besitzt nicht einfach nur ein Plastikvisier. Zwischen zwei Rollen ist eine transparente Kunststoffolie eingespannt. Wenn die durch den aufgewirbelten Staub oder Schlamm undurchsichtig geworden ist, pustet der Fahrer in seinen Helm und löst damit einen Mechanismus aus, der die Rollen weiterwickelt. Ein neues, sauberes Stück Folie erscheint.
Nur wenige der Crossräder sind von der Stange. Meistens werden sie von den Teams aus mehreren Komponenten verschiedener Marken zusammengebaut. Der meiste Aufwand liegt in dieser Bastelei. Noch während des Trainings wird geschraubt und ausgetauscht. Nicht nur die Motorleistung muß stimmen, auch die Übersetzung muß dem jeweiligen Kurs angepaßt werden.
In Ronneburg findet das Team von Tommy gute Bedingungen vor. Der Schauer am Samstag nachmittag wird sogar als hilfreich empfunden. Die staubtrockene Bahn bindet dadurch besser ab. Dennoch blickt MSC-Vorsitzender Werner Bayer sorgenvoll zum grauen Himmel, an dem sich drohend schwarze Wolken zusammenziehen. Der Wetterbericht hat ergiebige Regenfälle vorhergesagt. Glücklicherweise hat sich der Meteorologe, zumindest was die Region Ronneburg angeht, geirrt.
Den jungen Leuten in ihren dicken Lederanzügen, die mit den Helmen wie mittelalterliche Ritter wirken, macht ein bißchen Regen nichts aus. Nach drei oder vier Runden starren sie sowieso vor Schmutz, vor allem die Gespannfahrer, die mit hohem Tempo durch die Kurven rasen. Die meiste Arbeit haben dabei die Beifahrer, die die Fliehkraft ausgleichen müssen, sich von ihrem Podest aus weit nach innen über den Fahrer hinauslegen, mit dem Kopf fast den Boden streifen und sich in der Geraden wieder blitzschnell zurückverlagern müssen.
Den unbedarften Zuschauer würgt es angesichts der halsbrecherischen Aktionen. Der Dunst von verbranntem Kraftstoff tut ein übriges.
Aber genau das ist es, was die Jungmänner - nur ganz wenige Frauen trauen sich mitzumischen - reizt. Die Grenzen von Material und eigener Leistungsfähigkeit im Kreis von Gleichgesinnten erproben und dabei noch in der Weltgeschichte herumkommen. Geld verdienen können dabei die wenigsten und nur die allerbesten. Die anderen zahlen drauf. Wer Glück hat, findet einen oder mehrere Sponsoren, die das Defizit in Grenzen halten.
Andreas und Tommy haben ihre Kiste inzwischen wieder flottgemacht, stellen sich an für den nächsten Trainigslauf, um die Bahn "anzutesten". Die Maschine muß angeschoben werden. Sie besitzt weder Starter noch Bremsen. Das besorgt der Fahrer ebenso wie das Balancieren mit dem blechbeschuhten Fuß. Diesmal klappt es besser. Tommy ist mit sich ganz zufrieden, nur mit der Beschleunigung des Motors noch nicht. Bis zum Abend feilen die beiden an der Übersetzung. Zwar wird es am Sonntag wohl wieder nichts mit einem ersten Platz werden. Aber wie gesagt: dabei sein ist (fast) alles.
Michael Walzers Buch Sphären der Gerechtigkeit, das nun erstmalig in deutscher Übersetzung vorliegt, hat bei seinem Erscheinen 1983 eine breite Debatte ausgelöst. Walzer versucht darin, dem klassischen Problem der Verteilungsgerechtigkeit in origineller Weise neue Impulse zu geben. Im Gegensatz zu John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit beschränkt er sich auf den engeren Bereich der Verteilung von Gütern und läßt die anderen traditionellen Aufgaben einer allgemeinen Theorie der Gerechtigkeit außer acht; und im Unterschied zu herkömmlichen philosophischen Theorien distributiver Gerechtigkeit, die ein allgemeines und abstraktes Kriterium für alle Fragen der Verteilung angeben, versucht er einerseits der ganzen Spannbreite und Pluralität des Distributionsspektrums gerecht zu werden, sowie andererseits durch konkrete historische und politische Analysen Anschaulichkeit und gesellschaftliche Relevanz zu gewinnen.
Walzers Grundintuition ist so einfach wie plausibel: Er geht davon aus, daß verschiedene Güter von verschiedenen Agenten an verschiedene Menschen nach verschiedenen Kriterien mittels verschiedener Verfahren verschieden verteilt werden. Ein Gut wie zum Beispiel medizinische Versorgung wird anders und nach anderen Gesichtspunkten verteilt als Freizeit, materielle Güter, Ämter oder Bildung.
Der theoretische Teil des Buches, der diesen pluralistischen Ansatz weiter erläutert, ist um den Begriff der sozialen Bedeutung von Gütern zentriert. Darunter sind die historisch wandelbaren, gemeinsam geteilten Verständnisse bestimmter Güter einer bestimmten, partikularen politischen Gemeinschaft zu verstehen. Ein bestimmtes Gut, wie zum Beispiel Wasser, bedeutet nicht für jede Gemeinschaft und nicht zu allen Zeiten dasselbe. Walzers kommunitaristische Methode, die zugleich die grundlegende Schwierigkeit des ganzen Buches ausmacht, hat ihren Ausgangspunkt in der These, daß jede angemessene und praktikable Theorie der distributiven Gerechtigkeit von diesen gewissermaßen auch intern pluralistischen sozialen Bedeutungen der Güter auszugehen habe. Kennt man die soziale Bedeutung, die ein Gut in einer bestimmten Gemeinschaft hat, so weiß man damit auch, von welchen Prinzipien seine Verteilung geleitet sein sollte, das heißt, man weiß nach Walzer auch, ob es auf einem Markt frei tauschbar (Schuhe, Geld), ob es ein Bedürfnis (Sicherheit, medizinische Versorgung) oder ein Verdienst (Lohn, Anerkennung) ist.
Ist die soziale Bedeutung eines Guts zwar der unvermeidliche Ansatzpunkt für die Beschreibung und Klärung konkreter Sachfragen, so ist sie doch in ihrer Wandelbarkeit, ihrem internen Pluralismus und ihrer Bezogenheit auf partikulare Gemeinschaften ungeeignet als Basis für normative Begründungen. Walzers Doppelstrategie der gleichzeitig beschreibenden und kritischen Bezugnahme auf die bestehende amerikanische Gesellschaft führt dabei nur zu weiteren Unklarheiten. Nimmt man mit Walzer dann noch zusätzlich an, daß sich die Prinzipien normalerweise ausschließen, was keineswegs immer plausibel und wahrscheinlich unrealistisch ist, so lassen sich diesen Prinzipien gemäß autonome Sphären der Verteilung konstruieren, innerhalb derer bestimmte Güter frei und legitim konvertierbar sind, andere dagegen nichts zu suchen haben.
Walzers Beschreibung des Distributionsproblems verschiebt sich so auf eigenartige Weise. Unter dem Stichwort "komplexe Gleichheit" kommt es nun zunächst darauf an, die Autonomie der Sphären gegen die Übergriffe sphärenfremder Güter zu verteidigen und eine ungerechte Kumulation von Verteilungseffekten zu vermeiden. Niemand soll ein Gut X nur deshalb erhalten, weil er ein anderes sphärenfremdes Gut Y hat. Vor- oder Nachteile in der einen Sphäre dürfen nicht zu Vor- oder Nachteilen in einer anderen Sphäre führen.
Beide Aspekte der Konzeption, die sozialen Bedeutungen und die Sphären, lassen aber insbesondere in normativer Hinsicht einige Fragen offen. Das Problem der sozialen Bedeutung setzt sich hier fort in der Frage, welche normativen Kriterien es denn erlauben, zwischen illegitimen Verletzungen der Sphärenautonomie und bloßen Bedeutungsänderungen zu unterscheiden, beziehungsweise nach welchen Gesichtspunkten die Grenzen und die Autonomie der Sphären festgelegt werden. Da dies alles noch nicht klärt, wer wieviel von welchem Gut innerhalb einer Sphäre bekommt, bedarf es hier noch zusätzlicher Bestimmungen. Walzers Theorie schwankt zwischen einer Ablehnung schlichter Gleichverteilung, dem Verweis an konkrete empirische Analysen der vielfältigen Bedinugngen und einer allgemeinen normativen, aber unklaren egalitären Grundhaltung.
In den konkreten Teilen des Buches vertritt Walzer allerdings dazu zum Teil sehr eindeutige und dezidierte Ansichten. Diese ausführlichen Problemanalysen sind Versuche, einerseits verschiedene politische und Gesellschaftliche Probleme als Verteilungsprobleme darzustellen, andererseits unterschiedliche Sphären und Prinzipien auseinanderzuhalten und ihre Konsequenzen zu verfolgen beziehungsweise in einigen politischen Arrangements unzulässige Vermischungen zu entdecken. Obwohl nicht alle Kapitel einzelne Verteilungssphären darstellen und die meisten nur nebeneinandergestellt werden, ohne nach möglichen Beziehungen zu fragen, läßt sich doch in diesem heterogenen Vielerlei ein grober Aufbau erkennen. Ausgehend von der kommunitaristischen Grundlage einer konkreten, partikularen politischen Gemeinschaft werden zunächst das konstitutive Gut der Mitgliedschaft, sodann die allgemeinen Güter wie Sicherheit, Wohlfahrt und ähnliches behandelt, um dann zu weiter differenzierten und spezielleren Gütern überzugehen (Erziehung, Ämter und ähnliches).
Es handelt sich aber keinesfalls um bloße Applikationen von Walzers Theorie, sondern um eigenständige, historisch und politisch informierte und engagierte Detaildiskussionen in gesellschaftskritischer Absicht, in der auch Walzers politische Ansichten deutlich zum Ausdruck kommen. Die Anschaulichkeit und der thematische Reichtum sind beeindrukkend. Die Spannbreite reicht vom israelischen Kibbuz, der Gastarbeiterfrage, der Gemeinschaftsversorgung des antiken Athen bis zu den Müllmännern von San Francisco. Problematisch ist der zu lose Zusammenhang der einzelnen Teile. Bleiben einerseits die theoretischen und normativen Grundlagen der Analysen und Urteile undurchsichtig und teilweise unexpliziert, so wird andererseits die Chance zu einer differenzierenden und reflektierenden Korrektur des theoretischen Ansatzes durch die Detailuntersuchungen vergeben, was wahrscheinlich zu einem komplexen methodischen Rahmen geführt hätte.
Trotz aller Schwierigkeiten ist dieses Buch nicht nur ein wichtiger Beitrag zur zweiten Runde der Kommunitarismus- Debatte, sondern kann mit einigem Recht als Walzers systematisches Hauptwerk betrachtet werden. In ihm sind nicht nur viele Topoi angelegt, die in späteren Schriften ausgeführt werden, sondern es birgt auch die Möglichkeit, einen roten Faden in die thematische Vielfalt von Walzers Schriften zu bringen, der vielleicht aus zwei Elementen besteht: einerseits die Methode engagierter Gesellschaftskritik, andererseits die normativen Orientierungen, die im Untertitel des Buchs zum Ausdruck kommen: Pluralität und Gleichheit. Walzers Grundintuition verdient eine kritische Diskussion und weitere Ausarbeitung. MARTIN FRANK
Michael Walzer: Sphären der Gerechtigkeit. Ein Plädoyer für Pluralität und Gleichheit. Aus dem Englischen von Hanne Herkommer. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 1992, 472 Seiten, 98 DM.
Joachim Safran gönnt sich eine Ruhepause und einen Sauergespritzten. Mit leicht erhitztem Gesicht hat er sich in den Garten an der Justinuskirche zurückgezogen, wo am frühen Abend nur wenige Menschen an den Biertischen der Stiftergemeinschaft sitzen. Vier Stunden nach dem Start des Höchster Altstadtfestes läuft der Betrieb auch ohne ihn. "Tag, Herr Safran". Unzählige Male hört der "Marktmeister" diesen Gruß; manchmal schaut er schon gar nicht mehr, von wem die Worte kommen. Doch einmal lächelt er einer Frau freundlich zu, die zügig an ihm vorbeigeht, und fügt erklärend hinzu: "Das war meine Frau, die hat heute Geburtstag."
Batida de Coco, Caipirinha: Ein Hauch von Exotik umwehte diejenigen, die sich am Schloßplatz schlückchenweise wohligen Wärmeschauern mit hochprozentigen Limonenmixturen aussetzten. Und auch fürs Auge gab es am Cocktailstand was. Bunte Obstdekorationen und dunkelhäutige Schönheiten in blütenweißen Rüschenkleidern kredenzten die leckeren Getränke. So manche Ehefrau verzieh den kleinen Seitenblick des Angetrauten auf die lächelnden Brasilianerinnen, weil sie selbst in den Bann der Exotik gezogen wurden. "Is die net süß", flüsterten sich die Frauen gegenseitig zu. Gemeint war damit die jüngste Brasilianerin im Bunde: knapp ein Jahr alt und noch etwas wacklig auf den Babybeinen. Doch für südamerikanische Verhältnisse schon längst nicht mehr zu klein für das gleiche Rüschenkleid, wie es die Mutter trägt.
Radlfans kennen das Dilemma: Wo schließt man das Stahlroß stadtnah an, ohne daß Diebe das teure Gefährt entwenden? Die Suche nach passenden Laternenpfählen und Zäunen, um die das Schloß paßt, kann mitunter nervend sein. Doch wie gut, daß in der Höchster Altstadt gleich an mehreren Ecken renoviert wird und ganze Häuser eingerüstet sind. Ob die Gerüstbaufirmen wissen, daß der Rohrdurchmesser ideal für die heutige Generation von Bügelschlössern ist? Zweiradbesitzer haben da ihre Erfahrung, wie die Ansammlung neuwertiger Bikes unweit des Schloßplatzes bewies.
"Der Krach macht mir nix aus", strahlt die Klofrau und versucht sich trotz der Jazzklänge im Schloßhof verständlich zu machen. Wenn auf dem Altstadtfest ein Orden für die netteste Bedienung vergeben würde: Sie hätte ihn verdient. Mit stoischer Ruhe, von der Arbeit geröteten Wangen, dem Putztuch in Händen und einem stets freundlichen Blick kümmert sie sich um die kleinen Bedürfnisse der Festbesucher. Für 30 Pfennig darf frau den blitzsauberen Toilettenwagen betreten, für die Männer ist das umsonst. "Da ist aber nur eine Rinne", verteidigt sie die Finanzpolitik, "und die wird nicht gewischt. Ich kann ja schlecht mit dem Lappen ständig von der einen Seite zur anderen laufen."
Ein paar Übeltäter gab es doch beim Altstadtfest - das kleine rechteckige Plastiktütchen deutete auf eine heiße Spur. Sein Inhalt: Senf. Doch das corpus delicti ließ sich keinem Bewirtungsstand zuordnen. Offenbar waren Profis am Werk. Denn eigentlich waren die Portionspackungen verboten. "Sie werden hier nur große Spender für Ketchup oder Senf finden", hatte Joachim Safran gutgläubig angekündigt. Ob da ein Besucher die Abfallstrategie durchkreuzt und seine Hausmarke eingeschleust hat?
Wäre das Höchster Altstadtfest nicht, die Telekommunikationsindustrie bekäme vielleicht Produktionsschwierigkeiten. Eindeutig verhindert haben das die Festbesucher, die statt Bier und Appelwoi Sprudel und Limo tranken. Für die alkoholfreien Getränke gab es nämlich Kunststoffbecher - recycling-fähig und mit 50 Pfennig Pfand belegt. "Die werden getrennt gesammelt und am Montagmorgen abgeholt", erläuterte Vereinsring- Manager Safran das Abfallkonzept. "Und dann?" "Daraus werden in Holland Telefonhörer gemacht!"
"Wenn man jedes Mal übers Wetter jammern wollte, könnte man gar kein Fest mehr machen." Während das Organisationskomitee Optimismus an den Tag legte, dürften die Höchster Metzger als Lieferanten der Vereine eher mit gemischten Gefühlen beim Altstadtfest gefeiert haben. Denn daß die Vereinsmitglieder tagelang Würstchen essen müssen, die wegen des Regens übrig bleiben, ist ein Gerücht. Safran weiß: "Die sind doch alle auf Kommission gekauft." set
DR. WOLGANG WEIMERSHAUS, Offenbacher Arzt und FDP-Politiker, wird von seinem Parteivorsitzenden Ferdi Walther als Prachtkerl und liberaler Markenartikel gelobt. Weimershaus, der am heutigen Montag auf Gut Neuhof seinen 70. Geburtstags feiert, habe sich seit 36 Jahren für die öffentlichen Dinge und das kulturelle Leben in Offenbach, im Rhein-Main- Gebiet, im Lande Hessen und darüber hinaus unermüdlich eingesetzt und dabei große Verdienste erworben. Weimershaus kämpfte immer in der ersten Reihe: Als Stadtverordneter, Stadtrat, als mehrmaliger Bundestags- und Landtagskandidat und in zahlreichen ärtztlichen und gesundheitspolitischen Standesorganisationen. Walther schreibt über den schreibenden Mediziner Weimershaus: "Für unsere Stadt tat er alles, um eine eigene urbane Spiritualität zu bekommen. Als Literat glänzte er mit einem eigenen Stil in der kleinen Form. Er war der erste Politiker und die erste Offenbacher Feder, die ein Hit im Literaturtelefon unserer Stadtbücherei werden konnte. Er organisierte literarische Veranstaltungen am Ort und war einem schriftstellerischen Kreis in der Erwachsenenbildung Mentor und Vorbild." lz
Stefan Grüttner, Offenbachs christdemokratischer Sozial- , Jugend- und Gesundheitsdezernent, sorgt sich um die kommunale Bezahlbarkeit der Beschlüsse der rot-grünen Landesregierung. Falls Landesregierung und Landtag per Gesetz einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für alle Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren festschreiben, müßte die Stadt Offenbach bei Zugrundelegung heutiger Baupreise für 80 Millionen Mark Kindergartenplätze bauen. Die jährlichen Folgekosten für diese optimale Kita-Versorgung, so rechnete Grüttner aus, betragen 19 Millionen Mark. Nicht nur über diese Rechenkünste, sondern über Grüttners Arbeit überhaupt äußert sich SPD- Fraktionsgeschäftsführer Walter Noé enttäuscht. Grüttner hatte vor Journalisten über seine einjährige Amtszeit Bilanz gezogen und dabei schärfere Kontrollen gegen den Mißbrauch von Sozialhilfe angekündigt. Noé nennt Grüttners "Ankündigungen, die Sozialhilfekosten zu senken, vollmundig. Es sei doch mittlerweile im Rathaus ein offenes Geheimnis, daß 1993 die Sozialhilfekosten um weitere 20 Millionen Mark steigen werden. Noé moniert: "Anstatt kreativ und innovativ die strukturellen Ursachen dieser immensen Ausgaben anzupacken, verwaltet der Sozialdezernent bislang nur das Problem und dies auch mehr schlecht als recht. Regelsatzanpassungen werden nicht beziehungsweise verspätet vorgenommen. Dem kleinen Kreis von Sozialhilfebetrügern wird mit untauglichen Mitteln gedroht und gleichzeitig die Masse der Anspruchsberechtigten verunsichert und in Mißkredit gebracht. Anstatt soziale Beratung und Betreuung wird mit Zwangsmaßnahmen gedroht." lz
Das große Sparpaket des rot-grünen Magistrats im Umfang von 585 Millionen Mark ist keine Reaktion auf die Ermahnungen des hessischen Innenministers Herbert Günther (SPD). Das beteuerte am Wochenende der Fraktionschef der SPD im Römer, Günter Dürr.
Minister Günther hatte in einem internen Erlaß vom 28. April 1992 die Stadt zu "drastischen Einsparungen" bei Personal, Investitionen und Krediten aufgefordert - nur zwei Wochen später verkündete Oberbürgermeister Andreas von Schoeler das Sparpaket, ohne freilich den Erlaß Günthers mit einem Wort zu erwähnen. Der OB begründete die Sparanstrengungen alleine mit den Auswirkungen der deutschen Einheit auf den städtischen Haushalt.
Nach der Version von Fraktionschef Dürr haben "der Oberbürgermeister und der Magistrat eigenständig gehandelt". Ausschlaggebend war nach Dürrs Worten das interne Bekanntwerden der Jahresrechnung 1991 mit einem Defizit von knapp 200 Millionen Mark.
Wie Dürr sagte, kannte er den Erlaß von Günther gar nicht. Kämmerer Martin Grüber (SPD) habe lediglich wissen lassen, daß der Minister den Doppelhaushalt 1992/93 "ohne Auflagen und Bedingungen" genehmigt habe.
Nachdem klar gewesen sei, daß es im Etat 1991 ein Loch von 200 Millionen Mark gab, stand der Magistrat nach Angaben Dürrs vor zwei Alternativen: Entweder weiter zusehen oder "den Leuten noch vor der Kommunalwahl 1993 die Wahrheit sagen". Sehr schnell sei die Entscheidung für die zweite Möglichkeit gefallen.
Der Innenminister hatte die Stadt in seinem Erlaß auch auf das Risiko hingewiesen, daß im Doppelhaushalt 1992/93 ebenfalls eine große Deckungslücke aufreiße. Dazu sagte Dürr, wenn diese Entwicklung tatsächlich eintrete, werde der Magistrat 1993 neue Spar-Anstrengungen unternehmen müssen. Die Einsparung von 20 Millionen Mark im Verwaltungshaushalt, die der OB im Mai zunächst zur Vorgabe gemacht hatte, werde dann wiederholt werden müssen.
"Wenn kein Geld da ist, stellen wir auch Investitionen weiter zurück", fügte Dürr hinzu.
Als einzige Ausnahme nannte der SPD- Politiker schon jetzt das Berufsschulzentrum Hamburger Allee - es bleibe bei der Absicht, dieses Projekt mit dem Nachtrags-Etat 1993 zu finanzieren. Bisher beteuert Kämmerer Grüber, ein Defizit auch im Verwaltungsetat 1992 sei nicht zu erwarten. jg
FLORSTADT. Ein 38jähriger Reichelsheimer hat sich in der Nacht zu Sonntag auf der Landstraße 3189 zu Tode gefahren. Am Fahrzeug entstand ein Schaden in Höhe von 10 000 Mark.
Wie die Polizei berichtet, war der Mann gegen 3.30 Uhr auf der Landstraße von Altenstadt nach Nieder-Florstadt unterwegs. Aus ungeklärter Ursache kam sein Auto in einer langgezogenen Rechtskurve nach links von der Fahrbahn ab und stieß frontal gegen einen Baum. Dabei habe der 38jährige so schwere Verletzungen erlitten, daß er noch an der Unfallstelle gestorben sei. de
Je näher die Kommunalwahl im März 1993 rückt, desto mehr wird klar: Der geplante neue Schlachthof in Nieder-Eschbach ist zumindest zu groß ausgelegt. Der Rückgang beim Schlachtvieh, für den es viele Ursachen gibt, wirft überdies eine schon 1989 gestellte Frage wieder auf: Braucht Frankfurt, braucht die Region noch eine Schlachtanlage? Nachdem die Schlachthöfe der Umgebung über Wiesbaden und Darmstadt bis nach Offenbach geschlossen wurden, ist es dennoch wenig wahrscheinlich, daß die so heftig umstrittenen neuen Schlachthallen im Frankfurter Norden ausgelastet werden können.
Für alle Bürger, nicht nur die im Frankfurter Norden, bleibt eine bittere Erkenntnis: Sie halten mit ihrem Steuergeld einen Schlachtbetrieb am Leben, der sonst nicht rentierlich wäre. Das verdanken sie einem fragwürdigen "Schlachtmengen-Garantievertrag", den 1988 der frühere CDU-Magistrat mit den privaten Metzgern geschlossen hatte. In der Konsequenz Keine Alternative des Kontrakts stützt heute auch die rot-grüne Koalition die Branche: Bekäme die Norddeutsche Fleischzentrale (NFZ) nicht den "Zuschuß" von 50 Millionen Mark aus der Stadtkasse, sie würde den Schlachthof in Nieder- Eschbach nicht mehr bauen.
Auf der anderen Seite der Waagschale liegt ein neues Wohnviertel für 2000 Menschen auf dem heutigen Schlachthof-Gelände am Main. Das ist eine städtebauliche Chance, die es zu nutzen gilt. Es wäre nicht im Interesse aller Bürger, die Zeit bis zum Jahre 2003, dem Auslaufen des Garantievertrages, einfach verstreichen zu lassen. Zu lange würde die Stadt ein wertvolles citynahes Grundstück an ein Gewerbe mit Problemen verschwenden.
Es bleibt also dabei: Zum Umzug des Schlachthofs gibt es derzeit keine Alternative.
CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
SACHSENHAUSEN. Wo das Sprechen seelische Grundstimmungen und Intuition nicht mehr beschreiben kann, setzt für die Österreicherin Bernadette Huber Kunst ein. Die Malerin und Objektebauerin will Gefühle visuell faßbar machen. Was sie faßbar gemacht hat, kann anschließend formuliert werden. Die junge Malerin vollführt eine intuitive Gradwanderung zwischen Bewußtem und Unbewußtem. "Politik beeinflußt meine Arbeiten." Allerdings abstrakt, denn in keiner ihrer elf Collagen, die sie derzeit in der Galerie "der laden" in der Brückenstraße 76 ausstellt, ist ein konkreter Bezugspunkt zur Politik zu finden.
Bernadette Huber lebt im Hier und Jetzt, nimmt wahr, spürt und zeichnet ihre Gefühle nach. Eine eigentümliche Kraft geht von den allesamt quadratischen Bildern aus. "Wenn ich an etwas überzeugt glaube, dann gibt es irgendwann einen Zeitpunkt, an dem sich der Gedanke realisiert." Der Entwicklungsprozeß ihrer Arbeit interessiert die Malerin, nicht das Endergebnis.
"Der Künstler hilft der Welt durch die Enthüllung mystischer Wahrheiten", formulierte einst der US-Amerikaner Bruce Naumann mit seinem "Fenster- oder Wandzeichen", eine Spirale aus Neon, von 1967. Die Entschlüsselung mystischer Wahrheiten soll der Wirklichkeit zum Schritt aus der Verschleierung heraus ins grelle Licht verhelfen.
Bernadette Huber malt wild, beschriftet und beklebt die Leinwand. Ihre Exponate sind farbreduziert: schwarz, weiß, rot. Nur wenige Bilder sind in Erdtönen gehalten. Mit Absicht: denn die braun-roten Farben ahmen Farbstrukturen der Natur nach. So haben diese Werke thematisch auch mit Körperlichkeit, Sexualität und Natürlichkeit zu tun: "Nabelschnur" oder "Brüste wie Schneewittchen" lauten die Titel dieser Bilder. Die Werke sind alle 1991 und 1992 entstanden. Eine Phase, in der sich die Künstlerin immer mehr vom expressiven und farbenfrohen Malen abwandte und ihren persönlichen Symbolismus fand.
Bernadette Huber kam eher zufällig zur Malerei. 1962 in Linz geboren, studierte sie zunächst Musik, bevor sie an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz Englisch und Kunsterziehung (1980 - 1983) belegte. Ein Musikprofessor entdeckte ihr zeichnerisches Talent und bezeichnete sie als "verrückt", diese Fähigkeit nicht auszubauen. So begann Huber schließlich 1988 ihr Studium an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg in der Klasse Malerei bei Dieter Hacker.
Einzelausstellungen hatte die Künstlerin schon mehrere. 1990 war sieauf der "Akt Art 90" auf dem "Zeitgenössischen Kunstforum Styr" und im Kunsthaus Budweis vertreten. 1991 erhielt sie auf dem Symposium "Kunstgrenzbezirk Tittmoning" den Maecenas Preis.
Die Auststellung ist bis Freitag, 24. Juli, zu sehen, dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr. CHRISTINE PETERS
BAD HOMBURG. In das Kreiskrankenhaus eingeliefert werden mußte am frühen Sonntagmorgen ein Unfallfahrer. Der Mann war auf der B 456 in Richtung Usingen unterwegs, als er in der "Horex- Kurve" ins Schleudern kam.
Das Fahrzeug geriet auf die Gegegenfahrbahn und kam schließlich im nahen Wald an einem Baum zum Stehen. Als Unfallursache nimmt die Polizei Alkoholgenuß und nicht angepaßte Geschwindigkeit an.
Der Wagen wurde bei dem Unfall völlig zerstört. Dabei entstand ein Schaden von 15 000 Mark.
Den Führerschein des verletzten Autofahrers behielt die Polizei vorläufig ein. orb
FRIEDRICHSDORF. Umbekannte stiegen in der Nacht zum Samstag in das Gebäude des Friedrichsdorfer Schwimmbads ein. Nach Angabe der Polizei entwendeten sie einen Kassettenrekorder, einen Mikrowellenherd sowie Bargeld. orb
Obgleich sich sogar DFB-Vizepräsident Otto Andres (Großauheim) vermittelnd einschaltete, müssen Bezirksfußballwart Richard Storck (zugleich Klassenleiter der Bezirksoberliga Frankfurt-West) und sein Stellvertreter Gerd Bauscher (Klassenleiter der Ost-Gruppe) ihre Terminpläne nicht mehr ändern. Der Vorstand des Hessischen Fußballverbandes bestätigte nämlich die Entscheidung des Verbandsspielausschusses, wonach sowohl der FSV Bischofsheim als auch der 1. FC Hochstadt in der Saison 92/93 der Bezirksoberliga Frankfurt-West angehören werden. Ferner steht seit Samstag definitiv fest, daß die SG Bruchköbel weiterhin in der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost spielen wird. Der Verbandsvorstand ließ die wirtschaftlichen Gründe allein nicht gelten, Vorsitzender Hans-Hermann Ekkert sprach von einer Härteregelung, die nach der jetzigen Klassenzusammensetzung unvermeidbar sei, und dieses Mal eben Hanauer Vereine betroffen hätte.
"Die Offenbacher Klubs müssen damit schon seit Jahren leben", sagt der aus Obertshausen(!) stammende Verbands- Vorsitzende. Für ihn kam auch eine Trennung der beiden Maintaler Klubs nicht in Frage, und für die Versetzung des TSV Lämmerspiel/FC Teutonia Hausen in die West-Staffel (wodurch der Fußballkreis Offenbach mit jeweils fünf Vereinen in beiden Staffeln vertreten gewesen wäre) fand sich auch im Vorstand keine Mehrheit. "Aufsteiger haben im ersten Jahr kein Anrecht auf eine freie Wahl, müssen oftmals die Einteilung gegen ihren Willen akzeptieren", verweist Eckert auch auf den Fall Germania Bieber.
Die Bieberer wollten bereits im Vorjahr in den Osten, jetzt müßten Hochstadt und Bischofsheim dem Vorsitzenden eine ähnliche Zusage für 93/94 abringen, wie es dem FV Germania 01 Bieber gelungen war. "Ich bin als Hanauer Kreisvertreter enttäuscht, hatte aber mit keiner anderen Entscheidung mehr gerechnet", kommentierte Bauscher diesen Vorstandsbeschluß.
Bruchköbels Beschwerde, die sich gegen die mangelhaften Informationen zur Landesliga-Relegationsrunde durch Spielleiter Horst Neff (Bad König) richtete, wurde vom Verbandsspielausschuß-Vorsitzenden Adam Schade (Witzenhausen) verworfen. Schade berief sich auf die Unterlagen seitens des Bezirksoberliga-Klassenleiters sowie die Veröffentlichung des Spielgeschehens in den offiziellen Organen "Sport in Hessen" sowie dem "Hessenfußball". Dort war überall nachzulesen, daß bei der Klassenstärke von weniger als 16 Vereinen der Relegationszweite mit aufsteigen würde. Das wußte Bruchköbel nicht und vergab im entscheidenden Spiel (1:2 in Jügesheim) ein leicht erreichbares Remis. Damit wäre die SGB in der Landesliga Süd gewesen. Jetzt erfolgte ein Ausverkauf, insgesamt 14 Spieler aus dem Aktivenbereich haben sich abgemeldet. hdp
OFFENBACH. Theo Beez, Geschäftsführer der Offenbacher IG Metall, kündigt Warnstreiks in den Betrieben des Kraftfahrzeug-Handwerkes an, wenn die Arbeitgeber in der heute beginnenden zweiten Lohnrunde kein besseres Angebot machten: "Die Arbeitgeber im Kfz-Handwerk haben sich von 1989 bis 1991 goldene Nasen verdient, während sich in diesem Zeitraum die Tarifeinkommen nur um wenig mehr als zehn Prozent erhöht haben." Das bisherige Arbeitgeber-Angebot von 4,6 Prozent Lohn reiche nicht aus. Die IG Metall fordert eine zehnprozentige Lohnerhöhung, eine Arbeitszeitverkürzung von 37 auf 35 Stunden in der Woche sowie die Festschreibung der Arbeitszeit von Montag bis Freitag. lz
Schoppe fordert mehr Arbeitsrichter
OFFENBACH. Mehr Personal und eine moderne EDV-Ausstattung für das Offenbacher Arbeitsgericht fordert CDU-Landtagsabgeordneter Hermann Schoppe von der Landesregierung. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei die Zahl der Klagen und Verfahren um mehr als zwanzig Prozent gestiegen. Es sei ein unhaltbarer Zustand, daß wegen dieses Richter- und Personalmangels Arbeitnehmer und auch Arbeitgeber über dreizehn Wochen auf einen Verhandlungstermin warten müssen. lz
BAD HOMBURG. Einen anhaltenden Wagen übersah eine Autofahrerin am Freitag zur Mittagszeit vor dem Bad Homburger Finanzamt. Bei dem anschließenden Aufprall entstand der Polizei zufolge ein Schaden von 5000 Mark. orb
BONN, 5. Juli (AP/dpa/FR). In der CDU herrscht heftiger Streit über den von der Bonner Regierungskoalition geplanten Karenztag zur Finanzierung der Pflegeversicherung, aus der FDP kommen stärkere Ablehnungsbekundungen und die Gewerkschaften kündigen weitere Massenproteste an. Dies ist das Bild, das sich aus vielen Wochenend-Interviews ergibt.
Für verfassungswidrig hält der FDP-Bundestagsabgeordnete Jürgen Kroppelin Karenztage. Die FDP werde sich an weiteren Verhandlungen über die Kostendeckung nicht beteiligen. "Wir werden uns die Veranstaltung von außen angucken", sagte er der "Berliner Zeitung".Er warf den Unionsparteien vor, den Bogen überspannt zu haben, indem sie die FDP zu dem Beschluß genötigt habe. "Nochmal wird die FDP nicht so etwas mit sich machen lassen", sagte er.
Der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) sagte, der Bundesrat werde dem Karenztag-Plan, der die Tarifautonomie berühre, "sicher nicht zustimmen". Weil das ein Eingriff in die Tarifautonomie sei, lehnt auch der CDU-Finanzexperte im Bundestag, Christian Neuling, Karenztage ab. Er forderte in der "Berliner Morgenpost", statt dessen den Tag der Deutschen Einheit vom 3. Oktober auf den ersten Sonntag des Monats zu verlegen.
Wolfgang Schäuble, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sagte dagegen im Rundfunksender Rias Berlin, ein Karenztag sei notwendig und zumutbar. Wie bei der Gesundheitsreform müßten auch hier im "etwas üppig" gewordenen sozialen Sicherungssystem "Elemente der Selbstbeteiligung" eingeführt werden. Deutschland sei das Land mit den meisten Urlaubstagen, der niedrigsten Arbeitszeit und dem höchsten Krankenstand. "Jedermann weiß, daß der Krankenstand am Montag und Freitag viel höher ist als an anderen Wochentagen. Warum um Himmels willen soll es unzumutbar sein, zu sagen, daß eben im Krankheitsfall dann eine Eigenbeteiligung des Versicherten eingeführt werden soll in einer Form, daß er sich einen Tag Urlaub anrechnen lassen soll?"
BAD VILBEL. Die Wasserreserven werden immer knapper, wenn es auch bei uns inzwischen gelegentlich geregnet hat. Durch hohen Trinkwasserverbrauch, so fürchtet die Naturschutzgesellschaft Bad Vilbel und Umgebung, wird der in einigen Regionen schon bestehende Wassernotstand noch verschärft. Daher gibt die Naturschutzgesellschaft Tips zum Wassersparen. Gleichzeitig bittet die Organisation Haushalte, die Erfahrungen beim Wassersparen gesammelt haben, um Erfahrungsberichte.
Wer durch Einbau von Brauchwassersystemen oder anderen Sparmaßnahmen Erfahrungen beim Sparen von Trinkwasser gesammelt hat, möge die mit einer kurzen Schilderung bei der Naturschutzgesellschaft Bad Vilbel, Lohstraße 4 in 6368 Bad Vilbel, bis spätestens Ende August melden. Diese Personen haben eine Chance, während des Naturschutztages im November 1992 geehrt zu werden.
Zum Schutz des "Lebensmittels Nummer eins" appelliert die Gesellschaft an die Verbraucher in den Haushalten und in der Industrie zum sparsamen Umgang mit dem Wasser. In der Industrie böten sich vor allem geschlossene Kreislaufsysteme an, um den Frischwaserverbrauch drastisch zu senken. Wegen des hohen Verbrauchs liegt dort die Einsparmöglichkeit sehr hoch.
Allgemein lassen sich nach Beobachtung der Naturschutzgesellschaft durch Auswechseln von spröden Dichtungen im gesamten Sanitärbereich und das Abstellen von tropfenden Wasserhähnen schon auf einfach Weise viele Liter sparen. Außerdem könne man das Wasser vom Händewaschen oder Salatwaschen in eine Schüssel auffangen und zum Blumengießen verwenden. Obst und Gemüse sollte nicht unter fließendem Wasser gespült werden, sondern in einer Schüssel.
Praktische Sparmöglichkeiten bestehen weiterhin:
• Durch Spartasten für die Toilettenspülung. Die Spülung könne mit Brauchwasser aus dem Bad gespeist werden.
• Durchflußbegrenzer oder Thermostat- ventile beim Waschbecken; Einhebelmischer beim Duschen, Durchflußbegrenzer.
• Eher duschen statt baden, Gemeinschaftsbad, Badewasser zum Blumengießen verwenden.
• Beim Wäschewaschen auf Vorwäsche verzichten, Sparprogramm.
• Geschirrspülen nur mit voller Maschine, Geschirrspüler kaufen, die nicht mehr als 23 Liter verbrauchen.
• Im Garten: abends gießen und gezielt, in Schüssel gesammeltes Wasser gießen.
• Zur Autowäsche Eimer statt Schlauch benutzen, Waschanlage mit Umweltengel oder Regenwasser benutzen. Weitere Informationen zum Thema: Ökotest-Magazin, Juli 1990, anzufordern über Ökotest-Magazin, Kasseler Straße 1 a, 6 Frankfurt 90. "Hessen wird grün", Hessisches Umweltministerium, Dostojewskistraße 8, 62 Wiesbaden. "Tu was" für das Trinkwasser, München 1991, Volkshochschule Grafing, 8018 Grafing. Alternatives Branchenbuch 1992, Adressen von Herstellern umweltschonender Produkte. de
Bei einem Frontalzusammenstoß zweier Wagen auf der Isenburger Schneise ist am Samstag morgen ein 36jähriger Autofahrer aus Heusenstamm getötet worden. Zwei Männer erlitten leichte Verletzungen.
Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, war ein 25 Jahre alter Mann aus Kassel mit seinem Wagen auf der Isenburger Schneise in Richtung Neu-Isenburg unterwegs, als er aus noch nicht geklärter Ursache nach einer scharfen Rechtskurve in Höhe des Oberfortshauses ins Schleudern geriet; der Wagen prallte auf der Gegenfahrbahn mit dem entgegenkommenden Auto des Heusenstammers zusammen. Dabei wurde der 36jährige getötet; der Autofahrer aus Kassel und sein 27jähriger Beifahrer wurden mit leichten Verletzungen zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Dem 25jährigen Wagenlenker wurde eine Blutprobe entnommen. sar
MARBURG. Ein Publikumsmagnet hatte sie werden sollen, die Marburgs Landgrafenschloß einen wahren Massenansturm beschert. Von 80 000 bis 100 000 Besuchern war im Vorfeld die Rede. Ein Desaster ist die Zwischenbilanz der Landesausstellung "Hessen und Thüringen" (vom 27. Mai bis 26. Juli), wenn man sie an diesen Prognosen mißt. Bis zur Halbzeit haben sich gerade gut 15 000 Interessierte eingefunden, die einen Blick auf tausend Jahre hessisch-thüringischer Geschichte von den Anfängen der Besiedlung und Christianisierung bis zur Reformation warfen. Schon längst wieder freigegeben hat die Stadt Marburg auch den eigens für den - ausgebliebenen - Ansturm per Reisebus anreisender Geschichtshungriger reservierten innerstädtischen Parkplatz. Auch das kostenlose Park-and-ride-Angebot für die automobilen Interessierten wird vom morgigen Dienstag an eingestellt und die enge Erst 15 000 Besucher Schloßzufahrt wieder geöffnet, die wegen des erwarteten Verkehrsstromes vorsorglich für Pkw gesperrt worden war.
Vielleicht ist ja die neue Ost-West-Gemütslage mitverantwortlich für die mangelnde Konjunktur der ambitionierten Geschichtsschau. Nachdem der waffenstarrende Ost-West-Konflikt durch handfeste aktuelle Probleme und einen von den Medien fleißig mitkreierten "Ossi- Wessi-Gegensatz" ersetzt wurde, dürfte die Hinwendung zu gemeinsamen geschichtlichen Wurzeln nicht eben attraktiver geworden sein.
Die Landesausstellung ein Flop? Da scheiden sich die Geister. Ein Totalverriß in der "FAZ" sorgt für Kontroversen. Da wird nicht nur der wenig instruktive Charakter der vom Hessischen Wissenschaftsministerium mit 2,8 Millionen Mark bezahlten Schau moniert, sondern der Sinn derartiger Ausstellungen überhaupt in Frage gestellt.
Angesichts der Dominanz der papierenen Geschichtszeugnisse, die über 50 Prozent der 900 Exponate ausmachen, mutmaßt Autor Dirk Schümer gar, hier wollten "Historiker, die gezwungen sind, ihr Leben in staubigen Archiven dahinzubringen, nun auch die Öffentlichkeit mit dem Anblick zerfasernder und bleichender Pergamente martern".
Als "bösartig und unqualifiziert" weist Walter Heinemeyer die Kritik zurück. Als einer der beiden leitenden Historiker der Ausstellung mitverantwortlich für deren Konzeption und die Auswahl der Exponate, befindet er auch das Urteil der Lokalpresse für "nicht sachkundig". Dort war von "arroganten Historikern" die Rede, die ihre aus Museen in Hessen, Thüringen, ganz Deutschland und dem europäischen Ausland zusammengetragenen Ausstellungsstücke (darunter Schätze, die noch nie öffentlich zu sehen waren) eher für die Fachelite ins rechte Licht rückten als dem gemeinen Volk Zusammenhänge verständlich zu machen.
Von einem Redakteur, "der sein Geschichtsstudium im Oberseminar abgebrochen" habe, will Heinemeyer sich schon gar nicht in die Suppe spucken lassen. Man habe sich bemüht, historische Erkenntnisse allgemeinverständlich darzustellen, "so daß sie der gebildete Laie verstehen kann", meint der emeritierte Geschichtsprofessor, "darunter zu gehen hat nun wirklich keinen Sinn".
Er orientiert sich eher an den positiven Reaktionen der Fachkollegen, der "zu 90 Prozent positiven Resonanz" im Besucherbuch und verweist im übrigen auf die Interpretationshilfen der Führungen und den "sehr guten Katalog". Der findet in der Tat geradezu reißenden Absatz. Wer wollte schon entscheiden, ob sich dies ausschließlich der Güte des dickleibigen, reich bebilderten Opus verdankt (360 Seiten, 48 Mark) oder eher eine Verzweiflungstat unbefriedigter Besucher ist, denen die Ausstellung zwar Appetit gemacht hat, ihren Wissensdurst jedoch nicht stillen konnte.
Selbst der einer leichtsinnigen Verunglimpfung der Landesausstellung gänzlich unverdächtige Presseamtschef der Stadt Marburg übte unüberhörbare Kritik an der Historikerzunft. Versteckt zwar in einer monatlich erscheinenden Marburg-Broschüre, aber ganz offensichtlich auf die Ausstellung gemünzt: "Unter dem Vorwand der Wissenschaftlichkeit" würden Besucher "durch das Prinzip Exponat pur' und mickrige Beschriftung" abgeschreckt statt deren Vorstellungskraft durch ideenreiche und liebevolle Gestaltung zu beflügeln, wie sie andernorts in Europa üblich sei.
Aus ministeriellen Insiderkreisen in Wiesbaden verlautet, schon zu Beginn der Planungen sei immer und immer wieder nachdrücklich gewarnt worden, in Marburg werde am ausstellungstechnisch und von der Verkehrsanbindung falschen Ort eine Landesausstellung "von Experten für Experten" am Publikum vorbei geplant. Diese Kritik sei unter der alten konservativ-liberalen Regierung Walter Wallmanns (der die Ausstellungs- Idee lange vor dem Fall der Mauer aufgriff und nachdrücklich protegierte) jedoch "auf zum Teil brutalste Art runtergebügelt" worden, erst recht nach Einsetzen der Wiedervereinigungseuphorie. Die neue Landesregierung habe das Ruder nicht mehr herumreißen können.
Auch Warnungen vor der - bis auf die mehrfach verschobene Salier-Ausstellung in Speyer - absehbaren Vielzahl der Konkurrenzveranstaltungen (documenta Kassel, Lichtenberg-Ausstellung Darmstadt, Kultursommer in Nordhessen) seien stets in den Wind geschlagen worden.
Auch alle Bemühungen der für die Präsentation verantwortlichen Fachleute vom Landesmuseum Wiesbaden um Volker Rattemeyer, die Landesausstellung vor allem bei der Überfülle der aufgehäuften Urkunden, Handschriften und Bücher exemplarischer und konzentrierter zu gestalten ("schon um der teils phantastischen Exponate dieser wohl einmaligen Zusammenschau willen"), waren vergeblich. Manch einer in Wiesbaden sieht bei der Maßlosigkeit der Historiker weniger Arroganz als vielmehr Unerfahrenheit und Fremdheit gegenüber dem breiten Publikum am Werk.
Im für organisatorische Fragen verantwortlichen Ausstellungsbüro Hessen und Thüringen, das im Marburger Schloß residiert, ist die Enttäuschung über die Besucherzahlen übrigens eher gering. Von Anfang an seien die (nach Auskunft aus dem Hessischen Wissenschaftsministerium von den Historikern in die Welt gesetzten) Prognosen "für solch eine spezielle Ausstellung viel zu hoch gegriffen" gewesen. Falls, wie erwartet, bis zum 26. Juli insgesamt 30 000 Besucher kämen, Noch bis 26. Juli geöffnet sei das für Marburg ein sehr gutes Ergebnis. "Eine derart gut besuchte Ausstellung hat es hier noch nie gegeben", sagt Cornelia Herrmann vom Ausstellungsbüro. Sie setzt darauf, daß der große Run erst auf der Wartburg einsetzt, wo die Ausstellung (wegen Platzmangels auf die Hälfte abgespeckt) vom 25. August bis 25. Oktober dieses Jahres zu sehen sein wird. Viele Interessenten wollten deren Besuch mit einer Tour nach Eisenach und auf die Wartburg verknüpfen.
Im Marburger Schloß ist die Ausstellung noch bis zum 26. Juli zu sehen. Eintritt 8 Mark. Sonderführungen können unter der Rufnummer 06421/681577 vereinbart werden. ANDREA TERSTAPPEN
Die Diskussionen über die Europameisterschaften in Schweden sind kaum verraucht, da wird der Ball in hiesigen Gefilden schon wieder getreten. Am Freitag dieser Woche beginnt für die Fußballspieler aus der Zweiten Bundesliga erneut die Hatz nach Toren, Punkten und Prämien. Und vor den 24 Mannschaften, die erstmals wieder nach vielen Jahren in einer eingleisigen Zweiten Liga spielen, liegt ein wahres Mammutprogramm mit insgesamt 46 Begegnungen. Länger und öfter als in der Saison 1992/93 wurde bislang noch nicht der angeblich herrlichsten Nebensache der Welt gefrönt. Ob ein derart aufgeblähter Spielplan der Weisheit letzter Schluß ist, sei einmal dahingestellt. Viele Schatzmeister der ohnehin von chronischer Geldnot geplagten Klubs im Fußball-Unterhaus sehen der langen Saison mit gewaltigen Sorgen entgegen: Weite und kostspielige Anfahrtswege, umfangreichere Prämien für einen größer gewordenen Kader, geringeres Zuschauerinteresse (und damit weniger Einnahmen) wegen vieler unattraktiver Gegner, eine gewisse Übersättigung angesichts konkurrierender Freizeitangebote sind nur einige der Probleme, die den Vereinen unter den Nägeln brennen. Ob der Atem für ein solches Abenteuer reicht, muß sich weisen. Manager und Präsidenten jedenfalls haben den "Markt" abgegrast und sich reichlich mit Spielern eingedeckt: 170 Kicker stellen ihre Dienste für einen neuen Arbeitgeber zur Verfügung, knapp 20 Millionen Mark wurden umgesetzt. Zu den Favoriten zählen zweifellos die Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf, die Stuttgarter Kickers, Hansa Rostock und der MSV Duisburg. Spannend dürfte es auch im Abstiegskampf werden: immerhin müssen sieben Mannschaften absteigen. kil
Die Grenzen des Wachstums beim Frankfurter Flughafen sind auch mit dem derzeitigen ehrgeizigen Ausbauprogramm nicht erreicht. Das hat die hessische Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" betont. Fugmann-Heesing erwähnte die bekannten Prognosen der Flughafen Frankfurt AG (FAG) - danach kann die Zahl der Flugbewegungen von heute 319 800 jährlich auf 400 000 im Jahre 2010 steigen. Die Ministerin sagte, dann brauche es ein weiteres Abfertigungsgebäude von der Größe des Terminals Ost, das sich gegenwärtig im Bau befindet.
Für Fugmann-Heesing ist das eine "Perspektive weit über das Jahr 2000 hinaus". Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Frankfurter Römer, Günter Dürr, sagte dazu, die Grenzen des Wachstums reichten bis zu den derzeitigen Grenzen des Flughafens - nicht darüber hinaus. Dürr: "Das gilt bei der Frankfurter SPD ohne wenn und aber". jg
ESCHBORN. Am Hals gepackt, zu Boden gerissen, ins Gesicht geschlagen, mit einem Schnappmesser bedroht und schließlich um die Tageseinnahmen (mehr als 45 000 Mark) beraubt: Alptraum einen Tankwarts am Ende des "langen Samstags". Die beiden Räuber flüchteten unerkannt.
Es geschah kurz vor 18 Uhr, als der 24jährige Tankwart einer Eschborner Supermarkt-Servicestation den Kasseninhalt in Geldbomben und diese zusammen mit Schecks in eine neutrale Plastiktüte packte. Beim Einsteigen in seinen Wagen wurde er von einem etwa gleichaltrigen Mann, der Jeans und Lederjacke in schwarz, einen neuwertigen Integralhelm sowie über Mund und Nase einen dunklen Schal trug, brutal überfallen. Ein Komplize schnappte sich dabei die Tüte. Beide Täter brausten danach mit einem hinter der Tankstelle geparkten Motorrad (blau- oder lila-metallic) über die Ginnheimer Straße davon.
Die Räuber, auf deren Identität sich die Polizei nun Hinweise erhofft, waren beide schlank und 175 bis 185 Zentimeter groß. Der erste hat dunkle, buschig-zusammengewachsene Augenbrauen und stark behaarte Hände. Der Komplize trug Jeans, Turnschuhe, eine braune Lederjacke und einen orangefarbenen Integralhelm. wbt
SCHÖNECK / HANAU. Er war dabei, als der Arbeiter-Turnbund gegründet wurde. In der SPD ist er seit 82 Jahren, Gewerkschaftsmitglied seit 1909. Der Kilianstädter Wilhelm Kuhn ist am Samstag hundert Jahre alt geworden. Weil Kuhn derzeit in einem Hanauer Altersheim lebt, zählte zu den vielen Gratulanten neben Landrat Karl Eyerkaufer und Schönecks Bürgermeister Erwin Schmidt auch der Hanauer OB Hans Martin.
Kuhn war als Experte für Klima- und Heizungsanlagen schon vor dem Krieg in ganz Deutschland unterwegs, hatte zeitweise im Norden auch mit Ölförderung zu tun. Und in der Nachkriegszeit, so erinnert er sich, wollte man ihn gar nach Leipzig rufen, um ein von ihm mitgebautes Schwimmbad wieder flottzumachen.
Der noch relativ muntere Jubilar ist erst seit kurzem im Altersheim; bis zu einem Beinbruch hatte seine 88jährige Frau in Kilianstädten den Haushalt selbst bewältigt. Der noch zur Kaiserzeit dem Verband deutscher Metallarbeiter (Vorläufer der IG Metall) und der SPD beigetretene Kuhn war auch begeistertes und mit sportlichen Leistungen profiliertes Mitglied im Arbeiter-Turnbund. Er war der erste, der in Kilianstädten eine Riesenwelle am Reck hinkriegte. Daran erinnert sich sein mit 71 Jahren ältester Sohn Wilhelm, inzwischen selbst ein "Steeder" Original. Außer ihm lebt von den vier Kindern noch eine Schwester.
Wilhelm Kuhn jun. sprach am Samstag namens seines Vaters zu den Gästen, erinnerte daran, daß der Eintritt in die Partei der Arbeiter damals mit dem Wunsch verknüpft war, Wandel herbeizuführen. Damals habe man etwa noch ohne rechten Glauben an den Erfolg für drei oder gar sechs Tage bezahlten Jahresurlaub demonstriert, während die Urenkel heute schon mal in die Karibik reisten. Ul
MAINTAL. Die Sanierung der Kindertagesstätte Siemensallee, die vor zwei Jahren einem Brandanschlag zum Opfer fiel, läuft nach Angaben des Maintaler Bauamtsleiters Gerhard Eckert auf Hochtouren und soll bis zum nächsten Frühjahr abgeschlossen sein.
Schadstoffuntersuchungen nach dem Feuer hatten eine hohe Konzentration des Seveso-Ultragiftes Dioxin ergeben. Eckert versichert, daß sämtliche Schadstoffe inzwischen entsorgt worden seien.
Der Rohbau für die Wiederherstellung des Kindergartens ist inzwischen abgeschlossen, der Innenausbau begonnen. Die Sanierung wird rund zwei Millionen Mark kosten.
Dabei werden gegenüber dem Vorgängerbau auch technische Verbesserungen vorgenommen. hein
OBERTSHAUSEN/MÜHLHEIM. Bis zum Jahresende werden in Obertshausen 6285 und in Mühlheim 3812 Wohnungen 24 Fernseh- und 28 Hörfunkprogramme über Kabel empfangen können. Von den bereits verkabelten 5245 Obertshausener und den 2913 Mühlheimer Haushalten nutzen 63,5 Prozent und 54,5 Prozent den Anschluß, berichtet die Telekom. lz
MÖRFELDEN-WALLDORF. Einige Einzelheiten aus dem SPD-Programmentwurf zur Kommunalwahl trugen vor der Presse Fraktionsvorsitzender Werner Schmidt, seine beiden Stellvertreterinnen Ilona Wenz und Edda Bassler sowie Geschäftsführerin Gisela Coutandin vor. Insgesamt sollen weitere Akzente zu mehr sozialer Gerechtigkeit gesetzt werden.
Dazu zählen unter anderem Ansiedlung ortsnaher Arbeitsstätten und Ausbildungsplätze, aber auch Chancengleichheit in der Bildung wie durch Einrichtung der gymnasialen Oberstufe. Die Spanne neuer Vorhaben reicht von einer Behindertenwerkstatt mit Wohngemeinschaft über Umsetzung des Kindergartenentwicklungsplanes bis zum Nichtschwimmerbereich am Walldorfer Badesee, von einem speziell zur Frauenförderung gedachten Gleichstellungsbüro über Bau weiterer altersgerechter Wohnungen in der Schubert- und Heidelberger Straße bis zum Nachtflugverbot auf der Startbahn 18 West.
Die SPD will sich weiterhin für bezahlbare Wohnungen engagieren und für Häuserbau vor allem lokale Baulücken schließen. Diese Arrondierung bedeutet laut Schmidt für die nächste Legislaturperiode konkret, nicht mehr Ausweisung eines 17 Hektar großen Neubaugebietes, sondern kleinere Vorhaben. Wirkungsvolle Verkehrsentlastung der Kernbereiche, Aktualisierung der Vereinszuschüsse und Bildung eines Ausländerbeirates finden sich ebenfalls im Entwurf. cas
Ein 30jähriger Frankfurter ist am Samstag morgen im Parkhaus des Kaufhauses Hertie von zwei unbekannten Männern überfallen und beraubt worden. Die Täter flüchteten anschließenden mit der Geldbörse ihres Opfers, in der sich rund 850 Mark befanden.
Laut Polizeibericht ereignete sich der Überfall gegen 8.45 Uhr im Treppenhaus des Parkhauses. Der 30jährige war unterwegs zu seinem abgestellten Wagen, als zwei Männer ihm den Weg versperrten, ihn angriffen und an die Wand drückten. Die Unbekannten schlugen auf den Mann ein und drückten ihm einen harten Gegenstand in den Rücken.
Einer der Täter ist nach Angabe des Frankfurters etwa 20 Jahre alt, 1,70 Meter groß und von südländischem Aussehen. Er trägt schulterlange Haare und an der linken Hand einen Siegelring. Die Täterbeschreibung für seinen Komplizen: Ende 20, etwa 1,80 Meter groß, blonde Haare, vermutlich Deutscher. sar
Der FSV Frankfurt zeigte sich bei seinem 2:0-Sieg in Eisbachtal in guter Frühform, Kickers Offenbach distanzierte den Landesligisten TV Saulgau mit 5:0, während die SG Egelsbach beim FC Italia Frankfurt über ein 2:2 nicht hinauskam. In einem besseren Trainingsspiel siegte Eintracht Frankfurt Amateure mit 10:0 Toren bei der SKG Nieder-Beerbach. Der FSV Frankfurt konnte bei seinem Erfolg gegen den Südwest-Oberligisten Sportfr. Eisbachtal, den Grevelhörster (20./86.) mit zwei Toren sicherstellte, mit Torwart Alleweldt, Conrad sowie Boy und Lakies vier Neuzugänge einsetzen.
Der OFC Kickers fertigte den vom früheren Kickers-Spieler Franz Michelberger gecoachten TV Saulgau in Obertshausen mit 5:0 (4:0) Toren ab. Figas gelang mit Unterstützung der Gäsetabwehr per Eckstoß die Führung. Rüppel (24.), Gramminger (36.), Behlil (40.) und Albayrak (79.) steuerten den Rest bei. Gramminger und Figas überragten beim OFC.
Bis auf Libero Kling und die überraschend aufgebotenen Torschützen Islam (30.) und Nadir (85.) konnte Landesligist FC Italia Frankfurt beim 2:2 (1:1) gegen die SG Egelsbach keinen Neuzugang einsetzen. Krapp (16.) und Aleksic (86.) trafen für die SGE, die klare Chancen ausließ und nach hartem Training müde wirkte. Eintracht Frankfurt nutzte die Partie beim B-Ligisten Nieder-Beerbach zu einem lockeren 10:0 (5:0) Aufgalopp. Würzburger, Okochan, Becker, Colli-Inglez (alle 2) sowie Komljenovic und Brandl (je 1) stellten den zweistelligen Sieg sicher. Bis auf die angeschlagenen King und Bunzenthal waren die Riederwälder komplett. Kuriosum auf dem Vorbereitungsspielsektor: Der SV Wehen hatte die weite Strecke nach Ober-Roden auf sich genommen, aber Landesliga-Aufsteiger FC Germania und Trainer Rödler offenbar den Termin vergessen. Trainer Heinz Wulf: "Das ist mir in 21 Jahren noch nie passiert." hdp Kaiserslautern A-Jugend-Meister
Die A-Jugend des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern ist Deutscher Meister: Im Finale bezwangen die "Roten Teufel" den 1. FC Köln mit 5:1. Vor mehr als 7000 Zuschauern im Franz-Kremer- Stadion in Köln ließ der vom früheren Profi Ernst Diehl betreute Lauterer Nachwuchs den Kölnern keine Chance. Bengel (33./77./88.) zeichnete sich als dreifache Torschütze aus, die weiteren Lauterer Treffer erzielten Gensel (24.) und Dittgen (44.) Das Gegentor erzielte Stark (63.) zum 1:3.
MAINTAL. Die Umweltberaterin der Stadt, Angela Theurich, hat an die Bevölkerung appelliert, sich Solaranlagen für die Gewinnung von Warmwasser anzuschaffen.
Denn wenn in der warmen Jahreszeit die Heizungsanlage nur noch für das Brauchwasser läuft, verpufft jede Menge Energie nutzlos, begründet Theurich ihren Vorstoß.
Sie weist darauf hin, daß das Land derartige Anlagen mit 30 Prozent bezuschußt. Weitere zehn Prozent, höchstens aber 700 Mark für Einfamilienhäuser und Schwimmbäder, maximal 1000 für Mehrfamilienhäuser zahlt die Stadt zu.
Nach Wissen der Umweltberaterin sind die Investitionskosten für ein sechs Quadratmeter großes Solardach - diese Fläche reicht für ein Einfamilienhaus - nicht allzu hoch und amortisieren sich schnell, weil die Kollektoren auch mit diffusem Sonnenlicht bei Bewölkung noch funktionieren.
Sie arbeiten nach einem einfachen Prinzip: Unter Glas liegen die schwarz gestrichenen Röhren, die das Licht absorbieren und dabei die Flüssigkeit im Inneren erhitzen. Ein Wärmetauscher gibt diese Energie an einen Brauchwassertank ab.
Zum Duschen und Waschen reicht das allemal, auch an Tagen, an denen die Sonne nicht scheint. hein
MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine Stunde lang gesperrt werden mußte die Bundestraße 44 nach einem schweren Unfall auf der Höhe von Walldorf-Nord. Dabei wurden zwei Personen verletzt - eine davon schwer - und es entstand 40 000 Mark Schaden. Außerdem mußte die Feuerwehr die ölverschmutzte Fahrbahn reinigen. Ausgelöst wurde das ganze, als zwei Kleintransporter zusammenstießen, weil einer der Fahrer beim Abbiegen das entgegenkommende Fahrzeug übersah. cas
FRANKFURT-OST. Die Enden des Betonbands der Autobahn 661 im Frankfurter Osten wachsen immer enger zusammen. Die Seckbacher Talbrücke ist nach Auskunft des Hessischen Straßenbauamtes bis auf den Belag fertig. Das aufwendige "Galeriebauwerk" - Schallschutz unter anderem für das Hufeland-Haus - sei ebenfalls zum großen Teil fertiggestellt.
"Ich gehe davon aus, daß wir Ende 1994 ganz fertig sind, aber nur, wenn es bei kritischen Arbeiten keine Verzögerung gibt", sagte Amtsleiter Karl Fritz Hirsch. Diese "kritischen Arbeiten" sind nach seiner Ansicht vor allem das Legen der Wasserleitungen, für die die Stadtwerke verantwortlich sind. Hierbei waren die Bauarbeiten in Verzug geraten, weil nach Auskunft von Stadtwerke-Sprecher Dirk Hess ein 125 Meter langes Teilstück südlich des Blumengroßmarktes insgesamt elf Meter unter die Erde gegraben werden mußte. Ursprünglich verlief das 80 Zentimeter starke Rohr nur in einer Tiefe von zwei Metern.
"Die Autobahn läuft dort in einem Einschnitt, die Leitung mußte entsprechend tiefer laufen", erklärte Hess. Außerdem seien die Bodenverhältnisse schwierig gewesen, weil das Grundwasser an der Stelle sehr hoch stehe. Die Probleme seien inzwischen jedoch bewältigt, alle anderen Leitungen würden bis November 1992 verlegt sein, versicherte Hess. Als "dicksten Brocken" erwarte die Stadtwerker noch die Verlegung der Wasserleitung von Seckbach zum Riederwald, die parallel zur Autobahn verläuft. Auch dieses Rohr muß elf Meter tief in den Boden gelegt werden.
Die Kosten blieben trotz der unerwarteten Schwierigkeiten bislang im vorgegebenen Rahmen. "Wir haben 56 bis 57 Millionen Mark verbaut", sagte Straßenbauer Hirsch. Insgesamt sind für den zwei Kilometer langen Abschnitt der Autobahn 120 Millionen Mark einkalkuliert, davon allein 85 Millionen Mark für die sogenannten konstruktiven Teile in dem Teilstück wie Brücken, Lärmschutzwände oder die Galerie.
Die Arbeiten für die Talbrücke im Erlenbruch hatten im Februar dieses Jahres mit dem Bau der Stützpfeiler begonnen. Für den Anschluß am Ratsweg fehlen noch verschiedene Stützmauern und auch eine Richtungsfahrbahn. Außerdem müsse noch die Brücke über die Seckbacher Landstraße gebaut werden, sagte Hirsch.
Unklar ist außerdem noch die endgültige Gestaltung des Galeriebauwerkes, das die Autobahn von oben und von ihrer östlichen Seite umschließt, die Westseite Richtung Bornheim aber offen läßt. Die Entwürfe des Hessischen Straßenbauamtes sehen eine intensive Begrünung - einer Parklandschaft ähnlich - mit Teichen und Spazierwegen vor.
Hirsch klagte, die Stellungnahme der Stadt zu diesem Thema lasse seit langem auf sich warten. Wie die Stadtteil-Rundschau auf Anfrage vom zuständigen Umweltdezernat erfahren hat, ist das angemahnte Papier vom städtischen Gartenamt allerdings in der vergangenen Woche auf den Weg gebracht worden. Eine Gestaltung mit Wasserbecken sei zu aufwendig, urteilte das Gartenamt und plädierte in seiner Stellungnahme für eine einfache Platzgestaltung. Angebote zum Verweilen für Spaziergänger seien über der Autobahn überflüssig. big
BORNHEIM. Die vordere, verputzte Hauswand und ein Stück der westlichen Mauer - mehr ist von dem alten Fachwerkhaus in der Großen Spillingsgasse 42 nicht mehr übrig. Der Rest des alten Gebäudes wurde abgerissen und zum Teil völlig neu aufgebaut. Dabei sollte das Häuschen erhalten bleiben, als kleines Denkmal für die historische Bausubstanz des alten Bornheims. Der SPD-Stadtverordnete Bernhard Ochs vermutet, daß hier die Vorgaben der Stadterneuerung umgangen worden sind.
Denn geplant war zwar, die rückwärtige Scheune durch einen Neubau mit drei Wohnungen zu ersetzen. Das Vorderhaus aber sollte stehenbleiben und saniert werden. "Wir haben wieder ein Stück Identität verloren", beklagte denn auch der Bornheimer Stadtverordnete. "Das Ensemble mit Blick auf die nahe Johanniskirche" sei zerstört. "So können wir unseren Nachfahren nichts mehr vermitteln", bedauerte Ochs.
Ein Informationsblatt des Planungsdezernates, im vergangenen Monat erschienen, bestätigt die städtischen Vorgaben: "Im Falle der Großen Spillingsgasse 42 wird die ehemalige Scheune des bäuerlichen Anwesens durch einen Neubau mit drei Wohnungen ersetzt. Das alte Wohngebäude soll anschließend modernisiert werden." Ein Foto zeigt das Häuschen, während dahinter die Arbeiten am Neubau laufen.
Als "besonders dreist" empfindet Ochs den Abriß, da das Beratungsbüro zur Stadterneuerung keine fünfzig Meter entfernt an der Ecke Große Spillingsgasse/ Freihofstraße liegt. "Das ist vom Verfahren her nicht korrekt gelaufen, wir hätten vorab informiert werden sollen", befand der von der Stadt beauftragte Berater, der Bonner Architekt Ernst-Günther Ruhbaum. Er dürfe sich zu dem Fall selbst nicht äußern, sagte Ruhbaum der Stadtteil-Rundschau. Allerdings sei er überrascht, daß dem verantwortlichen Architektenbüro ein solcher Fehler unterlaufen sei.
Das Architekturbüro Bernard und Rahlwes, das für die Bauvorhaben in der Spillingsgasse verantwortlich zeichnet, verweigerte auf telefonische Nachfrage genaue Informationen. Die Rede war nur von Einsturzgefahr des alten Hauses, die den teilweisen Abriß notwendig gemacht hätte.
Das Stadtplanungsamt kündigte an, den Vorgang zu überprüfen. "Ich habe nicht den Eindruck, daß dort mutwillig Fortsetzung auf Seite 5
Der kleine Gemeindesaal der Erlöserkirche nahe der Münchner Freiheit platzt aus allen Nähten. Für etwa 100 Personen eingerichtet, drängen gut dreimal so viele, überwiegend junge Leute hinein. Den großen Raum im oberen Stock hat der Kirchenvorstand entgegen dem Wunsch des Pfarrers verweigert - nach telefonischer Rücksprache mit der bayerischen Landesregierung. Es herrscht Seminar-Atmosphäre im Forum "Weltwirtschaft" des Gegenkongresses zum Gipfel. Viele der Zuhörer schreiben eifrig auf den Knien mit. Die ruhige Sachlichkeit Von Roland Bunzenthal (München) der Diskutanten läßt die Begründung des Rektors der Münchner Universität für das vorangegangene Raumverbot, der Alternativkongreß könne zur Ausgangsbasis für Krawalle werden, als geradezu absurd erscheinen.
Am Freitag abend standen die aus ganz Deutschland angereisten rund 3000 Kongreßteilnehmer zunächst vor den verschlossenen Gittern jenes Uni-Gebäudes, in dem vor 50 Jahren einst deutscher "Ordnungssinn" und Obrigkeitsdenken die Gebrüder Scholl der Gestapo ans Messer geliefert hatte. Diesmal sorgen jene Eigenschaften freilich nur dafür, daß der ausgesperrte Gegengipfel wie in Zeiten der DDR-Protestbewegung sein Refugium unter dem Dach der Kirche suchen muß. Keine 48 Stunden nach Eingang der gerichtlichen Verbotsbestätigung haben die Veranstalter bereits Ausweich-Räume in verschiedenen Münchnern Gotteshäusern gefunden. Ein bayerischer Oberkirchenrat im dunklen Anzug hilft persönlich noch am Freitag nachmittag tatkräftig bei der Saal-Suche mit. Und nur unter den Teilnehmern des Forums "500 Jahre Kolonialismus in Lateinamerika" brechen zunächst Debatten darüber aus, ob man das Angebot jener Institution annehmen soll, die, wie ein Teilnehmer meint, doch entscheidend an der 500jährigen Unterdrückung des Kontinents mitgewirkt habe.
Der Gipfel der sieben Regierungschefs hat das breite Spektrum der bundesdeutschen Alternativbewegung in einem Maße mobilisiert wie zuletzt bei der Weltwährungskonferenz 1988 in Berlin. Einige der damaligen Referenten, etwa Brasiliens Ex-Umweltminister José Lutzenberger, sind auch diesmal wieder mit dabei. In den sieben Foren zu den Themen "500 Jahre Kolonialismus", Flüchtlinge, Ökologie, Rüstungspolitik, Osteuropa, Frauen sowie Weltwirtschaft zieht sich die im Gefolge der ökonomischen Machtverhältnisse und Strukturen ständig weiter wachsende Kluft zwischen den wenigen reichen und der Masse der armen Länder als roter Faden durch die Diskussionen. Zur selben Zeit, als Rußlands Präsident Boris Jelzin in Moskau seine Wünsche an den Münchner Wirtschaftsgipfel formuliert - dreijährige Stundung des Schuldendienstes und Lockerung der von den westlichen Gebern geforderten Strukturauflagen -, beschreibt im Forum "Weltwirtschaft" Edith Mutale vom sambischen Kirchenrat in eindringlichen Worten, wie Verschuldung und Strukturanpassung nach den Rezepten des Internationalen Währungsfonds (IWF) ihr Land immer tiefer ins Elend treiben und die noch junge, zerbrechliche Demokratie in Sambia bedrohen.
"Die sozialen und ökologischen Krisen in anderen Teilen der Welt werden stärker als bisher auf uns zurückschlagen", warnt der Münchener Wirtschaftswissenschaftler Charles Pauli, "das deutsche Vorgärtchen wird sich nicht mehr von den Hinterhöfen absperren können." Auch nach dem Ende des Ost-Sozialismus haben für ihn etliche marxsche Kategorien nicht ihre Gültigkeit verloren: "Die totgesagten Prozesse der absoluten und relativen Verelendung existieren im Weltmaßstab." Rigide Rationalisierung und wachsende Kapitalkonzentration drängten "einen immer größeren Teil der Menschheit aus der produktiven Arbeit". Rund 300 Millionen Arbeitslose weltweit seien derzeit die Folge.
Nach der globalen Tour d'horizon am Samstag morgen folgt in den Arbeitsgruppen "Weltwirtschaft zum Anfassen". Da erzählt beispielsweise Ignacio Lemke von der brasilianischen "Kommission für Landpastoral", wie 140 000 Kleinbauern aus dem nordbrasilianischen Sobradinho- Gebiet vertrieben wurden, weil dort Großgrundbesitzer und multinationale Konzerne Plantagen-Gemüse für den europäischen Markt anbauen wollen, wie viele von ihnen im Regenwald von Rondonia als Kaffee- und Kakaobauern angesiedelt wurden und nach kurzer Zeit den fallenden Weltmarktpreisen dieser Produkte zum Opfer fielen, um am Ende in den wuchernden Slums von Rio de Janeiro und Sao Paulo zu landen.
Der Journalist Phillip Ferguson aus Sierra Leone berichtet dann, weshalb Landflucht, Hunger und eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur 42 Jahren in seinem Land mit den Aktivitäten der Bergbau-Konzerne dort zusammenhängen, die durch den Gold-, Diamanten- und Bauxit-Tagebau weite Akkerflächen und Waldgebiete zerstört hätten. Durch konzerninterne "Transferpreis-Verrechnung" fielen beispielsweise die Gewinne der afrikanischen Alusuisse- Tochter fast ausschließlich bei der Schweizer Mutter an. "Das einzige, was davon in meinem Land ankommt, sind die Bestechungsgelder für unsere korrupten Eliten", sagt Ferguson. Er ruft die "hier versammelten Konsumenten" auf, von Europa aus öffentlichen Druck auf die in Afrika aktiven Multis auszuüben.
Samstagnachmittag. Der Marienplatz füllt sich mit Demonstranten, deren Taschen an den U-Bahn-Ausgängen gefilzt werden. Der Platz ist gesäumt von Polizei-Hundertschaften in kugelsicheren Westen und Helmen. Einer der Kundgebungs-Redner, der Heidelberger Theologieprofessor Ulrich Duchow, spricht vom Podium aus die Sicherheitskräfte direkt an: Sie sollten sich nicht von einer Hand voll "selbsternannter Weltherrscher, die nicht legitimiert sind für die Völker der Welt zu sprechen, mißbrauchen lassen". Die wirkliche Gewalt komme nicht von den Demonstranten, sondern entspringe einem Weltwirtschaftssystem, das Millionen von Kindern verhungern lasse. "Durch die Kriminalisierung der Teilnehmer werden die wahren Verhältnisse umgekehrt." Die angesprochene Polizei verteilt derweil Flugblätter, in denen sie ihr massives Auftreten damit rechtfer- tigt, daß es eben "nicht leicht" sei, "an einem verkaufsoffenen Samstag die Demonstrationsfreiheit zu gewährleisten".
Der Zug der etwa 15 000 Demonstranten muß sich denn auch quälend langsam durch das enge Spalier der aus ganz Deutschland angekarrten Polizisten zwängen. Immer wieder provozieren sie durch vorübergehende Festnahmen von Demonstranten, mehrmals scheint es, als würde der Zug gewaltsam aufgelöst. Schließlich endet er doch weitgehend friedlich am weiträumig abgesperrten Odeonsplatz, wo sich heute die Staatsoberhäupter ihr Stelldichein geben.
Sonntagmorgen. Während draußen Hunderte von parkenden Autos abgeschleppt werden, um die Fahrtrouten der für den Nachmittag erwarteten Gipfel-Delegationen sicher zu machen, beschreibt drinnen in der Erlöserkirche der brasilianische Staatsrechts-Professor Joao Luis Pinaud, weshalb nach seiner Ansicht ein Großteil der Dritte- Welt-Schulden "illegitim und illegal" ist. So habe etwa die brasilianische Militärdiktatur in den 70er und 80er Jahren Verträge mit den Banken geschlossen, ohne dafür ein rechtliches und politisches Mandat zu besitzen.
Doch die Appelle an die sieben Gipfel-Regierungschefs, endlich die Entschuldung der Entwicklungsländer ernsthaft anzupacken, dürften ungehört bleiben. Wenn in der Münchner Residenz über Schulden gesprochen wird, dann höchstens über die der GUS-Staaten. Für den Alternativ-Ökonomen Pauli, für den "die Krise in Osteuropa mehr und mehr das Versagen rein marktwirtschaft- licher Reformen dokumentiert", geht es in München denn auch vor allem darum, "daß Bonn die G 7 in die finanzielle Verantwortung für den Osten nimmt", denn schließlich "profitieren die deutschen Konzerne und Banken am meisten davon".
Manfred Kanther gehört normalerweise nicht zu den nichts-sagenden Politikern. Der hessische Christdemokrat, ehedem Dreggers "General", galt später als Finanzminister Walter Wallmanns als permanente Bedrohung (der "eigentlich bessere Ministerpräsident") seines Chefs. Gegen "Wallmanns politisches Testament" und eine Riege junger Neuerer in der Hessen-Union erkämpfte er seine starke Stellung als Fraktions- und Parteivorsitzender. Die Ultra- Konservativen der Fraktion, die in seiner Person die Erinnerung an bessere "Dregger-Zeiten" wachgehalten sahen, haben nun allerdings Kanthers Handlungsgrenzen aufgezeigt.
Tagelang hatte der Chef geschwiegen, als bekannt wurde, daß sich rund ein Viertel seiner Fraktionskollegen ganz ungeniert für Bündnisse mit den Republikanern ausspricht. Kanther tauchte weg. Und als er sich in Urlaubsstimmung auf die "Republikaner-Fraktion in der Fraktion" einließ, da gab er sich uninformiert und uninteressiert, als wisse er überhaupt nicht, was in Fraktion und Partei vorgeht, und wolle es - beim Thema Republikaner - auch lieber gar nicht wissen. Kanthers langes zuwartendes Schweigen, von vielen als stille Ermunterung ans rechts-konservative Lager gedeutet, der Republikaner-Debatte in der Union gab es bundesweit Auftrieb.
Die "Republikaner-Fraktion", das ist eine Riege von hessischen CDU-Abgeordneten, die sich im "Petersberger Kreis" (benannt nach einer Gemeinde bei Fulda) zusammengeschlossen haben. "Es ist schon besser, sich vor einer Fraktionssitzung auf eine gemeinsame Linie zu verständigen und dann zu argumentieren", sagt einer, der seiner Partei zu einem mehr konservativen Profil verhelfen will. Zusammengefunden hat sich der Kreis, der nun in der Wiesbadener Unionsführung als "unbedeutende Hinterbänklergruppe" abgetan wird, ausgerechnet, um sich für Kanther stark zu machen.
Nach Wallmanns christdemokratischem Intermezzo im roten Hessen wollte der abgewählte Ministerpräsident als Noch-CDU-Vorsitzender die Weichen für einen langfristigen personellen Neuanfang stellen. Wallmann brachte mit dem Kurzzeit-Fraktionsvorsitzenden Roland Koch und dem Ex- Umweltminister Karlheinz Weimar eine junge Garde in Stellung. Doch die Hessen-Union orientierte sich an einer Lösung mit Vergangenheit. Starke Befürworter Kanthers waren dabei eben jene "Hinterbänkler", die als teilweise mächtige Kreisfürsten nicht ohne Einfluß auf die Delegierten sind.
Das Schielen des "Petersberger Kreises" auf die Mehrheitsbeschaffer für eine Mitte-Rechts-Politik bei den Republikanern ist in der Hessen-CDU keine Einzelerscheinung. Die Frankfurter Oberbürgermeister-Kandidatin Petra Roth, ebenfalls Landtagsabgeordnete, hatte die Mitwirkung der Republikaner bei einem etwaigen Machtwechsel in Frankfurt nicht ausschließen wollen, sich allerdings nach einem Sturm der Entrüstung von dieser Position wieder abgesetzt. Kanther zeigte sich schon damals auffällig nichts-sagend. Vielleicht, weil er zu dem Zeitpunkt bereits wußte oder hätte wissen müssen, daß noch andere Fraktionsmitglieder landesweit mit "schwarz-braunen Bündnissen" (so der grüne Fraktionsvorsitzende Ruppert von Plottnitz) liebäugeln. Das entsprechende zweiseitige Papier des Petersberger Kreises nämlich stammt bereits von Ende April.
"Unsere internen Arbeitspapiere werden regelmäßig dem Fraktionsvorsitzenden zugeleitet", versichern Abgeordnete aus der rechten CDU-Riege. Kanther will nicht wissen, wann er das Papier seiner Kollegen gesehen hat. Fragen nach Eingangsstempel und partei- und fraktionsinternen Büroabläufen bleiben unbeantwortet oder werden entrüstet als indiskret abgetan.
"Ich red immer dann, wenn ich mag", hatte Kanther Journalisten beschieden. Und zum harten Kern der rechten Landtagsriege mochte er eben nicht reden. Kanthers Sprecher Dirk Metz sah sich bei Nachfragen von Journalisten zum Petersberger Kreis mehr als eine Woche außerstande, Kontakte zu dem CDU-Vorsitzenden zu vermitteln. "Wir sagen dazu nichts", lautete die lapidare Antwort. Als ob es die rechten Gedankenflirts der hessischen CDU-Abgeordneten nicht gäbe, war Unions-offiziell verharmlosend und beschönigend von einer "rot-grünen Ente im Sommerloch" die Rede. Aus dem herbeigesehnten Sommerloch ließ sich allerdings der Abgeordnete Josef Weber, Mitglied des Petersberger Kreises, deutlich vernehmen: "Wir sind keine Außenseiter", bekräftigte er die Bündnis-Gedankenspiele der Unionsgruppe, zu der immerhin ein Viertel der hessischen Landtagsabgeordneten zählen soll.
Kanther, der in Sachen Republikaner jegliches "Distanzierungs-Ritual" grundweg ablehnt, weil, einmal begonnen, er nach eigener Ansicht dann bis zur Kommunalwahl im Frühjahr 1993 aus dem Distanzieren nicht mehr herauskäme, rang sich dann doch Erklärungsversuche ab. Der Fraktionsvorsitzende, der sonst eine deutliche Sprache findet, gab sich überraschend uninformiert.
Am "Stochern im Nebel" wolle er sich nicht beteiligen, den Kreis und die Namen, die dazugehören, kenne er nicht. Erst nach der parlamentarischen Sommerpause wolle er "in der Fraktionssitzung Mitte August abfragen", wer wohl dazu zähle. Ein Mitarbeiter ergänzt, daß es sich um freigewählte Abgeordnete handele, die über neue Mehrheiten für die CDU nachdächten.
Während in der CDU der Druck zunimmt, sich deutlich von Republikanern und Republikaner-Freunden abzusetzen - Junge Union, CDA und einige Abgeordnete haben sich in der Richtung geäußert -, wiegelt Kanther ab. Er reagiere gelassen, wenn es in einer Frage bei einigen Fraktionsmitgliedern eine andere Meinung gäbe. Allerdings sei die ganze Debatte "nicht nützlich" für seine Partei. "Die CDU will die Wähler der Republikaner durch eine Politik, die die Republikaner überflüssig macht, gewinnen", sagt Kanther, der im übrigen dem Thema einen "geringen Stellenwert ohne nennenswerte Bedeutung" zuspricht.
Das wird selbst in Teilen der CDU anders gesehen. Bis zum Herbst, so der Landesvorsitzende der Jungen Union, Harald Schmitt, müsse die Partei eindeutig erklären, "wie sie es mit den Republikanern hält". SPD-Fraktionsgeschäftsführer Matthias Kurth spricht von einer "vernebelnden Absetzbewegung" Kanthers und verlangt eine "deutliche Distanzierung der CDU-Spitze sowie der regional verantwortlichen Unionspolitiker von einer Zusammenarbeit mit den Reps".
Christoph Hillenbrand, CDU-Bürgermeister von Petersberg, sieht seine Gemeinde durch die "politisch verworrenen Meinungen" der Landtagsabgeordneten "verunglimpft". Sollten die "politischen Verwirrspiele des ominösen Zirkels weitergehen", will Hillenbrand seinen Parteifreunden in der Fraktion rechtlich untersagen lassen, "sich mit dem Namen Petersberg zu schmücken".
OFFENBACH. Nachdrücklich will sich Oberbürgermeister Wolfgang Reuter bei der Landesregierung für den Erhalt der sakralen Räume im Isenburger Schloß einsetzen. Das versprach er einer Delegation von Kirchenvertretern, die ihm im Rathaus über dreitausend Unterschriften, gesammelt in den Gemeinden, für den Erhalt der Kapellen der Rumänisch-Orthodoxen und der Spanisch-Katholischen Gemeinden überreichten.
"Wir wollen die Sache auf guten Wege in Ordnung bringen", war sich Reuter einig mit Pfarrer Hans-Joachim Bernbeck (evangelische Schloßkirchengemeinde), Pfarrer Baquero Hermino (spanische Gemeinde), Dekan Klaus Denner (katholische Kirche), Pfarrer Heinrich Keipp (frei-religiöse Gemeinde) und Florian Voicu (rumänisch-orhodoxe Kirche).
Die Landesregierung hat das landeseigene Isenburger Schloß der Hochschule für Gestaltung (HfG) zur Verfügung gestellt, damit die expandierende Kunstschule ihre Raumprobleme bewältigen kann. Deshalb sollen das städtische Jugendzentrum und die beiden Gemeinden weichen. Inzwischen gibt es eine breite Protestbewegung dagegen, daß aus den zwei Kapellen eine Cafeteria werden soll. Weil der Magistrat auf eine Zurücknahme der Schloß-Kündigung setzt, hat er seinerseits dem Justizministerium den Mietvertrag für die städtische Immobilie Kaiserstraße 18 gekündigt, um darin das Jugendzentrum unterbringen zu können.
Reuter und die Kirchen-Delegation erkennen die Raumprobleme der HfG an, hoffen jedoch, daß "es auch mittlerweile in Wiesbaden ernsthafte Bestrebungen gibt, für alle Beteiligten Lösungen zu finden". Der Oberbürgermeister wird sich demnächst mit Professor Kurt Steinel, Rektor der HfG, und mit der Ex-Offenbacherin, Professorin Dr. Evelies Mayer, der Wiesbadener Wissenschafts-Ministerin, zu einem Gespräch über die Zukunft von Schloß und HfG in der Landeshauptstadt treffen. Reuter sagte: "Wenn wir noch zu einem Ergebnis kommen, dann sparen wir viel Geld. Das ist zwar ein wichtiges, wenn auch nicht das wichtigste Anliegen. Es geht vor allem darum, daß aus den sakralen Räumen keine Cafeteria wird." Die Kirchenvertreter betonten ihrerseits, daß niemand diese Intentionen der Hochschule begreifen könnte. lz
ROSBACH. Der Ortsverband des BUND in Rosbach unterstützt die Bürgerinitiative gegen den Sendemast in Rodheim. Wie Dr. Eugen Schmidt für den BUND schreibt, hat die Errichtung des Sendemastes bei den benachbarten Anwohnern zu verständlichen Ängsten und Sorgen geführt (die FR berichtete). Die Auswirkungen der von dort ausgesandten elektromagnetischen Wellen seien in ihren schädlichen Folgen für den menschlichen Körper nicht vollständig geklärt.
"Unstreitig ist jedoch die biologische Wirksamkeit dieser hochfrequenten Strahlen", schreibt der Arzt. Von mehreren diesbezüglichen Gutachten führt er die von Diplom-Ingenieur Varga vom Hygieneinstitut der Universität Heidelberg an. Der Gutachter spricht darin von biologischer Wirksamkeit dieser elektromagnetischen Strahlen und von deren Störungs- und Zerstörungsfolgen.
Wissenschaftlich nachgewiesen sei, daß unter anderem Herzfunktionen und Hormonsteuerungen durch elektromagnetische Wellen beeinflußt werden. Im Umfeld dieser Strahlungsquellen können demnach bei Menschen Kopfschmerzen, Unwohlsein, Depressionen und Gedächtnisstörungen auftreten. Befürchtet werden weitere Folgen wie etwa Schwächung des Immunsystems, Blutbildveränderungen, Augenlinsentrübung und Beeinflussung des Blutzuckers. Diese Auswirkungen müssen nicht bei jedem Menschen gleichermaßen auftreten.
Dr. Schmidt weist darauf hin, daß natürlich Erfahrungen und genaue Grenzwerte auf diesem Gebiet fehlen. Deswegen seien die gegenwärtig geltenden Grenzwerte als unrealistisch anzusehen. "Daher halten wir die Errichtung solcher Gefahrenquellen in Siedlungsgebieten für unverantwortlich."
Gutachter Varga gibt in seinen Schlußfolgerungen zu bedenken, daß im menschlichen Körper durch winzige Poren feine elektromagnetische Ströme in Milli-Amperestärke fließen. Dadurch wird die biologische Koordination innerhalb des Körpers zwischen einzelnen Organen hergestellt (Sackmann, Nobelpreis 1991). Daher müsse es jedem klar sein, daß Wechselwirkungen zwischen feiner innerer und viel stärkerer äußerer elektromagnetischer Umwelt bestehen. Allerdings könne man das nicht wahrnehmen.
Vergleichbar ist dieser Vorgang mit dem Bild der Osmose beim Pflanzenwachstum: Durch den höheren Gehalt von Salzen und Mineralien in der Pflanze oder Frucht wird Wasser mit geringerer molekularer Aktivität in die Pflanze gesaugt. Der Vorgang kehrt sich zum Beispiel bei Überdüngung oder beim bekannten Rum-Topf um: Alkohol und Zukker "saugen" wegen der höheren molekularen Aktivität die Flüssigkeit aus den Früchten heraus. Die Früchte schrumpeln; die überdüngte Pflanze kann kein Wasser mehr aufnehmen, es wird aus ihr herausgezogen. de
MAINTAL. Der aktualisierte Vereinskalender mit den Terminen bis zum März kommenden Jahres ist jetzt gedruckt.
Die kostenlose Broschüre enthält auch eine Vorschau der bislang feststehenden Veranstaltungen zur 1200-Jahr-Feier in Dörnigheim.
Montag, 6. Juli
Theater Keine Vorstellungen. Musik Oper Frankfurt, am Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Nixon in China".
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Bill Burns.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Countdown. Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Babysex/ Jack Waterson. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil.
Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge Bankwirtschaftliches Kolloquium an der Universität, 2. Stock, Hörsaal H: 17.15 Uhr, "Immobilien im Vermögensportefeuille einer Versicherung".
Karme Chö Ling West e.V.: 20 Uhr, "Die Natur des Geistes", Ökohaus, Kasseler Str. 1 a. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Schach-Treff im Bethmannpark, Friedberger Anlage: ab 18 Uhr, Schach für alle, Blitzturniere, Freilandschach.
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus. Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: Schiffsausflug zur Loreley, Abfahrt 8.30 Uhr, Eiserner Steg; 14 Uhr, Nähen; 14.30 Uhr, Kegeln, Ginnheim, Am Mühlgarten 2.
Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.
Briefmarken-Verein Ffm. Nord e.V.: 18 Uhr, Tauschtreff, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstraße 3, Tel. 7 89 16 11; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling 30, Tel. 45 12 06; Germania-Apotheke, Friedberger Landstraße 72, Tel. 43 35 36; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Straße 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen- Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 553, Tel. 52 52 28; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Markgrafenstraße 6, Tel. 70 92 02; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstraße 4, Tel. 44 68 01; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Straße 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst
19 bis 23 Uhr
Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Rödelheim, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Montag, 6. Juli
Theater Keine Vorstellungen. Musik Oper Frankfurt, am Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Nixon in China".
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Bill Burns.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Countdown.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Babysex / Jack Waterson.
NORDEND. Eine Wippe, die wie eine Wurst aussieht, und Schaukeln, für die Hamburger und Pizza Modell standen: Diese witzigen Geräte werden bald auf dem Merianplatz zum Spielen einladen. Zur Zeit beherrschen zwar noch die Bagger des Gartenamtes den Platz, doch ab Mitte Juli können sich die Kinder ihr Areal zurückerobern. Die Jungen und Mädchen erwartet dann ein völlig neugestalteter Spielplatz. Rund 440 000 Mark hat die Stadt in den Umbau des Merianplatzes investiert.
Rüdiger Cibis vom Garten- und Friedhofsamt erläuterte das Projekt. "Wir wollen der oft monotonen Gestaltung vieler Spielplätze Paroli bieten", sagte er. Stadtkinder würden nun mal die meiste Zeit auf Spielplätzen verbringen, und dort wollten sie sich austoben und ihr Können auf die Probe stellen. "Ein Spielplatz, der nur eine langweilige Ansammlung von Geräten bietet, kann nicht unser Interesse sein", betonte der Projektleiter. Um die Fähigkeiten der Kinder "optimal" zu fördern und "Kommunikation zu stimulieren", soll die renovierte Spielfläche außerdem zeitweise von Studenten oder Praktikanten aus der Jugendarbeit betreut werden.
Und so wird der neugestaltete Merianplatz aussehen: Rundherum wird eine Mauer gezogen, in die fröhliche Gesichter modelliert werden. Hauptattraktion wird ein Betontrog, aus dem "wie von Zauberhand" Wasser quillt, wenn es gebraucht wird. Des Rätsels Lösung: Eine elektronische Steuerung reguliert den Brunnen. Das Wasser wird mit einem Schöpfrad in den Sandkasten geleitet, so daß die Kinder damit Sandburgen bauen oder sich echte "Schlammschlachten" liefern können.
Außerdem wird auf einer freien Fläche eine schlafende Clownsfigur, die aus dikkem Netz geflochten ist, zwischen zwei Pfählen aufgehängt. Das Gerät ist vor allem für die kleineren Besucher gedacht: Sie können hier wippen oder den "Bauch" des Clowns wie eine Hängematte benutzen. Ein dicker Gummibelag auf dem Boden soll dafür sorgen, daß sich die Jungen und Mädchen nicht verletzen. Schach-, Dame- und Geschicklichkeitsspiele runden das Angebot ab. rea
Ausstellungen Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Photografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis auf weiteres); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder einer Dresdner Künstlergruppe (1970-1976) (bis 29. 9.); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung in Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
ERLENSEE. Erhebliche Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und gesundheitliche Risiken bescheinigt das medizinisch-psychologische Gutachten zum Huschrauberlärm den Bewohnern von Erlensee. Nicht untersucht wurden die Belastungen in den Nachbarkommunen, die allerdings ähnlich zu bewerten sein dürften. Aus dem Gutachten geht übrigens auch hervor, daß die Erlenseer beim Finanzamt einen Abschlag von 15 Prozent vom Grundstücks- und 20 Prozent beim Gebäudesachwert beantragen können. Diese Regelung hat die Oberfinanzdirektion bereits 1984 erlassen. Sie ist allerdings nach Ansicht des Vize-Bürgermeisters Heinz Schäfer in der Bevölkerung weitgehend unbekannt.
Aufgrund der Lärmmessungen in der Reusserhofstraße, Eugen-Kaiser-Straße und Landwehr- / Bleichstraße kommen die Fachgutachter zum Ergebnis, daß an allen Meßorten die jeweils gültigen Richtwerte der Technischen Anleitung (TA) Lärm, wonach beispielsweise in Wohngebieten am Tag 55 und nachts 40 Dezibel gelten, rund um die Uhr, vor allem aber "für die Nachtzeit eindeutig und extrem" überschritten werden.
In der Reusserhofstraße liegt die Messung sogar 20 Dezibel über dem Richtwert. Das entspricht einem um den Faktor sieben höheren Schalldruck auf dem Ohr und einer gefühlsmäßigen vierfach höheren Lärmempfindung. Die Überschreitung der Richtwerte ist für Professor Jansen und den Psychologen Notbohm so eindeutig, daß "auch Einwände gegen Einzelheiten des Bewertungsverfahrens die Deutlichkeit der Meßergebnisse nicht schmälern könnten".
Zwar kommen als Folgen der Überflüge für die Experten direkte körperliche Folgen wie Funktionseinbußen nicht in Betracht, doch kann es dadurch zu physiologischen Reaktionen, Bluthochdruck und koronaren Herzerkrankungen, Beeinträchtigungen der Schlafqualität, Gestörtheitsreaktionen und Kommunikationsschwierigkeiten kommen. Die dafür angegebenen Schwellenwerte werden von den Rotoren der US- Hubschrauber allesamt übertroffen.
Weiter heißt es dazu: "Aus medizinischer Sicht ist besonders zu betonen, daß einzelne Personengruppen bereits bei niedrigeren Schallbelastungen als die durchschnittliche Bevölkerung physiologische Reaktionen zeigen. Neben Kindern und alten Menschen sind Kranke, insbesondere Hypertoniker und blutdrucklabile Personen, eine besonders schutzwürdige Gruppe. Bestehende Zumutbarkeitswerte sind Ergebnisse von Abwägungs- und Entscheidungsprozessen, die nicht den Schutz jedes einzelnen garantieren, sondern einen gesellschaftlichen Kompromiß darstellen."
Lärm ist nicht gleich Lärm. Zwar gibt es keine speziellen Untersuchungen zum vorliegenden Problem, doch haben Jansen und Notbohm Hinweise darauf, "daß Geräuschimmissionen von Hubschraubern nicht mit anderen regellosen Geräuschen vergleichbar sind. Als bei weitem störendste Geräuschquelle wird das sogenannte ,blade slap' bezeichnet, ein besonders lautes, sich in schneller Folge wiederholendes Knal- len, vor allem beim Sinkflug mit Teilleistung, wie er häufig beim Landeanflug vorkommt. Blade slap kann aber auch bei engem Kurvenflug oder beim Übergang vom Steilflug in den Horizontalflug vorkommen.
Fazit: "Mit diesen Angaben dürfte ausreichend belegt sein, daß Geräuschimmissionen von Hubschrauber, insbesondere beim Starten und Landen, akustische Eigenschaften aufweisen können, die von den Betroffenen als stark belästigend empfunden werden."
Am schlimmsten ergeht es dabei den Anwohnern der Reusserhofstraße. Dort konstatieren die Mediziner einen Grenzbereich möglicher Gesundheitsgefährdung" und eine "insgesamt sehr bedenkliche Lärmbelastung". Geringere gesundheitliche Risiken werden für die beiden anderen Meßorte bilanziert. Insgesamt aber müßten nach Angaben von Jansen und Notbohm die Hubschrauberimmissionen "dringend" reduziert werden. hein
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Friedman-Guiness-Gallery, Braubachstr. 32: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Max Franz - Lexikon (bis 11. 7.).
Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 46 38 23: Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Martina Schoder - "Inside Out - Outside In - Rauminstallationen" (bis 11. 7.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Hubert Kiecol (bis 11. 7.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Elvira Bach - "Gemälde u. Arbeiten auf Papier" (bis 11. 7.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Max Maroun (bis 12. 7.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Otto Muehl - Arbeiten auf Papier aus den 60er Jahren (bis 12. 7.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Helmut Rieger - "Fisch, Frau und Vogel" (bis 14. 7.).
Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sabina Wörner - "Malerei" (bis 15. 7.).
La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr; Uwe Löllmann, Keramikausstellung. Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.). Ausstellungen Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Photografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Die Offenbacher Kampfkraft unterlag dem Stuttgarter Spielwitz. Die Gastgeber mühten sich gegen den hohen Favoriten redlich, vermochten den technisch versierten Schwaben allerdings nichts Adäquates entgegenzusetzen, um die erste Runde der Deutschen B-Jugendmeisterschaft zu überstehen. Der 3:2 (3:1)-Erfolg des VfB spiegelte eine Woche nach dem 1:1 im Hinspiel den Leistungsunterschied wider, der lediglich von Kickers-Trainer Edgar Fischer als minimal eingestuft wurde. Fischer sprach hernach von einem "glücklichen Sieger", ohne dabei jedoch zu übersehen, daß die Stuttgarter im ersten Abschnitt die eindeutig überlegene Mannschaft waren und darüber hinaus auch im zweiten Durchgang die zwingenderen Chancen herausarbeiteten.
Etwa 1000 Zuschauer sahen ein typisches Jugendspiel. Beide Mannschaften agierten von Beginn an ohne taktische Fesseln, was sich sogleich in Toren widerspiegelte. Bereits nach sechs Minuten waren deren drei gefallen. Stuttgarts türkischer Nationalspieler Türker offenbarte dabei eklatante Abwehrschwächen in der OFC-Hintermannschaft. Mühlos gelang ihm die Führung, die Dolzer wenige Sekunden später mit einem verwandelten Foulelfmeter, den Torwart Walz an Hinse verursachte, wieder ausgleichen konnte. Und weil es an diesem Sonntag vormittag so leicht war, düpierte Regenbogen die Kickers-Abwehr gleich noch einmal und markierte im Gegenzug das 2:1, dem Potye wenig später ein weiteres Tor folgen ließ.
Der Bundesliga-Nachwuchs hatte das Heft klar in der Hand, lediglich im Abschluß offenbarte sich in der Folgezeit mangelnde Kaltschnäuzigkeit. Leichte Hoffnung für die Kickers kam Mitte der zweiten Halbzeit durch den Anschlußtreffer von Hinse auf. Die Offenbacher konnten das Spiel nun zwar ausgeglichen gestalten, ein weiterer Treffer gelang ihnen jedoch nicht mehr. Sie hatten sogar Glück, daß Büttner einen von Ziborius an Türker verschuldeten Foulelfmeter neben das Tor setzte. JÖRG HANAU
Offenbach: Pelz, Dolzer, Sedlacek, Weck, Ziborius, Frank Schmitt (49. Stefan Schmitt), Ivkovic, Winter, Wolf, Elzioglu (41. Paflitis), Hinse.
Tore: 0:1 Türker (3.), 1:1 Dolzer (4., Foulelfmeter), 1:2 Regenbogen (6.), 1:3 Potye (20.), 2:3 Hinse (54.).
Schiedsrichter: Hufgard (Feldkahl).
Zuschauer: 1000.
Eine 19 Jahre alte Frau aus Bad Vilbel ist am frühen Samstag morgen in der U-Bahn-Station Bornheim-Mitte von einem unbekannten Mann überfallen worden. Polizeiangaben zufolge hatte die Frau gegen 7.45 Uhr einen Zug der U-Bahnlinie 4 an der Station Bornheim- Mitte verlassen, als ein unbekannter Mann auf sie zurannte. Obwohl sich die junge Frau zunächst heftig wehrte, gelang es dem Täter, ihr die Handtasche mit rund 300 Mark zu entreißen. Anschließend sprang er mit seiner Beute in einen Wagen der am Gleis wartenden U-Bahn und verschwand.
Der Täter ist nach Angaben der 19jährigen etwa 1,80 Meter groß und von südländischem Aussehen. Er hat schwarze Haare und trug zur Tatzeit Jeans und eine schwarze Jacke. sar
HANDBALL
LÄNDERSPIEL der Männer in Budapest: Ungarn - Deutschland 18:18 (8:9).
Rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in Barcelona macht die Titelverteidigerin Nicole Uphoff in überzeugender Manier ihre Ansprüche deutlich. In einem FR-Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied Hans Günter Schmidt gab Nicole Uphoff beim CHIO in Aachen Auskunft über ihre sportlichen und privaten Pläne.
"Nicole Uphoff, seit Donaueschingen, wo Sie im Vorjahr überraschend nicht Europameisterin wurden, hat man von Ihnen und Rembrandt so eine starke Leistung, wie in Aachen, nicht mehr geboten bekommen."
"Das sehe ich nicht ganz so. Beim Stuttgarter Hallen-Turnier war er auch sehr gut, und die Konkurrenz mit der von Aachen vergleichbar."
"Dennoch hatte man den Eindruck, Nicole Uphoff machte sich nach der Niederlage bei der EM gegen Isabell Werth bei großen Turnieren rar."
"Das mag täuschen, denn mit Rembrandt gab es nie mehr Turniere im Winter. Grand Gilbert verletzte sich beim Ball des Sports in Wiesbaden, fiel drei Monate aus und hatte dadurch ein halbes Jahr kein Turnier."
"Drei Wochen vor Beginn der Spiele sind Reiterin und Pferd wieder in Topform. Gibt es da ein Geheimnis?"
"Wir sind beide älter geworden, an Erfahrung reicher. Nein, im Ernst: vor den Deutschen Meisterschaften hatte ich Rembrandt ein bißchen aufgeheizt im Training. Das scheint ihm nicht bekommen zu sein. Also ließ ich ihn vor Aachen sozusagen untertourig arbeiten. Das Ergebnis gab mir recht. Wenn er so wie hier in Barcelona geht, bin ich zufrieden. Er war locker wie selten und ungewöhnlich leicht zu führen."
"Also nicht die Probleme wie vor einem Jahr in Donaueschingen, wo Sie ja in Ihrer ersten Enttäuschung dem Publikum die Schuld an den Fehlern von Rembrandt gaben?"
"Es ist ja bekannt, daß er im Wettkampf, also unter Anspannung, auf das Klicken von Kameras äußerst nervös reagiert, die ihn sonst jedoch völlig kalt lassen. Was mich damals so geärgert hat, war das Verhalten der Zuschauer, die lustig weiterknipsten, obwohl ich ihnen zugerufen hatte, sie möchten das unterlassen."
"Wie sind denn die räumlichen Verhältnisse in Aachen und Barcelona gegenüber Donaueschingen?"
"In Aachen ist der Abstand zu den Zuschauern beträchtlich größer als in Donaueschingen. Noch besser soll es in Barcelona sein, also alles Störende ganz weit weg."
"Was trauen Sie sich bei Olympia als Titelverteidigerin zu, wenn man davon ausgeht, daß der Mannschaftssieg eine reine Formsache wird?"
"Ich hoffe auch im Einzel-Wettbewerb auf eine Medaille."
"Beeinflußt Ihr Abschneiden in Barcelona Ihre Zukuknft?"
"In keinster Weise. Ich könnte da nicht, wie man es jetzt zum Beispiel von den Ruderern hört: noch einmal Gold und dann abtreten. Pferde sind mein Leben, auch wenn ich einmal nicht mehr ganz oben mitreite. Dann möchte ich mein Hobby zum Beruf machen und Pferde sowie Reiter ausbilden, was mir schon jetzt sehr viel Spaß macht."
"Paul Schockemöhle soll das Pferd, mit dem Ihr Freund Otto Becker seine größten Erfolge hatte, für drei Millionen Mark nach Italien verkauft haben. Was ist denn dann Rembrandt Borbet wert?"
"Der ist unbezahlbar und unverkäuflich. Das gilt für alle Zeiten. Er ist ja jetzt schon 15 Jahre und wird in Barcelona wohl seine letzten Olympischen Spiele gehen. Zu Beginn meiner internationalen Laufbahn, als ich 1987 zweifache Europameisterin bei den Jungen Reitern wurde und meinen ersten Grand Prix Special gewann, wurden von zwei Nationen bereits Unsummen geboten."
"Ist die Konkurrenz in Barcelona stärker als in Seoul 1988?"
"Bei den Mannschaften auf keinen Fall. In der Einzel-Entscheidung gibt es ein großes Fragezeichen. Das ist die Schwedin Luise Nathorst auf Dante, die zum Beispiel in Dortmund den Grand Prix Special gewann. Sie macht sich aber so rar, daß man ihre derzeitige Leistungsstärke schwer einschätzen kann."
"Würde Sie es überraschen, wenn Gold, Silber und Bronze an deutsche Vertreter ging?"
"Das ist schon möglich."
"Können sich zwei Leute, die in ihrem Bereich Weltspitze sind, eigentlich noch Tips geben? Hat sich Otto Becker schon mit den Dressur-Lektionen angefreundet?" "Er schaut genauso bei mir zu, wie ich bei ihm. Interessiert hat er sich zum Beispiel für mein sogenanntes Locker-Reiten."Kunstgenuß in fliehenden 2
Mitte der achtziger Jahre lernten die Thommys an der "documenta" die Hamburger Künstlerin Anna Oppermann kennen. Dominique Thommy sah ein Mißverhältnis: Anna Oppermann ist zwar auf Ausstellungen zu Hause, nicht aber in den Köpfen vieler Menschen, "Kunst im Museum ist Ausnahmezustand", sagt Thommy. Er will die Kunst in den Alltag holen. Ein Kunst-Hotel scheint ihm dafür ein geeignetes Transportmittel. Es ist die gelungene Symbiose von Kultur und der banalen Notwendigkeit des Schlafens.
1989 schließlich war der "Teufelhof" nicht mehr zu verhindern. Seither läuft das Drei-Sterne-Hotel. Gäste bestellen telefonisch mit dem Prospekt in der Hand und haben konkrete Zimmerwünsche. Jede Nacht in einem anderen Raum. Am Morgen, wenn die Türen offen sind, gibt es auf den weißen Fluren eine Völkerwanderung. Jeder steckt die Nase in des Nachbars Zimmer, der Blick schweift über zerwühlte Betten an Wände und Decken. Der Abschluß einer ganz und gar kunstvollen Nacht: die exegetische Diskussion überm Frühstücksei.
Dominique Thommys Haus sieht natürlich Prominenz, doch das findet er "nicht erwähnenswert." Er ist amüsiert, wenn Großköpfe aus der Schweizer Politik zu ihm kommen. Früher haben sie ihm mächtige Steine in den Weg gelegt, heute schreiben sie sich den einzigartigen "Teufelhof" als "typisch baslerisch" auf die Fahne.
Typisch baslerisch war höchstens die traurige Vorgeschichte. 15 Jahre stand das Haus am Leonardsgraben leer. Die Thommys kauften es, hatten jedoch eidgenössische Eigenarten unterschätzt. Nachbarn und Wirte klagten. Damit Alkohol in die Gläser fließen durfte, mußten die Thommys einen sogenannten "Bedürfnisnachweis" für das Gasthaus bringen. Quasi ein helvetisches Gutachten, daß an dieser Stelle in der Stadt ein Bierchen nicht schaden könnte. Und weil die Schweizer - die Basler insbesondere - dem Neuen nicht immer aufgeschlossen sind, kämpfte das Paar sechseinhalb Jahre gegen die Behörden, bis es Recht bekam vom Lausanner Bundesgericht, der höchsten Schweizer Instanz.
Das steckt dem graunhaarigen Dominique noch heute in den Knochen: Die Wand des Theaters hat der gelernte Dekorateur mit Akten des Rechtsstreites tapeziert. Im Flur hängt eine Collage aus angesengtem Schriftkram. Seelenhygiene. Neben einem Teufelskopf steht, wie sich die Thommys eigenössische Justiz wünschen: "In Dubio pro Diabolo."
Bei allem Ärger fühlt sich Thommy in dieser Stadt wohl. Sie lebe dank ein paar Individualisten, trotz offiziellem Mief und Schwerfälligkeit. Selbst die "art", der Welt größte Kunstmesse, ist das Werk von fünf Galeristen.
Wir liegen in Zimmer eins und blicken an die Decke. Von einer Zimmerdecke zur anderen balancieren kleine schwarze Menschen auf dünnen Stäben. Auf den Weg geschickt hat sie der Berliner Hubertus von der Goltz. Seine Figuren stehen auf vielen Dächern der Republik. Eine "Balance" ging um die Welt: Der schwarze Mann, der im November 1989 auf der Berliner Mauer stand. Bei Guido Nussbaum im Zimmer fünf tasten Videokameras Segmente einer Weltkugel ab. Drei Fernsehgeräte kugelförmig angeordnet, zeigen, wie die Welt wirklich ist: Dreigeteilt.
Jeder Steuerberater würde den Thommys empfehlen, den "Teufelhof" zum Teufel zu jagen. Trotz Preisen bis 300 Mark pro Nacht bleibt das zu kleine Kunsthotel ein Geschäft zum Drauflegen. Warum Dominique trotzdem weitermacht? Es ist eben sein "Spleen". Das diabolische Element liefert seine Frau. Während einer Theaterreise bekam Monica Thommy einen kleinen Teufel geschenkt. Er wurde zum Talismann, heute hängen 300 Darstellungen des Gehörnten im Loenardsgraben 47. Bisher hat's noch keinem Gast geschadet.
Wir fanden auch ein Manko: Die zusammengestellten Einzelbetten rutschen auf dem glatten Parkett. Da tun sich schnell tiefe Gräben auf. Grund für einen Bräutigam, sich im Gästebuch über "fliehende Betten" zu ärgern. Ein anderer kommentierte seinen Aufenthalt: "Nothing like it in Houston." Das glauben wir ihm.
Auch Susanne aus dem Allgäu stimmt ihm zu. Sie will den Arbeitsplatz "Teufelhof" so schnell nicht verlassen: "Das ist das Nonplusultra." Keine Rangordnung unter den Angestellten, eine Atmosphäre, wie sie noch keine erlebt habe: Die 45 Beschäftigten machen einmal pro Woche ein Fest. Da gucken die Wirte-Kollegen schon mal skeptisch über den Zaun.
Dominique Thommy - ein Rebell der Gastronomie, ein linker noch dazu? Nein - weder links noch rechts, "sondern vernünftig". Er lacht teuflisch, wenn er erzählt, daß seine Frau gerade Vorstandsmitglied im Basler Wirteverein geworden ist. Zum Trotz. Und auch wenn er es Zufall nennt: Dominique Thommy ist mit einer schwarzen Hose bekleidet und einem roten Hemd. HARRY WEILAND Adresse: Teufelhof, Leonhardsgraben 47, Heuberg 30, Basel, Tel. 0 61 / 25 10 10.
Auch nach der Rekonstruktion des Mordfalls Claudius Schwarz durch die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY . . . ungelöst" am vergangenen Freitag hat die Polizei bisher noch keine neuen Erkenntnisse. Nach offiziellen Angaben sind zwar zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Diese müßten aber zunächst noch ausgewertet werden.
Der 44jährige Schwarz war im Januar vergangenen Jahres tot in seiner Wohnung in Bergen-Enkheim aufgefunden worden. Er war von Unbekannten mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen worden und an seinem Blut erstickt.
Auch die Ermittlungen zum Banküberfall im Gallusviertel konnten durch Hinweise von Fernsehzuschauern bislang nicht entscheidend vorangebracht werden. Auch dieser Fall, bei dem ein bislang unbekannter Täter (Foto) Ende Mai dieses Jahres bei einem Überfall auf eine Sparkassen-Filiale in der Mainzer Landstraße 50 000 Mark erbeutet hatte und von einer automatischen Kamera fotografiert wurde, war in der Sendung vorgestellt worden.
Der Unbekannte, der verdächtigt wird, auch für einen Banküberfall in Flörsheim / Weilbach im September 1991 verantwortlich zu sein, wird von der Polizei so beschrieben: etwa 40 Jahre alt, 1,70 bis 1,80 Meter groß, vollschlank mit dunklem, pomadisierten Haar mit Mittelscheitel. Zur Tatzeit trug der Mann eine schwarze Hose, ein hellblaues Hemd und eine quergestreifte Krawatte.
Er war mit einer Pistole bewaffnet und hatte eine dunkle Aktentasche aus Leder oder Kunstleder bei sich. sar
Die FDP hat erst zugestimmt und will jetzt nichts mehr damit zu tun haben. Die CDU-Spitze weiß, daß aus dem Plan nichts werden kann, verficht ihn aber unvermindert weiter. Und die Gewerkschaften brauchen nur mit dem Finger zu schnipsen, um Zehntausende Arbeitnehmer in ganz Deutschland praktisch von jetzt auf sofort dazu zu bringen, die Arbeit niederzulegen. Absurdes Theater?
Nein, hohe Politik soll das sein, was sich derzeit um den Karenztag abspielt, mit dem die Pflegeversicherung finanziert werden soll. Aber Politik, wie sie in Bonn betrieben wird, hat nicht nur in diesem Fall auch für den Zeitgenossen, der immer noch gutwillig und wohlbegründet an der Notwendigkeit von Parteien, Institutionen, Gremienpolitik und ihren Ritualen festhält, zunehmend den Charakter absurden Theaters. Politik wird so zur Karikatur ihrer selbst.
Wie sehr die Bonner Koalitionäre mit sich selbst beschäftigt sind, kann man vielleicht auch daran ablesen, daß nicht ein einziger - was bei sonst ähnlichen Anlässen zur Regel gehörte - mahnend darauf hinweist, solche Arbeitsniederlegungen seien politische, also unzulässige Streiks. Und zur Vollständigkeit der verkehrten Welt gehört auch, daß die Arbeitgeber keinen Grund sahen, sich negativ zu den Kurzstreiks zu äußern und sich mit der Bonner Regierung gemein zu machen. Die Bonner Herren stehen nun allein im Regen. rüg
HOCHHEIM. "Das war Rekord." Wolfgang Beulich, rechte Hand von Festmeister Kurt Dekoj, wuselte übers Weinfest. 40 000 Besucher am ersten Abend, das gab's noch nie. Doch die Wolken am Himmel verhießen nichts Gutes für den Fortgang. Beulich aber war nicht zu erschüttern. "Das regnet nicht", sagte er, schlug jede Prognose in den Wind. Seine Vorhersage traf weitgehend zu: lediglich ein paar Spritzer verwässerten den Zechern den Riesling.
Ihre Werbestrategie hatten sich die Meister des Grills aus Kölleda offenbar in Western-Filmen abgeschaut: Rauchzeichen kündeten von der Original Thüringer Bratwurst. Absicht oder ein Fehler im System? Die Kundschaft jedenfalls hatte ein Gesprächsthema.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde vom Bierstand: Der residierte mittendrin, einige Dutzend Meter von der Madonna am Plan entfernt. "Das gab's noch nie", wetterten Winzer in ihren Buden. Die Enklave des Gerstensaftes war nur von kurzem Bestand: Am Samstag waren die Zapfhähne abgeschraubt.
"Mach mich flach" warb das Plakat für Getränke-Kartons. Drei Handgriffe, so war da zu sehen, und schon ist das sperrige Stück zusammengefaltet, benötigt vermeintlich weniger Platz auf dem Müllberg. "Wenn's nur bei Dir auch so einfach wäre", spottete die Frau, griff ihrem Begleiter in die Seite und zwickte in die Speckfalte.
"Mensch, diese Viecher", fluchte der Mann, angelte eine Blattlaus aus dem Weinglas. Es war ein Wettfischen für Tausende. Hart indes traf es die Frau am Weinstand. Die grünen Punkte im Haar erklärte sie so: "Ich hab' gerade mal etwas Haarlack nachgelegt." Sie hätte auf den Halt der Locken verzichten sollen - in den Strähnen klebten die grünen Insekten zuhauf.
"Wir treffen uns beim Graeger." Der Hinweis glich für den Ortsfremden einem Aufruf zum Spießrutenlauf. An zahlreichen Stände prangte das Signet der Hochheimer Sektkellerei. Die Bekannten freilich waren nirgendwo zu finden. Nach langer Zeit des Irrens raffte sich der Erschöpfte auf, einen Szenenkenner zu fragen. Antwort: "Beim Graeger, des ist dort, wo de Graeger is, un net da, wo er iwwerall ausgeschenkt werd." Alles klar?
Nur schleppend voran kam der Rettungswagen des Roten Kreuzes. "Wir fahren doch nur, wenn's absolut nötig ist. Und dann müssen wir uns auch noch ein Maul anhängen lassen", schüttelte der Sanitäter mit dem Kopf. In sechs Schichten kümmerten sich die Rotkreuzler um Wohl und Weh der Festbesucher. Ein paar Schnittwunden, einige Menschen mit Kreislaufbeschwerden und ein handfester Ehekrach wies die Statistik aus. Kommentar von Polizei und DRK: nichts Besonderes.
Wenig Worte machte Weinprinzessin Nicole Pfaff bei der Eröffnung im Hof des Staatsweingutes. "Ich begrüße alle Gäste. Zum Wohl!" Das Publikum nahm's gelassen. Bürgermeister Schindler: Ein guter Auftakt für künftige Reden.
"Bei uns sitzen sie in der ersten Reihe", warb Winzermeister Axel Eiser vom Weingut der Stadt Frankfurt. Erstmals wieder seit neun Jahren war der Gutsausschank am südlichen Stadtrand von Hochheim geöffnet. Und von dort gibt es den besten Blick aufs Feuerwerk. Das soll heute, Montag, um 23 Uhr gezündet werden. Mit Raketen und Böllern über den Weinbergen wird das Fest dann ausklingen. kkü
Wir mögen sie nicht: Hotelzimmer, die in Aachen so aussehen wie in Altötting, die sich gleichen, wie ein Handtuch dem anderen. Zellen in charakterlosen Übernachtungsbunkern, gerade noch am Seifenstückchen zu unterscheiden. Uniformes Reisen im Standardmaß, in den USA zur Perfektion gebracht, bei uns gerne kopiert, eine Plage.
Der "Teufelhof" in Basel ist ein Glücksfall für jeden Reisenden. Hier muß man nicht den Vorhang öffnen, um zu wissen, wo man aufgewacht ist. Das "Kultur- und Gasthaus" ist ein Kunsthotel und ein Unikum in der europäischen Hotel-Szene obendrein. Hier finden wir Kultur vom Fundament bis zum First: Acht namhafte Künstler haben die acht Zimmer gestaltet, in der Küche kocht ein deutscher Könner, unterm Dach gibt es mehrmals die Woche Kleinkunst und im Keller warten 250 Flaschen Wein auf die Sommerliers. Ein Fest für die Sinne.
Entdeckungstour im Teufelhof. Wo ist die Kunst in Zimmer sechs? Wir sehen fast nichts und ärgern uns in bester Stammtischmanier. Auf dem Klo kommt die Erleuchtung. Ein Blick in den Badezimmerspiegel macht wach. Mit den roten Streifen am verwinkeltem Dachfenster kann der Beobachter zuerst nichts anfangen. Doch im Bad-Spiegel werden die Streifen im anderen Raum zu einem Kreis. Kunst im Zimmer sechs: eine Frage des Standpunktes und eine Spezialität des Tessiners Felice Varini.
Zwei Idealisten sind die Gründer des Kunsthotels: Monica (47) und Dominique Thommy (48), zwei Botschafter der Kunst, die ihrem Dasein einen biblischen Rhythmus geben: Alle sieben Jahre kommt etwas Neues. Sieben Jahre zogen die Thommys mit ihrem "Schiefen Theater" durch Europa, sieben Jahre lang führten sie in Basel das Kulturcafé "Zum Teufel". Mit Erfolg. Dort trafen sich schon mal 120 Gäste auf 40 Quadratmetern. Doch Kultur ist auch in der Schweiz teuer. Mit 35 000 Franken förderte das Ehepaar jährlich die Kleinkunst im eigenen Café. Das war auf Dauer zu teuer. Aus dieser Not entstand die Idee, ein Theater mit einem Restaurant zu subventionieren. Der "Teufelhof" kündigte seine Niederkunft auf der irdischen Welt an.
Wie mag man sich fühlen, wenn ein schweizerischer Karabiner die Nacht hindurch auf das Bett zielt und ein Falke auf dem Lauf lauert? Dies Frage kümmert Joos Hutter nicht. Das "Teufelhof"-Zimmer des 75jährigen Basler Künstlers und Tinquely-Freundes war ein Beitrag für die Bewegung "Schweiz ohne Armee". Heute bedroht Hutters Gewehr niemanden mehr: Der "Teufelhof" wurde von den Malern heimgesucht. Wie alle zwei Jahre. Sie tünchten alles weiß, und machten neuen Ideen Platz. Acht Top-Künstler aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich erhielten vom Hausherrn freie Hand, freies Essen und ein Honorar. Heraus kam ein Stück Alltagskunst, für jedermann erleb-, und finanzierbar. Im "Teufelhof" kann man sich mit Kunst auseinandersetzen, ganz ohne Zwänge und wem nichts besseres einfällt - die ganze Nacht.
Der Satan läßt keine Bibel im Nachttisch zu. Das Leben im "Teufelhof" ist karg wie in der Unterwelt: Kulturzeitung statt TV-Gerät, ein Café im Erdgeschoß statt Mini-Bar, für die der Wirt nur Verachtung übrig hat: "Eiskasten".
Ganz oben unterm Dach ist der Schweinkram zu Hause. Tausende orangefarbene Striche auf blauer Tapete bilden Kapseln und Zapfen. Kapseln und Zapfen - René Straub grinst, wenn er sagt, daß er das "ganz passend" findet für ein Hotelzimmer. Frivolität auf der Tapete. Straub zauberte eine Liebeslaube.
Künstler Straub ist Mitglied der Stuttgarter ABR und der richtige Mann für ein "Teufelhof"-Zimmer. ABR spielt mit dem Raum. Schließlich macht der Raum die Kunst: "Der "white cube", die weiße Galerie, erhebt jeden noch so profanen Gegenstand zur Kunst. Den drei ABRlern ist die Umgebung so wichtig, wie das Werk an sich. René Straub sieht in der modernen Kunst "etwas schiefgelaufen". Viele Künstler scheuten die Anwendung. Kunst dürfe für sie nicht in die gefährliche Nähe von Dekoration oder Gebrauchsgrafik kommen. Kunst werde so arrogant. Vielleicht ist es eine übersteigerte Emanzipation, nachdem die Nationalsozialisten angewandte Kunst mißbraucht hatten, denkt Straub nach.
ABR hingegen geht bewußt zu den Dingen zurück, und das radikal: Im Zimmer acht bleiben nur die Fenstersprossen und Türklinken von Straubs Tapete verschont. Die optische Einheit wird perfekt: Bademantel, Handtuch und Duschvorhang bekommen das gleiche Design. Und damit der Gast nicht kirre wird, sind bei der Bettwäsche netterweise die Farben umgedreht.
Nicht immer gefällt den Gästen das Zimmer: Eine Bibliothekarin bucht nie mehr Nummer sieben. Dort hängt der Himmel voller Bücher. Der Krefelder Hubertus Gojowczyk nagelt hunderte Kladden an die Decke. Zuviele für das Kunstverständnis jener sensiblen Dame: Sie sah darin eine Kreuzigung des Buches. Einen teuflischen Akt eben.
Barcelona zwölfsechsunddreißig 2
Eines steht mittlerweile sowieso fest: Ich werde einen Deut tun und noch wie ein Irrer durch die Stadt jagen, nur um ja die "Sagrada Familia" gesehen zu haben oder oben am Montjuic gewesen zu sein. Was zählt, wie immer, das sind die Menschen, deshalb werde ich meinen Abend in Barcelona ausschließlich auf den Ramblas und im nahegelegenen Gotischen Viertel verbringen. Da, wo laut ADAC-Ankündigung "Tag und Nacht das Leben los ist". Dem Autor der (ADAC-)Geschichte über die Flaniermeile Barcelonas gelingt es doch tatsächlich, kraft eines glücksbringenden Taubenschisses auf der Schulter und einer daraufhin "lachenden, fröhlichen Frauenstimme", im Tonfall eines korrekten Buchhalters über diesen Boulevard zu plaudern, derweil neben ihm ein Vulkanausbruch an Lebenslust und Selbstdarstellung stattfindet. Baedeker stünde dieser Einfallslosigkeit in nichts nach, gäbe es nicht das Kapitel "Barcelona in Zitaten", in dem beispielsweise ein Wolfgang Koeppen (1958) über die Ramblas zu berichten weiß: "Aber um fünf Uhr erwacht Merkur. Der Straßenlärm setzt mächtig ein. (. . .) Die Zeitungsverkäufer erheben gewaltig ihre Stimmem. Die eisernen Rolläden der Geschäfte werden rasselnd hochgestoßen. Die Siesta ist vorüber und wie überall versucht man den Kunden zu übervorteilen."
Was sonst als die tollwütige Zusammenballung einer Zwei-Millionen-Stadt, kann ein fast zwei Kilometer langer Straßenzug wie dieser sein? Wo sich tausend Verliebte ihr Stelldichein geben, Schönheiten in Schwarz und Weiß unterwegs sind, in Samt und Seide. Da können die Matrosen der "Jeanne d'Arc" während ihres Landgangs nur noch mit den Augen rollen, während mittelalterlich gekleidete Beaus, ganz in Brokat, daherstolzieren, und zahllose Kellner in den Straßencafés zum 500. Mal den Satz hören: "Una cerveza por favor." Käfigvögel zwitschern mit dem Gehupe der Autos um die Wette, drei Fetzen "si, si, si" werden vom dumpfen Vibrieren der U-Bahn begleitet. Unterirdisch ausgelöst, oberirdisch wahrgenommen. Ein Moped ohne Auspuff verspottet den Auftritt eines Pantomimen, ein Artist ohne Engagment springt mit verbundenen Augen durch einen engen Ring mit spitzen Messern, ein Flamenco- Tänzer steppt sich die Seele aus dem Leib. Unterwegs sind hier die "Königinnen der Nacht", die Saxophonisten auf der Durchreise, die Bettler am Stock, Frauen die Zigaretten verkaufen und Mädchen, die in weißen (Jungfrauen-) Kleidern ihre Erstkommunion feiern. Bremsen quietschen, ein Bus von "Trafalgar-Tours" quetscht sich mühsam durch die Straße, und das Ehepaar aus Ken- tucky hat soeben entdeckt, daß ein "Salon Recreativo" nichts anderes ist, als ein stinknormaler Spielsalon.
Zwei Männer sitzen auf einem Balkon und ignorieren 75 Dezibel Grundgeräusch (mindestens). Jemand schnippt mit Kronenkorken, zwei Japanerinnen identifizieren die Ramblas anhand eines Postkartenfolders und der Herr mit dem vornehmen Halstuch schlendert in Richtung Hafen.
Auf geht's, ab geht's, auf geht's, dies ist die Straße, die niemals müde wird. Dies ist die Bühne für Spindeldürre und Ku- gelrunde, für hochhackig Gestiefelte, für zopftragende Blonde, glatzköpfige Abenteurer und tätowierte Ritter von der traurigsten Gestalt. Hier wird aus der Hand gelesen, dort wird gezeichnet und ein Stück weiter wird zweifelhafter Plunder verramscht. Und wenn dann die "Guardia Urbana" auf ihren Motorrollern daherrauscht, hört man auch prompt ein zigfaches "Klappern". Dieses Geräusch kommt von all den ambulanten "Verkaufstheken", die man mangels Gewerbeschein mit einem einzigen Handgriff verschwinden läßt.
Nein, keiner der drei Reiseführer erzählt mir Lebendiges aus dieser Stadt, keiner vermittelt mir das Authentische. "Fieber auf Zeit" ist hier ein Normalzustand, wer daraus aussteigen will, muß nur irgendwann wieder schlafen gehen - so einfach ist das. Auf das einzig wirklich Wichtige in diesem Chaos der Lebenslust, geht allerdings keiner der drei Reiseführer ein: Wer nämlich anderntags jemals sein Auto wiederfinden möchte - in diesem konfusen Irrgarten unter der Placa de Catalunya -, muß sich schon gleich bei der Ankunft gemerkt haben, auf welchem Standplatz es untergebracht werden durfte. In meinem Fall heißt das: Es steht auf Barcelona, zwölfsechsunddreißig B, zu 2000 Pesetas pro Nacht. KLAUS BETZ
Der rumänische Sieg im Kunstturn- Länderkampf der Frauen in Bergisch- Gladbach war schon vorher erwartet worden. 5,30 Punkte trennten schließlich die deutschen Turnerinnen (390,80) vom stark auftrumpfenden Gegner (396,10). Das Nationale Olympische Komitee belohnte dieses Ergebnis mit einem Ja zu einem Start der deutschen Frauenriege bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Voraussetzung für die Teilnahme in Barcelona war, wie schon 1991, ein Ergebnis von 380, 954 Punkten.
Gegen den Bronzemedaillengewinner der Weltmeisterschaften 1991 in Indianapolis hatten sich die deutschen Turnerinnen unter DTB-Cheftrainer Wolfgang Bohner keinerlei Chancen ausgerechnet. Ihr Ziel war es, die Differenz zu den Rumäninnen möglichst gering zu halten. In der Pflicht gelang dies mit 196,05:198,15 Punkten erstaunlich gut. Doch am zweiten Tag ließen sich die bestehenden Schwächen nicht mehr vertuschen. Vor allem beim Pferdsprung und im Bodenturnen wiesen die DTB-Turnerinnen bezüglich des Schwierigkeitgrades ihrer Übungen noch einen immensen Abstand zur Weltspitze auf. Hinzu kamen mehrere Stürze und Abstiege.
Besonders die sonst für ihre Nervenstärke bekannte Heuchelheimerin Gabi Weller, die jetzt für das KTZ Bergisch-Gladbach startet, hatte einen schwachen Tag. Nach einem Fehler in der Balkenpflicht begann sie auch den Kür-Durchgang sehr unsicher. Ihre neue Schwierigkeit mit der Verbindung aus Jägersalto mit vorderer Luftrolle an den Unterholm beendet sie unfreiwillig im Stand. Dagegen mußte sie ihrem Schwebebalkenabgang noch ein bodennahes Element folgen lassen.
Nicht besser erging es Annette Potempa (ebenfalls KTZ), aber auch die Rumäninnen mußten Federn lassen. Die beiden amtierenden Vizeeuropameisterinnen im Mehrkampf, Gina Gogean und Lavinia Milosovici, konnten ihre Stufenbarrenübungen nicht ohne Unterbrechung durchturnen. An den anderen drei Geräten brillierten die Gaste aus Rumänien jedoch mit einem Feuerwerk von fehlerfrei vorgetragenen Höchstschwierigkeiten. So fanden die internationalen Kampfrichterinnen an den Bodenküren von Lavinia Milosovici und dem Pferdsprung der kleinen Gina Gogean nichts auszusetzen und zogen jeweils eine "10". Die Einzelsiegerin Christina Bontas (79,575) verdiente sich sogar zweimal diese Bestnote.
Beste DTB-Turnerin war erneut die deutsche Achtkampfmeisterin Diana Schröder (SC Berlin) mit 78,275 Punkten auf Rang sieben. Sie bildet zusammen mit den Bergisch-Gladbacherinnen Jana Günther (77,95), Annette Potempa (77,80) und Gabi Weller (76,50) sowie der Rostokkerin Kathleen Stark (78,125) und der Berliner Anke Schönfelder (77,75) das Team für die Olympischen Spiele in Barcelona. Die außer Konkurrenz startende Andrea Drissler ergänzt die Mannschaft.
KATJA STURM
Barcelona zwölfsechsunddreißig B Im "Crashtest" mit drei Reiseführern
Da bin ich also, IB-Flug 4515 in Barcelona gelandet, habs Kreditkärtchen gezückt, den Mietwagen in Empfang genommen, im Vorbeigehen Geld gewechselt. Was nun? Weder war ich jemals zuvor in Barcelona, noch habe ich ein Hotelzimmer reserviert, geschweige denn eine Vorstellung davon, wie ich nun fahren muß, um in die Stadt zu kommen. Überhaupt, wo ist denn hier der Rückwärtsgang? Das einzige was ich weiß, ist - hier und heute um 16.30 Uhr -, daß mir von nun an noch 17 Stunden Zeit bleiben, um etwas von Barcelona kennenzulernen - minus sieben Stunden Schlaf bestenfalls. Danach muß ich in Richtung Huesca und Pamplona weiter. So ist das halt manchmal. Aber der alleinreisende Streßmensch von heute hat natürlich drei Reiseführer über Barcelona dabei und auf dem Beifahrersitz ausgebreitet.
• Das Magazin "ADAC special" (Reisen mit Lust und Laune, zu 14,80 Mark),
• den "Baedekers Allianz Reiseführer" (mit großem Stadtplan, zu 24,80 Mark),
Frage eins in meiner Situation: Wo übernachte ich? Das ADAC-Heft ist das einzige, das mir gezielte Hotelvorschläge macht, die beiden anderen wissen die Hotels nur aufzulisten. Ich entscheide mich für das Hotel Lleo, Pelai 22-24, laut ADAC "eines der wenigen Zwei-Sterne- Hotels, in denen man sich in Barcelona noch wohlfühlen kann"; das DZ zu 4000 Pesetas. Jetzt muß ich den Baedeker- Stadtplan zur Hand nehmen (der ADAC sagt nämlich, das Lleo läge in der Nähe der U-Bahn-Station Universitat), und siehe da, die "Pelai" läuft geradewegs auf den Placa de Catalunya zu und das wiederum bedeutet: Die weltberühmten "Ramblas" liegen um die Ecke.
Auch der gestreßte Alleinreisende findet nach einer gewissen Zeit sein "Hotel Lleo" und weiß daher längst, daß er vor dem Hotel keinen Gäste-Parkplatz erwarten darf, sondern dem fließenden Verkehr via Warnblinkanlage mitzuteilen hat, daß er hier und jetzt kurzfristig zu parken gedenkt. Jedenfalls so lange, bis geklärt ist, ob's ein freies Zimmer gibt (das gibt's) und das Gepäck ausgeladen ist. Das Zwei-Sterne-Hotel, lieber brandaktueller ADAC-special-Reiseführer, ist ein Drei-Sterne-Haus und kostet nicht 4000, sondern 8800 Pesetas plus sechs Prozent Steuer plus Frühstück und, versteht sich, ohne eine Chance, das Auto über Nacht abzustellen. Dieses bringt unser nun schon im lokalen Fahrstil bewanderte Ankömmling ruck-zuck in dem vom Hotel empfohlenen Parkhaus unter - in den verwirrenden Katakomben der Placa de Catalunya - und bezieht dann Schlag 18.10 Uhr, völlig verschwitzt und erschöpft, sein Hotelzimmer (etwas laut zur Straße hin, stimmt haargenau).
Doch was nun? Unter "Barcelona bei Nacht" finde ich im bis jetzt vernachlässigten Polyglott gleich zu Anfang dieses Kapitels die tiefschürfende Erkenntnis, daß eine Nacht in Barcelona, ob der Fülle des Angebots, problemlos bis zum nächsten Morgen dauern könne. Kaum in die Hand genommen, lege ich das Büchlein zur Seite. Man bekommt, was man für 7,80 Mark erwarten darf.
Eine Abmahnung durch den schleswig- holsteinischen Fremdenverkehrsverband hat sich die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung (DGU) mit ihren jüngsten Veröffentlichungen zur Vergabe der "Blauen Europa-Flagge" eingehandelt. Als "leichtfertig, unwahrhaftig und unseriös" bezeichnete Gerd Kramer, Direktor des Fremdenverkehrsverbandes, eine von der DGU verbreitete Erklärung, viele Orte in Schleswig-Holstein hätten die Blaue Europa-Flagge - ein Gütesiegel für die Qualität von Badewasser, Stränden und Hafenanlagen - deswegen verloren, weil in einigen Badeorten erhebliche Abweichungen von den vorgeschriebenen Analysen festgestellt worden seien.
Richtig sei vielmehr, verlautet Gerd Kramer nun in einer Mitteilung, daß von den rund fünfzig schleswig-holsteinischen Badeorten an Nord- und Ostsee sich 1991 nur zehn und in diesem Jahr sogar nur sechs an der Aktion beteiligt hätten. Die Umweltauszeichnung sei lediglich drei der Gemeinden abgesprochen worden. Vom Umweltministerium und den Gesundheitsbehörden werde derzeit 20 Seebädern eine einwandfreie Badewasserqualität mit der Tafel "Gesundes Baden im Meer" bescheinigt.
Gegen eine Beteiligung am Wettbewerb um die Blaue Europa-Flagge hatten sich zuvor die schleswig-holsteinische Landesregierung, einige Naturschutz- und Fremdenverkehrsorganisationen sowie zahlreiche Seebäder ausgesprochen, weil, so der Fremdenverkehrsverband Schleswig-Holstein in seiner Erklärung, "keine einheitlich Vergabepraxis in den Ländern der Europäischen Gemeinschaft erreicht werden konnte und weil das Landgericht Berlin die Verwendung der Blauen Europa-Flagge als Vestoß gegen das Wettbewerbsrecht untersagt hat". FR
FUSSBALL-ERGEBNISSE
INTERTOTORUNDE, Gruppe eins, fünfter Spieltag: KB Kopenhagen - Sigma Olmütz 1:3 (1:0), Admira/Wacker Wien - Grasshopper Zürich 3:2 (2:0).
Gruppe zwei, vierter Spieltag: Banyasz Siofok - Lausanne Sport 1:0 (0:0, Sparta Prag - SK Vorwärts Steyr 3:1 (3:0).
Gruppe drei, dritter Spieltag: FC St. Gallen - Stahl Linz 2:2 (2:1).
Gruppe vier, dritter Spieltag: Young Boys Bern - Karlsruher SC 2:2 (0:0), Casino Salzburg - Halmstad BK 2:1 (1:0).
Gruppe sechs, erster Spieltag: SM Caen - FC Schalke 04 1:1 (1:1), RKC Waalwijk - Lyngby BK Kopenhagen 1:1 (0:0).
Gruppe zehn, erster Spieltag: FC Lok. Sofia - Rapid Bukarest 1:1 (0:0), FC Arges Pitesti - FC Loc Gorna 5:0 (3:0).
1. FC Arges Pitesti 1 1 0 0 5:0 2:0 2. FC Lok. Sofia 1 0 1 0 1:1 1:1 3. Rapid Bukarest 1 0 1 0 1:1 1:1 4. FC Loc. Gorna 1 0 0 1 0:5 0:2
Wenige Kilometer vor List führt links der Weg nach Klappholttal. Vor seiner Hütte sitzt der Wächter, erhebt eine Wegegebühr und neben ihm im Fenster blüht eine Geranie. Frohe Erwartung, Spannung, noch ein paar Dünenhügel, dann unser Ziel: das Nordseeheim, die Volkshochschule Klappholttal. Daß die Anlag auf den ersten Blick an eine Art Lager erinnert, daß einige der älteren Damen etwas schräg sind, darf icht erst später sagen, nachdem die Freundin Ähnliches bei Walter Jens (in der Klappholttaler Chronik) nachgelesen hat. Später heißt, wenn die Eindrücke sich vielfältig gemischt haben, wenn der erste Eindruck schon nicht mehr stimmt. "Haben wird die Teller schön abgeräumt, schmeckt uns der Nachtisch noch einmal so gut." Originalton am Tisch "Zwilling"; die anderen Tierkreiszeichen sind auch vertreten, da sitzen wir aber nicht.
Um 13.15 Uhr wird das Glöcklein zum Mittagessen geläutet; von allen Richtungen kommen die Gäste aus den verstreuten Dünenhäusern über schmale Pfade zwischen dicken Kamschatkarosenbüschen herbeigeeilt. Die Plätze im Uthland-Speisesaal sind festgelegt. Alles ist äußerst geregelt, untermalt und überstrahlt von der netten Dame mit dem weißen Kragen über dem dunkelblauen Pullover.
Vorerst laden wir unser Gepäck auf eine Schubkarre und fahren zu unserem Häuschen. Ein Häuschen für zwei Personen, mehr würden auch gar nicht hineinpassen. Während ich die Sachen in den Schrank räume, sitzt meine Freundin auf dem Bett; während sie die Zähne am Waschbecken putzt, mache ich mir an einer Tischdecke zu schaffen. Raum ist in der kleinsten Hütte. Minutiöse Ordnung bewahrt uns vor einem Chaos. Dusche und Toilette sind nur wenige hundert Meter entfernt. Wir gewöhnen uns sehr schnell daran, und kaum ist es Abend, hat unser Hüttchen die richtige Größe. Dann, wenn draußen der kalte Nordseewind weht, Regen aufs Dach trommelt und wir unseren Tee nebeneinander trinken. Für nächtliche Gänge sind wir mit einer Taschenlampe und mit dicken Trainingsanzügen ausgerüstet. Schließlich waren wir vorgewarnt. Überdurchschnittlich hohe Vollpensionspreise, Unterbringung auf Jugendherbergsniveau. Dazu allerdings (inklusive) vielseitige geistige Genüsse, deren Wert nicht unterschätzt werden sollte. Morgens um acht verschwindet die Freundin zum gemeinsamen singen. In dieser Zeit darf ich Tisch, Stuhl und vor allem das Waschbecken ganz allein benutzen. Eine der geübten Lieder kommt beim gemeinsamen Frühstück allen Gästen zu Gehör. Wer will, darf mitsingen. Da kann es dann schon mal passieren, daß jemand ein Lied nicht hören möchte und ankündigt, den Raum zu verlassen. Man ist großzügig in Klappholttal, der Saal darf verlassen werden.
Den übrigen Vormittag verbringen wir mit Atmen, Entspannen und Gymnastik. Danach die netten Gespräche beim Mittagessen. Stellen sie sich vor, meine Liebe, ich sitze nackt in den Dünen. Waas? völlig nackt? Da kommt doch ein ebenso nackter Mann des Strandes und anstatt diskret vorbeizugehen, bleibt er stehen und fragt mich, denken sie nur, nach der Uhrzeit. Was hätten sie getan? Ich hätte augenblicklich die Polizei gerufen. Ja, wie denn, meine Liebe, ich saß da sehr einsam! Vielleicht hätten sie ihm einfach die gewünschte Uhrzeit sagen sollen. Der letzte Satz kommt von gegenüber, man ist tolerant und aufgeschlossen in Klappholttal.
Ohne es zu wissen, sind wir in die "kleine Bauhaus-Woche" geraten. Jede Woche hat ein anderes Programm mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten und Referenten. Über die großen Bauhaus-Architekten, die Bauhaus-Maler, die besondere Pädagogik des Bauhauses bis hin zum kleinen Bauhaus-Fest, wir haben etliches dazugelernt. Man ist bildungswillig in Klappholttal. Und falls jemand behauptet, das Bauhaus-Fest wäre daneben gegangen, dann liegt das nur daran, daß die Leute am Bauhaus (eigentlich) keine Feste feierten. Einmal im Jahr wuschen die Meister den Schülern die Füße, das war's dann auch. Während in Klappholttal Musik aus den Zwanzigern erklingt, und die Tanzfreudigen sich im Kreise drehen. Dort versteht man eben zu feiern. Dem Vernehmen nach trank man später im Glashaus (die Häuser haben alle so wunderbare Namen) mitgebrachten Wein und Saft. Und sollte tatsächlich mal einer auf die Idee gekommen sein, unbedingt rauchen zu müssen, dann ging er eben für diese Zeit nach draußen, der Feier tat dies keinen Abbruch.
Jeder Tag in Klappholttal wird mit einer besonderen Abendveranstaltung gekrönt. Bei der Vernissage eines Malers - auch er Gast in Klappholttal - versammeln sich die Geladenen im Meißner- Saal, den Bildern zu huldigen. Lange Strickröcke kann man sehen, aber nicht nur, es ist auch etwas Glitzer vertreten. Hier wie überall werden große Augenblicke festgehalten; die Frau des Künstlers im härenen Festgewand - oben und unten ein nettes buntes Bördchen - nimmt alles auf Video. Eine Bibliothek gibt es, täglich für eine Viertelstunde geöffnet, leider habe ich es nur beinahe geschafft einmal hinzukommen. Dafür begegnet mir eine Dame mit einem Riesenbücherberg ordentlich verteilt auf zwei Arme. Haben Sie die alle ausgeliehen? Ja, sagt sie, für die ganze Familie, aber jetzt ist geschlossen, ich könnte ihnen eines abgeben. Liebenswürdig breitet sie alle Bücher aus und lächelt - die Seele einer Dame -. Ich bedanke mich und lächle zurück, weil hier offenbar immer und überall und mit jedem gelächelt wird. Das ist so Brauch, wahrscheinlich seit 1919.
Seit dieser Zeit gibt es Klappholttal. Begonnen von Knud Ahlborn, einem der frühen Jugendbeweger, der z. B. auch die Akademische Freischar (Kampfbund gegen das damals traditionelle Studententum) gründete. Eine wechselvolle Geschichte hat die Akademie am Meer auf Sylt hinter sich. Sie ist eine der ältesten Volkshochschulen in Schleswig-Holstein und (laut Prospekt) "für jung und alt zugänglich", wobei ich hinzufüge, sofern sie es sich leisten können, denn billig ist eine Woche Klappholttal keineswegs. "Seine Aufgabe ist die kritische Aufklärung mit dem Ziel der geistigen, kulturellen und sozialen Entfaltung der Teilnehmer." Wie gut uns das gelungen ist(!) zum Beispiel bei unserer heimlichen Überlegung: Wen würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen? Die Freundin hat sich ganz schnell für die "Spionin" entschieden, es fiel ihr nicht schwer. Möwe, Kuckuck, Hausrotschwanz, Bachstelze und den Star gibt es hier. Dazu die Mehlschwalbe, nicht zu verwechseln mit der Hausschwalbe. Der Gartenrotschwanz singt anders als der Hausrotschwanz, und in Morsum gibt es sogar einen Regenpfeifer (letzteres hinter vorgehaltener Hand). Die Freundin hat eine gute Wahl getroffen, denn Frau Spionin kennt all diese Vögel und dazu noch die von der Platte mit den einhundertzweiunddreißig anderen Vogelstimmen; sie werden sich auf der einsamen Insel prächtig unterhalten. Ich dagegen werde mich mit der Beweglichen arrangieren; sie hat einmal in vierzehn Tagen zweiundneunzig Tänze gelernt, heuer sind es ein paar weniger, aber auch unser geselliges Beisammensein wird nicht langweilig werden.
Es ist schön in Klappholttal. Wir dürfen unser Programm ganz individuell gestalten, ob abendliche Klaviersonaten oder Sonnenuntergang am Meer. Zwar wird hier (wie beim Bauhaus) eine Ethik der Zugehörigkeit angestrebt, die soziale Verantwortung wider die Ästhetik der Vereinzelung gesetzt, aber immerhin darf Gropius mittlerweile belächelt werden. Er hatte die Frauen am Bauhaus zielstrebig von der Kunst der Bauhaus-Männer entfernt und sie in die Weberei verbannt. Hier ist das anders. In "unserer" Woche verhilft der täglich angebotene Malkurs - fachkundig angeleitet und kritisch kommentiert - vor allem den Frauen, das verschüttet Schöpferische in sich zu entdecken und endlich mal auszudrükken. SIGRUN AUSKUNFT: Akademie am Meer, Volkshochschule Klappholttal, 2282 Klappholttal/Sylt, Telefon 0 46 52 / 71 10. Träger der Volkshochschule ist der Nordseeheim Klappholttal gemeinnütziger Verein. Er ist dem Landesverband der Volkshochschule Schleswig-Holstein e. V. angeschlossen.
GELNHAUSEN. Die "Revolution" mußte nicht im Saale stattfinden, bei der Aufführung dieses Titels zum Abschluß des Gelnhäuser "Sommerateliers" hatte das Publikum der aus Hamburg stammenden "kleinsten Bühne der Welt" Glück. Die Aufführung konnte, wie geplant, im kleinen "Amphitheater" hinter dem Burckhardthaus stattfinden.
Etwa 70 Zuschauer(innen) kamen, sich das Spektakel anzuschauen. Und sie mußten dazu viel Konzentration aufbringen, denn die Bühne lag dem "Regisseur" auf dem Schoß. Die Szene wurde aus einem kleinen Koffer hervorgezaubert, auf ihr gaben sich allerhand Gegenstände des Alltagsbedarfs bis hin zur Spülbürste ein lebhaftes Stelldichein. Die Produktion "Revolution" war 1989 vom Hamburger Kulturzentrum Kampnagelfabrik in Auftrag gegeben worden, noch vor der "deutschen Wende". Unter den Händen des kleinen Teams, zu dem auch Musikerin Hedwig Rost gehört, gewann das Thema plötzlich an Aktualität. So trat dann neben die Bauernkriege, die "Boston Tea Party", den Sturm auf die Bastille und den Roten Oktober nun auch noch eine Szene "Die Deutschen, glücklichstes Volk der Welt".
Christoph Riemer, der das "Sommeratelier" in Gelnhausen maßgeblich mitgestaltet hat, zieht eine sehr positive Bilanz der in Zusammenarbeit mit dem Magistrat veranstalteten Kulturwoche. In dem für die Bundesrepublik zentralen evangelischen Fortbildungsinstitut hatten zehn Tage lang Künstler(innen) und etwa ein Dutzend Kulturpädagog(inn)en aus dem außer-schulischen Bereich miteinander gearbeitet. An dem fruchtbaren Austausch von bildender Kunst, Musik und Theater hatte die Öffentlichkeit die ganze Woche über immer wieder Anteil - zuletzt am Samstag mit einer Ein-Tages-Schau bei der die im "Atelier" entstandenen Werke präsentiert wurden. Und es sei bemerkenswert vielgestaltig, was da unter dem Motto "Aus den Fugen" geschaffen worden sei. So 200 Personen seien es bestimmt gewesen, die von außen immer wieder in die Veranstaltungen dieses "Sommerateliers" hereinschauten, sagt Riemer. Der Dozent für kulturelle Bildung arbeitet seit drei Jahren bereits an diesen kreativen Sommerwochen mit. Diesmal sei aber dank der gegenseitigen Öffnung von Stadt und Burckhardthaus eine neue Dimension erreicht worden; er spricht sogar von einem Traum, der Wirklichkeit wurde. Nächstes Jahr wolle man auf jeden Fall den eingeschlagenen Weg dieser "einleuchtenden Kooperation" fortsetzen. Ul
Das Auswärtige Amt in Bonn hat seine Warnung vor Reisen in die Südosttürkei - sie besteht seit vergangenem Sommer - jetzt noch einmal bekräftigt. "Während in die touristischen Zentren der türkischen West- und Südküste sowie nach Zentralanatolien ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen gereist werden kann, wird bis auf weiteres", so die Mitteilung des Auswärtigen Amts, "von Reisen in die südöstlichen Provinzen Sirnak, Mardin, Siirt, Bitlis, Van, Diyarbakir, Adiyaman, Elazig, Bingöl, Mus, Batman und Tunceli dringend abgeraten." tdt
Nach Kambodscha nun also Sarajewo. Nach dem humanitären Einsatz von Sanitätstruppen im Rahmen der UN-Blauhelmaktion im Fernen Osten nun ein humanitärer Baustein der deutschen Luftwaffe zur internationalen Luftbrücke in die bosnische Hauptstadt. Zu Recht hat die Bundesregierung erkannt, daß Deutschland sich der internationalen Pflicht zur Hilfe für die geschundenen Menschen in Sarajewo nicht entziehen kann, und die SPD-Opposition hat dem zugestimmt.
Das ist gut so. Denn die Lage um den Flughafen von Sarajewo ist alles andere als vertrauenseinflößend. Sie bleibt auch unsicher, jeden Moment können Heckenschützen oder Artillerie das Flugfeld beschießen und die helfenden Besatzungen samt ihren Maschinen treffen. Eine breite parlamentarische Unterstützung für diese humanitäre Aktion deutscher Soldaten ist deshalb unabdingbar, denn die Möglichkeit von Todesopfern ist real. Die Hilfsflüge nach Sarajewo unterstreichen nochmals, daß die Deutschen und ihr Militär sich internationalen Hilfsaktionen oder Blauhelmeinsätzen nicht länger entziehen können. Es gibt keine Nische im Windschatten der Weltläufte, wo für die Deutschen ein Sonderplatz reserviert wäre. Um so wichtiger ist es, daß der Bundestag den grundgesetzlichen Weg freimacht für Blauhelmaktionen, die, das muß man nüchtern sehen, eines Tages auch mehr umfassen können als humanitäre Hilfe. Auf solche Rechtssicherheit haben vor allem die Soldaten Anspruch, die sich freiwillig in Lebensgefahr bringen, und deren Familien.
Sarajewo mahnt Entscheidungen in Bonn an - Entscheidungen mit breiter Mehrheit als solides Fundament für diesen bislang schleichend verlaufenden, aber entscheidenden Wechsel in der deutschen Außenpolitik. sie
Nantucket, 7000 Einwohner mit im Hochsommer bis zu 40 000 Gästen, zahllosen Inns, Manor-Houses und Bed & Breakfast-Pensionen, ist daher erst ab Mitte September wieder so ruhig, daß es ein Genuß sein kann, mit dem Fahrrad durch die Kiefernwälder zu stromern, immer an der Heidelandschaft entlang. Es sei denn, man begibt sich von Anfang an auf ein Beherbergungs-Niveau (von 250 Dollar an aufwärts, zum Beispiel im "The Wauwinet"), das sich abseits vom Trubel etabliert hat und in aller Stille eine gepflegte Landhaus-Atmosphäre zum Wohlfühlen vermittelt.
Andererseits ist das aber erst die halbe Miete. Wer nicht zuvor die wundervollen Alleen auf dem Cape Cod entlang gefahren ist, immer der "Route 28" nach, Richtung Chatham; wer nicht durch die kleinen, aufgeräumten Villages gekommen ist, durch die immerwährende Sonntagnachmittags-Stimmung-im-Park, durch die Vorgarten-Herrlichkeit einer gesegneten Landbevölkerung, so möchte man meinen, Kürbisse links und alte Eichen rechts, wer also nicht wenigstens einmal übers Cape gefahren ist, liebäugelt vorschnell allein nur mit Nantucket.
Dies zugleich dann wieder richtig einzuordnen, hier, im Anfang der Neuen (heilen) Welt, gelingt einem ausgerechnet mit der Hilfe einer etwas älteren, aber hellwachen Dame aus wohlhabenden Bostoner Kreisen. Victoria Alexandria Ballard, genannt "Vic", ist die Chronistin einer Bluttat auf dem Cape, die unerschrockene Helferin bei der Aufklärung eines Mordes, der ihr wider Erwarten überhaupt nicht ihre zur Rekonvaleszenz gedachten Sommerferien in der milden Seeluft des Capes vermiest. Im Gegenteil, dadurch erst lernt sie den "Detektiv" Asey Mayo kennen (Spitzname: "Kabeljau-Sherlock"), der mit dem halben Cape Cod verwandt ist (Cod = Kabeljau), der die Gegend in- und auswendig kennt, die Nebenstraßen im Kopf hat, die kleinen Seen, in denen man geruhsam fischen kann.
Diese beiden nun bilden ein unschlagbares Gespann, das den zur Rede stehenden Fall selbstverständlich souverän löst. Die 1976 verstorbene Phoebe Atwood Taylor ist die geistige Mutter dieser Fi- guren und ergo auch die Autorin dieses Cape-Cod-Krimis, dessen deutscher Titel treffenderweise auf "Wer gern in Freuden lebt . . ." lautet.
Bemerkenswert ist, daß Phoebe Atwood Taylor sich nicht scheute (das amerikanische Original erschien 1933, also noch zu Zeiten der Großen Depression), in die heile Welt am Cape Cod durchaus auch Armut einfließen zu lassen, daß sie die "Schlechten Zeiten" erwähnt, bis hin zu dem Punkt, da der kapitalistische Hasardeur bloßgestellt wird.
Es sei empfohlen, genau diesen Krimi auf Cape Cod zu lesen. In Chatham vielleicht, über der Pleasant Bay, im unerhört vornehm-angenehmen und schön gelegenen "Wequasset Inn" (zu 150 Dollar die Nacht, doch gibt es auch preisgünstigere Pauschalen). Dort abzusteigen ist am Ende die verführerischste Form von just relax. Es sei denn, man läßt sich zu der Wahlparty eines Mayors einladen, von der sich am Morgen danach herausstellt, daß man auf der falschen war. Rosemary Tierny hat nämlich mit 390 Stimmen Vorsprung über den amtierenden John Bullard gesiegt.
rb/rds MÜNCHEN, 5. Juli. Unter dem Motto "500 Jahre Kolonialismus sind 500 Jahre zuviel" haben am Samstag in München rund 15 000 Demonstranten aus ganz Deutschland gegen den westlichen Wirtschaftsgipfel protestiert, der am heutigen Montag in der bayerischen Landeshauptstadt beginnt. Rund 6000 Beamte waren im Einsatz. 47 Personen wurden vorübergehend festgenommen. Eröffnet wird der 18. Wirtschaftsgipfel von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen (G 7) und die EG-Kommission wollen die Lage der Weltwirtschaft und Hilfen für die ehemaligen Ostblock-Länder erörtern. Am Mittwochnachmittag nach dem Ende der offiziellen Gipfelkonferenz ist eine Begegnung Kohls mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin vorgesehen.
Vertreter eines von rund 70 deutschen und internationalen Organisationen veranstalteten Gegenkongresses richteten am Sonntag die Forderung an die Regierungschefs des Gipfels, die Auslandsschulden Osteuropas und der sogenannten Dritten Welt weitgehend zu streichen und die Strukturanpassungsprogramme des Internationalen Währungsfonds in diesen Ländern sozial und ökologisch verträglicher zu gestalten. Frieder Otto Wolf von der Osteuropa-Initiative Eurocom prangerte die "intellektuelle Unredlichkeit" der "falschen Versprechungen" durch die westlichen Politiker an, die Sozialabbau und Schließung ganzer Industrien in Osteuropa als "unvermeidlich" erklärten. Wolf forderte die G-7-Regierungen auf, die Reformstaaten beim Aufbau eines leistungsfähigen öffentlichen Sektors zu unterstützen.
Martin Khor vom Dritte-Welt-Netzwerk Malaysias plädierte für eine Demokratisierung der Weltökonomie-Institutionen Gatt, Weltbank, Internationaler Währungsfonds IWF und nicht zuletzt des G-7-Gipfels selbst, auf dem die Entwicklungsländer ebenfalls vertreten sein sollten. Er sei erstaunt, sagte Khor, daß dem Gegenkongreß die Räumlichkeiten in der Münchner Universität verweigert worden waren. Dies sei selbst in jenen Entwicklungsländern, die im Westen gern als korrupt und undemokratisch bezeichnet würden, nicht üblich. Insgesamt nahmen an der in Kirchenräume ausgewichenen Veranstaltung rund 2500 Personen teil.
Bundeskanzler Kohl führte am Sonntag Auftaktgespräche mit dem neuen italienischen Ministerpräsidenten Giuliano Amato, dem japanischen Premierminister Kiichi Miyazawa und dem kanadischen Regierungschef Brian Mulroney. Weitere Gipfelteilnehmer sind US-Präsident George Bush, der französische Staatspräsident François Mitterrand, der britische Premierminister John Major und EG-Kommissionspräsident Jacques Delors. Während des Gipfels sollen auch die Möglichkeiten zur Verbesserung der Reaktorsicherheit in den früheren Staaten des Ostblocks besprochen werden.
Der Bundeskanzler rief den Westen am Sonntag abend im ZDF zu gemeinsamer Hilfe für die GUS und die Staaten Osteuropas auf. "Jeder, der sich jetzt drückt, muß wissen, das wird am Ende alles noch teurer", sagte er. Deutschland habe mit seinen bisherigen Hilfeleistungen eine "Obergrenze" erreicht. Nun müßten sich alle, auch die Amerikaner und Japaner, bewegen.
(Siehe auch Seite 3 und Wirtschaft)
BASKETBALL
OLYMPIA-QUALIFIKATION in Saragossa, Endrunde: Kroatien - Italien 108:62 (43:28), Slowenien - Israel 73:63 (38:29), Litauen - CSFR 80:73 (31:36), Deutschland - GUS 68:83 (33:36).
1. Litauen 6 6 0 580:483 12 2. Kroatien 6 4 2 533:466 10 3. GUS 6 3 3 515:489 9 4. Slowenien 6 3 3 479:486 9 5. Deutschland 6 3 3 511:507 9 6. Italien 6 2 4 467:528 8 7. CSFR 6 2 4 450:494 8 8. Israel 6 0 6 447:526 6
Die dreitägige Eselstour durch den Harz umfaßt insgesamt 63 Kilometer, die einzelnen Tagesetappen sind zwischen 10 und 19 Kilometern lang. Zwischen Wieda und dem Brocken gilt es immerhin 760 Meter Höhenunterschied zu überwinden. Die Strecke führt von Wieda nach Königskrug, von dort aus über den Brocken, Oderbrück und St. Andreasberg wieder zurück nach Wieda, immer auf breiten und bequemen Wegen. Im Preis von 392 Mark pro Person sind eine Übernachtung mit Frühstück in Wieda, dreimal Hüttenübernachtungen mit Halbpension, außerdem Lunchpakete und ein Wurstgalgenessen mit eingeschlossen. Kinder sollten zehn Jahre alt sein, um den Eselstreck mitzumachen, müssen dann aber auch den vollen Preis zahlen. Dafür dürfen sie hin und wieder auf dem Esel reiten, wenn ihnen die Strecke zu lang wird. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt. Da der Eselstreck an strenge Naturschutzauflagen gebunden ist, darf die Tour bis Oktober nur alle vierzehn Tage und auch dann nur von Sonntag bis Donnerstag stattfinden. Am Wochenende herrscht auf dem Brocken ohnehin so viel Betrieb, daß die Esel nicht wüßten, wohin sie ihre Hufe setzen sollen. Spätestens 14 Tage vor der gewünschten Anreise sollte man buchen.
AUSKUNFT: Fremdenverkehrs-GmbH "Im Südharz", Postfach 62, 3426 Wieda, Telefon 0 55 86 / 2 22. KK
Von "super" bis "potthäßlich" reichten die Kommentare der Schaulustigen in Kiel, als das brandneue Doppelrumpfschiff "Radisson Diamond" nach Verlassen der finnischen Werft in Rauma vor kurzem zum erstenmal in einer deutschen Hafenstadt festmachte. Ungewöhnlich sieht der 125 Meter lange und 32 Meter breite 19 000-Tonner im Vergleich zu den bekannten Ferienschiffen schon aus. Das schwimmende extravagante Luxushotel mit Platz für 354 Gäste, ursprünglich konzipiert ausschließlich für Incentive-Reisen, wird nun auch "ganz normale" Kreuzfahrten durchführen. Der Seereisenveranstalter Seetours International soll als Generalagent das Schiff mit den luxuriösen Kabinen und der größten ausfahrbaren Badeplattform in Deutschland vermarkten. Ein Mittelmeertörn im August und eine Karibikreise im November werden in einem in Kürze erscheinenden Sonderkatalog angeboten. Und weitere Reisen auf diesem Liner mit internationalem Publikum stehen in einem zusätzlichen Prospekt schon bald zur Auswahl. Ganz billig ist die Fahrt mit dem utopisch aussehenden Doppelrumpfschiff nicht. Bei einem Tagespreis von etwa 600 Dollar pro Person ist das besonders leise laufende Superschiff in der Top-Klasse angesiedelt. Konkurrentinnen sind hier Fünf-Sterne- Kreuzfahrer wie die in diesem Segment gut eingeführten Royal-Viking- Einheiten, "Sea Goddess" & Co. Wie in dieser Klasse üblich, sind Trinkgelder auch auf der "Radisson Diamond" im Preis inbegriffen. (Tö/Bild: Gerlinde Tönnishoff)
Drück mich mal ganz fest Die Geschichte eines wahrnehmungsgestörten Kindes
Die ersten drei "normalen" Jahre "Der Fregger hat die Nabelschnur um den Hals." Diese locker hingeworfene Bemerkung des entbindenden Arztes war der erste Satz, den wir nach der Geburt unseres Sohnes Daniel am 26. Juni 1984 hörten. Er schrie gleich und sah gesund und kräftig aus. Im Vorsorgeuntersuchungsheft sind seine APGAR-Wert mit 9,9 und 10 angegeben. Die Geburt war sehr schnell und komplikationslos verlaufen. Daniel war so schnell da, daß er uns beinahe ins Picknick hineingeplatzt wäre. Die Wehen waren von Anfang an in kurzen Abständen gekommen, so daß er sich in den Wehenpausen vielleicht nicht so recht erholen konnte. Aber es ging alles so schnell, und die Nabelschnur war nur ganz, ganz locker um seinen Hals gelegen. Überglücklich darüber, daß alles so glattgegangen war und wir den Kreißsaal noch rechtzeitig erreicht hatten, schlossen wir unser zweites Kind in die Arme. Drei Jahre vorher hatten wir eine Tochter bekommen. Sie heißt Julia. Lange schauten wir Daniel an und streichelten ihn behutsam. Er gähnte und schlief bald ein.
Daniel wurde ein bequemes, zufriedenes Baby. Ich stillte ihn ein gutes Jahr, bis er sich selber entwöhnte. Er trank immer gut und zügig. Als er älter wurde, ließ er sich beim Stillen leicht ablenken. Aber ist das nicht bei allen Säuglingen so? Er war fast immer zufrieden und weinte nur, wenn er eine frische Windel brauchte, hungrig war oder er es zu warm oder zu kalt hatte und auch wenn um ihn herum zuviel los war. Unser Töchterchen hatte die ersten Monate sehr viel geweint. So genossen wir den pflegeleichten Sohn ganz besonders. Ich kam nicht auf den Gedanken, daß er vielleicht zu ruhig war.
Als unser Sohn ein halbes Jahr alt war, wurden wir auf einmal unruhig. Er reagierte nicht sichtbar auf Geräusche. Wenn wir seitlich hinter ihm mit einem Glöckchen klingelten, drehte er sich nicht um. Unser Kinderarzt riet uns, sicherheitshalber die Gehörlosenschule aufzusuchen, um eine eventuelle Schädigung des Gehörs möglichst früh zu erkennen. Ich ging dorthin und erfuhr nach der Untersuchung: "Der ist nur zu faul zu reagieren. Der Daniel hört ausgezeichnet. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen!" Wir waren erleichtert und auch der Kinderarzt. Der Verdacht, daß irgend etwas nicht stimmen könnte, wurde zu den Papieren gelegt. Auch in den folgenden Monaten wurde vieles auf Daniels angebliche Bequemlichkeit geschoben. Dabei war er gar nicht bequem - er konnte nicht anders. Aber das wußte damals niemand. Leider war es keinem in den Sinn gekommen, unseren Sohn aufgrund einer einmal befürchteten Beeinträchtigung besonders genau zu beobachten. Nur gar zu gern hatten wir uns beruhigen lassen. Die instinktive Sorge einer Mutter, die bereits ein Kind geboren hatte, war nicht ausreichend ernst genommen worden.
Daniel war nach wie vor ein sonniges Baby. Ganz ruhig und zufrieden war er. Gelegentlich machte er mit seinen Lippen blubbernde Geräusche. Er schaute und schaute und lachte immer wieder. Mit knapp neun Monaten drehte er sich erstmals vom Bauch auf den Rücken und zurück, vom Sitzen war noch keine Rede. Überhaupt war die motorische Entwicklung langsamer als bei unserer Julia. Wir dachten, jedes Kind hat sein eigenes Entwicklungstempo,das ist alles noch im normalen Rahmen. Die untersuchten Reflexe waren normal, und bei allen Vorsorgeuntersuchungen bis hin zur U 8 kreuzte unser übrigens hochgeschätzter und umsichtiger Kinderarzt "unauffällig" an.
Mit dreizehn Monaten kam Daniels erster Zahn. Na ja, das war schon sehr spät. Um diese Zeit machten wir eine zweieinhalbstündige Flugreise. Es bereitete mir große Schwierigkeiten, unseren Sohn ruhig zu halten. Alles war anders als zu Hause, und Daniel wurde zunehmend quengelig. Da ich im Flugzeug nicht auf und ab gehen konnte, was ihn sicher beruhigt hätte, ließ ich ihn fast die ganze Zeit an der Brust nuckeln. Stillen konnte ich das nicht nennen. Unter meinem Pullover war er von der Außenwelt abgeschirmt. Seine große Unruhe strengte mich sehr an. Dieses Verhalten hatte ich bei ihm noch nicht beobachtet.
Im Alter von etwa fünfzehn Monaten begann Daniel frei zu laufen. Eine aufregende Zeit begann. Auf einmal war er mobil. Er hat vorher so gut wie nicht gekrabbelt und war immer nur auf dem Boden oder im Bett gelegen beziehungsweise in der Wippe gesessen. Es gibt viele Kinder, die diese Phase des Krabbelns überspringen. Damals wußte ich noch nicht, daß die Diagonalbewegungen beim Krabbeln für die Entwicklung des Gehirns und damit für die gesamte kindliche Entwicklung von großer Bedeutung sind. Stundenlang sollte ich später mit dem größeren Kind durch die Wohnung krabbeln, um Versäumtes aufzuholen.
Daniel war immer überall und nirgends, er entwickelte eine unglaubliche Entdeckerfreude. Wir freuten uns an seiner Neugierde und staunten über seine schier unerschöpflichen Kraftreserven. Schon mit achtzehn Monaten war er zu keinem Mittagsschlaf mehr zu bewegen.Ohne Pause war er von früh bis spät auf Abenteuersuche. Die größere Schwester machte damals noch einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Das stellte bisweilen mein pädagogisches Geschick auf die Probe. Der anfangs so ruhige und pflegeleichte Daniel war ein lebhafter Junge geworden. Er untersuchte alles, begriff schnell, wie es funktionierte, und ging zum nächsten über. "Seien Sie froh, besser als ein traniges Kind!" sagte meine Nachbarin. In den ersten Jahren schien Daniels Entwicklung völlig normal zu verlaufen. Offenbar fiel niemandem etwas auf, was nicht auch bei anderen Kindern zu beobachten wäre.
Die meisten Urlauber wären bereit, einen freiwilligen, wenn auch begrenzten Beitrag aus eigener Tasche zur Erhaltung der natürlichen Umwelt und andere ökologische Verbesserungen an ihrem Ferienziel zu leisten. Wie aus einer Befragung von 2500 westdeutschen und 750 ostdeutschen ADAC-Migliedern hervorging, würden 78 Prozent für einen Wochenskipaß fünf Mark mehr bezahlen, wenn der Zuschlag zur Kultivierung der Pisten im Sommer dienen würde. 71 Prozent würden beim Besuch eines Nationalparks fünf Mark für den Erhalt von Tier- und Pflanzenwelt spenden. 66 Prozent ließen sich eine bessere Gewässerreinigung drei Mark extra beim Besuch eines Freibades kosten.
Den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel am Urlaubsort würden 47 Prozent der befragten Autoreisenden mit zusätzlich einer Mark fördern. Und 41 Prozent wäre es einen Aufschlag von drei Mark wert, wenn das warme Essen aus einheimischen Vollwertprodukten hergestellt wäre. Vorgestellt wurden die Ergebnisse dieser Untersuchung erstmals auf einem Seminar "Tourismus und Umwelt", das die (bundeseigene) Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF) in München veranstaltete.
Ein Drittel der befragten ADAC-Mitglieder kennt Urlaubsgebiete, die sich heute schon besonders um den Umweltschutz bemühen. Als positive Beispiele wurden vor allem Kärnten und die Nordsee-Inseln (von fünf Prozent) genannt sowie Oberbayern und die Schweiz (drei Prozent). Immerhin drei Viertel bejahten die Frage, ob sie sich selbst schon im Urlaub "umweltbewußt oder sozialverträglich verhalten" haben. Jeder fünfte will "weitgehend" auf sein Auto verzichtet haben. Jeder siebte hat angeblich den Strand von Verunreinigungen gesäubert. Ob dies aus echtem Umweltbewußtsein heraus geschah, bezweifelt allerdings der ADAC-Referent Peter Mikolaschek: "Wer liegt schon gerne zwischen Ölklumpen, Abfällen und kaputten Flaschen?" K. St.
Die meisten Bergunfälle passieren keineswegs - wie oft angenommen wird - beim Klettern oder Eisgehen, sondern beim einfachen Wandern. Das hat der Deutsche Alpenverein (DAV) in München herausgefunden, nachdem er erstmals alle Unfälle von Mitgliedern, die sich in den letzten sieben Jahren im Gebirge ereignet haben, genauer unter die Lupe nahm. Zur rechten Zeit: Die Bergwandersaison hat begonnen.
Insgesamt haben in dieser Zeit 587 organisierte Bergfreunde beim Wandern in den Alpen (weniger in Mittelgebirgen) einen Unfall erlitten. 157 von ihnen kamen dabei ums Leben. Im Durchschnitt verliefen jährlich etwa 20 Bergwanderunfälle tödlich. Den Umständen entsprechend waren wahrscheinlich 77 Prozent selbstverschuldet, sie wären bei weniger Leichtsinn vermeidbar gewesen. Wichtigste Erkenntnis: Wer geht und dabei schaut, macht schnell einen Fehltritt. Lieber stehenbleiben, um eine Aussicht zu genießen!
Bis zu 35 Unfälle im Jahr waren durch "Stolpern auf Erde, Fels oder Gras" zurückzuführen, was der DAV-Sicherheitsexperte Pit Schubert mit "erschöpfungsbedingtem Nachlassen der Konzentration" in Verbindung bringt. Herz- und Kreislaufversagen war die zweithäufigste Unfallursache beim Bergwandern: 16 Unfälle im Jahr, davon elf tödlich. Bis zu 14 Unfälle ereigneten sich beim Durchqueren von Altschneefeldern. Auf (gesicherten) Klettersteigen dagegen gab es "erstaunlicherweise" maximal nur vier Unfälle pro Jahr.
Manche der registrierten Bergunfälle erwiesen sich bei der Analyse als geradezu tragikomisch. So stürzte ein Schlafwandler aus dem Hüttenfenster und brach sich die Knochen. Dasselbe passierte einem Bergsteiger auf der Suche nach einer Toilette. Ein anderer verlor beim Holzhacken vor der Hütte einen Finger. K. St.
BESTE REISEZEIT: zu Beginn der Nachsaison ab September bis Mitte/Ende Oktober (Herbstfarben). Tagsüber ist es um diese Zeit noch angenehm warm, lediglich frühmorgens kann es schon frisch sein. Weiterer Vorteil: In diesen Wochen kann man an verschiedenen Orten die "Cranberry-Harvest" beobachten, die Ernte der Kronsbeeren (einer Verwandten der Preiselbeere). Nachteil: Whale-Watching-Touren (ab Nantucket, Provincetown oder Plymouth) sind nun nicht mehr ganz so spektakulär wie in den Frühjahrsmonaten, in denen die Wale - das Maul voller Fische - aus dem Wasser schießen.
EINREISE: Ein Visum wird zwar nicht mehr benötigt - in Verbindung mit einem gültigen Rückflugticket -, ist bei der Einreise aber eher hilfreich.
ANREISE: tägliche Flugverbindungen von Frankfurt a. M. nach Boston. Wer einmal über den dortigen Logan-Airport in die USA eingereist ist (mit zahllosen weiterführenden Verbindungen innerhalb der Staaten, u. a. auch nach Hyannis und Nantucket), wird sich die Anreise über New York gut überlegen. Preisbeispiel mit der Boston als Drehscheibe anfliegenden Northwest-Airlines zum Holiday-Tarif ab 15. August: 1299 Mark plus 36 Mark Steuern.
UNTERKUNFT: Auf Bed & Breakfast- Vermittlung spezialisiert ist in Deutschland das Anglo-American-Reisebüro, Bodelschwinghstr. 13, 4535 Westerkappeln, Tel. 0 54 04 / 25 70; in Boston bzw. Cambridge die beiden B & B-Agenturen ABC, 335 Pearl Street, Cambridge, Ma. 0 21 39, Tel. 4 91 / 02 74; Ferne Mintz, 47 Commercial Wharf, Boston, Ma. 0 21 10, Tel. (6 17) 7 20/35 40. Eine komplette Übersicht aller Inns, Resorts, Hotels, Motels und B & Bs in Neu-England liefert der "Travel Planner Guide" der New England Innkeeper Association, P.O. Box 1089, North Hampton, NH 0 38 62, Tel. (6 03) 9 64 / 66 89.
ESSEN UND TRINKEN: in dieser Gegend natürlich Hummer, Krabben und Garnelen (Fisch ohnehin), aber auch hier angebaute (!) Riesling- oder Chardonnay- Weine von hoher Güte. Zu degustieren z. B. in der "Westport Rivers Winery", 417 Hix Bridge Road, Westport, Tel. 6 36 / 34 23 (liegt auf halbem Weg zwischen New Bedford und Newport).
VERKEHRSMITTEL: Ein Mietwagen ist für eine Rundreise unerläßlich und ab Boston bei allen bekannten Autovermietern schon in Deutschland zu reservieren. Preisbeispiel bei AVIS in der Kategorie wie Audi 80: 275 Dollar pro Woche inkl. aller Meilen, Vollkasko und 5 Prozent Steuer. Zur Übernahme eines Leihwagens ist eine Kreditkarte erforderlich.
LITERATUR: Wer über Boston anreist, ist mit dem DuMont-Reiseführer "Richtig reisen: Neu-England", gut bedient, wer von New York kommt, greift besser auf das Vista-Point-Buch "New York" zurück, in dem eine Rundreise durch Massachusetts bis nach Boston hinauf beschrieben ist. Bei beiden Büchern zeichnet die gleiche Autorin verantwortlich, entsprechend gibt es Überschneidungen. Darüber hinaus: Phoebe Atwood Taylor, "Wer gern in Freuden lebt . . ." (DuMont's Kriminal-Bibliothek 1032), sowie die Essay-Bildbände "Spinner" - People and Culture in Southeastern Massachusetts, Volume I-IV by Spinner Publications, P. O. Box C 801, New Bedford, Ma. 0 27 41.
AUSKUNFT: Greater Boston Convention & Visitors Bureau, Prudential Plaza, P. O. Box 490, Boston, Ma. 0 21 99, Tel. (6 17) 5 36 / 41 00. USTTA Fremdenverkehrsamt der USA, Bethmannstr. 56, 6000 Frankfurt a. M., Tel. 0 69 / 9 20 03 60. be
Wenn am Ferienort eine übermäßige Häufung von Ungeziefer das Urlaubsglück vereitelt, dann steht den geplagten Reisenden eine Minderung des Reisepreises von 60 Prozent zu. Zu diesem Entschluß kam das Landgericht Düsseldorf (Aktenzeichen 9 O 583/87). Geklagt hatte ein Ehepaaar, das auf der Malediven-Insel Rannali nicht nur die im Katalog angepriesenen Badestrände vorgefunden hatte, sondern auch jede Menge lästiger Raupen. Durch den Kontakt mit den Krabbeltieren und den dagegen eingesetzten Pestiziden litt das Urlaubspaar an Hautausschlägen und Juckreiz. Der Veranstalter brachte die Reisenden zwar anschließend auf eine von der Raupenplage nicht heimgesuchten Insel unter, doch ließen sich die Allergien dadurch nicht mehr beseitigen.
Auch das Oberlandesgericht Düsseldorf (Aktenzeichen 18 U 123/91) hat schließlich in der Berufung das Landgericht im wesentlichen bestätigt. "Sehenden Auges", so die Richter in ihrer Urteilsbegründung, habe der Veranstalter seine Gäste der vor Ort herrschenden Situation ausgesetzt. tdt
Kurz gemeldet:
China und Armenien arbeiten zusammen PEKING, 5. Juli (AFP). Der chinesische Ministerpräsident Li Peng und der armenische Regierungschef Gagik Arutjunjan haben jetzt in Peking fünf Abkommen unterzeichnet, die eine enge Zusammenarbeit der beiden Länder in Wirtschaft, Technologie und Kultur vereinbaren.
Die irische Fluggesellschaft Aer Lingus ermöglicht älteren Menschen ab Herbst einen günstigen Irland-Urlaub. Bei dem neuen "Senior-Citizen-Tarif" zahlen Senioren ab 60 Jahre für die Strecke Frankfurt a. M.-Dublin-Frankfurt a. M. 444 Mark und für Düsseldorf-Dublin-Düsseldorf nur 399 Mark. Sie sparen damit zwischen 167 und 188 Mark gegenüber dem normalen Preis. Der Tarif kann vom 30. September bis 15. Dezember '92 und vom 13. Januar bis 30. April '93 angewendet werden. Die Bedingungen entsprechen denen des "Super- Flieg & Spar"-Tickets. Reservierung, Flugscheinausstellung sowie Bezahlung müssen gleichzeitig und mindestens sieben Tage vor Abflug erfolgen. Die maximale Aufenthaltsdauer liegt bei einem Monat, die minimale bei zwei Tagen. faf
Besucher der brandenburgischen Hauptstadt Potsdam gelangen künftig schneller und bequemer zu den Schlössern von Sanssouci und in die seenreiche Umgebung. Möglich machen dies die Stadtwerke von Potsdam. Sie haben für Touristen drei neue Ausflugslinien eingerichtet. Die Tour "Potsdam classic" führt Besucher zu den Schlössern und Gärten. Die kürzeste Verbindung zu den Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt schafft die Straßenbahnlinie "Potsdam zentral". Ausflugsfahrten in die Umgebung sind mit der Linie "Potsdam aktiv" möglich. dpa
Seit der Zeit, in der Daniel mobil wurde, gab es immer wieder Ärger mit verschiedenen Nachbarn. Daniel halte sich nicht an die Mittagspause und bleibe auch nicht ruhig im Sandkasten sitzen, sondern habe schon einmal heftig mit einem Stein an der Haustüre gekratzt, und manchmal schreie er wie am Spieß, nur weil ich ihm etwas nicht erlaube. Viele Ratschläge mußten wir uns anhören: "Wir haben da früher Ohrfeigen bekommen. Machen Sie es doch auch. Das wird ihn zur Vernunft bringen. Oder, falls Sie zu einer vernünftigen Erziehung nicht bereit sind, könnten Sie das Haus von 7 bis 19 Uhr verlassen. Das nur, damit Sie sich Ihre vielen Sympathien nicht verscherzen." In meiner Verzweiflung über so viel Intolerenz und Ärger wandte ich mich an das Ordnungsamt, klagte dort mein Leid und fragte nach den Rechten unserer Kinder. Ich erfuhr, daß sie außer zur Mittagszeit und in der Nacht keine besondere Ruhe zu geben hätten. Und kleine Kinder würden eben auch dann gelegentlich weinen. Wir leben als einzige Familie mit Kindern in einem Sechs-Familien-Haus. Unsere Nachbarn haben zum Großteil nie Kinder gehabt und meinen als arbeitende Bevölkerung einen Anspruch auf absolute Ruhe ab 17 Uhr zu haben. So sah ich die Ursache für den Ärger mit dem Spielen und Streiten unserer Kinder in ihrem Unverständnis den Bedürfnissen einer jungen Familie gegenüber. Ich hatte nicht den Eindruck, daß unsere Kinder lauter waren als andere. In der Umgebung unserer meist älteren Nachbarn fiel ihr Lachen und Weinen einfach mehr auf, als wenn ringsum fröhliches Treiben geherrscht hätte. Kurzum, den Nachbarn teilte ich mit, daß ich mich weiterhin um Einhaltung der allgemeinen Ruhezeiten bemühen würde und daß sie sich mit Beschwerden in Zukunft ausschließlich an das Ordnungsamt wenden sollten. Damit war der Ärger beendet. In der Zwischenzeit hat sich ein positives Verhältnis zur Nachbarschft entwickelt.
Daniel fing spät mit dem Sprechen an. Er entwickelte eine eigene Kindersprache, die nur die Schwester und ich verstanden. Das ist am Anfang bei den meisten Kindern so. "Tu doch so, als ob du ihn nicht verstehst, dann wird er sich mehr Mühe geben!" riet mir unsere eine Oma, die ja nur das Beste für den kleinen Daniel wollte. Das haben wir glücklicherweise nie gemacht. Als Baby hat Daniel kaum und auch weniger melodiös als andere Kinder gelallt. Jetzt war er in der Sprachentwicklung hinter Gleichaltrigen zurück. Ich sprach unseren Kinderarzt darauf an. "Macht es Sie nervös? Sie sprechen doch langsam und deutlich und reden mit ihm sicher auch ausreichend und nicht in der Babysprache. Sie dürfen nur nicht an ihm herumkorrigieren, sonst fängt er am Schluß noch an zu stottern. Vor dem fünften Lebensjahr möchte ich kein Kind zum Logopäden schicken." Der Arzt notierte bei der U 7 eine verzögerte Sprachentwicklung und bei der U 8 Dyslalie und Dysgrammatismus. Wir hatten uns von unserem Kinderarzt immer gut beraten gefühlt und hatten großes Vertrauen. "Wenn Sie Daniels Sprachentwicklung nicht nervös macht, dann warten Sie noch etwas."
Bemerkenswerte Auffälligkeiten neben der Sprachentwicklung waren unserer Beobachtung nach nie aufgetreten. Die motorische Entwicklung hatte sich allem Anschein nach normalisiert, denn er bewegte sich den ganzen Tag. Daniel machte einen gesunden, aufgeweckten Eindruck, und er war immer so, wie er eben war. Ihm schien nichts zu fehlen. Es gab keinen Anlaß zu irgendeiner Besorgnis. Daher hatte ich den Kinderarzt nie gefragt, ob ihm nicht auch alles normal vorkomme. Die Schwierigkeiten, die Daniel letztlich hatte, sind nur sehr schwer aufzudecken, da eben nur eine minimale Störung vorliegt. So hat sie unser Kinderarzt, der unseren Daniel nur selten und zudem nur in der Praxissituation erlebte, nicht erkannt.
Daniel ging seit einem knappen Jahr in den örtlichen Kindergarten. Auch dort fragte ich wegen seiner verzögerten Sprachentwicklung nach. Ich war nie darauf angesprochen worden und hatte meinerseits früher nicht gefragt, weil ich nach den Gesprächen mit dem Kinderarzt keinen Anlaß zur Besorgnis sah. "Ja, gehen Sie einmal zum Logopäden. Jetzt würde ich an Ihrer Stelle etwas unternehmen." Ansonsten zeigten sich die Erzieherinnen über Daniels Verhalten im Kindergarten sehr erfreut. "Er ist so ein sonniges Kind, ein unglaublicher Schmuser. Einen Freund hat er noch nicht gefunden, er schließt sich eher einem Spiel als einem Kind an. Solche Kinder gibt es immer. Daniel ist ein Einzelgängertyp." Ganz paßte die Charakterisierung nicht in unser Bild. Daniel hat ein großes Bedürfnis nach Zärtlichkeiten, das stimmt. Und sonnig kann er auch sein. Aber Einzelgänger? Bestimmt nicht. Übrigens: ich sprach von Daniels verzögerter Sprachentwicklung. Selbst ein kleines Kind habe ich nie so sprechen hören wie unseren Sohn. Er sprach wie ein Ausländer, der keine Grammatik gelernt hatte und nur Wörter aneinanderreihte. Daniel sprach anders als andere Kinder. Wir wurden unruhig. Da war unser Sohn knapp viereinhalb Jahre alt.
ROSWITHA DEFERSDORF
WASSERBALL
FÜNF-NATIONEN-TURNIER der Männer in Westfalen: GUS - Frankreich 14:5 (2:0, 3:3, 4:1, 5:1), Kroatien - Italien 12:10 (4:1, 0:3, 4:4, 4:2), Deutschland - GUS 5:7 (2:3, 1:1, 1:2, 1:1), Italien - Frankreich 16:9 (5:1, 3:3, 4:3, 4:2).
EUROPAMEISTERSCHAFT der Junioren in Sopron/Ungarn, Zwischenrunde: Deutschland - Rumänien 9:8 (2:2, 3:1, 2:3, 2:2).
Elsa ist mittelgroß, hat wunderschöne braune Augen und gepflegte grau-braune Haare. Sie ist zu diplomatischen Verhandlungen bereit. Ungefähr auf der Hälfte der Wegstrecke treffen wir ein Abkommen: Ich verzichte auf die Hälfte meines Proviantes, und Elsa wird großzügigerweise mit zum Gipfel kommen. Auf die zwei Karotten und den Apfel in meinem Rucksack kommt es jetzt auch nicht mehr an. Wichtig ist, daß der uralte Trick mit der Rübe vor der Nase auch im zwanzigsten Jahrhundert noch funktioniert: Elsa bewegt sich.
So ein gemeinsamer Trip durch den Harz schweißt zusammen. Eselin Elsa und ich haben uns im Laufe der Zeit auf die Macken der jeweils anderen eingestellt. Ich kann jetzt verstehen, warum Elsa bei jeder Pferdewagenstation abrupt stehenbleibt: aus reiner Solidarität mit den rastenden Verwandten. Elsa hingegen ist immer noch darüber erstaunt, daß das bloße Stehenbleiben einen Zweibeiner zu endlosen Überredungskünsten provozieren kann: Na komm, das schaffst du, nur noch ein kleines Stück, gleich sind wir oben, auf geht's, Elsa, es ist ja alles gar nicht so schlimm . . . Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Unsere Beziehung ist absolut gleichberechtigt. Elsa trägt mein Gepäck und ich ziehe Elsa.
Die alten Harzer Eselstreiber, die im 12. Jahrhundert die Bergbevölkerung mit Lebensmitteln versorgten, hielten es da etwas anders. Sie traktierten die Tiere mit spitzen Stöcken, um das Tempo zu beschleunigen. Sie hießen deswegen auch Eselspicker. Durch den finsteren Nadelwald wollte jeder schnell hindurch, um den Bären, Wölfen, Räubern zu entkommen. Die Esel waren seinerzeit das einzige "Transportmittel" zu den Oberharzer Erzgruben, in denen die Bergleute in harter Arbeit Silber, Blei und Zink zutage förderten. Insgesamt sechzig Grautiere besaß allein der bekannteste mittelalterliche Eselstreiber, Fritze Haunschild aus Goslar. Sie transportierten in Karawanen von 15 bis 20 Tieren das Getreide aus den Speichern in Osterrode und Nordhausen hoch in die Harzberge. Das ging, will man der Überlieferung glauben, auch nicht ohne Schwierigkeiten ab: "Hersch und Murrjahn, disse Essel, waren vuller heimscher Tücken" heißt es in einem Gedicht von Wilhelm Molhert über die Eselsschar des Fritze Haunschild.
Haunschilds modernes Pendant ist Hubert Rennhofer. Zwar hat der nur 17 Esel und vielleicht auch ein paar Pfund mehr auf den Rippen als sein rothaariger, spargeldünner Vorfahr aus dem Mittelalter, aber er treibt seinen Treck genauso professionell durch die Wälder - wenn auch nicht mit spitzen Stöcken. Rennhofer ist Hotelwirt in Bad Grund und hat sich mit der Eselei einen Jugendtraum erfüllt. Erst war es ein Tier, dann kam ein zweites hinzu, kurz darauf ging ein Zirkus Pleite und wußte nicht wohin mit seinen dressierten Eseln. Rennhofer gab ihnen allen Heimat und verfügt nun über ein gemischtes Grautier-Team aus Griechenland, Sizilien und Rumänien. Einmal im Jahr gibt es in Bad Grund ein großes Eselstreffen mit über 200 Tieren aus Deutschland, Holland und Österreich. Denn Rennhofer ist auch stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft deutscher Eselsfreunde mit Sitz in Essen. "Lauter Individualisten", verkündet er stolz, "die Leute und die Esel!" Wenn ich Elsa so anschaue, bin ich geneigt, ihm recht zu geben.
Zusammen mit dem Fremdenverkehrsverband Südharz kam Hubert Rennhofer auf die Idee, die alte Harzer Tradition wiederaufleben zu lassen und mit Touristen den Spuren der mittelalterlichen Eselstreiber zu folgen. Aber ach, der Harz ist nicht mehr das dunkle Gebirge von einst! Anstelle der Wegelagerer treiben nun die Naturschützer ihr Unwesen und schreiben Eseln wie Elsa vor, nur auf "Lkw-fähigen" Wegen zu gehen - sprich: auf breiten Waldstraßen. Die dreitägige Wandertour büßt so zumindest für Erwachsene einiges von ihrem angekündigten Abenteuerhauch ein. Kinder dürften trotzdem noch begeistert sein. Denn auf dieser Tour muß jeder seinen eigenen Esel füttern, striegeln, bepacken und an der Leine hinter sich herziehen - unter der fachkundigen Anleitung der Eselstreiber. Elsa und ich sind auf unserem Weg immer wieder von einer ganzen Kinderschar umringt, deren Mitleid eindeutig mehr Elsa gilt als mir.
Das Abenteuer erleben wir Erwachsenen eher bei der Übernachtung. Mit 392 Mark pro Person für vier Tage Halbpension ist die Eselstour zwar ein preiswertes Vergnügen. Aber man muß wissen, auf was man sich einläßt. Rund zwanzig Jahre ist es wohl her, daß ich den ganzen Charme eines Schullandheimes mit gebohnerten Treppenhäusern, kargen Waschräumen, Hagebuttentee zum Abendessen und Kassler mit Sauerkraut zum letzten Mal genossen habe. "Dann wird's wieder Zeit", sagt die freundliche Heimleiterin Gundula Geldmacher und erzählt, daß sich viele ältere Semester im Sommer zu Klassentreffen hier in Königskrug einmieten, um mal wieder Schullandheimluft zu schnuppern. Die Zimmer sind sauber, aber einfach. Und einen Wecker braucht man im Heim nicht. Die Kinder sorgen mit ihrem Radau schon dafür, daß wir am nächsten Morgen nicht allzu lange in den Federn liegen.
Elsa übernachtet übrigens draußen. Zusammen mit ihren Artgenossen Rosi, Ilonka, Bobby, Tina und Fohlen Locke steht sie in einem provisorischen Pferch, der mit Seilen rundum gesichert ist. Statt Rüben gibt es Heu und Stroh zum Abendessen. Und jede Menge Streicheleinheiten von den Kindern.
Mit einer "ES" auf den 1142 Meter hohen Brocken zu steigen, ist ein langwieriges Unterfangen. Ilonka, mit 28 Jahren die älteste Eselsdame im Treck, tut sich besonders schwer. Sie hat sich auf den harten Betonplatten Steine in ihre weichen Hufe getreten. Denn idyllisch ist dieser Weg auf den höchsten Harzberg nun wirklich nicht. Wir marschieren auf der Panzertrasse immer am Grenzzaun entlang, der noch vor zweieinhalb Jahren Deutschland teilte. Der Brocken, Schauplatz der Walpurgisnächte, hat sich inzwischen zum meistbestiegenen deutschen Berg nach der Zugspitze gemausert. Am Charme der Landschaft kann es nicht liegen: Auf dem kahlen Gipfel (die Baumgrenze verläuft im Harz schon bei 1000 Meter Höhe) stehen noch die russische Kaserne und die alten Abhöranlagen des Staatssicherheitsdienstes. Doch die Sehnsucht, einmal hinaufzusteigen, ist über vierzig Jahre lang gewachsen. Der Brokken war ein mystischer Berg: Weder die Westler noch die Ostler konnten während der deutschen Teilung hinauf. Aus seinem Dornröschenschlaf wird der höchste Harzberg nun gründlich herausgerissen: Ein Hotel ist auf dem Gipfel geplant, ein Skizentrum soll sich anschließen, die Brockenbahn fährt bereits wieder. Für die Naturschützer sind das alles triftige Gründe, energisch gegen die Gefährdung des Nationalparkes Hochharz zu protestieren.
"Alle Nebel lagen unten und oben war herrliche Klarheit" - so hat Johann Wolfgang von Goethe den Brocken am 10. Dezember 1777 erlebt. Der Dichter mußte seinerzeit einen Förster mühsam überreden, ihn im Schnee auf den Gipfel zu führen - dem Waldmann schien es zu gefährlich. Goethe hat dann den Brocken in seinem "Faust" verarbeitet. Ob er's auch getan hätte, wenn die Sicht nicht so gut gewesen wäre? Als Elsa und ich auf dem Gipfel ankommen, hat sich der vorher strahlend blaue Himmel bewölkt und die Kuppen der umliegenden Berge sind nur zu ahnen. Obwohl der Winter schon lange zurückliegt, sind die Wege noch von Schneerändern gesäumt. Und der Wind pfeift durch Fell und Jacke.
Leider müssen wir denselben Weg bis zum Rastplatz "Dreieckiger Pfahl" wieder zurück. Elsa kennt ihn offensichtlich schon auswendig, vornedran sorgt das drei Monate alte Fohlen Locke durch seine ungebärdigen Bocksprünge immer wieder für Aufregung. Diesmal ist es Esel Bobby, der stehenbleibt und nicht über die Schienen der Brockenbahn will. Ihn deswegen stur zu heißen, das läßt Eselstreiber Hubert Rennhofer nicht zu. Vorsichtig sei der Esel, nicht stur. Wenn er etwas nicht kenne, müsse er die Lage eben erst in aller Ruhe sondieren.
Bei der allerersten Tour durch den Harz kannten die Esel eine Menge nicht. Rinnsale und Pfützen wurden zu fast unüberwindbaren Hindernissen, ein Esel steckte gar bis zum Bauch im Moor, in das er sich vor lauter Verwirrung hineinmanövriert hatte. Und die Stege rund um das Odertal sind offensichtlich keine Eselsbrücken: Weil die Planken längs und nicht quer liegen, verweigerte ein Teil des Trecks die Passage über das unbekannte Gelände.
Inzwischen sind diese Anfangsschwierigkeiten aber überwunden. Und so kommt es, daß Elsa und ich doch noch rechtzeitig unser Nachtquartier im Naturfreundehaus von Oderbrück erreichen. Dort bekomme ich mein Eselsdiplom, in dem mir bescheinigt wird, daß ich aufgrund meiner überzeugenden Leistungen in die Harzer Eselstreiber-Zunft aufgenommen worden bin. Auf dem Paßfoto sind wir beide zu sehen: Elsa und ich. Wange an Wange, wie sich das für alte Weggenossen gehört. KERSTIN KLAMROTH
Nageln und Klopfen BWla Bartóks "Mandarin" mit Zoltán Kocsis und Adirenne Hauser am Klavier
SACHSENHAUSEN. Wo sind die Indianer auf ihren Pferden in der Kleinmarkthalle? Wie kommt ein Patient direkt vom Operationstisch zum Gospelgottesdienst? Wie beamt sich ein Schwein, das im Weltraum umhergeistert, in das von Captain Kirk gesteuerte Raumschiff? Wie wird Helmut Kohl bei Fidel Castro zu einem Haschischkonsumenten? Und wie sieht denn eine Romanze zwischen Huhn und Henne aus?
Eine Improvisationsshow der Theatergruppe "Irrwisch" gab Antwort auf diese und andere Fragen. Zwei Stunden lang turnten die Akteure über die Bühne, deklamierten Sinniges und Unsinniges, spielten alle möglichen Rollen, schrien, mimten und krochen über den Boden. Eine völlig neue Form von Theaterspiel. Die Themen kommen aus dem Publikum, die Schauspieler "bearbeiten" sie, setzen um, zaubern Variationen auf die Bretter.
Im Jugendzentrum Südbahnhof gastierte die seit acht Jahren bestehende Gruppe vor vollem Haus. Eine mit giftgrüner Perücke und gleichfarbig geschminkten Lippen ausgestattete Conferenciere begrüßte die Zuschauer und lud sie ein, den Spielern die Themen zu stellen. "Sagen Sie einfach, was Sie wollen, seien Sie frei, wir sind es auch": ein göttliches Spiel kündigte sich an. In grellen phantasiereichen Kostümen betraten die drei Frauen und drei Männer die Bühne: bereit, alles zu spielen, was das Publikum im Jugendzentrum forderte.
Robin Hood ist ein Schwachkopf und Muttersöhnchen; schnurstracks wird er in den Wald zurückgeschickt, dafür pirscht die einäugige Widerstandsgruppe durchs Gebüsch; der von einer Femme fatale bedrängte Mann fordert vehement einen Themenwechsel.
Kunterbunt, klamaukig präsentierte "Irrwisch" gewünschte Szenen, zu (fast) jedem Thema - ob nun das Krisengespräch in der Wohngemeinschaft ("wer hat mit der Klobürste das Geschirr gesäubert?"), der Sommerschlußverkauf auf der Zeil oder Pannendienst auf der Autobahn - fiel den Clowns etwas ein.
Schon erstaunlich, mit welcher Reaktionsfähigkeit sich die Akrobaten in Sekundenbruchteilen verwandelten. Oft war es nur ein kecker Spruch wie bei der Modenschau: Die Dame stellte sich in holländischem Dialekt als Fräulein Antje vor, ihr löchriges Kostüm verglich sie mit dem guten Edamer: Dazu gehört eine Menge an Show- und Slapsticktalent. Stets flirrte Anzügliches durch den Saal, gestisch und verbal: Der Autokolben ist ein Mensch - offener geht es nicht.
Die Rollen sind scheinbar offen, versibel: doch verbirgt sich dahinter gezielte schauspielerische Arbeit. Alle "Irrwisch"- Mitglieder proben gemeinsam unter der Leitung von Annette Fried und Joachim Keller in der Akademie Reuschberg. Dort beschäftigen sie sich kontinuierlich zweieinhalb Jahre lang mit Clown-Theater, lernen ihre kreativen Möglichkeiten zu entdecken und experimentieren damit anhand frei gewählter Themen.
Die Spieler sind allerdings angewiesen auf Anregungen aus dem Publikum: Die Besucher im Jugendzentrum waren ihnen mehr als wohlgesonnen; sobald eine Szene stockte, rief einer der Zuschauer einen neuen Themenwunsch. Da wurden Schwächen der Schauspieler deutlich: Zu sehr ist ihre Clownerie auf rasche Wechsel eingerichtet. Spannung können sie nicht erzeugen.
Das zeigte sich verstärkt nach der Pause. Die Besetzung wechselte, aber leider auch das Niveau der Vorführung. Bestimmte Gesten wirkten jetzt überholt, langweilten, es dauerte einfach zu lange, bis sich zu einem Thema adäquater Witz einstellte. Das Talent des Improvisierens ist innerhalb der Gruppe ungleich verteilt, schwankt. Nicht jeder hatte gleich einen kecken Spruch auf der Lippe, und mancher Akteur ließ auch Körpergefühl vermissen.
Dennoch: Diese Form von Theater verdient es wirklich, weiterverfolgt zu werden; wann sieht man schon einmal einen Papst mit Bademütze und gelbumränderten Glupschaugen seinen Segen verteilen oder Boris Becker beim Mafiatreffen mit aufblasbarem Spaghettitopf? Insofern war die Ankündigung der "Irrwische" durchaus nicht übertrieben: Es wird eine einmalige Show. Das war der Auftritt dieser Theatergruppe, trotz der bisweilen auftauchenden Mängel, sicher. jot
FRANKFURT A. M. Felix Mendelssohn- Bartholdy selbst war der Interpret in der Uraufführung seiner sechs Orgelsonaten in der Frankfurter Katharinenkirche im Jahre 1845, zwei Jahre vor dem Tod des Komponisten. Martin Lücker, Kantor der Kirche in der Frankfurter Innenstadt, spielte jetzt eines dieser Werke, die Sonate f-Moll, opus 65 Nr. 1, an gleicher Stelle. Eine wuchtige, majestätische Akkordfolge eröffnet das fugale Stimmengeflecht, in das der Choral "was mein Gott will, das g'scheh allzeit" auf einem Nebenmanual eingewoben ist.
Lücker legte Gewicht auf diese Wechselrede, ließ sich Zeit, kontrastierte effektvoll, folgte in der Registrierung aber zu sehr dem überladenen ersten Satz. Fast meditativ, leise hymnisch das Adagio. Feingliedrige Motivik, der sich der Interpret gewachsen sah. Lücker durchleuchtete, sponn geschickt Mendelssohnsche Fäden, ließ sie glitzern.
Dritter und vierter Satz gehen attacca ineinander über. Bestimmt vom Dualistischen, sind sie dennoch an manchen Stellen zu dick gesetzt; das Gegrummel in den Bässen verscheucht klare Melodik, die verworrenen Linien des Werkes überzeichnen sich selbst. Martin Lücker imponierte durch seine nicht vordergründige Virtuosität, dokumentierte zielbewußt romantischen Überschwang.
Paul Hindemith (1895-1963) ist wohl der einzige bekanntere Komponist, der für (fast) jedes Instrument eine Solosonate schrieb; selbst die Baßtuba war ihm nicht heilig. Der Orgel widmete er sich dreimal (wie dem Klavier). Der Kantor der Katharinenkirche hatte die zweisätzige "Sonate I" (1937 komponiert) gewählt.
Hindemith entwickelte eine höchst autonome Harmonik, die sich zwischen Tonalität und Atonalität bewegt. Seine Harmonien kreisen um ein komplexes Zentrum, basieren auf Kirchentonarten, gleichen manchmal einem harmonischem Schwebezustand; sie scheinen dadurch beliebig, nicht griffig.
Durch vielfältige Registrierung erreichte Martin Lücker in beiden Sätzen eine treffliche Transparenz, eröffnete den 70 Zuhörern kompositorische Strukturen Hindemithscher Ästhetik. Scheinbar improvisatorische Elemente erhoben sich so zu motivischer Klarheit; abgrenzend verdeutlichte der Organist auch hier Strukturelles, thematisch Komplexes.
Hindemith hat die vier Themen des ersten Satzes den Klangfarben der Orgel zugeteilt: Prinzipale, Zungen, Flöten und Streicher. Daraus entsteht ein musikalisches Programm, das der Solist überzeugend gestaltete. Nur: das vorgeschriebene "Sehr langsam" des zweiten Satzes befolgte er nicht; minutiös geführte melodische Linien wirkten so etwas überhastet. Ein unbedeutender Makel in der sonst bemerkenswerten Interpretation.
Sir Edward Elgar war ursprünglich Geiger; er brachte es sogar zum Konzertmeister in Worcester, bevor er die Nachfolge seines Vaters als Organist in der St. George-Kirche antrat. Der Qualitätsgrad seiner Kompositionen ist bis heute umstritten. Zurecht. Das Cellokonzert e-Moll ist beispielsweise ein bedeutendes Werk. Die Orgelsonate G-Dur, die der Engländer 1895 (Hindemiths Geburtsjahr) komponierte, hingegen keinesfalls.
Es scheint, als hätte Elgar aus allen Schubladen der musikalischen Epochen ein Stück herausgegriffen, es zurechtgeschneidert und mit eigenen Ideen zu einem Werk verbunden. Eine Mischung aus Brahms, Weber, Liszt, Wagner; Marsch und Lyrik vereint. So liegt der Verdacht nahe, der Komponist praktizierte einen eigentümlichen Eklektizismus.
Spätromantik gepaart mit bizarren Melodiefolgen, rauschenden Dominant septakkordketten münden in verworrene Motivfigurationen: Martin Lücker hatte alle Mühe, diesem Wirrwarr eine Form zu verleihen. Trotzdem wurde es ein Hörerlebnis. Denn der Organist setzte dem interpretatorische Vielfalt entgegen, grenzte Filigranes plastisch ab von Pompösem und differenzierte klanglich.
Schön war das Lyrische des dritten Satzes, "Andante Espressivo", hier stand deutlich Liszt Pate (träumerische Passagen aus der h-Moll Sonate für Klavier fanden sich wieder). Da bewies Lücker, daß er nicht nur dem überbordendem Klangwust - die Rieger-Orgel in der Katharinenkirche hat einen fülligen Klang - nachhängt: feingliedrig spielte er die melodische Zartheit aus.
Aber auch er konnte an der thematischen Banalität des Schlußsatzes, "Presto commodo", nichts ändern. Elgar wird weiter umstritten bleiben - der ausgezeichnete Organist Lücker jedoch nicht. jot
FRANKFURT A. M. Ein vielseitiger Mann, der Karl-Heinz Markiefka: Bei der Telekom in Frankfurt als Ausbilder im Bereich Kommunikationselektronik beschäftigt; in der Fußballmannschaft Ausputzer und Trainer; singt er von der E-Gitarre begleitet mit sonorer Stimme als Mitglied der Telekom-Band alte Rocksongs wie "Cocaine" von Eric Clapton; nebenbei ist er so eine Art Sozialarbeiter im Fernmeldeamt und nach Dienstschluß. Denn die Auszubildenden kommen gerne mit ihren Problemen zu ihm.
Eines konnte der sympathische Ausbilder dann doch nicht verhindern: Seine Mannschaft beendete als Schlußlicht das Fußballturnier beim Spiel- und Sportfest der Telekom auf dem gepflegten Gelände des Postsportvereins (PSV) Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen.
Bis kurz vor Schluß verteidigten die "Alten Herren" (gemeint sind die Meister) im ersten Spiel gegen die Oberstufe (Lehrlinge im dritten Jahr) immerhin das 0:0 - ehe spät das "unglückliche" Tor gegen sie fiel. In den folgenden Treffen gegen die Unter- und Mittelstufe hatten sie keine Chance mehr: mit 0:3 und 1:5 gingen die Meister baden.
"Das muß auch so sein, sonst haben die Auszubildenden keinen Spaß an einem solchen Turnier", betonte Peter Seibold, Oberpostdirektor und Leiter des Fernmeldeamtes 2, der das Geschehen aus sicherer Distanz am Spielfeldrand beobachtete. "Für die Jungen ist es enorm wichtig, ihren Lehrern einmal überlegen zu sein; zudem fördert ein solch sportlicher Vergleich die Kommunikation und das beiderseitige Verständnis füreinander." In der Fachsprache heißt so etwas "Human-relation-Maßnahme".
Der verbindende Aspekt und besonders das sportliche Kräftemessen standen beim traditionellen Sportfest der Telekom im Vordergrund. Es wird seit 30 Jahren gespielt, war jedoch in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen ausgefallen.
Pünktlich zum "Dienstbeginn" um 8 Uhr hatte Seibold das Sportfest eröffnet; die Anwesenheit wurde kontrolliert. 70 Azubis, die zur Zeit in Außenstellen arbeiten, konnten nicht dabeisein. 350 Teilnehmer traten schließlich im 100-Meter-Lauf und in den 4mal-400-Meter-Staffeln gegeneinander an. Ein herausragendes Ergebnis gab es im 100-Meter-Lauf. Heiko Scherer aus der Oberstufe gewann in seiner Klasse in ausgezeichneten 11,7 Sekunden.
Freiwillige Helfer der Telekom hatten das Sportfest in mühevoller Arbeit vorbereitet. Für jeden Bereich, Zeitnahme, Pflege, Erste Hilfe, Schoko-Doping und sogar Kalligraphie waren ständig Mitarbeiter zur Stelle. So konnte das bunte Treiben auf der Tartanbahn, auf dem grünen Rasen und drumherum reibungslos ablaufen. Kein Wunder, wenn auch hier der Name Markiefka auftaucht: der "Hans Dampf in allen Gassen".
Wie die anderen Ausbilder nahm auch er an den morgendlichen Staffelläufen teil. Damit wurde später die fehlende Kondition beim Fußballturnier schmunzelnd entschuldigt.
Aber so ganz ernst nahmen die Lehrer das wohl nicht, im Gegensatz zu den Schülern. Die kämpften verbissen um jeden Ball und Meter auf dem Spielfeld. Der Schiedsrichter, ein erfahrener Landesligareferee, mußte deshalb den einen oder anderen für ein paar Minuten zum Abkühlen vom Platz schicken.
Abwechslung brachte in der Pause des Fußballturniers die Telekom-Band; in ihr musizieren gemeinsam Ausbilder und Auszubildende sowie zwei Gäste. Während aus den Lautsprechern "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß dröhnte, stellte Bandleader und Gründer Karl- Heinz Markiefka die Solisten vor; dann griff er selbst zur Gitarre und sang von Josephine und mit rauher Stimme den bekannten Song "Safe the last dance for me". Der Allroundkünstler, "die gute Seele des Hauses" (Seibold), ließ sich auch nicht beirren, als der Wind die Blätter vom Notenständer fegte.
Gute Stimmung also auf dem schmukken Sportgelände. Nur Peter Seibold konnte sich nicht als Aktiver beweisen. "Ich muß gleich wieder zurück zu meiner Dienststelle", entschuldigte er sich. Dafür traten zwei Kollegen, Manfred Gerlach, Vorsteher der Berufsbildungsstelle, und Gerhard Sann, Personalratsvorsitzender, von den Zuschauern lautstark angefeuert, zum 200-Meter-Lauf an.
Bis zum Ende des Sportfestes, wiederum pünktlich zum Dienstschluß, gab es noch eine Menge guter Leistungen zu beklatschen - nur einen Sieg der "Alten Herren" nicht. Traurig war darüber keiner. Denn die "Human-relation-Maßnahme" hatte gegriffen; ein besonders unterhaltsamer Arbeitstag war zu Ende. jot
Zweierlei Arten von Unterleibsinfektionen machen Frauen im Sommer besonders häufig zu schaffen. Da sind einmal die Harnwegsinfekte, zum anderen Pilzinfektionen der Scheide.
Die oft schmerzhaften Entzündungen der ableitenden Harnwege muß man unbedingt ärztlich behandeln lassen, da sie leicht chronisch werden, wenn sich die Krankheitserreger in der Blase ansiedeln und von dort unter Umständen bis in die Nieren ausbreiten. Zusätzlich zu den ärztlich verordneten Medikamenten hilft es vielen Frauen, wenn sie einen möglichst stark ausschwemmenden Instant-Harntee aus Birkenblättern, Schachtelhalmkraut, Löwenzahn- und Hauhechelwurzeln trinken. Auf diese Weise hindert man die Keime, sich in der Blase ständig zu vermehren, denn sie werden zusammen mit dem Urin herausgespült. Auch wenn das häufige Wasserlassen anfangs als unangenehm empfunden wird, ist dies doch die natürlichste Art, die Erreger kurzfristig wieder los zu werden.
Langwieriger ist die Behandlung von Frauen, die zwar Beschwerden beim Wasserlassen haben, der Arzt oder die Ärztin jedoch keine bakterielle Infektion als Krankheitsursache feststellen können. Bei solchen Patientinnen wurde bisher nicht selten vermutet, ihr Leiden sei psychisch bedingt. Diese Annahme wurde jetzt von Wissenschaftlern in einer Studie eindeutig widerlegt. Die Hälfte der untersuchten Frauen littt an Harnwegbeschwerden, ohne daß ein Keimbefund feststellbar war. Sie zeigten jedoch auch psychisch nicht mehr Auffälligkeiten als die Vergleichsgruppe mit bakteriell bedingten Harnwegsstörungen. In Zukunft können es sich die untersuchenden Mediziner also nicht mehr so einfach machen und die Frauen mit dem Hinweis abfertigen, ihr Leiden sei lediglich psychisch bedingt. Patientinnen mit Unterleibsbeschwerden aller Art sollten deshalb unbedingt auf weiterführenden Untersuchungen bestehen.
Viele Frauen neigen in der warmen Jahreszeit verstärkt zu Pilzinfektionen der Scheide, da man im Sommer mehr schwitzt als im Winter. Wird dann noch Unterwäsche getragen, die Feuchtigkeit speichert, gedeihen Pilze in diesem "Treibhausklima" besonders gut. Gynäkologen und Hautärzte raten daher: Baumwollunterwäsche, die sich zum Auskochen gut eignet (nur dann sterben die Keime im Stoff sicher ab), während der Behandlung einer Vaginal-Pilzinfektion zu tragen, bis diese sicher ausgeheilt ist. Ein Abstrich schafft hier Gewißheit.
Die Behandlung von Vaginal-Pilzinfektionen ist heute, wie "Medical Tribune" berichtet, sehr viel einfacher geworden. In vielen Fällen genügt bereits die einmalige Anwendung bestimmter Arzneimittel. Leider verschleppen aber viele Frauen diese Infektionen und nehmen lieber ständiges Jucken und Brennen in Kauf, anstatt zum Arzt zu gehen. Besonders unsicher sind hier ältere Frauen, wie die Gynäkologin Dr. Margita Bert (Rüsselsheim) feststellte. Sie berichtete, daß diese Gruppe zwar regelmäßig zum Hausarzt geht, der aber für sie nur "vom Nabel aufwärts und für die Füße" zuständig ist. Beschwerden im Genitalbereich gelten nach ihrer Meinung als "unanständig", und deshalb genieren sie sich, mit ihrem Doktor darüber zu sprechen. Sehr erleichtert sind solche Frauen, wenn sie sich schließlich doch gynäkologisch untersuchen lassen und dabei erfahren, daß man sich eine derartige Pilzinfektion auch ohne Geschlechtsverkehr holen kann.
Am besten über ihren Körper informiert sind Frauen zwischen 20 und 50 Jahren. Sie wissen meist recht gut, was eine Vaginal-Pilzinfektion ist und woher sie möglicherweise stammen könnte. Nicht selten verdächtigen sie ihren Sexual-Partner und bestehen deshalb bei ihm ebenfalls auf einer Pilzbehandlung. Zur Therapie gibt es für den Mann Salben, die gleiche Wirkstoffe enthalten wie die Antipilz- Tabletten sowie die Vaginalzäpfchen der Frau. Vorsichtshalber sollte der Mann bis zur völligen Ausheilung beider Partner ein Kondom benutzen, damit eine Pilzinfektion nicht im Ping- Pong-Verfahren immer wieder übertragen wird. Dr. med. HANNS H. WENK
Es ist Sommer - es grünt und die Natur läßt hundert Blumen blühen. Die Pracht unserer Gartenpflanzen täuscht in manchen Fällen leider darüber hinweg, daß ihre verlockenden Blüten und Früchte für Kinder auch Risiken bergen können. Etwa jeder zehnte der rund 100 000 jährlichen Alarmrufe bei Kinderärzten und Giftberatungsstellen geht auf Giftpflanzen zurück, die in Haus und Garten, Parks und Freizeitanlagen wachsen. Besonders oft betroffen sind Kinder zwischen zehn Monaten und zwei Jahren, weil sie in diesem Alter meist alles in den Mund stecken. Darauf weist jetzt die Vorsorge-Initiatve der Aktion Sorgenkind hin.
Um Vergiftungsunfällen mit giftigen Pflanzen vorzubeugen, ist es am besten, sie aus dem eigenen Garten und von der Bepflanzung rings um die Spielplätze zu verbannen. Solche giftigen Pfalnzen sind zum Beispiel Tollkirsche, Stechapfel, Trompetenbaum, Goldregen, Eisenhutgewächse und Seidelbast.
Auch Oleander, Heckenkirsche, Fingerhut, Liguster, Eibe und Maiglöckchen zählen zu den Gartenpflanzen, die die Gesundheit eines Kindes gefährden können. Von den Zimmerpfanzen können die Aronstabgewächse wie zum Beispiel Dieffenbachia und Flamingoblume, aber auch Becherprimel, Alpenveilchen, Kroton und Flammendes Käthchen Beschwerden hervorrufen.
Wenn ein Kind von einer giftigen Pflanze gegessen hat, zeigt sich das vor allem durch Erbrechen, starke Bauchschmerzen, Durchfall, manchmal auch Schwindel. Eltern sollten allerdings nicht warten, bis solche massiven Vergiftungserscheinungen auftreten, warnen die Vorsorge-Experten der Aktion Sorgenkind. Am besten ruft man sofort den nächsten Giftnotruf an. (In einem Haushalt mit Kindern sollte die Telefonnummer immer zur Hand sein.) Ist ein Telefon so schnell nicht zu erreichen, sollte das Kind viel zu trinken bekommen, am besten verdünnten Fruchtsaft oder Wasser (auf keinen Fall Milch oder Alkohol).
Bei der anschließenden Fahrt zum Arzt oder ins nächste Krankenhaus sollte das Kind ruhig liegen, möglichst mit dem Kopf nach unten. Die Vorsorge-Experten empfehlen außerdem: Nehmen Sie einen Teil der Pflanze, von der das Kind gegessen hat, oder etwas von dem Erbrochenen mit ins Krankenhaus, damit die Ärzte wissen, um welches Gift es sich handelt, und somit ganz gezielte Notmaßnahmen ergreifen können.
Die Vorsorge-Experten betonen: Auch giftige Pfanzen können im ökologischen Gleichgewicht der Natur eine wichtige Rolle spielen und dadurch für Tiere und Kleinstlebewesen ausgesprochen nützlich sein. Es sollte deshalb niemand auf den Gedanken kommen, sie mit Stumpf und Stiel auszurotten. Wichtig ist aber, über die von ihnen ausgehenden Gefahren Bescheid zu wissen und so die Kinder vor Vergiftungsgefahren zu schützen. Sie sollten schon frühzeitig davor gewarnt werden, irgendwelche Teile von Pflanzen in den Mund zu stecken, auch wenn die Blüten oder Beeren noch so appetitlich aussehen. SIGRUN HAIBACH
Die Pianistin Sontraud Speidel, gebürtige Karlsruherin und nunmehr dort selbst als Klavierprofessorin tätig, berücksichtigt in ihren Konzerten stets auch unbekanntere Werke; diskografisch sind da vor allem die ebenfalls bei Sound-Star-Ton erschienenen Tonträger mit (überwiegend ersteingespielter) Klaviermusik von Fanny Hensel (!) zu nennen (CD: SST 30179, LP: SST 0179).
Vorliegende, bereits äußerlich spontan ansprechende CD ist Theodor Kirchner und Carl Reinecke gewidmet, vor allem ersterem - und entsprechend "schumannt" es auch ein bißchen. Doch dessenungeachtet ist es gerade dieses ehrliche und (noch) ungebrochene romantische Selbstverständnis, das wir Heutigen eigentlich nur beneiden können. "Einfach" überschreibt Kirchner das zweite seiner 10 Klavierstücke op 2, als wäre eben solche Selbstbescheidung sein (und auch Reineckes) Credo und Erfolgsrezept im Gegensatz zu den neudeutschen Klangmassierungen der kollegialen Gegenseite . . .
Der konsequenten Akzeptanz der Schumann- Mendelssohn- (beim alten Reinekke schließlich auch Brahms-)Tradition kann man Anerkennung nicht versagen. Dieses Sichtreubleiben über Jahrzehnte hinweg (zwischen den beiden Reinecke- Balladen beispielsweise liegen 42 Jahre!) bezeugt letztendlich ja auch, wie unerschöpflich der romantische Fundus doch war (und eigentlich immer noch ist). Solche "Perlen" wie das leidenschaftlich-balladeske 9. (Kirchner-)Klavierstück gelängen grundsätzlich immer wieder; auch viele Kunstgriffe in den 20 Jahren jüngeren Romanzen behalten Gültigkeit: so das reizvolle Wechselspiel von fast nackter "Askese" mit dramatisierenden Effekten (Nr. 3) oder die verspielte Vivace-Virtuosität der Nr. 7.
Wenn es uns mittlerweile immerhin schon spürbar besser gelingt, unser Ohr bereitwillig auch dem zu öffnen, was früher allzuoft ebenso dumm wie arrogant als "Kleinmeisterei" abgetan wurde, so ist solches Neubesinnen der unerschütterlichen Einsatzbereitschaft einer mittlerweile schon recht stattlichen Zahl berufener Interpreten zu danken - und nicht zuletzt natürlich auch dem Medium Tonträger und dem "Mut" gerade kleinerer Labels. Sontraud Speidel erweitert nun diesen prominenten Kreis, und sie tut es - man kann es nicht anders nennen - mit wahrer Hingabe. PETER FRIEDRICH PFAFFE
Romantische Klaviermusik von Theodor Kirchner (Zehn Klavierstücke op. 2, Romanzen op. 22) und Carl Reinecke (Balladen op. 20 und op. 215); Sontraud Speidel, Klavier; sound-star-ton SST 30216 (CD).
Wenn im Oktober 1993 auf dem neuen Flughafen von Denver im US-Bundesstaat Colorado zum ersten Mal die umgerechnet 265 Millionen Mark teure Gepäckanlage angeworfen wird, gelangen die Koffer der Passagiere in neuer Rekordzeit zu ihren Besitzern: Pro Minute legen sie 470 Meter zurück, was der Geschwindigkeit eines 400-Meter-Läufers entspricht. Nach nicht einmal zehn Minuten werden die Gepäckstücke die über 30 Kilometer langen Förderbänder wieder verlassen und damit viel schneller sein als etwa das Gepäck auf dem neuen Münchner Flughafen im Erdinger Moos. Obwohl die Förderbänder dort nur 18 Kilometer lang sind, sind die Koffer bis zu dreieinhalb Minuten länger als im nordamerikanischen Denver unterwegs. tdt
Auf die Nischen kommt es an
Wer sparen muß, braucht Ideen. Und eine vermeintlich besonders gute hatte jetzt Sozialdezernent Martin Berg (SPD): In einem Rundschreiben an die ihm unterstellten fünf Ämter der Stadtverwaltung forderte Berg die "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" auf, selbst Spar-Vorschläge zu unterbreiten.
Im Sozialamt, im Jugendamt, bei der Ausgleichs- und Wohnungsbehörde sowie im Dezernatsverwaltungsamt Soziales, Jugend und Wohnungswesen wissen die Beschäftigten seit kurzem, was Berg von ihnen erwartet: "Nischen" sollen sie aufspüren, in denen "eine Effektivitätssteigerung" möglich ist oder auch die schlichte "Einsparung" von Steuergeld. Und sich in ihrem täglichen Behördenleben an Situationen erinnern, "die zu der sinngemäßen Überlegung führten: ,Hier hätte man sparen können' oder ,eine andere Prioritätensetzung wäre hier wohl vernünftiger'." Für Amtspersonen, die solche Radikalität verwirrt oder verängstigt, hat Bergs Referent Roland Frischkorn eine volkstümliche Übersetzung parat: "Wir wollen einfach sehen, wo Geld verplempert wird!" Aber wird der glückliche Bewohner einer Nische in der Stadtverwaltung wirklich seine Adresse preisgeben - und sich damit selbst aus dem Paradies vertreiben? Frischkorn zuversichtlich: "Es gibt viele gute Ideen, die nicht bei uns ankommen." Und erst recht "Beispiele, wo bisher ein falsches Verfahren gewählt wird".
Der zuständige Personalrat jedenfalls, so versichert der Referent, "weiß, daß es ein solches Schreiben gibt". Und "kritische Anmerkungen", so läßt Stadtrat Berg seine Mitarbeiter wissen, dürfen "auch anonym" an ihn geschickt werden - "bitte unmittelbar an mein Büro". Aber was, wenn einer aus sicherer Deckung einen Nischen-Bewohner anschwärzt? Der Stadtrat versichert, daß er sich "persönlich mit jeder Anregung befassen" werde.
Am Ende erinnert der Sozialdezernent "seine" Beschäftigten noch ganz listig an die Allgemeine Geschäftsanweisung (AGA) der Stadt: Danach verdient nämlich ein jeder, der tatsächlich praktikable "Verbesserungsvorschläge" unterbreitet. Frischkorn: "Es gibt Geld." Ob so das Eis in den Nischen gebrochen wird? Noch einmal der Referent: "Es sind schon Ideen eingegangen - die werden wir jetzt prüfen." jg
Wer in Spanien die Telefonnummer 9 01 30 06 00 wählt, erfährt neuerdings zum ermäßigten Tarif Wissenswertes aus der Welt des Tourismus: Montags bis freitags zwischen 14 und 20 Uhr sowie samstags und sonntags zwischen 10 und 20 Uhr erhalten Anrufer in deutscher Sprache "Informationen über Themen wie Unterbringung, Sportmöglichkeiten, Strandbeschaffenheit, Nationalparks, Museen, Festspiele und vieles andere".
Auch Camper tun sich jetzt leichter: der königliche Automobilclub (race) hat ein Reservierungssystem eingerichtet, über das Campingplätze gebucht werden können - allerdings nur bei einem Mindestaufenthalt von fünf Tagen. Eine Liste der Camps hält der Club bereit, der nach Einzahlung einer Gebühr von 600 Peseten pro Tag und Stellplatz eine Reservierung vornimmt. Diese Gebühr von umgerechnet rund 9,15 Mark wird vor Ort auf dem Campingplatz dann verrechnet. Die Adresse: Racetour, Jose Abascal, 10, 28003 Madrid, Telefon 00 34 - 1 - 4 45 14 55, Fax 00 34 - 1 - 4 47 79 48. tdt
Zum Zuhören, Hinschauen, Eindrücke sammeln war er ins Dreieck zwischen Jena, Eisleben und Staßfurt gekommen. Große Auftritte sah das Programm für Hans-Ulrich Klose nicht vor. Doch die Verhältnisse sind nicht danach. Deshalb steht der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion nun vor etwa 800 Arbeitnehmern in einer Montagehalle des Fernsehgerätewerkes RFT Staßfurt. Hinter sich die Transparente "Stopp der Arbeitsplatzvernichtung" und "Wir haben nichts mehr zu verlieren außer unseren Arbeitsplätzen", vor sich das Mikrofon und eine Belegschaft, die Angst vor morgen hat. Bis Ende August sichern Bürgschaften die Zahlungsfähigkeit. Am 16. Juli findet das entscheidende Gespräch mit der Treuhand über die Zukunft des Rückgrats der Ex-DDR-Unterhaltungselektronik statt.
Klose, vom Betriebsratsvorsitzenden aus einem Informationsgespräch mit dem RFT-Management "entführt", kämpft. Er beschwört die "gefährliche Entindustriealisierung" der früheren DDR, geißelt die Finanzierung von Erwerbslosigkeit statt Arbeit, rügt die Unehrlichkeit der Politiker mit den Menschen in Ost und West. Der oft als zu bedächtig kritisierte Fraktionschef variiert geschickt die Lautstärke seiner Rede. Die Linke, von Klose selbst bei hitzigen Bundestagsdebatten bloß als Halt für den rechten Oberarm eingesetzt, schwingt durch die Luft, ballt sich gar zur Faust. Aber Klose ist kein Agitator. Er fordert nicht, er bittet. "Resignieren Sie nicht. Melden Sie sich zu Wort. Werden Sie bockig. Sagen Sie, daß Sie sich das nicht mehr gefallen lassen", ruft er den Frauen und Männern zu. Zwischenbeifall gibt es an dieser Stelle nicht.
Der Gast hat den wunden Punkt getroffen. Nach zwei Tagen Rundreise durch Thüringen und Sachsen-Anhalt weiß der Politiker, daß viele hier mit denen in Bonn gebrochen haben und Regierende und Opposition im gleichen Topf landen. Für Worte rühren die um des Kanzlers "blühende Landschaften" Betrogenen nicht mehr die Hände. Und diejenigen, die bei RFT noch hoffen, fühlen sich von Klose in ihrer Mutlosigkeit ertappt.
Detlev Kiel von der zuständigen Verwaltungsstelle der IG Metall beschreibt die Ex-DDR als ein Land des Schweigens. "Die Menschen reden nicht mehr mit der Politik." Auch bei der Zusammenarbeit mit betrieblichen Interessenvertretern sieht er Grenzen. Die Kollegen unterschrieben keine Flugblätter aus Angst um ihre Stelle, dämpft der Gewerkschafter Hoffnungen Kloses auf mehr Selbstvertrauen. Er warnt, die zunehmende Sprachlosigkeit mit stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen zu verwechseln. "Hier kann nicht mehr eingeschätzt werden, wann es anfängt zu brennen."
Wieviel Zündstoff in den Betrieben herumliegt, hatte Klose am Vortag im Mansfelder Land erfahren. Offiziell hat dort jeder sechste keine Arbeit. Gäbe es nicht Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), Fortbildung, Umschulung, Kurzarbeit, betrüge die Erwerbslosenquote über 40 Prozent. In Sangerhausen besuchte Klose die Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa). Was als Betriebsbesichtigung geplant war, geriet zur unangemeldeten Demonstration. Ein Teil der Belegschaft holte Klose mit Fahnen und Transparenten beim Gewerkschaftshaus ab. So marschierte der gewohnt elegant gekleidete frühere Hamburger Bürgermeister an der Spitze einer Demonstration in die Fabrik. Die Stimmung auf dem Mifa-Gelände ist aufgeheizt. Als die kürzlich von der Treuhand eingesetzten neuen Manager aus dem Verwaltungsgebäude treten, um Klose zu begrüßen, argwöhnen die Protestierenden einen Fluchtversuch. Sie fordern den Rausschmiß der alten, wegen ihres Expertenwissens jedoch weiterbeschäftigten Führungskräfte. Die Zukunft der aus ABM-Töpfen finanzierten Sanierungsgesellschaft, bei der viele Mifa-Arbeitnehmer untergekommen sind, ist gefährdet. Daß die jetzigen Geschäftsführer nach zugesagten Treuhand-Investitionen von zehn Millionen Mark der Mifa eine "ganz reelle Chance" einräumen, ist den Betroffenen kein Trost. "Wir sind der letzte Dreck", klagt eine Frau mit Tränen in den Augen. Sie fordert Respekt vor 38 Jahren Arbeit in der Fabrik.
Zum Heulen zumute ist auch den Betriebsräten der Sangerhäuser Maschinenfabrik, der früheren Mafa. Deren Inhaber, der Südtiroler Unternehmer Kurt Mayer, kündigte den drei freigestellten Arbeitnehmervertretern einen Tag vor Kloses Besuch fristlos. Mayer, der angeblich die Beschäftigung bis Ende 1993 sichernde Aufträge hat, erkennt die Wahl der Betriebsräte im Juli 1990 nicht an. Die Mafa rüstete früher den ganzen Ostblock mit Anlagen zur Zuckerfabrikation aus; war aber von der Treuhand als nicht sanierungsfähig eingestuft worden. Peter Antoszewski von der IG Chemie mutmaßt, daß Mayer vor allem daran gelegen ist, für ein paar Wochen ohne Kontrolle agieren zu können. Andere Gewerkschafter fürchten dunkle Machenschaften. Erwerber Mayer beteuert hingegen, Hermes-Bürgschaften ermöglichten weitere Ost-Exporte. Ferner betreibt er den Bau von Umweltanlagen.
Klose will das Wild-Ost in Sangerhausen - "man kann doch einem Betriebsrat nicht fristlos kündigen" - im Bundestag aufgreifen. Dabei dürfte ein dort geläufiger Name auftauchen. Juristisch vertreten wird Mayer von Max Josef Strauß, dem Sohn des früheren CSU-Vorsitzenden. PETER ZILLER (Bonn)
Eine gewisse Kühnheit der baden-württembergischen Jungen Union hat Tradition. Vor Jahren, als Helmut Kohl erstmals ganz unten war im Ansehen eines großen Teils des Publikums, machte der damalige JU-Landesvorsitzende Günter Oettinger bundesweit mit einer Rücktrittsforderung von sich reden. Seitdem hat sich diese CDU-Nachwuchsorganisation Mühe gegeben, auch inhaltlich nachzulegen und Abstand zu gewinnen von den Trampelpfaden. Weithin sichtbar wurden die Geländegewinne der Erneuerer erst kürzlich, als sich ein Landestag mit überwältigender Mehrheit für eine Stuttgarter Koalition der Mutterpartei mit den Grünen aussprach.
Am Wochenende hat die JU diesen Kurs fortgesetzt, auf einem weiteren Landestag von der CDU einschneidende innerparteiliche Reformen verlangt und sich selbst in die massive Kritik einbezogen. "Das inhaltliche Profil vor Ort fehlt uns inzwischen auf weiten Flächen, Karrieregedanken und Machtpolitik sind auch in der JU weit verbreitet", heißt es im Leitantrag des Landesvorstands zum Thema "Politikverdrossenheit und Reform der Gesellschaft".
Als Therapie schlägt er beispielsweise die Rückkehr zu Rotationsbestimmungen vor, wie sie früher einmal die Grünen pflegten. Maximal drei Wahlperioden für Mandatsträger aller Art und zeitliche Beschränkung von Parteifunktionen auf höchstens sechs Jahren zählen dazu. Beschlossen wurde unter anderem, daß Wahlkreiskandidaten in Direktwahl durch die Mitgliedschaft aufgestellt werden sollen. Immerhin schreckte eine Mehrheit noch vor weiteren Ideen zurück, nach denen auch der Spitzenkandidat für die Landtagswahl per Urwahl bestimmt werden und Landesminister sich erst einmal den Segen eines Parteitags besorgen sollen.
Zum neuen Stil gehört, daß die Junge Union nicht mehr allein im Saft eigener Vorstellungen schmoren will, sondern gezielt andere Parteien zu Wort kommen läßt. Am Samstag saß deshalb der mittlerweile zum einflußreichen Landtagsfraktionschef avancierte Oettinger auf einem Podium neben Peter Glotz (SPD), Fritz Kuhn (Grüne) und dem FDP-MdB Wolfgang Weng. Die Politiker sollten sich nicht bloß Asche aufs Haupt streuen angesichts dieser "ernstesten Krise des Parteiensystems seit den 50er Jahren" (Glotz), sondern unter der Überschrift "Pro Politik" Auswege diskutieren. Am schwungvollsten war wieder Debattenprofi Glotz, der indirekt ebenfalls für Ämterbegrenzungen plädierte: "Mein ganzes politisches Leben war ich mit Hans-Dietrich Genscher konfrontiert", mokierte er sich unter dem Gelächter seiner Zuhörer. Der Sozialdemokrat will Volksentscheide und Direktwahl des Bundespräsidenten, nach dem Motto "Die Parteien müssen dem Volk auch seine Triumphe gönnen". Tun sie das nicht, stünden 20 Prozent und mehr "für die Schönhubers" bevor. Im übrigen sieht Glotz die ramponierte Glaubwürdigkeit der Politiker nicht dadurch wieder herstellbar, "daß sie zweiter Klasse fahren, abgeschabte Taschen tragen und nur 5000 Mark verdienen". Die Öffentlichkeit, meint er, müsse sich schon damit abfinden, daß qualifizierte Leute nur dann in die Politik gehen, wenn Politiker wie heutzutage gerade "halb so viel verdienen wie der Sparkassendirektor von Remscheid".
Kuhn zufolge ist indessen die verbreitete Politikverdrossenheit ein Problem der ganzen Gesellschaft und eben nicht bloß eins der Politiker. Sie entstehe, wenn der Eindruck überhand nimmt, daß nicht mehr in der Sache, sondern bloß ideologisch oder partei-egoistisch entschieden wird. Beispiel: "Wenn es monatelang in der Asylfrage nur noch darum geht, ob die FDP ihr Gesicht verliert." Als eine Heilmethode bietet der Grüne sein schon vor Jahren entdecktes Konzept wechselnder Mehrheiten an - in den Parlamenten sollen viel mehr Abstimmungen als heute üblich vom Fraktionszwang befreit werden.
Weng, der Bundesvorsitzender seiner Partei werden will, bekam in der Gerlinger Sporthalle kein Bein auf den Boden. Keine Hand rührte sich, als er davor warnte, der "Pauschalkritik des Bundespräsidenten an den Parteien nachzulaufen". Vom Beifall verwöhnt hingegen wurde Oettinger, der aus dem Nähkästchen eines kürzlichen Gesprächs mit einem VW-Vorständler dieses nachdenklich stimmende Bekenntnis ausplauderte: "Wir in der Wirtschaft lernen von eurer Erniedrigung und von euren Skandalen, daß wir noch mehr die Öffentlichkeit meiden müssen. Bei uns gibt es noch viel unwürdigere Vorgänge als in der Politik."
PETER HENKEL (Stuttgart)
eh WARSCHAU, 5. Juli. Polen wird möglicherweise von einer Frau regiert werden. Sieben von acht Parteien aus der ehemaligen Solidarnosc-Bewegung einigten sich am Samstag auf die Kandidatur der 46jährigen Posener Juristin Hanna Suchocka, die der "Demokratischen Union" von Tadeusz Mazowiecki angehört. Suchocka soll dem Chef der Bauernpartei, Waldemar Pawlak, als Ministerpräsident nachfolgen, der seit seiner Berufung vor einem Monat keine tragfähige Koalition hatte bilden können.
Nach dem Verhandlungsstand vom Sonntag sollen der linksliberalen sogenannten "Dreiergruppe" unter Führung von Mazowiecki neun Ressorts zufallen, darunter das Verteidigungs- und das Außenministerium sowie die wichtigsten Wirtschaftsressorts. Die fünf konservativen Koalitionspartner würden insgesamt elf Ressorts besetzen, darunter das Innen- und das Justizministerium. Die Kandidatur der in der Öffentlichkeit bislang unbekannten Suchocka war am Sonntag nicht mehr umstritten. Die unverheiratete Jura-Dozentin gilt als Spezialistin für Verfassungsrecht und nationale Minderheiten. Sie saß bislang der polnischen Beobachtergruppe beim Europäischen Parlament vor. Staatspräsident Lech Walesa teilte am Samstag über einen Sprecher mit, er habe "keine Einwände" gegen die Kandidatur.
US-Präsident George Bush landete am Sonntag in Warschau, wo er an den Feierlichkeiten aus Anlaß der Überführung der sterblichen Überreste des polnischen Künstlers und Politikers Ignacy Paderewski teilnahm. Bush traf unterdessen nicht wie vorgesehen zu einem längeren Gespräch mit dem noch amtierenden Ministerpräsidenten Pawlak zusammen. Polens Präsident Walesa zog sein Gespräch mit Bush so in die Länge, daß Pawlak vor den Paderewski-Feierlichkeiten nur noch Zeit für ein Händeschütteln blieb.
(Siehe Seite 3 und Wirtschaft)
Die Kritik an den absoluten Zahlen des Haushaltsentwurfs ist zweifellos gerechtfertigt (FR vom 30. 6. 1992 "BUND: Zu wenig Geld für Töpfer, zu viel für Krause"). Wir müssen bedauerlicherweise nicht erst seit Krause zur Kenntnis nehmen, daß die Mehrheit der politisch Verantwortlichen offenbar bereit ist, für den "Krieg auf unseren Straßen" immer mehr Natur, Geld und Menschen zu opfern.
Eine Umorientierung aus eigener Kraft ist kaum mehr vorstellbar. Die ökologischen, volkswirtschaftlichen und sozialen Folgen der gegenwärtigen Politik sind - trotz radikaler Weigerung, eigene Analysen und Bilanzierungen durchzuführen - weitgehend bekannt.
An der Organisation des Widerstandes gegen Umwelt- und Lebenszerstörung müssen sich neben den Gewerkschaften endlich auch die Kirchen beteiligen.
Klaus Peters, Halstenbek
Bemerkenswert an den Aussagen der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung ist, daß sie ihre Kritik hauptsächlich gegen "Linke" richtet. Diese Einseitigkeit treibt die "Frankfurter Rundschau" in ihrem Artikel über eine Pressekonferenz der Stiftung, bei der es ja um die Themen "Migration und Asyl" und "Fremdenfeindlichkeit"(!) ging, noch auf die Spitze, indem in den Überschriften ausschließlich Kritik an Linken geübt wird (FR vom 30. 6. 1992: "Konfliktforscher lehnen Aktionen ,antifaschistischer' Gruppen ab").
Diese "Schieflage" bei der Auseinandersetzung um Rassismus(!) scheint mittlerweile niemandem mehr aufzufallen.
Ich empfinde es als eine Unverschämtheit, wenn die Stiftung dafür plädiert, "keine antifaschistischen Gruppen und Aktionen (zu) unterstützen", um eine Zuspitzung der Konflikte bezüglich der Ausländerfeindlichkeit zu vermeiden und formal deren sehr wohl differenziertes Protestverhalten mit rechtsextremen Gewalttaten auf eine Stufe stellt.
Was meint die Stiftung mit: "Hier seien Politik, Polizei und Justiz gefragt"? Meinen sie jene Politiker, die durch Koalitionsgerede Rassisten hoffähig machen; jene, die fast täglich Meinungen artikulieren, wie sie vor noch nicht allzu langer Zeit nur von Rechtsextremen zu hören waren? Oder jene Polizei, der beim Schutz von Ausländern oft nicht nur Unfähigkeit vorgeworfen werden muß? Oder jene Justiz, der bei der Aburteilung von rechtsextremen Gewalttätern bemerkenswert oft die unmöglichsten Entlastungsgründe einfallen?
Es muß Konfliktforschern nicht erklärt werden, daß diese Realität ganz erheblich zur "Konfliktbereitschaft" von rechten Gewalttätern beiträgt, die Gewaltbereitschaft steigert.
Von einer Stiftung, die einerseits konkrete, gegen links gerichtete Handlungsanweisungen erteilt, kann ich erwarten, daß sie mehr als nur Allgemeinplätze absondert, wenn es um diese "konfliktverschärfende" gesellschaftliche Realität geht.
Statt sich damit zum Zwecke der "Konfliktvermeidung" differenziert auseinanderzusetzen, haben sie kaum mehr zu bieten als gegen links gerichtete Polemik und Diffamierung. Ein Armutszeugnis.
Peter Klimann, Hamburg
FECHENHEIM. Ein Buch wollte er nicht geschenkt haben, "denn ich bekomme so viele Bücher geschenkt". Statt dessen bekam er von der Fechenheimer CDU zwei Flaschen Sekt mit Fechenheimer Etikett: Helmut Link, sechs Perioden für den Frankfurter Wahlkreis 140 Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB), verabschiedete sich noch einmal inoffiziell beim Stammtisch seiner Partei in der Gaststätte "Bootshaus".
Dabei erzählte er, wie sich der Bundestag in zwei Jahrzehnten verändert habe, ging auf die Entwicklung Frankfurts und auf tagespolitische Themen ein. Seine Zeit als Berufspolitiker - er war außerdem von 1960 bis 1969 Stadtverordneter in Frankfurt - ließe sich in vier große Abschnitte einteilen: Als er nach Bonn kam, wurde die CDU gerade als Regierungspartei abgelöst. "Sie hätten sehen sollen, wie schwer es einzelnen Regierungsmitgliedern gefallen ist, als gewöhnliche Abgeordnete wieder in den Plenarsaal zu kommen", erinnert sich Link. Das sei allerdings bei allen Regierungswechseln, die er erlebt habe, dasselbe Drama gewesen.
Als zweiten "großen Abschnitt" bezeichnete er die neue Ostpolitik der Regierung Brandt, die in seiner Fraktion auf großes Mißtrauen gestoßen sei: "Aus der Außenpolitik wurden innenpolitische Debatten des ganz großen Stils". Auch die Wende zur bürgerlichen Koalition 1982 sowie das Auftreten der "Grünen", die er als "Heuchler" und "Saubermänner" empfunden habe, hätte das Parlament in all seinen Gewohnheiten durcheinandergebracht.
Doch der Höhepunkt seiner Laufbahn ist "zufällig", wie Link erfreut anmerkte, in seine letzte Wahlperiode gefallen: Die Wiedervereinigung und das "Voranpreschen des Bundeskanzlers", der einen verdutzten Koalitionspartner überrascht habe.
Neben allen Höhen und Niederungen Bonner CDU-Politik - Link kam nicht darum herum, einzuräumen, daß er nicht immer mit der Fraktion einer Meinung war. Als einer der wenigen Funktionäre aus der CDU-Arbeitnehmerschaft CDA, die es schafften, vom Betrieb in den Bundestag zu wechseln, sowie als langjähriges IG-Metall-Mitglied ("ich bin zehn Jahre länger in der Gewerkschaft als in der CDU"), gab er auch schon mal Kontra in der Fraktion. Doch stets habe letztlich sein "Solidaritätsprinzip" gesiegt: Mehrmals hätten Journalisten eines Hamburger Nachrichtenmagazins versucht, von ihm Interviews zu bekommen, in denen er sich eindeutig gegen seine Parteikollegen geäußert hätte. "Da war bei mir aber nichts zu holen", versichert Link. Und das hätte "die Presse" auch schnell bemerkt.
Und heute? Auf die Tagespolitik ging er kaum ein. Nur mit der Entscheidung über die Neuregelung des Paragraphen 218 ist er gar nicht einverstanden.
Was Frankfurt anbelangt, so habe die Stadt in der "Ära Wallmann" eine Hoch- Zeit erlebt. Auch Fechenheim sei städtebaulich weiterentwickelt worden. Davon zeuge die Tatsache, daß "gerade in der alten SPD-Hochburg Fechenheim" seit zwei Jahren, in denen Frankfurt rot-grün regiert wird, die CDU einen immensen Mitglieder-Zuwachs vorweisen könne. Denn Rot-grün betreibe eine unverantwortliche Schuldenpolitik. "Dabei ist es noch ein Unterschied, ob Schulden für Investitionen gemacht werden, oder um den Personalbau aufzublähen." Links Tip: "Die müssen lernen, Wesentliches von Unwichtigem zu trennen." Und das hieße: Kein Schlachthof-Umzug, dafür mehr und bessere "städtebauliche Investitionen". col
LEICHTATHLETIK
JUNIOREN-LÄNDERKAMPF "U 22" Deutschland - Großbritannien - GUS, Junioren, 100 m: 1. Livingston (Großbritannien) 10,27 Sekunden, ...5. Konieczny (Gelsenkirchen) 10,59, 6. Heinze (Berlin) 10,75.
200 m: 1. Grigorjew (GUS) 20,87 Sekunden, ...3. Lack (Neubrandenburg) 20,99, ...5. Kock (solingen) 21,45.
400 m: 1. McKenzie (Großbritannien) 46,21 Sekunden, 2. Hennig (Magdeburg) 46,59, 3. von Weschpfennig (Sieg) 47,05.
800 m: 1. Winrow (GB) 1:47,73 Minuten, ...3. Eplinius 1:47,89, 4. Schneider (beide Berlin) 1:49,09.
1 500 m: 1. Komar (GUS) 3:49,12 Minuten, ...4. Wittekind (Köln) 3:52,34, ...6. Kofferschläger (Hilden) 3:52,88.
3 000 m: 1. Mikitenko (GUS) 7:59,07 Minuten, ...5. Bauermeister (Filder) 8:18,05, 6. Blockhaus (Essen) 8:30,35.
110 m Hürden: 1. Fenner (Berlin) 13,75 Sekunden, ...3. Kaiser (Wasserburg) 13,81.
400 m Hürden: 1. Zebisch (Schwäbisch Hall) 50,93 Sekunden, ...3. Willems (Wattenscheid) 51,57.
4 x 100 m: 1. GUS 49,24 Sekunden, ...Deutschland (Heinze, Lack, Konieczny, Kluth) disqualifiziert. 4 x 400 m: 1. Deutschland (von Weschpfennig, Lenzke, Unger, Hennig) 3:08,65 Minuten.
3 000 m Hindernis: 1. Duval (GB) 8:52,14 Minuten, ...5. Lösel (Hanau-Rodenburg) 9:02,90, 6. Ross (Ems) 9:14,54.
Weitsprung: 1. Ackermann (Karlsruhe) 7,90 Meter, ...3. Müller (Rostock) 7,71.
Hochsprung: 1. Matusewitsch (GUS) 2,23 Meter, ...3. Stich (Leichlingen) und Kreißig (Mannheim) je 2,13.
Dreispung: 1. Golley (GB) 16,70 Meter, ...5. Verzi (Wattenscheid) 15,97, 6. Richter (Rostock) 15,37.
Kugelstoßen: 1. Bulat (GUS) 19,05 Meter, ...4. Kahles (Mannheim) 18,45, 5. Herbrand (Wattenscheid) 18,29.
Hammerwerfen: 1. Krasko (GUS) 74,80 Meter, ...4. Kunkel (Mainz) 70,56, 5. Kobs (Dotmund) 70,26.
Speerwerfen: 1. Morusew (GUS) 75,04 Meter, 2. Benninger (Gendorf) 72,60, 3. Jänig (Berlin) 72,34.
Diskus: 1. Dubrowschik (GUS) 59,48 Meter, ...4. Schwarz (Mannheim) 56,88, 5. Seelig (Berlin) 56,38.
Endstand: 1. GUS 148 Punkte, 2. Großbritannien 134, 3. Deutschland 113.
Juniorinnen, 100 m: 1. Schönmetzler (Fürth) 11,61 Sekunden, 2. Paschke (Braunschweig) 11,63.
200 m: 1. McGillivary (GB) 23,66 Sekunden, 2. Schönenberger (Berlin) 23,74, ...4. Böhme (Leverkusen) 23,86.
400 m: 1. Doronina (GUS) 53,69 Sekunden, ...3. Schmidt (Cuxhaven) 53,93.
800 m: 1. Bruns (Köln) 2:03,31 Minuten, ...7. Spitzer (Neubrandenburg) 2:09,73.
1 500 m: 1. English (GB) 4:17,35 Minuten, ...3. Hartmann (Kehl) 4:25,47, ...6. Hachmann (Landstrop) 4:34,77.
3 000 m: 1. Dreher (Dortmund) 9:23,23 Minuten. 4 x 100 m: 1. Großbritannien 44,35 Sekunden, Deutschland disqualifiziert.
4 x 400 m: 1. GUS 3:36,09 Minuten, 2. Deutschland (Breu, Schneeweis, Schnellenbeck, Schmidt) 3:38,45.
100 m Hürden: 1. Shekhodanowa (GUS) 13,23 Sekunden, ...3. Steigauf (Mainz) 13,55, ...5. Röhnisch (Cottbus) 13,83.
400 m Hürden: 1. Woronkowa (GUS) 55,65 Sekunden, ...3. Schneeweis (Gelnhausen) 57,31, ...5. Schellenbeck (Mainz) 58,63.
Weitsprung: 1. Galkina (GUS) 6,28 Meter, ...4. Vokuhl (Magdeburg) 6,10, 5. Bartschat (Hannover) 5,96.
Hochsprung: 1. Gribanowa (GUS) 1,94 Meter, 2. Schlawitz (Dresden) 1,89, ...5. Fehring (Magdeburg) 1,78.
Kugelstoßen: 1. Hopfer (Berlin) 17,83 Meter, ...3. Völkl (Fürth) 15,17.
Speerwerfen: 1. Riewe (Rostock) 60,83 Meter, ...4. Nerius (Leverkusen) 54,52.
Diskuswerfen: 1. Gündler (Berlin) 60,16Meter, 2. Lauren (Berlin) 59,30.
Dreisprung: 1. Borrmann (Leverkusen) 13,30 Meter, ...5. Madubuko (Marburg) 12,79.
Endstand: 1. GUS 131 Punkte, 2. Deutschalnd 115,5 Punkte, 3. Großbritannien 85,5 Punkte.
Gesamtendstand: 1. GUS 279 Punkte, 2. Deutschland 228,5, 3. Großbritannien 219,5.
Der hessische Fußball-Oberligist Rot- Weiß Walldorf verpflichtete Mirza Kapetanovic als neuen Spielmacher. Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler ist im Rhein- Main-Gebiet kein Unbekannter. Mit Kikkers Offenbach schnupperte er bereits Zweitliga-Luft und stand nach dem Zwangsabstieg der Kickers in die Oberliga mit dem OFC 1989 im Halbfinale um den DFB-Pokal. Zuletzt lebte Kapetanovic im umkämpften Sarajewo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina.
Ligakonkurrent VfR Bürstadt verstärkt sich mit dem 23 Jahre alten rumänischen Stürmer Angelo Foale, der zuletzt beim Erstligisten Temisoara unter Vertrag stand.
Einen neuen Verein hat auch der ehemalige Nationalspieler Ronald Borchers gefunden. Der 34 Jahre alte Mittelfeldspieler wird in der kommenden Saison für den Landesligisten SV Bernbach spielen. Zuletzt war er für die Amateure der Frankfurter Eintracht aktiv gewesen. hu
Für das zunehmend von Unregierbarkeit bedrohte Polen gibt es einen neuen Hoffnungsschimmer. Er hat weniger mit dem am Sonntag absolvierten Superkurzbesuch von US-Präsident George Bush zu tun, der drastisch unterstreicht, wieviel an außenpolitischem Stellenwert das demokratische Polen nach der Auflösung des kommunistischen Ostblocks eingebüßt hat, als mit den parallelen innenpolitischen Ereignissen. Die acht aus den Traditionen der legendären Gewerkschaft "Solidarität" hervorgegangenen Parteien haben sich auf eine gemeinsame Regierungskoalition geeinigt.
Nach dem Scheitern der Regierung Olszewski und dem einmonatigen vergeblichen Bemühen des von Präsident Walesa vorgeschlagenen neuen Premiers Pawlak, ein Kabinett zu bilden, könnte Polen nun doch eine parlamentarisch gut abgesicherte Regierung unter Führung einer Frau ins Haus stehen. Erteilt der Präsident der Verfassungsjuristin Hanna Suchocka den politischen Segen, kann sie das Wagnis angehen, die Vorstellungen der acht sehr unterschiedlichen Parteien unter einen Koalitionshut zu bringen.
Leicht wird dies besonders im entscheidenden Aufgabenbereich, in der Wirtschaftspolitik, aber nicht sein, sieht man einmal von den persönlichen Rivalitäten und Eitelkeiten der Parteiführer ab. Alles, was in Polen zu geschehen hätte, ist mit so viel sozialpolitischem Sprengstoff belastet, daß nur schwer vorstellbar ist, daß auf Dauer acht Parteien ein auf Unpopularität verpflichtetes Wirtschaftsprogramm gemeinsam mittragen werden.
yr (Wien)
Was die Koalitionsrunde jetzt als Kompromiß in Sachen Pflegeversicherung ausgeheckt hat (FR vom 30. 6. 1992 "FDP für Pflegeversicherung"), ist wahrlich das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist, denn:
Erstens ist es den Verhandlungsführern der FDP gelungen, sich um eine gesamtgesellschaftliche Solidarität mit den Pflegebedürftigen in unserem Volk herumzudrücken. Um nichts anderes handelt es sich doch bei zwei Dingen: einmal sollen nur die heute schon Krankenversicherungspflichtigen zur Beitragskasse gebeten werden, während allen anderen der Ausweg aus der Pflichtversicherung geöffnet wird. Zum anderen sollen praktisch die Arbeitnehmer auch den angeblichen Arbeitgeberbeitrag aufbringen - in Gestalt von Karenztagen.
Zweitens bringt der Höchstzuschuß von nur 2100 Mark pro Monat für einen Pflegebedürftigen keine wirkliche Hilfe. Er bedeutet in der Regel nur eine Entlassung der sozialhilfepflichtigen Gemeinden auf Kosten der Krankenversicherten und deckt niemals die heute schon auf bis zu 5000 Mark im Monat angestiegenen Kosten zum Beispiel für einen Pflegeheimplatz.
Drittens soll die Reform erst 1996 in Kraft treten. Sie bringt den heute schon Pflegebedürftigen also gar nichts. Und nach dem Vereinbarungstext ist zu vermuten, daß sie auch danach allen denen nichts bringen wird, die vor 1996 aus dem Arbeitsleben ausscheiden und also für die dann vielleicht in Kraft tretende Pflegeversicherung Beiträge zahlen. Dann wären fast alle heute lebenden älteren Menschen ausgeschlossen und das Ganze eine Mogelpackung.
Dabei rede ich noch nicht von der meines Erachtens bestehenden Verfassungswidrigkeit eines Versuches, aus tariflich gesicherten Lohnfortzahlungs- oder Urlaubstagen Karenztage zu machen. Wenn sich dagegen die Gewerkschafter - und auch die CDU-Sozialausschüsse - wehren, scheint mir das nicht mehr als recht und billig.
Was wir brauchen, ist eine wirkliche Pflegeversicherung für alle und mit den Beiträgen aller - auch der Meistverdiener - mit pflegekostendeckenden Leistungen, die für alle sofort wirksam wird und deren Grundstock dann eben aus Steuergeldern aufgebracht werden müßte.Wolfgang Gutmann, Frankfurt am Main
Ein Geheimnis?! Na klar, das hat doch jeder, oder? Aber weil es geheimgehalten wird, ist es so schwer, etwas darüber in Erfahrung zu bringen. Was sind überhaupt Geheimnisse? Wie sehen sie aus? Was macht man mit ihnen? Wie werden sie geheim gehalten - und warum?
Wir haben die Augen und Ohren offen gehalten und uns auf die Spuren der verschiedenen Geheimnisse und Geheimhaltungsmöglichkeiten gemacht. Und weil wir keine Geheimniskrämer sind, haben wir uns entschlossen, einige auszuplaudern. Manchmal ist es ja sogar wichtig und notwendig, Geheimnisse aufzudekken und bekannt zu machen, wenn es sich z. B. um Gefahren handelt.
Schreibt uns doch mal, was Ihr mit Euren Geheimnissen macht, wie Ihr sie hütet, welche Ihr schon entdeckt und gelüftet habt. Oder welches Geheimnis Euch ganz besonders interessiert. Die Redaktion (Das sind Sylvia, Ulla und noch ein paar Plaudertaschen)
"Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß", sagt ein Sprichwort. Was aber, wenn man weiß, daß man etwas noch nicht weiß, was man aber wissen will? Dann macht man sich ans Erforschen und Erkunden und sucht nach Erklärungen, Möglichkeiten und Wegen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Auf diese Art und Weise hat der Mensch über die Jahrtausende hinweg vieles entdeckt, erklärt und erfunden, z. B. Mittel gegen Krankheiten, Maschinen, die Nutzung von Bodenschätzen und Naturalien. Heute wissen wir beispielsweise, daß die Erde eine "Kugel" ist und keine Scheibe, an deren Enden man herunterfällt. Doch noch immer gibt es in der Natur jede Menge Geheimnisse, die wir bis heute noch nicht eindeutig lösen bzw. erklären können: wie z. B. die Entstehung der Erde und des Menschen, die gigantische Größe des Weltalls, Heilmittel gegen Krebs, Aids und andere Krankheiten.
Neben diesen alle Menschen betreffenden Naturgeheimnissen gibt es auch solche, die sich früher nur bestimmte Leute mündlich weitergegeben haben. Bei den Indianerstämmen und anderen Urvölkern wußten nur "Eingeweihte" Bescheid: Sie kannten die religiösen Riten und beschwörenden Rituale, die Zauberformeln und Heilmittel.
Bei manchen Berufen gibt es auch heute die Pflicht zur Geheimhaltung. Die Bankleute unterliegen dem Bankgeheimnis. Sie dürfen keine Auskünfte geben über die Ersparnisse, Schulden, Guthaben ihrer Kunden. Die Schweigepflicht gilt für Ärzte; sie dürfen sich so ohne weiteres nicht über den aktuellen Krankheits- oder Gesundheitszustand ihrer Patienten äußern. Für den Pfarrer gibt es das Beichtgeheimnis. Was man ihm anvertraut, darf er keinem Dritten weitergeben. Ebenso werden Rezepte für Parfüms, Formeln für Medikamente, Konstruktionspläne, Zutaten für bestimmte Speisen geheimgehalten.
Andererseits gibt es Berufe, deren Aufgabe das Lüften von Geheimnissen ist. Da sind z. B. die Detektive, die etwas entdecken, aufdecken, enträtseln. Oder Agenten und Spione, die für den Geheimdienst eines Landes arbeiten. Sie haben den Auftrag, etwas über die Staatsgeheimnisse, Pläne, Vorhaben und Absichten der Nachbarn, Freunde und Feinde herauszubekommen - natürlich zum Schutz des eigenen Landes, wie es heißt.
Was kann und muß man tun, damit Geheimnisse geheim bleiben? Man kann sie verstecken (z. B. den Schatz) oder verschlüsseln (z. B. den Geheimplan). Das Allerwichtigste aber: Sie müssen gehütet werden! Also pssst! Nichts weitersagen!!! - Wehe dem Verräter. Der Verräter wird verfolgt und bestraft. In früheren Zeiten war man nicht zimperlich. Man hat ihnen zur Abschreckung die Zunge herausgeschnitten. Jetzt aber mal Klartext: Wenn Du Dich mit Deinen Freunden unterhalten, verabreden oder besprechen willst, ohne daß andere das mitkriegen sollen, dann müßt Ihr Euch auf Geheimzeichen einigen. Mit diesen Geheimzeichen wird die Information, der sogenannte Klartext, verschlüsselt. Das nennt man codieren bzw. chiffrieren. Um die Nachricht zu entschlüsseln, d. h. verständlich zu machen, wird sie dann mit Hilfe des Codes bzw. der Schlüsselwörter decodiert bzw. dechiffriert. Man kann zum Beispiel alles in Spiegelschrift schreiben oder die Buchstabenfolge des ABCs als Zeichenreihe setzen. Dann ist A = 1, B = 2 usw., also: ich = 938. Und du? (Bitte selber ausrechnen.) Oder die einzelnen Worte der Nachricht werden jeweils von links nach rechts zurückgeschrieben. So wird aus "STRENG GEHEIM" - GNERTS MIEHEG. Oder man schreibt die gesamte Aussage rückwärts: MIEHEG GNERTS.
Oder man benutzt falsche Worttrennungen: STRE NGGEH EIM.
Zur Erschwernis kann man z. B. Buchstaben tauschen: den letzten des Wortes mit dem ersten des folgenden Wortes, also: STRN EGGEE HIM.
Oder man setzt sogenannte Blindbuchstaben an jeden Wortanfang: OSTRE INGGEH FEIM.
Dort, wo man sich durch Rufen oder Reden nicht mehr verständigen kann, weil z. B. die Entfernungen zu groß sind, hat man Zeichen entwickelt, um Nachrichten und Informationen weiterzugeben. So ließen schon die Römer Sonnenstrahlen auf ihren blanken Schilden spiegeln und gaben damit Lichtsignale weiter. Schiffsbesatzungen geben mittels Flaggen Nachrichten weiter. Auf der spanischen Mittelmeerinsel Gomera pfiffen sich die Leute von Hügel zu Hügel über die weiten Täler hinweg ihre Informationen zu. Die Indianer benutzten Feuer- und Rauchzeichen. Der amerikanische Maler und Erfinder Samuele Morse entwickelte 1838 eine Zeichensprache, die bis heute in aller Welt unter seinem Namen bekannt ist und benutzt wird: das Morse-Alphabet. Es besteht aus zwei Zeichen: kurz und lang, dargestellt durch einen Punkt (.) und einen Strich (-). Das Morse-Alphabet, anfangs nur für die telegrafische Nachrichtenübermittlung, das Funken, benutzt, kann man aber auch klopfen, hupen, mit der Taschenlampe blinken oder sogar mit den Augen zwinkern. Probiert's mal. SYLVIA SCHOPF
Im Begleitheft dieser Tacet-Edition wird nach altem Muster über die Mißachtung von Tschaikowskys Solo-Klavierwerken geklagt. An Einspielungen selbst schwächerer Werke wie der cis-Moll-Sonate aus studentischer Zeit ist inzwischen kein Mangel. Und die hier von Evgeni Koroliov so maßvoll, nobel und unterschwellig glühend vorgetragenen 12 "Jahreszeiten"-Bilder weisen eine recht ansehnliche Diskographie auf - mit Versionen beispielsweise von Michael Ponti (Vox), Alexei Cherkassow (DG), Peter Katin (Olympia), Konstantin Igumnow (Melodia/Eurodisc), Lydia Artymiw (Chandos), Earl Wild (dell'Arte), Brigitte Engerer (Philips) und Ior Shukow (Melodia/Eurodisc).
Koroliovs Verdienst, auf die bald zarten, bald volkstümlich-derben, aber im Charakter auch mehrdeutigen Monatsthemen aus einer gestalterischen Ruhe heraus eingegangen zu sein, wird besonders deutlich, wenn man sein weises, gelöstes, dabei keineswegs altväterliches Spiel mit dem Konzept von Viktoria Postnikova vergleicht, deren Erato-Aufnahme etwa zur gleichen Zeit auf den Markt gekommen ist. Der 43jährige Moskauer Oborin-, Naumow- und Neuhaus-Schüler sucht Dramatik und Spannung nicht wie seine namhafte Kollegin durch extreme Pegelschwankungen in der Ausdruckskurve zu erzwingen. Was bei der Pianistin zur Überspannung, zur Dauernervosität tendiert - und damit zur Inflation von "Bedeutung" -, bleibt bei Koroliov im Rahmen des Nachvollziehbaren und Begreifbaren. Seit Sviatoslav Richters Einzeldarstellungen der "Mainächte" und Igor Shukows sozusagen katzenpfötigen Walzerschritten im "Dezember"-Kapitel habe ich diese Kalendergeschichten mit ihren wahrhaft edlen Salon-Affinitäten nicht mehr so kunstsinnig-schlicht intoniert vernommen.
Dieser Eindruck wird zweifellos von einer Aufnahmeregie gefördert, die genau gewußt hat, in welcher Vermittlerposition zwischen Markanz und Diskretion, zwischen Intimität und räumlicher Offenheit sie sich dem Werk und dem ausführenden Interpreten verpflichten muß. Verwendet wurden 2 Brüel & Kjaer-4003-Mikrophone, das Mischpult Studer 961, der A/D-Wandler Lexicon 480 L (18 Bit), Lautsprecher von Genelec (1022 A) und Stax-Lambda-Professional- Kopfhörer. Geschnitten wurde - dies wird, man traut seinen Augen kaum, im Beiheft offenherzig mitgeteilt - 78mal. Zur Beruhigung des Kunden sei jedoch verraten: Man merkt es nicht.
Zur Beiheft- und Hüllengestaltung bei Tacet noch zwei Worte. Dankenswerterweise wurden die Gedichtvorlagen abgedruckt und in artigen Übersetzungen auch dem deutschen Leser anheimgestellt ("Bald schäumt der munt'ren Fastnacht ries'ges Fest" . . .). Die graphische Marotte jedoch, die Hüllenrückseite mit Poesie zu zieren, führt im Alltagsgebrauch der Platte dazu, daß man für die Titelsuche immer wieder die Kassette öffnen muß. Wer diese schöne CD beispielsweise im Auto hört, der spürt diese Erschwernis besonders. Dieser Vorwurf gilt übrigens auch für etliche Teldec-Publikationen.PETER COSSÉ
Tschaikowsky, Die Jahreszeiten op. 37; Evgeni Koroliov (Klavier); Tacet 25.
GELNHAUSEN. Für Rabatz sorgte ein offensichtlich angetrunkener Autofahrer in der Nacht zum Sonntag im Gelnhäuser Ortsteil Höchst.
Vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit kam der Mann, der die Leipziger Straße in Richtung Wirthheim befuhr, mit seinem Wagen in Höhe der Raiffeisenbank nach rechts von der Fahrbahn ab, durchquerte einen Grünstreifen, legte einen jungen Baum um, streifte einen Ampelmast, schleuderte weiter nach links, wo ein weiteres Bäumchen dran glauben mußte. Eine Hauswand brachte das Fahrzeug schließlich zum Stehen.
Der Fahrer wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Zu seiner Entschuldigung gab er an, vor ihm sei ein Tier über die Fahrbahn gelaufen. Den Schaden schätzt die Polizei auf 12 700 Mark. hein
LINSENGERICHT. Doch noch erwischt wurde ein Autofahrer, der in der Nacht zum Sonntag auf dem Weg von Großenhausen nach Geislitz beim Überholen einen Wagen streifte und anschließend mit überhöhter Geschwindigkeit die Flucht ergriff. In einer scharfen Rechtskurve geriet der Schuldige nach Polizeiangaben ins Schleudern und landete im Straßengraben. Wenig später kamen sowohl der Geschädigte als auch eine Polizeistreife am Unfallort an. Dabei stellten die Ordnungshüter fest, daß offenbar beide Autofahrer zu sehr dem Alkohol zugesprochen hatten.
Ihre Führerscheine wurden sichergestellt. Der materielle Schaden liegt mit 2050 Mark weit geringer als die Strafen, die die Kontrahenten jetzt zu erwarten haben. hein
SCHLUSSWORT
"Ein Pferd ist auch nur ein Mensch." Dressurreiter Klaus Balkenhol nach einer nicht so gelungenen Vorstellung seines Pferdes Goldstern.
BAD HERSFELD. In der laufenden Festspielsaison in Bad Hersfeld wird kein "Großer Hersfeld-Preis" für Schauspieler verliehen. Trotzdem gab es gestern Auszeichnungen: Klaus Hemmerle erhielt den "Hersfeld-Preis" für seine Rolle des "Zettel" im "Sommernachtstraum" und Doris Plenert für ihre Interpretation des "Puck" im selben Stück.
Der Hersfeld-Preis wird nach Auskunft der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine, die zusammen mit der Stadt Bad Hersfeld jährlich den Kritikerpreis vergibt, in diesem Jahr erstmals anstelle des "Kleinen Hersfeld-Preises" verliehen.
Der Sprecher der fünfköpfigen Kritikerjury, Hans-Adolf Stihl, sagte bei der Verleihung, die Suche nach einem Träger des Großen Preises sei "angestrengt" gewesen. Sieben Schauspielerinnen und Schauspieler hätten "in der Kulturlandschaft nur geringe Höhenunterschiede aufgewiesen". Daher sei die Jury zu dem Ergebnis gekommen, in diesem Jahr keinen Großen Preis zu verleihen.
Die Entscheidung der Jury wurde bei der Verleihung des Hersfeld-Preises in der Stiftsruine mit wenig Beifall zur Kenntnis genommen. ew
Helmut Opletal zeichnet in seinem Bericht (FR vom 29. 6. 1992 "In Somalias Hauptstadt herrschen Angst und Terror") ein schreckliches Bild der Lage in Mogadischu, der einst blühenden Hauptstadt von Somalia: Bürgerkrieg und Hunger sind zwei Merkmale, die auch in Zukunft für das Land am Horn von Afrika als charakteristisch zu stehen scheinen. Im Bürgerkrieg der Clans und Subclans ist kein Ende der Kämpfe in Sicht.
Die Hilfslieferungen der humanitären Organisationen für die Millionen von Hungernden erreichen ihr Ziel meist nicht. Schon vorher werden die Konvois der Hilfsorganisationen von bewaffneten Milizen überfallen. Die Nahrungsmittel gehen an die kämpfenden Parteien und verlängern den Bürgerkrieg somit noch. Den Tribut dafür zollen die Unschuldigen: Täglich verhungern in Somalia 5000 Kinder.
Das Chaos im Heimatland wirft auch seinen Schatten auf die ca. 4000 in Deutschland lebenden Somalis. Zu der Ungewißheit über das Schicksal der Angehörigen in Somalia kommt noch das Asylverfahren in der Bundesrepublik Deutschland. In der Regel erhalten Flüchtlinge aus Somalia zur Zeit kein politische Asyl.
In einem Land, in dem keine anerkannte Regierung an der Macht ist, kann auch keine staatliche Verfolgung stattfinden, stellen das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge und die Richter der zuständigen Gerichte einmütig fest.
Selbst das Auswärtige Amt konstatiert, daß man Flüchtlinge nicht in den Süden Somalias abschieben könne, weil dort "Somalis aus politischen und ethnischen Gründen Verfolgungen ausgesetzt sind (AA an das VG Gelsenkirchen vom 14. 11. 1991). Auch ein Verwaltungsgericht hält einen Abschiebestopp aus humanitären Gründen für angemessen (VG Braunschweig vom 18. 11. 1991).
Dennoch tut sich in den Hauptstädten der Bundesländer nichts. Nur Sachsen verhängte bisher einen Abschiebestopp, der einem somalischen Flüchtling wenigstens für ein halbes Jahr eine Sicherung seines Status' ermöglicht. In den anderen Bundesländern hat er als abgelehnter Asylbewerber ständig die Abschiebung zu fürchten, die dann einsetzen könnte, wenn der Flughafen in Mogadischu wieder im Linienverkehr zu erreichen ist.
Allein aufgrund der humanitären Situation ist eine Gefährdung von Leib und Leben für Rückkehrer nach Somalia gegeben. amnesty international fordert daher die Innenminister und -senatoren der Länder auf, einen Abschiebestopp für Flüchtlinge aus Somalia zu erteilen. Diese Maßnahme ist seit langem überfällig.
Es bleibt zu fragen, wie sehr sich die Lage in diesem Land noch verschlechtern muß, bis die Innenminister der Länder darauf reagieren.
Hans-Joachim Müller (ai-Somalia- Koordinationsgruppe), Göttingen
Klare Aussagen vermißt die Frankfurter FDP im Kommunalwahlprogramm der Sozialdemokraten. Der umweltpolitische Sprecher der FDP, Thomas Schimpff, vermutete, oberste Devise der SPD sei, "niemanden mit ihren Vorschlägen wehzutun". So kneife die SPD vor der Frage, ob die Lücke zwischen den Autobahnen A 66 und A 661 im Osten der Stadt durch den Riederwaldtunnel oder eine Straße auf Stelzen geschlossen werden solle. Die SPD im Umlandverband befürworte längst die Tunnellösung, während die SPD in Frankfurt die Verantwortung dem Land zuweise.
Das gleiche gelte für die Aussagen der SPD zum Frankfurter Flughafen. Wachsweiche Bekenntnisse zur umweltverträglichen Standortsicherung und zu "Verlagerungsoptionen" täuschten nicht darüber hinweg, daß die Partei die Flughafen-Dependance in Wiesbaden-Erbenheim befürworte - zugleich aber den Konflikt mit der Landes-SPD und dem Koalitionspartner Grüne scheue. jg
Kurzmeldungen
Sivebaek verlängerte bei AS Monaco Dänemarks Fußball-Europameister John Sivebaek hat seinen Vertrag beim französischen Erstligisten AS Monaco um ein Jahr verlängert. Der 30jährige hat bislang 81 Länderspiele bestritten. Saarbrücken mit US-Stürmer einig Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Saarbrükken hat am Samstag als zehnten Neuzugang den US-Nationalspieler Eric Wynalda von den San Diego Nomads verpflichtet. Der 23 Jahre alte Stürmer mit 41 Fußball-Länderspielen kostet die Saarländer 80 000 Mark Leihgebühr für ein Jahr. Zuvor war sich der 1. FC Saarbrükken mit Michael Hennig vom FC Berlin einig geworden. Der Vertragsamateur kostet 80 000 Mark Ablöse. Maradonas Anwalt legte Mandat nieder Der Anwalt von Diego Armando Maradona, Ernesto Spangenberg, hat überraschend und ohne Angabe von Gründen sein Mandat niedergelegt. Der Jurist bestätigte, daß es mit Maradona Meinungsverschiedenheiten gegeben habe. Spangenberg hatte die Verteidigung des 31jährigen Fußball-Weltmeisters von 1986 nach dessen Festnahme wegen Drogenbeseitzes und -konsums im April 1991 übernommen.Jena holt US-Kicker Fußball-Zweitligist FC Carl Zeiss Jena hat den US-Amerikaner Brian Bliss vom Chemnitzer FC für ein Jahr ausgeliehen. Die Leihgebühr für den 26 Jahre alten Manndecker, der 1990 bei der Weltmeisterschaft in Italien für die USA gespielt hat, beträgt 50 000 Mark. HSV-Trennung aufgeschoben Wegen eines Formfehlers in der Einladung konnte beim Hamburger SV nicht über die von Präsident Jürgen Hunke beabsichtigte Trennung des Vereins in einen Breitensportklub und einen Leistungssportverein nur mit Fußball und Leichathletik abgestimmt werden. Eine Entscheidung wird frühestens in vier Monaten bei der turnusmäßigen Mitgliederversammlung fallen.
SCHÖNECK. Schwer verletzt wurde ein Autofahrer bei einem Verkehrsunfall am Samstag vormittag in Büdesheim. An der Einmündung von der Südlichen Hauptstraße zur Vilbeler Straße wurde der Wagen des Mannes von einem entgegenkommenden Auto gerammt, dessen Fahrer nach links abbiegen wollte. Wie die Polizei weiter mitteilt, entstand ein Schaden von 15 000 Mark. hein
Auch westliche Technik kann marode Reaktoren nicht entschärfen Milliardenschwere Hilfen für die Atommeiler Osteuropas nähren nur gefährliche Illusionen / Memorandum des Anti-Atom-Forums
An der vom Weltwirtschaftsgipfel der sieben führenden Industrienationen (G 7) erwarteten Verabschiedung eines Hilfsprogramms für die Atomkraftwerke in den Staaten Osteuropas zeigt neben der westlichen Atomwirtschaft vor allem die Bundesregierung großes Interesse. Bundesumweltminister Töpfer wirbt seit langem für finanzielle und technologische Unterstützung dieser Länder, um deren Atomkraftwerke sowjetischer Bauart teils nachzurüsten, teils stillzulegen.
Nach übereinstimmenden Berichten sind die Atomkraftwerke in Osteuropa gekennzeichnet durch Konstruktionsschwächen, Materialermüdung, Ersatzteilmangel, Versagen von Kontrollinstanzen und teilweise chaotische Zustände. Atomkraftwerke in Osteuropa werden als tickende Zeitbomben bezeichnet, die auch Westeuropa, wenn nicht die ganze Nordhalbkugel der Erde bedrohen. Auch EG-Umweltkommissar Ripa die Meana hat nach einem Rußlandbesuch im Frühjahr 1992 Alarm geschlagen.
Mit der von Politikern verbreitet geforderten Nachrüstung bzw. Stillegung der Atomkraftwerke sowjetischer Bauart wird fälschlich unterstellt, daß westliche Technologie das Risiko der Atomkraftwerke bannen kann. Sichere Atomkraftwerke gibt es jedoch nicht, weder im Osten noch im Westen.
Die westeuropäische Atomlobby fordert nun von den Regierungen der sieben führenden Industrienationen, beim G 7-Gipfel in München endlich die politischen Rahmenbedingungen für die Nachbesserung von Atomkraftwerken in Osteuropa festzulegen und einen - viel zu niedrig angesetzten - Finanzbedarf von 13 bis 16 Milliarden DM bereitzustellen.
Die Bundesregierung mit der deutschen Atomlobby im Rücken gehört zu den treibenden Kräften, dem Ansinnen der Atomlobby auf dem G 7-Gipfel trotz Widerstrebens von Japan und den USA Folge zu leisten. Als Einstieg in die Atomkraft-Nachrüstung in Osteuropa sind die laut westlicher Atomlobby völlig unzureichenden 1,1 Milliarden DM zu verstehen, die dem Vernehmen nach zunächst bewilligt werden sollen.
Unter Berücksichtigung realitätsnaher Nachrüstungskosten und geplanter Atomkraftneubauten bahnt sich jedoch ein Atomgeschäft von über 100 Milliarden DM an. Die Bundesregierung wird sich dieses abzulehnende Programm, das der deutschen Atomindustrie zu Aufträgen verhelfen soll und die Zukunft der Atomenergie auch im Westen sichern soll, einiges kosten lassen.
Es ist davon auszugehen, daß sie im Verein mit deutschen Atomfirmen und Atomstromversorgern wesentliche Teile des Atomprogramms für Osteuropa bilateral durchführt. Es ist zu befürchten, daß der deutsche Steuerzahler angesichts der wirtschaftlichen Situation fast aller osteuropäischen Ländern über (Hermes-)Bundesbürgschaften die finanzielle Hauptlast des Atomgeschäfts trägt.
Mit dem Osteuropa-Atomgeschäft könnte die westliche Atomwirtschaft, allen voran die Atomkraftwerkshersteller Siemens/KWU und Framatome zusammen mit deutschen und französischen Atomstromversorgern den De-facto-Ausbaustopp umgehen, der vor allem aufgrund der atomenergiekritischen öffentlichen Meinung nach Tschernobyl fast überall in Westeuropa besteht. Die Atomfirmen und ihre Verbündeten in der Politik erhoffen sich hierdurch im Westen unter dem Deckmantel angeblich sicherer westlicher Atomkrafttechnologie eine Festigung der Atomenergienutzung und alsbald die Wiederbelebung des Atomenergieausbaus.
Es geht bei dem Hilfsprogramm erstens um die 42 überwiegend noch in Betrieb und 20 in Bau oder Baustopp befindlichen osteuropäischen Reaktoren der Typenreihe WWER (VVER, je 440 bis 1000 Megawatt el.), für die von der Atomlobby überwiegend Nachrüstung vorgeschlagen wird. Zweitens stehen 15 Reaktoren der Tschernobyl-Typenreihe RBMK zur Diskussion, die als nicht auf "westliches Niveau" nachrüstbar gelten, aber z. B. vom Deutschen Atomforum z.T. auch für Nachrüstung aufgelistet werden.
Dem immens teuren und gefährlichen Atomgeschäft zu Lasten von Mensch, Natur, Umwelt und zukünftigen Generationen treten das Anti-Atom-Forum deutscher Umweltschutzvereinigungen wie auch ost- und westeuropäische Umweltschutzvereinigungen entschieden entgegen.
Das Anti-Atom Forum legt im Rahmen seiner Analyse pro Ablehnung des Atomenergie-Nachrüstungsprogramms außerdem Gegenvorschläge vor für eine atomenergiefreie Energieversorgung auch in Osteuropa. Diese Vorschläge stehen in Übereinstimmung mit den Energiestrategien osteuropäischer Umweltschutzvereinigungen. Die Umwelt-Strategien beinhalten den unverzichtbaren schnellen Ausstieg aus der Atomenergie und führen zu einer effizienten, gesamtwirtschaftlichen und ökologisch vorteilhaften Energiewirtschaft.
Der Weltwirtschaftsgipfel in München muß für die Politiker der sieben führenden Industrienationen letzter Anlaß sein, sich von ihren gefährlichen Illusionen von der Beherrschbarkeit und vom angeblichen Nutzen der Atomenergie zu verabschieden. Der G 7-Gipfel muß die Weichen stellen für eine effiziente, umwelt- und menschenfreundliche Energiepolitik ohne Atomenergie.
Teil II: Strikte Ablehung des Atomenergie-Hilfsprogramms Das Anti-Atom-Forum deutscher Umweltschutzvereinigungen fordert Politik und Wirtschaft auf,
1. alle Vorschläge, für die Nachrüstung von Atomkraftwerken in Osteuropa finanzielle Unterstützung zu leisten, abzulehnen,2. die Nachrüstung selber als grundsätzlich falsch abzulehnen.
Die Atomkraft-Nachrüstung wie auch der Neubau von Atomkraftwerken sind aus folgenden Gründen strikt abzulehnen:1. Das Super-GAU-Risiko bleibt auch bei Nachrüstungen und Neubauten bestehen - Atomenergie ist grundsätzlich nicht beherrschbar:
Die Nachrüstung wird das Eintreten von Atomkraftwerkskatastrophen nicht verhindern können. Der nächste Super- GAU kann jederzeit eintreten. Er kann grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Das gilt für westliche wie östliche Atomkraftwerke gleichermaßen, weil jede Technologie letztlich aus menschlicher Fehlbarkeit anfällig ist und weil physikalische Gesetzmäßigkeiten bei mangelhaft gekühlten Atomkraftwerken mit oder ohne Abschalten unerbittlich zum Schmelzen des Reaktorkerns, zur Zerstörung des Reaktors samt aller Barrieren sowie zur Freisetzung katastrophaler Radioaktivitätsmengen führen.
Das Schadensausmaß in Ost und West möglicher Atomkatastrophen ist unermeßlich groß. Offizielle US-amerikanische, französische und deutsche Untersuchungen wie z. B. die Deutsche Risikostudie bestätigen für westliche Atomkraftwreke das Risiko von Atomkatastrophen, deren Auswirkungen sogar die für den Tschernobyl-Super-GAU befürchteten übertreffen können. Katastrophensichere Atomkraftwerke gibt es also in keinem Land der Erde. Nachrüstungen, technische und organisatorische Verbesserungen können diesen Grundsatz nicht ändern. Keine Regierung hat dies je ernsthaft bestritten. Die Existenz offizieller Katastrophenschutzpläne, deren Schutzwirkung bei schweren Unfällen Illusion ist, bestätigt das. Die Behauptung, westliche Atomenergie sei "sicher", ist eine Irreführung. Katastrophale Atomkraftwerksunfälle können in Ost und West nur durch den Ausstieg aus der Atomenergienutzung vermieden werden.
Es ist zum einen riskant und Spekulation, durch technische Nachrüstung eine verbesserte Sicherheit zu erwarten. Es ist zum anderen auch nicht entscheidend, ob die Nachrüstung bestimmter westlicher Technologien Atomkraftwerke sowjetischer Bauart an den bestehenden westlichen Stand der Technik heranführt oder mit diesem gleichziehen läßt.
Um die in Analysen aufgedeckten grundsätzlichen technischen Defizite zu überdecken, setzt die Atomlobby in Wirtschaft und Politik nach Harrisburg und Tschernobyl verstärkt auf den "Faktor Mensch", der durch stets richtige Eingriffe Atomkatastrophen verhindern soll - eine Illusion, wie die Geschichte der Atomenergienutzung zeigt. Menschliche Fehlbarkeit in Form von Schlamperei und Bestechlichkeit bis hin zu Sabotage, Terror und Krieg ist ebenfalls grundsätzlich nicht überwindbar. Weder das beschlossene Wissenschafts- und Technologiezentrum für Atomphysik in Moskau noch der atomare Überwachungsstaat werden bessere oder perfektere Menschen heranbilden können.
Dies wird deutlich anhand der Tatsache, daß die Reaktorsicherheitskommission der Bundesregierung anstrebt, die deutschen technischen Regeln so zu ändern, daß Anlagenteile auch über einen bisher begrenzten Erschöpfungsgrad hinaus betrieben werden dürfen. Hiermit soll die Betriebsdauer aller Atomkraftwerke verlängert werden. Da jeder Stand der Technik die Möglichkeit katastrophaler Unfälle beinhaltet, ist dieses Vorgehen, das den wirtschaftlichen Interessen der Atomkraftwerksbetreiber entspricht, nur "logisch". Dieser Logik entspricht, daß man bei Atomkraftnachrüstungen und -neubauten in Osteuropa Standards anwenden will, die den Menschen im Westen bei Neubauten nicht mehr zugemutet werden sollen und die bei der aufgegebenen Nachrüstung der WWER-Reaktoren in Greifswald als nicht genehmigungsfähig galten.
Solcher Logik von Regierungen und Atomlobby fehlt die Glaubwürdigkeit. Umweltminister Töpfer wird auf dieser Basis vergeblich an die Länder Osteuropas appellieren, auch nur die Atomkraftwerke vom Tschernobyl-Typ stillzulegen, solange nicht die deutschen Atomkraftwerke stillgelegt werden und solange diese lebensgefährliche atomfreundliche "Sicherheitsphilosophie" von der jeweiligen Regierung im Osten geteilt wird. Erst der Vorrang für die Überlebensinteressen von Mensch und Natur wird diese Haltung durchbrechen.
Die Nachrüstung der unterschiedlichen Klassen der Ost-Atomkraftwerke wird sich über eine Reihe von Jahren hinziehen, insbesondere da ausreichende Unsicherheitsanalysen teilweise überhaupt noch nicht vorliegen und angepaßte Nachrüsttechnologie erst noch teils zu entwickeln, teils zu testen und langfristig auf ihre Einsatzfähigkeit zu erproben wäre.
Dieser Punkt ist nach den voranstehenden insoweit zwar nicht entscheidend. Aber der Vergleich zum Atomenergieausstieg, der in den osteuropäischen Atomenergieländern kurzfristig oder binnen weniger Jahre möglich ist (siehe Alternativstrategie), bestätigt die Richtigkeit der Anti-Atomstrategie auch als diesem Blickwinkel. 5. Nachrüstung und Neubau sind extrem teuer und binden gewaltige Kapitalmengen an eine völlig falsche Energiestrategie.
Die Nachrüststrategie wird extrem teuer, ihre Kosten werden erheblich unterschätzt. Schon die von der West-Atomlobby vorgeschlagenen 13-16 Milliarden DM für 42 bestehende Ost-Atomkraftwerke und 20 in Bau oder in Baustopp befindlichen Reaktoren jeweils der WWER-Baureihe sowie für 10 der neueren RBMK-Reaktoren, (insgesamt also 72 Reaktoren) sind dabei mit im Durchschnitt rund 200 Millionen DM pro Block wundersam niedrig angesetzt. Außerdem sind u. a. Kosten von Stillstandszeiten und zu erwartenden Bauverzögerungen sowie Zinsen nicht enthalten.
Nach Erfahrungswerten bei Nachrüstmaßnahmen für westliche Atomkraftwerke und für die nicht durchgeführten Maßnahmen bei den Atomreaktoren sowjetischer Bauart in Greifswald ist pro Block mit Gesamtkosten von einer Milliarde DM und mehr zu rechnen. In Greifswald wurden die Reaktoren von Umweltminister Töpfer wegen dieser horrenden Nachrüstkosten stillgelegt. Insgesamt wäre demnach für Osteuropa mit Nachrüstkosten von mindestens 70 Milliarden DM zu rechnen, wenn nicht dramatische Abstriche von dem zugelassen werden, was für Greifswald ins Auge gefaßt war.
Der ersatzweise Neubau von Atomkraftwerken in Osteuropa allein schon für die 15 verbliebenen tschernobylartigen RBMK-Reaktoren in Rußland, Litauen und der Ukraine würde, wenn keine stark abgemagerten Billigreaktoren mit Sicherheitsdumping zum Zuge kämen, zu ca. 60 Milliarden DM an Investitionskosten führen. Das ist mehrfach teurer als die Alternative Energieeffizienz und Einsparung, wie aus verschiedensten unabhängigen Untersuchungen bekannt ist.
6. Atomkraftinvestitionen behindern die ökologische Energiewirtschaft entscheidend: Der immens hohe Kapitalaufwand für Nachrüstung und Neubau von Atomkraftwerken verhindert gerade auch durch diese Kapitalbindung an die Atomstrategie entscheidend den notwendigen Umstieg in eine ökologische Energiewirtschaft in Osteuropa. Außerdem übt die Atomenergienutzung strukturelle Behinderungen auf ökologische Alternativen aus. Erst mit dem Atomenergieausstieg sind die Signale ausreichend auf den Abbau überholter Monopole, auf die Dezentralisierung der Versorgungsstrukturen, auf effiziente Energienutzung, insbesondere Kraftwärmekopplung und auf die ökologisch angepaßte Nutzung erneuerbarer Energiequellen gestellt.
Eine ökologische Energiewirtschaft weist bekanntermaßen gegenüber der Atomstrategie eindeutige Vorteile auf, insbesondere für Umwelt, Klima, wirtschaftliche Effizienz und auch Arbeitsmarkt. Daher kann die Pro-Atomstrategie auch nicht im wohlverstandenen gesamtwirtschaftlichen Interesse osteuropäischer Länder liegen.
Atomkraft-Nachrüstung und Neubauten behindern den Schutz von Erdatmosphäre und Klima. Zum einen ist diese bedingt durch die Kapitalbindung an Atomenergie anstatt an Technologien wie Stromeinsparung und dezentrale Heizkraftwerke, die wesentlich kosteneffizienter bei der Vermeidung von Treibhausgasfreisetzungen sind.
Zum anderen ist in Ländern auch mit mittelhohem Atomstromanteil davon auszugehen, daß die klimaschädlichen Emissionen etwa an Kohlendioxid und Methangas bei Atomenergie (vom Uranbergwerk bis zum Atommüll sowie für Bau und Betrieb der Anlagen) systemar gerechnet deutlich höher liegen als die von effizienten erdgasbetriebenen Gasturbinen- und Motor-Blockheizkraftwerken.
Mit der Atomenergienutzung droht beides: die Klima- und die Atomkatastrophe.
Jede nicht geschenkte Hilfe, die also zu Rückzahlungsverpflichtungen oder gar zu Zinszahlungen führt, wird die verschuldeten Länder Osteuropas weiter in ihrer Schuldenlast verstricken. Dies gilt auch, wenn nur ein Teil der Atom-Nachrüstmaßnahmen in Form von harten Devisen bezahlt werden müßte ( . . . )
Das Nachrüstgeschäft im Osten, an dem die Atomwirtschaft insbesondere Westeuropas, namentlich Deutschlands und Frankreichs, verdienen will, kann angesichts des Zustands der Volkswirtschaften in Osteuropa finanziell i. a. nicht ausreichend abgesichert werden. Die Volkswirtschaften in Osteuropa liegen darnieder. In vielen Ländern werden kaum die Grundbedürfnisse der Bevölkerung an Nahrung, Wohnraum und Gesundheitsdiensten gedeckt. Schuldenlast und Devisenmangel, ungeklärte Eigentumsverhältnisse sowie Strukturen im Umbruch in den ehemals kommunistischen Diktaturen Osteuropas verbieten eigentlich aus Geldgebersicht zig-milliardenschwere westliche Investitionen ( . . . )
Daher ist zu befürchten, daß über solche Bürgschaften speziell der deutsche Steuerzahler und nicht die Atomindustrie für das osteuropäische AtomenergieAbenteuer wird aufkommen müssen, das Atomwirtschaft und Bundesregierung einvernehmlich anstreben. Nach Kalkar, Wackersdorf, der WAK Karlsruhe und dem Hochtemperaturreaktor Hamm-Uentrop drohen mit dem Atomhilfsprogramm neue völlig widersinnige, milliardenschwere Belastungen.
Die Folgekosten des durch Hilfsprogramme verlängerten Atomkraftbetriebes sind extrem hoch, dies nicht nur durch weitere Atommüllproduktion einschließlich Plutonium, sondern erst recht im Falle eines jederzeit möglichen katastrophalen Atomunfalls. Der Super-GAU von Tschernobyl hat in den Volkswirtschaften von Weißrußland, Ukraine und Rußlands bereits schwerste Schäden hinterlassen; von den Gesamtschäden ist erst die Spitze des Eisbergs zu erkennen. . . .)
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt, so der Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Dies ist als Bekenntnis zum Schutz der Menschenrechte zu werten, sowohl im In- als auch im Ausland. Jeder Staat, der Atomenergienutzung zuläßt, bedroht mit Atomkatastrophen nicht nur ständig Leben, Gesundheit, Eigentum sowie die Würde der eigenen Bürgerinnen und Bürger, sondern auch der ganzen Menschheit. Er gefährdet darüber hinaus das Leben der kommenden Generationen. (. . .)
Teil III: Die Alternativen - für eine ökologische Energiewirtschaft ohne Atomenergie Angesichts des Reichtums einiger osteuropäischer Länder an Bodenschätzen und Energielagerstätten sind die derzeit deprimierenden Verhältnisse in diesen Staaten fast unbegreiflich. Sie lassen sich erklären durch die Mißwirtschaft der früheren Regime, durch den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruch.
Energie- oder Strommangel, der im übrigen nur in Ausnahmefällen besteht, bietet keine allgemeine Erklärung. Das ha-
Das kann so nicht stehen bleiben
Der Beitrag "Der Künstler ist der pervers gewordene Wichtel" (FR vom 29. 6. 1992) über die Ausstellung mit Werken des Wiener Aktionisten Otto Mühl im Frankfurter Portikus ist zwar nicht ganz so unkritisch wie die Ausstellung selbst. Freilich wird auch hier an einer Legende gestrickt: hier der unangepaßte Otto Mühl, der aufrechte Revoluzzer gegen das Establishment, dort "die dumpfe Enge und geistige Borniertheit" der österreichischen Gesellschaft, die Spießer, die sich schließlich rächen und Mühl ins Gefängnis stecken: "Das Imperium schlägt zurück", schreibt Rezensent Walter Baumann. Das kann so nicht stehen bleiben. Richtig ist, daß Mühl mit der "Aktionsanalytischen Organisation" (AAO) selbst ein Imperium aufgebaut hat, in dem er einen totalitären Herrschaftsanspruch erhob und die zumeist sehr jungen AAO-Mitglieder massiv unter Druck setzte. Ehemalige AAOler beschreiben Mühl als autoritären Charakter mit einer Vorliebe für "Faschistenspiele". Es ist dem Mut und der Zivilcourage einzelner Menschen zu verdanken - und nicht dem anonymen, ach so bösen "Imperium" -, daß sie allen inneren und äußeren Widerständen zum Trotz gegen Mühl und seine Machenschaften an die Öffentlichkeit gegangen sind.
Dies war für die AAO-Aussteiger nicht leicht, weil Mühl jahrelang von einem Teil des österreichischen Politfilzes und von einem Teil der Kulturszene gedeckt wurde.
Was das alles mit Kunst zu tun hat? Weg und Werk Mühls zeigen, daß die Strecke vom Gewaltkult ("Der Mord als Kunstwerk") zu Führervisionen und faschistoidem Verhalten nicht allzu weit ist.
Es hat durchaus Aussagekraft, daß - vom Ausstellungsverantwortlichen Kasper König in der Presseinformation und auch von Baumann schamhaft verschwiegen - zwei Porträts Adolf Hitlers im Mittelpunkt der Frankfurter Mühl-Schau stehen.
Verwunderlich ist nicht, daß eine solche Ausstellung stattfindet. Verwunderlich ist, wie sie stattfindet: ohne die notwendige Distanz. Anstatt kritische Auseinandersetzung zu ermöglichen, gerät die Ausstellung zur bloßen Legitimation und zur Anbiederung an Mühl, wenn König sich beispielsweise im Vorwort des Katalogs von Mühl als "mutig" feiern läßt.
Wigbert Tocha, Frankfurt am Main
BAD ORB. Schwerste Verletzungen erlitt ein Motorradfahrer bei einem Unfall auf der Spessart-Höhenstraße.
Der Mann war am Sonntag vormittag von Villbach in Richtung Wegscheide unterwegs und verlor in einer langgezogenen Linkskurve die Herrschaft über sein Krad.
Er rutschte zunächst die Fahrbahn entlang, überschlug sich und mußte mit einem Rettungshubschrauber abtransportiert werden. hein
ben Vertreter von 30 Umweltschutzvereinigungen aus osteuropäischen Ländern in der Konferenzerklärung von Celakovi- ce/CSFR an 18. Juni 1991 bestätigt. Sie stellten fest, daß in ihren Ländern
- eine zutiefst ineffiziente Erzeugung und Nutzung von Energie der Wirtschaft unnötige Kosten verursacht und Mensch und Umwelt erheblich schädigt und gefährdet. Dies reiche vom sauren Regen über gefährliche Abfälle bis hin zum Risiko von Atomunfällen und zur globalen Klimaänderung.
Die Analyse der osteuropäischen Umweltschutzvereinigungen kommt für ihre Länder unter Beachtung länderspezifischer Unterschiede zum einheitlichen Ergebnis:- Verbesserungen beim Energieverbrauch, bei der Verteilung und bei der Versorgung mit Energie stellen die geeignete Energiepolitik dar. Diese Optionen sind wesentlich billiger und sauberer als das Angebot von mehr Energie.
- Die versteckten gesamtwirtschaftlichen Langzeitkosten von Umweltschäden durch die Nutzung von fossiler und Atomenergie unterstreichen die Notwendigkeit, erneuerbare Energiequellen zu entwickeln.
- Dezentrale Energieplanung unter Mitwirkung von gesellschaftlichen Gruppen und Nichtregierungsorganisationen sind für die Entwicklung der Energiepolitik am geeignetsten.
Die Regierungen der OECD, die internationalen Finanzierungsinstitutionen (EBRD, Weltbank, IMF) und die EG-Kommission werden aufgefordert, Energieeffizienzprojekten Vorrang zu geben und Beratung von den Umweltvereinigungen der Regionen einzuholen, um Umweltprioritäten aufzustellen.
Bezüglich Atomenergie ergänzen die Umweltverbände Osteuropas u. a.:
- Die Regierungen sollten die inakzeptablen Kosten und Gefahren der Atomenergie, die negativen Erfahrungen der meisten Länder mit Atomenergieprogrammen und die erheblichen Folgekosten durch atomenergieverursachte Umweltschäden anerkennen.
- Ein umfassendes Programm zur Stillegung von Atomkraftwerken und zur Schadensbeseitigung bei Atomstandorten ist dringend zu entwickeln. Über Neubauten soll ein Moratorium verhängt werden.
Das Anti-Atom-Forum unterstützt diese Forderungen und erklärt ergänzend:
Der Ausstieg aus der Atomenergie - in Ost und West - muß nach Möglichkeit sofort bzw. unverzüglich erfolgen. Ein schneller Ausstieg aus der Atomenergie ist in den meisten betroffenen Ländern Osteuropas möglich. Auch in Ländern mit hohem Atomstromanteil (Litauen, Ungarn, Bulgarien) ergibt sich die Chance zum Ausstieg teils kurzfristig oder binnen weniger Jahre.
Notwendige Bausteine hierfür sind:
1. mobile Kleinheizkraftwerke (Containerheizkraftwerke)2. Stromspar-Sofortprogramme
3. zügige Umstrukturierung besonders energieverschwendender Wirtschaftszweige4. weitgehende Konversion von Rüstungsindustrie zu Energie-Effizienzindustrie
5. intelligente Laststeuerung auf der Stromverbraucherseite, um Lastspitzen zu senken
6. gezielter Ausbau der Stromerzeugung bei den erneuerbaren Energiequellen in ökologisch angepaßter Form: u. a. aus Biogas und anderen aus organischen Abfällen erzeugten Gasen sowie aus Windenergie7. kurzfristige westliche Bereitstellung von Demonstrationsanlagen für ökologisch effiziente Technologien wie neuartige Heizkraftwerke und Stromspartechnologien nebst Lizenzen hierfür
8. schnelle technische und ökologische Ertüchtigung nichtnuklearer Stromerzeugungsanlagen Westliche Hilfestellung, insbesondere auch Hilfe zu Selbsthilfe für solche Maßnahmen sollte keineswegs nur auf Atomenergieländer beschränkt werden, sondern auch solche Länder unterstützen, die keine Atomenergieanlagen besitzen bzw. auf Atomkraft verzichtet haben wie Polen und Weißrußland.
Der Baustein "Containerheizkraftwerke" sei näher erläutert:
Mobile Containerheizkraftwerke werden in großer Anzahl im Rahmen des Atomenergieausstiegs zumindest vorübergehend für hocheffiziente kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Diese Anlagen müssen nach Möglichkeit bevorzugt von der jeweiligen nationalen Industrie in Serie erstellt werden und sind an zahlreichen geeigneten Orten an das Strom- und Fernwärmenetz anzuschließen.
Solche Container-Kleinheizkraftwerke von typisch je 10 MW elektrischer und 20 MW Wärmeleistung können als Gasturbinen- oder Motoren-Modulanlagen mit Erdgas, Öl oder Gasen aus Biomasse (Biogas aus organischen Abfällen, Klärgas, Deponiegas u. a.) betrieben werden und erreichen eine rund dreifach bessere Energieausnutzung als durchschnittliche Kraftwerke. Durch Verbrauchernähe vermeiden sie einen Großteil der Leitungsverluste beim Stromtransport. Sie können modulartig zu größeren Einheiten gekoppelt werden.
Westliche Gasturbinen-Containerheizkraftwerke kosten schlüsselfertig 10 Millionen DM pro 10 Megawatt (el), sind damit mehrfach billiger als Atomkraftwerke und auch billiger als umfangreiche Atomkraft-Nachrüstungen. Sie können binnen zwei bis drei Monaten nach Auftragseingang in Betrieb gehen. Es ist davon auszugehen, daß z. B. russische Kleinheizkraftwerke nochmals deutlich billiger sind und ebenfalls in Serie erstellt werden können. Solche Anlagen sind bei entlegenen Ortschaften und für militärische Einheiten üblich.
Die Containerheizkraftstrategie bietet die große Chance, eine Reihe von Atomkraftwerken, u. a. die RBMK-Reaktoren noch 1992 stillzulegen. Im Rechenbeispiel mit westlichen Anlagen wären für 10 000 MW el solcher Heizkraftanlagen, die aus verschiedenen Gründen ca. 14 000 bis 15 000 MW el Atomkraft ersetzen können und außerdem über 20 000 MW Wärmeleistung bieten, nur ca. 10 Milliarden DM Investitionen nötig. Die mobilen Anlagen können nach und nach durch ortsfeste Anlagen ersetzt werden und dann z. B. anderenorts Ersatzstrom für die Zeitdauer ökologischer Modernisierung von Kohlekraftwerken usw. bieten oder in neuen oder alten Fernwärmenetzen Verwendung finden.
Dem schnellen Atomenergieausstieg in Osteuropa kommt der Rückgang vor allem des industriellen Stromverbrauchs infolge des wirtschaftlichen Umbruchs sehr entgegen. Gegenläufig ist der schlechte Zustand vieler nichtnuklearer Energieanlagen, die auch im Rahmen des Atomausstiegs dringend der Ertüchtigung bedürfen.
SCHLÜCHTERN. 24 000 Mark Schaden und vier Leichtverletzte sind das Ergebnis eines Auffahrunfalls vom Samstag nachmittag in Schlüchtern.
Wie die Polizei am Sonntag berichtete, wollte ein Autofahrer, der auf der B 40 von Niederzell kommend Richtung Hanau unterwegs war, nach links abbiegen und hielt deshalb seinen Wagen an. Zwei weitere Autofahrer stoppten hinter ihm.
Ein dritter Autofahrer, der offenbar zu schnell gefahren war, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Er schob alle Wagen zusammen. hein
BIRSTEIN. Schwer verletzt wurde ein junger Mann bei einem Verkehrsunfall am Freitag abend in Birstein.
Der Motorradfahrer war nach dem Einfahren in die Bermuthshainer Straße zu weit nach rechst gekommen, schrammte am Bürgersteig entlang und kam so zu Fall.
Wie die Polizei weiter mitteilt, wurde der Mann bewußtlos gefunden und konnte keine Angaben zum Unfallhergang machen. Wegen des Verdachts auf Trunkenheit wurde ihm eine Blutprobe entnommen. hein
Ihren 100. Geburtstag feiert am heutigen Montag Betty Korn. Im Sonnenweg 62 werden Stadträtin Ilse Vaupel und Otto Thomazewski, Präsidiumsmitglied der Stadtverordnetenversammlung, die Glückwünsche des Bundespräsidenten, des Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters überbringen.
Betty Korn ist in Frankfurt geboren und hat bis zum Umzug der Familie 1935 nach Goldstein in Bockenheim gewohnt. Für die Goldsteiner handelt es sich um den ersten 100. Geburtstag in ihrem Stadtteil.
Betty Listing heiratete 1915 Georg Korn. Sie hat vier Kinder - zwei Jungen und zwei Mädchen - zur Welt gebracht. pia
MELSUNGEN. Es war um die Geisterstunde, als der Bürgermeister von Melsungen im Schwalm-Eder-Kreis einen dumpfen Schlag vor seinem Hause vernahm. Erhard Appel sah nach und fand - mitten auf der Straße - einen kleinen Hydraulik-Kran.
Die alarmierten Polizeibeamten ahnten wohl, daß das schwergewichtige, üblicherweise zum Herausheben von Kfz-Motoren benutzte Stück nicht vom Himmel gefallen, sondern auf krummen Wegen dort gelandet, vielleicht von einem Lastwagen gefallen, war. Sie hievten es deshalb zur Seite, und da sie die Diebe nicht dingfest machen konnten, nutzten sie ihre Handschellen, um den Kran an einer Laterne zu befestigen.
Die Hoffnung der Beamten, daß sich die Diebe dreist an die Polizei wenden, sich als Eigentümer des Kranes ausgeben und um dessen Freigabe bitten würden, erfüllte sich nicht. Immerhin hat sich der Unternehmer gemeldet, dem der Kran gestohlen wurde. ari
FRANKFURT A. M. 5. Juli (FR). Meist stark bewölkt und Regen, sagt das Wetteramt vorher. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 16 Grad im Süden und 21 Grad im Norden, die Nachttemperaturen zwischen 12 und 16 Grad. Weitere Aussichten: Im Süden weiter Regen. (Siehe auch Lokalteil)
Es ist schon hanebüchen: Da erklärt Herr Stammler im Namen der CDU- Fraktion, Mieter seien durch die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen nicht gefährdet, weil die Eigenbedarfskündigung fünf Jahre nach Verkauf der Wohnung ausgeschlossen sei.
Am selben Tag ist der FR zu entnehmen, daß Manfred Rommel, CDU-Mitglied, Präsident des Deutschen Städtetages und gewiß nicht verdächtig, rot-grüne Klientel zu begünstigen, energisch mehr Schutz von Mietern gegen die nun zu erwartende Flut von Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen und die damit einhergehende Vertreibung von Normal- und Besserverdienenden fordert. Wer in Frankfurt in den letzten Jahren hingesehen hat, weiß, wie dringend nötig dieser Schutz ist: Für Normalverdiener ist eine Eigentumswohnung in Frankfurt mit Preisen zwischen 300 000 und 800 000 Mark schlicht nicht finanzierbar.
Selbst wenn sich der Erwerber einer Mietwohnung dann an die Kündigungsschutzfrist von fünf Jahren hält, muß der Mieter am Ende die Wohnung räumen - oft genug ohne jegliche Alternative in seinem langjährigen Wohnumfeld. Die Frankfurter Realität sieht aber regelmäßig noch viel schlimmer aus: Der Aufkauf preiswerter Altbau-Wohnhäuser und die Umwandlung in Eigentumswohnungen werden spekulativ betrieben; sofort nach dem Eigentumswechsel erfolgen Eigenbedarfskündigungen, setzen Schikanen und höchst belastende, sich lang hinziehende Umbaumaßnahmen am Haus ein, bis die Mieter als die wirtschaftlich Schwächeren aufgeben und das Feld räumen.
Leerstand, Luxussanierung und Verkauf an ganz andere Bevölkerungskreise sind die Folge. Die AGW hat allein im Frankfurter Westend eine ganze Reihe solcher Fälle registriert.
Dies alles muß auch die Frankfurter CDU wissen. Wenn sie sich dieser Wirklichkeit nicht stellen will, muß sie ihrerseits sich den Vorwurf gefallen lassen, im Namen einer ganz bestimmten Klientel zu sprechen. Die Frankfurter Mieterinnen und Mieter sind das jedenfalls nicht. Barbara Heymann, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Westend
Was passiert eigentlich mit Koffer, Rucksack und Reisetasche, wenn sie am Abfertigungsschalter des Frankfurter Flughafens, gewogen und mit einem Code versehen, aus dem Gesichtsfeld des Fluggastes verschwinden? Einblick in Teile der, dem Blick des Passagiers sonst verborgenen, Eingeweide des Rhein-Main- Flughafens gewährte jetzt die Flughafen AG (FAG) einigen, per Glücksrad ausgelosten, Besuchern der Aussichtsterrasse. Viermal im Lauf des Nachmittags wurden je zwischen 30 und 40 Interessierte in die Geheimnisse des "Passagierdienstes" eingeführt.
"Wir wollen den Leuten das Geschehen hinter den Kulissen transparenter machen", nannte der für den Besucherservice zuständige Alfred Dörsch von der FAG einen Grund für die prestigeträchtige Sommeraktion.
"Durchaus ganz spannend", fand es eine Frau in der zuerst geführten Gruppe, die selbst regelmäßig fliegt, einmal hinter die Kulissen blicken zu können. Fasziniert vom Gewirr der Förderbänder in der Gepäckumschlaghalle waren vor allem die Kinder, wiewohl die kleine Jana die einstündige Rundfahrt "ein bißchen langweilig" fand, und auch Arno, der schon einmal per Flugzeug von Frankfurt aus nach Florida geflogen ist, hatte sich die Tour "abwechslungsreicher" vorgestellt.
Die Sorge ums Gepäck ist Sache der Erwachsenen, das war den interessierten Fragen aus deren Kreis zu entnehmen. Als Dörsch etwa die computergesteuerte Gepäckbeförderung "mit nur 0,2 Promille Fehlzuordnung" erläuterte, wollte ein Besucher sogleich wissen: "Was passiert, wenn ein Koffer mal falsch ankommt, wird er dann mit der Hand zum richtigen Flugzeug getragen?" Nur in Ausnahmefällen, so erklärte Dörsch schmunzelnd, "wird von Hand zugepackt", etwa wenn ein Gepäckstück kurz vor dem Start der Maschine noch eintrifft, "dann wird es zuweilen in speziellen Bordtaschen extra zum Flugzeug gebracht". Ansonsten bekommt jeder Koffer, Rucksack und Beutel seine eigene Wanne, mit einem besonderen Code, die ihn sicher zum richtigen Flieger bringt, erfuhren die Familien.
Nachdem die Besuchergruppe sich von Michael Kahlert, der für die Gepäckermittlung zuständig ist, erzählen ließ, wie ein vermißter Koffer mit Hilfe eines Computers, der im amerikanischen Atlanta steht, meist innerhalb von Stunden ermittelt und spätestens nach zwei Tagen an den richtigen Bestimmungsort weitergeleitet ist, ging es zurück zur Terrasse, wo schon die nächste Truppe auf sachkundige Führung wartete. fra
Am Sonntagmittag stieg Bert Dietz in Frankfurt-Höchst im Gelben Trikot des Rundfahrt-Siegers vom Rad, am Dienstag steigt er in Ludwigshafen schon wieder auf. Fast nahtlos steigt er von der Hessen- in die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt um. Es bleibt kaum Zeit, um ins Heim nach Nürnberg zu fahren.
Ein Rennfahrerleben, hektisch und gnadenlos. "Eigentlich wollte ich mich in Hessen nur einrollen für Rheinland- Pfalz", sagte der Mann, der in diesem Jahr schon die Thüringen-Rundfahrt gewann, in der Friedensfahrt Zweiter und bei der spanischen Etappenfahrt Vierter war. Doch dann geschah das Merkwürdige, daß der erste Vorstoß des sechstägigen Rennens durch Hessen bereits der entscheidende Vorstoß war. Dabei hatte ihn Roland Nestler - früherer Leipziger wie Dietz - nur gefahren, um als Erster durch seine neue Heimat in Eltville zu rollen, wo er nach Genehmigung seines Ausreiseantrags aus der alten DDR seinerzeit gelandet war und wo er auch wieder mit dem Radfahren begann, bis ihn der RSC Mars Rotweiß köderte.
"Als wir soweit vorne waren, mußten wir ja etwas daraus machen", sprach Dietz für die Spitzengruppe, aus der schließlich nur er und Nestler übrigblieben. Der Vier-Minuten-Vorsprung am Etappenziel in Einhausen war schon für die Vergabe der beiden ersten Plätze gut.
Dietz zeigte dann auf der Etappe nach Bad Karlshafen noch einmal seine Überlegenheit, als er eine 18köpfige Spitzengruppe dominierte und auseinanderriß. Er unterstrich den Protest und die Forderung seines Verbandes Bayern, ihn für Olympia zu nominieren. In Rheinland-Pfalz trifft er nun auf diejenigen, die ihm vorgezogen wurden. Wäre Dietz nicht gewesen, hätten die Hessen wohl alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Etappensiege durch den Vierer im Prolog, Jörn Reuß in Wetzlar, Jens Zemke in Homberg/Efze, Ralf Schmidt nach tollem Solo in Fulda, zweite Ränge durch Nestler und Lutz Lehmann, das Bergtrikot für Reuß, beinahe auch das Sprint-Trikot für Lehmann und dann mit dem sagenhaften Vorsprung von 27:59 Minuten der Gewinn der Mannschaftswertung. Hessen-Trainer Karlheinz Mertke dürfte staunen.
Die Hessen sind mit den fünf Bundesligafahrern der RSG Frankfurt und dem auf einmal mächtig auftrumpfenden Nestler ein Topteam, das auch international bestehen kann, wie es schon in der Thüringen-Rundfahrt oder in Schweden bewiesen hat. Aber das war doch ein bißchen viel Hessen-Festival im eigenen Land, zumal ja etliche ausländische Mannschaften ihre Olympia-Kandidaten geschickt hatten. Keinem gelang es, die Phalanx deutscher Sieger zu durchbrechen, denn auch die Etappe Fulda - Frankfurt, als sich einmal alle nur um ein paar saftige Prämien unterwegs kümmerten, und treulich zusammenblieben, gewann mit Sven Teutenberg (Nordrhein- Westfalen) ein deutscher Regionalfahrer. Am Schlußtag in Höchst wurde Australiens Olympia-Starter Patrick Jonker Zweiter, ebenso wie in Fulda Neuseelands Kandidat Christoph Nicholson. Auch die Franzosen Bolay Magnien und Thibout, die auf einen Startplatz für Barcelona hoffen, hatten sich gezeigt.
Bester Ausländer aber war ein gewisser Serguei Ouchakov aus Sewastopol in der Ukraine, der für das Tessiner Team fuhr, das die Schweiz vertrat. Er wurde Ditter im Endklassement und hat seine eigene Geschichte. Eigentlich verließ er die Krim, um in Italien Profi zu werden. Als das nicht klappte, zog er weiter ins Tessin. Dort fährt er seit März recht erfolgreich. "Ich will Profi werden, da muß ich Resultate haben", sagte er.
Das ganze, von Fritjof Müller wieder prächtig organisierte und dank der Motorradstaffel der Polizei reibungslos ablaufende Rennen, war nicht so hart und ereignisreich wie etliche seiner Vorgänger.
Die 3:08 Minuten Vorsprung des Siegers sind der klarste Sieg der elfjährigen Geschichte, bisher waren es die 1:44 Minuten vom vergangenen Jahr, als der Neuseeländer Brian Fowler gewann, der diesmal nur schüchterne Versuche machte, sich wieder vorne zu plazieren. Daß nur neun Fahrer aufgaben, ist auch ein Rekord. Die frühe Entscheidung, die klaren Verhältnisse nach der dritten Etappe kamen auch den Zielen der deutschen Bahn-Nationalmannschaft zugute. Sie sollte hier gut trainieren, um in Barcelona voll zuzuschlagen, sollte keine Reserven angreifen, nicht unnötig Kräfte verpulvern. Nach anfänglichen Schwierigkeiten durch die Höhen- und Klima-Umstellung (sie kamen aus St. Moritz) rollte es gut, und daß die "Könige der vier Kilometer" auch über 62 Kilometer hohes Tempo durchstehen können und Zweite des Mannschafts-Zeitfahrens wurden, stärkte ihr Selbstvertrauen. Man darf dem olympischen Auftritt der Michael Glöckner, Jens Lehmann, Stefan Steinweg, Andreas Walzer und Guido Fulst optimistisch entgegensehen. Bundestrainer Wolfgang Oehme tut es auch. HELMER BOELSEN
Mit einem Scherz suchte der Lokführer die Reisenden bei Laune zu halten. "Wir haben ein kleines Problem vor uns", sagte er über den Zuglautsprecher, "aber wir hoffen, daß es in einigen Minuten gelöst sein wird." Statt einiger Minuten sollte es dann doch zwei Stunden dauern, ehe sich Von Hans-Hagen Bremer (Paris) der Schnellzug Paris-Marseille langsam wieder in Bewegung setzte und Nevers im nördlichen Burgund erreichte. Vor der Einfahrt in den Bahnhof der Stadt, in der der Chef der sozialistischen RegierungFrankreichs, Pierre Beregovoy, Bürgermeister ist, konnten die Reisenden den Grund des unfreiwilligen Halts auf freier Strecke erkennen. Bauern aus der Gegend hatten sich am Wochenende den Protestaktionen der Lkw-Fahrer angeschlossen, die seit dem vergangenen Montag den Straßenverkehr Frankreichs lähmen, und einen Bahnübergang blokkiert. Nun waren die Bauern dem Druck der Bereitschaftspolizei CRS gewichen und mit ihren Traktoren wieder abgezogen und hatten sich offenbar auf die Suche nach einem anderen Übergang begeben, um dort ihr Katz-und-Maus-Spiel mit den Ordnungskräften von neuem zu beginnen.
Mit einem Blick aus dem Abteilfenster konnten sich die Reisenden auch über die unveränderte Lage an der Straßenabsperrung am Eingang von Nevers überzeugen. Wie gestrandete Walfische standen die Lastzüge auf beiden Seiten der Straßen, die über die Kreuzung Croix-Joyeuse (fröhliches Kreuz) in die Stadt hinein oder um sie herumführen. In der Mitte standen mehrere Laster quer, so daß Autofahrer Slalom fahren mußten, um sich durch dieses Nadelöhr hindurchzubewegen.
Der "Kapitän der Landstraße", der an dieser Blockadestelle das Kommando führt, ist am Wochenende landesweit bekanntgeworden. Raoul, der Gallier, heißt er, und in Fernsehinterviews antwortet er genau so bestimmt wie er offenbar gegenüber seinen Kollegen befehlsgewohnt verfährt. Wer sich aus dem Staub machen wolle, so wurde er zitiert, müsse sich über nichts wundern. "In Italien schneidet man sofort die Reifen durch." Angesichts von so viel Autorität mußten die beiden Gendarmen am Platz wie verloren wirken.
Streit zwischen den Einwohnern von Nevers und den Lkw-Fahrern hat es offenbar nicht gegeben, im Gegenteil. Und das läßt sich vermutlich damit erklären, daß die Straßenblockade so angelegt war, daß die Zufahrt zum neuen Motorsportring im nahen Magny, den der Bürgermeister und Regierungschef bauen ließ, offenblieb, so daß den Leuten der Spaß am ersten großen Formel-1-Rennen in ihrer Stadt nicht verdorben wurde. So wurden die Fahrer nicht nur mit Kaffee und Eßbarem versorgt, sie erhielten auch Hunderte von Unterschriften mit Solidaritätsbekundungen wie "Es muß alles blockiert werden" oder "Man walzt die Freiheit nieder". Nicht überall verlief der Aufstand der Lkw-Fahrer, die die Pariser Regierung zur Rücknahme des seit 1. Juli geltenden Strafpunktesystems beim Führerschein zwingen wollen, so harmlos wie in der Stadt, wo der Regierungschef Bürgermeister ist. Nicht weniger als vier Todesopfer wurden am Wochenende bei Unfällen gezählt, deren Ursache von der Polizei direkt oder indirekt auf die Straßensperren zurückgeführt wurden. Bei Montpellier gab es zwei Tote, als ein Auto in einen ohne brennende Rücklichter abgestellten Lkw hineinfuhr. Bei Auxerre im Norden von Burgund starb ein Motorradfahrer. Der war auf einen Pkw geprallt, dessen Fahrer wegen einer Blockade in Panik geraten war. Bei Fontainebleau schließlich, südlich von Paris, kam ein 22jähriger Deutscher, der als Anhalter unterwegs war, bei einem Frontalzusammenstoß vor einer Blockade ums Leben. 150 Verkehrsblockaden wurden am Wochenende gezählt. Schwerpunkt war unverändert die Nord-Süd-Achse von Lille über Paris und Lyon nach Marseille. Die Polizei konnte zwar eine Blockade bei Lille öffnen, doch auf der vielbefahrenen Autobahn A 1 nach Paris kamen die Fahrer nur bis Senlis vor den Toren der Hauptstadt. Hinzuzuzählen waren die Aktionen von Bauern, die nach ihren vor zwei Wochen ergebnislos verlaufenen Protesten die Gelegenheiten zu neuen Kundgebungen ergriffen. Die Aktionen waren auf die Eisenbahnstrecke im Rhônetal konzentriert, wo ungefähr 20 Züge steckenblieben. Zehntausende von Reisenden, darunter viele Familien mit kleinen Kindern, saßen fest und mußten entweder in Bahnhöfen kampieren oder auf freier Strecke ausharren. "Wir sind seit zwölf Stunden hier blockiert", beklagte sich ein Reisender, "und niemand ist gekommen, um uns zu versorgen - weder von der Eisenbahn, noch von der Bevölkerung." Trotz allem kam der Verkehr nicht ganz zum Erliegen, was zum einen daran lag, daß viele Autofahrer sich erst gar nicht auf den Weg machten, und daß zum anderen es denen, die es trotzdem wagten, gelang, sich mit Karten und der Hilfe der Polizei auf Nebenstraßen durchzuschlagen.
Die Folgen der Blockaden wurden an diesem Wochenende freilich immer spürbarer. Lyon, die zweitgrößte Stadt Frankreichs, war eine tote Stadt. Hotels und Gaststätten blieben leer. Die Versorgung mit Benzin war so knapp geworden, daß, wenn überhaupt, pro Fahrzeug nur noch 20 Liter abgegeben wurden. Geschäfte, Supermärkte und Großmärkte meldeten Umsatzrückgänge von bis zu 30 Prozent. Vor allem bei frischen Waren, Obst und Gemüse, wurde das Angebot infolge ausbleibender Lieferungen knapp. Die Unmöglichkeit, zur Erntezeit Pfirsiche und anderes Obst auf den Weg zu den Kunden zu bringen, hat wiederum unter den Bauern des Rhônetals eine Gegenbewegung ausgelöst. Bei Valence und anderen Orten fuhren sie mit ihren Traktoren auf, um von der Regierung Maßnahmen gegen die Lkw-Fahrer zu fordern.
Die Regierung freilich schien mehr denn je am Ende ihres Lateins angelangt zu sein. Andererseits machte sie deutlich, daß sie nicht bereit sei, vor der Herausforderung zu kapitulieren. "Die Regierung weicht nicht zurück", bekräftigte Premier Beregovoy in mehreren Interviews. Am Freitag abend hatte es eine Zusammenkunft des Verkehrsministers mit den Arbeitgebern und den Gewerkschaften des Transportgewerbes gegeben. Doch die Gespräche brachten keine Fortschritte und wurden auf den Donnerstag dieser Woche vertagt.
Dabei hatte man den Lkw-Fahrern zuvor schon zwei bedeutende Zugeständnisse gemacht. Das eine besteht darin, daß die Fahrtenschreiber nicht mehr zur nachträglichen Bestrafung von Geschwindigkeitsüberschreitungen herangezogen werden sollen, womit die Gleichheit vor dem Gesetz mit anderen Kraftfahrern gewahrt würde. Das andere ergibt sich aus dem Angebot, daß Fahrschulstunden zur Wiedergewinnung aberkannter Punkte wie Fortbildungsurlaub bezahlt werden. Doch die Lkw-Fahrer wollen mehr - die ersatzlose Aufgabe des Punkteführerscheins.
Die Schwierigkeit für die Regierung besteht darin, daß sie auf der Seite der Lkw-Fahrer keine repräsentativen Gesprächspartner hat. In Lyon zum Beispiel verweigerten Lkw-Fahrer der Gewerkschaft, daß diese für sie Gespräche führt. Die Polizeipräfektion mußte diesen Mangel wiederholt erleben, wenn sie sich nach endlosen Verhandlungen mit Abordnungen von Fahrern im Besitz einer Zusage glaubte, dann aber feststellen mußte, daß keiner der Laster die Blockadestelle verließ.
Auch die Anwendung von Gewalt, wie sie zu Beginn des Konfliktes noch angedroht worden war, hat man wohlweislich ausgeschlossen. Mit Wasserkanonen, die noch gegen protestierende Krankenschwestern angewandt worden waren, läßt sich gegen 40-Tonner ebensowenig etwas ausrichten wie mit Tränengas, vor dem kürzlich noch die Bauern zurückwichen. So hat die Regierung nach den martialischen Worten, die Innenminister Paul Quilès in der Anfangsphase anschlug, auf die sanfte Tour umgeschaltet und eine generelle Überprüfung der Arbeitsbedingungen der Lkw-Fahrer ins Gespräch gebracht. Daß die "Leibei- genen von heute", wie Staatspräsident François Mitterrand die Kapitäne der Landstraße mitfühlend bereits genannt hat, in Folge des gnadenlosen Konkurrenzdruckes in dieser zum Dschungel gewordenen Branche zu Verkehrsdelikten neigen - oder sich Zwängen nicht widersetzen -, belegt ein Blick in die Statistik.
19 588 Geschwindigkeitsüberschreitungen wurden 1991 bei Fahrzeugen von mehr als zehn Tonnen registriert, 7015 Verstöße gegen die Arbeitszeitvorschriften. Ebenso groß war die Zahl von Lastwagen, die mehr als das zulässige Gewicht geladen hatten oder trotz gefährlicher Ladung ohne die vorgeschriebenen Warnzeichen fuhren, um sich zeitraubende Umgehungsstraßen zu ersparen. "Der Kraftakt der Lkw-Fahrer zeugt von einer Malaise des gesamten Berufsstandes", räumte Premierminister Beregovoy ein. Ob die Lkw-Fahrer das Angebot annehmen, ist offen. "Die Regierung soll nicht glauben, uns vom Thema abbringen zu können", sagte einer, "und das Thema ist der Punkteführerschein."
BONN, 5. Juli. Die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP), er wolle die Möglichkeit zur untertariflichen Bezahlung von Beschäftigten schaffen, hat in den fünf neuen Ländern bereits zu Nachteilen für Arbeitnehmer geführt. Er habe "mehrere Hinweise auf eine untertarifliche Bezahlung" in der ehemaligen DDR erhalten, sagte Hans-Ulrich Klose, der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, am Wochenende im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau.
Klose hatte in der vergangenen Woche Unternehmen in Thüringen und Sachsen- Anhalt besucht. Hierbei war er mit Betriebsräten und Gewerkschaftsfunktionären zusammengetroffen. Nach deren Angaben hatte ein Autohaus in Quedlinburg Lohnabschläge ausdrücklich mit Möllemanns Vorhaben begründet.
Möllemann hat ein Gesetz angekündigt, das in notleidenden Betrieben eine niedrigere Bezahlung erlauben soll. Ein Abweichen von den zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelten Tarifen soll aber nur mit Zustimmung der betrieblichen Interessenvertreter der Belegschaft möglich sein. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat Widerstand angekündigt. Er befürchtet, daß Betriebsräte unter Druck gesetzt und Unternehmen gegeneinander ausgespielt werden könnten.
Die SPD werde den Klagen nachgehen, kündigte Klose an. Das geltende Recht erlaube ein Unterlaufen ausgehandelter und als allgemeinverbindlich erklärter Tarifverträge nicht. Aufgreifen werde die Bundestagsfraktion ferner Vorgänge bei der Maschinenfabrik (Mafa) in Sangerhausen. Der Inhaber dieses Unternehmens, Kurt Mayer, hatte drei freigestellten Betriebsräten zum 1. Juli fristlos gekündigt. Dies verstoße gegen das Gesetz, sagte Klose. Im Treuhandunterausschuß will er die Umstände des Verkaufs der Firma an Mayer klären lassen. Belegschaftsvertreter hatten bei Kloses Besuch in Sangerhausen undurchsichtige Machenschaften bei der Mafa beklagt. Mayer wird anwaltlich von Max Josef Strauß, einem Sohn des früheren CSU- Vorsitzenden Franz Josef Strauß, vertreten. (Siehe auch Wirtschaft, Seite 9)
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, Prolog über acht Kilometer in San Sebastian/Spanien: 1. Indurain (Spanien) 9:22,43 Minuten, 2. Zulle (Schweiz) 0:02 Minuten zurück, 3. Marie (Frankreich) 0:03, 4. Mijdam (Niederlande) 0:04, 5. de las Cuevas (Frankreich) 0:11, 6. Garmendia (Spanien) 0:12, 7. Alcala (Mexiko), 8. Bugno (Italien), van Hooydonck (Belgien) alle gleiche Zeit, 10. Ekimow (GUS) 0:13, . . . 15. LeMond (USA) 0:14, . . . 18. Maassen (Niederlande) 0:18, 19. Gölz (Bad Schussenried) gleiche Zeit, . . . 41. Boden (Frankfurt/Oder) 0:25, 42. Ludwig (Gera) gleiche Zeit, . . . 46. Fignon (Frankreich) 0:27, . . . 53. Kummer (Erfurt) 0:29, . . . 60. Jentzsch (Cottbus) 0:31, 61. Mottet (Frankreich), 62. Heppner (Gera) beide gleiche Zeit, . . . 75. Delgado (Spanien) 0:34, . . . 77. Maier (Österreich) 0:35, . . . 81. Ampler (Leipzig) 0:36, . . . 87. Aldag (Ahlen) 0:37, . . . 100. Krieger (Karlsruhe) 0:40, . . . 108. Wüst (Köln) 0:42, . . . 112. Stumpf (Dittelbrunn) gleiche Zeit, . . . 142. Gröne (Recklinghausen) 0:49, . . . 160. Kappes (Kirchzarten) 0:53, . . . 162. Bölts (Heltersberg) 0:54. "TOUR DU FINISTRE" für Frauen in Frankreich, 4. Etappe über 96,7 km von Brest nach Lesneven: 1. Zagorska (Litauen) 2:44:37 Stunden, 2. Nicoloso (Frankreich) 0:01 Minuten zurück, 3. Groen (Niederlande), 4. Teutenberg (Büttgen), 5. Cepelienne (Litauen), 6. Heeb (Schweiz) alle gleiche Zeit. - 5. Etappe, Einzelzeitfahren über 5,5 km in Plouider: 1. Zberg (Schweiz) 8:18 Minuten, 2. Clignet (Frankreich) 0:01 Minuten zurück, 3. Heeb gleiche Zeit, 4. Hodge (England) 0:13, 5. Cepelienne 0:14, 6. Teutenberg 0:17. - Gesamtwertung: 1. Zberg 11:02:37 Stunden, 2. Clignet 0:01 Minuten zurück, 3. Heeb 0:02, 4. Teutenberg 0:18, 5. Hodge 0:20, 6. Cepelienne 0:20, . . . 8. Hanka Kupfernagel (Stuttgart) 0:23.
Briefe an die Redaktion
Vater Profit wird über Mutter Erde siegen Im Zusammenhang mit der geplanten Südumgehung Mörfelden wird auf den ökologische Aspekt hingewiesen. Die Stadtverordnetenversammlung will sich am 9. Juli während einer Sondersitzung mit dem Thema beschäftigen. Die Landesregierung in Wiesbaden solle sich gegenüber Bonn pro Südumgehung äußern, hat die CDU gefordert. Eine positive Stellungnahme zum Bundesverkehrswegeplan hat das Land jedoch schon abgegeben (FR vom 3. Juli 1992):
"Die Kugel rollt, nichts geht mehr.
Einige in der Bonner Enquete-Kommission glauben doch tatsächlich, die Verkehrslawine ließe sich stoppen, die uns bis zum Jahr 2010 eine Zunahme des PKW-Verkehrs um 40 Prozent und des LKW-Verkehrs um 100 Prozent bringen wird. In dieser Kommission sind Politiker/innen aller Parteien, auch der CDU. Wie schon die SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) Mörfelden vor 20 Jahren plädieren sie unter anderem gegen eine weitere Zersiedelung und für bessere Raumordnungskonzepte. Spät kommen sie darauf, aber immerhin früher als hiesige Kommunalpolitiker aller Parteien. Statt dem selbstmörderischen Autowahn Grenzen zu setzen, wollen sie neue Straßen bauen.
Sie stimmen der Versiegelung der Feldgemarkung rund um unsere Stadt zu, ziehen neuen Straßenverkehr aus Frankfurt und Umgehung hierher und weisen neue Baugebiete aus.
In der Vergangenheit kamen aus unserer Stadt gelegentlich Denkanstöße auf ökologischem Gebiet. Mittlerweile hat das Profitprinzip auch hier genügend Nachbeter bei ehemaligen Radikalökologen und Kommunisten gefunden.
Fruchtbarsten Mörfeldener Boden wollen sie mit Asphalt und Gift bedecken. Für wie lange? Ich prophezeie die ersten Fahrverbote für die nächsten zehn Jahre.
Aber dann wird längst Vater Profit über Mutter Erde gesiegt haben und daran selbst zugrunde gehen.
Den Kirchturmpolitikern weiterhin frohes Betonieren!" Erich Schaffner, Mörfelden
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
RADSPORT 2
COCA COLA-TROPHY, 2. Etappe in Regensburg, zweiter Tagesabschnitt, Rundkurs über 80 km: 1. Woods (Australien) 1:47:15 Stunden, 2. Halupczok (Polen), 3. Klaus (Berlin), 4. Henn (Heidelberg), 5. Krawkzik (Polen), 6. Hess (Sindelfingen) alle gleiche Zeit. - Einzel-Gesamtwertung: 1. Woods 16 Punkte, 2. Klaus 15 Punkte, 3. Wolf (Berlin) 12 Punkte, 4. Halupczok 10 Punkte, 5. Krüger (Südafrika) 10 Punkte, 6. Dürst (München) 8 Punkte. - Sprintwertung: 1. Wolf 6 Punkte, 2. Krüger 4 Punkte, 3. Klaus 4 Punkte.
Mannschafts-Zeitfahren, 1. Tagesabschnitt über 2000 m: 1. Southern Sun II (Nepp/Krefeld, Görgen/Bergheim, Bolten/Köln) 2:20,50 Minuten, 2. Auto Staiger (Hess, Dörich/beide Sindelfingen, Haase/Ruhpolding) 2:22,65, 3. Deutschland (Dürst/München, Hundertmarck/Kelsterbach, Müller/Melle) 2:23,75, 4. ZG Boteccia (Italien) 2:24,80, 5. Southern Sun I (Südafrika) 2:24,99, 6. Union Fröndenberg 2:25,14. - Mannschafts-Gesamtklassement: 1. Southern Sun II 3:37,88 Minuten, 2. Auto Staiger 3:41,21, 3. Deutschland 3:42,30, 4. ZG Botteccia 3:43,56, 5. Southern Sun I 3:44,67, 6. Union Fröndenberg 3:46,44.
Schon am Wochenende war an den österreichischen Grenzen alles wieder scheinbar in bester Ordnung. "Kein einziger Neuankömmling", meldete die Wiener Zentrale. An der österreichisch- ungarischen Grenze, wo sich vorübergehend nach im Schnellverfahren eingeführter Visumspflicht für Besitzer von Pässen des neuen und des alten Jugoslawien dramatische Szenen abgespielt hatten, verebbte die Flüchtlingswelle aus den Kriegsgebieten des Balkan. Grenzbeamte und Zöllner konnten sich wieder voll auf die durch die Schulferien in Ostösterreich ausgelöste Touristeninvasion konzentrieren.
Die gelegentlich schon erörterte Notwendigkeit der Einführung der Visumspflicht für "Jugoslawen" überraschte auch viele mit jugoslawischen Pässen ausgerüstete Angehörige anderer Republiken, die einmal zum alten Jugoslawien gehört hatten. Sie alle durften ab Donnerstag 0.00 Uhr nur noch mit einem gültigen Visum in die gelobte Alpenrepublik einreisen. Österreich, das sich zuvor wegen seiner Visumsfreiheit stolz als humanitäres Vorbild für jene meisten westeuropäischen Staaten rühmte, die ihre Grenzen schon früher dichtgemacht hatten, zog verspätet nach. "Mangelnde internationale Solidarität" habe Wien dazu gezwungen, meinten entschuldigend unisono der sozialdemokratische Innenminister Franz Löschnak und sein christdemokratischer Kabinettskollege, Außenminister Alois Mock. "Man mußte diese Notbremse ziehen. Österreich wurde alleingelassen in Europa", beschwerte sich zum wiederholten Mal SPÖ-Zentralsekretär Josef Cap.
Grüne, sozialdemokratische und katholische Basis- und Jugendorganisationen sahen das ganz anders. Von einem "beschämenden Moment in der Geschichte Österreichs" sprach die katholische Friedensorganisation "Pax Christi". Einen "absoluten Verstoß gegen die humanitären Verpflichtungen" stellten grüne Politiker fest. Und die der SPÖ nahestehende Grazer "Neue Zeit" schrieb, Österreich habe nun "jeden moralischen Anspruch verloren", anderen europäischen Staaten in dieser Sache Vorwürfe zu machen.
Rund 2000 Menschen aus dem zerfallenen Vielvölkerstaat ist seit Donnerstag nacht vorwiegend an der ungarischen Bahngrenzstation Hegyeshalom die Einreise nach Österreich verweigert worden. Den Charme, mit dem österreichische Grenzbeamte am Straßenübergang Nickelsdorf ahnungslosen Autofahrern die Einreise verweigerten, schilderte die konservative "Die Presse" so: "Was ist los? . . . umdrahen und verschwinden." Noch weit mehr Reisende hätten sich wohl an der Grenze den Korb geholt, wären sie nicht inzwischen schon von ungarischen Grenzbeamten auf die österreichische Visumspflicht aufmerksam gemacht worden.
Umgekehrt hat nun der Ansturm auf österreichische Flüchtlingslager nachgelassen. Meldeten sich in Zeiten der Visumsfreiheit durchschnittlich 500 Flüchtlinge täglich, waren es am Freitag noch "unter 100". Dabei hatten offizielle Stellen zugesichert, wirklichen Kriegsflüchtlingen die Einreise weiterhin zu ermöglichen. Die kontrollierenden Grenzbeamten sollen angeblich an bestimmten Buchstabenkombinationen vor der Paßnummer ablesen können, ob ein Paß des alten Jugoslawien in Serbien oder Montenegro - für die absolute Visumspflicht gilt - oder aber Bosnien und Kroatien ausgestellt wurde. Wegen des Zeitdrucks bei der Kontrolle ist es aber kaum möglich, alle Einzelheiten korrekt zu prüfen.
Und so muß man davon ausgehen, daß unter den Zurückgewiesenen ganz sicher auch Bosnier gewesen sind. Als Flüchtlinge anerkannt werde nur der, so sagte ein zuständiger Grenzbeamter, wer diesen Status glaubhaft nachweisen könne - "etwa durch ei- ne Schußverletzung". Eine Schußwunde berechtigte zur Ausstellung eines Visums direkt an der österreichischen Grenze.
Drei Millionen Schilling (umgerechnet etwa 430 000 Mark) kosten Österreich die bosnischen Kriegsflüchtlinge täglich. Dabei sind nur 27 000 auf die Betreuung des Bundes oder der Länder angewiesen. Weitere 25 000 halten sich, ohne öffentliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, bei verwandten oder befreundeten Landsleuten auf. Mit dem Verlust der humanitären Unschuld Österreichs bleibt jetzt wohl nur abzuwarten, wie lange das mit 100 000 Flüchtlingen restlos überforderte Ungarn die Offenheit seiner Grenze noch ertragen wird.
HARRY SCHLEICHER (Wien)
NORDEND. Es ist soweit: Am heutigen Donnerstag wird die erste Tempo-30-Zone des Nordends im sogenannten Gebiet 8 eröffnet. Die Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 Stundenkilometern gilt dann zwischen der Glauburgstraße im Norden und der Eschenheimer Anlage im Süden; westlich wird das Gebiet von der Eckenheimer und östlich von der Friedberger Landstraße begrenzt. Die Neuerungen, die anfangs sicher die größte Umstellung für die Autofahrer bedeuten, sind die Richtungsänderungen: In der Zone 8 werden fünf Einbahnstraßen in Teilbereichen "gedreht".
Als nächster Schritt folgt die Verkehrsberuhigung zwischen Oeder Weg und Ekkenheimer Landstraße (Gebiete 4 und 5), danach in dem Bereich oberhalb der Glauburgstraße (Gebiet 6 und 7). "Dann haben wir innerhalb von sechs Wochen im gesamten Viertel zwischen der Friedberger und der Eckenheimer Landstraße Tempo 30 eingeführt", erklärte der Verkehrsexperte des Ortsbeirates 3, Armin Eikenberg (SPD) zufrieden.
Die Schilder, die die Ein- und Ausfahrten in die Tempo-30-Zonen signalisieren, stehen bereits seit einigen Wochen, waren aber bislang noch überklebt. Heute morgen wurden die Streifen abgezogen, und damit gilt ab sofort die neue Verkehrsregelung. Das bedeutet: Innerhalb der Zone darf nicht schneller als 30 Kilometer pro Stunde gefahren werden, und es gilt grundsätzlich rechts vor links. Außerdem kann - und soll - generell auf der Straße geparkt werden, um die Geschwindigkeit in den Straßen zu drosseln. Ausnahmen sind beschildert.
Durch diese "natürlichen" Hindernisse oder entsprechende Markierungen soll der Straßenquerschnitt im Einbahnverkehr auf 3,50 Meter verringert werden. Ist die Straße in beiden Richtungen befahrbar, bleiben sechs Meter Platz. Mit diesen Zahlen trägt der Ortsbeirat einer Entwicklung Rechnung, die sich noch im Modellstadium befindet: Dieser Querschnitt ermöglicht Radfahrern, in Einbahnstraßen auch in entgegengesetzter Richtung zu fahren.
Mit der Einführung von Tempo 30 ändert sich auch die Straßenführung im Gebiet 8. Im einzelnen: Die Richtung der Einbahnstraße wird in der Weberstraße zwischen Koselstraße und Rappstraße, sowie zwischen Wielandstraße und Zeißelstraße umgekehrt. In der Neuhofstraße ändert sich die Fahrtrichtung zwischen Weberstraße und Lenaustraße. Das gleiche gilt auch für die Lenaustraße zwischen Wieland- und Zeißelstraße.
Auch in der Wielandstraße und der Zeißelstraße werden die Richtungen neu geregelt, und zwar jeweils zwischen Weberstraße und Lenaustraße. Außerdem wird es künftig möglich sein, von der Eisernen Hand in die Eckenheimer Landstraße abzubiegen.
Diese "Schleifen", die seitens der CDU mit harscher Kritik kommentiert wurden, sind nach Ansicht Eikenbergs "eine opti- Fortsetzung auf Seite 3
Vor dem Eintreffen der Hessen-Rundfahrt wurde wie in jedem Jahr zum Schloßfest in Höchst das Rundstreckenrennen "Rund um das Höchster Schloß" ausgetragen und wie schon oft dominierten dabei Gäste aus den Niederlanden. Thoolen holte sich alle möglichen 30 Punkte und Boelhouwers sorgte mit 14 Punkten für einen niederländischen Doppelsieg im Amateurrennen. Dahinter kam Fischer (MRW Frankfurt) mit zehn, Edelmann (Siegen) mit neun Punkten und C- Klassenfahrer Klüber (MRW Frankfurt) mit acht Punkten ins Klassement.
Matthias Heß holte sich im Juniorenrennen mit 28 Zählern den Sieg und den "Preis der Frankfurter Rundschau" vor seinem Vereinskameraden Philipp mit 17 Punkten. Der Sossenheimer Geis verhinderte als Dritter mit 13 Punkten den totalen Bad Homburger Triumph, denn auf Platz vier kam Eberle mit sechs Punkten ein. Joras aus Montabaur bezwang mit 28:19 Punkten im Rennen der Jugend den sieggewohnten Kelsterbacher Marko Schlittchen (MRW Frankfurt), der tags zuvor in Kerzenhausen in der Pfalz gewonnen hatte. boe
Gift-Notrufzentralen
Berlin, (0 30) 3 02 30 22 / 3 03 54 66, Zentr.: 30 35 - 1 Bonn, (02 28) 26 06 - 2 11, Zentrale: 26 06 - 1 Braunschweig, (05 31) 6 22 90, Zentrale: 68 80 Bremen, (04 21) 4 97 - 52 68 / 36 88 Freiburg, (07 61) 2 70 - 43 60 / 43 00 / 1, Zentr.: 2 70 - 1 Göttingen, (05 51) 39 62 39, Zentrale: 39 62 10 Hamburg, (0 40) 63 85 - 33 45 / 33 46 Homburg/Saar, (0 68 41) 16 - 22 57 / 28 46, Z.: 16 - 0 Kiel, (04 31) 5 97 42 68, Zentrale: 5 97 - 0 Koblenz, (02 61 49 96 48 Ludwigshafen, (06 21 5 03 - 4 31, Zentrale: 5 03 - 0 Mainz, (0 61 31 23 24 66, Zentrale: 17 - 1 München,(0 89) 41 40 22 11 Münster, (02 51) 83 - 62 45 / 61 88, Zentrale: 83 - 1 Nürnberg, (09 11) 3 98 24 51 Papenburg, (0 49 61), Zentrale: 83 - 1 Für die neuen Bundesländer sind Gift-Informationszentralen im Aufbau.
REITEN
Grand Prix Special: 1. Werth (Rheinberg) mit Gigolo 1534 Punkte, 2. Uphoff (Duisburg) mit Rembrandt 1518, 3. Theodorescu (Sassenberg) mit Grunox 1510, 4. Balkenhol (Düsseldorf) mit Goldstern 1453, 5. Rothenberger (Bad Homburg) mit Andiamo 1448, 6. van Grunsven (Niederlande) mit Olympic Bonfire 1435, 7. Kemmer (Berlin) mit Golo 1434, 8. Menkowa (GUS) mit Dikson 1379, 9. Crepin (Frankreich) mit Corlandus 1372, 10. Rehbein (Hamburg) mit Donnerhall 1367.
Viererzugfahren, Einzelklassement: 1. Eriksson (Schweden) 115,2 Punkte, 2. Chardon (Niederlande) 127,8, 3. Freund (Neu-Isenburg) 129,8, 4. Sandmann (Hüven) 131,2, 5. Bozsik (Ungarn) 135,8, 6. Ruijter (Niederlande) 136,8, 7. Groenewoud (USA) 137,8, 8. Aarts (Niederlande) 138,2. - Mannschaftsklassement: 1. Deutschland (Freund, Sandmann, Quinkler) 252,8, 2. Niederlande 253,6, 3. Schweden 258,4, 4. Schweiz 316,5, 5. Ungarn 318,4, 6. Frankreich 330.
Springprüfung "Letzte Chance", Zeitspringen: 1. Beerbaum (Buchloe) mit Rasmann 45,92 Sekunden, 2. Sloothaak (Mühlen) mit John Blunt 46,32, 3. Melliger (Schweiz) mit Athlet 48,53, 4. Withaker (Großbritannien) mit My Mesieurs 48,62, 5. Baroni (Italien) mit Lisou Blinuis 45,92, 6. Gundel (Buchloe) mit Argot 50,91.
Dressurprüfung Klasse S, Kür: 1. Bartels (Niederlande) mit Olympic Courage 71,66 Punkte, 2. Dallos (Ungarn) mit Aktion 71,64, 3. Koizumi (Japan) mit Werano 65,30, 4. D'Esme (Frankreich) mit Thor 64,98, 5. Lechner (Österreich) mit Lady Adrienne 62,23, 6. Jensen (Dänemark) mit Ariston 61,95.
Das deutsche Frauen-Hockeyteam meldet "volle Fahrt voraus" - Olympia kann kommen. Knapp drei Wochen bevor der 16köpfigen Nationalauswahl in Barcelona die Stunde schlägt, gaben die Spielerinnen am Wochenende eine vorolympische Kostprobe ihres Könnens. Zwei Test-Länderspiele gegen die zum besseren Trainingspartner degradierten Schottinnen gerieten für die Schützlinge von Bundestrainer Rüdiger Hänel zum leichtfüßigen Sparziergang. Mit 7:0 und 3:1 endete der in Frankfurt und Rüsselsheim vollbrachte Doppelsieg, bei dem es vor allem galt, mentale Stabilität zu gewinnen.
Die bange Frage um die Olympia-Nominierung, die erst am 29. Juni endgültig beantwortet wurde, hatte bei dem "Wakkelkandidatinnen" verständliche Nervosität ausgelöst. Gegen die international zweitklassigen Schottinnen galt es nun überflüssige Verkrampfungen ab- und eine bessere Spielkultur aufzubauen.
Intuition und Planung war die von Rüdiger Hänel ausgegebene Losung. Seine Schützlinge verwandelten die wiedersprüchliche Verbaldevise in ein vielversprechendes Erfolgsrezept. Die Strategie einer klaren Rollenverteilung mit zwischengeschalteten Kreativmomenten, soll traditionell deutsche Tugenden mit einer flexibleren Spielgestaltung vereinen. Was die im olympischen Vorfeld zum Geheimfavoriten avancierten Spielerinnen anbelangt, so schienen sie ihre Lektion bereits gelernt zu haben. Besonders in der zweiten Hälfte der 7:0-Glanzpartie am Samstag in Frankfurt brillierte das deutsche Olympia-Aufgebot mit raumgreifendem Kombinationsspiel. Im linken Mittelfeld spann Nadine Ernsting-Krienke (Eintracht Braunschweig) die Fäden und bediente die dreifache Torschützin Franziska Hentschel (RTHC Leverkusen) nach Belieben. Auch Karin Kauschke (Eintracht Braunschweig) auf der rechten Außenposition zeigte sich mit zwei Treffern torgefährlich; die stoptechnisch schwächeren Gäste von der Insel hatten oftmals nur das Nachsehen.
Zwar ließ traumwandlerisches "Genuß-Hockey" in der zweiten Begegnung auf sich warten, der nie ernsthaft gefährdete 3:1-Arbeitssieg am Sonntag bestätigte dennoch die Leistung vom Vortag. Mittelfeldspielerin Tanja Dickenscheid (RK Rüsselsheim) analysierte die Länderspiel-Dublette so: "Es hat sich gezeigt, daß wir im Hinblick auf Barcelona noch an unserer Kontinuität arbeiten müssen. Es ist ganz wichtig, ein hohes spielerisches Niveau auch mal über mehrere Tage zu konservieren." Sollte dies im Laufe der kurzen Vorbereitungsphase gelingen, dann ist auch Rüdiger Hänel davon überzeugt, daß "wir vor den schweren Gruppenspielen gegen Spanien und Australien keine Angst haben müssen".
Der 34jährige Nationaltrainer sieht auf sich und sein junges Team ganz andere Gefahren zukommen. "Für mich und fast alle Spielerinnen ist Barcelona die erste Olympiade. Ich hoffe, daß wir vor lauter Euphorie keine Leistungseinbuße erleiden." Trotz dieser Befürchtungen will der Trainer keine strikten Verhaltensvorschriften erteilen. Eine "erlebnisorientierte Olympiade" soll es werden, da könne die eine oder andere Massage schon mal ausfallen. Der langgehegte Traum von Barcelona dürfe schließlich nicht wie eine Seifenblase zerplatzen.
Trotz der weitreichenden Freiheiten, die er seinen Spielerinnen einräumen möchte, ist die sportliche Marschroute klar umrissen. Das Halbfinale sollte schon drin sein. Und überhaupt - hat nicht Fußball-Dänemark kürzlich ein Exempel statuiert? Auch mit einer vergleichsweise kurzen Vorbereitungsphase und viel Lockerheit läßt es sich meisterlich aufspielen. Wenn das kein gutes Omen ist. MARGIT REHN
Privatsammler üben sich weltweit in Zurückhaltung, aber die Deutsche Bank kauft weiterhin ein. Die Zuneigung der Galeristen ist ihren für die Kunstankäufe zuständigen Repräsentanten mithin sicher, zufriedene Mienen an den Kojen der Kunstmessen, wenn die Banker bummeln - und bieten. Aber auch zwischen den Messeterminen ist das Ankaufsgremium unterwegs, beratschlagt und zückt die Börse. Seit Jahren schon setzt es sich aus den Museumsmännern Klaus Gallwitz und Peter Beye und den zu Experten herangewachsenen Bankherren Friedhelm Hütte und Herbert Zapp zusammen. Der Kunstbesitz der Deutschen Bank, der auf Zentralen, Filialen und Geschäftsstellen in aller Welt verteilt ist, aber auch in hauseigenen Depots lagert, umfaßt inzwischen mehr als 20 000 Kunstwerke.
Welchen Wert die Kollektion hat? "Wir nennen keine Zahl", bedauert Friedhelm Hütte. "Die einen sagen dann, wir geben zuviel für die Kunst aus, den anderen ist es zu wenig."
Den Nutznießern in den neuen Bundesländern scheint es jedenfalls noch nicht genug zu sein. Laut Hütte signalisieren die Verantwortlichen sehr großes Interesse. Die Filiale in Rostock, die gerade aus dem überquellenden Füllhorn der DB-Sammlung gespeist wurde, ist eine von immerhin vierzig ostdeutschen Stellen, die vom Kunstetat der Deutschen Bank profitieren. Dabei gilt: von Ossis für dieselben. So, wie für außereuropäische Städte nicht nur Kunstwerke deutscher Provenienz vorgesehen, sondern auch Arbeiten heimischer Künstler erworben werden, so interessiert sich das Auswahlgremium auf ostdeutschem Boden natürlich in erster Linie für die Gestaltungen der Künstler aus der ehemaligen DDR.
In Frankfurt haben entsprechend die Frankfurter Vorrang, bevorzugt die Städel-Schüler. Angekauft werden in erster Linie Malerei und Graphik, zuweilen auch Druckgraphik. Angeblich weiß das Publikum jedoch die Präsentation von Originalen besonders zu schätzen.
Die soeben - nach einer fundamentalen Renovierung - neueröffnete Geschäftsstelle an der Hauptwache ist ein Ort, dem die Bank eher kleine Formate spendiert hat. Teils stammen sie von Frankfurter Künstlern, von denen man schon seit einer Weile spricht, teils von weniger Aufgefallenen. Zu ihnen gehört Peter Kubelkas Filmklassensprößling Roland Krüger, der auf der vergangenen ART Frankfurt mit einigen Arbeiten in der Restaurationskoje der "Freien Köche" auf sich aufmerksam machte. Seine Bildideen setzt er meist mit dem Computer um. Im Schalterraum der Geschäftsstelle hängen nun drei zu Wandfriesen zusammentretende Kostproben. Dabei garantieren der "Eiserne Steg" Frankfurtbezug, pralle Erotik hingegen die sieben rotlackierten Kußmünder.
Puristischer verfährt die Koreanerin Young Hyang Lee, die mit einer achtteiligen "I Ging"-Serie auf Papier zugegen ist; Möbelbauer und Blechspezialist Bernd Vossmerbäumer macht derweil aus einem kleinen Besprechungszimmer durch eine Reihe farbiger Zeichnungen mit astral empfundenem Lochmuster einen Ort des Nebulösen. Eine kosmische Gleichung für all die kühlen Rechner auf den beiden Etagen.
Daneben kleine, präzise konturierte Arbeiten von zwei Frankfurter Linientreuen: Herbert Warmuths Segmente umkreisen Köpfe und Udo Kochs Schriften Cornflakes.
Aber der Bau an der Hauptwache ist nicht der einzige im Rhein-Main-Gebiet, der gegenwärtig aufgemöbelt und Kunstgalerie wird. Im Anbau an die Zweigstelle der Bank an der Konstablerwache tun sich "Farbräume" auf und wollen Kundenaugen blenden mit Papierarbeiten von Michael Mohr und Norbert Reitz. Für die im August zu eröffnende Hauptfiliale in Mainz hat das pfiffige Kunstkomitee schließlich einen besonders berühmten "Meenzer" ausfindig gemacht: Georg Baselitz. Hat der doch tatsächlich einige Jahre in Rheinhessen gelebt.
DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
Zu einem Rekordfestival avancierte die neunte Auflage des Heinerfest-Triathlon in Darmstadt. Der für den DSW Darmstadt startende Stuttgarter Jochen Basting nahm sich für die Strecke von 1,3 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen nur 1:57,52 Stunden Zeit und blieb erstmals unter der Zwei-Stunden-Marke. "Eigentlich war das heute nur als scharfe Trainingseinheit eine Woche vor den Iron-man-Rennen in Roth gedacht", wunderte sich der 37jährige Elektroingenieur selbst über seine Leistung. Unter dem alten Kursrekord blieb auch Jochen Bastings Vereinskamerad Daniel Knoblauch (1:58,03) und der erst 19jährige Norman Stadler (1:58,08) von der TG Franken.
Die Frauenkonkurrenz endete ebenfalls mit einer neuen Bestleistung. Katja Schrickel (TuS Griesheim) siegte mit 2:11,14 Stunden deutlich vor Barbara Zeeb (DJK Dudwiler/ 2:12,43) und Nicole Mertes aus Darmstadt in 2:16:48. Doch nicht nur Klasse, sondern auch Masse zeigte sich in Darmstadt. Mit 800 Triatlethen verzeichneten die Veranstalter auch einen neuen Teilnehmerrekord. odo
Die Zeit im Wartestand während des Gesprächs der Herzogin von Kent mit den Balljungen. Die Ehrenrunde mit dem Silberteller. Winkewinke beim Abmarsch vom Centre Court. Rituale, die zum Krönungszeremoniell eines Wimbledon-Champions dazugehören wie die Tea-Time zum Leben des Engländers. Doch wie die Briten je nach Laune und Persönlichkeit ihr Nationalgetränk entweder leidenschaftlich schlürfen, hastig schlucken oder distinguiert trinken, saugen auch Wimbledon-Siegerinnen die Ehrung unterschiedlich in sich auf. Schließlich ist Erfolg nicht notwendigerweise auch Triumph, und Martina Navratilova ist nicht Steffi Graf. Bei ihrer vierten Krönung als Lady von Wimbledon gab sich Steffi Graf jedenfalls völlig anders als in früheren Jahren, weshalb das Präsidentenwort: "Steffi hat sich fast als andere Spielerin präsentiert" (Claus Stauder), nur bedingt zutrifft, weil es nicht den Menschen hinter der Sportlerin erfaßt. Stefanie Maria Graf hat sich bei ihrem vierten Wimbledonsieg und dem 6:2, 6:1-Triumph über Monica Seles als andere Person präsentiert. Eine erstaunlich extrovertierte Miss Graf statt einer introvertierten Steffi.
Vorbei die Zeiten, da sie an ihrem Erfolg nur den engsten Familienkreis teilnehmen ließ. Als die Herzogin von Kent gesetzte Worte an die Balljungen und -mädchen richtete, juxte Steffi Graf im Hintergrund mit Oberschiedsrichter Alan Mills. Als sie mit dem Teller der Tenniswelt schlechthin an den Zuschauerreihen vorbeidefilierte, verlangsamte sie ihren Schritt, wenn das Blitzlichtgewitter besonders heftig war, auf daß auch jeder ihrer vielen Fans sie auf Zelluloid bannen könne - was den Nebeneffekt hatte, daß sie noch länger im Beifall baden konnte. Und ehe sie ihre Siebensachen zusammenpackte, foppte sie einen freundlichen Helfer, indem sie dazu ansetzte, die ihm bereits zur Verwahrung übergebene Trophäe noch einmal zu entziehen, gleichsam allen die Botschaft vermittelnd, daß sie sich von diesem Teller nie mehr trennen wolle. Nach acht Jahren des Profidaseins hat Steffi Graf gelernt, das Kind in der Frau auszuleben, nachdem sie als Jugendliche zu erwachsenem Verhalten gedrängt worden war.
Daß Steffi Graf im Wimbledon-Finale zu einem solchen Triumphzug ansetzen konnte, hat viel mit diesem neuen Verständnis ihrer eigenen Person gegenüber zu tun. Der Mensch ist neben den Sportler getreten - überholen wird er ihn wohl nie und darf es auch nicht, weil sonst ein Abstieg wie bei Boris Becker droht. Immer wieder betonte die Weltranglisten-Zweite in den letzten Wochen, wie viel Spaß ihr das Tennis wieder mache, nachdem die Lust am Rückschlagspiel offensichtlich in der Folge der privaten und daraus resultierenden sportlichen Probleme wohl doch etwas nachgelassen hatte. Die Spielfreude wieder geweckt zu haben, schreibt Steffi Graf selbst zu einem erklecklichen Teil ihrem neuen Coach Heinz Günthardt zu. Der Schweizer verbreite Optimismus, verstehe es, sie gut einzustellen und weise sie auf ihre Stärken hin und weniger auf ihre Schwächen. "Auch im taktischen Bereich haben wir einiges gemacht", faßte die 23 Jahre alte Brühlerin die wesentlichen Punkte zusammen.
In die Rolle, die Heinz Günthardt nie übernehmen wollte, nämlich Gesellschafter von Steffi Graf zu sein, mußte der weltgewandte Schweizer indessen am Samstag schlüpfen. Denn die drei langen Regenpausen, die die nur 58 Spielminuten auf fast fünfeinhalb Stunden auseinanderzogen, erforderten Ablenkung. Nachdem Steffi Graf die erste Dreiviertelstunde mit dem Erledigen ihrer Fanpost hinter sich gebracht und sie in der zweiten Pause kurzzeitig das von ihr angemietete und nur wenige Minuten vom Centre Court entfernte Haus aufgesucht hatte, ehe sie ein Anruf auf den Platz zurückbeorderte, spielten Heinz Günthardt und Steffi Graf in den eindreiviertel Stunden bis zum vierten Teil Snooker. Freilich war es weniger an dieser englischen Billardspezialität begründet, daß die Titelverteidigerin sich von den Pausen nicht irritieren ließ. Die Gewißheit des Satzvorsprungs beruhigte.
Bereits nach 30 Minuten hatte sie den ersten Durchgang für sich entschieden, nachdem sie Monica Seles den Aufschlag zum 3:1 und zum 6:2 abgenommen hatte. Die fast 14 000 Zuschauer, die gekommen waren, um die ungeliebte Nummer 1 vorgeführt zu sehen und ihre Sympathien entsprechend einseitig der Deutschen zuteil werden ließen, waren nach dieser beeindruckenden halben Stunde gerade in Stimmung gekommen, als der erste Schauer kam. Nur zwei Minuten nach Wiederbeginn folgte die nächste Pause, ehe Graf in den 13 Minuten des dritten Abschnitts das vorentscheidende Break zum 3:1 im zweiten Satz gelang. Doch ehe Endspielstimmung hätte aufkommen können, bat der Schiedsrichter bereits wieder zum Einpacken. Das Finale hatte endgültig den Charakter eines Spielfilms auf einem Privatkanal bekommen, wo auch just dann immer ein Werbeblock den Spannungsbogen bricht, wenn er sich gerade aufgebaut hatte.
Monica Seles hätten diese Unterbrechungen eigentlich zugute kommen müssen, allein, die sechsmalige Siegerin in Grand Slam-Turnieren wußte in ihrem siebten Major-Finale dieses Geschenk des Himmels nicht zu nutzen. Ohne taktische Marschroute, versuchte sie auf dem Rasen mit ihren beidhändigen Grundschlägen zum Erfolg zu kommen, während Steffi Graf mit ihren bekannten Stärken, der wuchtig und gerade geschlagenen Vorhand und vor allem dem auf Gras ungemein wirkungsvollen placierten Rückhand-Slice, der Jugoslawin das Rasenspiel lehrte gemäß dem Motto der Fußballer: Flach spielen, hoch gewinnen.
Daß der Erfolg aber derart eindeutig ausfiel, womit auch die von Beginn an sehr selbstbewußt spielende Frau Graf nicht hatte rechnen können, lag in dem auf Rasen ungemein wichtigen ersten Aufschlag begründet. Während die Brühlerin 77 Prozent ihres ersten Service ins Feld brachte, kam die 18 Jahre alte Seles nur auf 55 Prozent - ein Beweis dafür, daß Graf ungemein konzentriert spielte, während es ihrer beim Aufschlag ansonsten ebenbürtigen Rivalin nicht gelang, ihre ganze Aufmerksamkeit dieser Schlüssel-Bewegung zu schenken. Die Weltranglisten-Erste verbrauchte offensichtlich zu viel geistige Energie dafür, nicht wieder in das inkriminierte Stöhn- Geschrei zu verfallen. Angeschlagen von den täglichen, häufig beleidigenden Zeitungsartikeln über das "Grunting", versuchte sie, mit der Arbeit an der Reduzierung ihres "Grunzens" im Finale zu beginnen, wie sie in der Stunde der Niederlage eingestand. Die Zuschauer honorierten ihre Bemühungen mit freundlichem Applaus, nachdem sie sie auf der Verlierstraße sahen, und die für ihre skrupellose Berichterstattung berühmt-berüchtigten britischen Journalisten zogen nach. "Danke, daß Sie heute so nett zu mir gewesen sind", verabschiedete sich Monica Seles von der Presse. Sie verließ Wimbledon angeschlagen, aber in der Niederlage hatte auch sie einen Sieg errungen. Was sind gegen solche emotionellen Erfolgserlebnisse schon die 720 000 Mark Preisgeld für Steffi Graf und die Hälfte dieser Summe für Monica Seles?
Auslandsschulden Osteuropas und der sogenannten Dritten Welt müßten weitgehend gestrichenn und die
Strukturanpassungsprogramme des Internationalen Währungsfonds in diesen Ländern sozial und ökologisch verträglicher gestaltet werden. Diese Forderungen richteten Vertreter des von rund 70 deutschen und internationalen Organisationen veranstalteten Gegenkongreßes am Sonntag in München an die Regierungschefs des heute beginnenden Wirtschaftsgipfels.
Frieder Otto Wolf von der Osteuropa-Initiative Eurocom prangerte die "intellektuelle Unredlichkeit der "falschen Versprechungen durch die westlichen Politiker an, die Sozialabbau und Schließung ganzer Industrien in Osteuropa als "unvermeidlich erklärten. Wolf forderte die G-7-Regierungen auf, die Reformstaaten beim Aufbau eines leistungsfähigen öffentlichen Sektors zu unterstützen, statt nur "Crash-Programme der Privatisierung zu betreiben. So seien westliche Kredite zugunsten einer "langfristig angelegten Infrastruktur- und Sozialpolitik im Osten nötig.
Martin Khor vom Dritte-Welt-Netzwerk Malaysias plädierte für eine Demokratisierung der Weltökonomie-Institutionen Gatt, Weltbank, IWF und nicht zuletzt des G-7-Gipfels selbst, auf dem die Entwicklungsländer ebenfalls vertreten sein sollten. Khor zeigte sich erstaunt darüber, daß dem Gegenkongreß die Räumlichkeiten in der Münchner Universität verweigert worden waren. Dies sei selbst in jenen Entwicklungsländern, die im Westen gern als korrupt und undemokratisch bezeichnet würden, nicht üblich. Vertreter des Uni-Sprecherrates bedauerten die Aussperrung, weil dadurch "die Geschlossenheit des Kongreßes und der Austausch zwischen den sieben Foren unmöglich gemacht worden sei. Insgesamt nahmen an der in Kirchenräume ausgewichenen Veranstaltung rund 2500 Personen teil. Am Samstag hatte eine Demonstration der Gegengipfel-Organisationen in München mit etwa 15 000 Teilnehmern trotz
Behinderungen durch ein massives Polizeiaufgebot einen weitgehend friedlichen Verlauf genommen. (siehe auch Seite 3) ende
STEINHEIM. Abendstimmung am Steinheimer "Schacht": Die letzten Sonnenstrahlen des Tages spiegeln sich auf der dunklen, klaren Wasseroberfläche, unterbrochen nur von Inseln aus Seerosen und Schilfgras. Eine Idylle in Grün.
Das war jedoch nicht immer so. Noch vor wenigen Jahren trübten alte Reifen, untauglich gewordene Fahrräder, Mofas oder sogar Kühlschränke das Bild. Daß häßlicher Wohlstandsmüll heute das kleine Biotop am Ortsrand von Steinheim nicht mehr verunstaltet, ist das Verdienst der Jugendgruppe des Angelsportvereins Steinheim (ASV).
Die Jugendlichen pflegen das Gelände und entfernen alljährlich Unrat aller Art. Darüber hinaus säubern sie noch das Ufer, am Altmain-Arm. Für ihr Engagement am Schacht-Biotop erhielten sie 1991 den Jugendumweltpreis der Stadt Hanau.
Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen hat der ASV keinerlei Nachwuchsprobleme - im Gegenteil: Mit insgesamt 33 Mitgliedern im Alter zwischen neun und 18 Jahren ist die Kapazität voll ausgeschöpft, wie ihr Leiter Holger Hackendahl erklärt.
Als er die Jugendabteilung des ASV vor fünf Jahren übernahm, befand sie sich in einem ähnlich desolaten Zustand, wie es heute noch anderswo der Fall ist: Wegen fehlendem Interesse drohte die Auflösung. Nach seinemKonzept für die außergewöhnlich erfolgreiche Nachwuchsarbeit befragt, antwortet der gelernte Industriekaufmann: "Die Jugendlichen für die Natur begeistern".
Das Stück Natur, dem sie ihre besondere Aufmerksamkeit schenken, ist der vom Verein gepachtete "Schacht", eine ehemalige Kiesgrube, die sich über eine Länge von zirka 100 und eine Breite von zirka 150 Metern unterhalb der B 45 erstreckt. Damit, so Holger Hackendahl, sei das Gewässer nicht groß genug, um unter Naturschutz gestellt zu werden.
Um so erstaunlicher nimmt sich die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten aus, die in diesem Biotop heimisch sind: der nur maximal 1,80 Meter tiefe Teich bildet durch seine große Flachwasserzonen und den moorigen Grund einen idealen Nährboden für die naturgeschützten Seerosen, die dementsprechend als satte grün-rosa Inseln auf dem Wasser treiben. "Sie dehnen ihr Wurzel- und Blattwerk jährlich um die Hälfte aus", erklärt Holger Hackendahl.
Prächtig gedeihen auch Krautbänke, Schwertlilien sowie Kolbenschilf, das im hinteren Teil des Geländes einen üppigen Gürtel bildet.
Der reiche Pflanzenwuchs wiederum lockt zahlreiche Insekten an, darunter Libellen, Gelbrandkäfer und Köcherfliegenlarven. Jedes Frühjahr ziehen Frösche, Molche und Kröten zu ihren Laichplätzen im Teich. Einen geschützten Lebensraum finden im dichten Schilf Stockenten, Haubentaucher und Wasserrallen.
Geduldige Beobachter können am Schacht auch den relativ seltenen Teichrohrsänger, einen Graureiher auf Fischjagd und - mit ein bißchen Glück - sogar einen Eisvogel entdecken. Für die Vogelarten, die nicht direkt am Wasser brüten, hängen die Jugendlichen jedes Jahr im Herbst Nistkästen auf.
Um die Tiere nicht zu stören, hat es sich die Jugendgruppe selbst zur Auflage gemacht, nur an der Straßenseite des Gewässers zu angeln, erläuterte Holger Hackendahl. Dabei würden die Fische lediglich aus dem Schacht geholt - mit Schonhaken, wie der Jugendleiter betont -, um sie in andere Vereinsgewässer umzusetzten.
Im nährstoffreichen Wasser vermehrten sich die Fische sehr stark, erreichten aber gerade deswegen meist nichtihre normale Größe, erklärt Hackendahl. Um Parasiten und Krankheiten vorzubeugen, müsse der Bestand im Schacht regelmäßig dezimiert werden. Ansonsten vermeiden die Jugendlichen jeden Eingriff in die Natur.
Was von manch anderen Zeitgenossen allerdings nicht gerade zu behaupten wäre. Würden die jungen Angelsportler nicht regelmäßig das Gelände säubern, könnte das bilogische Gleichgewicht dort leicht gestört werden. So hatten wenig umweltbewußte "Besucher" vor einiger Zeit Öl ins Wasser gekippt, wo die Jugendlichen in den flachen Regionen außerdem alte, zum Teil noch gefüllte Farbeimer fanden.
"Mindestens zur Hälfte mit Müll und Schrott zugeworfen" wäre der Teich Hackendahls Meinung nach ohne den alljährlichen "Frühjahrsputz" der Jugendgruppe, bei dem einige große Plastiksäcke allein mit "Kleinkram" gefüllt werden.
"Erschreckend" sei die Erkenntnis, wie viele Menschen in der Natur immer noch ihre Abfälle entsorgten. Als da wären: rostige Bettengestelle, vermoderte Matratzen, Waschmaschinen, Einkaufswagen, die bereits erwähnten Fahrräder, Mofas und Kühlschränke, unzählige Dosen, Flaschen und Zigarettenkippen, von im Berufsverkehr steckenden Autofahrern achtlos die Böschung heruntergeworfen. . .
Auch die Arbeiter der direkt an das Gelände grenzenden Baustelle nimmt Holger Hackendahl in seiner Aufzählung unrühmlichen Umweltverhaltens nicht aus. Ständig lande Dreck von dortim Schacht-Biotop. Befürchtungen plagen ihn auch, was mit so manchem Abfall künftiger Anwohner geschehen wird.
Etwas anderes konnten die ASV-Jugendlichen indes verhindern: Der Ortsbeirat sicherte zu, statt des ursprünglich geplanten zehn Meter breiten Lärmschutzwalles lediglich eine Lärmschutzwand zu bauen. "Für den Wall hätten die für Fische und Amphibien wichtigen tiefen Stellen des Schachts zugeschüttet und Bäume abgeholzt werden müssen", erklärt Hackendahl. Eine Wand sei schmaler und hätte ihre Fundamente im Boden.
Doch er und seine Jugendgruppe denken bereits weiter, denken daran, wie der künftige Fremdkörper harmonisch in das Biotop eingepaßt werden könnte.
BONAMES. Anno 1965 löschte der letzte Bonameser Hufschmied Philip Westerfeld das Feuer, mottete Amboß und Hammer ein. Die Technologie in der Landwirtschaft hatte auch den 73jährigen Handwerker eingeholt. Kein Bauer zog mehr mit Pferden auf das Feld.
Der traditionsreichen Familiengeschichte zu Ehren restaurierte jetzt seine Tochter Käthi Westerfeld die alte Schmiede an der Homburger Landstraße 631. Private Initiative machte es möglich, daß der Heimat- und Geschichtsverein fortan sein "Privatmuseum" hat. Das wurde jetzt mit einem "Sommerfest unter der Linde" gefeiert.
Rechtzeitig zum dritten Sommerfest des heimatkundlichen Vereins wurde die Restauration dieser Tage fertig. Und so bot der Vorstand den Vereinsmitgliedern und Besuchern an, den nahezu 200 Jahre alten Handwerksbetrieb zu besichtigen. Zwei Gruppen mit jeweils 20 Interessierten ließen sich von der geschichtsbewanderten Pressewartin Edith Herzberg durch den Betrieb führen. Die engagierte "Heimatforscherin" freute sich vor allem über das Interesse bei Kindern und Jugendlichen.
"Der 442 Pfund schwere Amboß ist aus dem Jahr 1726", erzählte sie. Käthi Westerfeld, Vereinsmitglied im Heimatverein, hatte das alte Werkzeug ihrer Familie zusammengetragen, den Rost entfernt und mit Rostschutzmittel behandelt. Ein Museum zum Anfassen: Kinder durften die Gegenstände heben, an ihnen herumkurbeln, über das Metall streichen.
Über acht Generationen lang arbeiteten die Männer der Familie Westerfeld in Bonames als Hufschmiede. Aus einer Urkunde vom 17. Juli 1780 geht hervor, daß die Stadt Frankfurt den Handwerkern einen Haustausch anbot: die Schmiede wurde 1780 vom Nidda-Ufer in die Homburger Landstraße 631 verlegt. "Zuvor wurde das Haus an der Hauptstraße als Schule benutzt", erzählte die Vorsitzende Loni Biermann.
Neue Ausstellungsstücke zieren das Heimatmuseum in der alten Bonameser Schule, Homburger Landstraße 626. "Mittlerweile haben wir das Vertrauen alteingessener Bonameser gewonnen", erläuterte Frau Biermann. Und so hätten viele ältere Bürger rechtzeitig zum Sommerfest weitere Fotos, Dokumente und Haushaltsgegenstände dem Verein überlassen: meistens als Dauerleihgabe oder Geschenk. "Meine Kutschenlaterne (von 1900) habe ich auch entdeckt", zeigte sich ein Besucher stolz über seine Leihgabe und drückte der Vorsitzenden zugleich eine kleine Geldspende in die Hand.
Erfreut zeigte sich Loni Biermann auch über ein Geschenk der 91jährigen Mina Baumann: ein Foto der "Waldgesellschaft Bonames" aus dem Jahr 1910 und die Heiraturkunde ihrer Eltern aus demselben Jahr. Wer an einer Zusammenarbeit mit dem Verein interessiert ist, kann die Vorsitzende unter der Telefonnummer 50 35 97 erreichen.
Anno 1030 wurde Bonames zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die erste Ansiedlung aus der jüngeren Steinzeit wird auf das Jahr 4000 vor Christus datiert. So hat das Heimatmuseum, das 1993 sein zehnjähriges Bestehen feiern wird, einiges zu bieten: uralte Ausgrabungsfunde, landwirtschaftliches Gerät aus der Jahrhundertwende, eine Kaffeeröstmaschine von 1870, eine Kochkiste aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, guterhaltene Kleidung, fast versteinerte Kernseife.
Der Chor "Maienquartett" mußte seinen Auftritt absagen, da die meisten Sänger im Urlaub sind. So griffen die Veranstalter auf "Volksmusik vom Band" zurück. Und zum Sommerfest "Unter der Linde" gehört selbstverständlich der Grillstand, Bierausschank, selbstgebackener Kuchen und leider auch Plastikmüll - auf daß die Heimatforscher auch noch im Jahr 2100 Spuren finden werden. tin
FRANKFURT-SÜD. "Wir haben uns letztes Jahr zu sehr unter Druck gesetzt, aber mit Gewalt geht gar nix", sagte Hubert Genz, seit einigen Monaten Trainer des Fußball-Bezirksoberligisten VfL Germania 1894. Bis sieben Spieltage vor Ende der Saison stand der Verein an der Tabellenspitze und es sah so aus, als ob er den anvisierten Aufstieg in die Landesliga schaffte. Doch dann verloren die Fußballer gegen die jugoslawische Elf des FV Progres mit 3:1. "Von da an", so erinnerte er sich jetzt beim Training der Mannschaft zum Saisonbeginn, "ging es bergab". Am Ende der Punktrunde reichte es "nur" zu Platz vier der Tabelle.
Jetzt wollen die "94er" die Sache bedächtiger angehen. "Wir haben Zeit, das soll aber nicht heißen, daß wir nicht auch in diesem Jahr an Aufstieg denken", sagte Brendel. Der frühere Zweite Vorsitzende steht nun an der Spitze des Vereins. Er hat sein Amt mit Max Laue getauscht, der jetzt Stellvertreter ist. Brendel hat ein Ziel: 1994, zum hundertjährigen Bestehen, soll der Aufstieg in die Landesliga geschafft werden.
Die Germania ist der Verein mit der ältesten Fußballabteilung Frankfurts. Zu dem über 400 Mitglieder zählenden Traditionsklub gehören auch noch Tennis-, Tischtennis- und Handballabteilung. Doch das Aushängeschild ist Fußball: Trainer Genz ist froh, daß er alleine verantwortlich dafür war, wer die Mannschaft verlassen hat und wer eingekauft wurde. Als er die Elf mitten in der Saison von Winfried "Django" Mann übernahm, habe er "mit denen zufrieden sein müssen, die da waren".
Jetzt gibt es, nachdem neun Spieler die Mannschaft verlassen haben, eine Reihe von neuen Männern. Von Vereinen aus dem Rhein-Main-Gebiet wechselten zehn Spieler zur Germania: Dingo Milinovic, Antonio Alza-Tubio, Massah Oezelci, Dirk Bernert, Michael Reichert, Horst Heinzmann, Michael Wawotzny, Miguel Moreiras, Thorsten Heinson und Antonio Solimando.
Bei der Zusammenstellung seiner Mannschaft achtete der frühere FSV- Coach darauf, eine homogene Truppe zu erhalten. Er holte nur Spieler, die vorher höchstens eine Klasse über der Germania gespielt hatten. Zum einen sollen Eifersüchteleien finanzieller Art unter den Spielern vermieden werden, zum andern führe die Erwartungshaltung an eingekaufte "Stars" oft dazu, daß diese Nerven zeigten und unter ihrem Niveau spielten.
Zur Vorbereitung auf den Saisonauftakt am 9. August fährt die 1. Mannschaft zu einem Trainingslager in den Spessart. Das erste Heimspiel bestreiten die "94er" gegen Aufsteiger Fechenheim. eik
FECHENHEIM. Eine abenteuerliche Fahrt nach England haben 16 Schülerinnen und Schüler der Heinrich-KraftSchule unlängst hinter sich gebracht. Der Grund des Aufbruchs nach Birmingham: Die Schule bemühte sich schon seit zehn Jahren um eine Partnerschule auf der Insel, war aber immer wieder gescheitert.
Die Reise brachte jetzt endlich den lange erhofften Erfolg: Die künftige Partnerschule ist die "Small Heath School" in Birmingham. Schon im Oktober werden 20 junge Briten zum Austausch in Frankfurt erwartet. Die Heinrich-Kraft-Schüler, die jetzt in England waren, freuen sich schon aufs Wiedersehen, waren doch ihre Tage in Birmingham geprägt von der spontanen Offenheit ihrer Gastgeber.
Eigentlich war das Unternehmen eine Reise ins Ungewisse gewesen. "Wir hatten nur eine Unterkunft im St. Peters College, und über einen Kontaktmann bekamen wir die Adressen zweier möglicher Schulen", erzählt Englischlehrerin Andrea Berendt, die die Fahrt zusammen mit den 16- bis 18jährigen ihrer Klasse organisiert hatte. Die Unterkunft brachte den erschöpften Ankömmlingen zunächst eine Enttäuschung: Die Matratzen seien zerschlissen gewesen und das Geschirr angeschimmelt, alles habe so ausgesehen, als sei es lange nicht bewohnt gewesen.
Nachdem die Schüler das Chaos im St. Peters College aufgeräumt hatten, kam es gleich am ersten Tag in Birmingham zur unverhofften Partnerschaft mit der englischen Schule. "Ich spazierte einfach ins Sekretariat und sagte ,Here I am'", lacht Andrea Berendt. Sofort habe man sich an der Small Heath School kooperativ und interessiert gezeigt und die Schüler aus Deutschland für den nächsten Tag in die Schule eingeladen.
Den Besuchern fiel die überdurchschnittlich gute Ausstattung der "secondary school" (5. bis 10. Schuljahr) auf: Jeder Schüler hat einen Computer, es gibt einen Theaterraum, Squash- und Tennisplätze, einen Kraftraum und sogar ein Schwimmbad. Diese für eine öffentliche Schule in England ganz und gar ungewöhnliche Ausstattung verdankt die "Small Heath" dem Medienriesen BBC.
Zusammen mit dem englischen Lehrer Richard Riley und einem guten Dutzend Schüler organisierten die Frankfurter an den folgenden Tagen einen Ausflug nach Stratford-upon-Avon und ein großes Fußballturnier. Die Gäste nahmen am Unterricht teil und wurden in in den Schuljugendclub eingeführt.
"Die Schule paßt prima zu uns", sagt Andrea Berendt. Eine geeignete Partnerschule in England zu finden war schwierig. Zwar gibt es schon seit acht Jahren gute Kontakte zu einer Schule in Frankfurts Partnerstadt Lyon und seit zwei Jahren zu einer Schule in Erfurt, doch das Schulamt hatte den Fechenheimern wenig Chancen eingeräumt, im Land der Privatschulen einen ebenbürtigen Partner zu finden. Andrea Berendt: "Das Amt hatte Bedenken wegen der 60 Prozent Ausländeranteil an unserer Schule und der sozialen Randlage Fechenheims."
Die Small Heath School jedoch hat sogar einen noch höheren Anteil an Schülern aus anderen Ländern: 90 Prozent sind Ausländer, die meisten von ihnen kommen aus Indien und Pakistan. Andrea Berendt findet es erstaunlich, daß das Frankfurter Schulamt keine adäquaten Adressen hat und immer wieder darauf verweist, daß der Austausch mit betuchten englischen Privatschulen "problematisch" sei.
Wenn die Schüler aus Birmingham im Oktober nach Frankfurt kommen, werden sie übrigens nicht bei Gastfamilien, sondern zusammen in einer Jugendherberge untergebracht werden. Neben der Stärkung des Klassenzusammenhalts hat dies auch einen praktischen Hintergrund: "Bis auf zwei deutsche Schüler waren nur ausländische Jugendliche mit in England", sagt Andrea Berendt, "die Unterbringung der Austauschschüler aus Birmingham ist in den Familien der meisten unserer Schüler aus räumlichen und finanziellen Gründen sehr schwierig." eik
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Auf der Suche nach der größten Überraschung, die die abgelaufene Friedberger Bezirksliga-Saison zu bieten hatte, muß man zweifellos die Fußballer des FC Nieder-Florstadt an erster Stelle nennen. Als Aufsteiger erreichten die Schützlinge von Trainer Werner Schmidt, der Kurt Schuchmann vor dem Rundenstart auf der Kommandobrücke ablöste und damit wahrlich kein leichtes Erbe zu übernehmen hatte, fas sensationell die zur Teilnahme an Aufstiegsspielen berechtigende Vizemeisterschaft. Daß Zimmer, Schuchardt, Kern und Co. in einer Vierer- Runde gegen Höchst, Düdelsheim und Calbach dann den Sprung in die Bezirksoblerliga verpaßten, tat der Freude über eine tolle Saison im Florstädter Lager keinen Abbruch.
"Daß wir die weit höher eingeschätzten Klubs aus Ilbenstadt und Friedberg im Rennen um Platz zwei noch abfangen konnten, war für unsere junge Mannschaft ein großartiger Erfolg", zieht der 39jährige FC-Coach ein durch und durch positives Fazit, wobei er nicht etwa die Relegationsrunde, sondern das am Pfingstsamstag über die Bühne gegangene Entscheidungsspiel gegen den nach Rundenabschluß gleichauf liegenden VfB Friedberg als absoluten Saisonhöhepunkt gewertet wissen möchte: "Da haben wir 120 Miuten Fußball vom Feinsten geboten und im anschließenden Elfmeterschießen mentale Stärke bewiesen."
Grund genug also für Werner Schmidt, derzeit auf Wolke sieben zu schweben? Mitnichten. Werner Schmidt ist Realist: "Daß wir in der Endabrechnung so weit vorne gelandet sind, ist das Ergebnis harter Arbeit. Wir haben kosequent dreimal wöchentlich trainiert und die dabei gewonnenen Erkenntnisse sonntags auf dem Sportplatz umgesetzt." Dennoch gab es vor allem im ersten Saisondrittel Probleme, wie die mit 5:9 Punkten nicht gerade als gelungen zu bezeichnende Startphase schwarz auf weiß belegt. Schmidt reagierte, stellte das Spielsystem um, beorderte beispielsweise den früheren Torjäger Markus Schuchardt neben Michael Reuss ins offensive Mittelfeld - und hatte damit Erfolg.
Bis zum Jahresende rollte der Aufsteiger das Feld quasi von hinten auf, um ab März dann den Bezirksliga-Konkurrenten endgültig das Fürchten zu lehren. Ob Meister Nieder-Weisel oder der ambitionierte VfB Friedberg - sie alle mußten gegen der FC Nieder-Florstadt Federn lassen. Ganze vier Minuspunkte belegen, daß die Schmidt-Truppe von März bis Ende Mai mit Volldampf zur Sache ging. "Kaum Verletzungssorgen, das nötige Quentchen Glück und die Tatsache, daß zunächst der VfR Ilbenstadt und später der VfB Friedberg Leistungseinbrüche zu verzeichnen hatten, begünstigten sicherlich den qualitativen Sprung auf Platz zwei", resümiert Werner Schmidt, "aber von nichts kommt nichts."
Interessant zum Beispiel, daß alle Spieler im Durchschnitt mehr als 70 Trainingseinheiten absolvierten und Manndecker Lars Rettberg an 86 von 87 Trainingsabenden dabei war. 56 erzielte Saisontreffer verteilen sich auf 16 Spieler, wobei die beiden Sturmspitzen Ingo Kern (13) und Markus Alt (11) die interne Torjägerliste anführen. Auch Keeper Holger Zimmer, den der FC-Coach im übrigen als Eckpfeiler der sattelfesten Deckungsreihe bezeichnet, trug sich durch drei verwandelte Strafstöße in die Torschützenliste ein.
Folgt der Vizemeisterschaft in der neuen Saison also der große Wurf? "Schön wäre es, aber wir müssen auf dem Teppich bleiben, dürfen den Blick für das real Machbare nicht verlieren", wiegelt Werner Schmidtab. Vor allem in der Offensive sei in punkto Taktik und Spieltechnik noch vieles verbesserungswürdig. Ein weiters Problem komme, so Schmidt, hinzu: "Sechs Spieler der ersten Mannschaft müssen ihren Bundeswehrdienst absolvieren. Markus Alt beginnt ein Auslands-Studium, und steht von Oktober bis April nicht zur Verfügung. Das muß erst einmal kompensiert werden." Sicher ist, daß kein Akteur den Verein verlassen wird und - neben Spielern des eigenen Nachwuchses - mit dem bisher in Ilbenstädter Diensten stehenden Jürgen Jänsch eine zusätzliche Alternative für die Defensive gewonnen wurde. Vom Aufgalopp zur Saison 1992/93 (12. Juli) bis zum Startschuß Mitte August bleiben Werner Schmidt fünf Wochen Zeit, um sein Team auf neue Taten einzustimmen. Neben einem Leistungsturnier in Reichelsheim und dem Florstädter Gemeindepokal sind dabei Testspiele gegen Nieder-Erlenbach, Langsdorf und den künftigen Bezirksliga-Konkurrenten SV Ober- Mörlen ins Auge gefaßt. UWE BORN
BELGRAD/SARAJEWO, 5. Juli (AFP/Reuter/dpa/AP). Die Kroaten in Bosnien-Herzegowina haben einen eigenen "Kroatischen Staat von Herceg-Bosna" im Südwesten der Republik ausgerufen. Dies berichtete Radio Sarajewo am Sonntag. Die Entscheidung sei bereits am vergangenen Freitag bei einem Treffen in Gruda, einer kleinen kroatischen Stadt bei Dubrovnik, gefallen, das der Führer der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) in Bosnien, Mate Boban, einberufen hatte. "Hauptstadt" des neuen "kroatischen Staates" sei Mostar.
Der Befehlshaber der UN-Friedenstruppe in Jugoslawien, der indische General Satish Nambiar, hat ein düsteres Bild der Lage in Sarajewo gezeichnet. Die ausgehandelten Bedingungen für die Öffnung des Flughafens würden nicht erfüllt, sagte Nambiar. Der Waffenstillstand werde nicht eingehalten und die vereinbarte Einsammlung von schweren Waffen der Serben sei auch nicht erfolgt. Nambiar war am Sonntag im Laufe eines mehrstündigen Besuchs in Sarajewo mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic und dem Serben-Führer Radovan Karadzic zusammengekommen.
Die Angriffe serbisch-montenegrinischer Verbände gegen Dubrovnik in Kroatien wurden auch am Sonntag fortgesetzt. Auch im Westen Bosnien-Herzegowinas dauerten die Kämpfe um die Stadt Trebinje an.
Der britische Premierminister John Major sprach sich einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zufolge gegen eine militärische Intervention der EG-Staaten auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien aus. Für einen Militäreinsatz brauche man große Truppenverbände, die dann lange dort stationiert bleiben müßten. Eine derartige Situation sei "so ähnlich wie Beirut".
In Belgrad gingen am Samstag abend erneut etwa 100 000 Menschen auf die Straße, um den Rücktritt des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu fordern. Der neue jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic versprach den Demonstranten in einem Brief, sich für Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit einzusetzen und kündigte an, sich mit Oppositionsführer Vuk Draskovic zu treffen. (Siehe auch Kästen auf dieser Seite)
Protest gegen Gipfel
Das Wetter
Wetterlage Ein Tief über Mitteleuropa bestimmt mit wolkenreicher Meeresluft das Wetter in Deutschland. Es zieht im weiteren Verlauf nach Osten ab, so daß sich über Deutschland wieder Hochdruckeinfluß durchsetzt.
Im Norden zeitweise Aufheiterungen, sonst meist stark bewölkt und zeitweise Regen. Höchsttemperaturen zwischen 16 Grad im Süden und 21 Grad im Norden. Tiefstwerte 12 bis 16 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus Nord bis Nordost.
Im Süden noch Regen, sonst heiter bis wolkig und Temperaturanstieg.
Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr
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Deutschland
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Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden. Sonnenaufgang 5.24 Uhr Sonnenuntergang 21.36 Uhr Mondaufgang 13.18 Uhr Monduntergang --.--
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Olympia
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SACHSENHAUSEN. Grün, ein Dinosaurier hat grün zu sein. Zumindest sahen das die meisten Kinder bei den Ferienspielen im Spielhaus an der Brückenstraße so. Nur manchmal, wie bei dem großen runden "Dino", durfte es auch lila mit dunklen Punkten sein.
Drei Tage lang konnten die kleinen Künstler nach Herzenslust mit Karton, Pappmaché und Farbe hantieren. Heraus kamen wilde Neuschöpfungen der beliebten Urweltviecher: Der lustige Zehnfüßler beispielsweise, dessen Rumpf aus einem Eierkarton entstanden war; ein anderer trug stolz eine Doppelreihe Zacken auf dem Rücken; oder ein "Giraffen-Dinosaurier", der vor lauter Hals kaum noch die Balance halten konnte.
"Die meisten Kinder lassen ihrer Phantasie freien Lauf", meinte Iris Schäfer, die mit vier Kolleginnen zusammen das Ferienprojekt der Elterninitiative Sachsenhausen (EIS) betreut. Das sehe man auch an der Modellandschaft, in die die bunten Vertreter der ausgestorbenen Urtiere einziehen sollen wenn Farbe und Kleister getrocknet sind: Sandhügel wechseln mit papierenen Farnwäldern, Gipskakteen und einem kleinen See.
Die Idee für das mehrtägige Projekt stammte von einer Mitarbeiterin aus einer Kindertagesstätte, erklärte Iris Schäfer: "Dort haben sie festgestellt: Dinos sind echte Sympathie-Tiere bei den Kindern." Das war auch im Spielhaus zu beobachten. Für die Betreuer an der Brückenstraße ist jedoch nicht wichtig, daß die Tiere den Zeichnungen in den Büchern ähnlich sehen. Viel mehr kommt es auf den Spaß an der Aktion an, das Pantschen mit Zeitung und Kleister, den freizügigen Umgang mit Formen und Farben - auf daß die Mutter wegen der Klamotten die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Überhaupt: "Gerade auf die handwerklichen Sachen fahren die Kinder voll ab", weiß die angehende Diplom-Pädagogin Michele Schubert über die ersten beiden Wochen der Ferienspiele zu berichten. Ob mit Gips, Speckstein oder Ton, bei Laubsägearbeiten Batik- und Kartoffeldruck: Sie seien kaum zu bremsen und oftmals noch Tage später mit ihren Werkstücken beschäftigt. Nur beim Aufräumen werde es schlagartig leerer auf dem Gelände ums Spielhaus herum.
Die Ferienspiele der Elterninitiative Sachsenhausen laufen noch bis zum Freitag, 31. Juli. Außer an den Dienstagen öffnet das Spielhaus täglich von 11 bis 18 Uhr mit einem festen Programmangebot; daran teilzunehmen ist jedoch nicht Pflicht, die Kinder können auch einfach vorbeikommen und - beispielsweise - an den sonnigen Tagen im mobilen Schwimmbad plantschen.
Sämtliche Ferien-Dienstage sind für Ausflüge reserviert, die Anmeldung sollte so früh wie möglich am Spielhaus abgegeben werden. Für die zweite Hälfte der Ferien steht außerdem ein großes Hüttenprojekt auf dem Programm: Gemeinsam mit den Erwachsenen werden Holzhütten entworfen und in der Fußgängerzone Brückenstraße aufgebaut. ask
GRIESHEIM. "Viele lassen das DJK mittlerweile weg. Wir nicht." Auf die Frage, was es denn bedeute, lächeln Fußballabteilungsleiter Harald Reinhard und Dieter Gebhard (Spielausschuß) von der DJK Schwarz-Weiß Griesheim verschmitzt: "Deutsche Jugendkraft." Und als Erklärung: "Das ist eine katholische Jugendorganisation. Wir gehören zum Beispiel ganz offiziell zur Diözese Limburg." Doch trotz des himmlischen Beistands - den Segen hatte der Griesheimer Verein in der abgelaufenen Saison nicht: Er muß den Weg von der Bezirksliga in die Kreisklasse antreten.
Dabei sah es vor Weihnachten für die Schwarz-Weißen noch gut aus: Im vorderen Tabellendrittel rangierten die Kicker bei "Halbzeit" in der Punkterunde, von Außenstehenden gab es Lob und keiner dachte auch nur an Abstieg. Doch das, so vermuteten die Verantwortlichen jetzt, war vielleicht der Beginn allen Übels gewesen. Denn in der Frankfurter Bezirksliga war bis kurz vor Saisonschluß das gesamte Mittelfeld vom achten bis zum 17. Rang abstiegsgefährdet.
Die Selbstsicherheit der Mannschaft war auf einmal weg. Als Reinhard zum erstenmal vor dem Abstieg warnte, winkten die Spieler noch ab. Doch dann gingen entscheidende Heimspiele verloren, wurden in der Rückrunde Punkte gegen ebenfalls gefährdete Vereine leichtfertig verspielt. Das Team unter Trainer Günther Kunick hatte "plötzlich das Nervenflattern" und wurde es bis zum Abpfiff der Saison nicht mehr los. Am Ende bedeuteten die 26:42 Punkte und 46:68 Tore den drittletzten Platz. Nach dem bösen Erwachen ist jetzt zunächst einmal eine Standortbestimmung angesagt. Einige Leistungsträger haben den Verein verlassen - am meisten schmerzt der Verlust von Offensiv-Antreiber Fezi Cakmak, der zum Bezirksligisten FFV Sportfreunde 04 abwanderte.
Viel Arbeit kommt in den nächsten Wochen und Monaten auf den neuen Trainer Konrad Sivinski (vorher SV Hofheim) zu. "Der Wiederaufstieg wäre sehr schön." Aber das wird schwer, sind sich die Verantwortlichen einig. "Die ganze Kreisliga West wird auf uns Jagd machen", da müßten die Spieler jetzt "Charakter beweisen". Das Problem für die DJK: Mit 18 Akteuren ist der Kader zwar recht gut besetzt, aber teuren Ersatz, wie manch anderer Verein, kann man sich am Rebstock nicht leisten.
Eben jenes Gelände, das am Römerhof liegt und durch den Eisenbahndamm vom Stadtteil Griesheim regelrecht abgetrennt wird, macht den Schwarz-Weißen Sorgen. "Eigentlich eine ganz tolle Anlage mit dem Rasenplatz. Aber was den öffentlichen Nahverkehr angeht: Leider be . . . angeschlossen", brachte Dieter Gebhard die Kritik auf den Punkt.
Wer von den 72 Aktiven der Fußballabteilung kein Auto hat, muß abgeholt werden. Noch fataler ist das bei den über 100 Nachwuchskickern. Fünf Jugendmannschaften können die Griesheimer aufstellen, doch wenn sich die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz nicht bald bessert, sei ein zahlenmäßiger Rückgang nicht auszuschließen. Und das wäre ein schwerer Schlag für die 1924 gegründete Abteilung, die unter den Nazis verboten war und erst Mitte der sechziger Jahre den Spielbetrieb wieder aufnahm. Denn da das notwendige "Kleingeld" für Einkäufe fehlt, wird auf den eigenen Nachwuchs gesetzt.
"Dabei", meinte Gebhard etwas verärgert, "wäre es so einfach, die Verkehrssituation zu verbessern." Von den zwei Bussen, die vom Mönchhof zum Rebstockbad führen, könnte doch zumindest einer die etwas längere Schleife über die Straße Am Römerhof nehmen. Doch der FVV und die Politiker hätten nur abgelehnt. Die Begründung, über die der Spielausschußleiter nur lachen konnte: Das koste zuviel. ask
NIEDERRAD. Als ein "urwüchsiges Riesengeschlecht" wurden sie von den Chronisten bezeichnet. Und mächtig groß müssen sie tatsächlich gewesen sein, die Mitglieder der Familie Manskopf aus Niederrad. Spötter meinten gar, wer im Theater hinter der versammelten Familie zu sitzen kam, der hätte schlechte Karten gehabt - buchstäblich, denn vom Stück habe er nicht mehr viel gesehen.
Ob es diese körperliche Größe war - wer weiß? Ganz gewiß aber waren es die beachtlichen Gewinne aus der weltbekannten Weinhandlung Manskopf, die einen der Nachfahren 1894 zum Bau der prächtigen "Villa Manskopf" inspirierten: Denn die wurde 1895 von der Frankfurter Presse als "Schloß" bezeichnet. 35 Meter hoch ragte das Haupt des markanten Fassadenturms in den Himmel über der Schwarzwaldstraße 160, die Spanne bis zum First betrug 21 Meter. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur die Anschrift stimmt nicht mehr: Die lautet jetzt Flughafenstraße 4-6.
Wilhelm Manskopf beauftragte den Architekten Franz von Hoven, einen ausgewiesenen Historismus-Baumeister, mit dem Bau des Hauses. Obwohl die Bezeichnungen zwischen "Gothisirend" (so die "Kleine Presse - Stadt-Anzeiger und Fremdenblatt" im Jahr 1895) und "Neu- Renaissance" schwankten, waren sich die Fachleute einig: Im englischen Villenstil ist das Haus mit einer Grundfläche von 600 Quadratmetern gehalten.
Wie vor 100 Jahren, so bietet sich dem Betrachter heute ein eher schlichtes Äußeres dar: Die Flächen von hellem Putz sind nur von Eckquadern und Fenstern aus rotem Mainsandstein unterbrochen; darüber türmt sich ein schiefergedecktes Dach, asymmetrisch unterbrochen von vielen Erkern, Türmchen und Giebeln.
Das Innere des Domizils richtete Wilhelm Manskopf, der 1921 starb und ein Vermögen von etwa elf Millionen Mark hinterließ, umso prächtiger her: Empfangen wurden die Besucher in einer zehn auf zehn Meter großen Halle, die auch in der Höhe nur knapp weniger maß. Daran schlossen sich - ebenfalls mit "gothisirenden" Holzarbeiten verschönt - Speisezimmer, Spielzimmer, Billardraum, Salon, ein kleines Wohn- und ein Rauchzimmer an. Geradezu als Inbegriff des Reichtums erschien den Zeitgenossen aber die vollständige elektrische Beleuchtung und die "Niederdruckdampfheizung".
Stand die Villa nach dem Tode des Weinhändlers bis 1933 leer, als eine Gauleiterschule der Nazis einzog, so war im Nebengebäude zunächst noch Leben: Im Kutscherhaus, das samt seinen Stallungen dieser Tage ebenfalls zum Verkauf steht, führten die Dienstboten den Wirtschaftsbetrieb weiter.
Der Krieg brachte neue "Mieter": ein Seuchenlazarett zog ein. Die US-amerikanischen Besatzer übergaben 1945 das Anwesen den Frankfurter Diakonissen, die ihr ursprüngliches Heim im Sperrgebiet an der Eschersheimer Landstraße verlassen mußten. Die leisteten im ehemals hochherrschaftlichen Haus mit viel Improvisationstalent Aufbauarbeit. Im Stadtarchiv ist nachzulesen: "Alle elektrischen Leitungen waren herausgerissen, Schalter abmontiert, Beleuchtungskörper gestohlen. Die Kanalisation funktionierte nicht mehr." Doch schon wenig später war die Villa, mittlerweile städtisches Eigentum geworden, wieder voller Leben: Die Schwestern hatten eine Krankenstation samt Labor, ein Kindergärtnerinnen- Seminar und ein Schwesternwohnheim eingerichtet. Den Kinderhort besuchten Jungen und Mädchen aus Niederrad.
1956, ein Jahr nach dem Auszug der Diakonissen, nahm ein neuer Mieter die Räume in Beschlag: Das Pharma-Unternehmen Bio-Test richtete Labors für Immun- und Transplantationsmedizin ein; im Foyer des Hauses traf sich das "Frankfurter Medizinische Forum".
1990 zogen die Forscher aus. Doch das Verhältnis zwischen den Nutzern und der Stadt war in den letzten Jahren vor 1990 getrübt. So hatten sich beide nicht darauf einigen können, wer mit der Sanierung des seit Beginn der achtziger Jahre denkmalgeschützten Hauses zu beginnen habe: Die Stadt von außen oder das Unternehmen von innen. Wer auch immer die Villa künftig nutzt - diese Säumnisse machen das Unterfangen zu einer teuren Angelegenheit. ALEXANDER KRAFT
OBERRAD. Als "Negativwerbung für unsere Kommunalpolitiker" bezeichnete der Bürgerverein Oberrad die Diskussion um die mögliche (Teil-)Stillegung der Straßenbahnlinie 16 (die FR berichtete). In seiner jüngsten Pressemitteilung hält der Verein der CDU-Fraktion im Römer und dem FVV vor, eine "unverzeihliche Umweltsünde vorzubereiten" und eine "ökonomische Fehlentscheidung zu treffen". Anstatt über einen Buspendelverkehr zwischen Sachsenhausen und Offenbach nachzudenken, solle am Beschleunigungsprogramm für die "16" gearbeitet und weitere Anreize für das Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr geboten werden.
Der Bürgerverein fordert grundsätzlich, die Entscheidung über die Zukunft der Straßenbahnlinie 16 "ausschließlich am Verkehrsberuhigungseffekt zu orientieren" und mit beschleunigten Zügen "dem großen Bedarf zwischen Heerstraße und Marktplatz Offenbach" gerecht zu werden.
Für die Straßenbahn spreche eine ganze Reihe von Argumenten, begründeten die Oberräder Bürger ihre Kritik. "Die Tram verursacht wesentlich weniger Umweltbelastungen als der Bus: Kein Ruß, weniger Lärm und höhere Akzeptanz beim Fahrgast." Außerdem hofft der Verein auf Zuwachs bei den Benutzerzahlen, verbunden mit gleichzeitigem Rückgang des Individualverkehrs.
Dafür spreche auch der ab 1993 vorgesehene Einsatz der kundenfreundlichen Niederflurwagen. Die von der Stadt bestellten Waggons sollten so intensiv wie möglich genutzt werden, um die Kosten für den Fuhrpark niedrig zu halten.
Als irritierend bezeichnete der Bürgerverein, der sich die Verkehrsberuhigung im Stadtteil schon bei seiner Gründung vor über zehn Jahren auf die Fahnen geschrieben hat, die Politik der Christdemokraten. Im Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) setzten sich die Abgeordneten öffentlich für die Linie 16 ein. Wenn nun neuerdings die CDU-Fraktion im Römer das Unternehmen in Frage stelle, "welche Bedeutung haben dann die Aussagen der Stadtteilpolitiker?"
Keine Fortschritte, so ein weiterer Kritikpunkt, zeichneten sich bei den Verhandlungen zwischen dem Frankfurter und dem Offenbacher Verkehrsverbund ab: "Die Preisgestaltung für die Fahrten über die Stadtgrenzen hinweg ist unbefriedigend." Die schon lange fällige Lösung würde mehr Fahrgäste in die Straßenbahn bringen, so der Bürgerverein.
Mit wenig Verständnis betrachtet der Zweite Vorsitzende, Günther Vierecke, die Spekulationen auf Offenbacher Seite, einen Bus in der Frankfurter Straße einzusetzen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Das sei im Mai bei einer Autoausstellung in der Fußgängerzone der Frankfurter Straße schon einmal für eine Woche geschehen. Die Erfahrung dieser Tage müßte Grund genug sein, "um auch die Offenbacher dazu zu bewegen, es bei der Tramlinie 16 zu belassen." ask
SACHSENHAUSEN. "Der ,Wildgarten' ist ein Sicherheitsrisiko für die spielenden Kinder." Markige Worte, mit denen die CDU-Stadtverordneten Karin Meulenbergh und Ursula Gauls den Zustand des Abenteuerspielplatzes an der Stresemannallee beschreiben. Vor allem die verrostete Lok sowie die maroden Holzbauten und -spielgeräte sind ihnen ein Dorn im Auge. Josef Mayer, Betreuer im Wildgarten, ist in seiner Wortwahl etwas vorsichtiger. Dennoch räumte er ein: "Ich brauche dringend Geld für Reparaturen." In einem Magistratsbericht heißt es dagegen, es treffe nicht zu, daß "der Platz in einem verwahrlosten Zustand" sei.
Zu einem Rundumschlag gegen das Freizeitparadies für die Sachsenhäuser Kinder holte Karin Meulenbergh aus. Sie zählte auf: Wenig Kinder besuchten den Spielplatz, die Geräte wiesen "gravierende Sicherheitsmängel" auf und "Penner nutzen den Platz als Toilette". Angesichts solcher Vorkommnisse müßte sich die Stadt fragen lassen, wieviel Zuschuß sie dem Wildgarten gewähre und was damit getan würde.
Laut Bericht der Stadtregierung wurden im vergangenen Jahr 153 709 Mark für Personal- und Sachkosten an den Träger, die Aktionsgemeinschaft Kinder- und Jugendarbeit Sachsenhausen, überwiesen. Noch einmal 10 000 Mark bewilligte der Kämmerer für Reparaturen. "Diese Summe wurde für die vordringlichsten Maßnahmen verwendet." Nach Darstellung von Josef Mayer reichen 10 000 Mark allerdings bei weitem nicht. "Ich habe Kostenvoranschläge machen lassen." Die Holzarbeiten an Seilbahn, Schaukel, Wippe und an Unterständen kämen auf 25 000 Mark. Ebensoviel koste die Sanierung der alten Lok, die dem Spielplatz bei der Eröffnung vor 15 Jahren von der Hafenbahn überlassen worden war.
Die Holzarbeiten, ist sich Mayer sicher, lassen sich mit Rücklagen und den angewiesenen Mitteln "bis Ende des Jahres" ausführen: 1992 bekommt der Abenteuerspielplatz 160 500 Mark, fürs kommende Jahr sind 164 500 Mark veranschlagt.
Das Problem ist die verrostete Lok. "Wenn die weiter so verfällt, muß ich sie tatsächlich absperren", bestätigte der Betreuer das Urteil der Christdemokratinnen. Dafür würde die Stadt auch kein Geld bereitstellen, nur einen Rat hätte das Jugendamt parat gehabt: Mayer solle Banken und ähnlich finanzstarke Spender abklappern.
In den anderen Kritikpunkten widersprach der Leiter des Wildgartens den beiden Christdemokraten energisch. Weder wild campierende Obdachlose noch Jugendcliquen, die früher immer mal wieder nächtliche Feten auf dem Gelände veranstaltet hatten, habe es in letzter Zeit gegeben. "Der Platz ist keineswegs verwahrlost." Ein Abenteuerspielplatz könne eben nicht so gepflegt wie ein öffentlicher Spielplatz aussehen. Und über angeblich zu wenige Kinder konnte Mayer auch nur lachen. "Die Frau Gauls war im April da." So früh im Jahr kämen allerdings nur wenige Kinder. Das sei in den Sommerferien schon anders. ask
FRANKFURT-NORD. Ferienzeit - da bleibt die Schule leer: Das ist für Schüler die schönste Jahreszeit, zumal wenn's die "großen Ferien" sind. Für die Verantwortlichen in den städtischen Ämtern stellt sich das jedoch oftmals anders dar. So sind sechs Wochen "kinderfreie" Zeit ideal, um an den Gebäuden dringende Reparaturen sowie An- und Ausbauten vorzunehmen.
Für Walter Hippmann, den stellvertretenden Leiter des zuständigen Hochbauamtes, hat die Sommerpause aber auch erhebliche Nachteile. In dieser Zeit wollen nämlich (angefangen von den städtischen Bühnen und der Oper) alle möglichen Institutionen und Ämter die Handwerker bestellen: Dann stören die mit Lärm und Schmutz verbundenen Arbeiten nicht den Betrieb.
Das trifft vor allem auf Arbeiten an der Heizung zu. "Wir haben im Sommer echte Engpässe." Das städtische Personal und die beauftragten Privatfirmen sind im Dauerstreß, das notwendige Material ist knapp. Das erfordere schon im Vorfeld viel Koordination. Und manches, was bereits lange als Mißstand bekannt sei, bleibe dann leider halt doch liegen, bedauerte Hippmann.
Dennoch, an einigen Schulen im Norden Frankfurts dürften sich die Schüler über die Neuerungen freuen, wenn sie aus den Ferien zurückkommen. So haben die Handwerker an der Harheimer Grundschule mit den Arbeiten an der Heizung begonnen. Bis Fenster und Fassaden einen neuen Anstrich haben und die Innenräume vollständig hergerichtet sind, wird es freilich Jahresende werden, erklärte Hippmann. Insgesamt bezifferte er den finanziellen Aufwand auf etwa 400 000 Mark.
Zügig voran geht es auch beim Turnhallen-Neubau an der Wöhlerschule im Stadtteil Dornbusch. Vor zwei Jahren angefangen, steht nun der Innenausbau auf dem Programm. Bis zum Frühjahr 1993 soll die etwa 6,6 Millionen Mark teure Halle fertig sein.
Gleich 40 Millionen Mark kostet den Steuerzahler die Heddernheimer Geschwister-Scholl-Schule in den nächsten Jahren. Zur Zeit wachsen die Betonstreben des Neubaus in die Höhe; Einzug soll laut Hochbauamt im Frühjahr 1994 sein. Erst danach wird der Altbau saniert.
Für die Arbeiten vor allem an Fenstern und Lüftung sind die notwendigen acht Millionen Mark von den Stadtverordneten bereits bewilligt worden.
Noch bis zum Herbst muß die Erich-Kästner-Schule in Niederursel auf die Renovierung warten. Erst dann können die Dachdecker und die mit dem Innenausbau beschäftigten Tischler anrücken. Kostenpunkt der Reparaturarbeiten: etwa 200 000 Mark.
Ebenfalls bis Jahresende soll die Bonameser August-Jaspert-Schule ein neues Aussehen bekommen. Vorgemerkt sind auf der Liste der Behörde die Fenster, die Fassade und das Dach. Genauere Angaben zum finanziellen Umfang konnte Hippmann jedoch noch nicht machen - die Arbeiten werden zur Zeit noch ausgeschrieben.
Ebenfalls keine präzisen Auskünfte konnte der stellvertretende Leiter zum Sanierungs-Zeitplan der dioxinverseuchten Schul-Sportanlagen machen. Sämtliche Flächen seien zwar mittlerweile abgedeckt. Doch bevor der Kieselrot-Belag entfernt werden könne, müßte erst noch ein geeignetes Depot zur Entsorgung gefunden werden. ask
FRANKFURT-OST. Ferienzeit - das ist für Schüler die schönste Jahreszeit, zumal wenn es die "großen Ferien" sind. Für die Verantwortlichen in den städtischen Ämtern bringt die Sommerpause allerdings eher Mehrarbeit: So sind die sechs Wochen der "kinderfreien" Zeit ideal, um an den Gebäuden notwendige Reparaturen sowie An- und Ausbauten vorzunehmen.
Für Walter Hippmann, den stellvertretenden Leiter des zuständigen Hochbauamtes, haben die Sommerferien aber auch ganz erhebliche Nachteile. Für diese Zeit wollen nämlich - angefangen bei den städtischen Bühnen und der Oper - alle möglichen Institutionen und Ämter die Handwerker bestellen, weil dann die mit Lärm und Schmutz verbundenen Arbeiten nicht den Betrieb stören. Das betrifft vor allem Arbeiten an der Heizung.
"Wir haben im Sommer echte Engpässe", sagte Hippmann. Das städtische Personal und die beauftragten Firmen befinden sich im Dauerstreß, das notwendige Material ist knapp. Das erfordere schon bei der Vorbereitung viel Koordination. Und manches, was bereits lange als Mißstand bekannt sei, bleibe dann halt doch liegen, bedauerte der stellvertretende Chef des Hochbauamts.
Dennoch: An einigen Schulen im Osten Frankfurts dürften sich die Schüler über die Neuerungen freuen, wenn sie aus dem Urlaub zurückkommen. So wird die Comeniusschule, die der Integrierten Gesamtschule (IGS) Nordend weichen mußte, ihr neues Domizil in der ehemaligen Lersnerschule (die als Hauptschule in der IGS aufgeht) bezogen haben: Bis zum Ende der Sommerferien sollen die etwa 145 000 Mark teuren Malerarbeiten und die Umgestaltung der Fußböden abgeschlossen sein. Ob bis dahin auch der Schulhof, der den Bedürfnissen der Grundschüler entsprechend gestaltet werden soll, fertig ist, konnte Hippmann indes nicht sagen.
Noch über die Schulferien hinauszögern wird sich die Komplett-Renovierung der ehemaligen Günthersburgschule. Doch ab dem 1. September, versicherte der stellvertretende Amtsleiter, werde dieser erste Bauabschnitt der neuen Nordend-Gesamtschule den Schülern und Lehrer ohne störende "Nebengeräusche" zur Verfügung stehen.
Das bedeutet jedoch nicht, daß an der Hartmann-Ibach-Straße Ruhe einkehrt: Anschließend beginnt die ebenfalls notwendige Totalsanierung des zweiten Bauabschnitts (entspricht der ehemaligen Comeniusschule), und direkt danach ist vorgesehen, einen Trakt mit Cafeteria und Kantine einzurichten. Insgesamt werden die drei Bauabschnitte rund 22 Millionen Mark erfordern; endgültig abgeschlossen ist das Vorhaben wohl nicht vor 1994.
Noch einige Zeit auf Besserung warten müssen auch die Schüler am Helmholtzgymnasium: Die Planung für eine moderne Heizanlage ist noch nicht abgeschlossen, das Hochbauamt errechnet zur Zeit die Kosten. Um dem stetigen Energieverlust zu begegnen, müssen die Regeleinrichtungen auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Zum Zeitrahmen sagte Walter Hippmann: "Wir versuchen, es möglichst noch in diesem Jahr hinzukriegen." ask
Alle reden vom Wassersparen, doch wie soll das funktionieren? Mit dem Hahnabdrehen beim Zähneputzen allein kann es nicht getan sein, und doch ist das nach Ansicht von Wolfgang Ribbeck vom Zweckverband der erste richtige Schritt.
"Das Verhalten der ganzen Familie muß sich ändern", rät der Fachmann. Das müsse über die Motivation gesteuert werden.
Erheblich reduziert werden kann der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch, wenn das Wasser aus der Leitung auch sinnvoll genutzt wird.
Und am meisten könnte dabei die Toilettenspülung bringen, durch die jetzt täglich rund 45 Liter kostbares Trinkwasser einfach so weggespült werden: Dafür könne Regenwasser verwendet werden, das in einer Zisterne aufgefangen wird, raten die Experten.
Bei dem Einbau einer entsprechenden Anlage beteiligt sich der Zweckverband wie auch manche Kommune im Kreis mit rund 300 Mark pro tausend Liter Fassungsvermögen des Behälters.
In einigen Wohngegenden wie in manchem Dietzenbacher Baugebiet sind die Zisternen bereits seit vielen Jahren Pflicht. Doch auch der nachträgliche Einbau lohne sich, meinen die Fachleute unisono.
Wer Näheres wissen möchte, sollte sich in den Rathäusern oder beim Zweckverband in Seligenstadt (Rufnummer 0 61 82 / 89 040) informieren.
Auch kleine Veränderungen im Haushalt zeigen ökologisch große Wirkung: Die Wasserspartaste oder der gewichtige Eisenstab im Spülkasten, mit dem die Drucktaste besser gesteuert werden kann, sollte in keinem WC fehlen.
Sogenannte Perlatoren erweisen sich ebenfalls als hilfreich. Sie werden in den Wasserhahn eingeschraubt und sorgen dafür, daß der Strahl nicht konzentriert fließt, sondern mit viel Luft vermengt wird.
Weitere Beispiele für wassersparende Armaturen in Bad und WC sind sogenannte Zweigriffmischer oder auch die Handbrause mit regulierbarem Wasserdurchlauf, der auch am Griff sofort gestoppt werden kann.
Die Umweltberater der Kommunen, der Zweckverband Wasserversorgung und Fachgeschäfte geben dazu genaue Auskünfte.
Ein ökumenischer Gottesdienst in englischer und deutscher Sprache findet am Mittwoch, 15. Juli, um 18 Uhr in der neu renovierten Alten Nikolaikirche am Römerberg statt. Es predigt Vikarin Kirsten Talken von der Trinity Lutheran Church. Anschließend besteht Gelegenheit zum Gespräch beim Tee.
GRIESHEIM. Welch ein gellender Schrei des Glücks: "Herbert, die Bratwürste sind fertig." Quer über die Kleingartenanlage "Erbbaublock" an der Oeserstraße schallt der Ruf, der Herbert an den heimischen Grill zurückholen soll, wo die knackig braunen Fleischröllchen brutzeln. Doch wer weiß, wo Herbert gerade ist, und ob er seine Gattin überhaupt gehört hat. Vielleicht sitzt er ja just in diesem Moment vor dem Vereinshaus des Kleingartenvereins Erbbaublock und feiert mit beim traditionellen Sommerfest. Auch dort zieht der feine Duft von mehreren hundert Bratwürsten durch die Luft, so daß er wahrscheinlich gar nicht mehr an seinen Grill vor der eigenen Laube denkt.
Rund 400 Besucher zählte der Erste Vorsitzende Winfried Knobloch an den beiden "Sommerfest-Tagen" des Vereins. "Auf dem Programm standen Kinderspiele, eine Tombola und ein Fackelumzug." Beim Ballwerfen und Nagelschlagen konnten die allerjüngsten "Gartenfreunde" ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Prämiiert wurde das am schönsten geschmückte Kinderfahrrad: Mit Girlanden und Blumen gewann der fünfjährige Patrik Binz den ersten Preis.
"Die Festplanung", sagte Knobloch, "läuft bei uns schon seit dem Frühjahr." 65 Helfer des Kleingartenvereins haben sich im Drei-Stunden-Turnus abgewechselt - beim Spülen, Verkaufen und der Organisation. Besondere Attraktion des Sommerfestes war die "Original-Liederbacher-Band", die mit Country-Songs und Rock 'n' Roll zum Tanzen animierte. Viel Lob erntete dort Herbert Klohmann - in seinem bürgerlichen Beruf eigentlich Wirt der Vereinsgaststätte - mit einem Auftritt als Schlagzeuger der Band.
Der Erlös des Sommerfestes soll wieder der Anlage zugute kommen. "Wir müssen die Kantine renovieren, die Wege neu ausbauen", zählte der Vorsitzende all die Arbeiten auf, die noch bis zum 75jährigen Bestehen des Vereins im Jahre 1994 erledigt werden müssen. In Anbetracht der hohen Summe, die deshalb in den nächsten Jahren aus der Vereinskasse fließen muß, fand Knobloch die "Getränkesteuer für Vereine einfach eine unschöne Sache". Von den Einnahmen müsse so viel wieder abgeführt werden, daß es sich gar nicht mehr lohne, ein Fest zu veranstalten. "Und das, obwohl wir ein gemeinnütziger Verein sind."
Die gute Laune ließen sich die Kleingärtner dennoch nicht verderben. Bis in die späte Nacht hinein dröhnte es aus den Boxen der Musikanlage, gab es GrillBratwürstchen. Nur die von Herbert dürfte nach einiger Zeit des Wartens die genervte Gattin selbst gegessen haben. mug
GINNHEIM. Über den Wolken, nein, über den Wolken schwebt er noch nicht, der Fahrzeugführer Wolfgang Lang von der Berufsfeuerwehrwache 4. Aber ganz schön hoch oben schaukelt er trotzdem in seinem Löschkörbchen an der Drehleiter des DL 30. Der Blick über die Dächer von Ginnheim bis zum Frankfurter "Bleistift" (Messeturm) muß wohl wunderbar sein, denn Lang schaut eine ganze Weile herum, bevor er sich von Drehleitermaschinist Bernhard Wiegand wieder hinunter fahren läßt.
Aber vielleicht war es auch einfach nur die Freude darüber, von oben diesmal keine Brandwolken zu erspähen, die Lang eine Weile auf seiner Drehleiter verharren ließ. Denn diesmal fuhr er nur den Besuchern des Straßenfestes der Freiwilligen Feuerwehr Ginnheim in der Ginnheimer Mühlgasse zuliebe ein bißchen hoch und runter. "Als Feuerwehr zum Anfassen sozusagen", erklärte Bernd Reuß, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Ginnheim und Stellvertretender Stadtbrandinspektor.
Bis zu 1000 Besucher waren einmal über das Straßenfest geschlendert, hatten den "Kübelspritz-Wettbewerb" angefeuert und anschließend auf einer der zahlreichen Holzbänke ein Bierchen getrunken oder ein Würstchen gegessen. "Das ist unser zehntes Straßenfest, ein Jahr vor unserem 100jährigen Bestehen", freute sich Reuß stolz und bedauerte zugleich "angesichts dieser Tradition den fehlenden Nachwuchs". Zwar habe die Einsatzabteilung 29 Aktive, die Jugendfeuerwehr aber lediglich 15 Mitglieder, darunter zwei Mädchen. Erklären kann sich Reuß das mangelnde Interesse nicht. "Die Feuerwehr ist eine spannende Sache. Bei uns herrscht echte Kameradschaft, wir machen Ausflüge, basteln im Winter oder erteilen technisch- theoretischen Unterricht." Ab dem 17. Lebensjahr könne jeder nach bestandener Truppmannprüfung in die Einsatzabteilung überwechseln und bei jedem Einsatz nach 18 Uhr und am Wochenende mit dabei sein. 15 Ernstfälle davon gab es in Ginnheim im vergangenen Jahr.
Teils waren Hilfeleistungen gefragt, teils hatten sie Brände zu löschen: mit ihren drei Fahrzeugen (ein Löschgruppenfahrzeug, ein Hilfeleistungsfahrzeug und ein Mannschaftstransportfahrzeug) war die Freiwillige Feuerwehr Ginnheim stets rechtzeitig zur Stelle.
Der Erlös des Straßenfestes soll bei der Finanzierung des Gerätehauses der Brandschützer helfen, das 1994 im Ginnheimer Stadtweg 116 neu errichtet wird.
Die Gruppen treffen sich alle 14 Tage, das nächste Mal am Freitag, 10. Juli, von 18.45 bis 21.45 Uhr, im Gerätehaus in der Ginnheimer Mühlgasse. mug
GRIESHEIM. Rot wie Blut, weiß wie Schnee - die Sauerkirschen in der Tupperware-Box: Erste Ernte der Kleingärtner aus der Kleingartenanlage Griesheim von 1888, Am Mühlgewann. Beim traditionellen Sommerfest des Vereins machten die Körbchen und Schachteln mit dem verlockenden Inhalt mehrmals ihre Runde: viele der insgesamt 126 Mitglieder präsentierten das Ergebnis langer Hege und Pflege.
"Nur satt wird man davon leider nicht", bedauerte Adolf Altenkirsch, Erster Vorsitzender des KGV Griesheim. Der vom schönen Wetter der letzten Tage schon gut gebräunte Mann verschmähte dann auch die brutzelnden Bratwürste nicht, die die Gartenfreunde auf dem Grill bereithielten. "104 Jahre ist unser Verein alt, die älteste Kleingartenanlage Frankfurts", berichtete Altenkirsch stolz und unterstrich, daß die Anlage von ehemals 600 Gärten erst in den letzten 32 Jahren auf 126 zusammengeschrumpft sei.
"Die Siedlung der Deutschen Bundesbahn, die Schule hier in der Nähe, die Autobahnverbreiterung - alles Gründe, weshalb wir Gärten abtreten mußten." Doch was ein rechter Kleingärtner ist, der hadert nicht lange mit dem Schicksal, sondern findet sich mit dem Unvermeidbaren ab. Altenkirch: "Wenn die Stadt das Gelände hier benötigt, müssen wir weichen." An solch einen "Ernstfall in nächster Zeit" glaubt er allerdings nicht. "Die Gärten in unmittelbarer Stadtnähe werden ja immer wichtiger für Menschen, die in Hochhäusern wohnen müssen und oft noch nicht einmal einen Balkon haben."
Der Verein sei gerade dabei "sich zu verjüngen", hat der Vorsitzende festgestellt. "Immer mehr junge Familien bewerben sich bei uns, wollen, daß ihre Kinder in einem Stück Natur aufwachsen können." Das und die große Gemeinschaft machten den Reiz eines Kleingartenvereins aus. Über 150 Besucher hätten beispielsweise gemeinsam auf dem Sommerfest gefeiert. "Für die Kinder haben wir Spiele veranstaltet, abends wird getanzt und am nächsten Morgen geht's zum Frühschoppen."
Sechs Vereinsmitglieder aus dem "Vergnügungsausschuß" haben die Verpflegung auf dem Fest organisiert, und gefehlt hat es tatsächlich an nichts: Brote, Bratwürste und 300 Liter Bier standen an den beiden Sommerfest-Tagen bereit. Die Resonanz war durchweg positiv.
Nicht nur jung und alt will Altenkirsch im Verein zusammenbringen, sondern auch Deutsche und Ausländer. "Gut zehn Prozent unserer Gärten haben wir an Jugoslawen, Italiener und Aussiedler aus Rumänien verpachtet."
Das Zusammenleben funktioniere "ganz phantastisch", nur mit dem Vereinsleben "hapert es noch ein wenig", bedauerte der Vorsitzende. Selten würden die ausländischen Mitbürger bei Vereinsaktionen mitmachen. "Vielleicht spielen da politische Ängste vor Versammlungen eine Rolle", vermutet Altenkirsch und will das demnächst in einem Gespräch klären. mug
Präsident Martin Engelhardt legte bei der Siegerehrung den Arm um Simone Mortier, um sie zu trösten, denn die Hymne "Freude schöner Götterfunken" erklang nicht für sie, sondern für ihre Nachfolgerin. Früher als erwartet, besetzte gestern Sonja Krolik auch in der Erwachsenen-Klasse die erste Position in Europa, nachdem sie schon Europa- und Weltmeisterin bei den Juniorinnen werden konnte. Im vergangenen Jahr in Genf noch auf Rang drei, hatte die 19jährige aus Rheydt im belgischen Lommel fast eine Minute Vorsprung vor der Dänin Lone Larsen und Ute Schäfer, der Deutschen Meisterin aus Riederau. Isballe Mouthon (Frankreich), vor einem Jahr Europa-Meisterin vor Simone Mortier vom Hanauer Team, wurde Fünfte.
Bei den Männern hatte man den Briten die Wiederholung des Mannschaftssieges vom Vorjahr in der Schweiz zugetraut, sich aber auch im deutschen Team Chancen ausgerechnet. Dann aber ließen Spencer Smith, wie Sonja Krolik im Nachwuchsbereich bereits überragend, Titelverteidiger Simon Lessing, der für Darmstadt startet, sowie Glenn Cook keinerlei Zweifel an ihrer Ausnahmestellung und belegten in dieser Reihenfolge die Plätze eins bis drei. Damit war ihnen natürlich der Mannschaftserfolg nicht zu nehmen. Für das deutsche Männerteam gab es gegenüber dem Vorjahr die Verbesserung von Rang drei auf zwei. Rainer Müller (Hanau, Fünfter der Einzelwertung), Thomas Hellriegel (Bretten, Sechster) und Ralf Eggert (Pinneberg, Achter) sowie Holger Lorenz (Bretten, Neunter) erfüllten die Voraussage von Arndt Pfützner (Leipzig, Sportwart der Deutschen Triathlon-Union, DTU).
"Die Alten hatten ihre Probleme", umschrieb Pfützner vor allem die Plazierungen von Simone Mortier ("In der Vorbereitung zu harte Wettkämkpfe") und von Oliver Graf. Der für Hanau startende Mannschaftsweltmeister im Duathlon aus Usingen kam nach dem Schwimmen (1,5 km) nur als Einundvierzigster aus dem Wasser. "Auch auf den 40 km mit dem Rad lief es einfach nicht", so Graf deprimiert. So konnte er auch seine Stärke beim abschließenden 10-km-Lauf nicht ausspielen. "Ich brauchte erst mal drei Kilometer, um meinen Rhyhtmus zu finden." Hauptgrund des schwachen Abschneidens mag die schwere Verletzung von Grafs Freundin, Sabine Westhoff, gewesen sein. Sie war beim Abschlußtraining für Lommel auf einen parkenden Pkw aufgefahren. Im Vorjahr noch Mannschafts-Europameisterin, wurde Sabine Westhoff jedoch von ihren Mannschaftskameradinnen großartig vertreten. Von dem Team von Genf blieb einzig Sonja Krolik übrig. Ute Schäfer und Franzsika Lilienfein (Kulmbach) als Neunte der Einzelwertung verteidigten die Spitzenstellung in Europa.
Simone Mortier war mit dem festen Vorsatz nach Belgien gekommen, sich den kontinentalen Titel wieder zurückzuholen, den sie 1989 schon einmal gewann, und in den beiden vergangenen Jahren mit zweiten Plätzen knapp verpaßte. An den Gründen für ihren Einbruch (Platz 11) scheiden sich die Geister. Martin Engelhardt: "Es war nicht ihr Tag. Vielleicht konnte sie dem Druck, dem sie sich selbst ausgesetzt hatte, nicht standhalten. Wenn es beim Radfahren nicht läuft, wie es bei ihr heute der Fall war, werden die Beine beim Laufen immer schwerer."
Während so Simone Mortier gegen Tränen der Enttäuschung ankämpfen mußte und bald aus dem Zielbereich verschwand, hatte Sonja Krolik bei der Siegerehrung feuchte Augen vor Freude. "Es waren unsere besten Europameisterschaften in der aktiven Klasse", umschrieb Martin Engelhardt die Tatsache, daß man zum erfolgreichsten Verband avancierte.
Ob es eine Siegesfeier geben würde, wurde Sportwart Arndt Pfützner gefragt: "Klar, in unserem Quartier, nicht weit von hier." Der ärmste Verband zugleich der erfolgreichste in Europa. Traurig, aber wahr: Pro Teilnehmer wurden im voraus 200 Mark abkassiert, um die Fete überhaupt abhalten zu können. Hoffentlich kommt diese Sportart mit großer Zukunft - das bewies auch das Zuschauerinteresse in Belgien - bald ins olympische Programm. Dann fließen endlich auch die beträchtlichen Zuwendungen aus Bonn.
Der SV Wiesbaden, der insgesamt 20 Akteure testete, kam über ein 1:1 (1:0) beim Bezirksoberligisten Rödelheimer FC 02 nicht hinaus. Wiesbadens Dirk Scherrer (31.) sowie Braun (75.) erzielten die Tore. Torwart Krapf und Kühn (R) ragten heraus. SVW-Trainer Max Reichenberger ließ die nicht eingesetzten Akteure jeweils eine Trainingseinheit absolvieren.
Das für Sonntag auf der Sportanlage Riederwald geplante Spiel FSV Frankfurt gegen FC Italia mußte nach den Regenfällen wegen Sperrung des Platzes ausfallen. hdp
Wer vor dem Startschuß zur Bezirksliga-Saison 1991/92 unter den 15 Konkurrenten den möglichen Titelträger auszudeuten versuchte, der hatte neben dem Top-Favoriten SV Nieder-Weisel, dem VFR Ilbenstadt und dem FC Ober-Rosbach auch den VfB Friedberg als "heißen" Meisterschaftstip parat.
Die Realität sah nach 28 absolvierten Pflichtspielen - die souveräne Rolle des SV Nieder-Weisel einmal ausgenommen - freilich etwas anders aus. Denn Ilbestadt und Ober-Rosbach hielten dem hohen Erwartungsdruck in keiner Weise stand, und auch die Burgfeld-Elf mußte sich im Kampf um die zu Aufstiegsspielen berechtigende Vizemeisterschaft in einem notwendig gewordenen Entscheidungsspiel dem FC Nieder-Florstadt beugen.
Der 38jährige VfB-Coach Helmut Meyer gibt sich im Nachhinein mit dem erreichten dritten Platz zwar im großen und ganzen zufrieden, aber dennoch herrschte im Friedberger Lager nach der knapp verpaßten Relegationsteilnahme zunächst einmal grenzenlose Enttäuschung. Als "Nachsitzen für die eigene Dummheit" bezeichnetet Mayer das Stechen gegen den FC Nieder-Florstadt, "denn vor dem letzten Saisondrittel hatten wir aufgrund eines komfortablen Fünf-Punkte-Polsters gegenüber der Konkurrent die Teilnahme an den Aufstiegsspielen schon so gut wie sicher."
Doch es kam anders als erwartet. Aus Angst vor der eigenen Courage und vielleicht auch aus eigener Selbstüberschätzung wurde im Endspurt der scheinbar sichere zweite Platz noch verspielt. "Je näher das Saisonende rückte, desto nervöser wurden die Spieler. Das hat den Rivalen aus Nieder-Florstadt mit Sicherheit aufgebaut", trauert Helmut Mayer dem möglichen Sprung in überregionale Gefilde noch immer nach.
Mit Blick in die Zukunft hat Trainer Mayer, der auch in der Saison 1992/93 auf der Friedberger Kommandobrücke stehen wird, ganz konkrete Vorstellungen. Vorstand, Spielausschuß und Trainer setzten sich dieser Tage zusammen, analysierten die Fehler des letzten Jahres, um in Zukunft auf sportlich erfolgreichen Pfaden zu wandeln. "Wir haben die entscheidenden Spiele stets zwischen der 70. und 90. Minute verloren", sagt Mayer, der auf der Suche nach einer Leitfigur für die ausgesprochen junge Mannschaft auch seine eigene Person nicht ausklammern möchte. "Im Notfall schnüre ich selbst noch einmal die Stiefel. Unsere jungen Spieler brauchen dann und wann einen Routinier, der ihnen zeigt, wo es langgeht." Fehlende Kaltschäuzigkeit ist also der eine Grund, den es auszumerzen gilt, aufgetretene Schwächen im Defensivbereich der andere. Ob Torwart, Verteidiger oder defensives Mittelfeld - hier müsse, so der VFB-Coach, unbedingt rigoroser zur Sache gegangen werden. "Für die Offensive stehen uns mit Uwe Funk, Thomas Dombrow, Andreas Schütz, Volker Müller und dem hochtalentierten Alexander Sturm, der trotz guter Angebote anderer Vereine in Friedberg bleiben wird, ohnehin genügend Alternativen zur Verfügung."
Kein Wunder also, daß man beim VfB auf der Suche nach Verstärkung vorwiegend nach Spielern für den Abwehrbereich Ausschau gehalten hat. Im kommenden Jahr allerdings nicht mehr in Dreß der Kreisstädter: Matthias Bär (VfR Ilbenstadt) und Peter Bönsel (SV Germania Ockstadt). Bezeichnend für den Ehrgeiz, mit dem auf dem Burgfeld zur Sache gegangen wird: ab 11. Juli wird bis Anfang November dreimal pro Woche trainiert. Nur wer da mitzieht, habe, so Meyer, eine Chance für den Einsatz in der ersten Mannschaft. Daneben stehen bis zum Saisonauftakt am 16. August rund 15 Testspiele (unter anderem gegen die Spvgg. Bad Homburg und die SG Ober-Erlenbach), ein Trainingslager auf Hubertus, der Stadtpokal und ein Leistungsturnier in Ossenheim auf dem Programm. UWE BORN
Es gibt Sportarten, die scheinbar rein gar nichts miteinander zu tun haben. Geräteturnen und Reiten zum Beispiel. Zwar schließen Turner unweigerlich mit "Seitpferd" und "Pferdsprung" Bekanntschaft, doch handelt es sich hier bekanntlich um eine rein symbolische Namensgebung. Lebendige Vierbeiner zeigen gemeinhin keinerlei Affinität zum Turnsport. Nun gibt es jedoch von jeder Regel die berühmte "Ausnahme". Was die beiden unterschiedlichen Sportgattungen anbelangt, so liegt der Schlüssel zur Symbiose im Voltigieren. Hoch zu Roß und ohne Sattel vollführen die Darsteller dieser akrobatischen Sportart Kunststücke, die selbst am Boden viel Geschick erfordern.
Die Krifteler Sprachstudentin Tanja Benedotto zählt samt ihrem Wettkampfhengst "Mainzelmann" zu den Protagonisten dieses von Spring- und Dressurreiten überschatteten Pferdesports. Als ehemalige Balletteleve und Turnerin brachte sie beste Voraussetzungen mit; die nötige Tierliebe wurde der 19jährigen quasi in die Wiege gelegt.
Schließlich war ihr Großvater Gestütsbesitzer und sobald seine Enkelin laufen konnte, verband sie eine "tierische" Freundschaft mit den sportlichen Vierbeinern. Trotz wachsendem Leistungsdruck hat sich die Pferdenärrin diesen innigen Bezug zum Tier erhalten können. Mitten in der trainingsintensiven Vorbereitungsphase auf die Weltmeisterschaften, die am zehnten Juli in Heilbronn beginnen, findet die Medaillenaspirantin immer Zeit für innige Liebkosungen mit ihrem Pferd. Zwischen "Mainzelmann" und seiner Longenführerin besteht mehr als eine sportliche Zweckgemeinschaft - da sind vielmehr zwei, die sich mögen. Diesen überaus intensiven Kontakt zum Pferd hält Tanja Benedotto für ein maßgebliches Erfolgskriterium. "Wir sind vom Pferd völlig abhängig. Bei einem Sturz riskieren wir Kopf und Kragen." Die Vertreter der klassischen Reitdisziplinen hätten im Ernstfall immer noch einen gewissen Halt im Sattel; die Gefahr herunterzufallen sei einfach geringer. Um verletzungsträchtige Risiken an der Longe zu minimieren, ist jedoch nicht nur die Tierliebe und das gleichwohl notwenige Bewegungstalent gefragt.
Wer es im Voltigieren zu Meisterleistungen bringen will, darf vor einem immensen Zeitaufwand nicht zurückschrecken. Zwei doppelstündige Trainingseinheiten sind vor internationalen Championaten tagtägliches Muß. Gymnastik, Kraft- und Konditionsaufbau kommen ergänzend hinzu. Ohne Ehrgeiz und ein "hohes Maß an Selbstdisziplin" könnte die für den Reitverein Mainz-Laubenheim startende Sportlerin dieses Mammut-Programm nicht bewältigen. "Viele Leute", meint Tanja Benedotto, "können sich das gar nicht so vorstellen, aber Voltigieren ist in der Spitze ein sehr harter Leistungssport." Daß es da überhaupt Zweifler gibt, liegt am infantilen Image des bislang vornehmlich bei Insidern bekannten Pferdesports. Die traditionelle Rolle als reitsportliche Zubringer-Betätigung für Schulkinder hat das Voltigieren seiner sportlichen Eigenständigkeit beraubt. So erhaschen die Longenkünstler nur selten eine Scheibe vom Medienkuchen; wo es an der öffentlichen Anerkennung noch mangelt, sind auch Sponsoren rar gesäht. Für Tanja Benedotto hat dies zur Folge, daß sie ihren Sport nur dank elterlicher Unterstützung betreiben kann. Der Verband kann nur einen geringen Teil der anfallenden Unkosten übernehmen. Um sich selbst und all ihren Gönnern genüge zu tun, hat sie sich für die Weltmeisterschaft viel vorgenommen. "Eine Medaille wäre schon drin", fabuliert sie zuversichtlich über ihre Chancen in Heilbronn. Die gelungene Verschmelzung von Sport und küstlerischem Moment ist für die Siegerin des EM-Rahmenwettbewerbs 1991 ein wichtiger Schlüssel zu diesem möglichen Erfolg. Darüber hinaus ist Tanja Benedotto bestrebt, der Harmonie zwischen Mensch und Tier persönlichen Ausdruck zu verleihen. In diesem Ansinnen wird sie von ihrer Trainerin Hanne Strübel nach Kräften unterstützt und sollten sich die hochgesteckten Ziele tatsächlich verwirklichen lassen, so ist dies wieder ein Mosaiksteinchen auf dem Weg zu mehr öffentlicher Anerkennung.
MARGIT REHN
Montag, 6. Juli
Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstraße 3, Tel. 7 89 16 11; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling 30, Tel. 45 12 06; Germania-Apotheke, Friedberger Landstraße 72, Tel. 43 35 36; Hohenzollern- Apotheke, Düsseldorfer Straße 15, Tel. 23 63 37.
Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 553, Tel. 52 52 28; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Markgrafenstraße 6, Tel. 70 92 02; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstraße 4, Tel. 44 68 01; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Straße 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 /2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Rödelheim, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01 und der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Schach-Treff im Bethmannpark, Friedberger Anlage: ab 18 Uhr, Schach für alle.
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus. Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: Schiffsausflug zur Loreley, Abfahrt 8.30 Uhr, Eiserner Steg; 14 Uhr, Nähen; 14.30 Uhr, Kegeln, Ginnheim, Am Mühlgarten 2.
Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.
Briefmarken-Verein Ffm. Nord e.V.: 18 Uhr, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Damit alles klar läuft auf dem langen Weg von den 115 Förderbrunnen bis zu den Haushalten wird das Wasser im Labor des Zweckverbandes ständig analysiert. Die Anzahl der Untersuchungen hat sich in den vergangenen fünf Jahren von 10 000 auf 24 000 per anno mehr als verdoppelt. Es existieren 566 Meßstellen im gesamten Einzugsgebiet des Zweckverbandes.
Das kostbare Lebensmittel ist von bester Trinkwasserqualität, betont Gojkovic Dragica, Leiterin des Labors.
Das Grundwasser wird meist aus den Wäldern in die Rohre gepumpt, gechlort werden muß es nicht. Probleme mit Giftstoffen gibt es bei Dietzenbach (Nitrat) und auf dem Patershäuser Feld (Düngemittel). Außerdem tauchen vor allem in Neu-Isenburg Chlorkohlenwasserstoffe (CKW) auf.
Dort, wo mit dem Grundwasser auch Chlorkohlenwasserstoffe (CKW) aus der Erde gepumpt werden, sind an Ort und Stelle spezielle Reinigungsverfahren installiert. In dem sogenannten Stripp-Prozeß, der auch im Wasserwerk Neu-Isenburg erfolgreich läuft, fließt das Wasser in hohen Türmen über eine Art Sieb, wird mit Luft durchblasen, so daß die leicht flüchtigen Halogen-Wasserstoff-Verbindungen getrennt werden. Im Wasserwerk Neu-Isenburg reinigt eine zusätzliche Aktivkohle-Anlage die Luft.
Nitrat: Dafür gibt es einen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter, im Wasser des Zweckverbandes sind 12 bis 33 Milligramm pro Liter enthalten.
Summe der Pflanzenschutzmittel: Sie darf 0,5 Mikrogramm (ein Mikrogramm = ein tausendstel Milligramm) pro Liter nicht überschreiten. Bei einzelnen Stoffen beträgt dieser Grenzwert 0,1 Mikrogramm. Die Analysen des Zweckverbandes liegen unter diesen Zahlen, versichern die Fachleute.
pH-Wert des Wassers: Er schwankt zwischen 7,9 und 8,4.
Wasserhärte: Härtebereich zwei.
Die Kosten für die Aufbereitung des Trinkwassers schlagen mit drei Pfennig pro 1000 Liter Wasser zu Buche. Weitere kostspielige bio-chemische oder mechanische Reinigungsverfahren sind nach den geltenden Grenzwerten nicht nötig.
• Detaillierte Informationen sind in den Rathäusern erhältlich, wo man die Trinkwasseranalysen einsehen kann.
Zum richtigen Zeitpunkt waren die Frankfurter Senioren B-Ruderer topfit: Zwei Gold-, drei Silber- und drei Bronzemedaillen sind die Ausbeute der 19 gestarteten Mannschaften auf dem Eichkranz in Hürth, der nationalen Meisterschaft der 18- bis 22jährigen. Daniel Rosenberger (RC Nassovia Höchst) und Jörn Hirsemann (RV Frankonia) legten sich bei der Hälfte der 2000 Meter Strecke mit einem Spurt an die Spitze des Feldes und gaben ihre Führung bis zum Ziel nicht ab. In der Zeit von 6:54,6 wurden sie Eichkranzsieger im Leichtgewichtszweier ohne Steuermann.
Auch im leichten Achter waren diese Ruderer erfolgreich und errangen die Silbermedaille nur acht Zehntelsekunden nach der führenden Mannschaft. In demselben Rennen wurde Ulf Meerwald (SRG Germania) zusammen mit Ruderern aus Hanau, Aschaffenburg und Würzburg Dritter. Seiner Favoritenrolle gerecht wurde Wolfram Thiele vom RC Nassovia Höchst mit seinen Mannschaftskollegen aus Berlin und Rostock. Im Vierer ohne Steuermann holte er sich souverän die Goldmedaille.
Andrea Gesch und Andrea Kühn (beide FRV Freiweg) gaben ihren erfolgreichen Einstand in der Seniorenklasse. Die Juniorenweltmeisterinnen vom letzten Jahr fuhren im Doppelzweier auf den dritten Platz und errangen in Renngemeinschaft im Doppelvierer die Silbermedaille. Das zweite Frankfurter Boot mit Michaela Heuß, Nathalie Tenckhoff (FRG Oberrad), Heike Zazworka (FRV Freiweg) und Ricarda Hähnel (Potsdamer RC) belegte den dritten Platz. Nur knapp mußte sich Ingo Euler, der in zwei Wochen auch bei den U21-Europameisterschaften in Glasgow an den Start geht, im Leichtgewichtsdoppelvierer geschlagen geben. Er gewann mit seiner Crew die Silbermedaille. Ebenso wie Oliver Ibielski im Achter der Rudergemeinschaft aus Würzburg, Mainz und Saarbrücken. Einer der erfolgreichsten Ruderer war in Hürth Jens Weckbach vom Flörsheimer RV, der den Leichtgewichtsdoppelvierer und den Doppelzweier für sich entschied. bb
Die Hanau Hawks realisierten auf Anhieb den Wiederaufstieg in die erste Football-Bundesliga durch einen 58:0(34:0)-Heimsieg gegen die schon als Absteiger feststehenden Stuttgarter Stallions. Bernhard Czech (18 Punkte), Anthony Easterling (14), Kai Abicht (12), Tomas Cobb (6), Markus Becker, Helmut Wettengel, Sven Ross und Martin Krefft (je 2) machten vor 350 Zuschauern bei Dauerregen den Kantersieg perfekt. Die Wiesbaden Phantoms unterlagen dem Tabellenzweiten Frankfurter Gamblers 0:43 und können nur noch den Klassenerhalt verwirklichen, wenn Darmstadt und Karlsruhe nicht aus der ersten Liga absteigen. hai
In Stadt und Kreis Offenbach haben sich die Kommunen vor 22 Jahren im Zweckverband Wasserversorgung zusammengetan, um die Trinkwasserversorgung der Bürger langfristig zu sichern und durch eine Kooperation und technische Verknüpfung der einzelnen Wasserwerke für ausreichend Kapazität und gute Qualität zu sorgen.
Das Grundwasser wird aus den bis zu 120 Meter tiefen Brunnen zu den Wasserwerken gepumpt, dort aufbereitet und an knapp 90 Übergabestellen an die Städte und Gemeinden geliefert.
Dafür verlangt der Zweckverband knapp 70 Pfennig pro 1000 Liter (1970 waren es 25 Pfennig, 1980: 67 Pfennig, 1985: 64 Pfennig).
Einige Kommunen erhalten das Trinkwasser nicht vollständig vom Zweckverband: Neu-Isenburg, Dreieich, Mühlheim, Langen besitzen zusätzlich eigene Förderbrunnen und Wasserwerke.
Das Gebiet des Verbandes deckt sich nicht komplett mit Stadt und Kreis Offenbach. Rödermark und die Rodgauer Stadtteile Nieder-Roden sowie Rollwald erhalten das Trinkwasser vom Zweckverband Gruppenwasserwerk Dieburg. Dafür wird Wasser nach außerhalb des Kreises (Kleinauheim, Steinheim, Messel) geliefert. Derzeit werden im Verbandsgebiet rund 24 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr verbraucht (1970: 17,1; 1980: 20,5; 1985: 19,4; 1990: 20,5).
Um die benötigte Wassermenge auch in den Spitzenzeiten abgeben zu können, hat der Zweckverband Vorratsbehälter gebaut, die insgesamt rund 60 000 Kubikmeter (das sind 60 Millionen Liter, etwas weniger als ein Tagesbedarf der Bevölkerung in Stadt und Kreis Offenbach) speichern.
Neben den Ausgaben für die Beschaffung und die Aufbereitung des Wassers sind die Stromkosten in den fünf Pumpstationen nicht unerheblich. Dafür müssen im Zeitraum von zwölf Monaten etwas mehr als zwei Millionen Mark auf den Tisch gelegt werden.
Im Vorsitz des Verbandes mit seinen 85 Mitarbeiter/innen wechseln sich der Offenbacher Stadtverordnete Hans Hock und der Erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann jährlich ab.
• Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offfenbach, Seligenstadt, Am Bahndamm 2, Telefon 0 61 82 / 89 040.
Die SG Frankfurt war bei den Deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaften der Schwimmer noch nie so erfolgreich wie in diesem Jahr. Unter den acht ersten Plätzen ragt vor allem der 14jährige Harry Sedelmayr hervor, der über 100 m Schmetterling den Altersrekord des späteren Olympiasiegers Michael Groß auf 59,38 Sekunden schraubte. Über 200 m brauchte er 2:13,11 Minuten. Auf vier Siege brachte es Sven Rehse. Einen Altersklassenrekord stellte über 100 m Brust (1:12,76) der dreizehnjährige Konstantin Dubin auf. Weitere Sieger waren die Nationalmannschaftsschwimmerin Mona von Moller und Julia Voitowitsch, die dabei ist, sich in diesen Kreis hineinzuschwimmen. jah
KÖLN. Die schreiende Reklame eines italienischen Billigmodespezialisten mit dem an der Nabelschnur hängenden Baby ziert die Mitte der hinteren Wandfläche, die im Kölner Schauspiel einen Bahnsteig der Londoner Underground- Station Sloane Square begrenzt. Links von diesem grellen Einblick in die Wirklichkeit unseres vermarkteten Lebens grüßt ein Plakat der "Royal Shakespeare Company", rechts eines der Fluggesellschaft SAS. Selten findet ein Bühnenbild - Jens Kilian hat es entworfen - eine so schlagkräftige Chiffre für das, was unter ihm verhandelt wird, wie im Fall der Uraufführung des zweiten Stücks von Marlene Streeruwitz: "Sloane Square" (mit einem Punkt hinter dem Namen des U-Bahnhofs). Das zwischen Modereklame, Kultur und Tourismus fremdbestimmte Leben: in diesen Bildern unserer glänzenden Alltagsfassade entläßt es alsbald seine Akteure in Form agierender Menschen.
Der Ort der Handlung entspricht, im Gegensatz zum Bühnenerstling der 1950 in Baden bei Wien geborenen und mit einem Schlag auf der Bel étage der deutschsprachigen Gegenwartsdramatik etablierten Autorin, der Titelangabe. Hatte "Waikiki Beach.", in der Schlosserei des Kölner Schauspiels uraufgeführt (FR vom 30. Mai), als gauklerisches Surrogat für den in mehrfacher Hinsicht scheiternden Liebesakt in einem abbruchreifen Haus irgendwo in einer österreichischen Provinzgroßstadt gestanden, so hält der Titel diesmal, was er verspricht. Wir sehen, von einer spielfreudigen Statisterei geschickt choreographiert, das Menschengetümmel in einer heutigen U- Bahn-Station: minimalistisch durch Musik in den Bewegungsabläufen der Wirklichkeit entrückt und ihr doch verhaftet zwischen der gespielten, bei einigen durch Walkman-Ohrhörer bezogenen Lässigkeit und der angespannten Hektik anderer. Eine selbst für Einheimische kaum verständliche Durchsage führt zur alsbaldigen Leerung des Geländes: wegen eines Unfalls bleibt der Verkehr eine Zeitlang gesperrt.
So kommt es zur Zufallsbegegnung von ein paar Deutschen: drei Frauen und drei Männern. Für sie bedeutet der abgeschnittene Weg zur Victoria Station auch eine Verzögerung auf dem Weg nach Gatwick und damit das mögliche Verpassen des Rückflugs. Sie bleiben allein zurück auf dem Bahnsteig, und unter den Plakaten von RSC, SAS und Benetton spielt sich eine jener unauffälligen Tragödien des Alltags ab, für die Marlene Streeruwitz nicht nur Gespür besitzt, sondern auch die Gabe einer Umsetzung in Dramatik.
Was wir erleben - Torsten Fischers den Rang des Kölner Schauspiels bekräftigende Inszenierung setzt da vieles im Text Angedeutete in einen beglaubigten Realismus menschlicher Beziehungen um -, ist ein verschlungener Geschlechter- und Generationenkampf in der Frage nach dem Lebenssinn. Das Ehepaar Fischer (Katja Bellinghausen, Willi Labmeier), in zweiter Ehe zumindest des Manns miteinander verbunden, hat sich mit dem Leben arrangiert: Die Fehlgeburten der Frau sind in einer internen Daseinsbuchhaltung aufgerechnet gegen die beiden Söhne des Manns aus erster Ehe. Bei derart ausgeglichenem Saldo läßt sich gut leben mit dem Reisen als Hobby, dessen Stationen der Mann per Videokamera festhält. Wobei die Frau vor den Linsen zu posieren versteht.
Bei den Marenzis liegen, wie der undeutsche Name schon vermuten läßt, die Dinge weniger geordnet. Das Ehepaar hat nämlich den Sohn (Stefan Jürgens) und dessen schwangere Freundin (Karina Fallenstein) mit auf den England-Trip genommen. Das bringt Spannungen. Frau Marenzi, der Elisabeth Krejcir eine pralle Bühnenpräsenz ohne outrierende Töne mitgibt, ist gegen das Austragen des Kinds, weil sie - mindestens zweifache Mutter - die zu erwartende Belastung durch die sozial unversorgten jungen Leute fürchtet und endlich gern ihr eigenes Leben führen will. Ihr Mann dagegen, von Bert Oberdorfer zu einem agilen Schwächling stilisiert, der sich auf den Luxus kapriziert, mit einer veralteten Videokamera zu filmen, plädiert für das Baby: so überzeugend falsch wie die Benetton-Reklame der "United Colors" über ihm.
Die Verlogenheit der Männer, die sich in der entlehnten Autorität ihrer Äußerungen letztlich nur den Frauen anzupassen versuchen, ergießt sich in Feigheit: Gemeinsam verlassen sie den Bahnsteig, um ein Taxi zu suchen, und lassen die Frauen allein. Das nutzt Marlene Streeruwitz leider nicht zu einer Spezifizierung des Geschlechterkampfs unter den Frauen: Frau Fischer und das Mädchen ziehen sich für längere Zeit in ein WC zurück, Frau Marenzi bleibt allein. Wie schon in "Waikiki Beach" bricht zudem ein Hang zu höheren dramatischen Weihen durch. Das beginnt überzeugend mit einer alptraumartigen Sequenz für die Eingeschlossenen in Sloane Square. Unter den Klängen der Folterszene aus Puccinis Oper - in "Waikiki Beach" war ausdrücklich das Gebet der Tosca verlangt gewesen - fällt eine Horde von Punks in die Station ein und erschlägt einen Menschen: Er fällt - sofort als Puppe und damit einer anderen Realitätsebene zugehörig erkenntlich - auf den den Wartenden gegenüberliegenden Perron. Der Vorgang, zunächst in Gegenwart der mit ihren Videokameras filmenden Männer ablaufend, wiederholt sich noch dreimal, berührt die Frauen aber merkwürdigerweise nur in der Beziehung, daß sie ihre Gepäckstücke als Barrikade auftürmen.
Völlig vorbei an den Frauen geht die Figur einer Pennerin, die schon in "Waikiki Beach" aufgetreten war (Elfi Garden). Sie schneidet die Totenpuppen mit einer Schere auf, läßt den aus ihnen fließenden roten Sand auf dem Boden verströmen und sammelt die Stoffreste in Plastiktüten. Das betreibt sie stumm, nachdem sie - teilweise durch Pergolesis Stabat Mater zugedeckt - in hochbarockem Pathos ein paar Verse der Maria Stuart aus der Tragödie "Carolus Stuardus" von Andreas Gryphius vorgetragen hat: eine uns aus Shakespeares Dramen bühnenkundlich gewordene Greuelanhäufung aus der britischen Königsgeschichte. Gibt es von dort einen Bezug zum Sex-and-Crime-Horror im heutigen England? Die Frage bleibt unbeantwortet.
Ein weiterer Gast aus dem Jenseits entpuppt sich, wie Maria Stuart von einer Schar schwarzgekleideter (in diesem Fall die Realität in der U-Bahn durch aufgespannte Schirme verfremdender) Geschlechtsgenossen begleitet, als Gabriele d'Annunzio. Ihm gibt der verknautschte Gert Kunath den nötigen öligen Charme mit, um die eitlen Selbstbekenntnisse und rhetorischen Galanterien den Frauen gegenüber als Ausfluß jenes schmierigen Machismo zu denunzieren, den schon Elfriede Jelinek in ihrem Stück über Clara Schumann dem Dichter hatte zuteil werden lassen. Ein farbiger Anbieter (gefälschter oder gestohlener) Luxusuhren (Toni Monfort) bringt dagegen wieder etwas realistisches Leben ins Spiel.
Doch alsbald schlägt der Kunstwille der Autorin unerbittlich zu. Allein auf dem Perron, wird sich Frau Marenzi - die durch d'Annunzio schon an ein Kindheitserlebnis mit der faszinierenden Andersartigkeit von Zigeunern (im Hintergrund: Sarasates Zigeunerweisen) erinnert worden war, ihrer Ausnahmesituation voll bewußt: mit den Versen von Goethes Iphigenie, die Elisabeth Krejcir höchst eindrücklich in Wort- und Buchstabenwiederholungen lettristisch zerstückelt.
Da klingen vielleicht die Annäherungsversuche der überragenden Goethe-Iphigenien der jüngeren Vergangenheit an ihre Rolle: Elisabeth Trissenaar bei Hans Neuenfels und Kirsten Dene bei Claus Peymann, im Text nach. Aber es hilft dem Strukturgefüge des Stücks nicht auf, Denn die Zitate beschwören jene Dialektik, die Adorno in seinem Aufsatz Zum Klassizismus von Goethes Iphigenie mit jenem Mechanismus dingfest gemacht hatte, der gerade "vermöge seiner schroffen Antithese zum Mythos diesem anheimzufallen droht".
In der Tat verschatten die Figuren der Marlene Steeruwitz vor dem mobilisierten Kunstmaterial der Vergangenheit bis hin zur Unerkennbarkeit. Die Annäherung der modernen Iphigenie an die Pennerin bleibt dekorative Episode: dramaturgisch unbeglaubigt. Und wenn das schwangere Mädchen gerade aufgrund besänftigender Zurede in den pathetischen Einsamkeitsschrei flieht, als die behobene Störung des U-Bahnbetriebs eine Wiederaufnahme des business as usual erlaubt, strebt ihr Schicksal vor dem einer Maria Stuart oder Iphigenie theatralisch gegen Null - zumindest hat es durch die beschworenen Figuren für uns keinerlei Zuwachs an Erkenntnis oder Bedeutung gewonnen.
Ein schmaler, durchaus ernstzunehmender Entwurf des Einblicks in die Gesellschaft von heute führt durch den Rückgang auf ältere Kunst keineswegs zu einer erhellenden Interpolation. Vielmehr ist eine Vermessenheit im Zugriff auf den Kunst-Überbau als Eigenwert zu konstatieren, der die Figuren des Endlichen auf Schemen reduziert. Die Fremdbestimmung der Menschen von heute, die in Köln die Plakatfront so suggestiv aufgipfelt, wird unfreiwillig auch als Infrastruktur des Stücks offenbar: selbst in der Hinsicht ist diese Inszenierung kongenial, weil sie das Verfallensein an das zeigt, was dramatisch analysiert wird.
Iphigenies verzweifelter Anruf der Hoffnung als jener Instanz bei Goethe, die den bösen Mythos bricht, ist bei Marlene Steeruwitz durch Atomisation mechanisch vernichtet. Zu zeigen aber wäre; wie er im Schicksal heutiger Menschen dementiert wird. Nicht Frau Marenzi wäre unter solchem Horizont eine Iphigenie von heute, sondern ihre nicht angenommene Schwiegertochter Clarissa eine nachgeborene Antigone.
ULRICH SCHREIBER
Eine letzte Aufführung am morgigen Sonntag, Wiederaufnahme in der nächsten Spielzeit.)
Bei strömendem Regen bestritten die Bad Homburger Falken ihr letztes Heimspiel in der America Football-Bundesliga. Trotz der noch folgenden beiden Spielen hat sich das hessische Team mit dem 24:7-Sieg gegen die Comets aus Kempten den zweiten Platz in der Tabelle hinter den uneinholbaren Munich Cowboys gesichert. Aufgrund der Wetterverhältnisse war ein effektives Paßspiel kaum möglich, so daß die meisten Punkte "erlaufen" werden mußten: Ideale Voraussetzungen für den schnellen und wendigen Garry Brown, der seine seit Wochen guten Leistungen mit zwei Touchdowns unterstrich. Für die restlichen Punkte sorgten Stephan Maslo und Holger Soukop, der nach seiner verletzungsbedingten Zwangspause stark motiviert ins Spiel ging. Mit Barry Brown haben die Falken einen kleinen, pfeilschnellen Spieler verpflichten können. Der 24jährige aus New York spielte für die Long Island High School. awe
LEIPZIG. In einem Sketch, den Laienspieler den Lehrkräften und Studenten der fremdsprachlichen Philologien an der Leipziger Universität jüngst auf ihrer Vollversammlung vorspielten, wurde ausgesprochen, was viele schon lange spüren: der Osten Deutschlands ist das "Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten" geworden. Es mag übertrieben gewesen sein, daß in der kleinen Satire die Personalentscheidungen über die sprach- und literaturwissenschaftlichen Bereiche von gelangweilten "Wessis" ausgerechnet im Landwirtschaftsministerium gefällt wurden. Tatsache ist aber, daß für den Sprachunterricht an der Leipziger Universität, der bisher einzigen Volluniversität des Freistaates Sachsen, von 1994 an keine Lehrkräfte mehr zur Verfügung stehen werden, falls es bei den neuerlichen und als endgültig deklarierten Entscheidungen des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst bleibt. Bis dahin soll mit provisorischen "Drittmittelersatzstellen" das langsame Sterben der Leipziger Fremdsprachenausbildung vorbereitet werden.
Die Entscheidung trifft die Leipziger Neuphilologen besonders hart. Sie sind vorläufig noch in der Sektion Theoretische und angewandte Sprachwissenschaft (des "TAS"), im Weiterbildungsinstitut für Sprachmittler und Lehrer, in der Sektion Fremdprachen und in den Abteilungen Anglistik und Slawistik der Pädagogischen Hochschule vereint, die in die Universität übernommen werden. Hier war der Sprachunterricht bisher besonders intensiv und erfolgreich. Das 1968 in die "TAS" integrierte Leipziger Dolmetscherinstitut hatte international einen guten Ruf, und die in Leipzig ausgebildeten Englisch-, Französisch- und Russischlehrer hatten auch ohne Auslandsaufenthalte alles in allem ein gutes Niveau.
Etwa 200 Lektoren, die - obwohl teilweise hochspezialisiert und wissenschaftlich ausgewiesen in der Hochschulreform von 1968 zu "Lehrern im Hochschuldienst" herabgestuft worden waren, trainierten ihre Studenten in Sprachgruppen von höchstens zwölf Teilnehmern in systematischer Grammatik, Phonetik und Lexik, bilateralem und konsekutivem Dolmetschen, Fachübersetzen und so weiter, oder vermittelten weniger verbreitete Sprachen von Null an bis zur Perfektion. Bis zum Zusammenbruch der DDR- Gesellschaft war es entgegen allen zentralen Weisungen gelungen, in Partisanenmanier neben den slawischen Sprachen der "Bruderländer" auch das Studium aller namhafteren romanischen Sprachen einschließlich Portugiesisch, Katalanisch, ja selbst Galegisch (Galicisch), Korsisch und portugiesischem Kreolisch anzubieten.
Daß es nicht so weitergehen würde, wurde schon bald nach der Öffnung der Mauer deutlich, als die Abgleichung an westdeutsche Verhältnisse allmählich auf die Tagesordnung rückte. Dabei war zunächst an die Chance gedacht, den Anteil der sprach- und literaturwissenschaftlichen Lehre zu erhöhen, die bei der starken Betonung der Sprachpraxis naturgemäß zu kurz gekommen war. Keiner hatte jedoch damit gerechnet, daß das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden würde. Die bescheidenere Ausstattung vieler altbundesdeutscher Universitäten mit Sprachlehrkräften wurde zunehmend zum Maßstab für die Finanzplaner in Ostdeutschland.
Es wurde und wird geflissentlich übersehen, daß die Ausbildung an verschiedenen Hochschulen durch überlastete Lehrkräfte in übervollen Hörsälen bewältigt wird, daß Sprachunterricht mit bis zu 60 oder gar mehr Teilnehmern keine Seltenheit ist. Es wird ferner übersehen, daß die sprachliche Bildung immer mehr den Studenten selbst überantwortet wird. Die erwerben ihr Wissen und Können vor allem durch Auslandsaufenthalte, buchstäblich auf der Straße. Sie müssen ihr Studium verlängern, weil sie zu lange auf einen Platz in den Sprachkursen warten müssen. Die Gegenbeispiele einer sicheren fremdsprachlichen Grund- und Spezialausbildung an einzelnen gutausgestattenten westdeutschen Hochschulen (Saarbrücken, Gießen, Mainz-Germersheim) werden ebensowenig zur Kenntnis genommen. In diesem Klima arbeiteten die Leipziger Sprach- und Literaturwissenschaftler in monatelangen Berechnungen ein Modell aus, das mit einer Minimalausstattung von mindestens 70 Lehrkräften gerade noch ein erträgliches Niveau der Sprachausbildung für Lehramtskandidaten, Magister, Dolmetscher und Übersetzer in 15 europäischen Fremdsprachen garantieren sollte. Dabei war nicht in Rechnung gestellt, daß sich in Ostdeutschland die Studentenzahlen in den Sprachkräften drastisch erhöhen wer- den; gegenwärtig sind nahezu die Hälfte aller Sprachstudenten Studienanfänger.
Die entgegenkommende Bescheidenheit, die die Arbeitslosigkeit für mehr als die Hälfte der Lehrkräfte sillschweigend implizierte (ohne Sozialpläne, versteht sich!), hat sich nicht ausgezahlt. Von den verschiedenen Varianten, die in den Diskussionen mit Universitätsleitung und Staatsministerium ins Gespräch gebracht worden waren, ist die denkbar schlechteste gewählt worden. Mit den zugesagten 25 Professoren- und 48 Mitarbeiterstellen läßt sich wohl die wissenschaftliche Lehre in Linguistik, Literaturwissenschaft und Landes- beziehungsweise Kulturkunde bestreiten. Allein: die berufsbezogene Sprachausbildung, ohne die die gesamte sprach- und literaturwissenschaftliche Lehre ein Schloß in den Wolken ist, bleibt dabei auf der Strecke. Denn die für fünf Jahre in Aussicht gestellten KW-Stellen aus dem Hochschulerneuerungsprogramm (HEP) und die 50 bis 60 für zwei Jahre angebotenen Drittmittelersatzstellen reichen gerade aus, um mit schlecht motivierten Lehrern (von denen die besten, dynamischsten abwandern werden) den Übergang zum Sprachstudium ohne Sprachausbildung zu bewältigen. 1994 wird Sachsen das einzige Bundesland ohne akademische Sprachausbildung und ohne Dolmetscher- und Übersetzerausbildung sein. Soll das Sachsens Beitrag zur europäischen Integration sein?
Selbst wenn sich der Beitrag der Schule zur Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse bis 1994 bedeutend verbessern sollte, wird es für die Nichtschulsprachen, die in Leipzig studiert werden, auch dann noch keine besseren Studienvoraussetzungen als heute geben. Für sie und für Dolmetschen und Übersetzen werden immer Sprachlehrkräfte gebaucht, und selbst für die Schulfremdsprachen sind sprachliche Spezialveranstaltungen an der Universität unverzichtbar. Es wäre weltweit einmalig, würden in Sachsen die Lehrer und Magister nur über ihre Sprache unterrichtet, die Sprache selbst aber müßten sie andernorts lernen. Die Dolmetscher- und Übersetzerausbildung ist unter diesen Umständen überhaupt undenkbar - sie ist im Hörsaal nicht zu leisten. Durch einen Aktionstag wurde erreicht, daß die Hälfte der erwähnten Drittmittelersatzstellen in Dauerstellen umgewandelt werden. Ein bescheidener Erfolg - meinen die Betroffenen vor Ort. KLAUS BOCHMANN
(Der Autor ist Professor an der Sektion "TAS" der Universität Leipzig.)
Daß in der GEW eine Kluft zwischen den Vorständen und der von ihnen vertretenen Basis existiert, konnte in mehreren Untersuchungen nachgewiesen werden und wird auch kaum noch innerhalb der Organisation bestritten. Kurz zusammengefaßt könnte man sagen: Funktionäre interessieren sich für Verbandsinternes und strukturelle Fragen von Bildungsreform, Mitglieder für Pädagogisches, für Arbeitsplatznöte und konkrete Verbesserungen in ihrer alltäglichen Praxis. Für die junge Mitgliedergruppe um dreißig Jahre und jünger hat zum Beispiel die Gesamtschule kaum noch eine Bedeutung.
Hierüber gilt es selbstkritisch nachzudenken, statt - wie leider auch zu beobachten - die Mitgliedschaft per Basisschelte als unpolitisch, privatisierend und nur an unmittelbarkeitsverhafteten Problemen interessiert abzuqualifizieren.
Die sogenannte Basis kann darauf ihrerseits nur mit Abwehr reagieren; ihre Loyalitätsbindung an die Organisation nimmt ab, sie identifiziert die Vorstände als die GEW und kritisiert sie als abgehoben und weltfremd. Dieser Kreislauf blockiert sich selbst!
Überlebenswichtig ist für die GEW, ob es ihr gelingt, Mitgliederinteressen zentral in ihrer Organisationspolitik zu verankern. Gewerkschaften sind historisch als Notgemeinschaften entstanden, und in einem gewissen Sinne sind sie es noch heute.
Wenn man Mitglieder motivieren will, dann muß man ihre Perspektive einnehmen: Wie sehen sie ihre eigenen Probleme? Welche subjektive Not erleben sie in ihrer alltäglichen beruflichen Praxis? Wofür sind Mitglieder bereit, sich neben ihrer beruflichen Belastung anzustrengen?
Sage keiner, eine 45jährige Lehrerin oder ein 55jähriger Lehrer erlebe am Arbeitsplatz "Schule" heute keine "Not". Nur daß diese Not nicht finanziell ist, sondern vielleicht der zunehmenden Gewaltbereitschaft von Jugendlichen entspringt oder der abnehmenden Diskussionsbereitschaft in einem gemeinsam vergreisenden Kollegium. Die subjektive Not der Mitglieder muß Ausgangspunkt der gewerkschaftlichen Politik sein!
Und die Gewerkschaft muß ihre Politik so organisieren, daß sie mitgliedernah und ansprechend ist und daher zum Mitmachen motiviert.
Unsere Untersuchungen belegen, daß auch die Lehrergeneration zwischen 40 und 50 noch bereit ist, sich zu engagieren; allerdings nur, wenn dies Engagement sich in Formen realisieren kann, die human und lebendig sind, die also nicht nur Kraft geben und Spaß machen.
Aus "Erziehung und Wissenschaft" Heft 6/92 der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Die Mehrheit hat bereits resigniert: Jeder zweite Patient mit Migräne in Deutschland erwartet keine Hilfe mehr vom Arzt oder hatte sie von vornherein gar nicht gesucht. "Das stellt den Ärzten kein gutes Zeugnis aus", räumt Dr. Volker Pfaffenrath ein. "Offensichtlich kann die Medizin diesen Patienten nicht anbieten, was sie wollen - nämlich Erleichterung." Das aber wäre in fast allen Fällen durchaus möglich, wenn nur die gesamten bekannten Möglichkeiten zur Unterdrückung der krampfartigen Attacken korrekt eingesetzt würden.
Dabei gehören Kopfschmerzen zu den meist verbreiteten Beschwerden überhaupt. Schätzungsweise zwischen zehn und 15 Millionen Deutsche leiden regelmäßig daran, so weiß Pfaffenrath. Allein zwölf Prozent der Bevölkerung, so der Vizepräsident der Deutschen Kopfschmerz- und Migräne-Gesellschaft während einer in Hamburg aus Anlaß einer internationalen Fachtagung, müssen mit regelmäßiger Migräne fertig werden. Bis zu zehn Prozent leiden mindestens einmal in der Woche an Spannungskopfschmerzen. Und ein bislang offensichtlich weit unterschätzter Teil der Patienten bekommt das Leiden, weil Schmerzmittel falsch eingesetzt werden. Die Tabletten lösen bei zwischen 5 und 15 Prozent der Patienten das Übel erst aus, das sie eigentlich vertreiben sollen.
Denn diese Medikamente, bei gelegentlichen Beschwerden durchaus die richtige Wahl, helfen bei Migräne oder auch täglichen Spannungskopfschmerzen paradoxerweise nicht weiter. Zwar kann ein beginnender Migräneanfall durchaus mit herkömmlichen Schmerzmitteln unterdrückt werden, das ist aber kein Gegensatz: Denn für die Wirkung ist nicht die schmerzhemmende Potenz ausschlaggebend, sondern der Eingriff in den Stoffwechsel. Und überhaupt nicht genügt es, wenn der Patient die Behandlung in Eigenregie versucht; denn damit der Magen die Substanz während eines Anfalls aufnehmen kann, bedarf es noch der zusätzlichen Gabe eines zweiten Medikamentes.
Solche Feinheiten sind vielen Ärzten offensichtlich unbekannt. Am Ende eines oft jahrelangen Leidensweges steht dann eine ebenso simple wie unangenehme Prozedur: der radikale Entzug. "Diese Patienten laufen dann zwar acht Tage auf der Decke vor Schmerzen", hat Prof. Karl-Heinz Grotemeyer von der neurologischen Klinik der Universität Münster beobachtet; denn erst einmal verschlimmert sich das Leiden trotz medikamentöser Hilfe drastisch. Aber nach dieser Tortur sind 70 Prozent vom Leiden auf Dauer geheilt, der Rest wird rückfällig. Offensichtlich setzen Schmerzmittel bei Dauereinnahme die Schmerzschwelle herab.
Andere medikamentöse Hilfen gibt es dennoch genug, um der Pein die Schärfe zu nehmen oder ihr vorzubeugen, aber es geht auch ohne solche Substanzen. Prof. Wolf Dieter Gerber von der Abteilung Medizinische Psychologie in Kiel empfiehlt zum Beispiel die Technik der progressiven Muskelentspannung, um Streß- Situationen besser meistern zu können. In seiner Klinik können die Patienten auch lernen, bewußt die während eines Migräne-Anfalls erweiterte Schläfen-Arterie zu verengen und sich so selbst Linderung zu verschaffen. Diese aufwendigen Verfahren sind vor allem dann sinnvoll, wenn die Anfälle öfters als fünf- oder sechsmal im Monat auftreten; so häufig sollten dann schmerzbekämpfende Mittel wegen der Nebenwirkungen doch nicht eingenommen werden.
Spannungskopfschmerzen sind für Professor Grotemeyer erst dann ein ernsthaftes medizinisches Problem, wenn sie etwa jeden zweiten Tag auftreten. "Freunden Sie sich mit Ihrer Badewanne an", rät er in solchen Fällen erst einmal; des Wassers Wärme lindert die Verspannungen im Hals- und Schulterbereich, die oft der Leidensauslöser sind. In diesen Fällen kann auch Massage helfen, die andererseits Migräne-Attacken erst hervorrufen kann. Schmerzmittel helfen auch hier keinesfalls weiter, sondern möglicherweise ein Antidepressivum, das die Schmerzgrenze erhöht.
Migräne wie auch Spannungskopfschmerzen sind keine Leiden übersensibler Menschen, sondern haben organische Grundlagen. Im einen Fall sind offensichtlich Botenstoffe im Gehirn für Störungen anfällig, im anderen funktioniert die Schmnerzverarbeitung nicht richtig. Durch bestimmte Reize oder Streßsituationen können dann die Leiden ausgelöst werden. Sie kennenzulernen und nach Möglichkeit zu meiden, ist ebenfalls eine Aufgabe, die der Patient mit Hilfe seines Arztes lernen muß.
Doch lernen müssen vorerst erst noch die Ärzte. Nicht einmal jeder zweite Patient mit Migräne, so hat Karl-Heinz Grotemeyer an der Universitätsklinik Münster (Westfalen) nachgeprüft, hatte auch wirklich dieses Leiden, wenn die Diagnose überprüft wurde. Und weil Kopfschmerz nicht gleich Kopfschmerz ist, war damit auch eine korrekte Behandlung von vornherein unmöglich. Dabei könnte 90 Prozent der Kranken mit den zur Verfügung stehenden Mitteln geholfen werden. DIETER SCHWAB
Später erstellte Statistiken jedoch lassen einen eindeutig negativen Zusammenhang erkennen: Der Demograph Didier Blanchet kommt zu dem Schluß, daß man dem Bevölkerungswachstum vermutlich heutzutage, auch wegen der Rezession weltweit und wegen des NettoRessourcentransfers von den Entwicklungsländern in die Industrieländer, viel hilfloser gegenübersteht.
Die Untersuchungen für den vorliegenden Weltbevölkerungsbericht bestätigen diesen Zusammenhang: Seit etwa Mitte der siebziger Jahre läßt sich tendenziell in Ländern mit höherem Bevölkerungswachstum eine geringere Einkommenssteigerung feststellen.
In den Jahren 1965 bis 1980 stellte das rasche Bevölkerungswachstum anscheinend kein großes Problem für das Wirtschaftswachstum dar. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung stieg das Einkommen in diesem Zeitraum relativ rasch - in 82 ausgewählten Entwicklungsländern betrug das durchschnittliche Wachstum 2,4 Prozent im Jahr. In 36 Ländern konnte sogar ein Wachstum von drei oder mehr Prozent verzeichnet werden, und nur in 13 Ländern sanken die Einkommen. In den 41 Ländern, in denen das Bevölkerungswachstum unter dem Durchschnitt lag, konnten nur etwas schnellere Einkommenssteigerungen festgestellt werden. Ihr Bruttoinlandsprodukt wuchs im Durchschnitt jährlich um 2,5 Prozent, das der 41 Länder mit etwas rascherem Bevölkerungswachstum dagegen um 2,3 Prozent. Es gab aber offensichtlich keine signifikant positive oder negative Korrelation zwischen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Sowohl bei den 41 Ländern, in denen das Pro-Kopf-Einkommen am schnellsten stieg, als auch bei den 41 mit den geringsten Einkommenssteigerun- gen lagen die Bevölkerungswachstumsraten bei durchschnittlich 2,7 Prozent.
In den 80er Jahren veränderte sich das Bild radikal. In fast allen Entwicklungsländern konnte keinerlei Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens registriert werden. In 46 der 82 Länder sank das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen, und nur 12 Länder konnten Steigerunsraten von mehr als drei Prozent vorweisen.
In den 41 Ländern, in denen in den achtziger Jahren die Bevölkerung langsamer gewachsen war, stiegen die Einkommen um durchschnittlich 1,23 Prozent jährlich. In den 41 Ländern mit rascherem Bevölkerungswachstum sank das Pro-Kopf-Einkommen nun um jährlich 1,25 Prozent, was eine Differenz von 2,5 Prozent zwischen den beiden Ländergruppen ausmacht.
In den 41 Ländern mit langsameren Einkommenssteigerungen wuchs die Bevölkerung um durchschnittlich drei Prozent im Jahr: in den 41 Ländern mit schnelleren Einkommenssteigerungen wuchs sie nur um 2,4 Prozent jährlich.
Wenn man die gesamte Stichprobe von 82 Ländern heranzieht, war in den achtziger Jahren die Korrelation zwischen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum mit r = - 0,42 negativ. Korrelationen können sehr leicht durch Ausreißerwerte verzerrt werden - hier liegen z.B. die Werte für drei der kleinsten Länder, Botswana, Oman und Trinidad und Tobago, in denen jeweils nur 1,5 Millionen Menschen oder sogar weniger leben, völlig außerhalb der sonst in dieser Gruppe vorherrschenden Werte und verzerren somit das Ergebnis. Bei den übrigen 79 Ländern ist der negative Zusammenhang mit r = - 0,63 nämlich viel deutlicher erkennbar. Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich hierbei um einen zufälligen Zusammenhang handelt, liegt bei weniger als eins zu tausend.
Führte das Wirtschaftswachstum zu einer Verlangsamung des Bevölkerungswachstums? Wenn diese Annahme zuträfe, müßte es einen Zusammenhang zwischen dem Wirtschaftswachstum der Jahre 1965-80 und dem Bevölkerungswachstum in den achtziger Jahren geben. Es gab jedoch offensichtlich keine solche signifikante Korrelation.
Im Gegensatz dazu hatte die Verlangsamung des Bevölkerungswachstums in den Jahren 1965-80 tatsächlich Auswirkungen auf die gestiegene Wirtschaftsleistung in den achtziger Jahren. In den 41 Ländern, in denen die Bevölkerung 196580 langsamer gewachsen war, konnte während der achtziger Jahre tatsächlich eine Einkommenssteigerung von durchschnittlich 0,9 Prozent jährlich beobachtet werden. In den 41 Ländern dagegen, deren Bevölkerung 1965-80 schneller gewachsen war, war in den achtziger Jahren ein Absinken des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens um jährlich 0,9 Prozent zu verzeichnen.
In den achtziger Jahren wuchs das Pro-Kopf-Einkommen in den Ländern, die 1965-80 einen langsameren Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen hatten, um 1,8 Prozent pro Jahr schneller als in den Ländern mit schnellerem Bevölkerungszuwachs im gleichen Zeitraum. Welche Rolle der Faktor Bevölkerung spielt, kann man ermessen, wenn man ihn mit einer anderen naheliegenden Erklärung für die langsamen Einkommenssteigerungen in den achtziger Jahren, dem hohen Verschuldungsgrad, vergleicht. Bei keinem der 82 Länder ist irgendeine Korrelation zwischen dem Grad der Verschuldung im Jahr 1980 und der Einkommensentwicklung im Laufe der achtziger Jahre feststellbar.
Der statistische Zusammenhang ist vermutlich Ausdruck mehrerer Faktoren. Einer davon ist die Art und Weise, in der ein rasches Bevölkerungswachstum einen großen Teil der Investitionen beansprucht, damit das Kapital pro Kopf der Bevölkerung wenigstens gleichbleiben kann, was zur Folge hat, daß für eine mögliche Steigerung des Kapitals pro Kopf nicht viel übrigbleibt.
Allgemeiner betrachtet bringt dieser Zusammenhang höchstwahrscheinlich den Einfluß anderer Faktoren zum Ausdruck, die sowohl zu einer Verlangsamung des Bevölkerungswachstums als auch zu einem beschleunigten Wirtschaftswachstum beitragen. Gemeint ist hier insbesondere ein höheres Bildungsniveau und eine Verbesserung der Gesundheit bei den arbeitenden Menschen und eine Erleichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt für Frauen.
Schnelleres Bevölkerungswachstum ist ein Handicap - es ist als wenn ein Rennpferd zusätzliches Gewicht tragen muß. Es ist aber kein unüberwindbares Hindernis. Unabhängig davon auf welchem Niveau sich das Bevölkerungswachstum bewegt, gibt es immer eine große Kluft zwischen der bestmöglichen und der schlechtesten wirtschaftlichen Leistung. Eine gute Wirtschafts- und Handelspolitik kann durchaus mit widrigen Umständen fertig werden. Eine schlechte Politik kann sogar in einer wirtschaftlich günstigen Situation versagen.
Den neuesten Zahlen zum Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum kann man jedoch zumindest entnehmen, daß das seit 1965 beschleunigte Bevölkerungswachstum unter den wesentlich verschärften wirtschaftlichen Bedingungen der achtziger Jahre zu Problemen bei der wirtschaftlichen Entwicklung geführt hat. In gewissem Maße konnte gutes Management die Auswirkungen des Bevölkerungswachstums abmildern. Wo allerdings schlechtes Management zum Tragen kam, wurden durch das rasche Bevölkerungswachstum auch alle anderen Schwierigkeiten noch verschärft.
Andererseits konnten dort, wo die Bevölkerung seit 1965 langsamer gewachsen war und durch die damit verbundenen Faktoren, wie insbesondere ein höheres Bildungsniveau und eine bessere Gesundheit, wesentliche und dauerhafte wirtschaftliche Fortschritte erzielt werden. (. . .)
Bei der Kultivierung von Ananas fallen große Mengen an bislang unverwertbaren Blättern und Pflanzenstengeln an. Obwohl bekannt war, daß sie einen hohen Anteil an Cellulosefasern aufweisen, gelang es japanischen Technikern erst jetzt, diese Fasern technisch zu nutzen. Das hängt mit der Feinheit der Fasern zusammen: Ananas-Fasern weisen im generellen nur einen Durchmesser von weniger als fünf Mikrometer auf. Das ist etwa nur ein Viertel des Durchmessers von Seidenraupenfasern. Damit waren bislang selbst japanische Seidenspinnereien überfordert.
Die unverwerteten Ananasblätter und -stengel stehen, da sie sonst als Abfall höchstens noch verbrannt werden, als Rohmaterial zu sehr geringen Kosten zur Verfügung. Textilingenieure der japanischen Firma Kanebo haben jetzt ein Verfahren ausgearbeitet, dieses günstige Faserpotential zu nutzen. Nach dem Bau einer kleinen Pilotanlage, die vor etwa fünf Jahren ihren Betrieb aufnahm, können in diesem Jahr erstmalig einige Tonnen Fasern aus reinen Ananasfasern versponnen und verwebt werden. Neben entsprechend feinen, elektronisch geregelten Spinnmaschinen ist der Zusatz eines besonderen Öls erforderlich, um zu verhindern, daß sich die Fasern irgendwo verhaken. Die Firma hält jedoch aus Konkurrengründen geheim, um welches Öl es sich handelt.
Derzeit wird der laufende Meter Stoff aus Ananasfasern für mehr als dreitausend Yen (zirka 25 DM) verkauft. Das Gewebe kann preislich ohne weiteres mit Seide konkurrieren, weil das Rohmaterial aus philippinischen Ananas-Kulturen besonders billig bezogen wird. Ananas-Fasern wurden in der Vergangenheit auf den Philippinen zwar schon verarbeitet, waren aber nur mit anderen, gröberen Pflanzenfasern zusammen zum Verspinnen zu einem recht rauhen Garn verwendet worden. Das hauchzarte Gewebe ist als Seide von Seidenraupen gut zu färben und soll beim Tragen wenig knittern. trz
Gleich zwei Spiele mußten die Frankfurt Giants am Wochenende in der Zweiten Baseball- Bundesliga gegen die Bielefeld Roosters bestreiten. Das in der Hinrunde ausgefallene Match wurde dem regulären Rückrunden-Spiel vorangestellt. Im ersten Teil dieses Doppelspiels konnten weder Angriff noch Abwehr der Giants überzeugen. Infolgedessen verloren die Frankfurter mit 2:6. Das zweite Spiel wurde dann konzentrierter angegangen. Bereits im ersten Inning konnte so ein Vorsprung von 7:2 Punkten erzielt werden, der bis zum Endergebnis von 16:8 konsequent ausgebaut wurde. awe
Das Höchster Schloßfestblitzturnier für Vierermannschaften war mit 22 Teams im Restaurant der Jahrhunderthalle nicht gerade gut besucht. Nach der Vorrundenqualifikation ging es um die Wanderpokale, die in der Stärkeklasse I (Pokal der Hoechst AG) Slavia Karlsruhe, in der Stärkeklasse II (Pokal des Höchster Vereinsrings) SV Hofheim und in der Stärkeklasse III (Pokal des SC Höchst) SC Frankfurt West gewannen. Endplazierungen in der Klasse I: 1. Slavia Karlsruhe (Panzalovic, Osorio, Vatter, Hasecic) 43:13 - 2. Lahn Limburg (Zimmermann, Schulz, Rasch, Janoschka) 36,5:19,5 - 3. SC Hofheim I (Reschke St., Troltenier, Dr. Zunker, Brauner) 32:26 - 4. Schott Mainz II 29:27 - 5. SC Steinbach 27,5:28,5 Prettpunkten vor weiteren Mannschaften. Die punktbesten Einzelspieler an den vier Brettern: Panzalovic (Karlsruhe), Troltenier (Hofheim), Vatter (Karlsruhe), Janoschka (Limburg). ZEY
Als Bundeskanzler Helmut Kohl am Montagnachmittag kurz nach zwei Uhr im Vierschimmelsaal der Münchner Residenz seinen Regierungskollegen aus den sechs anderen führenden Industriestaaten und dem EG-Kommissionspräsidenten am Runden Tisch gegenübersaß, hatte er die langwierigen Begrüßungspflichten als Gastgeber endlich hinter sich. Mit Tschingdarassa-bum und den jeweils passenden Nationalhymnen hatte er am späten Vormittag auf dem Max-Joseph-Platz vor der Residenz zwischen Nationaltheater und "Spatenbräu" die Mächtigen dieser Welt in Empfang genommen. Ganz protokollgerecht - die politischen "Leichtgewichte" mit EG-Chefkommissar Jacques Delors zu Beginn und danach die "einfachen" Regierungschefs aus Japan, Großbritannien, Italien und Kanada. Als Krönung am Ende des Zeremoniells die Präsidenten, wobei sich der französische nach alter Tradition das Recht zum Superlativ vorbehält, nach dem US-amerikanischen empfangen zu werden. So streng sind auf den Gipfeln die Sitten - und die Gesetze der Eitelkeiten.
Begrüßt hatte der Bundeskanzler allerdings die Mehrzahl der Gipfelgäste schon vorher in sogenannten "Vier-Augen-Gesprächen", die treffender "Vier-Ohren-Gespräche" genannt werden müßten, wenn sie ihren Sinn erfüllt haben sollen. Wenn der deutsche Regierungschef die Ankündigung seines "Sherpas" - wie die mit den Gipfelvorbereitungen beauftragten Vertrauensleute der Regierungschefs heißen (in diesem Falle Finanzstaatssekretär Horst Köhler) - wahrgemacht hat, ist "Tacheles" geredet worden im "Hotel Vier Jahreszeiten". Kohls ausdrücklicher Wunsch war es für "seinen" Gipfel, mehr als auf den Höhenbegegnungen der Vorjahre Zeit für ganz persönliche Gespräche zu haben, um zum "Kern der Dinge" vorzudringen.
"Die Dinge" sehen denn auch für den gerade erst in Rom im Amt als Präsident des Ministerrats bestätigten Giuliano Amato, den Kohl als ersten empfing, alles andere als rosig aus. Mit über elf Prozent Arbeitslosigkeit, einer Inflationsrate von reichlich fünf Prozent, einem außenwirtschaftlichen Defizit von gut 20 Milliarden Dollar und einem Staatsdefizit von mehr als zehn Prozent des Sozialprodukts hält Italien unter den "Großen Sieben" überall dort Führungspositionen, wo die Politiker ihr jeweiliges Land eigentlich lieber am hinteren Ende sähen.
Der japanische Premier Kiichi Miyazawa wiederum, der nach dem regierenden Italiener bei Kohl auftauchte, dürfte den Unwillen seines Gastgebers erregt haben, weil sein Land in entgegengesetzter Richtung aus dem Rahmen der Mittelmäßigkeit fällt. Auf dem fernöstlichen Inselreich klagt alles über eine nie dagewesene Rezession, und das bei Wachstumsraten von zwei Prozent und mehr, die in anderen Ländern als Aufschwung gefeiert werden. Auch mit der Inflationsrate von zwei Prozent, einer Arbeitslosigkeit in derselben Größenordnung und wieder explosiv auf über 93 Milliarden Dollar steigenden Leistungsbilanzüberschüssen hält Japan Traumnoten, die den Tadel seiner Handelspartner erregen, weil es zu wenig zum Aufschwung in der Welt beiträgt. Auf den Gipfeltouren zeichnen sich indes seine Regierungschefs in der Regel durch beredtes Schweigen aus, das in München auch ein Politiker vom Kaliber Kohls nicht durchbrechen dürfte.
Dafür könnte Kanadas Premier Brian Mulroney, der nach dem Primus aus Tokio vom deutschen Regierungschef empfangen wurde, des Wohlwollens seines Gastgebers sicher gewesen sein, weil beide Länder mit ihren wirtschaftlichen Daten derzeit im schlechten Mittelmaß versinken - mit den Defiziten in ihren Leistungsbilanzen ebenso wie in ihren Staatsbudgets. Allerdings liegen die Deutschen in ihrer "Musterdisziplin", der Preisstabilität, weit schlechter und können auch bei der Arbeitslosigkeit mit den miserablen Vorgaben der Kanadier noch gut mithalten. Die Rolle des selbsternannten "Lehrmeisters", so sie Kohl bei seinen Privatissima von Vorgänger Helmut Schmidt übernommen haben sollte, stünde dem Mann aus Oggersheim schlecht zu Gesicht.
Dieses Manko dürfte dem Kanzler auch am Montagmorgen vor seinem Intim-Frühstück mit US-Präsident George Bush das Aufstehen schwergemacht haben. In puncto Arbeitslosigkeit, Inflation und Staatsverschuldung hat Kohl den lähmenden Vorgaben des Wahlkämpfers Bush nichts entgegenzusetzen. Allerdings verspricht der Präsident seinem Wahlvolk seit Jahren (bisher vergeblich), es aus dem Wachstumskeller herauszuführen, während der Kanzler das seine vor diesem Schicksal bewahren will. Da Kohl aber mit den deutschen Hochzinsen als Konsequenz der "Einheit auf Pump" nicht nur der eigenen Wirtschaft den Aufschwung erschwert, sondern auch die der Partnerländer mit Gewichten belastet, kann Bush diesmal für einen Rollentausch sorgen und den Kanzler auf einer "Anklagebank" seinen Morgenkaffee einnehmen lassen.
Im gobelinbesetzten Kaisersaal der Residenz, wo am heutigen Dienstag in drei Sitzungen die eigentlichen Plenartreffen der Chefs und ihrer Minister am extra angefertigten ovalen Tisch beginnen, wäre ein solches Möbelstück fehl am Platze. "Dann müßten alle darauf hocken", wehrt sich Bundesfinanzminister Theo Waigel gegen eine solche Sitzordnung. Dennoch schwant dem CSU-Vorsitzenden, daß die miserable Wirtschaftsverfassung in den Teilnehmerländern eine denkbar schlechte Ausgangssituation für die Behandlung der anderen kritischen Gipfelthemen darstellt. Denn auch Großbritannien und Frankreich können sich mit ihrer heimischen Krise aus der Verantwortung herausreden, mehr für die Länder der Zweiten und Dritten Welt zu tun. Von wohlfeilen Versprechen über verstärkte Anstrengungen zum Schutz der Umwelt ganz zu schweigen. Allenfalls da, wo es an die eigene Substanz zu gehen droht, ist auf dem Münchner Gipfel mit Bewegung zu rechnen; etwa wenn es gilt, die Wiederholung eines Tschernobyl zu verhindern.
Aber sogar bei diesem explosiven Thema der Reaktorsicherheit in den ehemaligen Ostblockstaaten fühlt sich der wohlhabende Westen finanziell überfordert und gerade mal in der Lage, 700 Millionen Dollar für diese Zwecke bereitzuhalten, wo die zuständigen Minister und Experten mindestens zwölf Milliarden Dollar "fürs erste" verlangen.
"Wahrscheinlich muß doch erst wieder etwas passieren", heißt es vielsagend im Vorfeld des großen Palavers - nicht nur bei den Gipfelgegnern auf den Alternativtreffen, sondern auch bei den amtlichen Schlachtenbummlern, allerdings hinter vorgehaltener Hand. Ein "Tschernobyl" droht nach überwiegender Befürchtung selbst der Offiziellen nicht nur im Energiebereich des Ostens, sondern auch in den Finanzbeziehungen und bei der Umgestaltung der untergegangenen Befehlswirtschaft insgesamt. Von dem Besuch des russischen Präsidenten Boris Jelzin nach dem Gipfel in München verspricht sich die Siebener-Seilschaft allenfalls eine moralische Stärkung für ihren Gast aus Moskau.
"Sherpa" Köhler dürfte nicht nur für seinen Chef gesprochen, sondern die Stimmungslage der Schwergewichte auch aus den anderen westlichen Hauptstädten getroffen haben, als er die Einladung an den russischen Präsidenten auf eine Geste als "Ausdruck der Anerkennung für das Festhalten Jelzins am Reformkurs" herabstufte. Die in der Hinterhand gehaltenen 24 Milliarden Dollar Belohnung für Jelzin, wenn dieser die harten Hungerauflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erfüllt, werden von den Kritikern der "bösen Sieben", wie dem früheren Vize-Ministerpräsidenten Rußlands, Grigori Jawlinski, selbst ein Reformer, als "Hinterhalt" beargwöhnt. Auch Köhler hat bei seiner Good-will- Tour durch die osteuropäischen Reformländer zur psychologischen Vorbereitung des Münchner Gipfels überall Reformmüdigkeit angetroffen.
Schon läßt Jelzin seinen Berater Jawlinski vor einer "globalen politischen Destabilisierung" warnen. Diese Gefahr bestehe, wenn der Westen nicht sofort mit Hunderttausenden von Experten in der ehemaligen Sowjetunion Hand anlege, die mit "allen Arten von Massenvernichtungswaffen und Technologien vollgestopft ist, die eine Umweltverschmutzung im Weltmaßstab bewirken können und wo es über 100 Nationalitäten und Glaubensrichtungen gibt". Jawlinskis düstere Prophezeiung: Wenn in München die Möglichkeit zu einem Umschwung zu einer neuen Etappe des strategischen Zusammenwirkens der Völker der führenden entwickelten Länder und der ehemaligen UdSSR ungenutzt verstreiche, werde man wahrscheinlich auf dem nächsten Wirtschaftsgipfel schon nicht mehr feststellen können, daß der "Triumphzug der Freiheit und Demokratie an Kraft gewinnt". Diese Hymne hatten die Sieben vor einem Jahr vom Londoner Gipfel herunter dem sowjetischen Reformer Michail Gorbatschow in seiner demütigenden Rolle als Bittsteller gewidmet - und ihn mit leeren Händen in seinen Untergang entlassen.
BASKETBALL
OLYMPIA-QUALIFIKATION in Saragossa, Endrunde, 7. und letzter Spieltag: Litauen - Italien 100:87 (55:47), Deutschland - CSFR 90:74 (47:34), GUS - Slowenien 84:82 (39:45). 1. Litauen 7 7 0 680:570 14 2. GUS 7 4 3 599:571 11 3. Deutschland 7 4 3 601:581 11 4. Kroatien 6 4 2 533:466 10 5. Slowenien 7 3 4 561:570 10 6. Italien 7 2 5 545:628 9 7. CSFR 7 2 5 524:584 9 8. Israel 6 0 6 447:526 6 Damit sind Litauen, die GUS, Deutschland und Kroatien für die Olympischen Spiele in Barcelona qualifiziert.
WILFRIED FEY, SPD-Stadtverordneter in Friedrichsdorf, begeht am heutigen Dienstag seinen 60. Geburtstag. Fey war von 1964 bis 1972 Bürgermeister der damals selbständigen Gemeinde Seulberg und von 1972 bis 1978 erster Bürgermeister der mit der Gemeindefusion entstandenen Stadt Friedrichsdorf.
ALEXANDRA LEDERER (18), Rechtsanwaltsgehilfin aus Schmitten- Dorfweil, ist in der Tennis-Bar zur "Miß Bad Homburg" gewählt worden. 13 Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren beteiligten sich an dem Wettbewerb.
Die soziale und wirtschaftliche Entwicklung ist seit 1960 eine feste Zielvorgabe der internationalen Gemeinschaft. Es hat auch durchaus Erfolge gegeben, aber Entwicklung hat nur wenig Sinn, solange sie nicht langfristig tragfähig ist - solange die Anzahl der Menschen nicht in einem ausgewogenen Verhältnis zu ihrem Rohstoffbedarf steht.
"Tragfähige Entwicklung" (sustainable development) heißt daher das von der internationalen Gemeinschaft anerkannte Ziel für das 21. Jahrhundert. Die Definitionen, was unter tragfähiger Entwicklung zu verstehen ist, unterscheiden sich zwar mitunter, es herrscht aber weitgehend Einverständnis darüber, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, damit sie erreicht werden kann.
Zunächst einmal ist es erforderlich, die absolute Armut zu beseitigen. Das bedeutet, daß sichergestellt werden muß, daß die 1,1 Milliarden ärmsten Menschen auf dieser Welt gesundheitsverträgliche Nahrungsmittel und menschenwürdige Kleidung und Behausungen herstellen bzw. sich leisten können. Es bedeutet, den Zugang zu Dienstleistungen wie Bildung, grundlegender Gesundheitsfürsorge, Familienplanung, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zu gewährleisten.
Es bedeutet, diesen Menschen staatsbürgerliche und politische Rechte und Chancengleichheit unabhängig von ihrer Klassen- oder Rassenzugehörigkeit einzuräumen. Die Beseitigung der Armut ist schon an sich ein Ziel, gleichzeitig wird sie aber auch Auswirkungen auf das Bevölkerungswachstum haben; Armut und beschleunigtes Bevölkerungswachstum gehen immer Hand in Hand, sowohl in einzelnen Familien als auch in einzelnen Ländern.
Entwicklung bedeutet allerdings mehr als nur Abschaffung der Verelendung. Sie sollte auch auf die legitimen Erwartungen der Bevölkerungsmehrheit ausgerichtet sein, der "mittleren" drei Milliarden, die weder sehr arm noch reich sind. Diese Erwartungen sind immer verschieden, je nach Ort und Zeitpunkt: was früher noch Luxus war, ist heute oft schon selbstverständlich geworden.
Heutzutage befriedigt die eine, relativ reiche Milliarde der Weltbevölkerung ihre Bedürfnisse ohne große Rücksicht auf die Tragfähigkeit der Erde. Die Rechnung werden künftige Generationen begleichen müssen. Die Bedürfnisse von fünf, sechs oder gar zehn Milliarden Menschen können nicht auf ähnliche Weise befriedigt werden - eine solche Rechnung könnte niemand mehr bezahlen. Eine tragfähige, auf Ausgleich bedachte Entwicklung erfordert daher, mehr Aufmerksamkeit darauf zu richten, wie die Kosten, die der Entwicklungsprozeß im Umweltbereich verursacht, reduziert werden können. Eine tragfähige Entwicklung macht auch eine gerechtere Verteilung der Errungenschaften des Entwicklungsprozesses erforderlich, d. h. einen Mechanismus, der für Gleichheit und Ausgleich innerhalb einzelner Länder, aber auch auf internationaler Ebene sorgt.
Das bedeutet auch langsameres Bevölkerungswachstum, insgesamt weniger Menschen und eine gleichmäßigere Verteilung der Bevölkerung, sowohl innerhalb einzelner Länder als auch in globaler Hinsicht. Alle zukünftigen, negativen Auswirkungen auf die Umwelt lassen sich so mildern - eine Frage der Fairneß gegenüber künftigen Generationen.
Tragfähigkeit und Ausgleich bedeuten auch die Pflicht, für andere Lebewesen mit zu sorgen. Man kann nicht vorhersagen, welche Arten und Gattungen in Zukunft wertvoll oder wichtig sein werden, deshalb muß so viel wie möglich von der gegenwärtigen Artenvielfalt erhalten werden. Tragfähigkeit bedeutet Entwicklung für alle, gleichzeitig darf aber über die Entwicklung nicht der Ausverkauf der Zukunft betrieben werden. (. . .)
Erst kürzlich haben die Vereinten Nationen noch einmal versucht, einen Blick in die ferne Zukunft zu werfen - mit Hilfe einer neuen Zusammenstellung von Bevölkerungsprognosen bis zum Jahr 2150. Diese langfristigen Prognosen - übrigens die ersten seit 1980 - bieten nützliche Hinweise auf zukünftige Probleme und verfügbare Potentiale.
Die "mittlere" Prognose wird allgemein für die wahrscheinlichste gehalten. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, daß die Zahl der Kinder, die eine Frau in den Entwicklungsländern im Durchschnitt zur Welt bringt, allmählich abnehmen und in etwa 35 bis 55 Jahren stabil sein wird. Ausgehend von dieser Prognose wird die Weltbevölkerung voraussichtlich von 5,48 Milliarden im Jahr 1992 auf 10 Milliarden im Jahr 2050 anwachsen. Im Jahr 2150 wird sie sich auf dem Stand von etwas mehr als 11,6 Milliarden einpendeln. Der dann erreichte Wert liegt um 1,4 Milliarden höher als der der 1980 aufgestellten Prognose.
Vor uns liegen vier Jahrzehnte, in denen die Bevölkerung schneller wachsen wird als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit. Der jährliche Zuwachs wird bis zum Ende des Jahrhunderts bei 97 Millionen liegen und anschließend, bis zum Jahr 2025, bei 90 Millionen. In den folgenden 25 Jahren bis 2050 müssen wir von einem jährlichen Zuwachs von durchschnittlich fast 61 Millionen ausgehen. Erst nach 2050 wird eine deutliche Verlangsamung des Wachstums zu verzeichnen sein.
Dieser künftige Zuwachs wird seinen Schwerpunkt in Asien, Afrika und Lateinamerika haben. Etwa 97 Prozent des Zuwachses von 1990 bis 2050 werden auf die heutigen Entwicklungsländer entfallen. 34 Prozent des Wachstums der Weltbevölkerung werden allein auf Afrika entfallen, weitere 18 Prozent auf Südasien. Im Jahr 2050 wird es fast doppelt soviele Menschen auf der Welt geben wie heute. In Afrika werden dreieinhalbmal soviele Menschen leben wie heute, im Jahr 2150 sogar fast fünfmal soviele.
Die mittlere Prognose geht von der Annahme aus, daß die Fertilität (Fruchtbarkeit; d. Red.) auf das Reproduktionsniveau sinken wird, jedoch nicht darunter. In den meisten Industrieländern und in sechs Entwicklungsländern (Singapur, Hongkong, Taiwan, Südkorea, in Kuba und in Barbados) ist die Fertilität jedoch bereits heute unter dieses Niveau gesunken. Dies ist auf gesellschaftliche Veränderungen zurückzuführen: die Kenntnisse über Verhütungsmittel und ihr Gebrauch haben zugenommen; es wird inzwischen später geheiratet, die Geburt des ersten Kindes erfolgt später, und die Frauen sind immer häufiger berufstätig.
Niemand kann sicher vorhersagen, ob die Fertilität auf einem so niedrigen Niveau bleiben wird: es gibt dafür keinen historischen Präzedenzfall. In ein paar nordeuropäischen Ländern und in den Vereinigten Staaten konnte man in jüngster Zeit wieder ein leichtes Ansteigen der Geburtenhäufigkeit beobachten, was aber teilweise auf die höhere Fertilität bei Einwanderern zurückzuführen sein kann. Bisher sieht es aber eher so aus, als ob sich dort die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung, die zu niedrigerer Fertilität geführt hat, erst einmal fortsetzen wird.
Wenn der Trend zu niedriger Fertilität sich durchsetzt und anhält - wovon die niedrigen Prognosen ausgehen -, würde die Weltbevölkerung im Jahre 2050 ihren Höchststand erreichen und anschließend wieder abnehmen.
Es gibt allerdings keine Garantie dafür, daß die Geburtenhäufigkeit in allen Ländern unter das Reproduktionsniveau sinken wird. In einer instabilen Welt, die durchsetzt ist von Gebieten, in denen Armut herrscht und Konflikte ausbrechen, wird die Geburtenrate sicherlich in genügend Ländern hoch genug bleiben, um die Weltbevölkerung im Durchschnitt über dem Reproduktionsniveau zu halten. Wenn diese Situation eintritt, sind die Aussichten allerdings äußerst schlecht, wie man den hohen Prognosen der Vereinten Nationen entnehmen kann. Die Weltbevölkerung würde dann unbegrenzt weiterwachsen. Wenn eine Frau weiterhin im Durchschnitt 2,2 Kinder bekäme, würden im Jahr 2050 12,5 Milliarden Menschen auf der Erde leben und ein Jahrhundert später 20,8 Milliarden. Falls eine Frau im Durchschnitt 2,5 Kinder bekäme, wüchse die menschliche Rasse im Jahr 2150 sogar auf 28 Milliarden Menschen an. In beiden Fällen würde die Bevölkerung auch danach noch weiterwachsen. Die neuen Prognosen sind in ihrer gesamten Bandbreite ernüchternd, gleichzeitig stellen sie aber auch eine Herausforderung dar.
Die Strukturen für das nächste Jahrzehnt zeichnen sich bereits ab - die mittlere Prognose für das Jahr 2000 geht von 6,26 Milliarden Menschen aus, wobei die tatsächliche Zahl auch in einem Schwankungsbereich um diese Zahl von etwa 160-165 Millionen höher oder niedriger sein kann - aber für die weitere Zukunft gibt es nur Spekulationen.
Bei der niedrigen Prognose wird davon ausgegangen, daß nur noch sechs Jahrzehnte Wachstum vor uns liegen und daß die Zahlen anschließend wieder auf einen Stand zurückfallen, dessen Folgewirkungen besser handhabbar sind. Und doch können während dieser sechs Jahrzehnte fortdauernden Wachstums die vielen Menschen, der steigende Konsum und die technologische Entwicklung schon massive, nicht wiedergutzumachende Schäden in lokalen und globalen Ökosystemen anrichten.
Folgt man der hohen Prognose, muß mit einem unbegrenzten Bevölkerungswachstum gerechnet werden, mit all den unvermeidlichen Begleiterscheinungen wie Überbevölkerung, Vergiftung der Umwelt und andauernder Armut, die jeweils immense Ausmaße annehmen werden. Die beschriebene Bandbreite zeigt, daß die Zukunft noch nicht völlig vorbestimmt ist. Was tatsächlich passieren wird, hängt von individuellen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen ab. Was die Bevölkerungsprobleme betrifft, werden viele der wichtigsten Entscheidungen in den nächsten zehn Jahren gefällt. Durch den Trägheitsfaktor, der im Zusammenhang des Bevölkerungswachstums eine Rolle spielt, wird selbst ganz entschlossenes Handeln erst in der folgenden Generation seine volle Wirkung zeigen. Wenn zum Beispiel Paare ab sofort nur noch soviele Kinder in die Welt setzten, daß die Bevölkerungszahl konstant bliebe, würde die Weltbevölkerung dennoch weiterwachsen. Bis zum Jahr 2050 hätte sich dann die Zahl der Menschen im Vergleich zu heute noch einmal um beinahe die Hälfte vergrößert.
Wie beeinflußt das Bevölkerungswachstum die Aussichten auf eine tragfähige Entwicklung? Diese Frage kann man am besten beantworten, wenn man die Ziele einer tragfähigen Entwicklung nacheinander betrachtet.
In den drei Entwicklungsdekaden hat es zweifellos wirtschaftliche Fortschritte gegeben. Das Pro-Kopf-Einkommen in den Entwicklungsländern stieg von 1965 bis 1989 jährlich um durchschnittlich 2,5 Prozent. Das war ein Wert, der ganz knapp über dem für die Industrieländer errechneten von durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr lag. Nur in Afrika südlich der Sahara stagnierte die Einkommensentwicklung während dieses Zeitraums.
Der Fortschritt ist allerdings äußerst widersprüchlich. Der Anteil der Armen ist zwar in den meisten Teilen der Welt zurückgegangen. Durch den Zuwachs bei der Gesamtbevölkerung ist die tatsächliche Zahl der Armen jedoch gestiegen.
In einem kürzlich erschienenen Bericht der Vereinten Nationen über die soziale Lage der Weltbevölkerung wird geschätzt, daß der Prozentsatz der Menschen in den Entwicklungsländern, die in Armut leben, von 52 Prozent im Jahre 1970 auf 44 Prozent im Jahre 1985 gesunken ist. In diesem Zeitraum stieg jedoch aufgrund des Bevölkerungswachstums die Anzahl der sehr armen Menschen von 944 Millionen auf 1,156 Milliarden - dies bedeutet weitere 212 Millionen Menschen, die gerade noch am Rande des Existenzminimums leben.
Die Zahl der Menschen wuchs überall: Die steilste Wachstumskurve hat Afrika zu verzeichnen, wo die Bevölkerung um beinahe zwei Drittel von 166 Millionen auf 273 Millionen wuchs. In Asien leben mit 737 Millionen die meisten armen Menschen auf der Welt. Dies bedeutet gegenüber 1970 eine Erhöhung um 75 Millionen, obwohl der Anteil der Armen dort von 56 auf 43 Prozent gesunken ist.
In einer speziellen Analyse für Lateinamerika wird deutlich, daß die Anzahl der Armen ständig gestiegen ist: von 130 Millionen im Jahr 1970 über 144 Millionen im Jahr 1980 auf schätzungsweise 204 Millionen im Jahr 1990. Für das Jahr 2000 wird eine Gesamtzahl von 232 Millionen vorausgesagt. In Lateinamerika konnte man, ebenso wie in Afrika, in den achtziger Jahren einen Anstieg des Anteils der Armen an der Gesamtbevölkerung von 41 Prozent auf 47 Prozent beobachten. Unterernährung ist ein besonders niederschmetterndes Phänomen aboluter Armut. Und auch hier können wir die gleiche Perversion des Fortschritts wiederfinden. Die Ernährung der Durchschnittsbevölkerung in den Entwicklungsländern hat sich nachhaltig verbessert. Die tägliche Kalorienaufnahme pro Person stieg von nur 1930 in den Jahren 1961-63 auf 2474 in den Jahren 1987-89. Im selben Zeitraum stieg die Aufnahme von Proteinen von 49 Gramm pro Tag auf 60 Gramm.
Der Anteil der unterernährten Menschen sank von 27 Prozent in den Jahren 1969-71 auf 21,5 Prozent im Zeitraum 1983-85 - die letzte Zahl wäre sogar niedriger ausgefallen, wenn es in Afrika keine Hungersnot gegeben hätte. Gleichzeitig erhöhte sich jedoch die Gesamtzahl der Unterernährten von 460 Millionen auf 512 Millionen. Mitte der achtziger Jahre litten 52 Millionen Menschen mehr ständig Hunger als Ende der sechziger Jahre, was ebenfalls nicht nur auf die Hungersnot in Afrika zurückzuführen war. Auch in Asien stieg die Zahl der Hungernden um 10 Millionen und die in Lateinamerika um 4 Millionen.
Auch die Versorgung mit Unterkünften konnte mit den steigenden Bevölkerungszahlen nicht Schritt halten. In den Industrieländern entfielen 1985-89 auf je 100 neue Haushalte 143 neu erbaute Wohneinheiten. In den Entwicklungsländern belief sich diese Zahl im Zeitraum 1975-79 auf lediglich 53. Zehn Jahre später waren es sogar nur noch 38. Die Folge davon war, daß in der letzten Hälfte der achtziger Jahre 62 von 100 neuen Familien in den Entwicklungsländern mit provisorischen Unterkünften auskommen mußten.
Auch bei der Versorgung mit den lebensnotwendigsten Dienstleistungen, auf die die Armen angewiesen sind, kann man nicht uneingeschränkt von Fortschritt sprechen. Gemeint sind hier Dienstleistungen, die überhaupt erst ein Wirtschaftswachstum ermöglichen und weitgehend die Lebensqualität bestimmen, so z. B. Schulen, Lehrer, medizinisches Personal und die dazugehörigen Einrichtungen, Brunnen und Wasserleitungen. Zuerst müssen die Bedürfnisse der neu hinzukommenden Menschen befriedigt werden, bevor die Dienstleistungen auf noch größere Anteile der Bevölkerung ausgedehnt werden können.
Es hat allerdings durchaus beeindrukkende und entscheidende Fortschritte gegeben. Im Bildungsbereich ist die Zahl derer, die eine Schule besuchen, überall gestiegen. 1970 gingen 311 Millionen Kinder in die Grundschule, 1986 waren es 480 Millionen. Im Bereich der weiterführenden Schulen war der Anstieg noch größer. Die Schülerzahlen haben sich hier mehr als verdoppelt, von 80 Millionen auf 192 Millionen. (. . .)
Insbesondere Afrika war mit einer schnell wachsenden Zahl von Kindern im schulpflichtigen Alter und mit dem Rückgang der Finanzierung aus öffentlichen Haushalten konfrontiert. Zum ersten Mal mußte man ein Sinken der Einschulungsrate hinnehmen. Gingen dort 1980 noch 80 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter zur Schule, so waren es 1986 nur noch 76 Prozent.
Trotz der großen Anstrengungen, die man unternahm, und obwohl viel erreicht wurde, stieg die Gesamtzahl der Kinder, die nicht zur Schule gingen, in den Entwicklungsländern in den Jahren 1970 bis 1985 - Schuld daran war das enorme Tempo, mit dem das Bevölkerungswachstum vonstatten ging.
Die Zahl der Kinder im Grundschulalter, die nicht zur Schule gehen, hat sich nur in Afrika erhöht: von 34 Millionen auf 37 Millionen. Bei Kindern im Sekundarschulalter hat diese Zahl allerdings auch in Asien stark zugenommen. 1970 gingen in den Entwicklungsländern ungefähr 223 Millionen Kinder im Alter von zwölf bis siebzehn Jahre nicht zur Schule. Fünfzehn Jahre später waren es bereits 283 Millionen. Nur in Lateinamerika gelang es, die Zahl dieser Kinder etwas zu verringern. Trotz eindeutiger Fortschritte in den vorhergehenden fünfzehn Jahren gab es 1985 60 Millionen Kinder im Sekundarschulalter mehr, die nicht zur Schule gingen - das bedeutet weitere 60 Millionen Erwachsene mit nur geringer Schulbildung im nächsten Jahrhundert. Ähnlich widersprüchlich ist die Lage im Kampf gegen das Analphabetentum. Es war gelungen, die Analphabeten in den Entwicklungsländern von 55 Prozent im Jahr 1970 auf 39 Prozent im Jahr 1985 zu reduzieren. In allen Teilen der Welt ist der Anteil der Analphabeten zurückgegangen. Durch das Bevölkerungswachstum jedoch ist die Gesamtzahl der Analphabeten von 842 Millionen auf 907 Millionen gestiegen. Die absoluten Zahlen haben sich überall außer in Ostasien erhöht. Dort wuchs die Bevölkerung nämlich am langsamsten. In Ostasien gelang es, die Gesamtzahl der Analphabeten um 29 Millionen zu verringern.
So kann es nicht verwundern, daß trotz fünfzehn Jahren Fortschritts weitere 65 Millionen Menschen nicht lesen und schreiben konnten. 65 Millionen Menschen mehr, die die Gebrauchsanweisung auf einer Verpackung von Saatgut oder eine öffentliche Bekanntmachung nicht lesen konnten; weitere 65 Millionen, die ihre staatsbürgerlichen und politischen Rechte nicht in vollem Umfang wahrnehmen konnten.
Im Bereich der Gesundheitsfürsorge lassen die vorhandenen Daten keinen genauen Zahlenvergleich für verschiedene Zeiträume zu. Man schätzt aber, daß 1990 etwa 1,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und zu moderner medizinischer Versorgung hatten; für 2,3 Milliarden gab es keine angemessenen sanitären Einrichtungen.&blt;
Etwa 300 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter hatten keinen Zugang zu modernen Methoden der Familienplanung - das bedeutet bei der in den Entwicklungsländern üblichen Familiengröße einen weiteren Bevölkerungszuwachs von 1,5 bis 2 Milliarden. (. . .)
Man hat versucht, die Armut durch eine Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen zu bekämpfen - ein Kampf, der bei langsamerem Bevölkerungswachstum wesentlich effektiver gewesen wäre, denn dann wäre eine Verringerung sowohl der Gesamtzahl der absolut Armen als auch ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung möglich gewesen. (. . .)
Mehr als zwei Jahrzehnte lang war der Zusammenhang von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum immer wieder Gegenstand heftiger Kontroversen.
Als Robert McNamara 1968 Präsident der Weltbank wurde, bezeichnete er das Bevölkerungswachstum als das "größte Hindernis für den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt in den meisten Entwicklungsländern". Im Gegensatz dazu behaupten Schriftsteller wie Julian Simon und Ester Boserup, daß das Bevölkerungswachstum für ein langfristiges Wirtschaftswachstum sehr von Nutzen oder sogar von entscheidender Bedeutung ist.
Die bisherige Menschheitsgeschichte bietet für keine der beiden Aussagen eindeutige Belege.
Vor 1800 sank in Europa normalerweise in Zeiten höheren Bevölkerungswachstums der Lebensstandard der Bevölkerungsmehrheit; andererseits folgten auf ein drastisches Sinken der Bevölkerungszahlen Zeiten, in denen der Lebensstandard der Überlebenden sich wesentlich verbesserte. (. . .)
In den meisten Untersuchungen, die sich mit der Geschichte der heutigen Industrieländer während der letzten zwei Jahrhunderte befassen, konnte keinerlei Zusammenhang zwischen Bevölkerungszuwachs und Einkommensentwicklung festgestellt werden, weder im negativen noch im positiven Sinne. Frankreich hatte zwischen 1840 und 1960 einen geringen Bevölkerungszuwachs und eine schnelle Einkommenssteigerung zu verzeichnen. In Australien dagegen wuchs die Bevölkerung nach 1860 ziemlich schnell, die Einkommen blieben jedoch niedrig.
In Kanada und den Vereinigten Staaten gelang es, trotz eines relativ raschen Bevölkerungswachstums, eine tragfähige wirtschaftliche Entwicklung aufrechtzuerhalten, die noch dadurch Auftrieb bekam, daß immer wieder Menschen in unerforschte Gebiete aufbrachen.
Das Bevölkerungswachstum in Europa erreichte niemals auch nur halb so hohe Zuwachsraten wie sie heute in den Ent-
They never come back? Wenn John McEnroe das geflügelte Wort der Profiboxer hört, kann der mittlerweile 33 Jahre alte Meister aller Zuschauer-Massen nur lachen. Acht Jahre nach seinem letzten Wimbledon-Sieg stand der Puncher aus New York wieder im Finale - zwar nicht im Einzel, aber im Doppel.
Und ihm hat es auch der Deutsche Michael Stich zu verdanken, daß er zwölf Monate nach seinem Triumph wieder Endspielatmosphäre erleben durfte. Stich und McEnroe standen am Sonntag im Doppel-Finale gegen die US-Amerikaner Jim Grabb/Richard Reneberg, das nach viereinhalb Stunden beim Stand von 5:7, 7:6, 3:6, 7:6, 13:13 wegen Dunkelheit abgebrochen werden mußte.
Just als Michael Stichs Nachfolger sich im Centre Court vor Glück langlegte, zogen die beiden Altmeister auf dem Nebenplatz zum ersten Mal den kürzeren. Parallel zu Agassis Matchball schafften Grabb/Reneberg das erste Break. Im weiteren Verlauf der Begegnung zeigten die beiden US-Amerikaner, daß ein eingespieltes Duo durchaus Vorteile besitzt gegenüber zwei Spielern der Extraklasse, die bislang zuvor nur in einem Turnier zusammengespielt hatten. Das war vor drei Wochen im Rasen-Finale von Rosmalen, als McEnroe/Stich eben Grabb/ Reneberg unterlegen waren. Als schon niemand mehr mit einem fünften Satz rechnete, gelang der deutsch-amerikanischen Freundschaft der 2:2-Ausgleich im Tie-Break. Schließlich wehrten McEnroe/ Stich beim 6:7 im letzten Satz zwei Matchbälle ab.
Die Zuschauer müssen schon ein ganz besonderes Verhältnis zu dem Gras-Genius aus New York haben, daß sie sich derart über die Verlängerung des Langweilers im doppelten Sinne freuten. Das Spiel hatte seinen höchsten Unterhaltungswert, wenn der sichtlich entkräftete viermalige Doppel-Sieger von Wimbledon (jeweils mit Peter Flemming) den Beweis anzutreten gedachte, daß er sein schauspielerisches Talent hinter dem seiner Frau Tatum O'Neil nicht zu verstecken braucht. Die Theatralik des Court-Künstlers hatte gewiß hohen Unterhaltungswert. Das Spiel leider erst in der Schlußphase aufgrund der Spannung.
Mit einem 7:6, 6:3, 7:6-Sieg über die französisch-schweizerische Kombination Guy Forget/Jakob Hlasek waren die ungesetzten Stich und McEnroe am Nachmittag ins Finale eingezogen. Schwerer taten sich Grabb/Reneberg, als sie die an zwei gesetzten Australier Woodbridge/ Woodforde 7:6, 4:6, 4:6, 7:6, 6:4 besiegten.
Im Frauen-Doppel schlugen Gigi Fernandez/Natalia Zvereva (USA/GUS) Jana Novotna/Larissa Savchenko (CSFR/Litauen) klar mit 6:4, 6:1. REINHARD SOGL
SARAJEWO, 6. Juli (AP/AFP/dpa). Die internationale Luftbrücke in die belagerte Stadt Sarajewo hat bis Sonntag die Lebensmittelversorgung von 50 000 der 400 000 notleidenden Einwohner ermöglicht. Das teilte ein Sprecher der UN-Flüchtlingskommission, Peter Kessler, in der bosnischen Hauptstadt mit. Vor Beginn der Kämpfe hatten rund 600 000 Menschen in Sarajewo gelebt.
Am Sonntag waren den Angaben zufolge neun und am Samstag zwölf mit Hilfsgütern beladene Transportmaschinen auf dem von Heckenschützen umringten Flughafen entladen worden. Die Luftbrücke, an der auch Deutschland beteiligt ist, hatte am Freitag begonnen.
Der Befehlshaber der UN-Friedenstruppe in Jugoslawien, General Natish Nambiar, verhandelte am Sonntag mit den Führern beider Kampfparteien. Er sagte anschließend, sowohl die serbischen Freischärler als auch die bosnischen Streitkräfte hätten zugesagt, sich künftig an die am 29. Juni ausgehandelte Waffenruhe zu halten. "Beide Seiten haben gegen das Abkommen verstoßen", sagte Nabiar. "Sie haben sich nicht daran gehalten, ihre Artillerie den UN-Beobachtern zu unterstellen." Der Kommandeur der bosnisch-serbischen Truppen, Generalleutnant Ratko Mladic, und der bosnische Präsident Alija Izetbegovic hätten ihm versichert, sie wollten jetzt für die Einhaltung der Waffenstillstandsvereinbarungen sorgen.
Nambiar sagte, die Luftbrücke könne solange aufrechterhalten werden, wie der Flughafen selbst nicht unter direkten Beschuß gerate. Kämpfe in Sarajewo selbst müßten dagegen nicht unbedingt zum Abbruch der Hilfsflüge führen. Kessler sagte, viele Bürger Sarajewos wagten es wegen der Gefahr von Heckenschützen nicht, zu den Verteilstationen der UN zu kommen. "Wir werden in den Lagerhäusern isoliert, weil die Menschen nicht kommen, um Lebensmittel abzuholen."
In der bosnischen Hauptstadt dauern die Gefechte an. Am Sonntag abend wurden wieder Raketen auf die Hauptstadt abgefeuert. Am Montag morgen waren in der von serbischen Verbänden eingekesselten Stadt sporadische Explosionen und Gewehrfeuer zu hören, wie der bosnische Rundfunk meldete.
Auch in den Krisengebieten im Norden Bosniens haben in der Nacht zum Montag die Kämpfe angehalten. Der kroatische Rundfunk sprach von schweren Gefechten zwischen den serbischen Freischärlern und den kroatisch-moslemischen Truppen im Raum Derventa, etwa 200 Kilometer nördlich von Sarajewo. In diesem Gebiet sei auch die kroatische Grenzstadt Slavonski Brod mehrmals von Serben beschossen worden.
Zum Abschluß einer Protestwoche mit täglichen Demonstrationen gingen am Sonntag abend wieder 40 000 Menschen in Belgrad auf die Straße. Sie forderten den Rücktritt des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Oppositionsführer Vuk Draskovic sagte auf der Kundgebung, die Demonstrationen hätten eine friedliche Revolte gegen Milosevic und seine sozialistische Partei eingeleitet. "Die Hauptstadt ist befreit worden", sagte Draskovic, der die größte Oppositionsgruppe, die Serbische Erneuerungsbewegung, führt. "Sie stehen mit dem Rücken zur Wand", sagte er.
Der Oppositionsführer wies auf die durch UN-Sanktionen noch verschlimmerte schlechte Versorgungs- und Wirtschaftslage hin und rief: "Dieser Mann (Milosevic) ist die schwerwiegendste Sanktion gegen das serbische Volk. Er kann nicht mit von außen verfügten Sanktionen gestürzt werden, er muß mit inneren Sanktionen gestoppt werden." Draskovic forderte die Protestierenden auf, nach Hause zurückzukehren. "Das Regime ist erschüttert, sein Fall ist nur noch eine Frage von Tagen", sagte er. Jetzt müsse die "Flamme des Protestes in die Provinz getragen werden".
Nach diesen Angaben wird sich die Erklärung "entlang der bekannten Linie" der bisherigen Haltung des Westens bewegen. Sie werde aber auch einen Passus enthalten, daß ein militärisches Eingreifen gegen die Serben möglich ist. "Wenn das Morden, für das vor allem die Serben verantwortlich sind, anhält, muß der Sicherheitsrat über militärische Maßnahmen nachdenken", soll in der Erklärung betont werden.
WASHINGTON, 6. Juli (AP). Eine für den amerikanischen Präsidentschaftsbewerber Ross Perot tätige Baufirma hat nach einem Bericht des US-Magazins "Time" ein Korallenriff vor Bermuda gesprengt, um eine Anlegestelle für die Yacht des Milliardärs zu errichten.
Das Nachrichtenmagazin meldete am Sonntag, die Umweltbehörde Bermudas habe sich 1986 gegen das Vorhaben Perots ausgesprochen, einen Teil des Riffs zu sprengen, damit die Anlegestelle für die Yacht näher an seinem Ferienhaus gebaut werden könne. Die Baufirma habe deswegen gar nicht erst einen Genehmigungsantrag gestellt und einen Teil des Korallenriffs in die Luft gejagt.
Perot teilte den Behörden in Bermuda laut "Time" mit, er wisse nichts über das Vorgehen der Baufirma. Zugleich habe er gedroht, sein Haus zu verkaufen und die Insel zu verlassen. Die Behörden erklärten laut "Time", es gebe keine Hinweise darauf, daß Perot über die Umweltschutzverstöße seiner Baufirma informiert gewesen sei. Allerdings zitierte das Nachrichtenmagazin auch einen Mitarbeiter der Firma Bermuda Engineering Associates mit den Worten, Perot habe in Tauchausrüstung das Bohren der Sprenglöcher verfolgt.
Korallenriffe sind einzigartige Naturdenkmäler in warmen Gewässern, die von der allgemeinen Umweltverschmutzung ohnehin vom Absterben bedroht sind.
Der parteiunabhängige Perot liegt Umfragen zufolge gut im Rennen um die Präsidentschaft, um die sich außer ihm Amtsinhaber George Bush für die Republikaner und der Gouverneur von Arkansas, Bill Clinton, für die Demokraten bewerben.Blüm offen für Alternative zum Karenztag
DORTMUND, 6. Juli (AP). Bundessozialminister Norbert Blüm (CDU) sieht den geplanten Karenztag zur Finanzierung der Pflegeversicherung als noch nicht endgültige Lösung an.
Der in Dortmund erscheinenden "Westfälischen Rundschau" vom Montag sagte Blüm, der Koalitionsbeschluß sei "kein Block, den man nicht mehr bewegen kann". Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) sprach von einer Bringschuld der Union und sah weiter Chancen für eine private Pflegeversicherung: "Das FDP-Modell ist noch lange nicht tot."
Blüm erklärte seine Bereitschaft zu Gesprächen mit Gewerkschaften und Arbeitgebern über die Pflegeversicherung. Er sei offen für Vorschläge. Klar sei allerdings, daß "umgebaut" werden müsse. "Es darf nicht so kommen, daß wir durch Sozialpolitik Arbeitsplätze vernichten", sagte der Minister. Auch dürfe die Pflegeversicherung nicht ins Dickicht der Gruppeninteressen geraten. Auf den Koalitionspartner FDP angesprochen, sagte Blüm: "Wenn eine Koalition etwas beschließt, kann sich nicht einfach jeder herausholen, was ihm paßt. Dann muß man zum gemeinsamen Beschluß stehen, sonst ist der Verein handlungsunfähig."
Äußerungen des FDP-Politikers Dieter- Julius Cronenberg, der Blüm einen Erpresser genannt hatte, nannte Blüm ein starkes Stück. "Ich bekenne mich dazu, das Modell mit großer Konsequenz vertreten zu haben. Aber das gehört zum demokratischen Wettbewerb und hat mit Erpressung nichts zu tun."
Indessen betonte Möllemann: "Ich sage klipp und klar: Die umlagefinanzierte Pflegeversicherung kommt nur, wenn sie die Lohnnebenkosten nicht erhöht." Der FDP-Politiker sagte: "Die Bringschuld haben diejenigen, die dieses fragwürdige Modell vorgeschlagen haben - die Kollegen von der CDU/CSU." Wenn ein Karenztag nicht mehr in Frage käme, müßten diese sich etwas anderes einfallen lassen. Anderenfalls würde es mit der FDP keine umlagefinanzierte Pflegeversicherung geben.
Möllemann sagte weiter, "daß es bei der Debatte um die Lohnnebenkosten nicht nur um die Arbeitgeber, sondern auch um die Arbeitnehmer geht, denen wir dies eigentlich nicht länger zumuten können". Die FDP habe derzeit zwar keine Mehrheit für ihr Modell einer ausschließlich privat finanzierten Pflegeversicherung. Das könne sich aber ändern: "Das haben wir schon öfter mal erlebt, daß Leute nach einer gewissen Zeit des Lernens und Nachdenkens doch zu FDP- Modellen überschwenken", sagte Möllemann.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler, sagte, da sich die Union "diese Fußangel" selbst gelegt habe, müsse sie jetzt auch selbst zusehen, wie sie sich daraus befreie. "Die SPD jedenfalls wird nicht den Sanitäter spielen. Ohne Einlenken der CDU gibt es dann keine Pflegeversicherung."
Dreßler kritisierte die Diskussion als "absolute Schwachsinnsdebatte über Lohnnebenkosten, Karenz- oder Feiertage", die mit der Pflegeversicherung überhaupt nichts zu tun habe. Die Pflegeversicherung solle nur als "Melkkuh für die Arbeitgeber" herhalten. Der SPD-Politiker betonte, daß die Bundesrepublik bei den Lohnstückkosten, die entscheidend seien, im Weltvergleich im unteren Drittel liege.
Die Argumentation Blüms, bei der Einführung der Lohnfortzahlung habe man 15 Tage Urlaub gehabt, heute seien es 30, nannte Dreßler blanken Zynismus: "Das ist so, als wenn ich sagen würde, im Jahre 1969 hat der Arbeitsminister nur 9000 Mark verdient, heute kriegt er 18 000. Jetzt kann er ja auf die Hälfte verzichten. Das ist haarsträubend." Mit einseitigen Arbeitnehmer-Opfern werde es keine Zustimmung der SPD im Bundesrat geben, bekräftigte er.
KEY LARGO, 6. Juli (AP). Ein NASA- "Aquanaut" hat 60 Tage in einer Unterwasserstation verbracht und damit einen Rekord für Langzeitaufenthalte unter der Meeresoberfläche aufgestellt. Wie die US-Weltraumberhörde am Sonntag mitteilte, wurden Bedingungen erforscht, mit denen Astronauten auch bei längeren Weltraumaufenthalten konfrontiert werden.
Der 33jährige "Aquanaut" Richard Presley verließ die in zehn Meter Meerestiefe verankerte Unterwasserstation "Jules" vor Florida täglich zu "Unterwasserweltraumspaziergängen" - er durfte in der Lagune schwimmen. Die Zeit konnte er sich mit einem Videorekorder und einer Musikanlage vertreiben, außerdem legte er einen Unterwasserkräutergarten an. Das eigentliche NASA-Experiment war bereits nach 30 Tagen beendet, zwei Kollegen Presleys tauchten vor einem Monat wieder auf. Presley blieb unten, weil er den 1969 aufgestellten Rekord von 59 Tagen, neun Stunden und 13 Minuten unter Wasser übertreffen wollte.
RIO DE JANEIRO, 6. Juli (AP). Die Ermittlungskommission in der Korruptionsaffäre um den brasilianischen Präsidenten Fernando Collor de Mello hat einem Zeitungsbericht zufolge Beweise gefunden, die die Einleitung eines Absetzungsverfahrens wahrscheinlich machen. Wie die Wochenzeitung "Veja" am Sonntag schrieb, entdeckten Ermittler einen Scheck über 6000 Dollar, der von dem ehemaligen Wahlkampfmanager Paulo Cesar Farias für die Privathaushaltskosten Collors ausgestellt wurde. Gegen Farias wird wegen Korruption und Steuerhinterziehung ermittelt.
"Veja" berichtete weiter, die beiden Söhne Collors hätten noch im vergangenen Jahr ein Luxusauto privat genutzt, das von der Baufirma Farias bezahlt worden sei. Am Dienstag hatte Collor noch im Fernsehen erklärt, er habe 1990, nach seinem Wahlsieg, alle Kontakte zu Farias abgebrochen.
MOSKAU, 6. Juli (AP). In Erwartung einer Offensive der moldawischen Streitkräfte ist die am Dnjestr stationierte 14. Armee Rußlands am Montag morgen in Kampfbereitschaft versetzt worden. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete, reagierte die Armeeführung damit auf eine Zuspitzung der militärischen Lage in dem Konfliktgebiet. In der Umgebung der Gebietshauptstadt Benderi seien umfangreiche Bewegungen von Militärfahrzeugen beobachtet worden, hieß es.
COLOMBO, 6. Juli (AP). Alle 19 Insassen sind beim Absturz eines Militärflugzeuges im Aufstandsgebiet im Norden Sri Lankas ums Leben gekommen. Die Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Elam erklärten, sie hätten die Maschine am Sonntag abgeschossen, doch wurde dies vom Militär bestritten. Auf seiten der Luftwaffe hieß es, es handele sich eher um ein Unglück. Das aus chinesischer Produktion stammende Flugzeug sollte Treibstoff, Waffen und Munition von der Hauptstadt Colombo zum Stützpunkt Palay auf der Halbinsel Jaffna transportieren, der Hochburg der aufständischen Tamilen. Wie das Militär weiter mitteilte, stürzte die Maschine bei Iyakachchi, das rund 300 Kilometer nördlich von Colombo liegt, ab und explodierte.
SAARBRÜCKEN, 6. Juli (AP). Der amtierende Vorsitzende der Länder-Innenministerkonferenz, Friedel Läpple (SPD), hat die Aufnahme von Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten gefordert. Im Saarländischen Rundfunk sagte er am Montag, es sei "eigentlich ein Witz und nicht zu verstehen", daß Menschen aus Kroatien, Slowenien und Serbien in Deutschland Aufnahme fänden, Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina jedoch nur mit Visum einreisen dürften.
Viele der flüchtenden Menschen beantragten deshalb an der deutschen Grenze Asyl "und belasten dann unsere Verfahren noch zusätzlich zu dem, was wir heute schon haben", sagte Läpple.
Das Gesetz zur Beschleunigung der Asylverfahren, das am 1. Juli in Kraft getreten ist, wird nach Einschätzung des SPD-Politikers "Verbesserungen, aber nicht die Wende" bringen. Solange der Bund noch 300 000 alte Fälle zu bearbeiten habe, könne eine Wende nicht erreicht werden.
TOKIO, 6. Juli (AP). Die japanischen Behörden haben am Montag damit begonnen, eine Mischung von 4,3 Tonnen hochgiftigem Plutonium und angereichertem Uran in Speziallastwagen von der Wiederaufbereitungsanlage Tokai-mura zum ersten schnellen Brüter des Landes in Tsuruga zu transportieren. Die Lastwagenkolonne wurde von rund zehn Polizeifahrzeugen zu ihrem Ziel 335 Kilometer westlich von Tokio eskortiert. Viele Atomkraftgegner protestierten am Fabriktor dagegen, daß Japan, trotz eines gegenläufigen Trends in der Welt, Plutonium für die Weiterentwicklung seines schnellen Brüters "Monju" verwendet.
Der japanische Reaktor mit einer Leistung von 280 000 Kilowatt soll ab Frühjahr nächsten Jahres ans Netz gehen. Plutonium kann für die Erzeugung von Atomenergie und zur Herstellung von Atombomben verwendet werden. Eine Tonne davon reicht für 150 Bomben. Japan will im Herbst eine Tonne Plutonium aus Frankreich einführen.
CANBERRA, 6. Juli (AP). Australische Wissenschaftler halten eine Bekämpfung von Hungersnöten mit Hilfe der widerstandsfähigen Samen der Australischen Akazie für möglich. Die Samen würden seit Jahrtausenden von den australischen Ureinwohnern verzehrt, seien reich an Fett, Eiweiß und Kohlehydraten und ließen sich zu Mehl verarbeiten, sagte der Experte Chris Harwood am Montag.
Australische Akazien, die sich leicht an afrikanische Bedingungen anpassen können, werden in der Dritten Welt bereits vielfach als Feuerholz und zum Schutz vor Wind genutzt. Ihre gelbe Blüte schmückt zusammen mit einem Kängeruh und einem Emu Australiens Nationalwappen.Attentat galt Danielle Mitterrand Tote bei Besuch in Nordirak / Frau des Präsidenten unverletzt
GENF, 6. Juli (AFP). Die Ehefrau des französischen Staatschefs, Danielle Mitterrand, ist am Montag bei einem Besuch im Kurdengebiet in Nordirak nur knapp einem Attentat entgangen. Bei dem Anschlag durch eine Autobombe in der Nähe der Stadt Sulejmanijah wurden nach Angaben von UN- Vertretern vier Menschen getötet und 14 verletzt. Zuvor hatte die irakische Führung die Reise der 67jährigen Präsidentengattin (Bild: AP), die sich als Vorsitzende der Menschenrechtsstiftung "France Liberté" seit Jahren aktiv für die Kurden einsetzt, scharf kritisiert. Während sich Mitglieder der UN-Truppen vor Ort über die Urheber des Anschlags nicht äußern wollten, machte die irakische Opposition den Geheimdienst von Präsident Saddam Hussein dafür verantwortlich.
Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge in Genf geschah der Anschlag auf der Straße zwischen Sulejmanijah und Hawana kurz vor einem irakischen Kontrollposten. Frau Mitterrand und der sie begleitende französische Gesundheitsminister Bernard Kouchner blieben unverletzt.
Nach Angaben eines AFP-Korrespondenten war die Bombe unter dem letzten Fahrzeug der Kolonne, einem Geländewagen mit kurdischen Leibwächtern, angebracht. Drei der neun Insassen seien verbrannt.
Auch ein die Kolonne passierender Kleinbus sei ins Schleudern geraten und habe sich mehrfach überschlagen. Ein zehnjähriger Junge wurde getötet. Leicht verletzt wurde eine Korrespondentin des deutschen ARD-Fernsehens.
STUTTGART, 6. Juli (AP). Den Trend zur romantischen Hochzeit in stilvollem Ambiente hat das baden-württembergische Finanzministerium aufgegriffen. In einer am Montag in Stuttgart vorgestellten Informationsschrift wendet sich das Ministerium unter dem Motto "Traumhochzeit im Schloß" an alle heiratswilligen Paare, die den Bund fürs Leben in landeseigenen Schloßkirchen, Kapellen oder Klöstern schließen wollen.
Zur Auswahl stehen 35 Objekte quer durch Baden-Württemberg, wobei die Palette von der Heidelberger Schloßkapelle über das Ludwigsburger Residenzschloß bis zur Basilika von Weingarten reicht. Auch die Ansprechpartner für die erforderlichen Reservierungen, die Konfessionszugehörigkeit und die örtlichen Gastronomieangebote werden genannt. Wer einen außergewöhnlichen Rahmen für andere Feierlichkeiten sucht, kann selbstverständlich ebenfalls von der Offerte Gebrauch machen.
Die Informationsschrift ist bei allen staatlichen Liegenschaftsämtern und bei den Oberfinanzdirektionen in Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg erhältlich.
BERLIN, 8. Juli (AP). Der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma hat vom Zentralrat der Juden in Deutschland ein eindeutiges Bekenntnis zu einem nationalen Mahnmal für beide Opfergruppen des NS-Völkermords gefordert. Zentralratsvorsitzender Romani Rose sagte in Berlin, Juden, Sinti und Roma seien durch eine existentielle Gemeinsamkeit miteinander verbunden und dürften nicht im Gedenken getrennt werden. Dagegen sprach sich der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Micha Guttmann, für getrennte Gedenkstätten aus; die politische Bedeutung des Völkermords an den Juden dürfe nicht verwischt werden.
Scharfe Kritik übte Rose am "Förderkreis Initiative Berlin", der die Diskussion um das Mahnmal in Gang gebracht hatte. Der Förderkreis versuche mit zum Teil rassistischen Argumenten, Sinti und Roma vom Holocaust-Mahnmal fernzuhalten. Diese seien aber ebenso wie die Juden vom rassistisch motivierten Massenmord der Nationalsozialisten betroffen gewesen. "Unser Gedenken darf nicht ausgeblendet oder relativiert werden", sagte Rose.
FRANKFURT A. M., 6. Juli (AP). Das vergangene verregnete Wochenende hat die Ernte der dürregeplagten Bauern offensichtlich nicht gerettet. In den norddeutschen Flächenländern reichte der Niederschlag nach Auskunft von Ministerien und Verbänden nicht aus oder kam zu spät. Vor allem die Getreideernte sei hart getroffen. Dagegen erwarten die Obstbauern in Baden-Württemberg eine Superernte. Nachdem es am Montag in Süddeutschland noch regnete, schien im Norden schon wieder die Sonne.
Der Regen in Mecklenburg-Vorpommern kam nach der fast zweimonatigen Dürre zu spät, örtlich zu unterschiedlich und reichte nicht aus. Der Trockenheitsexperte im Landwirtschaftsministerium, Horst Wagner, vertrat die Ansicht, daß 30 bis 60 Liter je Quadratmeter nötig gewesen wären. Das Wetteramt Rostock meldete aber nur Spitzenwerte von rund 20 Litern. In Vorpommern fiel weniger als ein Liter.
Für das Getreide habe der Regen keinen Wert mehr, sagte Wagner. Für Rüben und Kartoffeln sei zu wenig Niederschlag gefallen. Qualitäts- und Ertragseinbußen seien nicht abzuwenden. Für Futterpflanzen bestünden noch gute Aussichten, aber etliche Maisflächen seien schon verdorrt.
Auch in Schleswig-Holstein hat der Regen die Dürreprobleme nicht beseitigt. "Die Schäden sind geblieben", sagte ein Sprecher des Bauernverbandes. Das gelte vor allem für Sommergetreide, "bei dem wenig zu retten ist". Für Mais, Rüben und Kartoffeln "war das Wasser ein Segen". Eine große Ernte sei allerdings auch dort nicht mehr zu erwarten. Die "Strohbörsen", mit denen versucht wird, Futtermittel in Mangelgebiete zu schaffen, liefen auf vollen Touren. Nachdem sich die Bundeswehr bereit erklärt hatte, bei den Transporten zu helfen, wird zur Zeit noch über Einzelheiten verhandelt.
Dem Kieler Umweltministerium zufolge war der Regen für die Pflanzen zu wenig gewesen. Das Wasser sei in den harten Boden kaum eingedrungen und könne nur von den Flachwurzlern genutzt werden.
Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Hannover sagte, der Regen habe nicht ausgereicht. Die Ernteschäden seien schon da und könnten nicht mehr behoben werden. Außerdem seien in Niedersachsen nur örtlich ein paar Liter gefallen.
In Sachsen-Anhalt fielen am Wochenende rund 16 Liter auf den Quadratmeter. Dem Getreide habe der Niederschlag ebenfalls kaum genutzt, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Ein Teil der Wintergerste sei bereits gemäht, die Körner seien kleiner als gewohnt.
In Baden-Württemberg rechnen Obstbausachverständige mit einer Superernte bei Pflaumen und Zwetschgen. Das Statistische Landesamt teilte mit, daß die Erträge nicht nur auf ein Mehrfaches der durch Frühjahrsfröste stark geminderten Vorjahresernte geschätzt würden, sondern daß auch der langjährige Durchschnitt deutlich übertroffen werden dürfte. Die voraussichtlichen Erträge werden auf 37 Kilogramm je Baum veranschlagt. Im Vorjahr waren es nur elf Kilo und im Jahresdurchschnitt 25 Kilo je Baum. Auch bei Kirschen, Mirabellen, Aprikosen und Pfirsichen kann nach Meinung der Experten mit einer deutlich überdurchschnittlichen Ernte gerechnet werden.Wanderfalke brütete auf Insel
HAMBURG, 6. Juli (AP). Mit dem Tod der Küken hat eine "vogelkundliche Sensation" im Wattenmeer geendet. Wie die Hamburger Umweltbehörde am Montag mitteilte, brütete der seltene Wanderfalke in den vergangenen Wochen auf der künstlich aufgespülten Sandinsel Nigehörn in der Elbmündung. Normalerweise baue der schnellste Greifvogel seine Nester in Felswänden und Bäumen. Auf dem baumlosen Nigehörn legte er die Eier in ein Nest am Boden. Der ungewöhnliche Nistplatz bekam dem Nachwuchs jedoch nicht. Möglicherweise wurden die Küken ein Opfer hungriger Möwen.
Die Verwaltung des Nationalparks und die Vogelschützer des Vereins Jordsand hatten das Nest des Wanderfalken bewußt geheimgehalten. Nach den weiteren Angaben der Behörde wird die 1989 aufgespülte Insel für die Küstenvögel immer attraktiver. Zwergseeschwalben und Sandregenpfeifer seien mittlerweile von der Nachbarinsel Scharhörn umgezogen. Nigehörn liegt auf Hamburger Gebiet am Nationalpark Wattenmeer.
SARAJEWO/HELSINKI, 6. Juli (AP/ dpa/Reuter/AFP). Die neue Regierung Rest-Jugoslawiens hat eine Beendigung der Kämpfe in Bosnien und Kroatien versprochen und die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) dringend ersucht, ihr dafür eine Frist von 100 Tagen einzuräumen.
Mit einem eindringlichen Appell wandte sich der neue Ministerpräsident Restjugoslawiens, Milan Panic, an die KSZE, die gegenwärtig in Helsinki die für den 9. und 10. Juli geplante Gipfelkonferenz vorbereitet. Panic, dessen Staat der Ausschluß droht, erklärte in seinem am Montag den Delegationen zugeleiteten Schreiben: "Wir bitten um Ihre Geduld für 100 Tage, die traditionelle Frist, die jeder Regierung eingeräumt wird, damit die Richtung ihres Handelns und ihre politische Wirksamkeit erkennbar wird. Mein erstes Ziel ist es, alles zu tun, um die Kämpfe zu beenden." Er wies darauf hin, daß er in dem noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Jugoslawien eben erst die Aufgabe übernommen habe, eine Regierung zu bilden, die ganz energisch einen "Kurs des Friedens in Bosnien und Kroatien" verfolgen werde. Er brauche Hilfe und nicht ein weiteres Hindernis auf diesem Weg.
Der US-Delegationsleiter John Kornblum reagierte mit den Worten: "Wir sind nicht bereit, 100 Tage zu warten, absolut nicht." Sein russischer Kollege Jewgeni Gussarow, dessen Regierung gegen den Ausschluß Jugoslawiens ist, meinte dagegen, die Bitte um eine 100tägige Frist sollte ernsthaft geprüft werden.
In Belgrad gingen zum Abschluß der ersten Protestwoche mit täglichen Demonstrationen am Sonntag abend wieder 40 000 Menschen auf die Straße, um den Rücktritt des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu fordern. Das Oppositionsbündnis DEPOS rief allerdings zum vorläufigen Ende der Demonstrationen auf.
MAGDEBURG, 6. Juli (AP). Die Bundesregierung will den Kampf gegen die Jugendgewalt in den neuen Ländern bis Ende 1994 mit 60 Millionen Mark fördern. Bundesjugendministerin Angela Merkel sagte am Montag in Magdeburg nach einem Treffen mit den jugendpolitischen Sprechern der CDU-Fraktionen der neuen Bundesländer und Berlins, das Geld solle in 114 Projekte in 30 Problemregionen fließen.
Viele Jugendliche in Ostdeutschland hätten Schwierigkeiten bei der Bewältigung persönlicher Probleme in der gesellschaftlichen Umbruchsituation, sagte die CDU-Politikerin. Der dramatische Abbau zahlreicher Jugendeinrichtungen sei nicht notwendig gewesen. Die Frage nach dem eigenen Anteil am gesellschaftlichen Wohlstand schlage oft in Neid und auch in Ausländerhaß um.
(Siehe auch Interview unten)
DÜSSELDORF, 6. Juli (AP). Aus Protest gegen das Sparkonzept von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer wollen die Zahnärzte in Nordrhein-Westfalen einen Tag lang den Bohrer ruhen lassen: Wie der Freie Verband Deutscher Zahnärzte am Montag in Düsseldorf mitteilte, sollen die Praxen am Montag, den 27. Juli, geschlossen bleiben und nur Notfallpatienten behandelt werden. Der Protest richte sich vor allem gegen die von Bonn geplante mögliche Beschränkung der Honorarsteigerungen, sagte Verbandssprecher Kurt Gerritz auf Anfrage.
Laut Seehofers Sparkonzept soll die Vergütung für Zahnersatz ab 1993 um 20 Prozent gesenkt werden. Außerdem sollen die Gesamthonorare der Ärzte nicht schneller als die Einnahmen steigen. Die Zahnärzte an Rhein und Ruhr waren nach Verbandsangaben bereits 1987 an zwei Tagen in Warnstreiks getreten.
BONN, 6. Juli (AP/ptz). Die SPD hat im Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat eine höhere faktische Besteuerung von Zinseinkünften durchgesetzt und die von der Bundesregierung geplante Anhebung der Freibeträge bei Vermögen- und Erbschaftsteuer verhindert. Im zweiten Anlauf einigte sich der Ausschuß am Montag abend in Bonn auf einen Kompromiß, nach dem aber auch künftig keine schärferen Kontrollen gegen Steuerhinterziehung vorgenommen werden, wie sie die SPD gefordert hatte.
Der Vorsitzende des Gremiums, der CDU-Bundestagsabgeordnete Heribert Blens, teilte vor Journalisten mit, bei Kapitaleinkünften werde künftig ein Abschlag von 30 Prozent vom Geldinstitut ohne Angabe des Kontoinhabers ans Finanzamt abgeführt. Bei sogenannten Tafelgeschäften - das sind Zinsauszahlungen über den Bankschalter in bar - soll ein Abschlag von 35 Prozent erhoben werden. In dem von der Regierungskoalition im Bundestag beschlossenen Gesetz war lediglich ein Abschlag von 25 Prozent vorgesehen gewesen. Unverändert blieben die Freibeträge von 6000 Mark jährlich bei Ledigen und 12 000 Mark bei Verheirateten.
Blens unterstrich, der Gesetzestext über das Bankgeheimnis werde nicht geändert. Es werde lediglich eine Erklärung der Bundesregierung geben, wonach durch Erlaß die Rechtslage bei Mitteilungen von Betriebsprüfern ans Finanzamt klargestellt werde. Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung des Freibetrags bei der Vermögensteuer von 10 000 auf 100 000 Mark sowie die Einführung eines Freibetrages von 100 000 Mark für Kapitalvermögen in Erbfällen unterbleiben nach Angaben des Abgeordneten auf Wunsch der SPD ebenso wie die Anhebung des Altersfreibetrags von 3720 auf 6000 Mark.
Wie berichtet, sollen künftig Zinserträge bis zu 6000 Mark bei Ledigen und 12 000 Mark bei Verheirateten steuerfrei bleiben. Höhere Einkünfte werden mit dem persönlichen Einkommensteuersatz von maximal 53 Prozent belegt. Bei der Festsetzung der Steuern werden die an der Quelle einbehaltenen Abschläge angerechnet.
Vor Beginn der Sitzung hatte der SPD- Vorsitzende Björn Engholm noch gesagt, eine Lösung "ohne stichprobenartige Kontrollen bei den Banken" sei "schwer vorstellbar".
AMMAN, 7. Juli (AP). In Jordanien steht die Wiederzulassung der seit 1957 verbotenen politischen Parteien bevor. Das Abgeordnetenhaus nahm in der Nacht zum Montag ein entsprechendes Gesetz an. Die Zustimmung des Senats und des Königs steht noch aus. König Hussein hat wissen lassen, daß er die Zahl der Parteien am liebsten auf fünf beschränkt sehen möchte.
Um den Dschungel des riesigen Selous- Parks besser übersehen zu können, zieht der Pilot die Cessna auf 1000 Meter hoch. In der Ferne hebt sich die erdfarbene Piste aus dem Grün des Miombowaldes ab. Der Flug über das tansanische Naturreservat hat zwei Stunden gedauert - zwei Flugstunden nichts als Trockenwälder, Savannen und Sümpfe, kein Dorf, kein Haus und keine Straße. Hin und wieder schreckte der Flugzeugmotor eine Elefanten- oder Büffelherde auf, die in panischer Flucht das Weite suchte.
Der Selous-Park mit seinen undurchdringlichen Wäldern, dem bis zu drei Meter hohen Gras, den Bergen und Schluchten ist ein letzter Rest unberührtes, wildes Afrika. Mit 50 000 Quadratkilometern ist er eines der größten Wildschutzgebiete der Welt, größer als Niedersachsen oder die Schweiz. In dieser Weite, in der kein Mensch wohnt, gibt es noch etwas, das anderswo in Afrika längst der Vergangenheit angehört: Die Großwildjagd.
Wer die Jagd auf Elefanten, Löwen oder Büffel aufnehmen will, muß tief in die Tasche greifen. Der Abschuß eines Elefanten kostet umgerechnet 6000 Mark, eines Löwen oder Leoparden 3200 Mark. Hinzu kommen die Gebühren für den Safari-Veranstalter und Jagdlizenzen. Die 120 Großwildjäger, die sich pro Jahr das Vergnügen leisten, zahlen im Durchschnitt rund 50 000 Mark für den Jagdausflug.
"Viele von denen, die eine Jagd auf Elefanten gebucht haben, schießen keinen einzigen Dickhäuter", sagt Rolf Baldus, Leiter eines Konservierungsprogramms der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Selous- Park. "Mal trifft der Großwildjäger auf keine Elefanten, mal sind die, die ihm vor die Flinte kommen, zu klein und dürfen nicht geschossen werden. Wer eine Großwild-Safari bucht, zahlt für eine Illusion."
Warum läßt Tansania in einer Zeit, da Afrikas Elefanten vom Aussterben bedroht sind, die Jagd auf die Dickhäuter zu? Baldus: "Tierschutz kostet Geld, und die Großwildjagd ist im Selous-Park die wichtigste Einnahmequelle. Ihre Unterbindung würde in wenigen Jahren das Aus für Afrikas größtes Naturschutzgebiet bedeuten."
Wegen seiner riesigen Fläche eignet sich der Park nicht für Foto-Safaris. Der Safari-Tourist will an einem Tag Löwen, Elefanten und ein Nashorn sehen. Dies ist im Selous nicht möglich, wo zudem nur ein kleiner Zipfel des Geländes durch Wege erschlossen ist. Die Einnahmen, die die 2000 Foto-Touristen pro Jahr in die Kasse bringen, sind unbedeutend.
Die Abschußquoten, die der Jagd auferlegt sind, sind nach Angaben des GTZ- Projektleiters so niedrig, daß die Jagd auf den Wildbestand keinen Einfluß hat. Zudem werden die Quoten meistens nicht ausgeschöpft. Im vorigen Jahr haben Großwildjäger zehn Elefanten erlegt. Zum Vergleich: Die Bauern, die an den Rändern des Reservats leben, töteten im selben Zeitraum rund 1000 Dickhäuter, um ihre Felder zu schützen.
Die Einnahmen aus der Jagd werden dazu verwandt, die Wilderei zu bekämpfen und Wildhüter besser auszurüsten. Die Großwildjäger, so paradox dies vielleicht klingen mag, ermöglichen den Schutz der Tiere. "Die Jagd bringt im Jahr eine Million Dollar an Gebühren. So lange dieses Geld nicht auf andere Weise beschafft werden kann, ist eine kontrollierte Jagd besser als gar nichts", sagt Baldus.
Bis 1989 hatten Wilderer jährlich mehr als 5000 Elefanten abgeschlachtet. Wo früher 110 000 Dickhäuter umherzogen, leben nur noch 30 000. Dies ist immer noch die größte Population in ganz Afrika. Von den einst 3000 Nashörnern sind nur einige Hundert übrig geblieben. Heute ist die Wilderei weitgehend zum Stillstand gebracht worden, die Bestände sind erstmals seit den 70er Jahren wieder stabil.
Die Bundesrepublik hat für die Erhaltung des Selous-Parks 6,4 Millionen Mark ausgegeben und weitere 7,5 Millionen Mark zugesagt. Deutschland ist damit in Tansania der größter Geber bei der Hilfe für den Wildschutz. Die jüngste Zusage kam allerdings erst nach einer Kraftprobe mit den tansanischen Behörden zustande. Bonn hatte die Fortsetzung seiner Hilfe davon abhängig gemacht, daß das Reservat die Hälfte der Jagdeinnahmen selbst behalten darf.
Der Grund: In der Vergangenheit hatte das Finanzministerium die Gelder eingesteckt, die dann in einem Sumpf von Unterschlagung und Korruption verschwanden. Durch die Reinvestierung von Mitteln soll sichergestellt werden, daß das Reservat finanziell auf eigenen Füßen steht und nicht ständig auf Hilfe angewiesen ist.
Die wohl schwerste Aufgabe für die Entwicklungshelfer ist es, die Bevölkerung für den Wildschutz zu gewinnen. Viele Bauern sähen es am liebsten, wenn die Elefanten, Löwen, Krokodile und anderen "Schädlinge" ausgerottet würden. "Politiker, die den freien Abschuß dieser Tiere verlangen, ernten in der Bevölkerung viel Zustimmung", sagt Baldus. "Sie meinen: Es ist schön, daß wir Elefanten und Löwen haben, die wir den Touristen zeigen können. Aber müssen es unbedingt so viele sein?"
Um die Bauern für den Tierschutz zu interessieren, starteten die Entwicklungshelfer "vertrauensbildende Maßnahmen". Sie errichteten in den Siedlungen am Rande des Parks Schulen und erlaubten jedem Dorf, pro Jahr einen Büffel und ein Gnu zu erlegen. Außerdem wurden Bewohner dieser Dörfer als Wildhüter eingestellt. HUBERT KAHL (dpa)
WEIMAR. Kaum jemand weiß, daß die 1859 in Dresden konstituierte Deutsche Schillerstiftung hierzulande das älteste Sozialwerk für Schriftsteller ist. Die Stiftung - nicht zu verwechseln mit der Schillergesellschaft - wollte Autoren, "welche für die Nationalliteratur (mit Ausschluß der strengen Fachwissenschaften) verdienstlich gewirkt", dadurch zu ehren, "daß sie ihnen oder ihren nächst angehörigen Hinterlassenen, in Fällen über sie verhängter schwerer Lebenssorge, Hilfe und Beistand darbietet".
An diese arg umständlich formulierte Zielsetzung, mit der die Schillerstiftung zwei Weltkriege mühsam überstand und sogar noch als gesamtdeutsche Institution fortdauerte, soll jetzt unter gänzlich gewandelten Umständen neu angeknüpft werden.Laut Lothar Ehrlich, dem Vorsitzenden des Stitungsrates, soll der Grundgedanke, "Schriftsteller aus sozialen Motiven mit Ehrengaben zu unterstützen", beibehalten werden.
In ihren Anfangsjahren hatte die Stiftung über beträchtliche Summen verfügen können. Schiller wurde als Namenspatron gewählt, weil sein von Krankheit und Sorgen überschattetes Leben und das Ringen um sein Werk als Beispiel für einen unterstützungsbedürftigen Autor sich besonders anbot. Der 100. Geburtstag, 1859 als großer nationaler Feiertag in allen deutschen Landen begangen, gab dann den Anstoß für die Gründung der Stiftung, die durch eine Nationallotterie die stattliche Summe von 300 000 Talern erhielt. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs konnte das Vermögen auf knapp drei Millionen Mark aufgestockt werden. Als ersten Schriftsteller zeichnete die Schillerstiftung noch im Gründungsjahr den Otto Ludwig mit 400 Talern aus. Ihm folgten so namhafte Schriftsteller wie Robert Prutz, Willibald Alexis, Eduard Mörike, Ferdinand Freiligrath, Klaus Groth und Wilhelm Raabe.
Seit der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg war die Stiftung, auf staatliche Zuschüsse angewiesen, 1933 wurde sie von den Nazis der Reichsschrifttumskammer unterstellt und hatte dem Regime genehme Autoren zu fördern. 1946 gestattete die sowjetische Militäradministration der Stiftung zwar, ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen und bis 1971 existierte sie auch als gesamtdeutsche Institution weiter, aber sie führte nur noch ein Schattendasein. Damit soll es nach der Wende nun vorbei sein, von Weimar aus wieder deutsche Literatur gefördert werden. Seit 1987 befinden sich hier auch die bis ins Gründungsjahr zurückreichenden Aktenbestände der Stiftung; sie wurden noch nie systematisch ausgewertet und dürften literatursoziologisch ergiebig sein. dpa
Die deutschen Dressur-Reiterinnen und -Reiter dürfen bei den Olympischen Spielen in Barcelona mit einem dreifachen Triumph im Einzelklassement rechnen. Die 37jährige schwedische Weltcupsiegerin Louise Nathhorst, die als einzige ernsthafte Konkurrentin der favorisierten Deutschen galt, kann nicht an den Spielen teilnehmen. Ihr bewährter 13jähriger schwedischer Wallach Dante lahmt.
LEONBERG, 6. Juli (dpa). Vier rumänische Asylbewerber sind am Sonntag abend bei einem Verkehrsunfall bei Leonberg (Baden-Württemberg) ums Leben gekommen. Zwei Autofahrer wurden lebensgefährlich verletzt. Nach Darstellung der Polizei vom Montag war ein 25jähriger Rumäne mit seinem Personenwagen unter Mißachtung der Vorfahrt in eine Landesstraße eingebogen und mit dem Auto eines 28jährigen zusammengeprallt.
Die 18jährige Hanka Kupfernagel (Frankfurt/Oder), im letzten Jahr in Colorado Springs Junioren-Weltmeisterin im Punktefahren, beendete am Sonntag in Saint-Pol-de-Leon die über sechs Etappen führende "Tour de Finistere" als Gesamtsiegerin.Eisenbahner und Fluglotsen streiken
ROM, 6. Juli (dpa). In Italien streikten am Montag Eisenbahner und Fluglotsen. Durch den Arbeitskampf der Eisenbahner, die bis zum Nachmittag gegen Stellenkürzungen protestieren wollten, war am Morgen der Schienenverkehr lahmgelegt. Die Fluglotsen hatten am Sonntag mit Streikaktionen begonnen, die sich über zehn Tage hinziehen sollen. Verkehrsminister Giancarlo Tesini ordnete die Zwangsverpflichtung eines Teils der Lotsen an. Dennoch sei mit Verspätungen im italienischen Flugverkehr zu rechnen, hieß es.
RÜGEN, 6. Juli (dpa). Das Hotel "IFA- Ferienpark" in Binz auf der Insel Rügen wird seit Montag morgen unbefristet bestreikt. Der größte Teil der 102 Mitarbeiter habe sich einem Aufruf der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG) angeschlossen, sagte der Rostokker NGG-Geschäftsführer Andreas Hofmann. Dies sei der Auftakt einer Reihe von Streikaktionen in den Häusern des Hotel- und Gaststättenverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
Mit den Aktionen solle auf den Arbeitgeberverband Druck ausgeübt werden, bis 1994 die Tarife auf 100 Prozent der in Schleswig-Holstein geltenden Löhne anzugleichen. Bisher habe der Hotel- und Gaststättenverband jedoch nur eine durchschnittliche Erhöhung der Gehälter um 105 Mark in allen Tarifgruppen bis zum April kommenden Jahres angeboten.
Verfolgungswahn
21jährige
erstach
MEMMINGEN, 6. Juli (dpa). Offenbar in einem Anfall von Verfolgungswahn hat eine 21jährige Frau am späten Sonntag in Memmingen ihre vierjährige Schwester erstochen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Memmingen vom Montag lockte die Frau das Mädchen in den Keller des Elternhauses und stach dort mit einem 34 Zentimeter langen Küchenmesser mehrfach auf sie ein. Die Vierjährige war auf der Stelle tot.
Gegen Mitternacht entdeckten die ahnungslosen Eltern die Bluttat. Die 21jährige, die seit längerem in nervenärztlicher Behandlung ist, wurde bei Bekannten festgenommen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sie die Tat gestanden, ohne nähere Angaben zum Motiv zu machen. Die Frau soll nun in eine Nervenklinik eingewiesen werden.
Michael Schumacher war frustriert. "Heute war nicht mein Tag", hakte der Kerpener den Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours ernüchtert ab. Zwei Unfälle jeweils kurz nach den beiden Starts des vom Regen unterbrochenen Rennens und sein Ausscheiden schlugen dem 23 Jahre alten Senkrechtstarter aus Kerpen aufs Gemüt.
Benetton-Fahrer Schumacher bekommt in seiner zweiten Saison in der "Königsklasse" die ganze Härte des Geschäfts zu spüren. Der junge Deutsche legte sich am Sonntag erneut mit Weltmeister Ayrton Senna an. Beim ersten Start ging Schumacher beim Anbremsen der Haarnadel am Ende der langen Gerade mit dem Brasilianer auf Konfrontationskurs. "Ich habe eine Lücke auf der Innenspur gesehen und versucht, Ayrton auszubremsen. Es ist nicht leicht, in Magny-Cours zu überholen. Also muß man die Chancen nutzen, die sich einem bieten", so Schumacher später.
Als das Rennen nach 19 Runden wegen Regens abgebrochen wurde, kam es zwischen Schumacher und Senna, der sich bereits in Zivilkleidung geworfen hatte, zu einem heftigen Disput auf der Zielgeraden. Der ausgeschiedene Senna grub die Vorfälle beim Grand Prix in Brasilien noch einmal aus. "Jeder macht mal Fehler, auch du. Ich sage dir aber meine Meinung ins Gesicht. In Brasilien hast du mich des unfairen Fahrens bezichtigt. Das solltest du aber mir sagen, bevor du an die Öffentlichkeit gehst." Schumacher meinte zu den Vorwürfen: "Senna hat seine Meinung gesagt, ich meine. Ich glaube, daß ich deswegen keine Probleme mit ihm bekomme."
Wenig später wurde Schumacher in der Haarnadelkurve "Adelaise" zum Opfer. Durch die Reparatur eines gebrochenen Frontflügels auf Platz 20 zurückgeworfen, versuchte er, einige Plätze gutzumachen. "Ich bin dann auf der Außenspur auf die Gerade zugefahren, als Stefano Modena plötzlich nach links zog. Zum Bremsen war es zu spät, und ich bin über das linke Hinterrad des Jordan gesprungen", beschrieb er die Szene. Benetton-Teamchef Tom Walkinshaw nahm Schumacher die Ausrutscher nach sechs Zielankünften in acht Rennen nicht krumm: "Er ist noch jung, da kann so etwas passieren. Solche Unfälle gehören zur Lernphase."
Neben den Problemen zwischen Schumacher und Senna sorgte ein zweiter Vorfall für Diskussionen. Patrese hatte nach der ersten Runde im zweiten Rennen seinen Teamkollegen Mansell auf der Zielgeraden demonstrativ in Führung gewunken. Das roch stark nach Stallregie, obwohl Teamchef Frank Williams sich dafür rühmt, seine Fahrer frei fahren zu lassen. Als aber Mansell und Patrese im ersten Abschnitt des zweigeteilten Grand Prix einen atemberaubenden Rad-an-Rad-Kampf ausfochten, der beinahe mit einer Kollision geendet hätte, kam es zwischen den Rennen bei Williams zu erregten Gesprächen.
Nigel Mansell, den mit Patrese nicht gerade eine enge Freundschaft verbindet, scherzte: "Riccardo will mir nicht sagen, warum er mich vorbeigelassen hat." Nach einer Aussprache der beiden verriet Mansell: "Riccardo hat sich wie ein Profi verhalten. Von allen Teamkollegen für nächstes Jahr ist er mir der liebste." Den Hintergrund für die Regieanweisung bei Williams verschweigen alle Beteiligten: Williams kann es sich nicht leisten, den WM-Titel noch zu verspielen. Sollte Mansell noch scheitern, würde Partner Renault den Motorenvertrag, der Ende 1993 ausläuft, nicht mehr verlängern. dpa
Als erster Verein will sich der Basketball-Bundesligist Steiner Bayreuth in der kommenden Saison bei der Höhe der Eintrittspreise an dem jeweiligen Tabellenplatz orientieren. Dem Besucher wird nur der normale Obolus abverlangt, wenn die Mannschaft Platz eins oder zwei belegt und auch der Gegner im Vorderfeld der Tabelle plaziert ist.
JOHANNESBURG, 6. Juli (dpa/AFP/ AP). Bei Unruhen in südafrikanischen Schwarzensiedlungen sind am Wochenende 22 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei vom Montag fand der blutigste Überfall in der Ostprovinz Natal statt, wo Unbekannte am Samstag auf ein Minibus-Taxi feuerten und dabei sechs Schwarze erschossen.
Ein Ausschuß zur Untersuchung politischer Gewalttaten konnte keine Beweise dafür finden, daß die südafrikanische Regierung in das Massaker von Boipatong verwickelt war, bei dem am 17. Juni 42 Menschen ermordet wurden. Der Leiter des von der weißen Minderheitsregierung in Pretoria mit dem Fall betrauten Ausschusses, Richard Goldstone, bezeichnete die Vorwürfe des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) am Montag als "unklug, unfair und gefährlich".
Im Machtkampf zwischen ANC und Inkatha-Freiheitspartei (IFP) sind seit 1984 mehr als 13 000 Schwarze umgekommen.
NÜRNBERG (dpa/VWD/rtr). Auf den "gravierenden Markteinbruch" in der Unterhaltungselektronik reagiert Grundig mit dem Abbau von weltweit rund 3000 Arbeitsplätzen bis 1994. Das Unternehmen sieht sich nach Vorstandsangaben gezwungen, weitreichende Konsequenzen zu ziehen, um seinen Bestand zu sichern. Man arbeite daran, Entlassungen zu vermeiden, betonte Personalvorstand Hermann Pichert auf einer Betriebsversammlung, auf der Presseberichte über einen Stellenabbau bestätigt wurden.
Die laufende Kurzarbeit in Teilen des Konzerns reiche nicht aus, begründen die Franken ihre Pläne. Der erste Schritt eines Kostensenkungsprogramms, das einen Großteil der in- und ausländischen Betriebsstätte betreffe, sei die Schließung des TV-Geräte-Werkes in Barcelona gewesen. Dem folgten nun die Einschränkung der Fernsehproduktion in Nürnberg-Langwasser und Kapazitätskürzungen bei Vorfertigungsbetrieben an diesem Standort und in Fürth. Darüber hinaus durchleuchte Grundig die Kosten in "allen anderen Bereichen im In- und Ausland". Details würden auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag genannt.
Branchenexperten erwarten, daß die Gruppe zuletzt deutlich schlechter abgeschnitten hat als im Geschäftsjahr zum 31. März 1991. Damals blieb von dem mit weltweit mehr als 21 000 Leuten erzielten Umsatz von 4,6 Milliarden Mark ein Gewinn von 190 Millionen hängen.
Aufgespießt
"Begrüßungszeremonie auf bayerisch mit Blasmusik und Polizeigriff" Ankündigung der Deutschen Presse-Agentur für einen Korrespondenten-Bericht vom Münchner Wirtschafts-Gipfel.
LISSABON, 6. Juli (dpa). Der letzte stalinistische KP-Parteichef in Europa, der Generalsekretär der portugiesischen Kommunistischen Partei, Alvaro Cunhal, hat seinen Rücktritt angekündigt. Nach Berichten der Lissabonner Presse vom Montag erklärte der 78jährige am Vortag vor Parteimitgliedern in Sao Paio de Merelim in Nordportugal, er werde im kommenden Herbst auf dem XIV. Parteitag zurücktreten. Cunhal führt die KPP seit 32 Jahren und hat alle Versuche, die Partei zu erneuern, bislang zurückgewiesen.
Cunhal hatte den Untergang des Kommunismus in der Sowjetunion und im früheren Ostblock öffentlich beklagt. Seine Partei war bei den Parlamentswahlen in den vergangenen Jahren von 18 auf neun Prozent der Stimmen zurückgefallen.
Wegen ihrer Kritik an Cunhals harter Parteilinie wurden zahlreiche Intellektuelle und Gewerkschafter aus der Partei ausgeschlossen. Als seinen Nachfolger hat der KP-Führer Carlos Carvalhos benannt, der seit dem vergangenen Parteitag 1990 bereits Vizegeneralsekretär ist.
BONN, 6. Juli (dpa). Immer häufiger erkranken Männer und Frauen an Dickdarmkrebs. "Er rückt mehr und mehr als zweithäufigste Tumorerkrankung vor", sagte der Vorsitzende des Medizinischen Beirates der Deutschen Krebshilfe, Professor Robert Fischer, am Montag in Bonn. Bei dieser Krebsart könnten Ernährungsweisen, etwa der gestiegene Konsum tierischer Fette und die geringere Aufnahme von Ballaststoffen eine Rolle spielen.
Die häufigste Tumorerkrankung bei Männern sei Lungenkrebs, bei Frauen Brustkrebs. In der Bundesrepublik sind nach Angaben der Krebshilfe 25 Prozent aller Todesfälle krebsbedingt. Nur jede dritte Frau gehe zur Vorsorgeuntersuchung, bei Männern seien es gut 13 Prozent.
1991 verbuchte die Deutsche Krebshilfe mehr Spenden als je zuvor. Die Organisation nahm rund 66 Millionen Mark ein, darunter einen großen Teil aus Erbschaften, berichtete der Vorstandsvorsitzende der Organisation, Helmut Geiger. Zu den Schwerpunkten gehöre der mit 14 Millionen Mark geförderte Aufbau einer Knochenmark-Spenderdatei, die bis Ende 1993 150 000 Spender umfassen soll.
MANAMA, 6. Juli (dpa). Irak verweigerte auch am Montag einer Gruppe von Inspektoren der Vereinten Nationen (UN) den Zutritt zum Landwirtschaftsministerium in Bagdad. Das Team unter der US- Chemiewaffenexpertin Karen Jansen wartete nach UN-Angaben in Manama (Bahrain) seit Sonntag morgen vergeblich vor dem Gebäude, um es gemäß den UN-Resolutionen zum Ende des Golfkriegs inspizieren zu können. Bagdad lehnte dies mit der Begründung ab, daß das Gebäude nicht unter die Resolutionen falle.
Die Resolutionen gegen Irak verlangen neben der Zerstörung aller Massenvernichtungswaffen des Landes, daß Bagdad den Inspektoren ungehinderten Zutritt zu jeder Einrichtung gewährt, die von der für Irak zuständigen UN-Sonderkommission bestimmt wurde. Die insgesamt 16 Chemiewaffeninspektoren arbeiten seit dem 26. Juni in Irak.
MOSKAU, 6. Juli (dpa/AP/Reuter). Bei Gefechten in der moldawischen Dnjestr- Region sind in der Nacht zum Montag zwei Menschen getötet und zwölf verletzt worden. Gekämpft wurde um das Dorf Kotschieri, 50 Kilometer nordöstlich von Kischinjow (Chisinau), und um Bendery. In Erwartung einer Offensive der moldawischen Streitkräfte wurde die am Dnjestr stationierte 14. Armee Rußlands in Kampfbereitschaft versetzt. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete, reagierte die Armeeführung damit auf eine Zuspitzung der militärischen Lage in dem Konfliktgebiet.
In der georgischen Provinz Südossetien wurden in der Nacht zum Montag nach offiziellen Angaben zwei Menschen getötet und acht verletzt. Der georgische Staatsrat teilte außerdem mit, Anhänger des im Januar gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia hätten den stellvertretenden Staatsratschef Dschaba Iosseliani und eine Einheit der Nationalgarde in einem Dorf im westgeorgischen Bezirk Zalendeschichi eingekesselt. Einheiten der Nationalgarde hätten Iosseliani aus der Einkesselung befreit. Dabei seien zehn Menschen getötet und etwa 100 verletzt worden. 100 Anhänger Gamsachurdias wurden demnach gefangengenommen.
Unterdessen begann auch die Aufstellung der Friedenstruppe, die den Waffenstillstand in Südossetien sichern soll. Nordossetische Freiwillige schrieben sich für die Einheit ein, zu der auch Russen, Georgier und Südosseten gehören werden. Die Verbände sollen am 14. Juli einen Korridor zwischen den kämpfenden Parteien besetzen.
Die Großoffensive aserbaidschanischer Streitkräfte im Nordosten der armenischen Kaukasusenklave Berg-Karabach hielt laut Itar-Tass an. Etwa 10 000 Soldaten mit 100 Panzern hätten die Angriffe gegen Dörfer im Bezirk Mardakert fortgesetzt. Es soll auf beiden Seiten große Verluste gegeben haben. Aserbaidschan verhängte den Ausnahmezustand über das Gebiet. Armenien kündigte laut Itar-Tass an, sich aus den Friedensgesprächen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit (KSZE) für Berg- Karabach zurückzuziehen.
BRÜSSEL, 6. Juli (dpa). Die Regierung von Angola erhält von der Europäischen Gemeinschaft rund vier Millionen Mark zur Vorbereitung der für Ende 1992 geplanten freien Wahlen. Die EG wolle damit zum Wiederaufbau der südwestafrikanischen Republik nach 16 Jahren Bürgerkrieg beitragen, teilte die EG- Kommission am Montag in Brüssel mit.
LUXEMBURG, 6. Juli (dpa). Die künftige europäische Sicherheitsstruktur ist nach Auffassung von NATO-Generalsekretär Manfred Wörner ohne verstärkte Zusammenarbeit der internationalen Organisationen nicht möglich. Die vier Kernelemente seien neben dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis NATO die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die Westeuropäische Union (WEU) und die Europäische Gemeinschaft, sagte Wörner am Montag in Luxemburg. "Keine der Organisationen ist imstande, die gesamteuropäische Sicherheit allein zu garantieren", betonte er.
Gerade der Konflikt im ehemaligen Jugoslawien zeige, wie wichtig das Zusammenspiel der Organisationen sei, meinte Wörner.
Der im Einzel entthronte Titelverteidiger Michael Stich hat sich im "Nachsitzen" wenigstens noch einen "halben" Wimbledonsieg ergattert. 34 Minuten dauerte am Montag der letzte Akt der 106. All England Championships, den der Elmshorner an der Seite von John McEnroe (USA) im längsten Doppel-Finale der Wimbledon-Geschichte mit einem 5:7, 7:6 (7:5), 3:6, 7:6 (7:5), 19:17-Sieg über die US- Amerikaner Jim Grabb/Richey Reneberg beendete.
Nachdem die Begegnung am Vorabend beim Stand von 13:13 wegen Dunkelheit unterbrochen worden war, bescherte sich Stich mit dem ersten Matchball nach insgesamt 5:01 Stunden Spielzeit einen Erfolg von historischer Bedeutung: Er ist, nachdem 1913 Kleinschroth/Rahe und 1938 Henkel/von Metaxa im Finale gescheitert waren, der erste Deutsche, der in der 115jährigen Wimbledon-Geschichte den Doppel-Titel gewann, für McEnroe war es bereits der fünfte Doppel-Erfolg.
Vorangegangen war am Sonntag ein vom spielerischen Niveau zwar nicht berauschendes, aber dennoch atemberaubend spannendes Match. Nachdem Stich/ McEnroe im fünften Satz beim Stand von 6:7 zwei Matchbälle abgewehrt hatten, brachten alle Parteien ihre Aufschlagspiele ungefährdet durch.
6000 Zuschauer hielten begeistert den Atem an, ehe Schiedsrichter Gerry Armstrong mit seiner Abbruch-Entscheidung urplötzlich die Luft rausließ. Es war 21.21 Uhr und die Nacht bereits hereingebrochen. Doch das Quartett wollte weiterspielen. Sie forderten den Oberschiedsrichter Alan Mills an, der aber Armstrongs Entscheidung unterstützte.
Unter den Unmutsäußerungen des Publikums wegen dieser Vertagung standen die Spieler minutenlang heftig diskutierend am Netz - so als wollten sie beratschlagen, das Finale notfalls ohne Schiedsrichter, dafür aber sofort zu Ende zu bringen. Und das, obwohl sie schon die Halbfinals vom Vormittag in den Knochen hatten. Besonders hervor tat sich bei der Zankerei der 33jährige McEnroe, der in seiner bekannt hitzköpfigen Art wild gestikulierend auf den Schiedsrichter einredete. Dabei war er dafür verantwortlich, daß alle in eine derart prekäre Lage gekommen waren. Das Endspiel wurde nämlich 20 Minuten später als geplant begonnen, damit "Big Mac" noch seinen Job als TV-Kommentator des US-Senders NBC erledigen konnte. dpa
Zwischen dem Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund und dem spanischen Erstligaklub Deportive La Coruna hat ein Tauziehen um den brasilianischen Stürmer Bebeto begonnen. Nachdem der Torjäger am Ende der vergangenen Woche einen Dreijahresvertrag beim deutschen Vizemeister unterschrieben hatte, reklamierten die Spanier eine Optionsvereinbarung, die sie mit dem bisherigen Bebeto-Klub Vasco da Gama Rio ausgehandelt hatten.
MOSKAU, 6. Juli (dpa). Die Staatschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) haben am Montag in Moskau beschlossen, rasch Friedenstruppen in die Konfliktgebiete der früheren Sowjetunion zu entsenden. Das sagte ein Sprecher des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Mit der Aufstellung der "GUS-Blauhelme" soll in der kommenden Woche begonnen werden.
Die GUS-Präsidenten unterzeichneten auch eine Verfahrensregelung über den Ausstieg aus der "Rubelzone" . Das verlautete aus Kreisen der ukrainischen und russischen Delegationen am Rande des sechsten GUS-Gipfeltreffens. Das Abkommen regele das Verfahren, wie GUS-Mitglieder den Rubel durch eigene Währungen ablösen können. Außerdem sei vereinbart worden, wie die Staaten, die am Rubel festhalten, eine gemeinsame Geldpolitik unter Leitung der russischen Zentralbank betreiben wollen.
Verabschiedet wurden den Angaben zufolge auch Dokumente über den Aufbau einer gemeinsamen Raketenverteidigung und die Aufteilung der Archive der früheren Sowjetunion. An dem Gipfel nahmen zehn der elf GUS-Staatschefs teil. Der Präsident Aserbaidschans, Abulfas Eltschibej, blieb der Versammlung in Moskau fern.
Ein Vertreter der Ukraine teilte mit, daß der Streit über die Kontrolle der in der Ukraine stationierten strategischen Atomraketen ausgeklammert worden sei.
(Siehe auch Seite 2)
LISSABON, 6. Juli (dpa). Die rund 8000 Zollbeamten Portugals haben am Montag eine Streikwoche bis zum Samstag um Mitternacht begonnen, mit der sie gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze nach Abschaffung der Binnengrenzen in der EG ab 1993 protestieren wollen.
SEVILLA, 6. Juli (dpa). König Juan Carlos und Königin Sofia von Spanien haben am Montag den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung Expo '92 in Sevilla besucht. Beim Rundgang hielt sich das spanische Königspaar eine halbe Stunde lang im Pavillon der Bundesrepublik auf und ließ sich vor ausgestellten Stücken der Berliner Mauer fotografieren. Sein besonderes Interesse galt den Wissenschaftlern Albert Einstein, Johannes Kepler und Heinrich Rudolf Hertz.
Dann mußte sich der König von Mitgliedern seiner Umgebung 5000 Peseten (80 Mark) leihen, weil er ein Abzeichen in Form eines Flamingos kaufen wollte. Mit dem Verkauf der Abzeichen sammelt der deutsche Expo-Kommissar Hans-Gerd Neglein Geld für das große spanische Naturschutzgebiet "La Donana" an der Guadalquivir-Mündung in Andalusien.
WARSCHAU, 6. Juli (dpa). Der polnische Staatspräsident Lech Walesa hält sich noch mit der erforderlichen Zustimmung zur Kandidatur der 46jährigen Juristin Hanna Suchocka für das Amt der Regierungschefin zurück. Grundsätzlich habe er jedoch keine Einwände gegen ihre Kandidatur, teilte am Montag das Presseamt des Präsidenten mit. Walesa wolle die Vorlage der geplanten Kabinettsliste abwarten. Dabei behält er sich das Mitentscheidungsrecht zur Besetzung des Innen-, Verteidigungs- und Außenministeriums vor, das ihm laut Verfassung zusteht.
Am Montag informierte ihn der Vertreter der Solidarität-Fraktion, Jan Rulewski, über die Initiative der Parteien, die aus der Solidarität hervorgegangen sind, hinter der Kandidatur von Frau Suchocka stehen und sich zu einer Koalition zusammengeschlossen haben. Rulewski teilte danach mit, daß der Präsident die Initiative der Parteien "sehr warm" aufgenommen habe. Von seiten des Präsidenten drohten keine Hindernisse, wenn man ihm in den nächsten Tagen das Programm und Einzelheiten zum Kabinett bekanntgebe.
ERFURT, 6. Juli (dpa). Aus einem durchgerosteten Eisenbahnwaggon sind in Erfurt 200 Liter Salzsäure ausgelaufen. Die ätzende Chemikalie sickerte aus dem Güterwagen ins Erdreich des Industriegebiets, teilte die Polizei am Montag mit. Eine Umweltgefährdung habe es aber nicht gegeben. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Der defekte Waggon gehört nach Angaben der Reichsbahn der Chemie AG Bitterfeld-Wolfen.
Der 24jährige Schweizer Rad-Profi Alex Zülle konnte sich bei der 79. Tour de France nur einen Tag über das Gelbe Trikot freuen. Nach der 2. Etappe, die von San Sebastian am Rande der Pyrenäen über 255 km nach Pau führte, wechselte am Montag erneut die Spitze im Gesamtklassement. Der 22jährige Franzose Richard Virenque, Tour-Debütant wie Zülle, übernahm das begehrte "Maillot Jaune" nach seinem zweiten Etappenplatz hinter Tagessieger Javier Murguialday (Spanien). Die beiden waren nach einem Solo von über 230 km nach 6:41:56 Stunden mit 5:05 Minuten Vorsprung ins Ziel gefahren.
Zu dieser Fünfer-Gruppe der ersten Verfolger gehörten die Favoriten, Vorjahrssieger Miguel Indurain (Spanien) und Weltmeister Gianni Bugno (Italien). Das Hauptfeld, mit den übrigen Favoriten und dem Großteil der 13 deutschen Teilnehmer, passierte weitere 15 Sekunden später die Ziellinie.
Das Rennen wurde bestimmt duch die Ausreißer Dante Rezze, Virenque (beide Frankreich) und Murguialday (Spanien), die sich im Anschluß an den ersten Bonifikations-Sprint um Zeitgutschriften nach 20 km zusammengefunden hatten. 70 km vor dem Ziel besaß das Trio noch 15 Minuten Vorsprung, ihr Maximal-Vorsprung betrug bei wiederum kühler Witterung mit Regenschauern 22:30 Minuten. Auf dem Anstieg zum 1032 m hoch gelegenen Col de Marie Blanque fiel Rezze zurück.
Dahinter ließen die Favoriten nach dem Überschreiten der Grenze nach Frankreich beim Aufstieg wieder die Muskeln spielen. Auf dem Gipfel hatten Giro-Gewinner Indurain, Bugno, Claudio Chiappucci (beide Italien) und Charly Mottet (Frankreich) einen zum Teil schon bemerkenswerten Vorsprung auf LeMond, Breukink, Chioccioli, Fignon und Co. herausgefahren.
Aus der beabsichtigten Demonstration der Stärke wurde aber schon mehr: Der dreifache Tour-Gewinner Greg LeMond (USA), der schon am Samstag leichte Schwächen erkennen ließ, der Niederländer Erik Breukink und der Träger des Gelben Trikots, Zülle, kamen auf den letzten 40 km bis ins Ziel nicht mehr an dieses Quartett heran. In der Endabrechnung verloren die drei 15 Sekunden auf Indurain, Bugno, Mottet und Chiappucci.
Eine traurige Bilanz der ersten 20 Tour-Stunden seiner dreieinhalbjährigen Profi-Karriere im französichen "RMO"- Rennstall zog der gestürzte Marcel Wüst auf dem Krankenbett. "Mein Vorderrad ist auf der regennassen Straße weggerutscht. Ich hab's in meiner Schulter krachen gehört - es hat höllisch weh getan", sagte der 24jährige Kölner, nachdem sich die erste Diagnose vom Bruch des rechten Schlüsselbeins im Krankenhaus von San Sebastian erhärtet hatte.
Wüst, der sich als schneller Sprinter auf einen Etappensieg konzentriert hatte, muß im Begleitwagen seines Teams vielleicht noch bis Bordeaux durchhalten, bevor er nach Hause geflogen werden kann. Er fällt wahrscheinlich für vier Wochen aus und wird seinem Team besonders im Mannschaftszeitfahren am Mittwoch in Libourne über 63,5 km fehlen. dpa Tour de France 1994 nach England
Jean-Marie Leblanc, Direktor der Societe du Tour de France, hat beim Start der 79. Frankreich-Rundfahrt in San Sebastian bestätigt, daß die Tour 1994 in England Station machen wird. Gleichzeitig gab er bekannt, daß die Tour am 3. Juli 1993 in Vendee an der französischen Atlantikküste gestartet wird.
STUTTGART (dpa/VWD/FR). Der Filmhersteller Kodak übernimmt rückwirkend zum 1. Juli sein früheres Werk in Berlin-Köpenick. Der Betrieb war seit 1924 im Besitz des Unternehmens, wurde aber 1942 als "Feindvermögen" unter Zwangsverwaltung gestellt. Zu DDR-Zeiten wurden dort hauptsächlich Röntgenfilme produziert.
Kodak, Tochter des gleichnamigen US- Konzerns, wird nach Angaben des Vorstandes auch in der laufenden Periode wieder rote Zahlen schreiben. Im vergangenen Jahr war der Fehlbetrag von zuvor 29,7 Millionen auf 67,3 Millionen Mark angeschwollen. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf knapp 1,5 Milliarden. Der größere Verlust wird unter anderem mit den hohen Anlaufkosten für das neue Kopiererprogramm begründet. Gespart werden soll in diesem Jahr erneut an den Personalkosten, indem Stellen in nicht beziffertem Ausmaß abgebaut werden. 1991 wurde die Belegschaft um etwa 200 auf 4000 Männer und Frauen verringert.
SEELINGSTÄDT, 6. Juli (dpa). Etwa 25 Kilogramm Natur-Urankonzentrat sind bei einem Unfall im thüringischen Wismut-Zwischenlager Seelingstädt freigesetzt worden. Der Zwischenfall ereignete sich bereits am 1. Juli und wurde vom Umweltministerium erst am Montag mitgeteilt. Bei Verladearbeiten in einer Halle sei eines der Fässer mit dem Konzentrat abgestürzt, hieß es. Dabei sei es zur Freisetzung von radioaktiver Strahlung gekommen. Da die Beschäftigten Schutzmasken getragen hätten, sei kein Schaden entstanden. Die Lagerhalle sei inzwischen versiegelt. Die Verladearbeiten seien bis zur Beendigung der Reinigung eingestellt worden. In Seelingstädt lagern derzeit etwa 800 Tonnen des Urankonzentrats.Triste Aussichten für Kuba
HAVANNA, 8. Juli (dpa). Die Kubaner müssen sich auf eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage gefaßt machen. Das kündigte Staats- und Parteichef Fidel Castro nach einem Bericht der Zeitung "Trabajadores" auf einer Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei an.
Die "Schwierigkeiten und Spannungen" würden wachsen, erklärte Castro dem Artikel zufolge. Zugleich vertrat er die Auffassung, das Volk werde "uns folgen, ohne den Mut zu verlieren, im Wissen, daß es keine andere Alternative" gebe. Das kubanische "Zentrum zum Studium der Weltwirtschaft" hatte zuvor prognostiziert, die Periode 1992/1993 werde die "schwerste" für Kuba werden.
Am vergangenen Samstag hatte die Elektrizitätsgesellschaft von Havanna mitgeteilt, der Strom werde in jeweils wechselnden Stadtteilen für täglich sechs Stunden abgeschaltet. Wegen des Ölmangels ist die Stromversorgung im ganzen Lande bereits seit längerem rationiert.
TENNIS
TURNIER der Fraien in Kitzbühel: Einzel, 1. Runde: Brjuchowez (Ukraine) -Muns-Jagerman (Niederlande) 6:4, 6:2, Szabova (CSFR) - Field (Australien) 6:7 (3:7), 6:3, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER in Bastad/Schweden: Holm (Schweden) - Karbacher (München) 6:3, 6:2.
Italiens Ringe-Europameister Yuri Chechi wird nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen können. Der Turner zog sich im Trainingslager von Ascoli einen Achillessehnenriß zu und wurde noch am selben Tag in Rom operiert.
SCHACH
INTERNATIONALES TURNIER in Brüssel: Lobron (Frankfurt) - Chalifman (Rußland) 1:1 (Blitz 2:0), Seirawan (USA) - Karpow (Rußland) 1,5:0,5.
Männer: 400 m: 1. Watts (USA) 45,60 Sekunden, 2. Black (Großbritannien) 45,63. 3. Valmon (USA) 45,75.
110 m Hürden (RW 4,0 m/Sekunde): 1. Jarrett (Großbritannien) 13,04, 2. McKoy (Kanada) 13,27, 3. Dees (USA) 13,32, 4. Foster (USA) 13,34.
Weitsprung: 1. George (USA) 8,12 (RW 2,6 m/ Sekunde), 2. Alli (Nigeria) 8,12 (RW 4,5 m/Sekunde).
Frauen: 400 m: 1. Perec (Frankreich) 51,18 Sekunden, 2. Miles (USA) 51,88.
100 m Hürden (RW 4,70 m/Sekunde): 1. Tolbert (USA) 12,66, 2. Piquereau (Fr) 12,70.
Ganze zwei Milliarden Dollar hat Taikichiro Mori im vergangenen Jahr verloren, weil die Preise seiner Grundstücke in Tokio und die Aktienkurse fielen. Allzu traurig muß der 88jährige Japaner (dpa-Bild) darüber gleichwohl nicht sein. Vermutlich ist er nämlich immer noch der reichste Mann der Welt. In der jüngsten Ausgabe des US-Wirtschaftsmagazins Forbes wird das Vermögen des ehemaligen Wirtschaftsprofessors mit 13 Milliarden Dollar beziffert. In der Länderliste mit den meisten Milliardären allerdings liegt Japan nach den USA und Deutschland erst an dritter Stelle.
Zweiter in der Einzelwertung wurde ebenfalls ein Japaner: Der Grundstücks- und Konzernbesitzer Yoshiaki Tsutsumi. Sein Vermögen wird auf zehn Milliarden Dollar taxiert - wenn es stimmt, daß er an seinem Familienkonzern Kokudo nur mit 40 Prozent beteiligt ist. In Tokio allerdings sind viele Experten überzeugt, daß es sich bei den übrigen Anteilseignern um Strohmänner handelt. Wenn Tsutsumi Alleineigentümer ist, wäre er mit einem Vermögen von rund 25 Milliarden Dollar bei weitem der reichste Mann der Welt.
Die beiden Japaner verfügen über ihren Geldschatz allein, während in den USA oder in Deutschland meist Familien als Milliardäre ausgewiesen werden. So kommt der im amerikanischen Einzelhandel tätige Walton- Clan immerhin auf 23 Milliarden Dollar Besitz. Auch die US-Chemiedynastie du Pont (8,6 Milliarden Dollar) und die Süßwaren-Familie Mars (acht Milliarden) nagen nicht am Hungertuch. Reichster Einzelamerikaner ist der 34jährige William Gates. Seit er sein Studium in Harvard "schmiß" und die Computer-Softwareforma Microsoft gründete, hat er sein Vermögen auf geschätzte 6,4 Milliarden Dollar ausgebaut.
Vor Gates allerdings rangiert auf Platz sieben der Forbes-Liste ein Deutscher: Supermarktkönig Erivan Haub hat 6,9 Milliarden Dollar im Tresor aufgehäuft. Ihm auf den Fersen sind hierzulande die Haniel-Familie (6,4 Milliarden), die "Aldi"-Brüder Albrecht (5,1 Milliarden), die Waschmittel-Dynastie Henkel (4,3 Milliarden) und die Familie Quandt, die vor allem BMW ihr eigen nennt und auf vier Milliarden Dollar taxiert wird. dpa/FR
SANTIAGO, 7. Juli (dpa). Der chilenische Außenminister Enrique Silva Cimma hat dementiert, daß der frühere DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker einen gültigen Reisepaß hat. Der Minister sagte am Montag in Santiago, entsprechende Versionen "wurden heute vom Sonderbotschafter James Holger" als falsch bezeichnet. Honeckers Frau Margot hatte einer deutschen Zeitung erklärt, das Ehepaar sei im Besitz gültiger Pässe. Silva Cimma hat nach seinen Worten Frau Honecker gebeten, keine weiteren Äußerungen zu machen.
BONN, 6. Juli (dpa). Die Ausbildung zum Arzt in Deutschland soll in den nächsten zehn Jahren radikal umgestellt und vor allem patientennäher sowie kürzer werden. Nach sechs Jahren soll der approbierte Arzt künftig fertig sein. Dieses Ziel verfolgen Leitlinien, die der Wissenschaftsrat am Montag vorlegte. Jahrelang sei nur "herumgedoktert" worden, jetzt müsse es etwas "Revolutionäres" sein, wenn das verkrustete System geändert werden soll, sagte dessen Vorsitzender, Dieter Simon, in Bonn. Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz seien bereit, schnell mit entsprechenden Modellversuchen zu beginnen.
In den alten Bundesländern sind derzeit rund 10 000 Medizinstudenten eingeschrieben. Es sei schon lange kein Geheimnis, sagte Simon weiter, daß es mit der Medizinerausbildung nicht zum besten stehe. Die Grundstrukturen dieses Studiums stammten noch aus dem 19. Jahrhundert und seien bis heute nicht grundlegend verändert worden. Allein zur Approbationsordnung habe es zahllose Änderungen gegeben. Die Vorschläge zielen auf ein fachübergreifendes Studium statt zunehmender Zersplitterung. Es soll unmittelbar mit dem Menschen und seinen Krankheitserscheinungen beginnen. Naturwissenschaftliche Fächer wie Physik und Chemie, die bislang am Anfang standen, sollen integriert werden. Es soll eine Gliederung in ein Kernstudium, das Dreiviertel des Stoffes verbindlich festschreibt, und ergänzende Wahlpflichtfächer sowie eine Konzentration des Studiums auf fünf Jahre geben. Gegenwärtig muß mit mindestens acht Jahren bis zur Zulassung gerechnet werden. Möglichst früh soll der Kontakt zu Patienten einsetzen.
Am Ende der Ausbildung steht nach den Leitlinien der berufsqualifizierende Abschluß als Mediziner mit der Berechtigung zur Promotion. Dem soll eine einjährige Praxisphase folgen. Neu ist auch, daß der Studienverlauf in der Medizin nach Studienjahren und nicht mehr nach den herkömmlichen Semestern organisiert werden soll.
BONN, 6. Juli (dpa). Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm hat der Bundesregierung völliges Versagen bei der Bewältigung der schwierigen Probleme in Deutschland vorgeworfen. Die Ankündigung der Koalition, bis zur Sommerpause zu Lösungen zu kommen und Konflikte beizulegen, sei nicht eingehalten worden, sagte Engholm am Montag in Bonn. Das Regierungsbündnis von Union und FDP präsentiere sich vielmehr "ohne inneren Halt" und werde nur noch von der Angst vor dem endgültigen Bruch getrieben.
Der SPD-Parteichef hielt Bundeskanzler Helmut Kohl Unfähigkeit angesichts der großen Aufgabe beim Zusammenwachsen der Deutschen vor. Seine Regierung gefährde den sozialen Ausgleich. Dies zeigten die Vorschläge zur Gesundheitspolitik und zur Pflegeversicherung sowie die unsinnige Diskussion um die Karenztage und die "völlige Hilflosigkeit" bei der Bekämpfung der Wohnungsnot. Als "Kampfansage" an die soziale Gerechtigkeit bezeichnete Engholm die Streichung bei der Arbeitsförderung. Die Behauptung der Koalition, es werde keine weiteren Steuererhöhungen geben, nannte er "abenteuerlich".
BONN, 6. Juli (dpa). Knapp zwei Wochen nach der vom Bundestag beschlossenen Fristenlösung haben bislang 219 Unionsabgeordnete die Klageschrift unterzeichnet, um das neue Abtreibungsrecht vom Verfassungsgericht in Karlsruhe überprüfen zu lassen. Für die Klageerhebung sind 221 Unterschriften notwendig, was einem Drittel der Mitglieder des Bundestages entspricht. Ein Sprecher der Unionsfraktion zweifelte am Montag in Bonn nicht daran, daß diese Zahl noch vor der Sitzung des Bundesrats erreicht wird, der an diesem Freitag über das Gesetz berät.
Die Unionsfraktion hat dagegen noch nicht darüber entschieden, ob das Inkrafttreten des Gesetzes durch das Beantragen einer Einstweiligen Anordnung bis zur Urteilsverkündung des Verfassungsgerichts verhindert werden soll. Falls der Bundesrat der Fristenlösung mit Beratungspflicht mehrheitlich zustimmt, erlangt das neue Abtreibungsrecht durch die Unterzeichnung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker und die anschließende Veröffentlichung im Bundesanzeiger Gesetzeskraft.
BONN, 6. Juli (dpa). Die Bundesregierung plant nach Aussage ihres Sprechers Norbert Schäfer "derzeit" keine Steuererhöhungen - auch nicht beim Mineralöl. Schäfer wandte sich am Montag gegen Spekulationen, eine Erhöhung der Mineralölsteuer solle zur Sanierung der hochverschuldeten Bundes- und Reichsbahn bei deren angestrebter Strukturreform dienen. Finanzminister Theo Waigel (CSU) hatte zuvor im Deutschlandfunk erklärt, niemand könne sagen, wie sich in den nächsten Jahren jede einzelne Steuer entwickle. Bei der Bahn sei es Ziel, mit europäisch abgestimmten Straßengebühren das Sanierungsproblem zu lösen.
Die SPD-Finanzexperten Ingrid Matthäus-Maier und Joachim Poß kritisierten, die erst in der vergangenen Woche vom Bonner Kabinett beschlossene Finanzplanung bis 1996 sei "schon geplatzt, bevor sie überhaupt gedruckt vorliegt". Der Bahn fehlten in den nächsten zehn Jahren bis zu 400 Milliarden Mark, für die Waigel nicht ausreichend Vorsorge getroffen habe.
BONN, 6. Juli (dpa). Für ihre gemeinsame Aktion eines Bürgerbegehrens für eine Einschränkung und besseren Kontrolle der Politiker- und Parteieneinkommen haben der Bund der Steuerzahler und die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher nach eigenen Angaben bislang rund 25 000 Unterschriften gesammelt. Die ersten 10 000 Unterschriften übergaben sie am Montag in Bonn Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU). Die "Flut von Bürgerbegehren" bedeute kein Querulantentum, betonte der Präsident des Steuerzahlerbundes, Armin Feit. Vielmehr meldeten sich hier selbstbewußte Bürger, die sich Sorgen machten um die Erhaltung und Wiederherstellung politischer Kultur.
Nach Einschätzung von Hildegard Hamm-Brücher haben zu dem hohen Engagement neu bekanntgewordene Fälle von "Politiker-Selbstversorgung", aber auch die "mutige Intervention des Bundespräsidenten" über die Notwendigkeit einer wachsamen Bürgergesellschaft beigetragen. Die Demokratie müsse direkter werden, sagte sie.
Süssmuth erklärte zu der Unterschriftenaktion, daß sachliche Überprüfung statt überzogener und pauschalierender Kritik notwendig sei.
LISSABON, 6. Juli (AFP). Waldbrände, die am Samstag in Portugal südlich der Flußmündung des Tage, in der Region von Setubal, ausgebrochen sind, haben bereits 900 Hektar Pinienwald und Buschwerk vernichtet. Das geht aus einer Bilanz hervor, die die Feuerwehr der 70 Kilometer südlich von Lissabon gelegenen Region am Sonntag veröffentlichte.
HALLE, 6. Juli (AFP). Mehrere ostdeutsche CDU-Bundestagsabgeordnete haben sich gegen die Entwicklung eines kostengünstigeren Jägers 90 (Jäger 2000) ausgesprochen. Die Bedrohung aus dem Osten existiere nicht mehr, und die finanziellen Probleme in Ostdeutschland seien riesig, sagte der Hallenser CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Lischweski dem "Mitteldeutschen Express" in Halle. Daher sei auch ein billigerer Jäger 90 unverantwortlich und müsse verhindert werden.
Die Mehrheit der CDU-Abgeordneten in der Landesgruppe Sachsen-Anhalt sei gegen den Billig-Jäger, sagte der CDU-Politiker Hans-Joachim Sopart. Aus seiner Sicht sei auch die Billig-Version aus militärstrategischen und finanziellen Gründen mittelfristig nicht tragbar.
ERBIL, 6. Juli (AFP). Unter der Leitung von Ministerpräsident Fuad Maassum ist im nordirakischen Erbil die erste kurdische Regierung gebildet worden. Oberste Priorität sei es, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, teilte Maassum am Sonntag abend mit. Das Ausland solle nur im äußersten Notfall um Hilfe gebeten werden. Ferner sollten im Parlament, das am Donnerstag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentritt, schnell Gesetze verabschiedet werden, um die Ordnung im Lande zu gewährleisten. Schließlich strebe seine Regierung an, eine funktionierende Verwaltung zu schaffen.
"Kurdistan ist ein sehr reiches Land und hat viele Rohstoffe", sagte Maassum. Er hoffe, daß die Fabriken, die die Produktion schon seit mehr als einem Jahr ausgesetzt hätten, bald wieder öffneten. Damit solle vielen Kurden in Nordirak und auch Teilen der Peschmerga Arbeit gegeben werden. Als Peschmerga werden die kurdischen Guerilla-Kämpfer bezeichnet, die sich mit Waffengewalt gegen das Regime Saddam Husseins wehren. Die Regierung unter Leitung des 54 Jahre alten Philosophieprofessors Maassum wurde nach den ersten freien Wahlen der Kurden im Nordirak am 19. Mai gebildet. Diese waren von der irakischen Führung für illegal erklärt worden. Maassum ist Mitglied des Politbüros der Patriotischen Union Kurdistans von Dschalal Talabani. Den Vorsitz des Parlaments führt Dschawler Namik, ein Mitglied des Politbüros der Demokratischen Partei Kurdistans von Massud Barsani. Je 50 der 105 Sitze im Parlament entfallen auf die Partei Barsanis und auf die Patriotische Union Kurdistans unter Talabani, die jetzt den Regierungschef stellt. Fünf Sitze waren für die christlichen Parteien reserviert.
Die Regierung Maassums, dessen Stellvertreter und Innenminister Roch Nuri der konkurrierenden Demokratischen Partei Kurdistans angehört, setzt sich aus 15 Mitgliedern zusammen. Darunter befindet sich eine Frau, Kafie Suleyman, die für die Betreuung der Kommunen und Tourismus verantwortlich ist.
ERIWAN, 6. Juli (AFP). Wegen des Krieges in Berg Karabach hat der armenische Präsident Lewon Ter-Petrossjan seine Teilnahme an dem Gipfel der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) am Montag in Moskau abgesagt. Dies wurde von offizieller Seite in der armenischen Hauptstadt Eriwan mitgeteilt. Unklar blieb, ob Armenien einen Vertreter des Präsidenten auf den Gipfel entsenden würde. In Berg Karabach, der armenischen Enklave in Aserbaidschan, hatten aserbaidschanische Truppen am Wochenende die strategisch wichtige Stadt Mardakert erobert. In einer gemeinsamen Erklärung beschuldigten die armenische Regierung und das Parlament die aserbaidschanische Führung in der Nacht zum Montag, für die "militärische Eskalation" verantwortlich zu sein.
QUITO, 6. Juli (AFP). Der konservative Politiker Sixto Duran Ballen hat ersten Hochrechnungen zufolge am Sonntag die Präsidentschaftswahlen in Ecuador gewonnnen. Nach Schätzungen des ecuadorianischen Fernsehens und der Presse setzte Duran (Bild: AP) sich in einer Stichwahl mit 51 bis 56 Prozent der abgegegeben Stimmen gegen den rechtsgerichteten Bewerber Jaime Nebot Saadi durch, der zwischen 39 und 45 Prozent der Stimmen erreichte. Damit gilt als sicher, daß
der 70 Jahre alte Architekt Duran von der Partei der Republikanischen Einheit (PUR) am 10. August für vier Jahre die Nachfolge des sozialdemokratischen Präsidenten Rodrigo Borja antritt. Amtliche Ergebnisse der Wahlen wurden nicht vor Montag nachmittag erwartet.
STRASSBURG, 6. Juli (AFP). Eine 24 Jahre alte Lehrerin ist am Sonntag in Straßburg aus der fünften Etage in die Tiefe gestürzt, als sie versuchte, aus einem Zimmer zu entkommen, in das ihre Schwester sie eingeschlossen hatte. Nach Polizeiangaben erlag die junge Frau wenige Stunden später ihren Verletzungen. Die beiden Schwestern hatten sich gestritten. Daraufhin hatte die 15jährige Schwester die Lehrerin in ein Zimmer eingeschlossen. Diese habe versucht, sich an einem Bettlaken in die vierte Etage abzuseilen. Dabei sei sie jedoch zwölf Meter in die Tiefe gestürzt.
MOSKAU, 6. Juli (dpa). Um die Unterschrift des Protokolls über die stufenweise Wiedererrichtung der deutschen Autonomie im Gebiet der früheren Autonomen Wolgarepublik ist es am Montag in Moskau zu diplomatischen Unstimmigkeiten gekommen. Wie der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Roland Bachmeier, am Montag abend sagte, mußte die Unterzeichnung "wegen einiger Koordinierungsschwierigkeiten" auf kommenden Freitag verschoben werden.
Bei der Ankunft von Staatssekretär Horst Waffenschmidt, der das Dokument am Montag nachmittag mit dem russischen Vize-Regierungschef Waleri Macharadse unterzeichnen sollte, erfuhr die deutsche Delegation, daß die russische Seite offenbar auf eine Unterzeichnung nicht vorbereitet war. Waffenschmidt will sich in den nächsten Tagen im Altai-Gebiet, an der Wolga und in der Südukraine über die Ansiedlung der Rußlanddeutschen informieren. Waffenschmidt versicherte, daß der russische Regierungschef, Jegor Gaidar, einer Unterzeichnung am heutigen Montag bereits vergangene Woche zugestimmt habe.
MONTEVIDEO, 6. Juli (AFP). Die Volksbefragung, ob in Uruguay ein Referendum über die Privatisierung von Staatsunternehmen anberaumt werden soll, ist am Sonntag mangels Beteiligung gescheitert. Weniger als die notwendigen 25 Prozent der Stimmberechtigten nahmen an der Befragung teil.
GENF, 6. Juli (AFP). Die Ehefrau des französischen Staatschefs, Danielle Mitterrand, ist am Montag bei einem Besuch im irakischen Kurdengebiet nur knapp einem Attentat entgangen. Bei dem Anschlag durch eine Autobombe in der Nähe der Stadt Suleymanieh seien aber mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen, wurde aus UN-Kreisen in Genf bekanntgegeben. Weitere Einzelheiten waren bis Redaktionsschluß nicht bekannt.
LIBREVILLE, 6. Juli (AFP). Fünf Oppositionelle sind in Ebebiyin im Norden von Äquatorialguinea von der Polizei festgenommen worden. Nach Angaben aus Kreisen der Opposition wollten die Festgenommenen in Ebebiyin ein Parteitreffen organisieren. Politische Zusammenkünfte müssen in Äquatorialguinea beim Geheimdienst angemeldet werden.
PASEWALK, 6. Juli (AFP). Die Staatsanwaltschaft in Stralsund hat Haftbefehl wegen fahrlässiger Tötung gegen zwei Jäger erlassen, die zwei illegale Grenzgänger in einem Kornfeld nahe der polnischen Grenze erschossen haben sollen. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Rudolf von Samson am Montag mitteilte, handelte es bei dem Vorfall offensichtlich um einen Jagdunfall. Allerdings seien die Schützen nach der Tat geflüchtet.
Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatte eine Gruppe von rund 20 illegalen Grenzgängern aus Rumänien am Montag vergangener Woche in der Morgendämmerung die deutsch-polnische Grenze im Kreis Pasewalk überwunden. Als sie ein Kornfeld durchquerten, wurden sie von Motorengeräuschen überrascht und duckten sich daraufhin in das niedrige Getreide. Als die beiden Führer der Gruppe sich aufrichteten, um die Lage auszukundschaften, fielen Schüsse. Erst mittags entdeckte ein Mähdrescherfahrer die beiden Toten im Getreide.Kurswechsel in Ecuador erwartet Konservativer Duran gewinnt Präsidentschaftswahlen
QUITO, 6. Juli (AFP/dpa). In Ecuador steht nach dem Sieg des konservativen Politikers Sixto Duran Ballen bei den Präsidentschaftswahlen vom Sonntag eine politische Richtungsänderung bevor. Der 70jährige Architekt von der Partei der Republikanischen Einheit (PUR) und Befürworter der freien Marktwirtschaft wird den Sozialdemokraten Rodrigo Borja ablösen, der als einer der letzten Anhänger staatlicher Wirtschaftskontrolle in Lateinamerika gilt.
Nach ersten Hochrechnungen des Fernsehens erhielt der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Quito 57,7 Prozent der Stimmen, 15 Prozent mehr als sein Rivale, der Christdemokrat Jaime Nebot. Duran war im ersten Wahlgang als stärkster Kandidat aus einer konservativen Sammlungsbewegung hervorgegangen, mußte aber zur Stichwahl gegen Nebot antreten. Das amtliche Endergebnis dürfte frühestens in der kommenden Woche vorliegen.
Auf wirtschaftlichem Gebiet befürwortet Duran die "Rückkehr zum freien Unternehmertum - in Ecuador wie im Rest der Welt". Seinen Wahlsieg wertete er als "Widerspiegelung dessen, was weltweit geschieht". Ecuador glaube nicht mehr an die Linke. Im Zuge der von ihm geplanten Wirtschaftsreform will er zahlreiche Unternehmen, die unter Borja verstaatlicht wurden, reprivatisieren und ausländische Investoren in das südamerikanische Land holen. Außerdem hat er sich vorgenommen, eine Lösung für die Schuldenkrise zu finden, die hohe Inflationsrate nach unten zu drücken und die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken.
Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten des Andenpaktes, in dem Ecuador, Bolivien, Kolumbien, Peru und Venezuela zusammengeschlossen sind, bezeichnete der Politiker als "schwierig". Notwendig sei jetzt der Abschluß bilateraler Verträge, wobei mit Kolumbien der Anfang gemacht werden sollte. Auch andere Regionen wie Mexiko, die USA und die Europäische Gemeinschaft müsse man als Absatzmärkte für ecuadorianische Ausfuhren im Auge behalten.
PARIS, 6. Juli (AFP). Der französische Atomphysiker Francis Perrin ist im Alter von neunzig Jahren am Samstag in Paris gestorben, teilte die Akademie der Wissenschaften am Montag mit. Perrin war an der Entwicklung der französischen Atom- und Wasserstoff-Bomben beteiligt.Freies Tanken in Bulgarien
MÜNCHEN, 6. Juli (AFP). Autoreisende nach Bulgarien brauchen künftig keine Kraftstoff-Gutscheine mehr. Wie der Autofahrerklub ADAC am Montag in München mitteilte, gibt es Benzin an den Zapfsäulen ab sofort direkt gegen bulgarische Währung. Zugleich wurde der Sprit erheblich billiger, um bis zu 83 Pfennige pro Liter. Entsprechend zahlen Touristen in Bulgarien für den Liter bleifreies Normalbenzin 52 Pfennige statt bisher 1,35 Mark. Verbleites Super kostet 53 Pfennige statt 1,24 Mark und der Liter Diesel 42 Pfennige statt bisher eine Mark. Bulgarien war das letzte europäische Land, in dem Urlauber bislang die Tankrechnung nicht bar begleichen konnten.
ANKARA, 6. Juli (AFP). Drei mutmaßliche Mitglieder der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) sind am Wochenende in den türkischen Kurdengebieten in Südostanatolien getötet worden. Die Regierung in Ankara teilte weiter mit, gegen 135 Kurden sei Haftbefehl erlassen worden, die vor einer Woche bei einer Straßenblockade festgenommen worden waren.
Die japanische Regierung hat sich während des Zweiten Weltkriegs direkt an der Einrichtung und dem Betrieb von Bordellen für ihre Truppen in Asien beteiligt. Dies gab die japanische Regierung in einem am Montag veröffentlichten Bericht erstmals öffentlich zu. Der Chefsekretär der Regierung, Koichi Kato, räumte ein, Regierung und Armee hätten die Rekrutierung koreanischer und anderer asiatischer Prostituierter direkt gefördert. Er bestritt jedoch, daß die betroffenen Frauen zur Prostitution gezwungen worden seien.
Japan hatte vor sechs Monaten auf Druck Südkoreas Untersuchungen über die damaligen Vorfälle eingeleitet, nachdem neun Frauen aus Südkorea bei japanischen Gerichten Schadenersatzforderungen erhoben hatten. Sie versichern, sie seien während des Zweiten Weltkriegs von der japanischen Besatzungsarmee zur Prostitution gezwungen worden. Dem am Montag veröffentlichten Bericht zufolge sind auch in China, Taiwan und auf den Philippinen Frauen als Prostituierte für japanische Soldaten rekrutiert worden.
Als Grund für die Einrichtung der Armee-Bordelle gab Kato an, die japanische Armee habe die Vergewaltigung von Zivilistinnen in den besetzten Gebieten zu verhindern versucht. Die Bordelle sollten außerdem dazu dienen, die Moral der Truppen und die Disziplin aufrechtzuerhalten und die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten zu verhindern.
Eine Organisation zur Unterstützung taiwanesischer Frauen erklärte am Sonntag, sie werde die japanische Regierung zur Entschädigung der betroffenen Frauen drängen. Nach einer Studie der Organisation wurden 225 taiwanesische Frauen von der damaligen japanischen Militärregierung unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Prostitution gedrängt oder dazu gezwungen. Nach verschiedenen Schätzungen arbeiteten zwischen 100 000 und 200 000 asiatische Frauen, die meisten von ihnen Koreanerinnen, in den Bordellen der japanischen Besatzungsarmee.
Die Auseinandersetzung um das Schicksal der jungen Frauen hatte zu erheblichen Verstimmungen zwischen der japanischen und der südkoreanischen Regierung geführt. Tokio vertritt den Standpunkt, daß Ansprüche auf Entschädigungen mit der Normalisierung der südkoreanisch-japanischen Beziehungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erloschen sind. Bereits im Januar hatte sich jedoch der japanische Premierminister Kiichi Miyazawa bei der Regierung Südkoreas entschuldigt. Kato bekräftigte am Montag diese Entschuldigung und unterstrich, seine Regierung erwäge, den Frauen in irgendeiner Form Unterstützung zukommen zu lassen. (AFP)
KAIRO, 7. Juli (AFP). Mit einer pessimistischen Bilanz über die Lage der Menschenrechte im arabischen Raum schließt der Jahresbericht der "Arabischen Organisation für Menschenrechte" für 1991. Die Menschenrechtsorganisation kam in der ägyptischen Hauptstadt Kairo zu dem Ergebnis, "daß die Erfolge, die auf einigen Gebieten erzielt wurden, von den Niederlagen auf anderen Gebieten verdunkelt sind".
Abgesehen von konstitutionellen Unzulänglichkeiten, sei "der Graben zwischen Gesetz und Praxis" das schwerwiegendste Problem. Es sei jedoch zu bemerken, daß die Lage in den verschiedenen arabischen Staaten unterschiedlich gravierend sei.
Was die zivilen und politischen Rechte angehe, so die Organisation, "erreichen sie auch im besten Falle nicht das Niveau der internationalen Konventionen", denen sich die arabischen Staaten verpflichtet hätten.
KABUL, 7. Juli (AFP). Afghanistans neuer Ministerpräsident Ustad Abdel Sabur Farid von der radikal-fundamentalistischen Partei Hezb-e Islami hat am Montag abend mit eintägiger Verspätung sein Amt in der islamischen Interimsregierung in Kabul eingenommen. Seine Ankunft war verschoben worden, nachdem sich Mitglieder seiner Miliz am Wochenende Kämpfe mit usbekischen Rivalen geliefert hatte, bei denen hundert Einwohner Kabuls getötet worden waren.
LONDON, 7. Juli (AFP). Ein Gericht in Großbritannien hat am Montag der Sterilisation einer geistig behinderten Frau zugestimmt, obwohl ein Gutachter dies als Verstoß gegen die "elementaren Rechte der Behinderten" gewertet hatte. Die Mutter der 20jährigen möchte ihre Tochter sterilisieren lassen, weil sie gerne abends zum Tanzen ausgehe und nur in Ansätzen verstünde, welche Risiken sich damit verbänden.
Ein Psychiater, den das Gericht als Sachverständigen hinzuzog, vertrat den Standpunkt, daß eine Sterilisation die junge Frau elementarer Rechte beraube. Gleichwohl war er der Meinung, daß jegliches Risiko einer Schwangerschaft der 20jährigen ausgeschlossen werden müsse. Die Richter vertraten die Auffassung, daß eine Schwangerschaft für die junge Frau eine Tragödie darstellen würde. Sie befände sich geistig auf dem Entwicklungsstand einer Siebenjährigen, leide an Epilepsie und Taubheit und sei unfähig, sich selbst zu schützen.
PARIS, 7. Juli (AFP). Jean-Christophe Mitterrand, der älteste Sohn des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand, ist nicht mehr amtlicher Afrikaberater seines Vaters. Mitterrand junior wurde durch den französischen Botschafter in Togo, Bruno Delay, abgelöst.
Verhandlungen in Israel Koalition nimmt Formen an
JERUSALEM, 7. Juli (AFP). Nach den Worten des Generalsekretärs der israelischen Arbeitspartei, Mischa Harisch, soll "bis Ende der Woche ein Koalitionsabkommen" für eine Regierung unter seinem Parteichef Yitzhak Rabin unterzeichnet werden. Marish sagte in Jerusalem, die Koalition mit dem linksgerichteten Parteienbündnis Meretz und der nationalistischen Tsomet sei praktisch perfekt. Bei den Verhandlungen geht es vor allem um die jüdische Besiedlung der besetzten palästinensischen Gebiete. Die Meretz, die über zwölf Abgeordnete im neugewählten Parlament verfügt, verlangt das Einfrieren der Siedlungen und einen Baustopp für die rund 20 000 neuen Wohnungen, die geplant sind oder mit deren Bau bereits begonnen wurde. Die Tsomet mit acht Sitzen fordert die Fortsetzung einer intensiven Siedlungspolitik. Erfolgreich waren die Verhandlungen Rabins über eine Regierungsbeteiligung zweier orthodoxer Parteien. Vertreter der Vereinigten Tora Partei und der Schass sagten heute morgen im israelischen Rundfunk, sie seien sich mit der Arbeitspartei über ein Regierungsprogramm einig. Während Tsomet-Führer Rafael Ejtan die israelischen Araber am Montag als "Feinde" bezeichnete, zeigte sich der designierte Ministerpräsident Rabin "beschämt" über die schlechten Lebensbedingungen der rund 700 000 Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft.
Nach einem Bericht des israelischen Rundfunks sagte Rabin am Montag bei einem Treffen mit kommunistischen Abgeordneten, er sei "als Jude und als Israeli beschämt" über die Lage der israelischen Araber, die juristisch, wirtschaftlich und sozial benachteiligt seien. Mehr als die Hälfte der Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft lebt nach einer Untersuchung unter der Armutsgerenze.
NEUHOF, 6. Juli (lhe). Ein 23jähriger Student aus Bielefeld ist in der Nacht zum Montag bei einem Unfall in Neuhof (Kreis Fulda) in seinem Auto verbrannt. Nach Mitteilung der Polizei hatte der Autofahrer versucht bei durchgezogener Linie mit Signaltafeln, die einen Fahrrichtungswechsel verhindern sollen, einen Parkplatz auf der Gegenfahrbahn anzufahren. Dabei stieß er mit dem Wagen eines entgegenkommenden 75jährigen zusammen. Dieser und seine Frau wurden beim Aufprall leicht verletzt. Für den 23jährigen kam jede Hilfe zu spät.
In Hauneck-Unterhaun (Kreis Hersfeld-Rotenburg) kam am Montag morgen ein 21jähriger Mann aus Unterhaun ums Leben, als er mit seinem Wagen wegen überhöhter Geschwindigkeit gegen eine Leitplanke und dann gegen einen Baum raste. Er starb in den Trümmern seines Wagens.
LIMBURG. Die Landesregierung ist auf der Suche nach einer verkehrspolitischen Modellstadt. Dazu solle noch in dieser Woche der Wettbewerb "Sozialökologischer Verkehr" ausgeschrieben werden, berichtete die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Senta Seip, in Limburg. Auf Antrag ihrer Fraktion stelle Hessen dafür 900 000 Mark zur Verfügung.
Der Wettbewerb solle der Verkehrssicherheit sowie verbesserten Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger dienen, den öffentlichen Nahverkehr stärken und die Mobilität der sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen fördern. "Preiswürdig" seien etwa die Verringerung des motorisierten Individualverkehrs und Kommunen mit "kurzen Wegen", in denen die "Nähe wiederentdeckt" werde. lhe
WIESBADEN. Als Bestätigung der Tierschutzpolitik des Landes hat Hessens Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) die Forderung des Bundesrats begrüßt, daß Pelztiere künftig nur noch in Gehegen gehalten und mit tierschutzgerechten Methoden getötet werden dürfen. Mit diesem Beschluß habe die Länderkammer ein deutliches Signal an die Adresse der Bundesregierung gegeben, tierschutzrechtlich auf nationaler Ebene tätig zu werden, ohne die Entwicklung EG-einheitlicher Vorschriften abzuwarten, sagte die Ministerin.
Nach den Vorstellungen des Bundesrats, der damit inhaltlich einem Antrag Hessens folgte, sollen Pelztierfarmen künftig genehmigungspflichtig sein. Die Käfighaltung von Pelztieren wird verboten, die Tiere sollen statt dessen in geräumigen und artgerechten Gehegen mit Ruheplätzen und Rückzugsmöglichkeiten gehalten werden. Nerze und Sumpfbiber müssen ein Wasserbecken zum Schwimmen haben, Füchse sollen lockeren Boden zum Graben vorfinden. lhe
Hessens Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) wird voraussichtlich bis Mitte Juli über die Neubesetzung der seit Februar vakanten Stelle des Tierschutzbeauftragten des Landes entscheiden. Die Position war ausgeschrieben worden, nachdem der Vertrag mit dem früheren Beauftragten Ilja Weiss Ende Januar "in gegenseitigem Einvernehmen" aufgelöst worden war. Wie das Ministerium auf Anfrage mitteilte, haben sich insgesamt rund 60 Bewerber für die Stelle gemeldet.
RODGAU. Ein 53jähriger Autofahrer aus Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) ist am Montag morgen auf der Bundesstraße 45 zwischen Hanau und dem Rodgauer Stadtteil Weiskirchen (Kreis Offenbach) von einem Bus getötet worden. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Bus vor einem Kreisel den Personenwagen unter einen stehenden Lastwagen geschoben. Während der 53jährige nur noch tot aus dem Wrack geborgen wurde, mußte seine zwei Jahre jüngere Frau, die auf dem Beifahrersitz saß, mit schwersten Verletzungen von einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Die Fahrerin des Busses, der im Auftrag der amerikanischen Streitkräfte unterwegs war, erlitt einen Schock.
Für die Bergungsarbeiten wurden die Bundesstraße und ein Autobahnzubringer für zwei Stunden gesperrt. Rund um das Hanauer Kreuz kam es zu erheblichen Behinderungen. lhe
Das Jazz-Ensemble der Van Nuys Highschool aus Kalifornien ist vom 8. bis 11. Juli bei der Jugendmusikschule in Klein in Weilburg an der Lahn zu Gast.
Die international bekannten Musiker werden am Donnerstag, 9. Juli, ab 17 Uhr in Weilburg auf dem Marktplatz bei freiem Eintritt ein Konzert geben.
Das Orchester besteht aus 25 Mitgliedern, Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren. Das junge Orchester pflegt verschiedene Spielrichtungen des Jazz, wie Swing, Bebob, Blues und hat in den USA bereits eine Anzahl von höchsten Auszeichungen erhalten. lhe
KASSEL. Der amerikanische documenta-Künstler Frederic Matys Thursz ist im Alter von 62 Jahren in Köln gestorben, wo er sich nach einem Zusammenbruch im Juni einer Herzoperation unterziehen mußte. Der in Casablanca geborene Thursz war zum ersten Mal auf der documenta vertreten; seine im Fridericianum präsentierten drei großformatige monochromen Bilder konnte er dort selbst nicht mehr in Augenschein nehmen. lhe
WIESBADEN. Für das "Wohnungsbaumodell Hessen" sind von den für dieses Jahr bereitstehenden 165,73 Millionen Mark im ersten Zuteilungsdurchgang 85,553 Millionen Mark für den Bau von 1904 Wohnungen ausgezahlt worden. Das gab der Staatssekretär im Ministerium für Landesentwicklung, Rolf Praml (SPD), in Wiesbaden bekannt. Damit sei der entscheidende Schritt auf dem Weg zu dem von der Landesregierung angepeilten Ziel, 3300 Wohnungen im sogenannten vierten Förderungsweg zu schaffen, getan.
Das Wohnungsbaumodell Hessen ist nach Pramls Angaben vor allem für Durchschnittsverdiener gedacht. Es werde ein 60prozentiger Zuschlag auf die zwölf Jahre alten und längst überholten Einkommensgrenzen gewährt. Das Vorhaben wird nach Aussage des Staatssekretärs aus zwei Töpfen bezahlt: 85 Millionen Mark kommen aus dem hessischen Mietwohnungsprogramm, 80,73 Millionen Mark aus dem Ballungsraum-Sonderprogramm von Bund und Ländern.
Von den bisher ausgezahlten mehr als 85 Millionen Mark gingen den Angaben nach 52,115 Millionen in den Regierungsbezirk Darmstadt (für den Bau von 1029 Wohneinheiten), 19,611 Millionen in den Regierungsbezirk Kassel (526) und 13,827 Millionen in den Regierungsbezirk Gießen (349). lhe
HILDERS. Ein 52jähriger Radfahrer ist bei Hilders in der Rhön beim Abbiegen von einem Porsche überrollt und tödlich verletzt worden. Nach Mitteilung der Polizei gehörte der aus Dipperz kommende 52jährige zu einer fünfköpfigen Radfahrergruppe. Vermutlich als die Radler nach links abbiegen wollten, wurde der 52jährige von dem entgegenkommenden Porsche seitlich angefahren und getötet. Über die genaue Unfallursache konnte die Polizei noch keine Aussage machen. lhe
PARIS/LILLE, 6. Juli (dpa/Reuter/AFP). Die französische Polizei hat am Montag morgen eine erste Autobahn-Blockade geräumt. Rund 100 Polizisten der Einsatztruppe CRS wurden kurz nach 8 Uhr bei einer Sperre auf der Autobahn Paris-Lille eingesetzt. Sie gingen auch mit Panzerfahrzeugen vor, meldete der französische Rundfunk. Einige Fernfahrer hätten zuvor freiwillig ihre Sperre südlich von Lille geräumt, hieß es. Die Blockade besteht seit einer Woche. Die Regierung in Paris hatte zuvor ihre Bereitschaft zum Durchgreifen deutlich gemacht. Sie will den umstrittenen "Punkte-Führerschein" nach Muster der Flensburger Verkehrssünderkartei keinesfalls zurücknehmen.
Im ganzen Land gab es auch am Montag weitere schwere Behinderungen. Besonders betroffen sind weiterhin die Autobahnen von Paris über Lyon in Richtung Mittelmeer. Auch bei Bordeaux sowie in der Normandie und der Bretagne gibt es Straßensperren, unter anderem, um den wichtigen Atlantikhafen Le Havre. Landesweit wurden zwischen 120 und 150 Sperren gezählt. Den Protestaktionen gegen den Punkteführerschein schlossen sich am Montag auch Lkw-Fahrer im mittelfranzösischen Zentralmassiv an, wo der Verkehr bisher flüssig lief.
Wegen der Blockaden gibt es zum Teil bereits Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff. Bauern, die die Eisenbahnstrecke zwischen Lyon und der Mittelmeerküste blockiert hatten, beendeten ihre Aktion am Abend.
Bis zu 10 000 Bahnreisende hatten wegen der Schienenblockade festgesessen. Die Bauern hatten dagegen protestiert, daß sie wegen der Fernfahrer-Proteste ihre Erzeugnisse nicht ausliefern können. Ein Sprecher der Bauern erklärte, noch sei nicht entschieden, ob die Proteste nicht fortgesetzt würden.
Der konservative Oppositionspolitiker Jacques Chirac kritisierte in einem Rundfunkinterview, die sozialistische Regierung habe den neuen Führerschein mit Strafpunkten zum falschen Zeitpunkt eingeführt und die Öffentlichkeit nicht genügend vorbereitet.
Kulturminister Jack Lang erklärte dagegen, die Franzosen müßten sich fragen, ob sie sich von einer einzigen Gruppe der Gesellschaft zur Geisel nehmen lassen wollten. Die Regierung will die Einführung der Verkehrssünderkartei nicht rückgängig machen.
Durch die Blockaden sind Städte wie Toulouse und Lyon weitgehend abgeschnitten. In Teilen des Landes sind frische Lebensmittel und Treibstoff bereits knapp. Auch die Tourismusbranche rechnet mit erheblichen Verlusten, weil viele Franzosen ihren Urlaub verschieben mußten.
LOS ANGELES, 6. Juli (Reuter). Eine Woche nach den schweren Erdbeben in Südkalifornien ist die Region am Sonntag von zwei schwächeren Nachbeben erschüttert worden. Das erste erreichte nach Angaben von Seismologen am California Institute of Technology die Stärke 5,5 auf der Richter-Skala, das zweite 4,2 Punkte. Der Abstand zwischen den beiden Nachbeben betrug 75 Minuten.
In Los Angeles erzitterten Wolkenkratzer, das erste Beben war auch im 350 Kilometer entfernten Las Vegas zu spüren.
HOUSTON, 6. Juli (Reuter). Die US-Raumfähre "Columbia" steht kurz vor der Einstellung ihres eigenen Langzeitrekords für Shuttle- Flüge. Am heutigen Montag um 15.14 Uhr MESZ wird der bisherige Rekord vom Januar 1990 eingestellt sein. Damals war die "Columbia" zehn Tage, 21 Stunden und eine Minute im Weltall geblieben. Die Fähre soll am Mittwoch morgen von ihrem dann 13tägigen Flug zur Erde zurückkehren und auf dem kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Edwards landen. Die vor elf Jahren gebaute "Columbia" ist die älteste der vier Raumfähren der US-Raumfahrtbehörde NASA.
Zur Person:
ANGELA MERKEL, stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende und Frauenministerin, hat eine Koordinierungsstelle für die Belange der neuen Länder im Kanzleramt gefordert. Neben der gemeinsamen Arbeit im Parlament sei es wichtig, "auch die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts und mit den neuen Ländern besser zu koordinieren", sagte die CDU- Politikerin der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". (Reuter)
LONDON, 6. Juli (Reuter). Kasachstan hat die Umgebung von Atomtestgeländen der früheren Sowjetunion auf seinem Territorium zu ökologischen Katastrophengebieten erklärt. Wie der russische Rundfunk am Montag meldete, handelt es sich um die Region Semipalatinsk und Gebiete bei Pawlodar und Karaganda. Die landwirtschaftliche Nutzung sei dort untersagt worden.
Der betroffenen Bevölkerung sei Entschädigung zugesagt worden, hieß es in der Meldung. Ausländische Experten wurden aufgerufen, bei der Schadensbeseitigung zu helfen.
NEW YORK, 6. Juli (Reuter/AFP). Im Offizierskorps der irakischen Armee hat nach einem Bericht der "New York Times" eine "Säuberungswelle" begonnen. Die Zeitung meldete am heutigen Montag unter Berufung auf US-Regierungskreise, Anlaß seien Berichte über einen geplanten Putsch gegen Staatschef Saddam Hussein.
Die USA beabsichtigten, ihre Planungen zur Schwächung Saddams zu intensivieren, meldete die "New York Times" weiter. Ein Regierungsvertreter habe gesagt, daß die USA in die Putschpläne verwickelt seien. Irak habe Berichte über die Säuberung zurückgewiesen.
Laut Zeitungsbericht ordnete Saddam die "Säuberung" nach Bekanntwerden der Umsturzpläne bei einem Treffen mit Offizieren an. Saddam habe das Vorhaben, ihn zu entmachten, den USA und Jordanien zugeschrieben.
Der "New York Times" zufolge ist der US-Geheimdienst CIA seit Ende 1991 ermächtigt, Aktivitäten zur Destabilisierung Saddam Husseins zu verstärken.
Die irakische Führung verwehrte am Sonntag einer UN-Delegation für die Überwachung chemischer Waffen die Inspektion des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad. Die von der US-Amerikanerin Karen Jansen geführte 16köpfige Kommission harrte jedoch während der vergangenen Nacht in fünf UN-Fahrzeugen vor dem Ministerium aus. "Die New Yorker UN-Zentrale hat uns empfohlen, die Stellung zu halten, damit wir in das Gebäude hinein können", sagte Karen Jansen. Sie gab zu verstehen, daß sie und ihre 16 Mitarbeiter nicht eher weggehen würden, bis ihre Aufgabe erfüllt sei. Mehrere Dutzend Zivilbeamte hatten das UN-Team am Zutritt gehindert. Polizei oder Militär waren im Umkreis des Gebäudes allerdings nicht zu sehen.
Die UN-Beobachter wollten in dem Ministerium nach Material über das Chemiewaffenarsenal Iraks suchen. Die Mitglieder des Sicherheitsrates waren nach ihren Angaben über das irakische Vorgehen informiert worden. Während viele Mitarbeiter des Ministeriums bereits nach Hause gegangen waren, blieben die UN-Mitarbeiter in der Nacht in ihren Fahrzeugen sitzen, lasen Zeitungen oder Bücher. Das irakische Fernsehen berichtete ausführlich über den neuen Machtkampf zwischen den UN und Irak.
Die irakische Führung begründete ihre Weigerung damit, daß sie um die Souveränität des Landes besorgt sei. Der Chef der irakischen Delegation, die die UN- Experten während ihres Aufenthaltes im Irak begleitet, Hussam Mohamed Amin, warf dem Beobachterteam "Spionage" vor. Eine Kontrolle des Agrarministeriums sei nicht von den Resolutionen des Sicherheitsrats gedeckt.
MÜNCHEN, 6. Juli (Reuter). Aus Protest gegen den Wirtschaftsgipfel der sieben führenden Industrienationen haben Unbekannte in der vergangenen Nacht einen Brandanschlag auf eine Zweigstelle der Deutschen Bank in München verübt. Die Täter schlugen nach Darstellung der Münchner Polizei ein Fenster der Bank ein und schleuderten zwei Molotow-Cocktails hinein. In den Büros wurden Möbel, Computer und Unterlagen vernichtet. Den Schaden schätzt die Polizei auf eine viertel Millionen Mark. Die Täter hinterließen am Tatort einen handgeschriebenen Zettel mit der Aufschrift: "Weltwirtschaftsgipfel angreifen". (Siehe auch Seite 3)
SIDON, 6. Juli (Reuter). Bei einem Streit um die Verteilung von Wasser sind im Palästinenserlager Ain el Hilweh im Süden Libanons ein Mensch getötet und fünf weitere verletzt worden. Wie am Montag aus Sicherheitskreisen verlautete, hatten Lagerbewohner am Sonntag abend gestritten, wer als erster seinen Wasserbehälter füllen durfte. Daraufhin seien zahlreiche Flüchtlinge mit Pistolen und Messern aufeinander losgegangen. Einige der Verletzten schwebten in Lebensgefahr. Das Lager liegt bei der Hafenstadt Sidon.
LEAVENWORTH, 6. Juli (Reuter). Sicherheitskräfte haben am Sonntag abend eine Häftlingsrevolte im US-Bundesgefängnis Leavenworth in Kansas niedergeschlagen. Bei den Auseinandersetzungen wurden ein Insasse getötet und drei weitere verletzt, wie ein Gefängnissprecher am Montag mitteilte. Ein Wärter erlitt leichte Verletzungen. Rund 300 der 1650 Häftlinge in dem Hochsicherheitstrakt hätten sich an der Meuterei beteiligt. Nach Angaben des Gefängnissprechers handelte es sich um eine spontane Aktion. Es habe keine Geiselnahme gegeben.
ROSENHEIM (rtr/FR). Der Nahrungsmittelkonzern Gebrüder März hat Appetit auf eine größere Beteiligung an der Fleisch-Gruppe Moksel. Zunächst wird offenbar der Erwerb von rund 33 Prozent des Kapitals anvisiert. Nach den Worten eines März-Sprechers geht es in den Verhandlungen "nur noch um Details". In Absprache mit Moksel sei schon für den 16. Juli eine Pressekonferenz geplant, um Einzelheiten der sich anbahnenden Transaktion zu nennen. Geschäftspolitik von März sei es im übrigen, bei Engagements Mehrheiten anzustreben. Das galt "und wird auch weiter gelten".
Dem Firmensprecher zufolge sind die Gespräche mit Moksel in einem sehr fortgeschrittenen Stadium und "auf gutem Wege". Auf die Frage, ob aus dem angesetzten Pressetermin zu folgern sei, daß man weitgehend einig sei, antwortet der März-Mann: "Das sehe ich so."
Die Übernahme einer Moksel-Mehrheit dürfte dem Rosenheimer Konzern, zu dem auch die Frankfurter Henninger- Brauerei gehört, nicht ganz leicht fallen. Bei den derzeitigen Gesprächen mit den Unternehmen geht es vor allem um das Anteilspaket von Alexander Moskel. Darüber hinaus sind keine weiteren Großaktionäre bekannt. Bei Zukäufen "wird es wohl der freie Markt sein", mutmaßt deshalb der März-Sprecher.
Die Finanzierung des Geschäfts soll bereits gesichert sein. "Die Sache wird natürlich teuer . . . sie ist aber realistisch" zu machen, heißt es bei März. Spekuliert wird, daß für das 33-Prozent-Paket gut eine Viertel Milliarde Mark zu berappen sind.
März hatte sich auf der vergangenen Hauptversammlung die Möglichkeit absegnen lassen, das Kapital von 40 Millionen auf 70 Millionen Mark aufstocken zu dürfen. Dies war von der Firmenspitze ausdrücklich für den Fall von Akquisitionen beantragt worden.
Der März-Konzern, bei dem die Gründerfamilie das Sagen hat, macht zwar den Großteil seines Umsatzes von zuletzt zwei Milliarden Mark inzwischen mit Getränken (zum Beispiel Biere der Marken Tucher, Henninger, EKU, Jever), verfügt aber auch über ein lukratives Fleischgeschäft (15 Prozent Erlösanteil) unter der Marke Marox. Moksel, mit rund vier Milliarden Mark Umsatz doppelt so groß wie März, ist vor allem im internationalen Fleischhandel und der -verarbeitung tätig.
Die beiden bayerischen Unternehmen waren in der Vergangenheit in die Kritik geraten, weil sie umfangreiche Kontakte zum früheren Devisenbeschaffer der DDR, Alexander Schalck-Golodkowski, unterhielten. März wie Moksel verteidigten die Geschäftsbeziehungen immer wieder.
BONN, 6. Juli (Reuter/AFP). Für Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) ist die Einführung eines Karenztages zur Finanzierung der Pflegeversicherung noch nicht endgültig beschlossen. Blüm sagte der "Westfälischen Rundschau", diese Regelung sei "kein Block, den man nicht mehr bewegen kann". Zunächst gehe er aber mit dem Koalitionsbeschluß zur Pflegeversicherung in die anstehenden Gespräche. Der FDP warf Blüm vor, nicht mehr zum Beschluß zu stehen.
Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) sagte, das von der FDP favorisierte Modell einer Pflegeversicherung nach dem Kapitaldeckungsverfahren sei "noch lange nicht tot". Die umlagenfinanzierte Pflegeversicherung werde nur kommen, wenn sie die Lohnnebenkosten nicht erhöhe. Um dieses Thema müsse sich die Union kümmern. Die Bringschuld hätten die, die das fragwürdige Modell vorgeschlagen hätten. Wenn es nicht der Karenztag sei, müßten sie sich "etwas anderes einfallen lassen".
Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Irmgard Schwaetzer sagte, die FDP habe den Vorschlag des Karenztages "aufmerksam aufgenommen". Es sei Sache der Union zu prüfen, ob er durchzusetzen sei.
Die SPD kündigte erneut Widerstand gegen die geplante Einführung von Karenztagen an. SPD-Fraktionschef Hans- Ulrich Klose und der Parteivorsitzende Björn Engholm warnten am Montag in Bonn "nachdrücklich" vor Eingriffen in die Lohnfortzahlung. Dies würde einen Bruch von 60 Prozent der Tarifverträge bedeuten. Klose sagte, die SPD-Fraktion werde gegen einen Gesetzentwurf stimmen, der Karenztage vorsehe.
Der "Pluralismus von Erklärungen" aus der CDU/CSU-FDP-Koalition zeige, daß die Einigkeit über die Pflegeversicherung nur "vorgetäuscht" worden sei, "um über die Sommerpause zu kommen", sagte Klose. Engholm bezeichnete die Verschiebung der Pflegeversicherung auf 1996 als "Verhohnepipelung" der Betroffenen. Er rief zu einer "Großen Koalition der Vernunft" im Parlament auf.
PARIS, 6. Juli (Reuter/AP/AFP). Mit einem massiven Einsatz von Beamten und gepanzerten Fahrzeugen hat die französische Polizei am Montag begonnen, die Blockaden der Lastwagenfahrer auf wichtigen Straßen gewaltsam zu beseitigen. Landesweit wurden nach Regierungsangaben zehn der insgesamt etwa 160 Blockaden geräumt. Die Fernfahrer errichteten teilweise jedoch nur wenige Kilometer weiter neue Lkw-Barrieren.
In Phalempin auf der Fernstraße Lille - Paris, die seit einer Woche gesperrt ist, gingen rund 500 Polizisten unterstützt von gepanzerten Fahrzeugen gegen die Demonstranten vor, die die Einführung eines Strafpunktesystems für Verkehrssünder verhindern wollen. Nach einigen Warnungen über Lautsprechern schlugen Polizisten die Seitenscheibe des ersten Lastwagens in der Kolonne ein, um die Bremsen zu lösen. Dann wurde der Wagen von einem Panzer abgeschleppt. Als die Polizei sich das zweite Fahrzeug vornahm, begannen einige der Fahrer damit, ihre Lastwagen zu entfernen. Nach zwei Stunden war die Blockade südlich von Lille beendet.
Durch Blockadeaktionen unterbrochen war der Verkehr am Montag vor allem auf den großen Nord-Süd-Verbindungen zwischen Paris, Marseille und Toulouse. Nach einer Pause am Wochenende wurden auch im Elsaß und in Lothringen wieder zahlreiche Straßensperren errichtet. Eine Blockade des Tunnels von Frejus behinderte den Verkehr zwischen Frankreich und Italien. 24 Blockaden mit etwa 1500 Lastwagen schnitten die südwestfranzösische Großstadt Toulouse völlig von der Außenwelt ab. Auch Calais, Clermont-Ferrand, Lyon und Arles waren abgeriegelt.
Innenminister Paul Quiles kündigte ein entschlossenes Vorgehen der Regierung gegen die Fernfahrer an. Die Behörden hätten 13 000 Bereitschaftspolizisten und Angehörige der Spezialtruppe CRS aufgeboten, um der ungezügelten Protestaktionen der Fernfahrer Herr werden zu können. Diese stellten eine Gefahr für die Demokratie dar, sagte Quiles und fügte hinzu: "Unsere Aufgabe ist es, sie zu schützen." Es dürfe nicht zugelassen werden, daß ganz Frankreich von einer einzigen Gruppe der Gesellschaft gelähmt werde. Vorwürfe der Opposition, daß die Regierung handlungsunfähig sei, wies der Minister entschieden zurück. Nach Angaben der Streitkräfte wurde die Besatzung von Transportflugzeugen der Luftwaffe in Alarmbereitschaft versetzt.
Aus Protest gegen den Polizeieinsatz rief der Spediteursverband FNTR seine Mitglieder zum Generalstreik ab Montag 0.00 Uhr auf.
Auch die Bauern setzten als Widerstand gegen die Agrarpolitik der Europäischen Gemeinschaft (EG) die Blockade von Bahnlinien fort. Sie rollten ihre Traktoren auf die Strecke zwischen der Provence und der Alpenregion und verbrannten Reifen auf den Gleisen. Allerdings normalisierte sich der Zugverkehr zwischen Lyon und dem Mittelmeer. Die Züge hatten jedoch große Verspätung.
Die Blockaden haben zu beträchtlichen Lieferverzögerungen bei Nahrungsmitteln, Treibstoff und Ersatzteilen geführt. Einige Firmen haben die Produktion eingestellt. Peugeot Talbot, britische Tochter des Autokonzerns Peugeot, teilte mit, man habe die Produktion am Montag wiederaufgenommen.
(Siehe auch Seiten 2 und 3)
MÜNCHEN, 6. Juli (Reuter). Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen (G 7) wollen Serbien mit einem militärischen Eingreifen drohen, falls die Kämpfe in Bosnien-Herzegowina nicht aufhören. Wie am Montag aus Kreisen der deutschen Delegation auf dem Wirtschaftsgipfel in München verlautete, soll zum Abschluß des G-7-Treffens eine entsprechende Erklärung abgegeben werden.
"Das Damoklesschwert einer militärischen Intervention wird über den Serben hängen", hieß es in der deutschen Delegation. Wenn das Morden nicht aufhöre, für das die Serben die Hauptverantwortung trügen, müsse der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) über entsprechende Maßnahmen reden. Wegen der besonderen Bedeutung des Jugoslawien-Konflikts solle die Erklärung von den Staats- und Regierungschefs persönlich abgegeben werden. Die politischen Direktoren seien dabei, den Text auszuarbeiten. Zur G 7 gehören die USA, Deutschland, Japan, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada.
Bonns Regierungssprecher Dieter Vogel bestätigte, daß die Staats- und Regierungschefs "aller Voraussicht nach" eine Sondererklärung zu Jugoslawien verabschieden würden. Er habe keinen Zweifel, daß sich eine solche Stellungnahme auf der Linie der Erklärung des Lissabonner EG-Gipfels bewegen werde, sagte er weiter. Auch würden die Verantwortlichen für den Bürgerkrieg eindeutig verurteilt und weitere Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung in Aussicht gestellt.
US-Verteidigungsminister Richard Cheney hatte am Sonntag abend gesagt, die USA seien bereit, zur Absicherung der internationalen Hilfsmaßnahmen für Sarajewo Luftunterstützung anzubieten. Die Regierung schließe die Entsendung von US-Bodentruppen in das Bürgerkriegsgebiet jedoch weiterhin aus.
Die internationale Luftbrücke zur Versorgung der rund 380 000 Menschen in Sarajewo wurde am Montag ungeachtet der andauernden Gefechte aufrechterhalten. (Siehe auch Seiten 2 und 3)
FRANKFURT A. M. (FR). Die Kurse an der Frankfurter Aktienbörse haben zum Wochenauftakt keine eindeutige Richtung eingeschlagen. "Am Anfang hatten wir gehofft, der Markt würde sich halten", meinte ein Händler. Nach den "enttäuschenden Zahlen" über die Bestellungen bei der hiesigen Industrie seien die Notierungen dann aber etwas unter Druck geraten. Der Markt suche nach neuen Impulsen und warte auf Nachrichten vom Wirtschaftsgipfel, insbesondere was die Zinsen angehe. Der Deutsche Aktienindex (Dax) lag zuletzt mit 1772,36 um 4,62 Punkte im Minus und deutlich unter dem Tageshoch von gut 1779.
Einer der "Ausreißer" in einem ansonsten lethargischen Markt seien Asko gewesen, hieß es weiter, die sich um 29 Mark erholten. Die Papiere der Fleischfirma Moksel zogen sofort um rund 4,5 Prozent oder 17,70 Mark an, nachdem ein Sprecher der März-Gruppe eine anstehende Paketbeteiligung von einem Drittel bestätigt und Zukäufe über die Börse angekündigt hatte. Siemens verloren 2,90 Mark. Der Konzern hatte von wenig Spielraum für eine höhere Dividende gesprochen und Hoffnungen auf schnelle Milliardenumsätze mit der Sanierung von Atommeilern im Osten gedämpft.
Am Rentenmarkt änderten sich die Kurse öffentlicher Anleihen nach beiden Seiten um bis zu zehn Pfennig. Die Umlaufrendite blieb mit 8,25 Prozent konstant. Der Handel wartet auf das Ergebnis des Vermittlungsverfahrens zum Zinssteuergesetz. Die Bundesbank nahm Titel im Nennwert von gut 35 Millionen Mark aus dem Markt.
BERN, 6. Juli (Reuter). Die Schweizer werden voraussichtlich über eine Verschärfung des Asylrechts abstimmen. Die rechtskonservativen Schweizer Demokraten (SD) reichten nach eigenen Angaben am Montag die notwendige Zahl an Unterschriften für eine Volksinitiative "für eine vernünftige Asylpolitik" bei der Bundeskanzlei in Bern ein. Über 122 000 Menschen hätten innerhalb von zwölf Monaten die Initiative unterschrieben. Notwendig für das Zustandekommen einer Initiative sind 100 000 Unterschriften in 18 Monaten.
Die SD will unter anderem, daß Asylgesuche nur an den Grenzen oder bei schweizerischen Vertretungen im Ausland eingereicht werden können. Jedes Asylverfahren solle innerhalb von sechs Monaten rechtskräftig abgeschlossen sein. Illegal eingereiste Ayslbewerber sollten umgehend ausgewiesen werden.
LONDON, 6. Juli (Reuter). Die vier wichtigsten Parteien der britischen Provinz Nordirland haben am Montag in London Gespräche mit der Regierung der Republik Irland aufgenommen. Die Verhandlungen werden von dem früheren australischen Gouverneur Sir Ninian Stephen geleitet. Ziel ist es, Wege zur Beendigung der Gewalt in Nordirland und zur Aufhebung der 18jährigen britischen Direktherrschaft über die Provinz zu finden.
Seit der Unabhängigkeit der Republik Irland, also seit 70 Jahren, ist es das erste Mal, daß die verschiedenen Parteien der nordirischen Unionisten offiziell mit der Dubliner Regierung verhandeln. Die protestantischen Unionisten wollen Nordirland als Teil Großbritanniens erhalten sehen. Sie haben sich lange gegen eine Rolle der irischen Republikregierung bei Entscheidungen über die Zukunft der Provinz gewehrt. Die Partei Sinn Fein, der politische Arm der terroristischen Untergrundgruppe IRA, die mit Gewalt gegen die britische Herrschaft über Nordirland kämpft, ist von den Gesprächen ausgeschlossen.
OSLO, 7. Juli (Reuter). Norwegen wünscht eine assoziierte Mitgliedschaft in der Verteidigungsgemeinschaft der Westeuropäischen Union (WEU). Deutschland, das turnusmäßig in der WEU den Vorsitz führt, habe eine entsprechende Einladung ausgesprochen, hieß es in Oslo.
Nur die USA und die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) können das Maximum von 20 Ringern zu den Olympischen Spielen nach Barcelona schicken. Das ist das Ergebnis der vom Weltverband FILA abgeschlossenen Quotenregelung für die Olympiaturniere im griechisch-römischen und im Freistil-Turnier. Deutschland liegt mit 17 zugelassenen Ringern hinter Bulgarien (19) und gemeinsam mit Ungarn auf Rang vier dieser Meldeliste.
Deutschlands Korbjäger gegen das amerikanische "Dream Team" - ein Traum ist Realität geworden. Als die vierte Olympia-Teilnahme der Deutschen feststand, tanzten die langen Kerls ausgelassen auf der Tribüne des Sportpalastes von Saragossa und ließen ihren Freudentränen freien Lauf. Dort entlud sich die Anspannung aus elf harten Qualifikations-Spielen, an deren Ende ein nervenaufreibendes Herzschlag-Finish mit der ersten sportlichen Qualifikation für ein Olympisches Turnier standen.
Nach dem 90:74 gegen die CSFR - dem achten Sieg des Turniers - am letzten Endrundenspieltag hatte das Team von Bundestrainer Svetislav Pesic den Grundstein für den größten Erfolg der deutschen Basketball-Geschichte gelegt. Die bereits qualifizierte GUS machte ihn mit einem nervenfetzendem 84:82-Erfolg über Slowenien perfekt. Ein Fehlwurf des besten Drei-Punkte-Schützen des Turniers, Jure Zdovc aus Slowenien, drei Sekunden vor der Schlußsirene brachte die Deutschen nach Barcelona.
Das DBB-Team fährt neben Litauen, Kroatien und der GUS als vierter Europa-Vertreter zum Olympia-Turnier (26. Juli bis 8. August) nach Badalona. Dort - das ergab die Auslosung am Sonntag gegen Mitternacht - trifft Deutschland in der Vorrunden-Gruppe A auf Gastgeber Spanien, Angola, die erstmals teilnehmenden US-Profis um die Superstars Michael Jordan und "Magic" Johnson sowie auf Brasilien und Kroatien.
"Eine schwere Gruppe, aber wir haben in Murcia und Saragossa gezeigt, daß wir guten Basketball spielen können. Ich bin überglücklich, die Spieler haben Unglaubliches geleistet", sagte Pesic stolz. Mit Siegen über Kroatien, die Ex-Europameister Griechenland und Italien, den Erzrivalen Israel und nicht zuletzt einer Serie von sieben Spielen ohne Niederlage haben Detlef Schrempf, Hansi Gnad, Henning Harnisch und Co. für Furore gesorgt.
Die Olympia-Teilnahme 1992 ist wesentlich höher einzustufen, als jene 1936, 1972 (jeweils als Ausrichter automatisch qualifiziert) und 1984, als durch den Boykott der UdSSR in Los Angeles ein Platz frei wurde. In der Qualifikation kämpften insgesamt 25 Nationen um vier Tickets, zudem jeweils zwei aus den früheren Basketball-Großmächten Jugoslawien (Kroatien und Slowenien) und UdSSR (GUS und Litauen). sid
Jan Zelezny darf seinen Weltrekordspeer, der am Samstag in Oslo bei 94,74 m gelandet war, nicht in Barcelona benutzen. Bei Olympia sind nur Geräte zugelassen, die mindestens seit zwei Jahren auf dem Markt erhältlich sind. Außerdem ist der von Miklos Nemeth, Ungarns Olympiasieger von 1976, kreierte Speer noch nicht vom Technischen Komitee des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF geprüft.Schlüsselbeinbruch gleich bei der ersten Tour de France In Koblenz schaut Wüst nur zu Der 24jährige Kölner will in 14 Tagen wieder auf das Fahrrad
Der Höhenflug endete mit einer Bruchlandung. Marcel Wüst, 24 Jahre alter Radprofi aus Köln, hatte sich bei seiner ersten Tour-Teilnahme viel vorgenommen. Gestützt auf fünf Saisonsiege, davon vier bei der Tour de Sud und einen bei Midi Libre, fieberte er der Frankreich-Rundfahrt entgegen: "Die Tour ist gewaltig. Sowas habe ich noch nicht erlebt. Jetzt versuche ich bis Koblenz gut durchzukommen. Dort schlage ich zu. In der Gegend kenne ich mich aus."
Schon einen Tag nach dem Prolog war das Abenteuer für den perfekt französisch sprechenden Rheinländer vorbei. Auf der ersten Etappe mit Start und Ziel im spanischen San Sebastian stürzte er auf regennasser Fahrbahn. "Ich bin in eine Wasserablauf-Rinne am Straßenrand gekommen. Ehe ich mich versah, flog ich durch die Luft. Beim Aufprall knackte es richtig. Ich wußte sofort - das Schlüsselbein", erklärte Marcel. Anstatt mit seinen Kollegen ins französische Pau zu fahren, packte er seine Koffer und flog zurück nach Köln.
"Dort störe ich jetzt ein bißchen, weil meine Frau am Dienstag mit der Abschlußprüfung zur Bürokauffrau dran ist", flachste Wüst schon kurz nach dem Unglück. Das Pech kann seinen Tatendrang jedoch nicht bremsen. "14 Tage werde ich schon Ruhe halten müssen, aber dann geht es wieder los. Und in Koblenz bin ich dabei, zwar nicht auf dem Fahrrad, aber wenigstens als Zuschauer."
Bei der Tour wollte der selbstbewußte Kölner groß herauskommen. Als Amateur fühlte er sich von Bundestrainer Peter Weibel immer ein bißchen zurückgesetzt: "Da wurde ich 1989 halt Profi. Die Franzosen von RMO hatten mir ein gutes Angebot unterbreitet."
Natürlich lockte auch das Geld. Als Student hätte er noch ein paar Jahre auf den finanziellen Grundstock warten müssen, den er jetzt schon hat. Auf etwa 200 000 Mark dürfte sich sein Salär pro Jahr belaufen. Murguialday Etappensieger
Der spanische Radprofi Javier Murguialday hat die zweite Etappe der Tour de France gewonnen. Er setzte sich auf dem 255 km langen Teilstück vom spanischen San Sebastian ins französische Pau vor dem Franzosen Richard Virenque durch. Der übernahm durch seinen zweiten Platz das Gelbe Trikot des Spitzenreiters von dem Schweizer Alex Zülle.
Wimbledonfinalist Goran Ivanisevic aus Kroatien hat sich in der neuen Tennis-Weltrangliste der Männer mit 2325 Punkten vom achten auf den vierten Platz verbessert. Einzelsieger Andre Agassi aus den USA sprang mit 1813 Punkten vom 14. auf den neunten Rang. Der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker aus Leimen rutschte mit 2114 Punkten von der fünften auf die sechste Stelle, der entthronte Elmshorner Michael Stich mit 1948 Zählern vom vierten auf den achten Rang ab.
BASKETBALL
OLYMPIA-QUALIFIKATION der Amerika- Zone, Endspiel: USA - Venezuela 127:80. - Spiel um Platz drei: Brasilien - Puerto Rico 93:91. - Halbfinale: USA - Puerto Rico 119:81, Venezuela - Brasilien 100:91. - Damit sind die USA, Venezuela, Brasilien und Puerto Rico für die Olympischen Spiele qualifiziert.
Da stand der Wimbledonsieger, hob verlegen lächelnd das Weinglas und wirkte in dem etwas zu groß geratenen schwarzen Smoking so unbeholfen wie ein Teenager bei der Konfirmation. "Wie gefalle ich euch besser? So, oder ganz in Weiß?" Andre Agassi hatte das Eis gebrochen.
Durch die feine Gesellschaft vorwiegend älterer Semester beim Championsdinner im noblen Londoner Hotel Savoy ging ein Raunen. Einige faltige, brillantenbesetzte Hände, die sich zuvor gewiß nie zu derlei Sympathiekundgebungen gegenüber dem Paradiesvogel der Tennisszene bewegt hatten, klatschten begeistert und nickten mit den wohlfrisierten Grauköpfen.
Gelächter übertönte die gedämpfte Harfenmusik, als der 21jährige, der in einem hart umkämpften Fünfsatzduell gegen den Kroaten Goran Ivanisevic (6:7, 6:4, 6:4, 1:6, 6:4) den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere gewann, hinzufügte: "Ich war nach dem Matchball so bewegt, daß ich mich auf den Boden werfen mußte. Egal, ob ich wieder alles falsch mache und sie mich rauswerfen, dachte ich. Diesen Sieg kann mir keiner mehr wegnehmen."
Zwei Plätze weiter lächelte Steffi Graf mit der Würde einer Königin über den liebenswerten Debütanten, der schließlich zu ihr kam und ihr kameradschaftlich auf die Handfläche klatschte. Als viermalige Turniersiegerin beherrscht die Weltranglistenzweite das Zeremoniell. So souverän, wie sie Monica Seles mit 6:2, 6:1 im Finale aus dem Grand- Slam-Traum gerissen hatte, so war sie mit ungekannt weiblicher Ausstrahlung die "First Lady" des Abends.
Elegante Hochsteckfrisur, Gold im tiefstausgeschnittenen Dekolleté ihres zart türkisfarbenen Modellkleides, dessen Volant weit über den Knien endete, gleichfarbig schmimmernde Ballerinas, Perlen in den Ohren - Steffi Graf hätte die Vorstellung am englischen Hof bestanden, wie sie da aufrecht und mit strahlendem Lächeln am Arm ihres Bruders Michael zum Platz neben Wimbledon-Präsident John Curry schritt.
"Ich freue mich, wieder hier zu sein. Es war unheimlich schön, was ich in diesen zwei Wochen hier erleben und spüren durfte." Nach einer herzlichen Lobrede auf Andre Agassi dankte sie ihrem Schweizer Coach Heinz Günthardt, den Curry zuvor in der Aufzählung der anwesenden Wimbledonsieger schlicht vergessen hatte: "Ich hol' das hier nach und gratuliere ihm. Heinz hat 1985 das Doppel gewonnen."
Andre Agassi, der Feuervogel des Tennissports, von Millionen Teenagern vergöttert und ebenso vielen Verfechtern eherner Traditionen verhaßt, ist dort angekommen, wo keiner mehr an ihm vorbei kann. Im vierten Grand-Slam-Finale seiner Karriere (nach Paris 1990 und 1991 sowie Flushing Meadow 1990) hat er endlich einen Titel gewonnen, ausgerechnet dort, wo er es selbst am wenigsten erwartet hatte. "Wenn ich heute aufhören würde, hätte ich schon mehr als ich verdiene", sagte er sichtlich ergriffen.
Wie ein neugeborenes Baby, dessen wundersames Dasein er erst begreifen muß, hatte er die begehrteste Tennistrophäe der Welt weinend in den Armen gehalten. Das Stadion tobte, Zehntausende sangen. Seine Freundin Wendy Stewart und der sonst wenig gefühlsbetonte Coach Nick Bollettieri wischten sich Tränen aus den Augen.
"Ich war 13 Jahre alt und hatte keine Ahnung vom Tennisleben. Da hat mich ein Mann unter seine Flügel genommen und mir dieses Leben gezeigt. Nick, dieser Titel gehört auch dir." Agassis Rede beim Championsdinner war der zweite Moment des Tages, in dem Schleifer Bollettieri, unter dessen Fuchtel auch Jim Courier, David Wheaton und Monica Seles trainierten, um Fassung rang. sid
Die Finalrunde der Volleyball-Weltliga ist nach dem letzten Zwischenrunden- Spieltag komplett. Titelverteidiger und Weltmeister Italien, der Weltcup-Zweite Kuba, Olympiasieger USA und die Niederlande stehen sich in der Endrunde vom 4. bis 9. September in Genua gegenüber.VOLLEYBALL
WELTLIGA, Männer, letzter Zwischenrunden-Spieltag: USA - Brasilien in Los Angeles 0:3 (11:15, 12:15, 13:15), Kuba - GUS in Havanna 3:1, Italien - Niederlande in Florenz 2:3 (10:15, 9:15, 15:5, 15:11, 12:15). - Schlußklassement: 1. Italien 20:8/12:2, 2. Kuba 17:14/8:6, 3. Niederlande 16:13/8:6, 4. USA 11:14/6:8, 5. Brasilien 12:16/6:8, 6. GUS 8:19/2:12.
Das Länderspiel der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft am 18. November gegen Österreich wird im Nürnberger Frankenstadion (Anpfiff voraussichtlich 18.00 Uhr) ausgetragen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lost am Freitag, dem 10. Juli, in Frankfurt um 11.00 Uhr die Qualifikationsrunde zum DFB-Pokal 1992/93 aus. 20 Amateur-Vereine spielen gegen 20 Lizenzklubs um die Teilnahme an der ersten Hauptrunde. Zudem verteilt der DFB 44 Freilose.
Die Wasserball-Dauerfehde zwischen Hannover und Berlin hat einen unrühmlichen Höhepunkt erreicht. Weil ihr Teamkollege Michael Meyer nicht für Olympia nominiert wurde, schmissen die drei Nationalspieler Dirk Schütze, Lars Tomanek und Wolfgang Vogt von Waspo Hannover ihre Badekappen dem Bundestrainer Karl-Heinz Scholten (Duisburg) vor die Füße. "Die Sache ist aus dem Ruder gelaufen. Es gibt kein Zurück. Wenn jetzt die Sporthilfe generell wegfällt, weil wir in Barcelona nicht unter die ersten Sieben kommen, sollen die Spieler aus Hannover die Gelder zurückzahlen. Ohne Strafe dürfen sie nicht davonkommen", erklärte Scholten am Montag.
"Wir haben mit diesem Schritt die Konsequenzen aus den Machenschaften innerhalb der Nationalmannschaft gegen uns Hannoveraner gezogen", erklärte Waspo-Verteidiger Lars Tomanek am Montag gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (sid). "Der Bundestrainer stand nicht hinter uns, sondern hört nur auf das Getuschel der Berliner mit Hagen Stamm an der Spitze."
Für die Hannoveraner - neben dem 118fachen Nationalspieler Tomanek sind das Torwart Wolfgang Vogt (38 Länderspiele), Angreifer Dirk Schütze (146), der am Sonntag aus dem offiziellen Olympia- Team gestrichene Verteidiger Michael Meyer (79) und der frühzeitig nicht berücksichtigte Karsten Seehafer (9) - ist die "Berlin Connection" die treibende Kraft hinter den Kulissen der Nationalmannschaft.
Und die hatte es, so meint Lars Tomanek, besonders auf Dirk Schütze abgesehen. "Dem haben sie für jeden Fehler fast den Kopf abgerissen, aber als Hagen Stamm beim Turnier in Catania im letzten Spiel mit einer Bogenlampe kläglich versagte und wir deshalb nicht Erster, sondern Letzter wurden, sagte niemand etwas", klagte der 26jährige Hannoveraner.
Stein des Anstoßes ist der 25 Jahre alte Jura-Student Dirk Schütze, der nach Ansicht seiner Mannschaftskollegen schlecht behandelt wird. Bundestrainer Scholten sieht das ganz anders und erläutert den Fall aus seiner Sicht: "Mit ihm gab es ständig Schwierigkeiten. Zu Beginn des Jahres hat Dirk Schütze den DSV unter Druck gesetzt und über die Sporthilfe hinaus höhere finanzielle Zuwendungen gefordert. Ich war damit eigentlich nicht einverstanden, habe aber dennoch eine schützende Hand über ihn gehalten."
Schütze hätte, so Scholten weiter, die Chance verpaßt, in eine Führungsrolle in der Nationalmannschaft zu schlüpfen, als Hagen Stamm 1991 nicht zum A-Kader gehörte. "Das hat er nicht geschafft. Er hat sich immer nur zum Sprecher der Hannoveraner gemacht. Zum Schluß standen elf Spieler aus Berlin, Duisburg, Cannstatt und Hohenlimburg gegen vier Hannoveraner." Dirk Schütze war am Montag nicht zu erreichen.
Der Bundestrainer wertet den demonstrativen Rücktritt der Hannoveraner in erster Linie als "Erpressungsversuch" nach der Nichtnominierung von Michael Meyer: "Sie wollten weiter nach dem Motto ,alle oder keiner' vorgehen. So kann man keinen Mannschaftssport betreiben." Der Manager der Nationalmannschaft, Manfred Vater, fordert derweil konsequente Schritte: "Der Deutsche Schwimm-Verband muß jetzt Flagge zeigen, diese Aktion verfolgen und mit aller Härte bestrafen." dpa/sid
Der Vorsprung der jugoslawischen Weltranglistenersten Monica Seles gegenüber der viermaligen Wimbledonsiegerin Steffi Graf aus Brühl hat sich in der neuen Weltrangliste trotz der Finalniederlage bei den 106. All England Championships vergrößert, da sie im vergangenen Jahr in Wimbledon nicht teilnahm, 1992 also voll punkten konnte, während Steffi Graf die 1991 gewonnenen Punkte verteidigen mußte.
Jean-Marie Leblanc, Direktor der Societe du Tour de France, hat beim Start der 79. Frankreich-Rundfahrt im spanischen San Sebastian bestätigt, daß die Tour 1994 in England Station machen wird. Gleichzeitig gab er bekannt, daß die Tour am 3. Juli 1993 in Vendee an der französischen Atlantikküste gestartet wird.
Der spanische Radprofi Javier Murguialday hat die zweite Etappe der Tour de France gewonnen. Er setzte sich auf dem 255 km langen Teilstück vom spanischen San Sebastian ins französische Pau vor dem Franzosen Richard Virenque durch. Der übernahm durch seinen zweiten Platz aber das Gelbe Trikot des Spitzenreiters von dem Schweizer Alex Zülle. sid gg
Der Franzose Richard Virenque stürmte auf der zweiten Etappe der 79. Tour de France ins Gelbe Trikot des Spitzenreiters. Der 22 Jahre alte im marokkanischen Casablanca geborene Virenque belegte bei Regen und niedrigen Temperaturen nach 6:41:56 Stunden den zweiten Platz hinter dem 30 Jahre alten Spanier Javier Murguialday. Beide waren zuvor über 200 km an der Spitze gefahren.
In der Gesamtwertung führt Virenque jetzt bei 11:29:28 Stunden mit 4:34 Minuten Vorsprung auf den spanischen Vorjahressieger Miguel Indurain. Zwei Sekunden dahinter folgt der italienische Weltmeister Gianni Bugno. Er wurde Dritter auf der 255 km langen, schweren Etappe von San Sebastian nach Pau, mit der die Tour-Karawane nach 88 Kilometern auf französischen Boden fuhr. Mit 5:05 Minuten Rückstand siegte er im Spurt einer fünfköpfigen Verfolgergruppe vor seinem Landsmann Chiappucci, dem Franzosen Mottet und Indurain. Dahinter folgte der Franzose Rezze.
Schon nach 20 Kilometern hatte sich Virenque, der in diesem Jahr noch ohne Sieg ist, vom Feld abgesetzt. Nach etwa 45 km schlossen sein Mannschaftskollege Rezze und Murguialday, in dieser Saison Gewinner der Mallorca-Rundfahrt, zu ihm auf. Die drei leisteten glänzende Arbeit und auf dem 690 m hohen Col d"Isepeguy, einem Berg der dritten Kategorie nach 97,5 km, betrug ihr Vorsprung 22:20 Minuten. Auf dem zur ersten Kategorie zählenden, 1535 m hohen Col de Marie Blanque fuhren sie noch über acht Minuten vor den Verfolgern.
Am Morgen in San Sebastian waren lediglich noch 195 der 198 gestarteten Fahrer dabei. Der Däne Rolf Sörensen, im vergangenen Jahr bis zu seinem Schlüsselbeinbruch drei Tage im Gelben Trikot, mußte wegen Fiebers ebenso aufgeben wie der Spanier Federico Echave. Bereits die Heimreise hatte der 24 Jahre alte Kölner Marcel Wüst angetreten, der auf der ersten Etappe bei einem Sturz einen Schlüsselbeinbruch erlitt. Somit sind noch 13 deutsche Profis im Rennen.
Entgegen allen Befürchtungen blieb der Tour-Troß von größeren Behinderungen durch streikende LKW-Fahrer oder protestierende Bauern verschont. Lediglich knapp 30 km vor dem Ziel hatten Landwirte die Strecke kurzfristig blokkiert, behinderten aber nur die Werbekolonne. sid
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, zweite Etappe, 255 km von San Sebastian nach Pau: 1. Murguialday (Spanien) 6:41:56, 2. Virenque (Frankreich) 0:03, 3. Bugno 5:05, 4. Chiappucci (beide Italien), 5. Mottet (Frankreich), 6. Indurain (Spanien), 7. Rezze (Frankreich) alle gleiche Zeit, . . .35. LeMond (USA), . . . 37. Ampler (Leipzig), . . . 39. Maier (Österreich), . . . 41. Heppner (Gera), . . . 44. Y Madiot, . . . 47. Madiot (beide Frankreich) alle gleiche Zeit, . . . 71. Gianetti (Schweiz) 12:34, . . . 74. Krieger (Karlsruhe), . . . 85. Boden (Frankfurt/Oder), . . . 90. Bölts (Heltersberg), . . . 92. Maechler (Schweiz), . . . 99. Zülle (Schweiz) alle gleiche Zeit.
Gesamtwertung: 1. Virenque 11:29:28 Stunden, 2. Indurain 4:34, 3. Bugno 4:36, 4. Arnould (Frankreich) 4:50, 5. Alcala (Mexiko) 5:04, 6. Chiappucci gleiche Zeit, . . . 22. Heppner 5:23, . . . 27. Ampler 5:28, . . . 26. Harald Maier (Österreich) 5:27, . . . 55. Laurent Dufaux 11:28, . . . 65. Zülle 11:59, . . . 81. Gölz 17:40, . . . 83. Jaermann gleiche Zeit, . . . 87. Maechler 18:21, . . . 94. Müller 18:30, . . . 98. Bölts 18:45, . . . 101. Gianetti 19.00, 102. Krieger 20:08, . . . 110. Ludwig 23:35.
Zehnkampf-Weltrekordler Daley Thompson wird bei einem eigens arangierten Wettkampf im Londoner Crystal Palace (9./10. Juli) einen letzten Versuch unternehmen, doch noch die Fahrkarte zu den Olympischen Spielen in Barcelona zu ergattern.
Ein unzulässiger Rückenwind von 5,07 Metern pro Sekunde "schob" Frankie Fredericks zum Auftakt des Leichtathletik-Meetings in Lille zu einer 100-m-Zeit von 9,91 Sekunden. Der 24 Jahre alte Student gilt als große Medaillenhoffnung Namibias. Exakt die gleiche Zeit hatte bei regulären Bedingungen bereits der Nigerianer Davidson Ezwina bei einem Meeting in den USA erzielt.
LEICHTATHLETIK
GRAND-PRIX-MEETING in Lille:
Männer, 100 m (5,07 m Rückenwind): 1. Fredericks (Namibia) 9,91 Sekunden, 2. Mitchell (USA) 9,94, 3. Adeniken 9,99, 4. Imoh (beide Nigeria) 10,09.
1500 m: 1. el Basir (Marokko) 3:36,96 Minuten, 2. Ondieki 3:37,18, 3. Chesire 3:37,42, 4. Kemei (alle Kenia) 3:37,70.
Frauen, 100 m (3,27 m Rückenwind): 1. Ajunwa 11,03 Sekunden, 2. Onyali (beide Nigeria) 11,08, 3. Jones (USA) 11,17, 4. Billy (Frankreich) 11,17, . . . 7. Ashford (USA) 11,38.
Speerwerfen: 1. Schikolenko (GUS) 66,32 m.
Neue Olympia-Hoffnung für die Magdeburger Freistilschwimmerin Astrid Strauß: Eine von einer deutschen Universität durchgeführte Testreihe bei der wegen Dopings für sechs Monate gesperrten Olympia-Zweiten von Seoul 1988 soll eine enorm hohe körpereigene Produktion des Hormons Testosteron nach übermäßig hohem Alkoholgenuß ergeben haben. Das meldete der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in seinen Sendungen "MDR aktuell" und "Sachsen-Anhalt heute". Durch dieses Testergebnis könnte der bei Astrid Strauß bei einer Trainingskontrolle im März festgestellte Quotient aus Testosteron zu Epitestosteron von 12,8 - der höchste je bei einer Frau ermittelte Wert - erklärbar werden.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Gstaad (330 000 Dollar), 1. Runde: Tscherkasow (GUS) - Steeb (Stuttgart) 7:6 (7:5), 3:6, 6:3, Rosset (Schweiz) - Santoro (Frankreich) beim Stande von 3:3 wegen Regens abgebrochen.
GRAND-PRIX-TURNIER in Bastad/Schweden (260 000 Dollar) 1. Runde: Holm (Schweden) - Karbacher (München) 6:3, 6:2, Larsson (Nr. 3) - Engel 2:6, 7:6 (9:7), 6:4, Enqvist (alle Schweden) - Furlan (Italien/Nr. 8) 7:5, 6:2, Bergström (Schweden/Nr. 5) - Mattar (Brasilien) 7:5, 6:4, Gorriz (Spanien) - Kulti (Schweden) 4:6, 6:2, 6:2, Fetterlein (Dänemark) - Tillström (Schweden) 6:4, 6:4
TURNIER Der Frauen in Kitzbühel (150 000 Dollar), 1. Runde: Briouschowetz (GUS) - Jagerman-Muns (Niederlande/Nr. 8) 6:4, 6:2, Labat (Argentinien) - Dobrovits (Österreich) 6:1, 6:4, Szabova (CSFR) - Field (Australien) 6:7 (3:7), 6:3, 6:4.
Jürgen Hauswald ist auf der vorgezogenen Jahreshauptversammlung des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf bis 1995 als Präsident bestätigt worden. Der Autohändler hatte im März das Amt zunächst kommissarisch vom zurückgetretenen Peter Förster übernommen.
Rajmund Lehnert gewann die vierte Etappe der 14. "Coca-Cola-Trophy" für Radamateure. Der Dortmunder lag bei dem Rennen über 70,5 Kilometer rund um Sindelfingen vor Lokalmatador Gerd Dörich. Dritter wurde der Italiener Gianluca Pierobon vor dem Australier Danny Clark.
Biathlon-Olympiasiegerin Antje Misersky aus Oberhof hat einen neuen Sponsor. Die 25jährige Pädagogik-Studentin hat am Wochenende einen Vertrag mit einem ostdeutschen Ski-Ausrüster unterschrieben.
POLITIK 3
OBERURSEL. Die SPD-Ferienfraktion ist am Freitag, 10. Juli, in den Wohngebieten Rosengärtchen und Kunstmühle unterwegs. Die Kommunalpolitiker wollen dabei ihr Augenmerk hauptsächlich auf den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs legen.
Stichworte der Sozialdemokraten hier: Vorrangschaltung der U 3 zwischen Bahnhof und Hohemark, Zehn-Minuten-Takt, neue Haltestelle "Rosengärtchen" und bessere Abstimmung der Umsteigemöglichkeiten zwischen Bahn und Bus.
Weiter geht es um die künftige Verkehrsführung der Hohemarkstraße sowie deren Anschluß an die B 455 neu - wie sie die neuesten Pläne vorsehen.
Bürger sind bei der Ortsbegehung willkommen. Die Teilnehmer treffen sich um 17 Uhr an der unteren Einfahrt zum Rosengärtchen (Ampel in Höhe des Südzukkerhauses). mk
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GROSS-GERAU. Zu einer Sommermatinee lädt das städtische Kulturamt für Sonntag, 12. Juli, auf den Platz vor dem Wallerstädter Feuerwehrgerätehaus ein. Um 11 Uhr ist dort der Musikverein Weilbach zu Gast, ab 14 Uhr gibt's im Rahmen des "Tags der offenen Tür" bei der Feuerwehr Unterhaltungsmusik mit der Gruppe "Just for Fun".
RÜSSELSHEIM. Open-Air-Kino als Bestandteil der städtischen Reihe "Kultur im Sommer" gibt es wieder am Mittwoch, 8. Juli, auf der Wiese am Amtsgericht. Über die Riesenleinwand flimmert diesmal die Komödie "Kevin - Allein zu Haus". Die Veranstaltung ist kostenlos und beginnt um 20 Uhr; der Film wird indes erst bei Einbruch der Dunkelheit anlaufen.
Als "größten Circus der Welt" preisen die "Lupellys" ihr Programm an, das sie selbst mit dem Bandwurmwort "Magischesjonglierakrobatenclownsspektakel" beschreiben. Im Sommercafé des Kultursommers, das am Freitag, 10. Juli, um 14 Uhr im Ostpark die Stühle freigibt, zeigt das Duo Lupo und Elly (zusammen Lupelly) von 16 Uhr an ein Programm, das vor allem Kinder begeistern soll. Die Kids finden sich mal als Elefanten, mal zwischen sirrenden Keulen wieder oder können Hunde aus Luftballons bestaunen. Der Eintritt ist frei.
Rockig geht's am Freitag, 10. Juli, im Jugendzentrum Dicker Busch zu, wenn die Gruppe "Mistress" die Bühne entert. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet drei Mark.
Für die Kleinen ist das Kindertheater am Samstag, 11. Juli, gedacht. Um 10 Uhr heißt es am Evangelischen Gemeindehaus in der Marktstraße "Afrika Ahoi". Ted Moré erzählt die Geschichte, läßt dabei Kokrodile hinter Pelikanen herschwimmen, Löwen mit Leoparden schmusen und Affen mit Kokosnüssen jonglieren. Das Stück ist gedacht für Kinder ab vier Jahren, der Eintritt ist frei.
"Caféhaus-Geschichten" stehen am Sonntag, 12. Juli, auf dem Programm. Die Mitarbeiter vom "Leseladen" und dem Eissalon "Rocco" zeichnen gemeinsam verantwortlich für diese Reihe, die als Beitrag zum Kultursommer gedacht ist. Der Nachmittag beginnt um 15 Uhr mit dem Erzähler Salim Alafenisch - laut Veranstalter der Sohn eines Scheichs aus der Negev-Wüste. Zu seinen Geschichten gibt es Gitarrenmusik mit Klaus Schader. Ein spanischer Verein kommt mit Flamenco und anderen spanischen Tänzen. Das ganze findet direkt vor der Eisdiele in der Bahnhofstraße statt, der Eintritt ist frei.
Wer mag, kann anschließend gleich zum Rathaus-Parkplatz weiterziehen. Dort präsentieren sich am Sonntag, 12. Juli, um 17.30 Uhr die American Musical Ambassadors, mit denen die Rüsselsheimer nicht nur den Kultursommer, sondern auch das Gastronomiefest aufpeppen. Die Ambassadors, das sind rund 100 Musikstudenten aus 40 amerikanischen Bundesstaaten, die mit zwei Orchestern durch Europa touren und dabei Interpretationen quer durch die Musikgeschichte vorstellen. Highlight im Repertoire der jungen Musiker ist die "European Folk Rhapsody", die der US-Komponist Andrew Balent eigens für die seit 21 Jahren bestehenden "Ambassadors" geschrieben hat. Wer zuhören will: Der Eintritt ist frei.
Ein Besuch im Sommeratelier des Malers Hans Diebschlag steht am Dienstag, 14. Juli, auf dem Programm. Zwischen 16 und 18 Uhr können Interessierte dem Künstler in der Turnhalle der Parkschule beim Arbeiten über die Schulter gucken und sich mit Diebschlag auch über das, was er macht, unterhalten. wal
KRONBERG. Sie regieren von heute abend 19.30 Uhr bis morgen nacht 0 Uhr als Miß Bembel und Thäler Bürgermeister das Kronberger Thal: Simone Krehmer und Erwin Stämmler. An seinem Haus in der Steinstraße hißte der Kerbeverein am Samstag auch die zweite Ehrenfahne, die eigentlich vor der Wohnstatt der Miß zu stehen hat.
Simone Krehmer ist zwar gebürtige Kronbergerin, wohnt aber inzwischen in Oberursel. "Man kann die Wohnungen in Kronberg ja nicht mehr bezahlen", kommentiert Jutta Briehn vom Thäler Kerbeverein.
Dennoch ist Scherpenträgerin Krehmer der Straßenkerb drunt im Thal eng verbunden. Ihre Familie mischt schon seit vielen Jahren mit, und die Mutter war schon 1976 Miß Bembel.
Die Wiege des diesjährigen Bürgermeisters Erwin Stämmler stand sozusagen mitten auf der Thäler Kerb - wenn es damals schon eine gegeben hätte. Seit 140 Jahren ist sein Elternhaus in der Steinstraße im Familienbesitz. Stämmler dürfte vielen Kronbergern als Mitglied von Burg- und Geschichtsverein sowie als Kirchenvorsteher bekannt sein.
Zu seiner 25. Kerb wartet der Kerbeverein seinen Gästen mit einem umweltfreundlichen Sonderangebot auf. Die Jubiläums-Keramikbecher fürs Stöffche gibt's in diesem Jahr für drei Mark. Im Einkauf kosten sie das Doppelte. Wer sich Äppelwoi in den grau-blauen Becher füllen läßt, zahlt für 0,25 Liter nur eine Mark. Pro Plastikbehälter mit 0,4 Litern wandern zwei Mark über den Tresen.
1600 Jubiläumsbecher hat der Kerbeverein zu vergeben. Beim großen Besucherandrang meinen die Macher nicht ganz auf Plastik verzichten zu können. Sie überlegen aber, im nächsten Jahr die Kunststoffgefäße nur gegen Pfand rauszurücken. mk
Hat der SV Bernbach die großen Zugnummern erwischt? Beim ersten Test für die Saison 92/93 setzte sich der Fußball-Landesligist
"Unser Ziel ist die Meisterschaft, aber es gibt mit dem SV Mörlenbach, KSV Klein-Karben, FC Italia Frankfurt und Viktoria Griesheim gleich eine ganze Reihe potenter Mitbewerber", konstatiert der für den Spielbetrieb einstehende Kurt Herzog. Mit dem sportlichen Zuwachs soll auch ein neuer Zuschauer-Boom eingeläutet werden. Nach dem deutlichen Rückgang von 800 auf 550 pro Spiel soll der alte Wert vom Aufsteigerjahr wieder erreicht werden. Nach dem ersten Training am gestrigen Montag bleiben Trainer Alfred Haas noch viereinhalb Wochen Zeit, um sein Team auf das erste Spiel der neuen Runde am 8. August (16 Uhr) beim TSV Wolfskehlen einzustimmen. Das Heimdebüt erfolgt dieses Mal mit Verzögerung, denn bereits am 2. Spieltag sind die Bernbacher spielfrei, können dadurch erst am 22. August (16 Uhr) gegen den Mitbewerber SC Viktoria Griesheim auf eigenem Terrain antreten. Am 27. September muß das Haas-Team zum FC Italia Frankfurt, der nächste große Heimschlager soll am Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) steigen: SV Bernbach gegen "Neuling" FC Bayern Alzenau heißt die Partie, die den gesamten Main-Kinzig-Kreis, aber auch das mainfränkische Gebiet in ein neues Fußballfieber versetzen soll. Der andere Kreisschlager steigt acht Tage später in Langenselbold (11. Oktober, 15 Uhr), wo die Spielvereinigung 1910 auf ihre neue Filiale treffen wird. Im Mittelpunkt der Vorbereitung steht nach dem Trainingslager vom 16. bis 19. Juli in Bremuthshain das Fürstenpilspokal-Endturnier vom 24. bis 26. Juli auf dem Sportplatz der Gesamtschule Freigericht-Somborn. Dabei treffen die Bernbacher in der Gruppe I auf FSV Viktoria Lieblos, FSV Mernes und den FSV Bad Orb (Revanche für die Pokalschlappe im Kreisfinale ist angesagt), während die SKG Eidengesäß, der SV Somborn, SV Brachttal und FSV Niedergründau in der Staffel II spielen. Dem Sieger winken 1000 Mark und 50 Liter Bier. Insgesamt sind 2000 Mark Preisgelder sowie 400 Liter Bier (pro Mannschaft 50 Liter) und vier Bälle (Plätze 5 bis 8)zu gewinnen. Der SV Bernbach ist als Cupverteidiger Ausrichter und wiederum haushoher Favorit auf den Turniersieg. Im Kreispokal 92/93 kann der SVB allerdings nicht glänzen, er verpaßte die Meldefrist und wurde nicht zugelassen. Das trifft übrigens auch auf den amtierenden Pokalsieger FSV Bad Orb zu. Bereits an diesem Freitag (10. bis 18. Juli) beginnen die Freigericht-Meisterschaften in Altenmittlau. Dort trifft der Abonnementsieger auf den Gastgeber Altenmittlau sowie den FC Germania Horbach, SV Neuses und SV Somborn. Das Aushängeschild dieser Region eröffnet diese Veranstaltung am Freitag (19.30 Uhr) gegen den SV Neuses und absolviert bereits am 15.7. (19.30 Uhr) gegen den SV Somborn sein letztes Spiel. Dann wird der Freigerichtmeister Bernbach traditionell mit vier Siegen in vier Spielen gekürt, die abschließenden Begegnungen am 17./18.7. Makulatur sein. HANS-DIETER PUTH
Jonglage als Auftakt zum Open-Air-Kino
Hatte die Lacher auf ihrer Seite: Die Gruppe Soda und Gomorrhum mit Satire, Slapstick und Artistik im Vorprogramm zum ersten Open-Air-Filmspektakel an der Bertha-von-Suttner-Schule in Mörfelden-Walldorf. Dorthin kamen zum Auftakt der neuen Freiluftreihe mit Kino und Kultur trotz ungewissen Wetters 220 Interessenten, was Kulturdezernent Hans-Jürgen Vorndran als Ermutigung für weitere Aktivitäten wertete. Gemeinsam hatten Kulturinitiative, Kommunales Kino und Stadt geladen. Die Besucher waren des Lobes voll über die neue Aktivität. Nach dem quicklebendigen hors d'oeuvre mit Soda und Gomorrhum flimmerte als Höhepunkt des Abends der Musikfilm "The Commitments" über die überdimensionale Leinwand. (cas / FR- Bild: Keber)
RÜSSELSHEIM. In völlig neuem Gewand präsentiert sich nach zweijähriger Umbauzeit die wiedereröffnete Stadthalle. Für 11,1 Millionen Mark wurde das traditionsreiche Bauwerk an der Rheinstraße nahezu vollständig renoviert - Ähnlichkeiten mit dem früheren Zustand sind kaum noch erkennbar. Helle Räume, großzügiges Ambiente und modernste Technik empfingen bei der Eröffnungsveranstaltung der Stadt die Besucher.
Oberbürgermeister Norbert Winterstein freute sich über das gelungene Werk, dem Vertreter aus allen Schichten der Rüsselsheimer Bevölkerung ihre Referenz erwiesen. Dann wurde es ganz offiziell mit der Eröffnung: Architek Wolfgang Söder überreichte symbolisch den Hausschlüssel an den Oberbürgermeister. Der reichte ihn weiter an die neuen Pächter der Stadthalle: Udo und Gisela Zeitz, im Kreis unter anderem durch ihre Tätigkeit im Büttelborner Volkshaus und als Inhaber eines renommierten Groß-Gerauer Hotels.
Als beliebten Treffpunkt und Kommunikationszentrum der Rüsselsheimer für Veranstaltung unterschiedlichster Art würdigte Winterstein die Stadthalle. Das Werk sei auch rechtzeitig zur neuen Fastnachtssaison fertig geworden, worüber sich der traditionsgemäß hier tagende Rüsselsheimer Carneval-Verein (RCV) besonders freuen werde.
Aufgrund der schlechten Bausubstanz war die kostenträchtige Totalsanierung der Stadthalle notwendig, hieß es von seiten der Stadt als Eigentümerin. Der Kern des Gebäudes geht zurück auf das 1930 fertiggestellte Volkshaus der Rüsselsheimer Arbeiterbewegung - unweit des heute noch Lasalle-Platz heißenden Standortes. 1933 übernahmen die Nazis das Gebäude, 1942 legten allierte Bomber alles in Schutt und Asche.
Um 1950 wurde die nach dem Krieg in kommunale Regie als Stadthalle übernommene Einrichtung wieder eröffnet, mehrere Renovierungen folgten. Hier fanden auch bis zur Eröffnung des Stadttheaters Ende der sechziger Jahre Theateraufführungen- und andere Kulturveranstaltungen statt. Wichtige politische Veranstaltungen wurden noch bis in die jüngste Vergangenheit durchgeführt.
Doch das Gebäude kam in die Jahre. Die Klagen über den schlechten baulichen Zustand und die ungenügenden Sanitäreinrichtungen häuften sich, ließen schließlich die Renovierung unausweichlich werden. Die Neugestaltung ist jetzt vollbracht: Ab sofort ist das Stadthallen-Restaurant täglich durchgehend geöffnet. Die Küche ist jeweils von 11 bis 14.30 und ab 18 Uhr in Betrieb. cas
GROSS-GERAU. Die Themen waren weit gespannt: Vom Nachdenken über die Neugestaltung des Marktplatzes bis zur Zukunft des Biergartens des Kulturcafés - von Verkehrsberuhigung in der Emil- von-Behring-Straße und Verbesserungen für Radfahrer. So zu erleben bei einer lebhaften Informations- und Diskussionsveranstaltung im Kulturcafé mit Bürgermeister Manfred Hohl. Der präsentierte dort unter anderem die Perspektiven des Verkehrsrahmenplanes.
Auch wenn an diesem Abend nicht das ganz große und fertige Zukunftskonzept vorgelegt, eher der Auftakt zu weiteren Gesprächen gemacht wurde, so machte Hohl doch eines deutlich: In den nächsten Jahren wird sich am Ort viel verändern. Im Hintergrund allen Pläneschmiedens steht nämlich der 1994 in Groß-Gerau anstehende Hessentag. Bis dahin will die Kommune möglichst die Lebensqualität verbessern, das Stadtbild verschönern - beispielsweise durch die Neugestaltung des Marktplatzes. Über Langeweile werden sich die Groß-Gerauer in den kommenden Jahren jedenfalls nicht beklagen können.
Kernpunkte der von Hohl vorgestellten Perspektiven sind unterschiedliche Bemühungen, den Stadtkern von Durchgangsverkehr und Autos zu entlasten. Dies sei aber auch vom weiteren Ablauf überörtlicher Planungen wie Verlegung der Bundesstraße 44 abhängig. Solange bleibt der Nordring ein wichtiges Angebot zur Ortsumgehung. Über all dies gab es im Kulturcafé lebhafte Diskussionen. Ob beispielsweise die von der Kommune favorisierten Einbahnplanungen in der City innerhalb der Stadt aber der richtige Weg zur Entlastung seien oder nicht sogar Raser geradezu einladen würden, das schnitt unter anderem Henner Gonnermann vom BUND an. Mehr Übereinstimmung gab's dagegen für die Absichtserklärung des Bürgermeisters für ein ausgefeiltes Netz von Radwegen, so von der Darmstädter Straße bis zum Dornberger Bahnhof.
Noch nichts bewegt hat sich laut Bürgermeister zu der seit geraumer Zeit ins Gespräch gebrachten Zusammenlegung der beider Gerauer Bahnhöfe: Dazu herrsche bei der Bahn Funkstille. Keine Meinungsverschiedenheiten gab's bei der Veranstaltung darüber, daß der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver gemacht werden müsse, allenfalls übers Wie. Ein Beitrag könnte laut Bürgermeister Hohl auch eine andere Linienführung, in Abkehr von dem vielleicht zu sehr auf Flächendeckung ausgelegten Konzept der "Riedwerke", sein. Verbesserungen müßten jedenfalls her, schließlich koste der ÖPNV die Kommune jährlich rund 850 000 Mark Zuschuß und daher wolle man wenigstens erreichen, daß dieses Angebot auch angenommen werde.
In der Stadt gibt es laut Hohl mit 2691 relativ viele Parkplätze, dennoch müsse hier neu geplant werden. Sein früheres Eintreten für eine Tiefgarage unter dem Marktplatz habe politisch keine Mehrheit gefunden. Hohl sah jetzt die Einrichtung von Parkhäusern oder -decks am Rande der Innenstadt als Lösungsmöglichkeit, damit sich nicht weiter eine Blechlawine durch die City quäle. Denkbare Standorte seien für den Norden eine Einrichtung an der Schützenstraße mit 150 Plätzen auf drei Ebenen sowie im Süden zwei bis drei Etagen gegenüber dem AOK-Gebäude. Hinzu kommen könne ein Parkdeck bei der Kreissporthalle für Fahrzeuge aus Richtung Büttelborn. Denkbar sei jeweils ein Bus-Pendelverkehr zur Innenstadt.
Hohl schnitt bei der Veranstaltung auch die Verwendung des zur Stillegung anstehenden Molkerei-Gelände an der Jugendheimer Straße an. Hierfür gebe es zwei große Kaufinteressenten, im Gespräch sei ein großes Einkaufszentrum.
Zu der möglichen Umgestaltung des Marktplatzes gab es auch schon Pläne: In einem Entwurf soll der Verkehr völlig herausgenommen und die Fläche zu einem großen Platz zwischen Stadtmuseum und Kulturcafé erweitert werden.
Vehement traten mehrere Besucher für Beibehaltung des Charakters der unmittelbaren Umgebung ums Kulturcafé ein, fühlten sich vor allem durch Hohls Aussage aufgeschreckt, eventuell komme die Mauer am Biergarten weg. Das nehme diesem Bereich seine spezielle Atmosphäre, wurde entgegengehalten. Bürgermeister Hohl sagte daraufhin zu, daß frühzeitig miteinander darüber gesprochen werden müsse.
Ein Füllhorn von Ideen wurden an diesem Abend zur Neugestaltung des allgemein als ziemlich trist empfundenen derzeitigen Marktplatzes ausgeschüttet. Das reichte von der Einrichtung eines Café mitten auf einem ansprechend gestalteten Platz bis zu einem Fahrradterminal, um so die Benutzung des Rads bei der Fahrt in die Innenstadt attraktiver zu machen. Walter Seeger vom Kulturcafé- Verein sah das so: "Ein bißchen Luxus für Radfahrer". WALTER KEBER
KREIS GROSS-GERAU. Keines der drängenden Probleme der Gegenwart bestimmt das nächste Treffen der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Groß-Gerau (PSAG). Vielmehr wird am Dienstag, 14. Juli, gefeiert, teilte Angelika Adams für den Sprecherkreis mit. Unter dem Motto "Wie es Euch gefällt" trifft man sich dazu ab 19.30 Uhr im Hof der Tagesstätte und des Psychosozialen Dienstes des Sozialpsychiatrischen Vereins in der Georg- Treber-Straße 59, Rüsselsheim. cas
ALFRED BOESE, Ehrenpräsident des Königsteiner Burgvereins, ist tot. Der 79jährige starb nach einer langen Krankheit am Samstag. Die Beerdigung ist für Donnerstag, 9. Juli, 14 Uhr auf dem Königsteiner Friedhof angesetzt.
Seine Frau und die Familien seiner fünf Kinder bitten dabei um Spenden an die Multiple-Sklerose-Gesellschaft anstelle von Kränzen. Alfred Boese hatte als Arzt jahrelang im Vorstand der Gesellschaft gearbeitet. Zudem baute er die gemeinnützige Hertie-Stiftung mit auf. Die Stiftung hat den Schwerpunkt ihrer Forschungsprojekte auf die Krankheit Multiple Sklerose gelegt.
Die Arbeit für ein Betriebsärztesystem bei dem Warenhauskonzern hat den gebürtigen Berliner Boese vor gut 30 Jahren nach Königstein in den Taunus ziehen lassen. Zuvor hatte Boese bei Professor Sauerbruch promoviert und eine Praxis in Berlin aufgebaut.
In Königstein engagierte sich Boese vor allem als Präsident des Burgvereins und später als dessen Ehrenpräsident. Von 1976 bis 1984 stand er dem Verein vor und organisierte Burgfeste und Hofbälle - deren Reingewinn wurde teils ebenfalls zugunsten Multiple-Sklerose-Kranker gespendet.
Für sein Engagement für diese Patienten erhielt er 1984 das Große Verdienstkreuz des bundesrepublikanischen Verdienstordens.
1000 Jahre Geschichte im Marburger Schloß
Das kostbare goldschimmernde Armreliquiar aus dem 13. Jahrhundert, das sterbliche Überreste der heiligen Elisabeth enthalten soll, und die prächtige Holzskulptur des Markgrafen Dietrich von Meißen (gestorben 1307), der sich mit Elisabeths Tochter Sophie von Brabant um die hessischen Territorien stritt, sind nur zwei von 900 Exponaten der Landesausstellung "Hessen und Thüringen". Noch zwei Wochen, bis zum 26. Juli, ist dieser einmalige Überblick über die ältere Geschichte der beiden benachbarten Landschaften im Marburger Schloß zu sehen.
Anlaß der Landesausstellung ist ein Jubiläum: 1292, vor 700 Jahren, wurde Landgraf Heinrich der I. von Hessen zum Reichsfürsten erhoben und löste sich damit vom Mutterland Thüringen. Von dort war Hessen lange Zeit mitregiert worden. Gemeinsamkeiten und Trennendes der Geschichte beider Länder und deren Einbettung in die historische Entwicklung Deutschlands und Europas sind das Thema der lange vor der Wiedervereinigung geplanten Ausstellung.
Für die 1000 Jahre umspannende Geschichtsschau von den Anfängen der Besiedlung und Christianisierung bis zum Zeitalter der Reformation haben die Historiker Leihgaben aus Museen, Archiven, Kirchen und von privaten Leihgebern zusammengetragen. Die Exponate, darunter neben Grabfunden, wertvollen Gemälden und liturgischem Gerät auch sehr viele kostbare Urkunden, Handschriften und Bücher, stammen aus Hessen und Thüringen, aber auch aus ganz Deutschland und bedeutenden Museen Europas. Manche, wie eine Originalurkunde der päpstlichen Bannandrohungsbulle gegen Luther, werden sogar erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In dieser Zusammenschau werden sie wohl kaum jemals wieder zu sehen sein.
Öffnungszeiten der Ausstellung im Marburger Landgrafenschloß, das zu Fuß, per Bus oder Auto erreicht werden kann: täglich (außer montags) von 10 bis 18 Uhr. Einzeleintritt acht Mark (ermäßigt sechs Mark), für Gruppen ab 20 Personen sechs Mark (ermäßigt drei Mark). Neben den regelmäßig stattfindenden Führungen können auch Sonderführungen unter der Telefon/Fax-Nummer 0 64 21-68 15 77 (maximal 20 Personen/pauschal 60 Mark) vereinbart werden. Der bebilderte, 360seitige Katalog kostet 48 Mark. Vom 26. August bis zum 25. Oktober 1992 ist die Landesausstellung auf der Eisenacher Wartburg zu sehen. Dort allerdings wegen Platzmangels um die Hälfte reduziert.
RODGAU. Auf städtischen Spielplätzen sind mit stark angeschwollenen Augenlidern regungslos hockende Kaninchen beobachtet worden, die auch beim Auftreten von Menschen nicht die Flucht ergriffen. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, daß es sich um Tiere handelt, die vom tödlichen Virus der Myxomatose befallen sind.
Für Mensch und andere Tiere - Ausnahme: Hauskaninchen - besteht keine Gefahr. Sollten solche kranken oder schon verendete Kreaturen angetroffen werden, empfiehlt es sich, das städtische Umweltamt, die zuständige Revierförsterei oder den Jagdpächter zu informieren. ttt
Die Nordweststadt-Bücherei bietet an jedem Mittwoch jeweils um 15 Uhr ein Programm für Kinder an. Am Mittwoch, 15. Juli, heißt es "Vorlesen und Malen" mit einem Märchenbilderbuch (ab drei Jahren). Am 22. Juli ist das Motto "Bilderbuchkino" mit einer Geschichte von Tomi Ungerer: "Zeraldas Riese". "Vorlesen und Basteln" folgt am 29. Juli. orf/27
Wer auf deutschen Straßen schneller fährt als die Polizei erlaubt, muß mit Bestrafung rechnen. Wer bei einem Volkslauf zu schnell rennt auch. Gibt es nicht? Doch. Die Veranstalter des Schottener Altstadtlaufs haben den Geniestreich fertiggebracht, jemanden zu disqualifizieren, weil er zu schnell ins Ziel des Zehn- Kilometer-Laufs kam.
Nicht etwa Doping oder vielleicht unerlaubtes Abkürzen sind des Rätsels Lösung. Ingo Schneider, ein 17jähriger Mittelstreckenspezialist vom TV Gelnhausen, verhedderte sich in der listig gestellten Falle eines unscheinbaren Zeitlimits für den B-Lauf von Schotten.
Eigentlich war alles sonnenklar, dachte Ingo Schneider, und meldete für den B-Wettbewerb, der für alle Frauen, alle Jugendlichen sowie für die Männer mit einer Zehn-Kilometer- Bestzeit über 38 Minuten vorgesehen war. Doch die Freude über den neuen Hausrekord von 36:31,0 Minuten, damit war er zwei Minuten langsamer als die Frauensiegerin Luminita Zaituc, währte nicht lange. Kurz vor der Siegerehrung bekam der staunende Nachwuchsathlet gesagt, er sei disqualifiziert worden. So wie alle anderern Vertreter des männlichen Geschlechts, die im B-Lauf unter 37 Minuten blieben. Das hatte der Veranstalter schon vorher angekündigt, um im A-Lauf auch wirklich die Schnellsten beieinanander zu haben. Der Pferdefuß: die Jugendlichen blieben bei dieser Regelung auf der Strecke. im A-Lauf gab es nämlich gar keine Jugendwertung, der 18jährige René Schottmann fand sich mit 33:50,6 Minuten als 23. der Männerwertung im Protokoll wieder.
So blieb einem guten Jugendläufer, deren langsames "Aussterben" allerorten beklagt wird, nur eine Chance für den Sieg in Schotten: möglichst dicht an die 37-Minuten-Marke herankommen, aber bloß nicht darunterbleiben. Den Siegeslorbeer gab es am Ende für eine Zeit von 39:43,0 Minuten. Einen neuen Wettbewerb, "Zeitziellaufen", wollten die Veranstalter keineswegs damit kreieren.
Vielmehr verstrickten sich die Ausrichter selbst im Netz der gutgemeinten Zeitrestriktion. Organisationschef Stefan Weil hat das Eigentor in der Ausschreibung inzwischen zugegeben. "Wir haben einen Fehler gemacht. Die Jugendlichen sind bei uns zu kurz gekommen", meinte er hinterher. Schade. Die prima Veranstaltung hatte einen solchen Schildbürgerstreich wirklich nicht verdient. OLAF DOROW
KRONBERG. "Bubekram, da komme kaa Leut'", dachte sich Emma Girold zur Beruhigung, nachdem "die ganz' Blas" sie 1968 zur ersten Miß Bembel verdonnert hatte. Doch da hatte sie sich gewaltig geirrt. Schon im ersten Jahr der Wiederbelebung der Thäler Kerb drängten sich Hunderte auf den paar Quadratmetern Pflaster. Heute abend wird die Kerb in der Steinstraße um 19.30 Uhr mit 25 Böllerschüssen zum 25. Mal eröffnet.
Zwischen zehn- und zwanzigtausend Menschen schleusten sich in den letzten Jahren an Kerbdienstag und -mittwoch durch die Steinstraße. Wieviele es genau sind, weiß Jutta Briehn, Sprecherin des Thäler Kerbevereins, nicht zu sagen. Und auch nicht, warum soviele kommen. "Wir rätseln selbst." Ihr Mann Georg, der Vereinsvorsitzende, hat beim Rätselraten eine plausible Lösung anzubieten: "Die Atmosphäre." Die mit bunten Lichterketten illuminierte Altstadtkulisse sei eben einzigartig. "Deshalb kommen die Leut'. Die stehen nur da, um das zu genießen. Es gibt ja sonst nix."
Geboten wird in der Tat nicht viel. Die drei "Ws" vom Anfang werden groß geschrieben: Weck, Wurscht und Wein. Gut, auch ein Bier oder Wasser und ein Stück Ribbelkuchen sind zu haben und Live-Musik. Aber Schießbuden und Verkaufsstände mit edlen Schleckereien wollen die Thäler nicht haben. Die parallel laufende Kerb in der Oberstadt mit klassischem Vergnügungspark "ignorieren wir tolerant", lächelt Jutta Briehn.
Die Thäler seien ein eigenes Völkchen, "eine eingeschworene Gemeinschaft mit eigenem Bewußtsein. Jeder kennt jeden." "Manche können angeblich sogar den Dialekt im Thal und in der Oberstadt unterscheiden", berichtet ihr Mann. Die Briehns sind "Eingeplackte", keine gebürtigen Thäler. Aber als zählten sie sich nicht mehr dazu, erzählen sie von Zugezogenen, denen eigentlich nichts anderes übrig bleibe, als sich ins Thal zu fügen.
"So eng, wie wir hier wohnen. Wer da nicht Guten Tag sagt, wird nicht anerkannt, und was ist das für ein Leben? Null." Die Kerb in der Steinstraße wirkt integrierend, so jedenfalls empfindet es Emma Girold: "Wer zweimal mitgemacht hat, ist ein Dääler."
Die Thäler Kerb hat eine lange Tradition, zu lange, als daß die Verantwortlichen im Verein sie noch einheitlich auf die Reihe kriegen. In "Kronberg von A bis Z" heißt es: "Das einstmals vor der Stadtmauer gelegene Thal soll früher zur Herrschaft Königstein gehört und mit diesem Kirchspiel im August die Kerb gefeiert haben. Dieser eigenständige Brauch blieb beibehalten, nur wurde er später auf den Kronberger Kerbemittwoch verlegt. In den 1860er Jahren traf man sich hierzu auf den nahegelegenen Kastanienstücken. Bis etwa 1932 in kleinem Gasthaus-Rahmen begangen, mit Wahl eines schoppenspendenden Bürgermeisters. Einige Jahre später auf der Schirn mit Kerbespielen. 1968 durch den 1967 gegründeten Thäler Kerbeverein als Volksfest in der Steinstraße veranstaltet."
Hier setzt das vereinte Erinnerungsvermögen wieder ein. Georg Briehn erzählt: Im Thal saßen während der "Hauptkerb" Junge mit Alten zusammen und hörten, daß das Thal vorm Krieg noch seine eigene Kerb hatte. Spontan beschlossen sie, die Tradition zu beleben. Und "weil die Deutschen doch nun mal Vereinsmenschen sind", organisierten sich die Buben. Einziger Vereinszweck laut Jutta Briehn: "Aufrechterhaltung und Ausrichtung der Thäler Kerb".
Die Idee der zehn Gründungs-"Bube" begeistert heute 40 Aktive "aus vier Generationen" im Verein. Die schuften wochenlang Hand in Hand, aus spürbarer Spaß an der Freud. Tresen werden aufgeschlagen, Lichterketten und Fahnen aufgehängt, Fässer auf die Stadtmauer gezerrt und gefüllt. Montags vor dem Startschuß fahren Kerbeburschen und -mädels in den Stadtwald, um Birken und Kerbebaum zu fällen. Abends wird die Gasse begrünt, dienstags morgens rollen Wurscht und Weck an.
Kein Wunder, daß der Verein die Vorbereitungen für eintägiges Feiern zu aufwendig fand und schon bald beschloß, einen Tag zuzugeben. Aber sonst blieb und bleibt wohl auch alles beim alten. Briehn: "Wir wollen das Urtümliche erhalten." MONIKA KAPPUS
Schwarzes, kurzgeschnittenes Haar, dunkelbraune Augen in einem schmalen, blassen Gesicht, zierliche Hände, dünne Arme. Die junge Frau sieht zerbrechlich aus. Mit leiser Stimme erzählt sie ihre Geschichte. Mal stockt sie, sucht nach Worten, dann wieder hastet sie von einem Satz zum nächsten, so als hätte sie Angst, nicht rechtzeitig zum Ende zu kommen. Es ist eine furchtbare Geschichte, die sie erzählt; es sind Bilder des Grauens, die der Zuhörer vor sich sieht. Die junge Frau heißt Nazli Top. Sie ist 23 Jahre alt und arbeitet als Hebamme in einem Istanbuler Krankenhaus. Die Geschichte der Nazli Top handelt von der Folter.
Am 27. April 1992 gerät Nazli Top auf dem Heimweg von der Arbeit gemeinsam mit ihrem Freund in eine Ausweiskontrolle der Polizei. In Istanbul läuft an diesem Nachmittag eine Großfahndung: Wenige Stunden zuvor hatte ein Terroristenkommando im Istanbuler Stadtteil Mecidiyeköy einen Feuerüberfall auf einen Mannschaftswagen der Polizei verübt. Acht Beamte wurden verletzt. Jetzt sucht man die flüchtigen Täter. Nazli Top und ihr Freund werden, wie Hunderte junger Leute an diesem Tag, in eine Polizeistation gebracht. Es heißt, man müsse ihre Personalien genauer überprüfen. Als Nazli Top auf die Wache geführt wird, begegnen ihr zwei Polizisten in Zivil. Der eine sieht sie an, bleibt stehen und sagt zu seinem Kollegen: "Ist sie das nicht?" Der gibt zur Antwort: "Ja, das könnte sie sein!" Mit dieser Verwechslung beginnt für Nazli Top ein zehn Tage währender Alptraum.
Man bringt sie zur berüchtigten 2. Abteilung, der politischen Polizei. Dort verbindet man ihr die Augen. Sie soll jene, die sich nun über sie hermachen, nicht erkennen. "Sie haben mich geprügelt, haben auf mich eingeschlagen, mich getreten und an den Haaren gezerrt. ,Gib zu, daß du dabei warst', haben sie immer wieder geschrien und mich gefragt: ,Wer waren die anderen?' Das ging so bis drei, vier Uhr früh."
Nazli Top verlangt, einen Rechtsanwalt zu sehen. Sie weiß, was die neue, seit dem vergangenen Dezember amtierende Koalition aus Konservativen und Sozialdemokraten angekündigt hat: Jeder Beschuldigte habe fortan das Recht, einen Anwalt zu verlangen; die Folter werde abgeschafft; und die Wände der türkischen Polizeiwachen würden "aus Glas" sein, wie Ministerpräsident Süleyman Demirel im Wahlkampf versprochen hatte. Nazli Top sagt das den auf sie einschlagenden Polizisten: das habe doch in den Zeitungen gestanden, jeder habe es gelesen, sie doch sicher auch! Aber die Polizisten lachen nur: "Bist du etwa keine Türkin? Kennst du die Türkei denn nicht? Weißt du nicht, daß es eine Sache ist, was hier die Politiker sagen und eine ganz andere, was wirklich passiert?"
Nazli Top sagt den Polizisten, daß sie im zweiten Monat schwanger ist, bittet sie, mit den Schlägen und den Fußtritten aufzuhören. Aber wieder erntet sie nur verächtliches Gelächter. Am frühen Morgen bringt man sie in einen anderen Teil des Gebäudes, in den sogenannten "Operationssaal". Einer der Polizisten sagt zu ihr: "Dir kommt das wohl alles wie ein Spiel vor. Du weißt noch gar nicht, wo du bist und was noch alles auf dich wartet!"
Der Polizist greift ihre Arme und biegt sie nach hinten, auf den Rücken, ein anderer drückt ihren Kopf nach unten und klemmt ihn zwischen seine Beine. Dann wickeln sie einen Riemen um ihre Handgelenke. Sie hört eine Männerstimme sagen: "Nun wirst du sehen, was mit dir passiert!" Sie hängen Nazli Top an den "Palästinensischen Bügel".
Im Januar 1986 veröffentlichte die türkische Wochenzeitschrift Nokta (Punkt) ein aufsehenerregendes Interview. Zu Wort meldete sich Sedat Caner, 33 Jahre alt, Vater von zwei Kindern. Ein Mann, der Folterpraktiken anprangerte; er wußte, wovon er sprach: Sedat Caner war Polizist. Er selbst hat gefoltert. Den Lesern von Nokta hat Sedat Caner beschrieben, was man unter dem palästinensischen Bügel zu verstehen hat: "Das ist die schwerste Folter. Sie wird sehr oft angewendet. Mehr als zwanzig Minuten kann das niemand aushalten. Nackt werden sie aufgehangen, egal ob Mann oder Frau. Die Hände werden von hinten mit einem Riemen gefesselt. In der Mitte des Riemens ist ein Loch. Durch das Loch wird eine Stange gesteckt. Man stellt die Person auf einen Stuhl, und die Stange wird an zwei Haken in der Decke befestigt. Der Stuhl wird dann weggezogen. Schulterblatt und Rippe drücken entsetzlich auf die Lunge. Die Person wird bewußtlos. Aber wenn wir Strom geben, kommt sie wieder zu Bewußtsein."
An den hinter dem Rücken gefesselten Händen hängen sie Nazli Top auf. Der Schmerz in den Schultergelenken und Armen ist kaum zu ertragen. "Die Polizisten nannten mir fünfzehn, zwanzig Namen - Namen von Leuten, die in diesem Raum gewesen seien, die alle zu Anfang störrisch gewesen seien, dann aber, nach dieser Prozedur, gezwitschert hätten wie die Vögel . . ."
Nazli Top schweigt. Sie läßt die Schläge, die Fußtritte, die Beschimpfungen stumm über sich ergehen. Dann schließen sie die Kabel an, eines an einen Finger, das andere an einen Zeh.
"Sie fingen an, mir Stromschläge zu geben. Erst in größeren Abständen, dann folgten die Schläge immer schneller aufeinander und wurden immer stärker. Einer der Polizisten griff mit seiner Hand nach meinen Brüsten und begann, mit seinen Fingern meine Brustwarzen zu quetschen. Weil ich schwanger war, tat mir das besonders weh."
Elektroschocks und wüste Prügel wechseln einander ab. Die Polizisten schlagen sie mit Knüppeln auf die Brüste, in die Nieren und auf den Bauch. "Bist du sicher, daß du schwanger bist?", fragen sie unter höhnischem Gelächter. Dann beratschlagen sie untereinander, wer sie als erster vergewaltigen soll. Der eine sagte: "Ich bin noch nicht soweit." Der andere meint: "Ich auch nicht - vielleicht etwas später."
Nazli Top erinnert sich: "Ich habe versucht, so stark wie nur irgend möglich zu sein. Auf die Fragen, ob ich wirklich schwanger sei, habe ich keine Antwort mehr gegeben, denn ich hatte mein Kind nach den Schlägen und Elektroschocks sowieso längst abgeschrieben. Ich dachte, die wollen jetzt, daß du wimmerst und schreist, bettelst und sie anflehst, aufzuhören. Und weil sie das erwarteten, habe ich ihnen diesen Triumph nicht geben wollen."
Einer der beiden Männer, die mit Nazli Top im "Operationssaal" sind, nimmt einen Schlagstock. Er streicht mit ihm über ihren Körper, auf und ab. "Spürst du das?", fragt er, "spürst du den Knüppel? Es ist ein schöner, langer Knüppel!"
Vor Zorn oder aus Scham: Nazli Tops Hände zittern, als sie dies erzählt. "Zuerst haben sie versucht, mir den Knüppel in den Anus zu stoßen, aber ich schrie vor Schmerz, und da hatten sie wohl Angst, mich ernstlich zu verletzen. Dann führten sie den Knüppel in meine Scheide ein. Anschließend brachten sie eine Flasche, mit der sie das gleiche machten. Danach schlossen sie wieder die Stromkabel an, diesmal an meine Brustwarzen."
Die ersten drei Tage nach der Festnahme wird Nazli Top fast ununterbrochen gefoltert. Sie bekommt weder etwas zu essen, noch gönnt man ihr Schlaf. Unterdessen durchsuchen Polizeibeamte ihre Wohnung. Man findet nichts, was auf eine Verwicklung in terroristische Aktivitäten hindeutet. Allmählich wird auch der Polizei klar, daß es sich um eine Verwechslung handelt, daß Nazli Top unschuldig ist. Die Hebamme ist eine Hebamme - nichts sonst.
Wenn die Polizei sie dennoch weiter gefangenhält, ohne jeden Kontakt zur Außenwelt, ohne einen Anwalt zuzulassen oder sie einem Haftrichter vorzuführen, so dient das ausschließlich der Verschleierung der Folter: Die physischen Spuren der Mißhandlungen sollen verheilen, bevor Nazli Top entlassen wird. Immer wieder fragt die junge Frau nach einem Arzt, besteht darauf, untersucht zu werden. Sie kann ihre Arme kaum mehr bewegen und hat starke Schmerzen im Unterleib. Jeden Tag kommen die Polizisten in ihre Zelle, um sich davon zu überzeugen, wie weit die äußerlich sichtbaren Folterspuren ausgeheilt sind. "Wozu willst du einen Arzt?", fragen sie, "bei dir ist doch nichts gebrochen!"
Am zehnten Tag nach ihrer Festnahme, dem 7. Mai 1992, legt man Nazli Top ein Protokoll zur Unterschrift vor. Darin steht, daß sie am 27. April bei einer Ausweiskontrolle festgenommen worden sei, weil sie einer mutmaßlichen Terroristin ähnlich gesehen habe. Die Festnahme und zehntägige Haft habe der zweifelsfreien Feststellung ihrer Identität gedient, heißt es in dem Protokoll, das Nazli Top unterschreiben muß. Am folgenden Tag wird sie auf Beschluß eines Staatsanwaltes freigelassen.
Mittlerweile hat Nazli Top bei der Istanbuler Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen ihre Folterer gestellt. Ob und wann der Fall verhandelt wird, ist ungewiß. Ende November soll sie ihr Kind zur Welt zu bringen. Nazli Top hat die Ärzte gefragt, welche Folgen die Schläge, die Fußtritte, die Elektroschocks und die Vergewaltigung mit dem Polizeiknüppel für ihr ungeborenes Kind gehabt haben könnten. Niemand wußte eine Antwort.
Wir trafen Nazli Top im Büro des 1986 gegründeten Istanbuler Menschenrechtsvereins. 47 solcher Gruppen mit mehr als 22 000 Mitgliedern gibt es mittlerweile in der ganzen Türkei. Vorsitzender des Istanbuler Vereins ist der Rechtsanwalt Ercan Kanar. Auf die seit vergangenem Dezember amtierende neue Koalition setzten viele in der Türkei große Hoffnungen. Aber Ercan Kanar zieht eine ernüchternde Bilanz: "In den Monaten seit dem Regierungswechsel ist, im Gegensatz zu den Ankündigungen der neuen Regierung, kein Fortschritt in Menschenrechtsfragen festzustellen. Im Gegenteil, man muß sogar sagen, daß sich die Folter weiter institutionalisiert hat."
Zwar brüstet sich die Regierung in Ankara nun mit einer Reform des Strafprozeßrechts, die helfen soll, Polizeiwillkür und Folter abzuschaffen. Aber auch nach dem neuen Recht können Verdächtige bis zu sechzehn Tage lang von der Polizei ohne richterlichen Haftbefehl in Gewahrsam gehalten werden. Überdies kann nicht einmal diese vom Parlament gebilligte "Reform" in Kraft treten, weil Staatspräsident Turgut Özal bisher seine Unterschrift verweigert - dem Staatschef sind die neuen Gesetze zu lasch.
Die furchtbare Geschichte der Nazli Top: ein Einzelfall? Sicher nicht. Schon das Vorhandensein der Folterwerkzeuge - der Fleischerhaken, der Elektrokabel, der Hochdruckschläuche, aus denen die Opfer mit eiskaltem Wasser bespritzt werden - beweist, daß die Folter in der Türkei systematisch betrieben wird, mit Wissen und Billigung der Regierenden. Die türkische Menschenrechtsstiftung zählt allein für das vergangene Jahr 552 Folteropfer auf.
"Ich glaube nicht", sagt Ercan Kanar, "daß die Folter unter dieser Regierung ausgemerzt wird, wie man uns das verspricht. Die Folter ist eine furchtbare Tradition in der Türkei. In der Zeit des osmanischen Reiches wie in den siebzig Jahren der türkischen Republik ist sie zu einer Institution geworden - die Folter ist offizielle Staatspolitik. Unter Staatsanwälten, Richtern und Politikern ist die Ansicht weit verbreitet, daß man ohne Folter, ohne Gewaltanwendung die Wahrheit nicht ans Licht bringt. Diese Mentalität - körperlicher Zwang als Mittel der Wahrheitsfindung - herrscht in der Familie, in der Schule, beim Militär, bei der Polizei. Überall in unserer Gesellschaft wird geprügelt, werden Menschen gezüchtigt. Wenn wir also von der Abschaffung der Folter reden, dann reden wir von der Notwendigkeit, das Bewußtsein unserer Gesellschaft zu verändern."
jk FRANKFURT A. M. Die in den vergangenen Wochen wieder etwas positiver ausgefallenen Konjunktur-Urteile in den alten Bundesländern finden nicht unbedingt ihre Bestätigung in der aktuellen Statistik. Die Moment-Aufnahme des Auftrageingangs bei der Industrie zeigt für Mai Stagnation. Von Preisveränderungen und saisonalen Einflüssen bereinigt, beliefen sich die Bestellungen beim Verarbeitenden Gewerbe in etwa auf dem gleichen Niveau wie im April. Eine kleine Abnahme der inländischen Nachfrage (minus ein halbes Prozent) wurde durch die etwas höheren Order der ausländischen Kundschaft ausgeglichen.
Der Zweimonatsvergleich (April/Mai gegenüber Februar/März), der die kurzfristigen Zufallsschwankungen zum Teil ausgleicht, signalisiert indessen eine deutliche Zurückhaltung. Die Bestelltätigkeit weist für diesen Zeitraum ein Minus um 3,5 Prozent auf. Dabei schrumpfte der Auftragseingang aus dem Inland um drei und aus dem Ausland um vier Prozent.
Wie der neuen, vom Bonner Wirtschaftsministerium vorgelegten Übersicht zu entnehmen ist, melden die Hersteller von Investitionsgütern den stärksten Einbruch mit einem Minus von 4,5 Prozent. Für diesen Schwung waren sowohl die geringere Binnen- als auch die kleinere Export-Nachfrage verantwortlich. Die vom Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe hereingenommenen Orders fielen um 1,5 Prozent niedriger, und die Verbrauchsgüter-Branche mußte eine Abschwächung um 2,5 Prozent hinnehmen. Die folgende Tabelle verdeutlicht, daß die derzeitigen Aufträge fast durchweg auch niedriger sind als vor Jahresfrist. Die Ausnahme bei den Grundstoffen spielt angesichts der Bedeutung dieser Branche für die Volkswirtschaft keine große Rolle.
Auch in Ostdeutschland lassen die Bestellungen viel zu wünschen übrig. Dort stieg der Auftragseingang von März zu April zwar um 7,5 Prozent. Doch sind in dieser Rechnung erstens die Saisoneinflüsse nicht eliminiert, weil die Statistiker dafür noch etwas Zeit brauchen. Und zweitens gab es im Zeimonatsvergleich März/April gegenüber Januar/Februar einen Schwung um 7,5 Prozent.
RÖDERMARK. Der Stadtentwicklung und der Verkehrspolitik schenken die Sozialdemokraten in ihrem Programm für die Kommunalwahl '93 ihr Hauptaugenmerk. Die Erschließung neuer Baugebiete unter Berücksichtigung ökologischer Kriterien, die Modernisierung und Instandsetzung von Wohnraum sowie der Ausbau und die Schließung von Baulücken werden als Mittel zur Überwindung des Wohnungsmangels genannt.
Die Bewahrung der gewachsenen Stadtkerne und deren Erneuerung ist nach Ansicht der SPD konsequent fortzusetzen. Der soziale Wohnungsbau, insbesondere die Schaffung von Wohnraum mit langfristiger Preis- und Belegungsbindung müsse verstärkt werden. Nötig seien preiswerte Wohnungen für niedrige Einkommensgruppen wie kinderreiche Familien, junge Leute, Arbeitslose, Kleinrentner, Alleinerziehende und ausländische Bürger.
Im innerstädtischen Nahverkehr fordert die SPD eine schnelle Verbindung zwischen den Stadtteilen, um den Besuch von öffentlichen Einrichtungen auch ohne Auto zu ermöglichen. Stadtbus und Anrufsammeltaxi könnten Abhilfe schaffen. Für Rödermark sei es unverzichtbar, haben die Sozialdemokraten nach dreistündiger Debatte im Rothaha-Saal in ihr Wahlkampfprogramm geschrieben, daß neben der S-Bahn-Verbindung nach Offenbach parallel die Dreieichbahn aufgewertet werden müsse. Buszubringerdienste seien schon jetzt einzurichten, ebenso leistungsfähige Linien mit einem übersichtlichen Taktfahrplan.
Das innerörtliche Radwegenetz will die stärkste der drei Oppositionsfraktionen ausgebaut und besser gesichert wissen. Notwendig sei ein integriertes Gesamtverkehrskonzept, das aufgrund sinnvoller Verkehrsteilung ein effizientes Zusammenwirken aller Verkehrsträger gewährleiste.
Umweltpolitisch müsse das immer drängendere Abfallproblem so bald wie möglich gelöst werden. Mit dem Umlandverband Frankfurt müsse ein schlüssiges Konzept unter dem Aspekt der Müllvermeidung erarbeitet werden.
Auch die Kultur hat im SPD-Wahlprogramm den ihr gebührenden Platz; hier fordert die Partei ein gleichwertiges Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Voraussetzung einer vielfältigen, von Bildung oder Geldbeutel der Konsumenten unabhängigen Kulturszene sind nach Meinung der Rödermärker SPD vier Faktoren: Fachpersonal, Kulturentwicklungsplanung, funktionelle Räume, ausreichende finanzielle Mittel.
Zu den Themen Wirtschafts- und Industrieansiedlung, Sozial- und Jugendpolitik wird auf einer Mitgliederversammlung im Herbst Stellung bezogen. Als Kreistagskandidaten nominierte die SPD den Ortsvereinsvorsitzenden Norbert Schultheis, Inge Landgraf, Werner Weber, Cornelia Diekmann und Herbert Schrod. ttt
KREIS OFFENBACH. Der BUND-Ortsverband Seligenstadt lädt für Sonntag, 12. Juli, 9.30 Uhr, zu einer ganztägigen Radtour zu den beiden Ökohöfen im Kreis Offenbach ein. Treffpunkt ist auf dem Seligenstädter Marktplatz, wie Vorsitzender Thorwald Ritter mitteilt.
Die Route führt zunächst zum Patershäuser Hof, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Biokost verpflegt werden. Anschließend geht's weiter zum Anwesen Schnarr im Westen von Dietzenbach. Dort will der BUND sich über umweltgerechten Ackerbau und ökologische Viehwirtschaft informieren.
Bei den Umweltschützern aus dem Ostkreis stößt dieses Konzept auf besonderes Interesse, weil der BUND vorgeschlagen hat, auf den Äckern und Wiesen von Zellhausen einen Bio-Landwirt mit Schafhaltung anzusiedeln. Die Gemeinde Mainhausen möchte hingegen, daß dort ein Golfplatz entsteht. fin
ing FRANKFURT A. M., 6. Juli. Zwei bislang unbekannte Männer haben am späten Sonntag abend an einem Geldautomaten in der Feuerbachstraße einen 22jährigen Mann überfallen. Gegen 20.50 Uhr waren die Täter mit einem Motorrad vorgefahren: Einer von ihnen bedrohte nach Angaben der Polizei den 22jährigen mit einem Messer und erbeutete 600 Mark, die der junge Mann kurz zuvor an dem Automaten abgeholt hatte.
BASKETBALL
OLYMPIA-QUALIFIKATION in Saragossa, Endrunde, letzter Spieltag: Kroatien - Israel 81:70 (46:31).
1. Litauen 7 7 0 680:570 14 2. Kroatien 7 5 2 614:536 12 3. GUS 7 5 2 597:573 12 4. Deutschland 7 4 3 598:581 11 5. Slowenien 7 3 4 561:570 10 6. Italien 7 2 5 554:628 9 7. CSFR 7 2 5 524:584 9 8. Israel 7 0 7 517:607 7
Beim Wirtschaftsgipfel in München werden die sieben führenden Industrienationen voraussichtlich ein Hilfsprogramm in Milliardenhöhe zur Nachrüstung der Atomkraftwerke in Osteuropa beschließen. Dieses Vorhaben nennt das Anti-Atom-Forum mit Sitz in Frankfurt/Main "ökologischen und ökonomischen Wahnsinn". Das Forum setzt stattdessen auf einen beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie. In dem Bündnis sind elf Umeltgruppen zusammengeschlossen: Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad, Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, Bund für Umwelt und Naturschutz, Deutscher Naturschutzring, Eltern für unbelastetete Nahrung, Initiativgruppe Unser Recht auf Stillegung, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Mütter gegen Atomkraft, Naturschutzbund Deutschland, Netzwerk dezentrale Energienutzung und Robin Wood. Wir dokumentieren das Memorandum leicht gekürzt.
OBERURSEL. Erst 15 Meter abseits der Straße im Wald ist ein Autofahrer mit seinem Gefährt zum Stehen gekommen - die Polizei schätzt den Schaden auf 150 000 Mark. Der Mann kam mit leichten Verletzungen davon.
Er hat laut dem Polizeibericht gegen 0.45 Uhr zwischen Sandplacken und Oberursel einem Reh ausweichen müssen. Dabei sei sein Auto von der Straße abgekommen und erst nach 15 Metern im Wald stehengeblieben. An dem Wagen entstand Totalschaden. stk
SELIGENSTADT. Der Vereinsring Froschhausen, der seit 1979 besteht und inzwischen über 5000 Mitglieder zählt, hat erneut Kritik am Kreis Offenbach wegen der Streichungen bei den Vereinszuschüssen geübt. Der Vorsitzende und CDU-Landtagsabgeordente Frank Lortz sprach von einem "schlimmen Einschnitt in die gute Tradition der Vereinsförderung, die in unserer Region in den letzten Jahren gewachsen ist". Voraussichtlich würden die beiden Froschhäuser Gesangvereine in diesem Jahr keine müde Mark an Kreiszuschüssen erhalten. Ferner müßten die Sportvereine erhebliche Einbußen verkraften.
Der Vereinsring, der die Termine aller 29 örtlichen Verbände und Gruppierungen koordieniert, teilte mit, daß für Samstag, 25. Juli, das TUS-Sommerfest mit einer Kinderolympiade auf dem Sportplatz geplant sei. Die CDU Froschhausen wird dann am Sonntag, 26. Juli, ein Sommerfest vor dem Bürgerhaus feiern. Die See- und Sommernachtsfete des Angelsportvereins folgt am 1. und 2. August auf dem Gelände am Harresee.
Bis Ende August soll indes der Entwurf des Vereinsringkalenders für 1993 vorliegen. Die Vereine werden gebeten, bis zum 10. August ihre bis dato geplanten Termine mitzuteilen. fin
SELIGENSTADT. Auf der Hanauer Landstraße im Seligenstädter Ortsteil Froschhausen wird nach Erfahrung der Anwohner zuviel gerast. Nachdem sie die Stadtverwaltung informiert hatten, ordnete der Magistrat Geschwindigkeitsmessungen an. Innerhalb von zwei Stunden wurden 132 Fahrzeuge registriert. Allerdings hielten sich nur vier Autofahrer nicht an die vorgeschriebenen 50 Stundenkilometer.
Die Höchstgeschwindigkeit betrug nach Angaben des Magistrats 57 Sachen. An diesem Tag, so das Resümee, hätten sich die Verkehrsteilnehmer "im großen und ganzen an die vorgeschriebene Geschwindigkeit gehalten". fin
ing FRANKFURT A. M., 6. Juli. Schwere Kopfverletzungen und Prellungen erlitten am Sonntag abend bei einem Unfall in der Nordweststadt die 17, 22 und 23 Jahre alten Mitfahrerinnen eines 22jährigen Wagenlenkers: Er war mit seinem Auto gegen 20.40 Uhr auf der Rosa-Luxemburg-Straße auf der linken Spur unterwegs und nach Angaben der Polizei durch zu hohe Geschwindigkeit in einer leichten Linkskurve ins Schleudern geraten. Erst in einem Gebüsch am Rand der Fahrbahn kam der Wagen zum Stehen, an dem Auto des 22jährigen entstand Totalschaden.
KELSTERBACH. Grund zur Freude hat die Gemeinnützige Baugenossenschaft Kelsterbach (GBK). Zwölf neue Wohnungen wurden im Gebäude Dahlienstraße sechs bis acht fertiggestellt. Über vier Millionen Mark kostete der Neubau, der mit Hilfe der Kommune und des Landes erstellt worden ist. GBK-Vorstandsvorsitzender Philipp Schröder überreichte symbolisch den Schlüssel an Elli Buske als Vertreterin der Bewohner und wünschte sich, daß eine echte Hausgemeinschaft entstehen werde.
Schröder kündigte weitere Aktivitäten zum Abbau der Wohnungsnot am Ort an. So sei ein Gebäude mit 25 Wohnungen im Baugebiet "Länger Weg" geplant. Allerdings werde man dieses Projekt wohl kaum innerhalb eines Jahres fertigstellen können, da die Auftragsbücher vieler Handwerker voll seien. cas
RIEDSTADT. Mit 140 000 Mark fördert das Land Hessen die Gemeinde Riedstadt bei der Anschaffung eines neuen Löschgruppenfahrzeugs LF 16/12. Dies teilte das Wiesbadener Innenministerium dem Gemeindevorstand jetzt mit. Die insgesamt 360 000 Mark teure Neuerwerbung für den Brandschutz wird bei der Feuerwehr des Ortsteiles Crumstadt stationiert und soll dann dort ein knapp 30 Jahre altes stammendes Einsatzfahrzeug ersetzen. cas
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese. Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Honig - plus : minus; 16.30 Uhr Autogenes Training.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calder Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, 15.30-17 und 19.30-21 Uhr Sonderkonzert: "Eine Schlagerparade mit Schlagern von gestern und heute", Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Bad Vilbel. Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Butzbach. Kleintierzuchtverein Kirch- Göns / Pohl-Göns: Monatsversammlung, Vereinslokal "Maiwald".
Florstadt. Altenclub Nieder-Mockstadt: Treffen, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Karben. Mütterzentrum + Ev. Luth. Kirchengemeinde St. Michaelis, Kl.-Karben: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, ab 15 Uhr Selzerbrunnenhof.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Gedern. Vereine der Kernstadt: Stammtisch, 20 Uhr, Gaststätte Stöhrbalser. Oberh. Philatelisten-Vereinigung: Tauschabend, Gaststätte Holzkist'l. Ferienverarnstaltungen Bad Vilbel. Bad Vilbel unter'm Sonnenschein: Fahrt f. Kinder ab 6 Jahren nach Steinau (Informationen unter 0 61 01 / 60 23 12).
Wölfersheim. Jugendrotkreuz: Spiel- u. Bastelnachmittag, 14 Uhr, DRK-Heim, Gießener Str. 1.
Ortenberg. Bedienstete der Stadt: Planwagenfahrt mit anschl. Spielen und Grillen.Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Ges. für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Vortrag "Feministische Theologie" v. Fr. Wilhelmi, 19.30 Uhr, Otto-Weiß-Str. 2.
Bad Vilbel. Alte Mühle: Figürliches Arbeiten mit Ton, 10 Uhr, Lohstr. 13. Verschiedenes Rosbach. Sinnvolle Freizeit für Senioren: Halbtagesausflug Wildpark Hartmannsheim, Abfahrt 13 Uhr, Ober-Rosbach. Nidda. Stadtführung, Treffpunkt: 14.30 Uhr, Rathaus. Parteien / Parlamente Bad Nauheim. Junge Liberale: Stammtisch, 20.30 Uhr, Willi's Pub.
Karben. Sitzung des Ausschusses für Bauwesen, Städteplanung und Verkehr, 19.30 Uhr, Bürgerzentrum.
Büdingen. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Café Hell. Ausstellungen Friedberg. Karen Ennulat - Fröhliche Kreuze und farbige Särge - Objekte zum Diskutieren und Meditieren, Eröffnung um 18.30 Uhr, Öffnungszeiten: Di-Fr. 9-12 u. 14-17 Uhr, Sa. 9-12, So. 10-17 Uhr, Wetterau-Museum, Haagstr. (bis 12. Juli).
Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So., 11 bis 19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 /24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August).
Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK- Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Vereinigung der Straßenbau- u. Verkehrsingenieure: "Wege zu mehr Verkehrssicherheit", Eröffnung, 15 Uhr, Mensa der FH, W.-Leuschner-Str. 13 (bis 11. Juli).
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus, (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Schlafwandler (20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Robin Hood (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Basic Instinct (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20 Uhr) - Princess: Basic Instinct (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: Die Weissagung (19.30 Uhr); Naked Lunch (21.45 Uhr).
SELIGENSTADT. Die Kanalisation der Stadt wird modernisiert. Der Magistrat beauftragte jetzt ein Unternehmen damit, für etwa 150 000 Mark Maschinen und Geräte im neuen Pumpwerk neben dem Altenwohnheim zu installieren. Die Anlage soll den Main als Vorfluter entlasten.
Ferner beschloß der Magistrat, für eine Kanalreparatur im Stadtteil Froschhausen weitere 50 000 Mark bereitzustellen. Es müssen größere Rohre verlegt werden. Dadurch sollen Überschwemmungen bei Gewitterregen vermieden werden. fin
HIRZENHAIN. Zu einer Aufführung des Marionetten-Theaters in Ortenberg bietet die Gemeinde Hirzenhain eine Fahrt für Kinder und Jugendliche am Donnerstag, 9. Juli, an.
"Peters Mondfahrt" lautet der Titel des Stückes, das jungen Menschen zwischen 7 und 17 Jahren geboten wird.
Treffpunkt ist der Parkplatz der Gemeindeverwaltung, wo die Fahrt um 14.15 Uhr beginnt. Die Betreuung erfolgt durch Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und der Johanniter-Unfallhilfe Hirzenhain. ub
SELIGENSTADT. Der Magistrat appelliert an die Vereine in allen Stadtteilen, auf den Festen in diesen Wochen kein Einweggeschirr zu verwenden. Es gebe immer noch ein paar schwarze Schafe, die unnötig Müll erzeugten. Mit gutem Beispiel voran gehen hingegen laut Stadtverwaltung unter anderen die Kirchengemeinden, die von einer Firma Geschirr und Spülmaschinen mieten.
Das Ordnungsamt wird künftig bei Genehmigungen von Festen darauf achten, daß kein Plastikgeschirr benutzt wird, das anschließend in den Müll kommt. Auch Pappteller sollen nur dann ausgegeben werden, wenn keine Möglichkeit besteht, Porzellan zu spülen. fin
WEILROD. Ein elf Jahre alter Junge wurde leicht verletzt, als am Sonntagnachmittag am Egertshammer bei Altweilnau zwei Autos zusammenstießen.
Nach Angaben der Polizei saß er in dem von seiner Mutter gesteuerten Wagen, als dieser - auf der Bundesstraße unterwegs in Richtung Riedelbach - von einem anderen Auto gerammt wurde. Dessen Fahrer bog von der Bundesstraße 275 nach links in Richtung Altweilnau ab, ohne den Gegenverkehr zu beachten. che
Kunst, Kommerz und Koppenburg - ein bemerkenswertes Dreigestirn - hat sich da beim "Rheingau-Musikfestival" zusammengetan. Mit maßgeblicher Unterstützung des Computer-Riesen IBM konnte der hr-Redakteur Hans Koppenburg am Wochenende dem Publikum auf Schloß Johannisberg im Rheingau junge Violin-Virtuosen aus Ost- und Mitteleuropa vorstellen, die einen Vergleich mit den "Großen" ihrer Branche nicht zu scheuen brauchen. Unter dem Titel "Treffpunkt Jugend 92" fungierte das hochkarätige Konzert so als Ausstellungsfenster in mehrfacher Hinsicht, denn viele der Interpreten wurden bei dieser Gelegenheit vom Fleck weg verpflichtet.
Vor allem Johann Sebastian Bach kam reichlich zu Ehren, wobei sich dessen geniale Kompositionen als ideale Ausgangspunkte für interpretatorische Höhenflüge erwiesen: die 15jährige Münsteranerin Mirijam Contzen wußte bei ihrem impulsiven, aber kultivierten Vortrag von Adagio und Fuge aus der 1. Solo-Violin-Sonate perfekte Intonation, volle Tongebung und hervorragende Abphrasierungen harmonisch miteinander zu vereinen.
Bachs Chaconne d-Moll aus der Zweiten Partita für Violine solo galt mit ihren exorbitanten Schwierigkeiten und dem monumentalen Aufbau lange Zeit als unspielbar. Roy Shiloah aus Israel unterzog sich der Tour d'horizon durch die Violinspielweisen und demonstrierte meditative Selbstverwirklichung als Pflichtübung so überzeugend, daß alles dahinterstehende handwerkliche Können regelrecht transzendiert wurde.
Zusammen mit dem ebenfalls aus Israel stammenden Ittai Shapira spielte Roy Shiloah eine Sonate des französischen Komponisten Jean-Marie Leclair, wobei die Leistung um so beachtlicher erschien, als man erfuhr, einer prima-vista-Aufführung beigewohnt zu haben.
Ittai Shapira beschwor mit Bruce Levy als sicherem Begleiter die unwirklich- phantastische Stimmung der g-Moll-Sonate Claude Debussys stringent in mitreißend exaltierter Weise: große Virtuosität und Gestaltungskraft ließen den noch recht kleinen Künstler größer und größer werden.
Eine gänzlich andere Vortragsart demonstrierten die beiden 14 und 16 Jahre alten Bulgarinnen Jana Deshkova und Mila Georgieva. Erstere kann mit ihrer kräftig-bestimmten Spielweise sowohl bei einer Leclair-Sonate als auch bei der Schubert D-Dur-Sonatine als typisch für osteuropäische Schulung gelten. Mehr noch zeigte Mila Georgieva in Tartinis "Teufelstriller-Sonate", deren Namen von einer langen Trillerkette in einer typisch polyphonen und sequentierenden Stelle herrührt, daß die Violine in ihrer Vielschichtigkeit sehr verschiedene Klangfarben und -Charaktere hervorbringen kann.
Die jüngste Interpretin, Lolita Lisovskaja aus Taschkent, einzige Pianistin des Konzerts, legte trotz ihrer bizarren Handhaltung beim Vortrag der letzten Mozart-Klaviersonate eine geradezu frappierende Sicherheit und Geläufigkeit an den Tag und gleichzeitig die Vermutung nahe, daß man sich ihren Namen, wie die der anderen, für die Zukunft auf jeden Fallmerken muß. CHRISTIAN KNATZ
KÖNIGSTEIN. Der Streit um das teure Regenüberlaufbauwerk in der Herzog-Adolph-Straße setzt sich fort. Der Bau kostete 600 000 Mark mehr als geplant. Ein Akteneinsichtsausschuß unter dem Vorsitz der FDP-Stadtverordnetenvorsitzenden Dagmar Baecker beschäftigt sich nun mit den enormen Mehrkosten.
Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) kritisiert nun unter anderem das Verhalten der Mehrheit von CDU und FDP bei der Wahl der Vorsitzenden und des Stellvertreters. Denn der ALK-Mann Robert Rohr ging leer aus.
Außerdem wirft die ALK der Stadtverwaltung nach den Erfahrungen der ersten Ausschußwochen vor, sie sorge für beschwerliche Arbeitsbedingungen. Die Ausschußmitglieder können den Prüfungsbericht des Kreisrechnungsamtes zu den Mehrkosten nur im Rathaus studieren, "quasi wie die Schulbuben nur unter Aufsicht", so die ALK.
Sie hatte, wie berichtet, den Akteneinsichtsausschuß im Stadtparlament als "Notbehelf" beantragt. Zuvor war ihre Forderung an der CDU-FDP-Mehrheit gescheitert, den "möglicherweise brisanten" Prüfungsbericht allen Fraktionen des Parlaments in Kopie auszuhändigen.
Mit ihrer Kritik an der Vorsitzendenwahl beruft sich die ALK auch auf den SPD-Fraktionschef Heinz Hertslet. Er habe das Vorgehen der Mehrheitsfraktionen ebenfalls mißbilligt und daran erinnert, daß nach üblichen Gepflogenheiten die Fraktion den Vorsitzenden stellt, die den Akteneinsichtsausschuß initiiert hatte.
Die Mehrkosten hatten bereits zu Auseinandersetzungen zwischem dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung geführt. Das Stadtparlament hatte zuerst beschlossen, das verantwortliche Ingenieurbüro bis zur Aufklärung des Falls von allen Aufträgen auszuschließen, diesen Beschluß jedoch nach einem Widerspruch des Magistrats wiederaufgehoben. Bürgermeister Bertram Huke hatte in dem Beschluß einen Eingriff in das Recht des Magistrats gesehen, über Auftragsvergaben allein zu entscheiden. Zudem befürchtete Huke im Stadtparlament eine "Vorverurteilung" durch den Beschluß und einen FR-Bericht.
Die FR hatte vermeldet, daß das für Königstein tätige Ingenieurbüro über Jahre eine Planungsgemeinschaft mit dem tief in die kreisweite Bestechungsaffäre verstrickten Büro Niklas unterhielt. Dies hatte das Ingenieurbüro bestätigt, jedoch betont, diese Gemeinschaft sei sei sehr locker gewesen. Zudem hatte es gegenüber der FR eingeräumt, daß außer der Witterung auch eigene Fehler an den 600 000 Mehrkosten schuld waren.
Die Stadt läßt gegenwärtig offenbar Regreßansprüche gegen das Büro prüfen. Dies schließen Mitglieder des Akteneinsichtsausschußes, da von zehn Ordnern zu dem Bau derzeit nur einer im Rathaus vorliege. Die übrigen neun seien bei einer Rechtsanwältin. stk
Die Märchenfestspiele schlagen alle Rekorde Erneut eine Steigerung der Besucherzahlen Von Astrid Ludwig HANAU. "In Frankfurt sind die Theater leer, aber zu uns strömen die Besucher". Nicht ohne Stolz zieht der neue Leiter der Hanauer Märchenfestspiele, Dieter Stegmann, wenige Wochen nach dem Ende der Freilicht-Aufführungen eine erfolgreiche Bilanz. Nachdem schon im vergangenen Jahr von einem Rekord die Rede war, verzeichnen die Organisatoren 1992 erneut eine Besucher- und Einnahmesteigerung. "Die Festspiele", schlußfolgert Stegmann, "werden vollkommen akzeptiert". Der ausgebildete Bühnenbildner und Regisseur kündigte seine Mitarbeit auch für das Jahr 1993 an. Insgesamt 27 203 Besucher sahen in diesem Jahr die Aufführungen von "Die sieben Raben", "Aschenputtel", "Jorinde und Joringel" oder auch die Ballett-Vorstellung von "Schneewittchen". Das waren 3,3 Prozent mehr Zuschauer als im vergangenen Jahr, in dem mit 26 323 Besuchern ein vorläufiger Höhepunkt in der Geschichte der Märchenfestspiele registriert wurde. Bei Beginn des Freiluft- Theaters 1985 waren zunächst nur 8455 Zuschauer gekommen.
Ein guter Start für den neuen Festspielleiter Dieter Stegmann, der nach dem Weggang des Vorgängers Hendrik Helge kurzfristig einsprang. Die Zeit bis zum Beginn der Saison war kürzer als sonst und auch organisatorisch galt es mit der neuen Aufteilung in einen künstlerischen Leiter und einen "Maitre" der Finanzen, dem Kulturamtsmitarbeiter Erich Becker, Neuland zu betreten.
Dennoch verzeichneten die Festspiele eine "exzellente Entwicklung", wie auch Oberbürgermeister Hans Martin hervorhebt. Und das, obwohl das Kulturamt zunächst mit einem Rückgang der Besucherzahlen gerechnet hatte. Da die Aufführungszeiten mit den Schulferien kollidierten, waren rund 2000 Karten weniger an die Hanauer Schulen verkauft worden. Dieses Minus konnte jedoch durch einen gesteigerten freien Kartenverkauf wieder aufgefangen werden.
Die Märchenfestspiele erfreuen sich mittlerweile eines Rufes, der weit über die Grenzen von Hanau und Hessen hinaus geht. Wie Dieter Stegmann berichtet, wurden Karten aus der ganzen Bundesrepublik, sogar aus Bremen, geordert. Der freie Verkauf der Karten zog in diesem Jahr um 20 Prozent an.
Immer mehr werden die Festspiele im Schloßpark zu einem Theater für Erwachsene. Rund 20 der insgesamt 60 Aufführungen waren ausschließlich von Erwachsenen besucht. Eine Entwicklung, die den Zielvorstellungen der "Macher" entspricht, die Märchen nicht allein für Kinder geschaffen sehen.
Als kulturell förderungswürdig erachtet mittlerweile auch das Land Hessen die Märchenfestspiele in Hanau. Erstmals wurden in diesem Jahr die Aufführungen mit 35 000 Mark unterstützt. In den Jahren zuvor gab es nur 5000 Mark. Die Stadt hofft nun, daß es dabei auch bleibt. Rund 167 000 Mark an Zuschüssen hatte das Kulturamt für die '92er-Festspielsaison eingeplant. Die Einnahmen haben sich jedoch mit 215 600 Mark und 30 000 Mark Spenden besser entwickelt als erwartet. Wohl auch zurückzuführen auf die in diesem Jahr höheren Eintrittspreise. 60 Prozent der Kosten sind damit gedeckt. Die Stadt Hanau bezuschußt die einzelnde Eintritsskarten damit mit rund 5,60 Mark. 1991 waren es noch neun Mark. Das Schauspiel Frankfurt, führt der Theaterkenner Dieter Stegmann als Vergleich an, zahlt pro Karte einen Zuschuß von 400 Mark. Stegmann bezeichnete die Resonanz auf die Festspiele mit einer durchschnittlichen Auslastung der Aufführungen von 95 Prozent als "verblüffend". Das sei sehr ungewöhnlich, zeige jedoch, daß diese Form des Theaters als Alternative bei den Zuschauern ankomme. Sogar bei zwei Regenvorstellungen seien die Zuschauer bis zum Schluß und zum Teil vollkommen durchnäßt sitzen geblieben. Stegmann: "Es hat mich gerührt, daß wir die Leute emotional so begeistert haben, daß sie trotzdem blieben. Ich fühle mich bestärkt, denn hier wurde so Theater gemacht, wie ich mir das immer erträumt habe. Mit viel Idealismus und gegenseitiger Hilfe". Im nächsten Jahr werden die Festspiele erneut unter Stegmanns Leitung stehen.
SELIGENSTADT. Die "Internationale Gesellschaft für Yad Vashem" in Jerusalem hat aus Seligenstadt eine Spende von 1000 Mark erhalten. Die Stadtverordneten hatten beschlossen, mit diesem Geld die Errichtung einer Gedenktafel zu unterstützen. Sie soll an die Tausenden von jüdischen Gemeinden erinnern, die von den Nazis zerstört worden waren.
Die "Internationale Gesellschaft für Yad Vashem" schickte dem Magistrat eine "Spendenurkunde mit Dank und Anerkennung für die Beteiligung der Stadt Seligenstadt zu Verewigung der jüdischen Gemeinden in Deutschland im Gedenktal für die zerstörten jüdischen Gemeinden Europas". Die jüdische Gemeinde in Seligenstadt war 1938 brutal aufgelöst worden. Die Nazis steckten in der Pogromnacht die Synagoge in Brand. fin
NIDDA. Viel Musik, eine Kinderbelustigung und verbilligte Schwimmbad-Zehnerkarten bietet das Staatsbad Salzhausen am Sonntag, 12. Juli. Rund um das Kurhaus spielt zunächst der Musikverein Mockstadt auf, zum Kaffee am Nachmittag die Tanzkapelle "The Gentlemen". Von 15 bis 18 Uhr kann man auch im Kursaal tanzen.
Auf die Kinder warten eine Riesenhüpfburg und ein Quiz. Den Ausklang des Schnuppertages für die Familien bildet ein Blaskonzert der Heegheimer Musikanten von 19 bis 21 Uhr. Bei schlechter Witterung wird der Schnuppersonntag in allen Räumen des Kurhauses gefeiert.
Am Schnupper-Sonntag gibt es von 9 bis 18 Uhr an der Kasse des Sole-Bewegungsbades auch verbilligte Schwimmbad-Zehnerkarten. str
Kleine FR
Abendwanderung nach Rod an der Weil WEILROD. Die Landfrauen in Gemünden treffen sich am heutigen Mittwoch zu einer Abendwanderung nach Rod an der Weil. Start ist um 18.30 Uhr am Parkplatz der Gaststätte "Zur Linde". Ferienfreizeit Salzburger Land SCHMITTEN. Die evangelische Kirchengemeinde Arnoldshain lädt Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 13 Jahren zur Teilnahme an einer Freizeit vom 5. bis 14. Oktober in Werfenwen im Salzburger Land ein. Die Fahrt kostet 395 Mark, darin enthal- ten sind Fahrt, Übernachtungs- und Versorgungsgelder, Eintrittsgelder so- wie die Kosten für die Benutzung von Bussen und Bahnen am Ferienort. Anmeldungen an die Ev. Kirchengemeinde Arnoldshain, Kirchgasse, Telefon 0 60 84 / 22 76). Kein Glasmüll am Abend einwerfen USINGEN. Aufgrund von Beschwerden appelliert die Stadt an alle Altglas- und Blechentsorger, den Abfall nicht in den Abendstunden oder an Sonn- und Feiertagen in die Container zu werfen. Frauenhilfe Anspach NEU-Anspach. Die evangelische Frauenhilfe Anspach plant für Mittwoch, 29. Juli, ihren Ausflug. Die Tagesreise führt durch das Hohenloher Land mit einem längeren Aufenthalt in Schwäbisch Hall. Die mittelalterliche Stadt ist vor allem durch ihre Freilichtbühne vor der St.-Michaels-Kirche bekannt. "Schlank und fit" mit der BEK USINGEN. In der Geschäftsstelle der Barmer Ersatzkasse in der Zitzergasse 20 werden bei einem Kursus Verhaltensweisen rund um das Essen unter die Lupe genommen, außerdem unterstützen individuelle Bewegungsübungen die Gewichtsabnahme. Die einzelnen Kurse: 12. August bis 14. Oktober, jeweils mittwochs von 20 bis 21.30 Uhr; 3. September bis 5. November, donnerstags von 14 bis 15.30 Uhr; 17. September bis 19. November, donnerstags von 10 bis 11.30 Uhr. Anmeldungen: Tel. 0 60 81 / 30 80.
Feuerwehr Hirzenhain zieht es an die See
Die Teilnahme ist unabhängig von einer Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr möglich. Bei einer Beteiligung von 45 bis 50 Personen wird der Fahrpreis inklusive Halbpension 220 Mark betragen. Mitglieder des Vereins erhalten einen Kostenzuschuß. ub
Gewöhnlich gehe ich immer mit einem grimmigen Gesicht vorbei, quäl' ich mich um das weiße, gepanzerte Auto herum, das da in der Großen Eschenheimer auf dem Gehsteig steht. Die Polizisten drücken, wie so oft, beide Augen zu.
Jetzt aber war ich es leid: Als ich sah, daß eine Frau ihren Kinderwagen mit ihrem Kleinen drin auf die Straße schieben mußte, um vorbeigehen zu können, ging ich zu den beiden Fahrern des Transporters, die sich an der Theke nebenan gerade ein Paar Hefestückchen kauften: "Können Sie sich mit ihrem Wagen nicht so hinstellen, daß die Passanten ungefährdet vorbeigehen können?" "Nein", kam barsch die Antwort, "weil wir nämlich keine Eier fahren - wir fahren Geld".
Eierfahrer, muß ich gestehen, sind mir wesentlich sympathischer. Ihr Bastian
OSTKREIS OFFENBACH. Der Magistrat von Seligenstadt appelliert an den Umlandverband, in den bevorstehenden Verhandlungen mit der Gesellschaft "Dualen System Deutschland" (DSD) für bessere Rahmenbedingungen bei der zukünftigen Abfallwirtschaft zu sorgen. Der Vertrag zwischen DSD, Umlandverband und den Städten und Gemeinden soll im Januar 1993 in Kraft treten.
Laut Bürgermeister Rolf Wenzel hält der Magistrat die vorgeschlagenen Kostenerstattungen für das bestehende Wertstoffsammelsystem der Stadt für unzureichend. Im übrigen sei die Frage des Kunstrecyclings noch offen. Denn, so Wenzel, wenn sich das umstrittene Duale System, das neben der öffentlichen Müllabfuhr geplant sei, als Flop erweise, "dann ist wieder die Stadt gefordert".
Der Rathauschef erinnerte daran, daß die Erfassung von Wertstoffen in der Stadt bereits recht gut funktioniere. Von vornherein müsse garantiert werden, daß DSD mit dem Grünen Punkt nicht die städtischen Einrichtungen verdrängen, sondern nur ergänzen dürfe. Die Kostenerstattung von DSD für das vorhandene Sammelsystem müsse so hoch sein, daß die öffentliche Abfallentsorgung und somit der städtische Gebührenhaushalt spürbar entlastet würden. Die Stadtverwaltung will andererseits für das DSD in der Bevölkerung werben, "damit die Bürgerinnen und Bürger in Zukunft von der Möglichkeit einer Kostenersparnis bei der Abfallentsorgung Gebrauch machen", wie Wenzel sagte. Er rät dazu, möglichst unverpackte Produkte oder solche in Mehrwegverpackungen zu kaufen.
Indes weist auch Bürgermeister Dieter Gröning in Mainhausen auf die Änderungen hin, die durch das DSD und die neue Verpackungsverordnung auf die Bevölkerung zukommen werde. So werde die helle Plastiktüte für Kunststoffe durch einen gelben Sack ersetzt - zum Sammeln von Styropor, Weißblech und Aluminium. Keine Änderungen gibt's bei der grauen und grünen Tonne. fin
MAINHAUSEN. Die Spendenfreudigkeit der Mainhäuser, die in den vergangenen Jahren bereits drei Hilfsgütertransporte nach Litauen organisierten, läßt nach. Das schreibt Bürgermeister Dieter Gröning dem litauischen Wirtschaftsministerium. "Wir überlegen, ob wir es in Zukunft noch wagen dürfen, in unserer Freizeit uns der Gefahr auszusetzen, an der Grenze zu Polen in Ihr Land so nachhaltig schikaniert zu werden, daß wir uns in unserer Ehre angegriffen fühlen", meint Gröning.
Die Mainhäuser Gemeindeverwaltung bekam zuvor vom Auswärtigen Amt in Bonn einen Brief mit der Kopie eines Schreibens aus dem litauischen Wirtschaftsministerium. Die Bitte: finanzielle Unterstützung beim Kauf von Arzneimitteln. Es gebe in der Republik Litauen kaum Geld für Medikamente, die fast ausschließlich aus Deutschland importiert werden müßten. Die Bestände an Arzneimitteln reichten höchsten noch für zwei Monate. Das Auswärtige Amt, das offenbar von den Hilfstransporten aus Mainhausen erfahren hatte, fragte den Bürgermeister, "ob und gegebenenfalls in welcher Form er in diesem Fall behilflich sein könne". Der Bedarf liege für 1992 bei etwa 150 Millionen Mark.
Den Brief aus Bonn nahm Gröning zum Anlaß, nach Litauen zu schreiben. Neben den Schikanen an der Grenze gebe es noch andere Probleme, die kein Anreiz seien, weiter zu helfen. Der Bürgermeister, der kürzlich nach Litauen reisen wollte, versuchte wegen neuer Grenzformalitäten mehrere Tage lang, Kontakt zur litauischen Botschaft in Bonn zu bekommen. "Es ist mir nicht gelungen. Das Personal hält es nicht für nötig, das Telefon zu bedienen."
Gröning schreibt abschließend: "Aus diesem Grund fehlt mir die Moral, mich weiter bedingungslos für die Unterstützung Ihres Volkes einzusetzen. Ich wäre Ihnen deshalb dankbar, wenn Sie mir die Zusicherung geben könnten, daß meine Freunde und ich nicht mehr diesen Problemen ausgesetzt werden." fin
GRÄVENWIESBACH. In der Lehmkauthalle treffen sich noch bis zum Freitag, 10. Juli, täglich von 9.30 bis 12.30 Uhr die Kinder, die bei den Ferienspielen der kirchlichen und zivilen Gemeinden mitmachen. "Theater" heißt das Motto, zu dem sich die Jungen und Mädchen etwas einfallen lassen wollen.
Am Mittwoch, 8. Juli, wird die Theaterzeit durch eine Wanderung mit Grill-Pause (Ende gegen 15 Uhr) unterbrochen. Am Donnerstag, 9. Juli, treffen sich die Kinder auch nachmittags. Um 16.30 Uhr zeigen sie beim "Tag der offenen Tür", was sie sich zum Thema "Theater" ausgedacht haben, ab 18 Uhr können auch Eltern und Großeltern zuschauen.
Am Freitag klingen die Ferienspiele aus, von 9.30 bis 12 Uhr treffen sich die Kinder noch einmal. Mitmachen können alle bis zum Alter von 12 Jahre . s
Kulturspiegel · Kulturspiegel
NEU-ISENBURG. Der Start des Open Air Kultursommers auf dem Sonnenhügel im Waldschwimmbad steht am kommenden Wochenende unter dem Motto "Back to the Sixties". Am Freitag, 10. Juli, geht um 20 Uhr die Fête los mit der Gruppe Barons, die Songs der Sixties von Searchers, Hollies, Monkees und den Beatles spielen werden.
Am Samstag, 11. Juli, swingt und jazzt um 20 Uhr die Metropolitan Jazz Band aus Prag. Sie serviert ihren Zuhörern modern arrangierten Dixieland und Swing, gemixt mit aktueller und folkloristischer Musik ihres Landes.
Zum Frühschoppen am Sonntag, 12. Juli, um 11 Uhr, tönt die Band Duett aus den Lautsprechern der Anlage Songs von Buddy Holly, Elvis Presley und Bill Haley.
Wer es bei dem musikalischem Spektakel bequem haben will, sollte sich Decken, Liegen, Matrazen oder Korbsessel mitbringen. Schmackhaftes vom Grill, frisch Gezapftes vom Faß bietet das Isenburger Kulturamt an diversen Ständen an. Die Abendveranstaltungen sind kostenlos. Aber für den musikalischen Frühschoppen muß der reguläre Schwimmbad-Eintritt bezahlt werden.
Swing, Blues und Mainstream Jazz wird am Sonntag, 12. Juli, im Hotel Gravenbruch Kempinski beim Jazz im Schoppenhof von 11 bis 14 Uhr geboten. DREIEICH. Die Broadway Musical Company aus New York läutet mit dem Musical "Hair" am Mittwoch, 8. Juli, 19.30 Uhr, die zweite Runde der Festspiele an der Burg Dreieichenhain ein. Das Stück von James Rado und Gerome Ragni über die Proteste der Hippies, der Blumenkinder, gegen erstarrte Gesellschaftsformen und die Auswüchse menschlicher Unzulänglichkeit, war schon in den vergangenen Jahren bei den Festspielen ein Publikumsmagnet. "Hair" wird außerdem noch am Donnerstag, 9., und Freitag, 10. Juli, jeweils 19.30 Uhr, aufgeführt. Am Samstag, 11. Juli, 20.15 Uhr, präsentieren die Bühnen der Stadt Gera das Theaterstück "Katharina Knie" von Carl Zuckmayer. Regisseur Reinhart Ottmar Schuchart setzte die anrührende Geschichte über die hessische Zirkusfamilie Knie in Szene. Das Stück wird am Sonntag, 12. Juli, noch einmal um 15 Uhr und um 20.15 Uhr zu sehen sein.
Am Montag, 13., und Dienstag, 14. Juli, zeigt das Ensemble aus Gera jeweils um 20.15 Uhr das Schauspiel "Offene Zweierbeziehung" von Dario Fo. Um Treue, Eifersucht, Lust und Befreiung geht es in dem spritzig-humorvollen Zweipersonen-Stück. Die "Offene Zweierbeziehung" wird allerdings nicht auf der Dreieichenhainer Freilichtbühne zu sehen sein, sondern im Bürgerhaus Sprendlingen aufgeführt. Apropos Bürgerhaus Sprendlingen: Dorthin werden alle Aufführungen verlegt, wenn es regnet. Bei schlechtem Wetter informieren die Organisatoren der Festspiele (Telefon 06103 / 37 80-0) jeweils von 17 Uhr an über den jeweiligen Spielort des Tages. Eintrittskarten gibt es bei der Kartenzentrale der Festspiele, Max- Planck-Straße 13, Dreieich-Sprendlingen, Telefon 06103 / 37 80 37, und an der Tageskasse von 16 Uhr an (Telefon: 06103 / 37 80 34). dok
FLÖRSHEIM. "Hey, pack doch mal an." Der Aufruf gilt dem bärtigen Hünen. Der greift zu, wuchtet den Lautsprecher aufs Podium. Die Helfer der Old-Company kommen am zweiten Tag des Open-air-Festivals an der Mainbrücke ins Schwitzen. Nach einem heißen Auftakt aber droht die kühle Dusche: Wolken ballen sich am Himmel. Die Bühne muß gedreht, unter die Brücke gerückt werden - Musiker und Zuschauer sollen im Trockenen sitzen. Die schlechtere Akustik wird für diesen Komfort gerne in Kauf genommen.
Das Team der Old-Company um Peter Zerbe geht den Kraftakt gelassen an: nach 13 Freiluft-Konzerten kann sie nichts mehr schocken. Cool bleibt Zerbe auch, als wenige Tage zuvor eine Gruppe absagt. "The Slags", Attraktion für Freitagabend, kann nicht kommen: "Die sind im Studio und werden nicht fertig."
Erfahren hat Zerbe das von seinem Anrufbeanwtorter. Die Band hatte ihm am Montag die Absage draufgesprochen, am Dienstag ihr Ausbleiben bestätigt. Kein Problem - bereits beim zweiten Telefonat hatte die Old Company adäquaten Ersatz: "The Blues is Back" aus Wiesbaden. "Man hat halt Adressen und Telefonnummern von verschiedenen Bands."
Mehr als 50 Gruppen hatten sich für das Flörsheimer Open air gemeldet. Wie wird da ausgewählt? "Am liebsten nehmen wir Gruppen, die wir selbst gehört haben." Doch bei einer derart großen Nachfrage muß sich Zerbe ans Tonband setzen, die Demo-Aufnahmen anhören und eine Entscheidung fällen. Sieben Bands blieben übrig.
Die Auswahl war gut: Bereits am ersten Tag des Festivals kamen mehr als 1000 Besucher - "so viele wie lange nicht mehr". Da störte es wenig, daß am Samstag das Gedränge unter der Brücke weniger groß war. Der Kassensturz zur Halbzeit war positiv: "Wir haben 25 Kisten Bier mehr als sonst verkauft."
Getränke sind die wichtigste Einnahmequelle der Old Company. Aus dem Verkauf müssen alle Ausgaben bestritten werden. Das zweitägige Konzert kostet immerhin 10 000 Mark. Damit komme man zwar aus, aber große Sprünge seien nicht drin - auch keine großen Namen. Zerbe will keine vier oder fünf Scheine für den Top-Act hinblättern und ansonsten nur Kellerbands verpflichten. Auf die Mischung kommt's an: "Lieber einen guten Schnitt als den Mega-Gig." Und genau deshalb kommen Jahr für Jahr an die 2000 Besucher unter die Main-Brücke.
Auch die Bands schreiben sich den Termin in ihre Kalender. Sie erwartet zwar keine Super-Gage, dafür aber eine professionelle Aufmachung, ein Stereo- Video und ein Bandmitschnitt ihres Auftritts. Zerbe versucht stets, direkt mit den Gruppen in Kontakt zu bleiben. Da lasse sich besser verhandeln als mit Agenturen, die ohnehin nur die Hand aufhielten.
Schwielen an den Händen - die Helfer der Old-Company sind das Zupakken gewohnt. Auch der wetterbedingte Umbau am Samstag nachmittag verlief reibungslos - wie das Konzert überhaupt. Zerbe: "Ich konnte zwischendurch in aller Ruhe ein Bierchen trinken." KLAUS KÜHLEWIND
BAD HOMBURG. Weil eine Katze über die Fahrbahn lief, bremste ein Autofahrer auf dem Hindenburgring seinen Wagen ab. Der geriet auf der regennassen Fahrbahn ins Schleudern und prallte gegen einen Zaun. Die Katze entschwand unerkannt.
Den Schaden an Zaun und Auto schätzt die Polizei auf 5 300 Mark. Über die Farbe der Katze und deren Laufrichtung teilte sie nichts mit. che
Auch Arbeitslose dürfen in Urlaub fahren - allerdings müssen sie sich zuvor beim Arbeitsamt eine Genehmigung holen. Wer seine Reisepläne nicht rechtzeitig mit dem Arbeitsvermittler bespricht und sich von ihm eine amtliche Erlaubnis geben läßt, erhält für die Dauer des Urlaubs weder Arbeitslosengeld noch -hilfe. Das gilt auch, wenn die Reise bereits gebucht wurde, bevor der Betroffene seinen Job verloren hat.
Grundsätzlich kann ein Arbeitsloser bis zu sechs Wochen im Jahr Ferien machen. "Stütze" wird in dieser Zeit jedoch nur für maximal drei Wochen gezahlt. In der restlichen Zeit ruht der Anspruch auf Leistungen.
In bestimmten Fällen kann das Arbeitsamt den Aufenthalt an fremden Gestaden auch untersagen, etwa dann, wenn während des Urlaubs mit der Vermittlung eines Arbeitsplatzes oder einer beruflichen Qualifizierung zu rechnen ist. Wer trotzdem fährt, erhält nicht nur keine Unterstützung, sondern läuft auch Gefahr, daß ihm die Anspruchsdauer um eben diesen Zeitraum gekürzt wird. Hintergrund dieser Regelung: Arbeitslose müssen prinzipiell täglich für das Arbeitsamt erreichbar sein, damit passende Angebote möglichst umgehend vermittelt werden können. an
FRANKFURT A. M., 6. Juli. In ungewöhnlich scharfer Form hat der Vorsitzende des deutschen Wissenschaftsrates, Dieter Simon, am Montag in Bonn kritisiert, daß die Umgestaltung der Hochschulen in den neuen Bundesländern nur schleppend vorankomme. Eine Kommission des Rates, der Bund und Länder bei der Förderung der Hochschulen berät und die Forschungslandschaft in Ostdeutschland nach der Wende bewertet hatte, beklagte vor allem die Beibehaltung überkommener Strukturen an den Universitäten der Ex-DDR und mangelnde Qualität beim Neuaufbau. Simon sprach von einer "Verweigerungshaltung" auf breiter Front.
Der Vorsitzende des Rates forderte von der Bundesregierung "entscheidend" mehr Geld für das Hochschulerneuerungsprogramm, dessen wichtigster Teil in Gefahr sei. Rund 2000 hochkarätigen Wissenschaftlern aus den außeruniversitären Forschungseinrichtungen der DDR sollte damit künftig die Beschäftigung an den Hochschulen ermöglicht werden. Es bestehe die Gefahr, betonte Simon, "daß dieser Transfer nicht zustande kommt". Erst eine "lächerlich geringe Zahl" sei übernommen worden.
Ein entscheidendes Hindernis bei der Berufung von Professoren nach Ostdeutschland sei der Mangel an geeigneten Wohnungen, beklagte der Rat. Die bereits im Januar dringend angeforderten 200 Millionen Mark für die Renovierung von Gästehäusern und den Bau von wissenschaftlichen Begegnungsstätten müßten sofort zur Verfügung gestellt werden, forderte Simon.
Vor allem in Fächern, die grundlegend neu aufgebaut werden müßten - Simon nannte vor allem Rechts- und Wirtschaftswissenschaften - gehe die personelle Erneuerung viel zu langsam voran. Es bestehe die Gefahr, daß auch mittelfristig in diesen Fächern keine angemessene wissenschaftliche Betreuung gewährleistet werden könne. Bereits jetzt gebe es "alarmierende Anzeichen", daß Studenten dieser Fachbereiche "in großer Zahl an die Hochschulen der alten Bundesländer wechseln".
Der Wissenschaftsrat legte am Montag auch Empfehlungen zur Gestaltung der Geistes- und der Naturwissenschaften in Ostdeutschland vor. Es wurde darauf hingewiesen, daß trotz der in DDR-Zeiten dominierenden Forschungszweige Sozialismus und Arbeiterbewegung der Tagespolitik ferne Gebiete wie etwa die Orientarchäologie in Halle herausragende Beiträge geliefert hätten. Im naturwissenschaftlichen Teil wurde Bonn aufgefordert, ein besonderes Informatik-Programm für die neuen Bundesländer aufzulegen.Streit über Hochschulbau
BONN (dpa). Die Bundesregierung gefährdet nach Auffassung des Präsidenten der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK), Diether Breitenbach (SPD), mit "falscher Sparpolitik" den weiteren Ausbau der mit 1,8 Millionen Studenten überfüllten Hochschulen. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er, mit der Weigerung, den Hochschulbau-Etat im nächsten Jahr zu erhöhen, ignoriere Bonn Absprachen von Bund und Ländern, schaffe Planungsunsicherheit und treibe die Länder weiter in die Verschuldung.
Das Bundeskabinett hatte es in der vergangenen Woche abgelehnt, den Hochschulbau-Etat von 1,6 auf 2,0 Milliarden Mark zu erhöhen, wie es Bundesbildungsminister Rainer Ortleb (FDP) vorgeschlagen hatte. Durch das Veto von Finanzminister Theo Waigel (CSU) seien viele Aus- und Neubauprojekte von Hochschulen in allen Bundesländern gefährdet, meinte Breitenbach, der Wissenschaftsminister im Saarland ist. In Frage stehe auch der zügige Ausbau der Fachhochschulen. Besonders Bayern habe hierbei Schwerpunkte setzen wollen.
Der KMK-Präsident rechnete vor, daß der Bund heute nur noch 6,6 Prozent der Hochschulausgaben trage. Vor 15 Jahren waren es noch fast zehn Prozent. 1977 hatten Bund und Länder beschlossen, die Hochschulen offenzuhalten. Weil der Bund seit Jahren seinen Verpflichtungen beim Hochschulausbau nicht nachkomme, hätten die Länder Vorleistungen von fast einer Milliarde Mark erbringen müssen, sagte Breitenbach. Dieses Geld fehle dringend für andere Aufgaben. Der Bundesbildungsetat soll im nächsten Jahr nur um 1,8 Prozent steigen, während der Gesamthaushalt um 2,5 Prozent wächst.
(Siehe auch Seite 4)
MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein aufgepepptes Layout und ein neues Format - so präsentieren sich die Schulwegepläne, die die Stadt den Grundschülern künftig an die Hand geben will. Wichtigste Neuerung: Jede der vier Grundschulen im Stadtgebiet hat jetzt ihren eigenen Wegweiser im DIN-A 4- Format, die Pläne fassen nicht mehr wie bisher alle Wege im jeweiligen Stadtteil auf einer Karte zusammen.
Dabei ging es der Stadt nicht nur um ein neues Outfit für die seit acht Jahren fortgeschriebenen Pläne, sondern vor allem um mehr Übersichtlichkeit, meinte Bürgermeister Bernhard Brehl, der mit dem Ergebnis zufrieden ist. Die neuen Pläne seien nicht mehr "so technokratisch und planerisch", so daß auch Kinder etwas damit anfangen könnten.
Kurz vor den Sommerferien flatterten die Schulwegepläne, die sämtliche Ampelanlagen und Zebrastreifen entlang des vorgeschlagenen Schulwegs auflisten, den Eltern ins Haus, versehen mit dem Hinweis, die entsprechenden Wege mit den Kindern einzuüben und sie dabei auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Den Kindern müsse klargemacht werden, daß sowohl Ampeln als auch Zebrastreifen nicht unproblematisch seien, damit gerechnet werden müsse, daß Autofahrer durchbrausen. Darüber hinaus gebe es auch immer wieder Straßen, wo derartige Überquerungshilfen nicht vorhanden seien, sagte Brehl.
Die Schulwegepläne, die es in Mörfelden seit 18 Jahren, in Walldorf seit 1977 gibt, werden auch in den nächsten Jahren fortgeschrieben. Und da sind nach Einschätzung von Brehl wegen der Verkehrsberuhigungsmaßnahmen einige Veränderungen zu erwarten, die möglicherweise schon im nächsten Jahr greifen könnten. Zudem befänden sich derzeit einige Anträge zu Ampelanlagen und Zebrastreifen zwecks Überprüfung beim Regierungspräsidium (RP).
Das RP fungiert als Obere Verkehrsbehörde, ist somit die genehmigungspflichtige, höhere Instanz für die Stadt. Deren Bürgermeister repräsentiert die Untere Verkehrsbehörde, doch über Dinge wie neue Ampeln oder Zebrastreifen darf sie nicht allein befinden.
Werden die beantragten Überquerungshilfen genehmigt, sollen sie wie die Veränderungen, die sich aus den Verkehrsberuhigungsmaßnahmen ergeben, natürlich auch in die Schulwegepläne eingezeichnet werden. Was auch rein soll, sind Anregungen, die von der Elternseite an die Verantwortlichen im Rathaus herangetragen werden, denn "wir können ja nur eine Empfehlung geben. Vielleicht haben die Eltern ja noch andere Vorschläge", meint Brehl. wal
USINGEN. Die Usinger SPD hat die jüngste Kritik an Wirtschafts- und Verkehrminister Ernst Welteke im Zusammenhang mit dem Bau der Nordumgehung als "scheinheilig" bezeichnet. Wenn es eine Verantwortlichkeit für die katastrophale Verkehrssituation in Usingen gebe, so liege sie eindeutig bei der CDU.
In einer am Wochenende verbreiteten Presseerklärung fordern die Sozialdemokraten gleichzeitig eine Art "konzertierte Aktion aller Usinger Parteien, um die Stadt vom Durchgangsverkehr zu befreien und so auf die dringend benötigte Verbesserung der Lebensqualität hinzuarbeiten." Die CDU habe im Jahre 1977, als die finanziellen Voraussetzungen für den Bau von Straßen noch günstig gewesen seien, durch ihr Abstimmungsverhalten im Stadtparlament die Nordumgehung verhindert. Auch die Kritik der Usinger FDP an Welteke wertet die SPD deshalb als in der Sache unangebracht. Wer, wie die FDP, der Nordumgehung nicht nachtrauere und ständig Argumente gegen deren Bau finde, scheine offensichtlich aus der für Usingen ungünstigen Einordnung der Nordumgehung in den Bundesverkehrswegeplan politisches Kapital schlagen zu wollen.
Die Sozialdemokraten seien bereit, einen Schlußstrich unter die Geschehnisse des Jahres 1977 zu ziehen und zu akzeptieren, daß die CDU heute eine andere Position vertrete als damals. "Ernst Welteke steht bei uns im Wort, wir werden weiterhin gezielt auf die Einlösung dieses Wortes hinarbeiten. Wenn die Usinger CDU dies auch bei Verkehrsminister Krause erreicht, bleibt sicher noch eine Chance für die Realisierung der Nordumgehung deutlich vor dem Jahre 2010."
Gefordert wird deshalb rasches und gemeinsames Handeln. "Wir lassen uns mit dem Bau der für Usingens Lebensqualität so wichtigen Nordumgehung nicht auf die Zeit nach dem Jahre 2010 vertrösten." Alle an einer Entlastung in Usingen Interessierten müßten so schnell wie möglich an einen Tisch, um notwendige Aktionen vorzubereiten, erklärt die Usinger SPD. jd
WEHRHEIM. Im Rathaus und in der Wiesenau hat in der Sommerpause das große Umziehen begonnen. Der Amtsantritt des neuen Ersten Beigeordneten Edwin Seng (SPD) zum 1. Juli löste eine Verwaltungsreform aus, die bis Anfang August abgeschlossen sein soll. Bürgermeister Helmut Michel (CDU) und der Erste Beigeordnete sprechen von einer "zufriedenstellenden Sofortlösung". Mittelfristig wird in der Gemeinde inzwischen wieder laut über den Bau eines neuen Rathauses nachgedacht.
Die Verwaltungsreform hat zum Ziel, daß die beiden Hauptamtlichen ihre Ressorts in unmittelbarer räumlicher Nähe haben. Der neue zweite Mann im Rathaus, der das Dezernat II mit Bauwesen und Ordnungsamt einschließlich Abfallwirtschaft und Umweltschutz übernommen hat, hatte sich entschieden, zu seiner Hauptabteilung, dem Bauamt, in die Wiesenau (Nummer 28) zu ziehen.
"Das ist in Ordnung. Wenn ich in das Rathaus gegangen wäre, hätte das nur meine Arbeit erschwert", erklärt Seng. Das Ordnungsamt und das Einwohnermeldeamt werden ihrem neuen Chef vom Rathaus in die Wiesenau (Nummer 30) folgen.
Im Gegenzug holt der Bürgermeister das Hauptamt, das Sozialamt und den Bereich Jugend, Sport und Kultur, die ihm unterstehen, von der Wiesenau ins Rathaus. Einzig die Finanzabteilung mit der Kasse wird trotz der Zuständigkeit des Bürgermeisters in der Wiesenau bleiben. An den Sprechstunden für die Bürger ändert sich durch die Reform nichts. Einige Fragen, so Michel, sind noch mit dem Personalrat und der Technik zu klären, "aber bis jetzt ist alles einvernehmlich verlaufen". Die Neuorganisation hat nach Auskunft des Bürgermeisters auch den Vorteil, daß der im Haushalt eingeplante Rathaus-Anbau vorerst nicht nötig ist. Aber: "Alle Kapazitäten sind jetzt ausgelastet. Weiteres wird nicht mehr ohne Umbauten gehen."
Doch statt Um- oder Anbauten denkt Michel inzwischen wieder über den erst Anfang des Jahres zurückgestellten Bau eines neuen Rathauses nach. "Das wäre die Ideallösung, die wir doch in den nächsten drei Jahren anpacken sollten."
Eines müsse jedoch klar sein, betont Michel: "Ein Neubau darf die Infrastrukturentwicklung, zum Beispiel bei Kindergarten und Hort, nicht stören." Um das möglich zu machen, wird im Rathaus schon über Finanzierungspläne mit privaten Trägern nach dem Usinger Modell nachgedacht - allerdings mit einem Unterschied zum städtischen Nachbarn: "Unsere Wehrheimer Verhältnisse sind kleiner. Diese Millionen möchte ich nicht bewegen", sagte Michel. Der Erste Beigeordnete sieht sich in diesem Punkt "absolut auf einer Linie" mit dem Bürgermeister.
Die beiden Hauptamtlichen haben sich eine gute Zusammenarbeit vorgenommen. Ihre räumliche Distanz ist ihren Aussagen zufolge kein Problem. "Wichtig ist, daß wir uns sehr gut informieren", meint Michel. "Jeder muß wissen, was der andere macht", formuliert Seng. Zu diesem Zweck aktivieren beide eine Einrichtung, die unter ihren Vorgängern eingeschlafen war: Ein "Jour fixe" soll die Rathausspitze und die Amtsleiter in vierzehntägigem Wechsel künftig regelmäßig zusammenbringen. cn
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Stop! Oder meine Mami schießt (15, 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Pico und Columbus (15 Uhr); Grand Canyon - Im Herzen der Stadt (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (19.30 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Stop! Oder meine Mami schießt (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Schneewittchen (15.30 Uhr); Der Schlafwandler (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Der Schlafwandler (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Serenadenkonzert im Schloßhof mit dem Staatlichen Sinfonieorchester Greiz, 19.30 Uhr. Ausstellungen Schmitten. 41. Arnoldshainer Ausstellung im Martin-Niemöller-Haus: "Holzdrucke", 9 bis 19.30 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Stammtisch des CDU-Stadtverbandes, Gasthaus "Zum Taunus", Ober-Eschbacher Straße, 20 Uhr.
Oberursel. Stammtisch "Rote Mitte" des SPD-Ortsbezirks Mitte, Bistro "Acker 9", 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
DRK-Zentrum, Promenade 5: Offener Gesprächskreis für pflegende Angehörige, 19.30 bis 21 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde, 10 bis 13 Uhr; Rückbildungsgymnastik, 10.30 Uhr und ärztliche Sprechstunde, 16 bis 18 Uhr.
Usingen. Gesundheitsamt, Obergasse 23: Mütterberatung, 11 bis 12 Uhr, sowie Sprachheilberatung, 14 bis 16 Uhr, Tel. 6 69 66.
Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstraße 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.
Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.
Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 . Vereine/Organisationen Bad Homburg. Gartenclub: Sprechstunde des Pflanzendoktors, Hotel Johannisberg, Thomasstr. 5, 10 bis 12 Uhr.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation Köppern, Dreieichstraße, 10 bis 12 Uhr.
Neu-Anspach. Offener Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Spielabend des Skatclubs, Bürgerhaus, 19.30 Uhr.
Usingen. Treffen der Landfrauen mit einer Frauengruppe aus Frankfurt, Schloßplatz, 19.30 Uhr.
Oberursel. Abendlicher Spaziergang des Bundes für Vogelschutz, Treffpunkt: Stadthalle, 19.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Wassergymnastik im Tatjana-Gerdes-Haus, 10 bis 12 Uhr, Spielen ab 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Keramikarbeiten 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg, Gartenfeld, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Friedrichsdorf. Freiluftcafé "Mobile" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Houiller Platz, 16 bis 21 Uhr.
Ev. Gemeindezentrum: Treffen der BUND-Jugend, 20 Uhr.
Oberursel. Taunushalle Oberstedten: "Das Geheimnis der Mohnblume", Aufführung des Kindertheaters "Oropax" für Kinder ab 10 Jahre, 14.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Botanische Führung durch den Kurpark, Treffpunkt: Kurhaus-Ladengalerie, 15 Uhr.
Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.
Kronberg. Thäler Kerb in der Steinstraße, ab 19 Uhr.
ALTENSTADT. Die Kinderlobby Altenstadt trifft sich am Mittwoch, 8. Juli, um 20.15 Uhr in der Gaststätte Wenzel in Rodenbach. Die Treffen der Lobby, zu denen alle eingeladen sind, die sich für die Belange von Kindern und Jugendlichen in Altenstadt einsetzen wollen, finden regelmäßig jeden zweiten Mittwoch im Monat statt. ub
BÜDINGEN. Weil sie einem über die Straße hoppelnden Feldhasen ausweichen wollte, überschlug sich am Samstag das Fahrzeug einer Ortenberger Autofahrerin mehrmals.
Die Frau war gegen 12.45 Uhr auf der Landesstraße 3193 von Bindsachsen nach Büdingen unterwegs, als Meister Lampe ihren Weg kreuzte.
Beim Ausweichmänöver kam der Wagen der Ortenbergerin ins Schleudern, prallte gegen eine Böschung und überschlug sich mehrmals. Die Frau erlitt leichte Verletzungen. Am Fahrzeug entstand ein Schaden von 14 000 Mark. ieb
Wir gratulieren
Herrn Karlheinz Bergbauer zum 75. Geburtstag am 7. Juli.
WETTERAUKREIS. Einige Plätze für einen dreiwöchigen Erholungsaufenthalt, eventuell mit Kuranwendungen in Bad Driburg, sind noch frei. Die Abteilung Gesundheitshilfe der Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Wetterau, bietet diesen Aufenthalt für Senioren in der Zeit vom 13. August bis 3. September an.
Für Senioren können Zuschüsse nach dem Hessenaltenplan gewährt werden. Der Fahrpreis ist vom Einkommen und eventuellen Zuschüssen der Krankenkassen abhängig.
Anmeldungen sind an das Büro des Kreisverbandes, Tel. 0 60 31 / 57 24, zu richten. ub
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hirsch- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 102, und Landgrafen-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 100.
Oberursel/Steinbach. Hohemark-Apotheke, Oberursel, Fischbachstr. 1.
Usinger-Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.
Kronberg/Königstein. Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28.
DARMSTADT. Es muß ja nicht gleich eine Palastrevolution werden. Aber Vorschläge, wie man eine träge öffentliche Verwaltung auf Trab bringen könnte, haben die Darmstädter Grünen schon. Deshalb hat die Stadtverordneten-Fraktion der Öko-Partei, bei der vorigen Kommunalwahl mit rund 20 Prozent der Wählerstimmen bedacht, doch vom SPD/FDP-Magistrat öfters mal mehr oder minder unfein geschurigelt und von manchem Mitteilungsfluß in den kommuanlen Amtsstuben abgeschnitten, eine Experten-Anhörung veranstaltet.
Die Witze über schlafmützige und von umständlich-bürokratischem Geist beseelte Beamte und Angestellte sind Legion. Aber in einer Kommune im Ruhrgebiet klagte tatsächlich ein städtischer Bediensteter auf Versetzung in eine Abteilung, wo er ordentlich schaffen statt nur Däumchen drehen wollte. Die Stadt kündigte dem undankbaren Menschen, weil er sie in Mißkredit gebracht hatte.
Eine Debatte über die Reform der kommunalen Selbstverwaltung ist nach Ansicht der Darmstädter Grünen wie des von ihnen eingeladenen Referenten Michael Blume von der "Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung" in Köln dringend nötig. Denn es sei immer das gleiche Schwarze-Peter-Spiel: Ein Amt möchte gern etwas Neues bewegen, kann und darf aber nicht - die Kämmerei bewilligt nicht mehr Geld und Stellen, achselzukkend verweist der Amtsleiter bei der nächsten Kritik von Bürgerinitiativen oder Parteien darauf, ihm seien die Hände gebunden.
Will der Amtsleiter in seinem Ressort Personal umschichten, muß er der Reihe nach Kämmerei, Hauptamt, Personalamt, Personalrat und politische Instanzen wie Magistrat und Parlament fragen. Das kann - man ahnt es schon - lange dauern und ausgehen wie das Hornberger Schießen.
Anderes Beispiel für "unwirtschaftliches Handeln": Ein ungeschriebenes Gesetz ist in jedem noch so kleinen Rathaus, daß jedes Büro peinlich genau darüber wacht, daß alle Haushaltsmittel am Jahresende ausgegeben sind: notfalls muß eben noch eine Großpackung Radiergummis bestellt werden. Denn wer nicht alles ausgibt, der braucht wohl nicht soviel, bekommt im nächsten Jahr also weniger - so die Philosophie bei den Haushaltsberatungen.
Mehr Anreize zur Wirtschaftlichkeit, Transparenz und Dezentralisierung tun not, meint Grünen-Fraktionsvorsitzender Günter Mayer. Deshalb sollten die Mitarbeiter der einzelnen Dezernate und Ämter in den Rathäusern größere Eigenverantwortung erhalten, bei der Stellenbesetzung, bei Finanzen und inhaltlichen Arbeitsschwerpunkten Entscheidungsfreiräume haben. "In der Hoffnung, daß dann verantwortungsbewußter gehandelt wird", sagt Mayer.
Damit wäre dem Stadtparlament auch die Last genommen, über jede klitzekleine Frage abstimmen zu müssen. Mayer nennt ein Beispiel: Die Frage, ob und wann die Asphalterneuerung der Berliner Allee nötig sei, beschäftige das Darmstädter Stadtparlament seit 1985 immer wieder: "Der Mitarbeiter vom Tiefbauamt, der das bearbeitet, muß doch allmählich an seinem Verstand zweifeln".
Wenn die Bediensteten mitbestimmen können, werden sie wohl motivierter ihre Schreibtischarbeit erledigen und vielleicht auch bei Publikumsverkehr den Ratsuchenden freundlicher begegnen, hofft Günter Mayer. Das System macht natürlich ganz andere Haushaltspläne und politische Absprachen notwendig. Im niederländischen Tilburg, so erläuterte Michael Blume, geben die Stadtverordneten den Verwaltungsabteilungen fachliche und betriebswirtschaftliche Leitlinien vor und lassen sich regelmäßig Berichte vorlegen. Die Ämter dürfen beispielsweise auswärtige Ingenieur- und Planungsbüros hinzuziehen, die eventuell günstiger arbeiten. Von einigen Erfolgen eines solchen effizienteren Wirtschaftens mit Hilfe des "Kontraktmanagement-Modells" berichtete der Grünen-Parlamentarier Bert von der Berg aus Darmstadts Partnerstadt Alkmaar.
Eine "totale Anpassung" an dieses Vorbild will Mayer nicht, und auch der ÖTV-Gewerkschaftssekretär Jürgen Voigt äußerte die Angst vor Arbeitsverdichtung und Rationalisierung. Aber warum nicht ein Probelauf beim Fuhr- und Reinigungsamt, den Bädern oder Kulturhäusern, meint Mayer. "Es geht um eine größere demokratische Kontrolle der Verwaltung, um einen anderen Umgang mit Informationen und damit auch um eine andere Machtverteilung." Blies da etwa schon einer zur Kommunalwahlschlacht um den Einzug ins Rathaus? feu
OFFENBACH. Vom morgigen Mittwoch an gibt es im Angebot des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt einige wesentliche Änderungen, die mit dem Bau der S-Bahn zusammenhängen. Der Omnibusbahnhof im Zentrum von Offenbach muß nach Auskunft von Roman Röhrig, Sprecher der Stadtwerke, aufgegeben werden. Der Busverkehr wird künftig über den Marktplatz geführt, auf dem rechtzeitig bis morgen die neuen Fahrbahnen markiert werden sollen.
Diese Neuerung wird nach Auskunft der Stadtwerke voraussichtlich ein Jahr lang so bleiben. Bei der Verlegung der Bushaltestelle - quasi direkt vor die Schaufenster einiger Geschäfte - habe es mit deren Inhaber keine Probleme gegeben, so ein Sprecher. Im einzelnen sind wegen der umfangreichen Bauarbeiten für die unterirdische Bahn folgende Änderungen im öffentlichen Busnetz vorgesehen:• Der Bus der Linie 1 rollt künftig in Fahrtrichtung Markwaldstraße - Rumpenheim, von der Haltstelle Bahnüberführung Waldstraße über die Waldstraße, den Marktplatz zur Schloßstraße. Die bisherige Route über Bieberer Straße - Großer Biergrund - Busbahnhof mit den Haltestellen Wilhelmsplatz und Zentrum entfällt. Am Marktplatz besteht jedoch weiterhin die Möglichkeit zum Aussteigen.
• Während der rush-hour verkehrt die Linie 3 in Richtung Buchrainweiher - Rumpenheim von der Haltestelle Hauptbahnhof aus über die Bismarckstraße - Waldstraße - den Marktplatz und die Schloßstraße. In diesem Fall muß ebenso wie bei der Linie 1 auf die Strecke durch die Bieberer Straße verzichtet werden.
• Die neue Linie 121 /122 fährt wegen des S-Bahn-Baus ebenfalls eine andere Route. Los geht's an der Haltestelle Tempelseestraße über die Feldstraße - Bismarkstraße - Waldstraße und Marktplatz zur Berliner Straße und zur Haltestelle Rathaus. Durch die Karlstraße - Bieberer Straße - Großer Biergrund fährt der Bus von Mittwoch an nicht mehr. Neu sind dafür die Haltepunkte an der Bahnüberführung Waldstraße und am Marktplatz. Durch die Koordination der Umsteigemöglichkeiten am Marktplatz/ Zentrum halten die Busse der Linien drei und 121 / 122 sowie die Wagen der Linien 4 und 6 mit dem Fahrtziel Zentrum jetzt zusätzlich am Marktplatz. Der Busstop am Schild "Zentrum" fällt weg.
• Für alle Fahrgäste der Linie 46, die vom Frankfurter Hauptbahnhof in die Offenbacher City unterwegs sind, endet die Fahrt an der Haltestelle "Marktplatz". Dort startet auch die kurze Reise zum Bahnhof der Mainmetropole. Die Strecke führt über die Haltepunkte "Wilhelmsplatz", Berliner Straße, Großer Biergrund und Rathaus.• Die Buslinien 7, 19 und 20 enden künftig an der provisorischen Haltestelle im Busbahnhof "Zentrum". Möglichkeiten zum Einsteigen gibt es nach Auskunft der Stadtwerke grundsätzlich am Marktplatz. aim
WETTERAUKREIS. Ob Schuhmacher oder Hafner, Drechsler oder Schmied: Der Handwerkslehrling vergangener Tage hatte männlich zu sein. So war noch in den Zunftordnungen des 18. Jahrhunderts der Eintritt in ein Handwerk an folgende Bedingungen geknüpft: männliches Geschlecht, eheliche Geburt, christlicher Glaube, ehrlicher Stand und ehrliches Herkommen der Eltern. Für das Lehrgeld mußte der Vater des Jungen aufkommen, der Meister übernahm die Kosten für Unterkunft und Verpflegung. War ein Lehrling mittellos, der Meister dennoch an ihm interessiert, mußte er als Geselle für ein kleines Taschengeld bei dem Meister weiterarbeiten. Besiegelt wurde die Ausbildung per Handschlag, und wer seine Gesellenzeit beendet hatte, mußte ebenso wie heute ein Gesellenstück anfertigen und eine mündliche Prüfung ablegen. "Bei offener Lade", einer kunstvollen Schatulle, in der die Schriften der Zunft aufbewahrt wurden, wurde er dann "freigesprochen" und "fremdgeschrieben", Voraussetzung, um auf Wanderschaft zu gehen. Für Frauen ein Tabu. So muß Michael Keller, Kulturamtsleiter in Friedberg, auch passen, wenn es um schriftliche Überlieferungen von Frauen im Handwerk in der Wetterau geht. "Da gibt es kaum etwas." Und doch gab es sie als Hilfskräfte in den Stuben der Schuhmacher und in den Spinnstuben, wie historische Abbildungen zeigen. Ihre Arbeit für die Nachwelt zu überliefern, machte sich jedoch kaum jemand die Mühe. Und wer schreibt heute über die Meister-Frauen im Handwerk, die Kunden betreuen, Termine vereinbaren, zusehen, daß die Werkstatt läuft, aber keinen Meister- Brief haben? cor
Hilfsgüter erreichten 50 000 Menschen
Für die Händlerschürze bitte:
Weltwirtschaftsgipfel in München eröffnet
OBERURSEL. Die Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald" lädt für Sonntag, 12. Juli, um 12.30 Uhr zur Waldandacht am Franzoseneck ein.
Die Theologin und Tanztherapeutin Yvonne Dettmar spricht zum Thema: "Vom Salz der Tränen und vom Licht der Augen".
Die Waldandacht entstand in Zusammenhang mit den Protesten gegen den Bau der B 455 neu und der damit verbundenen Zerstörung des Oberurseler Stadtwaldes. mk
HANAU. Die gewerbsmäßige Vermittlung von Mietwohnungen gesetzlich zu regeln, hat Wilhelm Engel als Vorsitzender des Hanauer Mietervereins gefordert. Die Beschwerden wohnungssuchender Mieter über geschäftemachende Makler häuften sich in letzter Zeit derart, daß die Wohnraumvermittlung in öffentliche Hand gehöre, meint Mietervereinsvorsitzender Engel.
Zwar könnten nicht alle Makler in einen Topf geworfen werden, aber dem "Unwesen einiger" von ihnen gehöre ein Riegel vorgeschoben. Über den Hessischen Mieterbund und die Wiesbadener Landesregierung verspreche sich der Hanauer Verein eine Bundesratsinitiative, um den ständig steigenden Mieten so Einhalt zu gebieten.
Für Engel erklärt sich die heutige Wohnungsnot im "monopolartigen Besitz einer großen Anzahl von Wohnungen in den Händen von Wohnungsmaklern". Insbesondere für Mieter unterer und mittlerer Einkommen sei es kaum möglich, für die Wohnraumvermittlung zwei Monatsmieten an Maklergebühr aufzubringen, betont Engel. Die Mobilität der Mieter sei durch das Maklermonopol stark gebremst. Ein wegen erheblicher Kosten sowieso schon erschwerter Umzug in eine andere Wohnung erfahre in hohen Maklerprovisionen, die sich viele nicht leisten könnten, ein weiteres Hemmnis.
Aus den Erfahrungen des Mietervereins, so Engel, spreche auch vieles dafür, daß die Mietpreissprünge bei Weitervermietung auf Betreiben von Maklern zurückzuführen seien. Denn die Vermittlungsprovisionen würden an den Miethöhen gemessen.
Wohnungssuchende brauchten keinen Maklervertrag. In der Regel wälzten hingegen Vermieter die Wohnungsvergabe an Makler ab, um sich Unannehmlichkeiten zu ersparen.
Auf dem Hessischen Mietertag hatte der zuständige Landesminister Jörg Jordan vor einigen Wochen gesagt, er wolle sich dafür einsetzen, die Maklergebühr künftig auf eine Monatsmiete zu begrenzen. him
Karl Knörr, Bachstr. 5, Grävenwiesbach, zum 88. Geburtstag.
Sieger im Friedrichsdorfer Stadtlauf der dortigen TSG über 15 km (Hugenottenlauf) wurde Thomas Burkhardt (HTG Bad Homburg) in 50:34 Minuten vor Oliver Schäfer (SSC Rodenbach-Hanau) in 51:35 und Thomas Höll (LG Vogelsberg) in 52:35. Schnellste Frau war Ulrike Pietzsch (LSC Bac Nauheim) in 58:06 Minuten vor Susanne Stöppler (Tuspo Bad Salzschlirf) in 58:55 und Petra Irrgang (LG Mörfelden-Walldorf) in 64:40. -ch
Der Rückgang beim Schlachtvieh kostet die Frankfurter Steuerzahler Geld - aber aus anderen Gründen, als bisher im Römer genannt. Darauf hat am Montag Rainer Botsch hingewiesen, Prokurist der städtischen Frankfurter Fleischmarkt- und Verbundbetriebe Beteiligungsgesellschaft mbH. Die Fachleute im Rathaus gingen zunächst davon aus, daß die Stadt bei jedem Stück Schlachtvieh, mit dem die private Norddeutsche Fleischzentrale (NFZ) eine jährliche Garantiemenge unterschreitet, zwei Drittel der ausgefallenen Gebühren ersetzen muß. Wie Botsch am Montag sagte, wäre es eigentlich umgekehrt: Die NFZ müßte 80 Prozent des Ausfalls übernehmen.
Tatsächlich aber, so der Prokurist, zahle das Unternehmen gar nichts - der Verlust bleibt so beim Steuerzahler hängen. Die NFZ berufe sich darauf, daß auch die Stadt einen Teil des 1988 geschlossenen Garantievertrages nicht erfülle: Nämlich ein Erweiterungskühlhaus auf dem Gelände am Mainufer zuzulassen, das dem neuesten hygienischen Standard entspricht. Die Kommune lehnt dies ab, weil SPD und Grüne ein Wohnviertel anstelle des heutigen Schlachthofs verwirklichen wollen.
Wie Botsch sagte, mußte die Stadt dem Schlachthof 1991 einen Betriebskosten- Zuschuß von knapp 400 000 Mark zahlen. In diesem Jahr werde die Unterstützung wegen der sinkenden Schlachtvieh-Zahlen höher liegen. Hinzu kamen für die Steuerzahler 1991 noch Abschreibungen von 2,2 Millionen Mark und 2,3 Millionen Mark Zinsen für das aufgenommene Kapital zum Bau des Schlachthofs. jg
Wie schwierig es für Obdachlose ist, wieder in einer Wohnung zu leben, darauf hat jetzt der "Ökumenische Sozialdienst Wohnen und Betreuen" hingewiesen. "Die ersten drei Monate in der eigenen Wohnung sind in der Regel gekennzeichnet durch euphorische Höhenflüge, die schnell und kaum nachvollziehbar in tiefe Resignation übergehen und oft bis zum Wunsch der Aufgabe der Wohnung führen können", schreiben die Sozialarbeiter Norbert Cichon und Clemens Walter in ihrem ersten Jahresbericht. Der "Sozialdienst Wohnen und Betreuen" wurde im Oktober 1990 gegründet. Er soll ehemaligen Obdachlosen helfen, die Wohnung zu behalten.
Mit der Übernahme einer Wohnung würden die Klienten mit ihrer eigenen Selbstüberschätzung konfrontiert, von den üblichen bürokratischen Anforderungen sähen sie sich schikaniert, sie fühlten sich permanent überfordert. Wenn die ersten Monate überstanden sind, gelinge es meist, eine Lebensperspektive aufzubauen. Die Zukunft werde wieder planbar, der Klient setzte sich mit einer eventuell vorhandenen Suchterkrankung auseinander und äußere den Wunsch nach Arbeit und finanzieller Unabhängigkeit.
Nach Einschätzung der beiden Sozialarbeiter hätte ohne sie über die Hälfte der 23 Betreuten die Wohnung vermutlich wieder verloren. Neben dem vorrangigen Ziel, eine erneute Obdachlosigkeit zu vermeiden, genieße die Wiederherstellung der körperlichen Gesundheit höchste Priorität. Langfristiges Ziel sei es, den ehemaligen Wohnsitzlosen auf Dauer die gesellschaftliche Integration zu ermöglichen, "ohne sie dabei in starre ungewollte Lebensformen zu pressen".
Zu den Aufgaben des Sozialdienstes gehört der gemeinsame Möbelkauf ebenso wie das Gespräch. Vor allem zu Beginn seien die Kontakte sehr zeitintensiv, betonen Cichon und Walter. Mit 23 Klienten sei "die absolute Belastungsgrenze" erreicht. Cichon und Walter fordern deshalb eine dritte Stelle für den Sozialdienst, die von einer Frau besetzt sein sollte. Bislang stellen Evangelischer Regionalverband und Caritas je einen Sozialarbeiter. Das Büro befindet sich in der Eschersheimer Landstraße 105. ft
Hessischer Mannschaftsmeister im 20-km- Gehen der Männer in Erfurt wurde der TV Groß-Gerau in 5:44:17 Stunden in der Besetzung Hänsel, Rowold, Ullrich vor dem LAZ Gießen in 5:47:58 Stunden. -ch
SELIGENSTADT. Die Handvoll im Mühlgarten inmitten der ehemaligen Benediktiner-Abtei grasender Schafe zu begrüßen, blieb Professor Klaus Doderer erspart. Die dort vorgesehene Eröffnung einer Ausstellung von Skulpturen des Hildesheimer - und Wahl-Darmstädter - Bildhauers Gotthelf Schlotter mußte infolge eines unablässigen Landregens kurzerhand ins Rathaus der Einhardstadt verlegt werden.
"Seitdem wir Schirmherren haben", stöhnte Claus Holstein, Vorsitzender des wiederum als Veranstalter fungierenden Kunstforums, "brauchen wir bei unseren Vernissagen Regenschirme". In der Tat hatte es auch in den vergangenen Jahren gegossen, als etwa die Berliner Senatorin für kulturelle Angelegenheiten, Anke Matiny, oder Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Evelies Mayer, Vorgängerinnen von Seligenstadts Bürgermeister und diesjährigem Schirmherrn Rolf Wenzel waren.
Die bis zum 6. September dauernde Ausstellung des 70 Jahre alten Künstlers, in den 60er Jahren Vorsitzender der Darmstädter Sezession, wird die letzte sein in einer Reihe von Präsentationen, die Traditionscharakter zu gewinnen sich anschickten. Gemäß einem Stich aus dem Jahre 1712 soll der Tier- oder Mühlgarten wieder zum Freigehege für Schafe oder auch ein paar Gänse werden.
Klaus Doderer, Weggefährte von Gotthelf Schlotter, seit dieser nach dem Krieg seine Zelte in einer alten Scheune in Darmstadt aufgeschlagen hat, fand das "Gemisch von Skulptur und Natur" im Garten der Klostermühle als Platz für die vom Künstler bevorzugten Tierplastiken bestens geeignet. Drei Wesenszüge nämlich prägten Schlotters Werk: Friedfertigkeit, zuverlässige Genauigkeit und die Liebe zum Kreatürlichen, interpretierte Doderer.
Dem Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs sei jeglicher Spaß an Heldentum vergangen, als gelernter Schreiner schlage Schlotter die Brücke zwischen Kunst und Handwerk, die aufsteigenden Vogelschwärme des Bildhauers zeugten von der Hoffnung auf eine friedfertige Welt. Der 1922 in Hildesheim geborene Künstler hatte nach Krieg und Gefangenschaft in München studiert, das Tischlerhandwerk erlernt und war nach Darmstadt gekommen, wo er seither seinen ganzen Formenreichtum und seine weite Themenpalette - bis hin zur Golgatha-Gruppe in Kronberg - vornehmlich in der Tierwelt ausbreitet: den Schafen, den Ziegen, mit Vorliebe aber den Vögeln. Da kämpfen Hähne gegeneinander, stark stilisierte Tiergruppen setzt er zueinander und zeigt, wie Gruppen aufschwärmen.
Bewegung ist auch, was Schlotter von den meisten Tierbildhauern unterscheidet: Nicht nur die scheinbare Aufhebung der Schwerkraft, sondern die Verwandlung von Starre in Bewegung.
Bronze, das bevorzugte Material, ist eine schwere Materie; diese zu beleben, erfordert eine schöpferische Hand. Schlotter beflügelt das Metall, indem er es umgestaltet zu Figuren, die die Materie vergessen lassen. Seine Vögel erheben sich in die Lüfte und erwecken ein befreiendes Gefühl von Leichtigkeit. "Er streichelt seine aus Wachs geformten Modelle", wußte Doderer von Schlotter.
Als Schirmherr der Ausstellung maß Seligenstadts Bürgermeister Rolf Wenzel der Kunst und Kultur wesentliche Bedeutung für Lebenserfüllung und Lebensfindung der Menschen bei. Kunst sei kein Luxus, müsse jedem zugänglich sein - "und das ist hier der Fall".
Wenn auch der Mühlgarten nach dem Willen der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen zum Tiergehege werden wird, bedeutet das keineswegs ein Ende der Freiluftausstellungen des Kunstforums im Klostergelände. Vielmehr sucht das Kunstforum nach einer erweiterten Zusammenarbeit mit den Hausherren.
Die Ausstellung ist bis 6. September geöffnet, täglich von 8 bis 19 Uhr; ergänzt wird sie durch Kleinplastiken und Zeichnungen des Künstlers im Rathaus der Stadt. ttt
ski FRANKFURT A. M. Fast genau ein Jahr nach der Schließung der Bank of Credit and Commerce International (BCCI) hat der Basler Ausschuß für Bankenaufsicht neue Mindestanforderungen für die Kontrolle internationaler Finanzkonzerne sowie ihrer ausländischen Niederlassungen und Töchter vorgelegt und damit auf die skandalösen Vorgänge bei dem Luxemburger Institut reagiert. Die entsprechenden Grundsätze des erstmals 1975 erstellten "Basler Konkordats" wurden teilweise neu formuliert, um besser zu gewährleisten, "daß in Zukunft keine internationale Bank tätig sein kann, ohne einer wirksamen konsolidierten Aufsicht zu unterliegen".
In dem Ausschuß sind die Bankenaufseher und Zentralbanken der USA, Kanadas, Japans und neun europäischer Länder, darunter Deutschland, vertreten. Das Gremium hofft, daß sich die zuständigen Behörden weltweit den neuen Mindestanforderungen anschließen werden. Dieser "dringende" Wunsch dürfte nicht zuletzt auf die sogenannten Offshore-Finanzplätze wie zum Beispiel die Cayman-Inseln zielen, die sich außer durch niedrige Steuern auch durch eine bisweilen recht lockere Handhabung der Bankenaufsicht "auszeichnen".
Die BCCI konnte Betrug, Geldwäsche, gigantische Scheingeschäfte und andere Machenschaften unter anderem deshalb so lange unentdeckt betreiben, weil ihr raffiniert geknüpftes Netz die Kontrolle erschwerte, wenn nicht sogar unmöglich machte. So war die Muttergesellschaft in Luxemburg registriert und eine weitere Hauptfirma auf den Cayman-Inseln, das Geschäft spielte sich aber vor allem in Großbritannien und arabischen Ländern ab. "Die Akteure waren (für die zuständigen Behörden) nicht greifbar", sagt ein Kenner der Szene.
Aus diesen und anderen einschlägigen Erfahrungen ziehen die Aufseher mit ihren vier Mindestanforderungen, bei denen es sich freilich durchweg um Soll- oder Kann-Vorschriften handelt, Konsequenzen. Unter anderem heißt es darin, daß alle internationalen Banken und Bankkonzerne im Mutterland durch eine Behörde kontrolliert werden sollten, die fähig ist, eine konsolidierte Beaufsichtigung (also auf Konzernbasis) vorzunehmen. Ferner sollte die Gründung einer grenzüberschreitenden Filiale oder Tochter im voraus von den Aufsichtsbehörden des Gast- und des Mutterlandes der Bank sowie gegebenenfalls auch des Konzerns gebilligt werden. Der dritte Grundsatz sieht das Recht der Behörden vor, bei den Auslandsniederlassungen der Banken oder Konzerne Informationen einzuholen. Schließlich wurde, sozusagen als schärfste Waffe, für Aufseher im Gastland auch die Möglichkeit eines Verbots der Gründung von Bankablegern festgeschrieben.
Die im Basler Ausschuß vertretenen Behörden wollen nun die nötigen Schritte ergreifen, "um sicherzustellen, daß ihre eigenen Aufsichtsregelungen so bald als möglich den Anforderungen entsprechen". Hierzulande sind sie dabei, soweit die Zusammenarbeit mit anderen Ländern über das Informelle hinausgehen soll, allerdings auch auf die Mitwirkung des Gesetzgebers angewiesen. Experten betonen, daß die Anforderungen bei der laufenden Novellierung des Kreditwesengesetzes (KWG), deren rechtzeitiges Inkrafttreten mit Beginn des EG-Binnenmarktes Anfang 1993 ohnehin fraglich ist, nur teilweise berücksichtigt werden dürften. Zudem wirke beispielsweise das vom Ausschuß der Bankenaufseher angesprochene Gründungsverbot "weit ins Gesellschaftsrecht hinein". Dieses müßte demnach ebenfalls angepaßt werden, was aber in Bonn dem Vernehmen nach auf erhebliche Bedenken stößt.
Nach geltendem Recht kann zum Beispiel eine deutsche Bank von den hiesigen Aufsehern nicht daran gehindert werden, sich jenseits der Grenzen niederzulassen. Möglich wäre allerdings in einem solchen Fall, daß die Kontrolleure ihren ausländischen Kollegen auf informellem Wege etwaige Bedenken wegen Problemen dieser Bank mitteilen.
Fahrer aus Nauheim auf Landstraße leicht verletzt
Er verlor die Kontrolle über sein Auto, das rechts von der Fahrbahn gegen die Böschung stieß.
Bei dem Unfall wurden der Bad Nauheimer und sein Beifahrer leicht verletzt und mußten im Friedberger Kreiskrankenhaus ambulant behandelt werden. An dem Auto und einem Leitpfahl entstand ein Gesamtschaden von 10 000 Mark. ub
Zwei Großereignisse der deutschen Triathlon-Szene 1992 warfen unwillkürlich ihre Schatten auf die neunte Auflage des Heinerfest-Triathlons in Darmstadt. Viele der Cracks sahen den Wettkampf über 1,3 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen lediglich als Aufgalopp für das Iron- Man-Spektakel am kommenden Samstag in Roth, der europäischen Qualifikationshürde für den alljährlichen "Non-Plus-Ultra"-Triathlon, den Iron-Man von Hawaii. Zudem nahm das Veranstalterteam um den Darmstädter Hochschullehrer Dieter Bremer den Wettbewerb als Bestandsaufnahme und Generalprobe für die Studenten-Weltmeisterschaften im Triathlon, die am 23. August auf altbewährter Heinerfest-Strecke steigen sollen.
Probe gelungen. So lautete am Ende das Fazit, das Dieter Bremer zog: "Das Experiment, erstmals 800 Teilnehmer zuzulassen, ist gut ausgegangen. Natürlich gab es hier und da noch Schwachstellen in der Organisation, aber die lassen sich bis zur WM noch abstellen. Dann stehen mir 600 bis 800 Helfer zur Verfügung, also wesentlich mehr als beim Heinerfest- Triathlon."
Der erfahrene Triathlon-Experte freute sich auch, daß das Windschatten-Fahren auf der Radstrecke durch den vorderen Odenwald diesmal kein Thema war. "Ich bin an der Spitze mit dem Motorrad mitgefahren. Die ersten zwanzig Fahrer haben sich fair verhalten", meinte Dieter Bremer und fügte hinzu: "Naja, die meisten kennen mich eben als Schiedsrichter. Ich greife durch."
Einer, der den Diplom-Sportlehrer schon seit seinem Studium an der TH Darmstadt kennt, ist der 31jährige Stuttgarter Jochen Basting. Schon fünfmal hatte der ehemalige Schwimmer den Heinerfest-Helden gespielt und war auch diesmal von der Konkurrenz nicht zu halten. Er entstieg als erster dem großen Woog, Darmstadts Stadtsee, gab nur auf der Radstrecke die Führung an seinen Vereinskameraden vom DSW Nike Darmstadt, Daniel Knoblauch, ab und sicherte sich mit Streckenrekord von 1:57,53 Stunden seinen sechsten Sieg.
"Mein großes Ziel für dieses Jahr heißt Hawaii. In Roth will ich am Samstag die Qualifikation schaffen. Deshalb bin ich hier gar nicht voll gelaufen, doch es hat ja auch so gereicht", meinte Jochen Basting, der eine Woche vor Roth - ebenso wie einige Rivalen - nicht alle Karten auf den Tisch legen mochte. Hawaii übt seit Jahr und Tag auch auf den Stuttgarter Elektro-Ingenieur einen ganz besonderen Reiz aus. Im Vorjahr beendete er den härtesten Triathlon der Welt als 26. und war damit einer der besten deutschen Eisenmänner. Viel Zeit zur Vorbereitung gibt ihm sein Arbeitgeber aus der Automobilbranche allerdings nicht. Jochen Basting hat einen Fulltime-Job und kommt nur in den Morgen- und Abendstunden zum Training. "Mercedes ist zwar Deutschlands größter Sportsponsor, aber davon habe ich nichts. Für meine Vorbereitung auf den Ironman, die ich gemeinsam mit Wolfgang Dittrich und Jürgen Zäck in San Diego absolviere, geht der größte Teil meines Urlaubs drauf", erzählte der Sieger. "Vielleicht pausiere ich mal ein Jahr mit arbeiten. Selbstverwirklichung als Triathlet. Zumindest zweitweise könnte ich mir das vorstellen."
Gleich drei weitere Dreikämpfer blieben unter der Zwei-Stunden-Marke, die in Darmstadt zuvor noch niemand unterboten hatte: Daniel Knoblauch (1:58,03), der erst 19jährige Norman Stadtler von der TG Franken (1:58,08) und der Darmstädter Stefan Schütz (1:59,43). Und das, obwohl Dieter Bremer betonte, auf das Massenkonzept gesetzt zu haben: "Bei uns gibt es keine Preisgelder. Wir wollen einen Triathlon für die vielen Hobbysportler aus der Region machen. Wenn Cracks wie Jochen Basting kommen, freut uns das natürlich. Aber sie verdienen hier nichts. Sie müssen auch ihre fünfzig Mark Startgeld zahlen."
Siegt Jochen Basting "nur mal so" in Darmstadt, bildete für die schnellste Frau der Heinerfest-Triathlon den Jahreshöhepunkt. Katja Schrickel (TuS Griesheim) erreichte nach 2:11,14 Stunden als Erste das Ziel im Hochschulstadion und freute sich riesig über Platz und Sieg: "Freunde und Bekannte passen an der Strecke genau auf, was ich mache. Da mußte ich einfach schnell sein." Sie verbesserte sich gleich um zehn Minuten im Vergleich zum Vorjahr und gewann deutlich vor Barbara Zeeb von DJK Dudwieler (2:12,43) und der Darmstädterin Nicole Mertes (2:16,48). OLAF DOROW
Dienstag, 7. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Countdown. Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Solo.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Die Schweisser/Die Schroders. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Andreas Slominski und Jochen Flinzer".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 14 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Schach-Treff: ab 18 Uhr, Bethmannpark, Friedberger Anlage.
Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.
KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.
Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Handarbeiten in eigener Sache. Hausfrauen-Bund: 17.30 Uhr, Besuch des Hessischen Rundfunks (Info 62 26 21).
English Speaking Club: 19.30 Uhr, U. S. A. Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248. Märkte Dornbusch: Di., 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße. Blutspendentermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1, Niederrad, 16.30 bis 20 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Rödelheim, Assenheimer Str. 24. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel. 28 35 25; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41; Boulevard-Apotheke, Münchener Straße 8, Tel. 23 43 56; Malteser-Apotheke, Berger Straße 176, Tel. 49 00 60; Ronneburg- Apotheke, Preungesheim, Kreuzstraße 7, Tel. 54 58 33; Schiller-Apotheke, Glauburgstraße 64, Tel. 55 23 25; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schumann- Apotheke, Schumannstraße 36, Tel. 75 24 09; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Rödelheim, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
HERBORN/WIESBADEN. An der Westerwaldstraße in Herborn (Lahn- Dill-Kreis) sind die Folgen des Unglücks praktisch nicht mehr zu sehen. Dort, wo am Abend des 7. Juli 1987 der Lastwagenfahrer Josef Vogt die Kontrolle über seinen randvollen Benzintankwagen verloren und eine Brandkatastrophe verursacht hatte, durch die 6 Menschen starben, 41 verletzt und 44 obdachlos wurden, erinnert nichts mehr an die Feuersbrunst. Ein Neubau steht seit Jahren dort, wo der Lastwagen das Inferno entfachte.
Außerhalb der Westerwaldstadt ist das anders: An der Bundesstraße 255, einige hundert Meter unterhalb der BAB-Ausfahrt Herborn, wurde als Konsequenz des Unglücks Hessens bislang einzige Notfallspur gebaut. Dort hinein sollen "Brummi"-Fahrer, die alle Warntafeln, Tonnagebeschränkungen und Tempolimits (bis auf 40 Stundenkilometer muß die Geschwindigkeit gedrosselt werden) übersehen haben, ihr Fahrzeug lenken, wenn die Bremsen versagen.
Was tatsächlich bereits geschah: Dreimal setzten Chauffeure ihren Zug ins Kiesbett, weil die Bremsen keine ausreichende Kraft mehr hatten. Weitere 15mal war es knapp geworden, in diesen Fällen gelang es den Fahrern trotz versagender Bremsen, die Wagen rechtzeitig zu stoppen.
Die Polizei vermutet, daß es unter den Lastwagenfahrern im Zweifel jedoch Ängste gibt, in die Betonrinne auszuweichen. Daß dies gefahrlos möglich ist, soll ein Demonstrationsfilm zeigen, den das hessische Verkehrsministerium anfertigen lassen will. In Herborn wird die Notfallspur überdies bald keinen Nutzen mehr haben: Die kritische Autobahneinfahrt soll so umgebaut werden, daß kein Lastwagen mehr unkontrolliert weiter in die Dill-Stadt hinabdonnern kann.
Ohne Umbauten, dafür mit Tonnage- und Tempo-Beschränkungen hatten die Straßenverkehrsbehörden nach dem Herborner Unglück an vielen prekären Abschnitten reagiert. Hessen setzte außerdem sofort die Bußgelder im Gefahrgutbereich drastisch herauf. Bundesweit gilt inzwischen, daß Benzinfahrzeuge ihre Route nicht mehr selbst bestimmen können, sondern sich an einen von den Behörden festgesetzten Weg zu halten haben. Außerdem müssen Speditionen heute einen Gefahrgutbeauftragten benennen.
Fünf Jahre nach der Katastrophe ist immer noch offen, wer den Schaden von 17 Millionen Mark bezahlt. Der Versicherer kam zwar für den Personen- und Sachschaden auf, doch will er sich nach den Urteilen vom Januar 1990, wo der Spediteur Hanspeter Hartmann zu zweieinhalb und Fahrer Vogt zu eineinhalb (zur Bewährung ausgesetzten) Jahren Haft verurteilt worden waren, bei den Schuldigen das Geld zurückholen. Hartmann, der seine Strafe im Oktober vergangenen Jahres antrat und seit kurzem als Freigänger in einer sozialen Einrichtung arbeitet, klagt gegen diese Forderung. Widerspruch legten Hartmann und Vogt überdies gegen die 360 000 Mark Gerichtskosten ein, da die Justizbehörden auch einen Gutachter von den Verurteilten bezahlt sehen wollen, der wegen Befangenheit abgelehnt worden war. STEPHAN BÖRNECKE
Das Ganze wäre ein Nebenereignis im qualitativen Auf und Ab der Weilburger Schloßkonzerte geblieben, hätte nicht der Geiger Ulf Hoelscher mit seinem Solo in Felix Mendelssohns Violinkonzert e-Moll, op. 64, den Abend in einem souveränen Akt gerettet.
Die polnische Kammerphilharmonie, bestenfalls emsig, kaum mehr als beflissen agierend, war eine Enttäuschung. Ulf Hoelscher, dessen wohl einmalige Solistenkarriere einst mit einem "Einspringen" bei einer Plattenproduktion begonnen hatte, ist zur Zeit neben konzertanten auch mit pädagogischen Aufgaben betraut. Der nun mittlerweile bald 50jährige lehrt als Professor an der Karlsruher Hochschule für Musik.
Deutschlands "Erster Geiger" spielte das Mendelssohn-Konzert in klug differenziertem Ton in melodischer Gelassenheit und Noblesse. Dieses Stück, 1845 entstanden, ungleich populärer als die weit seltener aufgeführten Klavierkonzerte, hat mit der virtuos einseitig aufgezäumten Manier der damaligen Solistenkonzerte nichts im Sinn. Freilich, schwer ist das allemal, und Hoelscher, der Haupt- und Seitenthemen gleich lyrisch auskostete und melodisch einleuchtend nachvollzog, hatte einiges an Figurationen und an ausgedehntem Laufpensum zu absolvieren.
Dabei verhalf er diesem Genrestück, das man oft allzu süßlich-verträumt nimmt, zu konzentriert kompakter Größe, stichhaltig in seinen Repliken zum Begleitapparat, poetisierend in unnachahmlich verfeinerter Geste, die nie zur bloßen Pose wurde. Doch war zugleich ein Mendelssohn mit "Biß" zu vernehmen, logisch, beredt, rhetorisch klar. Dies noch dazu in unsagbar schönem, ja edlem Ton, ausgewogen, ohne jede Übertreibung oder Koketterie. Eben durch und durch "ehrlich", stilgetreu.
"Aha, so schnell kann man das spielen", dachte ich, als ihrerseits die Polnische Kammerphilharmonie unter ihrem Chefdirigenten, Wojciech Rajski, den Abend in der Weilburger Schloßkirche mit Sergej Prokofjews "Symphonie Classique" allzu forsch in Tempo und Gangart eröffnete. Die Klassizismen "nur zur Übung" reflektierende "Erste" des Russen, dessen populärstes Werk sie wurde, wurde durch den Dirigenten, der sich auf überscharf metrische Schlagart beschränkte, strikt am Antrieb gehalten. Schnell und atemlos ging's dahin, steigert sich auch dynamisch allzu bereitwillig ("unökonomisch") in Forte-Bereiche, beläßt sich unbeugsam straff in nun schon gnadenlos durchgezogener Verve. Verhielt sich eben überdreht, stringent, voraninszeniert. Präzis, das ja. Dann aber wieder erschreckend überpointiert in gewaltsam hereinplatzenden Bläserparaden, wozu braucht man das, in dieser Massierung macht es keinen Sinn.
Insgesamt: Konnte keinen Sinn machen in einer oberflächlich zusammenkalkulierten Interpretation, die uns wahrhaft "dampfwalzig" entgegenkam. Vermutlich der Stil dieses Orchesters, das einst schon mit Virtuosen wie Justus Frantz aufgetreten war. Wie auch immer. Mendelssohns "Schottische", mit der man sich dann empfahl, erlebte vergleichbar bravouröse Manöver, gepanzert im Blechsound, überverständlich in sinfonischer Urgewalt. ALEXANDER ULLMANN
Die Tanzpädagogin und Choreographin Patricia Rincon von der Universität San Diego kommt nach Frankfurt. Im Rahmen einer Sommertanzwoche der Ginnheimer Sportuniversität können Studierende und Berufstätige vom 20. bis 24. Juli bis zu drei angebotene Workshops bei der Tänzerin belegen. Patricia Rincon ist für die Szene des Modern Dance und des Jazz Dance seit Jahren ein Begriff.
Der Modern-Dance-Kurs findet während der Tanzwoche täglich von 9 bis 10.30 Uhr, der Kurs für Jazz Dance jeweils von 10.45 bis 12.15 Uhr und. von 12.45 bis 14.15 Uhr statt. Nähere Information unter Rufnummer 798-45 59. ki
DRESDEN / MAIN-KINZIG-KREIS. Drei Menschen aus dem Main- Kinzig-Kreis sind am Sonntag bei einem Unfall auf der Autobahn zwischen Chemnitz und Dresden ums Leben gekommen. Wie ein Sprecher der Hanauer Polizeidirektion gestern mitteilte, kam dabei ein 69jähriger Nidderauer mit seinem Auto nach rechts von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen befestigten Graben.
Bei dem Aufprall erlitten zwei weitere Insassen - ein 55 Jahre alter Mann aus Brachttal und ein 77jähriger Gelnhäuser - tödliche Verletzungen. hok
Das Landesamt für Denkmalpflege stellt vom Abriß bedrohtes Fachwerkhaus in Altenhaßlau unter Schutz Restaurierung und Bank doch unter einen Hut? Licht und Schatten der Dorferneuerung Von Alexander Polaschek LINSENGERICHT. Die Dorferneuerung in Altenhaßlau ist seit Anbeginn umstritten und besonders problembehaftet. Für die Kommune gibt es mehr zu tun, als sie - trotz aller Förderprogramme - innerhalb weniger Jahre bewerkstelligen kann. Und auch sonst klappt das Modernisieren und gleichzeitige Erhalten traditioneller Siedlungselemente nicht immer wunschgemäß. So droht jetzt mitten im Dorf der Verlust eines stattlichen Fachwerkhauses an markanter Stelle. Die Raiffeisenbank Linsengericht, seit ein paar Jahren Eigner, ist nur am Grundstück interessiert und läßt das Gebäude vergammeln. Licht und Schatten liegen in Altenhaßlau dicht beieinander. Auf der einen Seite der Hauptstraße hat soeben die Gemeinde ein ebenso repräsentatives wie vorbildliches Restaurierungsprojekt abgeschlossen. Der alte hanauische Amtshof, im 16. und 17. Jahrhundert erbaut und nun für rund zehn Millionen Mark instandgesetzt und als Rathaus genutzt, ist zum Ziel von Kommunalpolitikern aus der Nachbarschaft geworden, die sich Anregungen holen wollen. Stark beeindruckt urteilte der Hasselrother CDU- Vorsitzende Willi Dietz nach einer solchen Visite: "Im Blick auf die weiteren geplanten Maßnahmen im Bereich Ortsdurchfahrt Altenhaßlau hat sich ein stilvoller Ortsmittelpunkt ergeben." Ob diese Vorschußlorbeeren für den schräg gegenüber liegenden Teil der anderen Seite der Hauptstraße gerechtfertigt sind, kann einstweilen jedoch bezweifelt werden. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, so heißt es im Dorf, bis das dortige Haus mit der Nummer 24, unter den Abrißbagger komme, um einer neuen Bankfiliale Platz zu machen.
Unverkennbar ist denn auch, daß auf Eigentümerseite kein besonderes Interesse besteht, Schaden von dem betagten Haus mit seinem markanten Sichtfachwerk abzuwenden. Seit Monaten ist die Dacheindeckung schadhaft. Einige Firstziegel sind abgerutscht, ragen teils über den Dachrand hinaus und können überdies jederzeit abstürzen und einen der Bewohner treffen, die von der Gemeinde behelfsmäßig in dem Haus untergebracht worden sind.
Die Raiffeisenbank Linsengericht hat das Fachwerkhaus und ein benachbartes Grundstück mit der Absicht erworben, sich einen alternativen Standort in der Ortsmitte zu verschaffen. In ihrem jetzigen Domizil, einen Steinwurf entfernt, leben die Banker unter einem Dach mit der Feuerwehr und einer Finanzamts-Dependance und sehen keine passenden Expansionsmöglichkeiten. Allerdings liegt auf der Hand, daß sich in einem bäuerlichen Fachwerkhaus keine Schalterhalle nach heutigem Muster einrichten läßt.
Bleibt also nur der Abriß und einer jener mehr oder weniger gelungenen dorftümelnden Neubauten, wie sie Raiffeisenbanken und Kreissparkassen vorzugsweise an zentralen Stellen in die Ortschaften stellen? Nicht unbedingt. Zwar haben die Banker im Gespräch mit Behördenvertretern schon die Frage des Abbruchs zur Debatte gestellt. Aber kürzlich hat überraschend das Landesamt für Denkmalpflege eingegriffen und das auf Ende des 17. Jahrhunderts datierte Bauernhaus unter Schutz gestellt. Laut Herbert Achtmann, Chef der Kreisdenkmalbehörde, gibt es für diese Entscheidung mehrere Gründe. Nicht nur das Haus an sich sei erhaltenswert. Es habe auch eine wichtige städtebauliche Funktion an dieser Stelle und gehöre zu einer schutzwürdigen Platzsituation. Daß hier gegenüber des neuen Linsengerichter Aushängeschildes Amtshof nicht bedenkenlos historische Substanz vernichtet werden darf, ist auch die Meinung von Bürgermeister Theo Ratzka (Bürgerliste).
Nach Achtmanns Auffassung ist es durchaus möglich, die Restaurierung des jüngst zum Denkmal erklärten Hauses und die Verlagerung der Bankfiliale unter einen Hut zu bringen. Das Fachwerkhaus selbst könne weniger publikumsintensive Teile des Bankbetriebes beherbergen. Nebenan, wo sich jetzt noch eine Scheune befindet, könnte die Schalterhalle entstehen.
In der Raiffeisenbank gibt man sich zu diesem Thema nicht sehr gesprächig. "Wir sind uns diesbezüglich noch nicht schlüssig", sagt Bankvorstand Wilhelm Moritz und beruhigt: "Ich kann nur versichern, daß es keinerlei Beschluß gibt, daß das Haus abgerissen werden soll." Ohnehin seien für dieses und nächsten Jahr keine größeren Investitionen vorgesehen. Das Unterlassen von Reparaturen an dem Denkmal begründet der Bankchef damit, daß man nicht jetzt Geld für etwas ausgeben wolle, was man vielleicht in zwei Jahren, wenn man das Projekt gründlich angehe, bereuen werde. Was immer das in letzter Konsequenz heißen mag, muß Moritz sich möglicherwiese bald eines Besseren belehren lassen. Denn wenn die Denkmalpfleger auch keine Restaurierungen anordnen können, haben sie doch Möglichkeiten, substanzbedrohende Mängel abstellen zu lassen. Und sie sehen es nicht gerne, wenn geschützte Gebäude so lange vergammeln, bis tatsächlich nur noch ein Abriß dem Einsturz zuvorkommen kann.
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Der erste Schritt zur großen internationalen Karriere? Der 20jährige Kreisläufer Dirk Beuchler vom deutschen Handball-Meister und Europacupsieger SG Wallau/Massenheim wurde in die B-Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) berufen. Und einige Tage zuvor flatterte dem monatelang durch Verletzungspech ausgefallenen Kreisläufer auch noch die "Einberufung" für die Vorbereitung zur Militär-Weltmeisterschaft in Polen (Kattowitz und Warschau) ins Haus.
Erst in den letzten Saisonspielen mit den großen Triumpfen gegen SKA Minsk im IHF-Europacup-Endspiel war das "Riesentalent" (Orginalton seines scheidenden Trainer Velimir Kljaic, jetzt TV Großwallstadt) in das Team zurückgekehrt, hatte mit einem Treffer entscheidenden Anteil am hauchdünnen Erfolg (Punkt- und Torgleichheit, die auswärts erzielten SG-Treffer gaben den Ausschlag) am größten Vereinstriumph.
"Für mich die große Chance, ins Rampenlicht vorzustoßen. Nach Olympia in Barcelona sind mit Sicherheit neue Namen gefragt, gibt es gute Perspektiven für höhere Aufgaben", freut sich der Junggeselle und derzeitige Bundeswehrsoldat schon auf die kommende Saison.
Allerdings sieht es sein neuer Trainer Heiner Brand mit einem lachenden und weinenden Auge, fehlt doch Beuchler - aus dem eigenen Nachwuchs emporgestiegen - wegen des Trainingslagers der B-Auswahl bei der Saisonvorbereitung. Übrigens ebenso wie der auch lange Zeit verletzte Rechtsaußen Michael Scholz, der "nur" in die Militär-Auswahl berufen wurde. "Wir sind beide wieder hundertprozentig fit. Die schweren Verletzungen sind abgehakt. Noch einmal werden wir und die gesamte SG nicht so ein Verletzungspech haben", meinten unisono die beiden Unglücksraben nach den Verletzungsserien der letzten Jahre bei fast einem Dutzend Spieler.
Beuchler nimmt vom 10. bis 12. Juli am Lehrgang in Duisburg unter Leitung der DHB-Honorartrainer teil. Die Mannschaft trifft außerdem in Duisburg und Bergisch-Gladbach auf das stark einzuschätzende Island (A-Team) und die noch unbekannte Größe Litauen. "Die Litauer haben Klassespieler im Aufgebot, waren schon immer ein wesentlicher Bestandteil für die großen Erfolge der früheren Sowjetunion", zeigt Beuchler, dessen lädierter Wurfarm und die Schulter wieder verbandsfrei sind, Respekt vor dem zweiten Gegner in drei Tagen.
Mit im Aufgebot stehen die Bundesliga-Kontrahenten Brandstaeter (jetzt Hameln), Löffler, Kunze, Nagel, Löhr (alle Leutershausen) und Frank Löhr (Milbertshofen, der Bruder des SG-Spielers Jörg) sowie noch einige talentierte Spieler aus dem Oberhaus.
Die SG hat inzwischen das Training wieder aufgenommen. Auch der an der Leiste operierte Stephan Schoene schaute bereits zu. Das offizielle Training beginnt erst im August. Derzeit lockern sich die noch nicht vollständig versammelten SG-Cracks bei lockeren "Spielchen" auf. Mit von der Partie ist bereits Trainer Heiner Brand. Meist wird Fußball gespielt "und ein bißchen gewandert", so Brand.
Vor seinem Team liegt eine "lange Wanderung". Nach den beiden Titeln warten viele "Jäger" auf das prominente Opfer. "Wir haben keine einheitliche Urlaubsplanung. Das wurde wohl in der Sieges-Hektik schlecht koordiniert", resümierte Brand. jo
Kleine FR
Wanderung durchs Wispertal OBERURSEL. Durch das Wispertal wandert der Taunusklub Oberursel am Sonntag, 12. Juli. Die Wanderer brechen um 8 Uhr am Wanderheim auf und fahren mit Autos zum Startpunkt, einem Naturparkplatz.Wehrpflichtige müssen sich melden KÖNIGSTEIN. Seit 1. Juli werden alle neuen wehrpflichtigen Männer erfaßt. Falls Männer des Jahrgangs 1974 bis 14. Juli keinen Fragebogen für die Erfassung erhalten haben, müssen sie sich bis 27. Juli bei der Erfassungsstelle der Königsteiner Stadtverwaltung im Burgweg 5 melden. Sonst droht ihnen eine Geldbuße.
OBERURSEL. Seine nächste Beratung hält der Mieterverein Oberursel am Freitag, 10. Juli. Mieter finden die Ratgeber von 18.30 bis 20 Uhr im Alten Hospital in der Hospitalstraße 9.
KÖNIGSTEIN. Ein Ehering wartet im Königsteiner Fundbüro im Rathaus auf seinen angestammten jetzt schmucklosen Finger. Verlierer können hier unter anderem auch Damenarmbänder, Fahrräder oder eine Kindermütze wiederbekommen, denen sie im Juni verlustig gegangen sind.
Kleine Lokalrundschau
Treffen der Alleinerziehenden RODGAU. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bietet nach den Sommerferien wieder Alleinerziehenden- Treffs in Rodgau-Jügesheim (Gartenstraße 22 - 24) an. Erster Termin: Montag, 3. August, 20 Uhr. LVA berät Versicherte SELIGENSTADT. Die Landesversicherungsanstalt (LVA) bietet am Donnerstag, 30. Juli, von 8.30 bis 12 Uhr Beratungsstunden im Zimmer 104 des Rathauses an. Gespräche über Eßstörungen RÖDERMARK. Im Frauentreff Urberach an der Borngasse 29 kommen von Donnerstag, 20. August, 17 Uhr, an Frauen und Männer zusammen, um über ihre Eßstörungen zu sprechen. Zu dem Seminar, für das die Krankenkassen Zuschüsse gewähren, lädt die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt ein. Wasserrohre werden gespült DIETZENBACH. Die Hauptleitungen des Dietzenbacher Wasserrohrnetzes werden wieder gespült: am Montag, 13. Juli, in Hexenberg, am Dienstag und Mittwoch, 14. / 15. Juli, in der City sowie am Donnerstag und Freitag, 16. / 17. Juli, in Steinberg. Die Stadtverwaltung schließt nicht aus, daß es zu Trübungen im Wasser kommt. Bei der Benutzung von Waschmaschinen sei an diesen Tagen Vorsicht geboten. Senioren fahren Rad DIETZENBACH. Die "Seniorenarbeit" der Stadt lädt für Mittwoch, 15. Juli, 14.30 Uhr, zur Radtour durch Wald und Flur bis zum Wildhof ein. Treffpunkt: vor dem Hauptgebäude des Seniorenzentrums. Kita feiert 20jähriges DIETZENBACH. Die Kindertagesstätte (Kita) in der Weiherstraße feiert am Samstag, 15. August, 15 Uhr, ihr 20jähriges Bestehen. Darauf weist schon jetzt das städtische Amt für Öffentlichkeitsarbeit hin. Es sei ein buntes Programm geplant, unter anderem die Aufführung des Theaterstücks "Die drei Fragen der Prinzessin Tausendschön". Auch alle Ehemaligen sind eingeladen mitzufeiern. Sprechtag des Versorgungsamtes RODGAU. Das Versorgungsamt Frankfurt hält am Mittwoch, 15. Juli, von 14 bis 18 Uhr im Rathaus Jügesheim, Zimmer 043, einen Sprechtag ab.
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FRIEDRICHSDORF. Mit zwei Blumensträußen bedankte sich Mahboob Elahi Hassanzada aus Afghanistan im Namen der Flüchtlinge bei den Mitarbeitern des Arbeitskreis Asyl für ein neues Medium, durch das sich Flüchtlinge und Deutschen näherkommen sollen: "Contact" heißt die "Zeitung für Flüchtlinge und Deutsche", deren erste Nummer in einer Auflage von 250 Exemplaren auf dem Hugenottenmarkt verteilt wurde.
Eine Arbeitsgruppe innerhalb des Asylkreises hat zusammen mit einige Flüchtlingen ein Zeitungskonzept erarbeitet, mit dem gegenseitigem Verständnis der Weg geebnet und die Angst voreinander abgebaut werden soll.
Außerdem werden den Flüchtlingen Informationen in die Hand gegeben werden, durch die sie sich im täglichen Leben im fremden Land besser zurechtfinden können: Adressen von Behörden, Ärzten und Büchereien. "Dadurch werden die Menschen selbständiger", sagt Lutz Kunze vom Asylkreis.
In der ersten Contact-Ausgabe - die nächste wird für Herbst geplant - wird über die politische Situation in Afghanistan berichtet, aus der sich die Gründe ergeben, deretwegen die Menschen das Land verlassen.
Die persönlichen Motive, sein Land zu verlassen, schildert ein Pakistani in einem Interview. Einblicke in eine Europäern fremde Kultur werden möglich. Die Zeitung ist mehrsprachig: Alle Beiträge erscheinen in deutsch, englisch, französisch, einige auch in der Heimatsprache der Flüchtlinge.
Über die sachliche Information hinaus werden literarische Versuche veröffentlicht: Der Afghane Hassanzada, ein Journalist aus Kabul, der seit Oktober 1991 in den Holzzelten am Petterweiler Holzweg untergebrach ist, hat ein Essay mit dem Titel "Unheilbare Wunde" geschrieben. Darin ist die Rede von den Friedhöfen in Afghanistan, die immer größer, und den Städten, die immer kleiner werden.
Die Auseinandersetzung mit deutscher Asylpolitik wird nicht gescheut, ein Kommentar von Frank Weinert mit dem Titel "Ein Schuß Kleinkariertheit an der Tafel der Brüderlichkeit" geht mit Sprechblasen der Politiker ins Gericht und mit dem Auseinanderklaffen von Schein und Sein bei der Behandlung der Flüchtlingsproblematik.
"Contact" soll Forum für Fragen, Anregungen und Stellungnahmen aller sein. Dafür ist die Rubrik "Meeting Point" eingerichtet. Leser können sich zu Wort melden bei der Redaktion (Adresse: Herbert Kugelmann, Eichäckerstraße 4, 6382 Friedrichsdorf).
Die Zeitungsmacher wissen, daß Flüchtlinge sich mitunter scheuen, ihre Namen in der Zeitung der Öffentlichkeit preiszugeben. Die Redaktion habe dafür Verständnis, sagt Manfred Kunze, und lasse auch Pseudonyme zu.
Verteilt werden die Exemplare an die Gruppen, die im Arbeitskreis Asyl mitarbeiten. Sie liegen in den Flüchtlingsunterkünften aus und sollen weitergereicht werden. Finanziert wird die Zeitung zur Zeit vom Spendenkonto des Arbeitskreises Asyl. Kunze: "Wir sind froh um jede Spende, so können wir unabhängig arbeiten." nau
Der Zwist um die Elterninitiative "Hanauer Winzlinge" spitzt sich immer mehr zu SPD stützt die Ansicht des Oberbürgermeisters, keine Privilegierten zu fördern / Ein böser Brief des Grünen Elmar Diez aus dem Urlaub
HANAU. Die Diskussion um eine Förderung der "Hanauer Winzlinge" spitzt sich zu. "Die Übernahme der Regelung, wonach knapp 50 Prozent der ungedeckten Kosten von der Stadt übernommen werden", lasse sich nicht auf Kleingruppen von Elternintiativen übertragen, schreibt die SPD in einer Mitteilung. Von seinem Urlaubsort in Frankreich aus prangert der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Elmar Diez, die "katastrophale Ignoranz" von CDU-Chefin Margret Härtel an. Diese hatte sich dieser Tage gegen eine städtische Unterstützung der Krabbelstube für Ein- bis Vierjährige ausgesprochen. Mit acht Kindern soll der Betrieb im nördlichen Nebengebäude von Schloß Philippsruhe nächsten Monat beginnen. Der Mietvertrag für die städtische Liegenschaft ist rechtswirksam. Doch nach wie vor warten die Eltern auf die Zusage der Stadt, 55 Prozent der Betriebskosten - wie bei anderen freien Trägern der Fall - zu übernehmen (die FR berichtete). Nach Meinung des Sozialdemokraten Carl-Edward Günther lasse sich diese Regelung "nicht auf Kleingruppen von Elterninitiativen übertragen". Vielmehr schlägt er aus Gründen der Gerechtigkeit einen einheitlichen Satz vor, "der im bereich von ca. 120 bis 160 Mark pro Kind und Monat liegt". Gemäß einer von den Stadtverordneten im Frühjahr vergangenen Jahres verabschiedeten Vorlage rechnet die Elterninitiative mit einem Zuschuß von 243 Mark. Pro Platz muß die Stadt bei entsprechenden kommunalen Einrichtungen pro Krabbelkind derzeit rund 1400 Mark berappen.
Die Übernahme der Regelung würde "vor allem kleine und elitäre Gruppen bevorteilen, die mit hohem Personalaufwand nur wenige Kinder betreuen", fährt Günther in seinen Ausführungen fort. "Die Eltern in solchen Einrichtungen zahlen zwar im Durchschnitt mehr als in Einrichtungen mit größerer Gruppenstärke, sie bitten aber auch den Steuerzahler viel mehr zur Kasse."
Deshalb fordern die Sozialdemokraten "die Erarbeitung von Richtlinien, um die Förderung von Einrichtungen zur Betreuung von Kindern zu regeln". Als Ziel nennt der Fraktionsvorsitzende "ein sparsames Wirtschaften, eine konkrete pädagogische Konzeption und eine Vergleichbarkeit der Leistungen". Außerdem müsse das Landesjugendamt den jeweiligen Träger anerkennen.
Diez dagegen begrüßt ausdrücklich die Initiative der Eltern. Kommunalpolitiker, die sich gegen die Bezuschussung laut Mustervertarg aussprechen, würden den Beschluß der Stadtverordneten "einfach ignorieren". Anders als Härtel bezeichnet er die "Hanauer Winzlinge" nicht als einen "privaten Verein", sondern als "freien Träger einer Kindertageseinrichtung", der vom Landesjugendamt anerkannt ist. Daher erhalte er auch den entsprechenden Zuschuß aus Wiesbaden.
Die Christdemokratin habe nicht verstanden, daß das Parlament zwar im Mai einen Antrag der Grünen zugunsten der "Winzlinge" abgelehnt hatte. Es habe sich dabei aber um eine Vorlage gehandelt, laut der der Landeszuschuß nicht bei den Betriebskosten berücksichtigt hätte werden sollen.
Indem Oberbürgermeister Hans Martin "sich im Augenblick querlegt", widerspreche sein Verhalten "eindeutig dem Stadtverordnetenbeschluß", führt der Grüne weiter aus. Die Novellierung des Mustervertrags habe ausdrücklich festgestellt, daß neben kirchlichen Trägern nunmehr auch "freie Träger" in den Genuß städtischer Mittel kommen sollen.
Als "dreiste Unverschämtheit" bezeichnet Diez die Aussage der CDU-Fraktionschefin, nur "einige wenige Privilegierte" könnten die Einrichtung in Schloß Philippsruhe nutzen. Im Gegensatz zu Eltern, deren Nachwuchs in städtischen oder kirchlichen Kindertagesstätten betreut werden, müßten die Eltern der "Winzlinge" einen "weitaus höheren Eigenbetrag" leisten. Und zudem noch selbst Hand anlegen - etwa beim Renovieren, Putzen und Kochen.
"Letztendlich ist es beschämend, daß Frau Härtel anscheinend noch nicht einmal das Kinder- und Jugendhilfegesetz kennt", sagt Diez. In dem von der CDU- Bunderegierung im Jahr 1990 verabschiedeten Gesetz "werden ausdrücklich Elterninitiativen freier Träger als unterstützenswürdig bezeichnet". jur
Israel ist Reiseziel FLÖRSHEIM. Israel ist Ziel einer Jugendreise der evangelischen Kirche Weilbach. Mit Jeeps und auf Kamelen soll es ab 28. Dezember durch Wüsten und Wadis von Jerusalem zum See Genezareth gehen. Informationen im Gemeindebüro (Tel. 0 61 45 / 3 23 24 und 3 22 71). kkü
Schweizer Velo aus Kirdorfer Laden mit asiatischem Hänger
Im Blickpunkt: Indien Präsident gesucht
Wenn am 13. Juli der neue Präsident Indiens gewählt wird, dann will Premier P. V. Narasimha Rao seinen eigenen Kandidaten gegen den erklärten Willen der Opposition durchdrücken. Dieser Mann, Vizepräsident Shankar Dayal Sharma, hat gute Aussichten, das Amt zu bekommen, wenn die Opposition zerstritten bleibt. Doch ganz sicher ist der Wahlsieg noch nicht. Denn im Wahlgremium beider Häuser des Parlamentes und der Länderparlamente hat die regierende Minderheitsregierung des Congresses nur 40 Prozent der Stimmen. Zwar haben sich die oppositionellen marxistischen Kommunisten (CPM) auf die Seite des Congresses geschlagen, doch sie taten es weniger aus Überzeugung für Sharma als wegen der Forderung der übrigen Opposition, einen Niedrigkastigen oder Kastenlosen aufzustellen. Kastendenken ist mit der klassenkämpferischen Ideologie der Linken nicht vereinbar.
So hat sich im Lager der Opposition eine merkwürdige Allianz zusammengefunden. Es ist die Janata Dal des früheren Regierungschefs V.P. Singh, der mit seinem Rücktritt gedroht hat, wenn in Indien nicht endlich ein Angehöriger der Ureinwohnerstämmme, der Niedrigstkastigen oder gar der kastenlosen Harijans für das höchste Staatsamt oder doch zumindest für das Amt des Vizepräsidenten aufgestellt würde. Die Diskussion darüber ist so alt wie die junge indische Demokratie, aber in einer Zeit zunehmender Kastenauseinandersetzungen aktueller denn je. Dies ist wohl auch der Grund, warum nun ausgerechnet die hindu-chauvinistische Indische Volkspartei, die BJP, welche zugleich die größte Oppositionspartei ist, sich mit der von ihr bis aufs Blut bekämpften Janata Dal auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt hat: auf den ehemaligen stellvertretenden Parlamentssprecher George Gilbert Swell, einen christlichen Stammesangehörigen aus dem nordöstlichen Meghalaya. Er tritt nun gegen den Brahmanen Shankar Dayal Sharma an, der sich während seiner Vizepräsidentschaft großes Ansehen geschaffen hat.
Der indische Präsident bekleidet im Grunde nur ein zeremonielles Amt. Aber in einer Zeit, in der keine Partei eine Mehrheit hat, wie das jetzt der Fall ist, kommt seiner Befugnis, den Premierminister zu ernennen, das Parlament in Delhi oder in unruhigen Unionsstaaten aufzulösen, ganz besondere Bedeutung zu. Minderheitspremier Rao braucht also einen Mann, auf den er sich absolut verlassen kann, und das ist der Congress-Veteran Sharma. GABRIELE VENZKY
HOCHHEIM. Die Szene entspringt einer amerikanischen Kleinstadt: Im Garten, eingegrenzt von einem weißen Lattenzaun, flattert die Wäsche - das einzige Indiz darauf, daß dort Menschen leben.
Festgehalten hat dieses Motiv Laura Hickmann. Ihre schönsten Bilder zeigt die amerikanische Künstlerin in der Galerie Jäger (Wintergasse 13). Die Ausstellung wird am Samstag, 11. Juli, eröffnet, und ist bis zum 25. Juli zu sehen. kkü
ski FRANKFURT A. M. Über branchenweite Ertragsprobleme im Industrie- und Kraftfahrt-Kaskogeschäft klagt die Gothaer Versicherungsgruppe. "Weiter unbefriedigend" seien das Beitrags- und das Schadensniveau. Für "unumgänglich" hält es die Gothaer - mit einem Bestand von 6,5 (1990: fünf) Millionen Verträgen einer der fünf größten deutschen Komposit-Versicherer (Schaden und Unfall) - daher, die Kundschaft in den Sparten Feuer/Betriebsunterbrechung sowie Fahrzeugkasko stärker zur Kasse zu bitten. Zur Höhe der voraussichtlich im Herbst anstehenden Aufschläge äußert sich der Vorstand noch nicht. In diesem Jahr erwartet der Konzern eine Steigerung der Beitragseinnahmen um zehn Prozent auf rund 4,5 Milliarden Mark.
Die "sehr unbefriedigende" Schadensentwicklung auch beim Haftpflicht- und Transportschutz hatte schon 1991 die versicherungstechnische Rechnung der Schaden- und Unfallzweige mit minus 38 (27) Millionen Mark tiefer in die rote Zone gedrückt. Dabei wirkten sich unter anderem zunehmende Feuerschäden und die wachsende Zahl von Fahrzeugdiebstählen aus. Der deutlich höhere Überschuß aus den Kapitalanlagen sorgte freilich unterm Strich für einen auf gut 15 (12,7) Millionen gestiegenen Gewinn. Bei der Gothaer Lebensversicherung steuerten ostdeutsche Kunden im vorigen Jahr etwa eine Milliarde zu dem insgesamt um ein Viertel ausgeweiteten Neugeschäft von 5,1 Milliarden Mark bei.
WIESBADEN. Einen "Millionenschaden" für das Land Hessen befürchtet Hans-Werner Franz, Sprecher von Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD). Der Grund: Die umstrittenen Geschäfte der Firma Faber. Das Bochumer Unternehmen bietet seit kurzem Versandgeschäfte für Lottospielgemeinschaften an, plaziert die Tippscheine aus dem gesamten Bundesgebiet aber ausschließlich in Nordrhein-Westfalen. Der Nachteil für das Land Hessen: Rund 16 Prozent Lotteriesteuer und knapp 25 Prozent Konzessionsabgabe erhält das Bundesland, in dem der Lottoschein abgegeben wird. Das heißt, Nordrhein-Westfalen erhält Steuern und Abgaben der Hessen.
"Fabers Versandgeschäfte sind ein strafbarer Versuch, privat Lotterien zu vertreiben", sagt Hans-Joachim Dumschat, Geschäftsführer der Hessischen Lottogesellschaft, empört. Zusätzlich verstoße Faber gegen die territoriale Abgrenzung der Lotteriegesellschaften. "Jedes Bundesland hat die alleinige Kompetenz, auf seinem Gebiet Lotterien zu organisieren" (Lotterie-Gesetz von 1956). Den 2500 hessischen Annahmestellen drohen laut Lotto-Verband Millionenverluste. Dumschat: "Die Geschäfte laufen an unseren Annahmestellen vorbei." Als die Bochumer Firma in den letzten Wochen große Werbekampagnen im Fernsehen, Telefonrechnungen beigelegten Prospekten und im Hörfunk geschaltet habe, hat es Dumschat gereicht: "Ich habe das hessische Innen- und das Finanzministerium aufgefordert, rechtliche Schritte gegen Faber zu unternehmen."
120 Millionen Mark sind im Haushalt an Lotto-Konzessionsabgaben eingeplant. Finanziert werden damit Altenheime, Behinderteneinrichtungen und andere soziale und kulturelle Zwecke. "Wenn die Einnahmen wegen Faber geringer werden, wird es zu spürbaren Einschränkungen kommen", sagt Franz. "Aus anderen Haushaltsposten können wir die Einrichtungen nicht finanzieren."
Einige Bundesländer wollen nicht kampflos auf die gefährdeten Einnahmen verzichten. So hat Niedersachsen beispielsweise bereits ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Auch Hessen plant juristische Schritte gegen das Bochumer Unternehmen. "Innen- und Finanzministerium prüfen die rechtlichen Möglichkeiten", erklärt Franz. "Wenn es sich zeigen sollte, daß wir Faber das Versandgeschäft untersagen können, werden wir das tun."
Norman Faber gibt sich gelassen: "Die Zahlen über meinen Umsatz sind doch aus der Luft gegriffen", bestreitet der Firmenchef große Verluste der Lotto-Gesellschaften und der Bundesländer. Den angekündigten juristischen Schritten gibt Faber keine Chance: "Alle bisherigen Gerichtsurteile dieser Art geben mir recht. Ich nutze mit dem Lotto-Versand lediglich eine Nische aus."
Die Bundesländer sollten sich statt dessen lieber zusammensetzen und unter sich die Steuern und Konzessionsabgaben aufteilen, die nun nach Nordrhein- Westfalen fließen. Faber: "Ein Verbot für meine Firma, eine ,Lex Faber', wäre nicht richtig". GUNNAR ERTH
MÖRFELDEN-WALLDORF. Um große Summen ging es, als sich der Magistrat mit dem Ausbau der Kläranlage zu befassen hatte. Auf rund 3,6 Millionen Mark addiert sich die Summe, die jetzt in die laut Bürgermeister Bernhard Brehl "größte und teuerste Baustelle der Stadt" investiert wird. Der dickste Batzen geht auf das Konto der Einlaufgruppe - hier kommt das gesamte Wasser an, wird per Sandfang und Rechen grob vorbehandelt und anschließend zwecks weiterer Klärung weitertransportiert - und der Schlammentwässerung, die beide im Zuge des dritten Bauabschnittes begonnen werden. Für deren Bau und die daraus resultierenden Nebenkosten muß die Stadt etwas mehr als 2,3 Millionen Mark lockermachen. Dieses Paket, so Stadtrat und Umweltdezernent Dirk Treber, sei der umfangreichste Auftrag.
Gezahlt werden mußten jetzt auch Beträge, die noch aus Maßnahmen des ersten und zweiten Bauabschnittes resultieren, doch dabei handelt es sich nach Auskunft Trebers samt und sonders um Nachträge, die im Rahmen der Kostenvoranschläge liegen. Kräftig nachlegen muß die Stadt indes bei den Honorarleistungen. Nach dem aktuellen Stand der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) sind noch einmal knapp 334 000 Mark fällig, um die planerischen Arbeiten korrekt zu entlohnen.
Vergeben wurde jetzt auch ein Auftrag zur Planung einer Fernwirkanlage für die Außenstationen. Das schlägt mit knapp 93 000 Mark zu Buche und soll am Ende dazu führen, daß alle Außenstationen wie Pump- und Brunnenanlagen von einer in der Zentrale angebrachten Schalttafel kontrolliert und entsprechend schneller gewartet werden können.
Auch wenn Erweiterung und Sanierung noch in vollem Gang sind, sind nach Auskunft Trebers erste Auswirkungen schon jetzt zu spüren, nachdem im März der Verbindungssammler in Betrieb genommen wurde. Über diese Leitung werden die Abwässer aus Walldorf nach Mörfelden geführt. Zwar wurde wegen der Überbelastung des Walldorfer Klärwerks schon früher ein Teil der Abwässer nach Mörfelden umgeleitet, doch auch das änderte nichts daran, daß in Walldorf nur eine biologische Teilreinigung des gesammelten Abwassers zu leisten war.
Die Folge war: In den als Vorfluter dienenden Gundbach floß mit dem Abwasser auch noch einiges an Schadstoffen, die jetzt, nachdem der Verbindungssammler steht, dank besserer technischer Voraussetzungen in Mörfelden weitgehend herausgefiltert werden können. Das wirke sich bereits positiv auf die positiv auf die Wasserqualität des Gundbachs aus. Zwar gebe es noch Verschmutzungen, aber "die sind nicht mehr von uns", sagte Treber. Noch besser soll die Qualität des Abwassers werden, wenn die Phosphatfällungsanlage eingebaut und in Betrieb genommen worden ist.
Welches Mittel dabei zur Anwendung kommt, wird zur Zeit getestet. Klar ist indes, daß die Anlage, mittels derer die Phosphate aus dem Abwasser herausgezogen werden, die Jahresausbeute in der Endphase auf rund 21 Tonnen Phophat anwachsen lassen soll.
Klar ist auch, daß das Projekt Kläranlage teurer wird als gedacht, zumal mit den neun Millionen Mark an Landesmitteln nicht unbedingt große Sprünge gemacht werden können. Von 26,5 Millionen Mark Gesamtkosten ging man seinerzeit aus - mittlerweile werden für Erweiterung und Sanierung schon knapp über 28,7 Millionen Mark veranschlagt. Das seien übliche Kostensteigerungen: "Vier Prozent pro Jahr sind vollkommen normal", sagte Treber.
Ingesamt werde man den Rahmen wohl halten können, schätzt er unter Hinweis darauf, daß man mit der Kläranlage auch zeitlich gut im Rennen liege: Bedingt durch den milden, Winter konnte durchgearbeitet werden, mit dem Ergebnis, daß man gegenüber dem Plan immer noch einen Zeitvorsprung von sechs Wochen vorweisen kann. wal
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Kreisvorstand der Senioren-Union Main-Kinzig hat die Kommunalwahlen im Frühjahr 1993 bereits fest im Auge. In der jüngsten Sitzung dieses Gremiums wurde eine personelle Veränderung bekanntgegeben. So wird der bisherige Vertreter der Senioren-Union, Hans Preißler, nicht mehr im Main-Kinzig-Parlament vertreten sein. An seine Stelle soll der amtierende Kreisvorsitzende der Senioren-Union, der Maintaler Helmut Robanus, treten. Diese Empfehlung ist dem CDU-Wahlvorbereitungsausschuß zugegangen.
Der Vorstand der Senioren-Union konnte in seiner jüngsten Sitzung auch von der Neugründung eines Verbandes in Freigericht berichten.
Weiter wird ein Ortsverein in Rodenbach angepeilt. hok
BOCKENHEIM. Laut Erich Schult muß man heute nicht mehr nach Amerika fahren, um "die neue Welt" zu suchen. Für den Frankfurter Bereichsleiter der Citibank kommt die Veränderung zu uns: "Nicht in den USA finden wir die Neue Welt, sondern hier bei uns in Europa", sagte er zur Eröffnung der neuen Citibank-Filiale in der Leipziger Straße.
Entsprechend "neu" soll sie dann auch sein, die neue Zweigstelle. Der großzügig gestaltete Eingangsbereich bietet Platz für das "Citi-Banking", eine Errungenschaft, mit der die frühere "KKB" neue Kunden gewinnen möchte: 24 Stunden steht dort nicht nur den Kunden bereit.
Fast alle Bankgeschäfte - Überweisungen, Einzahlungen, Abbuchungen, Kontostand-Überprüfung - können hier rund um die Uhr und vollautomatisch getätigt werden.
Wie Schult weiter betonte, soll dieses System bald in ganz Europa zur Verfügung stehen: "Alle unsere Filialen werden mit dieser Technik für die Kunden ausgestattet sein." Aussehen sollen sie alle wie jene in Bockenheim: Blau möbliert, viel Technik und ansonsten so, wie eine Bank eben aussieht.
Die Citibank als größte Bank für Privatkunden betreut allein in Frankfurt etwa 53 000 Kunden, die in (bisher) vier Geschäftsstellen - in Bockenheim wurde die fünfte eröffnet - 230 Millionen Mark angelegt haben. Gleichzeitig wurden in der Stadt für 200 Millionen Mark Kredite in Anspruch genommen.
Beim Eröffnungsempfang zeigte sich der Bereichsleiter zufrieden: "In einen so interessanten Markt wie Frankfurt zu investieren, ist uns natürlich leicht gefallen." Geschäftskollegen der Konkurrenz waren geladen (Kommentar eines Bankiers: "Bald sind ja alle Banken auf der Leipziger vertreten").
Auch Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD) ließ sich auf dem Empfang sehen und zeigte Wohlwollen: Der Neubau passe gut ins Bild der Leipziger Straße. Und: Trotz der vielen Banken sei die Bockenheimer "Hauptstraße" noch immer "gut gemischt". Schöbel: "Aber wir müssen aufpassen, daß die Tante-Emma-Läden nicht aus dem Quartier vertrieben werden."
Auch sie ist froh über die Investitionen des Kreditinstituts. Erst Anfang dieses Jahres hatte die Citibank in dem gerade fertiggestellten Büro-Neubau in der Leipziger Straße 27 Bürofläche gemietet. Die meisten Räume in dem über der Bank liegenden Bereich stehen noch leer.
Gegen Ende des Empfangs nahm der neue Zweigstellenleiter Hubert Anderlohr symbolisch den Schlüssel der neuen Zweigstelle entgegen. col
Draußen im Wald, vor den Toren der Stadt, fliegen nächste Woche die Tennisbälle hin und her. 32 Damen-Teams tragen auf der Anlage am Stadion die Mannschafts-Weltmeisterschaft aus. Seinen Auftakt aber wird der Federation-Cup 1992 nicht dort, sondern mitten in der Stadt nehmen: Am Samstag und Sonntag, 11./12. Juli, wird der Römerberg Schauplatz eines bunten Spektakels. Veranstaltungsleiter Dieter Hochgesand: "Es war unser Anliegen, mit der WM zu den Bürgern zu kommen; dorthin, wo sich nicht nur die Tennis-Freaks ihr Stelldichein geben."
Höhepunkt der zweitägigen Eröffnungsfeier wird am Sonntag um 17.30 Uhr der Einzug der Nationalmannschaften sein. Im Feld der 124 Spielerinnen sind mit Steffi Graf Deutschland/Einzel, Gigi Fernandez (USA) und Natalia Zwerewa (GUS/Doppel) drei "frischgebackene" Wimbledon-Siegerinnen. Aus der Limpurger Gasse biegen die Tennis-Damen zu der Bühne vor dem Römer.
Dort beginnt das Fest bereits am Samstag um 10 Uhr mit einem Frühschoppen und eine halbe Stunde später mit dem Empfang einer Abordnung des Höchster Schloßfestes. Dann wechseln sich Musiker, Tänzer, Zauberer ab. Kinder-Spaß gibt es in einer Hüpfburg.
Auch für den Sonntag ist von elf Uhr an ein buntes Programm mit Bands, Tanz, Zauberer und Bauchredner vorbereitet. Von 14.15 Uhr an zeigen Frankfurter Sportvereine zwei Stunden lang, was in ihnen steckt: von Showtanz bis Trampolinturnen. Musikalisches Highlight ist nach 18.15 Uhr der Auftritt der britischen Band "Londonbeat".
Stände der Gastronomen und Sponsoren rund um die Bühne sorgen dafür, daß niemanden Hunger, Durst und Langeweile plagen müssen. Bei den Firmen, die das Großereignis mittragen, gibt es Preise zugewinnen. Auch Eintrittskarten für das im K.O.-System ausgetragene Turnier kann man vor Ort kaufen. Das deutsche Team mit Steffi Graf an der Spitze bestreitet am Montag, 13. Juli, um 11.30 Uhr das Eröffnungsspiel. Als Gegner ist die Mannschaft von Neuseeland ausgelost worden. tom
HOFHEIM. Tiefblaue Tische mit beigen Beinen, schwarze und lila Stühle vor frischgestrichenen Wänden in zartem Grün, Blau und Violett: Trotz der Pastelltöne soll's in der Hauptstraße 4 mit Power in die Zukunft gehen. Alles frisch im "Café Flot", in dem seit drei Wochen renoviert wird. Nicht nur das Interieur - vom Aschenbecher über den Anstrich bis zu den Arbeitsplatten - wurde verändert: Auch Team und Konzept sind neu, wenn das Bistro mit Kulturprogramm am Mittwoch wieder eröffnet.
Eines wird sich jedoch nicht ändern: Ob im Sommer-Mix oder Orangentee, im Shake oder Bitter Lemon - kein Tropfen Alkohol kommt in Gläser und Tassen. Der Treffpunkt, seit seiner Öffnung im Jahre 1987 von der "Selbsthilfe im Taunus" getragen, bleibt promillefrei.
Stephie Wenzel, seit Juli für die Kulturarbeit im Café zuständig, sagt über geplante Veränderungen: "Ein echter Neuanfang. Wir haben immer noch das Image, nur Treff für ehemalige Drogenabhängige, Teens oder Twens zu sein. Wir wollen uns aber allen öffnen, jung und alt gleichermaßen bewirten." So sollen im Winter bunte Bilder aus dem Kindergarten an den Wänden hängen, wird an "alkoholfreie Stammtische für Ältere" gedacht. "Prävention, vorbeugende Drogenarbeit also, sollte von der Kita bis zum Altersheim reichen", sagt die 22jährige.
Felix hat das Anliegen begriffen, blickt auf die neue Kinderecke und kräht erfreut. Das sieben Monate alte Baby ist nicht nur Stephie Wenzels Sohn, sondern auch der "beste Mitarbeiter im Team", wie sie flachst. Kann er erstmal krabbeln, darf er sich mit anderen Kleinkindern am kleinen Holztisch tummeln, der links vom Eingang aufgestellt ist.
Bauklötze und blau-rot-gelbe Kleiderhaken beweisen, daß der Wunsch nach Gästen jeden Alters keine Phrase ist. Bekäme der ältere Herr, der schon vor dem Umbau täglich zum Kaffeetrinken und der Lektüre seiner Lieblings-Zeitschrift kam, künftig noch Gesellschaft von Altersgefährten: die Idee ginge auf.
Die Theke wurde verlängert, neues Geschirr gekauft, kurz: "Der ganze Laden ist neu ausgestattet", sagt die Café-Kulturreferentin. "Und das mit einem knappen Etat von nur 6000 Mark." Ohne die Mithilfe aller, ohne Spenden, Eigenleistung und lange Nächte mit Pinseln und Schwielen in den Händen sei das nicht möglich gewesen. Abgesehen von Stephie Wenzel und dem neuen - bis 1. Januar 1993 noch ehrenamtlichen - Geschäftsführer Dieter Junior arbeiten ausschließlich ehemalige Drogenabhängige im Café. Sieben Mitarbeiter, die in der Küche, an der Theke und an den Tischen rackern.
Apropos Küche: Junior, gelernter und kreativer Koch, hat die Karte verändert. Neben fünf Frühstücks-Varianten sind nur Suppen, Salate und Baguettes fest im Programm. "Ansonsten gibt's frische Tagesangebote; Dosenfutter ist passé", kündigt der 37jährige an.
Freizeit ohne Drogen und Konsum soll im "Flot" geboten werden. Vom Backgammon übers Schach warten allerlei Kästchen und Kartons im Spieleschrank auf Gewinner und Verlierer. Eine original englische Dartscheibe ist Clou im Unterhaltungsangebot ohne blinkende Lämpchen. Abgesehen von Ausstellungen, Diskussionsabenden und Referaten sollen auch Live-Gruppen die Gäste unterhalten: "Aber nicht zu laute", meint Stephie Wenzel mit Hinweis auf die engen Platzverhältnisse und die Nachbarschaft.
Über die künftigen Öffnungszeiten sagt Junior: "Im Sommer von 10 bis 16 und 18 bis 22 Uhr. Montags ist Ruhetag. Im Winter soll's schon zwei Stunden früher losgehen." Da in den Vorjahren das Geschäft im Sommer immer schlechter lief als im Winter, sollen möglicherweise die Parkplätze vorm Café eingezäunt und Bewirtung im Freien mehr Kundschaft anlocken. Die zwei kleinen Tische auf dem Trottoir vermochten das bisher nicht.
Wer sich im renovierten Café umsehen will: Am Mittwoch, 8. Juli, wird dort von 10 bis 15 Uhr wieder Kaffee gekocht. Außerdem hängen die Werke des Fotografen Hartwig Bull an den Wänden. Bürgermeister Rolf Felix eröffnet die Schau "Hofheimer Fachwerk" um 11 Uhr. pms
2600 Mark von
HOFHEIM. Die Frauen-Union Main-Taunus war in Spendierlaune: Die Vorsitzende Dagmar Siegemund übereichte zwei Schecks über jeweils 1300 Mark. Der Verein "Selbsthilfe im Taunus", der auch das Hofheimer "Café Flot" (siehe Bericht oben) betreibt, kam ebenso in Genuß wie die Gruppe "Frauenselbsthilfe nach Krebs". Das Geld ist der Erlös aus der CDU-Modenschau für Frühjahr und Sommer. Pünktchen-Blusen und legere Leggings wurden wie immer für einen guten Zweck auf dem Laufsteg vorgeführt. Dagmar Siegemund: "Wir wissen, wie schwierig es für gemeinnützige Organisationen ist, an Geld zu kommen. Deshalb versuchen wir immer, mit unseren Spendengeldern Gruppen zu unterstützen, die bisher nur wenig bedacht wurden."
Die "Frauenselbsthilfe nach Krebs" besteht seit 15 Jahren. Die Gruppe will das Geld vor allem dafür nutzen, die kleine Bibliothek um einige Bände zu bereichern. Sie hilft an Krebs erkrankten Frauen nach Krankenhausaufenthalten. Die "Selbsthilfe im Taunus", die ehemaligen Drogenabhängigen in sechs Betrieben zurück ins Berufsleben hilft, steckt das Geld in die Renovierung des "Café Flot". pms
HOFHEIM. Die nackte Frau blickt zu Boden. Ein ästhetischer Akt in Schwarz-Weiß, der schon in einem Magazin abgedruckt war. Die erste und bisher letzte Veröffentlichung des Fotografen. Gegenüber hängen Buntbilder von faszinierender Themen-Vielfalt. Grüne Flaschenhälse schillern im gelben Licht, daneben der schwierige Aufstieg eines Kindes, das ein Dach erklimmt. Seien es die Disteln am Wegesrand, die weniger gute Beobachter einfach übersehen, der pinkelnde Pinguin oder die Säulen am Opernplatz, die mit dem 24 Millimeter- Objektiv aus ungewöhnlicher Perspektive aufgenommen wurden: sie alle bezeichnet der Liederbacher Helge Sulzer als "Kompositionen".
Rund 65 Aufnahmen Sulzers sind seit gestern in der Hofheimer AOK-Geschäftsstelle (Wilhelmstraße 16) ausgestellt. Die meisten Dias hat der 61jährige selbst vergrößert. "Die Buntbilder gebe ich in letzter Zeit weg, weil die Abzüge dann billiger sind", sagt er. Seine Schau ist die mittlerweile 77. Ausstellung in den Räumen der AOK. Sie hat nicht nur zum Ziel, das Auge des Betrachters für Details und neue Sichtweisen zu öffnen; Sulzer möchte auch einen Fotokreis beim Volksbildungsverein Hofheim gründen: "Eine Gruppe von Menschen, die wie ich begeisterte Hobby-Fotografen sind, Erfahrungen austauschen und sich vielleicht auch mal gemeinsam ein Motiv erarbeiten."
Der Mann mit dem guten Auge lehnt es ab, als Künstler bezeichnet zu werden. "Die Fotografie ist seit 43 Jahren ein Hobby von mir, nicht mehr und nicht weniger."
Und das ist schon sehr viel. Menschen, Landschaften, aber auch Architektur wie zum Beispiel in der Hofheimer Altstadt, Industrie - Hoechst-Schlote, überdeckt von absichtlich unscharf aufgenommenen Blättern -, Eisen, Brunnen oder Glas: die Ausschnitte, die Sulzer auswählte, bestechen. Wer hätte schon gedacht, wie faszinierend eine Reihe Nägel sein kann?
Die Fotos sind noch bis 23. Juli zu den AOK-Öffnungszeiten zu sehen. Wer Interesse am gemeinsamen Arbeiten und Austausch im geplanten Fotokreis des Volksbildungsvereins hat, kann sich unter Telefon 2 28 26 anmelden. PETRA MIES
OFFENBACH. Der Notruf für vergewaltigte Frauen (Telefon 069 / 800 13 13) ist nach Einschätzung von Pro Familia in Offenbach zu einer gut bekannten Einrichtung geworden, bei der sich sowohl direkt Betroffene als auch deren Freundinnen melden. Die Arbeit der Beratungsstelle in der Bahnhofstraße 35 ist durch die gestiegene Zahl der Anfragen im vergangenen Jahr weiter angewachsen. Immer mehr Frauen, die mit sexueller Gewalt konfrontiert werden, sei es direkt oder indirekt, suchen bei den Mitarbeiterinnen Hilfe. Das geht aus dem jetzt vorgelegten Jahresbericht der Organisation hervor.
1991 waren es acht Frauen, die vergewaltigt wurden und das Gespräch mit Pro Familia wünschten. Die Dunkelziffer ist jedoch weitaus höher, wissen die Fachleute. In fünf weiteren Fällen einer Vergewaltigung kamen Angehörige oder den Opfern nahestehende Personen zu Pro Familia. Ein anderes Mal meldete sich ein Jugendlicher, der vor einigen Jahren von einem Mann sexuell mißbraucht worden war. Psychologische Unterstützung bei einer Schwangerschaft wollten fünf Frauen.
Über das schreckliche Ereignis sexuellen Mißbrauchs schon in der Kindheit wollten zwei Frauen sprechen. Beide brachten ihre Partner mit, um die Erinnerung vielleicht gemeinsam aufzuarbeiten. In einem Fall meldete sich auch ein Täter bei Pro Familia, der über sein Handeln reden wollte. Er wurde an einen Therapeuten überwiesen.
Bei den Beratungen nach Vergewaltigungen oder sexuellem Mißbrauch legen die Mitarbeiterinnen Wert auf Kontinuität in der therapeutischen Arbeit. Meist laufen die Beratungen einmal wöchentlich und das über Jahre hinweg. Oft werden die Expertinnen auch mit Anfragen von Lehrerinnen, Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen oder Ärztinnen konfrontiert, die bei ihrer Arbeit mitbekommen haben, daß beispielsweise ein Kind mißbraucht wurde. Dabei wird für jeden Einzelfall nach speziellen Lösungen gesucht. Gegebenfalls vermittelt Pro Familia Kontakte zu Jugendämtern, dem Kinderschutzbund oder zu Erziehungsberatungsstellen. Zur Zeit wird mit 13 Personen, die Unterstützung möchten, zusammengearbeitet.
Bei den Treffen des Arbeitskreises "Sexuelle Gewalt", der vor einigen Jahren ins Leben gerufen wurde, geht es den Teilnehmerinnen vor allem um Erfahrungausstausch. Wer mitarbeiten möchte, kann sich bei Pro Familia melden. aim
Zum Abenteuerspielplatz werden die neuen Titus-Thermen am Mittwoch und Donnerstag, 8./9. Juli. Zwischen 13 und 16 Uhr können Kinder zum Spielen kommen: zu einer Krokodiljagd mit 20 aufblasbaren Krokos, zum Wettbewerb im Wasser-Zielspritzen, zum Tauziehen im Wasser und zum Wasserball. Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes Riederwald betreuen die Teilnehmer. Die Spiele sind für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren geeignet. Für die Jüngeren werden Aktivitäten im Planschbecken angeboten. Der Eintritt kostet für Kinder 5,50 Mark, für Erwachsene zehn Mark.
Um 16 Uhr verlagert sich an beiden Tagen der Schauplatz ins Freie. Auf dem Walter-Möller-Platz steht das Spielmobil. Bälle, Seile, Pedalos, Malpapier, Farben und ein Kindertaxi werden den Platz zur kunterbunten Spielwelt machen. Der Höhepunkt: eine Rollenrutschbahn, wo die Kinder in Kisten von einem Turm 14 Meter weit runterrutschen können.
Bei den Spielen im Freien ist die Teilnahme kostenlos. Wer sich noch genauer informieren möchte, kann die Titus-Thermen unter 069 / 95 80 50 anrufen. tom
"Ich bin auf Dauer kein Feierabendtrainer" verkündete Jürgen Strack (Bild) bei seinem Amtsantritt vor knapp fünf Monaten in Bad Homburg. Nach Rundenende war jedoch Feierabend. Der in Offenbach wohnhafte 38 Jahre alte Fußball-Lehrer wechselte innerhalb der Fußball-Oberliga Hessen von der Homburger "Sandelmühle" zum Aschaffenburger "Schönbusch" und will jetzt seine professionell ausgerichtete Arbeit bei den Mainfranken verwirklichen. Mittelfristig will Strack unbedingt im bezahlten Lager arbeiten. In Bad Homburg blieben seine Vorstellungen von der Zweiten Bundesliga ein Wunschtraum. Klappt es jetzt bei der Aschaffenburger Viktoria? Das Interview mit dem Ex-Profi führte unser Mitarbeiter Hans-Dieter Puth.
Was hat sie bewogen, nach wenigen Monaten die Bad Homburger Sandelmühle wieder zu verlassen?
Jürgen Strack: "Der Vorstand der Spielvereinigung 05 legte nicht überzeugend dar, daß die finanziellen Voraussetzungen für die nächste Saison gegeben sind. Diese Entwicklung führte auch zur Verunsicherung im Spielerbereich, wodurch einige trotz gegebener Zusagen noch absprangen. Die Voraussetzungen, wie ich sie Anfang Februar bei meiner Verpflichtung antraf, waren nicht mehr gegeben."
Was gab den Ausschlag für den SV Viktoria Aschaffenburg?
"Ausschlaggebend war die räumliche Nähe, wodurch ich weiterhin alles von meinem Domizil in Offenbach aus steuern kann und nicht umziehen muß. Meine Zielsetzungen, zumindest mittelfristig in die Zweite Bundesliga zu avancieren, kann ich vermutlich am ehesten in Aschaffenburg umsetzen. Hier genießt der Fußball einen wesentlich höheren Stellenwert als in Bad Homburg, wo wir des öfteren vor 300 Zuschauern spielen mußten. Zudem sind die Trainingsbedingungen bei der Viktoria wesentlich besser, stehen Rasenplatz und Flutlicht für diesen Bereich zur Verfügung."
Konnten Sie zwischen mehreren Angeboten in der höchsten Amateurliga selektieren?
"Durch die sportlichen Erfolge in Bad Homburg war ich als Trainer interessant und nahm deshalb diese Offerte an."
Was erwarten Sie sich von Ihrer Arbeit im traditionellen Schönbusch-Stadion?
"Zum einen weiß ich, daß die augenblickliche Situation einen Konflikt in sich birgt, denn ich werde an der zuletzt errungenen Meisterschaft und der Teilnahme an der Aufstiegsrunde gemessen. Zum anderen steht hier ein völliger Neuaufbau ins Haus, gilt die verstärkte Förderung von Eigengewächsen und Spielern aus der näheren Umgebung als Hauptaugenmerk."
Ist der Erfolgsdruck in Aschaffenburg dennoch höher als in Bad Homburg?
"Ich fange hier mit 0:0-Punkten an, während ich in Homburg bereits eine erfolgreiche Mannschaft übernehmen konnte. Die Erwartungen sind deshalb höher, weil einfach das Interesse am Fußball in dieser Region höher ist."
Was hat Ihnen ihre letzte Trainerstation hinsichtlich ihres weiteren Werdegangs in diesem Metier gebracht? Nennen Sie uns positive und negative Aspekte.
"Positiv war, daß ich mich trotz aller Unkenrufe durchgesetzt habe und lediglich um 30 Sekunden mit meiner Mannschaft den deutschen Amateurmeister- Titel verpaßte. Positiv waren ferner die Reaktionen der Spieler auf die finanziellen Engpässe, die Zusammenarbeit zwischen Trainer und Mannschaft war bemerkenswert. Negativ war, daß ich zum ersten Mal nicht nur mit sportlichen Belangen konfrontiert wurde."
Was werden Sie in Aschaffenburg anders anpacken?
"Ich muß mich auch dort nach den Gegebenheiten richten und hiernach meine Aufgabenstellung im sportlichen Bereich (Taktik der Mannschaft etc.) ausrichten. Meine prinzipielle Konzeption werde ich nicht ändern, zumal ich erfolgreich damit gefahren bin."
Kommen Sie finanziell vom Regen in die Traufe oder gab es beim Trainersalär in Bad Homburg keine Zahlungsrückstände?
"Ich habe in Bad Homburg - ebenso wie die Spieler - Rückstände und hoffe, daß die ausstehenden Zahlungen bald beglichen sein werden. Mir liegt eine schriftliche Zusage des Vorsitzender Josef Gromöller vor, daß ich bis spätestens 10. Juli im Besitz meiner Arbeitspapiere und der ausstehenden Zahlungen bin. Schließlich will ich ohne Groll und Aggressionen scheiden. Beim SV Viktoria versicherte mir Kapitän Rudi Bommer, daß es unter dem neuen Präsidium keine rückständigen Zahlungen aus der laufenden Runde mehr gibt."
Welche Zu- und Abgänge kann der SV Viktoria Aschaffenburg vermelden?
"Wir mußten den 30. Juni als Wechsel-Stichtag abwarten. Inzwischen haben sich definitiv Rainer Kilian und Ralf Zürlein (Kickers Würzburg), Dirk Borkenhagen, Thomas Kloss (beide Spvgg. Bad Homburg) und Torwart Michael Weiß (OFC Kickers) angemeldet. Weitere Ergänzungen - neben Spielern aus dem zweiten Glied und der A- Jugend - sind noch möglich. Derzeit drückt besonders im Angriff der Schuh, was sich aus den vielen Abmeldungen ergibt. Mit Bernd Winter (Fortuna Düsseldorf/20 Saisontore), Werner Dressel (Borussia Fulda/17) und Christian Hock (Borussia Mönchengladbach/12) fehlen drei wichtige Angreifer. Des weiteren hat Lutz Braun bei der Spvgg. Unterhaching unterschrieben, geht Michael Sandt zum FSV Frankfurt, Oliver Posniak zu Italia Frankfurt, stehen Rene Schlichting (SV Germania Ockstadt), Milos Ljusic (unbekanntes Ziel) nicht mehr zur Verfügung, Dieter Heimen hat Angebote aus der zweiten Liga in Frankreich und England. Eric Rasp bleibt jedoch."
Ihnen sind mit Borkenhagen und Kloss zwei Bad Homburger Spieler an den Schönbusch gefolgt. Gibt es damit Probleme mit dem Vorstand der "Nullfünfer"?
"Was Kloss betrifft, so war die Ablösesumme schriftlich festgelegt. Hierdurch sehe ich keinerlei Probleme zwischen beiden Vereinen. Im Falle Borkenhagen ist die Ablöse-Forderung seitens der Spvgg. sehr hoch. Bisher zeichnet sich noch keine Einigung mit Aschaffenburg ab."
Ist Ihre neue Formation leistungsmäßig mit der Meistermannschaft vergleichbar? "Nach Ablauf der Wechselfrist müssen wir unsere Vorstellungen über die kommende Runde neu definieren. Der SV Viktoria kann meiner Meinung nach auf jeden Fall eine Mittelfeldrolle spielen." Welche Klubs zählen zu den Topfavoriten? "Wenn ich weiß, wer welche Gelder ausgibt, dann müssen Rotweiß Frankfurt, FSV Frankfurt, SG Egelsbach und Borussia Fulda hoch angesiedelt werden. Zudem rechne ich mit einem Buchmann- Effekt in Offenbach. Auch der SV Wehen hat viel investiert und der SV Wiesbaden hegt sehr geizige Pläne. Ich denke, daß es dieses Mal fünf bis sechs Mannschaften sein werden, die bis zuletzt im Rennen sind. Ich hoffe auf eine ähnliche Lage wie zuletzt in der Bundesliga. Das würde die Spannung und Zugkraft in der Oberliga erhöhen." Wie betrachten Sie den Spielplan für Ihre neue Mannschaft?
"Wir haben einen interessanten Auftakt in Offenbach (24. Juli) und eine Heimpremiere gegen Rotweiß Frankfurt (29. Juli im Stadion Damm), die sich sehen lassen kann. Ich hoffe auch in Damm, wohin die Viktoria bis Jahresende wegen des Umbaus am Schönbusch umziehen muß, mit einer stattlichen Auftakt-Kulisse. Beide Begegnungen stellen zu Rundenbeginn bereits eine Nagelprobe für die Mannschaft und mich dar."
Wann haben Sie mit den Vorbereitungen begonnen?
"Am 25. Juni stand das erste Training mit den Spielern, die nicht an der Aufstiegsrunde beteiligt waren, auf dem Programm. Der Rest stieß am 29. Juni dazu. Nach der konditionellen Anpassung aller Akteure werde ich die genaue Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Spielers testen. Ein exakter Testspielplan sowie ein Trainingslager sind heute noch nicht fixiert."
KÖNIGSTEIN. Antiquitäten und Ramsch, Kurioses und Preziosen finden sich am Sonntag, 12. Juli, wieder bunt gemischt nebeneinander in der Königsteiner Fußgängerzone und im vorderen Kurparkbereich. Der große Flohmarkt steht wieder in den Kalendern von Einheimischen, Händlern und Besuchern.
Der Flohmarkt beginnt um 9 Uhr und endet um 15 Uhr. Händler müssen sich nicht vorher anmelden. Sie müssen allerdings gewärtig sein, ein Zehntel ihrer Einnahmen als Flohmarktsteuer abführen zu müssen. Diese finanziert alljährlich den Martinsumzug im November. Die Kurverwaltung als Veranstalterin bittet die Händler, ihre Stände mit Rücksicht auf die Anwohner nicht zu früh aufzubauen. Zudem sollen sie Eingänge zu Häusern und Geschäften frei- und die Markierung im Kurpark einhalten. In Nachbarstraßen wie der Georg-Pingler- und Kirchstraße dürfen keine Stände stehen, sie müssen notfalls wieder abgebaut werden.
Für weitere Auskünfte steht die Kurverwaltung unter Telefon 0 61 74 / 20 22 51 bereit. stk
GROSS-GERAU. Bis kurz vor der Vernissage legten die Künstlerinnen und Künstler bei einer Ausstellung im Biergarten des Kultucafés in der Kreisstadt Hand an, um ihre Werke wetterfest zu machen. Dort wurden bei einem Seminar der evangelischen Dekanatsjugend Rüsselsheim gefertigte Großflächenmalerei vorgestellt. Das beziehungsreiche Motto der Aktion lautet: "Wir pinseln aus uns raus!" Sechs junge Leute wollten mit ihren originell auf der Fläche hinter dem alten Amtsgericht aufgestellten Arbeiten nicht nur eigene Kreativität und Experimentierfreude pflegen und weiterentwikkeln. Mit der Form dieser Freiluftausstellung in der Kreisstadt sollten den Betrachtern vor allem auch neue Seherlebnisse beschert und der nach Meinung der jungen Künstler gesellschaftlich oft viel zu hoch angesetzte Kunstbegriff auf sein wirkliches Maß reduziert werden, nach dem Motto: "Alles ist Kunst". (cas/ FR-Bild: Keber)
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Invasion der kleinen grünen Wesen hat stattgefunden, heute zählen wir den "Tag vier danach". Die Unbekannten haben sechs Beine und zwei Paar Flügel. Wie im Science-fiction "Invasion von der Wega" erschienen sie vielen Zeug(inn)en. Doch die Experten wissen von nichts. Eine Gefahr?
Höchstens für die Ernte hier und da. Vermutlich handelt es sich bei den kleinen Lindgrünen, die am Freitagabend vielerorts in Südhessen massenhaft durch die Luft schwärmten, um geflügelte Blattläuse. Weil aber bei Behörden (etwa Landwirtschaftsamt) keine Erkenntnisse vorliegen und niemand eine "Ferndiagnose" auf die Anfrage eines Journalisten wagt, wollte sich keiner dafür verbürgen.
Was der am Freitag gegen 22 Uhr auf seinem Balkon erlebt hatte, überschritt die auch für tolerante Naturfreunde erträgliche Schwelle. Eben hatte er noch die Schwalben beobachtet, die sich in voller Fahrt offensichtlich wie im Schlaraffenland bedienten. Den angefangenen Brief fortzusetzen, erwies sich dann schnell als aussichtslos, die Tierchen füllten mit einem Mal die Luft, fast atmete man sie ein. Ein Kribbeln überall auf der Haut und im Haar. Die Flucht in die Wohnung glückt, das Invasionsgeschwader blieb mit platter Nase vorm Fenster.
Samstagmittag auf dem Hanauer Marktplatz verdarben die Tierchen manchem die Freude am Open-Air- Kaffee, bei jedem Schluck schwammen welche mit. Und in Gelnhausen ließen sich Leute das Eis auch dann einpacken, wenn sie nur wenige Schritte von der Eisdiele entfernt wohnen. Die Geschäftsleute hatten am verkaufsoffenen Samstag nur ein Thema, ihre Kundschaft ging wild fächelnd über den Obermarkt.
Montag berichten Kolleginnen von grünen Wolken, vor denen sie aus Gartenlokalen geflüchtet sind. Offenbach und Frankfurt-Ost seien Freitagabend stellenweise "katastrophal" gewesen. In Dietzenbach gab es am Samstag keinen Balkon-Brunch ohne Fliegenklatsche. In Oberursel, Bad Homburg wurden die Insektenschwärme auch gesichtet, genauer: gespürt. In Neuberg wurde eine Grillfete abgebrochen. Auf der Steinheimer Mainbrücke hatte einer plötzlich eine grüne Windschutzscheibe. Radler schmierten sich die Sechsbeiner aus dem Gesicht. Aus Hochheim, Butzbach, Rosbach liegen Befunde vor.
Mehr Zeugenberichte braucht vermutlich kaum der Vatikan, bevor er ein Wunder bestätigt. Anders die Insektenkundler. Heinz Schröder vom Senckenberg-Institut, wohnhaft in Heusenstamm, hat die Sache selbst nicht mitbekommen. Das Klima sei zwar günstig für Insekten-Massenvermehrung. Vor allem in Gewässernähe schwärmten Zuckmücken, Tripse, Eintagsfliegen und die als "weiße Fliegen" bekannte Schildläuseart. Ihm sei binnen 14 Tagen auch von drei Totenkopf-Faltern berichtet worden, "jeder einzelne in üblichen Jahren eine Lokalpresse-Meldung wert". Aber Blattläuse? Schröder will das weder bestätigen noch in Abrede stellen.
Michael Lenz, beim Pflanzenschutzdienst Frankfurt für Ackerbau zuständig, hält hingegen die Diagnose für schlicht unwahrscheinlich. Nur wenige Blattläuse träten geflügelt auf, die meisten stammten aus der ungeschlechtlichen Fortpflanzung (Parthenogenese) und seien ohne Flügel lebendgeboren. Dem Meyers-Lexikon von 1983 ist zu der komplizierten Fortpflanzung der allein in Mitteleuropa 830 Blattlaus-Arten zu entnehmen: Dem Winterei entschlüpft eine "Stammutter", die parthenogenetisch Weibchen hervorbringt, die ebenso noch mehrere Generationen gebären. Erst die letzte sind Männchen und befruchtungsbedürftige Weibchen, die Wintereier legen. Männchen sind stets geflügelt, Weibchen oft nicht.
Weil das Schwärmen auf das zweigeschlechtliche Stadium deutet, das meist am Ende der Vegetationsperiode eintritt, hatten Experten am Telefon wohl Zweifel an den Laienberichten. Main-Kinzig-Kreislandwirt Friedhelm Schneider weiß zwar von der "Invasion" nur vom Hörensagen, doch beobachtet er dieses Jahr eine allgemein starke Blattlaus-Population an Mais, Getreide, Raps, teils auch an der Rübe. Bevor der Bauer zum Gift greift, wägt er aber laut Schneider ab, ob sich das lohnt. Oft sei dies nicht Fall, weil der Schaden bereits eingetreten oder weil er nur gering ist.
Der letzte Griff zum Telefon bestätigt endlich doch noch aus berufenem Mund, daß das Freitag / Samstag beobachtete Grüngetier keine Hirngespinst von Laien war. Friedrich Seifert, ehemals Chef des Hanauer Grünflächenamts, hat es gesehen und als Pfirsich-Blattläuse identifiziert. Ul
FREUNDSCHAFTSSPIELE: SG Weilmünster/Ernsthausen - FSV Frankfurt (19 Uhr), SG Ueberau - SG Egelsbach (19 Uhr in Reinheim), KSV Klein-Karben - SV Rot-Weiß Walldorf (19 Uhr).
BAD ORB. Einer Pensionbesitzerin "Am Orbgrund" ist in der Nacht zum Samstag eine Schmuckkassette gestohlen worden.
Nach Angaben der Kriminalpolizei beläuft sich der Wert des Diebesgutes auf 12 000 Mark. jan
KORR
(Fortsetzung auf Seite 16)
(Fortsetzung von Seite 15)
(Siehe auch unten: "Theoretisch . . . ")
(Wetterbericht auf Seite 17)
KREIS GROSS-GERAU. Gemeinsam haben das Jugendbildungswerk des Kreises und die Jugendpflege Trebur einen Bildungsurlaub für junge Erwachsene in Polen vorbereitet. Ziel ist vom 23. bis 30. August das Städtchen Bielawa bei Wroclaw (Breslau). Geplant sind Zusammenkünfte mit jungen Polen, Betriebsbesichtigungen und Ausflüge. Auf der Hinreise wird ein Kurzaufenthalt in Dresden eingeschoben, auf dem Rückweg im thüringischen Apolda. Infos gibt es unter Tel. 06152/12468 oder 06147/2523. cas
NIDDA. Zu Fuß flüchtete ein Autodieb in der Nacht zu Montag, nachdem er mit einem gestohlenen Wagen auf der Raun einen Unfall gebaut hatte. Die Fahndung nach dem etwa 1,90 Meter großen jungen Mann mit kurzen Haaren und dunklem Schnurrbart, der mit einer Jeans und einem roten Hemd bekleidet war, verlief bislang ergebnislos.
Gegen 0.15 Uhr war er mit dem Auto, das er einige Stunden zuvor in Nidda gestohlen hatte, auf der Raun nach links von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen geparkten Wagen geprallt, teilt die Polizei mit. Es entstand ein Schaden in Höhe von 3000 Mark. ieb
Mit der Volksbühne nach Ungarn Die Frankfurter Volksbühne fährt vom 27. September bis zum 9. Oktober nach Ungarn. Das Programm kann bei den Theaterstudienreisen, Eschersheimer Landstraße 2, unter Rufnummer 1 54 51 48 angefordert werden. Information über Indien Eine Informationsveranstaltung zum Thema "deutsch-indische Wirtschaftsbeziehungen" veranstaltet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am 16. Juli. Der Geschäftsführer der deutsch-indischen Handelskammer in Bombay, Günther Krüger, wird dabei auch über die politische und wirtschaftliche Situation in Indien berichten. Weitere Informationen unter der Rufnummer 21 97 - 2 12. Sprachreise nach England Aufgrund der großen Nachfrage bietet der "English Conversation Club" zusätzliche Plätze für eine Sprachreise in den Sommerferien nach Milton Keynes in England an. Im Programm enthalten sind vier Stunden Englischunterricht pro Tag sowie Ausflüge nach Oxford, Cambridge, Stratford, Windsor und Londen. Weitere Informationen sind erhältlich bei Sabine Neppach, Waldheimerstraße 11 in 6052 Mühlheim/M., Telefon 0 61 08 / 6 75 99.
Daß Steffi Graf nicht für einen Appel und ein Ei in Frankfurt antritt, versteht sich von selbst. Meldungen des Sportinformationsdienstes zufolge soll die Wimbledonsiegerin vom Deutschen Tennis-Bund eine hohe sechsstellige Summe für ihr Engagement erhalten. Die Antrittsprämie kann Steffi Graf noch erhöhen, gibt es doch ein Gesamtpreisgeld von insgesamt 424 000 US-Dollar zu gewinnen.
Die Summe teilt sich wie folgt auf: Hauptfeld (32 Teams): Der Federation-Cup-Sieger erhält 100 000 US-Dollar, die Verliererinnen des Finales dürfen sich mit 55 000 US-Dollar trösten. Wer im Halbfinale ausscheidet, bekommt 27 500 US-Dollar gutgeschrieben. Die im Viertelfinale unterlegenen Teams erhalten 15 000 US- Dollar, Verlierer der 2. Runde 7500. Und das Team, das in der 1. Runde ausscheidet und in die Relegationsrunde muß, erhält 4000 US-Dollar.
Ein kleines Taschengeld teilt der Tennisweltverband (ITF) für die Teilnehmer an den Play-offs aus (16 Teams): Verlierer 1. Runde: 8mal 1500 US-Dollar; Gewinner 2. Runde: 4mal 2500 US-Dollar; Verlierer 2. Runde 4mal 2000 US-Dollar. Die ITF erweist sich traditionell als spendabler Veranstalter. Kost und Logis in einem der führenden Hotels Frankfurts übernimmt der Weltverband. FR
HATTERSHEIM. Die Zeit bis zur Dunkelheit will überbrückt sein. Die Macher der Hattersheimer Filmnacht greifen auf Bewährtes zurück: Country-Songs und Akrobaten unterhalten die Zuschauer am Samstag, 11. Juli, bis um 22.15 Uhr die ersten Bilder auf der Leinwand im Hof des Alten Posthofes flimmern.
Bereits ab 19.30 Uhr singt Klaus Hartmann seine Country-Songs. Der Musiker wird sich im Halbstunden-Takt mit den "Flying Tomatoes" abwechseln, die Gaudi und Jonglagen zeigen.
Der erste Streifen der langen Filmnacht ist "Hot Shots - Die Mutter aller Filme". Anschließend läuft die Komödie "Schtonk". kkü
FRANKFURT A. M. Vor den sozialpolitischen Folgen, die durch das Verschwinden sogenannter Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) entstehen, hat am Montag die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Hessen, Erika Lotz, zusammen mit Arbeitloseninitiativen gewarnt.
Der Bonner Beschluß, die Mittel für ABM-Stellen 1992 landesweit von 100 Millionen Mark auf 70 Millionen zusammenzustreichen, werde sich vor allem in der zweiten Jahreshälfte auswirken, wenn ein Großteil der ABM-Maßnahmen auslaufe, so Lotz. Sinnvolle Projekte, zumal auch für jugendliche Langzeitarbeitlose und schwer vermittelbar Arbeitslose wichtig, blieben auf der Strecke.
Die Bonner Sparbeschlüsse bedeuteten eine "Amputation der Arbeitsmarktpolitik". Sie seien "unsozial und arbeitnehmerfeindlich". Da eine ABM-Stelle für viele Arbeitslose oft der einzige Weg sei, wieder Anschluß ans Erwerbsleben zu finden, sollten die Mittel nicht gekürzt, sondern aufgestockt werden.
Rund 30 000 der über 130 000 hessischen Erwerbslosen seien schon über ein Jahr ohne Arbeit und gälten damit als Langzeitarbeitslose, sagte Lotz. Nur 30 Prozent der Langzeitarbeitslosen seien in der Lage, ohne fremde Hilfe auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen, erklärte ein Sprecher verschiedener hessischer Arbeitsloseninitiativen. Für ABM-Maßnahmen seien etwa 20 Prozent geeignet. Die Hälfte aber sei aufgrund vielfältiger Probleme wie Alkohol, Wohnungsnot, oder weil es sich um Alleinerzieher handele, zu einer regelmäßigen Erwerbstätigkeit nicht in der Lage.
Diese Menschen benötigten Betreuung und Beratung. Die Angebote aber würden selbst weitgehend über ABM finanziert. "Dieser Sektor wird jetzt auch gekippt." Die "Zwei-Drittel-Gesellschaft" nehme schärfere Konturen an, sagte der Sprecher der Initiativen. Langzeitarbeitslose würden "bewußt abgeschrieben". ft
HANAU. Nur noch Schrottwert besitzt ein gestohlener Kadett, den ein Unbekannter am Sonntagmorgen auf der Bundesstraße 8 in Richtung Hanau-Wolfgang zu Bruch gefahren hat. Das Auto - dies teilte gestern ein Polizeisprecher mit - war kurz vor dem Unfall am Kurt-Schumacher-Platz entwendet worden. Der angerichtete Schaden wird mit 10 000 Mark angegeben.
Bei dem Unfall hatte der Fahrer offenbar die Herrschaft über das Auto verloren. Der Opel Kadett stieß gegen die Leitplanke. Dabei riß das linke Rad ab. Anschließend schleuderte der Wagen quer über die Fahrbahn. Der Mann, der am Steuer saß, flüchtete unerkannt. hok
BAD HOMBURG. Die Spielplätze in der Gartenfeldsiedlung werden erneuert und verbessert. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Hessen (GWH) hat dafür 80 000 Mark zur Verfügung gestellt. Sie ist Eigentümerin oder Verwalterin der meisten Mietwohnungen in der Siedlung und für die Plätze verantwortlich.
Hintergrund der bevorstehenden Erneuerung ist eine Spielplatzbesichtigung im April durch den SPD-Ortsbezirksvorstand und einen Vertreter der GWH. Neben einigen Spielplätzen, die gut in Schuß waren, fielen damals Mängel an älteren Spielgeräten und kleineren Spielplätzen auf. Die Mängel sollen nun behoben werden. "Wir freuen uns über das Ergebnis der Aktion", sagt SPD-Ortsbezirksvorsitzender Thomas Licharz und kündigt an, die Spielplatzbesichtigung im Frühjahr zu einer festen Einrichtung machen zu wollen. jom
Mit Verspätungen zwischen zehn und 15 Minuten waren am Montag morgen während des Berufsverkehrs S-Bahnen der Linie 6 zwischen Friedberg und Frankfurt sowie der ICE Nummer 792 von Frankfurt aus in Richtung Hamburg unterwegs. Der ICE, der eigentlich den Hauptbahnhof anfahren sollte, machte wegen eines technischen Defekts am Südbahnhof Halt.
Die Züge der S-Bahn aus Richtung Friedberg fuhren verspätet ab, erklärte Hartmut Lange, Sprecher der Deutschen Bundesbahn-Direktion in Frankfurt, da sich der Fernverkehr verzögert hatte: Durch Bauarbeiten in der Nähe von Marburg, die in den frühen Morgenstunden abgeschlossen sein sollten, sich aber hinzogen, konnten diese Züge nur eines anstatt zwei Gleise nutzen. Dadurch sei es zu "Kapazitätsengpässen gekommen".
Mit 15 Minuten Verspätung startete vom Südbahnhof aus der ICE Nummer 792, der von München aus nach Hamburg fährt und in Frankfurt Station macht. Kurz vor Stuttgart hatte der mit zwei Antriebswagen ausgestattete Zug einen technischen Defekt. Kein Problem, berichtete DB-Sprecher Lange, da der Stuttgarter Bahnhof genauso wie der Frankfurter ein Kopfbahnhof ist: Nach dem dortigen Stopp konnte der ICE mit dem zweiten Antriebswagen weiterfahren. In Frankfurt aber hätte der Zug vom Hauptbahnhof aus weiter in Richtung Hamburg mit dem Antriebswagen starten müssen, der technische Probleme hatte. Daher entschied sich die Bahn, am Südbahnhof Halt zu machen: Die Fahrgäste mußten mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof nach Sachsenhausen fahren, um dort ihren ICE erreichen zu können. ing
Und Vater strampelt
BAD HOMBURG. Nach vorn blickt er nicht gerade, aber die Welt hat er dennoch stets vor Augen. Wenn Adrian, gerade drei Monate alt, mit seinen Eltern ausfährt, weiß er, was hinter deren Rücken vorgeht. Mit einem Drei-Punkt-Sicherheitsgurt an seinen Kinder-Autositz festgezurrt, kann er - je nach Lust und Ruhe - die Ereignisse gelassen an sich vorüberziehen lassen oder ein Schläfchen einlegen, auch wenn Vater noch so strampelt. Wo immer Alida und Dieter Koeve aus Bad Homburg-Dornholzhausen mit ihrem Kind in der Rikscha aufkreuzen, ist das Staunen groß. Auf dem Waisenhausplatz, wo diese Bilder entstanden, gab es dieser Tage sogar Applaus. Die Rikscha ist übrigens kein fernöstliches, sondern ein Schweizer Produkt, gekauft bei einem Kirdorfer Fahrradhändler. che/FR-Bilder: Gero
Der Privatsender SAT 1, der die Übertragungsrechte für den Federation-Cup erworben hat, sendet jeden Tag live aus dem Waldstadion. Der Kabalkanal überträgt isngesamt mit 15 Kameras, davon je vier am Centre Court und am Court No. 1. Kommentatoren sind Sven Görn und Mathias Stach.
Montag, 13. 7.: von 11.25 bis 17.05 Uhr live.
Dienstag, 14. 7.: von 0.40 bis 1.10 Uhr, Zusammenfassung vom Montag; 11.25 bis 17.05 Uhr live; 23.30 bis 0.00 Uhr, Zusammenfassung. Mittwoch, 15. 7.: von 11.25 bis 17.05 Uhr live; 23.20 bis 23.50 Uhr, Zusammenfassung. Donnerstag, 16. 7.: von 11.25 bis 17.05 Uhr live; 0.40 bis 1.10 Uhr, Zusammenfassung. Freitag, 17. 7.: von 11.25 bis 17.05 Uhr live; 23.50 bis 0.20 Uhr, Zusammenfassung.
Samstag, 18. 7.: von 13.00 bis 17.45 Uhr live.
Sonntag, 19. 7.: von 12.00 bis 17.05 Uhr live.
Mode, die unter die Haut geht
Wer sich aufmacht, Hose, Jacke oder ähnliches zu kaufen, achtet vor allem auf Form und Farbe. Gefällt ein Kleidungsstück, wandert der Blick danach zum Kleingedruckten auf dem Etikett - sofern eins vorhanden ist. Das Bundesumweltministerium empfiehlt, auf Textilien, die ohne Etikett angeboten werden, zu verzichten. Wenn es zwar da ist, aber genaue Materialangaben und eine entsprechende Pflegeanleitung fehlen, sollten Sie ebenfalls ein anderes Kleidungsstück wählen. Was nützt ein modischer Pullover, wenn er aufgrund zu hoher Temperatur schon in der ersten Wäsche einläuft? Auch der eigenen Gesundheit zuliebe empfiehlt es sich, auf das Material zu achten. Längst nicht alles, was sich gut anfühlt, tut auch der Haut gut. Lockt ein Etikett mit Hinweisen wie "pflegeleicht", "bügelfrei" oder "knitterarm", sind diese Eigenschaften häufig mit einem Form-aldehydharz erzielt worden. Hautreizungen und Allergien sind mögliche Folgen. Bei der Auswahl hilft auch die eigene Nase: "Chemisch" oder irgendwie ungewohnt riechende Kleidungsstücke sollten Sie hängen- beziehungsweise liegenlassen. Denken Sie bei Textilien, die laut Pflegeanweisung chemisch gereinigt werden müssen, auch an die damit verbundenen höheren Kosten. FR
KRONBERG. 12 600 Mark erhält die ökumenische Diakoniestation Kronberg. Das Land unterstützt damit den Kauf von zwei Autos. Dies hat der sozialpolitische Sprecher der Landtags-FDP Heiner Kappel im Hessischen Gesundheitsministerium erfahren.
Dies zeige, daß auch die derzeitige Landesregierung die ambulante Versorgung von Patienten in den Gemeinden für besonders wichtig halten, lobt der Oppositionspolitiker. Ambulante Dienste wie die Kronberger Diakoniestation seien inzwischen unersetzlich. stk
KARBEN. "Kalahumba - Gagga" nennt der Stadtjugendring "den etwas anderen Talentschuppen", der während der Eröffnungswoche des Jugendkulturzentrums am Samstag, 26. September, angeboten wird. Es werden Talente gesucht, die mit Gesang, Sketchen oder Kabarettnummern den ersten Schritt vor ein Publikum wagen. Die Darbietungen sollen nicht länger als 20 Minuten dauern. Jeder Beitrag wird belohnt.
Die Bewerbungen sind bis spätestens am 4. September an die Stadtjugendpflege, Rathausplatz 1, zu richten oder telefonisch unter der Rufnummer 0 60 39 / 32 50 abzugeben. Die Stadtjugendpflege bittet, bei der schriftlichen Bewerbung in ein paar Sätzen anzudeuten, was angeboten wird. Willkommen sei auch ein Demo-Band. hm
FREIGERICHT. Auf den Dienstwagen der Gemeinde Freigericht läßt sich Bürgermeister Manfred W. Franz (CDU) nur ungern ansprechen. Der dunkelblaue Audi 100 macht dem Chef der Gemeindeverwaltung in jüngster Zeit ein wenig Ärger; wofür nicht die ausgereifte Technik des Fahrzeuges Anlaß gibt, sondern die Tatsache, daß der Wagen nicht immer dort steht, wo man den Dienstwagen einer Kommune gemeinhin vermutet - nämlich in der Garage des Rathauses. Seit der Vorsitzende des Gemeindevorstandes kürzlich seinen Chefsessel zeitweise geräumt hatte, um in Bernbach für zwei Wochen auszuspannen, gibt es zwischen mindestens zwei Mitgliedern des Gemeindevorstandes eine leichte Verstimmung. Manfred W. Franz hatte den Dienstwagen, obgleich im Urlaub, mit nach Hause genommen. Und darüber gehen die Meinungen nun auseinander: Darf der Wahlbeamte einer Kommune das aus der Kasse der Gemeinde bezahlte Auto auch in Abwesenheit benutzen? Die Antwort, die Stoff liefern könnte für ein klassisches Sommertheater im Grenzland zischen Hessen und Unterfranken, ist für Bürgermeister Franz jedenfalls längst beantwortet: "Da hängt mein Herz nicht dran, ob das Auto hier im Rathaus oder daheim steht, ist mir völlig egal."
Im Herbst des vergangenen Jahres hatte der Haushaltsplan der Gemeinde für das Jahr 1992 erstmals 40 000 Mark für den Kauf eines zweiten Dienstwagens ausgewiesen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Verwaltung mit einem älteren VW-Kombi zufriedengegeben, der vom Hausmeister und Kurier der Gemeinde, Norbert Ries, benutzt wird. Nun sollte ein zweiter Dienstwagen angeschafft werden, der vom Bürgermeister für seine Dienstfahrten benutzt werden sollte. Bislang war Franz wie seine Vorgänger mit dem Privatauto zu den zahlreichen Terminen gefahren und hatte dafür Kilometergeld abgerechnet. Deshalb gingen die Meinungen über die Anschaffungen des Dienstwagens vor der Entscheidung auch nicht auseinander.
Im Dezember verabschiedete das Freigerichter Parlament den Haushalt und stellte damit auch das Geld für die Anschaffung bereit. Die Sozialdemokraten, in der Sache keine Gegner des neuen Autos, verweigerten dem Plan ihre Zustimmung, weil die Änderungsanträge der SPD von der Mehrheit abgelehnt wurden. Zum Jahresbeginn holte der Gemeindevorstand schließlich erste Angebote ein. Die Wahl fiel schließlich auf jenen dunkelblauen Audi, der jetzt Anlaß für die sommerliche Verstimmung gibt.
Daß nun der Bürgermeister das kommunale Gefährt zeitweise in der privaten Garage stehen hatte, geht seinem sozialdemokratischen Stellvertreter Bernd Geist "zu weit". Der SPD-Mann und Erste Beigeordnete ist nach eigenem Bekunden zwar nicht kleinlich; andererseits verlangt Geist gerade in einer Zeit des zunehmenden Glaubwürdigkeitsverlustes der Politiker den korrekten Umgang mit Gemeingut. "Ich habe nix dagegen, wenn der Bürgermeister abends Termine macht und das Auto mitnimmt", aber eine 14tägige Abwesenheit des Wagens der gehobenen Mittelklasse mag der Stellvertreter des Bürgermeister nicht hinnehmen.
Manfred W. Franz, der zugibt, daß der Wagen während seines Urlaubes "bei mir zu Hause in der Garage stand", versteht jedenfalls das ganze Theater nicht. "Ich fahr' doch nicht in Urlaub mit dem Auto", sagt der Mann auf Freigerichts Bürgermeistersessel. Niemand habe ihn während seiner Abwesenheit auf den Wagen angesprochen, "auch nicht der Erste Beigeordnete". Außerdem habe er zwei Termine während seiner zweiwöchigen Abwesenheit erledigt, die im Fahrtenbuch vermerkt seien.
Im Freigerichter Dienstwagenstreit ist das letzte Wort vermutlich noch nicht gesprochen. Wie es die Städte und Gemeinden in Hessen halten sollen, dafür gibt es aus Respekt vor dem Grundsatz der kommunalen Selbstverwaltung keine gesetzlichen Richtlinien. Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit, heißt es im hessischen Innenministerium, haben die Verwaltungen bei der Anschaffung eines Dienstwagens zu berücksichtigen. Im übrigen sei die Benutzung eines Dienstwagens "eine Sache, die normale und vernünftige Menschen doch untereinander absprechen können", sagt ein Mitarbeiter eines kommunalen Spitzenverbandes. JÜRGEN SCHULTHEIS
"Es war einfach schwer, nein zu sagen. Die Schauspielerei ist eben auch ein Beruf. Einer, mit dem man Geld verdienen kann." Erstaunlich erwachsene Sätze von einer 19jährigen, die gerade ihr Abitur gemacht hat. Rebecca Rosenbauer hat gerade ihre erste größere Rolle in einer Fernsehserie hinter sich. "Alpen-Internat" heißt sie, und sie ist ungefähr so intelligent, wie der Titel es verspricht. Der Inhalt der sechs Folgen im ZDF-Vorabendprogramm läßt sich in zwei Sätzen erschöpfend zusammenfassen: Verzogene Gören reicher Eltern aus aller Herren Ländern besuchen eine exklusive Lehranstalt in den Schweizer Bergen, die nach strengen Regeln geführt wird. Aber die jungen Menschen haben halt ihren eigenen Kopf und sorgen immer wieder für Problemchen - ganz so, wie wir's aus der frühen Lektüre von Hanni und Nanni kennen. Das ganze ist in einer Landschaft abgekurbelt, deren moosgrüne Matten und sonnenbeglänzte Seeblicke nicht von ungefähr ausschauen wie im Werbespot für Alpenmilch-Riegel: Die Schokoladenkocher mit der lila Kuh, sie wissen schon, tauchen im lilafarbenen Abspann denn auch als Sponsoren auf.
"Es war einfach schwer, nein zu sagen": Ob man sich mit einer Rolle in einer Serie wie dieser nicht seinen weiteren Weg verbaue, hatte ich wissen wollen. Nein, sagt Rebecca Rosenbauer, das glaube sie nicht.
Daß das "Alpen-Internat" kein Meilenstein deutscher Fernsehgeschichte ist: Das bestreitet auch sie nicht. Ganz im Gegenteil: Klischees würden da gehandelt, sagt sie. Eine alte Geschichte erzählt, und das nicht einmal gut. Trotzdem: Die Chance, Fernsehen zu machen, habe sie gereizt.
Ihrer Rolle kann sie immerhin etwas abgewinnen. In der Serie ist sie Nabila, ein Mädchen aus Ägypten. "Konservativ, fleißig, zurückhaltend und anständig": So beschreibt sie den Charakter Nabilas, die als Araberin mit der europäischen Kultur konfrontiert werde. Ist sie selbst auch so? "Nein", kommt es sofort. Sie lacht, "das wäre mir ein bißchen zu langweilig." Wann sie zum erstenmal auf der Bühne stand: Ganz genau weiß Rebecca Rosenbauer es nicht mehr. "Ich glaube, mit fünf Jahren." Verwunderlich ist das nicht: Ihre Mutter, Judith Rosenbauer, leitet das English Theater in Frankfurt.
Ob ihr das geholfen habe, die Rolle in der Serie zu bekommen? Direkt nicht, sagt sie, denn ihre Mutter habe kaum Kontakte zum Fernsehen. Aber indirekt schon: immer wieder habe Judith Rosenbauer ihr gesagt, sie solle ihre Fotos an Agenturen schicken. Und natürlich: Von den Auftritten im English Theater hat sie profitiert. Auch wenn es kleine Rollen waren.
Gerade bereitet sie sich für das Musical "The Boyfriend" vor, das im Herbst im English Theater Premiere haben soll. Dann wird sie nicht nur spielen, sondern auch singen und tanzen.
"Im Theater", sagt Rebecca Rosenbauer, "machst du jeden Tag dasselbe - und doch anders. Du spielst vom Anfang bis zum Ende durch, und du reagierst auf die Mitspieler. Manchmal merkst du: Eigentlich hätte ich das ganz anders sagen, mich anders bewegen sollen. Und am nächsten Abend machst du das dann. Du kannst die Rolle einfach besser entwikkeln."
Trotzdem hat sie jetzt mehr Lust auf Film, auf Fernsehen. Auch wenn da jede Szene einzeln gedreht, auf Chronologie nicht geachtet wird. Aber das ganze Drumherum: Das hat ihr gefallen. Nur eines möchte sie nicht: Auf eine bestimmte Rolle festgelegt werden. Wenn in den nächsten Monaten kein gutes Angebot kommt, dann will sie vielleicht in die Staaten gehen und am College Visual and Performing Arts studieren. "Immerhin bin ich ja eine halbe Amerikanerin." Außer einigen Privatstunden hat sie nie Schauspielunterricht gehabt. Was sie noch lernen muß? "Ich weiß nicht", sagt sie, "ich muß alles noch verfeinern. Dazu muß man sich vieles von dem, was man tut, erstmal bewußt machen." Die USA reizen sie noch aus einem anderen Grund. "Deutsches Theater ist irgendwie so steif", sagt Rebecca Rosenbauer. Nein, das gefällt ihr nicht.
Daß sie trotzdem gern mal "was furchtbar Klassisches" spielen würde: ein Widerspruch? Vielleicht einfach nur die Spontaneität einer jungen Frau, die davon träumt, so viele verschiedene Rollen zu bekommen wie Robert de Niro - den findet sie gut. Daß sie blendend aussieht: Das weiß sie. Daß sie sich deswegen nicht als nettes Ornament verkaufen möchte: Das weiß sie auch. In einer Folge für eine andere Serie, die sie gerade hinter sich gebracht hat, sollte sie sich in einer Szene am Strand anziehen. "Das stand so nicht im Drehbuch. Es war auch gar nicht nötig für die Rolle, daß ich nackt war. Und nur weil jemand einen Busen sehen will - nein. Das hat mit Erotik doch nichts zu tun, oder?" fragt sie. Und setzt dabei ein Lächeln auf, das die Polkappen zum Schmelzen bringt.
JÖRG RHEINLÄNDER
OFFENBACH. "Unsere Kundschaft reagiert überhaupt nicht darauf, daß wir jetzt am Computer arbeiten. Sie äußert sich nur überrascht, daß sie unsere Zahlungen jetzt viel schneller erhält", sagt Ingrid Kahn, Sachbearbeiterin im Sozialamt. Das, was das nordrhein-westfälische Arbeits- und Sozialministerium in einer Studie über "sozialverträgliche Technikgestaltung in der kommunalen Sozialverwaltung" das "technisierte Sozialamt" nennt, wird zur Zeit im Offenbacher Rathaus eingeführt. "Wir sind die erste Großstadt in Hessen, die mit der Installation von ,Prosoz' so weit fortgeschritten ist", betonte Sozialdezernent Stefan Grüttner gestern bei der Vorstellung dieses "Programms zur Bearbeitung von Sozialhilfe" (Prosoz).
1989 faßte die Stadtverordnetenversammlung den Grundsatzbeschluß, daß von dem Recklinghausen-Hertener Prosoz-Institut, getragen von diversen Kommunen, entwickelte EDV-Programm auch in Offenbach einzuführen. Immerhin war die Zahl der Sozialhilfe empfangenden "Parteien" innerhalb von zehn Jahren von 4423 Parteien mit 6579 Personen auf 6081 Parteien mit 9736 Personen um gut fünfzig Prozent gestiegen, in zwanzig Jahren hat sie sich sogar verdoppelt.
Die schleichend zunehmende Armut und Bedürftigkeit verdeutlicht sich nicht nur im Anstieg der "Fälle", sondern in der Steigerung der Zahlungen (laufende und einmalige Unterstützungen). Sie verzehnfachte sich im Bundesdurchschnitt, in Offenbach stieg sie von 1969 bis 1979 sogar von 4,6 Millionen Mark auf 21,8 Millionen Mark und bis 1989 auf 61,7 Millionen Mark. Ende Dezember 1989 erhielten 6399 Parteien mit 10 350 Personen Unterstützung.
Die schnelle Umsetzung dieses Grundsatzbeschlusses verzögerte sich, obwohl das Parlament dafür eine Million Mark bewilligt hatte. Innerhalb des Magistrats, der Sozialverwaltung und des Personalrates gab es zunächst erhebliche Diskussionen über den richtigen Weg. Im Juli 1990 kristallisierte sich amtsintern eine Arbeitgemeinschaft zur Einführung von Prosoz heraus. Oberster Prosoz-Spezialist ist mittlerweile Manfred Ehrhard, bislang Abschnittsleiter Soziale Wohnraumhilfe.
Seit einem Jahr, seit Sozialdezernent Grüttner im Amt ist, wird forciert an der Umsetzung der Hard- und Software des Programmes gearbeitet. Mittlerweile sind die Mitarbeiter geschult, schon zehn der geplanten vierzig Computer-Arbeitsplätze eingerichtet, rund zehn Prozent der über 5000 papierenen Handakten ins EDV-Programm übertragen.
"Wir befinden uns noch in der ersten Erprobungsphase", sagt Manfred Ehrhard. Bis Ende 1993 soll Prosoz vollständig eingeführt sein. Die Ziele: Rationaliserung, Entlastung der Sachbearbeiter. Statt bislang 250 bis 300 Fälle sollen sie künftig, unterteilt in vierzig alphabetisierte Sachgebiete, nur noch etwa 125 Fälle betreuen. Die Sachbarbeiter arbeiten dank Prosoz nicht mehr im Zweier-Team oder mit einem "Zuarbeiter". Sie verwalten mit größerer Verantwortung allein, werden höher eingruppiert und können deshalb mehr verdienen.
Sozialhilfe, bei denen es keine ungeklärten Sachverhalte gibt, wird bargeldlos auf die Konten der Klienten gezahlt. Das Geld kann schneller überwiesen werden, zumal es EDV-Netzverbindungen zur Stadtkasse, zum Einwohnermeldeamt und möglicherweise auch zur Nürnberger Bundesarbeitsverwaltung geben wird.
Die Hilfebedürftigen müssen seltener aufs Sozialamt zur "Vorsprache", dort nicht mehr so lange auf den Gängen warten. So können die Sprechtage von zur Zeit zwei (dienstags und donnertags) auf vier ausgeweitet werden. Vor allem aber: Prozos soll den Sachbearbeitern erheblich mehr Zeit zur individuellen Beratung der Hilfesuchenden bringen. Klar auch: Prosoz soll die Kontrollen gegenüber dem Mißbrauch von Sozialhilfe verschärfen. Die EDV-geführten Individual-Akten können jederzeit aktualisiert werden, beispielsweise, wenn Lebensgemeinschaften gegründet oder getrennt werden.
Manfred Ehrhard versichert jedoch: "Durch Prozos wird es keinen gläsernen Sozialhilfe-Empfänger geben. Die Belange des Datenschutzes sind voll gewahrt." Jeder Sachbearbeiter erhält nur zu den Daten seines begrenzten Sachgebietes Zugang. Die Prosoz-Software sei nicht nur vor Hackern sicher, sondern auch vor Manipulationen durch die Mitarbeiter selbst. Ehrhard versichert: "Niemand kann für sich oder seine Schwiegermutter ein eigenes Sozialhilfe-Konto einrichten." lz
Im Gallus beobachtet die Stadtteilgruppe einen eindeutigen Trend gegen die Bewohner Wohnraum fällt einfach weg Bürohaus fast fertig Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Papier ist geduldig, aber Beton erst recht. Hermann Müller, dem Sprecher der Stadtteilgruppe Gallus, gehen solche Gedanken durch den Kopf, wenn er das riesige, fast vollendete Bürohaus auf den Grundstükken Mainzer Landstraße 269 - 291 und Kleyerstraße 2 - 32 sieht. 1987 hatten die Bürgerinitiative und die benachbarte katholische Pfarrgemeinde St. Gallus nach hartem Ringen mit dem damaligen Planungsdezernenten Hans Küppers (CDU) erreicht, daß neben 17 500 Quadratmetern Büros wenigstens noch 1500 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen werden sollte. Fünf Jahre später: Die Büros hinter der spiegelnden Glasfassade werden im August von der Commerzbank bezogen, von den 13 Wohnungen steht noch keine Grundmauer. Nach Erkenntnissen der Stadtteilgruppe paßt das zum Trend im Gallus: Häuser mit Mietwohnungen werden aufgekauft, Büros sollen Mietraum verdrängen. Nach Auskunft der Stadt wollte der Bauherr des neuen Komplexes an der Mainzer Landstraße, der Kaufmann Josef Buchmann, auch die Rest-Fläche mit Büros füllen. "Das akzeptieren wir nicht", beteuert Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) - Verhandlungen mit der Bauaufsicht dauern an.
Ein Sprecher Buchmanns verspricht den Bürgern, die Wohnungen gehörten zu einem "zweiten Bauabschnitt" - wann der ansteht, weiß er nicht. "Ich möchte mal wissen, wo auf dem Grundstück jetzt überhaupt noch Platz ist für Wohnungen", sagt Edda Hinterholz von der Stadtteilgruppe. Antwort aus dem Büro Buchmann: Zur Kleyerstraße bleibe Raum für ein Wohnhaus.
Doch die Stadt und die Stadtteilgruppe interessieren sich auch für das Schicksal des angrenzenden Wohnhauses Kleyerstraße 32 a. Hermann Müller: "Das Gebäude hat Buchmann gekauft, den Mietern gekündigt und dann sein Baubüro für den Bürotrakt reingesetzt." Der Sprecher des Bauherren versichert, in dem Haus entstünden wieder "Primitivst-Wohnungen" - Buchmann stehe in Verhandlungen mit zwei gemeinnützigen Vereinen, die ihm vom Amt für Wohnungswesen genannt worden seien. Familien einzuquartieren, lasse das fehlende Bad in den Wohnungen nicht zu. Warum kein Bad eingebaut wird? Eine Antwort liefert Buchmanns Sprecher unfreiwillig mit: "Irgendwann" werde das Haus ohnehin "abgebrochen" und durch Büros ersetzt.
Aus der Sicht der Stadtteilgruppe ist, was sich in der Kleyerstraße abspielt, nur ein Symptom für den rasanten Strukturwandel im Gallus vom Industriequartier zum Dienstleistungs-Standort - und für die Gefahren, die den alteingesessenen Bürgern in ihren Wohnhäusern drohen. Als die Bürgerinitiative unlängst wieder zur Versammlung lud, berichteten Mieter und Hausbesitzer von den Veränderungen. Eine ältere Eigentümerin: "Die Makler rennen mir die Bude ein, weil die mein Haus kaufen wollen - ich weiß gar nicht, wo die meine Adresse her haben!" Zwischenbilanz des Informationsaustauschs: Die Häuser Kleyerstraße 4 und 6 und nach Westen anschließend die Liegenschaften Mainzer Landstraße 241-243 sind nach Angaben der Bürgerinitiative von einem Unternehmen mit dem schönen Namen "Frankfurt-Feldberg Research GmbH" gekauft worden. Die Mieter erfuhren nach eigener Darstellung durch Firmenvertreter, sie müßten "wegen baldigem Abriß ausziehen". Bei den Grundstücksgeschäften, so die Stadtteilgruppe, war von Summen "bis zu fünf Millionen Mark" für ein Haus die Rede.
Seither versuchen die alarmierten Mieter herauszufinden, wer sich hinter der "Frankfurt-Feldberg Research GmbH" verbirgt. Erste Vermutung, von der Bürgerinitiative auch öffentlich verbreitet: Ebenfalls Kaufmann Buchmann. Sein Sprecher dementiert entschieden: "Wir haben nichts damit zu tun." Der Immobilien-Fachmann erinnert sich, daß in der fraglichen Ecke "mal eine französische Firma was gekauft" hat.
Im Rathaus nur Schulterzucken: "Wir wissen nicht, wer der neue Besitzer ist", sagt Wentz-Referent Häußler. Und fügt hinzu: "Wir können erst aktiv werden, wenn ein Bauherr zu uns kommt und etwas beantragt."
Während die Stadtverwaltung im dunkeln tappt, sammelt die Stadtteilgruppe Gallus Hinweise auf Verkäufe wie ein Privatmann Briefmarken. Hermann Müller: "Uns wurden vier weitere Häuser aus der Lahnstraße und zwei Häuser aus der Kriegkstraße genannt, die in letzter Zeit verkauft wurden, ebenfalls zu hohen Beträgen." Im westlichen Teil der Kleyerstraße, das stellten Mitglieder der Initiative bei einer Begehung fest, "stehen bei mehreren Wohnhäusern bereits über zehn Wohnungen leer". Im Pfarrhaus der St.-Gallus-Gemeinde an der Kleyerstraße sitzt Dekan Franzwalter Nieten an seinem Schreibtisch. Buchmanns Bürohaus wirft Schatten auf die Kirche. Als betroffener Nachbar bedrängte Nieten am 24. März 1987 in eben diesem Zimmer den damaligen Planungsdezernten Hans Küppers (CDU), in dem riesigen Bürokomplex zumindest einige Wohnungen unterzubringen - um die Sozialstruktur nicht völlig kippen zu lassen. Am 28. September 1987 bekam er einen Brief von Küppers: Die zusätzlichen Wohnungen führten zu einer unvertretbaren Verdichtung auf dem Grundstück - "um die baldige Neubebauung nicht zu gefährden", verzichte der CDU-Magistrat auf die Wohnungen. Nieten begann einen Kampf, an dessen Ende die 13 Wohnungen standen - auf dem Papier. Hans Küppers ist mittlerweile Planungsdezernent in Düsseldorf. Und Dekan Nieten muß sich um die Schäden kümmern, die der Neubau des Buchmannschen Bürohauses an seiner Pfarre angerichtet hat - zum Beispiel Risse durch Bodenabsenkung. Nieten schätzt die Reparaturkosten auf 1,1 Millionen Mark. Buchmanns Sprecher weiß nicht, wann die Entschädigung bezahlt wird.
(Siehe unten: "Leitkonzept Gallus fehlt")
HANAU. Auch nachdem die vier umstrittenen Fertiggaragen die Stadtmauer im Steinheimer Schloßhof nicht mehr verschandeln, beschäftigen sie noch die Hanauer Stadtverordnetenversammlung. In einer Antwort auf eine CDU-Anfrage erklärte der Magistrat nun die Notwendigkeit der Garagen mit Raumbedarf für eine abgebrochene Garage, für Lager und als Nebenraum für die Schloßverwaltung. Der Denkmalbeirat und der Steinheimer Heimat- und Geschichtsverein seien dazu vorher gehört worden. Das Landesamt für Denkmalpflege habe die Stadt autorisiert, eigenverantwortlich zu handeln.
Bau und Verlagerung der vier Garagen nach vielen Protesten haben die Stadtkasse rund 75 000 Mark gekostet, geht aus der Anfrage hervor. Davon entfallen über 70 000 Mark auf Anschaffung, begleitende Bauleistungen und Überdachung, der Rest auf das Umsetzen durch Spezialfahrzeuge.
Die Überdachung findet im Wildpark Alte Fasanerie neue Verwendung, die Garagen an verschiedenen Stellen in der Stadt. him
GELNHAUSEN. Unbekannte Täter haben aus einem Büroraum im Burckhardthaus einen kleinen Tresor entführt, in dem sich rund 5000 Mark Bargeld befunden haben sollen.
Wie die Kriminalpolizei mitteilt, wurde der Diebstahl am Freitagabend kurz vor Mitternacht gemeldet, als eine Laienschauspielgruppe ihr Programm beendete. Der würfelförmige Safe befand sich auf einem Rollschrank. jan
Arbeiten der vergangenen Jahre zeigt der in Berlin geborene und in Seligenstadt arbeitende Peter Hankel derzeit im Dominikanerkloster. Man wundert sich nicht, wenn man hört, daß der Künstler, der in den Sechzigern einige Jahre die Städelschule besuchte, "von Haus aus" Ingenieur ist; denn seine Bilder - gleich ob er sie auf Hartfaser-Platten, auf Holz oder auf Schiefertafeln malt oder zeichnet - lassen kaum einen anderen Schluß zu, als den, von einem mathematisch oder zumindest geometrisch fixierten Menschen zu stammen:
Rechtecke, die durch Geraden in verschieden große Flächen geteilt werden, sind sein Thema; Rechtecke auch dann, wenn sie nicht durch rechtwinkelige Linien begrenzt werden, sondern durch diejenigen, die die Fläche durchschneiden, um dann plötzlich vor den imaginären Grenzen des gedachten oder empfundenen Raumes haltzumachen.
Nur sind die Linien nicht nach den Gesetzen des Zufalls gezogen, sondern von einem Künstler, der sie so sensibel fügt, daß die so entstehenden Flächen - so seltsam das auch klingen mag - tatsächlich zu metaphysischen Räumen werden: weil sie eben mehr sind als x-beliebige Flächen, weil sie zueinander in Beziehungen stehen, die nur so und nicht anders ausgedrückt werden können, in Beziehungen, die, bei aller Prägnanz ihrer Begrenzung, doch Seinszustände ausdrükken können, die - ähnlich wie ein gelungener Vierzeiler oder eine sehr schöne Geigenkantilene - ebenso prägnant wie geheimnisvoll sein können.
(Bis zum 7. August im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23.) wp
BUTZBACH. Mit einem Disco-Abend beginnt am Freitag, 10. Juli, die Maibacher Kerb. Für flotte Musik und originelle Ansagen will ab 20 Uhr der Maibacher Discjockey "Holzi" die Gäste unterhalten (Eintritt drei Mark).
Am Samstag lädt die Musikgruppe aus Maibach in Unterfranken zum Kirmestanz ein (20 Uhr). An Sonntag klingt die Kirmes mit dem traditionellen Frühschoppen (11 Uhr) und einem unterhaltsamen Nachmittagsprogramm aus. Zur Kerb laden die Vorstände der Freiwilligen Feuerwehr, des Gemischten Chores "Liederperle" und des Freizeitsportvereins ein.
Ein Besuch lohnt sich am Wochenende nicht nur wegen des Festes, sondern bei gutem Wetter auch wegen des mit Quellwasser gefüllten Freibades. str
GOLDSTEIN. Die Frankfurterin Betty Korn feierte dieser Tage in Goldstein ihren 100. Geburtstag. Seit 1935 lebt die gelernte Schneiderin im Sonnenweg 62. Damals zog sie mit ihrer Familie aus Bokkenheim nach Goldstein.
Noch vor zweieinhalb Jahren versorgte die alte Dame ihren Haushalt teilweise selbst, doch nun überfordern sie diese Arbeiten. Ihre Tochter, die im gleichen Haus wohnt, kümmert sie um die Hundertjährige, unterstützt von einer Krankenpflegerin. Ihren Geburtstag beging Betty Korn im Familienkreis: Ihre beiden Töchter, ihr Sohn sowie, Enkelin und Urenkelin wohnen alle in Frankfurt.
Aus gesundheitlichen Gründen hatte sich Betty Korn zuletzt mehr und mehr von ihrer Tätigkeit im Altenclub Goldstein zurückgezogen. Noch mit 95 Jahren engagierte sie sich in der Altenarbeit und beteiligte sich an den Clubfesten.
Nach ihrer Hochzeit mit dem Schlosser Georg Korn im Jahre 1915 gab die Frau Kornihren Beruf auf und schneiderte fortan nur noch für den Hausgebrauch ihrer 1915 und 1925 geborenen Söhne und der 1929 und 1932 geborenen Töchter. Der älteste Sohn starb 1941; ihr Ehemann Georg starb 1960.
Ein "Patentrezept" für ihr hohes Alter hat sie nicht, allerdings blieb ihr wenig Zeit, "Rost anzusetzen": Betty Korn versorgte nicht nur Haus und Garten, sondern kelterte Apfelwein und baute obendrein lange Zeit Kartoffeln und Gemüse auf einer Ackerfläche in Niederrad an. ek
Kronzeuge ohne Bewährung
Wenn in einem Strafprozeß in Großbritannien der Zeuge der Krone ("Queens evidence") auftritt, muß der Richter die Geschworenen "auf die Gefahren dieses Beweismittels" hinweisen. Der Kronzeuge - eine "Gefahr" für die Wahrheitsfindung, weil seine Aussage das Ergebnis eines Handels mit dem Ankläger darstellt? Und dies sogar in dem Rechtssystem, in dem dieser "Zeuge" schon so lange zu Hause ist?
Seit gut zwei Jahren hantiert auch die deutsche Justiz mit dem Instrument, das ihr im Frühjahr 1989 (nach heftigem parlamentarischen Streit und drei vergeblichen Anläufen 1975, 1977 und 1986) an die Hand gegeben wurde. Ein Gesetz übrigens, dem von Beginn an ein ungewöhnlicher Makel anhaftete: Es war befristet, versehen mit dem Verfallsdatum Ende 1992, weil seine Schöpfer die eigenen Argumente offenbar nicht allzu hoch einschätzten. Deshalb muß der Bundestag nach der Sommerpause entscheiden, ob er die Regelung fortschreiben will. Und es zeichnet sich eine Diskussion über die Frage ab, ob er sich denn "bewährt" hat - dieser "Zeuge der Krone".
Erhofft hatten sich seine Erfinder (an vorderster Front standen damals CSU-Innenminister Friedrich Zimmermann und FDP-Justizressortchef Hans Engelhard) lauter fulminante Ergebnisse. Der Kronzeuge sollte die terroristische Szene verunsichern, Mitglieder der Rote Armee Fraktion zum Aussteigen animieren, begangene Straftaten aufklären, gesuchte Täter fassen und geplante Morde verhindern helfen. Fürwahr ein stolzes Sortiment, für das es sich womöglich gelohnt hätte, ein Stück Gleichheit vor dem Recht aufs Spiel zu setzen und demjenigen Strafrabatt zu gewähren, der diese Wundertaten während einer der Strafprozeßordnung folgenden Hauptverhandlung vollbringt, wenn . . . .
Ja, wenn . . . - aber hat dies ein einziges Mal stattgefunden? Wer sind die "Kronzeugen" der Bundesanwaltschaft in den vergangenen beiden Jahren? Da gab es den führenden PKK-Funktionär Ali Cetiner, der, nachdem er in Berlin wegen Mordes lediglich zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war, beim Düsseldorfer Kurdenprozeß einen derart schwachen Auftritt hinlegte, daß selbst die Bundesanwaltschaft ins Zweifeln geriet. Die nächsten Kandidaten für den fragwürdigen Kronzeugen-Gang waren - neben anderen - Werner Lotze, Susanne Albrecht und Monika Helbing; also in der DDR ausgestiegene Ex-Terroristen, bei denen in Karlsruhe die Rechnung ohne die Richter gemacht wurde.
Das Oberste Bayerische Landesgericht setzte sich bei Lotze, dem von der Bundesanwaltschaft ausdrücklich so apostrophierten "Pionier" in Sachen Kronzeugen-Regelung, schlankweg über die niedrige Strafforderung hinweg und verhängte wegen dessen eigener Taten zwölf Jahre, was vom Bundesgerichtshof nachdrücklich gutgeheißen wurde. In Stuttgart hingegen verstand der Monika Helbing zu sieben Jahren verurteilende Oberlandesgerichtssenat die Kronzeugen-Eigenschaft der Angeklagten dahingehend, daß er gleich auf die Ermittlung ganzer Tatkomplexe verzichtete und deutlich unter dem Antrag der Bundesanwaltschaft blieb. Was, Euer Ehren, ist denn nun angemessen, oder geht es vor dem deutschen Kadi wirklich nur um ein Urteil und nicht um "Gerechtigkeit"?
Es bleibt die "Verunsicherung der terroristischen Szene", die, daran gibt es keinen Zweifel, seit 1989 tatsächlich eingetreten ist - allerdings wahrlich nicht wegen der mit so viel Vorschußlorbeeren bedachten Kronzeugen-Regelung. Selbst der schlagfertige und eidesfeste Friedrich Zimmermann kann nicht gewußt haben, daß bald nach dem Bonner Beschluß die staatliche Existenz des zweiten deutschen Staates beendet sein und die einstigen RAF-Mitglieder den Ermittlern wie reife Früchte in den Schoß fallen würden, mit deren Hilfe weit zurückliegende Straftaten aufgeklärt und angeklagt werden konnten.
Daß "Siggi" Nonne, der unglückselige "Kronzeuge" im Terrormordfall Herrhausen, für die politische Diskussion um eine Verlängerung der Regelung nichts taugt, haben erst die vergangenen Tage bewiesen. Seit April 1989, als der Bundestag das umstrittene Gesetz beschloß, wurde kein Attentat verhindert und kein gesuchter Täter gefaßt. Wenn der Terrorismus heute weniger "bedrohlich" als damals anmutet, dann deshalb, weil die RAF selbst ihr Scheitern schonungslos eingestand und damit in den Köpfen der "Szene" mehr in Bewegung setzte als es ein Gericht je vermocht hätte.
Deshalb sollte der Kronzeuge wieder in die Schublade für untaugliche Rechtsinstrumente zurück, aus der er hervorgekramt wurde - es sei denn, man wünscht ihn sich quasi als Historiker-Assistenten zur Aufarbeitung des politischen Terrorismus in Deutschland. Doch dafür sind die Hochschulen und nicht die Justiz die richtige Adresse.
&blt; Führungen im Museum
Das Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, veranstaltet am 7. und 8. Juli drei Führungen: am Dienstag, um 15.15 Uhr, zu "Andreas Slominski und Jochen Flinzer", am Mittwoch, um 11 Uhr zu "Reiner Ruthenbeck und Mario Merz" sowie um 18 Uhr zu "Ausgewählte Werke". &blt; Über jeden Verdacht erhaben Das Kommunale Kino im Deutschen Filmmuseum, Schaumainkai 41, zeigt am heutigen Dienstag um 20 Uhr den italienischen Spielfilm "Ein über jeden Verdacht erhabener Bürger", der 1970 unter der Regie von Elio Petri gedreht wurde. Vorgestellt und analysiert wird dieser Film von Eckhard Schleifer. &blt; Führung durch die Bibliothek Die Stadtbücherrei veranstaltet am heutigen Dienstag eine Führung durch die Abteilungen der Zentralbibliothek, Zeil 17-23. Beginn ist um 17 Uhr. &blt; Konzert im Negativ Im Frankfurter Negativ, Walter- Kolb-Straße 1, treten heute abend die beiden Bands Die Schroders und Die Schweisser auf. Einlaß ist um 20 Uhr. &blt; Arbeiten von Städelschülern Im Bildhaueratelier der Städelschule, Daimlerstraße 32-36, sind bis zum 13. Juli Arbeiten von Andreas Exner, Manfred Schneider und Jörg Spamer zu sehen. Geöffnet ist die Schau täglich von 11 bis 19 Uhr.
Argentinien: Ines Gorrochategui, Florencia Labat, Mercedes Paz, Patricia Tarabini; Captain: Jorge Todero.
Australien: Rachel McQuillan, Nicole Provis, Jenny Byrne, Rennae Stubbs, Kristin Godridge; Captain: Wendy Turnbull.
Belgien: Sabine Appelmans, Dominique Monami, Sandra Wasserman, Daphne Vandezande; Captain: Ivo Van Aken.
Bulgarien: Katerina Maleeva, Magdalena Maleeva, Elena Pampoulova, Lubomira Bacheva; Captain: Georgi Stoimenov, Coach: Julia Berberian.
Chile: Paula Cabezas, Macarena Miranda, Paulina Sepulveda, Barbara Castro; Captain: Leila Musalem de Elias, Coach: Sergio Elias Aboid.
China: Li Fang, Tang Min, Chen Li, Jing-Qian Yi; Captain: Jiang Hongwei.
Dänemark: Sofie Albinus, Karin Ptaszek, Tine Scheuer-Larsen, Merete Balling Stockmann; Captain: Anne Mette Soerensen.
Deutschland: Steffi Graf, Anke Huber, Barbara Rittner, Sabine Hack; Captain: Klaus Hofsäss.
Finnland: Petra Thoren, Nanne Dahlman, Anne Aallonen, Tina Helene Soderstrom; Captain: Leo Palin.
Frankreich: Nathalie Tauziat, Mary Pierce, Julie Halard, Isabelle Demongeot; Captain: Philippe Duxin.
Großbritannien: Jo Durie, Sara Gomer, Clarc Wood, Monique Javer; Captain: Ann Jones, Coach: Andrew Jarrett.
GUS: Leila Meskhi, Natalia Zvereva, Evgeny Manyukova, Elena Makarova; Captain: Anatoly Volkov.
Indonesien: Yayuk Basuki, Suzanna Wibowo, Joice Riana Sutedja, Romana Tedjakusuma; Captain: Martina Widjaja, Coach: Atet Wiyono.
Israel: Ilana Berger, Anna Smashnova, Yael Segal, Limor Zaltz; Captain: Shlomo Glickstein, Coach: Hans Felius.
Italien: Anna Maria Cecchini, Raffaella Reggi-Concato, Katia Piccolini, Federica Bonsignori; Captain: Vittorio Crotta.
Japan: Kimiko Date, Naoko Sawamatsu, Maya Kidowaki, Mana Endo; Captain: Toshiro Sakai, Coach: Masako Yanagi.
Kanada: Helen Kelesi, Patricia Hy, Jill Hetherington, Rene Alter; Captain: Pierre Lamarche, Coach: Yves Boulais.
Korea: Sung-Hee Park, Il-Soon Kim, Ycon-Sook Kim, Jcong-Myung Lee; Captain: Mr. Chang-Kyu Bac.
Mexiko: Angelica Gavaldon, Lupita Novclo, Isabela Petrov, Xochitl Escobedo; Captain: Raul Ramirez.
Neuseeland: Claudine Tolcafoa, Hana Guy, Julie Richardson, Amanda Trail; Captain: Belinda Cordwell.
Niederlande: Brenda Schultz, Manon Bollegraf, Nicole Muns-Jagerman, Monique Kiene; Captain: Mr. Stanley Franker.
Österreich: Judith Wiesner, Petra Ritter, Sandra Dopfer, Marion Maruska, Barbara Paulus; Captain: Ingrid Resch.
Paraguay: Rossana De Los Rios, Larissa Schaerer, Viviana Valdovinos, Magali Benitez; Captain: Victor Pecci.
Polen: Katarzyna Nowak, Magdalena Mroz, Katarzyna Teodorowicz, Agata Werblinska; Captain: Henryk Hoffman, Coach: Barbara Olsza.
Rumänien: Irina Spirlca, Ruxandra Dragomir, Andreca Vanc, Catalina Cristea; Captain: Florenta Mihai.
Schweden: Catarina Lindqvist, Maria Strandlund, Maria Lindstrom, Cecilia Dahlman; Captain: Ralf Henriksson.
Schweiz: Manuela Maleeva-Fragniere, Emanuela Zardo, Christelle Fauche, Michele Strebel; Captain: Roy Sjoegren, Coach: Annemarie Ruegg Kuenzi, François Fragniere.
Spanien: Arantxa Sanchez, Conchita Martinez, Noelia Perez, Virginia Ruano; Captain: Juan F. Alvarino.
Südafrika: Amanda Coetzer, Mariaan de Swardt, Elna Reinach, Joanette Kruger; Captain: Elna Reinach, Coach: Russell Seymour.
Tschechoslowakei: Jana Novotná, Helena Suková, Radka Zrubáková, Andrea Strnadová; Captain: Vladimir Safarik.
Ungarn: Andrea Temesvari, Anna-Maria Foldenyi, Virag Csurgo, Kata Gyorke; Captain: Mr. Laszlo Keller.
USA: Gigi Fernandez, Lori McNeil, Pam Shriver, Debbie Graham; Captain: Marty Riessen.
Im Blickpunkt: Herceg-Bosna Kroatenstaat ohne Grenzen
Die politische Lage in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Bosnien-Herzegowina hat sich am Wochenende verschärft. Nachdem die Serben bereits vor Wochen ihren eigenen Staat "Serbische Republik Bosnien-Herzegowina" ausgerufen haben, zogen die Kroaten nach. Gemäß Berichten von Radio Sarajewo wurde in dem herzegowinischen Ort Grude die Gründung des "Kroatischen Staates Herceg-Bosna" verkündet. In Sarajewo wurde dieser Akt als "gesetzwidrig" und "unrechtmäßig" verurteilt. Die Ausrufung eines kroatischen Staates auf dem Territorium des in die Vereinten Nationen aufgenommenen Landes Bosnien-Herzegowina kommt nicht überraschend, wenngleich noch viele damit verbundene Fragen offengeblieben sind. Über die Art der Einberufung und Zusammensetzung der den neuen Staat konstituierenden Versammlung weiß man vorerst nur wenig. Sie soll von dem Führer der die regionale kroatische Szene beherrschenden und auch in Kroatien mit absoluter Mehrheit regierenden "Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft" (HDZ), Mate Boban, einberufen worden sein. "Herceg-Bosna" wird von einem Präsidenten und Präsidium politisch geführt werden, dem ein schon seit langem existierender "Kroatischer Verteidigungsrat" zur Seite steht. Zur Hauptstadt wurde das in langen Kampfhandlungen weitgehend zerstörte Mostar erklärt.
Mate Boban, der zu Beginn dieses Jahres nach fraktionellen Auseinandersetzungen die Führung der bosnisch-herzegowinischen HDZ übernahm, galt stets als Befürworter der Kantonisierung Bosnien-Herzegowinas und Gegner eines von den Muslimen gewollten zentral-einheitlichen Staates der drei Nationen. Ein aufsehenerregendes Treffen mit seinem serbischen Kontrahenten, Radovan Karadzic, in Graz bestärkte die seit geraumer Zeit kursierenden Gerüchte, man strebe eine Teilung Bosnien-Herzegowinas an. Die Ausrufung des kroatischen Herceg-Bosna wäre lediglich die nachträgliche Bestätigung solcher Annahmen, was das offizielle Kroatien aber in beträchtliche völkerrechtliche Schwierigkeiten bringen würde, da es Bosnien-Herzegowina völkerrechtlich anerkannt hat.
Die formale Ausrufung des "Kroatischen Staates Herceg-Bosna" materialisiert nur die seit Monaten in der West-Herzegowina bestehende politische Wirklichkeit. Zur Stunde ist noch ungeklärt, welches Territorium der neue Staat für sich beansprucht. Angeblich soll es sich um 13 Kreise (im ehemaligen Jugoslawien "Gemeinden" genannnt) handeln. Wie weit der kroatische Herrschaftsanspruch über den Fluß Neretva hinausgreift, der die West- von der Ost-Herzegowina trennt, wo mehrheitlich Serben leben, bleibt ungewiß.
In zehn an Dalmatien angrenzenden Kreisen sind die Kroaten in der Mehrheit oder fast ganz unter sich: Grude 99 Prozent, Citluk, Listica und Posusje gleichfalls 99 Prozent, Ljubuski 93 Prozent, Neum 88 Prozent, Tomislavgrad 87 Prozent, Livno 72 Prozent, Prozor 62 Prozent, Caplina 54 Prozent; nur im "Hauptstadtkreis" Mostar stellten gemäß der Volkszählung von 1991 die Muslime 35 Prozent gegenüber 34 Prozent Kroaten sowie 19 Prozent Serben und 12 Prozent anderen die knappe Mehrheit.
Vielleicht noch wichtiger als die ethnische Mehrheit ist jedoch die Tatsache, daß sich in der historischen Herzegowina ("Herzogsland") die West- Herzegowina seit Monaten fest unter eigenständiger kroatischer Herrschaft befindet. Der in Bosnien noch geltende jugoslawische Dinar wurde durch die offizielle kroatische Währung ersetzt. Kroatische Militäreinheiten beherrschen das Land.
Boban wies am Montag die Vorwürfe zurück, die Kroaten wollten mit der Bildung einer Exekutivregierung in der Region die Souveränität Bosnien- Herzegowinas in Frage stellen. In einer Erklärung hieß es, die Vertretung der kroatischen Gemeinschaft von "Herceg-Bosna" habe auf ihrer Sitzung am vergangenen Freitag lediglich beschlossen, eine "provisorische Exekutive" für die Region zu bilden. Diese solle sich um die Versorgung mit Lebensmitteln, um die Sicherheit der Bürger und um die Unterkunft von Flüchtlingen kümmern.
HARRY SCHLEICHER (Wien)
Kurse bei der BEK HANAU. Die Barmer Ersatzkasse (BEK) bietet zahlreiche Kurse für die gesunde Ernährung an, Rückenschule, Autogenes Training, Erste Hilfe am Kind und Pflege von Angehörigen. Interessierte wenden sich an die BEK-Geschäftsstelle in Hanau, Nürnberger Straße 2-4. Auskunft erteilt Sabine Grochowina mittwochs bis freitags unter der Telefonnummer 06181/2500-39.
Zweieinhalb Stunden Stau vom Frankfurter Kreuz zurück bis zum Offenbacher Kreuz - das war am Montag morgen die Folge eines Unfalls auf der Autobahn A 3 Würzburg in Richtung Frankfurt: Kurz vor dem Frankfurter Kreuz waren auf Höhe einer Baustelle zwei Tanklastzüge aufeinandergeprallt. Die mit Benzin gefüllten Kammern der beiden Lastzüge sind nach Angaben des Regierungspräsidenten in Darmstadt bei der Kollision nicht beschädigt worden, Kraftstoff lief daher nicht aus.
Der Unfall ereignete sich gegen 9.40 Uhr: Die beiden Tanklastzüge waren in einem Konvoi der US-Army unterwegs, der hintere fuhr auf. Dabei wurde einer der Fahrer im Führerhaus eingeklemmt; er mußte von der Frankfurter Feuerwehr, die bis gegen 12 Uhr am Unfallort im Einsatz war, verletzt geborgen und in eine Klinik der US-Army gebracht werden. ing
WASHINGTON, 6. Juli (AP). Eine für den US-Präsidentschaftsbewerber Ross Perot tätige Baufirma hat nach einem Bericht des US-Magazins "Time" ein Korallenriff vor Bermuda gesprengt, um eine Anlegestelle für die Jacht des Milliardärs zu errichten. Das Nachrichtenmagazin meldete am Sonntag, die Umweltbehörde Bermudas habe sich 1986 gegen das Vorhaben Perots ausgesprochen, einen Teil des Riffs zu sprengen, damit die Anlegestelle für die Jacht näher an seinem Ferienhaus gebaut werden könne. Die Baufirma habe deswegen gar nicht erst einen Genehmigungsantrag gestellt und einen Teil des Korallenriffs in die Luft gejagt.
Perot teilte den Behörden in Bermuda laut "Time" mit, er wisse nichts über das Vorgehen der Baufirma. Zugleich habe er gedroht, sein Haus zu verkaufen und die Insel zu verlassen. Die Behörden erklärten laut "Time", es gebe keine Hinweise darauf, daß Perot über die Umweltschutzverstöße seiner Baufirma informiert gewesen sei. Allerdings zitierte das Nachrichtenmagazin auch einen Mitarbeiter der Firma Bermuda Engineering Associates mit den Worten, Perot habe in Tauchausrüstung das Bohren der Sprenglöcher verfolgt. Korallenriffe sind einzigartige Naturdenkmäler in warmen Gewässern, die von der allgemeinen Umweltverschmutzung ohnehin vom Absterben bedroht sind.
Der parteiunabhängige Perot liegt Umfragen zufolge gut im Rennen um die Präsidentschaft, um die sich neben ihm für die Republikaner Amtsinhaber George Bush und bei den Demokraten der Gouverneur von Arkansas Bill Clinton bewerben.
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eine überhitzte Leuchtstoffröhre und zwei Rollen Toilettenpapier haben am Freitag in einer Reha-Klinik in der Brüder-Grimm-Straße einen Brand ausgelöst, der einen Sachschaden von 10 000 Mark verursachte.
Laut Polizeibericht muß die Lampe bereits stundenlang gebrannt haben, als sich das auf dem Spiegelschrank deponierte Papier entzündete. Die Flammen wurden zwar schnell mit einem Feuerlöscher erstickt, doch machte der Qualm zwei Zimmer vorübergehend unbewohnbar. jan
Im Blickpunkt: Belgiens Streitkräfte Ende der Wehrpflicht
Die belgische Mitte-Links-Regierung hat beschlossen, die allgemeine Militärdienstpflicht bis Ende 1993 abzuschaffen und im Rahmen einer weitgehenden Reorganisation mit dem Ausverkauf militärischen Materials zu beginnen. Diese überraschende Entscheidung eines NATO-Landes, für die in erster Linie der christdemokratische Verteidigungsminister Leo Delcroix verantwortlich zeichnet, hat eine ebenfalls sehr ungebräuchliche Protestreaktion der belgischen Heeresleitung hervorgerufen und ist auch in NATO-Kreisen nicht gerade auf Gegenliebe gestoßen. Belgien will eine Umstrukturierung seiner Streitkräfte in der Weise vornehmen, daß bis zum Jahr 1997 eine Berufsarmee im Umfang von zirka 40 000 Mann vorhanden sein wird - eine kleine flexible und gut ausgerüstete Armee, die mehr auf Krisenbeherrschung im internationalen Rahmen als auf massive Verteidigung der Landesgrenzen eingestellt sein soll. Gegenwärtig beträgt die Stärke der belgischen Armee 86 000 Mann: 48 000 Berufssoldaten, 32 000 Militärdienstpflichtige und 6000 Personalangehörige. In den nächsten fünf Jahren soll das Budget für Landesverteidigung auf einem durchschnittlichen Jahresniveau von umgerechnet etwa fünf Milliarden Mark eingefroren bleiben.
Minister Delcroix versichert, mit einer bedeutend kleineren, aber modern und gut ausgerüsteten Armee werde Belgien in Zukunft seine internationalen Verpflichtungen auch im Rahmen der NATO erfüllen.
Im Zuge des Sparprogramms wird auch die medizinische Dienstleistung aufgehoben. Berufssoldaten, die erkranken, werden sich künftig zu einem zivilen Arzt begeben müssen. Nur im Falle eines bewaffneten Konflikts werden die Mediziner-Reservisten wieder einberufen.
Nach dem vom Verteidigungsminister vorgelegten Papier werden Armee, Luftwaffe und Marine nicht nur umfangmäßig eingeschränkt, sondern auch in bezug auf Material und Aufgaben. Eine beträchtliche Anzahl überalterter Panzerwagen und Kampfflugzeuge vom Typ Mirage und F-16 sowie zwei von den vier Fregatten der Marine sollen verkauft beziehungsweise verschrottet werden.
Delcroix stellt Bedingungen für eine eventuelle Beteiligung Belgiens am deutsch-französischen Euro-Korps: Es müsse absolute Klarheit über die Befehlsstruktur herrschen, das Eurokorps müßte unter dem Schirm der Westeuropäischen Union (WEU) operieren. Überdies sollten deutliche Absprachen über die Frage gemacht werden, wer mit Vorrang über die Truppen verfügen könnte. Belgien wünscht, daß sich WEU und NATO darüber einigen, wobei die NATO- Struktur nicht geschwächt werden dürfe. Belgien sieht in der NATO die beste militärische Struktur in Europa.
Inzwischen hat die Entscheidung zur drastischen Umstrukturierung der belgischen Streitkräfte den Zorn der Heeresleitung ausgelöst. Generalstabschef Charlier hat einen bitteren Protestbrief an Premierminister Jean- Luc Dehaene und eine Abschrift an König Baudouin geschickt, worin er die Pläne als undurchführbar bezeichnet. Belgien würde seinen internationalen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können, falls die Wehrpflicht abgeschafft, der Verteidigungsetat eingefroren und das militärische Material verringert werden sollte. Ein Funktionär der NATO in Brüssel reagierte ebenfalls enttäuscht. Er meinte, mit einer schwer amputierten belgischen Armee könne man keine Schlacht mehr gewinnen. Nicht zuletzt auch bestehe die Befürchtung, daß vielleicht andere Länder auf den Gedanken gebracht werden könnten, den gleichen Weg einzuschlagen.
Im Gegensatz zum Protest von militärischer Seite ist die Entscheidung der Regierung in Brüssel bei keiner der politischen Parteien auf große prinzipielle Einwände gestoßen. Manchmal geäußerte Bedenken, daß eine Berufsarmee ein Risiko für die Demokratie bilden könnte, wurden von sozialistischen Ministern als "Fantasie" beiseite geschoben. Der frühere langjährige Premierminister Wilfried Martens sprach sich gegen die Abschaffung der Dienstpflicht aus, aber man hört nicht mehr auf ihn.
HERMANN BLEICH (Den Haag)
Dino-Schau setzt zu sehr auf Effekte Dezernentin Goldmann und Direktor Rattemeyer streiten über die Museumsarbeit Von Margit Fehlinger WIESBADEN. Die Kulturdezernentin nahm kein Blatt vor den Mund: "Ökologie für Doofe", inhaltlich flach und "das Gegenteil von dem, was die Wiesbadener Öffentlichkeit vom Museum erwartet". Ihr Zorn über die Dino- Ausstellung im Wiesbadener Landesmuseum hat Margarethe Goldmann einen Offenen Brief in die Feder diktiert, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Und der zugleich einen Konflikt offenbart, der seit langem zwischen Stadt und Museumsleitung schwelt. Goldmann vermißt seit Jahren eine Museumskonzeption - den inhaltlichen Dialog über eine angemessene Präsentation der drei historischen Sammlungen unter dem Dach des 1915 eröffneten Kuppelbaus an der Friedrich- Ebert-Allee. Sie streitet mit Museumsdirektor Dr. Volker Rattemeyer darüber, ob dem Museum vorwiegend regionale oder internationale Bedeutung zukommt. Bei der Einschätzung der von großem Medienrummel begleiteten Dino-Ausstellung liegen Margarethe Goldmann und Dr. Volker Rattemeyer allerdings nicht weit auseinander. "Nicht Erkenntniszuwachs", hatte die erboste Dezernentin geschrieben, sei das Fazit des Ausstellungsbesuchs, "sondern Spaß, fun!" Ähnlich sieht es der Museumschef, der das Dino- Experiment gewagt hat, aber in dieser Art nicht zu wiederholen gedenkt. Denn es habe "hohen Unterhaltungswert und Effekte, wie man sie vom Disneyland kennt". Dr. Rattemeyer in einem FR-Gespräch: "Angesprochen wird eine bestimmte Klientel, die sonst üblicherweise nicht ins Haus kommt - es sei denn, zwangsverpflichtet in der Schulklasse."
Die Präsentation der Riesenechsen beruht auf modernster Technik und setzt auf Show-Effekte - eine wissenschaftlich höchst umstrittene Perspektive, sich dem Thema zu nähern. Sie hat auch andere Museumsbesucher irritiert: "Ein ziemlicher Schlag ins Gesicht der Wiesbadener Kulturszene", brandmarkt Helmut Muth von der Initiative "Kultur ist bunt" die Schau, die "besser gegenüber in die Rhein-Main-Halle gepaßt hätte". "Diese Form von Ausstellung werde ich nicht wiederholen", versicherte inzwischen Dr. Rattemeyer, denn sie sei "kein gangbarer Weg für die Zukunft". Die Art und Weise, "ein paar ausgestopfte Dinge in die Vitrine zu stellen", allerdings auch nicht.
"Mit Sicherheit", sagt der Museumsleiter, "möchte ich dieses Haus nicht regional, sondern international orientiert sehen" - im Gegensatz zu Margarethe Goldmann, die den Bezug der Exponate zur Stadt- und Regionalgeschichte hergestellt sehen will. Die Position Dr. Rattemeyers ist fest umrissen: "Wir sind ein Landesmuseum und keine kommunale Institution." In der Tat übertrug die Stadt das Museum 1973 dem Land, das 16 Jahre später die Mittel für eine langfristige Sanierung bewilligte; die wiederum soll mit einer Neukonzeption verbunden sein. Seither wird darüber diskutiert, ob diese Veränderungen die gewachsenen Strukturen der Sammlungen berücksichtigen oder die Nassauischen Altertümer und die Naturwissenschaftliche Abteilung vernachlässigen sollen.
Für Dr. Rattemeyer haben die drei Abteilungen des Museums den Charakter eines "Gemischtwarenladens" - "viel zu heterogen für ein integratives Konzept". Im Grunde seien hier "drei Museen, die nichts miteinander zu tun haben, unter einem Dach". Das Landesmuseum müsse mit der notwendigen baulichen Sanierung deutlicher als bisher Profil gewinnen, und zwar in der Weise, daß sich seine Präsentation "über das Land hinaus" auszeichne. Der Disput über die Museumsarbeit in Wiesbaden wird nach den Sommerferien in einer "Fachleutediskussion" fortgesetzt. Margarethe Goldmann will dann ihre Vorschläge unterbreiten. Ob Dr. Rattemeyer an dieser Expertenrunde teilnehmen wird, ist ungewiß. "Das hängt vom Termin ab und von den Fachleuten, die noch eingeladen werden."
WIESBADEN. Die Kontroverse um die Dino-Ausstellung im Landesmusum ist Thema einer öffentlichen Zusammenkunft der Initiative "Kultur ist bunt" heute, Dienstag, um 20 Uhr im Café Cicero, City-Passage. Kulturdezernentin Margarethe Goldmann wird ihre Vorschläge für eine geplante Experten-Diskussion zur Museumsarbeit unterbreiten. maf
WIESBADEN. Mit 95 Stundenkilometern raste auf der Dotzheimer Straße im Vormonat ein Autofahrer in die Radarfalle der Polizei. Insgesamt wurde im Juni die Geschwindigkeit von fast 60 000 Autos gemessen; 2500 fuhren zu schnell, und 260 Fahrer müssen nun mit einem Bußgeldverfahren rechnen. Fünf "Rennfahrer" werden mindestens einen Monat lang mit einem Fahrverbot bestraft.
Bei der Radarkontrolle fielen gleich noch zwei Autofahrer auf, die keinen Führerschein hatten. 27 Autos wurden wegen verschiedener Mängel beanstandet, ein Gefährt davon wurde sogar völlig aus dem Verkehr gezogen. maf
WIESBADEN. "Drei Anträge - drei Bewilligungen": Schuldezernentin Margarethe Goldmann freut sich über die Zusage des hessischen Kultusministeriums, auch an der Adalbert-Stifter-Schule, der Friedrich-von-Schiller-Schule und der Ludwig-Beck-Schule Betreuungsangebote für Grundschüler mit 70 000 Mark jährlich zu fördern. Die Zuschüsse aus der Landeskasse für die Goetheschule, die Carlo-Mierendorff-Schule, die Anton-Gruner-Schule und die Blücherschule, die bislang 30 000 Mark betrugen, wurden auf ebenfalls 70 000 Mark erhöht.
Die sozialpädagogische Betreuung von Schülerinnen und Schülern vor und nach dem Unterricht ist ein Angebot der Stadt Wiesbaden, das sich hauptsächlich an die Kinder berufstätiger Eltern richtet. Es umfaßt Hilfe bei den Hausaufgaben sowie Freizeit- und Spielangebote für die Jungen und Mädchen. Die städtischen Gremien werden jetzt darüber beraten, ab wann die drei neuen Betreuungsangebote beginnen können. maf
WETTERAUKREIS. Die Wetterauer Umweltdezernentin Gila Gertz lehnt den Versuch einer nordrhein-westfälischen Brauerei ab, Dosenbier mit Pfand zu verkaufen.
Gertz: "Das Recycling von Getränkedosen ist immer noch ziemlich problembehaftet und aufwendiger, als das Reinigen von Mehrwegflaschen."
Wer es wirklich ernst meine mit dem Umweltschutz, der kauft seine Getränke grundsätzlich nur in Mehrwegflaschen, die bis zu 50 Mal eingesetzt werden können. str
Wale dürfen wieder gejagt werden. 760 000 Zwergwale in der Antarktis und 114 000 im Nordatlantik reichen der Internationalen Walfangkommission (IWC). Nach siebenjährigem Moratorium will sie im nächsten Jahr wieder Fangquoten für den Abschuß der Meeressäuger festlegen. Hätte sie dies nicht getan, hätten die Walfangnationen die IWC verlassen und die Hatz ohne internationale Absprachen aufgenommen.
So gesehen war die Jagdfreigabe ein kluger Kompromiß. Der Bestand hat sich erholt. Zwar trauen Umweltschutzgruppen den Statistikern der IWC nicht so ganz. Doch selbst Greenpeace-Aktivisten geben zu, daß der Zwergwal nicht bedroht ist, wenn einzelne Exemplare harpuniert werden. Der Kampf gegen den Walfang hatte in den letzten Jahren auch nicht mehr die Arterhaltung in den Mittelpunkt gestellt, sondern den angeblich qualvollen Tod intelligenter Meeresbewohner. Das waren Argumente, die in den traditionellen Walfänger-Ländern nie ganz verstanden wurden. Warum darf man Kühe und Schweine schlachten, nicht aber Wale? Warum wollen Länder, die kaum wissen, wie ein Wal aussieht, als IWC-Mitglieder den Walfängern die Arbeit verleiden? "Wir mischen uns auch nicht in die Jagd auf Wal-Kampf Füchse oder Krokodile ein", poltern Isländer und Nordnorweger und versichern, daß sie schon aus ureigenem Interesse darauf bedacht seien, daß der Walbestand nicht wieder schrumpfe. Und mit modernen Sprengharpunen hätte man, behaupten sie, eine wahrhaft "humane" Fangmethode entwickelt. Dennoch wird der Walfang erneut Emotionen und Proteste auslösen, und es bleibt abzuwarten, ob die Norweger ihre Ankündigung wahrmachen können, ohne Rücksicht auf internationalen Druck Harpune frei zu geben. Da könnten Exportinteressen aufs Spiel gesetzt werden, die weit schwerer wiegen als ein paar Dutzend Zwergwale. Denn wichtig ist der Walfang für Norwegen nicht, und das ist die Schwäche der norwegischen Position.
Kein Norweger darbt, weil er kein Walsteak auf der Speisekarte findet. In der Volkswirtschaft spielen ein paar hundert Arbeitsplätze auf den Walfangschiffen und in den Walküchen sowie einige wenige Millionen Kronen Wal-Umsatz eine mikroskopische Rolle. Nicht weil sie Walfleisch gerne essen, wollen die Fischer Wale jagen, sondern weil sie Angst haben, daß diese ihnen den Fisch wegfressen. Und Ministerpräsidentin Brundtland unterstützt sie, weil man ihr vorwirft, daß sie Nordnorwegen vernachlässigt hat, und weil sich dort mit Walen trefflich Wahlkampf führen läßt.
HANNES GAMILLSCHEG
HANAU. Der Hanauer FDP-Spitzenkandidat für die kommende Kommunalwahl, Gerhard Morlock, wirft den Hanauer Grünen "das Geschäft mit der Angst" vor, weil sie aufgrund der Dioxinbildung gefordert hatten, das Krematorium des Hanauer Hauptfriedhofs zu schließen. Seiner Ansicht nach reichen die vom Magistrat geplanten Schritte - wie PVC-Verbot in Särgen - aus, die Dioxinausstöße aus dieser Verbrennungsanlage zu mindern. Auch mit der Stillegung des Krematoriums seien die Dioxine aus vielen Verbrennungsprozessen aus der Hanauer Luft nicht zu verbannen.
Daher hält Morlock das von den Grünen abgelehnte Festlegen von Grenzwerten für Umweltgifte als Maß der Toleranzschwelle "geradezu für gerechfertigt und notwendig". Diese seien wegen der vielfach ungeklärten Wirkungszusammenhänge aber so niedrig anzusetzen, daß bei ihrem Einhalten Gesundheitsgefahren auszuschließen seien. him
Dienstag, 7. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue.
Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Countdown.
Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Solo.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Die Schweisser/Die Schroders.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis auf weiteres); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder einer Dresdner Künstlergruppe (1970-1976) (bis 29. 9.); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Telefon 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Friedman-Guiness-Gallery, Braubachstr. 32: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Max Franz - Lexikon (bis 11. 7.).
Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 46 38 23: Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Martina Schoder - "Inside Out - Outside In - Rauminstallationen" (bis 11. 7.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Hubert Kiecol (bis 11. 7.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Elvira Bach - "Gemälde u. Arbeiten auf Papier" (bis 11. 7.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Max Maroun (bis 12. 7.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Otto Muehl - Arbeiten auf Papier aus den 60er Jahren (bis 12. 7.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Helmut Rieger - "Fisch, Frau und Vogel" (bis 14. 7.).
Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sabina Wörner - "Malerei" (bis 15. 7.).
La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr; Uwe Löllmann, Keramikausstellung. Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenekker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrnufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr; Manfred Hebenstreit - Bilder, Radierungen (bis Ende Juli).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.). Ausstellungen Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Fotografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Städelschule, Bildhaueratelier, Daimlerstr. 32-36: tägl. 11 bis 19 Uhr, Andreas Exner, Manfred Schneider, Jörg Spamer (bis 13. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler (bis 15. 7.).
Goethe-Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Ausstellungen Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Fotografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Städelschule, Bildhaueratelier, Daimlerstr. 32-36: tägl. 11 bis 19 Uhr, Andreas Exner, Manfred Schneider, Jörg Spamer (bis 13. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler (bis 15. 7.).
Goethe-Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
BAD VILBEL. Eine Sommermalwerkstatt bieten die VHS und das Kulturamt am Wochenende 11./12. Juli, jeweils ab 10 Uhr, im Kurpark für Anfänger und Fortgeschrittene an. Unter Leitung von Dagmar Hirsch-Post soll versucht werden, sich vom sommerlichen Hitzeflimmern oder vom Sommerregen für ein Bild inspirieren zu lassen. Der Kursus findet bei jedem Wetter statt. Gemalt wird auf Tapetenmakulatur mit Borstenpinseln und Dispersionsfarbe. Anmeldung und Informationen beim Kulturamt unter der Nummer 0 61 01 / 60 22 27 oder 60 23 35. hm
SCHWALBACH. Der TÜV Hessen ist in der rund 20 Jahre alten Friedrich-Ebert-Schule auf Asbest gestoßen. Der krebserregende Stoff fand sich vorrangig im Dämm-Material an Rohrleitungen im Keller. Auch seien, so Landrat Jochen Riebel (CDU), einige Klassenräume mit asbesthaltigen PVC-Böden ausgelegt.
Gefahren für Schüler und Lehrer schloß Riebel jedoch aus. Das Asbest sei im PVC fest gebunden und belaste die Luft nicht. Die Meßergebnisse der Raumluft würden das bestätigen: Sie lägen alle unter dem Grenzwert von 1000 Asbestfasern pro Kubikmeter Luft.
Dennoch sollen alle asbesthaltigen Isolierungen noch in den Sommerferien entfernt werden. Die PVC-Fußböden würden nach und nach in den folgen Ferienzeiten ausgetauscht. Die Höhe der Sanierungskosten steht noch nicht fest. ana
"Es ist zur Gewißheit geworden, daß eine globale Temperaturerhöhung infolge des Treibhauseffekts unvermeidbar ist. Es geht inzwischen nur noch darum, die Geschwindigkeit dieses Temperaturanstiegs und der damit verbundenen Verschiebung der Vegetationszonen von Süd nach Nord zu verlangsamen", stellte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), Horst Selzer, auf dem "8. Internationalen Sonnenforum" in Berlin vor 550 Teilnehmern fest. Kohlendioxid (CO2), das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas entsteht, gilt bekanntlich als Hauptverursacher des Treibhauseffekts. In den nächsten 60 Jahren müßten die Industrienationen, so Selzer unter Berufung auf die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" weiter, ihre CO2-Emissionen um 80 Prozent senken. Dies bedeute, daß dann nur noch 20 Prozent fossile Energieträger eingesetzt werden dürften. Es sei völlig ausgeschlossen, dies allein durch Energiesparen und rationelle Energieverwendung zu erreichen. Solle die Bundesrepublik nicht auf den Stand eines Entwicklungslandes zurückfallen, müsse die entstehende Energiebedarfslücke geschlossen werden. Dies sei jedoch nur durch Einsatz der erneuerbaren Energien möglich.
Die DGS erkenne den Beschluß der Bundesregierung ausdrücklich an, die CO2-Emissionen in Deutschland bis 2005 um 25 bis 30 Prozent im Vergleich zu 1987 zu senken, sagte Selzer, "doch verbale Statements lösen das Problem nicht. Wo sind Maßnahmen sichtbar, die tatsächlich den Verbrauch fossiler Energien drosseln?" Auch das Basler Wirtschaftsforschungsinstitut "prognos" kam in einer für das Bonner Wirtschaftsministerium erstellten Studie zum Ergebnis, daß das für 2005 von der Bundesregierung gesetzte CO2-Reduktionsziel nicht erreicht werden wird.
Es besteht weitgehend ein Konsens darüber, daß die erneuerbaren Energien wie Sonnen- und Windenergie künftig einen wesentlichen, wenn nicht sogar den entscheidenden Beitrag zur Verminderung der CO2-Emissionen leisten müssen. Dennoch wird der Beitrag der erneuerbaren Energien zur gesamtdeutschen Energieversorgung, so prognos, von zwei Prozent (1989) lediglich auf 3,5 Prozent im Jahre 2010 steigen. Ursache für diesen geringen Beitrag sei der erwartete nur mäßige Anstieg des Energiepreisniveaus. "Im Jahr 2050 müssen 66 bis 75 Prozent des gesamten Energieverbrauchs durch die neuen Energieträger gedeckt werden", sagte Selzer. "Um dieses Ziel zu erreichen, ist es nötig, die vorhandenen Energieträger künstlich zu verteuern." Unter Hinweis auf Japan, das trotz viel höherer Energiepreise eine florierende Wirtschaft besäße, wies Selzer Argumente der Energiewirtschaft zurück, daß der Industriestandort Bundesrepublik sich durch höhere Energiepreise verschlechtern würde. "Diese Argumente sind nur in einer Hinsicht begründet", so Selzer weiter, "nämlich in der Erhaltung des gegenwärtigen Besitzstandes dieser Firmen."
Die DGS forderte in Berlin einen finanziellen Beitrag zum Klimaschutz: die Einführung eines "Klimapfennigs" auf den Verbrauch von Primärenergie zur Finanzierung der Maßnahmen zur CO2-Verminderung. Jeglicher Energieverbrauch soll danach, auf die entsprechende Menge Öl umgerechnet, mit einem Pfennig pro Liter besteuert werden. Deutschland verbraucht jährlich eine Primärenergiemenge, die etwa 350 Millionen Tonnen Erdöl entspreche. Der Klimapfennig würde daher jährlich 3,5 Milliarden Mark Einnahmen erbringen. Da etwa die Hälfe des Energieverbrauchs direkt im privaten Bereich liege, würde jeder Bundesbürger durch den "Klimapfennig" mit täglich sechs Pfennigen zusätzlich belastet werden. Die DGS forderte ausdrücklich, diesen Klimafonds zweckgebunden auszugestalten, und zwar je zur Hälfte für Maßnahmen der rationellen Energieverwendung und zur Nutzung der erneuerbaren Energien. Bedingung der DGS ist, daß die bisherigen Mittel der öffentlichen Haushalte für diese Zwecke hierdurch nicht entlastet werden dürfen.
Mit ihren Forderungen erkenne die DGS ausdrücklich an, daß der Haushalt der Bundesrepublik infolge der Finanzierung der Wiedervereinigung derzeit ungewöhnlich belastet sei. "Wir können und dürfen aber eine so massive Bedrohung wie die der Klimaänderung nicht von zeitlich befristeten Finanzproblemen abhängig machen", sagte Selzer. Der vorgeschlagene "Klimapfennig" sei so gering bemessen, daß die Argumente "Wettbewerbsverzerrung" und "unattraktiver Industriestandort Bundesrepublik" gegenstandslos seien: Der Beitrag liege innerhalb der Schwankungsbreite üblicher Änderungen in der Wirtschaft, wie Wechselkursschwankungen und Änderungen in der Wirtschaft selbst. Überdies böte sich für die Bundesrepublik hierdurch die Möglichkeit, neue energieeffiziente Produkte frühzeitig zu entwickeln, was auch dem Export wieder zugute käme. Keinesfalls könne gewartet werden, bis sich auch die letzten EG-Länder endlich zur geplanten EG-einheitlichen CO2- und Energiesteuer durchgerungen hätten.
KARL-HEINZ FRANKE (Berlin)
Die "Speisekammer" bleibt mittwochs geschlossen. Irrtümlicherweise berichtete die Stadtteil-Rundschau vergangene Woche, die Gaststätte in Alt-Heddernheim habe täglich geöffnet. Aber natürlich möchte sich auch das Personal der Speisekammer einmal erholen, deshalb ist Mittwoch Ruhetag. Die - richtigen - Öffnungszeiten sind: täglich (außer mittwochs) von 17 bis 1 Uhr, bei Gartenbetrieb nur bis 23 Uhr. rea
COLOMBO, 6. Juli (AP/AFP). Beim Absturz eines Militärflugzeuges im Aufstandsgebiet des nördlichen Sri Lanka sind am Sonntag alle 19 Insassen ums Leben gekommen. Die Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Elam (LTTE) gaben an, sie hätten die Maschine am Sonntag abgeschossen, doch wurde dies vom Militär bestritten. Die Luftwaffe gab bekannt, es handele sich um ein Unglück.
Das Flugzeug mit sechs Offizieren und 13 Soldaten der Luftwaffe an Bord transportierte Treibstoff, Waffen und Munition von der Hauptstadt Colombo zum Stützpunkt Palay auf der Halbinsel Jaffna, der Hochburg der aufständischen Tamilen. Wie das Militär mitteilte, stürzte die Maschine rund 300 Kilometer nördlich von Colombo ab und explodierte.
Die Befreiungstiger behaupteten, sie hätten die Maschine mit Luftabwehrgeschützen abgeschossen. Das Militär teilte dagegen offiziell mit, die Ursache des Absturzes werde noch untersucht.
Das Oberkommando von Sri Lanka hat vor einiger Zeit am Boden und aus der Luft eine Großoffensive gegen die Rebellen eingeleitet, die seit 1983 für einen eigenen Staat im Norden und Osten der Insel kämpfen. Die Rebellen kontrollieren inzwischen die meisten Dörfer auf der Halbinsel Jaffna, doch beherrschen die Regierungstruppen weiterhin Palay und andere Stützpunkte.
Bei einem Großangriff der Regierungstruppen auf Stellungen tamilischer Rebellen waren nach Militärangaben vom Sonntag mindestens hundert Rebellen getötet worden. Die Luftwaffe hatte am Samstag drei Fahrzeuge der LTTE bombadiert. Auf Rebellenseite seien bei Kämpfen in der vergangenen Woche 610 Rebellen getötet worden, hieß es.
MAIN-TAUNUS-KREIS. "Die Fahrer müssen etwas gewußt haben." Diese Erkenntnis präsentierte Landrat Jochen Riebel (CDU) gestern zum Müllschwindel um Millionen.
Wie am Samstag berichtet, sollen etliche Unternehmen Schutt aus dem Umland in Wicker abgeladen, ihn dort allerdings als Müll aus dem Main-Taunus-Kreis deklariert haben. Die Differenz der Gebühren sollen sie in die eigene Tasche gesteckt haben: MTK-Müll kostete 98 Mark, auswärtiger Abfall 175 Mark pro Tonne. Seit 1. Juli gibt es eine Einheitsgebühr von 250 Mark.
Der Kreis, so Riebel, stelle alle Unterlagen der Justiz zur Verfügung. Mülldezernent und Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD) meldete sich unterdessen aus dem Urlaub: Er begrüße die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. kkü
Freispruch trotz einer Fahrt mit vier Promille Gericht: Alkoholkranke Frau nicht schuldfähig Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler Da die Angeklagte wegen akuter Entzugserscheinungen zum Alkohol greifen mußte "wie andere Leute zur Schmerztablette", sprach das Frankfurter Landgericht jetzt in einer Berufungsverhandlung eine 26 Jahre alte, Alkoholkranke vom Vorwurf der Trunkenheitsfahrt frei. Mit 4,0 Promille Alkohol im Blut war sie am 3. Juni 1991, morgens um 8 Uhr, auf der Fahrt zur Arbeit gestoppt worden. Diese hohe Blutalkoholkonzentration mache sie strafrechtlich schuldunfähig, hieß es in der Urteilsbegründung der 11. Kleinen Strafkammer. Auch den für diese Fälle vorgesehenen Auffangtatbestand des vorsätzlichen Vollrausches könne man ihr nicht anlasten, da sie sich nicht vorsätzlich in Rausch versetzt habe, sondern vielmehr zwanghaft habe trinken müssen, um ihre Entzugserscheinungen in den Griff zu bekommen.
Wie die Angeklagte, die seit 1988 chronisch alkoholkrank ist, aussagte, habe sie bereits am Vorabend eine Flasche Schnaps getrunken. Als ihre Mutter sie am nächsten Morgen weckte, um sie zur Arbeit zu schicken, sei es ihr schlecht gegangen. Der Restalkoholgehalt von lediglich rund 2 Promille, so die Schätzung des Gutachters vom rechtsmedizinischen Institut, habe wohl akute Entzugserscheinungen ausgelöst. Um sich "fit für den Tag" zu machen, habe sie dann drei große Gläser Cognac getrunken und sich mit dem Auto auf den Weg zur Arbeit gemacht.
Sie schaffte es jedoch nur bis zur fünften Ampel. Im Marbachweg fiel ihre Schlangenlinienfahrt einem Busfahrer auf. Er stieg an der Ampel aus, ging zu der vor ihm wartenden Frau, zog ihr beherzt den Zündschlüssel ab und informierte die Polizei. Bei der anschließenden Blutuntersuchung stellte sich ein Wert zwischen 3,9 und 4,4 Promille heraus.
In erster Instanz war sie vom Frankfurter Amtsgericht wegen Trunkenheitsfahrt und vorsätzlichen Vollrausches zu einer Geldstrafe von 800 Mark verurteilt worden. Ihr Führerschein wurde eingezogen. Dagegen hatte die Lageristin erfolgreich Berufung eingelegt. Wie der medizinische Sachverständige erklärte, sei sie allein wegen des hohen Alkoholgehalts von 4 Promille und des damit verbundenen "hochgradigen Kontrollverlustes" schuldunfähig. Im Regelfall, so der Gutachter, schwebten Leute ohne große Trinkgewöhnung mit einem derartig hohen Promillewert in Lebensgefahr. Da die Frau zudem den Alkohol quasi als Medizin für ihr Wohlbefinden trinken müsse, könne man ihr auch den Tatbestand des vorsätzlich herbeigeführten Vollrausches nicht zu Lasten legen.
Obwohl sie inzwischen eine Entziehungskur hinter sich hat und abstinent lebt, konnte sich das Gericht nicht entschließen, die Führerscheinsperre aufzuheben. "Als Maßnahme zur Sicherung und Besserung", so Richter Rainer Raasch, bleibt die Fahrerlaubnis noch weitere drei Monate eingezogen.
BAD VILBEL. "Die Stasi-Methoden der Titanix - Akteneinsichten 1988-1992" heißt das Programm von Hans Zippert und Christian Schmidt am Sonntag, 12. Juli, um 11 Uhr im Rahmen der Burgfestspiele.
Die beiden Satiriker, die seit 1985 bei der Zeitschrift "Titanic" beschäftigt sind, wollen "auspacken", das heißt - wie in der Ankündigung mitgeteilt wird - "das Belastungsmaterial veröffentlichen, das sie bei ihren Recherchen über Ausbeuter, Unterdrücker oder über den Ring Deutscher Makler entdeckt haben". hm
Bunte Bilder im Katalog
"Gigg 5" hieß die Kommode, die FR- Leserin Maria L. im Möbelhaus Ikea kaufen wollte. Vergeblich - denn das Möbelstück war nicht da, obwohl es im aktuellen Katalog aufgeführt war. "Ich war zwischen Februar und Juni mehrmals bei Ikea, jedesmal hat man mich auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet", berichtet Frau L. Bei ihrem letzten Besuch Anfang Juni hieß es dann, das Möbelstück sei aus dem Katalog genommen worden und deshalb nicht mehr lieferbar. "Und das, obwohl der Katalog ausdrücklich bis August gilt", ärgert sich die langjährige Ikea-Kundin. Juristisch gesehen stehen die Chancen der FR-Leserin schlecht, die Kommode doch noch zu erhalten. "Ein Katalog soll zwar wahrheitsgetreu sein, ist aber nicht verbindlich", erklärt Ellen Waitzis, Juristin bei der Verbraucherzentrale. Das heißt, der Kunde hat keinen Anspruch, den abgebildeten Artikel auch tatsächlich zu erwerben. Waitzis: "Verbindlich wäre es nur, wenn auf Grundlage des Katalogs ein Vertrag abgeschlossen worden wäre." Ein solcher Fall liegt vor, wenn zum Beispiel ein Urlauber eine Pauschalreise aus dem Katalog bucht. "Dann wäre der Reise- Veranstalter für Abweichungen haftbar", erläutert die Juristin.
Allerdings spiegele der Ikea-Katalog falsche Tatsachen vor. "Ist ein aufgeführter Artikel nicht vorhanden, so ist das irreführende Werbung", betont Frau Waitzis. Der Artikel muß in allen Filialen erworben werden können, sonst kann der Kunde den Verbraucherschutzverein in Berlin einschalten. Das Unternehmen erhalte dann eine Abmahnung. "Davon erhält Frau L. zwar auch nicht ihre Kommode, aber der nächste Kunde ist vor solcher Werbung geschützt", versichert Frau Waitzis.
Nur in einem Fall sei das Möbelunternehmen schuldlos: Wenn durch einen unerwarteten Käuferansturm in kürzester Zeit der Artikel vergriffen wäre. "Aber dieser Fall liegt hier nicht vor", sagt Maria L.
"Wir haben 14 000 Artikel in unserem Katalog, da kann es schon einmal zu Engpässen kommen", wiegelt Ikea-Geschäftsführer Joachim Stickel ab. Manchmal gebe es eben mehr Bedarf als geplant: "Das kommt vor allem bei Waren vor, die wir im nächsten Katalog nicht mehr aufnehmen wollen", erläutert Stickel.
Wahrscheinlich kann sich die FR-Leserin aber doch bald ihr "Gigg 5" in die Wohnung stellen. "Wir haben die Kommode in einer Filiale bei Saarbrücken noch aufgetrieben", teilt Stickel mit. "Wir wollen unsere Kunden immer zufriedenstellen, selbst wenn wir die Möbel aus einer Filiale in Holland herankarren müssen." ert
Ganze Region zieht
am gleichen Strang
MAIN-TAUNUS-KREIS. Das politische Herz des Landrats Jochen Riebel (CDU) reicht nicht nur für den Main-Taunus-Kreis. Nein: Er denkt in größeren Dimensionen, wofür er in der ruhigen Sommerpause endlich auch Zeit hat. Und die nahmen sich gestern mit ihm auch die "regionalen" Medienvertreter.
"Der Region gehört die Zukunft", hörten sie das Riebelsche Credo. Höchste Zeit, das Bewußtsein dafür zu schärfen: "Es ist doch ein Unding, wenn Mainz plötzlich mit Frankfurt um den Sitz der Europäischen Zentralbank konkurriert." Die Kommunen innerhalb einer Region sollten endlich aufhören, gegeneinander zu kämpfen: "Wir müssen an einem Strang ziehen, um mit Regionen in Europa zu konkurrieren."
Deshalb, meint Riebel, müsse ein Raumordnungsverband her, unter dessen Dach die ganze Region - von Aschaffenburg bis Bad Kreuznach, von Limburg bis Groß-Gerau - zusammenarbeitet. Die Idee ist bereits via Brief an die Ministerpräsidenten von Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz unterwegs; im September will der Regio-Polit bei seinen Landrats-Kollegen dafür werben.
Aufgaben des Verbandes wären die Raumordnung und Regionalplanung sowie eine gemeinsame Wirtschaftsförderung und Verkehrsplanung. Gemeinsam sollten auch die Bereiche Wasser, Abwasser und Müll abgewickelt werden. Die Kommunen müßten aber nicht einfach nur Kompetenzen abgeben, sondern sich freiwillig integrieren und ihre Belange in den Verband einbringen.
Sollten sich die drei Länder nicht auf einen gemeinsamen Raumordnungsverband verständigen, denkt der Landrat daran, etwa in Rheinland-Pfalz einen weiteren Umlandverband zu gründen, der zusammen mit dem erweiterten Frankfurter Verband in einem Dachgremium zusammenarbeiten würde.
Wie die Kommunen allerdings dazu gebracht werden könnten, eigene Interessen zugunsten eines solchen Großverbandes aufzugeben - dafür ist dem Landrat noch kein Rezept eingefallen. ana
ERLENSEE. Dienstag feierte Daniel seinen fünften Geburtstag; ohne Kinderparty. Wenn seine beiden Brüder und Mutter Mary Dombreh daheim sind, platzt die Wohnung bereits aus allen Nähten: Ein mit Möbeln und Nippes vollgeräumtes Wohnzimmer, eine enge Küche - das sind die Räumlichkeiten, in der die obdachlose Familie seit zweieinhalb Jahren ihr Dasein fristet. Und in dem "Schlafzimmer" der beiden Kleinen: Ein vom Bad mit einer Tür abgetrennter Abstellraum ohne Fenster, in dem gerade ein Schrank, das Etagenbett und der Ölofen Platz haben.
"Als Frau mit Kindern kann man hier nicht leben", stellt Mutter Dombreh fest. Völlig entnervt wirft sie sich auf die Matratze im Wohnzimmer, in dem der Fernsehschirm schon vormittags flimmert.
Die Schlafstatt teilt sie mit dem 15jährigen Markus. Ihr roter Ausschlag in Gesicht und am Körper kommt von der Nervosität, hat der Arzt gesagt. Doch die Beruhigungskapseln wirken nicht: 1,69 Meter groß, wiegt Mary Dombreh inzwischen gerade 45 Kilogramm.
Der tägliche Terror in der städtischen Liegenschaft Ravolzhäuser Straße 3 raubt ihr zunehmend die Kräfte. Die Kinder leiden unter Asthma. Im mit Gerümpel vollgestopften Keller tummeln sich Ratten. Regelmäßig kauft die 39jährige von ihrer Sozialhilfe Spray gegen die Kakerlaken, Ohrenkrabbler und Ameisen.
Heute nacht hat ein Bewohner das Treppenhaus demoliert. "Er hat alle Türgriffe mit menschlichem Kot beschmiert", bestätigt der Erste Beigeordnete der Gemeinde Erlensee, Heinz Schäfer (SPD), die Horrorgeschichte der dreifachen Mutter. Die Gemeinde wisse nicht mehr, wie sie der Situation Herr werden soll: "Da entwickelt sich ein Potential an Gewalt und Unterdrükkung. Das ist schlimm für diejenigen, die sich nicht wehren können."
Eben für Leute wie Familie Dombreh. Im Februar 1990 verlor sie ihre Wohnung in der John-F.-Kenndy-Straße. 950 Mark "kalt" hatte die 50 Quadratmeter große, verwahrloste Bleibe gekostet. Weil es dort reingeregnet hatte, prozessierte Mutter Dombreh gegen den Vermieter. Der Anwalt riet ihr schließlich, sich auf eine Räumung einzulassen. "Hätte ich doch nicht auf ihn gehört", bedauert die Frau heute. Denn aus den sechs Monaten, die sie ursprünglich provisorisch in der Ravolzhäuser Straße 3 unterkommen sollte, sind inzwischen zweieinhalb Jahre geworden.
Laut gesetzlicher Auflage muß Obdachlosigkeit nach einem halben Jahr beendet sein, sagt Schäfer. "Doch was soll man machen, wenn das nicht geht?" Persönlich habe er sich um eine neue Bleibe für die vierköpfige Familie bemüht. Doch private Hausbesitzer winkten ab: Mit Sozialhilfeempfängern hätten sie in der Vergangenheit zu vielen Ärger gehabt, bekam Schäfer zu hören. Und mit diesem Stempel müßten wohl auch die "ordentlichen" unter den Obdachlosen leben.
"Ich weiß, daß die Wohnung hier zu klein ist", sagt der Erste Beigeordnete. So läßt sich kaum vorstellen, daß Markus irgendwo in Ruhe seine Hausaufgaben erledigen könnte. Michael kommt jetzt in die Schule. Die Vorschullehrerin hatte Mary Dombreh vor einigen Monaten zu sich bestellt: Der Siebenjährige war mitten im Unterricht eingenickt.
Kein Wunder. Regelmäßig terrorisieren einige schwarze Schafe aus der Ravolzhäuser Straße 3 die Nachbarn. Im frisch renovierten Hausflur fehlt ein Fenster, Flaschen gehen dort regelmäßig zu Bruch. Wenn die 39jährige die Polizei ruft, wird sie von den Männern bedroht.
Die meisten Bewohner des Doppelhauses in Langendiebach scheinen ihr Leben schon aufgegeben zu haben. "Hier klappt nichts", klagt Schäfer: Trotz mehrfacher Reparaturen seien die Haustüren ständig defekt. Nachts belagerten obskure Gestalten den Keller, benutzen die Abstellräume als Toiletten. In den Altpapiertonnen befanden sich vergangene Woche Windeln, Vorhänge und anderer Abfall. Deshalb entleerten die Müllmänner die Behältnisse nicht. Geschweige denn, daß jemand regelmäßig das Treppenhaus, den Hof oder die Straße reinigt. Nebenan, in den sieben Wohnungen in der Ravolzhäuser Straße 1, lebt gerade ein Kind. In der andere Doppelhaushälfte wohnen dagegen fünf Kinder. Darunter auch die 13jährige Tochter der Nachbarn von Dombrehs, die sich mit ihren alkoholkranken Eltern seit zwölf Jahren das einzige Zimmer teilt. Nur ein Tisch trennt ihr Bett von dem ihrer Eltern. Allein für die Obdachlosenunterbringung zahlte die Gemeinde im der ersten Hälfte diese Jahres 60 000 Mark. Ein Drittel der 182 gemeindeeigenen Wohnungen sind durch diese Klientel belegt, sagt Schäfer. Doch angesichts der Situation der vierköpfigen Familie verspricht er, nicht warten zu wollen, bis eine solche Bleibe irgendwann einmal frei wird: "Wir wissen, daß das hier unzureichend ist", wiederholt der Stellvertreter des Bürgermeisters. Und verspricht Besserung, sobald irgendwo nur eine Wohnung verfügbar ist. Zunächst plant die Gemeinde jetzt, die Unmengen von Sperrmüll in und an dem Anwesen wegzuräumen. Dann, meint er, wird auch das Ungeziefer verschwinden. Auf Besserung hofft auch Mary Dombreh. Sie bietet spontan ihre Mithilfe bei dieser Aktion an. Anders als die meisten ihrer Nachbarn hat sie noch nicht den Mut verloren, kämpft gegen das unglückliche Schicksal ihrer Familie.
Wenn die Gemeinde sie dabei unterstützt, könnte Daniel seinen sechsten Geburtstag vielleicht schon mit einer Kinderparty feiern.
BAD HOMBURG. Was hat die Techniker-Krankenkasse mit dem Zeitgeist- Magazin "Tempo" gemeinsam? Was verbindet die "Bunte" mit Joschka Fischer, was weiß der Baedeker genauso wie die Bild-Zeitung, das Ökotest-Magazin ebenso wie die Spielbank? Richtig: Sie alle wissen, wie schlimm es um die Kurstadt Bad Homburg steht. Jedenfalls dann, wenn sie ihre Post nicht nur öffnen, sondern auch lesen.
Denn Post aus Bad Homburg haben die acht genannten und 117 weitere Köpfe und Institutionen dieser Tage erhalten. Einen kurzen Brief mit langem Absender und knappem Text: ". . . möchten wir Sie davon (!) informieren, daß die Kurstadt Bad Homburg 1. unterschiedlich stark dioxinhaltige Stoffe vor Ort lagert und nicht entsorgt, 2. den Bau einer in Art und Umfang besonderen Klärschlammtrocknungsanlage zentral für eine Vielzahl von Kläranlagen auch aus dem Umland zuläßt. Die Möglichkeit von Beeinträchtigungen für die Gäste und Einwohner kann daher nicht ausgeschlossen werden."
Das ist alles - ergänzt um die Kopie eines ebenfalls knappen FR-Berichts vom 19. Juni, um die obligaten "freundlichen Grüße" und einen Briefkopf mit 14 Absenden. Alles zusammengefaßt unter der Dachzeile "Bürgerinitiative Bad Homburg vdH gegen eine große Klärschlamm-Trocknungsanlage." Die Ober-Erlenbacher Kämpfer gegen die zentrale Klärschlammtrocknung des Umlandverbands also haben 125fach zugeschlagen. Eine Anlage dieser Größenordnung habe es noch nicht gegeben, begründet Gunter Frenzel, einer der Absender, auf Anfrage der FR, nochmals die Befürchtungen seiner Mitstreiter vor der Schlammtrocknung, wie sie der Umlandverband Frankfurt für 13 Kläranlagen am Ahlweg in Ober-Erlenbach plant.
Von einem solchen Projekt werde wohl eine Gefahr für ganz Bad Homburg ausgehen. Deswegen versuche die Bürgerinitiative, die - laut Mitstreiterin Helga Heitel - schon längst 800 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt hat, jetzt "die örtlichen Unternehmen wachzurütteln" (so Frenzel). "Die muß doch alles interessieren, was mit der Kurstadt zusammenhängt", sagt Frenzel, dessen Hinweis auf "dioxinhaltige Stoffe" obendrein auf die Kieselrotlagerung an der Kläranlage anspielt.
Unter den 125 Namen auf der Verteilerliste des jüngsten Rundschreibens spielen "die örtlichen Unternehmen" allerdings nur eine Nebenrolle.
Es scheint eher so, als sei alles ausgewählt worden, was auch nur im entferntesten als Geschäfts- oder Werbepartner der Kurstadt Bad Homburg in Frage komme. Aus der Überlegung heraus, daß die Mächtigen der Kurstadt unter Druck geraten, wenn man sie dort anschwärzt?
Ganz so direkt will die Bürgerinitiative ihre Aktion allerdings nicht beschreiben: "Wenn ich mit Champagnerluft werbe", bekennt Gunter Frenzel etwas diplomatischer, "ist es schon die Frage, ob dazu auch noch so ein großes Trocknungsprojekt paßt." GÜNTHER SCHERF
HANAU. 15 Lehrer/innen aus dem US- Bundesstaat Virginia, die sich im besonderen Maße mit dem Aufarbeiten des Holocaust und der deutschen Nachkriegsgeschichte beschäftigen, haben während ihrer Rundreise durch Deutschland auch die Degussa-Zweigniederlassung Wolfgang besucht, um dort mehr über Berufsausbildung und Katalysatorentechnik zu erfahren.
Ihren Aufenthalt organisierte das Armonk-Institut, das sich um die deutsch- amerikanisch-jüdischen Beziehungen bemüht.Der neuen Kreisstraße ein Stück näher
EGELSBACH. Das Planfeststellungsverfahren zur langersehnten K 168 neu, die südlich um Egelsbach herumführen wird, ist abgeschlossen und unterschrieben, teilte der SPD-Landtagsabgeordnete Matthias Kurth den Egelsbachern am Montag mit. Bis alle Behörden und auch die Gegner des K 168 ein Exemplar des Beschlusses im Briefkasten finden, wird es, so Kurth, wohl noch vier bis sechs Wochen dauern.
Bauamtsleiter Rainer Gruhl rechnet damit, daß frühestens im September 1993 mit dem Bau des 22-Millionen-Mark-Projekts (elf Millionen übernimmt der Kreis, je 4,8 Millionen teilen sich Bund und Bahn) begonnen werden kann. In etwa acht Wochen, glaubt Gruhl, wird der Plan öffentlich ausgelegt sein. "Mit Glück ist er dann im Oktober rechtsverbindlich." Die öffentliche Ausschreibung, die darauf folgt, wird laut Gruhl längere Zeit in Anspruch nehmen, da bei der Größe des Projekts jetzt in ganz Europa ausgeschrieben werden muß.
Der Bau der K 168 brennt den Egelsbachern auch deshalb so unter den Nägeln, weil er Voraussetzung dafür ist, Straßen im Ortskern umwidmen und neue Baugebiete realisieren zu können. fra
doe DRESDEN. Über seine persönliche Zukunft läßt sich Siemens-Boß Karlheinz Kaske nur wenig entlocken. Bis zu seinem altersbedingten Abschied vom Chefsessel des größten deutschen Elektrokonzerns am 1. Oktober jedenfalls "habe ich noch genug zu tun", versichert der 64jährige Manager. Dies wird bei Kaskes Nachfolger Heinrich von Pierer nicht anders sein. Der 51jährige Jurist übernimmt das Ruder nämlich zu einem Zeitpunkt, da der Münchner Multi zwar dank großer Aufträge zur Modernisierung der ostdeutschen Infrastruktur weiter auf Wachstumskurs steuert, nach Kaskes Worten aber "erhebliche Anstrengungen" unternehmen muß, damit das Geschäftsergebnis mit der Expansion Schritt hält.
Insbesondere bei den Sorgenkindern, der Halbleitersparte und der Computer- Tochter Siemens Nixdorf Informationssysteme (SNI), scheint die Gesundung nicht recht voranzukommen. Bei SNI, gesteht Kassenwart Karl-Hermann Baumann, laufe der Verlustabbau (im Vorjahr 781 Millionen Mark) "langsamer, als wir das erwartet hatten". Bei den Chips werde das Defizit vor allem wegen des branchenweiten Preisverfalls, der Anlaufkosten für die 16-Megabit-Speicherplättchen und der sinkenden Nachfrage der Unterhaltungselektronik in der laufenden Periode gar noch größer als 1990/91 sein, als angeblich rund 500 Millionen Mark Miese anfielen. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hatte Siemens im Mai überraschend den Plan beerdigt, eine milliardenteure Fabrik für 64-Megabit-Chips zu bauen, für die man Bonner Zuschüsse wünschte. Doch auch in den USA, wo zuletzt 200 Millionen Mark in den Sand gesetzt wurden, färben sich die Zahlen in der bis Ende September laufenden Periode noch tiefer rot.
Daß der Jahresüberschuß gleichwohl um rund sechs Prozent auf 1,9 Milliarden Mark wachsen dürfte, ist vor allem der "Siemens-Bank" zu danken, die schon zuletzt mit Finanzerträgen etwa die Hälfte zum Konzerngewinn beitrug. Inzwischen sind die liquiden Mittel des Multis auf knapp 20 Milliarden Mark gewachsen.
Nicht sehr auskunftsfreudig zeigt sich Karlheinz Kaske über die von Siemens eingeleitete "Schlankheitskur". Er deutet nur an, daß der derzeitige Ordereingang "in einzelnen Bereichen nicht ausreicht, um die Belegschaft voll zu halten". In den ersten acht Monaten, in denen der Auftragseingang um fünf Prozent auf 56,7 Milliarden und der Umsatz um sieben Prozent auf 47,8 Milliarden Mark kletterte, setzte sich offenbar der Trend des vergangenen Jahres verstärkt fort: Während das industrielle Breiten- und das Auslandsgeschäft sich in eher schwacher Verfassung präsentierten, profitierte Siemens von öffentlichen Infrastrukturprojekten insbesondere im Gefolge der deutschen Vereinigung, die den Sparten Verkehrs-, Automatisierung- und Nachrichtentechnik kräftig Arbeit bescherten.
Nur durch die erstmalige Einbeziehung der Töchter in der Ex-DDR, die mit noch 18 000 Beschäftigten im laufenden Geschäftsjahr sechs Milliarden Orders und vier Milliarden Umsatz (davon 80 Prozent mit öffentlichen Kunden) hereinholen sollen, wuchs die Belegschaft in den ersten acht Monaten um 13 000 auf weltweit 415 000 Männer und Frauen. Kaske läßt keinen Zweifel daran, daß der faktische Belegschaftsabbau fortgesetzt werden wird. Der Computerbauer SNI hatte schon vor einiger Zeit bekanntgegeben, daß er weitere 3000 Jobs streichen will.
"Zumindest erste Schritte" erhofft sich Siemens-Vize von Pierer vom G-7-Gipfel zur Modernisierung der ehemals sowjetischen Atommeiler. 26 der 58 Kernkraftwerke in der GUS müssen nach Meinung des Managers "möglichst schnell" abgeschaltet werden. Siemens hofft auf Aufträge zur Erneuerung oder Nachrüstung der Reaktoren. Bislang läuft das Geschäft mit den Staaten Osteuropas wegen der Finanzierungsprobleme eher schleppend. Im laufenden Geschäftsjahr wird Siemens dort nach eigener Einschätzung 700 Millionen Umsatz und damit nicht einmal ein Prozent seiner angepeilten Erlöse von 80 Milliarden Mark machen.
Der Westen ist rot. Die geschäftigen Promoter der betreffenden (US-)Tabakmarke hatten wie immer den richtigen Riecher, der Konkurrenz einige Zigarettenlängen voraus: Die Commies sind im Kommen; sich mit den Farben der verblichenen Sowjetrepublik zu schmücken, ist "in". Auf den großformatigen, knallig roten Plakaten der Firma werben neben den bewährten US-Sunnyboys und -girls längst auch beleibte Rotgardisten für den blauen Dunst aus dem Westen. Wenn das nicht zum Schießen ist - dann ist wohl auch die jüngste, spektakuläre Kampagne des Konzerns nur heiße Luft.
Stets im Trend des Tages, umgibt sich die Marke nun mit dem Weihrauch des Kunst-Sponsoring. In zehn deutschen Städten wird derzeit ein Plakat eines auf der "Documenta IX" vertretenen Künstlers gezeigt - als Nachbildung. Ausschlaggebend für das Engagement der US-Firma dürfte der Grundton des Riesenplakats sein: Es prangt in Lackrot an einer kahlen Brandmauer an der Mainzer Landstraße, umwölkt von den Giftschwaden des Stoß-an-Stoßverkehrs. Und, natürlich: Der Künstler, Konstantin Zvezdotchotov, ist ein echter Moskowiter - drunter hätten es die Westler wohl nicht gemacht.
Kein Hinweis auf den Künstler, das Kunstwerk oder seine Herkunft trübt den Genuß dieser Reklame. Auch keine Angaben darüber, wie das Original eigentlich vorzustellen wäre - trägt es gar auch die beiden Signets der Firmen "West" und "Documenta"? Das ist eben subversive Kunst - oder die Kunst der subversiven Tabakwerbung. Bis zum Verwechseln ähnelt die Aktion allen anderen Kampagnen dieser Marke - man könnte, ja, möchte das Kunststück geradezu übersehen.
Der rote Ton gilt dabei als ebenso schick wie die kyrillische Schrift. Was damit eigentlich genau gesagt wird, wird den Werbern wohl Banane sein. Daß der Künstler hier in seiner Landessprache den Erbauern der Moskauer Metro huldigt, das Pathos der Partei-Propaganda ironisierend - es wird schon niemanden verstören.
Ein paar hundert Meter weiter, am Mainufer, verscherbeln fliegende Händler aus Rußland allwochenendlich die Reste ihrer Repräsentations- Kultur: Blech-Orden, sackweise, sowie Partei-Plakate, Uhren, Militaria. Die Insignien des einst gefürchteten sowjetischen Partei-Kommunismus sind zur Flohmarkt-Ware degradiert. Darüber muß man nicht jammern. Die Second-Hand-Freaks, die sich heute einen "Helden der Arbeit" als Abzeichen ans Revers heften, tauschen es eh morgen wieder um, gegen die nächsten, neuesten Zeit-Zeichen.
Daß sich die "Documenta" an einem solchen Ausverkauf beteiligt, ist ebenso bezeichnend. Wer sich als Kunstvermittler versteht, wie der "Documenta"- Chef Jan Hoet, entwertet durch solche Anbiederei an die Mode- Trends der Werbewelt letztlich die Künstler und ihre Arbeit.
Um es nun wirklich authentisch zu machen, haben die Documenta- und West-Aktionisten das Plakat auch mit jener Warnung versehen, die der Gesetzgeber der Tabak-Reklame vorschreibt. "Der Bundesgesundheitsminister: Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit." Und führt bisweilen zu Geschmacksverirrungen. (Bis 3. August, Mainzer Landstraße 131.) two
FRANKFURT A. M., 6. Juli (FR). In Bayern und Baden-Württemberg noch starke Bewölkung und zeitweise Regen, in den anderen Gebieten heiter bis wolkig und trocken, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 18 und 25 Grad. Aussichten: sonnig und warm.
(Siehe auch Lokalteil)
SELIGENSTADT. Das städtische Bauamt war mit dem Ergebnis der Bauarbeiten in der Walinusstraße überhaupt nicht zufrieden. Untersuchungen ergaben, daß auf einem Abschnitt der Asphalt mangelhaft aufgetragen worden war. Die Baufirma wurde nun aufgefordert, die Decke in einen einwandfreien Zustand zu versetzen. Die Mehrkosten, so bekräftigte der Magistrat, müsse das Unternehmen tragen. fin
HANAU. Mit einem Notenschnitt von 2,2 haben 72 Auszubildende der Hanauer Heraeus Holding ihre Abschlußprüfungen abgelegt. Vier von ihnen erzielten in allen Fächern ein "Sehr gut". Weitere 30 würdigte die Industrie- und Handelskammer in einem Schreiben für überdurchschnittliche Ergebnisse.
Ernst Höhmann, Leiter der Personalentwicklung, sah die Gründe der guten Lernerfolge in der Lernbereitschaft der Jugendlichen, im Engagement der Ausbilder und im Einsatz hochwertiger Technik. An die offizielle Feier schlossen sich der Auftritt eines Zauberers und eines Tanzkapelle an.
Derzeit bildet Heraeus im Hanauer Stammwerk 414 Jugendliche in 14 Berufen aus. him
Rußland erhält Milliardenkredit Vereinbarung zum Auftakt des Münchner Wirtschaftsgipfels Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz MÜNCHEN, 6. Juli. Rußland kann im August mit einem ersten großen Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von einer Milliarde Dollar rechnen. Ein entsprechender Plan wurde jetzt mit Rußland vereinbart. Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident George Bush äußerten ihre Zustimmung. Beim Auftakt des Wirtschaftsgipfels der sieben führenden Industrienationen, der am Montag in München begann, nannten beide Politiker die Ankündigung des IWF-Direktors Michael Camdessus eine gute Grundlage für die Gespräche mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin. Diese sollen am morgigen Mittwoch in München stattfinden. Die Eröffnung des Gipfels war begleitet von harten Polizeieinsätzen gegen Demonstranten; 482 wurden festgenommen, wenige Stunden später aber nach Feststellung der Personalien alle wieder freigelassen. Der Bonner Regierungssprecher Dieter Vogel sagte nach dem Treffen Kohls mit Bush in München, die beiden Regierungen legten besonderen Wert auf die Verpflichtung Jelzins, die russischen Haushaltsdefizite umgehend und deutlich abzubauen. Unter diesen Voraussetzungen sei die Bundesregierung zu weiteren Schuldenerleichterungen bereit, wie sie Jelzin am Wochenende für mindestens zwei Jahre gefordert hatte.
Grundlage müsse allerdings die Einhaltung der IWF-Stabilitätsbedingungen durch Moskau sein, sagte Vogel weiter. Er berief sich dabei auf entsprechende Aussagen des Bonner Finanzministers Theo Waigel (CSU). Dieser verwies am Montag erneut darauf, daß Deutschland bisher mit einem Anteil von über 55 Prozent mehr als die Hälfte der gesamten westlichen Hilfe für Rußland übernommen habe.
Im Mittelpunkt der Arbeitssitzungen des Wirtschaftsgipfels, die am Montag nachmittag begannen, standen nach Vogels Angaben Diskussionen über die Möglichkeit, die Konjunktur in den sieben Teilnehmerstaaten zu beleben. Kohl habe hervorgehoben, daß Deutschland mit der Bonner Konsolidierungspolitik des Haushalts sowie mit dem vorgelegten Deregulierungsprogramm zur Belebung des Wettbewerbs seinen Anteil zur Erholung der Weltwirtschaft in die Tat umgesetzt habe. Auch der Wiederaufbau in Ostdeutschland werde belebende Auswirkungen auf die Partnerländer haben.
Am Rande der Eröffnungsfeier zum Wirtschaftsgipfel ging die Polizei mit großer Härte gegen demonstrierende Gipfelgegner vor, wie die Nachrichtenagentur Reuter berichtete. Sie nahm nach eigenen Angaben 456 von ihnen fest. Hunderte Beamte drängten die Demonstranten zum Teil mit "unmittelbarem Zwang", wie die Polizei angab, und teils gezücktem Knüppel vom Ort der Begrüßungszeremonie nahe der Münchner Residenz in eine Seitenstraße ab und schlossen sie nahe dem Rathaus für Stunden in einen "Kessel" von Polizisten ein. Augenzeugen berichteten von mehreren Verletzten. Münchens Bürgermeister Christian Ude (SPD), Bayerns Jusos, die Grünen und Gipfelgegner kritisierten das Polizeivorgehen und den "Münchner Kessel" als "völlig unangemessen" und zum Teil "brutal".
Ausgangspunkt für die Unruhen waren laut Polizei Störungen der Begrüßungszeremonie für die Regierungschefs mit Trillerpfeifen und Sprechchören. Daraufhin drängten die Polizisten die Demonstranten auf einen kleinen Platz nahe dem Rathaus ab. Dort griff die Polizei unter Gewaltanwendung einzelne Demonstranten heraus, wobei Tritte und Schläge mit dem Knüppel von Polizisten beobachtet wurden. (Siehe auch Seiten 3, 4 und Wirtschaft)
ROSBACH. Den Bau einer Ampelanlage am Ortsausgang von Rodheim an der Kreuzung Wirrweg und Rosbacher Straße fordert die CDU.
Wie nach einem Ortstermin der Verkehrskommission der örtlichen Christdemokraten festgestellt wurde, sei die Ampelanlage schon im Jahr 1989 vom Straßenbauamt Gießen genehmigt worden. Die Realisierung lasse auf sich warten, sei aber unbedingt nötig, wenn in Kürze die Bauarbeiten an der Straße von Rodheim nach Nieder-Rosbach abgeschlossen seien. Für die Straße, die begradigt und verbreitert sowie mit einem Rad- und einem Fußweg versehen wurde, fordert die CDU eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 Kilometer pro Stunde. Außerdem werden Überholverbote in Höhe des Friedhofs und am Ortsausgang von Nieder-Rosbach gefordert.
Diese Maßnahmen seien mit Blick auf schwere Unfälle in der Vergangenheit dringend erforderlich, heißt es in einer Mitteilung der CDU. hm
Polizeiwagen wurden mit Molotowcocktails beworfen, das staatliche Einkaufszentrum geplündert, Banken und Regierungsgebäude in Brand gesteckt.
opl/AP NAIROBI, 6. Juli. Nach den ersten Parlamentswahlen in Nigeria seit dem Machtantritt der Militärs im Jahr 1985 zeichnet sich ein klarer Sieg der Sozialdemokraten über die Nationalrepublikaner ab.
Nach Auszählung der meisten Stimmen fehlten der Sozialdemokratischen Partei (SDP) sowohl in der Abgeordnetenkammer als auch im Senat nur wenige Stimmen zur absoluten Mehrheit. Neben der SDP waren nur die Nationalrepublikaner (NRC) zur Wahl zugelassen.
Nach einem vorläufigen Ergebnis verfügen die Sozialdemokraten im Unterhaus bereits über 250 von 589 Sitzen, die NRC kommt lediglich auf 200 Sitze. Dieser Trend bestätigte sich auch bei der Auszählung der Stimmen für das 91köpfige Oberhaus. Von den 52 vergebenen Mandaten konnte die SDP 32 gewinnen.
Das Wahlergebnis verstärkt die Zweifel, ob die von den Militärs gesteuerte Demokratisierung in dem bevölkerungsreichsten afrikanischen Land aufrichtig ist. Die beiden Parteien sind von der Regierung selbst gegründet und zu Beginn auch finanziert worden. Unterschiede in den politischen Programmen gibt es kaum.
In den größeren Städten hat nach ersten Schätzungen nur ein Drittel der registrierten Bürger die Stimme abgegeben. Die Wahl war auch nicht geheim, die Stimmberechtigten mußten sich hinter Parteisymbolen und Bildern der Kandidaten anstellen.
Die SDP siegten im Kernland der Yoruba-Volksgruppe um die Hauptstadt Lagos sowie in Minderheitengebieten im Nordosten. Die NRC waren bei den Haussa im islamischen Norden, aber auch bei den christlichen Ibos im Südwesten erfolgreich. Damit hat das Militär sein Ziel verfehlt, die nigerianische Politik aus der in der Vergangenheit unheilvollen Orientierung an nationalen und religiösen Interessen herauszuführen.
Ein entscheidendes Gewicht kommt jetzt der mächtigen Nationalen Wahlkommission (NEC) zu, die auch im nachhinein Kandidaten ausschließen oder Ergebnisse annullieren kann. Dies hatte sie bereits bei den Regionalwahlen getan.
Im Dezember soll in Nigeria ein neuer Präsident gewählt werden. Staatschef Ibrahim Babangida hat die Übergabe der Macht an eine gewählte Zivilregierung bis Anfang 1993 versprochen.
Bis dahin aber, so meinen Beobachter, könnten es sich die Militärs nochmals überlegen, ob sie nicht doch noch ein wenig länger regieren möchten.
DIEMELSTADT. Die Ursache für den Flugzeugabsturz in einem Waldstück nahe Diemelstadt-Dehausen (Kreis Waldeck-Frankenberg), bei dem am Sonntag zwei Menschen ums Leben gekommen sind, ist nach wie vor ungeklärt. Aufschlüsse sollen die Untersuchungen, unter anderem der Experten des Luftfahrtbundesamt Braunschweig, bringen.
Die Maschine, ein einmotoriges Flugzeug der Marke "Cessna", war nach Angaben der Polizei auf dem Flughafen Kassel-Calden zu einem Flug "in die Umgebung" gestartet. Gegen 15.50 Uhr beobachteten Zeugen, daß die Maschine plötzlich "ins Trudeln" geriet und senkrecht in den Wald stürzte. Die beiden Insassen, zwei Männer im Alter von 32 und 35 Jahren aus Kassel, konnten nur noch tot aus der völlig zerstörten Maschine geborgen werden.
Es wird nicht ausgeschlossen, daß das trübe und regnerische Wetter beim Absturz eine Rolle spielte. rvk
Eintracht Frankfurts Coach Dragoslav Stepanovic hatte ganz andere Probleme als seinen Kader zum Trainingsauftakt körperlichen Strapazen auszusetzen. Nein, der Mann war nicht zu beneiden. Da hatte er sich auf einen ruhigen Arbeitsbeginn eingestellt und mußte doch die äußere Gelassenheit einer inneren Unruhe weichen lassen. Tür auf, Tür zu, die Krawatte flatterte im Wind. Jeder, so schien es, wollte etwas von ihm, und zu seinem eigentlichen Anliegen fand er keine Zeit.
Seinen anwesenden zwanzig Profis das Fußballspielen wieder ein wenig näherzubringen, das wäre sein Plaisir gewesen. Aber statt dessen: kurze Begrüßung der Mannschaft, Kleiderwechsel und Fototermin. Selbst danach konnte sich der zunächst mit Schirm und in feinem Zwirn erschienene Stepanovic keineswegs uneingeschränkt über die Trainingsteilnahme eines wiedergenesenen Uwe Bein oder die des Neuzugangs Uwe Rahn erfreuen.
Seine geballte Aufmerksamkeit galt vielmehr einem Mann, der, ganz in blau gekleidet, eine Mütze mit den italienischen Nationalfarben auf dem Kopf, fernab des in vollem Gange befindlichen sportlichen Treibens stand. Und es bedurfte der gesamten rhetorischen Kraft des Serben, seinen ratlosen Gegenüber davon zu überzeugen, was fortan zu tun ist, um den ausgeklügelten Trainingsablauf zu gewährleisten. Der gute Mann war keineswegs ein bislang noch unbekannter Neuzugang, sondern ein echter Frankfurter namens Lothar Baunemann. Sein Job? Platzwart am Riederwald. Und als solcher ward von ihm verlangt, ein grobgerastertes Schachbrettmuster auf den Platz zu "malen".
Hatte Stepanovic da etwa schon im ersten Training Besonderes im Sinn? Propagiert er künftig Rasenschach? Den Spekulationen war schnell Tür und Tor geöffnet. Auch als der Trainer nach intensiver Funktionsgymnastik, durchgeführt von Ex-Profi Martin Bremer, zum ersten Trainingsspiel bat und zu diesem Zwecke die gelben Leibchen verteilte. Ein erster Fingerzeig auf die künftige Stammelf?
Natürlich blühte der Flachs unter den Kiebitzen, die auch aufgrund der schlechten Witterung eher spärlich an den Riederwald kamen. Doch nicht nur die gute Laune hatten Beobachter und Spieler gemein, sondern auch den Blick fürs Wesentliche. Noch sucht alles seinen festen Platz, wird improvisiert, angewiesen, prognostiziert, werden Eindrücke gesammelt. Was auch für Marek Penksa gilt. Seit geraumer Zeit hält er sich in Frankfurt fit, ob dies allerdings auch sein künftiger Arbeitsplatz wird, darüber berät der Deutsche Fußball-Bund am Donnerstag. Also durfte er auch nicht mit aufs Mannschaftsfoto, auf dem auch Manfred Binz fehlte. Der Libero befindet sich noch im Urlaub. Herr Möller war dagegen vertreten: Frank Möller. Eine Teilnahme am Training ist aufgrund seines im letzten Spiel der Saison 91/92 in Rostock erlittenen Wadenbeinbruchs aber noch nicht möglich.
Als dann schließlich alles seinen gewohnten Gang ging, die Torhüter in ihrem inzwischen herantransportierten Arbeitsplatz stehen durften, die dicken Kreidestriche in exakt vorgeschriebener Weise den Rasen des Trainingsplatzes zierten, da, spätestens da, war Stepanovic wieder in seinem eigentlichen Element. Seine lautstarken Kommandos ließen darauf schließen, daß nun alles nach seiner Pfeife tanzt. Und damit hatte Dragoslav Stepanovic überhaupt keine Probleme. CHRISTIAN FROMMERT
OBERURSEL. Mit einem Sternmarsch geht es los - Musikzüge wandern zur Festwiese, drei Tage lockt die Stierstadter Zeltkerb. Um 15.30 Uhr wird am Samstag, 11. Juli, das erste Faß angestochen und die Kerb offiziell eröffnet.
Die Musikzüge starten eine halbe Stunde zuvor ihren Sternmarsch. Später laden sie zum Freundschaftsspiel. Ab 20 Uhr löst sie die "Bernd Schütz Band" ab - die einzige Veranstaltung an den drei Tagen, die Eintritt kostet.
Musik begleitet die Festbesucher auch am Sonntag: vom Konzert morgens um 10.30 Uhr bis zum Tanz ab 20 Uhr. Ein Frühschoppen mit Tombola eröffnet den Abschluß-Montag um 10 Uhr. Ab 20 Uhr kommen wieder Tanzlustige auf ihre Kosten und ab 22.30 Uhr die ganze Stadt beim Höhenfeuerwerk. Organisiert wird die Kerb in diesem Jahr von der Freiwilligen Feuerwehr. stk
Gäbe es nicht diese Politik(er)verdrossenheit, die so gräßlich grassiert und deretwegen bestimmt kein Mensch so ein Buch kaufen würde - Romane ließen sich schreiben über das, was sich derzeit tut in Stuttgart. Seit einigen Wochen kann man dort eine bundesdeutsche Rarität besichtigen: eine große Koalition.
Ein Autor mit Sinn für Komik könnte zum Beispiel diese kleine Szene aufgreifen: Der FDP-Abgeordnete Friedrich-Wilhelm Kiel fragt bei einer Plenarsitzung (es ist eine dieser unzähligen Anfragen, die auch telefonisch im zuständigen Ministerium zu erledigen wären, aber ein Anruf ist nicht vorzeigbar als Tätigkeitsnachweis), was denn die Landesregierung von der Behauptung der Ökologen vom BUND halte, die Naturschutzgebiete in Von Peter Henkel (Stuttgart) Baden-Württemberg befänden sich überwiegend in miserablem Zustand. Zur Beantwortung schreitet ans Rednerpult Peter Reinelt, ein in sechzehn harten Jahren auf der Oppositionsbank ergrauter Sozialdemokrat. Hätten die Wähler am 5. April ein kleines bißchen anders gewählt, vielleicht, wer weiß, gäbe der wackere Reinelt, der im übrigen bis dahin als Umweltpolitiker nicht hervorgetreten war, dem BUND-Befund mehr oder weniger recht. Nun ist er aber über Nacht leibhaftiger Staatssekretär geworden - und verkündet "namens der Landesregierung", daß es so schlecht beileibe nicht stehe um die Naturschutzgebiete im Lande. Die CDU, die nach zwanzig Jahren Alleinherrschaft irgendwie die Hauptverantwortung trägt für den Zustand der fraglichen Gelände, nimmt die artige Richtigstellung des neuen Partners mit stiller Genugtuung zur Kenntnis.
So geht das, wenn man wie Baden- Württembergs SPD nach verlorener Wahl in die Regierung gezwungen wird. Allerdings ist die Startphase der Koalition vorüber, und miteinander im Sinn haben die beiden Partner so recht immer noch nichts. SPD-Abgeordnete schildern beredt das eisige Schweigen, das nach wie vor herrscht, wenn sie im Aufzug einen Koalitionsfreund von der anderen Fraktion treffen, sogar "wenn der im selben Ausschuß sitzt wie ich". Parlamentsferien werden in diesem Sommer von manchem besonders innig herbeigesehnt, weil sie über die Erholung hinaus endlich Zeit geben, die Kompromisse zu verdauen, die für diese Regierungsbildung nötig waren.
Für Empfindsame unter den Stuttgarter Politikern sind es mehr als Kompromisse, nämlich Verletzungen gewesen. Und wofür hat man sie in Kauf genommen? Um dem Land eine Regierung zu geben. Aber es ist fraglich, ob das von ihren Chefs vollmundig als "Reformkoalition" gepriesene Notbündnis wesentlich mehr zuwege bringen wird als Erfolge auf den drei Feldern, auf denen ein konkreter gemeinsamer Wille zu erkennen ist: beim Sparen, beim Wohnungsbau und beim Umbau der Verwaltung.
Ein ernstes Romankapitel wäre beispielsweise damit zu bestreiten: In einer anderen Plenardebatte setzten die Grünen eine namentliche Abstimmung im Zusammenhang mit dem Gruppenantrag durch, den kurz zuvor der Bundestag im Sinne einer Fristenlösung beim Abtreibungsparagraphen 218 verabschiedet hat. Die Landesregierung möge ihr Verhalten im Bundesrat am Ergebnis einer solchen namentlichen Abstimmung im Landtag ausrichten, begehrte Grünen-Chef Fritz Kuhn. Natürlich wäre dann vor aller Welt der Dissens sichtbar geworden, der CDU und SPD in dieser zentralen Frage trennt. In der Koalitionsvereinbarung wurde er mühsam genug dadurch überbrückt, daß man Stimmenthaltung im Bundesrat beim Thema 218 verabredete.
Angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Länderkammer bedeutet Stimmenthaltung, daß Baden-Württemberg die Fristenlösung widerstandslos passieren läßt - eine für Teile der CDU erschrekkende und äußerst schmerzliche Vorstellung. Erwin Vetter, der bisherige Umwelt- und jetzige Minister in Erwin Teufels Staatskanzlei, tat in dieser Lage, was ein Politiker gewöhnlich nicht tut: In aller Form bat er die anderen Parteien, nicht weiter "Salz in die Wunde zu streuen" und von Anträgen dieser Art abzulassen.
Das Stuttgarter Koalitionskorsett jedenfalls ächzt an allen Ecken und Enden - die Frage ist bloß, ob es einmal heißen wird, das seien die unvermeidlichen Startprobleme gewesen oder Symptome eines Anfangs vom Ende. Gewiß, es gab die Parteitage von CDU und SPD, die sich ins Unvermeidliche fügten, und es gibt den offenkundigen Willen derer, die den Karren an vorderster Stelle ziehen, jedenfalls nicht so bald im Schlamm stecken zu bleiben. Die Hauptverantwortung liegt beim vierköpfigen Koalitionsausschuß: Erwin Teufel als Regierungschef und der Fraktionsvorsitzende Günther Oettinger seitens der CDU sowie Wirtschaftsminister Dieter Spöri und Landes- und Fraktionschef Uli Maurer bei der SPD sind und haben sich selbst zum Erfolg verurteilt. Teufel und Spöri, heißt es immer wieder, ohne daß diese beiden ziemlich verschlossenen Männer die Gründe dafür erkennen ließen, können erstaunlich gut miteinander. Aber sonst? Viele kleine Feuerstellen lassen sich entdecken.
Programmiert sind die Streitereien durch den Umstand, daß die 88seitige Koalitionsvereinbarung in manchen Punkten eben doch nicht so klar ist, wie ihre ermatteten Väter behaupteten. Folglich verging bis zum Beginn der Sommerpause in der vorigen Woche kaum ein Tag ohne Gezerre über Geist und Buchstaben dieses Koalitionsfundaments.
Per Interview teilte etwa der neue Umweltminister, der bisherige SPD-Bundestagsabgeordnete Harald B. Schäfer, seine Überzeugung mit, die Pläne für den Sondermüllofen in Kehl am Rhein seien nach dieser Koalitionsvereinbarung "praktisch tot". Teufel und Vetter traten dem umgehend entgegen, ersterer nicht ohne erkennen zu geben, daß dieser Schäfer ihm und anderen Christdemokraten ohnehin mächtig auf die Nerven geht. Als nächster war Frieder Birzele an der Reihe. Die Bonner Welt ließ der neue Innenminister wissen, für ihn sei keineswegs ausgemacht, ob es tatsächlich eine Grundgesetzänderung in Sachen Asyl geben müsse. Zwei Tage gingen ins Land, dann meldete sich CDU-Generalsekretär Volker Kauder zu Wort: "Ich warne Birzele davor, mit seinen persönlichen, der Koalitionsvereinbarung nicht entsprechenden Interpretationen einen Sprengsatz an die Koalition zu legen", bellte der CDU-Bundestagsabgeordnete. Einmal in Fahrt, rüffelte Kauder auch Schäfer wegen der warmen Worte, die der für ein Tempolimit gefunden hatte. "Harald B. Schäfer muß daran erinnert werden, daß er als Minister nicht mehr wie in seinen langen Jahren als Oppositionspolitiker alles sagen kann, was ihm gerade einfällt", schrieb Kauder dem Koalitionsfreund ins Stammbuch und setzte eins drauf mit der Aufforderung, der Unbotmäßige möge eine Karte mit den bereits bestehenden Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den Autobahnen im Lande vorlegen.
Die noch viel längere Liste der Zusammenstöße zeigt: Noch wächst nicht einmal ansatzweise zusammen, was offenbar doch nicht recht zusammengehört. In dieser Verfassung ist die große Koalition in Stuttgart alles andere als ein Modell für Bonn - eher könnte sie als Indiz dafür gelten, daß beide Parteien dort die Hände davon lassen sollten, solange sie rechnerisch andere Optionen haben.
NEU-ISENBURG. Ein 20 Jahre alter Mann wurde am frühen Sonntagmorgen gegen drei Uhr auf der Frankfurter Straße von zwei Männern niedergeschlagen. Laut Polizeiangaben soll der Mann, als er am Boden lag, mit einer Waffe bedroht worden sein. Ihm wurden Papiere und Bargeld im Wert von 300 Mark gestohlen. Einer der zwei Täter wird folgendermaßen beschrieben: Er ist 1,75 Meter groß und zirka 20 Jahre alt. Er hat schwarze, nackenlange, gewellte Haare. Die Kripo Offenbach sucht Zeugen, die den Überfall gesehen haben. Hinweise unter Telefon 069 / 8090-259. dok
WIESBADEN. Gegen einen "Umweltbann für den Wohnungsbau" hat sich der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Jörg-Uwe Hahn ausgesprochen. Hahn verlangte, "beispielsweise potentielle Baugründe entlang von Naturschutzgebieten oder anderweitig ökologisch relevanten Arealen ohne bürokratischen Schnickschnack als Bauland auszuweisen".
"Es ist wichtiger, Obdachlose von der Straße zu holen, als einzelne Bäume zu erhalten", sagte Hahn, der bei der Wohnungsbaupolitik "Menschenschutz vor Pflanzenschutz" setzen will. Für Eingriffe in die Natur sei ein finanzieller Ausgleich zu entrichten. Den Gefahren der Versiegelung der Landschaft sollte mit dem vorgeschriebenen Bau von Regenwasserzisternen begegnet werden, um den Zielkonflikt zwischen Natur und Wohnungsbau zu mindern. gra
ESCHBORN. Als Heimwerker betätigten sich zwei gebürtige Russen in der Bahnhofstraße: Sie schraubten Sonntag nacht an einem Audi, bauten die Stoßdämpfer aus, demontierten Elektroteile und nahmen das Armaturenbrett auseinander. Der so bearbeitete Wagen jedoch gehörte einem anderen.
Einem Nachbarn waren die Bastler zu nächtlicher Stund' aufgefallen. Er rief die Polizei, die gleich zwei Streifenwagen auf Tour schickte. Am Tatort trafen die Beamten einen Russen an, der eifrig beim Schrauben war. Derart überrascht, ließ er sich ohne Widerstand festnehmen. Auch seinen Komplizen hatten die Polizisten flugs ausfindig gemacht: Er stand eine Ecke weiter, beobachtete das Geschehen.
Der Besitzer des Autos allerdings mußte seinen Wagen gestern erst einmal in die Werkstatt bringen, um die ausgebauten Teile wieder an den rechten Fleck bringen zu lassen. kkü
WIESBADEN. Gegen ein vorschnelles Verbot von Satellitenschüsseln zum Fernsehempfang durch hessische Gemeinden hat sich der medienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Gert Lütgert, ausgesprochen. Angesichts von Bemühungen der Gemeinden, die Verschandelung des Ortsbildes durch Satellitenschüsseln mit kommunalen Satzungen zu untersagen, verwies Lütgert auf das Grundgesetz. Dort sei das Recht garantiert, sich "aus allgemein zugänglichen Quellen zu unterrichten".
Wer als Gemeinde diese Informationsfreiheit einschränke, der geht nach Ansicht des SPD-Politikers ein hohes Prozeßrisiko ein. Satellitenschüsseln böten in Mittelgebirgslagen häufig die einzige Möglichkeit, von der Programmvielfalt zu profitieren. Außerdem sei nicht damit zu rechnen, daß die Post auch die ländlichen Gemeinden verkabeln wird. gra
&blt; Drama und Teuflische Show
Im Rahmen des Summertime-Festivals spielt am heutigen Mittwoch um 15 Uhr das Kölner N. N. Theater im Historischen Garten vor dem Dom eine witzige Version von Euripides Tragödie "Alkestis". Teuflisch geht es bei der Preddy Show Company dann um 21 Uhr im Hof des Historischen Museums, Saalgasse 19, weiter. Die Gruppe zeigt ihr Stück "Auf Teufel komm raus", einen Show-Cocktail aus Travestie, Tanz und Songs. Der Eintritt für beide Veranstaltungen der Frankfurter Summertime ist frei. &blt; Vernissage mit Zwieback & Stache Ein Projekt mit Künstlern aus Leipzig beginnt am heutigen Mittwoch, 8. Juli, um 23 Uhr mit einer theatralischen Austellungseröffnung von Wolfgang Krause Zwieback, H.-Christoph Bigalke und Erwin Stache im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4. "Das ausgestellte Tafü-Lafö" präsentiert Fotos, Sprache, Zeichnungen, Klang und Objekte. Besichtigen kann man die Schau bis zum 30. Juli dienstags bis sonntags von 15 bis 19 Uhr. &blt; Führungen in der Munch-Ausstellung Die Frankfurter Schirn, Römerberg, veranstaltet am Mittwoch, 8. Juli, zwei Führungen in der Edvard-Munch-Ausstellung, die derzeit in der Kunsthalle zu sehen ist. Um 11 Uhr referiert Ingrid Ehrhardt über "Angst und Melancholie im Oeuvre Edvard Munchs", um 19 Uhr spricht Ursula Woeckel über "Frauenbild und Geschlechterkampf im Werk Edvard Munchs". &blt; Mittwochsführungen im Museum Das Liebieghaus, Schaumainkai 71, veranstaltet am heutigen Mittwoch, 8. Juli, um 18.30 Uhr eine Führung zum Thema "Johann Christian Wenzingers (1710 - 1797) Ölberggruppe aus Staufen". Heute um 18 Uhr bietet das Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, eine Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali" an; und im Deutschen Architekturmuseum, Schaumainkai 43, findet um 18 Uhr eine Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" statt. &blt; Ausklang der Schloßkonzerte Am Mittwoch, 8. Juli, und Donnerstag, 9. Juli, musiziert das Amsterdamer Loeki Stardust Quartet auf Schloß Weilburg. Auf dem Programm stehen Blockflötenkompositionen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Die Konzerte sind eigentlich ausverkauft, doch gibt es bei gutem Wetter - wenn das Konzert draußen stattfinden kann - an der Abendkasse zusätzliche Karten. &blt; Über die Teezeremonie Im Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, kann man am heutigen Mittwoch um 18 Uhr an einer Führung teilnehmen zum Thema "Moderne japanische Teekeramik vor dem Hintergrund der Teezeremonie". &blt; "Hair" in Dreieichenhain Auf der Freilichtbühne in der Burg Dreieichenhain ist vom 8. bis zum 10. Juli und am 21. und 22. August das Musical "Hair" zu sehen, gespielt und gesungen von der Broadway Musical Company New York, die auch im vergangenen Jahr schon bei den Burgfestspielen gastierte. Vorstellungsbeginn um 19.30 Uhr, Karten unter der Nummer 0 61 03 / 37 80 37.
Schwere Kopfverletzungen und Prellungen erlitten am späten Sonntag abend bei einem Unfall in der Nordweststadt die 17, 22 und 23 Jahre alten Mitfahrerinnen eines 22jährigen Autofahrers: Auf der Rosa-Luxemburg-Straße war der junge Mann in seinem Auto gegen 20.40 Uhr auf der linken Spur unterwegs und geriet nach Angaben der Polizei durch zu hohe Geschwindigkeit ins Schleudern.
An der Unfallstelle stellte die Polizei in einer leichten Linkskurve eine fast 100 Meter lange Gummiabrieb-Spur fest, die die Räder auf dem Asphalt hinterlassen hatten. Bei dem Unfall war der Wagen des 22jährigen nach rechts abgekommen, über die zweite Fahrspur geglitten und erst in einem Gebüsch stehen geblieben.
Die drei Mitfahrerinnen mußten ins Krankenhaus gebracht werden. An dem Wagen entstand Totalschaden. ing
Mit überraschenden Ergebnissen und neuen Meistern endeten die hessischen Bowlingmeisterschaften im Trio auf der Frankfurter Anlage am Rebstock. Bei den Frauen verwiesen die Teams vom Sachsenhäuser BV die drei Bundesligisten BV 77, Nordwest und FTG auf die Plätze drei bis fünf. Der Titel ging an SBV II mit 6689 Pins (Schnitt 185,8) vor SBV I mit 6461 Pins (Schnitt 180,3). Bei den Männern gewann ebenso überraschend Aan Schwanheim mit 6887 Pins (191,3) vor BC Darmstadt mit 6750 (187,5) und FTG 47. bm
rb MÜNCHEN. Die Bundesregierung favorisiert bei dem geplanten Programm zur Sanierung der osteuropäischen Kernkraftwerke eine "internationale Lösung". Dies betonte ihr Sprecher Dieter Vogel beim Wirtschaftsgipfel der G-7-Staaten. Nach dem Münchner Treffen werde man "sehr rasch" und auf hoher politischer Ebene mit den dort Verantwortlichen über eine schnelle Umsetzung sprechen. "Hier tickt eine Zeitbombe."
Demgegenüber lehnen die USA und Japan eine Vergabe der auf 700 bis 800 Millionen Dollar bezifferten G-7-Mittel über internationale Organisationen ab und plädieren für koordinierte zweiseitige Hilfsprogramme. Offenbar versprechen sie sich davon mehr Vorteile für ihre eigenen Nuklearindustrien.
Die ebenfalls in München vertretene EG-Kommission will in diesem Gipfel- Streit den Vermittler spielen. Denkbar seien sowohl bi- als auch multilaterale Aktionen, betont ein Sprecher der Brüsseler Behörde, wobei für letztere sowohl Kredite der Europäischen Entwicklungsbank als auch Euratom-Anleihen in Frage kämen. Die EG habe mit ihren beiden Programmen zur nuklearen Sicherheit in Osteuropa und der GUS (Phare und Tacis) in Höhe von 150 Millionen Ecu (rund 300 Millionen Mark) bis Ende 1992 diesbezüglich schon erste Schritte unternommen, während die USA und Japan bisher jeweils erst zwei bis drei Millionen Ecu zur Verfügung gestellt hätten.
FRANKFURT A. M. Die stellvertretende Vorsitzende des hessischen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat darauf hingewiesen, Erika Lotz, daß die Einführung eines Karenztages zur Finanzierung der Pflegeversicherung, bedeuten würde, daß jeder erste Krankentag vom Urlaub abgezogen würde - egal wie häufig ein Arbeitnehmer erkranke. Die Umwandlung eines Feiertages in einen Arbeitstag lehne sie ab, weil dies ausschließlich die Arbeitnehmer träfe.
Die Sprecherin des hessischen DGB, Marita Eilrich, kritisierte die niedrige Bemessungsgrenze für die Pflichtversicherung, weil so von einer Solidargemeinschaft keine Rede sein könne. Auf die Frage, ob der DGB Protestaktionen gegen den Karenztag plane, sagte Eilrich: "Das hängt nicht von uns ab, sondern davon, wie schnell die Einzelgewerkschaften in die Gänge kommen." ft
NEU-ANSPACH. Gertrud Krause war nur einmal bei der "Frauenselbsthilfe nach Krebs" in Bad Homburg. Die Begegnung war für die Anspacherin wie eine Befreiung. Die Wirkung dieses Erlebnisses ist noch heute zu spüren, wenn die 52jährige davon erzählt: "Es war wie ein geschützter Raum. Total! Alle Fragen konnten gestellt werden, sofort und ohne Bremsen. Ich habe keine Tabus gespürt."
Hinter dem Berg, im Usinger Land, ist Krebs hingegen noch weitgehend ein Tabuthema. Das hat nicht nur Gertrud Krause erfahren, deren Leben diese Krankheit vor dreieinhalb Jahren von Grund auf verändert hat. Martina McClymont-Nielitz weiß aus ihrer Familie, "daß trotz der dörflichen Struktur hier Kontakte abreißen. Leute kommen nicht mehr zu Besuch, weil sie Angst haben, jemand entstellt zu sehen. Je tiefer der Krebs im Körper ist, desto unheimlicher ist es den Leuten. Das sind Sachen, die hinter vorgehaltener Hand erzählt werden."
Von einer anderen Anspacherin, die inzwischen an Krebs gestorben ist, wissen beide Frauen, daß sie mit ihrer eigenen Familie nicht über ihre Krankheit sprechen konnte. "Sie wollte ihre Angehörigen nicht belasten. Und für ihren eigenen, inneren Kampf hat sie keinen Ort gehabt, wo sie hingehen konnte", erzählt Martina McClymont-Nielitz.
Der Frauentreff, eine Begegnungsstätte für Frauen im Usinger Land mit stetig wachsender Programmvielfalt, will von Ende August an auch ein Ort sein, wo krebskranke Frauen hingehen können. Gertrud Krause, Martina McClymont-Nielitz und Karin Krüger haben eine Gruppe "Frauenselbsthilfe nach Krebs" für das Usinger Land gegründet. "Weil hier hinten einfach etwas sein muß", wie Gertrud Krause findet. Der Weg nach Bad Homburg sei weit und die Verkehrsverbindungen vor allem für ältere Menschen seien schlecht. Hinzu kommt, daß die Bad Homburger Gruppe, die mit vier Leuten anfing, inzwischen 230 Mitglieder zählt.
Die Neu-Anspacherinnen wollen praktische Hilfe bieten. Dazu gehört die Möglichkeit, sich gemeinsam zum Schwimmen oder zur Sauna zu verabreden, um ein neues Körperbewußtsein zu entwikkeln. Fest geplant ist die Aufklärung über die Rechte von Krebskranken wie zum Beispiel die Möglichkeit, nach der Operation an drei aufeinanderfolgenden Jahren in Kur gehen zu können. Über Brustaufbau und Prothesen soll informiert werden und Erfahrungem mit Nachsorgekliniken können ausgetauscht werden. "Da fährt man dann mit einem ganz anderen Schwung hin als wenn man nur über die Krankenkasse vermittelt wird", weiß Gertrud Krause aus eigener Erfahrung.
Reichhaltiges Informationsmaterial ist dank des Netzwerkes "Frauenselbsthilfe nach Krebs" vorhanden, an das sich die Gruppe anschließt. Für Gertrud Krause ist dabei wichtig, daß die Informationen nicht nur einseitig aus der Schulmedizin stammen. Auch Homöopathie und Anthroposophie kommen zu Wort.
Die Gruppe, die sich vom 26. August an in vierwöchigem Rhythmus jeweils mittwochs von 15 bis 17 Uhr trifft, will sich vorerst keine Tagesordnung setzen. "Das Programm sind die Frauen selbst", meint Gertrud Krause. "Von mir selbst weiß ich, daß das Allerwichtigste ist, über sich selbst zu reden. Wie geht's mir heute." Die Gründungsmitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, die Hoffnung aufrechtzuerhalten. Gertrud Krause zweifelt nicht daran, daß es gelingen kann: "Als ich in der Bad Homburger Gruppe war, war die Atmosphäre kein bißchen bedrückend. Ich habe keine runtergezogenen Mundwinkel gesehen."
Interessentinnen können sich bei Gertrud Krause, Tel. 0 60 81 / 85 24, Martina McClymont-Nielitz, Tel. 76 80, oder beim Frauentreff, Tel. 4 37 22, melden. Je nach Nachfrage soll auch ein Abendtermin für Berufstätige angeboten werden.
Einen "zu engen Zuschnitt" habe der Umlandverband Frankfurt (UVF), er müsse angesichts des dräuenden Euro-Binnenmarktes "dringend erweitert" werden und mehr Kompetenzen in der Umwelt- und Verkehrspolitik und der Wirtschafstförderung bekommen. Das meinen die im Bezirksverband Untermain organisierten Jungen Liberalen ("Julis") und fordern eine entsprechende Novellierung des 17 Jahre alten UVF-Gesetzes.
Die "Julis" machen sich stark für eine Erweiterung des Verbandsgebiets nach Wiesbaden im Westen und Hanau im Osten. Das sei die optimale Betriebsgröße, um "den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden". Kirchturmspolitik habe "in der europäischen Union keine Chance" mehr. peh
FREUNDSCHAFTSSPIELE: SKV Mörfelden - FSV Mainz 05, Spvgg. Weiskirchen - Kikkers Offenbach (beide 18.30 Uhr), Usinger TSG - Eintracht-Amateure (19 Uhr).
HÖCHST. "Die Höchster sind noch mal davongekommen", findet Joachim Safran. Der "Marktmeister" des Vereinsrings zieht für das Altstadtfest trotz der Regeneinlage am Sonntag nachmittag ein rundweg positives Fazit. Denn "am Samstag war's einfach ideal", schwärmt er und freut sich im Nachhinein noch über die laue Sommernacht. Das läßt selbst den wenigen Schlaf vergessen. Keine Frage: "Das sind schon harte Tage", muß auch der hartgesottene und altgediente Festliebhaber zugeben. Doch die Belohnung für soviel Arbeit steht kurz bevor. "Ich fahr' mit meiner Frau zum ersten Mal seit acht Jahren wieder in Urlaub", freut sich Safran auf völliges Nichtstun.
Nichts mehr tun wollten die Mitglieder der SG Hoechst bereits am Sonntag. Nachdem es sich am Mittag so richtig eingeregnet hatte, verließ die SGler die Lust. Während andere Wirte mit kreativen Konstruktionen aus Plastik die ungehemmten Rinnsale bekämpften, mancher gar nur den Grill unters Vordach ziehen mußte, gab es für die SG am Dalberghaus keine technische Möglichkeit, der ungewollten Verdünnung der Getränke Herr zu werden. "Die sind regelrecht abgesoffen", zeigte der Marktmeister Verständnis für die Verkleinerung seines Imperiums auf nur mehr 54 Stände. Nicht beeindrukken ließ sich von dem Wetter dagegen die Union Brass Band. Ihre Mitglieder marschierten mit den Blechblasinstrumenten ungerührt durch die Altstadtgassen, gefolgt von einer beschirmten Menschenmenge.
"Rund" ging's am Sonntag morgen nicht nur beim internationalen Rennen um den Höchster Schloßturm. Doch bevor die Amateure übers Altstadtpflaster strampelten, kam erst mal die Polizei ins Schwitzen. 24 Autos mußten abgeschleppt werden. Obwohl die Strecke frühzeitig ausgeschildert worden war, standen die Wagen am Sonntag früh im absoluten Halteverbot. Der Startschuß zum Rennen konnte deshalb nicht wie geplant pünktlich um 8 Uhr fallen.
"150 000 Besucher mit steigender Tendenz": Der diensthabende Polizist in Höchst hatte nicht mit Zahlen gegeizt, als er am Sonntag mittag von der FR um eine Schätzung der Festgäste vom Samstag abend gebeten wurde. Der Journalistenkollege, der das Wochenende auf der Konkurrenzveranstaltung, dem Hochheimer Weinfest, verbrachte, meldete gleich Zweifel an. Wessen Fest nun auch immer das schönere, fröhlichere oder gemütlichere war: Wie die Polizisten die Zahl überhaupt schätzen, bleibt ihr Geheimnis. Wer weiß denn, ob die Besucher, die der Beamte X am Schloßplatz "zählt", nicht dieselben sind, die eine Stunde später am Justinuskirchplatz vom Beamten Y gesichtet werden? Am Montag jedenfalls beantwortete Polizeireviermeister Schall die Zahlen-Frage so: 90 000 Besucher am Samstag und 60 000 am Sonntag. set/tos
ESCHBORN. Ein verdächtig geparktes Auto verhalf der Polizei dazu, zwei junge Diebe im Schlaf zu überraschen. Die hatten sich mit einem grünen Kadett in ein Feld gestellt und zur Ruhe begeben.
Die Beamten klopften an die Scheibe, schreckten die beiden Jugoslawen (17 und 18 Jahre alt) am Sonntag vormittag aus dem Schlaf. Da beide keine plausible Erklärung für ihr Nickerchen geben konnten, ließen sich die Beamten den Kofferraum öffnen: Drinnen lagen vier Aluminium-Felgen und ein Radiorecorder mit abgeschliffener Seriennummer - allesamt gestohlen. Das Auto dagegen hatten sie wenige Tage zuvor in Rüsselsheim gekauft.
Die beiden jungen Männer wurden vorläufig festgenommen, nach dem Verhör aber wieder freigelassen. kkü
GALLUS. Die Stadtteilgruppe Gallus fordert, "unverzüglich" einen Bebauungsplan für das Wohnquartier gegenüber den Adlerwerken aufzustellen. Außerdem soll eine Veränderungssperre erlassen werden, "damit auch wirklich kein Stein verrückt werden kann", verlangt die Bürgerinitiative.
In ihrer jüngsten Sitzung machte die Gruppe die Grundstücksspekulationen im Viertel zum Thema. Dabei sei die große Zukunftsangst der Mieter deutlich geworden, die in dem Karree gegenüber den Adlerwerken wohnen, das von der Kleyerstraße bis zur Mainzer Landstraße und von der Galluswarte bis zur Rebstökker Straße reicht. Zahlreiche Mieter klagten, daß ihre Häuser verkauft worden seien und die neuen Eigentümer erklärt hätten, "sie müßten raus", die Häuser würden abgerissen.
Beispielhaft für die Entwicklung gegenüber dem Gallus Park I und II führte die Stadtteilgruppe die Umgebung des sogenannten "Buchmannhauses" an. Die Häuser Kleyer Straße 4 und 6 und die Häuser Mainzer Landstraße 241 bis 243 seien von der "Frankfurt-Feldberg Research GmbH" aufgekauft worden. "Den Mietern wurde in zahllosen Hausbesuchen mitgeteilt, sie müßten wegen baldigen Abriß' ausziehen", sagte Hermann Müller von der Initiative.
Zwar begrüßte die Stadtteilgruppe die vom Magistrat auf den Weg gebrachte Erhaltungssatzung für das Quartier. "Doch die Satzung entfaltet nicht die notwendige Sicherheit und Durchschlagskraft", betonte Müller. Dafür bedürfe es deutlichere Signale. Die Stadtteilgruppe hat sich nun erneut an den Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD) gewandt, um einen Bebauungsplan für das Viertel im Umkreis der Adlerwerke zu erwirken. Außerdem verlangt die Gruppe einen verstärkten Einsatz seitens der Stadt, um gegen leerstehende Wohnungen, Mietervertreibung und andere Schikanen "zum Zwecke der Wohnraumvernichtung" vorzugehen. rea
RONNEBURG. Die Endläufe für die Süddeutsche Grasbahnmeisterschaft auf dem MSC-Gelände in Ronneburg am Sonntag nachmittag wurden wegen Regens abgesagt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Konnte das Training am Samstag und Sonntag vormittag (die FR berichtete gestern) noch unter einigermaßen regulären Bedingungen ablaufen, so setzten unmittelbar vor der Entscheidung ergiebige Niederschläge ein, die den Parcours in eine Rutschbahn verwandelten.
Damit konnte gegenüber den Fahrern nicht mehr die notwendige Sicherheit garantiert werden.
Die Ausscheidung soll nun wahrscheinlich am Wochenende des 26. und 27. Septembers nachgeholt werden. hein
BAD ORB. "Mehrgenerationenwohnen" ist der Titel einer Wanderausstellung, die derzeit im Haus des Gastes in Bad Orb zu besichtigen ist. Das mit 25 Tafeln Schautafeln illustrierte Thema informiert über das Zusammenleben im Generationenverbund und staatliche Förderungen auf diesem Sektor. Es geht zurück auf einen Ideenwettbewerb, den Bundesministeriums ausgeschrieben hatte.
Gezeigt werden prämierte Entwürfe gemeinsamer Wohnmöglichkeiten junger und alter Menschen. Sie sollen beispielhaft demonstrieren, wie jung und alt bei einer ausgewogenen Mischung aus Nähe und Distanz "unter einem Dach" oder "um die Ecke" gut miteinander auskommen können. Eine Form des Zusammenlebens, die sie in früheren Zeiten selbstverständlich war, heutzutage jedoch kaum noch praktiziert wird.
Die Ausstellung, zu der Magistrat und Seniorenrat der Kurstadt einladen, wird am Mittwoch, 8. Juli, um 17 Uhr offiziell eröffnet und ist im Haus des Gastes bis zum 20. Juli zu sehen. jan
DARMSTADT. Insgesamt 1255 Kulturdenkmale und 90 unter Ensembleschutz stehende Objekte überwachen derzeit die behördlichen Denkmalschützer im Kreis Darmstadt-Dieburg. Ein Teil davon wird nach den Sommerferien schlagartig ins Blickfeld der Bürger gerückt. Dann nämlich, am 6. September, veranstaltet die Kreisverwaltung ihren "Tag des offenen Denkmals". An ihm werden für wenige Stunden selbst dort die Tore weit geöffnet, wo üblicherweise die Bevölkerung keinen Zutritt hat.
In Weiterstadt-Braunshardt beispielsweise gibt Freiherr von Maltzahn den "Luisenflügel" seines mit Millionenaufwand renovierten Rokokoschlosses kurzfristig zur Besichtigung frei. Die Einladung zum Schloßbesuch ist jedoch nur einer von vielen reizvollen Programmpunkten, die von den Mitarbeitern der unteren Denkmalschutzbehörde, zusammen mit Besitzern historischer Gebäude sowie zahlreichen, örtlichen Museums- und Geschichtsvereinen, gebündelt worden sind.
In den Gemächern des geschichtsträchtigen Gemäuers hielt einst gar Königin Victoria von England vorübergehend hof. Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, die spätere Königin von Preußen, verbrachte an diesem Ort einen Teil ihrer Kindheit.
Doch nicht nur Einblick in den Wohnstandard von Adelsfamilien wird ermöglicht. In Otzberg-Lengfeld wird eine alte Schmiede in Betrieb genommen, und im Ortsteil Hering legt der Verein für Landschafts- und Denkmalpflege einen Bilderlehrpfad in der historischen "Burgmannen-Siedlung" an. Alte Ansichten werden den unmittelbaren Vergleich mit der gegenwärtigen Situation erlauben.
In Dieburg wird mit einem Spaziergang "rund um die Stadtmauer" ein Rückblick in alte Zeiten verbunden. Auf dem jüdischen Friedhof, der nahezu 400 Jahre lang als zentrale Begräbnisstätte für Juden in Dieburg und 31 anderen Gemeinden diente, wird die Geschichte der Juden in Südhessen erläutert. In Babenhausen, wo gleichzeitig ein Altstadtfest gefeiert wird, veranstaltet der Geschichtsverein mehrere Stadtführungen und Schloßbesichtigungen.
Auch der Gang durch die weltweit einzigartige paläontologische Fossiliengrabungsstätte in der früheren Ölschiefergrube bei Messel zählt zu den Programmpunkten. Nicht zu vergessen die Verleihung des mit 5000 Mark dotierten Denkmalschutzpreises des Landkreises.
24 Stunden vor dem "Tag des offenen Denkmals" öffnet die Kreisbauverwaltung am 5. September ihre Türen und gibt den Bürgern einen Einblick in ihre Arbeit. Landrat Hans-Joachim Klein (SPD): "Wir wollen das Verständnis für die Denkmalpflege fördern und zugleich dokumentieren, wie die Menschen in unserer Region in früherer Zeit gelebt haben." Ein detailliertes Veranstaltungsprogramm ist bei der unteren Denkmalschutzbehörde erhältlich. Die Mitarbeiter dort sind unter der Rufnummer 0 60 71 / 2 92 32 zu erreichen. bre
cri LUDWIGSBURG. Die belebende Wirkung der ostdeutschen Nachfragespritze auf westliche Unternehmen beginnt nachzulassen. Diese Erfahrung muß zumindest die Bausparkasse Wüstenrot machen, die - wie die gesamte Branche - seit der Währungsunion enorm von den neuen Ländern profitiert hat. Waren die Zuwächse im abgelaufenen Jahr fast ausschließlich den neuen Kunden zwischen Rostock und Suhl zu verdanken, hat sich nun das Blatt gewendet. "Der Westen hält die Summe hoch", erläutert Geschäftsführer Walter Seuferle, "er gleicht den natürlichen Rückgang Ost aus." Dieser Traum könnte möglicherweise bis Ultimo in Erfüllung gehen, denn im ersten Halbjahr stehen vor den Kennzahlen noch Minuszeichen. Der Außendienst holte zuletzt rund 179 000 Verträge herein und damit 4,2 Prozent weniger als im entsprechenden Zeitraum der Vorperiode. Die eingelöste Summe sank leicht auf 6,7 Milliarden Mark. Rund ein Fünftel davon entfällt auf die neuen Länder.
Erschwerend kommt hinzu, daß sich die bisherigen Partner Hamburg-Mannheimer und DKV langsam aber sicher abseilen. Sie vermittelten im vergangenen Jahr neue Abschlüsse im Volumen von zwei Milliarden Mark, das insgesamt bei Wüstenrot - wie berichtet - um 2,5 Prozent auf 15,3 Milliarden Mark stieg. Die Zusammenarbeit mit den zum Allianz- Reich gehörenden Assekuranzen läuft wegen der Neuordnung der Beziehungen zwischen den Münchnern und der Dresdner Bank schrittweise aus. Einem Umstand, dem Wüstenrot-Geschäftsführer Otto Schäfer allerdings nicht zu große Bedeutung beigemessen haben möchte. "Strategischer Ansatz" seines Hauses sei es, auch diesen Ausfall auszugleichen. Ein, wenn auch nicht hinreichender, Ersatz wurde mit den neuen Kooperationsfreunden Agrippina und regional mit der Saarbrücker Assekuranz Savag gefunden. Schäfer und Seuferle fühlen sich voll "im Rahmen der Planung". Und das heißt, "die Erfolge des Jahres 1991 zu wiederholen".
Noch wohler würden sich die Ludwigsburger fühlen, wenn sie mehr Rückendeckung von den Ländern und aus Bonn verspürten. Wie schon so oft beklagen sie die falsche Wohnungspolitik. Bei der vergangenen Bundestagswahl und den verschiedensten Urnengängen in den Ländern habe das Problem der mangelnden Wohnraumversorgung zwar immer eine "nicht zu unterschätzende Rolle" gespielt, meint Schäfer. Und doch habe sich "nichts Grundlegendes bewegt". Die jüngste Verbesserung der Förderbedingungen nach Paragraph 10 e Einkommensteuergesetz für selbstgenutzte Heime findet er zwar gut und schön, aber bei weitem nicht ausreichend. Entscheidend für die künftige Versorgungslage der Bevölkerung sei, ob es gelinge, "die mittleren Einkommen für den Neubau von selbstgenutztem Eigentum auch in den Städten zu gewinnen, wie seit jeher auf dem Land". Solange dies nicht erreicht sei, würden sich gutverdienende Ein- und Zweipersonenhaushalte eine Mietwohnung im Bestand suchen und somit weniger gutsituierten Bürgern die Wohnung wegnehmen. Nach Ansicht Schäfers wären die Großstädte "deshalb gut beraten, Umschichtungen in ihren Förderetats zugunsten des Wohneigentums vorzunehmen". Und natürlich will Schäfer auch die "Anreize zum Bausparen" wieder stärker öffentlich unterstützt wissen.
Mit einem Anteil von 58 Prozent am addierten Konzerngeschäftsvolumen von 37,6 Milliarden Mark war die Bausparkasse auch in der abgelaufenen Periode das wichtigste Standbein der Ludwigsburger. Die zwei Banken steuerten 31 und die Lebensversicherung sieben Prozent bei. Als erfreulich verbucht Schäfer bei der Bausparkasse vor allem den Anstieg des für die Zuteilung wichtigen Geldeingangs um vier Prozent auf 7,5 Milliarden im vergangenen Jahr. Von Januar bis Juni wurden mit 3,5 Milliarden Mark 7,5 Prozent mehr verbucht. Nach einer "erheblich höheren Stärkung der inneren Reserven" blieb 1991 laut Schäfer im Konzern ein Überschuß von 47 Millionen und damit ein Fünftel weniger als zuvor übrig. Die Zahl der Beschäftigten kletterte innerhalb von zwölf Monaten um 900 auf 4888 Ende Dezember.
ROM, 6. Juli (dpa). In Italien streikten am Montag Eisenbahner und Fluglotsen. Durch den Arbeitskampf der Eisenbahner war stundenlang der Schienenverkehr lahmgelegt. Die Fluglotsen hatten am Sonntag mit Streikaktionen begonnen, die sich über zehn Tage hinziehen sollen.
Bisher war die Botschaft so skurril, wie der Übermittler selbst. "Just do it!" fordert Andre Agassi im Auftrag seines Ausrüsters die Sportler dieser Welt seit Monaten dazu auf, die von ihm vermeintlich salonfähig gemachten grellen Klamotten ebenfalls zu tragen.
Zumindest die Tennisspieler unter den Sportlern kamen diesem ultimativen Aufruf so wenig nach wie Nevada-Kid seinem eigenen Anspruch in der zweiten Bedeutungsebene. Von wegen "just do it!". Dreimal hatte Andre Agassi aus Las Vegas bis zum letzten Sonntag in Grand Slam-Endspielen auf das große Los gehofft, dreimal hatte er Nieten gezogen.
Daß Andre Agassi nun ausgerechnet in Wimbledon den Jackpot knackte, wo die Sitten so streng sind wie der Rasen kurz, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Nicht nur, weil er sich dem Diktat der Traditionalisten beugte und in blütenreines Weiß hüllte. Nicht nur deshalb, weil ein Bengel mit rotzigem Habitus, Zottelhaar und Ohrgehänge zu der feinen, englischen Verhaltensweise paßt wie die Faust aufs Auge. Sondern vor allem deshalb, weil da just auf einem Rasenplatz ein - freilich exzellenter - Grundlinienspieler das von einem Aufschlagspezialisten entfachte Feuer unter Kontrolle hielt. Freilich löschte Agassi nicht den von Goran Ivanisevic entzündeten Brand, nein, der 22 Jahre alte Mann goß direkt noch Benzin hinzu. Mit der fulminanten Rückkehr Andre Agassis, der schon in der Versenkung zu verschwinden drohte, feiert der Return ein aufsehenerregendes Comeback in Wimbledon.
Diese Botschaft ist die für die Tennisspieler bedeutende. Daß es mittels einer guten Aufschlagantwort möglich ist, der eindimensionalen Knallerei erfolgreich zu begegnen. Man muß weder Freund der oft langweiligen Grundlinienduelle noch Feind des unattraktiven Serve-ohne-Volley-Spiels sein, um diese Erfahrung zu begrüßen. Der neue Wimbledonsieger ist Kronzeuge dafür, daß die traditionellen Tennisregeln in ihrer jetzigen Form durchaus den Anforderungen des modernen, kraftbetonten Rückschlagspiels entsprechen. Und zwar sogar auf dem selektiven Rasen.
Andre Agassis Sieg ist gewissermaßen ein Triumph für die Verfechter des freien Schlag-Wettbewerbs gegen ein Service-Kartell. Was aber nicht heißt, daß Agassi nun gleich zum neuen Trendsetter des Rasentennis avancieren wird. Dazu spielt diese merkwürdige Mischung aus kleinem Jungen, Teenager-Idol, Clown, Grundlinien- und Vermarktungsgenius doch zu unorthodoxes Tennis. Großes Tennis.
REINHARD SOGL
Die bisherigen Cupgewinner Am Anfang dominierten die USA und Australien
1963: USA (Hard, Moffit, Caldwell).
1964: Australien (Smith, Turner, Ebbern).
1965: Australien (Smith, Turner, Tegart).
1966: USA (King, Heldman, Graebner).
1967: USA (King, Casals).
1968: Australien (Court, Melville).
1969: USA (Bartkowicz, Heldman, Richey).1970: Australien (Krantzkke, Dalton).
1971: Australien (Court, Goolagong, Hunt).
1972: Südafrika (Pretorius, Kirk, Delport).
1973: Australien (Goolagong, Coleman, Young).
1974: Australien (Goolagong, Fromholtz, Young).
1975: CSSR (Navrátilová, Tomanová, Bendlová).
1976: USA (King, Casals).
1977: USA (King, Evert, Casals).
1978: USA (King, Evert, Austin, Casals).
1979: USA (King, Evert, Austin, Casals).
1980: USA (Evert, Austin, Casals, Jordan).
1981: USA (Evert, Casals, Jaeger, Jordan).
1982: USA (Evert, Navrátilová, Leand).
1983: CSSR (Mandlíková, Suková, Skuherská, Budarová).
1984: CSSR (Mandlíková, Suková, Skuherská, Budarová).
1985: CSSR (Mandlíková, Suková, Marsíková, Holíková).
1986: USA (Navrátilová, Evert, Shriver, Garrison).
1987: Deutschland (Graf, Kohde-Kilsch, Bunge, Meier).
1988: CSSR (Zrubáková, Suková, Novotná, Pospísilová).
1989: USA (Evert, Navrátilová, Garrison, Shriver).
1990: USA (Capriati, Garrison, Gigi Fernandez, Fendick).
1991: Spanien (Sanchez, Martinez, Perez).
ski FRANKFURT A. M. In der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) fehlt es an vielen notwendigen politisch-rechtlichen und ökonomisch-institutionellen Voraussetzungen für effektivere Hilfe und Kooperation des Westens. Hier wiederum mangelt es an Opferbereitschaft sowie der Fähigkeit, Anstrengungen vernünftig zu bündeln und gezielt auf die für den Systemwandel in der Ex-UdSSR entscheidenden Schwerpunkte zu konzentrieren. Mit dieser Einschätzung warnt das Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien vor zu hochgesteckten Erwartungen an den Sieben-plus-eins-Gipfel der Regierungschefs der führenden Industrieländer und des russischen Präsidenten Boris Jelzin.
"Erforderlich sind präzisere Konzepte, bessere Mechanismen zur Umsetzung von Hilfe, flexible Institutionen sowie leistungsfähigere Verfahren für Entscheidung und Koordination auf nationaler und internationaler Ebene", heißt es in einer Analyse zum Münchener Wirtschaftsgipfel, in dem das Institut eine "wichtige Durchgangsstation" im Prozeß der Konzipierung und Realisierung westlicher Hilfe sieht. Diese müsse kurzfristig "zur Verhinderung politischer und technischer Katastrophen" beitragen. In der GUS seien stärkere Anpassungsschocks als in Polen, der CSFR und Ungarn unvermeidlich. Ein weiterer Einbruch der Wirtschaftsleistung um 20 bis 25 (1991: 15) Prozent sei 1992 "durchaus möglich".
Container versetzt HANAU. Die Papier- und Glascontainer an der Karl-Rehbein-Schule wurden jetzt an die Main-Kinzig-Halle in der Eberhardstraße versetzt. jur
Der Federation-Cup wird im K.o.-System ausgetragen. Es treten jeweils die Nummern 2 und die Nummern 1 zweier Teams gegeneinander an, anschließend wird das Doppel gespielt. Bei der Auslosung der ersten Runde am vergangenen Mittwoch wurde den Deutschen Neuseeland als Auftaktgegner zugelost. Wie die übrigen Paarungen lauten, ist in der Graphik oben nachzulesen.
Die Verlierer der ersten Runde spielen eine Relegation (Play-off), um vier Teams zu ermitteln, die 1993 in der nur noch mit 24 Teams ausgespielten Hauptrunde antreten dürfen. Ausgetragen werden in diesem Jahr also insgesamt 43 Begegnungen. Gespielt wird von Montag bis Freitag jeweils ab 11.30 Uhr und gleichzeitig auf bis zu zehn Plätzen. Das zweite Spiel auf dem Centre Court sowie auf Court Nr. 1 beginnt jeweils um 13.30 Uhr. Die Halbfinalspiele am Samstag beginnen um 13.00 Uhr, das Finale am Sonntag um 12.00 Uhr. Hauptrunde und Play-offs Montag, 13. 7.: Acht Spiele der ersten Hauptrunde (obere Hälfte des Tableaus).
Dienstag, 14. 7.: Acht Spiele der 1. Runde (untere Hälfte des Tableaus) - Zwei Play-off-Spiele.
Mittwoch, 15. 7.: Acht Spiele (2. Runde) - Zwei Play-off-Spiele.
Donnerstag, 16. 7.: Zwei Spiele (Viertelfinale) - Vier Play-off-Spiele.
Freitag, 17. 7.: Zwei Spiele (Viertelfinale) - Vier Play-off-Spiele.
Samstag, 18. 7.: Zwei Spiele (Halbfinale). Sonntag, 19. 7.: Endspiel.
Der Tie-Break wird beim Stand von 6:6 im ersten und zweiten Satz gespielt, jedoch nicht im dritten und entscheidenden Satz. FR
Sieben Gastfamilien für junge berufstätige US-Amerikaner sucht die Landesstelle der Carl Duisberg Gesellschaft (CDG) im Rhein-Main-Gebiet. Die Gäste reisen im Oktober an und kommen für ein Jahr als Stipendiaten des neunten parlamentarischen Patenschafts- und Austauschprogramms von Bundestag und US-Kongreß nach Deutschland. Hier werden sie von der CDG betreut: Sie offeriert den jungen Leuten einen zweimonatigen Sprachkurs und anschließend die Möglichkeit, zehn Monate lang auf eine Berufsfach- oder Hochschule zu gehen und/ oder Berufspraktika zu absolvieren. Außerdem sollen sie "einige Monate" in einer deutschen Familie leben.
Wer einem Stipendiaten Quartier geben will, wende sich an die CDG-Stelle in der Goethestraße 4-8, Telefon 28 56 08. Auf Wunsch wird Gastgebern auch ein Monatszuschuß für Unterkunft und Verpflegung gezahlt - bis zu 350 Mark. peh
PN LONDON, 6. Juli. Die britische Regierung versucht verzweifelt, das Projekt des Euro-Fighters "Jäger 90" zu retten, aus dem die deutsche Bundesregierung auszusteigen plant. Während Premierminister John Major gestern am Rande des G-7-Gipfels in München Bundeskanzler Helmut Kohl und den italienischen Regierungschef Giuliano Amato zur weiteren Kooperation am "Jäger 90"-Projekt zu bewegen suchte, erörterte in London Verteidigungsminister Malcolm Rifkind mit seinem deutschen Kollegen Volker Rühe die Konsequenzen des deutschen Rückziehers.
Rifkind machte Rühe gegenüber deutlich, daß London die prinzipielle Entscheidung der Deutschen aus militärischen ebenso wie aus finanziellen und industriellen Gründen für verfehlt hält. Die Entwicklung eines "leichteren" Alternativ-Flugzeugs, meinte Rifkind, würde praktisch keine Kostenersparnis bringen. Eine generelle Verminderung der Kosten des "Jäger 90"-Projekts hingegen, an dem außer Großbritannien noch Italien und Spanien beteiligt sind, wäre nach britischer Ansicht möglich und wünschenswert. Premier Major hatte am Wochenende bereits signalisiert, daß London sich um eine solche drastische Kostensenkung bemühen werde. Aufgeben wollen die Briten das Projekt auf keinen Fall. Rund 40 000 Arbeitsplätze in der britischen Militärindustrie hängen an der Produktion des "Jäger 90".
Rühe machte seinem Gastgeber klar, daß die Regierung Kohl eine Billigversion des "Jäger 90" nicht für realistisch halte: in diesem Punkt seien sich Bonn und London nicht einig. Der Verteidigungsminister sagte, er habe in London seinen Vorschlag bekräftigt, mit weiteren Partnern ein gänzlich neues, um 30 bis 40 Prozent billigeres Flugzeug zu entwerfen. Eine solche Kursänderung biete "die Chance für weitere Kooperation" möglicherweise aller WEU-Staaten. Arbeitsplätze, sagte Rühe, seien nicht der Kern des Problems. Im übrigen werde Bonn aber alle eingegangenen finanziellen Verpflichtungen zum "Jäger 90" einhalten.
Die Planer vom Bad Homburger Büro Thoma und Partner wissen vielleicht gar nicht, wie dringlich ihre Arbeit im Frankfurter Gallus erwartet wird. Im vergangenen Jahr bekamen die Fachleute vom rot-grünen Magistrat den Auftrag, ein "Leitkonzept Gallusviertel" zu erarbeiten. Für die Stadtregierung sollen sie erfassen, wie es um das Wohnen und Arbeiten im Gallus, um den Autoverkehr, die Spielplätze und das Grün bestellt ist - als "Orientierungshilfe für die Bevölkerung" im Strukturwandel. Und als "langfristige Perspektive städtischen Handelns" für "Wirtschaft und Investor".
26 700 Bewohner zählte das Gallus 1991, davon etwa 42 Prozent Ausländer. Im Stadtplanungsamt kalkuliert man "erhebliche Verschiebungen auf Kosten der gewerblichen Arbeitsplätze" ein und eine Bedrohung der "heutigen Wohn- und Mischgebiete".
Im Mai 1992 sollte das Konzept aus Bad Homburg eigentlich im Römer vorliegen. Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), rechnet jetzt "im August" mit den Ergebnissen.
Hermann Müller von der Stadtteilgruppe Gallus weiß angesichts der längst zu registrierenden Veränderungen im Viertel nicht recht, ob er weinen oder lachen soll: "Dieser Rahmenplan greift doch gegen den Strukturwandel nie - das ist nicht mehr als eine Willenserklärung der Stadt!" Die Bürgerinitiative fordert, für das Wohnquartier an der Kleyerstraße unverzüglich den von Wentz versprochenen Bebauungsplan aufzustellen - und für die Übergangszeit eine Veränderungssperre zu erlassen, "damit auch wirklich kein Stein verrückt werden kann". Nur so bleibe "die Behauptung des Magistrats" glaubhaft, er wolle ernsthaft das Wohnen und Arbeiten schützen und entwickeln.
Die Erhaltungssatzung dagegen für das Gallus, an der das Stadtplanungsamt arbeitet, stößt bei der Initiative auf wenig Gegenliebe. Eine solche Satzung lasse jederzeit Ausnahmegenehmigungen zum Abriß oder zur Umwandlung von Miets- in Eigentumswohnungen zu. Ein Bebauungsplan kenne keine Ausnahmen und bleibe mindestens fünf Jahre in Kraft.
Im August wollen die Bürger auf breiterer Basis über die Zukunft ihres Viertels diskutieren - auf Einladung des "Bunten Bündnis Gallus". Dem gehören nicht nur die Stadtteilgruppe, sondern auch die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden an, die IG Metall und andere.
Und für September planen sie einen "ganz praktischen Informationsabend für die Mieter". Thema laut Müller: "Wie kann ich mich davor schützen, an die Luft gesetzt zu werden?" jg
. . . sagte der Spaziergänger zu dem Angler am Main: "Ei, Sie sitze ja immer noch da! Hawwe Se dann wenichstens Ihr Middaachesse beisamme?" Der Angler sagte: "Awwer klaro, Scheff! Bratworscht, Gereeste un Andiftschessalat!"
. . . sagte die Frau, die täglich die Enten am Anlegesteg füttert: "Gestern warn's zwaaunverrzich, un heut sin's vierunverrzich! Ei, wer is dann da neu?", und der Mann, der daneben stand, sagte: "Ich maan, da hinne hebt ewe aa ihr Schwänzje!"
. . . nahm die Frau am Gemüsestand die Gurke in die Hand und drückte sie und sagte zur Gemüsefrau: "Ei, die is ja ganz waasch, die Kummer!", und die Gemüsefrau sagte: "Kaa Wunner net! Sie sin die finft, die wo se drickt!"
. . . las der Typ das Schild neben der Wirtshaustür, und er sagte: "Wauh! Äärkondischning! Da mache merr enei!" Und er ging hinein mit seinen Freunden, und drinnen war es muffig und heiß, und der Typ sagte zur Wirtin: "Was en Mordsmief hier! Ei, Sie hawwe doch Äärkondischning drauß stehe!", und die Wirtin sagte: "Unser Klimaalaach is kabutt! Dadefier hawwe merr e groß' Speisekart, meine Herrn! Zem Fäschele!"
DIETZENBACH. Plötzlich, so berichtete die Polizei, habe der VW-Käfer am Sonntag morgen in einem Vorgarten am Fasanenweg gestanden. Die Beamten konnten einen 16jährigen schnappen, der für die Spritztour ohne Führerschein verantwortlich sein soll. Die Polizei ordnete eine Blutprobe an, weil der Junge offenbar Alkohol getrunken hatte. Wie der Heranwachsende zu dem Auto gekommen war, wird zur Zeit ermittelt. fin
Auf einem Spielplatz im Fechenheimer Leinpfad haben am frühen Sonntag morgen Passanten die Leiche eines bislang unbekannten Mannes gefunden. Er soll nach Angaben der Polizei seiner Drogensucht zum Opfer gefallen sein.
Im linken Arm des etwa 25 bis 30 Jahre alten Mannes wurde ein frischer Einstich festgestellt. Neben seiner Leiche fanden die Beamten eine Einwegspritze, einen Löffel, an dem Ruß haftete, und andere Utensilien. Der noch nicht identifizierte Mann war mit einer Jeans bekleidet und trug ein schwarzes Sweat-Shirt, braune Halbschuhe sowie weiße Socken.
Er war bereits das 74. Drogenopfer in diesem Jahr. ing
DREIEICH / LANGEN. Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren - auch kleinen Kindern nicht, die noch im Kinderwagen sitzen? Wolfgang Schmidt, Leiter des Dreieicher Präventionsprojektes Wildhof, war schockiert, als er beim Ebbelwoifest in Langen beobachtete, daß Kleinkinder am Stöffche nippten. Eine Studie der Universität Bielefeld (Umfrage bei 3600 Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren) besagt, daß bereits fünf Prozent der Dreizehnjährigen in Deutschland regelmäßig Bier, Wein oder Sekt trinken. Drei Prozent haben eine "Vorliebe" für Schnaps, Likör oder Weinbrand. Jugend- und Drogenberater Wolfgang Schmidt fragt: "Muß bei solchen Festen Alkohol der Mittelpunkt sein?"
FR: Daß Eltern ihren Kinder bei solch großen Festen, wie beispielsweise dem Langener Ebbelwoifest, auch mal ein Glas Alkohol anbieten, ist doch gang und gäbe. Sie waren erschüttert, als Sie solche Szenen beobachteten. Warum?
Schmidt: Grundsätzlich finde ich es erst einmal toll, daß diese Feste stattfinden. Aber inwieweit Kinder mit Alkohol dabei in Kontakt kommen, ist für mich sehr zwiespältig. Zum einen haben kleine Kinder von sich aus nicht das Verlangen, Alkohol zu trinken. Ebbelwoi ist sehr sauer, Bier sehr bitter - in der Regel kommt vom Kind gar nicht der Impuls, Alkohol trinken zu wollen. Deshalb finde ich es problematisch, wenn dann Erwachsene den Kindern Alkohol geben. Noch schlimmer ist es bei Jugendlichen, wenn Erwachsene zu ihnen sagen, jetzt sei kein Frosch, trink auch mal ein Glas. Da kommt der Jugendliche in einen fatalen Zugzwang. Und bei kleineren Kindern sollten Eltern das in keinster Weise fördern, auch nicht aus dem Spaß heraus.
FR: Wie sollen denn Kinder den Umgang mit Alkohol lernen?
Schmidt: Man muß es lernen, aber bei einem Kleinkind anzufangen, ist voll daneben. Jugendliche machen sowieso von ganz alleine die ersten Erfahrungen mit Alkohol oder Zigaretten. Da ist es wichtig, daß Eltern es registrieren, aufgreifen und mit ihnen darüber reden. Sie sollten sie fragen, wie es war, warum wird getrunken, was war angenehm, was war unangenehm, wie hat es gewirkt. Die Sauferei oder Trinkerei darf nicht völlig abgekoppelt vom Elternhaus laufen. Man muß sich darüber unterhalten.
FR: Dann sind also nur die Eltern gefordert?
Schmidt: Nein, bei einem Stadtfest zum Beispiel trägt auch die Stadt Mitverantwortung. Sie sollte erstens dafür sorgen, daß alkoholfreie Getränke immer billiger sind als Alkoholika. Zweitens weiß ich, daß oft zu solchen Festen ein Bieranstich durch den Bürgermeister gehört. Und da sollte man sich als Stadtoberhaupt Gedanken machen, ob das so in den Vordergrund gehört. Auch die Medien müssen sich überlegen, ob dieses Anstich-Foto der Aufmacher für den Bericht über die Veranstaltung sein muß. Wie soll man sonst Jugendlichen erklären, sie sollen den Umgang mit Alkohol lernen oder wenig trinken, wenn sie Stadtoberhäupter das Bierglas schwenken sehen!? Ich denke, man muß nicht beim Fest den Alkohol in den Mittelpunkt stellen. Man kann auch mit wenig Alkohol feiern und Spaß haben. Derzeit ist es aber noch so, daß Jugendlichen suggeriert wird, ein Fest ohne Alkohol sei kein Fest.
FR: Haben Sie bei Wildhof die Erfahrung gemacht, daß bereits sehr junge Menschen mit Alkoholproblemen zu Ihnen kommen?
Schmidt: Schwierig. Bis Alkohol problematisch wird, vergeht eine lange Zeit. Es gibt etliche - das wissen wir aus Erzählungen - 14- bis 15jährige, die regelmäßig Alkohol trinken. Aber die kommen erst zu uns nach weiteren drei Jahren. Dann nämlich, wenn die Leber kaputt ist, der Beruf den Bach runter gegangen ist, es in der Familie viele Störungen gab, und der Druck von außen so groß wird, daß ihnen gesagt wird, entweder passiert jetzt was oder wir schmeißen dich raus.
FR: Was muß sich Ihrer Meinung nach ändern?
Schmidt: Es muß klar werden, daß Suchtvorbeugung jeden und jede angeht, jede(r) kann sie machen und jede(r) ist verantwortlich. Wobei verantwortlich heißt, jede(r) in seinem privaten Bereich. Eltern sind verantwortlich für das, was in der Familie und Erziehung läuft; eine Schule für die Suchtprävention in ihrem Wirkungskreis; eine Stadt bei Festen oder sonstigen Aktivitäten. Die Medien tragen Verantwortung im Rahmen ihrer Berichterstattung. Die Politik insofern, daß sie überlegt, ob sie beispielsweise Werbeplakate für Zigaretten oder Alkoholika zuläßt. Keiner darf sagen, mit Suchtprävention habe ich nichts zu tun. So kann ein Jugendleiter im Sportverein sehr viel bewirken. Er kennt seine Leute und erlebt mit ihnen Niederlagen und Siege. Wenn da jemand sehr sensibel für die Suchtproblematik ist, kann er viel Positives bewirken. Jemand, der da sehr unsensibel ist, kann aber auch viel kaputt machen. Eine Sucht fällt schließlich nicht vom Himmel, da sind sehr viele Menschen dran beteiligt.
Das Gespräch führte Dorothe Knipp.
ISLAMABAD, 6. Juli (Reuter). Pakistan will sich bei Großbritannien um die Rückgabe des Diamanten Koh-i-Noor bemühen, den die britischen Kolonialherren Mitte des 19. Jahrhunderts nach London gebracht hatten. Der Stein sei Teil des kulturellen Erbes seines Landes, erklärte der zuständige Minister, Scheich Raschid Ahmed. In den siebziger Jahren hatte die britische Regierung eine ähnliche Anfrage Pakistans bereits abgeschmettert. Eine Rückgabe wäre auch nicht ganz einfach: Der Koh-i-Noor-Diamant ist längst Teil der britischen Kronjuwelen.
Die Briten hatten sich den Edelstein angeeignet, als sie 1849 Punjab annektierten. Das Gebiet wurde 1947 zwischen Indien und Pakistan geteilt.
OBERURSEL. Am Montag, 13. Juli, öffnet der bunte Bauwagen des Straßencafés "Durchblick" in der Adenauerallee wieder seine Tür. Und gleich am zweiten Tag steht ein Open-air-Konzert auf dem Programm. Die Gruppe Together tritt am Dienstag ab 18 Uhr auf.
Tags zuvor beginnt um 17.30 Uhr die diesjährige "Durchblick"-Saison. Bis 7. August ist das Straßencafé montags bis freitags jeweils von 16 bis 21 Uhr geöffnet. Die Freizeitaktivitäten - sie reichen von Sport über Musik bis zu Diskussionsrunden zum Thema Sucht - werden gemeinsam mit den jugendlichen Besuchern geplant.
Die Jugend- und Drogenberatung des Kreises organisiert das Projekt wie in den Vorjahren in Zusammenarbeit mit der Stadt Oberursel. stk
BAD HOMBURG. Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren können bei einem Singspiel mitmachen, das in der Opern- Werkstatt im E-Werk von Montag, 20., bis Freitag, 24. Juli, täglich von 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr einstudiert wird. Wer mitmachen möchte, kann sich bis Freitag, 10. Juli, täglich von 10 bis 12 Uhr beim Theaterpädagogischen Institut Otto Mayr, Tel. 0 61 72 / 4 28 49, anmelden. Das Singspiel heißt "Gretel und Hänsel", und die Kinder gestalten es unter Anleitung von zwei Theaterpädagogen.
Aufgeführt wird das Stück am Samstag, 25. Juli, 16 Uhr und am Sonntag, 26. Juli, 11 und 16 Uhr im Kurpark. s
Fünf Monate Warten auf einen Führerschein Fahrlehrer und -schüler sind sauer, Ämter unterbesetzt Von Joachim Mohr HOCHTAUNUSKREIS. Die Fahrlehrer im Kreis sind sauer auf die Führerscheinstelle im Landratsamt. "Früher dauerte es ungefähr sechs Wochen, bis ein Antrag auf einen Führerschein erledigt wurde, heute zwischen vier und fünf Monate", schimpft Fahrlehrer Wolfgang Lübow aus Bad Homburg, "das ist für uns wie für die Schüler zu lange." Karsten Trebst, Leiter der staatlichen Abteilung des Landratsamtes, in dessen Zuständigkeit die Führerscheinstelle fällt, bestätigt: "Es gibt einen Engpaß." Gleichzeitig wirbt er um Verständnis: "Wir bekommen keine neuen Leute bewilligt, obwohl der Personalmangel groß ist." Der Behördenweg eines "Antrags auf Erteilung der Fahrerlaubnis" ist genau festgelegt: Abgestempelt vom Einwohnermeldeamt, reicht ihn die Fahrschule mit Sehtest, Paßbild und Erste-Hilfe-Nachweis bei der Führerscheinstelle des Landratsamtes ein. Diese schickt ihn zum Kraftfahrt-Bundesamt nach Flensburg, wo überprüft wird, ob der Antragssteller eine weiße Weste hat. Anschließend geht der Antrag zurück an die Führerscheinstelle. Dort wird das amtliche Dokument korrekt ausgestellt, das Bild eingeklebt und zur Technischen Überwachung Hessen (TÜH) geschickt. Diese teilt dem Fahrlehrer eine "Rückmeldenummer" mit. Jetzt kann ein Prüfungstermin mit dem TÜH vereinbart werden, und der Schüler muß unter Beweis stellen, ob er sauber einparken kann oder nicht.
"Unsere Kunden vermuten oft, wir seien schuld, daß die Ausstellung der Papiere so lange dauert", beschwert sich Fahrlehrer Bernd Ott, "oder sie denken gar, wir würden die Zeit aus geschäftlichen Gründen künstlich verzögern." Dabei haben die seit einem halben Jahr stetig zunehmenden Verzögerungen nach Aussagen der Fahrlehrer auch für sie nur Nachteile: Termine für die Prüfungen festzulegen ist schwierig, da die Papiere häufig Wochen später als gewohnt eintreffen.
Hin und wieder müssen Prüfungen sogar abgesagt werden, weil die Papiere schlicht fehlen. Schüler, die bereits genügend ausgebildet sind, müssen unnötig auf die Prüfung warten. In kurzer Zeit - beispielsweise in zwei oder drei Monaten - den Führerschein zu machen, das ist für einen Schüler auch bei entsprechend intensivem Unterricht grundsätzlich unmöglich. Karsten Trebst vom Landratsamt bestätigt die Verzögerungen. "Wir bemühen uns, aber wir sind unterbesetzt." Er macht den Fahrlehrern wenig Hoffnung: "Kurzfristig wird das Problem nicht zu beheben sein." Die Arbeit der Führerscheinstelle werde immer mehr, es gebe die Arbeitszeitverkürzung und eine sechsmonatige Wiederbesetzungssperre für freiwerdene Stellen. Die Sparpolitik von Land und Kreis sei überall zu spüren. "Für einen optimalen Service bräuchte ich drei Stellen mehr, für einen guten Service zwei Stellen mehr, und sogar für einen nur hinreichenden Service müßte es eine Stelle mehr sein", rechnet Trebst vor.
Die Bundesrepublik Deutschland im Halbfinale gegen Australien. Es beginnt zu regnen. Die Prominenz unter den Zuschauern sucht Unterschlupf im Rotkreuzzelt. Im Pressezentrum, untergebracht in der Badestube des Kaiser-Wilhelm-Bades, klappern ein gutes Dutzend Schreibmaschinen. Mehr Journalisten aus aller Welt waren nicht angereist. Tennis-Federation-Cup anno 1973. Bad Homburg, die kleinste Stadt, die jemals die Mannschaftsweltmeisterschaft ausrichtete, war Schauplatz jenes Ereignisses, das damals vor allem unter dem Etikett familiär firmierte.
Frankfurt 1992. Das Ambiente ist weltmännisch - Tennis ein "global event." Alleine mehr als 200 Presseleute berichten über Serve and Volley, Fernsehbilder gehen rund um die Welt, und die 1500 sehr bedeutenden Persönlichkeiten (VIP), die im Tennisstadion erwartet werden, sind selbst bei noch soviel Wetterunbill nicht mehr auf die caritative Hilfe einer Wohlfahrtsorganisation angewiesen. In den VIP-Lounges ist angerichtet. Dem Service drinnen im Zelt soll es an nichts fehlen. Beim Service draußen bemühen sich Spielerinnen aus 32 Nationen um "weltmeisterliche" Qualität.
Allerersten Anspruch auf den Titel des Mannschaftsweltmeisters 1992 der Frauen erhebt das deutsche Team um seinen Kapitän Klaus Hofsäss. Mit der besten Empfehlung, die der Tennis-Zirkus zu vergeben hat, kommt Deutschlands Nummer 1 nach Frankfurt. Kaum eine Woche nach dem Triumph von Wimbledon greift die Weltranglistenzweite Steffi Graf zusammen mit Anke Huber, Barbara Rittner und Sabine Hack nach dem Weltmeisterpokal des Internationalen Tennisverbandes (ITF).
Ein dickes Fragezeichen zeigt sich allerdings hinter der momentanen Formkurve von Anke Huber. Die 17jährige ist in diesem Jahr noch nicht richtig in Tritt gekommen. Doch scheint das deutsche Doppel, in welcher Besetzung auch immer, stark genug, den dritten Punkt zu machen.
Der Computer der Spielerinnenvereinigung (WTA) verteilt jedenfalls schon einmal Vorschußlorbeer. Die Deutschen, mit der viermaligen Siegerin der All England Championships und der mittlerweile auf Rang neun in der Rangliste, die die Tenniswelt bedeutet, gekletterten Anke Huber (Karlsdorf), sind an Nummer eins gesetzt. Die Unlust einiger Spitzenspielerinnen erleichterte dem Rechner seine Arbeit. Obwohl Gabriela Sabatini (Argentinien) verzichtete, weil sie keine Startberechtigung für die Olympischen Spiele erhielt, die Weltranglistenerste Monica Seles nicht antreten kann, weil Jugoslawien sich nicht qualifiziert hat und die US-amerikanischen Asse Jennifer Capriati und Mary-Joe Fernandez die Einladung ihres Verbandes links liegen ließen, um sich gezielt auf Barcelona vorzubereiten, schlagen im Frankfurter Stadtwald fünf der zehn Weltbesten auf die Filzkugel ein.
Schärfste Konkurrentinnen bei den Duellen um den Silberpokal sind sicher die Titelverteidigerinnen aus Spanien. Das Team um die Weltranglistenfünfte Arantxa Sanchez schlug im vergangenen Jahr im Finale von Nottingham Seriensieger USA. Wie die Deutschen, kommen die Spanierinnen mit zwei absoluten Weltklassespielerinnen nach Frankfurt. Neben der Sandplatzspezialistin Sanchez spielt die Nummer acht der Weltrangliste, Conchita Martinez, auf. Den dritten Platz nimmt wie beim Sieg in Großbritannien Pili Perez ein.
Zu den "großen" Federation-Cup-Nationen neben den USA (14 Siege) und Australien (7) gehört zweifellos die Tschechoslowakei, die sich bereits fünfmal mit dem (früher inoffiziellen) Titel Weltmeister schmückte. 1975 half noch Martina Navratilova mit, die Trophäe in ihre alte Heimat zu holen. Später war die Emigrantin dreimal beteiligt, den Cup für ihre neue Heimat USA zu sichern. Mit Jana Novotna (11) und der Nummer 17 der Weltrangliste, Hana Sukova, stellt die CSFR wieder ein Team, das für jede Überraschung gut ist, zumal auch Radka Zrubakova noch zu den 30 Besten zählt. Zum erweiterten Favoritenkreis zählen noch Frankreich mit Nathalie Tauziat (13), Marie Pierce und Julie Halard sowie das bulgarische Familienunternehmen Maleeva mit den Schwestern Katerina (11) und Magdalena. Den etablierten Nationen am Netz den ein oder anderen gehörigen Schreck einjagen möchten vor allem die Indonesierin Yayuk Basuki, die Anke Huber in Wimbledon eine bittere Drittrundenniederlage beibrachte, und die Japanerin Kimiko Date, die sich beharrlich auf Rang 18 der Weltrangliste vorarbeitete. Vorarbeiten müssen sich auch wieder die US-Amerikanerinnen, die in Frankfurt an sechs gesetzt sind. Gigi Fernandez (22) und Lori McNeil (25) führen die Mannschaft des Rekordsiegers an. Auf jeden Fall will das Team von Marty Riessen am Main nichts dem Zufall überlassen. Penibel haben sie die Hotelzimmer studiert und genau geprüft, ob das Bett für die sechs Fuß Größe (1,83 Meter) und die 68 Kilo von Pam Shriver auch geeignet ist. Schließlich ist die einstige Nummer drei der Weltrangliste nicht nur die Nummer drei der USA, sondern auch Präsidentin der Spielerinnenvereinigung WTA.
Frankfurt sieht auf der Sportbühne wieder einen Gast, der von dort aus politischen Gründen lange verbannt war (allerdings waren die Tennisverbände in dieser Frage nie sehr schamhaft). Südafrika, 1972 Gewinner des Federation Cup, tritt nach 1977 zum erstenmal wieder an. 1973 in Bad Homburg kam es zum Eklat, als sich Rumänien wegen der Apartheid weigerte, gegen Südafrika zu spielen. 1992 ist (fast) alles anders. So ändern sich die Zeiten. JÜRGEN AHÄUSER
HÖCHST. Einen alkoholisierten Randalierer hat die Polizei am Sonntag morgen in der Thiotmannstraße festgenommen. Einem Zeugen war gegen 7.20 Uhr aufgefallen, wie der 17jährige am Bahnhof einen Schaukasten einschlug.
Bevor die Beamten in der Thiotmannstraße zugreifen konnten, warf der 17jährige noch ein Motorrad um und trat die Windschutzscheibe eines VW Golf ein.
Seinen Rausch durfte der Randalierer in der Ausnüchterungszelle des 17. Reviers ausschlafen. tos
HATTERSHEIM. Mit Knochenbrüchen und Prellungen lieferte der Notarzt einen 27jährigen Motoradfahrer ins Krankenhaus ein: Der Mann war mit seiner Maschine in einer Kurve gestürzt, hatte sich dabei schwer verletzt.
Nach Angaben der Polizei war der 27jährige am Sonntag abend von Okriftel nach Hattersheim unterwegs. In einer langezogenen Linkskurve gab er offenbar zu viel Gas, verlor auf der nassen Fahrbahn die Kontrolle über sein Gefährt und stürzte in einen drei Meter tiefen Graben am Hessendamm. Dabei zog er sich einen offenen Unterschenkelbruch sowie eine Armfraktur zu.
Neben Erster Hilfe ordnete die Polizei alleridngs auch eine Blutprobe an: Der Mann hatte vermutlich etwas zu tief ins Glas geschaut. Sein Motorrad hat nur noch Schrottwert. kkü
Das Hessische Straßenbauamt hat die "Soda-Brücke" bei Ahl nun zum Sanierungsfall erklären müssen Seit zwei Jahrzehnten führt Bauwerk ins Nichts Technische Mängel und Ermüdungserscheinungen Von Jörg Andersson BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Volksmund nennt sie spöttisch "Soda-Brücke". Seit 1970 steht das Bauwerk am Ende der A 66 bei Ahl nur "so da". 22 Jahre rollte kein Fahrzeug darüber. Trotzdem hat das Straßenbauamt die Brücke jetzt zum Sanierungsfall erklären müssen. Die Geschichte des Bauwerks bei Ahl ist aus Sicht des Hessischen Straßenbauamtes so alt, daß Baudirektor Karl Kleinke am vergangenen Freitag, wie er sagte, "erst einmal die Ärmelschoner herausholen mußte und im Keller nach den Akten stöberte", um genauere Auskünfte geben zu können. Bis weit in die 60er Jahre reichen die Aufzeichnungen in den Ordnern zurück, die Aufschluß darüber geben, warum zwischen Salmünster und Ahl eine Brücke zwei Jahrzehnte ins Nichts führte.
Damals standen die Vorzeichen im Kinzigtal noch nicht eindeutig pro Autobahn. "Planungsgedanke war ursprünglich ein vierspuriger Ausbau der Bundesstraße 40", erinnert sich Kleinke. Als ein solcher war auch das bis dato letzte Stück A 66 im Bereich Bad Soden-Salmünster konzipiert. Daran anschließen sollte sich eine Umgehungsstraße für Ahl. Doch die Trassenführung bereitete Probleme. Der ursprüngliche Planfeststellungsbeschluß, den Verkehrsstrom südlich entlang der B 40 zu leiten, mußte laut Kleinke aufgrund des Widerstandes eines Hofgutbesitzers verworfen werden. Im Juni 1970 schließlich scheiterte auch der Versuch, das Kinzigtal nördlich zu durchqueren. "An einer Gasleitung", wie der Baudirektor sagt.
Ungeachtet der planerischen Schwierigkeiten hatte man im Straßenbaumt damals "keine Bedenken" (Kleinke), als "Vorleistung" die Brücke in die Landschaft zu setzen. Während die Umgehung Ahl ein paar Jahre später ad acta gelegt wurde, beeinflußte die Brücke den Verkehrsstrom nachhaltig. Das Ende der A 66 ist ein Nadelöhr, Fahrzeuge werden in der steilen S-Kurve mit Tempo 40 unter der engen Brücke hindurchgeschleust.
Ende 1994 wird der Engpaß durch die Verlängerung der A 66 bis zum Distelrasen entschärft sein. Doch bevor endlich auch Fahrzeuge über die Brücke rollen können, bedarf es neuerlicher Anstrengungen. Denn jene Betonkonstruktion, die mehr als zwei Jahrzehnte zu früh gegossen wurde, ist längst nicht mehr zeitgemäß. 750 000 Mark hat sie laut Straßenbauamt ursprünglich gekostet. Eine Summe, die bei weitem nicht ausreichen wird, um das Bauwerk nun technisch nachzurüsten und von altersbedingten Schäden zu befreien. Übergangskonstruktionen müssen in die Brücke eingebaut werden, verrät der Ausschreibungstext des hessischen Straßenbauamtes für die Sanierungsmaßnahmen, die im September beginnen sollen und voraussichtlich sieben Monaten dauern werden. Soll heißen: Die alte Konstruktion ist steif und starr. Die Brückenplatte liegt auf einem Betonkorsett, das ihr keine Bewegungsmöglichkeiten gibt. Derweil zieht sich der Überbau bei Kälte zusammen und dehnt sich bei Wärme aus. Verschiebungen, die nach Technikerangaben durchaus im Bereich von einigen Zentimetern liegen.
Um künftig Spielraum für Schwingungen und Bewegungen zu bekommen, müssen nun Widerlagerkammern eingebaut werden. Eine Arbeit, für die mehrere hundert Kubikmeter Bodenaushub und Beton bewegt werden müssen.
Doch die 20 Jahre alte Konstruktion hat nicht nur technische Mängel. Fachleute haben auch Ermüdungserscheinungen entdeckt. Isoliermaterial beispielsweise ist "versprödet". Andere Dinge sind damals, als sich abzeichnete, daß das Bauwerk vorerst nicht gebraucht wird, schlicht weggelassen worden. "Der Gußasphalt war dann nicht nötig", erklärt der Straßenplaner. Eine bituminöse Schutzschicht wird ebenfalls erst jetzt aufgebracht. Die Folgen fehlender oder mit der Zeit rissig gewordener Materialien: Feuchtigkeit hat dem Beton und der Eisenarmierung im Inneren zugesetzt.
Was Sanierung und Modernisierung kosten, will Kleinke bis zum Ende der Ausschreibung "auf keinen Fall verraten". Der Straßenbaudirektor mochte nur soviel dazu sagen: "Die Konstruktion ist nicht ganz billig."
In Sarajewo sowie in Nordbosnien dauerten die Kämpfe an. In der Nacht zum Montag wurde in Sarajewo am heftigsten vier Stunden lang in zwei Stadtvierteln in der Nähe des Flughafens geschossen. Auch während des Tages waren Detonationen und Gewehrfeuer zu hören.
UN-Sprecher Fred Eckhard sagte: "Die Sicherheitslage in Sarajewo ist äußerst prekär, und die Tatsache, daß alle Hilfsflüge bisher ohne Zwischenfall abgelaufen sind, ist ein kleines Wunder." Am Montag landete wieder ein deutsches Transportflugzeug der Bundesluftwaffe mit Hilfsgütern in Sarajewo. Am heutigen Dienstag sollen zwei Bundeswehrmaschinen in die umkämpfte Stadt fliegen.
Die Luftbrücke reicht nicht aus, um die eingekesselten 380 000 Bewohner ausreichend zu versorgen. Nach Berechnungen des Koordinators der UN-Luftbrücke in Zagreb, Anders Levinsen, werden täglich in der Stadt 800 Tonnen Lebensmittel gebraucht. Christoph Muelleder, für Hilfslieferungen des österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK) in Zagreb zuständig, kritisierte: "Man konzentriert sich jetzt auf Sarajewo und vergißt die anderen Städte."
Serbische Extremisten versuchten am Sonntag die Straßenverbindung zwischen Derventa und Banja Luka in Nordbosnien unter Kontrolle zu bekommen. Die kroatisch-moslemischen Verteidiger mußten sich nach Angaben aus Zagreb zurückziehen. Es habe schwere Gefechte gegeben. Auch nahe der Grenzstadt Slavonski Brod wurden bei Kämpfen mindestens drei Menschen getötet. Das kroatische Fernsehen berichtete von Angriffen der jugoslawischen Luftwaffe auf die nordbosnische Stadt Odzak. Auch Dubrovnik wurde wieder beschossen.
Unter Aufsicht der UN-Truppen wurden am Sonntag 457 Menschen ausgetauscht, die bei den Kämpfen in Bosnien- Herzegowina in Gefangenschaft geraten waren. In dem kroatischen Dorf Lipovac seien 243 Serben gegen 214 Kroaten und Moslems ausgetauscht worden, meldete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug, darunter 49 Kinder.
Der kroatische Präsident Franjo Tudjman erkannte in Zagreb die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas ausdrücklich an. Er reagierte damit offenbar auf Befürchtungen in Sarajewo, Kroatien könnte Ansprüche auf überwiegend von Kroaten bewohnte Gebiete erheben. Kroatische Nationalisten hatten zuvor im Südwesten Bosniens eine eigenständige Republik ausgerufen. Tudjman sagte weiter: "Der Krieg in Kroatien ist endgültig vorbei." UN-Truppen hätten nun in den vier umkämpften Gebieten die Kontrolle übernommen. (Siehe "Im Blickpunkt")
Der erste Schritt zur großen internationalen Karriere? Der 20jährige Kreisläufer Dirk Beuchler vom deutschen Handball-Meister und Europacupsieger SG Wallau/Massenheim wurde in die B-Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) berufen. Und einige Tage zuvor flatterte dem monatelang durch Verletzungspech ausgefallenen Kreisläufer auch noch die "Einberufung" für die Vorbereitung zur Militär-Weltmeisterschaft in Polen (Kattowitz und Warschau) ins Haus.
Erst in den letzten Saisonspielen mit den großen Triumpfen gegen SKA Minsk im IHF-Europacup-Endspiel war das "Riesentalent" (Orginalton seines scheidenden Trainer Velimir Kljaic, jetzt TV Großwallstadt) in das Team zurückgekehrt, hatte mit einem Treffer entscheidenden Anteil am hauchdünnen Erfolg (Punkt- und Torgleichheit, die auswärts erzielten SG-Treffer gaben den Ausschlag) am größten Vereinstriumph.
"Für mich die große Chance, ins Rampenlicht vorzustoßen. Nach Olympia in Barcelona sind mit Sicherheit neue Namen gefragt, gibt es gute Perspektiven für höhere Aufgaben", freut sich der Junggeselle und derzeitige Bundeswehrsoldat schon auf die kommende Saison.
Allerdings sieht es sein neuer Trainer Heiner Brand mit einem lachenden und weinenden Auge, fehlt doch Beuchler - aus dem eigenen Nachwuchs emporgestiegen - wegen des Trainingslagers der B-Auswahl bei der Saisonvorbereitung. Übrigens ebenso wie der auch lange Zeit verletzte Rechtsaußen Michael Scholz, der "nur" in die Militär-Auswahl berufen wurde. "Wir sind beide wieder hundertprozentig fit. Die schweren Verletzungen sind abgehakt. Noch einmal werden wir und die gesamte SG nicht so ein Verletzungspech haben", meinten unisono die beiden Unglücksraben nach den Verletzungsserien der letzten Jahre bei fast einem Dutzend Spieler.
Beuchler nimmt vom 10. bis 12. Juli am Lehrgang in Duisburg unter Leitung der DHB-Honorartrainer teil. Die Mannschaft trifft außerdem in Duisburg und Bergisch-Gladbach auf das stark einzuschätzende Island (A-Team) und die noch unbekannte Größe Litauen. "Die Litauer haben Klassespieler im Aufgebot, waren schon immer ein wesentlicher Bestandteil für die großen Erfolge der früheren Sowjetunion", zeigt Beuchler, dessen lädierter Wurfarm und die Schulter wieder verbandsfrei sind, Respekt vor dem zweiten Gegner in drei Tagen.
Mit im Aufgebot stehen die Bundesliga-Kontrahenten Brandstaeter (jetzt Hameln), Löffler, Kunze, Nagel, Löhr (alle Leutershausen) und Frank Löhr (Milbertshofen, der Bruder des SG-Spielers Jörg) sowie noch einige talentierte Spieler aus dem Oberhaus.
Die SG hat inzwischen das Training wieder aufgenommen. Auch der an der Leiste operierte Stephan Schoene schaute bereits zu. Das offizielle Training beginnt erst im August. Derzeit lockern sich die noch nicht vollständig versammelten SG-Cracks bei lockeren "Spielchen" auf. Mit von der Partie ist bereits Trainer Heiner Brand. Meist wird Fußball gespielt "und ein bißchen gewandert", so Brand.
Vor seinem Team liegt eine "lange Wanderung". Nach den beiden Titeln warten viele "Jäger" auf das prominente Opfer. "Wir haben keine einheitliche Urlaubsplanung. Das wurde wohl in der Sieges-Hektik schlecht koordiniert", resümierte Brand. jo
HOFHEIM. Der Ärger um das Bauprojekt Obermühle reißt nicht ab: Hatten Grundwasserströme im Januar die Baugrube des Wohn- und Geschäftshauses unter Wasser gesetzt und die Pläne für eine zweigeschossigen Tiefgarage buchstäblich hinweggeschwemmt, liegt die Baustelle jetzt auf Eis: Kreisverwaltung und Stadt Hofheim haben einen sofortigen Baustopp verhängt: "Der Bauherr baut nicht, wie laut Plan beantragt", sagten Bürgermeister Rolf Felix und Landrat Jochen Riebel (beide CDU) gestern.
Die Betonbodenplatte im Erdgeschoß brachte eine "freizügige Umsetzung" des Bauplans zutage: Ebenerdig - statt 1,40 Meter im Erdreich versenkt - präsentiert sich das Fundament aus Stahlbeton. Just um so viel würde somit auch der Dachfirst weiter in den Himmel ragen, schlußfolgert Felix. Daneben lasse der inzwischen sichtbare Grundriß elf Parkplätze weniger erwarten als - gemessen an der Wohnungszahl - verlangt.
Den planerischen Alleingang der Bad Homburger Bauträgerin BBH wollen Kreis und Stadt "unter keinen Umständen" hinnehmen: "Die Stadt hat eigens einen rechtskräftigen Bebauungsplan für dieses Gelände aufgestellt, damit wir die Altstadt nach unseren Vorstellungen gestalten können. Das werden wir jetzt nicht einfach über den Haufen werfen."
Hofheims Rathauschef erwartet deshalb schleunigst veränderte Baupläne aus Bad Homburg. Die ursprüngliche Gebäudehöhe dürfe nicht überschritten werden. Und sollte der Bauherr keine weiteren Parkplätze schaffen können, müsse er eben auf einige Wohnungen verzichten (pro Wohnung sind im Durchschnitt 1,5 Parkplätze vorgesehen).
So werden die künftigen Wohnungseigner ihre "schnuckeligen Altstadt-Wohnungen" an der Obermühle - wie sie das große Baustellenschild seit Monaten verspricht - möglicherweise noch länger lediglich auf dem Papier des Kaufvertrags besitzen. Rund 70 Prozent der insgesamt 25 geplanten Zwei- bis Fünf-Zimmer- Wohnungen waren bereits zum Jahresanfang zu Quadratmeterpreisen bis zu 6000 Mark verkauft. Mußten sich die Käufer nach der unverhofften Überschwemmung im Januar bereits auf einen Einzugstermin Mitte 1993 vertrösten lassen, ist die Fertigstellung im Moment völlig ungewiß: Das hänge davon ab, wie schnell die BBH neue Pläne vorlegen kann.
Die seinen bereits in der Mache, erfuhr die FR im Bad Homburger Büro. Kommende Woche sollen sie der Stadt vorliegen. Überrascht hat Geschäftsführer Gerhard Blum der harsche Baustopp dennoch: "Wir haben die Kreis-Bauaufsicht von uns aus darauf aufmerksam gemacht, daß die Pläne wegen der drohenden Überschwemmungs-Gefahr geändert werden müssen, und die Rohzeichnung auch mit ihr abgesprochen." Das dreigestaffelte Gebäude sei außerdem nur an einer Vorderkante 60 Zentimeter höher, der Mittelblock bleibe wie geplant und der dritte Staffelteil werde sogar niedriger. Blum: "Wir bleiben innerhalb der Vorgaben des Bebauungsplans und können auch die geforderten 65 Parkplätze nachweisen." ana
HANAU. Ein Blick in die jüngste Ausgabe der Zeitschrift "Wirtschaftsraum Hanau-Kinzigtal" zeigt, daß es zwischen Hanaus Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD), zugleich Wirtschaftsförderungsdezernent, und der Industrie- und Handelskammer Hanau- Gelnhausen-Schlüchtern Meinungsverschiedenheiten über die künftige Entwicklung der Stadt gibt. Das zeigte sich unlängst bei seinem Streitgespräch mit den Wirtschaftsjunioren. FR-Redakteur Joachim Haas-Feldmann griff einige der Probleme auf:
FR: Ist die Gestaltung der Innenstadt gegenüber den Stadtteilen bisher vernachlässigt worden?
Dressler: Nach der Eingemeindung konzentrierten sich die strukturellen Verbesserungen verständlicherweise erst einmal auf die Hanauer Stadtteile. In der Innenstadt, die auch Versorgungsfunktion für ein weiteres Umfeld wahrnimmt, gibt es momentan die meisten städtebaulichen Defizite.
FR: Kanaltorplatz mit Westbahnhof und Hauptbahnhof haben Sie bei den Wirtschaftsjunioren erwähnt. Was soll sich dort ändern?
Dressler: Der Blick vom Westbahnhof in Richtung Innenstadt mit der Brücke über die tiefe Straßenschlucht und dem "Bauhaus"-Areal ist katastrophal. Auch der Vorplatz des Hauptbahnhofs wirkt nicht einladend. Für beide Orte sollen Ideenwettbewerbe ausgeschrieben werden, für den Kanaltorplatz sollen Mittel im Etat 1993 stehen. Wegen der Nähe zur Industrie bieten sich am Hauptbahnhof vor allem Gewerberäume an, am Westbahnhof bis zu Schlachthof und Lothringer Straße ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wohnungen und Handel.
FR: Zurück zu den Stadtteilen: Die Steinheimer Altstadt haben Sie als "Schickimicki-Dorf" bezeichnet. Was hat sich dort nach ihrer Meinung falsch entwickelt?
Dressler: Die demographische Entwicklung macht mir Sorgen. Die Altstadtsanierung hat viele Alteingesessene vertrieben. Vermögendere und gehobene Gastronomie kamen. Nur sie konnten die sanierungsbedingt gestiegenen Mieten noch zahlen.
FR: War demnach die Altstadtsanierung zu aufwendig?
Dressler: Sie ist nach meiner Erkenntnis tatsächlich zu hinterfragen. In der Großauheimer Altstadt dagegen, wohin im Gegensatz zu Steinheim keine Städtebau-Fördermittel flossen, war die Sanierung behutsam. Es gab keine so große Bodenwertveränderung. Stadtstruktur und Bewohnerschaft blieben erhalten.
FR: Vor allem Ihre verkehrspolitischen Vorstellungen einer weitgehend autofreien Innenstadt sind den IHK- Vertretern ein Dorn im Auge. Teilen Sie die Furcht des Einzelhandels, zuviel Verkehrsberuhigung schaffe zuviel Käuferschwund?
Dressler: In Aschaffenburgs entparkter Innenstadt beispielsweise beträgt der Abstand zu den citynahen Parkhäusern 200 bis 300 Meter. Dort funktioniert das Einkaufen doch auch. Hanau hat in optimaler Lage zur Innenstadt Parkhäuser und eine Tiefgarage mit einem Stellplatzangebot, das ausreicht. Die Einkaufstasche im Extremfall beispielsweise von Hertie zur Nürnberger Straße zu tragen und dabei den Vorteil einer verkehrsfreien, erlebnisreichen Zone zu haben, das ist doch optimal. Die Anreize, zu verweilen und zu bummeln, sind doch besser, wenn ich nicht dauernd über Autos stolpere. Zufahrten zu den Geschäften zu wollen, das ist doch eine Dinosaurier-Meinung. Andernorts hat der Einzelhandel kapiert, was ihm reizvollere Verweilqualität in der City bringt.
FR: Der IHK-Vorwurf lautet auch, die Parkhäuser seien von städtischen Bediensteten belegt. Stimmt das?
Dressler: Dieses Parkprivileg haben 40 bis 50 in der Stadtverwaltung, das gilt meist für die Marktgarage. Die Stadt hat genug Parkplätze, aber von Dauerparkern belegte. Von Beamten, Verkäuferinnen, Bankkräften, die im Bereich des Hanauer Busnetzes öffentliche Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit benutzen könnten.
FR: Ihnen wurde Dogmatismus vorgeworfen, weil Sie in die Fußgängerzone nicht mal einen Krankentransport für gebrechliche Menschen zulassen wollten, die zum Arzt müssen.
Dressler: Es kann doch nicht sein, daß ein gebrechlicher Mensch nicht per Privatauto vor eine Arzthaustür gebracht werden darf. In der Nürnberger Straße ist das Problem doch ein anderes: Da ist immer noch zuviel Verkehrsfrequenz drauf. Wenn der Freiheitsplatz seine zentrale Bedeutung als Busbahnhof zugunsten des Hauptbahnhofs verloren haben wird, müssen die Stadtbusse dort endlich nicht mehr durchfahren. Die können wir dann durch die Mühlstraße lenken, wenn am Stadtkrankenhaus der Individualverkehr rausgehalten wird.
NEU-ISENBURG. Die Kontrolle über seinen Wagen verlor ein Karlsruher Autofahrer in der Nacht zum Montag nach Mitternacht auf der Autobahn 661 bei Neu-Isenburg. Das Auto prallte gegen die Leitplanke und blieb auf der Überholspur stehen. Ein Offenbacher Fahrer fuhr auf und wurde leicht verletzt. Laut Polizei entstand ein Schaden von 52 000 Mark. fra
In Münster trafen sich die Schüler der Leichtathletikkreise Bayerischer Untermain, Dieburg, Offenbach, Hanau, Wetterau und Darmstadt zum Vergleichskampf. In der Damstädter Auswahl waren auch acht Egelsbacher Nachwuchsleichtathleten vertreten. Kai Hagenah und Jochen Hartmann mischten bei den Schülern A der Alterskalssen M14 und M15 in gleich fünf Disziplinen mit.
Der 15jährige Kai Hagenah stellte bei Gegenwind seine Bestzeit über 80 Meter Hürden mit 12,0 Sekunden (3.) ein und siegte mit neuem persönlichen Rekord von 41,56 Metern im Speerwurf. Jochen Hartmann (M14) kam mit 2:57,5 Minuten über 1000 Meter dicht an seine Bestzeit heran und steigerte wenig später über 3000 Meter auf 10:26,9 Minuten, die einen hessischen Spitzenplatz bedeuten.
Bei den Schülerinnen A (W14/13) steigerte sich Natascha Diller (W13) auf 10,30 Sekunden über 75 Meter, Silke Lampe (W14) wurde im Speerwurf mit 26,26 Metern Fünfte. Mit 10,90 Sekunden über 60 Meter Hürden (2.) kam Nina Lampe (W12) dicht an ihre Bestzeit heran, während sich Sonja Tschenscher über 50 Meter auf 7,4 Sekunden steigerte. Eine neue persönliche Bestleistung erzielte Björn Schneider (M13) im Ballweitwurf mit 54,50 Metern (1.) und im Weitsprung mit 4,84 Metern (2.). Sebastian Karg erzielte mit 7,1 Sekunden die drittschnellste Zeit über 50 Meter. eka/prd
BAD VILBEL. Matineen sind so eine Sache. Die echten Morgenmuffel bleiben zwar daheim, doch wer ist schon ausgelassener Stimmung zu so früher Stunde? Da hilft nicht einmal Damenwahl. Die drei Sängerinnen von "Ladies' Choice" und Kontrabassist Andreas Janik taten sich in der Bad Vilbeler Wasserburg anfangs schwer, gegen die Sonntagmorgen-Lethargie im Publikum anzukommen. Selbst erfahrene Bühnenprofis sind in solchen Situationen oft ratlos. Und so war es keine Schande, daß es "Ladies' Choice" erst nach der Pause gelang, das Publikum wachzurütteln - das Ensemble existiert erst seit einem Jahr.
Was die drei Frauen und ihr Bassist in dieser kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben, ist erstaunlich: Swing, Schlager, Jazz-Standards von Charlie Parker und Billie Holiday und eigene Kompositionen; alles selbst arrangiert und auswendig gesungen. Neu ist diese Art Musik nicht - schon im Schellack- Zeitalter sangen sich die "Andrew- Sisters" dreistimmig zum Erfolg. Die Frankfurter Gruppe "Ladies' Choice" ist dennoch kein müder Abklatsch, sondern hat ihren eigenen Stil. Die Stärken von Marion Linß, Eva Shelley und Karmen Mikovic liegen weniger in virtuoser Stimmakrobatik als solid gesungenen Balladen mit einem gehörigen Schuß Sentimentalität.
Musikalisch dominierte das Trio die flexible Stimme von Karmen Mikovic, während Eva Shelley mit ihrem komödiantischen Talent Mittelpunkt der Bühnenshow war. Herausragend ein glänzend gesungenes Marylin-Monroe- Medley, eine Charlie-Parker-Nummer sowie ein witziges Arrangement des Ohrwurms "Spinning Wheels".
Ziemlich blaß blieben dagegen viele Zwischentexte und Überleitungen: Das Geplauder schien häufig arg improvisiert, hatte keinen Biß und war meistens viel zu lang.
Mit Ausdauer und Ironie widmeten sich die drei jungen Frauen ihrem Lieblingsthema: der Liebe. Das Motto "ob blond, ob braun" stand bei der Matinee allerdings unter umgekehrten Vorzeichen, schließlich war Damenwahl angesagt. Da hatte der einzige Mann auf der Bühne natürlich wenig zu melden. Kontrabassist Andreas Janik war bei der Bühnenshow zwar kaum mehr als besserer Statist, seine eigentliche Aufgabe - die solide Baßbegleitung - erledigte er aber souverän.
Dem Wetter war bei der Matinee im Rahmen der Vilbeler Burgfestspiele nicht zu trauen. Wohl ein weiterer Grund, weshalb der Funke anfangs nicht so recht überspringen wollte. Vorn blieben viele Stuhlreihen leer, denn die meisten Zuschauer setzten sich vorsichtshalber gleich nach hinten unter die überdachte Tribüne. Kein besonders motivierender Anblick für die Künstlerinnen. Offenbar hatte "Ladies' Choice" aber einen guten Draht nach oben: Erst auf dem Heimweg fing es an zu tröpfeln. ECKART BAIER
Auf einen Blick
Seite II USINGEN. Jürgen Seydel - der Mann, der vor 35 Jahren Karate importierte. Ein FR-Porträt. Seite III KRONBERG. Böller für die 25. Thäler Kerb: Heute abend ist Eröffnung in der Steinstraße. Seite IV SPORT. Die Fußballer der Spvgg. 1972 Hattstein fahren zum Trainingscamp in die Rhön.
Zwei unbekannte Männer haben am späten Sonntag abend an einem Geldautomaten in der Feuerbachstraße einen 21jährigen überfallen: Die Täter erbeuteten 600 Mark, die der junge Mann kurz zuvor an dem Automaten abgehoben hatte.
Gegen 21 Uhr, so berichtet die Polizei, habe der 21jährige an dem Automaten gestanden, um Geld zu holen. Gleich in der Nähe am Abgang zur U-Bahn-Station Westend warteten die beiden Täter auf einem Motorrad. Der eine von ihnen stieg ab, bedrohte den jungen Mann mit einem Messer und zwang ihn, die 600 Mark herauszugeben. Die Täter flüchteten mit dem Motorrad, das nach Angaben des Beraubten kein Kennzeichen trug.
Beide Täter sollen zwischen 19 und 20 Jahren alt sein. Der eine der beiden trug blau-weiße Turnschuhe, der andere war mit einer Jeans, grauem Sweatshirt und einer Mütze bekleidet. ing
WETTERAUKREIS. Am 31. Juli endet die Frist, in der Autofahrer vom Staat mit Steuererleichterungen und einer Förderung für den nachträglichen Einbau eines Katalysators bedacht werden. Die Werkstätten im Kreisgebiet rechnen jedoch nicht mehr mit einem Ansturm, da die Umrüstungen auch bisher nur schleppend verliefen. Dabei wurde mit 550 Mark für einen Ungeregelten Katalysator und 1100 Mark für einen Geregelten Katalysator seit Juli 1990 Umweltschutz finanziell attraktiv gemacht. Steuererleichterungen von knapp acht Mark pro 100 Kubikzentimeter und billigeres Tanken durch bleifreies Benzin sollten die Autofahrer zusätzlich dazu anhalten, zu einer geringeren Schadstoffbelastung beizutragen.
"Außerdem geht es auch im Interesse des Autofahrers um den Werterhalt des Fahrzeuges", betont Wolfgang Würtele, stellvertretender Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Oberhessen. Für Fahrzeuge ohne schadstoffreduzierende Systeme sei mit einem zunehmenden Preisverfall zu rechnen. Nach seiner Rechnung ist eine Standzeit von 180 Tagen oder mehr für solche Autos vor Verkauf keine Seltenheit.
Dennoch sind nach Erfahrung der Werkstätten viele Autobesitzer über diese Fakten nur unzureichend informiert. "Wir haben die Leute immer wieder angesprochen, damit sie ihr Auto nachträglich umrüsten. Von alleine kamen nur sehr wenige Kunden", weiß Helmut Hachenburger, Kraftfahrzeugmeister im VW-Audi Kundendienst in Bad Nauheim. Auch andere Werkstätten, die ihre Stammkundschaft oft sogar brieflich informiert haben, berichten ähnliches. "Wir mußten die Leute schon massiv ansprechen, damit eine Umrüstung erfolgte. Leider fehlt bei diesem Thema noch das nötige Bewußtsein. Jetzt sind unsere Zulieferer ausgelaugt, und Leute, die bis zur letzten Minute mit ihrer Entscheidung gewartet haben, werden leer ausgehen", so der Karbener Ford-Händler Harald Dietz.
Die meisten Autos sind bereits im vorigen Jahr nachgerüstet worden, da ursprünglich die finanziellen Vergünstigungen auf 1991 befristet waren. Bei einzelnen Marken (beispielsweise Mercedes, Ford und Toyota) hapert die Nachrüstung jetzt an den fehlenden Teilen, oder die Modelle sind dafür ungeeignet. Die Zeit für Nachrüster wird auch aus einem anderen Grund knapp: "Vor Einbau eines Katalysators müssen schon zwei bis drei Tankfüllungen mit bleifreiem Benzin verfahren werden, damit der Kat dann nicht kaputt geht", betont Winfried Brunner vom Opel Kundendienst in Bad Nauheim. Außerdem ist zu beachten, daß auch die Zulassung des Fahrzeuges bis 31. Juli erfolgt sein muß, um in den Genuß der finanziellen Vorteile zu kommen.
Spätzünder sollten sich daher schleunigst bei ihrer Werkstatt informieren, ob Modell und Ersatzteilsituation noch eine Nachrüstung zulassen. Von den sonstigen Kapazitäten her sind die Werkstätten gerüstet. "Bei uns würde eine Nachrüstung nur eine Stunde brauchen, aber viele Autofahrer sehen nur die wirtschaftlichen und nicht die umwelttechnischen Aspekte", meint Harald Oetzmann von Subaru Deutschland in Friedberg.
Umweltbewußtsein und Vorsorge haben die meisten Autohändler und Werkstattbesitzer bei ihren eigenen Fahrzeugen bewiesen: Die sind alle schon mit Katalysator ausgerüstet, obwohl den Werkstätten für Verkaufswagen die finanzielle Förderung nicht zugestanden wird. ub
Landwirte, Winzer und Förster zum Ende der "Trockenzeit": Regen ist nicht für alles ein Segen Für das Getreide kommt er bereits zu spät / Chancen auf Jahrhundert-Wein Von Anita Strecker, Klaus Kühlewind (Text) und Jörg Kuropatwa (Bilder) MAIN-TAUNUS-KREIS. Sich regen, bringt Segen. Noch mehr Regen bringt Matsch. Die Landwirte, Winzer und Forstleute in der Region jedoch stört's wenig, wenn sie in die Gummistiefel steigen müssen. Allerdings hält sich die Freude über das kühle Naß von oben in Grenzen. Kommentar allenthalben: Ist ja ganz gut, wir können den auch Regen brauchen; aber die Kollegen in Norddeutschland haben's eher nötig. Zumal die Bauern im Kreis mit dem wachstumsfördernden Naß von oben bisher so schlecht nicht bedient wurden, sagt Bernhard Schäfer, Ortslandwirt in Kriftel: "Es hat immerhin in der ersten Junihälfte viel geregnet." Gerade rechtzeitig für Hackfrüchte wie Kartoffeln, Zucker- und Futter-Rüben, aber auch für Mais und Obst, um bis zur Ernte den nötigen Wachstums-Zahn zuzulegen. "Wie's aussieht, könnte die Ernte zumindest für diese Produkte im üblichen Rahmen ausfallen." Gleiches ist auch von Schäfers Kollegen überall im Kreis zu hören.
Einbußen müssen die Bauern allerdings bei der Getreide-Ernte verschmerzen: Vor allem Winterweizen und Sommergerste sorgen für lange Gesichter der Agrarier. Aus einem Samenkorn wuchsen statt vier bis fünf heuer nur zwei bis drei Halme, die obendrein nur spärlich besetzte Ähren mit kleineren Körnern tragen. Schuld war die Trockenheit im Mai, weiß Birgit Jost, die Frau des Eddersheimer Ortslandwirts, und zitiert die alte Bauernweisheit, daß nur ein kalter, feuchter Mai für volle Kornspeicher sorgt. Denn pünktlich im Wonnemonat sprießen die Halme aus den Samen - oder im Fachjargon: das Korn wird bestockt.
Eddersheims Bauern trifft die frühjährliche Trockenheit um einiges härter als ihre übrigen Kollegen im Kreis. In der sandigen Erde auf Hattersheims Gemarkung fließt das Wasser schnell ab und kann im Boden nicht gespeichert werden; entsprechend tiefer liegt auch der Grundwasserspiegel. Der ungewohnte Sonnen-Segen sorgte laut Birgit Jost darüber hinaus für einen ungewohnt frühreifen Getreide-Nachwuchs: "In diesem Jahr ist alles vier Wochen früher dran." Notreif, sagt sie.
Den Körnern blieb weniger Zeit zum Wachsen, und entsprechend klein purzeln sie aus den Tanks der monströsen Mähdrescher. Doch nur die großen Körner sind auf dem europäischen Markt gefragt. "Die kleinen können wir dann gerade mal als billige Futtergerste verscherbeln." Ein zweifacher Verlust, schimpft Bäuerin Dörhöfer aus Weilbach, denn der Getreidepreis ist ohnehin so tief wie nie zuvor in den Keller gerutscht. 20 Mark für den Doppelzentner Speise- Getreide wurde für die Bauern in der jüngsten Gatt-Runde ausgehandelt. Es gab Zeiten, erinnert sich die Weilbacherin, da Landwirte annähernd das Doppelte verdient haben. "Viele Bauern bei uns können sich nur noch mit Selbstvermarktung über Wasser halten."
Daß die Ernteverluste in Norddeutschland die Talfahrt der Preise stoppen könnte, glaubt keiner der Bauern im Kreis. Birgit Jost: "Die Verluste werden von anderen europäischen Ländern spielend aufgefangen."
Dennoch herrscht unter den Landwirten keine Untergangsstimmung. Der "Getreide-Ärger" ist schließlich nur eine Facette der bäuerlichen "Produktivität", sagt der Krifteler Bernhard Schäfer zu Recht. Er und seine Obstbauernkollegen mußten sich wegen der Trockenheit im Frühjahr zwar auch mit einer spärlicheren Erdbeer-Ernte zufrieden geben, doch das "tiefwurzelnde" übrige Obst - Äpfel, Birnen und Kirschen - hat mit "Direktanschluß" zum Grundwasser alle Durststrecken überbrückt. "Und der Regen jetzt kommt gerade recht, damit die Früchte wachsen können."
Auch Horst Thoms, den stellvertretenden Leiter des Forstamts in Hofheim, läßt das kühle Wetter seit Sonntag nicht mehr kalt. Trotz reichlich Flüssigkeit sieht er die Borkenkäfer dürsten und darben - und das freut ihn. "Hoffentlichen stoppen die niedrigen Temperaturen und die Feuchte die Käfer in ihrem Wachstum", setzt er auf meteorologische Schützenhilfe im Kampf gegen die Krabbeltiere.
Die setzen nämlich den Bäumen arg zu - eine Spätfolge der Winterstürme von vor zwei Jahren. Das tote Holz, die umgeworfenen Baumstämme und das sonnige Wetter - das alles bot den Borkenkäfern paradiesische Zustände. Doch der Garten Eden ist derzeit wolkenverhangen. Was den Borkenkäfern schadet, den jungen Bäumchen in den Schonungen tut es gut: Der Regen läßt sie sprießen. Und auch die Waldbrandgefahr werde weiter minimiert, sagt Thoms.
Wenig Sorgen in puncto Wasser haben die Winzer. Reiner Flick, Vorsitzender des Winzervereins Wicker, begründet das mit der Natur: Rebstöcke sind nunmal keine Eintagsfliegen, ihre Wurzeln wachsen im Laufe der Jahre in die Tiefe. Wieviel Flüssigkeit sie dort vorfinden, hängt allerdings vom Boden ab. Stein und Sand trocknen schneller aus als Lehm und Ton, die Wasser speichern. Vom Trockenstreß waren Riesling und Konsorten noch ein gutes Stück entfernt in diesem Jahr. Dazu müsse es, so Flick, acht Wochen trocken sein, wie etwa im vergangenen Spätsommer. Dann gilben erst die Blätter, fallen später ganz ab, bleiben die Trauben klein und saftlos. Die Rebe brennt eben auf Sparflamme.
Das Jahr 1992 hingegen hat eher Chancen, mit einem guten Resultat in die Annalen einzugehen: Die Blüte war heuer bereits am 6. Juni, einen Monat früher als im Vorjahr, 14 Tage eher als im langjährigen Mittel. "Ein sagenhafter Entwicklungsvorsprung - bei uns zählt jeder Tag, den die Traube mehr Zeit zum Reifen hat", sagt Flick.
Verspricht eine frühe Blüte einen Super-Jahrgang? "Das ist schwer abzuschätzen", sagt der Winzer. Jedoch: Gibt's einen warmen, trockenen September und Oktober, dann könnte ein Jahrhundert-Wein ins Haus stehen. Regen im September allerdings wird den Winzern zwar die Fässer füllen, die Qualität aber wird baden gehen.
Niedriges Einkommen, hohe Lebenshaltungskosten: Für Erzieherinnen, Krankenschwestern und Pflegekräfte ist der Arbeits-Standort Frankfurt wenig attraktiv. Schuld daran, so Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch, seien insbesondere die explodierenden Mieten im Ballungsraum Rhein-Main. Das Nordwest-Krankenhaus will diesen Trend stoppen. Um einen weiteren Exodus an Pflegern zu verhindern und vakante Stellen mit qualifizierten Bewerbern besetzen zu können, plant der Krankenhaus-Träger, die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, den Bau von 120 Wohnungen für sein Personal. Voraussichtlicher Baubeginn: Frühjahr 1993.
In Frankfurt fehlen derzeit nach Angabe der Stadträtin, die zugleich Vorstandsvorsitzende der Stiftung ist, 300 ausgebildete Pfleger und Pflegerinnen. Auch am Krankenhaus Nordwest wird der Betrieb weitgehend durch Aushilfskräfte aufrechterhalten. Im Bereich der chirurgischen Intensivpflege können laut dem ärztlichen Direktor, Professor Lothar Thomas, 10 von 16 Betten nicht belegt werden. Zwar gebe es derzeit rund 180 Bewerber für den Pflegedienst. Die aber machten ihre Zusage abhängig von der Vermittlung finanzierbarer Wohnungen.
Wenn die 120 Ein- bis Dreizimmer- Apartments auf klinikeigenem Grund, wie geplant, im Frühjahr 1995 bezugsfertig sind, soll die Miete zwischen acht und maximal 12 Mark pro Quadratmeter betragen. Möglich machen das geringe Mietzinsniveau zwei städtische Förderprogramme, das sogenannte Frankfurter Programm 92 und das im vergangenen Jahr aufgelegte Programm zur "Förderung von Wohnraum für Beschäftigte im öffentlichen Dienst". Letzteres wendet sich an öffentliche Bauträger, die städtische Subventionen bekommen, wenn sie den neuen Wohnraum für ihre im sozialen Bereich Beschäftigten reservieren.
Den Bau der 120 Wohnungen fördert die Stadt mit einem zinslosen Darlehen in Höhe von 34 Millionen Mark. sar
SCHOTTEN. Das "Gelbe Haus", Schottens Bibliothek- und Informationstechnikprojekt, startete gut. Die Stadtbibliothek verzeichnete in den ersten beiden Wochen 1500 Entleihungen. 150 LeserAusweise wurden ausgegeben. Auch das zweite Gelbe-Haus-Projekt, die "Gesellschaft für Informations- und Kommunikationstechnik Schotten", lief gut an.
Die Schottener Bibliothek mit ihren vielfältigen Medien-Angeboten und Datenbank-Anschlüssen sowie ihrem Literatur-Café gilt als eine der modernsten Deutschlands. 7000 Medien stehen bereit. Bis Jahresende sollen es 8500 sein.
Peter Eisenburger, der die Bibliothek für die Stadt Schotten aufbaute, freut sich über die starke Nutzung der Computer-Software. Er will den Erstbestand an Disketten zügig ausbauen. Der täglich aktuelle Bestand an Tages- und Wirtschaftszeitungen sowie verschiedenen Zeitschriften müsse dagegen von den Schottener Bürgerinnen und Bürgern erst noch entdeckt werden, räumt er ein.
Die Stadtbibliothek ist Teil des Modellprojektes "Gelbes Haus Schotten", mit dem die EG, das Land Hessen, der Vogelsbergkreis und die Stadt Schotten eine zukunftsweisende Einrichtung schaffen wollen. Neue Medien und neue Techniken sollen hier den Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht werden.
Die "Gesellschaft für Informations- und Kommunikationstechnik Schotten" ist die zweite Einrichtung, die aus dem Modellprojekt entstanden ist. Gesellschafter sind die Stadt Schotten, der "Verein zur Strukturverbesserung im Vogelsberg", die IHK Friedberg sowie mehrere Betriebe aus der Stadt und der Region. Projektleiter ist Peter Eisenburger.
Auch dieses Unternehmen hatte einen guten Start. Gleich in den ersten Tagen wurden drei Computer-Schulungen für MS-DOS und Textverarbeitung World Perfect veranstaltet und brachten die ersten Einnahmen in die Kasse.
Bald sollen im "Gelben Haus" völlig neue Computer-Arbeitsplätze entstehen: An Bildschirm-Terminals sollen Auftragsarbeiten für große Firmen aus dem Rhein-Main-Gebiet erledigt werden. Das ist zumindest der Plan einiger High- Tech-Institute, der Stadt Schotten und des hessischen Wirtschaftsministeriums. Nicht mehr Arbeitnehmer, sondern Daten auf die Reise zu schicken, ist laut Schottens Bürgermeister Hans Otto Zimmermann das Argument für den Aufbau des Dienstleistungsbüros. Die technischen Möglichkeiten der schnellen Datenübermittlung lassen Frankfurt und Schotten viel näher aneinanderrücken. In Schotten am Computer eingegebenes Datenmaterial kann in Sekundenschnelle zu einer Firma nach Frankfurt geschickt werden und umgekehrt. Zimmermann: "Im Prinzip muß der Arbeitnehmer nicht mehr nach Frankfurt fahren, um dort zu arbeiten."
Allerdings muß erst noch die Technik für das "Tele-Arbeiten" ausgetüftelt werden, und es müssen Unternehmen und Behörden im Raum Frankfurt/Wiesbaden für diese Dienstleistung gewonnen werden. Geschäftsführer Eisenburger und Bürgermeister Zimmermann haben bereits einige Fäden in den Rhein- Main-Ballungsraum gezogen. ieb
Wohnraum fiel unter den . . .
Im Rathaus nur Schulterzucken: "Wir wissen nicht, wer der neue Besitzer ist", sagt Wentz-Referent Häußler. Und fügt hinzu: "Wir können erst aktiv werden, wenn ein Bauherr zu uns kommt und etwas beantragt."
Während die Stadtverwaltung im dunkeln tappt, sammelt die Stadtteilgruppe Gallus Hinweise auf Verkäufe wie ein Privatmann Briefmarken. Hermann Müller: "Uns wurden vier weitere Häuser aus der Lahnstraße und zwei Häuser aus der Kriegkstraße genannt, die in letzter Zeit verkauft wurden, ebenfalls zu hohen Beträgen." Im westlichen Teil der Kleyerstraße, das stellten Mitglieder der Initiative bei einer Begehung fest, "stehen bei mehreren Wohnhäusern bereits über zehn Wohnungen leer".
Im Pfarrhaus der St.-Gallus-Gemeinde an der Kleyerstraße sitzt Dekan Franzwalter Nieten an seinem Schreibtisch. Buchmanns Bürohaus wirft Schatten auf die Kirche. Als betroffener Nachbar bedrängte Nieten am 24. März 1987 in eben diesem Zimmer den damaligen Planungsdezernten Hans Küppers (CDU), in dem riesigen Bürokomplex zumindest einige Wohnungen unterzubringen - um die Sozialstruktur nicht völlig kippen zu lassen. Am 28. September 1987 bekam er einen Brief von Küppers: Die zusätzlichen Wohnungen führten zu einer unvertretbaren Verdichtung auf dem Grundstück - "um die baldige Neubebauung nicht zu gefährden", verzichte der CDU-Magistrat auf die Wohnungen.
Nieten begann einen Kampf, an dessen Ende die 13 Wohnungen standen - auf dem Papier. Hans Küppers ist mittlerweile Planungsdezernent in Düsseldorf. Und Dekan Nieten muß sich um die Schäden kümmern, die der Neubau des Buchmannschen Bürohauses an seiner Pfarre angerichtet hat - zum Beispiel Risse durch Bodenabsenkung. Nieten schätzt die Reparaturkosten auf 1,1 Millionen Mark. Buchmanns Sprecher weiß nicht, wann die Entschädigung bezahlt wird.
(Siehe Kasten rechts)
HÖCHST. Ihren Leichtsinn hat eine 40 Jahre alte Frau am Sonntag teuer bezahlt. Die Hattersheimerin stand mit ihrem Fahrrad auf der Verkehrsinsel in der Zuckschwerdtstraße. Auf dem Gepäckträger lag locker die vollbepackte Reisetasche. Da griff von hinten ein Mann zu, schnappte sich die Tasche, stieg in ein wartendes Auto und brauste davon.
Außer 820 Mark in bar fehlen der Frau jetzt Kleidungsstücke und Tafelgeschirr. Gesamtschaden: 1700 Mark. Der Dieb soll zwischen 20 und 25 Jahre alt und etwa 1,75 Meter groß gewesen sein. Er flüchtete mit einem gelben Opel Kadett. tos
ptz BONN. Der Postdienst will bis Mitte der neunziger Jahre in seiner Verwaltung jeden fünften Arbeitsplatz einsparen. Dies bedeutet nach Angaben von Unternehmenssprecher Heinz-Hermann Herbers den Wegfall von 10 500 Stellen. Hierdurch könnten die Kosten um 600 Millionen Mark jährlich gesenkt werden. Entlassungen seien weder geplant noch nötig. Durch Fluktuation würden bei der Post jährlich 13 000 Stellen frei. Es bestünde somit hinreichender Spielraum. Mit dem geplanten Rationalisierungsschritt gehe keine "Arbeitsverdichtung" einher. Ziel sei vielmehr, überflüssige Arbeiten zu vermeiden und den Wasserkopf in der Verwaltung abzubauen.
Die Deutsche Postgewerkschaft (DPG), die ihre Leute erstmals Mitte April auf die Gefahr für gut 10 000 Verwaltungsjobs aufmerksam gemacht hatte, mißtraut der offiziellen Darstellung. In einem Leitfaden für ihre Funktionäre stellt sie fest: "Durch willkürliche Eingriffe in die Zeitvorgaben für zu erledigende Arbeiten wird der Leistungsdruck erhöht." Ferner würden durch den Fortfall von Tätigkeiten Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet. Mit dem Einsatz von Geräten zur elektronischen Datenverarbeitung verbinde die Geschäftsleitung "automatisch einen Arbeitsplatzabbau".
Zugleich warnt die DPG allerdings vor einer defensiven "Bewahrungsstrategie".
Die Arbeitnehmer-Vertreter wollen das von der Beratungsfirma McKinsey miterarbeitete Rationalisierungskonzept unter der Bezeichnung AOE (Analyse der Organisationseinheiten) heute und morgen mit Postdienstchef Klaus Zumwinkel diskutieren. Der DPG-Vorstand erhofft sich dann auch Klarheit über die komplette Strategie bei der gelben Post mit ihren derzeit 310 000 Beschäftigten in den alten Ländern. Aus Andeutungen, Gesprächen und Denkmodellen schließt die Organisation, daß bis Ende 1999 insgesamt 58 500 Arbeitsplätze zur Disposition stehen. Davon sollen im Briefdienst 20 000 Frauen und Männer betroffen sein. An den Schaltern würden die erwogenen Modelle in der Spitze bis zu 25 000 Jobs überflüssig machen. Neben den jetzt bestätigten Plänen für die Verwaltung liegt bislang nur die Zukunft des Frachtdienstes offen auf dem Tisch. Dort verschwinden bis 1996 rund 3000 Stellen. Dieses Konzept trägt die DPG mit.
HANAU. Der Aufpuff zerbrochen und lose, der Scheinwerfer herausgerissen, kein Tankdeckel, der Rest des Motorrads voller Schrammen; auf dem Schutzblech ist noch ein Pin-up- Girl mit rotweißem Bikini und Schleifchen auszumachen: Der Zustand samt herumliegender Strohballen ist wie original am Fundort, nur die Hühner sind ausgestopft. Tatsächlich würden Oldtimer-Motorräder heute noch so gefunden. Uwe Wahl von den "Horex"- Freunden Hanau hat am Wochenende zur Demonstration eine restaurierte Maschine desselben Typs daneben gestellt. Zwischen beiden, so erläutert er, liegen 5000, 6000 Mark Investitionen und 1000 Arbeitsstunden.
Motorradproduzent "Horex", 1923 in Bad Homburg vom einem Rennfahrer gegründet, hat die Durststrecke zwischen den "zwei Existenzen" des Motorrads nicht überstanden. 1960, als das Motorrad im Alltagsgebrauch vom Auto verdrängt und noch nicht zu einem Hobby-Objekt aufgestiegen war, schloß er die Tore.
Heute hat die Marke mit ihren Typen "Regina", "Resident" und "Rebell" wieder Freunde, die viel Geld und Liebe in die alten Gefährte stecken. Der Hanauer ist einer von 18 Clubs in Deutschland. Drei Jahre alt, präsentierte er am Wochenende wieder zahlreiche seiner schwarz-silbernen Maschinen einem Publikum, das zumeist aus Vätern mit glänzenden Augen und Kind an der Hand bestand. "Horex" hat selbst im Ausland Fans. Der Club Hanau ist aber der Stammfabrik so nahe, daß seine "Zweirad-Archäologen" noch am ehesten auf neue Funde hoffen dürfen; in Dieburg und Fulda werden teure Ersatzteile gehandelt.
Die Maschinen aus dem Hühnerstall werden total zerlegt, Motor und Lackteile sandgestrahlt. Unterm abgesprungenen Lack stoße man meist auf blankes Metall, schwärmt Wahl von vergangener Qualität. Es wird gespachtelt, lackiert, Chrom abgeschliffen und erneuert. Dichtungen und Elektrik sind meist brüchig und zu ersetzen. Wer sich dem Hobby widmet, sollte schon eine gute Heimwerkstatt haben. Doch helfen sich die Clubmitglieder - insgesamt 36, doch nicht alle aktiv - gegenseitig aus.
Wer auf zwei Rädern das Tempo liebt, ist bei "Horex"-Freunden fehl am Platz. "Wir fahren klassisch", sagt Wahl. Und das ist vielleicht der Grund, daß wenigstens drei Frauen auf eigener Maschine mitfahren. Ul
"Zuviel Freizeit, aber zu wenig Geld, um sie zu nutzen" - so beschreibt das Amt für Industrie und Sozialarbeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau das Dilemma von vielen Frankfurter Erwerbslosen. Dem soll abgeholfen werden, das Amt will eine Broschüre herausgeben und darin mitteilen, "was es für kostenlose oder fast kostenlose Möglichkeiten der Freizeitgestaltung beziehungsweise der angenehmeren Lebensführung in Frankfurt" gibt.
Um die Informationen zusammenzustellen und aufzubereiten, bittet das Amt zu einer "Gesprächswoche für Erwerbslose" nach Mauloff im Taunus. Unterkunft und Verpflegung sind kostenlos, Interessenten können sich melden beim Amt für Industrie und Sozialarbeit, Ostendstraße 59, Telefon 43 93 96. peh
Es öffnet sich derzeit eine gefährliche Schere zwischen gestiegenen Bedürfnissen nach emotionaler Nähe einerseits und Institutionen, die nur noch in der Lage sind zu "regeln" und zu verwahren. Wilhelm Heitmeyer
Als der SPD-Abgeordnete Hans Wallow neulich im Bundestag eine ziemlich einfache Frage stellte, bekam er eine nichtssagende Antwort. In der Fragestunde wollte Wallow von der Bundesregierung erfahren, "aufgrund welcher Rechtsgrundlage" Bundeswehrangehörige in Kambodscha Dienst tun. Willy Wimmer (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, fertigte den Abgeordneten ab: "Auf Grund der Gesetzeslage der Bundesrepublik Deutschland."
Solche pampigen Antworten wollen sich Wallow und andere Bundestagsabgeordnete nicht länger bieten lassen. Tatsächlich hat sowohl im Parlament selbst als auch bei Journalisten das Interesse an den Bundestags-Fragestunden merklich nachgelassen. Seine Erfahrungen schildert Wallow so: Die Fragestunde, ursprünglich gedacht als ein parlamentarisches Instrument zur Kontrolle der Regierung, sei "eine stumpfe Waffe geworden, weil die Regierung sich dumm stellt, Theater veranstaltet oder die Unwahrheit sagt". "Jedes Mitglied", steht in der Bundestags-Geschäftsordnung, "ist berechtigt, kurze Einzelfragen zur schriftlichen oder mündlichen Beantwortung an die Bundesregierung zu richten." Einzelheiten sind in 16 Richtlinien geregelt. Demnach soll es in jeder Sitzungswoche Fragestunden von höchstens 180 Minuten Dauer geben. Jeder Abgeordnete darf zwei Fragen einreichen, die mündlich von den zuständigen Ministern oder Staatssekretären zu beantworten sind. Zusatzfragen, auch anderer Abgeordneter, sind erlaubt. Bei geschickter Vorbereitung kann die Regierung dabei durchaus in Bedrängnis kommen. Außerdem darf jeder Abgeordnete noch vier schriftliche Fragen im Monat stellen.
Manche Parlamentarier machen von ihrem Fragerecht längst keinen Gebrauch mehr, weil sie über die ausweichenden oder hochnäsigen Antworten von der Regierungsbank frustriert sind. Wallow, der im vergangenen Jahr 28 Anfragen stellte, kommt zu dem Schluß: "In den meisten Fällen hätte ich mir die Antworten eigentlich selbst geben können." Die ganze Fragestunde sei zu einem "Sprechblasen-Festival" verkommen. Als Beispiel führt er die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Klaus Beckmann (FDP) auf eine Anfrage nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz an, die sich so anhörte: "Das kommt auf die konkrete außenpolitische Einschätzung an, die zu jedem Einzelfall durch das Auswärtige Amt gegeben wird . . ."
Über schlechte Erfahrungen klagte kürzlich auch die PDS/Linke Liste-Abgeordnete Ulla Jelpke, die sich seit fünf Monaten regelmäßig beim Bundesinnenministerium nach rassistischen und neofaschistischen Anschlägen erkundigt. "Die erste Antwort war noch einigermaßen ausführlich, die folgenden wurden von Mal zu Mal dürftiger", fand sie und zitierte den Parlamentarischen Staatssekretär Eduard Lintner (CSU), der ihr schrieb, er könne keine näheren Auskünfte mehr geben, was freilich "nicht am mangelnden Willen der Bundesregierung, sondern vielmehr am Tatsächlichen" liege.
Immerhin gelingt es manchen Parlamentariern gelegentlich, den Regierungsvertretern Informationen zu entlocken, die für die Wahlkreise bedeutsam sind oder für die sie später verantwortlich gemacht werden können. Es ist noch nicht lange her, daß ein Staatsminister stürzte, weil er eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Peter Conradi zu Geheimdienst-Aktivitäten falsch beantwortet hatte. Seltener kommt es vor, daß in der Fragestunde richtig gelacht wird.
Am 24. Juni mußte Staatsminister Bernd Schmidbauer (CDU) über eine Zugfahrt des Bundeskanzlers in die Pfalz berichten, bei der ihn 150 Journalisten begleiteten, die auf Regierungskosten auch an einer Weinprobe und einem "Schmaus nach Großmutters Art" teilnahmen. Nach Ansicht des fraktionslosen Abgeordneten Ortwin Lowack war dies ein "Freß- und Sauffest", für Schmidbauer hingegen "ein gelungenes Treffen mit der nationalen und internationalen Presse".
Kanzler Helmut Kohl jedenfalls sei "gut gelaunt" und durchaus zufrieden über den "gelungenen Abend" gewesen. Die Zusatzfrage von Norbert Gansel (SPD), ob "im Interesse einer ausgewogenen Berichterstattung demnächst zu Schmalzbroten nach Bitterfeld" eingeladen werde, ging in allgemeiner Heiterkeit unter. HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)
Von heute an läuft der Kartenvorverkauf für die Bad Camberger Festspiele, die am Samstag, dem 29. August, 19.30 Uhr, auf der Bühne im Amtshof beginnen. Gegeben wird das Heimatspiel "Johannes durch den Wald - der Schinderhannes im Goldenen Grund" unter der Regie von Marlene Pfeiffer. Am Dienstag, dem 1. September, ist um 15 Uhr ein Kinderfestival im Kurhaus, um 19.30 Uhr ein Gitarrenkonzert in der Kreuzkapelle. Am 2. September sind im Kurhaus mehrere Folkoregruppen zu hören. Ein Festspielball im Kurhaus am 5. September beschließt die Festspiele. (Karten beim Zigarrenhaus Brück, Limburger Straße 3.) fr
HARHEIM. "Morje abend wern se uns widder umbringe", lacht Irma Schaak. Das, was an sonnigen Wochenenden auf sie zukommt, ist natürlich nicht wirklich lebensbedrohlich. Aber vor allem samstags und sonntags erlebt die 56jährige Wirtsfrau, daß es zuweilen schwierig ist, die Wünsche aller Gäste minutenschnell zu erfüllen - vom nur wenige hundert Meter entfernten Radweg an der Nidda strömen schon nachmittags Scharen von radfahrenden Familien in den Garten der Wirtschaft "Zum Goldenen Löwen".
Abends werden die Tische unter den Trauerweiden zum idyllischen Treffpunkt für Plaudereien zu zweit oder auch in großer Runde, in jedem Fall aber mit viel Gesellschaft an den umliegenden Tischen. "Junge wie alte" zählt der 66jährige Wirt Heinrich Schaak zu seinen Gästen; Stammpublikum und Jugendliche.
Schon fast 160 Jahre gibt es die "Gast- und Gartenwirtschaft" in Frankfurts nördlichem Stadtteil Harheim und ebenso lange ist sie im Familienbesitz. 1835 wurde das Lokal vom Landwirt Friedrich Bockenheimer eröffnet. Er ernährte die Seinen noch hauptsächlich von den Erträgen seines Bauernhofes, die Gaststätte lief eher nebenher. In den 40er Jahren heiratete August Schaak, der Vater des heutigen Wirtes, in die Familie Bockenheimer ein. Inzwischen haben sechs Generationen im Löwen bewirtet. Im Laufe der Jahre wurde die Wirtschaft wichtiger als die Landwirtschaft auf dem Hof.
Familiärer als der "Goldene Löwe" kann ein Betrieb kaum sein: Sohn Manfred Schaak ist gelernter Metzger und zuständig für das Fleisch aus eigener Landwirtschaft, Koch ist sein Bruder Hans-Jürgen. Und Tochter Birgit - ihr Mann arbeitet natürlich auch in der Wirtschaft mit - war von 1988 bis 1991 zweite Frankfurter Ebbelwei-Königin. Da versteht es sich natürlich von selbst, daß das Löwen-"Stöffche" vom Hof selbstgekeltert ist; teilweise aus Äpfeln aus eigener Ernte oder von Bäumen aus der Umgebung. Hinter der Theke stehen einige Dutzend Bembel. Die beliebtesten sind die "Fünfer": eineinhalb Liter für fünf "Gerippte". "Bier werd hier fast net verlangt", erzählt der Wirt.
Die Speisekarte ist so "frankforterisch" und gutbürgerlich: Handkäs' und gebakkener Camenbert, Hacksteak, Haspel und Schnitzel in allen Variationen. Und wer später noch was von dem Sonntagsausflug haben will, kann sich Hausmacher Wurst in Dosen mit nach Haus nehmen.
Obwohl es vor der Wirtschaft eigentlich kein Parkplatzproblem gibt, profitiert man vom anhaltenden Fahrradboom. Die 100 Rad-Abstellplätze reichen an schönen Tagen nicht aus. Ganze Radfahrklubs, die aus Königstein, Höchst oder Ilbenstadt anradeln, stellen sich hier zuweilen in großer Gesellschaft die Tische zusammen. Die sind zum Teil schon über 100 Jahre alt. Schon so mancher Gast wollte Heinrich Schaak einen der massiven Holztische abkaufen. "Die sind noch vom Großvater, da geb ich keinen her", sagt der dann nur.
Der "Goldene Löwe" ist täglich ab 16 Uhr geöffnet, am Sonntag schon ab 11 Uhr. Montag ist Ruhetag. eik
Zwei "Airport Dance Nights" Gleich zwei "Airport Dance Nights" gibt es in der FAG-Disco in diesem Jahr am 31. Juli und 1. August, nachdem die Dance Nights in den letzten zwei Jahren ein großer Erfolg waren. Am Freitag, 31. Juli, beginnt um 20 Uhr die "Airport Oldie Night" mit der Gruppe "Steps" und Musik aus den 50er Jahren. Die Rock 'n' Roll- Formation der TSW Wiesbaden II zeigt einen Showtanz.
Ebenfalls um 20 Uhr beginnt am 1. August die "Dritte Airport Disco Night", die von Markus Steinkuihl von Antenne Bayern und Tillmann Uhrmacher von Radio RPR moderiert wird. Dabei wird die Tanzformation des T. V. Wilsenroth, die an der Deutschen und Europäischen Meisterschaft teilgenommen hat, ihr tänzerisches Können zeigen. Verbunden mit der Eintrittskarte ist eine Teilnahme an einer Tombola mit attraktiven Gewinnen wie Flugtickes in die USA und nach Athen sowie Gutscheine für einen Flug mit dem Freiluft-Ballon und ein Fallschirmsprung. Der Erlös kommt auch in diesem Jahr den SOS-Kinderdörfern zugute. Die Eintrittskarten (zehn Mark für die Freitagveranstaltung und 15 Mark für samstags sowie 20 Mark für eine Kombi- Karte für beide Veranstaltungen) können von sofort an, aber nur im Vorverkauf am "Hotelschalter" der Information 14 in der Ankunftshalle B des Flughafens erworben werden. amm
Silke Brückner und Armin Grau vom Tanzklub Schwarz-Silber Frankfurt belegten am Wochenende in St. Ingbert den zweiten Platz. Damit steigen die beiden in die C-Standard- Klasse auf. fro
rb MÜNCHEN. Kritik an dem vom G-7-Gipfel geplanten "massiven Atomprogramm für Osteuropa" übten zum Auftakt des zweiten Gegenkongresses "The other Economic Summit" (TOES) Sprecher zahlreicher Umweltschutzorganisationen aus Ost und West. "Das ist ein ökologischer und ökonomischer Wahnsinn", meinte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Hubert Weinzierl. Tatsächlich werde das in München diskutierte 800-Millionen-Dollar- Programm kaum für das allernötigste reichen. Die Erfahrungen mit Greifswald hätten gezeigt, daß für jedes der 39 besonders gefährdeten Kraftwerke in Osteuropa eine Sicherheits-Nachrüstung mindestens eine Milliarde Mark koste und dennoch unzureichend bleibe.
Wie Weinzierl fordert auch der bulgarische Parlamentsabgeordnete und Vorsitzende der Organisation Eco-Glasnost, Luchesar Toshev, eine sofortige Abschaltung der meisten osteuropäischen AKW, allen voran des bulgarischen Kraftwerks Kosloduj. Toshev bestätigte, daß in Osteuropa bereits mit geringen Mitteln eine erhebliche Energieeinsparung möglich sei. So wiesen die veralteten Anlagen zur Stromerzeugung und die Leitungen hohe Energieverluste auf. Der Energieverbrauch je Einheit des Bruttosozialproduktes sei daher zwei- bis dreimal so hoch wie in den USA.
Nach Ansicht von John Hontelez, Präsident des internationalen Öko-Netzwerkes Friends of the Earth, kann bei der Stillegung der 39 riskantesten Meiler die Hälfte der Atomkraftleistung in Höhe von 12 000 Megawatt sehr rasch durch schlüsselfertige Containerheizkraftwerke für rund zehn Millionen Mark pro Einheit ersetzt werden, die verbleibenden 50 Prozent durch Energieeinsparung in Industrie, Haushalten und Verkehr. Die G-7-Staaten wollten durch ihre Nachrüstungspläne im Osten aber offenbar vor allem die eigene Atomindustrie sanieren, vermutet Hontelez.
Friends of the Earth veröffentlichte gestern eine eigene Studie zum Thema "Russisches Roulette: Die Atomkraftwerke in Osteuropa". Darin werden auch langfristige alternative Energiestrategien für diese Region beschrieben.
Kritik am bisherigen Gipfel-Verlauf übte Jakob von Uexküll, Begründer des Alternativen Nobelpreises. Im Mittelpunkt der Tagesordnung stehe die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums im Norden, obwohl dessen Gefahren für die ökologische Überlebensfähigkeit des Planeten inzwischen hinlänglich bekannt seien. Die Glaubwürdigkeit der G-7-Chefs sei nicht zuletzt deshalb schwer angeschlagen, weil sie unfähig seien, ihre eigenen früheren Gipfelbeschlüsse in die Tat umzusetzen.76jährige verfolgte den Handtaschenräuber
Eine 76jährige hat sich am Freitag abend einem jungen Mann, der versucht hatte, ihre Handtasche zu rauben, nicht nur zur Wehr gesetzt. Sie verfolgte den Flüchtenden anschließend auch: Er konnte im Nordend von der Polizei festgenommen werden.
Gegen 17.30 Uhr war die 76jährige, die bereits zweimal Opfer eines Handtaschenraubes geworden war, in der Eschenheimer Anlage unterwegs. Dort versuchte der junge Mann, ihr die Handtasche zu entreißen. Doch die Frau, die den Trägerriemen ihrer Handtasche um ihr Handgelenk geschlungen hatte, wehrte sich.
Der Täter flüchtete. Er wurde von der 76jährigen in Richtung Nordend verfolgt: Sie beobachtete, wie er in einem Haus im Unterweg verschwand und verständigte die Polizei. Die Beamten fanden den 18jährigen in dem Haus. ing
rds MÜNCHEN. Die Staats- und Regierungschefs der auf dem Münchner Gipfel versammelten sieben Industrienationen wollen gemeinsam an Unternehmen und Wirtschaftsverbände ihrer Länder appellieren, zum Aufbau einer sozialen Marktwirtschaft in den neuen unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion beizutragen. "Partnerschaften zwischen westlichen Städten und denen aus den GUS-Staaten werden ebenso begrüßt und sollten verstärkt gefördert werden", heißt es außerdem in den Vorbereitungspapieren für die geplante Initiative.
Die Regierungen der G-7-Länder setzen sich dafür ein, daß "ihre" Firmen durch Patenschaften in den Staaten der früheren UdSSR den direkten Transfer unternehmerischen Wissens verstärken. Im Mittelpunkt sollen der Austausch von Beschäftigten, die Entsendung von Managern zur Beratung von Betrieben im Übergang zur Marktwirtschaft und die Einrichtung von Ausbildungsstipendien stehen. Wirtschaftsverbände könnten durch eigenes Consulting und bei der Vermittlung der neuen Patenschaften wichtige Hilfestellung leisten.
Die bereits existierenden Förderprogramme der westlichen Länder sollten sich auf folgende Schwerpunkte der Beratung konzentrieren:
- Entflechtung und Privatisierung im Handel und Dienstleistungsgewerbe.
- Aus- und Weiterbildung auf allen Ebenen der Unternehmen.
Darüber hinaus wollen die Gipfel-Teilnehmer die Kommunen ihrer Länder aufrufen, Partnerschaften mit Städten in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zu bilden. Dabei lassen sich die Initiatoren des Appells von folgendem Grundgedanken leiten: "Angesichts der großen Aufgabe, die demokratische und wirtschaftliche Umgestaltung zu bewältigen, sind direkter Rat und tatkräftige Hilfe von Mensch zu Mensch wichtig." Städtepartnerschaften könnten dazu beitragen, praktische Probleme beim Aufbau eines sozialen Netzes und einer leistungsfähigen Verwaltung zu lösen.
Darüber hinaus will die Bundesregierung auf dem Gipfel bei den anderen sechs für zusätzliche Anstrengungen werben, um die Öl- und Gasförderung in der GUS wieder zu erhöhen. Experten des Bonner Wirtschaftsministeriums machen in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, daß die Sicherung der Inlandsversorgung in der früheren Sowjetunion und ausreichende Deviseneinnahmen wesentliche Voraussetzungen für einen erfolgreichen politischen und wirtschaftlichen Reformprozeß seien. Deshalb solle Rußlands Präsident Boris Jelzin aufgefordert werden, unverzüglich die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Engagements zu schaffen. Dies wäre auch die Grundbedingung für ein Dringlichkeitsprogramm, das von den G-7-Staaten vorgeschlagen werden könnte. Der Rückgang der Ölproduktion in der GUS (siehe Grafik) - der Großteil der Quellen liegt in Rußland - und die Stagnation der Gasförderung auf dem Stand von 1989 verfolgt nicht nur Bonn mit Sorge. Es müsse darum gehen, die konventionelle Energieerzeugung, damit die Exportfähigkeit der GUS und in diesem Zusammenhang auch ihre Kreditfähigkeit zu verbessern. Das sei möglich, wenn
- kurzfristig Ausrüstungslieferungen erhöht, Fachpersonal bereitgestellt und Know-how transferiert sowie
Deshalb wollen Bonn und die sechs Partner der GUS empfehlen, für angemessene und stabile Rahmenbedingungen auf allen Gebieten zu sorgen. Dazu gehört auch, daß rasch eine marktwirtschaftlich orientierte gesetzliche Regelung der Rechte und Pflichten beim Öl- und Gasaufschluß verabschiedet werde. Vordringlich sei dabei, die Zuständigkeiten auf den verschiedenen staatlichen Ebenen eindeutig abzugrenzen.
Außerdem mahnt der Entwurf für die G-7-Initiative an, die Stabilität und Konvertibilität des Rubels sicherzustellen, die staatlichen Dirigismen abzubauen und die Privatisierung zu beschleunigen. Erst dann könnte die Weltbank branchenbezogene Anpassungskredite auf der Grundlage staatlicher Bürgschaften gewähren und die westliche Industrie sich stärker engagieren.
Der Frankfurter Einzelshandelsverband ist zufrieden mit dem Vertragsabschluß zwischen Stadt und "Duales System Deutschland GmbH" (DSD). Das Abkommen, das am 2. Juli unterzeichnet wurde, gewährleiste "am besten die Entsorgung des Verpackungsmülls", betont Hauptgeschäftsführer Horst-Hubert Moritz. Das Duale System ergänze sich hervorragend mit dem bestehenden "Drei-Tonnen-System" der Müllabfuhr.
Grüner Punkt und Duales System sind laut Einzelhandelsverband die sinnvollste und billigste Lösung. "Der Druck auf Hersteller muß aber weitergehen", fordert Moritz. "Die Verpackungen müssen auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden."
Der Verband hofft, das sich auch bald der Hochtaunus- und der Maintaunuskreis mit dem Dualen System arrangieren. ert
Das Angebot ist groß beim 16. Internationalen Hausener Volks-Waldlauf am Sonntag, 26. Juli. Da steht am Sportplatz der TGS zuerst um 8.30 Uhr der 20-Kilometer-Lauf für Männer und Frauen inklusive Altersklassen auf dem Programm. Wem das zu lang ist, der kann auch um 8.50 Uhr die zehn Kilometer angehen. Jugendliche können sich bis um 10.20 Uhr Zeit lassen, dann erst beginnt ein Fünf-Kilometer-Lauf, gemeinsam mit den "Jedermännern". Einen Kilometer haben die Schüler und Schülerinnen A bis C um 10.20 Uhr vor sich, und die Kleinsten dürfen um 11 Uhr zeigen, was sie über 400 Meter "draufhaben". Anmeldung bei der TSG-Geschäftsstelle (Tel.: 06174471) jeden Mittwoch von 17.30 bis 19.30 Uhr. ih
Firmen-Telegramm
Bush trifft BMW-Chef Trotz des großen Diskussionsbedarfs über weltbewegende Probleme auf dem Wirtschaftsgipfel ließ es sich US-Präsident George Bush nicht nehmen, in München zu einem Meinungsaustausch mit BMW-Chef Eberhard von Kuenheim zusammenzutreffen. Im Mittelpunkt standen dabei natürlich die Pläne des weiß- blauen Autokonzerns, ein Werk in den Vereinigten Staaten (Spartanburg) zu bauen. Der erste Spatenstich dafür soll nach Angaben von Kuenheims schon im Oktober dieses Jahres gesetzt werden. Der Gouverneur des US-Bundesstaates South Carolina, Caroll Campbell, und der BMW-Boß unterzeichneten eine formelle Bestätigung über das beabsichtigte Investment und dessen US-Förderung.
Toyota entläßt 6000 Südafrikaner Der japanische Toyota-Konzern hat in Südafrika 6000 Arbeiter nach einem Streik entlassen. Nach Firmenangaben ignorierten die Beschäftigten ein Ultimatum zur Wiederaufnahme der Arbeit. Durch Störungen des Arbeitsfriedens habe Toyota - der größte Autobauer in der Kap-Republik - in den vergangenen Monaten 45 Produktionstage und umgerechnet 375 Millionen Mark an Umsatz eingebüßt. Nach Darstellung der Nippon-Firma hatten Gewerkschaftsvertreter Bezahlung für die Zeit verlangt, die sie während früherer Streiks in Verhandlungen mit der Unternehmensleitung verbrachten. Dies sei abgelehnt worden.
Hafnia vorerst gerettet Der ums Überleben kämpfende dänische Versicherungskonzern Hafnia scheint vorerst gerettet zu sein. Eine gründliche Überprüfung habe keine weiteren Unregelmäßigkeiten über die schon bekannten hinaus (gestrige FR) zutage gefördert, teilte die Firma mit. Nun soll eine für den Fortbestand entscheidende Kapitalerhöhung durchgezogen werden.
Dea baut Ost-Vertrieb aus Die Dea erweitert ihre Präsenz in Ostdeutschland. Mit der Rheinbraun Verkaufsgesellschaft wurden drei Vertriebstöchter in Leipzig, Weimar und Potsdam gegründet, die eine flächendeckende Versorgung mit leichtem Heizöl, Diesel und Schmierstoffen gewährleisten sollen.
Neuer Duden erfreut Brockhaus Der erste gemeinsame deutsche Duden nach dem Krieg ließ 1991 zum Ausnahmejahr für den Brockhaus-Verlag werden. Der Umsatz sprang um zwei Fünftel auf 131 Millionen Mark, der Gewinn sogar um mehr als 80 Prozent auf 9,6 Millionen. In diesem Jahr wird konjunkturbedingt und wegen des vorerst befriedigten Nachholbedarfs in Ostdeutschland eine deutliche Abschwächung des Wachstums erwartet. Künftig will sich der mehrheitlich zu Langenscheidt gehörende Mannheimer Verlag verstärkt elektronischen Produkten widmen, etwa Nachschlagewerken auf CD-ROM.
Interessante Begegnungen wird der Federation- Cup 1992 bringen, der Montag auf der Tennisanlage am Waldstadion beginnt. Wir meinen das nicht nur sportlich. Denn alle Teams - nein, nicht alle; die deutschen Damen wollen in Hofheim ihre Ruhe haben -, also fast alle Teams, die bei der Mannschafts-WM antreten, bekommen zwei Paten zur Seite gestellt. Paten von Tennisvereinen aus dem Rhein-Main-Gebiet.
Die holen ihre Gäste am Flughafen ab, bieten Trainingsmöglichkeiten, organisieren Aktivitäten, mit einem Wort: kümmern sich.
Hoffen wir, daß die schöne Idee nicht zu einer Art babylonischer Sprachverwirrung führt. Ein paar Paarungsbeispiele? Bulgarien/ Schwanheim, Chile/Gravenbruch, Finnland/Götzenhain, Mexiko/Fechenheim, Rumänien/Kalbach oder Ungarn/Buchschlag. Noch heikler sind natürlich die ostasiatischen Verhältnisse: China/Westend, Indonesien/ Dreieichenhain und Korea/Harheim treffen da aufeinander. Da kann man - mit den chinesischen Zirkus-Artisten - nur wünschen: Möge die Übung gelingen. Und zum Glück: Die Tennis-Weltsprache ist Englisch. Ihr Bastian
OFFENBACH. Das Gesundheitsamt bietet gleich drei Termine für Eltern an, die ihre Kinder untersuchen lassen möchten. Mütter und Väter erhalten auch Ratschläge für die richtige Pflege und Ernährung des Nachwuchses.
Am Montag, 13. Juli, ist der erste Termin von 13.30 bis 15.30 Uhr in der Buchhügelallee 25. Zwei Tage später geben die Ärztinnen in der gleichen Zeit in der Geschwister-Schill-Schule in Bieber, Erich-Ollenhauer-Straße 1, Tips. Am Donnerstag, 15. Juli, finden die Untersuchungen dann wieder von 13.30 bis 15.30 Uhr in der Buchhügelallee statt. aim
LANGENSELBOLD. 15 Verkehrsunfälle, die zumeist aus zu hoher Geschwindigkeit bei nasser Fahrbahn resultierten, listet die Autobahnpolizei für das vergangene Wochenende auf.
Verletzt wurde glücklicherweise niemand, teilte die Schutzpolizei am Montag mit.
Der entstandene Schaden wird aber immerhin auf insgesamt 120 000 Mark geschätzt. hein
Briefe an die Redaktion
Das Renommierviertel soll als Insel bestehen Die "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" will im leerstehenden Weinkeller Im Wed 13 in der Höchster Altstadt ein Restaurant mit günstigen Preisen eröffnen. Wie in unserem Bericht "Restaurant für Obdachlose und Arme" (FR vom 4. Juli) geschildert wurde, stößt das Vorhaben in Kreisen der Bürgervereinigung Höchster Altstadt jedoch auf schroffe Ablehnung. Dazu schickten uns zwei FR-Leserinnen die folgenden Briefe:
Als eine "Belastung" sieht die Höchster Bürgervereinigung das Projekt, Armen und Obdachlosen zu billigen Mahlzeiten zu verhelfen, an. Hier muß doch einmal ein historischer Rückblick gemacht werden. Die schönen mittelalterlichen Fassaden sind demnach bloß Fassaden. Im Mittelalter waren die Armen in die Stadtgemeinden integriert. Mehr noch, je mehr die wohlhabenden Bürger den Armen spendeten, desto angesehener waren sie in der Gemeinde.
Im aktuellen Fall soll es nicht einmal um Spenden gehen, sondern nur um Duldung. Selbst dies will die Bürgervereinigung nicht leisten. Das Renommierviertel soll als Insel bestehen, von der die Schattenseiten unserer Gesellschaft verwiesen werden. Ich kann nur hoffen, daß einsichtigere Menschen im Magistrat sitzen und ihr Plazet für dieses Projekt geben.
Monika Hohlung
Melchiorstraße 14
6230 Frankfurt 80 Reaktion ist indiskutabel und unmenschlich Mit Freude habe ich den Anfang des Artikels gelesen, weil ich die Idee, ein solches Restaurant auch in Höchst zu eröffnen, für ausgezeichnet halte. Schließlich nimmt die Armut und die Obdachlosigkeit in erschreckendem Maße zu, und so sollten alle Initiativen begrüßt werden, die versuchen, den betroffenen Menschen eine Hilfe anzubieten.
Was mich aber empört hat, war die Reaktion der Bürgervereinigung Höchster Altstadt und von Herrn Alfons Kaiser, Leiter der Verwaltungsstelle Höchst. Daß das Stadtquartier der Altstadt "bis an die Grenze des Erträglichen mit sozialen Problemen belastet" sei, ist wohl ein Hohn. Früher war die Altstadt einmal ein Arme-Leute-Viertel. Aber längst ist es schick geworden, in den hübsch renovierten Häuschen zu wohnen. Nur arm darf man dann nicht mehr sein! Aber die neuen Altstadtbewohner wollen alle Belastungen von ihrem Viertel fernhalten. So überlassen sie gerne den Autoverkehr den Bewohnern des angrenzenden Gebietes. Und den Anblick von Armut und Obdachlosigkeit wollen sie sich offensichtlich auch ersparen.
Wenn Herr Kaiser von dem "Charakter des Wohnbereichs" spricht, der gestört werden könnte, so vergißt er offenbar, daß es eine Menge von Kneipen in der Altstadt gibt, nur halt keine für Arme und Obdachlose!
Ich wohne ganz in der Nähe der Sankt- Josefs-Kirche, wo die Obdachlosen seit Jahren montags und donnerstags morgens zu einem Frühstück eingeladen sind. Dabei empfinde ich nicht, daß die Gegend dadurch hier "verslumt" wäre. Deshalb halte ich es auch für unerträglich, wenn Herr Großbach von einer drohenden "Verslumung des sensiblen Bereichs" in der Altstadt spricht. Ich erachte eine solche Reaktion für unmenschlich und indiskutabel. Elisabeth Brück
Justinuskirchstraße 18
6230 Frankfurt-Höchst
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Nachrichten-Börse
Weiss wittert Chancen in China Die vom Bundestag jüngst beschlossene Aufhebung von Hermes-Beschränkungen wird dazu beitragen, daß die Chancen der hiesigen Wirtschaft für Ausfuhren nach China steigen. Dies erwartet BDI-Präsident Heinrich Weiss nach einem Gespräch mit einer Einkaufsdelegation aus der Volksrepublik. Bundesobligationen werfen weniger ab Die Bundesobligationen bringen von heute an weniger Rendite. Da der Bund den Verkaufskurs der fünfjährigen Titel mit einem Zinssatz von 8,25 Prozent von 99,70 auf 100,20 Prozent anhebt, fällt die Rendite von 8,33 auf 8,20 Prozent. 2,4 Milliarden für Abwicklungsfonds Die Bundesbank hat bei der Ausschreibung für Schatzanweisungen des Kreditabwicklungsfonds mit einer Laufzeit von zwei Jahren gut 2,4 Milliarden Mark zugeteilt. Die Durchschnittsrendite der zugeteilten Beträge beläuft sich auf 9,17 Prozent. Aus dem Erlös der U-Schätze werden Schulden der Ex-DDR bedient. Südkorea senkt Zoll auf Whisky Seoul hat der Senkung der Einfuhrzölle auf Whisky, die meistimportierte Spirituose in Südkorea, grundsätzlich zugestimmt, um eine Beschwerde der EG und der Briten beim Gatt zu verhindern. Der Zoll soll in zwei Stufen von 150 auf 100 Prozent im Jahr 1996 ermäßigt werden.
Auch mit Panzern sind gegen Brummis keine Punkte zu gewinnen
Französische Regierung will Straßenblockaden mit Gewalt brechen, doch die Proteste weiten sich aus
Von Hans-Hagen Bremer (Paris)
"Die Flics greifen an! Panzer fahren auf!" Die Nachricht vom bevorstehenden Polizeieinsatz verbreitete sich unter den Fahrern wie ein Lauffeuer - erst auf der einen Seite der Autobahn bei Phalempin südlich von Lille, wo die Lastzüge, Tankwagen und Sattelschlepper wie auf Grund gelau fene Schiffe festlagen, dann auf der anderen, wo noch einmal so viele Fahrzeuge seit einer Woche den Verkehr in der Gegenrichtung versperrten. Erst mochten die Fahrer der Neuigkeit keinen rechten Glauben schenken, so sehr stand sie im Gegensatz zu dem friedlich verlaufenen Tag. Neugierige aus der Gegend waren gekommen, um sich dieses ungewöhnliche Spektakel anzuschauen. Dann wa waren Motorradfahrer eingetroffen, die wie sie gegen den neuen Führerschein nach Punkten protestieren. Und schließlich hatten die Leute aus dem nahen Dorf wieder zu essen und zu trinken gebracht. Da hatte man ein richtiges Buffet am Straßenrand aufgebaut und unter den Augen der Ordnungshüter tüchtig zugelangt. Daß die Polizei mit Gewalt gegen sie vorgehen würde, das hatten allerdings ganz ausgeschlossen. Nicht umsonst hatte ja Michel, ihr Wortführer, den "Flics" die Warnung zukommen lassen, daß sie sprichwörtlich mit dem Feuer spielten, wenn sie es trotzdem täten; denn die mit Gas und Sprit beladenen Laster seien "echte Bomben". Die Drohung schien jedoch ihren Eindruck auf die andere Seite verfehlt zu haben. Es sollte aber, nachdem die Pariser Regierung am Sonntag abend die gewaltsame Räumung von Straßensperren angeordnet hatte, noch bis in die frühen Morgenstunden dauern, bis die Fahrer und zahlreichen Schaulustige in den Genuß eines Spektakels ganz anderer Art kommen sollten.
Mehrere Kompanien der Bereitschaftspolizei CRS, ausgerüstet mit Schutzschilden und Tränengasgranaten marschierten auf. Hubschrauber übeflogen das Gelände. Dann fuhren gepanzerte Fahrzeuge vor, und schließlich wurde noch ein richtger Panzer vom Typ AMX 30 in Stellung gebracht - direkt vor dem ersten Laster in der Blockadereihe. Das Abschleppmanöver gestaltete sich schwieriger, als die Polizisten vorausgesehen hatten. Nach über eier Stunde war der LKw gerade mal zehn Meter weit bewegt worden. Doch weil er dabei auch noch schwer beschädigt wurde, verfehlte der Gewalt bei den anderen Fahrern nicht seine Wirkung. Bis auf drei kletterten alle in ihre Kabinen, warfen die Motoren an und fuhren davon. Nach genau acht Tagen war die Blockade von Phalempin, von wo aus die Protestbewegung der Lkw-Fahrer in der vergangenen Woche ausgegangen war, am Motag mittag wieder geräumt.
Zur gleichen Zeit waren auch bei Lyon, Avignon und noch einigen anderen Orten CRS-Aufgebote gegen Verkehrsblockaden von Lkw-Fahrern vorgegangen. Insgesamt zehn Blockaden konnten auf diese Weise bis zum frühen Nachmittag aufgelöst werden. In den meisten Fällen räumten die Brummi-Fahrer freiwillig die Blockadestellen. Angesichts von nicht weniger als 13.000 Mann CRS, mehreren gepanzerten Fahrzeugen sowie Panzern, Hubschraubern und Transall- Maschinen zum schnellen Transport der Bereitschaftspolizei, zogen sie es vor, der Konfrontation aus dem Wege zu gehen und vor allem ihre Laster vor Beschädigungen zu bewahren.
Die Entscheidung der Regierung, die Herausforderung der "Routiers", wie die Fernfahrer in Frankreich heißen, mit einem Kraftakt zu beenden, war zum Schluß eines langen Wochehende gefallen, in dessen Verlauf das Land immer mehr in Agonie zu verfallen schien. Städte wie Lyon oder Toulouse waren seit Tagen von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten. Überall kündigten Versorgungsengpässe an, vor allem bei Frischwaren, Obst und Gemüse. Wegen ausbleibenden Nachschubs wurde in manchen Regionen das Benzin knapp, wegen fehlender Zulieferungen von Einzelteilen gerieten Fabriken in Produktionsschwierigkeiten. Tausende von Urlaubern waren seit Tagen stecken geblieben. Und dazu waren am Wochenende neue Aktionen der Bauern gekommen, die sich mit den LKw-Fahrern solidarisch erklärten, in der Hoffnung, ihrer eingeschlafenen Protestbewegung gegen die Agrarpolitik der EG neuen Auftrieb zu geben. Diese Demonstrationen hatten wiederum Gegendemonstrationen von Obst- und Gemüsebauern in Südfrankreich ausgelöst, die infolge der Verkehrsblockaden auf ihren Erzeugnissen sitzen blieben. So fuhren auch diese mit ihren Traktoren auf und blockierten ihrerseits Eisenbahnstrecken - vornehmlich im Rhonetal. Dort blieben am Wochenende zahllose Schnellzüge stecken, von denen nicht wenige gerade als Entlastungszüge für die von der Straße vertriebenen Urlauber eingesetzt worden waren. Mehrere Tausende saßen zum Teil über zwölf Stunden fest und mußten in überfüllten Bahnhöfen kampieren oder auf freier Strecke ausharren.
"Die Regierung weicht nicht zurück", hatte ein sichtlich ratloser Premierminister Pierre Beregovoy (accent aigu auf beiden e) am Sonntag in mehreren Interviews erklärt. Alle vertretbaren Zugeständnisse seien den Lastkraftwagenfahrern gemacht worden. Vielleicht hatte er dabei gehofft, daß die Protestbwegung mit der Zeit in sich zusammenfallen werde. In der Tat schien dies nach den ergebnislosen Gesprächen der vergangenen Tage die einzige noch verbliebene Hoffnung zu sein. Als die ersten Blockaden entstanden, hatte die Regierung es mit strengen Warnungen versucht. Dann hatte es Diskussionen mit den Vertretern des Transportgwerbes und den Gewerkschaften der Fahrer gegeben, in denen die Regierung unter anderem zusagte, daß die Fahrtenschreiber nicht zur nachträglichen Sanktion von Geschwindigkeitsüberschreitungen herangezogen werden sollten. Eine weitere Zusage betraf die Anrechnung von Fahrschulstunden zwecks Rückgewinnung aberkannter Führerscheinpunkte als bezahlte Fortbildungsmaßnahme. Das alles aber hatte den Fahrern nicht genügt. Sie verlangen von der Regierung nicht weniger, als die ersatzlose Rücknahme des vom Parlament beschlossenen und seit 1. Juli in Kraft getretenen Gesetzes über das neue Punktesystem. Auch der Versuch, die Lösung des Konflikts in Gesprächen über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Lkw-Fahrer zu suchen, blieb ohne Ergebnis. Daß dort freilich der Kern des Problems steckt, ist nach Meinung aller Fachleute unbestritten. Viele Fahrer sehen vor allem durch den Wettbewerbsdruck in der zum Dschungel gewordenen Transportbranche zu den Überschreitungen der Straßenverkehrsregeln gezwungen, die die ihnen nach dem neuen System Strafpunkte bis hin zum Verlust des Führerscheins kosten werden.
Die festgefahrene Situation mußte der Regierung umso auswegloser erscheinen, als sie auf der Seite der Lastwagenfahrer zwar lokale Wortführer wie Michel in Pahlempin und andere durch Fernsehintervieww zu nationaler Bekanntheit gelangte Sprecher hatte, aber keine repräsentativen Verhandlungsführer finden konnte. In Lyon zum Beispiel hatten Lastwagenfahrer sich ausdrücklich dagegen verwahrt, von den Gewerkschaften vertreten zu werden. So war denn wohl am Sonntag abend im Hotel (accent circonflex auf o) Matignon die Entscheidung gefallen, die die einen wie Innenminister Paul Quiles (accent grave auf e) schon von Anfang an befürwortet, andere aber wie etwa Marc Blondel von der Gewerkschaft FO als "größten Fehler überhaupt" verworfen hatten - die gewaltsame Räumung von Barrikaden.
Wie wenig der Einsatz von Panzern dazu geeignet, gegen Brummis Punkte zu machen, das erwies sich denn auch sogleich nach den ersten Operationen am Montag. Die Lkw-Fahrer von Phalempin hatten sich zwar wieder hinter ihr Steuer geklemmt, doch nur um einige Kilomter weiter wieder anzuhalten und eine neue Blockade zu errichten. Von einer tatsächlichen Verbesserung der Lage auf den Autobahnen und Landstraßen konnte denn angesichts dieses Katz-und Maus- Spieles am Montag nachmittag keine Rede sein. Waren es am Wochenende nach Mitteilung der zentralen Verkehrsleitstelle bei Paris etwa 160 Straßenblockaden im ganzen Land, so wurden am Montag zwischen 200 und 300 gezählt. Städte wie Calais, Caen, Le Havre und Rouen wurden am Montsag blockiert. Toulouse war durch 1.500 Lkw abgesperrt. In Regionen wie Mittelfrankreich, Elsaß und Lothringen, die bislag weitgehend verschont geblieben waren, wurden ebenfalls Blockaden errichtet.
Ob die Regierung die gewaltsamen Räumungen fortsetzen würde, war zunächst nicht klar. Die politischen Risiken eines solchen Ersatzbürgerkrieges sind nicht zu übersehen. Denn wenn auch die Folgen des sich ausbreitenden Chaos auch für den einzelnen immer spürbarer werden, so können andererseits die Lkw- Fahrer mit ihren Aktionen bei der Bevölkerung durchaus auf Sympathie zählen. Auch das engt den Bewegungsspielraum der Regierung ein. Wie eng er in der Tat schon ist, zeigt der Streikaufruf, mit dem das Transportgewerbe am Montag auf die Eskalation des Konfliktes antwortete: Ab Mitternacht sollen alle Lkw zu Hause bleiben.
Drei Wimbledon-Siegerinnen des Jahres 1992 schlagen in der kommenden Woche in Frankfurt auf. Beim Federation-Cup auf der Tennisanlage des Waldstadions ist Frauen-Champion Steffi Graf der unbestrittene Star unter den rund 120 Spielerinnen. Außerdem versuchen die Doppel-Gewinnerinnen Gigi Fernandez (USA) und Natalia Zwerewa (GUS) die Mannschaftsweltmeisterschaft für ihr Land zu gewinnen. Titelverteidiger ist Spanien, das mit der Weltranglistenfünften Arantxa Sanchez an der Spitze anreist.
Sowohl für die Vorrundenbegegnungen als auch für die Finalspiele, einschließlich des Endspiels am Sonntag, 19. Juli, gibt es noch Karten. Tickets verkaufen der Kartenkiosk Sandrock an der Hauptwache, der Kartenvorverkauf Liebfrauenberg 52, die Vorverkaufsstelle "Eintritt" im Nordwestzentrum sowie die Stadion GmbH.
Bereits vor der Auslosung am Mittwoch ist sicher, daß das deutsche Team am Montag auf dem Centre Court das Eröffnungsspiel bestreitet. Am Mittwoch schwingen Steffi Graf, Anke Huber und Barbara Rittner auf jeden Fall die Schläger auf Court No. 1. Die Karten für den Centre Court, Court No. 1 und Court No. 2 sind auch nur dort gültig. jah
MÜNCHEN, 6. Juli (AFP/Reuter/dpa/ AP). Zeitgleich mit dem Wirtschaftsgipfel der sieben führenden Industrienationen hat am Montag in München auch der Gegengipfel "The other economic summit" (TOES) begonnen. Zum Auftakt der ebenfalls bis Mittwoch geplanten Veranstaltung warf Mitbegründer Jacob von Uexküll den Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe vor, die Interessen der Menschen im Süden "auf dem Altar der nördlichen Wachstumsroutine zu opfern". Entgegen ihrem Anspruch, die Instanz zur Regelung globaler Probleme zu sein, beschäftigten sich die großen Sieben vornehmlich mit der eigenen Unfähigkeit, den Anforderungen an eine ökologisch verträgliche und gerechtere Weltordnung zu entsprechen. Der TOES-Gegengipfel findet bereits zum achten Mal parallel zum Siebener-Treffen statt. Im Vorfeld des Gipfels habe man seitens des Bonner Entwicklungshilfeministeriums konkrete Beschlüsse hinsichtlich Schuldenerleichterungen für die Dritte Welt erwartet. Nun rangiere dieses Thema "unter ferner liefen", kritisierte Uexküll, der auch Begründer des Alternativen Nobelpreises ist. Zuvor hatten mehrere Umweltschutzorganisationen das geplante Sicherheitsprogramm der G7 für Atomkraftwerke sowjetischer Bauart kritisiert.
Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hubert Weinzierl, sagte, beim Wirtschaftsgipfel schlage die Stunde der Wahrheit. Nach den Proklamationen von Rio de Janeiro müsse nun mit konkreten Beschlüssen eine umweltverträgliche Entwicklung auf der Erde eingeleitet werden. Nötig seien ein "Ende der Ausbeutungspolitik" und eine neue Weltwirtschaftsordnung.
Am Rande der Eröffnung des Münchner Gipfels wurden am Montag bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei nach Polizeiangaben 482 Personen festgenommen und viele in die Justizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht. Auf Anweisung der Münchner Staatsanwaltschaft wurden alle Festgenommenen noch am Abend wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen die Polizei wurden schwere Vorwürfe erhoben. Augenzeugen berichteten übereinstimmend, Demonstranten seien durch den massiven Knüppeleinsatz der Polizei schwer verletzt worden. Unter den Festgenommenen war auch die ehemalige Sprecherin der Grünen, Jutta Ditfurth. Nach Angaben der "Ökologischen Linken" wurde Ditfurth am Arm verletzt und mußte im Krankenhaus behandelt werden.
Münchens Bürgermeister Christian Ude (SPD) nannte den Polizeieinsatz "unglückselig" und "völlig unverhältnismäßig". Ude sagte weiter, er habe mehr als drei Stunden den von der Polizei gebildeten Kessel nahe dem Rathaus gesehen, in dem einige hundert Demonstranten eingeschlossen worden waren. Er habe von der Polizei eine Härte beobachtet, "die an Brutalität grenzte". Am Abend gab es in der Innenstadt Spontandemonstrationen gegen den Polizeieinsatz.
Am frühen Morgen hatten Gipfelgegner mit zwei Molotowcocktails einen Brandanschlag auf eine Filiale der Deutschen Bank in München-Sendling verübt. Dabei entstand ein Schaden von 200 000 Mark.
Der Laden besitzt eine Attraktion: Tag und Nacht laufen die Fernsehgeräte hinter der Schaufensterscheibe. Und immer gibt es Leute, die davor stehenbleiben und Nachrichtensprechern oder Serienhelden zusehen, wie sie tonlos den Mund auf- und zuklappen.
Dem versunkenen Zuschauer, der jüngst zu nachtschlafener Zeit vor der Scheibe verharrte, wäre jeder Ton auch zuviel gewesen. "Erotik"-Filme sprechen für sich.
Ein Grüppchen jüngerer Leute näherte sich, ging vorüber - aber plötzlich schoß einer der Passanten zurück und stellte sich neben den Mann: "Ei, was is denn des . . .?" Der andere reagierte grantig: "Kann man denn noch nicht mal in Ruhe Fernsehgucken?"
Der Bedauernswerte. Wahrscheinlich stört ihn zu Hause auch dauernd jemand. Ihre Bastienne
spi ESSEN. Der Gasverkauf in Deutschland bleibt eine Goldgrube. Die Bilanz 1991 des Branchenführers Ruhrgas bestätigt dies erneut. Um so verständlicher erscheint die Dauerfehde zwischen der mit Abstand größten Ferngashandelsgesellschaft hierzulande und dem vehement ins Geschäft drängenden BASF-Ableger Wintershall. Ruhrgas-Vorstandschef Klaus Liesen hielt sich vor der Presse auffallend bedeckt, was den Stand des seit Monaten erbittert geführten Streits betrifft. Dabei geht es besonders um die Markt-Vorherrschaft in Ostdeutschland. Die Frage, ob darüber gegenwärtig Gespräche mit BASF stattfänden, bleibt unbeantwortet. Liesen scheint aber eine Lösung zu favorisieren, die sich an der Stromwirtschaft orientiert: Abgegrenzte Versorgungsgebiete auch der einzelnen Gasunternehmen, gesichert durch Demarkationsverträge.
Den Verdacht, daß sich sein Unternehmen in der Ex-DDR über die dortige Verbundnetz Gas (VNG) eine ähnliche Vormachtstellung wie im Westen sichern wolle, weist er zurück. Die VNG, so merkt er überraschend an, liege trotz der 35- Prozent-Beteiligung "nicht im Einflußbereich der Ruhrgas". Trotzdem wird die VNG am Ende des Jahres über zwei Pipelines mit dem Ruhrgas-Netz im Westen verbunden sein. Sie wird insoweit der neuen Konkurrenz von Wintershall und der mit dieser kooperierenden Moskauer Gazprom, die im Süden der Ex-DDR zur Zeit eine neue Großleitung verlegt, besser paroli bieten können.
Der Essener Fast-Monopolist in Westdeutschland - sein Marktanteil liegt im Ferngasgeschäft bei etwa 80 Prozent - weist für 1991 wiederum Kennziffern aus, von denen die meisten Konzerne hierzulande nur träumen. Den Gasmännern kam der Trend zugute, daß neue Wohnungen immer häufiger mit Gas geheizt werden. 470 000 Heime wurden neu an die Netze angeschlossen. Insgesamt hängen daran jetzt rund neun Millionen. Das ist gut ein Drittel des Gesamtbestandes.
Zudem profitieren die Essener vom Image der "umweltfreundlichen und sauberen" Verbrennung ihrer Energie. Laut Liesen ist der Konsument sogar bereit, einen "Premium"-Zuschlag zu zahlen. Im gleichen Atemzug beteuert er, daß Gas gegenüber dem Hauptkonkurrenten Öl wettbewerbsfähig bleiben müsse und prognostiziert für die nächste Zeit bei den Verbraucherpreisen eine stabile oder sogar leicht fallende Tendenz.
Da in den alten Ländern 1991 der Erdgasverbrauch um sieben Prozent auf die neue Rekordhöhe von 73,5 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten wuchs, klingelten die Kassen in Essen noch lauter als im Jahr davor. Der Umsatz schnellte gleich um ein Viertel nach oben und erreichte 15,3 Milliarden Mark. Der Materialaufwand fiel allerdings auch um fast 24 Prozent höher aus. Aber die Masse machte es. Unter dem Strich blieb bei leicht verbesserter Spanne ein um rund 600 Millionen Mark höherer Rohertrag übrig, und das im Vergleich zum ausgezeichneten Jahr 1990.
Dem Vorstand bereitet es sichtlich Mühe, die Gewinne halbwegs zu verstecken. Die Abschreibungen einschließlich Sonderabschreibungen in Ostdeutschland liegen mit 750 Millionen um rund 300 Millionen Mark höher als 1991. Die Bankschulden von knapp 800 Millionen könnten mit dem um fast 19 Prozent auf 789 Millionen Mark gestiegenen Jahresüberschuß glattgestellt werden. Als betriebliches Ergebnis vor Steuern blieben 1,7 Milliarden Mark übrig - 10,9 Prozent der Gesamtleistung.
Die Aktionäre - überwiegend Ölgesellschaften sowie die Essener Ruhrkohle - dürfen ebenfalls zufrieden sein. Sie erhalten wieder gut 460 Millionen Mark als Dividenden und damit nur rund 100 Millionen Mark weniger, als sie bisher insgesamt als Grundkapital tatsächlich eingezahlt haben. Dennoch sind sie inzwischen Eigner eines Bilanzvermögens von knapp zehn Milliarden Mark und eines Eigenkapitals von drei Milliarden. Die Ruhrgas hat dieses weitgehend aus selbst erwirtschafteten Mitteln aufgebaut.
BERLIN (dpa/VWD/FR). Der Griff des Augsburger Bauunternehmers Ignaz Walter nach der Mehrheit am Münchner Branchenkollegen Dywidag hat Folgen. Das Bundeskartellamt nimmt den geplanten Einstieg Dywidags und des Münchner Unternehmers Leonard Moll bei der Leipziger Fertigteil- und Betonbau besonders kritisch unter die Lupe. Der Grund: Walter besitzt von den vier in der Ex-DDR existierenden Betonschwellenwerken bereits eines, die im Juli 1990 übernommene Stahl- und Spannbeton- GmbH. Da er seit kurzem bei Dywidag das Sagen hat, würde er sich über deren vorgesehenes Engagement in Thüringen ein zusätzliches Werk dieser Sparte einverleiben und eventuell eine marktbeherrschende Stellung einnehmen.
Die ebenfalls in Berlin zur Prüfung vorliegende Ehe Walter/Dywidag wackelt deshalb zwar nicht, meint Kartellamts-Sprecher Hubertus Schön. Wohl könnte aber die Verbindung mit dem Leipziger Unternehmen platzen, meint er. Zwar produziere dieses derzeit nur Fertigteile für den Wirtschafts- und Wohnungsbau, die alten Anlagen zur Produktion von Betonschwellen seien aber noch vorhanden. Und angesichts des Zustandes der Schwellen in Ostdeutschland, die fast alle ausgewechselt werden müssen, eröffne sich da ein "Riesengeschäft". Aufgabe des Kartellamts sei es nun, Marktabgrenzung und Produktionskapazitäten zu prüfen, um einen Beschluß zu fällen.
"In diesem Zentralkomitee . . . äh . . . in diesem Solidaritätskomitee gibt es weit über 100 Mitglieder." Immerhin. Hans Wauer, der freundliche ältere Herr mit typischem DDR-Outfit hat es geschafft, in zwölfeinhalb Worten einen leidlichen Überblick über Größe und Gedankenwelt eines Gremiums mit eher ungewöhnlichem Anliegen zu offenbaren: des "Solidaritätskomitees für Erich Honecker und alle verfolgten Kommunistinnen und Kommunisten in Deutschland".
Das gibt's aus gegebenem Anlaß - siehe den Haftbefehl der Berliner Justiz gegen Erich Honecker und andere. Wer ist solidarisch mit dem letzten Botschaftsflüchtling der DDR? Ein Nostalgieverein für Betonköpfe alter Schule? Nein. Die Idee stammt aus Dortmund und Essen. Der Osten zieht nun nach. Wauer, der dazu extra in ein Hinterzimmer in Ostberlin geladen hat, sagt: "Wir sind im Vormarsch, wenn ich das mal militärisch sagen darf." Höchste Zeit, denn die Luft in Chiles Moskauer Botschaft wird dünn.
Da trifft es sich gut, daß man eine vorzeigbare Figur aus dem Osten präsentieren kann, die nicht in die allgemeine "Hexenjagd" einfällt: Wolfgang Harich, einst DDR-Philosoph, eher Opfer denn Täter im Mauernstaat.
Der macht mit und sagt: "Laßt Honecker in Frieden." Die strafrechtliche Verfolgung, so Harich, müsse aufgehoben werden, der frühere DDR-Staatschef als freier Mann reisen können.
Solidarische Worte. Und Honecker dankt. Auf sechs Schreibmaschinenseiten lieferte der Chef von einst persönlich die Stichworte für all die, die seiner Zukunft noch zugetan sind. Das liest sich (Moskau, im Juni 1992) dann so: Der Strafbefehl gegen ihn sei "die Kaschierung politischer Verfolgung im Gewande eines Kriminalprozesses. Es ist die Vergeltung, die der Sieger gegenüber dem wehrlos Besiegten übt". Die Politik derer vom Rhein "teilt das deutsche Volk in Sieger und Besiegte, Verfolger und Verfolgte, in Opfer und Täter".
Es wird klar: Das "Solidaritätskomitee" ist ein Opfer-Verein.
AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)
100 Mark und ein Autoradio erbeuteten am frühen Sonntag morgen zwei unbekannte Männer im Bahnhofsviertel: Sie überfielen einen 20jährigen aus Ludwigsburg, der in der Nacht im Rotlichtquartier unterwegs gewesen war.
Eigentlich hatte sich der junge Mann auf einen netten Abend eingerichtet und insgesamt 1500 Mark in seinem Wagen deponiert, den er in der Weserstraße abgestellt hatte. Gegen 3.30 Uhr kehrte er zu dem Auto zurück, um sich Geld-Nachschub zu holen. Auf dem Weg wurde er von den beiden Unbekannten bedrängt und mit einem Klappmesser bedroht: Dabei erbeuteten sie 100 Mark, warfen ihn zu Boden, schlugen auf ihn ein und entwendeten den Schlüssel für den Wagen.
Der 20jährige konnte flüchten. Als er zu seinem Auto zurückkehrte, stellte er fest, daß sein Autoradio gestohlen worden war. Das deponierte Geld aber hatten die Täter nicht gefunden. ing
HOCHTAUNUSKREIS. Die Zahl der Arbeitslosen im Hochtaunuskreis ist im Monat Juni weiter gestiegen. Beim Arbeitsamt Bad Homburg, das zuständig ist für den Kreis außer Königstein, Kronberg und Glashütten, waren Ende Juni 3069 Menschen gemeldet, die eine Stelle suchen. Die Arbeitslosenquote stieg damit auf vier Prozent (Mai 1992: 3,8 Prozent; Juni 1991: 3,7 Prozent) an.
Die Zahl der offenen Stellen blieb mit 956 gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert. Freie Stellen gibt es laut Arbeitsamt vor allem in Heimen und im Gesundheitswesen. 173 Bewerber wurden im Juni in eine neue Stelle vermittelt. che
Daß sich der Wirtschaftsgipfel der sieben großen Industrienationen längst vom trauten Kamingespräch auf allerhöchster Ebene entfernt hat, das seinen Erfindern Helmut Schmidt und Valéry Giscard d'Estaing vorgeschwebt haben mag, ist schon an der Größe abzulesen, die das Treffen mittlerweile angenommen hat. Wenn die Delegationen insgesamt rund 2000 Leute umfassen, begleitet von mehr als der doppelten Zahl von Journalisten, kann kaum mehr herauskommen als das Verlesen vorbereiteter Erklärungen.
Ins Kraut geschossen ist auch der Sicherheitsaufwand für ein derartiges Großspektakel. Beim Münchner Gipfel ist die sprichwörtliche bayerische Gemütlichkeit von einem Bild verdrängt worden, das im Wortsinne an einen Polizeistaat erinnert. Daß die Verantwortlichen nach den traumatischen Erfahrungen mit dem Olympia-Attentat von 1972 alle möglichen Gefährdungen besonders perfekt ausschalten wollen, ist verständlich. Der Übereifer, der dabei in München immer wieder an den Tag gelegt wird, freilich nicht. Daß ein Pfiff oder Buhruf ausreicht, um im Polizeigriff abgeführt zu werden, hat mit den legitimen Sicherheitsinteressen der Politiker nichts mehr zu tun. Auch die gutmütigste Oma wird den Appell, die unvermeidbaren Unbequemlichkeiten mit Geduld zu ertragen, nicht verstehen können, wenn ihr an jeder Ecke die Handtasche gefilzt wird.
Staatliche Repräsentation in einer Demokratie sollte von der Bevölkerung wenn nicht miterlebt, dann wenigstens nachvollzogen werden können. In München wird statt dessen für ein paar Auserwählte über eine ganze Stadt der Ausnahmezustand verhängt. fa (München)
BAD ORB. Ein Verein vor allem für die ärmeren Leute war die "Viktoria" in ihren Anfängen. Den vielen Menschen, die nicht zur sogenannten Gesellschaft gehörten und von deren Festen ausgeschlossen waren, sollte sie die Möglichkeit zum gemeinsamen Feiern geben.
Hart arbeitende, aber fröhliche Männer sollen es gewesen sein, die sich am 8. März 1892 in der Gastwirtschaft Küppelsmühle zusammengesetzt hatten, um eine derartige Interessengemeinschaft zu gründen. Beim - etwas verregneten Festzug zum 100jährigen Bestehen des Geselligkeitsvereins am Sonntag wurde diese Szenerie auf einem der vielen Wägen nachgestellt.
Um einen einfachen Holztisch herum sitzt bei einem Schoppen eine Handvoll Männer in derben Anzügen die Wichtiges zu besprechen scheinen. Die Chronik des Vereins lasse heute noch ziemlich genau nachvollziehen, was damals beredet wurde.
Die Männer stammten alle aus einem der vielen kleinen Zusammenschlüsse, die es um das Jahr 1890 in Bad Orb gab. So trafen sich die einen, um das Tanzen zu erlernen, andere betätigten sich sportlich oder fröhnten der Pfeifenraucherei. Weil die Anzahl der Mitglieder in diesen Gruppen oft sehr gering war, beschlossen die Männer, einen gemeinsamen Verein zu gründen. Zum ersten Vorsitzenden in der langen Geschichte der "Viktoria" wurde noch am gleichen Abend Gustav Schmitt gewählt.
Als Hauptaufgaben des Vereins legten die Gründer Geselligkeit sowie die gegenseitige Hilfe untereinander fest. Kurz darauf, am 19. Juni 1892, veranstaltete die "Viktoria" bereits einen Ball in der Gaststätte "Goldener Engel", daneben trafen sich die Mitglieder jeden Sonntag in der Küppelsmühle. Auf Kosten des Vereins konnte außerdem das Pfeifen und Trommeln zur Begleitung von Straßenumzügen erlernt werden - ein erster Vorbote karnevalistischen Treibens, das mit einem Maskenball 1928 Eingang in das Vereinsleben fand und es heute weitgehend prägt.
Interessant am Vereinsleben der Anfangszeit erscheint aus heutiger Sicht vor allem die Tatsache, daß die Viktoria immerhin 22 Jahre lang eine eigene Krankenkasse für ihre Mitglieder unterhielt. Sie wurde am 1. Januar 1901 gegründet und sollte laut ihren Statuten "den Mitgliedern in Krankheitsfällen eine feststehende Unterstützung gewähren und bei Todesfall den Hinterbliebenen ein Sterbegeld sichern".
Der Kassenfonds wurde durch "Eintrittsgelder, monatliche Beiträge und zugewiesene Gelder aus der Vereinskasse" gebildet. Die "Krankenunterstützungskasse des Vereins Viktoria zu Bad Orb", so ihre genaue Bezeichung, gewährte den Mitgliedern über die Dauer von längstens drei Monaten ein Krankentagegeld von 80 Pfennig, was angesichts des damals durchschnittlichen Stundenlohns von zehn Pfennig beachtlich erscheint.
"Ausgeschlossen von der Unterstützung" wurden allerdings "diejenigen, welche an syphilistischen und allen sich selbst zugezogenen Krankheiten leiden, z. B. bei Schlägerei, Trunksucht usw."
Mitglieder mit dem Risikofaktors des hohen Alters, dazu zählten alle über 35, konnten indessen der Kasse erst gar nicht beitreten. Der in der ersten Satzung verankerte soziale Aspekt hat bis heute überlebt, wenn sich seit damals auch vieles verändert hat und die derzeit 350 Mitglieder aller Alters- und Berufsgruppen in Bad Orb längst selber gesellschaftliches Leben schaffen. Immer noch betätigt sich der Verein caritativ, so etwa, indem er den Erlös einiger Veranstaltungen der Altenbegegnung St. Martin und der Arbeiterwohlfahrt zugute kommen läßt.
Erstaunlich lange gehalten hat sich allerdings auch ein anderes Relikt aus der Gründungszeit: Bis zum Jahr 1976 blieb Frauen die Mitgliedschaft in dem Verein mit dem Leitsatz "Frei sei dein Sinn und frei das Herz / Stets Einigkeit in Ernst und Scherz verschlossen.
Heute, wo der Karneval den Schwerpunkt der Aktivität bildet, allem voran die großen Prunksitzungen in der Konzerthalle, deren Programm fast ausschließlich aus den eigenen Reihen bestritten wird, wäre eine "Viktoria" ohne Frauen auch wohl nicht mehr denkbar. Immer nur Männerballett - langweilig! Selbst wenn der Verein über ein erfolgreiches verfügt, das 1984 sogar den Hessenmeistertitel holte.
Fünfzig Mädchen im Alter zwischen vier und 17 Jahren bildet der Geselligkeitsverein mittlerweile im Gardetanz aus. Und auch der Gründung einer eigenen Theatergruppe, die beim Heimatabenden, Weihnachtsfeiern oder auch vor großem Publikum in der Konzerthalle auftritt, ist die Hereinnahme von Frauen in den Verein mit Sicherheit zugute gekommen pam
Friseurmeister Günther Harnack zeigt Rosalia Giambrone (rechts), worauf beim Perückenmachen zu achten ist. FR-Bilder: Eberhardt)
Locken mit dem Stock gedreht, ein Drahtgeflecht unter der Hochsteckfrisur: ein Meisterstück des Friseurhandwerks vergangener Tage.
NEW YORK, 6. Juli (Reuter). Im Offizierskorps der irakischen Armee hat nach einem Bericht der "New York Times" eine Säuberungswelle begonnen. Die Zeitung meldete am Montag unter Berufung auf US-Regierungskreise, Anlaß seien Berichte über einen geplanten Putsch gegen Staatschef Saddam Hussein. Die USA beabsichtigten nun, ihre Planungen zur Schwächung Saddams zu intensivieren, meldete die "New York Times". Ein Regierungsvertreter habe erklärt, daß die USA in die Putschpläne verwickelt seien. Irak habe die Berichte über die Säuberung im Offizierskorps zurückgewiesen.
Laut Zeitungsbericht ordnete Saddam die Säuberung nach Bekanntwerden der Umsturzpläne bei einem Treffen mit Offizieren an. Saddam habe das Vorhaben, ihn zu entmachten, den USA und Jordanien zugeschrieben.
WETTERAUKREIS. "Die Zukunft des Betriebes sichern - auch Mädchen ausbilden." Mit diesem Slogan wirbt das Handwerk um weibliche Lehrlinge, auch in der Wetterau. Die FR-Lokalrundschau stellt in dieser Woche junge Frauen vor, die sich entschieden haben, nicht ins Büro zu gehen oder zu studieren, sondern an der Backstube, auf dem Bau, im Frisiersalon und an der Nähmaschine zu arbeiten.Hilfloser Mann vom Notarztwagen überfahren
KASSEL. Durch einen tragischen Unfall ist am Wochenende ein 25jähriger Mann getötet worden: Er wurde von einem Notarztwagen, dessen Besatzung ihm eigentlich zur Hilfe eilen wollte, überrollt.
Alarmiert wurde der Notarzt über die Polizei. Dort hatte in der Nacht auf Sonntag eine Frau angerufen und gemeldet, daß eine Person mitten auf der Straße liege. Der Notarztwagen wurde sofort in die beschriebene Stelle beordert.
Der Fahrer muß den auf der Straße liegenden Mann übersehen haben. Fest steht, daß er ihn überfuhr. Die Obduktion habe ergeben, daß der Tod "eindeutig" durch den Notarztwagen verursacht worden sei, so die Staatsanwaltschaft. ari
OFFENBACH. Die von der rot-grünen Landesregierung ins Auge gefaßte Freigabe sogenannter weicher Drogen wird nach Ansicht des CDU-Landtagsabgeordneten Hermann Schoppe "zu einer unverantwortlichen Ausweitung des Drogenkonsums führen und noch mehr Menschen als bisher ins Unglück stürzen". Schoppe erteilt dieser Absicht eine eindeutige Absage. Der Offenbacher Unionspolitiker will sich im Landtag bemühen, mit einigen "vernünftigen SPD-Abgeordneten" ins Gespräch zu kommen, damit diese geplante Freigabe von weichen Drogen auf keinen Fall verwirklicht wird.
Sonst würden die schlimmen Gefahren des Rauschgiftes verharmlost und die Erziehungsarbeit der Eltern torpediert, meint Schoppe.
Falls der Staat als "Dealer" auftrete, werde die Hemmschwelle vor allem bei Jugendlichen herabgesetzt. Der CDU-Politiker sieht die Strafandrohung als ein psychologisches und rechtliches Hindernis an, das bestehen bleiben müsse. Durch eine Freigabe werde die Lust am Probieren steigen. Wenn der Staat den Drogenkonsum erlaube, erwecke er den Eindruck, "so schlimm könne das mit dem Stoff doch nicht sein", meint Schoppe. Die These, daß die Freigabe den Markt der Rauschgift-Mafia austrockne, nennt er abwegig; die Dealer würden sich schnell umstellen und junge Leute verstärkt an harte Drogen heranführen, damit das Geschäft wieder stimme.
Er unterstützt seine Argumentation mit dem Hinweis auf die Schweiz und Schweden, wo die Freigabe gescheitert sei und jetzt völlig umgedacht werde. In Deutschland sollte man daraus lernen.
Schoppe plädiert stattdessen dafür, die Zahl der Therapieplätze zu erhöhen. aim
SCHLÜCHTERN. Die Postsenioren in Schlüchtern kommen am Mittwoch, 8. Juli, zu einer Gartenparty im Stadtteil Sterbfritz zusammen. Wer teilnehmen möchte, trifft sich um 14 Uhr am Postamt. Von dort werden die Party-Gäste nach Sterbfritz gebracht. Die Rückfahrt ist für 19.30 Uhr angesetzt. Bei schlechtem Wetter soll in den Räumen der Freien Evangelischen Gemeinde in Schlüchtern gefeiert werden. schu
GRIESHEIM. Der Elternbeirat der Boehleschule fühlt sich von der Stadt verschaukelt. In einem Brief an Schulamtsleiter Tom Stryck fordern die Eltern eine "Übersicht über die beschlossenen Investitionen für dieses Jahr in Frankfurt". Bei allem Verständnis für notwendige Sparmaßnahmen sieht der Elternbeirat nicht ein, auf den Austausch der Nachtspeicheröfen gegen eine komplett neue Gasheizungsanlage zu verzichten.
"Für uns steht die körperliche Unversehrtheit der Kinder und Lehrkräfte im Vordergrund", heißt es in dem Brief. Eine Asbestgefährdung der Grundschul-Kinder in Kauf zu nehmen, "betrachten wir als einen Skandal", sagte Marlies Seidel.
In vier Frankfurter Kindertagesstätten und 23 Schulen sollen neue Heizungsanlagen eingebaut werden. "Elektroöfen sind das ökologisch unsinnigste Heizsystem", sagte Joachim Wagner, Referent des Baudezernenten. Ausschlaggebend für die Umstellung von Strom auf Gas sind ökonomische und ökologische Bedenken. Messungen im vergangenen Jahr hätten ergeben, so Wagner, "daß keine akute Gesundheitsgefährdung vorhanden ist." Aber die Empörung der Eltern kann Wagner nachvollziehen, weil "subjektive Gefühle eine zentrale Rolle spielen".
In zwei Beschlüssen hat das Land Hessen festgelegt, wann Nachtspeicheröfen umgehend ausgetauscht werden müssen: wenn mehr als 500 Fasern pro Kubikmeter Luft gemessen werden oder die Öfen beschädigt sind, wodurch Asbest freigesetzt werden kann. "Alle Messungsergebnisse lagen weit unter dem Richtwert", betonte Wagner. In der Boehle- Schule wurden 96 Fasern pro Kubikmeter festgestellt.
Für die Ausstattung sämtlicher Einrichtungen mit neuen Heizungen wurden zwölf bis 15 Millionen Mark veranschlagt. Das Geld ist derzeit nicht vorhanden. Deswegen sollen zunächst nur die vier Kindertagesstätten und die Ernst-Reuter- Schule 2 (Nordweststadt) in den Sommerferien mit einer Heizung ausgestattet werden. Im Herbst werden voraussichtlich die Nachtspeicheröfen in der Franz- Böhm-Schule (Ginnheim) entsorgt. Wann die Boehler-Schule an die Reihe kommt, steht nicht fest.
Als Zynismus bezeichnete die Sprecherin des Elternbeirats, Marlies Seidel, was empörten Eltern vom Schulamt erklärt wurde: die Kinder an der Hauptwache würden mehr Asbest einatmen als in den Klassenräumen. "An der Hauptstraße stehen die Schüler aber nicht täglich mehrere Stunden", ärgerte sich die Mutter und bemängelte, daß die Nachtspeicheröfen im Raum eine "unmögliche Luft produzieren". Man bräuchte literweise Wasser, um eine angenehme Luftfeuchtigkeit herzustellen, sagte sie.
Den Beschwerdebrief hat der Elternbeirat ans Stadtschulamt, an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und an die hiesige Presse verschickt. "Antwort haben wir noch keine erhalten", erklärte Frau Seidel. Unverständlich sei ihr auch, wieso ein Prestigeobjekt, wie beispielsweise die Neugestaltung des Schulhofs in der Eichendorff-Schule für etwa 600 000 Mark, nicht zurückgestellt werde. Der Einbau der Gasheizung wird die Stadt etwa 900 000 Mark kosten. tin
FLÖRSHEIM. "Manch neue Sondereinsatzgruppe wird sich am Flörsheimer Modell orientieren." Mit diesem Fazit kehrten Franz-Josef Eckert und Marcel Kunde vom DRK der Mainstadt von einer Fachmesse in Köln zurück. Dort hatte sich die 32 Helfer zählende Gruppe präsentiert und ihr Publikum überzeugt.
Fünf Einsatzwagen, aufblasbares Zelt, Notfallanhänger mit Gerät und Material - die Flörsheimer hatten aufgefahren, was sie zu bieten haben. Das könne sich sehen lassen, zumal das DRK die Gruppe aus eigenen Mitteln finanziert habe. Andernorts stünden Städte und Landkreise hinter den Sondereinsatzgruppen (SEG).
200 davon gibt es in Deutschland, 400 sollen es noch in diesem Jahr werden. Viele davon werden sich vom Flörsheimer Roten Kreuz eine Scheibe abschneiden. Das machte es den Nachahmern leicht: Jeder Interessent bekam eine ausführliche Dokumentation. kkü
SCHLÜCHTERN. Der Schlüchterner Maler Walter Hüniche stellt von Mittwoch, 8. Juli, an seine Werke in den Räumen der Kreissparkasse aus.
Die Bilderschau wird um 15 Uhr eröffnet. Hüniche hat sich Anregungen für seine Bilder beispeilsweise im Teufelsmoor bei Bremerförde geholt.
Der Künstler war als Lehrer am Ulrich-von-Hutten-Gymnasium und in leitender Position in der Werbebranche tätig. Darüber hinaus wirkte Walter Hüniche als Dozent in Bremerhaven und Marburg. schu
"Die Eisenbahn, das ist wie eine Krankheit. Wenn man sich erstmal infiziert hat, kriegt man sie wahnsinnig schlecht wieder los." - Das Zitat stammt von Hans Acker, dem früheren Vorsitzenden des Dampfbahn-Clubs Taunus Oberursel. Mag sein, daß sich sowas für nahezu jedes Hobby formulieren läßt; vielleicht sprengt aber auch die Faszination, die von Loks, Wagen und Schienen ausgeht, den üblichen Rahmen. Wer sich genau diesem Reiz hingeben möchte, hat in dem Oberurseler Verein eine gute Adresse. Denn der verfügt am (vorläufigen) Ende des Taunus-Zubringers über ein sehr schönes Gelände, wo Modell-Dampfloks ihre Runden drehen - und Passagiere transportieren können. Morgen, am Sonntag, 12. Juli, ist Fahrtag.
"Personenbefördernde Modelldampfzüge" heißt das in der offiziellen Sprache der Dampfbahner. Bei gutem Wetter ist immer viel Betrieb, wenn der 15 Jahre alte Verein einlädt: Mit 250 bis 500 Erwachsenen und 500 Kindern ist da schon zu rechnen. Aber die Menschenmengen verteilen sich; immerhin ist das Clubgelände 5000 Quadratmeter groß.
Da gibt es einen Bahnhof, 13 Weichen, einen Tunnel, der einen künstlichen Berg durchquert, einen Teich mit darüberführender Brücke und eine Drehscheibe. Kern des Tunnels ist eine Betongarage, in der an anderen Tagen die Loks und Werkzeuge aufbewahrt werden. Und der Lokschuppen, wie er eigentlich zu einer Drehscheibe gehört, ist das nächste Projekt der Modelleisenbahner; die Bauarbeiten sollen im kommenden Jahr beginnen, wie Hans-Georg Klatt, der Vereinsvorsitzende, ankündigt.
Zwei Spurweiten sind verlegt: fünf Zoll (127 Millimeter) und 7 1/4 Zoll (184 mm). Die Zoll-Größe rührt daher, daß das Dampfbahn-Hobby aus England kommt. Die große Rundstrecke - die für die Gäste - ist 520 Meter lang und wird zweimal durchfahren. Außerdem existiert ein Innenkreis von 320 Metern.
Die Dampfbahner sind ein eingeschworener Kreis. Von 400 Hobbyisten weiß Hans-Georg Klatt in Deutschland. Und auch international haben die Oberurseler eine Menge Freunde. Wenn im Mai das zweitägige Dampfbahnfest gefeiert wird, kommen sie aus ganz Europa, bringen ihre maschinellen Schätze im Wohnwagen, Campmobil oder Anhänger herbei.
Eine große Lokomotive mit Tender ist bis zu drei Meter lang. Aber so ein Gerät kann dann auch 30 Kinder und Erwachsene ziehen, die rittlings auf den Wagen sitzen. Ist der Kohlenkessel richtig eingeheizt, zischt und spotzt die Zugmaschine; 15 bis 20 Kilometer pro Stunde zeigt dann der Tachometer. Der Vorsitzende Klatt befindet: "Ein gemütliches Hobby."
Auf dem Vereinsgelände ist immer viel zu tun: Schienen müssen geschweißt, die Wiesen und Bäume gepflegt, die Toiletten gereinigt und das Kassenhäuschen besetzt werden. Aber einen Großteil seiner Freizeit verbringt ein Modelldampfbahner mit dem Lok- und Wagenbau. "Jeder von uns hat eine Werkstatt im Keller", berichtet Hans-Georg Klatt; die Lokomotiven entstehen möglichst originalgetreu, nach Zeichnungen oder Modellen. Gegenseitige Hilfe ist für die Vereinsmitglieder selbstverständlich. Eine fertige Lok repräsentiert einen Wert zwischen 10 000 und 80 000 Mark, meint Klatt, der zur Zeit einen Güterwagen baut ("ein Meter lang, mit Fußrasten zum Draufsetzen").
Der Dampfbahn-Club zählt jetzt 56 Mitglieder. Fast die Hälfte davon bezeichnet der Vorsitzende als "richtige Aktive" - ein guter Anteil. Aber der "Mittelbau" - die Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren - ist nur schwach vertreten. Die elektrische Eisenbahn, das klassische Spielzeug für Kinder und ihre Väter, liefert bisweilen den "Einstieg" zum Dampfbahn-Hobby. Wer mit dem Club in Kontakt treten möchte, aber nicht zum Fahrtag kommen kann: Weinbergstraße 60, 6370 Oberursel 4, Telefon 06172/31333.
Der Fahrtag am morgigen Sonntag dauert von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene zwei Mark, für Kinder eine Mark. Bei den Kleinen schließt dies bereits eine Rundfahrt mit dem Zug ein; Ältere müssen dafür nochmal eine Mark bezahlen. "Die Kinder fahren alle, teils mehrfach", erzählt Hans-Georg Klatt. Und auch für Stärkungen nach den atemberaubenden Runden ist gesorgt; Mitglieder sind mit Schmalzbroten, Bratwürsten, Kuchen und Kaffee zur Stelle.
Ein großes Signal markiert den Zugang zum Vereinsgelände an der Mainstraße in Oberursel. Die U 3 aus Richtung Frankfurt hält an der Lahnstraße, und von der Haltestelle ist es nur ein kurzer Fußweg. tom
Von den Schienen nun aufs Geläuf: Am Montag berichten wir über die Galopprennbahn in Niederrad. Dort können sich FR-Leser am Dienstag - ein paar Tage vor dem nächsten Renntag - hinter den Kulissen umschauen und alles Wissenswerte über die Tiere und den Sport erfahren.Kreis bietet wieder Tenniskurse an
BAD ORB / BAD SODEN-SALMÜNSTER. Tenniskurse für Anfänger bietet der Main-Kinzig-Kreis wieder auf den Sportanlage in den beiden Kurstädten an.
Das Gruppentraining mit acht Übungseinheiten zu je anderthalb Stunden findet werktags statt und kann auch in die Abendstunden gelegt werden. Termine in Bad Soden-Salmünster sind vom 10. bis 31. August, in Bad Orb vom 17. August bis 7. September.
Anmeldungen sollten möglichst schnell an die Abteilung Sport und Freizeit des Main-Kinzig-Kreises im Herzbachweg 2 in Gelnhausen gerichtet werden. Die Teilnehmergebühr beträgt 230 Mark. jan
Frankfurter Rundschau
Eine gute Adresse für die Freunde von Oldtimern ist das Raule-Automobilmuseum in Eppstein-Vockenhausen. 75 Fahrzeuge - das älteste aus dem Jahr 1900 - zeigen sich dort in Bestform den Besuchern. Ein paar Namen: Hanomag "Komissbrot", Rolls Royce, Jaguar, Mercedes, Lagonda, De Dion, Ferrari, Isetta, Goggomobil, Meyra und Lloyd ("Leukoplast- Bomber").
Die ihnen zugeordneten Puppen sind in der entsprechenden Mode der damaligen Zeit gekleidet. Und der Führer weiß zu den Fahrzeugen jede Menge Geschichten und Anekdoten zu erzählen. Der Rundgang dauert etwa eine Stunde.
Das Museum - Adresse: Hauptstraße 130, Telefon 0 61 98 / 30 10 - ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen ab zehn Personen können telefonisch oder schriftlich vereinbart werden. Nach Eppstein fährt die S 2.
Die Eintrittspreise: Erwachsene fünf Mark (Gruppe vier Mark), Jugendliche 2,50 Mark (zwei Mark), Kinder 1,50 Mark (eine Mark). FR-Leser, die diesen Kasten ausschneiden und bis 31. Juli an der Museumskasse präsentieren, haben damit einen Gutschein: Für sie gelten einmal halbierte Eintrittspreise. tom
FR-Serie über die "Dritte Welt vor unserer Haustür" (Folge 7 und Schluß) / Wie der Wetteraukreis hilft
In Frankfurt gibt es 16 Moscheen, die allerdings - so der Magistrat in einem Bericht an die Stadtverordnetenversammlung - "weder von der Größe noch von der architektonischen Gestaltung her den Standards der Moscheen in den Großstädten der islamischen Länder und in anderen europäischen Metropolen entsprechen". Von daher sei die Bezeichnung Gebetsräume "angemessener".
Welcher Name auch immer - den "tatsächlichen Bedarf", so rechnet der Magistrat vor, könnten diese Sakralgebäude nur zu "einem geringen Prozentsatz" dekken. In Frankfurt leben 50 000 Muslime, die 16 Moscheen / Gebetsräume hätten jedoch nur "insgesamt eine Kapazität von 5000 Plätzen".
Dabei werde es wohl auch bleiben. Der Stadtregierung jedenfalls sind keine Neubauvorhaben oder Einrichtungen von Moscheen bekannt. peh
SCHLÜCHTERN. 70 Meter tief ist die Schlucht, die sich zwischen Ahlersbach und Weiperz durch den sogenannten Schlüchterner Klosterforst zieht. Ein Gebiet, das durch seine Geologie und Botanik einmalig ist.
Eine Exkursion der Naturkundestelle des Main-Kinzig-Kreises bringt die Naturschönheiten des Bergwinkels Interessenten am Samstag. 25, Juli, näher. Wer sich an der Wanderung, die um 9.30 Uhr beginnt, beteiligen möchte, sollte sich bis zum 18. Juli schriftlich bei der Naturkundestelle - Außenstelle Lochmühle - in 6465 Biebergemünd-Bieber anmelden. jan
Vor Trickbetrügern hat die Polizei noch einmal am Montag gewarnt. Hintergrund für diesen Hinweis ist ein Fall, der am Samstag in der Innenstadt passiert war: Dort war einem 42jährigen von einer 17jährigen ein 100-Mark-Schein gestohlen worden.
Die junge Frau hatte nach Angaben der Polizei dem Mann angeboten, ihm aus der Hand zu lesen, und ihn um Geld gebeten. Als er seine Geldbörse öffnete, zog sie einen 100-Mark-Schein aus dem Portemonnaie, zerriß ihn und lief davon. Den Geldschein konnte der Mann nicht wiederfinden.
Der 42jährige alarmierte die Polizei und kehrte mit den Beamten zum Tatort zurück. In der Nähe wurde die junge Frau gegen 13.15 Uhr festgenommen. An ihrem Wohnort in Bad Vilbel fanden die Beamten weitere Scheine, die zusammengeklebt worden waren. ing
Es ist im Grunde ein demokratisches Trauerspiel, was die Regierungschefs der führenden Industrieländer in München veranstalten. Leere Kassen und gegenseitige Rivalitäten der Teilnehmer lassen das Treffen zum Gipfel der verpaßten Gelegenheiten verkommen. Wenn die Führer der sieben reichsten Nationen zusammensitzen, wäre es tatsächlich an der Zeit, über Konzepte und Perspektiven zu reden. Statt dessen gibt es kurzatmige Reaktionen wie zum Super-GAU-Risiko der osteuropäischen Atomkraftwerke.
Die seit 1975 von Jahr zu Jahr in zunehmend bombastischem Rahmen und mit immer größerem Sicherheitsaufgebot laufenden Wirtschaftsgipfel sind der Versuch der Reichen des Nordens, einen Minimalkonsens auf Kosten der großen Mehrheit der nicht am Tisch sitzenden Staaten zu finden. Dem Alternativ-Gipfel, der jetzt zum achten Mal parallel zum offiziellen Siebener-Treffen läuft, und anderen Gegenkongressen ist es zu verdanken, daß wenigstens am Rande auch die Betroffenen aus dem Osten und Süden zu Wort kommen.
Dabei erforderten die anstehenden Problemlösungen, angesichts ihrer weltgeschichtlichen Bedeutung, eine breite Debatte. Nicht nur das Schicksal der osteuropäischen Atommeiler hat angesichts möglicher GAU-Folgen globale Bedeutung. Ebenso geht es heute darum, den ganzen Systemwandel in Osteuropa so zu gestalten, daß eine soziale und ökologische Katastrophe vermieden wird. Die Erfahrung in der Dritten Welt hat gezeigt, daß Schocktherapien nach dem Rezept des Internationalen Währungsfonds die ökonomische und politische Basis zerstören, aus der heraus neue marktwirtschaftliche Triebe sprießen sollen.
Aber auch die Lösung anderer internationaler Probleme dürfte in München aller Voraussicht nach keinen Zentimeter vorankommen. Dazu gehört die dringend notwendige Konkretisierung der in Rio gefaßten Grundsatzbeschlüsse zur Umweltpolitik. Naturschützer weisen mit Recht darauf hin, daß die sich gern als Öko-Vorreiter gebärdende Bundesregierung kurz nach Rio einen Etat verabschiedet, der dem Umweltminister vier Prozent weniger und dem Verkehrsminister elf Prozent mehr (vor allem für den Straßenbau) bringt. Hier klafft die Glaubwürdigkeitslücke als tiefer Graben zwischen Herrschenden und Beherrschten.
Die jüngere Gipfel-Geschichte zeigt, daß die Regierungschefs mit Versprechen rasch bei der Hand sind, die sie sich jedoch alsbald nur ungern vorhalten lassen. Wenn aber, wie etwa bei den uneingelösten Zusagen einer umfassenden Schuldenerleichterung für die Dritte Welt, das Schicksal von Milliarden Menschen auf dem Spiel steht, müssen sie sich wohl oder übel immer wieder und immer lauter daran erinnern lassen. rb
BAD SODEN. Wie eine Hexenküche sieht die Backstube nicht aus. Schweigend verrichten mehlgepuderte Männer in den schwarzweiß-karierten Hosen um sechs Uhr morgens ihre Handgriffe, ritzen mit dem Messer blitzschnell die ungebackene Brotoberseite ein oder formen aus Teigballen 500-Gramm-Klöße. Der Chef bedient die Ofenklappen und schaut alle paar Minuten in den schmalen Schlund, ob wieder eine Palette Brötchen fertig ist. Anschließend wuchtet er ein Riesenblech ins oberste Fach des rollenden Regalwagens. Wahre Kraftakte für eine Köstlichkeit aus deutschen Landen: Brot. Das von Hans Hansen in Neuenhain gehört zu den besten bundesweit, wie ihm Auszeichnungen bestätigen.
"Haben Sie auch den Stern-Artikel gelesen?" Hansen geht gleich in die Offensive, denn er hat nichts zu verbergen. Seit die Illustrierte Ende Juni über "unser kläglich Brot" berichtete, ist der Neuenhainer sowieso schon ein paarmal darauf angesprochen worden. "Wenn Sie das zum Frühstück lesen, wird Ihnen auch nicht besser", umschreibt er galant die beabsichtigte Wirkung von Abscheu und Entsetzen, die der Artikel erzeugte.
In dem Bericht wimmelte es nur so von chemischen Bezeichnungen für Backhilfs- und Teigsäuerungsmittel, die zur Brotherstellung verwendet werden und Backstuben eher als Hexenküchen oder Chemielabors erscheinen lassen. Die Zusätze sollen Teige unter anderem benutzer-, maschinen- und frosterfreundlich machen. Hans Hansen hält nichts von diesem neumodischen Kram. Er ist mit seiner Devise "Backen ist eine Philosphie" bislang gut gefahren und hat im Laufe der Jahre Medaille um Medaille, Urkunde um Urkunde eingeheimst. Seine jüngste Errungenschaft ist die höchste Auszeichnung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG): Zusammen mit 91 anderen Bäckereien in der Bundesrepublik wurde ihm bescheinigt, daß er zu denjenigen Teigkünstlern gehört, die neun Jahre ununterbrochen DLG- Prämierungen errangen.
Während er routiniert die Brotrohlinge umschichtet und für den Ofen vorbereitet, spricht der Bäcker beständig weiter, denn das Thema liegt ihm am Herzen. Daß deutsches Brot immer häufiger mit Chemie aufgepeppt werde, hänge auch mit dem Verbraucher zusammen.
"Was will der Kunde - das ist doch die Frage", redet sich der Neuenhainer mit dem nordischen Namen und dem "Schiffchen" auf dem Kopf in Fahrt. "Die Leute essen doch am liebsten Brot, wenn es noch ofenwarm und weich ist." Eine Unsitte, die dem Liebhaber einer festen Krume und eines mehrere Tage alten Laibes vollkommen unverständlich ist. "Brot schmeckt doch erst richtig, wenn es nicht mehr ganz frisch ist", findet er.
Trotzdem liefert er das, was seine Kunden wollen, allerdings auf herkömmliche Art und Weise. Denn ein wunderbar duftendes Brot mit schöner Kruste und der richtigen Beschaffenheit kann man auch ohne Backhilfsmittel hinkriegen. Es dauert nur länger. Der Natursauerteig durchläuft in Hansens Backstube denn auch mehrere Stadien, bis er - oft erst nach 24 Stunden - in Laibform gebracht werden kann.
Auch die beliebten Körnerbrote sind in der Herstellung aufwendig. "Mir hat damals niemand gezeigt, wie das geht", schildert Hansen seine Experimentierphase vor etlichen Jahren. "Samstags hab ich das Körner-einweichen geübt und bin manchmal alle zwei Stunden von der Wohnung in den Betrieb gelaufen, um die Temperatur zu kontrollieren." Diesen Aufwand scheuten vielleicht andere Bäkker und griffen deswegen zu fertigen Mehlmischungen.
Eine Tüte mit einer Fertigmixtur lagert auch in Hansens Mehlkontor. "Die liefere ich aber nur an ein Hotel, das gerne dieses Brot möchte", entschuldigt er die Ausnahme. Schließlich enthält so ein Fertigbrot auch keine verbotenen Substanzen. Es ist nur nicht so "rein"; enthält also nicht nur Wasser, Mehl und Salz, wie viele Leute glauben.
Das müssen auch jene Brote nicht unbedingt, die die DLG laufend prüft und anschließend prämiert. Nur in Stichproben werden alle Inhaltsstoffe bestimmt, ansonsten verläßt man sich darauf, daß nur gesetzlich zugelassene Mittel verwendet werden, erläutert eine DLG-Mitarbeiterin.
Bei Hans Hansen stapeln sich mittlerweile die Kästchen mit den Medaillen in einer Büroschublade. "Ich weiß schon gar nicht mehr wohin mit den Urkunden", meint er schulterzuckend. Überheblich klingt das keinesfalls. Denn für den Neuenhainer, der zusammen mit seiner Frau das Geschäft von deren Vater übernommen hat, ist gutes Brot backen einfach ein selbstverständlicher Job. Sogar so sehr, daß die beiden seit 20 Jahren keinen Urlaub mehr gemacht haben, damit der Laden auch im Sommer immer offen ist.
Andererseits sind manche DLG-Kriterien sogar für Bäckermeister wie Hans Hansen unüberwindbar: "Für meine Stollen da kriege ich einfach keine Prämierung", ist der "Meisterbäcker" in seiner Ehre gekränkt.
KASSEL. "Drogenabhängige bei uns?" fragt der Chef eines hessischen Unternehmens ungläubig und lacht: Er glaubt es nicht, ist sich gar sicher. Er gehört wohl zu denen, die Fixer ausschließlich in Bahnhofsvierteln oder einschlägigen Kneipen vermuten, und er irrt: Auch in seinem Betrieb arbeiten mehrere, die an der Nadel hängen, darunter Markus (Name von der Redaktion geändert).
Seit vier Jahren steht der 25jährige Mechaniker auf der Lohnliste dieses Unternehmens. Bevor er morgens zur Arbeit fährt, setzt er sich noch schnell einen "Schuß", und im Laufe des Tages sucht er sich in einer Pause ein ruhiges Plätzchen, um erneut die Nadel anzusetzen oder zumindest seine Hilfsdrogen in Form harmlos aussehender Tabletten zu schlucken.
"Es wäre schlimm, wenn es das bei uns gäbe", sagt ein Sprecher der Deutschen Bundesbahn spontan. Sein zweiter Gedanke ist realistischer: "Daß bei rund 200 000 Beschäftigten gar keiner dabei sein soll, kann ich aber auch nicht glauben." Er zweifelt zu Recht, denn natürlich gibt es auch Bahner, die so regelmäßig ihren "Stoff" konsumieren wie die Züge fahren.
Das Thema ist in vielen Firmen tabu. Viele wollen die Drogenproblematik nicht sehen oder leugnen die Tatsache, daß unter anderem Heroin längst auch an der Werkbank und am Fließband eine Rolle spielt. Wer freilich genau hinschaut, wird in vielen Betrieben regelrechte Drogen-Szenen finden.
Zum Beispiel im nordhessischen VW-Werk. Da gibt es nicht nur kollegiale Sportgruppen, sondern auch einen betrieblichen Drogenzirkel. Unter den fast 20 000 Beschäftigten sind nach Expertenschätzungen rund 300 Drogenabhängige. Diese Zahl mag das Unternehmen zwar nicht bestätigen. Daß auch "Junkies" auf den Lohnlisten stehen, wird allerdings nicht bestritten.
Diese werktätigen Junkies bleiben zumindest eine Zeitlang unauffällig. Denn solange sie den Stoff haben, "funktionieren" sie. Und der Lohn reicht den meisten, um die Sucht zu finanzieren: Beschaffungskriminalität ist in der Regel "Sie müssen spuren" nicht nötig. Um den teuren Stoff wenigstens etwas billiger zu bekommen, legen da bisweilen auch ein paar Kollegen aus einer Schicht zusammen und schicken einen aus ihrem Kreis zum "Großeinkauf" etwa nach Frankfurt. Auch sonst sind sie findig. Einige zum Beispiel rauchen Heroin. "Einen Drachen steigen lassen", heißt das im Jargon. Das fällt weniger auf.
In gewissem Sinne haben diese Drogenabhängigen Glück. Denn bei VW gibt es ein Hilfsprogramm, das auch von außenstehenden Experten als beispielhaft gelobt wird. So werden Abhängige nicht einfach vor die Tür gesetzt. Ihnen wird vielmehr zu helfen versucht, und das - so bestätigt es auch ein nordhessischer Arzt - "sehr engagiert". Voraussetzung: "Die Leute müssen spuren."
Dieses Engagement fußt auf einer "Regelabsprache" zwischen Betriebsrat und Pesonalabteilung. Wenn bekannt wird, daß da jemand im Werk Drogen konsumiert, wird er zunächst zur Abteilung "Betreuung und Soziales" geschickt. Sofern er dann "spurt" und sich bereit erklärt, die angebotenen Hilfen anzunehmen, wird ihm in jeder Hinsicht unter die Arme gegriffen. "Vor allem bei Auszubildenden geschieht das fast fürsorglich", bestätigt eine Expertin aus der Drogenberatungsstelle des Diakonischen Werkes. In die Kasseler Beratungsstelle "W 23", so getauft nach der Adresse in der Wilhelmshöher Allee, werden inzwischen fünf bis zehn VW-Werker pro Monat über die betriebseigene Krankenkasse oder den sozialen Dienst geschickt. Auch mit anderen Drogenexperten, Ärzten und mit Therapiestätten wird zusammengearbeitet.
Da war vor einigen Jahren zum Beispiel schon der "Fall" eines gelernten Schlossers. Sehr mühsam wurden Entzug und Therapie vorbereitet. "Da hat", so schildert es Manfred Sautter von der W 23, "das Unternehmen enorm mitgewirkt." Als die Therapiestätte nach drei Monaten schloß, wurde eine andere Einrichtung in Norddeutschland gefunden. "Da ist sogar einer vom Betriebsrat mal mit hingefahren, um den Kontakt zu halten", sagt Sautter.
Gewiß, es gibt auch Mißerfolge. Einer der Heroinabhängigen zum Beispiel hatte es nur scheinbar geschafft. Er war "clean", kam zurück ins Werk und zurück an die Nadel. Zunächst hat das niemand gemerkt. Und keiner wurde stutzig, als er sich - mit einleuchtender Begründung - einen üppigen Vorschuß auszahlen ließ. Daß er wieder an der Nadel hing, wurde erst klar, als man in seinem Spind eine Tagesration Heroin fand. Damit konfrontiert, verließ der Mann das Werk. Einen Tag später hat er sich eine tödliche Überdosis gespritzt.
Bei einigen scheint das den Willen zum Ausstieg verstärkt zu haben. Ihre Chancen sind gewiß nicht schlecht: "Wer sich zu der Sache bekennt und sich helfen läßt, dem helfen wir auch, und der behält seinen Arbeitsplatz", bestätigt Robert Hofstätter, Sozialausschuß-Vorsitzender des Kasseler VW-Betriebsrates. Ein paar Leuten freilich, so sagt er, "war einfach nicht zu helfen": Im vergangenen Jahr seien zum Beispiel einige Abhängige entlassen worden. "Die waren noch nicht so weit", meint Hofstätter.
Wie viele zur Zeit betreut werden, mag der Betriebsrat nicht sagen. Es seien "weit unter 100", heißt es. Mit Blick auf das Konzept und die bisherigen Erfahrungen spricht Hofstätter indes von einem "Riesen-Erfolg". Vergleichbares, so sagt er stolz, "gibt es in keinem unserer anderen Werke".
Dem widersprechen auch externe Fachleute nicht. Allerdings wird das Lob von einigen geschmälert. "Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist", so heißt es, "wird bei VW zwar alles mögliche getan." Die vorbeugende Arbeit dagegen sei unzulänglich.
Auf eine intensive Prävention setzt unter anderem die W 23, die bereits vor zehn Jahren mit "Einzelfällen" aus dem VW-Werk konfrontiert wurde. Einige Jahre später starteten die Drogenberater eine anonyme Befragung von rund 900 Auszubildenden des Automobilwerkes. Das Ergebnis: Rund ein Drittel der Jugendlichen waren nach Einschätzung der Experten suchtgefährdet. Der Vorschlag der W 23, die Azubis deshalb vorbeugend (und außerhalb des Werkes) zu betreuen, sei von VW damals nicht akzeptiert worden, sagt Sautter bedauernd: "Denn jetzt wird es kritisch". Ein paar von denen, die heute an der Nadel hängen, hätten nach seiner Einschätzung wohl vor der Drogenkarriere bewahrt werden können: Sautter nimmt an, daß bis zu 20 Prozent der gefährdeten Jugendlichen bei einer intensiven Betreuung von Drogen ferngehalten werden könnten.
Denn das Zeug gibt es fast überall. Vor allem die Berufsschulen, das weiß man in der W 23, sind "Riesenumschlagsplätze für illegale Drogen". Das Problem bei den noch unerfahrenen Einsteigern sei, "daß sie den Leidensdruck noch nicht kennen", folglich leugnen, daß sie mit dem Konsum von Drogen Probleme haben und sich auch den Hilfen entziehen. "Klar, daß die in ein paar Jahren auf der Straße und dann im Knast landen", sagt eine Drogenberaterin.
Das ist gleichsam ein Plädoyer für eine Art von Prävention, die es bei VW (noch) nicht gibt. Immerhin: Vor einiger Zeit hat man damit begonnen, die Vorgesetzten und Vertrauensleute über das Drogenthema zu informieren und zu "sensibilisieren" (Hofstätter). Auch die Belegschaft sei über die bestehenden Hilfsangebote unterrichtet worden, sagt der Betriebsrat. Und pro Ausbildungsjahrgang gibt es außerdem eine Veranstaltung für die Jugendlichen.
In jenen Betrieben, in denen Drogenprobleme angeblich nicht existieren, gibt es nicht einmal Ansätze einer solchen Arbeit. "Da werden die Augen fest verschlossen", sagt ein Mediziner. Diese Blindheit kann fatale Folgen haben. Denn Experten erzählen sogar von heroinspritzenden Lkw-Fahrern. Und von Unfällen, die auf den Konsum illegaler Drogen und die damit verbundene Einschränkung des Reaktionsvermögens zurückzuführen sind. Daß Heroin oder anderes im Spiel war, wird dabei selten aufgedeckt. "Die Polizei", so ein Mediziner, "achtet auf Alkoholfahnen und nicht auf Einstiche".
Nur langsam scheint das Problembewußtsein in dieser Hinsicht zu wachsen. Die W 23 beispielsweise hat schon Anfragen auch von kleineren und mittleren Betrieben registriert. Und einige Firmen nähern sich, wenn auch noch zaghaft, dem Thema. Etwa Thyssen Henschel in Kassel. "Wir sind dabei, uns durch externe Fachberatung, insbesondere unserer Ausbilder, darauf vorzubereiten", erklärt das Unternehmen auf Anfrage. Bis zur Chefetage ist zwar noch kein konkreter Drogenfall aus dem Betrieb gedrungen. "Das muß aber nicht heißen", so räumt Pressesprecher Peter Wiegelmann ein, daß niemand dort illegale Drogen nimmt und der Betrieb in dieser Hinsicht "eine Insel der Glückseligkeit" ist.
Davon gibt es nach fester Überzeugung von Experten auch nur noch ganz kleine und wenige. Und einige dieser betrieblichen "Inseln" werden offensichtlich auch nur künstlich erhalten: "Es gibt Firmen", das bestätigt ein Fachmann, "die werfen die Drogenabhängige hochkantig raus, treiben sie damit in die Kriminalität und überlassen die Probleme anderen".
ANNE RIEDEL
Sollte die Ausrufung des "Kroatischen Staates Herceg-Bosna" nicht nur ein weiterer Schachzug in einem politischen Spiel sein, könnte sich für den neuen Drei-Nationen-Staat Bosnien-Herzegowina bald die Existenzfrage stellen. Nach der gewaltsamen Abtrennung der "Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina" dürfte der Gesamtstaat die kaum weniger legale Loslösung der kroatischen Herzegowina nicht überleben. Dortdroht sich im kleinen das Schicksal des zerfallenen Vielvölkerstaates zu wiederholen.
Daran dürfte die Politik eines Teils der internationalen Gemeinschaft nur bedingt etwas ändern, der da glaubt, dem einen Staatsgebilde den Totenschein und dem anderen gleichzeitig die Geburtsurkunde ausstellen zu können. Das bosnische Knäuel dürfte sich für die vielen selbsternannten Krisenmanager bald als unentwirrbar entpuppen. Allzu simpel ist der Versuch, das durch Nationalismus und chauvinistischen Haß unmöglich gewordene Zusammenleben von Völkern in neuen Staaten mit alten administrativen Grenzen zu verordnen.
Die kroatische Staatsbildung in der Herzegowina zeigt nur, daß die Nichtakzeptanz eines moslemischen Bosnien nicht allein eine serbische Angelegenheit ist, mag dies durch das taktische muslimisch-kroatische Zusammengehen gegen die Serben eine Zeitlang auch so ausgesehen haben. Daraus politische Konsequenzen zu ziehen, täte not, bevor der bosnische Bürgerkrieg doch noch in einen internationalen Konflikt umschlägt. yr
Ratlos und vergeblich wird in diesen Tagen so mancher reiselustige Jugendliche in einem rot-schwarzen Brustbeutel herumfingern. Jedenfalls dann, wenn er den Beutel von der Bundesbahn oder der Reichsbahn als Draufgabe zum Interrailticket bekommen hat. War der freundliche Spender des Beutels dagegen das Jugend-Rotkreuz, dann wird der oder die Jugendliche schnell fündig. Neben guten Tips für die Reisevorbereitung, dem europäischen Notfallausweis und einer Broschüre für "unbeschwertes Reisen" mit dem hübschen Titel "Reiselust", findet er/sie fein säuberlich eingepackt ein Kondom.
Das macht auch Sinn. Denn wie heißt es in der "Reiselust" so treffend? "Ins Reisegepäck gehören Kondome." Damit die Lust auf der Reise nicht zur lebenslangen Last gerät, etwa als unerwünschte Schwangerschaft oder gar als Aids, wird den Jugendlichen der Gebrauch der Kondome dringend ans Herz gelegt. Ja, ihnen werden sogar die verschiedenen landesüblichen Bezeichnungen vorbuchstabiert, damit sie nicht wegen sprachlicher Hilflosigkeit auf Schutz verzichten müssen. Soweit paßt noch alles ins Präventionskonzept der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die den Brustbeutel in über einjähriger Arbeit gemeinsam mit der Bundesbahn, der Reichsbahn und dem Roten Kreuz entwickelt hat.
Warum bekommen nun aber die 25 000, die vom Jugend-Rotkreuz beschenkt werden, das so dringend empfohlene Objekt gleich mitgeliefert während die 75 000 Bahnkunden sich mit der Lektüre der Tips begnügen müssen? Die Bundesbahn mochte dem Vorschlag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von Anbeginn nicht folgen, den guten Tip durch ein Kondom zum Einstieg zu komplettieren. Man habe die Kondome nicht mitverteilen wollen, sagt Erika Weiß von der Pressestelle der Bundesbahn, weil man nicht dazu beitragen wollte, die Jugendlichen "zum Ungewöhnliches für die jugendliche Reiselust Geschlechtsverkehr geradezu aufzufordern oder ihn ihnen zu erleichtern". Die Bundesbahn hatte wohl auch Furcht vor erbosten Eltern und im übrigen, sagt Erika Weiß, sei die Bahn schließlich ein "Transportunternehmen".
Was der Bahn nicht gefiel, kam auch im Bonner Gesundheitsministerium nicht so gut an. Die Aufsichtsbehörde der Bundeszentrale bestand darauf, daß die Kondome nicht in die Beutel kommen. Den Jugendlichen müsse man ja nicht "unbedingt ein Kondom aufnötigen", meint dazu Franz J. Bindert, Aids- Koordinator im Ministerium. Bei soviel Sorge, den Geschlechtsverkehr der Jugendlichen bloß nicht anzureizen oder zu fördern, mochte die einzige Jugendorganisation im Reigen der Verantwortlichen nicht mitmachen. Mit Rückendeckung der Rotkreuz-Spitze beschloß der Bundesausschuß des Jugend-Rotkreuzes, die Kondome wieder in die Beutel zu tun.
"Das ist eine ganz andere Generation mit einem ganz anderen Verständnis. Für die ist das ganz normal", sagt Bernd Berger vom Jugend-Rotkreuz. Aids-Prävention ohne Kondom sieht er eher als unnormal. Und er glaubt auch nicht, daß die Verteilung von Kondomen den Geschlechtsverkehr der Jugendlichen anreize, genausowenig wie die Nichtverteilung irgendeinen Jugendlichen davon abhalte. Aber da die Dinger nun mal nicht in den gelieferten Beuteln waren, mußte das Rote Kreuz erst einmal 25 000 Kondome besorgen und in das nützliche Reisegeschenk stecken. Das kostete Geld.
Einen Teil der Kosten übernahm die Deutsche Aids-Hilfe, die schon öfter präventive Aktionen des Roten Kreuzes mitfinanziert hat. Die Aids-Hilfe wiederum bekommt das Geld für die Prävention vom Bundesgesundheitsministerium, das die Kondome doch eigentlich gar nicht haben wollte.
Als das Kondom auf Druck der Bahn und des Ministeriums aus der Beutel- Planung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verschwunden war, da grübelten deren Experten über einen Ersatz nach. Und sie kamen auf die Idee mit der Pfeife. Bindert meint, die sei "für Notfälle" geeignet. Also, pfeifen anstatt . . .? Oder wenn das Kondom fehlt? Oder bei einem Überfall? Oder was? Zumindest steht auf der Plastikpfeife der gute Rat: "Sei pfiffig . . . schütz Dich!" Warum und wie, da bleiben die Jugendlichen alleingelassen. Weder in den Broschüren, die zum Brustbeuitel gehören, noch im begleitenden Pressetext für die Journalisten findet sich auch nur ein Hinweis auf die Pfeife.
Das Jugend-Rotkreuz hat die Flöte aus den Beuteln genommen. Man vermochte den präventiven Sinn nicht so recht einzusehen. Immerhin, alle Beutel-Empfänger werden durch die Broschüre "Reiselust" in präzisem Wort und Bild über den richtigen Gebrauch eines Kondoms informiert. Die Kunden des Roten Kreuzes können das dann gleich, wenn sie es nicht eh schon beherrschen, üben. Im Fall des Falles ist es fürs Üben ja meist zu spät. Und die anderen, ja, die können darüber nachdenken, wie sie sich mit einer Pfeife vor Schwangerschaft oder Aids schützen können. MARTIN WINTER (Bonn)
Gut die Hälfte der 900 000 Arbeitsplätze im Gebiet des Umlandverbands Frankfurt (UVF) finden sich in kleinen und mittelständischen Unternehmen, in denen weniger als 100 Menschen beschäftigt sind. Firmen solchen Zuschnitts aber stellen die ganz große Mehrheit in Frankfurt, Offenbach und den übrigen 43 Städten im UVF: 90 Prozent haben diese Betriebsgröße. "Sie sind der Humus der Wirtschaft und unsere wichtigsten Kunden. Sie machen die Masse unserer Arbeit aus", sagen die Wirtschaftsförderungsabteilungen von Frankfurt, Offenbach und UVF in einer gemeinsamen Erklärung, "aber viele stecken in Nöten, und wir wissen oft nicht, wie wir ihnen helfen können." Den vielen "Kleinen" mache vor allem Kostendruck zu schaffen. Und sie stünden im ungleichen Wettbewerb mit "Großen", die die Boden- und Immobilienpreise im boomenden Rhein- Main-Gebiet in mittelstandsferne Höhen trieben.
Die Entwicklungs- und Überlebenschancen der "Mittelständischen" in Rhein-Main seien deshalb unklar. Auch fehle - so die selbstkritische Einsicht der Wirtschaftsförderer - in Rathäusern und Verwaltungen ein verbindliches Konzept regionaler Gewerbepolitik. Anhaltspunkte hierfür erhoffte man sich von einem Gutachten der Zürcher Prognos AG, das Frankfurt, Offenbach und UVF gemeinsam in Auftrag gaben.
Fazit der Expertise: Ein "Allheilmittel", die 450 000 kleingewerblichen Arbeitsplätze über den "Verdrängungskampf" im Ballungsraum zu retten, gebe es nicht. Zu komplex seien die Entwicklungsprobleme, zu unterschiedlich die "Verdrängungsmuster". Kommunen und UVF könnten jedoch - so der Prognos-Rat - viele mittelständische Firmen vorm Konkurs bewahren, wenn ein "Netzwerk" geknüpft werde.
Dazu müßten sich UVF, Städte, Industrie- und Handelskammern, Gewerbeaufsicht und Banken zusammentun. Jeder spiele seinen Part: Der UVF sammelt alle Informationen über die Grundstücke in der Region, auf die man Firmen "umsetzen" kann und forciert "Flächenmanagement über Gemeindegrenzen hinaus"; die Gemeinden sind den Firmen "aktive Ansprechpartner vor Ort" und sorgen dafür, daß die Unternehmensstandorte "sicher" bleiben.
Die Gewerbeaufsicht hilft in Umweltfragen, die Kammern dienen mit Beratungs-Service, die Banken schnüren "Paketlösungen" zur Mittelstands-Finanzierung. peh
BONN, 6. Juli. Voller Optimismus, daß einige SPD-regierte Länder dem Kern der von der konservativ-liberalen Mehrheit im Bundestag beschlossenen neuen Zinsbesteuerung zustimmen würden, gingen am Montag Vertreter der Bonner Regierungsparteien in die Sitzung des Vermittlungsausschusses. Dieser setzte am Montag abend die Suche nach einem im Bundestag und Bundesrat mehrheitsfähigen Kompromiß fort; bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe dauerten die Beratungen noch an.
Der Ausschußvorsitzende Heribert Blens (CDU) stützte seine Zuversicht auf Zugeständnisse an die SPD, die der Vermittlungsausschuß am Donnerstag vorgeklärt hatte. Nach Informationen der FR hatten Unterhändler dabei unter anderem eine Anrechnungssteuer von 35 Prozent für sogenannte Tafelgeschäfte vorgeschlagen, diese sind bei Zinssteuerhinterziehern besonders beliebt. Ferner müßten die Banken bei anderen Kapitalerträgen an der Quelle einen höheren Anteil einbehalten. Der Bundestag hatte einem Abschlag von 25 Prozent zugestimmt, auf SPD-Wunsch soll dieser auf 30 Prozent klettern. Gestrichen werden sollen geplante Senkungen der Vermögen- und Erbschaftsteuer.
Umstritten zwischen Vertretern der SPD einerseits sowie Liberalen und Union andererseits war, wie Steuerhinterziehern das Handwerk erschwert werden könnte. Die Kontrolle durch Stichproben bei den Kreditinstituten lehnte die Bundesregierung ab. Abstriche am Bankenerlaß, so Blens, müßten zu einer verstärkten Kapitalflucht führen. Wie berichtet, sollen künftig Zinserträge bis zu 6000 Mark bei Ledigen und 12 000 Mark bei Verheirateten steuerfrei bleiben. Höhere Einkünfte werden mit dem persönlichen Einkommensteuersatz von maximal 53 Prozent belegt. Bei der Festsetzung der Steuern werden die an der Quelle einbehaltenen Abschläge angerechnet.
Vor Beginn der Sitzung unterstrich der SPD-Vorsitzende Björn Engholm die Kompromißbereitschaft der SPD-geführten Länder. Eine Lösung "ohne stichprobenartige Kontrollen bei den Banken" sei aber "schwer vorstellbar".
Das Wetter
Wetterlage Auf der Rückseite des nach Osten abgezogenen Tiefdrucksystemes fließt kühle Luft nach Deutschland. Diese gelangt unter den Einfluß des von den Azoren zum europäischen Nordmeer gerichteten Hochkeils und erwärmt sich rasch. Vorhersage bis Mittwoch früh In Bayern und Baden-Württemberg noch stark bewölkt und zeitweise Regen, örtlich eingelagerte Gewitter. Höchsttemperaturen um 18 Grad. In den anderen Gebieten heiter bis wolkig und trocken. Höchsttemperaturen 20 bis 25 Grad. Tiefsttemperaturen Mittwoch früh 12 bis 17 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind um Nordost. Wochenwettertip Mittwoch: Auch am Alpenrand im Tagesverlauf nachlassender Regen und wie schon im übrigen Deutschland heiter bis wolkig und trocken. Warm mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 22 und 27 Grad.
Donnerstag: Zunächst nochmals sonnig und trocken. Am Nachmittag im Westen und Südwesten aufkommende Gewitter. Nochmals warm mit Höchstwerten zwischen 23 und 28 Grad.
Freitag bis Montag: Vielfach stark bewölkt und wiederholt Regenfälle. Deutlicher Temperaturrückgang und Höchstwerte nur noch zwischen 16 und 20 Grad. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier, wolkig 26 Amsterdam, leicht bewölkt 22 Athen, leicht bewölkt 30 Barcelona, leicht bewölkt 22 Bordeaux, stark bewölkt 20 Brüssel, leicht bewölkt 21 Budapest, stark bewölkt 22 Dublin, bedeckt 17 Helsinki, leicht bewölkt 19 Innsbruck, Regenschauer 20 Istanbul, wolkenlos 26 Kairo, wolkenlos 33 Larnaka, leicht bewölkt 30 Las Palmas, stark bewölkt 23 Lissabon, leicht bewölkt 30 Locarno, stark bewölkt 18 London, leicht bewölkt 21 Madrid, wolkig 22 Malaga, leicht bewölkt 25 Mallorca, wolkig 24 Moskau, bedeckt 13 Nizza, stark bewölkt 22 Paris, stark bewölkt 17 Rom, stark bewöklt 23 St. Petersburg, wolkig 17 Stockholm, leicht bewölkt 24 Tunis, wolkig 26 Varna, wolkenlos 26 Venedig, leicht bewölkt 23 Warschau, stark bewölkt 20 Wien, wolkig 21 Zürich, bedeckt 19
Deutschland
Ort Wetter Grad
Berlin, Regen 15 Dresden, Regen 18 Feldberg/Schw., bedeckt 8 Feldberg/Ts., Regen 10 Frankfurt/M., bedeckt 15 Freiburg, bedeckt 20 Garmisch, Regenschauer 15 Hamburg, wolkig 20 Köln-Bonn, Regen 14 Leipzig, Sprühregen 16 München, wolkig 20 Norderney, leicht bewölkt 19 Rostock, stark bewölkt 19 Sylt, leicht bewölkt 20 Zugspitze, in Wolken 0
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Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und
Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden. Sonnenaufgang 5.25 Uhr Sonnenuntergang 21.36 Uhr Mondaufgang 14.36 Uhr Monduntergang 0.15
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Rühe wiederum machte seinem Gastgeber klar, daß die Regierung Kohl eine Billigversion des "Jäger 90" nicht für realistisch halte: in diesem Punkt seien sich Bonn und London offensichtlich nicht einig. Der Bundesverteidigungsminister sagte, er habe in London seinen Vorschlag bekräftigt, die taktischen Erfordernissen künftiger Verteidigung gemeinsam neu zu bewerten und zusammen mit weiteren Partnern ein gänzlich neues, um 30 bis 40 Prozent billigeres Flugzeug zu entwerfen. Eine solche Kursänderung biete "die Chance für weitere Kooperation" möglicherweise aller WEU-Staaten. Arbeitsplätze, sagte Rühe, seien nicht der Kern des Problems. Im übrigen werde Bonn aber alle eingegangenen finanziellen Verpflichtungen zum "Jäger 90" einhalten.Strafpunkte Mit wieviel Blindheit muß eigentlich eine Regierung geschlagen sein, die eine Neuerung wie den Punkteführerschein ausgerechnet zum 1. Juli einführt? Was anderswo unter einigem Murren hingenommen worden wäre, hat in Frankreich eine Protestbewegung ausgelöst, die Premierminister Beregovoy vor die erste große Herausforderung seiner dreimonatigen Regierungszeit stellt. Hätte man einen 15. Januar als Stichtag gewählt, hätten Regen, Schnee oder Frost die Lkw-Fahrer schon längst wieder nach Hause getrieben. Doch nun sitzt die Regierung mit ihrer Reform in der Klemme und weiß nicht mehr ein noch aus.
Dabei handelt es sich bei dem Punkteführerschein um eine Reform, die angesichts des traurigen Rekords von rund 10 000 Toten und 200 000 Verletzten im Straßenverkehr überfällig ist. Was das Fahrverhalten französischer Führerscheininhaber angeht, gibt es einen enormen Nachholbedarf.
Daß mit dem Punktesystem sich nun alles mit einem Schlag zum Besseren wendet, ist natürlich nicht anzunehmen. Was in Frankreich außerdem fehlt, das sind strengere Kontrollen, zum Beispiel der Geschwindigkeit. Solange dieser Mangel besteht, wird sich an der Anarchie in Frankreichs Straßenverkehr trotz Punkteführerschein wenig ändern.
Die Straßensperren der Lkw-Fahrer machen darüber hinaus deutlich, zu welcher Fehlentwicklung die Transportpolitik in der EG geführt hat. Auch die "Routiers" sind Opfer dieser Politik, die den Straßentransport bedenkenlos begünstigt hat. Doch das gibt ihnen noch lange nicht das Recht, Regierung und Gesetzgeber in die Knie zwingen zu wollen. hhb (Paris)
Noch bis zum 12. Juli, wenn die Seniorinnen und Senioren auf der Anlage des Tennisclub Schwalbach ihre Finalspiele austragen, geht es noch um den Tennis- Cup, den die Sportkreise Main-Taunus und Hochtaunus zusammen mit der Taunus-Sparkasse veranstalten.
Im vergangenen Jahr hatten bereits mehr als 60 Alters-Sportlerinnen und -Sportler die Chance wahrgenommen, sich auch jetzt noch zu betätigen und unter Gleichgesinnten wohlzufühlen.
Die Siegerehrung erfolgt am Endspieltag um 19 Uhr in festlichem Rahmen im Klubhaus des Tennisclub Schwalbach, Am Erlenborn. kc
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse sanken die Kurse gestern zu Beginn der Sitzung. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte fiel im Vergleich zu Donnerstag um 8,11 auf 3322,18 Punkte. Am Freitag war Wall Street wegen eines Feiertages geschlossen.
In Japan gab der Nikkei-Index für 225 führende Titel gestern um 60,71 auf 16 657,07 Zähler zum Schluß nach.
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"Jäger 90" Rühe verhandelt in London Seite 2
Leitartikel Kronzeuge ohne Bewährung Seite 3
Fragestunde im Bundestag SPD rügt Sprechblasen Seite 4
Belgien Wehrpflicht abgeschafft Seite 5
Dokumentation Osteuropa: Marode Atommeiler Seite 7
Feuilleton Der junge Picasso Seite 8
Wirtschaft Post droht Kahlschlag Seite 9
Sport Happy End für Stich/McEnroe Seite 13
Frankfurt Freispruch bei 4 Promille Seite 15
Kulturspiegel Rebecca Rosenbauer Seite 18
Hessen Würmer kann man säen Seite 19
Aus aller Welt Regen kam für Getreide zu spät Seite 22
Börse Seite 11
Freie Aussprache Seite 11
Fernsehen und Funk Seite 12
Filmspiegel Seite 14
Roman Seite 19
In zehn Etappen will der "Verein der Oberhessen" die Stadt umrunden; die bisherigen Wanderungen führten nach Schwanheim, Sindlingen, Sossenheim, Praunheim und Bonames. Zwei Stunden etwa benötigt man für die zehn Kilometer langen Teilstücke; "mit den Wanderungen am Freitag nachmittag wollen wir Frankfurt vorstellen und gleich einen streßfreien Einstieg ins Wochenende bieten", so Vereins-Chef Walter Dieterle.
Am Freitag, 10. Juli, ist Bergen das Wanderziel; Startpunkt ist um 16.30 Uhr die U 2-Haltestelle Kalbach in Bonames (telefonische Anmeldung unter Rufnummer 42 42 06). Drei Wochen später, am 31. Juli, geht es von Bergen nach Fechenheim; Treffpunkt ist dann um 16.30 Uhr die Haltestelle Marktstraße der Buslinie 43 (telefonische Anmeldung: 46 41 26). ert
ESCHERSHEIM. Im Rahmen des Eschersheimer Wochenendes (29. und 30. August) wird der Briefmarkensammlerverein Nord auch eine Ausstellung alter Ansichtskarten aus Eschersheim zeigen. Wie Vorsitzender Oskar Zindel erklärt, hat der Verein bereits über 100 solcher Objekte zusammengetragen, teils aus eigenen Beständen, teils Leihgaben.
Darunter sind Fotografien und Zeichnungen mit Eschersheimer Ansichten etwa ab der Jahrhundertwende. Der alte Lindenbaum am Weißen Stein in seinem damals schon recht traurigen Zustand (mittels Colorierung ein wenig geschönt) ist auf einigen Karten zu sehen, auf andern das "Villenviertel" oder historische Gaststätten. Auch Jugendstildekorationen sind dabei und Künstlerkarten.
Diese seltene Sammlung möchten die Briefmarkenfreunde bis zum Ausstellungstermin noch erweitern. Sie wenden sich an alle Mitbürger mit der Bitte, nachzusehen, ob sie noch solche alten Karten besitzen. Zindel: "Vielleicht fehlt uns ja gerade die Karte, die eine Familie noch irgendwo in der Schublade hat und vielleicht schon einmal irgendwann wegwerfen wollte." Zindel versichert: "Alle Leihgaben werden selbstverständlich nach der Ausstellung wieder an ihre Eigentümer zurückgegeben." li
Die Wald-Serie der FR, in der bisher Berichte über die Situation der Tropenwälder (26. Mai) und Sibiriens Nadelwälder (30. Juni) erschienen sind, wird auf der nächsten Umweltseite (14. Juli) mit einem vertiefenden Artikel zum Thema Waldschäden und Wild fortgesetzt. FR
og MADRID, 6. Juli. Die Straßenblockaden in Frankreich haben inzwischen auch massive Auswirkungen auf Spanien. Hoteliers, Früchte- und Gemüseexporteure meldeten bis Montag Millionenverluste. Viele Touristen verzichteten auf die Reise nach Spanien. Besonders betroffen sind die Costa Brava und die Gegend von Salou, deren Hotels und Campingplätze rund 40 Prozent weniger Gäste als im vergangenen Jahr meldeten. "Viele Autobusse, die wir bereits am Mittwoch erwartet hatten, sind immer noch nicht angekommen", klagte ein Hotelier in Lloret de Mar.
Fast alle der rund 4000 für internationale Routen bestimmten Lastwagen Spaniens stehen still, 500 stecken in den Staus in Frankreich.
Besonders für die Autohersteller ist die Lage inzwischen dramatisch. Die Firma Seat ließ bereits Zulieferteile nach Barcelona einfliegen. Bei gleichbleibender Lage könne nur noch zwei Tage produziert werden, hieß es. Ford in Belgien meldete, daß Teile, die in Spanien, Portugal und Frankreich produziert würden, auf Frankreichs Straßen hängengeblieben seien.
ESCHERSHEIM. Ein Erlebnis besonderer Art war für die Mitglieder des Jugendchors Eschersheim der fünfte Besuch aus Mosely in Birmingham (England). 50 Angehörige des St. Mary's Choir weilten eine Woche lang in Frankfurt. Sie waren in Eschersheimer Gastfamilien untergebracht. Hans-Dieter Kreis, der Leiter des Jugendchors, verwies stolz darauf, noch 20 Plätze in Reserve gehabt zu haben und bedankte sich bei den Eltern der Chormitglieder herzlich für ihre Hilfsbereitschaft.
Die "Choreltern" waren es denn auch, die das große Kalte Büfett für die über 200 Teilnehmer der Abschiedsfeier liebevoll zusammengestellt hatten.
Die Besuchswoche war angefüllt mit interessanten Unternehmungen. Beide Chöre sangen bei Konzerten in St. Stephanus (Nieder-Eschbach) und in der Herz-Jesu-Kirche (Eckenheim) sowie bei einem Festkonzert in der Eschersheimer Emmauskirche, das auch viele Ehrengäste besuchten.
Eigene Konzerte gab der St. Mary's Choir, geleitet von Michael J. Perrier, in Weilburg und im Limburger Dom. Auch bei dem Empfang im Kaisersaal des Römers zeigte der Chor aus Birmingham sein Können. Er sang neben klassischen Werken eine Komposition des Chorleiters Michael J. Perrier: "Hymne an die Jungfrau". Einige Mitglieder der Besuchergruppe gaben außerdem noch ein Violinkonzert.
Unterhaltsam war auch das Besichtigungsprogramm. Am "teuersten", wie Hans-Dieter Kreis erklärte, kam der eintägige Aufenthalt im Ferienpark Haßloch. Begeistert waren die Gäste vor allem von der Fahrt mit dem Ebbelwei-Express. Dazu hatten sich Fahrer und Schaffner (selbst Mitglieder des Jugendchors) freiwillig gemeldet und ihren Dienst ohne Entgelt geleistet.
In dem dichten Programm blieb noch Platz für sportliche Aktionen, etwa im Rebstockbad. Im Fußballspiel vor dem Grillabend in Bonames siegten die englischen Gäste. Sie gewannen auch den Wanderpokal, den der Jugendchor für den Bowlingwettkampf gestiftet hatte. "Den wollen wir uns aber, wenn wir nach England fahren, zurückholen", kündigten einige Chormitglieder an. Die Fahrt nach Birmingham, der (ebenfalls) fünfte Gegenbesuch, ist auf Oktober festgesetzt.
Kurz vor den Ferien war der Jugendchor noch zu einer "großen Freizeit" in die Jugendherberge Weilburg-Odersbach gereist. 90 Teilnehmer genossen ein reichhaltiges Freizeitangebot. Auch hierbei ging es nicht ohne ein Konzert ab: Die Kinder und Jugendlichen sangen in der Heilig-Kreuz-Kirche in Weilburg.
Wie Chorleiter Hans-Dieter Kreis erklärte, gibt es auch für die zweite Hälfte des Jahres schon feste Pläne. Dazu gehören etwa ein Eschersheimer Sommerfest in der Peter-Petersen-Schule, ferner ein Chorausflug und die England-Reise. li
Namen + Notizen
ALFRED SECKER und MARGOT PFEIFFER feierten ihren 80. Geburtstag unter dem Motto "Zweimal 80 ist 160" und luden mehr als 60 Gäste nach Nieder-Eschbach ein. Beide Jubilare stammen aus der Eintracht-Familie. Alfred zählt zu den 17 Betagten, die 70 Jahre und mehr Mitglied des Frankfurter Großvereins sind, Margots Schwager Willi Pfeiffer gehörte der erfolgreichen Mannschaft der zwanziger und dreißiger Jahre der Eintracht an. Alfred, der 1922 der Eintracht beitrat, erinnert sich noch, daß man damals eigenhändig die Spielfeldmarkierungen abstreute. Später machte er sich, zusammen mit dem im Vorjahr verstorbenen Erich Hodick, um die berühmte Soma verdient, die unter den Geburtstagsgästen sogar die Mehrheit stellte. Soma - das heißt schlicht und einfach Sonder-Mannschaft - übersetzt Alfred mit "S wie Superelf, o wie ohne, m wie materielle und a wie Ansprüche". Am schönsten war bei der Soma immer die "dritte Halbzeit", erinnert er an die große Geselligkeit dieser Mannschaft, mit der er zahlreiche Kreis- und Bezirksmeistertitel errang. Wie Geschäftsführer Jürgen Gerhardt als Gratulant des Hauptvereins erklärte, hat das Eintracht-Präsidium für über 70jährige Mitgliedschaft eine besondere Überraschung vorgesehen. bm
USINGEN. Ob der Tengelmann-Lebensmittelmarkt gegenüber dem Usinger Rathaus - bis Ende Juni war es ein Schade-Markt - erhalten bleibt, diese Frage scheint wieder offen zu sein. Anfang letzter Woche sprach alles dafür, daß das Lebensmittelgeschäft in eine Drogerie umgewandelt wird (die FR berichtete). Nach Intervention der Stadtverwaltung und Protesten der Usinger Bevölkerung will die Tengelmann-Gruppe scheinbar bis Ende der Woche die Entscheidung noch einmal überdenken. Die Umbauarbeiten in den Geschäftsräumen jedenfalls sind gestoppt.
Die Firma Tengelmann, ihr gehören weltweit 6500 Läden mit knapp 200 000 Beschäftigten, hat Ende Juni alle Schade- Märkte im Rhein-Main-Gebiet übernommen, darunter auch das Geschäft in Usingen. Der 300 Quadratmeter große Laden im Stadtzentrum sollte in eine Filiale der Drogerie-Kette umgewandelt werden , die ebenfalls zu Tengelmann gehört. Das hatte Erich Kunz,der Besitzer des Hauses, im dem sich der Lebensmittelmarkt befindet, von einem Beauftragten Tengelmanns erfahren.
Obwohl die Entscheidung, den Verkauf von Lebensmitteln einzustellen, allem Anschein nach feststand, wollte die Tengelmann-Gruppe dies der Öffentlichkeit gegenüber nicht bestätigen. Viele Bürger, vor allem ältere Menschen, fürchteten eine günstig gelegene Einkaufsmöglichkeit in der Innenstadt zu verlieren. Unter den Angestellten breitete sich ebenfalls Unsicherheit über ihre Zukunft aus.
Detlef Ortmann, beauftragter Bürgermeister in Usingen, hatte bereits Mitte Juni an den Firmensitz von Tengelmann in Mühlheim an der Ruhr geschrieben und auf "die großen Sorgen im Kreis der Bevölkerung" aufmerksam gemacht. Am 1. Juli traf sich dann die Usinger Verwaltungsspitze mit einem Firmenvertreter. Ortmann bat, in den Räumen des Schade- Ladens weiterhin ein Lebensmittelgeschäft zu erhalten. Mitglieder des Usinger Gewerbevereins vermuten, daß Tengelmann die kleine Filiale am Rathaus schließen will, weil sein zweiter, 1000 Quadratmeter großer Markt im Neubaugebiet Schleichenbach "nicht bsonders gut läuft".
Sowohl gegenüber Bürgermeister Ortmann als auch Hausbesitzer Kunz hieß es von Seiten Tengelmanns jetzt, daß die Entscheidung pro oder contra Lebensmittelmarkt diese Woche fallen soll. Urte Loocke, Pressesprecherin der Firmengruppe, teilte mit: "Es ist noch nichts entschieden." jom
ptz BONN, 6. Juli. Hessens Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) hat der Absicht ihres Bonner Kollegen Theo Waigel (CSU) widersprochen, die Altschulden der Treuhandanstalt und des Kreditabwicklungsfonds von voraussichtlich 350 Milliarden Mark teilweise auf die alten Länder abzuwälzen. Solange der Bund davon ausgegangen sei, daß die Treuhand Gewinne erwirtschafte, habe Waigel die Anstalt als reine Bundesangelegenheit angesehen, sagte die Ministerin am Montag. Nun, da klar sei, daß diese Milliardenverluste mache, "will der Bund pötzlich und ohne vorher mit den Ländern zu sprechen, die Verluste zur Hälfte auf die Länder verlagern".
Es sei "ein skandalöser Vorgang", daß Waigel den Ländern über die Presse mitteile, welche zusätzlichen Milliardenlasten sie zu übernehmen hätten.
Ein doppelter Schatten hat das schöne Projekt der Moderne von früh begleitet. Der eine steht für die Sorge, Aufklärung könne in progressiver Idiotie verenden. Dann wären die Gesellschaftsinsassen aufgeklärt, befreit und mündig, doch ihr Leben trudelte in die Funktionale: medial verschaltet, trostlos getröstet, wunschlos unglücklich. Nach der Abschaffung der Tradition und des Sinns wird der Verbraucher zum Held der letzten Welt - Antiquiertheit der Seele.
Die zweite Abrechnung mit dem Traumpaar "Fortschritt und Erfüllung" ist radikaler. Die Technik, sagt sie, ist die permanente Katastrophe und die Atombombe deren Signatur. Die species hat sich die Todesmaschine zugelegt, und mit ihrer Hilfe wird sie den Frieden der Natur wiederherstellen und verschwinden: Antiquiertheit des Menschen.
Günther Anders, am 12. Juli 1902 als Günther Stern in Breslau geboren, hat hat sein Jahrhundert besichtigt, und kein Jahrzehnt machte sich auf, seine Doppelkritik zu widerlegen. Als Chronist schaut er der Zivilisation bei Fortschritten der Selbstabschaffung zu, als Warner malt er den Teufel an die Wand, damit er bleibe, wo er ist. Da er die Fakten auf seiner Seite weiß, führt er seinen privaten Weltkrieg mit diesem fürchterlichen Jahrhundert außerhalb von Forschung und Lehre, auf dem "Ackerboden der Realität". Es ist kein Zufall, daß der akademische Betrieb einen Dissidenten hochmütig behandelt, der mit dem Satz provoziert, er mische "Journalismus und Metaphysik". Im übrigen, sagt Anders, ist Hochmut das Kainsmal einer (Natur-)Wissenschaft, die sich zum Herrn der Welt aufgeworfen und das Gewissen ins Asyl der Ethik geschickt hat. Diese Wissenschaft versteht vom Kleinsten alles und vom Ganzen nichts. Schon deshalb versucht er, wie neben ihm nur Erwin Chargaff, den Experten der Zukunft klarzumachen, daß seit der Erfindung der Atombombe die Zeit nur noch "gestundet" sei. Die Geschichte ist eine Frist und steht unter der Drohung der Katastrophe. Der Katechont, der Aufhalter, addiert auf der Weltuhr die gestundete Zeit. Sein Ziel heißt: "Dehnung" der Katastrophe, Vertagung der Apokalypse.
Natürlich duldet der Katechont und Prophet des Unheils an der Gewißheit seines Zweifels keinen Zweifel. Daß Fortschritt zweideutig ist - Fortschritt der Medizin und Fortschritt der suizidalen Waffen - selbst diese Feststellung ist Günthers Anders verdächtig: sie ist zu optimistisch. Ambivalenz, sagt er, schlägt immer ins Böse aus, denn der Mensch ist nicht Herr dessen, was er als Fortschritt in die Welt setzt. Die Phantasie ist längst an der Macht, aber als Herrschaft des Schreckens. Das Hergestellte übersteigt das Vorstellbare, und so wird die Technik zum selbstherrlichen Subjekt. In Hiroshima und zuletzt in Tschernobyl hat das Unvorstellbare den entfesselten Prometheus eingeholt. "Wir sind invertierte Utopisten: während Utopisten dasjenige, was sie sich vorstellen, nicht herstellen können, können wir uns dasjenige, was wir herstellen, nicht vorstellen." Diese Einsicht wird noch seine Bücher überleben.
Wer Geschichte allein als Diktatur der jederzeit drohenden Katastrophe erfährt, wem sich Lebenszeit und Weltzeit so verschränken wie bei Günther Anders, der kann sich vermutlich nicht mit Ambivalenzen aufhalten, sondern nur seinen Zweifel in den Pessimismus prolongieren. Denn was auch in der "Geschichte" geschieht, die negative Kartographie von Günther Anders hat es schon als Unheil verzeichnet. Während der Ingenieur des Fortschritts sich vom Sirenengesang der Technik betören läßt, sieht die Apokalyptik aus Wien schon den Fels, an dem er scheitern wird. Das ist ihre Stärke - und ihre Grenze. Blind geworden, legitimiert die schwarze Theologie sogar den Terror. "Wir werden nicht davor zurückschrekken, diejenigen Menschen zu töten, die vor der Gefährdung und Tötung der Menschheit nicht zurückscheuen". - Vielleicht läßt sich Günther Anders zu solchen Attentaten verleiten, weil bei ihm das Politische immer vom Ungeheuer des Untergangs erpreßt wird: Die Geringschätzung und Stillegung politischen Handelns ist das Opfer, daß die letzte Welt bringen muß, um ihr Ende zu vertagen. Das Irrtumsrisiko ist dabei hoch, und Günther Anders hat es zu spüren bekommen. Für die unwiderlegbare Philosophie des Erzählers, Zeichners, Komponisten und Historikers des Gefühls ("Liebe gestern") war zum Beispiel der Dritte Weltkrieg gewiß, gleichsam logische Folge des Kalten Krieges. Nun hat die Politik seine schwarze Philosophie widerlegt, weil diese nur mit dem Teufel rechnet, aber nicht mit dem Unwahrscheinlichen. Aber vermutlich wird Günther Anders sagen, der Bilanzvorteil des Politischen halte nur bis zur nächsten Katastrophe, denn die Atomwaffen sind ja noch im Umlauf. Und wieder hat der gesellige Einsiedler aus der Wiener Lackierergasse keinen Grund zur Entwarnung.
Den rechten und den linken Fortschritts-Fetischisten machte Günther Anders einen Strich durchs Prinzip Hoffnung. Damit ihm das kleine Ensemble seiner Gedanken dabei nicht zum Dogma erstarrt, hat der Rufer in der Wüste mehrfach gegen die eigene Untergangsvision protestiert. In seinem berühmten Aufsatz über Samuel Beckett heißt es: "Es ist nicht der Metaphysiker, der das letzte Wort behalten darf, sondern nur der Menschenfreund." Dem Chronisten dieses katastrophalen Jahrhunderts ist deshalb die Genugtuung zu wünschen, daß die Welt bei der Widerlegung seiner Philosophie weitere Fortschritte macht.
THOMAS ASSHEUER
Kühles Wetter, niedrige Ozonwerte - da der Ozongehalt in den vergangenen Tagen niedriger geworden ist, verzichtet die Frankfurter Rundschau in den kommenden Tagen darauf, die Werte des Ozon-Gehaltes in der Luft zu veröffentlichen. Sie werden erst dann wieder in den Wetterbericht aufgenommen, wenn sie sich dem Grenzwert annähern. FR
(Wetterbericht heute auf Seite 17)
Zur Person:
SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER, Bundesjustizministerin,
befürwortet wie ihr Amtsvorgänger Klaus Kinkel Kampfeinsätze der Bundeswehr im Auftrag der Vereinten Nationen. Die FDP-Politikerin betonte am Montag in Bonn, eine Grundgesetzänderung sollte nicht nur Blauhelmaktionen, sondern auch militärische Einsätze der Bundeswehr im Rahmen von UN-Missionen erlauben. Daran sollten aber nur Freiwillige und keine Wehrpflichtigen teilnehmen. Schnarrenberger erklärte ferner, gegen die derzeitige deutsche Luftbrücke nach Sarajewo bestünden keine verfassungsrechtlichen Bedenken. Hierbei handele es sich nicht um einen militärischen Einsatz, sondern um eine rein humanitäre Operation. Eine Grundgesetzänderung solle der Bundeswehr einen größeren Handlungsspielraum eröffnen. Dabei könne selbstverständlich auch festgelegt werden, daß vor einer Entscheidung über einen Kampfeinsatz das Parlament angemessen zu beteiligen sei.
Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch hat sich mit den Krankenschwestern und -pflegern, die am heutigen Dienstag, 7. Juli, in Bonn gegen die Sparmaßnahmen von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer protestieren, solidarisch erklärt. Der Minister habe als eine seiner ersten Sparmaßnahmen die jahrelang geforderte Anhebung der Bemessungsgrenze für die Personalausstattung aufgeschoben. "Das ist nicht nur ein Schlag gegen die ohnehin am stärksten benachteiligte Berufsgruppe im Gesundheitsbereich", urteilte Nimsch in einer Erklärung. Eine Politik, die meine, am Pflegepersonal sparen zu können, richte sich auch gegen Kranke und Pflegebedürftige.
Nach Angaben der Arbeitsgruppe Frankfurter Pflegekräfte, "AG Pflege", würde die jetzt verschobene Personalverordnung bundesweit 13 000 neue Stellen bringen. Die AG ruft all Pflegekräfte dazu auf, sich an der Demonstration auf dem Bonner Münsterplatz um 14 Uhr zu beteiligen. Von der Südseite des Frankfurter Hauptbahnhofs, von der Konstabler Wache aus und von der Haltestelle "Am Ebelfeld" der U-Bahn-Linie 6 starten Busse um jeweils 10 Uhr. ft
Im November will die "Citibank Privatkunden AG" an der Großen Eschenheimer Straße 1 eine neue Filiale eröffnen: Die Banker werden dort einziehen, wo "Sport Pröstler" bis März diesen Jahres seine Artikel angeboten hatte. Der Mietvertrag des Sportartikelgeschäfts, das inzwischen in ein Haus an der Hauptwache gleich um die Ecke gezogen ist, war ausgelaufen und sollte nur zu neuen Konditionen verlängert werden: "Mit der dreifachen Miete", erinnert sich Christel Pröstler-Wagner.
Doch das, fügt die Inhaberin des seit 51 Jahren in der Frankfurter Innenstadt ansässigen Unternehmens hinzu, sei eben nicht mehr gegangen: Seit fünf Jahren hätten die Mieten in der City nun Höhen erreicht, "da kann ein normaler Einzelhändler nicht mehr mithalten".
Deswegen wird nun umgebaut: Von den 1000 Quadratmetern Bürofläche will die Citibank demnächst selbst etwa 400 Quadratmeter nutzen, um hinter einer Fassade mit neuen Fenster eine moderne Filiale aufzubauen, in der dann 13 Mitarbeiter beschäftigt werden sollen. Auf zwei der insgesamt sechs Etagen werden sich die Banker einrichten, im Erdgeschoß soll es nach Auskunft von Bereichs- Direktor Erich Schult "einen voll-automatisierten Kassenraum geben". Den Rest der Fläche will die Bank vermieten. ing
Rund 100 000 Mark Sachschaden sind am Montag nachmittag bei einem Brand im chemischen Institut der Universität entstanden. Das Feuer entzündete sich gegen 14.50 Uhr in einem Laborraum des dreigeschossigen Gebäudes an der Robert-Mayer-Straße. Bei dem Brand zog sich ein 30jähriger Doktorand Verbrennungen an den Händen zu.
Der Doktorand arbeitete mit Diethyläther, einer brennbaren und leicht verdampfbaren Flüssigkeit. Die Dämpfe dieser Flüssigkeit, so wird von der Feuerwehr vermutet, könnten sich an einer bislang unbekannten Quelle entzündet haben. Bei dem Feuer, das nach einer knappen halben Stunde gelöscht war, brannte der Laborraum völlig aus. Die Feuerwehr verhinderte, daß sich die Flammen auf andere Räume ausdehnten. ing
Kleine FR
Langsam, aber gewaltig BAD HOMBURG. Zum Kanu-Wochenende auf der Fränkischen Saale lädt das Frauenbüro für die Zeit vom 14. bis 16. August ein. Frauen, die mitpaddeln wollen, erfahren Näheres unter Tel. 0 61 72 / 10 02 30 oder 10 04 20. Würstchen bitte mitbringen! BAD HOMBURG. Zum Grillen treffen sich die Bad Homburger Naturfreunde am Sonntag, 12. Juli, um 10.30 Uhr am "Homburger Haus" auf der Hegewiese bei Arnoldshain. Was gegrillt werden soll, müssen die Besucher selbst mitbringen. Kurz und lang im Spessart BAD HOMBURG. Im Spessart wandert der TSV Ober-Erlenbach am Sonntag, 12. Juli. Zur Anfahrt mit Privatautos treffen sich die Wanderer um 8 Uhr an der Turnhalle in der Josef-Baumann-Straße. Junge Union gibt Auskunft HOCHTAUNUSKREIS. Die Junge Union Hochtaunus bietet seit kurzem einen telefonischen Informationsdienst an. Unter der Telefonnummer 0 61 72 / 7 99 97 können bei der Kreisgeschäftsstelle der JU die aktuellen Termine und Informationen erfragt werden. Unter der gleichen Nummer steht außerdem dienstags von 16 bis 18 ein Mitglied der JU für ausführlichere Fragen zur Verfügung. Köpperner SPD tagt FRIEDRICHSDORF. Der Vorstand des SPD-Ortsbezirks Köppern tagt am Mittwoch, 5. August, 20 Uhr im Kolleg des Bürgerhauses.
Touristische Tips
Kirchweihfest in Gemünden Gemünden im Spessart feiert noch bis zum Sonntag, 12. Juli, sein Kirchweih- und Heimatfest. An jedem Abend gibt es bunte Unterhaltung im Festzelt; dazu ist im Unterfränkischen Verkehrsmuseum täglich von 10 bis 18 Uhr die Ausstellung "Heimat und Umwelt" zu sehen. Fleischrinder und Streichelzoo Über 600 Pferde, Ponys, Rinder, Schafe, Ziegen sind am Montag, 13. Juli, von 8 bis 12 Uhr beim traditionellen "Beerfelder Pferde-, Fohlen- und Zuchtviehmarkt" auf dem Festgelände des Odenwaldstädtchens zu sehen. Der Tierauftrieb ist mit einer Schau von Fleischrindern und Bergziegen sowie einem Streichelzoo verbunden. Weinprobe auf dem Main Zur 26. Untermain-Weinprobe mit 14 prämiierten Weinen und einem Fünf-Gänge-Menü auf dem Salonschiff "Bacchus" lädt die Stadt Klingenberg am Samstag, 11. Juli, ein. Start ist um 18 Uhr an der Anlegestelle unterhalb des städtischen Weinguts; die fünfstündige Fahrt führt durch das Maintal über Erlenbach und Eisenfeld bis Großwallstadt und wieder zurück und dann mainaufwärts bis Miltenberg und Bürgstadt. Sie kostet 85 Mark. Karten gibt es beim Kultur- und Verkehrsamt, W-8763 Klingenberg, Telefon 0 93 72-1 33 11. Wallhalben serviert Stutenmilch Die asiatischen Reitervölker nutzten Stutenmilch als Naturheilmittel, Königin Kleopatra badete sogar darin. Ein "Schnupper-Wochenende" über die Heilkraft von Stutenmilch bietet Wallhalben in der Pfalz an. Es kostet 165 Mark. Informationen beim Verkehrsamt, W-6791 Wallhalben, Telefon 0 63 75-80 11 24. Dinkelsbühl feiert die "Kinderzeche" Mit Reiterspielen, Freilichttheater, einem Festzug und viel Musik feiert das fränkische Dinkelsbühl vom Freitag, 17., bis Sonntag, 26. Juli, die "Kinderzeche". Sie geht auf den 30jährigen Krieg zurück, in dem der Überlieferung nach Kinder den einfallenden Schweden entgegenzogen und sie gnädig stimmten, so daß die Stadt der Verwüstung entging. Auskünfte gibt die Tourist-Information, W-8804 Dinkelsbühl, Telefon 0 98 51-9 02 40. Mit dem Rad von Burg zu Burg Verschiedene Radwander- und Burgentouren bietet Hauenstein in der Pfalz noch bis Oktober an (Auskunft gibt das Verkehrsamt, W-6746 Hauenstein, Telefon 0 63 92-4 02 10). Fünf Routen führen über wenig befahrene Straßen zu den rund um den Ort gelegenen Burgen. Eine Woche mit Übernachtung, Frühstück und Info-Material kostet ab 149,50 Mark. Hotels im Thüringer Wald Ein Hotel- und Gaststättenführer mit Informationen über die touristischen Angebote der Region ist beim Fremdenverkehrsverband Thüringer Wald / Südthüringen erhältlich: O-6000 Suhl, Telefon 0 36 81-2 21 79. Wegweiser durch die "Edelsteinstraße" Wissenswertes über die 17 Orte an der "Deutschen Edelsteinstraße" ist in einer Broschüre zusammengefaßt, die das Verkehrsamt in W-6583 Herrstein versendet (Telefon 0 67 85-7 91 03). Mountain-Bike-Touren im Westerwald Jeweils samstags und sonntags können im Westerwald Mountain-Biker auf Touren gehen. Ein Tagesausflug kostet 49 Mark, ein Wochenende mit Übernachtung, Frühstück und Lunchpaket 149 Mark. Räder werden für 25 Mark pro Tag verliehen. Auskunft gibt das Fremdenverkehrsamt in W-5430 Montabaur, Telefon 0 26 02-30 01. Das Angebot gilt bis Oktober. Ferien in Bad Kissingen Ein- oder zweiwöchige Aufenthalte in einer Ferienwohnung bietet Bad Kissingen in der Rhön an. Der Tagespreis beginnt bei 68 Mark. Frühstück, Mittag- oder Abendessen können dazugebucht werden. Näheres beim Hotel Sonnenhügel in W-8730 Bad Kissingen, Telefon 09 71-8 30.
LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 7 029 948,- DM, Kl. 2: 781 957,70 DM, Kl. 3: 62 835,80 DM, Kl. 4: 6795,60 DM, Kl. 5: 129,20 DM, Kl. 6: 58,80 DM, Kl. 7: 9,20 DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 8536,80 DM, Kl. 2: 427,60 DM, Kl. 3: 39,20 DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 648 214,10 DM, Kl. 2: 15 660,80 DM, Kl. 3: 3709,10 DM, Kl. 4: 106,50 DM, Kl. 5: 9,50 DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 977 777,- DM/Jackpot: 273 636,60 DM, Kl. 2: 77 777,- DM, Kl. 3: 7777,- DM, Kl. 4: 777,- DM, Kl. 5: 77,- DM, Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
6 PLUS: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM, Kl. 2: 10 000,- DM, Kl. 3: 1000,- DM, Kl. 4: 100,- DM, Kl. 5: 10,- DM, Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 780,90 DM, Kl. 2: 173,50 DM; Rennen B: Kl. 1: 289,20 DM, Kl. 2: 70,90 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 7809,80 DM.
(Ohne Gewähr)
OFFENBACH / MAIN-KINZIG-KREIS. Die Invasion der kleinen grünen Wesen hat stattgefunden, heute zählen wir den "Tag vier danach". Die Unbekannten haben sechs Beine und zwei Paar Flügel. Wie im Science-fiction "Invasion von der Wega" erschienen sie vielen Zeug(inn)en. Doch die Experten wissen von nichts. Eine Gefahr? Höchstens für die Ernte hier und da. Vermutlich handelt es sich bei den kleinen Lindgrünen, die am Freitagabend vielerorts in Südhessen massenhaft durch die Luft schwärmten, um geflügelte Blattläuse. Weil aber bei Behörden keine Erkenntnisse vorliegen und niemand eine "Ferndiagnose" auf die Anfrage eines Journalisten wagt, wollte sich keiner dafür verbürgen.
Was der am Freitag gegen 22 Uhr auf seinem Balkon erlebt hatte, überschritt die auch für tolerante Naturfreunde erträgliche Schwelle. Eben hatte er noch die Schwalben beobachtet, die sich in voller Fahrt offensichtlich wie im Schlaraffenland bedienten. Mit einem Mal füllten die Tierchen die Luft, fast atmete man sie ein. Ein Kribbeln überall auf der Haut und im Haar. Die Flucht in die Wohnung glückt, das Invasionsgeschwader blieb mit platter Nase vorm Fenster.
Montag berichten Kolleginnen von grünen Wolken, vor denen sie aus Gartenlokalen geflüchtet sind. Offenbach und Frankfurt-Ost seien Freitag abend stellenweise "katastrophal" gewesen. In Dietzenbach gab es am Samstag keinen Balkon-Brunch ohne Fliegenklatsche.
Heinz Schröder vom Senckenberg-Institut, wohnhaft in Heusenstamm, hat die Sache selbst nicht mitbekommen. Das Klima sei zwar günstig für Insekten-Massenvermehrung. Vor allem in Gewässernähe schwärmten Zuckmücken, Tripse, Eintagsfliegen und die als "weiße Fliegen" bekannte Schildläuseart. Aber Blattläuse? Schröder will das weder bestätigen noch in Abrede stellen.
Michael Lenz, beim Pflanzenschutzdienst Frankfurt für Ackerbau zuständig, hält hingegen die Diagnose für schlicht unwahrscheinlich. Nur wenige Blattläuse träten geflügelt auf, die meisten stammten aus der ungeschlechtlichen Fortpflanzung (Parthenogenese) und seien ohne Flügel lebendgeboren. Dem Meyers-Lexikon von 1983 ist zu der komplizierten Fortpflanzung der allein in Mitteleuropa 830 Blattlaus-Arten zu entnehmen: Dem Winterei entschlüpft eine "Stammutter", die parthenogenetisch Weibchen hervorbringt, die noch mehrere Generationen gebären. Erst die letzte sind Männchen und befruchtungsbedürftige Weibchen, die Wintereier legen. Männchen sind stets geflügelt, Weibchen oft nicht.
Weil das Schwärmen auf das zweigeschlechtliche Stadium deutet, das meist am Ende der Vegetationsperiode eintritt, hatten Experten am Telefon wohl Zweifel an den Laienberichten. Main-Kinzig- Kreis-Landwirt Friedhelm Schneider weiß von der "Invasion" nur vom Hörensagen, doch beobachtet er dieses Jahr eine allgemein starke Blattlaus-Population an Mais, Getreide, Raps, teils auch an der Rübe. Bevor der Bauer zum Gift greife, wäge er aber ab, ob sich das lohnt.
Der letzte Griff zum Telefon bestätigt endlich doch noch aus berufenem Mund, daß das Freitag/Samstag beobachtete Grüngetier kein Hirngespinst war. Friedrich Seifert, ehemals Chef des Hanauer Grünflächenamts, hat es gesehen und als Pfirsich-Blattläuse identifiziert. Ul
Eine Umschulung zum Ver- und Entsorger bietet die TÜV-Akademie Rheinland in Frankfurt zusammen mit dem Arbeitsamt an. Die zweijährige Umschulung beginnt am 24. August. Sie schließt ein sechsmonatiges Betriebspraktikum ein und richtet sich besonders an ungelernte Arbeitnehmer, die einen anerkannten Ausbildungsberuf erlernen wollen.
Nähere Auskünfte erteilen das Arbeitsamt in der Fischerfeldstraße unter der Telefonnummer 21 71-23 45 und die TÜV- Akademie in der Ostparkstraße 37, Telefon 49 01 04. ft
WIESBADEN. Manch einer hat einen Koffer in Berlin, andere lassen ihn in der Bank stehen - und dort sorgt er dann für allerhand Aufregung. So geschehen gestern nach 14 Uhr in einer Filiale der Deutschen Bank an der Wilhelmstraße. Die Menschen am Schalter hielten den Atem an, mutmaßten eine tickende Bombe im Koffer und alarmierten die Polizei.
Die rückte prompt mit Streifenwagen an, sperrte das Gelände um die Bank weiträumig ab, bestellte einen Notarztwagen und die Experten von Kripo und Landeskriminalamt. Bevor die allerdings den Koffer näher untersuchten, meldete sich ein Auszubildender der Bank zu Wort: Ein Kunde habe den Koffer bei ihm abgegeben. Der Besitzer war bald ermittelt, und eine Streife brachte ihn zur Bank, wo der Mann das harmlose Gepäckstück als seinen Koffer identifizierte. kkü
Kulturelles Leben
Schuberts "Schöne Müllerin" in Hersfeld Im Rahmen der Bad Hersfelder Festspielkonzerte interpretiert der Dresdner Bariton Jörg Hempel am Samstag, 11. Juli, um 16.30 Uhr im Großen Saal am Kurpark Franz Schuberts Liederzyklus "Die schöne Müllerin". Einen Tag später, am 12. Juli, steht zur gleichen Zeit am selben Ort Robert Schumanns "Dichterliebe" auf seinem Programm. Am Flügel begleitet beide Male Ulrike Siedel. Orgelkonzert in Nieder-Moos Auf der Barockorgel der Vogelsberggemeinde Nieder-Moos geben der Münsteraner Joachim Dorfmüller und der Amerikaner Jackson Crawford am Samstag, 11. Juli, um 20 Uhr ein Konzert für Orgel und Saxophon. Auf ihrem Programm stehen Originale und Bearbeitungen von Mozart, Bach, Rossini, Bernstein, Gershwin und anderen (Informationen unter Telefon 0 66 44 / 77 33). Zwingenberg beginnt mit Vorverkauf Für die Schloßfestspiele Zwingenberg am Neckar, die vom 14. bis 30. August stattfinden, hat der Vorverkauf begonnen. Auf dem Programm stehen der von Andreas Baesler neu inszenierte "Freischütz" Carl Maria von Webers, Mozarts "Zauberflöte" und Webers Einakter "Abu Hassan" in der Regie von Marianne Berglöf. Die Gesamtleitung hat der Dirigent Guido Johannes Rumstadt.
Der "Freischütz" steht auf dem Spielplan im Schloßhof am 14., 16., 19., 28. und 30. August jeweils um 19.30 Uhr. "Abu Hassan" steht am 22. und 29. August ebenfalls um 19.30 Uhr auf dem Programm, Spielstätte ist der Innenhof. Die "Zauberflöte" wird am 15., 18., 21., 23. und 27. August um 19.30 Uhr gegeben, am 22. und 29. August um 14.30 Uhr.
Mit Goethes Lustspiel "Die Mitschuldigen" gastiert am 25. August das Kaiserslauterer Theater "kleinlaut". Eine Matinee am 16. August um 11 Uhr, die vom Würzburger Ensemble "Ariadne Musica" bestritten wird, ist dem aus Miltenberg stammenden Mozart-Zeitgenossen Joseph Martin Kraus gewidmet.
Nähere Auskünfte sind beim Landratsamt W-6950 Mosbach unter der Telefonnummer 0 62 61 / 8 43 18 erhältlich. Vorverkauf beim Bürgermeisteramt Zwingenberg, Telefon 0 62 63 / 2 10.
WIESBADEN. Der Tod ereilte einen 47 Jahre alten Mann aus Wiesbaden am Montag nachmittag in einem Kaufhaus in der City. Laut Polizei war der Mann zusammengebrochen und lag bewußtlos auf dem Boden; ein Arzt, der zufällig vorbeikam, leistete zwar sofort Erste Hilfe, doch auch der Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen. kkü
BAD HOMBURG. Der 1919 in Bad Homburg geborene jüdische Theologe Fritz Rothschild spricht am Mittwoch, 15. Juli, um 20 Uhr im Gartensaal des Gotischen Hauses über "Das Christentum aus jüdischer Sicht".
Rothschild hatte 1939 aus Bad Homburg nach Nord-Rhodesien emigrieren müssen.
1948 ging er in die USA, wo er heute Professor am Jewish Theological Seminary of America in New York und Vorsitzender des Departments auf Jewish Philosophy ist.
Veranstalter des Vortrags sind gemeinsam das Kulturamt das Stadt, die evangelische Erlöserkirchengemeinde, die katholische Gemeinde St. Marien und Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (cjz).
"Nebulöse, unzureichende Aussagen zu dringenden Fragen der Stadtentwicklung" macht die Frankfurter CDU im Entwurf des SPD-Kommunalwahlprogrammes aus. Die stellvertretende CDU- Kreisvorsitzende Walburga Zizka kritisierte vor allem die Aussagen zum Flughafen und zur Verbindungen der Autobahnen A 661 und A 66 im Frankfurter Osten. So fehle ein klares Bekenntnis der SPD zum "bedarfsgerechten Ausbau" von Rhein-Main - dabei dürfe es "kein Tabu" geben.
Auch daß die SPD beim Lückenschluß zwischen den Autobahnen immer noch mit der verrückten Idee einer "Stelzenstraße" über der Hanauer Landstraße hausieren gehe, zeige "ideologische Verklemmungen". Die Sozialdemokraten befänden sich "in den frankfurtfeindlichen Fängen" ihres Koalitionspartners wie auch der rot-grünen Landesregierung.
Wenn die SPD wie angekündigt die Wohnungs- und die Verkehrspolitik zu zentralen Schwerpunkten ihres Wahlkampfes mache, könne die CDU sie "an besonders schwachen Nerven" treffen. Trotz der für jedes Jahr versprochenen 4000 neuen Wohnungen sei in Frankfurt noch keine einzige Wohnung bezogen worden, die auf die Initiative von SPD und Grünen zurückgehe. Die rot-grüne Verkehrspolitik präge die fixe Idee, "die Autofahrer soviel wie möglich zu schikanieren". jg
WEHRHEIM. Am heutigen Dienstag, 7. Juli, unternimmt die CDU Wehrheim ab 19 Uhr eine Feldrundfahrt mit dem Traktor. Treff- und Zielpunkt ist das Bürgerhaus. Mitfahren wird ein Vertreter des Wiesbadener Amtes für Landwirtschaft. jd
In Frankfurt werden, gemessen an der Einwohnerzahl, weniger Hunde gehalten als in anderen Großstädten: Kommen im bundesweiten Schnitt 27 Hunde auf jeweils 1000 Einwohner, werden von 1000 Frankfurtern gerade mal 24 Vierbeiner versorgt. Insgesamt 15 600 Hunde sind nach Auskunft von Frank Junker bei der Stadt registriert: Für sie wurden im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Mark Hundesteuer bezahlt, erklärte der persönliche Referent von Stadtkämmerer Martin Grüber. Bundesweit nahmen die größeren Kommunen 94 Millionen Mark ein.
Zahlen, die jetzt in einer Studie zusammengefaßt worden sind: Vom Deutschen Städtetag (DST) wurden sie gesammelt, um die Diskussion über Hundekot, treue Freunde und bissige Bullterrier auf eine sachliche Grundlage zu stellen.
Untersucht wurde die Anzahl der Hunde in Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern: Dort, wo jeder dritte Bundesbürger lebt, wird nur ein Sechstel der geschätzten 4,3 Millionen Hunde gehalten, nicht mehr als 685 000. Die meisten Vierbeiner leben in Berlin: Dort sind 96 300 Hunde erfaßt. Proportional gesehen, haben allerdings die meisten Vierbeiner ihr Zuhause im westfälischen Hamm: 41 pro 1000 Einwohner.
Preisgünstig für Hundebesitzer sind Gera, Schwerin und Ingolstadt: Dort liegen die Steuersätze bei 60 Mark jährlich. In Frankfurt wurde der Steuersatz vom 1. Januar an von 120 Mark auf 150 Mark erhöht: 2,35 Millionen Mark werden für dieses Jahr in der Stadtkasse erwartet.
Überschätzt, so ein Ergebnis der Studie, werde die Gefährlichkeit von Hunden: Bundesweit wurden zwischen 1987 und 1990 2650 Körperverletzungen registriert. Genaue Zahlen für Frankfurt waren bei der Polizei nicht zu erfahren, denn Unfälle werden "nicht danach aufgeschlüsselt", berichtete Polizei-Sprecher Jürgen Linker, "ob der Täter ein Hund war". Die Rangliste der Hunderassen, die der Deutsche Städtetag in diesem Zusammenhang aufgestellt hat, wird deutlich von Schäferhunden und Mischlingen angeführt. ing
Ein Brief aus Stuttgart
Was will er, der mir unbekannte Meisterkoch? Mich einladen zu einer großen Sause, mit siebengängigem Menü. Der Anlaß: Der Meisterkoch und ein Verleger, beide brauchen ein bißchen Publicity, haben zum zweiten Mal den Rübenpreis verliehen. Kennt Ihr nicht? Den kennt fast kein Mensch. Obwohl der in gewissen Kreisen wohlbekannte Robert Gernhardt 1989 der erste Preisträger war. Den Rübenpreis könnt Ihr auch kriegen, jedenfalls dann, wenn Ihr a) wenigstens ein bißchen bekannt seid, b) irgendwie was zu tun habt mit Literatur im weitesten Sinne und c) auf die Stifter den Eindruck von Lebensfreude macht unter besonderer Berücksichtigung von Spaß an gutem Essen und Trinken.
Diesjähriger Preisträger ist Gerhard Polt. Genau, dieser Bayer, der im Fernsehen und auf der Bühne und im Kino so urkomisch und zugleich manchmal so abgründig, daß viele es gar nicht mitkriegen (wollen), die Macken seiner Mitmenschen porträtiert. Anwalt und Ankläger kleiner Leute in einer Person. Ihr seid sicher alle seine Fans, wie ich.
Was tun? Eben erst habe ich einen wütenden Artikel in einem Journalisten-Verbandsorgan über die darniederliegende Ethik von immer mehr Kollegen gelesen, die hemmungslos mitnehmen, was sie kriegen können. Sich zum Beispiel einladen lassen von irgendwelchen Promis oder Reichen, um ihnen nachher nach dem Munde zu schreiben oder zu senden. Oder die einfach dafür sorgen, daß ihre Gönner mal wieder öffentlich erwähnt werden, und sei es aus nichtigstem Anlaß. Wie bei Baby Schimmerloos in "Kir Royal". Auch der Meisterkoch hat sich gedacht, daß ich was schreibe in der FR. Ich habe gesagt: Wenn ich komme, dann ohne so eine Zusage.
Aber da gibt's noch andere Bauchschmerzen. Ich, der Polt und weitere 60 Zeitgenossen werden also von Sonntag nachmittag vier Uhr an in diesem Edelschuppen sitzen und stundenlang vor sich hin prassen. Auf Kosten des Meisterkochs zwar, aber das macht's auch nicht besser, außer fürs eigene Portemonnaie. Praktisch: Solange wir im Edelschuppen sitzen, brauchen wir die Elendsbilder einer an allen Ecken und Enden siechen Welt nicht zu sehen, die es bestimmt auch an diesem Sonntag abend wieder im Fernsehen gibt.
Klar bin ich hingegangen. Neugier ist eine Säule des Berufs. Lauter reizende Leute. Dazu einige Journalisten, die tunlichst auch etwas schreiben sollen über die Verleihung des beinahe vollkommen unbekannten Rübenpreises. Polts famose Musiker, Ihr wißt schon, die Biermösl Blos'n, haben gespielt. Der Polt hat ein paar Nummern aus seinem Repertoire gezogen, darunter die liebevoll-bösartige mit dem Menschen, der so erfüllt ist von seiner Garage, daß er sich drin einrichten muß wie in einem Wohnzimmer. Die meisten haben furchtbar gelacht.
Gegen später bin ich zum Polt und meinem Beruf nachgegangen, mit einem Haufen indiskreter Fragen. Ein prächtiger Bursche. Sehr sympathisch, nachdenklich und ohne einen Hauch von Starallüren. Mit der vielen Kohle, die er verdient, hat er, sagt er, kein Problem. Er kann, sagt er, das Elend dieser Welt allein ja auch nicht beseitigen, und er stiftet, ohne daß er darüber Einzelheiten in der Zeitung lesen möchte, sowieso reichlich für diverse gute Zwecke. Ein Feinschmekker, der Zigtausende in Edelschuppen wie diesen trägt, ist er auch nicht: Die Schweinshaxe, sagt er, ist ihm noch immer näher als das Millefeuille von Gänseleber und Ochsenzunge, das es hier gibt als Entrée.
Jedenfalls war die Stimmung spitze. Der Meisterkoch blies Trompete und erwies sich überhaupt als versierter Freund noch anderer schöner Künste, und ein gutbetuchter Stuttgarter Spitzenschneider hat kurz vor Mitternacht, während die Biermösl Blos'n deftige Lieder spielten, jodelähnliche Laute ausgestoßen: Schon am Nachmittag hatten wir uns über die Lebensfreude der Gutbetuchten als psycho-ökonomischen Antrieb für die restliche Gesellschaft unterhalten.
Ich hab's nicht bereut, daß ich hingegangen bin. Schon wegen des angenehmen Gesprächs mit Polt, dem Anwalt und Ankläger einfacher Leute in einer Person. Die Widersprüche kriege ich sowenig weg wie er. Wärt Ihr auch hin, oder wärt Ihr weggeblieben? Und hättet Ihr gemacht, was ich jetzt doch ganz unauffällig gemacht habe, nämlich etwas geschrieben? Und wenn ja, was?
PETER HENKEL
Ironie WIESBADEN. Ironische und satirische Szenen zeigen die Bilder von Matthias Sturm, die derzeit in den Räumen der Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27, ausgestellt sind. Die vielfältigen und ungewöhnlichen Werke des 23 Jahre alten Künstlers sind in unterschiedlichen Techniken gefertigt: Collage, Ölmalerei und Papierarbeiten. Von A bis Z BAD HOMBURG. Im KiS (Kino im Schwedenpfad) wird am Dienstag, 14. Juli, 19.30 Uhr in einem Lichtbildervortrag Bad Homburg von A bis Z vorgestellt. Referentin ist Heidi Delle. Makel BAD HOMBURG. "Johann Strauß und der Makel der Popularität" heißt ein Vortrag der Reimers-Stiftung am Donnerstag, 16. Juli, 19.30 Uhr in der Konzerthalle im Kurpark. Referent ist Albrecht Riethmüller aus Berlin.
Von Harald Müller
er wollte dem widersprechen? Diese unangreifbare Feststellung weicht aber einem Grundtatbe-
Schon gar nicht kann diese Hoffnung auf die Gegenwart projiziert werden. Die Instrumentalisierung organisierter Gewalt, um angestrebte Werte zu erlangen, ist für starke Staaten und skrupellose Führer eine um so größere Versuchung, je wohlfeiler und risikoärmer der Gewalteinsatz erscheint. Worum es vielmehr geht, ist die weitestmögliche Begrenzung von Zahl und Art der Gewaltmittel sowie die Einhegung der realen Möglichkeiten und der Art und Weise ihres Gebrauchs.
Nur in diesem Kontext macht die Debatte über "Intervention" Sinn. Sie darf die absolute Priorität für die Mittel friedlicher Gewaltlösung nicht verdrängen. Übrigens schreibt auch die UN-Charta selbst, die einzig als Grundlage von militärischer Intervention zum Zweck der Friedensherstellung oder -wahrung dienen kann, eine klare sachliche Priorität für friedliche Mittel vor, die der Sicherheitsrat nur bei Gefahr im Verzug oder offenkundiger Aussichtslosigkeit nichtgewaltsamer Bemühungen durchbrechen kann. Damit stellt die UN-Charta jedoch auch völlig zu Recht fest, daß es Fälle geben kann, in denen die internationale Gemeinschaft auf die Anwendung von Gegengewalt verwiesen bleibt, um einen Friedensbruch abzuwenden oder zu beenden. Für diese Fälle bedarf die internationale Gemeinschaft der Mittel und der angemessenen Verfahren, um die notwendigen militärischen Schritte zu unternehmen und in ihrem Verlauf zu kontrollieren und zu korrigieren. Eines der grundlegenden Defizite der vermeintlichen UN- Aktion am Persischen Golf war, daß diese Mittel und Verfahren überhaupt nicht oder nur unzureichend zur Verfügung standen. (. . .)
Die Antwort auf diesen Einwand folgt unmittelbar aus der bisherigen Gedankenführung. Natürlich ist er vom Inhalt her richtig. Die absolute Priorität muß der wirtschaftlichen, sozialpolitischen, ökologischen und diplomatischen Konfliktlösung und Kriegsverhütung dienen. Tatsächlich sind die Chancen dafür nach dem Ende des Ost-West-Konflikts gestiegen. Dennoch weist der Einwand zwei gravierende Defizite auf.
Zum einen ist die militärische Gewalt nicht aus der Welt verschwunden. Augenblicklich wird in einer bestürzend großen Zahl von Weltregionen geschossen, und die internationale Gemeinschaft muß damit zu Rande kommen, wie sie sich gegenüber diesen Konflikten verhält. (. . .)
Zum anderen enthebt die Priorität für nichtmilitärische Instrumente keineswegs der Pflicht, sich darüber klarzuwerden, in welcher Form man das verbleibende Militärpotential bändigt, wie man seinen Einsatz verhindert oder gegebenenfalls beendet. (. . .)
Auch das ist eine Binsenweisheit, gegen die sich nicht argumentieren läßt. Auch sie geht freilich an der eigentlichen Problemstellung vorbei. Zum einen sollte es das wichtigste Ziel von Intervention sein, den Ausbruch von Kriegen zu verhindern. Eine große Zahl von denkbaren Einsatzfällen einer UN-Interventionstruppe wird also von dem Argument gar nicht berührt. Zweitens geht es gar nicht um die "Lösung von Problemen".
Wenn die internationale Gemeinschaft sich entschließt, zu den Waffen zu greifen, so wird allenfalls die Verhinderung eines größeren Übels das Ziel sein. Nicht die "Konstruktion" (Problemlösung), sondern die Verhinderung noch unverhältnismäßig größerer Destruktion gibt den Ausschlag für diese Entscheidung. Die Niederlage Hitlers hat kein "Problem gelöst", sondern etliche neue geschaffen, u. a. die Teilung Europas. Zugleich wurde aber das Übel verhindert, daß ganz Europa unter die Herrschaft des deutschen Faschismus fiel. (. . .)
"Bevor wir ernsthaft über eine deutsche Beteiligung reden können, müssen erst die Vereinten Nationen reformiert werden"
Dieses Argument überzeugt am wenigsten. Worauf es in erster Linie ankommt, ist, die Charta wirklich mit Leben zu erfüllen. Die UN waren durch die Jahrzehnte des Kalten Krieges in ihrer Handlungsfähigkeit völlig gelähmt. Die Chancen, die sich heute für die Verwirklichung der Charta bieten, sollten in vollem Umfang genutzt werden - übrigens gerade, um die ungehemmte Entfaltung der Macht der Großmächte einzudämmen.
Dabei soll nicht bestritten werden, daß die Charta durch einige Reformen auch gewinnen könnte. Das betrifft einmal die Rolle des Generalsekretärs, dessen Eigeninitiative und Bewegungsfreiheit gestärkt werden könnte. Es betrifft zum anderen die Einschränkung der Veto- Macht der ständigen Mitglieder (die von Kapitel VI auf Kapitel VII der Charta ausgedehnt werden könnte). Es ließe sich auch über eine Veränderung der Zusammensetzung der ständigen Mitglieder reden, etwa einen EG-Sitz statt der Mitgliedschaft Frankreichs und Großbritanniens sowie einiger Nichtkernwaffenstaaten, um die unselige Koinzidenz von Kernwaffenbesitz und UN-Einfluß aufzuheben oder doch zu relativieren. (. . .)
Das gewichtigste Gegenargument ist jedoch, daß die Welt nicht so freundlich sein wird zu warten, bis die Vereinten Nationen einen für die Skeptiker befriedigenden Reformstand erreicht haben werden; daß das lange dauern wird, ist schon daraus zu ersehen, daß jegliche Änderung der Charta nur mit Zustimmung aller ständigen Mitglieder gefaßt werden kann. Eine Reformdiskussion ist zu begrüßen, aber die Arbeit an einer kooperativen Weltmilitärordnung und an Elementen einer stärkeren kollektiven Sicherheit können und sollten so lange nicht liegenbleiben.
"Wenn wir uns an militärischen Aktionen der Vereinten Nationen beteiligen, werden wir nur zur Schachfigur der Großmächte, d. h. in erster Linie der Amerikaner"
Was an diesem Einwand rätselhaft bleibt, ist die dahinterstehende Logik. Wie der Golf-Krieg gezeigt hat, schützt militärische Abstinenz nicht vor massiver Beteiligung. Der Krieg wurde von den beiden an den Kampfhandlungen nicht teilnehmenden Industriestaaten Deutschland und Japan mitfinanziert, hinzu trat massive materielle und logistische Hilfe durch die Bundesrepublik. Dies erfolgte weitgehend unter dem Druck eines schlechten Gewissens und ohne jede substantielle Mitsprache an Kriegspolitik und -führung. Wenn man also glaubt, man könne amerikanischem Druck, an nichtgerechtfertigten kollektiven Aktionen teilzunehmen, nicht mehr widerstehen, wenn eine Grundsatzentscheidung zugunsten der Teilnahme an UN-Aktionen gefallen sei, so muß man schon auf Grund der Erfahrungen 1991 einräumen, daß der Druck mindestens so unwiderstehlich ist, wenn die Verfassungslage militärische Nichtbeteiligung vorschreibt.
Eine "moralische" Differenz von der Art, daß es gut sei, für die Tötung von Menschen zu zahlen, nicht aber, mit eigenen Soldaten daran teilzunehmen, entspringt einer "Koofmich"-Gesinnung, die moralisch ganz und gar unhaltbar ist. Dagegen ist zu halten, daß nur die Bereitschaft, sich an Friedensstreitkräften der Vereinten Nationen zu beteiligen, auch eine Mitbestimmung über Verfahren und Substanz ihrer Einsätze nach sich ziehen wird. Dem "amerikanischen Druck" wird nur in Gemeinschaft mit anderen Mittelmächten zu widerstehen sein, deren Beteiligung für den politischen und militärischen Erfolg einer UN-Aktion erwünscht oder sogar erforderlich ist. (. . .).
Auch dieser Einwand baut auf eine schiefe Moral. Der deutsche Beitrag zum Krieg in diesem Jahrhundert war der extremste Ausdruck hemmungs- und skrupelloser unilateraler, auf nationale Machterweiterung zielender Politik. Es handelt sich dabei um das genaue Gegenteil einer auf einem kollektiven Sicherheitssystem beruhenden Eindämmung der Anwendung organisierter staatlicher Gewalt, in dem der Gewalteinsatz nur aufgrund ordentlicher multilateraler Verfahren zustande kommen kann. Die "Selbstbeschränkung" auf die individuelle oder Bündnisverteidigung ist gerade noch einem alten und zunehmend veraltenden Begriff der nationalen Souveränität verhaftet, den es gerade im Sicherheits- und Militärbereich zu durchbrechen gilt.
Kollektive Sicherheit greift in die nationale Verfügung über den Einsatz militärischer Gewaltmittel einschränkend ein (wie Rüstungskontrolle über deren Planung, Produktion und Dislozierung). Sich - unter Hinweis auf eine Vergangenheit, die dem Gegenteil von kollektiver Sicherheit verpflichtet war - kollektiver Sicherheit zu entziehen und den Rekurs auf "Allianz und Selbstverteidigung" zu suchen, die der nationalen Gewaltpolitik jedenfalls wesentlich näher stehen als die kollektive Sicherheit, ist vollkommen inkonsistent. (. . .)
Der Satz enthält eine Behauptung, keine gültige empirische Feststellung. Er verpflichtet dazu, bei einer Entscheidung für den Gewalteinsatz ebenso wie bei der Kontrolle der Kriegsführung den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel peinlich genau anzuwenden. Die Entscheidung für einen militärischen Einsatz kann und darf nur dann gefällt werden, wenn die materiellen und menschlichen Kosten des Einsatzes diejenigen voraussichtlich unterschreiten werden, die eine Unterlassung des Einsatzes nach sich ziehen würde. Wieder soll daran erinnert werden, daß der kriegspräventive Einsatz die bevorzugte Option ist.
In solchen Fällen ist evident, daß der Verzicht auf die Kriegsverhinderung nach aller Wahrscheinlichkeit mehr Kosten zur Folge haben würden als der demonstrative Einsatz von Truppen zur Kriegsverhütung. Es mag aber auch Fälle geben, in denen der Kampfeinsatz von Truppen unverzichtbar erscheint. Die Verhütung eines Genozids und/oder des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen sind sehr offenkundige Beispiele für einen solchen Fall. (. . .)
Im Falle Jugoslawiens beispielsweise halte ich es für wahrscheinlich, daß eine frühzeitige Verlegung von Luftwaffeneinheiten mit der Drohung, jugoslawische Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe notfalls gewaltsam von Kampfeinsätzen abzuhalten, die Zerstörungen ziviler Ziele maßgeblich eingedämmt hätte. Eine erfolgreiche Drohung dieser Art hätte auch die Bewegungsfreiheit der regulären jugoslawischen Armee stark eingeschränkt, da sie damit hätte rechnen müssen, daß die luftbeherrschenden Gegner das Kampfziel auch jederzeit auf schwere Bodentruppen ausdehnen könnten.
Während das die Kämpfe nicht zwangsläufig gestoppt hätte (Tschetniks), hätten Tempo und Zerstörungskraft der Kampfhandlungen stark nachgelassen, und die jugoslawische Armee hätte ein greifbares Motiv besessen, eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen.
Es wird nicht verkannt, daß die völkerrechtliche Begründung für einen Einsatz in Jugoslawien schwierig war; unmöglich war sie gleichwohl nicht. Die Entwicklung des Völkerrechts geht beharrlich in die Richtung, daß Souveränität dort zurücktritt oder zumindest Kompromisse eingehen muß, wo Geschehnisse innerhalb eines Staates die Interessen anderer Staaten nachhaltig beeinträchtigen oder betreffen. Diese Entwicklung hat die Gebiete Umwelt, Wirtschaft, Rüstung, Menschenrechte erfaßt. Im Falle Jugoslawien lassen sich mehrere Gründe finden, warum nachbarschaftliche Interessen beeinträchtigt sind. Ein Grund ist die Flüchtlingszahl; Ungarn hat bei einer Gesamtbevölkerung von zehn Millionen Einwohnern bereits mehrere hunderttausend Flüchtlinge aufnehmen müssen.
Ein zweiter Grund ist die Friedensgefährdung durch Grenzverletzung (Österreich und Ungarn) sowie die Betroffenheit grenzüberschreitender Ethnien. Ein dritter Grund ist die Art der Kriegsführung und die Verweigerung der Annahme von Friedensplänen, die Geist und Buchstaben von Helsinki-Akte und Paris- Charta widersprechen.
Die Tatsache, daß die Völkergemeinschaft es bereits als selbstverständlich betrachtet, in den Konflikt diplomatisch einzugreifen, anstatt ihn vollständig zur inneren Angelegenheit des betroffenen Staates zu erklären, zeigt, daß - zumindest innerhalb Europas - die großkalibrige Gewaltanwendung als legitimer Anlaß empfunden wird, um den Souveränitätsanspruch eines Staates zu relativieren. Wäre das nicht so, könnten wir im übrigen alle Überlegungen zur Konstruktion einer Friedensordnung auf der Grundlage des Endes des Ost-West-Konfliktes begraben. Will das jemand?
Wer den Frieden mit nichtmilitärischen Mitteln sichern will, muß sich über die Handhabung der militärischen Mittel Gedanken machen. Diese Gedanken dürfen der Frage nicht ausweichen, was die internationale Gemeinschaft unternimmt, wenn zwei ihrer Mitglieder - ohne ursprüngliche aggressive Absichten - aneinandergeraten, was gegenüber einem Hitler oder Saddam Hussein zu tun ist, und was geschehen soll, wenn ein Mitgliedsstaat ins Gewaltchaos zu verfallen droht. In allen drei Fällen ist der Einsatz militärischer Gewalt zur Verhütung eines größeren Übels nicht selbstverständlich, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden. Wenn das so ist, besteht keine moralische Rechtfertigung einer Totalabstinenz, im Gegenteil. Die internationale Gemeinschaft kann die Instrumente der Gewalt nur gemeinsam bändigen, oder sie fällt in das Zeitalter der Selbsthilfe zurück. Eine friedliche Welt wäre das nicht.
BAD HOMBURG. Seit vergangener Woche benötigt ein Teil der Bürger des früheren Jugoslawiens bei der Ein- oder Durchreise durch Österreich ein Visum. Wer einen alten jugoslawischen Paß besitzt oder einen neuen vom "Rest-Jugoslawien", der kann die österreichische Grenze ohne das entsprechende Papier nicht mehr überqueren.
Kroaten und Slowenen, die einen neuen Paß ihrer Republiken vorweisen können, dürfen ohne Visum die Grenze überqueren. Daneben gilt die Visumspflicht noch für Inhaber von Pässen mit besonderen Nummern.
"Die Anweisung kam überraschend. Wir haben noch keine konkreten Weisungen, es geht drunter und drüber", verlautete aus dem österreichischen Konsulat. Betroffen von der neuen Visumsvorschrift ist vor allem ein Teil der hier lebende Jugoslawen, die in ihre Heimat fahren wollen. Nach Auskunft des Bad Homburger Ausländerbeirats wurden bereits einige Reisende von österreichischen Grenzbeamten zurückgeschickt, da sie über kein Visum verfügten.
Ein Visum muß beim österreichischen Generalkonsulat in Frankfurt am Weingarten 25 (Telefon 0 69 / 77 20 66) beantragt werden. Das Visum kostet bei einmaliger Einreise 42,65 Mark, bei mehrmaliger Einreise (Hin- und Rückfahrt) dann 56,85 Mark.
Die Bearbeitung des Antrags dauert einen Tag. Geöffnet hat das Konsulat von Montag bis Freitag in der Zeit zwischen 9 und 12 Uhr. jom
Von Reinhard Mutz
aradoxer könnte die Situation nicht sein: Die Europäer erleben die radi kale Verbesserung ihrer Sicherheit,
Am Begriff der Verteidigung läßt sich nicht deuteln, der Sinn ist klar. Verteidigung heißt Abwehr. Es muß einen Angriff geben und einen Angreifer. Das Grundgesetz definiert den Verteidigungsfall für die Bundesrepublik als Angriff mit Waffengewalt auf das Bundesgebiet. Ein Angreifer jedoch, ein potentieller Angreifer, ein militärischer Gegner, ist weit und breit nicht in Sicht, für die Bundesrepublik nicht und nicht für die Verbündeten, denen die Bundesrepublik im Verteidigungsfall Beistand versprochen hat.
Auch die Substanz dessen, was im Ernstfall zu verteidigen wäre, ist nie zweifelhaft gewesen. Keine Bundesregierung hat in den vier Jahrzehnten deutscher Nachkriegsgeschichte das Recht zur Verteidigung auf andere Schutzgüter bezogen als die territoriale Integrität, die Unversehrtheit der Bevölkerung und die politische Unabhängigkeit. In diesem Sinn fügte die später als der westdeutsche Staat gegründete Bundeswehr zum Recht die Fähigkeit. Verteidigungsfähigkeit der Bundesrepublik war der unstrittige Auftrag der Streitkräfte. Nicht daß dieser spezifische Dienst nun überhaupt nicht mehr gefragt wäre, aber er wird zur Nebensache herabgestuft in einem bunten Kranz neuer Fähigkeiten, zu denen die Bundeswehr der Bundesrepublik verhelfen soll: Politikfähigkeit, Bündnisfähigkeit, Integrationsfähigkeit, Gestaltungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und - als neueste Schöpfung seit Maastricht - Europafähigkeit.
Auf Schritt und Tritt sind die neuen Schlagwörter präsent, wo es um künftige Aufgaben der Bundeswehr geht. Keines von ihnen kommt dem Begriff der Verteidigungsfähigkeit an Eindeutigkeit gleich. Bei jedem besteht ein dringender Klärungsbedarf: Wovon genau ist die Rede?
Da das Gemeinte ganz offenkundig nicht (nur) Verteidigung ist, wird ein Ausdruck benötigt, der die Gesamtheit militärspezifischer Fähigkeiten von Streitkräften wiedergibt. Der zutreffende Oberbegriff heißt Kriegsfähigkeit. Darauf läuft es hinaus, was das unverfängliche Vokabular der neuen deutschen Sicherheitsdebatte wohlklingend umschreibt. Ein prinzipiell kriegsfähiges, d. h. aus den Fesseln der rechtlichen und politischen Beschränkung des Gebrauchs seiner Streitkräfte ausschließlich zur Verteidigung befreites Deutschland ist das Ziel.
Damit ist nicht gesagt, die Bundesrepublik bewege sich rückwärts in die unselige Tradition deutscher Vergangenheit. Niemand, der für eine kriegs- und interventionsfähige Bundeswehr eintritt, spielt mit dem Gedanken an militärische Aggression. Niemand will deutsche Soldaten in einen Krieg schicken für Eroberungs- und Unterwerfungsziele. Aber man möchte aufhören, zurückstehen zu müssen. Die Deutschen sollen mitwirken können und handeln dürfen wie ihre Partner. Man will aus Furcht vor Inferiorität nicht länger auf jenen politischen Einfluß verzichten, den Waffenmacht eröffnet, in Europa wie in der Welt.
Der prominenteste Interpret dieser Haltung ist der Generalinspekteur der Bundeswehr: "Die deutsche Einschätzung der Rolle militärischer Macht ist es, die unsere Situation im Bündnis so ungeheuer erschwert. Staaten, die aus Tradition ein gewachsenes und gesundes Verhältnis zur Macht haben, sehen die Zukunft der Rolle militärischer Macht im globalen Kontext weit nüchterner, weit objektiver als wir. In diesem zusammenwachsenden Europa, das in einer interdependenten Welt entsteht, und das immer, in jeder seiner Handlungen, globalen Kontext zu berücksichtigen hat, muß man Macht in allen Facetten ausüben können. Wir haben infolge unseres Verhaftetseins aus geschichtlicher Erfahrung in einem Versöhnungs- und Friedenspathos Probleme, uns mit der legitimen Anwendung von Gegengewalt auseinanderzusetzen. Insofern sind wir Deutschen völlig isoliert im westlichen Bündnis . . . Solange wir diesen Widerspruch nicht auflösen und uns zu militärischer Machtanwendung bekennen können, werden wir im zusammenwachsenden Europa eine untergeordnete Rolle spielen, werden Politik- und Handlungsfähigkeit verlieren."
Kann es verwundern, wenn von diesem Standpunkt gesunden Machtbewußtseins aus gesehen Rechts- und Verfassungsnormen hinter Kriterien politischer Opportunität zurücktreten, wenn die Unterscheidungen von Verteidigung und Intervention, von Gewalt und Gegengewalt verschwimmen? Die Kritik an vermeintlich unziemlicher deutscher Militärabstinenz bedient sich vorzugsweise des Beispiels der beiden schlagzeilenträchtigsten Kriegsschauplätze der jüngsten Vergangenheit. Sie mögen das Problem verdeutlichen. Das erste Beispiel war der Krieg am Golf, ein Krieg, dem ohne jeden Zweifel die eklatant völkerrechtswidrige Annexion eines kleineren Staates durch einen größeren voranging. Aber rechtfertigt Gewalt die unverzügliche Antwort eines beliebigen Vielfachen an Gegengewalt? Ohne vorherige volle Ausschöpfung nichtmilitärischer Zwangsmittel, die die Charta der Vereinten Nationen bereithält? In einer Region, in der andere gewaltsame Landnahmen bis dahin in Resolutionen verurteilt, aber nicht mit Krieg geahndet worden waren?
Die unterschiedliche Reaktion auf gleichartige Vorgänge mag sich daraus erklären, daß im Fall Iraks nicht allein eine Völkerrechtsvorschrift Anwendung fand, sondern eine politische Doktrin, die veranschaulicht, wie sich die Begriffe von Angriff und Verteidigung jenseits aller völkerrechtlichen Vorschriften auch am Begriff des nationalen Interesses ausrichten lassen. Die sogenannte Carter-Doktrin von Januar 1980 besagt: "Ein Versuch irgendeiner auswärtigen Macht, die Kontrolle über die Region des Persischen Golfs zu erlangen, wird als ein Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der Vereinigten Staaten betrachtet werden. Und solch ein Angriff wird unter Einsatz aller notwendigen Mittel, einschließlich militärischer Macht, zurückgewiesen werden."
In ganz ähnlicher Definitionstechnik hatte ein deutscher Sicherheitspolitiker und späterer NATO-Generalsekretär bereits im Februar 1975 geschrieben: "Wenn sowohl die nationale Sicherheit jedes westlichen Staates als auch die Sicherheit des gesamten freien Westens unmittelbar abhängig sind von der Stabilität des internationalen ökonomischen Systems, dann folgt hieraus zwingend, daß jede bewußt unternommene Störung dieses Systems als Aggression erkannt, bewertet - und beantwortet werden muß."
Und aus dem Verteidigungsministerium der Bundesrepublik verlautete im September 1983: "Die NATO kann die geographischen Grenzen des Vertragsbereiches heute nicht mehr als Begrenzung ihrer sicherheitspolitischen Interessen betrachten . . . Für das Bündnis ist es insgesamt eine Überlebensfrage geworden, ob es fähig ist, auch solchen Bedrohungen zu begegnen, die sich gegen seine wirtschaftlichen Lebensadern richten."
Kann es sein, daß die Parole der Friedensbewegung "Kein Blut für Öl" einen Nerv getroffen hat?
Der Bundesrepublik bescherte der Golfkrieg den Auftakt der Debatte über ihre neue Rolle als Militärmacht und den Schlußpunkt der Ära strikter Selbstenthaltung und Nichteinmischung in internationale Konflikte. Sie war mitbeteiligt, noch ohne Soldaten, aber mit Waffen, Geld und Logistik. Kaum stand die Unterschrift der Zwei-plus-vier-Staaten unter dem Vertrag über die äußeren Aspekte der deutschen Einheit mit dem feierlichen Programmsatz, daß von deutschem Boden nur Frieden ausgehen werde, als auf Straßen, Schienen, Luft und Wasserwegen der Bundesrepublik die generalstabsmäßige Verlegung von zwei Millionen Tonnen alliierten und deutschen Militärgeräts in Richtung Golf anlief. So wurde es Krieg, nicht Frieden, was als erstes vom Boden des gerade wiedervereinigten Deutschlands ausging.
Das zweite Beispiel ist der Bürger- und Sezessionskrieg in Jugoslawien, der Stauraum von Ressentiments, Demagogie und Fanatismus, für die wirtschaftliche Rückständigkeit den Untergrund abgibt. Wer dort militärisch eingreifen will und nicht nur Blauhelme entsenden, um Waffenstillstandsvereinbarungen zu kontrollieren und die Streitparteien auseinanderzuhalten, der muß entscheiden wofür, womit und auf wessen Seite. Die fragwürdigen Kampfrufe "Für ein serbisches Jugoslawien" und "Kroatien ist, wo Kroaten leben" stellen vor keine einfache Wahl.
Eine Fülle rechtlicher, politischer und humanitärer Gesichtspunkte wäre sorgfältigst zu wägen. Selbst wenn das Ergebnis lauten sollte, eine militärische Intervention zur Beendigung der Gewalthandlungen, zur Beendigung des Blutvergießens und zum Schutz von Menschenleben sei unabdingbar, könnte es weder die NATO sein noch die WEU, noch die EG, die interveniert. Sie alle sind Fremdmächte in Jugoslawien.
Wo nur die Alternative bleibt, einen Staat, der seine Machtmittel gegen die eigene Bevölkerung mißbraucht, bzw. Staatsteile, die sich gewaltsam voneinander lösen, durch Zwang von außen zur Ordnung zu rufen, muß es eine Ordnung sein, zu deren Einhaltung sich dieser Staat selbst verpflichtet hat. Die Charta und die Konventionen der Vereinten Nationen begründen eine solche Ordnung oder die einschlägigen Dokumente der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, nicht aber Bündnisverträge dritter Staaten.
Dies ist die Erkenntnis, zu der offenbar auch der Ministerrat der WEU gelangte, nachdem er im September 1991 eine Arbeitsgruppe beauftragt hatte, Möglichkeiten zum aktiven Eingreifen in die jugoslawische Krise zu prüfen. Die erarbeitete Liste von vier Interventionsoptionen, verschämt "Friedensanstrengungen" genannt, reichte von der Entsendung eines maximal 3000 unbewaffnete Soldaten ohne Uniform umfassenden Kontingents zur Unterstützung der bereits in Jugoslawien tätigen zivilen EG-Beobachter bis zu einer militärischen Streitmacht von 30 000 Mann zum Schutz Kroatiens und Sloweniens.
Von keiner der vier Optionen, deren letzte den Kriegseintritt auf seiten einer der Bürgerkriegsparteien bedeutet hätte, machte die WEU Gebrauch. Was an dem Vorgang bedenklich stimmt, ist die nachträglich vernehmbar gewordene Begründung für den Verzicht: Der WEU fehle noch das Mandat, man müsse sich gedulden, bis die Europäische Gemeinschaft im Rahmen ihrer geplanten gemeinsamen Verteidigung handlungsfähig sei. Gemeinsame Verteidigung? In Jugoslawien?Schießen wie die anderen?
Die Episode zählt zu den allerorts in nationalen und multinationalen Administrationen forcierten Denkspielen über gangbare Wege des Umbaus der von Funktionsverlust und Legitimationsschwund bedrohten Verteidigungsbündnisse in Interventionskartelle. Der Umbau findet statt im politischen Sprachwandel der Kommuniqués und Erklärungen, beim Auffinden neuer Bedrohungen und sicherheitspolitischer Risiken, mit der Anpassung der Streitkräftestrukturen an veränderte Einsatzszenarien.
Wandlungsresistent sind einstweilen noch die zu Zeiten des Kalten Krieges kodifizierten Bündnisverträge. Aber auch sie unterliegen einer erweiternden Interpretation.
Dabei ist das mit dem Stichwort "out of area" belegte Problem nur ein Scheinproblem. Der NATO steht nicht der Artikel VI ihres Gründungsvertrages im Wege, der das Bündnisgebiet geographisch eingrenzt. Das größere Hindernis bereitet der Artikel V, weil er zur kollektiven Verteidigung lediglich im Fall eines bewaffneten Angriffs auf Mitgliedstaaten ermächtigt, nicht aber in der gewünschten Pauschalität auch zur "Verteidigung" von Interessen. Damit tritt der Artikel IV aus seinem früheren Schattendasein. Er stellt den Mitgliedern anheim, einander zu konsultieren, wenn nach Auffassung eines von ihnen die Sicherheit eines Mitgliedstaates bedroht ist. Man erweitere den Begriff der Konsultation um den der Koordination und gewinnt auf diese Weise eine zumindest halbschlüssige Rückbindung gemeinsamer militärischer Aktivitäten an das Allianzmandat.
Der WEU-Vertrag von 1954, der gegenwärtig neun der zwölf EG-Staaten zusammenschließt, enthält zwar keine ausdrückliche räumliche Begrenzung, erlaubt den Unterzeichnern jedoch ebenfalls nicht mehr als gegenseitigen Beistand, sollte einer von ihnen Opfer eines militärischen Angriffs werden. Deshalb richten sich die Erwartungen vieler auf die konstitutionelle und programmatische Ausgestaltung der gemeinsamen EG-Verteidigung. Noch ist in Brüssel das Papier weiß und die Tür offen für ein die militärische Handlungsfreiheit möglichst wenig einengendes Verteidigungsverständnis. Karl Lamers, der außenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion des Bundestages, hat die Frage, die sich der Bundesrepublik stellt, auf ihren politischen Wesenskern zugespitzt: Können die Deutschen in den zentralen Fragen von Frieden und Krieg grundsätzlich anderen Maßstäben folgen als ihre Partner? Gegenfrage: Sollen sie nach denselben Maßstäben handeln? Grenada, Tripolis, Panama, die Falklands, Tschad, Zentralafrikanische Republik, Irak. Sein wie die anderen, Macht projizieren, schießen wie die anderen - ist das die Meßlatte für Normalität? Waffen töten, Waffen vernichten. Streitkräfte ziehen ihre Legitimität aus dem Recht und der Pflicht des Staates zur Vorsorge für den existentiellen Notfall. Als Werkzeug zum interessenpolitischen Alltagsgebrauch wären sie mißbraucht. Die Zeit ist reif, die Angewiesenheit auf Notwehrmittel auch international abzulösen durch ein verläßliches System der Nothilfe. Daran sollte die Bundesrepublik mitwirken. Statt dessen wird der Druck wachsen, sich einer vorgestrigen Normalität anzugleichen. Das sei, so heißt es, für die Deutschen der Preis ihrer wiedererlangten Souveränität. Ob sie nachgeben oder widerstehen, wird zeigen, wie souverän sie wirklich sind.
FRIEDRICHSDORF. Der Berliner Komponist Paul Lincke hat einen Hit auf sie komponiert, der Wissenschaft haben sie viele Rätsel aufgegeben, und mancher Großstadtmensch hat sie noch nie zu sehen bekommen: Glühwürmchen. In diesen Nächten sind sie in - im wahren Sinne des Wortes - hellen Scharen auf den Wiesen und an den Waldrändern im Taunus unterwegs.
Am Seulberger Rand des Hardtwalds zum Beispiel und auf den Streuobstwiesen zwischen Gonzenheim und Seulberg blinken die Leuchtkäfer, wie sie korrekter genannt werden, in Massen wie seit Jahren nicht mehr. Und Hans-Jörg Sommer, Friedrichsdorfer Revierförster mit Sitz im Forsthaus am Rotlaufweg, hat sie am Rande des Kirdorfer Felds, "in Heerscharen" beobachtet.
Leuchtkäfer, von denen es weltweit etwa 2000 Arten gibt, verfügen über die verblüffende Fähigkeit, "kaltes Licht" zu erzeugen. Mit zelleigenen Körperchen produzieren beispielsweise die in Deutschland beheimateten "Großen" und "Kleinen Leuchtkäfer" immerhin so viel Licht, daß sie grünweißlich wie Neonröhren zu "glühen" scheinen, wenn sie spätabends bei Einbruch der Dunkelheit über die Wiesen und durch die Waldränder fliegen - oder dort regungslos am Boden sitzen.
Denn fliegen können in der Familie der lampyridae nur die acht bis zehn Millimeter (so jedenfalls der "Kleine Leuchtkäfer", phausis splendidula) langen Männchen; die Weibchen besitzen nur Flügelstummel und sind folglich flugunfähig. In diesen Nächten sitzen sie zumeist starr am Boden und senden ihre Blinksignale aus, um damit das - ebenfalls blinkende - paarungswillige Männchen anzulocken.
Bei Tageslicht besehen wirken sie unscheinbar braun, den Laien auf den ersten Blick an eine Motte erinnernd. Nachts hingegen beginnen sie ihr zauberhaftes Lichterspiel. In Malaysia kennt man Leuchtkäfer, deren Lichtsignale so intensiv sind, daß sie in Scharen einen Baum zum Leuchten bringen können wie einen Weihnachtsbaum. Über den hierzulande verbreiteten "Großen Leuchtkäfer" berichten Wissenschaftler, daß 6000 Weibchen zusammen so viel Helligkeit erzeugen wie eine Kerze.
Ihre Faszination in der nächtlichen Feldflur ist weitaus intensiver. "Wenn sie um die Grabsteine des jüdischen Friedhofs gaukeln, kann man sich gut vorstellen, daß unsere Ahnen dereinst glaubten, sie seien die Geister der Toten", meinte eine Seulbergerin, als sie die Glühwürmchen in den vergangenen lauen Nächten bestaunte.
Und Förster Sommer vermutet auf die Frage, wie ihr massenhafter Auftritt zum Sommeranfang 1992 zu erklären sei: "Unser Klima ist trockner und wärmer geworden, das kommt vielen Insekten zugute. Und langsam macht sich auch bemerkbar, daß viele Landwirte ihre Äcker weniger spritzen und Feldraine gezielt schützen, um der Natur wieder Lebensraum zu gewähren." GÜNTHER SCHERF
KÖNIGSTEIN. "Die Schöffenwahl soll die Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegeln, aber nicht die der Parlamente", stellte Robert Rohr, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK), in der letzten Parlamentssitzung fest. Als Sprecher der zweitstärksten Fraktion forderte er Magistrat und Parteien auf, künftig öffentlich um Anwärter aufs ehrenamtliche Richteramt bei Strafkammern und Schwurgerichten zu werben.
Nach einem entsprechenden Aufruf der ALK hätten sich eine Reihe Bürger gemeldet, die sich als Laienrichter engagieren wollten. Bisher sei die Schöffenwahl im Königsteiner Stadtparlament quasi "in geschlossener Gesellschaft" über die Bühne gegangen, da nur die Fraktionen aufgefordert worden seien, ihre Personalvorschläge einzureichen. So habe es auch nicht überrascht, daß in der Kurstadt in der Vergangenheit vorwiegend Schöffen aus dem unmittelbaren Umfeld der Parteien gewählt worden seien. Es gebe aber genügend parteiunabhängige, "fähige und interessierte Bürgerinnen und Bürger" für ein solches Amt. Sie müßten nur informiert und gefragt werden. Es sei ein Armutszeugnis, so der ALK-Sprecher, wenn auch für die ehrenamtliche Richtertätigkeit vor allem Parteimitglieder ausgewählt würden, zum Teil vorwiegend aus dem Kreis der Mandatsträger. Schließlich gehörten nur drei Prozent der Deutschen einer Partei an - bei den bisherigen Schöffenwahlen seien aber Parteiangehörige "stark überproportional ausgewählt" worden.
Aus einer jetzt vom Königsteiner Parlament verabschiedeten Liste von 22 Schöffenbewerbern muß nun der Schöffenwahlausschuß zehn endgültige Amtsträger auswählen. Den Ausschuß bilden der Amtsgerichtsdirektor und vom Kreistag entsandte Mitglieder. Die ALK kündigte an, mit Argusaugen zu verfolgen, ob dieses Gremium letztlich doch wieder hauptsächlich Parteigänger auf den Richterstuhl hieven werde oder nicht. mk
Die Mitarbeiter der Zusatzversorgungskasse machen am Donnerstag, 9. Juli, ihren Betriebsausflug. Das Amt bleibt an diesem Tag geschlossen. Deutschkurse auf hohem Niveau
Das "Kleine Deutsche Sprachdiplom" ist für viele ausländische Mitbürger für den beruflichen Werdegang unumgänglich. Auf die im Winter stattfindende Prüfung bereitet die Lehrerkooperative vor. Der nächste Abendkurs beginnt am Dienstag, 14. Juli. Ein "PNdS"-Vorbereitungskurs startet am 27. Juli nachmittags. Weitere Informationen und Beratung bei Lehrerkooperative, Schäfergasse 46, Telefon 29 21 11.
DIETZENBACH. Die Dietzenbacher Wehrleute erzählen keine Märchen, wenn sie davon sprechen, "daß wir mit Krokodilen und einer Riesenschildkröte in einem Steinberger Keller auf Du und Du waren". Stadtbrandinspektor Klaus Wolf und sein Stellvertreter Peter Schrod, gleichzweitig auch Chef der Feuerwehrvereinigung in Dietzenbach, sprechen von einem Einsatz im Februar dieses Jahres. Nachdem die Flammen in dem Gebäude eingedämmt worden waren und sich der Rauch allmählich verzogen hatte, entdeckten die Wehrleute die "putzmunteren Reptilien", wie sie sagen. Schrod erinnert sich an "niedliche kleine Dinger". Wolf meint hingegen, "daß es sich bei den Krokodilen um 1,50 Meter lange Apparate gehandelt hat, bei denen es klatschte, wenn sie ihr Maul auf und zu machten".
Der Spaß hörte jedoch auf, als die Polizei die Brandstelle untersuchte. Die zuständigen Stellen des Kreises wurden eingeschaltet, weil der Eigentümer der Tiere augenscheinlich gegen die Bestimmungen des Artenschutzgesetzes verstoßen hatte.
Magistrat und Parlament lassen die Wehr, die auch mit Wespennestern fertig wird, nicht im Stich. So sorgt die Stadt dafür, daß die Feuerwehr bestens gerüstet ist. Voll und ganz bewährt haben sich schon die beiden Hilfeleistungslöschfahrzeuge (HLF) vom Typ 16 und 24. Bei den beiden Fahrzeugen handelt es sich um Sonderanfertigungen. Der "24er" wurde so konzipiert, daß er sich besonders für Einsätze in den Dietzenbacher Gewerbegebieten eignet. Durch eine neue Pumptechnik mit Hochdruck kann ungewöhnlich schnell gelöscht werden, so daß sich die Wasserschäden verringern lassen. Die roten Kisten mit etwa 80 Meter langen Schläuchen seien auch für den Fall prädistiniert, wenn es am Starkenburg einmal in einem Hochhaus brennen würde, wie Wolf und Schrod sagen.
"Smoking in bed can demage your health - think about it", heißt es auf einem englischen Poster, das zu den vielen Plakaten - Sammlerstücken - an den Flurwänden in der Feuerwache an der Rodgaustraße zählt. Die Bayerische Versicherungsanstalt drückt es auf ihrem deutschen "Gegenüber" direkter aus: "Die Zigarette im Bett könnte Ihre letzte sein."
Geraucht wird indes ein paar Meter weiter im Aufenthaltsraum der Wehr. In diesem Sankt-Florians-Heim mit Theke und wertvoller Holzvertäfelung soll auch schon mancher Brand gelöscht worden sein.
Die Wehr mit insgsamt sieben Hauptamtlichen kann nachts 30 bis 35 Freiwillige alarmieren. Bei Bedarf sind die Wehren aus den Nachbarstädten sofort zur Stelle. fin
HOCHTAUNUSKREIS. Senioren, die mit dem Roten Kreuz Urlaub auf Mallorca machen wollen, können sich beim DRK-Kreisverband in Bad Homburg anmelden. Die Reise dauert vom 23. Oktober bis 13. November. Die Senioren wohnen in einem Hotel mit Halbpension und werden vor Ort vom DRK betreut. Kontakt: Tel. 0 61 72 / 12 95 32.
WEHRHEIM. Die Pfaffenwiesbacher CDU lädt am Sonntag, 12. Juli, zu einer Grillfete ein. Das Fest beginnt um 14 Uhr auf dem Pfaffenwiesbacher Festplatz hinter der Wiesbachtalhalle.
Eingeladen sind neben den Mitgliedern und Freunden der CDU alle Bürgerinnen und Bürger - und selbstverständlich auch der politische Gegner. jd
Es ist erfreulich zu lesen, daß der Fuldaer Erzbischof Dyba sich zu "radikalen Reformen" bekennen will (FR vom 2. 7. 1992 "Dyba ruft nach Reform"). Er soll auch reformieren, dazu gehört aber an erster Stelle eine "radikale Klärung", warum beispielsweise der jetzige Katholikentag mehr als 26 Millionen Mark an Steuermitteln kassiert hat und dieses ohne jede weitere Ausgabekontrolle der Mittel.
Maria Volke, Emden
Das erste Training hinter sich, ein volles Gläschen vor sich. Dragoslav Stepanovic weiß nun einmal, wo und wie es sich am trefflichsten über den Fußball dozieren läßt. Ähnlich ausdauernd, wie sein Zigarillo brannte, so beantwortete er in einer Ebbelwei-Kneipe in Seckbach Fragen über Möller, Rahn, Vorbereitung, Essenfassen und Pazifismus, - alles worüber sich ein Trainer so seine Gedanken macht.
Daß seine Auffassung von Fußball nicht unbedingt der in seinem Metier herrschenden Meinung entspricht, ist so neu nicht. Bestätigung fand Stepanovic bei einer kecken skandinavischen Mannschaft, die sich bei der EM aufmachte, die gängigen Regeln über den Haufen zu werfen. Die Art Vorbereitung, die es Ärzten erlaubt, anhand von Laktat-Werten Ergebnistips abzugeben, ist seine Sache nicht. "Was ich brauche, ist einzig ein Gesundheitstest." Der Mann weiß, wovon er spricht. Das dänische Erfolgsrezept, Spaß, Spiel und Lockerheit, hat er sich schon lange aufs Panier geschrieben. "Nur Begeisterung bringt Erfolg."
Und die vermißte Dragoslav Stepanovic zuletzt bei der DFB-Elf in Schweden. Ein Seitenhieb an die Adresse von Berti Vogts, der nicht der letzte bleiben sollte, denn auch der Vorwurf, wonach der "Juventus-Spieler" - der Name Möller geht Stepanovic nicht mehr über die Lippen, nur zweimal entwich ihm das Wörtchen "Andy" - nicht fit gewesen sei, läßt der Weltmann vom Riederwald nicht auf sich sitzen. "Jeder Spieler hat eine Eigenverantwortung", will Stepanovic von Konditionsbolzerei nichts wissen, und gibt dem in Schweden gescheiterten ehemaligen Eintracht-Star selbst die Schuld für mangelnde Fitneß.
Probleme derlei Art hatte Manfred Binz zwar nicht, doch mit ganz anderen wird der Libero am Donnerstag zurückerwartet. "Es wird schwer, ihn wieder aufzubauen, aber das gelingt mir. Er wurde von Vogts in eine Rolle gepreßt, die er bei mir nie spielen mußte. Binz ist nicht der große Dirigent, er hat andere Stärken." Schwere Zeiten sieht er nicht nur auf Binz und die Eintracht zukommen ("Diese Saison wird viel schwerer als die vorhergehende"), sondern auch auf Uwe Rahn. "Er hat viel aufzuholen."
Der jetzigen "entwicklungsfähigen Mannschaft" will er aber Freude am Fußball vermitteln, und dazu nutzt er die Bequemlichkeit der Heimat und die Künste Uwe Beins. "Der Juventus- Spieler wird ihm nicht fehlen, höchstens umgekehrt", glaubt Stepanovic uneingeschränkt an Beins Qualitäten. Und Saisonziele? "Die kann ich erst nach der Vorbereitung definieren." Jeder müsse sich verbessern, offensiv will er spielen lassen und in den Pokal-Wettbewerben so weit kommen wie möglich. Ganz einfach, oder? fro
Um 65 Prozent soll der CO2-Ausstoß durch Elektroautos im Vergleich zum Ottomotor gesenkt werden (FR vom 27. Juni 1992 "Drei Millionen E-Autos in Deutschland?"). Solche Angaben sind vollkommen sinnentstellend, wenn nicht die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen genannt werden.
In der zitierten Studie wurde von einer zu 80 Prozent "CO2-freien" Stromproduktion in Bayern ausgegangen, vornehmlich aus Atomstrom. Bei einer Studie des gleichen Institutes für die Gesamt-BRD beträgt die Minderung dann nur noch 24 Prozent.
Eine solche Verbrauchsminderung ist aber ohne weiteres auch bei Verbrennungsmotoren zu erreichen. Diese müssen aber keine schweren Batterien mitführen, die zudem entsorgt werden müssen.
Gerade bei der in Öko-Kreisen vorherrschenden Elektroauto-Euphorie wäre es daher besser, diese Fahrzeuge als Atom- Auto zu bezeichnen. Wer ein E-Auto kauft, muß sich die Frage gefallen lassen, ob hier der Treibhauseffekt durch das Atomrisiko ersetzt werden soll.
Auch verkehrspolitisch können E-Autos nicht die Lösung sein, da sie als Kurzstreckenfahrzeuge eine direkte Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr darstellen und als Zweitwagen Verkehrs- und Parkplatzprobleme nur noch vergrößern.Dr. Werner Neumann, Altenstadt
Eine Wander- und Erlebniswoche im Vogtland mit Wanderungen und Besuchen im Erzgebirge, der Sächsischen Schweiz und dem böhmischen Länderdreieck, bietet der "Verein der Oberhessen" in der Zeit von Sonntag, 12. Juli bis Sonntag, 19. Juli, an. Informationen und Anmeldungen: Tel. 57 89 90. fs/27
Im Streit um die Beteiligung der Bundeswehr an sogenannten Blauhelm-Einsätzen der Vereinten Nationen fordern führende CDU/CSU-Politiker die Schaffung gesetzlicher Möglichkeiten, um entsprechende Einsätze der Bundeswehr möglich werden zu lassen (FR vom 29. 6. 1992 "CSU sieht bequeme Zeit außenpolitischer Zurückhaltung vorüber").
Dabei strebt Bundesverteidigungsminister Volker Rühe offenbar aus taktischen Gründen zunächst "nur" eine Option für spätere "friedenssichernde" Kampfeinsätze der Bundeswehr an, da die politischen Parteien noch Zeit brauchen, "um unsere Gesellschaft und unsere Bundeswehr darauf vorzubereiten".
Theo Waigel indes läßt die Katze aus dem Sack und fordert unverblümt eine Umgestaltung der deutschen Außenpolitik, die er mit "epochalen Umbrüchen" in Europa begründet. "Wir müssen neue Akzente setzen und zeigen, daß wir die neue Rolle Deutschlands in Europa wahrnehmen und ausgestalten können", sagt Waigel und fordert Bundeswehreinheiten für multinationale Einsätze zur "Sicherung" des Weltfriedens und zur Durchsetzung von UN-Resolutionen.
Waigel und Rühe knüpfen damit an das "Stoltenbergpapier" an, womit das Bundesverteidigungsministerium im Januar 1992 zum ersten Mal seit Jahren wieder eine Konzeption für die Bundeswehrplanung vorlegte. Jener Konzeption zufolge werden die Aufgaben der Bundeswehr neu definiert, wird der Anspruch erhoben, daß sie für "Risiken" und "Gefährdungen" in aller Welt zuständig werden soll.
Die beschriebenen "Sicherheits"-Interessen der Bundeswehr erinnern unweigerlich an den Golfkrieg und lassen weitere entsprechende Szenarien vorstellbar werden, was letztlich durch die Forderungen von Waigel und Rühe bestätigt wird.
Insofern hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Ludwig Stiegler sicherlich recht, wenn er von "Welt-Hilfssheriff-Gelüsten" spricht.
Um aber jenem Desperado-Denken Einhalt zu gebieten, reicht es nicht aus, wenn einzelne innerhalb der SPD daran Kritik üben, während zugleich große Teile der SPD selbst "Hilfssheriff-Ambitionen" haben, bzw. bereits einen "Hilfssheriff-Stern" am Abgeordneten-Sakko tragen. Wenn die SPD glaubhaft in ihren Friedensbemühungen - in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes - sein will, so kommt sie um ein uneingeschränktes NEIN zu jeglicher Form von out-of- area-Einsätzen nicht herum. Sozialdemokratische Friedenssicherung wird letztlich daran zu messen sein, ob es ein solches Nein der SPD geben wird, oder ob sie sich von CDU/CSU und FDP zum Wolf im Schafspelz machen lassen wird.
Hermann Theisen, Bad Münster a.St.
Dienstag, 7. Juli
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Schach-Treff: ab 18 Uhr, Bethmannpark, Friedberger Anlage.
Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.
KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.
Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Handarbeiten in eigener Sache. Hausfrauen-Bund: 17.30 Uhr, Besuch des Hessischen Rundfunks (Info 62 26 21).
English Speaking Club: 19.30 Uhr, U. S. A. Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248. Märkte Dornbusch: Di., 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße. Blutspendentermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1, Niederrad, 16.30 bis 20 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Rödelheim, Assenheimer Str. 24. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, dienstbereit:
Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel. 28 35 25; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41; Boulevard-Apotheke, Münchener Straße 8, Tel. 23 43 56; Malteser-Apotheke, Berger Straße 176, Tel. 49 00 60; Ronneburg- Apotheke, Preungesheim, Kreuzstraße 7, Tel. 54 58 33; Schiller-Apotheke, Glauburgstraße 64, Tel. 55 23 25; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schumann-Apotheke, Schumannstraße 36, Tel. 75 24 09; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Rödelheim, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Gericht verweigert Blank Olympia-Start
Das Landgericht Frankfurt hat den Antrag des Speerwerfers Peter Blank (USC Mainz) nach einer einstweilige Verfügung zurückgewiesen. Damit wollte der Sportler das Nationale Olympische Komitee (NOK) unter Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu 500 000 Mark dazu bewegen, ihn doch noch für die Olympischen Spiele in Barcelona zu nominieren. Blank sah sich gegenüber seinem Konkurrenten Volker Hadwich (Magedeburg) ungleich behandelt. Beide hätten die Olympia-Norm von 81 Metern erfüllt, nominiert für Barcelona sei aber lediglich der Magedburger. Guter Start der Rollschnellauf-Junioren Christoph Zschätzsch (PSV BG Groß-Gerau) wurde im ersten Rennen der Rollschnellauf-Europameisterschaften der Junioren in Serpa/Portugal über 300 m Vierter. Einen guten Einstand hatte zudem Melanie Knopf (Bayreuth) über die 300 m Sprintstrecke; sie wurde Zehnte.Bonhof nominierte Frankfurter Reis DFB-Trainer Rainer Bonhof hat sein Aufgebot für die "U 18"-Europameisterschaft (20. bis 25. Juli in Franken). Dabei sind die Münchner Uwe Gospodarek und Max Eberl sowie Thomas Reis von Eintracht Frankfurt. Erster Gegner ist am Montag, 20. Juli (10.30 Uhr) Portugal.
Kurze
Aus für Carl-Uwe Steeb Der Stuttgarter Tennis-Profi Carl-Uwe Steeb ist beim Grand-Prix-Turnier im schweizerischen Gstaad bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Der 24 Jahre alte Daviscup-Spieler verlor 6:7 (5:7), 6:3, 6:3 gegen Andrej Tscherkasow aus der GUS. Schmitt und Wolf verlassen Lützellinden Die 30 Jahre alte Handball-Nationalspielerin und Olympia-Teilnehmerin Sylvia Schmitt sowie "Kapitän" Renate Wolf werden dem deutschen Pokalsieger TV Lützellinden in der kommenden Bundesliga-Saison nicht mehr zur Verfügung stehen. Sylvia Schmitt wechselt zum deutschen Rekordmeister Bayer Leverkusen. Die 34jährige Renate Wolf will nach dem Europacup-Sieg und deutschen Meistertitel vor einem Jahr ihre Karriere beim Gießener Vorstadtteam beenden. Kirsten-Prozeß gegen Dynamo Dresden Der Prozeß um 427 500 Mark zwischen Fußball-Bundesligist 1. FC Dynamo Dresden und dem ehemaligen Dynamo-Torjäger Ulf Kirsten wird voraussichtlich mit der Urteilsverkündung am 6. August zu den Akten gelegt. Kirsten fordert von Dynamo Dresden den angeblich zugesicherten Zehn-Prozent-Anteil am Transfer zu Bayer Leverkusen (3,75 Millionen Ablöse) für seinen Spielerberater Wolfgang Karnath.Gienger will Bundeskunstturnwart bleiben Der deutsche Rekord-Meister Eberhard Gienger (Tübingen) will nun doch Bundeskunstturnwart bleiben. Der frühere Reck-Welt- und Europameister, seit vier Jahren im Amt, stellt sich am 26. September in Halle/Saale zur Wiederwahl. Einziger Gegenkandidat ist Mathematik-Professor Klaus Zschunke aus Gummersbach.Wasserball-Junioren bei EM um Platz 5 Zum Abschluß der Zwischenrunde der 13. Junioren-Europameisterschaft im Wasserball verlor die deutsche Mannschaft in Sopron gegen Spanien mit 8:9, nachdem sie zuvor mit demselben Ergebnis Rumänien bezwungen hatte. Damit erreichten die Deutschen bei ihrem unerwartet guten Abschneiden in Ungarn am Dienstag das Spiel um Platz 5 gegen die GUS, während die Medaillen unter den vier Mannschaften von Griechenland, Spanien, Italien und Ungarn vergeben werden. Donike untersucht Tour-Fahrer Doping-Experte Manfred Donike will während der Tour de France bei Untersuchungen Ergebnisse über die körpereigene Produktion von Hormonen bei Rad- Profis bei einer permanenten Anstrengung über drei Wochen gewinnen. Karbacher ausgeschieden Bereits in der ersten Runde ist der Münchner Tennis-Profi Bernd Karbacher beim Grand-Prix-Turnier im schwedischen Bastad ausgeschieden. Er unterlag Wimbledon-Achtelfinalist Henrik Holm aus Schweden 3:6, 2:6. Ittner startet beim Degen-Masters Als einzige deutsche Teilnehmerin ist die WM-Zweite Eva-Maria Ittner aus Offenbach für das Masters-Turnier der Degen-Frauen am 8. Juli in Havanna/Kuba qualifiziert. Im Feld der acht Teilnehmerinnen steht auch Weltmeisterin Mariann Horvath aus Ungarn.
Kronzeuge ohne Bewährung
Wenn in einem Strafprozeß in Großbritannien der Zeuge der Krone ("Queens evidence") auftritt, muß der Richter die Geschworenen "auf die Gefahren dieses Beweismittels" hinweisen. Der Kronzeuge - eine "Gefahr" für die Wahrheitsfindung, weil seine Aussage das Ergebnis eines Handels mit dem Ankläger darstellt? Und dies sogar in dem Rechtssystem, in dem dieser "Zeuge" schon so lange zu Hause ist?
Seit gut zwei Jahren hantiert auch die deutsche Justiz mit dem Instrument, das ihr im Frühjahr 1989 (nach heftigem parlamentarischen Streit und drei vergeblichen Anläufen 1975, 1977 und 1986) an die Hand gegeben wurde. Ein Gesetz übrigens, dem von Beginn an ein ungewöhnlicher Makel anhaftete: Es war befristet, versehen mit dem Verfallsdatum Ende 1992, weil seine Schöpfer die eigenen Argumente offenbar nicht allzu hoch einschätzten. Deshalb muß der Bundestag nach der Sommerpause entscheiden, ob er die Regelung fortschreiben will. Und es zeichnet sich eine Diskussion über die Frage ab, ob er sich denn "bewährt" hat - dieser "Zeuge der Krone".
Erhofft hatten sich seine Erfinder (an vorderster Front standen damals CSU- Innenminister Friedrich Zimmermann und FDP-Justizressortchef Hans Engelhard) lauter fulminante Ergebnisse. Der Kronzeuge sollte die terroristische Szene verunsichern, Mitglieder der Rote Armee Fraktion zum Aussteigen animieren, begangene Straftaten aufklären, gesuchte Täter fassen und geplante Morde verhindern helfen. Fürwahr ein stolzes Sortiment, für das es sich womöglich gelohnt hätte, ein Stück Gleichheit vor dem Recht aufs Spiel zu setzen und demjenigen Strafrabatt zu gewähren, der diese Wundertaten während einer der Strafprozeßordnung folgenden Hauptverhandlung vollbringt, wenn . . . .
Ja, wenn . . . - aber hat dies ein einziges Mal stattgefunden? Wer sind die "Kronzeugen" der Bundesanwaltschaft in den vergangenen beiden Jahren? Da gab es den führenden PKK-Funktionär Ali Cetiner, der, nachdem er in Berlin wegen Mordes lediglich zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war, beim Düsseldorfer Kurdenprozeß einen derart schwachen Auftritt hinlegte, daß selbst die Bundesanwaltschaft ins Zweifeln geriet. Die nächsten Kandidaten für den fragwürdigen Kronzeugen-Gang waren - neben anderen - Werner Lotze, Susanne Albrecht und Monika Helbing; also in der DDR ausgestiegene Ex-Terroristen, bei denen in Karlsruhe die Rechnung ohne die Richter gemacht wurde.
Das Oberste Bayerische Landesgericht setzte sich bei Lotze, dem von der Bundesanwaltschaft ausdrücklich so apostrophierten "Pionier" in Sachen Kronzeugen-Regelung, schlankweg über die niedrige Strafforderung hinweg und verhängte wegen dessen eigener Taten zwölf Jahre, was vom Bundesgerichtshof nachdrücklich gutgeheißen wurde. In Stuttgart hingegen verstand der Monika Helbing zu sieben Jahren verurteilende Oberlandesgerichtssenat die Kronzeugen-Eigenschaft der Angeklagten dahingehend, daß er gleich auf die Ermittlung ganzer Tatkomplexe verzichtete und deutlich unter dem Antrag der Bundesanwaltschaft blieb. Was, Euer Ehren, ist denn nun angemessen, oder geht es vor dem deutschen Kadi wirklich nur um ein Urteil und nicht um "Gerechtigkeit"?
Es bleibt die "Verunsicherung der terroristischen Szene", die, daran gibt es keinen Zweifel, seit 1989 tatsächlich eingetreten ist - allerdings wahrlich nicht wegen der mit so viel Vorschußlorbeeren bedachten Kronzeugen-Regelung. Selbst der schlagfertige und eidesfeste Friedrich Zimmermann kann nicht gewußt haben, daß bald nach dem Bonner Beschluß die staatliche Existenz des zweiten deutschen Staates beendet sein und die einstigen RAF-Mitglieder den Ermittlern wie reife Früchte in den Schoß fallen würden, mit deren Hilfe weit zurückliegende Straftaten aufgeklärt und angeklagt werden konnten.
Daß "Siggi" Nonne, der unglückselige "Kronzeuge" im Terrormordfall Herrhausen, für die politische Diskussion um eine Verlängerung der Regelung nichts taugt, haben erst die vergangenen Tage bewiesen. Seit April 1989, als der Bundestag das umstrittene Gesetz beschloß, wurde kein Attentat verhindert und kein gesuchter Täter gefaßt. Wenn der Terrorismus heute weniger "bedrohlich" als damals anmutet, dann deshalb, weil die RAF selbst ihr Scheitern schonungslos eingestand und damit in den Köpfen der "Szene" mehr in Bewegung setzte als es ein Gericht je vermocht hätte.
Deshalb sollte der Kronzeuge wieder in die Schublade für untaugliche Rechtsinstrumente zurück, aus der er hervorgekramt wurde - es sei denn, man wünscht ihn sich quasi als Historiker-Assistenten zur Aufarbeitung des politischen Terrorismus in Deutschland. Doch dafür sind die Hochschulen und nicht die Justiz die richtige Adresse.
Mit wieviel Blindheit muß eigentlich eine Regierung geschlagen sein, die eine Neuerung wie den Punkteführerschein ausgerechnet zum 1. Juli einführt? Was anderswo unter einigem Murren hingenommen worden wäre, hat in Frankreich eine Protestbewegung ausgelöst, die Premierminister Beregovoy vor die erste große Herausforderung seiner dreimonatigen Regierungszeit stellt. Hätte man einen 15. Januar als Stichtag gewählt, hätten Regen, Schnee oder Frost die Lkw-Fahrer schon längst wieder nach Hause getrieben. Doch nun sitzt die Regierung mit ihrer Reform in der Klemme und weiß nicht mehr ein noch aus.
Dabei handelt es sich bei dem Punkteführerschein um eine Reform, die angesichts des traurigen Rekords von rund 10 000 Toten und 200 000 Verletzten im Straßenverkehr überfällig ist. Was das Fahrverhalten französischer Führerscheininhaber angeht, gibt es einen enormen Nachholbedarf.
Daß mit dem Punktesystem sich nun alles mit einem Schlag zum Besseren wendet, ist natürlich nicht anzunehmen. Was in Frankreich außerdem fehlt, das sind strengere Kontrollen, zum Beispiel der Geschwindigkeit. Solange dieser Mangel besteht, wird sich an der Anarchie in Frankreichs Straßenverkehr trotz Punkteführerschein wenig ändern.
Die Straßensperren der Lkw-Fahrer machen darüber hinaus deutlich, zu welcher Fehlentwicklung die Transportpolitik in der EG geführt hat. Auch die "Routiers" sind Opfer dieser Politik, die den Straßentransport bedenkenlos begünstigt hat. Doch das gibt ihnen noch lange nicht das Recht, Regierung und Gesetzgeber in die Knie zwingen zu wollen. hhb (Paris)
Als Bundeskanzler Helmut Kohl am Montagnachmittag kurz nach zwei Uhr im Vierschimmelsaal der Münchner Residenz seinen Regierungskollegen aus den sechs anderen führenden Industriestaaten und dem EG-Kommissionspräsidenten am Runden Tisch gegenübersaß, hatte er die langwierigen Begrüßungspflichten als Gastgeber endlich hinter sich. Mit Tschingdarassa-bum und den jeweils passenden Nationalhymnen hatte er am späten Vormittag auf dem Max-Joseph-Platz vor der Residenz zwischen Nationaltheater und "Spatenbräu" die Mächtigen dieser Welt in Empfang genommen. Ganz Von Rolf-Dietrich Schwartz (München) protokollgerecht - die politischen "Leichtgewichte" mit EG-Chefkommissar Jacques Delors zu Beginn und danach die "einfachen" Regierungschefs aus Japan, Großbritannien, Italien und Kanada. Als Krönung am Ende des Zeremoniells die Präsidenten, wobei sich der französische nach alter Tradition das Recht zum Superlativ vorbehält, nach dem US-amerikanischen empfangen zu werden. So streng sind auf den Gipfeln die Sitten - und die Gesetze der Eitelkeiten.
Begrüßt hatte der Bundeskanzler allerdings die Mehrzahl der Gipfelgäste schon vorher in sogenannten "Vier-Augen-Gesprächen", die treffender "Vier-Ohren-Gespräche" genannt werden müßten, wenn sie ihren Sinn erfüllt haben sollen. Wenn der deutsche Regierungschef die Ankündigung seines "Sherpas" - wie die mit den Gipfelvorbereitungen beauftragten Vertrauensleute der Regierungschefs heißen (in diesem Falle Finanzstaatssekretär Horst Köhler) - wahrgemacht hat, ist "Tacheles" geredet worden im "Hotel Vier Jahreszeiten". Kohls ausdrücklicher Wunsch war es für "seinen" Gipfel, mehr als auf den Höhenbegegnungen der Vorjahre Zeit für ganz persönliche Gespräche zu haben, um zum "Kern der Dinge" vorzudringen.
"Die Dinge" sehen denn auch für den gerade erst in Rom im Amt als Präsident des Ministerrats bestätigten Giuliano Amato, den Kohl als ersten empfing, alles andere als rosig aus. Mit über elf Prozent Arbeitslosigkeit, einer Inflationsrate von reichlich fünf Prozent, einem außenwirtschaftlichen Defizit von gut 20 Milliarden Dollar und einem Staatsdefizit von mehr als zehn Prozent des Sozialprodukts hält Italien unter den "Großen Sieben" überall dort Führungspositionen, wo die Politiker ihr jeweiliges Land eigentlich lieber am hinteren Ende sähen.
Der japanische Premier Kiichi Miyazawa wiederum, der nach dem regierenden Italiener bei Kohl auftauchte, dürfte den Unwillen seines Gastgebers erregt haben, weil sein Land in entgegengesetzter Richtung aus dem Rahmen der Mittelmäßigkeit fällt. Auf dem fernöstlichen Inselreich klagt alles über eine nie dagewesene Rezession, und das bei Wachstumsraten von zwei Prozent und mehr, die in anderen Ländern als Aufschwung gefeiert werden. Auch mit der Inflationsrate von zwei Prozent, einer Arbeitslosigkeit in derselben Größenordnung und wieder explosiv auf über 93 Milliarden Dollar steigenden Leistungsbilanzüberschüssen hält Japan Traumnoten, die den Tadel seiner Handelspartner erregen, weil es zu wenig zum Aufschwung in der Welt beiträgt. Auf den Gipfeltouren zeichnen sich indes seine Regierungschefs in der Regel durch beredtes Schweigen aus, das in München auch ein Politiker vom Kaliber Kohls nicht durchbrechen dürfte.
Dafür könnte Kanadas Premier Brian Mulroney, der nach dem Primus aus Tokio vom deutschen Regierungschef empfangen wurde, des Wohlwollens seines Gastgebers sicher gewesen sein, weil beide Länder mit ihren wirtschaftlichen Daten derzeit im schlechten Mittelmaß versinken - mit den Defiziten in ihren Leistungsbilanzen ebenso wie in ihren Staatsbudgets. Allerdings liegen die Deutschen in ihrer "Musterdisziplin", der Preisstabilität, weit schlechter und können auch bei der Arbeitslosigkeit mit den miserablen Vorgaben der Kanadier noch gut mithalten. Die Rolle des selbsternannten "Lehrmeisters", so sie Kohl bei seinen Privatissima von Vorgänger Helmut Schmidt übernommen haben sollte, stünde dem Mann aus Oggersheim schlecht zu Gesicht.
Dieses Manko dürfte dem Kanzler auch am Montagmorgen vor seinem Intim-Frühstück mit US-Präsident George Bush das Aufstehen schwergemacht haben. In puncto Arbeitslosigkeit, Inflation und Staatsverschuldung hat Kohl den lähmenden Vorgaben des Wahlkämpfers Bush nichts entgegenzusetzen. Allerdings verspricht der Präsident seinem Wahlvolk seit Jahren (bisher vergeblich), es aus dem Wachstumskeller herauszuführen, während der Kanzler das seine vor diesem Schicksal bewahren will. Da Kohl aber mit den deutschen Hochzinsen als Konsequenz der "Einheit auf Pump" nicht nur der eigenen Wirtschaft den Aufschwung erschwert, sondern auch die der Partnerländer mit Gewichten belastet, kann Bush diesmal für einen Rollentausch sorgen und den Kanzler auf einer "Anklagebank" seinen Morgenkaffee einnehmen lassen.
Im gobelinbesetzten Kaisersaal der Residenz, wo am heutigen Dienstag in drei Sitzungen die eigentlichen Plenartreffen der Chefs und ihrer Minister am extra angefertigten ovalen Tisch beginnen, wäre ein solches Möbelstück fehl am Platze. "Dann müßten alle darauf hocken", wehrt sich Bundesfinanzminister Theo Waigel gegen eine solche Sitzordnung. Dennoch schwant dem CSU-Vorsitzenden, daß die miserable Wirtschaftsverfassung in den Teilnehmerländern eine denkbar schlechte Ausgangssituation für die Behandlung der anderen kritischen Gipfelthemen darstellt. Denn auch Großbritannien und Frankreich können sich mit ihrer heimischen Krise aus der Verantwortung herausreden, mehr für die Länder der Zweiten und Dritten Welt zu tun. Von wohlfeilen Versprechen über verstärkte Anstrengungen zum Schutz der Umwelt ganz zu schweigen. Allenfalls da, wo es an die eigene Substanz zu gehen droht, ist auf dem Münchner Gipfel mit Bewegung zu rechnen; etwa wenn es gilt, die Wiederholung eines Tschernobyl zu verhindern.
Aber sogar bei diesem explosiven Thema der Reaktorsicherheit in den ehemaligen Ostblockstaaten fühlt sich der wohlhabende Westen finanziell überfordert und gerade mal in der Lage, 700 Millionen Dollar für diese Zwecke bereitzuhalten, wo die zuständigen Minister und Experten mindestens zwölf Milliarden Dollar "fürs erste" verlangen.
"Wahrscheinlich muß doch erst wieder etwas passieren", heißt es vielsagend im Vorfeld des großen Palavers - nicht nur bei den Gipfelgegnern auf den Alternativtreffen, sondern auch bei den amtlichen Schlachtenbummlern, allerdings hinter vorgehaltener Hand. Ein "Tschernobyl" droht nach überwiegender Befürchtung selbst der Offiziellen nicht nur im Energiebereich des Ostens, sondern auch in den Finanzbeziehungen und bei der Umgestaltung der untergegangenen Befehlswirtschaft insgesamt. Von dem Besuch des russischen Präsidenten Boris Jelzin nach dem Gipfel in München verspricht sich die Siebener-Seilschaft allenfalls eine moralische Stärkung für ihren Gast aus Moskau.
"Sherpa" Köhler dürfte nicht nur für seinen Chef gesprochen, sondern die Stimmungslage der Schwergewichte auch aus den anderen westlichen Hauptstädten getroffen haben, als er die Einladung an den russischen Präsidenten auf eine Geste als "Ausdruck der Anerkennung für das Festhalten Jelzins am Reformkurs" herabstufte. Die in der Hinterhand gehaltenen 24 Milliarden Dollar Belohnung für Jelzin, wenn dieser die harten Hungerauflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erfüllt, werden von den Kritikern der "bösen Sieben", wie dem früheren Vize-Ministerpräsidenten Rußlands, Grigori Jawlinski, selbst ein Reformer, als "Hinterhalt" beargwöhnt. Auch Köhler hat bei seiner Good- will-Tour durch die osteuropäischen Reformländer zur psychologischen Vorbereitung des Münchner Gipfels überall Reformmüdigkeit angetroffen.
Schon läßt Jelzin seinen Berater Jawlinski vor einer "globalen politischen Destabilisierung" warnen. Diese Gefahr bestehe, wenn der Westen nicht sofort mit Hunderttausenden von Experten in der ehemaligen Sowjetunion Hand anlege, die mit "allen Arten von Massenvernichtungswaffen und Technologien vollgestopft ist, die eine Umweltverschmutzung im Weltmaßstab bewirken können und wo es über 100 Nationalitäten und Glaubensrichtungen gibt". Jawlinskis düstere Prophezeiung: Wenn in München die Möglichkeit zu einem Umschwung zu einer neuen Etappe des strategischen Zusammenwirkens der Völker der führenden entwickelten Länder und der ehemaligen UdSSR ungenutzt verstreiche, werde man wahrscheinlich auf dem nächsten Wirtschaftsgipfel schon nicht mehr feststellen können, daß der "Triumphzug der Freiheit und Demokratie an Kraft gewinnt". Diese Hymne hatten die Sieben vor einem Jahr vom Londoner Gipfel herunter dem sowjetischen Reformer Michail Gorbatschow in seiner demütigenden Rolle als Bittsteller gewidmet - und ihn mit leeren Händen in seinen Untergang entlassen.
Irgendwas an der Gewerkschaftsregie klappt nicht an diesem Tag in Premnitz, Kreis Rathenow. 300 Menschen sind seit 10 Uhr vor Tor 2 der Märkischen Faserwerke versammelt. Die Leute haben Sorgen. Die Arbeitsplätze sind von 6000 im Jahre 1990 auf inzwischen 2000 gesunken, steht auf einem Transparent, "Wir sind zur Arbeit bereit, schafft Arbeitsplätze" auf einem anderen. Die Arbeitnehmer wollen nicht nur klagen. Sie sind auch wütend. Sie wollen protestieren gegen diese Landesregierung in Potsdam: "Herr Stolpe, unterstützen Sie Industrieansiedlung auch in Premnitz", steht auf einem Von Otto-Jörg Weis (Rathenow) weiteren Transparent. Es ist so aufgestellt, daß der Ministerpräsident es als erstes sehen muß, wenn er - wie angekündigt - das Werk besucht.
Die Basis indessen spielt nicht mit. Während die Gewerkschafter noch diskutieren, wie sie den Ministerpräsidenten am wirkungsvollsten anmachen könnten, fährt die Wagenkolonne vor - und rauschender Beifall empfängt den "Landesvater", der sich sogleich im Applaus badet, Hände schüttelt, freundliche Worte verteilt nach allen Seiten und zu jedermann. Nix von Buhmann, der keine Staatsknete rausrückt. Kein einziger Pfiff, nur die Randbemerkung eines langmähnigen Radfahrers: "fast wie bei Honecker". Aber der macht sich sicherheitshalber rasch aus dem Staube.
So geht es fast immer, wenn Manfred Stolpe auf Kreisbereisung unterwegs ist. Es ist seine 30., zwei Drittel Brandenburgs hat er hinter sich, "und hinterher fängt's von vorne an". Er ist fürs Harmonische in der märkischen Gesellschaft zuständig. Weil dies seinem Naturell entspricht, wird es ihm auch abgenommen. Obrigkeitsstaatliche Rudimente spielen dabei bei den Bürgern offenbar ebenso noch eine Rolle wie das menschenfängerische Wesen des Ministerpräsidenten, der für jeden, der in seine Nähe kommt, ein freundliches Wort hat, jede Hand schüttelt, auch wenn er bereits in das Gesicht des nächsten schaut, ganz Politprofi nach westlicher Art. "Reisen sind erst dann richtig, wenn man die Menschen sieht", meint er. Von den Balkonen winken die Alten, die Jüngeren am Straßenrand haben bereits in drei Metern Abstand den Demutsknick in der Hüfte; hinterher werden einige wie üblich Briefe an die Staatskanzlei in Potsdam schreiben. Die beiden Vertreter der Rathenower Verkehrsbetriebe, die am frühen Nachmittag dem Ministerpräsidenten geharnischt ihre Probleme mit der Entschuldung der Nahverkehrseinrichtungen vortragen, wirken wie Abiturienten im verschärften Exmanen; der Landesvater sagt Prüfung zu.
Der gelegentlich etwas aufdringliche Geruch von politischem Weihrauch ist nicht unbedingt dem Ministerpräsidenten anzulasten; die Kreisbereisungen sind keine PR-Nummern (mit der Kollegin der brandenburgischen Lokalpresse sind diesmal nur zwei Journalisten dabei). Stolpe ist offenkundig darauf aus, eine schwierige, zur Unberechenbarkeit neigende Befindungslage im Griff zu behalten. Er praktiziert auf seinen Landpartien in seinen Statements eine Mischung von Aufmunterung und Besänftigung, gegen Resignation und gegen Chaos. Kreisbereisungen sind offenbar in erster Linie Seelenbad für den Ministerpräsidenten und Seelenmassage für die Brandenburger. In einem Rundfunkinterview hat er am Wochenende darauf hingewiesen, die Gründung einer ostdeutschen Sammlungsbewegung sei womöglich die letzte Warnung an die Parteien.
Den Protestlern vor Tor 2 in Premnitz bringt er Streicheleinheiten mit: Es sei wichtig und richtig, "daß man seine Anliegen deutlich macht"; die "Geduld der Ossis wird doch ausgenutzt", bei Gesprächen in Bonn begegne ihm immer wieder Verwunderung und Gelächter, was man sich hierzulande alles gefallen lasse. Er feuert die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen geradezu zu weiteren Protesten an: "Das einzige, was wir uns nicht leisten können, ist Zeitverlust; Zeitverlust geht auf Kosten der Menschen", unter anderem wegen der anhaltenden Abwanderung von Fachkräften in die Altländer. Er "legt noch einen drauf": Er lasse sich von der Belegschaft überprüfen auf Verwirklichung von Artikel 48 der Landesverfassung, Recht auf Arbeit. Das soll Mut machen für die wirtschaftlich eher noch schwierigeren Zeiten, die die Landesregierung für den nächsten Winter insgeheim vorhersieht.
Konkret verspricht er meist nichts. In unübersichtlichen Situationen ist Stolpe gelegentlich ein wahrer Worthülsenmeister. Eine Woche zuvor ist der Ministerpräsident in Horno gewesen, einer 380- Einwohner-Gemeinde südöstlich Berlins, nahe der polnischen Grenze. Das Dorf soll eventuell zugunsten des Braunkohleabbaus entfernt werden, die Bewohner sind dagegen, was sonst. Stolpe dort: "Es gibt nur zwei Wege. Entweder wir halten Horno mit allen Mitteln, obwohl ich als Ministerpräsident auch nur ein kleines Würstchen bin. Oder wir finden für die gesamte Gemeinde einen Platz, den man sich gemeinsam aussucht, an dem man in Zukunft gemeinsam leben will." Er werde sich den Willen der Bürger Hornos - wie vor Monaten schon versprochen - zur Leitlinie machen; und dann der Zusatz: "Ich kann im Kabinett natürlich auch überstimmt werden." Alles also offen.
Ähnlich in Premnitz. Die Schwierigkeiten mit den Märkischen Faserwerken (Eigenwerbung: "Handelspartner mit Tradition") liegen in einem schwer entwirrbaren Knäuel neu-deutscher Probleme: ein sozialistischer Chemiebetrieb, der von der Treuhand "für'n Appel und 'n Ei" verkauft wurde an einen Investor, der anscheinend nicht in erster Linie am Werk, sondern an dem mehrere hundert Hektar umfassenden Gelände interessiert ist, das nach fünf Jahren partieller Veräußerungs-Sperre mit vermutlich enormem Profit veräußert werden kann. Der neue Eigentümer ist nach Kenntnis der Kreisverwaltung Rathenow vorwiegend im Immobiliengeschäft tätig. Die Werktätigen haben alle Chancen, als die Dummen auf der Strecke zu bleiben. Was die Faserwerke anbelangt, müßten zunächst die umweltechnologischen Standards der westlichen Bundesrepublik erfüllt werden. So steht es im Einigungsvertrag. Aber keiner will zahlen. Eine Erpressungssituation: Die restlichen 2000 Arbeitsplätze seien nur zu halten, wenn der Staat sich in der technologischen Umrüstung engagiere, sagt der geländereiche Investor. Er kann warten: Das Steigen der Grundstückspreise rechnet sich auf jeden Fall. Aber Premnitz hat sonst fast nichts an Industrie.
Stolpe hält sich raus. Er sagt den Protestierenden lediglich: "Premnitz muß ein Industriestandort bleiben"; über das Werk selbst: "Die Beteiligten müssen sich zusammensetzen", also Treuhand, Eigentümer, Landesregierung und Belegschaft, möglichst noch im Juli. Dann werde man weitersehen. An seinen Begleittroß gibt er intern die Weisung weiter: "Wir müssen da was machen." Die Kundgebungsteilnehmer selbst hören diesen vielleicht für ihre Zukunft entscheidenden Hinweis nicht. Sie sonnen sich derweil im Schatten des Ministerpräsidenten. Und der Protest endet wie eine Familienfeier.
Acht Stunden hat die Kreisbereisung Rathenow durch den Ministerpräsidenten gedauert. Das Wort Stasi im Zusammenhang mit Stolpe ist, so weit das Ohr reichte, kein einziges Mal gefallen. Auch keiner aus dem Begleittroß will es gehört haben. Es scheint, die Menschen haben andere Sorgen. Einen Berg von Sorgen, über den man kaum hinausschauen kann.
"Um die guten Nachbarschaftsbeziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und Österreich nicht abrupt abbrechen zu lassen", wie der Schweizer Volkswirtschaftsminister Jean-Pascal Delamuraz im Parlament darlegte, werden gegenwärtig in Bern und Wien auf höchster Ebene "Mistdossiers" bearbeitet. Der Grund: Am 6. Mai vergangenen Jahres erließen die Zollbehörden des Landes Vorarlberg eine "Hofdüngereinfuhrsperre" für Bauern aus der Schweizer Nachbarschaft, die jenseits der Landesgrenze auf österreichischem Hoheitsgebiet seit Jahrzehnten Pachtland bewirtschaften. Die Von Peter Amstutz (Bern) eidgenössischen Landwirte bleiben somit im wahrsten Sinne des Wortes auf ihrem Kuhmist sitzen, weil die Vorarlberger aus Umweltschutzerwägungen den Dung- und Jaucheüberschuß aus der Schweiz nicht mehr übernehmen.
Das Grenzproblem beschäftigt mittlerweile drei Ministerien, nämlich die Außenministerien in Bern und Wien und das Schweizer Landwirtschaftsministerium. Für Thomas Giger, Kantonstierarzt in Sankt-Gallen und direkt zuständig für die Mistproblematik jener rund vierzig Grenzbauern des Rheintals, die ihre Kühe auf Vorarlberger Boden weiden lassen, handelt es sich beim zwischenstaatlichen Nachbarschaftsproblem um ein "Musterbeispiel für Auswüchse und Verirrungen der Bürokratie".
Anlaß für all das gab aus Schweizer Sicht das neue österreichische Abfallwirtschaftsgesetz. Dieses verlangt für die Einfuhr von Abfällen jeder Art nach Österreich eine Bewilligung des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie in Wien. Im Falle von Kuhmist und Jauche hat außerdem das Bundesministerium für Gesundheit, Sport und Konsumentenschutz seine veterinärbehördliche Zustimmung zu erteilen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten sie das Recht gehabt, die Kuhställe zu Lasten der Nachbarn zu säubern und den Hofabfall uneingeschränkt auf den zugepachteten Grundstücken im benachbarten Vorarlberg auszubringen - dies ohne kostenpflichtige Formalitäten, grollen die Rheintaler Bauern in Richtung Wien. Aus Umweltschutzsicht jedenfalls vermögen die Eidgenossen keinen Fortschritt darin zu sehen, daß sie nun mehr tierische Exkremente auf dem knappen heimischen Boden ausbringen müssen und gleichzeitig die fremde österreichische Pachterde mit Kunstdünger ernähren.
Einem diplomatischen Notenwechsel zwischen der Schweizer Botschaft in Wien und dem österreichischen Außenministerium zufolge geschieht dies alles "im öffentlichen Interesse", damit die Gesundheit der Vorarlberger geschützt und diese vor unzumutbaren Belästigungen verschont würden.
Angesichts der grenzüberschreitenden Mistproblematik beschäftigen sich in den Hauptstädten der beiden neutralen Nachbarländer bald mehr Beamte mit dem "Mistkrieg" als direkt betroffene Bauern. Auf der Fachebene schieben sich Spezialisten für Veterinärwesen und Landwirtschaft die Akten gegenseitig zu, und selbst die höchstverantwortlichen Minister können sich nicht mehr treffen, ohne über Mist zu reden. Auf der unteren Ebene des Kantons Sankt-Gallen und des Bundeslandes Vorarlberg legen sich Landamtmann Karl Mätzler für schweizerische und Landeshauptmann Martin Purtscher für österreichische Interessen ins Zeug. Selbst er Schweizer Nationalrat beschäftigte sich mit dem "Mist".
Im Rheintal ist bereits die Rede von einer möglichen Eskalation. Sollten die Schweizer nicht wieder ermächtigt werden, ihren Mist samt Gülle loszuwerden, müsse man sich ernsthaft überlegen, ob den Vorarlbergern weiterhin das Sankt-Galler Krematorium zur Verfügung gestellt werden könne, raten eidgenössische Scharfmacher. Auch Tierkadaver aus Österreich werden mangels eigener Einrichtungen in der Schweiz entsorgt, was die Möglichkeit zu weiteren Vergeltungsaktionen eröffnet, falls der Nachbarschaftszwist andauert.
Freundeskreis der Altkarnevalisten: Der Freundeskreis macht am Freitag, 11. September, eine Ausflugsfahrt. Anmeldeschluß ist am 14. August. Anmeldungen bei Hedwig Henss (Tel. 45 47 44) und Hermann Wolf (Tel. 77 37 76). fd/27
Betriebssportverband Hessen: Für eine Tageswanderung des Bezirks Frankfurt zur Ravensburg am Samstag, 11. Juli, nehmen Renate und Erich Pfeiffer Anmeldungen entgegen (Tel. 84 11 93). fd/27
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FRANKFURT A. M. Ein vielseitiger Mann, der Karl-Heinz Markiefka: Bei der Telekom in Frankfurt als Ausbilder im Bereich Kommunikationselektronik beschäftigt; in der Fußballmannschaft Ausputzer und Trainer; singt er von der E-Gitarre begleitet mit sonorer Stimme als Mitglied der Telekom-Band alte Rocksongs wie "Cocaine" von Eric Clapton; nebenbei ist er so eine Art Sozialarbeiter im Fernmeldeamt und nach Dienstschluß. Denn die Auszubildenden kommen gerne mit ihren Problemen zu ihm.
Eines konnte der sympathische Ausbilder dann doch nicht verhindern: Seine Mannschaft beendete als Schlußlicht das Fußballturnier beim Spiel- und Sportfest der Telekom auf dem gepflegten Gelände des Postsportvereins (PSV) Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen.
Bis kurz vor Schluß verteidigten die "Alten Herren" (gemeint sind die Meister) im ersten Spiel gegen die Oberstufe (Lehrlinge im dritten Jahr) immerhin das 0:0 - ehe spät das "unglückliche" Tor gegen sie fiel. In den folgenden Treffen gegen die Unter- und Mittelstufe hatten sie keine Chance mehr: mit 0:3 und 1:5 gingen die Meister baden.
"Das muß auch so sein, sonst haben die Auszubildenden keinen Spaß an einem solchen Turnier", betonte Peter Seibold, Oberpostdirektor und Leiter des Fernmeldeamtes 2, der das Geschehen aus sicherer Distanz am Spielfeldrand beobachtete. "Für die Jungen ist es enorm wichtig, ihren Lehrern einmal überlegen zu sein; zudem fördert ein solch sportlicher Vergleich die Kommunikation und das beiderseitige Verständnis füreinander." In der Fachsprache heißt so etwas "Human-relation-Maßnahme".
Der verbindende Aspekt und besonders das sportliche Kräftemessen standen beim traditionellen Sportfest der Telekom im Vordergrund. Es wird seit 30 Jahren gespielt, war jedoch in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen ausgefallen.
Pünktlich zum "Dienstbeginn" um 8 Uhr hatte Seibold das Sportfest eröffnet; die Anwesenheit wurde kontrolliert. 70 Azubis, die zur Zeit in Außenstellen arbeiten, konnten nicht dabeisein. 350 Teilnehmer traten schließlich im 100-Meter-Lauf und in den 4mal-400-Meter-Staffeln gegeneinander an. Ein herausragendes Ergebnis gab es im 100-Meter-Lauf. Heiko Scherer aus der Oberstufe gewann in seiner Klasse in ausgezeichneten 11,7 Sekunden.
Freiwillige Helfer der Telekom hatten das Sportfest in mühevoller Arbeit vorbereitet. Für jeden Bereich, Zeitnahme, Pflege, Erste Hilfe, Schoko-Doping und sogar Kalligraphie waren ständig Mitarbeiter zur Stelle. So konnte das bunte Treiben auf der Tartanbahn, auf dem grünen Rasen und drumherum reibungslos ablaufen. Kein Wunder, wenn auch hier der Name Markiefka auftaucht: der "Hans Dampf in allen Gassen".
Wie die anderen Ausbilder nahm auch er an den morgendlichen Staffelläufen teil. Damit wurde später die fehlende Kondition beim Fußballturnier schmunzelnd entschuldigt.Aber so ganz ernst nahmen die Lehrer das wohl nicht, im Gegensatz zu den Schülern. Die kämpften verbissen um jeden Ball und Meter auf dem Spielfeld. Der Schiedsrichter, ein erfahrener Landesligareferee, schickte halb den einen oder anderen für ein paar Minuten zum Abkühlen vom Platz.
Abwechslung brachte in der Pause des Fußballturniers die Telekom-Band; in ihr musizieren gemeinsam Ausbilder und Auszubildende sowie zwei Gäste. Während aus den Lautsprechern "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß dröhnte, stellte Bandleader und Gründer Karl-Heinz Markiefka die Solisten vor; dann griff er selbst zur Gitarre und sang von Josephine und mit rauher Stimme den bekannten Song "Safe the last dance for me". Der Allroundkünstler, "die gute Seele des Hauses" (Seibold), ließ sich auch nicht beirren, als der Wind die Blätter vom Notenständer fegte.
Gute Stimmung also auf dem schmukken Sportgelände. Nur Peter Seibold konnte sich nicht als Aktiver beweisen. "Ich muß gleich wieder zurück zu meiner Dienststelle", entschuldigte er sich. Dafür traten zwei Kollegen, Manfred Gerlach, Vorsteher der Berufsbildungsstelle, und Gerhard Sann, Personalratsvorsitzender, von den Zuschauern lautstark angefeuert, zum 200-Meter-Lauf an.
Bis zum Ende des Sportfestes, wiederum pünktlich zum Dienstschluß, gab es noch eine Menge guter Leistungen zu beklatschen - nur einen Sieg der "Alten Herren" nicht. Traurig war darüber keiner. Denn die "Human-relation-Maßnahme" hatte gegriffen; ein besonders unterhaltsamer Arbeitstag war zu Ende. jot
Die Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei am Montag beim Weltwirtschaftsgipfel in München brachte am späten Abend auch in Frankfurt etwa 250 Protestmarschierer auf die Straße: Gegen 20.10 setzte sich nach Angaben der Polizei der Demonstrationszug vom Campus der Universität aus in Richtung Leipziger Straße in Bewegung. Dort wurden Hauswände beschmiert und die Fensterscheiben von drei dort ansässigen Banken zertrümmert. Nach einer dreiviertel Stunde löste sich der Protestzug auf.
Der Polizeieinsatz gegen Demonstranten am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in München soll auch am heutigen Dienstag Anlaß von Protesten in Frankfurt sein. Die Ökologische Linke, deren Wortführerin Jutta Ditfurth am Montag mit zahlreichen anderen Personen in München festgenommen worden war, und andere Organisationen rufen von 17 Uhr an zu einer Demonstration auf, die am Paulsplatz beginnt. ing / jg
Der Flörsheimer Ausnahme-Ruderer Jens Weckbach hat den Schock der knapp verfehlten Weltmeisterschafts- Teilnahme schnell weggesteckt. Zusammen mit seinem Ruder-Kameraden Matthias Edeler vom Deutschen Ruder-Club Hannover startete der FRV 08-Skuller am Wochenende auf dem Otto-Maigler-See in Hürth bei Köln beim traditionsreichen Eichkranz-Rennen, die als deutsche Meisterschaft der Riemen-Spezialisten bis 22 Jahre gelten. Ein großer Triumph nach den letzten "Nackenschlägen" auch für Heimtrainer Klaus Gerlach, nunmehr seit rund einem halben Jahrzehnt der Mann an der Seite von Weckbach.
Beim Traditionsrennen in Hürth reichte es gleich zu einem Doppelschlag: Jens Weckbach siegte mit Edeler im Leichtgewichts-Doppelzweier. Auch im Vierer siegte das Duo unter "Mithilfe" des Duisburger Maik Swienty und Jörg Küpper (Würth). In sämtlichen siegreichen Vor- und Endläufen nahm der junge Mann vom Untermain die mitentscheidende Position des Schlagmannes ein.
"Wir sind bestens für das Match der Senoirs am kommenden Wochenende in Glasgow gewappnet, haben mit unserem Doppelsieg die Nominierung des Deutschen Ruderverbandes eindrucksvoll unterstrichen", freut sich Weckbach, inzwischen in seiner früheren Paradediziplin im Einer nur noch selten zu finden, auf die inoffiziellen Europameisterschaften auf der Insel. Bereits in Luzern und bei den deutschen Meisterschaften in München stellten Weckbach und sein neuer Partner Edeler ihre medaillenverdächtige Form für das "Race" in der schottischen Hauptstadt unter Beweis.
In Hürth siegte der Doppelzweier im Feld von anfangs 14 Booten, die Siegeszeit für die 2000-Meter-Strecke betrug beachtliche 6:36,30 Minuten. Damit lagen Weckbach und Co. im Zweier vier Sekunden vor den Verfolgern Swienty und Küpper, die kurz darauf im Vierer für den zweiten Flörsheimer Sieg sorgten. Im Vierer schlug sich nun das "bunt zusammengewürfelte" Quartett gegen die vom DRV bereits für Glasgow qualifizierte Mainzer-Saar-Rennengemeinschaft.
Starten nun Weckbach und Co. auch im Vierer in Glasgow? Ein Sieg auf der Insel könnte die Enttäuschung über die knapp entgangene WM-Teilnahme von Montreal endgültig vergessen lassen . . . jo
SAN JUAN, 7. Juli (AP). Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hat ein puertoricanischer Richter am Montag die ersten von 135 000 polizeilichen Geheimdienstakten über Unabhängigkeitsbefürworter und Dissidenten den Betroffenen übergeben. Richter Arnaldo Lopez kritisierte dabei nochmals die Regierung, die versucht hatte, die Herausgabe zu verhindern, um Informanten und ehemalige Agenten zu schützen. Nach Angaben des Gerichts sollen rund 5000 Bürger ihre Akten angeforderten haben. Die Unterlagen hatte der 1987 aufgelöste Geheimdienst der Polizei in fünf Jahrzehnten angelegt.
SEOUL, 7. Juli (AP). Südkorea hat dem kommunistischen Norden einen umfassenden Gefangenenaustausch vorgeschlagen. In einem am Dienstag in Seoul veröffentlichten Brief des südkoreanischen Ministerpräsidenten Chung Won Shik hieß es, der Süden wolle als Spione verurteilte Personen gegen Hunderte, vielleicht Tausende Zivilisten austauschen, die im Norden gegen ihren Willen festgehalten würden. "Wir dürfen die nicht kleine Zahl von Menschen vergessen, die gegen ihren Willen auf die andere Seite umgesiedelt wurden", schrieb Chung in dem Brief an seinen nordkoreanischen Kollegen Yon Hyong Muk.
Die Regierung in Pyöngyang reagierte nicht unmittelbar auf das Schreiben. Nach ihrer Darstellung gibt es keine Menschen im Norden, die dort gegen ihren Willen festgehalten werden. Seoul versteht darunter Tausende südkoreanischer Politiker, Wissenschaftler und Künstler, die während des Koreakrieges in den Norden verschleppt wurden.
Frankreich:
Fernfahrer
erzwingen
PARIS, 7. Juli (AP/AFP). Vertreter der französischen Regierung, der Fernfahrergewerkschaften und der Arbeitgeber haben sich in der vergangenen Nacht auf ein Grundsatzabkommen geeinigt, das zur Beendigung der seit mehr als einer Woche andauernden Blockadeaktionen führen soll. Noch in der Nacht waren neue Sperren errichtet worden.
Wie das Pariser Verkehrsministerium mitteilte, vereinbarten die Teilnehmer der mehrstündigen Verhandlungen einen Katalog zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Das Abkommen sieht vor, daß Fernfahrer bei Verlust ihres neuen Punkte-Führerscheins weiterbeschäftigt werden müssen und der Arbeitgeber die Kosten für die Schulungskurse zum Abtragen des Punkte-Registers tragen muß. Auch gestand die Regierung den Fahrern zu, daß bei Geschwindigkeitsübertretungen der Arbeitgeber verantwortlich gemacht wird. Detailmaßnahmen sollen innerhalb von drei Monaten ausgehandelt werden.
MIAMI, 7. Juli (AP). Nach 27 Dienstjahren wird eine ausgediente Boeing 727 vor der Küste von Florida zur Attraktion von Fischen und Tauchern. Um fünf Kilometer vor Key Biscayne in 22 Meter Tiefe seine letzte Ruhestätte zu finden, muß das 39 Meter lange Flugzeug völlig auseinandergenommen und am Strand wieder zusammengesetzt werden. Für den Straßentransport ist das Passagierflugzeug zu groß. So wird das dreistrahlige Flugzeug Anfang Oktober auf eine Schute gesetzt und zusammen mit dieser versenkt. "Wenn etwas das Interesse von Tauchern weckt, dann wird es dieses Projekt sein", meinte Ben Mostkoff, der das Programm für künstliche Riffe in Miami leitet. Bisher sind elf Kunstriffe in den Küstengewässern von Dade County angelegt worden. Sie bestehen aus versenkten Frachtern, Küstenwachtkuttern, Krabbenkuttern und Yachten. Hobbytaucher und Fische können dann künftig auch durch das Cockpit der ersten als Kunstriff versenkten Passagiermaschine in das Innere des Flugzeugveteranen gelangen.
Ein völlig veralteter serbischer Beutepanzer vom sowjetischen Typ T-55 soll den in Sarajewo eingeschlossenen Bosniern und Kroaten dabei helfen, demnächst den serbischen Belagerungsring um ihre Stadt zu durchbrechen. Am Montag gelang es Mechanikern in einer Autowerkstatt mit einfachsten Mitteln den Dieselmotor des Panzers wieder anzulassen.
"Noch sind wir nicht ganz für die Offensive bereit, aber wir warten nicht mehr lange", sagte der bosnische Verteidigungsminister Jerko Doko bei einem Besuch der Werkstatt. Den Ring der Serben gewaltsam zu öffnen, dürfte alles andere als einfach sein. Die serbischen Einheiten haben offenbar große Mengen Waffen und Munition von der jugoslawischen Armee erhalten. Die bosnischen Truppenführer bekommen dagegen keinen verläßlichen Nachschub. Zudem klagen die Moslems darüber, daß Waffenkäufe von im Ausland lebenden Bosniern von bosnisch-kroatischen Milizeinheiten beschlagnahmt würden, deren Treue zur Regierung in Sarajewo zweifelhaft sei.
Der stellvertretende bosnische Militärkommandant Oberst Jovan Divjak schätzt, daß die Serben bei schweren Waffen ein Übergewicht von 30 zu eins haben. Minister Doko meint sogar, der serbische Vorteil sei noch größer. Keine der beiden Seiten des Bosnienkriegs hat bisher die Stärke seiner Streitkräfte bekanntgegeben. Doko ist jedoch der Ansicht, daß die Bosnier mehr Soldaten haben, wenn man die bosnisch-kroatischen Milizen dazuzählt. Doch Kroatenführer Mate Boban hat im vorwiegend kroatisch bewohnten Südwestteil von Bosnien-Herzegowina einen eigenen Staat ausgerufen.
Nach Darstellung Dokos rücken bosnische und kroatische Kräfte an mehreren Fronten vor und könnten den Ring um Sarajewo von außen sprengen. Falls die Militäraktion gelinge, könnte eine der vordringenden Einheiten innerhalb weniger Tage einen Korridor nach Sarajewo freikämpfen, glaubte Divjak, einer der wenigen Serben, die der bosnischen Regierung die Treue halten. "Bald werden wir den Befehl erhalten, den Ring um Sarajewo zu öffnen. Dann wird es Kämpfe von draußen nach drinnen und von drinnen nach draußen geben", erwartet Divjak. Doko befürchtet erbitterte Schlachten und will sich weiter um eine internationale Militärintervention bemühen.
Befürchtungen, daß verstärkte Kämpfe die internationale Luftbrücke nach Sarajewo in Mitleidenschaft ziehen könnten, schätzt Doko gering ein: "Diese Art von humanitärer Hilfe wird hier nicht gebraucht. Wir müssen uns selbst befreien. Wir haben die Nase voll von 90 Tagen Belagerung."
Der Kommandeur der Schutztruppen der Vereinten Nationen (UN) in Sarajewo, General Lewis MacKenzie, hat sich schon gegen die Pläne der Militärs gewandt. Ein Ausbruch der Verteidiger wäre der Versuch einer militärischen Lösung, sagte er am Dienstag. Beide Seiten hätten sich jedoch verpflichtet, den Konflikt friedlich zu lösen.
DAVID CRARY (AP)/Reuter
NEW YORK, 7. Juli (AP/dpa/AFP). Zwischen den Vereinten Nationen (UN) und Irak bahnt sich ein neuer Konflikt über die Inspektion irakischer Waffenarsenale an. Der Sicherheitsrat hat Bagdad am Montag aufgefordert, UN-Inspektoren im Land freien Zugang zum Landwirtschaftsministerium zu gewähren. Dazu sei der Irak nach der Resolution 687 des Sicherheitsrates verpflichtet.
Das UN-Team vermutet im Landwirtschaftsministerium Unterlagen über das irakische Waffenbeschaffungsprogramm. Die Inspektorengruppe unter Leitung der amerikanischen Chemiewaffenexpertin Karen Jansen wartet seit Sonntag morgen vergeblich vor dem Gebäude in Bagdad, um den Abtransport von Dokumenten zu verhindern.
In der Erklärung des Sicherheitsrats heißt es, Bagdads Verhalten sei ein Bruch der Waffenstillstandsvereinbarungen zum Ende des Golf-Krieges. Danach muß Irak mit der UN kooperieren und sämtliche militärische Einrichtungen Inspektionen zugänglich machen. Der britische UN-Botschafter Sir David Hannay verwies darauf, daß die irakische Regierung früher schon "unter falschen Etiketten" Produktionsstätten für Waffen verborgen habe.
Irak bestritt die Vorwürfe und verurteilte die UN-Bewachung des Gebäudes als Eingriff in seine Souveränität. Der irakische Geschäftsträger bei der UN, Samir el Nima, hatte am Montag jedoch erklärt, das Landwirtschaftsministerium falle als zivile Einrichtung nicht unter die in den Bedingungen des Waffenstillstands genannten Institutionen. Er schien jedoch einen Kompromiß nicht auszuschließen.
Politische Beobachter vertraten die Ansicht, Irak wolle lediglich testen, wie entschlossen der Sicherheitsrat sei, seine Forderung durchzusetzen. Bisher ist Bagdad für die Öffnung des Ministeriums noch kein Ultimatum gestellt worden.
Das Tauziehen zwischen der UN und dem Irak um die Inspektion ist der zweite Zwischenfall dieser Art. Im September vergangenen Jahres hatte eine UN-Delegation, die nach Nuklear-Anlagen forschte, vier Tage und vier Nächte auf dem Parkplatz eines Universitätsinstitutes zubringen müssen, bevor Bagdad den Zugang gewährte.
BERLIN, 7. Juli (AP). Berliner und brandenburgische Zollfahnder haben in einer ehemaligen Grenztruppenkaserne in Hennigsdorf bei Berlin ein Lager mit fast acht Millionen Zigaretten ausgehoben, die für den Schwarzhandel bestimmt waren. Die Zollfahndungsämter Berlin und Potsdam beurteilten ihren Erfolg am Dienstag als empfindlichen Schlag gegen den organisierten Zigarettenschwarzhandel. Die Aktion habe sie auf die Spur von illegalen Geschäften mit insgesamt 20 bis 30 Millionen Zigaretten gebracht.
Die am Montag abend in Hennigsdorf sichergestellte Menge entspricht nach Angaben der Zollfahnder einem Steuerausfall von 1,5 Millionen Mark. "Steuerstraftaten dieses Ausmaßes sind nur durch hohe finanzielle Einsätze organisierter Täterkreise möglich", erklärte der Zoll. Als Tatverdächtige seien fünf Polen festgenommen worden.
KIEL, 7. Juli (AP). Die Bundeswehr wird den Bauern im Norden helfen. Wie das Kieler Landwirtschaftsministerium am Dienstag mitteilte, hat das Territorialkommando zugesagt, beim Transport von Stroh für die dürregeplagten Landwirte in Schleswig-Holstein zu helfen. Die Hilfe soll noch in dieser Woche anlaufen. Das Ministerium machte allerdings darauf aufmerksam, daß die Bundeswehr den Landwirten die Kosten in Rechnung stellen müsse. Die Landesregierung habe das Territorialkommando jedoch gebeten, darauf zu verzichten. Dem Vernehmen nach hatten der Zusammenarbeit zunächst gewerbliche Fuhrunternehmer im Weg gestanden, weil sie das Geschäft gern selbst gemacht hätten.
Nachrichten-Börse
Auch Barmer senkt Ost-Beiträge Die Barmer Ersatzkasse verringert am 1. August die Beiträge in den neuen Ländern von 12,8 auf 12,3 Prozent. Die Klientel muß dann dort denselben Satz zahlen wie die westdeutschen Kunden der größten deutschen Krankenkasse. Möglich sei der vorgesehene Abschlag, heißt es bei der Barmer, da die wirtschaftliche Entwicklung im Osten besser verlaufen sei als erwartet. Vor kurzem hatte bereits die DAK angekündigt, den Beitragssatz im Osten von August an auf 12,3 Prozent zu senken. Lettland schafft Rubel ab Als zweite der früheren Sowjetrepubliken wird Lettland nach Estland eine eigene Währung einführen und den Rubel abschaffen. Der "Lettische Rubel" soll am 12. Juli erstmals ausgegeben werden. Die bisherige Währung bleibt parallel bis 20. Juli als Zahlungsmittel gültig. Weltbank gibt Brasilien Kredit Brasilien erhält von der Weltbank ein Darlehen in Höhe von 245 Millionen Dollar. Die Mittel sind für ein Projekt vorgesehen, mit dem die Wasserqualität verbessert und die Luftverschmutzung in den Bundesstaaten Sao Paulo und Parana kontrolliert werden soll. Insgesamt kostet das Vorhaben 494 Millionen Dollar. Den Rest schießen private Träger zu.
BONN, 7. Juli (AP). Die unabhängige "Kommission zur Überprüfung des Abgeordnetenrechts" hat sich am Dienstag in Anwesenheit von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth in Bonn konstituiert. Das vom Ältestenrat des Bundestages eingesetzte Gremium von elf Personen soll bei Bezügen und Altersversorgung von Politikern für eine größere Durchschaubarkeit sorgen. Ein Kommissionsbericht werde bis Jahresende erwartet, erklärte die CDU-Politikerin. Der Ältestenrat wolle jedoch keinen Zeitrahmen vorgeben.
"Nichts liegt dem Bundestag ferner, als den Eindruck zu erwecken, durch enge Zeitvorgaben auf eine mangelhafte oder oberflächliche Prüfung hinwirken zu wollen", betonte die Parlamentspräsidentin.
Süssmuth wies Kritik an der Zusammensetzung der Kommission als unbegründet zurück. Der Ältestenrat habe bewußt vor allem Praktiker aus verschiedenen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen berufen. Sie hoffe, daß die Kommission bei ihrer Arbeit zusätzlich Fachleute aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Politik zu den Beratungen hinzuziehe.
ESSEN, 7. Juli (AP). Ein freilaufender Bullterrier hat auf einem Essener Friedhof einen 58jährigen Mann angefallen und schwer verletzt. Wie die Polizei erst am Dienstag mitteilte, hatte der Hund sein Opfer bereits am Samstag angegriffen und in Hals, Schulter und Arme gebissen. "Ein Biß verfehlte nur knapp die Halsschlagader", zitierte die Polizei einen Arzt. Der Verletzte werde noch einige Tage im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Dem kurz nach dem Angriff des Bullterriers am Unglücksort erscheinenden 30jährigen Hundehalter sei es nur mit Mühe gelungen, den aggressiven Hund anzuleinen, berichtete die Polizei. Bei einer Vernehmung gab er später zu, den Bullterrier häufig in der Nähe des Unglücksortes frei laufen zu lassen. Gegen ihn wurde Strafanzeige erstattet. Der Hund wurde eingeschläfert.
BONN, 7. Juli (AP). Die SPD will Mieter besser vor unvertretbar hohen Mieten und vor Verdrängung aus der Wohnung schützen. Die SPD-Bundestagsfraktion legte am Dienstag in Bonn einen Gesetzentwurf vor, mit dem das nach ihrer Darstellung 1983 von der CDU/CSU/FDP- Koalition abgeschaffte soziale Mietrecht wiederhergestellt werden soll. Nach den Vorstellungen der SPD soll unter anderem die Mietpreisbildung auf breiter Basis aller vereinbarten Mietverträge erfolgen. Für Mieterhöhungen außer bei Neubauwohnungen soll eine Kappungsgrenze von 15 Prozent in drei Jahren eingeführt werden. Die Miete nach Modernisierung darf nicht mehr als zehn Prozent über der örtlichen Vergleichsmiete liegen. Ferner solle eine Mietüberhöhungsgrenze von 20 Prozent, in Regionen mit erhöhtem Wohnbedarf von zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete eingeführt, die Maklergebühren sollten auf eine Monatsmiete begrenzt werden.
Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) erklärte dazu, die vorgesehenen dirigistischen Eingriffe seien der Tod des freifinanzierten Wohnungsbaus, der sich gerade in den vergangenen Jahren kräftig erholt habe. Sie warnte davor, durch eine neue Mietrechtsdiskussion Investoren abzuschrecken. Die SPD lege hier Axt an die wichtigste Säule des Wohnungsbaus.
MÜNCHEN, 7. Juli (AP). Der sommerliche Urlaubsreiseverkehr wird nach Einschätzung des Autofahrerklubs ADAC am Wochenende einen ersten Höhepunkt erreichen. Nach der Stauprognose des Klubs vom Dienstag müssen sich die Autofahrer wegen des Ferienanfangs in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, einer zweiten Urlauberwelle aus Baden-Württemberg und den Niederlanden sowie wegen der beginnenden Betriebsferien bei VW und Opel in Rüsselsheim auf lange Staus einstellen.
Der Prognose zufolge wird es am Freitag nachmittag und Samstag vormittag vor allem auf den klassischen Nord-Süd- Routen wie auf den Autobahnen Frankfurt-Nürnberg-München-Salzburg
und Frankfurt-Basel eng werden.
JERUSALEM, 7. Juli (AP). Der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin ist seinem Ziel der Bildung einer breiten Koalitionsregierung unter Einschluß der linksliberalen Meretz-Partei und religiöser Parteien am Dienstag ein Stück nähergekommen. Der Vorsitzende der bei den Wahlen am 23. Juni siegreichen Arbeitspartei einigte sich mit Vertretern der orthodoxen Schas-Partei und der Vereinigten Thora- Partei über die Bedingungen für eine Beteiligung an der Regierung.
Nach den Vereinbarungen vom Dienstag sollen einige Bereiche des Eherechts wie Eheschließungs- und Scheidungsfragen weiterhin der Rechtshoheit des Rabbinats unterstellt bleiben, andere religiöse Gesetze aber abgemildert oder gestrichen werden. Einigen Zündstoff dürfte dabei die Verpflichtung Rabins abgeben, die Freistellung von Thoraschülern und Theologiestudenten vom Wehrdienst im bisherigen Umfang beizubehalten.
POTSDAM, 7. Juli (AP). Die ostdeutschen Hobbygärtner haben eine wichtige Gesetzesänderung offenbar verschlafen. "Aus gegebenem Anlaß" wies das Potsdamer Sozialministerium am Dienstag darauf hin, daß der Anbau von Schlafmohn seit Jahresbeginn auch in den neuen Ländern strafbar sei. Ein Ministeriumssprecher sagte, es gebe die ersten Anzeigen "von Nachbar zu Nachbar" wegen unerlaubten Mohnanbaus.
So ermittelte die Potsdamer Polizei nach eigenen Angaben gegen ein Rentnerehepaar, das zwei insgesamt 50 Quadratmeter große Schlafmohnfelder am Haus hatte. Erste Befragungen hätten ergeben, daß den beiden das Verbot völlig unbekannt gewesen sei. Zu DDR-Zeiten durfte der Schlafmohn, der zur Herstellung von Opium verwendet werden kann, ohne besondere Erlaubnis angebaut werden.Freispruch im Gülle-Prozeß
NEUMÜNSTER, 7. Juli (AP). Das Schöffengericht Neumünster hat einen Gastwirt freigesprochen, der mit seinem Mieter im Streit lag und ihm die Wohnung mit 4000 Litern Gülle vollgekippt hatte. Wie die Staatsanwaltschaft Kiel am Dienstag weiter mitteilte, kam das Gericht zu der Auffassung, daß dem Angeklagten nicht nachgewiesen werden konnte, er habe mit Absicht gehandelt.
Der Mann habe argumentiert, er habe die Gülle auf einem Feld ausbringen und vorher am Haus Pfähle aufladen wollen. Dafür sei er rückwärts an das Gebäude gefahren. Weil er mit dem Traktor nicht so gut habe umgehen können, sei er rückwärts gegen das Haus gestoßen. Beim Versuch, wieder vorwärts zu fahren, habe er den falschen Hebel gezogen.
PITTSBURGH, 8. Juli (AP). Der Mann, der am 28. Juni in der Universitätsklinik von Pittsburgh im US-Staat Pennsylvania die Leber eines Pavians erhielt, geht inzwischen mehrmals am Tag auf der Intensivstation spazieren und hat auch schon mehrere Mahlzeiten zu sich genommen. Wie die behandelnden Ärzte am Dienstag mitteilten, wird sein Zustand inzwischen als "ernst" eingestuft, was eine Verbesserung gegenüber der bisherigen Diagnose "kritisch" bedeutet.
Die Ärzte wollen nach eigenen Angaben in wenigen Tagen nachprüfen, ob die Pavianleber, die kleiner ist als eine menschliche, wie erhofft zu wachsen beginnt. Anzeichen von Infektionen oder Abstoßung des Organs seien bisher nicht festzustellen gewesen, hieß es. Der 35jährige Patient litt unter schwerer Hepatitis B, die seine eigene Leber völlig zerstört hatte und auch ein neues menschliches Organ mit größter Wahrscheinlichkeit sofort befallen hätte.
DÜSSELDORF, 7. Juli (dpa). Neue Drogen-Verteilerringe schießen nach Beobachtung der Zollfahndung der Oberfinanzdirektion (OFD) Düsseldorf derzeit in der Bundesrepublik "förmlich aus dem Boden". Begünstigt werde die Entwicklung "durch ein Überangebot sämtlicher Drogen in den Niederlanden bei weiter fallenden Preisen", hieß es jetzt in der Halbjahresbilanz der Fahnder. Entlang des 174 Kilometer langen deutsch-niederländischen Grenzabschnitts der OFD Düsseldorf wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wegen Rauschgiftschmuggels 1934 Strafverfahren eingeleitet, rund 25 Prozent der Betroffenen waren Ausländer. Das sind zwar rund 20 Prozent weniger Fälle als im ersten Halbjahr 1991, doch haben die aufgedeckten Straftaten vom Umfang der Kriminalität her mehr Gewicht, sagte Zollpräsident Herbert Kaiser. So stieg die Zahl der Haftbefehle um sechs Prozent auf 329.
MÜNCHEN, 7. Juli (dpa/Reuter). Die sieben größten Industrieländer (G 7) sind entschlossen, Hilfslieferungen nach Sarajewo notfalls mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Sie erörtern außerdem die Möglichkeit, eine internationale Konferenz über die Lösung des Jugoslawien-Konflikts einzuberufen. Das teilte der Nationale US-Sicherheitsberater Brent Scowcroft in München auf dem 18. Wirtschaftsgipfel mit.
Scowcroft sagte, die G 7 zögen es vor, wenn die Hilfslieferungen in einer "tolerierbaren Umgebung" ablaufen könnten. Wann das nicht mehr der Fall sei, hänge von der "Gewalt vor Ort ab", fügte er hinzu, ohne nähere Angaben zu machen. Um Sarajewo und später andere hilfsbedürftige Orte in Bosnien zu versorgen, müsse die Luftbrücke wahrscheinlich durch Bodentransporte ergänzt werden. Die G-7- Staaten seien entschlossen, die humanitäre Hilfe durchzusetzen, "ob durch die Luft, auf dem Boden, was immer".
Scowcroft bestätigte, daß die USA falls erforderlich den Hilfskonvois der Vereinten Nationen (UN) Luftunterstützung geben würden. Es sei aber nicht damit zu rechnen, daß amerikanische Bodentruppen den Transporten Geleitschutz gäben.
Der Sicherheitsberater teilte mit, daß der Wirtschaftsgipfel am Mittwoch, dem Schlußtag, eine eigene Jugoslawien-Erklärung abgeben werde. Sie wird nach Angaben eines hohen US-Beamten eine "feste, sogar ernste Botschaft" an die Adresse Serbiens richten, die Hilfslieferungen für Bosnien-Herzegowina nicht zu behindern. Die G 7 seien notfalls nach der Verabschiedung einer entsprechenden Resolution durch den UN-Sicherheitsrat zum Einsatz militärischer Mittel bereit, suchten aber nach keinem Vorwand dafür.
Wie der Beamte zu verstehen gab, wollen sich die G 7 ferner für einen dauerhaften Waffenstillstand einsetzen. Alle Streitkräfte, die nicht einer der Republik- Regierungen unterstellt seien, müßten abgezogen oder aufgelöst werden. Die territoriale Unverletzlichkeit eines jeden der neuen Staaten müsse respektiert werden. Der Beamte sagte, alle Parteien im früheren Jugoslawien hätten zu der Tragödie beigetragen, das "serbische Regime in Belgrad trägt aber den Löwenanteil der Verantwortung". Die USA seien davon überzeugt, daß die von den UN verhängten Wirtschaftssanktionen energisch durchgesetzt werden müßten, um Serbien zum Einlenken zu zwingen. Eine Seeblokkade würde dabei helfen, betonte Sicherheitsberater Scowcroft.
Ebenso wie Scowcroft unterstrich der Beamte, daß die gegenwärtige Luftbrücke nicht ausreichen werde, um Sarajewo und weitere bedrohte Orte in Bosnien zu versorgen. Die Öffnung des Flughafens sei "bestenfalls ein erster, aber wichtiger Schritt bei umfassenderen humanitären Bemühungen".
Die anderen Orte in Bosnien müßten wahrscheinlich "hauptsächlich, wenn nicht ausschließlich durch Straßenkonvois" versorgt werden. Es wird erwogen, einen Landkorridor von der kroatischen Hafenstadt Split nach Sarajewo einzurichten.
Die erbitterten Gefechte in Sarajewo und im Norden Bosniens dauerten auch während der Nacht zum Dienstag an. Nach Berichten von Radio Zagreb kam es wie bereits am Vortag zu den schwersten Kämpfen zwischen den vorrückenden serbischen Einheiten und den kroatisch- moslemischen Milizen westlich von Derventa, etwa 200 Kilometer nördlich von Sarajewo.
Bei Bosanski Samac, 35 Kilometer östlich von Derventa, wurde nach den Rundfunkmeldungen ein Vorstoß der serbischen Verbände über den Fluß Bosna von den kroatisch-moslemischen Truppen gestoppt. Die Serben versuchen seit Tagen, eine Straßenverbindung zwischen der von serbischen Einheiten besetzten nordwestbosnischen Region um die Stadt Banjaluka und Serbien unter ihre Kontrolle zu bekommen.
In Sarajewo war heute morgen Gewehrfeuer zu hören. Der Rundfunk meldete zahlreiche Granateneinschläge. Bewohner klagten wieder über Heckenschützen als einer andauernden Gefahr.
BELGRAD/ZAGREB, 7. Juli (dpa/Reuter/AFP). Die Verbände der serbischen Minderheit in Bosnien-Herzegowina stehen nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug vor der Eroberung weiterer Städte im Norden des Landes. Die erbitterten Kämpfe in der Region dauerten am Dienstag an.
Laut Tanjug stehen die eingekesselten Städte Odzak und Gradacac unmittelbar vor der Einnahme. Einzig verbleibendes militärisches Ziel sei dann die Eroberung von Bosanski Brod. Damit könne Nordbosnien der "Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina" angeschlossen werden. Am Montag hatten serbische Verbände die Stadt Derventa eingenommen.
In Sarajewo wurden am Abend bei schweren Kämpfen erstmals seit mehreren Wochen auch Panzer eingesetzt. Journalisten berichteten aus dem Hotel Holiday Inn, offenbar sei der nahegelegene Präsidentensitz das Ziel des Beschusses. Auch in der Nähe des Flughafens hatten sich die verfeindeten Einheiten am Dienstag erneut Schußwechsel geliefert. Trotzdem erreichte die internationale Luftbrücke zur Versorgung der eingeschlossenen Bevölkerung von Sarajewo, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist, mit 17 Flügen einen vorläufigen Höhepunkt.
Die Haltung der Republik Kroatien zu dem einseitig ausgerufenen kroatischen Staat in Bosnien-Herzegowina blieb unklar. Der kroatische Präsident Franjo Tudjman unterstrich in einem Schreiben an seinen bosnischen Amtskollegen Alija Izetbegovic, Kroatien erkenne nach wie vor die Souveränität und territoriale Unversehrtheit Bosniens an, äußerte aber gleichzeitig Verständnis für die Kroaten in Bosnien. Am Montag hatte der Führer des neuen Kroaten-Staates, Mate Boban, erklärt, die Souveränität Bosnien-Herzegowinas werde nicht eingeschränkt.
Die serbische Regierung kündigte an, wegen der UN-Sanktionen wichtige Lebensmittel zu rationieren. Die USA verstärkten ihr Embargo gegen Rest-Jugoslawien und verbaten jegliche Geschäfte mit Firmen in Serbien und Montenegro.
BUENOS AIRES, 7. Juli (dpa). In Argentinien werden täglich rund 1000 Abtreibungen vorgenommen, an denen im Monat durchschnittlich 200 Frauen sterben. Diese Zahlen nannten am Montag Experten der Organisation "Schutz der Familie" in Buenos Aires. Nach ihren Angaben ist die Abtreibung unter Frauen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren die dritthäufigste Todesursache. Die von der argentinischen Gesetzgebung verbotenen Eingriffe würden ohne Hygienevorkehrungen und von nicht dafür ausgebildeten Personen unternommen.
STUTTGART, 7. Juli (dpa). Zwei Wochen nach dem größten Brand in der Stuttgarter Innenstadt seit Kriegsende hat es am Dienstag zwei Festnahmen gegeben. Die Vernehmung der Verdächtigen dauere an, teilte die Polizei mit. Das Großfeuer am 22. Juni hatte ein Ladenzentrum verwüstet. Der Sachschaden wurde mit weit über 20 Millionen Mark beziffert. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei hatten bald ergeben, daß das Feuer in einem in dem Komplex befindlichen Bierlokal gelegt worden war. Ein 20-Liter-Benzinkanister wurde am Tatort sichergestellt. Menschen waren durch das Feuer nicht verletzt worden.
KOBLENZ, 7. Juli (dpa). Wer bei der Fahrt durch eine Baustelle sein Auto an einem Hindernis wie einem herumliegenden Kanaldeckel ramponiert, muß den Schaden an seinem Fahrzeug selbst tragen. Dies entschied das Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) in einem am Dienstag veröffentlichten Urteil. Nach dem Richterspruch können Baufirma, Gemeinde oder Land nicht in Mithaftung genommen werden. Das Gericht wies damit die Klage eines Porschefahrers ab (AZ: 12 U 755/91).
EITORF (dpa/VWD). Die Eingliederung des Autozulieferers Boge in den Mannesmann-Konzern wird voraussichtlich die Gerichte beschäftigen. Die Boge-Hauptversammlung billigte nach turbulentem Verlauf zwar mit der Mehrheit des Großaktionärs Mannesmann das Vorhaben. Mehrere kleine Anteilseigner gaben aber Widerspruch zu Protokoll und kündigten Anfechtungsklagen an. Dies könnte die Eintragung in das Handelsregister verzögern. Viele Kleinaktionäre wollen zudem die Höhe ihrer Abfindung gerichtlich festlegen lassen.
Mannesmann hatte seinen Anteil an Boge im März von gut 50 auf 98 Prozent aufgestockt und dem zur Benedetti-Gruppe gehörenden Verkäufer Sogefi etwa 416 Mark für einen Boge-Titel bezahlt. Die Kleinaktionäre sollen als Abfindung für ein Boge-Papier eine halbe Mannesmann-Aktie oder 150 Mark bekommen. Dies nannten viele Anteilseigner einen Skandal. Die dem Angebot zugrunde liegende Bewertung der KPMG Deutsche Treuhand sei ein "reines Parteigutachten". Das Vorgehen von Mannesmann sei das "seit Jahren mieseste und fieseste Manöver eines Großaktionärs".
Die Aktionäre forderten, Mannesmann solle ihnen das gleiche Angebot machen wie der Sogefi. Boge-Vorstands-Chef Roland Mecklinger entgegnete, daß die Summe für das Paket der Italiener ein Marktpreis gewesen sei. Der Abfindung liege das Gutachten zugrunde. Vergeblich verlangten Aktionäre Einsicht in die Expertise. Mecklinger bot an, sie nach der Hauptversammlung, also nach der Abstimmung, hineinschauen zu lassen.
Für Unmut sorgte zudem, daß ein Mannesmann-Mitarbeiter die Verwaltung ständig beriet und der Bevollmächtigte des Konzerns bei der Stimmabgabe hinter Boge-Vorstand und -Aufsichtsrat auf der Bühne saß. Demonstrativ nahm auch ein Kleinaktionär auf dem Podium Platz. Der Vorstand duldete dies.
Die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft muß das Turnier in Savona gegen Gastgeber Italien, GUS, Niederlande, Griechenland und CSFR ohne ihren an Röteln erkrankten Stammtorwart Ingo Borgmann bestreiten. Dafür steht der nach den Absagen aus Hannover reaktivierte Co-Trainer Peter Röhle (Spandau 04 Berlin) nach fast zwei Jahren Nationalmannschafts-Pause wieder im Tor.
RÜGEN, 7. Juli (dpa). Der Hotel-Streik auf der Ostsee-Insel Rügen hat sich ausgeweitet. Heute morgen legten auch die Beschäftigten des Kliff-Hotels in Sellin ihre Arbeit nieder. Bereits am Montag waren die Mitarbeiter des "IFA-Ferienparks" in Binz in einen unbefristeten Streik getreten, davon betroffen waren über 600 Gäste. In den kommenden Tagen werden weitere Arbeitsniederlegungen in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg erwartet. Mit Streiks wollen die Beschäftigten ihre Forderungen nach Tarifangleichung auf 100 Prozent der in Schleswig-Holstein gezahlten Löhne bis 1994 durchsetzen.
BREMEN, 7. Juli (dpa). Der "Fahrradklau" in Deutschland hat im vergangenen Jahr zugenommen. Wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) am Dienstag in Bremen berichtete, registrierte die Polizei 1991 über 436 000 Fahrraddiebstähle, davon rund 359 000 in den alten Bundesländern außer Berlin. In Westdeutschland stieg der Fahrraddiebstahl damit gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent an. Eine Vergleichszahl für die ostdeutschen Länder gibt es nach Angaben des ADFC noch nicht.
Die Aufklärungsquote sei im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren auf den "absoluten Tiefstand" von 7,9 Prozent gesunken. In der Hitliste der "beliebtesten Städte" für Fahrraddiebe führt Münster vor den Hansestädten Bremen, Hamburg, Lübeck und Rostock. Eine Ursache dafür sieht der ADFC im Mangel an diebstahlsicheren Abstellanlagen.
ERFURT, 7. Juli (dpa). Süße Bescherung: Ein mit rund sechs Tonnen Kuchen beladener Sattelzug ist in der Nacht zum Dienstag auf der Autobahn 4 bei Erfurt aus bislang ungeklärter Ursache von der Fahrbahn abgekommen und umgestürzt. Laut Polizei rutschte die Ladung auf die Autobahn und sorgte bis in die frühen Morgenstunden für erhebliche Verkehrsbehinderungen.Frankreich nominierte "Dopingsünder"
Die Französische Reiterliche Föderation hat den in eine Doping-Affäre verwickelten 33jährigen Welt- und Europameister im Springreiten, Eric Navet, für die Olympischen Spiele in Barcelona nominiert.Mordversuche à la Hitchcock
MÜNSTER, 7. Juli (dpa). Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock läßt grüßen: Mit drei Mordanschlägen sollen zwei Männer im Alter von 19 und 49 Jahren im vergangenen Jahr versucht haben, einen Bekannten zu töten, um dessen Lebensversicherung zu kassieren. Einmal - so die Anklage - stießen sie den Mann, der mit ihnen in einer Wohnung lebte, eine Parkhaustreppe hinab, ein anderes Mal stürzten sie ihn von einem Felsen in der Sächsischen Schweiz. Schließlich wollten sie ihn beim Duschen durch einen Stromschlag töten. Seit Dienstag müssen sich die beiden vor dem Landgericht Münster wegen versuchten Mordes verantworten.
Ihr Opfer hatte die Anschläge mit erheblichen Verletzungen überlebt. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hatte das Duo den Mitbewohner zum Abschluß der Lebensversicherung überredet. Dann arrangierten die Angeklagten die Todesfallen so, daß es nach einem Unfalltod aussehen sollte. Der 49jährige Angeklagte habe auf 182 000 Mark hoffen können.
TIRANA, 7. Juli (dpa/Reuter). Die wirtschaftliche Lage in Albanien wird immer verzweifelter. Wie am Dienstag in der Hauptstadt Tirana bekannt wurde, haben Tausende von Albanern am Montag nachmittag das Botschaftsviertel der Hauptstadt belagert und versucht, ausländische Botschaften zu stürmen und so eine Ausreise zu erzwingen. Die Polizei gab mehrere Warnschüsse ab. Daraufhin flogen Steine und Flaschen. Sieben Polizisten mußten in Krankenhäuser eingeliefert werden, hieß es am Dienstag aus Kreisen der Sicherheitskräfte.
Etwa 70 Personen gelang es, den Sicherheitskordon der Polizei zu durchbrechen und bis zur deutschen Botschaft vorzudringen. Der deutsche Botschafter in Tirana, Klaus Vollers, trat vor die Tür seiner Mission und forderte die Menschen auf, ihre Heimat nicht zu verlassen. "Keinem wird gestattet, die Botschaft zu betreten. Sie sollten am Neuaufbau ihres Landes mithelfen", wurde Vollers zitiert. Kurze Zeit später zerstreute sich die Menge.
Nach Fernsehberichten kam es in der Hafenstadt Durres zu Ausschreitungen zwischen Fluchtwilligen sowie Armee- und Polizeiangehörigen. Tausende Menschen hätten versucht, die im Hafen liegenden Schiffe zu entern, um so ins Ausland zu gelangen, hieß es. Es gab Verletzte auf beiden Seiten. Die Schiffe wurden ins offene Meer hinaus verlegt, bis sich die Lage wieder beruhigt hat.
Der neue Massenflucht-Versuch dürfte im Zusammenhang mit einer Rede von Finanzminister Genc Ruli stehen. Er hatte am Montag vor dem Parlament in Tirana die wirtschaftliche Lage Albaniens als katastrophal bezeichnet. "Die Arbeitslosigkeit im Staatssektor beträgt 28 Prozent, das Budgetdefizit ist viermal höher als noch im Vorjahr. . . . Wir leben praktisch nur von der ausländischen Lebensmittelhilfe", hatte Ruli geschildert. Ruli hatte zudem harte Reformen angekündigt, da sanfte Schritte das Leiden nur verlängerten. Die bisherigen Auslandshilfen und Kredite hatte er auf 300 Millionen Dollar beziffert.
ATHEN, 7. Juli (dpa). Jedes dritte Lebensmittelgeschäft in und um Athen bietet verdorbene Lebensmittel an: Schlechter Käse, gefährlich altes Geflügel, gammelndes Frischfleisch und viele Male aufgetauten Tiefkühlfisch. Das haben Lebensmittelkontrollen in den vergangenen sechs Monaten ergeben. Die am Dienstag von den Gesundheitsbehörden veröffentlichte Studie zeigt, daß bei 21 500 Kontrollen über 6000 Mal die Vorschriften nicht eingehalten worden waren.
Allein 180 Tonnen Schafskäse und fast 120 Tonnen Hühnerfleisch wurden beschlagnahmt und vernichtet. Immer wieder werden Einheimische und Touristen mit zum Teil schweren Lebensmittelvergiftungen in Krankenhäuser eingeliefert.
ZITTAU, 7. Juli (dpa). Drei afrikanische Asylbewerber, die in der Nacht zum Sonntag im ostsächsischen Zittau nach einer Messerstecherei festgenommen worden waren, haben offenbar in Notwehr gehandelt. Ein 18jähriger Deutscher war dabei durch einen Messerstich getötet worden. Es bestehe kein dringender Tatverdacht, sagte Staatsanwalt Martin Uebele am Dienstag. Sie seien wieder auf freiem Fuß und aus Sicherheitsgründen in ein anderes Heim verlegt worden.
Zusammen mit zwei Rechtsradikalen hatte der 18jährige die Afrikaner mit Faustschlägen und einer Luftpistole angegriffen. Nach den bisherigen Ermittlungen könne nicht ausgeschlossen werden, daß dabei einer der Asylbewerber in Notwehr zugestochen habe. Der Jugendliche war kurze Zeit später in einem Krankenhaus verblutet.
Zwei Stunden nach der Auseinandersetzung hatten rund 15 Rechtsradikale das Asylbewerberheim mit Baseballschlägern, Reizgas und Feuerlöschern angegriffen. Vier Heimbewohner erlitten leichte Verletzungen. Gegen 13 deutsche Jugendliche leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren wegen schweren Landfriedensbruches ein.
Aufgespießt
"Wir haben jetzt durch eigene Arbeit und mit Glück viel Grund, uns zu freuen. Das ist für mich eine Botschaft, die den Deutschen jetzt gemäß ist." Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in einem Interview der Münchner Illustrierten "Bunte" zur Situation der Deutschen.
LÜNEBURG, 7. Juli (dpa). Die Zweitfrau eines 46jährigen Ägypters, der seit 1969 in erster Ehe mit einer Deutschen verheiratet ist, erhält in der Bundesrepublik keine Aufenthaltserlaubnis. Mit diesem Urteil bestätigte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg am Montag abend in zweiter Instanz eine entsprechende Entscheidung der Ausländerbehörde des Landkreises Osnabrück sowie des Verwaltungsgerichts Osnabrück (Az.: 7 L 3634/91).
Zur Begründung hieß es, die Ägypterin und ihre fünf Kinder lebten zur Zeit von Sozialhilfe. Dies sei jedoch nach geltendem Ausländerrecht ein Grund, die Aufenthaltserlaubnis zu versagen. Zudem könne der Mann die Erlaubnis für seine Zweitfrau nicht mit einer Familienzusammenführung begründen.
WEIMAR. Die Stiftung Weimarer Klassik, die das Erbe so berühmter deutscher Dichter wie Friedrich Schiller und Johann Wolfgang Goethe bewahrt, steht jetzt vor einem Neuanfang. Ihr neuer Präsident Bernd Kauffmann, der offiziell in sein Amt eingeführt wurde, sieht die Heranführung der Weimarer Arbeit an die internationale Forschung als eine der Hauptaufgaben an.
Wie er in einem dpa-Gespräch sagte, gehöre dazu auch, aus dem Schatten der früheren Einseitigkeit zu DDR-Zeiten herauszutreten und das Weimarer Erbe in seiner Ganzheit - auch mit Franz Liszt und Friedrich Nietzsche - zu begreifen.
Der Hamburger Jurist Kauffmann ist Nachfolger des Literaturwissenschaftlers Lothar Ehrlich, der im März zurückgetreten war. Er plant Lesungen, Musikveranstaltungen, Theaterprojekte und Tagungen, würde jedoch einen "Teufel tun" und riesige Veranstaltungen in die Region setzen und "beten, daß jemand kommt". Gegenwärtig versuche jede Stadt, "sich mit beliebigen, folgen- und wirkungslosen Festivals bei Laune zu halten". Kauffmann denkt eher an gehobene Unterhaltung, die sich mit Themen wie Nietzsches Goethe-Verständnis, Schillers Geschichtsauffassung, mit dem Verhältnis von Geisteswissenschaften und Germanistik oder dem Feuilleton beschäftigt.
Kauffmann, früher Generalsekretär der Stiftung Niedersachsen, unterstehen Goethe- und Schiller-Museum, Liszthaus und Nietzsche-Villa, Bibliotheken, Archive, Parks und Schlösser. Als überdenkenswert bezeichnete der Präsident die Gründung einer zweiten großen Weimar- Stiftung, in der das Deutsche Nationaltheater, die Weimarer Kunstsammlungen und das Kunstfest zusammengefaßt werden könnten. dpa
Der 26jährige Mittelfeldspieler Manfred Schwabl vom deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München zog sich beim Trainingsauftakt einen Bänderanriß im linken Sprunkgelenk zu und muß nun zehn Tage Gips tragen.
MOSKAU, 7. Juli (dpa). Der bei einem Störfall im März beschädigte dritte Block des Atomkraftwerks Sosnowi Bor bei St. Petersburg ist am Dienstag erstmals wieder zur vollen Leistung hochgefahren worden. Wie der diensthabende Ingenieur der Nachrichtenagentur Itar-Tass sagte, funktionierte der 1000-Megawatt-Reaktor normal.
Der Block war drei Monate lang repariert und getestet worden, nachdem ein Rohrbruch am 24. März einen Störfall der Stufe zwei auf der siebenstufigen Skala der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEO) ausgelöst hatte. Dabei war radioaktiver Dampf ins Innere des Reaktors und über das Lüftungssystem auch nach außen gelangt.
SAARBRÜCKEN, 7. Juli (dpa). In der saarländischen Steueraffäre kann dem Saarbrücker Finanzminister Hans Kaspar (SPD) nach Mehrheitsmeinung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses keine Schuld nachgewiesen werden. Es geht um möglicherweise rechtswidrige Steuergeschenke an ansiedlungswillige oder konkursbedrohte Unternehmen.
Nach sechs Monaten legte der Ausschuß mit SPD-Mehrheit dem Landtag am Dienstag einen Zwischenbericht vor. Die CDU/FDP-Opposition lehnte den Bericht als "sinnlos" ab. Er soll am heutigen Mittwoch im Landtag behandelt werden.
In dem Bericht geht es im einzelnen um einen umstrittenen Steuerschuldnachlaß für die Firma Vibro-Ram OHG (Blieskastel) im Sommer 1987 und um mögliche steuerliche Begünstigungen des Suchtklinik-Konzerns Allgemeine Hospital-Gesellschaft (AHG), der 1985 nach Saarbrücken kam. Im Falle Vibro-Ram soll auf Betreiben des Finanzministeriums die Steuernachforderung von knapp 1,5 Millionen Mark auf rund 700 000 Mark reduziert worden sein, angeblich um den Konkurs der Firma abzuwenden.
Die Profis der zweiten Bundesliga müssen sich am kommenden Wochenende als erste in Deutschland an die neuen Fußball-Regeln des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) gewöhnen. Danach darf der Torwart einen Ball, den ihm ein Mitspieler mit dem Fuß zuspielt, nicht mehr mit der Hand berühren. Andernfalls muß der Schiedsrichter einen indirekten Freistoß geben. Auf die zu erwartetenden Umstellungen hat der Schiedsrichter-Ausschuß des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) 32 seiner insgesamt 60 Unparteiischen am Wochenende mit einem Kurzlehrgang eingestimmt.
Darüber hinaus erhält ein Spieler "Gelb", wenn er nach einer Freistoß-Entscheidung den Ball wegschießt oder wegträgt. Ebenfalls eine Verwarnung gibt es, wenn sich ein Spieler bei einem Freistoß zu früh aus der Mauer löst. Als drittes müssen die Schiedsrichter die Gelbe Karte zücken, wenn sich ein Profi bei einem Freistoß direkt vor den Ball stellt. dpa
STRASSBURG, 7. Juli (dpa). Die EG- Kommission hat eine überwiegend positive Bilanz der sechsmonatigen portugiesischen Ratspräsidentschaft und des Gipfeltreffens in Lissabon gezogen. Die Portugiesen hätten in einer schwierigen Zeit wesentliche Fortschritte erzielt, besonders im Bereich des Binnenmarktes, erklärte EG-Kommissar Martin Bangemann am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg.
Hinsichtlich der Diskussion über die Subsidiarität kündigte Bangemann einen neuen Bericht der Kommission an, der in sechs Monaten auf dem Gipfeltreffen in Edinburgh vorgelegt werde. "In Zukunft wird die EG-Kommission Vorschläge über Gemeinschaftsmaßnahmen begründen", meinte Bangemann. "Der Nutzen von EG-Richtlinien muß von den Bürgern erkannt werden", fügte er hinzu. Subsidiarität bedeutet, soviel Verantwortung wie möglich auf nachgeordnete Ebenen zu verlagern und nicht alles von Brüssel entscheiden zu lassen.
Der portugiesische Ministerpräsident Anibal Cavaco Silva bedauerte in seiner Bilanz, daß die Richtlinien über die Arbeitszeit und über gefährliche Abfälle nicht in Kraft gesetzt worden seien.
PARIS, 7. Juli (dpa). Nach dem blutigen Anschlag auf den Konvoi Danielle Mitterrands im irakischen Kurdengebiet hat Frankreich am Dienstag klargemacht, daß es gegen die Schaffung eines unabhängigen Kurdenstaates ist. Das Außenministerium in Paris erklärte, die Frau des französischen Präsidenten sei privat auf Beschluß ihrer Stiftung France Libertes in Irak gewesen. Ihre humanitären Aktionen hätten nichts mit der Haltung Frankreichs zu dem politischen Problem der kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen zu tun.
Das Ministerium wiederholte die Erklärung von Staatschef Mitterrand vom April in Tunis, daß das kurdische Volk "niemals seine Einheit in einem Staat verwirklicht" habe. "Frankreich ist der Ansicht, daß es das Klima in dieser schwierigen Region nicht zusätzlich stören sollte, indem es die Forderung der Kurden nach der Schaffung eines Staates ermutigt, der nicht den Umständen entspricht", hatte Mitterrand erklärt. "Frankreich achtet das Recht und die Souveränität der Staaten, in denen Kurden leben, und insbesondere die Souveränität der Türkei."
Das siebenköpfige deutsche Aufgebot für die Straßenrennen der Radamateure bei den Olympischen Spielen in Barcelona steht jetzt endgültig fest. Auf Vorschlag von Bundestrainer Peter Weibel benannte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) dem Nationalen Olympischen Komitee den Dortmunder Erik Zabel für das Einzel- und den Hannoveraner Bernd Dittert für das 100-km-Mannschaftsrennen als endgültige Starter. Stephan Gottschling (Nürnberg) und Steffen Blochwitz (Cottbus), die ebenfalls zur Diskussion standen, fielen durch das olympische Sieb.
Das Einer-Straßenrennen am 2. August bestreiten danach die drei Fahrer Steffen Wesemann (Frankfurt/Oder), in diesem Jahr Gewinner der Niedersachsen-Rundfahrt und der Friedensfahrt, Andreas Lebsanft (Öschelbronn) und Zabel. Das Team für das 100-km-Mannschaftsrennen am 26. Juli bilden nunmehr endgültig Uwe Peschel (Erfurt), Michael Rich (Öschelbronn), Bernd Dittert (Hannover) und Christian Meyer (Hannover). Er ist der einzige Neue in der Mannschaft, die 1991 in Stuttgart mit Uwe Berndt (Gera) Vizeweltmeister hinter Italien wurde.
Offen ist in der deutschen Mannschaft für die Straßen- und Bahnwettbewerbe jetzt lediglich noch die Frage, ob die für das Straßenrennen bereits nominierte Petra Roßner (Köln) auch die Verfolgung der Frauen auf der Bahn bestreitet. Die Weltmeisterin von 1991 muß dafür in einer eigens für sie am 15. Juli in der Stuttgarter Schleyerhalle angesetzten Leistungsüberprüfung eine Zeit von 3:49,80 Minuten erreichen. dpa
HAMBURG, 7. Juli (dpa/AP). Die Hotel-Streiks in Mecklenburg-Vorpommern sind am Dienstag vorläufig bis zum 15. Juli ausgesetzt worden. Die Arbeitgeber hätten sich verhandlungsbereit gezeigt, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG).
Die Arbeitsniederlegungen, an denen NGG-Angaben 500 bis 800 Beschäftigte beteiligten, waren am Dienstag zunächst ausgeweitet worden. Die Beschäftigten kritisierten, daß die Arbeitgeber sich bisher geweigert hätten, einen Tarifvertrag für das gesamte Bundesland abzuschließen. Auch Haustarife seien abgelehnt worden. Die Streikenden fordern eine Anpassung an das Lohnniveau von Schleswig-Holstein in zwei Stufen bis 1994. Schwerpunkte der Streiks waren Rügen und Schwerin, knapp 600 Gäste waren davon betroffen.
Nach Angaben der NGG werden an die rund 12 000 Angestellten in Mecklenburg-Vorpommern die "niedrigsten Tarife" gezahlt. Köche und Kellner erhalten dort etwa 1 800 Mark netto, in Schleswig-Holstein 2 600 Mark netto. Der Arbeitgeberverband hat in allen Tarifbereichen bisher eine Erhöhung um etwa 100 Mark bis zum April 1993 angeboten.
BERLIN, 8. Juli (dpa). Beim Umzug von Parlament und Regierung von Bonn nach Berlin sollen auf der Spree-Insel im Ost- Berliner Bezirk Mitte vier Bundesministerien angesiedelt werden, darunter das Innen- und das Außenressort. Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) sagte, das Land Berlin und der Bund hätten sich auf diese Verteilung geeinigt. Für die vier Ministerien kämen das ehemalige DDR-Staatsratsgebäude, die Ministerien für Bau und Kultur sowie das Gebäude des ehemaligen Zentralkomitees der SED in Frage.
LONDON, 7. Juli (dpa). Die private Telefongesellschaft British Telecom will mit polizeilich geschultem Personal beleidigende und obszöne Anrufer enttarnen. Wie das Unternehmen am Dienstag in London bekanntgab, sollen die Mitarbeiter - innerhalb von Minuten nach einem Hilferuf - die Telefonnummer des anonymen Anrufers aufspüren können. Das gelte auch für Anrufe aus Telefonzellen, von Mobiltelefonen und aus dem Ausland.
Jährlich wendet sich eine Viertelmillion verängstigter Kunden, die meisten davon Frauen, an die Telefongesellschaft. Die Hälfte berichtet von Telefon-Terror durch Schweigen, zwei Prozent wurden durch Stöhnen belästigt, die übrigen meist durch obszöne Worte.
Die Tour im Wechselfieber: Am vierten Tag der 79. Frankreich-Rundfahrt wurde das Gelbe Trikot für den Gesamtbesten zum vierten Mal weitergereicht. Neuer Träger ist zum ersten Mal in seiner Karriere der 25jährige Franzose Pascal Lino, der das "Maillot Jaune" von seinem Mannschaftskollegen Richard Virenque übernahm. Lino war Mitglied einer zehnköpfigen Ausreißergruppe, die das Ziel der 4. Etappe nach 218 km von Pau nach Bordeaux mit 6:59 Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld mit allen Favoriten erreichte. Tagessieger nach 5:45:17 Stunden wurde der 27jährige Niederländer Rob Harmeling vor dem Belgier Sammie Moreels. Den Sprint des Feldes gewann sein Landsmann Johan Museeuw vor Olympiasieger Olaf Ludwig (Gera).
Schon beim ersten Sprint um Zeitgutschriften setzte sich nach 35,5 km die Spitzengruppe ab. 64 km vor dem Ziel besaß die Gruppe 14:10 Minuten dann schon Vorsprung. Die Zwölf arbeiteten harmonisch zusammen, und obwohl hinter ihnen im Hauptfeld die Helfer der Favoriten im Akkord ackerten, verringerte sich der Abstand nur langsam. Damit ereignete sich das Gegenteil von dem, was die meisten vor dieser für Sprinter wie geschaffenen Flachetappe vorausgesagt hatten: Die schnellen Spurter wie Ludwig, Mario Cipollini (Italien), Dschamolidin Abduschaparow (Usbeskistan) und Museeuw hofften vergeblich auf eine Massenankunft.
Greg LeMond hat die Hoffnung auf einen vierten Gesamtsieg offensichtlich noch nicht aufgegeben. Der Amerikaner blickt noch sorgenfrei in die unmittelbare Tour-Zukunft, obwohl er auf den ersten beiden Etappen keine gute Figur gemacht hatte. "Ich kam sehr müde in San Sebastian an. Wegen der Lkw-Blockaden in Frankreich habe ich für die Fahrt 36 Stunden von Belgien gebraucht. Logisch, daß die Beine da am Anfang sehr schwer sind. Aber die wenigen Sekunden, die ich auf Indurain und Bugno verloren habe, sind bedeutungslos", sagte der zweifache Weltmeister, der Ende August in Colorado Springs den Stunden-Weltrekord von Francesco Moser (Italien) angreifen will.
Weltmeister Gianni Bugno mißt den neuesten Entwicklungen in der Tour '92 noch keine große Bedeuung zu. "Die Tour wird in den Alpen und vor allem bei den drei Zeitfahren entschieden. Das steht fest", betonte "Gianni Nazionale", der als erster Italiener nach Felice Gimondi (1965) wieder die Tour gewinnen will.
Heute steht für die Fahrer in Libourne ein 63,5 km langes Mannschaftszeitfahren auf dem Programm. dpa/sid
RIO DE JANEIRO, 7. Juli (dpa). 180 000 Slumbewohnern in Rio de Janeiro ist der Aufenthalt in ihrem Wohnbezirk "gekündigt" worden. Wie die Stadtverwaltung am Dienstag bestätigte, setzte ein Gericht für die komplette Räumung der Favela "Complexo do Alemao", die aus etwa 35 000 Baracken und Hütten besteht, eine Frist von 30 Tagen.
Das von den Armen besiedelte 13,7 Hektar große Gebiet soll verkauft werden, um die Gläubiger einer vor 20 Jahren in Konkurs gegangenen Firma zu entschädigen, der das Slumgelände eigentumsrechtlich gehört.
BERLIN, 8. Juli (dpa). Der Eisenbahnsalonwagen "Berlin 11" von Kaiser Wilhelm II. soll restauriert und später im Berliner Museum für Verkehr und Technik ausgestellt werden. Darauf haben sich die Reichsbahn und die Verkehrsmuseen von Berlin und Dresden geeinigt. Der Salonwagen, der zwischen 1889 bis 1918 vom Kaiser genutzt worden war, stand zwischen 1920 und 1943 im Berliner Verkehrs- und Baumuseum.
Aufgespießt
"Mißernte in Schleswig-Holstein in vollem Gange - Bundeswehr hilft" Überschrift einer Meldung der Deutschen Presseagentur vom Dienstag
Die sieben führenden Industrienationen haben sich bei ihrem Gipfeltreffen in München für die Olympia- Teilnahme der Sportler aus Rest-Jugoslawien nur unter Bedingungen ausgesprochen. Als Einzelvertreter unter der olympischen Fahne könnten die Sportler aus Serbien und Montenegro bei den Sommerspielen in Barcelona teilhaben, sagte ein Sprecher der EG-Kommission am Dienstag in München. Die Beteiligung der betroffenen Sportler ist durch den Boykott- Beschluß des UN-Sicherheitsrates gefährdet.
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, hatte die Staats- und Regierungschefs um eine Stellungnahme gebeten und sich mit der Bitte an US-Präsident George Bush gewandt, kein Veto gegen eine jugoslawische Beteiligung einzulegen. Nach einem Gespräch mit dem spanischen Regierungschef Felipe Gonzalez am Dienstag in Madrid hatte sich der Spanier "ziemlich optimistisch" geäußert.
Auch Gonzalez habe Hilfe bei der Suche nach einer Lösung für die Teilnahme der jugoslawischen Sportler zugesagt, hieß es nach dem Treffen. "Wir werden bis zum letzten Moment kämpfen", sagte der IOC-Präsident. Das IOC muß am Freitag eine endgültige Entscheidung treffen.
In einem Gespräch mit Pressevertretern erklärte ein Gipfel-Teilnehmer, der namentlich nicht genannt werden wollte, daß der Vorschlag vom britischen Premierminister John Major stamme. Danach soll Major bereits einen Brief an Samaranch gesandt haben. Schon am vergangenen Freitag soll Major mit dem IOC-Präsidenten zusammengetroffen sein.
Die Teilnehmer des Wirtschaftsgipfels hatten am Dienstag unter anderem den Ausschluß Rest-Jugoslawiens aus allen internationalen Organisationen gefordert und erklärt, daß sie Serbien und Montenegro nicht als alleinigen Nachfolgestaat Jugoslawiens akzeptieren. dpa/sid
LISSABON, 10. Juli (dpa). Trotz großer Unruhe in der Armee hat das portugiesische Parlament gegen das Veto von Staatspräsident Mario Soares zum zweiten Mal ein Gesetz zur drastischen Verkleinerung des Offizierskorps seiner Streitkräfte verabschiedet. Soares, der das Gesetz für einen Verstoß gegen die Verfassung hält, dürfte ein zweites Veto einlegen, das jedoch dann mit einfacher Mehrheit überstimmt werden kann.
Das Gesetz sieht vor, die höheren Ränge erheblich auszudünnen und viele Offiziere (rund 700) vorzeitig in Pension zu schicken oder nicht weiter aufsteigen zu lassen. Betroffen sind vor allem die Obristen, aber auch Generäle.
Die Regierung hatte 1991 bereits den Wehrdienst aus Kostengründen von 18 auf vier Monate ab 1993 verringert. Von den Offizieren sind vielfach auch jene betroffen, die mit ihrem unblutigen Putsch 1974 Portugal die Demokratie brachten. Staatschef Soares argumentiert, daß die Regierung nicht einfach Gesetze mit früheren Laufbahnzusagen kurzfristig ändern könne.
TENNIS
TURNIER der Frauen, Kitzbühel: Einzel, 1. Runde: Probst (Bamberg) - Morton (Australien) 6:2, 6:0, Meier (Saarlouis) - Strandlund (Schweden) 4:6, 6:3, 6:4, Sviglerova (CSFR) - Dahlman (Finnland) 4:6, 6:4, 6:3, Zrubakova (CSFR) - van Lottum (Frankreich) 7:5, 4:6, 6:3, Paulus (Österreich) - Schett (Österreich) 6:3, 6:4, Malejewa-Fragniere (Schweiz) - Dopfer (Österreich) 6:2, 6:2, Wiesner (Österreich) - Martinek (Heidelberg) 6:4, 6:3.
TURNIER der Männer, Gstaad: Einzel, 1. Runde: Tscherkassow (GUS) - Steeb (Stuttgart) 7:6 (7:5), 3:6, 6:3, Santoro (Frankreich) - Rosset (Schweiz) 6:4, 4:6, 7:5, Pioline (Frankreich) - Fontang (Frankreich) 6:4, 6:0.
RADSPORT
14. INTERN. RAD-RUNDFAHRT, Böblingen, 5. Etappe, Mannschaftszeitfahren über 1400 m: 1. ZG Bottecchia (Pierobon, Citterio/beide Italien) 1:49,69 Minuten, 2. Europäische Auswahl (Kulas/Polen, Tchmile/GUS, Carrara/Dänemark) 1:50,74, 3. Auto Staiger (Hess, Dörich/beide Sindelfingen, Haase/Ruhpolding) 1:53,39, 4. Hofbräu (Nepp/Krefeld, Görgen/Bergheim, Bolten/Köln) 1:53,92, 5. Deutsche Auswahl (Hundertmarck/Kelsterbach, Dürst/München, Müller/Melle) 1:54,03
Gesamtstand nach fünf Etappen: 1. ZG Bottecchia 9:46,26 Min., 2. Europäische Auswahl 10:02,95, 3. Hofbräu 10:07,89, 4. Lampre (Bodyk, Krawkzik, Halupczok/alle Polen) 10:14,76, 5. Varta ( van Rijen/Niederlande, Traxl/Österreich, Besanko/Australien) 10:19,58.
BOGOTÁ, 9. Juli (dpa). Lösegelderpressung, Überfälle, Rauschgifthandel und Geldwäscherei: Nach einem Bericht der Tageszeitung "El Tiempo" ist die linke Guerillabewegung Kolumbiens eine mittlere Wirtschaftsmacht geworden. Allein im vergangenen Jahr haben die schätzungsweise 8000 Kämpfer der Dachorganisation Simon Bolivar (CGSB) mindestens 400 Millionen Mark kassiert. Der Löwenanteil davon stammt aus der Entführung von Unternehmern, Großgrundbesitzern und anderen zahlungskräftigen Geiseln.
Die marxistischen Revolutionären Streitkräfte (FARC) haben für die Freilassung von 370 Gefangenen 213 Millionen Mark bekommen, schreibt "El Tiempo" unter Berufung auf die Behörden.
Auch die Drogenmafia wird von den Rebellen zunehmend als Geldgeber angezapft. Für die Bewachung ihrer Kokaplantagen und Schlafmohnfelder zur Heroinherstellung sollen die Rauschgiftringe den FARC-Guerilleros rund 36 Millionen Mark überwiesen haben. In die Taschen des kleineren Nationalen Befreiungsheers (ELN) flossen 1991 über 100 Millionen Mark - ein Drittel davon aus der Entführung von 240 Menschen.
TURNIER der Frauen in Palermo (100 000 Dollar): Einzel, 1. Runde: Shulz (Niederlande) - Zivecc-Skuly (München) 6:1, 3:6, 6:3, Cioffi (USA) - Beverly (USA) 4:6, 6:3, 6:3, Kroupüova (CSFR) - Perfetti (Italien) 6:4, 6:7 (7:9), 6:4 .
LIMA, 8. Juli (dpa). Einer der wichtigsten Führer der maoistischen Rebellenbewegung "Sendero Luminoso" (Leuchtender Pfad) ist in Peru festgenommen worden. Wie die Zeitung "Expreso" berichtete, wurde Oscar Ramirez verhaftet, der als Nummer drei nach Sendero-Chef Abimael Guzman gilt.
WASHINGTON, 8. Juli (dpa). US-Verteidigungsminister Richard Cheney hat am Dienstag den Finanzprüfer des Pentagons, Sean O'Keefe, zum neuen Marineminister ernannt. Sein Vorgänger, Lawrence Garrett, war zurückgetreten, weil er sexuelle Belästigungen von 26 weiblichen Marinemitgliedern nicht ausreichend untersucht hatte.
BONN, 7. Juli (dpa). Die Rektoren der deutschen Hochschulen wollen eine grundlegende Strukturreform von Studium und Lehre. Gleichzeitig verlangen sie aber angesichts des ungebrochenen Trends zu höheren Bildungsabschlüssen nachdrücklich vom Staat mehr Geld. Den 1,8 Millionen Studenten und den mehr als 300 000 Studienanfängern pro Jahr könne sonst keine hochwertige Ausbildung garantiert werden, sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Hans-Uwe Erichsen, bei der Vorlage eines Reformkonzeptes am Dienstag in Bonn.
MÜNCHEN, 7. Juli (dpa). Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) hat die Einigung mit der SPD über die künftige Zinsbesteuerung begrüßt. Er sei "mit dem Ergebnis zufrieden", sagte Waigel heute am Rande des Wirtschaftsgipfels in München. Die Erhöhung des Zinsabschlags auf 30 Prozent werde zu keiner Beunruhigung der Kapitalmärkte führen. Waigel hob hervor, daß das Bankgeheimnis gegenüber dem Finanzamt wie bisher gewahrt bleibe. Nach dem Beschluß des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat am Montag abend in Bonn müssen die Banken vom 1. Januar 1993 an 30 Prozent der Zinseinkünfte oberhalb bestimmter Freibeträge direkt an die Finanzämter abführen. Die Freibeträge betragen 6000 Mark jährlich für Ledige und 12000 Mark für Verheiratete. Dieser Abschlag kann bei der persönlichen Steuererklärung geltend gemacht werden. Bei sogenannten Tafelgeschäften, die anonym am Bankschalter abgewickelt werden, soll der Abschlag 35 Prozent betragen.
BONN (dpa/FR). Ein umfassender Ausbau der Verkehrswege in der Bundesrepublik bis zum Jahre 2005 würde weit mehr als eine Billion Mark verschlingen. Zu diesem Ergebnis kommt das Münchner Ifo-Institut in einer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in Auftrag gegebenen Studie. Die Kosten seien damit höher als von der Bundesregierung angenommen, sagte der Präsident der Organisation, Hermann Becker, vor dem Deutschen Verkehrsforum in Bonn. Zur Finanzierung befürwortete er die Einführung einer Straßenbenutzungsgebühr.
Allein 403 Milliarden Mark müßten nach Angaben Beckers in die ostdeutschen Verkehrswege investiert werden, darunter 240 Milliarden Mark in den Straßenbau. Der Sanierungs- und Erweiterungsbedarf in den neuen Ländern sei weitaus höher als es angesichts des desolaten Zustandes dort ohnehin schon erwartet worden sei. Im Westen veranschlagten die Experten die notwendigen Aufwendungen auf rund 800 Milliarden Mark bis 2005. Zwei Drittel würden für den Straßenbau angesetzt. Insgesamt ergebe sich damit für die Bundesrepublik ein Volumen von 1,3 Billionen Mark.
Becker, der auch Vorstands-Chef des Holzmann-Konzerns ist, plädierte erneut für eine Vereinfachung des Planungsrechts zur Beschleunigung von Projekten und effizientere Vergabeverfahren.
BONN, 7. Juli (dpa). Die Universitäten wollen das Studium künftig so organisieren, daß ein "durchschnittlich begabter" junger Mensch es in vier bis fünf Jahren abschließen kann. Zuviel Spezialwissen soll dafür aus den Prüfungskatalogen gestrichen und in Aufbau- und Vertiefungsstudiengängen angeboten werden. Dies beschlossen die Mitglieder der Hochschul-Rektorenkonferenz (HRK) am Dienstag in Bonn. Mit der Reform von Studium und Lehre erwarten die Hochschulen mehr Geld vom Staat.
Die HRK legte ein "Konzept zur Entwicklung der Hochschulen" vor. Die Strukturänderung sei notwendige Konsequenz aus der "dauerhaften Herausforderung", daß die Universitäten ein Drittel eines Altersjahrganges auszubilden hätten, sagte der Präsident der HRK, Hans- Uwe Erichsen. Das alte deutsche Universitätsideal, die von Humboldt beschworene "Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden" könne dann im Aufbaustudium "wieder auferstehen". Einvernehmlich mit den Kultusministern wollen die Rektoren dazu die Rahmenprüfungsordnungen ändern. Jeder dritte Student soll künftig an einer Fachhochschule studieren, heißt es in dem Konzept weiter. Bislang ist dies erst jeder Vierte. Die Stellung des Fachhochschulprofessors soll aufgewertet werden.
Doch ohne mehr Geld läßt sich aus Sicht der Rektoren das deutsche Hochschulwesen nicht reformieren. Angesichts 1,78 Millionen Studenten und mehr als 300 000 Anfängern pro Jahr bei einem "ungebrochenem Trend zu höheren Bildungsabschlüssen" sei man an die Grenze der "Überlast" gestoßen, sagte Erichsen. Viele Hochschulbauprojekte ließen sich nicht realisieren.
Die Rektoren erwarten, daß der Staat die Hochschulen dauerhaft mit insgesamt 1,325 Millionen Studienplätzen ausstattet, davon rund 420 000 an den Fachhochschulen. Bislang gelten erst inklusive Ostdeutschland gut 900 000 Studienplätze als voll ausgebaut. Für die neuen Länder würde dies eine Verdoppelung bis Verdreifachung der universitären Studienplätze bedeuten.
BONN, 7. Juli (dpa). Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) hat die Bundesregierung aufgefordert, "jetzt endlich alle Steuererhöhungspläne auf den Tisch zu legen". Es könne nicht so weitergehen, daß die Öffentlichkeit durch täglich neue Berichte immer weiter verunsichert werde, sagte Lafontaine am Dienstag in Bonn. Ausdruck des "finanzpolitischen Zickzack-Kurses" sei, daß die Bundesregierung noch im Mai jede Steuererhöhung zurückgewiesen habe, nun aber eine Anhebung der Mineralölsteuer, eine neue Autobahngebühr und eine weitere Sonderabgabe plane, wie der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe berichtete. Die Bundesregierung hatte am Montag mitgeteilt, daß sie "derzeit" keine Steuererhöhungen plane.
Der SPD-Haushaltsexperte Rudi Walther (SPD) warf der Bundesregierung "handwerkliche Fehler" vor. Er sei im Prinzip nicht gegen eine Erhöhung der Mineralölsteuer, die auch in der SPD diskutiert werde, sagte Walther am Dienstag in Bonn. Wenn die Bundesregierung aber solche Pläne habe, solle sie sich vor öffentlichen Äußerungen mit den Bundesländern absprechen, die über eine Erhöhung mitentscheiden müßten. "Vom Ansatz her ist eine Mineralölsteuererhöhung nicht zu kritisieren; zu kritisieren ist die Methode", sagte Walther.
Voraussetzung für eine Bahnreform sei, daß Bundesbahn und Reichsbahn ihre Schulden in Höhe von 60 Milliarden Mark erlassen bekämen und der Bund es übernehme, die Pensionen für Bahnbeamte zu bezahlen. Walther wies darauf hin, daß die Kosten für eine Bahnreform in der bisherigen mittelfristigen Finanzplanung nicht vorgesehen seien. Das Kabinett will am nächsten Mittwoch über die Zusammenlegung beider deutscher Bahnen und die Umwandlung in eine Deutsche Eisenbahn AG entscheiden.
Streit um UN-Inspektionen Sicherheitsrat mahnt Irak
NEW YORK, 7. Juli (AFP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat Irak zur umgehenden Zusammenarbeit mit der UN-Kommission zur Überwachung chemischer Waffen aufgefordert. Irak solle unverzüglich aufhören, die UN-Mission an ihrer Arbeit zu behindern. In einer Presseerklärung betont der gegenwärtige Sicherheitsratspräsident, der kapverdische Botschafter José Luis Jesus, die Mitglieder des Rates forderten die irakische Regierung auf, die Inspektoren der Sonderkommission zu den gewünschten Orten zu lassen. Dort könnten sie dann feststellen, ob Dokumente oder Beweise vorlägen, die für ihren Bericht von Bedeutung seien.
Die irakische Regierung hatte am Montag einer Gruppe von 16 UN-Inspektoren weiterhin den Zutritt zum Landwirtschaftsministerium in Bagdad verweigert. Die Experten warteten seit Sonntag auf Zutritt zu dem Gebäude, in dem sie Unterlagen über das irakische Chemiewaffenpotential vermuteten.
Nach der im April 1991 nach dem GolfKrieg verabschiedeten UN-Resolution 687 muß Irak Inspektionsmissionen der UN zur Überwachung von Massenvernichtungswaffen biologischer, chemischer, ballistischer oder atomarer Art Zugang zu allen Stätten gewähren, die mit der Produktion dieser Waffen in Verbindung stehen könnten. Die "gegenwärtige Weigerung" von Irak stelle eine "bedeutende und inakzeptable Verletzung" der Resolution dar, sagte Jesus.
Der Streit zwischen den UN und Irak um die Inspektion ist bereits der zweite Zwischenfall dieser Art. Im September 1991 hatte eine UN-Delegation, die nach Nuklear-Anlagen forschte, vier Tage und vier Nächte auf dem Parkplatz eines Universitätsinstitutes zubringen müssen, bevor Bagdad eine Untersuchung zuließ.
ALGIER, 7. JULI (AFP). In mehreren algerischen Städten sind in den vergangenen Tagen zahlreiche islamische Fundamentalisten festgenommen worden. Wie am Montag von amtlicher Seite mitgeteilt wurde, befinde sich darunter auch ein mutmaßlicher Attentäter auf die Gendarmerie in El Abadia, bei dem der Chef der Brigade getötet worden war. Außerdem seien 20 weitere Personen festgenommen worden, die ihm zur Flucht verholfen hätten, hieß es weiter. Die Germanerie teilte mit, sie habe zahlreiche FIS- Mitglieder wegen des Besitzes von Flugblättern festgenommen.
Der Herausgeber der algerischen Wochenzeitung "Ech Chourouk el Arabi" sowie ein leitender Journalist des Blattes, Ali Fodhil und Saad Bouakba, sind am Montag zu je vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Wie der algerische Rundfunk meldete, wurden die beiden Journalisten wegen "Anstiftung zu Vergehen gegen die staatliche Sicherheit", "Angriffen auf die Interessen der Nation" sowie "Beleidigung der Staatsgewalt" verurteilt. Die Verteidiger der beiden Journalisten bezeichneten die Vorwürfe als "unberechtigt" und kündigten an, gegen die Urteile Berufung einzulegen.
SEOUL, 7. Juli (AFP). Südkorea hat Nordkorea am Dienstag einen Gefangenenaustausch sowie die Zusammenführung von Familien vorgeschlagen, die durch den Koreakrieg jahrzehntelang getrennt worden waren. Der südkoreanische Ministerpräsident Chung Won Shik bezeichnete die getrennten Familien als "die unglücklichsten Opfer" der Teilung der koreanischen Halbinsel. Seinen Vorschlag unterbreitete Chung in einem Brief an seinen nordkoreanischen Amtskollegen Yon Hyong Muk anläßlich des vierten Jahrestages von Präsident President Roh Tae Woos Vorschlag zur Wiedervereinigung der beiden Staaten.
NÜRNBERG, 7. Juli (AFP). Die Zahl der Arbeitslosen hat sich im Juni in Ost- und Westdeutschland unterschiedlich entwickelt. Während sie in den neuen Ländern zurückging, stieg sie im alten Bundesgebiet geringfügig an. Das teilte die Bundesanstalt für Arbeit heute in Nürnberg mit. Im Westen waren danach Ende Juni 1 715 500 Menschen beschäftigungslos, 11 100 mehr als im Mai. Die Quote blieb unverändert bei 5,6 Prozent. In den neuen Ländern sank die Arbeitslosenzahl um knapp 26 000 auf 1,123 Millionen. Die Quote verringerte sich von 14,1 auf 13,8 Prozent. Insgesamt waren in der Bundesrepublik damit im Juni 2,84 Millionen Menschen ohne Beschäftigung.
Den Anstieg im Westen erklärte der Präsident der Bundesanstalt, Heinrich Franke, vor allem mit der zu verzeichnenden "konjunkturellen Eintrübung". Außerdem seien dämpfende Saisoneinflüsse aufgrund des Ferienbeginns in einer Reihe von Bundesländern dazugekommen. Franke zufolge stieg die Arbeitslosigkeit in den alten Ländern binnen Jahresfrist um knapp 123 000 oder von 5,3 auf 5,6 Prozent. Die Zahl der Kurzarbeiter habe sich zwar auf 229 000 verringert, dieser Rückgang sei aber geringer ausgefallen als üblicherweise in dieser Jahreszeit. Im Vergleich zum Vorjahr müßten nun 66 000 Menschen mehr kurzarbeiten. Die Zahl der Beschäftigten stagniere. Im Mai habe man 29,4 Millionen Erwerbstätige gezählt.
Als Gründe für den Rückgang im Osten nannte Franke vor allem das wieder verstärkte Greifen arbeitsmarktpolitischer Instrumente. Außerdem begännen die Ferien dort zumeist später. Um 1,42 Millionen Menschen wurde der Arbeitsmarkt durch die verschiedensten Maßnahmen entlastet. 509 000 Arbeitnehmer besuchten im Juni Fortbildungskurse, 400 000 waren in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) untergebracht. Altersübergangsgeld bezogen 511 000 Menschen und 294 000 erhielten Vorruhestandsgeld.
Franke lehnte es ab, von einer Konsolidierung des Arbeitsmarktes im Osten zu sprechen. Dies sei "verfrüht". Die angekündigten Entlassungen zum Quartalsende seien in den aktuellen Zahlen noch nicht enthalten. Der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen in Ostdeutschland stieg nochmals weiter auf 63,6 Prozent.
BONN, 7. Juli (AFP). Mit einer Demonstration in Bonn protestieren Krankenschwestern und -pfleger am heutigen Dienstag in Bonn gegen den anhaltenden Pflegenotstand in den Krankenhäusern. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) fordert vor allem, die bereits beschlossene Verordnung zur Aufstockung des Personalbestands schon zum 1. August und nicht erst zum nächsten Jahr in Kraft zu setzen. Wenn die Pflegepersonalverordnung erst zum 1. Januar in Kraft trete, werde sie für die anstehenden Haushaltsverhandlungen der Krankenhäuser nicht mehr wirksam, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Detlef Hohlin. Das notwendige Personal könne somit erst 1994 eingestellt werden.
PORT-AU-PRINCE, 8. Juli (AFP). Haitis neuer Ministerpräsident Marc Bazin hat sich für Gespräche mit dem vom Militär gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide in der Hauptstadt der benachbarten Dominikanischen Republik ausgesprochen. In einer Rede an die Nation sagte Bazin, er hoffe, die Organisation Amerikanischer Staten (OAS) werde sich hinter den Vorschlag des dominikanischen Präsidenten Joaquin Balaguer zu Gesprächen in Santo Domingo stellen.
Der Regierungschef, ein früherer Beamter der Weltbank mit guten Beziehungen zu Washington, forderte die Aufhebung der von der OAS gegen Haiti verhängten Wirtschaftsblockade, mit der die Wiedereinsetzung Aristides in das Präsidentenamt erzwungen werden soll. Das Embargo hat nach den Worten Bazins in acht Monaten zum Verlust von 150 000 Arbeitsplätzen geführt. Zehntausende Haitianer seien über das Meer geflohen, im Land herrsche Hunger.
Freunde Aristides hatten bekräftigt, daß der 1991 gestürzte Präsident nicht bereit sei, mit Bazin als Regierungschef zu verhandeln. Allerdings habe er gegen ein Treffen mit Bazin als Parteivorsitzendem nichts einzuwenden.
MOSKAU, 7. Juli (AFP/Reuter/AP/ dpa). Ein Ende der Kämpfe in den Krisenregionen der GUS ist nicht in Sicht. In der Dnjestr-Region sind seit Montag morgen mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen. Dies teilten die Behörden der Dnjestr-Region am Dienstag mit. Bei Bombardierungen der Stadt Dubossary seien 18 Menschen, darunter auch Zivilisten, getötet worden. In einem Dorf im Norden der Region seien außerdem acht Wachtposten erschossen worden.
Das moldawische Innenministerium teilte seinerseits mit, daß zwei Offiziere und ein Zivilist am Dienstag morgen getötet und 29 Menschen verletzt worden seien. Gleichzeitig rief das Parlament fünf Staaten der Region auf, Friedenstruppen zu entsenden. Rußland, die Ukraine, Weißrußland, Rumänien und Bulgarien werden gebeten, eine Pufferzone zu schaffen, um die einander bekämpfenden ethnischen Rumänen Moldawiens und die slawischen Aufständischen der Dnjestr-Region zu trennen. Die GUS-Staaten haben die Entsendung von Friedenstruppen am Montag in Moskau befürtwortet, nachdem alle Vereinbarungen zwischen den Präsidenten Rußlands und Moldawiens über einen Waffenstillstand bisher gescheitert waren.
Bei Kämpfen in der westgeorgischen Stadt Zelendschicha zwischen Anhängern des gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia und der Armee sind ebenfalls mehrere Personen getötet worden. Die Truppen der Regierung Schewardnadse meldeten die Vertreibung der Rebellen aus der Stadt.
Parallel dazu gingen die Kämpfe in Südossetien weiter, die mehrere Opfer forderten. Diese georgische Provinz strebt die Vereinigung mit Nordossetien an, das zu Rußland gehört.
In Berg-Karabach setzten die Aserbaidschaner ihre Offensive gegen die Armenier fort. Die Vorbereitungskonferenz der KSZE über diesen Konflikt ging in Rom ohne Ergebnis zu Ende. Allerdings soll die Friedenskonferenz wie geplant in Minsk Ende Juli stattfinden. In der armenischen Hauptstadt Eriwan forderten 40 000 Demonstranten die Anerkennung Berg-Karabachs durch Armenien. Präsident Lewon Ter-Petrossjan hat einen solchen Schritt bisher abgelehnt.
WASHINGTON, 10. Juli (AFP). Die US- Menschenrechtsorganisation "Afrika Watch" hat dem zairischen Präsidenten Mobutu Sese Seko vorgeworfen, den demokratischen Prozeß in seinem Land zu sabotieren. Mobutu sei fest entschlossen, "um jeden Preis an der Macht zu bleiben" und billige allenfalls kosmetische Reformen in dem afrikanischen Land, hieß es in einem jetzt in Washington veröffentlichten Bericht.
Als Beispiel für die Skrupellosigkeit des zairischen Regimes nennt "Afrika Watch" die beiden Massaker im Mai 1990 auf dem Universitätscampus von Lubumbashi und im Februar dieses Jahres während eines Protestmarschs von Christen in Kinshasa und anderen Städten des Landes. Zudem seien politische Morde, Einschüchterungsversuche oppositioneller Politiker und die Schließung kritischer Zeitungen nach wie vor an der Tagesordnung. Der Bericht erwähnt ausdrücklich die Zivilcourage von Opposition und Bevölkerung, die trotz der Einschüchterungskampagnen unbeirrt an der Demokratisierung des Landes festhalten.
BUENOS AIRES, 10. Juli (AFP). Die Rückgabe der Falklandinseln an Argentinien hat nach den Worten von Staatspräsident Carlos Menem "oberste Priorität". In einer Botschaft an die Streitkräfte aus Anlaß des Unabhängigkeitstages am 9. Juli bekräftigte der Staatschef, daß Argentinien Anspruch auf die Inselgruppe im südlichen Atlantik erhebe, die 1833 von Großbritannien besetzt wurde und seit 1917 britische Kronkolonie ist. 1982 versuchte Argentinien, die Inseln zu erobern, wurde jedoch im Falklandkrieg von den Briten geschlagen. Die daraufhin abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritannien und Argentinien wurden 1990 wieder aufgenommen. Grundlage dafür war eine Vereinbarung, wonach das Thema der Souveränität der Inseln "bis auf weiteres" nicht angesprochen werden sollte.
Zur Person:
PETER-MICHAEL DIESTEL, brandenburgischer CDU-Politiker und letzter Innenminister der DDR, hat den umstrittenen Erwerb seiner Villa am Zeuthener See bei Berlin erneut verteidigt. Er habe das Haus mit einem Grundstück von 3000 Quadratmetern im Juli 1990 nach DDR- Recht ordnungsgemäß erworben, sagte Diestel am Dienstag in Potsdam (das dpa-Bild zeigt ihn bei seiner Pressekonferenz). Neben dem letzten DDR-Finanzminister Walter Romberg (SPD) und dem Justizministerium habe auch die DDR- Volkskammer dem Verkauf zugestimmt, sagte Diestel. Zeitungsberichten zufolge lag eine Billigung des DDR-Parlaments nicht vor. Er habe das Anwesen keinem DDR-Bürger "vor der Nase weggekauft", betonte Diestel. Der Preis von 192 000 Mark sei der höchste gewesen, der je in der DDR für ein Einfamilienhaus gezahlt worden sei. Er räumte aber ein, daß das Anwesen nach der Vereinigung im Wert um ein Vielfaches gestiegen sei. Mit ihrer Klage beim Kreisgericht in Königs Wusterhausen will die Bundesregierung auf Rückgabe der Villa drängen, deren Erwerb sie für unrechtmäßig hält. (AFP)
WIEN, 7. JULI (AFP). Die internationale Isolierung Österreichs gehört der Vergangenheit an: Am Mittwoch wird der neue Präsident Thomas Klestil, der am 24. Mai zum neuen Staatschef gewählt wurde, in Wien vereidigt. Schon vor seiner Amtseinführung ist Klestil geradezu mit Einladungen aus aller Welt überschüttet worden. Sein Vorgänger Kurt Waldheim war in den vergangenen Jahren wegen seiner nationalsozalistischen Vergangenheit nur bei einigen arabischen Staaten offizieller Gast. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen in Wien wird Klestil vermutlich bereits im September in die Vereinigten Staaten fliegen. Waldheim war dort zur "unerwünschten Person" erklärt worden.
Der 59jährige Klestil, der der ÖVP angehört, war jahrelang Botschafter seines Landes in Washington und vertrat Österreich bei den Vereinten Nationen.
Ein weiteres Anzeichen für die Normalisierung der österreichischen Auslandsbeziehungen sei die Nominierung eines israelischen Botschafters, die "sehr bald" zu erwarten sei, hieß es.
PARIS, 7. Juli (AFP). Nach neun Tagen Straßenblockaden, mit denen die französischen Lastwagenfahrer im ganzen Land gegen ein neues Strafpunktesystem für Verkehrsverstöße protestiert haben, zeichnete sich am Dienstag die Aussicht auf ein Ende des Konflikts ab. Vertreter der Regierung sowie der Fahrer und ihrer Arbeitgeber hatten in der Nacht einen Kompromiß ausgehandelt, der die Folgen des Punktesystems für die Berufsfahrer mildern soll.
Rund ein Drittel der 150 Straßensperren wurden durch die Polizei bis Dienstag morgen geräumt. Durch weiter bestehende und neu gebildete Blockaden bestanden jedoch noch zahlreiche Verkehrssperren und Versorgungsengpässe. Die Fernfahrer diskutierten über den Kompromiß, und ihr Verband hielt den Streikaufruf aufrecht, weil er grundsätzlich jedes Strafpunktesystem mit Führerscheinentzug ablehnt.
Die vereinbarte Regelung macht den Fahrern Zugeständnisse. Sie sieht unter anderem vor, daß ein Lkw-Fahrer bei vorübergehendem Entzug des Führerscheins von seinem Arbeitgeber anderweitig beschäftigt wird. Der Arbeitgeber muß auch die Schulungskurse bezahlen, mit denen der Fahrer wieder einen Punktebonus erwerben kann. Außerdem dürfen die Arbeitsverträge keine Zulagen vorsehen, die in der Regel nur durch Verstöße gegen Verkehrsregeln, speziell Tempolimits, erreichbar sind. Rund die Hälfte der Bezüge der Fahrer setzt sich aus diversen Zulagen zusammen. Die von den Fahrern kritisierte lange Arbeitszeit soll Thema von Tarifverhandlungen sein, die Ende nächster Woche aufgenommen werden.
Die Bereitschaftspolizei rückte an mehreren zentralen Sperren massiv und mit Panzerfahrzeugen gegen Lkw vor. Die Autobahn Lille-Paris war am Dienstag frei. Zwischen Lyon und Marseille, an den Pyrenäen und in der Bretagne waren Fernstraßen dagegen noch vielfach unpassierbar. Zahlreiche Fernfahrer wurden vorübergehend festgenommen. Nach Angaben der Polizei wurde bei Maubeuge in Nordfrankreich ein Fahrer von einem Kollegen versehentlich überfahren, als er diesen daran hindern wollte, eine Sperre zu verlassen. Nördlich von Paris blockierten Bauern wegen der EG-Agrarbeschlüsse die Zugverbindung nach Amiens. Auf Straßen nach Paris veranstalteten Taxifahrer Schneckenfahrten mit kilometerlangen Staus.
Das Europa-Parlament in Straßburg zeigte sich am Dienstag besorgt über die wirtschaftlichen Folgen der Blockaden. Viele kleine und mittlere Betriebe seien an den Rand des Ruins gebracht worden. Geradezu "katastrophal" sei die Lage in vielen spanischen und portugiesischen Urlaubsgebieten, wo bis zu 50 Prozent der Touristen ausgeblieben seien. Mehrere Abgeordnete forderten Frankreich auf, Entschädigungen zu zahlen. Vertreter der linken Fraktionen und der Grünen wiesen aber auch auf die "unmenschlichen Arbeitsbedingungen" der Fernfahrer hin, die der eigentliche Grund für die Proteste seien. Ihre Wochenarbeitszeit liege in den meisten EG-Ländern zwischen 60 und 75 Stunden pro Woche. Die EG-Kommission müsse sich endlich für EG-weite Arbeitszeitregelungen einsetzen, forderten Sprecher der wichtigsten Fraktionen. Außerdem solle Brüssel über einen EG-einheitlichen Punkteführerschein nachdenken. (Siehe auch Seite 3)
MÜNCHEN, 7. Juli (AFP/Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat das Vorgehen der Münchner Polizei gegen die Demonstranten bei der Eröffnung des Wirtschaftsgipfels gerechtfertigt. Er habe dafür volles Verständnis. "Wenn ein Staatsgast kommt und die Hymne gespielt wird, soll man ruhig sein", sagte Kohl am Dienstag in München.
Der bayerische Ministerpräsident Max Streibl hatte die stundenlange Einkesselung von rund 500 Gegnern des Gipfels und Massenfestnahmen zuvor so verteidigt: Wer sich mit Bayern anlege, müsse wissen, "daß wir dann manchmal etwas härter zulangen".
Demonstranten warfen der Polizei "brutale Übergriffe" vor. Der Grünen-Landesvorsitzende Gerald Häfner erstattete Strafanzeige gegen Münchens Polizeipräsident Roland Koller und Bayerns Innenminister Edmund Stoiber (CSU) wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung an. Auch der Münchner Bürgermeister Christian Ude (SPD) kündigte an, als Privatmann Anzeige gegen einen Polizisten wegen Körperverletzung zu stellen.
Die Fraktionen von SPD, FDP und den Grünen beantragten eine Sondersitzung des Landtags wegen des Polizeieinsatzes.
Zahlreiche Augenzeugen hatten von heftigen Attacken auf die eingekesselte Menge berichtet. Ein Sprecher der Demonstranten sagte, im Polizeigewahrsam sei Verletzten ärztliche Versorgung verweigert worden. Bei der erkennungsdienstlichen Behandlung seien "Köpfe an die Wand geklatscht" worden. Die Festgenommenen seien fünf Stunden zu viert in nur eineinhalb Meter großen Zellen in einem Spezialwagen der Polizei bei Hitze festgehalten worden. Im Präsidium seien sie in Zellen zu 70 Menschen auf 30 Quadratmeter untergebracht worden. Ausländer seien am brutalsten behandelt worden.
Am Dienstag abend gab es in München bei zwei Kundgebungen gegen den Polizeieinsatz, an dem einige tausend Menschen teilnahmen, erneut mehrere Festnahmen. (Siehe Seiten 3 und 4)
CARACAS, 8. Juli (AFP). Der Druck auf Venezuelas Präsident Carlos Andres Perez nimmt zu. Die Abgeordneten der Linken und mehrere Parlamentarier anderer Fraktionen drohten am Montag mit ihrem Auszug aus dem Parlament, falls dieses eine Volksbefragung über den Rücktritt des Staatschefs ablehnen sollte. Der Sozialdemokrat Perez, dessen Amtsperiode im Februar 1994 endet, hat sich ebenso wie seine Partei, die Demokratische Aktion (AD), gegen ein Referendum und eine Verkürzung seiner fünfjährigen Mandatszeit ausgesprochen.
Die AP verfügt im Abgeordnetenhaus über 95 von 201 und im Senat über 23 von 49 Senatoren. Innerhalb der oppositionellen Christdemokratischen Partei COPEI ist der Diskussionsprozeß über die Volksbefragung noch im Gange. Mehrere rechtsgerichtete Abgeordnete stellten sich hinter Perez. Etwa 40 Parlamentarier der Linken und der Mitte sowie sozial- und christdemokratische "Dissidenten" unterstützten unterdessen die Forderung nach einem Referendum.
Umfragen besagen, daß eine große Mehrheit der Venezolaner eine Verkürzung von Perez' Amtszeit befürworte.
SEOUL, 8. Juli (AFP). Der Bericht der japanischen Regierung über die Zwangsprostitution asiatischer Frauen während des Zweiten Weltkriegs ist in Südkorea und auf Taiwan heftig kritisiert worden. Die führende südkoreanische Tageszeitung Donga Ilbo bezeichnete den Regierungsbericht als "Versuch, die nackten Tatsachen mit zerbrechlichen Tricks zu verhüllen".
Erstmals hatte die japanische Regierung am Montag zugegeben, daß Japan sich im Krieg direkt an der Einrichtung und dem Betrieb von Bordellen für ihre Truppen in Asien beteiligt hatte. Zugleich hatte sie bestritten, daß die betroffenen Frauen - nach groben Schätzungen zwischen 100 000 und 200 000 - damals zur Prostitution gezwungen worden seien.
In einer Erklärung des südkoreanischen Außenministeriums hieß es, die Nachforschungen der Japaner hätten "nicht die ganze Wahrheit ans Licht gebracht". Das Ministerium wolle sich noch im einzelnen zu dem Bericht äußern, der von der Regierung in Tokio an die Regierungen Südkoreas, Chinas, der Philippinen, Indonesiens und Taiwans geschickt worden war.
Taiwanesische Politiker widersprachen dem japanischen Regierungsbericht. Die Regierung von Taiwan kündigte Wiedergutmachungsforderungen für die betroffenen Frauen an. Ein hoher Beamter des taiwanesischen Außenministeriums, Lin Sui Chi, forderte Tokio auf, über die bloßen Erklärungen hinaus konkrete Wiedergutmachung an alle betroffenen Frauen einzuleiten. Von Anwälten auf Taiwan wurde die Behauptung, keine Frau sei zur Prostitution gezwungen worden, als "nicht hinnehmbar" bezeichnet.
Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo kündigte am Dienstag an, für alle Prostituierten - ob aus Südkorea, Taiwan oder den Philippinen - solle eine angemessene Wiedergutmachung geleistet werden. Eine Unterscheidung zwischen Frauen aus Südkorea und denen aus anderen Ländern käme nicht in Frage, wurde ein Regierungssprecher zitiert. Welcher Art die Wiedergutmachung sein soll, blieb weiter unklar.
In dem japanischen Regierungsbericht wurden keine Zahlenangaben über den Umfang der Prostitution gemacht. Nach Einschätzung von Experten dürften etwa 80 Prozent der betroffenen Frauen aus Korea gekommen sein, das zwischen 1910 und 1945 japanischer Kolonialherrschaft unterworfen war. Das Außenministerium in Seoul gab in der vergangenen Woche bekannt, daß es in viermonatigen Nachforschungen 155 Prostituierte und 235 Zwangsarbeiterinnen ausfindig machte. Viele der ehemaligen Prostituierten seien zwischenzeitlich gestorben oder "zu beschämt, um sich zu erkennen zu geben", hieß es. Über eine eventuelle offizielle Wiedergutmachungsforderung muß die Regierung von Südkorea noch entscheiden.
Die Weltöffentlichkeit wurde auf den Skandal um die Kriegs-Prostitution aufmerksam, als sich im Dezember neun Südkoreanerinnen dazu entschlossen, die japanische Regierung auf jeweils rund 230 000 Mark Schadenersatz zu verklagen. Die Regierung in Tokio schloß zunächst jegliche Entschädigung aus und berief sich darauf, durch den Vertrag über die Normalisierung der Beziehungen zu Südkorea von 1965 seien alle diesbezüglichen Fragen erledigt.
ANKARA, 7. Juli (AFP). Über 1000 Menschen sind in der Türkei im ersten Halbjahr 1992 politisch motivierter Gewalt zum Opfer gefallen. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Studie der "Türkischen Stiftung für Menschenrechte" (HRFT). Dem Bericht zufolge starben in den vergangenen sechs Monaten 205 Menschen bei Razzien der Polizei, die "in unangemessener Weise Gewalt" eingesetzt oder gefoltert habe. Weitere 205 Menschen kamen in Polizeigewahrsam ums Leben.
Im selben Zeitraum wurden dem Bericht zufolge 549 Menschen bei Zusammenstößen der Sicherheitskräfte mit militanten Organisationen getötet. Dazu kommen 109 Sicherheitsbeamte und 44 Zivilisten, die bei Überfällen getötet wurden. Unter den 1038 aufgelisteten Todesfällen befinden sich demnach auch 131 Personen, die bei Gefechten mit der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) und der kurdischen Fundamentalistenbewegung Hisbollah starben.
ROM, 8. Juli (AFP). Das Kolosseum, Symbol des antiken Roms, soll ab September vollständig restauriert werden. Die Arbeiten an dem stark verfallenen, riesigen Bau sollen insgesamt vier bis fünf Jahre dauern, kündigte der Generaldirektor der Behörde für Kulturgüter, Francesco Sisinni, jetzt an. Das Monument soll während der Restauration für die Touristen geöffnet bleiben. Seit Jahrhunderten leidet das Kolosseum, wie die meisten römischen Baudenkmäler, unter Erdbeben, Plünderungen und unter der Luftverschmutzung, besonders den Autoabgasen.
Das Finanzinstitut "Banca di Roma" hat für die Restaurierung des Kolosseums 40 Milliarden Lire (55 Millionen Mark) gespendet und weitere Gelder in Aussicht gestellt.
MONROVIA, 10. Juli (AFP). Angesichts neuer Kämpfe zwischen Bürgerkriegsparteien im westafrikanischen Liberia hat die Westafrikanische Friedenstruppe (ECOMOG) am Dienstag den Rückzug ihrer Einheiten aus den Städten Kongo und Bombo, 100 Kilometer westlich von Monrovia, bekanntgegeben. In einer Erklärung der ECOMOG hieß es zur Begründung, zwischen den Kämpfern von Charles Taylors Nationaler Patriotischer Front (NPLF) und der Vereinten Befreiungsbewegung für Demokratie in Liberia (ULIMO) seien "Feindseligkeiten erneut angewachsen". Daher habe die ECOMOG das zweite Bataillon der Senegalesen aufgefordert, seine Stellungen bei Kongo und Bombo aufzugeben. Der Kommandant der ECOMOG, General Ishaya Bakut, kündigte weitere Anstrengungen zur Begrenzung des Konfliktes an. ULIMO-Chef Roosevelt Johnson und NPLF- Chef Taylor bestätigten die Berichte von den Kämpfen, machten aber keine Angaben über Verluste.
Böller explodierte: Mann schwer verletzt
SACHSENHAUSEN. Ein 22jähriger ist beim Auftakt des Schützenfestes in Waldeck-Sachsenhausen (Kreis Waldeck- Frankenberg) am Montag nachmittag schwer verletzt worden, als ein Böller vorzeitig explodierte. Wie die Polizei am Dienstag in Korbach mitteilte, hatte sich beim Stopfen der Kanone ein Schuß gelöst und den Kanonier an Kopf und Oberkörper getroffen. Der Mann erlitt schwere Augen- und Brustkorbverletzungen. Den Ermittlungen der Polizei nach hatte es der Mann unterlassen, die Kanone vor dem Laden zu reinigen. Glühende Pulverreste vom vorangegangenen Schuß hätten die neue Ladung vorzeitig explodieren lassen. Ein Vereinskamerad mußte wegen eines schweren Schocks behandelt werden. Das Schützenfest, zu dessen Eröffnung die Böller knallten, wurde abgesagt. lhe
HANAU. Wegen versuchten Totschlages an drei Frauen ist ein 34jähriger Mann aus Steinau (Main-Kinzig-Kreis) vom Landgericht in Hanau zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Die Schwurgerichtskammer sah es als erwiesen an, daß der Arbeiter in der Zeit von März bis Juni vergangenen Jahres versucht hatte, die Frauen auf hinterhältige Weise zu töten.
Zwei der Frauen versuchte er, mit einem Seil und mit einem Gürtel zu strangulieren. Die Angegriffenen waren jeweils 17 Jahre alt. Eine 28jährige wollte der Mann in der Kinzig bei Schlüchtern ertränken. Alle Opfer konnten sich befreien und blieben unverletzt. Der Arbeiter hat alle Angriffe zugegeben.
Das Gericht stellte in seinem Urteil eine starke gestörte Persönlichkeitsstruktur sowie Minderwertigkeitskomplexe bei dem 34jährigen fest. Außerdem habe er zum Zeitpunkt seiner Taten unter erheblichem Alkoholeinfluß gestanden. Allerdings sprachen die Richter auch von einer "grausamen Vorgehensweise". lhe
DARMSTADT. Die rund 45 000 Beschäftigten in hessischen Kraftfahrzeugbetrieben erhalten vom 1. Juli an 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Darauf einigten sich in Darmstadt die Arbeitgeber und die Industriegewerkschaft Metall.
Wie Rudolf Jäger, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, mitteilte, werden die Gehälter um 6,5 Prozent, mindestens jedoch um 160 Mark pro Monat, angehoben. Lehrlinge aller Ausbildungsjahre erhielten eine lineare Erhöhung von 100 Mark.
Es bleibe im übrigen bei einer Wochenarbeitszeit von 37 Stunden im Zeitraum von Montag bis Samstag. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 30. Juni nächsten Jahres.
Zum Auftakt der zweiten Verhandlungsrunde für das Kfz-Gewerbe hatten vor dem Tagungsort in Darmstadt einige hundert Mitglieder der IG Metall gegen die Verhandlungstaktik der Arbeitgeber protestiert. Der IG-Metall-Forderung von 10 Prozent mehr Lohn stand zuletzt ein Angebot der Arbeitgeber von 4,6 Prozent gegenüber.
Die Gewerkschaft wollte außerdem eine Festschreibung der regelmäßigen Arbeitszeit auf den Zeitraum von Montag bis Freitag durchsetzen. Im Verlauf der Tarifverhandlungen hatten sich im Raum Kassel Beschäftigte in 13 Betrieben an Warnstreiks beteiligt. lhe
PEKING, 7. Juli (Reuter). Bei den Sturmfluten in der südchinesischen Provinz Fujian sind bislang 113 Menschen getötet und weitere 88 verletzt worden. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag meldete, wurden 306 Personen vermißt. Bei den seit Freitag anhaltenden Stürmen, die in weiten Teilen der Provinz zu Überschwemmungen geführt haben, sind über 7000 Häuser zerstört worden. Der wirtschaftliche Schaden wurde auf umgerechnet rund 110 Millionen Mark beziffert. Bei Überschwemmungen in der Provinz Hunan waren zuvor 27 Menschen ums Leben gekommen.
MÜNCHEN, 7. Juli (Reuter/AFP/dpa). Vermutlich im Zusammenhang mit dem Weltwirtschaftsgipfel ist in der Nacht zum Dienstag von Unbekannten erneut ein Brandanschlag in München verübt worden.
Nach Angaben der Polizei wurde in einem Gebäude des Siemens-Konzerns im Stadtteil Ramersdorf ein Fenster eingeschlagen und ein Molotowcocktail in die Räume hineingeschleudert. Einige Computer verbrannten. Den entstandenen Schaden bezifferte die Polizei mit rund 100 000 Mark.
Zeugen für den Vorfall gab es keine, auch ein Bekennerschreiben wurde von der Polizei nicht gefunden. Es sei aber davon auszugehen, daß der Anschlag in Verbindung mit dem Gipfel stehe, erklärte eine Polizeisprecherin.
Bei einem ähnlichen Anschlag auf eine Filiale der Deutschen Bank in der Nacht zuvor hatten die Täter ein Schreiben hinterlassen, in dem es hieß: "Weltwirtschaftsgipfel - Angreifen".
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Herta Däubler-Gmelin hat den Polizeieinsatz gegen Demonstranten zum Auftakt des Gipfeltreffens in München als "unverhältnismäßig" kritisiert. Dem Saarländischen Rundfunk sagte sie am Dienstag nach Angaben des Senders, es sei sehr zu bezweifeln, ob ein solches Vorgehen "mit Recht und Gesetz in Übereinstimmung zu bringen" sei. Das Vorgehen der Polizei, die "Leute an den Haaren" weggezogen und junge Frauen mit Tritten traktiert habe, werde "den Landtag beschäftigen müssen".
Am Montag waren Hunderte von Demonstranten von der Polizei stundenlang eingekesselt und teils mit äußerster Härte festgenommen worden. Der "unverhältnismäßige Einsatz der Polizei und diese Brutalität" seien nicht mit versuchter Nötigung zu rechtfertigen, sagte Frau Däubler-Gmelin. "Ich denke, daß das die Betroffenen ganz anders sehen - und dafür sind Gerichte da, das zu klären", zitiert der Sender die Politikerin weiter. Bei denjenigen, die den Einsatz angeordnet hätten, liege ein "merkwürdiges Demokratieverständnis" vor.
Die Regierungschefs der G-7-Staaten erwarten in München vom russischen Präsidenten Boris Jelzin Auskunft darüber, mit welcher Entschlossenheit Moskau die marktwirtschaftlichen Reformen voranbringen will. Zugleich gehe es um einen "Appell und eine Ermutigung" an Jelzin, auf diesem Weg fortzufahren, sagte Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) am Dienstag morgen vor Journalisten am Rande des Gipfels in München. Bei allen Anpassungsproblemen und Druck aus der Bevölkerung gebe es zu diesem Weg keine Alternative.
Jelzin kommt am Dienstag nachmittag in München an und soll die Staats- und Regierungschefs der G 7 bei einem gemeinsamen Abendessen treffen.
Auf Grundlage der Vereinbarung des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit der russischen Regierung zur Freigabe eines ersten IWF-Kredits kann es nach den Worten Waigels im "Pariser Club" der Gläubiger-Staaten zu einer "regulären Umschuldung" der russischen Auslandsschulden kommen. Es werde sicher eine Entlastung und Atempause für Rußland geben. Wichtig sei aber, daß weiter Zinsen gezahlt würden, sonst ginge Rußlands Kreditwürdigkeit verloren, betonte Waigel.
Zuversichtlich äußerte sich Waigel, daß sich die USA an dem geplanten Aktionsprogramm zur Erhöhung der Sicherheit der Atomkraftwerke sowjetischer Bauart beteiligen werden.
(Siehe auch Seiten 2, 3 und Wirtschaft Seite 9)
NEW YORK, 7. Juli (Reuter). In New York sind bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in der Nacht zum Dienstag ein Mensch getötet und mindestens zehn weitere verletzt worden. Mehrere hundert Bewohner des Stadtbezirks Washington Heights hatten Augenzeugen zufolge zunächst friedlich gegen den Tod eines dominikanischen Einwanderers bei einem Polizei-Einsatz in der vergangenen Woche demonstriert. Gruppen von Jugendlichen hätten dann mit Steinen und Flaschen auf die Polizisten geworfen. Auf die Ordnungskräfte sei auch geschossen worden. Drei leerstehende Gebäude in dem vorwiegend von Bürgern lateinamerikanischer Herkunft bewohnten Stadtbezirk wurden in Brand gesteckt.
SAARBRÜCKEN, 7. Juli (Reuter/ gra/AFP/dpa). Der Polizeieinsatz beim Wirtschaftsgipfel in München, bei dem am Montag fast 500 Demonstranten eingekesselt und festgenommen worden waren, ist auf starke Ablehnung gestoßen. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Herta Däubler-Gmelin kritisierte den Einsatz als "unverhältnismäßig" und sprach von einem "krassem Fehlverhalten". Im Saarländischen Rundfunk sagte sie, es sei sehr zu bezweifeln, ob ein solches Vorgehen "mit Recht und Gesetz in Übereinstimmung zu bringen" sei. Das polizeiliche Vorgehen, das "Leute an den Haaren wegziehen" und Fußtritte gegen junge Frauen einbezogen habe, werde den Landtag beschäftigen müssen. Bei denjenigen, die den Einsatz angeordnet hätten, liege ein "merkwürdiges Demokratieverständnis" vor.
Die Münchner SPD forderte Innenminister Edmund Stoiber (CSU) zum Rücktritt auf. Die bayerischen Jusos nannten Äußerungen von Ministerpräsident Max Streibl (CSU) skandalös, der das Vorgehen der Polizei als "hartes Hinlangen bayerischer Art" verteidigt hatte.
Die Grünen sprachen vom Gipfel der polizeilichen Willkür. Das Amtsgericht München habe mit seiner Entscheidung, die 482 Festgenommenen unverzüglich zu entlassen, Polizei und Staatsanwaltschaft eine schallende Ohrfeige erteilt.
Der stellvertretende hessische Ministerpräsident Joschka Fischer (Grüne) sagte in Wiesbaden, der Polizeieinsatz werfe die Frage nach der Zuverlässigkeit des bayerischen Innenministers auf, der "wahre Mielke-Qualitäten offenbart hat".
Der Münchner Polizeipräsident Roland Koller sagte, der Einsatz sei "unerläßlich" gewesen. Er bestritt, daß es zu Übergriffen auf gewaltfreie Gipfelgegner gekommen sei. Vielmehr hätten sich "einzelne Störer theatralisch zu Boden fallen lassen". 15 Polizisten seien verletzt worden.
In der Nacht zu Dienstag wurde in München ein weiterer Brandanschlag verübt. An einem Bürogebäude der Siemens AG entstand dabei Schaden von 100 000 Mark.
KARLSRUHE, 7. Juli (Reuter/dpa). Die Nichtanrechnung von Kindererziehungszeiten bei der späteren Rente der sogenannten Trümmerfrauen ist mit der Verfassung vereinbar. Das entschied das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe am Dienstag. Die vor 1921 geborenen Frauen erhalten damit keine Rentennachzahlungen. Gleichzeitig muß der Gesetzgeber aber in Zukunft der Kindererziehung stärker Rechnung tragen als bisher, da die bestehende Altersversorgung Personen benachteiligt, die sich der Kindererziehung widmen, statt berufstätig zu sein (AZ : BVL 51/86, 50/87, 873/90, 761/91).
Die Verfassungsbeschwerden zweier betroffener Frauen mit neun beziehungsweise fünf Kindern sowie zwei Richtervorlagen des Sozialgerichts Detmold blieben damit vor dem Bundesverfassungsgericht im wesentlichen erfolglos. Das Gericht erklärte aber, die durch die Gesetzeslage gegebene Benachteiligung der Familie müsse in Zukunft Schritt für Schritt abgebaut werden. Mit der Einführung des Babyjahres 1986 habe der Gesetzgeber dies erstmals verbessert.
Daß das Babyjahr zunächst nur für Frauen galt, die nach 1920 geboren sind, sei verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, die finanziellen Erwägungen des Bundesarbeitsministeriums rechtfertigten das, erklärte das Gericht.
Den vor 1921 geborenen Müttern - den "Trümmerfrauen" - wurden Kindererziehungszeiten erst später gutgeschrieben, worin eine Benachteiligung dieser älteren Frauen gesehen wurde.
Der Beginn der Leistungen war zeitlich gestaffelt: Seit 1. Oktober 1987 für die Jahrgänge 1906 und früher, seit 1. Oktober 1988 für die Jahrgänge 1907 bis 1911, vom 1. Oktober 1989 für die Jahrgänge 1912 bis 1916 und vom 1. Oktober 1990 für die Jahrgänge 1917 bis 1920.
Die Bewertung der Kindererziehungszeit erfolgt auf der Grundlage von 75 Prozent des Durchschnittsverdienstes alls Versicherten und lag 1990 bei rund 28,80 Mark.
MÜNSTER, 7. Juli (Reuter/dpa). Das Oberverwaltungsgericht Münster hat in zwei Eilverfahren erneut das nordrhein- westfälische Frauenförderungsgesetz für verfassungswidrig erklärt. Nach dem 12. Senat entschieden auch die Richter des 6. Senats in zwei Eilverfahren, daß die Bevorzugung von Frauen bei der Einstellung in das Beamtenverhältnis oder bei Beförderungen sowohl gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz als auch gegen das Recht jedes Deutschen auf gleichen Zugang zu einem öffentlichen Amt verstößt.
Die nordrhein-westfälische Quotenregelung sieht unter anderem vor, daß Frauen bei gleicher Eignung bevorzugt zu befördern sind, wenn im jeweiligen Beförderungsamt weniger Frauen als Männer sind.
Wie ein OVG-Sprecher am Dienstag mitteilte, hatte in beiden Fällen Studienräte mit ihren Anträgen auf einstweiligen Rechtsschutz Erfolg. Das Gericht entschied, bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung im Klageverfahren dürfe die jeweils umstrittene Planstelle vom Schulträger nicht mit einer Studienrätin besetzt werden. (Aktenzeichen: 6 B 713 und 809/92).
LEONBERG (rtr). Gegen den Widerstand der Kleinaktionäre hat die Hauptversammlung des Kfz-Zulieferers Motometer mit der Mehrheit des Hauptanteilseigners Robert Bosch die Auflösung des Unternehmens beschlossen. Das Gesellschaftsvermögen geht nun vollständig auf die MM Meßtechnik, eine hundertprozentige Tochter von Bosch, über. Die Stuttgarter nannten zuvor bereits 99 Prozent ihr eigen. Den Kleinaktionären bieten sie 615 Mark pro Anteil an.
Die MM Meßtechnik soll nach der Übertragung in Motometer GmbH umfirmiert werden. Motometer-Vorstandschef Klaus Müller begründete die Transaktion mit der Notwendigkeit, die Wettbewerbsposition und die 1400 Arbeitsplätze des Unternehmens zu sichern.
Nachdem Motometer 1991 erstmals seit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft einen Verlust ausgewiesen hatte, erwartet Müller in der laufenden Periode eine "ausgeglichene Ertragslage". Der Umsatz soll um 9,4 Prozent auf 255 Millionen gesteigert werden.
PRAG, 7. Juli (Reuter). Der frühere römisch-katholische Erzbischof von Prag, der 93jährige Kardinal Frantisek Tomasek, schwebt laut Angaben eines Kirchenvertreters nach einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustandes in Lebensgefahr. Vaclav Nemec vom Prager Erzbistum teilte am Dienstag mit, Tomasek werde intravenös ernährt. Mutter Teresa erhält Friedenspreis
PARIS, 7. Juli (KNA). Mutter Teresa von Kalkutta erhält den diesjährigen Friedenspreis der UN-Kulturorganisation Unesco. Die Organisation teilte mit, die Friedensnobelpreisträgerin erhalte den Unesco-Preis für ihren "unermüdlichen Einsatz für den Frieden".
FRANKFURT A. M. / BONN, 7. Juli (Reuter). Die Abtreibungspille RU 486 wird auch nach dem Bundestagsbeschluß zum Paragraphen 218 in Deutschland vorerst nicht erhältlich sein. Die Hoechst AG, deren französische Tochter Roussel Uclaf das Medikament entwickelt hat und bereits in Frankreich, England und Österreich vertreibt, teilte am Dienstag in Frankfurt/Main auf Anfrage mit, ohne eine Rechtsverordnung zu Anwendung und Kontrolle von RU 486 sei an eine Markteinführung nicht zu denken.
Nach Angaben von Hoechst gibt es seit April 1992 Gespräche zwischen Roussel Uclaf und der Konferenz der Gesundheitsminister der Länder über eine Regelung des Vertriebs von RU 486. Hoechst fordert, das Medikament, das operationslose Abtreibungen ermöglicht, nur über authorisierte Kliniken und nicht auf Rezept in Apotheken abzugeben. "Wenn diese Frage geregelt ist, kann man davon ausgehen, daß Roussel das Medikament auf den deutschen Markt bringen wird", sagte ein Hoechst-Sprecher. Die Forderung von Hoechst nach einem gesellschaftlichen Konsens über die Abtreibungsfrage sei mit dem Mehrheitsbeschluß des Bundestages zum Paragraphen 218 erfüllt.
MOSKAU, 7. Juli (Reuter). Rußland und die Ukraine fordern ein Sondertreffen der Außenminister der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), um das Kriseninstrumentarium der Organisation zu verbessern. Wie die Nachrichtenagentur Itar- Tass am Dienstag meldete, sollen zu diesem Treffen auch Vertreter der NATO sowie der Westeuropäischen Union (WEU) eingeladen werden. Rußlands Präsident Boris Jelzin und sein ukrainischer Kollege Leonid Krawtschuk erklärten, auf dem KSZE-Gipfeltreffen am Donnerstag und Freitag in Helsinki solle ein solides Maßnahmenpaket zur Konfliktbewältigung erörtert werden.
Die SPD erwartet vom KSZE-Gipfel weitere Impulse zur Abrüstung. "Im Rahmen des KSZE-Sicherheitsforums sollte die Abrüstung wieder stärker vorangetrieben werden", erklärten die außenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Heidemarie Wieczorek-Zeul, und der stellvertretende Parteivorsitzende, Johannes Rau, am Dienstag in Bonn. Notwendig sei die Ausdehnung bestehender Vereinbarungen auf den gesamten Raum der KSZE-Mitgliedsstaaten.
MOSKAU, 7. Juni (Reuter). Das Verbot der Kommunistischen Partei durch den russischen Präsidenten Boris Jelzin war nach Ansicht der KPdSU-Vertreter illegal. Vor dem Verfassungsgericht Rußlands erklärte ihr Rechtsvertreter Viktor Sorkalzew am Dienstag zu Beginn des Verfahrens, die Partei habe den Reformprozeß in der Sowjetunion eingeleitet. Viele Demokraten und Reformer seien einst ihre Mitglieder gewesen. Es sei deshalb unsinnig, sie als Gefahr für die Demokratie zu bezeichnen, sagte Sorkalzew den 13 Richtern.
Er wies ferner darauf hin, daß die KP im Zweiten Weltkrieg den Sieg über den Faschismus ermöglicht und die UdSSR zur Weltmacht aufgebaut habe. Den Putschversuch im letzten August hätten nicht alle Teile der Partei unterstützt. Das Verbot der KPdSU sei ein Präzedenzfall, der sich mit Sicherheit auch gegen andere Parteien oder Bewegungen wenden werde.
Ungewiß ist noch, ob der frühere KP- Chef Michail Gorbatschow und Jelzin selbst vor dem Gericht aussagen werden.
HAVANNA, 7. Juli (Reuter). Kubas unter Treibstoffmangel leidende Armee setzt verstärkt auf Muskelkraft. Zum Transport würden vermehrt Fahrrad und Pferdefuhrwerk eingesetzt, meldet das Magazin "Cuba Internacional". Schwere Waffen, etwa Flugabwehrgeschütze, bewege die Armee auf eigens konstruierten Dreirädern. Panzergeneral Venancio Avila Guerrero sagte, er lasse bereits die "Nulloption" proben: Panzerfahren im Simulator. Nach amtlichen Angaben muß Kuba nach dem Wegfall der Hilfe aus Moskau dieses Jahr mit der Hälfte der früheren Öllieferungen auskommen.
BONN, 7. Juli (Reuter). Die SPD will durchsetzen, daß der Bundestag über den von ihr eingebrachten Gesetzentwurf für eine Pflegeversicherung abstimmt. Das kündigte am Dienstag ihr Sozialexperte Rudolf Dressler an und sagte, dann müßten jene in der Koalition - und besonders in der CDU/CSU - Farbe bekennen, die den SPD-Entwurf einst begrüßt hätten. Dressler wie auch die IG Metall und die CDU Niedersachsens sprachen sich strikt gegen die Einführung eines unbezahlten Karenztages im Krankheitsfall aus, die die Koalition plant.
Dressler sagte, die Diskussion um die aus seiner Sicht verfassungswidrige Einführung von Karenztagen, die Abschaffung von Feiertagen oder um Mehrarbeit solle nur verschleiern, daß nach den Plänen der Koalition die Arbeitgeber nichts zahlen und die Beiträge für die Pflegeversicherung allein von den Arbeitnehmern getragen werden müßten. Deshalb gebe es in dem SPD-Entwurf keine Kompensation für die Arbeitgeber. Sollte die CDU/CSU diesen Entwurf niederstimmen, werde der Entwurf der Koalition im SPD-dominierten Bundesrat scheitern.
Der Vorsitzende der niedersächsischen CDU, Josef Stock, sprach sich im Namen der Führung seines Landesverbandes gegen den Karenztag aus. Dafür gebe es keine Akzeptanz. Um die Lohnnebenkosten nicht ansteigen zu lassen, solle vielmehr der auf den 3. Oktober gelegte Tag der Deutschen Einheit jeweils am ersten Sonntag im Oktober begangen werden.
LONDON, 7. Juli (Reuter). Die britische Regierung will den Besitz von Spielzeugwaffen unter Strafe stellen, wenn der Halter nicht nachweisen kann, keine kriminelle Absichten zu hegen. Staatsminister Charles Wardle vom Innenministerium erklärte am Dienstag, das sei die Konzequenz aus einem Vorfall in Bradford, wo am 1. Januar die Polizei einen 34jährigen Mann erschossen hatte. Er hatte die Beamten mit einer Spielzeugpistole bedroht. Wardle sagte, bei starker nervlicher Anspannung könne auch die billigste Imitation wie eine wirkliche Waffe wirken.
BERLIN (rtr). Die Berliner Treuhandanstalt hat zwei ostdeutsche Textilunternehmen an einen indischen Investor verkauft. Nach Angaben der Breuel-Behörde gingen die thüringische Greika GmbH und die Vogtlandstoffe GmbH im sächsischen Reichenbach an die Orkay Group of Industries. Orkay habe Investitionen von 60 Millionen Mark zur Restrukturierung und Modernisierung der Firmen vertraglich zugesagt und wolle in beiden Unternehmen zusammen mittelfristig 500 Arbeitsplätze sichern.
Eventuelle Ansprüche von Alt-Eigentümern sind nach Angaben der Berliner Privatisierungszentrale durch den Deal nicht beeinträchtigt. Entsprechende Begehren würden zur Zeit geprüft.
Die Produktion von Greika und Vogtlandstoffe umfaßt Webereien und Ausrüstungen für Bekleidungsstoffe. Der indische Investor will nach Angaben der Treuhand einen überwiegenden Teil der Produkte in außereuropäische Märkte exportieren.Viertes Trident-Boot bestellt
LONDON, 7. Juli (Reuter/aga). Die britische Regierung läßt in Lizenz ein viertes Atom-Unterseeboot vom Typ Trident bauen. Wie Verteidigungsminister Malcolm Rifkind am Dienstag mitteilte, wurde ein niedrigerer Preis als für die ersten drei Boote ausgehandelt. Die U-Boote sollen rund je 1,16 Milliarden Mark kosten. Durch den Auftrag würden bei der Werft VSEL im nordenglischen Barrow 1500 Arbeitsplätze gesichert und Tausende weitere bei den Zulieferfirmen erhalten, erklärte Rifkind.
Als erstes Trident-Boot lief bei VSEL im März die "Vanguard" vom Stapel. Die Schwesternschiffe "Victorious" und "Vigilant" sind noch im Bau. Die U-Boote lösen die veralteten Polaris-Boote ab. Jedes von ihnen hat 24 Atomraketen mit je acht hochpräzisen Sprengköpfen an Bord. Die Vernichtungskraft eines Bootes beträgt das Dreieinhalbfache der im Zweiten Weltkrieg verschossenen Bomben und Granaten.
LONDON, 9. Juli (Reuter). Das umstrittene westeuropäische Militärflugzeug "Jäger 90" wird in einem jetzt vom Londoner Verteidigungsministerium veröffentlichten Strategiepapier als entscheidend für die künftige Verteidigung Großbritanniens bezeichnet. Das Projekt müsse jedoch "kosteneffektiv und bezahlbar" sein. In dem Papier heißt es, die Erfahrungen des Golf-Kriegs hätten die Notwendigkeit eines sehr wendigen Flugzeuges erwiesen.
Bundesverteidigungsminister Volker Rühe hatte am Montag bei einem Treffen mit seinem britischen Kollegen Malcolm Rifkind bekräftigt, daß Deutschland aus dem Projekt aussteigen werde. Rifkind hielt dagegen daran fest, daß man zusammen mit Italien und Spanien weitere Kostensenkungen anstreben könne. Bonn solle die Sache noch einmal überdenken. Rühe hatte sich dafür eingesetzt, daß die vier beteiligten Länder über die Entwicklung einer neuen, technisch einfacheren und kostengünstigeren Alternative zum "Jäger 90" nachdenken.
BERLIN, 7. Juli (Reuter). Ein türkischer Geschäftsmann hat Dutzende von Berliner Urlaubern um insgesamt rund 450 000 DM betrogen. Wie die Polizei in Berlin am Dienstag weiter mitteilte, verkaufte der Mann über sein Reisebüro "Ägäischer Flugdienst" Reisen, die dann nie stattgefunden hätten. Der Betrüger sei einschlägig bekannt und inzwischen flüchtig. Ein 28jähriger Angestellter, der als Strohmann fungiert habe, sei festgenommen worden. Bislang hätten rund 80 Geschädigte Anzeige erstattet.
Firmen-Telegramm
Saudi-Banker will sich wehren Scheich Chalid bin Mahfus hat wegen des BCCI-Skandals seinen Managerposten bei der National Commercial Bank niedergelegt. Der saudiarabische Banker will sich ganz dem Kampf gegen "völlig unbegründete" Vorwürfe aus den USA widmen, er habe bei der Bank of Credit and Commerce International (BCCI) Anleger um 300 Millionen Dollar betrogen. Treuhand kippt Schönberg beim Land ab Die Treuhand hat die ostdeutsche Mülldeponie Schönberg an eine Gesellschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern verkauft. Die 160 Beschäftigten werden übernommen. Die Regierung will nun die Anlage an private Betreiber verpachten. Wella wachsen keine grauen Haare Die Haarpflege-Gruppe Wella macht "Rezessionserscheinungen" in der Branche aus. Die Darmstädter hoffen dennoch, in diesem Jahr ihr Umsatzziel (plus acht Prozent) zu erreichen und Marktanteile zu gewinnen. Das Ergebnis soll stärker steigen als die Erlöse. 1991 hatte der Konzern rund 2,7 Milliarden umgesetzt und knapp 82 Millionen verdient. IBM und Hitachi drucken gemeinsam Der US-Computerriese IBM und die japanische Elektronikgruppe Hitachi wollen über einen jeweiligen Ableger gemeinsam Drucker entwickeln. Die Amerikaner sollen die Geräte vermarkten.
Linde und Iveco auf einem Stapler Linde und Iveco wollen bei Flurförderzeugen kooperieren. Dazu planen die Hessen, sich mit 51 Prozent an der Iveco- Firma Fiat OM zu beteiligen. Die Italiener, die Stapler und Lagertechnikgeräte bauen, werden, so die Wiesbadener, ihre Produkte im Wettbewerb zu den Marken Linde und Still der Deutschen vertreiben. Hanomag fährt Stellen runter Der Baumaschinenhersteller Hanomag will bis 1995 von 1577 rund 400 Stellen einsparen. Laut Betriebsrat plant der Komatsu-Konzern, der in Hannover das Sagen hat, in den nächsten Jahren Investitionen von 80 Millionen Mark, um die Produktion "schlanker" zu machen und Hanomag in die Gewinnzone zu fahren. Strabag baut Leistung aus Die Kölner Strabag hat die Bauleistung bis Mai um 30 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Mark gesteigert. Für das volle Jahr erwartet der Vorstand ein kleineres, aber "deutliches" Plus und auch mehr Gewinn. Enttäuschung für Omni-Gläubiger Die Chancen für die Gläubiger der Omni-Gruppe des Schweizer Finanziers Werner Rey beurteilt der Liquidator jetzt zurückhaltender als bisher angenommen. So bringe wohl der Erlös aus dem Verkauf der Harpener-Beteiligung von Omni an VEW und WestLB weniger als geplant.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte am Dienstag während der ersten Stunde des Handels um 5,68 Zähler geklettert. Am Vortag war er um 8,92 auf 3339,21 Zähler zum Schluß gestiegen.
In Tokio zeigte der Trend abwärts. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel sank gestern um 197,52 auf 16 459,55 Punkte.
BERN, 8. Juli (Reuter). Streiks gibt es in der Schweiz fast nicht. Im vergangenen Jahr streikten nur 51 Angestellte eines einzigen Betriebes für einen Tag, wie das Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit jetzt in Bern mitteilte. In der Schweiz würden Konflikte zwischen den Sozialpartnern in aller Regel auf dem Verhandlungsweg bereinigt. Unberücksichtigt in der Statistik blieb freilich der Frauenstreik vom Juni 1991, bei dem Tausende Schweizerinnen für die Rechtsgleichheit von Mann und Frau in den Ausstand traten.
In der Schweiz gibt es seit 1937 einen sogenannten absoluten Arbeitsfrieden, der in den meisten Tarifverträgen verankert ist.
WARSCHAU, 8. Juli (Reuter). Polen ist am Leasing modernen US-Militärgeräts interessiert. Verteidigungsminister Janusz Onyszkiewicz kündigte der Nachrichtenagentur PAP zufolge an, er wolle darüber mit dem US-Generalstabschef Colin Powell beraten, der am Mittwoch zu einem zweitägigen Besuch in Polen eintraf. Polen erhoffe sich dadurch, den Anschluß an die moderne Technologie nicht gänzlich zu verlieren. Sein Land sei derzeit zu arm, um diese Waffen kaufen zu können.
Polen hoffe, daß die USA, die als Folge der Abrüstungsvereinbarungen überall ihre Streitkräfte reduzierten, den Wünschen entgegenkommen, sagte der Minister. Man stehe überdies in Verhandlungen mit der US-Armee, die in Europa stationierten Einheiten mit Nahrung, Kleidung und Uniformen zu beliefern.
Streit zwischen UN und Irak Frauen warfen mit Gemüse
NEW YORK, 8. Juli (Reuter). Offenbar bestellte irakische Demonstranten haben gestern ein Inspektoren-Team der Vereinten Nationen (UN) mit Früchten, Gemüse und Eiern beworfen. Die Inspektoren, die seit Sonntag vergeblich auf Einlaß zu Kontrollen warten, saßen in ihren Autos vor dem Landwirtschaftsministerium in Bagdad. Der Sprecher der UN-Sonderkommission für die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen, Tim Trevan, sagte in New York, offensichtlich sei dies ein Einschüchterungsversuch. Am Montag und am Dienstag hatte der UN-Sicherheitsrat von Irak verlangt, das Kontrollteam vorzulassen.
Trevan zufolge wurden am Morgen Körbe voll mit Gemüse und anderen Produkten zum Ministerium gebracht. Kurz danach seien vier Busladungen mit Frauen an einem Hotel in der Nähe eingetroffen, in dem die Inspektoren residierten, hätten dort mit TV-Leuten gesprochen und seien dann zum Ministerium gezogen.
Bei der lärmenden Demonstration hätten die Frauen die Früchte auf die Autos geworfen. Irakische Sicherheitskräfte hätten zwar die UN-Inspekteure vor den Demonstranten geschützt, aber sie nicht gehindert, ihre Wurfgeschosse zu benutzen. Dem Team sei von den Irakern geraten worden abzuziehen, doch es habe ausgeharrt.
Nach dem Waffenstillstandsabkommen mit Irak ist es den UN-Inspektoren erlaubt, Kontrollen dort vorzunehmen, wo sie wichtige Unterlagen über Massenvernichtungswaffen vermuten. Der Streit um Zugang der UN-Kontrolleure zum Landwirtschaftsministerium hatte am Sonntag morgen begonnen. Irak sieht in der verlangten Inspektion einen Verstoß gegen seine Souveränität. Im Ministerium gebe es nichts für die UN Wichtiges einzusehen. (Siehe auch Seite 5)
1. FC Kaiserslautern - Borussia Dortmund lautet die Eröffnungspaarung um den diesjährigen Fuji-Cup am 20. Juli in Neunkirchen. Einen Tag später treffen in Worms Eintracht Frankfurt und der Deutsche Meister VfB Stuttgart aufeinander.LEICHTATHLETIK
GRAND-PRIX-MEETING in Lille, Männer, 100 m (5,07 m Rückenwind): 1. Fredericks (Namibia) 9,91 Sekunden, 2. Mitchell (USA) 9,94, 3. Adeniken 9,99, 4. Imoh (beide Nigeria) 10,09.
200 m (2,70 m Rückenwind): 1. Fredericks 19,99 Sekunden, 2. Regis (Großbritannien) 20,12, 3. Trapp (USA) 20,24, 4. da Silva (Brasilien) 20,34.
400 m: 1. Watts (USA) 45,60 Sekunden, 2. Black (Großbritannien) 45,63, 3. Valmon 45,75, 4. Pettigrew (beide USA) 46,20.
1500 m: 1. el Basir (Marokko) 3:36,96 Minuten, 2. Ondieki 3:37,18, 3. Chesire 3:37,42, 4. Kemei (alle Kenia) 3:37,70.
110 m Hürden (4,0 m Rückenwind): 1. Jarrett (Großbritannien) 13,04 Sekunden, 2. McKoy (Kanada) 13,27, 3. Dees 13,32, 4. Foster 13,34, 5. Pierce (alle USA) 13,39.
400 m Hürden: 1. Young (USA) 48,17 Sekunden, 2. Matete (Sambia) 48,61, 3. Diagana (Frankreich) 49,21.
3000 m Hindernis: 1. Sang 8:15,71 Minuten, 2. Birir 8:15,73, 3. Mutwol 8:17,44, 4. Boinett 8:18,78, 5. Koech (alle Kenia) 8:25,37.
Hochsprung: 1. Sotomayor (Kuba) 2,31 m, 2. Kemp (Bahamas) 2,31, 3. Sjöberg (Schweden) 2,28.
Stabhochsprung: 1. Potapowitsch 5,85 m, 2. Tarassow (beide GUS) und Galfione (Frankreich) je 5,80, 4. Jegorow (GUS) 5,75, 5. Collet (Frankreich) 5,75, 6. W. Bubka (GUS) 5,70.
Weitsprung: 1. George (USA) 8,12 m (2,6 m Rückenwind), 2. Alli (Nigeria) 8,12 (4,5 m Rükkenwind).
Kugelstoßen: 1. Günthör (Schweiz) 21,53 m, 2. Klimenko (GUS) 20,55, 3. Larsson (Schweden) 19,81, 4. Weil (Chile) 19,23.
Frauen, 100 m (3,27 m Rückenwind): 1. Ajunwa 11,03 Sekunden, 2. Onyali (beide Nigeria) 11,08, 3. Jones (USA) 11,17, 4. Billy (Frankreich) 11,17.
200 m (4,5 m Rückenwind): 1. Torrence (USA) 22,07 Sekunden, 2. Maltschugina (GUS) 22,23, 3. Onyali 22,45.
400 m: 1. Perec (Frankreich) 51,18 Sekunden, 2. Miles 51,88.
1500 m: 1. Rogatschewa (GUS) 4:06,23 Minuten, 2. Melinte (Rumänien) 4:06,37, 3. Kremljowa (GUS) 4:06,89.
100 m Hürden (4,70 m Rückenwind): 1. Tolbert (USA) 12,66 Sekunden, 2. Piquereau (Frankreich) 12,70, 3. Martin (USA) 12,81, 4. Baumann (Schweiz) 12,87, 5. Cinelu (Frankreich) 12,90.
400 m Hürden: 1. Farmer-Patrick (USA) 54,88 Sekunden, 2. Gunnell (Großbritannien) 55,20, 3. Ordina (GUS) 55,37, 4. Vickers 55,85, 5. Batten (beide USA) 55,87.
Weitsprung: 1. Krawets (GUS) 7,16 (3,3 m Rückenwind), 2. Drechsler (Jena) 7,15 (1,7 m Rückenwind), 3. Bereschnaja (GUS) 7,15 (3,1 m Rückenwind).
Speerwerfen: 1. Schikolenko (GUS) 66,32 m.
Arne Thoms vom Tennis-Bundesligisten HTV Hannover erreichte beim mit 200 000 Dollar dotierten Grasplatz-Turnier in Newport/Rhode Island die zweite Runde durch ein 6:4 und 7:6 (7:4) über den ehemaligen deutschen Daviscup-Spieler Patrik Kühnen (Bamberg). Christian Saceanu (Neuss) und Karsten Braasch aus Hagen sind bereits ausgeschieden.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Gstaad (330 000 Dollar), 1. Runde: Tscherkasow (GUS) - Steeb (Stuttgart) 7:6 (7:5), 3:6, 6:3.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Bastad/Schweden (260 000 Dollar): Holm (Schweden) - Karbacher (München) 6:3, 6:2.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Newport/Rhode Island (200 000 Dollar), Einzel, erste Runde: Thoms (Hannover) - Kühnen (Bamberg) 6:4, 7:6 (7:4), Pozzi (Italien/Nr. 2) - Braasch (Hagen) 6:7 (8:10), 6:3, 6:2, Herrera (Mexiko/Nr. 7) - Saceanu (Neuss) 6:4, 6:4.
Beim italienischen Meister AC Mailand laufen die Nationalspieler Gefahr, sich in der nächsten Saison mit einem Platz auf der Ersatzbank oder gar auf der Tribüne begnügen zu müssen. Mit einem Kader von 22 erstklassigen Fußballern, darunter 15 Nationalspieler, will Präsident Silvio Berlusconi alles gewinnen, was es zu gewinnen gibt: Meisterschaft, Landespokal, Europapokal, Supercup.
Der frühere italienische Nationalspieler Giacinto Facchetti, in den 60er und 70er Jahren Abwehrstratege von Inter, ist überzeugt, daß der AC Mailand, könnte er in der nächsten Saison mit zwei Mannschaften antreten, in der Meisterschaft zwei der ersten vier Plätze belegen würde.
Milliardär und Medienzar Berlusconi hat im Fußball neue Maßstäbe gesetzt. Wegen der 107 Millionen Mark, die er in diesem Jahr allein an Ablösesummen für die Zugänge des Klubs ausgab, aber auch wegen des von ihm gewollten Rotationssystems. Fortan kann Trainer Fabio Capello jeden Spieler durch einen anderen mehr oder weniger gleichwertig ersetzen: Ruud Gullit durch Gianluigi Lentini, Marco van Basten durch Jean-Pierre Papin oder Frank Rijkaard durch Dejan Savicevic.
Da alle Spieler fürstlich bezahlt werden, auch wenn sie nicht zum Einsatz kommen, ist sich Berlusconi ziemlich sicher, daß dem AC Milan nächstes Jahr interne Streitigkeiten erspart bleiben. An Skeptikern mangelt es jedoch nicht. "Ich bin echt gespannt darauf, wie sich der Spieler verhalten wird, der so gut wie nie zum Zuge kommt", sagte der ehemalige Star des AC Mailand, Gianni Rivera, ein erklärter Gegner von Berlusconi, "vor allem die Ausländer laufen auf Dauer Gefahr, mangels Spielpraxis in ihrer Nationalmannschaft nicht mehr berücksichtigt zu werden."
Emiliano Mondonico, der Coach des AC Turin, möchte nicht in der Haut von Milan-Trainer Capello stecken: "Schon beim AC Turin gab es jedesmal Streit, wenn ein Spieler auf die Ersatzbank mußte." Und beim AC Mailand werden einige der überzähligen Ausländer nicht einmal die Möglichkeit haben, auf der Auswechselbank zu sitzen. Ihnen bleibt nur ein Platz auf der Tribüne.
In Mailand seien jetzt auch Fußballspieler "Wegwerfprodukte", klagt Rivera. Aus reiner Geldsucht würden sie in Kauf nehmen, ein Jahr nur sporadisch eingesetzt und anschließend beiseite geschoben zu werden. sid
"Mister Fortuna" ließ seinen Fußballklub nicht im Stich. Das ehemalige Düsseldorfer Vorstandsmitglied Werner Faßbender sorgte mit einem diplomatischen Kunstgriff dafür, daß der Bundesliga-Absteiger mit einem funktionsfähigen Präsidium in der Zweiten Liga den Kampf um den Bundesliga-Aufstieg aufnimmt.
Noch kurz vor Beginn der vorgezogenen Jahreshauptversammlung hatte es nach einer "Schlammschlacht" zwischen dem im März zurückgetretenen Präsidenten Peter Förster und seinem Nachfolger Jürgen Hauswald und dessen Anhang ausgesehen. Grund dafür war unter anderem ein eingeleitetes Vereinsausschluß- Verfahren gegen Förster und dessen früheren Stellvertreter Axel Gärtner.
Mit der frühzeitigen Bekanntgabe, daß dieses Verfahren gegen Peter Förster mit sofortiger Wirkung eingestellt sei, konnte Hauswald eine Zerreißprobe unter den 361 anwesenden Mitglieder verhindern. Faßbender hatte nur wenige Stunden zuvor alle Parteien an einen Tisch geholt und vermittelt.
Nachdem Försters Ehre wiederhergestellt war, was viele Fortuna-Mitglieder verlangt hatten, verzichtete dieser auf eine Stellungnahme. Das Vereinsausschluß-Verfahren gegen den ehemaligen "Vize" Axel Gärtner läuft jedoch weiter. Laut Hauswald wird darüber nach dem Ende der staatsanwaltlichen Ermittlungen - wegen des Verdachts der Untreue und Mißbrauch eines Ehrenamtes - befunden. Aus diesem Grund wurden auch die Berichte der Kassenprüfer und die Entlastung auf die nächste Versammlung vertagt.
Die Wahl des neuen (alten) Präsidiums, nach einer Satzungsänderung zuvor von drei auf fünf Mitglieder aufgestockt, verlief dann unproblematisch. Präsident Hauswald sowie die neuerdings gleichberechtigten drei Vorstandsmitglieder Werner Buddenberg (Schatzmeister), Benno Beiroth (Sportlicher Leiter) und der frühere Publikumsliebling Egon Köhnen wurden mit überwältigender Mehrheit bis 1995 gewählt. Lediglich Vizepräsident Herbert Kreidt mußte bei rund einem Drittel Gegenstimmen kurzfristig zittern.
"Ich hoffe, daß nun der Sport wieder in den Vordergrund rückt", erklärte Hauswald. Fortuna Düsseldorf erwartet im Unterhaus durchschnittlich 8000 Zuschauer bei den Heimspielen. Nach einem Minus aus der Saison 1991/92 von 817 000 Mark rechnet der zweimalige DFB-Pokalsieger bei einem veranschlagten Etat von 7,5 Millionen Mark zum Saisonende 1992/93 sogar mit einer Unterdeckung von rund 1,7 Millionen Mark. sid
Regen zu Beginn der Tour de France, doch für Radprofi Jens Heppner aus dem deutschen Team Telekom scheint die Sonne. Nach den ersten beiden Etappen war der schweigsame Blondschopf aus Gera bester Deutscher der Gesamtwertung. Der 27jährige scheint bei seiner ersten Tour-Teilnahme aufzublühen.
"Ich habe zwar vor jedem Berg immer noch Angst, weil ich nicht weiß, ob ich die langen Anstiege mit dem gleichen Tempo treten kann wie der Bugno, Indurain oder Greg LeMond. Aber in den Pyrenäen ging es ganz gut. Und jetzt kommen ja erst einmal ein paar flache Etappen", glaubt Heppner, daß er noch einige Zeit gut mitfahren kann.
Er hatte viel Pech in seiner bisherigen Karriere. Als er 1986 seine erste Friedensfahrt bestritt, hätte er gewinnen können. Doch die Stallorder der Mannschaft der damaligen DDR sah Uwe Ampler als Sieger vor - Heppner wurde zurückgepfiffen. 1987 stellten die Ärzte Herzrhythmusstörungen fest - er mußte eine Saison aussetzen.
"Es war das Jahr der Olympiavorbereitung, und ich hatte mir große Chancen für Seoul ausgerechnet." Erst einmal aber war seine Karriere in Frage gestellt. Doch Heppner biß sich durch und fuhr bei der Weltmeisterschaft 1990 in Japan auf Rang vier des Amateur-Rennens. Wenige Wochen später unterzeichnete Jens Heppner beim Team Panasonic einen Profivertrag. Aber, "einmal konnte ich wegen eines gebrochenen Fingers nicht fahren, dann wiederum plagte mich eine wochenlange Erkältung", erinnert sich Heppner. In dieser Saison gab ihm der sportliche Leiter Walter Godefroot beim Team Telekom eine neue Chance. "Das ist mein Glück. Dadurch habe ich ein ordentliches Einkommen und muß in Gera nicht auf das Arbeitsamt."
Und Heppner bestätigte das Vertrauen. Trotz einer erneuten Verletzung zu Saisonbeginn fiel er mit guten Leistungen auf, auch wenn der erste Profisieg noch immer nicht gelang. Beim Giro d'Italia fuhr er in guter Form, war wichtiger Helfer von Uwe Ampler. Und genau das ist auch die Rolle die Heppner bei der Tour spielen soll. Beide verstehen sich gut, sie teilten schon beim Giro das Zimmer.
Und mit seinen guten Einstand bei der Tour hofft Heppner nun auf eine Vertragsverlängerung bei seinem Team, das erst vor wenigen Tagen bei der Deutschen Profi-Meisterschaft auf dem Sachsenring bekanntgegeben hat, daß es noch zwei Jahre weitergeht. "Für mich ist jetzt jedes Jahr wichtig, denn was ich später mache, weiß ich noch nicht." sid
Deutschlands Goldhoffnung Heike Drechsler mußte beim windgeschädigten Grand-Prix-Meeting der Leichtathleten in Lille ihre erste Saison-Niederlage im Weitsprung hinnehmen. Während die Europameisterin aus Jena bei einem zulässigen Schub von 1,7 Metern auf 7,15 Meter landete, erzielte die von einem irregulären Windstoß von 3,3 Metern pro Sekunde getragene Inessa Krawets aus der GUS 7,16 Meter.
Vom Winde verweht wurden im Norden Frankreichs auch ein Europarekord sowie zwei Klassesprints des WM-Zweiten über 200 Meter, Frankie Fredericks. Im Hürdensprint war der Brite Tony Jarrett in 13,04 Sekunden zwar vier Hundertstel schneller als sein Landsmann Colin Jackson bei seiner kontinentalen Bestmarke, doch vier Meter Rückenwind machten eine Eintragung in die Rekordliste zunichte. Der Jahres-Weltbeste, der Amerikaner Tony Dees, lief in 13,32 sogar nur auf Rang drei - noch hinter dem Kanadier Mark McKoy (13,27) - ein.
19 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Barcelona gehörten zwei US- Goldfavoriten zu den Verlierern. Im 100- Meter-Sprint, bei dem ein Windstoß von 5,07 Metern die Läufer anschob, distanzierte Namibias Olympiahoffnung Frankie Fredericks in 9,91 Sekunden den WM- Dritten Dennis Mitchell (9,94). Mitchell kassierte als Sieger der US-Olympia-Ausscheidungen die zweite Niederlage innerhalb einer Woche. Zum Abschluß triumphierte der 24 Jahre alte Fredericks über 200 Meter in ebenfalls von zu starkemRückenwind (2,7 m) begleiteten 19,99.
Zwei weitere amerikanische Goldmedaillen-Kandidaten trotzten der Windmauer. Kevin Young bezwang in glänzenden 48,17 Sekunden über 400 m Hürden Sambias Weltmeister Samuel Matete (48,61) und Sandra Farmer-Patrick gewann auf der gleichen Distanz in 54,88 Sekunden erneut das auch bei Olympia denkbare Duell gegen die Britin Sally Gunnell (55,20).
Vor 15 000 Zuschauern im "Stade Nord" litten auch die 45,60 Sekunden des amerikanischen "Shooting stars" Quincy Watts beim 400-m-Sieg über den britischen Europameister Roger Black (45,63) unter den widrigen Windverhältnissen und abendlicher Kühle. Kaum besser erging es Frankreichs 400-m-Weltmeisterin Marie Josee-Perec bei ihrem Erfolg in 51,18 Sekunden über die Amerikanerin Jearl Miles (51,88).
Der Schweizer Kugelstoß-Weltmeister Werner Günthör untermauerte mit 21,53 Metern seine Ambitionen auf olympisches Gold. sid
Der Italiener Alessandro Zanardi wird am kommenden Sonntag beim Großen Preis von England der Formel 1 in Silverstone den Minardi-Lamborghini steuern. Zanardi ersetzt den Brasilianer Christian Fittipaldi, der sich beim letzten Formel-1- Rennen in Magny Cours/Frankreich eine Halsverletzung zugezogen hatte.
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft startet als Gastgeber der A-Weltmeisterschaft 1993 am 18. April in Dortmund gegen Norwegen ins Turnier. Die weiteren Vorrundengegner der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes in der Gruppe B in der Westfalenhalle sind die CSFR, Frankreich, Finnland und die USA.
Freistilschwimmerin Astrid Strauß kämpft weiter: Ein medizinisches Gutachten schürt den Optimismus der unter Doping-Verdacht stehenden Olympia-Zweiten von Seoul, doch noch eine Fahrkarte zu den Sommerspielen in Barcelona zu ergattern. Nach einer Untersuchung unter Leitung des Pharma- und Toxikologen Professor Bernd Lößner von der klinischen Akademie Magdeburg in Zusammenarbeit mit einer nichtgenannten Klinik in einem alten Bundesland und einer englischen Institution, von der ein spezielles Testverfahren entwickelt worden ist, hat starker Alkoholgenuß zu einer extremen körpereigenen Produktion des Hormons Testosteron geführt.
Der bei einer im März durchgeführten Trainingskontrolle ermittelte Quotient von 12,8 - der höchste je bei einer Frau festgestellte Wert - führte zu einer sechsmonatigen Sperre durch den Deutschen Schwimm-Verband (DSV), der damit sein Strafmaß ausschöpfte. Mit einer einstweiligen Verfügung erzwang die 23 Jahre alte, ein Dopingvergehen stets dementierende Astrid Strauß die Aussetzung der Sperre und den Vorschlag zur Olympia-Nominierung, über den aber vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) noch nicht entschieden ist.
Die Schwimmerin hatte am 9. März an der Faschingsnachfeier der Bundesliga- Handballer des SC Magdeburg teilgenommen und nach Schätzung ihres Trainers Bernd Henneberg "acht bis zehn Bier getrunken", woraus er folgert, daß sie "angetrunken" war. Dies führte nach den bereits vor zwei Wochen ermittelten und nun vorgelegten Resultaten der an der Untersuchung beteiligten Mediziner zum Testosteron-Anstieg.
Die Untersuchungsergebnisse wurden nach Auskunft von Magdeburgs Geschäftsführer Bernd-Uwe Hildebrandt per Telefax in 20facher Ausfertigung an das NOK und an den DSV übermittelt. In einer ersten Stellungnahme und ohne exakte Kenntnis der Labor-Resultate erklärte daraufhin DSV-Präsident Klaus Henter, er sehe noch keine Notwendigkeit zur Abänderung der eigenen Argumentation. IOC-Mitglied und NOK-Generalsekretär Walther Tröger liegt das Schreiben ebenfalls vor. "Wir sind der Ansicht, das ist allein Sache des DSV", sagte Tröger. "Der DSV muß uns sagen, wie das Verfahren weiterläuft." Zieht der DSV seine Einwände gegen eine Nominierung, die auch durch die einstweilige Verfügung nicht aufgehoben wurden, schnell zurück, könnte Astrid Strauß vom NOK theoretisch noch bis zur letzten Frist am 10. Juli nominiert werden. Über die Olympia-Nominierung der Schwimmerin werden nun Willi Daume, Präsident des NOK, und Klaus Henter, Präsident des DSV, entscheiden, wie NOK-Generalsekretär Walter Tröger am Dienstag in Frankfurt erklärte.
Wolf-Dieter Montag, Leiter den Anti- Doping-Kommission im Internationalen Eishockey-Verband und Vertreter der internationalen olympischen Wintersport- Verbände in der medizinischen Kommission des IOC, stellte das Lößner-Gutachten indes in Zweifel: "Daß zuviel Alkohol bei einer Schwimmerin einen solch hohen Quotienten bewirkt haben soll, höre ich zum ersten Mal." Anträge zu einer Untersuchung, wie jetzt in Magdeburg durchgeführt wurden, hatten Doping- Experte Manfred Donike und das Kontroll-Labour Kreischa abgelehnt. sid/dpa
Mit insgesamt 497 Aktiven aus allen 15 ehemaligen Unionsrepubliken wird die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) bei den Olympischen Spielen in Barcelona vertreten sein.
Jeden Tag ein neuer Mann im Gelben Trikot: Nach der dritten Etappe der 79. Tour de France setzte sich der französische Radprofi Pascal Lino an die Spitze des Gesamtklassements. Er löste am vierten Tag der Großen Schleife quer durch Frankreich seinen Landsmann Richard Virenque ab, nachdem zuvor schon der Schweizer Alex Zülle und der große Tour- Favorit und Vorjahressieger Miguel Indurain aus Spanien in Gelb gefahren waren.
Tagessieger der 218 km langen Etappe von Pau nach Bordeaux wurde nach dem Regen des Vortages bei Sonnenschein und angenehm sommerlichen Temperaturen der Niederländer Rob Harmeling im Spurt einer zehnköpfigen Ausreißergruppe, die 114 km an der Spitze fuhr, vor dem Belgier Sammy Moreels und Massimo Ghirotto aus Italien. Den vierten Platz eroberte Lino.
Der 27jährige Rob Harmeling gehörte 1986 in Colorado Springs zum niederländischen Amateur-Straßenvierer, der Gold gewann. In der Gruppe befand sich keiner der noch 13 deutschen Profis, die auch beim Sprint der Verfolger keine große Rolle spielten. Den gewann mit fast sieben Minuten Rückstand der belgische Meister Johan Museeuw vor Adrie van der Poel (Niederlande) und Wilfried Nelissen (Belgien).
Pascal Lino feierte als Amateur seine bislang größten Erfolge. Er wurde französischer Meister in der 4000-m-Verfolgung und 1987 in Wien WM-Dritter im Punktefahren. In der vergangenen Saison war der 25jährige 70. bei der Tour-Ankunft in Paris, fuhr allerdings ebenso wie bisher in dieser Saison keinen Sieg heraus. Er hatte beim Start in Pau 5:06 Minuten Rückstand auf den Franzosen Richard Virenque aufgewiesen.
Der Belgier Noel Segers hatte sich nach 104 km vom Feld der 195 gestarteten Profis abgesetzt. Knapp 20 km später wurde er allerdings von neun weiteren Fahrern gestellt. Die zehn bauten ihren Vorsprung auf dem flachen Teilstück an der französischen Atlantikküste recht schnell auf über sechs Minuten aus, lagen knapp 50 km vor dem Ziel sogar über 14 Minuten vor ihren Verfolgern, bei denen Indurains Banesto-Mannschaft das Geschehen kontrollierte.
Dabei versuchte allerdings das Buckler-Team zu bremsen, da gleich drei Fahrer aus der Spitzengruppe zu der Mannschaft gehörten: Noel Segers, Gerrit de Vries und Martin Kokkelkoren. Die Arbeit war erfolgreich, der Vorsprung verringerte sich zwar, einholen konnten die Verfolger die Ausreißer jedoch nicht mehr. sid
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, 4. Etappe, Mannschaftszeitfahren über 63,5 km mit Start und Ziel in Libourne: 1. Panasonic 1:13:15 Stunden, 2. Carrera 0:07 Minuten zurück, 3. Gatorade 0:21, 4. Z 0:40, 5. ONCE 0:47, 6. Motorola 0:48, 7. Banesto 0:50, 8. GB 0:59, 9. TVM 1:06, 10. PDM 1:14, 11. Tulip 1:19, 12. Castorama 1:26, 13. RMO 1:45, 14. Telekom 2:01, 15. CLAS 2:14, 16. Buckler 2:14, 17. Ryalcaldo 2:48, 18. Ariostea 3:38, 19. Helvetia 3:44, 20. Festina 3:53, 21. Amaya 4:35, 22. Lotto 5:23.
Gesamtwertung: 1. Lino 18:34:51 Stunden, 2. Virenque (beide Frankreich) 1:54 Minuten zurück, 3. Bugno 5:06, 4. Claudio Chiappucci (beide Italien) 5:20, 5. Roche (Irland) 5:28, 6. Indurain (Spanien) 5:33, 7. Perini (italien) 5:35, 8. Bouwmans (Niederlande) 5:40, 9. Idanow (GUS) 5:42, 10. Fignon (Frankreich) 5:49, 11. Tebaldi (Italien) 5:54, 12. LeMond (USA) 5:55, 13. Bauer (Kanada) 6:12, 14. Boyer (Frankreich) 6:24, 15. Delgado (Spanien) 6:25, ... 35. Heppner (Gera) 7:33, ... 36. Uwe Ampler (Leipzig) 7:38, ... 58. Zülle 12:55, ... 93. Udo Bölts (Heltersberg) 20:55, ... 96. Rolf Gölz (Bad Schussenried) 21:27, ... 108. Ludwig (Gera) 23:44, ... 116. Kummer (Erfurt) 25:02, ... 118. Boden (Frankfurt/Oder) 25:10, ... 120. Krieger (Karlsruhe) 25:17, ... 146. Jentzsch (Cottbus) 28:50, ... 167. Stumpf (Dittelbrunn) 31:30, ... 173. Aldag (Ahlen) 33:08, ... 185. Kappes (Kirchzarten) 38:29, ... 188. Gröne (Recklinghausen) 42:31.
Ohne Mühe erreichten der US-Amerikaner Michael Chang und Karel Novacek aus der CSFR die zweite Runde des Tennis-Grand-Prix im schweizerischen Gstaad. Der an Nummer zwei gesetzte Chang besiegte den Spanier Javier Sanchez 6:4, 6:1, während der an Nummer acht eingestufte Novacek 6:3, 6:4 gegen Horst Skoff aus Österreich gewann.
Das Heidelberger Trio beim Frauen- Tennisturnier in Kitzbühel ist schon in der ersten Runde gesprengt worden. Während Wiltrud Probst und Silke Meier ihre Auftaktspiele gewannen, verabschiedete sich ihre Klubkollegin Veronika Martinek mit einer 4:6, 3:6-Niederlage gegen die an Nummer drei gesetzte Österreicherin Judith Wiesner aus der 150 000 Dollar-Konkurrenz. Wiltrud Probst besiegte die Australierin Tracey Morton ohne Mühe 6:2, 6:0, und Silke Meier gewann 4:6, 6:3, 6:4 gegen die Schwedin Maria Strandlund.
FUSSBALL
FREUNDSCHAFTSSPIELE: Dallas Rockets - 1. FC Kaiserslautern 0:5 (0:4), FC Sachsen Leipzig - Chemnitzer FC 1:2 (0:1), VfL Wolfsburg - Stahl Brandenburg 4:2 (1:2), MSV Duisburg - Fortuna Sittard 3:0 (2:0), Wuppertal - Lierse SK 2:0 (0:0).
Tennis-Profi Ivan Lendl hat am Dienstag die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten. Der 32 Jahre alte Lendl lebt seit 1984 in den Vereinigten Staaten.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Gstaad (330 000 Dollar), 1. Runde, u. a.: Rohde (Oberhausen) - Medwedew (GUS) 6:4, 7:5.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Bastad/Schweden (260 000 Dollar), 1. Runde, u.a.: Arrese (Spanien/Nr. 4) - Naewie (Mannheim) 7:5, 5:7, 6:2, Perez-Roldan (Argentinien/Nr. 6) - Koslowski (Neuss) 6:2, 6:0, Jonsson (Schweden) - Wolkow (GUS/Nr. 1) 6:4, 7:6 (7:5).
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Newport/Rhode Island (175 000 Dollar), 1. Runde, u. a.: Bloom (Israel) - Zoecke (Berlin) 7:6 (7:3), 6:3.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Kitzbühel (150 000 Dollar), 1. Runde, u. a.: Martinez (Spanien/Nr. 1) - Thoms (Saarlouis) 6:1, 6:2, Thoren (Finnland) - Frankl (Heidelberg) 7:5, 1:6, 7:5, Probst (Heidelberg) - Morton (Australien) 6:2, 6:0, Meier (Heidelberg) - Strandlund (Schweden) 4:6, 6:3, 6:4, Wiesner (Österreich/Nr. 3) - Martinek (Heidelberg) 6:4, 6:3.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Palermo (100 000 Dollar), 1. Runde, u. a.: Schultz (Niederlande) - Zivec-Skuly (München) 6:1, 3:6, 6:3.
RADSPORT
DEUTSCHE KRITERIUMSSERIE, 5. Etappe, Rundstreckenrennen über 70 km in Böblingen: 1. Holzmann (Peiting) 1:42:18 Stunden, 2. Pierobon (Italien), 3. Henn (Heidelberg), 4. Lehnert (Dortmund), 5. Tschmile (GUS), 6. Halupzok (Polen).
Gesamtklassement: 1. Henn und Lehnert beide 25 Punkte, 3. Halupzok 23, 4. Pierobon 21, 5. Clark (Australien) 19, 6. Wolf (Berlin) 17.
Mannschaftszeitfahren über 1,4 km: 1. ZG Botecchia 1:49,69 Minuten, 2. Europa-Auswahl 1:50,70, 3. Team Staiger 1:53,39, 4. Team Hofbräu 1:53,92, 5. Deutsche Auswahl 1:54,03, 6. Southern Sun II 1:55,06.
Gesamtklassement: 1. Botecchia 9:46,26 Minuten, 2. Europa-Auswahl 10:02,92, 3. Hofbräu 10:07,89, 4. Lampre 10:14,76, 5. Varta 10:19,58, 6. Deutsche Auswahl 10:25,30.
WIESBADEN/MAINZ. Wer muß den sozialdemokratischen Landesgeschäftsführer in Rheinland-Pfalz bezahlen - die SPD-Fraktion im Wiesbadener Landtag aus hessischen Steuergeldern oder der Landesverband Rheinland-Pfalz aus seiner Parteikasse? Über diesen absurd anmutenden Streit, dessen Lösung eigentlich auf der Hand zu liegen scheint, muß Anfang August das Arbeitsgericht Wiesbaden entscheiden. Dort hat der frühere hessische Fraktions- und Landesgeschäftsführer Wolfgang Kiehne seinen einstigen Arbeitgeber, die SPD-Fraktion im Hessenparlament, verklagt.
Der Grund: Die Landtagsfraktion in Wiesbaden hatte Kiehne die regelmäßigen Zahlungen als "politischer Beamter im Ruhestand" gestrichen, weil er angeblich eine neue Tätigkeit in alter Stellung bei den rheinland-pfälzischen Genossen aufgenommen hatte. Doch dort will der Ruheständler, der monatlich rund 8000 Mark beanspruchen darf, seine Arbeitskraft nur ehrenamtlich zur Verfügung stellen.
Der Fall Kiehne wirft ein Schlaglicht auf den Umgang der Parteien mit den Versorgungsregelungen für politische Beamte und ist dennoch ein besonderer Fall. Denn es geht nicht um einen ausgeschiedenen Staatssekretär, der seine Ruhestandsbezüge aus einem Bundesland weiterbezieht, obwohl er in einem anderen als Staatssekretär wieder aktive Dienstbezüge kassiert, sondern um einen politischen Beamten im erwünschten Ruhestand, der sich quasi hauptberuflich ehrenamtlich für seine Partei weiter einsetzt. Daß er das kann, dafür sorgen die üppigen Ruhestandszahlungen aus öffentlichen Mitteln. Die Parteien machen sich dies zunutze.
Für den Parteichef der Sozialdemokraten in Rheinland-Pfalz, Rudolf Scharping, war der hessische SPD- Landesgeschäftsführer im Ruhestand die Idealbesetzung. "Hessen-Kiehne" leistete schon 1991 im Landtagswahlkampf ganze Arbeit und kostete die Mainzer Genossen außer Spesen nicht einen Pfennig. Scharping lobte dann auch seine eigene sparsame Entscheidung, als er Kiehne als neuen Landesgeschäftsführer ehrenhalber präsentierte: "Was sollen wir einen Teuren nehmen, wenn wir einen Preiswerten bekommen können, der dazu noch anerkannt gute Erfolge aufweist".
In Schreiben an den Bundesvorstand, alle Landesverbände und an die Bundes- und Landtagsfraktionen der Sozialdemokraten präsentierte Kurt Beck, Fraktionsvorsitzender im Mainzer Landtag, den neuen unbezahlten Cheforganisator ganz offiziell.
"Mein Nachfolger ist Wolfgang Kiehne", schrieb Beck zum Geschäftsführer-Coup. "Er hat umfangreiche Erfahrungen im hauptamtlichen Bereich und wird deshalb die begonnene Arbeit kontinuierlich fortsetzen". Für die Ein teurer Weg Hessen-SPD war dieser Brief das Signal, sich nun auch finanziell von Kiehne zu trennen, der den Wiesbadener Parteifreunden nur noch durch monatliche Ruhestandszahlungen verbunden war. In Kiehnes neuer Tätigkeit sahen Sozialdemokraten auf der rechten Rheinseite die Chance, im Fraktionsetat gut 100 000 Mark im Jahr zusätzlich zu verbuchen. Das sei Geld für neue Stellen, hieß es.
Doch Kiehne wollte zwar in Rheinland-Pfalz arbeiten, was er seit dem 1. Februar auch regelmäßig tut, aber in Hessen ganz legal weiter kassieren. Denn als politischer Beamter, und nichts anderes war der Fraktions- und Parteigeschäftsführer, standen ihm die Ruhestandsbezüge für den Fall zu, daß sich der Arbeitgeber von seinem Mitarbeiter trennt. Die hessischen Sozialdemokraten wählten 1988 diesen teuren Weg.
Durch die gleichwertige Beschäftigung Kiehnes auf der anderen Rheinseite sah die SPD-Fraktion in Wiesbaden nun die Chance gekommen, den "Inaktivposten" aus ihrem Haushalt zu streichen. Doch die sparsamen Genossen in Rheinland-Pfalz wollten nur einen engagierten "Gratis-Geschäftsführer". Da muß dem Mainzer SPD-arteivorstand, gut ein halbes Jahr nach dem Wahlsieg, wohl eine Lösung "à la Geißler" vorgeschwebt haben. Der frühere Bonner CDU-Generalsekretär arbeitete weitgehend "ehrenamtlich" im Konrad-Adenauer-Haus. Bezahlt wurde der emsige Parteiagitator aus der Pensionskasse des Landes Rheinland-Pfalz. Von dort kassierte der CDU-Funktionär ehrenhalber seine volle Ministerpension, nachdem er zuvor noch über die Zehn-Jahres-Hürde gehievt worden war.
Für die hessische SPD war der Fall Kiehne jedoch ein Ärgernis, zumal in einer Zeit, wo allenthalben von "Parteienverdrossenheit und Selbstbedienungsmentalität" die Rede ist. Sie stellte Ende Mai konsequenterweise die Zahlungen an Kiehne ein, weil der inzwischen ja eine "gleichwertige Tätigkeit" aufgenommen habe. Nun muß, wie gesagt, ein Arbeitsgericht das Finanzierungsgestrüpp für "ehrenamtliche hauptamtliche" Parteifunktionäre entwirren. Für den rheinland-pfälzischen SPD-Sprecher Christoph Charlier ist das Ganze lediglich eine "Privatangelegenheit zwischen Kiehne und der Hessen-SPD". Eine Privatsache aber, bei der es sich - für die Öffentlichkeit spannend - um den Umgang der Parteien mit öffentlichen Geldern dreht.
MICHAEL GRABENSTRÖER
Eine Radtour ohne Gepäck von Winzerhof zu Winzerhof bietet der rheinhessische Verein "Ferien auf Bauern- und Winzerhöfen" an zwei Wochenenden an: vom 17. bis 19. Juli und vom 7. bis 9. August. Sie beginnt jeweils freitags in Nierstein mit Weinprobe und Abendessen; am Samstag wird am Rhein entlang nach Guntersblum geradelt. Der Sonntag führt durchs rheinhessische Hügelland über den Weinort Undenheim (beim Juli-Termin Wein- und Sonneblumenfest) zurück nach Nierstein.
Der Dreitagesspaß kostet mit Übernachtungen, einem Abendessen nebst kleiner Weinprobe sowie Radwanderkarte, Gepäcktransfer, Führung und Lunchpaket 175 Mark. Auskunft: Rheinhessen- Information, Schillerstraße 44, 6500 Mainz, Telefon 0 61 31 / 26 34 19. grr
Was hätte der Generalpostmeister von Taxis für eine Freude, würde er sehen, wie einige seiner Postkutschen immer noch über Land fahren, mit fröhlichen Fahrgästen und einem Kutscher, der ab und zu ins Horn bläst. In Walldürn im Madonnenländchen wird alte Postkutschenromantik für Ausflügler und Feriengäste zu einem Erlebnis: Es geht durch das Marsbachtal, vom Gasthaus "Beuchertsmühle" im Wald zum Märzenbrünnlein und zurück zum Missionskreuz im Städtchen.
Nach Walldürn ziehen jährlich über 200 000 Pilger aus allen Himmelsrichtungen, viele von ihnen kommen von weither zu Fuß. Vier Wochen lang, bis zum 5. Sonntag nach Pfingsten, steht Walldürn im Zeichen der traditionsreichen Wallfahrt zum Heiligen Blut. Am Sonntag, 12. Juli, wird der Blutschrein geschlossen, und abends zieht eine große Lichterprozession durch die Stadt. Dann wird es wieder ruhiger und man findet leicht Platz in einer der vielen gastlichen Stätten mit den Namen "Schinderhannes", "Fuchsbau" (ein Biergarten im Wald), "Kreuz", "Zum Hirsch", "Zum Riesen" oder "Zur Rose". In einigen Läden werden "Schiffli" und "Schießerli" verkauft, das sind neben Magenbrot und Lebkuchen Spezialitäten des Wallfahrtsmarktes aus dem Lebküchner- und Zuckerbäckerhandwerk.
Die Wallfahrtskirche "Zum heiligen Blut" ist eine der schönsten Kirchen der Region. Dieses Frühwerk barocker Kunst entstand durch die Baufreude der geistlichen Fürsten des 18. Jahrhunderts, die bedeutende Künstler zur Ausstattung heranzogen. So stellte das kurfürstliche Mainz seinen Fresken- und Architekturmaler Francesco Marchini aus Como für die monumentale Wand- und Deckenmalerei zur Verfügung.
Im Heimatmuseum der Stadt (Hauptstraße 39) geben freigelegte Wandschriften in Reimen alte und neuere moralische Sinnsprüche, teils aus der Zeit der Mystik, wieder: Leben und Tod, Tugend und Laster. In anderen Räumen sind Zeugnisse der Wallfahrt und deren Gewerbe, Gemälde historischer Persönlichkeiten, altes, stilechtes Mobiliar, Holzmodeln der Walldürner Zucker- und Lebkuchenbäckerei und Funde aus der Römerzeit. Bei Walldürn wurden Römerbad-Ruinen ausgegraben. Der römische Limes führt in der Nähe der Stadt durch den Wald - ein Limes-Lehrpfad leitet an Grabungsstellen vorbei. Die Elfenbeinsammlung im Pfarrhaus nahe der Basilika zeigt kostbare Schätze der Elfenbeinschnitzkunst aus dem 12. bis zum 20. Jahrhundert.
Verkehrsverbindungen: Autobahn Frankfurt-Aschaffenburg, Ausfahrt Stockstadt. Bahn: Frankfurt-Aschaffenburg-Walldürn. Fahrplanauskunft: Frankfurt 1 94 19.
Unterkunftsverzeichnis: Städt. Verkehrsamt, Hauptstr. 27, 6968 Walldürn.
Postkutsche: Rundfahrt etwa zwei Stunden, Fahrpreis 40 Mark. Anmeldung beim Verkehrsamt. gmd
Im städtischen Bauamt weht jetzt frischer Wind Pia Pezzegh ist neue Amtsleiterin / Claudia Sonntag ist Chefin der Planungsabteilung
Die beiden Frauen, die Bürgermeister Bernhard Brehl jetzt der Öffentlichkeit vorstellte, sind derzeit noch damit beschäftigt, sich mit ihren neuen Aufgaben vertraut zu machen. Während Pia Bezzegh die Leitung des städtischen Bauamtes übernommen hat und somit der erste weibliche Amtsleiter überhaupt ist, zeichnet Claudia Sonntag für die Abteilung Stadtplanung und Liegenschaften verantwortlich.
Die 38jährige Pia Bezzegh ist die Nachfolgerin des bisherigen Bauamtsleiters Günter Guck, der sich zwecks beruflicher Neuorientierung aus dem städtischen Dienst verabschiedet hat. Die gebürtige Chemnitzerin, die in Dresden Architektur studierte und dort auch acht Jahre lang als Architektin arbeitete, war seit 1987 Sachgebietsleiterin für Hochbau beim Magistrat in Eschborn.
In Bezzeghs Schlepptau nahm auch Claudia Sonntag die Hürde der Bewerbungsrunde. Die 32jährige ist ebenfalls Architektin und spezialisierte sich schon während des Studiums an der Darmstädter Fachhochschule auf den Bereich Stadtplanung. Sonntag, die zunächst fünf Jahre beim Stadtplanungsamt in Dietzenbach arbeitete und 1988 nach Offenbach wechselte, überzeugte den Magistrat so sehr, daß sich dessen Mitglieder entschieden, für sie eine neue Stelle einzurichten.
Die Arbeit ist da: Immerhin sind in Mörfelden-Walldorf derzeit etliche Bauleitverfahren anhängig, dazu kommt noch der jüngst vorgelegte Landschaftsplan, dessen Vorgaben so gut als möglich in den Flächennutzungsplan integriert werden sollen.
Daß es im Bereich der Stadtplanungeiniges zu tun gibt, fanden auch die Magistratsmitglieder. Die im Zuge der Neubesetzung im Bauamt gleich mitgeschaffene neue Position im Bereich Stadtplanung und Liegenschaften sei daher ohne weiteres zu rechtfertigen, begründete Bürgermeister Bernhard Brehl schon vor Wochen den Entschluß, als er - aus Rücksicht auf die noch anderweitig beschäftigten "Neuen" ohne Namensnennung - verkündete, daß weibliche Verstärkung kommen würde. wal
Waldenserhof feiert zweites Richtfest Wegen der Hallensanierung werden die Kosten um eine Million Mark steigen Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Waldenserhof kommt nach anfänglichen Schwierigkeiten nun doch voran. Am 3. August, so der Zeitplan, soll die traditionsreiche, denkmalgeschützte Walldorfer Gaststätte, die im Herbst 1990 abgetragen wurde und jetzt ihrem Wiederaufbau entgegensieht, ihr zweites Richtfest erleben. Der Magistrates besichtigte in dieser Woche die Baustelle in der Langstraße, auf der sich einiges getan hat. Architekt Otto Eilenfeld wartet jetzt auf die HEAG, "damit die die Stromeinführungen macht." Ist das passiert, so der Architekt, könnte Mitte nächster Woche mit dem Aufbau der Dachkonstruktion begonnen werden. Arbeitsdauer: Etwa eine Woche. Vorher wird aber noch das Fachwerk ausgemauert, damit die Öffnungen rundum zu sind, wenn der Kran anrückt. Momentan wird gerade die Schornstein- Konstruktion gesetzt, dann, so Eilenfeld, folgen technische Ausbauten, Heizung und Elektrik. Zwar werden die Walldorfer ihre Kerb im Spätherbst wohl wieder nicht im Waldenserhof feiern können, doch ist jetzt immerhin das Ende des Projektes in Sicht, das sich ziemlich schleppend anließ und für die Stadt als zäher Brocken erwies. Seit 1986 gibt es den Beschluß der Stadtverordneten, das Anfang des 19. Jahrhunderts als Wohnhaus errichtete und später zum Lokal umgewandelte Gebäude zu sanieren. Doch wieder mußten Termine nach hinten geschoben werden. Zum einen wollte die Stadt schon in der Planung Fehler wie bei der Sanierung des "Goldenen Apfel" in Mörfelden vermeiden, zum anderen gab es die Auflagen des Denkmalschutzes, die von den Verantwortlichen erfüllt werden mußten. Im Herbst 1990 wurde das Haus samt Fachwerk in seine Einzelteile zerlegt und harrte, fein säuberlich kartiert, der Dinge, die da kommen sollten.
Indes, die Dinge ließen auf sich warten. Denn kaum waren die gesetzlichen Hürden überwunden, tauchten neue Hindernisse auf: Es fehlte an Handwerkern, die am Waldenserhof Interesse zeigten. Angebote blieben zunächst aus, so daß die Verwaltung die Ausschreibungen wiederholen mußte.
Aber auch dieses Problem ist inzwischen vom Tisch: Zwei Drittel der Aufträge für Innenausbau und Gestaltung der Außenanlagen seien inzwischen vergeben, verkündete Bürgermeister Bernhard Brehl beim Lokaltermin. Dafür drückt nun ein anderer Schuh: Die einst mit etwa 2,7 Millionen Mark veranschlagte Totalsanierung wird teurer als gedacht. Summa summarum, schätzt Brehl, dürften sich die Mehrkosten bei einer guten Million Mark einpendeln. Schuld ist nicht der Waldenserhof selbst, sondern das angrenzende, 1948 in Eigenleistung gebaute Hallengebäude. Die Mängelliste ist lang: Nicht nur, daß die Halle komplett isoliert und das Dach erneuert werden muß. Beim Buddeln kam auch eine verstopfte Entwässerungsanlage zum Vorschein, die ebenso wie die veraltete Heizungsanlage und die hohen Seitenfenster erneuerungsbedürftig ist.
Zumindest die Isolierung des Gebäudes war im ursprünglichen Kostenrahmen so nicht vorgesehen, sagte Brehl. Folge: Der Kämmerer muß mehr Geld für die "vorweggenommene Teilsanierung" der Halle bereitstellen. Eingeplant waren nur 200 000 Mark für das Dach, die inzwischen aber schon für die Isolierung anfallen, denn die muß abgeschlossen sein, bevor die Außenanlagen um den Waldenserhof in Angriff genommen werden können. Aber auch die Dachsanierung, die unter Umständen mit einer kleinen Erweiterung einhergehen könnte, drängt. Brehl drückt jedenfalls auf die Tube: Direkt nach der Sommerpause soll das Votum kommen. Dann könnte das Dach im Herbst fertig sein. Was dann noch ansteht, ist die Außengestaltung. Auch da gibt es schon konkrete Vorstellungen. Für die Abgrenzung zum benachbarten Kinderhort, der später von der Seite her zugänglich sein soll, sorgt ein begrünter Zaun. Im erweiterten Hofbereich haben dann neben mehreren Fahrradständern auch zwei bis drei Bäume Platz, die im Biergarten den nötigen Schatten spenden sollen.
Der Kreistagsabgeordnete Michael Becker aus dem Hunsrück gehört zu den Christdemokraten, die ihrer Partei immer gern zeigen möchten, wo es lang geht. Dazu hatte er als "Wahlkampfmanager" und Sprachrohr des rheinland- pfälzischen Kurzzeit-CDU-Landesvorsitzenden Hans-Otto Wilhelm die Möglichkeit, die allerdings vertan wurde. Das probte er als Kurzzeit-Fraktionsvorsitzender im Kreistag Rhein-Hunsrück. Dieser Versuch scheiterte allerdings durch CDU-Parteigänger, weil Becker sich mit der SPD auf einen "Handel" mit hauptamtlichen Pöstchen einließ. Nun will Becker im Hunsrück die Fähigkeit seiner Partei testen, den Bonner Bundestagsbeschluß zum Paragraphen 218, zur Fristenlösung mit Beratungspflicht, flächendeckend zu unterlaufen. Das Kreiskrankenhaus Simmern ist für Becker, der in der Landtagsfraktion als Mitarbeiter auf eine Nachrückmöglichkeit in den Landtag wartet, das Testobjekt.
Wenn es nach dem Unions-Eiferer geht, soll die in Bonn mühsam herbeigeführte 218-Regelung in Simmern an den Kreistagspolitikern scheitern. Ansatzpunkt des Christdemokraten ist die Trägerschaft des Kreises für das Kreiskrankenhaus in Simmern. "Als Mitverantwortlicher für das Kreiskrankenhaus", so der Kreistagsabgeordnete Becker über sein Selbstverständnis als Kreispolitiker, "kann ich es nicht verantworten, unmoralische Handlungen gut zu heißen." Unmoralische Handlungen, das sind für Becker auch legale Schwangerschaftsabbrüche, die nach der Neuregelung des Paragraphen 218 in Simmern vorgenommen werden könnten. Dort waren bisher bereits Schwangerschaften nach der Indikationsregelung abgebrochen worden.
Becker will "als Kreistag" dem Krankenhaus in öffentlicher Trägerschaft untersagen lassen, künftig Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Dafür sammelte er Unterschriften in der 17köpfigen CDU-Fraktion, um einen Dringlichkeitsantrag in der nächsten Kreistagssitzung am 13. Juli stellen zu können. Die erforderlichen elf Mitunterzeichner hat er inzwischen beisammen. Der Kreistag kann also über das Abbruchsverbot im kreiseigenen Krankenhaus debattieren.
Chancen, umgesetzt zu werden, hat die Becker-Initiative im Kreistag allerdings kaum. Die CDU verfügt nur über 17 der 41 Sitze, den Rest teilen sich SPD, FDP, Grüne und die Regenbogenfraktion, die alle die CDU-Verbots-Überlegungen nicht mittragen wollen. Trotzdem hat Becker inzwischen eine heftige politische Diskussion ausgelöst.
In Mainz empörte sich die Frauenministerin Jeanette Rott (SPD) über den "total gegen die Frauen und gegen einen eindeutigen Bundestagsbeschluß gerichteten Antrag". Für Rott ist das Vorgehen der Kreistags-Union eine "Ungeheuerlichkeit". Sozialminister Ullrich Galle (SPD) drohte intern bereits mit der Kürzung der Landeszuwendungen für das Krankenhaus, falls der Krankenhausträger in die angebotenen Leistungen aus politischen Erwägungen eingreife. Und Justizminister Peter Caesar (FDP) stellte generell klar, daß ein "öffentliches Krankenhaus alle Eingriffe vornehmen kann, die medizinisch geboten und gesetzlich erlaubt sind", wenn es dafür medizinisch und technisch ausgestattet sei.
Für den stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion in Mainz, Hans-Artur Bauckhage, ist Michael Becker mit dem Versuch, "Ärzten gesetzlich zulässiges Handeln verbieten zu lassen", schlicht der "Dyba von Simmern". Bauckhage verlangte vom CDU-Fraktionschef Hans-Otto Wilhelm und vom CDU-Landesvorsitzenden Werner Langen, sich von ihrem Mitarbeiter "öffentlich zu distanzieren".
Becker betont offiziell zwar immer wieder, daß sein Vorgehen nicht mit der Fraktion abgestimmt und seine "ganz persönliche Sache" ohne Beispielscharakter sei. Außerdem setzt er nach eigenen Worten auch landesweit nicht auf ähnliche Aktionen der lokalen 218-Gegner in der Union. Allerdings wird CDU- intern bestätigt, daß sich Becker für sein Vorgehen mit einem Rechtsgutachten munitionieren ließ, das in der CDU-Landtagsfraktion in Mainz erarbeitet worden ist. Das Land soll überall dort mit 218 Debatten überzogen werden, wo CDU-Politiker auf Kreisebene Einfluß auf die Krankenhäuser nehmen können.
MICHAEL GRABENSTRÖER (Mainz)
öhl ATHEN, 7. Juli. Fahrlehrer auf der griechischen Insel Kreta? Sicher kein besonders einträglicher Beruf. Viele Kreter nämlich scheinen der Meinung zu sein, daß man zum Autofahren nicht unbedingt einen Führerschein braucht. Das stellte sich am vergangenen Wochenende bei einer Aktion der Verkehrspolizei in der kretischen Präfektur Chania heraus. "Um die Einhaltung der Verkehrsvorschriften zu überwachen und Unfällen vorzubeugen", hatte der örtliche Polizeichef Thrasyvoulos Tsivourakis am Sonntag vormittag Verkehrskontrollen an mehreren neuralgischen Stellen angeordnet. Binnen zwei Stunden wurden 197 Verkehrssünder gestellt. Von ihnen besaßen 67, also jeder dritte, keinen Führerschein."Nur im Baugebiet Obergärten fehlen Plätze" Medebach: Seinerzeit ohne Kindergarten geplant / CDU bemängelt "Wartelisten"
ROSBACH. Die Ankündigung von Bürgermeister Reinhold Medebach, daß in Ober-Rosbach und Nieder-Rosbach schon in diesem Jahr Wartelisten für Kindergartenplätze hingenommen werden müssen, hat bei der Rosbacher CDU heftige Kritik ausgelöst. Angesichts einer Warteliste von 25 Kindern in diesem und dem nächsten Jahr spreche alles dafür, daß der Bürgermeister den Bedarf falsch eingeschätzt habe. Statt den Bau eines Kinderhauses (lesen Sie dazu untenstehenden gesonderten Bericht) zu planen, hätte der Bürgermeister das Geld lieber in Kindergartenplätze investieren sollen, kritisiert Dr. Paul Kuhlmann (CDU).
Der so angegangene Bürgermeister reagiert mit Kopfschütteln: "Das paßt zum Sommertheater der CDU. Aber erstaunlich ist, daß Dr. Kuhlmann mit seinen ,Enten' grundsätzlich daneben liegt." Anhand der im Mai vom Magistrat vorgelegten Aufstellung über die Kindergartensituation zeigt Medebach detailliert auf, daß von 25 fehlenden Plätzen keine Rede sein könne. Eine Warteliste für sieben Kinder gebe es lediglich für den Hort in Ober-Rosbach, also zur Nachmittagsbetreuung von Schulkindern.
Der Kindergarten Rodheim wird von insgesamt 150 Kindern besucht, zu erwarten sei Platzmangel für fünf bis zehn Kinder im kommenden Kindergartenjahr. "Es ist aber fraglich, ob auch alle Kinder ab drei Jahren wirklich angemeldet werden", so Medebach. Das Minderangebot liege unter zehn Prozent.
In Ober-Rosbach gebe es in der Brüder-Grimm-Straße und Bergstraße keine Warteliste. In Nieder-Rosbach, im Kindergarten Taunusblick, könnten 13 Kinder nicht aufgenommen werden. Den Eltern habe die Stadt einen Fahrdienst zur Brüder-Grimm-Straße angeboten.
"Das einzige Problem kommt im Baugebiet Obergärten auf uns zu", führt Medebach zum entscheidenden Punkt. Dieses Baugebiet sei 1989 von der früheren Mehrheit ausgewiesen worden, "ohne einen Quadratmeter für Gemeinschaftseinrichtungen aufzuweisen". Heute kämen bereits 105 Kinder der insgesamt 190 Nieder-Rosbacher Sprößlinge aus diesem Baugebiet. Wenn also jemand etwas falsch eingeschätzt habe, dann die CDU 1989 bei der Ausweisung des Baugebietes. "Aufgrund dieser Bilanz streben wir "Parlament muß nun zustimmen" einen Neubau zur Kinderbetreuung in den Obergärten an", kündigt der Bürgermeister an. Gemeint ist das Kinderhaus.
Die CDU, die 1989 mit dem Baugebiet ohne Kindergarten Fakten geschaffen habe, fordert er auf, heute endlich der Planung für das Rosbacher Kinderhaus zuzustimmen. "Alle Genehmigungen habe ich eingeholt. Jetzt muß nur noch das Parlament zustimmen", fordert Medebach.
Auf dieses Kinderhaus konzentriert sich auch die Kritik der CDU: "Medebach und die Ampelkoalition wären besser beraten gewesen, sich rechtzeitig um die Schaffung neuer Kindergartenplätze zu kümmern, als eine Krabbelstube finanziell und personell zu unterstüzten, die nur für wenige Kinder in Betracht kommt." Dem geplanten Kinderhaus steht die CDU kritisch gegenüber, da darin nicht nur Kinder von drei bis sechs Jahren, sondern auch Kleinkinder im Krabbelalter und Schulkinder betreut werden sollen. Medebach solle erst einmal für ausreichend Kindergartenplätze sorgen, "bevor auf Kosten der Rosbacher teure Modellprojekte in Angriff genommen werden". Ähnlich wie früher bei der alten Apotheke habe auch jetzt die Chance bestanden, geeignete Räume für einen Kindergarten anzumieten, meint Dr. Kuhlmann mit Blick auf die Krabbelstube "alte Post", die zur Zeit aber mit erheblichen städtischen Mitteln nicht als Kindergarten, "sondern als Krabbelstube für Wenige" genutzt werde.
Beim Hinweis auf die alte Post ist für Medebach klar: "Wer sich die Räume in der Post angeschaut hat, weiß, daß der Raum für einen Kindergarten zu knapp und vor allem kein Außengelände da ist." Der Bürgermeister: "Die CDU ist gegen Krabbelstube und Hort. Dr. Kuhlmann benutzt den Kindergarten als Vehikel, um gegen beides zu agitieren."
Nachdem die CDU versäumt habe, in den Obergärten für einen Kindergarten Raum zu schaffen, fordert Medebach nun die Parlamentarier auf, den Weg für das Kinderhaus freizumachen. Immerhin sei durch eine Anfrage der SPD im Parlament schon am 13. September 1989 bekanntgeworden, daß rund 60 Kindergartenplätze im Baugebiet Obergärten fehlen werden. Von den 60 seien aber nur 25 im Kindergarten Taunusblick geschaffen worden, zeigt Medebach auf.
"Zuerst aber möge Dr. Kuhlmann doch
in Urlaub fahren und sich erholen", kann
sich der Bürgermeister angesichts des
neuerlichen "Rohrkrepierers" des CDU-
Fraktionsvorsitzenden nicht verkneifen.
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MAIN-KINZIG-KREIS. Die Invasion der kleinen grünen Wesen hat stattgefunden, heute zählen wir den "Tag fünf danach". Die Unbekannten haben sechs Beine und zwei Paar Flügel. Geradezu wie in der Science-fiction-Story "Invasion von der Wega" erschienen sie vielen Zeug(inn)en. Doch die Experten wissen von nichts. Eine Gefahr?
Höchstens hier und da für die Ernte. Vermutlich handelt es sich bei den kleinen Lindgrünen, die am Freitagabend vielerorts in Südhessen massenhaft durch die Luft schwärmten, um geflügelte Blattläuse. Weil aber bei Behörden (etwa Landwirtschaftsamt) keine Erkenntnisse vorliegen und niemand eine "Ferndiagnose" auf die Anfrage eines Journalisten wagt, wollte sich keiner dafür verbürgen.
Was der am Freitag gegen 22 Uhr auf seinem Balkon erlebt hatte, überschritt die auch für tolerante Naturfreunde erträgliche Schwelle. Eben hatte er noch die Schwalben beobachtet, die sich in voller Fahrt offensichtlich wie im Schlaraffenland bedienten. Den angefangenen Brief fortzusetzen, erwies sich dann schnell als aussichtslos, die Tierchen füllten mit einem Mal die Luft, fast atmete man sie ein. Ein Kribbeln überall auf der Haut und im Haar. Die Flucht in die Wohnung glückte, das Invasionsgeschwader blieb mit platter Nase vorm Fenster.
Auf dem Hanauer Marktplatz verdarben die Tierchen am Wochenende manchem die Freude am Open-air-Kaffee, bei jedem Schluck schwammen welche mit. Und in Gelnhausen ließen sich Leute das Eis auch dann einpacken, wenn sie nur wenige Schritte von der Eisdiele entfernt wohnten. Die Geschäftsleute hatten am verkaufsoffenen Samstag nur ein Thema, ihre Kundschaft ging wild fächelnd über den Obermarkt.
Montag berichten Kolleginnen von grünen Wolken, vor denen sie aus Gartenlokalen geflüchtet sind. Offenbach und Frankfurt-Ost seien Freitagabend stellenweise "katastrophal" gewesen. In Dietzenbach gab es am Samstag keinen Balkon-Brunch ohne Fliegenklatsche. In Oberursel und Bad Homburg wurden die Insektenschwärme auch gesichtet, genauer: gespürt. In Neuberg wurde eine Grillfete abgebrochen. Auf der Steinheimer Mainbrücke hatte einer plötzlich eine grüne Windschutzscheibe. Radler schmierten sich die Sechsbeiner aus dem Gesicht. Aus Hochheim, Butzbach, Rosbach liegen Befunde vor. Mehr Zeugenberichte braucht vermutlich kaum der Vatikan, bevor er ein Wunder bestätigt. Anders die Insektenkundler Heinz Schröder vom Senckenberg-Institut, wohnhaft in Heusenstamm, hat die Sache selbst nicht mitbekommen. Das Klima sei zwar günstig für Insekten-Massenvermehrung. Vor allem in Gewässernähe schwärmten Zuckmücken, Tripse, Eintagsfliegen und die als "weiße Fliegen" bekannte Schildläuseart. Ihm sei binnen 14 Tagen auch von drei Totenkopf-Faltern berichtet worden, "jeder einzelne in üblichen Jahren eine Lokalpresse-Meldung wert". Aber Blattläuse? Schröder will das weder bestätigen noch in Abrede stellen.
Michael Lenz, beim Pflanzenschutzdienst Frankfurt für Ackerbau zuständig, hält hingegen die Diagnose für schlicht unwahrscheinlich. Nur wenige Blattläuse träten geflügelt auf, die meisten stammten aus der ungeschlechtlichen Fortpflanzung (Pathenogenese) und würden ohne Flügel lebendgeboren.
Dem Meyers-Lexikon von 1983 ist zu der komplizierten Fortpflanzung der allein in Mitteleuropa 830 Blattlaus-Arten zu entnehmen: Dem Winterei entschlüpft eine "Stammutter", die pathenogenetisch Weibchen hervorbringt, die ebenso noch mehrere Generationen gebären. Erst die letzte sind Männchen und befruchtungsbedürftige Weibchen, die Wintereier legen. Männchen sind stets geflügelt, Weibchen oft nicht.
Weil das Schwärmen auf das zweigeschlechtliche Stadium deutet, das meist am Ende der Vegetationsperiode eintritt, hatten Experten am Telefon wohl Zweifel an den Laienberichten. Main-Kinzig-Kreislandwirt Friedhelm Schneider weiß zwar von der "Invasion" nur vom Hörensagen, doch beobachtet er dieses Jahr eine allgemein starke Blattlaus-Population an Mais, Getreide, Raps, teils auch an der Rübe. Bevor der Bauer zum Gift greift, wägt er aber laut Schneider ab, ob sich das lohnt. Oft sei dies nicht Fall, weil der Schaden bereits eingetreten oder weil er nur gering ist.
Der letzte Griff zum Telefon bestätigt endlich doch noch aus berufenem Mund, daß das Freitag / Samstag beobachtete Grüngetier keine Hirngespinst von Laien war. Friedrich Seifert, ehemals Chef des Hanauer Grünflächenamts, hat es gesehen und als Pfirsich-Blattläuse identifiziert. Ul
OBERURSEL. Schwer verletzt wurde eine 76jährige Fußgängerin am Montag nachmittag bei einem Unfall in der Nassauer Straße. Sie wurde ins Kreiskrankenhaus eingeliefert.
Eine Autofahrerin wollte von der Adenauer Allee in die Nassauer Straße abbiegen. Die alte Frau, die gerade den Zebrastreifen zum Bahnhof überquerte, wurde von ihr nicht frühzeitig erkannt, und noch mit dem Wagen gestreift, teilte die Polizei mit. mk
KRONBERG. Die Pressemitteilung aus dem Rathaus kann ein Kronberger Kind glücklich machen: Unter den Fundsachen von Mai und Juni ist ein blauer Teddybär. Er wartet im Fundbüro zwischen Autotelefonhörern, einem Autoradio, Brillen, Schmuck, Schlüsseln und Klamotten sowie diversen Fahrrädern auf seinen Besitzer.
Anfragen sind beim Fundbüro im Rathaus, Katharinenstraße 7, Tel. 703 - 292, an der richtigen Adresse. mk
Alternativreisen. Charmant und bescheiden kommt er daher, der "Ver-Führer zum Reisen auf eigenen Wegen", als "kleine Sammlung von Ferienangeboten verschiedener Art". Die Warnung der Autorin, daß "die Adressen sich dem Einfügen in ein strenges System widersetzen", sollte ernstgenommen werden. Kompensiert wird das Fehlen einer logischen Gliederung durch liebevolle Detailbeschreibung der einzelnen Veranstalter für die Länder Südeuropas, wobei mit didaktischem Geschick an Lob für jedwede Ansätze eines intelligenten Tourismus nicht gespart wird und die Kritik an ökologischen "faux pas" überaus soft ausfällt. Zwischen dem obligatorischen Töpfern in der Toskana und Überlebenskursen für Singles in Ligurien finden sich mit etwas Geduld doch noch die Schatzkästchen mit Angeboten abseits des Einheitsaktivurlaubsbreis. Der eigene Weg zum anderen Reisen bleibt also auch weiterhin der mühevollere.
Zu Gast im Süden. Ver-Führer zum Reisen auf eigenen Wegen. Velia Reghis. Verlag Ganzheitliche Gesundheit, Goethestr. 13, 7277 Wildberg, 1991, 304 Seiten, 29,80 Mark.
KÖNIGSTEIN. Für ungefähr 1,5 Millionen Mark will sich die Stadt Königsteinen einen Wettbewerbsvorteil bei der Umwerbung von Krankenschwestern, Erzieherinnen und anderen im sozialen Bereich tätigen Angestellten verschaffen. Sie hat jetzt das Wohnhaus Woogtalstraße 6 gegenüber dem Krankenhaus St. Josef von den Armen Dienstmägden Jesu Christi für 700 000 Mark erworben. Für weitere 800 000 Mark sollen die 416 Quadratmeter Wohnfläche renoviert und modernen Erfordernissen angepaßt werden. Danach soll vor allem Pflegepersonal des St.-Josef-Krankenhauses einziehen können.
Mit dem mehrstöckigen Wohnhaus hat der Orden seine letzte Station in Königstein aufgegeben, nachdem 1859 die ersten Dernbacher Schwestern gekommen waren, um im sozialen Bereich, besonders in der Krankenpflege, tätig zu werden. 1963 hatte die Pfarrei St. Marien den Armen Dienstmägden das Krankenhaus kostenlos übereignet. Zum Jahreswechsel 1990 / 91 traten die Schwestern die kleine Klinik an die Stadt ab. Erhebliche Defizite sowie Nachwuchssorgen bewegten den Orden zur Aufgabe.
Ursprünglich hatten laut Erstem Stadtrat Klaus Dehler in dem jetzt von der Stadt erworbenen Wohnhaus in der Woogtalstraße vor allem Ordensschwestern gelebt, die im Hospital gegenüber arbeiteten. Andere Krankenhausmitarbeiter zogen nach. Heute leben in dem Haus nur noch zwei Krankenschwestern und zwei Köche, obwohl es neben einer Wohnung im Erdgeschoß 16 Einzelzimmer bietet.
Wieviele Zimmer oder Wohnungen nach der Sanierung 1993 übrig sein werden, ist laut Dehler noch offen. "Der Bedarf wird ermittelt, wir sind in der Planung." Die Renovierung sei nötig, um das Haus "auch zukünftig weiter nutzbar zu machen und es heutigen Anforderungen entsprechend herzurichten".
Wieviel künftige Mieter pro Quadratmeter an die Stadt zu zahlen haben werden, steht laut dem Stadtrat ebenfalls noch nicht fest. Die Stadt werde sich beim Land um Zuschüsse bemühen. "Auf alle Fälle" rechnet Dehler mit einer Finanzspritze aus dem Topf "einfache Stadterneuerung". Vielleicht könnten auch noch andere Förderquellen angezapft werden, durch die dann möglicherweise auch Mietpreisbindungen entstehen könnten.
"Aufgrund der Wohnungssituation im Rhein-Main-Gebiet haben alle Kommunen Schwierigkeiten, Mitarbeiter im sozialen Bereich zu finden", weiß Dehler und hofft, daß sich Königstein durch das zusätzliche Angebot an städtischen Wohnungen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann.
In der Klinik arbeiten allein 35 Angestellte. Die Woogtalstraße 6 soll laut Parlamentsentscheid "ausschließlich für die Unterbringung von Pflegepersonal des St. Josef-Krankenhauses oder von ähnlichen sozialen Diensten" genutzt werden. mk
KELSTERBACH. Weil er nach eigener Auskunft am Steuer eingeschlafen war, kam der Fahrer eines Sattelzuges in der Nacht auf Dienstag mit seinem Brummi von der Fahrbahn der Bundesstraße 40 a ab. Von Sindlingen zu den Farbwerken Hoechst fahrend schleuderte der Lastwagen kurz vor zwei Uhr nach links, walzte eine Leitplanke auf einer Strecke von 36 Metern nieder, rammte nach weiteren 25 Metern den Mast einer Schilderbrücke und kam erst dann zum Stehen.
Der Fahrer erlitt leichte Verletzungen, außerdem entstanden etwa 150 000 Mark Schaden. Bei den umfangreichen Bergungsarbeiten waren auch die Feuerwehren aus Kelsterbach und der Farbwerke im Einsatz, weil aus dem Motor des Lastwagens etwas 30 Liter Öl ausgelaufen waren, erklärte ein Polizeisprecher. cas
In Bonn liegen Pläne für einen Fernbahntunnel vom Hauptbahnhof zum Ostbahnhof vor Intercity soll unter der City fahren Problem der Finanzierung Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Der Verkehr im Hauptbahnhof steht vor dem Kollaps. 1150 Züge, die S-Bahnen nicht gerechnet, befördern derzeit auf 24 Gleisen täglich bis zu 250 000 Menschen unter dem großen Kuppeldach - 1988, vor der deutschen Einheit, waren es nur 900 Züge. In der kommenden Woche hat das Bonner Kabinett die fertigen Pläne für ein Jahrhundert-Projekt auf der Tagesordnung, das Abhilfe schaffen kann: Ein vier Kilometer langer Tunnel nur für Fernbahnen wie Eurocity (EC), Intercity-Express (ICE) und Intercity (IC) unter der Innenstadt hindurch, zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof. Die hessische Landesregierung, der Umlandverband (UVF) und die Stadt drängen darauf, daß das zwei Milliarden Mark teure Vorhaben in die höchste Prioritäts-Stufe des Bundesverkehrswegeplanes ("vordringlicher Bedarf") aufgenommen wird. Allein, die immer dramatischere Geldnot im Bundeshaushalt zwingt zu alternativen Entscheidungen. Und Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) favorisiert nach Einschätzung des rot-grünen Magistrats noch vor dem Fernbahntunnel den Ausbau der Bahnstrecke Frankfurt-Hanau-Fulda mit einer bei Naturschützern vehement abgelehnten, neuen zweispurigen Trasse quer durch die Rhön nach Erfurt. Das könnte bedeuten, daß die in zweijähriger Arbeit erstellten Frankfurter Tunnel-Entwürfe von der CDU/FDP-Bundesregierung erst unter Prioritätsstufe zwei ("weitere Planungen") eingeordnet werden.
"Hier wird Politik gemacht", sagt mit bitterem Unterton Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). Er beteuert, die Ost- West-Verbindung durch die Rhön sei nicht nur ökologisch umstritten, sondern komme die Steuerzahler auch wesentlich teurer als der Frankfurter Tunnel.
Aus der Sicht von Herbert Wildhardt, dem verantwortlichen Verkehrswegeplaner der Bundesbahndirektion Frankfurt, baut der rot-grüne Magistrat hier eine völlig falsche Front auf. Und Lutz Sikorski, Verkehrsexperte der Grünen im Römer, weist darauf hin, daß "die alte Nord-Süd-Hauptverkehrsrichtung in Deutschland sich gedreht hat". Will heißen: Die 140 bis 150 Züge, die über die Rhön-Trasse die neuen Bundesländer mit den alten verbinden würden, bedingen geradezu, daß das Nadelöhr Frankfurter Hauptbahnhof erweitert wird. Soll doch ein übergeordnetes, umweltpolitisches Ziel erreicht werden - Verlagerung von Fernverkehr von den überlasteten Autobahnen auf die schadstoffärmere Bahn.
Und noch etwas läßt den Fernbahntunnel dringlich erscheinen: Um die Jahrtausendwende werden die ersten IC über die neue, dann fertiggestellte Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln-Frankfurt die Stadt erreichen. Walter Henss, Sprecher der Bundesbahndirektion Frankfurt, sieht die Kapazität des Hauptbahnhofs aber schon heute "am äußersten Rand". Und Bahn-Planer Wildhardt beschreibt anschaulich die Schwierigkeiten - mit "sehr deutlichen Engpässen" bereits im Gleisvorfeld und auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Da ist einmal die Main-Neckar-Brücke, auf der eine vorher sechsgleisige Strecke auf vier Schienenpaare zusammengedrängt wird. Und zum zweiten gilt als Sorgenkind die Niederräder Brücke mit einer Verengung von vier auf zwei Gleise.
Die Nadelöhre würden entlastet, gäbe es den Fernbahntunnel. Denn oberirdisch liefen dann nur noch Regional- und Lokalzüge in den Hauptbahnhof ein. Im Entwurf der Bahnplaner beginnen bereits im Gleisvorfeld die Rampen, die jeweils ein Gleis langsam hinunter in zwei Tunnelröhren führen. Auf getrennten Trassen würden die beiden Tunnel mit jeweils acht Meter Durchmesser die Frankfurter Innenstadt unterqueren und dann am Ostbahnhof wieder zusammentreffen. Über eine zweite Schräge sollen die Züge wieder ans Tageslicht gelangen und ihre Fahrt auf der Bahnstrecke nach Hanau fortsetzen. Unter dem Hauptbahnhof würden beide Tunnel parallel zur heutigen S-Bahn-Röhre in Höhe der oberirdischen Gleise 18 und 19 liegen. Die gegenwärtige U-Bahn-Trasse würde unterquert. Als unterirdischer Haltepunkt für die Fernzüge aller Kategorien ist ein alleine 400 Millionen Mark teurer Tiefbahnhof mit einer Länge von 425 Metern vorgesehen.
Die weitere Strecke unter der City hindurch verläuft auf den Plänen der Bahn zwischen 20 und 26 Metern tief unter der Erde. Ein System von Notausstiegen erlaubt es den Passagieren theoretisch, im Falle eines Unglücks dennoch ans Tageslicht zu gelangen. Für die exakte Trasse untersuchte ein privates Planungsbüro im Auftrag der Bundesbahn mehrere Varianten. Ein Entwurf sieht vor, daß die erste Röhre unter Berliner Straße, Battonstraße und Hanauer Landstraße liegt und der zweite Tunnel nördlich des Mains. Planer Wildhardt möchte sich öffentlich noch nicht zum endgültigen Verlauf der Strecke äußern.
Die erste Idee für den Fernbahn-Tunnel, der jetzt konkrete Form angenommen hat, war 1984 vom Fachbereich Eisenbahnwesen an der TH Darmstadt entwickelt worden. Schon damals errechneten die TH-Fachleute eine Zeitersparnis, wenn die Fernzüge nicht mehr im heutigen Sackbahnhof die Lokomotive wechseln oder im Gleisvorfeld abbremsen müssen. Allein der Lokwechsel kostet die Bahn und damit auch die Reisenden zehn Minuten.
Alles spräche also für den Fernbahntunnel - auf dem Papier. Aber auch Bundesbahn-Sprecher Henss sieht angesichts der Finanzlage des Bundes "eher geringe" Chancen, daß der Fernbahn- Tunnel in der nächsten Woche vom CDU/ FDP-Bundeskabinett schon als "vordringlich" eingestuft wird. Und die Bauzeit des Milliardenprojekts kalkuliert die Bahn bereits heute mit "knapp zehn Jahren" (Wildhardt). Für die Bürger heißt das: Die Situation im Hauptbahnhof wird sich weiter verschärfen. Henss prophezeit "eine Durststrecke" bis zu den Jahren 1994/95 - dann steht die neue S-Bahn-Strecke nach Hanau zur Verfügung, normale Regionalzüge werden gestrichen. Aber der politisch gewollte Ausbau des Bahnverkehrs in die östlichen Bundesländer lasse trotzdem keine Entspannung erwarten: "Für jeden Zug, der wegfällt, steht schon ein neuer da".
(Siehe auch: "Hauptbahnhof ist überlastet")
WETTERAUKREIS. Die Diskussion um eine neue Rechtsform der beiden bundeseigenen Eisenbahnen ist nach Auffassung von Rolf Westfeld ein "Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Verkehrsproblemen". Der 1. Bevollmächtigte der Friedberger Ortsverwaltung der Eisenbahnergewerkschaft fordert statt dessen ein in sich schlüssiges Konzept.
Er verlangt von der Bundesregierung, aber auch von den Bahnvorständen, endlich die von der EG erzwungene Neuregelung des öffentlichen Personennahverkehrs vorzubereiten. Die Eisenbahn müsse in diesem Bereich ihre Organisation schnellstens regionalisieren. Westfeld: "Sie muß die volle Entscheidungskompetenz für die Leistungserstellung und das Fahrplanangebot, aber auch für Investitionen in die Region bekommen." Der Nahverkehr könne jedoch nur dann regionalisiert werden, wenn durch politische Entscheidungen die Frage geklärt sei, wer die Infrastrukturkosten bezahlen müsse.
Die Eisenbahn müsse endlich erkennen, daß die Chancen zur Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene so günstig wie noch nie seien. Deshalb sei eine umgehende Ausweitung der Kapazitäten auf der Schiene erforderlich. Westfeld: "Ein Abwarten auf weitere Neubaustrecken zur Kapazitätssteigerung ist tödlich." Statt dessen verlangte er, heute wenig genutzte Eisenbahnstrekken mit relativ geringem Aufwand in kurzer Zeit auszubauen und sie dann als Entlastungsstrecken für den Güterverkehr zu nutzen.
Vor einer "Verschleppung der längst überfälligen Bahnsanierung" warnte Westfeld angesichts des "Hickhacks in Bonn" zwischen dem Verkehrs- und dem Finanzministerium. Alle Fakten lägen auf dem Tisch, die Ziele der Eisenbahnreform seien unstrittig.
Die GdED fordert deshalb eine Entschuldung und Bilanzbereinigung der Eisenbahnen durch den Bund als Eigentümer. Zur Sanierung der Finanzen gehört nach Auffassung der Eisenbahnergewerkschaft auch eine Befreiung der Deutschen Bundesbahn von ökologischen Altlasten. str
has FRANKFURT A. M. Die Suche ist beendet: Peter Littmann tritt zum Jahresbeginn 1993 in den Vorstand des Metzinger Herrenausstatters Hugo Boss ein und wird schon drei Monate später den Vorsitz in dem Führungsgremium übernehmen. Bislang ist der in Prag geborene 44 Jahre alte Manager noch Delegierter des Verwaltungsrats der Vorwerk International im schweizerischen Wollerau und zeichnet verantwortlich für das gesamte Auslandsgeschäft des Wuppertaler Vorwerk-Konzerns. Vor seinem Engagement bei Vorwerk war Littmann, der Lehrbeauftragter für Marketing an den Universitäten Köln und Witten/Herdecke ist, Generalbevollmächtigter bei der Porzellan-Firma Rosenthal in Selb.
Wann die noch amtierenden Boss-Chefs, Uwe und Jochen Holy, ihre Stühle bei dem Nobelschneider im Schwabenland räumen, steht noch nicht fest. Klar dürfte aber sein, daß sie deutlich früher ausscheiden, als es ihr Vertrag vorsieht. Dieser läuft bis Juli 1994.
Kleine FR
Schützenfest GROSS-GERAU. Für Samstag, 12. Juli, (20 Uhr) lädt die PSG zum Schützenfest ins Schützenhaus ein. Unterlagen einzusehen GROSS-GERAU. Bis zum 6. August liegt der Bebauungsplan "Am Mühlweg" im Stadthaus aus.
FREUNDSCHAFTSSPIELE: FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr), Bezirksauswahl Frankfurt - Rot-Weiss Frankfurt (19 Uhr in Gedern-Wenings), TSG Pfeddersheim - SV Wehen (19 Uhr in Alsheim), FC Herborn - FV Bad Vilbel (19.30 Uhr).
GERDA RODE, Personalrätin im Postamt Gelnhausen, feierte dieser Tage ihr 25. Dienstjubiläum. Ihre Laufbahn bei der Post begann als Briefträgerin. Sodann war sie als Posthalterin zunächst in Niedergründau und dann in Rothenbergen tätig, bevor sie 1991 als freigestelltes Mitglied in den Personalrat gewählt wurde. In einer Feierstunde gratulierten Amtsleiter HEINRICH WETZLER, Personalratsvorsitzender FRIEDRICH JARISCHKO und zahlreiche weitere Kolleginnen und Kollegen.
KÖNIGSTEIN. Die umstrittene Baumfällaktion in der Frankfurter Straße in Königstein wird ein gerichtliches Nachspiel haben. Manfred Herr, Stadtverordneter der WK 2000, und seine Bau-Partner haben gegen die Bußgeldbescheide des Landratsamts Widerspruch eingelegt. "Die Verfahren gehen alle zum Amtsgericht", so Vertreter des Kreisbauamtes auf FR-Anfrage.
Zugleich teilte eine Sprecherin des Landratsamtes mit, daß die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Königsteiner Baudezernenten Klaus Dehler (SPD) abgewiesen wurde. Das Landratsamt konnte keine Verstöße Dehlers erkennen, der das Abholzen der geschützten Bäume ohne Fällgenehmigung stets als illegal gebrandmarkt hatte. Manfred Herr hatte die Dienstaufsichtsbeschwerde im Gegenzug zu Vorwürfen an ihn wegen der Fällaktion eingereicht. Gleichzeitig hatte er vergeblich Anzeige gegen Dehler erstattet. Auch die Staatsanwaltschaft sah keine Anzeichen für ein Verschulden des Ersten Stadtrats und stellte das Verfahren ein.
Das Landratsamt sieht das Fällen der Bäume ohne Bau- und ohne Fällgenehmigung weiter als illegal an. Bußgeldverfahren seien gegen "alle Betroffenen einzeln" eingeleitet worden. Dazu zähle auch Manfred Herr.
Der Stadtverordnete und seine Partner in einer Bauherrengemeinschaft wollen auf ihren Grundstücken in der Frankfurter Straße gemeinsam ein Wohn- und Bürohaus errichten. Um die Baugrube ausheben zu können, ließen sie das Gelände im Februar roden. Dazu hatten sie nach Ansicht von Stadt und Kreisbauamt jedoch weder eine Baugenehmigung noch eine Erlaubnis gemäß der Königsteiner Baumschutzsatzung. stk
Mit Worten wird gelogen in diesem Land, mit Sprache wird getäuscht. In Deutschland braucht es mittlerweile Zivilcourage, um Zustände und Vorgänge als das zu benennen, was sie wirklich sind. Über Sprache, Politik und Medien referierte der Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Klaus Bresser, anläßlich der Verleihung des "Medienpreises für Sprachkultur" der Gesellschaft für Deutsche Sprache am 8. Juni in Wiesbaden an den Journalisten Hanns Joachim Friedrichs. Gegen die von der Politik verabreichte Sprache als Beruhigungsmittel setzt Klaus Bresser Skepsis und Mißtrauen. Wir dokumentieren seine Rede im Wortlaut.
Wachtang Katschibaia zuckt bedauernd mit den Schultern: "Wir können es uns nicht leisten, eine Botschaft in Bonn zu eröffnen." Für den Fall aber, daß sein Heimatland Georgien doch einmal genug Geld für eine diplomatische Vertretung in der Bundesrepublik haben sollte, kann sich Katschibaia gute Chancen auf eine Stelle ausrechnen. Der 36jährige besucht derzeit zusammen mit 26 weiteren jungen Diplomaten aus 14 Staaten Ost- und Mitteleuropas einen Lehrgang des deutschen Auswärtigen Amtes. Sie sollen künftig dazu beitragen, ein bißchen Ordnung in die unübersichtlich gewordene Region und ihre Beziehungen zum westlichen Europa zu bringen.
"Wir wollen ihnen helfen, sich draußen zurechtzufinden" - so beschreibt der Leiter der Ausbildungsstätte, der ehemalige Generalkonsul Jürgen Kalkbrenner, das Ziel des viermonatigen Lehrgangs in Berlin. Außerdem hofft Bonn nach Einschätzung Katschibaias auf "Freundschaft" mit den beteiligten Ländern. Die 27 Teilnehmer aus Albanien bis Ungarn und mehreren Nachfolgerepubliken der UdSSR werden, auf Bitten ihrer Regierungen und von diesen ausgewählt, mit den Grundsäulen der westlichen Gesellschaft vertraut gemacht: Wie muß eine demokratische Verfassung aussehen, wie funktionieren Rechtsstaat und Gewaltenteilung, und "wo sitzt eigentlich Macht?" Die Antworten auf derartige Fragen gehören laut Kalkbrenner zum Wissen eines "modernen Diplomaten".
Modern geben sich die angehenden Attachés schon äußerlich: Die Kleiderordnung ist locker, Turnschuhe, T-Shirts und Sommerkleider überwiegen. Die Vorträge und Seminare über europäische Geschichte oder "Wettbewerb als Grundelement der sozialen Marktwirtschaft" hören die jungen Leute im ehemaligen Gästehaus des DDR-Außenministeriums am Treptower Park, mitten im Grünen und wenige Minuten von der Spree entfernt. Dort, auf dem Hotelschiff "Victoria", wohnen und essen sie - mangels sonstiger Hotels in der Ostberliner Ausflugsgegend. Zum Lehrgang gehört neben dem eigentlichen Unterricht in deutscher Sprache ein umfangreiches Besuchsprogramm. Anfang Juli sind die Jungdiplomaten von einem zweiwöchigen Aufenthalt in Bonn zurückgekehrt, wo sie neben dem Auswärtigen Amt auch Bundesrat, Kulturorganisationen und Vertreter der in modernen Demokratien unvermeidlichen Verbände kennenlernten. Die neuen Bundesländer Sachsen und Thüringen sowie Einrichtungen der Europäischen Gemeinschaft (EG) und der NATO in Brüssel, sind ebenfalls Ziel von Informationsfahrten. Jaroslav Zaremba aus der CSFR findet es bemerkenswert, wieviel Zeit die Gastgeber den jungen Ost- und Mitteleuropäern widmen. Bisheriger Höhepunkt war für ihn das Gruppenfoto mit Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Zaremba ist "Monatssprecher" der Lehrgangsteilnehmer - eine Institution, mit der Kalkbrenner von der Theorie zur Praxis der repräsentativen Demokratie überleiten will. Die 27 zusammengewürfelten Jungdiplomaten sollen sich während des Sommers als Gruppe verstehen, die für Organisatorisches oder auch Problemfälle einen Vertreter auswählt. Zaremba zählt mit 35 Jahren zu den ältesten Teilnehmern und hat, im Gegensatz zu den meisten anderen, bereits Erfahrungen im diplomatischen Dienst: Fünf Jahre lang arbeitete er an der Botschaft der Tschechoslowakei in der DDR. "Aber wir ergänzen uns gegenseitig", sagt er, "ich lerne auch viel von den Leuten, die noch nicht so tief in den Verwaltungsapparaten stecken."
Einer dieser Neulinge und Quereinsteiger ist der 30jährige Bogdan Mazuru aus Rumänien. Der Computerfachmann kam nur durch Zufall in Gestalt einer Zeitungsanzeige vor sechs Monaten zum Außenministerium in Bukarest. Und auch Wachtang Katschibaia arbeitet erst seit einem Jahr im georgischen Außenministerium. Beide zählen zur ersten Diplomatengeneration in Ost- und Mitteleuropa, die nicht mehr - wie noch Monatssprecher Zaremba - am Moskauer "Institut für Internationale Beziehungen" ausgebildet wird.
Nach dem Zerfall von Warschauer Pakt und Sowjetunion sucht nun das vereinte Deutschland nach Wegen, auch in der Diplomatenschulung seiner oft beschworenen "gewachsenen Verantwortung" gerecht zu werden. Drei Motive nennt Kalkbrenner für die Einrichtung des Lehrgangs: Zum einen müßten den Bekenntnissen zur Unterstützung von Reformen in Osteuropa auch Taten folgen. Außerdem könne der Lehrgang die Teilnehmer möglicherweise "dazu bringen, die Bundesrepublik aufgeschlossen und vielleicht sogar mit Sympathie zu sehen". Schließlich hat das Auswärtige Amt noch den eigenen Attaché-Nachwuchs im Auge, der mit fachkundigen Kollegen einfach besser verhandeln könne.
Kalkbrenner betont jedoch, daß die Ausbilder "keinesfalls die Bundesrepublik als Modelland vorführen" wollten. Die jungen Osteuropäer bekämen nicht nur die "Schokoladenseite" Deutschlands gezeigt und würden auch auf Unterschiede etwa zum politischen System Frankreichs oder zum Parlamentarismus in Großbritannien hingewiesen. Die Zurückhaltung der Deutschen bei Selbstlob und Einmischung würdigen auch Zaremba und seine Kollegen. Immer wieder werde ihnen gesagt: "Was Sie in ihrem Land machen, ist Ihre Sache." Die Erwartung Bonns an den Lehrgang richte sich auf "gute Beziehungen und gute Diplomaten", faßt Mazuru zusammen. GEROLD BÜCHNER (AFP)
NEW YORK, 7. Juli (AP). In Deutschland leben nach den USA die meisten Milliardärsfamilien. Die japanischen Superreichen mußten im Vergleich zum Vorjahr beträchtliche Verluste hinnehmen, und in Lateinamerika läßt sich zur Zeit am besten ein Vermögen machen. Das ist die diesjährige Bilanz des New Yorker Wirtschaftsmagazins "Forbes" über die reichsten Unternehmer der Welt, die jetzt veröffentlicht wurde.
Mit dem Chef der Tengelmanngruppe, Erivan Haub, der Haniel-Familie, den Brüdern Karl und Theo Albrecht sowie der Henkel-Familie werden vier deutsche Milliardäre in der "Forbes"-Liste unter den reichsten 25 Unternehmern und Unternehmensfamilien geführt. Reichste Einzelperson ist nach wie vor der Japaner Taikichiro Mori mit 13 Milliarden Dollar vor seinem Landsmann Yoshiaki Tsutsumi mit zehn Milliarden Dollar Vermögen. Mori mußte allerdings der Konjunkturschwäche in Japan mit zwei und Tsutsumi mit vier Milliarden Dollar Verlust Tribut zollen. Auf die amerikanische Walton-Familie, die ein Handelskettenimperium besitzt, verteilt sich ein Vermögen von 23,8 Milliarden Dollar. In den USA gibt es nach wie vor die meisten Milliardäre oder Milliardärsfamilien - "Forbes" zählte 101 Superreiche. In Deutschland gibt es 44 und in Japan 34 Milliardäre. Kanada folgt mit einigem Abstand mit zehn vor Frankreich mit neun Einträgen in die Reichenliste. Viel Geld läßt sich auch in Hongkong machen, wie acht Einträge zeigen. In Mexika gibt es acht, in der Schweiz sieben, in Italien, Saudiarabien und Taiwan sechs, in Brasilien fünf Milliardäre.
Das wohl überraschendste Ergebnis der "Forbes"-Autoren ist der "Milliardärsboom" in Lateinamerika. Ihrer Einschätzung zufolge müßte nach dem Aufschwung für die wenigen Reichen auch bald Besserung für das Los der 450 Millionen sehr armen Menschen Südamerikas kommen: "Da ist nichts Verwerfliches dabei", schreiben sie über die Kluft zwischen Arm und Reich. "Wirtschaftswachstum erfordert eine große Anzahl von Unternehmungen, und die Leute, die am erfolgreichsten diese Unternehmungen organisieren, häufen unvermeidlich Vermögen an." Allerdings sind in der Liste noch einige "Rauschgiftmilliardäre" enthalten, wie der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar Gaviria, der seine zwei Milliarden Reichtum vom Gefängnis aus verwaltet.
Mittwoch, 8. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Summertime Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, N. N. Theater - "Alkestis' Rückkehr"; 21 Uhr, Hof des Historischen Museums: Preddy Show Company - "Auf Teufel komm raus".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: 23 Uhr, Zwieback/Bigalke/Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Affentorhaus: 19 Uhr, Black Bembel.
Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Salsa Disco.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Latin Jazz.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft. Literatur Kinder- & Jugendbücherei, Arnsburger Straße 24, 212 33 633: 15 Uhr, Lesung "Leonard" (ab 5 J.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael-Stumpf- Str. 2: 17 Uhr, "Prager Literatur - gestern und heute". Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2/Filmsaal: 18 Uhr, Vortrag "Diebenkorn und seine Zeit", im Anschluß Führung in der Sonderausstellung "Richard Diebenkorn - Retrospektive". Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Moderne japanische Teekeramik vor dem Hintergrund der Teezeremonie".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Reiner Ruthenbeck und Mario Merz" sowie um 18 Uhr zu "Ausgewählte Werke".
Schirn, Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Angst und Melancholie im Oeuvre Edvard Munchs" sowie um 19 Uhr zum Thema "Frauenbild und Geschlechterkampf im Werk Edvard Munchs".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Johann Christian Wenzingers (1710-1797) Ölberggruppe aus Staufen". Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Vögel, die einzig überlebenden Dinosaurier".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Vorträge / Diskussionen Umwelt 2000, Senckenberganlage 34, Geo- Hörsaal: 18 Uhr s. t., Vortrag "Umweltschutz durch Völkerrecht - Die Perspektiven der UN- Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992". Wanderungen Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (KV Ffm): 13.30 Uhr, Busfahrt Hessenpark; Treffpunkt Paulsplatz (Info 73 32 07).
Hausfrauen-Bund: Kleiner Spaziergang Fuchstanz; 9.28 Uhr, Abfahrt Hauptwache/U3 Oberusel (Info 54 41 15). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: Do., 14 bis 18 Uhr, Spieltermin.
Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/R.3.
Stadtwaldverein: 19 Uhr, Äppelwein-Abend; Gasthof Ried.
City-Lauftreff am Römer: Mi./Do. 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.
Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Tel. 37 42 42; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Straße 25, Tel. 41 80 10; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Straße 1, Tel. 34 44 64; Hellerhof-Apotheke, Mainzer Landstraße 372, Tel. 73 59 17; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstraße 34, Tel. 45 66 08; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 56, Tel. 55 98 85; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstraße 64, Tel. 35 54 19; Nordend-Apotheke, Eckenheim, Engelthalerstraße 9, Tel. 54 43 10; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstraße 19, Tel. 57 17 85; Schweizer Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 47, Tel. 61 60 67; Struwwelpeter-Apotheke, Im U-Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 57, Tel. 77 70 77. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.
Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
Wir gratulieren
Herrn Wilhelm Rieger zum 79. Geburtstag am 8. Juli.
Sie bewegen sich wie Schlafwandler
OFFENBACH. Beruhigend rauscht der Brunnen im Dreieichpark, Vögel zwitschern eine Melodie über die Wasser-Monotonie. Auf der grünen Wiese neben dem Musikpavillon bewegen sich etwa 30 Leute jeglichen Alters wie Schlafwandler im Zeitlupentempo. Ein in schwarzem Flatteranzug gekleideter Mann gibt leise Kommandos. Alle schließen die Augen, inhalieren konzentriert die würzige Abendluft, stellen ganz langsam die Beine auseinander, rollen ihre Oberkörper und zeichnen stumm mit den Armen Kreise und Figuren in die Luft. Hier wird geboxt? Die Volkshochschule wirbt für den Besuch des Anfängerkurses "Tai Chi Chuan - Chinesisches Schattenboxen". Der neue Kursus beginnt am 24. August. Anmeldungen sind ab 15. August im VHS-Haus, Kaiserstraße 7, möglich, informiert der neue VHS-Fachbereichsleiter und Politologe Klaus Engmann, früher Referent des grünen Umweltdezernenten Thomas Schaller und dann Sachbearbeiter bei der Straßenverkehrsbehörde. Solche Kurse seien jetzt sehr in Mode, berichtet Engmann. Angesichts so schal gewordener Freizeit-Vergnügungen wie Fernsehen begeben sich immer mehr Menschen auf die Suche nach dem "eigenen Ich", heben ihren Körper stärker ins Bewußtsein, leben gesundheitsbewußter.
Tai Chi Chuan als Ergänzung zu Müsli und Vollwertkost, zu "New Wave", Yoga und permanenter Suche nach neuen Gurus und noch unentdeckter Spiritualität? Kursusteilnehmerin und Psychologin Astrid O. wehrt entschieden ab: "Schattenboxen ist eine meditative und kontemplative Alternative." Sie kam über das Studium fernöstlicher Lebensphilosophien zum Schattenboxen: "Es befreit vom Alltagsstreß und hilft, Streß besser zu ertragen. Es entspannt. Man konzentriert seine Energie und kann sie körperlos auf sein Gegenüber übertragen." Der Ingenieur Bernd K. schattenboxt als Ergänzung zum japanischen Kampfsport Aikido.
Meister des Tai Chi Chuan und Kursleiter ist der Pharmakologe Wahjudin Wangsadinata. Der 40jährige Indonesier chinesischer Abstammung kam vor fünf Jahren nach Offenbach. "Schattenboxen" sei eigentlich eine nicht ganz richtige Übersetzung für das "Tai Chi Chuan", besser sei: die aller vollkommenste Faustspitze in ständigem Fluß halten. Tai Chi Chuan ist vor allem Atmungsübung, macht das Atmen über den Bauch bewußt. Es ist eine Sauerstoff-Therapie und gilt als eines der ältesten heilgymnastischen Systeme der Menschheit zur Harmonisierung von Körper, Geist und Seele, zur Sammlung von Energie.
Das Jahrtausende alte Schattenboxen gibt es in zahlreichen Varianten. Millionen von Chinesen beginnen den Tag mit dieser Gymnastik. Vielleicht lächeln sie deshalb immer so freundlich und wirken so ausgeglichen? Einer der Kursusteilnehmer weiß: Ein chinesisches Zwillingspaar hat an seinem 99. Geburtstag behauptet, nur wegen des täglichen Schattenboxens so alt geworden zu sein.
Schattenboxen macht seelisch, körperlich und sportlich fit, betont Meister Wangsadinata, ist ein ausgezeichnetes Konzentrations-, Meditations- und auch Konditionstraining. "Man kann dabei auch ins Schwitzen kommen", versichert er angesichts der schlafwandlerischen Bewegungen. Kann man nach intensivem Tai Chi Chuan auch Bäume ausreißen? "Wenn man es 20 bis 30 Jahre lang macht", antwortet Meister Wangsadinata milde lächelnd. lz
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Invasion kam aus dem Osten. Kleine, grüne Wesen schwirrten, zu Wolken geballt, durch die Luft. Heute zählen wir den "Tag vier danach". Die Unbekannten haben sechs Beine und zwei Paar Flügel. Wie im Science-fiction "Invasion von der Wega" erschienen sie vielen Zeug(inn)en. Doch die Experten wissen wenig. Eine Gefahr? Höchstens für die Ernte hier und da. Vermutlich handelt es sich bei den kleinen Lindgrünen, die am Freitag- und Samstag abend vielerorts in Südhessen massenhaft durch die Luft schwärmten, um geflügelte Blattläuse. Weil aber bei
Behörden keine Erkenntnisse vorliegen und niemand eine "Ferndiagnose" wagt, wollte sich kein Fachmann dafür verbürgen. Zeugen freilich gab es zuhauf - ein Kollege zum Beispiel. Was der am Freitag
Zu Wochenbeginn berichten Kolleginnen von grünen Wolken, vor denen sie aus Gartenlokalen geflüchtet sind. Freitag abend sei die Lage "katastrophal" gewesen, Samstag gab es keinen Balkon- Brunch ohne Fliegenklatsche.
Die Festbesucher in Hochheim und Höchst stemmten sich der Invasion tapfer entgegen - mal mit einem Lächeln, mal mit einem Fluch. Die "Scheißviecher" nötigten Hochheims Weinkönigin Sandra lediglich ein Stirnrunzeln ab. Mit den Fingern fischte sie die Fehlgelandeten aus ihrem Pokal - Riesling mit Einlage.
Heinz Schröder vom Senckenberg-Institut hat die Sache selbst nicht mitbekommen. Das Klima sei zwar günstig für Insekten-Massenvermehrung. Vor allem in Gewässernähe schwärmten Zuckmükken, Tripse, Eintagsfliegen und die als "weiße Fliegen" bekannte Schildläuseart. Aber Blattläuse? Schröder will das weder bestätigen noch in Abrede stellen.
Michael Lenz, beim Pflanzenschutzdienst Frankfurt für Ackerbau zuständig, hält hingegen die Diagnose für schlicht unwahrscheinlich. Nur wenige Blattläuse träten geflügelt auf, die meisten stammten aus der ungeschlechtlichen Fortpflanzung (Parthenogenese) und seien ohne Flügel lebendgeboren.
Dem Meyers-Lexikon von 1983 ist zu der komplizierten Fortpflanzung der allein in Mitteleuropa 830 Blattlaus-Arten zu entnehmen: Dem Winterei entschlüpft eine "Stammutter", die parthenogenetisch Weibchen hervorbringt, die noch mehrere Generationen gebären. Erst die letzte sind Männchen und befruchtungsbedürftige Weibchen, die Wintereier legen. Männchen sind geflügelt, Weibchen nicht.
Weil das Schwärmen auf das zweigeschlechtliche Stadium deutet, das meist am Ende der Vegetationsperiode eintritt, hatten Experten am Telefon wohl Zweifel an den Laienberichten.
Der letzte Griff zum Telefon bestätigt endlich doch noch aus berufenem Mund: Das Grüngetier war kein Hirngespinst. "Natürlich waren da auch Blattläuse dabei", sagt Bernadus te Molder, Leiter des Hofheimer Gartenbauamtes - allerdings nicht ausschließlich. Daß das Getier in wahren Wolken auftrat, schreibt te Molder der Witterung zu. Die sei warm und feucht gewesen, optimal also fürs Kleingetier. Begünstigend komme der Ostwind hinzu. Warum das? "Ich habe keine Erklärung dafür. Aber fragen Sie mal ihre Mutter oder Großmutter - das war schon immer so."
Na also: Die Gefahr kommt aus dem Osten. Und was kann man dagegen tun? Da gibt es einmal die Brennessel-Jauche. Die Pflanzen ein bis eineinhalb Tage einweichen, den Sud anschließend aufsprühen. Auch ein kalter Wasserstrahl wirkt Wunder, vertreibt die Läuse. "Aber", fragt sich te Molder, "ist es denn wirklich so schlimm, wenn mal ein paar Läuse auf einem Blatt sitzen?" Ul / kkü
BIEBESHEIM. Wie unbekannte Täter eine große Menge Zigaretten - im Gesamtwert von rund 20 000 Mark - unbemerkt in einem Einkaufsmarkt in der Stockstädter Straße in Biebesheim der Zeit vom 4. bis 6. Juli klauen konnten, das gibt der Kriminalpolizei noch einige Rätsel auf.
Die gestohlenen Klimmstengel befanden sich in den Zigarettenboxen an den Kassen und in Kisten im Kassenraum. cas
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Sommergarten: Buntes Programm ab 15.30 Uhr, Mainstraße. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr). - Cinema: Peter Pan (15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (17.45, 20.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Die Farbe der Indios (15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (19.30 Uhr); Mau Mau (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Das Wunderkind Tate (20 Uhr). Vereine / Organisationen Kelsterbach. Skatclub Falsch gedrückt: Clubabend, 20 Uhr, im Treffpunkt. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.
Bürgersprechstunde der Stadt, 17 bis 18 Uhr, Kirchgasse 18, Mörfelden.
Blaues Kreuz Mörfelden Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.
Diakonisches Werk: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Oppenh. Str. 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und Angehörige, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Guttempler-Gemeinschaft: Gespräche für Senioren (19 Uhr), Frankf. Str. 12.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.
(Ohne Gewähr)
DETROIT, 7. Juli (dpa). Auch in Detroit ist, wie in anderen US-amerikanischen Großstädten, die Wirtschaftsrezession für jedermann sichtbar geworden.
Rund 190 Meter hoch strecken sich die fünf Türme des "Renaissance Centers" im Herzen Detroits in die Höhe. Die Fassade strahlt im Licht der Sonne, Angestellte eilen durch gläserne Gänge zwischen den Gebäuden. 1970 finanzierten Henry Ford II. und andere Geschäftsleute die kühne Glas- und Betonkonstruktion als Symbol für den Wiederaufbau der Stadt. Drei Kilometer entfernt, in der West Ford Street, ragen die Türme noch beherrschend hinter den Häusern empor. Doch hier ist von einer Wiedergeburt Detroits nichts zu spüren: die Fenster der Wohnungen sind vernagelt, einige Geschäfte sind ausgebrannt. Im Fenster eines Schnapsladens blinkt eine Bierreklame hinter schweren Eisengittern - das einzige Lebenszeichen auf der verlassenen Straße.
Detroit, die "Welthauptstadt der Automobilproduktion", gleicht heute in vielen Teilen einer Geistersiedlung. Im Ostteil der siebtgrößten Stadt der USA leben nur noch halb so viele Menschen wie vor 30 Jahren. 700 000 Detroiter wandten ihr seit 1960 den Rücken; die Bevölkerungszahl sank von 1,7 Millionen auf eine Million. Ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der offiziellen Armutsgrenze von 6 310 Dollar. Die Chancen, eines unnatürlichen Todes zu sterben, sind in fast keiner anderen Metropole der USA so groß.
Viele der verlassenen Gebiete waren in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts blühende Arbeitersiedlungen. Jeder Detroiter, berichtet David Andrea von der Universität von Michigan, fand einen Job an den Fließbändern der "Großen Drei" Ford, Chrysler und General Motors. Die Gewerkschaften setzten in der boomenden Industrie Rekordlöhne durch. Zeitungen nannten Anfang der sechziger Jahre das friedliche Zusammenleben von Schwarz und Weiß "Detroitismus".
Von einem Zusammenleben kann heute nicht mehr die Rede sein. Detroit ist eine schwarze Stadt mit einem afro-amerikanischen Bevölkerungsanteil von 75 Prozent, einer schwarzen Verwaltung und einem schwarzen Bürgermeister. "Seit den Fünfzigern hat es einen Exodus der reichen und Mittelklasse-Weißen aus der Stadt in die Vorstädte gegeben", berichtet John Huls von "New Detroit, Inc.", einer Organisation für den Wiederaufbau der Metropole. Die Vororte, die aus dem Boden schossen, sind dagegen zu über neunzig Prozent weiß.
Viele Vorstädter machen die Gewalt für ihre Stadtflucht und und den Niedergang Detroits verantwortlich. Nach einer Polizeirazzia in einem schwarzen Nachtclub explodierte die Stadt im Juli 1967. Geschäfte wurden geplündert und Autos angezündet. 43 Menschen starben in den bis dahin schwersten Unruhen in den USA. Viele Menschen flüchteten noch in derselben Nacht und gaben ihre Häuser und Geschäfte auf. Blättern sie heute in der Zeitung, dann finden sie wenig, was sie wieder zurücklocken könnte: "Lehrerin von Schülern exekutiert", "Verstümmelte Frauenleiche gefunden", "Junge stirbt im Kreuzfeuer von Drogenhändlern" - so oder ähnlich lauten die täglichen Schlagzeilen.
Für John Huls ist die Kriminalität nur ein Vorwand. "Da steckt einiges an Rassismus dahinter", sagt er. Die Autoindustrie, die Zulieferfirmen und andere weiße Unternehmer hätten ihre Betriebe in die Vorstädte und in den amerikanischen Süden verlegt. "Es war ein Teufelskreis", klagt Huls. "Erst verschwanden die Jobs, dann folgten die Menschen."
Ohne die Autoarbeiter als Kunden konnten auch Geschäfte und Handwerker nicht überleben. Das letzte Kaufhaus im Zentrum schloß seine Tore vor einigen Jahren. Allein von 1978 bis 1980 verloren 50 000 Auto-Arbeiter ihren Job, schreibt Ze'ev Chafets in seinem Buch "Teufelsnacht". Ein Drittel der schwarzen Schulabgänger im Alter zwischen 16 und 19 findet heute keinen Beruf.
Wirtschaflichen Erfolg sehen Jugendliche oft nur bei Drogendealern. Der Kokain-Boß "Maserati" Rick Carter wurde von seinen Freunden in einem zum Sarg umgebauten Mercedes begraben. Die Stadt, klagt Huls, habe kein Geld, um die Jugendlichen von der Straße zu holen. Mit dem weißen Mittelstand gingen auch die Steuereinnahmen verloren.
BIEBESHEIM. Ausgerechnet das Wasserwerk in der Justus-Liebig-Straße hatte sich ein Unbekannter als Ziel eines Einbruchs in der Nacht auf Dienstag ausgesucht und wurde prompt von einem Nachtwächter überrascht.
Nach Darstellung der Polizei suchte der Täter sofort das Weite und flitzte zu einem in der Nähe geparkten Personenwagen, wo ein Kumpan auf ihn wartete. Nach ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei hat der Unbekannte nur Geld und Zigaretten gestohlen. Einen Datenspeicher, den er im Wasserwerk ebenfalls mitgehen lassen wollte, verlor er offensichtlich während seiner nächtlichen Flucht. cas
Es war wie immer in der U-Bahn: Viele Menschen, nur wenige Blickkontakte. Keine Gespräche - die U-Bahn, ein Ort des kollektiven Schweigens.
Bis er kam. An der Hauptwache stieg er ein. Dunkler, leicht angegammelter Mantel, nicht gestutzter Schnauzer und vom Alkohol eine schwerfällige Zunge. Mitten ins schönste Schweigen redete er einfach drauflos: Seine Frau habe ihn verlassen, drei Kinder habe er . . .
Es wurde ein Zwei-Stationen-Monolog daraus, seine Nachbarin schwieg beharrlich zurück.
Dann stieg der ungeliebte Störenfried aus. Unter den Fahrgästen erleichterte Blicke. Endlich herrschte wieder das gewohnte Schweigen in der U-Bahn. Ihr Bastian
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Hair, 19.30 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Vater der Braut (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Wayne's World (20 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vereine / Organisationen Neu-Isenburg. Briefmarkensammlerverein: Tauschtreffen für Junioren, 17 Uhr, Altes Feuerwehrhaus, Offenbacher Straße 35. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 19 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Informationen für EinsteigerInnen, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Familienfürsorge des Kreises, 12 bis 14 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Bürgersprechstunde der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr.2-
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr, auch Beratung von Zivildienstleistenden, Robert-Bosch-Straße 26, Telefon 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler-Gemeinschaft: Treffen, 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain. Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Senioren-Cafe, ab 14.30 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Rufnummer 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44 .
Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus.
Frauenhaus des Kreises Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Turmstudio: Schlafwandler (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.
Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Frauentreff Rodgau: Offener Treff, ab 20 Uhr, Gartenstraße 20-24, Jügesheim.
Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr und 18 bis 19.30 Uhr.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Urberacher Frauentreff: Umwelt-Infos, 10 Uhr, Borngasse 29.
Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung unter 0 61 06 / 7 40 99.
Selbsthilfegruppe "Kopf Hoch": Treffen 18.30 bis 20 Uhr, Dudenhöfer Straße 10, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.
Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Wayne's World (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Unter Verdacht (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Die Hand an der Wiege (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Peter Pan (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr); The Doors (22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65-24 31.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 13 bis 16 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: Termine nach Vereinbarung, 9 bis 17 Uhr, Tel. 80 064 - 230.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
BellaVista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.
Diabetiker-Selbsthilfe, Treffen 19 Uhr, Andréstr. 102.
Mieter helfen Mietern: Sprechstunde, 16.30 bis 18 Uhr, Tucholsky-Buchladen, Mittelseestr. 14, Tel. 82 46 40.
Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.
Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10, 20 Uhr.
Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS), 14 bis 16 Uhr, Räume der Elternschule der Arbeiterwohlfahrt.
Mühlheim. Interessengemeinschaft für Behinderte Mühlheim/Offenbach-Land, Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Fährenstraße 2: Treff, 14.30 Uhr.
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Stadtteilen Station machen, kann täglich telefonisch erfragt werden unter der Ruf-
18.30 bis 20.30 Uhr hilft Ian Cooke al-
Erst Mitte Juni es habe ein neuerliches
Frau Schwab können in den Langobardenweg 5, 6230 Frankfurt-Unterliederbach, geschickt werden. *tos
HOFHEIM. Die Sozialdemokraten gehen wandern: Am Sonntag, 12. Juli, marschieren sie am Parkplatz gegenüber vom Krankenhaus los.
Bei der "Info-Wanderung", zu der alle interessierten Hofheimer mit Lust zum Laufen eingeladen sind, ist der Meisterturm das Ziel. Zuvor sollen die Stationen Neubaugebiet Steinberg, das Baugebiet Vorderheide, die Bauerlöcher Wiesen, das Gelände des geplanten Golfplatzes am Hof Hausen und die Hofheimer Viehweide per pedes passiert werden. Eine Route, die nach Ansicht des SPD-Ortsvereins "eine Fülle interessanter ökologischer, geschichtlicher und kommunalpolitischer Informationen" bietet. pms
RAINER FRISCH, seit fast acht Jahren Pfarrer in den katholischen Pfarrgemeinden Wehrheim und Neu- Anspach und seit anderthalb Jahren Bezirksdekan für den Hochtaunuskreis, wird zum 1. Oktober Hochschulpfarrer an der Universität in Frankfurt. Frisch, der erst mit 32 Jahren Pfarrer wurde und zuvor drei Jahre an der deutschen Schule in Paris Latein, Französisch und Geschichte unterrichtete, hatte sich in seiner Amtszeit stets in die sozialen Probleme seiner Gemeinden eingemischt. Jugendlichen und Neubürgern galt seine besondere Aufmerksamkeit. Am Sonntag, 27. September, wird sich Rainer Frisch mit Gottesdienst und im Rahmen eines Gemeindefestes in Wehrheim von beiden Gemeinden verabschieden. Sein Nachfolger steht noch nicht fest.
WÖLLSTADT. Leicht hat sich die Landesregierung die Entscheidung nicht gemacht, aber nun dürfen sich die Wöllstädter freuen. Auch Wiesbaden ist dafür, daß die Ortsumgehung Wöllstadt als B 3 a in den "vordringlichen Bedarf" der Bundesfernstraßenplanung heraufgestuft wird. Im noch gültigen Fernstraßenplan der Bundesregierung war bekanntlich der gesamte Planungsabschnitt von Friedberg bis Karben-Kloppenheim als "in Planung" eingestuft worden. Im Entwurf der Fortschreibung der Bundesplanung war Wöllstadt wie auch die Westumgehung Friedberg als "vordringlicher Bedarf" bewertet worden. Die Landesregierung in Wiesbaden hat nun dieser Absicht des Bundes zugestimmt. Die Bedenken der Grünen im Landtag gegen den Bau neuer Straßen sind nach FR-Informationen aus der Landesregierung in einem Koalitionsgespräch mit der SPD ausgeräumt worden.
Die Einstufung als "vordringlicher Bedarf" wird endgültig festgeschrieben, wenn dem der Bundestag in einer Sitzung Ende dieses Jahres erwartungsgemäß zustimmt. Diese Planung ist dann für die nächsten fünf Jahre verbindlich. Es werden entsprechende Geldmittel vorgehalten. In der Praxis ist es nach Angaben aus dem Straßenbauamt Gießen dann so, daß alle anderen Projekte, die künftig nicht mehr als "in Planung", sondern als "weiterer Bedarf" qualifiziert werden, nicht mehr bearbeitet werden. Dieses Schicksal ist nach Angaben aus Gießen voraussichtlich der Fortführung der B 3 a von Kloppenheim über Okarben in Gestalt eines Trogs auf der jetzigen Ortsdurchfahrt / B 3 beschieden.
Aber auch, wenn die Umgehung Wöllstadt als "vordringlicher Bedarf" vom Bundestag beschlossen werden sollte, wird nicht von heute auf morgen gebaut. Nach Angaben von Hans Zutt, dem Leiter des Straßenbauamtes Gießen, muß die Umgehung dann noch mit der Fortschreibung der Regionalplanung abgestimmt werden. Dann gelte es, ein Linienfeststellungsverfahren durchzuziehen und dann einen technischen Entwurf inklusive Landschaftsplan zu erarbeiten, bis dann das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden könne.
Auf einen Zeitrahmen wollte sich Zutt nicht festlegen. Immerhin seien schon wichtige Vorarbeiten weit vorangekommen. Die Umweltverträglichkeitsstudie, die drei Trassenvarianten in Wöllstadt untersucht habe, werde demnächst vorgelegt, ebenso wie das Ergebnis der Verkehrsuntersuchung.
Die Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) habe sowohl bei der Ost- und Westtrasse als auch bei einer Führung der B 3 a durch beide Ortsteile hindurch die Beeinträchtigung besonders schützenswerter Flächen festgestellt. Die Westtrasse, die sowohl das Straßenbauamt als auch eine Mehrheit der Wöllstädter Bürger favorisiert, würde im Norden von Ober-Wöllstadt ein besonders wertvolles Gebiet anschneiden. Dies werde aber die Westumgehung nicht verhindern, sagt Zutt. Denn einerseits seien auch bei den anderen möglichen Trassen wertvolle Gebiete betroffen, und zum andern lasse sich die landschaftliche Beeinträchtigung bei der Westtrasse durch Ersatzflächen ausgleichen.
Die Vorstellungen des Straßenbauamtes sehen so aus, daß die B 3 a im Süden von Nieder-Wöllstadt von der B 3 nach Westen abzweigt, und zwar in der Nähe des früheren Zollhauses, der jetzigen Hofreite. Die B 3 a wird einen "plangleichen" Anschluß der B 45 bekommen. Das heißt, die Gießener Planer möchten die B 45 aus Richtung Ilbenstadt durch Ober- und Nieder-Wöllstadt hindurchführen und dann ohne weitere Brückenbauwerke, eben "plangleich", an die B 3 a anschließen.
Am Ortsausgang Ober-Wöllstadt wird die B 3 a entweder über die oder unter der K 11 nach Nieder-Rosbach gebaut. Die K 11, die heute schon mit 6000 Autos täglich in Richtung auf die Autobahn belastet ist, wird also kreuzungsfrei an die B 3 a angeschlossen.
Inzwischen wagt das Straßenbauamt auch eine vorsichtige Kostenschätzung. Im Wöllstädter Bereich wird mit fünf Kilometer autobahnähnlicher Bundesstraße gerechnet. Die Kosten pro Kilometer werden, weil das Gelände der Westumgehung als unkompliziert gilt, zu heutigen Preisen auf vier Millionen Mark veranschlagt, macht 20 Millionen. Nach dem Jahr 2000 könnten diese Kosten ganz anders aussehen. Käme die Straße schneller, wär's billiger, aber an einem Planungs- und Bauzeitraum von mindestens zehn Jahren geht nach Expertenmeinung kein Weg vorbei. hm
Seinem Ruf als Spekulant ist er wieder einmal gerecht geworden, der Franzose Bernard Tapie. Bei Übernahme des deutschen Sportartikelherstellers Adidas vor zwei Jahren hatte er das Geschäft zu einer Staatsaffäre hochstilisiert und gewaltige Töne gespuckt. "Ich behalte die Adidas-Mehrheit nicht zehn, sondern 30 Jahre", posaunte der Unternehmer, Buchautor, Schlagersänger und Präsident des Fußball-Klubs Olympique Marseille noch im November 1991 bei einem Gastspiel in Frankfurt heraus. Alles Schaumschlägerei, wie sich jetzt zeigt. Adidas wird britisch durch den Einstieg der Pentland- Gruppe. Überraschungen sind die Franzosen von ihrem in Paris wegen Unterschlagungsvorwürfen zurückgetretenen Ministers für Stadtentwicklung gewohnt.
Adieu Tapie, heißt es nun auch in Herzogenaurach. Dem Ex-Eigentümer dürfte bei der Drei-Streifen-Firma kaum jemand eine Träne nachweinen. Schon gar nicht Arbeitnehmer und Gewerkschafter, die in ihm längst ein "Unglück" für das Unternehmen sehen.
In der Ära Tapie schritt die Demotivation der Belegschaft in dem Maße fort wie die geschäftlichen Direktiven immer abenteuerlicher wurden. Zeitweise sollte sich der fränkische Sportschuster sogar in die Mode-Branche hineindrängen. In das Szenario paßte, daß der umtriebige Tapie stets tönte, er wolle der Sportartikelfirma eine kräftige Kapitalspritze verpassen. Geld floß natürlich nie.
Der Abgang des Günstlings von Frankreichs Präsident François Mitterrand könnte sich für Adidas als Glücksfall erweisen. Denn mit Pentland kommt nicht nur ein finanzstarkes Unternehmen, sondern auch eines, das sich in der Sport- branche glänzend auskennt. Unter der Herrschaft der Briten stieg der Adidas- Konkurrent Reebok zur Weltspitze auf, ehe die Pentland-Gruppe ihre Anteile an der Springbock-Firma versilberte.
Die bei der Reebok-Offensive gesammelten Erfahrungen lassen sich nutzen, damit die Herzogenauracher künftig im immer schärfer werdenden Wettbewerb auf dem Sportartikelmarkt nicht aus der Puste kommen. Klar ist: Adidas braucht Geld, um von den US-Anbietern Nike und Reebok, aber auch vom wieder selbstbewußteren Nachbarn Puma nicht überrundet zu werden. Wie hart dieses Quartett um die Kunden-Gunst fightet, zeigen die für viel Geld produzierten und geschalteten Fernseh-Werbespots. Wer da nicht "fit" in der Bilanz ist, kann bald die Schuhe an den Nagel hängen. has
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Haltungsgymnastik mit Haltungsschulung; 14 Uhr geführte Wanderung in die Umgebung Bad Nauheims mit M. Montag, 14.30-18 Uhr Diätberatung; 15 Uhr Kurseelsorge - Freies Malen.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 87 134.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher", Komödie von R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Der reiche Kaufmann", Vorstellung für Kinder, 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz.
Gruppen / Vereine Friedberg. Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Bad Nauheim. Mütterzentrum: Yoga am Morgen (mit Kinderbetreuung), 10-11 Uhr, Alte Feuerwache.
Johanniter-Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.
Deutscher Frauenring: Fahrt zu den Festspielen nach Bad Hersfeld, Abfahrt 14.30 Uhr, Bushaltestelle Parkstraße.
Jugendfeuerwehr: Übung, 18 Uhr, Feuerwache Schwalheimer Str.
Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Mütterzentrum e.V.: Zwergentreff f. Kinder v. 1-3 J., 15-17 Uhr, Selzerbrunnenhof. Altenstadt. Kinderlobby: Treffen, 20.15 Uhr, Gaststätte Wenzel Rodenbach.
VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz. Ferienveranstaltungen Wölfersheim. Tournee-Theater Wiesbaden: "Knalli und Balli reisen in die Welt", ein Mitmach-Stück für Kinder und Jugendliche, 15 Uhr, Herrengarten Södel. Parteien / Parlamente Nidda. Die Grünen: Treffen des Ortsverbandes (auch für Interessierte), 20 Uhr, Bürgerhaus. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Kurhaus. Nidda. Tanz im Kursaal, 19-22 Uhr, Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Karen Ennulat - Fröhliche Kreuze und farbige Särge - Objekte zum Diskutieren und Meditieren, Eröffnung um 18.30 Uhr, Öffnungszeiten: Di-Fr. 9-12 u. 14-17 Uhr, Sa. 9-12, So. 10-17 Uhr, Wetterau-Museum, Haagstr. (bis 12. Juli).
Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So.,11 bis 19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 /24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August).
Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK- Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Vereinigung der Straßenbau- u. Verkehrsingenieure: "Wege zu mehr Verkehrssicherheit", Eröffnung, 15 Uhr, Mensa der FH, W.-Leuschner-Str. 13 (bis 11. Juli).
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus, (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Schlafwandler (20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Robin Hood (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Basic Instinct (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20 Uhr) - Princess: Basic Instinct (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: Die Weissagung (19.30 Uhr); Die blonde Sünderin (21.45 Uhr).
WESTLICHE STADTTEILE / MAIN- TAUNUS-KREIS. Sommer- und Ferienzeit sowie die konjunkturelle Flaute schlugen im Juni auf die Entwicklung des Stellenmarktes durch. Im Bereich des Höchster Arbeitsamtes wurden fast 200 Jobsuchende mehr als bisher registriert. Die Arbeitslosenquote stieg von 3,4 Prozent (im Mai) auf 3,5 Prozent an. Vor einem Jahr hatte sie nur 3,2 Prozent betragen, heißt es im monatlichen Bericht der für die westlichen Frankfurter Stadtteile, den Main-Taunus-Kreis sowie drei Hochtaunus-Gemeinden zuständigen Dienststelle. Insgesamt sind in diesem Gebiet 5114 Menschen ohne bezahlte Beschäftigung.
Fast 1200 Frauen und Männer mußten im Juni erstmals den Gang in die Stupanusstraße antreten. Nach Einschätzung der Jobvermittler bauten viele Firmen Arbeitsplätze ab, weil die wirtschaftliche Entwicklung "gedämpft" ist. Außerdem drängten zahlreiche Hochschulabsolventen auf den Stellenmarkt. Die Berufseinsteiger finden erfahrungsgemäß erst nach den Sommerferien eine Tätigkeit, wenn die Firmen neue Mitarbeiter/innen einstellen. In der Höchster Dienststelle geht man deswegen davon aus, daß die Akademiker im Herbst wieder aus der Statistik fallen.
Nach wie vor sind die meisten Jobsucher Männer: 2850 sind in den Karteien erfaßt, das sind 600 mehr als bei den Frauen. Etwa ein Viertel der Frauen sucht allerdings "nur" eine Teilzeitbeschäftigung, schreibt das Amt.
Kaum etwas hat sich für ausländische, schwerbehinderte und ältere Arbeitssuchende getan. Nach wie vor ist etwa jeder vierte Erwerbslose Ausländer und fast jeder zwanzigste mindestens zu 50 Prozent körperlich eingeschränkt. Nur geringe Chancen, eine der mehr als 1500 freien Stellen zu ergattern, haben auch 630 Frauen über 55 Jahre und Männer über 60 Jahre.
Der schwache Stellenmarkt drückt sich auch in der rückgängigen Zahl neu eingegangener Job-Angebote aus. Hatten die Sachbearbeiter im Mai noch 660 Offerten angenommen, wurden ihnen im Juni nur noch 600 freie Stellen mitgeteilt. Lediglich für Ferienjobber fällt die Monatsbilanz positiv aus: Die beiden Vermittlungsstellen in Höchst (Tel. 22 31 31 50) und in Hofheim (Tel. 0 61 92 / 2 88 31 32) brachten insgesamt 87 Schüler und Studenten in Firmen unter. dis
HOCHTAUNUSKREIS. Wenn von ihnen überhaupt die Rede ist, dann als K 14, K 41/42 oder K 7. Doch auch daskommt selten vor. Im großen und ganzen arbeiten die Staatschutz-Abteilungen der Polizeibehörden weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit. Ihr Mauerblümchen-Dasein steht in erstaunlichem Gegensatz zum Stellenwert, den viele Politiker der "inneren Sicherheit" einräumen. Gegenstand der Arbeit der Staatsschutz-Abteilungen sind Delikte mit politischem Hintergrund. In Bad Homburg spielt der Schutz gefährdeter Personen die Hauptrolle.
"Nein", sagt Erwin Bacher und schmunzelt. "Mit dem ,Siggi' haben wir nichts zu tun." Und weiter? "Ich kenn ihn, mehr nicht." Die Miene des Hauptkommissars von der "Arbeitsgruppe Staatschutz" der Bad Homburger Polizei läßt erkennen, daß für ihn damit das Thema abgeschlossen ist. "Siggi", ein Homburger Bürger, galt als Kronzeuge im Fall des von der Roten Armee Fraktion (RAF) ermordeten Bankiers Alfred Herrhausen - bis er vergangene Woche seine Aussagen widerrief.
Auch wenn der hiesige Staatsschutz mit "Siggi" nichts zu tun hat. Einen Berührungpunkt gibt es: "Unsere Hauptaufgabe richtet sich auf die Fahndung nach terroristischen Gewalttätern", erzählt Bacher. Für den 59jährigen, der nach mehr als 40 Dienstjahren zum 30. September in den Ruhestand geht, steht die "vorbeugende Verbrechensbekämpfung" im Mittelpunkt. Als er 1968 zum Staatschutz kam, spielte der Terrorismus keine Rolle. Heute wird viel Zeit darauf verwandt, seinen Spuren nachzugehen. "Dabei darf nicht gehudelt werden. Es könnte ins Auge gehen." Das Schlimmste, was Bacher in seiner langen Polizeikarriere passierte, war der Herrhausen-Mord.
"Staatsschutz": Ein Begriff der Erinnerungen weckt. Auch Bacher findet die Bezeichnung unglücklich, aber irgendeinen Namen habe das Kind ja bekommen müssen. Worauf er Wert legt: "Richtig heißt es ,kriminalpolizeilicher Staatsschutz'." Mit Betonung auf dem ersten Wort. Für den eigentlichen Staatsschutz seien BND, MAD und Verfassungsschutz zuständig. Er sei Polizist und kein Verfassungsschützer: "Ich habe meinen Eid auf die Hessische Verfassung abgelegt. Und der gilt nach wie vor."
Versammlungen ausspähen, Demonstranten überwachen - damit, sagt Bacher, habe er nichts zu tun: "Wenn dabei vom Staatsschutz die Rede ist, ist meist der Verfassungsschutz gemeint. Wir machen das jedenfalls nicht." Als jemand, der "mitten im demokratischen Leben steht", hätte er sich auch massiv dagegen gewehrt: "Es gibt für mich nur einen Grund, bei politischen Veranstaltungen dienstlich anwesend zu sein: Wenn dort Personen sind, die es zu schützen gilt." Was ein politisch motivierter Strafbestand ist, bestimmt das Strafgesetzbuch. "Am meisten tangiert hat uns der § 86 a", sagt Bacher. Unter den Strafbestand "Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" fallen NS-Orden, der Hitler-Gruß oder Hakenkreuz-Schmierereien. Die Häufigkeit, mit der sie auftreten, ist zeitlich ganz verschieden. Bacher: "Es gibt so etwas wie eine Konjunktur."
Über 55 Beamte verfügt die Hochtaunus-Polizei. Davon sind nach Auskunft von Polizeidirektor Friedrich Köhne zwei für Staatsschutzaufgaben abgestellt. Und mit ihnen sei man bisher auch ausgekommen. Bacher: "Im Vordertaunus leben gutsituierte Beamte und Bessergestellte, hinter dem Kamm Arbeiter und eine ländliche Bevölkerung. Alles keine Leute, die man mit extremistischen Parolen ansprechen kann." Sein Chef betont: "Es gab in der Vergangenheit niemals Anlaß, die Arbeitsgruppe aufzustocken."
Ganz vorne steht für sie der Objekt- und Personenschutz. Kümmern müssen sie sich dabei um jene Personen, deren Leben und Gesundheit nicht bereits von "Es ist nicht mehr wie in den 30er Jahren" höherer Stelle geschützt wird. Bundes- und Landesminister etwa reisen mit eigenen Leibwächtern durch die Lande, ebenso hohe ausländische Gäste.
Ein Großeinsatz steht für die Homburger Polizei immer dann auf dem Programm, wenn ein ausländischer Staatsgast - "und das tut fast jeder, der nach Hessen kommt - im Schloßhotel in Kronberg absteigt: Scheel und Gromyko, US-Vizepräsident Rockefeller. "Auch wenn die Gäste eigene Leute mitbringen, entbindet das die örtliche Polizei nicht davon, ihre Vorkehrungen zu treffen", sagt Bacher. Meist übernehmen die eigenen Leute den unmittelbaren Personenschutz dicht am Mann, die Homburger den Schutz im Haus und davor. Mitunter heißt es auch schnell handeln. Wie kürzlich, als Bundeskanzler Helmut Kohl unverhofft in Bad Homburg einflog.
Bei all der damit verbundenen Geheimniskrämerei hat Bacher doch keinen Zweifel an der Notwendigkeit seiner Arbeit: "Auch ein demokratischer Staat muß sich schützen." Und wie steht es um die Geisteshaltung seiner Kollegen? "Die hessische Polizei ist demokratisch", da hat Bacher keine Zweifel. "Einzelne schwarze Schafe gibt es überall. Aber es ist nicht mehr wie in den 30er Jahren, als die Polizei fast geschlossen zu den Rechten übergelaufen ist."
HANAU / GROSS-AUHEIM. Der Dreck spritzt in hohem Bogen und nach allen Seiten, Motoren heulen gequält auf. Doch die Menge auf der Tribüne johlt und feixt, während sich die schwerfälligen Fahrzeuge durch eine scheußlich-braune Brühe kämpfen.
"Mud Races", Schlammrennen, nennt sich das Spektakel, das sich jeden zweiten Sonntag vor dem Panorma der Staudinger-Kühltürme abspielt.
Die abenteuerlichen Gefährte, umgebaute Traktoren, alte Armeejeeps, Trucks, schrill gestylt und "Mud Baby" oder "Pink Lady" getauft, stehen am Start. In möglichst kurzer Zeit und ohne steckenzubleiben müssen sie einen mit Wasser angefüllten Graben von 100 Meter Länge bewältigen.
Veranstalter dieser Volksbelustigung ist der Hanauer Rod and Gun Club. Mit dem originären Konzept des Clubs, der übersetzt Jagd- und Fischereiverein heißt und einmal nach dem Vorbild des Deutschen Jagdschutzverbandes aufgebaut wurde, hat die Schlammschlacht indes nicht mehr allzu viel zu tun.
No problem. In dem amerikanischen Club ist alles ein bißchen unkonventioneller, ungezwungener, ungeregelter als in deutschen Vereinen. Das gerade schätzen seine Mitglieder, auch - und besonders - die Deutschen, die in diesem Jahr erstmals dem Club beitreten konnten, und deren Zahl bereits bei 200 (von insgesamt 500) liegt.
Neben den zur Zeit sehr beliebten Mud Races klingen die anderen - eigentlichen - Schwerpunkte des Rod and Gun Clubs eher traditionell.
Sie heißen Angeln, Jagen und Schießen. Zum Fischen stehen den Mitgliedern mit dem "Campo Pond" und dem "Lake Eden" zwei Teiche in unmittelbarer Nähe des Vereinsheimes zu Verfügung. Auf der eigenen Clubanlage am Ortsausgang von Groß-Auheim befindet sich außerdem ein Schießstand. Hinzukommen soll demnächst eine Abteilung für Bogenschießen.
Daneben bietet der Rod and Gun Club den Amerikanern all das, was sie von zu Hause kennen und lieben: Countrymusik, Spare-Ribs, Hotdogs, Hamburger, Ice-Tea und Cola Classic.
Rod and Gun Clubs gibt es in Deutschland fast so lange wie US-Soldaten - seit 41 Jahren. 106 Mitgliedsvereine gehören der "Association of American Rod and Gun Clubs" europweit an. Stets liegen sie in der Nähe eines Army-Standortes. Ihnen wurde schon von der Idee her eine Bedeutung beigemessen, die über den reinen Freizeitwert für amerikanische Soldaten, Zivilangestellte und deren Familienangehörige weit hinausgeht. Von Anfang an hat die Verständigung mit den Menschen des Gastlandes eine wichtige Rolle gespielt, vor allem in der Bundesrepublik. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten die Rod and Gun Clubs gewissermaßen "an der Basis" ein neues Vertrauensverhältnis zwischen den einstigen Kriegsgegnern aufzubauen.
In Hanau sei dieses Konzept voll aufgegangen, meinen Archie Bolyard, einer der Manager des Rod and Gun Clubs, und seine deutsche Frau Emmy. Der Verein sei geprägt durch das "Miteinander von Amerikanern und Deutschen". Er habe, glauben viele Mitglieder, ein Stück dazu beigetragen, daß es in Hanau zu einer funktionierenden Nachbarschaft mit US-Soldaten und nicht zu einer Ghetto-Situation, wie etwa in Frankfurt, gekommen sei. Das kleine Fleckchen Amerika vor den Toren Hanaus scheint seit jeher eine besondere Faszination auf die deutschen Mitbürger auszustrahlen. "Von Beginn an", erzählt Archie Bolyard, "sind sie gern und in großer Zahl zu uns gekommen, auch zu der Zeit, als sie noch nicht Mitglied werden konnten."
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich schon viele Jahre die regelmäßig am Wochenende stattfindenden Westernabende, zu denen oft Live-Bands die Musik liefern.
Daß der Rod and Gun Club jetzt ganz offiziell Deutsche als Mitglieder aufnimmt, ist wohl auch als Maßnahme zu verstehen, den Fortbestand des Vereins zumindest in nächster Zeit zu gewährleisten. Denn viele der Amerikaner sind nur noch Mitglieder auf kurze Zeit. Andere US-Einrichtungen in Hessen mußten bereits auf den Abzug der GIs reagieren und ihre Pforten schließen.
Ironie des Schicksals: Diese Tatsache bescherte dem Hanauer Rod and Gun Club noch einmal einen unverhofften Aufschwung. Nicht nur aufgrund der neuen deutschen Mitglieder, glaubt Manager Bolyard, hat der Verein zahlenmäßig in diesem Jahr kräftig zugelegt, sondern auch durch den Zulauf aus amerikanischen Kasernen in Friedberg, Gießen, Gelnhausen und Büdingen, "wo in der Freizeit so gut wie nichts mehr stattfindet."
Trotzdem: Die Zukunft gestaltet sich auch für den Hanauer Rod and Gun Club ungewiß. Auf die Frage nach der längerfristigen Perspektive antwortet Archie Bolyard: "Wir hoffen darauf, daß der Standort Groß-Auheim bis 1996 erhalten bleibt". Und auf die weitere Integration von deutschen Mitgliedern. Sprachschwierigkeiten seien kein Hindernis: "Bei uns muß man nicht einmal Englisch sprechen können."
Wer Interesse hat, erhält weitere Informationen über den Rod and Gun Club unter der Telefonnummer 0 61 81 / 5 14 85. PAMELA DÖRHÖFER
BAD HOMBURG. Mit Hilfe von Seilen konnten Mitarbeiter des Bauhofs am Dienstagmorgen einen eingeklemmten Beifahrer befreien. Die mit zwei Wagen und fünf Mann eintreffende Feuerwehr konnte sich damit begnügen, die Unfallstelle abzuzusichern und aufzuräumen.
Zu dem Unfall an der Ecke Siemensstraße/Zeppelinstraße war es gekommen, als gegen 8.30 Uhr ein Lastwagen auf einen anderen auffuhr, der vor ihm auf der Linksabbiegerspur angehalten hatte. Nach Auskunft der Polizei macht der Fahrer dafür Bremsversagen verantwortlich. Er konnte nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus verlassen. Sein Beifahrer mußte stationär aufgenommen werden. Bei dem Unfall entstand ein Schaden von 16 000 Mark.
Leicht verletzt wurde der Fahrer eines anderen Lastwagens bei einem Unfall am Montagmorgen. Er war mit einem Auto zusammengestoßen, dessen Fahrer von der Ober-Eschbacher Straße in die Jahnstraße einbog, ohne die Vorfahrt des entgegenkommenden Lastwagens zu beachten. orb
FRIEDBERG. Am Montag nachmittag wurde ein 24jähriger Mann in seinem Wohnwagen in Friedberg-Ockstadt tot aufgefunden. Da der Tote bei seinem Auffinden noch eine Spritze in der Hand hielt, vermutet die Polizei eine Überdosis Rauschgift als Todesursache.
Der Mann war der Polizei in Frankfurt bereits 1990 wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz aufgefallen. Die Gerichtsmedizin in Gießen wird die genaue Todesursache noch feststellen.
Der 24jährige wäre der sechste Rauschgifttote im Wetteraukreis in diesem Jahr. ub
NEU-ISENBURG. Knapp 500 000 Mark Schaden, schätzt die Feuerwehr, sind am Dienstag früh bei einem Brand in der Garage des Technischen Hilfswerks (THW) in der Sankt Florianstraße entstanden. Um 5.16 Uhr wurde die Feuerwehr von einem Passanten informiert. Ein Kurzschluß in der Fahrzeugelektrik eines Mannschaftswagens hatte den Brand verursacht. Die im benachbarten Gebäude untergebrachte Wehr rückte mit einem Löschzug und 25 Mann an.
Einer der Feuerwehrleute verletzte sich am rechten Arm, als er mit dem glühendheißen Metall des brennenden Wagens in Berührung kam.
Drei Fahrzeuge standen in der Garage, von denen eines völlig ausgebrannt ist, "die anderen beiden, ein Geräte- und ein Mannschaftswagen, haben wir bis zum Wochenende wieder fit", verspricht Helmut Werner, hauptamtlicher Kraftfahrer des THW im Geschäftsführerbereich Offenbach.
In Mitleidenschaft gezogen wurde auch das innen stark verrußte Garagengebäude, dessen Elektrik laut Werner "total weggeschmolzen" ist. Wie lange es dauert, bis hier wieder alles in Ordnung ist, kann er nicht einschätzen. Da jedoch weder der Verwaltungsbereich, noch der zweite Garagentrakt beschädigt wurden, sei das Neu-Isenburger THW "spätestens am Wochenende" wieder voll einsatzbereit. Und wenn in der Zwischenzeit was passiert? "Dann springen die Kollegen aus den Nachbarstädten ein", meint Werner. fra
Senkung und Risse: Vier Reihenhäuser auf dem Heilsberg sind nicht mehr zu retten Nach dem Abriß der Neubau
Von Georg Linde BAD VILBEL. Der Heilsberg arbeitet. Was man bei seinen Bewohnern jedoch als durchaus lobenswerte Eigenschaft registrieren möchte, führt bei der luftigen Anhöhe über den Niederungen Bad Vilbels zu ungewünschten Folgen: Die "Siedlungsgesellschaft für Wohnungs- und Städtebau" (GSG) mit Sitz in Frankfurt mußte feststellen, daß ein Reihenhaus-Block an der Otto-Frikke-Straße durch Senkungen und Risse in seiner Statik gefährdet ist. Vier der insgesamt acht Reihenhäuser sollen daher abgerissen und voraussichtlich im kommenden Jahr durch ähnliche Neubauten ersetzt werden. Im Gespräch mit der FR stellten Prokuristin Heidemarie Schmidt und Architekt Adolf Zanetti die Hintergründe und neue Planung vor. Weil sich immer mehr Risse in den Wänden der Häuser gezeigt hätten, gab die Gesellschaft ein Bodengutachten in Auftrag. Die Gutachter stießen auf Setzungserscheinungen im Baugrund. Die führten sie auf Austrocknen des Heilsberges zurück. Als Gründe wurden die inzwischen groß gewachsenen Bäume, aber auch die Folgen mehrerer regenarmer Jahre benannt. Der stark lehmhaltige Boden trockne aus und bilde Risse oder Hohlräume, die unter der Last der Hausfundamente zusammensinken.
"Die Bewohner haben uns bei Gesprächen gesagt, daß es tagsüber manchmal richtig knallte", berichtet Zanetti. Anschließend sei ein Riß in der Wand wieder ein Stück länger gewesen.
Der Architekt habe zunächst eine Sanierung vorgeschlagen. Dazu hätte eine Bodenplatte unter das bestehende Streifenfundament der Reihenhäuser gepumpt werden müssen, damit die Last der Gebäude auf die Platte verteilt wird. Außerdem wären mit Hilfe von "Betoninjektionen" die Risse in den Wänden und Decken gefüllt worden. Da die Risse auch waagerecht durch die Decke verliefen, hatten die Gutachter Einsturzgefährdung der Wände konstatiert.
Doch beim Vergleich der erwarteten Sanierungskosten mit Neubaukosten für Projekte in der Nähe kam die GSG zu dem Schluß, daß es fast preiswerter sei, die Gebäude abzureißen und neu zu errichten. Für die Sanierung wurden 510 Mark pro Kubikmeter errechnet. Die Neubaukosten bei den zwei anderen Projekten, bei denen die GSG in der Fröbelstraße 5 und 7 sowie Am Kreuz 2 a und b als Bauträger arbeitet, schlagen mit 480 Mark für einen Kubikmeter umbauten Raum zu Buche.
Nach Gesprächen mit dem städtischen Bauamt sei dann eine Bauplanung vorgelegt und eine Abrißgenehmigung beantragt worden. So geschieht es nun auch. Die Abrißgenehmigung wird erwartet. Dann werden nur vier der insgesamt acht Reihenhäuser durch neue ersetzt, die Nummer 10 bis 16. Die übrigen seien durch arbeitenden Untergrund nicht so stark geschädigt. Sie können saniert werden. Den überwiegend älteren Bewohnern der Häuser konnte inzwischen die Baugesellschaft andere Wohnungen in ihren verschiedenen Häusern auf dem Heilsberg anbieten. Sie seien auch alle zufrieden, versichert Zanetti. In jedem der kleinen Reihenhäuser wohnten bisher zwei Parteien: eine in Parterre und eine im ersten Stock. Das soll in den neuen Gebäuden anders werden. "Wir bauen die neuen Reihenhäuser mit 86 Quadratmeter Wohnfläche für Familien mit zwei Kindern", kündigt Zanetti an. Selbst das sei schon knapp bemessen nach heutigen Verhältnissen. Außerdem bleiben die Wohnungen weiter der Sozialbindung verpflichtet.
Das bedeutet eine gesetzlich vorgeschriebene Miete von 8.45 Mark pro Quadratmeter. Wie bisher bei allen der mehreren hundert Wohnungen der GSG auf dem Heilsberg praktiziert, habe die Stadtverwaltung das Belegungsrecht. Die Verwaltung habe den besseren Überblick über den Bedarf als die Siedlungsgesellschaft in Frankfurt. Das soll auch weiterhin bei den neuen Reihenhäusern so bleiben.
Am Beispiel der Mietkosten im sozialen Wohnungsbau und den tatsächlichen Baukosten von 43 Mark pro Quadratmeter zeigt der Architekt nebenbei auf, warum sich privater Wohnungsbau heute nicht mehr lohne. Selbst wenn ein Bauherr die doppelte Miete, also 15 Mark pro Quadratmeter, nehme, sei dieser Preis noch weit von den wirklichen Baukosten entfernt. Wer soll das bezahlen . . ? de
KASSEL. Den Unmut des Verbandes Deutscher Soldaten e.V. hat ein documenta-Kunstwerk am Kasseler Ehrenmal für Gefallene des Ersten Weltkrieges erregt. Der Versuch, die Installation mit richterlicher Hilfe zu verhindern, ist freilich gescheitert: Der hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat den gegen das Kunstwerk gerichteten Eilantrag des Verbandes sowie eines einzelnen Mitgliedes abgelehnt und damit die Entscheidung der ersten Instanz bestätigt.
Die Installation, mit der sich die Richter zu befassen hatten, ist der Beitrag des Künstlers Via Lewandowsky zur documenta. Über die liegende Skulptur eines Soldaten hat er einen schlichten Holzkasten gesetzt, in dem ein Wachsabguß der verdeckten Skulptur sichtbar ist. Der Soldatenverband sah mit diesem Werk unter anderem die Ehre der im Ersten Weltkrieg Gefallenen herabgesetzt und sie gleichsam durch den Titel ("Gebeinkiste und Spruchkammer") in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt.
Die Gerichte folgten dem Verband nicht: Er sei nicht berechtigt, in seinem Namen "allgemeine Interessen" oder Rechte seiner Mitglieder wahrzunehmen, erklärte der VGH per Eilentscheidung. Auch einem einzelnen Mitglied des Verbandes, dessen Vater damals am Weltkrieg teilgenommen hatte, sprach der VGH einen Anspruch auf "Unterlassung" der künstlerischen Nutzung des Ehrenmales ab.
Nach Ansicht der Richter stellt die Installation im übrigen weder eine Beschimpfung noch eine Verleumdung oder Verunglimpfung des Andenkens der Verstorbenen dar. Und "nicht nachvollziehbar" sei die Kritik des Verbandes, daß die mit dem Denkmal geehrten Soldaten durch die Installation in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt würden.
Ob es "angemessen" sei, Ehrenmale für gefallene Soldaten in künstlerische (und Mißdeutungen zulassende) Aktivitäten einzubeziehen, ließen die Richter dahingestellt. Ihr Beschluß ist unanfechtbar. (Aktenzeichen: 6 TG 1116/92) ari
HOCHTAUNUSKREIS. Die SPD-Kreistagsfraktion veranstaltet eine "Sommer- Rundreise" durch das Usinger Land. Erste Station ist die Grundschule Wehrheim am Donnerstag, 16. Juli, um 16 Uhr. Die Limesschule wird zur Zeit asbestsaniert. Neben den Fraktionsmitgliedern werden auch Elternbeiräte und Vertreter des Landratsamtes für Fragen aus der Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Am Freitag, 24. Juli, stehen gleich zwei Termine in Usingen auf der Tagesordnung: Um 17 Uhr informiert sich die Fraktion über das Flüchtlingswohnheim der Taurus GmbH, Am Anspacher Pfad. Gegen 18.15 Uhr wird das Kreishallenbad besichtigt. Zum Abschluß der Rundreise am Donnerstag, 30. Juli, begutachten die Fraktionsmitglieder den Stand der Vorbereitungen zur Taunus-Bahn. Treffpunkt ist der Parkplatz Grävenwiesbach um 17 Uhr. Der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke wird hier erwartet. cn
PANAMA-STADT, 7. Juli (Reuter). Ein Wirbelsturm hat am Montag in Panama-Stadt mindestens neun Menschen getötet. Nach amtlichen Angaben wurden sieben Leichen aus einer Textilfabrik geborgen, deren Dach von dem Tornado eingedrückt worden war. Die Behörden meldeten zwei weitere Tote im Nordosten der Haupstadt, wo der Tornado 25 Minuten lang wütete. Mindestens 30 Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt. Der Sturm deckte Dächer ab, knickte Strommasten um und brachte Ziegelmauern zum Einstürzen.
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Stop! Oder meine Mami schießt (15, 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Pico und Columbus (15 Uhr); Der Tod in Venedig (17 und 20 Uhr).
KiS, Kino im Schwedenpfad: Die Hand an der Wiege (19.30 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: keine Vorstellung.
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Stop! Oder meine Mami schießt (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Schneewittchen 15.30 Uhr); Der Schlafwandler (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Allein unter Frauen (20.15 Uhr). Ausstellungen Schmitten. Ev. Akademie Arnoldshain: Holzdrucke, 9 bis 19.30 Uhr.
Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma, 10 bis 17 Uhr.
Galerie Hellhof, Königsteiner Str. 2: "Textile Poesie" von der Gruppe TRI ART, 15 bis 18 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe Taunus: 10 bis 14 Uhr, Dorotheenstr. 9-11, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.
Sprechstunde der Mütterberatung, Gesundheitsamt, Taunusstraße 3, 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9-12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Notdienst von 9 bis 13 Uhr, Tel. 2 44 34.
Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung, Umweltbüro, Louisenstr. 23, 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 09 65.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86- 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Jugend-Sprechstunde 17 bis 19 Uhr, Männer-Sprechstunde 18 bis 20 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Schulstr. 3, Tel. 4 17 72.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie im Haus Bommersheim, Im Himmrich 9, 9 bis 10.30 Uhr, Tel. 5 18 42.
Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Friedrichsdorf. Skat-Club in der alten Schule Seulberg, 19 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gedächtnistraining und Spiele, 14 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Holzarbeiten, 14 bis 17 Uhr.
Seniorentanz im Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, I. Stock, 15 bis 16 Uhr.
Fahrt zum Thermalbad: ab Burgholzhausen, Haingrabenstraße, 9 Uhr; ab Seulberg, Feuerwehrgerätehaus, 9.07 Uhr und Bushaltestelle Berliner Straße, 9.10 Uhr; ab Friedrichsdorf, Bushaltestelle Wilhelmstraße, 9.12 Uhr und Bushaltestelle bei Hornig, 9.14 Uhr; ab Köppern, Bushaltestelle Linde, 9.20 Uhr.
Oberursel. Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstraße: Gymnastik 9, 10 und 14 Uhr.
Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde ab 14.30 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: musikalischer Nachmittag mit Toni Bender, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg, Gartenfeld, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Stadtbücherei Ober-Erlenbach, Am Alten Rathaus 6: Geschichten über Dino-Saurier, 9 Uhr.
Friedrichsdorf. "Hits für Kids", Schwimmbad, 15 Uhr.
Freiluftcafé "Mobile" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Houiller Platz, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Blutspendetermin im DRK-Bus vor dem Stadthaus, 8.30 bis 11.30 Uhr und 13 bis 15 Uhr.
Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz Bushaltestelle, Linie 1, 13.20 Uhr, Wanderstrecke ca. 12 km.
Kronberg. Thäler Kerb in der Steinstraße, ab 10 Uhr.
HANAU. Der Einsatz des Hanauer BUND-Ortsvereins für den schadstoffbefrachteten Fallbach zwischen seiner Quelle bei Ronneburg und der Mündung in den Main in Hanau, gipfelnd in einer allgemein gelobten Ausstellung vor einigen Wochen (die FR berichtete), trägt erste Früchte. Nach einem Gespräch mit Hanaus Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) hat es dieser nun in die Hand genommen, ein kreisweites Renaturierungskonzept voranzutreiben. Geld dafür sei vorhanden, sagte er der FR. Er nennt als Quelle die Ausgleichs- und Ersatzabgaben für den Autobahnbau im Hanauer Norden auf einem Konto des Main- Kinzig-Kreises. Mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa will er am 22. Juli über die Renaturierung sprechen.
Die Landesrichtlinien lassen das Wiederherstellen alter, nicht begradigter Bachläufe nur für Gewässer in einem zusammenhängenden Abflußbereich zu, um an Beihilfen zu kommen. Für den Fallbach bedeutet das: Er ist nicht als Einzelfall zu betrachten, sondern im System der Kinzig und ihrer Nebenflüsse. Demnach müßte der Kreis, so Dressler, ein Renaturierungskonzept für den gesamten Kinzigraum erarbeiten und Hanau sich auf den Fallbach konzentrieren.
Das natürlich gewachsene Bachbett zwischen Oderstraße und Bruchwiese in Hanau will Dressler nicht angegriffen sehen. Die von verschiedenen Naturschutzgruppen geforderten Mäander (Bachschlingen) kann er sich insofern nur für die Bruchwiese vorstellen.
Auf Initiative des BUND Hanau hin hat sich im Juni ein "Arbeitskreis Fallbach" gegründet. Daran beteiligen sich weitere am Thema interessierte Gruppen wie der Angelsportverein Hanau, der örtliche Bund für Vogelschutz, die Kreisgruppe der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie (Vogelkunde) und Naturschutz (HGON), die Grünen aus Hanau und Erlensee, die Hanauer Jusos und die SPD aus Hanau-Nordwest und der Kreistag. Der Arbeitskreis will die Naturschutzverbände und Kommunalpolitiker anhand des Fallbachs für die Renaturierung gewinnen.
Außer der Stadt Hanau will sich auch die Gemeinde Erlensee bemühen, an Landesfördermittel für das Wiederherstellen naturnaher Gewässer zu kommen. Durch Schadstofffrachten aus dem Langendiebacher US-Fliegerhorst wird der Fallbach von diesem Punkt an besonders belastet. Nach Informationen der Erlenseer Grünen liegt ein Renaturierungsplan für knapp einen Kilometer Bachlauf beim Hanauer Wasserwirtschaftsamt vor, werde dort aber nicht weiterbearbeitet.
Der Hanauer Naturschutzbeirat hat sich mehrfach mit dem Thema Fallbach befaßt und fordert vor allem, im Norden der Stadt das Gewässer aus seiner Betonschale herauszuholen. Ein HGON-Vertreter sicherte zu, ein Renaturierungskonzept für die Bruchwiesen auszuarbeiten. Der Gedankenaustausch der Interessierten ergab laut BUND, daß ein "nicht zu unterschätzender Anteil" der nötigen Arbeiten ehrenamtlich zu leisten sei.
SPD- und Grünen-Fraktion wollen das Thema Fallbach wieder in die Hanauer Stadtverordnetenversammlung und in den Kreistag bringen. Ziel soll sein, daß die Anliegerkommunen überregional zusammenarbeiten. Der BUND Hanau will die Untere Naturschutzbehörde der Stadt auffordern, den Bach offiziell auf Schadstoffe hin zu untersuchen und Bacheinleiter zu überprüfen. Eigene Messungen des BUND liegen vor.
1985 bereits beschloß das Hanauer Stadtparlament, den Fallbach zu renaturieren. Die Grünen brachten das Thema danach immer wieder ein, ohne daß sich etwas bewegte. Ein Antrag der Stadt mit einer Kostenschätzung von damals 2,7 Millionen Mark für die Renaturierung im Hanauer Bereich lehnte das Wasserwirtschaftsamt als zu kostspielig ab. him
Die Karten für die nächste Bahnfahrt nach Braunschweig hatte die FR-Leserin Birgit F. mit dem Familien-Paß der Bahn schon gekauft. Wenig später kam dann die böse Überraschung: Der teure Paß war nicht mehr da, "wahrscheinlich ist der mit dem Altpapier weggekommen". Sofort rief sie in ihrem Reisebüro an und bat um die Ausstellung eines neuen Passes. Dort standen die Daten für den Kauf des Familien-Passes sogar noch im Computer, doch "der Mann im Reisebüro habe ihr schon gar keine Hoffnungen gemacht".
Was sich auch als richtig erwies, da die Bahn die Auskunft gab, es werden grundsätzlich weder Pässe noch Fahrkarten ersetzt.
Die FR-Leserin entschloß sich darauf, den 130 Mark teueren Paß ein zweites Mal zu kaufen, "da die Fahrt nach Braunschweig sonst 350 Mark für die Familie gekostet hätte".
Erika Weiß, die Pressesprecherin der Bundesbahn in Mainz, verteidigt das Vorgehen der Bundesbahn. "Mißbräuche mit verlorengegangenen Pässen sollen verhindert werden", sagt sie. Zwar stehe in dem Paß der Name, aber "es gibt kein Foto, jeder kann den benützen".
Denn immerhin: "Der Paß-Inhaber hat den Paß gekauft, verliert er diesen Ausweis, so bleibt dieser trotzdem gültig. Stellen wir nun einen zweiten aus, fährt vielleicht eine andere Person zum halben Preis für ein Jahr."
Eine Überprüfung der Pässe durch Vergleich mit dem Personalausweis im Zug hält sie für indiskutabel: "Man kann das natürlich nachprüfen, aber das ist praktisch einfach nicht machbar."
Die Pressesprecherin verweist aber auf eine andere Möglichkeit des Schutzes: Es bestehe die Möglichkeit, die Pässe versichern zu lassen. Eine Versicherung gegen Verlust kostet nach ihrer Auskunft bei der Europäischen Versicherung 37 Mark für den Familien- Paß; für den Senioren-Paß müssen 18 Mark an Versicherungskosten bezahlt werden.
Der Familien- oder Senioren-Paß ist allerdings nur noch bis zum 1. Oktober '92 erhältlich. Danach wird die BahnCard eingeführt - sie ist 220 Mark teuer und bei Verlust ebenfalls nicht ersetzbar. wob
Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt. Finden nicht nur Heinz Rühmann und die anderen beiden von der Tankstelle: Die Freundschaft unter Männern - eigentlich hoch geschätzt, doch selten erreicht. Wie aber kommt das? Verhindert vielleicht die Konkurrenz unter Männern freundschaftliche Bande?
Fragen, denen von Oktober an in der Beratungsstelle "Männer-Zentrum" nachgegangen werden soll: "Männerfreundschaft" ist eine Gesprächsrunde überschrieben, für die im neuen Programm für die zweite Hälfte diesen Jahres sieben Treffen vorgesehen sind.
"Wunsch und Wirklichkeit der Männer- Sexualität" ist Thema eines weiteren Angebots, mit dem im seit 1987 im Nordend ansässigen Männer-Zentrum bereits Mitte August begonnen werden soll.
Nur zwei Wochen später ist das erste Treffen des Arbeitskreises "Geschlechterpolitik" vorgesehen.
Das gesamte neue Programm der Beratungsstelle für Männer wird vom kommenden Dienstag, 14. Juli, an, zu haben sein: Interessierte können sich dann an das Männer-Zentrum, Neuhofstraße 41, wenden. Wer unter der Telefonnummer 597 09 59 dort anruft, dem wird das Angebot für die zweite Jahreshälfte zugeschickt. ing
NEU-ISENBURG, 7. Juli (lhe). Ein Feuer hat beim Technischen Hilfswerk in Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) heute morgen rund eine halbe Million Mark Schaden angerichtet. Nach Mitteilung der Feuerwehr war der Brand kurz nach fünf Uhr gemeldet worden. Ursache war offenbar ein defektes Kabel in einem Gerätewagen. Das Gefährt wurde total zerstört, zwei andere Einsatzwagen wurde in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem brannte der Mannschaftsraum aus.
rb MÜNCHEN. Das zwischen dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der russischen Regierung ausgehandelte wirtschaftspolitische Anpassungsprogramm wird von den sieben Gipfelteilnehmern in München "begrüßt". Bei den Gesprächen mit Präsident Boris Jelzin am heutigen Mittwoch gebe es dazu keinen Nachbesserungsbedarf. Dies betonte der Bonner Finanzminister Theo Waigel, nachdem IWF-Chef Michel Camdessus ihn und seine sechs Kollegen über die am Wochenende festgeklopften Auflagen informiert hatte.
Das verabredete Programm besteht aus folgenden Kernpunkten:
- Weitere Freigabe der Preise, wobei die besonders umstrittenen Energiepreise schrittweise an das Weltmarktniveau angepaßt werden sollen,
- forcierte Privatisierung vor allem kleiner Betriebe,
- Vereinheitlichung der Devisenmärkte,
- Aufbau privater Banken sowie
Die Einigung mit dem IWF erlaube es nun, so Waigel, im Pariser Club der öffentlichen Gläubiger den von Jelzin gewünschten Zahlungsaufschub für die Schulden zu vereinbaren. Allerdings müsse dabei sichergestellt werden, daß zumindest die Zinsen bezahlt würden. Über eine Aufstockung des Hermes-Garantie- Rahmens für Exporte will Waigel erst mit sich reden lassen, wenn die IWF-Auflagen tatsächlich umgesetzt werden.
Auch Camdessus scheint noch etwas skeptisch zu sein. In München betonte der IWF-Direktor, daß der geplante Rubel-Stabilisierungsfonds in Höhe von sechs Milliarden Dollar erst dann aktiv werde, wenn in Rußland "die vorher notwendigen Stabilisierungserfolge sichtbar werden." Derzeit verhandele der Fonds noch mit den 15 Nachfolgern der UdSSR über das Problem der künftigen grenzüberschreitenden Rubelzone. GUS-Mitglieder, die ausscheren wollten, könnten das tun, doch müsse der Abschied "auf eine zivilisierte Weise organisiert werden". Eine Einigung über weitere Strukturanpassungsprogramme erwartet der IWF-Direktor im Laufe des Sommers zunächst mit den baltischen Ländern.
Zu den anderen Gipfel-Themen gehörten gestern auch die Gatt-Verhandlungen über die Reform des Welthandels. In der Agrarpolitik lägen die Positionen inzwischen "nicht mehr weit auseinander", konstatierte Waigel. Gesprochen werde nun über das Kapitel Dienstleistungen. Er hege "begründete Hoffnung", daß noch in diesem Jahr eine endgültige Einigung erreicht werden könne.
Die Finanzminister-Runde kam ferner zu der Erkenntnis, daß "in einigen Ländern das Wirtschaftswachstum noch unbefriedigend" sei (Waigel) und vereinbarte eine "gebündelte Wachstumsstrategie mit der Haushaltspolitik als Stütze". Hinzutreten müßten auch im Westen weitere Privatisierungs- und Deregulierungsschritte. Waigel sprach in diesem Zusammenhang insbesondere von "mehr Lohndifferenzierung" sowie "höherer Mobilität der Arbeitslosen".
Das vom Bonner Kassenwart vorgelegte Programm zur Nachrüstung der osteuropäischen Atomkraftwerke, das eine stärkere Koordinierung und Einbeziehung internationaler Finanz-Institutionen vorsieht, habe "Zustimmung" gefunden, jedoch ist noch nicht endgültig geklärt, ob sich alle daran beteiligen. Vorbehalte äußerten in erster Linie die USA und Japan, wie Regierungssprecher Dieter Vogel bestätigte. Nippon will solange nicht mitmachen, solange der Streit mit Rußland über die Kurilen-Inseln nicht aus der Welt geschafft ist. Schwerpunkte des Programms sind laut Waigel die Verbesserung der Betriebssicherheit und der staatlichen Überwachung sowie Finanzierung von "Ausgleichsenergien", falls Kraftwerke stillgelegt werden müßten. Für die praktische Umsetzung soll eine "Konsultativgruppe" der 24 OECD-Staaten und internationaler Organisationen gebildet werden. Nach Ansicht des Ministers gibt es "kaum einen Bereich, der so viel internationaler Abstimmung bedarf wie dieser". Zum finanziellen Volumen meinte er nur, es sei ein "glaubhaftes Signal" nötig.
Angesprochen wurden von den G-7-Finanzministern auch die hohen deutschen Zinsen. Waigel verteidigte sie mit dem Hinweis, daß vor allem die langfristigen Sätze in den vergangenen sechs Monaten gesunken seien und inzwischen so hoch wie vor der Vereinigung lägen. Kein Gipfel-Thema waren erstmals seit langem die Wechselkurse, was Frankfurter Devisenhändler sofort mit Enttäuschung quittierten. Allgemein war vom Gipfel ein Bekenntnis für einen stabilen Dollar erwartet worden. Erstmals seit Februar 1991 sackte der Mittelkurs der US-Währung daraufhin mit 1,4974 Marke unter die 1,50er-Schwelle.
Ein reicher Japaner will der Universität Leipzig ein Geldgeschenk von 1,6 Millionen Mark machen. Der 93jährige Ryoichi Sasakawa brüstete sich in den siebziger Jahren vor Journalisten in Tokio, er sei "der reichste Faschist der Welt". Die Japaner nennen ihn schlicht "Gottvater". Er ist einer der mächtigsten Kuromaku (Drahtzieher) Japans. Kuromaku bewegen die Figuren im traditionellen japanischen Puppenspiel - Sasakawa dirigiert japanische Politiker und ist dabei, seinen Einfluß weltweit auszudehnen.
1931 gründete der Sohn eines Reiswein-Herstellers die faschistische "Massenpartei Japans". Ihre schwarz uniformierten Mitglieder traten kriegerisch auf und bauten in Osaka für die Armee einen Militärflughafen. Sasakawa hatte damals eine Privat-Luftflotte mit 20 Flugzeugen. 1939 flog er nach Rom zu einem Treffen mit seinem Vorbild Benito Mussolini - den er als "großen Faschisten und Diktator" verehrte. Als Parlamentsabgeordneter unterstützte Sasakawa die militärischen Überfälle auf China, Malaysia und die Philippinen. Nach dem Krieg wurde er von den Amerikanern als "Hauptkriegsverbrecher" eingestuft. Stolz verkündete er, dies sei der Beweis "daß ich mich voll und ganz der Durchführung des Krieges gewidmet habe". Die Amerikaner nannten ihn einen "gewalttätigen Nationalisten", ließen ihn dann jedoch ohne Prozeß wieder frei - sie konnten Leute wie ihn gut gebrauchen, die zusammen mit der rechtsradikalen Mafia gegen linke Gewerkschafter und Kommunisten kämpften. In den 60er Jahren gründete Sasakawa die ultra-rechte "Antikommunistische Liga der asiatischen Völker", später die "Antikommunistische Weltliga". Sasakawa rühmt sich seiner guten Beziehungen zu Diktatoren in aller Welt, zu den arabischen Öl-Scheichs und zur japanischen Mafia.
"Gottvater" verdankt Macht und Reichtum seinem Monopol für Motorbootrennen. Als er 1948 aus dem Gefängnis entlassen wurde, kaufte er einige Küstengebiete und begann sein erfolgreiches Unternehmen: Das Wettgeschäft mit den röhrenden Rasern ist heute bei den spielsüchtigen Japanern genauso beliebt wie Pferdewetten. Pro Jahr bringen die Rennen Einnahmen von fast 30 Milliarden Mark - drei Viertel wird als Gewinne an die Wett- Teilnehmer ausgeschüttet. Den Rest erhalten die Städte, in denen die Rennen stattfinden und Sasakawas Motorbootvereinigung. Rund eine Milliarde Mark fließt an die gemeinnützige "Sasakawa-Stiftung". Damit hat sich der schlaue Fuchs das Monopol der Regierung für die Veranstaltung von Motorboot-Rennen erkauft. Die Stiftung verhalf nach dem Krieg dem japanischen Schiffsbau zum Aufschwung. Heute ist Sasakawa mit seiner Stiftung der größte private Spender an die Vereinten Nationen. 1991 bekamen die Bonner Experten für Umweltrecht, Wolfgang und Francoise Burhenne, den "Sasakawa-Preis des Umweltprogramms der Vereinten Nationen". Der edle Spender selbst wurde mit dem "Friedenspreis der Vereinten Nationen" geehrt.
Der mächtige Millionär hat großen Sinn für Public Relation: Mal pflanzt er mit dem New Yorker Bürgermeister einen Baum, mal posiert er in einem alten Samurai-Kostüm. Vor dem Sitz der UN-Weltgesundheitsorganisation in Genf steht seine Büste. Der Millionär tritt in seinen eigenen Werbespots auf. Darin verkündet er, am Sandstrand stehend und von Kindern umringt: "Ihr müßt jeden Tag eine gute Tat tun." Er fordert die Kleinen auf, ihren Eltern zu gehorchen, die japanische Flagge zu ehren und die Natur zu schützen. Im Hintergrund röhren Motorboote durchs Wasser.
Trotz seiner zur Schau getragenen Wohltätigkeit ist der mächtige Sasakawa in Japan sehr umstritten. Die Lehrergewerkschaft organierte Proteste gegen seine Werbespots - ihre Mitglieder wurden daraufhin von Rechtsradikalen angegriffen. Als Sasakawa 1978 vom Kaiser den "Orden des Heiligen Schatzes" bekam, gaben zwei andere Japaner ihre Auszeichnungen aus Protest zurück. Sasakawa wirft seinen Kritikern vor, sie seien "Rote" oder "eifersüchtig". Er weiß auch, wie man sie zum Schweigen bringt: Die linksgerichtete Asahi Zeitung hatte ihm in einem Leitartikel vorgeworfen, seine "Wohltätigkeitsaktionen" seien nichts als Public Relation. Daraufhin übte Sasakawa - wie er auf einer Pressekonferenz selbst zugab - Druck auf eine Bank aus: sie sollte der Zeitung keine Kredite mehr geben.
Der Geschäftsmann hält auch in der Politik die Fäden in der Hand. Er rühmt sich: "Kluge Leute kommen zu mir, wenn sie in Japan etwas erreichen wollen." Die Premierminister Eisaku Sato, Kakuei Tanaka und Takeo Fukuda sollen mit seinem Einfluß und seinem Geld an die Macht gekommen sein. Wie alle Ultrarechten, setzt sich Sasakawa für die Änderung der pazifistischen Verfassung und den Aufbau einer starken Armee ein.
Die Spende für die Leipziger Uni kommt aus Sasakawas "Fonds für die Gesellschaft junger Führer" und soll "Studenten mit Führungsfähigkeiten" fördern. Die Universität wird aufgefordert, ein Komitee für die Vergabe der Stipendien zu gründen - die Sasakawa Stiftung will als "Beobachter" dabei sein dürfen.
Die SPD-Nordweststadt will ihre neue Mitgliederzeitschrift "Blickpunkt Intern" vom kommenden Monat an parteiübergreifend in der Nordweststadt verbreiten. Dies kündigte die Redaktion an und versprach gleichzeitig: "Die Leser können sich auf einige heiße und brenzlige Themen gefaßt machen." fs
Susanne Schneider, Hauptstr. 5, Oberursel, zum 90. Geburtstag.
WETTERAUKREIS. Die Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu, womit sich eine Wende auf dem Arbeitsmarkt andeutet, meldet das Arbeitsamt Gießen. Im Juni stieg die Zahl der Arbeitslosen in Friedberg im Vergleich zum Vormonat dramatisch um 6,6 Prozent, in Büdingen sogar um 7,1 Prozent. Nur Butzbach verzeichnete einen unbedeutenden Rückgang, was angesichts der dortigen hohen Arbeitslosenquote aber nicht repräsentativ ist. In Friedberg, das im Vergleich zum Vorjahr noch die geringste Erhöhung verzeichnen kann, liegt die Quote jetzt bei 4,5 Prozent, in Butzbach bei 5,5 und in Büdingen bei 5,9 Prozent. Diese Daten gewinnen gerade zur Jahresmitte eine trendlegende Bedeutung, betont das Arbeitsamt.
Die Zahlen von arbeitsuchenden Männern und Frauen halten sich annähernd die Waage. Allerdings hat sich der Anteil von arbeitslosen Ausländern, Jugendlichen und Schwerbehinderten gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht.
Die größte Zunahme verzeichnet die Gruppe derjenigen, die aus der Ausbildung kommen oder vorher nicht erwerbstätig waren. Auch der weitere Anstieg der Kurzarbeiter deutet auf eine "Marktsättigung" hin.
Die gleichzeitig relativ stabile Zahl an Stellenangeboten und Vermittlungen wird vom Arbeitsamt Gießen aber auch dahingehend interpretiert, daß sich der Arbeitsmarkt auf ein wieder "normales" Niveau einpendele. ub
BRÜSSEL, 7. Juli (Reuter). Vor den Gefahren des Antisemitismus hat der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman, am Montag in Brüssel gewarnt. Möglicherweise werde eines Tages ein internationales Gipfeltreffen wie das in Rio zu Judenfeindlichkeit und Rassismus notwendigsein, sagte Bronfman vor Beginn einer dreitägigen Konferenz über Antisemitismus und Rassismus in der belgischen Hauptstadt. Daran nehmen Vertreter aus über 60 Ländern teil. Unter ihnen sind auch Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel und der amerikanische Bürgerrechtler Jesse Jackson.
Die Anmeldefrist für das 1822- Rock-Festival für Nachwuchsbands wurde um zwei Wochen bis Mittwoch, 15. Juli, verlängert. Teilnehmen kann jede Rockband aus dem Geschäftsgebiet der "Frankfurter Sparkasse". Teilnahme-Bedingungen liegen in jeder Geschäftsstelle aus, können aber auch bei Dieter Reitz, Tel. 26 41 25 69, angefordert werden. fs/27
DREIEICH. Die Anbindung des Dreieichenhainer Gewerbegebietes an die Autobahn A 661 würde knapp 35 Millionen Mark kosten. Das hat jetzt das Dreieicher Planungsamt errechnet und dem Magistrat vorgelegt.
Unter dem Arbeitstitel "Ochsenwald-Inselplan" will die Stadt einen Bebauungsplan aufstellen im Bereich des Dreieichenhainer Gewerbegebietes zwischen Hainer Chaussee, Landsteinerstraße, An der Trift und Darmstädter Straße mit dem Ziel einer direkten Anbindung an die Autobahn A 661. Die Siemensstraße soll in Richtung Westen mittels Unterführung der A 661 bis zur Daimlerstraße verlängert werden. Am Schnittpunkt der beiden Straßen soll eine neue Autobahnauffahrt entstehen.
Allein der Autobahnanschluß würde rund 26,4 Millionen Mark kosten. Hinzu kämen rund 310 000 Mark für Lärmschutzmaßnahmen. Weitere 800 000 Mark müßten bereitgestellt werden, um in einer Verlängerung der Daimlerstraße die Heinrich-Hertz-Straße an die Bundesstraße 3 anzubinden. Außerdem stünden - falls Dreieich den Autobahnanschluß baut - noch einmal sieben Millionen Mark an, die die Stadt als Ablösesumme an den Bund abführen müßte. Damit würde sich die Stadt von der Verpflichtung der Unterhaltung, Pflege und Instandsetzung der Straßenanlage freikaufen.
Bürgermeister Bernd Abeln sagt: "35 Millionen Mark können wir allein nicht aufbringen." Deshalb sei entscheidend, wie hoch der Verkehrswert für dieses Projekt eingeschätzt würde. Im Klartext heißt das: Wird dieser Autobahnanschluß mit der entsprechenden Verbindungsstraße als "Hauptverkehrsstraße" beim Regierungspräsidenten in Darmstadt eingestuft, können Zuschüsse für den Bau beantragt werden.
Das Planungsamt schätzt, daß rund 60 Prozent der angegebenen Kosten dann über das Gemeindefinanzierungsgesetz (GFG) und über das Finanzierungsausgleichgesetz (FAG) abgedeckt würden.
Noch günstiger wäre es, wenn die Stadt mit dem Hessischen Verkehrsministerium eine noch bessere Bewertung der Straße aushandeln könnte. Dann bräuchte die Stadt sich nur um Nebenanlagen, wie Gehwege kümmern, Land und Kreis hätten die Hauptlast zu tragen. Abeln sagt: "Ich glaube, unsere Erfolgschancen stünden gut, wenn der Verkehrswert im Zusammenhang mit der großen Südumgehung ermittelt würde."
Am 26. August können Anwohner des Gewerbegebietes ihre Meinung zu dem geplanten Projekt beim ersten Erörterungstermin im Dreieichenhainer Burghofsaal kundtun. dok
HOCHTAUNUSKREIS. Die Städte und Gemeinden des Kreises sollen in der Drogenpolitik stärker in die Pflicht genommen werden. Wie die FR vorab aus dem Büro des Frankfurter Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler erfuhr, will die Stadt Frankfurt die Verantwortung für Drogenabhängige, die aus dem Umland stammen, nicht länger alleine tragen. In den nächsten Tagen wird deshalb ein Appell an Landrat Jürgen Banzer und den Kreis als Sozialhilfeträger ergehen, sich bei Betreuung, Beratung, medizinischer Hilfe, Wohnungsbeschaffung und Ausstiegshilfen mehr zu engagieren.
Rund 4300 Drogenabhängige sind in Frankfurt registriert, davon zwei Drittel Auswärtige; aus dem Hochtaunuskreis stammen über 30 Süchtige. Mit dem Vorstoß wolle man auf die Problematik aufmerksam machen und zur Bewußtseinsbildung bei den Kreisen beitragen - ein offensichtlich sehr berechtigtes Anliegen. Die Drogenberatungsstelle fordert seit Jahren eine mobile Beratungsstelle für Suchtkranke im Usinger Land.
Bisher müssen Usinger, Neu-Anspacher, Schmittener oder Wehrheimer Drogenabhängige zu Beratungsgesprächen und zur ambulanten Betreuung nach Bad Homburg fahren. "Da ist zum einen die weite Anfahrt. Außerdem sind unsere Abendtermine von vorneherein und komplett ausgebucht, so daß die Klienten tagsüber kommen müssen - was dann ständig mit der Schule oder dem Arbeitgeber abgesprochen werden muß", sagt die Leiterin der für den Hochtaunuskreis zuständigen Drogenberatung, Pia Sohns-Riedl.
Nach den Erfahrungen der Beratungsstelle gibt es im Usinger Land zwar keine "offene Drogenszene". Viele Drogenabhängige aus dem Hochtaunuskreis würden sich ihren Stoff entweder selbst oder über Bekannte aus Frankfurt besorgen - und bei zunehmender körperlicher und sozialer Verelendung ganz nach Frankfurt ziehen. "Bei uns im Kreis und speziell im Usinger Land gibt es noch einigermaßen feste soziale Beziehungen, vor der Familie läßt sich die Sucht ohnehin nicht sehr lange geheim halten", sagt die Drogenberaterin. Wer aber massiv abhängig werde, dem bleibe nichts anderes übrig, als nach Frankfurt auszuwandern, "das ist bei der Unterversorgung des Usinger Landes unausweichlich".
Was für eine Rolle Drogen im Bewußtsein von Jugendlichen aus dem Usinger Land jetzt schon spielen, zeigt auch das Beispiel eines Polizeieinsatzes in Usingen. Dort hatten Zeugen mehrere Jugendliche ("ab 16 Jahre bis ins frühe Mittelalter", so der Leiter der Bad Homburger Rauschgiftgruppe, Wolfram Kurz) am neuen Marktplatz beim "Handel mit Rauschgiftbriefchen" beobachtet. Die Polizei rückte aus - und sah sich mit einem Lausbubenstreich konfrontiert: In den Briefchen befand sich gewöhnliches Mehl. "Leider ist der Hintergrund alles andere als spaßig", sagt Kurz. Der Drogenhandel weite sich schon seit einigen Jahren in Richtung Hintertaunus aus.
Das bedeute zwar nicht, daß nun eine Rauschgiftwelle ins Usinger Land schwappe; eine signifikante Steigerung sei nicht auszumachen. Während Heroin in gewohntem Umfang gehandelt werde, greife Kokain als "absolute Trenddroge" jedoch immer mehr um sich. Wolfram Kurz: "Drogen im Usinger Land sind ein ernstzunehmendes Problem. Es verwundert, daß dies noch nicht in die Köpfe aller Verantwortlichen gedrungen ist."
JÜRGEN DICKHAUS
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die von der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) während der 92er Etatberatungen beantragte städtische Broschüre für ausländische Bürger, deren Erstellung auch die parlamentarische Mehrheit fand, stößt im Hauptamt auf Bedenken. Das ergab eine Anfrage der Kommunisten, was aus dem Beschluß geworden sei. Noch nichts, lautet im Klartext die von Inge Auer und Hauptamtsleiter Reinhold Jakob unterzeichnete Stellungnahme.
Der Verwaltung ist der Auftrag ohnehin nicht konkret genug. Denn: "Es gibt städtische Publikationen, die die im Beschluß genannten wichtigen Anschriften von Ämtern, einen Wegweiser durch die städtischen Einrichtungen sowie einen Überblick über Stadtgeschichte und weiteres enthalten." Die Frage: Soll eine ganz neue Broschüre erarbeitet werden oder tut es eine (Teil-)Übersetzung des neuen Stadtatlasses?
Doch Probleme gibt es aus der Sicht des Hauptamtes so oder so: Immerhin setzt sich die Stadtbevölkerung aus den Angehörigen von rund 100 Nationen zusammen. Das aber werfe die Frage auf, in welchen Sprachen die Broschüren gedruckt werden sollten. Nehme man die jeweilige Stärke der Nationen als Grundlage, "treffen wir auf Menschen, die oft schon seit vielen Jahren in Mörfelden-Walldorf zu Hause sind und deren Kinder die deutsche Sprache oft besser beherrschen als ihre Muttersprache". Und die Gruppe derer, die ausschließlich ihre Muttersprache beherrsche, sei eher klein, so daß auch zwischen Aufwand und Erfolg abgewogen werden müsse.
Ohnehin stelle sich die Frage, ob es statt einer Broschüre nicht sinnvoller sei, generell für mehr Verständnis gegenüber ausländischen Bevölkerungsgruppen zu werben und auf die bereichernde kulturelle Wirkung hinzuweisen - ein Konzept, das ja auch im neuen Stadtatlas, der derzeit erarbeitet werde, einbezogen sei.
Probleme sieht man im Hauptamt bei der Aufgabe, städtische Formulare in die wichtigsten ausländischen Sprachen zu übersetzen. Zwar soll hier noch ein separa- ter Bericht erfolgen, aber es könne bereits festgehalten werden, "daß es keine Möglich- keit für eigene Übersetzungen einer Stadt für offizielle amtliche Formulare gibt".
Eigene Formulare könnten indes übersetzt werden, und das habe die Stadt auch schon getan, indem die amtlichen Papiere, die zum Beispiel für die Flüchtlingsbetreuung benötigt werden, in Urdu und Türkisch übersetzt wurden.
Auch die im Antrag beschlossene Information zu den Heimatmuseen hält man im Hauptamt für wenig sinnvoll: "In Mörfelden-Walldorf gibt es zwei Heimatmuseen; für keines der beiden Museen besteht bisher eine eigene Broschüre", so die Stellungnahme des Hauptamtes, das unter Berücksichtigung seiner Analyse um ein Überdenken des Beschlusses gebeten hat. wal
Tempo 30 . . .
Ein weiterer Vorteil der Tempo-30-Zonen: Durch die Anordnung von Schrägparkplätzen wird mehr Parkraum gewonnen. Auf das gesamte Nordend übertragen würden durch die Verkehrsberuhigung so viele legale Parkplätze entstehen, "wie es bisher legale plus illegale Standplätze gibt", errechnete Eikenberg.
Wenn alles nach Plan läuft, werden die übrigen zwölf Tempo-30-Zonen des Nordends noch innerhalb dieses Jahres eingerichtet. Dem Beispiel aus dem benachbarten Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend), jedes halbe Jahr ein Gebiet zu beruhigen, wollte der Nordend-Ortsbeirat nicht folgen. Für das dichtbesiedelte Nordend sei eine solche "Kleckerlösung" keine besonders gute Idee, waren sich die Stadtteil- Politiker einig. Zwar ließ sich der Traum, alle Zonen "auf einen Schlag" einzurichten, nicht umsetzen, dennoch drängt der Ortsbeirat auf eine möglichst rasche Realisierung.
Ein Gebiet muß allerdings noch einmal überarbeitet werden: Bei den Plänen zur Verkehrsberuhigung links des Oeder Wegs war die Sperrung der Zufahrt aus Richtung City zum Oeder Weg nicht berücksichtigt worden. Eikenberg räumte ein, daß die schmale Finkenhofstraße dann möglicherweise als neue Zufahrt benutzt werden könnte. Um das zu verhindern, könnten dann Diagonalsperren eingesetzt werden. rea
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Kur- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. / Ekke Thomasstraße.
Oberursel/Steinbach. Hubertus-Apotheke, Oberursel, Lange Straße / Ecke Burgstraße. Usinger-Land. Feldberg-Apotheke, Neu-Anspach, Konrad-Adenauer-Straße 2 und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Straße 21.
Kronberg/Königstein. Hof-Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Straße 16.
ROSBACH. Der "Babyboom" im Bau- gebiet Obergärten von Nieder-Rosbach legt es nach Ansicht von Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) nahe, dort auch das geplante Kinderhaus anzusiedeln. Immerhin mehr als 100 der insgesamt knapp 200 Kinder aus Nieder-Rosbach stammten aus diesem Wohngebiet. Provoziert durch die heftige CDU-Kritik (siehe obenstehenden Artikel) umreißt Medebach im Gespräch mit der FR die Raumplanung für das Kinderhaus, die noch im Parlament beschlossen werden muß.
Vorgesehen ist im Kinderhaus Betreuung in altersgemischten Gruppen der Kleinen von drei bis zwölf Jahren und außerdem in Regelgruppen. Hintergrund der Planung bildet der absehbare Bedarf im Baugebiet Obergärten an Kindergartenplätzen, den daraus ableitbaren Wünschen nach Kindertagesstätten und Hortplätzen. Unter der Prämisse, daß die Stadt Rosbach wegen der Einschätzung als "finanziell leistungsfähige Stadt" mit relativ hohem Versorgungsgrad an Regelkindergartenplätzen mit keiner besonders günstigen Plazierung in der Prioritätenliste zur Aufnahme in die Landesförderung zu rechnen habe, sei die Konzeption für die Betreuungseinrichtung an der Idee eines Kinderhauses orientiert worden.
Die Baukosten des Projektes werden auf drei Millionen Mark geschätzt, wobei eine Zuwendung von 1,2 Millionen Mark vom Land und 240 000 Mark vom Kreis erwartet werden. Wie Medebach berichtet, war das Vorhaben zunächst formlos im Juli vergangenen Jahres und dann formell im August beim zuständigen Fachministerium angemeldet worden. Parallel dazu seien auf der Basis der Empfehlungen des Landesjugendamtes mit dem Finanz- und Familienministerium erste Gespräche geführt worden. Dieses Vorgehen, so Medebach, sei auch schon im Parlament kritisiert worden: Es hätten zunächst die städtischen Gremien entscheiden müssen. Er halte dieses Vorgehen dennoch für sinnvoll, da jetzt dem Parlament klare Unterlagen und eine genehmigungsreife Planung vorlägen.
Das geplante Gebäude soll sich in die umgebende Reihenhausbebauung einpassen und eine Freifläche von zehn Quadratmetern pro Kind bieten. In raumsparendem Bauen unter ökologischen Gesichtspunkten ist ein zweigeschossiges Haus geplant, in dem auch eine Wohnung Platz hat. Eine Krabbelstube ist nicht vorgesehen, da die Stadt schon eine private Initiative unterstützt.
Das vorgelegte Raumprogramm werde von den beteiligten Behörden gebilligt. Für den Kindergarten sind als Hauptnutzfläche 464 Quadratmeter vorgesehen, im Untergeschoß noch einmal 244 Quadratmeter und für die Hausmeisterwohnung 83 Quadratmeter. Einschließlich Hausmeisterwohnung (227 000 Mark) und Untergeschoß (765 000 Mark) würde das ganze Objekt 4,138 Millionen Mark kosten. de
Surf-Kurse auf dem Birkensee
MAIN-KINZIG-KREIS. Auf dem Birkensee bei Hanau bietet die Kreisabteilung Sport und Freizeit auch in diesem Jahr wieder Intensiv-Surfkurse an. Jeweils an einem Wochenende (8. / 9. und 15. / 16. August) werden die Teilnehmer in die notwendigen Grundkenntnisse und Fertigkeiten eingewiesen.
Jeweils am Donnerstag vor dem Wochenende ist eine dreistündige theoretische Unterweisung vorgesehen.
Die Teilnahmegebühr in Höhe von 240 Mark wird bei der Anmeldung fällig. Darin ist auch die Prüfungsgebühr (VDWS- Zertifikat) enthalten.
Surfbretter, Schulungsmaterial und Neoprenanzüge werden vom Veranstalter gestellt.
Anmeldungen nimmt die Abteilung Sport und Freizeit, 6460 Gelnhausen, Herzbachweg 2, entgegen. hok
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 8. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,01 (0,01) Ozon (0,12) 0,06 (-,--) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt auf der Billtalhöhe gemessen. Für heute, Donnerstag, werden Ozon-Werte zwischen 0,13 und 0,16 mg erwartet.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Mittelwert angegeben. Die Ozonkonzentrationen liegen meist nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
Personaleinsparungen, Umsatzverluste, Verkaufsgerüchte und eine außerordentliche Betriebsversammlung: Die Münchner "Abendzeitung", Gründung des legendären Verlegers und Journalisten Werner Friedmann, die als Boulevardblatt zur Bayernmetropole gehört wie der süße Senf zur stadtbekannten Weißwurst, hat Sorgen. Zwar müssen derzeit nahezu alle Straßenverkaufszeitungen in Deutschland mit Auflagen- und Anzeigenschwund leben. Die bald 44jährige Institution "AZ" jedoch, vor einiger Zeit noch als beste deutsche Boulevardzeitung gerühmt, ist nach Überzeugung von Bayerns IG-Medien-Vorsitzendem Willi Baumann von eklatanten unternehmerischen Fehlentscheidungen betroffen. In der vergangenen Woche sickerte in München durch, daß aufgrund kartellrechtlicher Bedenken ein vorgesehener Verkauf des Blattes an den westfälischen Verleger und Zeitungsaufkäufer Dirk Ippen gescheitert sei.
Zwischen 20 und 25 Planstellen, davon zwölf in der Redaktion, müssen laut AZ- Verlagsdirektor Franz Mattes eingespart werden - möglichst durch Fluktuation, um Härten zu vermeiden, wie Mattes der FR versicherte. Einer der wesentlichen Gründe für den Aderlaß sei der diesjährige Tarifabschluß mit 5,8 Prozent. Mattes: "Dieser Abschluß ist für eine Zeitung vom Zuschnitt der AZ einfach zu hoch." Ferner erbringe der Anzeigenteil nicht mehr die Zuwachsraten wie in vergangenen Jahren. Außerdem sei die Werktagsauflage im ersten Quartal 1992 um 0,9 Prozent auf 240 698 Stück zurückgegangen. Dazu komme die in der Vergangenheit vorgenommene, großzügige Stellenmehrung in der Redaktion.
Meldungen, wonach die Münchner Abendzeitung zum Verkauf stünde, beruhen laut Mattes auf Gerüchten und Lügen. Daß ausgerechnet der große Nachbar in der Münchner Sendlinger Straße, die "Süddeutsche Zeitung", eine entsprechende dpa-Meldung veröffentlicht hatte, trifft den AZ-Verlagschef besonders. SZ- Chefredakteur Dieter Schröder habe sich anschließend bei ihm entschuldigt.
Seit vergangener Woche jedoch steht fest, daß sich die Erbengemeinschaft Friedmann von dem Traditionsblatt trennen will. Der vorgesehene Transfer an Dirk Ippen, der sich über die "Westfalen Post", "Offenbach Post" sowie den Münchner Zeitungsverlag ("Münchner Merkur" und die Münchner Boulevardzeitung "tz"), das "Landwirtschaftliche Wochenblatt" und die "BLV Verlagsgesellschaft" (beide mit Sitz in München und im Mitbesitz des bayerischen Bauernverbandes) allmählich in den Süden hineingekauft hatte, ist aufgrund kartellrechtlicher Bedenken nicht möglich.
Ippen würde mit "AZ" und "tz" den Münchner Boulevard-Zeitungsmarkt gegen die eher magere "Bild" München dominieren. Ende der 70er Jahre bereits war der Springer-Verlag mit der Absicht, die "tz" zu kaufen, aus dem gleichen Grund gescheitert. So konnte AZ-Verlagsdirektor Mattes, früher Anzeigenchef des Münchner Merkur, am vergangenen Mittwoch auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung guten Gewissens bekanntgeben, die "AZ" stünde "noch nicht" zum Verkauf. Und AZ-Chefredakteur Uwe Zimmer ergänzte: "Das Haus ist gesund und soll gesund bleiben." Gleichwohl ließ Zimmer durchblicken, daß mit ihm eine weitere journalistische "Nach-unten-Orientierung" nicht zu machen sei.
Zum Kauf bereit stehen dem Vernehmen nach das Bertelsmann-Unternehmen Gruner & Jahr, das mit der Abendzeitung sein Zeitungsengament im Süden arrondieren könnte, und die Südwestpresse in Ulm, deren Eigner Eberhard Ebner sich in enger Beziehung zur Erbengemeinschaft Friedmann befindet. Angeblich ebenfalls vorhandene Kaufabsichten des Süddeutschen Verlages (SV) dementierte SV-Gesellschaftersprecher Hans-Jörg Dürrmeier gegenüber der FR. Dabei sei darauf hingewiesen, daß der SV mit 11,5 Prozent Anteil Mitbesitzer von Ippens Münchner Zeitungsverlag ist.
Die Veröffentlichung jener Meldung in der "Süddeutschen Zeitung" über einen bevorstehenden Verkauf der "Abendzeitung" entbehrt nicht einer gewissen Süffisanz. Die Erbengemeinschaft Friedmann ist nicht nur Besitzerin des Verlages "Die Abendzeitung", sondern hält auch eine 24-Prozent-Beteiligung am Süddeutschen Verlag, in dem die "SZ" erscheint. Für Münchens Medien-Gerüchte- Küche ist damit die Fama schon fast verifiziert, wonach die Erben des AZ-Gründers neben branchenbedingtem Auflagen- und Anzeigenschwund auch aus anderen Gründen des Boulevardblattes überdrüssig geworden wären: so seien, wie auch die IG Medien vermutet, finanzielle Engpässe etwa durch die Ausbezahlung des 1986 als AZ-Teilhaber ausgestiegenen Kölner Verlegers Alfred Neven duMont in Höhe von angeblich 16 Millionen Mark entstanden. An der Substanz zehrten, so die IG Medien, zudem unternehmerische Flops wie das schlecht vorbereitete Engagement des Verlages im bayerischen Schwaben mit einer Abendzeitungs-Ausgabe Augsburg gegen die vor Ort allmächtige "Augsburger Allgemeine". Hinzu komme die vorschnelle Übernahme einer Münchner Zeitgeist-Illustrierten, die mit Verlust wieder abgestoßen wurde. Dem hält Verlagsdirektor Mattes entgegen, daß diese Engagements mit Extrageld bezahlt worden seien, also den Verlag nicht belastet hätten.
Verfehlte Personalpolitik bei der Besetzung leitender Positionen in der Redaktion - etwa die Regelung der Nachfolge des 1987 ausgeschiedenen Chefredakteurs Udo Flade - dünnte die bis dahin hochgepriesene journalistische Substanz derart aus, daß das Blattprofil verblaßte. Konzeptionell lebt die Zeitung heute noch fast ausschließlich von den Ideen des genialen Blatt-Machers Werner Friedmann, nach dessen Tod 1967 das damals bereits legendäre Friedmann'sche Credo aus dem Impressum getilgt wurde: "Die ,Abendzeitung' ist kein Erwerbsunternehmen. Sie wird die gesamten Reinerträge der Ausbildung junger Journalisten zur Verfügung stellen."
Im Haus an der Münchner Sendlinger Straße 79 wird in erster Linie Friedmanns Sohn Johannes für den schwindenden Glanz der Abendzeitung in die Pflicht genommen. Der 41jährige summa- cum-laude-Philosoph ist laut Erbschaftsvertrag seit 1990 alleiniger Regent des Verlages und trägt die Verantwortung auch dafür, daß "viel Geld zum Fenster hinausgeworfen wurde", so IG-Medien- Landesvorsitzender Baumann. Mutter Anneliese, gemäß des Erbschaftsvertrages eigentlich seit zwei Jahren aus dem Verlag ausgeschieden, versuchte den Sohn mit ihrer Reputation zu stützen und firmiert seither als Mitherausgeberin im Impressum, dessen grundlegende Änderung nun wohl bevorsteht.
Mit "Kir Royal" hat der Münchner Helmut Dietl - auch dank der fachkundigen Unterstützung des einstigen AZ-Gesellschaftskolumnisten Michael Graeter alias Baby Schimmerlos - der Abendzeitung und Anneliese Friedmann alias Frau von Unruh ein grandioses TV-Denkmal gesetzt. Daß die Wirklichkeit dieses Denkmal auf so banale Art zu stürzen droht, darauf wäre Schimmerlos auch bei einem Anfall von investigativem Journalismus nicht gekommen. PETER DERMÜHL
Alt-Bernem . . .
Bernhard Ochs befürchtet hingegen, daß die Gebäude des historischen Bornheims schrittweise zerstört werden. In einem Entwurf für eine Anfrage in der Stadtverordnetenversammlung verweist er auf den beantragten Abriß für die Nebengebäude auf dem Grundstück Große Spillingsgasse 46, auf den nicht genehmigten Abriß des Gebäudes Berger Straße 351 und die immer noch ausstehende Sanierung in der Turmstraße 11. big
FRIEDRICHSDORF. Im Straßencafé Mobile, das die Jugend- und Drogenberatungsstelle am Houiller Platz aufgeschlagen hat, wird am heutigen Donnerstag ein Abschieds-Grillfest gefeiert. Ab 17 Uhr werden Würstchen angeboten, ab 19 Uhr macht die Frankfurter Gruppe "Six Pack" Musik und spielt Rockklassiker.
Am Freitag zieht "Mobile" um nach Oberursel, wo es als "Café Durchblick" ab Montag in der Adenauerallee steht. s
HOFHEIM. Den Soul will der selbsternannte Manager Jimmy Rabbitte finden - und das in Dublin. Arbeitslose Jugendliche packen E-Gitarre, Trompete und Background-Singers zu einem Groove zusammen. Oscar-Preisträger Alan Parker hat "The Commitments" 1991 gedreht.
Wer im Freien mitgrooven will, sollte ins Alte Wasserschloß kommen: Am Donnerstag, 9. Juli, ist wieder Open-air-Nacht. Einlaß ist ab 21 Uhr, und sobald es dunkel wird, toben "The Commitments" über die Leinwand. Bei Regen müssen die Cineasten in die Stadthalle umziehen. Eintritt zwei Mark, Popcorn gratis. pms
Noch war die eine Steuer-Kuh nicht vom Eis, da wurde schon die nächste draufgeschoben. Nicht nur von Spiegel und Bild: Wenn Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) laut über die "finanzielle Inanspruchnahme von nicht investierenden Besserverdienenden" nachdenkt, geht er eindeutig über die bisher bekannten Überlegungen zur Finanzierung der nächsten Unternehmensteuerreform hinaus. Willkommen im Bonner Sommertheater! Die Verlängerung der Spielzeit bis weit in den Herbst hinein ist gesichert. Dafür sorgt die Vielzahl der Akteure, nicht etwa das Interesse des Publikums, das es längst leid ist.
Bleiben wir für heute bei der ersten Kuh. Positiv ist zunächst zu vermerken, daß der Vermittlungsausschuß von Bund und Ländern seinen Namen doch noch verdient. In der jüngeren Vergangenheit konnte der Eindruck entstehen, in dem Gremium werde nur blockiert statt vermittelt. In der Sache gibt es denn auch - parteipolitisch - keine Sieger und Besiegten. Beide Seiten mußten Zugeständnisse machen, und das Ergebnis kann sich alles in allem (nicht in jedem Detail) durchaus sehen lassen, wohl auch von den kritischen Karlsruher Augen.
Gewinner und Verlierer gibt es bei den Betroffenen. Zur zweiten Gruppe gehören die Erben, deren vorgesehener neuer Freibetrag entfällt, und die Alten, deren Entlastungsbetrag nun doch nicht erhöht werden soll. Letzteres ist ein äußerst unbefriedigendes Vermittlungsergebnis; es trifft wieder einmal zumindest auch jene, die Entlastung am nötigsten hätten, und sollte deshalb im Gesetzgebungsverfahren noch korrigiert werden. Gewinner sind die Geldanleger mit kleinen und mittleren Vermögen. Indem die Freibeträge verzehnfacht werden, kann sich das Sparen - heute für viele ein Verlustgeschäft - endlich lohnen. Was allerdings fehlt, ist eine Gleitklausel, die verhindert hätte, daß die fürs erste Steuerbefreiten mit ihren Zinserträgen allzu schnell in die Steuerpflicht hineinwachsen.
Und Gewinner sind nicht zuletzt die vielen ehrlichen Steuerzahler, die mit ihren Konten und Depots zu Recht von Rasterfahndungen der Finanzämter verschont bleiben. Ein Freibrief für Hinterzieher ist das keineswegs. Schon bei begründeten Anhaltspunkten für Steuerschwindel können die Behörden in Aktion treten, und sie dürfen sogar "Zufallsergebnisse" verwerten - ein dehnbarer Begriff, weil sich hinterher schwer feststellen läßt, ob ein Fahnder seine Erkenntnisse systematisch oder "rein zufällig" gewonnen hat. Soviel Kontrolle darf sein, sie reicht aber zusammen mit der Überprüfung der Freistellungsaufträge - damit niemand doppelt oder dreifach Freibeträge beansprucht - auch aus. ski
Frau Irma Burkert, Okarben, zum 72. Geburtstag.
Frau Anneliese Paga, Petterweil, zum 71. Geburtstag.
Herrn Hans Kimpel, Assenheim, zum 71. Geburtstag.
HANAU. Anmutig neigt die Asiatin mit den mandelförmigen Augen ihren Kopf. Das kunstvoll aufgesteckte Haar schmücken bunte Blumen und Bänder. Die aufwendige Kleidung wirkt für den westlichen Geschmack schon fast zu überladen und prunkvoll: Ein Stück, das ein Europäer nur mit Glacéhandschuhen berühren würde. In Japan dagegen benutzen die Mädchen am Neujahrstag diese zweidimensionalen, mit Stoff geschmückten Holzbretter als eine Art Federballschläger. Diese mehr als 200jährige Tradition stellt jedoch nicht die älteste dar, über die das Hessische Puppenmusum in Hanau-Wilhelmsbad derzeit in seiner Sonderausstellung "Japanische Puppen" die Besucher informiert.
Die Geschichte der Hina-Ningyo, der japanischen Festpuppen, begann bereits vor mehr als 1000 Jahren. Für ihre besonderen Festtage fertigten die Japaner die einfachen Papierfiguren an, übertrugen ihnen durch Körperberührung Krankheit und Unglück, verbrannten sie anschließend oder warfen sie in fließendes Wasser.
Diese Zeremonie hat sich in den Jahrhunderten gewandelt. In seiner ständigen Ausstellung präsentiert das Puppenmusum den stufenförmigen Aufbau anläßlich des Knabenfestes und den Aufbau zum jährlichen Mädchenfest. Die Darstellungen verweisen auf die Geschlechterrollen, aber auch auf die gesellschaftliche Hierarchie, die dem Kind auf diese Weise schon früh anerzogen wird: Die Sets für Mädchen bestehen aus Kaiser und Kaiserin, Hofdamen, Musikanten, Palastwächtern und Dienern.
Bei den Jungen dagegen stehen ritterliche Tugenden im Vordergrund. Ihre Vorbilder stellen festlich geschmückte Samurai dar, Volkshelden aus Geschichte oder Sagen. Hinzu kommen Pferde, Waffen, Helme, Trommeln, Standarten - Gerätschaften für Helden.
100 Jahre zählt das kleine, in prächtigem Brokat gekleidete Kaiserpaar, das zu den ältesten Stücken der Sonderausstellung zählt. Kämpferisch hält Seine Majestät die Hände in Kopfhöhe, während die Hände der Kaiserin brav in ihrem Schoß liegen.
Ebenfalls einen sozialen Aspekt weisen die Freundschaftspuppen auf. Im Gegenzug zu einer Schiffsladung mit 10 000 amerikanischen Puppen revanchierte sich Japan im Jahr 1928 mit einer ebenso großen Zahl, die an Kindergärten und Schulen in den USA verteilt wurden.
Nur wenige amerikanische Exemplare überlebten den Zweiten Weltkrieg; denn damals erfolgte die Anweisung, den alten Freundschaftbeweis des nunmehrigen "Feindes" zu vernichten. Vor zwei Jahren richtete die Deutsch-Japanische Gesellschaft in Frankfurt am Main einen Austausch von Freundschaftspuppen im Hessischen Puppenmusum aus: Sie gelten als Andenken, aber auch als Zeichen von Verständigung und Freundschaft.
Doch natürlich stellen Puppen auch in Nippon nach wie vor einen Gebrauchsgegenstand dar: Um die Jahrhundertwende entstand das aus Mischmasse und mit Gummispannung gearbeitete Spielpuppen-Paar (im Bild oben). Wechselweise fünf verschiedene Frisuren stehen der Perückenpuppe aus dem Jahr 1975 zur Verfügung.
Auch im Land der aufgehenden Sonne setzen sich inzwischen zunehmend westliche Produkte durch. In den dortigen Kaufhäusern finden sich inzwischen die gleichen Figurentypen wie hierzulande. Dennoch lebt das alte Handwerk in Nippon modifiziert weiter. Als jüngste Errungenschaft stellt das Hessische Puppenmusum Regalpuppen (Kirschblütenpuppen) vor. Auf schwarzen Holzbrettchen stehend, dienen diese Figuren überwiegend als Dekoration. Die Herstellungsart orientiert sich an der im Westen.
Die Sonderausstellung "Japanische Puppen", zu der auch ein Katalog herausgegeben wurde, ist bis zum 25. Oktober im Hessischen Puppenmusum zu sehen. Die Öffnungszeiten: täglich außer montags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Parallel dazu laufen verschiedene thematische Film-Vorführungen: am Samstag, 25. Juli, Sonntag, 16. August, Sonntag, 20. September, sowie Sonntag 18. Oktober, jeweils um 10.30 Uhr, "Keisei Awa Naruto", Pilgerszene, Awaji- Puppentheater.
Außerdem lädt die Museumsleitung zur Führung "Japanische Puppen" mit anschließendem Videofilm "Herstellung von Kimekomi-Puppen" für Sonntag, 2. August, Samstag, 12. September, sowie Samstag, 10. Oktober, ein. Gruppen und Schulklassen können unter der Rufnummer 8 62 12 zusätzliche Termine vereinbaren.
Am Freitag, 10. Juli, spielt die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Bernhard Klee Volker David Kirchners Sinfonie Nr. 2 "Mythen". Das Konzert im Kurhaus Wiesbaden, Friedrich-von-Thiersch-Saal, ist eine Uraufführung. Karten gibt es bei der Vorverkaufsstelle des Rheingau-Musik-Festivals im Carsch-Haus Wiesbaden, Telefon 06 11 / 30 48 08 und 37 64 44. Am 11. Juli sind auf Schloß Johannisberg dann zwei kammermusikalische Werke Kirchners zu hören. Konzertbeginn 20 Uhr. &blt; Odenwald-Festspiele
In den drei Kurorten Bad König, Lindenfels und Grasellenbach finden noch bis 20. Juli die Odenwald-Festspiele statt. Am Freitag, 10. Juli, spielt in der Wandelhalle Bad König zum Beispiel das Siegfried-Holzbläserquintett; in Grasellenbach in der Nibelungenhalle um 20.30 Uhr das Hagen-Bläserquintett und das Alberich-Schlagzeugensemble; und in Lindenfels im Kursaal um 19.30 Uhr das Nibelungen-Streichquartett - übrigens spielen sie alle nicht Wagner, wie man vermuten könnte, sondern unter anderem Werke von Bernstein, Bach, Beethoven. Karten unter den Nummern 0 62 07 / 25 54 oder 0 62 55 / 24 24 oder 0 60 63 / 15 65.
Welchen Auftrag soll die Bundeswehr künftig bekommen? Soll sie sich auf die Verteidigung Deutschlands und der Bündnispartner beschränken, oder aber an "friedensschaffenden" Kampfeinsätzen in aller Welt teilnehmen? Die führenden deutschen Friedensforschungsinstitute sind sich in dieser Frage nicht einig. Während der Frankfurter Friedensforscher Harald Müller auch "Gegengewalt" zur Herstellung von Frieden befürwortet, kritisiert der Hamburger Wissenschaftler Reinhard Mutz, daß Deutschland offenbar von den Fesseln befreit werden solle, die derzeit noch seine "Kriegsfähigkeit" verhindern. Wir dokumentieren Auszüge aus beiden Positionsbeschreibungen. In einer "Gegenrede" hat sich mittlerweile die Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung ablehnend zu dem Gutachten geäußert, das die drei Institute IFSH (Hamburg), HSFK (Frankfurt) und Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft vorgelegt haben. Das komplette Friedensgutachten ist im Lit-Verlag (Münster) erschienen.
Taiwan von Erdbeben erschüttert
TAIPEH, 7. Juli (AFP). Taiwan ist am Dienstag von einem Erdbeben der Stärke 5,3 auf der nach oben offenen Richterskala erschüttert worden. Wie das Zentrale Meteorologische Institut mitteilte, lagen zuächst keine Angaben über Schäden vor. Die Erschütterung habe gegen 8.45 Uhr (Ortszeit) eingesetzt und etwa drei Minuten lang Hochäuser der gesamten Insel ins Wanken gebracht. Das Epizentrum des Bebens habe 48,2 Kilometer nördlich von Hualien im Meer bei einer Tiefe von etwa 28 Kilometern gelegen, hieß es weiter.
GELNHAUSEN. Ein Lastwagen hat am Dienstagabend eine Autofahrerin in ihrem Peugeot mitgeschleift und den Wagen erheblich lädiert. Der Schaden beträgt rund 12 000 Mark. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Sattelauflieger vom "Galgenfeld" nach rechts auf die Westspange abbiegen wollen und dabei eine etwa drei Meter breite Gasse freigelassen. In diese stieß die Autofahrerin in der Vermutung, der Lkw würde geradeausfahren. Beim Abbiegen kollidierten Laster und Kleinwagen. Dem Brummi-Fahrer droht darüber hinaus Ärger. Er hatte seine Schichtzeit bereits um sieben Stunden überschritten und wurde von der Polizei am Weiterfahren gehindert. jan
Die Vorrunden-/Terminbesprechung der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt- West in Ober-Erlenbach verlief in lockerer Atmosphäre, wobei nicht nur positive Strömungen den oftmals tristen Sitzungsalltag aufhellten. Teilweise inkompetente Vereinsvertreter (SG Rodheim), wundersame Vorgänge in der abgelaufenen Saison.
Schiedsrichter monierten durchhängende Torlatten und schlecht abgestreute Linien in Rödelheim, Schiedsrichterbeleidigungen durch Trainer und Betreuer nahmen kräftig zu, wobei sich wiederum Frankfurter Klubs (FC Germania 94 und SG Rotweiß Frankfurt) in den Vordergrund spielten. Und jene Frankfurter Klubs gelten in puncto Zuschauer als Armenhaus der Klasse. Dort sorgen großteils Sponsoren für den sportlichen Erfolg, aber es interessiert fast niemanden.
Ein Drittel aller 18 Klubs gehört dem Fußballkreis Frankfurt an, damit müssen sich die dorthin versetzten Klubs FSV Bischofsheim, 1.FC Hochstadt und Gemaa Tempelsee abfinden. Für die fünf Friedberger Vereine gehören die Ereignisse in dieser Klasse, die mit 67 Einzelrichter-Urteilen nicht zu den zahmen Lämmern zählte, seit Jahren zum Alltag. Klassenleiter Richard Strock hatte eine Heidenarbeit zu verrichten, galt es doch 51 Rot- Sünder zu verurteilen und weitere 16 Verwaltungsstrafen zu verhängen. Siebenmal mußte ferner der Bezirks-Rechtsausschuß eingreifen, was allerdings die niedrigste Quote (89 bis 91 jeweils 12 Verfahren) in den letzten fünf Jahren darstellte. Die Palette der Klassenleiterurteile schwankte in diesem Zeitraum zwischen 48 und der jetzigen Rekordmarke von 67. Die Delikte "rohes Spiel" (15 Vergehen), Bedrohung/Beleidigung (12) und Unsportlichkeit (11) ragten heraus. Nur ein Verein blieb straffrei: Der FV Bad Vilbel II. Die Regularien für die neue Saison beinhalten weiterhin sechs Mark Eintritt, nur für Rentner (vier Mark) wird es teurer. "Die Trainer sollen auf fremden Plätzen bezahlen, das sind Spione", sagte Fechenheims Vertreter Zenker. Im Klartext: Trainerausweise berechtigen in dieser Klasse nicht zum freien Eintritt. Das Motto lautete: "Die verdienen genug und können daher auch Eintritt bezahlen."
Bedingt durch den Schiedsrichteraustausch mit allen Bezirken Hessens, schnellten die Kosten auf einen Mittelwert von fast 100 Mark hoch. Und die Zuschauerzahlen sind in dieser Staffel - wie bereits berichtete - traditionell schwach. Daran werden sich auch der FSV Bischofsheim und der 1.FC Hochstadt gewöhnen müssen.
200er-Quoten pro Heimspiel - das wäre bereits Höchstmarke im Westen des Bezirks. Wichtig: Bei der Meisterschaft einer der drei Reservemannschaften (SG Rotweiß Frankfurt, Kickers Offenbach II, FV Bad Vilbel II) steigt die auf Platz zwei stehende 1. Mannschaft mit in die Landesliga auf. In diesem Fall nimmt der Rangdritte an der Relegationsrunde zur Landesliga Süd teil. Sollten zwei Reserve-Teams vorne stehen (Direktaufstieg und Relegationsteilnahme) geht die beste erste Mannschaft leer aus, womit der Amateurschutzparagraph ausgehebelt wäre.
Der SV Steinfurth trägt seine Heimspiele großteils in Wisselsheim aus (eine Vorklärung wurde verpaßt), die SG Rodheim hatte keinen Mitarbeiter "mit Prokura" entsandt, konnte praktisch zu keiner Verlegung Stellung nehmen und muß es von den Terminen her nehmen, wie es kommt. Vatan Spor Bad Homburg spielt oftmals (nicht immer) auf Kunstrasen im Stadion Nordwest. Der Relegationsrundenteilnehmer (Tabellenvierzehnter) der Bezirksoberliga Frankfurt-West spielt mit den Bezirksliga-Zweiten aus Frankfurt, Offenbach und Hanau den letzten freien Platz im Bezirksoberhaus aus.
Die Terminverlegungen hielten sich in Grenzen, bereits am 8. August wird die Runde mit zwei Spielen im Kreis Offenbach eingeläutet, während der 1.FC Hochstadt erst am 12. August (18.30 Uhr) beim FV Bad Vilbel II starten wird. Der FSV Bischofsheim beginnt plangemäß am 9. 8. (15 Uhr) gegen den SV Reichelsheim.
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST, 1. Spieltag: Kickers Offenbach II - SV Steinfurth, FC Dietzenbach - FC Germania 94 Frankfurt (beide 8. August, 16 Uhr), TSV Vatan Spor Bad Homburg - Spvgg. 05 Oberrad, Rödelheimer FC - SG Rodheim, SV Nieder-Weisel - Gemaa Tempelsee, Germania Ockstadt - SG Obererlenbach, FSV Bischofsheim - SV Reichelsheim, SG Rotweiß Frankfurt II - Spvgg. Fechenheim (alle 9. 8., 15 Uhr), FV Bad Vilbel II - 1.FC Hochstadt (12. 8., 18.30 Uhr). HANS-DIETER PUTH
Die Vorrunden- und Terminbesprechung der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-West, die traditionell im Vereinsheim der SG Obererlenbach stattfand, bestätigte die Frankfurter Dominanz in dieser Klasse. Bereits im Spieljahr 91/92 wurden vier der fünf ersten Plätze von Frankfurter Klubs belegt. Nur die SG Rodheim drang in diese Dominanz (als Tabellendritter) ein. Der FC Dietzenbach (6. Rang) war bester Offenbacher Vertreter, Aufsteiger FV Germania Bieber (10.) schlug sich achtbar, der FV 06 Sprendlingen (15.) stieg als Viertletzter ab.
Der Rückblick von Klassenleiter Richard Storck (Bürgel) verhieß wenig Gutes, denn die Zahl der Bestrafungen schnellte weiter nach oben, erreichte mit 67 Klassenleiter-Urteilen einen Höchststand. 51 rote Karten waren von ihm zu verurteilen. Des weiteren mußte Storck 16 Verwaltungsstrafen verhängen. Der Anstieg betrug zehn Prozent, 89/90 waren es noch 48 Urteile. Nur der FV Bad Vilbel blieb völlig straffrei.
Die Mehrzahl der Delikte resultierte aus "rohem Spiel" (15). Des weiteren waren die Tatbestände Bedrohung/Beleidigung (12) und Unsportlichkeit (11) dominant. Lediglich die Rechtsausschuß-Verfahren (7) reduzierten sich um eine Einheit, stellten damit sogar die niedrigste Quote in den letzten fünf Jahren dar.
Vom Trend her dürfte sich auch 92/93 nicht viel ändern: Die Favoritenstellung liegt - wie gehabt - in Frankfurter Hand. Landesliga-Absteiger Kickers Offenbach II wird ebenso wenig wie der FC Dietzenbach ganz vorne erwartet, während dem SV Gemaa Tempelsee (von der Ost-Gruppe anstelle des FV Germania Bieber in den Westen versetzt) nach dem Totalausverkauf keine zehn Punkte in der neuen Runde zugetraut werden. Dennoch werden die Fans allerorts wie bisher sechs Mark, Rentner jetzt sogar vier Mark (bisher drei) bezahlen müssen.
"Kunstvolles" ist auf drei Kunstrasenplätzen möglich: Bieberer Berg, Brentanobad (SG Rotweiß) und im Nordwest-Stadion Bad Homburg (TSV Vatan Spor). Während die Vereine fortan sechs Freikarten für Betreuer etc. erhalten, werden die Trainer bei Nichtbeteiligung ihrer Mannschaft Eintritt bezahlen müssen. "Das sind Spione. Die müssen bezahlen", stellte Fechenheims Vertreter Zenker fest.
Wichtig für den OFC Kickers II: Die Mannschaft kann nur als Meister aufsteigen und als Rangzweiter an der Relegationsrunde zur Landesliga teilnehmen. Eine andere Variante lassen die Durchführungsbestimmungen nicht zu. Bei der Meisterschaft einer der drei Reserve-Mannschaften (neben dem OFC ist Rotweiß Frankfurt und der FV Bad Vilbel mit seiner zweiten Garnitur in dieser Klasse vertreten) steigt der Tabellenzweite (nur bei ersten Mannschaft) direkt mit auf, nimmt der Rangdritte an der Relegationsrunde teil.
Apropos Reservemannschaften: Die in der BOL-Reserverunde, faktisch nicht um Auf- und Abstieg, spielenden zweiten Mannschaften dürfen ab der neuen Saison vier Auswechselspieler einsetzen. Vier Vereine steigen direkt in die entsprechende Bezirksliga ab, der Fünftletzte muß in die West-Relegationsrunde mit den Rangzweiten der Bezirksligen Frankfurt, Offenbach und Hanau.
Die Schiedsrichterkosten, die maximal 108,65 Mark (höchster Mittelwert für einen Bezirksoberligisten) beziehungsweise mindestens 80,25 Mark pro Heimspiel betrugen, schnellten weiter in die Höhe, sind aber in Anbetracht steigender Spieler- und Trainer-Kosten weiterhin nur ein kleiner Etatposten. Sie resultieren auch aus dem landesweiten Austausch, denn Unparteiische aus dem Bezirk Kassel sowie aus Fulda oder Gießen/Marburg verschlangen bis zu 160 Mark.
Trotz (oder gerade) wegen ihrer weiten Anreise guckten sie sich die Dinge vor Ort genauer an: In Rödelheim hing die Torlatte durch, war das Feld nicht ordnungsgemäß abgestreut, wurde teilweise auf dem Hartplatz gespielt, während die Jugend auf dem Rasen trainierte. Weitere Ungereimtheiten passierten auf anderen Plätzen. Bezirks-Schiedsrichterobmann Albert Walz (Wöllstadt) gab nur einige wenige Schiedsrichter-Berichte zum besten.
Der FC Dietzenbach läutet mit dem Schlagertreffen am Samstag, 8. August (16 Uhr), gegen den FC Germania 94 Frankfurt ebenso wie der OFC Kikkers II gegen den SV Steinfurth die Saison 92/93 vorzeitig ein. Der SV Gemaa Tempelsee spielt tags darauf zum Auftakt beim Neuling SV Nieder-Weisel. Die Kickers-Reserve startet dreimal samstags. Anschließend pendeln sich die Termine auf Sonntag ein.
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST, 1. Spieltag: Kickers Offenbach II - SV Steinfurth, FC Dietzenbach - FC Gremania 94 Frankfurt (beide 8. August, 16 Uhr), Vatan Spor Bad Homburg - Spvgg. 05 Oberrad, 1.FC Rödelheim - SG Rodheim, SV Nieder-Weisel - SV Gemaa Tempelsee, Germania Ockstadt - SG Ober-Erlenbach. FSV Bischofsheim - SV Reichelsheim, Rotweiß Frankfurt II - Spvgg. Fechenheim (alle 9. August, 15 Uhr), FV Bad Vilbel II - 1.FC Hochstadt (12.8.,18.30 Uhr). HANS-DIETER PUTH
Was machen die Vertreter der Bezirksoberliga Frankfurt-West bei einem Abstieg der SG Ober-Erlenbach? Im abgelaufenen Spieljahr schnellte der Bad Homburger Stadtteil-Verein nur um einen Zähler am Relegationsplatz 14 vorbei, der dort plazierte Lokalrivale DJK Helvetia Bad Homburg stieg sang- und klanglos ab. Daneben "erwischte" es mit dem FSV Steinbach und EFC Kronberg zwei weitere Hochtaunus-Vereine. Ober- Erlenbach hielt die Fahne aufrecht, wird fortan durch den TSV Vatan Spor Bad Homburg unterstützt. Das schmucke Vereinsheim im Wingert-Sportpark dient jedoch seit Jahren als Räumlichkeit für die Terminbesprechungen. Allein aus diesem Grund ist die SGO dazu verpflichtet, weiterhin die dritte Fußball-Amateurklasse zu halten.
Nicht nur die Hochtaunus-Klubs müssen gegen die sportliche Übermacht der Frankfurter Stadtvereine ankämpfen. Mit sechs Klubs ist Frankfurt auch zahlenmäßig vor dem Kreis Friedberg (5) und Offenbach (3) die Nummer eins. Jeweils zwei kommen aus dem Hochtaunus sowie dem Kreis Hanau. Damit hat sich das Gesicht der Klasse wesentlich verändert. Neuling TSV Vatan Spor teilte den Vereinsvertretern gleich mit, daß alle Reserve-Spiele auf Kunstrasen stattfinden werden, und auch diverse Begegnungen (zumindest die ersten drei) der ersten Mannschaft ebenfalls auf Kunstrasen ausgetragen werden müssen. Der SV Steinfurth trägt seine Heimspiele teilweise in Wisselsheim aus, vergaß jedoch, vorher einen genauen Termincheck vorzunehmen. Keinen Plan hatte der Rodheimer Vertreter, der keinerlei Spielverlegungen entscheiden konnte und oft für Heiterkeitserfolge, aber auch Unmut sorgte.
Beim Rückblick auf die Saison 91/92 mußte Klassenleiter (und Bezirksfußballwart) Richard Storck eine deutliche Steigerung der Bestrafungen feststellen, denn 67 Einzelrichter-Urteile stellten eine absolute Rekordmarke dar. Immerhin 51 rote Karten zeigten die Hektik auf den Plätzen auf, wenngleich es in puncto Zuschauer-Resonanz besonders in Frankfurter Gefilden eher bescheiden (selten mehr als 100 Zuschauer) zuging. Auch im Hochtaunus sieht es auf diesem Sektor nicht üppig aus. Allerdings reflektiert der TSV Vatan Spor in der neuen Runde im Nordwest-Stadion auf 300 bis 400 Zuschauer pro Heimspiel, was einen absoluten Rekord seit Jahr und Tag in der Bezirksoberliga Frankfurt-West bedeuten würde. Werte, die zuletzt von den Spitzenklubs in der Ost-Staffel registriert wurden, während im Westen selten mehr als 200 Fans kommen. Die Klassenzusammensetzung verhindert dies. "Rohes Spiel" wurde 15mal mit einem Platzverweis bestraft, das Delikt Bedrohung/Beleidigung (12mal) sowie Unsportlichkeit (11mal) folgten in der Bestrafungsskala. Dieser entging mit dem FV Bad Vilbel II nur ein Verein. Wenig Zuschauer, viele Bestrafungen , hohe Kosten - die Schere zwischen positiven und negativen Begleiterscheinungen klafft in dieser Klasse immer weiter auseinander. Trainer und Spieler, die Spielleitungen werden immer teurer, die Einnahmen eher niedriger. "Sponsoren" lautet das Zauberwort im Großraum Frankfurt, vor allem bei den Stadtvereinen. Dafür ist das Vereinsleben bei der SG Ober-Erlenbach oder dem Aufsteiger TSV Vatan Spor Bad Homburg mit Sicherheit noch besser ausgeprägt, einigermaßen intakt.
Beim Aufstieg einer der Zweier-Mannschaften (die Reserven der Oberligisten Kickers Offenbach, SG Rotweiß Frankfurt und FV Bad Vilbel gehören dieser Klasse an) steigt der Rangzweite - nicht jedoch im Falle einer weiteren Oberliga-Reserve - direkt mit auf. Sollten zwei Zweier-Mannschaften vorne rangieren, gucken die anderen Klubs in die Röhre. Dann würde nämlich bespielsweise Rotweiß Frankfurt II aufsteigen und Bad Vilbel II an der Relegationsrunde zur Landesliga Süd teilnehmen. Bei einer Konstellation Rotweiß Frankfurt II (Meister) und SG Obererlenbach (Rangzweiter) würden beide direkt aufsteigen, käme der Rangdritte noch über die Relegationsrunde zum Zuge.
Wie gewohnt: Vier Fix-Absteiger, der Tabellen-Vierzehnte relegiert in der West-Gruppe mit den Bezirksliga-Zweiten aus Frankfurt, Offenbach und Hanau. Der TSV Vatan Spor Bad Homburg (gegen den Ex-Landesligisten Spvgg. 05 Oberrad) sowie die SG Ober-Erlenbach (beim SV Germania Ockstadt) starten plangemäß am 9. August (15 Uhr) in die neue Runde. Das große Homburger Derby zwischen dem Neuling Vatan Spor und der SGO findet am 6. September im Nordwest-Stadion statt.
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST, 1. Spieltag: Kickers Offenbach II - SV Steinfurth, FC Dietzenbach - FC Germania 94 Frankfurt (beide 8. August, 16 Uhr), TSV Vatan Spor Bad Homburg - Spvgg. 05 Oberrad, 1. Rödelheimer FC 02 - SG Rodheim, SV Nieder-Weisel - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, SV Germania Ockstadt - SG Ober-Erlenbach, FSV Bischofsheim - SV Reichelsheim, SG Rotweiß Frankfurt - Spvgg. 03 Fechenheim (alle 9. August, 15 Uhr), FV Bad Vilbel II - 1. FC Hochstadt (12. August, 19.30 Uhr). HANS-DIETER PUTH
Karlsruhe bessert Rente der Mütter auf
2000 Perlatoren
BAD HOMBURG. 2000 Perlatoren, die, auf Wasserhähne geschraubt, den Wasserdurchfluß um 50 Prozent verringern, werden vom städtischen Umweltamt verschenkt. Die Bürger sollen dadurch im Bemühen, mit der lebensnotwendigen Resource Wasser sparsam umzugehen, unterstützt werden.
Ab heute, Mittwoch, 8. Juli, können zwei Perlatoren je Haushalt beim Umweltamt im Stadthaus, 3. Stock, abgeholt werden. Die Bürger werden gebeten, unbedingt die alten Aufsätze für die Wasserhähne in Bad und Küche mitzubringen, damit sie gegen Perlatoren mit dem passenden Gewinde (innen oder außen) eingetauscht werden können.
Der Appell, mit Wasser sparsam umzugehen, sei so wichtig wie selten zuvor, heißt es in einem Info-Blatt des Umweltamtes: "Schon im Frühjahr führten die Bäche zu wenig Wasser. Spätestens da wurde jedem deutlich, das in dieser Region Wassermangel herrscht". s
FRIEDBERG. Die sommerliche Ferienzeit ist für den Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes ein Graus. Jeder zweite Blutspender befindet sich im Urlaub, so daß in den Krankenhäusern Blutknappheit droht.
Deshalb ruft die Ortsvereinigung Friedberg alle Gesunden zwischen 18 und 65 Jahren auf, eine Versorgungslücke verhindern zu helfen. Nach dem Motto: Erst spenden, dann reisen.
Die nächste Chance zum Blutspenden bietet sich am Donnerstag, 9. Juli, 17 bis 21 Uhr, in der Gesamtschule Friedberg am Seebach. ub
Mit Deichen, Überläufen und Rohrsystemen will Erlensee der jährlichen Überflutungen Herr werden In Zukunft bleiben die Keller trocken 5,4 Millionen für die Zähmung der Hochwässer in Langendiebach und Rückingen Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. Eigentlich müßten die Wellen der Empörung hochschlagen: Verschwanden doch in den vergangenen Jahren über viereinhalb Millionen Mark aus gemeindlichen Steuereinnahmen im Untergrund. Doch der Protest der Erlenseer blieb aus. Im Gegenteil. Sie sind mit dieser Entwicklung sogar zufrieden. Denn der negative Umstand, daß soviel Geld gleichsam im Boden versickerte, bringt es mit sich, daß die Hochwässer, die in den vergangenen Jahrzehnten gern in die Keller der Anwohner schwappten, inzwischen zum größten Teil elegant an den bebauten Grundstücken vorbeigeleitet werden. Die Deich- und Kanalbauten, die durchaus mit küstennahen Vorsorgemaßnahmen verglichen werden können, sind inzwischen zum größten Teil fertiggestellt. Das Hochwasser hat zumindest in der Gemeinde Erlensee seine Schrecken verloren. Gleich von zwei Seiten wird die 12 000-Einwohner-Gemeinde von den Naturgewalten in die Zange genommen. Den Ortsteil Langendiebach bedroht seit jeher der Fallbach, der bei ausgiebigen Regenfällen anschwillt wie die Made im Speck. Das kommt daher, daß die bachaufwärtsliegenden Ortschaften, vor allem Ravolzhausen, sich immer stärker ausgedehnt haben. Durch den Zubau mit der Folge der Flächenversiegelung und eine intensivierte Landwirtschaft, die feuchte Wiesen drainiert und damit ebenfalls für einen schnellen Abfluß der Niederschläge sorgt, häuften sich die Hochwässer im Unterlauf.
Auch der zweite Problembereich in Rückingen ist haus- - lies: menschengemacht. Seine Wurzeln rühren aus dem vergangenen Jahrhundert, als die Mühle gebaut und ein Wehr errichtet wurde. Das staut seither die Kinzig um zwei Meter an. Die Rückinger merkten bald, daß sie mit diesem Bauwerk nicht den Stein der Weisen gefunden hatten, denn die Weideswiesen, die seit altersher als Ausuferungszone der Kinzig herhalten, lagen nun unterhalb des Wasserspiegels. Bei starken Regenfällen nahmen sie zwar das meiste Wasser auf, wurden danach aber nicht mehr trocken.
Abhilfe wurde gesucht und in Gestalt des Hattergasse-Kanals auch gefunden. Dieses vor neunzig Jahren für den kleinen Ort durchaus revolutionäre Rohrsystem faßte die von den Weideswiesen kommenden Abflußgräben da, wo die Verlängerung der Hattergasse auf die Kinzig stößt, und führte sie unterirdisch zum Fluß unterhalb des Wehres. Bis heute verrichtet der Kanal, inzwischen allerdings mehr schlecht als recht, weil verschlammt und teilweise zusammengebrochen, seinen Dienst.
Vor zwei Jahrzehnten wurde ein Projekt umgesetzt, das die bis dahin zufriedenstellende Lösung als überholt erscheinen ließ: der Bau der neuen Autobahn von Mainhausen aus nach Gießen, die A 45. Sie durchschnitt die Ausuferungszonen, und unter der Viehtriebsbrücke rauschen nun bei entsprechendem Wetter die Wassermassen auf Rückingen zu.
Zurück nach Langendiebach. Die damals noch selbständige Gemeinde gab 1966 Planungen in Auftrag, die Verheerungen des über die Ufer tretenden Fallbachs im Wortsinn einzudämmen. Im ersten Schritt von 1970 bis '75 wurde der Landwehrbach oder -graben ausgebaut und ein Hochwasserdamm von der Hattergasse in Rückingen bis zum Sandweg errichtet. Erst diese 1,2 Millionen teure Eindeichung machte das heutige Ortszentrum mit Sportzentrum, Erlenhalle sowie Rathaus und damit auch den Zusammenschluß der beiden Gemeinden möglich.
Hofften die Verantwortlichen darauf, den Fluten auf Dauer Einhalt geboten zu haben, so brachte das Jahrhunderthochwasser von 1981 eine Zäsur. Unzählige von Kellern standen damals metertief unter Wasser. Unter dem Druck der Bevölkerung wurden weitere Schutzmaßnahmen in Auftrag gegeben, die von 1987 bis '89 realisiert wurden. Der Landwehrgraben wurde bis hin zum Selbolder Weg vertieft und verbreitert, die kleinen Brücken zu den Privatgrundstücken hin abgerissen und durch solche ersetzt, die eine größere Wassermenge durchlassen.
1,5 Millionen Mark wurden dafür aufgewandt. Nochmals eine dreiviertel Million kostete das Schlußstück zwischen dem Selbolder Weg und dem Fallbach, das vor einem halben Jahr fertig wurde.
A und O dieses Systems ist ein Bauwerk hinter den Langendiebacher Kleingärten, das im Jargon der Bauleute Verteiler I genannt wird. Hier beginnt der Landwehrgraben, der normalerweise vollkommen trocken ist. Droht nun der Fallbach mit Überschwemmung, dann staut sich in diesem Bereich das Wasser, weil der Verteiler mit einem bestimmten Rohrquerschnitt nur ungefährliche Mengen hindurchläßt. Der Überschuß schwappt in den Landwehrgraben und fließt dort entlang hin zum Kreuzungspunkt Hattergasse / Kinzig.
Weil nun der alte Kanal den Andrang nicht mehr fassen kann, wurde dort ein steuerbares Einlaufbauwerk und ein Düker gebaut, der in wenigen Wochen die gleiche Funktion wie der Hattergassekanal übernehmen wird. Düker, ein niederdeutsches Wort, das wörtlich übersetzt Taucher heißt, deshalb, weil der neue Rohrstrang die Kinzig unterquert und östlich des Flusses weiter verläuft, bis auch er unterhalb des Wehres einmündet. Damit haben es sich Gemeinde und Bauleute erspart, halb Rückingen aufzubuddeln, und konnten stattdessen im freien Feld arbeiten.
60 Zentimeter Durchlaß hat der Abfluß, der einerseits die überschwemmten Weideswiesen innerhalb von zwei Tagen entwässert und andererseits den Überschuß aus dem Fallbach via Landwehrgraben aufnimmt. In der Kasse schlägt dieser vorerst letzte Bauabschnitt nochmals mit 1,15 Millionen Mark zu Buche. Die Hälfte der Summe übernimmt allerdings das Straßenbauamt, respektive der Bund, weil der Autobahnbau mit für die Notwendigkeit zum Kanalbau verantwortlich war.
Daß sich der schützende Halbkreis um Langendiebach und Rückingen erst jetzt schließt, lag daran, daß sich Naturschützer und Landwirte jahrelang darüber stritten, wie stark die Weideswiesen entwässert werden sollen. Die Landwirte wollten trockenes Gelände für ihr Vieh, die Naturschützer Feuchtbiotope für Amphibien. Schließlich soll Freund Adebar nach langen Jahren der Abwesenheit mit einer reichgedeckten Tafel wieder auf den Rückinger Horst gelockt werden.
Inzwischen wurde ein Kompromiß gefunden, der nach Auffassung des stellvertretenden Bürgermeisters Heinz Schäfer den Umweltgruppen ein bißchen mehr entgegenkommt als den Bauern. Die Wiesen sollen demnach eine bestimmte Dauerfeuchte behalten, die über ein Einlaufbauwerk mit Steuerung geregelt wird. Zwei Jahre wird dieser Pegel gehalten, dann wird man weitersehen.
Auch einen fünften Bauabschnitt im innerörtlichen Bereich soll es geben, wenn die Pläne der Techniker verwirklicht werden. Die Vergrößerung des Querschnitts würde nochmals 850 000 Mark kosten. Ob und wann sie erfolgt, vermag Heinz Schäfer derzeit aber noch nicht zu sagen. Vielleicht belassen die Gemeindeväter und -mütter auch den Fallbach in Langendiebach in seinem jetzigen Bett. Bis zum nächsten Jahrhunderthochwasser.
Dem Frankfurter Nationalgetränk, hochdeutsch Ebbelwoi, niederdeutsch Apfelwein, hierzulande, in der Sprache Goethes, "Stöffsche" genannt, ist ein Museum gewidmet. Es ist keine rein historische Sammlung und kein didaktisches Institut, sondern eines "zum Anfassen", genauer: zum Abfüllen. Man sitzt in einem für das Hauptverbreitungsgebiet des Stöffsches typischen Feuchtbiotop, auch Kneipe genannt (in der Sprache Goethes "Werdschaft"), und führt den Schoppe seiner ureigenen Bestimmung zu: man "petzt" ihn.
An Sonntagvormittagen mag es sein, daß sich Hunderte von Leuten im angrenzenden Innenhof des Museums, vormals "Saalhof", versammeln, um den wohlgesetzten Tönen des dort angebotenen Jazz zu lauschen. Es sind Menschen der drei Hauptrassen "Einheimische" (homo francfurtiensis echtus), "Eigeplackte" (homo francfurtiensis zugereistus) und "Auswerdische" (homo nonfrancfurtiensis touristus). Gerade letzteren täte eine kundige Anleitung zur Hebung ihres allgemeinen und persönlichen Bildungslevels auf Goethesches Niveau gut.
Die Aufgeschlossenen unter ihnen pendeln zwischen Innenhof und Apfelweinausgabeschalter, von wo man die jazzigen Blue Notes immer noch gut hört, und werfen einen Blick auf die Kneipendekoration - pardon: die Ausstellungsstücke des Museums, unter denen man in einer Vitrine eine hübsche Sammlung findet, die nach dem Motto "Das Geriffelte im Wandel der Zeiten" Anschauungsmaterial zur Evolution des Ebbelwoiglases bis hin zur heutigen "klassischen" Form bietet.
Der Frankfurter kann sich der letzten Mutationssprünge unseres Manna-Gefäßes noch gut entsinnen: das Drittelliterbehältnis der Sachsenhäuser Jungendstudien wich dem Nulldreier der Bockenheimer Studienjahre, dieses eines Tages dem Viertelliter der Bockenheimer Diskussionsrunden, und an einigen Stätten, an denen schicke Mickileute verkehren, bietet man das Göttergetränk bereits im grippten 0,2er an.
Kehrt man, um die theoretischen Studien in den praktischen Test überzuführen, der Vitrine den Rücken und wendet sich dem Tresen zu, bekommt man den Kulturschock seines Lebens:
Da kriegt man das Stöffsche in unfrankfurterischen Halblitereimern angeboten, die weder gerippt noch geriffelt sind, sondern in ihrem Butzenglas-Design an bayerische Maßkrüge ohne Henkel erinnern. Analog zu den Vierteltönen zwischen den Terzen und Septimen, die gerade von draußen hereindringen, kriegt der Frankfurter den Blues. Da hilft nur eines: Ortswechsel zu einer gastlichen Stätte, an der man das Nationalgetränk noch aus echten Gerippten "petzen" kann.
MICHAEL RIETH
MAIN-KINZIG-KREIS. In ungewohnt heftiger Form hat sich der Kreisverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) nun zu Wort gemeldet und die Abfallpolitik des Main-Kinzig-Kreises seit dem Stichdatum 27. März 1992 - Beschluß in der Kreistagssitzung zum Deponiestandort Hohestein / Eckenberg Süd mit den Stimmen von SPD und NPD - aus seiner Sicht beleuchtet.
In der umfangreichen, von der Kreisvorsitzenden Loeki Häger-Hogerland und vom abfallwirtschaftlichen BUND-Sprecher Dr. Rolf Neidhardt unterzeichneten Erklärung, wird es als ein "schwerer Fehler von Landrat Eyerkaufer" angesehen, dem Abfall-Experten Dr. Harald Friedrich "Hals über Kopf in einer Art Racheakt" die Verantwortung für die Abfall-Politik entzogen zu haben.
Der BUND läßt in einer Art Chronologie Revue passieren, was vor und nach dem 27. März geschehen ist. So habe die Main-Kinzig-SPD in einem "politischen Kuhhandel" mit der Neuberger SPD und deren "einflußreichen Beratern" den als am besten von den Gutachtern des Aachener Instituts für Umwelt und Hydrogelogie (AHU) vorgeschlagenen Standort "Gaulschinder" für eine Restmülldeponie fallengelassen. Weiter habe sich die SPD "ohne sachliche Gründe" auf den nur als zweitbesten ausgewiesenen Standort "Hohestein / Eckenberg"-Süd auf Ronneburger Gemarkung kapriziert. Zusätzlich - so erklärt der BUND - habe es für die Neuberger Genossen "noch das Bonbon einer kompletten Abfahrt mit Ortsumgehung für Neuberg und Erlensee" gegeben.
Die BUND-Sprecher betonen, daß dies wohl für die Grünen "des Schlimmen zuviel" gewesen sei. Nach Ablehnung des gesamten Deponieantrags durch die Grünen wird das anschließende "rot-braune Intermezzo" im Kreistag so bewertet: "Den schäumenden Zorn der SPD für diese selbstverschuldete Panne bekam der bundesweit als Abfall-Experte bekannte und angesehene Umweltdezernent des Main-Kinzig-Kreises, Dr. Harald Friedrich, unverschuldet, dafür um so heftiger auf die Mütze."
Loeki Häger-Hogerland und Dr. Rolf Neidhardt heben ausdrücklich hervor, daß es beim BUND auf schärfsten Protest stoßen werde, falls die Ankündigung des neuen (alten) Abfalldezernenten Erich Pipa (SPD) zutreffen sollte, den Kostenrahmen für die geplante Deponie zu halbieren. Das geht dem BUND zufolge nur, wenn gleichzeitig die Standards für die Deponie oder die Vorbehandlung des Show für die Wähler? Restmülls abgesenkt werde. Für die Umweltschutzorganisation stellen sich dabei Fragen über Fragen. Der BUND wörtlich: "Ist also die behauptete Halbierung der Kosten eine Show für die Wähler oder sollen in Fragen der Vorbehandlung und Endlagerung des Restmülls Abstriche gemacht werden - vielleicht, damit das Büro Hetterich die Planung wieder allein übernehmen kann?"
Jetzt platze auch noch das "Gegengutachten" der Gemeinde Ronneburg (Geoconsult) herein, das in seiner Kernaussage den Deponie-Standort "Hohestein / Ekkenberg"-Süd wegen angeblich neuer Erkenntnisse über die Grundwasserströmung in diesem Gebiet für ungeeignet halte. Dazu stellt der BUND fest: "Hier rächt sich die politische Kungelei mit der Gemeinde Neuberg, die zum Ausschluß des bis Mitte Februar 1991 favorisierten, im AHU-Gutachten als ,am besten geeignet' eingestuften Standorts führte. Auch die Autobahn-Anbindung wäre hier elegant über eine spezielle Bedarfsabfahrt zu lösen gewesen und der Streit mit den Grünen wäre verhindert worden.
Niemand kann dem denkenden Normalbürger weismachen, daß dieser Staat in Wahrheit von Beamten der Autobahn- Verwaltung regiert wird. Wahrscheinlich gab es aber hier persönliche ,Kontakte' von Neuberger Prominenten mit hohen Stellen. Es kann aber nicht angehen, daß ein Deponie-Standort in Neuberg von vornherein ausscheide, nur weil dort mehr einflußreiche Leute wohnen als anderswo."
In der BUND-Analyse bekommen auch CDU und Grüne ihr Fett weg. Der CDU- Antrag, bei "geistiger Abwesenheit" der SPD im Kreistag gefaßt, wonach ein Verbund der Müll-Probleme mit dem Umlandverband Frankfurt und dem Wetteraukreis herzustellen sei, wird nach Auffassung des BUND keinesfalls zu der von der Main-Kinzig-Union "heißgeliebten Müllverbrennung" möglichst weit weg in Wölfersheim oder sonstwo führen. Davon werde allenfalls "die Weckung der Begehrlichkeiten" der anderen Gebietskörperschaften übrig bleiben, an den offensichtlich gut geeigneten Deponie-Standorten im Main-Kinzig-Kreis beteiligt zu werden.
Somit - so der BUND - hätte die CDU Main-Kinzig ein "Kuckucksei ausgebrütet", das zum Selbstläufer und zu einem "riesigen Eigentor" für den Kreis werden könne. Aber auch die Grünen hätten "in dieser kritischen Situation versagt", weil sie "persönliche Befindlichkeiten einzelner" in Partei und Fraktion vor das dringend notwendige, solidarische Handeln mit dem von ihnen gestellten und gewählten Umweltdezernenten gestellt hätten.
Brisanz bergen nun die Forderungen des BUND an die Parteien im Kreistag und Kreisauschuß. Danach soll der potentiell am besten geeignete Standort "Gaulschinder" für eine Restmüll-Deponie zusätzlich in das anlaufende Raumordnungsverfahren und in die notwendige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) einbezogen werden.
Weiterhin sei die Frage der Autobahnanbindung "auf höchster Ebene durch Erteilung einer Ausnahme-Regelung über den Parkplatz ,Pfingstweide' an der A 45 zu regeln". Dieser umweltverträglichsten "kleinen Lösung" des Verkehrsproblems könnten von ihrer Programmaussage her Keinerlei Rabatt beide früheren Koalitions-Parteien SPD und Grüne zustimmen, argumentieren die Naturschützer.
Weiter fordern die BUND-Sprecher, daß es keinerlei Rabatt beim technischen Konzept der Vorbehandlung und anschließenden Deponierung des behandelten Mülls geben dürfe. Der BUND wünscht sich gleichzeitig von der CDU "konstruktives Mitdenken und Mithandeln, anstatt weiterhin Gedanken an eine Müllverbrennungsanlage zu verschwenden".
Schließlich soll die Verantwortung für den Bereich Abfallwirtschaft an den Umweltdezernenten Dr. Friedrich "zurückübertragen" werden, "damit nicht noch mehr Pannen bei der Durchsetzung des Abfallwirtschaftskonzepts des Main- Kinzig-Kreises eintreten . . .". hok
Im Hintergrund: Ostdeutsche Jugend Rechtsextremismus wächst
Fremdenfeindlichkeit und rechtsextreme Einstellungen haben unter den ostdeutschen Jugendlichen weiter zugenommen, und zwar vor allem bei 14- bis 18jährigen Schülern und männlichen Lehrlingen. Zu diesem Ergebnis kommt die "Jugendstudie 1992" der Forschungsstelle Sozialanalysen (Leipzig), die jetzt in Zusammenarbeit mit der "Freudenberg-Stiftung" veröffentlicht wurde. Professor Walter Friedrich und seine Mitarbeiter befragten 4300 Jugendliche aus Sachsen und Sachsen-Anhalt im Alter zwischen 14 und 25 Jahren zu ihren politischen Ansichten, darunter auch zu ihrer Einstellung gegenüber Ausländern und rechtsextremen Gruppierungen. Die Sozialforscher wiederholten damit eine Untersuchung von 1990/91 und verglichen die Ergebnisse. Im Unterschied zu der ersten Studie zeigten sich die jüngeren Befragten jetzt anfälliger für ausländerfeindliche und rechtsextreme oder nationalistische Parolen. Die ablehnende Haltung gegen Ausländer ist zwar weiterhin bei den Lehrlingen am stärksten ausgeprägt; doch meinten auch 47 Prozent der Schüler aus den 8. bis 10. Klassen, es gebe in Ostdeutschland "zu viele" Ausländer. Jeder zehnte Schüler bekannte sich zu der Aussage, "jeder Ausländer ist einer zuviel".
Insgesamt zeigten 54 Prozent aller Befragten eine negative Einstellung zu Ausländern, wobei die meisten den Ausländeranteil in den neuen Bundesländern weit überschätzten. Tatsächlich liegt er etwa bei einem Prozent, doch die Hälfte der Schüler und ein Drittel der 19- bis 25jährigen bezifferten ihn auf zehn Prozent.
Die Ablehnung von Ausländern wird mit den üblichen Vorurteilen begründet. Dreiviertel der Befragten glauben, die Einwanderer verschärften die Wohnungssituation. 58 Prozent unterstellen ihnen, sie "wollten auf Kosten Deutschlands gut leben". 38 Prozent halten Ausländer für besonders gewalttätig und kriminell, jeder Fünfte für "faul" und "ungepflegt".
Auch rechtsextreme Orientierungen haben zugenommen, wobei dies mit einer starken Tendenz zur Verharmlosung der Nazi-Zeit zusammenfällt. Dabei offenbarten die 14- bis 18jährigen besonders eklatante Wissenslücken über den Nationalsozialismus. So halten 17 Prozent von ihnen Schilderungen über den Holocaust für "weit übertrieben", bei den 19- bis 25jährigen sind es neun Prozent. Während bei der früheren Studie 13 Prozent der Schüler und jeder fünfte Lehrling der Meinung waren, das "Dritte Reich" habe auch "seine guten Seiten" gehabt, so schlossen sich dieser Auffassung jetzt ein Viertel der Schüler und 40 Prozent der Lehrlinge an. Deutlich stärker bejaht wurden zudem antisemitische Äußerungen. Elf Prozent der Schüler (im Vorjahr zwei Prozent) und rund 25 Prozent der Lehrlinge (vorher 17 Prozent) stimmten der Behauptung zu, "die Juden sind Deutschlands Unglück".
Die Forderung nach einem "Großdeutschland" einschließlich der "Ostgebiete" wird sogar von 35 Prozent der Schüler vertreten und von 15 Prozent der 19- bis 25jährigen. Jeder fünfte Schüler und jeder dritte Lehrling zeigte sich überzeugt, daß die Deutschen "schon immer die Größten waren".
Damit neigen viele Jugendliche zu nationalistischen Tönen, ohne sich selbst für Sympathisanten bestimmter rechtsextremer Organisationen zu halten. Insgesamt 15 Prozent der Befragten ordneten sich in diesem Spektrum ein, Dreiviertel von ihnen männliche Jugendliche. Gestiegen ist in erster Linie die Nähe zu den "Republikanern". Elf Prozent der Befragten bezeichneten sich als Anhänger der Schönhuber-Partei. Wer sich dazu bekennt, hat auch eine ausgeprägte Haltung gegen Ausländer. Dieser enge Zusammenhang zwischen politischer Richtung und Fremdenfeindlichkeit sei im Vorjahr noch nicht derart eindeutig gewesen, erläutern die Sozialwissenschafter. Die Kopplung dieser Ergebnisse mit Studien, die das DDR-Zentralinstitut für Jugendforschung seit 1987 über die politische Sozialisation angestellt hatte, ermöglicht Aussagen über den Einfluß von Westmedien auf die ostdeutsche Jugend. Die Jugendforscher stellten fest: wer sich in der DDR meist durch das "Westfernsehen" informierte, stehe heute der Vereinigung deutlich positiver gegenüber. Außerdem identifizierten sich diese Jugendlichen eher mit der Bundesrepublik als andere, sie seien häufiger stolz darauf, ein Deutscher zu sein, und bezeichneten sich häufiger politisch rechtsstehend.
ULRICH SCHNECKENER (Leipzig)
jk FRANKFURT A. M. Die Aktiengesellschaft für Industrie und Verkehrswesen (Agiv), eine Holding mit der BHF- Bank als größtem Anteilseigner, greift nach der dänischen Gruppe Brüel & Kjaer. Mitte August soll der Kaufvertrag für das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von umgerechnet 300 Millionen Mark und mehr als 2000 Beschäftigten unterschrieben werden. Mit dem Erwerb der in der Meß- und Prozeßtechnik engagierten Firma sieht Vorstandschef Udo Stark das Agiv-Beteiligungspaket auf diesem Gebiet im Augenblick als komplett an. Es besteht dann neben den Dänen, die sich vor allem auf dem Feld der Geräusch- und Schwingungsmessungen (Stark: "Volkstümlich Sensortechnologie") tummeln, aus der Hottinger Baldwin Meßtechnik sowie der Bonnier Technology Group (BTG), repräsentiert ein Geschäft pro anno von mehr als 600 Millionen Mark und zählt 3500 Leute.
"Ersatzbedarf" besteht allerdings bald auf dem Feld Verkehrswesen und Vermögensverwaltung. Denn zum Jahresende wird das Management die 48prozentige DLT-Beteiligung an die Lufthansa abgegeben, die "der Kranich" unter der Bezeichnung Lufthansa Cityline betreibt. Das Verkehrs-Portefeuille möchte Stark mit Firmen auffüllen, die "hochwertige" Dienstleistungen anbieten. Woran er konkret denkt, verrät er aber nicht.
Für "allfällige" weitere, aber noch nicht exakt definierte Akquisitionen soll die Hauptversammlung am 31. August neues genehmigtes Kapital schaffen. Vom bestehenden werden in Kürze 25 Millionen Mark für eine Aufstockung im Verhältnis sechs zu eins in Anspruch genommen. Die jungen Aktien mit einem laut Stark "attraktiven Bezugsrecht" sind rückwirkend vom 1. Juli an gewinnberechtigt. Sie werden also mit 5,50 Mark bedient, denn der Agiv-Chef kann schon jetzt für 1992 eine unveränderte Dividende von elf Mark versprechen. In den ersten fünf Monaten ist der Umsatz der Agiv-Beteiligungen um mehr als zehn Prozent geklettert. Auch der Gewinn legte in einem nicht genannten Ausmaß zu.
Daß die Holding, deren stärkstes Geschäftsfeld Maschinenbau und Elektronik (Carl Schenck, Barmag) vor Bau und Zulieferungen (Wayss & Freytag, Triton Belco) ist, zunehmend an Mehrheitsbeteiligungen interessiert ist, zeigt sich auch an dem im Vorjahr um 19 Prozent auf 7,3 Milliarden Mark gestiegenen Konzern-Umsatz. Das Geschäft der Gruppe mit ihren 343 Gesellschaften und mehr als 37 000 Beschäftigten wuchs dagegen lediglich um sieben Prozent auf 8,1 Milliarden. In den neuen Bundesländern erreichte das Geschäftsvolumen der 70 Niederlassungen und Töchter über 500 Millionen Mark, und reichlich die Hälfte wurde, wie Stark berichtet, dort auch erwirtschaftet, sei also kein "Export". Insgesamt habe man in Ostdeutschland bereits die Gewinnzone erreicht.
FLÖRSHEIM. Viel Geld beim Reifenhändler hinblättern müssen sieben Autofahrer, denen in Wicker in der Nacht zum Montag die Reifen zerstochen wurden.
Wie die Polizei mitteilt, hatten die Autofahrer ihre Karossen in der Geldbornstraße und in der Kellerskopfstraße vor ihren Häusern geparkt. Unbekannte Täter ritzten mit einem spitzen Metallgegenstand die Flanke der Pneus auf. Bei den Autos handelt es sich um Klein- und Mittelklassewagen, an denen jeweils ein bis vier Schlappen zerstört wurden.
Die Polizei in Flörsheim bittet unter Tel. 06145 / 2001 um Hinweise. gre
FRIEDRICHSDORF. Bachufer sind für die Bürger tabu. Eindringlich warnt die Stadt davor, dort zu mähen, denn "Pflegemaßnahmen werden ausschließlich durch die Stadt und nur im Winter durchgeführt, wenn die Natur weniger beeinträchtigt wird" (siehe FR vom 30. Juni).
Das Gebot hallte aus dem Rathaus hinaus, aber offensichtlich nicht hinein: Wenige Tage nach dem dringenden Appell an die Bürger warf die städtische Sense am Ufer des Baches (Grabens), der südlich von Seulberg "Im Halbenstahl" vom Hardtwald zur Eselsbrücke plätschert, blühende Pflanzen um. Großer Baldrian und Mädesüß starben in voller Blüte, der Blutweiderich kam gar nicht erst dazu. Naturfreunde protestierten prompt bei der FR dagegen, daß die Stadt Bürgern ein schlechtes Beispiel gebe.
Wilhelm Amberg, als Leiter des Garten- und Tiefbauamtes für die städtischen Pflegetrupps verantwortlich, versichert, dieser Bach sei der einzige, dessen Ufer bereits um diese Jahreszeit gemäht wird: "Das ist kein Bach, sondern ein Graben und der ist Vorfluter. Deshalb müssen wir ihn freihalten, sonst gibt es Überschwemmungen". Die Pflanzen, die am Ufer wachsen, seien nicht ausdrücklich geschützt ("die wachsen hier doch überall"), und im übrigen warte man mit dem Mähen, "bis die Blüten Samen geworfen haben".
So sei es auch diesmal gewesen, der Samen der Pflanzen sei bereits wieder in der Erde. Eine Ansicht, der die Naturfreunde, die die Blüten genau beobachten, vehement widersprechen: Mädesüß stehe zur Zeit in voller Blüte, der Blutweiderich habe noch gar nicht damit angefangen.
Im Hessischen Naturschutz- und im Wassergesetz ist der Schutz der Ufer der Bachläufe als Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere und für den Wasserhaushalt festgeschrieben. Nur, "wenn Gefahr im Verzuge ist" für die Öffentlichkeit, darf die Stadt eingreifen. nau
FRIEDBERG. Während der Sommerferien ist die Beratungsstelle der Pro Familia Friedberg vom 13. bis 31. Juli geschlossen. Ein Notdienst wird jedoch auch während dieser Zeit aufrecht erhalten. In dringenden Beratungsfällen können unter Tel. 0 60 31 / 23 36 die Termine erfragt werden. ub
NIEDER-MOOS. Die Nieder-Mooser Sommerorgelsaison bietet am Samstag, 11. Juli, die Gelegenheit, ungewöhnlichenKlangkombinationen zu lauschen. Ein Konzert für Orgel und Saxophon beginnt mit Bachs Fantasie in C-Dur um 20 Uhr in der Stadtkirche, gefolgt von Werken von Händel, Gershwin, Clokey, Adams und Dorfmüller. Auf der Nieder-Mooser Denkmalsorgel aus dem Jahre 1791 spielt Kirchenmusikdirektor Professor Joachim Dorfmüller. Sein Duo-Partner ist der amerikanische Saxophonprofessor Jackson C. Crawford.
Karten sind an der Abendkasse erhältlich und können im Vorverkauf unter Tel. 0 66 44 / 77 33, donnerstags und freitags von 9 bis 12 Uhr, bestellt oder per Telefax unter 0 66 44 / 75 76 reserviert werden. Die Karten kosten bis zu 15 Mark. ub
"Frankfurt ist meine zweite Heimat. Ich freue mich, wieder zu Hause zu sein." So begann - auf deutsch - David L. Patton (45), der neue Chef der US-Militärgemeinde, seine erste offizielle öffentliche Rede in dieser Funktion. Vorausgegangen war am Dienstagmorgen eine Army-Zeremonie am Pool des IG-Farben-Hauses, bei der dem Oberstleutnant von seinem Vorgänger Donald J. Ryder das Kommando über die 5000 noch in Frankfurt stationierten GIs übergeben worden war. Insgesamt leben mit den Zivilangestellten und den Familien der Soldaten zur Zeit 14 000 Amerikaner hier. Vor der NATO-Truppenreduzierung waren es doppelt so viele.
"Wir wollen gute Nachbarn sein", versprach Patton den deutschen Gästen bei der Kommandoübergabe. Der Lieutenant Colonel hat viele Bekannte in der Stadt: Er ging hier als Teenie 1956 bis 1959 in die Platen Elementary School, befehligte später als Offizier einige Jahre lang Militärpolizei-Einheiten im Rhein-Main-Gebiet.
Patton war auch Lehrer: Er gab das Fach Taktik an einer MP-Schule in Alabama, hielt an der Universität Florida Vorlesungen über Militärwissenschaft. Der neue Standortkommandant hat zudem eine Spezialausbildung als Terroristenbekämpfer, war während der Olympiade in Seoul 1988 Sicherheitschef der US-Einheiten in Korea. In den zurückliegenden drei Jahren kommandierte Patton die Militärpolizei der 82. US-Luftlandedivision; er nahm mit dieser Einheit an der US-Intervention in Panama und am Golf-Krieg teil. peh
KASSEL. Bei zwei Banken in der Kasseler Innenstadt haben unbekannte Täter die Fensterscheiben mit Pflastersteinen eingeworfen. Ein Polizeisprecher bezifferte den Schaden auf 20 000 Mark. Die Polizei schloß nicht aus, daß die Sachbeschädigung in Verbindung mit einer Demonstration gegen den Wirtschaftsgipfel in München zu bringen ist, die am Montagabend in Kassel spontan zustande gekommen war.
Rund 60 Menschen hatten nach Schätzung der Polizei an dieser Demonstration gegen den Gipfel teilgenommen. Sie waren rund zwei Stunden lang durch die Innenstadt gezogen und hatten eine Resolution verlesen, in der sie unter anderem die Freilassung der in München festgenommenen Demonstranten forderten. Die Kasseler Demonstration verlief nach Angaben der Polizei ohne Zwischenfälle.
rvk
Freiwillige Feuerwehr Kalbach: Für mehr als 50 Jahre Mitgliedschaft sowie im ehrenamtlichen Dienst erworbene Verdienste wurden Willi Lang, Ernst Weis, Leo Münker und Willi Leister mit der Ehrenmedaille des Stadtkreis-Feuerwehrverbandes ausgezeichnet. nd/27
Sport-Club 1880 Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik für jedermann ist am Freitag, 10. Juli (von 18 bis 19 Uhr), auf der Sportanlage Adickesallee an der Feldgerichtstraße. Der Obmann auf dem Platz ist Günther Koy (Tel. 52 08 23). nd/27
NEW YORK, 7. Juli (Reuter). In New York (USA) sind bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in der Nacht zum Dienstag ein Mensch getötet und mindestens zehn verletzt worden. Mehrere hundert Bewohner des Stadtbezirks Washington Heights hatten laut Augenzeugenberichten zunächst friedlich gegen den Tod eines dominikanischen Einwanderers bei einem Polizei-Einsatz in der vergangenen Woche demonstriert. Gruppen von Jugendlichen hätten dann mit Steinen und Flaschen auf die Polizisten geworfen. Auf die Ordnungskräfte sei auch geschossen worden.
Drei leerstehende Gebäude in dem vorwiegend von Bürgern lateinamerikanischer Herkunft bewohnten Stadtbezirk wurden in Brand gesteckt. Ein Mann stürzte auf der Flucht vor der Polizei vom Dach eines Hauses zu Tode. Unter den Verletzten waren auch Polizisten.
Wenige Stunden vor den Unruhen hatte New Yorks Bürgermeister David Dinkins den Stadtbezirk besucht, um die Wogen zu glätten. Anwohnern zufolge hatten Polizisten vergangene Woche einen unbewaffneten Einwanderer geschlagen und dann erschossen. Nach Darstellung der Polizei soll der Mann bewaffnet gewesen und in einem Schußwechsel gestorben sein.
Briefe
"Die Geschichte ist nicht frei von Mahnzeichen" "Ärger um Dias von Ungeborenen" (FR vom 3. Juli) gab es kürzlich, als Vertreterinnen von SPD und Pro Familia die Teilnahme an einer Diskussion der Jungen Union zur Reform des Paragrafen 218 abgesagten. Ihr Grund: Eine streitbare Kämpferin für den Schutz "ungeborenen Lebens" wollte auf dieser Veranstaltung ein oder mehrere Dia(s) von Embryonen zeigten.
"Die Vorsitzende der SPD Hochtaunus, Hildegard Klär, und eine Vertreterin von Pro Familia lehnen es ab, an einer Diskussion über das neue Abtreibungsrecht teilzunehmen, weil dort ein einziges Dia vorgeführt werden soll. Dieses Dia zeigt einen menschlichen Fötus in der elften Schwangerschaftswoche. Kein Schrekkensbild eines Abgetriebenen, keine blutverschmierten Teile oder ähnliche, hochemotionalisierende Darstellungen. Gezeigt werden soll nur das, worum es beim Abtreibungsrecht geht.
Die meisten Schwangerschaften werden in der 11. Woche unterbrochen. Das heißt, das sich bis zu diesem Zeitpunkt entwickelte Leben wird beendet. Ist es wirklich so unsachlich, wenn man dieses auch einmal im Bild vor Augen führt, anstatt nur theoretisch darüber zu reden?
Mir scheint diese Absage symptomatisch zu sein für die ganze Diskussion über den § 218. An der entscheidenden Frage wurde und wird die ganze Zeit haarscharf vorbeidiskutiert. Nach Abschaffung der Todesstrafe maßt sich bei uns nicht einmal der Staat mehr an, eine Entscheidung über Leben und Tod von Menschen zu treffen. Gott sei Dank! Aber das ungeborene Leben - und das Dia hätte nur gezeigt, wie weit entwickelt dieses Leben in der 11. Woche bereits ist - dieses ungeborene Leben darf, nach einer Alibiberatung, beendet werden. Die Entscheidung hierüber trifft allein die Mutter. Sicher ist diese Lösung immer noch besser, als sie Ärzten oder Richtern zu übertragen. Aber zu fragen bleibt, ob es generell hinnehmbar ist, Leben solcher Art zur Disposition einzelner zu stellen. Wie weit ist der nächste Schritt zur Sterbehilfe? Wann kommen wir zur Diskussion über die Lebensqualität schwerstbehinderter Menschen? Wer sind wir denn, daß wir entscheiden wollen, welches menschliche Leben diese Welt bevölkert und welches - aus welchem Motiv auch immer - besser nicht?
Ich will ausdrücklich bemerken, daß ich hohen Respekt vor der Gewissensentscheidung derjenigen habe, die für das neue Abtreibungsrecht eintreten. Den gleichen Respekt fordere ich jedoch auch für mich ein, der ich dieses Gesetz für fatal halte. Mit diesem Gesetz ist ein Tabu gefallen. Die Konsequenzen daraus werden vielleicht manche von uns noch das Fürchten lehren. Unsere Geschichte ist nicht frei von Mahnzeichen!"
Gerd Krämer Hans-Rother-Steg 24 6370 Oberursel
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
STEINAU. Die Steinauer "Mauerspechte" haben jetzt Dank und erneute Anerkennung von Bürgermeister Hans-Joachim Knobeloch (SPD) erhalten. Die Mitglieder der Gruppe hatten kürzlich wieder ein Stück der Stadtmauer saniert und der Stadt die Arbeit präsentiert.
Zehn Helferinnen und Helfer hatten mit etwa 1000 Arbeitsstunden ein 500 Quadratmeter großes Teilstück der alten Stadtmauer zwischen Stadtborn und der Gastwirtschaft Halbreiter erneuert. Die ehrenamtlichen Freizeitrestauratoren hatten Mauerteile und Stückpfeiler gesäubert, unerwünschten Bewuchs entfernt und das teilweise dicke Wurzelgeflecht, das tief in die Mauer eingewachsen war, herausgeholt. Darüber hinaus paßten die "Mauerspechte" des Steinauer Altstadtvereines neue Steine ein und mauerten Teile des alten Gemäuers neu auf. Schließlich hatten die engagierten Helferinnen und Helfer die Sanierung des alten Schutzwalles mit Mörtelarbeiten abgeschlossen.
"Ihr habt hervorragende Arbeit geleistet, aktiven Bürgersinn bewiesen und euch damit erneut um die Stadt Steinau verdient gemacht", sagte Bürgermeister Hans-Joachim Knobeloch bei der Präsentation der Sanierung. Es sei erfreulich, daß den Helferinnen und Helfern auch aus der Bevölkerung immer wieder Lob und Anerkennung entgegengebracht und die Aktion mit vielen Spenden unterstützt werde. Selbst örtliche Firmen, so der Sozialdemokrat, hätten mit der Bereitstellung von Gerüstmaterial und Geräten die Initiative der "Mauerspechte" gefördert. Die jetzt abgeschlossene Aktion der Mitglieder des Steinauer Altstadtvereines ist die dritte Initiative der Gruppe. Dabei konnten nahezu 500 Meter der alten Stadtbefestigung erneuert werden. Zu den hervorragendsten Leistungen zählt nach Einschätzung des Steinauer Bürgermeisters die vollständige Wiederherstellung des Wehrturms im Obertorzwinger. Die Helferinnen und Helfer hatten damals die Verteidigungsanlage auf ihre ursprüngliche Höhe aufgemauert. In Anerkennung dieser in Hessen wohl einmaligen Leistung und weiterer Verdienste, die sich der Verein in der Vergangenheit erworben hat, hat das Land Hessen die Gruppe im vergangenen Jahr mit dem Denkmalschutzpreis ausgezeichnet. Bürgermeister Knobeloch hat sich - wohl auch im Namen der Bürgerinnen und Bürger - auf seine Weise für den Einsatz der zehn "Spechte" bedankt: Nach der Präsentation der ehrenamtlichen Arbeit lud der Rathauschef die Mitglieder kurzerhand zum Essen ein. schu
FC Italia . . .
Solchen Überlegungen kann sich Lottermann nicht anschließen: "Welche Vereine meint Lochmann?" Die Konstellation sei einmalig. Noch nie habe sich ein Verein bei einem Club mit eigenem Gelände eingemietet. Das Angebot der Stadt, bis zu 18 000 Mark zuzuschießen, bezeichnet der Trainer als "Lachnummer". Dabei weist er auf die "integrative Arbeit" hin, die "Italia" leistet und erinnert an die Summen, die an anderen Stellen für die Sportförderung ausgegeben würden. Sollten sich die vom FC angepeilten 35 000 Mark nicht realisieren lassen, "verspreche ich den Verantwortlichen noch einen heißen Tanz", droht Lottermann. ask
KÖNIGSTEIN. Bei der Ausfahrt aus einer Parklücke in der Jahnstraße rutschte eine Autofahrerin am Montag von der Kupplung ab und trat laut Polizeibericht auf das Gaspedal. Das Fahrzeug raste rückwärts in eine gegenüber geparkte PS-Kutsche. Das Malheur schlägt mit 9500 Mark Reperaturkosten zubuche. mk
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Kindertheater: Afrika Ahoi, Sa., 10 Uhr, Marktstraße, am Ev. Gemeindehaus.
Sommergarten-Programm, Sa. und So., ab 11 Uhr, Parkplatz Mainstraße.
Caféhausgeschichten, So., ab 15 Uhr, Leseladen und Eiscafé De Rocco, Bahnhofstraße / Ecke Grabenstraße.
American Musical Ambassadors, So., 17.30 Uhr, Rathaus-Parkplatz. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Wayne's World (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr; So., 13.30 Uhr); Ein Hund namens Beethoven (So., 11 Uhr). - Rex II: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (Sa., 14.45 Uhr; So., 11, 13.30, 14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So., 16.15, 18, 20.45 Uhr; Sa., 23 Uhr). - Cinema: Peter Pan (Sa., 15 Uhr; So., 11, 13.30, 15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (Sa., So., 17.45, 20.30 Uhr; Sa., 23 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Eiskalte Leidenschaft (Sa., So., 19.30 Uhr); Doppelnacht: Night on Earth + Big Time (Sa., 21.45 Uhr); Mau Mau (So., 21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Das Pony vom ersten Stock (So., 15 Uhr).
Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. DRK-Walldorf: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Sa., 8 Uhr, Waldstraße 62.
Kelsterbach. Kelsterkult-Stammtisch, So., 19.30 Uhr, in der Dickworz. Verschiedenes Groß-Gerau. Flohmarkt im Garten des Kulturcafés, Sa., ab 10 Uhr.
Freiwillige Feuerwehr Wallerstädten: Ferienmatinee mit Tag der offenen Tür, So., ab 11 Uhr, Feuerwehrgerätehaus. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.
Nördlicher Bereich: Dr. Körbs, Weiterstadt, Darmstädter Str. 45, Tel. 0 61 50 / 20 54; priv. 0 61 50 / 1 54 23.
Südlicher Bereich: Dr. Immel, Gustavsburg, Rudolf-Diesel-Str. 11, Tel. 0 61 34 / 5 24 61.
Südliches Ried. Sprechzeiten: 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Dr. Michler, Pfungstadt, Borngasse 16, Tel. 0 61 57 / 30 45; priv. 0 61 55 / 24 28. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Robert-Koch-Apotheke, Walldorf, Waldenserstr. 80, Tel. 0 61 05 / 7 57 96.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
Das unwürdige "Verschieben" von Asylbewerbern veranlaßte FR-Leser zu folgendem Leserbrief:
Mit Entsetzen und Betroffenheit haben wir die jüngsten Vorkommnisse gegenüber Flüchtlingen in Bischofsheim wahrgenommen.
Diese Menschen wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, weil sie um ihr Leben fürchteten oder die existentielle Not sie dazu zwang.
Immer wieder werden die Flüchtlinge fälschlicherweise als "Wirtschaftsasylanten" bezeichnet, aber niemand verläßt seine Heimat, wenn er nicht dazu gezwungen wird. Am Beispiel einer jugoslawischen Familie aus dem Kriegsgebiet, die jetzt hier in Maintal lebt und von uns betreut wird, möchten wir darstellen, welche furchtbaren Schicksalsschläge Menschen erleiden müssen. Diese Familie mußte ihre bisherige Existenz aufgeben, um ihr Leben zu retten. In ihrem Heimatort erlebten sie hautnah, wie die Bomben Menschen töteten und Häuser zerstörten.
Im besonderen sind von der Situation und den furchtbaren Erlebnissen die Kinder betroffen. Hier in Maintal glaubten die Familien sich nun endlich in Sicherheit. Dieses Gefühl wurde durch massive Beschimpfungen, Schmierereien an den Hauswänden und einer Brandstiftung wieder erschüttert. Mehr Sensibilität und Verständnis für die Situation der Flüchtlinge auf seiten der Maintaler Bevölkerung können dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl dieser Familien zu stärken. Wir leben hier in einer Stadt mit vielen unterschiedlichen Menschen und sollten deshalb auch die Kultur der Flüchtlinge als eine Bereicherung unseres Zusammenlebens und nicht als Gefahr betrachten. Es gibt viele offene und verständnisvolle Menschen in dieser Stadt, die in guter Nachbarschaft mit den Flüchtlingen leben wollen. Tragen wir doch alle gemeinsam dazu bei, in Maintal ein Klima zu schaffen, in dem ein friedliches Zusammenleben weiter möglich ist und Gewalt und Intoleranz keine Chance haben! Anne Denecke, Oltea Hantel, Christine Mayer, Maintal
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KARBEN. Es war vor zwei Jahren, als Peter Peppel, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Okarben, mal in den alten Vereinsakten blätterte. Auf einmal fuhr ihm ein Schreck in die Glieder. Er guckte in das Gründungsprotokoll, traute seinen Augen nicht, doch dann wurde die schlimme Nachricht zur grausigen Gewißheit: "Wir haben das Hundertjährige verpennt." Der Obst- und Gartenbauverein, der nunmehr am Niddastrand neben dem Sportplatz beheimatet ist, war schon 1889 unter tatkräftiger Mitwirkung des damaligen Bürgermeisters Fauerbach gegründet worden.
Seit Peppels Entdeckung sind noch einmal knapp zwei Jahre ins Land gegangen, bis das 100jährige am kommenden Wochenende, im 103. Jahr des Vereinsbestehens, mit großem Programm gefeiert wird. Die Vorbereitungen brauchten halt ihre Zeit, sagt Peppel zur Begründung, bis er dann den eigentlichen Grund für die Jubiläumsfeier preisgibt: "Wir machen das nur für die Toilettenanlage."
Seit dem Jahr 1980 kämpfen die Okärber Gartenbauer um die Genehmigung für diese Toilettenanlage, von der wiederum der Bau von Abstellräumen für die gemeinschaftlich genutzten Geräte und letztendlich auch der Bau eines Vereinsheims abhängt. 80 000 Mark sollen die Sanitäranlagen kosten. Eine Teilsumme hat der Verein angespart. Die nötige Restsumme, über deren Höhe sich der ansonsten so offenherzige Vereinsvorsitzende ausschweigt, soll das Jubiläum aus Getränke- und Speisenverkauf erbringen. Dann braucht nur noch der Kanal gelegt zu werden und die Baugenehmigung eintreffen, dann wäre die schmukke Anlage am östlichen Nidda-Ufer ein Stück weiter - aber noch lange nicht komplett. Der Verein wartet nämlich seit Jahren darauf, daß ihm eine im Flächennutzungsplan vorgesehene zusätzliche Fläche von vier Morgen genehmigt wird. Die Genehmigung steht noch aus, weil die Fläche im Auenschutzgebiet liegt und die behördlichen Hüter des Auenschutzes hartnäckig nein sagen. Der Verein möchte auf der Fläche eine Obstanlage errichten, einen Spielplatz bauen und höchstens zehn neue Gärten anlegen.
Die mit Werbung reich gesegnete Festschrift zum 100jährigen Bestehen berichtet in der Chronik über kaum mehr als über die Namen der Vorsitzenden. Blütezeiten haben die Okärber Gartenbauer wohl rund um die Jahrhundertwende erlebt. Schon 1895 war der Verein auf 23 Mitglieder angewachsen. Im Laufe der Jahrzehnte mußte er mehrmals auf neues Gelände umziehen. Während des Zweiten Weltkriegs haben die Vereinsunterlagen eine Lücke von 1943 bis 1946. Im Nachkriegsjahr 1946 war der Verein mit Bürgermeister Fritz Diehl als Vorsitzendem wiedergegründet worden.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen am kommenden Freitag, 10. Juli, um 20 Uhr mit einem Festkommers im Festzelt auf dem Parkplatz des benachbarten Sportplatzes. Hier werden nicht weniger als 60 der insgesamt heute 230 Mitglieder geehrt. Es wirken die Gesangsabteilung der SKG Okarben mit und die "Stadtkapelle Okarben" - wie die Karbener Stadtkapelle mit einem Druckfehler in der Festschrift genannt wird, was Peppler bedauert.
Am Samstag, 11. Juli, kickt um 13 Uhr die zweite Mannschaft und um 15 Uhr die erste Mannschaft des FV Okarben (Gegner noch unbekannt), und um 17 Uhr steigt auf dem Sportplatz ein Altherrenturnier FV Okarben gegen eine Lufthansa-Auswahl, einem Wunschgegner der Okärber Altfußballer. Um 20 Uhr spielt das Trio Edelweiß im Festzelt zum Tanz. Die Okärber Tanzmäuse bieten eine Showeinlage. Am Sonntag, 12. Juli, wird der Spielmannszug Okarben ab 10 Uhr im Festzelt erwartet. Der Vergnügungspark ist Samstag und Sonntag ab 10 Uhr geöffnet. Die Tombola lockt unter anderem mit einem Rundflug über die Wetterau und einer Jahreskarte für das Schwimmbad.
Sosehr sich der Verein anläßlich seines Jubiläums auch über neue Mitglieder freuen würde, die nahe Aussicht auf einen Kleingarten kann er kaum bieten. Die 72 Gärten sind belegt. Es gibt 35 schriftliche Anträge auf einen Garten und mindestens 60 mündliche.
HANNES MATHIAS
MÜHLHEIM. "Die Stadt will das Engagement der jungen Leute fördern und ihnen bei der Suche nach Übungsräumen für ihre Rockbands helfen", meinte gestern Bürgermeister Karl-Christian Schelzke. Für den Abend kündigte er einen Besuch in der Altentagesstätte an, wo Musikgruppen zur Zeit noch im Keller ungestört proben können.
Wenn demnächst in dem Gebäude eine Kindertagesstätte eingerichtet wird, verlieren die Musiker möglicherweise ihre Räume.
Rund 60 Hobby-Musiker, die dort regelmäßig spielen, hatten beim Altstadtfest jüngst mit einem Plakat auf ihr Raumproblem aufmerksam gemacht. Sie wiesen darauf hin, daß durch den geplanten Umbau ihre fünf Probenräume gefährdet sind und fragten nach Ausweichquartieren. Der Bürgermeister fühlte sich sofort angesprochen, denn er sieht in der jungen Musikszene einen wichtigen Bestandteil des Mühlheimer Kulturlebens: "Bei jungen Leuten kann man da nichts aufpfropfen, das muß von selbst entstehen und durch uns dann gefördert werden." Eine solche Unterstützung könnte darin bestehen, daß die Stadt bei neuen Räumen eine Bürgschaft übernimmt oder einen Mietzuschuß gibt.
Als eine Möglichkeit für künftige Probenarbeit sieht Bürgermeister Schelzke Räume auf dem Gelände des Güterbahnhofs. Da stehen zwei Lagerschuppen, die von der Deutschen Bundesbahn eventuell für solche Zwecke bereitgestellt werden könnten. Ein Vorteil: Kein Nachbar würde sich durch lautstarke Rockmusik gestört fühlen.
Karl-Christian Schelzke macht sich jedoch nicht nur für Platz zum Üben stark, sondern möchte den Rockmusikern auch die Chance zum öffentlichen Auftritt geben. Eine neugegründete Musiker-Initiative plant bereits ein Open-air-Konzert auf dem Feuerwehr-Festplatz im Augenwaldgebiet. Ähnliche Veranstaltungen will die Stadt initiieren und finanziell fördern. Stadt will Rock fördern Auch darüber möchte sich der Verwaltungs-Chef mit den Nachwuchs-Rockern unterhalten.
Von der Qualität ihrer Musik - Schelzke hörte ein Band der Gruppe "Insect Voyeur" - zeigte er sich sehr angetan. hf
MAINTAL. Ein großes Staraufgebot kündigt die Volksbühne Maintal für die bevorstehende Theater-Saison an. In Maintal zu Gast sind sind beispielsweise Susanne Uhlen, Herbert Herrmann, Klaus Wennemann, Jürgen Goslar, Herbert Bötticher, Wolfgang Spier, Jochen Schroeder, Klaus Dahlen, Christiane Rücker, Gerlinde Lokker oder Hans-Jürger Bäumler.
Da es noch einige Plätze gibt, lohnt es sich schon jetzt, sich für ein Abonnement anzumelden. Die Anmeldekarten sind in den Vorverkaufsstellen und im Rathaus zu haben.
Die erste Vorstellung ist am 16. September zu sehen. Jürgen Goslar und Klaus Wennemann spielen in "Wer hat Agathe Christie ermordet?". Am 14. Oktober kommen Herbert Bötticher und Doris Gallart in "Der Trauschein" nach Maintal.
"Rache ist süß" heißt das Stück, in dem am 10. Oktober Wolfgang Spier und Gaby Gasser Hauptakteure in einer Sondervorstellung sind.
"Die Schneekönigin" steht am 29. November auf dem Programm, Susanne Uhlen und Herbert Herrmann laufen am 11. Januar "Barfuß im Park". "Schon vor der Hochzeit" heißt das Stück am 10. Februar mit Jochen Schroeder und Klaus Dahlen. Eine "Schöne Familie" führen Christiane Rücker und Hans-Jürgen Bäumler am 3. März vor, und Gerlinde Locker und Oliver Hörner zeigen am 4. Mai in "Cherie" ihr schauspielerisches Talent. are
STEPHAN HOHLWEG, Pianist aus dem Rodgauer Stadtteil Nieder-Roden, ist von der Jury zur Verleihung des mit 6000 Mark dotierten Kulturförderpreises des Kreises Offenbach einstimmig zum Preisträger '92 benannt worden. Der 26jährige begann seine Ausbildung bereits im Alter von sechs Jahren, war von 1976 bis 1978 Schüler an Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt; Studien an der Hochschule der Künste in Berlin sowie zur Zeit an der Musikhochschule Freiburg schlossen sich an. Stephan Hohlweg ist bereits Kulturpreisträger der Stadt Rodgau, war Landessieger von "Jugend musiziert" und erfolgreich beim Internationalen Klavierwettbewerb in Senigallia/Italien. Die Preisverleihung wird für September oder Oktober vorbereitet. ttt
FRANK KAUFMANN, Erster Kreisbeigeordneter und Verkehrsdezernent, ist zum 1. Juli vom hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie in die Fluglärmkommission berufen worden. Zu seinem Stellvertreter wurde Landrat Josef Lach benannt. Die Fluglärmkommission ist unter anderem berechtigt, dem Ministerium Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gegen Fluglärm vorzuschlagen. ttt
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Open-air-Weekend: Back to the Sixties mit Metropolitan Jazz Band aus Prag, Sa., 20 Uhr; Frühschoppen mit Duett, So., 11 Uhr, Sonnenhügel im Waldschwimmbad.
Jazz-Frühschoppen: Jumping Daddies, So., 11 Uhr, Hotel Kempinski, Gravenbruch. Dreieich. Burgfestspiele: Katharina Knie, Sa., 20.15 Uhr; So., 15.15 und 20.15 Uhr; Theater für Kinder, So., 11 Uhr, Burg Dreieichenhain.
Langen. Country-Frühschoppen mit der Gruppe Hawk, So., 10 Uhr, Musikpavillon, An der rechten Wiese. Kinos / Filme
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Vater der Braut (Sa., 20.30, 22.45 Uhr; So., 20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Wayne's World (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Fantasia: Die Hand an der Wiege (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Parteien / Parlamente Langen. CDU-Grillparty, Sa., 17 Uhr, Musikpavillon, An der rechten Wiese.
Egelsbach. 100 Jahre SPD: Sommergrillfest, So., 11 Uhr, an der Waldhütte. Vereine / Organisationen Langen. Odenwaldklub, Radwanderung, Sa., 13.30 Uhr am Friedhof. Ärzte Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale Langen, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist). Zahnärzte
Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im westlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Reichle, Dreieich-Dreieichenhain, Heckenweg 7, Tel. 0 61 03 / 83 01 83; priv. 0 60 74 / 6 61 76.
Neu-Isenburg. Sa.: Forsthaus-Apotheke, Dreiherrnsteinplatz 16, Tel. 54 22; So.: Pfauen-Apotheke, Am Forsthaus Gravenbruch, Tel. 5 22 39.
Dreieich. Sa.: Löwen-Apotheke, Sprendlingen, Hauptstr. 54-56, Tel. 6 16 30; So.: Brunnen-Apotheke, Dreieichenhain, Fahrgasse 5, Tel. 8 64 24.
Langen / Egelsbach. Sa.: Löwen-Apotheke, Langen, Bahnstr. 31, Tel. 2 91 86; So.: Luther-Apotheke, Langen, Lutherplatz 9, Tel. 2 33 45.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Stadtschwestern
Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch die Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchlicher Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.
Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird auf am Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber Christoph II, Tel. 0 69 / 44 10 33.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis).Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Bereitschaftsdienst: Sa. und So.: Hans-Jürgen Grund, Tel. 40 39.
(Ohne Gewähr)
has FRANKFURT A. M. Der Sportartikelhersteller Adidas hat einen neuen Eigentümer. Die britische Pentland-Gruppe des früheren Reebok-Großaktionärs Stephen Rubin stockt ihre Beteiligung von 20 Prozent an der Essener Zwischenholding BTF des Franzosen Bernard Tapie auf 100 Prozent auf und berappt für die vier Fünftel des Kapitals 621 Millionen Mark. Der Zweck der BTF in Essen besteht bisher hauptsächlich darin, ihre Beteiligung von 95 Prozent an Adidas zu verwalten. Die übrigen fünf Prozent kontrollieren die Erben der Gründerfamilie Dassler, Suzanne und Adolphe Dassler.
Der umstrittene Tapie hatte zuletzt 58 Prozent an der Zwischenholding BTF gehalten. Neben Pentland mischten bei dieser Firma noch eine Reihe von Banken und Versicherungen mit.
Um das Geschäft über die Bühne zu bringen, sind laut Pentland noch einige Prüfungen notwendig. Dabei dürfte es sich aber lediglich um Formalien handeln. Adidas selbst wollte die Transaktion nicht kommentieren. Während der noch amtierende Vorstandschef René Jäggi auf einer "normalen Dienstreise" weilte, meinte ein Firmensprecher, die Änderung der Eigentümerstruktur sei allein Sache von Käufern und Verkäufern. Freilich darf man gespannt sein, was Jäggi nun macht. Der Adidas-Boß hatte eine internationale Investorengruppe zusammengetrommelt, die den Sportartikelanbieter aus dem fränkischen Herzogenaurach ebenfalls übernehmen wollte. Auf deren Offerte ging Tapie aber nicht ein.
Nach den Worten eines Pentland-Sprechers wird das bisherige Management wahrscheinlich im Amt bleiben. In diese Richtung deuten auch frühere Äußerungen von Jäggi. Er kenne Stephen Rubin "seit langer Zeit" und schätze seine "Erfahrungen und Leistungen".
Inklusive des Preises (134,5 Millionen) für die Übernahme der 20prozentigen Beteiligung an der Essener BTF im August vergangenen Jahres ließ sich Pentland das gesamte Adidas-Engagement bisher also 755,5 Millionen Mark kosten. Für die 95 Prozent, die Tapie zwischenzeitlich komplett hielt, hatte der Franzose zusammen etwa 600 Millionen Mark hingeblättert. Beim Einstieg von Tapie 1990 hatte der Sportartikelhersteller ein Jahr mit hohen Verlusten (konzernweit 130 Millionen Mark Miese) hinter sich. Für 1991 wies Adidas bei einem Weltumsatz von knapp 3,4 Milliarden Mark einen Gewinn von 15 Millionen aus, nachdem dieser zuvor 52 Millionen betragen hatte.
Homosexualität lustvoll und kreativ nach außen tragen - mit dieser Absicht laden die Trägervereine des "Lesbisch- Schwulen Kulturhauses" in der Klingerstraße zum zweiten Mal gemeinsam ein zu den "Lesbisch-Schwulen Kulturtagen" unter dem Titel "Homosolidarität". Das breitgefächerte Programm beginnt am Samstag, 11. Juli, mit einer Eröffnungsdisco und klingt am Sonntag, 19. Juli, mit einem Gottesdienst aus.
Am Samstag, 18. Juli, gehen Frankfurter Lesben und Schwule auf die Straße. Demonstriert wird vor allem gegen die Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen und für HIV-Infizierte und AIDS-Positive. "Unsere Solidarität gilt nicht nur betroffenen Schwulen, sondern auch Junkies, Huren, Strichern, Knackies und allen anderen Menschen mit HIV und AIDS," sagen die Veranstalter aus dem "Lesbisch-Schwulen Kulturhaus", die Gruppen "Lebendiges Lesbenleben" (LLL) und "Emanzipation". Nach der Demonstration wird ein Straßenfest auf der Klingerstraße gefeiert. Auch ein Stadtrundgang "Durch die schwule Geschichte Frankfurts" ist geplant, allerdings nicht, wie im Programm ausgedruckt, am Sonntag, sondern am Samstag, 18. Juli, um 14.30 Uhr. Treffpunkt ist am "Kulturhaus" in der Klingerstraße.
Kabarett wird es in fast jeder Variante geben: Petra Förster präsentiert "Lesbenkabarett", Connie Webbs und Claudia Brendler spielen "Rock und Kabarett", Kim Eustice und Greta Mörschel "Chansons und Kabarett", die "Frankfurter Spielfrauen" bieten Kabarett pur. An zwei Tagen wird "Dream Man", ein Stück von James Caroll Pickett mit Michael Kearns zu sehen sein. Wer's laut und schrill mag, kommt mit Jordan und Arias "Opera Monstrosa" oder mit der Performance- und Konzertvorstellung von "Les Reines Prochaines" auf seine Kosten. Ein großes Fest steigt am Samstag, 18. Juli, mit Georgette Dee und Terry Truck, Krista Bernstein und vielen anderen.
Im Öko-Haus sorgen "Frankfurter KünstlerInnen" am 15. Juli für "Kultur am Mittwoch" im Anschluß an die Info-Börse, die von 17 bis 20 Uhr besucht werden kann. Die Info-Börse ist eine Art Messe, auf der unterschiedliche Gruppen (etwa die AIDS-Hilfe, die Lesbenberatungsstelle oder Act Up) mit Ständen vertreten und für jeden ansprechbar sind.
In den vergangenen Jahren erwies sich die Info-Börse nebenbei als ein Ort, der Kontakte möglich macht für Leute, "die sich noch nicht trauen, ihr Schwulsein einzugestehen". So sehen es jedenfalls Ute Kraft und Stephan Grütering vom Lesbisch-Schwulen Kulturhaus. Wichtig ist den Organisatoren besonders der Hinweis darauf, daß bei allen Veranstaltungen der "Kulturtage" auch Heterosexuelle erwünscht und gern gesehen sind. Denn, so Stephan Grütering: "Wir wollen kein Getto sein."
MARION LÖHNDORF
BUTZBACH. Der Nachtkassierer einer Tankstelle in der Griedeler Straße in Butzbach wurde in der Nacht zum Dienstag Opfer eines Raubüberfalles. Ein vermeintlicher Kunde verschaffte sich Einlaß in das Tankstellengebäude, indem er vorgab, einen Kasten Bier kaufen zu wollen. Als der 25jährige Kassierer die Tür öffnete, zog der etwa gleichalte Täter einen Trommelrevolver hervor. Der Unbekannte drängte den Kassierer hinter die Theke und zwang ihn, ihm den Kassenbestand, etwa 1500 Mark, auszuhändigen.
Mit einem Auto flüchtete der Mann in Richtung Griedel. Ein Kunde, der zwischenzeitlich vorgefahren war und die Situation durchschaute, nahm die Verfolgung auf, die allerdings erfolglos blieb. Der Täter, der nach Polizeiangaben schon öfter als Kunde in der Tankstelle gewesen sei, hat eine mittlere Figur, kurze, dunkelblonde Haare und ist 1,75 Meter groß. Er war mit einem schwarzen Kapuzen-Shirt und einer schwarzen Hose bekleidet. Vermutlich trägt er am linken Ohr einen Ohrring. Die Kripo erbittet Hinweise unter Tel. 0 60 31 / 60 10. ub
WETTERAUKREIS. Eine Organisation der CDU sei die Schüler Union (SU) nicht, in Fragen der Schulpolitik stünde sie der Christlich Demokratischen Union jedoch sehr nahe, definiert Tobias Greilich, Vorsitzender des SU-Kreisverbandes, die Position der 1988 im Wetteraukreis gegründeten Schüler-Interessensvertretung. Und wenn Kopien zu machen seien, oder das Porto fehle, da helfe die CDU schon einmal aus.
Für den Herbst nun plant der rund 400 Mitglieder zählende SU-Kreisverband eine Aufklärungsaktion zum Thema Jugendkriminalität und Drogen, Rechtsradikalismus sowie Vandalismus und Gewalt in der Schule. "Diese Aktion soll nicht nur die Themen beinhalten, die momentan in sind und von unzähligen Vereinigungen bearbeitet werden", prognostiziert der SU-Vertreter, "sondern sich mit allen Problemfeldern beschäftigen" - von Okkultismus bis zu Mutproben wie Autosurfen.
Ein vor kurzem gegründeter Arbeitskreis mit rund 15 Jugendlichen (Vorsitzender Guido Gadomsky aus Büdingen) bereitet die Aktion, die nach den Sommerferien starten soll, vor. Da wird telefoniert, diskutiert und studiert, vor allem die Vier-Farb-Broschüren auf Hochglanzpapier unterschiedlichster Organisationen, um sich einen Überblick über die Situation Gleichaltriger zu verschaffen, die einer Gesellschaft Probleme machen.
Geplant sei, so der frisch gewählte Referent für Jugendkriminalität im SU-Landesvorstand Tobias Greilich (15), Luftballons, Plakate und Aufkleber der bundesweiten Aktionen "Keine Macht den Drogen" und "Halt - keine Gewalt" zu verteilen. Außerdem sollen Informationsfahrten für Schülerinnen und Schüler zum Innenministerium (Thema: Beschaffungskriminalität) und Gesundheitsministerium (Thema: Folgen des Drogenkonsums) angeboten, ferner Diskussionen mit Parteienvertretern, Sozialarbeitern und Betroffenen organisiert werden. Zur Zeit laufen noch die Vorgespräche, denn, so Greilich, "wir wollen nichts Weltfremdes in die Welt setzen".
Auch nicht in der Broschüre, in der über staatliche Kriminalitätsbekämpfung, Gesetzgebung und Rechtsprechung, über Ursachen, Folgen und Präventionsmöglichkeiten, beispielsweise bei Drogenkonsum, informiert wird. Tobias Greilich hofft, daß die SU-Vertreterinnen und Vertreter mit der Aufklärungsschrift einen besseren "Draht" zu Jungen und Mädchen ihrer Altersgruppe bekommen können als Erwachsene. Greilich: "Dabei wollen wir uns nicht als Oberlehrer hinstellen."
Die SU-Aktion sei vielmehr notwendig, weil keine der Parteien, "ob CDU oder eine andere", in der Lage sei, effektiv etwas gegen die auch im Wetteraukreis ansteigende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen, die wachsende Kriminalität und den zunehmenden Drogenkonsum zu unternehmen. Greilich: "Dabei ist es Wahnsinn, was sich da abspielt." Zwar könne auch die SU kein Patentrezept für die Lösung der Probleme bieten, doch ihr Anliegen sei, mit Informationen vorzubeugen. Ihr erklärtes Ziel: "Daß es in der Wetterau nicht derart graß wird wie in Frankfurt."
Die direkte Konfrontation mit Fixern von der Szene, wie beispielsweise in der Frankfurter Taunusanlage, hält die SU nicht für sinnvoll. Dazu ihr Kreisvorsitzender: "Wenn man sieht, wie Süchtige da rumgammeln oder sich einen Schuß setzen, das bringt nicht viel. Da sehe ich nur, da ist einer fertig, aber die Zusammenhänge sehe ich nicht." Gegebenenfalls könne ein Junkie jedoch an einer der Diskussionsveranstaltungen (mögliches Thema: Drogenlegalisierung) teilnehmen.
Noch ist der SU-Arbeitskreis dabei, sich einen möglichst umfassenden Überblick "in den Problemfeldern" zu schaffen. Noch völlig unklar ist, wer, was, wie zum Thema Okkultismus zu sagen hat. Klar ist hingegen die Position von Tobias Greilich zum Thema Randalismus: "Ich hab's persönlich nicht nötig, mich so abzureagieren, und ich gehe davon aus, daß das der normale Mensch auch nicht nötig hat." CORINNA WILLFÜHR
Die alte "Linde" soll bald wieder blühen Neue Wirte servieren auch "Handkäs mit Musik" Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. Die Dietzenbacher Vereine sollen sich im Traditionslokal "Zur Linde" wieder wohl fühlen. Das wünscht sich der Magistrat, der für die Gaststätte zwei neue Pächter gefunden hat: Theofilos Papadopoulus und Perikles Batzakis. Sie öffnen am Samstag, 11. Juli, das renovierte Wirtshaus und wollen zukünftig auch deftige Kost wie "Handkäs mit Musik" reichen. Um die Gaststätte im historischen Ortskern, die sich im Besitz der Stadt befindet, hatte es in der Vergangenheit viel Ärger gegeben. Die Frankfurter Brauerei Henninger, so kritisiert Bürgermeister Jürgen Heyer, habe sich als Hauptpächter jahrelang nicht um den Gasthof gekümmert. Henninger-Bräu hatte das Lokal an einen griechischen Kneipier weiterverpachtet. Nach Ansicht der Stadtverwaltung hat er das Anwesen verkommen lassen. Die Küche sei vermutlich nie von Grund auf gereinigt worden - wie in anderen Lokalen einmal im Jahr üblich. Die hygienischen Zustände seien katastrophal gewesen.
Der Gasthof am Lindenweg war 1885 als "Zapfenwirthschaft" von Heinrich Keim VII. eröffnet worden. Die "Linde", wie sie kurz im Volksmund genannt wird, entwickelte sich zum Stamm- und Übungslokal vieler Vereine.
Seit 1919 ist das Haus das Domizil von "Sängerkranz" Dietzenbach. Ferner gingen dort stets andere Vereine und Chöre ein und aus. Bis 1974 blieb das Anwesen in Privatbesitz. Für 350 000 Mark kaufte dann die Stadt das Gebäude, das weiterhin Treffpunkt von Alt-Dietzenbach war.
Kommunalpolitische Querelen führten dann 1979 dazu, daß der große Saal der "Linde" geschlossen wurde. Drei Jahre später wurde auch der Restaurationsbetrieb eingestellt. Schließlich ließ die Stadt die "Linde" für 2,1 Millionen Mark umbauen. Das Lokal konnte 1984 wieder seine Pforten öffnen - unter der Leitung des Unterpächters von Henninger-Bräu.
Wie Bürgermeister Jürgen Heyer berichtet, "gab es immer wieder Beschwerden über das Lokal". Die Vereine hätten sich oft bitterlich beklagt. Das Ordnungsamt sei mehrfach Hinweisen von Gästen nachgegangen, "daß dort so manches nicht in Ordnung ist". Auch das Bauamt sei eingeschritten. "Doch", so sagt Heyer, "die Auflagen wurden schließlich erfüllt." So habe die Stadtverwaltung keinen Grund mehr für Beanstandungen gehabt.
Doch die Vereine meckerten weiter. Nach einem harmonischen Gespräch mit allen Beteiligten Ende 1989 spitzte sich im darauffolgenden Sommer der Streit erneut zu. Dem Wirt flatterte von der Brauerei die Kündigung auf den Tisch - wegen einiger Mietrückstände. Der Kneipier hatte die ausbleibenden Zahlungen damit begründet, daß die Stadt ihm einen monatlichen Zuschuß gestrichen habe, der ihm bei der Eröffnung des neuen Bürgerhauses - einer großen Konkurrenz - zugesichert worden sei.
Die Brauerei wollte damals die Kündigung auch als Druckmittel einsetzen, um an das fehlende Geld heranzukommen. Doch nach einer kurzen Harmonie in der "Linde" entstand wieder Krach. Im Rahmen des Kündigungsverfahrens gab es Rechtsstreitigkeiten, die in einem Vergleich endeten. Es wurde festgelegt, daß der Wirt das Lokal zum 30. April dieses Jahres räumen sollte. Doch der verbreitete plötzlich laut Bürgermeister Heyer per Anzeige, daß es am 1. Mai weitergehen sollte. Nach langem Hin und Her und einer Räumungsklage übergab der Kneipier Mitte Juni die Gaststätte. "Sie war so restauriert, als wenn ich ein paar Schulkinder eine Wand bemalen lasse", versichert Heyer.
Die Stadt Dietzenbach wandte sich an die Brauerei, "die letzlich verantwortlich war", so der Bürgermeister. Das Frankfurter Unternehmen brachte das Lokal wieder in Schuß "und wird die Kosten dem ehemaligen Wirt in Rechnung stellen", vermutet der Verwaltungschef. Jetzt hat die Stadt direkt an die beiden Wirte verpachtet. Die "Henninger" liefert nur noch das Bier.
Von der Brauerei war bislang keine Stellungnahme zu erhalten. Wo sich der Ex-Kneipier der "Linde" aufhält, war gestern nicht zu klären.
HANAU. Der Bus hat eine Weile gewartet, niemand steigt zu. Abfahrt. Drei Minuten später schieben sich fast zwei Dutzend Menschen aus dem Bahnhof. Manche wenden sich zur Haltestelle, ein müder Blick auf den Fahrplan verrät ihnen aber, daß sie auf den nächsten Bus mehr als 20 Minuten warten können.
Indessen ist schon eine ganze Taxiflotte zur Innenstadt unterwegs. Fünf bis acht Fahrzeuge können da an einem vorbeibrausen. Die Zurückgebliebenen zeigen je nach Temperament ihren stillen Frust oder auch Zorn. Wenige machen sich zu Fuß auf. - Könnte man Bus und Bahn abends nicht etwas besser abstimmen?
Die Verantwortlichen für die beiden Zweige des öffentlichen Personen-Nahverkehrs messen, um es vorwegzunehmen, dem Problem offenbar keine vordringliche Bedeutung bei. So fand sich Unwirtliche Bahnhofshalle etwa eine bessere Koordinierung von Bus und Schiene nicht unter den gepriesenen Neuerungen zum jüngsten Fahrplanwechsel der Hanauer Straßenbahn-AG (HSB).
Die Bahn bringt es vor Vollendung der südmainischen S-Bahnlinie nicht zuwege, die Züge voller "Spätheimkehrer(innen)" aus Frankfurts Discos, Theatern, Kneipen und Fabriken pünktlicher in Hanau Hauptbahnhof abzusetzen. Stadtrat Jürgen Dressler, als Vorstandsvorsitzender verantwortlich für die Geschäftspolitik HSB, sagt klar, daß sein Hauptaugenmerk auf die optimale Versorgung der Berufspendler gerichtet ist. Für deren Bedarf orientiert er sich am Zeitraum 6 bis 20 Uhr. In diesen Stunden braucht wirklich niemand auf die minutengenaue Abstimmung Bahn / Bus zu achten.
Von morgens sechs bis abends acht ist die Linie Hauptbahnhof-Freiheitsplatz-Lamboyviertel ununterbrochen so gut versorgt, daß man sich den Blick zur Uhr fast sparen kann. Stetig fährt ein neuer Bus vor. Der Takt ist mit stündlich acht Bussen zwischen sieben und zwölf Uhr am dichtesten, sinkt aber auch am Nachmittag und früheren Abend nicht unter vier Busse je Stunde.
Bei nur noch drei Bussen, wie sie danach verkehren, wird dann die Geduld der Kundschaft schon etwas mehr strapaziert. Ein ganz konsequenter Takt wird dabei auch nicht eingehalten. Wer todmüde heimkommt, wartet nicht gern noch lange, bevor es in die Federn geht. Es muß gar nicht Winter sein, auch bei Wetter wie in diesen Tagen fröstelt es sich gut.
Die unwirtliche Bahnhofshalle bietet keine Alternative. Mit Sitzplätzen wird zwischen Bahn und städtischen Bussteig arg gegeizt. Besonders unangenehm ist die nächtliche Wartesituation für Frauen.
Die Unstimmigkeiten haben Methode. Stadtbusse verkehren überhaupt nur bis 23.25 Uhr. Zwischen 22 Uhr und Betriebsschluß fahren immerhin noch vier von ihnen. Von sechs Zügen, die nach 22 Uhr aus Frankfurt ankommen, hat aber nur ein einziger fahrplanmäßig einen vernünftigen Anschluß nach "Hanau-City". Für die fünf Züge aus Richtung Fulda gilt das gleiche, falls man elf Minuten Wartezeit mit einem zugedrückten Auge noch angehen läßt. Der Ehrlichkeit halber sei erwähnt, daß sich mancher unzumutbar lange "Aufenthalt" zwischen Bahn und Busanschluß durch die Zugverspätungen um einige Minuten verkürzt. Bisweilen kommen auf diese Art beinahe ideale Umstiege zustande. Für die Wartenden zu den übrigen Zeiten ist dies aber kein Trost.
Die Schwierigkeiten wären also nicht mit besserer Fahrplanabstimmung allein zu bewältigen. Die Lösung, so meint der Laienverstand, wäre doch mittels Funk zwischen Zug- und Busfahrer zu erreichen. Manches geht jedoch noch einfacher, als es sich dasLaienhirn ausdenkt: Nicht vom Schienen- zum Straßenfahrzeug wäre Kommunikation nötig; es reichte, wenn der Aufsichtsbeamte am Bahnsteig zum Hörer griffe und ein Betriebstelefon auf dem Vorplatz anriefe.
Ein solches existiert nach Auskunft des stellvertretenden Bahnhofschefs Joachim Müller seit Jahren, doch leider für die HSB-Fahrer am falschen Fleck, nämlich bei Haltestellen der ehemaligen Bahnbusse. Selbst die Fahrer der Verkehrsgemeinschaft Untermain, die heute die Bahnbuslinien betreibt, nehmen diese Möglichkeit nicht wahr. Zweifellos, so Müller, wäre es glücklicher, sie könnten die Aufsicht direkt anfunken. Theoretisch steht nach Müller einer solchen Verbindung nichts im Weg, man könne das sicher mal wieder andenken. Weil so etwas aber Geld kostet, verweist er auf die in den nächsten Jahren anstehende Platzumgestaltung durch die Stadt. Doch dann ist eine Abstimmung Bus / Bahn vielleicht nicht mehr nötig. Nicht weil dem Bus die letzten Kund(inn)en davongelaufen sind, sondern weil ab 1995 die S-Bahn mit dichtem Takt auf eigener Trasse pünktlich verkehrt. Dann müßte sich nur noch die HSB anpassen.
Bis dahin gilt Jürgen Dresslers Bescheid: Ein Warten der "minutengenau" fahrenden Busse auf die oft unzuverlässig eintrudelnden Züge könne sich die HSB nicht leisten, weil sich entlang ihrer Linie 2 / 7 dann andere Kund(inn)en die Beine in den Bauch stünden. Als theoretische, von der Kostenseite her aber wohl nicht tragbare Lösung nennt er eine zusätzliche, unabhängige "Servicelinie" Hauptbahnhof-Freiheitsplatz, deren Busfahrer wirklich auf die Bahn warten.
Im übrigen verweist auch er auf die rosarote S-Bahn-Zukunft. Sein Ziel sei aber, bis zur Fertigstellung der südmainischen S-Bahn den Hauptbahnhofs- Als zentralen Knoten ausbauen Vorplatz als zentralen Knoten des Busverkehrs ausgebaut zu haben. (Der Grundsatzbeschluß dazu ist gefaßt.) Die Bedienung der Strecke zwischen Bahnhof und Freiheitsplatz wird sich dann auch verbessern, weil sie von den meisten Linien im "Durchmesser-Verkehr" befahren wird.
Dann wird wohl auch abends kein Fahrgast mehr spät auf das vermeintliche "Kartell" zwischen Bahn, Stadt und Taxiunternehmen fluchen müssen, das ihn selbst die Droschkenfahrt kostet und das vom Steuerzahler auszugleichende Defizit der HSB vergrößert. Ul
SELIGENSTADT. Sozialdemokrat Rolf Wenzel sei der dritte Bürgermeister von Seligenstadt, der die Kritik der Naturschutzverbände an der geplanten Umgehungsstraße als unbegründet zurückgewiesen habe, "ohne ein Gespräch mit uns in der Sache geführt zu haben", sagen Thorwald Ritter und Bruno Deiss, die beiden örtlichen Sprecher des Naturschutzbundes, des BUND und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz.
Der Bürgermeister hatte nach einem "Spaziergang" der Ökologen über die geplante Trasse erklärt, daß "mit einer Diskussion über den Trassenverlauf der Südwesttangente der Seligenstädter Umgehungsstraße nun endgültig Schluß sein muß". Nach Auffassung von Ritter und Deiss ist Wenzel mit keinem Argument auf "die von uns vorgetragenen Bedenken eingegangen". Bislang fehle nämlich für die Umgehungsstraße ein Gesamtkonzept, das erlaube, den Eingriff in die Natur einerseits und den Nutzen für den Straßenverkehr andererseits zu vergleichen, schreiben Ritter und Deiss in einem offenen Brief an Wenzel. Denn: "Die Alternativen und Varianten von Naturschutzverbänden wurden nicht ausreichend untersucht." Die derzeitigen Planunterlagen "sind mangelhaft und unzureichend". Und: "Sie erfüllen nicht die gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien . . ."
Die Ökologen erinnern daran, daß sie an keine Parteibeschlüsse gebunden seien, "sondern nur den Zielen unserer Verbände, die Natur zu schützen, folgen". Deshalb würden sie auch weiterhin Kritik an einem solchen Straßenbauvorhaben üben und Bedenken im Genehmigungsverfahren äußern. fin
Im Wortlaut: Kurden Eine Hinrichtung
Im kurdischen Südostteil der Türkei liefern sich türkisches Militär, vom Staat gestützte Sondertrupps und oppositionelle Einheiten unter Führung der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK) einen brutalen Bürgerkrieg. Die PKK beschuldigt den Staat, eine "Kontra-Guerilla" zu unterstützen, die die Kurden bekämpft. Amtlichen Berichten zufolge hatten Kämpfer des bewaffneten Arms der PKK (ARGK) kürzlich eine Moschee gestürmt und Gläubige "beim Gebet" erschossen. Die PKK bestreitet dieses Ereignis inklusive der Todesschüsse nicht, gibt aber in einer Presserklärung über das Kölner Kurdistan-Komitee eine andere Beschreibung des Vorfalls. Wir veröffentlichen einen Auszug im Wortlaut. Am 26. Juni 1992 um 22.30 Uhr griffen die ARGK-Guerillos im Dorf Suse (Yolac) bei Diyarbakir-Silvan ein Haus, das seitens der Kontra-Guerilla als Ausbildungsstätte benutzt wurde, an. In diesem Haus, das unter der Maske der "Moschee" verschleiert werden sollte, wurde die Konter-Guerilla ausgebildet, die das kurdische Volk ermordet. Die hier Ausgebildeten und Bewaffneten ermordeten besonders in Silvan und anderen Gebieten Kurdistans sehr viele Menschen. Daß dieses Haus oder nach den offiziellen Erklärungen der türkischen Institutionen sogenannte "Moschee" die zentrale Ausbildungsstätte dieser Killerkommandos war, ist auch der Bevölkerung von Silvan eine bekannte Tatsache. Die ARGK-Einheiten, die die Situation gut verfolgten, haben infolge der Bewertung von Informationen die Kontras während ihrer Ausbildung überrascht. Die Kontras hatten zwei mit Kalaschnikows bewaffnete Wachen am Eingang postiert. Als die Guerilla-Einheit, bekleidet mit türkischen Armeeuniformen, sich den Wachen nähert, wollen sie die Parole wissen, kurz darauf werden sie von den Guerilleros gefangengenommen. Danach wurden die Mörder vor das Haus gebracht, nach der Identifizierung wurden zehn von ihnen mit dem Tode bestraft. Die Durchsuchung des Hauses brachte vier Kalaschnikows, drei Handbomben und eine Pistole Kaliber vierzehn hervor . . .
Eine alte Freundschaft zahlt sich aus Ankara sichert dem Nationalistenführer Türkesch Zugriff auf das frühere Parteivermögen
Gesetze, so bestimmt es die türkische Verfassung, bedürfen nach ihrer Verabschiedung durch das Parlament der Unterschrift des Staatspräsidenten. Das Staatsoberhaupt kann, muß aber nicht unterschreiben: Paßt ihm ein Gesetz nicht, kann er es an die Nationalversammlung zurückverweisen.
Von dieser Möglichkeit macht Staatspräsident Turgut Özal reichlich Gebrauch - sehr zum Ärger seines politischen Erzrivalen, des Premierministers Süleyman Demirel. Ende vergangener Woche aber zeichnete Özal überraschend bereitwillig ein Gesetz ab, das innenpolitisch höchst umstritten ist. Es beschwört dunkle, chaotische Schreckensbilder aus der jüngsten türkischen Vergangenheit herauf und ebnet, wie manche fürchten, den Weg für einen politischen Wiederaufstieg des Neofaschismus und seines berüchtigten Protagonisten Alparslan Türkesch - ein Gesetz, das Demirels Koalition mit den Sozialdemokraten einer schweren Belastungsprobe aussetzt. Wohl vor allem deshalb, so glauben manche Beobachter, habe Özal diesmal genüßlich auf ein Veto verzichtet.
Das neue Gesetz regelt die Wiederzulassung der im September 1980 von den damals putschenden Militärs aufgelösten politischen Parteien. Diese Pläne wurden seit Monaten diskutiert. Die heutigen Parteien sind überwiegend Nachfolgeorganisationen der damals verbotenen und könnten so Zugriff auf deren seinerzeit von den Militärs beschlagnahmtes Vermögen bekommen. Um wenigstens den Anschein der Legalität zu wahren, hatten die Parteien zunächst vereinbart, die Vermögenswerte den noch lebenden Mitgliedern der jeweils letzten ordnungsgemäß gewählten Parteivorstände auszuhändigen. Diese Regelung versprach eine "reibungslose" Abwicklung, weil die meisten dieser ehemaligen Vorstandsmitglieder heute wiederum führende Funktionäre der Nachfolgeparteien oder zumindest gefügige Greise sind.
Doch da gibt es einen politisch und verfassungsrechtlich heiklen Sonderfall. Er betrifft Alparslan Türkesch und seine frühere "Partei der Nationalistischen Bewegung" (MHP). Der Armeeoberst Türkesch, der in den vierziger Jahren aus seiner Bewunderung für Adolf Hitler keinen Hehl gemacht hatte, war 1960 als einer der führenden Männer des damaligen Militärputsches gegen die Regierung Menderes hervorgetreten. Mitte der sechziger Jahre, inzwischen zum Führer der MHP aufgestiegen, begann Türkesch mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Jugendorganisation, der er den Namen "Bozkurtlar" ("Graue Wölfe") gab, in Erinnerung an ein Fabeltier, das in grauer Vorzeit die Türkstämme aus den Altai- Bergen Zentralasiens nach Westen geführt haben soll. Für die paramilitärische Kampftruppe, die später auch den Papst- Attentäter Ali Agca hervorbrachte, stand Hitlers SA Pate.
Dominierenden politischen Einfluß gewannen Türkesch und seine Parteifreunde ab Mitte der siebziger Jahre als Mehrheitsbeschaffer für den damaligen Premier Demirel. Er beförderte Türkesch zum Vizepremier, seine Gefolgsleute stiegen in Schlüsselstellungen des Staatsapparates auf, und die Grauen Wölfe trugen ihren Terror in Schulen und Universitäten, Fabriken und Behörden. Türkeschs Ziel, das wurde in jenen Jahren deutlich, war nicht die Beteiligung an einer Regierungskoalition, sondern der Umsturz, die Abschaffung des Parlamentarismus und eine aggressive Expansionspolitik: Er propagierte ein türkisches Großreich von der Adria bis zur Mongolei.
Nach dem Staatsstreich der Militärs im September 1980 wurde die MHP, wie alle Parteien, verboten. Böses ahnend, hatte allerdings der Vorstand der MHP unmittelbar nach dem Putsch auf Anregung des "Führers" beschlossen, das gesamte Parteivermögen Türkesch zu übereignen, um es so dem Zugriff der Militärs zu entziehen.
Zwar entschied später ein Gericht, daß diese Übereignung rechtsunwirksam sei. Dennoch brachte die konservative Regierungspartei nun in letzter Minute eine Änderung des im Parlament beratenen Gesetzentwurfes ein, die bestimmt, das ehemalige MHP-Vermögen Türkesch persönlich auszuhändigen. Damit geht für ihn die 1980 gemachte Rechnung nun nachträglich doch noch auf. Für die Änderung des Gesetzes gab es Gründe: Der "Führer" hat sich nämlich inzwischen mit den meisten seiner ehemaligen MHP- Kumpane überworfen; hätte man ihnen das MHP-Vermögen übereignet, wären Türkesch und seine neugegründete "Nationalistische Partei der Arbeit" (MCP) wohl leer ausgegangen. So kann Türkesch nun das dank Demirels Hilfe geerbte MHP-Vermögen nach Gutdünken in die eigene Tasche stecken oder großherzig seiner neuen Partei schenken. Um welche Summen es sich dabei handeln könnte, ist unklar. Im Gespräch ist umgerechnet ein dreistelliger Millionen-Mark- Betrag.
Verfassungsrechtlich ist der Vorgang fragwürdig, weil das Parlament mit der Gesetzesänderung ein rechtskräftiges Gerichtsurteil aufhob; politisch brisant ist er, weil damit Fragen über Demirels Zukunftspläne aufgeworfen werden. Der konservative Premier, so schwant manchen Beobachtern in der Türkei, scheint gegenwärtig seine alte Liebe zu Türkesch neu zu entdecken. Für Stirnrunzeln sorgte bereits, daß der Premier im Frühjahr den Oppositionspolitiker auf seine ausgedehnte Reise durch die zentralasiatischen Republiken mitnahm und sich damit dem Verdacht aussetzte, er billige die Großmachtträume der türkischen Neofaschisten.
In Wirklichkeit allerdings scheint es Demirel darum zu gehen, sich die Option auf eine Neuauflage der konservativ-faschistischen Koalition der siebziger Jahre zu sichern. Immerhin verfügt Türkeschs "Nationalistische Partei der Arbeit" seit der vorigen Wahl über neunzehn Abgeordnete im Parlament und kann, angesichts einer starken nationalistischen Grundströmung in Anatolien, womöglich bei künftigen Urnengängen mit Zuwachs rechnen. Die Aussicht auf eine neuerliche Koalition zwischen Demirel und Türkesch, wie sie Ende der siebziger Jahre das Land schon einmal ins Chaos stürzte, begeistert allerdings viele Türken gar nicht.
GEDERN. "Wir haben jetzt im Wetteraukreis das modernste Krankenhaus von der Technologie her." Stolz präsentierte Gederns Bürgermeister Rainer Schwarz die neue, dem Land Hessen in zähmen Ringen abgetrotzte Klinik einer Delegation der CDU-Landtagsfraktion. Handwerker verlegen die letzten Kabel, machen noch Installationen. Am 1. August soll das Krankenhaus in Betrieb gehen. Mit einem "Tag der offenen Tür" soll es am 7. August den Bürgerinnen und Bürgern präsentiert werden.
Mit 10,6 Millionen Mark ist das neue Hospital fast zwei Millionen Mark teurer geworden als ursprünglich geplant. Inzwischen hat das Land die Finanzierung durch einen Restbewilligungsbescheid sichergestellt. Auf soliden Füßen steht das Krankenhaus damit immer noch nicht: Mit den Krankenkassen konnte noch keine Einigung über die Pflegesätze erreicht werden. "Am 1. August wird der Betrieb aufgenommen, auch wenn noch keine Pflegesätze vereinbart sind", sagte Bürgermeister Schwarz gestern zur FR.
30 Betten wird das Krankenhaus haben. Zwei Belegärzte, ein Chirurg, ein Internist und etwa 15 Pflegerinnen und Pfleger werden sich um die Patientinnen und Patienten kümmern. Im entsprechend ausgebauten Dachgeschoß sollen sich weitere Ärzte niederlassen. Ein Orthopäde ist bereits gefunden, mit anderen Ärzten wird verhandelt.
Der Krankenhausbau sei "ein mutiger Schritt" gewesen, lobte der CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Kartmann, der die Reise seiner Fraktionskollegen ins ferne Gedern organisiert hatte, zu Bürgermeister Schwarz, der zugleich Spitzenkandidat der Wetterauer Union bei den Kreistagswahlen ist. Gedern sei gar die Stadt, "die im Wetteraukreis am weitesten nach vorne gebracht wurde", schwärmte Kartman. Von der Wetterauer SPD wird Schwarz kritisiert, weil er seine Kommune stark verschuldet habe. Neben dem Krankenhausbau hat sich Gedern auf weitere kostspielige Projekte eingelassen, allen voran die Sanierung des Schlosses, aber auch den Bau von Sozialwohnungen. 3200 Mark betragen die Schulden pro Kopf, beantwortete Schwarz eine Frage des CDU-Landtagsabgeordneten Möller. 1200 Mark davon würden ihm "keine Kopfschmerzen" bereiten, weil die durch Gebühren amortisiert würden. Schwarz kam schließlich auf einen "bereinigten Betrag" von 1200 Mark Schulden pro Kopf: "Wir haben sehr hohe Eigenkapitalquoten eingebracht."
Die Einwohnerzahl Gederns ist auf 7300 angewachsen. Nach jahrelanger Abwanderung sind wieder Wanderungsgewinne zu verzeichnen. Es gebe inzwischen wieder Menschen, die sagen: "Hier möchte ich arbeiten" und die dafür auch "etwas weniger in Kauf nehmen", so Schwarz. Der Vorsitzende des Gederner Gewerbevereins, Jürgen Ruhl, sieht jedoch noch eine starke Abwanderung der Jugend wegen fehlender Lehrstellen.
Der Öffentliche Personennahverkehr müsse verbessert werden, forderte Ruhl. Wenn keine Schulbusse verkehren, seien einige Ortsteile von der Kernstadt abgeschnitten. Eine Eisenbahnverbindung nach Stockheim "wäre schon was", meint Bürgermeister Schwarz. Kartmann: "In diese Region hier oben muß die S-Bahn geführt werden. Sprich: Nach Stockheim."
Der Christdemokrat betonte freilich: "Das Auto ist aus dieser Region nicht wegzudenken." Seine "Schienenpolitik" sei keine "Anti-Auto-Politik". Einer von Kartmanns Fraktionskollegen meinte, daß er keine Chance für den Öffentlichen Personennahverkehr in dieser Region sehe, weil er nicht bezahlbar sei. ieb
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HEUSENSTAMM. Schaden von über 70 000 Mark enstand bei einem Verkehrsunfall auf der Landestraße 3001 zwischen Steinberg und Offenbach. Wie die Polizei berichtet, prallte am Montag mittag eine Autofahrerin mit ihrem Wagen frontal mit einem Lastwagen zusammen. Die Frau habe versucht, einen anderen Lastwagen zu überholen. Sie wurde leicht verletzt. Der überholte Laster rutschte zudem mit seinen Hinterrädern in den Straßengraben. lz
LANGEN. "Zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit bin ich jederzeit bereit. Dies bedeutet aber, daß die Rolle der Stadt nicht nur darin besteht, daß sie Geld und Personal zur Verfügung stellt", schreibt Bürgermeister Dieter Pitthan in einer "offenen Antwort" auf den "offenen Brief" von Hans Eisenbach, Präsident des Langener Förderkreises.
Hans Eisenbach war sauer darüber gewesen, daß der Bürgermeister nach dem jüngsten Dreistädtetreffen an Pfingsten erklärte, daß sich die Partnerschaften nur noch in einer Art "geschlossener Gesellschaft" bewegten. Eisenbach empfand es als einen "Schlag ins Gesicht" für die Mitglieder und Aktiven des Förderkreises und sah deren Leistungen der vergangenen 25 Jahren durch die Kritik von Pitthan herabgesetzt.
Der Bürgermeister forderte damals wie heute, daß die Jugend wie auch die gesamte Bevölkerung künftig mehr in die europäischen Partnerschaften mit Long Eaton (Großbritannien) und Romorantin (Frankreich) einbezogen werden sollten. So kritisierte er zum Beispiel auch das Fehlen eines Schüleraustausches mit Long Eaton und erklärte, daß er da in Zukunft initiativ werden wolle.
Natürlich wisse er, schreibt Pitthan, die Leistungen des Förderkreises zu schätzen. Doch empfindet er es als widersprüchlich, daß Eisenbach einerseits beklage, was nicht zustande käme, andererseits sich aber gegen sein Engagement wehre. Pitthan: "Aber vielleicht liegt ja hier des Rätsels Lösung? Warum wurde meine ausdrückliche Aufforderung aus dem vergangenen Jahr, rechtzeitig und gemeinsam ein Gespräch über die Gestaltung des Dreistädtetreffens zu führen, vom Förderkreis ignoriert?"
Statt dessen sei er, so Pitthan, am 9. Juli 1991 mit einer nicht zu verändernden Planung und einer überzogenen Finanzierungsforderung seitens des Förderkreises konfrontiert worden. Pitthan: "40 000 Mark von der Stadt zu fordern und gleichzeitig den Luxus einer Sonderzugfahrt nach Nürnberg (damals geschätzte Kosten: weit über 20 000 Mark) zu planen, und den Abschluß des Dreistädtetreffens Langen nach Nürnberg zu verlegen, dies ist mir heute so unverständlich wie damals."
Dem Bürgermeister gefällt es nicht, wenn nach dem Motto "Bürgermeister zahle und halte den Mund" vorgegangen wird. Schließlich sei richtig, wie Eisenbach geschrieben habe, daß "der Förderkreis ein selbständiger Verein und kein Erfüllungsgehilfe der Stadt Langen" sei. "Aber umgekehrt gilt das, bitte sehr, ebenfalls!", kontert Pitthan. Dem Bürgermeister geht es um Perspektiven für die Zukunft. Sein Fazit an Eisenbach: "Leider ist Ihnen dazu in Ihrem Brief nichts Konstruktives eingefallen." dok
OBERURSEL. Für die Sanierung von "Schloß Sanssouris" (Schloß ohne Mäuse), in dem Victor Otto Stomps seine berühmte Eremitenpresse betrieb, wird die Stadt vorerst keine Mäuse lockermachen. Weit über eine halbe Million Mark würde es kosten, das Haus am Stierstädter Bahndamm zu sanieren und dabei ein Literaturcafé mit Ausstellungsräumen einzurichten. Das teilte Bürgermeister Thomas Schadow (CDU) gestern am Rande einer Pressekonferenz im Stadtarchiv mit. Die Stadt denke aber darüber nach, eine Stiftung für das Projekt zu gründen. Gespräche mit Unternehmen laufen laut Schadow noch.
Im April 1990 hatte Schadow in Verbindung mit dem Kauf einer Sammlung von Druckerzeugnissen aus der Stierstädter Eremitenpresse die Idee geboren, das geschichtsträchtige Häuschen, dem die Abrißbirne drohte, zum Kulturtreff umzumodeln. Viel wurde seither über das Projekt geredet, getan indes fast nichts.
Ein jetzt vorgelegtes Gutachten ergab, so Schadow, daß das Haus nur mit hohem Kostenaufwand "sanierbar" sei. Feuchtigkeit steige auf, das Dach müsse ausgebessert werden.
Zwei Möglichkeiten seien durchgerechnet worden. Danach komme eine bloße Substanzerhaltung mit Minimalaufwand nicht in Frage. Schadow: "Dabei würden wir schon drei Viertel des Weges zurücklegen." Dann könne man ihn auch gleich ganz zu Ende gehen, sprich beim alten Konzept mit Lesecafé und Ausstellungsräumen bleiben. Kostenpunkt: "Deutlich über 500 000 Mark."
Eine solche Investition sei aber "in Zeiten einer 20prozentigen Haushaltssperre nicht möglich". Sicher gab Schadow zu, es handele sich um eine kulturpolitische Entscheidung. Doch: "Man wird warten müssen, bis man es sich leisten kann."
Aussichten auf bessere Zeiten für die Stadtkasse aber verdunkelte Sozialdezernent Gerd Krämer mit dem Hinweis, die Gewerbesteuereinnahmen würden generell "in den nächsten Jahren weniger sprudeln". Und Schadow ergänzte: "Das wirkt sich schlagartig auf die Finanzlage der Stadt aus." Sie könne dann möglicherweise nur noch Pflichtaufgaben erfüllen. Die Eremitenpresse scheint jedoch zur Kür zu gehören.
"Akute Gefahr" sieht Schadow für Schloß Sanssouris nicht im Verzug. Dabei existiert nach seinen Angaben die alte Abbruchgenehmigung noch, steht das Haus doch nicht unter Denkmalschutz. Die privaten Eigentümer stehen laut Schadow aber "völlig hinter dem Projekt", wollten der Stadt das Anwesen langfristig verpachten, aber nicht endgültig abtreten. "Wir würden es natürlich lieber kaufen", kommentiert Schadow und verweist auf die Schwierigkeit, Geld für ein Objekt locker zu machen, das nicht einmal der Stadt gehört.
Nicht zuletzt angesichts dieser schlechten Prognose dürften die Stadtväter auf die Idee verfallen sein, möglicherweise eine Stiftung für die Eremitenpresse zu gründen, "unter der Ägide der Stadt" (Schadow).
Es gibt angeblich bereits Gespräche hierüber mit Unternehmen. Doch wollte Schadow mit Blick auf laufende Verhandlungen gestern keine Einzelheiten nennen. mk
HILDEGARD KÜLLMAR, seit 1972 Mitarbeiterin im Büro des SPD-Unterbezirks Hochtaunus in Bad Homburg und seit 1965 Mitglied der SPD, ist am vergangenen Freitag im Alter von 55 Jahren in den Folgen einer schweren Krankheit gestorben. Sie war guter Geist ihrer Partei in allen Wahlkämpfen, "unser Mittelpunkt im Büro" (SPD-Geschäftsführer Helmut Bruns) und - ohne Rücksicht auf die eigenen Arbeitszeiten - stets engagierte Streiterin für die Sache ihrer Partei. Außerdem wirkte sie als ehrenamtliche Schöffin am Landgericht Frankfurt. Hildegard Küllmar wird am Donnerstag, 9. Juli, um 11 Uhr auf dem Waldfriedhof beerdigt.
KARL-HEINZ MEINKE, von 1966 bis 1978 Stadtrat in Bad Homburg und von 1953 bis heute Geschäftsführer der stadteigenen Klinik Dr. Baumstark GmbH, ist "in Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste um die Erneuerung und den Ausbau der Klinik" mit Wirkung vom 1. August zum Ehrenvorsitzenden ihres Aufsichtsrats gewählt worden. Meinke, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, scheidet aus der Geschäftsführung aus.
RODGAU. Die auch als neue Anlaufstelle der Rodgauer Stadtverwaltung genutzte Poststelle im Nieder-Röder Ortsteil Rollwald steht vom 13. bis 31. Juli den Bürgern wegen Umbauarbeiten nicht zur Verfügung. Während der Postdienst in ein fahrbares Postamt verlegt wird, bleibt die Anlaufstelle geschlossen. Die Verwaltung bittet daher Bürgerinnen und Bürger, ihre Angelegenheiten während dieser Zeit wieder über die Anlaufstelle Nieder-Roden zu erledigen oder sich direkt an das Rathaus zu wenden. ttt
BAD NAUHEIM. Als eine der ersten Kommunen des Wetteraukreises wird die Stadt Bad Nauheim das neue Gesetz zur Erleichterung des Wohnungsbaues anwenden, damit möglichst rasch und preiswert neuer Wohnraum geschaffen werden kann. Die Pläne des Bad Nauheimer Magistrates stellte Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) jetzt der Presse vor. Danach wird das Gebiet des Deutergrabens, das am Ortsausgang von Bad Nauheim in Richtung Ockstadt rechter Hand liegt, als Bebauungsgebiet ausgewiesen. Laut Rohde sollen dort auf einer Fläche von 17,5 Hektar zwischen 600 und 700 Wohneinheiten in den nächsten Jahren entstehen.
Rohde hofft, daß mit der Bebauung bereits in drei Jahren begonnen werden kann. Seinen Optimismus schöpft er aus dem 1990 von Bundestag und Bundesrat verabschiedeten neuen Wohnungsbaugesetz, das bis 1995 die planungs-, bau- und mietrechtlichen Vorschriften lockert, um kurzfristig neuen Wohnraum zu schaffen.
Die "städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen nach § 6 und 7 Bundesbaugesetzbuch-Maßnahmengesetz", wie es offiziell heißt, geben den Kommunen Mittel in die Hand, Grundstücksspekulationen zu unterbinden und der Steigerung der Baulandpreise entgegenzuwirken.
Das geschieht folgendermaßen: Zunächst legt der Magistrat das Gebiet fest, das schon als Bauerwartungsland im Flächennutzungsplan ausgewiesen sein muß. Die Entscheidung für den Deutergraben, der das letzte große Baugebiet in der Kernstadt ist, traf der Magistrat am 26. Mai und gab ihn dann öffentlich bekannt.
Ab dem festgelegten Stichtag des 30. Mai haben Grundstücksspekulanten keine Chance mehr, denn nach dem neuen Gesetz ist die Stadt in der Lage, die Grundstücke zu einem vom neutralen Gutachterausschuß des Kreises festgelegten Quadratmeterpreis von den insgesamt 53 Eigentümern im Deutergraben zu erwerben. Und, wenn der Eigentümer nicht (zu diesen Bedingungen) verkaufen will, es gegebenenfalls zu enteignen.
Die Stadt kann so über das gesamte Neubaugebiet verfügen. Sie darf zudem die relativ preiswert erworbenen Grundstücke zum Verkehrswert verkaufen. Die erwartete üppige Differenz füllt deshalb nicht mehr die Taschen der Spekulanten, sondern die der Stadt. Die wird den Mehrwert in die Erschließung des neuen Gebietes und seine Infrastruktur investieren, also für die Ver- und Entsorgung, den Straßenbau und auch für Kindergärten. Bislang mußten die Kommunen die Beträge vorfinanzieren, die Gebühren in einem aufwendigen Verfahren festlegen und über Jahre hinweg eintreiben.
Wegen der nun einfacher gewordenen Ausweisung von größeren Baugebieten hofft Rohde, das gesamte Bebauungsverfahren so stark verkürzen zu können, daß bereits in drei Jahren die Maurer anrükken können. Dies wäre für ihn ein Rekord, weil zum Beispiel das Verfahren für die Ausweisung des Baugebietes Sichler rund 20 Jahre gedauert habe.
Rohde weiß jedoch, daß die Anwendung des komplexen Gesetzeswerkes schwierig und mit vielerlei Haken und Ösen versehen ist. Weil dies die Stadtverwaltung nicht leisten könne, will er die erfahrene Bauentwicklungsgesellschaft DSK mit der Abwicklung beauftragen.
Rohde kritisierte in diesem Zusammenhang vehement Bad Nauheims zweiten hauptamtlichen Stadtrat Peter Keller (SPD). Er unterstellte Keller, daß dieser sein Magistratswissen öffentlich ausschlachte, um sich so persönlich als Bürgermeisterkandidat zu profilieren. So habe auf Veranlassung von Peter Keller die SPD-Fraktion im Parlament beantragt, den Deutergraben nach dem neuen Gesetz auszuweisen. Die SPD hätte damit der Bodenspekulation Tür und Tor geöffnet, wenn nicht zuvor der Magistrat bereits das Gebiet ausgewiesen hätte.
Die Vorhaltungen Rohdes wies auf FR- Anfrage Peter Keller zurück, weil diese jeglicher Grundlage entbehren würden. Denn der Antrag der SPD-Fraktion wurde bereits am 13. April gestellt, während darüber im Magistrat erstmals am 26. Mai gesprochen wurde, so Keller.
Interessant auch: Die SPD wollte mit ihrem zwar im April gestellten, jedoch erst im Juni vom Parlament behandelten Antrag den Magistrat beauftragen, zu überpüfen, ob der Deutergraben nach dem neuen Gesetz ausgewiesen werden könne. Der Antrag wurde vom Parlament jedoch abgelehnt, weil ihn lediglich die SPD-Fraktion unterstützte, die CDU ihn für "überflüssig" (Fraktionschef Künstler) hielt und sich die anderen Fraktionen der Stimme enthielten. Der Magistrat ist deshalb in der Zwickmühle, ein von ihm beschlossenes Projekt weiterzuverfolgen, für das er vom Parlament noch nicht einmal einen Prüfauftrag hat. str
Fünfeinhalb Jahre wegen dreier Totschlagversuche 34jähriger überfiel und würgte drei jungen Frauen Von Rüdiger Arendt HANAU/SCHLÜCHTERN. Wegen versuchten Totschlags in drei Fällen hat die Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht gestern den 34 Jahre alten Arbeiter Peter K. aus einem kleinen Steinauer Stadtteil zu fünf Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Dem Angeklagten wurde zur Last gelegt, im Mai und Juni vergangenen Jahres in Stadtgebiet von Schlüchtern jeweils in den späten Abendstunden über drei Frauen hergefallen zu sein, mit der Absicht, sie zu töten. Die Kammer folgte nicht der Agumentation der Verteidigung, es habe sich bei den Taten nur um minder schwere Fälle gehandelt, erkannte dem Steinauer allerdings wegen desses ekzessiven Alkoholkonsums verminderte Schuldfähigkeit zu. Wegen seiner Trunksucht muß sich der Angeklagte auf Anweisung des Gerichtes zunächst einer Entziehungskur unterwerfen. Die Kammer erhofft sich von dieser Kur auch eine gewisse psychische Hilfe für den 34jährigen.
Wie berichtet (FR vom 3. Juli) war der Steinauer nach jeweils stärkstem Alkoholkonsum an drei verschiedenen Abenden über zwei Jugendliche im Alter von 17 Jahren und eine 28jährige hergefallen. In zwei Fällen strangulierte er seine Opfer mit einem Flatterband, wie es auf Baustellen verwendet wird, sowie mit seinem Hosengürtel. Im dritten Fall stieß er sein Opfer von hinten in die Kinzig und versuchte, es zu ertränken. In allen Fällen wurde der Täter glücklicherweise von Zeugen gestört. Seine Version, er habe die Frauen nicht töten, sondern nur ängstigen wollen, nahm ihm das Gericht nicht ab. "Der Angeklagte wollte töten," zeigte sich der Kammer-Vorsitzende Heinz Frese überzeugt. Vor allem im Zusammenhang mit dem Ertränkungs-Versuch sprach der Richter von einem hinterlistigen und besonders grausamen Vorgehen, das fast das Mordmerkmal erfülle.
Zuvor hatte sich ein psychiatrischer Gutachter mit dem Mann beschäftigt und war zu dem Ergebnis gekommne, daß es sich bei ihm um "eine minderbegabte Persönlichkeit mit gestörtem Selbstwertgefühl und starken Minderwertigkeitskomplexen handelt." In seinen Vernehmungen hatte der Steinauer, der bis zu seiner Verhaftung auf dem Bau beschäftigt war, gesagt, kurz vor den Taten sei "es einfach über ihn gekommen," er habe bei den Frauen "nur Zuwendung gesucht." Erst nach langem und hartnäckigen Befragen räumte er schließlich ein, "den Frauen Angst gemacht zu haben."
Dahinter verbirgt sich sein Haß auf Frauen allgemein, der durch starke Frauenpersönlichkeiten in seinem Umfeld entstanden sein dürfte. Erschwerend wirkte sich für den 34jährigen dessen einschlägige Vorstrafe aus. Vor sechs Jahren war er wegen zweier Angriffe auf Frauen zu zwei Jahren Gefängnis, die zur Bewährung ausgesetzt wurden, verurteilt worden.
Ein trockener Witz zu Beginn: "Wir spielen Hip-Hop und Techno", murmelt Bob Lyng ins Mikro und spielt mit seinem Trio abgestandene Folksongs. Es ist wie auf dem Highway zwischen Frankfurt und Offenbach-Kaiserlei: Für ausgedehnte Country-Exkurse ist dieser Weg viel zu kurz. Aber er führt wenigstens in die Heimat des Independent-Labels "doggybag", das in Musiker kreisen einen exzellenten Ruf besitzt, wie deren Präsenz im Frankfurter Cooky's bewies.
"Fast akustisch" sollte es in dieser Nacht zugehen, hatte doggybag-Labelchef Quintus Kannegießer versprochen. Zum Glück enthielt das "Überraschungspaket" keinen folkloristischen Abend à la Bob Dylan, auch wenn es zunächst ganz danach aussah. Das akustische Schlagzeug wurde zunächst nicht angerührt. Dafür klopfte Stephen Burke geradezu minimalistisch seinen Begleitrhythmus für die Gitarristin Anette Stock auf einer Bongo- Trommel und griff zum Banjo. Immerhin originell die Instrumentierung des Duos namens "Babysex". Aber der unmotivierte Wave-Gesang der Hexen-Frontfrau Stock wiederholte sich in jedem Titel. Slags-Sängerin Sabine Morgenstern machte diesen Fehler nicht und ging nach einem Titel wieder von der Bühne.
Damit war der "fast akustische" Teil dieser Nacht abgehakt. Quintus setzte sich an das so lange verwaiste Schlagzeug, um das Deutschland-Debüt des US-Underground-Gitarristen und Songwriters Jack Waterson einzuleiten. Endlich die ersehnte geballte Kraft von drei Gitarren, Baß und dem Drumset. Alle Gitarren stammen aus der Fender-Schmiede, stellten anwesende Musiker mit Genugtuung fest.
Wer die Augen schließt, kann die verzerrten, psychedelischen Klänge nicht zuordnen. Welcher Klang kommt von Waterson selbst, welcher von den Offenbacher Smiles in Boxes, die hier halfen? Nur eines ist klar: Watersons Auftritt war der Höhepunkt dieser Underground- Nacht. STEFAN MÜLLER
UTA ZAPF, als SPD-Bundestagsabgeordnete aus Dreieich zuständig für Stadt und Kreis Offenbach, reist zur Zeit durch die Kommunen der Region. Am Mittwoch, 15. Juli, besucht sie Mühlheim. Sie möchte nicht nur den neuen Bürgermeister Karl-Christian Schelzke (SPD) kennenlernen, sondern sich auch über die wichtigsten Probleme der Stadt informieren. Auf einem zweistündigen Besichtigungsprogramm stehen die Altenwohnanlage Fährenstraße, die Altentagesstätte - die für eine Übergangszeit zur Kita umgebaut wird -, die neue Sozialwohnungsanlage an der Friedensstraße (dort soll im Hof eine weitere Kita entstehen), das künftige Wohngebiet Augenwald (der Architektenwettbewerb wurde eben mit über 30 Entwürfen abgeschlossen), das Lämmerspieler Neubaugebiet und das Naherholungsgebiet "Dietesheimer Steinbrüche". hf
KREIS OFFENBACH. Für die Errichtung von zwei zentralen Aufnahmelagern für Asylbewerber im Kreis Offenbach haben sich die Jungen Liberalen ("Julis") ausgesprochen. Dies sei nötig, da die einzelnen Kommunen offensichtlich nicht mehr in der Lage seien, diese Aufgabe dezentral zu lösen. Konzepte hierzu sollten nach Ansicht der stellvertretenden Kreisvorsitzenden Brigitte Bonifer aus Rodgau in Zusammenarbeit mit allen Kommunen erarbeitet werden. Die Julis sehen in einer zentralen Aufnahmestelle die Chance, Asylverfahren zeitlich zu verkürzen und Kommunen zu entlasten.
Schon mit dem Inkrafttreten des beschleunigten Asylgesetzes zum 1. Juli zeichne sich ab, daß sich an der schleppenden Bearbeitung von Asylverfahren nichts ändern werde. Deshalb sprechen sich die Julis für ein "Holländisches Modell" im Bereich der Asylantenbetreuung aus, das durch die Zusammenführung kompetenten Personals vor Ort die Bearbeitung von Asylanträgen erleichtere und verkürze. Das Prinzip der Einzelentscheidung werde beibehalten, und für die Asylbewerber sei es die humanere Lösung. ttt
KOBLENZ, 7. Juli (dpa). Wer bei der Fahrt durch eine Baustelle sein Auto an einem Hindernis wie einem herumliegenden Kanaldeckel ramponiert, muß den Schaden an seinem Fahrzeug selbst tragen. Dies entschied das Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) in einem am Dienstag veröffentlichten Urteil. Nach dem Richterspruch können Baufirma, Gemeinde oder Land nicht in Mithaftung genommen werden. Das Gericht wies damit die Klage eines Porschefahrers ab (Az.: 12 U 755/91).
Der Kläger hatte mit seinem tiefliegenden Wagen einen Kanaldeckel übersehen und für die Reparatur des Schadens 5844 Mark zahlen müssen. Diesen Betrag wollte er von der Baufirma bzw. dem Land Rheinland-Pfalz ersetzt haben, da beide nach seiner Auffassung ihre Verkehrssicherungspflicht verletzt hätten. Das OLG kam demgegenüber zu dem Ergebnis, der Kläger habe den Schaden "grob unachtsam" selbst verschuldet. Zur Zeit des Unfalls sei es heller Tag gewesen. Auch müßten in solchen Fällen nicht zusätzliche Warnschilder aufgestellt werden, da sie nur auf das hinwiesen, was für jeden aufmerksamen Autofahrer erkennbar sei.
Verfassungsgericht wertet Leistung von Müttern auf "Trümmerfrauen" erstritten Erfolg für jüngere Von unserer Korrespondentin Ursula Knapp KARLSRUHE, 7. Juli. Die sogenannten Trümmerfrauen, die vor 1921 geboren wurden und ihre Kinder im Krieg aufzogen, erhalten keine Rentennachzahlungen, hat das Bundesverfassungsgericht (BVG) geurteilt. Gleichzeitig verlangt das BVG vom Bundesgesetzgeber jedoch zukünftig eine stärkere Berücksichtigung der Kindererziehung und eine Verringerung der Benachteiligung von Familien. Eine Frist wurde allerdings nicht gesetzt. Die Entscheidung stellt eindeutig fest, daß die bestehende Altersversorgung diejenigen, die sich in der Familie um die Kindererziehung kümmern, im Vergleich zu Kinderlosen, die einer durchgängigen Erwerbstätigkeit nachgehen, benachteiligt. Diese Benachteiligung werde weder durch Kindererziehungsgeld noch durch Steuerfreibeträge oder Ausbildungsförderung ausgeglichen.
Im Kern bleibe es vielmehr dabei, "daß Kindererziehung als Privatsache, die Alterssicherung dagegen als gesellschaftliche Aufgabe gilt", heißt es in der Entscheidung. Wie diese Nachteile beseitigt werden, überlassen die Richter weitgehend dem Gesetzgeber. Kindererziehung müsse auch nicht allein im Rentenrecht berücksichtigt werden, heißt es.
Trotz der festgestellten Benachteiligung wurden die Verfassungsbeschwerden zweier Trümmerfrauen mit neun und fünf Kindern sowie zwei Richtervorlagen des Sozialgerichts Detmold zurückgewiesen. Mit dem 1986 erstmals eingeführten Babyjahr habe der Gesetzgeber einen ersten Schritt zur Berücksichtigung der Kindererziehung gemacht. (AZ: 1 BvL 51/86, 50/87 und 1 BvR 873/90, 761/91)
Daß der Gesetzgeber Müttern, die vor 1921 geboren wurden, erst später Zahlungen gewährte als jenen, die nach dem Stichtag geboren wurden, sei nicht zu beanstanden. Er habe das sowohl wegen der hohen Kosten als auch aus rententechnischen Gründen tun dürfen. Für Frauen bis zum Jahrgang 1920 seien 1986 die Rentenbescheide bereits bearbeitet gewesen. Bei einer Anrechnung des Babyjahres auch für sie hätten 3,7 Millionen Rentenvorgänge neu bearbeitet werden müssen. (Siehe auch Seite 4)
HANAU. Da mehr und mehr Gewerbebetriebe in den vergangenen Monaten die städtischen Altpapier-Container mißbraucht hätten, um ihre Verpackungsabfälle und andere Gewerbeabfälle zu beseitigen, so das Hanauer Abfallwirtschaftsdezernat, würden die Behälter nun mit metergroßen Aufklebern versehen. Darauf steht der Hinweis "Nur für private Haushalte - keine Gewerbeabfälle".
Ob er sich von der Aufkleber-Aktion Besserung verspricht, dazu äußerte sich der zuständige Dezernent Norbert Kress (CDU) in der entsprechenden Pressemitteilung nicht. him
"Da hätte die ganze Firma pleite gehen können", erklärte der Inhaber eines renommierten Frankfurter Broker-Unternehmens, als Zeuge. In dem Prozeß ging es um den Diebstahl von insgesamt 17 Bändern mit EDV-Daten, die - nachlesbar für die Konkurrenz - Aufzeichnungen über den gesamten Geschäftsbetrieb aus dem Jahr 1990 enthielten.
Angeklagter vor dem Amtsgericht war ein ehemaliger Mitarbeiter (25) der Firma. Enttäuscht darüber, daß man ihn über die Probezeit hinaus nicht beschäftigt und dafür auch keine Gründe angegeben hatte, wollte er seinem Chef "einen Denkzettel verpassen". Heimlich schlich er an den Datentresor und ließ die 17 Bänder mitgehen. In der Firma fiel der Diebstahl erst auf, als sich plötzlich die Konkurrenz meldete. Ihr waren die gestohlenen Datenbänder zum Kauf angeboten worden. Statt auf den Deal einzugehen, informierte der Konkurrent aber die Polizei. Die Daten - darunter der gesamte Kundenstamm, die jeweiligen Courtagevereinbarungen sowie der Jahresumsatz - hätten ihn "zwar sehr interessiert", doch bei allem Wettbewerb wollte er sein nach wie vor gutes Verhältnis zum Branchenrivalen, von dem er manches gelernt hatte, nicht aufs Spiel setzen. Und letztlich hätte die Verwendung der gestohlenen Daten auch dem Renommee der eigenen Firma geschadet.
Von der Polizei ermittelt und festgenommen, legte der Angeklagte ein Geständnis ab. Tatsächlich war es ihm nicht um den Verkauf der Datenbänder gegangen. Deshalb hatte er die Bänder bereits unmittelbar nach dem Diebstahl in den Mülleimer geworfen. Sein Motiv war vielmehr Rache - aus Wut darüber, daß man ihm in dem Broker-Unternehmen mit dem Rausschmiß "die Karriere vermasselt" hatte.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft lag nicht nur ein Diebstahl vor, sondern tateinheitlich auch ein Verstoß gegen das Gesetz über unlauteren Wettbewerb (UWG). "Die Sache ist kein Pappenstiel", meinte der Anklagevertreter. Anderseits wollte er dem im übrigen nicht vorbestraften Angeklagten auch "keine allzu großen Steine in den Weg legen". Sein Antrag: 800 Mark Geldstrafe (80 Tagessätze zu je 10 Mark).
Dagegen plädierte die Verteidigung auf Freispruch. Mangels Zueignungsabsicht könne der Angeklagte nicht wegen Diebstahls der Bänder bestraft werden. Gleiches gelte für das UWG-Gesetz, das nun einmal nicht die Erteilung von Denkzetteln erfasse. Was hingegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung betreffe, sei der Mandant aber nicht angeklagt worden.
Dieser Argumentation folgte das Gericht unter Vorsitz von Richter Hans-Jochem Lütkehölter jedoch nicht. Vielmehr folgte es der rechtlichen Würdigung des Staatsanwalts. Da es sich um einen "Dummen-Jungen-Streich" handelte, begnügte man sich mit einer Verwarnung (wobei die 800 Mark Geldstrafe praktisch zur Bewährung ausgesetzt wurden). Übrigens hat der Angeklagte inzwischen die Branche gewechselt und studiert jetzt Politikwissenschaft. Lepp
Betr. Artikel vom 3. 7.; CDU plädiert für Eigentumswohnungen . . .:
Ich hätte gerne einmal gewußt, ob Herr Stammler im eigenen Haus oder jemals in einer Mietwohnung zu Hause war. Und ob ihm die 11 000 Wohnungssuchenden in Frankfurt nicht etwas zu sagen hätten. Auch die Richter des Senats der Oberen Gerichte haben scheinbar keine Sorgen um ihr Heim, sonst wären sie nicht zu diesem Entschluß gekommen. Hier wurden doch wieder die Immobilien-Haie auf den Plan gerufen und die Angst der Mieter ist berechtigt. Wo sollen sie denn hin, wenn sie nur ein kleines Einkommen haben. Glaubt denn Herr Stammler, diese fünf Jahre Zeit, die die Mieter haben, wären ein Trost, und in fünf Jahren gäbe es Wohnungen für alle?
Das ist und bleibt eine Illusion. Und es ist die reine Wahrheit, wenn es heißt: zwei Drittel sind Reiche und werden immer reicher, und das letzte Drittel sind die Armen und sie werden immer ärmer und rechtloser. (J. Friedrich, Ffm.
OBERURSEL. Einer libanesischen Flüchtlingsfamilie in Oberursel droht die baldige Abschiebung - obwohl sich der Petitionsausschuß des Landtags für ihr Bleiben eingesetzt hat. Der Bundesinnenminister sieht kein Hindernis für die Abschiebung. Dies gilt auch für weitere drei Flüchtlinge, die sich erfolgreich an den Landtag gewandt hatten. Das rot-grüne Kabinett in Wiesbaden hat die Entscheidung bereits zur Kenntnis genommen.
Die Länge des Dienstwegs vom Innenministerium übers Regierungspräsidium bis zur Ausländerbehörde des Kreises entscheidet nun darüber, wann die Familie abgeschoben wird. Gestern waren die Unterlagen noch nicht im Landratsamt eingegangen.
"Das Bundesrecht läßt keinerlei Spielraum." Gert-Uwe Mende, Sprecher des Wiesbadener Innenministeriums, verweist darauf, daß Land und Kreis bei der Abschiebung nur Ausführende sind. Die Entscheidung fällt (laut Ausländerrecht) in Bonn: "Das Land wird für Dinge verantwortlich gemacht, die auf politisch anderer Ebene entschieden werden."
Der Petitionsausschuß des Landtags hatte die Eingaben zu der Oberurseler Familie und zu drei ähnlichen Fällen um einen weiteren Aufenthalt in Hessen "zur Berücksichtigung" an die Landesregierung überwiesen. Das sei die stärkste Form, die der Ausschuß wählen könne.
Die rot-grüne Landesregierung hat dem Wunsch der Abgeordneten dennoch nicht entsprochen. Denn das CDU-geführte Bundesinnenministerium habe rechtliche Auswirkungen der Petition auf das bundesweit geltende Ausländerrecht "nachdrücklich verneint", erklärt Mende. "Damit bestand für die Landesregierung keine Möglichkeit mehr, im Sinne der Petition zu entscheiden."
Hintergrund der Abschiebungen ist seit Anfang 1991 geltende neue Ausländerrecht. Es läßt laut Mende weniger Ermessenspielraum bei humanitären Fragen als früher. Die als Asylbewerber abgelehnte libanesische Familie, deren Petition jetzt scheiterte, soll in ihrer bürgerkriegsgeschüttelten Heimat vor allem um die Sicherheit der Kinder fürchten.
Das Grünen-geführte Gesundheitsministerium, für Asylunterkünfte zuständig, hofft deshalb vage, "daß es weitere Überlegungen gibt, dieser Familie humanitär zu helfen." stk
Firmen-Telegramm
Neff kocht höheren Umsatz Der Hausgeräte-Hersteller Neff hat im vergangenen Jahr den Umsatz um sechs Prozent auf rund 304 Millionen Mark gesteigert. Dabei profitierte die Bosch-Siemens-Tochter vor allem von der Umstellung auf Erdgas in den neuen Ländern. Mit Gasherden wurden 55 Millionen Mark erwirtschaftet, was einem Zuwachs um mehr als ein Drittel entspricht. Weniger gut liefen hingegen Getränkeautomaten, bei denen sich die Erlöse im Vergleich zu 1990 auf 24 Millionen Mark halbierten. Das Unternehmen beschäftigt 1600 Männer und Frauen. Norwegen-Auftrag für ABB Das schwedisch-schweizerische Unternehmen ABB hat von dem norwegischen Konzern Norsk Hydro den Auftrag für die Lieferung von Produktionsköpfen für 18 Unterwasserbohrstationen erhalten. Die Order, die einen Wert von 70 Millionen Dollar hat, enthält auch die Option für zusätzlich 25 Einheiten.
Linde baut Ammoniak-Anlage in China Die China National Technical Import and Export hat der Linde-Gruppe einen Auftrag im Wert von mehr als 200 Millionen Mark für eine Ammoniak-Anlage erteilt. Das Projekt wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert. Die Wiesbadener übernehmen Ingenieurarbeiten, Montageberatung sowie die Personalschulung.Sachsenmilch schluckt Vogtlandmilch Die Sachsenmilch Beteiligungs AG hat die Mehrheit der Vogtlandmilch in Plauen übernommen. Nach Angaben der zur Südmilch-Gruppe gehörenden Gesellschaft sollen 200 Stellen erhalten bleiben. Führungswechsel bei Boehringer Holding Der Präsident der Boehringer-Holding, Helmut Determann, verzichtet auf eine Wiederwahl. Als Grund gibt er persönliche Schwierigkeiten mit Aufsichtsrat-Chef Curt Engelhorn an.
Kleine FR
Tierfotograf in der VHS HANAU. Der Tierfotograf Joachim Steudel macht Teilnehmer eines VHS- Kurses an fünf August-Samstagen von 9 bis 12 Uhr mit dem Leben der Insekten, Spinnen und Amphibien vertraut. Anmeldungen bei der VHS, Telefon 295-260. Die Kursgebühr beträgt 48,40 Mark. Schloßführungen fallen aus HANAU. Die im Juli und August vorgesehenen Führungen im Philippsruher Schloßgarten müssen wegen Krankheit ausfallen. Die Reihe wird im September fortgesetzt.
HEUSENSTAMM. "Verdichtete Bebauung in Wohngebieten" ist laut Bauamtsleiter Lothar Schmitz auch für Heusenstamm ein Thema. Die Stadt hat vor allem die Hubertussiedlung in Rembrükken im Auge, um mit einem neuen Bebauungsplan die Errichtung weiterer Wohnungen zu ermöglichen. Bisher ist beispielsweise Aufstockung oder großzügiger Ausbau von Dächern nicht erlaubt.
Im Zeichen der Wohnungsnot werben Großstädte wie Offenbach schon seit längerem bei Grundstücksbesitzern für ein "verdichtetes Bebauen". Da Bauland inzwischen knapp wird, sollen nun brachliegendes Gelände und Baulücken genutzt, in bereits bestehenden Siedlungen Häuser aufgestockt werden und durch Anbauten neue Wohnungen entstehen.
Das Heusenstammer Bauamt bereitet zur Zeit eine Bürgerversammlung in Rembrücken vor, bei der es jede Menge Infos und praktische Vorschläge geben wird. Damit und aus den Bürgeranregungen entwickelt dann das Amt ein Konzept, das zur Grundlage eines neuen Bebauungsplans werden soll.
"Das könnte viele zusätzliche Wohnungen ergeben", meint Bauamtsleiter Lothar Schmitz, der sich allerdings nur für eine "ganz behutsame Erweiterung" der Siedlung ausspricht: "Die Struktur müßte erhalten bleiben."
Schmitz weiß, daß viele Bürgerinnen und Bürger nur darauf warten, daß ein neuer Bebauungsplan ihnen die Möglichkeit zu Erweiterung und Umbau des eigenen Hauses gibt. So mancher möchte den inzwischen erwachsenen Kindern eine Wohnung im Elternhaus bieten, nachdem sich die Suche nach einer komfortablen Unterkunft zu erschwinglichen Preisen im Rhein-Main-Gebiet zusehends schwieriger gestaltet. hf
HANAU. Die Oberflächen der Amselstraße und der Eichhornstraße im Stadtteil Hohe Tanne sind in einem so schlechten Zustand, daß der Magistrat sie für 115 000 Mark erneuern läßt.
Der südliche Teil der Amselstraße wurde schon 1990 erneuert. Im nördlichen Teil mußte erst die Kanalsanierung abgewartet werden. him
Wenn der Reiseveranstalter nicht hält, was er vertraglich zugesichert hat, muß der gebeutelte Urlauber den Ärger über die verdorbenen "schönsten Wochen des Jahres" keineswegs herunterschlucken - er kann Minderungsansprüche geltend machen. Das gilt auch für die Bundesbürger, die in diesen Tagen per Bus in den sonnigen Süden gelangen wollten und wegen der Blockade auf Frankreichs Autobahnen verspätet ihr Ziel erreichen.
Wer etwa einen Tag seiner einwöchigen Reise verloren hat, kann ein Siebtel des Preises mindern. Auch wenn sich die Heimreise verzögert und der Urlauber dabei einige Strapazen erlitten hat, ist der Erholungswert der Fahrt gemindert. Wichtig zu beachten: Die Reklamation muß dem Veranstalter innerhalb eines Monats schriftlich angezeigt werden.
Zusätzlicher Schadenersatz ist jedoch nicht drin; selbst wenn der Stau auf der Rückfahrt das rechtzeitige Erscheinen am Arbeitsplatz verhindert hat. Denn das würde ein Verschulden des Veranstalters voraussetzen.
Wer indes auf eigene Faust ein Häuschen in der Bretagne gebucht hat, muß die Kosten für das Feriendomizil voll tragen. an
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Summertime Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, N. N. Theater - "Alkestis' Rückkehr"; 21 Uhr, Hof des Historischen Museums: Preddy Show Company - "Auf Teufel komm raus".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: 23 Uhr, Zwieback/Bigalke/Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Main River Band.
Spritzehaus, Affentorhaus: 19 Uhr, Black Bembel.
Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Salsa Disco.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Latin Jazz.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft.Literatur Kinder- & Jugendbücherei, Arnsburger Str. 24, 21 23 36 33: 15 Uhr, Lesung "Leonard" (ab 5 J.).
Stadtteilbücherei Höchst, Michael-Stumpf-Str. 2: 17 Uhr, "Prager Literatur - gestern und heute".
Noch liegen im ersten Stock des Mousonturms die Bilder auf dem Boden herum: großformatige Fotos von Betonlandschaften neben weiß strahlenden Tafeln, auf denen mit schwarzem Stift gezeichnet oder geschrieben wurde. "Am Anfang war der Klang" oder: "Ich fordere alle auf holt Luft!". Christoph Bigalke, Erwin Stache und Wolfgang Krause Zwieback sind gerade aus Leipzig eingetroffen und sortieren das, was sie mitgebracht haben.
Die Bilder sind das Material für eine Ausstellung, die heute um 23 Uhr eröffnet wird. Merkwürdig spät am Abend. Außergewöhnlich ist auch das, was die drei zeigen wollen; zumindest sagen sie selbst, daß es außergewöhnlich sei. Die Ausstellung ist Teil eines Programms, das den ganzen Monat über im Mousonturm zu sehen sein wird: Theater, Musik, Fotografie, Kunst von und mit Bigalke, Stache, Zwieback, zu denen noch Stephan König und Ines Krautwurst stoßen werden.
Aber was ist das für ein Spektakel? Schwierige Frage, auf die sie zunächst jede Antwort verweigern. Also, auf keinen Fall eine Schublade aufmachen, nein, dagegen wehren sie sich; vor allem Zwieback, der beim Nennen des Wortes "Kabarettist" dann doch loslegt: Kabarett sei das nun überhaupt nicht, was er mache, weder in dem Programm zusammen mit Erwin Stache, das "Festmahl im Tafü-Lafö (Hy Land)" - Betonung auf "ü" und "ö", wie bei Tatü-tata - heißt noch bei seinem Solo, in dem er sich schon im Titel davon abgrenzt: "Kabsurdes Abrett".
Daß er auch in Kritiken häufig als Kabarettist bezeichnet wird, scheint ihn wirklich zu schmerzen. Der Begriff sei viel zu eingeschränkt, meint er, die Zuschauer erwarteten bei Kabarett ein paar tagespolitische Pointen, und das liefere er auf keinen Fall. "Manchmal heißt es ja auch Kleinkunst", sagt er und findet es ganz daneben, auch wenn er vor wenigen Monaten erst den Deutschen Kleinkunstpreis bekommen hat. Also gut, wenn schon ein Begriff, dann vielleicht "Phantastisches Theater", das lasse einiges offen.
Um die Freisetzung von Fantasie geht es auch Christoph Bigalke mit seinen Fotographien und Erwin Stache mit seinen "Paradoxen Klaviaturen". Was ist nun das wieder? - "Ein außergewöhnlicher Klavierabend", so Stache lapidar. Er läßt sich nur noch entlocken, daß das Konzert eine Mischung sei aus Neuer Musik und Jazzelementen, gespielt auf einem Flügel und im Saal verteilten Klangapparaturen. "Musik im gebogenen Raum" eben. Ach so.
Einerseits wollen die drei etwas machen, "was nicht so genau einzuordnen, nicht genau deutbar ist" und aus der "Lust am Absurden, am Verdrehen der Realität" entsteht, andererseits hat das Unpräzise auch Methode: Der Zuschauer soll überrascht werden. "Die Leute kaufen die Katze nicht im Sack, sondern wollen wissen, was sie den Abend über erwartet" - Stache bedauert das. Die Menschen sollten wieder mehr Lust am Ungeplanten bekommen, sich auf Unerwartetes einlassen. Daß uns dazu die Fähigkeit abhanden gekommen ist, zeige sich auch daran, daß niemand mehr so richtig begeistert sein könne. Sicher, die Leute hätten schon Spaß, aber irgendwie sei Emotionslosigkeit zu spüren: "Keiner läßt seine Begeisterung richtig raus." Früher in der DDR sei das anders gewesen, heute gebe es da kaum mehr Unterschiede.
Ja, ja, meint Wolfgang Krause Zwieback, das sei es auch, was er mit "Notwehr gegenüber der Welt" meine. Mit seinen Sprachspielen und grotesken Verkleidungen will er gegen die "Entseelung der Menschen" ankämpfen; "die können mit ihren Sinnen nicht mehr umgehen". Alles sei nur noch Oberflächlichkeit und Arroganz. Träume müßten freigesetzt werden - und damit sind wir wieder bei der Fantasie.
Doch warum treten Bigalke, Stache und Zwieback eigentlich gemeinsam auf? "Wir verbinden verschiedene Genres mit einem ähnlichen Blickwinkel auf die Welt", sagt Zwieback und betont, wie wichtig es ist, daß sich die drei gegenseitig in ihrer Arbeit immer wieder befruchten und in Frage stellen. Seit etwa drei Jahren machen die Leipziger gemeinsame Projekte, wie jetzt das in Frankfurt, bei dem zwar nicht alle einzelnen Elemente neu sind, aber doch eigens so zusammengestellt wurden. Aus einer Begegnung "zunächst zufälliger Art" in Leipzig hat sich ein "gemeinsamer Klang" entwickelt, so Zwieback in Anlehnung an eine seiner Text-Tafeln. "Es gibt ja nur wenige, mit denen man zusammen künstlerisch arbeiten kann", schon gar nicht in der eigenen Sparte.
Dabei arbeiten sie auch von sich aus schon genreübergreifend: Erwin Stache, mit 30 Jahren der Jüngste, ist nicht nur Musiker und Komponist, sondern baut auch Objekte; Bigalke fotografiert für Werbekataloge - "damit verdiene ich mein Geld" - und für die Kunst; und der 40jährige Zwieback macht nicht nur groteskes Theater, sonder schreibt, malt Bühnenbilder, zeichnet; eigentlich ist er Graphiker und auf der Bühne ein "ungelernter Dadaist", scherzt er. Und korrigiert sich gleich in: "ungelernter Abrettist". Das mit dem Dadaismus scheint seine Theaterform, die sich auch in der Nähe von Performance bewegt, offenbar doch ganz gut zu beschreiben. Auch wenn er sich wenige Minuten zuvor auch gegen eine solche Einordung gewehrt hat: "Sicherlich gibt es eine Verwandtschaft mit Dada, aber. . ." DIRK FUHRIG
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis auf weiteres); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder einer Dresdner Künstlergruppe (1970-1976) (bis 29. 9.); Richard Diebenkorn - Fotoausst. (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mu- mien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2/Filmsaal: 18 Uhr, Vortrag "Diebenkorn und seine Zeit", im Anschluß Führung in der Sonderausstellung "Richard Diebenkorn - Retrospektive".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Moderne japanische Teekeramik vor dem Hintergrund der Teezeremonie".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Reiner Ruthenbeck und Mario Merz" sowie um 18 Uhr zu "Ausgewählte Werke".
Kunsthalle Schirn, Am Römerberg: 19 Uhr, Führung zum Thema "Frauenbild und Geschlechterkampf im Werk Edvard Munchs".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Getto".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Johann Christian Wenzingers (1710-1797) Ölberggruppe aus Staufen".
Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Vögel, die einzig überlebenden Dinosaurier".
Von den Personaleinsparungen bei der sogenannten "gelben Post", die bis Mitte der neunziger Jahre bundesweit fast 59 000 Verwaltungsstellen kappen will (die FR berichtete im Wirtschaftsteil), sind auch Frankfurt und Hessen mit über tausend Arbeitnehmern betroffen.
Wie Pressesprecher Dieter Heinbuch vom Postdienst der Oberpostdirektion Frankfurt am Mittwoch auf Anfrage gegenüber der FR mitteilte, waren es bereits zum 1. Juli '92 genau 70 Verwaltungskräfte, die eingespart wurden. Das geht weiter mit 650 Leuten bis 1. Januar '93, 41 bis 1. Juli '93, 51 zum 1. Januar '94, 13 bis 1.Juli '94 und nochmals 182 Leute zum 1. Januar 1995.
"Es sind überwiegend Beamte", sagt Heinbuch, soziale Härten würden vermieden, Altersabgang und krankheitsbedingtes Ausscheiden stünden obenan.
Allein im Bereich der OPD Frankfurt mit ihren rund tausend Beamten und Angestellten fallen dadurch 20 Prozent der Stellen weg, das sind 200 Bedienstete.
Die Deutsche Postgewerkschaft sieht das freilich skeptischer. Eine Stellungnahme wird erst heute, Mittwoch, erwartet, nachdem die Arbeitnehmervertreter ausführliche Gespräche mit den Chefs der Postdienst-Generaldirektion in Bonn geführt haben. Wobei auch zugegeben wird, daß bestimmte Rationalisierungsmaßnahmen notwendig sind, will man auf dem Markt bestehen - also keine "Bewahrungsstrategie" betrieben werde.
"Wenn wir beispielsweise den Brief mit einer Mark Porto für die nächsten Jahre halten wollen, ist dies eben unumgänglich", sagt dazu Post-Sprecher Heinbuch. Jedes Unternehmen müsse seine Rationalisierungspotentiale ausnutzen. Die Beratungsfirma McKinsey habe da und dort doch "überaltertes Beamtendenken" festgestellt.
Dabei nahm Heinbuch auch zu Vorwürfen Stellung, die zuletzt wegen der zögerlichen Briefzustellung, bedingt durch die Urlaubszeit, laut wurden: "Wir sehen das nicht so", sagt Heinbuch. "In unseren 197 Zustellbezirken fehlen 48 Urlauber. Die Aushilfskräfte, meist Studenten, sind großenteils eingearbeitet. Die ganz neuen könnten da und dort Probleme haben", gibt der Pressesprecher zu.
Seine Umfrage im Bereich des Postamts 1 (Zeil-Innenstadt) hätte ergeben, daß 90 Prozent der Post "zur absoluten Zufriedenheit der Kunden" ausgeliefert werde, nur zehn Prozent einen Tag später. Erst der Rest sei es dann, der Ärger mache. "Wobei immer einige unerklärliche Dinge dazukommen, etwa", so erinnert sich Heinbuch, "daß eine Trauerkarte von Wiesbaden nach Frankfurt fünf Tage brauchte".
Doch sei gerade auch hier ein Ansatz zu Rationalisierungen gegeben, so Heinbuch weiter. "Beispielsweise könnte es Gruppen von zehn Austrägern geben, die ihrerseits Krankheitsausfälle verkraften und auch im Urlaub in anderen Bezirken aushelfen. Bei finanziellen Anreizen - also eine Art Leistungssystem."
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Friedman-Guiness-Gallery, Braubachstr. 32: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11-14 h; Max Franz - Lexikon (bis 11. 7.).
Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 46 38 23: Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Martina Schoder - "Inside Out - Outside In - Rauminstallationen" (bis 11. 7.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Hubert Kiecol (bis 11. 7.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Elvira Bach - "Gemälde u. Arbeiten auf Papier" (bis 11. 7.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Max Maroun (bis 12. 7.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Otto Muehl - Arbeiten auf Papier aus den 60er Jahren (bis 12. 7.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Helmut Rieger - "Fisch, Frau und Vogel" (bis 14. 7.).
Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sabina Wörner - "Malerei" (bis 15. 7.).
La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr; Uwe Löllmann, Keramikausstellung.
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrnufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).
Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Photografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Städelschule, Bildhaueratelier, Daimlerstr. 32-36: tägl. 11 bis 19 Uhr, Andreas Exner, Manfred Schneider, Jörg Spamer (bis 13. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen.
Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
KREIS OFFENBACH. Der seit 1981 in Offenbach bestehende, der Caritas angegliederte Kreuzbund erhält auch in diesem Jahr für seine Arbeit in der Suchtkrankenhilfe einen Zuschuß in Höhe von 9270 Mark. In mittlerweile acht Selbsthilfegruppen stellt die Organisation den Betroffenen und Angehörigen entsprechend ihrer Lebenssituation und je nach Stand der Suchterkrankung und Behandlung ein gezieltes Programm an Hilfen bereit.
"Selbsthilfe ist inzwischen ein wesentlicher Teil der sozialen Arbeit in einer Kommune geworden", erläutert der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Frank Kaufmann den Beschluß des Kreisausschusses. "Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger sowie das darauf fußende positive Ergebnis zeigt, daß Selbsthilfe, verbunden mit fachlicher Qualität, für viele Menschen oft die beste Hilfe in schwierigen Lebenssituationen ist". ttt
Rückkehr nach 50 Jahren HANAU. Walter Sichel, heute in Rio de Janeiro lebender Jude, hat dieser Tage Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin besucht. Er mußte im Nationalsozialismus aus Hanau und Deutschland fliehen. Bei diesem Treffen gab Martin seiner Hoffnung Ausdruck, daß der derzeit in Deutschland auflebende Rechtsextremismus "nur eine Zeiterscheinung von kurzlebiger Dauer" sei.
FLORSTADT. Eine Verwechslung ist Monika Rhein vom BUND in Florstadt unterlaufen: Nach dem FR-Bericht "Sporthalle am Messeplatz bauen", korrigierte sie, der BUND habe vorgeschlagen, die geplante Sporthalle nahe der Karl-Weigand-Schule zu errichten. Am Messeplatz, den sie als Standort für die Halle genannt hatte, soll der Kindergarten entstehen. de
ski FRANKFURT A. M., 7. Juli. Am ostdeutschen Arbeitsmarkt ist noch keine Wende zum Besseren in Sicht. Zwar sank die Quote der Erwerbslosen nach Angaben der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA) vom Dienstag im Juni von 14,1 (Mai) auf 13,8 Prozent. BA-Präsident Heinrich Franke betonte aber, daß in den jüngsten Zahlen die Entlassungen, die zum Ende des vorigen Quartals angekündigt worden waren, noch nicht berücksichtigt seien.
In den alten Bundesländern stieg die Arbeitslosenquote binnen Jahresfrist von 5,3 auf 5,6 Prozent. "Die Beschäftigung stagniert jetzt", stellte Franke fest. Und der Rückgang der Kurzarbeit sei außer im Bergbau geringer ausgefallen als sonst zu dieser Jahreszeit. Insgesamt waren im Juni in Ost und West weiter mehr als 2,8 Millionen Menschen ohne Erwerbsarbeit. (Siehe Wirtschaft)
Märchenhaftes in der Musik HANAU. Das Märchen in Volkslied, Oper und Ballett bestimmt die Weisen, die am Samstag, 11. Juli, von 11 Uhr an vom Glockenspiel des Hanauer Rathauses zu hören sind. An der Klaviatur sitzt wie immer Ludwig Sommer.
Lieder zur Sommerzeit HANAU. Lieder zur Sommerzeit intoniert Ludwig Sommer am Samstag, 25. Juli, von 11 Uhr an auf dem Glockenspiel des Hanauer Rathauses.
HANAU. Wegen der Vorbereitung der neuen Ausstellung "Schmuck und Schmückendes von Siegfried Männle" bleibt das Deutsche Goldschmiedehaus bis zum kommenden Samstag, 11. Juli, geschlossen.
Kulturdezernent Klaus Remer eröffnet die Präsentation tags darauf um 11.30 Uhr. Um 17 Uhr ist am Eröffnungstag eine Schau "Schmuck für die Bühnen" zu sehen. Der Eintritt ist frei. him
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Hüttenabend der Vogelschützer GELNHAUSEN. Zu einem Hüttenabend mit gemütlichem Beisammensein an der Vogelschutzhütte lädt die Natur- und Vogelschutzgruppe Meerholz-Hailer für Samstag, 11. Juli, ab 16 Uhr ein. Es gibt Gegrilltes und Getränke. Grilltag des Gartenbauvereins GRÜNDAU. Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereines treffen sich am Sonntag, 12. Juli, am Bürgerhaus Niedergründau zu einem Grilltag. Die Organisatoren bieten ihren Gästen zum Mittag eine Spansau und Würstchen vom Grill. Nachmittags servieren die Obst- und Gartenfreunde Kaffee und Kuchen. Bibelstunde GRÜNDAU. Die Landeskirchliche Gemeinschaft im Gründauer Ortsteil Lieblos bietet am Mittwoch, 8. Juli, um 18 Uhr am bekannten Ort eine Bibelstunde an. Um 19.30 Uhr am gleichen Tag kommen Mitglieder und Freunde des EC-Jugendbundes zusammen. Für 20 Uhr steht ein weiterer Hausbibelkreis im Programm der Landeskirchlichen Gemeinschaft. Waldfest des Gesangvereins GRÜNDAU. Der Gesangverein "Harmonie" Lieblos veranstaltet in der Zeit vom 17. bis zum 19. Juli am alten Hochbehälter auf dem Herzberg ein Waldfest. Am Sonntag, 19. Juli, kommen die Skatfreunde von 8.30 Uhr an zu einem Skatturnier zusammen. Teilnehmen können Vereine und Gruppen, wobei mehrere Mannschaften je Teilnehmer zugelassen werden. Die Veranstalter prämieren die beste Mannschaft und den besten Einzelspieler. Anmeldeschluß für die Veranstaltung ist Samstag, 11. Juli. Wer teilnehmen möchte, kann sich von 16.30 Uhr an telefonisch bei Burkhard Rauscher (Am Pechofen 6, Gründau/Lieblos) unter Nummer 060 51 / 17 49 0 anmelden. Radlertreff GELNHAUSEN. In Gesellschaft die Umgebung erkunden können Radler beim Radlertreff des Main- Kinzig-Kreises am Samstag, 11. Juli. Los geht es um 15 Uhr am Hallenbad. Wanderung auf dem "Rennsteig" GELNHAUSEN. Eine Wanderung auf dem "Rennsteig" in Thüringen unternimmt der Vogelsberger Höhenclub am Sonntag, 12. Juli. Wer teilnehmen möchte, finde sich um 6 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz in Gelnhausen ein. Stadtführung GELNHAUSEN. Die Winkel der Altstadt können Gelnhausen-Anfänger, aber auch Fortgeschrittene bei einer Stadtführung am Sonntag, 12. Juli, kennenlernen. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr am Rathaus. Aufzug für Körperbehinderte SCHLÜCHTERN. Damit körperbehinderte Kinder weniger Probleme haben, wird in der Bergwinkel-Schule in Schlüchtern für 50 000 Mark ein Aufzug eingebaut. Dies teilte die Kreisverwaltung mit.
RODGAU. "Wir sind in Rodgau auf dem richtigen Weg", kommentiert der Erste Stadtrat Thomas Przibilla den soeben erschienenen Umweltbericht '91 der Stadtverwaltung, dem zu entnehmen ist, daß das Hausmüll-Aufkommen in der größten Stadt des Kreises leicht rückläufig ist, das Umweltbewußtsein der Bevölkerung in punkto Müllvermeidung mithin offensichtlich wächst. Wenn auch das Volumen in den Altglas-Containern zurückgeht, so zeugt das davon, daß die Verbraucher bevorzugt zu Mehrwegflaschen greifen.
Lediglich die Sperrmüll-"Tonnage" hat sich wieder kräftig erhöht, und zwar um über 300 auf nunmehr 1685 Tonnen binnen Jahresfrist. Diese Spezies der Entsorgung ist so etwas wie das Sorgenkind im Rathaus: Einmal, weil viel Zeug vor die Tür gestellt wird, was nicht in den Sperrmüll gehört. Den Verantwortlichen zu finden, erweist sich in den meisten Fällen als unmöglich, weil die unmittelbaren Anwohner ihre Hände in Unschuld zu waschen pflegen.
So rühmlich es ist, wenn Zeitgenossen Möbelstücke beispielsweise durch Weiterverwendung vor der Verbrennung retten, so bleibt dabei das Problem des Fledderns, was eine geordnete Einsammlung erschwert. Bei der Stadt denkt man deshalb intensiv über eine individuelle Sperrmüllabfuhr auf Abruf nach, bei der der jeweilige "Lieferant" einwandfrei zu identifizieren ist.
Der jährlich von der Stadtverwaltung herausgegebene Umweltbericht erlaubt in einer Art Fortschreibung einen Überblick über die Entwicklung des Müllaufkommens. Danach steigen die Altpapier- Mengen in der Stadt weiter kontinuierlich an - von 1658 Tonnen anno 1990 auf 1848 Tonnen im vergangenen Jahr, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen. Insgesamt auch ein Beweis gestiegenen Umweltbewußtseins der Bürgerinnen und Bürger, die vom Idealzustand allerdings noch ein Stückchen entfernt ist.
Das verdeutlichen zwei Grafiken im Umweltbericht, und zwar der Vergleich zwischen der Einsammlungsbilanz 1991 und den theoretisch möglichen Einsammlungsquoten. Einem Anteil von recycelbaren Wertstoffen von 55 Prozent steht für '91 ein erreichtes Ergebnis von 26 Prozent gegenüber. Doch bei Papier und Glas nähern sich die Rodgauer bereits der Bestmarke: Papier 11,6 von 14 möglichen Prozentpunkten, Glas 6,5 bei optimalen acht Prozent.
Bei Metallen und Textilien sieht es noch nicht so günstig aus, und auch die in die Müllverbrennung geratenden Mengen sind noch relativ hoch: 74 Prozent der Rodgauer Abfälle landen in der Anlage bei Heusenstamm, 45 Prozent wären ideal. Das Hausmüllaufkommen ist rückläufig und hat nach 1988 mit 10 466 Tonnen jetzt mit 10 022 Tonnen längst den Zenit überschritten.
Positiv auch die Werte des in Verbindung mit dem Recyclinghof eingerichteten Bringsystems. Das Volumen des dort abgelieferten Kunststoffs hat sich innerhalb eines Jahres verdreifacht, Tendenz steigend. Das gilt auch für die Anlieferung von Polystyrol-Abfällen, deren Wiederverwertung noch als problematisch gilt. ttt
BIRSTEIN. Als Gewerkschaftssekretär Horst Hermann öffentliche Auftraggeber zum Boykott der Birsteiner Baufirma BTH aufrief, reagierte deren Geschäftsführer Karl-Heinz Paul ganz unerwartet fröhlich. "Endlich mal eine handfeste Sache für eine handfeste Klage" witterte er in Hermanns wagemutigen Worten contra BTH die rechte Munition, den aufmüpfigen Funktionär von der IG Bau-Steine-Erden (BSE) vor dem Kadi zur Strecke zu bringen. Aber die Vorfreude war voreilig. Nachdem die Juristen die Sache durch zwei Instanzen ausgefochten haben und endlich der Meinungsfreiheit voll und ganz den Vorzug gaben, kann Hermann als letzter lachen, und die BTH muß die Prozeßzeche zahlen. Der Prozeß drehte sich um Äußerungen, die Hermann in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der BSE in Gelnhausen in Presseerklärungen veröffentlicht hatte. Bis ins Jahr 1984 zurückreichende Streitigkeiten zwischen BTH und Gewerkschaft hatten mit einem Streit um die Gültigkeit einer Betriebsratswahl im Frühjahr 1990 einen neuen Höhepunkt erreicht. Ermutigt von einem Beschluß des Wächtersbacher Arbeitsgerichtes, der das Wahlergebnis wegen möglicher Manipulationen annullierte, warf Hermann der Baufirma öffentlich vor, Betriebsratskandidaten von der Gewerkschaftsliste seien mit Repressalien bedroht worden. Überdies kreidete der Gewerkschafter der Firmenleitung an, gegen Gesetze, Verordnungen und Tarife zu verstoßen. Als Konsequenz verlangte er, dem Birsteiner Betrieb keine öffentlichen Aufträge mehr zu erteilen.
Die Firma konterte mit einer Klage auf Widerruf. Hermanns Äußerungen seien Verunglimpfungen und unwahre Tatsachenbehauptungen, die sie in ihrem geschäftlichen Ansehen schädigten. Vor dem Landgericht Hanau erzielte BTH zunächst einen Teilerfolg: Hermann sollte in drei Zeitungen seine Behauptung widerrufen, daß die Firma Betriebsratskandidaten Repressalien angedroht habe. Allerdings nicht deshalb, weil sich derartige Drohungen an sich als nicht existent erwiesen hätten. Vielmehr akzeptierte das Gericht den mit einer entsprechenden Äußerung zitierten Bauleiter nicht als Repräsentanten der Firma.
Die übrigen umstrittenen Aussagen Hermanns bewertete das Landgericht als Meinungsäußerungen und somit unter dem Schutz des Grundgesetzes stehend. Den Boykottaufruf fanden die Richter auch deshalb nicht zu beanstanden, weil es sich um eine "Anregung" handele, die die freie Entscheidung des angesprochenen Personenkreises nicht berühre.
Auf die Berufung beider Parteien hin korrigierte das Oberlandesgericht Frankfurt das Hanauer Urteil zugunsten des Gewerkschafters. Nach dem endgültigen Spruch der Richter des 16. Zivilsenats muß Hermann auch die Bemerkung über angedrohte Repressalien nicht widerrufen. Zwar erkannte die Jury hierin die einzige objektiv überprüfbare und somit für einen Widerruf in Frage kommende Tatsachenbehauptung aus den umstrittenen Äußerungen. Aber entgegen dem Hanauer Gericht befanden die Frankfurter Richter, daß der leitende BTH-Mitarbeiter, der die Drohungen ausgesprochen haben soll, auch unter rechtlichen Aspekten als Repräsentant der Firma anzusehen sei. Zudem habe BTH nicht unter Beweis gestellt, daß er keine Repressalien angedroht habe. Somit bestehe auch kein Anspruch auf Widerruf.
Der Streit zwischen der Birsteiner Baufirma und dem Gewerkschafter ist jetzt in der BSE bundesweit bekanntgemacht worden. Der BSE-Bundesvorstand hat das Urteil im vollständigen Wortlaut sämtlichen Landes- und Bezirksverbänden übermittelt. Es soll "als Anschauungsmaterial und gewissermaßen als Ratgeber in derartigen Fällen der täglichen Praxis dienen." Denn die juristischen Schritte gegen den BSE-Mann Hermann sind kein Einzelfall. Laut BSE sind Gewerkschafter häufig gezwungen, gegenüber Behinderungen ihrer und der Betriebsräte Tätigkeit Arbeitgebern gesetzes- oder tarifvertragswidriges Verhalten vorzuwerfen. Zumeist komme es auf derartige Meinungsbekundungen zu Unterlassungs- und Widerrufsklagen.
Hermanns Erfolg kann als Beispiel gelten, daß sich Gewerkschafter durch die Drohung mit dem Kadi nicht den Mund verbieten lassen müssen. Hervorhebenswert erscheint der Rechtsabteilung des BSE-Bundesvorstands an der Entscheidung, daß klipp und klar zum Ausdruck kommt, "daß eine Widerrufsklage nur gegen vom Kläger zu beweisende unwahre Tatsachenbehauptungen der beklagten Partei möglich ist und somit nicht gegen eine sowieso nicht dem Beweis zugängliche Meinungsäußerung". Entscheidend sei also in derartigen Fällen die Abgrenzung zwischen Tatsachenbehauptung einerseits und Meinungsäußerung andererseits. Das Problem dabei ist nach BSE-Auffassung, daß jederzeit Überschneidungen oder sogar "fließende Grenzen" möglich seien. lex
Jagdgenossenschaft Rendel tagt bei Schneider
KARBEN. Die Jagdgenossenschaft Rendel kündigt die Jahreshauptversammlung für Freitag, 10. Juli, um 20 Uhr in der Gastwirtschaft Schneider, Klein- Karbener-Straße, an. Auf der Tagesordnung stehen der Vorstands- und Kassenbericht sowie die Entlastung des Vorstandes. hm
KORR Aus der großen Brennessel wird Geld
Bunte Bilder für die Seele: "Art for Aids"
Das siebenstöckige Gebäude auf der Ecke Zeil / Hasengasse, das noch aus der ersten Kaufhaus-Generation an der Zeil stammt, soll umgebaut werden. Auf drei Geschossen will der Immobilienkaufmann Jürgen Schneider dort Platz für mehrere Einzelhandelsgeschäfte schaffen und auf den anderen Stockwerken Büros einrichten lassen. Nach den Plänen des Eigentümers, in dessen Auftrag auch die Laden-Galerie "Les Facettes" an der Zeil entsteht, soll eine neue Fassade aus Glas entstehen, die von einem gläsernen Aufzug geziert wird.
Etwa ein dreiviertel Jahr, so schätzt der Bauherr, werde für den Umbau gebraucht. Erledigt werden derzeit die ersten Vorarbeiten, die nicht genehmigt werden mußten. Der Bauschein, der die Errichtung einer neuen Fassade und die Entkernung der alten Bausubstanz gestatten würde, wird in Schneiders Königsteiner Büro "jeden Tag erwartet". Doch das wird dauern. Denn "der Bauherr hat bei uns noch eine Menge vorzulegen", erklärt Dieter Hasselbach, der Ver- treter des Leiters in der Bauaufsichtsbehörde. Noch würden die Unterlagen etwa für die Statik fehlen. Ist der Bauantrag komplett, sagt Hasselbach, sei die Genehmigung "nur eine Sache von drei, vier Tagen".
Und mit den Umbauarbeiten könnte angefangen werden. "Wir sind dankbar", berichtet Dieter von Lüpke, "wenn auf der Zeil langfristig eine größere Vielfalt entsteht": Neben großen Kaufhäusern werden von dem Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt "kleinere Einheiten" favorisiert, um auf der Einkaufsmeile "mehr Lebendigkeit zu schaffen". Leider, bedauert von Lüpke, hätten die Stadtplaner darauf nur wenig Einfluß: "Wir können die Bauherren nur beraten." ing
Das gemeinsame Konzept von Magistrat und Polizei, die Drogenszene schrittweise aufzulösen, ist nach Ansicht von Gert-Uwe Mende, dem Sprecher des Hessischen Innenministeriums, auch derzeit nicht gefährdet, obwohl die Bereitschaftspolizei zwei Monate lang nicht zur Verfügung steht: Die Beamten, die bis zum 22. April am Flughafen im Einsatz waren und in den vergangenen Monaten immer wieder die Junkies aus der Taunusanlage vertrieben haben, werden derzeit entweder wieder auf Rhein-Main oder auch beim Weltwirtschaftsgipfel in München eingesetzt. Für sie werden von der Frankfurter Polizei den Juli und August über Ordnungshüter aus den Revieren abgezogen.
Daß die Bereitschaftspolizisten im Sommer noch einmal die Kollegen vom Bundesgrenzschutz am Flughafen unterstützen müssen, "war von vornherein klar", berichtete Mende. Denn eigentlich hätten diese Beamten erst im Oktober beziehungsweise Anfang nächsten Jahres etwa in der Innenstadt eingesetzt werden können. Nun aber gehen sie den neu organisierten Grenzschützern vorübergehend zur Hand.
Doch das, zeigte sich Andreas Helfer überzeugt, bringe "keine Konsequenzen" für das Konzept von Magistrat und Polizei mit sich: Schließlich, betonte der Referent im Büro von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, "sieht sich die Polizei in der Lage", auch weiterhin verstärkt in der Drogenszene präsent zu sein. Denn es sei ja frühzeitig bekannt gewesen, daß die Bereitschaftspolizisten als Urlaubsvertretung am Flughafen im Einsatz sein würden.
Um "die verstärkten Kontrollen in der Drogenszene weiterlaufen lassen zu können", erklärte Polizei-Sprecher Peter Borchardt, "versuchen wir, das aus den eigenen Reihen zu bewältigen": Für die Monate Juli und August werden daher Beamte aus den Revieren als Streifen an den Treffpunkten der Drogenszene eingesetzt. Ersetzt werden die Ordnungshüter von den Revieren auf den einzelnen Polizeistationen durch künftige Bereitschaftsbeamte: Polizisten, die im zweiten Jahr ihrer Ausbildung sind, wurden von der Bereitschaftspolizei dafür zur Verfügung gestellt. ing
OBERURSEL. In das Oberurseler Jugendcafé sind Einbrecher am Wochenende eingestiegen. Sie erbeuteten Hifi-Geräte und Geld.
Wie die Kriminalpolizei Bad Homburg gestern weiter mitteilte, nahmen die Einbrecher eine Glasscheibe aus einem Fenster, um in das Jugendcafé zu gelangen. Innen öffneten sie mit Gewalt mehrere Türen. stk
Parken ist erlaubt, Fahren hingegen verboten Der Lärm des Festplatzes am Heuchelbach stört Anwohner nicht nur, wenn gefeiert wird
BAD HOMBURG. "Für die Anwohner des Festplatzes herrscht Lärmbelästigung ohne Ende", schimpft Joachim S.-T. "Viele Unternehmen parken hier ihre großen Lastwagen, die fahren ständig an und wieder ab." Das Ende der angrenzende Schwalbacher Straße wird nach Auskunft des Anwohners von vielen der Fahrzeuge als Wendehammer benutzt. "Die donnern dann hier die Straße runter." Außerdem würden Glas- und Papiercontainer zwischengelagert und mit großem Lärm umgefüllt. "Dürfen die Firmen ihre Lastwagen überhaupt auf einem öffentlichen Parkplatz abstellen?" fragt sich Joachim S.-T.
"Die dürfen dort parken", bestätigt Patricia Tratnik, Pressesprecherin der Stadt Bad Homburg. Der Festplatz ist für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen Gewicht zwar zwischen 22 und 6 Uhr gesperrt, das bedeutet aber nur, daß sie nicht fahren dürfen, Parken ist erlaubt. Für Personenwagen gibt es gar keine Einschränkung. "Wenn Lastwagen nachts oder früh morgens trotz des Verbots fahren, dann sollen die Anwohner sie anzeigen", rät die Pressesprecherin. Ein holländischer Transporter, der letzte Woche gegen 23 Uhr in der Schwalbacher Straße Altkleider laden wollte, sei von der Plizei daran gehindert worden.
"Die Glas- und Papiercontainer können vielleicht entfernt werden, wenn die Anwohner sich darüber beschweren", erklärt Patricia Tratnik. jom
KARBEN. Zum "Schwoof am Samstag abend" lädt die Tanzabteilung des KSV Klein-Karben ein. Die Begegnungsidee des Vergüngungsausschusses wurde erstmals im Juni realisiert und soll nach den Ferien am 8. August, ab 18 Uhr, im Vereinshaus am Günter-Reutzel-Sportfeld fortgesetzt werden. de
KARBEN. Verdienstvolle Züchter und Angler ehrt der Magistrat bei einer Feier am Dienstag, 14. Juli, um 19.30 Uhr im Clubraum des Bürgerzentrums.
KARBEN. Die geplanten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen stehen im Mittelpunkt einer Bürgerversammlung am Dienstag, 18. August, um 20 Uhr im Bürgerzentrum, zu der Stadtverordnetenvorsteherin Ulla Becker schon jetzt einlädt. Der Magistrat wird die geplanten Maßnahmen vorstellen. Anschließend besteht für die Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit, Anregungen und Wünsche vorzutragen, und zwar auch zu weiteren kommunalen Problemen. hm
Ein Brief vom Gipfel
Daß das mit dem Schnaps möglicherweise eine ganz durchdachte Maßnahme ist, um alle Unbilden schneller vergessen zu können, stellt sich schnell heraus. Denn auf einem so wichtigen Ereignis wie einem Wirtschaftsgipfel kann man noch lange nicht arbeiten, wenn man eine Akkreditierung besitzt. Das Zauberwort heißt Poolkarte und ist eine elegante Methode, die Berichterstatter, die man selber angelockt hat, möglichst wieder Was soll die Flasche Schnaps bedeuten? loszuwerden, ehe sie den hohen Herren im Wege herumstehen. Also werden für alle einzelnen Programmpunkte Poolkarten ausgegeben. Das heißt dann, daß zum Beispiel für das Verlesen der Abschlußerklärung mitnichten jeder der 6000 akkreditierten Journalisten das Recht hat, live dabeizusein, sondern nur die vielleicht 50 oder 100, die eine Poolkarte ergattert haben. Die Vergabe der Poolkarten erfolgt nach der von Gorbatschow in die internationale Politik eingeführten Methode "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Für diejenigen Journalisten, die sowieso in München arbeiten, also auch für mich, hatte das Bundespresseamt eigens eine Außenstelle in der bayerischen Landeshauptstadt eingerichtet. Dort hätte man die Einzelheiten ja rechtzeitig klären können, wird sich der Laie denken. Hätte man ja auch gerne gemacht, wenn dort nur in den Wochen vorher irgend jemand auch mal den Telefonhörer abgehoben hätte.
Einmal habe ich richtig Glück gehabt, für einen klitzekleinen Augenblick jedenfalls. Als die Gäste zur Begrüßung vor die Residenz kommen, stehe ich am Absperrgitter, ohne Poolkarte natürlich und ohne die Aussicht, eine zu bekommen. Da kommt unversehens Theo Waigel vorbei, erweist sich als wahrer Christ und nimmt mich einfach mit in die Sperrzone, vorbei an dem staunenden Polizisten, der mich gerade streng belehrt hatte, ohne Poolkarte könne ja jeder kommen. Tja, geht doch alles, denke ich in Hochstimmung, als mir mein neben mir schlendernder Schutzpatron Theo Waigel urplötzlich abhanden kommt, weil er zu seinem Platz in der deutschen Delegation geführt wird. Darauf haben die Sicherheitsbeamten nur gewartet. "Haben Sie eine Karte?", will einer wissen und mein bedauernder Blick ist ihm Antwort genug. "Dann müssen Sie hier verschwinden." Na gut, dann eben nicht. So leicht ist das aber nicht. Einfach gehen, geht nicht. Ich werde vielmehr eskortiert, damit ich nicht auf dumme Gedanken innerhalb der Sperrzone komme. Etwa auf dem roten Teppich stehen zu bleiben, oder so. Also begleitet mich ein muskulöser Herr mit gußeiserner Freundlichkeit Richtung Ausgang. Bloß keine falsche Bewegung, sonst wird er bestimmt ziemlich nervös werden, denke ich.
Im Pressezentrum treffe ich auf Kollegen, die händeringend Poolkarten, die sie haben, aber nicht brauchen, gegen solche tauschen wollen, die sie brauchen, aber nicht haben. Wer nirgends etwas hautnäher dabei sein kann, muß sich auf einem Großereignis wie dem Wirtschaftsgipfel mit dem sogenannten "Briefing" bescheiden. Ein Briefing ist eine Unterrichtung, bei dem über das, was passiert ist, nichts berichtet wird, dafür über das, was jeder weiß oder gesehen hat. Also sagt Staatssekretär Dieter Vogel bei seinem ersten Briefing: "Die Menge derer, die sich hier versammelt haben, steht im umgekehrten Verhältnis zur Menge der Nachrichten, die ich zu verkünden habe. Ich hoffe, Sie haben nichts anderes erwartet." Ach, hätte ich den Schnaps doch noch. Aber es gibt ja noch die Tasche. Weil Journalisten bekanntlich ganz arm dran sind, bekommen sie von der Bundesregierung eine große Reisetasche geschenkt. Darin sind so nützliche Sachen wie zwei Flaschen Wein, die wahrscheinlich so süß sind, daß man sie nicht trinken kann, und ein Computerspiel, von dem findige Kollegen schon herausgefunden habe, daß es nicht funktioniert. Die Tasche werde ich mir holen. Jetzt gleich.
PETER FAHRENHOLZ
MAIN-TAUNUS-KREIS. Jugendamtsleiter Thilo Schobes konnte erleichtert aufatmen: Buchstäblich in letzter Sekunde vor der drohenden Obdachlosigkeit fand die Kreisberatungsstelle für arbeitslose Jugendliche, die bisher im abbruchreifen Schmitt-Bau neben der Hofheimer Brühlwiesenschule untergebracht war, im Eschborner Jugendzentrum ein neues Domizil.
Zwei Räume mit separatem Eingang stehen den drei Mitarbeitern fortan zur Verfügung. Das Jugendamt ist gerade dabei, dem Eschborner Magistrat einen langfristigen Mietvertrag abzuhandeln.
"Die Möglichkeit hat sich holterdiepolter innerhalb weniger Tage ergeben, daß wir uns im Grund erst jetzt um alles kümmern müssen." Drei Tage vor dem Auszugstermin Ende Juni, lacht Schobes, sei das Telefon in Hofheim abgemeldet und ein neuer Anschluß in Eschborn beantragt worden. Bis der zum ersten Mal klingelt, wird es wohl noch eine Weile dauern. Das zwingt die "Job-Berater" ziemlich zum Improvisieren. Wer Glück hat, bei dem nimmt jemand den Telefonhörer im Jugendzentrum nebenan ab und erklärt sich als "Nachrichten-Übermittler" bereit (Tel. 061 96 / 49 02 46). Ansonsten bleibt, sich über das Jugendamt im Kreishaus, Tel. 061 92 / 201-573, anzumelden.
So froh Jugendamts-Chef Thilo Schobes über die neuen Räume ist, ein kleiner Wermuts-Tropfen ist schon dabei: "Wir hätten die Beratungsstelle gern weiterhin in Hofheim gehabt", sagt er, zumal zwei Aufgabenschwerpunkte - die Beratung in Berufsvorbereitungsklassen und in Sonderschulen - nur in Hofheim angeboten werden, weil es diese Schulformen nirgendwo sonst im Kreis gibt.
Nicht ortsgebunden ist lediglich die Zusammenarbeit mit Jugendzentren im Kreis. Seit einiger Zeit kommen die Mitarbeiter der Beratungsstelle in die Jugendtreffs und beraten dort.
Weniger Glück bei der Suche nach einem neuen Büroraum hatte bisher der Kreisjugendring, der durch den Abriß des Schmitt-Baus ebenfalls seit 1. Juli auf der Straße sitzt. Die Büromöbel des Verbands lagern seither im Keller des Kreishauses, ihre Arbeit erledigen die Mitarbeiter zwangsläufig zu Hause. ana
KARBEN. Der Stadtteil Klein-Karben begeht von 11. bis 13. September seine 800-Jahr-Feier. Am Programm möchte sich auch der große KSV beteiligen. Vorgesehen ist bisher, die Fotoausstellung mit Aufnahmen von 1918 bis 1950 aus dem kulturellen und sportlichen Leben anzubieten. Die Jugendabteilung plant eine Disco, andere Abteilungen wollen sich mit kulinarischen Beiträgen beteiligen. Für den ältesten Ortsverein bietet sich beim Jubiläum die Chance der Selbstdarstellung, regt die Vereinszeitung an.
Der Deutschlandfunk (DLF) wird seinen Technischen Direktor Helmut Haunreiter (47) als Vertreter des Senders in den fünfzehnköpfigen Gründungsausschuß für den künftigen bundesweiten Hörfunk (die FR berichtete darüber) entsenden. Darauf verständigte sich der Rundfunkrat des DLF, wie Intendant Edmund Gruber gegenüber der FR bestätigte, in seiner letzten Sitzung. Zuvor hatte das Gremium über ein von Gruber erarbeitetes Programm- und Personalkonzept für den nationalen Hörfunk diskutiert und es abgelehnt.
In diesem Papier war Gruber von zwei sich ergänzenden Programmen (eines mit Schwerpunkt Information, das andere mit dem Akzent Kultur), etwa 560 Mitarbeitern und einem Jahresetat von gut 200 Millionen Mark ausgegangen. Nach dem jüngsten Ministerpräsidentenbeschluß sollen aber beide Programme mit den Schwerpunkten Information und Kultur ausgestattet werden. Der nationale Hörfunk wird auf mehr als 300 Millionen Mark an Einnahmen pro Jahr aus dem Rundfunkgebührentopf zurückgreifen können.
Nun soll Haunreiter nach dem Willen des Rundfunkrates ein neues Konzept für das bundesweite Radio vorlegen. Gruber befürworte, wie er sagte, die Entsendung des Technischen Direktors in den Gründungsausschuß, zumal Haunreiter auch Leiter der im Hause gebildeten "Arbeitsgruppe Zukunft" sei. FR
Kleine FR
Abendspaziergang BAD VILBEL. Zu einem Abendspaziergang lädt der Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege am heutigen Donnerstag, 9. Juli, ein. Treffpunkt ist 20 Uhr am Alten Rathaus.
Kleine FR
Jahrgang trifft sich BAD VILBEL. Der Jahrgang 1910/11 trifft sich am Donnerstag, 6. August, um 16 Uhr im Hotel-Restaurant "Zum Prinz Karl". Das teilt Johann Kroner mit.
BAD VILBEL. Acht Personenwagen wurden nach Polizeiangaben von Sonntag auf Montag aufgebrochen. Es entstand ein Schaden von insgesamt 9000 Mark. Entwendet wurden unter anderem Autokassettenrecorder, eine Arzttasche mit Medikamenten, ärztliche Geräte, Kassenarztstempel und Kassenrezepte sowie Musikkassetten und eine Telefonkarte. Hinweise an die Polizeistation , Telefon 70 45. hm
Turnverein Harheim: Der Verein bietet am Dienstag, 14. Juli (von 18 bis 20 Uhr), die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik auf der Bezirkssportanlage, Harheimer Weg. Zuständig für die Abnahme: Irmgard Salis (Tel. 45 09/4 14 28). nd/27
Turn- und Sportverein 1894 Nieder- Eschbach: Der Verein bietet am Mittwoch, 15. Juli (17.30 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Nieder-Eschbach (Heinrich-Becker-Straße) die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik. Zuständig für die Abnahme auf dem Platz ist Lore Haak (Tel. 5 07 39 64). nd/27
Liest sich wie ein Firmentitel: "Exner, Spamer, Schneider". Der Name bürgt für Qualität. Damit hat es sich schon fast mit den Gemeinsamkeiten der drei Künstler. Der Dreierbund der Städel-Studenten ergibt sich vielmehr aus ihrem gemeinsamen Atelier. In der Bildhauer-Werkstatt der Städelschule, in der Daimlerstraße am Osthafen, stellen Exner, Spamer, Schneider ihre jüngsten Arbeiten aus.
"Wir verstehen uns nicht als Gruppe", sagt Jörg Spamer. Das allerdings hat dann doch programmatische Gründe: Alle drei Künstler suchen nach Auswegen "aus der Langeweile" (Spamer) in der zeitgenössischen Kunstproduktion. Das bedeutet: die 70er als Zeit verstärkter Gruppen-Dynamik ebenso zu reflektieren und zu überwinden wie "den ganzen Fake" der Postmoderne. Nach-utopisch, nach-dekorativ sind die Arbeiten.
Raus aus der Langeweile - aber ohne jene Aufgeregtheiten zu produzieren, wie sie der Kunstmarkt derzeit ertragen muß. Spamer will "wieder auf den Boden zurückkommen". Bilder und Objekte aus dem Material des Alltags zu schöpfen, nicht länger "neuen" Bildfindungen hinterherzuhecheln: Auch das verbindet einige Werke miteinander. Andreas Exner schöpft sein Material aus dem Formenreichtum des 50er-Jahre-Designs. Seine Objekte stellen Paraphrasen auf die Nierentisch-Ästhetik seiner Kinderzeit dar. Die Gefahr, in einen Topf mit den Produkten der Nostalgie-Welle geworfen zu werden, liegt hier nahe. Exner führt seine Gedanken allerdings weiter. Er benutzt ein Sortiment von Hosen, Jacken und Faltenröcken der gleichen Ära als Material für elegante Stoff-Objekte und sogar für Fotogramme, eine ebenso originäre wie geniale Transfer-Leistung. Auf den Fotoblättern zeichnet sich der beschwingte Faltenwurf der Kleider als abstrakte, schwarze Form ab, halb Tintenklecks, halb dunkles Loch.
Gedruckte Texte dienen Manfred Schneider als Material für seine analytischen Bilder und Projektionen. Bilder, im Sinne gegenständlicher Assoziationen, muß der Betrachter/Leser selbst entwerfen. In einer Mehrfach-Projektion würfelt Schneider Worte und Satzfetzen in ständig wechselnden Konstellationen zusammen. Dabei bevorzugt er mehrfach codierte, vieldeutige Begriffe. Was eben noch anfing, als Satz einen Sinn zu bilden, wird sofort wieder aufgebrochen.
Schneider ist gelernter Schildermaler, studierter Architekt und derzeit in der Malklasse bei Jörg Immendorf. Daß er sich nun mit Text auseinandersetzt, bezeichnet ein neues Selbstverständnis dieser Künstler: Im Zentrum steht die Idee, die dann in unterschiedlichen Medien, Techniken und Modellen in ihren Tiefenschichten ausgelotet werden kann.
Diese Freiheit macht sich auch Jörg Spamer zunutze. Vom Film kommend, hat er sich über die Video-Skulptur nun an die Bildhauerei herangearbeitet. Einige Themen sind dabei konstant geblieben: Spamers Arbeiten sind sperrig, unzugänglich, rücken ihre Informationen nur knauserig und nach einigem Ringen heraus. Es scheint, als sollten Bilder geradezu verhindert werden und nicht geschaffen und dann gefällig präsentiert.
Seine neuen Holz-Objekte, aus billigsten Paneelen gezimmert, sind Verschalungen im wörtlichen Sinne. Sie umschließen Raum, kapseln ihn ab, schützen ihn vor vor dem gierigen Blick der bildhungrigen Betrachter. Sogar die Schauseite der Paneele ist nach innen gerichtet. "Das Bild entsteht dadurch, daß es nicht gezeigt wird", sagt Spamer.
Die Holzkisten, reihenweise aneinandergetackert, sind wiederum dem Formen-Fundus des Alltags abgeknöpft. Sie stellen Großmodelle von Frankfurter Wohnungen dar, im Maßstab 1:10. Dieses zu erkennen, ist allerdings nicht unbedingt notwendig. Spamers Arbeiten beziehen ihren Reiz vielmehr aus der Ambivalenz zwischen Architektur-Modell, sperrigem Möbel und Objekt. Und als solches sind sie, so vehement uns der Blick auf Raum, Körper und Bild verweigert wird, von eigenem ästhetischem Reiz.
Die Ausstellung gehört mit "Muttertag" und dem "Gästezimmer" zu den erfreulichen Versuchen, von studentischer Seite her an die Öffentlichkeit zu gehen. Nicht, um sich beizeiten für den Kunstmarkt zu empfehlen, sondern um die Arbeit an der Städelschule ein wenig transparenter zu gestalten. (Bis 13. Juli, täglich 11 bis 19 Uhr, Daimlerstraße 32-36.)
THOMAS A. WOLFF
Wir seh'n uns vor Gericht. Immer öfter suchen Sportler, die sich von ihren Verbänden ungerecht behandelt fühlen, Gerechtigkeit vor den Schranken ordentlicher Gerichte. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist für jeden Sportler das "Größte". Entsprechend enttäuscht sind potentielle "Olympioniken", wenn Verbandsgremien den Weg zum Schein der Olympischen Flamme versperren.
Olympianorm geschafft, Ticket nach Barcelona in der Tasche. Klingt logisch, doch die verbandspolitische Wirklichkeit sieht anders aus. Der Mainzer Speerwerfer Peter Blank hat es jetzt gerichtsamtlich. Eine "gravierende Unbilligkeit" mochte das Landgericht Frankfurt dem Nationalen Olympischen Komitee, das letztendlich über die Teilnahme entscheidet, nicht unterstellen. Rechtssprechung und Olympianominierung haben eines gemeinsam: Der Platz für Interpretationen ist nahezu unbegrenzt.
Das Ende sportlicher Autonomie wäre es in der Tat, wenn Plätze für Sportwettkämpfe einklagbar wären. Was nicht heißt, daß die Verbände immer gerecht nominieren. Aber die Ungerechtigkeit des Irrtums muß man dem Sport schon lassen, so schmerzlich dies auch für den einzelnen Athleten sein mag. Denn was heißt Gerechtigkeit im Sport?
Deutsche Leichtathleten hatten verschiedene Chancen, sich zu qualifizieren. Wobei der DLV und andere Verbände erneut den Spagat versuchten: sauberen Sport zu propagieren und dennoch Normen und Endkampfchancen als Kriterien zu installieren. Sehr diffus, zumal auch einige Athleten ohne Normerfüllung nach Barcelona fahren dürfen. Ist das US-amerikanische System da nicht ein Vorbild für Klarheit? Ein Wettkampf - die ersten drei kommen durch. Schön und (meistens) gut, aber gerecht? Der Zehnkämpfer Dan O'Brien, allererster Favorit auf Gold, hatte beim Stabhochsprung einen Black-out. Aus für Olympia. Sportlich betrachtet der reine Schwachsinn.
Den deutschen Zehnkämpfer Christian Schenk warf mehr Mißgeschick denn Unvermögen aus der Olympiabahn. Die Experten sind sich einig: Nur Schenk hätte von den deutschen Vielseitigkeitsathleten eine Medaillenchance. Der Ex-Olympiasieger hat die "Rote Karte" klaglos hingenommen. Der Frankfurter Stabhochspringer Kai Atzbacher und sein speerwerfender Kollege Blank beklagen lautstark das ihnen zugefügte Unrecht. Den Endkampf hätten sie - im Gegensatz zu Schenk und O'Brien - wohl nur im Olympia-Fernsehen mitbekommen. Wo bleibt da die sportliche Gerechtigkeit?
JÜRGEN AHÄUSER
BAD VILBEL. Um 0,1 auf 3,4 Prozent ist die Arbeitslosenquote im Juni gegenüber dem Vormonat angestiegen. Die Bad Vilbeler Arbeitsamt-Außenstelle, die für die Brunnenstadt, Karben, Bergen-Enkheim und Harheim zuständig ist, erklärt den leichten Anstieg damit, daß junge Leute, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben, noch keinen Arbeitsplatz gefunden hatten und sich arbeitslos meldeten.
Im Juni sind 81 Arbeitslose an einen festen Arbeitsplatz vermittelt worden. 114 offene Stellen sind vom Gewerbe neu angeboten worden, insgesamt werden 297 Arbeitsplätze angeboten, darunter sind 27 Teilzeitangebote, denen 144 Gesuche gegenüberstehen. Im Gesamtbereich des Frankfurter Arbeitsamtes lag die Arbeitslosenquote im Juni bei 4,9 Prozent. 28 053 Arbeitslosen standen 6077 Stellenangebote gegenüber. hm
HATTERSHEIM. Im Schwimmbad steigt am Samstag, 18. Juli, ein großes Fest: Von 14 Uhr an steht nicht nur Schwimmen an, sondern auch Musik, Wettspiele und viel Spaß. Für die jüngsten Besucher gibt es ein Mitmach- Theater: "Hase und Igel" sind zu Besuch.
Heiter gestaltet sich auch der zweite Teil des Kultur-Sommer-Wochenendes am Sonntag, 19. Juli: Volksmusik und Bauerntheater laden in den Alten Posthof.
Die "Original Taunusmusikanten" schmettern ab 18 Uhr schmissige Melodien. Um 19 Uhr betreten die Schauspieler des Alpenländischen Volkstheaters München mit der "Schumacher-Lilli" die Bühne. Nach dem letzten Vorhang ertönt wieder Volksmusik.
Karten für das Bühnenspiel können zum Preis von 10 Mark im Kulturbüro (Hauptstraße 69, Tel. 06190 / 808228) bestellt werden. Besonderes Schmankerl: Jeder 50. Gast erhält freien Eintritt. kkü
NEU-ANSPACH. Das neue Tagesseminar "Schönheit von Innen und Außen" des Frauentreffs hat sich vorgenommen, auszuprobieren, wie Farben auf das Wohlbefinden wirken. Der Kurs ist am Samstag, 8. August, von 10 bis 17 Uhr im Frauentreff (Ärztehaus); mitzubringen sind die täglichen Kosmetika, Spiegel und bequeme Kleidung. Anmeldung werden von Kursleiterin Waltraud Kraska (Tel. 0 60 84 / 33 66 oder dem Frauentreff (Tel. 0 60 81 / 4 37 22) angenommen.
MARCKOLSHEIM, 7. Juli. Überraschend hat der elsässische Präfekt Jacques Barel die Errichtung einer großen Feriensiedlung am Rheinufer bei der Gemeinde Marckolsheim untersagt. Kommunalparlament und Bürgermeister Léon Siegel wollten auf einem 75 Hektar großen Gelände ein riesiges Touristenzentrum mit 500 Ferienbungalows, einem Hotel, einem Golfplatz, einem Schwimmbad und einer Tagungsstätte errichten. Das Projekt sollte 250 Arbeitsplätze schaffen.
Bislang war Umweltschützern im Elsaß beim Streit um Industrieansiedlungen, Straßenbauten oder anderen Eingriffen in die Natur nur wenig Erfolg beschieden. Hintergrund der Entscheidung der Präfektur ist ein rund zwei Jahre zurückliegender heftiger Konflikt um die Ansiedlung der österreichischen Zitronensäurefabrik Jungbunzlauer im Rheinauewald bei Marckolsheim. Nachdem sich monatelang Naturschützer auf der einen sowie Bürgermeister Siegel und das Unternehmen auf der anderen Seite bekämpft hatten, war schließlich ein Kompromiß zustande gekommen: die Öko-Initiativen gaben ihren Widerstand gegen die geplante Fabrik auf. Im Gegenzug sagte die staatliche Seite zu, weitere Eingriffe in den Rheinauewald zu unterlassen und an anderer Stelle Wiederaufforstungen ins Auge zu fassen. Für Präfekt Barel ist nach der damaligen Auseinandersetzung eine weitere große Baumaßnahme auf dem ökologisch empfindlichen Terrain am Rheinufer nur denkbar auf der Grundlage einer breiten Übereinstimmung zwischen allen politischen Lagern. Ein solcher Konsens ist jedoch nicht in Sicht.
Im Gemeinderat und im Bürgermeisteramt von Marckolsheim vermutet man nun hinter dem Beschluß des Präfekten die Furcht vor einem Konflikt mit Öko- Initiativen und den bei den elsässischen Regionalwahlen im März deutlich gestärkten beiden Grünen Parteien.
GRÜNDAU. Der Festzug für die 775- Jahr-Feier des Gründauer Ortsteiles Niedergründau wächst: Zum Jubelfest am 30. August sind bislang 50 Zugnummern gemeldet worden.
Themen aus 17 Märchen werden nach Angaben von Edgar Hessler auf den Wagen dargestellt oder von Fußgruppen dargeboten werden.
Unter dem Titel "So wie wir war'n und wie wir sind" haben sich die beteiligten Vereine und Gruppen einiges für ihre Selbstdarstellung einfallen lassen.
Mit einer stehenden Zuglänge von 430 Metern ist der geplante Festzug nach Worten Hesslers einer der längsten, die je durch Niedergründauer Straßen seit der 750-Jahr-Feier gezogen sind.
Acht Musik-, Spielmanns- und Fanfarenzüge sorgen im Verlauf der 2,8 Kilometer langen Strecke für die musikalische Unterhaltung.
Mit dabei ist auch der Sechser-Pferde-Zug einer Frankfurter Brauerei.
Der Festzug startet am 30. August um 13.30 Uhr in Niedergründau. schu
ski FRANKFURT A. M. Die Entlastung durch arbeitsmarktpolitische Instrumente in Ostdeutschland ist "wieder etwas größer geworden". Dies stellt der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit (BA), Heinrich Franke, zur aktuellen Statistik seines Hauses fest. Wie stark diese Effekte sind, wird an folgenden Zahlen deutlich: Mehr als 509 000 Arbeitnehmer in den neuen Bundesländern und im Osten Berlins nahmen Ende Juni an von den Arbeitsämtern finanzierter beruflicher Weiterbildung teil, fast 402 000 waren in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen untergebracht. Während diese beiden Zahlen gegenüber Mai leichte Rückgänge bedeuten, gab es bei den Beziehern von Altersübergangsgeld einen sprunghaften Anstieg um 30 600 auf 511 600. Franke erklärt dies vor allem mit einem "Torschlußeffekt": Die inzwischen bis zum Jahresende verlängerte Regelung sollte ursprünglich am 30. Juni auslaufen. Hinzu kommen 294 500 Empfänger von Vorruhestandsbezügen. Alles in allem sind das also mehr als 1,7 Millionen Menschen, die den Arbeitsmarkt "entlasten".
In Westdeutschland gesellten sich zur, so Franke, "konjunkturellen Eintrübung" dämpfende Saisoneinflüsse aufgrund des Schul-Endes in einer Reihe von Ländern. Zur stagnierenden Beschäftigung merkt er an, daß die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt im April und Mai (diese Angaben hinken immer einen Monat hinterher) kaum noch gestiegen sei. Im Vorjahresvergleich wurde noch ein Anstieg um 310 000 auf gut 29,4 Millionen verzeichnet, worin reichlich eine halbe Million Ost-West-Pendler enthalten ist.
Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) sieht in der jüngsten Entwicklung im Osten "keine Entwarnung für weitere gemeinsame Anstrengungen von Unternehmen, Gewerkschaften und öffentlicher Hand". Widerlegt seien aber alle "Katastrophenszenarien". Der SPD-Sozialpolitiker Ottmar Schreiner meint laut dpa, der leichte Rückgang der registrierten Arbeitslosen im Osten dürfe nicht mit Aufschwungtendenzen verwechselt werden. Der Westen werde wegen hier steigender Erwerbslosigkeit künftig weniger Pendler aus dem Osten aufnehmen können.
NEU-ISENBURG. "Jede Gaststätte muß doch soundsoviele Stellplätze ausweisen", erregt sich Leserin Anne K., und fragt, wie es angehen kann, daß das Neu-Isenburger Büro einer bundesweit bekannten Autoverleihfirma (die mit dem rotem Punkt auf blauem Grund), regelmäßig einen Großteil ihrer Lastwagen und Transporter in der Rathenaustraße abstellt. "Kann die Stadt da nicht eingreifen?", will Leserin K. wissen.
Wie es aussieht, kann sie nicht: nach der Straßenverkehrsordnung ist "nichts zu machen", sagt der stellvertretende Ordnungsamtsleiter, Hans-Jürgen Maas. Sofern es kein Verbotsschild untersagt, sei "das längere Parken von Lastkraftwagen überall zulässig, außer in Wohngebieten. Und da es uns natürlich lieber ist, wenn die Lastwagen im Industriegebiet stehen, wo sie weniger stören als anderswo", unternimmt das Ordnungsamt auch nichts gegen den "Parkplatz Rathenaustraße".
"Wir sind da ein bißchen ratlos", bestätigt der Leiter des Stadtplanungsamts, Falk Schien, denn auch baurechtlich sei bei den großen Unternehmen, die bundesweit ihre Autos verleihen, wenig zu machen. Zwar muß, wie der Bauamtsleiter des Kreises Offenbach, Heinz Breitenbach, versichert, ein Betrieb, der sich in einer Stadt niederläßt, und deshalb baut, eine Betriebsbeschreibung zum Bauantrag mitliefern, in der er Auskunft über seinen Fuhrpark gibt. Für den muß er dann Stellplätze nachweisen, "aber wenn das dann einfach mehr wird, weil irgendwelche Leihautos aus dem gesamten Bundesgebiet in Neu-Isenburg abgegeben werden, kriegen wir das baurechtlich nicht in den Griff."
Und wenn gar kein Bauantrag gestellt wird, weil nicht gebaut, sondern vorhandene Büroräume übernommen werden, und deshalb noch noch nicht mal ein Antrag auf Nutzungsänderung bei der Stadt eingeht, "haben wir, solange keine Beschwerden eingehen, keine Gelegenheit, einzugreifen", erklärt Schien. Ein wenig anders sähe es dann aus, wenn der Betrieb seinen Sitz einzig in Neu-Isenburg hätte: Mit der dadurch besseren Übersicht über den Fuhrpark könnte die Behörde "dann von der Firma verlangen, innerhalb einer Frist die nötigen Plätze nachzuweisen". fra
OFFENBACH. "Zeitzeichen" heißt eine Ausstellung mit Fotografien, Bildern und Objekten, die bis zum 15. Juli bei der Johannesgemeinde, Ludwigstraße 131, zu sehen ist. Stefan Buch zeigt Schwarz-Weiß-Fotos, Georgios Daeretzis unter dem Motto "Borderline-Painting" seine Bilder und Objekte: montags bis freitags zwischen 10 und 13 Uhr, 17 und 20 Uhr, samstags und sonntags nur von 17 und 20 Uhr. hf
KRIFTEL. Als "so dick wie fünf Telefonbücher" beschreibt Hans-Werner Börs (CDU) die Prüfberichte zur Unterschlagungsaffäre im Rat- und Bürgerhaus. Nach den Worten des Bürgermeisters liegen die endgültigen Untersuchungsergebnisse zu den Manipulationen des verstorbenen Kämmereileiters "endlich zumindest im Manuskript vor". Börs schätzt, daß der "Berg Papier" frühestens am 17. Juli an den Gemeindevorstand und die Parlamentarier weitergegeben wird.
An der Höhe der bisher bekannten Unterschlagungssumme habe sich auch in den Abschlußberichten "nicht viel geändert". Börs: "Es sind nur etwa 3000 Mark mehr geworden." Angesichts von rund 1,5 Millionen Mark, die der Amstrat veruntreut haben soll, ein Klacks.
Worüber sich der Bürgermeister Sorgen macht, ist der Datenschutz. "Ich habe die Rechnungsprüfer bei einem Round- table-Gespräch am Montag gefragt, inwieweit ich Firmen oder Privatnamen bekanntgeben darf." Die Zahlen-Experten hätten da nur mit den Schultern gezuckt. Um sich sachkundig zu machen, hat Börs an den hessischen Datenschutzbeauftragten geschrieben. Der Verwaltungschef wolle nichts in der Sache verheimlichen, sondern verhindern, daß Details öffentlich werden, "die nichts zum Erkenntnisgewinn beitragen, aber Leute und Unternehmen ins Gerede bringen".
Sind die Fragen zum Datenschutz beantwortet, wird die nächste Runde eingeläutet. Zunächst sollen Gemeindevorstand und -vertreter die Prüfberichte durchackern. Wie beschlossen, tagt dann ein Akteneinsichtsausschuß - im "Fall M." wurde der Haupt- und Finanzausschuß dazu bestimmt. Die nächste turnusmäßige Gemeindevertretersitzung ist am 13. August. Da über den Unterschlagungsskandal in einer Sondersitzung debattiert werden soll, wird diese laut Börs "erst nach diesem Termin sein". pms
HANAU. Unter den deutschen Firmen, welche die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das Zollfahndungsamt Frankfurt gestern wegen Geschäftsbeziehungen zum Irak durchsuchen ließen, waren auch die Leybold AG in Hanau sowie deren Tochtergesellschaft Leybold Durferrit in Erlensee und Hanau-Wolfgang. Nach Leybold- Angaben hängt die Durchsuchung "insbesondere" mit den 1987 gelieferten Elektronenstrahl-Schweißanlagen für eine Kanonenrohr- und Geschoßfabrik bei Bagdad zusammen.
In der Firmenmeldung heißt es, es gebe keine Anhaltspunkte, gegen außenwirtschaftsrechliche Vorschriften verstoßen zu haben. Laut Staatsanwaltschaft besteht aber der Verdacht, daß Gegenstände für die Entwicklung einer Gasultrazentrifuge (GUZ) ohne Genehmigung ausgeführt oder Exportgenehmigungen "durch unzutreffende Angaben erschlichen" worden seien. Eine GUZ ist nötig, um atomwaffenfähiges Uran anzureichern.
Leybold hatte die Elektronenstrahl- Schweißanlagen 1987 an den Essener Ferrostaal-Konzern geliefert. Ferrostaal faßte den Export-Genehmigungsantrag beim Eschborner Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft seinerzeit allerdings "äußerst allgemein", wie es in einem internen Behördenpapier hieß. Der wahre Verwendungszweck sei bei den Gesprächen "verschwiegen" worden (Siehe Leyendecker/Rikkelmann: Exporteure des Todes, Göttingen 1990, Seite 110).
Leybold verlautbarte gestern, insbesondere gegenüber dem Zollfahndungsamt Frankfurt in den vergangenen Monaten "ausführlich Stellung bezogen und Einzelheiten erläutert" zu haben. Noch während der stundenlangen Hausdurchsuchung durch mehrere Dutzend Beamte in Zivil informierte die Geschäftsleitung die überraschten Beschäftigten an den Schwarzen Brettern.
Auch die Frankfurter Zentrale der Leybold-Mutter Degussa war Ziel der Fahnder (siehe Stadt-Rundschau). Die Staatsanwaltschaft führt seit Februar 1992 ein Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen von neun vorwiegend im Rhein-Main-Gebiet und insbesondere im Darmstädter Raum angesiedelte Unternehmen wegen des Verdachts, gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen zu haben. Die am schwersten belastete Firma ist nach FR-Informationen H & H Metallform in Drensteinfurt bei Münster.
Der Tatverdacht der Staatsanwaltschaft stützt sich vorwiegend auf Berichte der Internationalen Atomenergiebehörde, die auf Inspektionen im Irak beruhen. Aufgrund vorgefundener Typenbezeichnungen stehen auch deutsche Firmen in Verdacht, Maschinenen und Materialen geliefert zu haben. Um der Genehmigungspflicht zu entgehen, würden häufig falsche Warenbezeichnungen angegeben oder "unverfängliche Abnehmer" vorgeschoben.
Die Durchsuchung in den Firmen fand gestern zeitgleich ab 10 Uhr statt. Bei der Aktion waren insgesamt 400 Beamte sowie elf Darmstädter Staatsanwälte im Einsatz. him
Im Blickpunkt: Altersversorgung von Müttern Babyjahr reicht nicht
Bis zum Jahr 1986 wurden Zeiten der Kindererziehung bei der Rente überhaupt nicht berücksichtigt. Das wurde erst mit der Einführung des Babyjahres anders. Seit 1986 wird für jedes Kind eine einjährige Beitragszeit angenommen, für alle ab 1992 geborenen Kinder werden sogar drei Jahre auf die Rente angerechnet. Grundsätzlich kann die Berücksichtigung der Kindererziehungszeit von Müttern oder Vätern beansprucht werden, in der Praxis wird sie jedoch überwiegend von Müttern in Anspruch genommen. Die sogenannten Trümmerfrauen, die ihre Kinder in der unmittelbaren Kriegs- und Nachkriegszeit aufziehen mußten, blieben 1986 aus Kostengründen von den rentenrechtlichen Vorteilen zunächst ausgeschlossen. Auf heftige öffentliche Kritik hin wurde 1987 eine ergänzende Regelung geschaffen, wonach alle vor 1921 geborenen Frauen pro Kind eine Ausgleichszahlung von 25 Mark im Monat erhielten. Der Betrag entsprach zwar in seiner Höhe etwa der durch das Babyjahr erfolgten Rentenerhöhung, aber er wurde nur jahrgangsweise ausgezahlt: zunächst an alle Frauen bis zum Jahrgang 1918, ein Jahr später an die bis 1919 Geborenen und schließlich erst ab Oktober 1990 an alle Mütter des Jahrgangs 1920. Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums hätte die sofortige Einbeziehung der Trümmerfrauen den Bund jährlich 3,3 Milliarden Mark mehr gekostet.
Das Verfahren in Karlsruhe richtete sich jedoch nicht allein gegen diese Ungleichbehandlung. Die zwei heute 72jährigen Mütter hatten in ihren Verfassungsbeschwerden darüber hinaus gefordert, daß der Staat Kindererziehungszeiten und Rentenbeiträge Berufstätiger überhaupt gleich behandeln müsse. Denn da die Kinder später Beiträge in die Rentenkasse zahlten, leisteten Erziehungspersonen indirekt einen Beitrag zur Rentenversicherung. Der Erste Senat, der aus sieben Verfassungsrichtern und einer Verfassungsrichterin besteht, forderte einen Abbau der Benachteiligung der nicht berufstätigen Erziehungspersonen - in der Regel also der Mütter. Er verlangte jedoch keine völlige Gleichstellung von Kindererziehung und Beitragszahlungen der Berufstätigen.
Beiträge an die Rentenversicherung würden unmittelbar an die ältere Generation ausgeschüttet, der Beitrag in Form der Kindererziehung jedoch nicht. Dagegen befürworten die Richter eine "maßvolle Umverteilung" in der Rentenversicherung. Die Einführung mehrerer Babyjahre wird als "systemgerechtes Mittel" zum Ausgleich der Nachteile beurteilt. Weiter könne an eine Verminderung der Rentenansprüche für kinderlose oder kinderarme Personen gedacht werden.
Schließlich ermögliche das Grundgesetz auch eine Anpassung der Hinterbliebenenrente, je nachdem ob durch den überlebenden Ehegatten Kindererziehungs- oder Pflegeleistungen erbracht wurden.
Trotz dieser Feststellungen konnte in Karlsruhe "den Trümmerfrauen nicht geholfen werden", wie es Gerichtspräsident Roman Herzog in der mündlichen Urteilsbegründung ausdrückte. Denn mit dem Babyjahr habe der Gesetzgeber 1986 einen ersten Schritt gemacht, die Benachteiligung der Kinderlosen abzubauen. Bei solch einer komplexen Reform müsse der Gesetzgeber schrittweise vorgehen dürfen. Stichtage seien im Rentenrecht üblich und trotz der unvermeidlichen Härten nicht verfassungswidrig. Im konkreten Fall sei die Entscheidung wegen der finanziellen Belastungen auch sachgerecht gewesen.
URSULA KNAPP (Karlsruhe)
"Die Entscheidung für den Fernbahntunnel", sagt Lutz Sikorski (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, "ist längst überfällig." Und Wolfgang Stammler, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Opposition, sieht das Projekt als "einzige Möglichkeit", langfristig den Bahnknotenpunkt Frankfurt auszubauen. Indes: Beide wissen, daß ihre seltene Einigkeit die Bundesregierung in ihrer Finanznot kaum beeindrucken wird.
Die Planer der Bundesbahn (DB), wie etwa Herbert Wildhardt, haben sich schon mit der Alternative Südbahnhof als zweiter Frankfurter Fernbahnstation beschäftigt. Freilich kann dieser Bahnhof schon heute kaum noch verbreitert werden, "ein kompletter Umbau wäre nötig" (Wildhardt) - und zwar "eine zweite Ebene über den heutigen Gleisen".
Mit diesen Überlegungen stößt die Bahn im Römer auf Granit. Schlicht "nicht organisierbar" nennt Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) die Perspektive. Das meint nicht nur den fehlenden Raum für einen Ausbau des Südbahnhofs - es geht vor allem um die unüberschaubaren, unzumutbaren Folgen des Andienungsverkehrs in den engen Straßen Sachsenhausens.
Ganz ähnlich sieht das CDU-Verkehrsexperte Stammler. Er hat eine andere Alternative parat: Für die "Übergangszeit" bis zum Bau des Milliarden-Tunnels und zur Entlastung des Hauptbahnhofs müsse die Bahn mindestens zwei Fernlinien am Flughafen halten lassen - etwa den neuen Intercity- Express (ICE). jg
FRANKFURT A. M. Betty spürt sich nicht mehr. Vielleicht hat sie sich nie gespürt. Sie hat irgendeinen Job aufgegeben und einen jungen Mann aus der Pariser Bourgeoisie geheiratet, weil er sie heftig umwarb. Sie hat sich der diskreten Tyrannei der schweren Eichenmöbel, der festgezurrten Familienbande und der erstickenden Regungslosigkeit der großbürgerlichen Salons scheinbar willenlos unterworfen. Sie hat ihrem Mann zwei Kinder geboren, um die dem allgegenwärtigen Kindermädchen zu überlassen. Sie hat sich dem Alkohol und diversen Liebhabern in die Arme geworfen, die sie nicht liebt, sondern braucht, "um mich selbst zu verletzen". Sie fühlt sich schmutzig und träumt von Sauberkeit. Sie ist 28 Jahre und ohne Beruf. Eine in sich gefangene Frau, die sich in ein gläsernes Gefängnis begeben hat, eine Frau, die sich nicht behaupten kann, ohne andere leiden zu lassen. Sie kann ihr Leben nicht ertragen und kann sich nicht direkt von ihm lösen. Anstatt der bourgeoisen Brut ihre Verzweiflung ins Gesicht zu schreien, treibt sie es mit einem Lover auf dem Sofa im Salon. Sie wird erwischt und verstoßen, sie läßt sich durch Bars und schmuddelige Betten treiben und findet keinen Grund mehr zum Leben. In dieser Verfassung begegnen wir ihr: eine leicht ramponierte Schönheit, ein wenig scheu und ein wenig versoffen aussehend, mit einer Stimme, die mal kindlich-weich, dann wieder abgebrüht und vom Alkohol aufgerauht klingt (in der Originalfassung, versteht sich).
Betty gibt Claude Chabrols neuem Film seinen Titel und seine Perspektive. They never come back, lautet die alte Boxerregel, die im Kino noch nie gegolten hat. Chabrol, der mit "Dr. M", "Stille Tage in Clichy" und "Madame Bovary" drei Fehlschläge, einer papierener als der andere, landete, meldet sich mit "Betty" leise, aber eindringlich zurück. Ein "Film ohne Geschichte", dessen Struktur sich in der und durch die Beziehung von Betty und Laure kristallisiert, die in Marie Trintignant und Stephane Audran zwei wunderbare Darstellerinnen gefunden haben. Die Struktur ist die eines lautlosen, verborgenen und grausamen Kampfs ohne Waffen und ohne Blut, zwischen zweien, die Mutter und Tochter sein könnten. Eine Frauensache, in der ein Mann den Ausschlag gibt.
In "Betty", nach dem gleichnamigen Roman von George Simenon aus dem Jahre 1960, führen viele Wege ins Ungefähre. Spannungen entstehen, um jäh abzureißen, hinter scheinbaren Geheimnissen gähnt nur Leere, manch Rätselhaftes bleibt so opak wie die Motive der Handelnden. "Das Erforschen eines menschlichen Wesens, ohne darauf zu spekulieren, in alle seine Geheimnisse eindringen zu können", hat Chabrol sein Verfahren beschrieben. Dieser Maxime ist er im wesentlichen treu geblieben, wenngleich er sich ein paar Spekulationen nicht hat versagen mögen. Der Film entwirft Figurenskizzen, studiert einen Abschnitt auf einer gekrümmten, unregelmäßigen Lebenslinie, die sich ein Stück weit zurückverfolgen läßt und in eine ungewisse Zukunft führt.
Laure kümmert sich um die betrunkene Betty, ohne Fragen zu stellen. Sie schützt keine Motive für ihre Fürsorglichkeit vor, und der Film tut es ihr gleich. Sie quartiert Betty in ihrem Hotel ein und sorgt für sie. Vielleicht ist es die Einsamkeit, die sie dazu treibt, sich der 20 Jahre Jüngeren anzunehmen. Vielleicht ist es auch die Unverbindlichkeit ihres Verhältnisses mit Mario, dem Besitzer des "Le Trou", in dem Laure Betty trifft.
Chabrol sprengt die brüchige Linearität des Geschehens durch ein paar Rückblenden weiter auf: ein totenstarres Diner en famille, Betty als Kind, Szenen einer Ehe, die demütigende Unterschrift, mit der Betty nach ihrem "Fehltritt" auf ihre Kinder verzichtete. Gegen Entgelt, natürlich. Es sind lauter von Kater und Restrausch verwischte Erinnerungen, in denen mitunter Laures Stimme aus der Gegenwart über den Bildern aus Bettys Vergangenheit liegt. Für Betty, in der Pattsituation zwischen Überlebenstrieb und Selbstzerstörung, werden sie zu Bruchstücken einer Lebensbeichte, der Laure geduldig lauscht.
Chabrol beschreibt dieses Verhältnis seiner Figuren mit etwas, was längst nicht mehr vorausgesetzt werden darf: mit handwerklicher Akkuratesse. Die Sorgfalt, mit der einzelne Szenen aufgelöst werden, wiegt um so schwerer, als "Betty" fast ein Kammerspiel ist. Wie der Film den halbdunklen Raum des Hotelzimmers nutzt, wie er die Personen in ihm aufeinander bezieht, das Schweifen der leeren, ziellosen Blicke statt der Schuß-Gegenschuß-Orgien, all das hebt sich deutlich ab von der grassierenden Einfallslosigkeit im Kino, weil es ohne Worte von der Beziehung der Figuren spricht, weil es sie sichtbar macht, statt wortreich etwas zu versichern.
Am Ende spürt Betty sich wieder ein wenig. Doch noch immer kann sie nicht für sich handeln, ohne andere leiden zu lassen. Anstatt sich auf eigene Füße zu stellen, überlebt sie nur, indem sie Laures Leben zerstört. Sie geht mit Mario, dem charmanten, nichtssagenden Wirt, der umstandslos die ältere gegen die jüngere Geliebte eintauscht. Laure reist ab und stirbt, wie man aus dem Epilog erfährt, kurze Zeit später. Und eine grausam-nüchterne Off-Stimme teilt uns mit, nur eine könne gewinnen. Ob es jedoch ein Sieg war für Betty, bleibt offen, so offen wie die Haltung des Films zu seinen Figuren.
Es gibt keine Gesten der Verurteilung, keine verdeckten moralischen Einlassungen, keine Motiverkundung. "Betty" handelt vom seltsamen Reiz einer Begegnung ohne Vor- und Nachgeschichte. Jemand taucht aus dem Nichts auf, um nach kurzer Frist auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Daraus entsteht die Faszination und zugleich die Versuchung, das Geheimnis zu lüften, diese Erinnerung an eine, die nur wenige Tage zu Gast war, zu fixieren. Chabrol hat der Versuchung widerstanden und sich diesem eigentümlichen Schwebezustand nicht gedanken-, aber rückhaltlos und voller Neugier überlassen, und selten hat er in seinen Filmen genauer und zugleich nachsichtiger erzählt. - (Esplanade 1, Harmonie) PETER KÖRTE
has FRANKFURT A. M. Findig zeigt sich der Saarbrücker Handelskonzern Asko. Bei der geplanten Mehrheitsbeteiligung an der Bielefelder Allgemeine Handelsgesellschaft der Verbraucher (AVA) bauen die Saarländer auf Zeitgewinn. Den von ihnen beim Bundeskartellamt vor etwa drei Monaten gestellten Prüfantrag für den AVA-Einstieg haben sie zurückgezogen und zugleich einen neuen gestellt. Das Pikante an dem Vorgang: Die Anträge sind identisch. Bis zu einem Beschluß der Wettbewerbshüter können nun weitere vier Monate verstreichen.
Über die Gründe der Asko-Aktion läßt sich nur spekulieren. Allerdings ist klar, daß der AVA-Vorstand den Übernahmeplan durch die Saarbrücker als unfreundlichen Akt einstuft. Ähnlich sieht es die Edeka-Zentrale, die 35 Prozent der Bielefelder Firma kontrolliert. Möglicherweise besteht der "Gag" bei dem Spiel mit den Prüfanträgen darin, daß das Kartellamt einen Asko-Einstieg bei AVA - zumindest teilweise - vereiteln möchte.
FRANKFURT A. M., 7. Juli (FR). Im Osten und Süden zunehmende Aufheiterungen, im Norden und Westen sonnig sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 22 und 27 Grad, in der Nacht zwischen 10 und 15 Grad. Weitere Aussichten: Sonnig und warm. (Siehe Lokales)
Das Porträt: Hanna Suchocka Polens neue Hoffnung
"Wo selbst der Teufel nichts ausrichtet, schickt er ein Weib" - sagt ein polnisches Sprichwort. Der Volksmund scheint bestätigt zu werden: Zwei Jahre lang stritten die acht Parteien aus der Solidarnosc-Bewegung aufs ärgste. Sechs Monate lang agierte eine wackelige Minderheitsregierung. Einen Monat lang rang der Bauer Waldemar Pawlak vergeblich um eine Kabinettsliste. Jetzt, so sieht es aus, sind diese Probleme im Handumdrehen gelöst - ein Wochenende reichte der resoluten Posenerin Hanna Suchocka aus, um sieben der acht zur Mehrheit benötigten Parteien unter einen Hut zu kriegen. Am Dienstag legte die mögliche neue Ministerpräsidentin Polens Präsident Lech Walesa ihre Ministerliste vor. Wer die ideologischen Unterschiede etwa in der Abtreibungsfrage,
Politik gilt in Polen als Männersache: der Feminismus ist bei beiden Geschlechtern weithin verpönt, auf vielen Parteiversammlungen treten Frauen nur als Sekretärinnen in Erscheinung, die patriarchalische Gesellschaftsstruktur scheint intakt. Haben die "starken Männer" Hanna Suchocka nur deswegen aus dem Hut gezaubert, weil jeder hofft, die "schwache Frau" leicht beeinflussen zu können?
Natürlich ist die 46jährige Juristin eine Kompromißkandidatin: Bekanntlich weilte die Vorsitzende der polnischen Beobachtergruppe beim Europaparlament gerade in England, als ihre Parteikollegen von der "Demokratischen Union" Tadeusz Masowieckis sie als Ministerpräsidentin vorschlugen. Auf der Fahrt vom Warschauer Flughafen ins Parlament bekam die überraschte Frau eine bereits in groben Zügen fertige Ministerliste in die Hand gedrückt. Aber das will nichts heißen. Die ledige Universitätsdozentin, die drei westliche Sprachen beherrscht, packte ihre Chance: selbstsicher und humorvoll stürzte sie sich in den Verhandlungsstrudel, unbefangen spricht sie mit den Medien - das genaue Gegenteil ihres grimmigen Vorvorgängers Jan Olszewski. "Die erste weibliche Ministerpräsidentin muß einfach Erfolg haben", verkündete sie am Montag siegesgewiß.
Suchockas jetzige Amtsperiode als Abgeordnete im Sejm ist bereits ihre dritte. Zum ersten Mal hatte sie sich schon 1980 ins Parlament gewagt, damals für die Satellitenpartei SD. Sie bewies Zivilcourage, als sie gegen die Verhängung des Kriegsrechtes 1981 und gegen das Verbot der Solidarnosc stimmte. 1989 wurde sie auf der Liste der Solidarnosc zum zweiten Mal, 1991 zum dritten Mal gewählt.
Innerhalb ihrer im polnischen Parteienspektrum als mitte-links charakterisierten Partei gehört Suchocka zum rechten Flügel, was sich besonders bei ihrer prinzipiellkatholischen Haltung in der Abtreibungsfrage zeigt. Obwohl die Spezialistin für Verfassungsrecht und nationale Minderheiten in der Öffentlichkeit bisher unbekannt war, zählte sie nie zu den Hinterbänklern. Ihr Engagement in den für die Entwicklung der Demokratie weichenstellenden Rechtsausschüssen verschaffte ihr stets den Respekt auch der politischen Gegner. Aus den Reihen ihrer künftigen Koalitionspartner wird attestiert, daß sie kein braves Miezekätzchen sei.
Davon konnte sich auch Jaroslaw Kaczynski, Chef der noch zögernden "Zentrumsallianz", überzeugen, der die Dame zwar mit Handkuß begrüßte, ihr aber jedes Mitspracherecht bei der Besetzung einzelner Ressorts verwehren wollte. Ein Politiker aus dem konservativen Spektrum bedachte sie gar mit dem Titel "Jeanne d'Arc von Polen". Nicht nur er hofft, daß es Hanna Suchocka gelingen wird, ihr Land aus seinen politischen Wirrungen und wirtschaftlichen Problemen hinauszuführen.EDITH HELLER (Warschau)
Der Hof des Historischen Museums ist wieder einmal gut gefüllt, die sonntagvormittägliche Stimmung wieder einmal gut, der angedrohte Regen läßt bis Ende des Konzertes auf sich warten, die zehn Herren und eine Dame auf der Bühne sprühen vor Spielfreude und virtuoser Finesse. Pünktlich mit dem Schlußakkord der letzten Zugabe fallen die ersten Tropfen. Veranstalter Dieter Buroch, im Spontan- Interview befragt, wie er dieses Timing mit Petrus arrangiert hätte, lächelt: das sei halt das Ergebnis von 15 Jahren Erfahrung in Sachen Organisation.
Ähnlich schelmisch hatte Willem Breuker mit seinem Kollektief agiert. Bei dieser Gruppe (deren Besetzung zwar ab und an wechselt, die jedoch stets ihren hohen Standard und ihre ausufernde Phantasie behält) weiß man nie, was ernst ist - doch was soll's? Die größte Ernsthaftigkeit verkörpert immer noch der Schelm. Und so steht der holländische Till Eulenspiegel mit seinen Leuten auf der Bühne und spaziert durch die Metaphern der Musikgeschichte der letzten 100 Jahre - so ernsthaft, daß einem die Tränen kommen könnten.
Der fast sinfonische Ablauf springt in seinem zitathaften Charakter hin und her, quer durch die Zeiten und Räume: von Stimmungen des Fin de siècle entwickelt sich etwas zu Eisler-Stimmsätzen, Prokofieff lugt durch die Ritzen von Zeit und Raum, von Coney Island grüßt ein à capella gepfiffenes "Bei mir bis du schöin", daraus entwickelt sich ein Bolero, und der atmet gerade in den "verhunzt" angezogenen Strophenschlüssen mehr vom Geiste Ravels als zahlreiche sinfonische Einspielungen.
Die Instrumentierung ist eigenartig eingeteilt (wenn sie sich denn überhaupt einteilen läßt): Eine Geigerin als fast exotisches Element spielt mal im Satz, mal solo, mal schweigt sie, dazu kommt ein Holzblas-Trio, das die Instrumente wechsel, eine Rhythmus-Gruppe (aus Baß, Piano, Schlagzeug) und vier Blechbläser (2x tp, 2x tb), deren einer häufig zur Tuba wechselt. Und spätestens dann klingt alles ganz anders. Breuker setzt nämlich das Blech (besonders die Tuba) nicht nur in den Satz, sondern ordnet immer wieder einen Teil dieser Wucht der Rhythmusgruppe zu, läßt ihn direkt mit dem Baß arbeiten und erreicht damit enorme dynamische Kraft.
Man muß über Breuker und seine Leute nicht mehr viel schreiben; wenn sie in die Knie gehen oder sich um die eigene Achse drehen, dient das nicht nur einem optischen Gag oder witzigen Kommentar, sondern läßt den Sound auf- und abschwellen oder kreiseln. Es stimmt einfach alles in dieser musikalisch hochintelligenten Bande von Blödelbarden, die einen Selbstbedienungsladen für die Phantasie der Zuhörer anbietet und auch für musikalisch weniger belastetes Publikum genügend Spaß bereithält in der Erkenntnis, daß der Clown das Handwerk, über das er sich lustig macht, perfekt beherrschen muß, und daß er vor allem sich nichts anmerken läßt von dem Schweiß, den dieses Handwerk fordert.
Eben: der Hof war wieder einmal gut gefüllt, die Stimmung wieder einmal gut, der Regen ließ bis zum Ende des Konzertes auf sich warten, und das Willem Breuker Kollektief hat gespielt - ohne Anspruch, einfach so. MICHAEL RIETH
Nichts zeigt besser an, daß die Beschäftigung mit einem sperrigen Werk eine gewisse Normalisierung erreicht hat, als die Gründung einer Gesellschaft zu Ehren des Autors. Dies steht nun wohl auch Walter Benjamin bevor, dem Philosophen, Schriftsteller, Literaturkritiker, Kunsttheoretiker und Intellektuellen, der auf faszinierende Weise dies alles zugleich gewesen ist. Doch wissenschaftliche Normalisierung hat gewiß ihren Preis. Denn sie vollzieht sich im Medium öffentlicher Diskurse, wo zu sachlichen Kontroversen werden soll, was Elixier der Erleuchtung, was vielleicht auch nur Personenkult und Mystifikation gewesen ist. Nicht dadurch wird Benjamins Andenken am besten bewahrt, daß man sich an seinem 100. Geburtstag an ihn erinnert, sondern daß man über seine Einsichten nachdenkt, sie kontrovers diskutiert, sie durch Kritik rettet.
Dies war das Ziel eines von Thomas Regehly sachkundig geleiteten, dreitägigen Symposions in Frankfurt, das die Modernität Benjamins in seiner Beziehung zu den Künsten behandelte.
Solange die Kunsttheorie nicht jedes ihrer Momente am Film zu exemplifizieren vermöchte, sei sie verbesserungsbedürftig, heißt es bei Benjamin, dem am modernen Massenmedium Kino zuerst aufgegangen war, wie künstlerisch-technische Darstellungsweisen (zum Beispiel schneller Schnitt, Überblendung, Montage) unsere Wahrnehmungsweisen formen und überformen können. Benjamins aufklärerische Hoffnung, mit dem Bildmedium lasse sich die Lesbarkeit der Welt ästhetisch und politisch steigern, scheint im Illusionskino ebenso untergegangen wie in den Schemen der Videogames und im flackernden Blitzschnitt der Clips von MTV, in deren Bilderfluten der Surrealismus von einst sich als Gehirnwäsche vollendet. Benjaminisches Kino, heute? Das, meint der in Princeton lehrende Filmhistoriker Thomas Y. Levin, finde sich allenfalls im Genre des aus Schnipseln montierten "Kompilationsfilms", etwa eines Chris Marker: Hier können Bilder einander gleichsam ohne Anführungszeichen herbeizitieren und kommentieren, ohne daß blaß didaktisch "die Wahrheit" gesagt würde; hier entstehen szenische Lücken und Brüche, provokante Fraglichkeiten, die dem Zuschauer seine Macht zurückgeben, was nie geschrieben wurde, zu lesen. Levins aufregendes Beispiel, ein Ausschnitt aus "A grin without a cat" (1978), Markers Film über Krieg im Film, sollte durchaus als Wink an Frankfurts Kommunales Kino verstanden werden, einmal die These vom Benjaminischen Kompilationskino an mehr Material überprüfbar zu machen.
Die "Kleine Geschichte der Photographie", die Benjamin 1931 veröffentlichte, unterfüttert das surrealistische und konstruktivistische Selbstverständnis der damaligen Avantgarde-Photographie, die sich polemisch absetzt von der an Atelier, Retusche und Edeldruck orientierten "künstlerischen Photographie" des ausgehenden 19. Jahrhunderts, mit historischem Materialismus. Eckhardt Köhn und der Kölner Photohistoriker Herbert Molderings erklärten bestechend detailgenau die Entstehungsgeschichte jenes Texts, ursprünglich eine Sammelrezension, deren Willkürlichkeiten und Fehlurteile (etwa über den von Benjamin romantisierten Atget) wir uns heute klar vor Augen führen können, ohne daß der Text dadurch viel von seiner Leuchtkraft verlöre. Der Forderung des Frankfurter Germanisten Burkhardt Lindner, genauer als bisher den Benjamin wirklich vorliegenden Dokumenten nachzuspüren, entsprach Köhn mit der Vorlage einiger Städtephotos, die Benjamins poetische Verfahrensweise verdeutlichen, unmittelbar Sichtbares in hintergründige, dramatische sprachliche Bilder zu überführen.
Benjamins Ansichten über Architektur beleuchtete Lorenz Jüger (Frankfurt). Er zeigte, wie Benjamins affirmatives Verhältnis zu Paul Scheerbart, jenem literarischen Utopisten der Glasarchitektur, auf produktiven Mißverständnissen beruhte: Während Benjamin der Durchsichtigkeit, Verschiebbarkeit und ornamentlosen Funktionalität, der Linie von Loos, Gropius und Corbusier also, anhängt, verrät sich in Scheerbarts Affekt gegen alles organische Baumaterial eine Besessenheit von der toten Natur des Mineralienreichs. Beiden Architekturschriftstellern gemeinsam ist aber das ästhetische Motiv einer freudigen Bejahung von Zerstörung zugunsten eines neuen Besseren. Gleichsam wider die Hölderlinisierung Benjamins, die nur den in Traumstimmung Betrachtenden, den liebevoll Paul Klees angelus novus Beschreibenden, den von Kinderversen Gerührten wahrhaben will, plädierte Jäger für die Anerkennung auch der kämpferisch-aggressiven Züge im Denken von Benjamin, der sich in der zwölften seiner "geschichtsphilosophischen Thesen" nicht scheut, die Unterdrückten dieser Welt die "rächende" Klasse zu nennen. Benjamins Engel der Geschichte ist bewaffnet.
Walter Benjamin, geboren am 15. Juli 1892 in Berlin, nahm sich am 26. September 1940 auf der Flucht vor der Gestapo an der spanischen Grenze bei Port Bou das Leben. Den Auftrag für ein Denkmal hat das auswärtige Amt vor wenigen Tagen zurückgezogen.
MATTHIAS KETTNER
RODGAU. Zu Seniorenausflügen lädt die Stadt Rodgau ihre mindestens 63 und 65 Jahre alten Bürgerinnen und Bürger für den 31. August, 1., 2., 4. und 9. September zu einer kombinierten Bus- und Schiffahrt nach Marktheidenfeld und Karlstadt mit zweistündigem Aufenthalt in Lohr ein. Im Rathaus rechnet man wieder mit insgesamt rund 2300 Teilnehmern für die fünf Ausflüge. Die Einladungen gehen Anfang August heraus, die Kosten für die Fahrt sowie das Mittag- und Abendessen übernimmt die Stadt. ttt
OBERURSEL. Die Rathausspitze überlegt, den städtischen Kulturpreis künftig für kunstvolle Druckerzeugnisse auszuloben. Das teilte Sozialdezernent Gerd Krämer jetzt bei der Vorstellung des Ursellis-Druckes mit, den das Stadtarchiv seiner Sammlung einverleibt hat.
Krämer kam dabei auf die lange Tradition Oberursels in Sachen Buchdruckkunst von den Ursellis-Drucken bis hin zu den Erzeugnissen der Eremitenpresse zu sprechen. "Wir überlegen, wie wir diese über 400jährige Tradition fortführen können."
Mit einer entsprechenden Widmung könne gleichzeitig die "endlose Diskussion um den Kulturpreis" beendet und ihm "ein Profil" gegeben werden. Bürgermeister Thomas Schadow gestand ein, daß die bisherige "Verleihungspraxis fast als wahllos zu bezeichnen ist".
Allerdings müsse die Idee der Stadtoberen erst einmal in den zuständigen Parlamentsgremien diskutiert werden. Schadow umriß schon einmal ein mögliches Bewerberspektrum: "Druckkunst beginnt mit Lithographien und endet beim guten Buch." mk
Den Schmerz über den zeitweiligen Verlust des eigenen, defekten Fernsehapparates kann man sich versüßen lassen, wenn der Schaden am lieb und teuer gewordenen Gerät von anderen verursacht wurde. Wer nämlich wegen eines Schadens an seinem Fernseher für einen bestimmten Zeitraum nicht fernsehen kann, hat wie bei einem Unfallwagen das Recht, vom Verursacher eine Entschädigung für diese erzwungene TV-freie Zeit zu fordern. Dies entschied das Amtsgericht Frankfurt in einem jetzt veröffentlichten Urteil (Az.: 32 C 2301/91).
Anfang Januar 1991 hatte der Kläger sein defektes Farbfernsehgerät zur Reparatur an eine Elektronikfirma gegeben. Ein Mitarbeiter dieser Firma ließ den Apparat jedoch fallen. Mit dem Fernseher war es nun endgültig aus. Repariert werden konnte er nicht mehr. Zwei Wochen später erfuhr dann auch der Kunde vom plötzlichen Ende seines Fernsehapparates. Obwohl es in der Folgezeit zu Gesprächen über eine Schadensregulierung gekommen war, zahlte jedoch weder die Firma noch die eingeschaltete Haftpflichtversicherung.
Als sich trotz erneuter Schadensersatzforderungen bis zum Juli immer noch nichts getan hatte, erwirkte der Kunde ein Versäumnisurteil gegen die Firma über rund 1000 Mark plus Zinsen. Diese Summe, so der Kläger, entspreche dem damaligen Wert des beschädigten Gerätes. Dagegen legte die beklagte Firma Widerspruch ein. Der defekte Fernseher habe nur einen Wert von 300 Mark gehabt. Das Gericht gab der Klage des Kunden Recht, hielt aber einen Gegenwert von 645 Mark für angemessen. Zusätzlich erhielt der Kläger eine Entschädigung von 55 Mark für seine erzwungene Fernsehabstinenz. Dabei legte das Gericht jedoch nicht die tatsächliche Zeitspanne bis zum Neuerwerb eines anderen Fernsehgerätes zugrunde, sondern lediglich zwei Monate. Solange dauere es nämlich schätzungsweise auf dem Elektronik-Gebrauchtmarkt, einen adäquaten Ersatz für das zerstörte Fernsehgerät finden zu können.
Grundsätzlich, so das Gericht, setze eine Entschädigung wegen Nutzungsausfalls aber voraus, daß es sich dabei um Sachen handele, "auf deren ständige Verfügbarkeit der Berechtigte angewiesen ist". Dies sei bei einem Farbfernsehgerät, "das zu den selbstverständlichen Bestandteilen eines durchschnittlichen Haushaltes gehört", gegeben. sol
Die kleinen braunen Punkte in den endlosen Weizenfeldern sind Schutzhütten, die die Bauern dort gegen die stechende Sonne errichtet haben. Andere Gebäude gibt es hier, an der Landstraße südwestlich der kurdischen Hauptstadt Arbil nicht, denn die Dörfer, die an der Ausfallstraße in Richtung Mahmur lagen, sind zerstört und im vergangenen Jahr nicht wieder aufgebaut worden. Auch die kleinen Hütten, die bis zum Horizont hin die Felder durchsetzen, sind mit Vorsicht zu genießen. "Das da drüben sind keine Bauern", erklärt Xalit." "Das sind die irakischen Militärstellungen."
Xalit ist einer der wenigen Bauern, die sich trotz aller Angst vor irakischen Truppen entschlossen haben, das Niemandsland zu bebauen. Er arbeitet in dem Landstreifen, in dem sich seit Einrichtung der Schutzzone im Frühjahr vergangenen Jahres weder bewaffnete kurdische Kämpfer noch irakische Soldaten aufhalten dürfen. Drei solche Streifen gibt es um Arbil, das genau auf dem 36. Breitengrad liegt; an der Ausfallstraße in Richtung Süden nach Kirkuk, an der nach Südwesten nach Mahmur und schließlich nach Norden in Richtung Mosul. Auf allen drei Straßen stoßen Peschmerga und irakisches Heer aufeinander. Alle drei sind vom Niemandsland umgeben.
"Lange haben wir die Felder einfach brachliegen lassen" erzählt Xalit. Sein Dorf, Pirdaut, liegt innerhalb des Streifens. "Immer wieder haben die Iraker mit Kanonen geschossen. Aber vor zwei Monaten haben haben wir uns ein Herz gefaßt und angefangen, die Felder zu bestellen. Nachts können wir nicht bleiben, deshalb haben wir für den Tag nur ein paar Hütten aufgestellt und gegen Abend gehen wir in die Stadt zurück. Wir sind sehr spät dran mit Weizen und Gerste und es ist schwierig hier zu arbeiten. Ich habe jeden Tag Angst, wenn ich hierherkomme." Mitte Juni sollte sich Xalits Angst wieder einmal als berechtigt erweisen: ein großer Teil des Niemandslandes lag schwarz verkohlt vor uns; verbrannte Ähren ließen darauf schließen, daß die Felder, die offensichlich in Flammen standen, noch nicht abgeerntet worden waren.
"15 000 donum Weizen und Gerste sind hier im Laufe einer Woche verbrannt", (vier donum sind ein Hektar) berichtet Kak Tahir von der Bauernunion Arbil. "200 Familien, die all ihren Besitz in Saatgut investiert hatten, stehen damit wieder vor dem Nichts, und die Stadt Arbil hat einen ihrer Weizenvorräte für dieses Jahr verloren. Durchschnittlich werden hier auf einem donum 200 Kilogramm Weizen oder 300 Kilogramm Gerste geerntet; Sie können sich ausrechnen, wieviel Tonnen Getreide da verloren gegangen sind." Über Brände in den Weizenfeldern war im irakischen Radio berichtet worden. Irak, so lautete die offizielle Meldung, habe sich bei den Vereinten Nationen beschwert, da englische und US-amerikanische Flugzeuge seine Weizenernte in Brand gesteckt hätten.
"Morgens um neun Uhr haben wir die Soldaten beobachtet", berichtet hingegen Xalit. "Wir haben hier ein Fernrohr dabei. Wir konnten deshalb gut sehen, wie sie auf ihrer Seite der Demarkationslinie etwas auf den Boden legten. Gleich darauf schoß eine riesige Flamme empor. Das Wetter war so wie heute." Er zeigt auf einige Staubsäulen am Horizont, die mit großer Geschwindigkeit näher wirbeln. "Diese Art von Windhosen hat das Feuer auf unsere Seite gebracht. Es breitete sich schneller aus, als wir schauen konnten. Wir haben die Peschmerga benachrichtigt. Die sind auch sofort gekommen, aber zum Löschen haben wir den ganzen Tag gebraucht."
Xalits Version wird noch von mehreren Bauern, die auf den benachbarten Feldern gearbeitet haben, bestätigt. Kurdische Peschmerga an der letzten Wachstation vor dem Niemandsland erklären, in den letzten Tagen keinerlei Flugzeuge gesehen zu haben. Tatsächlich ist nur ein sehr schmaler Streifen irakisch kontrollierten Gebietes von dem Brand betroffen, hauptsächlich hat das Feuer im Niemandsland getobt, das von kurdischen Bauern bearbeitet wird."Der Brand ist nur die vorläufig letzte Stufe des Weizenkrieges, den die irakische Regierung schon seit einiger Zeit begonnen hat. Wenn wir in Kurdistan in der Lage sein sollten, uns selbst zu versorgen, dann kann Bagdad das Embargo nicht mehr als Waffe gegen uns einsetzen", sagen sie.
Kak Tahir von der Bauernunion macht deutlich, daß Selbstversorgung mit Lebensmittel für Kurdistan in der Zukunft durchaus möglich sein kann: "Kurdistan war schon immer die Kornkammer Iraks. Selbst, als im Rahmen der Anfal-Offensive alle landwirtschaftlichen Strukturen und die Dörfer zerstört wurden, schickte die Regierung arabische Bauern hierher, die auf nunmehr staatseigenem Land vor allen Dingen Weizen und Gerste anbauen sollten. Zur Zeit des irakischen Einmarsches in Kuwait war auf jedem freien Quadratmeter in Kurdistan Weizen angebaut. Die Ebenen um die Stadt Arbil sind ein traditionelles Getreideanbaugebiet. Von hier aus könnte fast die ganze Provinz mit mehr als einer Million Einwohner versorgt werden."
Das Land von dem Kak Tahir spricht, ist dieses Jahr erstmals wieder von den Kurden bestellt worden. "Nachdem auch der Artilleriebeschuß die Leute nicht von den Feldern fernhalten konnte, versuchte Bagdad, den Weizen aufzukaufen", berichtet er weiter. Irakische Agenten hatten den Bauern von 3000 bis zu 6000 Dinar pro Tonne Weizen geboten, während der Tonnenpreis in Kurdistan auf 1600 Dinar festgelegt worden war. "Auch für 60 000 würde ich nicht an Saddam verkaufen", erklärt Xalit und meint für alle Bauern der Region sprechen zu können. Straßenkontrollen der Kurdistanfront, die ein Exportembargo beschlossen hatte, taten ein übriges, um Weizenlieferungen an Irak zu verhindern. Wer beim Schmuggeln erwischt wurde, mußte mit Gefängnis rechnen.
"Wir können die Bevölkerung mit unserer ersten eigenen Weizenernte rund sechs Monate versorgen und sind damit auch von Hilfslieferungen weniger abhägig als zuvor", heißt es im Frontbüro der Hauptstadt Arbil. "Natürlich nur, wenn wir die Ernte auch einbringen können. Das ist um so schwieriger, als ein Teil der Getreidefelder sich südlich des 36. Breitengrades befindet - in einem Gebiet, das wir zwar kontrollieren, in dem Irak, wie vor zehn Tagen in Cemcemal, ungestört Helikopter einsetzen oder - wie eben hier - die Ernte in Brand stekken kann."
Während im sicheren kurdischen "Hinterland" an der iranischen Grenze die Erntearbeiten in vollem Gange sind, haben die Bauern an der Frontlinie weiter Angst um sich und ihre Ernte. "Das erste Mal hat es vor einer Woche gebrannt", sagt Xalit. "Das letzte Mal vorgestern. Wer weiß, wie lange das noch weitergeht. Wir sind hier auf uns allein gestellt, denn die Peschmerga dürfen unter normalen Umständen nicht in die Pufferzone kommen."
Auf einen Blick
Seite II
USINGER LAND. Vom Meckerer zum respektierten Fürsprecher der Natur: BUND Usingen / Neu-Anspach wird zehn Jahre alt.
USINGER LAND. Drogenabhängige sind im Usinger Land ohne Hilfe. Abwanderung in die "Endstation" Frankfurt ist oft unausweichlich.
Seite III
OBERURSEL. Einer libanesischen Flüchtlingsfamilie droht die Abschiebung.KÖNIGSTEIN. Die Baumfäll-Affäre Herr beschäft demnächst das Amtsgericht.Seite 4
RHEIN-MAIN. Blattlaus-Invasion von Hanau bis Bad Homburg verdarb manchem das Wochenende.
BRÜSSEL, 7. Juli. Für "neuartige Lebensmittel", die in immer größerer Zahl auf den Markt kommen, soll es in der Europäischen Gemeinschaft (EG) künftig ein zentrales Zulassungsverfahren geben. Das sieht ein Verordnungsentwurf vor, den die EG-Kommission am Dienstag verabschiedet hat und zur Beschlußfassung an den Ministerrat überweisen wird.
Da auch genetisch veränderte Produkte wie beispielsweise "stoßfeste Tomaten" unter die neue Regelung fallen sollen, waren Vorentwürfe der Brüsseler Bürokratie von den Grünen und anderen Gruppierungen heftig kritisiert worden. Die Kommission hat diese Einwendungen teilweise in ihrem Verordnungsvorschlag berücksichtigt.
Der Entwurf sieht vor, daß alle "neuartigen Lebensmittel" bei der EG-Kommission mit einem begleitenden "wissenschaftlichen Gutachten" angemeldet werden müssen und grundsätzlich frühestens nach Ablauf von drei Monaten auf den Markt gebracht werden dürfen. Die Kommission teilt den zuständigen Lebensmittel- oder Gesundheitsbehörden der zwölf Mitgliedstaaten alle Anmeldungen mit. Sofern eine dieser Behörden innerhalb der Dreimonatsfrist Bedenken äußert, muß die Vermarktung aufgeschoben werden, bis in einem Prüfverfahren des wissenschaftlichen Zwölferausschusses für Nahrungsmittel entweder die Unbedenklichkeit der Neuentwicklung festgestellt ist, oder die Vermarktung aus Gesundheitsgründen verboten oder nur mit Auflagen - eventuell Kennzeichnungspflicht oder Hinweis auf mögliche Gefahren - genehmigt wird. Für das Prüfungsverfahren sei keine Zeitbegrenzung festgelegt, sagte ein zuständiger Beamter der Frankfurter Rundschau, da wissenschaftliche Untersuchungen in Einzelfällen schwierig sein könnten.
Nach Ansicht der Kommission stellt die geplante Regelung im Binnenmarkt ohne Grenzkontrollen eine entscheidende Verbesserung dar, weil manche Neuentwicklungen wie kalorien- oder cholesterinarme Fette, gentechnisch veränderte Pilze und Kartoffeln (Resistenz gegen Viren) oder gentechnisch beeinflußte Hefen bisher wegen der Unterschiede im Lebensmittelrecht der Mitgliedstaaten gar nicht allen zuständigen Behörden bekannt wurden.
Der Verordnungsentwurf sieht weiter vor, daß die zuständige Behörde eines Mitgliedstaates auch noch eingreifen kann, wenn sie einen Einspruch innerhalb der Dreimonatsfrist versäumt und erst später gesundheitliche Bedenken entdeckt hat. Sie kann dann mit wissenschaftlicher Begründung ein vorläufiges Vermarktungsverbot für den betreffenden Mitgliedstaat verfügen und ein EG- Prüfverfahren in Gang setzen.
Sofern der Verordnungsentwurf im Ministerrat der zwölf scheitern sollte, wäre angesichts der rapide zunehmenden Entwicklung "neuartiger Lebensmittel" eine unterschiedliche Regelungspraxis der Mitgliedstaaten zu befürchten, die zu mehr Unsicherheit für die Verbraucher und zu endlosen Prozessen oder "Handelskonflikten" innerhalb der EG führen könnte, heißt es in Brüssel. Eine generelle Kennzeichnungspflicht für "neuartige" oder genetisch beeinflußte Lebensmittel sei nicht machbar, weil es sich oft nur um bestimmte Komponenten - beispielsweise Hefen, Fette oder Pilze - handle.
FRANKFURT A. M. (FR). Die Dollar-Schwäche und ein neuer Rückgang der Siemens-Aktie haben gestern an der Frankfurter Börse die Kurse gedrückt. Der Deutsche Aktienindex (DAX) fiel um 4,85 auf 1767,51 Punkte, nachdem er zeitweise bis auf 1762,77 gesunken war. "Der Kompromiß bei der Zinsbesteuerung hat uns nicht geholfen", sagte ein Händler. Die neue Regelung werde "Investoren eher zu den Renten als an die Börse ziehen". Entsprechend schwach seien die Umsätze auf dem Parkett gewesen.
Nachdem das Siemens-Management am Montag eine Kapitalerhöhung für 1992 als unwahrscheinlich bezeichnet und von weiteren Problemen bei der Computertochter SNI berichtet hatte, gab der Elektrowert am Dienstag um sechs Mark nach. An der Börse wird über eine mögliche Gewinnabstufung durch deutsche Bank-Analysten spekuliert. US- Wertpapier-Firmen hätten ihre Prognose für Siemens bereits zurückgenommen.
Der Dollar-Rückgang drückte vor allem die Werte der Großchemie. So mußten Bayer 2,60 Mark abgeben. "Die Investmentfonds beginnen, aus den exportintensiven Autowerten in Banktitel umzuschichten", hieß es weiter. Daraus resultierende Kursbewegungen hielten sich allerdings in engen Grenzen. Deutsche Bank gewannen eine und Bayernverein drei Mark. Daimler sanken um zwei, VW um 0,70 und BMW um 2,50 Mark.
Das Geschäft am Rentenmarkt in der Mainmetropole verlief kaum beeinflußt vom Zinssteuer-Kompromiß in ruhigen Bahnen. Die Umlaufrendite blieb mit 8,25 Prozent unverändert.
HANAU. Ein ganzes Sortiment diverser Haushaltswaren und Bekleidungsstücke, offensichtlich aus Diebstählen, hat die Polizei im Auto einer 60jährigen Frau gefunden und sichergestellt. Die Hausfrau aus Hanau war um die Mittagszeit in einem Kaufhaus am Freiheitsplatz erwischt worden, wie sie Damenunterwäsche und Schuhe gestohlen hatte.
In dem in der Innenstadt abgestellten Auto entdeckten die Beamten neben kleineren Haushaltsartikeln auch die folgenden Textilien, über deren Herkunft sich die Frau ausschweigt. Es handelt sich um zwei schwarze Damen-Lackwettermäntel mit den jeweiligen Herstellerbezeichnungen "Josselyne" und "Balance", einen silbergrauen Damen-Übergangsmantel mit hellem Kunstpelzkragen und der Bezeichnung "Kendzia" sowie eine schwarze Sommerjacke der Marke "Le truc", eine gelbe Damen-Übergangsjacke des Herstellers Oilily und eine rote Blusenjacke mit der Bezeichnung "Miss Astor".
Während weitere Textilien, die für Jahrzehnte zum Einkleiden gereicht hätten, in der fast bis zur Decke vollgestopften Wohnung der Frau wohl eher einer ungewöhnlichen Sammelleidenschaft zuzuordnen sind, hofft die Polizei, die Besitzer der im Auto der 60jährigen vorgefundenen Mäntel und Jacken ermitteln zu können. Hinweise werden vom Ermittlungsdienst der Polizei Hanau, unter Tel. 06181 / 1001 entgegengenommen. are
Der eine Kanadier geht, zwei neue wechseln dafür zum Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim. Während Publikumsliebling und Torjäger Gordon Whitaker den Verein ebenso wie Verteidiger Ricki Jarocki in Richtung Berliner Schlittschuhklub verläßt, kommen als "Ersatz" der bereits in der Olympiaauswahl spielende Kanadier Kim Schnobrich und aus Rochester Ed Zawatzky. Die beiden Stürmer sollen die Lücken schließen, die Whitaker und der zum Erstligisten Ratingen gewechselte Greg Evtushevski hinterlassen haben.
Jarocki wechselt als Spielertrainer zum Oberligisten an die Spree. "Ein Jahr Zweite Liga hätte ich mir noch zugetraut, aber so ein günstiges Angebot wäre wohl mit 40 Jahren nicht mehr gekommen", begründete er seinen Blitztransfer. Für Jarocki soll zukünftig der Füssener Junioren-Nationalverteidiger Volker Lindenzweig die Defensive verstärken, dagegen ist der Wechsel von Mirco Lüdemann (Weißwasser) geplatzt. Das Talent wird wahrscheinlich in die amerikanische Profi-Liga wechseln.
Vom Oberligisten Herner EV wechselt Mittelstürmer Martin Prada zum EC. Lediglich die Ablösesumme ist noch strittig (Herne fordert 30000 Mark).
Wegen der neuen Kontingent-Regelung des Deutschen Eishockey-Bundes (die FR berichtete) möchte der EC neben Schnobrich und Sawatzky noch zwei sogenannte "EG-Ausländer" verpflichten. Möglicherweise werden die Hessen dabei in Lettland fündig. Kontakte zu "deutschstämmigen" Spielern in Riga bestehen bereits.
HANS ECKE
FRANKFURT A. M. Zwanzig Jahre lang konnte niemand sagen, ob es den Spaltklauen-Blütenrüßler - einen bunt schillernden Käfer - überhaupt noch irgendwo in Deutschland gibt. In der "Roten Liste" wurde das Insekt als vom Aussterben stark gefährdet aufgeführt. Doch Forscher fanden den Blütenrüßler im Frankfurter Stadtteil Enkheim. Allerdings hatten sie auch sehr genau nachgeschaut.
Im Auftrag des Frankfurter Magistrats erkundeten Biologen und Zoologen vom renommierten Senckenberg-Forschungsinstitut über fünf Jahre hinweg das Stadtgebiet. Als sie Mitte der 80er Jahre mit ihrer Arbeit begannen, war Frankfurt eine der ersten Städte, die eine solche Stadtbiotopkartierung in Angriff nahmen.
Parzelle für Parzelle und oft sogar Quadratmeter für Quadratmeter wurden untersucht. Jetzt füllen 458 Karten und ihre Erläuterungen ein 877 Seiten starkes Nachschlagwerk. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Informationen wurden inzwischen digitalisiert, so daß sie schnell mit einem Personal-Computer abgefragt werden können. Insgesamt liegen rund 60 000 Angaben zum Vorkommen von Pflanzenarten vor, etwa 10 000 zu Insektenfunden und 3000 zu Wirbeltieren. Dieser riesige Datenberg, der fast das gesamte Pflanzen- und Tierleben im Frankfurter Stadtgebiet beschreibt, soll darüber Aufschluß geben, auf was bei Eingriffen in die Natur künftig stärker geachtet werden muß.
Insgesamt wurden etwa 200 von 250 Quadratkilometern des gesamten Stadtgebiets für diese Biotopkartierung erfaßt. Dort sind nun nicht nur Fauna und Flora der schon geschützten Naturflächen, sondern auch die der Parks, Friedhöfe, Kleingärten, sogar das Leben auf bebauten Grundstücken registriert. Es ging also nicht allein um Informationen über offfensichtlich "wertvolle" Gebiete, sondern die Forscher interessierten sich auch für Flächen, die aus Sicht des Naturschutzes entwicklungsbedürftig sind.
Bei der städtischen Flora wurden zwei gegenläufige Entwicklungen festgestellt. Früher heimische Pflanzen - wie das Sommer-Adonisröschen - sind inzwischen ausgestorben. Andererseits haben neu eingewanderte Gewächse einen festen Platz zwischen Bank-Hochhäusern und Wohngebäuden gefunden. So hat der Australische Gänsefuß schon "ganz Frankfurt" erobert. Vor nur 40 Jahren war diese wahrscheinlich mit australischer Wolle eingeschleppte Pflanze erstmals nachgewiesen worden.
Besonders aufwendig und umfangreich war die Bestandsaufnahme bei den Insekten. Hier war größte Aufmerksamkeit gefragt, denn ein einziger hohler Stamm kann ein ganzes Universum für zahlreiche Insektenarten sein. Allein im faulen Holz einer Pappel fanden die Forscher 20 verschiedene Käferarten, darunter zwei, die laut der "Roten Liste" als gefährdet gelten.
Die Daten über die Aufenthaltsorte von Wanzen, Heuschrecken, Ameisen und anderem Kleingetier sind nicht nur für den Naturschutz von Bedeutung, sondern auch für die Wissenschaft, da bisher kaum Vergleichsdaten über die Großstadtfauna vorliegen.
Über zwölf Jahre sind seit der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes vergangen. Doch Naturschutz und Landschaftspflege seien immer noch weit davon entfernt, neben der Wirtschaft als gleichwertige Faktoren bei der Stadtplanung anerkannt zu werden, erklärt der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs. Die Abwägung solcher Interessen sei bisher schon dadurch erschwert worden, daß kaum flächendeckende Bestandsaufnahmen aller "biotischen Elemente" des städtischen Lebensraumes vorlagen.
Somit besitzt die Biotopkartierung eine herausragende Stellung bei der künftigen Gestaltung Frankfurts. Schon während die Kartieruing erarbeitet wurde, konnte bei zahlreichen Planungen die Bestandsaufnahme einzelner Gebiete berücksichtigt werden. Sie hatten unter anderem Auswirkungen auf die Erweiterungsbauten der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität, auf die "Landschaftsökologische Entwicklungsplanung" des Mains und auf Wohnungsbau-Projekte in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen.
Die Biotopkartierung ist nicht statistisch, nicht unveränderbar. Auch nach der Fertigstellung wird weiter daran gearbeitet. Die ursprünglichen Kartierungen werden auch in Zukunft von Mitarbeitern des Senckenberg-Instituts überprüft und fortgeschrieben, so daß sie immer auf dem aktuellen Stand sind. Ergänzt wird die Untersuchung durch die vor dem Abschluß stehende Waldbiotopkartierung des rund 5000 Hektar großen Frankfurter Stadtwaldes. Das Gesamtwerk gibt interessante Aufschlüsse über Flora und Fauna auf Frankfurter Gemarkung und soll in städtebaulichen und forstlichen Planungen Eingang finden. pia
Es knirscht leise unter den Schuhsohlen, und der Radfahrer kündigt sich durch verhaltene Mahlgeräusche an: Im Stadtwald werden die Spazierwege "echten" Waldwegen immer ähnlicher. Auf erneuerungsbedürftigen Erholungs-Pisten läßt die Stadt derzeit den zerbröselnden Asphalt abtragen und gegen einen "sand- und wassergebundenen" Belag austauschen. Der Königswiesenweg und der südliche Abschnitt der Bussardschneise sind schon fertig, weitere Passagen sollen bis Ende des Jahres folgen. Bis dahin, so läßt das Forstamt verkünden, ist im Stadtwald wegen Bauarbeiten mit Umleitungen zu rechnen.
Das "Entsiegeln" von Waldwegen gehört zu den ökologischen Forderungen, die im Zusammenhang mit dem Grüngürtel erhoben wurden. Der Stadtwald ist neben dem Niddatal und dem Hügelland des Berger Rückens ein tragendes Element in diesem Projekt. 800 000 Mark sind für das laufende Jahr zur Erneuerung der Waldwege eingeplant. Damit werden zehn Kilometer der insgesamt vorhandenen 35 Asphalt-Kilometer (nicht gerechnet die öffentlichen Straßen) aufgebrochen sein. Der neue Belag, versichert der für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Mitarbeiter des Forstamtes, Rainer Berg, komme billiger als das Ersetzen von Asphalt durch Asphalt.
An Königswiesenweg und Bussardschneise fällt auf, daß die Wege zur Mitte hin sanft gewölbt sind. So kann das Regenwasser zu den Seiten hin abfließen. Die Trasse besteht aus verschiedenen Schichten. Ganz unten liege Schotter, darauf würden immer feinere Stein- und Kiessorten verteilt, den Abschluß bilde Sand, und das Gesamtwerk werde unter erheblichem Druck befestigt, erklärte Berg. Dabei rutscht ein Teil der kleineren Materialien zwischen die gröberen unteren Schichten und gibt ihnen Halt. Zum Schluß noch etwas feiner Splitt - fertig ist der ökologisch verträgliche Weg. Unter den Füßen fühlt er sich angenehmer an als Asphalt, Radfahrer werden allerdings eine leichte Bremswirkung feststellen.
Die notwendigen "Umleitungen" während der Bauarbeiten treiben allerdings Forstdirektor Werner Ebert die Sorgenfalten auf die Stirn. Er kennt seine Pappenheimer und mahnt die Waldbesucher deshalb eindringlich, nicht auf eigene Faust durchs Unterholz zu brechen, wenn ihr Parcours durch Bauarbeiter blockiert ist.
Zur Zeit zieht das Wild seine Jungen auf, und die reagieren auf unerwartete Besuche durch Großstadtmenschen und ihre Hunde ausgesprochen verschreckt. Eberts Rat: Hunde stets an der Leine lassen und bei Umleitungen auf den Wegen bleiben.
An welchem Abschnitt der Wegebautrupp Ende dieses Monats weiterarbeiten wird, bleibt vorerst ein Geheimnis der ausführenden Firma. Für Waldbesucher heißt es daher: Beim Spaziergang schön flexibel bleiben. abi
Das Ereignis versprach, den Streik vom Wintersemester 1988/89 in den Schatten zu stellen: Mehrere tausend politisch engagierte junge Menschen sollten sich beim "Internationalen Kongreß gegen den Weltwirtschaftsgipfel" in der Münchner Ludwig-Maximilians- Universität (LMU) tummeln und mit ihrer lauten - und angesichts des medienträchtigen Ereignisses Wirtschaftsgipfel sogar gehörten - Kritik womöglich auch der schlaffen Münchner Studentenschaft einen Anstoß für mehr politisches Interesse geben.
Doch die Mitglieder des Sprecherrates, Michael Köhler und Dirk Joußen, seit Wochen im Rausch des bevorstehenden Ereignisses, wurden unsanft auf den Boden der bayerischen Tatsachen zurückgeholt. Der Protest durfte nicht in der Universität stattfinden, das Ereignis fand nicht statt.
Damit fällt ein Vorteil weg, den sich der studentische Sprecherrat von der politischen Zusammenkunft unter Universitätsdach erhofft hatte. "Ich will zwar nicht so weit gehen, daß ich mir eine Aufrüttelung der desinteressierten Studierenden davon verspreche", hatte Michael Köhler vorher gesagt. Doch zumindest für ihn und die engagierten Studenten wäre der Kongreß an der Universität ein Höhepunkt gewesen. Schließlich habe sich seit dem Streik vor drei Jahren nichts Vergleichbares mehr ereignet.
Im Vorfeld des Kongresses lebte das Engagement in den Asta-Referaten auf. Endlich einmal hatten die Engagierten wieder das Gefühl, gehört zu werden. Medien begannen, sich für den Protest gegen den Wirtschaftsgipfel zu interessieren.
Die Fachschaftskonferenz spielte wieder mit dem Gedanken, einen Asta-Vorsitz zu ernennen, der seit Sommer 1990 nicht mehr existiert, weil "der Kontakt mit der Basis nicht mehr gegeben" war und "keiner die Arbeit machen" wollte.
Daß die Chance für eine Rückkehr des "revolutionären Geistes" an die Universität, wie die härtesten Kritiker des Kongreßverlaufs meinten, durch den Verzicht auf die Besetzung der Uni-Räume vertan worden sei, will der Specherrat nicht glauben. Auch die Zensur, die Universitätspräsident Wulf Steinmann durch das Raumverbot ausgeübt hat, birgt schließlich noch Protestpotential. "Das Verbot ist für den Studentischen Sprecherrat eine inakzeptable Verletzung unseres Rechts, an der Universität eine wissenschaftliche Auseinandersetzung über politische, ökonomische und soziale Dimensionen der herrschenden Weltwirtschaftsordnung zu führen.
In der Konsequenz bedeutet dieses Verbot, daß auch in Zukunft nach dem Willen der christ-sozialen Staatsdoktrin jeglicher oppositioneller Diskurs aus der Hochschule ausgesperrt bleibt." Diese Analyse aus der Presseerklärung zum Kongreßabschluß muß nun den Studierenden an der LMU beziehungsweise "GSU" ("Geschwister-Scholl-Universität"), wie sie während des Streiks 1988/89 umgetauft wurde, nahegebracht und die Empörung darüber angefacht werden - eine schwere Aufgabe, der sich der Sprecherrat stellen will.
Sehr erfolgversprechend ist dieses Ansinnen nicht. Denn für die "durchschnittlichen" Studenten, die bei dem Gegenkongreß ohnehin nicht gesichtet wurden, sind "diese Asta-Leute" eben immer noch "Nervensägen", wie etwa Politologie-Studentin Christa meint.
Konservative oder zumindest schweigende Studenten sind in Bayern längst Tradition. Gleich nach den Studentenunruhen der 68er schaffte das Land 1974 die Verfaßte Studentenschaft, eine gesetzliche und mit einem eigenen Etat ausgestattete Interessenvertretung der Studierenden, ab. Seitdem fehlen, so Köhler, auch die finanziellen Mittel, um Bewußtsein bei den Studierenden zu bilden.
100 000 Mark stehen dem Sprecherrat an der LMU jährlich zur Verfügung. Mit einer Verfaßten Studentenschaft und einem dann erhobenen Asta-Beitrag von jedem Studenten käme man schon bei einer Höhe von acht Mark pro Semester - wie sie etwa der Asta der Freien Universität in Berlin verlangt - auf einen Etat von 480 000 Mark, rechnet Köhler vor.
Überhaupt könnte an einer Universität wie der LMU mit 60 000 Studierenden alles anders sein. "Wenn am Freitagabend nur zehn Prozent der Studenten vor der Universität gestanden hätten, hätte Steinmann nicht bei seinem Nein bleiben können." CLAUDIA WESSELAtom-Mächte sollen unter sich bleiben Gipfel will unbefristeten Sperrvertrag Von unserem Redaktionsmitglied Roland Bunzenthal MÜNCHEN, 7. Juli. Die beim Wirtschaftsgipfel in München versammelten sieben Staats- und Regierungschefs haben sich darauf verständigt, den Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen unbegrenzt zu verlängern. Sie forderten auch alle Staaten, die noch nicht in der Vertragspartei sind, dringend auf, beizutreten. Bezüglich des Krieges in Bosnien-Herzegowina werden "alle Parteien, einschließlich irregulärer Kräfte", davor gewarnt, die Hilfsoperationen zu gefährden. Sonst müsse der UN-Sicherheitsrat "zur Durchsetzung seiner humanitären Ziele" auch "militärische Mittel in Erwägung ziehen". Am Abend traf der russische Präsident Boris Jelzin zu Gesprächen mit den Gipfelteilnehmern in München ein. In einer von Bundesaußenminister Klaus Kinkel vor der Presse verlesenen "Politischen Erklärung" heißt es unter anderem, die für 1995 vorgesehene Überprüfungskonferenz zum Vertrag zur Nichtverbreitung von Atomwaffen solle die unbefristete Fortsetzung des Vertrags beschließen. Der Beitritt werde Vorbedingung für die nukleare Zusammenarbeit sein. Die Regierungschefs hoffen auf den baldigen Beitritt der Staaten der ehemaligen UdSSR. Sie legen "größten Wert darauf", daß dort "wirksame Exportkontrollen für Kernmaterial, Waffen und andere sensitive Güter eingeführt werden". Gleichzeitig erklärten sie ihre Unterstützung für Rußland bei den Bemühungen, das bei der Beseitigung von Atomwaffen anfallende Material zivil zu nutzen. Die von Moskau einseitig angekündigte Beseitigung der bodengestützten atomaren Kurzstreckenwaffen "sollte sobald wie möglich ausgeführt werden".
Einig war man sich auch, die Reformen des UN-Generalsekretärs zu unterstützen, einschließlich der Berufung eines hochrangigen Beauftragten für Hilfe in Katastrophenfällen.
(Siehe auch Seiten 2, 3 und Wirtschaft)
Im Falle Gabriele Dehmer läßt die CDU-Stadtverordnetenfraktion nicht lokker. Sie will die Sache noch einmal im Stadtparlament zur Sprache bringen und hat dazu eine Anfrage für die aktuelle Stunde gestellt.
Wie berichtet, hatte Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) seine persönliche Referentin zur neuen Leiterin des Straßenbauamtes berufen, ohne daß die Stelle zuvor ausgeschrieben worden war. Protzmanns Begründung für das ungewöhnliche Ernennungsverfahren - der Markt sei leergefegt und man könne "nicht erwarten", daß andere Bewerber "besser qualifiziert seien" - blieb jedoch nicht unwidersprochen. So berichtete die Fachvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit der FR auf Anfrage, es gebe bundesweit über 50 "qualifizierte Ingenieure für Straßenbau und Verkehrswesen, die mit ihrem akademischen Abschluß und ihrer Berufserfahrung eine Leitungsposition anstrebten". Fünf davon seien im Arbeitsamtsbezirk Frankfurt gemeldet.
Der FR-Bericht bringt die Christdemokraten ins Fragen. Ob der Magistrat sich beim Arbeitsamt nach möglichen "qualifizierten Bewerbern" für die Chefposition erkundigt habe, wollen sie wissen. Und: Ob es nicht im Straßenbauamt selbst "einen oder mehrere Beschäftigte" gebe, die für die Spitzenstelle geeignet seien? peh
LEICHTATHLETIK
KERBELAUF in Stierstadt, So. 9 Uhr, Start und Ziel, Gesamtschule Stierstadt
KRONBERG. Welch Idyll. Unter mächtigen Bäume liegen satte Wiesen, in stillen Teichen spiegelt sich der Himmel. Einsame Spaziergänger wandeln durch den Park. Doch da, Horden in Piratenkluft mit bärtigen Gesichtern: "Willst Du auch 'ne Narbe?" Und ein Megaphon zerreißt die erhabene Stille - "braucht jemand noch Schminkfarbe?"
Spiegel waren begehrt gestern morgen im Kronberger Stadtpark. 90 Mädchen und Jungen bereiteten sich bei den Ferienspielen vor, den Schatz von Seeräuber Dotterbart zwischen Schillerweiher und Kaiserin-Friedrich-Denkmal zu bergen. Mit kräftiger Schminke und Papierhüten ging es hinaus, neun Abenteuer zu bestehen. Schwarz war gefragt für Bärte und Narben - so sehr, daß eine Betreuerin trösten mußte, "es gibt auch Piraten mit gelben Augenklappen, ihr habt doch auch unterschiedliche Klamotten an".
Dann ziehen die Piraten, gar schrecklich anzuschauen, gruppenweise durch den Park. Sie waschen Gold aus dem Bach, laufen als Seeschlange mit verbundenen Beinen Slalom und bauen Wasserleitungen. Und jedesmal erringen sie ein weiteres Puzzleteil für die große Schatzkarte.
"Gut, sehr gut", loben Kinder die Ideen ihrer 14 Betreuerinnen und Betreuer. Von Schwimmbad und Opel-Zoo bis Kuchenbacken, von Nachtwanderung mit Gespenstern ("Anwohner haben sich schon gewundert") und Zelten bis Töpfern war bisher alles dabei, was sich die Kinder wünschten. "Im Prinzip machen die Kinder das Programm", erklärt Angelika Hartmann vom dreiköpfigen Leitungsteam, "verschiedene Gruppen machen verschiedene Programme."
"Rund ums Wasser" lautet das Motto der Ferienspiele in Oberhöchstadt und Kronberg. So geht es noch ins Klärwerk, und die Feuerwehr sorgte bei großer Hitze für Abkühlung mit einem riesigen Springbrunnen - und die Mädchen und Jungen machten sofort ihre Betreuerinnen naß.
Die rächten sich gestern. Im Tal der Wasserköpfe mußten die Kinder nach einem Teil des Kartenpuzzles fahnden. Luftballons hingen hoch in der Luft, gefüllt mit einem Kartenteil - und mit Wasser, das auf die mutig pieksenden Piraten herabregnete.
Und im kleinen Weiher schwamm zuhauf die Flaschenpost - doch dem Bergungsboot fehlten die Ruder. "Ruder mit den Händen!", riefen die Spielkameraden am sicheren trockenen Ufer und, "stütz' Dich weiter raus." "Kann ich nicht", kam's zurück aus dem Schlauchboot, "ihr müßt' mir mehr Schnur lassen." Der Bootsmann stakte kräftig, drehte sich aber nur im Kreis. Dem sahen die Mitspieler nicht lang zu, sie nahmen das Boot an die kurze Leine und zogen ihren Flaschenfänger wegen Mißerfolgs kurzerhand an Land. Rauh sind Piratensitten.
Doch am Ende heben alle 90 Kinder gemeinsam den Schatz. Toll, aber nicht das Tollste dieser Ferienspiele. "Wir waren in 'ner Limofabrik", erzählen die siebenjährige Sonja und der elfjährige Florian strahlend vom größten Ferienspaß, "da haben wir so viel probieren können wie wir wollten." Wobei aber doch nicht alles nach dem Geschmack der Genießer war: "Das Wasser hat nicht so gut geschmeckt."Heute beginnt die Hochstädter Kerb
MAINTAL. Am heutigen Donnerstag beginnt die Hochstädter Kerb mit dem traditionellen Lampion- und Fackelzug für die Kinder. Von der Fritz-Schubert- Schule aus bewegt sich der Zug ab 19.30 Uhr durch die Wachenbucher Straße, Hauptstraße und Bischofsheimer Straße bis zum Festplatz.
Im Zelt spielen "Adam und die Mikkys", bekannt durch ihre "Runkel-Roibe- Robbmaschin".
Erster Höhepunkt der Kerb ist aber der Auftritt von Walter Scholz, einem der populärsten Trompeter auf dem Gebiet der Unterhaltung. Er wird begleitet von den "Steigerwälder Musikanten" unter der Leitung von Sepp Hauck. Zeltöffnung: 18 Uhr. are
"Selbst wenn die Lastwagenblockaden in Frankreich jetzt aufgehoben sind, hat das noch einige Tage Auswirkungen auf unseren Markt. Und die Wassermelonen, die jetzt noch ankommen, kann man gleich wegwerfen." Damit nahm Heinz Berger, Leiter der Großmarkthalle, Stellung zum veränderten Marktangebot, das sich durch den Streik der Franzosen ergeben hat. Gerade die spanischen Kühlwagen seien dort hängengeblieben.
"Haupt-Gemüse um diese Zeit waren auch französische Tomaten", so Berger. Die Pfirsiche aus Frankreich waren dank guter Ernten ein Renner. Weil es diese Früchte, ebenso wie Artischocken oder Melonen, in der Türkei und Italien ebenfalls "in Überproduktion" gebe, hätten diese Exporteure die Gelegenheit beim Schopf gepackt, hier anzubieten. "Und dies, wo's ging, auch für zehn Pfennige mehr pro Kilo", weiß Berger.
Laut Berger sind die Importeure bei der verderblichen Ware noch immer zu 90 Prozent auf den Straßentransport angewiesen. "Ein Lastwagen kann halt ohne Umladen vom Ernteplatz aus bis Frankfurt durchfahren. Bei der Bahn hingegen muß umgeladen werden, das dauert einfach zu lange." -vau
Peruanerinnen wurden zur Prostitution gezwungen Zwei mutmaßliche Menschenhändler festgenommen Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Die Polizei hat einen Mann und eine Frau festgenommen, die unter dem Verdacht des Menschenhandels stehen. Nach den Ermittlungen haben die beiden zwei 24 und 28 Jahre alte Frauen in der peruanischen Hauptstadt Lima als Hausangestellte anwerben lassen und sie dann später in Frankfurt auf den Strich gezwungen. "Das ist eine gängige Praxis", berichtete Polizei-Sprecher Manfred Feist. Doch nur wenige Fälle können aufgeklärt werden. Zu groß sei die Angst der Verschleppten und Getäuschten vor den Menschenhändlern. Diesmal war die Aufklärung allein dem Umstand zu verdanken, daß eine der Peruanerinnen einem Freier aus Offenbach von ihrer Odyssee erzählt hatte. Nach dem Bericht der Frau waren die beiden im Mai in Lima von einem Mann angesprochen worden, der von der Polizei bislang noch nicht identifiziert werden konnte. Er versprach ihnen, was nach Angabe von Polizei-Sprecher Feist immer wieder versprochen wird: Nach Deutschland sollten die jungen Frauen fliegen, alte Menschen und Kinder betreuen. Mit guter Verdienstaussicht: 2000 Mark monatlich. Das Ticket für den Flug werde selbstverständlich zur Verfügung gestellt, Reisepapiere besorgt.
Am 28. Mai landeten die Frauen auf dem Rhein-Main-Flughafen. Dort wurden sie von einer anderen Peruanerin in Empfang genommen: Die 27jährige brachte sie nach Wöllstadt in die Wohnung eines 50jährigen Italieners. Dort wurde ihnen gesagt, was sie künftig zu tun hätten - sich als Prostituierte in einem Bordell zu verdingen.
Papiere und Gepäck wurden ihnen abgenommen. Der 50jährige brachte die jungen Frauen in dem Bordellbetrieb unter und machte ihnen unmißverständlich klar: Erwartet werden mindestens 20 Freier am Tag, für den "Liebesdienst" hätten sie zwischen 30 Mark und 50 Mark zu kassieren. Die Komplizin, die das Geld täglich abholte, rügte die Einnahmen als zu gering. "Sie hat", berichtete Polizei-Sprecher Feist, die jungen Frauen "zur Mehrarbeit angehalten".
Über vier Wochen lang. Bis der des Spanischen kundige Freier aus Offenbach sich das Schicksal der 24jährigen erzählen ließ und die Kriminalpolizei alarmierte: Die Kripo holte beide Frauen aus dem Bordell heraus. Sie werden seitdem von einer Frauenorganisation betreut. Die 27jährige und der der Polizei durch andere Straftaten bekannte 50jährige wurden schließlich am vergangenen Donnerstag festgenommen - auf der Zeil, beim Verkauf von Sonnenbrillen.
Das Zuhälterpärchen, das mittlerweile in Untersuchungshaft sitzt, "hat wohl auf eigene Rechnung gearbeitet", vermutet Feist. Anhaltspunkte für einen Organisationshintergrund gebe es nicht. Doch der Tathergang entspreche der Praxis des Menschenhandels, wie es ihn immer wieder gebe: Versprechungen werden gemacht, Drohungen ausgesprochen. Um die Frauen zu verängstigen und ihnen einzuschärfen: Die Polizei werde sie sowieso festnehmen, wenn sie sich an sie wenden würden. "Das ist ein Druckmittel", sagte der Polizei-Sprecher.
Wieviele Frauen jedes Jahr angeworben und zur Arbeit als Prostituierte gezwungen werden, lasse sich nicht sagen: Nur wenige Fälle werden bekannt, und "sie sind immer wieder anders".
Obwohl die Berufsverbände für die zentrale Protestkundgebung der Pflegekräfte in Bonn kräftig die Werbetrommel geschlagen hatten, war der Dienstag in der Frankfurter Universitätsklinik und dem Nordwestkrankenhaus ein Tag wie jeder andere. Die Krankenschwestern und -pfleger erschienen pünktlich zum Dienst. "Wir sind wohl keine Berufsgruppe, die gerne auf die Straße geht", vermutete der stellvertretende Pflegedienstleiter des Nordwestkrankenhauses, Peter Seipel, und betonte gleichzeitig, daß die neue Personalverordnung, für die in Bonn demonstriert wurde, "dringend" benötigt würde.
40 Jahre lang, so Seipel weiter, habe sich an der Art der Personalbemessung so gut wie nichts geändert. Während die Medizin und damit auch die Pflege immer aufwendiger wurde, blieb das Meßsystem dasselbe: Die Zahl der Stellen richtete sich starr nach der Zahl der Patienten - zuletzt in einem Verhältnis von einer Krankenschwester zu 3,27 Patienten. Nicht berücksichtigt wurden dabei Dauer und Intensität der Pflege, die von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein kann.
Dies ist nun in der neuen Verordnung anders. Die Folge wird sein, daß die Krankenhäuser durchschnittlich neun Prozent mehr Personal einstellen können. Doch weil die Kosten in den Kliniken explodieren, hat der neue Gesundheitsminister Horst Seehofer die Einführung der Personalverordnung, die ursprünglich zum 1. August vorgesehen war, zunächst bis auf weiteres verschoben. Nach einem Sturm der Entrüstung bei den Berufsverbänden und Pflegediensten kam dann die Zusage, die Verordnung zum 1. Januar 1993 in Kraft treten zu lassen. Der Argwohn auf seiten der Pflegekräfte aber ist damit nicht aus der Welt. Zu lange haben sie auf die Verordnung warten müssen.
Sowohl in der Universitätsklinik als auch im Nordwestkrankenhaus wurde bereits mit den Vorbereitungen begonnen. Da nach der neuen Verordnung jede Krankenschwester täglich Buch darüber führen muß, wie viele Minuten sie welchen Patienten betreut, ergibt sich eine "wahnsinnige Datenfülle". Eine Schwester im Nordwestkrankenhaus kümmert sich um zehn bis 14 Patienten. Derzeit, so Seipel, werde mit den Kollegen von der elektronischen Datenverarbeitung verhandelt, wie man die Daten am besten verarbeiten könne.
"Mindestens drei Monate" wird man nach Auskunft der stellvertretenden Pflegedienstleiterin des Universitätsklinikums brauchen, bis man die zusätzlichen Stellen errechnet hat. Im August und September sollen die Pflegekräfte geschult werden, um die Erhebungsbögen richtig ausfüllen zu können. Zum Jahresende erwartet Funke dann eine "erste Trendmeldung".
1989 hatte der Pflegedienst auf eigene Faust errechnet, wie viele Krankenschwestern und -pfleger beschäftigt werden müßten, wenn man das Personal "analytisch", wie es im Fachjargon heißt, ermitteln würde. Damals kam man bei 1500 meist schwerkranken Patienten auf einen Mehrbedarf von 300 Kräften - bei 900 vorhandenen Stellen. ft
Der Versuch von München
Es gibt allen Anlaß zu der Feststellung, daß es zu den Wirtschaftsgipfeln keine realistische Alternative gibt. Die in letzter Zeit wieder modisch gewordene Abwertung der Bedeutung dieser Jahrestreffen der Staats- und Regierungschefs aus den sieben führenden Industrienationen als "Massenspektakel" und "Medienshow", verkennt den nicht hoch genug einzuschätzenden Wert des gegenseitigen Kennenlernens von Personen und ihrer Interessen. Wenn es die im Jahre 1975 von den damals regierenden Staatsmännern, dem französischen Präsidenten Giscard d'Estaing und dem deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt, zur Bewältigung der ersten Ölkrise verabredeten Wirtschaftsgipfel nicht gäbe, müßten sie heute erfunden werden.
Gewiß ist seitdem der Aufwand für diese Spitzentreffen gigantisch gestiegen und geben die Umstände - besonders die skandalösen Einschränkungen der "Münchner Freiheit" im Namen der Sicherheit - berechtigten Anlaß zu Kritik. Doch dürfen hinter diesen Auswüchsen nicht die enormen Vorteile der regelmäßigen Begegnungen vernachlässigt werden. Zwar streiten sich mit Recht die Gelehrten über die Fehler und Versäumnisse, die natürlich auch den Großen dieser Welt von Beginn ihrer Höhenwanderungen an immer wieder unterlaufen sind.
Aber grundsätzlich gäbe es selbst bei einer Aneinanderreihung von Irrtümern nur die noch viel gefährlichere Alternative der Mißverständnisse, die entstehen müssen, wenn man einander fremd ist und die jeweiligen Interessenunterschiede nicht kennt. Die Bilder des bei seinen damaligen europäischen Kollegen unbekannten deutschen Notenbankchefs sollten abschrecken und mahnen zugleich, der Ende der 20er Jahre zu Beginn der Weltwirtschaftskrise mit dem Koffer in der Hand in den Hauptstädten um Kredit betteln mußte. Der Ausgang ist bekannt.
Dennoch könnte dieses Schicksal auch diesmal in München dem russischen Präsidenten Boris Jelzin widerfahren, wenn die auf dem Gipfel versammelten Gläubiger den Besucher aus Moskau als Bittsteller empfangen würden. Vor einer solchen fatalen Fehleinschätzung kann nicht einmal ein Wirtschaftsgipfel die Siebener-Seilschaft bewahren, solange sie Schulden mit Schuld gleichsetzen. Aber einen ganz neuen historischen Rang könnte ein "Abkommen von München" einnehmen, das die gegenseitige Abhängigkeit in der einen Welt anerkennt und die Interessen der anderen zu den eigenen macht. Ob der "Munich Summit" diese neue Gemeinsamkeit erkennt und die für die Völker wie für ihre Führungen ganz ungewohnten Herausforderungen annimmt, entscheidet allein über die Frage nach dem Wert dieser Mammutveranstaltungen.
Ohne den Gipfel der Großen wären die Chancen allerdings noch geringer, die Welt vor dem großen Crash zu bewahren. "Entscheiden" können aber selbst Präsidenten und Regierungschefs schon lange nicht mehr, daß sich alles zum Guten zu wenden hat. Wie es auch nicht in ihrer Befehlsgewalt liegt, daß sich die Konjunktur erholt und die Inflation am Boden bleibt. Die naive Erwartung in die Allmächtigkeit der sogenannten Mächtigen, über Arbeitslosigkeit und Zinsen, über Wirtschaftswachstum und Defizite mit einem Federstrich zu entscheiden, entspringt dem unpolitischen Irrglauben an das Gute in der Welt, wenn nur alle vernünftig wären.
Daß aber berechtigten Interessen der einen genauso berechtigte Interessen anderer entgegenstehen, ist eine lebenswichtige Erfahrung, die immer wieder auf den Gipfelbegegnungen gemacht werden muß. Andernfalls sind es eben "die bösen Amerikaner", die mit ihren Dollars geizen, "die bösen Franzosen", die einen Handelskrieg wollen, "die bösen Japaner", die die Welt erobern, oder "die bösen Russen", die unsere Steuergelder verprassen. Wenn die vielgescholtenen Gipfel wenigstens ganz oben mit diesen Feindbildern aufräumen würden, wären sie allein schon ihr Geld wert.
Bei aller Bescheidenheit bliebe den Verantwortlichen dann immer noch genügend zu tun, ihre wirklichen Interessen im Gegenlicht ihrer jeweiligen Partner wenigstens zu erkennen. Das ist ihnen leider in Süd-Nord-Richtung noch nie oder nur ganz unzulänglich gelungen. Eine Wiederholung dieser Fehler in West- Ost-Richtung könnte im Wortsinne noch explosivere Folgen haben. Das anstehende Abkommen zur Verhinderung eines "Tschernobyl" im Osten, auch im übertragenen Sinne in Wirtschaft und Gesellschaft, wird zeigen, ob die Großen dieser Welt die wahren Interessen ihrer Wählerinnen und Wähler erkannt haben oder ob sie unter Berufung auf sie wieder nur bis zum Tellerrand ihres Wahlkampfes zu blicken vermögen. Gegen Kurzsichtigkeit helfen aber auch keine noch so hohen Gipfel.
Ferienspiele auf dem Merian-Spielplatz an der unteren Berger Straße - das bieten das städtische Jugendamt und die Spiel- und Lernstube des Caritas-Verbandes jetzt zum fünften Mal an. Die Aktion richtet sich zwischen dem 13. und 31. Juli an alle Kinder aus dem Nordend, die zwischen sechs und 14 Jahren alt sind. Montags bis freitags, jeweils von 13 bis 18 Uhr, stehen auf dem Spielplatz fünf pädagogische Betreuungskräfte bereit.
Im Vordergrund soll kreatives Spiel stehen: neue Ideen ausprobieren, neue Spiele kennenlernen und alte neu entdecken. Auf dem Programm stehen Bauen, Klettern, Sport, Wasserspiele, Werken mit verschiedenen Materialien, Malen, Schminken und Verkleiden. Außerdem sind zwei Tagesausflüge geplant, und am Freitag, 31. Juli, treffen sich Anwohner und Kinder zu einem Abschlußfest.
Mit dem Umbau ist die Ausstattung des Spielplatzes noch attraktiver geworden. tom
Der Turnverein Eschersheim 1895 beteiligt sich wieder am "Eschersheimer Wochenende" von Samstag, 29., bis Sonntag, 30. August. Der Verein sucht noch Helfer für den Betrieb seiner Verkaufsstände. Wer mitmacht, kann sich in der Geschäftsstelle (Tel. 52 12 14) melden. fs/27
Arbeiten von Gerald Domenig und Thomas Bechinger sind noch bis zum 31. Juli in der Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, zu sehen. kn/30
Einen offenen Treff für Männer ab 25 Jahren gibt es jeden zweiten Donnerstag im Monat, Gemeindehaus der Festeburggemeinde (An der Wolfsweide 54-58). gn
Tanzsportclub Schwarz-Weiß-Blau (TSC) der TSG Nordwest 98: Der Verein bietet für Sechs- bis Achtjährige "Kindertanzen" an: freitags ab 17.30 Uhr im Klubhaus "Fidele Nassauer", Wenzelweg 21. sn
Tanzen für Senioren bietet das DRK, Ortsvereinigung Nordwest, an: montags, 14 bis 15 Uhr, im Nidaforum 2. Genauere Auskünfte gibt's unter Tel. 57 56 74. vn
Gegen den Hessenligaverein SV Oberursel sowie die Klassenrivalen Schachfreunde Frankfurt, SV Bornheim und dem SV Maintal gewann Landesligist KSV Klein-Karben als Gastgeber das Schachturnier um den Wetterau-Pokal. Acht Teams mit jeweils sechs Spielern waren insgesamt dabei. Für Karben spielten Kuban, Rothenbacher, Marzahn, Gries, Kuhlmann und Loeffler. prd
Roland Koller, der Münchner Polizeipräsident, hätte es gerne ein wenig harmloser ausgedrückt. "Der Begriff Kessel ist natürlich ein Arbeitsbegriff, den die Polizei nicht verwendet, wir sagen Umstellung", sagt Koller am Tag danach. Für den Polizeipräsidenten ist es ein unangenehmer Auftritt, egal wie er die Aktion nennt, die auf seine Weisung rund 24 Stunden vorher stattgefunden hatte. Denn es ist durch unzählige Augenzeugen belegt, daß Kollers Polizeitrupps beim Auftakt des Weltwirtschaftsgipfels mehrere hundert Demonstranten, die mit Trillerpfeifen und Protesrufen die Ankunft der Gäste störten, zuerst in eine Seitenstraße abgedrängt und dann stundenlang umzingelt und mit teilweise unglaublicher Brutalität geschlagen haben. "Das ist unglaublich und beispiellos", entsetzte sich der Zweite Bürgermeister Christian Ude (SPD) als Augenzeuge der Szene. Und dann mußten alle 491 Festgenommenen am Abend wieder freigelassen werden, der Staatsanwaltschaft hatte der angegebene Haftgrund nicht ausgereicht.
Eine "Schande für München" nannte die Abendzeitung das Ereignis, das Koller mit einem peinlichen verbalen Eiertanz zu rechtfertigen suchte. Er selbst habe die Störer vor der Oper erlebt, erzählt Koller und beschreibt dann die ganze Gefährlichkeit der Situation. Die Störung ist nämlich "akustischer Natur" gewesen, und zwar "so, daß die Blaskapelle nicht zu hören war". Während zahllose Schaulustige zwar die Proteste der Demonstranten, aber ohne Probleme auch die bayerischen Blechbläser gehört haben, war es aus Sicht des Münchner Polizeipräsidenten ein "ohrenbetäubender Lärm", dazu da, "um die Veranstaltung zu kippen".
Kollers Leute holten die Protestierer daraufhin nicht eben zimperlich aus den Reihen der Schaulustigen hinter dem Absperrgitter. Sie wurden in eine Seitenstraße hinter das Rathaus, den sogenannten Marienhof, getrieben. Von diesem Zeitpunkt an hätte eigentlich auch für den lärmempfindlichen Münchner Polizeipräsidenten der Einsatz zu Ende sein müssen. Denn von dieser Stelle aus waren die störenden Zaungäste von Helmut Kohl und seinen Besuchern weder zu sehen und allenfalls ganz schwach zu hören.
Im Polizeibericht freilich liest sich die Szene geradezu dramatisch: "Die Störversuche nahmen durch massives Geschrei und Gejohle, unterstützt durch von außen zugeführte Megaphone, an Lautstärke zu." Jetzt erst ordnete Koller den "Kessel" an. "Daraufhin ist es ruhiger geworden", erinnert sich der Polizeichef. Wohl nicht so ganz, wenn auch die Darstellungen so weit auseinanderklaffen, daß sie kaum vom gleichen Ereignis stammen können.
Aus Polizeisicht nämlich haben "Angehörige der reisenden Politikriminellenszene" wie Ingrid Barabass oder "Damen wie Frau Ditfurth" einen bühnereifen Auftritt hingelegt. Indem sie sich nämlich "beim Herannahen von Festnahmekräften theatralisch zu Boden fallen ließen und lautstark behaupteten, von der Polizei mißhandelt worden zu sein". Es sei, beteuert Koller, nicht so gewesen, "daß die Polizei sinnlos drauflosgeprügelt hat". Von der Gegenseite sei vielmehr "geschickt operiert worden".
Zahlreiche Augenzeugen haben ganz andere Szenen beobachtet und dummerweise wurden auch etliche Journalisten das Opfer rabiater Polizisten. Als auf der Pressekonferenz eine Journalistin von einem Demonstranten berichtet, der angeblich stundenlang mit ausgekugeltem Arm vor Schmerzen schreiend auf dem Gang des Polizeipräsidums liegengelassen worden sei, meint Koller nur: "Mit Verlaub, das halte ich für eine Greuelgeschichte." Und der Münchner Bürgermeister Ude? Dessen Aussage, räumt Koller etwas kleinlaut ein, könne man "natürlich nicht so leicht zur Seite schieben, dazu hat der Mann zuviel Gewicht". Immerhin bequemt sich der Münchner Polizeichef zu dem Hinweis, daß man bei so einem Großeinsatz eben nicht "jeden Puff und jeden Rempler" vermeiden könne.
Der stundenlange Kessel bei sommerlichen Temperaturen paßt gut ins Bild, daß die Sicherheitsmaßnahmen für den Gipfel bieten. Schon bei der friedlichen Demonstration am vergangenen Samstag reagierten einzelne Polizeitrupps immer wieder mit nervöser und übertriebener Härte. Er habe, sagt Koller entschuldigend, schon von Anfang an immer gesagt, "daß wir eine niedrige Eingreifschwelle haben werden". Wenn sie so niedrig ist, daß selbst Pfiffe und Buh-Rufe schon zur Festnahme führen, sind Eskalationen wie auf dem Münchner Marienhof praktisch vorprogrammiert. Da wird dann eben eingekesselt, und es hat die Münchner Polizei offenbar nur wenig geschert, wie die Justiz über den berüchtigten Hamburger Kessel geurteilt hat.
Bei diesem in die Rechtsgeschichte der Bundesrepublik eingegangenen Polizeieinsatz waren im Juni 1986 auf dem Hamburger Heiliggeistfeld 800 Atomkraftgegner teilweise bis zu 16 Stunden lang festgehalten worden. Die entwürdigenden Umstände, unter denen dieser "Kessel" stattfand (die Eingekreisten erhielten keinerlei Nahrung und Getränke und mußten ihre Notdurft vor den Augen der Polizisten und inmitten ihrer Mitdemonstranten verrichten) lösten eine veritable Regierungskrise in dem Stadtstaat aus. Der für den Polizeieinsatz politisch verantwortliche Innensenator Rolf Lange mußte sich bei den Demonstranten entschuldigen und der Innenausschuß der Bürgerschaft stellte anschließend Rechtsbrüche, Pannen und taktische Fehler ebenso fest wie die "Unverhältnismäßigkeit der Aktion".
Erst viereinhalb Jahre nach dem Kessel wurden die für den Einsatz verantwortlichen Polizeieinsatzleiter auch juristisch belangt. Das Landgericht Hamburg verurteilte sie im Oktober 1991 wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung, Körperverletzung im Amt und fahrlässiger Körperverletzung zu Geldstrafen zwischen 8200 und 16 200 Mark, die zur Bewährung ausgesetzt wurden - die Beamten gingen in die Revision vor dem Bundsgerichtshof.
Ob in München ähnliche Konsequenzen zu erwarten sind, war am Dienstag überhaupt noch nicht abzusehen. Wenn es nach dem Polizeipräsidenten Koller und seiner knallharten Linie gegangen wäre, hätte man einen Teil der Festgenommenen gleich bis Donnerstag in Unterbindungsgewahrsam genommen, eine bayerische Spezialität. "Aber der Richter", bedauert der Münchner Polizeichef, "hat das nicht für ausreichend erachtet." In der Tat muß auch Koller einräumen, daß es von den Demonstranten zum Zeitpunkt des Einschreitens keine Gewaltanwendung gegeben habe, daß keine Waffen oder Wurfgeschosse sichergestellt worden seien. Trotzdem hält der Polizeichef die Entscheidung des Gerichts, die Festgenommenen wieder laufenzulassen, für "nicht nachvollziehbar". Wo sie doch diesen gefährlichen, ohrenbetäubenden Lärm verursacht haben.
Ob die Polizeileitung von oben besonders scharfgemacht worden ist für diesen Gipfel? Daß nur bloß nichts passiert im Zuständigkeitsbereich von Bayerns Innenminister Edmund Stoiber? Koller bestreitet das vehement. Einen "Ratschlag" des Innnenministeriums habe es schon lange nicht mehr gegeben. "Es gibt keine politischen Vorgaben", beteuert Koller. Die Gewißheit, beim nächstenmal nicht wieder so hinzulangen, vermittelt der Münchner Polizeichef nicht. Man sei eben "nach jedem Einsatz schlauer", meint er nur und ringt sich zu einer lauen Entschuldigung durch. Sollte sich herausstellen, daß es Überreaktionen seiner Leute gegeben habe, werde man "dieser Frage nicht ausweichen". Über persönliche Konsequenzen ("Ein Beamter kann gar nicht zurücktreten, selbst wenn er es wollte") hat sich Koller noch keine Gedanken gemacht. Braucht er wohl auch nicht. Denn von ganz oben hat er bereits Rückendeckung erhalten. Bayerns Ministerpräsident Max Streibl findet die Prügelorgie nämlich völlig in Ordnung. Beim Presseabend der Staatskanzlei aus Anlaß des Gipfels verkündete Streibl ganz ungerührt, wenn einer glaube, er könne stören in Bayern, "der muß wissen, daß wir dann auch etwas härter hinlangen. Auch das ist bayerische Art."
Im Blickpunkt: Wahlen in Mexiko Test für die Staatspartei
Der mexikanische Bundesstaat Michoacan, seit Jahren für Überraschungen gut, wird erneut zum zentralen politischen Kampfplatz. Am Sonntag finden dort wie auch im nördlichen Staat Chihuahua Gouverneurswahlen statt, und die Chancen stehen nicht schlecht, daß die seit über 60 Jahren regierende Staatspartei PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution) zumindestens in einem Staat verliert. Michoacan und Chihuahua führen den Reigen von insgesamt elf Gouverneurswahlen dieses Jahr an. Hier werden die wichtigsten Aufschlüsse auch im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 1994 erwartet.
Michoacan, Geburtsstaat des legendären Präsidenten Lazaro Cardenas (1934 bis 1940 im Amt), war lange ein festes Standbein der linksgerichteten PRD (Partei der demokratischen Revolution), gegründet von Präsidentensohn Cuauthemoc Cardenas. Dieser reklamierte den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 1988 für sich, die die PRI offiziell mit einer hauchdünnen Mehrheit unter reichlich fragwürdigen Umständen gewann. In den vergangenen Jahren konnte die PRI zwar verlorenes Terrain in dem Staate inmitten von Mexiko wettmachen, aber mit PRD-Kandidat und Polit-Veteran Cristobal Arias hat sie einen starken Gegner.
Der PRI-Kandidat Eduardo Villaseñor dagegen ist nicht nur relativ unbekannt, dem Schweinezüchter hängt auch das Etikett "Opfer-Kandidat" an. Denn sein größter Vorteil - wie immer walzte die PRI-Wahlkampfmaschine die Opposition nieder - wird ihm dann nichts nutzen, wenn es für die PRI "opportun" sein sollte, der PRD einen möglichen Sieg zu lassen.
Nicht anders im Bundesstaat Chihuahua, wo der Kandidat der rechts-konservativen PAN (Partei der Nationalen Aktion), Francisco Barrio, sich bereits 1986 um den Wahlsieg gebracht sah. Daß wie damals sogar die Bischöfe protestieren, wird dieses Jahr nicht erwartet. Aber ein anrüchiger Sieg des PRI-Kandidaten Jesus Macias Delgado könnte wie im vergangenen Jahr bei den Gouverneurswahlen in den Staaten San Luis Potosi und Guanajuato Protest und schließlich einen peinlichen Rückzieher der PRI produzieren.
Genau das, so Beobachter, kann Präsident Carlos Salinas de Gortari im Moment am wenigsten gebrauchen. Denn während Salinas äußerst populär ist, hat sich das miserable Image seiner Partei kaum geändert - trotz vielbeschworener Demokratisierung. Gleichzeitig verhandelt Mexiko mit den USA über ein Freihandelsabkommen und will seinen internationalen Ruf als demokratischer Staat aufpolieren. Aber nicht nur für die PRI steht viel auf dem Spiel. Für die Opposition, vor allem für die PRD in Michoacan, könnte der Urnengang zu einem Lackmus-Test werden. Denn verliert sie - wie bereits im vergangenen Jahr bei den Senats- und Abgeordnetenwahlen mit dramatischem Ausmaß geschehen -, dann stehen auch die Chancen von Cardenas als nochmaliger Kandidat für 1994 schlecht. Wird ihr allerdings der Sieg geraubt, dann könnte schnell ein Szenario wie 1989 entstehen, als PRD-Anhänger 113 Bürgermeisterämter besetzten und bei den Auseinandersetzungen mehrere Dutzend Personen verletzt wurden.
Bei einem PRD-Sieg würde nicht nur der erste von 31 Staaten von der jungen Partei regiert werden, sie würde auch landesweit ihre Glaubwürdigkeit steigern. Die PAN, die bereits in Baja California und Guanajuato regiert, könnte mit einem dritten Bundesstaat ihr Image als ernstzunehmende Oppositionspartei konsolidieren. Und manche Dinosaurier in der PRI müßten die bittere Pille schlukken, die ihnen vor kurzem Parteisekretär Enrique Jackson verpaßte. Die PRI sei sich im klaren, daß sie "nicht mehr alle Wahlen" gewinnen könne, sagte er. In einer "pluralistischen Gesellschaft" müsse sie sich darauf einstellen, "zusammen mit der Opposition zu regieren".
RITA NEUBAUER (Morelia)
BAD HOMBURG. Zu ihrem Stammtisch kommen die Wanderer im Turn- und Sportverein 1898 Ober-Erlenbach am heutigen Mittwoch, 8. Juli, im Clubraum der Turnhalle zusammen.
Ihr Treffen beginnt um 20.15 Uhr.
KÖNIGSTEIN. Chantal ist mit ihren dreizehn Monaten die Seniorin, Nicolas mit knapp fünf Monaten das Nesthäkchen. Dazu kommen Michael, Olivia und Sebastian. Ihre Eltern wollen sie in einer Krabbelstube unterbringen, weil die Mütter nach dem Erziehungsurlaub wieder in ihren Berufen arbeiten wollen oder müssen - die Väter tun dies ohnehin. Bislang gibt es in Königstein aber keine Betreuungseinrichtung für Kleinkinder unter drei Jahren. Diesem Mangel wollen die Eltern abhelfen und haben dazu erstmal den Verein "Krabbel-Knirpse-Königstein" aus der Taufe gehoben. Er setzt auf Unterstützung seitens der Stadt.
"Ich sehe das sehr positiv und würde eine solche Einrichtung in jedem Fall unterstützen", sagte Erster Stadtrat Klaus Dehler (SPD) der FR. Konkreter wollte er nicht werden, da ihm von einer Anfrage des Vereins bislang noch nichts bekannt sei und Bürgermeister Bertram Huke (CDU) als zuständiger Dezernent im Urlaub weilt. Ziel des neugegeründeten Vereins ist es laut seiner Schriftführerin Petra Geis, eine Krabbelstube für acht bis zehn Knirpse im Stadtkern oder einem der drei Stadtteile aufzuziehen. Dort sollten die Kleinen von einer Erzieherin und einer "Begleitperson" unter der Woche ungefähr sechs Stunden pro Tag betreut werden. Sollte es einen Run auf die Krabbelstube geben, könnte unter entsprechenden räumlichen Voraussetzungen auch eine zweite Gruppe hinzukommen. Allerdings ist bis jetzt noch überhaupt kein geeigneter Raum in Sicht. Strenge Vorschriften in bezug auf Größe, Spiel- und Ruhemöglichkeiten schränkten die Auswahl erheblich ein, so Petra Geis. Außerdem sollte die Stube sich zu einem Garten öffnen oder wenigstens in Nähe eines öffentlichen Spielgeländes liegen.
Da zur Miete "auf dem nicht gerade billigen Königsteiner Pflaster" noch Einrichtungskosten und das Gehalt für eine Erzieherin komme, habe der Verein bereits Gespräche mit den zuständigen Stellen aufgenommen. Die Eltern hoffen, daß Stadt und Parlament schnell die Voraussetzungen für eine Krabbelstube schaffen und Mittel locker machen - "bevor Chantal und Michael in die Schule kommen".
Bis die großen Pläne gereift sind, fangen die Krabbel-Knirpse schon mal klein an: Als Vorstufe zur Krabbelstube treffen sich die Kinder samt Mutter oder Vater künftig einmal pro Woche zum Kennenlernen. Außerdem können Eltern zwischendurch Erledigungen machen.
Der Verein sucht weitere Mitstreiter und Interessenten - und potentielle Vermieter. Wer einen guten Tip hat oder mitmachen will, wendet sich an die Vorsitzende, Susanne Jakobus-Samaan (Tel. 0 61 73 / 7 95 41). mk
BAUNATAL. Lebensgefährliche Verletzungen erlitt ein 25jähriger Jugoslawe, als er am Dienstag mittag von einem Gerüst zehn Meter in die Tiefe stürzte. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, geschah das Unglück auf einer Großbaustelle in Baunatal (Kreis Kassel), wo ein nordhessisches Unternehmen eine neue Lagerhalle errichten läßt.
Vor dem Bau der Außenwände werden - so die Polizei - dort zunächst Regale installiert. Der 25jährige Montagearbeiter sei auf ein solches Regal geklettert und dabei abgestürzt. Die Ursache für den Unfall ist noch ungeklärt. Der Mann wurde mit einem Hubschrauber in eine Kasseler Klinik geflogen. rvk
OFFENBACH. "Es weht ein anderer Wind im Rathaus, seit Stefan Grüttner Sozialdezernent ist", klagt der frühere Grüne-Stadtverordnete "Hannes" Friedrich Wenzel als Vorsitzender des Sozial-Hilfe-Vereins Offenbach und kritisiert damit die Ankündigungen des Christdemokraten, künftig Ermittlungs- und Kontrollgruppen in die Wohnungen der Sozialhilfe-Empfänger zu schicken. Wenzel empfindet die Grüttner-Äußerung: "Wir wissen, daß wir permanent belogen werden" als pauschale Diskriminierung aller in Not geratenen Menschen.
Er lädt Grüttner deshalb zu einem Gespräch mit dem Sozial-Hilfe-Verein und mit den Betroffenen ein, weil er offensichtlich deren Lebenssituation nicht kenne: "Wehret den Anfängen zum Schnüffelstaat, denn Sozialhilfe-Empfänger sind keine Almosen-Empfänger. Sie haben einen Rechtsanspruch auf Hilfe und auf ein Leben in Würde."
Anläßlich seiner einjährigen Amtszeit hatte Grüttner vor Journalisten Bilanz gezogen und dabei über die Schwierigkeiten nachgedacht, wie angesichts der prekären Finanzlage der Stadt und des rot- grünen Haushalts-Sanierungskonzeptes die Sozialkosten gesenkt werden können. Seine Perspektiven: schärfere Kontrolle aller Ausgaben, Suche nach Kürzungsmöglichkeiten.
Die Rollstuhlfahrerin Heike Herrmann vom Verein Bundesselbsthilfe Körperbehinderter wirft dem Sozialdezernat vor, seiner individuellen Beratungs- und Informationspflicht gegenüber den Hilfesuchenden und Anspruchsberechtigten nicht nachzukommen. Es gebe die Regelsatz-Erhöhungen zu spät oder überhaupt nicht weiter, bearbeite Widersprüche gegen Bescheide zu schleppend. Sie bezweifelt auch, daß die Sachbearbeiter nach der Einführung des Computer-Systems "Prosoz", das alles beschleunigen soll, dafür Zeit haben werden.
Wenzel warnt vor diskriminierenden Pauschalverurteilungen und davor, "die verfehlte Sozialpolitik der Bundesregierung auf dem Rücken der Armen, Bedürftigen und Notleidenden" umzusetzen: "Wer trägt denn die Verantwortung für Arbeitslosigkeit, niedrige Renten, hohe Mieten? Etwa die Sozialhilfe-Empfänger selbst? Sind es nicht die Politiker, die den Menschen das Blaue vom Himmel versprechen und sich ohne Skrupel aus dem Steuersäckel bedienen?" Er betont: "Arbeitslose und Sozialhilfe-Empfänger sind keine Faulenzer und Lügner. Frauen können nur deshalb nicht arbeiten gehen, weil sie für ihre Kinder keinen Kindergartenplatz finden."
Wenzel befürchtet, daß die CDU im Kommunalwahlkampf das Reizthema "Ausländer" durch "Sozialhilfe-Empfänger" austauschen will. Er warnt: "Es geht nicht nur um die materielle Seite der Sozialpolitik in Offenbach. Auch die psychosoziale, die menschliche Seite hat sich für die Betroffenen erheblich verschlechtert. Gibt sich Herr Grüttner gerne offen und leutselig, geben jedoch seine Politik und sein Sprachgebrauch eine ganz andere Wirklichkeit wider."
Wenzel zählt auf: In Grüttners Amtszeit wurden Jugendzentren und Kindergärten geschlossen, soziale Leistungen verkürzt oder ganz verweigert, soziale Zuschüsse wie Fahrgeld für Rentner gestrichen, soziale Leistungen wie Kindergartenbeiträge und Pflegesätze im Altenheim verteuert. In Offenbach liege zudem die jährliche Kleidergeldpauschale in Höhe von 588 Mark wesentlich unter den Zahlungen anderer Städte. Dietzenbach zahle 700 Mark.
Wenzel verlangt eine stärkere Entlastung der Kommunen durch Bundes- und Landesmittel: "Natürlich wissen wir, daß eine Politik des sozialen Kahlschlages nicht allein durch den CDU-Sozialdezernenten zu verantworten ist. Natürlich wissen wir, daß dies voll inhaltlich von der SPD mitgetragen wird. Wir setzen darauf, daß am Wahltag die Menschen, die zur Wahl gehen, dies auch wissen." lz
og MADRID, 7. Juli. Portugals Zoll- beamte haben am Montag einen einwöchigen Streik beschlossen. Ihr Protest richtet sich gegen die Abschaffung ihrer Posten, die mit der Einführung des europäischen Binnenmarktes 1993 unnötig werden.
Der Streik hat bis Dienstag keinerlei Auswirkungen auf den Touristenverkehr. Auch bei dem Lastwagenverkehr kam es an den Zollstellen von Badajoz und Fuentes de Onoro - den wichtigsten Grenzübergängen von Spanien nach Portugal - zu keinen Schlangen. Portugals Regierung erlaubte den Fernfahrern die Durchfahrt ohne die bisherige Kontrolle der Zolldokumente.
HANS WOLFENSTÄDTER, seit 34 Jahren Vorstandsmitglied des Fußballclubs Viktoria 09 Urberach, wird mit der Sportplakette des Kreises Offenbach ausgezeichnet. Damit wird seine ehrenamtliche Tätigkeit als Vorsitzender des Spielausschusses, als Kassierer, Beisitzer oder auch zweiter Vorsitzender gewürdigt. Gegenwärtig bekleidet Wolfenstädter, der bereits den Ehrenbrief des Landes Hessen oder auch die Sportplakette der Stadt Rödermark besitzt, das Amt des Schatzmeisters. Sportplakette samt Urkunde wird er während einer Feierstunde, die ihm der FC Viktoria aus Anlaß seines 70. Geburtstages am Dienstag, 14. Juli, bereitet, aus der Hand von Landrat Josef Lach entgegennehmen. ttt
WILHELM HARTMANN, Ehrenbürger von Babenhausen und Altbürgermeister des Stadtteils Harreshausen, ist wenige Tage vor seinem 87. Geburtstag gestorben. Bis ins hohe Alter hatte sich Hartmann, von Beruf Landwirt, für das Wohl der Gemeinschaft eingesetzt. Von 1952 bis 1973 war er vereidigter Sachverständiger im Flurbereinigungsverfahren für verschiedene Kulturämter, ferner war der Landwirtschaftsmeister viele Jahre Vorsitzender des Beregnungsverbandes. Vor 40 Jahren gründete er die Freiwillige Feuerwehr im Ort mit. Von 1946 bis 1972 war Wilhelm Hartmann ehrenamtlicher Bürgermeister von Harreshausen, später Stadtverordneter in Babenhausen. Auch dem Kreistag gehörte er für die CDU viele Jahre an. Zahlreiche Ehrungen wurden ihm zuteil, so 1983 die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und 1988 die Ehrenbürgerwürde von Babenhausen. sch.
RANDALL D. CHASE, Oberstleutnant der US-Army, ist neuer Kommandant des 1. Bataillons ("Gridsmashers") des 27. Feldartillerie-Regiments in Babenhausen. Chase löst Oberstleutnant Richard A. Vallario ab. Der neue Mann ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und war auch im Golfkrieg eingesetzt. sch.
Die Tür gefällt ihm nicht. Sie ist ihm zu offen. Die Treppen gehen ihm zu weit. Den Zimmern räumt er nichts ein. Die Fenster sind ihm zu durchsichtig. Die Gardinen nennt er zärtlich: Meine Heimlichtuer. Die Bilder nimmt er von den Wänden und ersetzt sie durch Ohren. Dem Durchgang läßt er nichts mehr durchgehen. Dem Keller wirft er die Unordnung seiner Leichen vor. Dem Parkett nur seine Ausrutscher. Ansonsten trampelt er auf allen Fußböden herum, bis sie sich ergeben. Eine Hausantenne kommt nur in Frage, wenn sie den Gemeinschaftsempfang gewährleistet. Hausieren und individualisieren sind verboten! Bettler werden an die Leine gelegt und müssen draußen bleiben.
Die Müllabfuhr kommt freitags, die Menschenabfuhr dienstags. Geboren wird bei Zimmerlautstärke, gestorben auch. Dazwischen ist die Kehrwoche. Nie kommt er auf seine Kosten, auch wenn er seine Mieter noch so sehr ans Leben vermietet, immer bringen sie zu wenig. Undank ist der Welt Lohn. Nur den Speicher liebt er, die Zukunft der Antiquitätenhändler. Wenn ihm alles zu bunt wird, steigt er den Mietern aufs Dach und befestigt einen von ihnen als Wetterfahne. Das zeigt dann denn anderen, wo's langgeht.Jetzt ist's soweit!
Wenn ich, bevor ich selbst durchdrehe, gebannt aufs Thermometer sehe und barfuß durch das Zimmer gehe, mir mit der Zeitung Luft zuwehe, dann ist's soweit!
Wenn ich vor gar nichts mehr erschrecke und nur das Wichtigste verdecke, in einer Badehose stecke und alle Viere von mir strecke, dann ist's soweit!
Wenn ich leicht schwankend, wankend hinke, gleich drauf im Liegestuhl versinke, durch halbgeschloss'ne Lider zwinke und literweise Kühles trinke, dann ist's soweit!
Wenn ich aus jeder Körperritze, vom großen Zeh bis Nasenspitze, und noch dazu im Sitzen schwitze, mich mit dem Gartenschlauch bespritze, dann ist die Zeit der Bullenhitze!
GERHARD TACKE
MAIN-TAUNUS-KREIS. Schnellentschlossene zwischen 16 und 25 Jahren haben jetzt noch die Chance, Spuren deutscher Vergangenheit zu suchen: Beim Bildungsurlaub der Kreisjugendpflege vom 23. bis 29. August im sächsischen Merseburg. Mit der Kamera im Anschlag werden die Teilnehmer durch Straßen und Gassen streifen, um den Alltag auf die Platte zu bannen. Die Bilder werden eigenhändig entwickelt und bearbeitet.
Schüler und Studenten kostet die Bildungsreise 150 Mark, Berufstätige müssen 200 Mark bezahlen. Wer mitfahren will, sollte sich schnell bei der Kreisjugendpflege, Tel. 0 61 92 / 201-571, anmelden.
Das sollten auch schleunigst Jugendliche zwischen elf und 13 Jahren tun, sofern sie Lust haben vom 26. Juli bis 1. August mit der Deutschen Wanderjugend in den Schwarzwald zu fahren. Mit dem Zug geht's in Richtung Feldberg - dem ersten Etappenziel. Drei Tage gilt es dann, auf und rund um den höchsten Berg im Schwarzwald zu marschieren. Danach geht's weiter zum Schluchsee.
Die Freizeit kostet 140 Mark pro Nase, Ermäßigung wird auf Antrag gegeben. Ein Vorbereitungstreffen ist geplant. Informationen: Tel. 0 61 92 / 201-571. ana
FLÖRSHEIM. Die evangelische Kirchengemeinde Weilbach will ihr Schattendasein beenden. Licht soll es werden im Gemeinderaum des 25 Jahre alten Hauses. Und dazu soll ein Loch in die Wand geschlagen, ein Fenster dort eingesetzt werden, wo der Altar steht - ein Blickfang sozusagen, sagt Pfarrer Christoph Wildfang.
Der schlichte Glanz soll allerdings keinem ergreifenden Gloria weichen. "Wir wollen keinen sakralen Raum für ein oder zwei Stunden am Sonntag." Auch künftig sollen neben dem Altar die Jugendlichen zur heißen Musik bei der Disco tanzen, soll beim Tischtennis-Spiel geschmettert werden. Das freilich bedeute nicht, daß auf eine schmucke Optik verzichtet werden soll.
"Wir brauchen allerdings keinen Marc Chagall", sagt Wildfang, wohlwissend, daß derlei sich die Gemeinde nicht leisten kann. Finanziert werden soll das Kirchenfenster aus Spenden. "Wenn jeder zwei Mark gibt, dann kommt ganz schön was zusammen." Immerhin 1088 Menschen zählt die Gemeinde. Ein Spender kündigte bereits 2000 Mark an.
Die Sammelbüchse bleibt allerdings vorerst verschlossen. "Wir wissen ja noch nicht, was wir wollen und wie teuer das wird." Um das herauszufinden, will die Gemeinde im September auf Tour gehen und sich Kirchenfenster anschauen. "Wir sind für alle Ideen offen", sagt Wildfang. Wer immer einen Vorschlag hat, der Pfarrer ist im Gemeindehaus, Telefon 06145 / 3 23 24, zu erreichen. kkü
OFFENBACH. Ab heute zwölf Uhr gilt eine neue Verkehrsführung am Marktplatz. Zwei Politessen beobachten die Situation und bieten Orientierungshilfe an. So gibt es nur noch eine Linksabbiegespur in die Bieberer Straße. Die Busse fahren nun entgegen der bisherigen Einbahnstraßen-Regelung. Darauf weisen Magistrat und Straßenverkehrsamt hin. Der Zentrale Busbahnhof wird heute von der Berliner Straße auf den Marktplatz verlegt. Er wird aufgelöst, weil die S- Bahnbauer den Platz brauchen. lz
KÖLN, 7. Juli (AP). Bundespolitikerinnen von CDU, SPD und FDP haben die Zulassung der Abtreibungspille RU 486 in Deutschland gefordert, die in Frankreich, England und Österreich bereits erhältlich ist. Der Kölner Tageszeitung "Express" vom Dienstagabend sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Inge Wettig-Danielmeier: "Es gibt keinen Grund, die RU 486 den deutschen Frauen vorzuenthalten."
Die CDU-Abgeordnete und ehemalige rheinland-pfälzische Staatssekretärin Renate Hellwig sagte, es sei "nicht einsehbar, wenn es eine gesundheitsschonendere Methode gibt, diese nicht auch anzuwenden. Im Hinblick auf das Wohl der Frauen muß dies im Interesse der Bundesrepublik sein".
Die FDP-Politikerin Margret Funke-Schmitt-Rink betonte in der Zeitung: "Die RU 486 ist im Gegensatz zu einem chirurgischen Eingriff viel risikoärmer für die betroffene Frau." In einem Schreiben forderte die Bundestagsabgeordnete den Vorstand der Hoechst AG auf, dessen französische Tochter Roussel-Uclaf die Abtreibungspille entwickelt hat, den Zulassungsantrag für das Präparat in Deutschland zu stellen.Gipfel ruft KSZE-Staaten zu friedlicher Konfliktlösung auf Neue internationale Jugoslawien-Konferenz angeregt
rb MÜNCHEN, 7. Juli. Angesichts der zunehmenden gewaltsamen Konflikte in Osteuropa und anderen Teilen der Welt haben die Staats- und Regierungschefs des Münchner G-7-Gipfels insbesondere die Staaten der Konferenz für Sicher- heit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) aufgefordert, "ihre Streitigkeiten friedlich beizulegen und die Gleichbehandlung aller Minderheiten zu garantieren".
Speziell an die serbische Führung richteten sie den dringenden Appell, "die Minderheitenrechte in vollem Umfang zu respektieren" und sich weiterer Unterdrückung in Kosovo zu enthalten. Serbien und Montenegro werden von den G-7 "nicht als alleinige Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens" akzeptiert. Die EG-Konferenz zum ehemaligen Jugoslawien sei das "Schlüsselforum zur Herbeiführung einer dauerhaften und gerechten politischen Lösung". Die Konsultationen zwischen der EG-Konferenz, den UN und anderen von der Jugoslawien-Krise betroffenen Parteien "könnten zur Einberufung einer umfassenderen internationalen Konferenz über ungelöste Fragen, einschließlich Fragen im Zusammenhang mit Minderheiten, führen", heißt es in der Jugoslawien-Erklärung der G-7 weiter.
Mit dem Thema Ex-Jugoslawien hatten sich zuvor auch die sieben Außenminister beschäftigt. Bundesaußenminister Klaus Kinkel habe dabei deutlich gemacht, daß die Bundesregierung sich bei der gegenwärtigen Grundgesetzlage nicht an möglichen militärischen Einsätzen beteiligen könne, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes, jedoch auf eine Änderung dieser juristischen Situation dringe. Hinsichtlich der Form des möglichen Eingreifens hätten die Minister den Einsatz von Bodenstreitkräften zunächst ausgeschlossen.Beim 42. Heinerfest gab es nur wenig Zoff
DARMSTADT. Als "weitgehend friedlich" ist der Verlauf des zurückliegenden 42. Darmstädter Heinerfestes von den Ordnungskräften bezeichnet worden. Insgesamt, sagte ein Sprecher im Polizeipräsidium am Dienstag, hätten die Beamten des 1. Polizeireviers bei 16 Schlägereien eingreifen müssen. Bei diesen Auseinandersetzungen seien etwa 60 Personen leicht verletzt worden.
Die Zusammenarbeit der Beamten mit der US-Militärpolizei habe sich abermals ausgezeichnet bewährt. In mehrere Handgreiflichkeiten seien auch amerikanische Staatsbürger verwickelt gewesen. Gegen elf Personen mußten Strafanzeigen wegen Körperverletzung erstattet werden. Den größten Ärger hatten die Polizisten mit jenen zahlreichen Verkehrsteilnehmern, die sich nicht um Beschilderungen und Absperrungen kümmerten. Dabei blieben häufig Fahrzeuge im Festplatztrubel stecken.
Am Rand der Innenstadt stellten viele Heinerfest-Besucher ihre Autos verkehrswidrig ab. Der Ordnungs- und Verkehrsdienst der Stadt stellte deshalb 687 Strafzettel aus. Zwei Personenwagen mußten gar abgeschleppt werden.
Erfreulich war in diesem Jahr der offensichtlich zurückhaltende Umgang mit alkoholischen Getränken. Der Polizeisprecher: "Lediglich sechs betrunkene Heinerfest-Besucher mußten vorübergehend in Ausnüchterungszellen untergebracht werden." bre
Götzenhain: Freitag wird Sperrmüll abgeholt
DREIEICH. Im Stadtteil Götzenhain wird am Freitag, 10. Juli, von 6 Uhr an, Sperrmüll aus brennbaren Stoffen abgeholt. Da es immer wieder vorkommt, daß zu solchen Terminen Sachen herausgestellt werden, die nichts mit Sperrmüll zu tun haben, macht die Stadt noch einmal darauf aufmerksam, was Sperrmüll eigentlich ist: Als solcher gelten feste Abfälle aus privaten Haushalten, die wegen ihrer Größe nicht in die bereitgestellten Mülltonnen oder Sammel-Container passen. Deshalb gehört weder Hausmüll dazu noch Bauschutt, Altreifen, Öltanks, Steine, Erde, Sand, Zement sowie alle Abfallstoffe aus Gewerbe- und Industriebetrieben. dok
FRANKFURT A. M. Ein vielseitiger Mann, der Karl-Heinz Markiefka: Bei der Telekom in Frankfurt als Ausbilder im Bereich Kommunikationselektronik beschäftigt; in der Fußballmannschaft Ausputzer und Trainer; singt er von der E-Gitarre begleitet mit sonorer Stimme als Mitglied der Telekom-Band alte Rocksongs wie "Cocaine" von Eric Clapton; nebenbei ist er so eine Art Sozialarbeiter im Fernmeldeamt und nach Dienstschluß. Denn die Auszubildenden kommen gerne mit ihren Problemen zu ihm.
Eines konnte der sympathische Ausbilder dann doch nicht verhindern: Seine Mannschaft beendete als Schlußlicht das Fußballturnier beim Spiel- und Sportfest der Telekom auf dem gepflegten Gelände des Postsportvereins (PSV) Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen.
Bis kurz vor Schluß verteidigten die "Alten Herren" (gemeint sind die Meister) im ersten Spiel gegen die Oberstufe (Lehrlinge im dritten Jahr) immerhin das 0:0 - ehe spät das "unglückliche" Tor gegen sie fiel. In den folgenden Treffen gegen die Unter- und Mittelstufe hatten sie keine Chance mehr: mit 0:3 und 1:5 gingen die Meister baden.
"Das muß auch so sein, sonst haben die Auszubildenden keinen Spaß an einem solchen Turnier", betonte Peter Seibold, Oberpostdirektor und Leiter des Fernmeldeamtes 2, der das Geschehen aus sicherer Distanz am Spielfeldrand beobachtete. "Für die Jungen ist es enorm wichtig, ihren Lehrern einmal überlegen zu sein; zudem fördert ein solch sportlicher Vergleich die Kommunikation und das beiderseitige Verständnis füreinander." In der Fachsprache heißt so etwas "Human-relation-Maßnahme".
Der verbindende Aspekt und besonders das sportliche Kräftemessen standen beim traditionellen Sportfest der Telekom im Vordergrund. Es wird seit 30 Jahren gespielt, war jedoch in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen ausgefallen.
Pünktlich zum "Dienstbeginn" um 8 Uhr hatte Seibold das Sportfest eröffnet; die Anwesenheit wurde kontrolliert. 70 Azubis, die zur Zeit in Außenstellen arbeiten, konnten nicht dabeisein. 350 Teilnehmer traten schließlich im 100-Meter-Lauf und in den 4mal-400-Meter-Staffeln gegeneinander an. Ein herausragendes Ergebnis gab es im 100-Meter-Lauf. Heiko Scherer aus der Oberstufe gewann in seiner Klasse in ausgezeichneten 11,7 Sekunden.
Freiwillige Helfer der Telekom hatten das Sportfest in mühevoller Arbeit vorbereitet. Für jeden Bereich, Zeitnahme, Pflege, Erste Hilfe, Schoko-Doping und sogar Kalligraphie waren ständig Mitarbeiter zur Stelle. So konnte das bunte Treiben auf der Tartanbahn, auf dem grünen Rasen und drumherum reibungslos ablaufen. Kein Wunder, wenn auch hier der Name Markiefka auftaucht: der "Hans Dampf in allen Gassen".
Wie die anderen Ausbilder nahm auch er an den morgendlichen Staffelläufen teil. Damit wurde später die fehlende Kondition beim Fußballturnier schmunzelnd entschuldigt.
Aber so ganz ernst nahmen die Lehrer das wohl nicht, im Gegensatz zu den Schülern. Die kämpften verbissen um jeden Ball und Meter auf dem Spielfeld. Der Schiedsrichter, ein erfahrener Landesligareferee, mußte deshalb den einen oder anderen für ein paar Minuten zum Abkühlen vom Platz schicken.
Abwechslung brachte in der Pause des Fußballturniers die Telekom-Band; in ihr musizieren gemeinsam Ausbilder und Auszubildende sowie zwei Gäste. Während aus den Lautsprechern "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß dröhnte, stellte Bandleader und Gründer Karl-Heinz Markiefka die Solisten vor; dann griff er selbst zur Gitarre und sang von Josephine und mit rauher Stimme den bekannten Song "Safe the last dance for me". Der Allroundkünstler, "die gute Seele des Hauses" (Seibold), ließ sich auch nicht beirren, als der Wind die Blätter vom Notenständer fegte.
Gute Stimmung also auf dem schmukken Sportgelände. Nur Peter Seibold konnte sich nicht als Aktiver beweisen. "Ich muß gleich wieder zurück zu meiner Dienststelle", entschuldigte er sich. Dafür traten zwei Kollegen, Manfred Gerlach, Vorsteher der Berufsbildungsstelle, und Gerhard Sann, Personalratsvorsitzender, von den Zuschauern lautstark angefeuert, zum 200-Meter-Lauf an.
Bis zum Ende des Sportfestes, wiederum pünktlich zum Dienstschluß, gab es noch eine Menge guter Leistungen zu beklatschen - nur einen Sieg der "Alten Herren" nicht. Traurig war darüber keiner. Denn die "Human-relation-Maßnahme" hatte gegriffen; ein besonders unterhaltsamer Arbeitstag war zu Ende. jot
BRÜSSEL, 7. Juli. Bonn hat jetzt freie Hand, die Verwendung des krebserzeugenden Asbest weiter einzuschränken oder zu verbieten. Nachdem die Bundesregierung vor einem Jahr eine entsprechende Änderung der deutschen "Gefahrstoffverordnung" bei der Brüsseler EG-Kommission angemeldet hatte, trat zunächst eine zwölfmonatige Wartefrist in Kraft, in der die Brüsseler Behörde eine EG-weite Regelung vorschlagen wollte. Massive Einflußnahmen Frankreichs, Spaniens und Griechenlands haben dies verhindert, wie aus gut unterrichteten EG-Kreisen verlautet.
Mit dem Bonner Änderungsentwurf sollte unter anderem die Verwendung von Asbest für Fahrzeugkupplungen und Bremsklotzsohlen nur noch bis 31. Dezember 1993 bei der Herstellung und bis 31. Dezember 1994 bei der Vermarktung erlaubt sein, um die Industrie zur beschleunigten Entwicklung gleichwertiger Ersatzstoffe zu zwingen. Dies ist möglicherweise durch die "EG-Wartefrist" verzögert worden. Parallel zu Bonn wollten auch die Niederlande einschränkende Regeln verfügen.
FRANKFURT A. M. (ski/rtr/dpa). Überwiegend positiv, wenn auch keineswegs euphorisch ist der Bonner Kompromiß über die künftige Besteuerung von Zinserträgen (siehe nebenstehenden Kasten) von Banken und Sparkassen sowie auch an den Finanzmärkten aufgenommen worden. So nannte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband das Ergebnis des Vermittlungsverfahrens eine "tragbare" Lösung, die für die Sparer akzeptabel und den Kapitalmarkt schonend sei. Die Volks- und Raiffeisenbanken begrüßten "mit Erleichterung", daß das Bankgeheimnis erhalten und somit "das bewährte Vertrauensverhältnis" zwischen Kunde und Kreditinstitut unangetastet bleibe. Mit der Einigung zwischen Bund und Ländern sei die notwendige Rechtssicherheit geschaffen worden. Auch der Bundesverband deutscher Banken, die Organisation der privaten Geldbranche, freute sich, daß Klarheit für den Kapitalmarkt hergestellt worden sei.
Die Verbände des Kreditgewerbes wiesen freilich auch auf aus ihrer Sicht bestehende Nachteile des Vermittlungsergebnisses hin. Beispielsweise beanstandeten die privaten Banken, daß die gewerbliche Wirtschaft nicht vom Zinsabschlag ausgenommen wurde, obwohl bei ihr die ordnungsgemäße Versteuerung der Kapitalerträge ohnehin (gemeint ist durch regelmäßige Betriebsprüfungen) gewährleistet sei.
Aus Sicht der Sparkassen ist "zu bedauern", daß die Länderkammer im Vermittlungsverfahren nicht bereit gewesen sei, die Freibeträge bei der Erbschaft- und Vermögensteuer sowie den Altersentlastungsbetrag wie vom Bundestag beschlossen zu erhöhen. "Davon werden breite Schichten der Bevölkerung betroffen", heißt es in der Stellungnahme des Verbandes. In dem von der Bundesregierung versprochenen Erlaß zum Paragraphen 30 a der Abgabenordnung, in dem der "Schutz von Bankkunden" festgeschrieben ist ("Die Ausschreibung von Kontrollmitteilungen soll insoweit unterbleiben"), sehen die Sparkassen wie das Haus Waigel nur eine Klarstellung der bisherigen Rechtslage (die SPD dagegen sprach von einer "Auflöcherung" des sogenannten Bankenerlasses).
Die Volks- und Raiffeisenbanken folgern aus dem Kompromiß zwischen Bund und Ländern auch, daß es insbesondere wegen der jetzt endgültig vereinbarten hohen Freibeträge, durch die mehr als 80 Prozent der Sparer keine Zinssteuer zu zahlen hätten, "keinen Anlaß zur Kapitalflucht" gebe.
Während sich die Aktienbörse von der Einigung ziemlich unbeeindruckt zeigte, reagierte der Frankfurter Rentenmarkt ebenfalls überwiegend positiv. Begrüßt wurde auch hier vor allem, daß das Bankgeheimnis nicht aufgeweicht worden sei. Der höhere Abschlag, der durch die verzehnfachten Freibeträge "ein wenig versüßt" werde, und andere Einzelheiten seien von nachrangiger Bedeutung.
Auch von ganz hoher Stelle bekam das Vermittlungsergebnis seinen "Segen": Der Präsident des Bundesfinanzhofes, Franz Klein, bezeichnete es als "insgesamt gute Entscheidung". Diese werde den Vorgaben aus dem Karlsruher Zinsurteil gerecht, meinte der oberste deutsche Richter für Steuer- und Zollangelegenheiten. Auch gegen den erhöhten Abschlag bei Tafelgeschäften habe er aus sachlichen Gründen keine Bedenken.
FRANKFURT A. M., 7. Juli. Schlag zehn Uhr bekamen am Dienstag neun Firmen im Rhein-Main-Gebiet unangemeldeten Besuch von der Zollfahndung. 400 Beamte, die aus dem Bundesgebiet zusammengezogen worden waren, und elf Staatsanwälte aus Darmstadt durchsuchten Räume in 36 Gebäuden und transportierten - so ein Staatsanwalt - "lastwagenweise Material ab". Es wird nun von einer Sonderkommission im Frankfurter Zollfahndungsamt unter die Lupe genommen. Die Unternehmen werden verdächtigt, zwischen 1987 und 23. August 1990 (als das UN-Embargo in Kraft trat) illegale Exportgeschäfte mit Irak gemacht zu haben.
Ermittlungsverfahren der Darmstädter Staatsanwaltschaft laufen seit Februar. Tätig wurde sie aufgrund von Berichten der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), deren Inspektoren in Irak im UN-Auftrag recherchierten. Laut IAEA hat Irak an der Entwicklung einer Gasultrazentrifuge gearbeitet, die zur Anreicherung von atomwaffenfähigem Uran benötigt wird. Dazu sollen Firmen aus dem Rhein-Main-Gebiet Präzisionsmaschinen und Schweißgeräte geliefert haben, deren Ausfuhr genehmigungspflichtig ist. "Es besteht der Verdacht, daß diese Dinge ohne Genehmigung exportiert worden oder Ausfuhrgenehmigungen durch unzutreffende Angaben erschlichen worden sind", erklärte die Darmstädter Staatsanwaltschaft.
Durchsucht wurden unter anderem Räume der Frankfurter Degussa AG und ihrer Tochterfirma Leybold in Hanau. Leybold hatte Elektronenstrahlschweißanlagen nach Irak geliefert. Ein Sprecher sagte: "Uns liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, daß gegen außenwirtschaftliche Vorschriften verstoßen wurde."
Intercity soll unter der City fahren: In Bonn liegen Pläne für . . .
Die weitere Strecke unter der City hindurch verläuft auf den Plänen der Bahn zwischen 20 und 26 Metern tief unter der Erde. Ein System von Notausstiegen erlaubt es den Passagieren theoretisch, im Falle eines Unglücks dennoch ans Tageslicht zu gelangen.
Für die exakte Trasse untersuchte ein privates Planungsbüro im Auftrag der Bundesbahn mehrere Varianten. Ein Entwurf sieht vor, daß die erste Röhre unter Berliner Straße, Battonstraße und Hanauer Landstraße liegt und der zweite Tunnel nördlich des Mains. Planer Wildhardt möchte sich öffentlich noch nicht zum endgültigen Verlauf der Strecke äußern.
Die erste Idee für den Fernbahn-Tunnel, der jetzt konkrete Form angenommen hat, war 1984 vom Fachbereich Eisenbahnwesen an der TH Darmstadt entwickelt worden. Schon damals errechneten die TH-Fachleute eine Zeitersparnis, wenn die Fernzüge nicht mehr im heutigen Sackbahnhof die Lokomotive wechseln oder im Gleisvorfeld abbremsen müssen. Allein der Lokwechsel kostet die Bahn und damit auch die Reisenden zehn Minuten.
Alles spräche also für den Fernbahntunnel - auf dem Papier. Aber auch Bundesbahn-Sprecher Henss sieht angesichts der Finanzlage des Bundes "eher geringe" Chancen, daß der Fernbahn-Tunnel in der nächsten Woche vom CDU/FDP-Bundeskabinett schon als "vordringlich" eingestuft wird. Und die Bauzeit des Milliardenprojekts kalkuliert die Bahn bereits heute mit "knapp zehn Jahren" (Wildhardt). Für die Bürger heißt das: Die Situation im Hauptbahnhof wird sich weiter verschärfen. Henss prophezeit "eine Durststrecke" bis zu den Jahren 1994/95 - dann steht die neue S-Bahn-Strecke nach Hanau zur Verfügung, normale Regionalzüge werden gestrichen.
Aber der politisch gewollte Ausbau des Bahnverkehrs in die östlichen Bundesländer lasse trotzdem keine Entspannung erwarten: "Für jeden Zug, der wegfällt, steht schon ein neuer da".
(Siehe auch rechts: "Hauptbahnhof ist überlastet")
Finanzminister Theo Waigel muß den Sozialdemokraten dankbar sein. Deren Widerstand im Bundesrat gegen das von ihm entworfene, von CDU/CSU und FDP im Bundestag verabschiedete Gesetz zur Neuregelung der Zinsbesteuerung beschert ihm zusätzliche Einnahmen: Der Zinsabschlag fällt höher aus, und der Vermittlungsausschuß kippte eine Reihe geplanter Steuervorteile.
Wie gestern in einem Teil unserer Auflage berichtet, einigte sich der Ausschuß von Bund und Ländern auf einen Kompromiß. Danach bleiben von 1993 an Kapitalerträge bis zu 6000/12000 Mark (Ledige/Verheiratete) jährlich steuerfrei. Von darüber hinausgehenden Zinsen werden Kreditinstitute künftig 30 Prozent einbehalten und an den Fiskus abführen. Dieser höhere Abschlag wurde von der SPD durchgesetzt, die Bonner Koalition wollte sich mit 25 Prozent begnügen. Bis zur Höhe der verzehnfachten Freibeträge können Geldanleger den Steuer-Vorwegabzug an der Quelle durch Freistellungsaufträge an die Bank oder Sparkasse verhindern. Grundsätzlich werden die den Freibetrag übersteigenden Zinsen bei der Veranlagung mit dem persönlichen Einkommensteuersatz - in der Spitze 53 Prozent - belastet. Auf die Steuerschuld werden die von den Geldhäusern einbehaltenen Abschläge angerechnet.
Für sogenannte Tafelgeschäfte setzte die Opposition einen Zinsabschlag von 35 Prozent durch. Dabei werden den Kunden die erworbenen Wertpapiere einschließlich Zinskupons von den Banken ausgehändigt. Bei Fälligkeit werden die Zinsen gegen Vorlage der Kupons anonym über den Banktresen gereicht. Entsprechend beliebt sind solche Papiere bei manchem steuerunehrlichen Bürger. Das Bundesfinanzministerium erwartet, daß der 35prozentige Abschlag auf diese Geschäfte im kommenden Jahr 336 Millionen Mark (1994: 425 Millionen) einbringt.
Ferner schlägt der Ausschuß vor:
• Der steuerliche Freibetrag für sonstiges Vermögen, den der Bundestag von 10 000 auf 100 000 Mark anheben wollte, bleibt unverändert.
• Der geplante neue ErbschaftsteuerFreibetrag von 100 000 Mark entfällt.
Die Mehreinnahmen durch die von den Sozialdemokraten durchgesetzten Korrekturen schätzen Waigels Experten für den Bund auf 855 Millionen im kommenden und 1,2 Milliarden Mark im übernächsten Jahr. 1993/94 muß Bonn die Mittel "zur Verbesserung der allgemeinen Finanzausstattung der jungen Länder und ihrer Gemeinden" verwenden. Noch höhere Beträge stehen den Ländern zu. Ferner verpflichtete sich Bonn, in der EG und den 24 OECD- Staaten "auf eine baldige Harmonisierung der Besteuerung" hinzuwirken. So würde einer fiskalisch motivierten Kapitalflucht der Boden entzogen. Dem Vermittlungsvorschlag stimmten alle Ländervertreter zu. Die von der SPD- Bundestagsfraktion gestellten Mitglieder enthielten sich der Stimme. Sie wollten dadurch zum Ausdruck bringen, daß sie das neu geschnürte Paket verfassungsrechtlich für problematisch halten. SPD-Abgeordnete hatten im Ausschuß nochmals die Anhörung von Experten im Bundestag angeführt. Da hatte zum Beispiel der Hochschullehrer Dieter Birk auf Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts ("Der Gesetzgeber muß die Steuerehrlichkeit deshalb durch hinreichende, die steuerliche Belastungsgleichheit gewährleistende Kontrollmöglichkeiten abstützen") hingewiesen. Die SPD-Fraktion wollte dem Fiskus deshalb Stichproben bei Banken erlauben. Doch die Forderung nach Kontrollmitteilungen fand auch im Ausschuß keine Mehrheit, nicht zuletzt weil die von der SPD (mit-)regierten Länder nicht mitzogen. Bei diesen wird gleichwohl die Gefahr gesehen, daß Spitzenverdiener, die auf ihre Zinseinkünfte eigentlich 53 Prozent Steuern entrichten müßten, mit den an der Quelle einbehaltenen 30 oder 35 Prozent davonkommen. Immerhin wird den Prüfern aber nochmals nahegelegt, "Zufallserkenntnisse über den Verdacht von Steuerverkürzungen" an die zuständigen Finanzämter weiterzugeben.
Der Kompromiß wird nach der Sommerpause im Bundestag zur Abstimmung gestellt und dann erneut in der Länderkammer beraten. Der Vorsitzende im Vermittlungsausschuß, Heribert Blens (CDU), ist zuversichtlich, daß das gefundene Ergebnis angenommen wird. PETER ZILLER (Bonn)
Politiker aus den sieben führenden Industrienationen sollen empfohlen haben, daß Athleten aus dem ehemaligen Jugoslawien als Einzelstarter an den Olympischen Spielen in Barcelona teilnehmen sollten. Dies verlautete am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in München aus Kreisen der englischen Delegation.
In einem Gespräch mit Pressevertretern erklärte der Politiker, der namentlich nicht genannt werden will, daß der Vorschlag vom britischen Premierminister John Major stamme. Danach soll Major bereits einen Brief an den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, gesandt haben. Bereits am letzten Freitag soll Major mit dem IOC-Präsidenten zusammengetroffen sein.
Samaranch zeigte sich am Dienstag nach einem Gespräch mit dem spanischen Regierungschef Felipe Gonzalez in Madrid "ziemlich optimistisch", was die Teilnahme der Jugoslawen anbetrifft. Gonzalez habe Hilfe bei der Suche nach einer Lösung für die Teilnahme der jugoslawischen Sportler zugesagt, die durch den Boykott-Beschluß des UNO-Weltsicherheitsrates gefährdet ist. Samaranch traf auch mit Außenminister Javier Solana zu einem Gespräch über dieses Thema zusammen.
"Wir werden bis zum letzten Moment kämpfen", sagte der IOC-Präsident. Das IOC muß am Freitag eine endgültige Entscheidung treffen. Samaranch hatte sich auch an US-Präsident George Bush mit der Bitte gewandt, kein Veto gegen eine jugoslawische Teilnahme einzulegen. Das Organisationskomitee (COOB) der Spiele in Barcelona hat vorgeschlagen, daß die jugoslawischen Sportler als Einzelvertreter unter der olympischen Fahne und Hymne und mit neutralen weißen Trikots antreten dürfen. Schwieriger wird es bei den Mannschafts-Wettbewerben. Jugoslawien hat sich für Wasserball, Basketball und Handball (Männer und Frauen) qualifiziert.
Das ehemalige Jugoslawien war vom IOC von Olympia ausgeschlossen worden. Auch die Vereinten Nationen hatten wegen des Bürgerkriegs in den neuen Teilstaaten gegen die serbische Regierung Handels-Sanktionen verhängt. sid/dpa
WESTLICHE STADTTEILE. Gewichtsprobleme, wer kennt die nicht. Die Arbeitsgemeinschaft der Betriebskrankenkassen Frankfurt und Umgebung (BKK) bietet nun eine schriftliche oder telefonische Beratung an, mit deren Hilfe "erfolgreich, langfristig und ohne Hunger" abgenommen werden kann - und zwar mit Spaß, wie die BKK verspricht.
Der "Trick" dabei: Eine Ernährungs- und Hauswirtschaftsberaterin gibt Tips und stellt einen persönlichen "Essenfahrplan" zusammen, der den individuellen Gewohnheiten angepaßt sein soll. Sozusagen "von selbst" und "nebenbei" lernt man außerdem noch, sich vollwertig zu ernähren.
Wer die Gelegenheit beim Schopfe pakken will, überflüssige Pfunde loszuwerden, kann sich bei BKK-Geschäftsführer Hans Kern, Tel. 3 05 61 73, oder bei Edgar Rüdiger, Tel. 78 90 41 81, melden. dis
NEU-ISENBURG. Mit 70 000 Mark unterstützt der Kreis Offenbach den Bau eines Kindergartens der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Neu-Isenburg. Das hat der Kreisausschuß in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Ein völlig neuer Kindergarten mit vier Gruppen zu je 25 Kindern soll entstehen. Der schon bestehende Kindergarten wird in eine Kindertagesstätte umgewandelt. Das Projekt kostet insgesamt über 1,5 Millionen Mark, sagte Landrat Josef Lach im Kreisausschuß. 350 000 Mark steuert das Landesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit bei. Daraus ergibt sich die Summe, die der Kreis zahlt, nämlich zwanzig Prozent der Landesbeihilfe. fra
Von einem unbekannten Mann ist am späten Montag abend eine Tankstelle im Oberen Kalbacher Weg in Bonames überfallen worden: Gegen 22.35 Uhr hatte sich der Mann zunächst die Auslage in dem der Tankstelle angeschlossenen kleinen Markt angesehen, dann eine Waffe gezückt, den 22jährigen Angestellten bedroht und Geld gefordert. Der Unbekannte erbeutete bei dem Überfall 2000 Mark.
Beschrieben wird der Täter als etwa 28 bis 30 Jahre alter Mann, der etwa 1,70 Meter groß ist und eine kräftige Figur hat. Bekleidet war er mit einem grünen Blouson und einer Jeans, maskiert war er mit einer schwarzen Pudelmütze. ing
Als unser Sohn ein halbes Jahr alt war, wurden wir auf einmal unruhig. Er reagierte nicht sichtbar auf Geräusche. Wenn wir seitlich hinter ihm mit einem Glöckchen klingelten, drehte er sich nicht um. Unser Kinderarzt riet uns, sicherheitshalber die Gehörlosenschule aufzusuchen, um eine eventuelle Schädigung des Gehörs möglichst früh zu erkennen. Ich ging dorthin und erfuhr nach der Untersuchung: "Der ist nur zu faul zu reagieren. Der Daniel hört ausgezeichnet. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen!" Wir waren erleichtert und auch der Kinderarzt. Der Verdacht, daß irgend etwas nicht stimmen könnte, wurde zu den Papieren gelegt. Auch in den folgenden Monaten wurde vieles auf Daniels angebliche Bequemlichkeit geschoben. Dabei war er gar nicht bequem - er konnte nicht anders. Aber das wußte damals niemand. Leider war es keinem in den Sinn gekommen, unseren Sohn aufgrund einer einmal befürchteten Beeinträchtigung besonders genau zu beobachten. Nur gar zu gern hatten wir uns beruhigen lassen. Die instinktive Sorge einer Mutter, die bereits ein Kind geboren hatte, war nicht ausreichend ernst genommen worden.
In einem Hotelzimmer im Bahnhofsviertel ist am Montag nachmittag die Leiche eines 28jährigen Mannes gefunden worden. Er starb nach Angaben der Polizei an den Folgen seiner Drogensucht: Die Beamten hatten neben dem Toten eine benutzte Einwegspritze, andere Utensilien und einen Beutel mit Heroin entdeckt.
Der junge Mann war bei der Polizei bisher nicht als drogenabhängig bekannt. Er ist bereits das 75. Drogenopfer in diesem Jahr im Dienstbereich der Frankfurter Polizei.
Erst Tags zuvor, am frühen Sonntag morgen, war, wie berichtet, ein weiterer Drogentoter auf einem Spielplatz in Fechenheim entdeckt worden, der zunächst nicht identifiziert werden konnte. Mittlerweile weiß die Polizei, daß er 22 Jahre alt war. Nach wie vor unbekannt ist sein letzter Wohnsitz. ing
Gibt es irgendwelche Zusammenhänge zwischen russischer Musikkultur, Frankfurter Kulturpolitik und Altmühltaler Backkunst? Natürlich nicht, würde man auf Anhieb sagen, aber das Gegenteil ist der Fall:
Vor etwa einem Jahr waren zwölf Geigenschüler und -schülerinnen der St. Petersburger Musikschule, einer Begabten-Vorschule des Konservatoriums, nach Deutschland und auch nach Frankfurt gekommen, um hier zu musizieren. Dieter Rexroth, damals noch Leiter des Hindemith-Instituts und Organisator der Frankfurt Feste, hatte die Kinder - sie waren zwischen zwölf und 15 Jahre alt - eingeladen. Die Gesellschaft der Freunde der Alten Oper hatte sie bei ihrem Frankfurt-Besuch liebevoll betreut.
Ein Höhepunkt ganz besonderer Art aber war ein mehrtägiger Aufenthalt der (in St. Petersburg unter kärglichsten Verhältnissen lebenden und studierenden) Kinder im Altmühltal, den ebenfalls Rexroth vermittelte, und bei dem sich eine Bäckersfrau namens Zinsmeister besonders rührend und umsichtig um das leibliche und seelische Wohl der Kinder kümmerte.
Auf eine Gegeneinladung reagierte Frau Zinsmeister freudig und spontan: Sie lud die Kinder zu einem süßen Nachmittag ins St. Petersburger Hotel "Europa" ein. Als nun der Hotelmanager die Kinder fragte, was sie hier machten, entgegneten die ganz einfach: "Wir sind hier auf Einladung unserer deutschen ,Mama'". Der Russe war entzückt zu hören, daß Frau Zinsmeisters Mann im Altmühltal eine fränkische Großbäckerei betreibt. Und faßte den Entschluß, den hoteleigenen Bäcker zu den Zinsmeisters zu entsenden, damit der an Ort und Stelle die Rezepte deutscher und vor allem fränkischer Backwaren studiere. Ja, man hat sogar die Absicht im St. Petersburger Hotel "Europa" irgendwann eine "Bäckerei Zinsmeister" einzurichten.
Das sind also die echten "Altfränkisch-Frankfurter-St. Petersburger Kultur-Connections". wp
Obwohl die Berufsverbände für die zentrale Protestkundgebung der Pflegekräfte in Bonn kräftig die Werbetrommel geschlagen hatten, war der Dienstag in der Frankfurter Universitätsklinik und im Nordwestkrankenhaus ein Tag wie jeder andere, Krankenschwestern und -pfleger erschienen pünktlich zum Dienst. "Wir sind wohl keine Berufsgruppe, die gerne auf die Straße geht", vermutete der stellvertretende Pflegedienstleiter des Nordwestkrankenhauses, Peter Seipel, und betonte gleichzeitig, wie wichtig die neue Personalverordnung sei, für die in Bonn demonstriert wurde.
40 Jahre lang, so Seipel weiter, habe sich an der Art der Personalbemessung nichts geändert. Während die Medizin und damit auch die Pflege immer aufwendiger wurde, blieb das Bemessungssystem gleich: die Zahl der Stellen richtete sich starr nach der Zahl der Patienten - zuletzt in einem Verhältnis von einer Krankenschwester zu 3,27 Patienten. Daß der Aufwand von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein kann, blieb unberücksichtigt.
In der neuen Verordnung wird die Summe der tatsächlich geleisteten Pflegeminuten zur Grundlage des Stellenplans. Die Folge wird sein, daß den Krankenhäusern durchschnittlich neun Prozent mehr Stellen zugestanden werden müssen. Ob sie diese auch besetzen können, ist angesichts des Pflegnotstands eine andere Frage.
Weil die Kosten in den Krankenhäusern in die Höhe schnellen, hat der neue Gesundheitsminister Horst Seehofer die Einführung der Verordnung, ursprünglich zum 1. August vorgesehen, zunächst bis auf weiteres verschoben. Als Berufsverbände und Pflegedienste mit einem Sturm der Entrüstung reagierten, versprach der Minister, die Verordnung zum 1. Januar 1993 in Kraft treten zu lassen.
Sowohl in der Universitätsklinik als auch im Nordwestkrankenhaus wurde bereits mit den Vorbereitungen begonnen. Da nach der neuen Verordnung jede Krankenschwester täglich aufzeichnen muß, wie viele Minuten sie welchem Patienten widmet, ergibt sich eine "wahnsinnige Datenfülle" (Seipel). Eine Schwester im Nordwestkrankenhaus hat täglich mit zehn bis 14 Patienten zu tun. Derzeit werde mit den Kollegen von der elektronischen Datenverarbeitung verhandelt, wie man die Daten am besten verarbeiten könne, erklärte Seipel.
"Mindestens drei Monate" wird man nach Einschätzung von Irmgard Funke, stellvertretende Pflegedienstleiterin des Universitätsklinikums, brauchen, bis die Zahl der zusätzlichen Stellen ermittelt ist. Im August und September werden die Pflegekräfte geschult, um den Erhebungsbogen richtig ausfüllen zu können. Zum Jahresende erwartet Funke dann eine "erste Trendmeldung". ft
WIESBADEN. Die SPD-Fraktion im Landtag verlangt eine förmliche Distanzierung der hessischen CDU-Landtagsabgeordneten des "Petersberger Kreises" von ihrer Absicht, sich für eine Zusammenarbeit mit den sogenannten Republikanern auf kommunaler Ebene einzusetzen. Falls die Haltung der CDU-Abgeordneten nicht eindeutig zu klären sei, wolle die SPD nach der parlamentarischen Sommerpause dafür sorgen, daß sich das Plenum mit der "Avantgarde des schwarz-braunen Filzes" beschäftige, kündigte der parlamentarische Geschäftsführer der Landtagsfraktion, Matthias Kurth, am Dienstag in Wiesbaden an.
Er wies auf die Widersprüche zwischen den öffentlichen Erklärungen des Partei- und Fraktionschefs der Union, Manfred Kanther, und den Äußerungen von Mitgliedern des "Petersberger Kreises" innerhalb der CDU hin.
Inzwischen reagierte auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) auf die neu aufgeflammte CDU-Diskussion über die Bündnisfähigkeit der "Republikaner". GdP-Landesvorsitzender Hansgeorg Koppmann verlangte von dem CDU-Abgeordneten Josef Weber, der Mitglied des erwähnten Kreises, einziger Polizeibeamter im Landtag und Gewerkschafter ist, sich an die "Unvereinbarkeitsbeschlüsse" der Arbeitnehmerorganisation zu halten und "die Bündnisfähigkeit der Republikaner nicht länger ins parteipolitische Kalkül einzubeziehen". gra
Wie man die Welt so betrachten kann: Da qualifizieren die einen, Journalisten, den montäglichen Polizeieinsatz in München gegen Gipfel-Gegner gut begründet als brutal und überzogen, und da brüsten sich andere, wie der bayerische Ministerpräsident Max Streibl, mit dem weiß- blauen Tempo und der zupackenden Art, Straßen und Plätze abzuräumen. Wer die innerstaatliche Grenze nach Süden überschreitet, so die jüngste Belehrung aus berufenem Munde, muß, wenn er lärmt, damit rechnen, daß verfahren wird, wie es die Bilder zeigen. "Angemessen", beurteilt der Landesvater die Jagdszenen, ein "Kinderspiel" im Vergleich zu "anderswo".
Man muß sich solchen, einfältig klingenden Unsinn auf der Zunge zergehen lassen - dieses simplifizierende Herunterspielen des Einkesselns und Verprügelns von Menschen, die nach Ansicht von Polizeipräsident Roland Koller Staatsmänner mit ihren Trillerpfeifen nötigen wollten. Dabei war das Protest-Konzert auf Distanz angelegt und lief, was selbst die Polizei zugibt, gewaltfrei ab. Wenn das so war, möchte der Jurist gerne wissen, welcher Interpretation des Strafrechts und welchem Demokratieverständnis sich dieser Mann verpflichtet fühlt?
Eigentlich, so haben wir doch alle gedacht, würden Einsätze wie die in der "Weltstadt mit Herz" der Vergangenheit angehören; überwundene Teile einer politischen Kultur, die nach 1968 viele Jahre lang die Republik geprägt hat, gezeichnet oft von Unverhältnismäßigkeit auf beiden Seiten der Barrikaden. Doch man lernt nie aus, und München hat bewiesen, wie schnell wieder nach dem alten Stiefel verfahren werden kann. Um einem überzogenen Polit-Spektakel den letzten Schliff zu geben, reagierte die Ordnungsmacht schon im Vorfeld aller denkbaren Probleme nahezu hysterisch. Selbst zivile Bürger hatten da Assoziationen zum Polizeistaat. Auffällig ist außerdem, daß man in München bestenfalls getrübte Erinnerungen an den Hamburger Kessel von 1986 hat, als uniformierte Beamte Kernkraft- Protestierer auf eine Weise einpferchten, daß Richter später von Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amt sprachen. An der Isar offenbar kein Thema. Vielleicht deshalb, weil sich mancher Politiker dort die Verhaltensmuster eh hinbiegt, wie er sie braucht? Den Herren Streibl und Koller sollte jemand mal Nachhilfe in Sachen Rechtsstaat verordnen. rr
BAD SODEN. Ältere Bürger, Behinderte oder gestreßte Kinderwagen-Chauffeusen sind aufgerufen, ärgerliche oder gar unüberwindliche Hindernisse auf den Wegen und Straßen der Kurstadt im Rathaus zu melden. Das Stadtparlament hat die Bürgeraktion beschlossen, um bauliche Mängel gezielt beseitigen zu können.
Bei Sanierungsarbeiten oder Neubauten werde bereits von vornherein auf eine behindertengerechte Ausstattung geachtet, betont Bürgermeister Kurt Bender (CDU). So sei in das umgebaute Paulinenschlößchen ein separater Eingang für Rollstuhlfahrer mit angegliedertem Büro im Souterrain eingerichtet worden, in das die gewünschten Sachbearbeiter zur Beratung gerufen werden. Auch sei es inzwischen Regel geworden, Bürgersteige bei Straßenarbeiten abzusenken.
Weitere Verbesserungsvorschläge erbittet der Magistrat schriftlich an die Adresse Königsteiner Straße 73, 6232 Bad Soden. ana
hll BONN, 8. Juli. Mitglieder der Bundesregierung sind im Jahr 1990 rund 2500 Flugstunden in Hubschraubern des Bundesgrenzschutzes unterwegs gewesen. Dabei legten sie, wie das Bundesinnenministerium errechnete, 540 000 Kilometer zurück. Dies teilte der Parlamentarische Staatssekretär Eduard Lintner (CSU) dem Bundestagsabgeordneten Günther Tietjen (SPD) auf eine Anfrage im Bundestag mit. Die Hubschrauberflüge für Regierungsmitglieder hätten insgesamt 7,6 Millionen Mark gekostet, erfuhr Tietjen weiter.
an: Außenpolitik
von: Gamillscheg
Liebe Kollegen, ich bin jetzt in Helsinki zum KSZE-Gipfel, wo im Augenblick letzte Hand an das Schlußdokument gelegt wird, das eigentlich seit Freitag fertig sein sollte. Ich sende morgen, Mittwoch, eine Auftaktstory (Nachrichtenfeature) zu dem am Donnerstag und Freitag stattfindenden Gipfel. Meine Hotel-Telefonnummer ist: 00358-0-148 841, Zimmer 737. Morgen sollte ich noch eine Direktnummer im Pressezentrum erhalten, wo ich dann ständig erreichbar bin - im Hotel werde ich ja kaum sein. Ich gebe sie durch, sobald ich sie habe. Gruß, Gamillscheg.
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Festgenommen wurden am Montag nachmittag in einem Hotel im Bahnhofsviertel zwei junge Männer, die im Besitz von 28 Gramm Kokain waren.
Die Polizei beschlagnahmte bei dem 28jährigen und bei dem 29jährigen außerdem 1440 Mark und 50 US-Dollar. ing
NIED. Alte Menschen können mit dem Taunusklub Nied wandern gehen. Am Mittwoch, 15. Juli, führt die Tour von der Hohemark durch den Wald nach Oberursel. Die Gruppe fährt zuvor um die Mittagszeit mit der S-Bahn zum Ausgangspunkt. Auch zurück geht's per Zug.
Wer gutes Schuhwerk besitzt und mit auf Wanderschaft gehen möchte, kann sich an Anneliese Groh, Tel. 069 / 39 29 65, oder an Helmut Uhe, Tel. 069 / 39 77 00, wenden. dis
WESTKREIS OFFENBACH. Die Zahl der Arbeitslosen hat auch im Juni wieder zugenommen. Insgesamt registrierte die Arbeitsamtdienststelle Langen für den Westkreis Ende Juni 1477 Menschen ohne Beschäftigung. Damit erhöhte sich die Arbeitslosenquote von 3,9 im Monat Mai auf 4,0 Prozent im Juni. Im Vorjahr lag die Quote noch bei 3,3 Prozent, teilt das Arbeitsamt mit. Mit 717 Betroffenen liegt der Anteil der beschäftigungslosen Frauen inzwischen bei 48,5 Prozent. Damit sind im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 249 Frauen mehr ohne Arbeit.
Nicht nur der Abbau von Arbeitsplätzen sondern auch die nachlassende Einstellungsbereitschaft der Wirtschaft führe, so das Arbeitsamt, zu Problemen.
Im Laufe des Monats Juni meldeten sich 285 Personen neu arbeitslos, 25 mehr als im Mai. Derzeit seien 646 Angestellte arbeitslos, 21 mehr als im Vormonat. 214 Beschäftigungslose (minus sechs) suchen eine Teilzeitbeschäftigung. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer habe sich binnen Monatsfrist um drei auf 331 reduziert. Allerdings sind das immer noch 85 mehr als vor einem Jahr.
Um sechs auf insgesamt 41 betroffene erhöhte sich die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen unter 20 Jahren. Dagegen gab es bei den Schwerbehinderten einen Rückgang von acht auf 103.
Im Vergleich zum Vorjahr hat der Bedarf an Arbeitskräften erheblich abgenommen. Derzeit werden im Westkreis 548 offene Stellen angeboten, 206 weniger als im Juni 1991 - überwiegend vom Handwerk, Dienstleistungsgewerbe und vom Handel. dok
BADEN-BADEN, 7. Juli (KNA/epd). Der Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UN) hat an die Staaten der Europäischen Gemeinschaft appelliert, Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufzunehmen. Die Visumpflicht für Personen aus Bosnien-Herzegowina vergrößere die Probleme, die in den noch aufnahmewilligen Ländern Kroatien und Ungarn entstünden, sagte der derzeitige Bonner Vertreter des UN- Flüchtlingskommissars, Hans ten Feld, am Dienstag im Südwestfunk.
Die EG und Deutschland hätten sehr viel finanzielle Hilfe geleistet, erkannte ten Feld an. Aber wenn die Menschen vor der Grenze stünden, solle ihnen Schutz und Zuflucht gewährt werden. "Wir sind der Überzeugung, daß mehr Personen aufgenommen werden können als bisher", unterstrich der UN-Vertreter.
Auch die Konferenz Europäischer Kirchen und der Ökumenische Rat der Kirchen kritisierten die Entscheidung westlicher Staaten, die Grenzen für Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien weitgehend dicht zu machen. "Das Schließen der Grenzen ist keine Lösung", sagte der Sekretär der Arbeitsgruppe für Asyl und Flüchtlinge, Frans Bouwen, am Dienstag in Genf.
EGELSBACH. Die Müllgebühren in Egelsbach werden vom 1. Januar 1993 an völlig anders bestimmt und erhoben als bisher, teilt der Umweltberater der Gemeinde, Wolfgang Höher, mit. Während man früher davon ausging, daß pro Person und Woche 40 Liter Müll anfallen, und der Haushalt, ungeachtet seines tatsächlichen Verbrauchs, entsprechend hohe Gebühren zu zahlen hatte, werden die Egelsbacher nächstes Jahr nach Verursacherprinzip zur Kasse gebeten. In Zukunft müssen die umweltbewußten Einwohner, die ihren Müll trennen, nur noch den Liter Restmüll bezahlen, den sie auch tatsächlich an die Straße stellen.
Praktisch wird das so vor sich gehen: Jeder Haushalt kann sich künftig frei für die Größe seines Müllgefäßes zwischen 80-, 120-, 240- und 1100-Liter-Behältern entscheiden. Außerdem muß sich Ende dieses Jahres jeder Bürger entscheiden, ob er den Müll einmal wöchentlich, 14-tägig, oder einmal in vier Wochen abholen lassen will. Entsprechende Gebührenmarken dokumentieren den "Entsorgungsrhythmus".
Was ist, wenn man mit dem einmal gewählten Takt nicht hin kommt? "Kein Problem", sagt Wolfgang Höher. Zum einen kann man nach einem halben Jahr die Entscheidung revidieren, zum andern besteht immer die Möglichkeit, sich - etwa nach großen Festen - spezielle Banderolen für einmalige Leerungen zu besorgen, oder aber sich mit den bewährten zusätzlichen Müllsäcken zu helfen.
Die neue Gebührenerhöhung tritt zeitgleich mit dem sogenannten Dualen System in Kraft: von 1993 an kommt der Verpackungsmüll aus Plastik, Styropor und Aluminium in spezielle gelbe Plastiksäcke, die gesondert eingesammelt werden. fra
SCHÖNECK. Der "Starclub", das von Musiker "Carlos" Mayer betriebene Live-Lokal in Oberdorfelden, hat seit gestern mittag nach Angaben seines Besitzers die lang ersehnte Konzession.
Vor der bereits vor mehreren Wochen geplanten Eröffnung ist Mayer vom Landratsamt im letzten Moment die Nutzungsgenehmigung verweigert worden. Unter anderem waren in der ehemaligen Lagerhalle brandschutzrechtliche Vorschriften nicht eingehalten.
Weil Mayer die geladenen Eröffnungsgäste des knapp 200 Personen fassenden Musiklokals nicht mehr ausladen wollte, verstieß er gegen das Nutzungsverbot und zog sich so einen Bußgeldbescheid über 10 000 Mark zu.
Nun ist aber die Decke neu verkleidet worden, auch einige andere Arbeiten habe er erledigt. Die Zuständigen in sieben Ämtern hätten das Möglichste gemacht, um die bürokratische Seite des Problems flott zu bewältigen. Er selbst habe den Amtsweg durch diverse "Botengänge" erheblich beschleunigen können.
Am Freitag gehe dann die "Party richtig los", freut sich der Wirt. Ul
BAD SODEN. Die Uhr noch einmal zurückdrehen - 50 Jahre oder 60 -, noch einmal den swingenden Rhythmus der "Smallbands" von Count Basie, John Kirby oder dem "King" Benny Goodmann in den Gliedern spüren: Engelbert Wrobel's Swing Society macht's möglich. In der Reihe "Jazz am Heimatmuseum" am Samstag, 11. Juli, sorgt sie von 11 bis 14 Uhr für wippende Zehenspitzen und schnippende Finger.
Während die Musiker einen mehrgängigen, opulenten Ohrenschmaus mit "Appetitanregern" à la Jelly Roll Mortons oder George Gershwin bereiten, sorgen die Handballer der TG Bad Soden für das leibliche Wohl der Jazzliebhaber.
In der Zeit von 12 bis 14 Uhr, während der Jazz-Time, bleibt die Straße "Zum Quellenpark" für den Verkehr gesperrt. Die Regelung wurde im Rathaus wegen der Besuchermassen, die zum Jazz-Frühschoppen strömen, beschlossen. ana
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KÖNIGSTEIN. "Krach in Chiozza" bringt Freilichtvergnügen in die Königsteiner Burgruine. Das Frankfurter Volkstheater spielt die Goldoni-Komödie am Sonntag, 12., und Montag, 13. Juli jeweils ab 20.30 Uhr im Innenhof der Burg - in Frankfurter Mundart, versteht sich. Es sind die ersten Burg-Theateraufführungen seit mehr als zehn Jahren und die sollen mit dem turbulenten Stück ein voller Erfolg werden. Die Geschichte spielt in einem Fischerdorf, wo die Frauen Spitze klöppeln während die Männer auf See sind. Aus nichtigem Anlaß entsteht ein heftiger Streit, der das Dorf in zwei feindliche Lager teilt. Zündende Dialoge erzeugen Spannung und Spaß bis zur Versöhnung am Schluß.
Rund um die Theateraufführung verspricht die Stadt Königstein einige Annehmlichkeiten: Die Gäste können essen und trinken und ab 19.30 Uhr fährt von der Eisdiele in der Kirchstraße ein Pendelbus hinauf zur Burg (Fahrpreis zwei Mark), er bringt die Zuschauer nach Schluß der Vorstellung auch wieder hinunter. Karten für die Aufführung gibt es in der Kurverwaltung und an der Abendkasse. FRIEDRICHSDORF. Auf dem Houiller Platz wird am Freitag, 11. Juli, ein Theatherkarren aus Zeitz aufgebaut. Ab 20 Uhr geht das Stück "Der Geizige" von Molière über die Bühne, ein Stück, in dem Zeitgeist auf die Schippe genommen wird.
Der Eintritt ist kostenlos, das Zeitzer Theater gastiert im Rahmen der "Sommerbrücke", die die Stadt veranstaltet. nau
Kleine FR
Sommerfest BÜTTELBORN. Zum Sommerfest lädt die Arbeiterwohlfahrt, Gruppe Klein-Gerau, für Samstag, 11. Juli, 14 Uhr, in den Lindenhof der alten Schule ein. Vereinigung tagt KELSTERBACH. Die Minderheitsvereinigung der Türken von West-Trazien trifft sich am Samstag, 11. Juli, 19.30 Uhr, im Gemeinschaftsraum Höllenstraße 8 (Altes Feuerwehrgerätehaus). Kinderwoche RIEDSTADT. Zur Kinderwoche lädt die evangelische Kirchengemeinde Wolfskehlen vom 13. bis 17. Juli ein. Fahrt nach Offenburg BÜTTELBORN. Zur Pferdesport-Fachausstellung "Euro Cheval" in Offenburg veranstaltet der Reit- und Ponyverein Büttelborn am Freitag, 24. Juli, einen Ausflug. Abfahrt ist um 6.45 Uhr an der evangelischen Kirche. Anmeldungen möglich KELSTERBACH. Die evangelische Christuskirchengemeinde bittet schon jetzt um Anmeldungen für die Konfirmation 1994 und den Konfirmandenunterricht. Dies ist im Pfarrhaus, Moselstraße 8, Telefonnummer 45 73, möglich. Zeltlager vorbereitet BÜTTELBORN. Ein Jugendzeltlager hat der RC 03 Worfelden für die Zeit vom 30. Juli bis 2. August in Bürstadt vorbereitet.Drei Stolpersteine beim Minol-Verkauf an Elf Verhandlungen über Privatisierungsprojekt der Treuhand ziehen sich hin / Vertrag kann platzen
wüp BERLIN. Das zweitgrößte Privatisierungsprojekt in den neuen Bundesländern, der Paketverkauf der Minol-Tankstellen und der Raffinerie Leuna an ein Konsortium unter Führung des französischen Ölkonzerns Elf Aquitaine, steht vor großen Hindernissen. Obwohl nach dem Vorvertrag vom Januar der endgültige Kaufkontrakt schon zum Juni-Ultimo unter Dach und Fach sein sollte, ziehen sich die Verhandlungen zwischen der Treuhandanstalt und den Franzosen, in die auch Bonn und andere Ölfirmen eingeschaltet sind, weiter hin. Bei der Breuel-Behörde, wo man sich zugeknöpft gibt, ist ein Sprecher zwar zuversichtlich, bis zur Sitzung des Verwaltungsrats am 24. Juli den Verkauf abschließen zu können. Branchenkenner bezweifeln das allerdings und vermuten sogar, das gesamte Geschäft könnte noch scheitern.
"Die Treuhand hat bei Minol und Leuna einen Vorvertrag abgeschlossen, obwohl viele Probleme bis heute völlig ungelöst sind", sagen Privatisierungsexperten in Berlin. Sowohl in den zuständigen Bonner Ministerien für Finanzen und Verkehr als auch bei Elf gibt es keine Auskünfte zu den Verhandlungen.
Unklar sind gleichwohl drei Aspekte, die das Projekt bedrohen. Erstens hat der Minol-Konkurrent BP bereits Ende 1990 ein Joint-venture mit Leuna beschlossen, das die Vermarktung der petrochemischen Produkte durch BP vorsieht und Leuna einen Ausstieg frühestens 1997 erlaubt. Falls BP auf Einhaltung der Vereinbarung pocht, würde das, so ein Fachmann, bedeuten, daß die französische Elf sich das Benzin für die Minol-Tankstellen anderswo besorgen oder zu BP-Konditionen einkaufen müßte - obwohl Elf gemeinsam mit der Thyssen Handelsunion zwei Drittel der geplanten 5,1 Milliarden Mark Investitionen zur Modernisierung und zum Raffinerie-Neubau in Leuna verwenden will. Ein BP-Sprecher bestätigt nur die Existenz des Vertrags.
Ein zweiter Stolperstein liegt bei den 141 Tankstellen, die Minol über Joint- ventures gemeinsam mit westlichen Ölunternehmen betreibt. Die bis 1995 laufenden Kontrakte sehen zwar eine einseitige Kündigung oder Auflösung vor, falls Minol verkauft wird. Die Westkonzerne pochen aber auf Abfindung und wollen zumindest einen Teil der Zapf-Stationen, die sie mit modernisiert oder neugebaut haben, in eigener Regie führen. Branchenprimus Aral etwa verlangt, so ein Sprecher, die Hälfte der 40 im Joint- venture-Vertrag verankerten Tankstellen unter eigenem Namen weiterbetreiben zu dürfen. Das entspräche etwa der Zahl von Stationen, die Aral bisher schon mit Minol zusammen unterhält. Inzwischen strengten Aral und Dea Schiedsgerichtverfahren an.
Drittes Hindernis bei der Privatisierung ist der inzwischen auch politisch geführte Streit über die 32 Autobahn-Tankstellen der Minol, von denen 16 mit westlichen Konkurrenten betrieben werden. Letztere laufen Sturm gegen das Vorhaben der Treuhand, alle Zapfsäulen den Franzosen zuzuschlagen. Der gerade pensionierte Verbandsvorsitzende und Shell-Chef Hans-Georg Pohl meinte kürzlich, er sei "erschüttert über diesen verheerenden ordnungspolitischen Eingriff". Im Westen der Republik gehören Autobahn-Tankstellen der bundeseigenen Gesellschaft für Nebenbetriebe und werden an die Ölkonzerne gemäß deren Marktanteilen verpachtet. Das Berliner Kartellamt, das die westdeutsche Regelung gutheißt, läßt durchblicken, daß Elf daher einige ihrer sieben westlichen Autobahn- Tankstationen abgeben muß, wenn die Franzosen im Osten alle 32 Standorte bekommen. In Bonn ist eine Entscheidung darüber, wer die Zapfsäulen bekommen soll, aufgeschoben worden. Beobachter rechnen jedoch damit, daß sich Elf letztlich durchsetzt, weil sonst vor allem die Zukunft Leunas gefährdet wäre.
KASSEL, 8. Juli. Das Bundessozialgericht (BSG) hat der Witwe eines Pazifisten, der im März 1945 nach der Einberufung zum Wehrdienst den Freitod gewählt hatte, das Recht auf Hinterbliebenenversorgung zugesprochen. Über 40 Jahre hatte die Frau darum gekämpft, vier Anträge wurden jedoch abgelehnt. Das Gericht hat nun das Versorgungsamt der Stadt Hamburg angewiesen, der Witwe die Hinterbliebenenrente zu gewähren. (Aktenzeichen: 9a RV 30/90)
Das BSG gab seiner Entscheidung eine bemerkenswerte Begründung: "Man ließe die Unrechtsmaßstäbe der damaligen Verhältnisse in heutiger Zeit fortgelten, wenn der Witwe die Hinterbliebenenversorgung versagt würde." Es sei nicht zu entscheiden gewesen, "ob die Handlungen der damaligen Wehrmachtsangehörigen aller Befehlsebenen und die militärgerichtlichen Reaktionen an heutigen rechtsstaatlichen Grundsätzen zu messen wären". Doch es gehe hier nicht darum, über Menschen den Stab zu brechen, "die in anderen Systemen gelebt haben und mit dem sie zurechtkommen mußten", erklärte BSG-Richterin Renate Jäger. Eine staatliche Entschädigung der Opfer solcher Systeme dürfe freilich nicht mit damals geltenden Maßstäben und Argumenten versagt werden.
Vor diesem Urteil hatten die zuständigen Stellen zwar anerkannt, daß der Ehemann Kriegsgegner war und deshalb den Freitod der Perspektive, andere Menschen im Krieg töten zu müssen, vorgezogen hatte. Gleichwohl sahen sie keine Voraussetzungen für eine Entschädigung: Bei Selbstmord werde nur dann eine Hinterbliebenenrente gezahlt, wenn es wahrscheinlich sei, daß zwischen dem Selbstmord und unmittelbaren Kriegseinwirkungen ein Zusammenhang bestehe. Diese Auffassung war in zahlreichen Gerichtsentscheidungen bestätigt worden.
Dem Argument der Witwe, daß ihr Ehemann aufgrund seiner Familiengeschichte selbstmordgefährdet gewesen sei - die Eltern und ein Bruder nahmen sich das Leben - und er deshalb nicht hätte einberufen werden dürfen, waren Ämter und Gerichte bisher nicht gefolgt: Der Mann sei seelischen Belastungen ausgesetzt gewesen, die unter damaligen Verhältnissen nicht außergewöhnlich gewesen seien, war ihr Argument. Auf die Einberufung zum Wehrdienst sei damals nicht "im allgemeinen" mit Selbstmorden reagiert worden, lautete die ablehnende Begründung.
Das BSG sah das anders und hob die früheren "rechtsverbindlichen, aber unrichtigen Entscheidungen" auf. Der Rentenanspruch sei zunächst einmal begründet, weil der Mann wegen seiner familiär bedingten Neigung zu Depressionen nicht hätte eingezogen werden dürfen, stellte der 9. Senat fest. Die Einberufung sei der wesentliche Grund für den Selbstmord des Pazifisten gewesen.
Selbst ohne die Selbstmordgefährdung, die "bei einem ordnungsgemäßen Musterungsverfahren einer Einberufung zum Wehrdienst entgegengestanden hätte", stehe der Witwe eine Rente zu, heißt es in der Entscheidung. Denn dem Kriegsdienstverweigerer, der sich dem Waffendienst unter den damaligen Verhältnissen legal nicht habe entziehen können, sei das "Grundrecht auf Wehrdienstverweigerung genommen" worden.
Der Senat wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß vergleichbare Zwangslagen heute in einem Asylverfahren anerkannt würden; beispielsweise wenn ein Asylbewerber, der in seinem Heimatland den Kriegsdienst verweigert, mit ungewöhnlich harter Bestrafung rechnen muß.
Mit dieser Entscheidung hat der Kasseler Gerichtshof eine Änderung der Rechtsprechung bekräftigt, die - kaum beachtet - bereits im Herbst vergangenen Jahres vollzogen wurde. Seinerzeit hatte der 9. Senat die Mehrheit der im Zweiten Weltkrieg verhängten Todesurteile für "unrechtmäßig" im Sinne des Entschädigungsrechtes erklärt und den Hinterbliebenen Rentenansprüche zugestanden.
Die Justiz sei in der NS-Zeit der verlängerte Arm eines Unrechtsstaates gewesen, in dem "Unrechtsurteile" gefällt worden seien, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Opfer müßten entschädigt werden, ohne nach schuldigen Einzeltätern zu suchen. "Wir haben mit dieser Entscheidung Formen der Zukunftsbewältigung eröffnet", hieß es damals im 9. Senat des BSG auch mit Blick auf Gerichtsentscheidungen in der Ex-DDR.
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Im Monat Juni hat die städtische Bauaufsichtsbehörde in Frankfurt genau ein neues Wohnhaus mit 45 Wohnungen abgenommen. Die Zahl der Wohngebäude in der Stadt wuchs damit auf 68 006, der Bestand an Wohnungen auf 319 946. Diese neuesten Zahlen veröffentlichten die Fachleute des Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen am Dienstag. jg
wtr BONN, 7. Juli. Die Deutsche Aids- Hilfe hat das Jugend-Rotkreuz finanziell nicht dabei unterstützt, Kondome in Brustbeutel für Jugendliche zu stecken, die auf eine Reise gehen. Der Pressesprecher der Aids-Hilfe, Michael Lenz, widersprach damit einer Darstellung der FR vom Dienstag. Diese Information beruhte auf einem Mißverständnis. Lenz begrüßte allerdings ausdrücklich die Aktion des Jugend-Rotkreuzes, die von ihm verteilten und von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hergestellten Brustbeutel mit Kondomen zu versehen. In den Beuteln befinden sich neben Reisehinweisen auch Tips zur Vermeidung von Aids. Auf Verlangen der Bundesbahn hatte die Bundeszentrale die an sich vorgesehenen Kondome aus den Beuteln herausnehmen müssen. Die Bahn wollte ihren Anteil, der kostenlos mit Interrailtickets abgegeben wird, kondomfrei haben. Anstelle eines Kondoms bekommen die Bahnkunden in ihren Beutel nun eine Trillerpfeife. "Trillerpfeifen beim Geschlechtsverkehr zur Verhinderung einer HIV-Infektion ist eine äußerst absurde Idee zur Aids-Prävention", meinte Lenz.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Ausrangierte Flimmerkisten und Monitore aller Art haben fortan nichts mehr auf dem Sperrmüll zu suchen. Grund dafür ist die geänderte Abfallsatzung des Umlandverbandes Frankfurt (UVF), die selbiges verbietet, weil deponierte Geräte ein Gesundheitsrisiko für Mensch und Umwelt darstellen. Die Kommunen im Kreis müssen nun nach Möglichkeiten suchen, um alte Fernseher gefahrlos zu beseitigen. ana
Blockiertes Frankreich Zeichen sozialer Balkanisierung
Seltsames Land. Seit zehn Tagen wird halb Frankreich von einigen tausend Brummi-Fahrern blockiert, aber niemand steht deswegen Kopf. Gewiß, zahllose Reisende sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Lieferungen erreichen ihren Bestimmungsort nicht, Waren verkommen, Betriebe müssen ihre Beschäftigten vorübergehend nach Hause schicken, weil für die Produktion notwendige Einzelteile ausbleiben, in den Urlaubsorten grassiert Krisenangst. Die Verluste der Wirtschaft gehen in die Milliarden. Doch zwei Drittel der Franzosen haben, wenn man einer Umfrage folgt, für die Aktion der Routiers, wie die Fernfahrer heißen, Verständnis. Die Überraschung ist damit noch nicht zu Ende; denn ebenso viele der Befragten erklärten in derselben Umfrage, daß sie die Maßnahme für eine gute Sache halten, gegen die die Fahrer revoltieren: den Punkte-Führerschein.
Der Widerspruch läßt sich mit der Vermutung erklären, daß die Franzosen gegenüber der Bilanz auf ihren Straßen nicht ganz gleichgültig geblieben sind. Rund 10 000 Verkehrstote wurden 1991 gezählt. Auf je eine Million Einwohner kamen vergangenes Jahr in Frankreich 170 Verkehrstote, in Deutschland 126, in Großbritannien 92. Das ist eine europäische Spitzenstellung, auf die in der Tat niemand stolz sein kann. Doch der Bürgersinn stößt offenkundig dort an seine Grenzen, wo die besonderen Probleme einer Berufsgruppe betroffen sind. Was den Lastkraftwagenfahrern passieren könnte, nämlich der Einzug des Führerscheins und damit der Verlust des Arbeitsplatzes, das kann ja auch anderen - bei anderer Gelegenheit und in anderer Form - drohen. Kaum ein Berufsstand scheint dagegen gefeit, seinen Gruppenegoismus hinter dem Allgemeinwohl zurückzustellen. Von einer "sozialen Balkanisierung" der französischen Gesellschaft spricht die Zeitung Le Monde.
Dieses "Jeder für sich"-Denken ist freilich keine Spezialität von heute. Der Poujadismus, die rücksichtslose Verteidigung von Eigeninteressen, hat eine lange Tradition. Die Möglichkeiten für eine zahlenmäßige Minderheit, ein Land und seine Bürger - ganz oder teilweise - zur Geisel ihrer Forderungen zu machen, sind in der komplexen Gesellschaft von heute eben nur viel größer geworden. Der Ausbruch solcher Proteste, die latent auch in anderen Gesellschaften schwelen, wird in Frankreich noch dadurch begünstigt, daß es keine starke Gewerkschaftsbewegung gibt. Nur knapp zehn Prozent der Beschäftigten, so wird geschätzt, sind gewerkschaftlich organisiert. Bei allen Konflikten der jüngsten Zeit hat sich das Fehlen verantwortlicher Arbeitnehmerorganisationen als Hindernis bei der Lösung erwiesen.
Hinzu kommt, was der Soziologe Alain Touvier die "chronische Krankheit Frankreichs" nennt - das Unvermögen der Regierenden, Reformen, so vernünftig und überfällig sie auch sein mögen, so einzuführen, daß sie von den Betroffenen auch akzeptiert werden. Premierminister Pierre Beregovoy macht da mit dem kläglichen Hin und Her zwischen Gesprächsbereitschaft und Festigkeit, Zugeständnissen und Panzereinsätzen, keine Ausnahme. Seit zwanzig Jahren ist in Frankreich vom Punkte-Führerschein gesprochen worden. Zweimal wurde das Vorhaben fallengelassen, und nun, da es im dritten Anlauf Wirklichkeit wurde, hat niemand den Sturm vorausgesehen.
Der Forderung der Routiers, die sich mehr um ihren Arbeitsplatz als um das Leben anderer Verkehrsteilnehmer Sorgen machen, konnte die Regierung nicht nachgeben. Doch darum geht es nicht allein. Wenn Angehörige eines Wirtschaftszweiges auf dem Recht beharren, das Gesetz zu übertreten, weil sie anders nicht mehr über die Runden zu kommen glauben, dann ist in dieser Branche etwas faul. Die Klagen der Fernfahrer sind das Resultat einer langen und gefährlichen Fehlentwicklung - der ständigen, durch nationale und europäische Verkehrspolitiker geförderten Zunahme des Straßengüterverkehrs. Wenn sich die Transporteure darüber beschweren, nicht mehr auf ihre Kosten zu kommen, ist das nur eine Seite der Medaille, die andere ist aber, daß die gesellschaftlichen Kosten des Straßentransports allmählich untragbar werden. Neue Regelungen können nur europäisch getroffen werden, müssen aber ökologisch ausgerichtet sein. So haben die Routiers mit ihren Protesten Probleme deutlich gemacht, deren Lösung - nicht nur in Frankreich - die Aufhebung ganz anderer Blockaden verlangt.
Manchmal bringt der Zufall blitzartig Dinge auf völlig verschiedenen Schienen zusammen. Das dänische "Nein" zum Maastrichter Vertrag hat mit seinen Folgewirkungen auch in anderen nördlichen EG-Ländern an den Tag gebracht, wie weit verbreitet der Zorn und Unmut über die "Brüsseler Bürokratie" in der Bevölkerung ist. Dabei trifft mancher Schuldvorwurf mit Recht die EG-Kommission als die zentrale Gemeinschaftsbehörde, aber manches ist auch den Regierungen von Mitgliedstaaten anzulasten.
So hat beispielsweise Bonn schon vor einem Jahr die Verwendung des krebserzeugenden Asbest weiter einschränken wollen mit Terminvorgaben, die der Fahrzeugindustrie für Kupplungen und Bremsen die Ent- Brüssel - oh je! wicklung von Ersatzstoffen beschleunigt aufzwingen sollten. Die Brüsseler EG-Vertragshüter verfügten aber eine einjährige "Wartefrist" - gemäß der 1987 in Kraft getretenen "Europäischen Akte" - um inzwischen eine Gemeinschaftsregelung ähnlichen Inhalts vorzubereiten.
Die wäre natürlich für den Gesundheitsschutz aller Gemeinschaftsbürger besser gewesen. Doch brachte Brüssel nicht einmal einen Vorschlag zustande, weil Frankreich und andere Mitgliedstaaten "ihre" EG-Kommissare unter Druck setzten, was vertragsgemäß eigentlich gar nicht geschehen darf. Erst jetzt hat Bonn wieder freie Hand. Dabei haben inzwischen Italien und Dänemark nationale Asbestregelungen verfügt, ohne sich um eine Wartefrist zu kümmern. Zweierlei Maß? Offensichtlich: Deutschland ist eben ein großer Asbest- und Fahrzeugmarkt. Und wehe, wenn dann 1995 Autos aus anderen EG-Staaten in Deutschland nicht zugelassen werden, weil sie die "Töpfer-Asbestnormen" nicht erfüllen.
Umgekehrt hat die EG-Kommission jetzt für die Zulassung "neuartiger Lebensmittel" einen relativ vernünftigen Verfahrensvorschlag gemacht. Aber er wird auf heftigen Widerstand all jener stoßen, die der Gen-Technologie grundsätzlich den Garaus machen möchten, und er wird auch all jene EG-Bürger verschrecken, die bisher unbeängstigt alle möglichen "neuartigen" Lebensmittel in dem Irrglauben verzehrten, bei kalorienarmem Joghurt handle es sich um eine uralte Speise. Das Gesundheitsbewußtsein geht viele Wege und Irrwege, aber den nationalen Behörden traut man, nur den "Brüsselern" nicht.
Solange die EG-Kommission sich "der Wirtschaft" und den massiven Einflußnahmen von Regierungen beugt, aber den Verbraucherschutz und die Arbeitnehmerinteressen so kleinschreibt wie bisher, wird sie keinen Vertrauensvorsprung erwerben.
ha (Brüssel)
BONN, 7. Juli. Trotz eines klaren Beschlusses der SPD-Fraktion, nur einer Verfassungsänderung über eine deutsche Beteiligung an sogenannten Blauhelm- Aktionen der Vereinten Nationen (UN) zuzustimmen, Kampfeinsätze aber auszuschließen, ist diese Frage unter den Sozialdemokraten weiter umstritten. Der Sicherheitspolitiker und rheinland-pfälzische Bundesratsminister Florian Gerster plädierte jetzt in einem Thesenpapier dafür, im Grundgesetz nicht zwischen Landesverteidigung, NATO-Fall, UN-Blauhelmen und UN-Kampfaktionen zu unterscheiden, sondern "jeden militärischen Einsatz deutscher Streitkräfte" an die Zustimmung von Bundestag und Bundesrat zu binden. Für eine Zustimmung im Einzelfall, forderte Gerster, bedürfe es entweder einer Zweidrittel-Mehrheit oder der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages (Kanzlermehrheit).
Den Befürwortern einer Beschränkung auf Blauhelm-Einsätze hält Gerster zwei Argumente entgegen: Zum einen sehe die UN-Charta solch eine Beschränkung überhaupt nicht vor. Zum anderen würden die Partner der Bundesrepublik einen "deutschen Sonderweg" auf Dauer nicht hinnehmen. Wer im übrigen auf einen "Weltpolizisten in Gestalt einer Großmacht verzichten" wolle, der müsse das Gewaltmonopol auf zwischenstaatliche Einrichtungen wie die UN oder die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) übertragen. Angesichts der Diskussion und der Widerstände in seiner eigenen Partei schlägt Gerster allerdings ähnlich wie Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) eine "stufenweise Ergänzung" des Grundgesetzes vor.
In einem ersten Schritt sollte seiner Meinung nach der Einsatz deutscher Soldaten im Rahmen von friedenssichernden Blauhelm-Aktionen ermöglicht werden. Abweichend von seiner Partei tritt Gerster dafür ein, die "Option deutscher Beteiligung an militärischen Zwangsmaßnahmen im Rahmen kollektiver Friedenssicherung" offenzuhalten.
Dieses Argument scheint auch bei dem außenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Karsten Voigt, eine Rolle zu spielen. In einer Erklärung vom Wochenende wies er zwar scharf die Forderung von Rühe und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) zurück, die Bundeswehr an Kampfeinsätzen außerhalb des NATO- Gebietes zu beteiligen, ließ jedoch durchblicken, daß er diese Position sei- ner Partei für zeitlich begrenzt hält. Zweimal betonte er, daß die SPD "in dieser Legislaturperiode" nur einer Verfassungsänderung über Blauhelme zustimmen und "in dieser Legislaturperiode" keinen Kampfeinsätzen ihren Segen geben werde.
Hoffnungen im Regierungslager, die Sozialdemokraten würden nach ihrer Zustimmung zum Bundeswehreinsatz in Kambodscha und in Bosnien-Herzegowina nun Blauhelm-Einsätzen ohne Verfassungsänderung zustimmen, trat Fraktionsvorsitzender Hans Ulrich Klose am Montag entgegen. "Ohne verfassungsrechtliche Klarstellung" gehe mit der SPD nichts. Auch wenn seine Partei den Hilfsflügen zugestimmt habe, werde die SPD keine "Grauzone" für die Beteiligung der Streitkräfte an UN-Aktionen entstehen lassen.
Strikt gegen alle Überlegungen über Kampfeinsätze wandte sich dagegen der SPD-Abgeordnete Hans Wallow. Ebenfalls in einem Thesenpapier meinte er, Armeen seien "völlig ungeeignet, um zur Friedenssicherung beizutragen". Die Diskussionen über eine Beteiligung der Bundeswehr an Militäraktionen der UN dienten allein der "Erschließung neuer Betätigungsfelder" für Militärs, die ihr Feindbild verloren haben. Anstatt sich damit zu beschäftigen, sollte die Bundesrepublik ihre "Weltrolle" damit ausfüllen, daß sie "mehr Verantwortung bei der globalen Friedens- und Ökologiepolitik zu übernehmen bereit ist".
Wallow plädiert daher für die Einführung von "Grünhelmen", an denen auch die Bundeswehr beteiligt werden könnte. Er fordert im übrigen den Aufbau einer internationalen Justiz einschließlich einer "multinationalen Weltpolizeitruppe", worin die Deutschen "guten Gewissens Weltverantwortung" beweisen könnten. Welche Aufgaben und welche Befugnisse diese Polizeitruppe haben könnte, ließ Wallow offen.
Mit Schärfe hat sich am Dienstag die "Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung" (AFK) gegen das "Friedensgutachten 1992" der Friedensforschungsinstitute IFSH, HSFK und FEST gewandt, weil dort mehrere Wissenschaftler die Beteiligung der Bundeswehr an Kampfeinsätzen gefordert hatten. Die AFK erinnert daran, daß Friedensforschung dem Erkenntnisinteresse verpflichtet bleiben müsse, nach gewaltfreien Lösungen zu suchen, statt "militärischem Denken Vorschub zu leisten".(Siehe auch "Im Wortlaut" auf Seite 4)
Flüchtig ist der Fahrer eines Mercedes, der mit seinem Auto am frühen Dienstag morgen im Ostend einen Unfall verursachte. Bei der Kollision erlitten fünf Menschen zum Teil schwere Verletzungen. Der Mercedes-Fahrer war gegen 4.25 Uhr aus der Lange Straße kommend in Richtung Pfingstweidstraße unterwegs. Nach Angaben der Polizei beachtete er das Rotsignal an der Kreuzung Friedberger Anlage / Sandweg / Pfingstweidstraße nicht und prallte auf das Auto einer 38jährigen, die die Friedberger Anlage in Richtung Pfingstweidstraße befuhr.
Die 38jährige erlitt Prellungen und eine leichte Gehirnerschütterung. Die vier Mitfahrer in dem Mercedes wurden zum Teil erheblich verletzt, der Fahrer flüchtete zu Fuß.
Aussagen von Zeugen zufolge hatte sich der Unfallfahrer offenbar mit einem 21jährigen Golf-Fahrer ein Rennen geliefert. Bei dem 21jährigen wurde ein Alkoholtest gemacht; sein Führerschein wurde einbehalten. ing
Nach achtmonatiger Bauzeit war am Dienstag Richtfest für zwei Häuser mit insgesamt 40 Sozialwohnungen, die das Gemeinnützige Siedlungswerk Frankfurt in Sachsenhausen errichtet. In den fünf- und sechsgeschossigen Gebäuden werden 20 Zwei-Zimmer-Wohnungen, 14 Drei-Zimmer-Wohnungen und sechs Vier- Zimmer-Wohnungen entstehen. Drei Wohnungen im Erdgeschoß sollen nach Angaben des Siedlungswerks behindertengerecht gestaltet werden. Die Gesamtkosten des Baus werden auf mehr als zwölf Millionen Mark geschätzt. Zur Finanzierung gewährte die Stadt ein Darlehen zur Förderung des Wohnungsbaus.
Das Land Hessen beteiligt sich mit einem Kostenzuschuß an dem Projekt.
Die 40 Wohnungen werden im Rahmen des städtischen Programms zur Schließung von Baulücken gebaut und sollen zur Linderung der Wohnungsnot in der Innenstadt beitragen. ek
BAD HOMBURG. Neue Köpfe bei der Bad Homburger Kriminalpolizei: Nachdem der seitherige Chef Walter Müller mit 60 Jahren Ende Juni in den Ruhestand gegangen ist, wird Eberhardt Bode seinen Posten übernehmen.
Bode, der 42 Jahre alt ist, war vorher beim Regierungspräsidium in Gießen tätig. Eingestellt wurde er zum 1. Juli, doch ist er noch im Urlaub und wird daher erst Ende des Monats die Arbeit aufnehmen. Bis dahin wird er von Friedrich List vertreten, der ebenfalls, Ende Oktober, in den Ruhestand geht. Für ihn muß noch nach einem Nachfolger gesucht werden. ca
OBERURSEL. Die Stadt erweitert zusammen mit dem Hochtaunuskreis das Betreuungsangebot für Grundschüler: In Bommersheim soll bereits nach den Sommerferien die Betreuungsschule anlaufen. Zudem will die Stadt der von der Volkshochschule (VHS) an der Schule Mitte organisierten Spielstube finanziell unter die Arme greifen. Das teilte Sozialdezernent Gerd Krämer gestern mit.
Seinen Angaben zufolge können zum neuen Schuljahr auch 30 Schüler der Grundschule Süd, vornehmlich Erst- und Zweitkläßler, bei Unterrichtsausfällen sowie vor und nach dem Unterricht betreut werden. Der Kreis solle prüfen, ob ein vergleichbares Angebot auch in Oberstedten gemacht werden könne.
Durch Verhandlungen mit der VHS habe die Stadt erreicht, daß die Spielstube in der Grundschule Mitte nach den Ferien ebenfalls mit erweiterten Öffnungszeiten aufwarte. Der Magistrat habe daher beschlossen, die Spielstube künftig mit 7 000 Mark jährlich zu bezuschussen. Ein bitterer Beigeschmack bleibt: Die Stadt will nur zahlen, wenn die Eltern für das bisher kostenlose Angebot der VHS zur Kasse gebeten werden. mk
DREIEICH. Die Dritte Welt Gruppe der Burgkirchengemeinde Dreieichenhain nahm den Umweltgipfel in Rio zum Anlaß, um durch den Verkauf von Waren aus diesen Ländern einen kleinen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit zu leisten. An den Pfingstfeiertagen nahm sie damit 600 Mark ein.
Wer diese Gelegenheit versäumt hat, kann noch nach den Sommerferien zum Beispiel Hampelmänner aus Sri Lanka, Kaffee, Tee oder auch Gewürze erstehen: Von Montag bis Freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr im Pfarrbüro in der Fahrgasse. dok
spi NEUSS. Das Familienunternehmen Werhahn zählt zu den traditionsreichen Firmen in Nordrhein-Westfalen, aber auch zu den schweigsamsten und damit zu den unbekanntesten. Bislang mied die Geschäftsleitung möglichst jeden Kontakt zur Öffentlichkeit. Inzwischen werden jedoch Bilanzen veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Allerdings gilt dabei im Rechenwerk die für Personengesellschaften zulässige eingeschränkte Berichtsform. Die Ertragsdaten bleiben damit ein Geheimnis der 181 Eigentümer.
Aus den vorliegenden Zahlen für 1991 geht jedoch hervor, daß der Gruppe zuletzt Erfolg beschieden war. Das Eigenkapital ist in den vergangenen fünf Jahren von 750 auf 935 Millionen Mark gewachsen. Die Bilanzsumme verdoppelte sich auf 4,5 Milliarden Mark. Und obwohl allein in den beiden zurückliegenden Perioden über 300 Millionen Mark investiert wurden, nehmen sich die Bankschulden des Konzerns mit 43 Millionen fast wie ein Merkposten aus. Die Sprecher der Eigentümer bestätigen, daß die Familienholding Wilh. Werhahn bei Ausschüttungen zurückhaltend ist. Ein Großteil des Gewinns bleibt somit im Unternehmen.
Werhahn ist ein Mischkonzern mit den vier Sparten Baustoffe, Mühlen, Industriebeteiligungen und Finanzdienstleistungen. Rund ein Fünftel des Umsatzes wird im Ausland erzielt. Die Baustoffe, angeführt von der Firma Basalt, zählen neben den Leasinggesellschaften und der AKB Bank zu den lukrativsten Zweigen. Daneben ist der Clan nach eigenen Angaben durch sieben Beteiligungen der "zweitgrößte Müller" der Bundesrepublik. Er betreibt außerdem in Mainz eine große Ölmühle zur Futtermittel-Produktion aus Sojabohnen.
Bei den Industrie-Engagements sind vor allem das Unternehmen Heinrich Industrie- und Handel sowie das Henkkels- Zwillingswerk (Messer und Scheren) in Solingen hervorzuheben. Am gewichtigsten aber ist die 49-Prozent-Beteiligung am Kölner Baukonzern Strabag.
Die Philosophie des Werhahn-Vorstands lautet im übrigen: "Wir streben an, das Risiko auf Wirtschaftsbereiche zu verteilen, die sich strukturell und konjunkturell ausgleichen." Der konsolidierte Weltumsatz erreichte 1991 rund 3,2 Milliarden Mark, womit ein Plus von 15 Prozent erreicht wurde. Etwa die Hälfte des Zuwachses stammt aus erstmals eingegliederten Firmen, darunter einige aus Ostdeutschland. Die Zahl der Beschäftigten wuchs im vergangenen Jahr um 900 auf 7500 Männer und Frauen. Bei diesen Kennziffern ist zu beachten, daß rund 60 zu Werhahn zählende Gesellschaften nicht in den Konzern einbezogen wurden. Diese Unternehmen setzen zusammen deutlich mehr als eine Milliarde um.
NEU-ISENBURG. Patrick Steinbach redet so schnell wie der ICE fährt. Ungebremst sprudelt es aus ihm heraus, wenn man ihm eine Frage zu seinem Hobby, das gleichzeitig sein Beruf ist, stellt: das Gitarrespielen. Dabei ist der Geschwindigkeitsrausch eigentlich gar nicht sein Anliegen. Zwar kann auch er den Drang einiger Musikerkollegen nachvollziehen, die zuweilen vor allem dadurch glänzen, "so schnell wie möglich" zu spielen, doch hat der Musikpädagoge, nach bald zwanzig Jahren Erfahrung als Gitarrist, "die Freude am einzelnen Ton" wieder für sich entdeckt.
"Manchmal sitze ich einfach da und spiele einen Ton zwanzig oder dreißig Mal, das geht dann schon so in Richtung Meditations- und Minimal-Musik."
Zwar kommt Steinbach aufgrund seiner Ausbildung von der klassischen Musik, "aber mein Herz schlägt für Folk und Jazz".
Das ergibt sich vor allem aus den Persönlichkeiten seiner Eltern. Der heute 28jährige wurde 1964 in Hamburg als Kind eines Berliner Jazzmusikers und einer für die Folkmusik ihrer Heimat schwärmenden Irin geboren. "Da gab es des öfteren Streit zwischen meinen Eltern: Er ließ neben dem Jazz nichts gelten, sie nichts außer dem Folk." Der junge Musiker, der in Gravenbruch aufgewachsen, nun schon seit acht Jahren in Neu-Isenburg wohnt, versucht beide Stilrichtungen in sich zu vereinen. Er möchte vom Blues bis zum Irish Folk nichts aus seinem Repertoire ausklammern, und der in allen Musikrichtungen wildernde Gitarrist Sigi Schwab ist folgerichtig sein Vorbild.
Doch Steinbach ist nicht nur Musiker, er ist vor allem - und davon lebt er auch - mit Leib und Seele Gitarrenlehrer. Als Pädagoge in der Neu-Isenburger Musikschule ("als Honorarkraft wird man in den Schulferien leider nicht bezahlt, man muß sich also immer ein zweites Standbein suchen") und als Privatlehrer hat er es vor allem mit Kindern und Jugendlichen zu tun. Nachdem er die Nachwuchsmusiker anfangs "stur nach den üblichen Gitarrenlehrbüchern" unterrichtet hatte, befriedigte ihn das schon nach kurzer Zeit nicht mehr. "Ich will den Kindern das beibringen, was sie lernen wollen." Es sei schließlich nicht sehr motivierend, einer Siebenjährigen, die Gitarre spielen wolle ("als Impuls, der vom Kind ausgeht, an sich schon beachtlich"), weil sie die Songs aus dem Radio nachklimpern möchte, statt dessen Bach und Haydn aufzudrängen. Moderne kindgerechte Lehrbücher jedoch "gibt es nicht".
Steinbach fing an, selbst Noten zu schreiben. Kleine Lehrstücke und Lieder zu den verschiedensten Musikrichtungen, von Rock und Blues über Boogie Woogie und Ragtime bis hin zu Klassik und Folk. In den knapp zehn Jahren seiner Lehrertätigkeit sammelte sich eine Unmenge von Material an, und der Neu-Isenburger versucht nun, die Noten zu sichten und sie Verlagen anzubieten. Im Herbst erscheinen erstmals seine "Celtic Classics", eine Sammlung traditioneller Harfenstücke und Tänze, die er für die Gitarre bearbeitet hat.
Ein anderer Nebeneffekt seiner umfangreichen Lehrtätigkeit sind die Kinderkompositionen. "Irgendwann fand ich es einfach blöd, daß die Kinder im Unterricht immer nur reproduzieren, ich dachte mir, laß sie doch mal selbst komponieren." Natürlich wehrten die Kinder zunächst ab: "Nee, das kann ich nicht." Davon ließ er sich jedoch nicht entmutigen und fragte etwa, mit welchem Ton der oder die kleine Komponist/in beginnen will. Den schrieb er auf und ermunterte seine Schützlinge zu weiteren Tonfolgen. "Es war faszinie- FR-Porträt rend, zu sehen, was dabei herauskommen kann, wenn man Kinder ernst nimmt. Sie gewinnen dadurch an Selbstbewußtsein", begeistert sich der Gitarrist und Pädagoge. "Viele konnten mir jeden einzelnen Ton begründen, und es war interessant, zu sehen, wie die Kinder ihre (Alltags-)Erlebnisse auf diesem Weg verarbeiteten."
Ein Mädchen, dessen Oma gestorben war, erfand die "Geisterstunde". Ein Junge komponierte "quasi den Soundtrack zu einem kleinen Film mit dem Thema Schneeballschlacht". Auch hier machte sich der Lehrer daran, die Musikstücke unter dem Titel "Kinder komponieren für Kinder" zu sammeln.
Musikalisch versucht Steinbach, "die Technik der Mehrstimmigkeit in der klassischen Musik auf andere, eben auch populäre Musikrichtungen anzuwenden. Da geht dann immer so ein überraschtes Raunen durchs Publikum", lacht der Gitarrist. Für sein Selbstverständnis als Musiker findet er es wichtig, seine Kompositionen ab und zu in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auf Jazzkneipen, in denen er als Hintergrundmusiker klimpern soll, während die Leute lärmend am Tresen stehen, verzichtet er jedoch lieber. "Ich möchte, daß die Leute mir auch zuhören." FRAUKE HAß
LONDON, 7. Juli. Im Garrick-Club in London bleibt alles beim alten: Der berühmteste Männerverein des Vereinigten Königreichs hat jetzt beschlossen, auch für den Rest des Jahrtausends keine Frauen als Mitglieder aufzunehmen und weibliche Gäste weiter vom Heiligtum seines Speisesaals und seiner Bar fernzuhalten. Mit 363 zu 94 Stimmen blockierte die Altherren-Riege einen Reformvorschlag aus den eigenen Reihen, der die Londoner Institution vom Ruch sexistischer Arroganz zu befreien und sie diskret in die Neuzeit zu befördern hoffte.
Die Abstimmungssieger zeigten sich hochbefriedigt darüber, daß sie nun "unter sich" bleiben dürften. Am Beispiel anderer Clubs, die nicht so vorsichtig waren, vertraute ein Garrick-Traditionalist einer Reporterin des Londoner Independent an, habe man(n) ja schließlich sehen können, wohin die Aufnahme von Frauen führe: "Sie verlangten mehr Platz für Klos, führten sich militant auf und gingen einfach jedermann auf die Nerven."
Für die Stammkundschaft des 161 Jahre alten Clubs in Garrick Street, unweit Covent Gardens, ist die Grenze des Akzeptablen längst damit erreicht, daß "Ladies" in Begleitung von Club-Mitgliedern sich zu bestimmten Zeiten in bestimmten Räumen, wie etwa im rosarot dekorierten Winnie-the-Pooh-Room für gemischte Mahlzeiten, aufhalten dürfen. Bei ihrem regulären Mittagessen im feudalen Speisesaal jedoch, und vor allem an der Bar, wollen die Richter und Politiker, die Journalisten und Theaterleute, die Autoren und Publizisten des Garrick, die als Erkennungszeichen lachsfarben-gurkengrün gestreifte Club-Krawatten tragen, auch fürderhin lieber ohne weibliche Gesellschaft auskommen.
In dem nach einem Shakespeare-Darsteller des 18. Jahrhunderts benannten Club, der ursprünglich Schauspielern zu sozialer Geltung verhelfen sollte und mittlerweile ein Lieblingsjoint der Pressezaren und Medienmogule des Königreichs sowie prominenter Mitglieder der Justiz geworden ist, wird so auch künftig die vertraute Atmosphäre jener typisch englischen Privat- und Internatsschulen für Jungen herrschen, an denen viele der älteren Garrick-Mitglieder erzogen worden sind, und deren Existenz, zusammen mit der Erinnerung an strikte Mütter, nach Ansicht des Garrick-Reformers Professor Jeffrey Jowell für die "neurotische Angst" der Frauenfeinde vor der Zulassung des anderen Geschlechts in "ihr" Refugium verantwortlich zu machen ist.
Ein Ärgernis bleibt die Bastion der anachronistischen Burschenherrlichkeit für solche Anwältinnen, Politikerinnen oder Journalistinnen, die um nützlicher Beziehungen willen ganz gern dem Club beitreten würden. Andere Frauen sehen es etwas anders. Warum, fragte im liberalen Guardian die Journalistin Catherine Bennett, sollten Frauen überhaupt ein Interesse daran haben, einem Verein beizutreten, "der aus alternden, meist übergewichtigen Schlemmern und Säufern besteht, die in dunklen Anzügen und grell rosa-grünen Schlipsen herumlaufen?"
Zu den kriegerischen Konflikten in der ehemaligen Sowjetunion, also in Berg- Karabach, Moldawien und Südossetien, betonten die Außenminister, daß sie "keinesfalls gewaltsam geschaffene vollendete Tatsachen anerkennen werden". Sie fordern alle Beteiligten auf, an den Verhandlungen über friedliche Lösungen in Rom und später in Minsk teilzunehmen.
Rußland fordern die sieben Außenminister auf, sich mit den baltischen Staaten über einen Zeitplan zum Abzug seiner Truppen dort zu einigen. Die bestehenden praktischen Probleme dabei dürften nicht dazu führen, daß Streitkräfte auf dem Gebiet eines anderen Staates ohne dessen Zustimmung stationiert werden. Allerdings müßten auch die baltischen Staaten "die Gleichbehandlung aller Minderheiten", gemeint sind vor allem die dort lebenden Russen, garantieren.
Bestätigt wurden von den Ministern auch die UN-Sanktionen gegen Irak und Libyen. Sie stellten fest, "daß sich Irak nach wie vor weigert, alle Resolutionen des Sicherheitsrates vorbehaltlos zu erfüllen". Sie fordern weiterhin "die Vernichtung aller irakischen Massenvernichtungswaffen und die Freilassung aller Gefangenen".
Besorgt zeigten sich die Politiker über das vermutete Atomwaffenprogramm Nordkoreas. Dagegen wird der Beitritt Chinas zum Nichtverbreitungsvertrag begrüßt. Die jüngsten Wirtschaftsreformen in China werden von den Außenministern als "ermutigend" bezeichnet, jedoch seien "größere Anstrengungen in bezug auf politische Reformen" und eine Verbesserung der Menschenrechtslage notwendig.
Beim Thema Südafrika bedauerten sie, daß die Fortschritte beim Abbau der Apartheid "durch einen erneuten, brutalen Gewaltakt unterbrochen" wurden. Die Minister rufen alle Seiten auf, die Verhandlungen in Richtung einer Demokratisierung so bald wie möglich wiederaufzunehmen. Als Indiz für eine Ablehnung erneuter Wirtschaftssanktionen wird die Erklärung gewertet, anhaltendes Wirtschaftswachstum in Südafrika sei für eine dauerhafte Lösung der Probleme "von entscheidender Bedeutung".
Als weiteres Thema beschäftigten sich die Außenminister mit dem Kampf gegen Drogen. Sie wollen die Bemühungen um eine breitangelegte internationale Zusammenarbeit fortsetzen. Dabei komme den Vereinten Nationen, insbesondere dem UN-Drogenbekämpfungsprogramm, eine bedeutsame Rolle zu.
Nur auf besonderen Wunsch Frankreichs fanden sich die Schulden der Dritten Welt auch beim derzeitigen Siebener- Gipfel auf der Themenpalette der Finanzminister wieder. Zwischen Osteuropa-Hilfe und Haushaltskonsolidierung wären sonst jene drei Viertel der Menschheit, die in den Entwicklungsländern mehr schlecht als recht leben, wohl unter die Münchner Arbeits-Eßtische gefallen.
An der Frontstellung hat sich nichts geändert: Frankreich und Großbritannien treten für ein weiteres Entgegenkommen insbesondere gegenüber ihren früheren Kolonien ein. Japan und die USA lehnen zusätzliche Zugeständnisse ab. Die Bundesrepublik plädiert für eine "differenzierte Betrachtung", wie Finanzminister Theo Waigel zum Besten gibt. Was heißt, daß man einen allgemeinen Erlaß für die Gruppe der 29 ärmsten Staaten unterstützt, weil Bonn diesen Schritt ohnehin längst vollzogen hat, dagegen beim großen Brocken der übrigen Schuldnerstaaten doch lieber auf den heimischen Haushalt Rücksicht nehmen möchte.
Ergebnis am Ende: Für die gesamte Gruppe der ärmsten Staaten soll eine endgültige Regelung in drei oder vier Jahren gefunden sein. Angestrebt wird, die Hälfte bis zwei Drittel der öffentlichen Verbindlichkeiten zu streichen. Aber besonders Japan wehrt sich aus prinzipiellen Gründen dagegen, über einen 50prozentigen Erlaß hinauszugehen. Für die "lower-middel-income- countries", zu denen etwa Kenia und Simbabwe gehören, soll es bei "Erleichterungen" der Umschuldung bleiben: Rückzahlung fälliger Beträge binnen 25 Jahren bei 16 tilgungsfreien Jahren. Die Zinsen laufen allerdings voll weiter. Dennoch weisen Bonner Finanzexperten darauf hin, daß die Wirkung solcher langen Tilgungszeiträume ähnlich wie ein Teilerlaß sei. Großschuldner wie Brasilien sind für die G-7-Kassenwarte derzeit wohlweislich kein Thema.
Während die Finanzminister in der Nymphenburg die Dritte Welt wieder einmal abhaken, pochen Entwicklungsorganisationen beim "Anderen Wirtschaftsgipfel" (TOES) im City-Kino am Stachus auf viel weitergehendere Schritte. Der Holländer Ted van Hees vom "Europäischen Netzwerk für Schulden und Entwicklung" rechnet vor, daß die Zugeständnisse an die ärmsten Entwicklungsländer gerade 1,5 Prozent des gesamten Schuldenberges der Dritten Welt von zur Zeit 1,5 Billionen Dollar ausmachen. Aber "jeder kleine Fortschritt ist ein Sieg".
Wie schon beim Gegengipfel am Wochenende machen auch hier Vertreter dieser Staaten deutlich, was Verschuldung konkret bedeutet. Da stellt zum Beispiel Leonor Brionis von den Philippinen den Zusammenhang zwischen Schuldendienst und Prostitutionstourismus her. Über zwei Milliarden Dollar an Krediten habe ihr Land allein für den Bau eines Atomkraftwerkes von Westinghouse aufnehmen müssen, das wegen Mängeln und Erdbebengefahr nie ans Netz ging. Eine fatale Folge der Korruption unter Ex-Diktator Ferdinand Marcos, den der US-Konzern bestochen habe. "Wenn im Westen immer von der Korruption im Süden gesprochen wird", so Frau Brionis, "darf man nicht vergessen, daß dazu immer zwei Seiten gehören."
Die alternativen Diskussionen über die Schuldenproblematik sind im Vergleich zu früheren Jahren zweifellos professioneller und differenzierter geworden. Dazu beigetragen haben insbesondere neue Organisationen der entwicklungspolitischen Öffentlichkeitsarbeit - gegründet von Ökonomen und Experten - wie Eurodad, Germanwatch oder Weltwirtschaft & Entwicklung (WEED). Doch die G-7-Finanzminister fehlten im Münchner City-Kino. ROLAND BUNZENTHAL
Festgenommen worden ist am Montag morgen ein der Polizei als Drogenabhängiger bekannter Mann, der versucht hatte, gemeinsam mit einer Frau und einem anderen Mann ein Juweliergeschäft in der Münchener Straße zu überfallen. Seine Komplizen konnten fliehen.
Die Frau hatte an die Tür des Geschäfts geklopft und dem Juwelier signalisiert, sie wolle eine Uhr aus der Schaufensterauslage kaufen. Der 53jährige trat vor die Tür: Dort wurde er von zwei Männern angegriffen, die erst von ihm abließen, als sich der Juwelier wehrte und um Hilfe rief. Durch einen Zeugen wurde die Polizei auf den Fluchtwagen aufmerksam: Das Auto wurde gestoppt, der Mann festgenommen. ing
Gut vier Monate machten sie Urlaub auf Staatskosten, die Abgeordneten des israelischen Parlaments. Am Montag, zu Beginn der neuen Sitzungsperiode, wird die Knesset ihre Arbeit wiederaufnehmen. Der erste Tag wird noch nett verlaufen. Der bisherige Regierungschef Yitzhak Schamir wird als ältester Parlamentarier (77) die Knesset einschwören, und sein Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten, Yitzhak Rabin, wird sein Kabinett vorstellen, das er tags zuvor schon in Tel Avivs "Cinerama" der Öffentlichkeit präsentiert haben wird. Sogar Tsomets acht Abgeordnete werden sich ordentlich benehmen und nicht in Turnschuhen und Jeans, sondern, wie ihr Chef angeordnet hat, im Anzug auftreten.
Doch dann wird Rabin "das Lächeln vergehen", prophezeien Israels Journalisten dem strahlenden Wahlsieger des 25. Juni vier schwere Regierungsjahre. Den Friedensprozeß mit den Arabern will er beschleunigen, keine weiteren "politischen Siedlungen" mehr bauen, die Wirtschaft neu strukturieren und eine Wahlrechtsreform durchsetzen. Doch bislang hat er kein Programm vorgelegt, wie er diese Ziele tatsächlich erreichen will. "Das ist nicht Rabins Art", erklären seine Parteifreunde, "er geht Schritt für Schritt vor. Zuerst heißt es, die Wahlen zu gewinnen, dann eine Regierungskoalition zusammenzubringen, und erst dann kann man Politik machen."
Das scheint seinen einstigen Förderer, den Staatsgründer David Ben-Gurion, nur zu bestätigen: "Rabin ist zu vorsichtig." Und ganz so lesen sich denn auch die "Richtlinien" seiner Arbeitspartei zur Frage der umstrittenen Siedlungspolitik. "Die Regierung wird die Sicherheit der existierenden Siedlungen in der Westbank garantieren", oder: "Die Regierung wird die Siedlungen entlang der Konfrontationslinie stärken." Andererseits will sie "jede Maßnahme unterlassen, die den Friedensprozeß unterbrechen könnte". Rabin spricht von "politischen Siedlungen" und von "Sicherheitssiedlungen" - anderswo auf der Welt zutreffender "Wehrdörfer" genannt -, ohne die Begriffe zu definieren oder Namen zu nennen. Gleichzeitig schallt sein klares "Nein" zu einem palästinensischen Staat (wie im Camp-David-Abkommen vorgesehen) ebenso wie sein "Nein" zur möglichen Aufgabe von Siedlungen oder sein "Nein zur Rückkehr zu den Grenzen von 1967" gut vernehmbar über den Jordan in die arabischen Hauptstädte und bis nach Washington.
Schon wird gezählt. Wo zieht Rabin die Linie? Von 142 Siedlungen auf der Westbank sind nur 29 offiziell "Sicherheitssiedlungen", aber um "Groß-Jerusalem" gibt's noch mal 20 solcher Dörfer. Wer wird die rund 10 000 leerstehenden Häuser in den besetzten Gebieten beziehen, oder werden sie aufgegeben? Zusätzliche Siedlungen existieren bislang nur auf dem Reißbrett, andere stehen kurz vor der Fertigstellung. Was soll mit ihnen geschehen? Aber bisher konnte sich Rabin zu keinem klaren Wort durchringen. Mit vorsichtigem Taktieren will er bis Sonntag ein breites Regierungsbündnis zusammengebastelt haben, das beinahe nur noch den Wahlverlierer Likud in der Opposition läßt und Koalitionskräche geradezu herausfordert.
So verlangt die linke Meretz ein sofortiges und vollständiges Einfrieren jeder Siedlungstätigkeit, während die rechte Tsomet jeden territorialen Kompromiß ablehnt, die besetzten Gebiete kurzerhand annektieren und die palästinensischen Flüchtlinge in die arabischen Nachbarländer umsiedeln will. Da scheinen die religiösen Thora-Hüter (Schas) und die Vereinigte Thora-Liste beinahe angenehme Koalitionspartner. Sie sind nicht zionistisch orientiert und interessieren sich praktisch nur für die finanziellen Vorteile, die eine Regierungsbeteiligung ihren orthodoxen Religionsgemeinschaften bringt. Ihr Wunsch aber, daß die 22 000 Yeschiva-Studenten (Religionsschüler) auch weiterhin vom Wehrdienst befreit bleiben, fordert wiederum die Opposition der Meretz- und Tsomet- Koalitionäre heraus, die gerade dieses Privileg der Religiösen endlich abschaffen wollen.
Die "Rabin-Revolution" nach den Wahlen, die sich zu einem "internationalen Phänomen" auswuchs, könnte schnell wieder vorüber sein, warnte der Journalist und Autor Jim Lederman in der Jerusalem Post in einem Gastkommentar. In Washington soll für den neuen israelischen Regierungschef demnächst "der rote Teppich ausgerollt" werden, Englands John Major will Israel besuchen, und "die Deutschen murmeln etwas von massiven Kreditgarantien". Doch in Israel ist längst wieder der politische Alltag eingekehrt, wo "wir Zeuge der alle vier Jahre wiederkehrenden Prozession von politischen Gelehrten, Alliierten und Akolythen sind, die ihre Hände tief im nationalen Schweinetrog versenken", um die einträglichen Posten zu ergattern, so Lederman.
Schon fürchten Israels Kommentatoren, die ständig und genauestens die internationalen Reaktionen beobachten, daß "die Welt Rabin noch grober behandeln könnte, als Yitzhak Schamir", wenn er nicht bald klare Positionen bezieht. Schon ist die Rede von einer "Tutwilerisation" in Washington und anderen Hauptstädten, davon, daß ausländische Regierungen unannehmbare Forderungen an Rabin stellen werden - so wie die Sprecherin des US-Außenministeriums Margret Tutwiler, als sie vor wenigen Monaten palästinensischen Flüchtlingen ein "Recht auf Rückkehr" nach Israel einräumte. Das gleiche gelte für "die Versuche der EG, sich in den Friedensprozeß einzumischen", warnte die rabinnahe Tageszeitung Davar davor, "Israels Extremisten zu stärken". Denn die Alternative zu Rabin sei "nicht Schulamit Aloni" (Meretz-Parteichefin), sondern ein "neuer Schamir".
ptz BONN, 7. Juli. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) hat den Vorschlag des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat über die Besteuerung von Zinsen begrüßt. Wichtig sei, daß keine Beunruhigung auf den Kapitalmärkten entstehe und das Bankgeheimnis "voll gewahrt" bleibe. Die SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier, hält hingegen auch das überarbeitete Zinsabschlagsgesetz für verfassungswidrig. Sie will es auch in der neuen Fassung im Bundestag ablehnen. Entscheidender ist aber, daß nun als gesichert gilt, daß die SPD-regierten Länder das Gesetz im Bundesrat unterstützen.
Im Vermittlungsausschuß hatten am späten Montag abend - wie in einem Teil der Auflage gemeldet - die SPD-geführten Länder einem Kompromiß zugestimmt, nach dem Steuerhinterziehung auch künftig nicht schärfer kontrolliert wird. Bei Kapitaleinkünften (Zinsen) wird ein Abschlag von 30 Prozent vom Geldinstitut ohne Nennung des Kontoinhabers ans Finanzamt abgeführt. Bei "Tafelgeschäften" - Zinsauszahlungen über den Bankschalter in bar - sollen 35 Prozent erhoben werden. In dem von der Koalitionsmehrheit beschlossenen Gesetz war ein Abschlag von nur 25 Prozent vorgesehen. Unverändert bleiben sollen Freibeträge von 6000 Mark jährlich bei Ledigen und 12 000 Mark bei Verheirateten.
Auch nach Ansicht der Deutschen Steuer-Gewerkschaft genügt das sich abzeichnende Gesetz den vom Bundesverfassungsgericht vor Jahresfrist gemachten Auflagen nicht. Das Problem der Hinterziehung von Einkommensteuern auf Kapitalerträge sei nur entschärft worden, weil wegen der stark erhöhten Freibeträge 80 Prozent der Haushalte keine Zinssteuern zahlen müßten. Doch könnten Finanzbehörden weiter nicht kontrollieren, ob Einnahmen nicht teilweise verschwiegen würden. Ihr Vorsitzender Geyer sprach von einer "Provokation des Verfassungsgerichts". (Siehe S.3 u. Wirtschaft)
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 7. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) 0,01 (-,--) NO2 (0,20) 0,01 (-,--) Ozon (0,12) 0,06 (-,--) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt gemessen. Für heute, Mittwoch, werden Ozon-Werte zwischen 0,10 und 0,14 mg erwartet.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Mittelwert angegeben.
CDU drückt auf die Spartaste
WETTERAUKREIS/HUNGEN. In Frankfurt wird offenbar tüchtig Wasser gespart. 13 Prozent weniger des kostbaren Nasses hat die OVAG seit Jahresbeginn in die Main-Metropole geliefert. Das teilte der technische Direktor des Strom- und Wasserversorgungsunternehmens, Hans Merlet, während des Besuchs einer Delegation der CDU-Landtagsfraktion im Wasserwerk Inheiden mit. 35 Millionen Kubikmeter Wasser werden in Inheiden jährlich gefördert. 60 Prozent davon gehen nach Frankfurt, 40 Prozent in die Region.
Wie angesichts sinkender Grundwasserspiegel nicht nur hier, sondern hessenweit Wasser gespart werden kann, dazu hat die CDU-Landtagsfraktion zehn Thesen aufgestellt, die der stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Volker Buffier in Inheiden präsentierte. Die Vorschläge der Union reichen von schlichten Spartasten an Toilettenspülungen bis zu Talsperren und der "ökologischen Sanierung des Vogelsbergs".
Während Frankfurt seinen Trinkwasserbedarf reduzierte, ist er laut Merlet in der Region gewachsen. Bouffier führt das auf den Bevölkerungs- und Industriezuwachs zurück. Um den Grundwasserverbrauch zu reduzieren, will die CDU in Bebauungsplänen künftig Regenwasserzisternen für Gebäude vorschreiben. Die Zisternen sollen sowohl der Gartenbewässerung als auch dem Brauchwasserkreislauf dienen. Die Christdemokraten möchten auch die Lecks in den Wasserleitungen dichten. Drei bis zehn Prozent, manchmal sogar bis zu 20 Prozent des Trinkwassers gingen durch diese verloren. Stillgelegte Brunnen möchten sie wieder aktivieren. Sogar Brunnen mit zu hoher Nitratbelastung möchten sie nutzen - für landwirtschaftliche Bewässerungen.
Falsch sei 1984 die Entscheidung der SPD-Landesregierung gewesen, auf die Speicherung von Oberflächenwasser im Rhein-Main-Gebiet zu verzichten. Es müsse unverzüglich eine Standortplanung für Talsperren vorgelegt werden, forderte Bouffier.
Für den Vogelsberg verlangt die Union ein Aktionsprogramm zur ökologischen Sanierung, das "eine bessere Nutzung des Niederschlages zur Grundwasserbildung und gleichzeitig die Schaffung von Natur- Das Regenwasser besser nutzen schutzzonen ermöglicht". Damit können auch gleich Überschwemmungen im Nidda- und Niddertal begrenzt "und einer drohenden Versteppung des Vogelsbergs entgegengewirkt werden".
Zu einem solche Aktionsprogramm sollen der CDU zufolge die Renaturierung von Bächen und Terrassen zur Vergrößerung der Sickerflächen gehören. "Kleinräumliche Aufstaumöglichkeiten" sollen geschaffen werden, um den schnellen Abfluß des Oberflächenwassers zu verhindern. Durch "verstärkte Ausweitung von Naturschutzgebieten" soll eine Vegetation geschaffen werden, die Regenwasser bindet und damit die Grundwasserbildung verstärkt. ieb
Es ist schon wahr, daß dieser Sommer in Skandinavien außergewöhnlich warm und trocken ist. Aber wer hätte gedacht, daß sich die Tierwelt so rasch an die neuen Klimaverhältnisse anpaßt? Daß zwei Sonnenmonate schon ausreichen, um Löwen, Elefanten und Leguane durch Nordeuropa streifen zu lassen? Doch so ist es. Will man den Erzählungen normal nüchterner Nordländer Glauben schenken, dann hat sich Skandinavien in ein exotisches Tierparadies verwandelt.
Wenngleich . . . Die Löwin Eli im südostfinnischen Ruokalahti hat sich in den finnischen Medien inzwischen wieder in eine "eventuelle Löwin" verwandelt. Der von der finnischen Polizei angeheuerte Großwildjäger, der das angeblich einem russischen Tierpark oder Zirkus entsprungene Raubtier erlegen sollte, hat seine Flinte wieder eingepackt. Nicht nur, weil ein dänisches Löwengehege der Verfolgten Asyl angeboten hat, sondern vor allem, weil es trotz intensiver Pirsch niemandem mehr gelang, das Löwentier zu Gesicht zu bekommen, seit ein erster verstörter Waldarbeiter seine Beobachtung der lokalen Polizei meldete.
Dabei schienen zwischendurch die finnischen Weiten schon vor Löwen ganz gelb zu werden. Kein Wald, der etwas auf sich hielt, in dem nicht zumindest eine Löwenspur aufgespürt und das Gebrüll eines unbekannten Raubtiers vernommen wurde. Im ganzen Land wurde Löwenalarm gegeben, so daß Eli entweder eine ungewöhnlich konditionsstarke Dame sein oder ihre Artverwandten rudelweise nach Finnland geholt haben mußte. Beim näheren Hinsehen waren sich die Zoologen, die die erste Löwenspur identifiziert hatten, ihrer Sache allerdings nicht mehr so sicher, und jetzt neigen sie eher zur Auffassung, daß es in Ruokalahti nicht eine Löwin, sondern drei Bären gebe. Und auch die, die den Löwen brüllen hörten, meinten, nachdem man ihnen Löwenstimmen per Tonband vorgespielt hatte, ganz so hätte das Gebrüll doch nicht geklungen.
Ein Elefant freilich läßt sich nicht verwechseln, und daher wußte Mats Kronqvist aus Nymölla in Schweden sofort, wer ihm da die Rüben aus dem Gemüsegarten stahl. Wenig später kamen denn auch die schuldbewußten Tierpfleger und fingen die ausgerissene Zirkuselefantin Timba wieder ein. Sie boten Kronqvist Schadenersatz an, doch dieser begnügt sich mit der Erinnerung: "Welcher Schwede kann schon behaupten, daß seine Gemüsebeete einem Elefanten Wegzehrung boten?"
Weniger erfreulich war die Begegnung eines Mannes im schwedischen Sundsvall mit einem Reptil, das sich als ägyptische Riesenechse identifizieren ließ. Das offensichtlich einem Terrarium entschlüpfte Tier biß den im Freien Nächtigenden derart heftig ins Hosenbein, daß dieser die Hose Hose sein ließ und Hals über Kopf flüchtete. Auch andere Waldspazierer wurden von der eineinhalb Meter langen Echse angefallen, und Tierhändler warnen vor dem kräftigen Schlag des Reptilschwanzes. Weshalb man in Sundsvall das Untier nun fangen will.
Dazu hat man Holzkisten ausgesetzt und in diese eine schwedische Spezialität der besonderen Art gelegt: halb verdorbenen, gegorenen Fisch, den viele Schweden dem erbärmlichen Gestank zum Trotz für eine Delikatesse halten. Bisher hat die Echse noch nicht angebissen, und jetzt fragen sich die Schweden, ob das Tier nur zu scheu sei, um sich die Leckerei zu holen, oder ob das Schuppentier gar zu jenen unkultivierten Sonderlingen zählt, die man mit dem Surströmning eher in die Flucht jagen als anlocken kann.
Die Invasion exotischer Tiere hat vorerst die Aufmerksamkeit von der in Schweden landesweit bekannten Wölfin Ylva abgelenkt, die in ihrer Sehnsucht nach einem männlichen Partner die wärmländischen Dörfer heimsucht und sich dort mit Straßenkötern herumtreibt. Seit sie zudem ein Schoßhündchen als Appetithappen verzehrte, ist sie zum Abschuß freigegeben - ein Beschluß, den Naturschutzgruppen hintertreiben wollen. Bis auf weiteres jedoch hat Ylva eines mit der Löwin Eli und der ägyptischen Riesenechse gemeinsam: fangen läßt sie sich nicht.
HANNES GAMILLSCHEG (Kopenhagen)
Einen Lehrgang zur Vorbereitung auf die Weiterbildungsprüfung "Meister oder Meisterin im Gastgewerbe" mit den Fachrichtungen Küchenmeister, Hotelmeister und Restaurantmeister bietet die Industrie- und Handelskammer Frankfurt wieder ab 5. Oktober an.
Der Lehrgang wird erstmals in Vollzeit als Blockunterricht laufen, er umfaßt 383 Unterrichtsstunden, von denen 50 als "Praxis" vorgesehen sind. Zum Angebot des IHK-Bildungszentrums gehören im Gastronomiebereich auch Zertifikatslehrgänge zuum Thema "Vollwerternährung" und zum "geprüften Weinkellner-Sommelier".
Interessierte wenden sich an das IHK-Bildungszentrum Frankfurt, Telefon 21 97-403 -vau
18 Monate vor der 1200-Jahr-Feier der Stadt sei "noch keine einzige Mark für das Jubiläum veranschlagt", konstatiert die CDU-Stadtverordnetenfraktion nach Lektüre des städtischen Wirtschaftsplans. Zwar sei eine Konzeption und ein Kostenrahmen - 20,7 Millionen Mark: 18 Millionen davon von der Stadt, der Rest über Sponsoren - beschlossen und verkündet worden, doch fehle dazu bis dato die gesetzlich vorgeschriebene "ordentliche" finanzielle Absicherung. "Ist da eine Durchführung 1994 überhaupt noch möglich?" fragt Unionssprecher Horst Hemzal und verlangt vom Magistrat Antwort im Parlament.
Die CDU will zudem wissen, wie sich die Stadtregierung denn nun überhaupt die "finanzielle Abwicklung" des Jubiläums vorstellt, und ob "von den Sponsoren bereits verbindliche Zusagen vorliegen - wenn ja, in welcher Höhe?" peh
OBERURSEL. Im Rathaus sind ab sofort Luftbilder (40 mal 60 Zentimeter) von Oberursels Innenstadt zum Sonderpreis von fünf Mark zu haben.
Die Aufnahmen stammen von 1991 und wurden bislang für zehn Mark verkauft.
WIESABADEN. Mit zwei Handgranaten und einer Pistole wollte ein 38jähriger am Montag abend Einlaß in die Wohnung seiner Freundin in der Nettelbeckstraße erzwingen. Die Bekannte, die ihn nicht hereinließ, weil sie sich von dem Mann trennen wollte, alarmierte trotz seiner massiven Drohungen die Polizei. Daraufhin flüchtete der Wiesbadener. Die Beamten des Überfallkommandos und einer Funkstreife konnten ihn aber im Verlauf der Fahndung festnehmen.
Da der angetrunkene Mann sich nicht durchsuchen lassen wollte, wendeten die Beamten "unmittelbaren Zwang" an, wie es im Polizeibericht heißt. Dabei zog sich der 38jährige eine Platzwunde im Gesicht zu. In den Taschen seines Blousons fanden die Beamten zwei scharfe Handgranaten, einen Revolver, Kaliber 38 Millimeter spezial, und 22 Schuß Munition. Die Handgranaten mußten von Spezialisten entschärft werden. gre
Im Wortlaut: Friedensforscher Für gewaltfreie Lösungen
Das "Friedensgutachen 1992" der renommierten Friedensforschungsinstitute IFSH (Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg), HSFK (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung) sowie FEST (Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft) ist bei anderen Friedensforschern auf teilweise scharfe Ablehnung gestoßen. In einer "Gegenrede" wendet sich die "Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) gegen das Gutachten: Als Friedensforscherinnen und Friedensforscher in der "Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK)" und darüber hinaus wenden wir uns gegen die im "Friedensgutachten 1992" im Namen der drei Institute (IFSH, HSFK, FEST) geäußerte Ansätze in Bereitschaft gehalten werden sollten (vgl. auch dpa-Meldung vom 3. 7. 1992). Wir gehören zu den 86 % der bundesdeutschen Bevölkerung, die nach einer jüngsten, vom SPIEGEL veröffentlichten Umfrage multinationale Kampfeinsätze der Bundeswehr strikt ablehnen. Wir fragen uns, was Friedensforscher dazu bewegt, in einer Zeit, in der Kriege und Gewalthandlungen zunehmen, militärische Aktionen zu rechtfertigen und militärischem Denken Vorschub zu leisten, wohl wissend, daß es Aufgabe gerade ihres Faches ist, hierzu politische und friedliche, also gewaltfreie Alternativen zu erarbeiten.
Die Friedensforschung ist seit ihrem Beginn - ganz im Gegensatz zur traditionellen sicherheitspolitischen Forschung - dem Erkenntnisinteresse verpflichtet, internationale und innergesellschaftliche Konflikte gewaltfreien und damit wirklich friedensstiftenden Lösungen zuzuführen. Der Vorschlag, im äußersten Falle - wie etwa auf dem Balkan - Gewalt mit Gegengewalt begegnen zu wollen, führt diesen grundsätzlichen Anspruch der Friedensforschung ins Absurde und entzieht ihr die am normativen Wert Frieden orientierte Basis. Dieser Vorschlag fällt außerdem der seit Monaten auf dem Balkan tätigen internationalen Friedensbewegung in den Rücken und nimmt eine weitere Eskalation des Krieges in Kauf.
Wer Menschen helfen will, darf ihr Leben nicht aufs Spiel setzen. Zur ersten Hilfe eines zivilisierten Landes gehört beispielsweise die Öffnung der Grenzen für alle die Menschen, die vor dem Krieg flüchten, seien sie serbischer oder kroatischer Herkunft, muslimischen oder christlichen Glaubens oder atheistisch, seien sie Soldaten oder Zivilisten, Frauen oder Männer.
Wir distanzieren uns deshalb von dieser friedenswissenschaftlich für uns nicht abgesicherten Verlautbarung der drei Institute, werden weiter mit Nachdruck für gewaltfreie Konfliktlösungen plädieren und uns bemühen, sie durch wert- und praxisorientierte Forschung zu unterstützen.
Diese Erklärung haben die folgenden Friedensforscherinnen und Friedensforscher unterzeichnet:
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Auf ein "erfolgreiches erstes Halbjahr 1992", so die Saalbau GmbH, blickt das Programm "Caféhaus unterwegs" zurück. In rund 30 Veranstaltungen gab es zahlreiche Gäste, die den Auftritten der Künstler, Musiker und Persönlichkeiten Beifall zollten. Und so soll es nach der Sommerpause auch weitergehen.
So plant die städtische Gesellschaft beispielsweise im Oktober zwei Veranstaltungen mit Frankfurter Modehäusern, die in den Bürgerhäusern Bornheim und Südbahnhof spezielle Kleidung für Senioren "und nicht ganz so Schlanke" anbieten.
Dafür werden noch Leute gesucht, die sich als "Dressman" oder "Mannequin" selbst darstellen wollen.
Im übrigen wird in der neuen Saison auch wieder Heinz Schönberger mit seiner Kapelle und dem Stehgeiger Karl Katz dabei sein. Ferner gibt es Kurzinterviews mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens dieser Stadt.
Telefonische Rückfragen und Anregungen unter 15 30-83 03, Klaus Schmitt. -vau
ESCHBORN. Wie sieht ein Eisbär aus, der im sonnigen Hawaii in Urlaub war? Ganz klar, wie ein Braunbär. Mit einem Unterschied: Dort wo die fetzige Hawaiihose und die riesige Sonnenbrille saßen, sind weiße Ränder geblieben. Gerade noch rechtzeitig ist Ferdi, der Eisbär, aber aus seinem Urlaub zurückgekommen. Völlig unverhofft taucht er in der Hanny-Franke- Anlage auf und hilft seiner Clownfreundin, die gerade ihren Zirkusauftritt hat. Vielmehr: er schmeißt die Nummer und baut sein Surfbrett auf, auf dem es sich so wunderschön gleiten läßt.
Fast drei Stunden fesselte der Kölner Spiele-Circus gestern nachmittag eine Masse Eschborner Kinder beim Auftakt des Summertime-Programms. Nicht nur eine Feuerschluckerin und Schachtel-Willi wurden bestaunt - sogar Mitmachen war drin. Bestimmt 60 Finger schnellten in die Höhe, als nach Akrobaten und Jongleuren gesucht wurde. Während das Zirkusprogramm weiterlief, übten die Nachwuchsartisten und überraschten Kameraden und Eltern mit der fünfstökkigen Menschenpyramide. Der nette Trick dabei: Drei Kinder lagen einfach bäuchlings übereinander. set
Der Darmstädter Regierungspräsident (RP) hat es am Dienstag angeordnet, und die Stadt Frankfurt muß folgen: Hofhausstraße und Heiligenstockweg zwischen Preungesheim, Berkersheim und Seckbach sind "für den Kraftfahrzeugverkehr offenzuhalten", es darf nicht mehr gesperrt werden.
Beide Routen, bei Autofahrern als Abkürzungen beliebt, waren von der Stadt im Juni 1990 für "bestimmte Zeiten von montags bis freitags" für Personen- und Lastwagen dichtgemacht worden. Anwohner hatten gegen Lärm und Abgase des Schleichverkehrs protestiert.
Gegen die Sperrung wiederum gab es nun von den "Schleichfahrern" Widerspruch. Der zuständige RP nahm sich der Sache an, ließ die Barrieren im März für drei Tage wegräumen und den Verkehr zählen. Ergebnis: "Die Belastung in Hofhausstraße und Heiligenstockweg ist wesentlich geringer als die in vergleichbaren Straßen anderer Stadtteile."
Zudem handele es sich bei beiden Straßen "nicht um reine Wohn- oder Ortserschließungsstraßen, sondern um Ortsverbindungsstraßen". Deren Sperrung führe für die betroffenen Verkehrsteilnehmer "zu erheblichen und auch unzumutbaren Umwegen".
Es bestehe, so der RP, "ein dringendes vorrangiges Interesse daran, diese beiden Verkehrswege auch zukünftig für den Kraftfahrzeugverkehr vollständig offenzuhalten". peh
Neu ist das Café Skyline in den Räumen des Jugendbüros Eckenheim, Sigmund-Freud-Straße 95. Über Öffnungszeiten und Sonderveranstaltungen informiert das Jugendbüro: Tel. 5 48 28 33. fn
Nachdem im Mai die Arbeitslosenzahl 1992 erstmals zurückgegangen war, ist sie im Juni wieder auf 28 053 gestiegen. Die Arbeitslosenquote kletterte im Juni von 4,8 im Vormonat auf 4,9 Prozent und liegt damit deutlich über dem Vergleichswert von 1991 (4,3 Prozent).
Unter den 5386 Menschen, die sich im Juni als sogenannte Neuzugänge registrieren ließen, befanden sich vor allem ungelernte Arbeitskräfte und junge Leute, denen der nahtlose Übergang von der Schule in ein Ausbildungsverhältnis oder von der Lehre in eine feste Anstellung nicht gelungen war. Auch viele Teilnehmer von beruflichen Bildungsmaßnahmen, die jetzt abgeschlossen sind, meldeten sich arbeitslos.
Die während der Ferienzeit übliche Nachfragen-Flaute bezüglich neuer Mitarbeiter ist nach Angaben des Arbeitsamtes noch nicht eingetreten. Die Zahl der Dauerarbeitsplätze, die im Juni angeboten wurden, überstieg die des Vormonats. Seit Jahresbeginn wurden 21 949 Stellen registriert - 1,4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
9434 Stellen waren Ende Juni noch offen. Allein in dem Bereich Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufe waren es 1881. Es wurden 792 Warenkaufleute und 461 Sozial-, Erziehungs- und Geisteswissenschaftler gesucht. Gleichzeitig enthielt die Arbeitslosen-Kartei 5045 Angehörige der Verwaltungs- und Büroberufe, 1790 Warenkaufleute und 1675 Geistes- und Sozialwissenschaftler - ein Zeichen dafür, wie sehr die Qualifikation der Bewerber und die Anforderungen der Arbeitgeber voneinander abweichen.
Bedingt durch das Ende des Schul- und Ausbildungsjahres stieg die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 20 Jahren um 80 auf 899 Betroffene. Ebenfalls überproportional angestiegen - von 9,1 auf 9,3 Prozent - ist die Arbeitslosenquote unter den ausländischen Arbeitnehmern. Vor einem Jahr hatte sie noch 7,3 Prozent betragen. ft
Von Politikern und in den Medien hört man und liest man viel Löbliches über die Polizeimaßnahmen, die der Sicherheit der Bürger/innen in der Frankfurter Innenstadt dienen sollen. Soweit so gut! Aber das Sicherheitsbedürfnis der Bürger/innen darf nicht zu einer mentalen und realen Aufrüstung gegen soziale Randgruppen wie Wohnsitzlose und Drogenabhängige führen, wie man es zur Zeit tagtäglich in unserer Innenstadt erleben kann.
Wenn ein schwerkranker Drogenabhängiger, der sich gerade zum Drogentreff geschleppt hat, - allein schon deshalb, weil das die einzigen menschlichen Kontakte sind, die er noch hat, - von der Polizei sofort wieder weitergejagt, wird, dann ist das absolut inhuman. Es fragt sich auch, nach welchen Rechtsgrundsätzen hier Menschen einfache Bürgerrechte wie das, sich auf öffentlichen Plätzen und in Anlagen aufzuhalten, abgesprochen werden.
Der Hinweis auf soziale Angebote für solche Gruppen kann nicht die Mißachtung von Bürgerrechten rechtfertigen. Und auch der Hinweis, es gehe ja nur um die Auswärtigen, zieht nicht; denn einmal treffen die Maßnahmen alle in gleicher Weise. Außerdem haben wir ein Recht auf Freizügigkeit, wonach jedes seinen Aufenthalt selbst bestimmen kann. Heinz-Manfred Schulz, Frankfurt
Auflösung der Fixer-Szene" Zum Artikel "Von allen Seiten Prügel für die "Auflösung der Fixer-Szene", FR vom 4. 7.
"Bravo, Herr Stammber! Nachdem Ihre Partei (CDU) sich in den zwölf Jahren der Verantwortung erfolgreich um die Lösung der Drogen- und Obdachlosenproblematik gedrückt hat, finden Sie nun in der Opposition starke Worte der Kritik an der Vorgehensweise von Andreas von Schoeler (SPD), der bereit ist, die schwierige Materie, für die es leider keine einfache Lösung geben wird, aktiv bedacht, anzugehen.
Die Polizei hat recht, wenn sie Orte benannt wissen möchte, zu denen die Betroffenen je nach dem Grad der Schwere der Symptome gebracht oder geschickt werden können. Grundsätzlich gilt festzuhalten, daß wir unsere Menschenwürde nur bewahren, wenn wir uns sozial kooperativ verhalten und auch durch soziale Hilfeaktion in Verantwortung eingefunden bleiben.
Menschen mit Randgruppensymptomen sollten nicht mit Almosen vollgestopft werden, sondern auch an gesellschaftlich nützlicher Arbeit - notfalls mit Zwang - beteiligt werden. Das ist keine Zumutung, für diese Menschen sondern Hilfe zur Achtung vor sich selbst. Wenn schon die wünschenswerte frühkindliche Sozialisierung versagt hat, müssen sinnvolle Programme zur Spätsozialisierung entwickelt und konsequent durchgeführt werden. Der Anfang zur Problemlösung ist gemacht. Wir sollten Andreas von Schoeler dankbar sein."
Dr. Hannelore Kraus, Frankfurt
Ausbildungs-Krise Zum Artikel "DGB sieht ,tiefe Krise' der Lehre im Handwerk", FR vom 27. 6.
Der Blick auf die Ausbildung im Handwerk ist vielleicht deshalb so krisenhaft beschattet, weil der DGB den falschen Betrachterstandort gewählt hat. Wer nur vom Schreibtisch des DGB-Hauses seine Betrachtungen anstellt, kann wohl kaum zu einer objektiven Beurteilung kommen.
Die geforderte Qualifizierungsoffensive beginnt allerdings nicht erst am Tage des Lehrbeginns. Denn bereits im Vorfeld sind Veränderungen eingetreten, mit denen sich das Handwerk auseinandersetzt:
1. Der bisher nie dagewesene Run über das Abitur zur Hochschule.
2. Die zum Teil mit erheblichen Defiziten entlassenen Schülerinnen und Schüler. 3. Unzureichende vorzeitige Orientierung und Hinführung zu den Handwerksberufen. 4. Die baulichen Gegebenheiten der Berufsschulen sowie die inhaltliche Abstimmung des Unterrichts mit den Erfordernissen einer modernen Berufsausbildung ist oft nicht gegeben.
5. Nicht ausschließen will ich auch, daß der eine oder andere Lehrbetrieb von veralteten Denkstrukturen geleitet wird.
Trotz dieser Schwachpunkte darf festgestellt werden, daß weltweit kein besseres System das Erlernen eines Handwerks garantiert und somit die hohe Qualität des deutschen Handwerks sichert. Es ist anzustreben, daß die Beteiligten die ernsthafte Verbesserung wollen, auch gemeinsam die Unzulänglichkeiten anzugehen. Dieter Wimmel, Frankfurt
ROM, 9. Juli (KNA). Der jetzt vom Papst genehmigte neue Weltkatechismus, der die katholische Glaubens- und Morallehre zusammenfaßt und im Herbst erscheinen soll, schließt für bestimmte Fälle unter streng umgrenzten Voraussetzungen nicht prinzipiell aus, daß ein Staat die Todesstrafe verhängen darf. Er folgt dabei der traditionellen katholischen Sittenlehre, nach der die Todesstrafe als letztes Mittel nach einem gerechten Verfahren moralisch nicht unerlaubt ist: wenn ein ungerechter Aggressor dem Gemeinwohl grundlegend geschadet hat und schadet, wenn kein anderes Mittel greift und wenn das Gemeinwesen anders nicht vor weiterem Schaden bewahrt werden kann.
Die katholische Lehre zur Todesstrafe geht auf Thomas von Aquin zurück, der dem Staat für bestimmte Fälle die Entscheidung über Leben und Tod einräumt. Päpste bis Pius XII. hatten diese Lehre ständig neu durchdacht und formuliert. Zur Begründung wurde auf die Abschrekkungswirkung verwiesen und die Bedeutung der Sühne herausgestrichen, die nicht nur im Jenseits, sondern bereis in der diesseitigen Welt erfolgt. Zudem wurde die Todesstrafe als Moment der Gerechtigkeit verstanden oder als pädagogischer Grenzpfahl und letzte Warnung gedeutet.
Dennoch kommt die Aufnahme in den Katechismus überraschend: Seit dem Konzil hatten weder Päpste noch katholisches Lehramt diese Lehr explizit aufgegriffen. So gingen nicht wenige von einer stillschweigenden Ächtung der Todesstrafe durch die Kirche aus. Bestätigung dafür schienen aufsehenerregende Gnadenappelle von Papst Johannes Paul II. oder von Bischöfen für Todeskandidaten zu sein, etwa für die jugendliche amerikanarische Mörderin Paula Cooper, für die sich der Papst bei seiner USA-Reise 1987 eingesetzt hatte und die zwei Jahre später offiziell "begnadigt" wurde.
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NEU-ANSPACH. Alle Neu-Anspacher Fotoamateure sind aufgerufen, mit der Kamera das "Grün zwischen den Häusern" aufzuspüren. Unter diesem Motto hat die Gemeinde wieder einen Fotowettbewerb in den Sommerferien ausgerufen. "Wir suchen lebendige Wege, grüne Dächer, das Haus im Kleid der Natur", zählt der stellvertretende Bürgermeister Rudi Rübsamen als Anregung für die Motivsucher auf. Der Kreativität der Hobbyfotografen sind außer den Grenzen der Bebauung in den Ortsteilen keine Schranken gesetzt. Als Preise warten ein Fahrrad, Bücher und weitere Sachpreise auf die Gewinner.
Einsendeschluß ist Samstag, 15. August. Die Teilnehmer können ihre Beiträge in Farbe oder Schwarzweiß einreichen; das Format sollte mindestens 13 ä 13 betragen. Die Bilder sind bei der Gemeindeverwaltung, Bahnhofstraße 26-28, abzugeben. cn
&blt; Argentinische Graphik
Im Gästehaus der Frankfurter Uni (Ditmarstraße 4) werden graphische Blätter von vier argentinischen Künstlern - Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A. P. Moreno und Zulema Maza - ausgestellt. Bei der Vernissage am heutigen Donnerstag, 9. Juli, um 19 Uhr spielt Oscar Vetre, Klavier, Werke von Alberto Williams, Carlos Guastavino, Julian Aguirre und ALberto Ginastera. &blt; Arbeiten auf Papier Das Graphische Kabinett im Westend, Barckhausstraße 6 in Frankfurt, zeigt noch bis zum 1. August Arbeiten auf Papier von Max Neumann, die in den Jahren 1991 und 1992 entstanden sind. Geöffnet ist Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr. &blt; Mühlberg-Fest In Johannesberg bei Aschaffenburg ist vom 10. bis 12. Juli Mühlberg-Fest - ein großes Open-Air-Konzert von Freitag abend bis Sonntag abend. Mit den Gruppen "Lizard", "Mr. Thing", "Stomping Roach", der "Franck Band", "Starfucker", "Johannesberger Blech" (Frühschoppen mit Blasmusik), "Silent Cry", "Lilly & The Soulboys" und Peter Schneider.
WIESBADEN. Ein 52 Jahre alter Mann belästigte am Montag gegen 17 Uhr zwei zehnjährige Mädchen auf dem Spielplatz am Luxemburgplatz: Er begann ein "Gespräch mit sexuellem Hintergrund", so die Polizei. Daraufhin rannten die Kinder weg und alarmierten die Beamten.
Der Täter, der bei der Polizei kein Unbekannter ist, wurde verhaftet, aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Der alkoholkranke Mann begab sich in eine Klinik, um dort eine Therapie zu beginnen. gre
Gleich drei Weinfeste werden im Juli in den Gemeinden der malerischen Volkacher Mainschleife zwischen Schweinfurt und Kitzingen gefeiert. Von Freitag, 10., bis Montag, 13. Juli, können im über 900 Jahre alten Dörfchen Sommerach die besten Weine der Gegend probiert werden. Dort lädt auch der erste Sortenlehrpfad Frankens zu einem informativen Rundgang ein. Am Samstag, 18., und Sonntag, 19. Juli, feiert dann Fahr sein Winzerfest, ein Stadtteil von Volkach, das einst karolingisches Königsgut war.
Nur eine Woche später, vom Freitag, 24., bis Montag, 27. Juli, ist der Stadtteil Obervolkach an der Reihe. Nähere Informationen über die Feste und Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort sind beim Verkehrsamt in W-8712 Volkach erhältlich, Telefon 0 93 81 / 4 01 12.
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Bosnien-Herzegowina Ausbruch aus Sarajewo Seite 2
Leitartikel Der Versuch von München Seite 3
Abtreibungsgegner Der Dyba von Simmern Seite 4
Gen-Technik EG entwickelt Regeln Seite 5
Hongkong Der letzte Kaiser Seite 7
Feuilleton Lina Wertmüllers "Carmen" Seite 8
Wirtschaft Adidas wird britisch Seite 9
Sport Neue Chancen für Strauß Seite 12
Medienrundschau AZ München in der Krise Seite 15
Dokumentation Sprache, Medien und Politik Seite 16
Frankfurt Tunnel unter der City? Seite 17
Kulturspiegel Walter-Benjamin-Tagung Seite 21
Hessen Drogen in Betrieben Seite 22
Aus aller Welt Präfekt stoppt Touristenzentrum Seite 28
Börse Seite 11
Fernsehen und Funk Seite 14
Roman Seite 19
Filmspiegel Seite 24
Freie Aussprache Seite 27
Joschka Fischer von den Grünen hat die Patenschaft für eine Gastronomie-Kette übernommen. Persönlich will sich der hessische Umweltminister um Wohl und Gedeihen der "Lobby-Restaurants" in Frankfurt und anderswo kümmern. Das Engagement des Landespolitikers ist jedoch unverdächtig: Die Speiselokale, für die er mit Ruf und Namen einsteht, servieren Mahlzeiten für Obdachlose und Arme. Sie sind den französischen "Restaurants du coeur" nachempfunden.
Betreiber in Frankfurt ist der Verein "Lobby für Wohnsitzlose und Arme". Seit April 1991 offeriert er in einem Sälchen der evangelischen Gutleutgemeinde, Gutleutstraße 121, einen "Mittagstisch für Wenigverdiener". Für drei Mark - "Besserverdiener" zahlen 6,80 Mark - gibt es da gutes und reichliches warmes Essen.
"Lobby" bezuschußt jedes Mahl für Arme und Obdachlose mit 2,80 Mark - das macht 50 000 Mark im Jahr. Das Geld kommt von den Beiträgen der 123 Mitglieder, von Sponsoren und Spendern. Pate Joschka will dazu noch das Seine tun, um diverse Wiesbadener Geldquellen anzuzapfen und Töpfe aufzutun.
Der als gemeinnützig anerkannte und ehrenamtlich geführte Verein kann jeden Pfennig gut gebrauchen. Zwei weitere "Lobby"-Restaurants sollen nämlich bald öffnen. Die Verhandlungen laufen mit der Saalbau-GmbH für ein Objekt in Bockenheim und mit dem "Internationalen Bund für Sozialarbeit" für einen Mittagstisch im Gallus in der Rebstöcker Straße.
Das "Frankfurter Modell" ist auch in anderen Bundesländern gefragt. In Aschaffenburg und Leipzig sind "Lobby"-Eröffnungen im Gespräch, für die Fischer ebenfalls Pate stehen mag. Er hält freie Initiativen, die sich für Obdachlose engagieren, für eine "hervorragende Sache". Der Sozialstaat allein könne wider diese "neue Armut" nämlich nicht mehr erfolgreich "gegenfinanzieren": "Man kann es dämpfen, lindern - aber es wird nie genug sein." peh
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Das Frankfurter Frauenkulturhaus vergibt für die Dauer von zwei Monaten Werkstatträume und ein Atelier. Bewerben können sich einzelne Künstlerinnen, aber auch Gruppen, die die Räume für eine begrenzte Zeit für künstlerisches Arbeiten nutzen wollen.
Interessentinnen können sich ab sofort im Frauenkulturhaus melden: Am Industriehof 7-9, 6000 Frankfurt 90, Telefon (069) 70 10 17. fr
WIESBADEN. Mit einem Trick gelang es einer 30 bis 35 Jahre alten Frau, am Montag gegen 12.30 Uhr aus der Wohnung eines Rentner-Ehepaars in der Hermann-Brill-Straße 1700 Mark zu stehlen. Der 76jährige Mann hatte gerade die Haustür aufgeschlossen, als die Trickdiebin kam. Sie ging hinter dem Rentner her und schlich sich in die Wohnung, was der 76jährige aber nicht gleich bemerkte.
In der Küche bat sie die Ehefrau (75), ihr einen Brief an einen anderen Hausbewohner zu verfassen, weil sie selbst nicht schreiben könne. Während die hilfsbereite Rentnerin dies tat, klaute ein Komplize das Geld aus einer Brieftasche. gre
In der FR vom 1. 7. wurde darüber geschrieben, daß der Wasserverbrauch in letzter Zeit sichtbar zurückgegangen sei. Im heißen Jahr 1976 war der Stadtverbrauch 100 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, 1991 waren es 80 Millionen, obwohl die Stadt größer geworden ist. Der Trend setzt sich fort.
Trotzdem beschloß die hessische Landesregierung, eine Grundwasserabgabe von 0,20 DM pro 1000 Liter ab 1994 auf 0,40 DM pro 1000 Liter zu erheben, um noch mehr Wasser zu sparen. Soll das nun eine Bestrafung oder eine Belobigung sein?
Da geht der Verbrauch zurück, gleich gehen die Preise hoch. Wird hier die Kuh (Verbraucher) gemolken, ehe sie verdurstet? Der Verbraucher erwartet für seine Einsparung eine Prämie oder einen Bonus, aber keine zusätzliche Erhöhung. Da sollte sich die hessische Landesregierung dazu was einfallen lassen. Sonst sieht das alles nach Abschöpfungswillkür aus und nicht als Sparanreiz!
Horst Denz, Frankfurt
"Absahner" Zum Artikel "Schmalhans lädt zu den Empfängen", FR vom 2. 7.:
Es ist schon lange überfällig, daß die Pro-Kopf-Ausgaben für Buffets und Umtrünke bei städtischen Empfängen drastisch gesenkt werden. Aber auch wenn sie überwiegend unter 50 Mark pro Person bleiben, ist es noch reichlich viel.
Frankfurter Sozialhilfeempfänger kommen nach unseren Untersuchungen im Schnitt 19 Tage im Monat mit der offiziellen Sozialhilfe aus. Sie haben offiziell rd. 8 Mark am Tag für Ernährung und Getränke zur Verfügung. In Wirklichkeit sind es aber nur rd. 6 Mark, da eine Vielzahl ganz normaler Ausgaben (Telefon usw.) auf Kosten der Ernährung bezahlt werden müssen.
Ein Abend-Buffet der Stadt Frankfurt im Wert von 40 Mark pro Person entspricht einer ganzen Woche Nahrungszufuhr eines Sozialhilfeempfängers.
Die Diskussion über die städtischen Buffets verdeckt jedoch, daß die eigentlichen Nutznießer staatlicher Schlemmerzuschüsse die Manager und Unternehmer aller Sparten sind. Sie können ihre unermüdlichen Streifzüge durch die Frankfurter Restaurants, Bars und Nachtclubs als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen. Ganze Restaurants und Amüsierbetriebe leben von dieser Art von Sozialhilfe.
Es wird Zeit, diese Methoden des Absahnens ebenso intensiv zu beleuchten wie die kommunalen Bewirtungskünste. Prof. Rainer Roth, Frankfurt
Keine Anbiederung Zum Kommentar "Liberale Anbiederung" in der FR vom 3. 7.
Ich kann mich der Einschätzung, das verkehrspolitische Programm der FDP sei ein Spagat oder gar eine Anbiederung, nicht anschließen. Die absolute Priorität, die Theo Dechert für Busse und Bahnen fordert, ist kein Widerspruch zur von der FDP befürworteten freien Wahl des Verkehrsmittels.
Dechert will den Individualverkehr durch einen attraktiven ÖPNV zurückdrängen ohne die aufs Auto angewiesenen Pendler im Stile von Stadtrat Martin Wenz (SPD) zwangsweise zur Benutzung von Bussen und Bahnen treiben zu wollen. Es handelt sich also um keinen Widerspruch, vielmehr soll der Autobenutzer durch eine attraktive Alternative überzeugt, nicht aber zur Benutzung eines zur Zeit häufig noch unattraktiven ÖPNV gezwungen werden. Diesem Ziel dienen auch die Forderungen nach neuen U- und S-Bahn-Wagen sowie City- und Alleentunnel.
In der Sache geht es doch nur darum, die Verkehrsströme ohne dirigistische Maßnahmen auf den öffentlichen Personennah- und Fernverkehr umzulenken. Daß dies gewaltiger Investitionen bedarf, ist unbestritten. Allerdings hat die FDP kein mit dem Stadtkämmerer abgestimmtes Regierungsprogramm, sondern ein liberales Verkehrskonzept vorgelegt. Dr. Thomas Schimpff, Frankfurt
ACHTUNG, bitte MOBILE und REPARATUR weglassen. Stattdessen KORRUPTION neu.
kommt in ca. 30 Minuten. Danke. Günther Scherf
HOCHTAUNUSKREIS. Das ehemalige Bad Homburger Ingenieurbüro Niklas, das in der Korruptionsaffäre im Hochtaunuskreis eine Schlüsselrolle spielt, ist möglicherweise auch in die Bestechungsaffäre im Kreis Limburg / Weilburg verwickelt. Dies hat der Pressesprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, mitgeteilt. Die Ermittlungen in Sachen Hochtaunus-Korruption würden deswegen zur Zeit gemeinsam mit der Limburger Staatsanwaltschaft geführt.
Mit ersten Anklagen gegen die im Hochtaunuskreis beschuldigten Spitzenpolitiker ist laut Harth nicht vor Ende dieses Jahres zu rechnen. Die Komplexität der Sachverhalte erlaube keinen früheren Termin. In der Hochtaunus-Korruptionsaffäre wird gegen rund hundert Beschuldigte ermittelt. Außerdem war einer der verantwortlichen Staatsanwälte wegen einer Erkrankung längere Zeit ausgefallen. Von den 1991 festgenommenen Spitzenpolitikern befindet sich der ehemalige Bürgermeister von Schmitten, Georg Hahl, noch immer in Untersuchungshaft.Rupert Kiesling: Der Mann, der seinen Traum in Sperrholz Wirklichkeit werden ließ
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Prof. Dr. Ulrich Albrecht (Berlin); Prof. Dr. Astrid Albrecht-Heide (Berlin); Prof. Dr. Hans-Eckehard Bahr (Bochum); Dr. Hanne-Margret Birckenbach (Kiel); Beate Dörr (Tübingen); Prof. Dr. Theodor Ebert (Berlin); Prof. Dr. Ossip Flechtheim (Berlin); Daniel Gaede (Tübingen); Martin Grundmann (Kiel); Günther Gugel (Tübingen); Corinna Hauswedell (Bonn); Dr. Ulrike Hörster-Philipps (Münster); Uli Jäger (Tübingen); Karlheinz Koppe (Bonn); Prof. Dr. Ekkehart Krippendorff (Berlin); Prof. Dr. Erich Küchenhoff (Münster); Prof. Dr. Annette Kuhn (Bonn); Margitta Matthies (Kiel); Dr. Regine Mehl (Bonn); Peter Müller-Reich (Berlin); Randolph Nikutta (Berlin); Bernd Nolz (Kiel); Prof. Dr. Klaus Potthoff (Kiel); Prof. Christiane Rajewsky (Düsseldorf); Dr. Adelheid Schlott (Tübingen); Thomas Schultz-Jagow (Hamburg); Ruth Stanley (Berlin); Dr. Reiner Steinweg (Linz); Dr. Ulrike C. Wasmuht (Berlin); Arend Wellmann (Berlin); Dr. Christian Wellmann (Kiel); Prof. Dr. Walter Westphal (Kiel); Prof. Dr. Gerda Zellentin (Wuppertal).
Die Akademie für Weiterbildung hat ihr Programm "Bildungsurlaub 1992/93" vorgelegt. Es steht unter dem Motto "Ökologie in Südeuropa" und umfaßt mehr als 150 Angebote. Adresse: Großer Hasenpfad 25, Frankfurt 70, Telefon 62 87 53 (nach 18 Uhr).
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KRONBERG. Welch Idyll. Unter mächtigen Bäume liegen satte Wiesen, in stillen Teichen spiegelt sich der Himmel. Einsame Spaziergänger wandeln durch den Park. Doch da, Horden in Piratenkluft mit bärtigen Gesichtern: "Willst Du auch 'ne Narbe?" Und ein Megaphon zerreißt die erhabene Stille - "braucht jemand noch Schminkfarbe?"
Spiegel waren begehrt gestern morgen im Kronberger Stadtpark. 90 Mädchen und Jungen bereiteten sich bei den Ferienspielen vor, den Schatz von Seeräuber Dotterbart zwischen Schillerweiher und Kaiserin-Friedrich-Denkmal zu bergen. Mit kräftiger Schminke und Papierhüten ging es hinaus, neun Abenteuer zu bestehen. Schwarz war gefragt für Bärte und Narben - so sehr, daß eine Betreuerin trösten mußte, "es gibt auch Piraten mit gelben Augenklappen, ihr habt doch auch unterschiedliche Klamotten an".
Dann ziehen die Piraten, gar schrecklich anzuschauen, gruppenweise durch den Park. Sie waschen Gold aus dem Bach, laufen als Seeschlange mit verbundenen Beinen Slalom und bauen Wasserleitungen. Und jedesmal erringen sie ein weiteres Puzzleteil für die große Schatzkarte.
"Gut, sehr gut", loben Kinder die Ideen ihrer 14 Betreuerinnen und Betreuer. Von Schwimmbad und Opel-Zoo bis Kuchenbacken, von Nachtwanderung mit Gespenstern ("Anwohner haben sich schon gewundert") und Zelten bis Töpfern war bisher alles dabei, was sich die Kinder wünschten. "Im Prinzip machen die Kinder das Programm", erklärt Angelika Hartmann vom dreiköpfigen Leitungsteam, "verschiedene Gruppen machen verschiedene Programme."
"Rund ums Wasser" lautet das Motto der Ferienspiele in Oberhöchstadt und Kronberg. So geht es noch ins Klärwerk, und die Feuerwehr sorgte bei großer Hitze für Abkühlung mit einem riesigen Springbrunnen - und die Mädchen und Jungen machten sofort ihre Betreuerinnen naß.
Die rächten sich gestern. Im Tal der Wasserköpfe mußten die Kinder nach einem Teil des Kartenpuzzles fahnden. Luftballons hingen hoch in der Luft, gefüllt mit einem Kartenteil - und mit Wasser, das auf die mutig pieksenden Piraten herabregnete.
Und im kleinen Weiher schwamm zuhauf die Flaschenpost - doch dem Bergungsboot fehlten die Ruder. "Ruder mit den Händen!", riefen die Spielkameraden am sicheren trockenen Ufer und, "stütz' Dich weiter raus." "Kann ich nicht", kam's zurück aus dem Schlauchboot, "ihr müßt' mir mehr Schnur lassen." Der Bootsmann stakte kräftig, drehte sich aber nur im Kreis. Dem sahen die Mitspieler nicht lang zu, sie nahmen das Boot an die kurze Leine und zogen ihren Flaschenfänger wegen Mißerfolgs kurzerhand an Land. Rauh sind Piratensitten.
Doch am Ende heben alle 90 Kinder gemeinsam den Schatz. Toll, aber nicht das Tollste dieser Ferienspiele. "Wir waren in 'ner Limofabrik", erzählen die siebenjährige Sonja und der elfjährige Florian strahlend vom größten Ferienspaß, "da haben wir so viel probieren können wie wir wollten." Wobei aber doch nicht alles nach dem Geschmack der Genießer war: "Das Wasser hat nicht so gut geschmeckt."Flüchtlingsfamiliedroht Abschiebung
OBERURSEL. Einer libanesischen Flüchtlingsfamilie in Oberursel droht die baldige Abschiebung - obwohl sich der Petitionsausschuß des Landtags für ihr Bleiben eingesetzt hat. Der Bundesinnenminister sieht kein Hindernis für die Abschiebung. Dies gilt auch für weitere drei Flüchtlinge, die sich erfolgreich an den Landtag gewandt hatten. Das rot-grüne Kabinett in Wiesbaden hat die Entscheidung bereits zur Kenntnis genommen.
Die Länge des Dienstwegs vom Innenministerium übers Regierungspräsidium bis zur Ausländerbehörde des Kreises entscheidet nun darüber, wann die Familie abgeschoben wird. Gestern waren die Unterlagen noch nicht im Landratsamt eingegangen.
"Das Bundesrecht läßt keinerlei Spielraum." Gert-Uwe Mende, Sprecher des Wiesbadener Innenministeriums, verweist darauf, daß Land und Kreis bei der Abschiebung nur Ausführende sind. Die Entscheidung fällt (laut Ausländerrecht) in Bonn: "Das Land wird für Dinge verantwortlich gemacht, die auf politisch anderer Ebene entschieden werden."
Der Petitionsausschuß des Landtags hatte die Eingaben zu der Oberurseler Familie und zu drei ähnlichen Fällen um einen weiteren Aufenthalt in Hessen "zur Berücksichtigung" an die Landesregierung überwiesen. Das sei die stärkste Form, die der Ausschuß wählen könne.
Die rot-grüne Landesregierung hat dem Wunsch der Abgeordneten dennoch nicht entsprochen. Denn das CDU-geführte Bundesinnenministerium habe rechtliche Auswirkungen der Petition auf das bundesweit geltende Ausländerrecht "nachdrücklich verneint", erklärt Mende. "Damit bestand für die Landesregierung keine Möglichkeit mehr, im Sinne der Petition zu entscheiden."
Hintergrund der Abschiebungen ist seit Anfang 1991 geltende neue Ausländerrecht. Es läßt laut Mende weniger Ermessenspielraum bei humanitären Fragen als früher. Die als Asylbewerber abgelehnte libanesische Familie, deren Petition jetzt scheiterte, soll in ihrer bürgerkriegsgeschüttelten Heimat vor allem um die Sicherheit der Kinder fürchten.
Das Grünen-geführte Gesundheitsministerium, für Asylunterkünfte zuständig, hofft deshalb vage, "daß es weitere Überlegungen gibt, dieser Familie humanitär zu helfen." stk
KÖNIGSTEIN. Die umstrittene Baumfällaktion in der Frankfurter Straße in Königstein wird ein gerichtliches Nachspiel haben. Manfred Herr, Stadtverordneter der WK 2000, und seine Bau-Partner haben gegen die Bußgeldbescheide des Landratsamts Widerspruch eingelegt. "Die Verfahren gehen alle zum Amtsgericht", so Vertreter des Kreisbauamtes auf FR-Anfrage.
Zugleich teilte eine Sprecherin des Landratsamtes mit, daß die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Königsteiner Baudezernenten Klaus Dehler (SPD) abgewiesen wurde. Das Landratsamt konnte keine Verstöße Dehlers erkennen, der das Abholzen der geschützten Bäume ohne Fällgenehmigung stets als illegal gebrandmarkt hatte. Manfred Herr hatte die Dienstaufsichtsbeschwerde im Gegenzug zu Vorwürfen an ihn wegen der Fällaktion eingereicht. Gleichzeitig hatte er vergeblich Anzeige gegen Dehler erstattet. Auch die Staatsanwaltschaft sah keine Anzeichen für ein Verschulden des Ersten Stadtrats und stellte das Verfahren ein.
Das Landratsamt sieht das Fällen der Bäume ohne Bau- und ohne Fällgenehmigung weiter als illegal an. Bußgeldverfahren seien gegen "alle Betroffenen einzeln" eingeleitet worden. Dazu zähle auch Manfred Herr.
Der Stadtverordnete und seine Partner in einer Bauherrengemeinschaft wollen auf ihren Grundstücken in der Frankfurter Straße gemeinsam ein Wohn- und Bürohaus errichten. Um die Baugrube ausheben zu können, ließen sie das Gelände im Februar roden. Dazu hatten sie nach Ansicht von Stadt und Kreisbauamt jedoch weder eine Baugenehmigung noch eine Erlaubnis gemäß der Königsteiner Baumschutzsatzung. stk
Gegen die Festnahme von 482 Gegnern des Weltwirtschaftsgipfels durch die Polizei am Montag in München haben am Dienstag abend in der Frankfurter Innenstadt etwa 200 Demonstranten protestiert. Begleitet wurde die Demonstration, die ohne Zwischenfälle verlaufen ist und sich nach anderthalb Stunden gegen 18.30 Uhr an der Taunusanlage vor dem Gebäude der Deutschen Bank wieder auflöste, von einem massiven Aufgebot der Polizei.
Aufgerufen zu dem Protestzug hatten neben der Ökologischen Linken und den Grünen im Umlandverband Frankfurt auch der Wiesbadener Arbeitskreis Umweltschutz, die Linke Liste und die Grünen an der Universität Frankfurt, das El Salvador-Komitee, das Nicaragua-Komitee, das Projekt Libertär in Wiesbaden sowie die Initiative "Wiesengrund". Gegen 17 Uhr hatten sich die Demonstranten auf dem Paulsplatz versammelt und waren zunächst in Richtung Hauptwache gegangen.
Der Kessel, den die Polizei am Montag um die Demonstranten in München gebildet habe, sagte eine Rednerin, "war der Versuch, die letzten Kritiker zu zerschlagen". Doch der Protest gegen das Treffen der Staatschefs der sieben führenden Industrienationen in der bayerischen Landeshauptstadt dürfe nicht aufhören, schließlich würden die Politiker "aus diesen imperialistischen Staaten darüber beraten, wie sie die Welt aufteilen". ing
Das Wetter
Wetterlage Die nach Deutschland eingeflossene kühle Meeresluft kommt unter Hochdruckeinfluß und kann sich dabei rasch erwärmen. Vorhersage bis Donnerstag früh Im Osten und Süden zunehmende Aufheiterung und nur noch im Alpenraum einzelne Niederschläge, im Norden und Westen sonnig. Höchsttemperaturen 22 bis 27 Grad. In der Nacht tiefste Werte 10 bis 15 Grad. Schwacher bis mäßiger, zeitweise auffrischender und böiger Wind um Nordost. Weitere Aussichten für Donnerstag Meist sonnig und sehr warm. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier, stark bewölkt 21 Amsterdam, leicht bewölkt 20 Athen, leicht bewölkt 30 Barcelona, leicht bewölkt 24 Bordeaux, leicht bewölkt 23 Brüssel, wolkig 21 Budapest, wolkig 24 Dublin, wolkig 20 Helsinki, wolkig 14 Innsbruck, stark bewölkt 21 Istanbul, wolkenlos 27 Kairo, leicht bewölkt 33 Larnaka, wolkenlos 32 Las Palmas, wolkig 24 Lissabon, leicht bewölkt 26 Locarno, stark bewölkt 21 London, wolkig 20 Madrid, wolkig 23 Malaga, leicht bewölkt 24 Mallorca, leicht bewölkt 26 Moskau, bedeckt 13 Nizza, wolkig 22 Paris, wolkig 21 Rom, leicht bewöklt 24 St. Petersburg, Gewitter 12 Stockholm, leicht bewölkt 17 Tunis, wolkig 26 Varna, wolkenlos 27 Venedig, wolkig 22 Warschau, stark bewölkt 19 Wien, wolkig 22 Zürich, bedeckt 21 Deutschland
Ort Wetter Grad
Berlin, stark bewölkt 21 Dresden, bedeckt 14 Feldberg/Schw., in Wolken 9 Feldberg/Ts., stark bewölkt 13 Frankfurt/M., stark bewölkt 17 Freiburg, bedeckt 17 Garmisch, starkt bewölkt 17 Hamburg, wolkig 23 Köln-Bonn, leicht bewölkt 17 Leipzig, wolkig 19 München, bedeckt 16 Norderney, wolkig 17 Rostock, leicht bewölkt 20 Sylt, leicht bewölkt 17 Zugspitze, in Wolken 10
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies.
Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Pollenflugvorhersage für Hessen In den nächsten Tagen wird mäßiger Flug von Nesselpollen und Pilzsporen erwartet.
Sonnenaufgang 5.26 Uhr
Sonnenuntergang 21.35 Uhr
Mondaufgang 15.51 Uhr
Monduntergang 0.39
Am 8., 9. und 10. Juli findet im Rahmen der Griesheimer Ferienspiele 1992 auf dem Abenteuerspielplatz Griesheim, Kiefernstraße, der alljährliche Jahrmarkt statt. Besondere Höhepunkte in diesem Jahr sind: Der Mittwoch steht unter dem Motto "Kinder besuchen Entenhausen". Hierzu gehört die große "Donald-Duck- Show" der Frankfurter Band "Frankfurt Goes to Gumpfenbach", die ab 17 Uhr auftritt (Eintritt 1 Mark), sowie ein Zeichenwettbewerb mit Überraschungspreis.
Musikalischer Höhepunkt am Freitag ist die Miniplay-back-Show. Weitere Aktivitäten an allen drei Tagen sind das Bauen von Kindertrommeln, Speckstein- Stand, Mit mach-Zirkus und Perkussions- Workshop.
Alle Programme finden Oper-air auf dem Abenteuerspielplatz statt, Eintritt bis auf Mittwoch frei, Baden im Swimming-pool inkl. Uhrzeiten: jeden Tag ab 14 Uhr. Für das leibliche Wohl ist ausreichend gesorgt. FR
OBERURSEL. Wegen Gleisbauarbeiten der Bundesbahn ist der Bahnübergang Frankfurter Landstraße von Montag, 13. Juli, 19 Uhr, bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr für den Autoverkehr gesperrt. Die Anwesen entlang der Frankfurter Landstraße zwischen Bahnübergang und Homburger Landstraße können nur über letztere angefahren werden. mk
Das Morse-Alphabet ist besonders nützlich, weil man damit auf vielfältige Art und Weise Botschaften senden kann - zum Beispiel mit Hilfe eines Summers oder einer Pfeife oder nachts durch Blinken mit einer Taschenlampe. Man kann es mit den Fingern auf den Tisch klopfen und es sogar mit den Augen zwinkern. Ein Punkt (·) bedeutet ein kurzes Signal und ein Strich (-) bedeutete ein langes Signal. Damit die Zeitabstände zwischen den Signalen nicht durcheinander kommen, mußt du immer daran denken, daß ein Strich dreimal so lange dauert wie ein Punkt. Du solltest also zum Beispiel die Taschenlampe eine Sekunde lang aufblitzen lassen, um ein Punkt zu signalisieren und drei Sekunden für einen Strich. Lasse Buchstaben und Wörter nicht ineinander übergehen.
Mittwoch, 8. Juli
Umwelt 2000, Senckenberganlage 34, Geo-Hörsaal: 18 Uhr s. t., Vortrag "Umweltschutz durch Völkerrecht - Die Perspektiven der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992".
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (KV Ffm): 13.30 Uhr, Busfahrt Hessenpark; Treffpunkt Paulsplatz (Info 73 32 07).
Hausfrauen-Bund: Kleiner Spaziergang Fuchstanz; 9.28 Uhr, Abfahrt Hauptwache/U3 Oberusel (Info 54 41 15).
Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: Do., 14 bis 18 Uhr, Spieltermin.
Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/R.3.
Stadtwaldverein: 19 Uhr, Äppelwein-Abend; Gasthof Ried.
City-Lauftreff am Römer: Mi./Do. 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte
Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.
Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken
Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Tel. 37 42 42; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Straße 25, Tel. 41 80 10; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Straße 1, Tel. 34 44 64; Hellerhof-Apotheke, Mainzer Landstraße 372, Tel. 73 59 17; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstraße 34, Tel. 45 66 08; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 56, Tel. 55 98 85; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstraße 64, Tel. 35 54 19; Nordend-Apotheke, Eckenheim, Engelthalerstraße 9, Tel. 54 43 10; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstraße 19, Tel. 57 17 85; Schweizer Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 47, Tel. 61 60 67; Struwwelpeter-Apotheke, Im U-Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 57, Tel. 77 70 77.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
Der Versuch von München
Es gibt allen Anlaß zu der Feststellung, daß es zu den Wirtschaftsgipfeln keine realistische Alternative gibt. Die in letzter Zeit wieder modisch gewordene Abwertung der Bedeutung dieser Jahrestreffen der Staats- und Regierungschefs aus den sieben führenden Industrienationen als "Massenspektakel" und "Medienshow", verkennt den nicht hoch genug einzuschätzenden Wert des gegenseitigen Kennenlernens von Personen und ihrer Interessen. Wenn es die im Jahre 1975 von den damals regierenden Staatsmännern, dem französischen Präsidenten Giscard d'Estaing und dem deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt, zur Bewältigung der ersten Ölkrise verabredeten Wirtschaftsgipfel nicht gäbe, müßten sie heute erfunden werden.
Gewiß ist seitdem der Aufwand für diese Spitzentreffen gigantisch gestiegen und geben die Umstände - besonders die skandalösen Einschränkungen der "Münchner Freiheit" im Namen der Sicherheit - berechtigten Anlaß zu Kritik. Doch dürfen hinter diesen Auswüchsen nicht die enormen Vorteile der regelmäßigen Begegnungen vernachlässigt werden. Zwar streiten sich mit Recht die Gelehrten über die Fehler und Versäumnisse, die natürlich auch den Großen dieser Welt von Beginn ihrer Höhenwanderungen an immer wieder unterlaufen sind.
Aber grundsätzlich gäbe es selbst bei einer Aneinanderreihung von Irrtümern nur die noch viel gefährlichere Alternative der Mißverständnisse, die entstehen müssen, wenn man einander fremd ist und die jeweiligen Interessenunterschiede nicht kennt. Die Bilder des bei seinen damaligen europäischen Kollegen unbekannten deutschen Notenbankchefs sollten abschrecken und mahnen zugleich, der Ende der 20er Jahre zu Beginn der Weltwirtschaftskrise mit dem Koffer in der Hand in den Hauptstädten um Kredit betteln mußte. Der Ausgang ist bekannt.
Dennoch könnte dieses Schicksal auch diesmal in München dem russischen Präsidenten Boris Jelzin widerfahren, wenn die auf dem Gipfel versammelten Gläubiger den Besucher aus Moskau als Bittsteller empfangen würden. Vor einer solchen fatalen Fehleinschätzung kann nicht einmal ein Wirtschaftsgipfel die Siebener-Seilschaft bewahren, solange sie Schulden mit Schuld gleichsetzen. Aber einen ganz neuen historischen Rang könnte ein "Abkommen von München" einnehmen, das die gegenseitige Abhängigkeit in der einen Welt anerkennt und die Interessen der anderen zu den eigenen macht. Ob der "Munich Summit" diese neue Gemeinsamkeit erkennt und die für die Völker wie für ihre Führungen ganz ungewohnten Herausforderungen annimmt, entscheidet allein über die Frage nach dem Wert dieser Mammutveranstaltungen.
Ohne den Gipfel der Großen wären die Chancen allerdings noch geringer, die Welt vor dem großen Crash zu bewahren. "Entscheiden" können aber selbst Präsidenten und Regierungschefs schon lange nicht mehr, daß sich alles zum Guten zu wenden hat. Wie es auch nicht in ihrer Befehlsgewalt liegt, daß sich die Konjunktur erholt und die Inflation am Boden bleibt. Die naive Erwartung in die Allmächtigkeit der sogenannten Mächtigen, über Arbeitslosigkeit und Zinsen, über Wirtschaftswachstum und Defizite mit einem Federstrich zu entscheiden, entspringt dem unpolitischen Irrglauben an das Gute in der Welt, wenn nur alle vernünftig wären.
Daß aber berechtigten Interessen der einen genauso berechtigte Interessen anderer entgegenstehen, ist eine lebenswichtige Erfahrung, die immer wieder auf den Gipfelbegegnungen gemacht werden muß. Andernfalls sind es eben "die bösen Amerikaner", die mit ihren Dollars geizen, "die bösen Franzosen", die einen Handelskrieg wollen, "die bösen Japaner", die die Welt erobern, oder "die bösen Russen", die unsere Steuergelder verprassen. Wenn die vielgescholtenen Gipfel wenigstens ganz oben mit diesen Feindbildern aufräumen würden, wären sie allein schon ihr Geld wert.
Bei aller Bescheidenheit bliebe den Verantwortlichen dann immer noch ge- nügend zu tun, ihre wirklichen Interessen im Gegenlicht ihrer jeweiligen Partner wenigstens zu erkennen. Das ist ihnen leider in Süd-Nord-Richtung noch nie oder nur ganz unzulänglich gelungen. Eine Wiederholung dieser Fehler in West- Ost-Richtung könnte im Wortsinne noch explosivere Folgen haben. Das anstehende Abkommen zur Verhinderung eines "Tschernobyl" im Osten, auch im übertragenen Sinne in Wirtschaft und Gesellschaft, wird zeigen, ob die Großen dieser Welt die wahren Interessen ihrer Wählerinnen und Wähler erkannt haben oder ob sie unter Berufung auf sie wieder nur bis zum Tellerrand ihres Wahlkampfes zu blicken vermögen. Gegen Kurzsichtigkeit helfen aber auch keine noch so hohen Gipfel.
Wie man die Welt so betrachten kann: Da qualifizieren die einen, Journalisten, den montäglichen Polizeieinsatz in München gegen Gipfel-Gegner gut begründet als brutal und überzogen, und da brüsten sich andere, wie der bayerische Ministerpräsident Max Streibl, mit dem weiß- blauen Tempo und der zupackenden Art, Straßen und Plätze abzuräumen. Wer die innerstaatliche Grenze nach Süden überschreitet, so die jüngste Belehrung aus berufenem Munde, muß, wenn er lärmt, damit rechnen, daß verfahren wird, wie es die Bilder zeigen. "Angemessen", beurteilt der Landesvater die Jagdszenen, ein "Kinderspiel" im Vergleich zu "anderswo".
Man muß sich solchen, einfältig klingenden Unsinn auf der Zunge zergehen lassen - dieses simplifizierende Herunterspielen des Einkesselns und Verprügelns von Menschen, die nach Ansicht von Polizeipräsident Roland Koller Staatsmänner mit ihren Trillerpfeifen nötigen wollten. Dabei war das Protest-Konzert auf Distanz angelegt und lief, was selbst die Polizei zugibt, gewaltfrei ab. Wenn das so war, möchte der Jurist gerne wissen, welcher Interpretation des Strafrechts und welchem Demokratieverständnis sich dieser Mann verpflichtet fühlt?
Eigentlich, so haben wir doch alle gedacht, würden Einsätze wie die in der "Weltstadt mit Herz" der Vergangenheit angehören; überwundene Teile einer politischen Kultur, die nach 1968 viele Jahre lang die Republik geprägt hat, gezeichnet oft von Unverhältnismäßigkeit auf beiden Seiten der Barrikaden. Doch man lernt nie aus, und München hat bewiesen, wie schnell wieder nach dem alten Stiefel verfahren werden kann. Um einem überzogenen Polit-Spektakel den letzten Schliff zu geben, reagierte die Ordnungsmacht schon im Vorfeld aller denkbaren Probleme nahezu hysterisch. Selbst zivile Bürger hatten da Assoziationen zum Polizeistaat.
Auffällig ist außerdem, daß man in München bestenfalls getrübte Erinnerungen an den Hamburger Kessel von 1986 hat, als uniformierte Beamte Kernkraft- Protestierer auf eine Weise einpferchten, daß Richter später von Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amt sprachen. An der Isar offenbar kein Thema. Vielleicht deshalb, weil sich mancher Politiker dort die Verhaltensmuster eh hinbiegt, wie er sie braucht? Den Herren Streibl und Koller sollte jemand mal Nachhilfe in Sachen Rechtsstaat verordnen. rr
Noch war die eine Steuer-Kuh nicht vom Eis, da wurde schon die nächste draufgeschoben. Nicht nur von Spiegel und Bild: Wenn Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) laut über die "finanzielle Inanspruchnahme von nicht investierenden Besserverdienenden" nachdenkt, geht er eindeutig über die bisher bekannten Überlegungen zur Finanzierung der nächsten Unternehmensteuerreform hinaus. Willkommen im Bonner Sommertheater! Die Verlängerung der Spielzeit bis weit in den Herbst hinein ist gesichert. Dafür sorgt die Vielzahl der Akteure, nicht etwa das Interesse des Publikums, das es längst leid ist.
Bleiben wir für heute bei der ersten Kuh. Positiv ist zunächst zu vermerken, daß der Vermittlungsausschuß von Bund und Ländern seinen Namen doch noch verdient. In der jüngeren Vergangenheit konnte der Eindruck entstehen, in dem Gremium werde nur blockiert statt vermittelt. In der Sache gibt es denn auch - parteipolitisch - keine Sieger und Besiegten. Beide Seiten mußten Zugeständnisse machen, und das Ergebnis kann sich alles in allem (nicht in jedem Detail) durchaus sehen lassen, wohl auch von den kritischen Karlsruher Augen.
Gewinner und Verlierer gibt es bei den Betroffenen. Zur zweiten Gruppe gehören die Erben, deren vorgesehener neuer Freibetrag entfällt, und die Alten, deren Entlastungsbetrag nun doch nicht erhöht werden soll. Letzteres ist ein äußerst unbefriedigendes Vermittlungsergebnis; es trifft wieder einmal zumindest auch jene, die Entlastung am nötigsten hätten, und sollte deshalb im Gesetzgebungsverfahren noch korrigiert werden. Gewinner sind die Geldanleger mit kleinen und mittleren Vermögen. Indem die Freibeträge verzehnfacht werden, kann sich das Sparen - heute für viele ein Verlustgeschäft - endlich lohnen. Was allerdings fehlt, ist eine Gleitklausel, die verhindert hätte, daß die fürs erste Steuerbefreiten mit ihren Zinserträgen allzu schnell in die Steuerpflicht hineinwachsen.
Und Gewinner sind nicht zuletzt die vielen ehrlichen Steuerzahler, die mit ihren Konten und Depots zu Recht von Rasterfahndungen der Finanzämter verschont bleiben. Ein Freibrief für Hinterzieher ist das keineswegs. Schon bei begründeten Anhaltspunkten für Steuerschwindel können die Behörden in Aktion treten, und sie dürfen sogar "Zufallsergebnisse" verwerten - ein dehnbarer Begriff, weil sich hinterher schwer feststellen läßt, ob ein Fahnder seine Erkenntnisse systematisch oder "rein zufällig" gewonnen hat. Soviel Kontrolle darf sein, sie reicht aber zusammen mit der Überprüfung der Freistellungsaufträge - damit niemand doppelt oder dreifach Freibeträge beansprucht - auch aus. ski
Roland Koller, der Münchner Polizeipräsident, hätte es gerne ein wenig harmloser ausgedrückt. "Der Begriff Kessel ist natürlich ein Arbeitsbegriff, den die Polizei nicht verwendet, wir sagen Umstellung", sagt Koller am Tag danach. Für den Polizeipräsidenten ist es ein unangenehmer Auftritt, egal wie er die Aktion nennt, die auf seine Weisung rund 24 Stunden vorher stattgefunden hatte. Denn es ist durch unzählige Augenzeugen belegt, daß Kollers Polizeitrupps beim Auftakt des Weltwirtschaftsgipfels mehrere hundert Demonstranten, die mit Trillerpfeifen und Protesrufen die Ankunft der Gäste störten, zuerst in eine Von Peter Fahrenholz (München) Seitenstraße abgedrängt und dann stundenlang umzingelt und mit teilweise unglaublicher Brutalität geschlagen haben. "Das ist unglaublich und beispiellos", entsetzte sich der Zweite Bürgermeister Christian Ude (SPD) als Augenzeuge der Szene. Und dann mußten alle 491 Festgenommenen am Abend wieder freigelassen werden, der Staatsanwaltschaft hatte der angegebene Haftgrund nicht ausgereicht.
Eine "Schande für München" nannte die Abendzeitung das Ereignis, das Koller mit einem peinlichen verbalen Eiertanz zu rechtfertigen suchte. Er selbst habe die Störer vor der Oper erlebt, erzählt Koller und beschreibt dann die ganze Gefährlichkeit der Situation. Die Störung ist nämlich "akustischer Natur" gewesen, und zwar "so, daß die Blaskapelle nicht zu hören war". Während zahllose Schaulustige zwar die Proteste der Demonstranten, aber ohne Probleme auch die bayerischen Blechbläser gehört haben, war es aus Sicht des Münchner Polizeipräsidenten ein "ohrenbetäubender Lärm", dazu da, "um die Veranstaltung zu kippen".
Kollers Leute holten die Protestierer daraufhin nicht eben zimperlich aus den Reihen der Schaulustigen hinter dem Absperrgitter. Sie wurden in eine Seitenstraße hinter das Rathaus, den sogenannten Marienhof, getrieben. Von diesem Zeitpunkt an hätte eigentlich auch für den lärmempfindlichen Münchner Polizei- präsidenten der Einsatz zu Ende sein müssen. Denn von dieser Stelle aus waren die störenden Zaungäste von Helmut Kohl und seinen Besuchern weder zu sehen und allenfalls ganz schwach zu hören.
Im Polizeibericht freilich liest sich die Szene geradezu dramatisch: "Die Störversuche nahmen durch massives Geschrei und Gejohle, unterstützt durch von außen zugeführte Megaphone, an Lautstärke zu." Jetzt erst ordnete Koller den "Kessel" an. "Daraufhin ist es ruhiger geworden", erinnert sich der Polizeichef. Wohl nicht so ganz, wenn auch die Darstellungen so weit auseinanderklaffen, daß sie kaum vom gleichen Ereignis stammen können.
Aus Polizeisicht nämlich haben "Angehörige der reisenden Politikriminellenszene" wie Ingrid Barabass oder "Damen wie Frau Ditfurth" einen bühnereifen Auftritt hingelegt. Indem sie sich nämlich "beim Herannahen von Festnahmekräften theatralisch zu Boden fallen ließen und lautstark behaupteten, von der Polizei mißhandelt worden zu sein". Es sei, beteuert Koller, nicht so gewesen, "daß die Polizei sinnlos drauflosgeprügelt hat". Von der Gegenseite sei vielmehr "geschickt operiert worden".
Zahlreiche Augenzeugen haben ganz andere Szenen beobachtet und dummerweise wurden auch etliche Journalisten das Opfer rabiater Polizisten. Als auf der Pressekonferenz eine Journalistin von einem Demonstranten berichtet, der angeblich stundenlang mit ausgekugeltem Arm vor Schmerzen schreiend auf dem Gang des Polizeipräsidums liegengelassen worden sei, meint Koller nur: "Mit Verlaub, das halte ich für eine Greuelgeschichte." Und der Münchner Bürgermeister Ude? Dessen Aussage, räumt Koller etwas kleinlaut ein, könne man "natürlich nicht so leicht zur Seite schieben, dazu hat der Mann zuviel Gewicht". Immerhin bequemt sich der Münchner Polizeichef zu dem Hinweis, daß man bei so einem Großeinsatz eben nicht "jeden Puff und jeden Rempler" vermeiden könne.
Der stundenlange Kessel bei sommerlichen Temperaturen paßt gut ins Bild, daß die Sicherheitsmaßnahmen für den Gipfel bieten. Schon bei der friedlichen Demonstration am vergangenen Samstag reagierten einzelne Polizeitrupps immer wieder mit nervöser und übertriebener Härte. Er habe, sagt Koller entschuldigend, schon von Anfang an immer gesagt, "daß wir eine niedrige Eingreifschwelle haben werden". Wenn sie so niedrig ist, daß selbst Pfiffe und Buh-Rufe schon zur Festnahme führen, sind Eskalationen wie auf dem Münchner Marienhof praktisch vorprogrammiert. Da wird dann eben eingekesselt, und es hat die Münchner Polizei offenbar nur wenig geschert, wie die Justiz über den berüchtigten Hamburger Kessel geurteilt hat.
Bei diesem in die Rechtsgeschichte der Bundesrepublik eingegangenen Polizeieinsatz waren im Juni 1986 auf dem Hamburger Heiliggeistfeld 800 Atomkraftgegner teilweise bis zu 16 Stunden lang festgehalten worden. Die entwürdigenden Umstände, unter denen dieser "Kessel" stattfand (die Eingekreisten erhielten keinerlei Nahrung und Getränke und mußten ihre Notdurft vor den Augen der Polizisten und inmitten ihrer Mitdemonstranten verrichten) lösten eine veritable Regierungskrise in dem Stadtstaat aus. Der für den Polizeieinsatz politisch verantwortliche Innensenator Rolf Lange mußte sich bei den Demonstranten entschuldigen und der Innenausschuß der Bürgerschaft stellte anschließend Rechtsbrüche, Pannen und taktische Fehler ebenso fest wie die "Unverhältnismäßigkeit der Aktion".
Erst viereinhalb Jahre nach dem Kessel wurden die für den Einsatz verantwortlichen Polizeieinsatzleiter auch juristisch belangt. Das Landgericht Hamburg verurteilte sie im Oktober 1991 wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung, Körperverletzung im Amt und fahrlässiger Körperverletzung zu Geldstrafen zwischen 8200 und 16 200 Mark, die zur Bewährung ausgesetzt wurden - die Beamten gingen in die Revision vor dem Bundsgerichtshof.
Ob in München ähnliche Konsequenzen zu erwarten sind, war am Dienstag überhaupt noch nicht abzusehen. Wenn es nach dem Polizeipräsidenten Koller und seiner knallharten Linie gegangen wäre, hätte man einen Teil der Festgenommenen gleich bis Donnerstag in Unterbindungsgewahrsam genommen, eine bayerische Spezialität. "Aber der Richter", bedauert der Münchner Polizeichef, "hat das nicht für ausreichend erachtet." In der Tat muß auch Koller einräumen, daß es von den Demonstranten zum Zeitpunkt des Einschreitens keine Gewaltanwendung gegeben habe, daß keine Waffen oder Wurfgeschosse sichergestellt worden seien. Trotzdem hält der Polizeichef die Entscheidung des Gerichts, die Festgenommenen wieder laufenzulassen, für "nicht nachvollziehbar". Wo sie doch diesen gefährlichen, ohrenbetäubenden Lärm verursacht haben.
Ob die Polizeileitung von oben besonders scharfgemacht worden ist für diesen Gipfel? Daß nur bloß nichts passiert im Zuständigkeitsbereich von Bayerns Innenminister Edmund Stoiber? Koller bestreitet das vehement. Einen "Ratschlag" des Innnenministeriums habe es schon lange nicht mehr gegeben. "Es gibt keine politischen Vorgaben", beteuert Koller. Die Gewißheit, beim nächstenmal nicht wieder so hinzulangen, vermittelt der Münchner Polizeichef nicht. Man sei eben "nach jedem Einsatz schlauer", meint er nur und ringt sich zu einer lauen Entschuldigung durch.
Sollte sich herausstellen, daß es Überreaktionen seiner Leute gegeben habe, werde man "dieser Frage nicht ausweichen". Über persönliche Konsequenzen ("Ein Beamter kann gar nicht zurücktreten, selbst wenn er es wollte") hat sich Koller noch keine Gedanken gemacht. Braucht er wohl auch nicht. Denn von ganz oben hat er bereits Rückendeckung erhalten.
Bayerns Ministerpräsident Max Streibl findet die Prügelorgie nämlich völlig in Ordnung. Beim Presseabend der Staatskanzlei aus Anlaß des Gipfels verkündete Streibl ganz ungerührt, wenn einer glaube, er könne stören in Bayern, "der muß wissen, daß wir dann auch etwas härter hinlangen. Auch das ist bayerische Art."
In Nestor Castellanos kleiner Zweizimmer-Wohnung herrscht peinlichste Ordnung. Blitzblank hängen die Töpfe an der Küchenwand, Rücken neben Rücken reihen sich akkurat die vielfach gelesenen Bücher im Regal, und wie auf dem Reißbrett formieren kleine Keramikschildkröten ein dekoratives Muster auf dem Beistelltisch. Castellanos, der dem Besuch einen Gartenstuhl anbietet, ist Hausmann - unfreiwillig. Der kubanische Physik-Professor wurde Anfang dieses Jahres von seiner Arbeit suspendiert.
Der Grund: Castellanos hatte zusammen mit 14 anderen Uni-Professoren verschiedener Fakultäten eine Petition für eine Demokratisierung der sozialistischen Inselrepublik unterschrieben. Darin treten die Akademiker für eine politische und ökonomische Öffnung der Insel auf "friedlichem Weg" ein, für die Wahrung der Menschenrechte, eine Generalamnestie für politische Gefangene sowie eine Autonomie der Universitäten. "Wir haben alle Formulierungen vermieden, die irgendein Gesetz in Kuba verletzen könnten", erklärt mit milder Stimme Castellanos, "und das hat uns dennoch nicht vor dem Rausschmiß bewahrt."
Er hätte es besser wissen müssen. Wie im Fall einiger Mitgliedern der Künstlervereinigung UNEAC, die vor einem Jahr ähnliche Reformen anregten, verweigertdie Regierung von Präsident Fidel Castro Andersdenkenden jede Möglichkeit des Dialogs. Die Reaktion ist immer die gleiche: Rausschmiß, Isolation, im schlimm- Von Rita Neubauer (Havanna) sten Fall Haft. Frei nach dem Motto des Revolutionsführers: innerhalb der Revolution alles, außerhalb nichts.
Insgesamt wurden 30 Angestellte an verschiedenen Universitäten suspendiert, da manche in den Verdacht gerieten, das Dokument gekannt, aber nicht denunziert zu haben. Seitdem erinnert auch Castellanos Foto am Uni-Eingang tagtäglich den Portier daran, daß sein Ex-Kollege eine "persona non grata" und ihm deshalb Zutritt zur Bibliothek und zu seinem Computer zu verweigern sei. Selbst die Familie des Mittvierzigers bekommt den langen Arm der Staatsgewalt zu spüren. Seine Frau Violeta Romero, die Italienisch unterrichtet, wurde aus der KP wegen "Verrats" ausgeschlossen - der schwerwiegendste Vorwurf, der die 600 000 Mitglieder treffen kann.
Violeta Romeros Vergehen: Nicht nur ist sie mit Castellanos verheiratet, sie lehnt auch noch die neu geschaffenen "schnellen Einsatztruppen" ab. Diese sollen bei Tumulten und öffentlichen Protestaktionen einschreiten und wurden im vergangenen Jahr aus dem Boden gestampft. Wenn auch viele Kubaner ihre Teilnahme ohne Konsequenzen verweigern konnten, so wurde Violeta Romeros hartnäckige Ablehnung letztlich für ihren Rausschmiß aus der Partei benutzt, erzählt ihr Ehemann.
Er fürchtet noch Schlimmeres. Daß auch sie ihren Job verliert und sein einziger Sohn Alef sein Elektronik-Studium nicht beenden kann. Auch ihn trifft die Sippenhaft. Da er versäumte, die Tat seines Vaters zu kritisieren, wurde er aus der kommunistischen Jugendorganisation UJC ausgeschlossen. "Es tut weh, mit anzusehen, wie die ganze Familie für eine Tat leidet, die man allein zu verantworten hat", resigniert Castellanos.
Castellanos ist kein Dissident, kein Konterrevolutionär, kein Mitglied der unzähligen Oppositionsgrüppchen, zu denen er erst nach seiner Unterzeichnung Kontakt bekam. Er hat, wie er betont, nicht einmal alle Unterzeichner gekannt. Castellanos war bislang vielmehr ein Getreuer, der an die Revolution glaubte, sich freiwillig für den Angola-Krieg meldete, ein "Internationalista", ein unpolitischer Akademiker, der sich mit dem wenigen beschied, wissend, daß sein Beruf in anderen Ländern ein Vielfaches einbringt.
Er ist ein Familienvater, der um sich herum die Familien in Auflösung sah, aber für sich und die Seinen Raum in der Revolution schuf, die Vorteile wie kostenlose Gesundheitsversorgung und Ausbildung schätzte und kaum beklagte, daß er kein eigenes Auto besaß. "Wir leben in bescheidenen Verhältnissen, aber wir sind zufrieden", sagt er und läßt seinen Blick über ein Radio schweifen, über zwei Aquarien und auf den kleinen Balkon.
Doch zuletzt war er auch ein Enttäuschter: "Ich habe mir vom Parteikongreß vergangenen Oktober mehr erwartet. Eine Öffnung, Reformen. Aber er war eine Enttäuschung, und deshalb habe ich unterschrieben. Weil wir gewaltsame Ereignisse in Kuba verhindern wollen, bevor es zu spät ist." Wie andere Kubaner fürchtet er, daß die tiefe Wirtschaftskrise, in die Kuba seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa stürzte, zu einer sozialen Explosion führen könnte.
In seiner Wohnung in einem Mittelklasse-Viertel der Hauptstadt Havanna wirken die kleinen Schwarz-Weiß-Fotos inzwischen tragisch, die ihn im angolanischen Busch im Kampfanzug zeigen. Seine Schilderungen, wie ihn Kollegen meiden und Nachbarn bespitzeln, erinnern an alte DDR-Zeiten.
Seine schüchterne Entschuldigung am Ende des Gesprächs, daß er die kubanische Tradition, Gästen Kaffee anzubieten, leider mangels desselben nicht mehr pflegen könne, sagt mehr als viele Erklärungen. Während manche Suspendierung mit einer Weiterzahlung des Gehaltes einhergeht, wurde ihm auch das gestrichen. Allerdings hat Castellanos wie auch Kubas prominentester Regimegegner, Elizardo Sanchez, zumindestens noch eine Lebensmittelkarte und damit wie alle anderen Kubaner jeden Tag Anrecht auf ein Brötchen, auf sechs Pfund Reis im Monat und zwei Shampoo im Jahr.
Auch behielt er sein Recht auf Arbeit im kubanischen Tropensozialismus - als Raumpfleger beispielsweise. Doch da hockt er lieber den ganzen Tag zu Hause. "Ich habe nicht zwanzig Jahre gerackert, um Physikprofessor zu werden und nun Toiletten zu putzen", erklärt Castellanos bestimmt. "Lieber hungere ich."
Seltsames Land. Seit zehn Tagen wird halb Frankreich von einigen tausend Brummi-Fahrern blockiert, aber niemand steht deswegen Kopf. Gewiß, zahllose Reisende sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Lieferungen erreichen ihren Bestimmungsort nicht, Waren verkommen, Betriebe müssen ihre Beschäftigten vorübergehend nach Hause schicken, weil für die Produktion notwendige Einzelteile ausbleiben, in den Urlaubsorten grassiert Krisenangst. Die Verluste der Wirtschaft gehen in die Milliarden.
Doch zwei Drittel der Franzosen haben, wenn man einer Umfrage folgt, für die Aktion der Routiers, wie die Fernfahrer heißen, Verständnis. Die Überraschung ist damit noch nicht zu Ende; denn ebenso viele der Befragten erklärten in derselben Umfrage, daß sie die Maßnahme für eine gute Sache halten, gegen die die Fahrer revoltieren: den Punkte-Führerschein.
Der Widerspruch läßt sich mit der Vermutung erklären, daß die Franzosen gegenüber der Bilanz auf ihren Straßen nicht ganz gleichgültig geblieben sind. Rund 10 000 Verkehrstote wurden 1991 gezählt. Auf je eine Million Einwohner kamen vergangenes Jahr in Frankreich
Dieses "Jeder für sich"-Denken ist freilich keine Spezialität von heute. Der Poujadismus, die rücksichtslose Verteidigung von Eigeninteressen, hat eine lange Tradition. Die Möglichkeiten für eine zahlenmäßige Minderheit, ein Land und seine Bürger - ganz oder teilweise - zur Geisel ihrer Forderungen zu machen, sind in der komplexen Gesellschaft von heute eben nur viel größer geworden. Der Ausbruch solcher Proteste, die latent auch in anderen Gesellschaften schwelen, wird in Frankreich noch dadurch begünstigt, daß es keine starke Gewerkschaftsbewegung gibt. Nur knapp zehn Prozent der Beschäftigten, so wird geschätzt, sind gewerkschaftlich organisiert. Bei allen Konflikten der jüngsten Zeit hat sich das Fehlen verantwortlicher Arbeitnehmerorganisationen als Hindernis bei der Lösung erwiesen.
Hinzu kommt, was der Soziologe Alain Touvier die "chronische Krankheit Frankreichs" nennt - das Unvermögen der Regierenden, Reformen, so vernünftig und überfällig sie auch sein mögen, so einzuführen, daß sie von den Betroffenen auch akzeptiert werden. Premierminister Pierre Beregovoy macht da mit dem kläglichen Hin und Her zwischen Gesprächsbereitschaft und Festigkeit, Zugeständnissen und Panzereinsätzen, keine Ausnahme. Seit zwanzig Jahren ist in Frankreich vom Punkte-Führerschein gesprochen worden. Zweimal wurde das Vorhaben fallengelassen, und nun, da es im dritten Anlauf Wirklichkeit wurde, hat niemand den Sturm vorausgesehen.
Der Forderung der Routiers, die sich mehr um ihren Arbeitsplatz als um das Leben anderer Verkehrsteilnehmer Sorgen machen, konnte die Regierung nicht nachgeben. Doch darum geht es nicht allein. Wenn Angehörige eines Wirtschaftszweiges auf dem Recht beharren, das Gesetz zu übertreten, weil sie anders nicht mehr über die Runden zu kommen glauben, dann ist in dieser Branche etwas faul. Die Klagen der Fernfahrer sind das Resultat einer langen und gefährlichen Fehlentwicklung - der ständigen, durch nationale und europäische Verkehrspolitiker geförderten Zunahme des Straßengüterverkehrs.
Wenn sich die Transporteure darüber beschweren, nicht mehr auf ihre Kosten zu kommen, ist das nur eine Seite der Medaille, die andere ist aber, daß die gesellschaftlichen Kosten des Straßentransports allmählich untragbar werden. Neue Regelungen können nur europäisch getroffen werden, müssen aber ökologisch ausgerichtet sein. So haben die Routiers mit ihren Protesten Probleme deutlich gemacht, deren Lösung - nicht nur in Frankreich - die Aufhebung ganz anderer Blockaden verlangt.
Christoph Zschätzsch (PSV BG Groß- Gerau) ist bei den Rollschnell-Lauf-Europameisterschaften in Serpa/Portugal im 5000 m Punkterennen Dritter hinter Simone Rosati (Italien) und Jury Fiora (Italien) geworden. Beim 3000 m Rennen der Frauen erreichten Cathrin Feuchtenberger (Groß-Gerau) und Melanie Knopf (Bayreuth) einen 10. und 15. Platz. Es siegte Alessia Tagliapietra (Italien).
Kurze
Lobron schlägt WM-Kandidat Jussupow Der 32jährige Großmeister Eric Lobron vom Bundesligisten FTG Frankfurt besiegte im Schnell-Schachturnier der Weltelite in Brüssel den WM-Kandidaten Artur Jussupow. Die erste Partie endete Remis, und im zweiten Durchgang nutzte Lobron einen Fehler des Russen in der Eröffnung. Fünfter Ausländer beim AC Florenz Der argentinische Nationalspieler Diego Latorre wird fünfter Ausländer beim italienischen Fußball-Erstligisten AC Florenz und damit Teamkollege der ehemaligen Münchner Stefan Effenberg und Brian Laudrup. Rumänien und Österreich profitierten Durch die Nicht-Teilnahme des serbischen Fußball-Verbandes am Europacup werden die zwei frei werdenden Plätze im UEFA-Cup reglementsgemäß an die in der Fünf-Jahres-Rangliste bestplazierten Länder mit zwei UEFA-Cup-Teams abgetreten. Damit werden Rumänien und Österreich im nächsten Wettbewerb mit je drei Mannschaften vertreten sein. Fünfter Platz für Wasserballer Die deutsche Wasserball-Junioren beendeten die 13. Europameisterschaft in Sopron/Ungarn mit einem 7:6-Sieg gegen die Vertretung der GUS und erreichten damit im 15er-Feld einen 5. Platz. Schweizer Güller Prolog-Sieger Der 24jährige Schweizer Urs Güller ist der erste Träger des Gelben Trikots bei der 27. Internationalen Rheinland- Pfalz-Rundfahrt. Güller gewann im Spurt des 13 km langen Ausscheidungsfahrens gegen den deutschen Nationalfahrer Erik Zabel. Probst und Meier in Runde 2 Zwei deutsche Frauen stehen beim Tennis-Turnier von Kitzbühel (150 000 Dollar) in der 2. Runde: Die Weltranglisten-66. Wiltrud Probst (Bamberg) nach dem 6:2, 6:0 gegen Tracey Morton (Australien) und die Weltrangliste-117. Silke Meier (Saarlouis) nach dem 4:6, 6:3, 6:4 gegen Maria Strandlund (Schweden). Dagegen scheiterte Veronika Martinek (Nürnberg), in der Weltrangliste an 63. Stelle, am Dienstag mit 4:6, 3:6 an der als Nummer 3 gesetzten Judith Wiesner (Österreich).
Uwe Wiesinger ist wirklich keiner von den Stillen im Lande. Doch was der Mann in den letzten Wochen und Monaten zu reden gehabt hatte, war selbst ihm fast schon ein wenig zuviel: Mit 170 Fußballspielern hat der Schatzmeister und (nach dem Ausscheiden von Uwe Ebert auch) sportliche Leiter des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 gesprochen, verhandelt, gefeilscht und diskutiert, um, wie er es sagt, "Feuer und Wasser zusammenzubringen". Mit diesem blumigen Vergleich ist am Böllenfalltor indes etwas reichlich Profanes gemeint: den sportlichen Fortbestand zu gewährleisten und gleichzeitig die Finanzen zu konsolidieren. Und weil dies beim derzeit mit 1,3 Millionen Mark in der Kreide stehenden südhessischen Klub nach wie vor oberste Priorität genießt, mußte Uwe Wiesinger zumindest verbal in die Offensive gehen.
Am Freitag nämlich wird der Ball in der Zweiten Bundesliga wieder getreten, wird zu einer wahren Mammut-Saison mit 46 Spielen (plus DFB-Pokal) bei 24 Mannschaften in einer eingleisigen Liga gebeten, und dafür will der SV Darmstadt 98 gerüstet sein. Doch Verstärkungen, und das ist die Crux an der Sache, müssen am Böllenfalltor preiswert sein. "Billig, aber zweitligatauglich sollen sie sein", umreißt Wiesinger sein Aufgabengebiet, "Feuer und Wasser zusammenbringen" eben. Daß bei diesem Sparkonzept bisweilen auch namhafte Verstärkungen müde abwinken - Buvac oder Deffke etwa -, sind die Verantwortlichen bei den 98ern gewillt hinzunehmen. "Für die Saison 1992/93 stehen uns für Transfer, Gehälter und Prämien für alle Spieler insgesamt 2,1 Millionen Mark zur Verfügung. Somit können wir nur Leute verpflichten, die unser Gehaltsgefüge nicht zerstören." Und weil Wiesingers Spielraum entsprechend eng ist, mußte er halt mit 170 potentiellen "Lilien" verhandeln.
Als Neuzugänge hat er bislang Tayfur Havuctu (SG Egelsbach), Stefan Malz (Südwest Ludwigshafen), Christof Plagge (SG Ueberau) sowie Luiz Rodriguez (SV Jügesheim) und Thomas Duchrow und Martin Wagner (eigene Amateure) fest unter Vertrag. Steven Berry (ablösefrei; Southampton und Hongkong) und Muhammedu Koljenovic (FC Pristina) werden in dieser Woche noch ihre Kontrakte unterzeichnen. Und weil Thomas Lauf zur SG Egelsbach wechselt und Guangming Gu in seiner Heimat China dem neuen National-Trainer Klaus Schlappner als Assistent zur Hand gehen wird, wollen die "Lilien" mit 18 Profis und vier Vertragsamateuren in die Saison gehen. Dank der gutnachbarlichen Beziehungen zu Eintracht Frankfurt haben die Darmstädter die verbindliche Zusage des Bundesligisten, wonach im August/September ein weiterer Kicker vom Riederwald ans Böllenfalltor wechseln wird.
Am Sonntag, gegen den FC Homburg (15 Uhr, Böllenfalltor), wird es nun für die Mannschaft um den neuen Spielführer Henrik Eichenauer ernst. "Wir steuern ein positives Punktekonto an", gibt Uwe Wiesinger die Losung aus. Die gute Vorbereitungszeit, die ansprechenden Testspiele (sechs der sieben wurden gewonnen) und das intensive Trainingslager in Vilshofen geben dieser optimistischen Prognose Nahrung. "Wichtig ist, daß wir zum Auftakt mit drei englischen Wochen gleich punkten", sagt Trainer Rainer Scholz, der auf ein ähnlich engagiertes Auftreten seiner Mannschaft wie zuletzt in der Abstiegsrunde hofft. "Wir dürfen nur den Start nicht verschlafen." Dabei weiß der 37jährige nur zu genau, daß mit Homburg, St. Pauli, Hertha Berlin, Hannover und Braunschweig schwere Brocken auf die in der vergangenen Saison mit Mühe und Not dem Abstieg entronnenen 98er warten.
Ohnehin weiß niemand so genau, was diese aufgeblähte, kräfteraubende Saison mit weiten Anfahrtswegen und unattraktiven Gegnern bringen wird. "Wir stehen da ein wenig im dunkeln", meint Scholz, der ganz bewußt kein hartes Trainingsprogramm durchgezogen, sondern Wert auf Ausdauer und Schnelligkeit gelegt hat. Als Minimalziel nennt er deswegen auch - realistisch - den Klassenerhalt. "38, 40 Punkte müßten reichen."
Die Darmstädter, deren Hauptsponsor den Vertrag nicht verlängert hat und die jetzt für ein Autozubehör-Unternehmen Reklame laufen ("Wiesinger: "Ich bin damit sehr zufrieden"), kalkulieren, wie schon in der Vergangenheit, mit einem Zuschauerschnitt von 4000. Bislang, heißt es aus der Geschäftsstelle, laufe auch der Dauerkarten-Verkauf gut an. Finanziell jedenfalls, davon sind die 98er-Verantwortlichen überzeugt, wird die eingleisige Liga für den SVD kein Vabanque-Spiel. "Wenn ich sehe, wie die anderen Klubs aufgerüstet haben, glaube ich kaum, daß die das bis zum Schluß finanziell durchhalten." In Darmstadt sei der Spagat gelungen, habe man "Feuer und Wasser" zusammenbringen müssen. Auch wenn sich Uwe Wiesinger den Mund hatte fusselig reden müssen. THOMAS KILCHENSTEIN
BAD HOMBURG. Vor fast 15 Jahren wurde er zum ersten Mal mit viel Ehr' in den Ruhestand verabschiedet; am morgigen Sonntag nun wird es zum zweiten Mal geschehen: Karl-Heinz Meinke, von 1966 - 1978 Stadtkämmerer und von 1972 - 1978 zugleich Vize-Bürgermeister, feiert nicht nur seinen 80. Geburtstag, sondern auch seinen zweiten Abschied. Knapp 15 Jahre nach der Pensionierung scheidet er jetzt auch aus dem Amt des Geschäftsführers der stadteigenen Klinik-Baumstark-GmbH.
Fast 40 Jahre lang hat er dieses Amt bekleidet, zuletzt halbtags und mit Kurdirektor Peter P. Bruckmaier als Partner. Aber was heißt schon "halbtags"? Mit fast 80 saß er nicht nur jeden Nach- mittag von 15 bis 18 Uhr am Schreibtisch in der Verwaltungszentrale der 160-Betten-Kurklinik. "Man wird auch vormittags immer wieder mal gerufen", fügt er mit der ihm eigenen Bescheidenheit ein wenig kleinlaut hinzu.
Kein Wunder also, daß auch die Frage nach einem Gesprächstermin für dieses FR-Porträt von Meinkes Frau mit dem Hinweis beantwortet wurde: "Da rufen Sie ihn am besten im Büro an." In seinen Worten hört sich der gleiche Satz auf eine andere Frage ein bißchen anders, aber nicht gegensätzlich an: "Mein Hobby ist mein Beruf."
Sein Vater war Beamter, sein Sohn ist (Finanz-)Beamter, und Karl-Heinz Meinke war und ist Beamter vom Scheitel bis zur Sohle. Im schlesischen Guhrau geboren kam er, kaum zwei Jahre alt, in die Heimatstadt seiner Mutter, nach Bad Homburg, das er von da an nie mehr für längere Zeit verließ. Er absolvierte das "Einjährige" und begann danach, am 1. April 1928, eine Lehre bei der Stadt, von der er 50 Jahre später, bei der Verabschiedung, sagte: "Ich habe diesen Schritt nie bereut."
Zur dreijährigen Lehre gehörte eine Zeit beim Bezirksvorsteher von Kirdorf, wo es damals - zur großen Enttäuschung des jungen Lehrbubs - noch nicht einmal eine Schreibmaschine gab. 1948, kaum vom Stadtsekretär zum FR-Porträt Stadtobersekretär befördert, wurde Meinke zum Leiter der Stadtkämmerei ernannt. 18 Jahre lang erfüllte er diese Aufgabe als reiner Verwaltungsmann, ehe daraus die Stelle eines zu wählenden Stadtrats wurde: Und gewählt wurde kein anderer als Karl-Heinz Meinke.
Als er 1978 nach 50 Jahren im öffentlichen Dienst in den vermeintlichen Ruhestand verabschiedet wurde, lobten alle seine Überparteilichkeit. Über Jahrzehnte hinweg hatte es Meinke, wenngleich längst Mitglied der CDU, geschafft, sich aus dem weiß Gott heftigen Bad Homburger Parteiengezänk weitgehend herauszuhalten. "Ein Glücksfall vielleicht. Vielleicht aber auch, weil ich eine sehr ausgleichende Haltung habe", antwortet er selbst auf die Frage, wieso ihm das Kunststück wohl gelungen sei. Die Solidität seiner Finanzpolitik war immer unbestritten, weshalb ihm viele auch den Titel "Kassenverwalter" verliehen haben - worunter die einen ein Lob, die anderen einen Tadel verstanden. Sie hätten wohl lieber einen um Firmengunst buhlenden Grundstücksmakler gesehen.
Seinen Nachfolgern Klaus-Peter Jürgens (dem späteren Landrat und heutigen Baumanager) und Karl Lohwasser begegnete Meinke nach dem Abschied aus dem Rathaus auch weiter im Aufsichtsrat der Baumstark GmbH. Ansonsten hat er sich aus der Kommunalpolitik zurückgezogen: "Was da passiert, lese ich nur in der Zeitung." Den Sitzungen der Gremien als "Ehemaliger" beizuwohnen, lehnt er strikt ab: "Nein, ich glaube, so etwas gehört sich nicht."
Nur zum Empfang, den Magistrat, Kur-GmbH und Baumstark-GmbH morgen im neuen Golfclubhaus im Kurpark veranstalten, wird er wieder mal der politischen Prominenz von einst und den Würdenträgern von heute die Hände schütteln. Sie werden ihm nicht nur zum 80. Geburtstag, sondern auch zum Ehrenvorsitz des Aufsichtsrats der Baumstark-GmbH gratulieren. Ab 1. August, wenn der zweite Abschied vollzogen und die Geschäftsführung der Klinik abgegeben ist, darf Karl-Heinz Meinke den neuen Ehrentitel der Galerie der vorhanden hinzufügen - und seine Zeit künftig Frau und Familie widmen. GÜNTHER SCHERF
NEW YORK 8. Juli (AFP/AP/Reuter). UN-Generalsekretär Butros Ghali will seinen Sonderbeauftragten Cyrus Vance zu einer Vermittlungsmission nach Südafrika entsenden, wie am Dienstag in New York bekannt wurde. Unterdessen hat der UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung über die Lage in Südafrika beschlossen. Vance soll rechtzeitig zur Südafrika-Sitzung Bericht erstatten.
Die südafrikanische Regierung hat den Vorstoß der UN begrüßt. Vance werde willkommen sein, hieß es in Pretoria am Mittwoch. Die Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) forderte, Vance müsse mit einem Mandat des Sicherheitsrates ausgestattet sein.
Die Zahl der Opfer politisch motivierter Gewalt in Südafrika hat sich im ersten Halbjahr 1992 gegenüber dem Vorjahr um 34 Prozent erhöht. Wie die oppositionelle Menschenrechtskommission (HRC) am Mittwoch mitteilte, fielen der Gewalt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 1806 Menschen zum Opfer. Der blutigste Monat war der Erhebung zufolge der Juni mit 373 Toten. Dabei seien 86,6 Prozent der Opfer im Juni ANC- Anhänger gewesen, während 13,4 Prozent zur Inkatha-Bewegung zählten.
W A R S C H A U , 8. Juli (AP). Der polnischen Politikerin Hanna Suchocka (Bild: dpa), Kandidatin von sieben aus der Gewerkschaft Solidarnosc hervorgegangenen Parteien für das Amt der Regierungschefin, ist es noch nicht gelungen, ein Kabinett zusammenzustellen. Die 46jährige soll die fünfte Regierung seit dem Zusammenbruch des Kommunismus vor drei Jahren führen. Präsident Lech Walesa macht ihre Nominierung davon abhängig, daß er die komplette Ministerliste sieht und daß ihm eine eindeutige Mehrheit im Parlament nachgewiesen wird, das den Ministerpräsidenten wählen muß.
Ursprünglich war Frau Suchocka von acht Parteien vorgeschlagen worden. Die Zentrumsunion scherte jedoch aus, weil die Kandidatin den Außenhandelsminister nicht übernehmen wollte. Die sieben Parteien aber haben nur 220 der insgesamt 460 Sitze im Parlament; mit der Zentrumsunion wären es 250 gewesen. Außerdem möchte Walesa dem Vernehmen nach den Innenminister behalten, während Suchocka diesen Posten schon anderweitig zugesagt haben soll.
An solchen Personaldebatten und der zersplitterten Parteienlandschaft war bereits der auf Vorschlag Walesas vom Parlament gewählte Premier Waldemar Pawlak gescheitert.
KÖLN, 8. Juli (AP). Der Gewerkschaft der Eisenbahner hat eine befristete Anhebung der Kilometerpauschale für die Bahn über den derzeit beim Auto gültigen Satz von 65 Pfennig gefordert. Damit solle die Fahrt zur Arbeit mit der Bahn schmackhafter gemacht werden, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Rudi Schäfer, der Kölner Tageszeitung "Express". Er sei sicher, "daß dadurch der Straßenverkehr spürbar entlastet und die Kasse der Eisenbahn kräftig aufgefüllt wird". Schäfer forderte Industrie, Bahn, Gewerkschaften sowie Bund, Länder und Gemeinden zu einer konzertierten Aktion auf, um den drohenden Verkehrsinfarkt auf den Straßen abzuwenden.
Unruhen im Gazastreifen Mit Messern gegen Frieden
KAIRO, 8. Juli (AP/AFP). Der jordanische König Hussein und der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin werden nach einem Bericht der Kairoer Tageszeitung "Al Achram" in den nächsten Tagen zu einem Gespräch über die bilateralen Beziehungen und den Nahost-Friedensprozeß zusammentreffen. Bei schweren Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Palästinensergruppen im besetzten Gazastreifen gab es nach Angaben der israelischen Armee 30 Verletzte. Die Begegnung zwischen Hussein und Rabin sei Ende Juni von einer jordanischen Delegation vereinbart worden, die einen geheimgehaltenen Besuch in Israel gemacht habe und auch von Rabin empfangen worden sei, hieß es. Das Treffen solle am Roten Meer entweder in der Hafenstadt Eilat oder im Akaba stattfinden.
Im besetzten Gazastreifen lieferten sich nach Angaben der israelischen Armee palästinensische Gruppen schwere Kämpfe. Nach arabischen Berichten gingen Anhänger der fundamentalistischen Hamas-Bewegung und der Fatah des PLO-Vorsitzenden Yassir Arafat mit Äxten, Messern, Ketten und Knüppeln aufeinander los. Der israelische Rundfunk sprach von "einer Art Krieg, der sich im (Gaza-)Streifen ausbreitet".
Die Armee verhängte heute eine Ausgangssperre über die Ortschaft Rafah und das Flüchtlingslager Schati.
Begonnen hatten die Zusammenstöße am Wochenende in der Stadt Bani Suheila. Am Dienstag kam es im Flüchtlingslager Schabura in Rafah zum schwersten Zwischenfall, als ein Fatah-Kämpfer einen Angehörigen der Hamas anschoß. Daraufhin bekämpften sich beide Gruppen im benachbarten Lager Idna. Dutzende Verwundete seien in die UN-Klinik des Lagers gebracht worden, hieß es weiter. Hamas-Aktivisten hätten im Krankenhaus zwei Fatah-Leute angeschossen.
NEW YORK/BAGDAD, 8. Juli (AP/ AFP). Irakische Frauen haben am Dienstag Inspektoren der Vereinten Nationen (UN) mit Obst, Gemüse und Eiern beworfen, die seit Sonntag das Landwirtschaftsministerium in Bagdad bewachen. Der UN-Sicherheitsrat in New York teilte mit, die Frauen seien mit vier Bussen vor das Gebäude gefahren worden, in dem die Inspektoren Material über das irakische Chemiewaffenprogramm vermuten, und zu dem ihnen der Zutritt verwehrt wird. Der britische UN-Botschafter Sir David Hannay sagte, der Rat habe bei der irakischen Regierung gegen die "bestellte Demonstration" protestiert.
Irak vertritt in dieser jüngsten Konfrontation im Zuge der Erfüllung der Waffenstillstandsresolutionen den Standpunkt, daß das Landwirtschaftsministerium eine zivile Einrichtung sei und dessen Durchsuchung eine Verletzung seiner Souveränität darstelle. Der Sicherheitsrat hingegen forderte Bagdad auf, den Inspektoren Zutritt zu verschaffen. In den Resolutionen werde nicht zwischen zivilen und militärischen Einrichtungen unterschieden. Am Dienstag kontrollierte die Gruppe einen anderen Ort in der Nähe Bagdads, worüber aber keine näheren Angaben gemacht wurden.
Was tun, wenn man mit dem Auto in einen Kanal gefahren ist? Eine Frage, deren richtige Beantwortung für Niederländer lebenswichtig sein kann, angesichts Tausender Kilometer von Kanälen, die zum Teil von Straßen begrenzt sind. Das niederländische Institut für Verkehrssicherheit in Naaldwijk bietet Kurse an, die helfen sollen, einen solchen Unfall zu überleben.
Maria Bonnet machte es bei einem Unfall in der vergangenen Woche instinktiv richtig: als sich ihr Auto in der Nähe von Rotterdam überschlug und in einem der Entwässerungskanäle liegenblieb, steckte sie geistesgegenwärtig ihren Kopf unter das Amaturenbrett, das zum Teil gerade noch über der Wasseroberfläche lag. In dieser Position mußte sie 16 Stunden ausharren, ehe ein Lastwagenfahrer das Auto entdeckte und den Rettungsdienst alarmierte.
Vor Journalisten erklärte die Frau: "Ich konnte die Tür nicht öffnen und wußte, wenn ich die Windschutzscheibe einschlage, dann kann es passieren, daß ich ertrinke. Ich mußte mich einfach zwingen, ruhig zu bleiben."
"Ruhe zu bewahren ist auch das Wichtigste, was wir den Leuten beibringen können", sagt Pierre van der Wee, Sprecher des Instituts für Verkehrssicherheit. Etwa 1750 Menschen nehmen jedes Jahr für rund 36 Mark an den Kursen des Instituts an Schwimmbecken oder Seen teil. Dabei muß jeder Teilnehmer dreimal hinter dem Steuer eines untergehenden Autos sitzen. Jedesmal sitzt ein Taucher neben ihm, zwei weitere sind für alle Fälle schon im Wasser.
"Wir zeigen, wie das Fahrzeug reagiert, wenn es ins Wasser eintaucht und wie wichtig es ist, angeschnallt zu sein", sagt van der Wee. Und er fügt hinzu, ansonsten bestehe die Gefahr, mit dem Kopf aufzuschlagen und zu ertrinken. Die Fahrschüler lernen auch, wie man aus dem Fenster aussteigt oder die Ruhe bewahrt und wartet, bis das ganze Auto voller Wasser ist, um die Tür öffnen zu können. In 1988, dem letzten Jahr, für das Zahlen vorliegen, fuhren in den Niederlanden 498 Fahrzeuge ins Wasser. Dabei gab es 28 Tote und 64 Verletzte. (AP)
LUCERNE VALLEY, 8. Juli (AP). Zwei Erdbeben mittlerer Stärke haben gestern erneut die Mojave-Wüste in Kalifornien erschüttert. Dort war es am 28. Juni in Landers und Big Bear Lake zu zwei starken Erdstößen gekommen, bei denen ein Kind ums Leben kam. Die Beben vom Dienstag erreichten eine Stärke von 4,3 und 4,7 auf der Richter-Skala. Verletzt wurde niemand.
Sie spielen auf der Straße Fußball wie in jeder anderen Stadt. Doch plötzlich fallen Schüsse, und die Kinder stieben entsetzt ins Innere der ehemaligen Schwesternschule, wo sie seit der Bombardierung ihres Elternhauses untergebracht sind. "Ich will, daß der Krieg sofort aufhört, in dieser Minute", verlangt die 16jährige Narcisa Pajevac. "Drei, zwei, eins, Schluß. Und dann alles vergessen wie einen bösen Traum."
Von den einst 150 000 Kindern und Jugendlichen in der bosnischen Hauptstadt lebe nur noch jeder dritte in Sarajewo, schätzt der für die UN-Friedenstruppe tätige Lehrer Dejan Jelacic. Zehntausende wurden von ihren Eltern bei Verwandten oder Freunden in anderen Städten in Sicherheit gebracht oder fanden in Flüchtlingslagern Unterkunft. Viele Kinder haben in dem seit Anfang April tobenden Krieg Mutter, Vater oder oft auch ihr eigenes Leben verloren. Nach Angaben von Professor Arif Smajkic, der das Gesundheitsamt leitet, liegt ihr Anteil unter den offiziell registrierten 1329 Kriegstoten der Stadtbevölkerung bei zehn bis 15 Prozent. Von den 6700 Verwundeten sind sogar 20 Prozent jünger als 18 Jahre. Insgesamt wurden in ganz Bosnien-Herzegowina nach Angaben der Zagreber Kommission für die Koordinierung der Hilfe bislang 500 Kinder getötet und etwa 5000 verletzt.
Den Kindern von Sarajewo raubt der Krieg die wichtigste Zeit ihres Lebens. Seit April sind die Schulen geschlossen, und bisher sieht es nicht so aus, als ob das neue Schuljahr wie geplant im September beginnen könnte. Neben der Sorge ums tägliche Überleben führen die Jugendlichen einen Kampf gegen die Langeweile. Seit der Zerstörung ihres Elternhauses lebt Narcisa in einem verlassenen Schulgebäude. Untätig mit einer Freundin auf dem Hof sitzend, klagt sie: "Ich suche nur noch nach Möglichkeiten, wie ich die Zeit totschlagen kann." So versucht sie, sich selbst Englisch beizubringen. Was sie am meisten von zu Hause vermißt? "Alles", sagt sie knapp und bestimmt.
Viele sind unterernährt und geschwächt. Die Kinder hätten im Schnitt zehn bis 15 Prozent ihres Normalgewichts verloren, weil es fast nur noch Reis, Bohnen und Kartoffeln gebe, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Svetlana Zec. Die Knappheit von Milch, frischem Gemüse und Obst führe zu Mangelkrankheiten. In dieser Woche sollen 52 Waisen nach Mailand und rund 100 verletzte Kinder zur medizinischen Behandlung nach Dänemark gebracht werden.
Die schlimmsten Folgen des Krieges für die Kinder werden nur selten sichtbar. "Manche Kinder haben zwei oder drei Monate im Schutzkeller verbracht", berichtet Sanja Rihtman, die eine Hilfsorganisation mit dem Namen Kinderbotschaft leitet. "Sie haben gesehen, wie Menschen getötet oder verletzt wurden - Dinge, die für Kinderaugen nicht gut sind." Frau Rihtman kennt einen sechsjährigen Jungen, der nach mehreren Nächten im Granatenhagel graue Haare bekommen hat.
DAVID CRARY (AP)
OTTAWA, 8. Juli (AP). Die kanadische Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der neun englischsprachigen Provinzen haben sich geeinigt, der französischsprachigen Provinz Quebec einen Sonderstatus zu gewähren. Sie vereinbarten am Dienstag ein Reformpaket, in dem Quebec als eigenständige Gesellschaft anerkannt wird und ein Vetorecht bei der Reform von Bundesinstitutionen erhält. Das Bundesparlament, die Abgeordnetenhäuser der Provinzen sowie Quebec, das die Verhandlungen boykottiert hatte, müssen dem Kompromiß zur Beilegung des Verfassungsstreits noch zustimmen.
Quebec hatte mit einer Abspaltung von Kanada gedroht, falls die englischsprachigen Provinzen ihm keinen Sonderstatus zugestehen würden. Am 26. Oktober wird Quebecs Ministerpräsident Robert Bourassa in seiner Provinz ein Referendum über Autonomie oder Abspaltung abhalten, wie es das Gesetz erfordert.
Die Übereinkunft sieht außerdem die Selbstverwaltung der Inuit (Eskimos) und Indianer in Kanada, eine Reform des Senats sowie den Abbau von Handelshemmnissen zwischen den Provinzen vor. Sie enthält damit alle Elemente des Lake-Meech-Abkommens, das im Juni 1990 in den Provinzparlamenten gescheitert war. Der Sonderstatus soll Quebec die Unterschrift unter die 1981 von allen anderen Provinzen angenommene Verfassung ermöglichen. Verfassungsminister Joe Clark sprach bei der Bekanntgabe des Abkommens von einem historischen Tag.
Die Senatsreform geht auf eine Initiative der bevölkerungsärmeren Provinzen Alberta, Manitoba und Neufundland zurück. Die Länderkammer, deren Mitglieder bislang ernannt wurden, sollen künftig gewählt werden. Jede Provinz erhält acht Sitze, die Nordwest- und die Yukon- Territorien je zwei. Wie viele Vertreter die Inuit in den Senat entsenden, bleibt zunächst offen. Mit der Neuregelung soll das Übergewicht der bevölkerungsreichen Provinzen Ontario und Quebec im Unterhaus ausgeglichen werden.
BERN, 8. Juli (AP). Die Schweizer Bevölkerung wird für den Fall eines Reaktorunglücks mit Jodtabletten versorgt. Wie das Bundesamt für Gesundheitswesen in Bern am Mittwoch mitteilte, erließ die Regierung eine entsprechende Verordnung, die zum 1. August in Kraft tritt.
Die Behörde erklärte, daß Jod kein universell wirksamer Strahlenschutz sei, sondern vor allem der Entstehung von Schilddrüsenkrebs entgegenwirken solle. Die Erfahrungen nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl hätten gezeigt, daß die Jodprophylaxe eine sichere und im allgemeinen ungefährliche Maßnahme sei. Um sich gegen die anderen radioaktiven Stoffe zu schützen, müsse bei einem Reaktorunglück ein geschlossener Raum oder ein Schutzraum aufgesucht werden.
Ziel der Verordnung ist eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten, wobei eine differenzierte Verteilung vorgesehen ist. Die rund 50 000 Einwohner, die im Umkreis von vier Kilometern (Zone 1) um die fünf Atomkraftwerke der Schweiz leben, erhalten Jodtabletten zur Aufbewahrung in ihrem Haushalt. Tabletten werden auch an Schulen, Betriebe, Verwaltungen und Spitäler abgegeben. Die rund eine Million Einwohner im Umkreis von vier bis 20 Kilometer (Zone 2) erhalten Jodtabletten erst nach einem Unfall, sofern Kantone und Gemeinden die Abgabe innerhalb von zwei Stunden sicherstellen können. Wo dies nicht möglich ist, erfolgt die Verteilung vorsorglich wie in der Zone 1. Für die übrigen 5,9 Millionen Einwohner, die mehr als 20 Kilometer von einem Reaktor entfernt leben (Zone 3), werden die Tabletten in den Kantonen zentral gelagert und erst im Unglücksfall ausgegeben. Für die Verteilung sind hier zwölf Stunden vorgesehen.
Die Abgabe der Tabletten und deren Einnahme werden von der zuständigen Einsatzorganisation des Bundes bei erhöhter Radioaktivität angeordnet. Die Kosten der Jodprophylaxe werden zu zwei Dritteln von der Atomwirtschaft übernommen, ein Drittel trägt der Bund.
RAINER BRÜDERLE, rheinland- pfälzischer FDP- Landesvorsitzender, hat sich für die Abschaffung der Wehrpflicht und die Umwandlung der Bundeswehr in eine Freiwilligenarmee ausgesprochen. Brüderle nannte die Absicht der belgischen Regierung vorbildlich, zum 1. Januar 1994 die Wehrpflicht abzuschaffen. Auf dem Bremer FDP-Bundesparteitag im Herbst wolle er sich dafür einsetzen, daß Deutschland dem belgischen Beispiel folgt, sagte er in Mainz. (AP)
SAARBRÜCKEN, 8. Juli (AP). Saar-Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) setzt zur Sanierung des Landeshaushalts auf Milliardenhilfe des Bundes. Sechs Wochen nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Finanzausgleich legte Lafontaine am Mittwoch dem Landtag in Saarbrücken sein Konzept zur Teilentschuldung und wirtschaftlichen Umstrukturierung vor.
Dem Bund schlug Lafontaine vor, das Saarland bis 1997 mit zusätzlich 7,6 Milliarden Mark zu unterstützen. Außerdem forderte er Hilfen zum weiteren Strukturwandel an der Saar und wandte sich gegen Pläne, DDR-Altschulden auf die westlichen Bundesländer zu übertragen, denn damit käme auf das Saarland eine weitere Verschuldung um mehrere Milliarden Mark zu. "Diese Belastung würde die Anstrengungen zur Überwindung der Haushaltsnotlage ad absurdum führen", sagte er.
Der Ministerpräsident verwies darauf, daß die Schulden des Saarlandes von über 13 Milliarden Mark mehr als das Doppelte des Haushaltsvolumens betrügen und jede vierte Mark der Einnahmen für Zinsen ausgegeben werden müsse. Ursache seien die Montanlasten und die späte Rückgliederung nach Deutschland.
Lafontaine kritisierte Versuche, den Ländern ständig zusätzliche Ausgaben aufzubürden. Er nannte die Finanzierung von Kindergartenplätzen im Rahmen des neuen Abtreibungsrechts, die EG-Agrarpolitik und die "seit Jahren ungelösten Wanderungsprobleme". Er prophezeite weitere Steuererhöhungen.
Der saarländische Landtag hat die Konsequenzen aus der Affäre um die Ruhegeldzahlungen an Ministerpräsident Lafontaine gezogen: Am Mittwoch beschloß er in erster Lesung mit den Stimmen der regierenden SPD eine Änderung des Ministergesetzes. Danach muß Lafontaine sämtliche Zahlungen, die er seit 1986 wegen seines Ausscheidens aus dem Amt des Saarbrücker Oberbürgermeisters erhalten hatte, der Staatskasse zurückerstatten. Der sozialdemokratische Regierungschef hatte zunächst rund 100 000 Mark für einen guten Zweck spenden wollen.
NÜRNBERG (ap/dpa/VWD). Die Lufthansa fliegt auch künftig riesige Verluste ein. Auf der Hauptversammlung sagte Vorstandschef Jürgen Weber, es werde "einige Zeit vergehen, bis die beschlossenen harten Maßnahmen wirksam greifen können". Nachdem der Konzern für 1991 erstmals einen Fehlbetrag seit fast zwei Dekaden ausgewiesen hatte, addierten sich die roten Zahlen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits wieder auf mehr als 600 Millionen Mark. Weber beklagte die hohe Belastung mit Gebühren, vor allem weil Konkurrenten nicht im gleichen Umfang betroffen seien, und kritisierte, daß die Flugzeuge im vergangenen Jahr 13 700 Stunden in Warteschleifen und 14 600 Stunden mit Zwangspausen auf den Flughäfen verloren hätten. Allein in den Warteschleifen seien 50 000 Tonnen Kerosin nutzlos verbrannt.
Um wieder Höhe zu gewinnen, ist einiges im Köcher. Weber zufolge wird das Einchecken und der Flugscheinverkauf vereinfacht, ein Bonusprogramm zum 1. Januar in Kraft treten und mit dem neuen Unternehmen für den innerdeutschen Linienflugverkehr, Lufthansa Express, ein kostengünstigeres Angebot unterbreitet. Nicht zuletzt müsse man "Mitarbeitern als auch Betriebsräten und Gewerkschaften einiges abverlangen". Wie berichtet, sollen unter anderem die Arbeitszeiten in Cockpit, Kabine und am Boden bei unveränderten Gehältern verlängert werden (FR vom Samstag). Bei den Sachkosten ist eine Einsparung bis zu 400 Millionen Mark geplant.
In der Aussprache bewerteten Aktionäre den hohen Verlust als "Bruchlandung der Expansionspolitik" unter Weber- Vorgänger Heinz Ruhnau. Einige Anteilseigner forderten, Aufsichtsratsmitglied Monika Wulf-Mathies die Entlastung zu verweigern. Außerdem solle die Gewerkschafts-Chefin ihren Sitz in dem Kontroll-Gremium aufgeben, da sie für den Streik im öffentlichen Dienst verantwortlich sei, der die Lufthansa-Verluste um 60 Millionen Mark erhöht habe.
Wie am Mittwoch ferner bekannt wurde, beteiligt sich die Charter-Tochter Condor mit 26,5 Prozent an Lauda Air und mit 26 Prozent am Reiseveranstalter Itas, der das Angebot der Fluggesellschaft des früheren österreichischen Formel-1-Piloten Niki Lauda vermarktet. Die Engagements, verbunden mit einer Kapitalerhöhung bei Lauda Air um 90 Millionen Schilling (14,4 Millionen Mark), sollen am Jahresende wirksam werden. Condor erwartet von der Zusammenarbeit eine Stärkung ihrer Position in Österreich sowie im süd- und osteuropäischen Raum. Zunächst ist vorgesehen, im Winter gemeinsame Linienflüge von Wien über München nach Miami und danach auch nach Los Angeles aufzunehmen.
BONN, 8. Juli (AP). Ab März 1993 sollen Handel und Industrie verpflichtet werden, Batterien und Akkus zurückzunehmen und zu verwerten oder zu entsorgen. Das Bundesumweltministerium teilte am Mittwoch in Bonn mit, Minister Klaus Töpfer habe den Entwurf einer Batterieverordnung vorgelegt.
Mit der Verordnung soll gleichzeitig die EG-Richtlinie über gefährliche Stoffe in Batterien und Akkumulatoren umgesetzt werden. Damit werde die bestehende freiwillige Selbstbindung der Industrie durch zwingendes Recht abgelöst und der Handel in die Regelungen eingebunden.
HAMBURG, 9. Juli (AP). Tausende von Menschen leiden nach Angaben der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) unter täglichem Psychoterror im Betrieb. Sie gingen mit dem Gefühl zur Arbeit, "die wollen mich fertigmachen". Nicht nur Vorgesetzte seien die Täter, sondern auch Kollegen, teilte die DAG jetzt in Hamburg mit. Der DAG-Landesverband Hamburg hat Leitfäden für Betriebsräte und Betroffene erarbeitet, die Tips geben, wie schikanierte Arbeitnehmer sich wehren können.
Die DAG verwendete das Wort "Mobbing", den englischen Begriff für "Pöbeln". Mobbing reiche von Nachlässigkeit und bewußten Beleidigungen, dem Verbreiten von Gerüchten über "fiese Anmache" bis hin zur gezielten Intrige. Arbeitnehmer hätten ein Beschwerderecht beim Arbeitgeber und beim Betriebsrat, der sich für eine innerbetriebliche Versetzung des Belästigers einsetzen könne.
UITHOORN, 8. Juli (AP). Eine Explosion hat eine südlich von Amsterdam gelegene Chemiefabrik verwüstet. Bei dem Unglück am Mittwoch kam vermutlich ein Mensch ums Leben, mindestens sieben Personen erlitten schwere Verbrennungen. Über Teilen Amsterdams hing eine dicke Rauchwolke.
Nach der Explosion, die sich gegen 9.50 Uhr ereignete, brach ein Brand aus, den die Feuerwehr erst nach gut drei Stunden unter Kontrolle hatte. Noch Stunden danach schossen Flammen aus einem Behälter, in dem sich Teer befand. Die Behörden evakuierten den 1200-Einwohner-Ort Uithoorn, wo sich die Fabrik befindet.
Ein Firmensprecher führte das Unglück auf Überhitzung eines Reaktorkessels zurück.
MÖNCHENGLADBACH, 8. Juli (AP). Vor den Augen der eigenen Kinder hat ein 34jähriger Mann am Dienstag abend in Mönchengladbach seine hochschwangere Frau mit einem Küchenmesser erstochen. Tatmotiv sei wahrscheinlich Eifersucht, sagte am Mittwoch der zuständige Staatsanwalt. Der Tat sei ein heftiger Streit über einen angeblichen Freund der Ehefrau vorangegangen.
Nach den ersten Ermittlungen habe der Mann die kurz vor der Entbindung stehende Frau zunächst getreten. Dann habe er vor den Augen seiner vier und fünf Jahre alten Söhne zum Küchenmesser gegriffen und seine Frau erstochen.
BRÜSSEL, 8. Juli (AP). Die Ukraine wird die auf ihrem Territorium befindlichen Atomraketen vollständig zerstören. Das bekräftigte der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk am Mittwoch vor Journalisten in Brüssel. Als Voraussetzung nannte er jedoch die Ratifizierung des Vertrages zur Beseitigung strategischer Waffen (START) durch das Parlament in Kiew und die Zusicherung, daß sein Land bis zum Vollzug der Vernichtung ein politisches Mitspracherecht über den Verbleib dieser Waffen hat.
Darüber hinaus fordert die Ukraine als Gegenleistung Sicherheitsgarantien, da sie der erste Staat sei, der auf Atomwaffen verzichtet. Daher habe sie ein "Recht auf eine Sicherheitsgarantie vor jeder Gewaltandrohung seitens einer Atommacht".
Krawtschuk war am Dienstag und Mittwoch in Brüssel als erster frei gewählter Präsident eines Nachfolgestaates der Sowjetunion Gast der NATO.
PAMPLONA, 8. Juli (AP). Beim traditionellen Stierrennen durch die Altstadt von Pamplona sind am Mittwoch zwei Spanier von Stieren aufgespießt worden und mußten wegen Beinverletzungen im Krankenhaus behandelt werden. Es war das zweite 825-Meter-Rennen während der neuntägigen "Fiesta" zu Ehren des Heiligen San Fermin, die der US-amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway mit seinem gleichnamigen Roman 1926 berühmt gemacht hat.
2000 Spanier und Ausländer liefen zum Beweis ihres Heldenmutes am Mittwoch vor den Stieren her zur Arena, wo zum Abschluß des täglichen Rennens ein professioneller Stierkampf stattfindet.
ERFURT, 8. Juli (AP). Die Opposition im thüringischen Landtag hat Sozialminister Hans-Henning Axthelm (CDU) am Mittwoch in Erfurt wegen eines umstrittenen Pachtvertrages kritisiert. Die Vorwürfe stützen sich auf einen Bericht des Spiegel, wonach Axthelm und Oberbürgermeister Manfred Ruge das Jugendhotel "Völkerfreundschaft" in der Landeshauptstadt zu ungewöhnlich günstigen Bedingungen an einen früheren Stasi- Mitarbeiter verpachtet haben sollen.
Der Erfurter SPD-Fraktionsführer Gerd Schuchardt berichtete, der Pächter habe das 160-Zimmer-Haus zu einer Jahrespacht von 40 000 Mark übernommen. Ein vergleichbares Erfurter Hotel zahle 4,5 Millionen Jahrespacht. Dem Land Thüringen sei durch das Geschäft ein Schaden von zwei Millionen entstanden, sagte der SPD-Abgeordnete Peter Gundermann. Der 15 Jahre gültige Pachtvertrag zeige, wie sich "eine unbedarfte Regierung über den Tisch ziehen ließ".
Axthelm verteidigte sein Vorgehen und betonte, mit der Verpachtung hätten 100 Arbeitsplätze erhalten werden können. Der Pächter habe sich verpflichtet, 96 Prozent des Pachtzinses in das sanierungsbedürftige Objekt zu reinvestieren.
KIEL, 8. Juli (AP). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe erwägt eine Beteiligung der Bundeswehr an der Überwachung von verschärften Embargomaßnahmen des Weltsicherheitsrates gegen Serbien. Wie Rühe am Mittwoch nach einem Besuch der Bundesmarine vor Journalisten in Kiel erklärte, kommen dafür die See-Fernaufklärer vom Typ Brequet Atlantic in Frage. Voraussetzung sei allerdings, daß die UN derartige Maßnahmen beschlössen. Eine Beteiligung an Kampfeinsätzen sei nach wie vor ausgeschlossen, sagte Rühe.
Die Bundesmarine verfügt über 18 solcher mit modernster Elektronik ausgestatteter Flugzeuge. Sie können bis zu 24 Stunden in der Luft bleiben und fliegen mit relativ geringer Geschwindigkeit.
BONN, 8. Juli (AP). Notrufe zu den Nummern 110 (Polizei) und 112 (Feuerwehr) können von Kartentelefonen abgesetzt werden, ohne daß eine Telefonkarte eingeschoben werden muß. Darauf hat der Deutsche Feuerwehrverband am Mittwoch in Bonn hingewiesen. Ein Sprecher des Postunternehmens Telekom bestätigte auf Anfrage, daß der Notruf ohne Telefonkarte zu den technischen Merkmalen aller Kartentelefone in Deutschland gehöre.
In Schreiben an das Postministerium und an die Telekom bat der Feuerwehrverband allerdings darum, mit Aufklebern an den Kartentelefonen auf die Möglichkeit des kostenlosen Notrufs hinzuweisen, da dies bisher fast gänzlich unbekannt sei.
JERUSALEM, 9. Juli (AP). Die schweren Unruhen zwischen rivalisierenden Palästinensergruppen im israelisch besetzten Gaza-Streifen haben ein erstes Todesopfer gefordert. Wie die Armee am Donnerstag mitteilte, erlag ein junger Palästinenser seinen Verletzungen. Ein zweiter wurde den Angaben zufolge in der Stadt Bani Suweileh ermordet aufgefunden. Bei einem Angriff auf bewaffnete Palästinenser erschoß eine israelische Sondereinheit nach Angaben der Armee versehentlich einen verdeckt operierenden Soldaten im Westjordanland.
Die israelische Armee hatte nach den blutigen Unruhen zwischen Anhängern der fundamentalistischen Bewegung Hamas und der Fatah des Vorsitzenden der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, am Mittwoch über drei Flüchtlingslager im Gaza-Streifen ein Ausgehverbot verhängt. Führer beider Organisationen unternahmen am Mittwoch Vermittlungsversuche. Das teilte Freih Abu Medein, ein Palästinensischer Delegierter bei den Nahost-Friedensgesprächen, mit. Hintergrund für die Rivalitäten sind unterschiedliche Ansichten über die Friedensgespräche. Die Hamas ist gegen Verhandlungen mit Israel und hat im Laufe des viereinhalbjährigen Aufstandes in den besetzten Gebieten oft Meinungsverschiedenheiten mit der PLO über die Widerstandsstrategie gehabt.
Ein Vertreter der Europäischen Gemeinschaft unterzeichnete in Jerusalem ein Abkommen, mit dem den Palästinensern in den von Israel besetzten Gebieten umgerechnet 53 Millionen Mark für den Bau von Wohnungen zugesichert werden. EG-Vertreter Tomas Dupla sagte, die Vereinbarung sei ein Schritt auf dem Weg zur Selbstverwaltung in den besetzten Gebieten. Ein weiteres Abkommen über 24 Millionen Mark zur Unterstützung der Wirtschaft im Westjordanland und im Gaza-Streifen wurde am Donnerstag unterzeichnet.Ab sofort geht's ohne Plan
LA PAZ, 9. Juli (AP). Weil es weniger Bolivianer gibt als geschätzt, können seine Landsleute nach den Worten von Präsident Jaime Paz Zamora auf Familienplanung verzichten. Nach der Volkszählung vom 3. Juni liege die Bevölkerungszahl bei rund 6,3 Millionen und nicht wie angenommen bei sieben Millionen. Daraus ergebe sich eine Wachstumsrate von zwei statt 2,6 Prozent, wie sie bei der letzten Volkszählung 1976 zugrunde gelegt worden war. "Bei so geringer Bevölkerung braucht Bolivien keine Geburtenkontrolle. Wir sind nur wenige, aber es zählt nicht die Zahl, sondern die Güte der Bevölkerung", meinte Paz Zamora. Aufgrund der neuesten Zahlen erhöhe sich - wie Statistiker flugs errechneten - das Pro-Kopf-Einkommen der Bolivianer von umgerechnet 1115 Mark auf 1230 Mark im Jahr. Doch auch so bleibt das Land eines der ärmsten in Südamerika.
Ozonabbau
Schutzhülle
am Äquator
LONDON, 8. Juli (dpa). Nicht nur an den Polen, sondern auch um den Äquator herum wird die schützende Ozonschicht immer dünner. Um rund sieben Prozent hat der Ozongehalt zwischen 1980 und 1989 in 35 bis 50 Kilometer Höhe abgenommen.
Diese Daten, mit Satellitenhilfe zwischen Ägypten und Südafrika gemessen, haben Wissenschaftler des Goddard Space Flight Centers der US-Raumfahrtbehörde NASA im britischen Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.
Der Ozonabbau an Nord- und Südpol ist unter anderem eine Folge der extrem tiefen Temperaturen dort. In Äquatornähe jedoch herrschen andere Bedingungen. Es war daher lange Zeit bezweifelt worden, ob die Zerfallprodukte der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) auch in diesem Teil der Stratosphäre, die insgesamt etwa von zwölf bis 50 Kilometer Höhe reicht, das Ozon angreifen können. Wie die nun veröffentlichten Daten zeigen, ist das der Fall, wenn auch die Zerstörung ein geringeres Ausmaß erreicht.
TOKIO, 8. Juli (dpa). Japaner haben die längsten Arbeitszeiten in der Welt. Zwar hat inzwischen eine öffentliche Debatte darüber begonnen, doch geändert hat sich bisher wenig.
Shuichi Oba (56) steht von Montag bis Samstag mindestens zehn Stunden täglich an einer Metallschneidemaschine. Zusammen mit seinen fünf Kollegen stellt er in einem winzigen Zulieferbetrieb am Rande der japanischen Hauptstadt Tokio Kleinteile für Elektronik- und Optikkonzerne her. "An die Enge und den Lärm habe ich mich gewöhnt, aber ich möchte weniger arbeiten und auch mal einen Samstag frei nehmen", sagt Oba bescheiden. Seine einzige weibliche Kollegin, Taito Yotsuta (35), ist eigentlich als Teilzeitkraft eingestellt worden. Doch tatsächlich stanzt sie jeden Tag sieben Stunden Metallringe aus und bekommt nur an ein oder zwei Samstagen im Monat frei.
Seit Jahren steht in Japan die Verkürzung der weltweit längsten Arbeitszeit ganz oben auf der Tagesordnung. Von der Diskussion profitiert haben bisher nur die Staatsbeamten, die im Mai endlich ihren freien Samstag per Gesetz durchsetzen konnten. In der Industrie sind es allenfalls die großen Unternehmen, die sich kürzere Arbeitszeiten leisten können. Für die kleinen Werkstattbetriebe, die das Rückgrat der japanischen Weltkonzerne bilden, sind solche Änderungen nicht zu bezahlen. Ist die Konjunktur im Aufwind, laufen ihre Maschinen auch schon mal am Sonntag. Geht es der Wirtschaft schlecht, sind die Kleinbetriebe die ersten, die schließen müssen.
Jun Matsumoto von der Dachgewerkschaft Rengo schätzt, daß jeder dritte Beschäftigte in Unternehmen arbeitet, die nur bis zu neun Mitarbeiter haben. Vor allem im verarbeitenden Gewerbe und in der Baubranche seien solche kleinen Firmen die Regel. Im Vergleich mit den größeren Betrieben seien dort nicht nur die Arbeitszeiten länger, sondern auch die Arbeitsbedingungen und der Lohn schlechter.
In den meisten Kleinstbetrieben wurde im Jahre 1991 mehr als 2200 Stunden gearbeitet - deutlich mehr als im Landesdurchschnitt von 2006 Stunden. Fumio Kato vom Verband der Kleinen und Mittelständischen Unternehmen sagt, daß die reguläre Wochenarbeitszeit nicht unter 48 Stunden liege. "Dabei sind aber die Überstunden nicht eingerechnet, die bei den Zulieferbertrieben die Regel sind. Da sie oft zu 100 Prozent von ihren Auftraggebern abhängig sind, müssen sie die Bestellungen unter allen Umständen erledigen - egal wie kurzfristig sie kommen", erläutert Kato.
Ältere Arbeitnehmer, weibliche Teilzeitbeschäftigte und seit einigen Jahren auch Ausländer stellen in den Kleinstbetrieben die Mehrheit der Belegschaft. "Immer mehr Frauen im mittleren Alter wollen nach einer Erwerbspause wieder arbeiten oder suchen eine Nebentätigkeit", sagt Matsumoto. Viele von ihnen hätten nur als sogenannte "Vollzeit-Teilzeitkraft" eine Chance. "Sie haben Arbeitszeiten wie Vollbeschäftigte, aber den Lohn und die soziale Sicherheit einer Teilzeitbeschäftigten."
Unattraktive Berufe mit den drei "K" für "kiken, kitanai, kitsui" (gefährlich, schmutzig, hart) werden zunehmend von Iranern, Pakistanern oder Filipinos ausgeübt. Obwohl das japanische Einwanderungsgesetz ungelernten ausländischen Arbeitskräften eine Beschäftigung verbietet, können gerade die kleineren Arbeitgeber nicht mehr auf sie verzichten. Matsumoto glaubt: "Die meisten Kleinstbetriebe, in denen die drei ,K' zum Arbeitsalltag gehören, müßten wegen des Arbeitskräftemangels ohne die illegal beschäftigten Ausländer dichtmachen."
. . . und außerdem Hans zaubert bunte Fernsehbilder
"Die Brasilianer sind Analphabeten, aber die Deutschen sind Analphabeten des Herzens." Es klingt hart, was Hans Donner sagt. Der 43jährige ist Chef-Designer von "Rede Globo", dem größten und reichsten privaten Fernsehanbieter in der Dritten Welt. Donner, geboren in Wuppertal-Elberfeld, gilt als einer der kompetentesten Fachleute, die sich mit dem optischen Erscheinungsbild eines Fernsehsenders beschäftigen.
"Kritiker unterstellen mir, ich könne mir mein vielfältiges TV-Design nur erlauben, weil die Mehrheit der Brasilianer Analphabeten sind und nur auf bunte Bilder anspringen", sagt Donner. Bei den Deutschen sei jedoch das Gefühl fürs optisch Schöne, für das bunte Bild verkümmert. Fernsehbilder in Deutschland seien - zumindest im öffentlich-rechtlichen Bereich - so grau wie das Wetter.
Seine Fernsehbilder produziert Donner fast ausschließlich durch Computeranimation. Manchmal konstruiert er in seinem Globo-Studio aber auch Landschaften aus Pappmaché und filmt viele schöne Mädchen. Rund 80 Millionen Brasilianer können das fast monopolistisch dominierende Fernsehen von "Rede Globo" empfangen. In die Vor- und Abspänne, die die Seifenopern, Sportübertragungen, Reportagen und auch die Nachrichten umranken, schalten sich bis zu 90 Prozent der Brasilianer ein - märchenhafte Einschaltquoten, die es in Deutschland noch nicht einmal bei den legendären Durbridge-Krimis gab.
Märchenhaft ist auch der Aufstieg des Jung-Designers. 1974 beschloß der 26jährige, der seine Jugend in Österreich verbracht hatte, in jedem Kontinent fünf Jahre zu leben. Er kaufte sich ein Ticket nach Rio und nach abenteuerlichen drei Wochen erhielt er von Rede Globo einen Vertrag, der jedoch - wie sich später herausstellte - so wertlos wie das Papier war, auf dem er geschrieben stand. Erst bei einer späteren Rückkehr in die Zukkerhut-Metropole erlangte "Hans im Glück" die Aufmerksamkeit des "Rede Globo"-Programmdirektors Jose Bonifacio de Oliveira, der ihn mit einem großem Etat ausstattete. Donner schuf das Globo-Erkennungszeichen, den stilisierten Erdball auf der Mattscheibe.
Lange bevor sich das deutsche Fernsehen anschickte, für seine Optik moderne Computergrafiken einzusetzen (die ARD leitete 1984 die "Wende" für 99 000 Dollar ein), pusselte Donner schon mit allen möglichen digitalen Tricks an seinen optischen Duftmarken in Brasilien. Farbe, Animation, auch nackte Tatsachen eroberten den Bildschirm.
Nicht jeder Kollege läßt daher ein gutes Haar an dem Fast-Glatzkopf Donner: "Ich finde es pfauenhaft und unglaubwürdig", sagt ARD-Chefdesigner Stephan Boeder. "Wenn das meine Schwiegereltern auf dem Lande sehen, würden sie abschalten", meint Werner Evers von SAT 1. "Ich halte ihn für einen begnadeten Designer, der eine ungeheure Vitalität hat", findet hingegen Rolf Gith vom ZDF. Ivar Radowitz vom Norddeutschen Rundfunk vergleicht ihn mit einem "Leistungssportler, der unbegrenzt Doping nehmen kann".
Donner, der in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Viertel Jardim Botanico in Rio wohnt, hat längst nicht mehr vor, die anderen Kontinente zu bereisen. An seine Leistungsgrenze ist er ohnehin schon gestoßen: "17 Jahre Globo haben mir 500 schlaflose Nächte beschert." Eine Anfrage der ARD, für die Tagesschau ein neues Make-up aufzulegen, konnte er mit dem Hinweis ablehnen, völlig ausgelastet zu sein.
CARSTEN RAVE (dpa)
DÜSSELDORF, 8. Juli (dpa). Der SPD- Sozialexperte Rudolf Dreßler hat nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Alterssicherung von Müttern ein eigenes Konzept seiner Partei angekündigt. Er betrachte den Karlsruher Spruch für eine verbesserte Altersversorgung als politische Verpflichtung, sagte Dreßler der in Düsseldorf erscheinenden "Westdeutschen Zeitung".
Eine verbesserte Altersversorgung, so der SPD-Politiker, könne nicht alleine über Beiträge finanziert werden. Diese Frage müsse in einem Umdenkungsprozeß geklärt werden: "Deutschland hat beim Golfkrieg in 48 Stunden Milliardenbeträge aufbringen können. Da stellt sich die Frage, ob so etwas für Frauen mit einer Lebensleistung einer Kindererziehung nicht möglich sein soll."
Die Vorsitzende der CDU- Frauen-Union, Rita Süssmuth, begrüßte das Urteil. Schrittweise müsse nun eine gleiche Bewertung von Familientätigkeit und der Erwerbstätigkeit erreicht werden, sagte Süssmuth.
MEXIKO-STADT, 8. Juli (dpa). Kubas Staats- und Parteichef Fidel Castro wird bald ein zusätzliches Mittel zur Hand haben, etwaige Unruhen im Keime zu ersticken: Im Rahmen der Verfassungsänderungen, die der Volkskongreß (Parlament) verabschieden soll, wird er erstmals das Recht bekommen, den Notstand zu verhängen.
Gleichzeitig soll es aber Änderungen geben, die das System auf lange Sicht öffnen könnten: die Einführung direkter und geheimer Wahlen zum Parlament, Garantien für ausländische Investitionen und den Wandel Kubas von einem atheistischen zu einem weltlichen Staat, der Religionsausübung zuläßt.
Die Führung in Havanna will damit, wie der Präsident des Kongresses, Juan Escalona, sagte, "den neuen Realitäten in der Welt und im Lande selbst Rechnung tragen" - sprich, die Voraussetzungen dafür schaffen, daß das sozialistische System auf der Insel die existenzgefährdende Krise überlebt, in der es seit dem Zusammenbruch des Ostblocks steckt.
WASHINGTON, 8. Juli (dpa). Die Städte der USA rutschen tiefer und tiefer in die roten Zahlen. Nach einer Studie der Nationalen Städte-Liga, die am Mittwoch in Washington vorgestellt wurde, schlossen 54 Prozent von 620 befragten Städten das Haushaltsjahr 1992 mit einem Defizit ab. Im Jahr zuvor hatten 52 Prozent der Kommunen weniger Geld eingenommen, als sie ausgaben. Glenda Hood, die Präsidentin der Städte-Liga, klagte, daß der Geldmangel "die Qualität des Lebens in unseren Städten und Kleinstädten verringert". Als Gründe gaben die Städtevertreter an, daß Washington und die Landesregierungen Leistungen gestrichen hätten, für die die Städte nun aufkommen müßten.
DENVER, 8. Juli (dpa). Der frühere Botschafter der USA in Bahrain, Sam Zakhem, und zwei seiner Geschäftsfreunde sind am Dienstag in Denver (US-Bundesstaat Colorado) wegen ihrer öffentlichen Kampagne für eine militärische Intervention der USA in Kuwait angeklagt worden. Das Trio habe verheimlicht, im Auftrag Kuwaits zu handeln und dafür 7,7 Millionen Dollar erhalten zu haben, lautet die Anklage. Nach US-Gesetz müssen sich Lobbyisten, die für ausländische Regierungen handeln, registrieren lassen.
Den drei Angeklagten, die von dem Geld 5,7 Millionen Dollar persönlich einkassiert hatten, wird zudem Steuerhinterziehung vorgeworfen. Das US-Außenministerium betonte, Zakhem habe die Aktivitäten erst nach seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst 1989 aufgenommen. Das Trio war nach der Invasion durch Irak von Kuwait angeheuert worden. Laut Anklage war es mit Mitgliedern des US-Kongresses und Regierungsvertretern zusammengetroffen, um für einen militärischen Einsatz der USA gegen den Irak zu werben. Diese seien im Glauben gelassen worden, mit Freiwilligen, nicht "bezahlten Agenten" umzugehen. Ex-Botschafter Zakhem drohen laut Fernsehberichten maximal 48 Jahre Haft und drei Millionen Dollar Geldstrafe.
TOKIO, 8. Juli (dpa). Die japanische Raumfahrtagentur NASDA hat wegen anhaltender technischer Probleme den Jungfernflug der ersten japanischen Trägerrakete H-2 um ein weiteres Jahr auf Anfang 1994 verschoben. NASDA-Experten berichteten am Mittwoch in Tokio, das hochmoderne Triebwerk für die künftige Konkurrentin der europäischen Trägerrakete Ariane 4 bereite weiter Schwierigkeiten. Die Rakete kann mit zwei Tonnen etwa 200 Kilogramm weniger transportieren als die Ariane 4. Bei einem Eigengewicht von 260 Tonnen wiegt sie allerdings 200 Tonnen weniger als die praxiserprobte europäische Rakete. Wegen der anhaltenden Triebwerksprobleme fürchten japanische Raumfahrtexperten nun, daß die Regierung das gesamte Projekt in Frage stellen könnte.
MÜNCHEN (dpa/VWD). Erstmals seit zehn Jahren muß sich das Dachauer Unternehmen MD Papier 1992 wieder auf einen Verlust gefaßt machen. Geschäftsführer Walter Lang sieht die Ursachen für den drohenden Fehlbetrag in den weltweiten Überkapazitäten, die zu einem Verfall der Papierpreise führten, und in den wieder anziehenden Rohstoffkosten. Abhängig davon, ob es gelinge, doch noch leichte Aufschläge durchzusetzen, taxiert der Manager das Minus auf 15 bis 20 Millionen Mark.
Der Umsatz, der im vergangenen Jahr geringfügig auf 907 Millionen Mark stieg, soll gehalten oder erneut leicht ausgebaut werden. Der Jahresüberschuß schrumpfte zuletzt um zwölf Prozent auf 6,6 Millionen Mark. Davon kassieren die Gesellschafter 6,5 Millionen Mark.
Die Gebrüder Franz und Frieder Burda halten nach wie vor über ihre F + F Burda Gesellschaft für Beteiligungen mittelbar 74,9 Prozent. Der schwedische Papierkonzern Modo, der 1991 den früheren MD-Gesellschafter Holmens Bruk übernommen hatte, nennt den Rest sein Eigentum.
MD Papier als führender deutscher Hersteller bei gestrichenen Rollenpapieren für Zeitschriften, Kataloge und Beilagen wird künftig auch Druckpapiere mit Altpapieranteil produzieren. Zu diesem Zweck wird für mehr als 100 Millionen eine Aufbereitungsanlage gebaut, die 1994 in Betrieb gehen soll.
Der Wasserballwart des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) Eckhard Bade, Vertreter des Landessportbundes Niedersachsen und des deutschen Vizemeisters Waspo Hannover-Linden sind sich einig, daß nach der Olympiade ein Neubeginn versucht werden soll.
Die rebellierenden Nationalspieler aus Hannover - Dirk Schütze, Lars Tomanek, Wolfgang Vogt und Michael Meyer - erklärten: "Wir wollen nach der Sommerpause im Vereinstraining die alte Form anstreben und uns wieder für die Nationalmannschaft empfehlen, die ein anderer Bundestrainer aufbauen wird."
Die Wasserballer nannten den eigentlichen Grund ihres überraschenden Olympia-Verzichts: Bundestrainer Scholten habe es nicht verstanden, die Dauer-Fehde zwischen den Wasserball-Zentren Berlin und Hannover in geordnete Bahnen zu lenken. Er habe sich auf die Seite der Berliner Nationalspieler geschlagen, die sich unter anderem gegen die Berufung des Hannoveraners Meyer in den Olympia-Kader aussprachen.
Der DSV hat die Spieler Kusch, Röhle (beide Spandau 04 Berlin) und Theismann (Rote Erde Hamm) für die Olympia-Mannschaft nachnominiert. Junioren- Bundestrainer Firoiu fungiert in Barcelona als Assistenz-Trainer. dpa/sid
BUKAREST, 8. Juli (dpa). Drei Dörfer im ostrumänischen Kreis Bacau sind von einer riesigen Schlammlawine bedroht, die sich in einem Tempo von zwei bis fünf Metern pro Tag auf die Häuser zubewegt. Wie das rumänische Fernsehen am Dienstag abend meldete, sind im Dorf Zemes bereits zehn Häuser und 43 Erdölsonden zerstört worden. Weitere elf Wohnhäuser sind unmittelbar von den Erdmassen bedroht, die sich in einer Breite von 1500 Metern vom Berghang gelöst haben und auf die Dörfer zukommen. Als Ursache für die Gerölllawine werden die starken Regenfälle der letzten Tage angesehen.
HELSINKI, 8. Juli (dpa). Jugoslawien, bestehend aus Serbien und Montenegro, darf nicht am bevorstehenden Gipfeltreffen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit (KSZE) teilnehmen und wird bis zum 14. Oktober von allen weiteren KSZE-Treffen ausgeschlossen. Das beschlossen die hohen Beamten der KSZE am Mittwoch in Helsinki. Bis zum 13. Oktober werde geprüft, ob Jugoslawien sich an die "Prinzipien, Verpflichtungen und Bestimmungen" der KSZE hält. Dieser Beschluß geht als Empfehlung an die Staats- und Regierungschefs, die am morgigen Donnerstag in Helsinki zusammentreten. Die Entscheidung sei ein Kompromiß, der den Appell des neuen jugoslawischen Ministerpräsidenten Milan Panic berücksichtige, ihm 100 Tage für die Durchsetzung demokratischer Reformen zu geben. Daß Jugoslawien nur befristet von den KSZE-Sitzungen ausgeschlossen ist, soll sein Schild mit dem Landesnamen symbolisieren, das auf einem Konferenztisch verbleibt. In dem noch nicht fertiggestellten Schlußdokument, das die 51 Staats- und Regierungschefs auf dem KSZE-Gipfel am Donnerstag und Freitag dieser Woche verabschieden wollen, soll auf das Jugoslawien-Problem nur in allgemeinen Formulierungen eingegangen werden. Ein gesondertes Papier wird dagegen konkretere Stellungnahmen beinhalten. Straßenbarrikaden in Belgrad BELGRAD (AP). Tausende Studenten haben bis zum frühen Mittwoch morgen die Hauptverkehrsadern der serbischen Hauptstadt Belgrad blockiert, nachdem sie von der Polizei vom Haus Präsident Slobodan Milosevics zurückgedrängt worden waren. Die Demonstration hatte am Dienstag abend als friedlicher Marsch von der Universität zum Haus Milosevics begonnen, wo die Studenten Protestschreiben übergeben wollten. Die Polizei drängte sie aber zurück, worauf diese Blockaden auf den Save-Brücken und Hauptverkehrsstraßen errichteten.
Die Demonstranten nannten Milosevic und seine Sozialistische Partei, die ehemaligen Kommunisten, in Sprechchören "Faschisten" und "rote Banditen". In der vergangenen Woche hat die Opposition allabendlich Zehntausende Menschen mobilisiert, die in Demonstrationen den Rücktritt Milosevics forderten. Hilfsflüge trotz Kämpfe SARAJEWO (Reuter). Trotz schwerer Kämpfe in der Nacht sind die Hilfsaktionen der Vereinten Nationen (UN) in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo am Mittwoch früh fortgesetzt worden. Vom Flughafen aus brachen laut einem UN- Sprecher mehrere Konvois auf, um verschiedene Stadtteile mit Lebensmitteln und Medikamenten zu beliefern.
In den Nachtstunden war es zu den heftigsten Gefechten seit Tagen gekommen. Erstmals seit Wochen seien Panzer verstärkt eingesetzt worden, sagten Journalisten. Gegen Tagesanbruch ließen die Kampfhandlungen im Stadtzentrum nach. Ziel der Artillerieangriffe der Serben seien vor allem die Altstadt und der Stadtteil Dobrinja gewesen.
Offiziere der UN-Friedenstruppen haben am Dienstag vergeblich versucht, zwischen den Serben einerseits und den Kroaten sowie Moslems andererseits zu vermitteln, damit die Kämpfe eingestellt würden. Auch eine Vereinbarung über eine ungehinderte Versorgung der Bevölkerung sei nicht zustande gekommen. Städte unter serbischem Beschuß ZAGREB (dpa). Die serbischen Einheiten haben nach Berichten von Radio Zagreb in den Nacht zum Mittwoch ihre Angriffe auf Stellungen der kroatischen Nationalgarde um Slavonski Brod fortgesetzt. Auch die umliegenden Dörfer waren Ziel der Angriffe. Über mögliche Opfer des jüngsten Beschusses lagen zunächst keine Angaben vor. Die Sachschäden seien beträchtlich, hieß es.
Auch in der südkroatischen Küstenregion um die historische Stadt Dubrovnik kam es zu Zwischenfällen. Serbisch-montenegrinische Truppen beschossen kroatische Stellungen. Wie der kroatische Sender weiter berichtete, ging der Beschuß hauptsächlich von den serbischen Stellungen auf dem Gebiet der Nachbarrepublik Bosnien-Herzegowina aus.
Nachdem der Olympiasieger von Seoul, Paul Ereng, sich in der vergangenen Woche nicht für die Olympischen Spiele in Barcelona hatte qualifizieren können, hat am Mittwoch eine Sportkommission in Nairobi entschieden, daß der 800-m- Läufer doch nach Barcelona reisen darf.
Boris Becker (Leimen) und Michael Stich (Elmshorn) spielen beim Internationalen Weissenhof-Tennisturnier in Stuttgart vom 13. bis 19. Juli zusammen Doppel. Es ist der letzte gemeinsame Test des deutschen Olympia-Duos vor Barcelona. Becker bereitet sich derzeit mit Eric Jelen (Neuss) in München auf seinen Start in Stuttgart vor.
Für den Berliner Tennisprofi Markus Zoecke war das mit 175 000 Dollar dotierte Grand-Prix-Turnier von Newport/Rhode Island bereits nach der ersten Runde beendet. Der Daviscup-Spieler verlor als Nummer drei der Setzliste 6:7 (3:7), 3:6 gegen den Qualifikanten Gilad Bloom aus Israel. Wenig Mühe hatte dagegen der an Nummer eins gesetzte Amerikaner David Wheaton beim 6:1, 6:4 über seinen Landsmann Jim Pugh.
Ebenfalls in der ersten Runde kam für den Mannheimer Markus Naewie und Lars Koslowski aus Neuss das Aus beim mit 260 000 Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix im schwedischen Bastad. Naewie verlor sein Auftaktmatch gegen den an Nummer vier gesetzten Spanier Jordi Arrese knapp 5:7, 7:5, 2:6, während Koslowski dem an Nummer sechs eingestuften Guillermo Perez-Roldan aus Argentinien deutlich 2:6, 0:6 unterlag.
Auch der an Nummer eins gesetzte Alexander Wolkow aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten scheiterte in Runde eins. dpa/sid
BERLIN (dpa/VWD). Die Unternehmensberatungsfirma Arthur D. Little will sich mit einem noch zu gründenden Fonds an ostdeutschen Betrieben beteiligen. In den nächsten Tagen werden die Wiesbadener nach Angaben ihres Managers Achim Riemann dazu Gespräche mit der Treuhandanstalt über mögliche "Unternehmenspakete" aufnehmen. In die engere Wahl kämen Firmen der Elektrotechnik, Elektronik, Meß- und Regeltechnik, des Anlagenbaus sowie der Chemie. Nach erfolgreicher Sanierung binnen etwa fünf Jahren sollen sie an die Börse gebracht oder auf andere Weise verkauft werden. Der geplante "East-German- Turnaround-Fund" soll mit 50 Millionen Mark ausgestattet werden. Knapp die Hälfte der Mittel erhofft sich Little von ausländischen Investoren. Verbindliche Zusagen werden im September erwartet, wenn die Unternehmenspakete geschnürt sind. Mit den ersten Firmenübernahmen kann Riemann zufolge nach einem weiteren halben Jahr gerechnet werden.
Nach Darstellung von Treuhanddirektor Karlhermann Klöttschen würde die Breuel-Behörde jeweils die Hälfte des Kaufpreises zu einem Zinssatz von fünf Prozent auf vier Jahre stunden. Der Zinsnachlaß sei letztlich günstiger als laufende Liquiditätskredite. Außerdem bringe die Anstalt auch Vorleistungen bei der Entschuldung oder für Sozialpläne. Bisher gibt es in den neuen Ländern drei derartige Investmentfonds.
JERUSALEM, 8. Juli (AFP/dpa). Nach schweren Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Palästinenserorganisationen hat die israelische Armee am Mittwoch eine Ausgangssperre über die Ortschaft Rafah und das Flüchtlingslager Schati im besetzten Gazastreifen verhangen. Ziel sei es, "wieder Ruhe zu schaffen", teilte die Armee mit. In den vergangenen Tagen waren bei Zusammenstößen zwischen der Fatah von Yassir Arafat, dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), und der islamischen Widerstandsbewegung Hamas über 40 Menschen verletzt worden. Die Fatah, Hauptgruppe der PLO, unterstützt die Nahostfriedensgespräche, während die Hamas Verhandlungen ablehnt.
Mit durchgeschnittener Kehle und zertrümmertem Schädel wurde ein 84jähriger israelischer Landwirt unweit von Raanana, wenige Kilometer vom besetzten Westjordanland entfernt, aufgefunden. Die israelische Polizei vermutete am Mittwoch, daß für den Mord Palästinenser verantwortlich sein könnten.
ROM, 8. Juli (dpa). 4000 Soldaten des italienischen Heeres sollen auf Sardinien nach dem vor einem halben Jahr entführten achtjährigen Farouk Kassam suchen. Die als "Übung" bezeichnete Aktion wird nach einem Bericht der Zeitung La Stampa am kommenden Mittwoch beginnen.
Der kleine Farouk war am 15. Januar aus der Villa seiner Eltern in der Nähe von Porto Cervo an der sardischen Costa Smeralda entführt worden. Seine Kidnapper verlangen umgerechnet zehn Millionen Mark Lösegeld. Vor drei Wochen hatten sie den Eltern einen Teil eines Ohrläppchens von Farouk geschickt, um ihre Forderung zu unterstreichen.
MOSKAU, 8. Juli (dpa). Als erste ehemalige Sowjetrepublik hat Rußland am Mittwoch den Vertrag über konventionelle Abrüstung in Europa (KSE) vom November 1990 ratifiziert. Wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete, beauftragte das Parlament in Moskau die Regierung, Verhandlungen mit den anderen GUS- Republiken aufzunehmen, um die Kontrolle und die Kostenaufteilung des Truppenabbaus zu vereinbaren.
Die europäischen GUS-Staaten hatten sich bei ihrem Gipfeltreffen in Taschkent im Mai verständigt, wie die noch mit der ehemaligen Sowjetunion verabredeten Reduzierungen auf die einzelnen Republiken im europäischen Teil umgelegt werden sollen. Danach erhält Rußland etwa die Hälfte der Panzer und Artillerie, die der UdSSR vertragsgemäß zustanden. Insgesamt sollen die russischen Land- und Luftstreitkräfte auf 1 145 000 Mann reduziert werden.
Der Führungswechsel beim 1. FC Nürnberg war geplant - das Votum für das neue Präsidium überwältigend: Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde Gerhard Voack mit nur sechs Gegenstimmen von den 1074 Vereinsangehörigen zum Nachfolger des zurückgetretenen Präsidenten Sven Oberhof gewählt. Auch der neue "Vize" Georg Haas und Schatzmeister Hans Schmidt wurden nahezu einstimmig gewählt. Die neue Führungscrew hat ein schweres Erbe angetreten, denn die Schuldenlast des Traditionsvereins beläuft sich derzeit noch auf rund 19 Millionen Mark, von denen inzwischen 13 Millionen in langfristige umgelegt werden konnten.
Gerhard Voack, ein 44 Jahre alter Unternehmer aus der Nachbarstadt Lauf, der dort als zweiter Bürgermeisters fungiert, überzeugte die Mitglieder mit glänzender Rhetorik und klaren Aussagen. Er attestierte seinen Vorgängern "eine gnadenlosen Mißwirtschaft", plädierte aber auch für eine baldige Beendigung der Vergangenheitsbewältigung. "Wir werden künftig die Bilanz lückenlos auflegen." Und er blieb Realist: Mit dem derzeitigen Lizenspieler-Kader gehe es für den Club in der neuen Saison einzig um den Klassenerhalt. dpa
GÖTTINGEN, 8. Juli (dpa). Spinnweben können teure Umwelttests ersetzen: Wissenschaftler vom Göttinger Institut für Geochemie nutzen Spinnweben, um Schwermetallbelastungen in der Luft aufzuspüren. Durch die Netze mit ihren nur 0,00002 Millimeter starken Fäden strömt unaufhörlich Luft. Staubpartikel bleiben besonders an Netzen der Klebfadenspinnen hängen. Bei der Suche nach den Quellen von Umweltbelastungen durch Schwermetalle wurden bisher großflächige, feinstporige Staubfilter eingesetzt, die Tausende von Kubikmetern Luft ansaugen mußten, um zu meßbaren Ergebnissen zu kommen.
Man braucht die Spinnweben nur einzusammeln und zu untersuchen, beschrieb am Mittwoch der Wissenschaftler Hartmut Heinrichs das Verfahren.
RAMSTEIN, 10. Juli (dpa). Statt eines Flugtages auf dem US-Militärflugplatz Ramstein wird es dieses Jahr erstmals ein deutsch-amerikanisches Freundschaftsfest in dem pfälzischen Ort geben. Nach Auskunft des Landkreises Kaiserslautern sollen vom 11. bis zum 13. September deutsche und US-amerikanische Vereine, Gruppen und Musikkapellen im Zentrum ein buntes Programm gestalten.
Beim letzten Flugtag von Ramstein waren am 28. August 1988 drei italienische Kunstflug-Jets zusammengestoßen. Dabei waren 70 Menschen getötet und 450 zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Seitdem war auf solche Flugtage verzichtet worden.
WIEN, 8. Juli (dpa). Der 59jährige Diplomat Thomas Klestil (Archiv-Bild) ist am Mittwoch in Wien als siebter Bundespräsident in der Nachkriegsgeschichte Österreichs vereidigt worden. In seiner Antrittsrede vor Nationalrat (Parlament), Bundesrat (Länderkammer), den Kabinettsmitgliedern sowie dem diplomatischen Korps gab Klestil ein klares Bekenntnis zu Europa und zur Europäischen Gemeinschaft ab. Österreich könne "viel einbringen in die Gestaltung eines neuen, eines freien und eines friedlichen Europas".
Der von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) nominierte Klestil hatte sich am 24. Mai in einer Direktwahl mit 56,85 Prozent gegen seinen sozialdemokratischen Mitbewerber Rudolf Streicher durchgesetzt. Klestils Vorgänger Kurt Waldheim hatte auf eine Wiederkandidatur verzichtet.
Der 25jährige Pascal Lino (Frankreich) überstand am Mittwoch auch das Mannschaftszeitfahren über 63,5 km in Libourne im gelben Trikot. Obwohl sein "RMO"-Team auf der vierten Etappe der 79. Tour de France 1:45 Minuten auf die Sieger-Formation von Olaf Ludwigs Mannschaft "Panasonic" verlor, blieb Lino an der Spitze des Gesamtklassements. "Carrera" mit Claudio Chiappucci (Italien) belegte mit sieben Sekunden Rückstand den zweiten Rang des Tagesklassements.
Der Top-Favorit Miguel Indurain (Spanien), der wahrscheinlich beste Einzelzeitfahrer aller 195 noch im Rennen befindlichen Profis, konnte seine Position im Gesamtklassement nur insofern verbessern, indem er den Abstand auf Lino auf 5:33 Minuten reduzierte. Auf den dritten Platz mußte der Triumphator des diesjährigen Giro Weltmeister Gianni Bugno (Italien) vorbeiziehen lassen, dessen Formation 28 Sekunden schneller als Indurains "Banestos" waren. Indurain, jetzt Sechster, mußte auch Greg LeMond (USA) neun Sekunden gestatten.
Das Kräftemessen zwischen "Gatorade" mit Bugno und dem zweifachen Tourgewinner Laurent Fignon (Frankreich) und dem "rasenden Tresor" der Indurain-Mannschaft, die von der größten spanischen Privatbank gesponsert wird, war besonders spannend. Bugno und Co. (1:13:36) gewannen das Prestige-Duell.
Wider Erwarten rollte das deutsche "Telekom"-Team fast wie aus einem Guß und büßte mit 1:15:16 Stunden nur 2:01 Minuten auf den Sieger ein. "Unsere beiden Besten im Gesamtklassement, Heppner und Ampler, haben mit ihrem perfekten Stil viel für das Tempo getan. Bei uns lief's gut", freute sich Marc Madiot (Frankreich), Doppelsieger von Paris-Roubaix und bei der Tour die wohl wichtigste Visitenkarte des ersten eigenständigen deutschen Rennstalls, der nach 19 Jahren wieder an der Frankreich- Rundfahrt teilnimmt.
Die italienische "Ariostea"-Mannschaft mit Rolf Gölz, die das Mannschaftszeitfahren bei der Tour im Vorjahr trotz eines Sturzes kurz vor dem Ziel gewonnen hatte, litt unter dem Ausfall des Dänen Rolf Sörensen, der am zweiten Tourtag ausgestiegen war. Mit einem Mann weniger kam die "Ariostea-Maschine" nicht auf volle Touren und blieb mit 1:16:53 hinter den Erwartungen. Das gleiche Handicap hatte das französische "RMO"-Team mit dem Träger des gelben Trikots, Pascal Lino, zu tragen, nachdem Marcel Wüst (Köln) wegen seines Schlüsselbeinbruchs nicht mehr dabei war. dpa
KÖLN, 9. Juli (dpa). Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in Deutschland bleibt hoch. Wie ein Sprecher des Bundesamtes für den Zivildienst in Köln mitteilte, ist nach den vorliegenden Zahlen aus den ersten vier Monaten des Jahres mit über 100 000 Anträgen in diesem Jahr zu rechnen. 1991 war - vor dem Hintergrund des Golf-Krieges - mit 151 212 Anträgen eine Rekordzahl registriert worden. Davon kamen 19 133 aus den neuen Bundesländern. 1989 und 1990 waren - aus den alten Bundesländern - jeweils rund 75 000 Anträge auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer eingegangen.
Von Januar bis April 1992 wurden nach Angaben des Amtes 51 678 Anträge gestellt, davon 8819 aus den neuen Bundesländern.Europapokal-Euphorie in Hannover Pokalsieger läßt bereits die Karten drucken
Die Europapokal-Euphorie beim Sensationspokalsieger Hannover 96 kennt keine Grenzen. Eine Woche vor der Auslosung in Genf läßt der Fußball-Zweitligaklub bereits Karten für das Heimspiel der ersten Runde am 16. oder 30. September gegen einen unbekannten Gegner drucken. "Es ist egal, ob der Gegner AC Parma heißt oder aus Reykjavik kommt. Das Stadion wird in jedem Fall mit 60 000 Zuschauern ausverkauft sein", behauptete am Mittwoch 96-Geschäftsführer Ralf Rogge.
Möglich ist auch, daß der erste Auftritt von Hannover 96 auf internationalem Parkett seit 1969 bereits am 19. August und 2. September erfolgt. Für diese Termine hat die Europäische Fußball-Union (UEFA) die Qualifikationsrunde angesetzt. Nach UEFA-Informationen haben zur Zeit 42 Teams, darunter auch Titelverteidiger Werder Bremen, für den Pokalsiegerwettbewerb gemeldet. An der ersten Runde dürfen nur 32 Mannschaften teilnehmen.
Die UEFA will am Montag die exakte Zahl der teilnehmenden Mannschaften an den drei europäischen Wettbewerben (Meister, Pokalsieger, UEFA-Pokal) festlegen. dpa
MOSKAU, 8. Juli (dpa). Die Kommunistische Partei der Ex-Sowjetunion hat vor dem russischen Verfassungsgericht eingeräumt, in die Staatskasse gegriffen zu haben. Wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete, erklärte der KPdSU-Vertreter Professor Waleri Martemjanow, Staats- und Parteivermögen seien eine "Symbiose" gewesen. Er forderte in dem Prozeß über die Verfassungsmäßigkeit des KP-Verbotes durch Präsident Boris Jelzin, daß die Partei das gemäß ihrer Satzung aufgebaute Vermögen zurückerhält, darunter aus den Mitgliedsbeiträgen finanzierte Verlage und Druckereien.
Der Vorsitzende des Verfassungsgerichts, Waleri Sorkin, ermahnte die Vertreter der KP und der Regierung, das Verfahren nicht in eine "Polit-Show" zu verwandeln. Am Dienstag war ein KP-Vertreter wegen eines Vergleiches Jelzins mit Josef Stalin mit Redeverbot für die Dauer des Prozesses belegt worden.
Ex-Präsident Michail Gorbatschow begründete sein Fernbleiben von dem Prozeß gegenüber der "Literaturnaja Gaseta", das Verfahren führe nur zu Zwist und Zerfall der Gesellschaft. "Ich glaube, daß dabei die eine wie die andere Seite verlieren wird", sagte er.
HAMBURG, 8. Juli (dpa/KNA). Als erstes Mitglied der Bundesregierung hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Verankerung eines Karenztages angemeldet, um die Pflegeversicherung zu finanzieren. Eine solche Lösung berühre die Tarifautonomie empfindlich, sagte sie am Mittwoch im Südwestfunk. Zugleich betonte sie, das Thema Pflegeversicherung sei "noch nicht endgültig vom Tisch". "Im Moment sind mir die Gründe und Forderungen noch nicht dargelegt worden, daß ich sagen kann, das hält verfassungsrechtlich", sagte die FDP-Politikerin.
Die Zustimmung der FDP zur Koalitionsentscheidung über Pflegeversicherung und Einsparungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nannte die Justizministerin einen "politischen Kompromiß". "Wir haben nie den Karenztag gefordert", sagte sie für die FDP.
Den Protesten von SPD-Opposition, Gewerkschaften und Rechtsexperten schloß sich am Mittwoch auch der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) an. Es sei "nicht ratsam, diesen Weg weiterzuverfolgen", sagte DIHT-Geschäftsführer Franz Schoser im Saarländischen Rundfunk. Die Einführung eines Karenztages werde einerseits durch Tarifverträge ausgeschlossen, andererseits drohten "erhebliche" rechtliche und soziale Auseinandersetzungen. Schoser sagte, es sei sinnvoller, einen Feiertag zu streichen.
Der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) hält die Pläne der Koalition für eine Fehlentscheidung. Das Umlageverfahren sei in der beschlossenen Form unbezahlbar, sagte BKU-Vorsitzender Cornelius Fetsch in Köln.
Nach den Protesten von rund 100 000 Metallern gegen das Vorhaben der Bundesregierung vom vergangenen Freitag legten am Mittwoch rund 2000 Beschäftigte des Kasseler Mercedes-Werkes die Arbeit für eine dreiviertel Stunde nieder. Vor den Werkstoren kritisierten sie den geplanten Karenztag als "Eingriff in die Tarifautonomie", der nicht hingenommen werde.
PADERBORN, 8. Juli (dpa). Wegen zweifachen Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung ist ein 58jähriger Schlosser aus dem westfälischen Brakel am Mittwoch vom Paderborner Schwurgericht zu 13 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er hatte seine beiden kleinen Söhne nach einem Familienstreit umgebracht.
Auslöser der Tragödie im Dezember 1991: Die 38 Jahre alte Lebensgefährtin des Angeklagten, mit der er sieben Jahre zusammengelebt hatte, wollte sich von ihm trennen und die gemeinsamen Kinder mitnehmen. Die Richter billigten dem Angeklagten verminderte Schuldfähigkeit zu.
Der Schlosser hatte im Dezember 1991 nach einem Familienstreit zunächst die 71 Jahre alte Mutter seiner Lebensgefährtin mit einem Messer niedergestochen und schwer verletzt. Anschließend fuhr er mit seinen beiden Söhnen Thorsten (4) und Tobias (1) zum 40 Kilometer entfernten Emmerstausee im lippischen Schieder-Schwalenberg und warf die Kinder in die eiskalten Fluten.
Der ehemalige Geschäftsführer der Berliner Olympia GmbH, Lutz Grüttke, hat den Auftrag zur Ausarbeitung von Dossiers über die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gegeben. Das geht aus einem Schreiben vom 8. August 1991 hervor, das Grüttke an den "Managing Director" der Bossard Consultants GmbH, Nikolaus Fuchs, geschickt hatte. Das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin legte am Mittwoch dieses Dokument vor.
"Hiermit bestätigen wir den Auftrag ,Bewerbungs-Strategie Olympische Spiele in Berlin 2000'. Die Arbeit bezieht sich zunächst nur auf Elemente, die mit der Bewerbung direkt zu tun haben, also Ausarbeitung aller Dossiers, Analysen von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Bewerbungen, Empfehlung von Inhalten für die Lobby-Arbeit auf breiterer Basis", heißt es in dem von Grüttke unterzeichneten Schreiben.
Der Aufsichtsrat der Berliner Olympia-Marketing GmbH entscheidet am heutigen Donnerstag über eine Verlängerung des Vertrags mit Geschäftsführer Fuchs, dem von "Monitor" vorgeworfen worden war, er habe mit seiner Firma "Bossard" persönliche und intime Daten über die 94 IOC-Mitglieder gesammelt. dpa/sid
BREMEN (dpa/vwd). Einen Umsatzrückgang um rund 77 Millionen auf 902,6 Millionen Mark mußte die Systemtechnik Nord (STN), eine hundertprozentige Tochter der Bremer Vulkan-Gruppe, im vergangenen Jahr hinnehmen. Die Geschäftsführung erklärt das Minus von acht Prozent mit "projektbedingten Schwankungen" im Zweig Rüstung. Das Geschäftsvolumen werde in der laufenden Periode weiter schrumpfen, voraussichtlich auf etwa 650 Millionen Mark. Derzeit kommen die Militär-Produkte auf einen Anteil von 70 Prozent an den STN- Erlösen. Künftig soll abgerüstet werden. Laut Firmenspitze ist bis 1995 ein Rückgang der Quote auf 50 Prozent geplant.
Der Auftragseingang ist weiteren Angaben zufolge unterdessen von 620,5 Millionen auf etwas mehr als eine Milliarde Mark gestiegen. Die Hälfte des Bestellvolumens macht ein Großprojekt in der Torpedotechnik aus. Die Systemtechnik Nord will sich ferner um den Auftrag für die neue Fregatte 124 der Bundesmarine bewerben. Zudem sei geplant, in der Meerestechnik mit anderen EG-Ländern eine Agentur zu gründen, die arbeiten soll wie die europäische Raumfahrtbehörde ESA.
Die Systemtechnik Nord ist hervorgegangen aus der Fusion der Vulkan-Töchter MSG Marine- und Sondertechnik in Bremen und der DMT Marinetechnik in Hamburg. Im Vulkan-Verbund ist STN mit der Atlas Elektronik Bestandteil der Sparten Elektronik und Systemtechnik.
EDWARDS, 8. Juli (dpa). Die US-Raumfähre "Columbia" muß die Erde einen Tag länger umkreisen: In der Region des Luftwaffenstützpunkt Edwards in der kalifornischen Mojavewüste regnete es zum Zeitpunkt der geplanten Landung am Mittwoch. "Columbia", die mit jetzt über 13 Tagen im All bereits einen neuen Rekord für die Dauer von Shuttleflügen aufgestellt hat, soll an diesem Donnerstag um 15.09 Uhr MESZ einen neuen Landungsversuch unternehmen.
Bei schlechten Wetterverhältnissen wie Regen, Gewitter oder direkten Wolkendecken werden Shuttlestarts und -landungen risikoreicher, weil die Raumgleiter von dem Piloten nur in sehr begrenztem Maße gesteuert werden können.
ATHEN, 9. Juli (dpa). Griechenland hat seine Hilfsflüge nach Sarajewo unterbrochen. Grund ist der Bericht eines griechischen Piloten, nach dem die kroatischen Behörden 2500 Dollar für das Auftanken eines jeden griechischen Flugzeuges haben wollen, das von Zagreb aus Güter für die notleidende Bevölkerung in die bosnische Hauptstadt bringt. Die Information wurde vom griechischen Verteidigungsminister Ioannis Warwitsiotis bestätigt.
BERLIN. Knapp dreitausend Teilnehmer aus 43 Ländern werden zum 28. Internationalen Kongreß für Kunstgeschichte vom 15. bis 20. Juli in Berlin erwartet. Das Motto der Tagung, "Künstlerischer Austausch", orientiert sich an jüngsten politischen Ereignissen. Nach 1989 sei Berlin zum Zentrum der neuen kulturpolitischen Möglichkeiten internationaler Zusammenarbeit geworden, heißt es in einer Erklärung des Vorbereitungskomitees.
Das in mehrjährigem Rhythmus stattfindende Treffen von Kunstwissenschaftlern aus aller Welt wird getragen von dem mit der UNESCO verbundenen "Comité International d'Histoire de l'Art". An der Eröffnung im Internationalen Congreß-Centrum soll unter anderen Bundespräsident Richard von Weizsäcker teilnehmen. Den Festvortrag hält der Präsident der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Aleksander Gieysztor.
Einzelne Sektionen der Tagung befassen sich mit Themen wie "Formen des künstlerischen Austauschs", "Regionen, Nationen und internationale Strömungen der Kunst Mittel- und Osteuropas". dpa
BONN, 8. Juli (dpa). Das Grund- und Trinkwasser in Königsbrück in Sachsen ist offenbar aufgrund von Altlasten auf einem Gelände der GUS-Streitkräfte mit dem möglicherweise krebserregenden Trichlorethylen verschmutzt. Einzelheiten zu Grad und Umfang der Verschmutzung waren noch nicht zu erfahren. Trichlorethylen ist ein industrielles Lösungs- und Reinigungsmittel.
LONDON. Für fast zwölf Millionen Mark (4,18 Millionen Pfund) ist bei Sotheby's in London ein bedeutendes Rembrandt-Gemälde versteigert worden. Es handelt sich um das Porträt des niederländischen Predigers Johannes Uyttenbogaert aus dem Jahre 1633. Das Werk ist eines der größten und wichtigsten Rembrandt-Porträts, das sich noch in privater Hand befand, und kam aus dem Besitz des Earls von Rosebery, der es zur Versteigerung gab, um die Restaurierung seiner Güter finanzieren zu können.
Das Rembrandt-Gemälde wurde nach Angaben des Auktionshauses von einem privaten Sammler erworben. Der Schätzwert lag bei annähernd neun Millionen Mark. Ein ebenfalls aus dem Jahre 1633 stammendes Rembrandt-Bild mit dem Titel "Daniel und Cyrus vor dem Abbild des Bel" hatte bei einer Christie's-Auktion im vergangenen April keinen Abnehmer gefunden.
Bei der Versteigerung von Werken alter Meister wurde ferner das Bild "Weibliche Verkörperung der Gerechtigkeit" von Lucas Cranach dem Älteren für 1,11 Millionen Mark zugeschlagen, was in etwa dem Schätzwert entsprach. Das 1537 entstandene Gemälde stammte aus dem Besitz einer deutschen Familie und ging an einen nicht genannten Privatsammler. Im ganzen zeigte sich Sotheby's zufrieden mit dem Auktionsergebnis. 28 Prozent der Bilder blieben unverkauft. In der vergangenen Woche war bei einer Sotheby's-Versteigerung von Impressionisten und modernen Meistern die Hälfte der Werke nicht verkauft worden. dpa
STRASSBURG, 8. Juli (dpa). Der EG- Ratspräsident und britische Außenminister Douglas Hurd hat vor einer Militärintervention im ehemaligen Jugoslawien gewarnt. "Wir sollten uns nicht in einen Militärkonflikt hineinziehen lassen, aus dem wir uns nur schwer wieder zurückziehen könnten", erklärte er am Mittwoch vor dem Europaparlament in Straßburg. Hurd, der das sechsmonatige Programm der britischen Ratspräsidentschaft vorstellte, betonte den Vorrang von pragmatischen und friedensstiftenden Maßnahmen.
PARIS, 9. Juli (dpa). Im Pariser Prozeß um aidsverseuchte Blutkonserven in Frankreich hat der angeklagte frühere Chef des staatlichen Transfusionszentrums, Michel Garretta, am Mittwoch erstmals eingestanden, einen Irrtum begangen zu haben. "Ich nehme die Verantwortung auf mich. Heute weiß ich, daß es ein Irrtum war, nicht die Entscheidung getroffen zu haben, erhitzte Produkte zu importieren", sagte der Angeklagte vor dem Landgericht von Paris.
Einige hundert Bluterkranke, denen 1985 mehrere Monate weiter die verseuchten Präparate verabreicht worden waren, sind an der Immunschwächekrankheit gestorben. Über 1200 wurden nach offiziellen Angaben infiziert. Den Gesundheitsbehörden wird vorgeworfen, die Erkrankung von Blutern wissentlich in Kauf genommen zu haben, weil man keine keimfreien Produkte aus dem Ausland kaufen wollte.
Der Angeklagte Garretta sagte am Mittwoch dazu, man habe alle diese Faktoren in Rechnung stellen müssen: "Ich habe einen Kompromiß zwischen den Erfordernissen der öffentlichen Gesundheit und den wirtschaftlichen Zwängen getroffen."Terroristengruppe zerschlagen
MADRID, 9. Juli (dpa). Das spanische Innenministerium hat nach eigenen Angaben die kleine katalanische Terroristengruppe "Terra Lliure" (Freies Land) zerschlagen, die für die Unabhängigkeit Kataloniens kämpft. In den vergangenen Tagen wurden 30 Verdächtige festgenommen, nachdem am 29. Juni vor Filialen der Olympia-Bank "Banesto" in Barcelona und Gerona kleine Bomben explodiert waren. Unter den Festgenommenen seien auch die Bombenleger, teilte Innenminister Jose Luis Corcuera mit.
Die "Terra Lliure" hatte sich offiziell im Juli 1991 aufgelöst, was jedoch nicht von allen Mitgliedern akzeptiert wurde. Die Polizei ging jetzt gezielt gegen die Reste der im Vergleich zur baskischen ETA unbedeutenden Terroristenorganisation vor.
PARIS, 9. Juli (dpa). Eine Unterwasser- expedition wird im Herbst nach dem im Zweiten Weltkrieg verschollenen Schriftsteller und Jagdflieger Antoine de Saint- Exupéry, dem Autor des Buches "Der kleine Prinz", suchen. Er war am 31. Juli 1944 von Korsika aus allein zu einem Aufklärungsflug aufgestiegen und nicht zurückgekehrt. Das Wrack seiner Lightning P-38 war nicht entdeckt worden. Für die Expedition will das französische Institut für Meeresforschung, das 1991 bei Neufundland die Erinnerungsstücke aus der 1912 gesunkenen "Titanic" holte, erneut sein Unterseeboot "Nautilus" einsetzen.
Im Mai l981 hatte eine französische Pilotenzeitung einen Bericht veröffentlicht, worin es hieß, Saint-Exupéry sei von einer deutschen Focke-Wulf abgeschossen worden. Die Maschine sei etwa zehn Kilometer südlich von Saint Raphael brennend im Meer versunken.
Der im Alter von 44 Jahren verschollene Saint-Exupéry war einer der legendären Piloten der französischen Luftpostgesellschaft Aeropostale. Der Autor und Zeitkritiker ist in vielen Ländern, darunter Deutschland, der meistgelesene französische Autor. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen neben dem "Kleinen Prinzen" die Titel "Wind, Sand und Sterne" und "Der Flug nach Arras".
BERLIN, 8. Juli (dpa). Gegen die geplanten Mieterhöhungen in Ostdeutschland haben am Mittwoch abend mehrere tausend Menschen auf dem Berliner Alexanderplatz demonstriert. Die Proteste richteten sich gegen den Gesetzentwurf des Bundesbauministeriums, nach dem die Mieten in Ostdeutschland ab Januar 1993 um bis zu 2,10 Mark pro Quadratmeter steigen können. Viele Mieten würden sich damit verdoppeln, so die Demonstranten. Der Berliner Mieterverein hatte ausgerechnet, daß die Mieten in Ost-Berlin dann in einigen Fällen höher als im Westteil der Stadt liegen würden.
Ein Sprecher einer Initiativgruppe kündigte an, dem Berliner Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) "die Hölle heiß zu machen". Nagel hatte angekündigt, Berlin werde im Bundesrat, wo der Gesetzentwurf am Freitag zur Abstimmung steht, für die Mieterhöhungen stimmen.
Bei der Eintonner-Weltmeisterschaft vor dem dänischen Skovshoved liegt die Hamburger Yacht "Saudade" noch gut im Rennen. Nach fünf Wettfahrten belegt das Schiff von Albert Büll mit 2,94 Punkten Rückstand auf die Spitze Rang vier. Das italienische "Brava" führt vor den letzten beiden Wettfahrten.
Für eine große Überraschung sorgte der deutsche Großmeister Eric Lobron beim internationalen Schnellschach-Turnier in Brüssel. Der 32jährige Wiesbadener besiegte am Mittwoch im Viertelfinale den niederländischen Weltmeisterschafts-Kandidaten.Chemiefabrik flog in die Luft
AMSTERDAM, 8. Juli (dpa). Eine Explosion in einer Chemiefabrik im niederländischen Uithoorn bei Amsterdam hat am Mittwoch mindestens einen Toten und elf Verletzte gefordert. Auf einer Pressekonferenz hieß es am Abend, der Tote sei erst Stunden nach dem Unglück auf dem immer noch brennenden Gelände gefunden worden. Zwei weitere Beschäftigte würden noch vermißt. Möglicherweise sind auch sie Opfer des Unglücks geworden. Mindestens einer der Verletzten schwebt in akuter Lebensgefahr.
Die Befürchtung, eine nach Amsterdam treibende große Rauchwolke berge lebensgefährliche Gifte, bewahrheitete sich nicht. Mehrere Explosionen, gefolgt von zahlreichen Bränden, hatten am Vormittag das Fabrikgelände in ein Inferno von Rauch und Flammen verwandelt. Das Werk stellt unter anderem pharmazeutische Produkte und Imprägniermittel her. Die Rettungstrupps konnten zunächst nicht auf das Gelände vordringen.
Die Behörden lösten Katastrophenalarm aus und evakuierten aus den umliegenden Wohnhäusern alle Menschen, die noch nicht geflohen waren. Das Fernsehen berichtete am Abend von panikartigen Zuständen unter der Bevölkerung.
Erst Stunden nach dem Unglück stand fest, daß von der Wolke keine lebenbedrohenden Gefahren ausgingen. Über die Ursache des Unglücks gibt es noch keinen Aufschluß. Die Sozialdemokraten im niederländischen Parlament haben die Regierung zu einer lückenlosen Untersuchung aufgefordert. Eine Bürgerinitiative, die seit Jahren für eine Umsiedlung der Chemieanlagen kämpft, forderte jetzt rasches Handeln, um weitere Gefahren von der Bevölkerung abzuwenden.
B-JUGENDMEISTERSCHAFT, Viertelfinale, Hinspiele: Borussia Mönchengladbach - Bayer 04 Leverkusen 1:1 (1:0), Schalke 04 - Hertha 03 Zehlendorf Berlin 5:1 (2:0), VfB Stuttgart - SC Freiburg 6:1 (3:0), Karlsuher SC - 1. FC Kaiserslautern 0:1 (0:0).
Auf der sechsten Etappe der 14. internationalen Radrundfahrt sicherte sich am Mittwoch in Göppingen der Dortmunder Raimund Lehnert seinen zweiten Tagessieg. Im Schlußsprint behauptete er sich gegen den Münchner Thomas Dürst und den Bergheimer Jochen Görgen. Zur Belohnung durfte sich Raimund Lehnert das Rote Führungstrikot überstreifen. Er führt nun mit sieben Punkten Vorsprung.
BONN, 8. Juli (dpa). Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat Erdgas als besonders umweltfreundlichen Treibstoff "entdeckt", der insbesondere für Lkw und Busse eingesetzt werden könnte.
Bei einem Pressegespräch des Deutschen Verkehrsforums wies er am Dienstag abend darauf hin, daß ein großer deutscher Autokonzern am Rande des Umweltgipfels der Stadt Rio de Janeiro, die besonders mit Luftverschmutzung zu kämpfen habe, 100 mit Erdgas bestriebene Busse übergeben habe.
Der Umweltminister gibt einem Einsatz derartiger Fahrzeuge vor allem im innerstädtischen Verkehr auch in Deutschland eine Chance. Bisher gebe es in Europa erst in Wien Erdgas-Busse. Auch würden solche Fahrzeuge in Neuseeland und Australien eingesetzt. In den USA werde damit experimentiert. Bei Verwendung von Erdgas liege der Ausstoß von Stickoxiden (NOX), die wesentlich zur Luftverschmutzung und zum Waldsterben beitragen, noch um 50 Prozent unter dem für 1995/96 vorgesehenen Grenzwert von sieben Gramm. Bei Versuchen, so erläuterte ein Experte des Umweltministeriums, habe die NOX-Emission sogar auf unter ein Gramm gedrückt werden können.
Als mitentscheidend bezeichnete es Töpfer, daß aus dem Auspufftöpfen von Lkw oder Bussen, die mit Erdgas anstelle von Dieselkraftstoff betrieben werden, keine Rußpartikel in die Umwelt geblasen werden. Diese Partikel stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Die EG will den Rußausstoß drastisch begrenzen.
BONN, 8. Juli (dpa). Die Zahl der Drogentoten ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erneut dramatisch gestiegen. Wie das Innenministerium heute unter Berufung auf die Statistik des Bundeskriminalamtes mitteilte, starben zwischen Januar und Juni 992 Menschen an ihrer Sucht, 17 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies bedeutet, daß täglich mindestens fünf zumeist junge Menschen ihre Abhängigkeit von Rauschgiften mit dem Leben bezahlen. Als alarmierend wird vor allem die Zahl der polizeilich erfaßten Erstkonsumenten harter Drogen empfunden, die in den ersten sechs Monaten auf 5413 (Vergleichszeitraum: 4656) zunahm. Die überwiegende Mehrzahl dieser Erstkonsumenten verfällt dem Heroin.
BONN, 8. Juli (dpa). Der Hauptgeschäftsführer der CDU-Arbeitnehmerschaft CDA, Franz Dormann, hat die Mutterpartei vor "einem Schlingerkurs gegen die ,Republikaner'" gewarnt, weil sie diesen verlieren werde. Nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein mit starken Stimmengewinnen der rechtsextremen "Republikaner" und der DVU sei für die CDU die "Alarmstufe Rot" erreicht, sagte Dormann am Mittwoch in Bonn.
Wichtigste Maßnahme gegen den Erfolg der Rechtsparteien sei, daß sich die CDU im Rahmen der Wirtschafts- und Sozialpolitik verstärkt der Nöte der Bevölkerung annehme. Den Menschen in den alten Bundesländern müsse die Wahrheit darüber gesagt werden, daß wegen des Aufbaus in Ostdeutschland in den nächsten Jahren Verzicht auf Wohlstandszuwächse nötig sei. In Ostdeutschland müßten durch Investitionen Arbeitsplätze geschaffen werden.
Es dürfe innerhalb der CDU nicht in Frage gestellt werden, daß die Republikaner "eine antidemokratische und autoritäre Partei" seien, sagte Dormann. Auch müsse klar sein, daß Koalitionen mit den Rechtsradikalen nicht in Frage kämen.
BONN/MÜNCHEN (cri/dpa). Zwischen der Bonner Bauministerin und der bayerischen Staatskanzlei ist erneut ein heftiger Streit über den Mieterschutz entbrannt. München hat im Bundesrat seinen alten Vorschlag eingebracht, die Kappungsgrenze, die Mieterhöhungen im Bestand beschränkt, nicht wie geplant von derzeit 30 auf 20, sondern "örtlich und zeitlich begrenzt" auf 15 Prozent zu senken. Außerdem soll die Basis für die Ermittlung der Vergleichsmiete von drei auf zehn Jahre ausgedehnt werden. Bei Wiedervermietungen will Bayern - im Einklang mit der Bonner SPD - erreichen, daß der Zins höchstens zehn Prozent über dem Vergleichssatz liegen darf.
Der Vorstoß in der Länderkammer treibt Schwaetzer auf die Barrikaden. Damit werde in erster Linie die Investitionsbereitschaft am Mietwohnungsmarkt gekappt, schimpft die FDP-Politikerin. Schon die Diskussion über die Senkung der Kappungsgrenze auf 20 Prozent habe potentielle Investoren verunsichert.
Bayerns Innenminister Edmund Stoiber läßt diese Angriffe natürlich nicht auf sich sitzen. Der Vorstoß Bayerns beziehe sich nur auf den Bestand, nicht auf Neubauten und behindere damit entgegen der Darstellung von Frau Schwaetzer keineswegs Investitionen. Im übrigen werde sich Bayern durch die FDP nicht davon abhalten lassen, "Vorstöße gegen eine weitere Kostenexplosion bei den Mieten zu unternehmen".
BONN, 8. Juli (dpa). Die Opfer der politischen Strafjustiz der DDR werden vorerst weiter auf eine Entschädigung warten müssen. Der Bundesrat wird dem vom Bundestag bereits beschlossenen SED-Unrechtsbereinigungsgesetz bei seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause an diesem Freitag voraussichtlich nicht zustimmen, sondern den Vermittlungsausschuß anrufen. Diese Empfehlung haben die Ausschüsse für Recht und für Finanzen beschlossen, teilte die Bundesrats-Pressestelle am Mittwoch mit.
Streitpunkt ist die Finanzierung der Entschädigung für die DDR-Justizopfer. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht eine Teilung der Kosten zwischen Bund und Ländern vor, während die Länder dies für eine alleinige Bundes-Angelegenheit halten. Im Bundeshaushalt sind für die Entschädigung der 100 000 Betroffenen 1,5 Milliarden Mark vorgesehen.
BONN, 8. Juli (dpa). Die Notruf-Nummern 110 und 112 von Polizei und Feuerwehr können an Kartentelefonen auch ohne eingeschobene Telekarte angerufen werden. Darauf wies am Mittwoch der Deutsche Feuerwehrverband in Bonn hin. Der Verband forderte die Telekom auf, diese weithin unbekannte Möglichkeit durch mehrsprachige Aufkleber und eine äußere Kennzeichnung der Telefonhäuser bekanntzumachen.
BONN, 8. Juli (dpa). Der Ausbau der Hochschulen ist wegen der Bonner Sparbeschlüsse beim Etat '93 aus der Sicht der Länder dramatisch gefährdet. Sie lehnten es am Mittwoch im gemeinsamen Planungsausschuß ab, den bis 1996 reichenden 22. Rahmenplan zu verabschieden. Der Bund will ab 1993 lediglich 1,6 Milliarden Mark jährlich bereitstellen.
Nach dem Entwurf zum 22. Rahmenplan sollten Bund und Länder jeweils zwei Milliarden Mark 1993 und je 2,3 Milliarden Mark ab 1994 geben. Die Länder waren dazu bereit. Die Weigerung des Bundes bedeute faktisch einen Baustopp mit verheerenden Auswirkungen vor allem in Ostdeutschland, argumentierten die Ländervertreter übereinstimmend. Entschiedenen Protest meldete der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), der saarländische Wissenschaftsminister Diether Breitenbach (SPD) an. Er erinnerte daran, daß der Bund ohnehin nur noch 6,6 Prozent der Hochschulausgaben mitfinanziere.
LONDON, 8. Juli (Reuter). Die britische Marine hat am Dienstag einen französischen Fischtrawler geentert, der seine Netze vor der Küste von Wales ausgeworfen hatte. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in London teilte mit, die Franzosen hätten vermutlich gegen EG-Bestimmungen verstoßen. Britische Offiziere seien an Bord des Trawlers gegangen, der in den Hafen von Milford Haven gebracht werde. Nach EG-Recht dürfen bestimmte Fischarten in bestimmten Gebieten nicht gefischt werden.
KAIRO, 8. Juli (AP). Der jordanische König Hussein und der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin werden nach einem Bericht der Kairoer Tageszeitung "Al Achram" innerhalb der nächsten Tage zu einem Gespräch über die gegenseitigen Beziehungen und den Nahost-Friedensprozeß zusammentreffen. Die Begegnung sei Ende Juni von einer jordanischen Delegation vereinbart worden, die einen bislang geheimgehaltenen Besuch in Israel gemacht habe und auch von Rabin empfangen worden sei, hieß es in der Mittwochausgabe des Blattes. Das Treffen solle am Roten Meer entweder in der israelischen Hafenstadt Eilat oder im jordanischen Akkaba stattfinden.
Vater wird er alle zwei Minuten, und das schon seit sieben Jahren. Pro Jahr setzt er schätzungsweise 300 000 Nachkommen in die Niederlande und die ganze Welt. Der potente Friesenstier Sunny Boy ist der ganze Stolz und samenstrotzendes Kapital der niederländischen Viehzucht. Jacob Chardon, Direktor am Institut für künstliche Befruchtung in Harfsen, hofft mit dem Superstier den Ruhm der friesischen Rasse wieder aufleben zu lassen. Er gibt zu, "daß wir seit den 50er Jahren gegenüber den Amerikanern mit ihrer holsteinischen Rasse an Terrain verloren haben". Aber das sei nun vorbei. "Jetzt haben wir Sunny Boy", triumphiert der Niederländer. Und wirklich reißen sich die Züchter um Sunny Boys Samen, der außergewöhnlich wirksam sein soll. Er bringe Wunderkühe hervor, die im Jahr 700 Liter mehr Milch geben als eine normale Durchschnittskuh, so Chardon.
Daher reißt die Nachfrage aus allen Ecken der Niederlande, aber auch aus weiteren 30 Ländern nicht ab. Ist der Ausstoß von einem stierischen Arbeitsgang in kleine Portionen verteilt, warten vor der Stalltür mit laufendem Motor schon Taxis auf die heißbegehrte Ware. Je frischer, desto besser. Im vergangenen Jahr war die Nachfrage so groß, daß sogar Helikopter landeten, um das Sperma möglichst schnell zu den Kühen bringen zu können. Für Lieferungen ins Ausland wird Sunny Boys Zaubermix bei minus 196 Grad eingefroren.
Eine Chance, das wertvolle Wundertier "persönlich" kennenzulernen, besteht kaum. Die Pfleger lassen niemanden an den König der Kuhställe heran. Einer von ihnen behauptet sogar, es sei einfacher an den Tresor der niederländischen Bank zu kommen, als in Sunny Boys Box. Und das aus zwei Gründen: Zum einen darf der Zuchtbulle von nichts und niemandem gestört werden, um sich mit voller Kraft seiner Bestimmung zu widmen. Zum anderen darf diese lebende Goldmine auf keinen Fall mit Krankheiten angesteckt werden. Selbst Jacob Chardon geht mit gutem Beispiel voran und stattet seinem Prachtstück höchst selten einen Besuch ab. "Seit sechs Jahren bin ich jetzt Chef des Hauses und ich konnte ihn nur fünf Mal bewundern", bedauert er. Im vergangenen Jahr wurden mit Sunny Boy rund 21 Millionen Mark verdient. Chardon hofft, "bald die Rekordmarke von einer Million Portionen Sperma zu durchbrechen. Wenn er noch drei Jahre so weitermacht, haben wir über 150 Millionen Mark verdient."
Fünf Mal die Woche zeigt Sunny Boy in seiner Privatbox seine Talente. Und das kurioserweise nicht wie andere Stiere auf einer "künstlichen Kuh", sondern auf einem männlichen Artgenossen. Sunny Boy, der Vater von zigtausenden von Kälbern, wird in seiner ganzen Laufbahn wohl niemals eine Kuh sehen. Die einzige "Frau" in seinem Leben wird seine Mutter gewesen sein. JACQUES LHUILLERY (AFP)
HANOI, 8. Juli (AFP). Chinesische Soldaten sollen vietnamesischen Angaben zufolge eine Insel des umstrittenen Spratly-Archipels im Südchinesischen Meer besetzt haben. Wie die amtliche vietnamesische Tageszeitung "Nhan Dan" berichtete, trafen die chinesischen Truppen bereits am Samstag auf Da Lac ein, um den Gebietsanspruch zu untermauern. Unklar blieb jedoch, ob die Soldaten dort geblieben sind. Die Zeitung druckte eine offizielle Protestnote, die das vietnamesischen Außenministeriums am Dienstag Peking überstellt hatte. Darin wurde Peking beschuldigt, "die territoriale Souveränität Vietnams schwer verletzt" zu haben.
Auf das ganze oder Teile des Spratly-Archipels erheben Vietnam, China, Taiwan, die Philippinen, Malaysia und Brunei Anspruch.
JAKARTA, 8. Juli (AFP). Beim Ausbruch des Vulkans Mount Merapi in der indonesischen Provinz West-Sumatra ist eine Person getötet worden. Wie die indonesische Tageszeitung "Jakarta Post" am Mittwoch berichtete, wurden 18 weitere Menschen verletzt. Polizeiangaben zufolge sollen sich zur Zeit des Ausbruchs mehrere Dutzend Menschen auf der Spitze des Vulkans befunden haben. Das Betreten des Vulkans sei allerdings seit dem Jahre 1987 wegen der Gefahr eines Vulkanausbruchs für Besucher verboten.
SOFIA, 8. Juli (AFP). Das bulgarische Parlament hat am Dienstag die Immunität des Abgeordneten und früheren Ministerpräsidenten Andrej Lukanow aufgehoben. Er soll wegen der Veruntreuung von Staatsgeldern und Machtmißbrauchs verhört werden. Wenn er für schuldig befunden wird, droht ihm eine Gefängnisstrafe zwischen zehn und 30 Jahren. Ihm wird wie etwa 20 weiteren früheren kommunistischen Kadern die Umleitung von Auslandskrediten vorgeworfen. Von 1986 bis 1989 war Lukanow Außenhandelsminister und stellvertretender Ministerpräsident. Er gehörte zu den Reformkommunisten, die 1989 den Diktator Todor Schiwkow stürzten, und wurde 1990 Ministerpräsident des Landes.
MÜNCHEN, 8. Juli (AFP/Reuter/AP). Die sieben führenden Industrienationen haben sich auf dem Münchner Wirtschaftsgipfel auf ein "multilaterales Aktionsprogramm" verständigt, mit dem die Sicherheit der Atomkraftwerke sowjetischer Bauart im früheren Ostblock verbessert werden soll. Dies geht aus dem Abschlußkommuniqué des Münchner Wirtschaftsgipfels hervor, das Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am Mittwoch in München vorstellte.
Gleichzeitig schlugen die Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, USA, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien und Japan die Schaffung eines multilateralen Mechanismus vor, um über bilaterale Hilfen hinaus weitere Sofortmaßnahmen zu finanzieren.
Der russische Präsident Boris Jelzin hatte zuvor erneut einen Aufschub bei der Rückzahlung der Auslandsschulden seines Landes verlangt. Bei einem Arbeitsfrühstück mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am Rande des Münchner Wirtschaftsgipfels versicherte Jelzin, Rußland werde seinen Verpflichtungen nachkommen, benötige aber eine "Atempause".
Der französische Außenminister Roland Dumas warnte davor, Jelzin auf dem Wirtschaftsgipfel in München in eine ähnliche Lage zu bringen wie den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow vor einem Jahr in London. Die Industriestaaten müßten Jelzins Schwierigkeiten berücksichtigen, sagte Dumas am Rande des Gipfels in München. Der Vorsitzende des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Wolff von Amerongen, sprach sich dafür aus, Rußland den geforderten Zahlungsaufschub zu gewähren. Im Norddeutschen Rundfunk sagte Amerongen, das "Hickhack" um ein Schuldenmoratorium für die Nachfolgestaaten der UdSSR müsse beendet werden. Auch Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) befürwortete eine günstige Schuldenregelung zugunsten Rußlands.
Die Industrienationen verständigten sich nach Aussage Möllemanns, die Gatt-Handelsgespräche bis zum Ende des Jahres abzuschließen. Die Staats- und Regierungschefs würden ihren Unterhändlern diese Frist nach dem Weltwirtschaftsgipfel setzen, sagte Möllemann. Die verbleibenden Hürden bei den Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels seien "sehr niedrig".
Bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Anti-Gipfel-Demonstranten wurden am Dienstag abend in München 14 Personen festgenommen, allerdings wenig später wieder freigelassen. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein, um 200 bis 300 Demonstranten zurückzudrängen, die die Absperrungen durchbrochen hatten und in Richtung des Tagungsortes Residenz gelaufen waren. (Siehe auch Seiten 3 und 9)
ESSEN, 8. Juli (AFP). Mit einer Qualifizierungsoffensive will die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) ein "personelles Ausbluten" des Einzelhandels verhindern. Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen den in der HBV organisierten Gesamtbetriebsräten der Waren- und Kaufhäuser und den für Personalfragen verantwortlichen Vorstandsmitgliedern der deutschen Warenhäuser.
"Die Tatsache, daß der Einzelhandel im vergangenen Jahr mehr als ein Drittel seiner 60 000 Ausbildungsplätze nicht besetzen konnte, muß bei allen Beteiligten die Alarmglocken läuten lassen", sagte der stellvertretende HBV-Vorsitzende Dieter Steinborn. Diese Entwicklung mache gemeinsame Anstrengungen des Handels und der Gewerkschaft notwendig. Dazu gehöre die Verbesserung der betrieblichen Aus- und Fortbildung sowie der Nachwuchsförderung und der Aufstiegsmöglichkeiten. Darüber hinaus forderte Steinborn leistungsgerechte Einkommensregelungen und attraktivere Formen der Arbeitszeitgestaltung, die inbesondere den Interessen von Frauen entgegenkommen sollten.
TOULOUSE, 8. Juli (AFP). Weil ein elektrischer Transformator schlecht funktionierte, sind Tausende Bewohner der südwestfranzösischen Stadt Montauban am Mittwoch eine Stunde früher geweckt worden. Nach Angaben der Elektrizitätswerke bewirkte die Panne im Umspannwerk einen Anstieg der elektrischen Spannung in 10 000 Haushalten. Dadurch wurden Radiowecker um eine Stunde vorgestellt und ihre verdutzten Besitzer vorzeitig aus dem Schlaf gerissen. Es handle sich um einen höchst seltenen Vorfall, betonte die Gesellschaft.
BERLIN, 8. Juli (AFP). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU), Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Bauministerin Irmgard Schwaetzer (beide FDP) sowie Frauenministerin Angela Merkel (CDU) haben sich dafür ausgesprochen, die "Abtreibungspille" RU 486 in Deutschland für eine klinische Erprobung freizugeben. Dafür müsse der Hersteller Roussel-Uclaf (eine französische Tochter des Hoechst-Konzerns) zunächst einen Antrag stellen, sagte Süssmuth am Mittwoch der Rundfunkagentur RUFA. Sie betonte, daß zwischen der Problematik der gesetzlichen Abtreibungsregelungen und der Frage der Abbruchmethoden "strikt" getrennt werden müsse.
Die Hoechst AG hatte am Dienstag mitgeteilt, vor einer Zulassung müßten Anwendung und Kontrolle von RU 486 durch Rechtsverordnung geregelt werden. Dem widersprach Leutheusser-Schnarrenberger. In einem Interview sagte sie, für das Zulassungsverfahren bedürfe es keiner neuen Gesetze. Aus strafrechtlicher Sicht sei die RU 486 "ein Mittel des Schwangerschaftsabbruchs wie jedes andere auch". Schwaetzer nannte einen Antrag auf Zulassung "dringend erforderlich", da das Präparat im Vergleich mit dem operativen Eingriff als schonendere Methode des Schwangerschaftsabbruchs gelte.
BONN, 8. Juli (AFP). Die Zahl der Drogentoten in der Bundesrepublik ist im ersten Halbjahr 1992 auf 992 angestiegen. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren 848 Menschen an den Folgen des Rauschgiftkonsums gestorben, wie das Bundesinnenministerium am Mittwoch in Bonn mitteilte. Insgesamt stellten die Behörden in den ersten sechs Monaten 567 Kilogramm Heroin sicher, mehr als doppelt soviel wie im Vergleichszeitraum 1991. Die beschlagnahmte Menge Kokain verringerte sich von 652 auf 426 Kilogramm.
Laut Halbjahresbilanz des Innenministeriums wurden 5413 Erstkonsumenten sogenannter harter Drogen - vor allem Heroin - erfaßt. In der Vorjahresbilanz waren es 4656 gewesen. Bei den Erstkonsumenten von Heroin wurde ein besonders starker Anstieg registriert: Ihre Zahl stieg gegenüber dem ersten Halbjahr 1991 um 16 Prozent auf 4091. In den neuen Ländern habe sich ein Rauschgifthandel fast ausschließlich mit weichen Drogen wie Haschisch oder Marihuana etabliert, hieß es ohne nähere Angaben.
Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) erklärte dazu, die steigenden Zahlen wiesen darauf hin, "daß sich das Drogenproblem zunehmend verschärft". Der Zuwachs erkläre sich nicht allein durch die verstärkten Ermittlungen. Um eine Trendwende zu erreichen, seien alle gesellschaftlichen Kräfte aufgefordert, ihre Anstrengungen vor allem bei der Vorbeugung zu intensivieren. Das Drogenproblem sei mit polizeilichen Mitteln allein nicht zu lösen. Vielmehr müßten die sozialen und gesellschaftlichen Ursachen des Drogenkonsums beseitigt werden.
Die Gruppe junger Abgeordneter der SPD-Bundestagsfraktion forderte hingegen völlige Straffreiheit für den Konsum von Drogen aller Art. Harte Drogen sollten staatlich und medizinisch kontrolliert direkt an Süchtige abgegeben werden, verlangten die SPD-Parlamentarier. Mit einer solchen Drogenpolitik könne den Opfern der Sucht besser geholfen werden, zugleich werde die sogenannte Beschaffungskriminalität unter den Drogenabhängigen überflüssig.
SCHWERIN, 8. Juli (AFP). Europas größte Mülldeponie, die Deponie Schönberg in der Nähe Lübecks, ist vollständig in den Besitz des Landes Mecklenburg- Vorpommern übergegangen. Das teilte das Umweltministerium in Schwerin am Mittwoch mit. Zu einem Kaufpreis von zehn Millionen Mark übertrug die Treuhandanstalt sämtliche Anteile auf die Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Altlasten Mecklenburg-Vorpommern mbH, eine 100prozentige Landesgesellschaft.
Nach Angaben der Treuhand erwirtschaftete die Deponie 1991 einen Umsatz von knapp 100 Millionen Mark. Auf der 1979 in Betrieb genommenen Großdeponie werden jährlich rund eine Million Tonnen Müll abgelagert. Der Großteil des Abfalls kommt, wie schon zu DDR-Zeiten, aus den alten Bundesländern. Umweltministerin Petra Uhlmann (CDU) hat wiederholt eine Erhöhung der Ablagerungsgebühren in Aussicht gestellt. Dadurch könnte die Deponie helfen, die Abfallwirtschaft des Landes zu sanieren. Umweltschützer fordern seit langem die Schließung der Müllkippe, weil sie das Trinkwasser verunreinige.
ERFURT, 8. Juli (AFP). In Thüringen ist im ersten Halbjahr 1992 insgesamt 1360 Lehrern wegen "mangelnder persönlicher Eignung" gekündigt worden. Wie der thüringische Kultusminister Dieter Althaus (CDU) am Mittwoch im Erfurter Landtag ankündigte, werden in den beiden kommenden Schuljahren weitere 5100 Lehrer an Grund- und Regelschulen wegen mangelnden Bedarfs überflüssig. Dagegen seien 3800 Lehrerstellen an Gymnasien und Sonderschulen neu zu besetzen. Offen seien außerdem 1600 Stellen für Erzieher.
PHNOM PENH, 10. Juli (AFP). Kambodschas Ministerpräsident Hun Sen hat jetzt internationale Wirtschaftssanktionen gegen die Roten Khmer gefordert, nachdem sich diese erneut einer Zusammenarbeit mit den UN-Friedenstruppen verweigert hatten. Der Leiter der UN-Friedensmission in Kambodscha, Yasushi Akashi, kündigte an, er werde vom UN-Sicherheitsrat Aktionen gegen die Blockierung des Friedensprozesses fordern.
Ein Treffen des Obersten Nationalrats, in dem alle vier Bürgerkriegsparteien vertreten sind, konnte die Konfrontation zwischen den UN-Blauhelmen und den Roten Khmer nicht beilegen. Diese weigerten sich erneut, ihre Waffen niederzulegen, solange die Regierung unter Hun Sen an der Macht bleibt.
Nach Auffassung Hun Sens zwängen nur Sanktionen die Roten Khmer zum Einlenken. Er forderte, die Straßen zu blockieren, über die die Rebellen ihre Edelsteine und -hölzer nach Thailand transportieren, ihre Bankkonten einzufrieren und alle Gebiete unter ihrer Kontrolle von der internationalen Wiederaufbauhilfe auszuschließen. Dagegen befürchtete der UN-Vertreter, solche Sanktionen könnten den gesamten Wiederaufbauprozeß im Land gefährden.
LONDON, 8. Juli (AFP). Die direkten Verhandlungen zwischen den wichtigsten Parteien Nordirlands, der irischen Regierung und Großbritannien wurden am Mittwoch nach offiziellen Angaben beendet. Die Gespräche sollen am kommenden Mittwoch im nordirischen Stormont weitergeführt werden. Der stellvertretende irische Ministerpräsident John Wilson, sagte, in London sei hinter verschlossenen Türen "intensiv gearbeitet" worden.
Nach Angaben aus Verhandlungs-Kreisen bekräftigte der Führer der protestantischen Demokratischen Unionisten Partei (DUP) Nordirlands, Ian Paisley, die Forderung nach Streichung des Artikels 3 der irischen Verfassung, in dem Anspruch auf das nordirische Territorium erhoben wird. Dies machen die zwei unionistischen Parteien Nordirlands, die loyal zu Großbritannien stehen, zur Vorbedingung für jedes Abkommen mit der Regierung in Dublin. Diese Parteien schienen nicht bereit zu sein, sich der Idee einer politischen Vereinigung der Insel anzunähern.Trompeter Joe Newmann tot
NEW YORK. Der Jazztrompeter Joe Newmann, der in den Swing-Orchestern von Benny Goodman und Count Basie mitspielte, ist im Alter von siebzig Jahren nach einer Herzattacke in einem New Yorker Krankenhaus gestorben. Seine Karriere begann 1941 im Orchester von Lionel Hampton. Zwei Jahre später wechselte er zu Count Basie. In den sechziger Jahren spielte er im Orchester von Benny Goodman mit. AFP
PARIS, 9. Juli (AFP). Der französische Oppositionsführer Jacques Chirac hat die "möglichst rasche Wiederaufnahme" der für ein Jahr suspendierten französischen Atomversuche gefordert. In der Zeitschrift Politique Internationale bekannte sich der Vorsitzende der neogaullistischen RPR am Mittwoch zum Prinzip der atomaren Abschreckung, das angesichts der Verbreitung von Waffen "weiterhin sinnvoll" sei.
Es sei für Frankreich wesentlich, seine "in Europa einzigartigen" Fähigkeiten und Kenntnisse auf dem nuklearen Gebiet zu erhalten, schrieb Chirac. Für die Atomversuche gebe es dabei "keinen Ersatz".
Der RPR-Vorsitzende sprach sich in dem Beitrag ferner für die Entwicklung einer Raketenabwehr auf europäischer Ebene aus. Ein derartiges System gehe über nationale Grenzen hinaus.
WASHINGTON, 9. Juli (AFP). Die Stadtväter und -mütter von Washington haben jetzt eine Schocktherapie im Kampf gegen die Prostitution in der US-Hauptstadt verordnet. Die Polizei kann ab sofort das Auto desjenigen konfiszieren, der darin käuflichen Geschlechtsverkehr in der Öffentlichkeit betreibt. So sollen die Männer abgeschreckt werden, die aus den Vorstädten der Nachbarstaaten Maryland und Virginia in die Stadt kommen, um den Dienst der Straßendirnen in Anspruch zu nehmen, sagte Jack Evans von der Stadtverwaltung der Tageszeitung "Washington Post".
Die Straßenprostitution, die im Zentrum Washingtons oft lange Staus verursacht, wurde zunächst als reines Verkehrsproblem behandelt. So ließ die Stadtverwaltung zahlreiche Straßenschilder aufstellen, die Rechtsabbiegen bei Nacht verbieten. Damit sollte der Kreisverkehr der Auto-Freier unterbrochen werden. Die Prostituierten wehrten sich und verlegten ihre Standorte in den Stadtkern. Nach der neuen Regelung, die bereits in Portland im Bundesstaat Oregon praktiziert wird, kann das Auto des Freiers bis zu seiner Gerichtsverhandlung beschlagnahmt werden, wo eine Strafe bis zu 1000 Dollar (1480 Mark) droht.
HELSINKI, 9. Juli (AFP). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat bei seiner Ankunft in Helsinki den Abzug der russischen Streitkräfte aus den baltischen Staaten zugesagt.
Der estnische Präsident Arnold Ruutel hatte zuvor bei seinem Eintreffen in Helsinki erklärt, die russischen Truppen könnten hoffentlich bis zum Ende des Jahres aus Estland, Lettland und Litauen abgezogen werden. Allerdings erläuterte Jelzin, der Abzug sei innerhalb eines Jahres nicht möglich. Zwar sei die politische Entscheidung des Truppenabzugs getroffen, doch gebe es noch technische Fragen zu lösen. So würden in Rußland Wohnungen und Kasernen für die Truppen, etwa 100 000 Soldaten, benötigt.
Die baltischen Staaten, die nach nahezu fünfzigjähriger Besatzung durch die Sowjetunion ihre Unabhängigkeit wiedererlangt hatten, hatten Rußland vor kurzem beschuldigt, seine Truppen zum Schutz der russischen Minderheit stationiert zu lassen. In einem Vorentwurf der KSZE-Schlußerklärung fordern die Gipfelteilnehmer den Abzug aller "ausländischen Truppen" aus dem Baltikum. Ohne Rußland namentlich zu nennen, wurden alle Beteiligten aufgefordert, bilaterale Abkommen über einen geordneten und vollständigen Truppenabzug im Baltikum abzuschließen.
WIESBADEN. Die SPD-Fraktion im Landtag hat angeregt, Abiturienten und Absolventen von Fachhochschulen, die Polizeibeamte werden wollen, künftig die zweijährige Ausbildung im mittleren Dienst zu ersparen. Die entsprechend qualifizierten Bewerber sollten statt dessen direkt in die gehobene Laufbahn mit dreijähriger Ausbildungszeit eingestellt werden.
Mit der Einführung der zweigeteilten Laufbahn sei der Beruf des Polizeibeamten erheblich aufgewertet worden, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Matthias Kurth, am Mittwoch in Wiesbaden. Jetzt müsse eine grundlegende Reform auch der Ausbildungszeiten und -inhalte folgen. Es sei unsinnig, Polizeibeamte fünf Jahre lang auszubilden, wenn eine Ausbildung auch in drei Jahren "ohne Einbußen an der Qualität erreicht" werden könne.
Kurth sprach sich dafür aus, vermehrt auch Beamte der Bereitschaftspolizei für den Einzeldienst der Schutzpolizei abzustellen. Außerdem sollte bei der Bereitschaftspolizei auf die bisher übliche "Kasernierung" verzichtet werden. Den jungen Beamten sollte lediglich ein "Angebot kostengünstigen Wohnens" in den Kasernen gemacht werden.
Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Franz Josef Jung, empfahl Kurth, er und seine Parteifreunde sollten sich um die Verbesserung der öffentlichen Sicherheit kümmern, statt über innenpolitische "Ladenhüter zu schwadronieren". Jung erinnerte daran, daß bereits mit der Verabschiedung des Landeshaushalts 140 Stellen des gehobenen Polizeidienstes eingerichtet worden seien, auf die am 1. Oktober Abiturienten und andere Polizeibewerber mit vergleichbarer Qualifikation übernommen werden könnten.
Die FDP kritisierte, außer der logisch ohnehin zwingenden Ausbildungsreform nach Einführung der zweigeteilten Laufbahn habe Kurth "wenig Erhellendes" dazu beitragen können, wie er sich die Verbesserung der Polizeiarbeit vor Ort konkret vorstelle. Unsinnig seien die Überlegungen der SPD, die Bereitschaftspolizei "faktisch auflösen" zu wollen, meinte der stellvertretende Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn. lhe
Sieben Geschäftsleute zwischen 22 und 58 Jahren müssen sich seit Mittwoch wegen Betrugs vor Frankfurter Landgericht verantworten. Die sieben sollen mit Warentermingeschäften 49 Anleger um 7,5 Millionen Mark geprellt haben.
Der 58jährige Hauptangeklagten gründete laut Anklage zwischen 1989 und 1990 in Oberursel im Taunus nacheinander zwei Firmen. Die als "deutsche Repräsentanz" einer angesehenen Maklerfirma in London getarnten Unternehmen versprachen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Geldanlegern "enorme Gewinnchancen bei minimalem Verlustrisiko" im Warentermingeschäft an der Londoner Rohstoffbörse. 49 betuchte Interessenten aus der Bundesrepublik und Österreich legten Geld an; einer von ihnen riskierte und verlor 1,5 Millionen Mark. Zwei andere Interessenten sollen 700 000 und 600 000 Mark eingebüßt haben.
Der Prozeß wird fortgesetzt. lhe
BRÜSSEL, 8. Juli (Reuter). Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hat die Verbesserung der Lebensbedingungen der Juden in seinem Land versprochen. Am Rande der internationalen Antisemitismus-Konferenz in Brüssel sagte Krawtschuk am Dienstag, die Ukraine werde dann "der beste Ort sein, an dem man leben kann". Er räumte ein, daß diese Bedingungen heute noch nicht existierten. Zugleich kündigte Krawtschuk an, bald eine Botschaft in Israel zu eröffnen.
In der Ukraine leben rund 500 000 Juden. Von den übrigen früheren Sowjetrepubliken hat nur Rußland eine größere jüdische Gemeinde. Krawtschuk hatte sich vor kurzem öffentlich zur Mitverantwortung der Ukrainer für die Judenverfolgung der deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg bekannt. Die Nationalsozialisten hatten 1941 in der Schlucht von Babi Jar bei Kiew mehr als 200 000 Juden umgebracht. "Wir müssen uns beim jüdischen Volk entschuldigen. Wir werden die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen", sagte Krawtschuk auf der Brüsseler Konferenz.
LONDON, 8. Juli (Reuter). Die britische Prinzessin Diana hat ihren Masseur entlassen, der in einem Interview über das Eheleben von Charles und Diana geplaudert hatte. Ein Sprecher des Hofes teilte am Dienstag ohne Angaben von Gründen mit: "Er wartet der Prinzessin von Wales nicht mehr auf." Masseur und Berater Stephen Twigg, der Diana seit drei Jahren im Kensington-Palast betreut haben soll, hatte dem Boulevard-Blatt "Sunday Express" am Wochenende über Dianas Kampf gegen die Krankheit "Bulimia nervosa" erzählt. Das medizinische Fachlexikon verzeichnet dies Leiden als "Freß-Kotzsucht". Twigg berichtete, Diana habe Unzufriedenheit und Krankheit überwunden, die durch unerfüllte Träume und ein unbefriedigendes Privatleben verursacht worden seien.
LONDON, 8. Juli (Reuter). Die britische Marine hat gestern einen französischen Fischtrawler geentert, der seine Netze vor der Küste von Wales ausgeworfen hatte. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in London teilte mit, die Franzosen hätten vermutlich gegen EG-Bestimmungen verstoßen. Britische Offiziere seien an Bord des Trawlers gegangen, der in den Hafen von Milford Haven gebracht werde. Nach EG-Recht dürfen gewisse Fischarten in bestimmten Gebieten nicht gefischt werden.
TOKIO, 8. Juli (Reuter). Der Personenkult um Nordkoreas Staats- und Parteichef Kim Il Sung und seinen Sohn Kim Jong Il treibt kuriose Blüten: Kinogänger können sich dieser Tage in Nordkorea einen Film ansehen, der von einem japanischen Gärtner erzählt. Dieser, "von der Persönlichkeit des lieben Führers Genosse Kim Jong Il angezogen" - so die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA - hat eine Blume gezüchtet, der er zu Ehren Kong Jong Ils den Namen "Kimjongilia" gibt. Die Begonie ist wunderschön und wird auf einer internationalen Blumenschau in der Tschechoslowakei allseits bewundert.
MOSKAU, 8. Juli (Reuter). Militärische Vertreter der moldawischen Regierung und der einseitig ausgerufenen Dnjestr-Republik haben sich nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ITAR-TASS auf eine Waffenruhe verständigt. Sie solle unverzüglich in Kraft treten, hieß es am Mittwoch weiter. Militärfahrzeuge, Raketen und Artillerie seien aus den bisherigen Kampfstellungen abzuziehen. Laut der Agentur wurde das Abkommen auch von einem Vertreter des russischen Präsidenten Boris Jelzin unterzeichnet. Russen und Ukrainer haben östlich des Dnjestr eine von Moldawien unabhängige Republik ausgerufen. Sie glauben, daß sich die frühere Sowjetrepublik Moldawien eines Tages mit Rumänien vereinigen wird, und befürchten, dann zu Bürgern zweiter Klasse zu werden. Die meisten Moldawier sind rumänischstämmig.Bonn denkt über Steuererhöhung nach
BONN, 8. Juli (Reuter). Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) schließt eine Erhöhung der Mineralölsteuer nicht aus. Diese Frage hänge entscheidend davon ab, ob europaweite Lösungen zur Finanzierung verkehrspolitischer Maßnahmen und zur verkehrs- und umweltpolitischen Beeinflussung des Bürgers gefunden werden könnten, sagte Möllemann heute im Deutschlandfunk. Dabei wären Straßenbenutzungsgebühren ebenso eine Möglichkeit wie die Umlegung der Kfz-Steuer auf das Benzin oder die Anhebung der Kfz- Steuer, sagte der Minister. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) habe recht, wenn er sage, er strebe eine solche Regelung nicht an, könne sie aber nicht ganz ausschließen, sagte Möllemann.
BELFAST, 8. Juli (Reuter). In der nordirischen Provinzhauptstadt Belfast haben drei maskierte Attentäter am Mittwoch einen pensionierten Lehrer erschossen. Nach Angaben der Polizei entkamen sie dann mit einem Wagen, der später wenige Kilometer entfernt aufgefunden worden sei. Das 51jährige Opfer war dem Vernehmen nach ein Katholik. Er wurde in seinem Haus erschossen. Zur Tatzeit war seine Schwester anwesend.
BERLIN (rtr). Die Verhandlungen über den Verkauf der Schering-Sparten Naturstoffe und Industriechemie haben eine entscheidende Phase erreicht. Nach den bisherigen Gesprächen seien als Interessenten noch Viag und eine amerikanische Gruppe übriggeblieben, sagt Firmensprecherin Mechthild Weber. Mit einem Beschluß sei im August zu rechnen. Möglich seien alle Formen der Kooperation, aber auch der völlige Verkauf.
Viag-Vorstandschef Alfred Pfeiffer erklärte auf der Hauptversammlung, sein Haus könnte sich auch eine "Übernahme der Nicht-Pharma-Aktivitäten" vorstellen. Das Chemiegeschäft solle erheblich ausgeweitet werden. Angestrebt werde auf diesem Gebiet ein Erlös in Höhe von fünf Milliarden nach etwa zwei Milliarden im vergangenen Jahr. Die Chemieführungsgesellschaft SKW Trostberg verfügt laut Pfeiffer über Schätze, die nicht gehoben werden könnten, wenn diese Sparte "nicht insgesamt auf einem höheren, besseren Niveau stattfinden kann".
Für den Zweig Galvanotechnik führt Schering separat Gespräche. Die Berliner erwarten in der laufenden Periode auf den Feldern Industriechemie und Naturstoffe einen Umsatz von insgesamt knapp einer Milliarde Mark. Sie wollen sich nach einer Konzernumstrukturierung künftig vor allem auf die ertragsstarken Gebiete Pharma und Pflanzenschutz konzentrieren, die 50 beziehungsweise ein Viertel zum Umsatz beisteuern.
HANNOVER (rtr/dpa/VWD). Der niedersächsische Wirtschaftsminister Peter Fischer (SPD) hat mit dem Management des Samsung-Konzerns über eine Halbleiterproduktion der Südkoreaner in Niedersachsen für den europäischen Markt verhandelt. Eine Entscheidung solle noch in diesem Jahr fallen, teilt das Ministerium in Hannover mit. Fischer war in Begleitung des künftigen Volkswagen-Chefs Ferdinand Piëch und des Preussag-Vorstandsmitglieds Maximilian Ardelt nach Seoul gereist. Die Gespräche dort seien "gut und konstruktiv" verlaufen, hieß es an der Leine weiter, unterschriftsreife Verträge gebe es aber nicht. Sollte es zu einem solchen Investment kommen, werde das Land das Projekt im Rahmen der Wirtschaftsförderung bezuschussen.
Samsung plant eine Fertigungsstätte für Halbleiter mit einem Investitionsbedarf von rund einer Milliarde Mark und bis zu 1000 Arbeitsplätzen. Hannover favorisiert als Standort Wilhelmshaven, wo die Schreibmaschinenproduktion bei AEG Olympia eingestellt wird. Aus Wirtschaftskreisen verlautet aber, daß Samsung kein Interesse an einem Küstenstandort habe, sondern sich näher hin zum Frankfurter Flughafen orientiere.
Computerchips sind das wichtigste einzelne Exportgut Südkoreas. Die Regierung des geteilten Land will bis zur Jahrtausendwende technisch zu den sieben führenden Industrienationen (G-7) aufschließen.Sarajewo wieder unter heftigem Beschuß Serben fordern Garantien für Teil-Abzug / SPD-Politiker berichtet über Massaker
SARAJEWO, 8. Juli (Reuter/dpa/FR). Ungeachtet einer Warnung der sieben führenden Industrienationen (G 7) ist in Bosniens Hauptstadt Sarajewo wieder schwer gekämpft worden. Erstmals seit Wochen wurden dabei in der Nacht zum Mittwoch verstärkt Panzer eingesetzt. Die Gefechte flauten am Morgen ab, so daß Konvois der Vereinten Nationen (UN) Nahrung und Medikamente vom Flughafen in die Stadt bringen konnten.
Laut der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug gab es in mehreren Stadtteilen auch Straßengefechte. Der britische Rundfunksender BBC meldete, alle 15 Sekunden habe in Sarajewo eine Mörsergranate eingeschlagen.
Die Hilfsaktion für die rund 380 000 verbliebenen Bewohner der von den Serben belagerten Stadt hatte am Dienstag einen neuen Höhepunkt erreicht, als 17 Flugzeuge auf dem Flughafen eintrafen. Am Dienstag landeten bis zum Mittag 16 Maschinen in Sarajewo. Zwei "Transall" der Bundeswehr flogen wieder Lebensmittel, Medikamente und Babynahrung nach Sarajewo. Wie ein Sprecher der Bundesluftwaffe mitteilte, wird erwogen, eine Transall in Zagreb zu stationieren, damit die langen Anflugwege aus Deutschland fortfallen. Die Hohe Flüchtlingskommissarin der UN, Sadako Ogata, traf in Sarajewo ein.
In einem Brief an UN-Generalsekretär Butros Ghali schrieb der Chef der bosnischen Serbenpartei, Radovan Karadzic, daß die Serben zum Abzug aus der Umgebung des Flughafens bereit seien. Dafür wollten sie aber Garantien, daß der Flughafen unter Kontrolle der UN bleibe und die moslemisch-kroatischen Verteidiger Sarajewos nicht die Stellungen der Serben übernähmen. Außerdem bot Karadzic seine Mithilfe bei der Öffnung eines Landkorridors nach Sarajewo an.
Serbische Einheiten setzten Berichten von Radio Zagreb zufolge in der Nacht zum Mittwoch auch ihre Angriffe auf Stellungen der kroatischen Nationalgarde um Slavonski Brod in Kroatien fort.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Freimut Duve wies auf den "apokalyptischen Terror" von Serben in bosnischen Städten und Dörfern nahe der serbischen Grenze hin. "Die Welt hat nicht hingesehen, als in den letzten Tagen und Wochen in den Städten und Dörfern Gorazde, Foca, Tuzla, Gradacac, Zvornik, Bihac Kijuc und Cazin genau jener Terror ausgeübt wurde, vor dem die Menschen in Sarajewo Todesangst haben." Duve berichtete unter Berufung auf zuverlässige Zeugenaussagen von systematischem Terror und Massakern an Männern, Frauen und Kindern, mit denen die Nicht-Serben in die Flucht getrieben würden. In Banja Luka würden Serben eine besonders bedruckte weiße Armbinde tragen, die sie schütze, "wer sie nicht trägt, wird Opfer des Terrors, eine Umkehrung des Judensterns der Nazis".
In Belgrad hoben Zehntausende demonstrierende Studenten Mittwoch früh ihre Blockade der wichtigsten Straßen auf. Die Studenten fordern den Rücktritt des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic.
Der Regierungschef Mazedoniens, Nikola Kljusev, wurde vom Parlament in Skopje wegen Unfähigkeit abgesetzt.
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MÜNCHEN, 8. Juli (Reuter). Der russische Präsident Boris Jelzin hat nach seinem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen darauf hingewiesen, daß die vom Westen zugesagten 24 Milliarden Dollar Kredit, die in verschiedenen Tranchen ausgezahlt werden sollen, allein Rußland nicht retten werden. Er appellierte an den Westen, das politische Risiko von Ausfuhren nach Rußland stärker als bisher mit Exportbürgschaften abzusichern. Erforderlich sei jetzt ein breiter Zustrom privaten Investitionskapitals, sagte Jelzin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Kohl.
Zu seiner ursprünglichen Forderung nach einem zweijährigen Aufschub bei der Rückzahlung der Auslandsschulden der ehemaligen Sowjetunion meinte Jelzin, ihm sei bewußt, daß die Entscheidung darüber nicht bei den Sieben liege. Er sei allerdings zuversichtlich, daß die wohlwollende Haltung, die die Siebenergruppe in dieser Frage eingenommen habe, eine rasche Einigung mit dem Pariser und dem Londoner Club ermöglichen werde. Beide Gremien koordinieren das Vorgehen der öffentlichen und privaten Gläubigerinstitutionen bei den Verhandlungen mit zahlungsunfähigen Schuldnerländern. Die Auslandsschulden der früheren UdSSR im Westen betragen rund 70 Milliarden Dollar.
Jelzin hatte vor dem Treffen mit den G-7 "in der nächsten Zeit" eine Stillegung von acht russischen Atomreaktoren der ersten Generation angekündigt. Einen Ausstieg aus der Atomenergie lehnte er dagegen mit Hinweis darauf ab, daß auch Deutschland weiter Atomreaktoren betreibe. Die Atomkraftwerke der neuen Generation sollen modernisiert und nachgerüstet werden. Um die Atomreaktoren sicherer zu machen, benötige Rußland umgerechnet etwa 60 Milliarden Mark, sagte ein Sprecher Jelzins. Der Westen unterschätze den Kostenaufwand.
US-Präsident George Bush lobte zum Abschluß des Gipfels das Wirtschaftsreformprogramm Jelzins. Zum Krieg im ehemaligen Jugoslawien sagte Bush, er beabsichtige zur Zeit nicht, US-Truppen auf den Balkan zu schicken.
Großbritannien will ein Kriegsschiff zur Verschärfung der Sanktionen gegen Serbien einsetzen, falls die internationale Staatengemeinschaft einen entsprechenden Beschluß faßt. Premierminister John Major sagte in München, die Teilnehmer des Gipfels seien grundsätzlich übereingekommen, zur Kontrolle der Sanktionen zum Beispiel Schiffe mit Kurs auf Jugoslawien zu durchsuchen. Eine solche Operation könne unter der Federführung der Westeuropäischen Union (WEU) erfolgen, doch bedürfe sie wohl der Zustimmung der UN. Die Entsendung von Bodentruppen schloß Major bis auf weiteres aus.
Bundespräsident Richard von Weizsäkker rief zum Abbau der Armut in weiten Teilen der Welt auf. Bei einem Essen für die Regierungschefs, an dem auch Jelzin teilnahm, sagte Weizsäcker, es sei die erste Pflicht der Industrieländer, der Armut abzuhelfen, vor allem in Afrika.
Der Wirtschaftsexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Wolfgang Roth, kritisierte, das Gesamtbild des Gipfels zeige ein gigantisches Spektakel, luxuriösen Prunk, brutale Einsätze von Sonderkommandos gegen die Meinungsäußerung unzufriedener Bürger und am Ende viele nichtssagende Absichtserklärungen in einem "Sprechblasenkommunique". Nicht einmal zur Sicherheit der Kernkraftwerke in Osteuropa sei ein konkretes Sofortprogramm zustande gebracht worden.
Positiv bewertete dagegen der FDP- Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff den Gipfel, da von ihm die richtigen politischen Signale ausgegangen seien.
BONN, 8. Juli (Reuter). Der russische Geheimdienst verfügt nach Auffassung des deutschen Verfasssungsschutz-Präsidenten Eckart Werthebach doch über Akten des früheren DDR-Staatssicherheitsdienstes. In einem am Mittwoch vorab verbreiteten Interview der Illustrierten "Stern" sagte Werthebach, das wisse man von früheren Stasi-Offizieren und russischen Überläufern. Auch die Spionage durch Nachfolgeorganisationen des früheren sowjetischen Geheimdienstes KGB gehe weiter.
Vor mehr als zwei Wochen hatte der russische Geheimdienst dementiert, im Besitz von Stasi-Akten zu sein. Damit hatte er auf Berichte reagiert, Deutschland und Rußland bereiteten einen Austausch in Deutschland inhaftierter russischer Spione im Austausch gegen Stasi-Akten vor. Die Sprecherin des russischen Geheimdienstes, Tatjana Samolis, hatte dazu erklärt, es gebe weder frühere sowjetische Agenten in deutschem Gewahrsam noch besitze man in Moskau Stasi-Akten.
CHISINAU, 8. Juli (Reuter). Die Kampfparteien in der moldawischen Dnjestr-Region haben nach Angaben der Regierung in Chisinau damit begonnen, ihre Artillerie, Raketen und Panzer zurückzuziehen. Verteidigungsminister Ion Kostasch sagte am Mittwoch, die Entflechtung leichter bewaffneter Einheiten werde später folgen. Regierungstruppen sowie die aufständischen Russen und Ukrainer in der Dnjestr-Region erfüllten damit eine um Mitternacht in Kraft getretene Waffenstillstandsvereinbarung. Zwar warfen sie sich gegenseitig vor, die Waffenruhe verletzt zu haben, größere Verstöße wurden aber nicht bekannt.
Die Vereinbarung war am Dienstag abend unterzeichnet worden. Für Moldawiens Regierung unterschrieb der erste stellvertretende Verteidigungsminister Pawel Kriange, für die Dnjestr-Region Milizchef Stefan Kizak. Auch ein Vertreter des russischen Präsidenten Boris Jelzin gab seine Unterschrift zu dem Abkommen, das die Überwachung der Waffenruhe durch gemeinsame Gruppen aus Vertretern beider Seiten und Rußlands vorsieht. Offiziere der in Moldawien stationierten 14. Russischen Armee sollen ebenfalls daran teilnehmen.
FRANKFURT A. M. (FR). An der Frankfurter Aktienbörse sind die Notierungen zur Wochenmitte zum Teil deutlich gesunken. Nach Angaben von Händlern drückten vor allem der stark gefallene Dollar und der Rückgang des Dow Jones-Kursbarometers an Wall Street vom Vortag um 44 Punkte auf den hiesigen Markt. Der Deutsche Aktienindex schloß mit 1751,18 um 16,33 tiefer, nach Schwankungen zwischen rund 1749 und 1759 Zählern. Die Umsätze belebten sich nach einem mäßigen Beginn.
Die Einbußen erstreckten sich über den ganzen Kurszettel. Am härtesten traf es die vom Dollar abhängigen exportorientierten Papiere. Unter diesen sackten Degussa um elf Mark ab. Zusätzlich spielten dabei laut Händlern Ermittlungen wegen des Verdachts unerlaubter Exporte nach Irak eine Rolle. Metallgesellschaft fielen ähnlich stark um 10,60 Mark. Zu den Papieren mit größeren Abschlägen zählten auch Banken- und Autotitel. So wurden Deutsche Bank um 5,50 Mark, Daimler um 5,80 und BMW um neun zurückgenommen. Siemens gaben weiter nach und fielen um 7,50 Mark. Dagegen zogen Asko um 26 Mark an. Der vorangegangene Kursrückgang sei übertrieben gewesen, hieß es auf dem Parkett. Zudem wurde über Aktienkäufe des Handelskonzerns Metro spekuliert, der das niedrige Niveau zur Aufstockung seines Anteils an Asko genutzt haben könnte.
Am Rentenmarkt änderten sich die Kurse nur wenig. Die Umlaufrendite verharrte erneut bei 8,25 Prozent. Die Bundesbank gab Titel im Nennwert von 74,4 Millionen Mark an den Markt ab.
MÜNCHEN, 8. Juli (Reuter/AP/AFP). Der Münchner Wirtschaftsgipfel ist auch am letzten Tag von Protesten und anhaltendem Streit um den Polizeieinsatz zur Eröffnung begleitet worden. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Hermann Lutz, rügte die Polizeistrategie. Demokratie müsse Kritik ertragen können, sagte er, die Polizei müsse Gründe für ihr hartes Eingreifen liefern. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizisten verurteilte den Polizeieinsatz, bei dem am Montag fast 500 Demonstranten von der Polizei eingekesselt und festgenommen worden waren.
Dagegen verteidigte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) erneut die Polizei: "Wer dahin kommt, um Gäste anzupöbeln, kann von meiner Seite keine Sympathie erwarten.". Das Verhalten der Demonstranten habe nichts mit Demokratie oder Demonstrationsrecht zu tun.
Der bayerische Ministerpräsident Max Streibl (CSU) bekannte sich zu seiner Äußerung, derzufolge es zur bayerischen Art gehört, wenn hart "hingelangt" wird. Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber lehnte wie Münchens Polizeipräsident Roland Koller einen Rücktritt ab. Stoiber sagte, die harte Linie werde weiterverfolgt. Die Grünen forderten Streibl und Stoiber auf, sich wegen des Polizeieinsatzes zu entschuldigen. Außerdem forderten sie, die Daten der Festgenommenen unverzüglich zu löschen.
Am Dienstag abend hatten 300 Demonstranten nach Polizeiangaben die Absperrungen am Tagungsort überrannt. Sie wurden mit Schlagstöcken abgedrängt.
Die Polizei berichtete am Mittwoch von der Festnahme eines 17jährigen aus Sachsen-Anhalt, der die Bundesflagge angezündet hatte. 13 seiner Begleiter wurden ebenfalls festgenommen, nach mehreren Stunden aber freigelassen.
46 Demonstranten wurden an der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim am Mittwoch nachmittag festgenommen. Sie wollten nach Mitteilung der Polizei mit gefangenen Gesinnungsgenossen von außen in Kontakt treten. Vier der Festgenommenen seien ins Polizeipräsidium gebracht worden. Die übrigen 42 seien wieder freigelassen worden.
SANTIAGO, 8. Juli (Reuter). Mit drastischen Maßnahmen versucht die chilenische Regierung, den Smog in der Hauptstadt Santiago zu bekämpfen. Für Mittwoch erhielten 40 Prozent der Autos Fahrverbot, wurden die Hälfte der Farbriken in und um Santiago geschlossen und das Heizen mit Kohle und Holz verboten. Vorsichtshalber ließ die Umweltschutz-Kommission auch die Kindergärten schließen und forderte die Alten und Kranken, die Kinder und Schwangeren auf, daheim zu bleiben.
Fast jeden Winter gibt es in Santiago Smog-Alarm, weil sich die mit Schadstoffen belastete Luft vor den Anden staut. Die Regierung hat ein Sanierungsprogramm beschlossen, das die Luftverschmutzung in sechs bis acht Jahren um 50 bis 60 Prozent senken soll. Seit 1990, dem Jahr des letzten Smog-Alarms, sei der Verschmutzungsgrad um zehn Prozent gesunken, teilte die Kommission mit.
FRANKFURT A. M., 8. Juli (Reuter). Mehrere der am Dienstag von der Darmstädter Staatsanwaltschaft durchsuchte Firmen haben den Verdacht zurückgewiesen, illegal Maschinen und Geräte für das irakische Atomprogramm geliefert und somit gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen zu haben. Der Verdacht, die Embargo-Bestimmungen gegen Irak unterlaufen zu haben, entbehre jeder Grundlage, erklärte das Darmstädter Unternehmen Carl Schenck, bei dem Akten beschlagnahmt wurden. Auch andere Firmen beteuerten, die im August 1990 in Kraft getretenen Sanktionen gegen Irak in vollem Umfang beachtet zu haben.
Die Durchsuchungsaktion wurde von der Staatsanwaltschaft mit dem Verdacht begründet, die Firmen hätten illegal beim Aufbau des irakischen Atomprogramms durch Lieferungen von Produkten zur Herstellung atomwaffenfähigen Materials geholfen. Neun Firmen seien durchsucht worden. Die Durchsicht der Akten werde mindestens ein halbes Jahr dauern. Vor dem Darmstädter Landgericht müssen sich seit April neun Manager deutscher Firmen wegen der illegalen Lieferung von Giftgasanlagen an Irak verantworten.
MAINZ, 8. Juli (Reuter). Personen, die ihr Telefon oder ihren Anrufbeantworter ohne eine Postzulassung betreiben, sollen nach Ansicht des rheinland-pfälzischen Justizministers Peter Caesar (FDP) nicht länger strafrechtlich verfolgt werden. In einem Brief an Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) fordert Caesar am Mittwoch eine baldige Änderung des Fernmelde-Anlage- Gesetzes mit dem Ziel, "die Errichtung und den Betrieb nicht postzugelassener Telefone und Anrufbeantworter zu legalisieren".
Angesichts der Vielzahl von privaten Anbietern verschiedener Telefone und Anrufbeantworter sei es für die Bürger nicht länger einsehbar, daß sie zwar entsprechende Geräte kaufen, sie aber nicht legal benutzen könnten.
STRASSBURG, 9. Juli (Reuter). Die Regierung in London sei sich darüber klar, daß die ab 1. Juli laufende EG-Ratspräsidentschaft unter britischem Vorsitz eine nicht leichte Testphase für die Gemeinschaft sein werde. Dies sagte der britische Außenminister Douglas Hurd, als er jetzt vor dem Europa-Parlament in Straßburg die politischen Ziele der britischen EG-Ratspräsidentschaft erläuterte. Als vorrangige Ziele bezeichnete es Hurd, die EG um die EFTA-Länder Österreich, Finnland, Schweiz und Schweden zu erweitern sowie die EG-Einflußnahme auf nationale Entscheidungen zu reduzieren.
Weiter verwies Hurd für die Zeit unter britischer Ägide auf die Notwendigkeit hin, den Maastrichter Vertrag zu ratifizieren, den EG-Binnenmarkt nach 1992 zu vervollständigen, eine Vereinbarung im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) zu erreichen, die Aufnahme neuer Mitglieder vorzubereiten und die Beziehungen zu den Ländern des früheren Ostblocks auszubauen.GUS-Wehrpflichtige drücken sich
MOSKAU, 9. Juli (Reuter). Rund die Hälfte aller Wehrpflichtigen in den Streitkräften der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) drücken sich vor dem Militärdienst. GUS-Marinechef Admiral Wladimir Tschernawin teilte am Mittwoch in Moskau mit, neben dem Mangel an Geld und Motivation mache ihm dieses Problem am meisten Sorgen. Tschernawin zufolge nutzen viele junge Männer die gesetzlichen Sonderregelungen für Studenten, außerdem fehlten die Instrumente zur Durchsetzung der Wehrgesetze. Hinzu komme, daß viele frühere Sowjet-Republiken entschieden hätten, daß Rekruten nur noch in der Landesarmee eingezogen werden dürften.
Mit dem Start der Zweiten Fußball- Bundesliga am Freitag treten in Deutschland neue Regeln in Kraft, durch die der Internationale Fußball-Verband (FIFA) ungeliebte Zeitschindereien unterbinden will. Besonders betroffen sind die Abwehrreihen: Die Torhüter dürfen absichtlich gespielte Rückpässe nur noch mit dem Fuß berühren. Nehmen sie den Ball in die Hand, gibt es indirekten Freistoß. Ausgenommen sind Rückpässe mit dem Kopf oder das unabsichtliche Ablenken des Leders zum Torhüter. In diesen Fällen dürfen die Schlußleute wie bisher den Ball in die Hand nehmen. Bei der U 17- Weltmeisterschaft in Italien im vergangenen Jahr wurde diese Regel bereits mit Erfolg getestet.
"Es ist zwar nicht gut für uns, wenn wir jedes Jahr umdenken müssen", sagt DFB-Schiedsrichter-Obmann Johannes Malka, "andererseits hat sich diese Änderung seit ein, zwei Jahren angedeutet." Malka erwartet keine Probleme und verweist auf das Vorjahr. Damals hätten sich die Torleute schnell daran gewöhnt, den Ball im Strafraum nicht mehr aufzunehmen, nachdem sie ihn aus der Hand gegeben hatten. Malka hat die Bundesliga-Schiedsrichter am Wochenende auf einer Tagung in Frankfurt auf weitere Neuheiten eingestimmt.
Abstöße dürfen von jedem beliebigen Punkt im Torraum ausgeführt werden, ebenso Freistöße für die verteidigende Mannschaft. Schluß sein soll mit den Verzögerungen, die vor allem bei Freistößen in Tornähe fast immer passieren. Die Schiedsrichter müssen jedem Spieler, der den Ball blockiert oder zu früh aus der Mauer läuft, sofort die Gelbe Karte zeigen. Wer nach einem Freistoß-Pfiff den Ball wegschlägt, bekommt ebenfalls zwingend Gelb. Bereits verwarnte Akteure werden mit Rot-Gelb bestraft.
Malka rechnet damit, daß wegen dieser Bestimmungen die Anzahl Gelber und Rot-Gelber Karten weiter zunehmen wird. "Das ist unvermeidlich. Früher lagen solche Verwarnungen im Ermessen der Unparteiischen, jetzt herrscht Zwang." Ideal wären für Malka Zustände wie im Handball: "Dort lassen die Spieler den Ball nach dem Pfiff sofort fallen, weil sie sonst auf jeden Fall für zwei Minuten vom Feld müssen." sid
14 Monate haben sich die Tifosi von Lazio Rom gedulden müssen, aber jetzt ist er endlich da: Paul "Gazza" Gascoigne aus England, der wohl "ausgeflippteste" Fußball-Profi Europas, wurde am Dienstag wie ein Erlöser auf dem Flughafen von Rom-Fiumicino von etwa 1000 Anhängern erwartet. Der Empfang wurde jedoch von Ausschreitungen begleitet. Die "Fans" demolierten Blumenbehälter und verprügelten einen Pressefotografen. Zeitweise habe man sogar "das Ende der Welt" vermuten können, schrieb der "Corriere della Sera". "Ich hatte mir eigentlich einen freundlicheren Empfang vorgestellt", kommentierte "Gazza", der für rund 16 Millionen Mark Ablöse von Tottenham Hottspurs nach Rom gewechselt war.
Die lange Zwangspause nach der schweren Verletzung im Endspiel des englischen Pokals am 16. Mai 1991 hat bei "Gazza" offensichtlich Spuren hinterlassen. Lazio-Trainer Dino Zoff hoffte an seinem Urlaubsort, daß die Bildaufnahmen von Gascoignes Abschiedsfete in Newcastle nur "Fotomontagen" der britischen Boulevardpresse gewesen seien. Daß der 25jährige Engländer soviel an Übergewicht angesetzt habe, wollte Zoff einfach nicht glauben. "Davon muß ich mich persönlich überzeugen", meinte Italiens Rekord-Nationaltorwart.
"Mit meinem Gewicht bin ich zufrieden, im Halbfinalspiel gegen Arsenal wog ich genausoviel", beschwichtigte Gascoigne: "In einer Woche werde ich drei Kilo abgeschwitzt haben."
Ob ihm dies gelingt, ist allerdings fraglich. Gleich am Abend nach seiner Ankunft in Rom soll "Gazza" wieder tüchtig gefeiert haben. Anlaß war diesmal der Geburtstag seines Managers Mel Stein.
Gascoigne wird bei Lazio Rom mit den Deutschen Karlheinz Riedle und Thomas Doll, dem Holländer Aron Winter und dem Brasilianer Djair einer von fünf Ausländern sein, von denen aber pro Spiel nur drei eingesetzt werden können. Ob er befürchte, auf der Tribüne Platz nehmen zu müssen, wurde er gefragt. Für Gascoigne stellt sich die Frage nicht. Er rechnet fest mit einem Stammplatz: "Wenn Doll sagt, daß er nicht in die Tribüne gehen werde, dann ist das nicht mein Problem." sid
Hans-Jürgen Hinrichs (59), seit zweieinhalb Jahren Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), teilte am Rande des Olympia-Meetings der beiden deutschen Nationalmannschaften in Dortmund mit, daß er sein Amt beim nächsten DHB-Bundestag Anfang Mai 1993 in Berlin zur Verfügung stellen wird. Als seinen Nachfolger wird er Heinz Jacobsen vorschlagen.
Fußball ist bei den deutschen Handballern in der stressigen Olympia-Vorbereitung das Rezept für lockere Stimmung. Bundestrainer Horst Bredemeier bittet die Nationalspieler im abgeschiedenen Trainingslager in Menden (Sauerland) täglich zweimal für jeweils zwei Stunden zur Schwitzkur. Die Spieler fordern dabei den großen und nicht den kleinen Ball. "Die Stimmung ist etwas kribbelig. Das ist aber ganz normal, schließlich liegen wir uns seit dem 31. Mai auf der Pelle", erklärt Teammanager Heinz Jacobsen.
Im Kreis der Spieler macht der Begriff "Lagerkoller" längst die Runde. Ganz offen beziehen die Torhüter Andreas Thiel (Bayer Dormagen) und Jan Holpert (TSV Milbertshofen) zu diesem Thema Stellung. "Langsam wird die Sache ein bißchen nervig. Die Stimmung ist gereizt", schildert Torhüter Andreas Thiel vor seiner zweiten Olympia-Teilnahme nach 1984 in Los Angeles die Lage. Noch deutlicher wird sein designierter Nachfolger Jan Holpert: "Wir sind mental ausgelaugt und ziemlich aggressiv. Lange dürfte das nicht mehr so weitergehen."
Aber die Schinderei zahlt sich aus. "Die am Montag überprüften Laktatwerte zeigen bei allen Spielern eine deutliche Verbesserung gegenüber den vorherigen Ergebnissen", erklärt Assistenztrainer Dietrich Späte. Und das kommt "Chef" Bredemeier gerade recht: "Ich erwarte weitere positive Annäherung an die optimale Form, mit der wir in Barcelona mindestens Platz fünf erreichen wollen."
Bredemeier, der zusammen mit Späte überwiegend technische und taktische Varianten probt, zieht vor dem Turnier vom 10. bis 12. Juli mit Spielen gegen die deutsche B-Auswahl (Freitag in Menden), Kroatien (Samstag in Duisburg) und Island (Sonntag in Bergisch-Gladbach) vor der Einstellung seiner Schützlinge den Hut: "Die Jungs machen unglaublich gut mit." Vor dem Abflug nach Barcelona am 22. Juli werden die Handballer in ihrer Generalprobe von Weltmeister Schweden noch einmal auf Herz und Nieren geprüft. Auf Wunsch der Skandinavier wird das Bredemeier-Team am 16. und 17. Juli in Schweden pro Tag zwei offizielle Länderspiele bestreiten.
Wegen der Strapazen wird dann der Münchner Frank Löhr als 17. Spieler neben den Olympia-Kandidaten mitfliegen. Zuvor haben die Spieler noch ein paar Tage Heimaturlaub. Dazu fällt Holpert nur eines ein: "Gott sei Dank." sid
Fast drei Jahrzehnte nach dem Ausschluß aus dem Internationalen Fußball- Verband (FIFA) wegen der Apartheidpolitik (Suspendierung 1964 und Ausschluß 1976) hat in Südafrikas Fußball am Dienstag endgültig eine neue Zeitrechnung begonnen. In Durban trat das neuformierte Nationalteam zu einem Freundschaftsspiel gegen Kamerun an und bezwang die WM-Überraschungself von 1990 durch ein Tor von Doctor Khumalo mit 1:0.
Rudi Völlers Wechsel von AS Rom zum französischen Fußball-Meister Olympique Marseille ist so gut wie perfekt. Der zurückgetretene Nationalspieler Rudi Völler wird am Donnerstag nachmittag in Marseille erwartet und soll dort einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschreiben. Dies teilte der Verein am Mittwoch mit.
Das schönste Trostpflaster nach der Fortsetzung der unendlichen Mißerfolgs- Geschichte in Wimbledon erhielt Ivan Lendl von den US-Behörden. Am Dienstag wurde der 32 Jahre alte Tennisprofi im Bundesstaat Connecticut, wo er seit acht Jahren lebt, US-Bürger.
Damit hat Ivan Lendl nur noch ein einziges, bislang jedoch unerreichtes Ziel in seiner Karriere: ein Triumph auf dem heiligen Londoner Rasen der All England Championchips, dort, wo vor wenigen Tagen eine Verletzung im Spiel gegen den späteren Finalisten Goran Ivanisevic (Kroatien) seinen 13. Anlauf auf den Titel vorzeitig beendete.
Das Zeremoniell in der Einwanderungsbehörde von Hartford glich einer biederen Provinz-Hochzeit. Im Beisein seiner strahlenden Ehefrau Samantha sowie einiger enger Freunde sprach der frühere Weltranglistenerste im Tennis den Treueschwur auf die Fahne der Vereinigte Staaten von Amerika, der "Stars and Stripes".
"Ohne Frage, seine Freude ist riesengroß. Er fühlt sich sehr geehrt, amerikanischer Staatsbürger zu sein", meinte einer der Anwesenden. "Darauf hat er immerhin lange gewartet." Genau sechs Jahre, so lange dauert in den Vereinigten Staaten die Wartezeit auf eine Einbürgerung. Martina Navratilova weiß davon ein Lied zu singen. 1975 setzte sie sich bei den US Open in Forest Hills vom Team der früheren CSSR ab, doch erst 1981 durfte auch sie ihren alten Paß zu den Akten legen.
Den "Amerikanischen Traum" im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat Lendl auch ohne den US-Paß bereits verwirklicht. Der gebürtige Ostrauer gewann je dreimal die US Open und French Open sowie zweimal die Australian Open. Er stand von 1985 bis 1987 an der Spitze der Tenniswelt und kehrte 1989 noch einmal dorthin zurück.
Lendl, der auf dem Platz mit dem Temperament eines Eisschranks auftritt, spielte bis heute mehr als 18 Millionen Dollar Preisgeld ein. Mehr als genug Geld, um seinen drei Töchtern eine Ausbildung nach Wahl zu finanzieren und die Prunkvilla in Greenwich instandzuhalten.
Daß der erfolgreiche Geschäftsmann Lendl in der Weltrangliste von Woche zu Woche weiter nach hinten durchgereicht wird - im Augenblick macht er auf Position zwölf Station - dürfte ihn weniger stören als seine Wimbledon-Bilanz. Womöglich setzt er all seine Hoffnungen auf 1993 - seine erste Teilnahme als Amerikaner. sid
Südkorea will sich um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2006 sowie der 4. Asien-Winterspiele 1999 bewerben. Das erklärte der Premierminister Chung Won-shik am Mittwoch. In Südkoreas Haupstadt Seoul fanden 1988 die 24. Olympischen Sommerspiele und zwei Jahre zuvor die 11. Asien-Spiele statt.
Der Aufsichtsrat der Berliner Olympia- Marketing-GmbH entscheidet am Donnerstag über eine Verlängerung des Vertrages mit seinem Geschäftsführer Nikolaus Fuchs. Dem 38 Jahre alten Unternehmensberater war am Montag letzter Woche in einem Beitrag des Fernsehmagazins "Monitor" vorgeworfen worden, er habe mit seiner Firma "Bossard Consultants" persönliche und intime Daten über die 94 Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gesammelt.
Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach hat seinen Manager Rolf Rüßmann mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Das gab der Verein am Mittwoch abend in einer Presseerklärung bekannt. Für die Trennung wurden von beiden Seiten keine Gründe angegeben. Rüßmann war seit rund zwei Jahren am Bökelberg als Manager tätig. Sein Vertrag lief noch bis zum 30. Juni 1993. Über einen Nachfolger für Rüßmann ist beim diesjährigen Pokalfinalisten noch nicht entschieden worden.
"Man hat auch mir keine Gründe für die Entlassung genannt", erklärte der 41 Jahre alte Rüßmann, nachdem er am späten Nachmittag die Vorstandssitzung verlassen hatte, "insgesamt war es eine schöne Zeit bei der Borussia". Völlig überrascht waren auch die Spieler. Mannschaftskapitän Hans-Jörg Criens meinte nach dem Training: "Davon haben wir nichts gewußt. Ich nehme aber an, daß wir im Laufe des Abends über die Gründe für diesen Schritt unterrichtet werden."
Hintergrund des ersten Paukenschlages in Mönchengladbach schon zwei Tage nach Beginn der Saisonvorbereitung könnte eine erneute Meinungsverschiedenheit zwischen Rüßmann und Trainer Jürgen Gelsdorf sein. Rüßmann war sich nach eigener Darstellung im Vorfeld der Europameisterschaft in Schweden mit dem dänischen Nationalspieler Henrik Larsen schon über einen Vertrag bei Mönchengladbach einig gewesen, hätte aber den Transfer des Europameisters von Lyngby Kopenhagen an den Niederrhein wegen der fehlenden Zustimmung des zu dieser Zeit in Urlaub auf Formentera weilenden Trainers nicht perfekt machen können.
Dem widersprach Gelsdorf. Er hätte über Schatzmeister Dieter Frantzen stets Kontakt nach Gladbach gehalten.
Dieser Streit war nicht der erste Störfall im Verhältnis zwischen Rüßmann und Gelsdorf. Schon kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 1991 hatte Gelsdorf den Manager von der Bank auf die Tribüne "verbannt". Rüßmann hatte gegen seinen eigenen Willen nachgeben müssen.
Für weitere Unstimmigkeiten sorgte in der letzten Woche die Verpflichtung - ohne Rüssmanns Wissen - von Fritz Fuchs als Amateur-Trainer der Borussen am vergangenen Freitag. Rüßmann hatte offenbar noch mit dem ehemaligen Uerdinger Bundesliga-Trainer Horst Wohlers verhandelt, als der Fuchs-Vertrag schon abgeschlossen war.
Der 20malige deutsche Nationalspieler absolvierte als Profi 453 Bundesligaspiele für Schalke 04 und Borussia Dortmund. sid/dpa
FUSSBALL
INTERTOTO-Runde, Gruppe 1, fünfter Spieltag: Admira/Wacker Wien - Kopenhagen 0:2.
Gruppe 3, dritter Spieltag: FC St. Gallen - Bayer Uerdingen 0:1.
Gruppe 4, vierter Spieltag: Karlsruher SC - Young Boys Bern 2:2, Halmstad BK - Austria Salzburg 4:3.
Gruppe 5, dritter Spieltag: VfL Bochum - Bröndby Kopenhagen 1:1, Helsingborg IF - Rapid Wien 2:1.
Gruppe 8, zweiter Spieltag: Hammarby - FC Saarbrücken 3:0.
Gruppe 9, erster Spieltag: Maccabi Nathanya - Bayer Leverkusen 0:1, Maccabi Petah Tickva - Slavia Prag 1:3.
Der in der Weltmeisterschaftswertung nach acht Läufen klar führende Formel-1-Pilot Nigel Mansell aus England will seinen Vertrag beim Williams-Rennstall erst nach Bekanntgabe des zweiten Piloten für die Saison 1993 verlängern.
FUSSBALL
Gruppe 5, dritter Spieltag: VfL Bochum - Bröndby Kopenhagen 1:1.
Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach hat Europameister Peter Nielsen vom dänischen Meister Lyngby BK Kopenhagen für zwei Jahre unter Vertrag genommen. Der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler kostet die Borussen weniger als eine Million Mark Ablöse. Nielsen ist bereits der zweite dänische Zugang bei Mönchengladbach, nachdem schon Johnny Mölby von Vejle BK an den Bökelberg gewechselt war.
Triumph und Niederlage für zwei deutsche Gold-Hoffnungen 17 Tage vor Olympia: Während Heike Drechsler mit der neuen Jahres-Weltbestleistung von 7,48 m im Weitsprung am Mittwoch beim Grand- Prix-Meeting in Lausanne ihren vier Jahre alten Deutschen Rekord egalisierte und den Weltrekord nur um vier Zentimeter verfehlte, erlitt Heike Henkel nach 32 Hochsprung-Erfolgen in Serie die erste Niederlage seit über einem Jahr. "Aber schlimmer sind die Achillessehnen-Probleme", meinte Trainer Gerd Osenberg sichtlich demprimiert.
1,98 m reichten der 28 Jahre alten Weltmeisterin aus Leverkusen nur zu Rang zwei hinter Weltrekordlerin Stefka Kostadinowa. Die Bulgarin sprang im letzten Aufeinandertreffen der beiden Stars vor Barcelona nach sechs Niederlagen erstmals in diesem Jahr höher als die Hallen-Weltrekordlerin. Bei 2,01 m stand die ein Jahr jüngere Rivalin als Siegerin fest, kann mit psychologischem Aufwind auf die Zielgerade nach Olympia gehen.
"Die 2,01 m von Stefka interessieren mich weniger. Ich hoffe, daß dies meine letzte Niederlage dieses Jahr war", meinte Heike Henkel und ärgerte sich vor allem darüber: "Die Achillessehnenprobleme haben meinen ganzen Anlauf kaputtgemacht. Ich hoffe nur, daß die Schmerzen ähnlich wie vor der WM 1991 noch rechtzeitig verschwinden."
Ansonsten prägten die farbigen Stars das 1,8 Millionen Mark teure Meeting am Genfer See. Weltmeister Michael Johnson (USA) blieb in 20,11 Sekunden diesmal deutlicher als erwartet über seiner Jahres-Weltbestzeit von 19,79 und hatte hart zu kämpfen, um den zuvor schon über 100 m gegen Englands Star Linford Christie siegreichen Nigerianer Olapade Adeniken (10,06) zu schlagen.
Über 400 m Hürden trumpfte Kevin Young einmal mehr auf und machte in 47,97 Sekunden nach seiner Jahres-Weltbestzeit (47,89) erneut deutlich, daß der Weg zum Olympia-Gold auf der "Edwin- Moses-Distanz" nur über ihn führt. Sambias Weltmeister Samuel Matete war in 48,18 im Endspurt ebenso machtlos wie Englands Europameister Kriss Akabusi (48,30). Auf der gleichen Distanz der Frauen siegte Sandra Farmer-Patrick (USA) in 48,02.
Eine nicht ganz unerwartete Niederlage erlitt dagegen über 800 m der Jahres- Weltbeste Johnny Gray (USA) in 1:44,19 Minuten gegen den Kenianer William Tanui (1:43,62). Dagegen kehrte Algeriens 1500-m-Weltmeister Noureddine Morceli nach zwei Niederlagen in 3:34,17 wieder auf die Siegesstraße zurück. sid
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Gstaad/Schweiz (330 000 Dollar), Einzel, Achtelfinale, u. a.: Bruguera (Spanien) - Rhode (Oberhausen) 6:4, 6:1.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Kitzbühel (150 000 Dollar), Einzel, 1. Runde, u. a.: Martinez (Spanien) - Thoms (Saarlouis) 6:1, 6:2, Thoren (Finnland) - Frankl (Heidelberg) 7:5, 1:6, 7:5. - Achtelfinale: Probst (München) - Zrubakova (CSFR) 4:6, 6:0, 6:4, Cecchini (Italien) - Meier (Saarlouis) 6:3, 7:5.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Palermo/Sizilien (100 000 Dollar), 1. Runde, u. a.: Ercegovic (Jugoslawien) - Oeljeklaus (Münster) 6:1, 6:0.
LEICHTATHLETIK
GRAND-PRIX-MEETING in Lausanne, Männer: 100 m (0,5 m Rückenwind): 1. Adeniken (Nigeria) 10,06, 2. Christie (Großbritannien) 10,07, 3. Surin (Kanada) 10,12, 4. Trapp 10,19, 5. Smith (beide USA) 10,25, 6. Regis (Großbritannien) 10,32
200 m (Windstille): 1. Johnson (USA) 20,10 Sekunden, 2. Adeniken 20,11, 3. Regis 20,30, 4. Trouabal (Frankreich) 20,40, 5. Christie 20,41
800 m: 1. Tanui (Kenia) 1:43,62 Minuten, 2. Gray (USA) 1:44,19, 3. Kibet 1.44,32.
1500 m: 1. Morceli (Algerien) 3:34,16 Minuten, 2. Spivey (USA) 3:34,18, 3. Kemei 3:34,31.
5000 m: 1. Ondieki 13:03,58 Minuten (Jahres-Weltbestleistung), 2. Omwoyo 13:13,84, 3. Chelimo 13:19,23.
400 m Hürden: 1. Young (USA) 47,97 Sekunden, 2. Matete (Sambia) 48,18, 3. Akabusi (Großbritannien) 48,30.
Stabhochsprung: 1. Bubka (GUS) 5,90 m
Dreisprung: 1. Woloschin (GUS) 17,36 m, 2. Conley (USA) 17,35 m
Kugelstoßen: 1. Günthör (Schweiz) 21,61 m, 2. Klimenko (GUS) 20,09, 3. Tallhem (Schweden) 19,60... 5. Buder (Wattenscheid) 19,04
Hammerwerfen: 1. Astapkowitsch 82,34 m, 2. Nikulin 80,70, 3. Abduwaljew (alle GUS) 80,66.
Frauen: 200 m (0,3 m Rückenwind): 1. Ottey 22,18 Sekunden, 2. Cuthbert (beide Jamaika) 22,35, 3. Ashford (USA) 22,65
400 m: 1. Richards (Jamaika) 50,43 Sekunden, 2. Miles (USA) 50,64, 3. Restrepo (Kolumbien) 50,85
100 m Hürden (0,2 m Rückenwind): 1. Tolbert 12:71 Sekunden, 2. Martin (beide USA) 12,80, 3. Baumann (Schweiz) 12,93, 4. Bowles (USA) 12,97
400 m Hürden: 1. Farmer-Patrick (USA) 54,00 Sekunden, 2. Ordina (GUS) 54,49, 3. Vickers (USA) 54,76.
Hochsprung: 1. Kostadinowa (Bulgarien) 2,01 m, 2. Henkel (Leverkusen) 1,98 m, 3. Astafei (Bulgarien) 1,95 m, . . ., 5. Goldkamp (Leverkusen) 1,88 m.
Weitsprung: 1. Drechsler (Jena) 7,48 m (0,4 m Rückenwind), 2. Krawets 7,09, 3. Bereschnaja (beide GUS) 6,97.
Speerwerfen: 1. Hattestad (Norwegen) 69,48 m, 2. Schikolenko (GUS) 69,34.
Ein hübscher Altstadtkern, eine alte Kirche, ein Name, der sich von der Burg auf einem Basaltkegel herleitet - all das sind Gemeinsamkeiten, die die oberhessische Stadt Homberg (Ohm) mit ihrer nach bester Hessentags-Manier gestylten Namensvetterin an der Efze teilt.
Homberg an der Ohm, an den südwestlichen Ausläufern des Vogelsbergs gelegen, wurde bereits 1065 als salischer Königsbesitz erwähnt. Nach den Zerstörungen des 30jährigen Krieges ist freilich von einer "Hohen Burg" kaum noch etwas zu sehen. Auf dem Schloßberg findet man neben der Ringmauer mit einem gotischen Tor nur noch ein im Kern gotisches, heute klassizistisches Wohnhaus und eine Scheune mit Fachwerkoberbau, die ehemalige Burgkapelle. Die Stadtrechte wurden Homberg 1234 verliehen. Bedeutung erlangte der Ort seit dem 13. Jahrhundert als Münzstätte und durch seine späteren Privilegien, jährlich bis zu sechs Kram- und Viehmärkte abzuhalten, von denen der "Kalte Markt" Ende Oktober bis heute erhalten geblieben ist.
Teile der alten Stadtbefestigung wurden später zum Brauhaus umgebaut, das schon 1581 urkundlich erwähnt wird. Ein kommunaler Braumeister hatte damals ein Auge auf alles, was die Bürger, für den Eigenverbrauch zumeist, zusammenbrauten. Vom Brauhausturm, dem einzigen erhaltenen Turm der Befestigungsanlage, hat man einen schönen Blick auf das Tal der Ohm und über die Dächer der Stadt, auf Rathaus und Schloßberg. Im Brauhaus ist heute das Museum der Stadt untergebracht.
Die Turmspitze der evangelischen Stadtkirche zeigt schon von weitem den für die Region typischen gotischen Spitzhelm über den vier Giebelfeldern. Ursprünglich wurde die Kirche um 1220 als romanische Pfeilerbasilika erbaut und ist damit das älteste Gotteshaus des Ohm- tales. Das beachtliche Bauwerk ist klar in drei Teile gegliedert. Da ist der alte, später umgestaltete Turm mit der Turmhalle, an den sich das gedrückte Langhaus anschließt. Ende des 15. Jahrhunderts wurde es eingewölbt, die drei Schiffe erhielten ein gemeinsames Dach. Der wesentlich höhere helle Chor mit den Maßwerkfenstern aus dem 14. Jahrhundert schließlich ist rein gotisch. Von der Ausstattung der Kirche aus den verschiedenen Jahrhunderten sei die fast lebensgroße Kreuzigungsgruppe (um 1500) besonders erwähnt.
Ein weiteres Schmuckstück der Stadt ist das Rathaus auf dem Markt, ein stattlicher Fachwerkbau von 1539 mit kleinen Ecktürmchen und einem großen Turm auf dem Dach. Zusammen mit dem 1828 erneuerten großen Marktbrunnen bildet der Platz eine schöne Einheit. Überhaupt ist die Altstadt reich an sehenswerten Fachwerkhäusern, die zum Teil noch aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen, wie die ehemalige Homberger Apotheke und das Stadtwirtshaus. Ein auffälliges spätgotisches Fachwerk-Kirchlein wurde nach der Verlegung des Friedhofes (1563) als Totenkapelle erbaut.
Alte Kirchen, Fachwerkidylle, ein Türmchen hier und dort, ein Schloß, dazu eine schöne Landschaft, das ist zweifellos gut für's Gemüt. Was nun die eher profane Seite betrifft, so genießen oberhessische Wurstwaren einen guten Ruf, und auch über die Biere der Region hört man selten Klagen. So gesehen lohnt sich ein Besuch der Stadt Homberg allemal - vielleicht am kommenden Wochenende (11./12. Juli) anläßlich des Brunnenfestes, zu dem der Spielmanns- und Fanfarenzug der Stadt einlädt?
Homberg ist zu erreichen mit der Bundesbahnlinie nach Kirchhain, Burg-Nieder-Gemünden und Alsfeld; mit dem Auto über die A 5 (Kassel), Ausfahrt Homberg (Ohm). Der "Kalte Markt" wird in diesem Jahr am 20./21. Oktober abgehalten. Nähere Informationen beim Verkehrsbüro der Stadt, Telefon 0 66 33 / 811.
OBERURSEL. Mehrere hundert Teilnehmer erwartet der Lauftreff im Turnverein Stierstadt am Sonntag, 12. Juli, am Start zum achten Kerbelauf.
Dreimal wird auf dem Sportplatz der Stierstädter Gesamtschule ein Schuß die Luft zerreißen: um 9 Uhr starten die Jogger zum Zehn-Kilometer-Lauf durch, um 9.10 Uhr machen sich die Halbmarathon-Läuferinnen und -Läufer auf die 21,1 Kilometer lange Strecke und um 9.15 Uhr beginnt der fünf Kilometer messende "Jedermannslauf".
Ohne großes bergauf und bergab rennen die Sportler durch den Ortskern sowie über Feld- und Wanderwege zwischen Taunus und Frankfurt. Über 60 Pokale und Preise werden während des Frühschoppens im Kerbezelt vergeben.
Mit fünf Mark können Lauffreunde am Sonntag dabeisein, vorausgesetzt sie melden sich spätestens einen Tag vorher an. Nachmeldungen sind gegen Aufpreis von zwei Mark bis 30 Minuten vor den einzelnen Starts möglich. Auschreibungen und nähere Informationen bei Helmut Leber, Schulzengasse 6, Oberursel, Tel. 7 28 77. mk
BERLIN. Viele kleine Geschichten erzählt, tanzt Shelley Hirsch. Von Russen singt sie, die versunken zu Hause sitzen am Tisch, Strawinsky, Rachmaninoff hören, ihre Tänze tanzen; von Iren, Italienern, Latinos.
Wie ein Mosaik setzt sie ihr Bild des East New York der 50iger, 60iger Jahre zusammen, der heterogenen Kulturen auf engstem Raum. Mit Dias, Videos dokumentiert sie die Zerstörung: verlassene Häuser, deren Wände mit bunten Bildern bemalt sind. Die Baptisten-Kirche, die zum Verkauf ansteht - inzwischen "warm" geräumt. Von der Schule erzählt sie, direkt neben einem Friedhof, mit der gouvernantenhaften Lehrerin und dem alltäglichen Rassismus.
Auch der kleine Park hat sein lauschiges Plätzchen, wo man Thoreau lesen, von Bäumen beschützt im Gras sitzen konnte: träumen von dem anderen Amerika, das gegen Gewalt ist, gegen Einmischung in die Politik fremder Völker. Nicht zuletzt: das Leben im eigenen allerengsten jüdischen Kreis. Die Synagoge, in der an den hohen Feiertagen man den alten Gesängen lauscht, die Gewänder der Rabbiner bewundert mit den weißen seidenen Schals, ihre Reden hört, ihre Gebete.
Die Performance von Shelley Hirsch, Hommage an ihr Kindheits-New-York "O Little Town of East New York", eröffnet einen neuen Veranstaltungsort in Berlin Mitte mit gemischter Tradition: Podewil, im Dreieck von rotem Rathaus, Alexanderplatz und ehemaligem Haus der Ministerien. Früher residierte hier die FDJ. In ihrem ehemaligen "Haus der jungen Talente" pflegte die einst Freie Deutsche Jugend ihre Lieder- und Jugend-Kultur, in den besten Fällen knapp unter der Duldungsgrenze. Bei den Festivals des Politischen Lieds fand man hier sich zum Off.
Jetzt wurde das Haus aus Senatsmitteln im unteren Eingangsbereich renoviert. Erhaltungs-Konservierung, wie es im Amts-Deutsch heißt. Einladend ist der Foyer-Bereich umgestaltet - früher wie ein Sonderbezirk im Sonderbezirk. Ein geschmackvolles Café, ein ruhiger Innenhof lassen einen verweilen. Der Saal im Obergeschoß hat einen ansteigenden Podiumsaufbau fürs Publikum bekommen. Behelfsmäßig. Auf eine Grundsanierung mit moderner Technik hofft man bis '94 - falls Geld da ist. Aber wo gibt's schon im Berliner Kultur-Etat derzeit Geld, das nicht anderswo wieder gestrichen werden muß?
Mit einer Million im Jahr will diese neue Berliner "Kulturveranstaltungs- und Verwaltungs-GmbH" neben eigenen Programmen auch andere Gruppen organisatorisch betreuen, wie die Tanzbühne, das der Abwicklung entgangene Puppentheater, oder eine Gruppe, die sich bemüht um die Vermittlung osteuropäischer Kultur. Bei den eigenen Veranstaltungen will man wirken vor allem in den Grenzbereichen der Künste, planen großflächig. Die derzeit als DAAD-Stipendiatin in Berlin lebende Shelley Hirsch gibt außer der Performance über das kleine New York noch eine Serie von Montags-Salons. Voraus ging ein Workshop.
Der Auftakt mithin scheint geglückt. Und auch das Podewil darf so sein Gutteil beitragen zur schönen Unübersichtlichkeit der Berliner Stadt-Kultur mit ihrem Ineinander vieler sich überschneidender Institutionen. In diesem Fall mit dem Hebbel-Theater. Aber das eine ist mehr östlich, das andere mehr westlich. Heat up, wie Shelley Hirsch in einem ihrer gelungendsten Songs ermuntert. gfk
OBERURSEL. Gefahr erkannt - Gefahr gebannt, weiß der Volksmund. Fürs Brunnenfest scheint die Weisheit aber nicht zu gelten. Nicht erst seit dem letzten viertägigen Feiermarathon in den Altstadtgassen droht dem beliebten Heimatfest Ungemach.
Bepinkelte Hauswände, nächtens gröhlende Meuten und zu lauter Boxensound riefen die Nachbarn regelmäßig auf den Plan. Und so kann es nicht weiter verwundern, daß sie sich auch diesmal beschweren - wenn auch offensichtlich Sperrstunden genauer eingehalten wurden, Musikanlagen und Zapfhähnen deutlich früher als sonst der Saft abgedreht wurde. Die Liberalen hatten schon im letzten Jahr auf die Misere aufmerksam gemacht und versucht, einen Interessenausgleich zwischen Feiernden, Veranstaltern und Anwohnern auf die Reihe zu kriegen. Sogar das Parlament stand hinter dem Ansinnen. Allein der Magistrat der Brunnenfest-Stadt schien nicht in der Lage, den geforderten Erfahrungsaustausch zwischen Beteiligten und Betroffenen rechtzeitig zu managen und Konfliktpotential zu entschärfen.
Die FDP will sich nach der jüngsten Protestwelle kein zweites Mal auf die Stadtoberen verlassen, sondern die Sache selbst in die Hand nehmen (die FR berichtete). Für Mittwoch, 5. August, lädt sie um 19 Uhr zum Gespräch in die Stadthalle ein.
Soviel Eigenmächtigkeit und Initiativkraft läßt die Rathausspitze nun aber doch nicht ruhen. Bürgermeister Thomas Schadow (CDU) verkündete jetzt per Fax, daß er "in den Querelen um das Brunnenfest als Vermittler auftreten" möchte. Knapp eine Woche nach dem FDP-Termin hat er das Foyer der Stadthalle für einen "Ausspracheabend" zwischen Vereinsring, Brunnenfest-Ausschuß und Betroffenen gebucht (Dienstag, 11. August, um 19.30 Uhr).
Alle Beschwerden und Klagen sollen auf den Tisch, wobei Schadow selbst schon die "Hauptpunkte der Aussprache" vorformuliert hat: die Lautstärke der Musikkapellen, Durchfahrtsgenehmigungen für die Anwohner, Sperrzeitverkürzung, Aufstellen weiterer Toilettenwagen und die Verkehrsführung in der Stadt.
Offensichtlich weiß die Rathausspitze also bestens Bescheid, wo die Brunnenfest-Kritiker der Schuh drückt. Kein Wunder, wiederholen sich die Klagen der Innenstadt-Anwohner doch gebetsmühlenartig. Aber immerhin hat auch der Rathauschef "jetzt erheblichen Handlungsbedarf" erkannt und hofft, "Mißstimmungen" vermeiden zu können.
Schadows Ziel, "das Brunnenfest soll für alle eine Zeit der Freude und der Erholung sein und nicht für einen Teil der Bevölkerung zur Tortur werden", darf aber wohl getrost ins Reich der frommen Wünsche verwiesen werden. Realistischerem Denken scheint seine Mahnung entsprungen, "Kompromißbereitschaft" und "guten Willen" walten zu lassen. mk
KELSTERBACH. Mehrere vermutlich mit Rattengift gefüllte Fleischwurststükke fanden Hundebesitzer am Dienstag im Kelsterbacher Altstadtbereich. Die "Lekkerbissen", die auf Grundstücken und Gehwegen in Mauer- und Feldstraße auslagen, waren ausgehöhlt und mit blauen Körnern gefüllt. Die Polizei geht davon aus, daß noch weitere der tödlichen Köder auftauchen könnten. Doch die Warnung gilt nicht nur Hundebesitzern: Auch Eltern, so die Beamten, sollten ihrem Nachwuchs einschärfen, derartige Wursthappen nicht anzurühren. wal
EISENACH. Unter der Wartburg beginnt an diesem Freitag die Veranstaltungsreihe "Spurensuche, von der Notwendigkeit des Sich-Erinnerns - vier Jahrzehnte Jazz in der DDR". Der Eröffnung einer Fotoausstellung um 18 Uhr in der Eisenacher Galerie Bohl schließt sich (20 Uhr) im Landestheater ein Konzert mit Joachim Kühn, Klaus Koch und Conny Bauer an.
Für Samstag, 11. Juli, 15 Uhr, laden der örtliche Jazzclub und das städtische Kulturamt zum Gespräch "Spurensuche" ins Theatercafé ein. Abends treten im Theater die Dresdener Tanzsinfoniker auf. Nach einer Diskussion über "Ausblicke" am Sonntag, 12. Juli, 15 Uhr, endet das Eisenacher Jazz-Wochenende mit einem Abendkonzert im Landestheater. Im Mittelpunkt: die Sängerin Uschi Brüning. Zwischen der thüringischen und hessischen Jazzszene gab's schon vor der Wende enge Kontakte. fin
RÜSSELSHEIM. Tödliche Verletzungen erlitt am späten Dienstag abend ein 70jähriger Fußgänger, als er in der Max- von-Laue Straße von einem Auto angefahren wurde. Wie die Polizei mitteilt, wollte der 70jährige Rüsselsheimer gegen 22.30 Uhr die Straße in Höhe der Einmündung Georg-Jung-Straße von links nach rechts überqueren. Der Unfallfahrer, ein 22jähriger Groß-Gerauer, der mit seinem Auto in Richtung Sauerbruchstraße unterwegs war, habe das offenbar zu spät bemerkt und erfaßte den Mann, der bei dem Zusammenstoß so schwer verletzt wurde, daß er noch an der Unfallstelle starb. wal
OBERURSEL. Der Orscheler Sommer steht unter einem guten Stern. Er kommt wie von den Veranstaltern von Kunstgriff und Jugendring gerufen. Regenwolken zogen letzten Samstag rechtzeitig ab, um den Film "Ein Fisch namens Wanda" nicht zu ersäufen, und bisher konnten sich die Bands auf dem Rathausplatz immer in natürlichem Rampenlicht sonnen.
Dabei gedeihen im programmgemäßen Sommer bislang vor allem eher unbekannte Pflänzchen der örtlichen Musikszene. Ultralaut brachten "Missin' the Misses", die Sieger des Sparkassenfestivals 1991, ihren perfekten Pop letzten Donnerstag über die Boxen auf dem Rathausplatz - mußten aber trotz noch so sehr zur Schau getragener Fröhlichkeit Begeisterungsstürme missen.
Am vergangenen Dienstagabend lief das nächste Konzert im Sommer lau an. Der Jugendring hatte zwei lokale Duos engagiert. "The Mazers" wärmten ab 19 Uhr vor, dann pflanzten sich "The Fabtoo", Udo Selber und Michael Scheuber, auf zwei Barhocker. Die "auch Fabelhaften" klampften sich und das Publikum locker in Beatles-Laune, imitierten und interpretierten die Fabulous Four aus Liverpool. Die beiden, die mittlerweile auch auf Platte zu hören sind, machten die Menge klatschen, Füße wippen und leise mitsingen. Doch zur hithaften Stimmung reichte die Spielzeit nicht aus. "The Fabtoo" räumten das Bretterfeld - im Orscheler Sommer auch Bühne genannt - frühzeitig wieder für "The Mazers".
Matthias Keller und Sebastian Rajkovic, die erst seit einem Jahr zusammenspielen, verstanden es, die Sternstunde(n) zu nutzen. 120 Minuten lang spielten und sangen sie sich in Hochform - und Hunderte von Zuhörern in Hochstimmung. Mit eingängigen a-capella-Einlagen - verstärkt durch die "U-Bahn-Kontrolleure in tiefgefrorenen Frauenkleidern" - ließen sie aufhorchen. Mit Gitarre, Blues Harp, Gesang und teilweise Drumcomputer jagten sie dann durchs internationale Liedgut - und rissen die Masse mit. Egal ob die Titelmusik von "Heidi" oder "Pippi Langstrumpf", Ghospel oder Beatles-Medley, Rolling Stones oder Neue Deutsche Welle - für die beiden begeisterten und begeisternden Oberurseler gab's kein Halten mehr und die Zuhörer tanzten ab. "So schön, so schön war die Zeit" - bis das Blaulicht der Polizei nach 23 Uhr und unzähligen Zugaben dazwischenfunkte.
Der "Orscheler Sommer" geht weiter: Am Samstag, 11. Juli, gibt es auf dem Rathausplatz ab 22 Uhr wieder Open-air Kino mit dem Film "Pretty Woman". Am Donnerstag, 16. Juli, machen dort ab 19.30 Uhr "The Nerds" Musik. Beim Freiluftkino am Samstag, 18. Juli, 22 Uhr, wird "Wer die Nachtigall stört" gezeigt. mk
WIILI SELZER, aktiver Sportler beim TV Bad Vilbel, sicherte sich gleich drei Titel bei den achten europäischen Meisterschaften der Leichtathleten-Veteranen von 26. Juni bis 4. Juli in Kristiansand / Norwegen. Dabei hatte Selzer noch vor drei Wochen skeptisch drein geblickt, da wegen einer Oberschenkelzerrung sein Start gefährdert war. - In seiner Altersklasse der 65- bis 69jährigen gewann er den 200-Meterlauf bei starkem Gegenwind in 27,16 Sekunden, die 400 Meter in 58,94 Sekunden sowie auch mit der vier mal 400-Meterstaffel der Bundesrepublik, vor den Staffeln aus Großbritannien und Norwegen. Auf einen Start in der vier mal 100-Meterstaffel mußte Selzer leider verzichten, da sich die alte Verletzung wieder bemerkbar gemacht hatte, berichtet Thomas Seybold für den Turnverein 1881 Bad Vilbel.
BAD NAUHEIM. Wehe, es kommt ihm einer in die Quere und behauptet, fünf sei gerade, dann schnellt seine Tenorstimme in die höchsten Lagen. Doch Sekunden später, schildert ein Insider, "sitzt er in der Ecke und raucht genüßlich eine Zigarre". Spätestens nach diesem Punkt wissen zumindest die 120 Mitarbeiter im Parkhotel am Kurhaus in Bad Nauheim, daß hier nur ihr Direktor Reinhard Schreek gemeint sein kann. Der 47jährige Westfale, designierter Präsident des Hotel-und Gaststättenverbandes Hessen, wehrt sich denn auch gar nicht erst, daß ihn Kollegen zum "John McEnroe unter den Hoteliers" erheben. Statt dessen ist ihm ein Chesterfield-Zitat zum Lebensprinzip geworden: "Whatever is worth doing at all is worth doing well" - was Du auch machst, mach es gut. Das Zitat ziert das Jahrbuch einer High School- Klasse in Scarsdale im Staate New York, die Schreek für sieben Jahre absolvierte.
Der Direktor des Parkhotels am Kurhaus hält in Personalunion auch die Hand über den Café- und Restaurantbetrieb im Staatlichen Kurhaus, in dem, einschließlich der Seminarräume im angegliederten Hoteltrakt, 2000 Gäste Platz finden und versorgt sein wollen. Im vergangenen Jahr fanden 2000 Veranstaltungen, von Tagungen und Seminaren bis zu Familienfeiern, Banketts und Bällen statt. Von den 120 Mitarbeitern sind 25 in der Küche beschäftigt. Hier werden sieben Tonnen Kaffeepulver pro Jahr verbraucht, über 3000 Kilogramm Fleisch und Wurst pro Monat verarbeitet. In den Gewölbekellern lagern 60 000 Flaschen Wein, in den Regalen stehen 3500 Wein- und 1500 Sektgläser griffbereit. Jährlich muß der Gläserbestand um durchschnittlich 2000 ergänzt werden, sie gehen zu Bruch, verschwinden aber (leider) auch in den Sakko- oder Handtaschen der Bewirteten.
Reinhard Schreek ist Gastronom von der Pike auf. Die Karriere begann als Page im "Kaiserhof" in Frankfurt, wo sich eine Kochlehre unter Küchenchef Xaver Maier, "Zeppelin-Maier" genannt, weil er als einziger den Zeppelinabsturz bei Lakehurst überlebte, anschloß. Schreek sammelt Erfahrungen in Frankreich und der Schweiz, geht mit den Eltern für sieben Jahre in die USA, besucht in Scarsdale im Staate New York die High School. "In Lederhosen bin ich dort angekommen", erzählt er. In die Taschen derselben allerdings scheffelte er gute und harte Dollars, die er sich als Zeitungsfahrer verdiente, nachdem er gelernt hatte, wie man zielsicher vom rollenden Fahrrad die Gazetten vor Haustüren und in Vorgärten schleudert. In Heidelberg absolviert Schreek die Hotelfachschule, wird 1970 Kontrollchef im damaligen Hilbert's Parkhotel. Als ihm vier Jahre später die Entlassung droht, erhält er eine Chance im abgewirtschafteten Kurhaus, kniet sich rein und verdoppelt binnen zwei Jahre die Umsätze. Er wird Geschäftsführer aller gastronomischen Betriebe des Staatsbades, avanciert 1982 zum Direktor des gerade eröffneten Parkhotels am Kurhaus.
Einer wie Schreek ist stets im Streß. Eine Zigarre ist Balsam für seine Nerven. An solchen roch er schon als kleiner Bub. In Bünden, seinem Geburtsort, verdiente er sich mit Zigarrenrollen das erste Taschengeld. Urlaub ist für ihn "Flucht vor den Massen". Seit 18 Jahren bezieht er in Kärnten stets am gleichen Ort sein Quartier nach dem Motto: "Hoch in die Berge, mit den Kühen schlafen gehen und auf's Plumpsklo - das ist schön."
Der Spaß am einfachen Leben zeichnet allerdings ein schräges Bild über den in Wahrheit knallharten Managertyp.
Schreek schwört auf Kontaktpflege. In 18 Vereinen ist er Mitglied geworden. Seitdem sind Vereinsveranstaltungen im Kurhaus sprunghaft gestiegen. Was Schreek am Herzen liegt: besonders die "schwierigen Gäste zufriedenstellen" und Personalprobleme lösen. Sein Rezept: "Man muß sich persönlich darum kümmern."
Trotz allem findet er noch Zeit für außerbetriebliche Aufgaben, so als Schatzmeister im Hotel- und Gaststättenverband Hessen, im Vorstand der Bad Nauheimer Köchevereinigung, im Ausschuß für Tourismus des Deutschen Industrie- und Handelstages oder in Gremien der IHK Friedberg, um nur einige zu erwähnen. Geruhsamere Zeiten sind für ihn nicht in Sicht. Das Parkhotel am Kurhaus mit derzeit 166 Betten in 100 Zimmern liegt mit einer Belegungsquote von über 68 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt. Als Ersatz für das aus dem Stadtbild verschwundene Hilbert's Parkhotel, mit Kosten von 28 Millionen Mark erbaut und am 1. Oktober 1982 in Betrieb genommen, schreibt der Regiebetrieb des Staatsbades im zehnten Jahr seines Bestehens bereits schwarze Zahlen. Was Wunder, daß des hessischen Finanzministers liebstes (gastronomisches) Kind nun sogar erweitert werden soll, um 80 Betten in 60 Zimmern. Um höchsten Ansprüchen des internationalen Publikums zu genügen, ist eine Präsidenten-Suite, 130 Quadratmeter groß mit vorgelagerter Balkon-Terrasse, die einen Panoramablick zum Kurpark bietet, vorgesehen. Der Baubeginn ist für Frühjahr 1993 terminiert. Der neue Trakt wird nördlich in Richtung zum Eisstadion unmittelbar an den bestehenden Komplex angehängt. Planer und Architekten sorgen mit einem raffinierten Trick dafür, daß am Tage der Fertigstellung der Erweiterungsbau in den "Altbau" nahtlos übergeht: wie bei einem Tunneldurchstich wird eine provisorische Trennwand beseitigt, die neuen Zimmer sind bezugsfertig. Das wird ein beruflicher Höhepunkt für Direktor Reinhard Schreek sein. Einen privaten Höhepunkt hat er gerade vor sich. Morgen heiratet er seine langjährige Gefährtin Marianne. Vor 23 Jahren lernten sich die beiden im Hotel "Bellevue" in Zürich kennen. Dort arbeitete er als Kellner, sie als Gouvernante. Längst leitet sie den elterlichen Familienbetrieb - ein Hotel in Groß-Umstadt. "Wir hatten keine Zeit zum Heiraten", schäkert Schreek. Zum Polterabend gestern auf der Friedberger Seewiese wurden über 1000 Bekannte und Freunde des Brautpaares erwartet. Ein Beweis, daß Reinhard Schreek auch an Popularität einem John McEnroe nicht nachsteht.
GROSS-GERAU. Wie lange dauert es, bis man Millionär ist? Diese Frage, die viele bewegt, wurde am Dienstagabend in Groß-Geraus Stadtverordnetenversammlung klar beantwortet: Eine knappe halbe Stunde! Denn genau so lange brauchten die Kommunalpolitiker bei einer Sondersitzung, um die formalen Voraussetzungen für den Verkauf des 135 600 Quadratmeter großen Geländes "Im Schachen" zu schaffen, wodurch in den Stadtsäckel 12,6 Millionen Mark fließen. Allerdings - bis zum Dienstagsentscheid im historischen Rathaus bedurfte es vieler Vorgespräche, um ein seit Jahren durch die Diskussion geisterndes Thema endgültig vom Tisch zu bekommen.
Ohne Überraschungen verlief das Treffen, zeitweilig war die spannendste Frage: Würde das urlaubsausgedünnte Parlament beschlußfähig sein. Dem war so. Knappe 30 Minuten nach dem Start waren die Groß-Gerauer erheblich reicher, die dafür notwendige Entscheidung mit den Stimmen der SPD und CDU gegen die der Grünen gefallen.
Bürgermeister Manfred Hohl blendete auf die komplizierte Vorgeschichte zurück. Im Mittelpunkt steht das 136 500 Quadratmeter große Grundstück "Im Schachen", das Groß-Gerau 1972 zur Werkserweiterung an die Firma Südzukker verkaufte. Die benötigte später aber doch nicht das Grundstück, weil die geplante Erweiterung nicht zustande kam. Knackpunkt war das zwischen beiden Partner ausgemachte Wiederkaufsrecht der Kommune. Denn das war juristisch einwandfrei geregelt, daß die Stadt es hundertprozentig sicher hätte durchsetzen können. Dies machte Bürgermeister Manfred Hohl auch am Dienstag deutlich. Daher einigten sich am Ende Kommune und Unternehmen, die Südzucker soll das nicht benötigte Gelände für Gewerbeansiedlung weiterverkaufen und die Kreisstadt am Reinerlös beteiligen. Am Dienstag wurde der Schlußstrich gezogen, indem die Kommune durch Parlamentsbeschluß formell auf das städtische Wiederkaufsrecht verzichtete.
Insgesamt fließen 12,6 Millionen Mark in den Stadtsäckel, etwa ein Drittel des Erlöses. "Eine erkleckliche Summe", freute sich Hohl. Daß sich alles so lang hingezogen habe, sei auch darauf zurückzuführen, daß zunächst das gesamte Gelände an einen Interessenten habe verkauft werden sollen, was aber nicht möglich gewesen sei. Jetzt gebe es drei große Käufer und Verträge seien schon teilweise unter Dach und Fach. Dabei sei Wert darauf gelegt worden, daß die Umwelt nicht beeinträchtigt und zusätzliche Verkehrsbelastungen gering gehalten würden. Auch rechne die Stadt mit künftig für sie wichtigen neuen Gewerbesteuereinahmen durch die Neuansiedlungen im "Schachen". Lediglich 6000 Quadratmeter seien noch nicht vergeben.
Wie der Bürgermeister im einzelnen berichtete, wird sich auf 70 000 Quadratmetern zwischen Nordring, Hans-Böckler-Straße und Bahnlinie die Firma Layher aus Güglingen ansiedeln, bekannt durch Herstellung von Leitern und Baugeräten. Etwa 33 000 Quadratmeter zwischen Hans-Böckler-Straße und Bahnlinie übernehme die Kölner Firma FTG, in erster Linie zur Ansiedlung des Stückgutverteilers Elan-Rindt. Neben dem Stückgutzentrum seien Büroräume für die Deutschland-Niederlassung des Unternehmens geplant. Weitere 27 000 Quadratmeter gingen zwischen dem nördlichen Verlauf der Hans-Böckler-Straße und dem FTG-Grundstück an die Firma Kraftverkehr Nagel. Die plane ein Logistikzentrum zur Verteilung von Lebensmitteln. Dafür seien etwa 65 Lastwagen-Bewegungen am Tag zu erwarten.
Für die SPD verkündete Fraktionsvorsitzender Gerd Stüber Zustimung zum vorliegenden Plan. Die Position der Sozialdemokraten sei richtig gewesen, nämlich ein Mittelweg zwischen kompromißloser Nein-Sagerei und Gang vor die Gerichte mit ungewissem Ausgang oder aber allzu frühzeitigem Nachgeben gegenüber der Firma Südzucker.
Zwar sei der finanzielle Zugewinn für den Stadtsäckel erfreulich, doch hätte durch konsequentes Ausnutzen des Wiederkaufsrechtes mehr herausgeholt werden können. Dies meinte Thomas Krambeer für die Grünen. Ein auf vier Jahre veranschlagter Rechtsstreit hätte bei frühzeitigerem Engagement der Stadt längst zu deren Gunsten beendet sein könnte, sagte er weiter. Außerdem widersprachen die Grünen Hohls Aussage, daß das Wiederkaufsrecht erst in einem Vertrag von 1979 und nicht schon 1972 mit der Südzucker festgeschrieben gewesen sei. Sie monierten zudem, daß die Kommune nach dem jetzt gefundenen Modus weniger Einfluß auf die Zukunft der "Schachen"-Flächen habe. Dem widersprachen Vertreter der SPD. cas
KREIS GROSS-GERAU. Die amtliche Arbeitslosenquote lag im Monat Juni im Kreis Groß-Gerau bei 3,2 Prozent. Dies entspricht nach Auskunft des Arbeitsamtsbezirks Darmstadt im Bereich der Zweigstelle Rüsselsheim einem Gleichstand gegenüber dem Vormonat, bei der Dependance Groß-Gerau sogar einem Antieg um 0,2 Prozent.
Deutlich lagen beide Bezirke über der Quote des Junis 1991, als bei ihnen jeweils nur 2,8 Prozent Arbeitslose registriert gewesen waren.
Bei der Rüsselsheimer Außenstelle heißt es für Juni 1710 (Mai: 1725) Arbeitslose, davon 859 Frauen. Dem standen 722 offene Stellen (Mai: 679) gegenüber. In Groß-Gerau waren im Juni 1358 Arbeitslose (Mai: 1289) registriert. 607 freie Stellen (Mai: 656) wurden angeboten.
Mit dieser Entwicklung liegt der Kreis Groß-Gerau in etwa im Trend des Arbeitsamtes Darmstadt, das den südmainischen, Starkenburger Raum (ohne Offenbach und Frankfurt) umfaßt. Insgesamt stieg hier die Arbeitslosenquote leicht von vier auf 4,1 Prozent, was gegenüber dem Juni-Wert von 1991 mit nur 3,4 Prozent aber 3000 Menschen - mithin 20 Prozent - mehr entspricht.
Zur aktuellen Entwicklung meldet die Darmstädter Behörde: "Erstmals seit Jahrzehnten wurde in Darmstadt in einem Junimonat ein so hoher Neuzugang von 3641 Arbeitslosen und Arbeitssuchenden festgestellt". Weniger als die Hälfte dieser Neuzugänge - nämlich 49 Prozent - seien unmittelbar aus vorhergehender Beschäftigung oder betrieblicher Ausbildung gekommen. 51 Prozent der Betroffen dagegen setzten sich aus Wiedereintritten in Arbeitslosigkeit nach Krankheit oder sonstigen Unterbrechnungen zusammen.
In einem Halbjahresrückblick auf 1992 meldet das Darmstädter Amt "nur geringe Impulse" auf dem südhessischen Arbeitsmarkt. Zur Jahresmitte sei die Zahl der Arbeitslosen auf 17 109 gestiegen. Die stärkste Nachfrage nach neuen Arbeitskräften habe es vom Januar bis Juni vonseiten der Land- und Forstwirtschaft gegeben, da herrsche weiterhin Fachkräftemangel.
Für diese Branche seien im ersten Halbjahr über 7500 ausländische Saisonarbeitskräfte für die Zeit von drei Monaten zur Beschäftigung verpflichtet worden. Das Arbeitsamt erwartet, daß dieser Boom in der zweiten Jahreshälfte deutlich nachlassen wird.
Dagegen halte die Nachfrage nach Arbeitskräften für den Groß- und Einzelhandel weiter an. Überwiegend kleinere und mittlere Betriebe hätten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 2535 freie Arbeitsplätze gemeldet, was immerhin 14 Prozent der gesamten Nachfrage entsprochen habe.
Dagegen übten die verschiendenen Industriebetriebe des weiterverarbeitenden Gewerbes weiterhin Zurückhaltung bei der Nachfrage nach neuen Arbeitskräften. Eine "Beruhigung" der Nachfrage sei auch bei den Unternehmen der allgemeinen Dienstleistungsbereiche erkennbar, heißt es in der jüngsten Bilanz des Arbeitsamtes. cas
RÜSSELSHEIM. Auf offener Straße versuchte ein Unbekannter einer Frau am Dienstag gegen 16.35 Uhr in der Heppenheimer Straße die Handtasche zu rauben. Der etwa 25 bis 30 Jahre alte Mann fuhr mit einem älteren, grauen Herrenrad von hinten an die Frau heran und wollte ihr beim Vorbeifahren die um ihr linkes Handgelenk geschlungene Tasche entreißen.
Die Stofftasche erwies sich jedoch als strapazierfähig, der Henkel hielt und durch den Ruck des Räubers stürzten sowohl dieser selbst als auch die Frau zu Boden. Anschließend suchte der Unbekannte das Weite.
Er wird als schlank und mit dunklen, glatten Haaren beschrieben. Bekleidet war er mit hellem T-Shirt und dunklen Blue Jeans sowie dunklen Schuhen, erklärte ein Polizeisprecher. cas
RÜSSELSHEIM. Eine ganze Serie von Einbrüchen meldete gestern ein Kriposprecher. Vermutlich die gleichen Täter drangen in der Nacht auf Dienstag in die Tagesstätte der Matthäusgemeinde, die Verbraucherzentrale Rüsselsheim und die ADAC-Geschäftsstelle ein. Gestohlen wurden 250 Mark Bargeld sowie Reisetaschen und Kindersitze im Wert von etwa 1000 Mark. cas
GROSS-GERAU. Auf frischer Tat ertappt wurde eine 23jährige, als sie in den Keller eines Einfamilienhauses in der Josef-Seliger-Straße einbrechen wollte. Mit einem roten Auto, das ein ausländisches Kennzeichen mit den Buchstaben "TV" hatte, konnten eine mutmaßliche Kumpanin und ein etwa elfjähriger Junge fliehen. cas
WIESBADEN. Sprungbrett für einen beruflichen Neuanfang: Arbeitsamt und Volkshochschule bieten arbeitslosen Frauen ohne qualifizierte Ausbildung eine aussichtsreiche Perspektive. Diese Unterstützung haben die Betroffenen meist bitter nötig. Denn bei der jahrelangen vergeblichen und zermürbenden Suche nach einem Job bleibt häufig das Selbstwertgefühl auf der Strecke. In "Berufsorientierungskursen" eröffnen sich ihnen neue Möglichkeiten. "Sie lernen", sagt Heidrun Elster vom Wiesbadener Arbeitsamt, "daß es noch andere Berufe gibt außer Putzen, Kochen und Briefe schreiben." Seit drei Jahren gibt es diese Sechs-Monats-Lehrgänge, mehr als 300 Frauen haben bisher daran teilgenommen, die Hälfte von ihnen fand dann einen festen Arbeitsplatz.
Arbeitslosigkeit als zentrales Lebensproblem ziehe viele weitere Schwierigkeiten nach sich - zum Beispiel Alkohol-, Tabletten- oder Magersucht. Aus diesem Dilemma können sich die Frauen nur befreien, wenn sie das Übel an der Wurzel packen. Hartmud Wemhöner von der Volkshochschule: "Wenn sie eine anspruchsvollere Arbeitsstelle haben, kriegen sie ihre anderen Probleme leichter in den Griff." Deshalb liegt einer der Schwerpunkte in der "Selbstreflexion": Die Frauen sollen sich mit ihrer eigenen Eigeninitiative ist gefragt Vergangenheit auseinandersetzen und "sollen erst einmal wieder mehr Selbstbewußtsein gewinnen und fähig werden, ihr Leben eigenständig zu planen", wie Heidrun Elster formuliert.
Eigeninitiative der Frauen wird dabei allerdings vorausgesetzt: "Wir können den Teilnehmerinnen die Entscheidungen nicht abnehmen, sie müssen selbst aktiv werden." Beispielsweise nach den "Schnupperkursen" während der ersten vier Wochen, wenn ihnen Einblick in die unterschiedlichsten Berufsfelder gewährt wird - etwa ins Maschineschreiben, in die EDV oder ins Elektro-, Metall- oder Holzgewerbe. Nähere Informationen über den Berufsalltag bietet dann ein viermonatiges Betriebspraktikum, um zu sehen, ob Wünsche und Wirklichkeit in Einklang zu bringen sind.
Ziel ist es, sagt Heidrun Elster, die Frauen zu einer weitergehenden Berufsqualifikation zu motivieren. Was allerdings selten gelingt. Doppelbelastung durch Haushalt und Kindererziehung und oft auch Einsprüche des Ehemanns verhindern, daß Frauen noch einmal die Lehrbank drücken. Andere, vor allem Alleinerziehende, können sich die damit verbundene zweieinhalbjährige finanzielle Durstrecke nicht leisten. Lediglich 52 Frauen haben sich bisher nach diesen Orientierungskursen für eine berufliche Weiterbildung entschieden.
Übrigens sind nicht nur arbeitslose Frauen Zielgruppen solcher "beruflicher Reintegrationsmaßnahmen", wie Arbeitsamt und VHS ihre gemeinsamen Anstrengungen um die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in ein festes Arbeitsverhältnis nennen. Solche Kurse richten sich auch an die Adresse von arbeitslosen Männern, Aussiedlern, Ausländern und Schwerbehinderten. Wobei vor allem in den Lehrgängen für Schwerbehinderte der Akzent verschoben ist. Anders als bei den Kursen für Frauen spielt hier das Praktikum die zentrale Rolle. Denn abgesehen von den den Problemen der Betroffenen, ihre Behinderung zu akzeptieren, muß darüber hinaus harte Überzeugungsarbeit beim Arbeitgeber geleistet werden.
Während des Praktikums werden dann die gängigen Vorurteile abgebaut. Etwa daß Schwerbehinderte "andauernd krank sind" oder daß man sie wegen besonderer Kündigungsfristen "nicht mehr los wird". Ohne Druck von Probezeit und der Bewerbung können die Rehabilitanden zeigen, was sie in der Praxis zu leisten vermögen. Auch diese Berufsorientierungskurse gibt es seit drei Jahren; teilgenommen haben bisher 153 Schwerbehinderte, Vier Monate Praktikum immerhin 61 von ihnen wurden sofort nach dem Praktikum von demselben Betrieb in eine Festanstellung übernommen.
Die nächsten Kurse für Frauen beginnen am 1. Oktober, für Schwerbehinderte am 1. August. Voraussetzung für eine Teilnahme ist eine längere Arbeitslosigkeit und das Fehlen einer qualifizierten Berufsausbildung. Die Lehrgänge sind kostenlos, wer daran teilnimmt, kassiert in dieser Zeit sogar vom Arbeitsamt ein geringfügig höheres Arbeitslosengeld. Außerdem werden Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt. Nähere Informationen gibt es bei der VHS, Telefon 06 11 / 3 08 19 41, oder beim Arbeitsamt.
MARGIT FEHLINGER
WIESBADEN. Naturschutz und Wassergewinnung müssen sich nicht wie feindliche Brüder gegenüberstehen. Darauf wies das Vorstandsmitglied der Wiesbadener Stadtwerke (ESWE), Diether Sammet, bei der Vorstellung des sechsten Hefts der Reihe "Beiträge zu Naturschutz, Landschaftspflege und Waldökologie" hin. Titel der jetzt mit einer Startauflage von 3000 Exemplaren gedruckten Broschüre: "Wasser für Wiesbaden - Nutzung, Bewahrung und Ökologie". "Ohne Wasser", so Umweltdezernent Dieter Berlitz, "stirbt das gesamte Leben auf der Erde", und daher müsse bei dem kostenbaren Naß dafür gesorgt werden, daß es auch in Zukunft in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Insbesondere, nachdem vergangene Generationen mit der Eindämmung des Rheinbettes und mit Kulturbaumaßnahmen den natürlichen Wasserhaushalt durcheinander gebracht haben. Hinzu kommt, daß gerade im Ballungsgebiet Rhein-Main seit Jahren der Wasserbedarf stetig steigt.
Im Gegensatz zu den 50er Jahren, in denen eine möglichst kleinwüchsige Vegetation in Wassergewinnungsgebieten favorisiert wurde, tritt heute immer stärker auch der Naturschutz in den Vordergrund. Stolz verweisen Sammet und Berlitz auf das Paradebeispiel der Zusammenarbeit von Wasserwirtschaft und Naturschutz, das Schiersteiner Wasserwerk.
Bedingt durch den schonenden Umgang mit der Natur fühlen sich seit Jahren in den ehemaligen Rieselfeldern die berühmten Schiersteiner Störche wieder wohl, ist dort ein kleines Bio-Reservat entstanden. Trotz höherer Kosten, so Sammet, wollen die Stadtwerke auch in Zukunft dafür sorgen, die naturnahe Struktur des Gebietes auszubauen. Das Amt für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz, Mitarbeiter der ESWE und der Schiersteiner Ortsbeirat wollen zusammen ein "Naturschutzlenkungskonzept" erarbeiten, das auch die "Wallufer Bucht" mit einbeziehen soll. Diese naturnahe Restaue zwischen Damm und Rheinufer erstreckt sich von Walluf bis fast zum Schiersteiner Hafen. Zusammen mit der Mariannenaue und der Rettbergsaue soll sie Teil eines "Europareservats" werden.
Die neue Broschüre des Umweltdezernats mit Beiträgen des Biologen Michael Ziese, des Ingenieurs Rolf Hussing und von Martina Schüler bietet Laien die Möglichkeit, sich fachkundig zu machen. Mit weiteren Aktivitäten, etwa einer Wanderausstellung über das Öko-Paradies in Schierstein, soll die Öffentlichkeit über das Zusammenwirken von ESWE und Stadt informiert werden. Als Höhepunkt könnte man sich in der Vorstandsetage der ESWE einen Aussichtsturm am Schiersteiner Wasserwerk vorstellen: zur besseren Beobachtung der Störche. dir
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Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Sommercafé mit den Lupellys, 15.30 Uhr, Parkplatz Mainstraße.
Sommergarten ab 16 Uhr; Livemusik mit den Flying Toreros, 19 Uhr, Parkplatz Mainstraße.
Konzert: Mistress, 20 Uhr, Jugendzentrum Dicker Busch, Hessenring. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Wayne's World (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex II: Feivel der Mauswanderer im wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45, 23 Uhr). - Cinema: Peter Pan (15 Uhr); Eiskalte Leidenschaft (17.45, 20.30, 23 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Eiskalte Leidenschaft (19.30 Uhr); Doppelnacht: Night on Earth + Big Time (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Das Pony vom ersten Stock (15 Uhr); Das Wunderkind Tate (20 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.
Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefon 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. (Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Open-Air: Back to the Sixties mit den Barons, 20 Uhr, Sonnenhügel im Waldschwimmbad.
Dreieich. Burgfestspiele: Hair, 19.30 Uhr, Burg Dreieichenhain.
Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Betriebsferien. - Viktoria: Vater der Braut (20.30).
Langen. Hollywood: Wayne's World (20 Uhr). - Fantasia: Peterchens Mondfahrt (10 Uhr); Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Tel. 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30-12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Ehe- und Familienberatung, Caritas/Diak. Werk, 9-12 Uhr, Rob.- Bosch-Str. 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle, Kreis Offenbach, Sprendl., Eisenbahnstr. 8, 9-12 und 14-16 Uhr, Anmeldung: 0 61 03 / 6 87 33.
Club Behinderter und ihrer Freunde, 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.
Beratung für wohnungslose Menschen (Paritätischer Wohlfahrtsverband), 10 bis 13.30 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Straße 100.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 /2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Mädchencafé, 15 bis 20 Uhr; Frauencafé "Donna Wetter", 20 bis 22 Uhr, Altes Rathaus, Haus C, Fahrgasse 10.
Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.
Egelsbach. Pro Familia, Kirchstr. 2, 15 bis 17 Uhr, Termine: 0 60 74 / 22 65.
Frauenhaus des Kreises Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Groß-Umstadt. Stars der Volksmusik: Marianne & Michael, Wildecker Herzbuben, Patrick Lindner u. a., 20 Uhr, Festzelt Semd. Festkinos / Filme
Dietzenbach. Open-air-Kino am Stadtbrunnen: Die nackte Kanone 2 (21 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). - Turmstudio: Schlafwandler (20 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Basic Instinct (20.30 Uhr).
Dietzenbach. Abschlußfeier bei den Ferienspielen, 14 Uhr, Waldstadion, Offenthaler Straße.
Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
VEF-Kleinkinderspielkreis für Kinder von 15 Monaten bis drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Wayne's World (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Unter Verdacht (15, 17.30, 20, 22.15 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Die Hand an der Wiege (15.15, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Broadway: Peter Pan (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: The Doors + Die Ritter der Kokosnuß (22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Treffen für stillende Mütter, Evangelische Familienbildungsstätte, Ludo-Mayer-Straße 1, 15 bis 16.30 Uhr.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 67, Tel. 80 064 - 230.
Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 9 bis 17 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.
Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende, 20 Uhr, Ludwigstr. 180 A.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken Offenbach, Altbau, 1. Stock, Caféteria, 17 bis 18.30 Uhr.
Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Heusenstamm. Psychol. Beratungsstelle des Kreises, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr. Tel. 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
BAD VILBEL. Ab kommenden Sonntag, 12. Juli, sind Eltern mit Kindern zwischen ein und vier Jahren erstmals zum Krabbelgottesdienst in die evangelische Christuskirche eingeladen. Solche Gottesdienste will die Gemeinde nun auch mit den kleinsten Familienmitgliedern in regelmäßigen Abständen sonntags nach dem eigentlichen Gemeindegottesdienst feiern.
Für etwa 20 Minuten soll ab 11.15 Uhr gemeinsam gesungen werden. Außerdem hören die Kleinen eine biblische Geschichte. de
Vélizystraße erhält für 3,2 Millionen Mark neuen Unterbau und Teerdecke "Nadelöhr" wird jetzt noch enger Staus bis September Von Martin Feldmann DIETZENBACH. Auf längere Staus müssen sich in den kommenden Wochen die Verkehrsteilnehmer einstellen, wenn sie zur Rush-Hour durch Dietzenbach fahren wollen. Das Nadelöhr "Vélizystraße" zwischen Offenbacher und Frankfurter Straße wird am Dienstag, 21. Juli, halbseitig gesperrt. Der Verkehr muß in beiden Richtungen wechselweise - mit einer Baustellenampel geregelt - über eine Fahrspur geführt werden. Der Leiter des Hessischen Straßenbaumtes Frankfurt, Karl Fritz Hirsch, geht davon aus, "daß wir bei günstiger Witterung Mitte September die Bauarbeiten abschließen können".
Schon in den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Verkehrsbehinderungen, weil die Vélizystraße abschnittsweise in Richtung Süden erneuert wurde. Unter der Leitung des Hessischen Straßenbaumtes war im Frühjahr damit begonnen worden, peu à peu den beschädigten Belag zu entfernen, "um eine Fahrbahndecke mit stabilerem Unterbau als bisher aufzutragen", wie Hirsch berichtet.
"Wir gehen bewußt in mehreren Abschnitten vor, um die Behinderungen möglichst gering zu halten." Hirsch erwähnt, daß der Zustand der Vélizystraße als Ortsumgehung von Dietzenbach - es handelt sich um die Bundesstraße 459 - unter dem ständig wachsenden Verkehr der vergangenen Jahre stark gelitten habe.
Der dritte Bauabschnitt, nämlich die Neugestaltung der Kreuzung von Offenbacher und Vélizystraße, ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Das folgende Straßenstück bis zu "Frankfurter" ist der vierte Bauabschnitt.
Der Chef des Hessischen Straßenbaumtes sagt, "daß der gesammte Ausbau der Vélizystraße etwa 3,5 Millionen Mark kostet, wobei es sich fast ausschließlich um Bundesgelder handelt". Der ebenfalls noch nicht beendete Ausbau der Offenbacher Straße in Richtung Steinberg wird hingegen voll und ganz vom Land Hessen finanziert.
Laut Bürgermeister Jürgen Heyer wird die Vélizystraße zwischen Elisabeth-Selbert- und Gottlieb-Daimler-Straße von Dienstag, 21. Juli, an wieder in beiden Richtungen zweispurig für den Verkehr freigegeben. Ebenso soll die Einmündung der Idsteiner Straße auf die Vélizystraße freigegeben werden. Die Ampel steht bereits. Der Magistrat hofft, daß es dadurch zu Verkehrsentlastungen im Starkenburgring und in der Rodgaustraße kommen wird.
Längerfristig ist vorgesehen, alle Ampeln an der Vélizystraße für eine grüne Welle umzurüsten. So soll der Verkehr zügiger Dietzenbacher Stadtgebiet passieren können. fin
SELIGENSTADT. "Es gibt kein Zurück mehr", sagte am Mittwoch nachmittag Hans-Jürgen Wolf, Mitglied der Geschäftsleitung von Tengelmann in Mühlheim an der Ruhr, zur Schließung des Schade-Marktes am Seligenstädter Marktplatz. Hausintern sei so entschieden worden. Betriebswirtschaftliche Gründe hätten die Zentrale dazu bewogen, die Filiale Ende vergangener Woche dicht zu machen. "Es ist ein reines Verlustobjekt", meinte Wolf. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden übernommen. Nach Angaben des Tengelmann- Sprechers wird bald in dem Ladenlokal ein Kaisers Drogeriemarkt eröffnet.
Von den 176 Schade-Märkten, die der Tengelmann-Konzern übernommen hat, wurden und werden insgesamt nur etwa zehn Prozent in Geschäfte mit Drogeriesortiment umgewandelt. Der Seligenstädter Lebensmittelladen habe nur eine kleine Kundschaft gehabt. Auch wenn Parteien und Bürgerinitiativen protestierten, könne das die Tengelmann-Zentrale nicht beeinflussen. Der Betrieb könne sich keine unrentablen Projekte leisten.
Seligenstädter Kommunalpolitiker hatten sich für den Erhalt des Schade-Marktes eingesetzt. Während Bürgermeister Rolf Wenzel - er ist inzwischen in Urlaub - angekündigt hatte, alle Hebel in Bewegung zu setzen, schrieb die Fraktion der Freien Wähler Seligenstadt (FWS) an die Firma Schade & Füllgrabe in Frankfurt. FWS-Sprecher Jürgen Kraft: "Durch die ,Hochzeit des Jahres' von Tengelmann und Schade und die damit bedingte Schließung Ihrer Filiale am Seligenstädter Marktplatz werden die Bewohner unserer Innenstadt zu Stiefkindern bei der Versorgung mit Lebensmitteln." Und: "Die Bevölkerung unserer Stadt ist dadurch aufgebracht und verbittert." Besonders alte Leute seien davon betroffen, daß es in der City keine Möglichkeit mehr gebe, Lebensmittel einzukaufen. Die Firma solle deshalb die Entscheidung nochmals überdenken.
Ein Sprecher von Schade & Füllgrabe in Frankfurt erklärte, "daß ich keine Auskunft mehr geben darf". Er verwies auf die Tengelmann-Zentrale in Wiesbaden. Dort wurde auf Anfrage erklärt, "daß wir nicht befugt sind, was zu sagen". Zuständig sei die Konzernleitung in Mühlheim. Sie war wiederum nur bereit, schriftliche Anfragen zu beantworten. fin
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker"; Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten"; Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder einer Dresdner Künstlergruppe (1970-1976) (bis 29. 9.); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 21 23 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/ Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm".
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen n. Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven f. den Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr. 11 Uhr; Ausstellung kostbarer liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do. für Gruppen nach Anmeldung.
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Otto Muehl - Arbeiten auf Papier aus den 60er Jahren (bis 12. 7.).
Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Fotografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Städelschule, Bildhaueratelier, Daimlerstr. 32-36: tägl. 11 bis 19 Uhr, Andreas Exner, Manfred Schneider, Jörg Spamer (bis 13. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen.
Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine ·Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Elternkreis Friedberg: Selbsthilfe-Initiative von Familien mit Suchtproblemen, 19 Uhr, Haus der Jugend- und Drogenberatung, Schützenrain 9.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atem- und Entspannungsübungen am Gradierbau; 14 Uhr Radwanderung in die Wetterau mit M. Montag (Anmeldung im Haus der Gesundheit); 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Gichtgefährdet - was tun?
Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.
Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 94 78.
Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20 -22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.
Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Alleinerziehenden-Treffen: 20.30 Uhr, Ev. Gemeinde Klein-Karben. Kulturmix Friedberg. Sommersprossen für Kinder: Klaus W. Hoffmann -"Lieder für Euch", ein Mitmach-Konzert, 15 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr.
Bad Nauheim. Ungarische Staatsoper Budapest + Kurorchester: Grosse Operetten-Gala, 19.30 Uhr, Kurtheater.
Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher", Komödie von Richard Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 u. 19.30-21 Uhr Wunschkonzert, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.
Gruppen /Vereine Friedberg. Frauenzentrum: 15.30- 17.30 Uhr Frauencafé, Eing. Judengasse .
Adam spielt: Spielabend, ab 19 Uhr, IG- Heim, Ockstädter Str.
Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Deutscher Frauenring: Besichtigung der neuen Parkinson'schen Klinik, Treffpunkt 16 Uhr.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-12.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege: Abendspaziergang, Treffpunkt: 20 Uhr, Altes Rathaus.
Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Bürgerhaus.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, ab 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel-/Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.
Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.
Nidda. Bundesbahnsozialwerk: Altennachmittag, Bürgerhaus Unter-Schmitten. Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. Bad Vilbel unter'm Sonnenschein: Fahrt nach Elspe zu den Karl- May-Festspielen, Info unter 0 61 01 / 60 23 12.
Hirzenhain. Ferienspiele: Fahrt nach Ortenberg zur Marionetten-Theater-Aufführung "Peters Mondfahrt", Treffpunkt: 14.15 Uhr, vor der Gemeindeverwaltung.
Ortenberg. Moto-Cross-Club Eckartsborn: Besichtigung des Senders Radio FFH in Rödelheim, anschl. Fahrt in den Opel-Zoo. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Ges. für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Vortrag "Hebräischer Humanismus - die Tradition Martin Bubers im heutigen Israel" von Prof. K. Yaron, 19.30 Uhr, Otto-Weiß-Str. 2.
Bad Vilbel. Alte Mühle: Theaterwork- shop für Ältere, 15 Uhr, Freilichtbühne Abenteuerspielplatz Berliner Str. (bis Sa.).
Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus. Verschiedenes HR: Volldampf-Radio, Fahrt nach Heldenbergen-Windecken mit der Niddertalbahn, dort ab 16.05 Uhr Rhein-Main-Journal live; Abfahrten: ab Ffm, S6 15 Uhr; ab Glauburg-Stockheim 14.49 Uhr; ab Bad Vilbel 15.22 Uhr.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen. Blutspendetermin Während der Urlaubszeit könnten Engpässe in der Versorgung der Krankenhäuser mit Blutkonserven auftreten. Deswegen: erst spenden, dann reisen.
Friedberg. Blutspendedienst des DRK: 17-21 Uhr, Gesamtschule Am Seebach. Abfallsammlung Friedberg. Gartenabfallsammlung in Kernstadt Bezirk I (Hausmülltour Mo. u. Di.). Ausstellungen Friedberg. Karen Ennulat - Fröhliche Kreuze und farbige Särge - Objekte zum Diskutieren und Meditieren, Eröffnung um 18.30 Uhr, Öffnungszeiten: Di-Fr. 9-12 u. 14-17 Uhr, Sa. 9-12, So. 10-17 Uhr, Wetterau-Museum, Haagstr. (bis 12. Juli).
Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So., 11 bis 19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 /24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August).
Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK- Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Vereinigung der Straßenbau- u. Verkehrsingenieure: "Wege zu mehr Verkehrssicherheit", Eröffnung, 15 Uhr, Mensa der FH, W.-Leuschner-Str. 13 (bis 11. Juli).
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus, (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (15, 20.15 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr) - Keller: Schlafwandler (15, 20.15 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20 Uhr) - Princess: Basic Instinct (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: La Stazione (19.30 Uhr); Delicatessen (21.45 Uhr).
Der Fan, das unbekannte Wesen? Nicht, insoweit er sich zu den Football- Festivitäten der Frankfurt Galaxy begibt, denn seiner hat sich das Institut für Strategische Marktforschung Frankfurt (IFM) angenommen. Und so sieht der Mittelwert aus, der in der abgelaufenen Weltliga-Saison das Frankfurter Waldstadion füllte: Er ist ein Mann, 25 Jahre alt, hat die Hochschulreife, fährt 80 Kilometer weit zum Spiel, hält sich für einen großen Galaxy-Fan, kommt mit fünf Kumpels und gibt im Stadion 14 Mark für Essen und Trinken aus.
Da es sich bei besagtem Football-Geschehen um ein professionelles handelt, ist der Fan für die Galaxy, die Weltliga, zahlende und potentielle Sponsoren auch Konsument und kommender Kunde. Ergo muß von Interesse sein, welche Minder- und Mehrheiten den Durchschnitt bilden. Das Institut, das 1375 ausgefüllte Fragebögen auswertete - die Stichprobe entnahm das IFM den 43 259 Zuschauern, die das 19:16 der Galaxy gegen die London Monarchs erlebten -, fand zum Beispiel heraus, daß das Publikum zu einem Drittel aus Frauen besteht. Sowohl beim Fußball als auch beim NFL-Football liegt der Männer-Anteil deutlich höher.
Allein 18 Prozent der Galaxy-Besucher sind Teenager, lediglich jeder zehnte hat die 35 Jahre überschritten; jeder vierte kommt aus Frankfurt/ Main, jeder achte wohnt 200 Kilometer und weiter vom Stadion entfernt; 37 Prozent stehen in der Ausbildung, nur zwei Prozent sind ohne Beschäftigung; vier Prozent kommen ohne Begleitung, doch jeder sechste gehört zu einer Groß-Gruppe von zehn und mehr Leuten.
25 Prozent haben keine andere Sportveranstaltung besucht, was ein weiterer Beleg dafür ist, daß die Party-Atmosphäre bei Galaxy-Spielen junge Menschen anzieht, denen Sport ansonsten schnurz ist. Die Stimmung trifft genau den Publikumsgeschmack, denn 96 Prozent finden das Drumherum "super" oder "hervorragend", ein Akzeptanz- Wert, der seinesgleichen sucht. Jeweils mehr als 75 Prozent der Zuschauer sind mit dem Verhalten der Fans zufrieden, der Pausenunterhaltung und Stadion- Sprecher Werner Reinke und den von ihm eingeschobenen CDs. Auf Kritik stoßen hie und da die Nahrungsangebote (ein Drittel hat daran was auszusetzen) und die nach dem Essen aufgesuchten Räumlichkeiten: 40 Prozent fanden die Klos nicht berauschend.
Die Galaxy-Verantwortlichen wissen, was sie ihrem Publikum zu verdanken haben: einen Saison-Überschuß von 500 000 Mark etwa, womit nach den Angaben von Christoph Heyne, Marketing- Direktor der Galaxy, der Frankfurter Klub der einzige in der Weltliga ist, der 1992 schwarze Zahlen geschrieben hat. Die Planungen für 1993 "laufen auf vollen Touren", sagt Heyne, trotz der sportlich mageren Ausbeute weiter mit Jack Elway als Chefcoach, und die Gerüchte über eine Verlegung des Teams in eine andere Stadt sind vorläufig bodenlos. Schließlich weiß dank IFM die Galaxy nicht nur, was sie in Frankfurt an ihren Fans hat, sondern auch, wer sie sind.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
Handwerker besetzen Schulen im Norden
Noch ist "GASP" eine Art Geheimkürzel unter Diplomaten. Es steht für die im Maastrichter Unionsvertrag vorgesehene "Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik", die von den EG-Regierungen und der EG als Gemeinschaft schrittweise verwirklicht werden soll. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit - und gewissermaßen nur von Kennern mit der Lupe auszumachen - ist das schwierige Unterfangen in den sechs Monaten seit dem Maastrichter Dezembergipfel ein Stückchen vorangekommen.
Daß sich noch auf lange Sicht niemand vor einem westeuropäischen "Superstaat" als Großmachtgebilde fürchten muß, ist durch das Debakel der Zwölferbemühungen in der jugoslawischen Krise hinreichend deutlich geworden. Zwar hat Bonn unter dem Druck der eigenen Öffentlichkeit - einschließlich der SPD-Opposition - im Dezember mit der Anerkennung Kroatiens und Sloweniens als unabhängige Staaten die EG-Partner zur offiziellen Auflösung des ehemaligen Titoreiches ge-
Solche Kurzsichtigkeiten durch außenpolitischen Aktionismus sollen künftig offenbar vermieden werden. Der Lissabonner Zwölfergipfel vor
Der martialisch klingende Ausdruck "gemeinsame Aktionen" ist dabei irreführend. Denn nicht an militärisches Eingreifen wird gedacht, sondern nur an gemeinsames Handeln der Diplomatie der zwölf und der EG mit ihren wirtschaftlichen Macht- oder Hilfsmitteln wie Kredite, Handelsvergünstigungen, Wirtschafts- und technische Kooperation und umgekehrt "Sanktionen" in denselben Bereichen.
Im Unterschied zur seit mehr als zwölf Monaten improvisierten Jugoslawien-Politik soll für den nunmehr geographisch genauer umschriebenen Raum der westeuropäischen Außen- und Sicherheitsinteressen eine zielbewußte "gemeinsame" Politik formuliert werden. Aber auch die Ziele sind in dem Lissabonner Beschluß fast enttäuschend banal: "Stärkung demokratischer Grundsätze und Institutionen sowie Achtung der Menschen- und Minderheitenrechte; Förderung der regionalen politischen Stabilität sowie Beitrag zur Schaffung politischer und/oder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, die für eine regionale Zusammenarbeit . . . förderlich sind; Beitrag zur Verhütung und Beilegung von Konflikten", und dergleichen mehr.
Dabei ist schon abzusehen, daß die EG- Regierungen mit ihren eigenen hehren Prinzipien sehr bald in praktische Schwulitäten kommen werden. Wollen sie beispielsweise in Algerien der Demokratie - also der islamischen Heilsfront - zum Druchbruch verhelfen oder doch lieber der westlich-laizistisch orientierten Militär- und Technokraten-Diktatur? Wie wollen sie sich entscheiden, wenn in Rußland oder anderen Erbstaaten der ehemaligen Sowjetunion eine marktwirtschaftlich "aufgeklärte" Diktatur gegen einen demokratischen Mehrheitswillen für die Rückkehr zur Kommandowirtschaft steht? Keine Prophetengabe ist nötig, um der GASP mehr Uneinigkeit als Einigkeit vorherzusagen.
Maastricht hin oder her, der britische Außenminister Douglas Hurd hat zumindest Londons Position just vor Beginn der britischen EG-Präsidentschaft (seit 1. Juli) auf den Punkt gebracht: "Wir behalten uns das Recht auf unabhängiges Handeln vor. Aber in den Bereichen, in denen wir (die zwölf, d. Red.) gemeinsame Interessen haben, ist die Vertretung getrennter politischer Linien von Nachteil, wenn wir ernsthaft Einfluß auf die Ereignisse nehmen wollen. Das haben alle zwölf Mitgliedstaaten erkannt."
Immerhin haben sie mit dem Beschluß von Lissabon ihre "Interessensphäre" abgegrenzt. Sie erstreckt sich im Osten bis Wladiwostok, im Süden und im Nahen Osten auf den arabischen Raum plus Israel und die Türkei. Das sind gleichzeitig jene Gebiete, aus denen das reiche Westeuropa massive Einwanderungswellen zu
Das GASP-Dokument von Lissabon muß aber mit der Petersberg-Erklärung der neun WEU-Partner innerhalb der EG vom 19. Juni im Zusammenhang gesehen werden. Denn gemäß dem Maastrichter Vertrag ist das WEU-Verteidigungsbündnis, dem bisher nur Irland, Dänemark und Griechenland nicht
Da dieser Passus der Petersberg-Erklärung durch keinen Hinweis auf UN-Sicherheitsrats- oder KSZE-Beschlüsse eingegrenzt ist, deutet er viel stärker als die Lissabonner GASP-Formulierungen darauf hin, daß zumindest die WEU-Kernstaaten der künftigen EG-Union - falls sie bei einem konkreten Anlaß einig wären - für die Wahrung ihrer Sicherheitsinteressen nichts ausschließen. Allerdings heißt es im vorausgehenden Absatz 3, Einsatzbeschlüsse würden vom Rat der WEU "im Einklang mit den Bestimmungen der Charta der Vereinten Nationen" gefaßt, und über die Teilnahme an bestimmten Operationen "entscheiden die Mitglieder nach wie vor als souveräne Staaten entsprechend ihrer Verfassung".
Noch steht Deutschland also nicht unter Zwang, durch eine Grundgesetzänderung mehr als "Blauhelmaktionen" der Bundeswehr zur Friedenswahrung möglich zu machen. Aber wenn man in Bonn den GASP-Ansatz im Maastrichter Vertrag ernst nimmt, müßte die Grundgesetzänderung schon einen Schritt weiter gehen.
Andererseits wird der Unionsvertrag von Maastricht vor allem in der Bundesrepublik auch von der Opposition kritisiert, weil er im Bereich der "Politischen Union" zu wenig bringe. Die Millimeterfortschritte von Lissabon und auch die Petersberg-Erklärung der neun WEU- Partner beleuchten, wie mühsam eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik trotz klarer gemeinsamer Interessen bleibt.
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Die Schlafwandler (17 und 20 Uhr); Oliver und Olivia - zwei freche Spatzen (15 Uhr)
Panda-Kino: Roter Drache (15, 17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Basic Instinct (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Stop! Oder meine Mami schießt (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Schneewittchen (15.30); Vater der Braut (18 und 20.30 Uhr). Kabarett / Musik Bad Homburg. Zwecks fester Lösung locker binden, Kabarett mit Andreas Gieben, Englische Kirche, 20 Uhr.
Oberursel. Konzert auf dem Rathausvorplatz mit der Gruppe "Schlimme Finger", ab 19.30 Uhr. Vorträge Bad Homburg. Deutsch-Russländische gesellschaft: "Der ungarische Weg", Vortrag von Attila Horvath, Kurhaus, 19.30 Uhr. Ausstellungen Schmitten. Ev. Akademie Arnoldshain: "Holzdrucke", 9 bis 19.30 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner,10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr .
Kurhaus: "Dr. Georg Pingler (1815 - 1892)", 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechtag der Landesversicherungsanstalt (LVA), Stadthaus, Marienbader Platz, 8.30 bis 12 Uhr.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, Tel. 4 72 73.
Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 20.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 14.30 bis 16.30, Tel. 7 34 02.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.
Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17. Vereine/Organisationen Friedrichsdorf. TSG: Rückengymnastik und Haltungsschulung, Turnhalle Hugenottenstr. 58, 18 bis 19.30 Uhr.
Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. Offener Treff im Müttercafé Schnaufpause, Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Offener Treff im Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Sporthalle Landwehrweg: Gymnastik, 14 bis 15 Uhr; Tanz, 15 bis 16 Uhr.
Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalerei, 10 bis 13 Uhr und Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.
Altentagesstätte In den Dorngärten 22: Brett- und Kartenspiele, 15 bis 17 Uhr.
Oberursel. Gemütliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen, Seniorentagesstätte Hospitalstraße, 15 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat- und Rommérunde, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Stadtbibliothek Dorotheenstraße 22: Märchenbühne mit Hänsel und Gretel; Basteln für Kinder ab fünf Jahren; beides 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Freiluftcafé "Mobile" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Houiller Platz, 16 bis 21 Uhr (Grillfest ab 17 Uhr).
Sonstiges Königstein. hr 4 - "Rhein-Main-Journal Volldampf-Radio", live vom Bahnhof Königstein, 16 bis 17 Uhr.
Geburtstagsfahrt der Kurverwaltung (15 Jahre Sonderfahrten), 12.50 Uhr ab Parkplatz.
Altpapiersammlung im gesamten Stadtgebiet.
WÖLFERSHEIM. Aus ungeklärten Gründen kam laut Polizeibericht ein Auto aus Lich am Dienstag nachmittag rechts von der B 455 ab. Das Fahrzeug war vom Berstädter Kreuz gekommen und in Richtung Wölfersheim unterwegs, bevor es gegen ein Verkehrsschild fuhr, sich überschlug und im rechten Straßengraben auf dem Dach liegen blieb. Die Fahrerin wurde dabei leicht verletzt.
An dem Fahrzeug entstand ein Schaden von 20 200 Mark. ub
Donnerstag, 9. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 8698: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tele- fon 28 96 91: um 20 und 23.30 Uhr, Varieté- Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Chris Lucas.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, Black Bembel Blues Band.
Kino/Filme Das Kinonoprogramm finden Sie auf den Seiten 24 und 25 im Anzeigenteil. Vorträge Südostasien-Forum: 19 Uhr, Vortrag "Ökonomisch-ökologische Entwicklung in Papua-Neuguinea"; Geowissenschaftl. Hörsaal, Senckenberganlage 34. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.30 Uhr, Führung zum Thema "Museum für Moderne Kunst und die Sammlung Ströher".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Wanderungen Hochspessartfreunde Rothenbuch: 10 Uhr, Seniorenfahrt Spessart; Treffpunkt Paulsplatz.
Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Rommé und Canasta.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Innenstadt: Mainmarkt; Liebfrauenberg.
Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Tel. 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11 / Altheimstraße 20, Tel. 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstraße 102, Tel. 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 4, Tel. 78 28 74; Fontane-Apotheke, Niederrad, Gerauer Straße 100, Tel. 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstraße 26, Tel. 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 299, Tel. 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Straße 11, Tel. 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 59, Tel. 46 43 69; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Tel. 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Weißfrauen- Apotheke, Münzgasse 10, Tel. 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Rödelheim, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -
FRIEDBERG. Ein unbekannter Fahrer verursachte durch ein Überholmanöver am Dienstag abend auf der B 455 einen Unfall und flüchtete Polizeiangaben zufolge vom Ort des Geschehens.
Der Unbekannte überholte auf einer Spur der B 455 von Friedberg nach Rosbach ein Auto. Um einen Unfall zu vermeiden, bremste eine Fahrerin aus Wehrheim ihr Auto auf der Gegenfahrbahn ab, was ein nachfolgender Fahrer aus Frankfurt zu spät bemerkte. Er fuhr mit seinem Auto auf den nun langsamer fahrenden Wagen der Wehrheimerin auf. Es entstand ein Schaden von 6000 Mark.
Die Polizei bittet um Hinweise bezüglich des unfallflüchtigen Autos, bei dem es sich vermutlich um einen weißen Audi gehandelt hat, unter Tel. 0 60 31 / 60 10. ub
BAD VILBEL. Am Mittwoch vormittag drangen Einbrecher in ein Mehrfamilienhaus in der Bergstraße ein und stahlen aus einer Wohnung im ersten Stock Tennisbekleidung, Tafelbesteck, Bargeld, Videorekorder, Fotoausrüstung mit mehreren Kameras, Diaprojektor, CD-Spieler, Uhren und Schmuck. Nach Angaben der Polizei geht der Schaden in die Tausende.
Das Diebesgut wurde mit mehreren Taschen abtransportiert. Die Täter müßten dabei gesehen worden sein.
Hinweise nimmt die Polizei in Bad Vilbel, Telefon 70 45, oder Friedberg (0 60 31 / 60 10) entgegen. de
Bankräuber-Quartett muß bis zu zehn Jahre in Haft Urteil gegen einstigen Marineoffizier und seinen Sohn Von Rüdiger Arendt HANAU. Wegen mehrerer Raubüberfälle und räuberischer Erpressungen hat die Erste Große Strafkammer am Hanauer Landgericht gestern vier Männer im Alter zwischen 23 und 48 Jahren zu zweimal zehn Jahren und zweimal sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Unter den Verurteilten sind auch ein einstiger Marineoffizier und Diplom-Sportlehrer sowie sein 23jähriger Sohn aus Neu-Isenburg. Während der wegen Betruges und Unterschlagungen vorbestrafte Ex-Hauptmann der Marine nur an einem Banküberfall in Eisenach beteiligt war und deswegen für sechseinhalb Jahre ins Gefängnis muß, wurde sein Sohn für vier Überfälle verantwortlich gemacht. Eine zehnjährige Freiheitsstrafe erhielt nicht nur jener 23jährige, sondern auch ein 29 Jahre alter Friseurmeister aus Linsengericht, der - voll geständig - der Drahtzieher der Verbrechen war. Sechseinhalb Jahre Gefängnis erhielt auch ein 26 Jahre alter Industriekaufmann aus Kelkheim, der von den beiden Haupttätern zu den Banküberfällen überredet worden war.
Milderungsgründe, wie von den Verteidigern angeregt, wollte die Kammer bei keinem der Angeklagten anerkennen. Motiv bei allen vier Tätern sei nicht etwa eine unverschuldete materielle Notlage gewesen, sondern ausschließlich eine Verbesserung des eigenen Lebensstandards, sagte der Vorsitzende Richter Heinz Frese in seiner mündlichen Urteilsbegründung. Auch die Taten selbst seien sorgfältig geplant und mit massiver Brutalität ausgeübt worden. Bei allen Überfällen hatten sich die Täter - in wechselnder Besetzung - maskiert und ihre Opfer mit teilweise scharfen Waffen bedroht.
Wie berichtet, hatte das Quartett am 27. Mai vergangenen Jahres die Kreissparkasse in Eisenach überfallen und dabei 150 000 Mark erbeutet. Wenig später gingen sie in Erfurt der Polizei ins Netz. Bei dem Überfall waren 20 Kunden und Angestellte der Bank mit Waffen in Schach gehalten worden. Einer der Zeugen erzählte vor Gericht, er habe Todesängste gehabt.
Die Bank in der Ex-DDR hatte man sich ausgesucht, weil dort die Sicherungsvorkehrungen noch ziemlich lasch waren. Wenige Tage zuvor, am 13. Mai, waren drei der Täter - ohne den Vater - bereits schon einmal in Eisenach auf Raubzug gewesen. Die dortige Bayerische Vereinsbank wurde bei ähnlich massivem Vorgehen um rund 24 000 Mark "erleichtert". Lediglich der 23jährige und der Friseurmeister, der sich mit Geschäftseröffnungen ziemlich verschuldet hatte, gleichwohl auf großem Fuß lebte, waren bei zwei vorangegangenen Überfällen am 27. September und am 13. November 1990 in Gelnhausen und Altenhaßlau beteiligt. In Gelnhausen war der Geschäftsführer eines Tanzlokals nach Feierabend vor der Gaststätte überfallen und um 7500 Mark beraubt worden. Der Mann war Kunde im Friseurladen und hatte dort offensichtlich zu offen über seine Geschäfte geplaudert. Ergiebiger war dann der Überfall auf den Contra-Markt in Altenhaßlau am 13. November. Die beiden erbeuteten unter Vorhalt einer abgesägten Schrotflinte zwei Geldbomben mit rund 28 000 Mark Inhalt.
Das Gericht hatte für die Angeklagten einen psychiatrischen Gutachter bestellt, um eventuell etwas über das Zustandekommen des massiven kriminellen Abgleitens zu erfahren. Doch auch der Gutachter konnte keine strafmildernden Aspekte bei den Tätern und den Taten erkennen.
Alle vier Angeklagten sind in durchaus normalen und geordneten bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen. Die Kammer machte vor allem dem 29jährigen Friseurmeister deutlich, daß er ohne volles Geständnis mit einer höheren Strafe - zwölf bis 13 Jahre - hätte rechnen müssen. Bei dem 23jährigen, der in letzter Sekunde gestand und zunächst - auf Anregung seines Vaters - die Schuld auf den Friseur lenken wollte, wurde dessen junges Alter strafmildernd berücksichtigt.
KREIS OFFENBACH. Für die Betreuung ausländischer Arbeitnehmer durch den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) hat der Kreis Offenbach - wie schon in den vergangenen drei Jahren - 10 000 Mark zur Verfügung gestellt. "Die Unterstützung dieser Betreuungs- und Beratungstätigkeit des DGB für ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie ihrer Familien ist schon deshalb wichtig", erläuterte Landrat Josef Lach den Beschluß des Kreisausschusses, "weil ausländische Arbeitnehmer überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen sind". Insbesondere ausländische Jugendliche seien nur schwer in Arbeitsverhältnisse zu vermitteln.
Ein wesentliches Problem sei zudem die gravierende Wohnungsnot, unter der ausländische Familien in besonderem Maße zu leiden hätten.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit für Ausländerinnen und Ausländer des DGB-Kreises Offenbach neben der Beratungstätigkeit sei die Aufklärung über die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in der Bevölkerung. Diese gewerkschaftlichen Aktivitäten zu unterstützen, sei ganz im Sinne des Kreisausschusses. ttt
Götzenhainer Ortsbeirat zieht an einem Strang Sondersitzung zu Alternative von Odenwaldzubringer Von unserem Redaktionsmitglied Dorothe Knipp DREIEICH. Außer Spesen nichts gewesen? Das wollen die Götzenhainer nicht. Denn die Verkehrsflut, die sich durch ihre Straßen ergießt, Lärm und Abgase mit sich bringt, zerrt an den Nerven der Bürger des Dreieicher Stadtteils. Sie pochen auf eine rasche Verkehrsentlastung, die das Leben in ihrem Ort wieder wohnenswert machen soll. Statt dem Odenwaldzubringer nachzuweinen, dessen Aus die Richter des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes in Kassel am 16. Juni verkündet hatten, trafen sich am Dienstag abend die Mitglieder des Götzenhainer Ortsbeirates zu einer Sondersitzung in der Sommerpause, um so schnell wie möglich Perspektiven für eine alternative Entlastungsstraße auf den Weg zu bringen.
Die neun Ortsbeiräte (vier CDU, drei SPD, eine Grüne/BI-Frau und ein FDP-Mann) waren fleißig und zogen im großen und ganzen an einem Strang. Denn quer durch die Parteien - CDU, SPD, FDP und Die Grünen - gab es keine Zielkonflikte. Weniger Verkehr, weniger Lärm - das war der einheitliche Wunsch. Zwar konnte sich Ortsbeiratsvorsteher Robert Finkel (CDU) nicht verkneifen, Seitenhiebe gegen Rot-Grün zu richten: "Es gibt schon Fraktionen, die Zwei Anträge lagen vor die 30jährige Arbeit in den Papierkorb werfen." Aber sein Geplänkel verhallte. SPD und Grünen-Vertretern war die Sache wichtiger als bissiges Parteiengezänk. Zwei sich ergänzende Anträge lagen auf dem Tisch. Der eine kam von der CDU-Fraktion, der andere von SPD, Grüne/BI und FDP. Beide Anträge, um es vorwegzunehmen, wurden in ihren Unterpunkten einzeln abgestimmt. Aber sie haben schließlich überwiegend einstimmig die Hürde im Ortsbeirat genommen. Nach der Sommerpause ist dann die Stadtverordnetenversammlung am Zuge.
Wilhelm Dell (FDP) war über den CDU-Antrag ziemlich perplex, weil seine Partei bereits 1989 solch einen Antrag, fast gleichen Inhalts, in der Stadtverordnetenversammlung eingebracht und verabschiedet hatte. Dell: "Der ist nicht neu."
Grundsätzlich Neues bieten beide Anträge nicht. Denn es geht sowohl in dem einen als auch in dem anderen um schnellstmögliche Planungsvorschläge für eine Nordostumfahrung von Götzenhain zwischen der Kreisstraße 173 und der Landesstraße 3317 zur Autobahn A 661 bei Neu-Isenburg. Diese Planungsschritte für die kleinen Alternativen zum Odenwaldzubringer haben bereits die Stadtverordneten durch einen einstimmigen Beschluß beim Land Hessen im vergangenen Oktober angestoßen. Doch die Ergebnisse, so erklärte Bürgermeister Bernd Abeln an diesem Abend, ließen noch immer auf sich warten.
Den Götzenhainern ist jedoch wichtig, daß bei der Planung der Nordostumgehung auch geprüft wird, inwieweit eine sinnvolle Anschlußmöglichkeit des vorhandenen und zu erweiternden Gewerbegebietes hergestellt werden kann (CDU-Antrag). Außerdem wollen sie, daß die Pläne im Vorfeld unter Einbeziehung der Bauernverbände und Ortslandwirte bei einem Werkstattgespräch beraten werden. Als weiterer Punkt wurde eine Verkehrszählung an der Bleiswijker Straße im Rahmen einer für September geplanten Zählung in Sprendlingen gefordert (Kosten: 5000 Mark).
Der Dreierantrag von SPD, Grüne/BI und FDP zieht weitere Kreise. Denn neben der Nordostumgehung soll auch das Hessische Verkehrsministerium bei der Bundesbahn auf den zügigen Ausbau der "Dreieich-Bahn" Dieburg-Rödermark-Dreieich-Frankfurt drängen. Außerdem soll der Magistrat unverzügliche Planungen für die Verlängerung des Radweges östlich der Bleiswijker Straße nach Neu-Isenburg vorlegen und einen Radweg zwischen Offenthal und dem Schwimmbad Dietzenbach im Zuge der L 3001 planen. Wiederholt wird als Sofortmaßnahme zur Entlastung der Offenthaler und Götzenhainer Bürger ein Nachtfahrverbot für Lastwagen gefordert. Dazu bemerkte Abeln: "Das haben wir schon oft gewollt und kriegen es auch von diesem Minister wieder abgelehnt."
Wolfgang Lenhardt (SPD) machte deutlich - was etliche der anwesenden Zuhörer zu wohlwollendem Kopfnicken anregte -, daß bei den anstehenden Planungen sorgfältig gearbeitet werden müsse, damit man sich nicht wieder vor Gericht träfe. "Eines ist doch klar, wir haben alle die kleinen Lösungen nicht weiterverfolgt, weil wir wie Kaninchen vor der Schlange auf Kassel gewartet haben", sagte er. Auch sei es völlig unsinnig, zu glauben, daß durch die Umgehung der Verkehr gänzlich aus dem Ort zu kriegen sei. "Wir fahren nun mal alle Auto, wollen mobil sein, und so müssen wir damit auch in eingeschränkter Weise leben", sagte Lenhardt.
Auch hatte er den Eindruck, daß Bürgermeister Abeln noch immer an der alten Planung vom Odenwaldzubringer festhalte. Denn Abeln hatte abermals seine Einschätzung über das Kasseler Urteil dargelegt. Dabei war ihm wichtig, mitzuteilen, daß die Richter die eigentliche Netzkonstruktion der Planung nicht kritisiert hätten. Die Planung wäre gekippt worden, weil sie fehlerhaft vorgelegt worden sei. Sprich: Fauna und Flora sowie die Belange der Eigentümer wurden nicht oder zu wenig berücksichtigt. Lenhardt sagte: "Ich halte aber nichts davon, jetzt die alte Sache juristisch hin und her zu schieben, sondern wir sollten endlich die Alternativen planen."Frankfurtspeaks English
Widespread apprehension about the loss of the D-Mark among the German public can only be satisfied if the ECB is located in Germany.
Ist ja echt heavy, was sich die Business and Economic Development Corp., auch Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH genannt, da hat einfallen lassen. Auf eight pages sind sie niedergeschrieben, die triftigen Gründe, die Eurobank in der Mainmetropole anzusiedeln: The European Central Bank: THE CASE FOR FRANKFURT. Neben anderen altbekannten Argumenten etwa das eingangs erwähnte, den Deutschen könne die Angst vor dem Verlust ihrer Mark nur genommen werden, wenn Deutschland und damit natürlich Frankfurt. The natural choice (Frankfurt. Was sonst) Standort der Währungsbehörde wird.
Zumal man hier so elaborately English spricht, yeah, yeah. Ein kleiner mistake könnte der Wirtschaftsförderung freilich unterlaufen sein: Die Broschüre gibt es nur in der englischen Fassung. Das wird Folgen haben. Mancher Bonner Politiker kann die ganzen guten Argumente, die er vertreten soll, nämlich gar nicht verstehen. Und auch den heftig gegen das Eindringen englischer Vokabeln in ihre Sprache kämpfenden Franzosen bleiben die vielen Vorzüge Frankfurts vorenthalten. What a pity! ski
NEU-ANSPACH. Die Neu-Anspacher "Zwischenlösung der Zwischenlösung" für einen Hort wird sich voraussichtlich verschieben. Der Grund: Die Gemeinde hat noch kein Personal gefunden. Das teilte der Erste Beigeordnete Manfred Schmück (SPD) auf Anfrage der FR mit. Schmück hofft inzwischen, daß die sogenannte Notfallgruppe für etwa 15 Kindern zum 1. September eingerichtet werden kann. Ursprünglich war als Termin für die Notlösung der Schuljahresbeginn am 1. August vorgesehen.
Das Gemeindeparlament hatte in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause einstimmig die Bemühungen des Gemeindevorstandes unterstützt, bis zur eigentlichen Zwischenlösung, die Ende November / Anfang Dezember in der Adolf- Reichwein-Schule starten soll, eine weitere Übergangslösung zu finden (die FR berichtete).
Das Problem der Räumlichkeiten für diese Notlösung hat die Gemeinde mittlerweile gelöst. "Die Unterbringung der Kinder wäre im Kindergarten im Ulrich- von-Hassell-Weg möglich", sagte Schmück. Die Stellenanzeige der Gemeinde für die Erzieherinnen sei auch schon ausgeschrieben, "aber die Bewerbungen gehen wohl wegen der Urlaubszeit nur spärlich ein."
Der Erste Beigeordnete sieht nur noch eine Möglichkeit, wie der ursprünglich geplante Termin trotzdem zu halten wäre: "Sollten Mütter in unserer Gemeinde, die von ihrer Ausbildung her für die Betreuungsaufgabe in Frage kommen, interessiert sein auszuhelfen, sind wir gern bereit, sofort über Arbeitszeiten zu sprechen."
Bisher, so Schmück, habe er schon gelegentlich den Hinweis erhalten, daß Mütter, die eine Erzieherinnenausbildung haben, diese Aufgabe übernehmen könnten. "Wenn ich aber gebeten habe, sich bei uns zu melden, kommt nichts mehr", bedauert Schmück und bekräftigt: "Von unserer Seite ist die Bereitschaft für eine Lösung zum 1. August klar vorhanden." cn
KARBEN. Schwer verletzt wurde ein Autofahrer aus Schöneck, der unter Alkoholeinfluß nach Angaben der Polizei von einem Feldweg auf die B 521 aufgefahren war, dabei die Kontrolle über das Auto verloren hatte und auf der Gegenfahrbahn mit einem Wagen aus Niddatal zusammenstieß. Leicht verletzt wurde die Beifahrerin im Auto des Schöneckers und der Fahrer aus Niddatal. Außerdem entstand ein Schaden von 25 000 Mark. de
BAD HOMBURG. "Das kleinste Buch der Welt hat mich schon immer mehr interessiert als der Große Brockhaus", sagt Rupert Kiesling. Wie um den leisen Worten ihres Mannes mehr Gewicht zu verleihen, zieht seine Frau eine höchstens zwei Zentimeter große Ziehharmonika aus ihrer Handtasche, die der 16jährige 1941 aus Brotmarken zusammengeklebt hat, weil es kein Papier gab. Der Schriftzug "Hohner" ist fast nur unter der Lupe zu erkennen.
Diese Lupe ist das wichtigste Utensil Kieslings, denn klein, diffizil und exakt bis ins letzte Detail sind auch die Möbel, die er seit sechs Jahren bastelt. "Man muß sich ja schließlich beschäftigen, wenn man in den Ruhestand geht", meint der frühere Kaufmann bescheiden. Alle, die sich seine englische Möbelwelt im originalgetreuen Maßstab 1:10 anschauen, brechen in entzücktes "Aah" aus, wie zuletzt wieder bei einer Ausstellung im Forum des Stadthauses.
Der 67jährige Rentner geht bei seinen Konstruktionen nämlich mit solcher Akribie vor, daß die Modelle ihre Originale manchmal an Raffinesse weit übertreffen. Bei einem grazilen Rollenschreibtisch etwa, der wie alle Modelle in Mahagoni eingefärbt ist, läßt sich unter der Schreibplatte ein winziges Fach hervorziehen, und prompt klappt hinten ein Geheimfach runter, in dem ein kleiner Tausendmarkschein klemmt. "Unser Vermögen", sagt Kiesling scherzhaft.
Er hat ein Faible für solche Spielereien. So hat auch eines der in Leder gebundenen und per Zwei-Haar-Pinsel mit Goldbordüren verzierten Bücher in einem drehbaren Bücherrondell eine Klappe, um kleine Geheimnisse darin aufbewahren zu können.
Als Vorbilder dienen dem Bastler, der soviel Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, Möbel des Engländers Thomas Sheraton, der Ende des 18. Jahrhunderts mit seinen Vorlagebüchern für vornehme bürgerliche Möbel in klassizistischem Stil nicht nur die englische Wohnkultur prägte. "Das Mahagoniholz mit den Messingbeschlägen hat genau meine Farbe", sagt Kiesling, der auch zu Hause im gleichen Stil eingerichtet ist.
Ein repräsentativer Schreibtisch, den er in England bestellt hat und auf den er sehr lange warten mußte, gab denn auch den Anstoß für sein ungewöhnliches Hobby: In der Wartezeit bastelte Rupert Kiesling seinen Traum aus feinem Sperrholz nach.
Heute sitzt er täglich mindestens zwei Stunden an diesem Schreibtisch, wälzt Literatur über Möbelschreinerei und Polsterei, um die immer neuen Schwierigkeiten zu meistern. "In den Papierkorb geworfen habe ich noch keines meiner Modelle", erzählt er.
Wenn ein schwerer Ledersessel beispielsweise mit 200 Polsternägeln bestückt werden muß, tüftelt er solange, bis er die Lösung findet: Mit einer Doppelnadel aus der Nähmaschine seiner Frau stanzte er die Löcher ein, damit der Abstand zwischen den nur fünf Millimeter langen Nägelchen auch exakt gleich bleibt.
In zwei Glasvitrinen bringt er mühelos die gesamte Produktion von sechs Jahren unter, denn für die Herstellung eines einzelnen Stücks braucht er manchmal mehr als ein Vierteljahr. Rund 100 Stunden hat er allein an einem Schaukelstuhl gesessen, bei dem er die Kufen über einem dampfenden Kochtopf in die richtige Rundung bringen mußte.
Neue Ideen holt er sich auf Antikmessen. Den Verkäufern der bis zu mehreren tausend Mark teuren Einzelstücke signalisiert er solange Interesse am Kauf, bis er eine Abbildung des begehrten Objekts in den Händen hält.
Dann eilt er zurück an seinen Schreibtisch, um sofort mit den ersten Konstruktionszeichnungen zu beginnen. Detailgetreu und maßstabsgerecht, aber eben noch einen Tick besser als in der Realität: Er braucht schließlich überall ein Geheimfach, und das haben die großen Möbel fast nie.
MARTINA PROPSON-HAUCK
Der Schrankenstreit ist
noch nicht entschieden
Der rot-grüne Magistrat hat noch nicht entschieden, ob der sogenannte "Schrankenkrieg" im Frankfurter Nordosten seine Fortsetzung findet. Nach mehr als einem Jahr heftiger Auseinandersetzungen hatte das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt die Kommune angewiesen, die Sperrschranken über den Heiligenstockweg und die Hofhausstraße auf Dauer offenzuhalten. Der Dezernent für das Ordnungsamt, Achim Vandreike (SPD), und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) wollen jetzt beraten, ob die Stadt gegen die Entscheidung der Darmstädter Behörde Widerspruch einlegt.
Wie Vandreikes Referent Lothar Schäfer dazu mitteilte, kenne die Stadt die Begründung des RP noch nicht.
Die Behörde hatte in einer Presseerklärung argumentiert, die Straßen stellten "historisch gewachsene Verbindungen" dar, ihr Kappen bringe "unzumutbare Umwege" für Autofahrer mit sich. Die Verkehrsbelastung liege außerdem wesentlich unter der anderer Frankfurter Straßen.
Beide Straßen sind beliebte Schleichwege für Autofahrer im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr - und genau in dieser Zeit hatte Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) die Schranken senken lassen. Der Magistrat wollte und will die Wohngebiete, durch die beide Strecken führen, vor Lärm und Abgasen schützen.
In dieser Woche nannte das Regierungspräsidium Ergebnisse einer Verkehrszählung, die auf Beschwerde erboster Autofahrer im März 1992 bei offenen Schranken organisiert worden war. Danach registrierten die Zähler auf der Hofhausstraße am 23. März 4151 Fahrzeuge, am 28. März gar 4965.
Der Heiligenstockweg hat für die Autofahrer offenbar nicht die gleiche Bedeutung: Hier passierten die Zähler am 31. März 936 Fahrzeuge, am 23. März 1113 und am 28. März genau 1368.
Protzmanns Referentin Gabriele Dehmer zeigte sich enttäuscht über den Bescheid aus Darmstadt - noch immer habe aus der Sicht der Stadt der Schutz der Wohnbevölkerung Vorrang.
Freilich mache man sich im Rathaus jetzt auch Gedanken darüber, warum die "Überzeugungsarbeit" der Kommune nichts gefruchtet habe: "Jede Veränderung des Status quo stößt auf Widerstand." Die Öffentlichkeitsarbeit des Frankfurter Magistrats finde offenbar erst dann Interesse, "wenn jemand unmittelbar betroffen ist".
Gabriele Dehmer gab in diesem Zusammenhang aber zu, daß die Stadtverwaltung den Verkehr nicht zuvor hatte erfassen lassen, als sie die Schranken gegen den Schleichverkehr im Nordosten errichten ließ.
Auch der Geschäftsführer der Grünen, Lutz Sikorski, war "zutiefst enttäuscht über die falsche politische Entscheidung". Der Protest der Bürger versteife sich anscheinend, "wenn es an die persönliche Bequemlichkeit geht".
Nur die CDU-Opposition begrüßte das Entscheidung aus Darmstadt - CDU-Fraktionschef Horst Hemzal erklärte, über die Straßen fließe in erster Linie "Ziel- und Quellverkehr". jg
(Siehe auch Kommentar)
BAD VILBEL. Von der Baustelle des Hassiageländes wurde am Freitag ein fahrbarer Kompressor Marke Atlas-Kopko gestohlen. Der einachsige Kompressor war auf dem eingezäunten, verschlossenen Baustellengelände abgestellt und muß von einem Fahrzeug abtransportiert worden sein, berichtet die Polizei. Der Schaden beträgt 18 000 Mark. Hinweise nimmt die Polizeistation Bad Vilbel, Telefon 0 61 01 / 70 45, entgegen. de
Kleine FR
Laubrechen und Schiffermütze gefunden OBERURSEL. Eine Schiffermütze und ein Laubrechen warten neben Fahrrädern, Medaillons und Schlüsseln im Fundbüro auf ihre Besitzer. Auch wer im Juni Wollhandschuhe, Schirm und (Sonnen-) Brillen verloren hat, kann im Zimmer 102 des Rathauses fündig werden. Feierabendtour in Kirdorfer Idylle OBERURSEL. "Zum idyllischen Kirdorfer Bach" wollen die Feierabend-Radler des Allgemeinen Deutschen Fahrrad- Clubs (ADFC) in Oberursel am heutigen Donnerstag fahren. Ihre Ankündigung verspricht zudem einen Abstecherzu einer Gartenwirtschaft. Wer mitradeln möchte: 18.30 Uhr an der Stadthalle.
Baulärm stört Kronberger Nachtruhe KRONBERG. Für Anwohner der Bahnstrecke von Kronberg nach Niederhöchstadt kann die Nacht von Donnerstag auf Freitag unruhig werden. Die Bundesbahn läßt Streckenarbeiten ausführen. Unter anderem werden laute Mehrklanghörner zum Schutz der Arbeiter eingesetzt. Die Arbeiten dauern vom heutigen Donnerstag, 18 Uhr, bis morgen um 6 Uhr. Jagdgenossen können einsehen OBERURSEL. Das Protokoll der jüngsten Versammlung der Oberurseler Jagdgenossenschaft können deren Mitglieder ab Freitag, 10. Juli, während der Dienstzeiten im Zimmer 256 des Rathauses beim Jagdnotvorstand einsehen. Die Niederschrift liegt bis 10. August aus.
WEILROD. Vier Verletzte forderte ein Zusammenstoß von zwei Autos am Dienstagabend am Egertshammer bei Altweilnau.
Nach Angaben der Polizei übersah eine Autofahrerin beim Versuch, nach links auf die Bundesstraße 275 in Richtung Usingen einzubiegen, die Vorfahrt eines Wagens, der ihr auf der B 275 entgegenkam und in Richtung Riedelbach weiterfahren sollte. Die Fahrerin des erstgenannten Wagens erlitt schwere Kopf- und innere Verletzungen, sie mußte per Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Die Fahrerin des zweiten Wagens und ihre beiden Kinder - zwölf Monate und zwei Jahre alt - wurden ins Usinger Krankenhaus gefahren.
Den Schaden an den Fahrzeugen gibt die Polizei mit 15 000 Mark an. che
MÖRFELDEN-WALLDORF. Exakt 1541 Besucher fanden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres den Weg ins Walldorfer Heimatmuseum. Ganz oben steht der Februar, wo 445 Museumsgäste Heimatgeschichte studierten. Dagegen war der Wissensdrang im Juni der Anziehungskraft der Freibäder nicht gewachsen: Nur 63 Besucher zählte die Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte (AWG), die mit der Bilanz insgesamt aber sehr zufrieden ist.
Daß so viele Menschen ins Museum in der Langstraße kamen, führt die AWG auch auf die Bügeleisen-Ausstellung zurück. Die von Mitte Februar bis Mitte Mai gezeigte Sonderschau habe sich als echter Publikumsmagnet erwiesen, so die Walldorfer Heimatkundler. wal
HANAU. Der Bus hat eine Weile gewartet, niemand steigt zu. Abfahrt. Drei Minuten später schieben sich fast zwei Dutzend Menschen aus dem Bahnhof. Manche wenden sich zur Haltestelle, ein müder Blick auf den Fahrplan verrät ihnen aber, daß sie auf den nächsten Bus mehr als 20 Minuten warten können.
Indessen ist schon eine ganze Taxiflotte zur Innenstadt unterwegs. Fünf bis acht Fahrzeuge können da an einem vorbeibrausen. Die Zurückgebliebenen zeigen je nach Temperament ihren stillen Frust oder auch Zorn. Wenige machen sich zu Fuß auf. - Könnte man Bus und Bahn abends nicht etwas besser abstimmen?
Die Verantwortlichen für die beiden Zweige des öffentlichen Personen- Nahverkehrs messen, um es vorwegzunehmen, dem Problem offenbar keine vordringliche Bedeutung bei. So fand sich etwa eine bessere Koordinierung von Bus und Schiene nicht unter den gepriesenen Neuerungen zum jüngsten Fahrplanwechsel der Hanauer Straßenbahn-AG (HSB).
Die Bahn bringt es vor Vollendungder südmainischen S-Bahnlinie nicht zuwege, die Züge voller "Spätheimkehrer(innen)" aus Frank- Unwirtliche Halle furts Discos, Theatern, Kneipen und Fabriken pünktlicher in Hanau Hauptbahnhof abzusetzen.
Stadtrat Jürgen Dressler, als Vorstandsvorsitzender verantwortlich für die Geschäftspolitik HSB, sagt klar, daß sein Hauptaugenmerk auf die optimale Versorgung der Berufspendler gerichtet ist. Für deren Bedarf orientiert er sich am Zeitraum 6 bis 20 Uhr. In diesen Stunden braucht wirklich niemand auf die minutengenaue Abstimmung Bahn / Bus zu achten.
Von morgens sechs bis abends acht ist die Linie Hauptbahnhof-Freiheitsplatz-Lamboyviertel ununterbrochen so gut versorgt, daß man sich den Blick zur Uhr fast sparen kann. Stetig fährt ein neuer Bus vor. Der Takt ist mit stündlich acht Bussen zwischen sieben und zwölf Uhr am dichtesten, sinkt aber auch am Nachmittag und früheren Abend nicht unter vier Busse je Stunde.
Bei nur noch drei Bussen, wie sie danach verkehren, wird dann die Geduld der Kundschaft schon etwas mehr strapaziert. Ein ganz konsequenter Takt wird dabei auch nicht eingehalten. Wer todmüde heimkommt, wartet nicht gern noch lange, bevor es in die Federn geht. Schon gar nicht in der unwirtlichen Bahnhofshalle. Mit Sitzplätzen wird zwischen Bahn und städtischen Bussteig arg gegeizt. Besonders unangenehm ist die nächtliche Wartesituation für Frauen.
Die Unstimmigkeiten haben Methode. Stadtbusse verkehren überhaupt nur bis 23.25 Uhr. Zwischen 22 Uhr und Betriebsschluß fahren immerhin noch vier von ihnen. Von sechs Zügen, die nach 22 Uhr aus Frankfurt ankommen, hat aber nur ein einziger fahrplanmäßig einen vernünftigen Anschluß nach "Hanau-City". Für die fünf Züge aus Richtung Fulda gilt das gleiche, falls man elf Minuten Wartezeit mit einem zugedrückten Auge noch angehen läßt. Der Ehrlichkeit halber sei erwähnt, daß sich mancher unzumutbar lange "Aufenthalt" zwischen Bahn und Busanschluß durch die Zugverspätungen um einige Minuten verkürzt. Bisweilen kommen auf diese Art beinahe ideale Umstiege zustande.
Die Schwierigkeiten wären also nicht mit besserer Fahrplanabstimmung allein zu bewältigen. Die Lösung, so meint der Laienverstand, wäre doch mittels Funk zwischen Zug- und Busfahrer zu erreichen. Manches geht jedoch noch einfacher, als es sich das Laienhirn ausdenkt: Nicht vom Schienen- zum Straßenfahrzeug wäre Kommunikation nötig; es reichte, wenn der Aufsichtsbeamte am Bahnsteig zum Hörer griffe und ein Betriebstelefon auf dem Vorplatz anriefe.
Ein solches existiert nach Auskunft des stellvertretenden Bahnhofschefs Joachim Müller seit Jahren, doch leider für die HSB-Fahrer am falschen Fleck, nämlich bei Haltestellen der ehemaligen Bahnbusse. Selbst die Fahrer der Verkehrsgemeinschaft Untermain, die heute die Bahnbuslinien betreibt, nehmen diese Möglichkeit nicht wahr. Zweifellos, so Müller, wäre es glücklicher, sie könnten die Aufsicht direkt anfunken.
Theoretisch steht nach Müller einer solchen Verbindung nichts im Weg, man könne das sicher mal wieder andenken. Weil so etwas aber Geld kostet, verweist er auf die in den nächsten Jahren anstehende Platzumgestaltung durch die Stadt. Doch dann ist eine Abstimmung Bus / Bahn vielleicht nicht mehr nötig; weil ab 1995 die S-Bahn mit dichtem Takt auf eigener Trasse pünktlich verkehrt. Dann müßte sich nur noch die HSB anpassen.
Bis dahin gilt Jürgen Dresslers Bescheid: Ein Warten der "minutengenau" fahrenden Busse auf die oft unzuverlässig eintrudelnden Züge könne sich die HSB nicht leisten, weil sich entlang ihrer Linie 2 / 7 dann andere Kund(inn)en die Beine in den Bauch stünden. Als theoretische, von der Kostenseite her aber wohl nicht tragbare Lösung nennt er eine zusätzliche, unabhängige "Servicelinie" Hauptbahnhof-Freiheitsplatz, deren Busfahrer wirklich auf die Bahn warten.
Im übrigen verweist auch er auf die rosarote S-Bahn-Zukunft. Sein Ziel sei aber, bis zur Fertigstellung der südmainischen S-Bahn den Hauptbahnhofs-Vorplatz als zentralen Knoten des Busverkehrs ausgebaut zu haben. (Der Grundsatzbeschluß dazu ist gefaßt.) Die Bedienung der Strecke zwischen Bahnhof und Freiheitsplatz wird sich dann auch verbessern, weil sie von den meisten Linien im "Durchmesser-Verkehr" befahren wird.
ULRICH GEHRING
BAD HOMBURG. Auf Freiluftkonzerte ist das Staatliche Sinfonieorchester Greiz schon seit fast dreißig Jahren abonniert. So schrumpft es in den Sommermonaten auf die Größe eines Kammerorchesters und musiziert an historischen Orten im thüringischen Greiz. Seit vorigem Jahr und kurz vor seinem hundertjährigen Jubiläum geht es jedoch viel auf Reisen, wie jetzt nach Bad Homburg. Eine vertraute Atmosphäre dürfte es da bei seinem Schloßkonzert gefunden haben.
Die Sinfoniker aus Thüringen verweisen auf ein breites Repertoire, das durch Kompositionsaufträge durch zeitgenössische Werke erweitert wird. Aber in einen Schloßhof passen eben doch besser Schmankerl für die Ohren - wenn die Greizer auch recht exquisite aussuchten. Mit der Ouvertüre zu Giocchino Rossinis Oper "Semiramis", Karl Maria von Webers Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 2, Es-Dur, Op. 74, und Mozarts "Linzer" zum Abschluß boten die Greizer ein für die Ohren gefälliges aber nicht auf Klassik-Hitparade eingestelltes Programm. Als differenziert auf jede Änderung der Dynamik und der Stimmung eingehender Dirigent empfahl sich Hans-Rainer Förster gleich bei der Ouvertüre. "Seine" Musiker spielten mit Schwung, wenn es sein mußte auch wuchtig, und die Bläser zeigten sich in bester Form. Wie leise und duftig das Orchester zu begleiten versteht, zeigte sich bei dem Klarinettenkonzert. Solist Dietmar Störr, der im Programmheft leider nicht vorgestellt wurde, hatte es trotzdem schwer, sich durchzusetzen. Doch schienen ihn Kirchenglokken und Flugzeuglärm eher zu amüsieren als aus der Ruhe zu bringen. Was von seinem Pianospiel im Andante con Moto noch zu verstehen war, hörte sich jedenfalls sehr lyrisch-intensiv und stimmungsvoll an. Ans Virtuose reichende spielerische Leichtigkeit von schnellen Noten lag ihm nicht minder. SIGRID OLSCHEWSKI
MAIN-KINZIG-KREIS. Landrat Karl Eyerkaufer und Erster Kreisbeigeordneter Erich Pipa haben die "volle Rückendeckung und Unterstützung" der SPD- Kreistagsfraktion.
Dies hat Rainer Krätschmer, SPD- Fraktionsvorsitzender im Main-Kinzig- Parlament, nochmals im Pressedienst seiner Partei deutlich gemacht.
Dabei bringt Krätschmer erneut den entmachteten Umweltdezernenten Dr. Harald Friedrich (Grüne) ins Spiel. In Richtung Oppositionsbank erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende: "Auch wenn die CDU der Abwahl von Dr. Friedrich nicht zustimmen sollte, wird die Arbeit zum Wohl der Bürger im Main-Kinzig- Kreis konsequent fortgesetzt."
Die Kreisspitze - so Krätschmer weiter - sei "voll handlungsfähig", auch wenn Friedrich im Amt bleiben sollte.
Der SPD-Mann zeigt sich "sehr zuversichtlich", daß Landrat Eyerkaufer erfolgreich aus der Direktwahl am 13. Juni 1993 hervorgehen werde und Pipa Ende nächsten Monats (28. August) bei seiner Wiederwahl aus den Reihen der demokratischen Abgeordneten im Kreistag eine klare Mehrheit auf sich vereinigen könne.
Krätschmer sieht es als "lachhaft" an, wenn die CDU diesen Schritt unter dem Vorwand kritisiere, daß sie den Ersten Kreisbeigeordneten Pipa dann nach der Kommunalwahl im März wieder abwählen müsse.
"Der Bär muß erlegt sein, bevor man sein Fell verteilen kann", gibt der SPD- Fraktionschef "voreiligen CDU-Leuten" mit auf den Weg.
Die "gebetsmühlenartige Wiederholung" der Forderung nach Rücktritt des Landrats stuft Krätschmer als "genauso lachhaft" ein.
Der Wächtersbacher Bürgermeistersieht denn auch "keine Alternative zur gegenwärtigen Politik im Main-Kinzig- Kreis". So seien alle "in die Zukunft weisende Vorhaben" weitgehend gegen den Widerstand der Christdemokraten durchgesetzt worden.
Das Nein der CDU in den vergangenen Jahren habe sowohl den Schulbauten gegolten als auch sämtlichen Projekten zur Abfallvermeidung und Abfallverwertung, den von den Eltern gewünschten Veränderungen in der Schulorganisation genauso wie den dringend erforderlichen Maßnahmen im Sozialbereich.
Krätschmer gibt sich "nicht überrascht vom Nein der CDU zur Abwahl von Dr. Friedrich". Seiner Meinung ist es "offensichtlich, daß den Christdemokraten ihre taktischen Spielchen wichtiger sind als das Wohl der Bürgerinnen und Bürger im Main-Kinzig-Kreis".
Krätschmer glaubt, daß die Rechnung der CDU, durch ihre Verweigerung den Landrat in Schwierigkeiten zu bringen, aber nicht aufgehen werde. Er sieht deshalb auch keinen Grund, das von der CDU vor kurzem vorgeschlagene All-Parteien-Gespräch aufzunehmen.
Für Krätschmer wird es nunmehr das Problem der CDU sein, den Wählern erklären zu müssen, wieso man mit Dr. Friedrich einen Mann im Amt halte, dessen "Illoyalität hinreichend bekannt" sei und den die CDU in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert habe.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende stellt im Pressedienst seiner Partei fest: "Jetzt plötzlich loben die Herren Müller & Müller den grünen Dezernenten über den grünen Klee und erklären, daß 75 Prozent des Gehaltes, das er bei einer Abwahl weiterbeziehen würde, zu viel sei. Damit verschweigt der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Müller allerdings, daß auch er seit dem Regierungswechsel in Wiesbaden 75 Prozent seines Staatssekretärgehalts weiterbezieht." hok
HANAU. Einer Föderung der "Hanauer Winzlinge" steht der Oberbürgermeister "postiv gegenüber". Er sei sich sicher, "daß wir eine angemessene, vernüftige Lösung finden", sagte Martin nach einem Treffen mit Vertretern der Initiative, die nächsten Monat eine Krabbelstube für Ein- bis Vierjährige eröffnen will. Das Gespräch mit den Eltern bezeichnet der Rathauschef als "konstruktiv". Jugendamtsleiter Herwart Rose, inzwischen aus dem Urlaub zurückgekehrt, habe bisherige Mißverständisse ausgeräumt.
Den Knackpunkt stellt laut Martin die geplante Alterstruktur bei der Elterninititive dar. Bis zum Alter von drei Jahren gelten Kleine als Krabbelkinder, für deren Betreuung die Stadt tiefer in die Tasche greift, als für den Nachwuchs im Kindergartenalter. Gemäß dieser Regelung müßten aus Gründen der "Gleichbehandlung" die Zuschüsse für die Älteren geringer ausfallen.
Nach Angaben von Klaus Noll, Kassierer bei den "Winzlingen", weisen die acht Kinder, die ab August die Einrichtung im nördlichen Nebengebäude von Schloß Philippsruhe besuchen sollen, eine durchschnittliches Alter von eineinhalb bis eindreiviertel Jahren auf. Er schließt nicht aus, daß sich die Initiative auf eine Altersbegrenzung von maximal drei Jahren festlegt. Nach dem Gespräch mit Martin bezeichnet er es als "sicher, daß wir gefödert werden".
Dies widerspricht nicht den Aussagen des Oberbürgermeisters, der verspricht: "Ich werde mich für eine positive Lösung einsetzen, deren Endergebnis nahe an dem liegt, was die Eltern fordern." In den nächsten Tagen würden die Zuständigen im Rathaus "heftig nachdenken". Am Montag, wenn auch der zuständigen Dezernent Klaus Remer wieder im Amt ist, möchte Martin das Thema im Magistrat erörteren. Da sich kein Geld mehr in dem entsprechenden Topf befindet, müßte möglicherweise das Parlament in seiner Sitzung am 14. August über die "überplanmäßige Ausgabe entscheiden".
Der Oberbürgermeister teilt die Auffassung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Carl-Edward Günther, daß sich das "Hanauer Vertragsmuster" nicht unumschränkt auf die "Winzlinge" übertragen läßt. Die vom Parlament im Frühjahr vergangenen Jahres verabschiedete Vorlage sieht eine Förderung der Betriebskosten von Kinder-Tageseinrichtungen freier Träger in Höhe von 55 Prozent vor. Der "Verein zur Förderung des Kindes" erhalte durchschnittlich nur 100 Mark monatlich pro Kind. Diese Hanauer Spielstube betreut allerdings Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren. Dies weiß Martin wohl nicht, wenn er meint, daß ein "Winzling" die Stadt nicht in etwa das Doppelte kosten dürfte.
Nach seiner Meinung zu dem Statement von CDU-Chefin Margret Härtel gefragt, die privaten Eltern-Initiativen generell eine Absage erteilte, beklagt der Rathauschef das Informationsdefizit der Fraktionsvorsitzenden: Ihre Aussagen seien "nicht angebracht" gewesen. "Man muß wissen, um was es geht. Ich bin dagegen, daß man sich aus der Hüfte heraus eine Meinung bildet." jur
FRIEDBERG. Eine Führung durch die Altstadt und die Burg wird am Sonntag, 12. Juli, angeboten. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Wetterau-Museum. ieb
Der "Super Soaker", zu deutsch: Super- Naßmacher, scheint auch in Frankfurt das Sommer-Spielzeug Nummer eins zu sein. Die Hochdruck-Wasserpistole, die laut Hersteller einen Wasserstrahl auf 15 Meter treffsicher verschießen kann, schafft mit seinem Ein-Liter-Tank für reichlich Abkühlung - und auch für Ärger bei den Beschossenen. Die Original-Spielzeugwaffe ist indes in Frankfurt momentan schon ausverkauft, wer nicht warten will, muß mit einer Imitation vorliebnehmen.
Im Spielwarengeschäft Behle beäugt der kleine Philipp verlangend den "Super Power Regency 51" - eine Imitation. Seine Mutter zeigt sich weit weniger begeistert: "Sagen Sie mal, ist das nicht das Spielzeug, das in den USA verboten wurde?" Die Frau an der Kasse zuckt nur die Schultern. Doch die Frage ist nicht unberechtigt. Denn die Hochdruck-Wasserpistole, die im Aussehen einer Maschinenpistole gleicht, sorgte in den USA, dem Mutterland der Spritze, schon für einige Aufregung: Statt Wasser wurden dort Säure, Bleichmittel oder Urin verspritzt.
Die Frankfurter Jugend zeigt sich von derlei Einwänden wenig beeindruckt. "Bei uns an der Schule gab es vor den Ferien die reinsten Wasserschlachten", berichtet der Schüler Predrag Cica. "Hauptsächlich die Oberstufe" verwendet demnach die Riesen-Spritze. "Die scheuen sich auch nicht, 40 Mark und mehr für so ein Ding auszugeben." Der Schüler, der nebenbei auch noch beim Spielwarengeschäft Behle als Verkäufer aushilft, bezeichnet das Geschäft mit der Spritze als sehr gut. "Jeder fragt danach." Und er macht den Kaufwilligen Hoffnung: "Die kommt bestimmt nochmal."
Bei Hertie ähnliche Erfolgsmeldungen. "Etwa 150 Stück haben wir verkauft, aber 1000 Stück hätten wir verkaufen können." Ungefähr zwanzigmal pro Tag werde nach dem neuen Spielzeug gefragt, sagt die Verkäuferin Manuela Ziegler. Für gefährlich hält sie die Spritze nicht. "Wir haben bis jetzt noch nichts von Unfällen gehört."
Beim Kaufhof wartet man unterdes sehnsüchtig auf die erste Lieferung des "Super Soakers". Ein Verkäufer dort hält "das Gerät für ein ganz normales Spielzeug", muß aber zugeben: "Abkriegen möchte ich als Privatmann von so einem Ding auch nichts." Predrag Cica drückt sich da etwas deutlicher aus: "Wenn man das aus einem Meter ins Auge kriegt, das kann schon übel werden."
Die Mutter vom kleinen Philip hat sich trotzdem zum Kauf der Spritzpistole entschlossen, "schließlich kann man ja mit allem Unfug treiben." Und ihr Sprößling muß ihr versprechen, ja keinen Unfug anzustellen. Philip verspricht es: "Nur Freunde abschießen." Auf die Frage, ob vielleicht auch Erwachsene, druckst er ein wenig, gibt dann aber zu: "Ja, äh . . . vielleicht auch." wob
HOCHHEIM. Mit Stichproben und Strafanzeigen reagiert der Magistrat auf jede "wilde Müllkippe". Immer wieder, so die Veraltungsspitze, würden Pappkartons und anderer Unrat neben die Wertstoff-Container Am Weiher gestellt. Für die Mitarbeiter der Verwaltung bedeute das zusätzliche Arbeit, für die Bürger einen häßlichen Anblick.
Die Papierberge neben den Containern seien jedoch oft nicht mehr zu retten. Der Wind trage Zeitungen über das ganze Areal, Regen mache die Pappe unbrauchbar. Mißbraucht würden auch die Container für Kunststoff und Altmetall: Ganze Säcke mit Müll landen darin. Das, so der Magistrat, verursache enorme Mehrkosten, da das Personal der Entsorgungsunternehmen die ganze Ladung sortieren müsse.
Nicht angehen könne es, daß einige Zeitgenossen ihren Spermüll "Am Weiher" abkippten. Die Kosten fürs Wegräumen müßten von allen Bürgern getragen werden.
Der Magistrat will nun seine Kontrolleure ausschicken, um die Missetäter aufzuspüren und zu bestrafen. kkü
Frau Anna Schembera, Klein-Karben, zum 86. Geburtstag.
Herrn Joseph Well, Okarben, zum 71. Geburtstag.
Dauertest gut bestanden: Das Lehmhaus Marke Eigenbau auf dem Heilsberg hat mehr als 40 Jahren überlebt Im Sommer kühl und im Winter schön warm
Nachkriegszeit zwang zur Improvisation beim Bau Von Hannes Mathias BAD VILBEL. Es geht doch nichts über die guten alten Lehmhäuser auf dem Heilsberg. Während die Mitte der 50er Jahre entstandenen Reihenhäuser in der Otto-Fricke-Straße 10 bis 16 wegen Baufälligkeit abgerissen werden müssen (Lokal-Rundschau von gestern), erfreuen sich die zehn Jahre früher, ebenfalls auf dem Heilsberg gebauten Lehmhäuser Marke Eigenbau "bester Gesundheit". Zwar sind einige der ersten Lehmgebäude in der größten westdeutschen Flüchtlingssiedlung inzwischen auch abgerissen worden. An den Lehmbausteinen lag das aber nicht, sondern an den veralteten Grundrissen und dem modernen Bedürfnis nach Bädern, Wasserklos und Kinderzimmern. Statt Umbau erschien den Eigentümern ein völliger Neubau geraten zu sein. Im Jahr 1947 war auf dem Heilsberg die Baugrube für das erste Siedlungshaus ausgehoben - mit Hacke und Spaten, versteht sich. Bagger standen für die Flüchtlinge und Evakuierten erst später zur Verfügung. Schwerer Lehm und Ton kam wenige Zentimeter unter der Oberfläche des ehemaligen Exerzierplatzes "auf der Vilbeler Höhe" zum Vorschein. Die bittere Armut der Flüchtlinge, ihre Not machte erfinderisch. Es wurden an Ort und Stelle Lehmziegel hergestellt.
Der ausgeschachtete Lehm, Wasser und geschnittenes Stroh, eventuell Sand, wenn der Lehm zu fett war, wurden zusammengemixt und dann in Holzformen gepreßt. Diese Formen hatte die Versehrtenwerkstatt auf dem Heilsberg hergestellt. Unter einem Holzgerüst mit Ziegeldach trockneten die Lehmsteine an der Luft. Sie wurden "Grünlinge" genannt und wurden anschließend ohne Brand verbaut.
Herta Reidt wohnt seit über 40 Jahren in dem ersten, damals aus diesen Lehmsteinen gebauten Einfamilienhaus. Das Haus Am Hang 20, so hat man damals bei der Fertigstellung im Jahr 1948 vorausgesagt: "Das steht hundert Jahre". An dieser Prognose ist nicht zu zweifeln. Das massive, etwa 50 Zentimeter breite Mauerwerk der Außenwände hält. Als auf dem Nachbargrundstück eine Baugrube ausgehoben wurde, hatte sich im Haus Reidt ein Mauerriß gezeigt, wohl weil dem Erdreich Wasser entzogen wurde, aber der Riß ist längst wieder verputzt und "steht still".
Als Vorbild für ökologisches Bauen, als Beispiel dafür, daß es auch ohne Beton oder Zement geht, ist das Haus am Hang kürzlich in einer Fachzeitschrift gepriesen worden. "Dauertest bestanden", hieß das Urteil des Ökoblattes. Herta Reidt weiß zu schätzen, daß das Haus im Sommer schön kühl bleibt. Im Winter genügt ein kleiner Ölofen, um Wohnzimmer und Küche gleichzeitig warm zu halten. Seit sie nicht mehr mit Kohle heizt, hat sich in den Ecken einer Außenwand auch keine Feuchtigkeit mehr gezeigt. Das Vorurteil, daß Lehmhäuser "muffeln", kann Frau Reidt nicht bestätigen.
Ökologische Motive waren in der unmittelbaren Nachkriegszeit sicher nicht bedacht worden, als man mit dem Bau von Lehmhäusern begann. Lehm wurde vielmehr als ein reichlich vorhandener und billiger Baustoff geschätzt.
Herta Reidt und ihr vor zwölf Jahren gestorbener Mann August waren in Frankfurt ausgebombt worden. In Rodheim bei Nidda zog Herta Reidt ihre vier zwischen 1936 und 1943 geborenen Kinder groß. Als ihr Mann die Familie wiedergefunden und beim Bauern Arbeit gefunden hatte, da hatte der Schäfer des Orts im Kirchenblättchen gelesen, daß für Ausgebombte und Flüchtlinge Arbeit und Wohnung auf der Vilbeler Höhe geboten werden. Der damals 37jährige August Reidt und seine vier Jahre jüngere Frau zogen mit ihren Kindern in die Steinbaracke, die in der Nähe der heutigen Gaststätte "Sonne" stand. Vater Reidt gehörte zu einer Baukolonne, die auf dem ganzen Heilsberg tätig war. "Vielleicht", meint Frau Reidt, "hat er auch an unserem Haus mitgebaut." In den Hang 20 zog die Familie zunächst zur Miete ein, anschließend kauften sie Haus und Grundstück. Das Lehmhaus war nicht nur gut, sondern auch für den mittlerweile bei der Post beschäftigten August Reidt erschwinglich.
OBERURSEL. Das Stadtarchiv ist um zwei Schätze reicher, die Stadtkasse um 6800 Mark ärmer. Bei einer Auktion in Königstein ersteigerte die Stadt für 3900 Mark mit dem 1574 gedruckten "Eydteuffel" des Oberurseler Pfarrers Christoph Obenhin einen weiteren Ursellis-Druck, den 148. in der Sammlung des Stadtarchivs. Um 2900 Mark schmälerte die Anschaffung eines "nahezu lückenlosen" Verlags-Archivs von Postkarten mit Oberurseler Motiven den Stadtsäckel. Die Stadtansichten erschienen zwischen 1933 und 1942 sowie 1948 und 1985 im Verlag der Gebrüder Metz (Tübingen). Beide Neuheiten zeigt das Stadtarchiv in einer Mini-Ausstellung bis September unter Glas. Danach darf damit gearbeitet werden.
Sport, Spiel, Geselligkeit - darum geht es beim traditionellen Sommerfest, das das Zentrum für Hochschulsport der Goethe-Universität am Freitag, 10. Juli, mit seinen Freunden feiert. Um 19 Uhr zeigen Studenten und Studentinnen einen Querschnitt dessen, was an Disziplinen auf den Uni-Sportanlagen betrieben wird, unter anderem Klettern, Kunstradfahren, Jazzgymnastik und Tänze.
Es schließt sich eine Party mit Ständen, Disco und Live-Band an. Die Veranstaltung beginnt bereits am Nachmittag mit Turnieren in verschiedenen Sportarten. Das Sportgelände liegt an der Einmündung Ginnheimer Landstraße/Franz- Rücker-Allee. tom
California Dreaming - obwohl der siebzigjährige, in Oregon geborene Maler Richard Diebenkorn ganz und gar kein Vertreter der Beat-Generation ist, schürt das Betrachten seiner über Jahrzehnte entwickelten "Ocean Park"-Serie die Sehnsucht nach der kalifornischen Sonne und dem Ozean, nach Licht und Weite. Der Betrachter spürt das Verlangen, in die gewaltigen Leinwände einzutauchen wie in eine unberührte Landschaft.
Anders die Gemälde aus den sechziger Jahren, die figurativ sind und Klaustrophobie auslösen können. In sich gekehrte Frauen beleben wenig detailliert ausgeführte Interieurs, die als ewige Wartezimmer wirken. Diese Bilder machen die Gedanken schwer.
Abstraktion und Figuration, Weite und Enge, Überblick und Innenschau sind gleichermaßen charakteristisch für Diebenkorns Werk, das nun der Frankfurter Kunstverein im Städel in einer repräsentativen Schau erstmals in Deutschland zeigen kann. Diebenkorn zählt zu den abstrakten Expressionisten Amerikas, aber Europa ist ihm - zum Beispiel in der Person von Henri Matisse - nah. Er beeinflußt Diebenkorns Farbpalette, aber auch seine Bildthematik mit dem Motiv der weltabgewandten Frau, die mit dem Innenraum derart verwoben und als Gefangene ihrer eigentlichen Wünsche scheint, daß die Farbgestaltungen der Wände bereits mit dem Kolorit ihrer Kleider korrespondieren. Erst ab dem Ende der sechziger Jahre löst sich Diebenkorn vom auch psychologischen Blickwinkel und schwingt sich auf zur Vogelschau auf expandierende Landschaften (bis 23. August). bab
WETTERAUKREIS. Eine flächendekkende Notarztversorgung für den Wetteraukreis fordert die FWG/UWG. Obwohl vom Hessischen Rettungsdienstgesetz flächendeckend vorgeschrieben, existierten im Wetteraukreis lediglich im Versorgungsbereich Friedberg/Bad Nauheim ein funktionierendes Notarzsystem und in Echzell ein "Notarztrendezvoussystem", kritisiert der sozialpolitische Sprecher der Wählergemeinschaft, Robert Jung.
Der Kreis beschränke sich "momentan offensichtlich darauf, lieber im bereits versorgten Gebiet Friedberg/Bad Nauheim weitere Systeme in Konkurrenz zu vorhandenen aufzubauen, statt 'weiße Flecken' im übrigen Kreisgebgiet zu besetzen", meint Jung.
Die FWG/UWG fordert ein "Notarztsystem im Rendezvousverfahren mit ständig verfügbaren Ärzten und Notarzteinsatzfahrzeugen in den Versorgungsgebieten Butzbach, Bad Vilbel/Karben, Büdingen und Altenstadt". ieb
NEU-ISENBURG. "Die Tabuzone für Nachtflüge in der Zeit zwischen ein und vier Uhr morgens wird fallen, das sagen mir die Anzeichen." Soweit die Interpretation der Signale, die Magistratsdirektor Horst Golz aus dem Wirtschaftsministerium empfangen hat. Verbindlicher will er sich nicht festlegen lassen.
Dabei hatte Landeswirtschaftsminister Ernst Welteke (SPD) doch versprochen, daß der nächtliche Fluglärm über dem Rhein-Main-Gebiet nicht zunehmen wird! Für Golz kein Widerspruch, denn das Versprechen, daß es "nicht lauter" wird, hält das Land laut Golz auch ein. "Die Zahl der Nachtflüge wurde nie irgendwo festgelegt oder eingeschränkt und mit Hilfe der neuen sogenannten lärmarmen Flugzeuge wird es, selbst wenn nachts mehr geflogen wird als bisher, leiser", sagt er. Anlaß zu Golz' Bekunden war die Veröffentlichung einer mit Schaubildern verdeutlichten Lärmstatistik aus den ersten vier Monaten dieses Jahres, die das Hessische Wirtschaftsministerium jetzt herausgegeben hat. Darin ist ganz deutlich abzulesen, daß die Zahl der Nachtflüge seit 1986, wo im Durchschnitt noch 44 Flüge pro Nacht geflogen wurden, kontinuierlich steigt. 1992 sind es, legt man die Zeit von Januar bis April als Maß zugrunde, schon durchschnittlich 80 Nachtflüge. "Und das geht so weiter", fürchtet Horst Golz, "denn bei derzeit über tausend Flügen täglich" könne das Tageskontingent nicht noch ausgebaut werden.
Die Startbahn West, so Golz, schuf große Entlastung für Neu-Isenburg: Zwei Drittel aller Abflüge gingen von ihr aus. Folgerichtig steigt der Pegel bei den Schallmessungen an den drei Neu-Isenburger Standorten - Im Schwalbennest in Zeppelinheim, am Rathaus Neu-Isenburg und in der Mühlschneise im Frankfurter Stadtwald - noch mit am wenigsten.
So schnellte der nächtliche Lärmpegel Anfang des Jahres in Neu-Isenburg höchstens ein bis zweimal über die 85 Dezibel (zum Vergleich: in einer Diskothek mißt man etwa 100, ein Automotor bringt es auf 70 bis 75 Dezibel). "Aber was nützt einem das, wenn man nun ,nur' noch ein oder zweimal pro Nacht aufwacht", fragt Erster Stadtrat Berthold Depper (FDP). "Für empfindliche Leute ist der Nachtschlaf dahin, wenn sie zweimal aufwachen und immer eine halbe Stunde brauchen, bis sie wieder eingeschlafen sind." fra
SELIGENSTADT. Ein Schwer- und ein Leichtverletzter sowie 35 000 Mark Blechschaden sind die Folgen eines Unfalls Dienstag abend auf der Autobahn Würzburg-Frankfurt in Höhe von Seligenstadt. Nach Darstellung der Polizei hatte ein rumänischer Autofahrer wegen auf der Straße liegender Reifenteile, die von einem Lastzug aus der ehemaligen DDR stammten, abgebremst.
Ein nachfolgender Autofahrer erkannte das zu spät und kollidierte mit dem rumänischen Fahrer, worauf sich beide Fahrzeuge überschlugen. Die Verletzten wurden ins nahe Kreiskrankenhaus Seligenstadt gebracht. ttt
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Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Star Trek VI (Sa., So., 16.15 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., 20.15, 22.30; So., 20.15 Uhr). - Turmstudio: Bernard und Bianca im Känguruhland (Sa., So., 16 Uhr); Schlafwandler (Sa., So., 20 Uhr); Cyrano von Bergerac (Sa., 22.30 Uhr).
Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (Sa., So., 17, 20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Basic Instinct (Sa., So., 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Oliver & Olivia - Zwei freche Spatzen (Sa., So., 14.30 Uhr); Basic Instinct (Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr). Vereine / Organisationen Seligenstadt. BUND-Radtour zu den Bio- Landwirten, So., 9.30 Uhr, am Marktplatz.
Rodgau. 8. Radtourenfahrt der Turngemeinde Hainhausen, Start So., zwischen 7 und 10 Uhr, Sportzentrum Hainhausen. Ärzte Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Praxis Jakobi, Schaafheim, Schlierbacher Weg 3, Tel. 0 60 73 / 94 29.
Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im östlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Ballon, Mühlheim, Offenbacher Str. 8, Tel. 0 61 08 / 7 66 37; priv. 0 61 08 / 6 99 67. Tierärzte Ostkreis Offenbach. Bereitschaftsdienst Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Dr. Gilliani, Dietzenbach, Tel. 0 60 74 / 4 11 91.
Apotheken Dietzenbach. Sa.: Stern-Apotheke, Taunusstr. 24, Tel. 2 69 50; So.: Starkenburg- Apotheke, Starkenburgring 12, Tel. 2 73 28.
Rodgau. Sa.: St.-Peter-Apotheke, Weiskirchen, Waldstr. 8, Tel. 51 52; So.: Adler- Apotheke, Nieder-Roden, Puiseauxplatz 1, Tel. 7 27 67.
Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Sonnen-Apotheke, Hainstadt, Königsberger Str. 75, Tel. 52 84 und Flora-Apotheke, Froschhausen, Seligenstädter Str. 1, Tel. 6 75 78; So.: Bahnhof-Apotheke, Seligenstadt, Bahnhofstr. 19, Tel. 35 02.
Babenhausen. Sa. und So.: Stadt-Apotheke, Babenhausen, Fahrstr. 5, Tel. 22 16.
Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Apotheke am Markt, Dieburg, Zuckerstr. 1-3, Tel. 2 59 59; So.: St. Georgs-Apotheke, Münster, Altheimer Straße 7, Tel. 3 11 86 und Sonnen-Apotheke, Groß-Zimmern, Wilhelm-Leuschner-Str. 31, Tel. 4 13 04. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).
Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.
Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Godela Dürrschmidt, Tel. 069 / 89 75 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
OBERURSEL. "Von jetzt an öko-logisch" heißt das Motto, unter dem die Katholische Junge Gemeinde (KJG) von St. Ursula zu einer Fahrrad-Rallye einlädt: "Am 29. August bleiben alle Motorräder, Mopeds, Mofas, Vespas, Busse, Flugzeuge, Lastwagen, Autos und auch Mantas zu Hause." Interessenten können sich ab sofort anmelden.
Die Teilnehmer starten an dem Samstag zwischen 10 und 12 Uhr auf dem Oberurseler Rathausplatz. Abends treffen sie sich zum Abschlußfest mit Live- Musik.
Anmeldeunterlagen liegen unter anderem in den Kirchen aus. Fragen beantwortet zudem Antonia Geisse, Tel. 0 61 72 / 3 63 60. stk
BAD NAUHEIM. Bedenken hat Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) gegen den Vorschlag von Stadtrat Peter Keller (SPD), in dem geplanten Neubau am Marktplatz Räume für die Stadtbücherei und kulturelle Zwecke zu schaffen. Nach Angaben von Rohde müßte die Stadt für ein solches Vorhaben jährlich zwischen "100 000 und 300 000 Mark" Miete zahlen.
Diese Summe errechne sich aus dem Mietpreis für Gewerbeflächen, der nach Angaben von Rohde in Bad Nauheim zwischen 20 und 25 Mark pro Quadratmeter liegt. Solche Quadratmeterpreise müsse auch die Bad Nauheimer Wohnungsbaugesellschaft als Bauherrin verlangen, um kostendeckend zu arbeiten.
Die Grundsatzentscheidung soll das Stadtparlament nach der Sommerpause fällen. Die bisherige Konzeption für den geplanten Neubau sieht Bank- und Büroräume vor, im Erdgeschoß Einzelhandelsgeschäfte und darüber Wohnungen.
Rohde bestreitet nicht, daß die gegenüber der Trinkkuranlage in 130 Quadratmeter großen Räumen untergebrachte Bücherei heute nicht mehr zeitgemäß untergebracht und ausgestattet ist. Er sieht jedoch lediglich die Möglichkeit, die Bücherei an ihrem jetzigen Standort zu belassen, bis eines Tages die Stadtverwaltung erweitert wird. Dann könne auch das Rathaus, wie einst geplant, zur Stadtbücherei umgebaut werden. Die Kosten dafür habe man bereits vor Jahren auf 450 000 Mark geschätzt. Keller glaubt nicht mehr daran, daß bei einer Rathauserweiterung auch Räume für die Stadtbücherei frei werden: "Dies wird aller Voraussicht scheitern, da inzwischen die Häuser in der Parkstraße 38 und 42 voll mit obdachlosen Familien belegt sind und weitere Familien zur Unterbringung, möglicherweise auch in anderen Häusern der Rathauserweiterung, anstehen." str
Dr. Uwe Bertram, seit einem Jahr Leiter der Kinderklinik: Eine Atmosphäre der Zufriedenheit schaffen Krankenhäuser sollten besichtigt werden können "Versorgung durch Firmenspenden verbessern" Von Astrid Ludwig HANAU. Seit einem Jahr ist der 44jährige Uwe Bertram neuer Leiter der Hanauer Kinderklinik. Nach seiner Ausbildung zum Kinderarzt an der Altonaer Klinik in Hamburg und mehrjähriger Arbeit am Olga-Hospital in Stuttgart und der Uniklinik in Gießen, trat der engagierte Mediziner im Juli '91 die Nachfolge seines Kollegen Wokittel an. Unter Bertrams Führung hat sich bislang nicht nur der medizische Schwerpunkt auf die Behandlung neurologischer Erkrankungen verlagert. Er will eine Klinik aufbauen, die dazu beiträgt, das Image des Hanauer Stadtkrankenhauses zu verbessern. Der Abschied von der Universitätsklinik Gießen fiel schwer. Fast acht Jahre hat Dr. Uwe Bertram in der Station für krebskranke Kinder gearbeitet, bevor er im vergangenen Jahr nach Hanau kam. In seinem Büro in der Ambulanz hängt das Bild, das ihm die Gießener Kinder bei seinem Weggang schenkten. Ein Baum mit bunten Vögeln und den FR-Portrait Fotos der lachenden Mädchen und Jungen. "Sie sind fast wie eigene Kinder. Ich hänge sehr an ihnen und den Eltern", sagt Bertram.
Die gemeinsame Sorge um die Kinder schuf enge Kontakte und Beziehungen, deren Intensität auch nach seinem Fortgang aus Gießen anhält. "Ich habe viel gelernt über Kinder in dieser extremen Situation". Für den gebürtigen Bremer war die Zeit in der onkologischen Abteilung der wesentlichste Abschnitt in seinem privaten und beruflichen Leben. "Man bekommt viele der Emotionen zurück, die man einsetzt. Doch die Arbeit fordert derart, daß ich irgendwann die Kraft nicht mehr aufbringen konnte". In Hanau bewarb sich der leitende Oberarzt deshalb nicht nur, weil er wieder in einem breiter gefächerten medizinischen Bereich arbeiten wollte. Als Leiter einer Klinik sah er die Chance, endlich seine Vorstellungen von einem "anderen" Krankenhausbetrieb umsetzen zu können.
Ideen, die in erster Linie auf einen menschlicheren, persönlicheren Klinikalltag abzielen, der für Patienten, aber auch für das Personal selbst transparenter wird. "Ich möchte eine Atmospäre der Zufriedenheit schaffen", faßt Bertram seine Wünsche zusammen.
Das erste Jahr war größtenteils Einarbeitungsphase, aber dennoch hat sich einiges in und im Umfeld der Klinik bereits getan. Ein Intensivtraining für die Kinderschwestern wurde begonnen sowie das sogenannte Neugeborenen- Screening eingeführt. Eine Routine-Untersuchung, die es bislang nicht gab und bei der Hüften und Nieren der Babies mit Ultraschall untersucht werden.
Mit der Gründung des Fördervereins "Sterntaler", der auf Initiative Bertrams ins Leben gerufen wurde, hat sich eine weitere Wunschvorstellung des Arztes erfüllt: Das Engagement von Eltern für das Krankenhaus. "Die Hanauer Klinik, ist eine Klinik für die Menschen, die hier leben. Kranksein ist im Bewußtsein der Gesunden bislang jedoch nicht vorhanden. Der Schwesternmangel beispielsweise kann jedoch jedes Kind treffen, und deshalb sollte man sich vorher engagieren und auch hier umschauen können", sagt Bertram, selbst Vater dreier Kinder. So wie Betriebe oder andere Einrichtungen für Besichtigungen offenstehen, sollten nach seiner Vorstellung auch Krankenhäuser besichtigt werden können.
Bertram will die Abläufe im Haus durchschaubarer machen und sich lösen vom Image der anonymen Gesundheitsfabrik. Das gilt für die Kosten im Gesundheitswesen, als auch für die Patienten-Behandlung und das Verhältnis zwischen Arzt, Schwestern und den Angehörigen. Er stellt sich eine Art "Qualitätskontrolle" für die Kinderklinik vor. "Die bisherige Bettenstatistik sagt nichts aus über den Pflegeaufwand", kritisiert er. Meßbar wird die Qualität einer Klinik für den Kinderarzt etwa in der Fluktuation der Schwestern (die derzeit in seiner Abteilung gering ist) und der Zufriedenheit der Patienten, Eltern und des Personals. Ihm schwebt vor, regelmäßig einen Fragebogen zu verteilen.
Die Aufwertung des Schwesternberufes hält Bertram für ebenso dringlich wie die Öffnung des Krankenhauses nach außen. "Eltern und Patienten müssen wieder Vertrauen haben. Viele haben Angst vor der Klinik. Gerade Eltern hatten jahrelang das Gefühl, man nimmt ihnen das Kind weg." Für den Heilungsprozeß braucht das Kind nach seiner Auffassung jedoch die Mutter und die Schwester.
Vor wenigen Wochen wurde in der Kinderklinik daher jetzt eine "Elternwohnung" provisorisch eingerichtet. Dort können Eltern übernachten, die ihr Kind nicht alleinlassen wollen. "Ein guter Kompromiß", meint Bertram, wenngleich für ihn ein Raum gleich neben dem Krankenzimmer die Ideallösung wäre.
Das scheitert bislang aber nicht nur an der Raumknappheit, sondern wie auch bei Fragen einer besseren technischen Ausrüstung der Kinderklinik an den Kosten. Die Basisversorgung für die rund 62 kleinen Patienten ist zwar gewährleistet, aber viele Apparate, die die Arbeit erleichtern würden, fehlen.
Auch hier hat Bertram Ideen, wie sich die Versorgung verbessern ließe, etwa durch Firmenspenden. "Eine sinnvolle Investition in die Region. Auch im Sinne der Fürsorgepflicht gegenüber den eigenen Mitarbeitern", meint er.
Der angeschlagene Ruf des Stadtkrankenhauses ärgert Uwe Bertram, aber er ist optimistisch. "Man muß ihn halt besser machen". Für ihn ist es Zeit, daß von den kleinen Häusern wieder Impulse ausgehen und nicht nur von den großen Universitätskliniken.
Er selbst fühlt sich an der Kinderklinik wohl. "Nach einem Jahr schon viel wohler als am Anfang", betont er. Für ihn ein Zeichen, "daß sich schon etwas verbessert hat".
Ebenso interessante wie ungewöhnliche Arbeit mit 85 Kindern in der Flüchtlings-KiTa Büdesheim / Jetzt kommt Krabbelstube hinzu "Es tut schon weh, wenn sie uns wieder verlassen" Frauen: Wir versuchen, ständig Neues zu bieten Von Ulrich Gehring SCHÖNECK. Verständigungsprobleme? Natürlich gibt es die im Kindergarten der hessischen Gemeinschaftsunterkunft Schöneck. Mit Zeichen, "internationaler Kindersprache" und schnell erlernten Deutschbrocken finden Buben und Mädchen aus Afrika, Asien und Südosteuropa schnell zusammen. Kindergarten-Leiterin Marion Stengel hat sich seit der Flucht zahlreicher Familien aus Ex-Jugoslawien etwas Serbokroatisch angeeignet; viel davon im Umgang mit den Kindern. Eine Mitarbeiterin hat schon vor Jahren abends Türkisch gelernt. Und den Schnalzlaut, der rund ums Mittelmeer für "Nein" steht, haben alle Erziehungskräfte im Repertoire. Die Kinder können dafür vom zweiten Tag an einwandfrei "guck mal" rufen. Derzeit leben 85 Kinder auf der Flucht mit ihren Eltern in Schöneck. Zwei freundliche, große Räume hat der Kindergarten für sie zur Verfügung. Weil die meisten der Eltern noch ohne Arbeit sind und ihre Kleinen selbst mitbetreuen, ist öfter auch nur ein Dutzend von ihnen im Kindergarten. Durch freie Honorarkräfte auf Abruf ist die nötige Flexibilität zu schaffen. Festangestellt sind nur zwei Frauen vor- und zwei nachmittags.
Die Arbeit von Erzieherinnen und Helferinnen ist in Büdesheim nicht nur wegen unterschiedlicher kultureller Hintergründe ungewöhnlich. Auch die kurze Verweilzeit der Familien in der Unterkunft macht Kindergarten-Arbeit schwieriger als üblich. Gleichwohl versuchen die Frauen, immer wieder Neues zu bieten.
In dieser Woche haben Kinder Pappmaché geformt und bemalt. Ein paar Größere beschäftigten sich mit Salzteigkränzen. Zuvor war "Bauernhof" das Thema für Collagen und eine Fensterdekoration; spielerisch lernten auch die Kleinsten dabei deutsche Begriffe. Wichtig ist es für Marion Stengel, auf die Kinder auch in kleinen Gruppen einzugehen.
Die übrigen beschäftigen sich oft mal ganz gut selbst. Die Wiese mit den Spielgeräten, wo sie ohne Angst vor Autos spielen können, ist dafür ideal. Gut geeignet für den größeren Rahmen sind Nachahmspiele und Spiele im Kreis, bei denen Sprachbarrieren unwichtig und starre Gruppen schnell aufbrechen. Vor einigen Wochen waren 30 Kinder im Freizeitpark Lochmühle und hierüber ganz außer sich.
Erleichternd kommt hinzu, daß Eltern vielfach mithelfen. Marion Stengel, die bis Februar 1991 in Bad Vilbel arbeitete, sagt, sie sei schon immer für Eltern-Mitarbeit gewesen. In Büdesheim packen auch ältere Kinder mit an. "Wir sind im Grund ein offener Kindergarten", resümiert die Leiterin. Was in modernen Kindertagesstätten neuerdings eingeführt wird, die altersgemischte Gruppe - hier wird sie längst praktiziert. Anders ginge es nicht. Flexibles Anpassen an die sich dauernd ändernde Altersstruktur ist gefragt. So wird in diesen Tagen erstmals eine Krabbelstube eingerichtet, weil in Büdesheim gerade unter den Kriegsflüchtlingen vom Balkan sehr viele Eltern mit ganz kleinen Kindern sind. Der Raum, in dem sie eingerichtet werden soll, ist bis zu den Ferien noch für Hausaufgabenhilfe (ebenfalls durch Marion Stengels Team) verwendet worden. Einige der Kinder gehen doch in Schöneck zur Schule. Sie gehören zu den fünf, sechs vietnamesischen Familien (31 Personen), die als Kontingentflüchtlinge teils schon seit Jahren eine Wohnung suchen. Die meisten anderen Flüchtlingsfamilien verbleiben dagegen nur vier bis höchstens acht Wochen in der Büdesheimer Landeseinrichtung. Von hier aus werden sie auf Kommunen und Kreise in Hessen und anderen Ländern verteilt werden, wo sie während des Anerkennungsverfahrens bleiben. Es versteht sich, daß Erzieherinnen und Helferinnen unter diesen Umständen pädagogisch nur ein "eingeschränktes Angebot" leisten können.
Könne man in anderen Kindergärten sogar mal gemeinsam Insekten sezieren, so Marion Stengel, sei hier längerfristige Arbeit nicht möglich. Stets müsse man damit rechnen, daß der "Transfer" einer größeren Gruppe mitten ins Projekt platzt.
Doch ist dies nicht nur ein organisatorisches Handikap, sondern auch eine emotionale Belastung für die Frauen. "Es ist ein Verzicht, ein Verlust", sagt eine, die hier seit Jahren schon arbeitet. Durch den schnellen Wechsel könne man keine richtige Beziehung zum Kind aufbauen. Und: "Gerade wenn die dann zutraulich werden, heißt es ,Auf Wiedersehen'". Ab und zu gebe es ein Wiedersehen tatsächlich; dann, wenn Familien in die Nähe - den Main-Kinzig-Kreis oder auch Frankfurt - verlegt werden und die Kleinen dann auf Besuch vorbeigebracht werden. Ein 13jähriger aus Erlensee etwa halte Büdesheim schon jahrelang die Treue. Anfangs sei er gekommen, um Kinder und Betreuerinnen zu sehen, die er noch kannte. Heute gelte seine Zuneigung dem ganzen Haus.
Von anderen Kindern oder Eltern träfen immer wieder Postkarten ein. "Beim Abschiednehmen merken wir schon, daß die Eltern einen auch gernhatten. Da werden wir umarmt und geküßt", sagt Marion Stengel, "Sie wissen ja, die Leute in Iran und in der Türkei zum Beispiel sind darin ganz anders als wir."
Sie sind, wie Marion Stengel betont, auch anders als das Bild, das oft von ihnen verbreitet wird: Gerade in iranischen Familien kümmerten sich auch die Väter sehr stark um die Erziehung; die machten einen modernen Eindruck. "Jedenfalls ganz anders als bei Betty Mahmoody."Rot-schwarz=TeufelsdruckÜber das Schwören
Ein flüchtiger Blick auf die Titelseite des neuerstandenen Ursellis-Druckes von 1574 reicht Stadtarchivarin Andrea Bott, das Buch einzuordnen: rot-schwarze Buchstaben, ein Anzeichen, daß es sich bei dem gut erhaltenen Blätterwerk um einen Teufelsdruck handelt. Beim Entziffern des aufwendig gestalteten Deckblatts wird die Vermutung zur Gewißheit: "Der Eydteuffel: Was Schweren (Schwören) sey und heisse/Was man vorzeiten für Ceremonien/Geberde und eusserliche Zeichen in dem Eydschweren gebraucht habe/und noch heutiges Tages brauche. Wodurch und wobey man schweren sol. Ob auch ein Christ schweren/und mit gutem Gewissen einen Eyd thun mo(e)ge . . . Und von der Straffe des Meineyds."
Gesetzt wurden die Buchstaben in der 1557 von Nicolaus Henricus gegründeten Oberurseler Druckerei. Sein Verlagsprogramm umfaßte theologische, prolutherische Streit-Literatur und belehrenden Der "Eydteuffel" und unterhaltenden Lesestoff. Die Teufelsdrucke gehören zur letztgenannten Gattung, somit auch der "Eydteuffel".
Andrea Bott hat darin geblättert. Quintessenz: "Alles Teufelswerk wird verdammt, die lutherische Lehre als die einzig wahre dargestellt." Speziell lokale Bezüge hat sie nicht ausfindig gemacht, obwohl das Buch "durch Christophorum Obenhin/Pfarrherrn zu Ursel" verfaßt worden ist. Generell mißt Bott den Teufelsdrucken "großen heimat-, literatur- und bildungsgeschichtlichen Wert" bei.
Neben dem "Eydteuffel" liegt in der Vitrine im Foyer des Archivs ein zweiter Wälzer, das "hochheilige Schatzkästlein" (Promptuarium Sacrosanctum). Es floß ebenfalls aus der Feder von Obenhin. Es fand schon 1990 den Weg zurück zum Ursprungsort. Insgesamt ließ Obenhin laut Bott während seiner Oberurseler Tätigkeit zwei Bücher theologischen und drei unterhaltsamen Inhalts drucken. Der gebürtige Württemberger arbeitete seit Herbst 1562 in Oberursel als Pfarrer und starb hier um 1579.
Mit dem Eydteuffel ist die Sammlung von Ursellis-Drucken im Stadtarchiv auf 148 Stück angewachsen. 474 Werke dürften Botts Recherchen zufolge zwischen 1557 und 1623 in der Druckerei zu Ursel entstanden sein. "Wir haben noch einiges zu tun", stellt sie schmunzelnd fest. mk
Schafe weiden oberhalb der Atzelhöhl, die Roßkastanienstämme in der Adenauer Allee wirken schmächtig, vom Bäreneck führt eine Fahrstraße den Verkehr durch die Vorstadt gen Norden, der Markplatz ist komplett gepflastert: Das Oberursel der 30er und 40er Jahre ersteht beim Durchblättern des Postkartenbelegebuches auf, das jetzt aus einem Antiquariat in Weil am Rhein ins Stadtarchiv an der Schulstraße geholt wurde.
Die 209 "Belegexemplare" starke "Sammlung Oberursel" stammt aus dem Archiv des 1990 in Konkurs gegangenen Verlags der Gebrüder Metz in Tübingen. Aber nicht nur Stadtansichten aus der Zeit von 1933 bis 1942 sind darin enthalten, sondern auch Aufnahmen, die zwischen 1948 und 1985 gemacht wurden.
Zusammen mit den ebenfalls erworbenen 164 "Vertretertaschen" mit einigen Mustern sowie den zehn Originalvorlagen ist das Belegebuch für das Stadtarchiv "von hervorragender Bedeutung", wie seine Leiterin Andrea Bott betont. Die Postkarten könnten vergessene Winkel der Heimatgeschichte ausleuchten helfen.
Anhand der Bilder lassen sich Veränderungen im Stadtbild nachzeichnen. Darüber hinaus seien die Unterlagen auch wegen der vollständigen Übersicht über Datierung sowie Auflagenzahl und -höhe "von unschätzbarem Wert".
Als "Rarität" zeigt das Archiv in der Ausstellung im Foyer eine Seite aus dem Belegebuch mit Postkarten aus den Jahren '33 bis '36. "Genehmigt", "Ausgeschieden" oder "Freigegeben" lauten die Stempelvermerke. Eine Karte ist mit rotem Stift durchkreuzt, der Stempeltext hier: "Verboten". Die Legende der Karte zeigt, daß sie 1935 erstmals mit 500 Stück in Umlauf gebracht und letztmals am 10. Februar 1943 nachgedruckt wurde. Im September 1943 zog sie das Reichsluftfahrtministerium aus dem Verkehr, zeigte sie doch eine offensichtlich strategisch nutzbare Luftansicht. 1940 allerdings war die Abbildung noch freigegeben worden.
Tips · Termine · Notdienste
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Wayne's World (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Unter Verdacht (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (Sa., So., 15.15 Uhr); Schlafwandler (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Die Hand an der Wiege (Sa., So., 15.15, 17.45, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr).
Broadway: Peter Pan (Sa., So., 15.30 Uhr); Basic Instinct (Sa., So., 17.45, 20.30 Uhr); Die Ritter der Kokosnuß (Sa., 22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Betriebsferien. Beratungen / Offene Treffs Obertshausen. "Offene Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit", Albert-Einstein-Str. 7, zweiter Stock: Gesprächstreff (GesKa e. V.), So., 18 bis 19.30 Uhr. Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Dr. Szabo, Offenbach, Kaiserstr. 84, Tel. 81 43 96; priv. 81 72 58.
Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Dr. Metzger, Frankfurt, Vogelsbergstr. 32, Tel. 44 20 16.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Dr. Derichsweiler, Offenbach, Tel. 069 / 85 28 98 und Dr. Gilliani, Dietzenbach, Tel. 0 60 74 / 4 11 91.
Offenbach. Sa.: Schwanen-Apotheke, Marktplatz 8, Tel. 88 74 70 und Stern-Apotheke, Bürgel, Bürgerplatz, Tel. 86 25 15; So.: Hubertus-Apotheke, Sprendlinger Landstr. 3, Tel. 83 62 62 und Main-Apotheke, Bieberer Straße 35, Tel. 88 88 17.
Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Beethoven-Apotheke, Obertshausen, Beethovenstr. 21 c, Tel. 4 27 55.
Mühlheim. Sa. u. So.: Ketteler-Apotheke, Lämmerspiel, Bischof-Ketteler-Str. 48, Tel. 6 64 18.
Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112).
Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02.
Bereitschaftsdienst für Stadt und Kreis Offenbach, Sa. 6 bis Sa. 6 Uhr: Elektro- Golz, Offenbach-Bieber, Stoltzestr. 14, Tel. 069 / 89 21 90.
(Ohne Gewähr)
Frau Maria Lobisch aus Hanau zum 90. Geburtstag am Donnerstag, 9. Juli.
Kleine FR
Die Standuhr mitgenommen USINGEN. Ein Videorecorder und eine Standuhr - dies ist nach ersten Erkenntnissen der Polizei die Beute eines Einbruchs in ein Wohnhaus an der Max-Reger-Straße.Neu-Anspacher tanzen an die Spitze NEU-ANSPACH. Die Erfolgsserie von Roswitha und Erwin Schmitz vom Tanzsportclub Grün-Gelb geht weiter: Das Ehepaar tanzte bei einem internationalen Turnier in Eimeldingen bei Basel auf Platz eins. Das ist die vierte Spitzen-Plazierung (Platz eins bis drei) der beiden in Folge. Nur noch ein Erfolg fehlt, um den Sprung in die nächste Turnierklasse zu schaffen. DRK-Hauptversammlung NEU-ANSPACH. Die Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) lädt alle Mitglieder und Freunde zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 17. Juli, um 20 Uhr in das DRK-Zentrum in der Alten Schule ein. Auf der Tagesordnung stehen die Berichte von Vorstand, Bereitschaftsführung und Jugend-Rotkreuz sowie die Neuwahlen des Vorstandes. Taunusklub wandert NEU-ANSPACH. Der Taunusklub Neu-Anspach lädt seine Mitglieder für Samstag, 11. Juli, zur Abendwanderung nach Schmitten ein. Treffpunkt ist um 17 Uhr in der Breite Straße; Gäste sind willkommen.Kirschen selbst pflücken GRÄVENWIESBACH. Der Obst- und Gartenbauverein Grävenwiesbach bietet auf seiner Anlage am Schießberg Kirschen zum Selbstpflücken an. Die Kirschen sind nicht gespritzt; gepflückt werden kann täglich ab 13 Uhr. Voranmeldungen werden unter der Rufnummer 0 60 86 / 13 22 erbeten.
SCHMITTEN. In der "Bachgass" (Wiegerstraße) wird am Samstag, 11. Juli, das vierte Schmittener Straßenfest stattfinden. Gemeinsame Ausrichter sind der Sportverein, die Tauniden und die Freiwillige Feuerwehr. Kühlschränke-Entsorgung
WEILROD. Nicht mehr benötigte Külschränke werden am Freitag, 24. Juli, von der Gemeinde Weilrod abgeholt.
Entsprechende Anmeldungen sind bis zum 17. Juli unter der Telefonnummer 0 60 83 / 8 66 zu machen; die Geräte müssen am Abholtag ab 6 Uhr bereitstehen.Europäer werfen Belgrad aus KSZE
USINGEN. Vor dem Frankurter Landgericht ist am Mittwoch der Prozeß um das Usinger Geiseldrama vom 22. März dieses Jahres eröffnet worden. Damals waren ein Antiquitätenhändler und seine Frau in ihrem Bungalow in der Schleichenbach-Siedlung von drei Männern überfallen und beraubt worden. Zwei von ihnen hatten die Frau als Geisel genommen, während der dritte den Kaufmann zu dessen Laden in der Scheunengasse begleitete, um weitere Beute zu holen. Nachdem es dem Antiquitätenhändler gelungen war, sich zu befreien, waren die drei Täter in Panik geraten. Der jüngste, 23 Jahre alt, hatte sich mit einem Kopfschuß selbst getötet, die beiden anderen später der Polizei gestellt.
Der Prozeß vor einer Großen Strafkammer wird voraussichtlich mehrere Wochen dauern. Zum Auftakt legte der Bruder des 23jährigen, ein 35 Jahre alter Metzger, ein Geständnis ab. (Mehr dazu im Frankfurter Lokalteil).
Die Tricks der "schwarzen Schafe" beim Verkauf lassen Konsumentenschützer immer wieder warnend die Stimme erheben. Gleich, ob der freundliche Herr an der Haustür ein Zeitschriftenabonnement anpreist oder beim Automarkt eine Karosse den Besitzer wechselt - überall lauern für den Unbedarften Gefahren.
Die Verbraucher-Zentralen haben deshalb in 14 Merkblättern (mit je vier Seiten) die wichtigsten Rechte und Pflichten aufgelistet. Die Broschüren behandeln die Themen Kaufverträge, Kaffeefahrten, Kredit, Gewinnspiele, Nebenverdienst, Pauschalreisen, abfallarmer Einkauf, Versandhandel, Gebrauchtwagen, Lebensmittelkauf, Versicherungen, Sparen, Handwerkerdienste und Partnervermittlung. Sie liegen bei den Beratungsstellen kostenlos aus. Gegen Einsendung eines mit 1,80 Mark frankierten Umschlags (großes Format C 4) kann die Serie auch beim AgV-Broschürendienst, Postfach 11 16 in 5787 Olsberg 1 geordert werden. doe
"Das bißchen Regen bringt überhaupt nichts mehr", sagt Jörg Niendorf bitter und schaut zum Fenster der ehemaligen Gemeindebibliothek von Reinsdorf hinaus. "Höchstens bei den Rüben", ergänzt sein Partner Norbert Ryll mit auch nicht gerade froher Stimme. Beide haben sich vor genau einem Jahr als Gesellschaft bürgerlichen Rechts organisiert. Sie sind jetzt "richtige" Bauern. Bis zur Wende Mitglieder einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG), haben sie sich wie 13 andere aus dem 400köpfigen alten Kollektiv entschlossen auf eigene Beine gestellt, nachdem sie nach der Wende als "Startkapital" jene knapp 80 Hektar Land zurückerhalten hatten, die der SED-Staat ihren Vätern und Großvätern 1960 abgepresst hatte. Die Ernte 1992 sollte den ersten Lohn für das eingegangene Risiko bringen. Und dann diese Dürre . . .
Die beiden Neubauern können nicht sehen, was sie falsch gemacht haben sollten. Im Gegenteil: Bis ins brandenburgische Landwirtschaftsministerium hinein gelten sie geradezu als Musterschüler einer neuen Zeit. Vor Ort haben sie so manchen Neider. Kühn haben sie gleich noch 700 Hektar Land dazugepachtet, zu 120 Mark pro Hektar und Jahr, um auf eine vernünftige Betriebsgröße zu kommen. Das ostelbische Junkertum hat traditionell schon immer Großfelderwirtschaft betrieben. Zwei Drittel der brandenburgischen Höfe krebsen bei Größen von unter hundert Hektar selbst in guten Jahren am Existenzminimum herum. Das Land in und um Reinsdorf - einem gesichtslosen Flecken mit 310 Einwohnern, einem Dorfteich und einer Kneipe - südöstlich von Jüterbog ist fest in ihrer Hand.
Kein Wunder, daß Niendorf, 30 Jahre alt, zugleich Dorfbürgermeister ist. Sonderlich viel Eigeninitiative gibt es nicht auf dem flachen nordostdeutschen Land. Eher Abbruch- als Aufbruchstimmung. Die gelernten Altbauern aus der Zeit vor 1960 sind im Ruhestand, die mittlere Generation hat sich in den LPGs an geregelte Arbeitszeiten gewöhnt und bleibt lieber in einer Eingetragenen Genossenschaft, scheinbar geborgen, als sich einen 12- bis 14-Stunden-Tag aufzuhalsen; zudem sind die meisten dieser Generation bloß als Spezialisten ausgebildet, sie können es einfach nicht. Niendorf gehört zum ersten Jahrgang, der in der ehemaligen DDR nach dem Ende aller planwirtschaftlichen Irrwege in Fürstenwalde wieder umfassend als Landwirt ausgebildet worden ist - so gesehen Gnade der späten Geburt.
Betriebswirtschaft hat keiner von beiden gelernt. Nun müssen sie es können, in diesem Sommer erst recht. 20 000 Mark Startmittel und 40 000 Mark Investitionszulage für jeden hat der Staat zugeschossen, aber 700 000 Mark sind Kredite, die über den Ertrag aus Weizen, Gerste, Roggen, Raps und Sonnenblumen sowie der Leistung der Kühe ("Wir produzieren 600 000 Liter pro Jahr") abgetragen werden müssen. Lagerhallen für die Ernte müssen gepachtet werden, eine ehemalige Bushaltestelle wurde als Werkstatt angemietet; auf dem Land bringt man Kleinigkeiten noch immer selbst in Ordnung. Auch für die Rapsernte dieses Jahres sollen Lagerflächen gepachtet werden, "weil der Preis derzeit total im Keller" sei: "Wir haben ja noch nichts Eigenes." Selbst der Kuhstall sei bloß angemietet.
Auf der anderen Seite der Investitionszwang. Von ein paar Traktoren abgesehen, haben sie von der alten LPG nichts übernehmen wollen. Ryll erzählt unterwegs über Land von seiner Kindheit, in der die LPGs durchaus ihre positiven Seiten gehabt hätten, wie es damals vorwärts gegangen sei ("ich möchte das nicht missen"), aber in einem Atemzug erzählt der 38jährige auch von den elenden letzten Jahren vor der Wende, als es keine Ersatzteile oder nur noch zusammengeflickte Ersatzteile gegeben habe; die landwirtschaftlichen Gerätschaften standen mehr als sie im Einsatz waren.
Ökonomisches wie Psychologisches ist vermutlich in die Entscheidung eingeflossen: Die beiden Neubauern entschieden sich jedenfalls für teures neues Westgerät. Bauernschlau gründeten sie zugleich einen zweiten Betrieb, einen für Lohnarbeit. Nun können sie gegen Bares mit ihren Mähdreschern aushelfen, wenn bei den genossenschaftlichen LPG-Nachfolgern das alte Gerümpel ausfällt. Es scheint sich zu rechnen: Draußen bringt die Lohnarbeit Gewinn und lastet die Technik aus. Drinnen kommen sie dank ihres neuzeitlichen Maschinenparks zusätzlich zur eigenen Arbeitskraft mit zwei Angestellten für die 750 Hektar aus, - in den alten Bundesländern rechnet man laut Statistik mit sechs Mitarbeitern pro hundert Hektar. Die Arbeit wird ausgebufft organisiert. Von 180 000 in der SED-Landwirtschaft Beschäftigten sind ohnehin nur 45 000 übriggeblieben, und am Ende dieses Notstandssommers werden es noch weniger sein.
Die Trockenheit hat alle Berechnungen über den Haufen geworfen. Mindestens fünf Jahre braucht ein landwirtschaftlicher Betrieb erfahrungsgemäß, bis er "eine Ernte auf der Bank und eine in der Scheuer hat" (Bauernregel), also was im Rücken hat für schlechte Zeiten. Die Neubauern in den neuen Ländern aber haben sich vom ersten Tag an "verschulden müssen mit Haut und Haaren", sagt Brandenburgs Landwirtschaftsminister Edwin Zimmermann. Und nun: "Rund 50 000 Hektar der Ackerfläche sind total geschädigt, insgesamt 80 000 Hektar sind von der langanhaltenden Trockenheit geschädigt", mithin über 90 Prozent der bewirtschafteten Ackerfläche.
"70 Prozent der Getreideernte ist vernichtet", ergänzt Jörg Niendorf, "wer Sommergetreide angebaut hat, hat Totalausfall." Gewiß, Klagen helfe in guten und schlechten Zeiten, sagt man dem Landvolk seit jeher nach. Diesmal scheint es tatsächlich ziemlich ernst. "Zahllose landwirtschaftliche Betriebe sind vom Konkurs bedroht", befürchtet Zimmermann. "Verdammt viele stehen auf der Kippe", bestätigt Niendorf. Zimmermann stammt aus einem Nachbarort, aber dies allein erklärt nicht die gemeinsame Einschätzung. Betriebsgrößen, privatwirtschaftliche Organisations- und Kalkulationsformen haben sich noch nicht eingependelt, die Einübungsphase hat gerade erst begonnen.
Es ist einfach das falsche Jahr für einen derart seltenen Dürresommer wie diesen östlich der Elbe. Keiner von den unternehmenslustigen Neubauern hat etwas auf der hohen Kante. Aller Anfang ist schwer, aber gleich so schwer? Ausgerechnet in der Körnerfüllphase ist der Regen ausgefallen. Manchmal steht fast gar nichts auf dem Halm. Der Hafer zeigt Zwergenwuchs, die Frühkartoffeln wären allenfalls als Kindermurmeln zu verwenden, falls sie wenigstens kugelrund wären. Schon der Winter war zu trocken. Und dann: "Im April 20 Millimeter, im Mai zwölf, im Juni sieben", zählt Norbert Ryll auf, "dabei hätte alle vierzehn Tage richtig etwas runterkommen müssen." Der Sandboden hält das Wasser nicht lange, hier ist nicht die Bodenqualität der Magdeburger Börde. Auf 800 Millionen Mark wird der Ernteausfall in Brandenburg schon jetzt taxiert. Zimmermann verspricht zwar Trost und finanzielle Linderung, hat aber leere Taschen. Bonns Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle hat bislang taube Ohren. Die Brüsseler EG ist weit weg. "Viele können diesen Sommer - auf sich allein gestellt - nicht verkraften", prophezeit Jörg Niendorf.
Den Ernteausfällen stehen die Kostensteigerungen gegenüber. Wer wenigstens ein bißchen Weizen ernten wollte, mußte über Wochen bewässern. Wasser kostet. Daß Zimmermann, wie angekündigt, da etwas zuschießen werde, entlockt den beiden Neubauern von Reinsdorf ein eher müdes Lächeln. Wenn man übers Land fährt, riecht es schon jetzt überall nach Heu. Es ist kein Heu, es sind die verdorrten Weideflächen, hellgelb mit grünen Einsprengseln. Es knistert unter den Füßen, wenn man sie betritt. Den Kühen muß Winterfutter gegeben werden. Das kostet. Was von den Weideflächen noch abgegrast werden kann, ist derart trokken, daß die Milchleistung der Tiere zurückgeht. Das kostet. Die sonst durchaus gewinnbringend zu melkende Milchkuh wird zum negativen Faktor.
Die beiden Neubauern von Reinsdorf stehen mit einer Dreiviertelmillion in der Kreide. "Zurückschauen" dürfe man gar nicht, wenn man so etwas erst einmal angefangen habe, sagt Norbert Ryll. Da müßten sie durch. Selbst wenn die Rübenernte doch noch passabel ausfallen sollte, bringt das nicht viel; es sind bloß zwanzig Hektar. "Wenn wir aus diesem Jahr ohne Verlust herauskommen", meint Niendorf und blickt erneut durch das Fenster der ehemaligen Gemeindebibliothek von Reinsdorf, "haben wir Glück gehabt." Sein Blick trifft auf eine in ihren Blättern bereits vorzeitig auf Herbst eingefärbte Linde. Dahinter ein strahlend blauer Himmel, aus dem auch an diesem Tag wohl kein einziger Tropfen kommen wird.
Thomas Schmidt heißt der neue Geschäftsführer beim TV Gelnhausen (2. Handball-Bundesliga-Süd). Der Gesundheitsaufseher beim Main-Kinzig-Kreis (dort ist er weiterhin halbtags tätig) soll seine Finger auf jene Wunden legen, wo es am meisten weh tut: Im organisatorischen Bereich respektive der Öffentlichkeitsarbeit. Schmidt löste auf diesem Posten Norbert Wess ab. "Schmidt soll sich mehr in der Verwaltung und Gestaltung betätigen, denn im sportlichen Sektor wird Marek Kowacki mehr eingebunden", sagt Cheftrainer Rainer Dotzauer.
Das Arbeitsfeld für Schmidt, der sich ab frühem Nachmittag auf sein zweites Standbein stellen will, ist vielschichtig, soll sich neben einer Organisationsreform vor allem mit dem heiklen Thema Sponsoren- und Geldbeschaffung sowie dem Controlling befassen. "Ein guter Geschäftsführer trägt sich finanziell selbst", legt Abteilungsleiter Hagen Mootz die Meßlatte für den Neuen recht hoch an. "Fangerecht" soll die Geschäftsstelle fortan nachmittags (16 bis 18 Uhr) und möglichst am Samstagvormittag geöffnet sein. Thomas Schmidt (31 Jahre) gilt in der Gelnhäuser Handballszene als Galionsfigur, spielte insgesamt neun Jahre beim TVG, war nach Diskrepanzen mit Milorad Reljic vorübergehend beim Nachbarklub TV Altenhaßlau aktiv. Er spielt weiterhin in der zweiten Mannschaft (jetzt 1. Bezirksliga Frankfurt) und steht notfalls auch für die 2. Bundesliga parat. Damit wären mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
"Schmidteinander" heißt fortan die Devise am Untermarkt, wo sich der TVG volksnah präsentieren will. "Wir benötigen auf Dauer in der Mannschaft, im Vorstand und Umfeld Leute aus dieser Region, die Fans müssen sich mit ihnen identifizieren", konstatiert Mootz. Und Schmidt soll hierfür einen Idealfall darstellen, gilt er sowohl sportlich als auch privat als Sympathieträger in der Barbarossastadt. Mit der Bestellung eines neuen Geschäftsführers soll jedoch die ehrenamtliche Tätigkeit nicht erlahmen, sondern sogar noch forciert werden. "Der Teufel steckt im Detail, gerade in der Halle sind eine Menge Dinge zu erledigen", schildert Mootz die vielen Kleinarbeiten in der Kreisrealschulsporthalle, wo in punkto "Profi-Handball" weiterhin vieles im Argen liegt. "Die Qualifikation für die neue 2. Bundesliga (zwei 18er- Staffeln 93/94) bleibt unsere erstes Ziel", hofft Dotzauer weiterhin auf Kader-Ergänzungen. Er denkt noch an einen jungen Torwart (Helge Bretschneider kann aus beruflichen Gründen nicht regelmäßig trainieren) und einen weiteren Linksaußen, um eine Alternative für Thomas Grimm zu haben. "Gewünscht hätte ich mir ferner einen Rückraumakteur mit Spielmacherqualitäten, wir müssen den Markt daher weiterhin sondieren", ergänzt der erfahrene Coach. Als großer Stichtag für die nächsten Wochen gilt - nach dem Trainingsauftakt am 15.Juli - der 1. August. Zum einen steht an diesem Tag definitiv fest, daß Erstligist TV Niederwürzbach (mit dem bisherigen TVG- Torschützenkönig Marek Kordowiecki) zur Saisoneröffnung (19.30 Uhr, Kreisrealschulsporthalle) aufkreuzen wird, zum anderen haben die Dauerkarteninhaber bis dahin eine Option auf ihren bisherigen Platz. Danach gehen die Tickets in dem freien Verkauf. Bereits Niederwürzbach soll einen Hinweis darauf geben, ob die Handballfreunde die veränderte TVG- Politik beziehungsweise eine Mannschaft ohne größere Stars akzeptieren. Letztendlich werden die Zuschauerzahlen ausschließlich vom eigenen Abschneiden abhängen, ein 500er-Stamm ist eigentlich bei jedem Heimspiel gewährleistet. HANS-DIETER PUTH
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zur Gemarkungsrundfahrt mit historischem Touch laden Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte (AWG) und Waldenserfreunde für Samstag, 1. August, ein. Der Trip beginnt um 14 Uhr an der dicken Eiche im Kleingartengelände Schlichterfeld, wo der Überlieferung zufolge der erste Gottesdienst der Ortsgründer stattgefunden haben soll. Weitere Stationen sind Birkensee, altes Forsthaus Schlichter in Mörfelden und der Mönchbruch. Zum Abschluß wird das Grillfest des Gesangvereins "Liederzweig Frohsinn" besucht. wal
HANAU. Nun ist es also amtlich: Das hessische Innenministerium hat dieser Tage einen Mietvertrag für das frühere Verwaltungsgebäude auf dem einstigen Marienhüttengelände in Hanau-Großauheim unterzeichnet. Dorthin wird - wie in der FR bereits ausführlich berichtet - voraussichtlich im Frühjahr 1994 die örtliche Polizeistation umziehen. Mit dieser Entscheidung von Innenminister Herbert Günther ist zugleich eine jahrelange, ungute Diskussion über die Verbesserung der schlechten Arbeitsbedingungen in der jetzigen Polizeistation an der Haaggasse beendet. Das Verwaltungsbebäude an der Sandgasse (monatlicher Mietpreis 6000 Mark) wird im nächsten Jahr vom Land Hessen erworben, wenn die nötigen Mittel im Wiesbadener Etat eingestellt sind. Es wird dann bis zum Frühjahr 1994 für polizeispezifische Zwecke umgebaut.
Zuletzt hatte in dem ehemaligen Bürogebäude die Freie Christliche Schule ihr Domizil.
Sie war aus Kapazitätsgründen nach Kahl umgezogen. Einen Neubau durch private Investoren hatte Wiesbaden aus Kostengründen verworfen. ml
Im Fußballkreis Büdingen gehen die Lichter an, denn in der Bezirksliga wurde ein Trend eingeleitet, der nicht nur in höherer Ebene (Bundes- bis Oberliga), sondern auch im benachbarten Kreis Friedberg gang und gebe ist: Bezirksligaspiele sollen aus Publikumsgründen teilweise bereits am Freitagabend ausgetragen werden. Die verkrustete Termingestaltung soll ferner durch Samstagspiele aufgeweicht werden, denn besonders Schlagerspiele oder Lokalderbys haben außerhalb des traditionellen Sonntagnachmittags eine wesentlich höhere Zugkraft. Zumal es in dieser Region praktisch mit Ausnahme der KSG Ober-Seemen (Bezirksoberliga Frankfurt-Ost) keine höherklassige Konkurrenz gibt.
Kreisfußballwart Bertold Jungmann hatte im vergangenen Spieljahr mehr mit vereinsseitig verlangten als mit witterungsbedingten Spielverlegungen zu tun und hofft, daß sich diese oftmals kurzfristigen Verlegungen wieder reduzieren lassen. Viel Arbeit hatte er auch in beiden höchsten Kreisklassen: 63 rote Karten in der Bezirksliga und sogar 78(!) in der Kreisliga A bescherten dem ehrenamtlichen Funktionär eine kaum zumutbare Mehrarbeit. In den beiden oberen Chargen blieb nur Bezirksligist Alemannia Gedren straffrei, während in den beiden B-Ligen Süd (53 Bestrafungen) und Nord (40) mit der SSG Viktoria Eckartsborn, SV Eichelsachsen/Wingershausen, VfR Michelau und vor allem dem langjährigen "enfant terrible" Gencler Birligi Nidda vier Klubs ohne Bestrafungen blieben. Der Rückblick beinhaltete einen Stillstand im Jugendbereich (von den 119 Mannschaften wurde nur eine während der Runde abgemeldet) und zeigt positive Zukunftsströmungen: "Besonders im Bereich F-und E-Jugend (bis 10 Jahre), wo wir insgesamt 50 Mannschaften haben, ist ein Zuwachs feststellbar", berichtete Jochen Knickel vom Kreis-Jugendausschuß. Erstaunlich: Auch im problematischen B-Jugendalter (14 bis 16 Jahre) ist nach langer Dürreperiode der Weizen wieder am Blühen. Das Stützpunkttrainung in Nidda, Gedern und Büdingen hat sich bewährt und soll weiter ausgebaut werden. Eine weitere Neuerung (analog dem Fußballkreis Friedberg) ist mit einer Hallenkreismeisterschaft geplant. Die Sparkasse Wetterau will ihre diesbezüglichen Aktivitäten auf das östliche Kreisgebiet ausdehnen, ist jetzt auf Hallensuche.
Der Rahmen für die Saison 92/93 ist gesteckt, am 8./9. August fällt der Hammer: Alle vier Kreisklassen starten dann in die neue Serie. In der Bezirksliga tauschte Rückkehrer SV Phönix Düdelsheim mit der KSG Ober-Seemen den Platz, ferner sind die Aufsteiger SG Steinberg/Glashütten und Sportfreunde Oberau neu dabei. Sie ersetzen gleich drei Absteiger (VfB Ober-Schmitten, FC Wallernhausen und SG Büdingen), wodurch sich die Klassenstärke auf 16 reduzierte. Am 15. November soll die erste Halbserie abgeschlossen, am 22. 11. die Rückrunde gestartet werden. Mit vier Mark sind die Fans im Kreis-Oberhaus dabei. Die SG Steinberg/Glashütten trägt ihre Heimspiele durchgehend in Glashütten aus. Mit dem Schlagerspiel SSV Lindheim gegen SG 05 Büdingen eröffnet die Kreisliga A Büdingen bereits am 8. August (15.30 Uhr), somit zur Bundesligazeit, ihre Pforten. Durch die Auf- und Abstiegsregularien umfaßt die zweite Kreisebene jetzt 18 Vereine. Neben den erwähnten Bezirksliga-Absteigern (3) kehrten der SV Lißberg, FC Viktoria Ober-Widdersheim und TV Vonhausen in die A-Liga zurück. Zudem muß der im abgelaufenen Spieljahr während der Runde ausgschiedene SV Eintracht Altwiedermus integriert werden. Bedingt durch diese Klassenstärke mußte Klassenleiter Jungmann allein drei Mittwoch-Spieltage (12. und 19. August/16.September) anberaumen, um am 15. 11. 1992 zum Vorrunden-Halali blasen zu können. A-Liga-Kost wird weiterhin für 3,50 Mark serviert.
Ebenfalls am 8. 8. beginnen die SG Eintracht-Ober-Mockstadt und die SKG Eintracht Fauerbach im 16er-Klassement der Kreisliga B Büdingen-Nord sowie die neue Spielgemeinschaft Wolferborn/Michelau (gegen den BV Rinderbügen) und SG Selters/Wippenbach gegen 1. FC Viktoria Eckartshausen im 15er-Feld der Süd-Staffel. Dort sind die Fans mit drei Mark dabei. Die Auf- und Abstiegsregelung: Der Bezirksliga-Meister steigt direkt in die Bezirksoberliga auf, der Rangzweite relegiert mit drei weiteren Bezirksliga-Zweiten sowie dem Fünftletzten der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost um einen freien Platz in der höheren Klasse. Die beiden Rangletzten der Bezirksliga steigen ab, der Drittletzte relegiert mit dem Rangdritten der A-Klasse, die zwei Direktaufsteiger ins Kreis-Oberhaus stellen wird. Aus der A-Liga steigen drei Vereine direkt ab, der Viertletzte relegiert mit den beiden Rangzweiten der B-Ligen. Aus den beiden B-Klassen steigen nur die jeweiligen Staffelsieger direkt auf. HANS-DIETER PUTH
ATHEN, 8. Juli. Mit einem schwimmenden Krankenhaus, das "Kreuzfahrten" zu den Ägäisinseln unternehmen soll, will die griechische Regierung die bisher mangelhafte medizinische Versorgung vieler Eilande verbessern. Von den 78 bewohnten griechischen Inseln haben 18 weniger als 50 Einwohner. Günstigstenfalls praktiziert hier ein Landarzt. Aber auch auf vielen größeren Inseln läßt die medizinische Versorgung sehr zu wünschen übrig: die meisten Krankenhäuser verfügen nur über eine rudimentäre medizintechnische Grundausstattung. Aufwendigere Diagnosen und komplizierte Eingriffe sind nur in den Großstadtkliniken auf dem Festland möglich.
Wie der Staatssekretär im Ägäisministerium, Jorgos Michailidis, jetzt in Athen erläuterte, wird das Hospitalschiff über eine komplette Labor- und Röntgenausstattung, einen Operationssaal, eine Intensivstation, mehrere kleinere Behandlungsräume sowie über eine Landeplattform für Rettungshubschrauber verfügen. In diesen Tagen will das Ministerium die Ausschreibung zum Kauf eines gebrauchten Schiffes veröffentlichen. Umbau und technische Ausrüstung des künftigen schwimmenden Krankenhauses sollen bis Anfang 1993 abgeschlossen sein. Ab März dann wird das Schiff in See stechen. Vorgesehen sind jeweils mehrtägige Stopps in den Häfen, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich gründlicher Untersuchungen zu unterziehen. Die Kosten für den Schiffsumbau werden auf rund acht Millionen Mark geschätzt. 70 Prozent davon wird die Europäische Gemeinschaft beisteuern.
In zwei Glasvitrinen bringt er mühelos die gesamte Produktion von sechs Jahren unter, denn für die Herstellung eines einzelnen Stücks braucht er manchmal mehr als ein Vierteljahr. Rund 100 Stunden hat er allein an einem Schaukelstuhl gesessen, bei dem er die Kufen über einem dampfenden Kochtopf in die richtige Rundung bringen mußte.
Der KSV 1890 Klein-Karben will am Sonntag (14 Uhr) im Stadion am Günter-Reutzel-Weg die Saison 92/93 eröffnen. Kein Geringerer als der für Barcelona qualifizierte Zehnkämpfer und Medaillen-Geheimtip) Thorsten Dauth (früherer Torwart des Fußball- Landesligisten) will sich bei seinen ehemaligen Kameraden einfinden, um in einem Interview Rede und Antwort zu stehen sowie Autogrammwünsche der Fans zu erfüllen.
Von der bundesweiten und internationalen Popularität Dauths sind die KSV-Kicker derzeit noch um einiges entfernt. "Unser erklärtes Ziel ist der Oberliga-Aufstieg", stellt Jürgen Scholl von der Fußballabteilung klar.
Nach der Vizemeisterschaft - gegenüber dem Nachbarrivalen FV Bad Vilbel fehlten gerade vier Punkte - soll der erstmalige Oberligaaufstieg und damit eine Popularitätserhöhung anvisiert werden. Die Süd-Wetterauer hoffen, ihre Abmeldungen durch die Zugänge mehr als ausgeglichen zu haben. Die Abwehr (29 Gegentreffer) schien bereits im abgelaufenen Spieljahr für höhere Aufgaben prädestiniert zu sein, der Angriff hielt jedoch mit der absoluten Spitze (ein Manko von 26 Treffern schlug zu Buche) nicht mit. Mit einem kleinen Festprogramm (viel Musik und Spaß sollen garantiert sein) soll eine festliche Saison eingeläutet werden. Auf Stefan Scholl, Kristian Mainert (beide FC Italia Frankfurt), Robert Hofmann (SG Rodheim), Sven Feiler (FSG Burg-Gräfenrode/Spielertrainer) sowie Kai Schumacher (SGK Bad Homburg) und Ersatzkeeper Wolfgang Holhorst (TSG Niederdorfelden) werden die Fans bei der Saisoneröffnung verzichten müssen.
Trainer Karl-Heinz Volz hofft in Ersen Kacmaz, Sven Reuter (beide FSV 07 Bischofsheim), Christian Heiden (SV Steinfurth), Uwe Riehm (FSV Steinbach), Hendrik Freywald (SV Victoria Heldenbergen) und Thorsten Wittkamp (1.FC 04 Oberursel) adäquaten Ersatz gefunden zu haben.
Eines sind die Karbener im Vorfeld bereits los: Die Favoritenrolle. Die hat sich einzig der SV Bernbach aufgebürdet. "Ewiger Zweiter wollen wir nicht bleiben", stellt Pressewart Jürgen Scholl klar. hdp
FRIEDBERG. 70 Mitglieder und Angehörige kamen zu der Grillparty, die der Kreisverband Friedberg des Bundes Deutscher Hirnbeschädigter im Freizeitpark Lochmühle veranstaltet hatte. Der Kreisverband hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Mitgliedern neben der Beratung und Betreuung in sozialen Fragen auch ein paar gemütliche Stunden zu bieten, erklärt der Kreisvorsitzende Stephan Welch.
Dafür, daß es trotz Regen gemütlich wurde, sorgten vor allem Heinz Schwinn und Willi Hass mit ihren Grillspezialitäten. Unter den Gästen waren der stellvertretende Landesvorsitzende Heinz Nehring, der Landesverbandskassierer Heinrich Reul und die Ehrenvorsitzende des Kreisverbandes Ruth Kurschat. ieb
So ein rotes Ding auf dem Dach, das kommt für Gerlinde gar nicht in Frage. Auch für den neuen Anbau nicht. "Eine Alarmanlage", sagt sie, "wollen wir nicht." So weit muß das nicht gehen. Sichern gegen Einbrecher schon, aber verbarrikadiert wie die Goldbarren in Fort Knox will die Familie aus einer kleinen Gemeinde nordöstlich von Frankfurt nicht leben. Also erst einmal hören, was der Fachmann empfiehlt.
Morgens früh, gerade 9 Uhr, im Polizeiladen an der Braubachstraße, einer Anlaufstelle für Ratsuchende, die im Dezember vergangenen Jahres im Erdgeschoß des Technischen Rathauses eingerichtet worden ist. Sicherlich sei eine Alarmanlage "der beste Schutz", meint Dietmar Wecke. Doch die sensible Elektronik, fügt der Kriminalbeamte hinzu, sei teuer und für ein Einfamilienhaus nicht unter 20 000 Mark zu haben, wenn "es eine vernünftige Anlage sein soll".
Also kein Rotlicht. Gerlinde und Karl-Heinz müssen ihren Anbau für die beiden Jungs und den Fahrradkeller anders sichern. Oberstes Prinzip von Berater Wecke: Fenster und Türen sollten so eingebaut werden, "daß, wenn da einer rein will, der nicht gleich reinfliegt". Soll heißen: "Wir versuchen, dem Täter das so schwer wie möglich zu machen." Weckes eherne Regel: "Der muß richtig arbeiten." Und nicht ruck-zuck mal eben die Brechstange ansetzen und schon steht die Haustür auf.
Etwa diese Kellertür, deutet Wecke auf den Bauplan, den Karl-Heinz extra mitgebracht hat: Vor eine witterungsfeste Tür sollte dort eine Gittertür gesetzt werden. Und nicht etwa irgendeine, empfiehlt Wecke: Darauf zu achten gelten es, "daß die einzelnen Stäbe miteinander verbunden sind". Denn dann hat der Einbrecher schon kein leichtes Spiel mehr, genau, er muß werkeln.
Drei bis vier Prozent der Baukosten, schätzt der Sicherheitsberater, müßten schon für den Schutz vor Einbrüchen gerechnet werden.
Doch Wecke berät montags, mittwochs und freitags zwischen 8 Uhr und 12 Uhr sowie donnerstags zwischen 16 Uhr und 19 Uhr im Polizeiladen nicht nur Häuslebauer. Der Kriminalbeamte schaut sich auch in Wohnungen an, wie beispielsweise Fenster besser gesichert werden können. Ein Termin muß zuvor unter der Telefonnummer 28 52 35 mit den Mitarbeitern des Polizeiladens abgesprochen werden.
Neben Tips für das traute Heim empfehlen sie auch, wie sich vor Straßenraub schützen läßt: "Gerade in diesem Bereich", sagt Wecke, "haben wir immer mehr Nachfrage." ing
Fliegerhorst ein "Relikt aus dem Kalten Krieg" SPD-Abgeordnete bemühen sich um Schließung Von Wolfgang Heininger ERLENSEE / WIESBADEN. Nicht nur die Bevölkerung in der Region, auch die hessischen Landespolitiker stehen den verstärkten Flugaktivitäten der US-Army auf dem Langendiebacher Fliegerhorst macht- und ratlos gegenüber. Zwar betonen die Koalitionäre von SPD und Grünen auf Anfragen immer wieder, daß sie sich um eine Schließung der Hubschrauber-Basis bemühen oder daß sie zumindest verlegt oder verkleinert werden soll. Doch außer informellen und folgenlosen Gesprächen mit den Amerikanern ist dabei noch nichts herausgekommen. Der Hanauer Landtagsabgeordnete Roland Battenhausen stellt daher einigermaßen resigniert fest, daß ein baldiger Truppenabzug aus Erlensee wohl kaum zu erwarten ist. Obwohl selbst ranghohe Vertreter konservativer Parteien, beispielweise der Staatssekretär im Verteidigungsministerium Willy Wimmer (CDU), die militärische Bedrohung auf Null gehend einschätzen, gibt es offensichtlich keine Abkehr von der bisherigen Politik, die US- Streitkräfte in Deutschland zu dulden oder gar zu halten, meint Battenhausen. Daran könne auch eine Landesregierung nicht rütteln.
Der Hanauer Abgeordnete hatte eine Anfrage zum Fliegerhorst an die Staatskanzlei gerichtet und daraufhin erfahren, "daß die amerikanischen Streitkräfte weiterhin auf den Flugplätzen in Erlensee und Fulda stationiert bleiben. Zu den rund 150 000 Soldaten der amerikanischen Streitkräfte gehören auch weiterhin Hubschrauberverbände. Im dichtbesiedelten Hessen werden auch in Zukunft, trotz Truppenreduzierung, Kampfeinheiten stationiert bleiben."
Zu dem Gedankenspiel, das unter anderem vom Friedensforscher Erich Schmidt-Eenboom in die Debatte gebracht wurde, daß nämlich das Erlenseer Ausbildungszentrum für die Hubschrauberpiloten nach Rheinland-Pfalz verlegt werden könnte, berichtet Battenhausen, daß die dortige Landesregierung ihre grundsätzliche Bereitschaft für die zusätzliche Aufnahme von US-Einheiten bekundet hat. Allerdings wolle sie eine Entscheidung im Einzelfall erst dann treffen, wenn ihr der Umfang der Nutzung und die Haltung der US-Streitkräfte dazu bekannt sei.
Ronald Battenhausen betrachtet den Fliegerhorst als überflüssiges Relikt aus dem Kalten Krieg und will sich weiterhin für dessen Schließung einsetzen, zumal sich der Hubschrauberlärm in den vergangenen Monaten drastisch verschärft habe. Es sei nicht einzusehen, warum die Anwohner weiterhin unter dieser Belastung leiden sollten.
Auch der Nidderauer SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter hat sich in einem persönlichen Schreiben an seinen Parteifreund und Ministerpräsidenten Hans Eichel gewandt und erneut gefordert, das Militärareal dichtzumachen. Reuter will von seinem Genossen genau wissen, was die Landesregierung - außer mit den Amerikanern zu reden - denn zu tun gedenkt, um den Stützpunkt endlich loszuwerden.
Eine Antwort hat Reuter bisher weder aus Wiesbaden noch aus den Vereinigten Staaten bekommen. Der Abgeordnete hatte vor einigen Wochen mehrere Senatoren angeschrieben und sie um Unterstützung in dieser Thematik gebeten.
"Klein-Krotzenburger Fußballer ganz groß, Großkrotzenburger ganz klein". Damit ist die Fußballszene auf beiden Mainseiten treffend beschrieben. Während die Klein-Krotzenburger, die kommunal mit Hainstadt die Großgemeinde Hainburg bilden, erstmals in der Fußballgeschichte (seit 1915) Landesliga-Fußball erleben können, müssen die politisch selbständigen Großkrotzenburger in der Kreisliga A Hanau (niedrigste Spielklasse) nach ihrem Abstieg ganz kleine Brötchen backen. Hier ein starker Umtrieb (380 Zuschauer pro Heimspiel am Triebweg bedeuteten Saisonbestmarke in der Bezirksoberliga), im schmucken Oberwald-Stadion waren es gerade einmal 100 pro Begegnung. Durch den Germania-Aufstieg in Klein-Krotzenburg und den Germania-Abstieg in Großkrotzenburg klafft die Schere erstmals in diesen Dimensionen (drei Klassen Unterschied) auseinander.
Neben der Eigenwerbung im Punktspielbetrieb hat die SG 1915 einen weiteren Vorteil: Das am Montag (13. Juli) beginnende Main-Pokal-Turnier (19. Aufführung) stellt das populärste Turnier dieser Art im gesamten Bezirk Frankfurt (und darüber hinaus) dar. Vom 13. bis 25. Juli steht es im Mittelpunkt der Fußball-Ereignisse im Offenbacher Ostkreis. Dem steht im Regelfall eine "lauwarme" Sportwerbewoche der Großkrotzenburger (ohne Attraktivitäten und daher geringem Interesse) gegenüber.
Unmittelbar vor dem mit Spannung erwarteten Landesliga-Auftakt - nach der Saisonpremiere am 9. August beim FC Erbach stellt sich Elf um Spielertrainer Walter Krause am 16. August (15 Uhr, Triebweg) gegen den Mitaufsteiger FV Progres Frankfurt erstmals vor eigenem Publikum vor - soll das Mainpokal-Turnier alle Rekord brechen. In den vergangenen beiden Jahren vermeldeten die TSG Mainflingen respektive die Sportvereinigung Seligenstadt jeweils rund 8000 Zuschauer. Die absolute Höchstmarke der SG Germania Klein-Krotzenburg wurde im Jahr des 70. Vereinsgeburtstages 1985 mit einer (geschätzten) Zahl von zirka 12 000 erreicht. "Eine fünfstellige Quote peilen wir auch dieses Mal an", setzt Spielausschuß-Chef Bernd Krebs auf die Fans aus der gesamten Region.
Zumal sich das Interesse nach dem Landesliga-Zuwachs durch den FC Bayern Alzenau auch auf den mainfränkischen Raum ausdehnen dürfte. Zehn Vereine buhlen in zwei Gruppen um den Turniersieg, den sich im Vorjahr Außenseiter SV 1913 Zellhausen (4:3 nach Verlängerung gegen den jetzigen Ausrichter SG Germania Klein-Krotzenburg) nach fetzigem Finale vor 1600 Zuschauern sicherte.
Von der Klassifizierung her ist der Gastgeber inzwischen die Nummer eins dieser Kante, gilt daher als Favorit. Abonnementsieger Sportfreunde Seligenstadt trifft in der Gruppe I nicht auf den Ausrichter, wodurch sich ein Finale dieser beiden Teams abzeichnet.
In der Gruppe I spielen SV Zellhausen (Titelverteidiger), Türkischer SV Seligenstadt, TuS Klein-Welzheim, TuS Froschhausen, Sportfreunde Seligenstadt, in der Gruppe II stehen sich der FC Alemannia Klein-Auheim, die SG Germania Klein-Krotzenburg, Spvgg. 1879 Hainstadt, TSG Mainflingen und die Sportvereinigung 1912 Seligenstadt gegenüber.
Nicht nur die SG Germania Klein-Krotzenburg, sondern auch die Sportvereinigung Seligenstadt (Bezirksoberliga Frankfurt-Ost), Spvgg. 1879 Hainstadt (jetzt Bezirksliga Offenbach), TuS Froschhausen und der Türkische SV Seligenstadt (beide jetzt Kreisliga A) stiegen in diesem Jahr auf, wodurch sich ein neuer Boom nicht vermeiden lassen dürfte. Damit packten 50 Prozent der Teilnehmer den Aufstieg. Eine optimalere Konstellation konnte es kaum geben. Unter diesem Gesichtspunkt dürften der Klassenverlust von TuS Klein-Welzheim und der TSG Mainflingen (beide stiegen in die A-Klasse ab) nicht sonderlich ins Gewicht fallen.
Mit Germania Klein-Krotzenburg und der Spvgg. Seligenstadt treffen die beiden Zuschauer-Hochburgen dieser Region in einer Gruppe zusammen. Ein Knüller sondergleichen steht ins Haus. Hier Ex-Amateurnationalspieler und -Profi Walter Krause, dort Fußball-Lehrer Hellmuth Zajber am Regiepult. Im Aufwind segeln ferner die Seligenstädter Sportfreunde, wo Dieter Krapp Versäumtes nachholen will. Im nächsten Jahr werden zwei Landesligisten aus dieser Region in der Landesliga erwartet. Und in diesen Tagen erwarten die Männer um den Vorsitzenden Peter Dinkel sowie Bernd Krebs einen Riesenzulauf am Triebweg. Der Gastgeber ist organisatorisch gewappnet. Gespielt wird täglich um 18.15 Uhr beziehungsweise 19.25 Uhr, samstags jeweils eine Stunde früher. Finaltag ist der 25. Juli (Samstag), der gegen 17.30 Uhr das Endspiel (siehe separaten Terminplan) bescheren wird.
Wo viel Licht ist, fällt auch Schatten: Trotz Meisterschaft und Aufstieg konnte die SG Germania ihre beiden Torjäger Orhan Yildiz (19 Saisontreffer) und Jürgen Heindel (13 Tore) nicht halten. Der ehemalige Oberliga- Kicker Yildiz veränderte sich als Spielertrainer zum VfB Großauheim, somit in die niedrigste Kreisklasse. Heindel nahm den anderen Weg, versucht es beim Oberligisten Rotweiß Walldorf. Ihm wird dort kaum eine Chance auf einen Stammplatz eingeräumt. "Im Winter ist er wieder zurück", sagen Klein-Krotzenburger Insider. Petro Robledo veränderte sich zum Bezirksligisten Sportfreunde Ostheim, Michael Leisegang schlich sich auf leisen Sohlen (mit unbekanntem Ziel) davon.
Walter Krause, der nach seinem sportlichen Triumph am Triebweg sowie 25jähriger Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied der SG Germania 1915 ernannt wurde, setzt auf Holger Klyszcz (SV Bernbach), Oliver Jung, Matthias Gesser (beide OFC Kickers, Letzterer von der A-Jugend), Markus Heimann, Markus Sturm (beide FC Alemannia Klein-Auheim) und Santo Moro (SV 1910 Steinheim). Aus der Jugend rükken Alessandro Cannizzo und Giovanni Maugeri nach.
Der Landesliga-Kader von Germania Klein-Krotzenburg: Frank Skalitz, Andreas Zimmermann (Tor); Walter Krause, Holger Walter, Tono Kalfic, Harald Spahn, Martin Heindel, Ralph Padberg (Abwehr); Jürgen de Stoppany, Miguel Moreiras, Matthias Gesser, Thilo Kallina, Mike Kempf, Ralf Walter, Santo Moro, Alessandro Cannizzo (Mittelfeld) sowie Oliver Jung, Helmut Bellon, Holger Klyszcz, Giovanni Maugeri, Helmut May (Angriff). HANS-DIETER PUTH
19. Main-Pokal-Turnier, SG Germania Klein-Krotzenburg (Sportplatz Triebweg).
Gruppe I: SV Zellhausen, Türkischer SV Seligenstadt, TuS Klein-Welzheim, TuS Froschhausen, Sportfreunde Seligenstadt.
Gruppe II: FC Alemannia Klein-Auheim, SG Germania Klein-Krotzenburg, Spvgg. 1879 Hainstadt, TSG Mainflingen, Spvgg. 12 Seligenstadt.
Spiele Gruppe I, Montag, 13. Juli: Zellhausen - Türkischer SV (18.15 Uhr), Dienstag, 14. Juli: Klein-Welzheim - Froschhausen (18.15 Uhr), Mittwoch, 15. Juli: Sportfr. Seligenstadt - Zellhausen (18.15 Uhr), Donnerstag, 16. Juli: Türkischer SV - Klein-Welzheim (18.15 Uhr), Freitag, 17. Juli: Froschhausen - Sportfreunde (18.15 Uhr), Samstag, 18. Juli: Zellhausen - Klein-Welzheim (18.25 Uhr), Montag, 20. Juli: Türkischer SV - Froschhausen (19.25 Uhr), Dienstag, 21. Juli: Klein-Welzheim - Sportfreunde, Mittwoch, 22. Juli: Zellhausen - Froschhausen (19.25 Uhr), Donnerstag, 23. Juli: Türkischer SV - Sportfreunde (19.25 Uhr).
Gruppe II, Montag, 13. Juli: Klein-Auheim - Klein-Krotzenburg (19.25 Uhr), Dienstag, 14. Juli: Hainstadt - Mainflingen (19.25 Uhr), Mittwoch, 15. Juli: Spvgg. 1912 - Klein-Auheim (19.25 Uhr), Donnerstag, 16. Juli: Klein-Krotzenburg - Hainstadt (19.25 Uhr), Freitag, 17. Juli: Mainflingen - Spvgg. 1912 (19.25 Uhr), Samstag, 18. Juli: Klein-Auheim - Hainstadt (17.15 Uhr), Montag, 20. Juli: Klein-Krotzenburg - Mainflingen (18.15 Uhr), Dienstag, 21. Juli: Hainstadt - Spvgg. 1912 (18.15 Uhr), Mittwoch, 22. Juli: Klein-Auheim - Mainflingen (18.15 Uhr), Donnerstag, 23. Juli: Klein-Krotzenburg - Spvgg. 1912 (18.15 Uhr).
AH-Turnier: Samstag, 18. Juli (ab 12 Uhr), und Sonntag, 19. Juli (ab 11 Uhr).
Endspiele: Hauptturnier, Samstag, 25. Juli: Spiel um Platz 3 (16.15 Uhr), Finale (17.30 Uhr). hdp
Kleine FR
Kelsterkult-Stammtisch KELSTERBACH. Zum Stammtisch lädt für Sonntag, 12. Juni, die Kelsterkult-Initiative in die Gaststätte "Dickworz". Beginn: 19.30 Uhr. Bauanträge im Ausschuß KELSTERBACH. Stellungnahmen zu Bauanträgen beschäftigen den Planungs- und Bauausschuß der Stadtverordnetenam Montag, 13. Juli. Die Sitzung beginnt um 18.30 Uhr im Rathaus. Frauentreff beim VdK KELSTERBACH. Im Tagesraum des Altenwohnheimes veranstaltet der Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge (VdK) am Dienstag, 14. Juli, einen Frauennachmittag. Beginn: 15 Uhr. Der Schnitt für den Sommer RIEDSTADT. Einen Lehrgang zum Sommerschnitt hat der Obst- und Gartenbauverein Leeheim auf seiner Anlage für Samstag, 18. Juli, 9.30 Uhr, vorbereitet. Zwei 400-Mark-Spenden KELSTERBACH. Jeweils 400 Mark spendet die Stadt laut Magistratsentscheid an die Christoffel-Blindenmission und den Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge (VdK). Bauauschuß tagt BÜTTELBORN. Mit Bauanträgen und -voranfragen wird sich der Bauausschuß der Gemeindevertretung am Mittwoch, 15. Juli, im Gebäude der Gemeindeverwaltung befassen. Beginn: 20 Uhr.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die "Walldorfer Nachtmusik" erklingt wieder am Freitag, 10. Juli, im evangelischen Gemeindezentrum in der Ludwigstraße. Der Initiator der nicht ganz alltäglichen Konzertreihe, Kantor Friedrich Haller, gestaltet das musikalische Programm, das auch für spontane Beiträge noch genügend Luft läßt. Die Nachtmusik, die wieder um 21.21 Uhr beginnt, steht diesmal im Zeichen des Waldensergeburtstages. Die Waldenser selbst haben wegen des zeitgleich stattfindenen internationalen Waldensertreffens in Vaudois auf eine eigene Feier verzichtet. wal
WETTERAUKREIS. Die Ozonkonzentration in der Wetterauer Luft steigt unaufhörlich. Am vergangenen Dienstag wurde mit 270 Mikrogramm pro Kubikmeter der höchste Halbstundenmaximalwert seit Beginn der Aufzeichnungen in der Luftmeßstation Nidda im Jahre 1990 gemessen. Der "normale" Gehalt liegt bei 50 bis 90 Mikrogramm - und das ist schon doppelt so viel wie zu Beginn des Jahrhunderts, teilt Kreispressesprecher Michael Elsaß mit. Landrat Rolf Gnadl (SPD) forderte eine "sofortige Umkehr in der Verkehrspolitik", weil die gesundheitsgefährdende Ozonkonzentration vor allem durch Autoabgase hervorgerufen werde. Gnadl: "Es darf nicht weiter angehen, daß immer noch das Auto bevorzugt wird und die notwendigen Mittel zur entscheidenden Verbesserung des Angebotes im öffentlichen Personennahverkehr verweigert werden."
Bodennahes Ozon entsteht vor allem durch chemische Reaktionen der Auto- und Lastwagenabgase sowie der Industrieabgase, heißt es in einer Pressemitteilung des Wetteraukreises. Stickstoffdioxyd (NO2) zerfalle unter Sonneneinstrahlung zu Stickstoffmonoxyd (NO) und Sauerstoff (O). Dieser Sauerstoff reagiere mit dem Luftsauerstoff (O2) zu Ozon (O3). Durch den hohen Kohlenwasserstoffgehalt der Auto- und Industrieabgase werde letztgenannter Vorgang noch begünstigt. In den Ballungsgebieten werde Ozon durch Stickoxyde aus Abgasen wieder zu Stickstoffdioxyd und Sauerstoff abgebaut, dadurch erkläre sich der starke Rückgang während der Nachtstunden. Auf dem Land bleibt die Ozonkonzentration hoch Auf dem Lande trete dieser Effekt nicht ein; dort bleibe die Ozonkonzentration hoch.
Landrat Rolf Gnadl appelliert an die Wetterauer Bürgerinnen und Bürger, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. So könne jeder einzelne zur Reduzierung der hohen Ozonkonzentration beitragen.
Fachleute gehen davon aus, daß rund zehn Prozent der Bevölkerung auf hohe Ozonkonzentrationen reagieren. Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Abnahme der Leistungsfähigkeit, Augenbrennen und die Erweiterung der Atemwege können die Folgen sein. Dr. Ludwig Amann, Leiter des Friedberger Gesundheitsamtes, rät deshalb bei Ozonkonzentrationen ab 180 Mikrogramm pro Kubikmeter insbesondere gesundheitlich anfälligen Personen von Ausdauerleistungen ab, vor allem in den frühen Abendstunden, denn dann sind die Ozonkonzentrationen am höchsten.
Grenzwerte für die Ozonkonzentration in der Luft gibt es noch nicht. In einer Schrift des Hessischen Umweltministeriums heißt es, daß gesunde Personen akute Beschwerden ab etwa 360 Mikrogramm pro Kubikmeter nach einigen Stunden zu erwarten haben. Gnadl: "Bislang kennen wir solche Werte in der Bundesrepublik noch nicht. Wenn wir nicht endlich innehalten und zu echten Veränderungen kommen, dann werden auch solche Werte nicht mehr lange auf sich warten lassen." ieb
"Zwei positive Ereignisse gaben dem Bad Homburger Anwalt Dr. Frank Blechschmidt Grund zum Feiern: Die ersten 100 Tage seiner Amtszeit als neuer Vorsitzender des FDP- Kreisverbandes sind vorbei, und er zieht eine positive Bilanz. Das zweite Ereignis ist eher privater Natur: Blechschmidt ist seit Tagen stolzer Vater eines strammen Sohnes. Blechschmidt: "Es hat offenbar gewirkt, daß ich meinem Sohn Räumungsklage angedroht habe. Er kam ungemein pünktlich."
Seine bisherige Arbeit als FDP- Kreisvorsitzender beurteilt Dr. Frank Blechschmidt positiv: "Wir haben fast alle Ziele erreicht. Gemeint ist damit vor allem der ständige Kontakt zu den Ortsverbänden, in denen der Kreisvorstand reihum tagt. Das neue Team im Kreisvorstand garantiere zudem wegen seiner Kompetenz, daß alle wichtigen Themen - wie Umgehungsstraße Usinger Land, Taunusbahn, Mülldeponie, Wasser und seine Gebühren - sofort angepackt und Lösungsvorschläge erarbeitet werden können. Eine Programmkommission erarbeitet derzeit eine Planung der FDP-Arbeit in den nächsten Jahren." Aus einer sommerlichen Pressemitteilung des FDP-Kreisverbands Hochtaunus
KELKHEIM. Klar, für die neugierige Probenbesucherin von der FR gibt's eine kurze Exklusivvorführung. Alles hinsetzen, galante Verbeugung und los geht's: Carlos "Elefantus", stolze zehn Jahre alt, nimmt Anlauf und springt auf eine glitzernde Gummikugel, die fast ebenso groß ist wie er selbst. Sein Partner Flo hat es ihm gleichgetan; sie fassen sich an den Händen, trippeln auf ihrem rollenden Untergrund Piouretten, werfen sich Bälle und Ringe zu und - die Krönung - springen von einem Ball auf den anderen. Grad, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Nichts kann die beiden ablenken: 1,20 Meter geballte Konzentration, von der Haarspitze bis zu den Zehen. Abgang, Rolle vorwärts, Verbeugung und zum Lohn frenetischer Applaus.
120 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren basteln seit Montag mit Feuereifer an ihrem eigenen Zirkusprogramm, das sie während der städtischen Ferienspiele auf die Beine stellen. Morgen um 15 Uhr ist bereits "Premiere" auf dem Hof der Grundschule Sindlinger Wiesen. Dort ist deshalb von morgens bis abends schweißtreibendes Training, Requisiten und Kulissen basteln angesagt. Einrad-Artisten reiben sich ihre blauen Flecken
Zehn verschiedene Gruppen mit jeweils drei bis vier Betreuer/innen teilen sich die Vorbereitungen und studieren Nummern ein: Jonglierbälle fliegen durch die Luft; Teller tanzen auf Stöcken; nebenan balancieren kleine Grazien übers Drahtseil; auf dem Schulhof reiben sich angehende Einrad-Artisten die jüngsten blauen Flecken und in den Klassenzimmern schließlich malen und basteln die Jüngsten Zirkus-Mitglieder Ankündigungsplakate, Popcorn-Verkaufsschachteln, Kulissen und, nicht zu vergessen, die Zirkustiere. Alles wird selbstgemacht im Zirkus "Krawalli" - das ist Ehrensache.
Aber ein ganzes Programm in vier Tagen aus dem Nichts stampfen? Kinderzirkus-Profi Johannes Warth, den die Stadtjugendpflege für eine Woche mit seinem Team engagiert hat, ist zuversichtlich: "Die Kinder werden jonglieren können, Akrobatik, Artistik und Clownerie zeigen." Sein erfolgssicheres "Geheimrezept" klingt gleichermaßen simpel und genial: Kinder können sich von Natur aus spontan für eine Sache begeistern, sich stundenlang damit beschäftigen, und sie lassen sich auch unbefangen darauf ein. Eine Fähigkeit, sagt der gelernte Schauspieler und Pädagoge, die Kindern allerdings mehr und mehr abhanden kommt: "Das Überangebot an Medien überflutet sie von klein auf mit kurzen, schnell wechselnden Reizen und so verlernen sie allmählich, sich auf eine Sache zu konzentrieren."
Mit seinem Kinder-Zirkus-Projekt ist Johannes Warth vor einiger Zeit ausgezogen, diesem Trend entgegenzuwirken. "Die Kinder sollen wieder lernen, daß sie Dinge, die nicht auf Anhieb klappen, nicht von vornherein aufgeben." Aus dem üblichen "das-kann-ich-nicht" will Warth ein "das-kann-ich-noch-nicht" machen: "Hier beim Zirkus kapiert jeder, daß er alles schaffen kann, wenn er nur konsequent etwas dafür tut."
Die Formel funktioniert in Kelkheim verblüffend gut. Na ja, Zirkus-Arbeit macht ja auch Spaß und Johannes' mitreißender Art kann sich niemand entziehen. Die zehnjährige Sarah etwa springt mit entschlossener Hartnäckigkeit wieder und wieder auf den wackligen, dreistöckigen Turm aus losen Rollen und Brettern und versucht so lässig darauf zu balancieren wie es bei ihrem Lehrmeister Johannes aussieht. Ein mühseliges Unterfangen. Ob sie es rechtzeitig schafft? "Klar, Du kannst es Dir ja am Freitag ansehen." Keine Zweifel sind auch auf dem Schulhof auszumachen: Vor zwei Tagen kletterten Sylvia und Julia zum ersten Mal aufs Einrad. Mühelos schaffen sie es schon, gut zehn Meter weit zu fahren. Und alles ohne Knie- und Ellbogen-Schoner? Pah, das brauchen sie nicht, sagt Sylvia. Ein richtiger Artist trägt Schrammen und Blessuren mit Würde. . .
Heute allerdings werden selbige zumindest eine Zeitlang geschont: Das Kelkheimer Zirkus-Völkchen startet eine großangelegte Werbekampagne und zieht mit Plakaten und ihrer selbstgetexteten Zirkus-Hymne durch die Stadt. Keine Kelkheimerin und kein Kelkheimer soll aus Unkenntnis das große Ereignis versäumen. Denn so viel steht fest, beteuert Plakatmaler Florian mit entschiedenem Naserümpfen: Unser Zirkus Krawalli ist der beste in der ganzen Stadt. . . .
Der jedoch bald Konkurrenz bekommt, denn das Kelkheimer Zirkusprojekt geht weiter: Sobald Johannes Warth samt dem "Warth's ab"-Team die Zelte abgebrochen hat, erarbeiten Kelkheimer Vereine gemeinsam mit den jungen Ferien-Akteuren in den kommenden beiden Wochen zwei weitere Zirkus-Vorstellungen.
HOCHTAUNUSKREIS. "Was kümmert mich ein Raucherbein, das trifft mich doch allerhöchstens in 40 Jahren." Solche Aussagen von Jugendlichen sollen bald der Vergangenheit angehören: Im "Versuchskaninchen" Usinger Land will die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Kinder und Jugendliche vom Griff zum Glimmstengel abhalten.
Mit der von ihr finanzierten Kampagne "Ohne Rauch geht's auch" soll in Schulen und Vereinen des Hochtaunuskreises für ein nikotinfreies Leben Strafe hilft nicht geworben werden. "Strafe und Abschreckung hatten doch immer nur den gegenteiligen Effekt. Wir setzen vielmehr darauf, das Selbstbewußtsein der Jugendlichen zu stärken: dann können sie eher auf das Rauchen verzichten", sagt Walter Miot vom Kreisjugendamt.
Seit 1987 läuft im Bundesgebiet die Aktion "Ohne Rauch geht's auch"; gestern wurde das Projekt in der Neu- Anspacher Gemeindeverwaltung vorgestellt. Angesprochen ist die Altersgruppe der 8- bis 18jährigen.
In der ersten Phase veranstaltete die Bundeszentrale große Nichtraucherfestivals, unter anderem an der Konstablerwache. Seit zwei Jahren wird mit Sport- und Freizeitverbänden wie dem Deutschen Fußball-Bund kooperiert. Als Vorbilder standen dafür unter anderem Fußballstars der Bundesliga wie Bodo Ilgner und Andy Möller Pate.
Jetzt ist das Usinger Land am Zug: Als sogenannte ländliche Region wurde es neben Leipzig als Großstadt und Gotha als mittelgroßer Stadt für die Aktion ausgewählt. Vorrang haben vorerst die Schulen; Kreis-Sozialdezernent Peter Barkey wurde bisher bei den Leitern mehrerer Schulen vorstellig, damit sie die Aktion unterstützen: Angeklopft wurde bei der Konrad-Lorenz- und Christian-Wirth-Schule in Usingen, der Neu-Anspacher Adolf- Reichwein-Schule sowie der Mittelpunktschule in Riedelbach. Hand in Hand sollen Kreis, Städte und Gemeinden, Vereine, Schulen und "Multiplikatoren" wie Sporttrainer, Jugend- und Sozialarbeiter die Jugendlichen auf "erlebnisorientierten" Veranstaltungen zur Unabhängigkeit vom blauen Dunst animieren. Vorgesehen sind darüber hinaus regelmäßige "Round-Table-Gespräche" der Beteiligten über Ergebnisse der jeweiligen Aktionen.
In Betracht kämen zum Beispiel Ka- nufahrten und Hallenfußballturniere, die Erstellung von Kunstobjekten zum Thema "Nichtrauchen", prominente Nichtraucher in Workshops mit Jugendlichen zum Thema Musik, Mode oder Bumerangs: Das Nichtrauchen soll populär gemacht und mit einem positiven Image versehen werden.
Wer selbstbewußt und aktiv ist, vermißt kein Nikotin und muß bei Problemen keinen Ausweg in der Sucht suchen - so zumindest die Hoffnung der Bundes-Aufklärer. "Wichtig für uns ist, daß die Jugendlichen von sich aus Vorschläge und Ideen zur Umsetzung des Themas erarbeiten. Das stärkt dann auch die Persönlichkeit Jugendliche machen mit und erleichtert das Neinsagen zur Zigarette", erklärt Mike Pauli von der die Aktion betreuenden Werbeagentur.
Daß Jugendliche die Zigarette als Eintrittskarte in die Erwachsenenwelt betrachteten und sich damit in ihrer Clique profilierten, würde dann der Vergangenheit angehören. Eines ist aber auf keinen Fall bezweckt: eine Diskriminierung von Rauchern. Gefördert werden solle einzig die Entscheidungsfreiheit der Jugendlichen. Mike Pauli ist sich aber durchaus darüber im klaren, daß ein halbes Jahr dafür nur eine sehr kurze Zeitspanne darstellt. "Wenn sich die Aktion als Motor für ein gestiegenes Gesundheitsbewußtsein in dieser Altersgruppe erwiese, wären wir schon glücklich."
JÜRGEN DICKHAUS
WETTERAUKREIS. Das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) genehmigt den Haushaltsplan 1992 der Kreisverwaltung nur, wenn eine Reihe von Auflagen erfüllt wird. Wie Landrat Rolf Gnadl am Mittwoch während einer Pressekonferenz mitteilte, müssen im Vermögenshaushalt (Defizit des Gesamthaushaltes: 14 Millionen) 7,1 Millionen Mark eingespart werden. Außerdem hat der Kreis das RP zu informieren, bevor Landes- oder Bundesmittel beantragt werden. Zusätzliche Stellen sind tabu. Zudem wurde eine "Nettoneuverschuldung Null verordnet". Außerplanmäßige Ausgaben sind mit dem RP abzustimmen. Alles nicht dringend benötigte Vermögen sei zu veräußern. Die Folge: In allen drei Dezernaten müssen zusätzliche Ausgabenkürzungen vorgenommen werden.
Eine "Dispositionsliste" der betroffenen Projekte, die im Kreisausschuß und in den Fraktionen beraten und zur nächsten Kreistagssitzung am 6. August vorgelegt werden soll, wird derzeit erarbeitet. Konkrete Aussagen, wo die Kürzungen vorgenommen werden sollen, machte Gnadl noch nicht. Für die Koalition stünden der Bau der Grundschule Reichelsheim und die Kompostierungsanlage Ilbenstadt nicht zur Disposition.
Der Landrat gab sich optimistisch, daß die 7,1 Millionen aufgebracht werden können. Gnadl: "Wir werden das schaffen." Die Mittel für Projekte, die durch die Auflagen des RP zurückgestellt werden, sollen im Etat 93 wieder ausgewiesen werden. Ein Rohentwurf zur Konsolidierung des neuen Haushaltes wurde bereits im Haupt- und Finanzausschuß erstellt. Nach den Sommerferien soll er den Kreisgremien vorgelegt werden. Ziel der Kreisregierung: Den Etat 93 bereits im Dezember 92 zu verabschieden. cor
Die "Gräfin" logiert in der "Burkartsmühle" Schnitzel und viel Sprudel für die bescheidene Steffi Autogrammjäger belagern Hotel / Kellner bleibt cool Von Petra Mies (Text) und Jörg Kuropatwa (Bilder) HOFHEIM. Manche rufen nur an. Wer sich traut, fährt zum Gebäude im Grünen, stellt sich hinters Gebüsch und lugt. Ganz Mutige gehen ins Hotel, zupfen Gino am Kellner-Sakko und fragen, was auch schweigende Fans in den Wald treibt: "Wo ist sie?" Seit Sonntag herrscht Trubel in der "Burkartsmühle", dem "Landhotel mit rustikalem Charme". Anrufer, alte Damen mit Kamera, gestylte junge Männer, ganze Familien belagern die 20 Angestellten. Sie alle sind auf der Suche nach der Königin des weißen Sports, die hier ab morgen hofhält: Steffi Graf, zum vierten Mal zur Wimbledon-Siegerin gekrönt. Die 23jährige wohnt und trainiert mit Anke Huber, Barbara Rittner und Sabine Hack unter den Augen von Trainer Klaus Hofsäss in der Kreisstadt, denn das deutsche Team startet beim Federation Cup in Frankfurt. Gino nimmt's gelassen. Der 30 Jahre alte Kellner, der noch schneller spricht als serviert, ist "überhaupt nicht nervös". "Warum sollte ich?", meint der Mann für flotte Sprüche. Schließlich habe auch er schon Medaillen in seiner Sparte geholt. "Ich arbeite 48 Stunden am Tag", flachst er. Prominenz logiere oft im 28-Zimmer-Hotel; allenfalls der Trubel um die Ankunft der "Gräfin" ist es, der Gino nervt.
"Wir werden von Schaulustigen belagert", sagt er und wimmelt eine Frau ab, die sich erkundigt, wo es Karten für Steffis Trainings-Vorstellungen gebe. Gino verdreht heimlich die Augen, strahlt die Anhängerin an und erklärt: "Zugucken ist kostenlos." Zufrieden atmet die Dame durch und erkundigt sich alternativ nach der Toilette. Dieses Problem kann der Kellner bereits am "Tag davor" lösen: Er deutet auf eine Tür.
Es ist keine Premiere, daß die Brühlerin in der "Burkartsmühle" residiert. "Steffi kommt zum fünften Mal", erzählt Geschäftsführer Willy Weubel. Er blickt hinüber auf einen der vier Sandplätze, den Ingrid Koblischek absprüht. Die Hotelbesitzerin dreht den Hahn zu und ruft: "Das ist der Steffi-Graf-Platz. Hier wurde sie 1982 Deutsche Jugendmeisterin." Ja, sie und ihr Mann Horst kennen die Große des kleinen Balls schon, "seit sie zwölf ist". Nun, da aus der Prinzessin eine Queen geworden ist, ist sie den Hotelinhabern nicht weniger lieb: prima Werbung fürs Haus, für die Tennishalle und Plätze im Freien.
Auch Trainer Hofsäss sei ein alter Bekannter. Er und drei der Spielerinnen sind bereits in der "Burkartsmühle" angekommen. Was die Hotelbesitzer freut: Das deutsche Team ist das einzige von 32 Nationalmannschaften, das beim Federation Cup nicht in Frankfurt wohnt. Und am übernächsten Sonntag, wenn 420 000 US-Dollar Preisgeld vergeben sind, reist Gold-Steffi nicht sofort samt Ruhm und Rackets weiter. Sie bleibt noch einen Tag länger in der "Burkartsmühle" - letzte Chance für Autogramm-Jäger.
Was passiert, wenn Steffi ihre Socken um den Lampenschirm wickelt, das Bad verwüstet oder die Kellner schikaniert? "Nichts", sagt Geschäftsführer Weubel: "Diskretion gilt für alle Gäste." Bei ihren bisherigen Aufenthalten sei sie aber nie mit Allüren aufgefallen; das blonde Fräuleinwunder des Tennissports "ist bescheiden und höflich". Und daher seien Sonderanweisungen überflüssig. Weubel knapp: "Der Betrieb läuft normal weiter."
Das Allerheiligste liegt im rustikalen Altbau: Steffis Zimmer. Der Vorderraum bietet grüne Sessel, TV-Gerät, Kommode, Ausblick auf Pool und Tennisanlage, das Schlafzimmer ein Doppelbett mit Radio im Nachttisch, hinzu kommt ein kleines Bad in Beige. Das war's. Keine Suite mit goldenen Enten, die das Wasser ausspukken, kein abgeschirmter Edel-Trakt. Schlichte Eleganz unterm Schrägdach, rosa Handtücher und volkstümliche Note für nicht mal 220 Mark die Nacht.
Auf dem Tisch steht eine Karte: "Wir heißen das Team des Federation Cups herzlich willkommen", kann da heimlich gelesen werden. Die Gefühle dabei: eine aufgeregt-unappetitliche Mischung. So müssen Skandalreporter empfinden. Immerhin reicht der Anstand, um nicht ins Klo zu gucken oder Bett zu hüpfen, in dem sie träumen wird. Zimmermädchen Giusippina Aina (19) sorgt dafür, daß die Decken Zipfel auf Zipfel liegen. "Ich bin aufgeregt", gesteht die Lorsbacherin.
Magensausen kennen die Küchenchefs Stefan Genzler und Sven Hofmann nicht. Sie haben im Kühlschrank, was Sportlerinnen an Kohlehydraten brauchen. Steffis Leibgerichte: Zürcher Geschnetzeltes und Champignon-Schnitzel mit Spätzle. Kein Streß für die Gourmetköche, die dem Star mit der gutbürgerlichen Zunge "auch Sonderwünsche erfüllen". Kulinarische Details werden mit dem Teamchef abgesprochen. Hofsäss achtet auch darauf, daß das Quartett zum Trainieren kommt. Zuviel Rummel schade nur.
Das sehen Ausflügler mit Steffi-Fotos in der Hand ganz anders. "Warum wollen die alle Autogramme?" ruft Gino, gestikuliert wild in Richtung Anhängerschar, und zapft weiter. Bier wird Steffi kaum trinken. "Nur Wasser, Wasser, Wasser", meint Manager Weubel. Es liegt literweise kalt. Die "Gräfin" kann kommen.
MAIN-KINZIG-KREIS. "Für kleine und mittlere Betriebe im Raum Hanau ist es außerordentlich schwer, neue Flächen für die Erweiterung ihres Unternehmens zu bekommen." Davon berichtet der CDU- Arbeitskreis Wirtschaft und Verkehr nach Betriebsbesichtigungen in der Region. Weiter kommt das Unionsgremium zu der Erkenntnis, daß naturgemäß Industriebetriebe mit Produktion in mehreren Schichten, deren Arbeit auch noch mit Geräusch verbunden sei, "besondere Schwierigkeiten" hätten.
Der Arbeitskreis nennt in diesem Zusammenhang das Bruchköbeler Unternehmen "Geißler + Lorei Präzisionsdrehteile". So sei dort die Metallverarbeitung bei der Produktion nun einmal nicht geräuschlos, und ein Standort für die dringend nötige Erweiterung stehe in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung.
Dem Arbeitskreis zufolge wurde im Gespräch mit der Geschäftsleitung deutlich, daß dieses Bruchköbeler Unternehmen erfolgreich im Markt operiere und eine Ausweitung der Produktion "wirtschaftlich geboten" wäre. Am derzeitigen Standort in Ortsrandlage von Bruchköbel sei dies aber nicht realisierbar. Nach Darstellung des Arbeitskreises hat das Unternehmen auch schon in Hanau angeklopft - allerdings ohne Erfolg.
Für den Ausschußvorsitzenden Hans- Jörg Vogler zeigt sich an diesem Beispiel "die ganze Planungskatastrophe in Hessen". Laut Vogler bewegt sich im Main-Kinzig-Kreis "so gut wie nichts mehr". Der CDU-Politiker sorgt sich darum, daß in naher Zukunft weitere Betriebe nach Bayern abwandern, weil die Rahmenbedingungen in der Region Alzenau / Aschaffenburg "deutlich besser" seien als im Hanauer Großraum. Wie Vogler weiter beschreibt, setze sich der Exodus gerade von Mittelständlern aus dem Raum Hanau "ungebrochen" fort. Bei seiner Ursachenforschung kommt der Arbeitskreisvorsitzende zu dem Schluß: Nachdem große Betriebe schon vor geraumer Zeit Hessen den Rücken gekehrt hätten, würden nun in deren Gefolge die kleinen und mittleren Zulieferer nachziehen. Dies hat für Vogler unter anderem auch zur Folge, daß sich beispielsweise die Stadt Aschaffenburg eines gesunden Etats erfreuen könne, die Stadt Hanau und der Main-Kinzig-Kreis sich aber darin üben müßten, ihre Millionenschulden und Defizite zu verwalten. Der CDU-Arbeitskreis hat Landrat Karl Eyerkaufer aufgefordert, zusammen mit Oberbürgermeister Hans Martin beim Land vorstellig zu werden, um die überholten Planungsdaten für die Raumordnung auf einen aktuellen Stand zu bringen. Eyerkaufer solle in einer der nächsten Kreistagssitzungen darstellen, wie der Kreis Betriebe in und um Hanau zu halten gedenkt. hok
KASSEL. Als "epochemachendes Ereignis" bezeichnete der Oberingenieur Heusinger von Waldegg die "seit dem 9. Juli d. J. durch eigenthümlich construirte Dampfwagen" regelmäßig betriebene Straßenbahn zwischen Cassel und Wilhelmshöhe. Die fuhr genau heute vor 115 Jahren zum erstenmal. Damit war Kassel - nach Paris und Kopenhagen - weltweit die dritte und in Deutschland sogar die erste Stadt, in der eine dampfbetriebene Straßenbahn eingesetzt wurde.
Der Buchhändler Georg H. Wigand hatte die Weichen gestellt: Er betrieb schon 1870 während einer Industrieausstellung einen Pferde-Omnibus-Verkehr und zeigte damit, daß die Bürger ein solches Verkehrsmittel in Kassel freudig annahmen. Wigand träumte zwar davon, eine Dampfstraßenbahn einzurichten. Für dieses zukunftsorientierte Projekt konnte er jedoch keine deutsche Bank gewinnen. So war es dann eine Finanzgesellschaft aus London, die die "Cassel Tramway Company Limited" gründete. Im Februar 1877 wurde mit dem Bau begonnen, und nur fünf Monate später fuhr die erste dampfbetriebene "Tramway".
Das neue pustende und qualmende Ungetüm, das zwischen dem Kasseler Königsplatz und Wilhelmshöhe pendelte, erfreute sich bald uneingeschränkter Beliebtheit, wie es in der Jubiläumsschrift "Ein Jahrhundert Nahverkehr in Kassel" der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) heißt. An zehn Stationen konnten die Bürger ein- und aussteigen. Wer die gesamte sechs Kilometer lange Strecke vom Königsplatz bis an den Fuß des Habichtswaldes fahren wollte, mußte beim Schaffner ein Billett für dreißig Pfennig kaufen. Wer eine kürzere Strecke fuhr, mußte weniger berappen. Schwarzfahrer hatten damals übrigens keine Chance, denn während der Fahrt kam der Controlleur und "coupierte" das Billett.
Der hohe personelle Aufwand, der damals betrieben wurde, würde den Verantwortlichen der heutigen Verkehrsgesellschaften den Schweiß auf die Stirn treiben: ein leitender Ingenieur, ein Lokführer, ein Heizer und ein Bremser waren immer dabei. Mit zwölf Kilometern pro Stunde fuhren sie - immer auf der Hut - eher gemächlich. Dafür freilich fuhr die "Tram", verglichen mit den heutigen Verhältnissen, schon recht häufig. So gab es von 9 bis 22.45 Uhr einen 20-Minuten-Takt.
Der englische Einfluß auf die Bahn schwand recht schnell. Zunächst wurden die englischen Lokomotiven durch Henschel-Loks ersetzt, und 1881 wurde mit deutschem Kapital die Aktiensgesellschaft "Casseler Straßenbahn Gesellschaft" gegründet, die die "Cassel Tramway Company Limited" sofort übernahm.
Am 10. Mai 1899 endete in Kassel dann die Zeit der dampfenden Straßenbahn: Der letzte Streckenabschnitt wurde auf elektrischen Betrieb umgestellt. Der technische Fortschritt nahm aber nicht nur bei den Straßenbahnen seinen Lauf. Durch die Entwicklung des Automobils bekam die Straßenbahn bald erheblich Konkurrenz. In Kassel haben die Bahnen dieser Konkurrenz, wenn auch mühsam, standgehalten.
ROSE-MARIE VON KRAUSS
STEINBACH. Mehr als 600 Franzosen füllten einen Fragebogen aus, um ein Wochenende in Steinbach verbringen zu können. Das "Steinbacher Preisauschreiben" während der "Zwei Tage von Saint Avertin" hatte diesen Hauptgewinn in der Partnerstadt ausgelobt. Ein Steinbacher Stand knüpfte neue Kontakte zu den Partnern und informierte die Besucher des riesigen Marktes und Festes bei Apfelwein, Rindswurst und Bier.
Der Austausch zwischen den Partnerstädten ist auch ansonsten derzeit rege. Madame Renée Lasne von der Jumelagekommission Saint Avertin besuchte vorige Woche die Partner im Taunus. Bürgermeister Edgar Parnet reist demnächst zu seinem Amtskollegen Pouzioux. Jugendliche treffen sich beim internationalen Austausch in der französischen Partnerstadt.
Während des Aufenthalts in Saint Avertin erhielt die Partnerschaft noch eine Bereicherung: Die westdeutschen Steinbacher brachten ihre ostdeutschen Namensvettern aus Steinbach-Hallenberg mit. Drei Firmen und ein Reisebüro aus dem deutschen Osten präsentierten sich so in Frankreich. stk
HOCHTAUNUSKREIS. Kein Licht am Ende des Tunnels für die Beschäftigten in der Metallindustrie und im Maschinenbau: Auch im vergangenen Monat mußten nach dem Bericht des Arbeitsamtes Bad Homburg wieder 1349 Menschen kurzarbeiten. Der Zustand in den beiden Branchen ist damit seit dem vergangenen Herbst weitgehend unverändert. Arbeitslos gemeldet waren Ende Juni beim Arbeitsamt Bad Homburg - dort nicht geführt werden Königsteiner, Kronberger und Glashüttener - 3069 Männer und Frauen. Damit stieg die offizielle Arbeitslosenquote auf vier Prozent (Mai 1992: 3,8 Prozent). Die reale Arbeitslosig- keit dürfte um einiges höher sein.
"Es fällt mal ein Kleinbetrieb weg, dafür kommt ein anderer dazu", erläutert die Sprecherin des Arbeitsamtes die Lage im Metallbereich. "Insgesamt ist die Zahl der Kurzarbeiter - bedingt nicht zuletzt durch das Gewicht etlicher kurzarbeiten- der Großunternehmer - aber relativ gleich geblieben." Daneben baut eine Reihe von Unternehmen auch Stellen aufgrund von Personalplänen ab. Die Folge: Im gewerblichen Bereich gibt es momentan so gut wie keine Nachfrage nach Arbeitskräften. Nur wenig besser sieht es bei anderen Berufen aus: "Insgesamt ist die Nachfrage beim Arbeitsamt sehr gering."
Zu spüren bekommen das vor allem jene, die nur eine befristete Tätigkeit suchen: Schüler, Abiturienten, Studenten . . . Lediglich 116 offene Stellen - und damit weniger als vor einem Jahr - wurden im Juni bei der "Job-Vermittlung für Aushilfsbeschäftigungen" des Arbeitsamtes gemeldet. Von ihnen konnten bis Monatsende 48 besetzt werden. Bei weiteren 39 wird noch verhandelt. Und die Nachfrage ist weiterhin rege: Zur Zeit sind noch 203 Bewerber gemeldet. Noch nicht dabei sind die Studenten. Sie kommen erst im nächsten Monat hinzu. Die Sprecherin des Arbeitsamtes: "Wir könnten noch gut offene Stellen gebrauchen."
Vermitteln konnte das Bad Homburger Arbeitsamt im vergangenen Monat 173 Männer und Frauen. Die Zahl der offenen Stellen liegt bei 956. Davon entfallen 473 auf Angestellte, 458 auf Arbeiter. Daß die letzte Zahl relativ hoch ist, erklärt sich damit, daß sich in ihr auch Aushilfstätigkeiten, Teile des Dienstleistungsbereiches - etwa die Gastronomie - sowie Jobs für Arbeitsuchende aus Osteuropa - sie dürfen drei Monate pro Jahr in der Bundesrepublik arbeiten - verstecken.
Beste Aussichten auf eine neue Stelle haben gegenwärtig Beschäftigte aus Büro, Handel, Heimen und Gesundheitswesen. Gute Chancen auch in den übrigen Dienstleistungsbereichen einschließlich des Hotel- und Gaststätten-Gewerbes. orb
WÖLFERSHEIM. Um sicherzustellen, daß mit der Errichtung einer Restmülldeponie in Wölfersheim der "beste aller möglichen Standorte im Wetteraukreis" gewählt wurde, hat der Kreis jetzt ein Klimagutachten beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach in Auftrag gegeben.
Wie Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz gestern auf einer Pressekonferenz mitteilte, soll in Wölfersheim eine Wetterstation in Form eines zehn Meter hohen Aluminiummastes entstehen. Mittels Sensoren sollen dort ab Anfang September ein Jahr lang Windgeschwindigkeit, Temperaturen, Luftdruckverhältnisse und Niederschläge gemessen werden. Ziel ist, "genauere Aussagen über die Ausbreitungsbedingungen der Luft und eventueller Abgase zu ermitteln". Die Ergebnisse sollen in das vom Kreis noch zu erstellende Umweltverträglichkeitsgutachten einfließen. Da dieses bereits im Frühjahr '93 vorgelegt werden soll, räumte Gertz ein, müßten die Daten aus dem verbleibenden Zeitraum der Klimamessungen nachgeliefert werden. "Im Extremfalle", so Gertz, "könnten die Klimamessungen auch Grund für eine Standortveränderung sein, was ich aber nicht hoffe." Anfang August will die Umweltdezernentin die Bürger über Ziel, Sinn und Zweck der Anlage informieren. cor
BIRSTEIN. Das Musik- und Show- Corps des Roten Kreuzes beginnt mit neuen Anfängerkursen für Bläser, Schlagwerk und Colour-Guard. Interessierte können sich an Rüdiger Schmidt (Telefon 0 60 54 - 55 41) wenden oder in eine Übungsstunde hineinschnuppern.
Eingeladen sind dazu auch Musiker, die bereits ein entsprechendes Instrument spielen. Geübt wird mittwochs ab 19.30 Uhr im Bürgerzentrum und freitags ab 19 Uhr im DRK-Zentrum. Freitags um 18 Uhr beginnt im DRK-Zentrum die Anfängerübungsstunde für Colour-Guard und Schlagwerk. lex
DIETZENBACH. Die Dietzenbacher können am Samstag, 11. Juli, von 14 bis 17 Uhr bei der Hessischen Jugendbildungsstätte an der Offenthalter Straße das vollendete Nicaragua-Gemälde besichtigen. Die Künstler aus Masaya haben das Bild auf Platten gemalt. Es wird Kaffee und Kuchen serviert. fin
Nachrichten-Börse
Sparkassen gegen Privatisierung Gegen die von der Monopolkommission empfohlene Privatisierung der Sparkassen spricht sich deren Verband aus. Ein Verkauf der öffentlich-rechtlichen Geldinstitute würde, wie durch Beispiele im Ausland belegt sei, zu einem Konzentrationsprozeß führen. Die Bevölkerung hätte das Nachsehen, weil weniger lukrative Zweigstellen geschlossen würden. Grünes Licht für Tunnel-Bahn Die EG-Kommission will einem geplanten Joint-Venture unter Beteiligung der Bundesbahn, das Luxus-Nachtzüge im Kanaltunnel zwischen Frankreich und Großbritannien betreiben möchte, zustimmen. Bedingung sei die Zusage der beteiligten Firmen (außer der Bundesbahn British Railways, die französische SNCF, Belgiens SNCB und Nederlandse Spoorwegen), daß die Dienstleistung auch privaten Konkurrenten offenstehe. Streit über Flughafen Hongkong Großbritannien und China konnten sich in dreitägigen Verhandlungen nicht über die Finanzierung des geplanten Großflughafens von Hongkong einigen.
Baugeld wird billiger Die Bayerische Hypobank senkte aufgrund der freundlichen Tendenz am deutschen Kapitalmarkt ihre Zinsen für erststellige Baufinanzierungen. Bei fünfjähriger Festschreibung beträgt der Nominalzins für Hypokredite jetzt 8,95 (9,10) und bei zehnjähriger Bindung 8,55 (8,75) Prozent. Die neuen Effektivsätze lauten auf 9,33 beziehungsweise 8,90 Prozent. Japans Überschuß steigt weiter Japan, das wegen seiner hohen Überschüsse im Warenverkehr ohnehin schon massiver Kritik aus dem Ausland ausgesetzt ist, steigerte den Aktivsaldo in der Handelsbilanz im Mai nochmals leicht auf 10,1 Milliarden Dollar. Deutsch-polnische Wirtschaftsförderung Deutschland und Polen wollen Anfang 1993 eine gemeinsame Wirtschaftsförderungsgesellschaft gründen, die vor allem mittelständische Unternehmen im Grenzgebiet unterstützen soll. Das vereinbarte eine Regierungskommission beider Länder. Mit dem Projekt wurden die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Polnische Entwicklungsbank beauftragt.
HAINBURG. Ohne Clubhaus müssen vorerst die Hainstädter Tennisspieler auskommen: Ihr Vereinsheim ist in der Nacht zum Mittwoch bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Polizei schätzt den entstandenen Schaden auf 200 000 Mark und geht von mutwilliger Brandstiftung aus.
Gegen 4.47 Uhr war das Feuer der Seligenstädter Polizei gemeldet worden. Nach ihren Ermittlungen hatten unbekannte Täter durch eine Lichtkuppel von oben in das Clubhaus eindringen wollen, waren aber an einem Sicherheitsgitter gescheitert. Vermutlich aus Verärgerung darüber dürften sie das Holzhaus von außen her angezündet haben.
Die Polizei sucht Zeugen, die in der Nacht zum Mittwoch verdächtige Beobachtungen in der Nähe des Vereinsheimes oder auf der Straße Auf das Loh gemacht haben. Hinweise nehmen die Offenbacher Kripo, Telefon 0 69 / 80 90 259, oder die Seligenstädter Polizei (0 61 82 / 30 91) entgegen. ttt
BÜCHER VON HEUTE 15
HASSELROTH. Kriminalromane hat Roswitha Pfaffenbach nie gelesen. Und die ebenso sympathische wie kluge Miss Marple, jene vornehm-englische Hobbydetektivin mit dem unvergleichlich brillanten Geist und dem sicheren Gespür für die richtige Fährte, hat die Frau aus Hasselroth auch noch nie bei der Spurensuche beobachtet. Roswitha Pfaffenbach hat das auch nicht nötig. "Aufregende Sachen erlebe ich genug", sagt die 52jährige.
In 28 Fällen, die von der Kriminal- oder Verkehrspolizei bearbeitet wurden, hat die Frau aus Niedermittlau wichtige Tips oder entscheidende Hinweise gegeben. Für ihr Engagement und ihre Aufmerksamkeit ist die 52jährige am Mittwoch von der Polizeidirektion in Hanau, vom Leiter des Fernmeldeamtes in Hanau und vom Hasselrother Bürgermeister Klaus Traxel ausgezeichnet worden.
"Es ergibt sich einfach so", versucht die Frau aus Niedermittlau die ungewöhnlichen Zufälle zu erklären. "Ich weiß es ja auch nicht, vielleicht werde ich gesteuert." Nun ist die Übertreibung nicht Sache der rührigen Angestellten, die nicht nur manchem Dieb das Leben schwergemacht hat. Die Liste der Hinweise, die Roswitha Pfaffenbach im Lauf der Jahre gegeben hat, ist ebenso lang wie beeindruckend. Ende der 50er Jahre beginnt die Detektiv-Geschichte der Frau, die damals beim Amtsgericht in Frankfurt beschäftigt war und eines Tages einen "weißen Gegenstand" auf dem Main schwimmen sieht. Sie verständigt die Polizei, die wenig später eine Leiche aus dem Wasser zieht. Bei anderer Gelegenheit hat sich die 52jährige "weit mehr erschreckt." Beim Pilzesuchen in der Gemarkung Mörfelden bei Frankfurt entdeckt sie im Gebüsch eine Hand. "Normalerweise bleibe ich ja nicht auf den Wegen, ich schnüffel' lieber überall rum", beschreibt die Niedermittlauerin die Situation. Plötzlich bemerkt sie den Ring an einem Finger der Hand. Mit einem Stock scharrt sie das Laub zur Seite und entdeckt die zweite Leiche in ihrem Leben. "Ich bin vor Schreck einfach losgelaufen und hab' vor lauter Angst ständig 'eine Leiche', 'eine Leiche' gerufen." Spaziergänger, denen sie begegnet, verständigen die Kriminalpolizei.
Die Chronik der Ereignisse, die Roswitha Pfaffenbach schließlich zur mehrfach geehrten "Hobby-Detektivin" werden lassen, läßt sich beinahe beliebig fortschreiben: Sie spürt gestohlene Autos, Fahrräder und Mopeds auf, beobachtet Täter beim Aufbruch von Personenwagen, die von der Polizei noch am Tatort festgenommen werden können, verständigt die Bundesbahn, die einen Zug anhält, weil Kinder auf den Gleisen spielen, oder leistet mehrfach bei schweren Unfällen Hilfe. "Sie haben offenbar ein besonderes Gespür und einen Blick dafür, wenn irgendwo etwas nicht mit rechten Dingen zugeht", bestätigte Wolfgang Walther, Pressesprecher der Polizeidirektion Hanau, die Erfolge von Roswitha Pfaffenbach. Kollegen der Bad Orber Polizeistation haben die Niedermittlauerin deshalb zu Recht als "Hobby-Detektivin" bezeichnet. "Die Beamten wissen, daß was dran ist, wenn Sie anrufen", sagte Walther am Mittwoch im Sitzungszimmer des Hasselrother Rathauses in Neuenhaßlau. "Dabei haben Sie sich die Mühe gemacht, auch auf Ihre Freizeit zu verzichten, wenn Sie beispielsweise Ihren Spaziergang unterbrochen haben, um die Polizei zu verständigen." Roswitha Pfaffenbach habe gezeigt, daß sie sich um Dinge kümmere, von denen sie glaube, daß sie wichtig erschienen. "Vielleicht ist uns da etwas abhanden gekommen", sagte Walther, "vielleicht kümmern wir uns zu wenig um Sachen, von denen wir glauben, daß sie uns unmittelbar nichts angehen."
Günter Oswald, Leiter der Polizeistation in Gelnhausen, lobte das seltene Engagement der Geehrten. "Ich weiß um die Unannehmlichkeiten, die entstehen, wenn jemand eine Zeugenaussage machen muß", sagte der leitende Beamte. Deshalb sei die Polizei dankbar für jeden Hinweis aus der Bevölkerung. Wie schwierig dieses Geschäft zuweilen sein kann, belegt der Fall eines Polizisten, der bei einer Schlägerei vor einer Gaststätte in Roth schwer verletzt wurde. Obgleich zahlreiche Schaulustige die Schlägerei beobachtet hatten, war trotz nachdrücklicher Bemühungen der Beamten nur ein Zeuge bereit, seinen Namen zu nennen und den Tathergang zu schildern. "Da erkennt man, wie wichtig es ist, daß Zeugen Aussagen machen und dafür geradestehen, was sie gesehen haben."
Lob erhielt die 52jährige auch von ihrem Chef, dem Leiter des Hanauer Fernmeldeamtes, Friedhelm Schollmeyer. Der Beamte erinnerte an die Schäden, die Unbekannte in Fernsprechzellen anrichten. "Es gelingt uns selten, die Täter dingfest zu machen", sagte Schollmeyer. Dabei könne er sich nicht vorstellen, daß solche Taten unbemerkt blieben. "Wenn wir mehr engagierte Bürger hätten, könnten wir dem Vandalismus besser begegnen."
Roswitha Pfaffenbach mag ein Beispiel für den Mut zum Einmischen sein. Sie freut sich jedenfalls, "wenn ich jemandem helfen kann." Nur manchmal würde sie das eine oder andere Dankeschön für ihre Hilfe erwarten. Die Geschichte ihrer zahlreichen Beobachtungen will sie allerdings nicht schreiben - sie mag eben keine Kriminalromane. schu
sir ROM, 9. Juli. Die Strände an der Adriaküste und der Riviera sind halbleer. Auf den Campingplätzen klaffen große Lücken. Die Hotels in den klassischen Feriengebieten werden mit Absagen überhäuft. "Streiks und Regen haben uns einen schweren Schlag versetzt", räumt Giovanni Colombo, Präsident des italienischen Hotelverbands, ein, "und das ausgerechnet zu Beginn der Hauptsaison, die uns sonst 60 bis 70 Prozent der Jahreseinnahmen garantiert."
Nach ersten Schätzungen liegen die Übernachtungen um zehn bis 15 Prozent unter dem vergangenen Jahr. Den daraus resultierenden Schaden geben die Fremdenverkehrszentren mit umgerechnet 330 Millionen Mark an. Vor allem die Gäste aus dem Inland reagieren empfindlich auf niedrige Temperaturen, und die Reisenden aus dem Norden, die sonst in hellen Scharen auch ohne Anmeldung kommen, sind meist zu Hause geblieben.
Während Mitteleuropa unter einer ungewöhnlichen Hitze litt und noch immer nach Regen lechzt, brach südlich der Alpen die Kette der Gewitter und nachfolgenden Schauer nicht ab. Die von hohen Luftwaffenoffizieren präsentierte Wettervorhersage zählt am Abend zu den beliebtesten Fernsehsendungen. Außer der Verlagerung des sonst üblichen Mittelmeer-Hochs über die Biscaya macht der onkelhafte General Baroni auch den Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinatubo verantwortlich, der vor einem Jahr 20 Millionen Tonnen Schwefeldioxid über die nördliche Halbkugel verteilte.
"Bei uns ist es vorzeitig Herbst geworden", klagt man in den Luxushotels von Courmayeur und im Aostatal. Auf den benachbarten Alpengipfeln liegt Neuschnee. Nicht einmal der Papst kommt dieses Jahr in die nordwestliche Zwergregion Italiens. Er wird nach Lorenzago reisen, wo sich schon der "lächelnde" Albino Luciani aufhielt, ehe er sein nur vier Wochen dauerndes Pontifikat antrat.
"Ich nehme nichts zurück" Ein Gespräch mit dem Philosophen Günther Anders anläßlich seines 90. Geburtstags / Von Michael Schornstheimer
Herr Anders, Sie sind vor einigen Jahren wegen Ihrer Äußerungen zur Gewalt heftig kritisiert worden. Inzwischen haben auch die Grünen in der Bundesrepublik das Gewaltmonopol des Staates anerkannt und die Rote Armee Fraktion hat erklärt, sie wolle auf gewaltsame Aktionen verzichten. Ist das ein Anlaß für Sie zur Korrektur?
Ich stehe durchaus zu dem, was ich damals geschrieben habe. Nein, ich würde nichts zurücknehmen.
In Ihrem Hauptwerk Die Antiquiertheit des Menschen haben Sie geschrieben, die Frage, "ob wir unsere Gleichschaltung von einer blutverschmierten Hand oder von einer gepflegten, glacébekleideten Hand erleiden", sei zweitrangig. Für diejenigen, die von der "blutverschmierten Hand" unterdrückt werden, macht es aber doch einen Unterschied, oder?
Gemeint ist wahrscheinlich, daß Staaten, die sich als "frei" - in Anführungszeichen - ansehen, wie die Amerikaner zum Beispiel, ob die sich im Grundsätzlichen unterscheiden von Diktaturen, und ich würde sagen, die sind Diktaturen, nur sind die Formen, in denen befohlen wird, so höflich und ist so geschmückt mit den Annehmlichkeiten des Lebens, daß die meisten Leuten, denen befohlen wird, gar nicht bemerken, daß befohlen wird und daß sie Befehlen gehorchen. Zum Wesentlichen der Scheinfreiheit gehört, daß die Diktatur sich nicht als Diktatur darstellt, sondern als Kampf gegen die Diktatur. Und das Schlimme ist, das ist nicht irgendeine theoretische Aussage von mir, denn ich habe immerhin vierzehn Jahre in Amerika gelebt. Glauben Sie, ich hätte jemals einen philosophischen Satz dort veröffentlichen können? Einen einzigen Aufsatz habe ich in den vierzehn Jahren veröffentlichen können. Nein, nein, die Diktatur war dort ganz genauso. Und im Grunde sind ja auch die Kriege nach dem Ende des sogenannten Zweiten Weltkrieges von Staaten geführt worden, die sich nicht als Diktaturen verstehen. Dazu gehört auch der Kampf im Nahen Osten.
Was hat die Auflösung des Ostblocks verändert?
Daß im Augenblick die Herrschaft der Vereinigten Staaten stärker geworden ist, obwohl es dort große Schwierigkeiten gibt, vor allem mit dem Proletariat im Westen, im Kreis von Los Angeles. Aber der Kalte Krieg ist im Augenblick vorbei, bzw. das Militär in Amerika weiß nicht recht, was es mit der riesigen Rüstung anfangen soll, und ob sie überhaupt ohne die Möglichkeit eines Krieges weiterleben können. Der Kalte Krieg gegen Rußland ist im Augenblick nicht nur überflüssig, sondern unmöglich geworden. Und ganz ohne Krieg . . . man braucht ja Kriege, um die Waffenindustrie in Gang zu halten, man braucht ja nicht Waffen, um Kriege zu führen, sondern Kriege um Waffen aufzubrauchen.Sie haben einmal formuliert, man müsse die Menschen zur "Angst" erziehen. Jetzt, wo der Kalte Krieg ein Ende hat, ist doch die Notwendigkeit, diese Angst zu empfinden, geringer geworden, oder?
Ich bin fest davon überzeugt, daß man immer verstehen wird, irgendwelche Kriege für notwendig zu erklären. Ich habe immer gesagt, daß wir lernen müssen, Angst zu haben, da die meisten Leute sich daran gewöhnt haben, in einer tödlichen Gefahr zu leben, seit dem Jahre 1945. Ich glaube, Angst ist eine Sache, in der wir die Mitlebenden, die Zeitgenossen, unterrichten müssen - das ist eine sehr schwierige Sache.
Der zweite Band der Antiquiertheit des Menschen endet mit der Hoffnung, es sei möglich, "den Teufel doch noch auszutreiben". Woher nehmen Sie diese Hoffnung?
Ich finde nicht, daß dieser Satz, der direkt auf die Begründung des Wortes "Globozid" folgt, daß das ein hoffnungsvoller Satz ist. Nein, es ist der Wille, es zu versuchen. Aber ein Wille, der - wie Sie aus meinem Wort sehen "Wenn ich verzweifelt bin, was geht's mich an?" - ein Wille, der durchaus nicht mit Hoffnung verbunden ist. Wir haben - auch wenn wir keine Hoffnung haben - uns so zu benehmen, als wenn wir ein Recht auf Hoffnung hätten. Und die Tatsache, daß wir hoffen, ist nicht - wie sowohl Jungk wie Bloch meinten - ein Beweis für die Berechtigung der Hoffnung. Aber wir haben uns moralisch so zu benehmen, als wenn wir Hoffnung hätten. Ich habe gar keine Hoffnung, aber ich habe mein Leben der Sache gewidmet. Denn vielleicht ist eine Chance da. Und wem ist geschadet, wenn die Welt ohnehin untergeht, wenn ich auch versucht habe, einen Beitrag zur Rettung beizutragen?
Die Diagnose der Antiquiertheit des Menschen lautet ja . . .
. . . das, was er hergestellt hat, ist stärker geworden als er selber. Es gibt also ein Gefälle zwischen der Macht dessen, was er herstellen und was er vorstellen kann. Er kann das von ihm selbst Hergestellte nicht mehr vorstellen. Das ist das Gefälle, an dem unter Umständen - wenn nicht wahrscheinlich - die Menschheit zugrunde gehen wird. Und zwar nicht nur die Menschheit, sondern alles Lebendige auf unserer Erde.
Wenn die Technik das Subjekt der Geschichte geworden ist, dann tragen die Regierenden, die Zauberlehrlinge keine Verantwortung mehr?
Sie verdrängen die Tatsache, daß sie es tun. Selbstverständlich sind sie schuld daran. Glauben Sie, der Truman hat nicht gewußt, was er verlangt hat, als er forderte, daß eine Bombe über einer Stadt abgeworfen werde? Er hat sich darauf berufen, daß es geradezu Geldverschwendung wäre, die Bomben hergestellt zu haben und sie nicht zu benutzen. Politiker haben immer Sekunden, Minuten oder Stunden, in denen sie wissen, was sie tun. Man kann nicht mehr sagen, um das Wort von Jesus Christus in den Mund zu nehmen, "sie wissen nicht, was sie tun". Die meisten Leute, die es verursacht haben, sind schuld: an ihrer Unfähigkeit, ihre Schuld zu empfinden.
Sie haben mal geschrieben, allein durch die technischen Überwachungsmöglichkeiten würde Privatheit zunehmend verschwinden. Nun hat der Bundestag gerade die Legalität des sogenannten kleinen Lauschangriffs beschlossen.
OFFENBACH. Die rüstige Erna S., 83, stürzte auf dem Weg zum Supermarkt auf dem eisglatten Bürgersteig und brach sich den Oberschenkelhalsknochen. Nach dem Krankenhausaufenthalt muß sie jetzt wieder gehen lernen. Für ein Pflegeheim ist sie zu rüstig. Da will sie auch nicht hin. Ihre berufstätige Schwiegertochter kann sich nur abends um sie kümmern. Erna S. (Namen geändert) geht deshalb jeden Tag ins Tagespflegeheim. Das Kölner "Kuratorium Deutsche Altershilfe" rühmt die Offenbacher Einrichtung als Musterbeispiel und empfiehlt es den Senioren-Experten nicht nur zur Besichtigung, sondern auch zur Nachahmung.
Leiter Stephan Detig und seine 6,5 Mitarbeiter führen deshalb immer wieder weitgereiste Kollegen durchs Haus und berichten über ihre Erfahrungen. Das Heim wurde vor sechs Jahren in der Goerdeler Straße 5 in Nachbarschaft und Anbindung an das Städtische Alten- und Pflegeheim eröffnet.
Das Tagespflegeheim soll als Rehabilitationszentrum, so erläutert Altenheim- Leiter Erwin Stock, und in Zusammenarbeit mit den ambulanten sozialen Diensten der Freien Träger eine Lücke in der Gesundheitsversorgung zwischen stationärer und häuslicher Pflege schließen, Heim- und Pflegekosten senken. Nach dem Leitsatz: "Soviel Hilfe wie nötig, so viel Selbständigkeit wie möglich" werden alte, kranke und behinderte Menschen therapiert, damit ihre Aufnahme in ein Pflegeheim verzögert oder sogar ganz vermieden wird. Erwin Stock betont: "Unsere Angebote sind ganzheitlich ausgerichtet. Um in der Wohnung wieder selbständig leben zu können, genügt nicht nur die medizinische Herstellung der Gesundheit, es muß auch eine psychische und soziale Kompetenz wieder erlangt werden." Ergo-Therapeutin Ingrid Al-Tabatabaie erklärt ihre Arbeit so: "Wir arbeiten interdisziplinär zusammen und entwickeln individuelle Therapiepläne. Dieses Konzept macht ein erfolgreiches und experimentielles Arbeiten möglich." Jeden Morgen zwischen acht und neun Uhr holen Busse der Arbeiterwohlfahrt und des Altenheimes die Besucher aus ihren Wohnungen. Sie bekommen zwei Frühstücke, Mittagessen und nachmittags Kaffee und Kuchen. Dazwischen ist Bewegungs- und Beschäftigungs-Therapie angesagt. Nach und bei Krankheiten wie Schlaganfall, Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer, Altersverwirrung, nach Hüft- und Gelenkoperationen, bei Querschnittslähmung wird mit den Rekonvaleszenten Selbstversorgung im Alltag, Kommunikation und Eingliederung trainiert. Gegen 15.30 Uhr werden die Besucher heimgefahren.
Die Altenpfleger und Therapeuten beziehen die Angehörigen in die Betreuung ganz bewußt mit ein, denn das Heim wurde auch eingerichtet, um sie zu entlasten. In einer konzertierten Aktion bieten deshalb Tagespflegeheim, Altenpflegeheim, mobile soziale Dienste eine Kurzpflege von höchstens vier Wochen an, damit die Angehörigen auch einmal in Urlaub fahren können. Erwin Stock sagt: "Eine Kurzpflege muß sorgfältig geplant werden, deshalb ist eine halbjährige Voranmeldung notwendig."
Der Tagespflegesatz beträgt 72,60 Mark plus zwölf Mark Fahrtkosten. Weil die Krankenkassen keinen Zuschuß zahlen, muß die Stadt von den Betriebskosten von rund einer Millionen Mark die Hälfte tragen. Um die Rentabilität der Einrichtung zu steigern, soll sie vergrößert werden. 24 Plätze hat das Pflegeheim. Zur Zeit kommen umschichtig 34 Personen. Zehn von ihnen sind Selbstzahler, für sieben zahlt das Sozialamt und für 17 der Landeswohlfahrtsverband.
Für Sozialdezernent Stefan Grüttner steht fest: "Das Tagespflegeheim hat sich bewährt." Weil die Nachfrage steigt, weil immer weniger Plätze im Altenwohnheim, aber immer mehr Plätze im Pflegebereich benötigt werden, soll deshalb das städtische Alten- und Pflegeheim im Zuge der geplanten Modernisierung entsprechend umgestaltet werden. lz
OBERTSHAUSEN. Zum erstenmal vergibt die Stadt in diesem Jahr den mit 1 000 Mark dotierten Umweltpreis, der auf Initiative der Obertshausener Jungsozialisten geschaffen wurde. Die Jusos bitten nun alle Vereine und Verbände, Bürgerinitiativen, Schulklassen und ähnliche Einrichtungen oder Bürger/innen, die sich "im lokalen Bereich durch besonderes ökologisches Handeln hervorgetan haben", sich mit der Juso AG in Verbindung zu setzen.
Kontakte: Roger Winter, Telefon 0 61 04 / 4 95 85, oder Marco Caliendo, Telefon 0 61 04 / 4 95 58. hf
EGELSBACH. Für die Finanzierung des rund 3,2 Millionen Mark teuren Kindergartens Bayerseich, der in Niedrigenergietechnik gebaut werden soll, hat die Stadt nun entsprechende Zuschüsse beim Land beantragt: einmal für den Kindergarten an sich und auf der zweiten Schiene für die energiesparende Bauweise, die alleine rund 480 000 Mark verschlingen wird.
SPD-Landtagsabgeordneter Matthias Kurth informierte die Egelsbacher kürzlich über ein Drei-Jahresprogramm des Landes, das in ganz Hessen 20 000 Kindergartenplätze schaffen soll. 200 Millionen Mark werden dafür bereitgestellt.
Für den dreizügigen Kindergarten, in dem insgesamt 75 Kinder Platz finden werden, soll, wie Bauamtsleiter Rainer Gruhl, mitteilt, noch im Juli der Bauantrag gestellt werden. "Wir hoffen, daß uns im September dann die Baugenehmigung erteilt wird, und wir im November mit dem Bau beginnen können." fra
BAD VILBEL. Die Bauarbeiten, die vor einer Woche zur Beschädigung der Wurzeln der alten Dorflinde in Dortelweil geführt haben, wurden ohne naturschutzrechtiche Genehmigung begonnen, außerdem wurde die DIN-Vorschrift nicht eingehalten, die den Schutz von Bäumen bei Baumaßnahmen regelt. Landrat Rolf Gnadl (SPD) und Umweltdezernentin Gila Gertz (Die Grünen) erklärten während der Pressekonferenz am Mittwoch im Kreishaus dazu: "Wir werden jetzt nachprüfen, ob diese DIN-Norm überhaupt in das Leistungsverzeichnung beim Bauauftrag an die ausführende Firma mit aufgenommen wurde oder ob sich der verantwortliche Stadtrat Klaus Minkel auch noch dabei einer groben Pflichtverletzung schuldig gemacht hat."
Wie Frau Gertz bekräftigte, war der Stadt Bad Vilbel bekannt, daß der über 100jährige Baum als Naturdenkmal ausgewiesen werden soll. Das Geschehen offenbare "fahrlässiges Handeln der Stadt". Die Auftraggeber hätten sich vergewissern müssen, ob die ausführende Firma die Richtlinien im Umgang mit öffentlichem Grün kennt, sonst hätte die Firma den Zuschlag nicht erhalten dürfen. Unter anderem schreibt die DIN-Norm vor, daß in der Umgebung eines solchen Baumes nur mit Schaufeln gearbeitet werden darf.
Auf dem FR-Bild vom 3. Juli ist unmittelbar unter dem Baum ein Bagger zu erkennen.
Entgegen den Äußerungen des Ersten Stadtrates sei der Baustop nicht durch ihn, Minkel, sondern durch einen Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde veranlaßt worden, stellt der Landrat klar. Umweltdezernentin Gila Gertz hat inzwischen ein Gutachten an einen vereidigten Sachverständigen vergeben, um festzustellen, welche Schäden entstanden sind und wie Sanierung möglich ist. Auf einen städtischen Gutachter wollten sich die Kreisbehörden nicht einlassen.
"Auffällig ist die Häufung von Fällen dieser Art in der Stadt Bad Vilbel", meinte der Landrat nachdenklich. Wie dort bei Bauarbeiten mit Natur und Landschaft umgegangen werde, erinnere ihn stark an den ungebrochenen Fortschrittsglauben der 60er Jahre, als alles weichen mußte, was der sogenannten Zukunftsentwicklung im Wege war.
Viele dieser damaligen "Fortschritt"- Projekte, wie etwa die kanalisierte Nidda, müssen heute mit großen Geldaufwand wieder in einen naturnahen Zustand versetzt werden. "An die Leine nehmen"
Schließlich forderte der Landrat Bürgermeister Günther Biwer (CDU) auf, von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch zu machen. "Wenn Minkel sich nicht an gesetzliche Bestimmungen hält, muß ich vom Bürgermeister erwarten, daß er seinen Vertreter an die kurze Leine nimmt." Nicht zuletzt bedauert der Landrat den Stil, den der "zweite Mann" in Bad Vilbel immer wieder an den Tag lege. Auszugsweise zitierte Frau Gertz aus Briefen Minkels an sie. Die FR verzichtet auf die Wiedergabe der Zitate. "Was die Ausfälligkeit Minkels in der Öffentlichkeit gegenüber der Ersten Kreisbeigeordneten Gertz angeht, so sind sie in hohem Maß unanständig", rügte der Landrat. Er nannte Minkels Benehmen unkultiviert und eines öffentlichen Repräsentanten unwürdig. de
WEHRHEIM. Die Unzufriedenheit bei den Wehrheimer Landwirten, der Gemeinde und dem Wiesbadener Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) wächst. Wieder einmal muß der Abschluß der inzwischen schon zehn Jahre alten Flurbereinigung auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Der letzte Termin "Herbst" ist nicht zu halten. Die Agrarverwaltungsreform, die schon seit geraumer Zeit die Abwicklung des Verfahrens lähmt, hat mitterweile die Flurbereinigung selbst brachgelegt. Im Augenblick steht nur soviel fest: Vom 1. Januar 1993 an soll das Usinger ALL zuständig sein.
Für den Gruppenleiter für Flurbereinigung beim Wiesbadener ALL, Henning Kleeblatt, ist hingegen nur eines klar: "Unser Amt wird aufgelöst." Personalabbau ist ein Ziel der Strukturreform. Stellen, die beim Wiesbadener Amt frei werden, werden schon längst nicht mehr besetzt.
"Wir kommen nicht zügig mit unserer Arbeit voran, weil Leute fehlen", klagt Kleeblatt. Eine Prognose für den Abschluß der Maßnahme in Wehrheim, die bisher rund zwei Millionen Mark gekostet hat, wagt der Fachmann nicht mehr.
Die Folgen der unendlichen Verzögerungen: Die Bauern werden in ihrer Arbeit behindert, weil ihre Bewirtschaftungsflächen zerschnitten bleiben. Neben dem alten Wegenetz gibt es mittlerweile schon das neue, und neue Grenzsteine sind ausgesetzt. Aber beides ist noch nicht gültig, weil die Parzellierung noch nicht vorgenommen ist. Das alte System gilt weiter, und die neuen Steine stehen den Bauern im Weg.
So manches "Hindernis" ist inzwischen schon wieder verschwunden. Als Entschädigung für die erschwerte Bewirtschaftung erhalten die betroffenen Wehrheimer Bauern insgesamt rund 90 000 Mark im Jahr. Das Geld kommt von Bund und Land, das heißt: den Steuerzahlern. Es gilt das Verursacherprinzip: Der Bau der beiden Umgehungsstraßen Wehrheim und Obernhain hatte damals die Flurbereinigung ausgelöst.
Für Bürgermeister Helmut Michel (CDU) geht der größte Schaden der Verzögerung zu Lasten der Landschaftspflege und des Naturschutzes. Michel betont: "Unsere Flurbereinigung ist anders als üblich." Die Gemeinde habe die Gelegenheit genutzt, um die Landschaft ökologisch zu sanieren. Mehr als 200 000 Mark wurden seinen Angaben zufolge bisher für Naturschutzmaßnahmen ausgegeben. Statt Drainagen zu legen, wurden Feuchtgebiete ausgewiesen. Entlang den Feldwegen wurden Baumalleen gepflanzt und Feldgehölze angelegt.
Das größte Projekt ist die Ausweitung der Erlenbachparzelle um das Dreifache. Das Ufer des Erlenbachs soll sich künftig in der Gemarkungsgrenze fünfzehn Meter breit ausdehnen. "Wir wollen mehr Uferrandbewuchs, und der Bach soll sich wie früher wieder Windungen schaffen und stärker stauen." Doch die Maßnahmen greifen nicht, weil die Grundstücksbesitzer die abgegrenzten Flächen bis zum Ufer immer noch als ihre Wiesen nutzen können. Die Gemeinde hat sich schon schriftlich beim hessischen Landwirtschaftsminister beschwert. Die Antwort war enttäuschend. Michel: "Außer allgemeiner Freundlichkeit nichts Konkretes."Skandal als Leerstelle Auf dem 13. Internationalen James-Joyce-Symposium in Dublin
DUBLIN. Statt des roten Tuchs gab's gleichsam den roten Teppich: Zur Begrüßung der 600 Fans, Forscher und Philologen, die sich kürzlich zum 13. Internationalen James-Joyce-Symposium in Dublin trafen, erschien die irische Staatspräsidentin Mary Robinson, doch im Gegensatz dazu blieb den Joyceanern die Präsenz des Dichterenkels Stephen Joyce erspart. Der las statt dessen am "Bloomsday" im westirischen Galway das Joycesche Kinderbüchlein Die Katze und der Teufel vor - ein Unterfangen, bei dem er sicherlich auch eher am Platze war als bei der Diskussion von Feinheiten des Ulysses oder von Finnegans Wake.
Erspart blieb den Joyceanern damit zunächst auch der Skandal, den der ebenso humorlose wie streitsüchtige Stephen Joyce bisher noch mit jedem seiner Auftritte in ihren Reihen auslöste, und ohne solche Skandale wirkt ein Joyce-Symposium gelegentlich doch ein wenig fade. Humorlos - streitsüchtig Dies um so mehr zu einem Zeitpunkt, der von großer methodischer Richtungslosigkeit und überhaupt von einem Zurückweichen der Textinterpretation vor den öffentlichen Schlammschlachten um Editionsprinzipien und Urheberrechte geprägt ist.
Diese Schlammschlachten wurden in Dublin zumindest auf offener Bühne nicht fortgesetzt, doch die eigentliche Joyce-Philologie konnte ihre Chance, sich selbst wieder mehr ins Rampenlicht zu stellen, nicht nutzen. Es fehlt an einer gemeinsamen Forschungslinie ebenso wie an überzeugenden neuen Impulsen.
Die methodologischen Renner des vergangenen Jahrzehnts - Poststrukturalismus, Dekonstruktivismus, Genetic Criticism -, auf den vorherigen Symposia noch hitzig diskutiert, haben inzwischen Rost angesetzt und rufen nur noch ein müdes Lächeln und Gesten des Überdrusses hervor. In einer die eigenen Ideen immer schneller verschleißenden Forschungslandschaft können aber die neu ins Spiel gebrachten Stichworte erst recht nicht darüber hinwegtäuschen, daß ihre Lebenserwartung von vornherein gering ist - Stichworte wie Postkolonialismus, Marginalisierung, Postkulturalismus gar. Die Konzepte, die sich dahinter verbergen, mögen in Teilbereichen der wissenschaftlichen Bemühung um Joyce neue Einsichten bringen können, sind aber ganz sicher auch Anzeichen einer gewissen Ratlosigkeit.
In einer solchen Situation gewinnen plötzlich die alten Hausmittel des Textumgangs wieder an Boden: unsensationelle philologische Methoden wie die Analyse und Interpretation von Erzählstoffen und -motiven, Fragen der didaktischen Vermittlung von Joyces Werk und nicht zuletzt wirkungsästhetische und komparatistische Studien.
Einzelne Konferenzsitzungen in Dublin beschäftigten sich mit Joyce und solchen Kollegen wie Pynchon, Kafka, Malcolm Lowry; besonders gut vertreten war dabei die irische Literaur mit Flann O'Brien, Oscar Wilde, Seamus Heaney (der sich zusammen mit dem Amerikaner Mark Strand auch in einer Lesung den Joyceanern stellte) und vor allem Samuel Bekkett, dessen Beziehung zu Joyce gleich in fünf Sitzungen analysiert wurde. Dabei blieben überraschende Entdeckungen zu Detailfragen nicht aus: So konnte etwa die spanische Beckett-Übersetzerin Antonia Rodriguez-Gago nachweisen, daß der Monolog Winnies in Becketts Glücklichen Tagen massiv auf Molly Blooms Schlußmonolog im Joyceschen Ulysses anspielt, und damit das Vorurteil korrigieren, der mittlere und späte Beckett habe mit Joyce nur sehr indirekt zu tun; dieser Fund verbindet sich mit Hugh Kenners insistierend vertretener Auffassung, der so gar nicht nach Joyce aussehende Beckkett-Roman Watt sei mindestens so detailgesättigt wie der Ulysses, und läßt ahnen, daß die literarischen Beziehungen zwischen Joyce und Beckett doch komplexer sind als bisher angenommen.
Solchen Akzentverschiebungen in Spezialfragen zum Trotz wurde während der Symposiumswoche in Dublin insgesamt doch wenig bewegt, und das gilt ganz besonders für die vier Hauptredner Marilyn French, John Kidd, Robert Adams Day and Denis Donoghue. Am ehesten noch konnte der Amerikaner Day, einer der alteingesessenen Joyceaner, zeigen, wie eine gewitzte Joyce-Analyse aussieht: in seinem Vortrag "Joyce's AquaCities" zeigte er sich an theoretischen Modellen gänzlich uninteressiert (ohne freilich zu verleugnen, daß er ihnen durchaus gewachsen ist, wenn es sein muß) und legte voller rhetorischer Ironie seine Beobachtungen zur Präsenz des Lebensstoffes Wasser im Joyceschen Werk dar. Daß auch die Joyceaner nur mit Wasser kochen, konnte oder wollte Day nicht verschleiern - aber wenigstens zeigte er, daß das Wasser der Interpretationsmühlen bei sachgemäßer Zubereitung im Geschmack dem Wein der Erkenntnis ähneln kann.
Ganz anders machte es Marilyn French, die meinte, ihrem wehrlosen Publikum einen einschläfernden Sermon über die anthropologische Unnatur von Herrschaft halten zu müssen, der historisch ebenso inakkurat war, wie er am Thema Joyce vorbeischoß; gewiß ist es zwar richtig, im Joyceschen Werk Herrschaft in jeder Hinsicht unterminiert zu sehen, doch wer deswegen meint, mit Joyce als Vorwand alte Binsenweisheiten aus der Mottenkiste der Emanzipation predigen zu müssen, ist auf einem Kongreß wie diesem naturgemäß fehl am Platze.
Anders als Robert Adams Day machte es auch Denis Donoghue, der laut Programm über "The modern Joyce" sprach, sich in Wahrheit aber in eine längst überlebte Diskussion des Modernismus-Begriffs verlor und daran auch noch einige alte Hüte die Joyceschen Prosaqualitäten betreffend anhängte; in unerschütterlich biederer Vortragseleganz kam Donoghue zu dem Schluß, beim Modernisten Joyce verliere die Prosasprache ihre Durchsichtigkeit und gerate selbst in den Blick, so daß sie eine lyrische Dichte gewinne - wußte man das nicht schon?
Im übrigen bot Donoghues Vortrag ein schlagendes Beispiel für die grassierende Selbstbezüglichkeit der literarischen Kritik: es geht vielfach gar nicht mehr um die Errungenschaften des literarischen, sondern nur noch um die Positionen und Staturen des kritischen Werkes.
Mag sein, daß John Kidd vorhatte, gegen solche Tendenzen wieder das literarische Werk selbst zu setzen; wieso ihm sein eigener Vortrag aber deswegen gleich zum größten Flop des Symposiums geraten mußte, versteht er vermutlich selbst am allerwenigsten. Kidd, der sich in den letzten Jahren durch seine im Kern nicht völlig unberechtigte, aber arg überzogen vorgetragene Kritik an Hans Walter Gablers kritisch-synoptischer Ulysses-Edition einen Namen gemacht, die Joyce-Welt in einen schmutzigen Grabenkrieg getrieben und mit dem Gestus des Rebellen inzwischen für seine eigene Edition Voraushonorare in sechsstelliger Dollarhöhe eingestrichen hat, war für den "Bloomsday" mit einem Festvortrag über "Joyce and Irish History" angekündigt. Was er aber machte, war dies: er las eine selbsterstellte Collage, für die er in chronologischer Werkfolge Bruchstücke aus Joyces Texten von den Dublinern bis zum Ulysses und dazu exemplarische Exzerpte der Joyce-Sekundärliteratur aneinandergereiht hatte. In dem ganzen langen Vortrag kam kein eigenes Wort von Kidd vor - abgesehen von den Bandnummern seiner eigenen Joyce-Edition, die er den jeweiligen Auszügen voranstellte.
Auf den drastischen, aber wohl doch unbeabsichtigten Witz des einschläfernden Vortragskünstlers reagierte das Publikum ebenso drastisch: ungeniert holten viele Joyceaner sich Lesestoff aus der Kongreßmappe oder versteckten sich hinter einer Tageszeitung; andere vertrieben sich die Zeit mit dem Verfertigen von Limericks oder Anagrammen ("Hidd'n Jok'") auf Kidd; in großer Zahl (manche Hobby-Statistiker sprachen von 133, andere von 141 Flüchtigen) verließen die Zuhörer den Saal, wobei einer von ihnen noch am Podium vorbeiging und Kidd zwei Penny-Münzen hinwarf. An den verbleibenden Symposiumstagen war über Kidd kein gutes Wort mehr zu hören: er hatte sich gründlicher demontiert, als das seinem Gegenspieler Gabler je möglich gewesen wäre.
So hatte die Tagung doch noch ihren Skandal, wenn auch gewissermaßen als Leerstelle: das Skandalon war, daß nichts war. Dazu paßte es, daß Kidd auch seine Ulysses-Edition, die lange vorher für den "Bloomsday" angekündigt war, noch nicht präsentieren konnte: das Erscheinen ist verschoben worden. Gegen Ende des Jahres soll sie nun herauskommen, die "Dublin Edition", die in Irland durch die Lilliput Press und anderswo durch W. W. Norton verlegt wird - allerdings nicht in den Vereinigten Staaten, wo die Urheberrechtsfrist noch nicht abgelaufen ist. Daß sie es in einigen kontinentaleuropäischen Ländern auch noch nicht sei, beteuert im übrigen Stephen Joyce; es wäre zu wünschen, daß hier bald gerichtlich Klarheit geschaffen wird, zumal von den rechtlichen Unsicherheiten auch andere Projekte betroffen sind - beispielsweise Dieter H. Stündels Umschrift von Finnegans Wake ins Deutsche.
Ein zweiter Skandal war ebenfalls Thema auf dem Symposium, schwelte aber schon seit einigen Wochen. Die anwesenden Joyceaner hatten während der Tagung erstmals Gelegenheit, in der Dubliner Nationalbibliothek jene Dokumente zu prüfen, die Joyces Sekretär Paul Léon ihr während des Weltkriegs zugeleitet und für den Fall, daß er und Joyce den Krieg nicht überleben sollten, für 50 Jahre gesperrt hatte.
Bevor diese Dokumente - vor allem Briefe aus den 30er Jahren - nun zugänglich gemacht wurden, hatte aber Stephen Joyce wieder seine Finger im Spiel. Resultat: von den etwa 3 000 Stücken sind nur gut zwei Drittel zugänglich; von den übrigen ist Stephen Joyce auf Weisung des irischen Premierministers ein Teil ausgehändigt worden; der Rest wurde für 60 weitere Jahre sekretiert. Gegen diese Zensurierung hatte schon im April im irischen Senat dessen Mitglied David Norris (der gleichzeitig Joyceaner ist und das Symposium mitorganisierte) entschieden Wieder Zensurierung protestiert: "Die Dokumente waren eindeutig Besitztum der Familie Léon und nicht Besitztum der Familie Joyce. (. . .) Einige Posten wurden abgesondert, meiner Meinung nach illegal, und ein absurdes neues Datum wurde festgelegt - der 31. Dezember 2050. Stephen James Joyce wird dann 119 Jahre alt sein und ich rüstige 106. Ich bezweifle sehr, ob ich in jenem Stadium noch um James Joyce und seine Briefe bekümmert sein werde; vermutlich krieche ich am Boden herum und suche mein Gebiß, wenn ich noch lebe. (. . .) Es war unverantwortlich, das in die Nationalbibliothek gesetzte Vertrauen zu brechen, indem man Dokumente absonderte und den Forschern zusätzlich den Zugang verwehrte."
Norris' Vorstoß aber hatte keinen Erfolg; Kultur- und Premierminister entschieden zugunsten des biologischen Erbgesetzes und gegen das der Forschung. So hat in einem Land, in dem Zensur noch immer kein veralteter Begriff ist, der lebenslange Kampf von James Joyce gegen die Zensoren eine weitere postume Schlappe hinnhemen müssen: die roten Teppiche irischer Staatsakte verschmelzen mit jenem roten Tuch, das den Joyceanern zu bleiben sich Stephen Joyce redlich bemüht. FRIEDHELM RATHJEN
Die neuen Fußball-Regeln des Welt- Fußballverbandes (FIFA), die ab Freitag beim Start der zweiten Liga erstmals in Deutschland angewandt werden, werfen einige interessante Fragen auf. Zwar ist der Grundgedanke, nämlich die Spielverzögerungen im Abwehrbereich zu unterbinden, zu begrüßen, dennoch gibt es Situationen, die möglicherweise im Regelwerk nicht ausreichend berücksichtigt sind.
Klar ist, daß der Rückpaß aus unbedrängter Situation bestraft werden muß, aber es lassen sich auch Spielszenen denken, bei denen der Abwehrmann aus wirklicher Not - und umringt von mehreren Angreifern - keine andere Chance mehr hat als seinen Torwart anzuspielen und dieser wohl oder übel zupacken muß. Den Ball mit dem Fuß anzunehmen - wie erlaubt - ist ihm in solcher Lage möglicherweise weder aus räumlichen noch aus zeitlichen Gründen möglich. Unbillig ist demnach der Freistoß als Bestrafung, weil die Absicht einer Spielverzögerung nicht vorlag. Aus ähnlichen Überlegungen heraus wurden ja andere Einschränkungen ohnehin festgelegt - so ziehen Kopfbälle und unabsichtliches Ablenken des Balles in Richtung des Schlußmannes keine Bestrafung nach sich. Hier wäre mehr Realitätssinn notwendig gewesen.
Jedenfalls müssen sich Torhüter und Abwehrspieler auf die neuen Regeln einstellen, und es darf deshalb mit einer gewissen Spannung auf die ersten Spiele geblickt werden. Denn dort wird sich zeigen, wie schnell sich die Akteure (einschließlich der Schiedsrichter) auf die Regularien eingestellt haben und inwieweit die Neuheiten eine von den meisten Beteiligten gewünschte Belebung des Spiels wirklich mit sich bringen.
Gerechnet wird in der kommenden Saison auch mit wesentlich mehr gelben Karten, weil die Schiedsrichter verpflichtet sind, auch beim Ballwegschlagen und bei Fehlverhalten in der Mauer die Spieler sofort zu bestrafen. Was dabei unbefriedigend bleiben muß, ist die Diskrepanz in der Strafe selbst. Daß böse Fouls gleichgesetzt werden mit Ballwegschlagen oder Handspiel, war schon in der Vergangenheit eher lächerlich. Daß aber - die Europameisterschaft in Schweden hat es erst kürzlich gezeigt - manche schwere Vergehen völlig ungeahndet bleiben, für eher läppische Aktionen indessen gleich Gelb gezückt wird, stimmt doch nachdenklich. Angebracht wäre durchaus die Einführung einer Zeitstrafe auch im Profibereich; bei den Amateuren hat sich diese Regelung bewährt. Auf diese Weise hätten die Schiedsrichter eine gute Möglichkeit, differenzierter zu entscheiden.
ERICH STÖR
HOFHEIM. Bis Dienstag um Mitternacht wurde noch gehämmert und gepinselt. Jetzt ist es nach 14tägiger Renovierung wieder auf: Das Café Flot hatte gestern Honoratioren zur Wiedereröffnung geladen. Der Lionsclub war angetreten, etliche Geschäftleute begutachteten die Räume, Handwerker aus Hofheim saßen brötchenkauend auf den neuen lila Bistro-Stühlen. Sie alle haben den neuen Glanz des Cafés, das die "Selbsthilfe im Taunus" betreibt, finanziell, mit Sachspenden, mit Rat und Tat unterstützt.
Auch Nachbarn waren mit Farbeimern und Pinseln angerückt. Darüber ist der Selbsthilfe-Vorsitzende Bernhard Fielenbach besonders froh. Er will das Café für alle Bevölkerungsgruppen Hofheims öffnen, "weg vom Image des Treffs für Ex-Drogenabhängige kommen". Daß "ganz normale" Bürger beim Renovieren geholfen haben, ist für ihn ein "wunderbarer Schritt" in die richtige Richtung. Denn ein Zurück ins Arbeitsleben nach einer Drogenkarriere müsse auch Integration ins normale Arbeitsleben heißen.
Für Bürgermeister Rolf Felix sind diese Ziele der Selbsthilfe so wichtig, daß die Stadt auch ihr Scherflein zum Überleben des "Café Flot" beisteuert: 49 000 Mark fließen jährlich von der Stadtkasse in die Hauptstraße 4, außerdem finanziert das Rathaus die Hälfte der Stelle eines Sozial- und Drogenberaters. Die andere Hälfte bezahlt das Land. Auch was die Geschäftsführung des Café Flot angeht, ist der Bürgermeister des Lobes voll: "Da gab's von Anfang an überhaupt keine Schwierigkeiten". Lob vom ersten Bürger gab's aber nicht nur für die Aktivitäten der vielen freiwilligen Helfer und des "Flot"-Teams. Hobby-Fotograf Hartwig Bull eröffnete seine Ausstellung "Hofheimer Fachwerk", die der Bürgermeister, selbst Amateur-Knipser, als "Liebeserklärung an Hofheim" bezeichnete.
Bull will mit seinen plakatgroßen, gerahmten Schwarzweiß-Aufnahmen den "Blick für das Alltägliche schärfen". Mit seiner riesigen Plattenkamera fürs Sechs-mal-neun-Format ist er in den vergangenen 14 Tagen um schöne Fachwerkhäuser in der Kreisstadt herumgeschlichen. Liebevolle Details sind ihm dabei ins Auge gesprungen. Wie zum Beipiel die vielen kleinen, im Putz eingelassenen Schaukästen an Privathäusern, die er auf seine Platten gebannt hat. Die fallen dem eilig Vorbeihuschenden im Geschäftstrubel der Hofheimer Stadtmitte gar nicht mehr auf.
Um seine Motive einzufangen, hat der Hobbyfotograf den Wecker meist schon in aller Herrgottsfrühe klingeln lassen, denn "nur vor sieben Uhr haben mir keine häßlichen Autos den Blick verstellt".
Die Ausstellung von Hartwig Bull ist noch bis Ende September im Café Flot zu sehen. gre
BABENHAUSEN. Nachdem die Zahl der Fahrraddiebstähle am Schwimmbad in Babenhausen erheblich zugenommen hat, will die Stadt probeweise eine Fahrradwache einrichten. Bürgermeister Kurt Lambert denkt an einen rüstigen Rentner oder einen Ferienjob für einen Schüler. Als Gebühr für einen eingestellten Drahtesel soll eine Mark erhoben werden. Bereits vor Jahren hatte es am Schwimmbad eine Fahrradwache gegeben, die jedoch aus verschiedenen Gründen jedoch wieder eingestellt worden war. sch.
DIETZENBACH. Bei einem Unfall auf der Straße zwischen Heusenstamm und Dietzenbach-Steinberg sind zwei Beteiligte leicht verletzt worden (34 000 Blechschaden). Ein Lastwagenfahrer hatte zu spät bemerkt, daß sein Vordermann wegen eines überbreiten Kranwagens bis zum Stillstand abbremste. ttt
Gesammelt und intensiv geht die Frankfurter Kantorei an die Arbeit. Ein einsamer Korrepetitor am Flügel, etwas vage die Probenatmosphäre in einem Probestudio des Hessischen Rundfunks: Doch Wolfgang Schäfer, der dritte Dirigent der Frankfurter Kantorei, definiert das Programm, steht konzentriert diesem wohl leistungsfähigsten Ensemble der Frankfurter Chorszene gegenüber.
Wolfgang Schäfer ist seit 1982 Dirigent der Kantorei, die bereits 1945 von Kurt Thomas, Pädagoge am Frankfurter musischen Gymnasium, gegründet wurde. Später, unter dem Dirigat Helmut Rillings, wurde der Chor - im Verein mit der Gächinger Kantorei - zu einem gefragten Klangkörper, gefragt sowohl für Einspielungen und Produktionen wie als Gast diverser Festivals im In- und Ausland. Erst vor kurzem waren die Sänger bei einem so noblen Zyklus wie jenem der Weilburger Schloßkonzerte zu hören.
Fast klingt es wie ein arger Allgemeinplatz, wenn Schäfer formuliert, die Stimme sei das persönlichste, das endogenste Musikinstrument. Doch nur fast, bedenkt man die ungeheure Intensität, Zuwendung und Kompetenz, mit der dieser begabte Chordirigent darangeht, Affinitäten wie Dramatismen zu formen, zu gewichten, auszuprägen.
Der 1945 geborene Schäfer interessierte sich früh für vokale Abläufe und Gestaltungen. Der Dirigent, der zunächst im Fach Schulmusik und Germanistik in seiner Heimatstadt Freiburg studierte, ehe er sowohl die Chorleiter wie auch die Kapellmeisterprüfung ablegte (was angesichts des hohen Ausbildungsstandes gerade in künstlerischen Fachbereichen der Freiburger Musikhochschule einiges zu sagen hat), lernte als 15jähriger den Dirigenten Theodor Egel kennen. "Das hat mich auf die magische Schiene gezogen", sagt Schäfer noch heute. Längst ist der Dirigent an der Frankfurter Musikhochschule für die künstlerische Ausbildung im Fach Chordirigieren zuständig, ohne Allüren zu pflegen. Schäfer hat immer wieder ausgetretene Pfade verlassen (wie zuletzt in Weilburg mit Schuberts "Stabat Mater"), hat Temperament, Engagement in die Chorarbeit eingebracht.
Die Frankfurter Kantorei, die er als ambitioniertes Laientheater bezeichnet, sei in der Lage, Schwerpunkte schnell zu vertiefen, überhaupt schnell zu ler- nen, trotz des Chorumfangs von knapp 100 Sängern und Sängerinnen. Diese Größe muß sein, so Schäfer, eher könne der Chor noch wachsen. Aufnahmevoraussetzungen sind Notenkenntnisse, einigermaßen flüssiges Vom-Blatt-Singen und die Bereitschaft zu echtem Einsatz: Wenn nötig nehmen die Chormitglieder ein oder zwei Tage Urlaub, um beispielsweise eine Auslandsreise machen zu können.
Zurück zur Chorprobe: Schuberts "Stabat mater" befand sich im Stadium der Detailarbeit, das Konzert in Weilburg stand damals kurz bevor. Zunächst ein Probendurchlauf. Schäfer horcht in den Chor hinein, dirigiert sparsam; eine kontemplative Phase im Probenablauf. "Nicht herb werden", ruft er den Singenden zu, "ihr seid genug Sängerinnen." Und immer wieder spielt Schäfer auch den Psychologen: "Wo ist meine beste Klangintensität", "wo fühlt sich mein Ton am besten an". Dann, temperamentvoll: "Akzent! Akkord!" Die Arbeit wird immer dichter, man sucht "die beste Spur". "Nur nicht hochschmieren": das war eine herbe Kritik. Das Stück wird dem Chor in seinen Details zunehmend bewußter, eine klar abgesteckte Klang- und Bewegungsästhetik beginnt zu greifen. Das Ensemble singt konzentriert, singt sich frei, romantisch, in Geste wie Aura.
ALEXANDER ULLMANN
HOCHTAUNUSKREIS. Auch im Taunus ist bei Zeckenbissen immer Vorsicht angebracht. Darauf weisen Ärzte aus dem Kreisgebiet hin. Denn auch hierzulande können die kleinen Beißer eine gefährliche Krankheit übertragen: die Borreliose. Nach der US-amerikanischen Stadt, wo sie zuerst auftrat, ist sie auch Ein Fall pro Woche als Lyme-Krankheit bekannt. Bei uns kommt sie in der ganzen Bundesrepublik und dort besonders in Waldgebieten vor.
"Zur Zeit habe ich grob geschätzt einen Fall in der Woche", erzählt ein Königsteiner Kinderarzt am Telefon. "So viele hab ich noch nie gesehen." Seine Vermutung: "Anscheinend sind doch viele Zecken infektiös."
Nötig ist es deshalb, auf frühe Anzeichen der Krankheit zu achten. Etwa die "Wanderröte". Dabei bildet sich um die Wunde ein rötlicher Fleck, der größer wird und weiter wandert. In dieser ersten Phase - etwa bis zur vierten Woche - kann die Krankheit mittels Antibiotika leicht geheilt werden. Passiert das nicht, können Rheuma, Herz- und Kreislaufprobleme die Folge sein.
Das heimtükische an der Borreliose ist, daß eine "Wanderröte" zwar immer auf sie hinweist, diese ihr aber nicht zwangsläufig vorausgeht. "Man kann nach einem Zeckenbiß lediglich auf mögliche Symptome der Krankheit achten wie Fieberschübe und Gelenkprobleme. "Sollten irgendwelche Ungereimtheiten auftreten, dann ab zum Arzt. Nur allzu oft denken die Leute gar nicht daran, daß ihre Beschwerden davon herrühren könnten." Auch hier gilt das alte Ärztemotto: Vorbeugen ist besser als Bohren. orb
WETTERAUKREIS. Das "FR-mobil" gerät in Fahrt. Ein besonderes Freizeitvergnügen bieten wir unseren Lesern am Samstag, 18. Juli: Eine Wanderung auf den Spuren der Römer - am Limes entlang. Damit es auch wirklich ein Vergnügen wird, wollen wir niemand überfordern. Für die etwas mehr als neun Kilometer lange Strecke lassen wir uns dreieinhalb Stunden Zeit. Auf der Hälfte des Weges legen wir eine 45minütige Rast ein (Verpflegung nicht vergessen!). Kleine Verschnaufpausen sind ebenfalls vorgesehen: Schließlich wird August Will vom Taunusklub, ein Kenner des römischen Erdwalls, uns während des Spaziergangs kleine Geschichten über die noch gut erhaltenen Wachttürme und Kastelle erzählen.
Treffpunkt für alle wanderlustigen Geschichtsfreaks ist das "FR-mobil" um 11 Uhr am Forsthaus Winterstein. Sie erreichen es über Bad Nauheim. Der Weg in den Wald führt über die Hauptstraße in Richtung Autobahn. In Höhe der Autobahnraststätte Wetterau fahren Sie durch eine Unterführung, an der Gabelung geht es links ab - und dann immer gerade aus. sal
MÜHLHEIM. Als fünfte Stadt im Kreis wird sich Mühlheim an der hessenweiten Aktion "Minus 10 Prozent, runter mit den Unfallzahlen!" beteiligen. Am Samstag, 12. September, offeriert die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kreis, mit Verbänden und Sponsoren, mit Polizei und Feuerwehr im Innenhof des Rathauses ein buntes Verkehrssicherheits-Programm. Zwischen 11 und 16 Uhr gibt es Aktionen wie Crash-Tests und Bremsweg-Demonstrationen, Ausstellungen und jede Menge Infos. Dazwischen machen Bands heiße Musik, denn die Kids sind bevorzugte Ansprechpartner.
"Junge Leute sind überdurchschnittlich häufig an schweren Unfällen beteiligt", sagt Bürgermeister Karl-Christian Schelzke. Zweite Zielgruppe beim Aktionstag: Kinder und Jugendliche, die mit Zweirädern im Verkehr unterwegs sind.
Drittes Thema schließlich: die Fußgänger. In Mühlheim liegen die Zahlen jener Unfälle, die durch Fehlverhalten gegenüber den schwächsten Verkehrsteilnehmern verursacht werden, überdurchschnittlich hoch. Während die Stadt nämlich mit 7,6 Prozent aller Unfälle im Kreis durchaus im Mittelfeld rangiert, erreicht sie bei Fußgänger-Unfällen immerhin 11,2 Prozent. An Simulatoren können die Mühlheimer/innen am 12. September richtiges Verhalten trainieren.
Bis dahin wird die Stadt versuchen, über Gespräche - beispielsweise mit Autohändlern - für die Aktion noch Teilnehmer und Sponsoren zu gewinnen. Der Kreis gibt einen Zuschuß in Höhe von maximal 10 000 Mark. Wenn das Programm teurer wird, muß die Stadt über den Nachtrag Gelder bewilligen - oder zahlungskräftige Mitbürger/innen gewinnen, die an Verkehrssicherheit interessiert und zu einer Spende bereit sind.
Nach den Ferien wird die Stadt alle Kindergärten und Schulen anschreiben und auf die Veranstaltung hinweisen. Mit den Vereinen wird Schelzke schon vorher verhandeln. Die Motorsportler haben ihre Teilnahme bereits ebenso zugesagt wie die Automobilclubs.
Mitwirken wird auch die Polizeistation Mühlheim, die auf einer großen Steckkarte die wichtigsten Unfallstellen und -ursachen demonstrieren will. Außerdem werden die Beamten einen Parcours abstecken, auf dem Radfahrer ihre Geschicklichkeit demonstrieren können.
Selber mitmachen wird großgeschrieben am 12. September. In einem Fahrsimulator läßt sich nach Alkoholgenuß feststellen, wie mit steigendem Promillegehalt die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt wird. Sehkraft und Reaktionsfähigkeit kann jede/r testen oder beim Schleiftest erkennen, wie wichtig richtige Motorradbekleidung ist.
Besonders eindrucksvoll: der Crashtest mit einem Auto, den Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz auf der Friedensstraße vornehmen. Die Fahrbahnen werden dann kurzfristig gesperrt.
Zur Unterhaltung spielen drei Rockgruppen auf: "Merry Krimble", "Insect Voyeur" und "Hemo und Spahni". Die Moderation des Aktionstages hat Dierk Heimann, Mitarbeiter beim ZDF und dem Rheinlandpfälzischen Rundfunk. Und natürlich, so versichert Bürgermeister Schelzke, gibt es am 12. September auch was zu essen und zu trinken.
Im Kreis haben sich in den vergangenen zwei Jahren bisher Dietzenbach, Neu-Isenburg, Seligenstadt und Obertshausen an der Aktion "Minus 10 Prozent" beteiligt. Offenbach veranstaltete im September 1990 einen Verkehrssicherheitstag. hf
BIEBERGEMÜND. Die Schlingnatter ist Thema eines Dia-Vortrages, der am Samstag, 11. Juli, um 14 Uhr in der Außenstelle Lochmühle des Forschungsinstitutes Senckenberg in Bieber gezeigt wird.
Anette Sauer, die mit ihrer Arbeit zur Biologie und zum Verhalten der ungiftigen Schlange Siegerin im Wettbewerb "Jugend forscht" wurde, stellt im Rahmen der naturkundlichen Veranstaltungsreihe der Johann-Heinrich-Cassebeer-Gesellschaft ihre wissenschaftlichen Ergebnisse über das Reptil vor. jan
KRONBERG. Die Kette der gelegten Brände in Kronberg reißt nicht ab. In der Nacht zum Mittwoch schlugen Brandstifter wieder zweimal zu. In einer Installateurfirma in der Westerbachstraße richtete das Feuer laut Feuerwehrangaben "einige hunderttausend Mark Schaden" an. Zwei Stunden zuvor hatten Brandstifter bereits einen Papiercontainer in der Jacques-Reiss-Straße angesteckt.
Eine "unwahrscheinliche Hitze" und dichter Qualm erschwerte den Kronberger Feuerwehrleuten laut Wehrführer Hartmut Habig in der Sanitär- und Heizungsbaufirma das Löschen. Das Gebäude selbst brannte nicht, doch qualmender Kunststoff machte den Einsatz von vier großen Belüftungs- und 15 Atemschutzgeräten nötig.
Wegen des Atemschutzes wurden auch zusätzliche Feuerwehrleute aus Oberhöchstadt angefordert. Insgesamt arbeiteten unter der Leitung von Habig und Stadtbrandinspektor Jürgen Link 42 Feuerwehrmänner. Einer von ihnen verletzte sich bei dem Einsatz leicht, er zog sich Schnittwunden am Fuß zu.
Mit drei Lösch-C-Rohren und "jeder Menge Licht" hatte die Wehr das Feuer nach nicht einmal eineinhalb Stunden um 6.15 Uhr bereits gelöscht. "Wir wurden um 4.49 Uhr über die Leitstelle alarmiert", berichtet Hartmut Habig. Exakt sechs Minuten später erreichte das erste Feuerwehrauto die Westerbachstraße.
"Eindeutig", so ein Bad Homburger Kriminalbeamter, geht das Feuer auf das Konto von Brandstiftern. Eine Hälfte der Eingangstür war eingeschlagen, Schubladen und Schränke waren geöffnet und teils durchwühlt.
Der eigentliche Brandherd war nach den Ermittlungen der Kripo eine Verkaufstheke mit Werbematerial direkt hinter dem Eingangsbereich. Weniger das Feuer selbst als Ruß und Wasser an Elektrogeräten, Computern und Wänden richteten den größten Schaden an. Über seine exakte Höhe war gestern nichts zu erfahren. "Unser Büro ist zur Zeit nicht besetzt", vermeldete der Anrufbeantworter der Firma - die Beschäftigten waren beim Aufräumen.
Allein in den letzten sechs bis acht Wochen fand die Kriminalpolizei in ihren Unterlagen vier gelegte Brände in Kronberg. Ein Zusammenhang sei möglich, "aber wir können ihn nicht beweisen", äußert sich der stellvertretende Kripo-Chef Friedrich List vorsichtig. Gegen nur einen, immer wieder aktiven Brandstifter spricht: "Jede Tat war anders." stk
BUTZBACH. Nach den Sommerferien wird an der Butzbacher Degerfeldschule ein Betreuungsangebot für maximal 25 Kinder arrangiert. Zwei Erzieherinnen werden sich in Teilzeitarbeit um Kinder kümmern, die alleine von Vater oder Mutter erzogen werden oder berufstätige Eltern haben. Damit diese Kinder in der unterrichtsfreien Zeit nicht sich selbst überlassen bleiben, wird im Rahmen des Betreuungsangebotes für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung gesorgt.
Die Erzieherinnen werden von der Stadt bezahlt, der Wetteraukreis stellt die Räume zur Verfügung. "Ich könnte mir durchaus vorstellen, auch mit anderen Kommunen ähnliche Vereinbarungen zu treffen", meint Schuldezernent Joachim Pollmar (SPD) zu der modellhaften Zusammenarbeit mit der Stadt Butzbach. ub
WETTERAUKREIS. Die Kreisbauaufsicht prüft derzeit den von einem Fachbüro vorgelegten Sanierungsplan der mit Kieselrot belasteten Sportanlagen im Wetteraukreis. Für die Sanierung hat der Kreis bereits beim Land einen Investitionskredit von 300 000 Mark (Zinssatz: zwei Prozent) aufgenommen, weitere 450 000 Mark sind als außerplanmäßige Ausgaben für 1992 veranschlagt.
Auch wenn es "eng wird an allen anderen Stellen des Vermögenshaushaltes", so Gnadl, sei er zuversichtlich, die Summe trotz der prekären Finanzlage des Kreises aufzubringen. cor
(Siehe auch untenstehenden Bericht.)
jk FRANKFURT A. M. Der Professoren-Streit über den Maastrichter Vertrag, der eine Wirtschafts- und Währungsunion zwischen den dafür qualifizierten EG- Ländern bis spätestens 1999 zum Ziel hat, erhält ständig neue Wendungen. Zunächst hatten sich in einem Manifest 62 deutsche Wissenschaftler gegen den geplanten Verbund ausgesprochen. Dafür ernteten sie barsche Kritik von den Chef-Volkswirten der drei Frankfurter Großbanken (FR vom 16. Juni), die in dem Papier "den Geist der siebziger Jahre" erblickten. Die derart Angegriffenen wehrten sich sinngemäß mit der Erwiderung, die Bank-Manager würden lediglich nachbeten, was ihre Chefs als vorteilhaft für die Geldinstitute deklariert hätten. Sie könnten also nicht unabhängig urteilen. Nun wiederum präsentieren 53 Wirtschaftswissenschaftler aus allen EG-Mitgliedsstaaten mit Ausnahme Irlands eine Schrift, die in dem Vorwurf gipfelt, die gut fünf Dutzend Kollegen seien mit Kurzsichtigkeit geschlagen.
Die Gruppe, der auch Olaf Sievert, der ehemalige Vorsitzende des Sachverständigenrates, angehört, leitet aus dem Manifest den Aufruf ab, am gegenwärtigen Zustand festzuhalten, "da er Deutschland auf den ersten Blick alles bietet: stabile Wechselkurse und eine von der bewährten Bundesbank betriebene Geldpolitik". Nach Überzeugung des Euro-Teams aber "ist dies sogar aus rein national-staatlichem Blickwinkel kurzsichtig". Die anderen EG-Partner hätten heute aufgrund ihrer Liberalisierungs- und Deregulierungsanstrengungen weitaus größere Finanzmärkte als in der Vergangenheit. "Und dies wird es für die Bundesbank schwierig machen, ihre Politik immer im gesamten System durchzusetzen. Darüber hinaus bringt eine einheitliche Währung bedeutende ökonomische Vorteile, die nicht allein durch Wechselkursstabilität erreicht werden können."
Externe Schocks (Ölpreiskrisen, amerikanische Hochzinspolitik) hätten das für feste Kurse sorgende Europäische Währungssystem (EWS) in der Vergangenheit ins Wanken gebracht, und die Reaktionen der Mitgliedsländer darauf seien oft widersprüchlich und destabilisierend gewesen, konstatieren die 53 Wissenschaftler. Demgegenüber erhöhe eine Einheitswährung "Europas Unabhängigkeit und ermöglicht eine kollektive Reaktion, ohne Koordinierungsproblemen und Störmanövern ausgesetzt zu sein". Deshalb gebe es keine Alternative zur Währungsunion.
Auch ist es für die Euro-Runde "nur schwer verständlich", weshalb ihre Kollegen befürchten, die künftige Europäische Zentralbank (EZB) würde die Stabilitätszügel schleifen lassen. "Die Unabhängigkeit der EZB wird größer sein als die der Bundesbank, und die EZB ist direkt zur Verfolgung des Ziels Preisstabiliät verpflichtet", heißt es dazu in dem Papier.
Die zwei Gesichter militärischer Gewalt Waffen vernichten und Waffen verhüten Kriege / Kontroverse Standpunkte der Friedensforscher zur künftigen Rolle der Bundeswehr
doe FRANKFURT A. M. Der monatelange Kampf um die Macht bei dem Versicherungs-, Bauspar- und Bankenkonzern Aachener und Münchener Beteiligungs-AG (AMB) ist entschieden: Die vom Vorstand des Finanzriesen erbittert befehdete Pariser Assurances Générales de France (AGF) hat sich mit der Forderung nach Anerkennung ihres gesamten Anteilspakets von 25 Prozent plus einer Aktie durchgesetzt. Auf der Hauptversammlung am kommenden Dienstag, dem Jahrestag des Sturms auf die Bastille, werden die Franzosen als größter Aktionär hochkarätig auftreten. Sehr wahrscheinlich wird AGF-Chef Michel Albert auf dem Treffen in den Aufsichtsrat gewählt. AMB-Chef Wolf-Dieter ("Tricky") Baumgartl hingegen, der den Galliern bislang das Stimmrecht für 18 Prozent Namenspapiere verweigerte, könnte - so Insider - an diesem Tag "krank" sein.
Einer von AMB-Aufsichtsratschef Helmut Gies und AGF-Präsident Albert unterzeichneten Erklärung zufolge einigten sich beide Gesellschaften, ihr 1990 entworfenes "Allianz- und Überkreuzbeteiligungsprojekt" doch zu verwirklichen. Nach anfänglichen Verhandlungen war dieses Vorhaben im Mai 1990 von den Aachenern abrupt abgeblasen worden - angeblich, weil die Pariser die Sperrminorität forderten. Die AMB verschaffte sich damals statt dessen durch eine Kapitalerhöhung und eine engere Anlehnung an die italienische Gesellschaft La Fondiaria, deren eigenartige Umstände inzwischen das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) beschäftigen, dringend benötigte Liquidität.
Gleichwohl hatte die mehrheitlich staatliche AGF in der Folgezeit für gut eine Milliarde Mark AMB-Namensaktien erworben, die von Aachen jedoch nicht ins Aktionärsbuch eingetragen wurden. Für diese Papiere wird den Franzosen nun das Stimmrecht eingeräumt. Damit wird AGF zum größten AMB-Anteilseigner vor Fondiaria, die rund 20 Prozent hält. Unklar ist noch, wie stark sich AMB umgekehrt an AGF beteiligen wird. Doch dürfte der Aachener Einstieg an der Seine angesichts der akuten Geldknappheit eher symbolisch sein und jedenfalls weniger als zehn Prozent ausmachen.
Gemäß der Vereinbarung soll die Überkreuzverflechtung ihren Ausdruck im Einzug eines AGF-Vertreters in den AMB-Aufsichtsrat finden. Umgekehrt wird Baumgartls Vorgänger Gies Verwaltungsratsmitglied in Paris. Die Franzosen verpflichten sich, "bei allen anstehenden Hauptversammlungen der Gesellschaften der AMB-Gruppe den von Vorstand und Aufsichtsrat vorgetragenen Beschlüssen zu folgen". Im gleichen Papier wird die Übernahme der BfG Bank durch den Crédit Lyonnais angestrebt (siehe Seite 1).
Mit keinem Wort wird in der Übereinkunft der amtierende AMB-Chef Baumgartl erwähnt, der sich mit juristischen Mitteln gegen die angeblich drohende "feindliche Übernahme" durch AGF gewehrt hatte. Vor einem Monat noch hatte der Manager siegessicher erklärt: "Der Feldzug gegen die AMB bleibt stecken."
Kleine FR
Besuch der Landesgartenschau LANGEN. Der Obst- und Gartenbauverein plant am Samstag, 11. Juli, einen Ausflug nach Pforzheim zur Landesgartenschau, Kraichgau, Bad Wimpfen und Erbach (Odenwald). Einige Plätze sind noch frei. Mit drei Bussen soll gefahren werden. Los geht's um 7.15 Uhr, und die Rückkehr ist für 23 Uhr geplant. Wer Lust hat mitzufahren, sollte sich unter der Rufnummer 06103 / 2 75 14 anmelden. Country-Frühschoppen LANGEN. Ein Country-Frühschoppen mit der Gruppe Hawk-Country Music findet am Sonntag, 12. Juli, 10 Uhr am Musikpavillion, An der Rechten Wiese in Langen statt. Der Eintritt ist frei. Ferienmeckerschoppen LANGEN. Am Montag, 13. Juli, 20 Uhr, laden die Freien Wähler zu ihrem Mekkerschoppen in die Gaststätte der Georg- Sehring-Halle nach Oberlinden ein. Über Nordumgehung oder Verkehrsberuhigung Oberlinden soll "gemeckert" werden.Hallenbad geschlossen DREIEICH. Das Hallenbad in Sprendlingen ist von Montag, 13. Juli, bis 23. August wegen der jährlichen Generalreinigung und notwendiger Reparaturarbeiten geschlossen. Wer schwimmen will, kann ins Freibad Parkschwimmbad gehen. Babbelrunde der CDU LANGEN. Am Dienstag, 14. Juli, 20 Uhr, "babbelt" die CDU in interessierter Runde im Hotel "Deutsches Haus". Als Referenten des Abends konnten die Christdemokraten Horst Bönig, Vorsitzender des Kraftsportvereins 1959 Langen, gewinnen. Busfahrt zum Vierwaldstättersee NEU-ISENBURG. Vitznau, am Vierwaldstättersee, ist das Ziel einer Busfahrt, der Verein "Hilfe für Ältere Bürger", zwischen dem 8. und 14. August, organisiert. Es sind noch Plätze frei. Wer sich für die Fahrt interessiert, kann sich wochentags in der Zeit von 9 bis 13 Uhr unter Tel. 0 61 02 / 24 12 60 erkundigen. Grillfest des Tanzsportclubs EGELSBACH. Ein Grillfest an der Egelsbacher Waldhütte verantstaltet der Tanzsportclub 71 am Samstag, 11. Juli, von 14 Uhr an. Das Motto des Festes heißt dieses Jahr "Italien". Frauentreff der Arbeiterwohlfahrt EGELSBACH. Der nächste Frauentreff der Arbeiterwohlfahrt findet am Dienstag, 14. Juli, um 14 Uhr statt. Auch Nicht- Mitglieder sind eingeladen.
BAD VILBEL. Das Dach des rund 25 Jahre alten Ofra-Pavillons an der John- F.-Kennedy-Schule in Bad Vilbel ist leck. Der Kreisausschuß des Wetteraukreises hat deshalb auf Vorschlag von Schuldezernent Joachim Pollmar einer Sanierung des Daches zu einem Gesamtpreis von rund 58 000 Mark zugestimmt.
Da die Dachkonstruktion eine Begrünung in herkömmlicher Bauweise nicht zuläßt, wird jetzt geprüft, ob eine Spezialbegrünung in leichterer Bauweise möglich ist. de
Kleine FR
Spende für Jugendarbeit BRACHTTAL. Mit einer Spende von 1000 Mark kann die Jugendarbeit der Kirchengemeinde verbessert werden. Das Geld brachte die Nachbarschaftshilfe-Kleiderkammer mit einem Flohmarkt zusammen. Imker kümmern sich um Winterfutter BIEBERGEMÜND. Um die Winterfutterbestellung geht es am Samstag, 11. Juli, beim Imkerverein Biebergrund. Die Mitglieder treffen sich um 20 Uhr im Gasthaus "Senzel" in Roßbach.
FLORSTADT. Die Grundschule in Stammheim erhält ein neues "Kleid". Der Kreisausschuß hat Aufträge von rund 30 000 Mark an eine Niddataler Firma für Putz- und Anstricharbeiten vergeben.
&blt; Open-Air-Kino
Das Werkstattkino "Mal sehn" beginnt am Freitag im Holzhausenpark eine Freilicht-Kino-Reihe. Um 21.30 ist der Kinderfilm "Donald Duck der Pechvogel" zu sehen im Anschluß daran um 22.45 Uhr wird der Frankfurt-Street-Movie "Schlammbeisser" von Charly Weller gezeigt. Sollte es regnen, wird die Veranstaltung auf Samstag vertagt. &blt; Architektur-Entwürfe In der Frankfurter Galerie Fenster, Dürerstraße 10, wird am Freitag, 10. Juli, um 18.30 Uhr eine Ausstellung mit Arbeiten von Schülern der Städelschule eröffnet. Gezeigt werden Entwürfe der Gallopprennbahn Niederrad. Geöffnet ist die Galerie mittwochs bis freitags von 13 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 12.30 Uhr. &blt; "Tafü-Lafö" Musiktheater "Festmahl im Tafü-Lafö-Land" nennt sich ein groteskes Musiktheater, das vom 10. bis zum 12. Juli im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, von dem Duo Zwieback & Stache präsentiert wird. Beginn ist jeweils um 21.30 Uhr. Kartenreservierungen unter der Rufnummer 069 / 40 58 95 20. &blt; Candlelight-Theatre Das amerikanische Candlelight-Theatre zeigt am 10. und 11. Juli die Komödie "The Sunshine Boys" von Neil Simon. Showbeginn jeweils um 20 Uhr. Kartenreservierungen unter der Rufnummer 069 / 151 58 35. &blt; Liederabend von Hanno Wentorp Der Liedermacher und Poet Hanno Wentrop gastiert am heutigen Freitag im Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5. Er verbindet in seinen Liedern kritische und humorvolle Texte mit Elementen aus Folk, Funk, Bossa Nova, Jazz , Rock und Klassik. Beginn ist um 21.30 Uhr.
BAD VILBEL. Die Bühne ist stockduster. Pause. Langsam geht Licht an in einer Ecke der "Bretter, die die Welt bedeuten". Die gräßliche Gestalt eines alten Magiers wird erkennbar. Grauer Hausmeisterkittel, eine riesige spitze Glatze aus Pappmasché, Hakennase. Der Magier blättert in einem Folianten. Dann schlappt er über die Bühne und entlockt einem "perkussiven Holztisch", einem Gong, einem eigenartigen Zupfinstrument mit nur einer Saite fremdartig anmutende Töne, Trommelwirbel erklingen. Das Maskenspiel beginnt.
Wiener Masken- und Musiktheater nennt sich das Ensemble, das derzeit in der Theaterwerkstatt der Alten Mühle probt und am Mittwoch, 15. Juli, um 20.30 Uhr in einer Generalprobe und am Mittwoch, 22. Juli, zur gleichen Uhrzeit in der Alten Mühle zu sehen sein wird. Für die Generalprobe werden kostenlose Einlaßkarten ausgegeben, für die Hauptvorstellung kosten die Karten 14 und zehn Mark.
Das Ensemble ist 1986 von jungen Frauen und Männern aus allen Ecken Europas in Wien gegründet worden. Heute hat die Gruppe um Angelika und Thomas Kippenberg ein Zentrum im Hofgut Ahlersbach bei Schlüchtern erschlossen. Nur Edda Breit ist von der Wiener Gruppe noch übriggeblieben. Die "Visionen der Nacht", das Stück, das im Oktober vorigen Jahres in Hanau-Wilhelmsbad uraufgeführt wurde, hatte in der einzigartigen Mixtur von Musik, Masken und Tanz die Darstellung der zwölf Tierkreiszeichen zum Gegenstand.
Von diesen Themen hat sich das Spiel, in dem nur Eckpunkte des Maskenspiels und bei der Musik nur wenige Tonfolgen und Akkorde festgelegt sind, längst emanzipiert. In der Entwicklung des Stücks sind daraus zwölf Bilder aus dem Inneren, "die in jedem Menschen tief verborgen sind" (Eigenwerbung), geworden. Die Maskenspieler/-innen Edda Breit und Arnold Pfeifer mit Ina Diettrich am Licht-Mischpult und dem Vilbeler Musikschullehrer Andreas Nowak als Magier legen Wert auf die Freiheit der Gestaltung, auf spontane Einfälle, auf die sie sich wechselseitig einstellen.
Ein Schauder läuft dem Publikum den Rücken hinunter, wenn auf der Bühne vom Magier jene androgynen, also als Frau oder Mann nicht festzulegenden Figuren mit den überdimensionierten Köpfen hervorgezaubert werden, wenn die in weite Umhänge gekleideten Figuren mit ihren Stier-, Widder- oder Sonnenköpfen lautlos über die Bühne geistern, sich auf dem Boden wälzen, sich berühren und umarmen, um dann unter den Klängen der eigenartigen Musik des Magiers wieder davonzuhuschen. Die Visionen aus dem Dunkel der Nacht, diese Bilder aus der Abseite des bewußten Lebens, erinnern an die Ursprünge des Theaters überhaupt. Das Schauspiel ist bei den Griechen in der Antike aus der heiligen Handlung des Tieropfers hervorgegangen. Die Tiermasken stehen in der Nachfolge des Opfertiers. Sie erinnern nach Angaben ihres Schöpfers Thomas Kippenberg an "archaische Strukturen in unserem Inneren".
In den Visionen aus der Nacht des Lebens, bei der Entfesselung der weitgehend unbewußten, "tierhaften" Seite des Menschen durch den Zauberer hat das Ensemble einen Handlungsfaden gefunden, der gerade nicht, wie es geradezu Theatertradition ist, zu einem Triumpf des Lichts über die Nacht führt, sondern ins Gegenteil. Der Magier wird das Opfer der Geschöpfe seiner Fantasie. "Der Tanz der Gestalten wird mehr und mehr zu des Magiers Lebenstanz, bis letztendlich das von ihm hervorgerufene Spiel ihn mit hineinzieht und er im selbstvergessenen kindlichen Spiel die letzte Station seines Lebens erreicht", interpretieren die Darsteller/-innen selbst ihr Stück. Die Maske, das "Opfertier", triumpfiert über den Opferer in Gestalt des Magiers. Maskenspielerin Edda Breit zitiert bei der Pressevorstellung des Stücks Goethes "Zauberlehrling": "Herr, die Not ist groß!/Die ich rief, die Geister/Werd' ich nun nicht los."
Dieses Maskentheater hat sehr viel mit der Dialektik von Bewußtsein und Unbewußtem im Innern des Menschen zu tun und hilft sicher, mit dem Schrecken und der Faszination, die von dem Stück gleichermaßen ausgehen, ein wenig über sich selbst nachzudenken. Hier feiert das, was Sigmund Freud die "psychische Urbevölkerung" genannt hat, erschrekkende, teils übrigens auch fröhliche Urständ'.
So paßt das Stück in die Gegenwart, in der auf vielfältige Weise nach Erfahrung des Selbst gesucht wird. Das Wiener Masken- und Musiktheater hilft auf seine Weise, das eigene Selbst - und hier besonders seine Nachtseite - besser zu erkennen. HANNES MATHIAS
Verwandte hilft Bosniern dabei, daß sie sich in Hanau aufhalten können Steiniger Weg durch Bürokratie
Von Jutta Rippegather HANAU. Würde Zarkos Cousine nicht seit Jahren in Deutschland arbeiten, könnten der 36jährige und seine drei Freunde jetzt nicht hier sitzen. Die Verwandte verpflichtete sich in der vergangenen Woche, für Lebensunterhalt, ausreichenden Wohnraum sowie eventuelle Kosten im Krankheitsfall aufzukommen. Hinter den vier Menschen aus Sarajewo liegt eine Flucht und ein langer steiniger Weg durch die Bürokratie. Jetzt dürfen sie sich nur in Hessen aufhalten. Den Sinn dieser Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit verstehen sie nicht: "Das ist doch wie im Getto", meint Ninela. Eine Woche nach Kriegsbeginn in ihrer Heimatstadt hatte sich Halid, der 41 Jahre alter Mann von Ninela, einer schweren Magenoperation unterziehen müssen. Die medizinische Versorgung sei sehr schlecht gewesen. Deshalb hätten sie sich für ein Krankenhaus in Belgrad entschieden, erzählt die studierte Betriebswirtin. Zu viert fuhren sie in die einstige jugoslawische Hauptstadt. Nach dem Eingriff konnten sie nicht mehr zurück: Sarajewo war belagert.
"Wir haben uns plötzlich unsicher gefühlt. Wir hatten Angst vor Krieg, vor Bürgerkrieg", berichtet die Frau. "Wir sind keine Serben." Weil sie "jetzt wohl Bosnier" sind, entschieden sich die Freunde für die Flucht nach Deutschland, das sie schon häufiger als Touristen besucht hatten.
Angesichts der widersprüchlichen Informationen wußten die vier nicht genau, ob sie ein Visum benötigen. Auf Einladung eines in Deutschland lebenden Verwandten dürften sie sich acht Wochen in der Bundesrepublik aufhalten, hörten sie. Aber auch, daß Bosnier generell ein Visum benötigen. Die deutsche Vertretung in Belgrad stelle keine Visa aus, erfuhr Halid in der Botschaft.
Selbst deutsche Behörden räumen in dieser Frage Unsicherheit ein: "Das ist so undurchschaubar, daß wir das nicht wissen", so eine Sprecher des hessischen Innenministeriums. Die seit 7. Mai beschlossene Visumspflicht für Bosnier gelte "nur in Ausnahmefällen" nicht, heißt es im Bonner Innenministerium. Dies betreffe Verwundete und Kranke, Flüchtlinge, deren Verwandte für Unterkunft und Verpflegung garantiern sowie Mütter mit minderjährigen Kinder, deren Vater schon längerer Zeit in Deutschland arbeitet. Demnach hätte wenigsten Zarko Glück gehabt. Doch wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe berichtete, warten viele Bosnier mit den gleichen Voraussetzungen wie er in Salzburg auf den begehrten Stempel im Paß.
Weil wegen des Boykotts von Belgrad aus kein Flugzeug mehr nach Deutschland startete, kauften die vier Flüchlinge schließlich Tickets nach Maastrich in den Niederlanden. Inklusiv einem Busfahrschein nach Düsseldorf, den ihnen der Zollbeamte in Belgrad jedoch wegnahm: "Ihr habt kein Visa. Ihr werdet nie Deutschland sehen", sagte ihnen der Uniformierte ins Gesicht, berichtet Ninela.
Daß er nicht Recht behielt, hat das Quartett einer Freundin aus Mönchengladbach zu verdanken. Die holte sie am Flughafen ab. Ohne Kontrolle passierten sie Anfang Juni die Grenze. Doch die Helferin hatte nicht genug Platz: Nach mehr als zwei Wochen, die sechs Erwachsene und ein Kind in der 70 Quadratmeter Wohnung ausharrten, entschieden sich deshalb die vier, zu Anna überzusiedeln. Das Problem dabei: Sie besaßen eine auf Nordrhein-Westphalen beschränkte Duldung, durften sich also nicht in Hessen aufhalten. Sie seien illegal hier, erfuhren die vier bei der Hanauer Ordnungsbehörde. Doch diese verhielt sich diesmal relativ unbürokratisch. Nicht zuletzt, weil ein deutscher Bekannter sich hartnäckig für die Flüchtlinge einsetzte. Nach einem Anruf und einigen Tagen Wartezeit war das Agreement komplett: Nordrhein-Westfalen "verzichtete" auf die vier und Hessen setzte die Duldungsstempel in die Pässe, die die "serbische Polizei" in Belgrad ausgestellt hatte.
"Weil jemand da war, dessen Wohnung groß genug ist, eine Garantie auf den Unterhalt abgegeben hat und ein Verwandter ist", begründet Ordnungsamtsleiter Hans von Arnim diese Vorgehensweise seiner Behörde.
Doch auf Kosten ihrer Verwandschaft möchten die vier "Bosnier" nicht leben. Ihr Tatendrang ist offensichtlich. Da sie zwei Kunstgewerbe-Galerien in Sarajewo betreiben, pflegen sie seit Jahren Kontakte zu Künstlern in Deutschland. So erreichte sie jetzt eine Einladung nach Freiburg: "Da können wir nicht hin", bedauert Ninela mit Hinweis auf die eingeschränkte Bewegunsgfreiheit.
Mit ihren Freunden würde sie gerne als Verbindungsglied zwischen Künstlern hier und in ihrer Heimat - seien es nun Kroaten, Serben oder Bosnier - fungieren. "Wir möchten auch gerne Geld verdienen, um unseren Familien und Freunden helfen. In Sarajewo ist es hart zu leben", ergänzt ihre 29jährige Schwester Mirela. Was Ninela als "Nonsens" bezeichnet, stellt für Wiesbaden "keine unbillige Härte" dar. Die Duldung sei Ländersache und immerhin hätten die Bosnier gegenüber Asylbewerbern einen breiteren Aktionradius, meint Gert- Uwe Mende vom hessischen Inneministerium: "Die dürfen sich nur im Regierungsbezirk aufhalten, sich früher sogar nur im Landkreis oder der jeweiligen kreisfreien Stadt aufhalten."
(Siehe "Zur Sache")
NEU-ISENBURG. Ein Architektenbüro wurde jetzt vom Magistrat der Stadt Neu- Isenburg beauftragt, einen Neubau für die Kindertagesstätte Schwalbenstraße zu planen. Die 24 Jahre alte Kita ist nach Auffassung des Magistrats "nicht mehr zeitgemäß". Die erforderlichen Sanierungsarbeiten wären so umfangreich, daß sie sich nicht rentieren würden.
Deshalb soll die Kita abgerissen und neu gebaut werden. Vorgesehen sind wie bisher zwei Gruppen zu je 20 Kindern. Zusätzlich sollen jedoch zwei weitere Räume eingerichtet werden, um nachmittags Gastkinder aufnehmen zu können. Sobald der Magistrat weiß, was ein Kita- Neubau kosten wird, kann die Stadtverordnetenversammlung über den Neubau entscheiden.
Für Ersten Stadtrat Berthold Depper steht nach dieser Erfahrung fest: "Solange wir es beeinflussen können, wird es keine Kitas mehr in Fertigbauweise geben, die sind nach 20 bis 25 Jahren offenbar hin." So soll die neue Kita, auch teilweise unterkellert werden. Als weiteren Vorzug gegenüber den Fertigbauten preist Depper die bessere Wärmedämmung bei der herkömmlichen festen Bauart.
Ein weiterer Planungsauftrag wurde für die Kindertagesstätte "Östliche Innenstadt" vergeben. Nach mehreren Verhandlungen hat sich der Kreis Offenbach nun entschlossen, einen Teil des Schulgeländes der Buchenbuschschule der Stadt Neu-Isenburg zu übertragen, damit sie dort eine Kindertagesstätte einrichten kann.
Das ist auch nach dem sogenannten Kindergartenentwicklungsplan im Osten der Stadt dringend erforderlich. Die Architekten sollen eine Kita planen, in der drei Gruppen zu je 20 Kindern betreut werden können. Die noch zu ermittelnden Kosten für den Neubau müssen dann von den Volksvertretern genehmigt werden. fra
HANAU. Der Stadtverband Hanau der CDU-Sozialausschüsse (CDA) hat sich dagegen ausgesprochen, für die Finanzierung der begrüßenswerten Pflegeversicherung Arbeitnehmer im Krankheitsfall durch Lohnabzug oder Urlaubskürzung zu "bestrafen".
Ein Karenztag sei tarifpolitisch nicht verhandelbar, gesellschaftspolitisch nicht durchsetzbar und verfassungsrechtlich nicht realisierbar, schreibt der Hanauer CDA-Vorsitzende Christian Gössl in einer Pressemitteilung.
Statt dessen sollten alle Arbeitnehmer, Beamte, Selbständige und Unternehmer den Verlust eines Feiertags hinnehmen und an diesem arbeiten.
Statt über eingeschränkte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nachzudenken, sei es lohnender, krankmachende Belastungen am Arbeitsplatz abzubauen. him
BAD ORB. Die "Drei Birken" auf dem Molkenberg sind am Wochenende wieder Anlaufpunkt für Wanderfreunde und Vergnügungssüchtige. Dort findet das Sommerfest des Turnvereins statt, das sich erstmals über drei Tage erstreckt.
Bereits am Freitag, 10. Juli, beginnt um 20 Uhr eine Rocknacht im Festzelt. Am Samstag spielt zur gleichen Zeit die Tanz-Band "Concordia" bei freiem Eintritt. Am Sonntag locken Frühschoppen, Kaffee und Kuchen, Wettspiele, eine Tombola sowie abends Musik und Tanz auf die Festwiese.
Wanderer können am Samstag zwischen 16 und 18 Uhr auf eine Sechs-Kilometer-Strecke gehen. Am Sonntag ist die Startzeit zwischen 8 und 12 Uhr. Dann steht eine zehn Kilometer lange Tour zur Auswahl. jan
GELNHAUSEN. Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe leistet der Kirchenkreis Gelnhausen in Weißrußland bei der Milderung der Folgen der Atomkatastrophe von Tschernobyl. Die Unterstützung gilt einem Waisenhaus und dem Aufbau eines Zentrums, in dem Erholungsaufenthalte für Kinder und Jugendliche aus den am meisten verstrahlten Gebieten geboten werden. Margot Becker, die Vorsitzende der Kreissynode Gelnhausen und Dekan Peter Laucht haben sich jetzt vor Ort mit eigenen Augen überzeugt, daß die Hilfe gut ankommt.
Becker und Laucht waren auf eigene Kosten mit einer Gruppe, der auch Experten aus Handwerk und Landwirtschaft angehörten, in Weißrußland unterwegs. Ihre Beobachtungen lassen erwarten, daß die Unterstützung aus dem Westen nicht nur akute Not lindern sondern auch den Aufbau neuer tragfähiger Strukturen vor Ort fördern kann. Besonders beeindruckend empfindet Margot Becker, daß die Menschen nach jahrzehntelanger Gängelung wieder Eigeninitiative entwickeln, "von sich aus zupakken" würden. Ein großes Problem neben dem Mangel an Materiellem: Es fehlt an Know-how, an gut ausgebildeten Fachleuten in handwerklichen und anderen Berufen.
Bei der Einrichtung des Erholungs- und Ausbildungszentrums Nadeshda - der Name bedeutet "Hoffnung" - sind deshalb auch deutsche Experten beteiligt. Das Projekt geht zurück auf die Initiative des Vereins "Leben nach Tschernobyl", der Männerarbeit der deutschen evangelischen Kirche und der Belorussischen ökologischen Union. Seit eineinhalb Jahren trägt der Kirchenkreis Gelnhausen mit regelmäßigen Sammelaufrufen sein Scherflein bei. In einem von Strahlung relativ unbelasteten Gebiet direkt am Vilejka-See nordwestlich von Minsk wurden zwölf Hektar Land und Gebäude gekauft, die ursprünglich für eine Dependance der Universität Minsk genutzt wurden. Der Preis von 70 000 Mark verdeutlicht, mit welch relativ geringem finanziellen Aufwand vor Ort geholfen werden kann.
Jeweils 300 Kinder und Jugendliche sollen sich für acht bis zehn Wochen in dem Zentrum am See erholen können. Es geht aber auch um Schulung und Ausbildung besonders im Hinblick auf die Produktion unbelasteter Nahrungsmittel. Dazu gehören der Aufbau eines fleischverarbeitenden Betriebes, eines Sägewerkes und einer Schreinerei, sowie die enge Anbindung an landwirtschaftliche Betriebe in der unmittelbaren Umgebung.
Durch die Beteiligung belorussischer und deutscher Gruppen kann die Idee der Verständigung und Versöhnung "in eine angemessene praktische Form gebracht werden", wie es in einer Beschreibung des Kirchenkreises heißt. Großen Wert legt der Kirchenkreis auch darauf, daß das Projekt für beide Seiten als ein Beitrag zur Bewußtseinsbildung über die Gefahren der zivilen Nutzung der Atomenergie verstanden werden kann.
Für Nadeshda hat sich der Kirchenkreis aber auch aufgrund der Überlegung entschieden, daß strukturelle Hilfe weitaus effektiver ist als vorübergehende Angebote wie Erholungsmaßnahmen für russische Kinder in der Bundesrepublik. "Wir sind außerordentlich skeptisch gegen Erholungsmaßnahmen, die hier stattfinden", sagt Laucht, "da sie unverhältnismäßig teuer sind und nur vier Wochen dauern". Fördere man derartige Programme in Rußland, könnten sie länger dauern, werde den Kindern der Kulturschock erspart und sie könnten auch gezielt im schulischen Bereich unterstützt werden. Russische Gesprächspartner hätten jetzt diese Auffassung bestätigt. Sie seien der Meinung, daß gegenwärtig die Hilfsbereitschaft in Deutschland zwar sehr groß sei, aber man nicht sicher sein könne, daß das immer so bleibe.
36 000 Mark hat der Kirchenkreis Gelnhausen bisher aus Spenden und Kollekten zusammengebracht. 15 000 Mark sind bereits für Nadeshda überwiesen worden. Das entscheidende sei, so Laucht, "daß wir dort zuverlässige Gewährsleute haben, unter anderem Mediziner der Universität Minsk, aber auch Landwirte, die starkes Interesse daran haben, wie man ökologisch produziert.
Weil neben der strukturellen Hilfe aber "einige direkte Kontakte schon da sein sollten" (Laucht), hat sich der Kirchenkreis einer Aktion der Christlichen Frauen für das Leben und der Initiative Hanau-Tschernobyl angeschlossen. Die beiden Gruppen haben eine Patenschaft zu einem Waisenhaus in Shidkovitschi in der Nähe der weißrussischen Stadt Gomel übernommen und unterstützen es vor allem mit unverstrahlten Nahrungsmitteln.
Als Strahlenfolgen sind neben anderen Erkrankungen auch Zahnschäden rapide angestiegen. Im Frühjahr hat die Initiative deshalb Gerätschaften für die Einrichtung einer Zahnarztpraxis in dem Waisenhaus gestiftet. Für den Kauf der gebrauchten Ausstattung hat der Kirchenkreis Gelnhausen 10 400 Mark gespendet. Auch das Waisenhaus haben Becker und Laucht besucht. "Wir wollten bei einem unvermuteten Besuch wissen, ob die Praxis aufgebaut ist", sagt Laucht. Auch dort machten die Besucher ausgesprochen positive Erfahrungen. Alle Geräte seien installiert und funktionierten.
Wer die Hilfen des Kirchenkreises Gelnhausen unterstützen möchte, kann seinen Beitrag auf das Konto 37767 bei der Kreissparkasse Gelnhausen unter dem Stichwort "Nadeshda" einzahlen. lex
HANAU. Das Hanauer Landgericht hat vier Männer im Alter zwischen 23 und 48 Jahren wegen mehrerer Raubüberfälle, die in wechselnder Besetzung ausgeübt worden waren, zu zweimal zehn Jahren und zweimal sechseinhalb Jahren Haftverurteilt. Unter den Verurteilten auch ein einstiger Kapitänleutnant und Diplom-Sportlehrer (48) aus Neu-Isenburg und sein 23jähriger Sohn. Beide waren an einem Banküberfall auf dei Kreissparkasse in Eisenach, bei dem 150 000 Mark erbeutet wurden, beteiligt.
Maskiert und bewaffnet waren zwanzig Kunden und Angestellte der Bank in Schach gehalten worden, einer der Zeugen hatte vor Gericht "von Todesängsten" gesprochen. Der Ex-Marineoffizier, der wegen Betrugs vorbestraft ist, und der "seinem Sohn zuliebe" und "weil er das Geld auch ganz gut gebrauchen konnte" mitmachte, war nur bei diesem Banküberfall mit dabei.
Ebenfalls zehn Jahre Gefängnis erhielt ein 29jähriger Friseurmeister aus Linsengericht (Main-Kinzig-Kreis), der, ebenso wie der Offizierssohn, für vier Raubüberfälle verantwortlich gemacht wurde. Der voll geständige Friseur hatte sich während der mehrtägigen Verhandlung als Drahtzieher der Überfälle herausgestellt. Als Motiv für seine kriminelle Karriere gab er an, sich mit dem Kauf eines teurens Sportwagens finanziell total übernommen zu haben. Sechseinhalb Jahre Haft erhielt außerdem ein 26jähriger aus Kelkheim (Main-Taunus-Kreis), der zu zwei Überfällen überredet wurde. are
MAIN-KINZIG-KREIS. Wie generell in den alten Bundesländern, verlieren auch in der Region immer mehr Menschen ihre Arbeit. Den negativen Trend beschreibt jetzt der neue Monatsbericht des Hanauer Arbeitsamtes für den Main-Kinzig-Kreis. Demnach liegt die Quote nunmehr bei 5,5 Prozent gegenüber 5,3 im Mai und 4,4 in 1991. Am stärksten von dieser Entwicklung betroffen war der Altkreis Schlüchtern. Die meisten Beschäftigungslosen wurden allerdings im Altkreis Gelnhausen gezählt, wo der Durchschnittswert bei 5,9 Prozent liegt. Eine Besserung ist nicht in Sicht, zumal mehrere potente Firmen, besonders im metallverarbeitenden Sektor, weitere Entlassungen planen.
Wie die Arbeitsvermittler jetzt bekanntgaben, waren Ende Juni knapp 9400 Männer und Frauen ohne Job. Das sind 390 mehr als im Mai und über 2100 mehr als im Jahr davor. Der konjunkturelle Rückgang und die fortgesetzte Rationalisierung hat sich demnach deutlich bemerkbar gemacht. Dennoch gab es noch mindestens 980 von den Firmen gemeldete freie Stellen. Die meisten davon wurden im Berichtszeitraum vermittelt. Insgesamt wurden 1123 Personen neu eingestellt.
Als auffällig hoch bezeichnet das Arbeitsamt den Anteil der Männer ohne geregelte Beschäftigung: "Mit 4816 Erwerbslosen stellten sie 51,3 Prozent der Arbeitslosen. Nach Wiederaufnahme der Arbeit in den Außenberufen stellten in den früheren Jahren während der Sommermonate immer die Frauen das Gros der Arbeitslosen. Trotzdem sind im Verhältnis zu den Erwerbstätigen nach wie vor die Frauen benachteiligt. Ihre Arbeitslosenquote beträgt zur Zeit 6,4 Prozent gegenüber der der Männer mit 4,9 Prozent."
Auf hohem Niveau liegt nach Angaben der Statistiker die Zahl der Neumeldungen von Arbeitslosen mit 1510. Das sind 361 mehr als im Mai und 108 mehr als im Jahr davor. Rund die Hälfte davon sind Schulabgänger. Deswegen wurden auch 427 zusätzliche Jugendliche ohne Arbeit aufgelistet. Im Vormonat waren es noch 353.
Bei den Aussiedlern hat sich die Situation etwas gebessert, obwohl mehrere Bildungsmaßnahmen, die als Beschäftigungszeit gewertet werden, ausgelaufen sind. Von dieser Gruppe sind 492 ohne Job gemeldet, 61 weniger als im Mai.
Angestiegen ist die Arbeitslosigkeit in allen Teilen des Kreises, am meisten aber im Raum Schlüchtern und Hanau. Im Altkreis Hanau - ohne Maintal, Schöneck und Niederdorfelden - stellt sich die Situation wie folgt dar: 4622 Arbeitslose, Quote 5,8 Prozent, Zuwachs 219, Vermittlungen 484 und damit mehr als doppelt soviele wie im Mai.
Altkreis Gelnhausen: 2748 Arbeitslose, Quote 5,9 Prozent, Zuwachs 90, Vermittlungen 205 - fast doppelt soviele wie im Vormonat. Schlüchtern: 1033 Arbeitslose, Quote 5,1 Prozent, Zuwachs 53, Vermittlungen 124. In Maintal, Schöneck und Niederdorfelden wurden 989 Arbeitslose gezählt, ein Zuwachs von 25. Damit liegt die Quote dort bei 4,3 Prozent. hein
Fußball-Oberligist SG Egelsbach hat den 26 Jahre alten Mittelfeldspieler Thomas Kaiser von der SG Höchst als elften Neuzugang verpflichtet. Kaiser, der nach einer Knieverletzung noch einen erheblichen Trainingsrückstand aufweist, soll die Lücke im linken Mittelfeld schließen. fro
"Man kann die rechten Parteien nicht praktisch aus der Öffentlichkeit ausschließen - was übrigens einer demokratischen Gesellschaft auch unwürdig wäre. Ich plädiere dafür, in den Parlamenten zu respektieren, daß diese Abgeordneten frei gewählt sind. Sie haben ein Mandat ihrer Wähler, und insofern muß man ihnen auch die Rechte geben, die mit diesem Mandat verbunden sind." Hans-Gerd Jaschke
HANAU. Ein leichter Autoreifen vermindert den Materialaufwand, und die damit einhergehende Ressourcenschonung, Kraftstoff- und Abgassenkung nutzen der Umwelt.
Das Hanauer SP Reifenwerk spart bei seinen neuen Hochleistungsreifen nach eigenen Abgaben durch moderne Fertigungsverfahren zehn Prozent Material. Freilich dürfte dieser Pneu-Typ eher für PS-starke Autos geeignet sein. him
Ein Wechselspiel von "Verharmlosung und Dramatisierung" kennzeichnet nach Ansicht von Hans-Gerd Jaschke den hilflosen Umgang etablierter Politiker mit rechtsradikalen Parteien. Für eine offensive inhaltliche Auseinandersetzung plädiert der Frankfurter Politologe auf Seite 7.
Seine "Partnersuche via Bildschirmtext" endete für einen Bremer Geschäftsmann zumindest finanziell in einer unangenehmen Überraschung. Die Frankfurter Btx-Firma, die dieses Partnersuchprogramm über den Bildschirmtext der Deutschen Bundespost anbietet, hatte ihn nicht einmal, sondern gleich zehnmal zur Kasse gebeten. Da das Geld per Nachnahme in seinem Betrieb ohne sein Wissen eingelöst worden war, hatte er sein Geld zurückgefordert und den Vertragsschluß "wegen Irrtums und arglistiger Täuschung" angefochten.
In einem am Mittwoch veröffentlichten Zivilurteil gab das Frankfurter Amtsgericht der Klage des Btx-Kunden recht. Der Vertrag zwischen der Firma und ihren Kunden enthalte eine "überraschende Klausel", die "nach den Umständen, insbesondere dem äußeren Erscheinungsbild des Vertrages so ungewöhnlich ist, daß der Vertragspartner mit ihr nicht zu rechnen braucht". Zudem enthalte auch der Umstand, daß die allgemeinen Geschäftsbedingungen dem Kunden nicht auf Papier vorlägen, sondern "nur über Bildschirm, über mehrere Btx-Seiten verteilt" verfügbar sind, ein so "starkes Überraschungsmoment", daß der Vertragsschluß unwirksam sei (Az.: 32C 4988/91-48).
In ihrem Programm "Partnersuche via Bildschirmtext" offeriert die Firma zehn Rubriken von "Er sucht Sie" über "Grüne Witwen" und "Spielwiese" bis hin zu "Weibliche/Männliche Modelle". Hintergrund des Urteils ist nun die nach Ansicht des Gerichts "überraschende" Vertragsklausel, die die Abrechnung bei der elektronischen Partnersuche regelt. Demnach muß nämlich ein Benutzer, der das Programm aufruft und dabei automatisch alle zehn Rubriken auf den Bildschirm bekommt, alle diejenigen löschen, die er nicht benutzen will. Tut er dies nicht, muß er nicht nur den Bereich bezahlen, aus dem er sich bedient, sondern alle anderen auch.
Diese "Benutzerführung", wonach sämtliche Rubriken erscheinen und bei Bestätigung gebucht werden, nicht gewünschte Rubriken jedoch selbst gelöscht werden müssen, stellte für das Gericht eine "überraschende Klausel" dar. Die Btx-Firma intendiere damit die Inanspruchnahme sämtlicher Rubriken. "Bei einer Partnersuche in diesem Bereich", so die Urteilsbegründung, "ist im Regelfall jedoch nicht anzunehmen, daß der Interessent sich für alle Formen menschlicher Neigungen gleichzeitig interessiert und diese für sich per Btx verfügbar halten will." sol
Die Musiker auf der Bühne versprühten den Charme wackelnder Geranientöpfe, und wenn der Lichtregisseur nicht die Gelegenheit gehabt hätte, seine Scheinwerfer gelegentlich in den sommerlichen Stadionhimmel fernzusteuern, wäre er wahrscheinlich vorzeitig eingeschlafen.
"Money for Nothing?" Mitnichten. Mark Knopfler und Komparsen ("Dire Straits" genannt) gestalteten im Waldstadion einen sehr harmonischen Abend, bei dem es - ganz Rock'n'Roll-untypisch - nur um gute Musik ging, um Musik und sonst nichts.
Es steht schon seit längerem fest, daß Mark Knopfler mit seiner Links-wie- rechts-Drei-Finger-Technik zu den besten Gitarristen dieses Erdballs zählt, und es ist egal, ob er eine Strat, eine Dobro, eine Nylon-Saiten-Cutaway oder seine neue Strat-ähnliche E-Gitarre mit Humbucker-Pickups spielt: Die gezupften Töne perlen, egal wie laut, egal wie leise. Daß hier Musiker mit Leib und Seele am Werke waren, merkte man schon dem Könner am Mischpult an: Er produzierte HiFi im Stadion. Der Klang war prämienreif, Phrasierungen gingen nicht in der üblichen Open-Air-Pampe unter, ja selbst die ganz seltenen klitzekleinen Fehler, die sich Knopfler auf dem Griffbrett und mit der rechten Hand leistete, waren gut zu hören.
Natürlich stellt sich die Frage, was solche Kammermusik auf dem Fußballfeld noch mit Rock'n'Roll zu tun hat. Vielleicht gar nichts. Die letzte Dire- Straits-LP "On Every Street" ist eine fast reinrassige Country-Platte, die sich dem Genre nur deshalb nicht zu 100 Prozent zuordnen läßt, weil Mark Knopfler mit seiner Spielweise und mit seinen Texten den Bauch in die Kopfebene verlagert hat.
Über ihn ist in der Musik- und Publikumspresse letzthin viel gelästert worden. Kürzlich mokierte sich gar der "stern" unter der Überschrift "Rocker mit Weltschmerz" über sein "philantropisches Rumgelabere", monierte Knopflers Engagement "gegen Krieg, Rassenhaß und andere Schweinereien" (Jungs, lest doch mal Euer eigenes Blatt!). Verkehrte Welt: Wurden gute Popmusiker noch vor ein paar Jahren nahezu presse-gesteinigt, wenn sie sich sozial oder politisch nicht engagierten, werden sie heute an den Bühnenpranger gestellt, wenn sie es tun.
Leute wie Sting, Peter Gabriel oder Mark Knopfler müssen sich solche Diffamierungen schon deshalb nicht zu Herzen nehmen, weil sie ihr Engagement (das mit einem Millionen-Bankkonto im Rücken sicherlich leichter fällt . . .) nicht in billige Parolen packen. Auf der Bühne tun sie ihren Job, sie machen Musik. Bei Dire Straits: keine Ansage, keine Absage, zwischendurch nur ein einziges leises "Thank you" für begeisterten Beifall; kein Lob für's Publikum, keine geübten Atti- oder Platitüden - der Mann mit dem peinlich wirkenden, aber schweißtropfen-verhindernden Stirnband (nichts rostet so schnell wie eine Stahlsaite) spielte ganz einfach auf höchstem Niveau seine Gitarre für 35 000 zahlende Zuhörer.
Er kann nicht sonderlich gut singen - das hebt ihn auf ein Treppchen mit Bob Dylan, dem er ja schon ausgeholfen hat. Seine Show war kommunikationslos musikalisch, und das kam zweieinhalb Stunden lang hervorragend an. Der Ex-Lehrer Knopfler geht mit seinem Gitarrenspiel und seiner Lyrik (die manche für Lyrismus halten) ins Mark, nicht ins Bein.
Ja, es fehlte an diesem Abend, in diesem nicht ganz ausverkauften Stadion nur eins: der gekonnte Quer- oder Steilpaß à la Uwe Bein, den Andi Möller mal mit "wie vom anderen Stern" charakterisiert hat - zum Beispiel in Richtung des exzellenten Saxophonisten. Obwohl der Torschuß ausblieb: Hienieden spielte eine namenlose Band (nicht vorgestellt), die diesen Namen verdiente, und hier spielte ein Gitarrist (Mark Knopfler), der den Vergleich mit Eric Clapton nur noch ein bißchen scheuen muß.
Auch gut: Plastikbecher-Recycling; gegen 50 Pfennig Pfand funktioniert es; kaum Müll. WOLFGANG SPINDLER
HANAU. Auf dem Gelände der 1984 stillgelegten Altölraffinerie Pintsch im Hanauer Hafengebiet saniert das Land Hessen für rund 80 Millionen Mark seit 1988 einen der größten Umweltschadensfälle Deutschlands. Der Unternehmensbereich Altlastensanierung der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) ist seit Anfang des Jahres damit beauftragt und hat jetzt mit der Bodenreinigung begonnen.
Mit Hilfe der Mikrobiologie soll insgesamt 230 000 Tonnen Erde Altöl entzogen werden. Rund zwei Drittel davon werden auf einem Nachbargrundstück gelagert. Das andere Drittel bleibt, wo es ist: ihm werden Nährstoffe zugesetzt.
Von diesem neuen Verfahren verspricht sich das hessische Umweltministerium Nutzen für weitere Altlasten im Land. Sie in den nächsten 20 Jahren zu sanieren wird, so der zuständige Fachreferent Guntram Finke in Hanau, einen "Milliardenaufwand" erfordern.
Das mikrobiologische Verfahren baut die Kohlenwasserstoffe zwar nicht ganz ab, im Boden verbleibendes Paraffin und Wachs kann nach Angaben von Fachleuten jedoch nicht mehr gefährlich werden, weil sich diese Substanzen durch Wasser ausschwemmen lassen. him
NEU-ISENBURG. Einen Bildungsurlaub nach Rumänien, für Jugendliche und junge Erwachsene, organisiert das Neu-Isenburger Jugendbüro in den Herbstferien. Vom 3. bis 11. Oktober soll es nach Schäßburg gehen. Ein Ort, mit dem die Stadt Neu-Isenburg kurz nach dem Umsturz auf dem Balkan schon ein Kulturabkommen abgeschlossen hatte. Das ist mittlerweile jedoch nicht mehr gültig. "Von rumänischer Seite bestand kein Interesse an einer Verlängerung", sagt Erster Stadtrat Berthold Depper (FDP).
Die Stadt hat schon einige Hilfskonvois nach Rumänien geschickt, und im Herbst sollen ein ausrangierter Krankenwagen des Deutschen Roten Kreuzes, den die Stadt für 7000 Mark gekauft hat, sowie einige Geräte und dann vor allem Einwegspritzen mit auf die Reise gehen.
Das Jugendbüro stützt sich mit dieser Reise auf die positiven Erfahrungen, die das Jugendcafé im vergangenen Jahr mit dem von ihm organisierten Bildungsurlaub nach Ungarn machte. Dieses Jahr übernimmt das Jugendbüro die Organisation, weil die personelle Situation im Jugendcafé ungeklärt ist. Das Büro will jedoch eng mit dem Café zusammenarbeiten. Finanziert wird der Bildungsurlaub aus dem Topf "Bildungsmaßnahmen in Osteuropa". Anstatt wie sonst üblich 50 Prozent der Kosten von den Teilnehmern zu verlangen, soll die Reise die einzelnen Teilnehmer nur 150 Mark kosten.
"Es ist heute schon schwer genug, überhaupt junge Leute für Reisen in diese Länder zu interessieren", begründete Depper diese Maßnahme. Die Fahrt wird beim Hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung als Bildungsurlaub angemeldet. 25 Jahre alt dürfen die Mitreisenden sein, setzte der Organisator und Diplompädagoge, Klaus- Peter Martin, als Altersgrenze der höchstens 15 Personen starken Gruppe fest. Den Bildungsurlaub versteht er als Beitrag zum Zusammenwachsen Europas. Es gehe darum, die ökonomischen und sozialen Schwierigkeiten der Länder Osteuropas nach dem Zusammenbruch des Kommunismus kennenzulernen. fra
Vbn BERLIN, 8. Juli. Der PDS-Vorsitzende Gregor Gysi ist den Spekulationen um die Gründung einer "Ostpartei" entgegen- getreten. Es gehe nicht darum, daß "einige Leute etwas gründen, sondern um einen Aufruf, etwas zu gründen", sagte Gysi am Mittwoch in Berlin. Der Appell, "Komitees für Gerechtigkeit" in Ostdeutschland zu bilden, der im Wortlaut bereits existiert, soll in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.
"Es geht nicht um ein Komitee, sondern um viele", erläuterte der PDS-Chef, der zusammen mit dem brandenburgischen CDU-Abgeordneten Peter-Michael Diestel zu den Initiatoren dieses Vorhabens zählt.
Erst kürzlich hatte Gysi angedeutet, daß in dem Aufruf eine "eigene Körperschaft für die ostdeutschen Länder" gefordert werde - eine kontrollierende Instanz, in die "Persönlichkeiten, nicht Parteien" hineingewählt werden. Den Ostdeutschen, sagte Gysi am Mittwoch, solle Mut gemacht werden, "sich selbst zu organisieren, um Probleme mit politischen Mitteln zu lösen".
Als zentrales Motiv für seine Beteiligung an dem Aufruf nannte Gysi seine Angst, daß es "in sechs oder sieben Monaten zu einer rechtsextremen Sammlungsbewegung kommt". Dann, so Gysi, "würde ich mir riesige Vorwürfe machen". Deshalb müsse bei dem "Versuch, die ostdeutschen Probleme einer Lösung zuzuführen", auch das Gespräch mit den Rechten gesucht werden. Niemand dürfe ausgegrenzt werden. Der PDS-Chef widersprach auch den Vorwürfen, er und Diestel würden mit ihrer Initiative dazu beitragen, die Gesellschaft zu spalten. "Die Menschen werden in dem Maße global denken und handeln, in dem ihnen selbst Gerechtigkeit widerfährt."
Bei den "Komitees für Gerechtigkeit" geht es Gysi zufolge nicht um dauerhafte Organisationsbündnisse. Sie seien von "historisch begrenzter Bedeutung". Gysi: "Mit der Lösung der Probleme erledigt sich das."
FLÖRSBACHTAL. In Mosborn, dem kleinsten Ortsteil Flörsbachtals, feiert die Feuerwehr am Sonntag, 12. Juli, Bratfest. Ab 12 Uhr spielt am Dorfgemeinschaftshaus eine Kapelle. Neben Steaks, Würstchen und Pommes frites bewirten die Mosborner ihre Besucher am Nachmittag auch mit Kaffee und Kuchen. jan
Die Sanierung des ölverseuchten Areals der Pintsch-Raffinerie kostet 80 Millionen Mark Bakterien reinigen den Boden
Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Alles begann damit, daß ein Spaziergänger an der Mainuferböschung im Hanauer Hafengebiet austretendes Öl entdeckte und sich an die Staatsanwaltschaft wandte. Sein Fund brachte einen der bisher größten deutschen Umweltschäden ans Licht: Ins Erdreich versickertes Altöl der 1984 stillgelegten Raffinerie Pintsch. Die seit 1988 laufende Sanierung kostet das Land Hessen nach aktuellen Schätzungen 80 Millionen Mark. Allein vier Millionen Mark sind von nun an nötig, um Mieten in der Mainaue aufzuschichten und mikrobiologisch 150 000 Tonnen Erdreich vom Altöl zu befreien. Weitere 80 000 Tonnen bleiben auf dem Pintsch-Gelände. Ihnen werden von 1993 an Nährstoffe für die mikrobiologische Reinigung zugesetzt.
Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin freute sich anläßlich des gestern begonnenen Mietenbaus auf städtischem Mainauen-Gelände darüber, "daß dieses große und schwierige Werk angegangen worden ist". Wie er hoffen auch die Fachleute des Landesumweltministeriums und der mit der Sanierung beauftragten Hessischen Industriemüll GmbH (HIM), aus diesem Pilotprojekt Lehren für andere Sanierungsfälle in Hessen ziehen zu können. Die bisherigen Versuche bei Pintsch haben gezeigt, daß ein Bakterienstamm-Mix die chlorierten Kohlenwasserstoffe im Boden zwar nicht ganz abbauen kann. Jedoch erachten Fachleute die verbleibenden minimalen Paraffin- und Wachsanteile als ungefährlich, weil sie sich nicht mit Wasser ausschwemmen ließen.
Die HIM läßt im Landschaftsschutzgebiet Mainauen südlich des Pintsch-Geländes eine hochwassersichere und gegen den Untergrund abgedichtete Fläche erstellen, auf der die Mieten für die Bodenreinigung bis zum Jahresende entstehen sollen. Um dem Naturhaushalt möglichst wenig zu schaden, bleibt eine wertvolle Vogelhecke vom Bau verschont, etliche Bäume und Sträucher werden versetzt, und der Bau beginnt bewußt nach der Brutzeit. Der auf fünf Jahre geschätzte Betrieb der mikrobiologischen Sanierung ist nach HIM-Angaben lautlos - abgesehen von einigen Maschinenarbeiten. Der Ölteppich auf dem Grundwasser erstreckte sich ehedem auf 25 000 Quadratmeter, im Zentrum reichte er mehr als 70 Zentimeter tief ins Erdreich. Rund 200 Liter konzentriertes Altöl wurden abgeschöpft - insbesondere dort, wo die Eisenbahnwaggons mit Altöl einfach mit Wasser abgespritzt wurden und diese Brühe so ins Erdreich drang.
Die Pintsch-Sanierung begann 1988 damit, das Grundwasser abzusenken und aufzubereiten. Raffinerieanlagen und Verbrennungsofen wurden völlig abgebaut. Der Großteil davon landete in der Giftmüll-Untertagedeponie Herfa. Ein geringer Teil wurde für eine neue Raffinerie wiederverwandt. Jetzt stehen nur noch das Bürogebäude, eine alte Trafostation und die Wasseraufbereitungsanlage auf der Pintsch-Gelände.
Künftig soll der Boden bis zum Grundwasserspiegel ausgebaggert werden, um ihn mikrobiologisch zu reinigen. Für Kiese und Sande ist eine Wäsche vorgesehen. Spülkreisläufe und Flächendrainage reinigen im Untergrund das Grundwasser. Da bei der Pintsch kein Verantwortlicher mehr für die Sanierung zu greifen war, mußte das Land Hessen einspringen. Die Finanzierung läuft über die Sonderabfall-Abgabe. Ist das 25 000 Quadratmeter große Gelände wieder sauber, will es das Land als Industriefläche verkaufen. Das Grundstück dürfte Ende der 90er Jahre mindestens fünf Millionen Mark wert sein.
KÖNIGSTEIN. "Man fühlt sich völlig hilflos", sagt Petra Heinrich und wundert sich, "daß so etwas noch möglich ist in der heutigen Zeit". Die Königsteinerin kritisiert geplante Rodungen in der Parkstraße. "Schutzwürdiger Baumbestand in erheblichem Umfang" solle gefällt werden, weit mehr als nötig sei. Sie und ihre Nachbarn fordern eine schonendere Bebauung, haben aber den Eindruck, "daß sich die Stadt überhaupt nicht darum kümmert".
"Nein", sagt Baudezernent Klaus Dehler (SPD), eine schonendere Bebauung gäbe es nicht: "Das haben wir doch versucht." Vertreter der Stadt versuchten, den geplanten Bau auf dem Grundstück zu verschieben, um Eingriffe zu minimieren, weist Dehler den Vorwurf städtischer Passivität zurück: "Das geschieht grundsätzlich bei jedem Vorhaben."
"Es gibt keine Möglichkeit, weiteren Wohnraum zu schaffen, wenn wir nicht auch Grün opfern", verweist Klaus Dehler auf den ständigen Konflikt zwischen Wohnungsbau und Baumerhalt in Königstein. Das bestreitet auch Petra Heinrich nicht: "Es gibt gewisse Opfer, die man bringen muß - aber auch Sachen, da hätte man verantwortungsvoller umgehen können."
Das Grundstück in der Parkstraße gehört für sie und ihre Nachbarn dazu. Drei Doppelhäuser in Waldrandlage sollen darauf entstehen. "Mir geht es auf keinen Fall darum zu protestieren, weil dort gebaut wird", weist Petra Heinrich den Verdacht von sich, es gehe den Anliegern nur um die eigene Ruhe. Diese glauben jedoch nicht, "daß es bei einem schonenderen Eingriff in die Natur zu unzumutbaren Schwierigkeiten bei der Ausführung des Bauvorhabens gekommen wäre". Bäume am Grundstücksrand, wo später der Garten sei, könnten so nach Ansicht der Nachbarn stehenbleiben.
17 Bäume sollen fallen, so die Anlieger, vermutlich schon morgen. Über den Verlust gehen die Ansichten von Petra Heinrich und Klaus Dehler jedoch weit auseinander. Während Petra Heinrich von den Resten eines großen alten Parks mit "ganz seltenen Bäumen" und gut 80 Jahre alten Tannen, Kiefern und Redwood-Bäumen spricht, handelt es sich laut dem Baudezernenten um einen Waldrand vorwiegend mit Fichten.
Für Petra Heinrich ist die anstehende Rodung kein Einzelfall. So verweist sie auf den einstigen "Riesenpark am Rombergweg", in dem kürzlich "massiv" gefällt worden sei. Laut Dehler gab es auch hier keine baumschonenderen Lösungen. Er verweist auf die kürzlich verschärfte Baumschutzsatzung, die doch zeige, daß die Stadt Natur schützen wolle. Das Ziel lobt auch Petra Heinrich, "die Praxis zeigt allerdings, daß mit derartigen Vorschriften leider wenig bewirkt wird." stk
ha BRÜSSEL, 8. Juni. Als einen "Großangriff auf die Gesundheit der Verbraucher und Verbraucherinnen" hat die Europa-Abgeordnete Hiltrud Breyer (Grüne) den Verordnungsvorschlag der EG-Kommission für die Zulassung neuartiger Lebensmittel bezeichnet. Die Unbedenklichkeit gentechnisch veränderter Lebensmittel sei mit den bisher bekannten Methoden nicht feststellbar, heißt es in einer Stellungnahme.
Die Grünen fordern, die EG-Kommission solle den Verordnungsentwurf durch einen Richtlinienvorschlag ersetzen, damit die nationalen Parlamente der EG-Staaten Ausführungsbestimmungen für die Technikbewertung und den Verbraucherschutz bei gentechnisch beeinflußten Produkten erlassen können. In der Stellungnahme wird eine gesetzlich garantierte Kennzeichnungs- und Deklarierungspflicht und die Schaffung eines Gütezeichens "Gentechnikfrei" gefordert. Eine vollständige Produkt- und Gefährdungshaftung der Hersteller sowie ein Zulassungsverfahren, das auch eine Umweltrisikoprüfung und eine sozial-ökonomische Folgenabschätzung einbezieht, sind weitere Vorschläge der Grünen.
MAINTAL. Nachdem in der Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses zum Thema Asyl in der vergangenen Woche schon weitgehend Einigkeit in dieser Frage erzielt worden war, haben jetzt die 17 Mitglieder der CDU-Fraktion offiziell eine Sondersitzung des Stadtparlaments beantragt. Die Stadtverordneten sollen sich noch in diesem Monat mit einer Konzeption zur Unterbringung von Asylbewerbern, mit der Urlaubsplanung der hauptamtlichen Dezernenten und der Satzung über die Erhebung von Kindergartengebühren beschäftigen.
Wie berichtet, hatte die Beschlagnahmung der Maintalhalle in Dörnigheim für etwa 35 Asylbewerber und die kurze Zeit später durch den Kreis veranlaßte Wiederausquartierung in Maintal für erheblichen Wirbel gesorgt.
Besonders sauer war man auf Bürgermeister Dr. Walter Unger und seine beiden hauptamtlichen Stadträte, die sich in Augen ihrer Kritiker nicht nur "feige in den Urlaub verabschiedet haben", sondern auch keine Vorsorge zur Flüchtlingsunterbringung getroffen hätten. Mit dem Antrag der CDU-Fraktion muß sich jetzt zunächst das Parlaments-Präsidium beschäftigen. Die Christdemokraten verlangen, daß der Magistrat, dessen Hauptamtliche am Montag nächster Woche aus dem Urlaub zurückkehren, bis zum Monatsende eine Konzeption zur Unterbringung der für dieses und nächstes Jahr zu erwartenden Asylbewerber vorlegt.
In der Begründung heißt es: "Seit März dieses Jahres wußte der Magistrat, daß Maintal mit 176 Asylbewerbern im Rückstand ist, und daß diese Zahl vermutlich noch steigen dürfte. Spätestens im April war bekannt, daß künftig mit der Zuweisung von 40 Asylbewerbern im Monat zu rechnen ist. Trotz Kenntnis dieses Fakten hat der Magistrat keine ausreichenden Schritte zur Unterbringung dieser Menschen unternommen."
Außerdem wird gefordert, daß der Magistrat erklärt, warum in der Zeit vom 22. Juni bis zum 12. Juli alle Hauptamtlichen gleichzeitig im Urlaub waren.
Schließlich verlangt die Opposition, daß die jüngste Gebührensatzung über die Benutzung der Kindertagesstätten und die Richtlinien über die Förderung des Kindertagesstättenbesuchs wieder aufgehoben werden.
In der Begründung heißt es, die Gebührensatzung der Stadt Maintal vom 23. März dieses Jahres mit einer Gebührenerhöhung bis zu 168 Prozent habe zu berechtigten Protesten in der Bevölkerung geführt.
Eine derartige Erhöhung sei unangemessen und vernachlässige die Pflichten des Staates bei der Kinderbetreuung.
Die zur Abmilderung der finanziellen Belastung gedachten Richtlinien begegeneten erheblichen rechtlichen Bedenken und verlangten vom Bürger den Verzicht auf das Steuergeheimnis ohne ausreichende Rechtsgrundlage.
Da die Satzung zum 1. August in Kraft treten solle, sei eine umgehende Entscheidung geboten. are
Autogenes Training für Frauen Autogenes Training will das Feministische Frauen-Gesundheitszentrum vermitteln. Der Kurs beginnt am Donnerstag, 16. Juli, und findet jeweils von 18.30 bis 20 Uhr in der Kasseler Straße 1 a statt. Die Kosten betragen 130 Mark; Anmeldung unter der Rufnummer 70 12 18.
KARLSRUHE, 8. Juli. Wer eine rote Ampel mißachtet und dadurch einen Unfall verursacht, bekommt den eigenen Schaden nicht von der Vollkaskoversicherung ersetzt. Dieses Urteil verkündete am Mittwoch der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. Nach der Entscheidung stellte das Überfahren eines Rotlichts grundsätzlich eine grobe Fahrlässigkeit dar und in solchen Fällen entfällt die Leistungspflicht des Versicherers. Der Fahrer kann sich nicht damit entschuldigen, daß er in einer momentanen Unaufmerksamkeit die rote Ampel übersehen habe. (Az.: IV ZR 223/91)
Dem Urteil lag folgender Fall zugrunde: Eine Fahrerin übersah ein Rotlicht und fuhr mit einer Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern in eine Kreuzung ein. Sie stieß mit einem anderen Fahrzeug zusammen, wobei die Unfallbeteiligten teilweise schwer verletzt wurden. Die Halterin verlangte von ihrer Vollkaskoversicherung Kostenersatz für ihren eigenen Fahrzeugschaden von über 9100 Mark. Sie rechtfertigte sich damit, daß sie die rote Ampel wegen eines sogenannten Augenblicksversagens nicht bemerkt habe.
Der BGH entschied nun in letzter Instanz, daß die Versicherung leistungsfrei sei. Das Einfahren in eine Kreuzung bei Rot könne andere Verkehrsteilnehmer so massiv gefährden, daß von einem Fahrer zu jedem Zeitpunkt ausreichende Aufmerksamkeit verlangt werden müsse. Es entschuldige einen Fahrer nicht, wenn er für einen Augenblick nicht genügend aufmerksam war. Die schriftliche Urteilsbegründung liegt noch nicht vor.
"Wir erwarten, daß ein Abkommen noch vor Ende 1992 erreicht werden kann." So steht es im Abschlußkommuniqué des Münchner Wirtschaftsgipfels zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt). Kanzler Kohl hegt nun die wirkliche Erwartung, den Abschluß der 1986 in Uruguay eingeläuteten Liberalisierungsrunde bis Dezember-Ultimo zu schaffen. Auch Wirtschaftsminister Möllemann zeigt sich "optimistisch" und hält die Fristsetzung für ein "halbwegs vernünftiges Ergebnis", weil alle Beteiligten dadurch sehr gebunden seien.
All diese Äußerungen klingen, wenn man sie an früheren Phrasen und den Ergebnissen mißt, wie Drohungen: "Ziel aller Vertragsparteien sollte der Abschluß der Runde vor Ende des Jahres 1991 sein. Wir alle werden uns weiterhin persönlich in diesem Prozeß engagieren und bereit sein, einander zu konsultieren, wenn Schwierigkeiten nur auf höchster Ebene gelöst werden können" - beschlossen und verkündet von den "Großen Sieben" auf ihrem Gipfel vor einem Jahr in London. Schon in Houston im Juli 1990 hatten die Regierungschefs wortgewaltig die entscheidende Bedeutung des freien Welthandels für den wirtschaftlichen Wohlstand beschworen, eine Stärkung des Gatt für "sehr wichtig" erklärt und kategorisch "Protektionismus in jeder Form" abgelehnt.
Die Wirklichkeit sieht anders aus. Statt Handelsbarrieren abzubauen, werden neue errichtet. Die "Partner", verbal meist völlig liberale und friedliebende Zeitgenossen, bekämpfen sich mit Importquoten, Dumpingvorwürfen, Strafzöllen, Subventionen und anderen Waffen aus dem protektionistischen Arsenal. Airbus-Zank, Bananen-Streit, Stahl-Konflikt und "Soja-Krieg" mögen als jüngere Beispiele genügen. Wer so handelt, und dabei mischen alle großen Wirtschaftsblökke munter mit, riskiert, das Gatt mattzusetzen. Vertrauen in ihre Worthülsen können die Sieben jedenfalls nicht mehr erwarten. Diesmal mag das in Frankreich anstehende Europa-Referendum eine Einigung verhindert haben, beim nächsten Versuch könnten es die Wahlen in den USA sein, bei einem weiteren Anlauf ein paar Bauernproteste. Irgendeine Ausrede wird sich, wie wir unsere Regierenden kennen, schon finden, um die Märkte weiter abschotten zu können. ski
STADT UND KREIS OFFENBACH. Wen reizt es nicht, einmal für ein Jahr in den USA zu leben? Schüler/innen und junge Berufstätige haben jetzt dazu Gelegenheit, wenn sie sich schnell entscheiden können. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Klaus Lippold bittet Jugendliche aus Stadt und Kreis Offenbach, sich für das Austauschprogramm des Deutschen Bundestages 1993/94 zu bewerben.
Dieses Patenschaftsprogramm, 1983 vom Congreß der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Deutschen Bundestag zur Erinnerung an die erste Einwanderung deutscher Familien nach Amerika gegründet, bietet die Möglichkeit für einen einjährigen Aufenthalt in den USA; in Gastfamilien. Die Kosten tragen Bundestag und US-Congreß.
Bewerben können sich Schüler/innen und Auszubildende mit deutscher Staatsangehörigkeit. Zum Zeitpunkt der Ausreise, am 31. Juli 1993, sollten die Schüler/innen die 10. Klasse abgeschlossen und das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Bewerber mit Schulabschluß der 9. Klasse müssen am Abreisedatum mindestens 16 Jahre alt, aber höchstens 17 Jahre alt sein. Junge Berufstätige, die ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben, dürfen nicht älter als 21 Jahre sein. Auch arbeitslose Jugendliche können mitmachen.
Anmeldungen an: Dr. Klaus Lippold, Deutscher Bundestag, Hochhaus Tulpenfeld, 5300 Bonn. Bewerbungsschluß ist der 17. September 1992. dok
wüp BERLIN. Die Treuhandanstalt hat Vorwürfe vor allem ostdeutscher Gemeinden zurückgewiesen, die Privatisierung der Hotels und Herbergen des früheren FDGB komme viel zu langsam voran und blockiere den Aufbau einer touristischen Infrastruktur. Der Verkauf der Einrichtungen gehöre zu den schwierigsten und juristisch kompliziertesten Aufgaben der Berliner Anstalt, sagte Vorstand Günter Rexrodt. Bisher seien 216 von 830 Objekten privatisiert oder an Alteigentümer zurückgegeben worden. Alle wichtigen Unterkünfte würden spätestens bis Jahresende privatisiert sein, kündigte Rexrodt an. Der Rest soll bis Mitte 1993 folgen. Rund 230 Komplexe eigneten sich allerdings überhaupt nicht für den Tourismus.
Durch die bisherige Privatisierung sind laut Rexrodt 3000 Arbeitsplätze gesichert und eine halbe Milliarde Mark Investitionen vertraglich festgeschrieben worden. Die Breuel-Behörde hat dabei aber bisher kräftig draufzahlen müssen: Nach Angaben des Vorstands mußte sie bisher rund 232 Millionen Mark lockermachen, davon 60 Millionen für Sozialpläne und 64 Millionen als Zuschüsse, die der Feriendienst des FDGB früher aus dem DDR- Staatshaushalt erhielt.
An Einnahmen kann die Anstalt dagegen bisher so gut wie nichts verbuchen, da die Erlöse aus Verkäufen meist entweder den Kommunen zukommen oder in die Liquidationsmasse des FDGB-Feriendienstes fließen.
"Die Auslosung ist o.k." Teamchef Klaus Hofsäss, dem gewiß nicht der Ruf vorauseilt, das Understatement sonderlich zu pflegen, war am Mittwoch sichtlich bemüht, in seiner Eigenschaft als Teamchef der deutschen Federationcup-Auswahl den Mittelweg zu finden zwischen selbstbewußtem und vorsichtigem Auftreten. Als Auftaktgegner der topgesetzten Gastgeber für den Federation-Cup vom 12. bis 19. Juli im Frankfurter Waldstadion wurde im Henninger- Turm dem DTB-Team Neuseeland zugelost. Somit kommt es am Montag zum aus lokaler Sicht interessanten Eröffnungsmatch zwischen der für den Offenbacher TC spielenden Hana Adamkova- Guy und Anke Huber. Anschließend treffen Steffi Graf und Claudine Toleafoa aufeinander, ehe als drittes Spiel das Doppel folgt. Teamchef Klaus Hofsäss dachte bei seinem von vorsichtigem Optimismus geprägten Statement aber gewiß schon eine Runde weiter, auch wenn er davor warnte, Neuseeland zu unterschätzen ("Im Mannschaftswettbewerb wachsen manche über sich hinaus"). Denn den erwarteten Sieg der favorisierten Deutschen ebenso vorausgesetzt wie jenen der Niederlande gegen Paraguay, treffen die Deutschen am Mittwoch auf die Holländerinnen, für die Brenda Shultz und Manon Bollegraf das Racket schwingen. Sicherlich eine ungleich schwerere Aufgabe als zu Beginn, doch "wer weit kommen will, muß jeden Gegner nehmen, wie er kommt" (Hofsäss). Und daß die Deutschen am weitesten von allen 32 Nationen kommen wollen, ist seit einem Jahr erklärtes Ziel. Es gilt das Präsidentenwort von Claus Stauder.
Während die an zwei gesetzten Titelverteidigerinnen aus Spanien mit Arantxa Sanchez-Vicario und Conchita Martinez in der ersten Runde auf Belgien treffen, lauten die sportlich interessantesten Paarungen das an Nummer 5 gesetzte Bulgarien (Katarina und Magdalena Maleeva) gegen Australien (Rachel McQuillan, Nicole Provis) und Kanada (Helen Kelesi, Patricia Hy) gegen Südafrika (Amanda Coetzer, Mariaan de Swardt). Der Nummer 3 der Setzliste, CSFR (Jana Novotna, Helena Sukova), wurde Ungarn zugelost, Frankreich (4/Nathalie Tauziat, Mary Pierce) muß gegen die Volksrepublik China antreten, die USA (6/Gigi Fernandez, Lori McNeal) erhielt Großbritannien als Gegner, die Schweiz (7/Manuela Maleeva-Fragniere, Emanuela Zardo) muß sich mit Schweden auseinandersetzen und die GUS (8/Leila Meskhi, Natalia Zvereva) bekommt es mit Indonesien zu tun. Der genaue Spielplan, also wer, wann, wo antritt, wird heute erstellt. Für diesen Eröffnungstag wie für alle anderen Runden einschließlich der Halbfinal- und Finalspiele ist noch ein Restkontingent an Karten erhältlich. Die letzte Möglichkeit, im Vorverkauf ein Ticket zu erwerben, bietet das zweitägige "Tennisfest" am Wochenende auf dem Römerberg, an dessen Ende am Sonntag (17.30 Uhr) die offizielle Eröffnungsfeier stattfindet. Wie Turnierdirektor Christian Thiemann vom Deutschen Tennis-Bund (DTB) mitteilte, wurden bis Mittwoch rund 30 000 Karten verkauft.
Während alle anderen 31 Mannschaften Gäste von Tennisklubs des Bezirks Frankfurt sind, bereiten sich Steffi Graf, Anke Huber, Barbara Rittner und Sabine Hack in der Hofheimer Burghardt's Mühle auf die Aufgaben vor. Während die frischgebackene Wimbledon-Siegerin erst am Freitag zur Mannschaft stoßen wird, trainierten die anderen gestern erstmals auf dem bereits vertrauten Gelände. Schon vor dem Federation Cup 1986 in Prag hatten sich die DTB-Spielerinnen im Vordertaunus getroffen, ehe in der tschechoslowakischen Hauptstadt ein Sonnenschirm den Zeh von Steffi Graf quetschte. Schlechtes Omen? Klaus Hofsäss bereitet diese Erinnerung keine Kopfschmerzen. REINHARD SOGL
In einer Reihe von Kindergärten helfen Mütter aus, weil dort Erzieherinnen fehlen.
In dem Kindergarten der evangelischen Lukas-Gemeinde sind zum Beispiel zur Zeit nur drei der sechseinhalb Stellen besetzt; die verbleibenden Erzieherinnen müssen 75 Kinder betreuen. Deshalb haben jetzt einige Mütter bei einem Elternabend beschlossen, selbst auszuhelfen. Zwei Mütter unterstützen so die Erzieherinnen, die nach Aussage der Leiterin Iris Meyer-Regenbrecht "völlig verzweifelt" sind.
"Dies kann aber nur eine vorübergehende Lösung bis zum Monatsende sein", betont Meyer-Regenbrecht. Denn bei allem Enthusiasmus fehle es den aushelfenden Eltern an den erforderlichen Kenntnissen: "Die Ausbildung umfaßt fünf Jahre", erklärt die Leiterin. "Zu dem Beruf gehören Beobachtungen am Kind und Elternberatung - das kann kein Laie."
ganz wichtig ist: Die Aufsichtspflicht darf nicht verletzt werden. "Bei den Müttern sind immer Erzieherinnen dabei, deswegen haben wir mehrere Gruppen zusammengelegt", berichtet Meyer-Regenbrecht.
Andere Kindertagesstätten stehen der Elternaushilfe skeptisch gegenüber. So etwa in der Südgemeinde, in der ebenfalls Mütter der Kindergartenleiterin ihre Hilfe angeboten haben. Dort wird der Kirchenvorstand demnächst über die Offerte entscheiden. Statt dessen herrscht in den meisten Kindergärten ein Aufnahmestopp für Jungen und Mädchen. So betreut die Lukasgemeinde ab August statt 75 Kindern nur 50. Bereits im Frühjahr erteilte Zusagen für Neuaufnahmen mußten rückgängig gemacht werden.
"Eine Alternative gibt es nicht", bedauert Margret Kern-Bechtold, Fachberaterin für Kindertagesstätten der evangelischen Kirche. "Schließlich sind bei uns 60 von 460 Stellen nicht besetzt; und Bewerber gibt es kaum.
Die Caritas, für die katholischen Kindergärten zuständig, hat auch einen Mangel an Erzieherinnen; sie will aber nicht auf Eltern zurückgreifen, sondern hat ebenfalls einen Aufnahmestopp verhängt. "Wir verringern die Zahl der Kinder von durchschnittlich 60 auf 45 pro Einrichtung", erläutert Fachberaterin Monika Ginkel. "Sonst gehen die letzten Erzieherinnen auch noch."
In den städtischen Kindertagesstätten, in denen 50 von ungefähr 1000 Erzieher-Stellen offen sind, "greift man schon gelegentlich auf Eltern zurück", weiß der stellvertretende Leiter des Stadtschulamts, Walter Masche.
In den Ferien habe sich die Betreuungssituationen aber entspannt, da viele Kindergärten geschlossen haben. Masche: "Kinder und Erzieherinnen werden zu anderen Einrichtungen delegiert und Eltern müssen da nicht helfen." ert
In eineinhalb Jahren pauken Umsteiger das Wissen ein, das Lehrlinge in drei Jahren Ausbildung bewältigen Der Crash-Kursus ist "ganz schön stressig" Das Arbeitsamt bietet Umschulungen an Von Jürgen Schultheis GRÜNDAU. Berufliche Aus- und Umsteiger haben es in den vergangenen Jahren immer schwerer, das Tempo der Strukturveränderungen in den Büros und Produktionshallen der Unternehmen mitzuhalten. Wer längere Zeit in seinem Beruf ausgesetzt hat, findet sich in den Arbeitsabläufen bald nicht mehr zurecht. Härter trifft es jene, die eine Ausbildung beenden oder eine neue Profession erlernen wollen. Das Arbeitsamt bietet seit Jahren für diese Zielgruppe Umschulungen an. In eineinhalb Jahren pauken die Umsteiger das Wissen ein, das Lehrlinge in dreijähriger Ausbildungszeit bewältigen müssen. Die 23jährige Anja Sauer war eine von derzeit 80 Umschülern, die im Kreis den Crash-Kursus erfolgreich beendet haben. Während die Mehrzahl der Umsteiger ihre Praxis in Übungsfirmen erwerben, hat die junge Frau ihren neuen Beruf in einem großen Unternehmen erlernt. "Das war ganz schön stressig", erinnert sich die frischgebackene Bürokauffrau. Dabei steht für die junge Frau außer Frage, daß sie die harten eineinhalb Jahre noch einmal durchstehen würde, wäre sie vor die Wahl gestellt. Dreimal in der Woche hat Anja Sauer von morgens bis abends in Wächtersbach die Schulbank des Berufsbildungswerkes der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) gedrückt, um die Theorie ihres Büroberufes kennenzulernen.
Die übrige Zeit arbeitete die Umschülerin in der Verwaltung von Möbel-Walther im Gründauer Ortsteil Lieblos. Heute, nach jenen 18 Monaten harter Dauerbelastung, schätzt sie die Ausbildungsform. "Der Unterricht war ganz gut, und wenn man dreimal die Woche ran muß, lernt man auch intensiver und schneller und kommt dabei auch besser voran." Von Vorteil sei auch der Einstieg beim Möbelhaus gewesen, "weil man eben mehr Praxis hat als in einer Übungsfirma. Da bist du schneller drin und lernst auch ein bißchen mehr, weil in einer Übungsfirma halt nicht alles gemacht werden kann."
Hochmotiviert sei sie gewesen, als sie im vergangenen Februar beim Bildungswerk der DAG eingestiegen sei. Die meisten der 14 Mitschüler, erinnert sich die 23jährige, die mit ihr die Umschulung begonnen hätten, hätten sich vorgenommen, die neue Ausbildung erfolgreich zu beenden. "Das mußt du schaffen, habe ich mir damals gedacht", sagt die junge Mutter, die heute in ihrem erlernten Beruf arbeitet.
Gewiß war die 23jährige als alleinerziehende Mutter weit größeren Belastungen ausgesetzt als etwa Männer, die einen Berufswechsel anstreben. Mit Anja Sauer haben vier Frauen mit Kindern die Ausbildung bei der DAG begonnen. "Um fünf kommt man aus der Schule oder aus dem Betrieb, holt das Kleine aus dem Kindergarten und geht nach Hause." Später, nachdem das Kind zu Bett gebracht war, hat sich die Umschülerin über die Bücher gesetzt. "Das war manchmal ziemlich hart."
Sie hat es trotzdem geschafft und im Juni ihre Umschulung mit Leistungen beendet, mit denen sie "auch bei den normal Auszubildenden in vorderster Reihe stehen würde", sagt Manfred Misterek, Ausbildungsleiter beim Möbel-Riesen im Kinzigtal.
Insgesamt 280 Männer und Frauen sind derzeit in Betrieben oder Bildungseinrichtungen als Umschüler beschäftigt. Neben den 80 Umsteigern, die ihr Metier in "richtigen" Unternehmen lernen, kommen nach Auskunft von Wilfried Krautschneider, Pressesprecher des Hanauer Arbeitsamtes, weitere 200 Beschäftigte hinzu, die in Übungsfirmen ihren neuen Beruf erlernen.
Um den Menschen, die sich neu orientieren wollen, den Einstieg zu erleichtern, kooperiert das Hanauer Arbeitsamt mit insgesamt sieben Bildungseinrichtungen im Kreis, die mit ihren Ausbildungsfirmen bundesweit zu einem Netz von 800 Übungsunternehmen zusammengeschlossen sind. In der Region zählen etwa der Förderkreis Druck in Hanau dazu, eine Gemeinschaftsinitiative der Druckunternehmen, das Bildungswerk des Kreises in Rothenbergen oder die Bundesfachschule für Kälte- und Klimatechnik in Dörnigheim. "Wir wollen den Leuten eine möglichst gute berufliche Ausbildung geben", erläutert Krautschneider die Politik der staatlichen Beschäftigungsvermittler. Die Kosten der Umschulung übernimmt das Arbeitsamt, das statt Arbeitslosengeld ein sogenanntes Unterhaltsgeld für die Umsteiger zahlt. Die Betriebe nehmen die Umschüler nach Beobachtungen Krautschneiders bereitwillig auf. Und das nicht ohne Eigennutz, wie Stephan Greb, Personalreferent beim Gründauer Möbel-Riesen bestätigt. Denn Ziel des Unternehmes sei es, "qualifizierte Mitarbeiter auszubilden", die nach ihrer Ausbildung oder Umschulung dem Unternehmen treu bleiben. Greb schätzt wie sein Kollege Misterek die Vorteile von Umschülern. In der Regel älter als Auszubildende, brächten die Umsteiger mehr Lebenserfahrung und mehr Persönlichkeitsprofil mit. "Das Verständnis für verschiedene Abläufe ist größer und die Allgemeinbildung höher", sagt Greb. Mit Umschülern hat das Liebloser Erfolgsunternehmen Neuland betreten. Ob die Geschäftsführung künftig mehr Umsteiger einstellen wird, ist nach Worten Grebs "vielleicht eine Überlegung wert". In der Regel bildet das Unternehmen im Jahr etwa 30 Auszubildende aus. Ein Großteil der Jungen und Mädchen wird nach Abschluß der Lehre vom Betrieb übernommen.Drogenabhängigestarb im Krankenhaus
Eine 32 Jahre alte Frau, die aus Bochum stammte und in Frankfurt nicht als drogenabhängig registriert war, ist in der Nacht von Montag auf Dienstag ihrer Sucht zum Opfer gefallen: Sie verstarb gegen 0.30 Uhr in einem Krankenhaus.
Tags zuvor war sie in die Klinik eingeliefert worden, nachdem sie in der Taunusanlage hilflos aufgefunden worden war. An ihren beiden Armen wurden im Krankenhaus ältere und frischere Einstiche festgestellt.
Die 32jährige ist das 76. Drogenopfer in diesem Jahr. Zur gleichen Zeit waren im vergangenen Jahr 79 Menschen an ihrer Drogensucht gestorben. ing
Die deutsche Judo-Frauennationalmannschaft hat gut zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele bereits eine bittere Niederlage einstecken müssen. Das Team von Bundestrainer Albert Verhülsdonk fühlt sich gegenüber den männlichen Kollegen im "weißen Kittel" stark benachteiligt. In der offiziellen, durch das Nationale Olympische Komitee abgesegneten Abordnung für Barcelona ist keine einzige Frau. Allein der Frauen-Cheftrainer Verhülsdonk gilt als Vertrauensperson für die sieben Kämpferinnen. Als Konsequenz aus "dieser mehr als krassen Benachteiligung" sind die Bundesfrauenreferentin Gabriele Horst (Wuppertal) und ihre Stellvertreterin, Eva Hillesheim-Bak (Pirmasens), Anfang der Woche von ihren Ämtern zurückgetreten.
"Die Athletinnen sind stinksauer. Entsprechend mies ist die Stimmung", gibt die Wuppertalerin die Atmosphäre aus dem Nationalkader wieder. "Die Mädchen ereifern sich. Das Team ist in Wallung", bedauert Verhülsdonk, daß sich der DJB offensichtlich zu wenig um seine Frauen sorge. Enttäuscht sind die Frauen vor allem deshalb, weil sie sich von den Männern überrollt fühlen. "Uns hat man(n) überhaupt nicht gefragt", ist die Frauenreferentin über diese Art der Pöstchenschieberei höchst erbost.
Besonders bedauerlich finden die Kämpferinnen, daß die Physiotherapeutin Andrea Blaar nicht zur offiziellen Delegation gehört, sondern lediglich mit einer Art amputierter Akkreditierung des Internationalen Judoverbandes nach Barcelona reist. 90 Kilometer vom Ort des Geschehens untergebracht sei eine optimale Vorbereitung der Sportlerinnen sicher nicht gewährleistet, betonen Horst und Verhülsdonk einmütig. Dafür, so fügt die Ex-Frauenreferentin an, haben "die da oben geguckt, daß jeder sein Plätzchen kriegt". Ihren Platz im Olympia-Aufgebot haben DJB-Präsident Klaus-Jürgen Schulze, der für den Leistungssport zuständige Vize, Gunter Bischof, Sportdirektor Günter Romenath, der Cheftrainer Männer, Han Ho San, der Assistenzcoach Männer, Dietmar Höttger, der Masseur der Männer Marc Baumann, Verbandsarzt Albert Güßbacher und der Cheftrainer Frauen Albert Verhülsdonk sicher. Sportdirektor Romenath räumte auf Anfrage der FR ein, daß es aus sportpolitischen Gründen durchaus gerechtfertigt gewesen wäre, die Frauenreferentin mit in die offizielle Delegation zu nehmen, verteidigt aber den Vorschlag des Präsidenten. "Mit Gunter Bischof fährt ein Trainer mit, der in Barcelona gute Dienste leisten kann."
Das Argument zieht bei Frauen-Coach Verhülsdonk wenig. "Sportlich gehen wir gut vorbereitet nach Spanien. Bei dem Streß entscheidet der Kopf und es wäre gut, wenn rund um die Uhr eine weibliche Vertrauensperson im Olympischen Dorf für die Frauen da wäre." Schlicht entsetzt ist Gabriele Horst über den Ausspruch "die Athletinnen würden gewissenhaft mitversorgt". "Das sagt alles über den Stellenwert des Frauen-Judo im DJB."
Die Frauenreferentin hatte bereits im Frühjahr ihre Bereitschaft bekundet, ihren Platz in der Delegation der Physiotherapeutin zur Verfügung zu stellen, damit die Kämpferinnen bei ihrem ersten olympischen Auftritt bestens vorbereitet auf die Matte gehen. Daß einer der reisenden Herren doch noch seinen Platz für eine Frau räumt, ist nicht zu erwarten. Denn neben der Olympischen Tour, der Einkleidung für mehrere tausend Mark winkt anschließend noch eine Regenerationsreise. Nach Hawaii soll's diesmal zur Erholung gehen.
JÜRGEN AHÄUSER
BIEBERGEMÜND. Die Fakten lieferte die Polizei. Fünf Stunden lang hatten die Beamten kürzlich wieder ihr Meßgerät an der B 276 in Wirtheim aufgebaut. Ergebnis: 109 "Raser" tappten am Ortsausgang Richtung Bad Orb in die Tempofalle. Dort wo 50 Stundenkilometer vorgeschrieben sind, brausten 22 Autofahrer mit über 70 Sachen entlang, einer brachte es sogar auf 98 km/h.
Die Meßdaten sind nichts Sensationelles. Mehrfach hatten die Beamten in der Vergangenheit nach Kontrollen einen ähnlichen "Sünderkatalog" zusammengestellt, zigmal der Bürgermeister dazu aufgefordert, mit der Raserei durch die Ortschaft endlich aufzuhören.
Diesmal will Rathauschef Thomas Dikkert allerdings einen Schritt weitergehen. Bei der Straßenverkehrsbehörde will er sich dafür einsetzen, daß im Bereich der Ortsdurchfahrten die Höchstgeschwindigkeit sogar noch um zehn Stundenkilometer herabgesetzt wird. Doch damit nicht genug. Dem Vorbild von Bad Orb nacheifernd, wo Dickert jahrelang Hauptabteilungsleiter war, soll darüber hinaus nahezu flächendeckend auf allen Gemeindestraßen Tempo 30 gelten, die neue Höchstgeschwindigkeit zur Gedächtnisauffrischung der Fahrer an markanten Stellen auffällig auf die Straße gespritzt werden. Und: Die Vorfahrtsregel "rechts vor links" soll mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich Anwendung finden. Gültigkeit hätten Dickerts Vorstellungen von dem Moment an, wo Polizei und Straßenbauverwaltung grünes Licht signalisierten. Was das betrifft, ist der Rathauschef zuversichtlich, "die Geschwindigkeitsbegrenzungen noch in diesem Jahr durchsetzen zu können".
Die Erfahrungen, die Dickert mit den Autoverkehr in seiner halbjährigen Amtszeit in Biebergemünd machte, haben ihn noch etwas anderes gelehrt. "In den meisten Fällen sind es die eigenen Bürger, die zu schnell fahren", glaubt Dickert erkannt zu haben, daß es mit der Verkehrsmoral der Biebergemünder nicht zum besten bestellt ist.
"Grotesk" sind aus seiner Sicht in diesem Zusammenhang aufwendige und kostspielige Straßenumbaumaßnahmen, um "Mitbürger vor Mitbürgern zu schützen". Dickert: "Das viele Geld für Aufpflasterungen, Fahrbahnverengungen oder Schwellen könnte man sparen, wenn die Autofahrer mehr Einsicht und Rücksicht an den Tag legen würden." jan
BAD HOMBURG. Lucky Luke, die Schlümpfe, Asterix und Obelix planen ein gemütliches Sommerpicknick am Strand des Erlenbaches - aber die verflixte Dalton-Bande . . .: Kinder die Spaß daran haben, diese Geschichte weiterzuspinnen, treffen sich am Mittwoch, 15. Juli, um neun Uhr in der Bücherei am Alten Rathaus in Ober-Erlenbach. Die "Comic-Geschichten" gehören zum Ferienprogramm, das die Bücherei anbietet.
In der Stadtbibliothek in der Dorotheenstraße 22 ist heute ab 15 Uhr der Besuch einer Märchenbühne mit dem Stück "Hänsel und Gretel" angesagt. Kinder ab fünf Jahren können dort auch basteln.
In der Gemeindebüchereider Christusgemeinde in der Stettiner Straße wird heute ab 11 Uhr im Bilderbuchkino das Buch "Na warte sagte die Schwarte" vorgestellt, Kinder ab vier Jahren können mitmachen.
Wer am heutigen Donnerstag keine Zeit hat, kann sich das "Kino" zum gleichen Buch am Freitag, 10. Juli, 11 Uhr in der Stadtbibliothek, Dorotheenstraße, anschauen.
OBERURSEL. "Der Drache mit den roten Lackschuhen" kommt am Dienstag, 14. Juli, 14.30 Uhr in die Turnhalle an der Korfstraße. Das Düsseldorfer Figurentheater erzählt die Geschichte vom traurigen Drachen und einem dampfenden Vulkan. Die Aufführung gehört zum Kinderkulturprogramm der Stadt in den Sommerferien, das während der Sommerferien für die Daheimgebliebenen ( oder die, die aus den Ferien schon zurück sind) veranstaltet wird. s
LONDON, 9. Juli. Trotz feierlicher Menschenrechts-Erklärungen sind die meisten Regierungen noch immer nicht gewillt, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Allein im letzten Jahr wurden mindestens 300 000 Menschen aus politischen Gründen ins Gefängnis gesteckt - viele mißhandelt oder gefoltert. Tausende "verschwanden" oder wurden ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. Das geht aus dem Jahresbericht der Menschenrechts-Organisation amnesty international (ai) hervor, der am Donnerstag in London veröffentlicht wurde.
ai zufolge lassen Regierungen überall in der Welt ihren Polizisten oder Soldaten praktisch freie Hand bei Entführung, Folterung und Ermordung von Zivilisten, indem sie sich weigern, solche Verbrechen zu untersuchen und zu ahnden. Diese "Verachtung für Menschenrechte" stehe in groteskem Gegensatz zu wohlklingenden Proklamationen und internationalen Verträgen. "Eine wachsende Zahl von Regierungen hat gelobt, sich für die Menschenrechte einzusetzen", meint ai, "aber allzu oft ignorieren diese Regierungen Menschenrechts-Verletzungen der Vergangenheit, allzu oft setzen sie Tribunale oder Untersuchungskommissionen nur zum Zwecke der eigenen Entlastung ein." Solange den Schuldigen nicht der Prozeß gemacht werde, sei auch kein Ende des Terrors absehbar.
In über 100 der im Jahrbuch verzeichneten 142 Staaten werden nach ai zufolge noch immer Gefangene gefoltert oder mißhandelt. In 45 Staaten sind Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren üblich, und in zwei Dutzend Staaten "verschwinden" regelmäßig Personen. Als besonders schlimme Beispiele nennt ai Brasilien - wo 1991 Hunderte von Straßenkindern von Todesschwadronen ermordet worden seien -, Kolumbien und Peru.
Im Nahen Osten beklagt ai vor allem die Lage in Irak und Kuwait während der Besetzung Kuwaits und nach dem Golf- Krieg. In Asien werden Sri Lanka und Indonesien für die massenhafte Exekution von Zivilisten ohne Prozeß verantwortlich gemacht; im afrikanischen Burundi seien voriges Jahr sogar über tausend Menschen so hingerichtet worden. Auch in Südafrika seien 1991 Hunderte Regierungsgegner getötet worden, "mit Zustimmung oder direkter Beteiligung der Streitkräfte". Nicht nur in Afrika, so ai, "rechtfertigen Regierungen gern die Menschenrechts-Verletzungen ihrer Streitkräfte mit der Gewalttätigkeit von Oppositionsgruppen". Einerseits verurteilt ai solche Oppositions-Gewalt, andererseits ist die Organisation der Ansicht, daß diese niemals "regierungsamtlichen Gegenterror" rechtfertigen könne.
Erneut wendet sich ai scharf gegen die Todesstrafe, die noch immer in 33 Ländern Anwendung findet. Allein aus China seien 1991 über 1000 Hinrichtungen gemeldet worden. Moskau habe erstmals Zahlen veröffentlicht, nach denen 1990 in der UdSSR rund 200 Menschen hingerichtet und 400 zum Tode verurteilt wurden. Alarmierend sei der Trend in den USA, wo über 2500 Menschen auf ihre Exekution warten. Schon in den ersten fünf Monaten dieses Jahres seien 19 Menschen hingerichtet worden, fünf mehr als im ganzen Jahr 1991.
In Europa weist ai vor allem auf die Lage im Kriegsgebiet von Jugoslawien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina hin, aus dem "schwere Menschenrechts-Verletzungen, einschließlich Massaker unter Zivilisten", gemeldet würden. In anderen osteuropäischen Staaten seien gewisse Liberalisierungs-Tendenzen zu verzeichnen; Albanien etwa habe 1991 alle politischen Gefangenen entlassen.
In Westeuropa entdeckte ai einen bedenklichen Trend der Mißhandlung und Folterung von Einwanderern im Polizeigewahrsam. Dieser Personenkreis sei besonders gefährdet, da die Betreffenden oft keinen legalen Status besäßen und die Behörden bei Amtsmißbrauch keine Beschwerden zu befürchten hätten.
In Deutschland würdigt amnesty den Beginn der staatlichen Bemühungen um Aufarbeitung von Menschenrechts-Verletzungen in der DDR, zitiert aber auch kritische Stimmen, die das langsame Tempo dieser Aufarbeitung bemängeln. Der Report hebt außerdem die "buchstäbliche Isolationshaft" heraus, in der 1991 "eine unter Anti-Terror-Gesetzen festgesetzte Gefangene", Barbara Perau-Hofmeier, im Gefängnis Essen gehalten wurde. Ein ai-Schreiben an die Behörden sei unbeantwortet geblieben. amnesty ging ferner Vorwürfen nach, daß Häftlinge in der psychiatrischen Abteilung des Gefängnisses Straubing "zwangsweise medikamentös behandelt" worden seien.
amnesty fordert Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) auf, sich bei seinem Besuch in der Türkei in der kommenden Woche für die politischen Häftlinge einzusetzen. An der Folterpraxis in diesem NATO-Land habe sich nichts geändert. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) wird von ai aufgefordert, seine Aufhebung des Abschiebestopps für Tamilen nach Sri Lanka zurückzunehmen. Die Menschenrechtslage auf dieser Insel sei katastrophal, Zehntausende Zivilisten seien getötet oder verschleppt worden.
Kleine FR
Alles rund ums Baby Einen Säuglingspflegekursus bietet die Katholische Erwachsenenarbeit allen werdenden Eltern an. Der Lehrgang beginnt am Donnerstag, 6. August, um 19.30 Uhr und findet in den Räumen des Josef-Hospitals, Solmsstraße 15, statt. Nähere Informationen gibt es unter der Rufnummer 06 11 / 17 41 17. Info-Stand der ÖDP Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) hält den "Grünen Punkt" für einen Milliardenschwindel, der nur der Verpakkungsindustrie von Nutzen sei. Nähere Erläuterungen dazu gibt die in Wiesbaden neu gegründete Öko-Partei am morgigen Samstag, 11. Juli, zwischen 10 und 14 Uhr an einem Info-Stand auf dem Mauritiusplatz.
WIESBADEN. Eine Kaufbörse für Bücherfreunde und Lesehungrige öffnet am Samstag, 11. Juli, um 8 Uhr auf dem Luisenplatz. Auf diesem "Gutenberg-Buchmarkt" gibt es (fast) alles, was das Herz der Literaturfans begehrt: Bücher, Zeitschriften und Comics, darüber hinaus Grafiken, Plakate, Ansichtskarten, alte Aktien und Stahl- und Kupferstiche.
Feilgeboten werden sie nicht nur von Antiquaren, sondern auch von Schulkindern, Studenten und Hausfrauen. Wer seine Buchbestände reduzieren möchte, kann sich zur Teilnahme am Buchmarkt anmelden: Telefon 06 11 / 37 69 31. Für den 22. August ist ein weiterer Spezialmarkt für Bedrucktes geplant - Trost für alle, die am kommenden Samstag nicht mit von der Partie sein können. maf
In das Frankfurter Goldene Buch der Stiftungen hat sich am gestrigen Mittwoch der Maler Ottmar Alt im Rathaus eingetragen. Der Maler hat die Kulturstiftung bereits Ende des vergangenen Jahres gegründet und der Stadt vermacht. Alt, der 1940 in Wernigerode im Harz geboren wurde, hat Frankfurt einen Teil seines Oeuvres, seines Vermögens und außerdem ein 10 000 Quadratmeter großes Gelände in Hamm/Norddinker gestiftet, das bis 1997 zu einem Ottmar- Alt-Museumspark ausgebaut und auch als Ausstellungsort genutzt werden soll.
Ottmar Alt ist ein vielseitiger Künstler. Er hat Keramiken gemacht, hat sich als Schmuckkünstler betätigt, als Bühnenbildner gearbeitet und sich neben seiner Tätigkeit als Maler auch als Filmemacher und Buchillustrator hervorgetan. Vor einigen Jahren hatte Alt eine große Ausstellung im Frankfurter Struwwelpeter-Museum.
Nach dem Willen des Künstlers soll die Stiftung sowohl dem Erhalt seines Werkes wie der Förderung junger Künstler auf den Gebieten der bildenden und darstellenden Kunst, der Musik und der Literatur dienen. wp
WIESBADEN. Ein "sicheres, gut beschildertes Radwegenetz" außerhalb der Hauptverkehrsstraßen in der Wiesbadener Innenstadt hat jetzt die Ökologisch- Demokratische Partei (ÖDP) gefordert. Das derzeitige Wegenetz für Radfahrer sei "völlig rückständig". Ungeeignet ist nach Meinung der ÖDP ein Vorschlag, Zweiradfahrern die Mitbenutzung der Busspuren zu erlauben. "Wenn dann die Busse nicht vorankommen, werden ungeduldige Fahrgäste wieder in ihr Auto umsteigen."
Die ÖDP bittet Radfahrer um Verbesserungsvorschläge, die sie auswerten und dann an den Magistrat weiterleiten will. Adresse: ÖDP-Kreisverband, Wartestraße 12, 6200 Wiesbaden. maf
"Lieber Herr Villiger", so wandte sich am 26. Februar der gemäß Schweizer Verfassung zwingend wehrpflichtige Eidgenosse Bernhard Achermann an den Verteidigungsminister im Berner Bundeshaus, "ich habe heute in eigenster Verantwortung beschlossen, ihnen morgen um 16 Uhr meine Militärwaffe abzugeben. Damit möchte ich einen eigenständigen Beitrag zur Schweizer Friedens- und Sicherheitspolitik beitragen."
Mit diesem Akt der Wehrdienstverweigerung, den er gleich noch brieflich dokumentierte, machte sich Achermann zum Fall der Schweizer Militärjustiz. "Jeder Schweizer ist wehrpflichtig", verlangt nämlich das Eidgenössische Grundgesetz, und auf dieser Rechtsgrundlage der allgemeinen Wehrpflicht blieb kein Raum für Wehrdienstverweigerer. Vergangenes Jahr schickten Militärgerichte 475 Wehrpflichtige, die den Waffendienst verweigerten, für mindestens drei Monate hinter schwedische Gardinen.
Doch der oft als Makel empfundene Umstand, daß die Schweiz das letzte Land Westeuropas sei, das Kriegsdienstverweigerer wie Kriminelle in Gefängnisse steckt, wird in Kürze der Vergangenheit angehören: Ab Mitte Juli ist es im Land der Tell-Söhne erlaubt, sich der der Armee zu verweigern und dafür einen anderthalbmal so langen Zivildienst von maximal zwei Jahren Dauer zu leisten.
Immerhin 89 Jahre hat es gedauert von der ersten Bittschrift (Petition) eines Westschweizer Pfarrers um Nachsicht für Wehrunwillige bis zu dieser "Entkriminalisierung" der Verweigerer. Mehrfach stemmten sich sowohl Parlamentarier wie Stimmbürger gegen die Abkehr vom allgemeinen Wehrpflichtprinzip. Im Jahre 1977 beispielsweise schmetterten noch 885 000 Urnengänger mit einem wuchtigen Nein die Idee ab, man sollte dereinst zwischen der Waffe und dem Sozialdienst frei wählen können. 534 000 Stimmbürger waren damals dafür.
Auch der Ruf nach einem "echten Zivildienst auf der Basis des Tatbeweises" mit markant längerer Tätigkeit im Sozialbereich gegenüber den Waffenträgern ging 1984 noch 63 Prozent der Schweizer Stimmbürger zu weit. Für die Minderheit der Verweigerer schien keine mehrheitsfähige Lösung möglich in diesem demokratischen Abstimmungssystem.
Erst am 2. Juni 1991 änderten sich die Verhältnisse. Mit der Unterscheidung zwischen Wehrdienstverweigerern "aus ethischen Gründen sowie aus Gewissensgründen" und politischen Verweigerern wurde ein gangbarer Weg gefunden. Vor Gericht gestellt und als Verweigerer verurteilt werden die "Gewissenstäter" zwar nach wie vor, aber der Gang ins Gefängnis bleibt ihnen jetzt erspart. So haben es vor Jahresfrist die Stimmbürger entschieden, die mit 55,7 Prozent Ja den Weg für eine "Entkriminalisierung" freimachten.
Geschenkt wird jedoch gemäß neuestem Regierungsbeschluß den künftig zu einer "für die Gesellschaft nützlichen Arbeitsleistung" verpflichteten Nichtsoldaten rein gar nichts. Im Gesundheitswesen, im Sozialdienst, beim Umwelt- und Naturschutz, in der Landschaftspflege oder im Forstwesen sowie in der Katastrophenhilfe sollen noch dieses Jahr die ersten Schweizer "Zivis" Leistung zeigen und dabei "grundsätzlich nicht besser gestellt werden als die Angehörigen der Armee".
Das bedeutet für einen heute 20jährigen verweigernden Wehrpflichtigen, daß er mindestens 450 Tage Zivildienst innerhalb von sechs Jahren abzuleisten hat, dabei mit höchstens vier Franken "Sold" pro Tag entschädigt wird und zum Ausgleich für den Erwerbsausfall nach bescheidenen militärischen Ansätzen behandelt wird.
Weil nach Schweizer Wehrsitten jeder Bürger, der einen militärischen Übungsdienst aus irgendwelchen Gründen versäumt oder verschiebt oder gar aus gesundheitlichen Gründen dienstuntauglich ist, dafür eine Art Strafsteuer bezahlen muß, die "Militärpflichtersatz" heißt, werden auch die "entkriminalisierten" Zivildienstler zur Kasse gerufen. Bis zu drei Prozent des Einkommens will Bern auch künftig von den Wehrdienstverweigerern nebst den ordentlichen Steuern und Abgaben zusätzlich abkassieren - "Tatbeweis" im Krankenhaus, Altenheim oder in Wald und Forst hin und her.
PETER AMSTUTZ (Bern)
Donnerstag, 9. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 8698: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 289691: 20 u. 23.30 Uhr, Varieterevue.
Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Chris Lucas.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, Black Bembel Blues Band.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis auf weiteres); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder einer Dresdner Künstlergruppe (1970-1976) (bis 29. 9.); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 2 12 - 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Ara- bische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 - 3 58 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 - 2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Friedman-Guiness-Gallery, Braubachstr. 32: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Max Franz - Lexikon (bis 11. 7.).
Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 46 38 23: Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Martina Schoder - "Inside Out - Outside In - Rauminstallationen" (bis 11. 7.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Hubert Kiecol (bis 11. 7.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Elvira Bach - "Gemälde und Arbeiten auf Papier" (bis 11. 7.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Max Maroun (bis 12. 7.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Otto Muehl - Arbeiten auf Papier aus den 60er Jahren (bis 12. 7.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Helmut Rieger - "Fisch, Frau und Vogel" (bis 14. 7.).
Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sabina Wörner - "Malerei" (bis 15. 7.).
La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr; Uwe Löllmann, Keramikausstellung. Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.). Ausstellungen Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Photografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Städelschule, Bildhaueratelier, Daimlerstr. 32-36: tägl. 11 bis 19 Uhr, Andreas Exner, Manfred Schneider, Jörg Spamer (bis 13. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.). Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Ausstellungen Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Photografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Städelschule, Bildhaueratelier, Daimlerstr. 32-36: tägl. 11 bis 19 Uhr, Andreas Exner, Manfred Schneider, Jörg Spamer (bis 13. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler, (bis 15. 7.).
Goethe Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.). Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Der Typ ist arrogant. Er wartet nicht, bis alle Bandmitglieder auf der Bühne des Mainzer KUZ stehen, wenn er deren Namen ansagt. Jack Bruce, der legendäre Cream-Bassist und Starsaxophonist David Murray beispielsweise. Unverschämtheit. Und so einer nennt sich "Musical Director". Die Rede ist vom New Yorker Kip Hanrahan, der den ganzen Abend mit finsterer Miene am Bühnenrand steht. Ist der Meister unzufrieden mit seinen Stars? Bestraft er sie nach dem Konzert wie ungezogene Kinder?
Strafe, wem sie gebührt: Es war eine Zumutung. Und gleichzeitig eine exzellente Show. Nach 20 Minuten wiederholen sich die Konzertelemente regelmäßig. Die Texte von Ishmael Reed, der Rhythmus, die Soli. Hat sich die Rasselbande der Starmusiker in die Sesamstraße zurückgesehnt, wo jeder Spaß erlaubt war? "Dieser Buchstabe (oder auch Ton) ist ein A! Gib mir das A". Erlaubt ist, was gefällt. Jeder darf mal. Krümelmonster Jack Bruce bringt Blues-Reißer und singt mächtig. "Keeekse!" David Murray spielt sich die Seele aus dem Leib. Jimmy Scott singt mit Kopfstimme. Die Conga- Trommler Milton Cardona und Frisner Augustin albern herum und werden von Meister Kip zurechtgewiesen. Den Mann mit der schrägen Violine läßt der Chef gewähren. Dagegen sind Pianist DD Jackson und Drummer JT Lewis geradezu brave Lämmchen.
Diese Wellenbewegung zwischen Sprechgesang, Rhythm'n'Blues und der dazugehörigen Soli sind das von Kip Hanrahan ausgearbeitete Conjure-Prinzip. Logisch aufgebaut und als durchlaufende Session präsentiert. Der Multi-Kult des Kip Hanrahan: Musiker verschiedener Stilrichtungen auf der Bühne zusammenbringen und musizieren lassen. Je angestrengter der Chef neben der Bühne wirkt, desto ausgelassener die Stimmung unter den Conjure-Mitgliedern. Ist dieses Session-Prinzip als Konzert eine allzu vordergründige Angelegenheit? Die ständigen Wiederholungen enttäuschen jedenfalls. Aber die Ausgelassenheit ist einzigartig. STEFAN MÜLLER
Das Bild vom US-Boy ist an bestimmte Klischeebilder geknüpft. Ob smart oder tough, er verzehrt Hamburger, rauscht mit einem Straßenkreuzer über den Highway und geht aufs unvermeidliche College. Sollte ihn nach zweckfreier Bewegung gelüsten, kramt er ein keulenartiges Schlag-Utensil hervor, bedeckt sein Haupt mit einer bunten Schiebermütze und fertig ist der Baseballcrack. Was dann folgt, entzieht sich weithin der Kenntnis des teutonischen Betrachters. Pitcher und Catcher, Batter und Runner mühen sich auf einem halbkreisförmigen Spielfeld mitunter stundenlang um die meisten Runs (Läufe). Sagenhafte 18 Stunden soll die längste, jemals gespielte Partie gedauert haben. Für den auf Fußball-Zeitrechnung geeichten Europäer eine schier unmögliche Vorstellung. Damit jedoch Unmögliches auch hierzulande machbar werde, bemüht sich der 1986 gegründete Hessische Baseball-Verband um verstärkte Aufmerksamkeit. Schließlich ist das kompliziert anmutende Mannschaftsspiel neuerdings olympisch und erfreut sich auch in der "alten Welt" wachsender Beliebtheit.
"In Spanien", schwärmt HBSV-Pressesprecher Dirk Hilgenberg, "gibt es momentan einen unglaublichen Boom." Allein die Provinz Navarra zähle 3000 Spieler; dies entspreche in etwa dem derzeitigen Stand im gesamten Bundesgebiet. Um den Bekanntheitsgrad der weltweit von 22 Millionen Aktiven in 74 Ländern betriebenen Massensportart auch bei uns voranzutreiben, setzt Frank Beuler vom DBV zu Recht auf die Jugendarbeit. Jeglicher "Ami-Sport", dies zeige der aktuelle Trend, werde von Teenagern begeistert aufgenommen - der potentielle Wachstumsmarkt sei enorm. So haben sich in den Sportunterricht integrierte Baseball- Projektwochen als zugkräftige Werbeaktionen erwiesen.
Daß derartige Projekte auch finanziert sein wollen, versteht sich von selbst, und hierin sieht der junge Verband sein größtes Problem. "Wir buttern jede Menge Geld in die Jugendarbeit. Unsere finanzielle Belastbarkeit ist bis aufs äußerste strapaziert." Als weitsichtiger Pressereferent hat Dirk Hilgenberg auch eine Professionalisierung im Funktionärsbereich ins Auge gefaßt. Die ehrenamtliche Auslastungsgrenze sei erreicht; ohne hauptamtliche Mitarbeiter könne es auf Dauer nicht weitergehen. Damit die aus sportlicher Sicht ohnehin rasante Entwicklung einen zusätzlichen Schub erhält, hat sich der DBV erfolgreich um die Ausrichtung der diesjährigen B-Europameisterschaft bemüht. Vom 23. bis 30. August werden sich im nordbadischen Ladenburg zehn Teams um den Aufstieg in die europäische Spitzengruppe bemühen. Zwar zählt die deutsche Mannschaft hier nicht gerade zum Favoritenkreis, doch ist es den Organisatoren ohnehin viel wichtiger, ihrem Sport zu einer breiteren Öffentlichkeit zu verhelfen. In diesem Sinne könnte kurioserweise auch die documenta in Kassel ihren Beitrag leisten. Der künstlerische Direktor Jan Hoet hat die "körperliche Erfahrbarkeit zeitgenössischer Kunst" zum Thema des diesjährigen Rahmenprogramms gemacht. Kriterien wie Komplexität, Kampf und Abstraktionsvermögen seien dem Baseball und der modernen Kunst gleichermaßen immanent. Diese plötzlich entdeckte Verwandtschaft wird dem Baseball auf deutschem Boden zu einer nie dagewesenen Gala-Vorstellung verhelfen. Im Kasseler Auestadion steigt am 19. Juli die große Show. Das mit 20 Weltmeistertiteln dekorierte World-Team-Kuba spielt dann ab 14 Uhr gegen eine gemischte Auswahl deutscher und niederländischer Spieler. Dazu gibt's dann Hamburger und Barbecue. MARGIT REHN
OBERURSEL. An die 40 000 Mark hat sich die Stadt jetzt eine neue Haltebucht für eine "beleuchtete Stadtorientierungsanlage" kosten lassen. An der Homburger Landstraße postiert, weist der Plan Ortsunkundigen, die aus der benachbarten Kurstadt andüsen, den Weg durchs Asphaltlabyrinth. Bürgermeister Thomas Schadow in seiner Pressemitteilung dazu: "Nach der im letzten Jahr eingerichteten Haltebucht in der Frankfurter Landstraße wird damit konsequent daran weitergearbeitet, an allen ,Einfallstraßen' Haltebuchten mit Orientierungsanlagen zu errichten." Weitere sollen in der Kurmainzer- und der Niederstedter Straße folgen.
Der Stadtsäckel wurde nur für die Bucht erleichtert. Da die laut Rathausmitteilung aber auch groß genug sein muß, daß Laster darauf Platz finden, sind die Kosten immens, eben knapp 40 000 Mark. Die gut 10 000 Mark, die die Hinweistafeln kosten, werden durch Kleinanzeigen ortsansässiger Unternehmen finanziert. mk
Trotz Eintrittspreis kamen mehr Besucher ins Museum Steigendes Interesse an moderner Kunst: 15 252 im Juni Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Das Museum für Moderne Kunst hat durch den seit einem Monat erhobenen Eintrittspreis bisher nicht an Besuchern verloren. Im Gegenteil: Nach den Zahlen von Museums-Direktor Jean-Christophe Ammann waren im Mai noch 12 531 Bürger kostenlos in das Haus an der Domstraße gekommen, im Juni passierten 15 252 den Eingang. Genau 6920 von ihnen bezahlten den vom 9. Juni an erhobenen Preis von sechs Mark für Erwachsene und drei Mark für Schüler, Studenten und Rentner. Freien Eintritt genießen auch weiterhin die Inhaber eines Frankfurt-Passes für Arme, Kinder unter sechs Jahren und die Mitglieder des Museums-Fördervereins. Kritiker des Eintrittspreises wie etwa Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) hatten befürchtet, er werde Bürger vom Besuch des Museums abhalten. Freilich beeinflußt ein Ereignis stark die Zahlen vom Juni: Derzeit kommen viele Besucher der documenta in Kassel, um sich auch zeitgenössische Kunst in Frankfurt anzuschauen. Museums-Direktor Ammann zeigte sich am Mittwoch dennoch mit dem Ergebnis nach einem Monat Eintritt zufrieden. "Jeder hat volles Verständnis", beteuerte er, "es gab keine negativen Stimmen". Im Römer wird die Bilanz als Bestätigung für diejenigen rot-grünen Politiker gewertet, die über einen Eintritt für die bisher kostenlosen Dauerausstellungen aller Frankfurter Museen nachdenken. Über kurz oder lang könnte die angespannte städtische Finanzlage den Schritt erzwingen. Der Preis beim 1990 eröffneten Museum für Moderne Kunst mußte erhoben werden, weil im Doppeletat 1992/93 des Institutes ein Loch entstanden war.
Ammann sagte am Mittwoch, die Kritiker des Eintrittspreises hätten immer schon "zu lokal gedacht". Sein Museum beweise aber seine Anziehungskraft weit über Frankfurt hinaus - gerade gegenwärtig fänden wieder zahlreiche ausländische Gruppen den Weg in die Domstraße, die den Besuch im Museum mit einer Fahrt zur documenta nach Kassel verbänden. Insgesamt rechnete der Museumschef allerdings eher mit einem Rückgang der Besucherzahlen gegenüber 1991. Freilich nicht wegen des Eintritts, sondern weil der "Neugier-Effekt" des Erstbesuches nachlasse.
Durch den vollen Preis von sechs Mark verbuchte das Haus im Juni eine Einnahme von insgesamt 22 188 Mark, weitere 8790 Mark gingen durch den ermäßigten Eintritt von drei Mark ein. Genau 657 Mark trugen Gruppenkarten bei, weitere 744 Mark die noch selten verlangten Jahreskarten. Noch nicht recht herumgesprochen hat sich laut Ammann, daß samstags nach wie vor die Ausstellungen kostenlos zu sehen sind - von 12 bis 19 Uhr.
Nach der Vereinbarung von SPD und Grünen muß Ammann das gesamte eingenommene Geld verwenden, um das Aufsichtspersonal des Museums zu bezahlen. Jedoch sieht der Museums-Direktor hier ein neues Problem. 15 fest angestellte Aufsichten beschäftigt er, 15 weitere mit einem freien Vertrag. Fünf Personen der letztgenannten Gruppe müsse er allerdings noch immer aus dem inhaltlichen Etat des Museums entgelten - als einzige Frankfurter Kultureinrichtung. Für den Ankauf neuer Kunstwerke standen dem Haus im vergangenen wie in diesem Jahr jeweils eine halbe Million Mark zur Verfügung. Für Sonderausstellungen darf Ammann noch einmal 300 000 Mark jährlich aufwenden.
Abends, wenn der Zimmermann Dieter Hildebrandt mit seinen Freunden in der Kneipe sitzt, trübt sich die Stimmung langsam ein. Dann erzählen seine Kumpel, daß sie keine Beschäftigung mehr haben und um ihre Wohnung bangen. "Da fühlt mancher, daß seine Existenz nach 20, 25 Jahren richtig kaputtgeht", berichtet der Handwerker aus Gotha. In solchen Momenten steigt der Bierkonsum, und die Stimmung geht in den Keller. Jeder klammere sich an das Fünkchen Hoffnung, daß die Konjunktur bald anspringt und er Arbeit bekommt, sagt Hildebrandt: "Wenn nicht bald was passiert, gehen die Menschen wieder auf die Straße."
Die "grummelige Stimmung" im Osten spürt auch Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer, als sie den Arbeitsplatz von Hildebrandt besucht - eine im Bau befindliche Kläranlage bei Gotha. Zwei Arbeiter klagen der FDP-Politikerin ihr Leid wegen der höheren Mieten. Zehn Mark pro Quadratmeter sollen sie künftig zahlen. "Aber dafür haben Sie dann eine Luxus-Wohnung mit Bad", versucht die Ministerin zu trösten: "Und da ist auch nichts mehr verrostet." Dann setzt sie sich in den grauen Daimler und braust zum nächsten Termin.
Um die Branche, mit der sie zu tun hat, ist es im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen nicht schlecht bestellt. Denn am ostdeutschen Bau geht es langsam aufwärts. "Die Talsohle ist durchschritten", verkündet Hermann Becker, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Von Januar bis Juni kletterte der Auftragseingang im Vergleich zur entsprechenden Periode 1991 um 60 Prozent.
Das Niveau der ostdeutschen Bauleistung liegt jedoch noch sehr niedrig. So wurde im vergangenen Jahr mit rund 36 Milliarden Mark nur ein Zehntel des westlichen Volumens erwirtschaftet. Die Belegschaften wurden innerhalb von zwölf Monaten um 37 000 auf 302 000 Arbeitnehmer verringert.
Die Auftragslage könnte besser sein. Seit Anfang des Jahres fließen die Bestellungen spärlicher als noch Ende 1991. Becker erklärt dies vor allem mit der zögerlichen Verabschiedung der Landeshaushalte. Ausreichend Investitionsmittel seien vorhanden, könnten aber nicht abgerufen werden. Auf die Städte und Gemeinden sind die Firmen aber angewiesen. Immerhin ist die öffentliche Hand mit 45 Prozent wichtigster Auftraggeber.
Becker setzt 1992 jedoch auch auf den Wirtschaftsbau. Dagegen dürfte der Wohnungsbau kaum wachsen. Als Gründe sieht der Holzmann-Chef die hohen Kosten für Investoren, die diese aber wegen der bestehenden Begrenzungen nicht annähernd über die Miete ausgleichen könnten. Insgesamt erwarten der Hauptverband und Schwaetzer in diesem Jahr einen Anstieg des ostdeutschen Bauvolumens um 20 Prozent.
Der 19jährige Zimmerer Matthias Maul aus Erfurt macht sich keine Sorgen um die Zukunft. Er hat gerade seine Abschlußprüfung beendet. "Mein Lehrbetrieb will mich übernehmen", berichtet er. Seine persönliche Perspektive beurteilt er recht gut. Auch Handwerker Hildebrandt blickt für sich recht positiv nach vorn. Im August sei seine Zeit bei der Kläranlage vorbei, aber "meine Firma (er ist von seinem ehemaligen Kombinat zu einem bundesdeutschen Konzern gewechselt), hat bestimmt schon eine neue Aufgabe für mich".
Daß Handwerker wie Hildebrandt oder Maul in den neuen Bundesländern eigentlich auf Jahre hinaus gefragt sein müßten, untermauert eine Ifo-Studie. Derzufolge müßten 2,4 Billionen Mark in den Ausbau und die Erneuerung der ostdeutschen Bausubstanz gesteckt werden, um gleiche Lebensverhältnisse in Ost und West bis 2005 zu erreichen.
Auf den Baustellen wächst die Republik schon zusammen. Die Kooperation der Arbeiter klappt gut. "Am Anfang sind die Westler schon etwas hochnäsig gewesen", erzählt Hildebrandt. Das habe sich aber gelegt, als "die merkten, wir können auch arbeiten". Matthias Jungmittag, der vor 15 Monaten aus Saarbrücken nach Gotha gekommen ist, hegt sogar Bewunderung für seine ostdeutschen Kollegen: "Die haben eine viel engere Kameradschaft als wir, die halten mehr zusammen." ANDREAS HOFFMANN
UWE-JENS HEUER, Bundestagsabgeordneter der PDS, hat der "Enquête-Kommission
des Bundestages zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" vorgeworfen, sich der DDR unter dem falschen Blickwinkel zu nähern. Die Kommission "sieht nur die Diktatur und ihre Opfer", sagte Heuer in Berlin. In der DDR habe es aber "viel mehr Normalität" gegeben, als das durch den Untersuchungsauftrag der Kommission deutlich werde. Heuer bemängelte auch, daß die Kommission "die Einbindung der beiden deutschen Staaten" in ihr jeweiliges System nicht berücksichtige. (Vbn)
Im Blickpunkt: KSZE und Jugoslawien Die Formel heißt 52 minus 1
Am Mittwoch ist die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit (KSZE) für wenige Minuten an ihre Geburtsstätte zurückgekehrt. In der Finlandia-Halle von Helsinki, dort, wo am 1. August 1975 die Staatschefs aus 35 Ländern die KSZE-Schlußakte unterzeichnet hatten, setzten neun Neulinge in einer feierlichen Zeremonie ihre Unterschrift unter das Helsinki-Dokument. Nun verpflichten sich auch die neuen Balkan-Staaten, Georgien und die transkaukasischen GUS-Republiken zur politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit und zur Einhaltung der Menschenrechte. Am Freitag wird ein neuer Gipfel der nunmehr stark erweiterten KSZE wenige Kilometer von der Finlandia- Halle im Messeglände von Helsinki das Dokument "Herausforderung des Wandels" verabschieden, das sich mit Themen beschäftigt, von denen die Väter der Sicherheitskonferenz vor 17 Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Friedenssicherung unter Heranziehung von NATO-Truppen wäre damals ebenso undenkbar gewesen wie die ungeschminkte Beschreibung von Nationalitätenkonflikten und Fremdenhaß oder die Aussetzung der Mitgliedschaft eines unbotmäßigen Mitglieds unter Mißachtung des bis vor kurzem für sakrosankt gehaltenen Konsens-Prinzips.
Die neue KSZE-Formel heißt 52 minus eins. Die KSZE hat 52 Mitglieder, ein Stuhl aber bleibt in Helsinki leer. Rest-Jugoslawien ist durch eine Kompromißentscheidung, um die der Beamtenausschuß nächtelang rang, bis 14. Oktober von der Mitarbeit suspendiert, nicht aber aus der Konferenz ausgeschlossen worden. Was weiter geschehen soll, ist offen. Damit hat die KSZE auf Drängen Rußlands die Bitte des neuen Belgrader Ministerpräsidenten Milan Panic um hundert Tage Frist nicht ganz abgewiesen. Eine Entscheidung, ob Serbien-Montenegro als Nachfolger Jugoslawiens anzusehen sei, gibt es noch nicht.
Die Rückkehr Rest-Jugoslawiens in die KSZE-Familie erfordert nun jedoch die Zustimmung aller anderen Mitglieder, und die kann nur erfolgen, wenn Belgrad die "Prinzipien und Verpflichtungen" der KSZE vollauf erfüllt. Die Teilnahme an einem Bürgerkrieg zählt kaum dazu.
Auch in der Frage der Anwesenheit von GUS-Truppen in den baltischen Staaten fand die KSZE in letzter Stunde einen Kompromiß. Litauens Präsident Vitautas Landsbergis hatte gedroht, dem Schlußdokument die Zustimmung zu verweigern, wenn die Konferenz die "Besatzungstruppen" nicht als illegal brandmarke und einen Zeitplan für deren Abzug aufstelle. Er wollte mit seinem Veto den Gipfel blockieren, wie dies in grauer KSZE-Vergangenheit Malta zu tun pflegte, hatte dafür aber nicht einmal bei seinen lettischen und estnischen Kollegen Rückendeckung gefunden. Schließlich beugte er sich dem Druck der anderen und stimmte dem Text zu, den die russischen und baltischen Unterhändler ausgetüftelt hatten: daß man unverzüglich Abkommen über den "frühzeitigen, geordneten und vollständigen Abzug der fremden Truppen" aus dem Baltikum schließen solle. Ein Datum wird nicht genannt.
Daß sich die KSZE nun als "regionale Abmachung" im Rahmen der Vereinten Nationen versteht, gibt ihr die Möglichkeit für friedenserhaltende Maßnahmen. Dies kann in Zusammenarbeit mit der NATO, der Westeuropäischen Union (WEU) und der EG geschehen, aber auch Nicht-Mitglieder dieser Organisationen können beigezogen werden. Die Teilnehmer an friedenserhaltenden Maßnahmen treten jedoch als Einzelstaaten auf, wobei die KSZE und nicht die NATO die Kontrolle darüber behält. Die Zustimmung des betroffenen Landes und der streitenden Parteien sowie eine Waffenruhe sind Voraussetzungen für den KSZE-Einsatz.
Wo diese Voraussetzungen fehlen, ist die KSZE am Ende ihrer Weisheit, das hat nicht nur der Jugoslawien-Konflikt offenkundig gemacht, sondern auch der in Berg-Karabach. Da sich Armenier und Azeris nicht einmal darüber einigen können, wie man den Konflikt und das Gebiet, in dem er stattfindet, nennen soll, muß die Sicherheitskonferenz ein Schlußdokument verabschieden, in dem die Auseinandersetzung zwischen zwei KSZE-Mitgliedern nicht einmal erwähnt wird.
HANNES GAMILLSCHEG (Helsinki)
KÖNIGSTEIN. Um das Freibad im Woogtal, gerade für fünf Millionen Mark aufpoliert, und um weitere Sehenswürdigkeiten Königsteins geht es heute in der FR-Serie "Ferien für Daheimgebliebene".
Wer sich dafür interessiert, findet eine Menge Details im Frankfurter Lokalteil. tom
Festgenommen wurde am Dienstag morgen ein 24jähriger Mann aus Mannheim. Der Mann hatte sich in einem Hotel als Gast ausgegeben, sich im Frühstücksraum zunächst bedienen lassen und anschließend die Türen zu mehreren Hotelzimmern von Zimmermädchen mit dem Hinweis öffnen lassen, er habe beim Frühstück seinen Schlüssel liegen lassen.
Erst der Hausdame fiel auf, daß der angebliche Gast gar keiner war: Der der Polizei von anderen Delikte her bekannte Mann wurde als Dieb enttarnt, als er mit einem Aktenkoffer ein Zimmer verlassen wollte. ing
OBERURSEL. Beim Dampfbahn- Club Taunus ist am Sonntag, 12. Juli, wieder Fahrtag. Von 10 bis 17 Uhr geht es auf dem Vereinsgelände an der Mainstraße rund.
Im Rahmen der Serie "Ferien für Daheimgebliebene" stellt die FR heute im Lokalteil Frankfurt den in Oberursel ansässigen Club und seine Aktivitäten ausführlich vor. tom
Die Grünen im Römer haben an alle Frankfurter Bundestagsabgeordneten appelliert, sich für ein schnelles gesetzliches Verbot der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen einzusetzen. Der Gemeinsame Senat der obersten Bundesgerichte in Karlsruhe hatte mit einer Entscheidung in der vergangenen Woche die Umwandlung der Mietwohnungen wieder erleichtert und damit die Praxis des rot-grünen Magistrats in Frankfurt durchkreuzt - die Stadt nämlich macht die notwendige Abgeschlossenheitserklärung für Wohneigentum seit 1989 vom neuesten technischen Standard der Lärm- und Wärmedämmung abhängig.
Lutz Sikorski, Geschäftsführer der Grünen im Römer, erinnerte daran, daß vor 1989 in der Stadt jährlich 2000 Mietwohnungen zu Eigentum wurden.
Zynisch nannte Sikorski die Erklärungen der CDU zum Urteil der Karlsruher Richter. Der stellvertretende Fraktionschef Wolfgang Stammler hatte betont, Eigentumswohnungen stellten die beste Möglichkeit für den Durchschnittsverdiener dar, Vermögen zu bilden. Außerdem müsse der Besitzer einer Eigentumswohnung fünf Jahre warten, bis er seinem Mieter wegen Eigenbedarfs kündigen könne. Sikorski warf Stammler eine "souveräne Mißachtung der Realität" und eine Verhöhnung der Menschen vor.
Niemand dürfe sich angesichts solcher Erklärungen wundern, "wenn die Saat der Rechtsradikalen auf fruchtbaren Boden fällt". jg
öhl ATHEN, 8. Juli. Ein Pilot der libyschen Luftwaffe ist am Mittwoch mit seinem Kampfflugzeug vom Typ MIG 23 auf der griechischen Insel Kreta gelandet. Der Libyer steuerte den seit Jahren stillgelegten Militärflugplatz von Maleme im Nordwesten der Insel an, dessen Landebahn sich jedoch als zu kurz erwies: die MIG schoß über die Bahn hinaus. Der Pilot wurde bei der Bruchlandung verletzt und mit einem Hubschrauber der griechischen Luftwaffe in ein Krankenhaus geflogen. Noch während dieses Fluges erklärte der Libyer, er sei nach Griechenland geflogen, um dort um politisches Asyl zu bitten.
aho BONN. Harsche Kritik am Grünen Punkt üben erneut SPD und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Anläßlich des einjährigen Bestehens des Rücknahme-Symbols fordert der Öko-Verband die Verbraucher zum Boykott von Verpackungen mit dem Kringel-Emblem auf. Die SPD-Fraktion verlangt von Bundesumweltminister Klaus Töpfer eine drastische Nachbesserung der Verpackungsverordnung. Der Grüne Punkt solle in Zukunft nur noch für Dosen und Becher vergeben werden, die umweltverträglich und ökologisch sinnvoll zu recyceln sind.
Der BUND bemängelt das ganze Konzept der Dualen System Deutschland (DSD), die das Label vergibt und von 600 Unternehmen aus Handel, Konsumgüter- und Verpackungsindustrie getragen wird. Durch ihre Aufgabe, das Sammeln und Verwerten der Einwegverpackungen zu organisieren, werde der "Grundatz der Abfallvermeidung zu Grabe getragen", erklärt der abfallpolitische Sprecher Harald Friedrich. Es würde Müll produziert, statt reduziert. So verdränge das Zeichen die umweltfreundlichen Mehrwegverpakkungen. Beispielsweise hätte eine Lebensmittel-Kette ihre Filialen angewiesen, von den Brauereien nur noch gepunktete Einwegverpackungen zu akzeptieren. In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Rheinisch-Westfälischen Brauerei-Verbandes seit Einführung des Zeichens 40 Prozent mehr 0,5 Liter-Bierdosen abgefüllt worden.
Außerdem gaukele die DSD den Verbrauchern mit dem Emblem vor, daß Einwegbehälter umweltfreundlich seien. Dies sei jedoch nicht der Fall, erklärt Friedrich. Denn die Verwertung von Kunststoff-Verpackungen sei noch nicht gesichert. Schließlich fehle die Nachfrage für die Produkte aus den gemischten Plastikabfällen. "Ehemalige Joghurtbecher, die als Parkbänke eine Warteschleife vor der Deponie drehen, sind kein sinnvolles Recycling", kritisiert der Sprecher. Ähnlich wie die Umweltministerkonferenz der Länder fordert der BUND statt dessen ein neutrales Lizenzemblem, um dem "Ettikettenschwindel" Einhalt zu bieten. Da das Duale System sich nicht wirklich um die Vermeidung von Verpackungsabfällen bemühe, will der BUND dessen Kuratorium nicht beitreten - worum die Gesellschaft kürzlich gebeten hat.
Die SPD bemängelt zudem, daß die Verwertung des Verpackungsmülls nicht wirksam kontrolliert werde. "Durch die Umdeklaration des Abfalls zu Wirtschaftsgut besteht die Gefahr, daß dem Abfallexport Tür und Tor geöffnet wird", erklärt Expertin Marion Caspers-Merk. Außerdem könnte die geplante EG-Verpackungsrichtlinie das deutsche Regelwerk aushebeln. Der Kommissions-Entwurf läßt etwa im Gegensatz zur Töpferschen Verordnung auch das Verbrennen der ausrangierten Beutel und Becher zu.
Mit ihrer Forderung nach einem Boykott des Grünen Punkts stellt sich der BUND in einen Gegensatz zur Bonner Verbraucher-Initiative. Sie hatte vor kurzem ihren Boykottaufruf zurückgezogen, da ansonsten Verbraucher ihren Abfall in die normale Hausmülltonne werfen würden. DSD-Chef Wolfram Brück weist die Kritik zurück: Der Grüne Punkt habe eine "positive Entwicklung" genommen.
BAD HOMBURG. Die musikalischen Wurzeln der Gruppe APPALOOSA liegen im den Südstaaten der USA. Die Southern-Rockband aus Wiesbaden spielt am Freitag, 10. Juli, ab 20 Uhr im Jugendtreff E-Werk an der Wallstraße.
FRIEDRICHSDORF. Westafrikanische Rhythmen erklingen am Freitag, 10. Juli, 20 Uhr im Institut Garnier. Im Rahmen der Kultur-Sommerbrücke spielt die Gruppe ADESA aus Ghana. Der musikalische Bogen reicht über die traditionelle Musik hinaus und reicht vonReggae bis Highlifesounds. Ergänzt wird das Programm durch Break-Dance, Limbo, Akrobatik und Jongliereinlagen.
KÖNIGSTEIN. Die Black-Forest-Jazzband spielt in der reihe "Mittwochs im Park" am 15. Juli ab 19.30 Uhr im Kurpark. Die sechs Musiker aus dem Schwarzwald haben sich dem traditionellen Jazz verschrieben und interpretieren vorwiegend Swing und Dixieland. s
Kino- und Theater- Programme auf den Seiten 24 und 25
Zum zweiten Mal innerhalb von zweieinhalb Wochen ist in der Nacht zum Mittwoch eine Tankstelle an der Friedberger Landstraße überfallen worden. Gegen 0.22 Uhr betrat nach Angaben der Polizei ein unbekannter Mann den Verkaufsraum, gab einen Schuß gegen die Theke ab und raubte aus der Kasse 2850 Mark. Der Tankwart ist überzeugt davon, daß es sich bei dem Täter um denselben handelt, der bereits am 22. Juni die Tankstelle überfallen hatte.
Damals hatte der Täter gegen 23.50 Uhr die Tankstelle betreten. Bei diesem Überfall erbeutete der Mann 2000 Mark.
Der Räuber wird als 25 bis 30 Jahre alter schlanker Mann mit kurzen, mittelbraunen, glatten Haaren beschrieben, der etwa 1,75 Meter groß ist. Bekleidet war er mit einer kurzen Jacke und einer bräunlichen Hose. Den unteren Teil seines Gesichtes hatte er mit einem Schal bedeckt.
Hinweise nimmt die Polizei unter den Telefonnummern 75 5 - 40 12 oder - 40 40 entgegen. ing
Geld-Politik als Welt-Politik
München - der Name der bayrischen Hauptstadt stand in den vergangenen 50 Jahren als Synonym für politisches Nachgeben, für Beschwichtigen und unter den Teppich Kehren, für "Appeasement", wie seit 1938 der Ausverkauf der Tschechoslowakei an Hitler durch Neville Chamberlain und Edouard Daladier in den Geschichtsbüchern steht. Ob sich die Staats- und Regierungschefs der sieben mächtigsten Industriestaaten bei ihrem Gipfeltreffen in München nun dieser historischen Dimension bewußt waren oder ob sie sich an ihre "Appeasement-Politik" während ihres letzten Gipfeltreffens vor Jahresfrist in London erinnerten - was die Weltpolitik angeht, so haben sie unter dem Namen München ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Die Sieben haben in einer eigenen Erklärung "zum ehemaligen Jugoslawien" der serbischen Führung unter Slobodan Milosevic klipp und klar zu verstehen gegeben, daß sie die Serben als Hauptschuldige im Krieg auf dem Balkan erkennen und den Einsatz militärischer Mittel androhen, falls die Hilfsmaßnahmen für Sarajewo weiterhin gefährdet werden. Nur einen Tag später legte die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, KSZE, die in Helsinki zu einem Gipfeltreffen zusammentrifft, nach und schloß Restjugoslawien zunächst bis zum 14. Oktober aus ihrer Organisation aus.
Das sind begrüßenswert klare Schritte, die man sich freilich vor einem Jahr in London gewünscht hätte, bevor 20 000 Menschen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina starben. Es war ein Jahr politischer Alleingänge, wie der deutschen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens oder der jüngsten Reise von François Mitterrand nach Sarajewo, von EG-Appellen und nutzlosen Waffenstillständen. Ein Jahr, in dem die Europäer als Krisenmanager versagten und nun, sehr zum Ärger vor allem Frankreichs, die USA wieder über den UN-Sicherheitsrat zum europäischen Krisenmanager werden.
Ein verlorenes Jahr auch, was die Entwicklung in der ehemaligen Sowjetunion angeht. Die gab es vor einem Jahr noch, und ihr Präsident Michail Gorbatschow, ein politischer Liebling in so mancher westlichen Hauptstadt, bettelte beim Londoner Gipfel vergeblich um massive Wirtschaftsunterstützung. Einen Monat später wurde gegen ihn geputscht, vier Monate später mußte er gehen, und die vermeintliche Supermacht zerfiel. Sein Nachfolger, der russische Präsident Boris Jelzin, tritt zwar weniger elegant auf und lud sich selbst zum Gipfelabendessen ein, aber er verließ München mit konkreten Hilfszusagen.
Der Krieg auf dem Balkan und die zahlreichen Konflikte innerhalb der GUS haben offensichtlich den Meinungsumschwung unter den G 7-Staaten bewirkt, man müsse jetzt helfen, um an Stabilität und Sicherheit zu retten, was zu retten ist. "Lieber zu spät als gar nicht" lautet die Hilfsdevise gegenüber Moskau. Nirgends wurde dies deutlicher als beim japanischen Verhalten. Bisher hatte Tokio strikt darauf bestanden, zuerst müsse eine Regelung für vier von Japan beanspruchte Kurileninseln gefunden werden, bevor an Geld und Hilfe zu denken sei.
Nach dem Münchner Gipfel sieht es so aus, als wären die G 7-Staaten zum Konkursverwalter für Rußland geworden. Sie und der IMF diktieren den marktwirtschaftlichen Reformverlauf, sie nehmen massiv Einfluß auf die russische Außenpolitik, indem sie Moskau quasi diktieren, jede Unterstützung Serbiens aufzugeben, und absehbar wird schließlich auch die Kurilenfrage eine Preisangelegenheit werden. Der Anspruch wirtschaftlicher Hilfe an Moskau wird das glatte Geschäft Inseln gegen Yen kaschieren.
Bei aller außenpolitischen Entschiedenheit der G 7 ist aber während der Gipfeltreffen von München und Helsinki kaum klarer geworden, welche Staaten und internationale Organisationen in der Welt nach dem Kalten Krieg wie zusammenwirken wollen, um die sehnlichst herbeigewünschten Werte von Stabilität und Sicherheit zu verwirklichen. Washington ist es gelungen, mehr Einfluß auf dem Balkan zu nehmen, seitdem der UN-Sicherheitsrat über Hilfs- und Sanktionsmaßnahmen entscheidet. Auch in Helsinki setzten sich die USA mit ihrem Wunsch durch, die KSZE solle militärische Hilfsersuchen an die NATO richten und nicht an einzelne Mitgliedsstaaten, wie dies Paris gefordert hatte.
Der G 7-Gipfel selbst, 1975 als reines Wirtschaftstreffen etabliert, wurde in München zu einem mächtigen außenpolitischen Forum und Entscheidungsträger. Ihre wirtschaftspolitischen Hausaufgaben hingegen erledigten die Sieben nicht. Ein Durchbruch bei den Verhandlungen über ein neues Welthandelsabkommen blieb aus. Dafür unterstrich der Gipfel, daß Außenpolitik nicht mehr mit Raketen und Atomwaffen gemacht wird. In diesen Zeiten nach dem Ende der großen ideologischen Konfrontation gilt mehr denn je die alte Weisheit: Geld regiert die Welt.
Autofahrern wird in Oberursel einmal mehr entgegengekommen. Umweltfreundliche Fahrradfahrer bleiben einmal mehr auf der Strecke.
Sicher ist es gut, wenn Autos und Lastwagen auf der Suche nach dem rechten Weg nicht unnötig lange Irrweg durch Oberursel kurven. Auch stellen motorisierte Vehikel, die mitten auf der Straße halten, um Stadtpläne zu entziffern, eine Gefährdung dar. Allerdings auch ein Hindernis, das den Verkehrsfluß hemmt, Autofahrern die Lust am eigenen Mobil vermiest.
Knapp 40 000 Mark läßt die Stadt pro Haltebucht für Autofahrer an "Einfallstraßen" springen. An Lippenbekenntnissen zur Förderung alternativer Fortbewegungsmittel spart die konservative Rathausmehrheit nicht. Eine solche Alternative ist zweifellos auch das Fahrrad. Auf den Drahtesel umzusteigen ist vor allem dann attraktiv, wenn sich damit schnell und möglichst abseits der Blechlawine ans Ziel gelangen läßt. Die auch in Oberursel gut ausgebauten Feldwege bieten sich an.
Allein: Wer sich nicht auskennt, muß entweder eine Karte mitführen oder Passanten fragen - jedenfalls die Fahrt ständig unterbrechen, wenn er sich nicht verfahren will. Für 40 000 Mark könnten eine Menge Wegweiser entlang der Feldwege postiert werden. Aber dafür ist wahrscheinlich auch im nächsten Jahr wieder kein Geld im Etat. Es wird ja schon für die nächsten Haltebuchten verplant. MONIKA KAPPUS
BAD HOMBURG. Die Du Pont de Nemours (Deutschland) GmbH im Gewerbegebiet Ober-Eschbach streitet jegliche Beteiligung an illegalen Exportgeschäften mit dem Irak ab. "Du Pont Deutschland hat damit nichts zu tun", erklärte Pressesprecher Rick de Jong gestern auf Anfrage. Die deutsche Tochter des amerikanischen Öl- und Chemiekonzerns liefere generell keine Waren in den Irak. "Unserem Wissen nach ist der Verdacht ausgeräumt", sagte de Jong.
Elf Firmen im Rhein-Main-Gebiet waren am Dienstag bei einer groß angelegten Aktion der Zollfahndung durchsucht worden (die FR berichtete). Die Unternehmen werden verdächtigt, zwischen 1987 und dem 23. August 1990 (als das UN-Embargo in Kraft trat) illegal Präzisionsmaschinen und Schweißgeräte in den Irak geliefert zu haben. Die Ausfuhren seien ohne die erforderlichen Genehmigungen oder mit falschen Angaben erfolgt. Tätig wurde die Staatsanwaltschaft Darmstadt aufgrund von Berichten der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), deren Inspektoren im Auftrag der Vereinten Nationen (UNO) in Irak unterwegs sind. Laut IAEA benötigte der Irak die Maschinen zur Entwicklung einer Gasultrazentrifuge, die zur Anreicherung von atomwaffenfähigem Uran gebraucht wird.
Im Zug der Ermittlungen wurden auch Gebäude von Du Pont durchsucht. Nach Auskunft der Firma gab es zwei Verdachtsmomente: Ob Du Pont gesetzeswidrig das Vakuumpumpenöl Krytox und oder eine hochmoderne Faserwickelmaschine für die Herstellung von Verbundwerkstoffen in den Irak geliefert habe.
Pressesprecher de Jong erklärte, daß die US-amerikanische Muttergesellschaft von Du Pont im Jahr 1989 tatsächlich das Öl Krytox nach Bagdad geliefert hat. Dies sei mit Wissen und Erlaubnis der US-amerikanischen Behören geschehen. Das UN-Embargo habe schließlich vor dem Golfkrieg noch nicht bestanden.
Die computergesteuerte Faserwickelmaschine, mit der besonders widerstandfähige Kunststoffteile produziert werden, habe Du Pont von einem bekannten deutschen Maschinenhersteller - den Namen wollte de Jong nicht nennen - gekauft. Die Maschine sei erst vor kurzer Zeit im neuerbauten Entwicklungszentrum für Verbundwerkstoffe in Bad Homburg installiert worden. Der Pressesprecher betonte: "Der Irak gehört grundsätzlich nicht zu unserem Verkaufsgebiet."
Die Staatsanwaltschaft in Darmstadt war gestern zu keiner Auskunft bereit. Oberstaatsanwalt Nauth wollte nicht einmal bestätigen, daß Beamte auch bei Du Pont Akten gesichtet hatten, obwohl im Fernsehen Bilder zu sehen waren. "Es gibt keine Erkenntnisse, wir ermitteln noch", lautet die einzige Auskunft. jom
PARIS, 8. Juli. Zahlreiche französische Lastwagenfahrer sind am Mittwoch einer Aufforderung der beiden größten Organisationen des Transportgewerbes gefolgt und haben damit begonnen, ihre Straßenblockaden abzubauen. Nach Angaben des Innenministeriums in Paris waren bis Mittag 200 Blockaden geräumt worden.
Die Hauptverkehrsachse von Lille über Paris und Lyon nach Marseille war wieder ungehindert befahrbar. Auch in Ostfrankreich wurden die Blockaden aufgehoben. Erhebliche Schwierigkeiten bestanden dagegen weiterhin in Bordeaux und Toulouse. Ferner wurden von einigen Nebenstraßen neue Blockaden gemeldet.
Der Aufruf an die Fahrer, die aus Protest gegen den neuen Führerschein nach Punkten seit zehn Tagen den Verkehr in weiten Teilen des Landes gelähmt hatten, erfolgte nach einer weiteren nächtlichen Verhandlungsrunde zwischen der Regierung und Vertretern des Transportgewerbes sowie der Gewerkschaften. Diese endete mit einem Programm, das den Fahrern in sieben Punkten bedeutende Verbesserungen zusichert. Gleichzeitig hatte die Regierung am Dienstag abend die gewaltsame Räumung von Straßensperren fortgesetzt. Dabei war es bei Lyon zu harten Konfrontationen zwischen der Polizei und Fahrern gekommen, in deren Verlauf es auf beiden Seiten Verletzte gab.
Neben schon gegebenen Zusagen - darunter dem Verzicht auf nachträgliche Geschwindigkeitskontrollen anhand des Fahrtenschreibers - umfassen die sieben Punkte Vereinbarungen, die Arbeitszeit der Fahrer zu begrenzen, die Tarife von Transportaufträgen gesetzlich zu regeln sowie zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern andere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auszuhandeln. Die Fahrer würden mit diesen Zusagen den sozialen Rückstand von 15 Jahren auf einen Schlag aufholen, hieß es dazu.
Die wichtigste Forderung der Fahrer, die Rücknahme des Führerscheins nach Punkten, wurde aber nicht erfüllt.
Nach dem von den französischen Fernfahrern verursachten Verkehrschaos hat die belgische Regierung ähnliche Pläne für eine Verkehrssünderkartei vorerst zurückgestellt.Detlef Ramb - einer von sieben Projektleitern des Hessischen Turnverbandes Lange Fahrtzeiten und immer andere Gesichter Für die Entwicklung von Turngruppen verantwortlich / Umfangreiches Arbeitsgebiet
Zwanzig Kinder zu bändigen ist keine leichte Aufgabe. Das kann auch der 31jährige Detlef Ramb bestätigen. Er verbringt den größten Teil seiner Zeit damit, dieses Problem zu lösen. Wie gut ihm das gelingt, beweist das Kinderlachen, das durch die Halle klingt. Eine Geräuschkulisse, die zur täglichen Arbeit des Frankfurters gehört. Denn der ehemalige Kunstturner ist einer von sieben Projektleitern, die im Rahmen einer ABM-Maßnahme für den Hessischen Turnverband tätig sind. Ihre Aufgabe ist es, in den Vereinen Eltern- und Kind- sowie Turngruppen für Ältere und Kinder ins Leben zu rufen, die nach einiger Zeit selbständig witerbestehen können.
Ausgangspunkt für diese Aktion war eine Umfrage des Hessischen Turnverbandes (HTV), deren Ergebnis zeigte, daß das Angebot auf diesen beiden Gebieten äußerst gering ist. Die Ursache dafür liegt zumeist im Fehlen geeigneter Übungsleiter. Der Vorstand des HTV beantragte daraufhin beim Arbeitsamt mehrere, auf zwei Jahre befristete ABM-Stellen für erwerbslose Sportlehrer. Die sieben jungen Leute, die ausgewählt wurden, unterzogen sich zuerst einer zweimonatigen Fortbildung in der Landesturnschule in Bad Vilbel. Danach wurden sie den einzelnen Gauen zugeteilt. Deren Vorsitzende bekamen Informationen über Sinn und Zweck dieses Projektes und wurden gebeten, ihren Vereinen davon Nachricht zu geben.
Ist dann eine Verbindung hergestellt, beginnt die eigentliche Arbeit der Sportlehrer. Sie werben mittels Plakaten, Handzetteln und Aushängen für die von ihnen initiierten Gruppen und leiten diese an, bis sich eine geeignete Person gefunden hat, die die Führung selbständig übernehmen kann.
Detlef Ramb, der für die Turngaue Offenbach-Hanau, Main-Kinzig, Feldberg und Frankfurt zuständige Projektleiter, erklärt, daß damit noch nicht alles getan ist. Im Rahmen seiner Arbeit gibt er den Vereinen und dessen Mitgliedern Informationen über Aktivitäten im HTV, die für sie von Interesse sein könnten. Das betrifft beispielsweise Lehrgangs- und Wettkampfausschreibungen. Diese Hilfsbereitschaft findet mit der Übertragung der Gruppen auf ihre zukünftigen Leiter noch kein Ende.
Derzeit betreut Detlef Ramb zwölf Vereine. Das bedeutet 14 Stunden Übungsleitertätigkeit mit immer neuen Gesichtern, lange Fahrzeiten und Besprechungen mit künftigen Übungsleitern oder Vereinsvorständen. Einmal im Monat treffen sich alle Projektleiter zu einem Informationsgespräch mit dem Vorsitzenden des HTV, Werner Mais, und dem Vertreter der Turnerjugend, Matthias Hofmann.
Vor allem jedoch hat Ramb viel Spaß an der Arbeit, was bei seinem sportlichen Werdegang nicht erstaunt, denn seit der Schulzeit hat er viele Stunden in Turn- und Sporthallen verbracht. kat
BAD ORB. Hessens Heilbäder richten sich im Zusammenhang mit der Öffnung der europäischen Märkte auf einen "beinharten Wettbewerb" ein. So formulierte es jüngst der Verbandsvorsitzende Eduard Alt beim kleinen Bädertag in Bad Orb. Im Bereich der ambulanten Badekur rechnet der Kurdirektor von Bad Nauheim mit einem weiteren Rückgang.
Sein Amtskollege aus Bad Orb hofft dem zumindest kurzfristig prognostizierten Abwanderungstrend deutscher Kurgäste ins Ausland durch eine aggressive Werbung wirksam begegnen zu können. Auch in anderer Hinsicht zeigt sich Dr. Christian Kirchner - wie so oft und entgegen mancher Erfahrung im eigenen Ort - eher optimistisch. Das geht zumindest aus einem Statement hervor, das Orbs Kurdirektor bei einer Europa-Tagung in Freudenstadt abgab.
Kirchner, seit kurzem auch Fachbeauftragter des hessischen Heilbäderverbandes in Europafragen, bezeichnet die Perspektiven für die deutschen und europäischen Heilbäder darin als "durchaus positiv". Ungeachtet der eigenen Probleme in Bad Orb, wo das Saisongeschäft nach Auskunft etlicher am Fremdenverkehr Beteiligter eher mager verläuft, hält er eine vereinte Bäderwirtschaft unabhängig von Krankenkassen und anderen Kostenträgern durchaus stark genug, Trends selbst zu bestimmen.
Die Öffnung des EG-Binnenmarktes erfordert nach Angaben des marketingspezialisierten Orber Kurdirektors "die größte Umstellung der Deutschen Heilbäderwirtschaft seit Einführung des sogenannten Sozialkurwesens", eine Herausforderung mit Risiken und Chancen zugleich. Umdenken, daran läßt Kirchner keinen Zweifel, das muß auch in Zukunft heißen: mehr Marketing. Werbung und Aktualisierung der Angebotsstrukturen seien von den Kurverwaltungen jahrzehntelang stark vernachlässigt worden. Erst in Folge der letzten Gesundheitsreform hätten sich die Heilbäder und Kurorte endlich auch auf ihre volkswirtschaftliche Bedeutung als Fremdenverkehrsorte besonnen und als Konsequenz nicht nur das medizinische, sondern auch das touristische Angebot vermarktet.
Der neue Trend manifestiert sich nach Angaben des Orber Kurdirektors heute in Angeboten wie "Aktivwochen" und "Relaxwochen", wie sie beispielsweise auch im Orber Kurjournal offeriert werden. "Gesundheitsurlaube" nennt er diese Form von Erholung, die künftig neben der traditionellen Kur ein weiteres wichtiges Standbein der deutschen Heilbäder und Kurorte seien müßten.
Die zukünftige Richtung für die Heilbäderwirtschaft Deutschlands und der EG wird nach Aussagen des promovierten Fremdenverkehrsexperten von vier Ausgangspunkten bestimmt.
•Balneologische Forschung, medizinische Anerkennung und natürliche Heilverfahren würden bei einer interregionalen Zusammenarbeit die Stellung der Heilbäder und Kurorte weiter stärken.
•Eine breite Palette effizienter Programme für Gesundheitsurlauber, die nicht, wie die traditionelle Kur an drei oder vier Wochen-Aufenthalte gebunden seien. Das geänderte Urlaubsverhalten und die Zunahme berufsbedingter Krankheiten machten diese Gesundheitsprogramme mehr und mehr zur zweiten wirtschaftlichen Säule der Heilbäder.
•Eine gute touristische Infrastruktur. Fernreisen nehmen nach Kirchners Einschätzung durch drastische Preiserhöhungen, Verluste traditioneller Werte in den Zielgebieten und Übersättigung der Europäer künftig stark ab. Von diesem Trend profitierten die Bäder und Kurorte, speziell die, die den Tourismus als Wirtschaftsfaktor inzwischen akzeptiert hätten.
•Steigende Einkommen. Künftig werde neben dem bekannten Statussymbol Auto auch die Kur oder der Gesundheitsurlaub gesellschaftlich anerkannt sein. Wie vor 100 Jahren die Kur "in" gewesen sei, werde bald wieder die Zeit kommen, daß man zeige, sich einen Gesundheitsurlaub oder eine private Kur leisten zu können - unabhängig von den Krankenkassen oder anderen Kostenträgern. jan
SCHÖNECK. Seit es die Flüchtlingsunterkunft neben dem Büdesheimer Schloß gibt, ist ihr auch ein Kindergarten angeschlossen. Anfangs konnten hier Aussiedler(innen) ihre Kinder herbringen. Lange Zeit lag die Einrichtung daraufhin fast brach. Zuletzt lebten hier nur noch 30 Frauen ohne Kinder.
Sie zogen dann um, das Lager wurde fortan nur noch von Kontingentsflüchtlingen und Asylbewerber(inne)n bewohnt. Jahrelang war Büdesheim nun hessische Zentrale für die zumeist männlichen, alleinstehenden Folgeantragsteller im Asylverfahren. Frustriert mußte sich eine Erzieherin mit manchmal nur noch drei oder vier Kindern der südostasiatischen Kontingentsflüchtlinge befassen. Für die Mütter konnte man wegen ihrer längeren Verweildauer damals noch richtige Sprachkurse organisieren.
Seit Anfang 1991 begann man - auch nach Druck der Gemeinde - die Heimbelegung zu verändern. Heute zählen laut Dienststellenleiter Norbert Schmidt von 341 Personen in der HGU nur noch 108 zu dieser Gruppe. Hintergrund ist ein neues Verwaltungsverfahren, nachdem die Folgeantragstellenden nun in das Bundesland zurückgeschickt werden, in dem sie den Erstantrag stellten.
Wenn die Verfahren dieser Menschen juristisch geklärt sind und ihre Zimmer durch Auszug, Abreise oder Abschiebung leer werden, ziehen nach ihnen nur noch Familien ein. Derzeit leben mit ihren geflohenen Eltern 85 Kinder in Büdesheim, davon 47 im Alter bis einschließlich sechs Jahren. Daß sie in Schöneck einen Kindergarten vorfinden, der den Eltern vielfach auch den Rücken freihält, wenn sie Behördengänge zu erledigen haben, dafür sorgt der evangelische Haus- und Krankenpflegeverein Bad Vilbel. 1979 hat die Kirche unter ihrem damaligen Dekan einen Vertrag mit dem Land Hessen über diese Aufgabe abgeschlossen.
Sie trat in Büdesheim als Trägerin damit die Nachfolge der Arbeiterwohlfahrt an. In Schwalbach wird vom Personal des Krankenpflegevereins eine weitere Kindertagesstätte betrieben. Für die Kosten kommt in voller Höhe das Land Hessen auf. Ul
Auf einen Blick
Seite II USINGER LAND. "Ohne Rauch geht's auch": Usinger Land wird Modellfall für Bundeskampagne für ein nikotinfreies Leben. Seite IV KRONBERG. Die mysteriöse Brandserie dauert an: Mehrere 100 000 Mark Schaden in einer Installateur-Werkstatt. Polizei sucht Täter. Seite V KULTURSPIEGEL TAUNUS: Der große Stein ist sein Medium - die Druckgrafiken des Eckhard Gehrmann.Seite VI Aus dem Main-Taunus-Kreis
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Großkrotzenburger Landtagsabgeordnete Aloys Lenz (CDU) will zusammen mit seinen Parteifreunden Hand an das sogenannte Baunebenrecht legen, das er voll von bürokratischen Hürden für Privatleute, Investoren, Genehmigungsstellen und Architekten sieht. Als unbequem betrachtet die Union demnach die Auflagen von Immissions-, Natur-, Landschafts- und Denkmalschutz, die von anderen Parteien, Bürgerrechtlern und Umweltschützern als wesentliche Errungenschaften betrachtet werden.
Nicht so für Lenz. Er begründet seinen Vorstoß unter anderem damit, daß durch langwierige Genehmigungsverfahren sowohl kleinen Häuslebauern als auch bei industriellen und gewerblichen Objekten erheblicher finanzieller Schaden entstehe. Außerdem gefährdeten die Prozeduren auch Arbeitsplätze oder verhinderten die Schaffung neuer Stellen. Daher müsse das Baunebenrecht, bei dem mehr als 1000 Gesetze, Richtlinien und andere Normen zu berücksichtigen seien, dringend entrümpelt werden. Auf diesem Feld, so Lenz, hätten die politischen Parteien bislang alle zu wenig getan.
Der Abgeordnete verweist darauf, daß seine Partei bereits konkrete Vorschläge zur "Entbürokratisierung und Beschleunigung der Verfahren" gemacht habe. Die SPD / Grüne-geführte Landesregierung glänze dagegen durch Untätigkeit, vor allem aber der zuständige Planungsminister Jörg Jordan. Ihm wirft Lenz Konzeptions- und Hilflosigkeit vor. hein
KARL HEINZ HAUS aus Biebertal-Fellinghausen (Kreis Gießen) ist von der hessischen Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt (SPD) zum Vorsitzenden Richter des 5. Senats am Landessozialgericht in Darmstadt ernannt worden. In die Zuständigkeit des 5. Senats fallen Berufungsverfahren der Kriegsopfer- und Soldatenversorgung, aus dem Schwerbehindertengesetz, dem Bundesseuchengesetz und dem Häftlingshilfegesetz sowie Verfahren nach dem Gesetz über die Entschädigung für die Opfer von Gewalttaten. Haus ist seit 1982 Richter und auch Pressesprecher des Landessozialgerichts.Im Blickpunkt: Ost-West-Migration "Die Völker wandern nicht"
Das neue Feindbild steht. Nicht mehr, so denken viele, der Kommunismus bedroht den westlichen Wohlstand, sondern sein Erbe - jene Menschen, die in Osteuropa und in der GUS angeblich zu Millionen auf gepackten Koffern sitzen, um in den Westen zu siedeln. Die Angst vor dem "Massenansturm" und die Furcht vor "Überfremdung" sitzt tief. Stimmen, die vor Hysterie warnen, sind eher rar. Dabei gebe es gute Gründe, die gegen das medienwirksame Angstbild einer "Invasion" von Einwanderern sprechen, meint Rainer Münz. Für den Leiter des Instituts für Demographie an der österreichischen Akademie der Wissenschaften steht fest: "Die Völker wandern nicht." Zwar seien 1989 und 1990 jeweils 1,2 Millionen Menschen aus Osteuropa (einschließlich der DDR) und der damaligen UdSSR gen Westen gezogen, sagt Münz. Aber dabei handelt es sich hauptsächlich um "privilegierte Migranten", die auf die tatkräftige Hilfe des jeweiligen Landes rechnen konnten: beispielsweise jüdische Auswanderer nach Israel und in die USA, Armenier, die in die USA gingen, sowie vor allem Aus- und Übersiedler in die Bundesrepublik.
Damit sei lediglich - dank offener Grenzen - in stärkerem Maße ein Prinzip fortgesetzt worden, das ohnehin seit 40 Jahren die Ost-West-Wanderung in Gang halte. Die Zielländer organisieren für ethnische oder religiöse Minderheiten die Emigration, besorgen Pässe und Visa, legen Wohnungsbau- und Integrationsprogramme auf.
Seit 1950 (bis 1990/91) haben nach Angaben des Demographen elf Millionen Menschen aus dem Osten (davon 4,4 Millionen DDR-Bürger) im Westen eine neue Heimat gefunden. "Spontan" kam davon kaum jemand. Die meisten Auswanderer waren Juden, Deutschstämmige, Griechen, Armenier und bulgarische Moslems. Sie alle fanden mehr oder weniger bereitwillig Aufnahme.
Insbesondere die Bundesrepublik hat diese Art der Auswanderung gefördert und dementsprechend die meisten Menschen aus Osteuropa aufgenommen - nämlich 7,7 Millionen (in erster Linie Aus- und Übersiedler). Jeweils eine halbe Million Menschen gingen nach Israel und USA. Die Türkei ließ knapp eine Million Einwanderer (Turk-Bulgaren, jugoslawische Moslems) ins Land.
Die Ost-West-Migration, die Angst im europäischen Wohlstandsgürtel heraufbeschwört, ist laut Münz bis heute zum größten Teil von den Zielländern gewollt. In Zukunft werde es diesen Typ "gesponsorter" Ost-West- Wanderung allerdings kaum mehr geben, da die solchermaßen bevorzugten Minderheiten aus Osteuropa fast verschwunden seien.
Und außerhalb dieser Minderheiten sieht Rainer Münz nur wenig Migrationswillen bei den Menschen im Osten. Weder politische Krisen noch Wirtschaftschaos trieben die Menschen automatisch massenweise aus ihrer Heimat. Eine Ausnahmesituation ist der Krieg im zerfallenden Jugoslawien, wo Flucht das nackte Überleben sichert.
"Der Westen unterschätzt aber im allgemeinen die nationale Verbundenheit der Menschen in Osteuropa mit ihrem Land", so der Wissenschaftler. Ein weiteres Argument gegen die vermeintliche "Automatik" des Wohlstandsgefälles von West nach Ost ist, daß auch aus Portugal oder Spanien kein spontaner Massenexodus in Richtung Frankreich oder Deutschland ausbrach. Dabei, meint der Wissenschaftler, seien die Lohnunterschiede 1975 ähnlich groß gewesen wie heute zwischen West und Ost.
Das Fazit von Münz: "Die Mehrheit unserer Nachbarn im Osten will kein Auswanderervisum, sondern Hilfe, um den Anschluß an das westliche Europa zu schaffen."
Da sich bisher die westliche Welt ziere, den Wechsel einzulösen, den sie jahrzehntelang mit dem Ruf nach Reisefreiheit ausstellte, erscheine den osteuropäischen Staaten das Gerede von einer "Migrantenflut" als das einzig wirksame Druckmittel - ein "Spiel mit dem Feuer", wie die Wahlerfolge der Rechtsextremen in Westeuropa zeigten.
ULRICH SCHNECKENER
CDU-Mann "peinlich entgleist"
MAIN-TAUNUS-KREIS. Nicht einmal in der Sommerpause setzen sie ihre Wortgefechte aus: Albrecht Kündiger, Kreistagsabgeordneter der Grünen, wirft dem CDU-Kreisvorsitzenden Horst Lutze eine "peinliche Entgleisung vor", weil der die Grünen zuvor öffentlich als "Radikale" bezeichnet und in einen Topf mit "Kommunisten, Republikanern, Nationaldemokraten und der Deutschen Volksunion" geworfen hatte.
Dabei wollte Lutze, wie er sagt, lediglich im Namen seiner Parteikollegen im Kreis eine Zusammenarbeit mit den "Republikanern" eindeutig ausschließen. Und sich gleichzeitig von einigen CDU- Landtagskollegen aus dem konservativen Lager distanzieren, die als "Petersberger Kreis" entschieden dafür plädierten, mit dieser Partei zusammenzuarbeiten (die FR berichtete; mehr zu diesem Thema auf unserer Höchst-Seite).
Wegen der Erklärung des CDU-Mannes jedoch sah Kündiger rot: "Mit seinen überholten Hetzparolen gegen die Grünen entpuppt sich Lutz als Mann von vorgestern." Im übrigen, so der Grüne weiter, fände er damit in der CDU "längst keine Mehrheit mehr". Im Gegenteil gäbe es im politischen Alltag zwischen Grünen und CDU-Abgeordneten auf Kommunal- und Kreisebene konstruktive Gespräche. "In manchen Sachfragen sind CDU und Grüne schon jetzt gar nicht so weit auseinander", betont Kündiger und erinnert dabei vor allem an Ideen der Jungen Union oder anderen "modernen Denkern" wie dem CDU-Kreistagsfraktions-Chef Roland Koch.
Gewiß, die Grünen im Kreis - ja sogar in ganz Hessen - wolle er nicht als "Radikale" bezeichnen, gibt sich Lutze versöhnlich. Er habe lediglich den Beschluß des Bundesparteitages zitiert, in dem auch den Grünen als "Radikalen" eine Abfuhr erteilt wird, weil sie auf Bundesebene das Gewaltmonopol des Staates in Frage stellten. Für Kündiger eine "blödsinnige" Erklärung: "Lutze hat als Vertreter der Kreis-CDU die Republikaner abgelehnt. Dann braucht er auch nicht mit Erklärungen des Bundesparteitags kommen und töricht gegen die Grünen hier hetzen." ana
FDP fürchtet "Schultourismus"
SPD-Konzept werde scheitern / Für eigenständige Oberstufen
Wenn mit dem Ende der Sommerferien die gymnasiale Oberstufe an der Hattersheimer Böll-Schule das Pauken beginnt, können die Schüler ihr Abitur in allen drei Mainstädten des MTK machen. Keine der Oberstufen aber sei alleine lebensfähig. In Hattersheim, so der dortige FDP-Fraktionschef Dietrich Muth, seien 37 Schüler für die 11. Klasse gemeldet. Nehme man fünf Leistungs- plus etliche Nebenkurse, dann stelle sich die Frage, wieviele Lehrer benötigt werden.
Den Vorschlag der SPD halten die Freidemokraten für kaum praktikabel: die drei Oberstufen mit einem Verwaltungssitz in Flörsheim zu einer Einheit zusammenzulegen und Kurse an verschiedenen Orten anzubieten. "Das machen", so Hochheims FDP-Vorsitzender Sigurd Bender, "die Schüler nicht mit." Kein Hochheimer Schüler gehe nach Flörsheim, dann schon eher nach Mainz. Ähnlichhes Verhalten bescheinigte Muth den Hattersheimern: Die zögen Hofheim der Nachbarstadt am Main allemal vor.
Schlage der SPD-Versuch "drei Schulen mit gemeinsamen Angebot" fehl - die FDP geht davon aus -, dann blieben nur zwei Alternativen. Entweder müßten genügend Lehrer her oder das Angebot überdacht werden. So ließen sich Schulen mit einem besonderen Profil entwickeln - etwa Technik und Informatik in Hattersheim, Sprachen in Hochheim. Dann könnten die Schüler nach ihren Interessen entscheiden, wo sie ihren Abschluß machen wollen und müßten nicht mehr den einzelnen Kursen hinterherfahren.
kkü
NEU-ISENBURG. Wegen Veruntreuung von mehreren hunderttausend Mark muß sich seit Mittwoch ein 47 Jahre alter Angeklagter aus Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) vor dem Darmstädter Landgericht verantworten. Dem ehemaligen Betreiber eines Reisebüros wird vorgeworfen, Vorauszahlungen gutgläubiger ausländischer Reiseveranstalter, die Eintrittskarten zu den Oberammergauer Passionsfestspielen orderten, unterschlagen zu haben. In ähnlicher Weise soll er Vorabgebühren für Hotelbuchungen anläßlich der Frankfurter Buchmesse kassiert haben. Die ausländischen Touristen merkten erst am Ankunftsort, daß sie geleimt worden waren: Ihre Hotelgutscheine waren nicht gedeckt. Der seit 17 Jahren in Deutschland lebende gebürtige Österreicher setzte sich Ende Juni 1989 nach Argentinien ab, wurde aber 1991 bei der Rückkehr festgenommen, als er einen gefälschten Paß vorzeigte. feu
KRONBERG. Zu einer Feierabendtour startet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Kronberg am Mittwoch, 15. Juli, um 18.30 Uhr an der Grundschule in Oberhöchstadt. Eineinhalb Stunden wollen die Radler auf verkehrsarmen Wegen die Umgebung erkunden.Jedes 5. Kind in USA ist arm Schwarze und andere Minderheiten in höherem Maße bedürftig Von unserem Korrespondenten Rolf Paasch
WASHINGTON, 8. Juli. Die Kinderarmut ist in den USA auch in der Wachstumsdekade der 80er Jahre weiter angestiegen. "Die Nation verteilt ihren Wohlstand weg von den Leuten, die ihn am meisten bedürfen", faßt ein Sprecher des "Children's Defense Fund" die Ergebnisse einer Studie der Kinderhilfs-Organisation zusammen, die jetzt veröffentlicht wurde. Danach lebten 18 Prozent der US-amerikanischen Kinder 1989 in Armut, über eine Million mehr als 1979.
Obwohl die Anzahl arm aufwachsender Kinder auch in "weißen" Bundesstaaten wie Wyoming und Montana drastisch anstieg, bleibt das Problem rassenspezifisch.
Die Armutsrate bei schwarzen Kindern liegt bei 39,8 Prozent, bei Kindern indianischer Abstammung bei 38,8 Prozent, bei hispanischen bei 32,3 und bei Asiaten bei 17,1 Prozent. Nur 12,5 Prozent weißer Kinder wachsen arm auf.
Die Ursachen für Kinderarmut in der reichsten Volkswirtschaft der Welt sind umstritten. Der "Children's Defense Fund" sieht in den zurückgehenden Reallöhnen und den Kürzungen der Sozialprogramme die Hauptgründe dafür. Konservative Organisationen wie der "Family Research Council" machen dagegen weniger die ökonomische Situation vieler Familien, sondern den Zusammenbruch des familiären Wertesystems für die Kinderarmut verantwortlich.
Die unterschiedlichen Interpretationen der Ursache für Armut sind Wahlkampfthema geworden. Vize-Präsident Don Quayle gibt für die Republikaner alleinstehenden Müttern die Schuld an den Rassenunruhen von Los Angeles. Der demokratische Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur, Bill Clinton, fordert jedoch bessere Sozial- und Ausbildungsprogramme, um die Armut in den Innenstädten wirksamer bekämpfen zu können.
MARBURG. Um einen Arbeitsplatz zu behalten oder zu bekommen, sehen sich bekanntlich Frauen in den neuen Bundesländern immer öfter zu Sterilisation oder Abtreibung gezwungen. Nach Auskunft ostdeutscher Frauenbeauftragter sollen Arbeitgeber Arbeitnehmerinnen sogar unverblümt zur Sterilisation aufgefordert haben, damit sie durch Schwangerschaftsurlaub keine "Belastung" für den Betrieb würden. "Es ist haarsträubend, was sich die Arbeitgeber da leisten", so Ilona Rogalski, Kreisvorsitzende des DGB Marburg-Biedenkopf, und meint damit auch die heimischen Betriebe.
Zum Beispiel einen aus dem Marburger Umland, der eine Arbeitnehmerin aufforderte, per Unterschrift zu bescheinigen, daß sie in den nächsten Jahren nicht schwanger werden wird. Oder ein anderer Unternehmer, der einer Frau mit Kündigung bei der nächsten Schwangerschaft drohte, nachdem sie gerade eine Fehlgeburt überstanden hatte.
Immer wieder melden sich bei den Gewerkschaften und den Frauenbeauftragten von Kreis und Stadt Frauen, die auf derlei Zumutungen aufmerksam machen. Andere sind beim Einstellungsgespräch unsicher, ob sie eine eventuelle Frage nach bestehender Schwangerschaft, künftigem Kinderwunsch oder Heiratsabsichten wahrheitsgemäß beantworten müssen. "Frauen sollten diese Frage nicht beantworten. Zu einer wahrheitsgemäßen Antwort sind sie per Gesetz auch nicht verpflichtet", so Marburgs Frauenbeauftragte Christa Winter.
Die Rechtslage sei eindeutig. Zumindest solange, wie sich Kandidaten beiderlei Geschlechts um eine Stelle bewerben, dürften diese Fragen im Sinne der Gleichbehandlung nicht gestellt werden. Man könne Frauen nur empfehlen, im Notfall, also wenn sie befürchten müssen, die Stelle sonst nicht zu bekommen, auch zu lügen. Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes von 1986 sei dies geschützt, so Gabriele Fladung, Frauenbeauftragte von Marburg-Biedenkopf.
Nach ihren Erfahrungen sind es besonders häufig die kleinen Betriebe der Freiberufler (Rechtsanwälte, Ärzte, Apotheker), die versuchen, weibliche Angestellte unter Druck zu setzen. Aber auch in vielen anderen Betrieben vermuten Winter und Fladung eine Vielzahl unbekannter Fälle. Gerade auf dem Land ließen sich die Frauen oft einschüchtern. Die Frauenbeauftragten wollen deshalb in Zusammenarbeit mit dem DGB Licht in diese Grauzone bringen.
Frauen, denen solche Praktiken am Arbeitsplatz, bei Einstellung oder Verlängerung befristeter Arbeitsverträge widerfahren sind, sollen sich bei den Büros der Frauenbeauftragten oder der Gewerkschaften melden und darüber berichten (Stadt Marburg 0 64 21 / 201 - 368, Kreisverwaltung 0 64 21 / 405 - 310, DGB Marburg-Biedenkopf 0 64 21 / 2 30 69). Als Gegenwehr können sie den Betroffenen neben der Nichtbeantwortung der unrechtmäßigen Fragen derzeit nur den Klageweg empfehlen. Wenn dem Arbeitgeber nachgewiesen werden kann, daß er Frauen benachteiligt hat, muß er Schadensersatz zahlen. Allerdings nur in Höhe eines Monatsgehaltes und ohne die Frau dann einstellen zu müssen.
Betriebs- und Personalräte sollten außerdem überprüfen, wie ihre Arbeitgeber sich hier verhalten, und dafür sorgen, daß Fragen nach Schwangerschaft und Kinderwunsch aus den Fragebögen für die Einstellung verschwinden. Darauf will auch DGB-Chefin Rogalski ihre Kollegen nochmals gezielt ansprechen.
Das Kostenargument, das besonders von kleinen Betrieben gern geltend gemacht wird, "zieht nicht", meint Frauenbeauftragte Winter. Es gebe bundesweit einen Fonds, der kleine Unternehmen unterstützt, die durch schwangerschaftsbedingte Ausfälle in Bedrängnis geraten.
ANDREA TERSTAPPEN
Korr-MRE-2
wo die heiligen Katharina gewohnt hat.
Sohn Pietro Vanucci, bekannt als Il Peru-
"Wart ihr nicht in der unterirdischen
gang zu einer nahe gelegenen, leider nicht
11A, 4500 Osnabrück, Tel. 0541/8 81 35. FR
Im Rahmen des Kinderprogramms werden auch Reitstunden angeboten.
(Bild: Suse Weidenbach-Janositz)
Nein, ein Krieg hat sich nicht abgespielt um die Sperr-Schranken im Frankfurter Nordosten - der unsinnige Vergleich verbietet sich. Aber bemerkenswert blieb in den zurückliegenden Monaten, mit welchem Erfindungsreichtum, mit welcher Energie einzelne das rot-weiße Hindernis bekämpften. Da wurden Schlösser geknackt oder verstopft, Schranken zersägt, gestohlen und versteckt. Autos wühlten sich neben den Sperren durch den Acker.
Es spiegelt sich im Verhalten dieser Autobesitzer, wie schwer ihnen der Verzicht auf die freie Fahrt gefallen sein muß. Am Mittwoch stellten sich die zuständigen Beamten im Rathaus die Frage, ob denn genug Überzeugungsarbeit geleistet wurde beim Bürger. Die Selbstkritik kommt zu spät. Es war ein Fehler, die Verkehrszählung nicht vor der Sperrung zu organisieren - im Römer hätte man den Rot-grünes Versäumnis Protest dann besser einschätzen und kontern können. Es war ein Versäumnis, nicht stärker herauszustellen, daß die Schranken ein ganzes Wohnviertel vor Lärm und Abgasen schützen sollten.
Zu bedenken ist auch, daß im Frankfurter Osten noch immer ein gutes öffentliches Nahverkehrsnetz als Alternative für die Autofahrer fehlt. Solange freilich Fachleute noch so urteilen wie jetzt die des Regierungspräsidiums Darmstadt, entsteht wenig Druck, daran etwas zu ändern. Daß sich täglich Tausende von Fahrzeugen über einen Plattenweg auf freiem Feld in eine Großstadt schmuggeln, läßt sich mit der noch größeren Belastung auf richtigen Straßen nicht verteidigen. Und wenn eine Behörde weiter jeden Verkehrsweg rechtfertigt, nur weil er "historisch gewachsen" ist, gibt es keine Chance, jemals den Autoverkehr in den Griff zu bekommen.
Angesichts der verkehrspolitischen und ökologischen Lage im Jahre 1992 eine sehr rückständige Argumentation. CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
KRIFTEL. Der Miet-Erlaß, den Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) für "dienstlich genutzte Räume" in seinem Privathaus bekommt, sorgt erneut für Wirbel. Nachdem das Parlament das Thema in einer kontroversen Diskussion abgehakt hatte - die CDU-Mehrheit fand die Sonder-Bezahlung angemessen und richtig -, erregte der Artikel in einem Anzeigenblatt die Gemüter erneut. Unter dem Titel "Mieterhöhung für die Börs-Villa" wurde darin nicht nur kritisiert, daß der Rathaus-Chef seit zehn Jahren die gleiche Miete bezahle - 1000 Mark für 132 Quadrater Wohnfläche plus Garten; auch die 380 Mark, die ihm monatlich für sein "Arbeitszimmer" erlassen würden, seien ein Verstoß gegen die Vorschrift, daß "Beamte über ihre Besoldung und Aufwandsentschädigung hinaus keine Geldleistungen" bekommen dürften.
Eine Veröffentlichung, die der Kreis-CDU nur wenige Monate vor der Wahl überhaupt nicht in den Kram gepaßt haben soll. Vorsitzender Horst Lutze habe gar bei der Zeitung angerufen und "Druck gemacht". Falls solche Texte nicht unterblieben, würden die Christdemokraten keine einzige Anzeige mehr schalten. Vorwürfe, über die Lutze im Gespräch mit der FR nur lachen kann. "Das ist absolut nicht unser Stil", kommentiert er die Gerüchte. "Das gehört ins Reich der Mär. Ich greife doch nicht in die Freiheit der Presse ein." pms
BAD HOMBURG. Leicht verletzt wurde ein Autofahrer, als sein Auto zwischen Ober-Eschbach und Ober-Erlenbach ins Schleudern geriet. Der Wagen prallte gegen eine Straßenlaterne und überschlug sich anschließend.
HANAU. In flagranti ertappt worden ist am Dienstag kurz nach 9 Uhr ein junger Mann, der in ein ebenerdig gelegenes Schlafzimmer eines Hauses in der Forsthausstraße eingedrungen war. Die Frau des Hauses kam dazu, als der Einbrecher gerade mit 100 Mark, zwei Goldringen und einer Tüte mit Socken flüchtete.
Nach Angaben der Polizei nahmen der Hausbesitzer und ein Nachbar die Fährte des Flüchtigen auf und stellten diesen schließlich in der Salzstraße in der Innenstadt. Die beiden hielten den Täter - ein 26jähriger wohnsitzloser Drogenabhängiger - bis zum Eintreffen einer Polizeistreife fest. are
SCHMITTEN. Im evangelischen Gemeindezentrum Arnoldshain trifft sich donnerstags von 18 bis 20 Uhr eine Jugendgruppe, um gemeinsam zu fotografieren und Labortechnik zu lernen.
Jugendliche, die mitmachen wollen, können sich bei Yvonne Hermann, Tel. 0 60 84 / 29 41, melden.
Fünfzehn Fragen zum künftigen neuen Wohnviertel im Westhafen präsentiert das Bürgerforum Gutleutviertel Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) in einem offenen Brief. Im Frühsommer hatte das Stadtparlament mit den Stimmen von CDU, SPD und Grünen den Magistrat beauftragt, mit der privaten Immobilienfirma International Properties Limited (IPL) über das Projekt zu verhandeln - jetzt wollen die Bürger wissen, welche Vorstellungen die Stadt über das Wohnquartier für 2000 Menschen hat.
Das beginnt mit der ganz wichtigen Frage, "in welcher Form" eigentlich die Bevölkerung des Gutleuts Einfluß auf die Pläne nehmen kann - hat doch das Viertel mit einem hohen Anteil armer, alter, ausländischer Mitbürger, vielen sanierungsbedürftigen Häusern und einer starken Verkehrsbelastung zahlreiche Probleme. Die Bürgerinitiative will deshalb auch wissen, wieviele Sozialwohnungen im Westhafen entstehen werden und wieviele alten- und behindertengerechte Wohnungen dort vorgesehen sind. Das Forum wünscht sich eine Schule, die "Kontakte zwischen Alt- und Neubürgern fördern könnte", ein Freibad in einem Hafenbecken und einen Wochenmarkt.
Thema für die Bürger sind dann die Belastungen, die der neue Stadtteil mit sich bringt. Es geht um die Schadstoffe in der Atemluft und den Lärm als Folge zusätzlichen Verkehrs - die Initiative urteilt, daß mit der geplanten Erweiterung des Hafentunnels auf vier Fahrspuren und dem Bau des Behördenzentrums Gutleut für 3000 Beschäftigte "schon heute die Grenzen des Zumutbaren erreicht und oft überschritten" würden.
Die Bürgerinitiative verlangt Auskunft über den Trinkwasserverbrauch des neuen Stadtviertels und fragt, ob der geplante Kindergarten tatsächlich direkt am Heizkraftwerk West liegen soll. Dann greift die Gruppe die Bebauung der Londoner Häfen, der Docklands, als Negativbeispiel auf: Dort stünden die neuen Büros und Wohnungen leer. Frage an Stadtrat Wentz: "Wie wollen sie eine ähnliche Pleite im Westhafen vermeiden?"
Schließlich soll Wentz offenlegen, wer sich hinter der IPL-Gruppe verbirgt und was geschieht, wenn das Hafen-Projekt wirtschaftliche Verluste verursacht: "Werden auch die Verluste zwischen Stadt und IPL aufgeteilt?" Die Bürger werfen der Kommune schon jetzt vor, daß sie "für ein Linsengericht" ihre Planungshoheit zugunsten "privater Immobilienhändler und Grundstücksspekulanten" aufgibt.
Als Beispiel für die "Privatisierung von Stadtplanung" nennt die Bürgerinitiative die Kommune Atlanta im US-Bundesstaat Georgia: Dort hätten etwa 25 private Immobilien-Unternehmen "die Stadt wie eine Torte unter sich aufgeteilt und der Stadtverwaltung die Rolle des Zuschauers zugewiesen". jg
ESCHBORN. "Ich würde nicht so eine Sauerei machen, wenn ich zu Hause renoviere." Mühsam und leicht murrend kämpfen sich die Magistratsmitglieder die betonbekleckerten Rohbaustufen hoch, den Blick sorgsam auf den unebenen Untergrund gerichtet. Was sich noch unaufgeräumt und staubig präsentiert, soll bis Ende Oktober die "gut Stubb" der Stadt werden. Der 24 Millionen Mark teure Erweiterungsbau des Rathauses steht kurz vor seiner Fertigstellung.
In lockerer Ferienlaune besichtigen die Stadträte das künftige Repräsentationsgebäude, immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Das geht schon bei der Begutachtung des Parkdecks los. Zwar wittert Otfried Weber zunächst eine Bausünde, als klar wird, daß die Fahrzeugfläche über die Fensterfront im Erdgeschoß hinausreichen wird. "Da geht ja das ganze Licht weg, das ist ja wie im Keller." Aber die Kollegen sind um keine Lösung verlegen. "Da werden nur grüne Autos abgestellt, damit's etwas netter aussieht", schlägt Oswald Henrich vor.
Im Innern des Baus geben wirr von der Decke hängende Kabelmassen den Räumen ein surrealistisches Gepräge. Doch daß der Sitzungssaal für das Parlament mit seiner sichtbaren Deckenkonstruktion aus blauen Stahlträgern und den roten Backsteinen nicht gerade klein ausfallen wird, läßt sich schon jetzt erkennen. Zufriedene Gesichter auch über die Trennwand zum Nebenraum. "Wenn das Publikum Platz genommen hat, wird die zugezogen", unkt Henrich - "und vor allem zugesperrt", ergänzt jemand.
Als weniger großzügig werden die halbfertigen Amtszimmer empfunden. "Dann freuen sich alle Mitarbeiter auf zu Haus", wird auch dieses "Problem" schnell gelöst. Aber die dünnen Wände. "Da hört man ja die Flöhe husten", vermutet Marget Jonberg. "Die müssen so dünn sein, damit die Beamten nicht einschlafen", wird sie aufgeklärt. "Ja, schon. Aber dann hört man doch ihr Schnarchen"...
Harte Fakten sind weniger gefragt bei der Besichtigung; neugierig wird stattdessen in jede Ecke gelugt. "Solange alles im Finanzplan bleibt"..., hört man hier und da ein wohlwollendes Murmeln über die Ausführungen des Architekten Winfried Gladis. Insgesamt 3800 Quadratmeter Büro- und Nebenfläche werden zusätzlich zu den 1500 Quadratmetern im alten Rathausteil hinzukommen, und deren Notwendigkeit zweifelt niemand an. Zumal Bürgermeister Martin Herkströter beteuert: "Der Anbau war nicht nötig, weil ich etwa mit meinem Umfang nicht mehr durch die Tür meines alten Zimmers gekommen wäre." Und falls es eines weiteren Beweises bedarf: Der Bürgermeister wird weiterhin im alten Rathaus residieren. set
FRANKFURT A. M., 8. Juli (FR). Meist sonnig, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 23 und 28 Grad, die Tiefstwerte zwischen 12 und 15 Grad. Weitere Aussichten: vielfach sonnig und heiß. (Siehe auch Lokalteil)
Die Stuten dmoinieren am Sonntag das Hauptereignis beim Galopprennen in Frankfurt-Niederrad. Mit neun von 15 gemeldeten Pferden sind sie in der Überzahl und nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ zu beachten. Beim "Preis der Firma Bratengeier" über 1300 Meter, einem Ausgleich II für vierjährige und ältere Pferde, bei dem es um 25 000 Mark geht, ist besonders Lamseh zu beachten. Ein Sieg über 1400 Meter in Mülheim sind eine gute Empfehlung. Das gleiche trifft auch auf Wiener City zu. Auch Aminata zählt zu den aussichtsreichen Startern.
Der Frankfurter Lokalchampion Zeitz schickt mit Easy Beam ebenfalls eine starke Stute ins Rennen. Ein vierter Platz in München und ein fünfter Rang in Hamburg sind gute Zeichen.
Bei den Hengsten sind King Attila und Morning Shadow zu beachten. Ob Win Frontal, dessen Frühjahrsstärke inzwischen verflogen ist, mitreden kann, bleibt abzuwarten. Der Galopptag beginnt mit den ersten Rennen um 14.00 Uhr. -est-
HANAU. 160 000 Mark Schaden ist am Dienstag gegen 11.30 Uhr bei einem Unfall in der Dieselstraße in Großauheim entstanden. Nach Angaben der Polizei war der 22jährige Fahrer eines 7,5-Tonners, der in Richtung Alte Mainbrücke unterwegs war, mit seinem Gefährt ins Schleudern geraten, weil er bremsen und einem Tier habe ausweichen wollen.
Der Lkw habe zunächst ein am Straßenrand abgestelltes Autos gestreift und sei anschließend frontal auf einen Neuwagen der Luxus-Klasse geprallt. Der 22jährige zog sich durch das Geschehen einen Schock zu und mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. are
spi OBERHAUSEN. Zwei Jahre zogen sich die Gespräche über eine Neuordnung des deutschen Großkesselbaus für die Stromerzeugung hin. Mehrfach drohten sie zu scheitern, obwohl die Unternehmen teilweise horrende Verluste zu verkraften hatten und Überkapazitäten die Preise drückten. Nun schafften zwei von der Branchen-Misere betroffene Konzerne den Durchbruch. Zum Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. Oktober wollen die Deutsche Babcock in Oberhausen sowie die zur Frankfurter Metallgesellschaft (MG) gehörenden Firmen Lentjes und Lurgi ihre Kraftwerks- und Energietechnik zusammenlegen. Geplant sind zwei Gemeinschaftsunternehmen, die unter das Dach einer gemeinsam geführten Holding gestellt werden. An deren Kapital von 120 Millionen Mark werden Babcock und Lentjes zu je 50 Prozent beteiligt sein. Diese GmbH soll später in eine AG umgewandelt und an die Börse gebracht werden.
Durch die Verbindung wird ein Anbieter mit knapp drei Milliarden Mark Jahresumsatz und wohl rund 5000 Beschäftigten entstehen, nachdem von den jetzigen Belegschaften der beteiligten Firmen an die 400 Stellen wegfallen dürften. Insgesamt, so rechnen Vertreter der beiden Konzerne vor, können durch den Zusammenschluß immerhin an die 40 bis 60 Millionen Mark pro Jahr eingespart werden. Im internationalen Maßstab fühlt man sich freilich auch in den neuen Dimensionen unverändert "als Zwerg" mit weitem Rückstand auf Mitbewerber wie GEC-Alsthom und ABB.
Die beiden bisherigen Konkurrenten malen sich als Folge ihrer Kooperation ein rosiges Zukunftsbild samt günstigsten Ertragsperspektiven aus. Die Überkapazitäten in Europa seien nunmehr weitgehend beseitigt, heißt es. Die Aufträge aus Ostdeutschland haben mit zusammen 2,2 Milliarden Mark eine verheißungsvolle Größe erreicht. Neue Kundschaft wird ferner aus Osteuropa und Ostasien erwartet.
Das Zusammenrücken auf den genannten Arbeitsgebieten ließ prompt wieder Gerüchte aufkommen, der Babcock-Konzern sei insgesamt ein Übernahmekandidat für die Metallgesellschaft. Diese hatte sich zuletzt ohnehin sehr kauffreudig gezeigt und unter anderem Buderus sowie Dynamit-Nobel erworben.
Wirtschaftlich scheint sich Babcock nach den turbulenten achtziger Jahren mit addierten Verlusten von mehr als einer Milliarde Mark zwar wieder gefangen zu haben. Doch ruhige Zeiten sind in Oberhausen noch immer nicht angesagt. Vorstandschef Heyo Schmiedeknecht räumt ein, das operative Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres werde nicht so gut ausfallen wie zunächst erwartet.
MAIN-KINZIG-KREIS. Als "altes Gesetz" bezeichnet Hanaus Ordnungsamtsleiter Hans von Arnim die Regelung für Bürgerkriegsflüchtlinge gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention. Nach seiner Auffassung reichen die bisherigen "Kriegsgebietserlasse" jedoch nicht. Weitere Gebiete müßten aufgenommen werden. Etwa Marokko, wo in der Wüste die Polisario kämpft.
Rund 200 Bosniern sprach die Ausländerbehörde des Main-Kinzig-Kreises in den vergangenen Wochen eine Duldung aus. Die meisten wohnen bei Freunden oder Bekannten. Wie Kreispressesprecher Heinrich Sülzer weiter informiert, haben vermutlich einige Flüchtlinge aus der Region auch einen Asylantrag gestellt.
Die Statistik aus Wiesbaden kenne nach wie vor nur den Gesamtbegriff "Jugoslawen". Mehr als die Hälfte der monatlichen Zuweisungen an Asylbewerbern stamme inzwischen aus den vom Bürgerkrieg umkämpften Gebieten jenseits der Alpen.
Hinzu kommen die in Hanau lebenden Flüchtlinge aus dem zerissenen Jugoslawien. Der Leiter des Ausländeramts, Axel Rudzinsky, schätzt ihre Zahl auf 800 bis 900. Darunter seien sehr viele Kroaten. Wie für Serben gilt für sie keine Visumspflicht. Auch Rudzinsky vermutet, daß einige Flüchtlinge aus der Region mangels Unterkunft Asyl beantragen.
Die Innenminsterkonferenz von Bund und Ländern wies die kommunalen Ausländerbehördern Ende Mai an, Bosniern generell eine Duldung auszusprechen. Diese gilt nur für sechs Monate. Weil nach einem halben Jahr der "Papierkrieg" erneut beginnt, hat Hessen angeregt, den Status dieser Personengruppe zu verändern, sagt ein Sprecher des Innenministeriums in Wiesbaden.
Doch Bonn sieht keine Notwendigkeit, die Situation für die Menschen aus Bosnien-Herzogowina zu erleichtern: Sechs Monate könnten die Länder selbständig Duldungen aussprechen, "danach entscheidet Bonn", sagt ein Sprecher im Bundesinnenministerium. Den Zwang zu einer "bundeseinheitliche Regelung" nennt er als Grund. Und versichert abschließend: "Die rechtlichen Möglichkeiten reichen aus." jur
aud FRANKFURT A. M., 9. Juli. Fast die Hälfte der 434 Abgeordneten im US- Repräsentantenhaus hat dazu aufgerufen, den Nationalen Widerstandsrat Irans zu unterstützen. Wie die im NWRI führenden Volksmudschaheddin unter Berufung auf den demokratischen Kongreßabgeordneten Mervin M. Dymally mitteilten, betrachten 219 US-Repräsentanten das Oppositionsbündnis als fähig, "zum Frieden und zur Stabilität in dieser Region beizutragen".
In ihrer Erklärung zeigen sich die Abgeordneten enttäuscht über die Regierung von Ali Akbar Haschemi Rafsandschani. "Aufgrund seines wirtschaftlichen Bankrotts und seiner internen Krisen, der zunehmenden Bürgerproteste, der Demonstrationen und des Widerstands der Bevölkerung ist das Rafsandschani-Regime mehr denn je gezwungen, sich gegen den Frieden in der Region zu stellen, Krisen zu entfachen und Terrorismus und Fundamentalismus ins Ausland zu exportieren", zitieren die Volksmudschaheddin. Öffentliche Hinrichtungen und die Unterdrückung von Frauen hätten wieder zugenommen. Damit sei der "Mythos von der Moderation (mäßigende Rolle, d. Red.) Rafsandschanis beendet", heißt es in der US-Verlautbarung weiter. Ein Waffen- und Erdölembargo gegen Iran haben 154 Mitglieder des Europaparlaments gefordert, teilen die Volksmudschaheddin weiter mit. Begründet wurde dies mit den Versuchen Irans, in den Besitz von Atomwaffen zu kommen, mit seiner Verwicklung in Mordanschläge auf Oppositionelle im Ausland und mit der Erneuerung des Mordbefehls gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie.
Die jüngsten regierungsfeindlichen Demonstrationen in Iran hätten gezeigt, daß die Regierung Rafsandschani "keine Legitimität und kein vom Volk ausgehendes Herrschaftsmandat besitzt", zitieren die Volksmudschaheddin. Auch der Luftangriff auf eine Basis der Nationalen Befreiungsarmee Iran (NLA) auf irakischem Territorium im vergangenen April wird verurteilt. Die NLA wird vom Chef der Mudschaheddin Massud Radschawi und seiner Frau Mariam geführt. Ihr gehören viele Frauen an.
Bislang bezweifelten Beobachter, ob die Volksmudschaheddin und der von ihnen initiierte NWRI Iran demokratisch erneuern könnten. Kritisiert wird der Führerkult um Radschawi und daß sie die Regierung mit Gewalt, unter Einsatz der NLA stürzen wollen.
REICHELSHEIM. Für rund 330 000 Mark hat der Kreisausschuß auf Vorschlag des Schuldezernenten, Joachim Pollmar (SPD), weitere Aufträge für den Grundschulbau in Reichelsheim vergeben.
Allein 170 000 Mark entfallen auf den Straßenbau. Im einzelnen sollen ein Wendehammer für den Schulbus, Parkplätze für die Bediensteten und ein kleiner Weg angelegt werden. Weitere 160 000 Mark sind für Schreiner- und Spenglerarbeiten sowie das Verlegen des Teppichbodens und die Grundreinigung vorgesehen.
Pollmar rechnet damit, daß die Schule (Gesamtausgaben: 6,5 Millionen Mark) im Herbst fertig sein wird. Dann sollen die 280 Schülerinnen und Schüler, die derzeit noch in Weckesheim, Dorn-Assenheim und Reichelsheim unterrichtet werden, in das neue Gebäude umziehen. cor
HELSINKI, 8. Juli. Rest-Jugoslawien darf vorerst bis zum 14. Oktober an der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) nicht teilnehmen. Die Suspendierung gilt sowohl für den am heutigen Donnerstag in Helsinki beginnenden KSZE-Gipfel als auch für alle folgenden KSZE-Treffen. Dies beschloß der Ausschuß der Hohen Beamten am Mittwoch in Helsinki.
Mit dieser gegen die Stimme Belgrads getroffenen Entscheidung schließt die KSZE erstmals ein Mitglied aus, doch ohne sich zu einem formellen Ausschluß durchzuringen. Jugoslawiens neuer Ministerpräsident Milan Panic hatte am Montag die KSZE um eine 100-Tages-Frist gebeten, in der er versuchen wolle, in Bosnien-Herzegowina Frieden zu stiften. Rußland hatte sich gegen den Willen der übrigen 50 KSZE-Mitglieder für Panics Begehren eingesetzt und damit den Ausschluß Belgrads verhindert.
Namensschild und Fahne Jugoslawiens bleiben im KSZE-Plenum vorerst präsent. Ein Vorgriff darauf, ob Serbien und Montenegro als Rechtsnachfolger anerkennt werden, sei dies jedoch nicht, heißt es im Beschluß des Beamten-Ausschusses, der erst Entscheidungen der Vereinten Nationen und der Jugoslawien-Konferenz der EG abwarten will.
Über die Wiederaufnahme Serbiens und Montenegros in den KSZE-Kreis soll spätestens am 13. Oktober entschieden werden, wobei berücksichtigt werden soll, inwieweit der Balkan-Staat die Verpflichtungen der KSZE erfüllt.
Auch in der strittigen Frage, wie die Forderung nach einem russischen Truppenabzug aus den baltischen Staaten ins Schlußdokument von Helsinki aufgenommen werden soll, fand der AHB in letzter Minute einen Kompromiß, dem sowohl Moskau als auch die baltischen Präsidenten zustimmten. "In Übereinstimmung mit dem Völkerrecht und zur Vermeidung möglicher Konflikte" fordert die KSZE die betroffenen Staaten zu unverzüglichen Verhandlungen über bilaterale Abkommen - "einschließlich eines Zeitplans" - für den "frühzeitigen, geordneten und völligen Abzug" auf.
(Siehe auch Seite 2)
MAIN-KINZIG-KREIS. Laut dem Hanauer Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen (SPD) hat der Kreisausschuß des Main-Kinzig-Kreises Bewilligungsbescheide zur Asbestsanierung der kreiseigenen Schulen vom hessischen Finanzministerium erhalten.
Es sollen die Bertha-von-Suttner-Schule in Nidderau und die Gesamtschule Freigericht für jeweils 500 000 Mark saniert werden.
Nach Angaben des SPD-Politikers hat das hessische Finanzministerium dem Kreis außerdem ein Darlehen aus dem Hessischen Investitionsfonds für Kieselrotsanierungsmaßnahmen an den Grundschulen in Niederdorfelden und Steinau bewilligt.
Die Höhe des Darlehens beträgt 300 000 Mark.
Darüber hinaus wurden für die Asbestsanierung des Kindergartens in Gelnhausen-Höchst aus dem selben Fond 100 000 Mark der Stadt Gelnhausen zur Verfügung gestellt.
Mit dem Geld soll das neue Dach des Kindergartens bezahlt werden. are
So viel Hirn und so wenig Masse. Da sind vor dem Münchener Gipfel Tausende Experten in den sieben Hauptstädten mit Gutachten, Studien und anderen Nachweisen ihrer Existenzberechtigung beschäftigt, opfern ganze Wälder, um die Ergebnisse ihrer Denkarbeit auf Papier festzuhalten - und gelangen doch nur zu Erkenntnissen, die man getrost vorher auf einer einzigen Seite hätte unterbringen können. Bei der Darbietung nach dem Gipfel dürften selbst die in Wirtschafts-Fachfragen unerfahrenen Regierungschefs an den uralten Kamellen schwer zu kauen gehabt haben.
Ob das von Kohl gewünschte "Signal der Hoffnung" bei diesem Stillstand des regierungsamtlichen Nachdenkens Wirkung zeigt, muß bezweifelt werden. Das Publikum darf beruhigt, muß zugleich aber auch erschrocken sein, daß die Regierenden nicht viel klüger sind als es selbst.
Die in München präsentierte Weisheit, alles aufs Wirtschaftswachstum zu setzen, kommt eher einem Rückfall in die 70er Jahre gleich. Auch die angeblich neuen Zauberformeln, wie Deregulierung und Privatisierung, überzeugen kaum - erst recht nicht im Lichte der deprimierenden Erfahrungen mit diesen Verheißungen in den USA und Großbritannien.
Trotzdem werden diese Rezepte auch der "Zweiten Welt" angeboten, als ob es dort Strukturen gäbe, die sich "enthemmen" ließen, wie es im offiziellen Sprachgebrauch heißt. Immerhin wird auch dem leidtragenden Volk Mitgefühl gespendet, weil es "schmerzliche Anpassungen" geben wird. Wohin die Reise zu gehen droht, können sie am Schicksal der Menschen in der "Dritten Welt" ablesen. rds
Nitrat im Salat, Fungizid-Reste in den Erdbeeren? - Alles Ammenmärchen, meint der Arbeitskreis Industrie - Landwirtschaft Hessen. Eine Fama aus früheren Tagen, als der Landmann unbekümmert überdüngte und mit der chemiegefüllten Spritze übers Feld zog. Heute aber, das legt der Arbeitskreis in seiner Studie "Einflüsse der industriellen und küchentechnischen Verarbeitung in pflanzlichen Nahrungsmitteln aus konventionellem Landbau" - unter Berücksichtigung der Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Schwermetallen - nahe, könne jeder unbesorgt in den Rotkohl beißen beziehungsweise ihn als Konserve aufwärmen: Der Nährwertgehalt sei groß, die Belastung fast an der unteren Nachweisgrenze. Ängste der Verbraucher entsprängen einem "Sicherheits-Luxus-Konsum", so der Arbeitskreis-Vorsitzende Gerhard Prante gestern bei der Vorstellung der Studie.
Der Arbeitskreis mit "Clubcharakter" (Prante) bringt Vertreter von hessischer Industrie und Landwirtschaft zusammen, um "gemeinsame Anliegen und Probleme zu diskutieren und Dialogpartner für Politik und Öffentlichkeit zu sein". Wobei die Industriebetriebe entweder den Bauern "Betriebsmittel" zuliefern oder ihnen die Rohprodukte zwecks Weiterverarbeitung abkaufen. Mitglieder dieser Lobbyisten-Vereinigung haben 1988 der landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Speyer ihre Produkte zwecks unabhängiger und neutraler Begutachtung zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis konnte Experten nicht überraschen. Ob Erdbeeren oder Himbeeren, Sellerie, Rotkohl, Weißkraut, Kartoffeln, Spinat oder Bohnen: Der Gesundheitswert war erstklassig, bei einigen Gemüsesorten hatte sich beim Durchqueren der Konservenfabrik der Vitamingehalt wunderbarerweise noch gesteigert, und wer sein Kartoffelpüree nicht aus frischen Erdäpfeln zubereitet, sondern auf Trockenflokken zurückgreift, findet astronomische Werte an Calcium auf dem Teller. Pestizide, Fungizide und Herbizide, Blei und Cadmium sind kaum der Rede wert.
Die Belastung, daran ließ der LUFA-Leiter Rudolf Aldag keinen Zweifel, stammt aus der "Umwelt". In dieser Ansicht wurde er vom Hauptgeschäftsführer des Hessischen Bauernverbandes, Paul Kuhlmann, unterstützt. Seine Kollegen seien schon aus Kostengründen zum umweltverträglichen "integrierten Landbau" übergegangen - 70 Prozent der hessischen Agrarfläche würde so bearbeitet. Die Produkte würden sich außer "bei einigen Eiweißwerten" kaum von "alternativ" gezogenem Obst und Gemüse unterscheiden.
Die wahre Gefahr geht für Kuhlmann von den "Emissionen von außen" aus. Natürlich nicht von Müllverbrennungsanlagen oder Industriebetrieben, sondern von den vielen Verbrauchern, die auf Brennstellen ihre Gemüsekonserven erhitzen, im Winter ihre Wohnungen heizen und jeden Schritt mit dem Auto fahren. abi
Betrachtet man sich im örtlichen "Whaling Museum" die ersten Stummfilme aus der Zeit nach der Jahrhundertwende, scheint sich die damals lupenreine Quäker-Stadt an der Mündung des Acushnet-Rivers vor Geschäftigkeit geradewegs zu überschlagen. Im Hafen herrschte ein wuseliges Treiben, ein Fässer-Rollen und -Verladen, ein Hämmern und Hobeln, Schmieden und Segel-Nähen, Schiffe-Begrüßen und Fare-well-Sagen - so daß man nicht lange nachdenken muß, um herauszufinden was das Lieblingswort in den Neu-England-Staaten sein könnte: Prosperity.
Ich entscheide mich um Mitternacht aus rein egoistischen Gründen fürs Letztere, denn wenn ich morgen früh in Phoebe's Café frühstücken will, muß ich hellwach sein - muß ich in diesem Land doch jeden Morgen ebenfalls wählen! Ich muß genau wissen, ob ich die Eier scrambled, over easy, sunny-side-up or boiled zu verspeisen wünsche (als Rührei oder doppelseitig gebraten, als Spiegelei oder gekocht); ob ich, falls ich Pfannkuchen bestelle, diese dann "ohne Geschmack" wünsche oder lieber mit Zimt und Zukker, oder noch lieber mit Blaubeeren respektive Erdbeeren, Bananen, Äpfel oder gar mit Schokoladenstückchen vermischt. Und schließlich sollte ich entscheiden können, ob ich die Muffins (Brottörtchen) aus Weizen-, Mais- oder Roggenmehl gebacken haben möchte - unabhängig davon (siehe oben), ob ich sie mit Blueberry, Strawberry, Banana, Apple or Choc- Chip zu verköstigen gedenke. Jeden Morgen also american democracy:
Wundern darf das niemand, ist unsereins doch in Massachusetts unterwegs, und in diesem Staat verkünden ja schon die Autoschilder, daß es hier den "Spirit of America" zu finden gibt. The choice is yours - auch wenn ich mir dabei nie ganz sicher bin, wie das gemeint ist. So wie bei jenem Buick, der an seinem Kofferraum den Schriftzug "Hit me, I need the money" trägt, oder wie bei jenem "Mörsidis", der schlicht und einfach verkündet: "I 4 freedm".
Gesetzt den Fall, unsereiner bliebe lieber auf den Spuren des Moby Dick, dann zählt eigentlich nur die Fahrt in Richtung Cape Cod. Nach Hyannis hinaus (ich weiß, ich weiß: die Kennedys!) und von dort mit der Fähre weiter nach Nantukket. Die Insel wie auch die Ortschaft selbst haben unglaublich viel Heimelig-Europäisch-Idyllisches an sich, und nicht umsonst kokettiert man darum mit dem Slogan, man sei das "Yesterday's Island".
Käpt'n Ahab, diese furchterregende Gestalt in Melvilles Roman, ist schwer vorstellbar in dieser wohlsituierten Atmosphäre. Aber ich kann andererseits auch nicht behaupten, daß Master Joseph W. Folger wie ein gottesfürchtiger Ministrant zu Werke ging, als er für das Walschiff "Alpha of Nantucket" - bound for the Pacific on a Sperm Saling Voyage - per 2. Juli 1846 insgesamt 14 fähige Seeleute, drei Hilfsmatrosen, einen Böttcher, einen Zimmermann und einen Schmied per Plakat suchen ließ, um ihnen allesamt Kleidung und was sonst noch notwendig war "on credit of the voyage" zu versprechen.
Heute ist die Nachrichtenlage über die vom Wal geprägten Geschehnisse am Cape Cod in ihr genaues Gegenteil verkehrt. Die Menschen jagen sie nicht länger, die Wale, sie helfen ihnen. Das Cape Cod ragt nämlich wie ein etwa 100 Kilometer langer, gekrümmter Finger ins Meer hinaus (wenn man so will, wie eine Sense), in deren Innenraum - der Cape Cod Bay - sich jedes Jahr erneut Wale verirren und den Ausgang nicht mehr finden. Passiert solches, kennt die "Cape Cod Times" auf Seite eins nur Überschriften wie diese: "Wale strandeten in Yarmouth - erschöpfte Freiwillige versuchten sich an der fünften Rettung in vier Tagen". "Boston Globe" und "New York Times" drukken nach, denn Nantucket und die Region am Cape Cod ist beider Metropolen nächstgelegenes, liebstes Urlaubs- revier.
ANREISE: tägliche Flugverbindungen von Frankfurt a. M. nach Boston. Wer einmal über den dortigen Logan-Airport in die USA eingereist ist (mit zahllosen weiterführenden Verbindungen innerhalb der Staaten, u. a. auch nach Hyannis und Nantucket), wird sich die Anreise über New York gut überlegen. Preisbeispiel mit der Boston als Drehscheibe anfliegenden Northwest-Airlines zum Holiday-Tarif ab 15. August: 1299 Mark plus 36 Mark Steuern.
UNTERKUNFT: Auf Bed & Breakfast- Vermittlung spezialisiert ist in Deutschland das Anglo-American-Reisebüro, Bodelschwinghstr. 13, 4535 Westerkappeln, Tel. 0 54 04 / 25 70; in Boston bzw. Cambridge die beiden B & B-Agenturen ABC, 335 Pearl Street, Cambridge, Ma. 0 21 39, Tel. 4 91 / 02 74; Ferne Mintz, 47 Commercial Wharf, Boston, Ma. 0 21 10, Tel. (6 17) 7 20/35 40. Eine komplette Übersicht aller Inns, Resorts, Hotels, Motels und B & Bs in Neu-England liefert der "Travel Planner Guide" der New England Innkeeper Association, P.O. Box 1089, North Hampton, NH 0 38 62, Tel. (6 03) 9 64 / 66 89.
ESSEN UND TRINKEN: in dieser Gegend natürlich Hummer, Krabben und Garnelen (Fisch ohnehin), aber auch hier angebaute (!) Riesling- oder Chardonnay-Weine von hoher Güte. Zu degustieren z. B. in der "Westport Rivers Winery", 417 Hix Bridge Road, Westport, Tel. 6 36 / 34 23 (liegt auf halbem Weg zwischen New Bedford und Newport).
LITERATUR: Wer über Boston anreist, ist mit dem DuMont-Reiseführer "Richtig reisen: Neu-England", gut bedient, wer von New York kommt, greift besser auf das Vista-Point-Buch "New York" zurück, in dem eine Rundreise durch Massachusetts bis nach Boston hinauf beschrieben ist. Bei beiden Büchern zeichnet die gleiche Autorin verantwortlich, entsprechend gibt es Überschneidungen. Darüber hinaus: Phoebe Atwood Taylor, "Wer gern in Freuden lebt . . ." (DuMont's Kriminal-Bibliothek 1032), sowie die Essay-Bildbände "Spinner" - People and Culture in Southeastern Massachusetts, Volume I- IV by Spinner Publications, P. O. Box C 801, New Bedford, Ma. 0 27 41.
AUSKUNFT: Greater Boston Convention & Visitors Bureau, Prudential Plaza, P. O. Box 490, Boston, Ma. 0 21 99, Tel. (6 17) 5 36 / 41 00. USTTA Fremdenverkehrsamt der USA, Bethmannstr. 56, 6000 Frankfurt a. M., Tel. 0 69 / 9 20 03 60. be
Zum ersten Mal seit Wochen ist an der Weichsel Optimismus spürbar. Es gibt eine neue Regierung. Für mindestens ein Jahr oder gar für zwei, drei? Polen ist nicht Italien: eine Regierungskrise, vom Außmaß der eben erlebten, rührt an die Grundfesten der jungen Demokratie. Um so größer ist nun die Erleichterung: Die Herren aus der konservativen und erzkatholischen "Christlich-Nationalen Vereinigung" (ZChN), die noch vor kurzem als Hauptgegner von Mazowieckis "Demokratischer Union" (UD) galten, schmeicheln nun der Regierungschefin, von deren "linker" Partei sie sich bislang stets entschieden distanziert hatten.
Durch die Kooperationsbereitschaft von Hanna Suchocka scheint der Konflikt zwischen Regierung und Präsident vorerst beendet. Walesa kann für sich in Anspruch nehmen, seine einzige Trumpfkarte - das Vorschlagsrecht für die Wahl des Regierungschefs - effektvoll ausgespielt zu haben: Die Angst davor, daß er sich selbst nominieren könnte, trieb die Parteien zur Einigung. Das Hauptverdienst beim Zustandekommen der Regierung fällt allerdings der Gewerkschaftsfraktion zu, die selbst nicht am Kabinett teilhat, aber mit ihren Stimmen die parlamentarische Mehrheit endgültig absichert. Die Gewerkschaftsbosse aus der Untergrundzeit waren es, die unermüdlich zwischen den Fraktionen und dem Präsidenten vermittelten. An der Spitze der vierten Solidarnosc-Regierung in Polen steht nun die erste Regierungschefin Osteuropas. eh (Warschau)
MAIN-KINZIG-KREIS. Gegen die Einführung einer flächendeckenden Ganztagsschule im Main-Kinzig-Kreis durch die hessische Landesregierung hat sich der CDU-Landtagsabgeordnete Walter Korn ausgesprochen. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag lehnt die bewußte landesweite Ausdeh- nung des Schulunterrichts in den Nachmittagstunden entschieden ab.
Gleichzeitig wirft der Maintaler dem hessischen Kultusminister vor, nicht die soziale Betreuung von Kindern, sondern ein "Arbeitsbeschaffungprogramm für Lehrer" in den Mittelpunkt zu stellen. Nach seiner Auffassung sollen die Kinder in der Zeit unter der Aufsicht engagierter Eltern spielen, nicht aber eine Hausaufgabenbetreuung durch Lehrer erfahren.
Von der Landesregierung fordert Korn, die Betreuungsangebote an Grundschulen auszubauen. Hier sei der Einstieg bereits zu CDU-Regierunsgzeiten erfolgt. Klar abzulehnen sei aber eine flächendeckende Ganztagsschule durch Einführung von Schulunterricht an den Nachmittagen. are
NEU-ANSPACH. Der Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) bietet Fortbildungsseminare für ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter in der Jugendarbeit an. "Voll dazwischen" vom 18. bis 21. August, beschäftigt sich mit der Situation von Elf- bis 15jährigen in der Jugendarbeit.
Vom 9. bis 11. Oktober findet ein Seminar zum Thema "Wie bewegt man was" statt. Informationen zu beiden Veranstaltungen gibt es bei der BDP-Bildungsstätte, Schulstraße 3, Neu-Anspach, Telefon 0 60 81 / 4 17 72. jd
Wasser ist kostbar. Der Frankfurter Magistrat weiß das nicht erst seit dem Umweltgipfel in Rio und beschloß deshalb, mit gutem Beispiel voranzugehen: Alle Spülkästen der städtischen Toilettenanlagen sollten mit "wassersparenden Vorrichtungen" ausgestattet werden, nahmen sich die Stadtväter und -mütter vor. In Schulen, Kindergärten und Behörden, in den Schwimmbädern und im Palmengarten sollte es künftig keine Toilette ohne Spartaste geben.
Das war im September 1989. Doch das kostbare Naß gurgelt noch immer ohne den Schutz einer Spartaste in die Abwasserkanäle. Nun kann allerdings der Stadt nicht unterstellt werden, daß überhaupt nichts geschehen sei. Immerhin dauerte es nicht einmal ein Jahr, bis beispielsweise die Kindertagesstätten Kunde vom Umweltbewußstsein im Magistrat erhielten: Im August 1990 wurden sie angewiesen, alle Toilettenanlagen zu erfassen.
Offenbar eine komplizierte Rechennarbeit, oder die Toiletten sind samt und sonders in unzugänglichen Winkeln versteckt. Doch immerhin sind bis jetzt "103 städtische Liegenschaften erfaßt und ausgeschrieben worden", wie es im Amtsdeutsch heißt. Für Walter Hippmann vom Hochbauamt Frankfurt ein eindeutiger Erfolg, denn Ende August wird bereits mit den Kostenvoranschlägen gerechnet. Vielleicht kann es dann schon bald losgehen mit dem Wassersparen.
Und noch einen Silberstreif gibt es am Horizont aller städtischen Toilettengänger mit schlechtem ökologischen Gewissen: Die Beamten arbeiten an der Bestandsaufnahme zusätzlicher 300 Liegenschaften. Was macht es da schon, daß insgesamt rund 1200 Flächen erfaßt werden müssen - wenn das Tempo gehalten wird, sind bis zur Jahrtausendwende alle städtischen Toiletten gezählt und sicherlich auch die ersten Spartasten eingebaut. Das müßte doch möglich sein, zumal wenn handwerklich geschickte Hausmeister nur das Einbauteil aus dem Kaufhaus für acht bis 15 Mark installieren müssen.
Dann kann der "blaue Engel" an die städtischen Toilettentüren geklebt werden, können umweltbewußte Beamte, Angestellte und Schüler endlich ohne schlechtes Gewissen aufs Klo gehen. Sie wissen, wenn die Spülung rauscht, wird etwa 20 Prozent des Wassers eingespart - allein bei den etwa 20 000 städtischen Bediensteten täglich zwischen 120 000 und 180 000 Liter Wasser.
In der Tat, sparsame Zeiten werden irgendwann einmal anbrechen, und nur nachtragende Naturen rechnen die mehr als 100 000 Kubikmeter Trinkwasser vor, die in den vergangenen drei Jahren ungehindert davonflossen, während die Toiletten gezählt wurden. ek
bel FRANKFURT A. M., 8. Juli. Die Bundesregierung soll die Entwicklungshilfe für El Salvador an Bedingungen wie die Einhaltung der Menschenrechte knüpfen. Das haben acht deutsche Hilfsorganisationen und Solidaritätsgruppen in einer gemeinsamen Erklärung gefordert. Ihren Informationen zufolge wollen Bonner Vertreter in den nächsten Tagen mit El Salvador über die Wiederaufnahme der wegen des Bürgerkrieges 1989 eingefrorenen Zahlungen verhandeln.
Die Mittelamerika-Experten verweisen darauf, daß auch nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen der Regierung und der Guerillagruppe FMLN im Januar die Menschenrechte in El Salvador "eklatant" verletzt würden. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres seien 57 Menschen getötet und 19 verschleppt worden. Die vereinbarte Auflösung der "berüchtigten" Nationalgarde und anderer "Sicherheitskräfte" werde verzögert, die Landverteilung behindert.
Außer an die Menschenrechte sollte die finanzielle und technische Hilfe deshalb "aufs engste" gekoppelt werden an
- "die Beendigung der Verzögerungen bei der Demobilisierung der Streitkräfte, bei der Auflösung von Sicherheitskräften und den Verbänden der FMLN" und an
- "die zügige Behandlung von strittigen Landfragen im Sinne des Abkommens", heißt es.
Weiter fordern die Organisationen, bei der Verwendung der von Bonn in Aussicht gestellten 50 Millionen Mark für El Salvador nichtstaatliche Träger einzubeziehen und nur solche Projekte zu unterstützen, "die die Partizipation der Bevölkerung, der gesellschaftlichen Gruppen und erfahrener Träger sicherstellen".
Die Erklärung ist vom Kinderhilfswerk terre des hommes, der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt, der Stiftung Buntstift, der Evangelischen Zentrale für Entwicklungshilfe, den Hilfswerken Brot für die Welt (evangelisch) und misereor (katholisch) sowie medico international und der Christlichen Initiative Romero unterzeichnet.
rb MÜNCHEN. Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrieländer haben sich zum Abschluß ihres Münchener Wirtschaftsgipfels auf einige Leitlinien zur Förderung des weltweiten Wachstums geeinigt. So soll "der Spielraum für niedrigere Zinsen durch Verringerung übermäßiger öffentlicher Defizite und Förderung der Ersparnisbildung" erweitert werden, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Insbesondere sollen dazu staatliche Ausgaben weiter abgebaut werden.
Umwelt- und wachstumspolitische Ziele will die Siebener-Gruppe durch "verstärkte Nutzung marktwirtschaftlicher Anreize und technologischer Innovationen mehr "in Einklang" bringen. Beschäftigungschancen sollen durch bessere Ausbildung und größere Mobilität gestärkt werden. Die Finanzminister der sieben Nationen werden aufgefordert, ihre Zusammenarbeit auf der Grundlage dieser Leitlinien zu verstärken.
Zur erneut nicht zustandegekommenen politischen Einigung in der sogenannten Uruguay-Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) meinte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), die Gründe dafür seien mit Blick auf den Kalender zu sehen. Damit gemeint ist vor allem das EG-Referendum in Frankreich im September. Dagegen habe US-Präsident George Bush starkes Interesse an einem Gatt-Kompromiß bekundet - "un- geachtet der amerikanischen Wahlen im November", so Kohl. Wie es am Rande der Konferenz hieß, hofft Bush darauf, eine Einigung kurz vor dem Urnengang als Wahlkampfschlager einsetzen zu können.
Zum Thema Umweltpolitik fordern die Regierungschefs alle anderen Staaten auf, die Klimakonvention von Rio bis Ende 1993 zu ratifizieren und bis dahin nationale Umweltaktionspläne zu erarbeiten. Den Entwicklungsländern soll auf diesem Gebiet zusätzliche finanzielle Unterstützung über die Weltbank-Tochter IDA und die "Globale Umweltfazilität" zukommen. Letztere will man als ständigen Finanzierungsmechanismus ausgestalten. Der Abschluß der Verhandlungen über eine "substantielle Wiederauffüllung" der IDA-Mittel (drei Jahresetats) wird noch für 1992 angestrebt. Der zeitlich begrenzte Sondertopf des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die ärmsten Entwicklungsländer - die sogenannte Erweiterte Strukturanpassungsfazilität - soll zunächst um ein Jahr fortgeführt werden. Auch künftig soll der IWF Mittel zu Sonderkonditionen für reformwillige Staaten bereitstellen. Ihre Entwicklungshilfe will die Siebener-Gruppe künftig stärker auf die ärmsten Länder konzentrieren. Armut, Bevölkerungspolitik, Bildung, Gesundheit, die Rolle der Frau und das Wohl der Kinder verdienten dabei besondere Aufmerksamkeit, erklärten die Regierungschefs. Die kirchlichen Hilfswerke in Deutschland kritisierten, daß von den Gipfelteilnehmern die Ursachen der stetig wachsenden Kluft zwischen Nord und Süd nicht angesprochen worden seien. Die gemeinsame Erklärung zur Wirtschafts- und Umweltpolitik stelle gegenüber der Konferenz von Rio einen Rückschritt dar.
Der zeitgleich tagende "Andere Wirtschaftsgipfel" (TOES) zahlreicher Entwicklungs- und Umweltorganisationen beanstandete das "blinde Vertrauen in Wachstum". Die Regierungschefs setzten auf eine Wiederankurbelung "ohne Rücksicht auf die schädlichen Auswirkungen für die ökologische Überlebensfähigkeit des Planeten und die sozialen Folgen für die Mehrheit der Menschen". Die Wirtschaftsdeklaration zeuge insgesamt von einem "ökologischen Steinzeitbewußtsein".
Kritisiert wurde beim Alternativgipfel in München unter anderem auch die angestrebte Gatt-Reform. Die Unfähigkeit, hier eine Einigung zu erzielen, biete eine Chance, künftig ein umweltfreundlicheres und sozialeres Handelsregime zu schaffen. Insgesamt wurde dem exklusiven Zirkel der sieben reichen Industrieländer von den Alternativen die Legitimation abgesprochen, als Weltwirtschaftsforum zu agieren. Statt dessen sollte nach den Vorstellungen der TOES- Teilnehmer ein entsprechendes Gremium auf der Ebene der Vereinten Nationen geschaffen werden.
Die Oberligaformation von Eintracht Frankfurt setzte sich in einem weiteren Vorbereitungsspiel beim Bezirksligisten Usinger TSG klar mit 15:1 (7:0) Toren durch. Die Riederwälder, die bis auf ihre Jung-Profis Schlösser, Kientz, Wolf und Reis sowie die Rekonvaleszenten King und Oeczan komplett waren, kamen durch Becker (4), Würzburger (3), Bunzenthal, Brandl (je 2) sowie Balzer, Komljenovic, Okochan und Alavrez da Silva (alle 1) zu ihren Treffern.
Kickers Offenbach gewann vor 350 Zuschauern mit 5:0 (2:0) Toren beim Bezirksoberligisten Spvgg. Weiskirchen. Beim OFC-Experiment (Buchmann testete 20 Akteure) trugen sich Behlil (35.), Rüppel (40.), Wolf (80.), Albayrak (82.) und P. Kriegsch (83.) in die Torschützenliste ein. Bis auf Figas und Babicic war der Sieger, der heute abend (19 Uhr) bei Eintracht Trier spielt, komplett. hdp
BOCHUM, 9. Juli (epd). Der evangelische Bischof Christoph Demke (Magdeburg) hat den Weg der ostdeutschen Kirchen im DDR-Regime verteidigt. Durch die Formel "Kirche im Sozialismus" sei die "nicht lebbare Totalopposition" der unmittelbaren Nachkriegszeit überwunden worden, sagte Demke jetzt in Bochum. Ziel sei nicht die "plumpe Anpassung" an den Staat, sondern das theologisch verantwortete Wirken in der Gesellschaft gewesen.
Nach Auffassung des Bischofs der Kirchenprovinz Sachsen haben die Protestanten in Ost- und Westdeutschland immer noch ein weitgehend "ungeklärtes Verhältnis zur Demokratie". Mit der Demokratie-Denkschrift der Evangelischen Kirche von 1985 sei zwar ein erster Schritt gemacht, doch sei er "viel zu spät" und noch unzureichend erfolgt, betonte Demke.
Der Landesliga-Erhalt des SV 1915 Jügesheim durchkreuzte die (idealen) Terminpläne im Fußballkreis Offenbach. Zumindest die Kreisliga A Offenbach-Ost wird hiervon direkt tangiert, denn der SV Jügesheim II darf hierdurch weiterhin um Punkte mitspielen. Beim Abstieg in die Bezirksoberliga hätte sich die "Zweite" vom Jügesheimer Bahnhof wieder als eine Art Hobbyfußball-Mannschaft (ohne Auf- und Abstiegsmöglichkeiten) betätigen dürfen. Die Folge des 17er-Feldes: Die A-Klasse Ost fängt als einzige bereits am 16. August an, hätte den Vorgaben des Verbandes nach sogar bereits am 9. August starten müssen, aber der erste Spieltag soll wegen der Überschneidung mit den Offenbacher Stadtmeisterschaften verschoben werden, wie Kreisfußballwart Wilfried Klügl bestätigte.
Die Bezirksliga Offenbach (die Regularien sollen am 5. August, 19 Uhr, beim BSC 99 Offenbach erörtert werden) sowie die Kreisliga A West werden am 23. August in die Saison 92/93 starten. Noch länger können sich die Klubs der beiden B-Liga-Staffeln erholen, denn diese umfassen nach dem Rückzug des FC Italia Dreieich (stellte den Spielbetrieb gänzlich ein) und des FC Hillal Dietzenbach (diesem Verein fehlt ein Sportplatz, er durfte die Anlage der TG Weiskirchen nicht weiter nutzen) jeweils nur noch zwölf Vereine. Vor dem 30. August, vermutlich sogar erst am 6. September, wird auf keinen Fall in die neue Runde gestartet.
Die Vorrunden-/Terminbesprechung der B-Klasse West ist für 11. August (19 Uhr, Vereinsheim HFC Bürgel, Am Wörth) geplant, während sich die Ost- Vereine tags darauf (19 Uhr) beim FC Italsud Offenbach unter der Regie von Klassenleiter Rudi Ball im Kommunikationszentrum Rathenaustraße treffen werden. Die Termnine der beiden A-Ligen konnte Klügl am Mittwoch noch nicht nennen. Zumal dort eine kommissarische Klassenleitung in die Wege geleitet werden mußte.
Mit dem Oberligisten OFC Kickers sowie den Landesliga-Vereinen Spvgg. Dietesheim, Spvgg. 03 Neu-Isenburg, SV Jügesheim und Aufsteiger SG Germania Klein-Krotzenburg ist der Fußballkreis jetzt nur noch mit insgesamt fünf Klubs auf Landesebene vertreten. Dafür stellt er in der Bezirksoberliga Frankfurt (in beiden Staffeln) mit acht Klubs eine geballte Macht dar. In der guten Kreisstube kann der Kreisfußballwart und Klassenleiter Wilfried Klügl mit einem als ideal bezeichneten 16er-Feld in die neue Saison starten. Nachdem mit dem FV 06 Sprendlingen (Bezirksoberliga Frankfurt-West) nur ein Klub aus der dritten Amateurliga absteigen mußte, führen die "Nullsechser" auf dem Papier zusammen mit der SG Götzenhain und der TSV Heusenstamm die Klasse an. Vom 17er-Klassement - ohne Aufsteiger Spvgg. Seligenstadt sowie die Absteiger TuS Klein-Welzheim, TSG Mainflingen, SV 1910 Steinheim und TV Hausen - blieben noch zwölf übrig.
Neben den beiden mit 46:18-Punkten in der Punktrunde gleichstarken Titelanwärtern Heusenstamm und Götzenhain buhlen fortan zehn "Alteingesessene" um eine solide Position: Susgo Offenthal, FC Kickers Obertshausen, Spvgg. Dietesheim II, SV 13 Zellhausen, FC Alemannia Klein-Auheim, FC Kickers-Viktoria Mühlheim, Türkischer SV Neu-Isenburg, SSG 1889 Langen, SV Dreieichenhain und BSC Offenbach. Diese Klubs wiesen jeweils zwischen 33:31 und 29:35 Punkten auf, gehörten also zur Leistungsmitte, und dennoch mußten sie fast bis zuletzt um den Klassenerhalt bangen. Schließlich "erwischte" es Klein-Welzheim (ebenfalls 29:35-Zähler) in der Entscheidungsrunde beziehungsweise im Relegationsspiel gegen die Spvgg. Hainstadt ebenfalls noch. Die zwölf Klubs vom Vorjahr sowie Bezirksoberliga-Absteiger FV 06 Sprendlingen werden durch die Aufsteiger FC 1970 Offenthal (Meister der A-Liga West) sowie der SG Rosenhöhe Offenbach (Meister der A-Liga Ost) und dem Relegationsspielsieger Spvgg. Hainstadt (ebenfalls Ost-Gruppe) ergänzt.
In der Kreisliga A-Ost finden sich alle vier Bezirksliga-Absteiger wieder. Ferner gesellten sich die B-Liga-Ost-Aufsteiger Türkischer SV Seligenstadt und TuS Froschhausen dazu, wodurch sich das Gesicht dieser Staffel gleich um sechs Vereine veränderte. Neben den Neulingen spielen der FC 1960 Bieber, SC 07 Bürgel, TSV Dudenhofen, SKV Hainhausen, SV Jügesheim II, SV 1980 Mühlheim, Jugos Obertshausen, Zrinski Offenbach, TV Rembrücken, TGS Jügesheim und die SKG Rumpenheim in der zweithöchsten Kreisklasse. Die zweite Mannschaft der SG Nieder-Roden mußte die A-Liga Ost wegen des Abstiegs ihrer ersten Garnitur zwangsweise verlassen, Rot-Weiß Offenbach wurde vom Osten in den Westen versetzt. In der Kreisliga A West mußte kein Bezirksliga-Absteiger aufgenommen werden. Dafür wanderten nur Meister FC Offenthal und Schlußlicht Sportfreunde Offenbach ab, wurden Umsiedler Rot- Weiß Offenbach sowie die Aufsteiger SC Buchschlag und Sprendlinger TG der West-Gruppe zugeteilt.
Von den bisherigen Vereinen spielen ferner die SKG Sprendlingen, Hellas Offenbach, SC Steinberg, VfB 1900 Offenbach, TSG Neu-Isenburg, DJK Eiche Offenbach, Freie Turner Oberrad, SG 1945 Dietzenbach, Aris Offenbach, Spvgg. Neu- Isenburg II, TV Dreieichenhain, Türkischer FV Dreieich und der Türkische Sportclub Offenbach in der Kreisliga A- West. HANS-DIETER PUTH
Der erste große Saisonknüller fiel am Dienstagabend gegen den FSV Mainz 05 ins Wasser, am morgigen Samstag und am Sonntag dürfte dem Fußball-Bezirksoberligisten SKV 1879 Mörfelden beim eigenen Turnier mit den drei Oberliga-Vereinen SV Rot-Weiß Walldorf, SG Egelsbach und SV Wehen nach menschlichem Ermessen Gleiches nicht widerfahren.
Was war gegen Mainz 05 passiert? Obgleich der Bezirksoberligist von dem Verein aus der Zweiten Bundesliga eine schriftliche Spielbestätigung vorliegen hatte, wartete die SKV vergeblich auf ihren Gast. Ebenso warteten etwa 300 Zuschauer im Waldstadion. Der Mainzer Geschäftsführer hatte eigenen Bekundungen nach diesen Termin weitergegeben, aber die für den Spielbetrieb Verantwortlichen nicht entsprechend disponiert. Dafür erhielten die Mörfeldener die Zusage, daß der FSV Mainz 05 nach seinem Freitagspiel in Oldenburg am Sonntag, 9. August (15 Uhr), kostenlos im Waldstadion antreten wird. Zunächst einmal waren die Würstchen und Steaks liegengeblieben beziehungsweise mußten von den Fans gegessen werden.
Mit den benachbarten Oberligisten aus Walldorf und Egelsbach, aber auch dem SV Wehen soll es diesbezüglich an diesem Wochenende keine Probleme geben. Am morgigen Samstag (16 Uhr) treffen zunächst Walldorf und Egelsbach sowie anschließend Gastgeber SKV Mörfelden und der SV Wehen (18 Uhr) im Waldstadion aufeinander. Am Sonntag (15 Uhr) spielen die Verlierer des ersten Tages Platz drei aus (15 Uhr), während die Gewinner vom Samstag um 17 Uhr das Finale absolvieren werden. Die Siegerehrung ist gegen 19 Uhr vorgesehen.
Ein Bonbon für die Fußball-Fans: Frauen und Jugendliche haben freien Eintritt. "Wir rechnen bei normalen Witterungsverhältnissen täglich mit 400 bis 500 Zuschauern und werden mit großer Wahrscheinlichkeit kein Verlustgeschäft machen", sagt Pressewart Helmut Schulmeyer. In der Doppelstadt Mörfelden-Walldorf ist gerade das Interesse an der völlig veränderten Walldorfer Mannschaft, aber auch an den Teams aus Egelsbach und Wehen riesengroß.
Nicht zu vergessen: Auch der Gastgeber bietet einige spektakuläre Veränderungen. Ex-Profi Thomas Lauf (Darmstadt 98), Torjäger Sven Müller (Spvgg. Bad Homburg) sowie die Offenbacher Michel und Cyrys (alle Egelsbach), aber auch die neuen Rotweiß-Akteure Gemeri (Egelsbach), Ferreiro, Holtkamp (beide Eintracht Frankfurt) sowie Hans Richter (Schwetzingen) verdienen besondere Beachtung. Und die Taunussteiner kreuzen mit den letztjährigen Walldorfern Massali und Jakob, Süß (Karlsruher SC), Ston (Wismut Aue) oder dem Norweger Nielsen in Mörfelden auf. Was hat die Mannschaft von Trainer Dieter Rudolf zu bieten? Zunächst einmal gab es neun Abmeldungen, wovon vier bis fünf als schwerwiegend zu betrachten sind. Peter Seitel steht jetzt in den Reihen der SG Egelsbach, Klaus Gräber wechselte zum Klassenrivalen VfR Groß-Gerau, Markus Pöschl versucht es beim anderen Klassen- und Kreis-Konkurrenten, dem SV 07 Raunheim und Dietmar Glasl kehrte nach acht Jahren bei der SKV zu seinem Heimatverein SV Geinsheim zurück.
Ein Fragezeichen muß hinter dem bereits in der Oberliga erprobten Riza Elmas gemacht werden. Er meldete sich ab, tauchte aber überraschend am Montag wieder im Training auf. Unter gewissen (finanziellen) Bedingungen dürfte der Stürmer weiter im Waldstadion kicken. Ferner ging Mario Mandic zu Eintracht Stadtallendorf, wechselten Michael Altoe und Udo Küchler nach Klein-Gerau.
Sieben Neuverpflichtungen, davon vier aus der Oberliga Hessen (!), sollten diese Lücken locker schließen können. Jörg Pundmann (SC Borussia Fulda, früher Egelsbach und Aschaffenburg) dürfte unbestritten die Nummer eins im Tor werden, Andreas Kappermann (SG Egelsbach) ist als neuer Libero auserkoren. Ferner kam Thorsten Luitz vom Berliner Platz ins Waldstadion. Vierter Oberliga-Akteur ist Bernd Schrimpf (zuletzt VfR Bürstadt, vorher SG Egelsbach) - in Mörfelden kein Unbekannter.
Sind aller guten Dinge drei, klappt im dritten Anlauf die heiß ersehnte Rückkehr in die Landesliga. Einmal in der Relegationsrunde (an Dietesheim) gescheitert, zuletzt auf der Zielgeraden ausgeglitten - vom Glück waren die Mörfeldener zuletzt nicht begünstigt. Zumal sie auch über die Relegationsrille den Klassenerhalt eingebüßt hatten. Das Kräftemessen mit den Oberligisten soll wichtige Hinweise auf das wahre Leistungsvermögen geben, zumal über die volle Distanz gespielt wird.
Nach diesem Aufgalopp folgt am 19. Juli (16 Uhr) beim letztjährigen Ligarivalen SC Opel Rüsselsheim (in der ersten Groß-Gerauer Kreispokalrunde) die erste Pflichtübung 92/93. Die TSG Wörsdorf soll am 23. Juli (18 Uhr) im Waldstadion ihre Visitenkarte abgeben, am 25. Juli (18 Uhr) ist ein Treffen beim Oberliga-Absteiger SG 01 Höchst vereinbart. Mit Viktoria Sindlingen (28. Juli, 18 Uhr) wird ein weiterer Ex-Oberligist mit der KSV die Klingen kreuzen. Als echter Höhepunkt in dieser Region wird das Kreispokalfinale 91/92 am 2. August (17 Uhr, Waldstadion) zwischen den beiden führenden Stadtvereinen SKV Mörfelden und SV Rot-Weiß Walldorf betrachtet. 800 Zuschauer sollen einen würdigen Rahmen bilden. Danach trifft die Rudolf-Elf am 4. August auf den FC Langen (18.30 Uhr), und last but not least ist für 9. August (15 Uhr) der zweite Versuch mit Mainz 05 geplant. Acht Tage später erfolgt der Saisonstart gegen die SG Arheilgen (16. August, 15 Uhr, Waldstadion).
Auch in der Punktrunde sollen im 16er- Klassement die zusätzlichen Derbys gegen den TSV Trebur und die Sportvereinigung 07 Bischofsheim das allgemeine Interesse weiter erhöhen. Der Abstieg des SC Opel Rüsselsheim ist aufgrund der fehlenden Anhänger beim Ex-Zweitligisten kein wirtschaftlicher Verlust für Mörfelden, das mit 300 bis 350 Zuschauern pro Heimspiel disponiert. HANS-DIETER PUTH
DREIEICH. "Es wäre schade, wenn wir im Saal spielen müßten", sagt Reinhart Ottmar Schuchart, nachdem er sich diese Woche die Bühne an der Burg Dreieichenhain angeschaut hat. Schuchart führt Regie bei Carl Zuckmayers Stück "Katharina Knie", das am Samstag, 11. Juli, und Sonntag, 12. Juli, jeweils um 20.15 Uhr bei den Festspielen zu sehen sein wird.
Am Freitag werden die Schauspieler der Bühnen Gera in Dreieich eintreffen, um hier ihr erstes Gastspiel mit diesem Stück vorzubereiten.
Die Zuschauer und Zuschauerinnen dürfen gespannt sein, wie die Thüringer das Stück - es wird in hessischer Mundart gesprochen - 'rüberbringen werden. Zum 90. Bestehen ihres Theaters in Gera, was dieses Jahr gefeiert wird, haben die Schauspieler das Stück einstudiert. Premiere war im Mai dieses Jahres.
"Katharina Knie ist aktueller denn je, denn das Stück vermittelt auch das heutige Lebensgefühl der Menschen in Gera", sagt Schuchart. Im Mittelpunkt der Geschichte steht nämlich die hessische Zirkusfamilie Knie, und an dieser wird der Kampf um das Fortbestehen ihrer Zunft geschildert. Es ist ein symbolischer Drahtseilakt, der aber dann tatsächlich auf der Bühne - ohne Netz und doppelten Boden - in 5,20 Meter Augenhöhe präsentiert wird.
Drei der Schauspieler haben bei dem kleinen Zirkus Hein in Sachsen-Anhalt, der ebenfalls ums Überleben kämpft, seit mehr als einem halben Jahr die Nummern auf dem Seil trainiert. "Es war schwierig", sagt Schauspieler Peter Prautsch, der im Stück die Rolle des Vaters spielt. Aber es habe auch sehr viel Spaß gemacht, und das Schönste sei das Zusammensein mit den Zirkusleuten gewesen.
Aus den Bühnen der Stadt Gera, der zweitgrößten Stadt Thüringens, gingen zahlreiche Größen des Theaters hervor. Unter ihnen war zum Beispiel Georg Thomalla, Will Quadflieg oder Rolf Hoppe. Schuchart bezeichnet das Theater der 130 000-Einwohner-Stadt als momentan einzig funktionierenden Großbetrieb. Von 450 auf 350 Mitarbeiter ist das Drei-Sparten-Theater (Ballett, Orchester, Schauspiel) seit der deutschen Vereinigung geschrumpft. "Doch der Abbau ist bei uns sehr human vollzogen worden; die meisten sind in vorzeitigen Ruhestand verabschiedet worden", sagt Schuchart. dok
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Gelnhausen. Pali: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr, So.: 18 und 20.30 Uhr), So.: Asterix - Operation Hinkelstein (15.30 Uhr).
Casino: Basic Instinct (20.15 Uhr). Samstag
Kulturmix Hanau. Auftakt des Kultursommers: Gruppe Nahual/Musica Latinoamerica und Stalker Stilt Theatre, Open air Theater, 19 Uhr Schloßgarten (bei Regen in der Stadthalle).
Maintal. Ausstellung "Verwandlung" von Brigitte Sommerlad, 15 bis 18 Uhr Historisches Rathaus Hochstadt. Verschiedenes Hanau. Puppenmuseum, 10.30 Uhr Museumsführung in französischer Sprache, Parkpromenade Wilhelmsbad.
Maintal. Hochstädter Kerb, 20 Uhr Tanz, Ehrung der Sieger des Kerb-Fußballturniers, 20 Uhr im Festzelt.
Großkrotzenburg. Grillfest der Freiwilligen Feuerwehr, 17 Uhr Grillwiese an der Kahler Straße. Sonntag
Kulturmix Hanau. Ausstellungseröffnung "Schmuck und Schmückendes" von Siegfried Männle, Werke aus sechs Jahrzehnten, um 11.30 Uhr Goldschmiedehaus. Kultursommer: "Hanauer Theater- und Kulturzentrum - Ein Haus für alle!", Podiumsdiskussion, 17.30 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsba.
Konzert mit "Sechszylinder vokal total", 20.30 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.Verschiedenes Maintal. Hochstädter Kerb, 15 Uhr Konzert mit den Maintaler Musikanten, 20 Uhr Tanz im Festzelt.
Bruchköbel. Fischerfest des ASV 1965, 10 Uhr Vereinsgelände "In den Wingerten". Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nicht-Mitglieder), 9 Uhr Auf dem Wingertskippel (Naturfreundehaus). Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 13.30 bis 16.30 Uhr Offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.
In unserem Bericht "Im Wortlaut: Friedensforscher" vom gestrigen Mittwoch haben aufgrund eines technischen Fehlers ausgefallene Wörter den Sinn eines wichtigen Satzes entstellt. Der Satz muß vollständig lauten: "Als Friedensforscherinnen und Friedensforscher in der ,Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK)' und darüber hinaus wenden wir uns gegen die im ,Friedensgutachten 1992' im Namen der drei Institute (IFSH, HSFK, FEST) geäußerte Ansicht, daß Truppen der Bundeswehr künftig für internationale Einsätze in Bereitschaft gehalten werden sollten."
Diese Formulierung stellt auch klar, daß nicht alle Mitglieder der AFK diese Ansicht teilen. (FR)
WASHINGTON, 8. Juli. In New York ist es im hispanischen Stadtteil Washington Heights auch am Dienstag abend wieder zu Ausschreitungen, Plünderungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Anlaß der Unruhen war der Tod des 23jährigen José Garcia, der am vergangenen Freitag von einem Polizisten in angeblicher Notwehr erschossen worden war.
Der tödliche Sturz eines von der Polizei verfolgten Mannes vom Dach eines Hauses im gleichen Viertel hatte die Emotionen der wohl ärmsten Einwanderergruppe New Yorks am Montag überkochen lassen. 1000 Demonstranten zogen nach einer unruhigen Nacht vor die 34. Polizeiwache ihres Stadtteils, um gegen Polizeigewalt und Übergriffe zu protestieren.
New Yorks schwarzer Bürgermeister David Dinkins versuchte, die aufgebrachten Bewohner durch einen zweiten Besuch des Stadtteils im Norden Manhattans zu beruhigen. New Yorks politische und religiöse Führer riefen zu Ruhe und Besonnenheit auf.
Für Dinkins und New Yorks Regierung steht in Washington Heights mehr auf dem Spiel, als nur die Lösung eines der zahlreichen ethnischen Konflikte in der Metropole. Noch vor wenigen Wochen hatte sich die US-amerikanische Öffentlichkeit über New York gewundert, als die Stadt nach den Rassenausschreitungen in Los Angeles und einem Dutzend anderer Städte entgegen aller Erwartungen ruhig blieb. Nun aber drohen die Ausschreitungen in Washington Heights der Stadt wieder einen schlechten Ruf zu verschaffen, bevor am Wochenende 50 000 Teilnehmer zum Parteitag der Demokraten nach New York kommen.
Die Spannungen zwischen den Einwanderern aus der Dominikanischen Republik und der Polizei Manhattans tragen die bekannten Züge der innerstädtischen Konflikte der USA: eine arme Minderheit, in deren Nachbarschaft sich die Drogenmafia niederläßt; und eine Polizei, die angesichts der sozialen Ungleichgewichte bei der Verhinderung von Drogenhandel und Verbrechen völlig überfordert ist.
Den Eheleuten Margarete und Wilhelm Gerlach aus Erlensee zur Goldenen Hochzeit am Freitag, 10. Juli.
KELSTERBACH. Zwei Kurse zur Geburtsvorbereitung startet die Volkshochschule (VHS) am Mittwoch, 12. August, in der Karl-Treutel-Schule. Tips für die Zeit ab der 28. Schwangerschaftswoche vermittelt bei den jeweils acht Abendveranstaltungen umfassenden Angeboten die Hebamme Anett Mehltretter.
Von 18 bis 19.30 Uhr läuft ein Kurs gedacht für werdende Mütter (Teilnehmerbeitrag 24 Mark). Das Angebot von 19.30 bis 21 Uhr ist für Paare gedacht (Teilnehmerbeitrag 48 Mark). Anmeldungen nimmt die VHS im Rathaus, Zimmer 306, Telefon 0 61 07 / 773-249, entgegen. cas
OFFENBACH. "Nur wenn unsere Forderungen am 14. Juli von der Geschäftsleitung erfüllt sind, werden wir mit den Verhandlungen beginnen", versichert Peter Krammig, Betriebsrat des Danfoss- Werkes an der Sprendlinger Landstraße. Die 145 Mitarbeiter/innen des zum dänischen Danfoss-Konzerns gehörenden Maschinenbau-Unternehmens waren am 23. Juni von der Ankündigung überrascht worden, daß ihre Arbeitsplätze aufgrund einer Umstrukturierung innerhalb des Konzerns zum 31. März 1993 nach Norddeutschland "verlagert" werden. Das bedeutet die Schließung des Werkes.
Der siebenköpfige Betriebsrat war von dem Beschluß ebenso überrumpelt worden wie Geschäftsführer Roland Fritsch und die Belegschaft. Bis zum heutigen Tag fühlt sich Peter Krammig nur unzureichend darüber informiert, was in den kommenden Monaten geplant ist. "Nach neuesten Informationen will der Konzern bis zu 30 Leute übernehmen", berichtet der Betriebsratsvorsitzende. Was mit den übrigen geschieht, weiß bisher keiner. Entsprechend groß sind die Unsicherheit und die Angst vor der Zukunft bei der Belegschaft.
An die Teilnahme am ersten Verhandlungsgespräch am 14. Juli hat der Betriebsrat mehrere Forderungen geknüpft. So soll daran der Rechtsanwalt des Betriebsrats ebenso teilnehmen wie der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Manfred Hartmann.
Außerdem muß die Geschäftsleitung bis zum 14. Juli einen Fragenkatalog beantworten. So wollen die Mitarbeiter/innen unter anderem wissen, welche betriebswirtschaftlichen Verbesserungen sich die Konzernleitung durch die Verlagerung erhofft (mit Kostenaufstellung), ob und zu welchem Preis das Grundstück verkauft werden soll und welcher Art die angekündigten "zu schaffenden Arbeitsplätze" sind.
Für den heutigen Donnerstag ist bei Danfoss eine Betriebsversammlung geplant. hf
KARLSRUHE, 10. Juli (KNA). Die Kritik des Fuldaer Erzbischofs Johannes Dyba, das jüngste Katholikentreffen in Karlsruhe sei zu pluralistisch besetzt und zu teuer gewesen, haben 21 Mitarbeiter der Geschäftsstelle des 91. Deutschen Katholikentags zurückgewiesen. Wer laut und öffentlich nachdenke ohne vorher nachzufragen, laufe Gefahr "zu irren und irrezuführen", heißt es in einem in Karlsruhe veröffentlichten Brief an Dyba. Der Erzbischof hatte in der Fuldaer Kirchenzeitung "Bonifatiusbote" den Veranstaltern des Katholikentages eine "Flucht in die Vielheit" vorgehalten und für das nächste Treffen 1994 in Dresden die Streichung von 1000 Veranstaltungen vorgeschlagen, um die so einzusparenden zehn Millionen Mark den armen Kirchen im Osten zur Verfügung zu stellen.
In ihrem offenen Brief fragen die Mitarbeiter, ob Dyba nicht gewußt habe, daß die Gelder zur Finanzierung von Katholikentagen zweckgebunden seien und deshalb auch bei Einsparungen nicht dem Aufbau der Kirchen im Osten zur Verfügung stünden. Die von Dyba anerkannten "wertvollen Begegnungen" mit den Christen aus dem Osten Europas seien in Karlsruhe nur deshalb möglich geworden, weil der Katholikentag nahezu sämtliche Kosten für deren Reise, Unterkunft und Verpflegung übernommen habe.
BÜTTELBORN. Alle bisherigen Funktionsträger der Grünen Liste Büttelborn (GLB) wollen zur Kommunalwahl 1993 wieder antreten. Dies wurde bei der Hauptversammlung deutlich. Bei der Kommunalwahl 1989 war die GLB auf einen Stimmenanteil von 14,4 Prozent gekommen, 1985 waren es 12,2 gewesen.
Angesichts der weit verbreiteten Verdrossenheit der Bevölkerung über die finanzielle Selbstbedienung der Altparteien SPD, CDU und FDP sowie ihrer Funktionäre sei es um so wichtiger, wenn vor Ort eine unabhängige Grüne Liste kandidiere, betonte Pressesprecher Frieder Engel die einhellige Meinung der GBL- Aktiven.
Außerdem sei es nach wie vor nicht möglich, das wichtige Thema Umweltschutz in einer Kommune umzusetzen, die von einer absoluten Mehrheit der SPD beherrscht werde. Diese Partei zeichne sich in Büttelborn eher durch Unbeweglichkeit und Beharren auf gestrigen Positionen denn durch Innovationsfreudigkeit aus.
Bei dem Treffen ließ Vorsitzende Erika Korent das Geschehen des abgelaufenen Jahres Revue passieren. Schwerpunkte der Arbeit seien die neue Abfallsatzung der Gemeinde, der geplante Neubau der Kläranlage und das dritte Ökoforum über Gesundheitsrisken durch Schadstoffe in Luft, Boden und Wasser gewesen. cas
Sandra I. Laternenkönigin SCHÖNECK. Die Büdesheimer "Laternenkönigin" 1992 heißt Sandra I. Sie wird am Freitag, 31. Juli, im Festzelt "gekrönt". Das Laternenfest dauert dieses Jahr vom 31. Juli bis 3. August.
ROSBACH. Regina Klein wohnt erst seit einigen Monaten in dem alten Forsthaus der Freiherrn von und zu Frankenstein, fernab von der Bundesstraße zwischen Ober-Rosbach und Ockstadt, direkt am Waldrand. Die 34jährige hat der Stadt den Rücken gekehrt, den Nachbarn, die ihr Klavierspiel störte, den kahlen Bunkern, in denen sie neue Kompositionen probte. Regina Klein ist Jazzsängerin: "Die Schamanin in mir sagt, du mußt die Erde spür'n, den Rhythmus deines Herzens Schlag."
Die Beine angewinkelt, den Kragen ihres groben Strickpullovers bis zum Kinn hochgezogen, sitzt sie in ihrem Lieblingssessel, mit Blick auf den Flügel, Katze Liz streicht ihr um die Beine. Ein wenig kühl, ein wenig distanziert, vermittelt sie doch Offenheit wie das Blau ihrer Zimmerwände, Stimmung zwischen Aufbruch und Melancholie. "Wohin ich will, was ich will und wen ich will, eben wußt' ich's doch noch."
Daß sie Sängerin werden wollte, entschied die gebürtige Kasselanerin nach dem Abitur. Sechs Jahre lang studierte sie Kunst und Musik, machte anschließend weitere sechs Jahre lang eine klassische Gesangsausbildung. Doch Mezzosopran-Kolloraturen und Arien lagen Regina Klein nicht, sie wollte "schwarze Musik" machen. "Jazz ist aber noch viel mehr, Rhythmus, Atem, Herzschlag, ich fühl's hier, tief in mir." Zu Beginn der achtziger Jahre gründete sie in Kassel ihre erste Band, die "Regina Klein Unity", trat mit Rock-Jazz-Stücken auf. 1984 zog sie nach Frankfurt, arbeitete mit verschiedenen Formationen, produzierte mit B.O.N.G. und der Hr-Big-band. Drei Jahre später tat sie sich mit dem Pianisten Walter Haimann, dem Bassisten Udo Brenner und Michael Weil (Percussion) zur "Regina-Klein-Band" zusammen, produzierte das Album "Art und Weise", in ihrer Art und Weise: mit dem Schwerpunkt auf vokaler Improvisation. Denn Dixie und Swing sind es nicht, die sie herausfordern, auch nicht Free Jazz. "Das ist mir zu aggressiv." Auch wenn sie das klassische Repertoire der Jazz-Königinnen wie Ella Fitzgerald beherrscht, mit ihm in Hotelbars auftrat, für Regina Klein wurde immer deutlicher, daß sie deutsche Texte schreiben und singen wollte. "Die Muse küßte nicht nur, sie sang und tanzte mit uns, in magischer Nacht, zu unserer wilden Musik". Die deutsche Sprache, sagt die Individualistin, sei die Sprache, in der sie sich am besten ausdrücken könne - allen Unkenrufen zum Trotz, daß Erfolg im Jazz nur haben könne, wer in Englisch singt. Wenn Regina Klein auf der Bühne steht, will sie Authentizität vermitteln, sich ihre Identität bewahren, und dazu gehöre nun einmal die Muttersprache. Doch nicht immer reagiert das Publikum mit Verständnis für ihr Anliegen, sperrt sich gegen die Texte, wie dieser über Gewalt gegen Frauen "Gierige Finger sie greifen nach ihr. Tonnen von Männern liegen auf ihr." Regina Klein läßt sich davon nicht irritieren, hat trotz aller Ungewissheit ein Neuland ohne Vorbilder längst betreten und will diesen Weg auch in Zukunft gehen, ihre Erlebnisse und Erfahrungen als Frau (und die anderer Frauen) in Sprache und Stimme, in Jazz-Musik, umsetzen. Daß sie zumeist mit männlichen Kollegen arbeitet, stört sie nicht (Ausnahme: Schlagzeuger, die zu laut sind), doch wenn sie mit Frauen musiziert, erlebt sie die Arbeit kreativer, die Auseinandersetzungen fruchtbarer, glaubt, daß "wir der Sache mehr auf den Grund gehen". Das Problem: Nur wenige Musikerinnen haben sich in Deutschland dem Jazz verschrieben. In Köln traf die Gesangslehrerin mit dem Faible für Kampfsport einige: "Sally's - The Jazzwomen".
Was Regina Klein nicht will: sich in ein Rollenklischee pressen lassen, nicht über Vorurteile hinauskommen, wie dieses: Guter Jazz kann nur von Schwarzen kommen. Wenn sie singt, singt sie "mit ganzem Körper" dagegen an, daß Jazz etwas mit der Hautfarbe zu tun habe. Inspirieren läßt sich Regina Klein für ihre Musik bei Spaziergängen, verarbeitet Erfahrungen, die Gefühle, die sie, die sich ein wenig ironisch "Seelenforscherin" nennt und manchmal in die Tarotkarten blickt, bei der Suche nach sich macht. "Jedoch davor sitzt immer noch du, mit all deiner Angst, dich anzuschaun."
Zur Zeit arbeitet Regina Klein an einem neuen Programm - am liebsten mitten in der Nacht. Mit ihm will sie 1993 "durch die Clubs" ziehen. Denn noch kann die Musikerin von Konzertgagen oder Platteneinnahmen nicht leben. Genau das aber wäre ihr Wunsch: "So bekannt zu sein, daß es einfacher ist, Auftritte zu bekommen und anständig bezahlt zu werden." PS: Die kursiv gedruckten Textpassagen sind Auszüge aus den Musiktiteln der LP "Art und Weise" der Regina-Klein-Band.
CORINNA WILLFÜHR
NIDDERAU. Nach Ansicht des Leiters des Hessischen Forstamtes Nidderau, Werner Schaaf, ist der Genuß von Wildbret längst wieder ohne Reue möglich. Schaaf sieht sich anläßlich der beginnenden Jagdsaison zu dieser Mitteilung veranlaßt. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 war es in der Folgezeit zu einer erhöhten Belastung bei Rehwild durch das radioaktive Caesium 137 gekommen. Sechs Jahre später bestätigten laufende Untersuchungen, daß Wild wieder als gesunde "Gaumenfreunde" empfohlen werden könne, so der Forstrat. Wildbret-Interessierte können sich an die Revierförstereien und an das Forstamt wenden, wo Stücke, allerdings nur als Ganzes, bestellt werden können. are
Ein Platz auf der Anklagebank blieb leer, als am Mittwoch im Frankfurter Kriminalgericht der Prozeß um das Usinger Geiseldrama eröffnet wurde. Völlig entnervt von dem mißlungenen Coup, hatte der jüngste in dem Räubertrio, ein 23 Jahre alter Mann, noch am Tatort seinem Leben ein Ende gesetzt.
Sein Bruder (35) und ein weiterer Komplice (31) dagegen konnten von der Polizei festgenommen werden. Zum Auftakt des Prozesses, der noch in dieser Woche abgeschlossen werden könnte, legten beide ein Geständnis ab.
Ausbaldowertes Objekt der drei Täter war das Einfamilien-Haus eines Usinger Antiquitätenhändlers, den zwei von ihnen näher kannten. Als sich der Geschäftsmann und seine Frau am 22. März dieses Jahres gerade auf dem Antik-Markt in der Höchster Jahrhunderthalle aufhielten, schien die Gelegenheit günstig. Auf der Suche nach Geld und Schmuck drangen die drei Männer in das Haus des Ehepaars ein, fanden zunächst aber nicht die erhoffte Beute.
Maskiert und bewaffnet, warteten die Brüder und ihr Komplice, ein Kfz-Mechaniker, bis die Hauseigentümer gegen 22.30 Uhr zurückkehrten. Sie überfielen den Mann und die Frau, fesselten sie und erbeuteten die 15 000 Mark Bargeld sowie verschiedene Schmuckstücke.
Damit aber mochten sie sich nicht zufrieden geben: Vor allem interessierte sie der Tresor, der sich jedoch nicht in dem Wohnhaus, sondern im Geschäft des Antiquitätenhändlers in der Altstadt befand. Während die Brüder die Frau als Geisel behielten und im Gästezimmer einsperrten, machte sich der dritte Täter mit dem Geschäftsmann auf dem Weg in die Firma. Kaum hatte das Opfer die Tür aufgeschlossen, bediente es sich geistesgegenwärtig eines Tricks - und plötzlich stand der Räuber draußen vor der Tür. Ohne jegliche Ortskenntnis, sah er keine Chance mehr und ergriff die Flucht, während der Händler telefonisch die Polizei verständigte. Als Beamte eine Viertelstunde später das Haus umstellten, gaben auch die Brüder auf. Vor den Augen der gefangenen Frau nahm der jüngere die Pistole und schoß sich in den Mund, während sein Bruder in den Garten flüchtete. Als er über Sprechfunk mitbekam, was geschehen war, kapitulierte er und ließ sich festnehmen. Einen Tag später stellte sich auch der entkommene Komplice der Polizei. "Es tut mir leid, daß sich alles so entwickelt hat", erklärte der ältere der Brüder vor der 6. Großen Strafkammer. Seinen Angaben zufolge war zunächst weder an Raub noch Geiselnahme gedacht, lediglich der Einbruch sei geplant gewesen. Die Idee dazu sei von seinem jüngeren Bruder gekommen, der auch die Waffe besaß und die Fesseln.
Doch das Gericht blieb skeptisch: "Immer nur der tote Bruder. . . Und Sie", fragte Vorsitzender Richter Heinz Fischer. "was haben Sie gemacht?" Lepp
Ehrenamtliche Helfer "für das gute Gelingen" suchen die Organisatoren des "Deutschen Umwelttags" (DUT). Die Freiwilligen sollen bei der fünftägigen Großveranstaltung, die vom 18. bis 22. September in Frankfurt läuft, an den Infoständen Dienst tun, bei der Jugendbetreuung mitwirken und Einlaßkontrolle machen. Als Dankeschön gibt es eine Teilnehmerkarte, kostenlose Verpflegung und ein T- Shirt.
Interessenten können sich melden bei Sven Sauter vom Frankfurter DUT- Management, Philipp-Reis-Straße 84, Telefon 79 58-14 58. peh
RÜSSELSHEIM. Heute ist der Auftakt der Veranstaltungsreihe "Rüsselsheimer Sommergarten", der auch "Gastronomiefest" genannt wird, weil die örtlichen Gastwirte Veranstalter sind. Los geht's um 16 Uhr mit der Eröffnung der Stände an der Mainstraße sowie Opel-Werksorchester, Böllerschießen und Sektkaskade. Um 18.30 Uhr sind Kevin Henderson und das Duo "Pick up" angesagt. Geöffnet ist am Freitag, 10. Juli, von 16 Uhr an, und um 19 Uhr heißt es Live-Musik mit "The Flying Toreros". Bereits um 11 Uhr wird am Samstag, 11. Juli, gefeiert. Von 19 Uhr an kommen Country-Musikfreunde mit der Gruppe "Hawk" und Square dance auf ihre Kosten. Zum Frühschoppen mit "Domino Cats" wird am Sonntag, 12. Juli, ab 11 Uhr, gebeten, worauf um 12.30 Uhr der Dreikampf der Festwirte gegen die Winzerfreunde folgt. Die "American Musical Ambassadors" sind von 17.30 Uhr an zu hören. Abschluß ist von 18 Uhr an mit den Nauheimer Dorfmusikanten. cas
Der hessische Frauen-Fußball-Bundesligist SG Praunheim hat die 18 Jahre alte U 19-Nationalspielerin und offensive Mittelfeldspielerin Christina Schmidt von Meister TSV Siegen verpflichtet.
OFFENBACH. Kinder- und Erwachsene lädt das Klingspor-Museum zu einem "Workshop" ein, bei dem aus alten, ausrangierten Büchern Reisetagebücher gestaltet werden sollen. Das Kunstseminar in der Veranstaltungsreihe "Bücher selber machen im Museum" findet am 22. August von 11 bis 18 Uhr statt.
Museums-Pädagogin Sibylle Patzig erwartet Anmeldungen ab sofort und spätestens bis zum 14. August unter den Telefonnummern 8065-2164 und 8065-2954.
Die Teilnahmegebühr beträgt für Erwachsene zehn und für Kinder fünf Mark. lz
HOFHEIM. 1700 Mark hatte - wie berichtet - ein etwa 25 bis 30 Jahre alter Mann am 14. Juni gegen 23 Uhr bei einem bewaffneten Überfall auf eine Esso- Tankstelle in der Elisabethenstraße erbeutet. Die Fahndung nach dem Täter, der in Richtung Park geflohen war, blieb bislang erfolglos.
Inzwischen ist es der Polizei Hofheim gelungen, aufgrund von Zeugenaussagen ein Phantombild und eine genaue Zeugenbeschreibung zu erarbeiten: Der Täter war etwa 1,90 Meter groß, hatte eine kräftige Figur, kurze und glatte dunkle Haare und einen dunklen Oberlippenbart. Insgesamt machte er einen gepflegten Eindruck. Die Polizei bittet die Bevölkerung unter der Rufnummer 0 61 92 / 2 07 90 um Hinweise. gre
wüp BERLIN. Die Berliner Staatsanwaltschaft rechnet mit einer "gewaltigen Flut" neuer Ermittlungsverfahren wegen vermuteter Straftaten bei der Währungsunion. Laut Generalstaatsanwalt Hans- Joachim Heinze ist erst ein Bruchteil wichtiger Fälle von Transferrubel- und Umtauschgeschäften geprüft worden. Bisher sind schon 353 Ermittlungsverfahren wegen einer angenommenen Schadensum- me von zusammen 6,8 Milliarden Mark eingeleitet worden. 134 Verfahren wurden eingestellt, 207 sind noch anhängig. Nur in zwölf Fällen kam es zur Anklageerhebung. Davon führten bisher vier Verhandlungen zu einer Verurteilung.
Heinze spricht dennoch von einer "Erfolgsbilanz". Immerhin habe die Staatsanwaltschaft 391 Millionen Mark beschlagnahmt. Hinzu kommen 132 Millionen, die ein Beschuldigter, der sich ins Ausland abgesetzt hatte, während der Ermittlungen freiwillig zurückgab. Heinze zufolge fehlt es an Experten, die die Vereinigungskriminalität durchschauen. Berlins Justizsenatorin Jutta Limbach bestätigt: Die meisten der neu eingestellten Staatsanwälte seien "Greenhorns, die ihr Handwerk erst noch lernen müssen".
Laut Anklage wurde erst ein Drittel der "interessanten" Transferrubelgeschäfte geprüft, woraus sich 71 Ermittlungsverfahren (vermuteter Schaden knapp 1,8 Milliarden) ergaben. In sechs Fällen kam es zur Anklage, 22mal wurden die Ermittlungen wegen betrügerischer Machenschaften bei der Umwandlung der früheren Verrechnungseinheit im DDR-Außenhandel eingestellt. Wegen Betrugsverdachts beim Umtausch von DDR- in D-Mark wurde bisher 52mal untersucht. Die beim Bonner Finanzministerium angesiedelte Behörde nahm sich erst die größten von 140 000 interessanten Umstellungsfällen vor. "Bei vorsichtiger Schätzung" erwartet sie noch knapp 7000 Ermittlungsverfahren allein dieser Art. Die Behörde muß sich zudem mit Betrügereien bei Vermögen der DDR-"Massenorganisationen" und Untreue-Vorwürfen im Zusammenhang mit Ausrüstungen der Nationalen Volksarmee, dem Abzug der GUS-Streitkräfte und der Stasi befassen.
WEILROD. Weil sie sein Auto, ohne zu fragen, "ausgeliehen" hatten, um ihr eigenes abzuschleppen, hat ein Autobesitzer in Weilrod einen 19- und einen 17jährigen aus dem Usinger Land festgenommen. Ein dritter Beteiligter flüchtete, stellte sich aber inzwischen der Polizei. Alle drei müssen mit einer Anklage wegen Autodiebstahls rechnen.
Der Wagen des Trios war zuvor ins Schleudern geraten und auf einer Leitplanke steckengeblieben. che
SULZBACH. "Das Projekt Multiplexkino ist ein Glaubenskrieg geworden", sagt Sulzbachs SPD-Fraktionsvorsitzender Günter Renneisen. Und nachdem der Gemeindevorstand am Dienstagabend beschlossen hat, das gemeindliche Einvernehmen für den Bau zu erteilen, setzt er sozusagen zum nächsten Schlag an. "Ich gehe davon aus, daß wir eine Sondersitzung des Parlaments beantragen." In der soll dann über den bereits für die September-Sitzung eingereichten SPD-Antrag debattiert werden, der die Aufstellung eines Bebauungsplans mit Veränderungssperre für das geplante Kino-Areal vorsieht.
"Es muß nicht alles nach Sulzbach, wir sind doch nicht der Nabel der Welt", kann Renneisen die Entscheidung zugusten des Lichtspiel-Centers trotz bereits bestehender Verkehrsprobleme nicht nachvollziehen. "Es ist absolut unverständlich, warum der Bürgermeister gegen Kritiker aus den eigenen Reihen und gegen die Parlamentsmehrheit an dem Projekt festhält." Schließlich müsse man mit jedem Pfennig rechnen und hätte keinen dicken Fisch an der Angel, erklärte er mit Blick auf künftige Gewerbesteuereinnahmen.
Der Fraktionschef, der seine Partei geschlossen hinter sich sieht, will nun klären, ob man eine Sondersitzung beantragt. Dazu brauche man ein Viertel aller Gemeindevertreter-Stimmen. "Und da hoffe ich auch auf Entgegenkommen einiger Christdemokraten", so Renneisen. Aber auch ohne die CDU hätten SPD, GAL und FDP eine Mehrheit von 16:15 Stimmen im Parlament, die für den Aufstellungsbeschluß eines Bebauungsplans reichen.
Juristisch umstritten ist, ob ein Aufstellungsbeschluß das Kinodrom verhindern kann. Auf jeden Fall wolle man nach dem Vorstandsvotum einer möglichen Baugenehmigung durch das Kreisbauamt zuvorkommen, so der Sozialdemokrat. Bernd Röttger, Sprecher des Umlandverbandes, sieht auch den Kreis in der Pflicht. Der könne statt der Genehmigung selbst den Bebauungsplan fordern.
Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Dieter Geiß, wollte keinen Kommentar zum dem Beschluß des Gemeindevorstands abgeben. Der Sulzbacher, dessen Fraktion gespalten ist, hat aber als Gegner des Mulitplex von sich reden gemacht. Ihm und den anderen Fraktionen will Bürgermeister Herbert Uhrig heute den Beschluß des Gemeindevorstands erläutern.
BIEBERGEMÜND. Eine Fahrt zu den Karl-May-Festspiele nach Elspe bietet die Gemeinde im Rahmen ihres Ferienprogrammes am Mittwoch, 15. Juli, an. Anmeldungen müssen bis zum Montag, 13. Juli, an die Gemeinde gerichtet werden. Kosten: 25 Mark.
Wer in seinem Frankfurter Haus eine Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung bauen will, kriegt jetzt mehr Geld von den öffentlichen Händen. Zum Zuschuß des Landes Hessen - Wiesbaden übernimmt 30 Prozent der Kosten - legt die Stadt jetzt aus ihrer Kasse nochmal zehn Prozent drauf. Eine solche von Sonnenenergie gespeiste Anlage kostet zwischen 10 000 und 15 000 Mark.
Sie bereitet pro Jahr etwa 60 Prozent des Warmwassers auf, das ein Frankfurter Haushalt benötigt - und entlastet damit die Umwelt. Allerdings: Erst binnen 15 Jahren, so rechnet Römer-Energiereferent Peter Tschakat vor, rentiere sich ("die Investitionskosten sind halt hoch") die Sache. Der Haushalt spare mit einer Anlage von zehn Quadratmetern Fläche insgesamt 80 000 Kilowattstunden Fremdenergie ein und vermeide damit den Ausstoß von rund 18 Tonnen Kohlendioxid.
"Sonnenenergie ist eben immer noch etwas für Idealisten", resümiert Tschakat: Erst 15 Frankfurter haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres einen Förderantrag gestellt. Sind die Zuschüsse aber erst einmal genehmigt, gehe alles recht schnell. Tschakat: "Drei Monate nach Antragstellung hat man den Kollektor auf dem Dach."
Informationen und Antragsformulare gibt es beim städtischen Energiereferat in der Philipp-Reis-Straße 84, Telefon 7 95 81 - 4 39. peh/ert
eh WARSCHAU, 8. Juli. Der polnische Präsident Lech Walesa, der laut Verfassung das Recht hat, den Ministerpräsidenten vorzuschlagen, hat am Mittwoch nach einem Treffen mit der Juristin Hanna Suchocka den Weg für eine Koalitionsregierung unter ihrer Leitung freigegeben. Walesa hatte dafür mehrere Bedingungen gestellt, darunter die Vorlage einer kompletten, von allen Koalitionspartnern unterschriebenen Ministerliste. Auch forderte er unter Berufung auf seine Verfassungs-Pflichten Einfluß auf die Besetzung des Innen- und des Verteidigungsministeriums, konkret die Beibehaltung der bereits vor einem Monat nach der Geheimdienstaktenaffäre eingesetzten kommissarischen Ressortleiter.
Die Erfüllung dieser Bedingungen war am Dienstagabend möglich geworden, als einer der acht Verhandlungspartner, die christdemokratische "Zentrumsallianz" (PC), endgültig auf eine Regierungsbeteiligung verzichtete. Diese Partei, deren Führungsspitze mit Walesa persönlich tief zerstritten ist, hatte als einzige das Mitspracherecht des Präsidenten bei der Besetzung der sicherheitspolitisch relevanten Ressorts in Frage gestellt. Obwohl den verbliebenen sieben Parteien nun einige Stimmen zur absoluten Mehrheit im Parlament fehlen, bleibt Suchockas Koalition regierungsfähig, da sie auf die Stimmen der Gewerkschaftsfraktion "Solidarnosc" sowie einiger kleinerer Gruppierungen, darunter der deutschen Minderheit, rechnen kann. Die Gewerkschaftsfraktionsführer Bogdan Borusewicz und Jan Rulewski waren die Initiatoren und Hauptunterhändler beim Zustandekommen der neuen Regierung.
Suchocka wird voraussichtlich bereits am Freitag nachmittag auf einer eigens einberufenen Sondersitzung des Sejm gewählt werden. Innerhalb der künftigen Regierung werden die "Demokratische Union", die Liberalen und die Biertrinkerpartei insgesamt neun Ressorts, die vier konservativen Parteien insgesamt zwölf Ressorts erhalten. Jacek Kuron, Arbeitsminister unter Mazowiecki, kehrt in sein früheres Ministerium zurück. Außenminister Krzysztof Skubiszewski soll im Amt bleiben. (Siehe auch Seite 3)
HOCHTAUNUSKREIS. Ein 31 Jahre arbeitsloser Koch aus der Darmstädter Gegend soll zwischen April und Ende Juni dieses Jahres im Raum Oberursel / Kronberg 77 Autos aufgebrochen haben, teilte die Kriminalpolizei am Mittwoch mit. Der Mann, der in dieser Zeit überwiegend in den Wäldern des Vordertaunus übernachtete, war bereits am 29. Juni von der Schutzpolizei Königstein festgenommen worden. Inzwischen wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen. Der 31jährige war damals einer Polizeistreife aufgefallen, als er sich auf dem Parkplatz "Rosengärtchen" an der Bundesstraße 455 zwischen Oberursel und Kronberg an mehreren Autos zu schaffen machte. Die Beamten entdeckten, daß er eine Kreditkarte bei sich hatte, die aus einem Autoaufbruch auf dem selben Parkplatz stammte.
Nach den inzwischen fortgesetzten Ermittlungen glaubt die Kripo, dem Koch 76 weitere Autoaufbrüche nachweisen zu können. Ort der Handlung seien die Waldparkplätze an der Bundesstraße 455 und in einigen Fällen auch die nächtlichen Straßen Falkensteins gewesen. Dabei habe es der 31jährige vor allem auf Bargeld abgesehen und sonstige Gegenstände nach der Tat im Wald weggeworfen. Mit Hilfe der Kreditkarte habe er sich immerhin 1 500 Mark beschafft.
Neben den Autoaufbrüchen lastet die Polizei ihm auch einen Einbruch in das Vereinsheim am Sportplatz Kronberg an.
Einen 21jährigen aus Steinbach, der gerade erst auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden war, und einen 28jährigen Karrosseriebauer aus Kronberg nahm die Polizei in der Nacht zum Sonntag auf dem Hessenring in Bad Homburg fest.
Eine aufmerksame Anwohnerin hatte bemerkt, daß die beiden ein Auto zu knacken versuchten, um dessen Telefonanlage auszubauen. Der 21jährige wurde zurück in Untersuchungshaft geschickt.
In diesem Zusammenhang klärte die Polizei auch einen angeblichen Raubüberfall auf einen 23jährigen aus Oberursel auf, dessen Auto in der Tatnacht ganz in der Nähe am Bad Homburger Hessenring gefunden worden war. Der junge Mann aus Oberursel hatte Anzeige erstattet und behauptet, er sei von einem Unbekannten niedergeschlagen worden, der ihm dann das Auto geraubt habe.
Inzwischen ist die Kripo davon überzeugt, daß der 23jährige ein Komplize der beiden Autoknacker ist. Er sei in der Nacht zum Sonntag vor der Polizei geflüchtet und dabei gestürzt. Dadurch habe er sich am Hinterkopf verletzt, woraufhin ihm die Idee gekommen sei, der Oberurseler Polizei die Story vom Raubüberfall zu erzählen. Gegen ihn läuft jetzt ein Verfahren wegen Vortäuschung einer Straftat. che
KASSEL. Elektronische Datenverarbeitung und Datenaustausch helfen auch den Arbeitsämtern, illegaler Beschäftigung und Leistungsmißbrauch von "schwarzen Schafen" auf die Schliche zu kommen: Nach einer jetzt veröffentlichten Statistik wurden im vergangenen Jahr allein im Arbeitsamtsbezirk Kassel 1876 "Verdachtsfälle" - und damit rund 200 mehr als im Vorjahr - entdeckt. In den alten Bundesländern waren es nach Angaben des Kasseler Arbeitsamtes ingesamt 333 000 (Vorjahr: 315 000)
Der Mißbrauch von Leistungen, etwa der ungerechtfertigte Bezug von Arbeitslosengeld, wird vor allem durch das "Datenabgleichsverfahren" (DALEB) aufgedeckt: Da werden zum Beispiel die Zeiten, in denen jemand Arbeitslosengeld oder -hilfe bezog, mit den von Arbeitgebern gemeldeten Beschäftigungszeiten verglichen. Allein durch dieses DALEB- Verfahren (und durch Außenprüfungen in Betrieben) wurden in Nordhessen im vorigen Jahr 2100 Mißbrauchsfälle mit einer Schadenssumme von rund 863 000 Mark (an unrechtmäßig erhaltenen Sozialleistungen) aufgedeckt.
Die Arbeitsbehörde wies darauf hin, daß Personen, die Arbeitslosengeld oder -hilfe erhalten, zwar eine Tätigkeit von weniger als 18 Stunden pro Woche übernehmen können. Dies müsse aber in jedem Fall dem Arbeitsamt gemeldet werden, das den "Nebenverdienst" in der Regel zur Hälfte auf die Zahlungen der Behörde anrechnet. 30 Mark je Woche (oder 130 pro Monat) bleiben dabei anrechnungsfrei.
Arbeitslose, die ihre Pflicht zur Meldung von Beschäftigungen nicht erfüllen, müssen zumindest mit empfindlichen Geldbußen, unter Umständen gar mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen. So wurden allein im Arbeitsamtsbezirk Kassel insgesamt 1270 Ermittlungsverfahren eingeleitet, an deren Ende Strafanzeigen sowie Verwarnungen, Geldbußen in Höhe von mehr als 270 000 Mark standen. Dabei wurden wegen besonders schwerer Verstöße 223 Verfahren an die Staatsanwaltschaften abgegeben.
16 900 Straf- und Bußgeldverfahren wurden bereits aufgrund der Arbeit fündiger Fahnder in den neuen Bundesländern eingeleitet. Betroffen sind vor allem Berufspendler, die zwar in Ostdeutschland arbeitslos gemeldet sind (und Leistungen beziehen), in den alten Bundesländern gleichwohl eine bezahlte Beschäftigung haben.
Von den (ordnungsgemäß gemeldeten) Pendlern profitieren vor allem übrigens auch nordhessische Firmen, die Arbeitskräfte aus dem Osten noch zu relativ günstigen Lohnbedingungen "einkaufen". In der nordhessischen Region sind nach Angaben des Arbeitsamtes derzeit schätzungsweise 5000 bis 6000 solche Pendler tätig. ari
BERLIN, 10. Juli (epd). Die "rückhaltlose" Öffnung der ostdeutschen Kirchenarchive hat der Berliner Kirchenhistoriker Gerhard Besier gefordert. Neben den Berichten des Staatssicherheitsdienstes seien auch diese Archive für die Beurteilung von Stasi-Kontakten notwendig, heißt es in einer Antwort Besiers auf einen offenen Brief des Greifswalder Konsistorialpräsidenten Hans-Martin Harder.
In dem Schreiben wird Harder, den der Brandenburger Ministerpräsident Manfred Stolpe Anfang Mai als einen seiner acht kirchlichen "Mitstreiter" vorgestellt hatte, von Besier aufgefordert, sein Verhalten zu erklären. "Es ist an Ihnen, die eingegangenen Kompromisse darzulegen und dafür die Verantwortung zu übernehmen", schreibt Besier. Er solle dabei ein "aufmerksamer Zuhörer" sein, der seine Urteile "gegebenenfalls" auch revidiere. Harder hatte Besier unter anderem vorgeworfen, dem Mißbrauch seines Buches "Pfarrer, Christen und Katholiken" über die Stasi-Kontakte kirchlicher Mitarbeiter nicht energisch genug entgegengetreten zu sein.
Im Blickpunkt: Steuer- und Abgabenerhöhung Die Tür steht offen
Während Kanzler Helmut Kohl und Finanzminister Theo Waigel in München den Wirtschaftsgipfel gaben, hatten ihre in Bonn zurückgelassenen Stallwachen kräftig zu tun, die Diskussion über neue Steuer- und Abgabenerhöhungen zu bekämpfen. Derzeit, so die strapazierte Floskel, sei da nichts geplant. Kein Geheimnis ist aber, daß die Autofahrer zumindest über eine Straßenbenutzungsabgabe zur Kasse gebeten werden. Öl ins Feuer gossen zuletzt die Kabinettsmitglieder Waigel (CSU) und Kanzleramtschef Friedrich Bohl (CDU). Abgeklopft auf eine höhere Mineralölsteuer zum Stopfen von Finanzlücken bei der Bahn, verkniff sich der Finanzminister am Montag ein klares Dementi: "Die Frage, wie sich in den nächsten Jahren jede einzelne Steuer entwickelt, das kann niemand sagen." Zunächst werde versucht, mit "europäisch abgestimmten Straßenbenutzungsgebühren" das Finanzproblem bei den deutschen Eisenbahnen zu lösen.
Auch Bohl machte kein Hehl daraus, daß die Koalition höhere Abschöpfungen bei Benzin und Diesel erwägt. Bisher sei dies aber "nur ein mögliches Denkmodell für den Fall, daß wir ab 1995 die Kosten der Sanierung und Neugestaltung von Bundesbahn und Reichsbahn nicht durch die Einführung von Straßenbenutzungsgebühren bezahlen können". Darüber hinaus verriet er der Bild-Zeitung, daß Unternehmen, die sich Investitionen in der ehemaligen DDR verweigern, steuerliche Vergünstigungen vorenthalten werden könnten. Der CDU-Vorstand sei sich einig, "daß alle Gruppen der Bevölkerung an den finanziellen Belastungen aus der deutschen Einheit angemessen beteiligt werden". Das Kanzleramt beugt Interpretationen vor: "Eine Sonderabgabe für Besserverdienende wird es nicht geben."
Dem Problem, wie er die Staatskasse besser füllen könnte, nähert sich Waigel seit Wochen auf Samtpfötchen. Seine Crux: Das bereits zweimal gebrochene Kanzler-Versprechen - keine Steuererhöhungen zur Finanzierung der deutschen Einheit - darf nicht erneut verletzt werden. In einem Beitrag für den Bonner Generalanzeiger anläßlich des Auslaufens des Solidaritätszuschlages formulierte der CSU-Chef eine ganze Latte - freilich illusionärer - Voraussetzungen, unter denen der Staat die Einheit "ohne weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen" finanzieren könnte. So sollten die westdeutschen Betriebe "ihre jährlichen Investitionen in den jungen Bundesländern bis Mitte dieses Jahrzehnts auf 100 Milliarden Mark verdoppeln". Damit dieser Traum wahr wird, "sollten die Beschäftigten auf begrenzte Zeit auf reale Einkommenszuwächse verzichten". Zudem hofft Waigel auf "private Spenden", um in der Ex-DDR Kulturdenkmäler und Kliniken aufzubauen. Aber die über zehn Milliarden Mark, die die Steuerzahler bis Ende 1992 durch Wegfall des Solidaritätszuschlages sparen, werden nicht auf anderen, "privaten" Wegen im Osten ankommen.
Zunächst ist Verkehrsminister Günther Krause (CDU) gefordert. Der soll nämlich ausloten, ob und in welchem Umfang sich über eine Straßenbenutzungsgebühr Geld beschaffen läßt. Vor der Verabschiedung des Bundeshaushaltes im Kabinett verdonnerte die Koalition Krause dazu, einen Sanierungsvorschlag für die Bahn vorzulegen, der den normalen Etat nicht belastet. Welche Summen hierzu benötigt werden, zeigt ein Blick auf die Schulden der beiden zu vereinenden deutschen Bahnen: 57 Milliarden Mark. Hierfür wollen die Gläubiger jährlich sechs Milliarden Mark Zinsen sehen. Mit einer Straßenbenutzungsgebühr allein für Lastwagen sind diese Mittel nicht zu beschaffen. Reichen würde es freilich, wenn die 30 Millionen Pkw-Halter jährlich eine Straßenbenutzungsgebühr von 200 Mark zahlen müßten. Alternativ böte sich eine Anhebung der Mineralölsteuer um acht bis neun Pfennig an.
Krause wird mit sechs Milliarden Mark zusätzlich jedoch nicht auskommen. Derzeit hilft der Bund der Bahn mit etwa 15 Milliarden Mark. Strebt Waigel hier die völlige Entlastung seines Haushaltes an, ist zusätzlich zu einer Straßengebühr eine deutlich erhöhte Mineralölsteuer fällig. Noch gilt aber das Wort des stellvertretenden Regierungssprechers Norbert Schäfer vom Montag: "Derzeit" plane die Regierung keine Anhebung der Mineralölsteuer.PETER ZILLER (Bonn)
LANGEN. Damit es bei den Arbeiten für die neue Operationsabteilung am Dreieichkrankenhaus auf Langener Gemarkung zu keiner Zeitverzögerung kommt, vergab der Kreisausschuß jetzt weitere Aufträge in Höhe von 1,46 Millionen Mark.
Rund 1,3 Millionen Mark werden für die umfänglichen Stark- und Schwachstrominstallationsarbeiten benötigt. Wie Landrat Josef Lach (SPD) erklärte, seien diese so ausgelegt, daß kein PVC verwendet würde. Denn in einem Brandfall bestünde ansonsten die Möglichkeit, daß das hochgefährliche Seveso-Gift Dioxin in die Umwelt freigesetzt werden könnte. 160 000 Mark kosten die Dachabdichtungsarbeiten auf dem Neubau.
Außerdem richtete der Kreisausschuß an den Kreistag eine Empfehlung, Mehrkosten für einige Ausführungsalternativen in Höhe von 1,509 Millionen Mark zu beschließen.
Das Gesamtvolumen des OP-Neubautraktes, das vom Land Hessen mit fünf Millionen Mark gefördert wird, beläuft sich damit auf rund elfeinhalb Millionen Mark.
Bisher wurden die Mehrkosten vom Kreis Offenbach und dem Krankenhaus zu gleichen Teilen getragen. Doch Kreisbeigeordnete Adelheid D. Tröscher kündigte abermals an, daß sie versuchen werde, einen weiteren Zuschuß vom Land zu bekommen. Tröscher sagte, daß jetzt davon auszugehen sei, daß zumindest für den Baubereich die Kosten in vollem Umfang abgeklärt seien. "Dies läßt sich leider nicht für die geplante Ausstattung der Operationssäle sagen. Im Bereich der Medizintechnik sind bis zum Zeitpunkt der Einrichtung Kostensteigerungen nicht auszuschließen", bemerkte sie. Die Rohbauarbeiten sollen bis spätestens Ende August abgeschlossen sein. dok
"Mindestens ein halbes Jahr", so schätzt die Staatsanwaltschaft Darmstadt, wird die Durchsicht der Akten dauern, die am Dienstag von der Zollfahndung bei neun Firmen im Rhein-Main- Gebiet beschlagnahmt worden waren. Die Unternehmen - unter ihnen die Degussa AG in Frankfurt, deren Tochterfirma Leybold in Hanau und Du Pont in Bad Homburg - werden verdächtigt, illegale Exportgeschäfte mit Irak gemacht zu haben.
Die Staatsanwaltschaft beruft sich auf Inspektionsberichte der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) und beschuldigt die Firmen, ohne die vorgeschriebene Ausfuhrgenehmigung Spezialöle, Präzisionsmaschinen, Schweißgeräte und Öfen nach Irak exportiert zu haben.
Mit denen sei dort, so die IAEA, eine Gasultrazentrifuge entwickelt worden, die zur Anreicherung von atomwaffenfähigem Uran benötigt wird. peh
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Mittwoch schwächer eröffnet. Der Dow-Jones-Index 30 führender Industriewerte gab in der ersten Stunde 3,51 Zähler nach. Am Vortag war das Wallstreet-Barometer um 44,03 auf 3295,17 Punkte gefallen.
In Tokio kletterte der Nikkei-Index für 225 führende Titel am Mittwoch um 140,71 auf 16 600,26 Einheiten.
Gipfel stützt Jelzins Reformkurs Atempause bei Schuldentilgung zugesagt / Soforthilfe für Reaktoren Von unseren Korrespondenten MÜNCHEN, 8. Juli (fa/rds). Als "Signal der Ermutigung und der Hoffnung" hat Bundeskanzler Helmut Kohl zum Abschluß des Weltwirtschaftsgipfels in München die Gespräche der sieben Staats- und Regierungschefs mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin bezeichnet. Es sei dabei Einvernehmen über ein zehn Punkte umfassendes Programm zur Unterstützung von dessen Reformpolitik erzielt worden. Dazu gehört als erster Punkt die Vereinbarung mit dem internationalen Währungsfonds über einen Milliardenkredit für Rußland. Außerdem sicherte Kohl Jelzin im Namen der Gipfelteilnehmer zu, rasch über eine "erweiterte Atempause" für Rußland bei der Rückzahlung seiner Auslandsschulden zu verhandeln. Kohl nannte keinen Zeitrahmen für die Aussetzung der Schuldenrückzahlung. Jelzin hatte einen mehrjährigen Zahlungsaufschub gefordert. Darüberhinaus will der Westen Exportkredite verfügbar machen, private Investitionen fördern und mit einem internationalen Aktionsprogramm die Sicherheit der Atomkraftwerke in den Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) verbessern.
"Unsere Position ist, daß Rußland eine wichtige Rolle in der Welt spielt", sagte Kohl über die Gespräche mit Jelzin. Jelzin habe dabei verdeutlicht, daß er den Reformkurs unbeirrt fortsetzen wolle. Dessen Politik ziele darauf, den Reformprozeß unumkehrbar zu machen, fügte Kohl hinzu.
Jelzin äußerte sich nach den Gesprächen demonstrativ optimistisch über die nähere Zukuft. Mit der Kreditzusage des Währungsfonds sei "das Tor geöffnet". Jetzt werde ein großer Strom privaten Kapitals nach Rußland fließen, "denn dies ist ein einzigartiger Markt, wie es keinen zweiten auf der Welt gibt," sagte Jelzin. Ausdrücklich bedankte sich der russische Präsident bei Kohl für die Hilfe. Das "Niveau der Unterstützung" für die Reformen in Rußland sei in Deutschland das allerhöchste.
Die Pressekonferenz von Kohl und Jelzin wurde mehrfach durch Zwischenrufe und Protesttransparente gestört. Die Demonstranten hatten sich offenbar als Journalisten akkreditieren lassen, denn bei den strengen Kontrollen war niemandem ohne entsprechenden Ausweis der Zugang zum Pressezentrum möglich.
Die Staats- und Regierungschefs aus den USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland hatten sich vor dem Treffen mit Jelzin in einer Abschlußerklärung zum offiziellen Ende des Gipfels für Absprachen zu verstärkten wirtschaftlichen Wachstumsanstrengungen sowie zur Einhaltung der Beschlüsse des Umweltgipfels von Rio de Janeiro ausgesprochen.
Die Gipfelteilnehmer bedauerten, daß es nicht zu den erhofften Vereinbarungen über Handelserleichterungen der Uruguay-Runde im Rahmen des Welthandelsabkommens Gatt gekommen sei. Sie seien in ihrer Bedeutung für die Dritte Welt von größerem Gewicht als alle Entwicklungshilfe, hob Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann hervor. Die G-7 wollen jetzt bis Ende des Jahres eine Einigung erzielen.
Auf die westliche Konjunkturentwicklung eingehend, betont die Gipfelerklärung den Vorrang struktureller Erleichterungen wie Deregulierung (den Abbau staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft, d. Red.) und Privatisierung zur Steigerung der Wachstumskräfte. Sie seien die notwendigen Voraussetzungen für alle zugesagten Hilfen an die Länder der Zweiten und Dritten Welt, hieß es.
Bundeskanzler Helmut Kohl legte nach Abschluß des Gipfels besondere Betonung auf die Vereinbarungen über die Nachrüstung der ehemals sowjetischen Atomkraftwerke. Er hob die Ankündigung eines internationalen Finanzfonds hervor, aus dem das Geld für die Sicherheitsumrüstung der Atomanlagen entnommen werden soll, die nicht durch bilaterale Programme abgedeckt ist. Konkrete Summen wurden nicht genannt. Die Weltbank wurde beauftragt, Studien über die Energiepolitik in den früheren Ostblock-Staaten auszuarbeiten.
(Siehe auch Seiten 2, 3 und Wirtschaft)
Eine israelische Familie hat nach 50 Jahren ihren Dank für die Rettung vor dem Holocaust abgestattet. Sie nahm eine frühere muslimische Nachbarsfamilie aus dem umkämpften Sarajewo bei sich auf, die sie während des Zweiten Weltkriegs unter Einsatz ihres Lebens vor den Nationalsozialisten versteckt hatte, berichtete die Tageszeitung Jerusalem Post. Der Kontakt zwischen den befreundeten Familien war auch nach der Auswanderung der Juden nach Israel nie abgerissen. Die Muslime aus Bosnien-Herzegowina waren für diese Tat vor einigen Jahren von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Titel "Gerechte der Völker" ausgezeichnet worden. (epd)
Das in Frankfurt und in Berlin beheimatete Architekturbüro Joppien-Dietz hat den mit 150 000 Mark dotierten Wettbewerb für den Bau einer Sporthalle in Berlin gewonnen. Die Halle für Olympische Boxwettbewerbe soll rund 10 000 Zuschauer fassen und auch gebaut werden, wenn Berlin nicht Austragungsort der Olympischen Spiele wird. Geplanter Baubeginn ist 1993, die Kosten werden auf rund 190 Millionen Mark geschätzt.
Die Jury des Wettbewerbs entschied sich für den Entwurf des Büros Joppien-Dietz, da das äußere Erscheinungsbild durch Klarheit besteche und die innere Raumordnung übersichtlich sei. Albert Dietz, Anett-Maud Joppien und Jörg Joppien haben an der TH Darmstadt Architektur studiert und auch in Frankfurt schon verschiedene Projekte betreut. fr
Das Wetter
Wetterlage Auf der Westseite eines Hochs mit Schwerpunkt über dem östlichen Mitteleuropa fließt am Donnerstag trokkene und warme Luft nach Deutschland. Das Hoch zieht langsam südostwärts ab.
Gleichzeitig nähert sich von Frankreich her eine Gewitterstörung, die zum Freitag hin feuchtwarme Meeresluft heranführt. Vorhersage bis Freitag früh Am Tage meist sonnig, im Süden mitunter auch wolkig, aber trocken. Gegen Abend im äußersten Westen Deutschlands aufkommende Quellbewölkung und vereinzelt Gewitter.
Tageshöchsttemperaturen 23 bis 28 Grad, örtlich bis zu 30 Grad. Tiefsttemperaturen im Osten um 12, im Westen um 15 Grad. Schwacher, tagsüber auflebender Wind aus südlichen Richtungen.
Weitere Aussichten für Freitag Im Osten noch vielfach sonnig und heiß, sonst bewölkt mit zum Teil gewittrigen Regenfällen.
Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Aberdeen, bedeckt 12
Ajaccio, wolkig 23
Algier, stark bewölkt 22
Amsterdam, leicht bewölkt 21
Ankara, leicht bewölkt 31
Antalya, leicht bewölkt 34
Athen, leicht bewölkt 32
Barcelona, Regen 20
Belgrad, wolkig 26
Bordeaux, wolkig 23
Bozen, stark bewölkt 21
Brest, bedeckt 19
Brüssel, leicht bewölkt 22
Budapest, stark bewölkt 24
Bukarest, leicht bewölkt 30
Casablanca, leicht bewölkt 24
Dublin, Regen 16
Hammerfest, Sprühregen 8
Helsinki, leicht bewölkt 18
Innsbruck, wolkig 21
Istanbul, leicht bewölkt 32
Kairo, leicht bewölkt 34
Kopenhagen, leicht bewölkt 21
Larnaka, wolkenlos 31
Las Palmas, wolkig 24
Lissabon, leicht bewölkt 29
Locarno, stark bewölkt 19
London, Regen 16
Madrid, wolkig 27
Malaga, leicht bewölkt 25
Mallorca, wolkig 23
Moskau, stark bewölkt 15
Neapel, stark bewölkt 25
New York, leicht bewölkt 19
Nizza, wolkig 23
Oslo, wolkig 25
Ostende, leicht bewölkt 19
Palermo, leicht bewölkt 25
Paris, stark bewökt 22
Peking, stark bewölkt 27
Prag, leicht bewölkt 22
Reykjavik, Sprühregen 8
Rom, leicht bewölkt 25
Stockholm, leicht bewölkt 25
Tel Aviv, wolkenlos 30
Tokio, leicht bewölkt 25
Tunis, leicht bewölkt 26
Varna, leicht bewölkt 30
Venedig, wolkig 24
Warschau, wolkig 19
Wien, leicht bewölkt 24
Zürich, wolkig 20
Deutschland Ort Wetter Grad
Aachen, wolkig 23
Arkona, leicht bewölkt 20
Augsburg, stark bewölkt 20
Berlin, leicht bewölkt 25
Bremen, leicht bewölkt 25
Brocken, wolkig 15
Chemnitz, wolkig 22
Cottbus, leicht bewölkt 26
Cuxhaven, leicht bewölkt 19
Dresden, wolkig 24
Düsseldorf, wolkig 23
Emden, leicht bewölkt 21
Erfurt, leicht bewöklt 22
Feldberg/Schw., stark bewölkt 9
Feldberg/Ts., wolkig 18
Fichtelberg, wolkig 15
Frankfurt/M., leicht bewölkt 24
Freiburg, stark bewölkt 22
Freudenstadt, bedeckt 14
Garmisch, leicht bewölkt 20
Görlitz, leicht bewölkt 23
Greifswald, leicht bewölkt 22
Hamburg, leicht bewölkt 24
Hannover, leicht bewölkt 25
Helgoland, leicht bewölkt 18
Hof, wolkig 20
Karlsruhe, bedeckt 21
Kassel, leicht bewölkt 23
Kempten, wolkig 19
Köln-Bonn, leicht bewölkt 24
Konstanz, wolkig 21
Leipzig, leicht bewölkt 25
Lübeck, leicht bewölkt 27
Lüchow, leicht bewölkt 26
Magdeburg, wolkenlos 25
Mannheim, wolkig 24
Mühldorf, wolkig 21
München, wolkig 21
Münster/Osnabrück, leicht bewölkt 24
Neubrandenburg, leicht bewölkt 26
Norderney, leicht bewölkt 18
Nürnberg, stark bewölkt 21
Oberstdorf, stark bewöklt 19
Öhringen, bedeckt 19
Passau, leicht bewölkt 21
Regensburg, wolkig 22
Rostock, leicht bewölkt 22
Saarbrücken, stark bewölkt 22
Schleswig, wolkig 23
Schwerin, wolkig 26
Stuttgart, bedeckt 18
Sylt, leicht bewölkt 18
Trier, wolkig 23
Wasserkuppe, wolkig 17
Wittenberg, leicht bewölkt 25
Würzburg, stark bewölkt 21
Zugspitze, in Wolken 5
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies.
Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.27 Uhr
Sonnenuntergang 21.34 Uhr
Mondaufgang 17.04 Uhr
Monduntergang 1.06
OFFENBACH. Auf dem Balkan fehlen Medikamente, Kleidung und Lebensmittel. Die aus Bosnien und Serbien nach Kroatien geflohenen Menschen leiden große Not. Ihnen fehlt das Allernotwendigste. Benötigt werden Lebensmittel, die sich lange und problemlos lagern lassen. Weil die Stromversorgung gestört ist, funktionieren auch keine Kühlschränke mehr.
Die Kroatisch-demokratische Gemeinschaft e. V. und die Katholisch- kroatische Mission, Marienstraße 36, Telefon 84 57 49, bitten um Spenden. 35 Lastwagen mit Hilfsgütern schickten die in der Offenbacher Region lebenden Kroaten in diesem Jahr bereits in das Kriegsgebiet. Sie sammeln in den eigenen Reihen Hilfsgüter. Im Schlachthof haben sie mit Hilfe der Stadt ein Spenden-Depot eingerichtet. Dort werden die Laster beladen und dann nach Kroatien gefahren. Zeljko Tkalcec, stellvertretender Vorsitzender Kroatisch-demokratischen Gemeinschaft, garantiert, daß die Spenden auch tatsächlich bei den Hilfsbedürftigen ankommen.
Gestern nahm er von Sozialdezernent Stefan Grüttner und Erwin Stock, Leiter des städtischen Alten- und Pflegeheimes, 33 Krankenhaus- Betten entgegen. Sie sind für das Stadtkrankenhaus im ostslawonischen Nasice bestimmt.
Das städtische Altenheim tauscht seine weiß und kalt wirkenden Betten gegen moderne, mit Elektromotoren betriebene Holzbetten aus. "Damit soll dem Pflegepersonal die Arbeit erleichtert und sollen die Räume wohnlicher gestaltet werden", erläutert Stock. Die 33 weißen Bettgestelle seien noch ausgezeichnet funktionsfähig. lz
HANAU. Ein Einbrecher hat am Montag zwischen 15 und 16 Uhr in einer Wohnung an der Hainbachstraße in Hanau-Großauheim eine Handtasche mit rund 250 Mark entwendet.
Nach Angaben der Polizei war der Unbekannte über das Treppenhaus in die unverschlossene Küche gelangt.
ESCHBORN. Wahrscheinlich werden die drei- bis fünfjährigen Schützlinge des katholischen Kindergartens in der Neuenhainer Pfarrgasse nach der Sommerpause vor verschlossenen Türen stehen: Die Inneneinrichtung brannte gestern gegen 5 Uhr aus. Dabei entstand ein Schaden von mindestens 200 000 Mark.
Wie die Polizei berichtet, hatten Unbekannte die Eingangstür mit einem Brecheisen aufgehebelt. Nachdem sie in zwei Geldkassetten nichts gefunden hatten, legten sie Feuer. Spielsachen, Kleidung und auch Wände brannten schnell lichterloh.
"Da drin sieht's so rabenschwarz wie in einem Kohlenkeller aus", sagte Einsatzleiter Peter Fengler, der mit 30 Mann von der Freiwilligen Feuerwehr Neuenhain fünf Stunden Schwerarbeit zu leisten hatte. Schwierig war es beispielsweise, in den Bau hineinzukommen: Starke Hitze ließ die elektrischen Rolläden klemmen. Atemschutztrupps mußten deshalb von innen einen Zugang aufbrechen. gre
BONN, 8. Juli (epd). Führende Repräsentanten der Friedensbewegung haben sich gegen die Drohung der wichtigsten Industriestaaten beim Münchner Weltwirtschaftsgipfel gewandt, den Krieg im ehemaligen Jugoslawien durch militärisches Eingreifen zu beenden. Eine solche Intervention von außen würde "den Guerilla-Krieg aller gegen alle erst richtig entfachen", heißt es in dem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Aufruf.
Krieg könne nicht mit Krieg bekämpft werden, ein militärischer Einsatz westlicher Staaten sei nicht auf Aktionen von See oder aus der Luft zu begrenzen, betonen die Unterzeichner. Die Zivilbevölkerung werde durch den Einsatz fremder Bodentruppen noch mehr leiden als zur Zeit. Neben politischen und wirtschaftlichen Sanktionen sind nach Auffassung der Friedensgruppen auch "positive Anreize" zur Beendigung des Krieges nötig. Den Aufruf unterzeichneten neben anderen der Friedensforscher Alfred Mechtersheimer, Petra Kelly (Die Grünen), Brigitte Erler, Admiral a.D. Elmar Schmähling und Helmuth Prieß (Darmstädter Signal).
OBERURSEL. Die Stadt erweitert zusammen mit dem Hochtaunuskreis das Betreuungsangebot für Grundschüler: In Bommersheim soll bereits nach den Sommerferien die Betreuungsschule anlaufen. Zudem will die Stadt der von der Volkshochschule (VHS) an der Schule Mitte organisierten Spielstube finanziell unter die Arme greifen. Das teilte Sozialdezernent Gerd Krämer jetzt mit.
Seinen Angaben zufolge können zum neuen Schuljahr auch 30 Schüler der Grundschule Süd, vornehmlich Erst- und Zweitkläßler, bei Unterrichtsausfällen sowie vor und nach dem Unterricht betreut werden. Der Kreis solle prüfen, ob ein vergleichbares Angebot auch in Oberstedten gemacht werden könne.
Durch Verhandlungen mit der VHS habe die Stadt erreicht, daß die Spielstube in der Grundschule Mitte nach den Ferien ebenfalls mit erweiterten Öffnungszeiten aufwarte. Der Magistrat habe daher beschlossen, die Spielstube nun mit 7000 Mark jährlich zu bezuschussen. Ein bitterer Beigeschmack bleibt: Die Stadt will nur zahlen, wenn die Eltern für das bisher kostenlose Angebot der VHS zur Kasse gebeten werden. mk
BONN, 8. Juli. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) schließt eine höhere Steuer auf Benzin und Diesel nicht aus. Der Verzicht hierauf hänge "entscheidend davon ab", ob zur Finanzierung der "verkehrspolitischen Notwendigkeiten, aber auch zur verkehrspolitischen und umweltpolitischen Beeinflussung der Bürger" europaweit andere Instrumentarien gefunden würden, sagte Möllemann am Mittwoch im Deutschlandfunk.
Der liberale Minister wies darauf hin, daß auf EG-Ebene Regelungen geprüft werden, "die auch für Deutschland beispielsweise Straßenbenutzungsgebühren erlauben".
Als Alternativen nannte der Minister eine Umlegung der Kfz-Steuer auf den Spritpreis oder eine Anhebung der Autosteuer. Möllemann unterstützte die Absage von Finanzminister Theo Waigel (CSU) an eine stärkere Belastung von Treibstoffen. Waigel könne eine Mineralölsteuererhöhung aber "nicht hundertprozentig ausschließen".
Die Koalitionsfraktionen hatten am 30. Juni beschlossen, daß die zur Bahn-Sanierung nötigen Mittel "nicht aus dem normalen Haushalt allein bereitgestellt werden".
Auch der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Kurt Faltlhauser, sieht "zumindest derzeit" keine Veranlassung, über eine höhere Mineralölsteuer nachzudenken. Die Finanzierungsprobleme bei der Bahn müßten im Rahmen eines mit der EG-Kommission abgestimmten Gesamtkonzepts gelöst werden. Dieses müsse eine Straßenbenutzungsabgabe einschließen.
(Siehe auch Seiten 3 und 4)
Da haben sie nun stolz Hochzeit gefeiert, das Paar Schade und Tengelmann. Es gab Hochzeitstorte auf dem Paulsplatz und einen stolzen Scheck für Frankfurts Schulgärten. Doch so manchem Frankfurter war gar nicht zum Feiern zumute. Vor allem den Anwohnern rechts und links von der Hügelstraße in Eschersheim, Haltestelle Grafenstraße, nicht. Hier wurde der seit 38 Jahren bestehende "Schade-Markt", die einzige Einkaufquelle in dieser von sehr vielen älteren Menschen bewohnten Gegend, geschlossen. Er entsprach in seiner Größenordnung nicht dem Tengelmann-Konzept.
Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten sind an der Eckenheimer- und der Eschersheimer Landstraße. Mühsam schleppen nun die Anwohner all der kleinen Nebenstraßen ihre Tüten und Körbe über die Hügelstraße nach Hause. Wer über 70 ist und Kartoffeln und Getränke einkaufen muß, schafft es kaum. "Noch kann ich die Sachen tragen", sagt eine 65jährige Anwohnerin, die noch gut zu Fuß ist. Doch für viele sei die Einkauferei nach der Schließung des Schade-Marktes eine Zumutung. Sie selbst brauche jetzt zehn Minuten länger zum nächsten Supermarkt. Alte Leute müßten, gerade im Winter, sicher eine halbe Stunde einrechnen, meint die Frau besorgt.
Besonders hart trifft es die Bewohner des nahgelegenen Aja-Textor-Goethe-Altenheims. "Ich kann nicht mehr gut laufen und nur sehr schlecht sehen", erzählt die 83jährige Lucy Oberheid, "doch bis zum Schade-Markt bin ich immer noch gekommen, weil ich den Weg genau kenne." Acht Jahre lang, seit die Düsseldorferin das an das Altenheim angegliederte kleine Appartement bewohnt, habe sie regelmäßig dort eingekauft. "Die Kassiererinnen waren sehr nett", erinnert sich die alte Frau. Wegen ihrer Sehschwäche hätten sie ihr immer beim Einkaufen geholfen.
Die 89jährige Maria Deubler verpflegt sich zwar nicht mehr selbst, doch einkaufen muß auch sie gelegentlich. "Ich hänge völlig in der Luft", ärgert sie sich über die Markt-Schließung. "Jetzt muß ich immer warten, bis meine Tochter etwas für mich mitbringt."
Die betroffenen Anwohner helfen sich gegenseitig so gut sie können. Da erledigt der rüstige Rentner auch mal die Einkäufe der gehbehinderten Nachbarin. Eine Dauerlösung ist das jedoch nicht. "Viele kommen jetzt gar nicht mehr aus ihren Wohnungen raus", empört sich ein älterer Herr aus der Heinrich-Bleicher-Straße. Er schlug sogar vor, mit einer Unterschriftenaktion gegen die Schließung des Schade-Markts vorzugehen und den Ortsvorsteher einzuschalten.
Tengelmann hingegen kann für derartige Überlegungen kein Verständnis aufbringen. "Die Filiale ist mit ihren 230 Quadratmetern einfach zu klein", so Pressesprecherin Stefanie Baumeister. Das sei nicht mehr rentabel. Außerdem gebe es in der näheren Umgebung des geschlossenen Schade-Marktes genügend Einkaufsmöglichkeiten: "Ein Versorgungsengpaß entsteht da nicht." Die Kriterien, nach denen die von Tengelmann übernommenen Schade-Märkte geschlossen oder geöffnet bleiben, wollte die Pressestelle nicht nennen. Das seien interne Entscheidungen der Geschäftsleitung. Rund 146 Schade-Märkte hat Tengelmann im Rhein-Main-Gebiet übernommen, 52 davon im Stadtgebiet Frankfurt. Nach Informationen der FR sollen von diesen 52 acht geschlossen werden.
Die geschlossene Filiale an der Hügelstraße wird am 23. Juli als "Rudis Reste Rampe" neueröffnet. Ein Ersatz ist das jedoch nicht: Der sogenannte "Nonfood- Discounter" bietet keine Lebensmittel, sondern nur preiswerte Rest- und Sonderposten, wie Haushaltswaren, Elektrogeräte und Freizeitkleidung an. E-S / ki
WEILROD. Weil sie ihr eigenes Auto nach einem Unfall nicht mehr flott bekamen, haben zwei junge Männer, 19 und 17 Jahre alt, aus dem Usinger Land in Weilrod (Hochtaunuskreis) nächtens ein fremdes Personenauto einfach "ausgeliehen".
Mit diesem Wagen versuchten sie, ihr Auto von einer Leitplanke herunterzuziehen, auf der es zuvor nach einem Schleudermanöver steckengeblieben war. Die außergewöhnliche Bergung des havarierten Gefährts verlief freilich nicht gerade geräuschlos, so daß der Eigentümer des unfreiwilligen "Leihwagens" aufwachte, die beiden Männer kurzerhand selbst festnahm und später der inzwischen alarmierten Polizei übergab.
Ein dritter junger Mann, ebenfalls am Unfall und der anschließenden Bergung beteiligt, konnte zwar mit dem gestohlenen Wagen flüchten, stellte sich aber später der Polizei.
Alle drei müssen, wie die Kripo in Bad Homburg mitteilte, jetzt mit einem Strafverfahren rechnen. che
Polizei will auswärtige Rauschgiftsüchtige und Dealer endgültig aus der Stadt vertreiben Schwerer Schlag gegen Drogenszene Hoffen auf Hilfsangebote Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel Nach dem umstrittenen Katz- und-Maus-Spiel der Polizei mit Drogenabhängigen und Dealern in den letzten Wochen wird jetzt der schwere Schlag gegen die offene Drogenszene vorbereitet. Nach der Sommerpause sollen die Rauschgiftsüchtigen vollends aus den städtischen Anlagen verschwinden. Die bisherigen Maßnahmen hätten nur dazu gedient, die Szene "in Bewegung zu halten", um ein weiteres Anwachsen zu verhindern, erklärte Polizeipräsident Karlheinz Gemmer auf einer Pressekonferenz. Ab "Spätsommer oder Frühherbst" sollen Rauschgiftsüchtige in der Taunusanlage nicht mehr geduldet werden. Die täglichen Räumungen, die bis dahin fortgesetzt werden, "mögen konzeptionslos erscheinen," meinte Gemmer, eine Alternative gebe es nicht.
Das Konzept für die sogenannte Auflösung der Szene liegt fertig in der Schublade. "Wir werden keinen Zaun um die Taunusanlage ziehen", versprach der Vizepräsident der Polizei, Peter Frerichs. 24 Stunden wird die Polizei in der Taunusanlage präsent sein und die Anwesenden zum Gehen auffordern. Sobald eine Gruppe Drogenabhängiger "abwandert", wird ihr gefolgt - wenn es sein muß bis in die Wohngebiete, erläuterte der Leiter der Schutzpolizei, Heinrich Bernhardt. Daran, daß sich die Szene völlig zerschlagen läßt, glaubt bei der Polizei allerdings niemand. "Wenn es uns gelingt, die Auswärtigen zu verdrängen, wären wir schon zufrieden." Knapp zwei Drittel der Drogenabhängigen, die zur Szene zählen, kommen von auswärts. Frerichs machte deutlich, daß die Polizei "nicht abwarten muß", bis die versprochenen Hilfsangebote der Stadt für die Frankfurter Süchtigen bereitstehen. Er sei aber "guter Hoffnung", daß es mit dem Ausbau "flott voran" gehe. Polizeipräsident Gemmer hatte kürzlich darauf hingewiesen, daß man "mit Ungeduld" auf die sozialen und medizinischen Hilfsangebote warte, und von der bedrükkenden Erfahrung gesprochen, "Kranke durch die Gegend zu jagen".
Auf keinen Fall, da war sich die versammelte Führungsspitze der Frankfurter Polizei einig, könne die Szene sich selbst überlassen bleiben. Schnell würde sie auf "über 1000" Süchtige anwachsen. Den Drogenhandel hätten inzwischen Nordafrikaner, vor allem Marokkaner übernommen, die äußerst brutal seien und schwerkranke Junkies als "lebende Depots" benutzten, wie der Leiter des Rauschgiftkommissariats, Norbert Ditt, erläuterte. Diesen Dealern etwas nachzuweisen, sei äußerst schwierig. Gemmer: "Wir hätten diese Szene, wie sie in Frankfurt entstanden ist, nicht entstehen lassen dürfen."
Auch unter gesundheitspolitischen Gesichtspunkten sei das, was in der offenen Drogenszene passiere, "eine Katastrophe", versicherte der städtische Drogenreferent Werner Schneider. Er forderte die Polizei auf, mit der endgültigen Räumung erst dann zu beginnen, wenn die städtischen Hilfsangebote stehen und "wenigstens teilweise auch schon angenommen werden".
Geplant ist die Vergabe von Methadon in den drei Krisenzentren und einer Ambulanz in der Friedberger Anlage. Neue Aufenthaltsräumen und Schlafplätze sollen mit unbürokratischen Beratungsangeboten gekoppelt werden. Auf einen Zeitpunkt, an dem diese Einrichtungen in Betrieb gehen, ließ sich Schneider nicht festlegen: "Wir bemühen uns alle nach Kräften."
Während es noch eine Reihe organisatorischer Probleme gibt - etwa die Gewinnung von Ärzten für die Methadonvergabe -, scheint die Finanzierung durch die zehn Millionen Mark, die von der Stadt für die Drogenhilfe in diesem Jahr bereitgestellt wurden, und die acht Millionen Mark, die vom Land dazukommen, gesichert zu sein.
Schneider betonte, daß es sich bei der "Auflösung" um einen Prozeß handele, der sich über viele Monate hin erstrecken werde. Dabei dürfe die Rolle der Polizei nicht überschätzt werden. "Die Polizei kann die Szene nur verlagern. Aufgelöst werden kann sie nur durch gesundheits- und sozialpolitische Maßnahmen." Gelingen könne "der Prozeß der Auflösung" nur, wenn er "von allen", auch der Bevölkerung, mitgetragen werde. "Die Akzeptanz gegenüber Drogenabhängigen muß wachsen", forderte der Referent. Vor allem müsse auch das Umland mitmachen.
Am Wochenende wird Oberbürgermeister Andreas von Schoeler einen Brief an die Kreise und Gemeinden schicken und sie bitten, die eigenen Hilfsangebote auszuweiten. Die Drogenhilfe der Stadt Frankfurt soll - soweit das praktisch möglich ist - ausschließlich den Frankfurtern zugute kommen.
ski FRANKFURT A. M., 8. Juli. Der Weg für eine Mehrheitsübernahme der BfG Bank durch das staatliche französische Geldinstitut Crédit Lyonnais noch in diesem Jahr ist frei. Dies geht aus einer am Mittwoch in Paris veröffentlichten Mitteilung der Versicherungsgruppe AGF hervor. Demnach haben AGF und der derzeitige BfG-Mehrheitseigner, die Aachener und Münchener Beteiligungsgesellschaft (AMB), ihren Streit beigelegt. Beide wollen nun "in gemeinsamer Verantwortung alles in ihrer Macht Stehende tun", damit der (mit AGF befreundete) Crédit Lyonnais "die Gelegenheit nutzt, vor dem 1. Januar 1993 eine Mehrheitsbeteiligung" an der BfG zu erwerben. Dies geschehe in voller Übereinstimmung vor allem auch mit der Gewerkschaftsholding BGAG. Diese hält noch knapp 50 Prozent an der früheren Bank für Gemeinwirtschaft. Gut die andere Hälfte der Anteile hatte die BGAG 1987 an die AMB verkauft. Die AGF-Mitteilung läßt darauf schließen, daß außer den Aachenern auch die Gewerkschaftsfirma zumindest einen Teil ihrer BfG-Beteiligung an die Franzosen verkaufen will.
Der Crédit Lyonnais, der sein Interesse an der BfG schon früher bekundet hatte, ist etwa so groß wie die Deutsche Bank. Die in einem Sanierungsprozeß steckende BfG hat sich ebenfalls positiv zu einem Einstieg der Franzosen geäußert.
(Siehe auch Wirtschaft, Seite 10)
og MADRID, 8. Juli. Algeriens Regierungschef Sid Ahmed Ghozali ist am Mittwoch mit seiner Regierung zurückgetreten. Das Staatskomitee ernannte an seiner Stelle den 64jährigen Belaid Abdesslam und beauftragte den "Vater" der algerischen Industrialisierung mit der Bildung einer neuen Regierung. In einer Erklärung unterstrich Ghozali, er wolle mit seinem Rücktritt dem neugebildeten Staatskomitee "freie Hand" zu einer neuen Politik lassen.
Ghozali war im Juni 1991, nachdem wegen der durch Fundamentalisten ausgelösten Unruhen der Ausnahmezustand über das Land verhängt worden war, von dem inzwischen zurückgetretenen Staatschef Chadli Bendjedid auf seinen Posten berufen worden. In seiner Erklärung erwähnt der Zurückgetretene Mächte "des Bösen" innerhalb des Machtapparates, die seine Arbeit behindert hätten. Ghozali wird vorgeworfen, die Parlamentswahlen vom Dezember ohne genauere Kenntnis über die Stärke der Parteien vorbereitet und nach der Unterbrechung des Wahlprozesses im Januar auf seinem Posten verharrt zu haben. In einem kurzen Kommunique akzeptierte das Staatskomitee den Rücktritt und ernannte Belaid Abdesslam zum Nachfolger. Abdesslam ist eine bekannte Persönlichkeit Algeriens. Er war von 1965 bis 1977 Industrieminister und als enger Vertrauensmann von Präsident Houari Boumedienne wesentlich am Aufbau von Algeriens Schwerindustrie beteiligt.
Abdesslam gilt als harter Nationalist. Im Juli 1991 kritisierte er die Einheitspartei FLN wegen ihrer Befürwortung der Aufnahme von weiteren großen Auslandskrediten, trat aus dem Zentralkomitee aus und distanzierte sich ganz von der Partei. Abdesslam trat in letzter Zeit für eine "Kriegswirtschaft" mit harten Sparmaßnahmen ein, um den Rückgang der Produktion und den Anstieg der Arbeitslosigkeit aufzuhalten. Bei den Wahlen Ende 1991 bewarb er sich als Unabhängiger um einen Parlamentssitz, unterlag aber dem Vertreter der Islamischen Heilsfront (FIS). Mit seiner Ernennung zeichnet sich eine Rückkehr zur staatlichen Kontrolle der Wirtschaft ab.
BAD HOMBURG. Ein 21 Jahre und ein 23 Jahre alter Mann, die beide aus Offenbach stammen, sind am Dienstagabend kurz nach 21 Uhr im Seedammweg von der Polizei festgenommen worden. Sie waren zuvor von Mitarbeitern eines Detektivbüros, das die Taunus-Therme engagiert hat, beobachtet worden, als sie im Parkhaus am Thermalbad ein Auto aufbrachen.
Nach weiteren Ermittlungen geht die Kripo davon aus, daß die beiden auch für zwei weitere Autoaufbrüche im gleichen Parkhaus verantwortlich sind. Beide seien vorbestraft und lediglich auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden, teilte die Kripo am Mittwochnachmittag weiter mit.
Der Haftrichter am Amtsgericht Bad Homburg habe sie deswegen wieder in Untersuchungshaft zurückgeschickt. che
wn FRANKFURT A.M., 9. Juli. Eine Spendeninitiative "Gegen neues Unrecht" haben der Schriftsteller Dieter Lattmann und 35 weitere Erstunterzeichner gegründet. Mit gesammeltem Geld solle Personen geholfen werden, die "im Prozeß der deutschen Einheit bei Auseinandersetzungen um demokratische Rechtsstaatlichkeit" betroffenen seien, heißt es in einem der FR vorliegenden Aufruf. Im notwendigen Verlangen, mit dem alten Unrecht aus der DDR aufzuräumen - so die Begründung - schieße die bundesdeutsche Rechtssuche "gegenüber manchen Personen weit übers Ziel hinaus". Berufliche Existenzen würden vernichtet, angeblich Schuldige nicht einmal angehört, bevor man sie öffentlich verdamme: "Akten gehen zum Markt. Vorverurteilungen mißachten die Unschuldsvermutung, ein Grundgebot der Menschenrechte", heißt es in dem Aufruf.
Als exemplarischen Fall nennen die Initiatoren Professor Heinrich Fink von der Berliner Humboldt-Universität, dem wegen Stasi-Verdachts fristlos gekündigt worden war, der aber vom Arbeitsgericht "freigesprochen" wurde. Die juristische Auseinandersetzung geht weiter. Fink habe erhebliche Anwaltskosten zu tragen, und ihm will die Spenden-Initiative als erstem helfen. (Konto: D. Lattmann, Neues Unrecht, Städtische Sparkasse München 903/284545, BLZ 701 500 00)
wüp BERLIN. Wirtschaftsstaatsanwalt Hans Richter wird seine Ermittlungsarbeit in der Stabsstelle Recht bei der Treuhandanstalt in Berlin nicht verlängern und zum Jahresende nach Stuttgart zurückkehren. Da Richter seinen Stab von fünf Leuten mitnimmt, ist die weitere Existenz dieses Kontrollorgans in Frage gestellt, das bisher in rund 800 Fällen möglichen Straftaten bei der Breuel-Behörde oder einem ihrer Unternehmen nachgegangen ist. Die Suche nach einem Nachfolger scheiterte bisher offenbar an dem Widerstand der Bundesländer, Experten abzugeben. Richter und seine Kollegen waren vom baden-württembergischen Innenministerium für zunächst zwei Jahre "ausgeliehen" worden.
Nach Auskunft eines führenden Treuhand-Mannes ist aber auch bis in die Spitze der Anstalt selbst das Ermittlungsreferat Hause umstritten. Die Bonner Justizministerin Sabine Leutheuser- Schnarrenberger, die gestern mit Birgit Breuel zusammentraf, dringt allerdings auf den Fortbestand des Referats. Der Bund will deshalb nun offenbar einen Fachmann der Karlsruher Bundesstaatsanwaltschaft an die Spree schicken. Richters Nachfolger soll aber weitgehend allein tätig sein. Er würde, so meinen Beobachter, dadurch automatisch in seiner Position geschwächt.
Bei der Treuhand ist man sich der Brisanz des Themas bewußt und hat bisher versucht, nichts von den Querelen hinter den Kulissen an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Die Stabsstelle Recht wurde von der Breuel-Behörde immer dann als wichtiges Organ angeführt, wenn man den Berliner Privatisierern vorwarf, sie unterlägen kaum einer Kontrolle. Ihre Abschaffung würde, so meinen einige, die Kritik an der mangelnden Aufsicht noch verschärfen. Nach Überzeugung von Staatsanwalt Richter braucht die Treuhand "mindestens noch für ein Jahr" diese eigene Strafverfolgungsinstanz. Von den bisher 800 Ermittlungen wegen möglicher Straftaten bei der Anstalt oder ihren Unternehmen seien noch 200 offen. In 250 Fällen wurden für die Staatsanwaltschaft Berlin, die bereits gegen die Auflösung der Stabsstelle heftig protestiert hat, die nötigen Unterlagen für Verfahren zusammengestellt. Die völlig unterbesetzte Berliner Staatsanwaltschaft könne diese Aufgabe gar nicht leisten, meint Richter. "Für Außenstehende ist es schwer, in dieser Riesenanstalt und ihren Betrieben an die nötigen Informationen zu kommen."
Richters Untersuchungen sorgten offenbar mehrfach für erheblichen Wirbel. Nach eigener Aussage hat er "gut ein Dutzend Treuhand-Mitarbeiter der Strafverfolgung zugeführt". In der Anstalt gilt er manchen als "V-Mann der Staatsanwaltschaft, der von innen heraus die Leute ans Messer liefert", alle Informationen haben wolle, aber selbst nichts von seinen Erkenntnissen preisgibt. Auch mit der Staatsanwaltschaft gibt es laut Richter manchmal "Bewertungsdifferenzen". Der Oberaufseher der Treuhand dementiert allerdings, daß sein Weggang auch persönliche und/oder politische Hintergründe habe. Sowohl Präsidentin Breuel als auch der Leiter des Direktorats Recht, Manfred Balz, stünden "voll hinter" ihm.
HOCHTAUNUSKREIS. Das ehemalige Bad Homburger Ingenieurbüro Niklas, das in der Korruptionsaffäre im Hochtaunuskreis eine Schlüsselrolle spielt, ist möglicherweise auch in die Bestechungsaffäre im Kreis Limburg-Weilburg verwickelt. Das teilte der Pressesprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, mit. Die Ermittlungen in Sachen Hochtaunus-Korruption würden deswegen zur Zeit gemeinsam mit der Limburger Staatsanwaltschaft geführt.
Mit ersten Anklagen gegen die im Hochtaunuskreis beschuldigten Spitzenpolitiker ist laut Harth nicht vor Ende dieses Jahres zu rechnen. Die Komplexität der Sachverhalte erlaube keinen früheren Termin. In der Hochtaunus-Korruptionsaffäre wird gegen rund 100 Beschuldigte ermittelt. Zudem war einer der verantwortlichen Staatsanwälte wegen einer Erkrankung längere Zeit ausgefallen. Von den 1991 festgenommenen Spitzenpolitikern befindet sich der ehemalige Bürgermeister von Schmitten, Georg Hahl, noch immer in Untersuchungshaft.
Briefe an die Redaktion
"Mit vollem Bauch läßt es sich gut richten" Offenbachs Sozialdezernent Grüttner will Sozialhilfe-Empfänger zu Hause kontrollieren (FR vom 2. Juli 1992):
Sozialdezernent Grüttner redet von eigenverantwortlichem Handeln, und ist es selbst, der selbstherrlich über Sozialhilfe- EmpfängerInnen richtet, in dem er ihnen allen unterstellt, sie würden permanent das Sozialamt belügen. Wo bleibt hier die Menschenwürde, oder sind Sozialhilfe- Empfänger Menschen zweiter Klasse? Trotz Wirtschaftskriminalität, die es nachweislich gibt, wird ja auch nicht jedem Unternehmer von vornherein unterstellt, er würde den Staat belügen. Oder sind dies Menschen erster Klasse? Die Frage ist doch, wer belügt wen in Offenbach? Wer paßt denn die Regelsätze nicht an und entschuldigt dies damit, daß keine Zeit wäre, alle Akten zu überprüfen. Wer preist denn ein Bäderkonzept an, das dann mangels Bäder noch nicht einmal baden gehen kann?!
Dann der Gipfel der Aussagen: "Es muß durchaus möglich sein, daß jemand durch das soziale Netz fällt", oder "wer sich weigert, kriegt keine Sozialhilfe mehr". Von was sollen diese Menschen dann leben. Schon die Sozialhilfe reicht nicht aus, vernünftig über die Runden zu kommen. Wer weniger bekommt oder gar nichts mehr, muß dann wohl nach Grüttners Aussage verhungern. Mit vollem Bauch läßt es sich gut richten. Wo bleibt da die ach so große "christliche" Nächstenliebe? Und dann diese sogenannte Liste der Grausamkeiten. Ich nenne sie die Liste der Dummheiten. Keine Jugendzentren, das bedeutet zwangsläufig mehr Gewalt, kein Kindergarten, das bedeutet mehr Sozialhilfe, da von einem Gehalt heute niemand mehr in Offenbach leben kann. Peter Keim, Offenbach
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
FRANKFURT A. M. Erstmals seit längerer Zeit ist auf den internationalen Rohölmärkten in dieser Woche eine deutliche Entspannung festzustellen gewesen. Das Barrel (159 Liter) kostete in London wieder weniger als 20 Dollar. Zusammen mit der Dollar-Schwäche drückt dies auf die Rechnungen für die deutschen Produkten-Importe und damit letztlich auch auf die Verbraucherpreise für Benzin und Heizöl.
Die Heizölnotierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):
DM DM bis 900 l - ( - ) bis 1 500 l - ( - ) bis 2 500 l 50,62-51,87 (50,73-52,44) bis 3 500 l 48,22-49,02 (49,25-50,62) bis 4 500 l 46,74-47,31 (47,31-48,45) bis 5 500 l 46,17-46,74 (46,63-47,42) bis 6 500 l 45,60-46,63 (46,63-47,31) bis 7 500 l 45,26-46,06 (46,06-46,40) bis 8 500 l 44,92-45,37 (46,06-46,63) bis 9 500 l - (45,71-46,06) bis 12 500 l 43,89-45,03 ( - ) bis 15 500 l - ( - )
Die am 8. Juli gemeldeten Preise gelten für je 100 Liter einschließlich 14 Prozent Mehrwertsteuer.
WIESBADEN. Den notorischen Geldmangel drogenabhängiger junger Leute hat eine 47jährige Biebricherin ausgenutzt, um ihre eigenen kriminellen Geschäfte machen zu können: Sie verhökerte das Diebesgut, das etwa 30 Wiesbadener Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren bei ihr ablieferten: hauptsächlich Schmuck, Münzen und Teppiche. Insgesamt 60 Diebstähle konnten der Bande jetzt nach langen polizeilichen Ermittlungen nachgewiesen werden, und der Wert ihrer Beute wird auf 600 000 Mark geschätzt.
Aufgefallen war das "Team" nach einem Einbruch im April 1991 in Biebrich: Die Diebe hatten Schmuck, Münzen und Bargeld im Wert von 300 000 Mark mitgehen lassen. Drei Verdächtige wurden damals festgenommen, Konkretes war aber noch nicht zu beweisen. Einer gestand, eine Tasche mit Preziosen in den Rhein geworfen zu haben; die fand sich jedoch erst jetzt im Mai bei Tauchübungen der Feuerwehr. Der Schmuck wurde der Bestohlenen gezeigt, die die Stükke wiedererkannte. Bei den Ermittlungen kam die Polizei der Biebricher Hehlerin auf die Spur, die inzwischen in Untersuchungshaft sitzt. maf
Nein, ausschließen kann Finanzminister Waigel eine höhere Mineralölsteuer nicht. Schon gar nicht "hundertprozentig", da hat Kollege Möllemann recht.
Zu 100 Prozent sicher ist aber eines: Die Autofahrer werden nochmals zur Ader gelassen. Da hilft kein Jammern und kein Hinweis auf die saftige Anhebung der Abgaben auf Benzin und Diesel im vorigen Jahr. Wahrscheinlich kommt ein Doppelschlag bestehend aus Straßenbenutzungsgebühr und teurem Sprit.
Unvermeidbar ist dieser - aus Gründen des Umweltschutzes und der Vermeidung von Verkehr begrüßenswerte - Schritt spätestens seit der Verabschiedung der mittelfristigen Finanzplanung. Die Haushaltsansätze Waigels sehen nämlich für die Bahn, die an einem Schuldenberg zu zerschellen droht, keine Risikovorsorge vor. Die Koalition hatte vor der ersten Beratung des 93er Etats im Kabinett beschlossen, daß die Bahn- Sanierung Bonn nicht strapazieren darf.
Die Bahn gesundet freilich nur, wenn sie von 57 Milliarden Mark Altschulden und ungedeckten Pensionslasten befreit wird. Die liberal-konservative Regierung drückte sich aber erneut davor, den Bürgern - die dies alles bezahlen müssen - reinen Wein einzuschenken. Sie beließ es vielmehr bei vagen Hinweisen auf zu erwartende Einnahmen durch Straßenbenutzungsgebühren. Die gewaltigen Summen lassen sich jedoch nicht allein beim Lkw-Gewerbe eintreiben. Selbst eine Vignette für jedermann würde zu teuer. Kein Wunder also, daß Spekulationen über eine höhere Mineralölsteuer nicht einzudämmen sind. ptz (Bonn)
Ab 18. Juli gibt's für Autos nur noch zwei Fahrspuren über den Rhein
Im Mannschaftssport entscheidet die Qualität der Ersatzspieler häufig den Ausgang einer Meisterschaft. Deswegen hat Bayern München jahrelang den deutschen Fußball dominiert, deshalb sah das deutsche Daviscup-Team der Männer immer ganz schlecht aus, wenn Boris Bekker unter seinen Möglichkeiten blieb. Und deshalb erreichte die Auswahl des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) 1991 das Halbfinale im Federation-Cup, obwohl Steffi Graf nach einer Schulterverletzung hatte aufgeben müssen. Die Vorzeigefrau des Tennis wurde nämlich von Barbara Rittner gut vertreten.
Die zupackende Leverkusenerin ins Aufgebot zu nehmen, sollte sich aber nicht nur wegen ihrer sportlichen Fähigkeiten als ein Glücksgriff von Klaus Hofsäss erweisen. "Die hat Persönlichkeit", erkannte der Teamchef, als in Nottingham Barbara Rittner auch jene anderen Qualitäten unter Beweis stellte, die in einem Mannschaftswettbewerb ebenso wichtig sind wie die athletischen: die menschlichen. Mit ihrem Temperament sorgte die Weltranglisten-28. dafür, daß von Beginn an gute Stimmung unter den drei Spielerinnen herrschte, was im Tennis-Zirkus so selbstverständlich nicht ist. Und Barbara Rittner war es in erster Linie auch zuzuschreiben, daß Anke Huber nach dem Grafschen Aus von der Last der Verantwortung nicht erdrückt wurde, indem sie selbst einen Gutteil auf ihre Schultern übernahm. "Steffi hat für uns gekämpft, jetzt kämpfen wir für sie", hatte Barbara Rittner vor dem Viertelfinale gegen Italien versprochen - nach den Einzeln hieß es 2:0 für die Deutschen.
Ein Jahr später gilt Barbara Rittner zwar wiederum formell als die Nummer drei im Team, an ihrer führenden Stellung als guter Geist im Quartett mit Steffi Graf (Brühl), Anke Huber (Karlsdorf) und der Ersatzreservistin Sabine Hack (Ravensburg) hat sich nichts geändert. Die Dissonanzen zwischen ihr und Anke Huber wegen der Doppel-Nominierung an der Seite von Steffi Graf für den Federation-Cup und für Olympia seien nach einem Vier-Augen-Gespräch mit der Weltranglisten-Neunten ausgeräumt, sagte Barbara Rittner vor acht Wochen in Berlin. Dort hatte sie zusammen mit Steffi Graf gespielt und das Viertelfinale erreicht, während Anke Huber drei Wochen später in Paris ein Duo mit der Weltranglisten-Zweiten bildete und gar ins Halbfinale kam. Beide nähmen sich nicht viel, hielt sich Klaus Hofsäss alle Optionen für die Doppel-Rolle offen, die er je nach Ablauf der beiden Einzel besetzen will.
Ein Weiterkommen gegen den Auftaktgegner Neuseeland vorausgesetzt, darf Barbara Rittner nach den Worten des Teamchefs mit einem Doppel-Einsatz rechnen. Doch selbst eine Nominierung der in des Wortes doppelter Bedeutung schlagfertigen 19 Jahre alten rheinischen Frohnatur für das Einzel scheint nicht ausgeschlossen. Denn Anke Huber, die als damals noch 16jährige mit dem Finalsieg über Martina Navratilova das Grand Prix-Turnier im Oktober in Filderstadt gewann, läuft seit einer Knöchelverletzung im Februar ihrer Form hinterher. Den letzten Dämpfer erhielt die Badenerin in Wimbledon, als sie nicht über die dritte Runde hinauskam, nachdem sie in Paris gar schon in der zweiten Runde ausgeschieden war. Ihre unbekümmerte, erfrischende Art auf und neben dem Platz, mit der sie sich in die Herzen der Zuschauer gespielt hatte, ist aufgrund der Nackenschläge einer Art Weltuntergangsstimmung gewichen. Vor Spielfreude sprühte Anke Huber, deren Stärken die kraftvollen Grundlinienschlage sind, zuletzt jedenfalls nicht.
Solche seelischen Täler hat auch Steffi Graf lange durchwandert, ehe sie nun wieder den emotionalen Gipfel erklommen hat. Wer solche Klippen überwinde, "der wird eine Persönlichkeit wie Martina Navratilova", zollt Klaus Hofsäss der Wimbledonsiegerin Respekt, die nie besser Tennis gespielt hat als in diesen Tagen. Trotz der guten Ersatzbank liegt es allein in ihren Händen, das Ziel zu realisieren. Den zweiten deutschen Sieg im Federation-Cup. REINHARD SOGL
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Frankreich Räder rollen wieder Seite 2
Leitartikel Geldpolitik als Weltpolitik Seite 3
Möllemann Rüffel von Ländern und Gemeinden Seite 4
Schweiz Ersatzdienst eingeführt Seite 5
Feuilleton Slevogt-Retrospektive Seite 8
Wirtschaft Grüner Punkt am Pranger Seite 9
Sport Judofrauen verärgert Seite 13
Dokumentation Streit unter Friedensforschern Seite 16
Frankfurt Schlag gegen Drogenszene Seite 17
Kulturspiegel Dire-Straits-Konzert Seite 22
Hessen Gutachten zum Rheinwasser Seite 26
Aus aller Welt Soviel Drogentote wie nie zuvor Seite 28
Börse Seite 11
Freie Aussprache Seite 11
Fernsehen und Funk Seite 14
Roman Seite 22
Filmspiegel Seiten 24 und 25
Jelzin in München: Nicht viel mehr als freundliche Worte
So viel auf die Schulter geklopft wurde Rußlands Präsident wohl seit den Tagen des verhinderten August-Putsches in Moskau nicht mehr. Die sieben Regierungschefs des Wirtschaftsgipfels zeigten sich in München voll des Wohlwollens über Boris Jelzin. "Der Mann ist stark, zäh und zielstrebig, wir zollen ihm unseren Respekt." So euphorisch äußerte sich der US-Präsident George Bush vor der Presse. Für seine "kühnen Reformvorhaben" verdiene Jelzin Unterstützung. Bush, der immer wieder von den "G-7 plus eins" im Zusammenhang mit dem Münchner Treffen sprach, wollte sich allerdings nicht dazu äußern, wieviel Washington nun in Dollar und Cents zu eben dieser Unterstützung beitragen werde: "Ich glaube, daß es in der ganzen Welt nicht genug Geld gibt, um die russischen Probleme sofort zu lösen."
Auch Großbritanniens Premier John Major ging auf verbalen Umarmungskurs: "Jelzin kommt nicht als ein Schuldner, sondern als ein Partner." So weit mit der Partnerschaft wollten aber weder er noch Bush gehen, als daß sie Jelzin bereits die Vollmitgliedschaft in der Runde der mächtigsten Staatenlenker angeboten hätten. Beim gemeinsamen Fototermin im Hof des Prinz-Karl-Palais stand der Russe zwar in der Mitte, die Embleme des zuvor beendeten Wirtschaftsgipfels waren aber wohlweislich vorher entfernt worden - Jelzin war nun einmal nur ein Gast und auch künftig soll es schließlich beim exklusiven G-7 bleiben.
Hintergrund der Freundlichkeiten ist die schwierige innenpolitische Lage, in der sich Jelzin zu Hause befindet und die sich durch die Umsetzung des gerade mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbarten Strukturanpassungsprogramms zweifellos noch verschärfen dürften. Immerhin ist damit ein weiterer Preisschub, insbesondere auch bei der Energieversorgung und im Personentransport verbunden. "Wir sind uns bewußt: Der Übergang ist mit schmerzlichen Anpassungen verbunden", zeigten die Regierungschefs in ihrer gemeinsamen Erklärung Mitgefühl. Sollten ihnen doch die Folgen der langjährigen IWF- Politik in der Dritten Welt bekannt sein. Kritik vom Gegengipfel
Beim alternativen Gegengipfel im City- Kino am Stachus machten Vertreter der osteuropäischen Sozialbewegung denn auch deutlich, was sie von solchen Programmen halten: Die Menschen dort verdienten mehr als "wohlfeile Rhetorik der G-7". Nötig seien kreative Lösungen, dauerhafte Hilfe und nicht "simple Schocktherapien, wie sie schon vor Jahren im Süden gescheitert sind", hieß es dort.
Wichtigster Gast im Münchner Stelldichein der Mächtigen war denn auch nicht Jelzin, sondern der am Montag auf dem Weg von Moskau vorbeischauende IWF-Direktor Michel Camdessus. Erst als er den sieben Finanzministern seinen Segen für das russische Reformprogramm übermittelte, standen die Gipfel-Zeichen ganz auf ost-westliche Harmonie. Zuvor mußte allerdings Bush, der als Wahlkämpfer unbedingt mit einem Erfolg aus München zurückkehren wollte, Camdessus noch etwas unter Druck setzen, um ihn für seine Moskau-Reise kompromißbereiter zu stimmen, etwa bei der Frage der Energiepreis-Liberalisierung.
Am Dienstagabend war es nicht zufällig Bundesfinanzminister Theo Waigel, der Jelzin vom Flughafen abholen durfte. Auf der Fahrt in die Stadt erläuterte er dem Gast bereits, inwieweit der Westen ihm finanziell entgegenkommen wolle. Zwar werde man die Schuldentilgung ein paar Jahre aufschieben, aber die anfallenden Zinsen möge Moskau doch bitteschön künftig etwas pünktlicher als bisher überweisen. Als wenig freundlich werde zudem von den vereinigten Gläubigern empfunden, wenn sie beim Schuldendienst ganz unterschiedlich behandelt würden. Das 24-Milliarden-Dollar-Hilfsprogramm wolle man verteilt in Raten ausbezahlen, versprach Waigel - wenn Jelzin die versprochenen Wirtschaftsreformen tatsächlich verwirkliche.
Zwischen den griechischen Statuen und den 120 Kellnern von "Feinkost Käfer" beim Abendessen im Münchner Antiquarium konnten die acht Staats- und Regierungschefs anschließend in aller Ruhe Small-Talk pflegen. Alle Probleme waren ja bereits im Vorfeld nach der bewährten Strategie "Vertagen-verharmlosen-verdrängen" gelöst. So wurde beispielsweise der Streit zwischen Rußland und Japan über die Kurilen-Inseln auf den September vertagt, wenn Jelzin zum Staatsbesuch in Tokio erwartet wird. Bei der Finanzierung des geplanten Atomkraftwerks-Sanierungsprogramms für Osteuropa hatte Bundeskanzler Helmut Kohl zuvor nach eigenen Aussagen den Japanern "deutlich gemacht, daß auch sie Nachbarn von Rußland sind". Nach Kanzler-Informationen "gibt es schließlich auch in Wladiwostok ein Atomkraftwerk". "Ich bin gesund"
Beim nur 40 Minuten dauernden "Vier- Augen-Frühstück" Jelzins und Kohls war dann angeblich wieder viel von politischer und wirtschaftlicher Partnerschaft die Rede. Der Bundeskanzler vergaß aber nicht, bei der Erläuterung des westlichen Hilfsangebots deutlich zu machen, "daß die Bundesrepublik in der finanziellen Belastung bereits an der Obergrenze angelangt ist". Auf gut deutsch: Jetzt sollen mal die anderen stärker ran.
Jelzin seinerseits versuchte seinem Gastgeber deutlich zu machen, welche Folgen es auch für den Westen hätte, wenn durch allzu strenge und zu schnelle Strukturreformen die Opposition von links und rechts in Moskau Oberwasser gewänne. Wohl nicht ganz zu Unrecht präsentierte sich der stämmige Russe den G-7-Führern als einziger Garant einer einigermaßen stabilen Entwicklung nicht nur in Rußland, sondern in der ganzen GUS. Und er machte ihnen klar, daß mit ihm noch länger zu rechnen sei.
Auf verfassungsmäßige Weise, sagte Jelzin am Mittwoch abend, sei Rußlands Präsident nicht zu stürzen. Da gäbe es nur drei Möglichkeiten. Erstens seinen Rücktritt - "das werde ich nicht tun". Zweitens eine Krankheit - "ich bin gesund". Der dritte Fall, wenn etwa der Präsident ein Verbrechen beginge, sei vollends undenkbar. "Meine Erziehung", sagte Jelzin, "erlaubt mir das nicht."
&blt; Schwitzki und Bartnig
In der Durhammer Galerie (Klingerstraße 6 in Frankfurt) sind bis zum 1. August Werke von Horst Schwitzki, Frankfurt, und Horst Bartnig, Berlin, ausgestellt.&blt; 250 Jahre Freimaurer Noch bis zum 6. September zeigt das Historische Museum Frankfurt die Ausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt". Und noch bis zum 15. August in Zusammenarbeit mit der Hoechst AG (die Ausstellung ist bei Hoechst zu sehen) "Wohnungsnot in Frankfurt am Main um 1900". &blt; Hans und Peter Mendau Die Galerie Bernauer Berg, Wielandstraße 18 in Frankfurt, zeigt bis zum 28. August Malerei und Grafik von Hans Mendau und Peter Mendau. Vernissage ist am heutigen Freitag, 10. Juli, um 19 Uhr. Geöffnet ist die Ausstellung Montag bis Freitag 14 bis 18.30 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr, Samstag von 11 bis 14 Uhr. &blt; "Der Regenmacher" in Bad Vilbel Im Rahmen der Burgfestspiele in Bad Vilbel ist am heutigen Freitag abend um 20.15 Uhr das Theaterstück "Der Regenmacher" zu sehen. Kartenreservierungen unter der Rufnummer 0 61 01 / 60 23 33.
JERUSALEM, 8. Juli (epd). Ein israelisches Unternehmen darf auf einem muslimischen Friedhof in Jaffo trotz des Protests der betroffenen Gemeinde bauen. Das geht aus einem Urteil des Bezirksgerichts Tel Aviv hervor, das die israelische Tageszeitung "Haaretz" am Mittwoch veröffentlichte. In Hamburg hatten vor wenigen Wochen demonstrierende orthodoxe Juden die Bebauung eines ehemaligen jüdischen Friedhofs durch mehrmalige Sitzstreiks und Blockaden verhindert, die international Aufsehen erregten. Das Gelände in Hamburg war von der Jüdischen Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg verkauft worden.
Auch in Jaffo waren die Bauarbeiten auf Druck von muslimischen Demonstranten zunächst unterbrochen worden, nachdem auf dem Gelände bei Ausschachtungsarbeiten menschliche Gebeine gefunden worden waren. Die muslimische Bodenverwaltung hatte die "Heiligkeit der Stätte" 1969 aufgehoben und das Gelände an den Staat Israel verkauft. Diese Entscheidung wird von der heutigen muslimischen Bodenverwaltung als nicht rechtmäßig angesehen.
WIESBADEN. Schon wieder fühlte sich eine Wiesbadenerin von einem Mann bedroht: Die Frau alarmierte am Dienstag gegen 19 Uhr von einer Telefonzelle im Bismarckring aus die Polizei. Ihr sei ab der Bushaltestelle in der Bleichstraße ein Mann gefolgt, der sich jetzt in der Nähe versteckt halte. Derselbe sei ihr Tage zuvor schon einmal nachgelaufen. Er habe "etwas Glitzerndes wie eine Klinge" in der Hand gehalten. Noch während die Frau telefonischen Kontakt mit der Polizei hielt, entdeckten herbeieilende Zivilbeamte einen 24jährigen Mann, der die Telefonzelle beobachtete.
Bei dessen Durchsuchung fand sich ein Butterflymesser. Nun prüft die Polizei, ob er es war, der im Juni eine Frau verfolgt und mit einer Rasierklinge bedroht hatte. Noch gebe es keine Anhaltspunkte dafür, daß er der Sexualstraftäter ist, nach dem die Polizei fieberhaft fahndet. maf
ptz BONN, 8. Juli. Die der SPD angehörenden Länder-Wirtschaftsminister werfen der Bundesregierung vor, seit Jahren gegen das vor 25 Jahren verabschiedete Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft zu verstoßen. "Der Bundeswirtschaftsminister kommt seiner Pflicht, die Politik des Bundes mit Ländern und Gemeinden abzustimmen, allenfalls formal nach", heißt es in einem Papier, das auch von Baden- Württembergs Wirtschaftsminister Dieter Spöri (SPD) mitgetragen wird. Eine rechtzeitige inhaltliche Abstimmung werde regelmäßig unterlassen. In Stuttgart regiert eine Koalition aus CDU und SPD.
Möllemann und seine Kollegen aus den Ländern treffen am heutigen Donnerstag im Konjunkturrat zusammen. Dieses Gremium wird seiner Aufgabe nach Ansicht der Sozialdemokraten nicht mehr gerecht. Sie fordern Möllemann deshalb auf, "mit Blick auf die krisenhafte wirtschaftliche Entwicklung zu einer Inhalt und Geist" des Stabilitätsgesetzes entsprechenden Abstimmung und Koordination zurückzukehren. Der Bundesrat habe die Bonner Regierung im November vergangenen Jahres aufgefordert, das Stabilitätsgesetz zu novellieren. Geschehen sei nichts, schreiben die Minister.
Die im Stabilitätsgesetz enthaltende antizyklische Haushaltspolitik "scheint durch wissenschaftliche Erkenntnisse in einem veränderten weltwirtschaftlichen Umfeld grundsätzlich überholt", stellen die Wirtschaftsminister fest. Erwiesen sei aber auch, daß die von der konservativ-liberalen Bundesregierung seit 1982 verfolgte Angebotspolitik zu ungenügenden Ergebnissen geführt habe. Der Anteil, den Investitionen als Voraussetzung für Beschäftigung und Einkommenswachstum am Sozialprodukt haben, sei bei "dramatischer Einkommensumverteilung zu Lasten der Arbeitnehmer deutlich hinter dem zwischen 1970 und 1980 erreichten Stand zurückgeblieben".
Nageln und Klopfen Béla Bartóks "Mandarin" mit Zoltán Kocsis und AdRIenne Hauser am Klavier
Grund für den USA-Boom. JACKO A. HASSENMEIER
Nicht nur Andenflöten, Gitarren und Geigen erklingen auf der Zeil - zur Zeit sorgen Balalaikaklänge für musikalische Verstärkung in der Einkaufsstraße. Die Gruppe "Kalina Krasnaja" aus St. Petersburg ist mit ihrer modern verpackten Folklore nicht zu überhören, aber auch nicht zu übersehen - ihr "Vorzeigeinstrument" ist eine Riesenbalalaika von fast zwei Meter Höhe.
Die fünf Hobby-Musiker spielten bereits 1991 einen Tag auf Frankfurts Straßen. Diesmal planten sie mehr Zeit ein: "Wir bleiben noch bis Samstag in Frankfurt, dann geht es weiter nach Dortmund, Hannover und Berlin", erzählte Wassili R., der als einziger ein bißchen deutsch spricht, zwischen zwei Liedern.
Russische Volksmusik spielen die fünf jungen Männer nur in Deutschland - zu Hause, in St. Petersburg, sei eher Rockmusik gefragt. Dazu fehle ihnen allerdings die Zeit, denn normalerweise arbeiten Wassili und zwei seiner Freunde als Schauspieler. Mit Straßentheater hatten sie vor drei Jahren zu dritt ihr erstes Gastspiel. Mit der Erkenntnis, daß deutsche Zuschauer russische Musik leichter verstehen als russisches Theater, kam die Idee, sich als Musiker zu versuchen. Ausgerüstet mit Balalaikas, Akkordeon und Geige und um den Bauarbeiter Andrej G. und den Busfahrer Alexej L. verstärkt, schlug so die Geburtsstunde von "Kalina Krasnaja".
Mit dem Resultat ihres "Arbeitsurlaubs" sind die Musiker einigermaßen zufrieden: Da sie in allen Städten bei deutschen Freunden wohnen können, kann das erspielte Geld größtenteils gespart werden. Trotzdem "könnte es besser sein", meinten die Peters- burger.
Am 15. September soll es zurück nach Rußland gehen. Trotz aller wirtschaftlichen Probleme in ihrer Heimat können sich Wassili und seine Freunde auf Dauer ein Leben in der Bundesrepublik nicht vorstellen: "Wir haben doch alle unsere Familien in Rußland. Aber wir wollen gerne noch viele Male wiederkommen." ek
Wer demonstriert eigentlich gegen den Krieg in Bosnien? Diese Frage muß sich "die Friedensbewegung" in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal stellen lassen. Abgesehen davon, daß es die Friedensbewegung als einheitlichen Block weniger denn je gibt, muß darauf einfach geantwortet werden: Gegen den Krieg in Sarajewo auf deutsche Straßen zu gehen, verspricht wenig Erfolg. Denn die Adressaten, Serben, Kroaten und Moslems, werden sich davon nicht beeindrucken lassen, sofern sie es überhaupt zur Kenntnis nehmen. Die Friedensbewegung versteht sich wohl weniger als moralischer Feuermelder, der immer dann läutet, wenn es irgendwo auf der Welt brennt. Friedensdemonstranten denken durchaus politisch und fragen sich, welche Erfolgsaussichten es für die Durchsetzung von Demonstrations-Forderungen gibt. Wenn also beispielsweise unter der Parole "Keine Bundeswehreinheiten an den Golf" gegen den Irak-Krieg demonstriert wurde, so war die Bundesregierung der Adressat einer Manifestation von Wählern. Darüber hinaus richtete man sich an den im Land stehenden Militär-Bündnispartner. Friedensbewegte kennen aber noch eine Fülle von Möglichkeiten, gegen Kriege in aller Welt einzutreten. Das reicht von Informationsversammlungen und Flugblättern über Spendenaktionen bis zum Gebet. Daß "die Medien" davon weniger Notiz nehmen als von spektakulären Aufmärschen, dürfte ihr Problem sein. Friedensberater aus Deutschland und der Schweiz sind in Kroatien und Serbien tätig geworden, um die verfeindeten Parteien zum Gespräch anstatt der Gefechte zu überreden. Ein bißchen ist es auch ihr Erfolg, wenn in Belgrad eine Dauerdemonstration gegen den Krieg und seine Hintermänner (Milosevic) stattfindet. Dort, am richtigen Ort nämlich, demonstriert die Friedensbewegung. aud
WIESBADEN. Weil ihn die im Hausflur abgestellten Kinderwagen störten, zündete ein 62jähriger Bewohner eines Mietshauses an der Wellritzstraße sie am 30. Juni einfach an. Wie berichtet, hatte sich das Feuer im Flur ausgebreitet. Mehrere Mieter mußten per Drehleiter vor den Flammen gerettet werden. Zwei Personen erlitten Rauchvergiftungen: Der Brandstifter und seine Tochter. maf
HÖCHST. Beim Versuch, in ein Einfamilienhaus einzubrechen, haben Nachbarn am Dienstag gegen 14.30 Uhr einen Mann im Bachstelzenweg erwischt. Er wollte gerade eine Tür aufhebeln, als er entdeckt wurde; dann flüchtete der Einbrecher. Er soll laut Polizei etwa 30 Jahre alt und 1,75 bis 1,80 Meter groß sein. Der Täter hatte langes, braunes, zu einem Zopf gebundenes Haar. Bekleidet war er mit Jeans-Hose und Jeans-Jacke. tos
Danielle, die Beste der Klasse, soll für ihre guten Leistungen mit einem Bonbon ausgezeichnet werden. Das ist für die Lehrerin, eine strenggläubige Katholikin, die Gelegenheit, das Mädchen für die atheistischen Überzeugungen des Vaters büßen zu lassen. Sie verweigert der Schülerin die Süßigkeit mit der Begründung: "Weil du kein gutes Gewissen hast." Empört über soviel Ungerechtigkeit, greift Danielle mit vollen Händen in die Bonbontüte und verteilt den Inhalt an ihre Mitschülerinnen.
Das Ereignis, das sich vor über einem halben Jahrhundert in einer ländlichen französischen Schule zutrug, sollte für die kleine Danielle eine Lektion fürs Leben werden. Wie tief die Verletzung ist, die ihr durch die Ungerechtigkeit einer bigotten Lehrerin zugefügt wurde, läßt sich daran ermessen, daß sich die Geschichte in ihrem offiziellen Lebenslauf findet: Danielle Mitterrand, die Gattin des französischen Staatspräsidenten.
Den Sinn für die Würde des Menschen, der die Schülerin zu einem Akt der Revolte veranlaßte, treibt die heute 68jährige Mutter und Großmutter an, überall dort in der Welt, wo Menschen in ihren Rechten verletzt werden, wo Erniedrigte Zuspruch und Beleidigte Hoffnung benötigen, helfend einzugreifen. Die Rolle als First Lady Frankreichs hat sie nicht gesucht und in ihren Zwängen auch selten akzeptiert. "Ich werde keine Chrysanthemenausstellungen eröffnen", hatte sie 1981 freimütig bekannt. Die Beschränkung auf wohltätige Werke im stillen, wie sie Präsidentengattinnen, für die das Protokoll nun mal keine Funktion vorsieht, traditionell zufallen, konnte sie auch von ihrem politischen Engagement her nicht erfüllen. Ihre Aufgabe sieht sie nämlich darin, zu stören, durch ihre Aktion Gewissen wachzurütteln und die Öffentlichkeit zu mobilisieren.
Auch wenn sie bei offiziellen Gelegenheiten ausnahmsweise, wenn es "wegen der Höflichkeit" nicht zu vermeiden ist, an der Seite des Präsidenten zu sehen ist, so versteht sich Madame Mitterrand nur "derzeit als Frau des Präsidenten der Republik". Auf Staatsbesuche mitzugehen, lehnt sie ab, "wenn ich anderswo Menschenleben retten kann". Mit ihrem ganzen Herzen ist sie eine "freie Frau" und Präsidentin ist sie vor allem von France-Libertés, der humanitären Privatstiftung, die sie vor sechs Jahren ins Leben rief.
Ob in Südafrika, China, Marokko, Argentinien, Tibet oder der Türkei, ob bei den Indianern in Kanada, den Bewohnern eines Elendsviertels im Überseedepartement La Réunion oder bei nordafrikanischen Einwandererfamilien in Paris, für France-Libertés gibt es keine Grenzen. Das "Recht zur humanitären Einmischung", das Frankreich in den Vereinten Nationen eingebracht hat, hat Madame Mitterrand schon bei vielen Reisen und mit vielen Aktionen vorgeführt. Dazu braucht sie weder die Genehmigung des Präsidenten ("François läßt mir freie Hand") noch Visastempel. Auch die Reise in das irakische Kurdistan, wo sie am Montag einem Bombenanschlag knapp entging, hat sie ohne Erlaubnis der irakischen Behörden unternommen. Solchen Formalitäten unterwirft sie sich schon lange nicht mehr, da sie oft nur "mit einer demütigenden Ablehnung" enden.
Die Diplomaten am Quai d'Orsay hat sie mit ihrer Parallel-Diplomatie oft genug zur Verzweiflung gebracht. Wenn der chinesische Botschafter vorstellig wird, um gegen einen Empfang für den Dalai-Lama zu protestieren, wenn sie Iranern Solidarität beweist, die mit einem Hungerstreik gegen ihre durch die Regierung verfügte Ausweisung kämpfen, oder wenn seine Majestät Hassan II. von Marokko über die "morganatische Gattin des französischen Präsidenten" ungnädig die Stirn runzelt, weil sich France-Libérte für die Sache der Polisario verwendet. "Ich habe keinen Grund, vor der Staatsräson zurückzuweichen", sagt die Frau, die nichts weniger ertragen kann, als "untätig zu bleiben, wenn andere Menschen leiden". Auch nach dem fehlgeschlagenen Attentat sieht sie keinen Grund, sich zurückzuziehen. "Das wäre ehrlos", hat sie nach ihrer Rückkehr erklärt. HANS-HAGEN BREMER (Paris)
Das Wetter
Wetterlage Auf der Westseite eines Hochs mit Schwerpunkt über dem östlichen Mitteleuropa fließt am Donnerstag trokkene und warme Luft nach Deutschland. Das Hoch zieht langsam südostwärts ab.
Gleichzeitig nähert sich von Frankreich her eine Gewitterstörung, die zum Freitag hin feuchtwarme Meeresluft heranführt. Vorhersage bis Freitag früh Am Tage meist sonnig, im Süden mitunter auch wolkig, aber trocken. Gegen Abend im äußersten Westen Deutschlands aufkommende Quellbewölkung und vereinzelt Gewitter.
Tageshöchsttemperaturen 23 bis 28 Grad, örtlich bis zu 30 Grad. Tiefsttemperaturen im Osten um 12, im Westen um 15 Grad. Schwacher, tagsüber auflebender Wind aus südlichen Richtungen.
Weitere Aussichten für Freitag Im Osten noch vielfach sonnig und heiß, sonst bewölkt mit zum Teil gewittrigen Regenfällen.
Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier, stark bewölkt 22 Amsterdam, leicht bewölkt 21 Athen, leicht bewölkt 32 Barcelona, Regen 20 Bordeaux, wolkig 23 Brüssel, leicht bewölkt 22 Budapest, stark bewölkt 24 Dublin, Regen 16 Helsinki, leicht bewölkt 18 Innsbruck, wolkig 21 Istanbul, leicht bewölkt 32 Kairo, leicht bewölkt 34 Larnaka, wolkenlos 31 Las Palmas, wolkig 24 Lissabon, leicht bewölkt 29 Locarno, stark bewölkt 19 London, Regen 16 Madrid, wolkig 27 Malaga, leicht bewölkt 25 Mallorca, wolkig 23 Moskau, stark bewölkt 15 Nizza, wolkig 23 Paris, stark bewölkt 22 Rom, leicht bewölkt 25 Stockholm, leicht bewölkt 25 Tunis, leicht bewölkt 26 Varna, leicht bewölkt 30 Venedig, wolkig 24 Warschau, wolkig 19 Wien, leicht bewölkt 24 Zürich, wolkig 20
Deutschland
Ort Wetter Grad
Berlin, leicht bewölkt 25 Dresden, wolkig 24 Feldberg/Schw., stark bewölkt 9 Feldberg/Ts., wolkig 18 Frankfurt/M., leicht bewölkt 24 Freiburg, stark bewölkt 22 Garmisch, leicht bewölkt 20 Hamburg, leicht bewölkt 24 Köln-Bonn, leicht bewölkt 24 Leipzig, leicht bewölkt 25 München, wolkig 21 Norderney, leicht bewölkt 18 Rostock, leicht bewölkt 22 Sylt, leicht bewölkt 18 Zugspitze, in Wolken 5
Telefonansagedienste
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden. Pollenflugvorhersage für Hessen
In den nächsten Tagen wird Flug von Nesselpollen und Pilzsporen erwartet.
Sonnenaufgang 5.27 Uhr Sonnenuntergang 21.34 Uhr Mondaufgang 17.04 Uhr Monduntergang 1.06 Uhr
Schwerer Schlag gegen Drogenszene: Polizei will auswärtige . . .
Erfolge, wie die Abnahme der Straßenkriminalität und ein Zusammenschrumpfen der Szene auf 150 bis 200 Personen gingen angesichts des "schlimmen Bildes", das die offene Drogenszene derzeit abgebe, unter, sagte Gemmer. Den Geschäftsleuten, die sich durch Drogenabhängige belästigt fühlen, warf der Polizeipräsident zum Teil eine "recht ichbezogene Betrachtungsweise" vor. Was die Polizei tue, sei nicht konzeptionslos. "Ob es Erfolg hat, weiß ich nicht."
Auf keinen Fall, da war sich die versammelte Führungsspitze der Frankfurter Polizei einig, könne die Szene sich selbst überlassen bleiben. Schnell würde sie auf "über 1000" Süchtige anwachsen. Den Drogenhandel hätten inzwischen Nordafrikaner, vor allem Marokkaner übernommen, die äußerst brutal seien und schwerkranke Junkies als "lebende Depots" benutzten, wie der Leiter des Rauschgiftkommissariats, Norbert Ditt, erläuterte. Diesen Dealern etwas nachzuweisen, sei äußerst schwierig. Gemmer: "Wir hätten diese Szene, wie sie in Frankfurt entstanden ist, nicht entstehen lassen dürfen."
Auch unter gesundheitspolitischen Gesichtspunkten sei das, was in der offenen Drogenszene passiere, "eine Katastrophe", versicherte der städtische Drogenreferent Werner Schneider. Er forderte die Polizei auf, mit der endgültigen Räumung erst dann zu beginnen, wenn die städtischen Hilfsangebote stehen und "wenigstens teilweise auch schon angenommen werden".
Geplant ist die Vergabe von Methadon in den drei Krisenzentren und einer Ambulanz in der Friedberger Anlage. Neue Aufenthaltsräumen und Schlafplätze sollen mit unbürokratischen Beratungsangeboten gekoppelt werden. Auf einen Zeitpunkt, an dem diese Einrichtungen in Betrieb gehen, ließ sich Schneider nicht festlegen: "Wir bemühen uns alle nach Kräften."
Während es noch eine Reihe organisatorischer Probleme gibt - etwa die Gewinnung von Ärzten für die Methadonvergabe -, scheint die Finanzierung durch die zehn Millionen Mark, die von der Stadt für die Drogenhilfe in diesem Jahr bereitgestellt wurden, und die acht Millionen Mark, die vom Land dazukommen, gesichert zu sein.
Schneider betonte, daß es sich bei der "Auflösung" um einen Prozeß handele, der sich über viele Monate hin erstrecken werde. Dabei dürfe die Rolle der Polizei nicht überschätzt werden. "Die Polizei kann die Szene nur verlagern. Aufgelöst werden kann sie nur durch gesundheits- und sozialpolitische Maßnahmen." Gelingen könne "der Prozeß der Auflösung" nur, wenn er "von allen", auch der Bevölkerung, mitgetragen werde. "Die Akzeptanz gegenüber Drogenabhängigen muß wachsen", forderte der Referent. Vor allem müsse auch das Umland mitmachen.
Am Wochenende wird Oberbürgermeister Andreas von Schoeler einen Brief an die Kreise und Gemeinden schicken und sie bitten, die eigenen Hilfsangebote auszuweiten. Die Drogenhilfe der Stadt Frankfurt soll - soweit das praktisch möglich ist - ausschließlich den Frankfurtern zugute kommen.
Immer wenn die Ampel auf Rot springt, ist der Pfiff zu hören. Früher Abend am Eschenheimer Tor, die Jungs sind wieder unterwegs. Ein Pfiff, und der Blick in die Autos sortiert, wer als Kunde in Frage kommt und wer nicht: für ein paar Gramm, gut abgepackt, durch die Scheibe gereicht, das Geld möglichst passend. Das Geschäft mit der Droge ist flugs abgewickelt. Die Ampel springt auf grün, weiter geht's.
"Ein Drogen-Drive-in" sei die Große Eschenheimer geworden, findet ein Ladeninhaber. Seit sechs Wochen beobachte er die Szenerie, Abend für Abend, "immer so ab 17.30 Uhr": Drei junge Männer warten am Rande der Fahrbahn auf die Rotphase der Ampel, auf die Sekunden für den schnellen Deal. Der Geschäftsmann befürchtet, daß "sich das ausdehnen könnte". Und daß seine Kunden Anstoß nehmen werden.
"Das Problem", berichtet Polizeisprecher Peter Borchardt, "ist für uns nicht neu." Schließlich gebe es die Dealer-Szene in der Innenstadt schon lange. Früher sei ein Café an der Lorey-Passage für die Haschisch-Händler der Treffpunkt gewesen. Seitdem es dieses Lokal nicht mehr gebe, seien die Händler nach den Erkenntnissen der Polizei auf der Suche nach einem neuen Treffpunkt in unmittelbarer Nachbarschaft.
Ähnlich wie nun an der Großen Eschenheimer Straße hat es einen "Drogen-Drive-in" vor einiger Zeit an der Konstablerwache gegeben, erklärt Borchardt. "Mit der Verdrängung" der Süchtigen und Dealer aus der B-Ebene des Hauptbahnhofes und der Taunusanlage habe das aber "gar nichts zu tun". Die Szene ist eine andere. ing
Es war wie das Bohren eines harten Brettes. Erst nach vielen Versuchen gab der männlich dominierte Welt-Tennis- Verband (ITF) nach. Die Frauen bekamen zum 50. Geburtstag des noblen Verbandes ihren Mannschaftswettbewerb. Die Männer hatten schon seit dem Jahr 1900 ihren Davis-Cup als sich 1963 Margret (Smith) Court (Australien) und Billie Jean King (USA) im ersten Finale in London gegenüberstanden. Die Amerikanerinnen waren die ersten Gewinnerinnen des Federation-Cup.
Vorher gab es einen Zwei-Nationen- Wettbewerb: den von Hazel Hotchkiss Wightman gestifteten und nach ihr benannten Wightman-Cup. Das brisante Duell fand immer zwischen den USA und Großbritannien statt.
Erst als Mary Hardwick Hare, eine in den USA lebende Engländerin, den Herren des Tennis eine Studie präsentierte und die weltbesten Spielerinnen diese "gute Idee" unterstützten, bekamen die Frauen ihren Pokalwettbewerb.
Doch obwohl beinahe in jedem Jahr die Creme des Frauentennis um den Silberpokal stritt, stand der "weibliche" Federation-Cup immer im Schatten des "männlichen" Davis-Cup. Nie erreichten die auch noch so erfolgreichen Frauenmannschaften das Maß an Popularität wie die Männer-Teams.
Doch das soll künftig anders werden. Zunächst genießt Frankfurt das Privileg, der erste Austragungsort zu sein, der zweimal hintereinander die besten Frauenmannschaften der Welt empfängt. Und die Main-Metropole ist auch erste Station, um dem 29 Jahre alten Pokal neuen Glanz zu verleihen. 1991 in Nottingham schlugen sich noch 56 Nationen um den Silber-Pott. 1992 sind es nur noch 32, und im nächsten Jahr, wenn auf der Stadionanlage die 30. Auflage des Wettbewerbs zelebriert wird, sollen es nur noch 24 sein.
Ab 1995, so die Pläne bei der ITF, soll der Federation-Cup dann den Zuschnitt des Davis-Pokals bekommen, mit Ausscheidungen nach dem K.o.-Modus.
Grundsätzlich wäre die Stadt bereit, auch 1994 noch einmal Gastgeber zu sein. Allerdings nur, wenn dann feststeht, daß der Wettbewerb dann als Qualifikation für den "neuen" Federation-Cup gilt. "Plattform für ein auslaufendes Modell möchten wir nicht gerne spielen", erklärt dazu Dieter Hochgesand, Abteilungsleiter bei der Stadion GmbH. jah
Das weite Wehrheimer Land: Die Bauern bekommen eine Erschwerniszulage, und der Naturschutz lahmt
MÜNCHEN. Des brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpes Buch "Schwieriger Aufbruch" steht an der Spitze der Liste der wichtigsten politischen Bücher, die der Bayerische Rundfunk (BR) alle drei Monate in seiner Sendung "Lese-Zeichen" veröffentlicht. Auf Platz 2 folgt "Die Linke nach dem Sieg des Westens" von Peter Glotz. Weiter stehen auf der Liste, die auf Grund einer Umfrage unter Buchkritikern entsteht: Marc Blochs "Die seltsame Niederlage: Frankreich 1940", Ralf Dahrendorfs "Der moderne soziale Konflikt", Michael Stürmers "Die Grenzen der Macht - Begegnung der Deutschen mit der Geschichte".
Die weiteren Titel sind Wolfgang Leonhards "Spurensuche - Vierzig Jahre nach ,Die Revolution entläßt ihre Kinder'", Werner Weidenfelds und Rudolf Kortes "Handwörterbuch zur deutschen Einheit", Peter Benders "Unsere Erbschaft - Was war die DDR, was blieb von ihr?", Oskar Negts und Alexander Kluges "Maßverhältnisse des Politischen" sowie Jens Hackers "Deutsche Irrtümer - Schönfärber und Helfershelfer der SED im Westen" sowie des Bundespräsidenten Richard von Weizsäckers Gespräche mit Gunter Hofmann und Werner A. Perger. fr
ESCHBORN. "Ich dich nicht eher lossenlassen, bis du Geld geben". Mit diesen Worten hielt am Mittwochmittag ein 20- bis 25jähriger Schwarzafrikaner die 70jährige Eschbornerin Irmgard M. in Höhe des Fußgängerüberwegs zur Berliner Straße am Arm fest. Als die ältere Dame sich wehrte, kratze ihr der Täter kleine Schrammen ins Gesicht. Daraufhin gab sie dem Mann zehn Mark, die sie bei sich trug. Der Räuber flüchtete in Richtung Panorama-Hochhaus.
Die Polizei, durch Irmgard M. von deren Wohnung aus alarmiert, vermutete den Täter in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU). Sie löste nach eigenen Angaben dort eine "Nahbereichsfahndung" aus, konnte aber den Räuber nicht aufstöbern. gre
Soviel Aufmerksamkeit wie in dieser Woche dürften die Schweden in Warschau seit der sogenannten "Sintflut", dem kriegerischen Einfall Mitte des 17. Jahrhunderts, nicht mehr erregt haben. Über 180 Journalisten standen bei der Eröffnung des neuen Ikea-Möbelhauses Schlange für die Pressekonferenz - etwa doppelt so viele wie der Präsident oder der Regierungschef bei wichtigen Anlässen zusammenkriegen. Manche Redaktionen hatten gleich fünf Leute geschickt, wobei sich einige weniger für Firmengeschichte und Investitionen denn für Preise und Transportmöglichkeiten interessierten . . .
Obwohl in Polen durchaus gute Möbel hergestellt werden, nutzt das den Bürgern wenig. Denn fast die gesamte Produktion geht ins Ausland. Die polnischen Käufer mußten deshalb bisher mit teuren Importen oder aber mit veralteten, dafür aber durchaus nicht billigen Einrichtungsgegenständen vorliebnehmen.
"Wir sind nicht hier, um schnelles Geld zu machen", versicherte Firmenchef und -gründer Ingvar Kamprad. "Ikea möchte in Polen investieren und bestehende Fabriken modernisieren." Der schwedische Konzern besitzt bereits zwei Werke in Polen, zwei andere kommen in Kürze dazu und zehn zusätzliche stehen auf der Einkaufsliste. Bisher hat das Unternehmen 15 Millionen Dollar in dem Land investiert. Bis 1995 sollen noch 30 Millionen Dollar folgen. Mindestens ebensoviel Geld wollen die Schweden in den Ausbau des Verkaufsnetzes stecken.
Schon 1993 will der Möbelkonzern ein noch größeres Haus mit komplettem Sortiment in einem Warschauer Vorort eröffnen. Später sind weitere Filialen in Danzig, Krakau, Breslau, Kattowitz, Lublin, Lodz und Bromberg geplant. Von 2500 in Warschau angebotenen Produkten stammen 500 aus polnischer Fertigung, darunter Möbel, Textilien, Glas, Porzellan, Steingut und Metallerzeugnisse. Die meisten dieser Waren werden auch im internationalen Ikea-Netz vertrieben. Der Exportwert polnischer Möbel für Ikea beträgt etwa 75 Millionen Dollar.
Für das Engagement der Schweden dürfte auch der Erfolg der seit zwei Jahren geführten Start-Shops in Warschau und Posen wichtig gewesen sein, die mit einem Bruchteil des "normalen" Sortiments stattliche Umsätze erzielen. Wie ernst Ikea die Eroberung des Marktes nimmt, beweist auch die Architektur der mitten im Stadtzentrum gelegenen "Möbelkiste". Anstelle der bekannten Blech- und Betonkonstruktion ist in Warschau eines der schönsten Gebäude des Konzerns entstanden - eine modernistische Komposition aus hellgrauen Granitpilastern und blauem Spiegelglas. eh
Geld-Politik als Welt-Politik
München - der Name der bayrischen Hauptstadt stand in den vergangenen 50 Jahren als Synonym für politisches Nachgeben, für Beschwichtigen und unter den Teppich Kehren, für "Appeasement", wie seit 1938 der Ausverkauf der Tschechoslowakei an Hitler durch Neville Chamberlain und Edouard Daladier in den Geschichtsbüchern steht. Ob sich die Staats- und Regierungschefs der sieben mächtigsten Industriestaaten bei ihrem Gipfeltreffen in München nun dieser historischen Dimension bewußt waren oder ob sie sich an ihre "Appeasement-Politik" während ihres letzten Gipfeltreffens vor Jahresfrist in London erinnerten - was die Weltpolitik angeht, so haben sie unter dem Namen München ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Die Sieben haben in einer eigenen Erklärung "zum ehemaligen Jugoslawien" der serbischen Führung unter Slobodan Milosevic klipp und klar zu verstehen gegeben, daß sie die Serben als Hauptschuldige im Krieg auf dem Balkan erkennen und den Einsatz militärischer Mittel androhen, falls die Hilfsmaßnahmen für Sarajewo weiterhin gefährdet werden. Nur einen Tag später legte die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, KSZE, die in Helsinki zu einem Gipfeltreffen zusammentrifft, nach und schloß Restjugoslawien zunächst bis zum 14. Oktober aus ihrer Organisation aus.
Das sind begrüßenswert klare Schritte, die man sich freilich vor einem Jahr in London gewünscht hätte, bevor 20 000 Menschen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina starben. Es war ein Jahr politischer Alleingänge, wie der deutschen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens oder der jüngsten Reise von François Mitterrand nach Sarajewo, von EG-Appellen und nutzlosen Waffenstillständen. Ein Jahr, in dem die Europäer als Krisenmanager versagten und nun, sehr zum Ärger vor allem Frankreichs, die USA wieder über den UN-Sicherheitsrat zum europäischen Krisenmanager werden.
Ein verlorenes Jahr auch, was die Entwicklung in der ehemaligen Sowjetunion angeht. Die gab es vor einem Jahr noch, und ihr Präsident Michail Gorbatschow, ein politischer Liebling in so mancher westlichen Hauptstadt, bettelte beim Londoner Gipfel vergeblich um massive Wirtschaftsunterstützung. Einen Monat später wurde gegen ihn geputscht, vier Monate später mußte er gehen, und die vermeintliche Supermacht zerfiel. Sein Nachfolger, der russische Präsident Boris Jelzin, tritt zwar weniger elegant auf und lud sich selbst zum Gipfelabendessen ein, aber er verließ München mit konkreten Hilfszusagen.
Der Krieg auf dem Balkan und die zahlreichen Konflikte innerhalb der GUS haben offensichtlich den Meinungsumschwung unter den G 7-Staaten bewirkt, man müsse jetzt helfen, um an Stabilität und Sicherheit zu retten, was zu retten ist. "Lieber zu spät als gar nicht" lautet die Hilfsdevise gegenüber Moskau. Nirgends wurde dies deutlicher als beim japanischen Verhalten. Bisher hatte Tokio strikt darauf bestanden, zuerst müsse eine Regelung für vier von Japan beanspruchte Kurileninseln gefunden werden, bevor an Geld und Hilfe zu denken sei.
Nach dem Münchner Gipfel sieht es so aus, als wären die G 7-Staaten zum Konkursverwalter für Rußland geworden. Sie und der IMF diktieren den marktwirtschaftlichen Reformverlauf, sie nehmen massiv Einfluß auf die russische Außenpolitik, indem sie Moskau quasi diktieren, jede Unterstützung Serbiens aufzugeben, und absehbar wird schließlich auch die Kurilenfrage eine Preisangelegenheit werden. Der Anspruch wirtschaftlicher Hilfe an Moskau wird das glatte Geschäft Inseln gegen Yen kaschieren.
Bei aller außenpolitischen Entschiedenheit der G 7 ist aber während der Gipfeltreffen von München und Helsinki kaum klarer geworden, welche Staaten und internationale Organisationen in der Welt nach dem Kalten Krieg wie zusammenwirken wollen, um die sehnlichst herbeigewünschten Werte von Stabilität und Sicherheit zu verwirklichen. Washington ist es gelungen, mehr Einfluß auf dem Balkan zu nehmen, seitdem der UN-Sicherheitsrat über Hilfs- und Sanktionsmaßnahmen entscheidet. Auch in Helsinki setzten sich die USA mit ihrem Wunsch durch, die KSZE solle militärische Hilfsersuchen an die NATO richten und nicht an einzelne Mitgliedsstaaten, wie dies Paris gefordert hatte.
Der G 7-Gipfel selbst, 1975 als reines Wirtschaftstreffen etabliert, wurde in München zu einem mächtigen außenpolitischen Forum und Entscheidungsträger. Ihre wirtschaftspolitischen Hausaufgaben hingegen erledigten die Sieben nicht. Ein Durchbruch bei den Verhandlungen über ein neues Welthandelsabkommen blieb aus. Dafür unterstrich der Gipfel, daß Außenpolitik nicht mehr mit Raketen und Atomwaffen gemacht wird. In diesen Zeiten nach dem Ende der großen ideologischen Konfrontation gilt mehr denn je die alte Weisheit: Geld regiert die Welt.
Nein, ausschließen kann Finanzminister Waigel eine höhere Mineralölsteuer nicht. Schon gar nicht "hundertprozentig", da hat Kollege Möllemann recht.
Zu 100 Prozent sicher ist aber eines: Die Autofahrer werden nochmals zur Ader gelassen. Da hilft kein Jammern und kein Hinweis auf die saftige Anhebung der Abgaben auf Benzin und Diesel im vorigen Jahr. Wahrscheinlich kommt ein Doppelschlag bestehend aus Straßenbenutzungsgebühr und teurem Sprit.
Unvermeidbar ist dieser - aus Gründen des Umweltschutzes und der Vermeidung von Verkehr begrüßenswerte - Schritt spätestens seit der Verabschiedung der mittelfristigen Finanzplanung. Die Haushaltsansätze Waigels sehen nämlich für die Bahn, die an einem Schuldenberg zu zerschellen droht, keine Risikovorsorge vor. Die Koalition hatte vor der ersten Beratung des 93er Etats im Kabinett beschlossen, daß die Bahn- Sanierung Bonn nicht strapazieren darf.
Die Bahn gesundet freilich nur, wenn sie von 57 Milliarden Mark Altschulden und ungedeckten Pensionslasten befreit wird. Die liberal-konservative Regierung drückte sich aber erneut davor, den Bürgern - die dies alles bezahlen müssen - reinen Wein einzuschenken. Sie beließ es vielmehr bei vagen Hinweisen auf zu erwartende Einnahmen durch Straßenbenutzungsgebühren. Die gewaltigen Summen lassen sich jedoch nicht allein beim Lkw-Gewerbe eintreiben. Selbst eine Vignette für jedermann würde zu teuer. Kein Wunder also, daß Spekulationen über eine höhere Mineralölsteuer nicht einzudämmen sind. ptz (Bonn)
Vorschau auf einen Blick
FREUNDSCHAFTSSPIELE: FV Malsch (bei Karlsruhe) - Eintracht Frankfurt (Sa. 18.00), SG Höchst - FV Bad Vilbel (Sa. 16.00), Germ. Gustavsburg - Eintr. Ffm. Amat. (Sa. 18.30), Turnier in Mörfelden (Sa. ab 16.00 Uhr mit RW Walldorf, SG Egelsbach, SB Wehen und SKV Mörfelden), Eintracht Frankfurt - Racing Straßburg (So. 18.00 Uhr in Schutterwald). Spvgg Weiskirchen - Eintr. Ffm. Amat. (So. 11.00), SG Rodheim - Spvgg Bad Homburg (16.00 in Nieder-Rosbach), Wormatia Worms - SG Rotweiß Frankfurt (So. 16.00), Spvgg Dietesheim - FV Bad Vilbel (So. 16.00), Turnier in Mörfelden (So. 15.00 Spiel um Platz 3, So. 17.00 Endspiel), TSV Bracht/Niederrhein - FSVFrankfurt (So. 17.00), Germ. Kl.-Krotzenburg - OFC Kickers (So. 18.00). TURF
GALOPPRENNEN (So. 14.00 Uhr, Ffm., Rennbahnstr.).
"Das bißchen Regen bringt überhaupt nichts mehr", sagt Jörg Niendorf bitter und schaut zum Fenster der ehemaligen Gemeindebibliothek von Reinsdorf hinaus. "Höchstens bei den Rüben", ergänzt sein Partner Norbert Ryll mit auch nicht gerade froher Stimme. Beide haben sich vor genau einem Jahr als Gesellschaft bürgerlichen Rechts organisiert. Sie sind jetzt "richtige" Bauern. Bis zur Wende Mitglieder einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG), haben sie sich wie 13 andere aus dem 400köpfigen alten Kollektiv entschlossen auf eigene Beine gestellt, nachdem sie nach der Wende als "Startkapital" jene knapp 80 Hektar Land zurückerhalten hatten, die der SED-Staat ihren Vätern und Großvätern 1960 abgepresst hatte. Die Ernte 1992 sollte den ersten Lohn für das eingegangene Risiko bringen. Und dann diese Dürre . . .
Die beiden Neubauern können nicht sehen, was sie falsch gemacht haben sollten. Im Gegenteil: Bis ins brandenburgi- Von Otto Jörg Weis (Reinsdorf) sche Landwirtschaftsministerium hinein gelten sie geradezu als Musterschüler einer neuen Zeit. Vor Ort haben sie so manchen Neider. Kühn haben sie gleich noch 700 Hektar Land dazugepachtet, zu 120 Mark pro Hektar und Jahr, um auf eine vernünftige Betriebsgröße zu kommen. Das ostelbische Junkertum hat traditionell schon immer Großfelderwirtschaft betrieben. Zwei Drittel der brandenburgischen Höfe krebsen bei Größen von unter hundert Hektar selbst in guten Jahren am Existenzminimum herum. Das Land in und um Reinsdorf - einem gesichtslosen Flecken mit 310 Einwohnern, einem Dorfteich und einer Kneipe - südöstlich von Jüterbog ist fest in ihrer Hand.
Kein Wunder, daß Niendorf, 30 Jahre alt, zugleich Dorfbürgermeister ist. Sonderlich viel Eigeninitiative gibt es nicht auf dem flachen nordostdeutschen Land. Eher Abbruch- als Aufbruchstimmung. Die gelernten Altbauern aus der Zeit vor 1960 sind im Ruhestand, die mittlere Generation hat sich in den LPGs an geregelte Arbeitszeiten gewöhnt und bleibt lieber in einer Eingetragenen Genossenschaft, scheinbar geborgen, als sich einen 12- bis 14-Stunden-Tag aufzuhalsen; zudem sind die meisten dieser Generation bloß als Spezialisten ausgebildet, sie können es einfach nicht. Niendorf gehört zum ersten Jahrgang, der in der ehemaligen DDR nach dem Ende aller planwirtschaftlichen Irrwege in Fürstenwalde wieder umfassend als Landwirt ausgebildet worden ist - so gesehen Gnade der späten Geburt.
Betriebswirtschaft hat keiner von beiden gelernt. Nun müssen sie es können, in diesem Sommer erst recht. 20 000 Mark Startmittel und 40 000 Mark Investitionszulage für jeden hat der Staat zugeschossen, aber 700 000 Mark sind Kredite, die über den Ertrag aus Weizen, Gerste, Roggen, Raps und Sonnenblumen sowie der Leistung der Kühe ("Wir produzieren 600 000 Liter pro Jahr") abgetragen werden müssen. Lagerhallen für die Ernte müssen gepachtet werden, eine ehemalige Bushaltestelle wurde als Werkstatt angemietet; auf dem Land bringt man Kleinigkeiten noch immer selbst in Ordnung. Auch für die Rapsernte dieses Jahres sollen Lagerflächen gepachtet werden, "weil der Preis derzeit total im Keller" sei: "Wir haben ja noch nichts Eigenes." Selbst der Kuhstall sei bloß angemietet.
Auf der anderen Seite der Investitionszwang. Von ein paar Traktoren abgesehen, haben sie von der alten LPG nichts übernehmen wollen. Ryll erzählt unterwegs über Land von seiner Kindheit, in der die LPGs durchaus ihre positiven Seiten gehabt hätten, wie es damals vorwärts gegangen sei ("ich möchte das nicht missen"), aber in einem Atemzug erzählt der 38jährige auch von den elenden letzten Jahren vor der Wende, als es keine Ersatzteile oder nur noch zusammengeflickte Ersatzteile gegeben habe; die landwirtschaftlichen Gerätschaften standen mehr als sie im Einsatz waren.
Ökonomisches wie Psychologisches ist vermutlich in die Entscheidung eingeflossen: Die beiden Neubauern entschieden sich jedenfalls für teures neues Westgerät. Bauernschlau gründeten sie zugleich einen zweiten Betrieb, einen für Lohnarbeit. Nun können sie gegen Bares mit ihren Mähdreschern aushelfen, wenn bei den genossenschaftlichen LPG-Nachfolgern das alte Gerümpel ausfällt. Es scheint sich zu rechnen: Draußen bringt die Lohnarbeit Gewinn und lastet die Technik aus. Drinnen kommen sie dank ihres neuzeitlichen Maschinenparks zusätzlich zur eigenen Arbeitskraft mit zwei Angestellten für die 750 Hektar aus, - in den alten Bundesländern rechnet man laut Statistik mit sechs Mitarbeitern pro hundert Hektar. Die Arbeit wird ausgebufft organisiert. Von 180 000 in der SED-Landwirtschaft Beschäftigten sind ohnehin nur 45 000 übriggeblieben, und am Ende dieses Notstandssommers werden es noch weniger sein.
Die Trockenheit hat alle Berechnungen über den Haufen geworfen. Mindestens fünf Jahre braucht ein landwirtschaftlicher Betrieb erfahrungsgemäß, bis er "eine Ernte auf der Bank und eine in der Scheuer hat" (Bauernregel), also was im Rücken hat für schlechte Zeiten. Die Neubauern in den neuen Ländern aber haben sich vom ersten Tag an "verschulden müssen mit Haut und Haaren", sagt Brandenburgs Landwirtschaftsminister Edwin Zimmermann. Und nun: "Rund 50 000 Hektar der Ackerfläche sind total geschädigt, insgesamt 80 000 Hektar sind von der langanhaltenden Trockenheit geschädigt", mithin über 90 Prozent der bewirtschafteten Ackerfläche.
"70 Prozent der Getreideernte ist vernichtet", ergänzt Jörg Niendorf, "wer Sommergetreide angebaut hat, hat Totalausfall." Gewiß, Klagen helfe in guten und schlechten Zeiten, sagt man dem Landvolk seit jeher nach. Diesmal scheint es tatsächlich ziemlich ernst. "Zahllose landwirtschaftliche Betriebe sind vom Konkurs bedroht", befürchtet Zimmermann. "Verdammt viele stehen auf der Kippe", bestätigt Niendorf. Zimmermann stammt aus einem Nachbarort, aber dies allein erklärt nicht die gemeinsame Einschätzung. Betriebsgrößen, privatwirtschaftliche Organisations- und Kalkulationsformen haben sich noch nicht eingependelt, die Einübungsphase hat gerade erst begonnen.
Es ist einfach das falsche Jahr für einen derart seltenen Dürresommer wie diesen östlich der Elbe. Keiner von den unternehmenslustigen Neubauern hat etwas auf der hohen Kante. Aller Anfang ist schwer, aber gleich so schwer? Ausgerechnet in der Körnerfüllphase ist der Regen ausgefallen. Manchmal steht fast gar nichts auf dem Halm. Der Hafer zeigt Zwergenwuchs, die Frühkartoffeln wären allenfalls als Kindermurmeln zu verwenden, falls sie wenigstens kugelrund wären. Schon der Winter war zu trocken. Und dann: "Im April 20 Millimeter, im Mai zwölf, im Juni sieben", zählt Norbert Ryll auf, "dabei hätte alle vierzehn Tage richtig etwas runterkommen müssen." Der Sandboden hält das Wasser nicht lange, hier ist nicht die Bodenqualität der Magdeburger Börde. Auf 800 Millionen Mark wird der Ernteausfall in Brandenburg schon jetzt taxiert. Zimmermann verspricht zwar Trost und finanzielle Linderung, hat aber leere Taschen. Bonns Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle hat bislang taube Ohren. Die Brüsseler EG ist weit weg. "Viele können diesen Sommer - auf sich allein gestellt - nicht verkraften", prophezeit Jörg Niendorf.
Den Ernteausfällen stehen die Kostensteigerungen gegenüber. Wer wenigstens ein bißchen Weizen ernten wollte, mußte über Wochen bewässern. Wasser kostet. Daß Zimmermann, wie angekündigt, da etwas zuschießen werde, entlockt den beiden Neubauern von Reinsdorf ein eher müdes Lächeln. Wenn man übers Land fährt, riecht es schon jetzt überall nach Heu. Es ist kein Heu, es sind die verdorrten Weideflächen, hellgelb mit grünen Einsprengseln. Es knistert unter den Füßen, wenn man sie betritt. Den Kühen muß Winterfutter gegeben werden. Das kostet. Was von den Weideflächen noch abgegrast werden kann, ist derart trokken, daß die Milchleistung der Tiere zurückgeht. Das kostet. Die sonst durchaus gewinnbringend zu melkende Milchkuh wird zum negativen Faktor.
Die beiden Neubauern von Reinsdorf stehen mit einer Dreiviertelmillion in der Kreide. "Zurückschauen" dürfe man gar nicht, wenn man so etwas erst einmal angefangen habe, sagt Norbert Ryll. Da müßten sie durch. Selbst wenn die Rübenernte doch noch passabel ausfallen sollte, bringt das nicht viel; es sind bloß zwanzig Hektar. "Wenn wir aus diesem Jahr ohne Verlust herauskommen", meint Niendorf und blickt erneut durch das Fenster der ehemaligen Gemeindebibliothek, "haben wir Glück gehabt." Sein Blick trifft auf eine in ihren Blättern bereits vorzeitig auf Herbst eingefärbte Linde. Dahinter ein strahlend blauer Himmel, aus dem auch an diesem Tag wohl kein einziger Tropfen kommen wird.
Gut vier Monate machten sie Urlaub auf Staatskosten, die Abgeordneten des israelischen Parlaments. Am Montag, zu Beginn der neuen Sitzungsperiode, wird die Knesset ihre Arbeit wiederaufnehmen. Der erste Tag wird noch nett verlaufen. Der bisherige Regierungschef Yitzhak Schamir wird als ältester Parlamentarier (77) die Knesset einschwören, und sein Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten, Yitzhak Rabin, wird sein Kabinett vorstellen, das er tags zuvor schon in Tel Avivs "Cinerama" der Öffentlichkeit präsentiert haben wird. Sogar Tsomets acht Abgeordnete werden sich ordentlich benehmen und nicht in Turnschuhen und Jeans, sondern, wie ihr Chef angeordnet hat, im Anzug auftreten.
Doch dann wird Rabin "das Lächeln vergehen", prophezeien Israels Journalisten dem strahlenden Wahlsieger des 25. Juni vier schwere Regierungsjahre. Den Friedensprozeß mit den Arabern will er beschleunigen, keine weiteren "politischen Siedlungen" mehr bauen, die Wirt- Von Armin Wertz (Jerusalem) schaft neu strukturieren und eine Wahlrechtsreform durchsetzen. Doch bislang hat er kein Programm vorgelegt, wie er diese Ziele tatsächlich erreichen will. "Das ist nicht Rabins Art", erklären seine Parteifreunde, "er geht Schritt für Schritt vor. Zuerst heißt es, die Wahlen zu gewinnen, dann eine Regierungskoalition zusammenzubringen, und erst dann kann man Politik machen."
Das scheint seinen einstigen Förderer, den Staatsgründer David Ben-Gurion, nur zu bestätigen: "Rabin ist zu vorsichtig." Und ganz so lesen sich denn auch die "Richtlinien" seiner Arbeitspartei zur Frage der umstrittenen Siedlungspolitik. "Die Regierung wird die Sicherheit der existierenden Siedlungen in der Westbank garantieren", oder: "Die Regierung wird die Siedlungen entlang der Konfrontationslinie stärken." Andererseits will sie "jede Maßnahme unterlassen, die den Friedensprozeß unterbrechen könnte". Rabin spricht von "politischen Siedlungen" und von "Sicherheitssiedlungen" - anderswo auf der Welt zutreffender "Wehrdörfer" genannt -, ohne die Begriffe zu definieren oder Namen zu nennen. Gleichzeitig schallt sein klares "Nein" zu einem palästinensischen Staat (wie im Camp-David-Abkommen vorgesehen) ebenso wie sein "Nein" zur möglichen Aufgabe von Siedlungen oder sein "Nein zur Rückkehr zu den Grenzen von 1967" gut vernehmbar über den Jordan in die arabischen Hauptstädte und bis nach Washington.
Schon wird gezählt. Wo zieht Rabin die Linie? Von 142 Siedlungen auf der Westbank sind nur 29 offiziell "Sicherheitssiedlungen", aber um "Groß-Jerusalem" gibt's noch mal 20 solcher Dörfer. Wer wird die rund 10 000 leerstehenden Häuser in den besetzten Gebieten beziehen, oder werden sie aufgegeben? Zusätzliche Siedlungen existieren bislang nur auf dem Reißbrett, andere stehen kurz vor der Fertigstellung. Was soll mit ihnen geschehen? Aber bisher konnte sich Rabin zu keinem klaren Wort durchringen. Mit vorsichtigem Taktieren will er bis Sonntag ein breites Regierungsbündnis zusammengebastelt haben, das beinahe nur noch den Wahlverlierer Likud in der Opposition läßt und Koalitionskräche geradezu herausfordert.
So verlangt die linke Meretz ein sofortiges und vollständiges Einfrieren jeder Siedlungstätigkeit, während die rechte Tsomet jeden territorialen Kompromiß ablehnt, die besetzten Gebiete kurzerhand annektieren und die palästinensischen Flüchtlinge in die arabischen Nachbarländer umsiedeln will. Da scheinen die religiösen Thora-Hüter (Schas) und die Vereinigte Thora-Liste beinahe angenehme Koalitionspartner. Sie sind nicht zionistisch orientiert und interessieren sich praktisch nur für die finanziellen Vorteile, die eine Regierungsbeteiligung ihren orthodoxen Religionsgemeinschaften bringt. Ihr Wunsch aber, daß die 22 000 Yeschiva-Studenten (Religionsschüler) auch weiterhin vom Wehrdienst befreit bleiben, fordert wiederum die Opposition der Meretz- und Tsomet- Koalitionäre heraus, die gerade dieses Privileg der Religiösen endlich abschaffen wollen.
Die "Rabin-Revolution" nach den Wahlen, die sich zu einem "internationalen Phänomen" auswuchs, könnte schnell wieder vorüber sein, warnte der Journalist und Autor Jim Lederman in der Jerusalem Post in einem Gastkommentar. In Washington soll für den neuen israelischen Regierungschef demnächst "der rote Teppich ausgerollt" werden, Englands John Major will Israel besuchen, und "die Deutschen murmeln etwas von massiven Kreditgarantien". Doch in Israel ist längst wieder der politische Alltag eingekehrt, wo "wir Zeuge der alle vier Jahre wiederkehrenden Prozession von politischen Gelehrten, Alliierten und Akolythen sind, die ihre Hände tief im nationalen Schweinetrog versenken", um die einträglichen Posten zu ergattern, so Lederman.
Schon fürchten Israels Kommentatoren, die ständig und genauestens die internationalen Reaktionen beobachten, daß "die Welt Rabin noch grober behandeln könnte, als Yitzhak Schamir", wenn er nicht bald klare Positionen bezieht. Schon ist die Rede von einer "Tutwilerisation" in Washington und anderen Hauptstädten, davon, daß ausländische Regierungen unannehmbare Forderungen an Rabin stellen werden - so wie die Sprecherin des US-Außenministeriums Margret Tutwiler, als sie vor wenigen Monaten palästinensischen Flüchtlingen ein "Recht auf Rückkehr" nach Israel einräumte. Das gleiche gelte für "die Versuche der EG, sich in den Friedensprozeß einzumischen", warnte die rabinnahe Tageszeitung Davar davor, "Israels Extremisten zu stärken". Denn die Alternative zu Rabin sei "nicht Schulamit Aloni" (Meretz-Parteichefin), sondern ein "neuer Schamir".
So viel auf die Schulter geklopft wurde Rußlands Präsident wohl seit den Tagen des verhinderten August-Putsches in Moskau nicht mehr. Die sieben Regierungschefs des Wirtschaftsgipfels zeigten sich in München voll des Wohlwollens über Boris Jelzin. "Der Mann ist stark, zäh und zielstrebig, wir zollen ihm unseren Respekt." So euphorisch äußerte sich US-Präsident George Bush vor der Presse. Für seine "kühnen Reformvorhaben" verdiene Jelzin Unterstützung. Bush, der immer wieder von den "G-7 plus eins" im Zusammenhang mit dem Münchner Treffen sprach, wollte sich allerdings nicht dazu äußern, wieviel Washington nun in Dollar und Cents zu eben dieser Unterstützung beitragen werde: "Ich glaube, daß es in der ganzen Welt nicht genug Geld gibt, um die russischen Probleme sofort zu lösen."
Auch Großbritanniens Premier John Major ging auf verbalen Umarmungskurs: "Jelzin kommt nicht als ein Schuldner, sondern als ein Partner." So weit mit Von Roland Bunzenthal (München) der Partnerschaft wollten aber weder er noch Bush gehen, als daß sie Jelzin bereits die Vollmitgliedschaft in der Runde der mächtigsten Staatenlenker angeboten hätten. Beim gemeinsamen Fototermin im Hof des Prinz-Karl-Palais stand der Russe zwar in der Mitte, die Embleme des zuvor beendeten Wirtschaftsgipfels waren aber wohlweislich vorher entfernt worden - Jelzin war nun einmal nur ein Gast und auch künftig soll es schließlich beim exklusiven G-7 bleiben.
Hintergrund der Freundlichkeiten ist die schwierige innenpolitische Lage, in der sich Jelzin zu Hause befindet und die sich durch die Umsetzung des gerade mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbarten Strukturanpassungsprogramms zweifellos noch verschärfen dürften. Immerhin ist damit ein weiterer Preisschub, insbesondere auch bei der Energieversorgung und im Personentransport verbunden. "Wir sind uns bewußt: Der Übergang ist mit schmerzlichen Anpassungen verbunden", zeigten die Regierungschefs in ihrer gemeinsamen Erklärung Mitgefühl. Sollten ihnen doch die Folgen der langjährigen IWF- Politik in der Dritten Welt bekannt sein.
Beim alternativen Gegengipfel im City- Kino am Stachus machten Vertreter der osteuropäischen Sozialbewegung denn auch deutlich, was sie von solchen Programmen halten: Die Menschen dort verdienten mehr als "wohlfeile Rhetorik der G-7". Nötig seien kreative Lösungen, dauerhafte Hilfe und nicht "simple Schocktherapien, wie sie schon vor Jahren im Süden gescheitert sind", heißt es in der Schlußerklärung des Gegengipfels.
Wichtigster Gast im Münchner Stelldichein der Mächtigen war denn auch nicht Jelzin, sondern der am Montag auf dem Weg von Moskau vorbeischauende IWF-Direktor Michel Camdessus. Erst als er den sieben Finanzministern seinen Segen für das russische Reformprogramm übermittelte, standen die Gipfel-Zeichen ganz auf ost-westliche Harmonie. Zuvor mußte allerdings Bush, der als Wahlkämpfer unbedingt mit einem Erfolg aus München zurückkehren wollte, Camdessus noch etwas unter Druck setzen, um ihn für seine Moskau-Reise kompromißbereiter zu stimmen, etwa bei der Frage der Energiepreis-Liberalisierung.
Am Dienstagabend war es nicht zufällig Bundesfinanzminister Theo Waigel, der Jelzin vom Flughafen abholen durfte. Auf der Fahrt in die Stadt erläuterte er dem Gast bereits, inwieweit der Westen ihm finanziell entgegenkommen wolle. Zwar werde man die Schuldentilgung ein paar Jahre aufschieben, aber die anfallenden Zinsen möge Moskau doch bitteschön künftig etwas pünktlicher als bisher überweisen. Als wenig freundlich werde zudem von den vereinigten Gläubigern empfunden, wenn sie beim Schuldendienst ganz unterschiedlich behandelt würden. Das 24-Milliarden-Dollar-Hilfsprogramm wolle man verteilt in Raten ausbezahlen, versprach Waigel - wenn Jelzin die versprochenen Wirtschaftsreformen tatsächlich verwirkliche.
Zwischen den griechischen Statuen und den 120 Kellnern von "Feinkost Käfer" beim Abendessen im Münchner Antiquarium konnten die acht Staats- und Regierungschefs anschließend in aller Ruhe Small-Talk pflegen. Alle Probleme waren ja bereits im Vorfeld nach der bewährten Strategie "Vertagen- verharmlosen-verdrängen" gelöst. So wurde beispielsweise der Streit zwischen Rußland und Japan über die Kurilen- Inseln auf den September vertagt, wenn Jelzin zum Staatsbesuch in Tokio erwartet wird. Bei der Finanzierung des geplanten Atomkraftwerks-Sanierungsprogramms für Osteuropa hatte Bundeskanzler Helmut Kohl zuvor nach eigenen Aussagen den Japanern "deutlich gemacht, daß auch sie Nachbarn von Rußland sind". Nach Kanzler-Informationen "gibt es schließlich auch in Wladiwostok ein Atomkraftwerk".
Beim nur 40 Minuten dauernden "Vier- Augen-Frühstück" Jelzins und Kohls war dann angeblich wieder viel von politischer und wirtschaftlicher Partnerschaft die Rede. Der Bundeskanzler vergaß aber nicht, bei der Erläuterung des westlichen Hilfsangebots deutlich zu machen, "daß die Bundesrepublik in der finanziellen Belastung bereits an der Obergrenze angelangt ist". Auf gut deutsch: Jetzt sollen mal die anderen stärker ran.
Jelzin seinerseits versuchte seinem Gastgeber deutlich zu machen, welche Folgen es auch für den Westen hätte, wenn durch allzu strenge und zu schnelle Strukturreformen die Opposition von links und rechts in Moskau Oberwasser gewänne. Wohl nicht ganz zu Unrecht präsentierte sich der stämmige Russe den G-7-Führern gegenüber als einziger Garant einer einigermaßen stabilen Entwicklung nicht nur in Rußland, sondern in der ganzen GUS. Die nötige Sensibilität für Jelzins Nöte dürften die Regierungschefs aus der traumatischen Erfahrung des vergangenen Jahres gewonnen haben: Gut einen Monat, nachdem sie beim vorigen Gipfel Michail Gorbatschow mit leeren Händen aus London abreisen ließen, putschten dort die Alt-Kommunisten und begann der Anfang vom Ende des Riesenreichs.
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TENNIS TURNIER in Erlangen: Einzel, 1. Runde: Cabezas (Chile) - Jhes (Stuttgart) 7:6, 6:2; Fang (China) - Rusch (Ravensburg) 6:2, 6:4; Smashnova (Israel) - Schneider (München) 6:2, 6:4; Buschwiza (Litauen) - Arendt (USA) 6:4, 6:1; Pawlik (Großhesselhohe) - Wegink (Niederlande) 6:4, 6:4.
GRANDPRIX-TURNIER der Männer in Bastad/Schweden (260 000 Dollar): Gustafsson (Schweden) - Oncins (Brasilien) 2:6, 6:2, 6:1; Bergström (Schweden) - Jaite (Argentinien) 7:5, 6:2; Enqvist (Schweden) - Holm (Schweden) 6:4, 6:4.
ATP-CHALLENGE-Turnier (75 000 Dollar), Neu-Ulm, Achtelfinale: Gilbert (Frankreich) - Brankovic (CSFR) 6:4, 6:1; Prinosiel (Amberg) - Zdrazila (CSFR) 6:3, 6:2; Goellner (Neuss) - Krumrey (Großhesselohe) 7:5, 6:1; Fernandes (Mexiko) - Riglewski (Neuss) 6:4, 4:6, 7:6.
TURNIER der Frauen in Kitzbühel, Einzel, 1. Runde: Martinez (Spanien) - Thomas (Saarlouis) 6:1, 6:2; Coetzer (Südafrika) - Fulco-Villella (Argentinien) 6:2, 6:3; Cecchini (Italien) - Milwiuskaja (GUS) 6:1, 6:2; Thoren (Finnland) - Frankl (Heidelberg) 7:5, 1:6, 7:5; Fauche (Schweiz) - Krizan (Slowenien) 6:4, 6:1; Labat (Argentinien) - Dovrovits (Österreich) 6:1, 6:4.
2. Runde: Wiesner (Österreich) - Sviglerova (CSFR) 6:1, 6:2; Probst (Bamberg) - Zrubakova (CSFR) 4:6, 6:0, 6:4; Labat (Argentinien) - Brioukhovets (Ukraine) 6:3, 3:0. RADSPORT 27. RHEINLAND-RUNDFAHRT, 2. Etappe über 129,6 km von Ludwigshafen nach Simmern: 1. Audehm (Nürnberg) 3:13:23 Stunden, 2. Poels (Niederlande) 1:28 Minuten zurück, 3. Galbois (Frankreich), 4. Luthenberger (Österreich) beide gleiche Zeit, 5. Crowe (Australien) 2:19, 6. Robert Leitch (Neuseeland) gleiche Zeit, . . . 17. Meier 2:48, . . . 19. Güller, 20. Jecker (alle Schweiz).
Gesamtwertung: 1. Audehm 3:13:03 Stunden, 2. Poels 1:35 Minuten zurück, 3. Galbois 1:42, 4. Luthenberger 1:46, 5. Leitch 2:37, 6. Crowe 2:39, . . . 11. Jolidon 3:05, . . . 23. Meier 3:08, . . . 25. Güller, 26. Jeker, . . . 29. Müller, . . . 50. Pumer, . . . 62. Totschnig, . . . 64. Lanz, . . . 68. Langl, . . . 71. Kern alle gleiche Zeit, . . . 83. Schär 11:51.
14. INTERNATIONALE RADRUNDFAHRT, 6. Etappe, Mannschaftszeitfahren über 1800 m: 1. Z.G. Bottecchia (Citterio, Pierobon/Italien) 2:06,70 Min., 2. Hofbräu (Nepp/Krefeld, Görgen/ Bergheim, Bolt/Köln) 2:07,92, 3. Auto Steiger (Dörich, Hess/beide Sindelfingen/Michael Haase/Ruhpolding) 2:09,94, 4. Union Fröndenberg (Günter/Zwingenberg, Rellensmann/Dortmund, Klaus/Berlin) 2:10,49, 5. Deutsche Auswahl (Hundertmark/Kelsterbach, Dürst/München, Müller/Melle) 2:10,54.
Gesamtstand nach sechs Etappen: 1. Z.G. Bottecchia 11:52,96, 2. Europäische Auswahl (Marek Kulas/Polen, Andrei Tchmile/GUS, Pascal Carrara/Dänemark) 12:13,50, 3. Hofbräu 12:15,81, 4. Lampre (Bodyk, Krawkzik, Halupzok/alle Polen) 12:29,69, 5. Varta (van Rijin/Niederlande, Traxl/Österreich, Besanko/Australien) 12:32,20.
Donnerstag, 9. Juli
Wanderungen Hochspessartfreunde Rothenbuch: um 10 Uhr, Seniorenfahrt Spessart; Treffpunkt Paulsplatz.Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Rommé und Canasta.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Innenstadt: Mainmarkt; am Liebfrauenberg.
Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Tel. 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11 / Altheimstraße 20, Tel. 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstraße 102, Tel. 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 4, Tel. 78 28 74; Fontane-Apotheke, Niederrad, Gerauer Straße 100, Tel. 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstraße 26, Tel. 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 299, Tel. 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Straße 11, Tel. 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 59, Tel. 46 43 69; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Tel. 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Weißfrauen- Apotheke, Münzgasse 10, Tel. 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Rödelheim, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst
in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Kurze
Jugoslawien für CEV-Wettbewerbe gesperrt In Übereinstimmung mit dem UN- Sportboykott gegen Jugoslawien hat der Europäische Volleyball-Verband (CEV) den nur noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Rumpfstaat von der Teilnahme an allen Wettbewerben ausgeschlossen, die bis zum 30. September stattfinden oder ausgelost werden. Blank kämpft weiter Der zweimalige deutsche Speerwurf-Meister Peter Blank (USC Mainz) hat den Kampf um seine Olympia-Nominierung vor dem ordentlichen Gericht noch nicht aufgegeben. Am Mittwoch legte Rechtsanwalt Thomas Morlock (Hanau) für den Athleten beim Landgericht Frankfurt formell Beschwerde gegen die dort am Montag verkündete Zurückweisung des Antrags auf einstweilige Verfügung gegen das Nationale Olympische Kommittee für Deutschland (NOK) ein. Knoflicek zur Vorwärts Steyr Der frühere CSFR-Nationalspieler Ivo Knoflicek ist vom FC St. Pauli Hamburg zunächst für ein Jahr an Vorwärts Steyr ausgeliehen worden. Der hanseatische Zweitligist kassiert nach eigenen Angaben vom österreichischen Erstligisten 100 000 Mark Leihgebühr. Kroatien verliert 1:3 Das zweite kroatische Länderspiel in Australien brachte am Mittwoch in Adelaide sechs gelbe Karten, einen Platzverweis, eine Spielunterbrechung und eine 1:3-Niederlage für die Gäste. Der Schiedsrichter mußte das Spiel in der zweiten Halbzeit mehrere Minuten unterbrechen, nachdem Fans kroatischer Herkunft immer wieder Leuchtraketen aufs Feld geschossen hatten. Zweitliga-Start nicht in Sportschau Der fußballinteressierte Fernseh-Zuschauer erhält zum Start der 2. Bundesliga keinen Vorgeschmack auf die nächste Saison. In der ARD-Sportschau am Samstag wird nicht über die Begegnungen des ersten Spieltages berichtet. "Wir hatten zunächst Zweitligaspiele im Programm, dürfen jetzt aber nicht senden", erklärte am Mittwoch ein Sportschau-Mitarbeiter. Statt Fußball berichtet die Sportschau nun unter anderem über Handball, Surfen und Triathlon. Audehm nach Alleinfahrt im Gelb Seine grandiose Alleinfahrt auf der ersten Etappe der 27. Rheinland-Pfalz- Rundfahrt für Radamateure krönte der Nürnberger Gerd Audehm mit dem Tagessieg und der Übernahme des Gelben Trikots des Spitzenreiters in der Gesamtwertung. Im Ziel hatte Audehm 1:28 Minuten Vorsprung auf den Niederländer Ruud Poels, der das Verfolgerfeld vor dem Franzosen Stephan Galbois und Peter Luthenberger aus Österreich anführte.Für Transparenz
Das Fehlen einer strikten Kennzeichnungspflicht für Nahrungsmittel aus gentechnischer Herstellung im Entwurf der EG-Verordnung über neuartige Lebensmittel ärgert insbesondere deshalb, weil die Marktfetischisten in der EG-Kommission argumentieren, der Markt würde die Sache schon regeln: Wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher solche Gentech-Nahrungsmittel nicht wünschten, könnten sie sich auf dem Markt gar nicht gegenüber herkömmlichen behaupten (FR vom 25. 6. 1992 "Gen-Stempel gefordert"). In jeder Einführungsvorlesung "Wirtschaftswissenschaftliche politische Grundlagen" lernt Frau und Mann jedoch, daß zu einem vollkommenen Markt vor allem auch Markt-Transparenz gehört. Erst dann, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, wie Nahrungsmittel produziert wurden und welche Inhaltsstoffe sie enthalten, können sie frei entscheiden, ob sie diese kaufen und verzehren wollen oder nicht.
Die Kennzeichnungspflicht ist daher, ebenso wie ein verbindliches Zulassungsverfahren mit Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeitsprüfung für neuartige Lebensmittel, unabdingbar.
Ein entsprechender Antrag der SPD-Bundestagsfraktion wird zur Zeit in den zuständigen Fraktionsarbeitsgruppen beraten und nach der Sommerpause in den Bundestag eingebracht.
Dr. Marliese Dobberthien (MdB), Bonn
Kennen Sie die sogenannte Jugendzeitschrift, deren Name ein braver huldigender Zustimmungsruf ist? Das soll immer noch ein vielgelesenes Körperinformationsblatt für Heranwachsende sein, und immer noch mit Dr. Sommer und Foto- Love-Story. In einer dieser Bildergeschichten sind "Die Schröders" wohl mal Hauptdarsteller gewesen, so steht's im Programmblatt des Negativ. Damit wirbt die Band also für Konzerte - und lockte gerade dreißig zahlende Gäste in den Club.
Es wurde auch langsam Zeit, daß für die Schmuddel-Teenies (zerrisse Jeans/Schlabber-T-Shirt mit Aufdruck / lange Haare - einige Jungs und Mädchen im Publikum hatten es aber noch nicht so ganz hinbekommen) endlich eine weitere passende Band aufgebaut wird. Irgend etwas zwischen "Toten Hosen" und Maffay, dessen Produzent auch für die Schröders-Debüt-LP verantwortlich ist, ist es geworden. Zum Schrammel- Krautrock, leicht punkig, gibt es deutsche Texte von einer Qualität, zur der sich selbst Klaus Lage und Konsorten damals nicht getraut hätten: "Nein, Nein, Nein! Ich will kein Wellenreiter sein!" - engagiert gebrüllt.
Dazu kommt "ein Song für'n toten Freund", bei dem alle mitklatschen sollen, einer für eben Dr. Sommer, ein Lied über Mädchen ("Mit Titten und so . . .", denn 'dirty' muß es auch sein) und anderes von diesem Kaliber nebst Coverversionen von Nena, Prince und "Fury In The Slaughterhouse", auch eine Hannoveraner Combo.
Das Ganze stellt sich über den Frontmann, Sänger und Wortführer als flockig- wildes Rockkonzert zwischen leichter Betroffenheit und schlechten Witzen dar, affektiert bis zum Geht-nicht-mehr. Dieser Jens ist ein Narziß übelster Sorte, der alle Techniken eines Stars ausspielt, der sich so toll findet, daß sogar die Versuche, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, in Selbstbeweihräucherung versacken.
Da waren "Die Schweisser" als Anheizer-Band doch ein echtes Vergnügen. Die Albernheiten kamen wenigstens aus dem Bauch. Kein Mensch stand vor der Bühne, als die fünf Jungs unverdrossen wie Flummis auf die Bühne hüpften und die leere Luft mit "Hallo Frankfurt!" begrüßten. Ihre Töne produzierten sie kabellos per Sender, so konnten sie samt Instrument im langsam sich einfindenden Publikum herumspringen. Für ihre Songs - die deutschen Texte waren kaum zu verstehen - haben sie nicht die schlechtesten Phrasen aus Heavy Metal und Chilli-Peppers-Funk zusammengeklaubt. Und da sie aus München kommen (wofür sie sich, wie mehrmals bekundet, schämen), gab es zwischendurch auch den ein oder anderen Frontbericht von den Demos und dem fragwürdigen Polizei-Verhalten rund um den "Münchner Zipfel".
STEFAN RAULF
10 000 Mark Sachschaden entstanden bei einem Feuer am Mittwoch abend auf einem Rangiergleis am Hauptgüterbahnhof: Dort war ein mit Holzstämmen beladener Waggon in Brand geraten. Verletzt wurde niemand.
Als Ursache des Feuers wird von der Feuerwehr Brandstiftung nicht ausgeschlossen. ing
Auch Neuzugang Rahn fiel nicht auf Bundesligist war noch in bester Ferienstimmung
Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic benötigte aus dem Testspiel beim Zweitligisten FSV Mainz 05 eigentlich nur die Erkenntnis, daß seine Kickers während der Sommerpause das rechte Gefühl für den adäquaten Tritt nach dem Ball nicht zu sehr abhanden gekommen war. Nun befielen ihn nach der 0:4 (0:2)-Niederlage so seine Zweifel. Defizite im Spielwitz, mangelndes Verständnis und fehlende Sicherheit begleiteten den Bundesligisten, der gerade mal zwei Tage im Training ist und in Mainz weitgehend nur seine Anwesenheit demonstrierte. Aber niemand im Frankfurter Lager nahm die Niederlage besonders tragisch, die Vorbereitung beginnt ja erst.
Der Gegner hatte da Ehrgeizigeres im Sinn. Die Generalprobe für den Saisonauftakt am Samstag in Wuppertal nutzte der Gastgeber zur Erreichung des letzten fußballerischen Feinschliffes. Und das gelang den Mainzern außerordentlich gut. Einen mächtigen Einwurf von Janz schob Becker über die Linie und durfte dabei einer ähnlich regungslosen Hintermannschaft eine Nase drehen kurz darauf Jürgen Klopp. Dessen Abschluß war nur die logische Folge Mainzer Kombinationslust, die die Zuschauer entzückte.
Die Vorstöße der Eintracht beschränkten sich auf Distanzschüsse von Falkenmayer und Bein, die Torhüter Kuhnert aber ebenso nur ein müdes Lächeln abringen konnten wie ein Kopfball von Andersen, der bereits früh den mit einer Zerrung ausgeschiedenen Yeboah ersetzte. Neuzugang Uwe Rahn mühte sich, hob auf der rechten Mittelfeldseite auch ab und an den Finger zum Zeichen seines Engagements, einen echten Eindruck seines Leistungsvermögens konnte er freilich nicht geben.
Nach der Pause hatte Edgar Schmitt nach Studers Flanke die Möglichkeit, den Bundesligisten nicht ganz leer ausgehen zu lassen, doch Petz verhinderte Frankfurts beste Möglichkeit. Becker stellte Torhüter Ernst vor die gleichen Probleme wie vorher Uli Stein - auch bei ihm war jeder Schuß ein Treffer. Und weil Mainz so gut drauf war, nahm er auch die Geschenke der Frankfurter dankend an. Bindewald vertändelte den Ball - der Ex-Eintrachtler David Wagner hatte keine Mühe zu vollenden. Weiter Tore fielen nicht mehr, die Eintracht hatte schließlich genug. CHRISTIAN FROMMERT
Mainz: Kuhnert (46. Petz), Kasalo (56. Diether), Lopes (54. Weiß, Janz, Becker (54. Zampach), Herzberger (54. Greilich), Schumacher (67. Rammenzweig), Schäfer, Hayer (54. Kischka, Buvac (54. Ruof), Klopp (54. Wagner).
Frankfurt: Stein (46. Ernst), Klein, Bindewald, Kientz (46. Wolf), Rahn (64. Schlösser), Weber, (75. Balzer), Falkenmayer, Bein (69. Komljenovic), Studer, Kruse (46. Schmitt), Yeboah (19. Andersen).
Tore: 1:0 Becker (13.), 2:0 Klopp (22.), 3:0 Bekker (50.), 4:0 Wagner (60.).
Zuschauer: 2500.
Schiedsrichter: Leimert (Ludwigshafen).
QUITO, 9. Juli (AP). Bei einem Busunglück im Andenhochland in Ecuador sind nach Polizeiangaben vom Mittwoch alle 40 Insassen ums Leben gekommen. Wie es hieß, kam der Bus außerhalb der Stadt Zamora von einer Bergstraße ab und stürzte 150 Meter tief in einen reißenden Fluß. Einem Polizeisprecher zufolge gab die wegen heftiger Regenfälle aufgeweichte Fahrbahn unter dem Gewicht des Omnibusses nach, so daß das Fahrzeug in die Tiefe stürzte. Wegen des Regens führte auch der Fluß Hochwasser.
Gesundheitsreform:
Vilmar
droht mit
BIELEFELD, 9. Juli (AP). Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, hält einen Streik der Kassenärzte gegen die geplante Gesundheitsreform für möglich. Dies sagte er in einem Zeitungsinterview.
Ärztestreiks seien derzeit zwar durch die Institution von Schiedsgerichten ausgeschlossen, durch den Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums aber würden die bisherigen Rechtsgrundlagen entfallen, sagte Vilmar. Streiks seien dann möglich.
Mit dem Gesetzentwurf werde die Selbstverwaltung des Gesundheitssystems "faktisch aufgehoben mit einer permanenten verstärkten Aufsicht und Genehmigungspflicht durch das Ministerium", kritisierte der Ärztekammerpräsident. Damit "könnten die Grundlagen der . . . kassenärztlichen Versorgung gefährdet werden". Vilmar listete als Kritikpunkte auf: Malusregelungen bei der Verschreibungspraxis, eine Änderung des Grundsatzes der Beitragsstabilität und Beseitigung des freien Arztberufes durch Zulassungssperren.
BONN / LONDON, 9. Juli (AP). amnesty international (ai) hat sich besorgt über eine "beklemmende" Lage der Menschenrechte in Europa geäußert. Folter und Mißhandlungen sind nicht nur in vielen Ländern der Dritten Welt an der Tagesordnung, sondern werden auch aus Jugoslawien, Griechenland, der Türkei und Nordirland gemeldet, wie aus dem am heutigen Donnerstag in Bonn und London veröffentlichten Jahresbericht der Organisation hervorgeht. Deutschland wird wegen der Bedingungen in einzelnen Gefängnissen kritisiert.
Im Mittelpunkt des diesjährigen Katalogs über Menschenrechtsverstöße in insgesamt 142 Staaten steht die Klage über die "Straffreiheit für Folterer und Mörder in Uniform". Da die Justiz nur in den seltensten Fällen entschlossen gegen Verstöße vorgehe, werde "weiteren Vergehen Tür und Tor geöffnet". Als Länder, die noch nicht einmal versuchten, "ihre Greueltaten zu bemänteln", nennt amnesty Irak, Birma und China. Der Bericht verweist aber auch darauf, daß es in Nordirland keine ausreichenden Schutzmechanismen gegen Mißhandlungen durch britische Sicherheitskräfte gebe oder daß Ermittlungen in Spanien zur Aufklärung von Foltervorwürfen seit Jahren ohne Ergebnis geblieben seien.
Im Jugoslawienkrieg haben sich nach den Erkenntnissen von amnesty alle Konfliktparteien "brutaler Übergriffe" gegen die Zivilbevölkerung schuldig gemacht. Auf sechs Seiten führt das Kapitel über Jugoslawien Menschenrechtsverstöße wie Massaker in abgelegenen Dörfern, rechtswidrige Hinrichtungen, willkürliche Verhaftungen und Folterungen auf.
Dem 540seitigen Bericht zufolge werden in der Hälfte aller Staaten politische Gefangene festgehalten, ohne daß sie Gewalttaten begangen haben. Dazu zählt amnesty neben Kuba mit mehr als 300 politischen Häftlingen auch Frankreich oder die Schweiz mit der Inhaftierung von mehreren hundert Kriegsdienstverweigerern.
Nach Erkenntnissen von ai wird in den Gefängnissen von mehr als 100 Staaten gefoltert oder mißhandelt. amnesty nennt Beispiele unter anderem aus Sudan, Kuwait, Haiti, Rumänien, der Türkei und den israelisch besetzten Gebieten. Außerdem verschwinden den Angaben zufolge in 26 Ländern "politisch unliebsame" Bürger, ohne daß ihre Angehörigen unterrichtet werden. Hierzu gehören Peru und andere Staaten Lateinamerikas sowie Sri Lanka und die Philippinen.
Außerdem gebe es in 45 Ländern außergerichtliche Hinrichtungen, die von amnesty auch als "staatlicher Mord" bezeichnet werden. Diese Praxis wird dem Bericht zufolge vor allem in afrikanischen Staaten wie Tschad, Mali und Mauretanien betrieben.
Der Bericht listet ferner auf, daß Todesurteile in 50 Staaten verhängt und in 33 auch vollstreckt werden. Allein in den USA warteten mehr als 2500 Häftlinge in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung. amnesty wies darauf hin, daß dort die Zahl von 14 Hinrichtungen von 1991 allein in der ersten Hälfte dieses Jahres bereits deutlich übertroffen wurde.
Im zweiseitigen Deutschland-Kapitel des Berichts geht ai auf die Diskussion über die Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen der früheren DDR ein und erwähnt die Bonner Forderung nach einer Auslieferung von Erich Honecker. Daneben wird der nordrhein-westfälischen Justiz vorgeworfen, eine Untersuchungsgefangene "auf der Grundlage von Anti-Terrorismus-Gesetzen faktisch unter Isolationsbedingungen" in Gewahrsam zu halten. amnesty ging ferner Vorwürfen nach, daß Häftlinge in der psychiatrischen Abteilung des Gefängnisses Straubing "zwangsweise medikamentös behandelt" worden seien.
NEW YORK, 9. Juli (AP). Der Sondergesandte der Vereinten Nationen (UN), Cyrus Vance, soll sich nach Angaben von Diplomaten in Südafrika um eine Beendigung der Gewalt und eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses bemühen. Einen entsprechenden Vorschlag habe UN-Generalsekretär Butros Ghali unterbreitet, sagten die Gewährsleute am Mittwoch in New York. Die südafrikanische Regierung begrüßte die Initiative, Vance zu entsenden. Dieser hatte zu Beginn dieses Jahres den Einsatz von UN- Friedenstruppen in Kroatien ausgehandelt.
Der Sprecher von UN-Generalsekretär Butros Ghali, Francois Giuliani, teilte mit, die Entsendung von Vance sei eine Möglichkeit. Eine offizielle Stellungnahme gebe es dazu noch nicht. Ein westlicher Diplomat sagte, Vance werde wahrscheinlich nächste Woche nach Südafrika reisen. Südafrikanischen UN-Diplomaten zufolge hat Ghali mit Außenminister Roelof Botha telefoniert und die Entsendung von Vance vorgeschlagen.
Die Position der UN zu Südafrika wird kommende Woche festgelegt, wenn der Sicherheitsrat am 15. Juli in einer Dringlichkeitssitzung über die Lage in Südafrika berät. Der kapverdische Ratspräsident Jose Luis Jesus teilte in New York mit, an der Dringlichkeitssitzung am Mittwoch werde auch eine Delegation der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) teilnehmen, die diese Sondersitzung angeregt habe. EG verurteilt Polizei STRASSBURG (dpa). Das Europaparlament hat gemeinsame Gewalttätigkeiten von südafrikanischen Extremisten und Sicherheitskräften scharf verurteilt. Die südafrikanische Regierung sollte ihre Sicherheitskräfte besser kontrollieren und notfalls auch vor Gericht bringen, hieß es in einer am Donnerstag in Straßburg verabschiedeten Resolution. Besonders empört äußerten sich die Abgeordneten über das Massaker von Boipatong am 17. Juni, bei dem 42 Männer, Frauen und Kinder ermordet wurden. Derartige Verbrechen gefährdeten die Errichtung einer nichtrassistischen Demokratie in Südafrika. Erneut Tote bei Gewalttaten JOHANNESBURG (Reuter). Bei politisch motivierten Gewalttaten sind in Südafrika erneut sechs Menschen getötet worden. Die Behörden teilten am Donnerstag mit, unter den Opfern seien drei Polizisten, die in einer Schwarzensiedlung bei Johannesburg von Unbekannten erschossen wurden. Die Mörder hätten die Waffen der Beamten gestohlen. Allein in diesem Jahr sind bereits über 1800 Menschen bei politischen Gewalttaten in Südafrika ums Leben gekommen.
NEW YORK, 9. Juli (AP). Die New Yorker Polizei bleibt nach den schweren Unruhen im Armenviertel Washington Heights in Alarmbereitschaft. Einer Polizeisprecherin zufolge waren auch am Mittwoch etwa 2000 Sicherheitskräfte in dem Viertel im nördlichen Manhattan im Einsatz. Am Montag und Dienstag war es in Washington Heights zu schweren Krawallen gekommen, in deren Verlauf Geschäfte geplündert und Autos in Brand gesteckt wurden. Auslöser der Unruhen war die Erschießung eines jungen Mannes am Freitag durch einen Polizisten. Nach Polizeidarstellung schoß der Beamte in Notwehr.
BIG BEAR LAKE, 9. Juli (AP). Der Süden Kaliforniens ist am Mittwoch abend erneut von einem schweren Erdstoß erschüttert worden, wobei fünf Personen verletzt wurden. Zentrum des Bebens, das mit 5,4 auf der Richter-Skala registriert wurde, war die Gegend um Big Bear Lake. Dort war es am 28. Juni zu einem starken Erdbeben gekommen, bei dem ein Kind ums Leben kam. Seither hat es in Südkalifornien Tausende von Nachbeben gebeben, darunter zwei am Dienstag. Der jüngste Erdstoß löste einige Brände aus. Außerdem wurden Versorgungsleitungen unterbrochen und Häuser beschädigt. Das Beben war noch im rund hundert Kilometer entfernten Los Angeles zu spüren.
HAMBURG, 9. Juli (AP). Nach dem Entgleisen eines Zuges ist es am Donnerstag zu Störungen im Hamburger S-Bahn-Verkehr gekommen. Nach Angaben der Bundesbahn hatte sich am Mittwoch abend im Hauptbahnhof bei dem Unglück eine Stromschiene in einen S-Bahn-Wagen gebohrt. An einem Wagen war eine Radscheibe gebrochen. Niemand wurde verletzt, der Schaden wurde auf eine halbe Million Mark geschätzt. Mit Kränen versuchte die Bahn am Donnerstag, die Wagen wieder auf die Gleise zu bekommen. Auf der Strecke Hauptbahnhof-Dammtor fuhren deshalb erheblich weniger Züge als üblich. Die Bundesbahn verwies die Reisenden auf die Fernzüge und auf die U-Bahn.
(Bild: dpa)
HELSINKI, 9. Juli (AP). Die 52 KSZE-Staaten wollen eine eigene "Friedenstruppe" in das zwischen Armenien und Aserbaidschan umkämpfte Gebiet Berg-Karabach schicken. Dies teilte Bundesaußenminister Klaus Kinkel vor Journalisten beim KSZE-Gipfel in Helsinki mit. Kinkel sagte, es werde eine langfristige Mission geplant. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. Die Entsendung von Friedenstruppen wäre die erste derartige Intervention der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
SAARBRÜCKEN, 10. Juli (AP). Die Forderung des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (SPD) nach einer Finanzspritze für sein Land in Höhe von 7,6 Milliarden Mark bis 1997 ist in Bonn auf Ablehnung gestoßen. Der haushaltspolitische Sprecher der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Jochen Borchert, bezeichnete Lafontaines Forderung im Saarländischen Rundfunk als unrealistisch.
"Das kann Bonn nicht leisten. Der Bund hat jetzt schon die Hauptlast beim Aufbau der neuen Bundesländer. Er kann nicht noch zusätzliche Lasten für das Saarland oder Bremen übernehmen", sagte Borchert. Das Haushaltsproblem des Saarlandes lasse sich nur über eine Neuordnung des Länderfinanzausgleichs und eigene Anstrengungen des Landes regeln. Vorrangig müsse der Bund in den neuen Bundesländern helfen.
BONN, 9. Juli (AP). Die Unionsfraktion im Bundestag will durch ein neues Staatsangehörigkeitsrecht die Einbürgerung der in Deutschland geborenen zweiten und dritten Ausländergeneration erleichtern. "Sie sollen auf ihren Antrag hin Deutsche werden können", forderte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erwin Marschewski, am Donnerstag in Bonn. Seine Fraktion werde nach der Sommerpause mit der Regierung sprechen, um das neue Recht bis Ende 1994 wirksam werden zu lassen.
Marschewski sagte, die Einbürgerungsverfahren vor deutschen Behörden müßten erleichtert und die Gebühren von derzeit bis zu 5000 Mark reduziert werden. Der Grundsatz, daß innerhalb einer Familie nur eine einheitliche Staatsangehörigkeit gelten soll, müsse im Interesse der Kinder ausländischer Familien modifiziert werden. Nach der Wiedervereinigung sei das Staatsangehörigkeitsrecht den Bedingungen in dem sich einigenden Europa anzupassen. Dabei müsse die Tatsache berücksichtigt werden, daß der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung erheblich angestiegen sei.
BONN, 9. Juli (AP). Mit einer Reihe relativ einfacher Maßnahmen lassen sich auch im Hotel- und Gaststättengewerbe der Schutz der Umwelt und das Zufriedenstellen der Gäste kostensparend auf einen Nenner bringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine von Bundesumweltminister Klaus Töpfer finanzierte Studie, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) am Donnerstag in Bonn vorstellte. Die Ergebnisse der Studie hat DEHOGA-Präsident Leo Imhoff in Form von 40 Tips für eine umweltfreundliche Betriebsführung den Verbandsmitgliedern zur Verwirklichung empfohlen.
Laut Untersuchung kann ein Hotelier seinen täglichen Schmutzwäsche-Berg bis zur Hälfte verringern, wenn er es beispielsweise dem Gast überläßt, ob er ein Handtuch weiterbenutzen möchte oder nicht. In der Praxis kann dies per Hinweisschild erreicht werden: Handtuch auf dem Halter bedeutet weiterbenutzen, Handtuch auf dem Boden heißt "ab in die Wäsche". Für die Umwelt bedeutet das eine erhebliche Wasserersparnis und eine geringere Abwasserbelastung, der Hotelier spart bares Geld.
Ebenfalls im Ergebnis preiswerter ist die Kampagne "müllfreies Frühstück". Sie soll den Abfallbehälter vom Frühstückstisch verbannen, indem auf Portionsverpackungen etwa für Butter, Marmelade und Wurst verzichtet wird. Das ergibt Einsparungen um bis zu 70 Prozent. Weitere Vorschläge zielen auf die Einsparung von Energie und Wasser.
Die errechneten Einsparungen der Umweltschutzmaßnahmen belaufen sich je nach Betriebsart und -größe auf zwischen 4670 und gut 32 000 Mark im Jahr. Das sind zwischen einem und zwei Prozent des jeweiligen Jahresumsatzes. Da die Rendite zwischen zehn und 15 Prozent des Umsatzes liegt, können Umweltschutzmaßnahmen einen durchaus nennenswerten Beitrag zur Verbesserung der Gewinnsituation leisten.
SOLINGEN, 9. Juli (AP). Mit seinem 26 PS starken rosafarbenen Trabi-Cabriolet hat sich ein 28jähriger Solinger Polizist eine Verfolgungsjagd mit einem 110 PS starken Westauto geliefert und gewonnen. Die Solinger Polizei berichtete am Donnerstag, der uniformierte Beamte habe sich mit seinem Trabi auf dem Weg von einem Zahnarzttermin zur Wache befunden, als ihm ein 15jähriger Junge in einem nicht angemeldeten Auto entgegengekommen sei, der bereits früher wegen Fahrens ohne Führerschein aufgefallen war.
Der Beamte habe kurzentschlossen die Verfolgung aufgenommen. Der Jugendliche habe mehrere rote Ampeln überfahren, doch trotz seiner überlegenen Motorleistung sei es ihm nicht gelungen, den Polizisten abzuschütteln. Vielmehr habe der Beamte aufgrund seiner Ortskenntnisse den Verkehrssünder zwischen seinem Trabi, einer Hecke und einem Weidezaun festsetzen könne. Als der Junge abgeführt worden sei, habe er noch einmal abschätzig auf das Fahrzeug des Beamten geblickt, berichtete die Polizei.
JERUSALEM, 9. Juli (AP). Der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin ist bei seinen Bemühungen um die Bildung einer tragfähigen Koalitionsregierung auf neue Hindernisse gestoßen. Der als "Falke" geltende Chef der rechtsgerichteten Tsomet-Partei und frühere Generalstabschef Rafael Eitan verlangte am Donnerstag das Verteidigungsressort für sich, wenn Rabin das von Tsomet ebenfalls beanspruchte Erziehungsministerium einer anderen Partei geben sollte.
Rabin möchte das Außen-, Verteidigungs- und Erziehungsressort dem Vernehmen nach für seine Arbeitspartei reservieren. Neben Tsomet hat auch der linksliberale Meretz-Block Anspruch auf das Erziehungsministerium angemeldet. Beide Parteien haben im Wahlkampf erklärt, den Einfluß der Religiösen im Schulwesen zurückdrängen zu wollen.
CAPE CANAVERAL, 9. Juli (AP). Die US-Raumfähre "Columbia" ist am Donnerstag um 7.42 Uhr Ortszeit auf Cape Canaveral gelandet und hat damit ihren Rekordflug von zwei Wochen problemlos beendet. Die zwei Frauen und fünf Männer an Bord waren am 25. Juni vom Kennedy-Raumfahrtzentrum gestartet. Den bisherigen Dauerrekord für Raumfährenflüge hatte mit zehn Tagen und 21 Stunden ebenfalls "Columbia" gehalten.
Der Flug des Raumschiffs war um einen Tag verlängert worden, weil heftige Regengüsse am Luftwaffenstützpunkt Edwards in Kalifornien die Landung dort unmöglich machten. Das kalifornische Wetter spielte auch am Donnerstag nicht mit, so daß die Flugkontrolle den Fährenkommandanten Richard Richards anwies, Cape Canaveral anzufliegen. Die NASA hätte Edwards wegen der besseren Ausrollmöglichkeiten auf seinem ausgetrockneten See in der Mojave-Wüste der Betonpiste des Kennedy-Raumfahrtzentrums vorgezogen, zumal "Columbia" eine außergewöhnlich schwere Nutzlast in ihrer Ladebucht hatte.
HELSINKI, 9. Juli (AP). Der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew hat die Schaffung eines internationalen Forums gefordert, das sich mit den Auswirkungen der jahrelangen Atomversuche in der ehemaligen Sowjetunion befassen soll. Dieses Gremium solle beispielsweise die Strahlenbelastung in der Umgebung des Atomversuchsgeländes von Semipalatinsk in Kasachstan und am Aral-See untersuchen, sagte Nasarbajew am Donnerstag beim KSZE-Gipfel.
Während der sowjetischen Herrschaft über Kasachstan seien rund 225 000 Menschen gefährlichen Dosen radioaktiver Strahlung ausgesetzt gewesen, sagte Nasarbajew.Katholisch oder schwul ?
FRANKFURT A. M., 10. Juli (AP). Der Schwulenverband in Deutschland und die kirchliche Ordensgesellschaft "Societas Verbi Divini" streiten um das Namenskürzel SVD. Wie der Schwulenverband in Frankfurt berichtete, ist er von der katholischen "Gesellschaft des Göttlichen Wortes" aufgefordert worden, auf die Abkürzung zu verzichten, da diese sie für sich in Anspruch nimmt.
Der Sprecher des Schwulenverbands, Manfred Bruns, sieht aber keine Verwechslungsgefahr: Es sei "inhaltlich ausgeschlossen, daß unsere Veröffentlichungen mit Äußerungen der 'Gesellschaft des Göttlichen Wortes' verwechselt werden könnten. Wir sagen zwar immer die Wahrheit über die rechtliche und gesellschaftliche Situation der Schwulen, das göttliche Wort verkündigen wir aber wirklich nicht."
ROSTOCK, 9. Juli (AP). Insgesamt fünf Kilogramm reines Kokain mit einem Schwarzmarktwert von rund einer Million Mark sind von Tauchern aus dem Rostocker Hafenbecken geborgen worden. Wie die Zollbehörden am Donnerstag mitteilten, hatten sie nach einem Zufallsfund am Vortag mit Erfolg weiter gesucht. Ein Hamburger Matrose hatte das erste wasserdichte Kilopäckchen entdeckt und die Suche ausgelöst. Die Herkunft des Kokains war noch nicht bekannt.Bei Kinder-Sicherungspflicht Ausnahmen für Taxen
BONN, 9. Juli (AP). Bei der für Januar 1993 vorgesehenen Einführung einer generellen Sicherungspflicht für Kinder in Personenwagen plant Bundesverkehrsminister Günther Krause eine befristete Ausnahme für Taxen. Wie Krause am Donnerstag in Bonn erläuterte, können nicht alle Taxen für alle Altersgruppen eine ausreichende Anzahl von Sicherungssystemen für Kinder mitführen. Daher solle den Taxiverbänden Gelegenheit gegeben werden, praxisgerechte Lösungen zu erarbeiten.
Als Möglichkeiten nannte Krause Depots für Kindersitze in Taxenzentralen sowie an Betriebstankstellen oder größeren Taxiständen. Keine Ausnahme werde es allerdings geben für Taxen, die regelmäßig Kinder beförderten. Geprüft werde dagegen noch die Möglichkeit, kinderreichen Familien im Einzelfall Ausnahmegenehmigungen zu erteilen, da die Beförderung von mehr als drei Kindern auf der Rückbank Probleme aufwerfe.
KAMENZ, 9. Juli (AP). Die rund 5000 Einwohner von Königsbrück nahe Dresden müssen seit Donnerstag mit Trinkwasser aus Flaschen und Tankwagen versorgt werden: Das Leitungswasser ist mit der Chemikalie Trichlorethan verunreinigt. Als Verursacher vermutet das Landratsamt in Kamenz die in Königsbrück stationierten GUS-Truppen. Sie benutzten Trichlorethan als Motoren- und Panzerreinigungsmittel, sagte der Leiter des Umweltamtes, Olaf Natusch. Das GUS-Kommando bestreite jedoch, daß die Chemikalie aus Truppenvorräten ins Trinkwasser gelangt sein könne.
Das Landratsamt habe am Mittwoch Alarm geschlagen, nachdem Trinkwasserproben zwischen 80 und 110 Mikrogramm Trichlorethan pro Liter ergeben hätten, sagte Natusch der AP. Der zulässige Wert betrage zur Zeit noch 50 Mikrogramm, in Westdeutschland 10 Mikrogramm. Krankheitssymptome infolge der Substanz, die vor allem die Leber angreife und Schädigungen des Nervensystems hervorrufen könne, seien bislang nicht beobachtet worden. Natusch betonte, Erkrankungen seien unwahrscheinlich. Die Grenzwerte der Trichlorethankonzentration an Arbeitsplätzen (MAK-Werte) betrügen 260 Milligramm pro Kubikmeter Luft. Was in Königsbrück derzeit über das Trinkwasser eingenommen werden könne, sei nur ein Prozent dieser Menge.
Das Wasser aus dem öffentlichen Netz sei dennoch zum Trinken nicht mehr zu gebrauchen. Die Bevölkerung sei aufgefordert worden, beim Kochen, Duschen und Baden für gute Raumdurchlüftung zu sorgen, da Trichlorethan leicht flüchtig sei. Werde Leitungswasser als Trinkwasser genutzt, müsse es zuvor drei Minuten lang abgekocht werden. Kinder bis sechs Jahre sollten zum Trinken ausschließlich Mineralwasser erhalten. Es werde von Kräften in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen an die Haustüren gebracht. Außerdem stünden Tankwagen mit Trinkwasser bereit.
Die Stimmung in Königsbrück beschrieb Natusch als "mies bis aggressiv". Dort waren ursprünglich 12 000 Mann der sowjetischen Streitkräfte stationiert, seit 1989 sind 10 000 davon abgezogen.
Das GUS-Kommando bestreite offiziell, daß Trichlorethan aus Truppenvorräten ins Trinkwasser gelangt sein könne. Es werde seit 1989 nicht mehr für die Panzerreinigung genutzt; Ende Juni sei der größte Teil nach Bernau gebracht worden, gab Natusch dessen Angaben wieder. Derzeit habe man nur noch einen Rest von 400 Litern.
Daran zweifle er sehr, sagte der Umweltbeamte. 1990 sei bei Grundwasseruntersuchungen unterhalb eines Lagers des Panzerregiments "Suchebator" starke Trichlorethanbelastung ermittelt worden. Wahrscheinlich gebe es mehrere Quellen auf russischem Gelände, von denen die Substanz über das Grund- ins Trinkwasser gelange. Die Panzereinheit spiele dabei "vermutlich die Hauptrolle". Die Militärstaatsanwaltschaften Rußlands und Deutschlands ermittelten in dieser Sache.
Erst in zirka fünf Jahren, nach aufwendigen Sanierungen, werde die Aufbereitungsanlage in Königsbrück wieder brauchbares Trinkwasser produzieren, sagte Natusch unter Berufung auf eine erste Stellungnahme des Bundesumweltministeriums. Minister Klaus Töpfer sei informiert. Es werde erwogen, einen 15 Kilometer langen Anschluß an eine Trinkwasserleitung aus Senftenberg und eine Pumpstation zu bauen, was schätzungsweise 14 Millionen Mark koste. Er hoffe dabei auf Bundesmittel für die Katastrophenbereinigung.In der Nähe von Kindern Rauchverbot
HANNOVER (AP). Niedersachsen will ein Rauchverbot in allen Räumen durchsetzen, in denen sich Kinder aufhalten. Die Initiative für bessere Luft in Innenräumen soll am heutigen Freitag im Bundesrat beraten werden, wie die parteilose Umweltministerin Monika Griefahn am Donnerstag in Hannover mitteilte.
Die rot-grüne Landesregierung strebt damit verbindliche Grenz- und Richtwerte zur Beurteilung der Luftbelastungen in der Wohnung und am Arbeitsplatz an. "Menschen müssen sich in ihrer Wohnung aufhalten können, ohne ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen", sagte Griefahn. Um "unerwünschte Untermieter" wie gefährliche Chemikalien aus den eigenen vier Wänden zu verbannen, sollten alle Gegenstände des täglichen Bedarfs in Zukunft entsprechend gekennzeichnet werden. Die Käufer von Putzmitteln, Möbeln, Farben, Lacken und Heimtextilien müßten "wissen, mit welchen Stoffen sie umgehen", sagte die Ministerin.Lukanow festgenommen
SOFIA, 9. Juli (AP). Der ehemalige bulgarische Ministerpräsident
Lukanows war im November 1989 maßgeblich am Sturz des Staats- und Parteichefs Todor Schiwkow beteiligt. Der 55jährige führte zwei sozialistische Regierungen, bevor ihn landesweite Proteststreiks zum Rücktritt zwangen. In den 80er Jahren war Lukanow stellvertretender Regierungschef und Außenhandelsminister.
Lukanow und anderen ehemaligen Regierungsbeamten wird vorgeworfen, sie hätten Staaten der Dritten Welt hohe Kredite und große Finanzhilfen ungeachtet der Tatsache gewährt, daß diese Länder offensichtlich zahlungsunfähig gewesen seien. Diese Verschwendung großer Summen habe dazu beigetragen, hieß es, Bulgariens Wirtschaft zu ruinieren.
BERLIN, 10. Juli (AP). Hochstrahlendes Cäsium, Uran und plutoniumhaltige Bauteile wollten ein Pole und zwei Österreicher in Berlin verkaufen. Wie die Justizpressestelle am Donnerstag mitteilte, wurden die drei verhaftet, als sie das Material einem getarnten Polizisten für vier Millionen Mark anboten. Als mutmaßlicher Vermittler des Geschäfts wurde außerdem ein polnischer Geschäftsmann festgenommen.
Gegen die Drei erging Haftbefehl wegen unerlaubten Umgangs mit Atombrennstoffen. Ihnen wird vorgeworfen, wenige Milligramm Cäsium 137 und 1,78 Kilogramm Uran 238 sowie 300 plutoniumhaltige Bauteile von Rauchmeldern aus Polen oder Staaten der GUS eingeführt und unerlaubt befördert zu haben. Sie wurden bereits am Mittwoch in Berlin- Charlottenburg gefaßt, die Ware in ihrem Auto sichergestellt. Das radioaktive Material sei ordentlich verpackt gewesen.
Die Abteilung Atomaufsicht des Senats teilte mit, das Material sei für Atomanlagen "wertlos", nicht für den Bau von Atombomben geeignet und "maximal wenige tausend Mark" wert.
ESSLINGEN, 10. Juli (AP/D). Eine Gruppe von Skinheads hat im schwäbischen Ostfildern eine Unterkunft für Bauarbeiter überfallen und dabei einen jugoslawischen Gastarbeiter getötet und einen weiteren schwer verletzt. Wie die Polizeidirektion Esslingen am Donnerstag mitteilte, wurden bereits am Vortag sieben Tatverdächtige festgenommen. Die meisten der 20 bis 30 Jahre alten Männer seien inzwischen geständig.
Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei drangen am frühen Mittwochmorgen drei Täter in ein Zimmer der Unterkunft ein und schlugen sofort und ohne Vorwarnung mit Schlagwerkzeugen auf die beiden aus dem Schlaf gerissenen Arbeiter im Alter von 55 und 46 Jahren. Der ältere starb noch am Tatort, der jüngere wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Zwei der Tatverdächtigen, die alle im Raum Fildern wohnhaft sind, gelten den Angaben zufolge in der örtlichen Skinhead-Szene als Rädelsführer. Einige weitere Verdächtige gelten laut Polizei als gewaltbereit und ausländerfeindlich.
NAIROBI, 10. Juli (AP). Die Menschenrechtsorganisation "Africa Watch" hat Sudan am Freitag beschuldigt, Hunderttausende Menschen gewaltsam aus der Hauptstadt Khartum vertrieben zu haben. Den Vereinten Nationen (UN) wirft die in New York ansässige Organisation vor, das sogenannte "Umsiedlungsprogramm" mit Millionenbeträgen unterstützen zu wollen, obwohl UN-Vertreter vor Ort davon abgeraten hätten.
"Africa Watch" zufolge hat Sudans Militärregierung in den vergangenen Monaten die Elendsquartiere von etwa 500 000 Menschen rund um Khartum niederwalzen und in Brand setzen lassen. Dabei seien mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen, während Hunderttausende, die vor dem Bürgerkrieg im Süden des Landes in die Hauptstadt geflohen seien, hungernd und mittellos auf der Straße säßen.
Die Regierung teilte mit, die Elendsquartiere seien zum Gesundheitsrisiko geworden, außerdem hätten die meisten Bewohner sich dort illegal aufgehalten.
Laut "Africa Watch" besteht in den neuen Wohngebieten, die die Regierung gut 40 Kilometer außerhalb von Khartum angeboten habe, jedoch erst recht Seuchengefahr, da sie weder über genügend Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen noch über Gesundheitsversorgung verfügten.
Wie es weiter heißt, haben die USA und die Europäische Gemeinschaft die Zwangsumsiedlungen wiederholt verurteilt. Doch die UN hätten sie geduldet und wollten sie nun sogar mit umgerechnet 17,3 Millionen Mark finanzieren. Bereits im Mai hätten UN-Experten jedoch gefordert, das "Umsiedlungsprogramm" nur dann zu unterstützen, wenn es auf Freiwilligkeit basiere.
ERFURT, 9. Juli (dpa). Die Gründung einer zentralen ostdeutschen Sammlungsbewegung steht nach den Worten des brandenburgischen CDU-Politikers Peter-Michael Diestel unmittelbar bevor. Wie Diestel gestern am Rande einer Diskussionsveranstaltung im thüringischen Erfurt sagte, werde die neue und parteiübergreifende Bewegung voraussichtlich noch an diesem Wochenende in Berlin unter dem Namen "Komitee für Gerechtigkeit" ins Leben gerufen.
Ziel der Sammlungsbewegung, die auch westdeutschen Bundesbürgern offenstehe, werde es unter anderem sein, der Politikverdrossenheit in den neuen Ländern massiv entgegenzuwirken, sagte Diestel.
Zugleich bekräftigte Diestel als Mitinitiator der neuen Bewegung, daß er den Einigungsprozeß derzeit durch zahlreiche politische Fehlentscheidungen der Bundes- und Länderregierungen gefährdet sehe. Die gegenwärtige Bonner Politik sei darauf ausgerichtet, alles "platt zu machen", was in der früheren DDR über Jahre hinweg aufgebaut worden sei. Mit der Sammlungsbewegung solle unter anderem auch der Benachteiligung ostdeutscher Bundesbürger, etwa bei der "bedingungslosen Wegrationalisierung" ihrer Arbeitsplätze, entgegengewirkt werden.
Diestel schloß nicht aus, daß aus der Bewegung auch eine Partei werden könnte. Bei der Gründung des künftigen Komitees gehe es nicht darum, eine neue Mauer aufzurichten, sondern "die Mauer in den Köpfen der Deutschen einzureißen", sagte der frühere DDR-Innenminister und ehemalige CDU-Fraktionschef des brandenburgischen Landtages. Das Bild, das gegenwärtig in Westdeutschland von 40 Jahren DDR gezeichnet werde, sei nicht das Bild, was viele ehemalige DDR-Bürger erlebt hätten.
Bei der Besetzung von Führungspositionen in Ostdeutschland werde Bürgern aus den neuen Ländern häufig gegenüber Bewerbern aus dem Westen kaum eine Chance eingeräumt, sagte Diestel. Oftmals würde in diesem Zusammenhang zu Unrecht der Vorwurf einer angeblichen Stasi-Mitarbeit erhoben. Auf diese Art und Weise werde die "ostdeutsche Intelligenz" von vornherein diskreditiert und am Aufbauprozeß in den neuen Ländern gehindert.
Vierzig Jahre nach den Amerikanern und fast fünf Jahre nach den Privatsendern RTL plus und SAT 1 schließen jetzt auch ARD und ZDF die morgendliche Fernsehlücke. Ohne die Konkurrenz der Privaten im Nacken hätten die öffentlich- rechtlichen Fernsehmacher den Gebührenzahlern wohl auch noch zwei oder drei weitere Jahre ihr morgendliches Testbild gezeigt. Am Montag aber ist es soweit: Um 6.00 Uhr morgens werden die Moderatoren Julitta Münch und Jürgen Drensek, beide Anfang 30, die Deutschen aus dem Studio C des WDR in Köln erstmals zum "Morgenmagazin - das ARD- Frühstücksfernsehen" begrüßen. Im wöchentlichen Wechsel wollen dann ZDF und ARD ihr eigenes Frühstücksbuffet anrichten - im Unterschied zu den Privaten werbefrei.
Unterhaltsam, aber doch in erster Linie informativ soll es zugehen, wenn die Zuschauer morgens zwischen Zähneputzen und dem Weg zur Arbeit auf den Fernsehknopf des Ersten Programms drükken. Zu jeder vollen und halben Stunde gibt die "Tagesschau" aus Hamburg einen Nachrichtenüberblick, hinzu kommt aus Köln für Eilige ein "Newsflash" jeweils "Viertel nach" und "Viertel vor". Ein aus der Schweiz importierter "Wetterfrosch", Jörg Kachelmann, soll seine Vorhersagen verständlich präsentieren. Feste Plätze sollen auch Sportnachrichten und ein Verkehrsservice bekommen, bei dem die Zuschauer jede halbe Stunde auf immer wieder aktualisierten Computer-Karten ihrer jeweiligen Region sehen können, wo sich der Verkehr staut. Kinder und Jugendliche werden sich zu früher Stunde an "Mini-Krimis" oder der "Morgenmaus" erfreuen können.
Das ZDF-Magazin wird wie das RTL-Frühstücksfernsehen in Berlin produziert und soll "klassischen journalistischen Kriterien" folgen, dabei aber "unterhaltsam-freundlich", auch humorvoll und witzig und gelegentlich sogar schrill sein. Als Moderatoren hat sich das ZDF neue Gesichter ausgeguckt: Maybrit Illner und Cherno Jobatey, beide Berliner, beide noch keine 30. Wie die ARD setzt auch das ZDF auf feste Programmschemata - morgens ist eine klare Orientierung wichtiger als zu späteren Tageszeiten. Und beide öffentlich-rechtlichen Anstalten wollen vor allem mit ihrem dichten Korrespondentennetz die private Konkurrenz ausstechen. Die ARD hat dazu eigens ihre Büros in Washington und Moskau personell verstärkt.
Fernsehen auf nüchternen Magen schien nach einem Bericht aus dem Juli-Heft der ARD-Zeitschrift "Das Erste" bislang nicht eben das zu sein, was den Deutschen gerade noch gefehlt hätte. RTL plus und SAT 1 könnten "zusammen gerade 200 000 Zuschauer frühmorgens vor den Bildschirm locken", hieß es unter dem vielsagenden Hinweis, daß es "vielfach an schlechten Köchen und der dürftigen Kost" liege, "wenn die Leute ein Restaurant verschmähten".
"Das stimmt natürlich so nicht", weist Nic Jacob, Chef des Frühstücksfernsehens von RTL plus, die seinem Sender und SAT 1 zugeschriebenen Zuschauerzahlen aus der ARD-Zeitschrift zurück. "Uns schauen jeden Morgen rund eine Million Zuschauer zu - natürlich nicht jeder die ganze Zeit von sechs bis neun Uhr." Schließlich habe die GfK-Medienforschung gezeigt, daß "der Deutsche maximal eine halbe Stunde Frühstücksfernsehen" konsumiere. Kein Wunder, daß auch ARD und ZDF die wichtigsten aktuellen Meldungen des Morgens im Laufe der Drei-Stunden-Sendung in fortgeschriebener Form wiederholen wollen.
Mit einem Handicap müssen bis auf weiteres RTL plus und SAT 1 wie auch ZDF und ARD leben: Dort, wo sich die meisten deutschen Zuschauer die Zähne putzen, in ihre Kleider schlüpfen oder den Frühstückskaffee schlürfen, stehen keine Fernseher. Der Bildschirm nimmt bei den meisten Deutschen nach wie vor einen Ehrenplatz in der guten Stube ein. Aber Johannes Kaul, Leiter des ARD-Morgenmagazins, ist zuversichtlich: "Über kurz oder lang wird sich der Trend zum Zweitgerät durchsetzen." dpa
HELSINKI, 9. Juli (dpa). Der tschechoslowakische Präsident Vaclav Havel hat Europa vor dem Wiederaufleben der "Dämonen des Hasses, der Gewalt und des ethnischen Fanatismus" gewarnt. Ein halbes Jahrhundert lang habe der Kommunismus diese Probleme unterdrükken können. Nach der "politischen Explosion der Freiheit" kämen jetzt die alten Dämonen wieder, sagte Havel beim KSZE-Gipfel (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) am Donnerstag in Helsinki. "Es ist wie das Erwachen nach einer Narkose", sagte Havel. Es handele sich um eine "explosive Mischung" der Probleme, die eine "historische Herausforderung" für ganz Europa sei.
KISCHINJOW, 9. Juli (dpa). Bei Feuergefechten am Dnjestr trotz der geltenden Waffenruhe sind in der Nacht zum Donnerstag nach moldawischen Angaben zwei Polizisten getötet und acht verletzt worden. Das Sicherheitsministerium Moldawiens beschuldigte die separatistische "Dnjestr-Republik" außerdem, einen Kontrollbesuch militärischer Beobachter in der besonders umkämpften Stadt Dubossary verhindert zu haben. Die Gruppe mit Experten aus Rußland, der Ukraine, Moldawien und Rumänien wollte kontrollieren, ob Waffen der Rußland unterstehenden 14. Armee von dort zurück in die Kasernen geführt werden.
WIESBADEN (FR). Der Überschuß in der deutschen Handelsbilanz ist im Mai im Vormonatsvergleich erneut gesunken. Der Wert der Ausfuhren übertraf den des Imports nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 1,1 Milliarden Mark. Im April hatte der Aktivsaldo noch 2,3 Milliarden und im März sogar 4,9 Milliarden betragen. Allerdings fiel die Bilanz im Vorjahresvergleich zuletzt günstiger aus, denn im Mai 1991 hatte im internationalen Warenverkehr der Bundesrepublik noch ein Fehlbetrag von 0,7 Milliarden Mark zu Buche gestanden.
Tiefer in die "roten Zahlen" als im April rutschte auch die umfassendere Leistungsbilanz, in der zusätzlich zum Warenhandel beispielsweise die Dienst- und "unentgeltlichen" Leistungen (wie Zahlungen in die EG-Kasse) enthalten sind. Das Defizit belief sich auf 4,2 Milliarden Mark nach 1,9 Milliarden im Vormonat (revidierte Angabe). Im Vergleich zum Vorjahr (minus 4,8 Milliarden) gab es auch hier eine leichte Verbesserung.
Von Januar bis Mai dieses Jahres lief im Außenhandel ein gegenüber dem entsprechenden 91er Zeitraum rund verdoppelter Überschuß von 10,7 Milliarden Mark auf. Dagegen steht in der Leistungsbilanz, dem "außenwirtschaftlichen Hauptbuch" der Nation, ein Fehlbetrag von 14,9 Milliarden. Entscheidende Ursache dafür waren besagte "unentgeltliche Leistungen", die in den ersten fünf Monaten nahezu 22 Milliarden Mark betrugen.
BRINDISI, 9. Juli (dpa). Die italienischen Behörden haben 103 albanische Flüchtlinge wenige Stunden nach ihrer Ankunft in Brindisi nach Tirana zurückgeflogen. Wie die Behörden in der apulischen Stadt mitteilten, begleiteten 60 unbewaffnete Polizisten und Carabinieri die Albaner - unter ihnen 50 Militärangehörige sowie Frauen und Kinder - am Donnerstag in die Heimat zurück. Die Albaner haben den Angaben zufolge kurz nach Mitternacht widerstandslos das Flugzeug der "Alitalia" bestiegen. Ein Schiff der italienischen Marine hatte am Vortag das Flüchtlingsschiff "Mitas Dauti" vor der albanischen Küste bei der Hafenstadt Durazzo aufgebracht.
Die Idylle ist dahin. Unvermittelt und völlig überraschend wurde das Band zwischen dem Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach und seinem Manager Rolf Rüßmann (41) am Mittwoch nach zweijähriger Zusammenarbeit mit dem Hinauswurf des gelernten Bankkaufmanns zerschnitten. Weil der früher so honorig handelnde Klub-Vorstand des fünfmaligen Deutschen Meisters zu dem Zerwürfnis "beharrlich schweigen" und "keine schmutzige Wäsche waschen will" (Präsident Helmut Beyer), sind den Spekulationen alle Türen geöffnet. Rolf Rüßmann schaltete am Donnerstag den Dortmunder Anwalt Reinhard Rauball ein, der erst jüngst Schlagzeilen mit den Krabbe-Freisprüchen gemacht hatte.
In der anheimelnden Atmosphäre der Burg Wassenberg hatte das Vorstandstrio am Wochenende bei einer "Klausurtagung" (Beyer) den Streich gegen Rüßmann beschlossen. "Die Entscheidung fiel einstimmig", sagte Beyer am Donnerstag. Gemeinsam mit Hans-Peter Moll (2. Vorsitzender) und Dieter Frantzen (Schatzmeister und 3. Vorsitzender) wurde der Grashoff-Nachfolger mit sofortiger Wirkung "beurlaubt". Einen Vertrag hat der entlassene Rüßmann, der für Schalke 04 und Borussia Dortmund 453 Bundesliga-Spiele bestritt, noch bis zum 30. Juni 1993.
"Ich war wie vor den Kopf geschlagen", schilderte Rüßmann am Donnerstag seinen Eindruck im Augenblick des Trennungsurteils. "Ich verstehe die Welt nicht mehr, zumal man mir den gravierenden Schritt nicht erläutert hat." Sein Verhalten und Vorgehen gegenüber seinem bisherigen Arbeitgeber steckt Rüßmann mit Rauball ab. Daß er hinter der Attacke seinen Widerpart Jürgen Gelsdorf und Strömungen im Vorstand vermutet, ist klar. Beim Kampf um Macht und Kompetenzen waren der Trainer und der Manager verschiedentlich auf die Barrikaden gestiegen und hatten sich nach einem Burgfrieden im November 1991 fürderhin wie Hund und Katze verhalten. Gelsdorf, seit Oktober 1991 im Amt und mit einem Vertrag bis Saisonende 1993 ausgestattet, hatte energisch durchgesetzt, daß Rüßmann bei den Spielen von der Trainerbank verbannt wurde.
Seit Wolf Werner 1986 als erster Trainer in der Vereinsgeschichte in die Wüste geschickt worden war, rissen die Querelen im einst so beschaulichen Klub in der Provinz praktisch nicht ab. dpa
Für ein Novum in der jüngeren Geschichte der Fußball-Bundesliga sorgte am Donnerstag der 1. FC Dynamo Dresden. Der einzige ostdeutsche Vertreter in der höchsten Spielklasse erschien zum offiziellen Fototermin ohne Trikotwerbung. "Das Ganze ist für den Verein äußerst unangenehm", sagte Geschäftsführer Manfred Kluge.
Zur Präsidiumswahl am 30. Juni hatte der alte und neue Präsident Wolf-Rüdiger Ziegenbalg verkündet, es läge eine verbindliche Absichtserklärung eines führenden deutschen Reiseunternehmens (TUI) vor. Doch seitdem passierte nichts. Vielmehr verlautete aus Kreisen des Unternehmens, ein Werbevertrag mit Dynamo Dresden wäre völlig aus der Luft gegriffen. Am Mittwoch abend erklärte das Dynamo-Präsidium die Verhandlungen mit dem Reiseunternehmen für gescheitert. Nach einem neuen Hauptsponsor wird nun gesucht.
Am 30. Juni war der Vertrag mit dem bisherigen Hauptsponsor, einem Sportspielgerätehersteller (Löwen Sport), ausgelaufen. Seitens der Firma bestand kein Interesse, diesen Vertrag zu verlängern, da Dynamo bessere Konditionen verlangte. Die Dresdner hatten im ersten Bundesligajahr rund eine Million Mark erhalten, fordern nun aber 1,3 bis 1,5 Millionen Mark. dpa
MAINZ, 9. Juli (dpa). Geht ein Familienvater fremd und wird dabei von einem Nebenbuhler erschossen, darf den Hinterbliebenen die Versorgung nach dem Opferentschädigungsgesetz nicht verweigert werden. Mit diesem am Donnerstag veröffentlichten Urteil unterlag das Landesversorgungsamt Rheinland- Pfalz vor dem Landessozialgericht in Mainz.
Der Familienvater hatte eine Geliebte, die zugleich aber auch ein Verhältnis mit einem Polizisten hatte. Bei einem Streit zwischen den Nebenbuhlern erschoß der Polizist den Konkurrenten. Das Amt verweigerte dessen Hinterbliebenen die Versorgung, weil sich das Opfer mit dem Ehebruch und der außerehelichen Beziehung leichtfertig einer ständigen Gefährdung ausgesetzt habe. Das Gericht sah das anders: Der Ehebruch stehe in keinem Verhältnis zur Tat und seit 1969 nicht mehr unter Strafe. Hätte das Opfer überlebt, stünden ihm ohnehin Entschädigungsansprüche zu, die nun auf die Angehörigen übergegangen seien. (Az.: L 4 Vg 5/91).
Madrid (dpa). Spanische Archäologen haben in der Nähe von Burgos das bisher älteste Messer ausgegraben, das auf der iberischen Halbinsel je gefunden wurde. Nach Berichten der Zeitung "Diario 16" vom Donnerstag ist das 13 Zentimeter lange Quarzitmesser rund 700 000 Jahre alt. Die Archäologen hoffen nun, Überreste des Menschen zu finden, der das Messer fertigte oder benutzte. Die Archäologen schätzen, daß der Mensch, der das Quarzitmesser fertigte, nicht größer als 1,50 Meter war. Er gehört vermutlich nicht zur Linie des "Menschen von Atapuerca", den man in dieser Gegend fand, der aber nur 300 000 Jahre alt ist. dpa pe
PARIS (dpa/vwd). Die US-Fluggesellschaft United Airlines hat beim europäischen Hersteller Airbus 50 Maschinen des Kurzstreckenmodells A 320 fest bestellt und Optionen auf weitere 50 Flugzeuge desselben Typs erworben. Dies ist der größte Auftrag, den das Europa-Konsortium seit dem Verkauf von 100 A 320- Jets an das US-Unternehmen Northwest vor drei Jahren aus den Vereinigten Staaten erhalten hat. Der Wert des aktuellen Auftrags wird auf 2,4 bis drei Milliarden Dollar veranschlagt.
Laut Airbus soll das erste Flugzeug im November 1993 an United ausgeliefert werden. Der Großauftrag ist für die Europäer auch deswegen ein Erfolg, weil die US-Airline bislang ausschließlich Maschinen des Konkurrenten Boeing fliegt. Die neuen Airbus-Flugzeuge sollen nach und nach die 115 Boeing 727 ersetzen, die zur Flotte von United gehören. Der Börsenkurs von Boeing geriet in New York nach Bekanntgabe der Vereinbarung prompt unter Druck.
Dem Airbus-Konsortium kommt der Großauftrag gelegen, da seit Anfang des Jahres erst 17 Bestellungen für die 150sitzige A 320 hereinkamen und die Produktion bereits gedrosselt werden mußte.
Die Gesamtzahl der von weltweit 35 Kunden festbestellten A 320-Flugzeuge hat sich mit der neuen Order auf 701 erhöht. Davon wurden nach Angaben von Airbus 317 schon ausgeliefert.
Rest-Jugoslawien wird nun doch an den Olympischen Spielen in Barcelona teilnehmen können. Gut zwei Wochen vor der Eröffnung der Sommerspiele ist ein Arrangement zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) Jugoslawiens so gut wie sicher. Danach werden die Sportler Rest-Jugoslawiens in Barcelona unter Verzicht auf eigene Fahne und Hymne "nur als Einzelsportler" antreten. Sie sollen in weißer Kleidung unter der Bezeichnung "Mannschaft der Freundschaft" sowie der Olympia-Fahne und der olympischen Hymne an den Start gehen. Diese Lösung war von den Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen in München abgesegnet worden.
Der Vorschlag war vom IOC-Exekutivkomitee am Mittwoch abend nach einer Sitzung der Führungsspitze in Lausanne dem jugoslawischen NOK unterbreitet worden. Noch bevor eine offizielle Antwort an das IOC bekannt wurde, erklärte der Generalsekretär des jugoslawischen NOK, Caslav Veljic: "Wir schulden allen aus dem IOC und auch der spanischen Regierung Dank." Das jugoslawische NOK repräsentiert nur noch Serbien und Montenegro. Zeitungen in beiden Teilrepubliken berichteten am Donnerstag in großer Aufmachung über das IOC-Angebot und ließen keinen Zweifel an seiner Annahme aufkommen. Durch dieses Übereinkommen gelingt es Rest-Jugoslawien in letzter Minute, doch noch an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Dies schien nach den von der UN verhängten Sanktionen, die die Sportbeziehungen mit Rest-Jugoslawien untersagten, unmöglich zu sein. Spanien hatte sich zunächst geweigert, Sportler aus Serbien und Montenegro zu den Olympischen Spielen einreisen zu lassen.
Das Arrangement geht vor allem auf die Aktivitäten von IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch zurück, der unter anderem mit US-Präsident George Bush und dem britischen Premier John Major in Kontakt trat. Die Staats- und Regierungschefs stimmten am Rande des Wirtschaftsgipfels in München dem Kompromiß zu. Spaniens Regierungschef Felipe Gonzalez gab ebenfalls grünes Licht.
Neben der "Mannschaft der Freundschaft" ist das auseinandergefallene Jugoslawien in Barcelona noch durch Slowenien und Kroatien vertreten. dpa
AMSTERDAM, 9. Juli (dpa). Das Chemieunglück von Uithoorn bei Amsterdam hat drei Menschenleben gefordert. Die Behörden gaben am Donnerstag bekannt, die beiden noch Vermißten seien tot gefunden worden. Am Mittwoch abend war eine Leiche geborgen worden. Von den elf Verletzten befinden sich noch drei in Lebensgefahr.
Die Toten konnten noch nicht endgültig identifiziert werden. Vermutlich sind Feuerwehrleute unter ihnen. Die Serie der Explosionen auf dem Unternehmensgelände am Mittwoch hatte sich fortgesetzt, als die Rettungsmannschaften bereits auf dem Gelände waren. Die Ursache des Unglücks ist noch unklar.
STRASSBURG, 9. Juli (dpa). Das Europaparlament hat eine Soforthilfe für die von der Dürre betroffenen Landwirte in mehreren EG-Ländern gefordert. In West- und Ostdeutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien zeichneten sich Ernteausfälle von 30 Prozent bis hin zum Totalverlust ab, heißt es in einer am Donnerstag in Straßburg mit großer Mehrheit verabschiedeten Entschließung. Besonders in Ostdeutschland würden die neu privatisierten Betriebe durch erhöhte Futterkosten vom Konkurs bedroht. Zahlreiche Betriebe müßten aus Futtermangel ihren Tierbestand vorzeitig schlachten lassen.
Die Parlamentarier verlangten, die massiven Einkommensverluste der Landwirte mit Sonderzahlungen auszugleichen. Die EG-Kommission sollte "umgehend" einen entsprechenden Vorschlag ausarbeiten.
HAMBURG, 9. Juli (dpa). Eine kriminelle Skinhead-Bande hat die Polizei im Hamburger Stadtteil Harburg zerschlagen. Zwölf Jugendliche im Alter zwischen 17 und 20 Jahren, die sich zu den "Sinstorfer Skinheads" zusammengeschlossen hatten, müßten nun mit Strafverfahren wegen verschiedener Anschläge auf Ausländerwohnungen und ein Kulturhaus sowie Körperverletzungen rechnen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die rechtsextremistische Skinhead-Gruppe hatte eine eigene Musikband, die sogenannte "Oi-Musik" mit rassistischen Texten produzierte.
Der US-Medienkonzern Time Warner steigt beim neuen privaten Fernsehkanal Vox aus. Warner, der an Vox (vormals "Westschiene") 14,5 Prozent gehalten hat, ziehe sich aus dem Konsortium zurück, bestätigte jetzt ein Sprecher des weltweit größten Medienkonzers. Vox-Pressesprecher Bernd Samland bezeichnete den Rückzug als "absolut nicht überraschend".
Auf den für Anfang 1993 geplanten Sendestart sowie die Programmplanung habe dies keine Konsequenzen. Mit einer Reihe von Interessenten gebe es bereits Gespräche über den neu zu vergebenden Anteil.
Bedeutende Anteile an Vox halten die Westdeutsche Medienbeteiligungsgesellschaft mit 25,1 Prozent, die Bertelsmann- Tochter Ufa, die ihre 24,9 Prozent auf die Jahr-Gruppe übertragen hat, sowie die Holtzbrinck-Gruppe mit 14,5 Prozent. Vox hat nach Auskunft von Samland 150 Mitarbeiter unter Vertrag.
Bis zum Jahresende sollen es 350 feste und 100 freie Mitarbeiter werden. In den ersten fünf Jahren wird mit Anlaufverlusten von 500 bis 600 Millionen Mark gerechnet. dpa
Die meisten der 18 Trainer haben ihr Urteil über den Meister der 30. Saison in der Fußball-Bundesliga gefällt: Sie tippen vorrangig auf den wiederentdeckten Rekordhalter FC Bayern München, Titelverteidiger VfB Stuttgart und Vizemeister Borussia Dortmund.
Mit fünf festgelegten Stimmen (Stepanovic, Lattek, Gelsdorf, Funkel und Neururer) erhielt der FC Bayern auch ohne die zum AC Florenz abgewanderten Effenberg und Laudrup das eindeutigste Votum. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Auf Rang zwei der Hitliste landeten gemeinsam der Meister VfB Stuttgart mit drei nachdrücklich untermauerten Meinungen (Schäfer, Osieck, Bongartz) und die Dortmunder Parforcereiter mit den Stimmen des Kölners Jörg Berger, des neuen Kaiserslauterer Coaches Rainer Zobel, der im kalifornischen San Jose unumwunden zugab, daß bei seiner Wahl "viel Sympathie" eine Rolle gespielt habe, und des Dresdner Liga-Neulings Klaus Sammer.
An erster Stelle seines Sechser- Feldes nannte auch Leverkusens Reinhard Saftig seinen früheren Klub Dortmund. Keine Nennung für Platz eins erhielt die Frankfurter Eintracht, die am 16. Mai im aufregenden Foto- Finish ebenso noch vom VfB abgefangen wurde wie der BVB. Selbst deren Trainer Dragoslav Stepanovic hält sein Team für nicht so stark. Der Fc Bayern werde Meister, meinte der Serbe lächelnd.
Meistertrainer Christoph Daum tanzte aus der Reihe und legte sich auf den SV Werder Bremen als künftigen Titelträger fest, den auch Ottmar Hitzfeld und Reinhard Saftig auf ihren Listen, aber nicht an erster Stelle, haben. Als krassen Außenseiter "mit geringen Chancen" nannte der Ex- Schalker Peter Neururer (1. FC Saarbrücken) die königsblauen Gelsenkirchener.
Ansonsten setzt man auf die Favoriten der vergangenen Saison. Bremens Otto Rehhagel blieb seinem Ruf treu: Als einziger aus seiner Branche weigerte er sich, Farbe zu bekennen. Schwer tat sich auch das zweite "Nordlicht" Egon Coordes. "Nein, ich tippe nicht." Um sich dann doch auf etwas einzulassen: "Die Favoriten des Vorjahres werden auch diesmal wieder vorn sein. Die eine oder andere Überraschung ist möglich." dpa
STRASSBURG, 9. Juli (dpa). Das Europaparlament hat Norwegen wegen der Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs scharf verurteilt. "Die allermeisten Wale leben in internationalen Gewässern und können nicht als Eigentum irgendeiner Nation betrachtet werden", hieß es in der am Donnerstag in Straßburg verabschiedeten Entschließung. Die Abgeordneten unterstützten den Vorschlag der französischen Regierung, die südliche Halbkugel zu einem Zufluchtsort aller Wale zu erklären. Kritisiert wurden auch Japan und Island, die seit Beginn des zehnjährigen Walfangmoratoriums 1986 unter dem Vorwand wissenschaftlicher Zwecke die Meeressäuger immer wieder gefangen hätten.
TUNIS, 9. Juli (dpa). Nahezu 300 tunesische Moslem-Fundamentalisten, denen Verschwörung gegen den Staat angelastet wird, müssen sich seit Donnerstag vor einem Militärgericht in Tunis verantworten.
Unter den 279 Angeklagten, bei denen es sich um führende Mitglieder und Anhänger der verbotenen Fundamentalisten-Partei Ennahdha ("Wiedergeburt") handeln soll, sind etwa 100 Polizisten und Soldaten. Die Hauptangeklagten müssen mit der Todesstrafe rechnen.
Gegen Ennahdha-Chef Scheich Rachad Ghannouchi, der die angeblichen Komplottpläne stets bestritten hat, wird in Abwesenheit verhandelt. Er hält sich zur Zeit im Exil im Ausland auf. Den Angeklagten wird ein Komplott "in fünf Etappen" vorgeworfen, das in einenm Staatsstreich gipfeln sollte. Zum Prozeß sind internationale Beobachter zugelassen.
SOFIA, 9. Juli (dpa). Der 1990 gestürzte sozialistische Regierungschef Bulgariens, Andrej Lukanow, ist am Donnerstag in Haft genommen worden. Das meldete der Rundfunk in Sofia. Lukanow wird Veruntreuung von Staatsgeldern vorgeworfen.
STAVANGER, 9. Juli (dpa). Beim Beladen eines Tankschiffs an der norwegischen Ölförderplattform Statfjord B vor Stavanger sind am Donnerstag durch ein Leck 900 Kubikmeter Öl ins Meer gelaufen. Es bildete sich ein 600 000 Quadratmeter großer Ölteppich. Nach Angaben des Energiekonzerns Statoil legten kurz nach dem Unglück zwei Schiffe Ölsperren auf der ruhigen See aus. Nach Berichten der norwegischen Nachrichtenagentur NTB sollen Taucher die undichte Stelle in 145 Meter Tiefe jetzt näher untersuchen. Ein solches Leck sei das erste Mal bei dem unterseeischen Beladungssystem aufgetreten, teilte Statoil mit.
DÜSSELDORF, 10. Juli (dpa). Einen "Hungermarsch" aus der Dritten Welt in die reichen Industrieländer befürchtet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Zwischen den Entwicklungsländern und Industrienationen gebe es derzeit "Spannungen mit Explosivkraft", sagte DGB- Vorstandsmitglied Jochen Richert in Düsseldorf bei der Vorstellung der Zwischenbilanz "Fünf Jahre Nord-Süd-Netz" des DGB-Bildungswerks. Allein in den armen Ländern lebe eine Milliarde Menschen unterhalb des Existenzminimums.
Zur Überwindung der Spannungen seien "großzügige" Schuldenerlasse, eine zeitliche Streckung der Rückzahlungen sowie eine Verhinderung der Kapitalflucht erforderlich. Zudem müsse die demokratische Entwicklung in den armen Ländern gestärkt und die Korruption bekämpft werden.
HAMBURG (dpa/VWD/FR). In Westdeutschland steigen die Preise für Wohnimmobilien weiter, in Ostdeutschland dagegen tendieren sie abwärts. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Rings Deutscher Makler (RDM). Im fünften Jahr hintereinander seien Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und Bauplätze spürbar teurer geworden - je nach Objekt und Lage zwischen sieben und 14 Prozent im Vergleich zur Vorperiode. Und dieser Trend werde sich fortsetzen.
In den neuen Ländern hingegen beobachtet der Verband eine Beruhigung an der Preisfront, nachdem dort besonders in den ersten Monaten nach der Vereinigung enorme Summen für Objekte mit, gemessen am westlichen Standard, meist bescheidener Ausstattung gefordert worden waren. 1990 habe ein Einfamilienhaus in Dresden und Leipzig zwischen 500 000 und einer Million Mark gekostet, zur Zeit sei die halbe Million in vergleichbarer Kategorie die Obergrenze. Aber auch diese Preise sind nach Ansicht des Makler-Rings gegenüber einem vergleichbaren West-Standort noch immer relativ hoch.
In den neuen Ländern beziffern die Makler den Preis für ein Einfamilienhaus im Schnitt von 160 Kommunen derzeit mit 400 000 Mark. In Großstädten müßten zwischen 540 000 und 600 000 Mark hingeblättert werden. Wesentlich teurer seien vergleichbare Objekte nach wie vor in Süddeutschland, wo in der Spitze doppelt soviel verlangt werde.
BREMEN, 9. Juli (dpa). Das Bremer Landesamt für Verfassungsschutz hat 1989 rechtswidrig mehrere Wochen den gemeinsamen Telefonanschluß einer Wohngemeinschaft abgehört. Dieses Urteil des Bremer Verwaltungsgerichts wurde am Donnerstag vom Anwalt eines Klägers veröffentlicht (Az: 2 A 24/91). Das Gericht stellte fest, daß für den "Lauschangriff" die gesetzlichen Voraussetzungen fehlten.
Die Verfassungsschützer hatten die Vierer-Wohngemeinschaft verdächtigt, möglicherweise als "Autonome Zelle" zum terroristischen Umfeld zu gehören. Im Antrag an die Innenbehörde auf Telefonüberwachung hatten sie unter anderem auf einen möglichen Zusammenhang mit einem 1988 verübten Sprengstoffanschlag auf das Verwaltungsgebäude der AEG in Bremen verwiesen. Die Abhöraktion wurde vorzeitig wieder eingestellt, die gewonnenen Erkenntnisse hatten keinen Hinweis auf terroristischen Hintergrund erbracht.
Der zweimalige deutsche Eiskunstlauf- Meister Daniel Weiß hat seine Amateurlaufbahn beendet und sein Profidebüt in einer Eisshow in Blackpool/England gegeben. Das Engagement des 23jährigen Ingolstädters läuft bis zum November.
Zur Person:
PETER GAUWEILER, CSU-Chef in München, will Oberbürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt werden. Im Münchner Presse-Club sagte Gauweiler am Donnerstag, es wäre für ihn eine "persönliche Auszeichnung", wenn ihn seine Partei für die nächste OB-Wahl 1996 nominieren würde. dpa
PESCARA, 9. Juli (dpa). Eine junge Frau hat im mittelitalienischen Badeort Pescara 33 000 Lire (rund 45 Mark) Strafe zahlen müssen, weil sie die Quittung für ein gerade gekauftes Pizzastück nicht vorweisen konnte. Die Mitnahme von Quittungen nach einem Kauf ist in Italien Pflicht, weil die italienische Regierung Steuerbetrug eindämmen will. Die Frau aus Aquila in der Region Abruzzen war nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa ihrem zweijährigen Sohn nachgeeilt, als er unvermittelt auf die Straße rannte. Die Beamten der Finanzpolizei stellten einen Strafzettel aus.
Der erfolgreichste Zehnkämpfer der letzten Jahre, der Brite Daley Thompson, wird nicht an den Olympischen Spielen in Barcelona teilnehmen. Sein letzter Versuch, doch noch die britische Qualifikation-Norm von 7850 Punkten zu schaffen, endete am Donnerstag im Londoner Crystal Palace nach kaum fünf Sekunden. Der 33jährige zog sich beim 100-m-Lauf nach wenigen Metern einen Muskelfaserriß zu.
Der zweimalige Olympiasieger (1980/84), zweifache Europameister (1982/86) und Weltmeister (1983) hält seit dem Olympia-Duell von Los Angeles 1984 mit Jürgen Hingsen (Uerdingen/Dormagen) den Weltrekord mit 8847 Punkten.
Er wollte in Barcelona unbedingt zum fünften Mal an Olympischen Spielen teilnehmen. Thompson, der wegen zahlreicher Verletzungen seinen letzten vollen Zehnkampf vor vier Jahren beim vierten Olympia-Platz in Seoul bestritten hatte, war an der Norm sowohl bei der britischen Olympia-Qualifikation in Birmigham als auch in der Vorwoche in Trondheim, wo er nach der vierten Disziplin aufgeben mußte, gescheitert. dpa
EBERSWALDE, 9. Juli (dpa). Gegen zwei Polizisten, die bei einem tödlichen Überfall von Skinheads auf einen Angolaner in Eberswalde (Brandenburg) nicht eingegriffen hatten, ist jetzt von der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Das Verhalten der Zivilbeamten werde unter "allen rechtlichen Gesichtspunkten", unter anderem auch "wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge", geprüft, sagte ein Justizsprecher am Donnerstag.
Anlaß für die Ermittlungen ist die Aussage eines der Beamten in dem Prozeß gegen fünf Mitglieder der rechtsradikalen Szene vor dem Bezirksgericht Frankfurt/Oder. Die Angeklagten müssen sich wegen der Tötung des 28jährigen Angolaners Amadeu Antonio im November 1990 verantworten. (Siehe auch Seite 3)
Mit dem Diplom als lizenzierter Fußball-Lehrer in der Tasche hat Klaus Augenthaler seine zweite Karriere gestartet. Der 34 Jahre alte Weltmeister trat am Donnerstag seinen Dienst als Assistenztrainer beim FC Bayern München an.
KARLSRUHE (dpa). Mehrere hundert Städte können von 1995 an wieder frei über die Konzessionsvergabe für die Stromversorgung entscheiden. Nach einem Urteil des Kartellsenats des Bundesgerichtshofs (BGH) werden dann die zwischen den Kommunen und den Stromanbietern bestehenden Verträge unwirksam, wenn sie bis dahin eine Laufzeit von mindestens 20 Jahren erfüllt haben. Die Gründe für den Beschluß, dem ein Musterprozeß zwischen Rosenheim und den Isar-Amperwerken zugrunde lag, sind noch nicht bekannt. Nach Angaben des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) hat das Karlsruher Urteil für die Gemeinden erhebliche Bedeutung. Nach einem vom Verband und dem Deutschen Städtetag in Auftrag gegebenen Gutachten wollen über 230 Gemeinden die Stromversorgung auch in den eingemeindeten Gebieten künftig eigenen Firmen übertragen.
Nach dem BGH-Urteil müssen die Isar- Amperwerke alle der örtlichen Stromversorgung dienenden Anlagen in vier Stadtteilen Rosenheims sowie die dazugehörigen Unterlagen an die Stadt übergeben. Als Preis ist der Sachzeitwert abzüglich bestimmter Zuschüsse zu bezahlen. Jedoch dürfen die Isar-Amperwerke für die Netz-Entflechtung nichts verlangen. Nach Angaben des VKU kann Rosenheim das Versorgungsgebiet der vier Stadtteile von 1995 an auf die eigenen Stadtwerke übertragen. (Az: KZR 2/91 vom 7. Juli 1992)
Kiel (dpa). Die neue Wärmeperiode mit tagelanger Sonneneinstrahlung und Höchsttemperaturen bis über 25 Grad hat die Umweltsituation in Schleswig-Holstein erneut verschärft. Das Kieler Umweltministerium meldete am Donnerstag einen Jahresrekord von 46 Badeverboten. An mehreren Meßstellen wurden Ozonwerte oberhalb der Warngrenze registriert. Wegen des immer geringer werdenden Sauerstoffgehalts in der Elbe werde die Gefahr eines Fischsterbens in der Elbe immer größer.
Die Zahl der Badeverbote erhöhte sich nach einer Übersicht der Kreisgesundheitsämter im Vergleich zum Mittwoch um zehn. Betroffen sind vor allem Teiche und kleine Binnenseen, aber nur wenige große Seen. Außerdem gebe es ein vorsorgliches Badeverbot an der Ostseeküste: Es gilt an der Flensburger Außenförde für die Badestelle in Habernis bei Steinberghaff. Die Nordseeküste sei nicht betroffen.
"Die Gesamtzahl der Badeverbote ist - angesichts der gestiegenen Anforderungen an die Badewasserqualität und des Jahrhundertsommers mit hohen Luft- und Wassertemperaturen, die die Vermehrung von Bakterien begünstigen - als relativ gering anzusehen", erläuterte das Ministerium.
Im Hamburger Elbbereich ist der Sauerstoffgehalt nach Angaben der Umweltbehörde weiterhin unter dem kritischen Wert von drei Milligramm pro Liter. Mit dem Regen am vergangenen Wochenende seien zusätzliche Schadstoffe in den Fluß gespült worden, wodurch vermehrt Sauerstoff verbraucht werde. Die Gefahr eines Fischsterbens in der Elbe sei deshalb weiterhin akut. Auch die Situation der Vögel an der Hamburger Alster bleibe angespannt. Wegen der anhaltenden Hitze vermehren sich verstärkt Bakterien im Schlick des Gewässers. Diese nehmen die Tiere dann über die Nahrung auf. dpa cf
Der Nürnberger Gerd Audehm fährt bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt der Radamateure auch nach der zweiten Etappe im Gelben Trikot des Spitzenreiters. Audehm kam auf dem 144,9 km langen Teilstück von Simmern nach Bad Neuenahr-Ahrweiler mit einer achtköpfigen Spitzengruppe als Sechster ins Ziel und weist nun einen zweiminütigen Vorsprung in der Gesamtwertung auf. Den Spurt entschied der Schweizer Armin Meier für sich.
Großmeister Eric Lobron hat das Finale des Schnellschach-Turniers der Weltelite in Brüssel erreicht. Der 32jährige Wiesbadener besiegte in der Vorschlußrunde Predrag Nikolic (Bosnien) mit 1,5:0,5. Nach einem Remis in der ersten Partie stellte Nikolic nach 59 Zügen in der zweiten Begegnung die Uhr ab.
Das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland hat am Donnerstag die Nominierung der Schwimmerin Astrid Strauß (SC Magdeburg) zu den Olympischen Spielen in Barcelona abgelehnt. Eine Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder des NOK-Präsidiums hatte sich bereits vor Abschluß der schriftlichen NOK-Umfrage gegen die 23jährige Magdeburgerin ausgesprochen, die des Doping-Mißbrauchs verdächtigt wird.
"In Abstimmung mit dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) wird das NOK eine provisorische Meldung von Astrid Strauß zum 10. Juli 1992 abgeben. Dies geschieht lediglich zur fairen Wahrung aller Rechte der Athletin. Eine Vorentscheidung für die Entsendung von Astrid Strauß durch das NOK bedeutet das nicht", hieß es in einer NOK-Mitteilung.
Das NOK forderte den DSV auf, das Verfahren vor der Abreise der Olympia- Mannschaft abzuschließen. "Bis Barcelona ist das nicht zu schaffen. Rechtsstaatliche Gesichtspunkte sprechen dagegen. Mit dieser Erklärung versteckt sich das NOK hinter anderen. Dagegen haben die NOK-Präsidiumsmitglieder eine klare Entscheidung gefällt", meinte DSV-Doping-Beauftragter Harm Beyer.
Werner Schreiber, der Präsident des SC Magdeburg und Arbeits- und Sozialminister von Sachsen-Anhalt, nannte die Entscheidung des NOK-Präsidiums "unverständlich". "Im Zweifelsfalle muß für den Athleten entschieden werden: Das Urteil, das mir noch nicht schriftlich vorliegt, klingt nach Rechthaberei. Die jetzige Terminlage ist durch Verschulden des DSV eingetreten, der genügend Zeit für eine faire Verhandlung hatte", erklärte Schreiber.
Am Donnerstag hatte der SC Magdeburg auf einer Pressekonferenz ein Gutachten des Toxikologen Dr. Bernd Lößner von der Medizinischen Akademie Magdeburg präsentiert, das die Unschuld von Astrid Strauß beweisen sollte. Dieses Gutachten stellt unter anderem fest, daß "bei Astrid Strauß gegenüber der Normalpopulation ein erhöhter Basalwert des Testosteron-Epitestosteron-Wertes zwischen 3 und 4 vorliegt. Normal ist ein Quotient zwischen 1 bis 1,2". Laut SCM- Geschäftsführer Bernd-Uwe Hildebrandt haben wissenschaftliche Ergebnisse aus Oxford und London schon früher bei vier Sportlerinnen eine Verdoppelung des Testosteron-Spiegels nach Alkoholgenuß bewiesen. dpa
GIOTTO FLOG AN KOMET vorbei. Die europäische Raumsonde passierte nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt am Freitag nachmittag den Kometen Grigg-Skjellerup. Von dem Vorbeiflug in 1000 Kilometern Entfernung werden Erkenntnisse über Zusammensetzung und Dichte des Kometen erwartet. Bereits 1986 hatte "Giotto" mit einer Mission zum Halleyschen Kometen für Aufsehen gesorgt. Dabei "erblindeten" damals seine Kameras, so daß diesmal nur die Übermittlung von Meßdaten erwartet wird. Der Schweifstern Grigg-Skjellerup besteht wie alle Kometen wahrscheinlich aus Wasser und Staubteilchen. Er hat einen geringen Durchmesser von nur drei Kilometern. Die Oberfläche des rund 4,5 Milliarden Jahre alten Kometen ist bereits fast völlig verdampft - deshalb leuchtet er nicht so wie der Halleysche Komet. Unser AP-Bild zeigt eine Computerdarstellung.
Kai Hundertmarck (Kelsterbach) feierte bei der 14. Internationalen Radrundfahrt seinen ersten Tagessieg. Er bestimmte das Rennen auf regennaßem Kopfsteinpflaster über die gesamte Distanz von 73 Kilometern. Rajmund Lehnert wurde Zweiter. Ihm ist der Gesamtsieg jedoch kaum noch zu nehmen. Nach sieben von neun Etappen hat der Dortmunder 15 Punkte Vorsprung auf den Polen Joakim Halupzok.
Bei den Scottish Open der Profigolfer hat Bernhard Langer am zweiten Tag auf dem King's Course der traditionsreichen Gleneagle-Anlage bei Perth seine Führung eingebüßt. Der 35jährige Anhausener schaffte nach dem mit 62 Schlägen eingestellten Platzrekord vom Vortag auf den zweiten 18 Löchern am Donnerstag nur eine Runde von 67 Schlägen bei Par 70 und rutschte auf den dritten Rang ab.
OTTAWA, 10. Juli (dpa). Die Regierung von Quebec, die nach Unabhängigkeit strebt, hat am Donnerstag auf das jüngste Verhandlungsangebot der anderen kanadischen Provinzen weder mit einem klaren Ja noch mit Nein reagiert. Quebecs Ministerpräsident Robert Bourassa sagte, er lehne das umfangreiche Paket von Reformvorschlägen für Kanadas Verfassung nicht ab, wünsche aber Verbesserungen zugunsten Quebecs. In den Vorschlägen war Quebec bereits ein Sonderstatus zugestanden worden.
Bourassa sagte nicht, ob er an den Verhandlungstisch zurückkehren werde. Er sprach von "erheblichen Fortschritten", die die anderen Provinzen bei der Suche nach einem Kompromiß gemacht hätten. Ziel seiner Regierung sei es, Quebec als Nation weiterzuentwickeln, aber dabei nicht "Kanada zu zerstören".
BONN (dpa/rtr/FR). Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) wirft der Bonner Regierung von CDU/CSU und FDP Versagen in wichtigen Punkten vor. Die in den Koalitionsvereinbarungen versprochene Nettosteuerentlastung der Unternehmen, so DIHT-Präsident Hans Peter Stihl, werde nicht verwirklicht. Bei der Pflegeversicherung sei ein "sachlich verfehlter und unsolider Entschluß" gefaßt worden, und die Verhandlungen im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) hingen immer noch in der Luft. "Die Wirtschaft entläßt die Politik mit einem sehr gemischten Urteil in die Ferien, darunter dreimal ,mangelhaft'". Einzig der Haushaltspolitik bescheinigt Stihl eine "gute Zwei" (nach Schul-Maßstäben wäre das ein schwacher Trost: wer drei Fünfen im Zeugnis hat, ist bekanntlich sitzengeblieben). Beschämend, so der DIHT-Obere in seiner - im Verhältnis zu den Konservativ-Liberalen beispiellosen und an Deutlichkeit kaum zu übertreffenden - Philippika, sei der Umgang der Koalitionäre untereinander. Sie hätten in den vergangenen Monaten ein Trauerspiel aufgeführt. Brennende Probleme gingen im "Sumpf von Streitereien und Entscheidungsunlust verloren".
Daß in der Uruguay-Runde des Gatt auf dem Münchener Siebener-Gipfel wiederum kein Durchbruch erzielt wurde, sei sicherlich nicht nur der Bundesregierung anzukreiden. Aber die gesamte Weltwirtschaft warte auf eine Lösung, denn gerade für Osteuropa wäre eine Öffnung der Märkte die wirksamste Hilfe. Verdrossenheit gebe es bei den Unternehmen auch darüber, wie das Thema Industriestandort Deutschland behandelt werde. Dabei gehe es nicht nur um Steuern und Löhne, sondern auch um die Qualität von Schulen und Hochschulen, um die Dauer von Genehmigungsverfahren oder die Privatisierung beispielsweise der Lufthansa, der Bahn, der Telekom und der Postbank. "Überall hapert es", konstatiert Stihl. Lösungen würden auf die lange Bank geschoben, zerredet, und wenn sie dann kämen, seien sie falsch.
Für die Pflegeabsicherung sei ein "Kostensprengsatz" gebastelt worden. Die Firmen müßten auf einem langfristig garantierten Ausgleich zusätzlichen Aufwands bestehen, der aber mit den getroffenen Entscheidungen nicht zu verwirklichen sei. Stihl zufolge könnte eine Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung um zwei Prozentpunkte zumindest "eine erste Runde ermöglichen". Ohne verläßliche Kompensation müsse die Pflegesozialversicherung so schnell wie möglich begraben werden. Sie sei "ein Luxus, der nicht mehr finanzierbar ist".
Lobend äußert sich Stihl nur zum Bonner Sparhaushalt; Steuererhöhungen seien nicht notwendig. Was die Finanzierung der Bahnreform angeht, habe er Verständnis für "Ausgleichsmaßnahmen" beim Auto- und insbesondere Transitverkehr. Eine Anhebung der Mineralölsteuer wäre die zweitbeste Lösung, doch gebe es hier im EG-Vergleich noch Spielraum.
BONN, 9. Juli (dpa/FR). Die Sozialdemokraten in Bonn haben die Bundesregierung vor einem Einsatz deutscher Marineflieger im Jugoslawienkonflikt gewarnt, da dieser verfassungswidrig wäre. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, forderte Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) am Donnerstag auf, die Pläne für Einsätze von Aufklärungsflugzeugen der Bundesmarine zur Überwachung eines Handelsembargos gegen Serbien und Montenegro aufzugeben. Ein entsprechendes Angebot an die Westeuropäische Union (WEU) entbehre der verfassungsrechtlichen Voraussetzung. Es sei klar, daß damit die Bundeswehr zu anderen Zwecken als zur Verteidigung eingesetzt würde.
"Es handelt sich unzweideutig um einen aktiven Bundeswehrbeitrag zu einer Militäraktion, die außerhalb des NATO-Gebietes und des NATO-Auftrages stattfindet", sagte Klose. Er warnte die Bundesregierung, "ihre Taktik des Mißbrauchs der Jugoslawienkrise zum Zwekke der schleichenden Aushöhlung der verfassungsrechtlichen Beschränkungen des Bundeswehreinsatzes fortzusetzen".
Vor einem militärischen Eingriff im ehemaligen Jugoslawien warnte auch der Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Egon Bahr. Im Hessischen Rundfunk sagte der SPD-Politiker: "Es ist Wahnsinn, wie auch bei uns diskutiert wird, mit Säbeln anderer, mit denen wir rasseln." Allein zur Absicherung des Flughafens der bosnischen Hauptstadt Sarajewo würden 50 000 Soldaten benötigt, so Bahr. Ein Truppeneinsatz von außen könne also nur ein riesiges Blutbad anrichten.
Der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien kann nach Bahrs Auffassung nur durch innenpolitische Veränderungen dort beendet werden. "Man muß dem neuen Ministerpräsidenten Milan Panic Zeit geben, seine eigene Politik zu entwickeln", mahnte er. Als besonders gefährlichen Weg bezeichnete er den möglichen militärischen Eingriff durch das westeuropäische Bündnis WEU: "Die WEU stellt sich damit eine Blankovollmacht ohne jegliche vertragliche Grundlage aus."
BONN, 9. Juli (dpa/ulf). Bund und Länder haben sich am Donnerstag in Bonn in der gemeinsamen Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) darauf geeinigt, die Mittel für das Erneuerungsprogramm der ostdeutschen Hochschulen aufzustocken. Wie Forschungs-Staatssekretär Gebhard Ziller mitteilte, werden 667 Millionen Mark zusätzlich bereitgestellt, von denen 500 Millionen Mark der Bund und 167 Millionen Mark die Länderseite trägt.
Das vor einem Jahr vereinbarte Erneuerungsprogramm sah für eine Laufzeit von fünf Jahren bisher Aufwendungen von insgesamt 1,76 Milliarden Mark vor. Nach Angaben Zillers wird die Eingliederung von 2000 Wissenschaftlern, die an der früheren DDR-Akademie tätig waren, in die Hochschulen der neuen Länder auf fünf Jahre verlängert. Außerdem gibt es ein Sonderprogramm für Investitionen an außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Im Streit um den Bonner Sparkurs beim Ausbau der Hochschulen in den alten Ländern äußerte Niedersachsen am Donnerstag heftigen Protest gegen die Bonner Vorgaben und wies auf die "verheerenden Folgen" hin. Das Kultusministerium warf der Bundesregierung vor, die Verabschiedung des 22. Rahmenplans für den Hochschulausbau verhindert zu haben. Einen "derart einschneidenden Eingriff", wie ihn Bonn plane, könnten die Länder nicht hinnehmen, heißt es aus Niedersachsen. Die Bundesregierung hatte vorgeschlagen, ab sofort in den alten Ländern keine neuen Projekte mehr anlaufen zu lassen und die laufenden in erheblichem Maße zu strecken. Außerdem sollten die Mittel für Großgeräte reduziert werden.
"Mit der Reduzierung der Mittel für den Hochschulbau in den alten Ländern verweigert die Bundesregierung wissentlich ihre Verpflichtung zur Zukunftssicherung", heißt es. "Die Konkurrenzfähigkeit . . . auf dem internationalen Markt ist damit nachhaltig gefährdet."
P A R I S / S A R A J E W O , 9. Juli (AFP/dpa/AP/Reuter). Frankreich hat die Entsendung von neun Kampfhubschraubern nach Bosnien-Herzegowina beschlossen. Wie die französischen Streitkräfte am Donnerstag mitteilten, sollen die Hubschrauber sich am "Schutz von Sarajewo" beteiligen.
Die fünf französischen Hubschrauber vom Typ "Puma" sowie vier vom Typ "Gazelle" mit insgesamt 144 Besatzungsmitgliedern sollen am kommenden Mittwoch im Mittelmeerhafen Toulon von dem Landungsboot-Mutterschiff "Foudre" an Bord genommen werden, teilte Paris mit. Das Schiff wird am darauffolgenden Sonntag im kroatischen Hafen Rijeka anlegen, von wo aus die Hubschrauber nach Sarajewo weiterfliegen.
Bis zum 23. Juli will Frankreich auch weitere 580 Soldaten zur Verstärkung der UN-Friedenstruppen nach Sarajewo entsenden. Derzeit sind 120 französische Blauhelme am Schutz des Flughafens der kroatischen Hauptstadt beteiligt.
CSU-Generalsekretär Erwin Huber forderte den UN-Sicherheitsrat auf, notfalls einen internationalen Kampfeinsatz zur Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina vorzusehen. Der "Kölnischen/ Bonner Rundschau" vom Donnerstag sagte Huber: "Der UN-Sicherheitsrat muß einen internationalen Kampfeinsatz konkret ins Auge fassen, wenn andere Maßnahmen nichts helfen - wie bei der Befreiung Kuwaits." Die Frage einer deutschen Beteiligung an einer derartigen Aktion stelle sich freilich aus historischen Gründen nicht.
Vor einem internationalen Kampfeinsatz müßten alle anderen Möglichkeiten zur Beilegung des Krieges ausgeschöpft sein, betonte der CSU-Generalsekretär. Der UN-Sicherheitsrat müsse umgehend zusammentreten, um über die vom Münchner Wirtschaftsgipfel geforderte militärische Sicherung von Hilfslieferungen zu entscheiden. "In diesem Zusammenhang wäre es gut, wenn der Sicherheitsrat über die Lieferung von Abwehrwaffen an die Verteidiger positiv nachdenken würde, um die kroatische und bosnische Zivilbevölkerung vor der hochgerüsteten Armee Rest-Jugoslawiens zu schützen", sagte Huber. Als weitere mögliche Maßnahmen erwähnte er ein Ölembargo und die Unterstützung der demokratischen Opposition in Serbien.
Der Abrüstungsexperte und Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Egon Bahr (SPD), warnte hingegen nachdrücklich vor einem militärischen Eingriff in Jugoslawien. Dem Hessischen Rundfunk sagte Bahr am Donnerstag, allein zur Absicherung des Flughafens in Sarajewo würden 50 000 Soldaten benötigt. Ein Truppeneinsatz von außen könne folglich nur ein riesiges Blutbad anrichten.
Im Vorfeld des am (heutigen) Donnerstag begonnenen KSZE-Gipfels in Helsinki begrüßte Bahr den Ausschluß Jugoslawiens für 100 Tage aus der Organisation, bezeichnete diese Maßnahme aber zugleich als wirkungslos. Auf dem dreitägigen Gipfel gehe es darum, die KSZE zu einem Instrument auszubauen, das ihr ein eigenständiges Krisenmanagement ermögliche. Der Bürgerkrieg in Jugoslawien kann nach Einschätzung des Hamburger Friedensforschers nur durch innenpolitische Veränderungen beendet werden. "Man muß dem neuen Ministerpräsidenten Milan Panic Zeit geben, seine eigene Politik zu entwickeln", sagrte Bahr. Als besonders gefährlichen Weg bezeichnete der SPD-Abrüstungsexperte den möglichen militärischen Eingriff durch die Westeuropäische Union (WEU). "Die WEU stellt sich damit eine Blankovollmacht ohne jegliche vertragliche Grundlage aus", sagte Bahr.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl- Heinz Hornhues kritisierte den Jugoslawien-Beschluß der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) als eine "krasse Fehlentscheidung". Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag sagte Hornhues, Jugoslawien hätte völlig aus der KSZE ausgeschlossen werden müssen.
Mit der Suspendierung für 100 Tage sei wieder eine Chance zur Schaffung klarer Verhältnisse vertan worden, meinte der CDU-Politiker. Ein Staat, der nicht mehr existiere, könne auch nicht länger KSZE-Mitglied sein. Ein neues Rest-Jugoslawien müsse als "Eintrittskarte" zur KSZE zunächst den Beweis erbringen, daß es die in Kopenhagen und Paris festgelegten Grundsätze beachte, forderte Hornhues. Dazu gehörten das Bekenntnis zu demokratischen Wertvorstellungen und die Respektierung der Minderheitenrechte. Vor allem gegen diese Prinzipien verstießen jedoch die Serben Tag für Tag.
"Wenn es um Leben und Tod ungezählter Menschen geht, darf die KSZE kein Papiertiger sein", betonte der CDU-Politiker. Es sei deshalb dringend notwendig, einen gewissen Automatismus für die Verhängung von Sanktionen zu schaffen, damit nicht weiterhin faule Kompromisse geschlossen würden. Die KSZE müsse ihre Instrumente für ein Krisenmanagement schärfen, um ihrem eigenen Auftrag gerecht zu werden. "Solange die kriegführenden Serben KSZE-Mitglied bleiben, kann davon keine Rede sein", meinte Hornhues.
Der Beamte sagte einen "langen und schwierigen Prozeß" voraus, ehe Bosnien das von Serben und Kroaten eroberte Land zurückerhalten werde. "Wenn wir keinen Grenzpfosten eingeschlagen hätten, hätte nichts die Teilung Bosniens gestoppt. Bis jetzt hat er gehalten."
Der Generalsekretär der Westeuropäischen Union (WEU), Willem van Eekelen, sagte, er hoffe, daß die Außenminister des Verteidigungsbündnisses am Rande des KSZE-Gipfels in Helsinki der Entsendung von Kriegsschiffen nach Jugoslawien zustimmten. Diese sollten die Hilfslieferungen für die bosnische Bevölkerung absichern und die Einhaltung der UN-Sanktionen gegen Jugoslawien kontrollieren, sagte van Eekelen.
Die meisten Länder hätten die Notwendigkeit eines militärischen Schutzes für die humanitären Bemühungen erkannt, sagte van Eekelen weiter. Einen massiven Einsatz von Bodentruppen zum Schutz der Hilfsaktionen schloß er aber aus. Erneut schwere Kämpfe
In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo sind am Mittwoch abend erneut schwere Kämpfe ausgebrochen. Die serbischen Truppen, die die Stadt belagern, und moslemische und kroatische Verteidiger lieferten sich in der Nacht heftige Gefechte. Der bosnische Rundfunkjournalist Zoran Pirolic berichtete, es handle sich um die schwersten Artillerieduelle seit Wochen. Überall in der Stadt gebe es Einschläge.
Radio Sarajewo meldete, seit Dienstag seien in der Hauptstadt 14 Menschen getötet worden, in ganz Bosnien-Herzegowina 23. Die 380 000 Menschen in der Stadt werden seit Tagen über eine Luftbrücke mit Nahrungsmitteln und Hilfsgütern versorgt. Nach Angaben Ogatas sind bisher 900 Tonnen geliefert worden. Trotzdem müsse die Luftbrücke durch Hilfskonvois auf dem Landweg ergänzt werden.
Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) benötigt zusätzliche Lastwagen und Fahrer, um Bosnien-Herzegowina über den Landweg mit dringenden Hilfsgütern zu versorgen. Dies wurde in einer in Genf veröffentlichten Erklärung mitgeteilt. Etwa 1500 Tonnen Lebensmittel und Hilfsgüter wurden nach diesen Angaben in den vergangenen drei Wochen auf dem Landweg transportiert. Es mangele jedoch an Fahrern und Fahrzeugen. Außerdem könnten nicht alle Regionen versorgt werden, die Hilfe benötigten. Am Mittwoch waren im Rahmen der Luftbrücke 18 Flugzeuge aus neun Ländern in Sarajewo gelandet.
HARARE, 9. Juli (AFP). Die Dürrekatastrophe in Simbabwe schlägt nicht nur die Menschen in die Flucht. Tausende von Nilpferden, Elefanten und Antilopen werden zur Zeit per Lastwagen vom Gonarezhou-Nationalpark an der Grenze zu Mosambik in den Nordwesten des Landes verfrachtet, wo gelegentliche Regenfälle Aussicht auf ein Überleben verheißen. Die Zustände in dem zweitgrößten Nationalpark des Landes sind verheerend. Tausende von Tieren sind bereits verendet, und Tausende weitere müssen erschossen werden, um wenigstens den restlichen Überlebenden eine Chance zu geben. Für Touristen ist das fünf Millionen Hektar große Gebiet schon seit längerem geschlossen. Das riesige Gebiet ähnelt inzwischen eher einem offenen Massengrab für Tiere als einem Naturschutzpark. "Es ist einfach schauderhaft, hier wimmelt es nur so von ausgebleichten Skeletten", meint auch Colin Saunders, der die Rettungsaktion für die Tiere koordiniert. Nur etwa hundert Flußpferde haben bislang die schwerste Dürrekatastrophe dieses Jahrhunderts überlebt; und auch sie haben Mühe, ein Wasserloch zu finden, das tief genug zum Abtauchen ist. Einige Farmer mit eigener Wasserversorgung haben sich inzwischen zur Aufnahme dieser ungewöhnlichen Hausgäste bereit erklärt. Die anderen sollen durch den trockenen Winter durchgefüttert und -geduscht werden, bis der Regen einsetzt.
Für einen Teil der gefährdeten Weißschwanzgnus, Hirsch- und Kuhantilopen fanden die Tierschützer Notunterkunft in einem 1000 Kilometer entfernten Safaripark nahe den Viktoriafällen. Auch für die Zebras konnten private Gastgeber gefunden werden. Nur bei den Elefanten ist es nicht so einfach. Die meisten Jungtiere sollen zwar ins Exil, ihre Eltern aber müssen dableiben. Für ein Drittel der 6000 in Gonarezhou lebenden Dickhäuter kommt dies einem Todesurteil gleich. Sie sollen genauso wie 5000 Impala, die kleinen Schwarzfersenantilopen mit dem weitgeschwungenen Gehörn, erschossen werden. Deren Fleisch soll kostenlos an die in der Nähe des Parks lebenden Menschen verteilt werden, die einen Großteil ihres Getreides und ihrer Nutztiere ebenfalls durch die Dürre verloren haben. Flora und Fauna des Parks sind inzwischen derart angegriffen, daß laut Saunders mindestens zwei Jahre und heftige Regenperioden erforderlich sind, bis sich die Natur wieder halbwegs erholt hat. Zusätzlich erschwert wird die Rettung des Parks durch die mangelhafte finanzielle Ausstattung seiner Naturschützer. Dabei stapeln sich Tausende von wertvollen Elfenbeinhörner der Schwarzen Nashörner nutzlos in Lagern der Regierung. Erst vor kurzem waren in einer großangelegten Aktion allen Schwarzen Nashörnern die Hörner abgesägt worden, um die vom Aussterben bedrohten Tiere vor der Gier der Wilderer zu retten. Doch der Verkauf der Hörner ist international untersagt. Selbst ein Appell an die Artenschutzkonferenz, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen, fruchtete nichts.
JOHANNESBURG, 9. Juli (AFP). Einer der führenden südafrikanischen Filmemacher, David Feldman, ist am Mittwoch in seinem Johannesburger Büro bei einem Familienstreit zusammen mit seinem Steuerberater erschossen worden. Feldman, der 1990 in Cannes einen Goldenen Löwen für einen Werbespot gewonnen hatte, wollte Polizeiangaben zufolge eine seiner Angestellten vor ihrem bewaffneten Ehemann schützen. Feldman starb durch einen Kopfschuß. Sein Steuerberater sei in die Brust geschossen worden. Der Angreifer habe sich selbst erschossen, als die Polizei ihn stellen wollte.
PASADENA, 9. Juli (AFP). Auch ein siebter Versuch von NASA-Ingenieuren, die Antenne der Raumsonde "Galilei" zu entfalten, ist am Mittwoch gescheitert. Wie die US-Raumfahrtbehörde NASA mitteilte, hatten die NASA-Techniker die Antenne zunächst "erwärmt", indem sie sie vom 29. Juni bis 1. Juli der Sonne zudrehten. Danach sei sie von Montag bis Mittwoch durch eine halbe Drehung um sich selbst "abgekühlt" worden. Die übertragenen Daten zeigten jedoch, daß diese Manöver mißlungen seien, teilte der Leiter der Mission, Neal Ausman, im kalifornischen Pasadena mit.
Die Antenne, die einem Regenschirm mit einem Durchmesser von etwa sechs Metern gleicht, hatte sich im April 1991 im Weltraum nicht völlig entfaltet. NASA-Techniker vermuten, daß drei der 18 Spanner des Regenschirms seit Beginn der Mission blockiert sind. Die US-Raumfahrtbehörde geht davon aus, daß die Beobachtungen des Jupiter, die die Sonde zwischen 1995 und 1997 vornehmen soll, stark beeinträchtigt werden könnten.
WASHINGTON, 9. Juli (AFP). Der 32jährige Steven Provost wird künftig das Team der Redenschreiber von US- Präsident George Bush leiten. Wie das Weiße Haus mitteilte, wird Provost den Titel Kommunikationsberater des Präsidenten führen.
KSZE-Gipfel Appell gegen Kriege
HELSINKI, 9. Juli (dpa/AFP). Mit einem Appell zur Beilegung der gegenwärtigen Kriege in Europa hat der finnische Staatschef Mauno Koivisto den Gipfel der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki eröffnet. "Im Namen der Menschlichkeit appellieren wir an alle Verantwortlichen, einem glaubhaften und dauerhaften Waffenstillstand zuzustimmen", sagte Koivisto zum Auftakt der zweitägigen Sitzung am Donnerstag. Es sei die "erste Pflicht" aller KSZE-Mitglieder, alles zu tun, damit "den unschuldigen Opfern humanitäre Hilfe geleistet" werde. Zudem seien auch die Ursachen der verschiedenen Kriege auszuräumen.
Die KSZE, deren Startschuß 1975 in der finnischen Hauptstadt fiel, zählt derzeit 52 Miglieder aus ganz Europa, den USA und Kanada. Der Stuhl Rest-Jugoslawiens bleibt leer. Serbien und Montenegro sind wegen ihrer Rolle im Krieg auf dem Balkan bis Mitte Oktober von allen KSZE-Sitzungen ausgeschlossen worden. Japan nimmt als Sondergast am Gipfel teil. Der Donnerstag ist Reden der Staats- und Regierungschefs gewidmet. Darunter sind Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der noch amtierende tschechoslowakische Präsident Vaclav Havel, der französische Staatschef François Mitterrand und US-Präsident George Bush.
Die 51 KSZE-Mitgliedsstaaten wollen sich bei ihrem Gipfel zu einer sogenannten regionalen Abmachung der Vereinten Nationen, einer UN-Unterorganisation, erklären.
Nach der UN-Charta ist die KSZE dann berechtigt, in Abstimmung mit der Weltorganisation eigene friedenserhaltende Maßnahmen zu ergreifen. Am Freitag werden die Außenminister der WEU am Rande des KSZE-Gipfels über ein Eingreifen in den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien beraten.
BIG BEAR LAKE, 9. Juli (AFP). Das Gebiet von Big Bear Lake in Kalifornien ist am späten Mittwoch von einem Nachbeben der Stärke 5,4 auf der Richterskala erschüttert worden. Nach Angaben der Behörden wurden hierbei 11 Menschen leicht verletzt, ihre Häuser wurden beschädigt. Die Erschütterungen des Bebens waren noch im 110 Kilometer entfernten Los Angeles zu spüren. Die Feuerwehr berichtete, daß in Big Bear Lake zwei Häuser au ihren Fundamenten gerissen wurden, und ein drittes in Flammen aufging.
BRINDISI, 9. Juli (AFP). Italien hat am Donnerstag 103 albanische Flüchtlinge abgeschoben, die am Vorabend im Hafen von Brindisi angekommen waren. Wie die Verwaltung der süditalienischen Hafenstadt mitteilte, wurden sie in Begleitung mehrerer Dutzend Carabinieri mit ei- ner Sondermaschine der Fluggesellschaft Alitalia nach Albanien ausgeflogen. Unter den Fluchtwilligen befanden sich rund 50 Soldaten, fünf Frauen und mehrere Kinder. Kein Flüchtling leistete Widerstand.
Die Gruppe hatte nach Angaben der italienischen Marine am Mittwoch die Besatzung eines Militärbootes im albanischen Saseno gezwungen, Kurs Richtung Italien zu nehmen. Jedoch war das Boot unterwegs von der italienischen Marine abgefangen worden. In Italien erhielten die Albaner eine warme Mahlzeit, bevor sie zum Flughafen gebracht wurden.
Seit mehreren Tagen versuchen Tausende Albaner im Hafen von Durres, Schiffe in Richtung Italien zu besteigen. Im Vorjahr hatte Italien rund 20 000 albanische Bootsflüchtlinge zwangsweise in ihre Heimat zurückgebracht.
In der albanischen Hafenstadt Vlora wurden am Mittwoch 15 Polizisten bei Zusammenstößen mit Flüchtlingen verletzt. Wie die örtliche Polizei mitteilte, versuchten etwa 2000 Personen, im Hafen liegende Schiffe zu entern. Unter Einsatz von Schlagstöcken habe die Polizei Flüchtlinge von einem Boot vertrieben. Daraufhin seien die Polizisten mit Steinen beworfen worden. Ex-Politiker unter Anklage
TIRANA (AFP). In Albanien werden insgesamt 18 Mitglieder des Politbüros der früheren Arbeitspartei, darunter auch die Witwe des früheren Diktators Enver Hodscha, wegen "Wirtschaftsdelikten" angeklagt. Dies berichtete das albanische Fernsehen als Ergebnis einer mehr als einjährigen Untersuchung. Der Termin für die Eröffnung des Prozesses steht noch nicht fest.
MADRID, 9. Juli (AFP). Kubas Staatspräsident Fidel Castro wird am 23. und 24. Juli am Gipfeltreffen der ibero-amerikanischen Staatschefs in Madrid teilnehmen und anschließend nach Barcelona, Sevilla, Galizien und Asturien weiterreisen. Das wurde in der spanischen Hauptstadt am Donnerstag von amtlicher Seite bestätigt. Es handelt sich um den ersten offiziellen Besuch Castros in Spanien. In Barcelona will Castro am 25. Juli an der Eröffnung der Olympischen Spiele teilnehmen. In Sevilla steht ein Besuch der Weltausstellung auf dem Programm, wo am 27. Juli der "kubanische Tag" stattfindet.
BAGDAD, 9. Juli (dpa/AFP/Reuter). Die gespannte Situation in Bagdad, wo ein Team von Inspektoren der Vereinten Nationen (UN) seit Sonntag vergeblich Zutritt zum Landwirtschaftsministerium fordert, verschärft sich weiter. Rolf Ekeus, der schwedische Vorsitzende der UN-Spezialkommission zur Überprüfung des irakischen Waffenprogramms, äußerte in New York den Verdacht, daß irakische Stellen die Zeit zur Vernichtung wichtiger Akten nutzten. "Es ist selbstverständlich, daß sie eine Menge Dokumente im Gebäude haben, und wir fürchten, daß sie zerstört werden", sagte er.
Douglas Englund, der Repräsentant der Kommission, traf sich am Donnerstag in Bagdad mit dem irakischen Beauftragten Hossam Mohamed Amin. Dabei gehe es nicht um Verhandlungen, unterstrich Ekeus. Nach den Resolutionen des UN-Sicherheitsrates hätten die Inspektoren das Recht auf Zutritt zu jedem Gebäude in Irak. Seit Sonntag hält eine Gruppe von UN-Inspektoren unter Leitung der US- Amerikanerin Karen Jansen Wache vor dem Ministerium, von dessen Besuch sie sich weiteren Aufschluß über das irakische Chemiewaffen-Programm erhofft.
Irakischen Angaben zufolge attackierten zwei US-Kampfflugzeuge am Mittwoch eine Zuckerfabrik in der nordirakischen Stadt Mossul. Beim Abwurf einer Brandbombe durch Flugzeuge vom Typ F-16 sei lediglich Müll an der Nordwestseite der Fabrik entflammt worden, zitierte die amtliche irakische Nachrichtenagentur INA Beamte in Bagdad.
In Irak sind nach Angaben von INA seit Ende des Golf-Kriegs im Februar 1991 insgesamt 10 776 Babys mit schweren Geburtsfehlern auf die Welt gekommen, erheblich mehr als in allen Jahren davor. Ein Vertreter des Gesundheitsministeriums, Sabri Morcos, machte am Donnerstag den Golf-Krieg und das seit August 1990 bestehende internationale Handelsembargo dafür verantwortlich.
PARIS, 9. Juli (AFP). Auf Frankreichs Straßen herrschten am Donnerstag nach den zehntägigen Straßensperren der Fernfahrer wieder normale Verhältnisse. Nachdem die Regierung und die Transportunternehmen ein Abkommen über die Arbeitsbedingungen der Fernfahrer getroffen und die Sicherheitskräfte am Mittwoch die letzten Sperren beseitigt hatten, waren alle Autobahnen und Fernstraßen wieder frei.
Damit die Laster ihre Verspätungen aufholen können, hoben die Behörden für das kommende Wochenende und den französischen Nationalfeiertag am Dienstag das Fahrverbot auf. Da gleichzeitig in ganz Frankreich die Schulferien begonnen haben und zahlreiche Urlauber ihre Abreise wegen der Straßensperren verschieben mußten, wird ab Freitag auf allen Strecken mit starkem Verkehr und mit Staus gerechnet.
MÜNCHEN, 9. Juli (AFP). Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) hat die Polizei gegen Vorwürfe verteidigt, beim Münchner Wirtschaftsgipfel zu hart gegen Demonstranten vorgegangen zu sein. Nur die "bayerische Linie" eines frühzeitigen Eingreifens habe eine "Eskalation der Gewalt" verhindert, sagte Stoiber am Donnerstag in München. Die Einkesselung und anschließende Festnahme von 500 Gipfelgegnern am Rande der Begrüßungszeremonie rechtfertigte Stoiber damit, daß andernfalls der feierliche Auftakt "gekippt" worden wäre.
Bei der Polizeiaktion war es nach Augenzeugenberichten zu massiven Übergriffen der Polizei gegen Demonstranten gegekommen. Stoiber lehnte es ab, deswegen zurückzutreten.
POTSDAM, 9. Juli (AFP). Der brandenburgische Umweltminister Matthias Platzeck (Bündnis 90) hat sich gegen eine Vereinigung von Berlin und Brandenburg ausgesprochen, gleichzeitig aber eine engere Kooperation der beiden Länder vorgeschlagen. Aufgrund der unterschiedlichen Interessenlage beider Seiten sei er "prinzipiell" gegen einen Zusammenschluß zum jetzigen Zeitpunkt, sagte Platzeck am Donnerstag in Potsdam. Gegenwärtig könnten sich die beiden Länder getrennt besser entwickeln. Berlin gehe es bei seinen Vereinigungsbestrebungen nur darum, sich "Land dazuzuholen". Die Hauptstadt müsse sich zunächst um das Zusammenwachsen ihrer beiden Teile kümmern. Als weiteres Hindernis bezeichnete Platzeck die unterschiedliche Verwaltungsstruktur der beiden Länder.
Dagegen sollten Berlin und Brandenburg in den Bereichen Wirtschaftsförderung und Landesentwicklung möglichst schnell zu einer Zusammenarbeit durch Staatsverträge kommen, forderte Platzeck. Der Vorsitzende der Bündnis-90- Fraktion im Brandenburgischen Landtag, Günter Nooke, sagte, "eine gute Freundschaft ist besser als eine schlechte Ehe".
MOSKAU, 9. Juli (AFP). Die Spannungen zwischen Aserbaidschan und der Nachbarrepublik Armenien haben sich verschärft. Die Regierung in Baku beschuldigte Armenien am Donnerstag, die Friedenschancen im Konflikt um Berg- Karabach aufs Spiel zu setzten, nachdem das armenische Parlament am Mittwoch abend beschlossen hatte, die hauptsächlich von Armeniern bewohnte Enklave nicht mehr als Teil Aserbaidschans zu betrachten. Ein aserbaidschanischer Regierungsberater hatte von einer "Kriegserklärung" Armeniens gesprochen.
Der Sprecher Aserbaidschans in Moskau, Fuhad Hajew, sagte, der Parlamentsbeschluß stelle indirekt die Anerkennung der Unabhängigkeit Berg-Karabachs dar. Der armenische Präsident Lev Ter-Petrossjan, der sich wiederholt gegen eine Anerkennung Berg-Karabachs ausgesprochen hatte, gerät immer stärker unter Druck der nationalistischen Parteien. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte einen Sprecher des Präsidenten, der erklärte, Ter-Petrossjan hänge nicht an seinem Amt und werde zurücktreten, wenn er glaube, dem Land nicht länger dienen zu können.
Wie die russische Agentur Itar-Tass meldete, griffen die Aserbaidschaner mit Luft- und Bodenstreitkräften Dörfer in der Region von Madakert im Norden und bei Martuni im Osten Karabachs an. Dabei seien auf aserbaidschanischer Seite rund 40 Soldaten getötet worden. Die aserbaidschanische Nachrichtenagentur Assa-Irada meldete, armenische Truppen hätten Dörfer entlang der aserbaidschanisch-armenischen Grenze und an der Grenze zu Nachitschewan bombardiert. Gefechte am Dnjestr
KISCHINJOW (dpa). Bei Feuergefechten am Dnjestr trotz der geltenden Waffenruhe, wurden in der Nacht zum Donnerstag nach moldawischen Angaben zwei Polizisten getötet und acht verletzt. Das Sicherheitsministerium Moldawiens beschuldigte die separatistische "Dnjestr-Republik" außerdem, einen Kontrollbesuch militärischer Beobachter in der besonders umkämpften Stadt Dubossary verhindert zu haben.
HELSINKI, 9. Juli (AFP). London und Bonn wollen ihre Botschaftskanzleien in der kasachischen Hauptstadt Alma Ata gemeinsam unterbringen. Diese Vereinbarung unterzeichneten Bundesaußenminister Klaus Kinkel und sein Kollege Douglas Hurd am Donnerstag in Helsinki. Ihr komme "Signalfunktion" zu als erster Schritt für eine gemeinsame europäische Außenpolitik, sagte Kinkel.
JERUSALEM, 9. Juli (AFP). Vier israelische Grenzpolizisten sind wegen der Folterung von Palästinensern vom Bezirksgericht in Tel Aviv zu Gefängnisstrafen von acht bis zwölf Monaten verurteilt worden. Wie am Donnerstag von Justizseite zu erfahren war, wurden die vier 25jährigen Polizisten für schuldig befunden, im Mai 1987 in einem Hotel in Tel Aviv sechs Palästinenser mißhandelt zu haben, indem sie sie schlugen und mit brennenden Zigaretten quälten. Außerdem hätten die Palästinenser mit Zahnpasta vermischten Kaffee trinken und ihn vom Fußboden auflecken müssen.
Richter Mosche Talgam zeigte sich schockiert über das Verhalten der Grenzpolizisten. Er fühle sich als Jude an die Verbrechen der Nazis erinnert, sagte Talgam.Bonn bei Hilfe Spitze
BONN, 9. Juli (AFP). Die Bundesregierung hat seit Herbst 1991 insgesamt 150 Millionen Mark an humanitärer Hilfe für die Opfer des Krieges im ehemaligen Jugoslawien bereitgestellt. Damit liege Bonn an der Spitze aller Geberländer, betonte das Auswärtige Amt am Donnerstag in Bonn.
Allein aus dem Etat des Außenministeriums stammten 48 Millionen Mark, die überwiegend für Lebensmittel und medizinische Güter verwendet werden. Etwa zehn Millionen Mark entfielen auf Sachleistungen des Verteidigungsministeriums. Den Restbetrag von rund 92 Millionen mache der deutsche Anteil an der EG-Hilfe aus. Durch die beim jüngsten EG-Gipfel in Lissabon beschlossene Aufstockung der Finanzmittel wird auch die deutsche Hilfe automatisch aufgestockt.
HELSINKI, 9. Juli (AFP). Die finnische Vereinigung der Karelier fordert von Rußland ihre Heimatgebiete zurück. Wie ein Sprecher der Organisation, die rund 70 000 aktive Mitglieder in Finnland zählt, am Donnerstag am Rande des KSZE-Gipfels in Helsinki mitteilte, übergaben die Karelier ein entsprechendes Memorandum US-Präsident George Bush und dem russischen Staatschef Boris Jelzin. Die Karelier, einer der drei Hauptstämme der Finnen, hatten ihre Heimat, ein 24 800 Quadratkilometer großes Gebiet, im Zweiten Weltkrieg an die UdSSR verloren. Damals waren über 430 000 Finnen evakuiert worden. Heute leben 400 000 Russen in Karelien.
Noch am Samstag hatte Jelzin jede Verhandlung über eine Rückgabe des karelischen Bodens abgelehnt. Auf einer Pressekonferenz in Moskau sagte er, eine karelische Frage gebe es nicht. "Wenn man die Grenzen in Europa in Frage stellt, wird es bald Chaos und Aufstände geben", so Jelzin. Er lenkte aber ein, daß man die 1270 Kilometer lange Grenze zwischen Finnland und Rußland durchlässiger machen könnte.
BONN, 10. Juli (AFP). Beim Absturz eines Bundeswehrflugzeugs vom Typ DO 28 sind am Donnerstag in der Nähe von Cochem beide Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Das Unglück ereignete sich beim Landeanflug in der Nähe des Fliegerhorstes Büchel in Rheinland-Pfalz. Über die Absturzursache sei noch nichts bekannt, sagte ein Bundeswehrsprecher. Die DO 28 ist ein zweimotoriges Verbindungsflugzeug, das als besonders zuverlässig gilt.
PEKING, 9. Juli (AFP). China hat am Donnerstag Vorwürfe Vietnams zurückgewiesen, es habe eine Insel des umstrittenen Spratly-Archipels besetzt. Auf mehrmaliges Nachfragen räumte ein Sprecher des Außenministeriums ein, daß chinesische Soldaten am Wochenende auf dem kleinen Nanxun-Riff (auf vietnamesisch Da Lac) gelandet seien. Dieses gehöre jedoch schon seit "uralten Zeiten" zum chinesischen Territorium.
Auf den gesamten Archipel oder einen Teil seiner insgesamt 433 Inseln mit ihren mutmaßlich reichen Öl- und Erdgasvorkommen erheben neben Vietnam und China auch Taiwan, die Philippinen, Malaysia und Brunei Anspruch. China, das den Angaben zufolge sieben Inseln besetzt hält, hatte im März 1988 in einem Seestreit ein vietnamesisches Schiff versenkt und zwei weitere beschädigt. Im November 1991 hatten beide Länder ihre Beziehungen wieder normalisiert und mit friedlichen Verhandlungen ihren Gebietsstreit beigelegt.
MOSKAU, 9. Juli (AFP). Die russischen Behörden haben im vergangenen Jahr insgesamt 952 kriminellen Organisationen das Handwerk gelegt. 3000 weitere seien inzwischen "unter Kontrolle", berichtete am Donnerstag der russische Innenminister Wiktor Jerin der Presse. Zudem seien seit Jahresbeginn rund eine halbe Million Delikte und Verbrechen aufgedeckt worden.
Nach Angaben Jerins hatten 65 Prozent der Moskauer bei einer jüngsten Meinungsumfrage angegeben, sie fühlten sich nicht mehr sicher. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, daß die Kriminalität in Rußland jahrzehntelang totgeschwiegen worden sei und sich die Menschen deshalb fälschlicherweise sicher gefühlt hätten. Plötzlich jedoch tauchten in den Zeitungen, im Radio und im Fernsehen Tausende von Berichten über Morde, Diebstähle oder das organisierte Verbrechen auf. Dennoch werde vorrangiges Ziel seiner Politik der Kampf gegen die Korruption sein, fügte Jerin hinzu.
NAIROBI, 10. Juli (AFP). Die Lage der Bevölkerung von Somalia ist nach Erkenntnissen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) "völlig verzweifelt". Aufgrund des Bürgerkrieges und der Dürre verschlechtere sich die humanitäre Situation in dem afrikanischen Land täglich, berichtete IKRK-Generaldirektor Peter Fuchs am Donnerstag in Nairobi.
"Tausende Menschen sterben jeden Monat, es ist das Schlimmste, was ich je gesehen habe", sagte Fuchs im Anschluß an eine Reise nach Somalia. Schätzungen des IKRK zufolge starben in der Hauptstadt Mogadischu und ihrer Umgebung seit dem Ausbruch der Kämpfe im November rund 30 000 Menschen.
Das Rote Kreuz ernähre derzeit in Somalia von 370 Kantinen aus rund eine halbe Million Menschen, sagte der verantwortliche IKRK-Vertreter Peter Stokker. Um weiteren 500 000 vom Hungertod bedrohten Somali zu helfen, fehlten dagegen die Mittel.
NANTERRE, 10. Juli (AFP). Frankreich verfügt künftig über einen Notärztedienst, der im Katastrophenfall auf Antrag der Regierung mit einem kompletten und autonomen medizinischen Team zehn Tage lang im Ausland eingesetzt werden kann. Die nach über einjährigen Vorarbeiten geschaffene Organisation mit einem ständigen Sekretariat in Nanterre bei Paris, das Tag und Nacht dienstbereit ist, wird aus dem Notfallfonds des Ministeriums für humanitäre Aktionen finanziert.
Die Organisation mit dem Namen "SAMU Mondial" (Weltweite medizinische Nothilfe) greift je nach Bedarf auf Ärzte, Chirurgen, Anästhesisten und Pflegepersonal aus den öffentlichen Krankenhäusern zurück, die freiwillig, jedoch nach Angaben von Verantwortlichen "nicht ehrenamtlich", tätig werden. Derzeit kann der Nothilfedienst 100 bis 150 Schwerverletzte behandeln.
ABUJA, 10. Juli (AFP). Die nationale Wahlkommission Nigerias hat am Donnerstag den Sieg der Sozialdemokratischen Partei (SDP) bei den am Samstag durchgeführten Parlamentswahlen bestätigt. Wie ein Sprecher der Wahlkommission berichtete, errang die SDP in beiden Kammern der Nationalversammlung die Mehrheit.
Im Senat wird die SDP über 52 der 91 Sitze verfügen, im Repräsentantenhaus über 314 der 593 Sitze. Die einzige konkurrierende Partei, die Republikanisch- Nationale Konvention (NRC) gewann 37 Sitze im Senat und 275 Sitze im Repräsentantenhaus. Zwei Senatssitze und vier Sitze im Repräsentantenhaus werden bei den Nachwahlen am 18. Juli besetzt.
KAIRO, 10. Juli (AFP). Ein ägyptischer Polizist ist bei einem Schußwechsel mit moslemischen Extremisten in Dairut getötet worden. Das berichtete die ägyptische Presse am Freitag.
WASHINGTON, 10. Juli (AFP). Der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Bill Clinton hat trotz der Boykott-Aufrufe gegen Südafrika bis 1981 Aktien des südafrikanischen Bergwerkkonzerns DeBeers besessen. Wie die "Washington Times" berichtete, kaufte das Ehepaar Clinton 1978 und 1979 insgesamt 170 DeBeers-Aktien. 1980 und 1981 hätten die Clintons die Aktien mit einem Gewinn von rund 1200 Mark das Stück wieder abgestoßen. Wenn sich die Geschichte bewahrheite, wäre sie ein Skandal, erklärte Randall Robinson, Vertreter der US-Anti-Apartheid-Organisation Trans-Africa. Wer zur damaligen Zeit DeBeers-Aktien gekauft habe, habe damit praktisch seine Unterstützung für die Apartheid ausgedrückt.
FRIEDRICHSDORF, 9. Juli (lhe). Ein 29jähriger Motorradfahrer ist während der Nacht zum Donnerstag in Friedrichsdorf (Hochtaunuskreis) gegen eine Ampel geprallt und getötet worden. Der Mann sei vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit von der Straße abgekommen, teilte das Darmstädter Regierungspräsidium am Donnerstag mit. Bei dem Aufprall sei der Mann 15 Meter durch die Luft geschleudert worden. Der Schwerverletzte sei noch in ein Krankenhaus eingeliefert worden, wo er wenig später starb.
HERBERT GÜNTHER (SPD), hessischer Innenminister und im Kabinett Eichel auch für Europaangelegenheiten zuständig, ist in Santiago de Compostela (Spanien) in den Vorstand der Versammlung der Regionen Europas (VRE) gewählt worden. Das teilte das Innenministerium in Wiesbaden mit. Der 1985 gegründeten VRE gehören mehr als 180 Regionen, Bundesländer und autonome Gemeinschaften Europas an.
WIESBADEN. Die amerikanischen Streitkräfte werden einen Teil des ihnen zu Übungszwecken überlassenen Seulingswaldes in der Nähe von Bad Hersfeld sofort freigeben. Zunächst sei daran gedacht, eine Fläche von 60 Hektar für Erholungszwecke der Bevölkerung dieses Raums zur Verfügung zu stellen, berichtete Regierungssprecher Erich Stather (SPD) in Wiesbaden.
Nach seinen Angaben hat die Landesregierung das Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg gebeten, im Rahmen der Truppenreduzierung auch den Übungsplatz im Kreis Hersfeld-Rotenburg zu räumen. Da die Amerikaner ihre Standorte in Hersfeld und Fulda auch nach einem Truppenabbau beibehalten würden, sei eine totale Räumung nicht möglich.
Das Heidelberger Hauptquartier habe jedoch angekündigt, daß sie auf einen Teil des Waldgeländes verzichten wollten. lhe
Aquarelle der Münchnerin Petra Levis sind vom 10. Juli bis 2. August in der Reihe "Pflanzen und Blumen in der Kunst" im Frankfurter Palmengarten zu sehen. Im Mittelpunkt der Ausstellung mit dem Titel "Schatten, Ranken, Blüten" stehen Pflanzen- und Insektenmotive. (Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 18 Uhr). &blt; "Listen"-Künstler im Portikus
Fotos und Bilder Frankfurter Künstler, die Titelbilder und Kunstseiten der Rezensionszeitschrift "Listen" gestaltet haben, sind vom 17. bis 26. Juli im Frankfurter Portikus zu sehen. In der Ausstellung sind unter anderem Computerzeichnungen von Max Mohr, Fotogramme von Vollrad Kutscher und Montagen aus Fotoautomaten-Bildern von Andreas Bartles zu sehen. (Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr).
Die Frankfurter Degussa AG hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren keine illegalen Irak-Geschäfte getätigt. Dies hätten interne Prüfungen ergeben, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Es seien außerdem "keine Verstöße gegen außenwirtschaftsrechtliche Bestimmungen" festgestellt worden.
Die Degussa gehört zu neun Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet, die am Dienstag von der Zollfahndung durchsucht worden waren. Die Aktion stand in Zusammenhang mit einem seit Februar dieses Jahres laufenden Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Darmstadt. Sie prüft, ob die Firmen möglicherweise gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen haben. Die Betriebe sollen Material zur Entwicklung einer sogenannten Gasultrazentrifuge in den Irak geliefert haben. Solche Anlagen können zur Anreicherung von atomwaffenfähigem Uran verwendet werden.
Auch die Varian GmbH teilte mit, sie habe weder ohne Genehmigung exportiert, noch habe die Firma Kenntnis von Gesetzesverstößen ihrer Mitarbeiter. Das Darmstädter Unternehmen hatte Vakuumpumpen ausgeführt. Die Pumpen seien "nicht als hochtechnologisch sensitive Produkte" eingestuft.
Bereits am Mittwoch hatten die Hanauer Leybold AG, die Carl Schenck AG in Darmstadt und die Reutlinger GmbH (Dieburg) den Verdacht der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen. lhe
RICHELSDORF, 9. Juli (lhe). An Deutschlands ältester Autobahnbaustelle ist am Donnerstag zum zweiten Mal mit der Arbeit begonnen worden. Nach dem ersten Spatenstich für die Richelsdorfer Talbrücke im sogenannten Thüringer Zipfel zwischen Obersuhl und Wommen am Donnerstag soll nun vollendet werden, was während des Zweiten Weltkrieges als Bauruine stehen blieb: Die Autobahn 4 zwischen Hessen und Thüringen. Das Startsignal zum Baubeginn gab Staatssekretär Dieter Schulte, teilte das Bonner Verkehrministerium mit.
Die Pfeiler der während der Nazizeit begonnenen Talbrücke stehen ohne Fahrbahn in der thüringischen Landschaft. Für 42 Millionen Mark soll bis Juni 1994 eine komplett neue, 584 Meter lange Brücke auf der Autobahn-Verbindung zwischen dem Kirchheimer Dreieck (Hessen) und Eisenach (Thüringen) geschaffen werden. Sie wird das Tal der Weihe, einen Seitenarm der Werra, überspannen. Die alten Pfeiler waren zu baufällig und zu schmal, um sie für die neue Autobahn wiederzuverwenden.
Der zweimalige deutsche Speerwurfmeister Peter Blank (USC Mainz), der auf dem ordentlichen Rechtsweg seine Olympia-Nominierung erstreiten wollte, hat diesen Kampf endgültig verloren.
Am Donnerstag hat das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt die entsprechende für den Athleten eingelegte formelle Beschwerde zurückgewiesen. Nach Angaben des Blank-Anwalts sah das OLG es als nicht erwiesen an, daß das Nationale Olympische Kommitee für Deutschland (NOK) bei der Nichtnominierung Blanks eine "grobe Unbilligkeit" begangen hatte.
Das OLG bestätigte damit den Beschluß des Landgerichts Frankfurt, das am Montag dem Antrag auf eine Einstweilige Verfügung zur Nachnominierung des Athleten nicht entsprochen hatte. dpa
Roth (SPD): Luxus-Gipfel abschaffen
HANNOVER, 9. Juli (dpa/Reuter). Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Wolfgang Roth, hat den Wirtschaftsgipfel in München scharf kritisiert und die Abschaffung dieser Gipfeltreffen in der jetzigen Form gefordert. Der Gipfel der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen sei ein "wahnwitziger Luxusgipfel ohne konkrete Ergebnisse". Früher habe ein solches Treffen ein Zwanzigstel gekostet. Jetzt herrsche "Prunk und Pracht, aber die Entwicklung der konkreten Absprachen ist in umgekehrter Proportion", sagte Roth der Neuen Presse in Hannover vom Donnerstag. Deshalb sollten die Teilnehmer künftig nur noch zu "Arbeitssitzungen ohne Medienshow" zusammentreffen.
Zugleich kritisierte Roth, es sei erschütternd, daß Bürger nicht einmal Zustimmung oder Ablehnung vor dem Treffen äußern dürften. Pfeifen als Nötigung zu werten, sei das "schärfste an Übergriffen des Staates in den vergangenen Jahren und abstrus".
Der amtierende russische Ministerpräsidenten Jegor Gaidar zeigte sich hingegen zufrieden mit dem Gipfel. Die Gespräche des russischen Präsidenten Boris Jelzin in München hätten zur Integration Rußlands in die Weltwirtschaft beigetragen. "Es waren sehr konstruktive und notwendige Gespräche. Ohne Zweifel war es ein Schritt zur Integration Rußlands in die Entscheidungsstrukturen der entwikkelten Staaten", sagte Gaidar am Mittwoch abend nach seiner Rückkehr nach Moskau. Der Westen habe eingesehen, daß Rußland es mit den Wirtschaftsreformen ernst meine. Die G-7-Länder hatten sich mit Rußland auf ein Zehn-Punkte- Programm zur Unterstützung der russischen Reformen geeinigt. Ein Kredit in Höhe von einer Milliarde Dollar wurde freigegeben. (Siehe auch Seite 3)
MOSKAU, 9. Juli (Reuter) Das Oberste Gericht in Moskau verhandelt über das Verbot der Kommunistischen Partei der Sowjetunion.
Ein Vertreter der russischen Regierung hat am Mittwoch das von Präsident Boris Jelzin erlassene Verbot der Kommunistischen Partei (KPdSU) verteidigt. Am zweiten Tag des KPdSU-Prozesses vor dem Obersten Gericht in Moskau erklärte Sergej Schachrai, die Partei sei eine gesetzlose Organisation gewesen, die das Land sieben Jahrzehnte lang mit den Mitteln des Terrors regiert habe. Sie habe unsägliches Leid über die Menschen gebracht und sei gemäß der leninistischen Staatstheorie keinen gesetzlichen Einschränkungen unterworfen gewesen.
Das höchste Gericht soll über die Rechtmäßigkeit des KPdSU-Verbots entscheiden, das Jelzin nach dem gescheiterten Putsch orthodoxer Kommunisten im August 1991 verfügt hatte. Auch die Rechtmäßigkeit der Partei selbst steht zur Entscheidung. Schachrai erklärte, Jelzin habe nach dem Ende des Putsches nicht dulden können, daß parallel zu den gesetzlichen Behörden eine Parteistruktur weiterexistiere, die für die demokratische Ordnung eine Bedrohung dargestellt habe. Er verwies auf Dokumente, die belegten, daß die KPdSU den Sturz des damaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow unterstützt habe.
"Der Präsident erfüllte seine Pflicht, indem er die Tätigkeit einer Organisation unterband, die sich über das Gesetz gestellt hatte", erklärte Schachrai. Die sowjetische KP sei nie eine richtige politische Partei gewesen, sondern der Staat selbst. Über Jahrzehnte habe sie gegen die sowjetische Verfassung verstoßen sowie sozialen, religiösen und ethnischen Haß geschürt. Bauern, Unternehmer, Arbeiter und ganze Völker, darunter Deutsche, Krimtataren und Tschetschenen seien in die Verbannung oder in Arbeitslager verschleppt worden.
ALGIER, 9. Juli (Reuter). Der neue algerische Ministerpräsident Belaid Abdesselam will "in den nächsten Tagen" eine neue Regierung bilden. Der 64jährige frühere Energie- und Industrieminister löste Sid Ahmed Ghozali ab, der am Mittwoch seinen Rücktritt erklärt hatte. Abdesselam wurde von Staatschef Ali Kafi ernannt. Kafi würdigte den bisherigen Regierungschef Ghozali und erklärte, sein Rücktritt müsse die "Wiedergeburt der traditionellen gesunden Politik der höchsten Institutionen des Staates" ermöglichen. Ghozalis Rücktritt kam zehn Tage nach dem Mordanschlag auf den Chef des Staatspräsidiums, Mohamed Boudiaf, der einen Tag nach dem Staatsbegräbnis durch Ali Kafi ersetzt wurde. In seinem Rücktrittsschreiben erkärte Ghozali, er mache Platz für eine "starke Regierung", die mit "den Kräften des Bösen" in Staat und Gesellschaft aufräumen könne. Damit dürfte er die Moslem-Fundamentalisten gemeint haben.
Wieder mal kein Wasser heute morgen, aber der Strom ist wieder da. Immerhin schon eine Verbesserung, nachdem ich gestern abend im Dunkeln über die Reste dessen gestolpert bin, was mal eine Glastür war. Ein Schnitt am Knie erinnert jetzt noch daran. Und dann sind mir auch die Kerzen ausgegangen.
Das Hotelpersonal war so nett und machte uns darauf aufmerksam, daß da noch ein funktionierender Wasserhahn im Erdgeschoß ist. Wir Journalisten marschierten also runter mit unseren Plastikmülleimern aus dem Hotelzimmer. Dann die Treppen wieder rauf mit den Eimern - wie Kralbewohner in Afrika, die von ihrem Dorfbrunnen kommen. Doch dies ist das Holiday Inn in Sarajewo, Zimmer 405.
Ein Kübel voll Wasser. Damit kann man Haare waschen, dann etwas duschen, und schließlich noch seine Socken waschen, bevor man den Rest mit Bedauern in die Toilette kippt. Nichts wird freilich wirklich sauber, aber man ist wenigstens kein wandelndes Gesundheitsrisiko mehr.
Viel Umherzulaufen gibt es nicht. Sitzt doch ein Scharfschütze da draußen seit zwei Tagen, und der schießt auf alles, was sich bewegt. Zwar hat er nichts getroffen bislang, aber er hält sich offensichtlich in Übung.
Raus kommt man nur mit dem Auto, direkt aus der Tiefgarage, mit Karacho durch die Reste vom Hotelgarten, über ein paar stehengebliebene Bordsteine und dann über die ruhige Straße hinter dem Hotel, die in die Stadt oder zur Hauptpost geht, wo die Vereinten Nationen (UN) Quartier bezogen haben. Die UN-Truppen haben ihre gepanzerten Mannschaftswagen und eine Menge Waffen, unsereiner hat nur die Flak-Jacke und zum Selbstschutz einen Fahrstil wie bei der Rallye Paris-Dhakar.
Wer zum Flughafen will, muß über die "Snipers Alley" (Scharfschützen-Allee) fahren, vorbei an den Autowracks derer, die es nicht geschafft haben. Die meisten kaputtgeschossenen Autos liegen da schon seit Mai. Einige Kollegen sagen "Vergnügungsfahrt" dazu und scheren sich den Teufel um dieses russische Roulette, andere blasen mit 140 Sachen die Straßen entlang und haben Angst. Wenn's dunkel wird, sind übrigens alle wieder da, nicht nur wegen des Ausgehverbots, sondern weil nachts die ernsthafteren Gefechte losgehen: da bleibt man besser drinnen.
Gerade kommt das Wasser wieder.
Drei Telefonleitungen gibt es in dem einstigen Luxushotel noch. Wir von Reuters sind gut dran, wir können unsere Geschichten und Bilder mit dem Satellitentelefon schicken. Pech, daß das Senden am besten nach Süden geht - da sitzt der verdammte Heckenschütze. Die Schüssel ist im Raum 203, da stört kein Fensterglas die Ausstrahlung. Aber wenn es draußen lebhaft wird, dann ziehen wir die Anlage in den Korridor und senden unsere Sachen aus dem Dustern, den Schutz der Wand ausnutzend.
Das Hotel selbst ist ein zehnstöckiger gelber Hochbau, kilometerweit gut sichtbar. Herrlich. Der Eingang geht in ein hohes offenes Atrium, doch die vielen herumliegenden Glasscherben und Einschußlöcher stören den imposanten Eindruck. Das Management hält nur die ersten fünf Stockwerke verfügbar. Wenn man höher raufgeht, sieht man den Grund. Der achte Stock ist der übelste, ihn traf die ganze Wucht der Einschläge, dann brannte er aus. Schaurig, die Zimmerfolge: 801 ist heil, Betten gemacht, Handtücher an der Stange. In 802 Fenster kaputt, Vorhänge in Fetzen, dicke Staubschicht. 803 ist ein klaffendes Loch, nur noch ein Haufen Beton und Glas und verbranntes Mobiliar.
Mein Raum, Zimmer 405, ist bewohnbar, doch das Fenster ist kaputt. Man kann den Verlauf der eingeschlagenen Projektile rekonstruieren, durchs Doppelglas schräg nach oben, durch die Gardinen und Vorhänge in die Wand direkt über dem Fernseher. Der geht übrigens nicht.
Das Wasser ist wieder weg.
Auch wenn es Strom gibt, wird Licht nicht angemacht, sondern man stolpert im Dunkeln herum, um kein Ziel für Scharfschützen abzugeben. Der einzige beleuchtete Raum in der Anlage ist ein Konferenzraum im Zentrum, der jetzt als Restaurant dient. Aus einer der unterirdischen Küchen kommt Speis' - und dankenswerter Weise Trank in ausreichender Menge, um die Weltpresse in Gang zu halten. Das Menü: Suppe und eine Art einsames Klößchen ohne Gemüse, Nachtisch ein Pudding. Frisches Brot gibt es, sogar Eis.
Sprudel kostet mehr als Bier, wenn es welchen gibt. Der Wein ist entsetzlich. Journalisten mosern immer, das weiß man. Aber uns geht es allen noch besser als den Leuten draußen, das wissen wir auch, und so halten sich die Beschwerden doch in Grenzen. HUGH PAIN (Reuter)
PEKING, 9. Juli (Reuter). Bei Überschwemmungen in der südlichen chinesischen Provinz Hunan sind nach amtlichen Angaben 96 Menschen umgekommen und rund 1600 verletzt worden. Wie die Nachrichtenagentur Neues China am Donnerstag weiter berichtete, sind fast 30 000 Menschen obdachlos geworden. Vier Millionen Bewohner seien mobilisiert worden, um die Katastrophe zu bekämpfen.
In anderen Teilen Südchinas sind in den vergangenen vier Wochen über 150 weitere Menschen bei Flutkatastrophen ums Leben gekommen.
BONN, 9. Juli (Reuter). Die von der Bundesregierung angestrebte Pflegeversicherung ist nach Aussage von DIHT-Präsident Hans Peter Stihl für die Wirtschaft nicht tragbar. Mit der Pflegeversicherung sei ein Kostensprengsatz gebastelt worden, der Deutschland zum Lohnnebenkosten-Weltmeister zu machen drohe, sagte Stihl am Mittwoch abend zu Journalisten in Bonn. Die bisher angedachten Finanzierungsmodelle über Karenztage oder Feiertagswegfall böten keine "seriöse Entlastung". Die Wirtschaft müsse auf einer langfristig garantierten Kompensation bestehen, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT). Bedauerlich sei auch, daß bei der Pflege auf die Möglichkeit der Privatversicherung verzichtet worden sei, sagte Stihl. Hier sei die FDP erneut umgefallen.
JERUSALEM, 9. Juli (Reuter). Im besetzten Westjordanland ist ein verdeckt operierender israelischer Soldat von Angehörigen der eigenen Einheit getötet worden. Wie eine Armeesprecherin am Donnerstag mitteilte, ereignete sich der Vorfall am Mittwoch abend im Dorf Barta. Nach ersten Erkenntnissen sei der 19jährige während einer komplizierten Aktion zur Festnahme arabischer Aktivisten einem Versehen zum Opfer gefallen. Aus Sicherheitskreisen verlautete, die Soldaten der Einheit "Cherry" seien als Araber verkleidet gewesen.
PARIS, 9. Juli (Reuter). In Frankreich sind die Straßen wieder frei. Demonstrierende Lastwagenfahrer hoben am Donnerstag die letzte ihrer mehr als 200 Straßenblockaden auf. Als die Polizei bei Toulouse die Laster entfernen wollte, hatten die Fahrer die Aktion bereits beendet. Dennoch muß in den kommenden Tagen mit Verzögerungen und Staus gerechnet werden, da wegen der laufenden Schulferien und des Nationalfeiertages am kommenden Dienstag verstärkter Reiseverkehr erwartet wird.
Vor zehn Tagen hatte die Aktion der Fahrer begonnen, die gegen das neue Strafpunktesystem nach Flensburger Muster protestierten. Sie empfinden es als zu streng, daß sie ebenso wie private Kraftfahrer nur sechs Punkte ansammeln dürfen, bis sie den Führerschein verlieren.
Die Regierung verhandelte mit den Fahrern, setzte aber auch Polizeigewalt ein, um die Sperren zu räumen. Der Protest war weitgehend zusammengebrochen, nachdem die Regierung und die beiden Spediteursverbände bessere Arbeitsbedingungen für die Lkw-Fahrer ausgehandelt hatten. Das Strafpunktesystem wurde nicht zurückgenommen.
BANGKOK, 9. Juli (Reuter). Bei der Niederschlagung der Demokratie-Demonstrationen vom Mai in der thailändischen Hauptstadt Bangkok sollen 20 000 Soldaten mit ihren Gewehren des Typs M-16 mindestens eine Million Schuß abgefeuert haben. Ein ranghoher Offizier sagte am Donnerstag, entsprechende Angaben habe der Oberkommandierende der Streitkräfte, Luftmarschall Kaset Rojananil, am Montag bei einer Truppenansprache gemacht. Ein anderer Offizier sagte, während der Straßenproteste vom 17. bis 20. Mai seien für die Soldaten insgesamt drei Millionen Schuß M-16-Munition bereitgestellt worden. Bei den Demonstrationen waren Dutzende Menschen getötet und Hunderte verletzt worden.
BONN (rtr/FR). Die Gelbe Post bestätigt teilweise Gewerkschaftsäußerungen über einen bevorstehenden gewaltigen Personalabbau bei dem Staatsunternehmen. Im Briefdienst sollten bis zum Jahr 2000 rund 20 000 Stellen eingespart werden, teilt der Postdienst mit. Auch für diesen Stellenabbau reiche aber die jährliche Fluktuation von rund 13 000 Beschäftigen aus. Niemand der insgesamt 385 000 Leute bei der Gelben Post solle entlassen werden. Mit den zuvor genannten Personalkürzungen im Frachtdienst um rund 3000 und in der westdeutschen Post-Verwaltung um 10 500 bis Mitte 1995 erreicht der geplante Stellenabbau rund 33 500 Jobs.
Die Einschnitte im Briefdienst hatte das Postunternehmen bisher nicht beziffert. Das Konzept sollte erst im September dem Aufsichtsrat vorgelegt werden, hieß es bislang. Zu den von der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) nach einem Gespräch mit dem Postdienst-Vorstand genannten höheren Kürzungsplänen erklärt Postdienst-Sprecher Heinz- Hermann Herbers, die Gewerkschaft habe die vereinbarte Vertraulichkeit der Gespräche gebrochen. Stelleneinsparungen bis 60 000, wie von der Gewerkschaft genannt (siehe FR vom Dienstag), bestätigt er nicht.
Die Postgewerkschaft habe in den Gesprächen aber selbst die Notwendigkeit von Rationalisierungen "nicht in Frage gestellt", betont der Unternehmenssprecher.Zur Person:
WILLIBALD BÖCK, Innenminister von Thüringen, ist in der Raststätten-Affäre erneut belastet worden. Die Erfurter Staatsanwaltschaft teilte mit, gegen den CDU-Politiker seien weitergehende Ermittlungen eingeleitet worden. Hintergrund seien Presseberichte, über deren Inhalt der Sprecher der Staatsanwalt jedoch keine Aussagen machen wollte. Er sagte nur, daß die Ermittlungen gegen Böck wegen angeblicher Schmiergeld-Annahme bei der Vergabe von Raststätten- Konzessionen intern bereits abgeschlossen gewesen seien. Nach Ansicht des Sprechers des Thüringer Innenministeriums, Achim Rende, wurden die Ermittlungen gegen Böck wegen "absolut unwahrer Behauptungen" der "Thüringischen Landeszeitung" wiederaufgenommen. Dort heißt es, Böck habe sich im Mai mit dem in die Raststätten-Affäre verwickelten Unternehmer Sebastian Stutz getroffen. Dabei soll besprochen worden sein, wie die angeblichen Bestechungsgelder in eine Parteispende umdefiniert werden könnten. Auch Thüringens Sozialminister HANS-HENNING AXTHELM (CDU) sieht sich möglicherweise Ermittlungen gegenüber. Die Staatsanwalt prüft, ob Axthelm mit der Verpachtung eines ehemaligen Jugendtourist- Hotels das Land um mehrere Millionen Mark geschädigt hat. (Reuter/dpa)
PARIS, 9. Juli (Reuter/dpa/wtr). Zur Unterstützung der UN-Truppen will Frankreich Kampfhubschrauber und weitere 700 Soldaten in die belagerte bosnische Hauptstadt Sarajewo entsenden.
Ein französischer Ministeriumssprecher sagte am Donnerstag in Paris, die Hubschrauber würden der UN-Schutztruppe im ehemaligen Jugoslawien unterstellt. Zu der Staffel gehören vier Hubschrauber vom Typ Gazelle und fünf des Typs Puma, die für Angriffe auf Bodenziele eingesetzt werden können. Insgesamt gehören dem Verband 144 Mann an. Die Hubschrauber sollen am Mittwoch per Schiff von Toulon in die kroatische Hafenstadt Rijeka verlegt werden. Von dort aus sollen sie nach Sarajewo fliegen. Außerdem will Paris nach Angaben des Außenministeriums weitere 700 Soldaten zum Schutz des Flughafens entsenden.
Bundesaußenminister Klaus Kinkel begrüßte auf der KSZE-Konferenz in Helsinki den Beschluß Frankreichs zur Entsendung der Hubschrauber.
Die Bundesluftwaffe wird aufgrund der dramatischen Versorgungslage in Sarajewo ihre Hilfeleistungen verstärken. Das teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstag abend in Bonn mit. Vom heutigen Freitag an werde die Luftwaffe einen Pendelverkehr mit zwei Transall- Flugzeugen zwischen Zagreb und Sarajewo einrichten und damit die Zahl der Hilfeflüge bis zu maximal sechs pro Tag steigern.
Die US-Mittelmeerflotte verlegte wieder Schiffe in die Adria, einen Kreuzer und ein Landungsschiff.
Das Hauptquartier der UN-Friedenstruppen in Sarajewo wurde am Donnerstag abend mit schweren Waffen beschossen. Augenzeugen berichteten, die UN-Soldaten hätten mit ihren Handfeuerwaffen zurückgeschossen; im Hauptquartier sei offenbar niemand zu Schaden gekommen. Allerdings wurde ein kanadischer Soldat der UN-Truppe bei einer Minenexplosion schwer verwundet. In der Nacht zuvor war Sarajewo wieder schwer beschossen worden. Seit Dienstag wurden dort nach Angaben von Radio Sarajewo 14 Menschen getötet. (Siehe auch Seite 2)
BERLIN, 9. Juli (Reuter). An der deutsch-polnischen Grenze ist die Zahl der halsbrecherischen Durchbrüche mit gestohlenen Autos dramatisch angestiegen. Seit Januar 1992 habe es 64 Grenzdurchbrüche mit 71 Fahrzeugen gegeben, das seien fast so viele wie im gesamten letzten Jahr, sagte Hauptkommissar Udo Schnettler vom Grenzschutzamt Frankfurt/Oder der Nachrichtenagentur Reuter am Donnerstag. Die meisten der gefährlichen Vorfälle ereigneten sich nachts. Bisher hätten sich die Grenzbeamten zum Glück durch einen Sprung zur Seite vor Verletzungen retten können. Zoll und Grenzschutz stünden den Durchbrüchen hilflos gegenüber.
Bei den gestohlenen Autos handelt es sich nach den Worten Schnettlers um West-Fahrzeuge aus dem gesamten Bundesgebiet, die über die deutsch-polnische Grenze nach Osteuropa geschmuggelt würden. Die Fahrer, meist Kuriere polnischer Autoschieber-Banden, warteten ab, bis die Schranken für einen anderen Wagen geöffnet würden. Dann preschten sie zum Teil in Kolonnen mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Gegenfahrbahn vorbei. In Polen befänden sich die Autoschieber in Sicherheit. Die polnische Polizei verfüge "nicht über die Fahrzeuge, die eine Verfolgungsjagd mit westlichen Autos gewinnen könnten".
DRESDEN, 9. Juli (Reuter). Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat eine Erhöhung der für 1993 geplanten Finanzmittel für Ostdeutschland gefordert. Im Namen der ostdeutschen Ministerpräsidenten kündigte Biedenkopf am Donnerstag vor dem sächsischen Landtag in Dresden an, nach der Sommerpause werde man in Bonn nachverhandeln. Andernfalls würden die Mittel für Ostdeutschland geringer ausfallen als 1992, was für die neuen Länder eine unzumutbar hohe Neuverschuldung bedeuten würde.
Biedenkopf forderte erneut die Einrichtung eines "Kriegsfolgenfonds" zur Finanzierung der deutschen Einheit. Der Fonds solle einen Umfang von 3000 Milliarden Mark haben, so daß über 20 Jahre jährliche Transfers von etwa 150 Milliarden Mark von West nach Ost möglich seien. In ihm sollten beispielsweise die Schulden von Treuhand und Kreditabwicklungsfonds zusammengefaßt werden. Der Fonds könne dann über 30 bis 40 Jahre getilgt werden.
Schon früher hatte Biedenkopf vorgeschlagen, einen Teil der Bundesbankgewinne für den Fonds zu verwenden.
BONN, 9. Juli (Reuter/dpa). Als einziges Bundesland will am Freitag Bayern die Neufassung des Abtreibungsparagraphen 218 im Bundesrat ablehnen. Das von einer Großen Koalition regierte Baden-Württemberg und die CDU/FDP- Koalitionsregierung Thüringens werden sich nach Angaben aus Kreisen des Bundesrates der Stimme enthalten. Alle anderen 13 Länder hätten die Zustimmung zu der Fristenregelung angekündigt, nach der Schwangerschaftschaftsabbrüche in den ersten zwölf Wochen nach der Empfängnis straffrei bleiben, wenn die Schwangere mindestens drei Tage vor dem Eingriff medizinisch, sozial und juristisch beraten wird.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat nach Angaben ihres Justitiars Franz Möller die notwendige Zahl von 221 Unterschriften für eine Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht zur Uberprüfung der Neuregelung des Abtreibungsrechts bei weitem erreicht. Die entsprechende Vollmacht sei damit erteilt, erklärte Möller am Donnerstag in Bonn.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gestern während der ersten Stunde um 22,96 Zähler geklettert. Am Vortag war das Wall-Street-Barometer um 1,89 auf 3293,28 Zähler gefallen.
In Japan zeigte der Trend am Donnerstag aufwärts. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel kletterte um 248,40 auf 16 848,66 Punkte zum Schluß.
DRESDEN, 10. Juli (Reuter). Der Verfassungsschutz Sachsens soll nach Auffassung von SPD und Bündnis 90/Grüne viel zu weitreichende Befugnisse bekommen. Bei der ersten Lesung des von der CDU-Landesregierung vorgelegten Gesetzesentwurfs sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Bernd Kunzmann am Donnerstag in Dresden, auf Basis des Entwurfs werde der Landesverfassungsschutz Telefone abhören und Wohnungen mit "Wanzen" abhorchen können. Die Kontrolle werde von einer Landtagskommission mit nur drei Mitgliedern ausgeübt. Auch seien die Fristen zu lang, innerhalb derer die Kommission über Lauschangriffe informiert werden müsse.
"In Sachen Lauschangriff ist Sachsen genauso scharf wie Bayern und stellt damit die Spitze unter den Bundesländern dar", sagte Kunzmann. Der Abgeordnete von Bündnis 90/Grüne Michael Arnold kritisierte auch die Informationspflicht anderer staatlicher Behörden und Gerichte gegenüber dem Verfassungsschutz.
PARIS/STRASSBURG, 10. Juli. (AFP/ Reuter/AP). Der französische Premierminister Pierre Beregovoy hat das "geringe Verständnis" Deutschlands und einiger anderer Nachbarn Frankreichs während des Konflikts mit den Fernfahrern bedauert. "Ich war frappiert über den Ärger der Deutschen, der Belgier, der Holländer und der Engländer über unsere schwerwiegende, aber immerhin kurze" Fernfahreraktion, sagte er am Donnerstag abend im Fernsehen. Der Streik im öffentlichen Dienst in Deutschland "hat die wirtschaftlichen Aktivitäten in Frankreich gestört, aber ich habe dazu geschwiegen". Als sich "die Situation Großbritanniens - zwei Prozent weniger Wachstum - auf unsere Wirtschaft ausgewirkt hat, habe ich nicht protestiert". Man müsse "begreifen, daß wir untereinander solidarisch sind", forderte er.
Das Europaparlament in Straßburg fordert Entschädigungen für Schäden aus dem Fernfahrer-Streik. Die EG-Kommission solle unverzüglich neue Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit auf den Straßen und der Arbeitsbedingungen von Fernfahrern unterbreiten, heißt es weiter in einer Resolution. Ferner müsse ein einheitlicher Punkte-Führerschein für die EG entwickelt werden. Dies war aus Brüssel schon vorher abgelehnt worden.
Der Streik hat der Geschäftswelt und der Landwirtschaft Verluste von mehreren Milliarden Franc eingetragen, sagte Ernest-Antoine Seilliere vom nationalen Arbeitgeberverband in Paris. Finanzminister Michel Sapin versprach den am schwersten betroffenen Unternehmen staatliche Hilfen. Was die ausländischen Forderungen angeht, machte Sapin deutlich, daß zunächst nur Franzosen entschädigt würden. (Siehe auch S. 3)
Wenn es viel Geld gibt, dann reist die Upper Class des Galopprennsports an. 400 000 Mark werden am Sonntag auf der Rennbahn in Hoppegarten in der Berlin- Brandenburg-Trophy verteilt, und dafür werden Vierbeiner von Scheich Mohammed-al-Maktoum, Queen Elizabeth II und Lord Swaythling gesattelt. Für die lokalen Größen bleibt nur Staunen und Zuschauen. Ein Pferd, das auf der Rennbahn im Osten Berlins trainiert wird, ist im siebenköpfigen Starterfeld nicht zu finden.
Der prominenteste Zweibeiner gibt seine Hoppegarten-Premiere. Steve Cauthen, US-Amerikaner mit Wohnsitz England, 32 Jahre alt, reitet Audio für seinen Arbeitgeber Mohammed-al-Maktoum, auf dessen Geheiß er dort zu sein hat, wo immer die Galopper des Dubai-Scheichs antreten. Diesmal heißt das gute Tier Audio, hat sich vornehmlich mit Enharmonic im Besitz der Queen, mit Vorjahressieger Flying Brave sowie mit den "Wessis" Irish Stew, Fleet for Europe und Königslöwe herumzuschlagen.
Es ist auf der 1600-Meter-Distanz das erste von vier großen internationalen Ereignissen 1992 in Hoppegarten, die vom Preisgeld her erschlagend sind und im krassen Mißverhältnis zur derzeitigen Situation auf der einstigen Paradebahn des deutschen Turfs stehen. Fuß gefaßt hat man nach der Wende noch nicht. Die Wetteinsätze gehen gegenüber 1990 sogar noch zurück, zwischen 300 000 und 400 000 Mark bewegt sich der Umsatz an einem normalen Renntag. Allein im Deutschen Derby wurden dagegen in Hamburg 1,9 Millionen Mark gewettet.
"Wir haben die wirtschaftliche Situation unterschätzt", gibt Artur Boehlke, Geschäftsführer in Hoppegarten, unumwunden zu. "Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Leute Defizite aufgeholt haben und zu uns zum Wetten kommen."
Noch braucht der mangelhafte Wettumsatz, die Basis für die Finanzierung des Rennsports, die Hoppegartener nicht zu kümmern, denn noch stehen Sponsoren, zumeist Banken, Automobilkonzerne und Genußmittelvertreiber, vor der Tür. 60 Prozent der Rennpreise, etwa 3,3 Millionen Mark, werden von Geldgebern finanziert.
"Wir brauchen Highlights in Hoppegarten", sagt Winfried Engelbrecht-Bresges, Vereins-Vize und Chefmanager des deutschen Turfs. "Leute anlocken, das geht nur mit großen Rennen." sid
Der neue Mann aus dem hohen Norden kommt mit den besten Empfehlungen. Jan Eriksson setzt die Serie der Skandinavier beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern fort. Die "Roten Teufel" vom Betzenberg machten das Rennen um den 23fachen schwedischen Nationalspieler, der bei der Europameisterschaft nicht nur wegen seiner beiden spektakulären Kopfballtreffer ins Rampenlicht rückte.
Zunächst zwei Jahre soll der Vertrag mit dem großen Blonden vom IFK Norrköping laufen. Kaiserslautern schwebt eine Ablösesumme von rund 1,3 Millionen Mark vor. Am 15. Juli, im Rahmen der Auslosung zur ersten Europacup-Runde in Zürich, werden die Vereinsvertreter endgültig über die Summe verhandeln.
Ausschlaggebend für den Wechsel nach Kaiserslautern war nicht zuletzt die Rücksprache mit dem neuen Trainer Rainer Zobel. Der Nachfolger von Karlheinz Feldkamp plant Eriksson im offensiven Bereich ein. Und gerade in Hinblick auf weitere Einsätze im Drei-Kronen-Team war Eriksson davon angetan.
Der kopfballstarke Schwede ist mit Kaiserslautern zudem im UEFA-Cup vertreten und somit weiter im Blickfeld der Späher aus Italien, Spanien und Frankreich. "Es war die beste Alternative aus allen Angeboten", sagte Eriksson, nachdem er sich entschieden hatte. Der Verein sei gut organisiert, habe ein gutes internationales Renommee und zudem ein gutes Angebot unterbreitet, erzählte Eriksson bei seinem Abschied aus der Heimat.
Der 24jährige wurde von vier weiteren Vereinen umworben. Der italienische Erstliga-Aufsteiger Ancona Calcio, zu dem der Nürnberger Publikumsliebling Sergio Zarate wechselte, war genauso interessiert wie die britischen Erstligisten Nottingham Forest und Chelsea London sowie Eintracht Frankfurt.
Eriksson ist der sechste Schwede im Kaiserslauterer Dreß. Roland Sandberg war 1973 neben Benno Magnusson (1973/74) der erste Skandinavier. Bis 1977 markierte er in 118 Bundesligaspielen immerhin 60 Treffer. Im Anschluß an die Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland fand Torhüter Ronnie Hellström, der auch jetzt den Kontakt zu Eriksson hergestellt hat, den Weg zum Betzenberg und bestritt bis 1984 insgesamt 266 Punktspiele. Letzter Schwede in der Pfalz war nach Benny Wendt (1977 bis 1981) noch Torbjörn Nilsson (1982 bis 1984). sid
Zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Barcelona bleibt das Verhältnis von Staat und Sport gespannt, die SPD forderte in Bonn erneut eine völlige Umstrukturierung des Sports. "Der Spitzensport gehört in die alleinige Verantwortung eines demokratisch gewandelten Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland", forderte Wilhelm Schmidt, sportpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. "Die Krise des Hochleistungssports macht deutlich, daß Sportverbände nicht mehr in der Lage sind, professionellen Spitzensport zu organisieren."
"Die Verzettelung von organisatorischen, personellen und finanziellen Ressourcen unter dem Dach des Deutschen Sportbundes, des NOK und der Fachverbände ist mehr als kontraproduktiv", kritisiert Schmidt, der für die Doping- Bekämpfung im deutschen Sport "endlich ein lückenloses, in einer Hand gebündeltes Kontrollsystem" fordert. "Das muß unter einem Dach organisiert sein, derzeit ordnen die Verbände an, German Control führt aus und Donike testet. Da sind die Unsicherheitsfaktoren zu groß."
Die SPD-Sportpolitiker halten an einer Anti-Doping-Gesetzgebung fest, verknüpft mit der Anti-Doping-Charta des Europarates, die in Bonn zur Ratifizierung vorliegt. Schmidt: "Es ist unfaßbar, daß die Bundesregierung in dieser Situation nichts unternimmt, was uns einen Schritt weiter bringen könnte."
International durchzusetzen seien Kontrollen nur, "wenn Nationen, die nicht kontrollieren, von den internationalen Spitzensportverbänden mit Sanktionen bedroht werden". National forderte die SPD einen rechtsstaatlichen Instanzenweg.
Das neue Spitzensport-Konzept des Bundesausschuß Leistungssport (BA-L) bezeichnete die SPD auf der vorolympischen Pressekonferenz als "unzureichend, das ist nicht mehr als die Fortschreibung der herrschenden Situation, absolut nichts Neues und kein Zeichen für Veränderung". Schmidt, ehemaliger Vizepräsident des Deutschen Schwimm- Verbandes (DSV): "Mit diesem Konzept werden nur Zahlen fortgeschrieben. Der BA-L hat sich viel zu sehr verselbständigt, betreibt weiter Medaillenzählerei, was nichts anderes ist, als indirekte Aufforderung zur Manipulation."
Die staatliche Spitzensportförderung könnte "unter professioneller Nutzung aller Ressourcen" heruntergefahren und in den Sportstättenbau, die Nachwuchsförderung und die Sportentwicklungshilfe umgeleitet werden.
Die Kritik der Sportwissenschaft am Institut für Trainingswissenschaft (IAT), der umstrittenen Nachfolgeeinrichtung des Forschungsinstituts für Körperkultur und Sport (FKS) der ehemaligen DDR in Leipzig, nimmt weiter zu. Der Kölner Biomechaniker Professor Dr. Gerd-Peter Brüggemann, der seit Jahren mit Turnern und Leichtathleten der deutschen Spitzenklasse zusammenarbeitet und für ein dezentrales System des Hochleistungssports eintritt, sagte in Köln: "Mir ist kein Spitzenverband bekannt, der das Institut gefordert hat." Dies hatte der Bundesausschuß Leistungssport (BA-L) des Deutschen Sportbundes (DSB) zum entscheidenden Argument gemacht.
Beim zweiten Journalisten-Symposium des Deutschen Sportbundes (DSB) und der Deutschen Sporthochschule Köln meinte Brüggemann weiter: "In dieser Republik wird alles entkoppelt, was im Spitzensport zusammengehört. Das gilt insbesondere für den Zusammenhang zwischen grundlagen- und prozeßorientierter Spitzensportforschung."
Der Wissenschaftliche Beirat des BA-L habe vehement gegen die Einrichtung des IAT votiert, so Brüggemann. "Aber dieser Beirat ist ein Feigenblatt und hat im BA-L keine Bedeutung." Das Argument, die Spitzenverbände hätten das IAT gewünscht, will Brüggemann nicht gelten lassen. "Mir ist kein Spitzenverband bekannt, der sich für das IAT eingesetzt hätte. In Leipzig werden zwar Kaderathleten betreut, aber nicht die besten."
Wegen starker Schmerzen an der Hüfte mußte der frischgebackene Wimbledonsieger im Doppel, Michael Stich, ein Einladungsturnier in Japan abbrechen und unverzüglich zur ärztlichen Behandlung nach Deutschland fliegen. Damit sagte der 23jährige zum dritten Mal innerhalb von neun Monaten eine Tennis-Veranstaltung aufgrund einer Verletzung ab, und das ausgerechnet drei Wochen vor Beginn des olympischen Turniers in Barcelona. Sein Einsatz in Spanien ist gefährdet.
"Ich wollte kein Risiko eingehen", erklärte Stich kurz vor dem Abflug in die Heimat, "zumal es hier eigentlich um nichts ging." Der Weltranglistenachte war unmittelbar nach dem Doppelfinale von Wimbledon, das er mit John McEnroe (USA) in der Rekordzeit von über fünf Stunden gewonnen hatte, am Montag zu dem 250 000-Dollar-Turnier nach Japan geflogen.
Dort rächte sich die fehlende Regenerationszeit nach dem Londoner Mammut- Turnier. Stich bestritt bei der Veranstaltung in verschieden Städten West-Japans, wo je acht Spielerinnen und Spieler antreten, nur das Eröffnungsspiel im Mixed. Nach der Partie an der Seite von Leila Meskhi (Georgien) gegen Patrick McEnroe/Katerina Maleewa (USA/Bulgarien) mußte der Rechtshänder abreisen. sid
Der Marathon zur Zweiten Fußball- Bundesliga wird am Freitag um 19.30 Uhr im neuen Unterhachinger Sportpark gestartet: Der Aufsteiger beginnt gegen FC Carl Zeiss Jena die Hatz der eingleisigen Liga mit 46 Saisonspielen für jeden Verein, mit drei Aufsteigern, aber sage und schreibe sieben Absteigern, und mit neuen Regeln. Der Knüller der ersten Runde steigt am Sonntag.
Absteiger Stuttgarter Kickers wird gegen Pokalsieger Hannover 96 gleich auf acht Spieler verzichten müssen, bei den Niedersachsen fehlen vier Aktive. Stuttgarts neuer Trainer Frieder Schömezler tippt auch ohne die Erstliga-erfahrenen Stammspieler Keim, Novodomsky, Vollmer und Berkenhagen auf einen 2:1-Sieg. Eberhard Vogel, Nachfolger des zu St. Pauli abgewanderten Michael Lorkowski, sieht sich nach dem Pokaltriumph einem großen Erwartungsdruck ausgesetzt. Ihm fehlen neben Weiland und Breitenreiter der nach einem Platzverweis im Testspiel gesperrte Ungar Djelmas und Neuzugang Reinhold Mathy.
Lorkowski, der in St. Pauli eine Dauerkarten-Euphorie auslöste, hat im neuen Amt gleich eine schwere Aufgabe bei Hertha BSC zu bewältigen.
Topfavorit MSV Duisburg, von allen Zweitliga-Trainer auf den Favoritenschild gehoben, tritt beim Abstiegskandidaten VfB Leipzig an. Uwe Reinders ist sich seiner Sache trotz der Abgänge von Torjäger Tönnies, Kober und Bremser seiner Sache sicher. Die Neuzugänge Preetz und Sailer bilden das neue Sturmduo, und hinter der Abwehr dirigiert Europacupsieger Jürgen Rollmann, von Werder Bremen verpflichtet.
Wiederaufstieg heißt auch bei den anderen Bundesliga-Absteigern Fortuna Düsseldorf und Hansa Rostock das Ziel. Beide behielten wie die Duisburger mit Horst Köppel und Erich Rutemöller ihre Trainer, beide haben mit ihren Gegnern Chemnitzer FC und Aufsteiger FC Remscheid zum Start lösbare Aufgaben vor sich. Ob Düsseldorf, das 15 neue Spieler in seinen Kader einbauen mußte und auf der anderen Seite deren zwölf verlor, schon eingespielt ist, muß abgewartet werden. In den Testspielen gab es wie beim 0:3 gegen Hannover magere Ergebnisse, und zudem fehlen die verletzten Schütz und Schuberth.
Mit dem VfL Wolfsburg muß ein zweiter Aufsteiger zuerst auswärts antreten, am Freitag beim VfL Osnabrück. Gespannt darf man auf den Wuppertaler SV sein. Gute Ergebnisse in den Testspielen, mit dem in Wuppertal für guten Fußball bürgenden Namen Pröpper im Mittelfeld, mit den Verstärkungen, Libero Straka von Hansa Rostock sowie Kober und vor allem Torjäger Michael Tönnies aus Duisburg, könnte schon am Samstag gegen Mainz 05 der erste Coup glücken.
Darmstadt 98, die am Donnerstag den Engländer Steven Berry unter Vertrag nahmen, empfängt am Sonntag den Mitfavoriten FC Homburg um 15 Uhr am Böllenfalltor. Trainer Rainer Scholz, der auf einen möglichst guten Start hofft, muß auf Kowalewski (Bänderriß) verzichten, hinter dem Einsatz von Stefan Täuber steht noch ein Fragezeichen. Wieder fit ist Stefan Simon, der gemeinsam mit dem neuen Spielführer Henrik Eichenauer und Neuzugang Stefan Malz im Mittelfeld die offensive Akzente setzen soll. Quadraogio, der seinen Vertrag verlängerte, und Weiss bilden den Sturm.
Spektakuläre Neuzugäne meldet der SV Waldhof Mannheim mit Lasser (Eintracht Frankfurt) und Olaf Schmäler (VfB Stuttgart), Carl Zeiss Jena mit Akpoborie (Saarbrücken), FC Homburg mit Famulla (Karslruhe), Mainz 05 mit Buvac (Erfurt) und Kasalo (1. FC Nürnberg), VfB Oldenburg mit Machala (Hansa Rostock).
Sieben ostdeutsche Zweitliga-Klubs waren ins Abenteuer "bezahlter Fußball" gestartet - nach einem Jahr ist Deutschlands Fußball-Osten nur noch viermal vertreten. Während Halle, Erfurt und Brandenburg in die Niederungen des Amateurbereichs abtauchten, konnte Hansa Rostock dem Abstieg aus der Bundesliga nicht entgehen und komplettiert das Quartett mit dem Chemnitzer FC, dem FC Carl Zeiss Jena sowie dem VfB Leipzig. sid/dpa/kil
Der an Nummer eins gesetzte US-Amerikaner David Wheaton ist beim Tennis- Grand-Prix in Newport/Rhode Island an dem Qualifikanten Brian MacPhie gescheitert. Wheaton unterlag seinem Landsmann in der zweiten Runde des einzigen US-Rasenturniers 4:6 und 6:7.
Rudi Völlers Wechsel von AS Rom zum französischen Fußballmeister Olympique Marseille ist perfekt. Der zurückgetretene Nationalspieler unterschrieb am Donnerstag nachmittag in Marseille einen Zweijahresvertrag.
Der 32 Jahre alte Völler, soll bereits an einem Trainingslager seines neuen Klubs vom 10. bis 18. Juli in Font-Romeu (Pyrenäen) teilnehmen, sofern die medizinische Abteilung grünes Licht gibt. Der Ex- Offenbacher soll Jean-Pierre Papin ersetzen, der zur neuen Saison zum AC Mailand wechselte. sid
Gerard Houllier ist neuer Fußball-Nationaltrainer in Frankreich. Der 45jährige tritt die Nachfolge von Teamchef Michel Platini an, der seit 1988 die Auswahl betreute. Houllier war zuvor Technischer Direktor und Assistent von Platini.
Nach dem vorläufigen Rückzug seines Arbeitgebers Audi aus der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) wechselt der amtierende DTM-Champion Frank Biela aus Neuss ins Sportwagen- Lager. In einem Porsche 962 des Joest- Teams wird der 27jährige zunächst in den USA ausführliche Testfahrten bestreiten.Nagel ersetzt Hafemeister
Wegen Verletzung seines Pferdes Bonito mußte Mannschafts-Olympiasieger Dirk Hafemeister (Fürstenau) einen möglichen Einsatz in der Springreiter-Equipe in Barcelona absagen. Für den gebürtigen Berliner kam der Holsteiner Landwirt Tjark Nagel (Friedrichskoog) mit dem Oldenburger Wallach Leroy Brown ins fünfköpfige Team.
Pokalsieger Hannover 96 muß beim Saisonauftakt der Zweiten Bundesliga am kommenden Wochenende ohne Milos Djelmas auskommen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat den Mittelfeldspieler vom 24. Juni bis einschließlich kommenden Sonntag (12. Juli) wegen "Tätlichkeit in einem leichteren Fall" im schriftlichen Verfahren gesperrt.
Mit einem Kraftakt sicherte sich der Italiener Guido Bontempi den Etappensieg auf dem fünften Teilstück der 79. Tour de France. Dabei überraschte der 32 Jahre alte Radprofi fünf Kilometer vor dem Ziel auch die beiden Deutschen Olaf Ludwig und Jens Heppner (beide Gera), die zuvor mit ihm in einer zehnköpfigen Spitzengruppe gefahren waren. Zweiter nach 196 km von Nogent-sur-Oise nach Wasquehal wurde Dimitri Konyschew, den dritten Platz sicherte sich Olympiasieger Olaf Ludwig aus Gera und auch Jens Heppner fuhr noch unter die ersten Zehn.
Die Siegerzeit von Bontempi betrug 4:06:01 Stunden. "Mit Ludwig war ein starker Sprinter in der Gruppe. Ihn durfte ich nach vorne lassen, also mußte ich versuchen, auszureißen", meinte der Italiener völlig außer Atem im Ziel. Das Gelbe Trikot des Spitzenreiters behält der Franzose Pascal Lino, der es nun schon den dritten Tag trägt.
Einen großen Sprung nach vorne in der Gesamtwertung machte Jens Heppner, der sowohl Weltmeister Gianni Bugno als auch dessen Landsmann Claudio Chiappucci (beide Italien) und Vorjahressieger Miguel Indurain (Spanien) überflügelte.
Ludwig war schon einen Tag zuvor beim Mannschaftszeitfahren mit seiner Panasonic-Mannschaft erfolgreich gewesen. Bei seinem Tour-Debüt 1990 hatte er am 8. Juli das Teilstück von Epinal nach Besancon im Spurt vor dem Belgier Johan Museeuw gewonnen und sich in Paris sogar das Grüne Trikot des Punktbesten gesichert.
Als zweiter der ursprünglich 14 gestarteten deutschen Profis mußte Bernd Gröne aus Recklinghausen aufgeben. Der 29jährige, der in dieser Saison bisher in glänzender Verfassung fuhr und beim Giro d'Italia sogar einmal Etappendritter wurde, stieg nach 80 km der fünften Etappe aus. Er litt schon einen Tag zuvor an einer Darmgrippe. Schon auf dem ersten Teilstück war für den Kölner Marcel Wüst nach einem Schlüsselbeinbruch das Aus gekommen.
Direkt nach dem Start in Nogent-sur- Oise schlugen die Fahrer ein sehr schnelles Tempo an. Und sie legten in der ersten Stunde immerhin 48 km zurück, und das bei schwülen Temperaturen. Einige erste Ausreißversuche blieben erfolglos, aber dann setzte sich nach etwa 90 km eine Zehnergruppe vom Feld ab, zu der auch Olaf Ludwig und Jens Heppner gehörten.
Die Gruppe arbeitete gut, auch wenn im Verfolgerfeld zuerst Tempo gemacht wurde. sid
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, fünfte Etappe, Nogent- sur-Oise nach Wasquehal (196 km): 1. Bontempi (Italien) 4:06:01 Stunden (47,801 km/h), 2. Konyschew (GUS) 0:30 Minuten zurück, 3. Ludwig (Gera) 0:36, 4. Jalabert (Frankreich), 5. Cenghialta (Italien), 6. van de Laer (Belgien), 7. Maassen (Niederlande) alle gleiche Zeit, 8. Bauer (Kanada) 0:38, 9. Vargas (Kolumbien) 0:39, 10. Heppner (Gera) gleiche Zeit, 11. Museeuw 3:33, 12. Eric Vanderaerden, 13. Capiot (alle Belgien), 14. van der Poel (Niederlande), 15. Nelissen (Belgien), . . . 25. Stumpf (Dittelbrunn), . . . 62. Uwe Ampler (Leipzig), . . . 84. Kappes (Kirchzarten), 85. Krieger (Karlsruhe), . . . 91. Kummer (Erfurt), 92. Boden (Frankfurt/Oder), . . . 125. Gölz (Bad Schussenried), . . . 142. Bölts (Heltersberg), . . . 159. Jentzsch (Cottbus), . . . 177. Aldag (Ahlen).
Gesamtwertung: 1. Lino 22:44:25 Stunden, 2. Virenque (beide Frankreich) 1:54 Minuten zurück, 3. Bauer 3:11, 4. Heppner 4:37, 5. Bugno 5:06, 6. Chiappucci (beide Italien) 5:20, 7. Roche (Irland) 5:28, 8. Tschdanow (GUS) 5:31, 9. Indurain (Spanien) 5:33, 10. Perini (Italien) 5:35, 11. Bouwmans (Belgien) 5:40, 12. Fignon (Frankreich) 5:49, 13. Tebaldi (Italien) 5:54, 14. LeMond (USA) 5:55, 15. Boyer (Frankreich) 6:24, . . . 36. Ampler 7:38, . . . 93. Ludwig 20:37, . . . 95. Bölts 20:55, . . . 98. Gölz 21:27, . . . 117. Kummer 25:02, . . . 119. Boden 25:10, . . . 121. Krieger 25:17, . . . 145. Jentzsch 28:50, . . . 166. Stumpf 31:30, . . . 173. Aldag 33:29, . . . 183. Kappes 38:29.
Mit einem Kraftakt sicherte sich der Italiener Guido Bontempi den Etappensieg auf dem fünften Teilstück der 79. Tour de France. Dabei überraschte der 32 Jahre alte Radprofi fünf Kilometer vor dem Ziel auch die beiden Deutschen Olaf Ludwig und Jens Heppner (beide Gera), die zuvor mit ihm in einer zehnköpfigen Spitzengruppe gefahren waren. Zweiter nach 196 km von Nogent-sur-Oise nach Wasquehal wurde Dimitri Konyschew, den dritten Platz sicherte sich Olympiasieger Olaf Ludwig aus Gera und auch Jens Heppner fuhr unter die ersten Zehn.
Für Jens Heppner und den deutschen Profi-Radsport war dies ein bemerkenswerter Tag, denn der Mann aus Gera belegt mit 4:37 Minuten Rückstand den vierten Platz der Gesamtwertung und ist damit besser plaziert als der italienische Weltmeister Gianni Bugno (5:06) und Titelverteidiger und Giro-Gewinner Miguel Indurain (5:33) aus Spanien. Zuletzt rangierte vor fünf Jahren ein Deutscher unter den besten Vier des größten Radrennens der Welt. Im Juli 1987 belegte der Frankfurter Dietrich Thurau zwischenzeitlich Rang zwei bei der Tour.
Die Zeit von Etappensieger Bontempi betrug 4:06:01 Stunden. "Mit Ludwig war ein starker Sprinter in der Gruppe. Ihn durfte ich nicht nach vorne lassen, also mußte ich versuchen, auszureißen", meinte der Italiener im Ziel. Das Gelbe Trikot des Spitzenreiters behält weiter der Franzose Pascal Lino, der es nun schon den dritten Tag trägt.
Einen großen Sprung nach vorne in der Gesamtwertung machte Jens Heppner, der sowohl Weltmeister Gianni Bugno als auch dessen Landsmann Claudio Chiappucci (beide Italien) und Vorjahressieger Miguel Indurain (Spanien) überflügelte.
Ludwig war schon einen Tag zuvor beim Mannschaftszeitfahren mit seiner Panasonic-Mannschaft erfolgreich gewesen. Bei seinem Tour-Debüt 1990 hatte er am 8. Juli das Teilstück von Epinal nach Besancon im Spurt vor dem Belgier Johan Museeuw gewonnen und sich in Paris sogar das Grüne Trikot des Punktbesten gesichert.
Als zweiter der ursprünglich 14 gestarteten deutschen Profis gab Bernd Gröne aus Recklinghausen das Rennen auf. Der 29jährige, der sich in dieser Saison bisher in glänzender Verfassung präsentierte und beim Giro d'Italia sogar einmal Etappendritter wurde, stieg nach 80 km der fünften Etappe aus. Er litt schon tags zuvor an einer Darmgrippe. Schon auf dem ersten Teilstück war für den Kölner Marcel Wüst nach einem Schlüsselbeinbruch das Aus gekommen. sid
RADSPORT
RHEINLAND-PFALZ-RUNDFAHRT, 2. Etappe über 144,6 km von Simmern nach Bad Neuenahr/Ahrweiler: 1. Meier (Schweiz) 3:43:33 Stunden, 2. Stenersen (Norwegen), 3. Piziks (Lettland), 4. Matt (Hannover), 5. Gottschling, 6. Audehm alle gleiche Zeit, 7. Dietz (alle Nürnberg) 0:25 Minuten zurück.
Gesamtwertung: 1. Audehm 6:56:36 Stunden, 2. Poels (Niederlande) 1:58 Minuten zurück, 3. Galbois (Frankreich) 2:07, 4. Luthenberger 2:11, 5. Meier 2:53, 6. Stenersen 2:58.
Mannschaftswertung: 1. Deutschland 20:56:49 Stunden, 2. Österreich 2:18 Minuten zurück, 3. Frankreich gleiche Zeit.
Der Aufsichtsrat der Olympia Marketing GmbH verlängerte den Vertrag mit ihrem Geschäftsführer, Dr. Nikolaus Fuchs, nicht. Damit reagierte das Unternehmen auf die am Montag vergangener Woche in einem Beitrag des Fernsehmagazins "Monitor" erhobenen Vorwürfe, der 38 Jahre alte Unternehmensberater habe mit seiner Firma "Bossard Consultants" persönliche und intime Daten über die 94 Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gesammelt.
"Herr Fuchs hat hervorragende Arbeit geleistet, doch wir können seinen Vertrag nicht verlängern", erklärte der Aufsichtsrats-Vorsitzende Peter Weichardt. "Seine persönliche Integrietät steht nicht in Zweifel." Matthias Kleinert, Generalbevollmächtigter von Daimler Benz, sagte: "Es ist traurig, daß Berlin immer so schlimme Nachrichten schreibt." Nachfolger von Fuchs wird der Geschäftsführer der Olympia GmbH, Axel Nawrocki. Zudem wurde beschlossen, "Bossard" künftig von allen Olympia-Dienstleistungsverträgen auszuschließen.
Fuchs war ein Olympia-Co-Manager der ersten Stunde. Schon vor zwei Jahren erstellte er eine sogenannte Machbarkeitsstudie, die noch heute Grundlage für alle Bewerbungs-Aktivitäten ist. Seit dem 1. Januar 1992 war der Manager Gründungsgeschäftsführer der Marketing GmbH und akquirierte bisher 26 Millionen Mark für die Olympia-Kassen.
Am 8. August 1991 hatte Fuchs den Auftrag erhalten, eine Bewerbungsstrategie mit Dossiers, Analysen und Empfehlungen zu erarbeiten. Dabei legte seine Firma "Bossard", bei der er einer der geschäftsführenden Gesellschafter ist, als "Spiel-Version" eine Datei über die IOC-Mitglieder an, in der auch Fragen über Alkoholsucht, sexuelle Orientierung und Autowunsch enthalten waren.
Fuchs auf der Aufsichtsratsssitzung: "Ich hatte schon nach wenigen Tagen das Projekt gestoppt und den Olympia-Geschäftsführer informiert. So etwas ist rechtlich und moralisch nicht zulässig." Einige dieser Unterlagen wurden dann von einem Informanten an "Monitor" weitergegeben.
Mit einen Ausschlag für die Fuchs-Demission hatte Berlins Bausenator Wolfgang Nagel gegeben: "Wer unter den Betten von IOC-Mitgliedern Nachforschungen anstellen wollte, hat für unser seriöses Olympia-Projekt nicht das richtige Fingerspitzengefühl." sid
WASSERBALL
SECHS-NATIONEN-TURNIER in Savona/Italien, erster Spieltag: Deutschland - Niederlande 6:8 (1:2, 1:3, 1:2, 3:1).
Deutschlands Wasserball-Nationalmannschaft kassierte zum Auftakt des Sechs-Nationen-Turniers im italienischen Savona eine 6:8(1:2, 1:3, 1:2, 3:1)-Niederlage gegen die Niederlande.
RADSPORT
DEUTSCHE KRITERIUMSSERIE, siebte Etappe in Schorndorf, Rundstreckenrennen über 63 km: 1. Hundertmarck (Kelsterbach) 1:21:18 Stunden, 2. Lehnert (Dortmund), 3. Görgen (Bergheim), 4. Clark (Australien), 5. Engelbrecht (Südafrika), 6. Halupzok (Polen) alle gleiche Zeit.
Gesamtwertung: 1. Lehnert 47 Punkte, 2. Halupzok 32, 3. Henn (Heidelberg) 30, 4. Görgen 29, 5. Clark 26, 6. Woods (Australien) 22.
Mannschafts-Zeitfahren über 1800 m: 1. "Lampre" 2:12,35 Minuten, 2. "Southern Sun I" 2:15,27, 3. "Varta" 2:17,85, 4. "ZG Bottecchia" 2:19,92, 5. "Union Fröndenberg I" 2:20,01, 6. "Union Fröndenberg II" 2:24,45.
Gesamtwertung: 1. "ZG Bottecchia" 14:12,88 Minuten, 2. "Lampre" 14:42,04, 3. "Team Europa" 14:42,14, 4. "Varta" 14:50,05, 5. "Southern Sun I" 14:59,00, 6. "Hofbräu" 15:08,22.
Ein weiterer Dopingfall überschattet die internationale Leichtathletik-Szene: Mittelstrecklerin Natalya Artjomowa aus der GUS, soll bei den "Bislett Games" in Oslo unerlaubte Mittel zu Hilfe genommen haben soll.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Gstaad/Schweiz (330 500 Dollar), 1. Runde: Ivanisevic (Kroatien/Nr. 3) - Mezzadri (Schweiz) 6:4, 7:6 (7:3). - Achtelfinale: Bruguera (Spanien/Nr. 6) - Rhode (Oberhausen) 6:4, 6:1, Santoro (Frankreich) - Korda (CSFR/Nr. 1) 1:6, 7:5, 6:2, Chang (USA/Nr. 2) - Pioline (Frankreich) 3:6, 7:6 (7:4), 7:5, Ivanisevic - Dzelde 6:3, 6:3, E. Sanchez (Spanien/Nr. 5) - Muster (Österreich) 7:5, 6:0, Novacek (CSFR/Nr. 8) - Tscherkasow (GUS) 6:4, 6:4. - Viertelfinale: Bruguera - Ivanisevic 6:3, 6:2.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Bastad/Schweden (260 000 Dollar), 2. Runde: Larsson (Schweden/Nr. 3) - Fetterlein (Dänemark) 6:1, 6:4, Perez-Roldan (Argentinien/Nr. 6) - Pistolesi (Italien) 6:4, 6:1, Boetsch (Frankreich/Nr. 7) - Gunnarsson (Schweden) 6:4, 6:3.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Newport/US-Bundesstaat Rhode Island (175 000 Dollar), Einzel, 2. Runde: Shelton (USA/Nr. 6) - Thoms (Hannover) 4:6, 7:6 (7:3), 6:2, Stolle (Australien) - Pozzi (Italien/Nr. 2) 6:1, 4:6, 6:3, MacPhie (USA) - Wheaton (USA/Nr. 1) 6:4, 7:6 (7:4), van Rensburg (Südafrika/Nr. 4) - Weiss (USA) 6:3, 6:3, Borwick (Australien) - Herrera (Mexiko/Nr. 7) 6:3, 3:6, 7:6 (8:6).
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Kitzbühel/Österreich (150 000 Dollar), Achtelfinale: Checcini (Italien/Nr. 6) - Meier (Saarlouis) 6:3, 7:5, Martinez (Spanien/Nr. 1) - Fauche (Schweiz) 6:2, 6:3, Coetzer (Südafrika/Nr. 4) - Thoren (Finnland) 6:1, 6:0, Dechaume (Frankreich) - Paulus (Österreich/Nr. 7) 4:6, 6:4, 6:2.
FUSSBALL
REUNDSCHAFTSSPIEL: Grasshopper Zürich - Borussia Dortmund 4:1 (2:1).
STEINBACH. Aegilops Speltvides und -Squarrosa, Triticum Boeoticum und -Dicoccoides sowie Triticum Monococcum und -Dicoccum wiegen sich sanft im Wind. Neben den wirr umherliegenden Halmen des seinem Namen alle Ehre machenden Wildgrases, recken sich Einkorn und Emmer in dünnen, fast mannshohen Halmen gen Himmel. Der Kulturweizen steht wie eine Eins im Feld nebenan. Kein Halm geknickt, von Feld zu Feld niedriger.
Ernährungswissenschaftlerin Ursula Heimes will es wissen: Zusammen mit ihrem Mann Karl-Heinz bewirtschaftet sie seit dem letzten Herbst am Steinbacher Aussiedlerhof Stamm eine Versuchsparzelle mit Feldfrüchten, von denen sich unsere Vorfahren wohl schon vor mehreren tausend Jahren ernährt haben.
Dazu angeregt haben sie die letztjährigen Grabungsarbeiten mit dem Verein für Geschichte und Heimatkunde an der bandkeramischen Siedlung auf dem Baugelände der IG-Bau-Steine-Erden-Schule neben dem Steinbacher Sportzentrum. Die Schürfer schickten Bodenproben ans landesarchäologische Institut in Büdingen. Die Untersuchungen dort sollen aufklären helfen, wie die Menschen in der vor etwa 7000 Jahren entstandenen, jungsteinzeitlichen Siedlung gelebt haben.
Erst wenn die archäobotanischen Befunde vorliegen, wissen die Heimes, ob sie mit Einkorn und Emmer, Gerste und Ursprung im Orient Flachs tatsächlich Pflanzen wachsen sehen, die auch schon vor Tausenden von Jahren in der Gegend von Steinbach groß wurden.
Inzwischen hat Ursula Heimes die Geschichte der Frühformen des Kulturweizens studiert und kann wie ein Buch darüber sprechen: Die Vorformen stammten aus dem Orient, dem "fruchtbaren Halbmond". Vermutlich hätten Sammler zunächst die Wildformen von Emmer und Einkorn entdeckt, die allerdings einen großen Nachteil haben: Sie sind spindelbrüchig, das heißt, die Körner fallen von dem Fruchtstand ab und müssen aufgelesen werden. Außerdem werden sie ungleichmäßig reif. Mit den ersten Siedlungen hätte dann eine Auslese und gezielte Pflanzung eingesetzt. Durch natürliche Kreuzung von Wildgräsern und Wildformen des Getreides seien Kultureinkorn und -emmer entstanden, aus denen später Kulturweizen mit abnehmender Halmlänge gezüchtet wurde.
Der Vorteil von Weizen: Die Körner bleiben an der Spindel hängen. Die störrischen Spelzen, die bei Emmer und Einkorn noch jedes Körnchen umhüllen, sind weichen Hülsen gewichen, die beim Drechseln abfallen. Die harten Hüllen mußten früher laut Ursula Heimes per Mörser entfernt werden. Möglicherweise seien die bespelzten Körner dazu vorher erhitzt worden, um die Arbeit zu erleichtern. Einen Vorteil jedoch hatten die hartnäckigen Hülsen: Sie schützten die Nahrung vor Schädlingen.
Neben den Weizenformen haben die Heimes auch Linsenfrüchte angebaut, ebenso den blaublühenden Flachs: Ob daraus in der Bandkeramik bereits Leinen gewonnen wurde oder die Kapseln am zartgrünen Halm bloß der Ernährung dienten, weiß Frau Heimes nicht.
Ist die Ernte gekommen, will die Ernährungswissenschaftlerin einige Früchte beiseite legen, um sie später im neuen Heimatmuseum zusammen mit den Funden der bandkeramischen Siedlung ausstellen zu können. Aus den übrigen Körnern will sie "das ein oder andere Brot backen". Doch vorher heißt es zum Teil abspelzen und mahlen nach altem Brauch. "Es ist doch ungeheur spannend nachzumessen, wie lange man seinerzeit brauchte, eine fünfköpfige Familie zu ernähren", begeistert sich Ursula Heimes. Überhaupt freut sie sich, daß sie "die Eltern und Großeltern heutiger Kulturformen einmal greifen und nicht nur in Büchern ansehen kann". MONIKA KAPPUS
BAD NAUHEIM. Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) hat jetzt seine Personalpläne verteidigt und die von Stadtrat Peter Keller (SPD) daran geäußerte geharnischte Kritik zurückgewiesen. Keller lehnt, wie die FR exclusiv berichtet hatte, die von Rohde gewünschte zusätzlichen Personalkosten von jährlich rund 520 000 Mark ab, weil damit der stetig schwindende Spielraum der Stadt weiter eingeengt und wichtigere Investitionen blokkiert würden. Deshalb stimmte Keller im Magistrat auch als einziger gegen die Wünsche von Rohde, der diese als Personaldezernent eingebracht hatte.
Vor der Presse meinte Rohde, daß Keller nur deshalb gegen den Stellenplan gestimmt habe, weil dieser seine Wünsche nicht habe durchsetzen können. So haben die zum Dezernnat von Keller gehörenden Ämter zwei zusätzliche Stellen für das Grünamt gefordert (Kosten jährlich 180 000 Mark)k, eine weitere Stelle für das Ordnungsamt (103 000 Mark) und weitere 45 0000 Mark für Reinigungskräfte. Außerdem habe Keller die Wünsche des Sportamtes, wo ebenfalls eine zusätzliche Kraft (96 000 Mark) gefordert worden war, unterstützt. Rohde: "Jene Wünsche hätten alleine rund 424 000 Mark gekostet."
Peter Keller sieht dies jedoch etwas differenzierter. Zwar hätten die Ämter seines Dezernates jene Vorschläge unterbreitet, doch würden solche routiniemäßig an den Personaldezernenten Rohde gerichtet, damit dieser sie "sichtet, bewertet und hieraus eine Vorlage für den Magistrat entwickelt" (Keller). Diese Stellenvorschläge würden von den Ämter "sozusagen erst einmal blind gemacht, damit dann der Personaldezernent überprüfen und überlegen kann, ob diese Aufgaben anderweitig oder durch Umsetzungen zu erledigen sind, kostenneutral gehalten und nicht einfach im Sinne des Parkinson' schen Effektes immer weiter durch reine Addition von neuen Stellen erfüllt werden können." Nach Angaben von Keller könnten von den vorgesehenen vier neuen Stellen drei durch Umsetzungen wegfallen, womit 300 000 Mark eingespart werden könnten.
Fest steht, daß der Magistrat die Personalwünsche von Keller bis auf eine zusätzliche Stelle im Ordnungsamt ab- Auch UWG und FDP hatten ihre Zweifel speckte. Der Magistrat befürwortete außerdem eine weitere Stelle für die Stadtkasse (Dezernat Dr. Flach), das Rechnungsprüfungsamt (Dezernat Rohde) und für das Sportamt. Hinzu kommen noch drei halbe Arbeiterstellen und Höhergruppierungen, wodurch sich die eingangs errechneten zusätzlichen Personalkosten von jährlich rund 520 000 Mark ergeben würden.
Für diese Kostenexplosion ist nach Ansicht von Keller auch die von Rohde beabsichtigte Zusammenfassung des Bau- und Planungsamtes unter einer kooperativen Amtsleitung verantwortlich, die Keller sachlich für nicht gerechtfertigt hält. Dies bestreitet hingegen Rohde. Vor der Presse bekräftigte er, daß die zum 1. August vom Magistrat beschlossene Umstrukturierung kostenneutral bleiben soll.
Zweifel an dem neuen Modell hatten schon während der Parlamentssitzung im Juni Vertreter von UWG und FDP geäußert. Richard Philipp (UWG) mochte keine neue Strukturen in der Verwaltung festklopfen, sondern diese gegebenenfalls dem im nächsten Jahr zu wählenden Bürgermeister überlassen. Und Gerhard Bennemann (FDP) meldete erhebliche Zweifel an dem Modell an, das "fatal an die vielen Köche erinnere, die den Brei verderben". Bennemann: "Wenn man Mitarbeiter motivieren will, gibt es auch andere Möglichkeiten; wenn man diesen Dreh zum Höhergruppieren braucht, also Beförderungsgründe auf diese Art und Weise geschaffen werden sollen, machen wir da nicht mit."
Der neue Stellenplan sollte bereits bei der Beratung des ersten Nachtragshaushaltes vom Parlament beschlossen werden. Da lediglich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses diesen drei Tage vorher einsehen konnten und die Fraktionen die Unterlagen gar nicht bekommen hatten, weigerte sich die Parlamentsmehrheit von SPD, UWG und FDP, wegen fehlender Beratungsmöglichkeit über den Stellenplan zu beraten. Dies wird nun nach der Sommerpause erfolgen. str
GROSS-GERAU. Am 30. September 1992 ist für die Molkerei Groß-Gerau in jeder Beziehung der Letzte - nicht nur des Monats, sondern das endgültige Aus. Dann schließt das 1930 gegründete Unternehmen in der Oppenheimer Straße für immer seine Pforten. Grund dafür sind nach Auskunft des Trägers, der Moha- und Zentra-Vereinigung Milchwerke GmbH in Hungen, agrarpolitischen Beschlüsse von EG und Bund, letztlich also die staatliche Reduktionspolitik in der Milchwirtschaft. Für die 46 Beschäftigten in Groß- Gerau wurde ein Sozialplan erstellt. Über die Zukunft des attraktiven 15 000- Quadratmeter-Geländes der Molkerei wird bereits verhandelt, zwei Interessenten mühen sich derzeit darum.
Im Hintergrund der Betriebsschließung steht der Konzentrationsprozeß der hessischen Molkereien, der nach Auskunft von Klaus Tödt, Geschäftsführer der Moga- und Zentra-Vereinigung, wiederum Konsequenz der agrarpolitischen Rahmendaten ist. Die Zahl der Milchererzeuger sei wegen der Milchmengenregelung und Lieferquotierung sowie allgemeinem Strukturwandel auch im Kreis Groß-Gerau erheblich zurückgegangen.
Der rasante Wandel seit Kriegsende wird am deutlichsten am Beispiel des Riedstädter Ortsteils Leeheim: Vor rund 25 Jahren war der Ort mit 135 Betrieben noch die Milcherzeugergemeinde des Raumes. Heute liefert gerade noch ein einziger landwirtschaftlicher Betrieb Milch aus Leeheim an die Groß-Gerauer Molkerei.
Auch anderenorts ging die Zahl der bäuerlichen Betriebe immer mehr zurück, was nach Auskunft der Branche am Ende hessenweit dazu führte, daß immer weniger Molkereien rentabel arbeiten konnten. Konzentration und Schließungen waren die Folge. Dabei blieb jetzt auch die Groß-Gerauer Molkerei - amtlich Milchversorgung Groß-Gerau eG geheißen - trotz zahlreicher Bemühungen um eine Rettung am Ende doch auf der Strecke.
Betroffen sind davon 46 Beschäftigte, für die ein Sozialplan ausgearbeitet wurde. Derzeit arbeiten nach Auskunft derMolkerei in der Produktion überhaupt nur noch 16 Mitarbeiter, nämlich in den beiden Bereichen Frischkäserei, beispielsweise für Quarkherstellung, und in der Rahmabteilung.
Das Unternehmen bot nach Auskunft von Geschäftsführer Tödt für etwa die Hälfte der betroffenen Beschäftigten alternative Arbeitssplätze anderenorts und suche derzeit dringend 20 neue Mitarbeiter. Doch habe man mit diesem Angebot und auch mit der Zusage bei Wohnungssuche zu helfen, bislang kaum Erfolg gehabt. Zur Zeit sehe es so aus, als ob nur ein einziger der durch die Schließung in Groß-Gerau Betroffenen solch einen alternativen Arbeitsplatz des Unternehmen annehmen wolle.
Für die weiterhin vorhandenen Milcherzeuger im Kreis Groß-Gerau ändere sich durch die Schließung der Groß-Gerauer Molkerei nichts unmittelbar. Ihre Milch wird weiterhin von speziellen Tankwagen abgeholt, nur wird die Milch nicht mehr in die Kreisstadt, sondern entweder nach Hungen oder aber zu einer anderen Dependance in Mannheim transportiert.
Tödt bestätigte gegenüber der FR auch, daß es Verhandlungen mit Kaufinteressenten für das verkehrsgünstig gelegene Grundstück gebe. Eine Abschluß stehe aber noch aus. Auch das Unternehmen sei an einer vernünftigen städtebaulichen Lösung interessiert. Hierzu habe es Gespräche mit der Stadt gegeben.
Bürgermeister Manfred Hohl sprach von zwei ernsthaften Interessenten für das Molkerei-Gelände, unter anderem sei die Einrichtung eines großflächigen Einkaufszentrums im Gespräch.
Namen der Interessenten wurde bisher aber noch nicht genannt. Hohl sagte lediglich, es handele sich im einen Fall um ein Unternehmen, das "bereits in dem Raum Aktien" habe. cas
GROSS-GERAU. Auf frischer Tat ertappt wurde ein Dieb von couragierten Mitarbeitern auf dem Gelände einer Spedition. Der 24jährige war nach Darstellung der Polizei gerade dabei, aus einem Fahrzeug ein Telefongerät auszubauen, als er geschnappt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten wurde. Die Ordnungshüter untersuchen, ob der Mann weitere Straftaten begangen hat. cas
GISELA REUSCHENBERG ist als neue Pfarrerin der evangelischen Friedensgemeinde in Kelsterbach auch Ansprechpartnerin in vielen Fragen. Sie ist vorerst täglich nur von 11 bis 12 Uhr im Pfarramt, Tel. 41 83, zu erreichen. Die offizielle Amtseinführung ist für Sonntag, 16. August, 10.30 Uhr, im Gemeindesaal vorgesehen. cas
BERNHARD PIASKOWSKI, Hilfspolizist der Stadt Kelsterbach, geht in Ruhestand. Er wurde mit einer kleinen Feierstunde verabschiedet. cas
ERIKA KORENT wurde erneut zur Vorsitzenden der Grünen Liste Büttelborn (GLB) gewählt. Stellvertreter ist Wulf Witusch. Die Kasse führt Karin Müller. Frieder Engel ist für Pressearbeit und Protokoll zuständig, außerdem bleibt er Fraktionsvorsitzender. Aufgaben der Kassenprüfer übernahmen Jupp Mensch und Peter Best. cas
ERNST FREESE wurde von Kelsterbachs Bürgermeister Fritz Treutel für 30jähriges kommunalpolitsches Engagement im Ehrenamt geehrt. Freese - so das Stadtoberhaupt - habe sich um das Gemeinwesen verdient gemacht. Von 1962 bis 1972 war Sozialdemokrat Freese Stadtverordneter, anschließend bis heute Mitglied des Magistrats. Von 1976 bis 1977 übernahm Freese vorübergehend ehrenamtlich die Position des Ersten Stadtrates. cas
KELSTERBACH. Das städtische Spielmobil ist während der dezentralen Freizeitaktivitäten der Jugendpflege ab Montag, 13. Juli, bis Freitag, 17. Juli, auf dem Gelände an der Rudolf-Stein-Schule im Einsatz. Dabei wird Jungen und Mädchen jeweils von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr ein buntes Spielangebot unterbreitet. Attraktion ist am Dienstag, 14. Juli, 15 Uhr, der Auftritt des Offenbacher Figurentheaters. cas
KELSTERBACH. Dringend gesucht werden vom Volksbildungswerk (VBW) eine oder mehrere Hasenhaarscheren. Die guten Stücke sollen als Zeugnisse der Vergangenheit für die Nachwelt im neuen Heimatmuseum am Marktplatz ausgestellt werden. Deswegen hat das VBW an die Einwohner appelliert, einmal auf Dachböden, in Kellern und Verschlägen nachzusehen, ob sich solches Handwerkszeug eines in Kelsterbacher früher wichtigen Erwerbszweiges noch findet.
Die Hasenhaarschneiderei war vor allem im 19. Jahrhundert stark verbreitet in Kelsterbach, einem damals ziemlich armen Gemeinwesen. Nicht wenige Familien hatten durch dieses Gewerbe ihr Auskommen, wenn auch ein ziemlich kärgliches. So sind in der Kelsterbacher Heimatchronik des Volksbildungswerkes für die Zeit um 1880 drei Hasenhaarschneidereien registriert, für die über 100 Menschen tätig waren. Damals zählte Kelsterbach um die 1400 Einwohner.
Bekannt ist laut VBW-Heimatbuch ein am 27. Dezember 1881 vom großherzoglichen Fabrikinspektor Schmidt in Darmstadt von Kelsterbachs Bürgermeister Göbel angefordertes vollständiges Verzeichnis der "Hasen-Kaninchen- und sonstigen Haarschneidereien". Erfahren wollten die Behörden in diesem Zusammenhang auch, ob in den Betrieben aufgrund der Produktion, des Haarstaubes und der Beizereien bei den Arbeitern Krankheiten auftraten, beispielsweise Brust-, Lungen- und Kehlkopferkrankungen, oder eine besonders hohe Sterblichkeit am Ort zu verzeichnen sei. Ein Ergebnis dieser Untersuchung ist allerdings nicht überliefert.
Die als typisch für das Gewerbe geltenden Scheren, aber auch andere in diesem Beruf gebräuchliche Gegenstände, werden jetzt vom Volksbildungswerk dringend gesucht. Wer helfen kann, wende sich an Wilhelm Laun, Tel. 86 96, oder Hartmut Blaum, Tel. 773-332. cas
DIETZENBACH. Mit Hilfe von engagierten Leuten aus Leipzig, die ihre Kontakte spielen liessen, ist es dem Amt für Jugend, Sozialarbeit und Schulen gelungen, das An- und Abreiseproblem beim Erholungsaufenthalt von 34 Kindern aus Weißrußland zu lösen. Die Mädchen und Jungen, die aus Kostjukowitschi stammen, werden am Freitag, 17. Juli, mit einer Maschine der Fluglinie Aeroflot von Kiew nach Berlin-Schönefeld fliegen. Dort wird die Gruppe zusammen mit vier Betreuerinnen und Betreuern von Walter Fontaine, Amtsleiter in Dietzenbach, empfangen. Mit einem Bus geht's weiter bis nach Affhöllerbach in den Odenwald, wo die Kinder im Erholungsheim des Kreises Offenbach untergebracht werden.
Nach einem abwechslungsreichen Programm - dazu zählen mehrere Ausflüge - geht's am 6. August nach Dietzenbach. Dort werden die Mädchen und Jungen von ihren Gastfamilien empfangen. Für den 16. August ist der Rückflug von Frankfurt nach Kiew vorgesehen.
Wie Fontaine erklärte, seien die teueren Bahnverbindungen zwischen Weißrußland und Deutschland so schlecht geworden, daß sich die Stadt Dietzenbach für einen Flug entschieden habe. Aeroflot gewährt Sonderkonditionen: ein Ticket (Hin- und Rückflug) für Kinder kostet 246 Mark, eins für Erwachsene 471 Mark.
Bürgermeister Jürgen Heyer bedauert, daß bislang nur 3000 Mark auf dem Spendenkonto für die Kinder von Tschernobyl eingegangen seien. Er appelliert an Privatleute und Firmen, einen Obolus locker zu machen. Die Kontonummer der Stadt bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt mit der Bankleitzahl 50 55 16 21 lautet 04 10 02 20 4. Wichtig: Auf dem Überweisungsformular ist das Stichwort "Kinder von Tschernobyl" anzugeben. fin
Einhardhaus: Alles tiptop, bis auf die Farbe am Sockel Streit um Auflage der Unteren Denkmalschutzbehörde geht weiter / Ein Ortstermin soll nun Klarheit bringen Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. Das Gerüst ist abgebaut, das Einhardhaus am Seligenstädter Marktplatz erstrahlt in neuem Glanz. Die Maler haben mit viel Liebe zum Detail der Fassade wieder Farbe gegeben. Und auch der Sockel des Fachwerkgebäudes wurde schön herausgeputzt. 60 000 Mark hat das insgesamt gekostet. Doch wegen des Putzes haben die Seligenstädter gehörig auf den Putz geklopft. Der Magistrat liegt seit Wochen im Clinch mit den übergeordneten Fachbehörden. Es geht dabei um die Frage, wie der Putz des Sockels gestrichen werden soll. Während sich die Untere Denkmalschutzbehörde für eine sogenannte Diamantquaderung einsetzt, will der Magistrat - so wie die Seligenstädter es kennen - einen ganz dezenten Anstrich. Die Wogen scheinen sich zu glätten: Bürgermeister Rolf Wenzel spricht jetzt nur noch von Abstimmungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Zusammen mit der Wiesbadener Behörde und den Denkmalschützern des Kreises Offenbach soll geklärt werden, "wie das Untergeschoß bemalt werden soll", wie Wenzel sagt. Da der Sandsteinunterbau des Erkers am Einhardhaus durch Wind und Wetter stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist, untersuchen Fachleute, wie das Material konserviert werden kann. Dabei soll auch abgeklopft werden, welche Farbe ursprünglich auf dem Sandstein aufgetragen worden war. Das Ergebnis soll auch Einfluß auf den Farbanstrich des gesamten Sockels im Untergeschoß haben, wie Wenzel erklärt. Kreispressesprecher Dr. Rüdiger Schlaga berichtet, daß Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörde - nach Rücksprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege - voraussichtlich in vier bis sechs Wochen nach Seligenstadt fahren würden, um an Ort und Stelle Farbe zu bekennen. Mit dem Magistrat soll ein Gespräch geführt werden. Allen sei daran gelegen, Einvernehmen zu erzielen, sagte Schlaga. Es sei kein früherer Termin möglich - wegen Krankheit des Leiters der Unteren Denkmalschutzbehörde.
Der Knatsch um das Einhardhaus aus dem Jahre 1596 hatte vor zwei Jahren begonnen. Der Magistrat beantragte zusammen mit dem Privatmann, dem die linke Hälfte des Gebäudes gehört, beim Kreis Offenbach, die alte Fachwerkfassade aufzupolieren. Die Genehmigung ließ nicht auf sich warten. Doch die Denkmalschützer des Kreises Offenbach machten Auflagen. Sie vertraten Auffassung, daß eine Quaderung, ein Gestaltungsmerkmal der Renaissance, auf den Sockel gemalt werden müsse.
Nachdem probeweise ein paar Quader aufgepinselt worden waren, hagelte es in Seligenstadt Proteste. Die Passanten schimpften über diese "Legosteinmuster", die für das Auge eine Zumutung seien. Der Magistrat legte sofort Widerspruch gegen die Anordnung ein, ein solches Muster aufzubringen, "da die Quaderung unnatürlich und historisch nicht belegbar ist".
Doch entstand ein Wirrwarr zwischen den Behörden. Ende vergangenen Jahres widmete sich das Regierungspräsidium (RP) dem Widerspruch aus Seligenstadt und entschied, die Baugenehmigung aufzuheben. Die Auflagen der Unteren Denkmalschutzbehörde seien unbegründet. Die Stadt Seligenstadt, so schrieb das RP an den Kreis Offenbach, müsse eine spezielle "denkmalschutzrechtliche Genehmigung einholen". Doch über die Tatsache, daß die Baugenehmigung aufgehoben worden war, informierte die Kreisbauaufsicht den Magistrat erst Anfang April dieses Jahres. Die Renovierungsarbeiten, die bereits im vollen Gange waren, mußten unterbrochen werden.
Nachdem die Stadt erneut einen Bauantrag gestellt hatte, reagierte das Landratsamt Anfang Mai mit einer Teilgenehmigung für die Fassadengestaltung - doch mit der Auflage, den Sockel im Erdgeschoß vorerst noch nicht zu bemalen. Die Frage sei später zu klären.
Bürgermeister Wenzel kommentierte damals das Procedere. Wenn's wieder mal solch fragwürdige Auflagen von der Denkmalpflege gebe, werde einfach alles hingenommen. Bei den anschließenden Arbeiten könne ja mal was "vergessen" werden. "Und dann sehen wir weiter."
Die Seligenstädter reden gern über dieses Histörchen um das Einhardhaus, das nach dem Geheimschreiber Karls des Großen benannt ist. Historische Quellen belegen - anders als die Sage, die offenbar stets weitergesponnen wurde -, daß Einhard, der nach dem Tode Karls am Hofe von Kaiser Ludwigs blieb, 815 unter anderem das Gut "Mulinheim im Moynecgowe" (Mühlheim im Maingau) als Geschenk erhielt. Seligenstadt wurde damals Mulinheim genannt, wie der Leiter des Landschaftsmuseums Seligenstadt, Achim Zöller, weiß.
Ein Graf namens Droge regierte über dieses kleine Mulinheim im Moynecgowe. Das Dorf, in dem kurz darauf die Benediktinerabtei gegündet wurde, entwickelte sich schnell zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsstätte des frühen Mittelalters - von "Legosteinmustern" ist aus dieser Zeit nichts überliefert.
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HEPPENHEIM. Es ist gegen fünf Uhr früh am 7. Dezember 1991, als Ernst Ludwig hochschreckt: Ölgeruch breitet sich in seinem Haus in der Heppenheimer Weststadt aus. Im Heizungskeller steht das Wasser fast bis zur Decke, Ludwig alarmiert die Feuerwehr. Bis zum Mittag sind die Wassermengen abgepumpt und Öllachen abgesaugt, ist der aus der Verankerung gerissene Tank abgedichtet. Unglücksursache: Ein Kanalrohr hat Spannungen im Erdreich nicht mehr standgehalten und ist gebrochen, Wasser hat sich einen neuen Weg gebahnt und ist durch einen ansehnlich großen Wandriß in den Keller gelaufen. In den Wochen darauf ist Schadensvorbeugung angesagt in Heppenheim: Trupps von Technikern schwärmen aus, um Gasleitungen und Heizkessel in der Kreisstadt der Bergstraße durchzuchecken.
Die Malaise vom Dezember ist der bislang spektakulärste Fall von Setzrissen an Häusern im Hessischen Ried, verursacht "vermutlich durch Grundwasserförderungen", wie das Darmstädter Regierungspräsidium mit aller Vorsicht das beschreibt, was für die Vielzahl von Betroffenen längst glasklar ist. Eine neue Großserie von Gebäudeschäden ist in dem rund 1150 Quadratkilometer großen und als Trinkwasser-Reservoir so lebenswichtigen Gebiet am Rhein zwischen Rüsselsheim und Lampertheim zu beklagen - während dort gleichzeitig der Grundwasserspiegel weiter drastisch fällt. Das Gleichgewicht der Wasserbilanz droht in ein ökologisches Desaster umzukippen: Jährlich werden 190 Millionen Kubikmeter Grundwasser entnommen - genausoviel wie sich im Naturkreislauf durchschnittlich neu bilden kann; für Reserven bleibt da nichts übrig.
489 Schadensmeldungen, davon 472 Hausschäden, sind beim Regierungspräsidium Darmstadt mittlerweile registriert. Das Gros mit rund 200 kommt aus Heppenheim, wo eine "Interessengemeinschaft" Behörden und Landespolitikern mit Briefen und Diskussionsforen mächtig Dampf macht. Aber auf der Liste mit den Eigentümern, die um den Wert ihrer Eigenheime fürchten, steht eine Vielzahl von Riedgemeinden: Biblis, Bickenbach, Pfungstadt-Hahn, Groß-Rohrheim, Alsbach-Hähnlein, Lampertheim, Rüsselsheim-Königstädten, Stockstadt, Zwingenberg. An etwa 40 Gebäuden besteht laut RP "dringender Sanierungsbedarf". Nach ersten groben Schätzungen müssen insgesamt bis zu 35 Millionen Mark lockergemacht werden. Umweltschäden wie das Absterben von Wäldern sind darin nicht enthalten.
Auch die Bundesbahndirektion Frankfurt am Main hat auf dem Abschnitt Heppenheim-Laudenbach bei Messungen festgestellt, daß der Gleiskörper leicht abgesunken ist. Vorübergehend mußten die Schnellzüge ihr Tempo von 160 auf 120 Kilometer drosseln, jetzt dürfen die Lokführer wieder etwas mehr auf die Tube drücken. DB-Sprecher Walter Henss berichtet, man sei "zurückhaltend und vorsichtig" mit der Vermutung, die Unebenheiten stünden in Zusammenhang mit Grundwasserabsenkungen. Den Eisenbahnern bleibt derzeit nur übrig, das Schotterbett unter den Schienen aufzufüllen und zu befestigen. Und zu messen, "so oft es geht".
Vor einer vorschnellen Diagnose und alleiniger Schuldzuweisung an die Wasserwerke warnt der Geologe Jens Westrup von der Hessischen Landesanstalt für Bodenforschung. Er wird in den nächsten Wochen sein hydrogeologisches Gutachten, eine Situationsbeschreibung des Rieds, beim RP abliefern. Sein Urteil und die Expertisen der Hochbauingenieure, die sich die einzelnen Häuser angesehen und bis Monatsende Abgabefrist haben, sind ausschlaggebend für den noch auszuhandelnden Anteilschlüssel und die Höhe der Entschädigungszahlungen, die auf das Land, Kommunen, Stadtwerke und Wasserverbände zukommen.
In einer Arbeitsgemeinschaft beim RP beraten sie über die nächsten Schritte und einen Hilfsfonds, der schon einmal nach dem extremen Trockensommer 1976 für 350 setzrißgeschädigte Hausbesitzer eingerichtet wurde. Damals zahlten Wasserwerke und das Land 13 Millionen Mark. Ob die Landesregierung nun Mittel aus der seit 1. Juli erhobenen Grundwasserabgabe abzweigt, ist laut Umweltministerium noch nicht entschieden.
Wohl sei zum größten Teil die ungebremste Grundwasserentnahme für die Setzrisse verantwortlich zu machen, beschreibt Westrup die Tendenz seiner Analyse, aber andere Faktoren ("ich sag' das mal aus dem Handgelenk") wie Pfusch am Bau, Artilleriebeschuß im Krieg oder hausgemachte Probleme wie Mißachtung der Bodenverhältnisse beim Eingrünen des Grundstücks seien nicht zu unterschätzen. Und dafür gibt es keinen Pfennig Entschädigung. Der Schaden durch Flächenversiegelung aufgrund von Ausweisung neuer Wohngebiete und Straßenbau sei "nicht so gravierend wie angenommen", heißt es beim RP.
Daß es Heppenheim so stark gebeutelt hat - auch der Feuerwehrstützpunkt und ein Altenheim wurden auf die Sanierungsliste gesetzt - rührt zum Teil daher, daß die Stadt im alten Neckarbett liegt. Wird der torfige und sensible Boden allmählich entwässert, setzt er sich leicht ab. Zudem hat die Stadt, so Bürgermeister Ulrich Obermayr (CDU), das "Sonderproblem", exakt an der Kante des Oberrheingrabens zu liegen. Die Stadt senkt sich pro Jahr um 0,1 Millimeter ab. "Wir leben auf unsicherem Grund".
Obermayr schildert die Folgen der Setzrisse: Einige Häuser müßten bis Jahresende saniert werden. Der Aufwand: zwei bis drei Millionen. Sonst wird es ernst. "Wir haben keine einzige freie Wohnung und müßten die Betroffenen dann in Containern unterbringen." Die Kommune und die Stadtwerke, die den Durst der Bürger und Industrie aus eigenen Reserven löschen können, würden einen "Sockelbetrag" von rund einer Million Mark in den Hilfsfonds einbringen, hat Obermayr in Aussicht ausgestellt.
Während sich der Darmstädter RP Hoffnungen macht, die Infiltration von Rheinwasser könnte die prekäre Wassersituation entschärfen, sehen sich die Grünen-Landtagsabgeordnete Daniela Wagner und der Darmstädter Kreispolitiker Markus Hirth durch das neueste Gutachten eines Büros darin bestätigt, daß aufgetretene wie zu erwartende Gebäudeschäden durch Versickerung nicht verhindert werden können. Das Grundwasser werde nur in der Nähe der Sickerschlitze und damit weit weg von jeder Bebauung "aufgespiegelt". Jahrzehnte werde es dauern, bis das gesamte Ried von dem Anstieg erfaßt werde, prophezeien die beiden Grünen. Effektiver seien die Reduzierung der Fördermengen und Auflagen in Bebaungsplänen.
JÖRG FEUCK
Die ersten beiden Folgen zu Problemen der Wassergewinnung und Infiltration sowie zur Bevölkerungsentwicklung und zum Wassernotstand erschienen auf der Hessenseite der FR am 9. und 10. Juli.
OBERURSEL. Zwischen Hohemark und Sandplacken prallte am Mittwoch abend ein Auto in einer Linkskurve gegen die Leitplanke. Der Schaden wird auf etwa 12 000 Mark geschätzt.
Dieter Rexroth erweist sich als Optimist. Der Planer der Frankfurt Feste glaubt mit den 18 Millionen Mark auskommen zu können, die ihm zuletzt von der Stadt bewilligt worden waren.
Ziel des Festes soll es sein, "den Menschen, die in der Stadt und Region Frankfurt am Main leben und arbeiten, Möglichkeiten zu vermitteln, sich selbst als Träger der Stadt in einem geschichtlichen Zusammenhang städtischen Lebens zu erfahren und dieses städtische Leben bewußt zu machen". Der Organisator will der Frankfurter Bevölkerung die Möglichkeit geben, sich zu artikulieren.
Als Spielplan-Dramaturgie schwebt Rexroth eine Gliederung des Jahresablaufs in drei Programmblöcke vor: vom 22. Februar bis Anfang März, vom 24. Mai bis zum 12. Juni und vom 28. August bis zum 3. Oktober.
Während dieser Schwerpunkte sollen im ersten Block die Frankfurter und ihr Verhältnis zur Geschichte dargestellt werden, im zweiten soll die Gegenwart "in pointierten Ereignissen" zur Sprache kommen, und im dritten Programmblock sollen Impulse und Initiativen freigesetzt werden, die in die Zukunft weisen.
Dabei will Rexroth, daß sich der historische Bezug vor allem auch im historischen Stadtkern abspielt, während sich der Bezug zur Gegenwart in den öffentlichen Räumen der Stadt und der Region, in den Straßen, Parks und auf den Plätzen vollziehen soll. So soll die Konstablerwache in das Thema "Partnerschaft" eingebunden werden und ein Anlaufpunkt in der Achsezwischen Zoo und Bockenheimer Depot werden. Rexroth stellt sich vor, daß der allgemein als häßlich kritisierte Platz " wieder einer wird, wo man hingeht".
Den letzten Programmblock, der in die Zukunft der Stadt weisen soll, wünscht sich Rexroth an den Main-Raum, "mit dem Fluß als Metapher des Fließens der Zeit", verlegt.
Den drei thematischen Blöcken entsprechen auch musikalische Angebote: So soll der erste Teil, mit dem Motto "Erinnerung" von einer Aufführung der Hindetmith-Komposition "Harmonie der Welt" begleitet werden, verknüpft mit Bachchorälen und Bernd Alois Zimmermanns "Ich wandte mich um...". Beim zweiten Block könnte Dirigent Christoph von Dohnanyi mit der Jungen DeutschenPhilharmonie Gustav Mahlers Achte Symphonie aufführen, eine, so Rexroth, "musikalische Gestaltung der abendländischen Geschichte". Für den dritten Teil denkt der Organisator an ein Konzert des Radio-Sinfonie-Orchesters mit Arnold Schönbergs "Jakobsleiter".
Die Idee, Einladungen zur 1200-Jahrfeier an alle Orchester der Frankfurter Partnerstädte auszusprechen, hat Rexroth übrigens verändert. Er will die Orchestern der Partnerstädte Tel Aviv, Krakau und Mailand 1994 einladen und und die Klangkörper der anderen Partnerstädte den kommenden Jahren bei den Frankfurt Festen mehr Raum für künstlerische Entfaltung verschaffen.
In seinen "Gedanken zur Vorbereitung der 1200-Jahrfeier der Stadt Frankfurt am Main" verweist Rexroth auf den Verlust von "Festlichkeit" zugunsten von "Fest-Surrogaten". Die sind nach seiner Meinung ein Ausdruck der Auflösung tradierter Wertevorstellungen. Rexroth, der zugleich noch Leiter der Frankfurt Feste ist und früher auch dem Frankfurter Hindemith-Institut vorstand, betont die "schöpferische Natur" eines Festes. wp
KREIS OFFENBACH / MAIN-KINZIG- KREIS. Der Dreck spritzt in hohem Bogen und nach allen Seiten, Motoren heulen auf. Doch die Menge auf der Tribüne johlt und feixt, während sich die schwerfälligen Fahrzeuge durch eine scheußlich- braune Brühe kämpfen. "Mud Races", Schlammrennen, nennt sich das Spektakel, das sich jeden zweiten Sonntag vor dem Panorama der Kühltürme des Staudinger-Kohlekraftwerks abspielt, nur einen Katzensprung von Hainburgs Ortsteil Hainstadt entfernt. Auch aus dem Kreis Offenbach zieht's besonders Angehörige der US-Streitkräfte über den Main, um das Rennen zu verfolgen.
Die abenteuerlichen Gefährte, umgebaute Traktoren, alte Armeejeeps, Trucks, schrill gestylt und "Mud Baby" oder "Pink Lady" getauft, stehen am Start. In möglichst kurzer Zeit und ohne steckenzubleiben müssen sie einen mit Es wird auch geangelt Wasser angefüllten Graben von 100 Meter Länge bewältigen.
Veranstalter dieser Volksbelustigung ist der Hanauer Rod and Gun Club. Mit dem originären Konzept des Clubs, der übersetzt Jagd- und Fischereiverein heißt und einmal nach dem Vorbild des Deutschen Jagdschutzverbandes aufgebaut wurde, hat die Schlammschlacht indes nicht mehr allzuviel zu tun.
Doch: No problem. In dem amerikanischen Club ist alles ein bißchen unkonventioneller, ungezwungener, ungeregelter als in deutschen Vereinen. Das gerade schätzen seine Mitglieder, auch und besonders die Deutschen, die in diesem Jahr erstmals dem Club beitreten konnten und deren Zahl bereits bei 200 (von insgesamt 500) liegt.
Neben den zur Zeit sehr beliebten Mud Races klingen die anderen - eigentlichen - Schwerpunkte des Rod and Gun Clubs eher traditionell: Sie heißen Angeln, Jagen und Schießen. Zum Fischen stehen den Mitgliedern mit dem "Campo Pond" und dem "Lake Eden" zwei Teiche in unmittelbarer Nähe des Vereinsheimes zu Verfügung. Auf der eigenen Clubanlage am Ortsausgang von Groß-Auheim befindet sich außerdem ein Schießstand. Hinzukommen soll demnächst eine Abteilung für Bogenschießen.
Daneben bietet der Rod and Gun Club den Amerikanern all das, was sie von zu Hause kennen und lieben: Countrymusik, Spare-Ribs, Hotdogs, Hamburger, Ice-Tea und Cola Classic. Rod and Gun Clubs gibt es in Deutschland fast so lange wie US-Soldaten - seit 41 Jahren. 106 Mitgliedsvereine gehören der "Association of American Rod and Gun Clubs" europaweit an. Stets liegen sie in der Nähe eines Army-Standortes. Ihnen wurde schon von der Idee her eine Bedeutung beigemessen, die über den reinen Freizeitwert für amerikanische Soldaten, Zivilangestellte und deren Familienangehörige weit hinausgeht. Von Anfang an hat die Verständigung mit den Menschen des Gastlandes eine wichtige Rolle gespielt, vor allem in der Bundesrepublik. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten die Rod and Gun Clubs gewissermaßen "an der Basis" ein neues Vertrauensverhältnis zwischen den einstigen Kriegsgegnern aufbauen.
In Hanau sei dieses Konzept voll aufgegangen, meinen Archie Bolyard, einer der Manager des Rod and Gun Clubs, und seine deutsche Frau Emmy. Der Verein sei geprägt durch das "Miteinander von Amerikanern und Deutschen". Er habe, glauben viele Mitglieder, ein Stück dazu beigetragen, daß es in Hanau zu einer funktionierenden Nachbarschaft mit US-Soldaten und nicht zu einer Ghetto-Situation, wie etwa in Frankfurt, gekommen sei. Das kleine Fleckchen Amerika vor den Toren Hanaus scheint seit jeher eine besondere Faszination auf die deutschen Mitbürger auszustrahlen. "Von Beginn an", erzählt Archie Bolyard, "sind sie gern und in großer Zahl zu uns gekommen, auch zu der Zeit, als sie noch nicht Mitglied werden konnten." Besonderer Beliebtheit erfreuen sich schon viele Jahre die regelmäßig am Wochenende stattfindenden Westernabende, zu denen oft Live-Bands die Musik liefern.
Daß der Rod and Gun Club jetzt ganz offiziell Deutsche als Mitglieder aufnimmt, ist wohl auch als Maßnahme zu verstehen, den Fortbestand des Vereins zumindest in nächster Zeit zu gewährleisten. Denn viele der Amerikaner sind nur noch Mitglieder auf kurze Zeit. Andere US-Einrichtungen in Hessen mußten bereits auf den Abzug der GIs reagieren und ihre Pforten schließen. Ironie des Schicksals: Diese Tatsache bescherte dem Hanauer Rod and Gun Club einen unverhofften Aufschwung. Nicht nur aufgrund der neuen deutschen Mitglieder, glaubt Manager Bolyard, hat der Verein zahlenmäßig in diesem Jahr kräftig zugelegt, sondern auch durch den Zulauf aus amerikanischen Kasernen in Friedberg, Gießen, Gelnhausen und Büdingen, "wo in der Freizeit so gut wie nichts mehr stattfindet". Trotzdem: Die Zukunft gestaltet sich auch für den Hanauer Rod and Gun Club ungewiß. Auf die Frage nach der längerfristigen Perspektive antwortet Archie Bolyard: "Wir hoffen, daß der Standort Groß-Auheim bis 1996 erhalten bleibt", und auf die weitere Integration von deutschen Mitgliedern. Sprachschwierigkeiten seien kein Hindernis: "Bei uns muß man nicht einmal englisch sprechen können." Wer mehr über den Rod and Gun Club erfahren will: Tel. 0 61 81 / 5 14 55. PAMELA DÖRHÖFER
Freitag, 10. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: 21.30 Uhr, Zwieback/ Stache - "Festmahl im Theater Tafü-Lafö".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Chris Lucas.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Dr. No.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, Nyce Cryce.
Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Kicker- Tunier.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Friggy Hoffmann Quartett.
Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 21.30 Uhr, Liederabend Hanno Wentorp.
Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, Cosmic Baby & Dancefloor.
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 17 im Anzeigenteil.
Frankfurter Ring: 20 Uhr, Vortrag "Chakras - Räder des Lichts"; Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz.
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Neue Räume im Museum für Moderne Kunst".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Feste Zentrum für Hochschulsport, Ginnheimer Landstr. 39: 19 Uhr, Sommerfest. Sonstiges JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 19 Uhr, Skat-Tunier.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Deutscher Sportbund: 17 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 789 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstraße 13, Tel. 43 92 05; Central-Apotheke, Nieder- Eschbach, Deuil-la-Barre-Straße 37-45, Tel. 5 07 37 53; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 319, Tel. 56 36 81; Gallus-Apotheke, Mainzer Landstraße 270, Tel. 73 41 14 und 73 27 53; Hausener-Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstraße 14, Tel. 78 88 33; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56; Kettenhof-Apotheke, Feuerbachstraße 31, Tel. 72 73 98; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 235, Tel. 6 31 15 22; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90 / Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Sonnen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 10, Tel. 45 28 28; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 120, Tel. 30 29 29.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)
Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Rödelheim, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77 -366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 9. Juli in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,02 (0,01) Ozon (0,12) 0,14 (0,06) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)
Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt auf der Billtalhöhe gemessen.
Für heute, Donnerstag, werden Ozon- Werte zwischen 0,11 und 0,15 mg erwartet.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Mittelwert angegeben. Die Ozonkonzentrationen liegen meist nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine ·Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Mütter- u. Familienzentrum: Gesprächskreis "Das allergiekranke Kind", 10-11.30 Uhr, Alte Feuerwache Johannisstr. 5.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Vorbeugen ist besser als heilen, Tips und Beratung für ein rückenfreundliches Verhalten; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Wieviel Energie brauche ich?
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 3 15.
Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr.
Bad Vilbel. Kindertheaterkiste: Pappmobil - "Rumpelstilzchen", 15 Uhr, Kurpark. Burgfestspiele: "Der Regenmacher", Komödie von R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg. Nidda. "Mona Lisa", Theatergastspiel, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.
Kurkonzert, 10-11.30, 15.30-17, 19.30-21 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.
Erster Kanarienzuchtverein: Monatsversammlung, 20 Uhr, Loreley, Fauerbach. Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.
Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.
DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Meditation zum Ausklang der Woche mit Fr. Dittmann, 18-19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.
Butzbach. Kleintierzuchtverein: Monatsversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus- Gaststätte.
Reservisten-Kameradschaft: Info- Abend, 20 Uhr, Gasthaus Wilhelmshöhe.
FFW Maibach: Kerb zum 40jährigen Jubiläum, Disco-Abend, ab 20 Uhr (Veranstaltungen bis So.).
Karben. OGV Okarben: 100-Jahr-Feier (bis So.).
Jagdgenossenschaft Rendel: Generalversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Schneider, Klein-Karbener-Str. Rendel.
Altenstadt. VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.
Angelsportverein Höchst: Fischerfest, Anangeln (bis So.), Sportplatz Höchst.
Büdingen. Mädchen-Café, 16-19 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16. Ferienveranstaltungen Wölfersheim. Busfahrt zum Opel-Zoo für Kinder v. 4-12 Jahren in Begleitung Erwachsener, Abfahrt: 9 Uhr, Rathaus (zurück ca. 18.30 Uhr).
Ortenberg. Natur- u. Vogelschutzgruppe Bergheim + DRK Bleichenbach: Nachtwanderung.Vorträge / Kurse Bad Vilbel. Theaterworkshop für Senioren, 15-18 Uhr, Abenteuerspielplatz Berliner Straße.
Nidda. Wachsveredelungs-Kursus, 15-17 Uhr, Lesehalle Bad Salzhausen. Abfallsammlung Friedberg. Gartenabfallsammlung in Kernstadt Bezirk II (Hausmülltour Mi. u. Do.). Ausstellungen Friedberg. Karen Ennulat - Fröhliche Kreuze und farbige Särge - Objekte zum Diskutieren und Meditieren, Eröffnung um 18.30 Uhr, Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 9-12 u. 14-17 Uhr, Sa. 9-12, So. 10-17 Uhr, Wetterau-Museum, Haagstr. (bis 12. Juli).
Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So., 11 bis 19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 /24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK-Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Vereinigung der Straßenbau- u. Verkehrsing.: "Wege zu mehr Verkehrssicherheit", Eröffnung, 15 Uhr, Mensa der FH, W.-Leuschner-Str. 13 (bis 11. Juli).
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus, (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wayne's World (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Basic Instinct (20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Schlafwandler (15, 20.15, 22.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Basic Instinct (19, 21.15 Uhr).
Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20, 22.30 Uhr) - Princess: Basic Instinct (20, 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: La Stazione (19.30); Delicatessen (21.45); Diva (24).
Der Justitia, der am Gerechtigkeitsbrunnen am Römerberg postierten Göttin der Gerechtigkeit, ist am frühen Donnerstag morgen Waage und Schwert gestohlen worden: Ein 28jähriger wird von der Polizei verdächtigt, den Diebstahl begangen zu haben. Von seinem Anwalt ist das Diebesgut am Nachmittag der Polizei gebracht worden.
Gegen 3.30 Uhr hatte ein Zeitungsausträger bemerkt, wie ein Mann in den Brunnen gestiegen war und Schwert und Waage abmontierte. Über den Pförtner am Rathaus wurde die Polizei alarmiert: Sie folgte den Tropfspuren, die der Tatverdächtige durch seine nassen Kleider auf der Flucht hinterließ. In der Nähe der Battonnstraße wurde der durchnäßte Mann festgenommen: Nach Angaben der Polizei verweigerte er die Aussage.
In seiner Wohnung fanden die Ordnungshüter historische Waffen und Helme. ing
...schürze bitte aus
"Frankreich"
machen...Gruß gz
LANGEN. Der Quarterback ist heute nicht so gut drauf. Immer wenn er das ovale Leder aus der hinteren Reihe hoch durch die Luft zu einem seiner Mitspieler im Angriff werfen will, kommt das Ei nicht richtig an. Vielleicht liegt es auch daran, daß die Receiver ihre Laufgeschwindigkeit noch nicht so recht mit der Fluglinie des Balles koordinieren können. Jedenfalls knallt der Spielball immer wieder auf die Rasenfläche. Und ist er erst einmal auf derselben gelandet, dann rollt er nicht etwa geradeaus, sondern wechselt ständig seine Richtung, so daß ihn niemand zu fassen bekommt.
Doch das stört offensichtlich keinen der beteiligten Spieler, denn sie sind trainieren erst seit ein paar Wochen American Football. Jeden Mittwoch (18 Uhr) und Samstag (14.30 Uhr) treffen sich ein paar Leute am Waldstadion zum Spiel mit dem ovalen Ball - und versuchen dabei häufig, dem Gegner ein rotes Band wegzureißen.
Was hat dieser farbige Gürtel um die Hüften mit dem Spiel der Football- Cracks der Frankfurt Galaxy zu tun? Die Grundregeln sind zwar die gleichen, es geht um Raumgewinn und Punkte. Doch was die Langener Kinder, Jugendlichen, Männer und Frauen, die sich "Untouchables" (Die Unberührbaren) nennen, da auf dem Sportplatz veranstalten, ist nur eine Variation des immer beliebter werdenden Spiels aus Amerika und nennt sich "Flag-Football".
Der entscheidende Unterschied zum klassischen Football: Es geht nicht so hart zur Sache, die "Untouchables" berühren ihre Kontrahenten kaum, denn der Lauf des gegnerischen Spielers gilt als gestoppt, wenn ihm jemand den lokker um die Hüfte gebundenen Gürtel (Flagge, englisch Flag) weggerissen hat.
Da ruppiger Körpereinsatz und Bodychecks überflüssig sind, wird die Verletzungsgefahr herabgesetzt. Auch eine teure Ausrüstung mit Helm und Protektoren braucht es nicht. "Weil diese Kosten gespart werden", so glaubt Initiator Stephan Reinhold, könnte dieses Variation des Footballs auch für mehr Leute interessant sein. "Das ist ein echter Breitensport", meint der junge Mann, der das Training leitet und die Sache mit dem Ei ins Rollen gebracht hat.
Reinhold hofft, daß es für Flag-Football in Langen bald eine eigene Sparte eines Vereins gibt. Er betont, daß bei dem Spiel jeder mitmachen kann, egal welchen Alters. Tatsächlich liegen in der Gruppe einige Jahre zwischen den erfahrenen Spielern und dem Nachwuchs.
Sascha mit dem T-Shirt der Frankfurt Galaxy ist erst elf, aber mit Eifer bei der Sache, wenn er einmal den Ball nach einem Wurf durch die Beine des Centers erhält oder ein anderes Mal an der Außenlinie nach vorne durchstartet, um einige Meter auf dem Rasen gut zu machen. Sascha kommt aus Egelsbach und ist so begeistert vom Flag-Football, daß er bei einer Mannschaft in seiner Heimatgemeinde und zusätzlich bei den "Untouchables" in Langen trainiert.
Auch sein Freund Sascha ist mittwochs und samstags am Waldstadion mit von der Partie. Obwohl die beiden Schüler längst nicht die Kraft und Ausdauer der Großen haben, fühlen sie sich nicht unterlegen. Wenn die Sportler im Training gegeneinander spielen, wird durch die Auswahl von Alt und Jung, Anfänger und Fortgeschrittenen eine gerechte Leistungsstärke beider Teams geschaffen.
Den meisten gehe es just um den Fun, "einfach mal kommen und selbst urteilen," empfiehlt Stephan Reinhold. Morgen besteht zumindest Gelegenheit, sich ein Spiel anzuschauen: die "Untouchables" treffen sich um 14.30 Uhr am Waldstadion zu einem Freundschaftsspiel gegen die "Fumbler" aus Frankfurt. Auch beim großen Spielfest am 2. August werden die Footballer mit dabei sein. Bis dahin wird fleißig trainiert, werden sich die Spieler noch mehrmals zum "Huddle" zusammenenstellen, um kurz über den nächsten Spielzug zu sprechen. Wenn der Center dann mit dem Schrei "lets go twenty-two" die nächste Angriffsvariation ankündigt, werden die Receiver auf den Außenpositionen schon losgelaufen sein, bevor die Verteidigung des Gegners den Start so richtig mitbekommt. Denn: Jede Sekunde Vorsprung wichtig, um Raum zu gewinnen und letztlich das Ei zum Touchdown locker auf den Boden zu legen. aim
Er wird aus dem Zuchthaus entlassen und beschließt, von nun an "anständig zu sein": Die Geschichte des Franz Biberkopf, des im damönischen Gewirr der Metropole haltlosen und schwachen "kleinen Mannes", hat Alfred Döblin 1929 in Berlin Alexanderplatz zu dem deutschen Großstadtroman par excellence verarbeitet. Rainer Werner Fassbinder hat mit der Verfilmung von 1980, den expressiv- naturalistischen Erzählfluß der Vorlage auskostend, ein monumentales, kongeniales Kunstwerk geschaffen: Das Kommunale Kino, das in den dritten Monat der Fassbinder-Retro gegangen ist, zeigt die 14 Folgen der (dato für das Fernsehen produzierten) Serie von Dienstag an.
Davor schon ist am Schaumainkai, im Rahmen der "Neu in Frankfurt"- Reihe, Mike Leighs High Hopes (1988) zu empfehlen: Leigh, dessen "Life is sweet" im Frühjahr leider nur kurz in den hiesigen Kinos war, variiert dabei die Kritik am Thatcher-England erneut mit einer kunstvollen Mischung aus heiter-komödiantischer Situationskomik und bösartig-grobem Galgenhumor.
Neben den Lina-Wertmüller-Filmen Mimi in seiner Ehre gekränkt (1971/1972) und Liebe und Anarchie (1973), die im "Mal seh'n" laufen, sowie Agnes Vardas "Jacquot" (Orfeo, deutsche Fassung) und dem bereits angekündigten open-air-Beginn im Holzhausenpark (mit Charly Wellers Schlammbeißer) weiter im Programm Frankfurter Kinos: Die Commitments, Schtonk!, Delicatessen, Mambo Kings, Julia und ihre Liebhaber, Mau-Mau, The Player. oll
Einen regen Austausch mit der Partnerstadt Krakau verzeichnet Frankfurt. Im Gegenzug für eine Gruppe von Volkshochschülern, die ihr Polnisch in Krakau aufbessern wollen, kommt vom 14. bis 21. September eine Gruppe von 15 Polen aus Krakau zu Besuch. "Das sind Germanistik-Studenten, für die die Volkshochschule ein Besichtigungsprogramm und einen Sprachkurs organisiert", teilt Sabine Kolman vom Verkehrsamt mit. "Die Volkshochschule sucht für die Gäste aber noch dringend deutsche Gastfamilien in Frankfurt."
Wer bereit ist, einen der Sprachstudenten bei sich aufzunehmen, sollte die Rufnummer 212-36 326 wählen. ert
Dem Hausschwamm wird der Garaus gemacht Bauarbeiten im Schlößchen gehen weiter Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke HEUSENSTAMM. Es bleibt dabei: Zunächst wird das "Alte Schlößchen" nur saniert. Eine Erweiterung möchte die Stadt jedoch nicht für alle Zeiten ausschließen. Diesen Grundsatzbeschluß hat der Magistrat gefaßt und zugleich den Startschuß für die Wiederaufnahme der Bauarbeiten nach einer halbjährigen Unterbrechung gegeben. Eine Spezialfirma rückt jetzt dem Hausschwamm im Mauerwerk zu Leibe. Bis 1994 soll das Gebäude fertig sein und für kulturelle Zwecke wie Dichterlesungen, Liederabende oder Ausstellungen genutzt werden. Das Schlößchen - im Park hinter dem Rathaus gelegen und im Kern einige hundert Jahre alt - hat sich in der Vergangenheit als rechtes Sorgenkind der Stadt entpuppt. Nachdem der benachbarte Bannturm saniert worden war, hatten die Stadtverordneten auch die Renovierung des Schlößchens beschlossen. Vor zwei Jahren begannen die Bauarbeiten, drei Millionen Mark sollte der Umbau zum "Kulturhaus" kosten.
Die Kosten sind bereits auf über vier Millionen Mark gestiegen, denn während der Sanierung gab es unablässig unangenehme - und teure - Überraschungen. "Die historische Substanz stellte uns vor immer neue Probleme", wie Bürgermeister Josef Eckstein erläutert.
Schon bald stellte sich nämlich heraus, daß die Dachkonstruktion und das tragende Gebälk bis ins Erdgeschoß marode waren. Nachdem im Zweiten Weltkrieg das Gebäude durch Bomben teilweise zerstört und vor allem das Dach schwer beschädigt worden war, hatte in den darauffolgenden Jahren Regenwasser die Holzbalken angegriffen. Ein Statik-Gutachter kam zur Erkenntnis, daß 70 Prozent der tragenden Balken Mängel aufwiesen. Das bedeutete kostspielige Reparaturen und Ersatz von ganzen Balken. Im Erdgeschoß mußten zwei zusätzliche Stützträger aufgestellt werden.
Das wiederum brachte Probleme fürs Konzept, das dort den zentralen Empfangs- und Veranstaltungsraum vorsah. Die Denkmalpfleger hatten sich nämlich schon vor Baubeginn gegen das ursprüngliche Vorhaben ausgesprochen, den ersten Stock zum Kulturtreff auszubauen. Nun galt es, sich mit den zwei Säulen mitten im Saal abzufinden.
Heute plant die Stadt im Obergeschoß Ersatzräume für städtische Gremien und Einrichtungen. Unterm Dach sollen ein oder zwei Wohnungen ausgebaut werden. Der Bürgermeister möchte gern einen Hausmeister dort haben.
Die morschen Dachbalken waren es allerdings nicht allein, die den Zeitplan und die Kostenaufstellung durcheinanderbrachten. Vor einem halben Jahr entdeckte man den Hausschwamm im Mauerwerk, die Bauarbeiten wurden daraufhin vorläufig eingestellt.
Inzwischen hat sich allerdings herausgestellt, daß der Schaden nicht ganz so groß ist, wie zunächst befürchtet. Bauamtsleiter Lothar Schmitz ist zuversichtlich: "Das kriegen wir in den Griff."
Dem zerstörerischen Pilz muß die Lebensgrundlage entzogen werden: Er gedeiht am besten unter Luftabschluß und braucht Feuchtigkeit. Ein Spezialunternehmen wird dafür sorgen, daß künftig das Mauerwerk ausreichend belüftet und trocken sein wird. Die Kosten allein für diese Aktion: 500 000 Mark.
Das ist das "Alte Schlößchen" jedoch den Heusenstammern wert, die an diesem neugotisch umgestalteten Relikt ihrer Vergangenheit hängen. Zusammen mit dem Bannturm und dem Schloß-Rathaus bildet es das Herzstück des historischen Heusenstamm, das die Stadt zu neuem Leben erwecken möchte.
Deshalb unterscheidet der Magistrat in seinem Grundsatzbeschluß auch sorgfältig zwischen mittel- und langfristigen Vorhaben. Zunächst soll nur saniert werden: der Altbau entkernt und innen neu gestaltet. Bürgermeister Eckstein und seine Magistratskollegen halten es jedoch nicht für ausgeschlossen, daß sich eines Tages die Stadt dazu entschließt, den durch Bomben zerstörten Gebäudeteil wieder zu errichten. Um Platz zu schaffen, könnte das fest installierte Zeltdach am Bannturm durch eine beweglichere Konstruktion ersetzt werden.
Auch einen anderen Wunsch möchte sich der Bürgermeister nur zu gern erfüllen: In dem Bannturm, der auch nach der Sanierung leersteht und nur zahlreichen Tauben als Unterschlupf dient, Wohnungen einzurichten. Dann hätte er wieder die gleiche Funktion wie schon vor Jahrhunderten.Österreich-Visabald unnötig Erleichterung für Jugoslawen
Rund 600 bis 700 Bürgern aus dem früheren Jugoslawien suchen derzeit täglich das österreichische Generalkonsulat in Frankfurt auf. Nach einem Beschluß der österreichischen Bundesregierung vom 2. Juli brauchen diejenigen, die einen alten jugoslawischen Paß oder einen neuen vom "Rest-Jugoslawien" besitzen, ein Visum für die Durch- oder Einreise nach Österreich.
Kein Visum hingegen benötigen Kroaten und Slowenen, die einen Paß ihrer jungen Republiken haben.
Nachdem im österreichischen Konsulat in Bockenheim nach diesem Beschluß zunächst Orientierungslosigkeit geherrscht hatte, gab es nun konkretere Anweisungen: "Wir stellen das Visum jetzt kostenlos aus", erklärte ein Mitarbeiter. Das beschleunige das Verfahren enorm.
Die ersten zwei Tage nach dem Erlaß hatten die hier lebenden Jugoslawen, die ihre Heimat besuchen wollten, noch rund 40 Mark für ein Visum bezahlt, bei Hin- und Rückfahrt rund 55 Mark.
Jugoslawen, die in den kommenden Tagen ebenfalls ein Visum beantragen wollen, rät das österreichische Generalkonsulat in Frankfurt, die Reise in die Heimat um einige Tage zu verschieben: "Wir rechnen damit, daß die Visumspflicht in der nächsten Woche wieder aufgehoben wird", teilte das Konsulat mit. ki
Paris schickt . . .
Im Rahmen unserer Berichterstattung über das Hessische Ried war in der gestrigen Ausgabe ein Beitrag zur Rheinwasser-Infiltration erschienen. Einen Artikel über die Gebäudeschäden im Rheingraben aufgrund der Ausbeutung der Grundwasservorkommen lesen Sie morgen auf der Hessenseite.
NEU-ISENBURG. Ohnehin schon stets benachteiligt sei der Stadtteil Gravenbruch gegenüber dem Stadtteil Zeppelinheim, findet die Neu-Isenburger FR-Leserin Jutta Köpke. Obwohl die Zeppelinheimer nur etwa 1500 an der Zahl seien (weniger als ein Viertel der in Gravenbruch lebenden Neu- Isenburger) kommen sie ihrer Meinung nach in den Genuß vieler "Vorzüge".
Den Dreiherrnsteinplatz als Ortsmittelpunkt ihres Stadtteils Gravenbruch sieht Jutta Köpke nun durch eine "Anhäufung von Geschäften und Gebäuden, vor allem aber durch dort parkende Lastwagen verschandelt". Vor allem nachts und an den Wochenenden stünde der Platz voll mit den die Augen beleidigenden Brummis.
Eine "wahrhaft salomonische Entscheidung", nennt Köpke den auf die zahlreichen Bürgerproteste hin gefaßten Beschluß der Stadt, dort ein Parkverbot - werktags von 7 bis 18 Uhr - einzurichten. Die Politiker haben sich, wie Köpke findet, mal wieder aus der Affäre gezogen: "Die Bürger haben ihr Parkverbot, und die Transportunternehmer können weiterhin ihre Lastwagen dort abstellen." Warum diese Entscheidung der Stadt?
Das seien vor allem die Wagen von Fernfahrern, die ihre PS-starken Gefährte mit nach Hause nähmen, erklärt die Pressesprecherin der Stadt, Carmen Poths. Natürlich sei es aus stadtplanerischer Sicht nicht sehr schön.
Aber die "Straßenverkehrsbehörde ist der Auffassung, daß sie die Lastwagen irgendwo dulden muß", fügt sich auch Erster Stadtrat Berthold Depper (FDP) drein. Da die Laster genauso wie die privat betriebenen Autos zum öffentlichen Straßenverkehr gehören und von daher einen Anspruch auf Parkplätze haben, könne man erst was tun, wenn ein Lastwagen irgendwo ungewöhnlich lange stehe. Den Dreiherrnsteinplatz als Brummi-Parkplatz empfindet die Stadt eben als das kleinere Übel. "Sonst würden sie die Wohnstraßen zuparken", spekuliert Depper, und da auf dem Platz auch aus Gründen der Verkehrssicherheit der Überblick noch am ehesten gewährleistet sei, nimmt man die Parkerei in Kauf. Jutta Köpke wundert sich allerdings darüber, daß es manchmal auch anders geht: "Immer wenn öffentliche Feste sind, verschwinden die Laster, dann finden sie plötzlich woanders Platz." fra
Im Hauptfeld des Tennis-Grand-Prix- Turniers der TSG Erlensee um den Movado-Cup, das seit gestern im Einzel um 8750 Mark und weitere Sachpreise spielt, sind nur noch wenige Spieler aus dieser Region vertreten, denn der Großteil scheiterte in der Qualifikation an zu starken Gegnern. Julien Link vom Offenbacher TC, der aus Großauheim stammt, hat in der Qualifikation gegen den Schweden Nordström sowie Schaup (Rot- Weiß Hagen) den Sprung ins 32er-Feld geschafft. Der Frankfurter Mario Penirschke (SC 1880), der nach hartem Kampf Holger Stürtz (Offenbacher TC) mit 3:6, 6:4 und 6:4 bezwang, hatte im entscheidenden Match der Gruppe 7 mit Nils Meyer-Sandberg erstaunlich wenig Mühe, um mit 6:1 und 6:2 ins Hauptfeld zu gelangen.
Am heutigen Freitag werden zudem die Doppel-Spiele eingeläutet. Die Tennis- Fans erlebten am zweiten Qualifikationstag im Spiel Jan Mendelin (Rotweiß Hagen) gegen den Rumänen Dorin Grigorias (TC Langen) ein ersten Höhepunkt. Der junge Rumäne scheiterte überraschend mit 7:6, 3:6, 6:7 am Hagener. Drei Stunden und 40 Minuten hatte dieses Match in Anspruch genommen. Tennis mit Bundesliga- und Regionalliga-Flair wird es weiterhin in vollen Zügen geben, dafür garantiert das illustre Hauptfeld mit Dirk Hortian (Tc Rochusclub Düsseldorf), Deutschlands Nummer 42, der über eine "wild card" ins Hauptfeld kam. Ebenso wie Thomas Breuninger (TEC Waldau Stuttgart (47.) 15 Spieler der Top 100 in Deutschland treffen sich im Erlenseer Sportzentrum, womit der Movado-Cup innerhalb der Warsteiner Grand Prix Serie rasch zur Nummer eins in dieser Region avancierte. Als einziger Hoffnungsträger aus dem Main-Kinzig-Kreis gilt Eduard Jahl (TC Blau-Weiß Gelnhausen), der ebenfalls mittels "wild card" ins Hauptfeld kam. Für die übrigen Teilnehmer aus dem Hanauer Raum gab es kein Weiterkommen.
Christian Hedrich (TC Bruchköbel) Robert Jahl, Ralf Keller (beide TC Langenselbold) oder Martin Michaelis (TC Blau- Weiß Gelnhausen) blieben in den "Qualis" hängen. Am morgigen Samstag (ab 10 Uhr) stehen die Viertel- und Halbfinals, am Sonntagmittag (ab 12 Uhr) die Endspiele im Einzel und Doppel um insgesmat 20 000 Mark Preisgeld auf dem Terminplan. Und Pete Sampras kann zum Einlagespiel immer noch kommen. Bis dato gab es keine gegenteilige Meldung. hdp
Alles wird teurer, auch die Darbietungen der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost: Analog der bereits im Vorjahr vorgepreschten West-Staffel votierten die Vereinsvertreter im Rahmen der Vorrunden-/Terminbesprechung in Seligenstadt auf eine Eintrittspreis-Erhöhung um jeweils eine Mark. Im Klartext: Männer zahlen fortan sechs Mark, Frauen, Rentner, Jugendliche etc. müssen vier Mark berappen. Damit wurde den allgemeinen Preissteigerungen Rechnung getragen, denn auch Trainer-, Spieler- und sonstige Betriebskosten wurden teurer. Das zeigen auch die auf zirka 100 Mark pro Heimspiel gestiegenen Schiedsrichter-Kosten, die jedoch im Vergleich mit den Spielerprämien weiterhin verschwindend gering sind.
Gravierende Meinungsverschiedenheiten, wie sie im abgelaufenen Spieljahr bei 50(!) roten Karten des öfteren auf dem grünen Rasen vorkamen, gab es bei der Sitzung im Vereinsheim der Sportfreunde Seligenstadt nicht. Allerdings wurde am Ende noch einmal die neue Klasseneinteilung aufgekocht, Ravolzhausens Vertreter Gerhard Wünsch wollte die Zusammensetzung präzise erklärt haben. Bezirksfußballwart Richard Storck (Bürgel) und Klassenleiter Gerd Bauscher (Windecken) konnten eigentlich nur bekannte Standpunkte wiederholen. Hiernach hat eigentlich kein Kreis, kein Verein einen Freibrief. Es gab Zeiten, da mußten sogar die Büdinger Vertreter VfR Hainchen und FC Rommelhausen in der West-Gruppe spielen.
Die Hanauer Vertreter monierten erneut diese Zusammensetzung. "Im nächsten Jahr kann der FC Hanau 93 die Derbys mit Hochstadt und Bischofsheim wiederhaben. Dann wird er eben auch in der West-Gruppe spielen", begegnete Storck dem Anliegen des Hanauer Vorsitzenden Heinz Arnold. Walter Giebenhain verteidigte den Bieberer Standpunkt und beruhigte die Widersacher: "Wir werden auch eine stattliche Zahl an Zuschauern mit nach Hanau etc. bringen". Bieber ist übrigens der einzige Ost-Verein, der einen Kunstrasenplatz als Ausweichgelände zur Verfügung hat.
Auch in dieser Gruppe gab Bezirks-Schiedsrichterobmann Albert Walz (Wöllstadt) Schiedsrichterbeschwerden über mangelhaften Platzaufbau, fehlende Spielerpässe weiter. Negative Begleiterscheinungen - neben den 50 roten Karten und drei Urteilen gegen Funktionäre - waren das Nichterscheinen eines Unparteiischen (Dörnigheim - Sportfreunde Seligenstadt) sowie ein klarer (vor dem Rechtsausschuß nicht zugegebener) Regelverstoß eines Schiedsrichters bei Germania Klein-Krotzenburg gegen Teutonia Hausen. Dieser hatte nach zwei Rechtsinstanzen zum Wiederholungsspiel geführt. Unberechtigt wurden Spieler in Lämmerspiel (Andreas Reinhard) und Hanau (Roger Adelsbach) eingesetzt. Sie führten zum Verlust beider Punkte (TSV) beziehungsweise zur Spielwiederholung (Hanau).
Insgesamt 14mal gab es wegen Schiedrsichter-Beleidigung "rot", sogar in 19 Fällen wurde unsportliches Verhalten registriert. Nachtreten und Tätlichkeiten wurden je viermal mit Platzverweis geahndet. Während die Saison 92/93 bereits am 8. August mit drei Samstagspielen (KSG Ober-Seemen - Teutonia Hausen, VfB Oberndorf - Spvgg. Seligenstadt sowie Sportfreunde Seligenstadt - FSV Bad Orb) eröffnet werden soll, beschlossen die Vereinsvertreter, daß das Saisonende von Pfingsten (29. Mai) auf 23. Mai vorgezogen wird. Der Vorteil: Bis Pfingsten können bereits Entscheidungsspiele absolviert und nach den Feiertagen ausgeruht die Relegationsspiele ausgetragen werden. Apropos Relegation: Der Fünftletzte der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost tritt im Juni gegen die Bezirksliga-Zweiten der Kreise Gelnhausen, Büdingen, Hochtaunus und Friedberg an. Vier Klubs steigen direkt ab, der Meister direkt auf. Der Rangzweite spielt in der Landesliga-Relegation erneut gegen den West-Zweiten dieses Bezirks sowie den Darmstädter Bezirksoberliga-Zweiten und den Viertletzten der Landesliga Süd. Dieses Mal hat der Relegationsrunden-Zweite kein Anrecht, ebenfalls in der Landesliga zu spielen. Einen zweiten Fall Jügesheim kann es damit nicht mehr geben.
Der erste Spieltag steigt in drei Etappen, denn nach den Eröffnungsspielen finden drei am Hauptspieltag (Sonntag, 9. August) statt, der Rest wird während der Mitte nachserviert. Den Abschluß der ersten Fuhre stellt das Kreistreffen FSV Ravolzhausen gegen FC Hanau 93 (13. August) dar. Spielverlegungen auf Freitag und Samstag hielten sich in Grenzen, zumal die "reichen Ostvereine" offenbar nicht auf höhere Einnahmen angewiesen sind. An der ländlichen Struktur kann es allein nicht liegen, daß viele nicht vom Sonntag abgehen.
Der absolute Saisonhöhepunkt wird derweil an einem Samstag (26. September, 16 Uhr) erwartet: Das Derby Sportvereinigung 1912 gegen Sportfreunde Seligenstadt soll erstmals wieder eine vierstellige Zuschauerquote in einem Punktspiel dieser Klasse bescheren. Die erste Halbserie soll komplett am 29. November abgeschlossen, die Rückrunde am 6. Dezember begonnen werden. Nach dem 19. Spieltag (13. Dezember) ist eine Winterpause bis 28. Februar 93 vorgesehen. BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST, 1. Spieltag: KSG Ober-Seemen - FC Teutonia Hausen, VfB Oberndorf - Spvgg. 12 Seligenstadt, Sportfreunde Seligenstadt - FSV Bad Orb (alle 8. August, 16 Uhr), SG Nieder-Roden - SV Birstein, TSV Lämmerspiel - Spvgg. Weiskirchen, SG Bruchköbel - TSV 07 Höchst (alle 9. August, 15 Uhr), SC Eintracht-Sportfr. Windecken - Germania Niederrodenbach, SV Melitia Roth - FV Germania Bieber (beide 12. August, 19 Uhr), FSV 08 Ravolzhausen - FC Hanau 93 (13. August, 19 Uhr).
HANS-DIETER PUTH
Die beiden Nachbarinnen sehen sich selten, das Überraschungstreffen unter der Erde in der Tiefgarage mußte einfach zum kleinen Tratsch genutzt werden. Zumal es ausnahmsweise still war - kein Auto dröhnte. Der Krach spielte sich oberirdisch in der Vorstadt ab. Und der ist Thema Nummer eins für die Leute, die in diesem Stadtquartier wohnen. Die beiden Frauen bilden da keine Ausnahme.
"Für Erwachsene mag das ja noch angehen, aber was machen die Familien, die kleine Kinder haben, bei dem Lärm? Die kommen ja nie zur Ruhe", begann die Klage über die Geräuschplage. Die Gesprächspartnerin gab der Nachbarin recht: "Es ist wirklich ungemütlich, und die Anwohner hat keiner vorher gefragt." Die Unterhaltung über Stadtlärm im allgemeinen und im besonderen plätscherte dahin. Uneins in der Einigkeit "Ganz so laut bräuchte es wirklich nicht zu sein" und "Manche schreien ganz schön": Die Frauen waren sich in den Beschwerden über den Krach einig. "Und das Schlimmste ist", meinte die eine am Schluß, als die Henkel der schweren Einkaufstasche schon in die Hand schnitten und das Gespräch abgebrochen werden mußte, "das Schlimmste ist, daß das eineinhalb Jahre so weitergehen soll".
Die andere Frau reagierte entsetzt: "Was, so lange soll der 'Orscheler Sommer' jetzt dauern? Um Himmels willen, immer diese laute Musik auf dem Rathausplatz, da fallen uns ja die Ohren ab!". Die Gesprächspartnerin war einen Moment verblüfft: "Wieso die Musik? Ich spreche nicht vom 'Orscheler Sommer', ich mein' die Bauarbeiten in der Vorstadt, mit dem Riesenkran, dem Hausabriß und dem Baulärm". Ach sooo . . . . Selbst bei höchster Einmütigkeit reden die Leut mitunter aneinander vorbei. nau
FRIEDBERG. Wegen der großen Nachfrage veranstaltet das Deutsche Rote Kreuz einen eintägigen Erste-Hilfe-Lehrgang für Führerscheinbewerber der Klassen 1, 3, 4 und 5. Dieser zusätzlich eingerichtete Kursus beginnt am Samstag, 11. Juli, um 8.30 Uhr in der Homburger Straße 26 in Friedberg und endet um 17 Uhr. Die Teilnehmer/-innen sollten daher an ihre Tagesverpflegung denken.
Anmeldungen sind für die lebensrettenden Sofortmaßnahmen nicht nötig. Weitere Informationen sind unter Telefon 0 60 31 / 60 00 60 beim DRK Kreisverband Friedberg erhältlich. ub
Wohin fährt der Zug des Eisenbahnsportverein Blau-Gold Bad Homburg in der Frauen-Tischtennis-Oberliga Südwest? Nicht nur die neue Klassen-Einteilung - die Südwest-Oberliga spielt fortan in zwei Klassen, was einer sportlichen Verwässerung gleichkommt -, sondern auch die leicht modifizierte Aufstellung im Homburger Team sorgt für einige Unbekannte in der Saisonrechnung. Immerhin will die zweitbeste Spielerin der Saison 91/92 den ESV-Dreß nicht mehr anziehen: Alexandra Lüdtke. In der Vorrunde mit 21:2-Siegen die weitaus erfolgreichste Homburgerin, in der Rückrunde mit 14:14 aufgrund einer beruflichen Veränderung ins Mittelmaß abgeglitten. Unter dem Strich schlug mit 35:16-Siegen immer noch Rang 14 in der Klassenwertung zu Buche.
Einzig Gabriele Junk (36:21/+59) verzeichnete eine etwas bessere Bilanz als Alexandra Lüdtke und belegte Position 12. Gabriele Junk steigerte sich nach 19:13-Siegen auf 17:8. Auch Monika Walther (25:15 /+32) konnte nach einer verkorksten Vorrunde (14:12) bei ihren reduzierten Rückrunden-Einsätzen (11:3) ihre Klasse wiederholt unter Beweis stellen.
Was Routine wert ist, zeigte die Seniorenmeisterin Anita Kück: Die bereits 56 Jahre alte Bad Homburgerin (älteste Spielerin der gesamten Klasse) spielte mit 13:16 beziehungsweise 13:14 wiederum eine konstante Runde und erzielte mit der Leistungszahl 21 immerhin Rang 27 in der Oberliga-Einzelwertung. Nicht nur Alexandra Lüdtke, sondern auch Karin Sommer fiel wegen beruflicher Belastungen in der Rückrunde deutlich ab. Nach ihren sporadischen Vorrundeneinsätzen (3:2) folgte eine Minusquote von 5:13-Siegen, was Platz 42 bedeutete. In der Rückrunde glänzten Junk/Kück mit 4:1-Siegen im Doppel, Lüdtke/Sommer (2:2) blieben im Soll, Junk/Walther (1:3) gerieten in den roten Bereich.
Nicht jedoch der souveräne Meister TTC Assenheim (die Grävenwiesbacherin Karin Giese/50:3-Siege/Leistungszhal 116 wurde Vierte in der Einzelwertung), sondern der Tabellenzehnte BTTF Zweibrükken stellte mit der international erprobten Dagmar Solja-Andruszko (55:2/+148) die erfolgreichste Spielerin. Ebenfalls in den Medaillenrängen landeten Sylke Leist (TTV Enkenbach/55:10/+143) sowie Annette Knieriemen (TSG Kaiserslautern/54:11/+125). Dagmar Solja-Andruszko stellte dabei in der Rückrunde mit makellosen 35:0-Siegen einen absoluten Oberliga-Rekord auf.
Die neue Klasseneinteilung wurde von Staffel-Leiterin Henny Anderson (Frankfurt) noch nicht gemeldet. Es steht jedoch fest, daß nur noch Vereine aus Hessen und Thüringen in einer Gruppe zusammenspielen werden, während die Landesverbände Rheinland-Pfalz und Saarland die anderen Staffel bilden werden. Der Vorteil für die bisherigen Oberligisten: Kein Verein stieg ab. Selbst der TTV Schmalkalden (2:46-Punkte) wird den Tischtennis-Fans in der Oberliga erhalten bleiben. Eine fragwürdige Entscheidung des Verbandes. Mit dem Hünfelder TSV, TSV Langstadt und TSV Arzell durften gleich drei Hessenligisten in die Oberliga aufrücken. Für die Homburgerinnen bleibt aus dieser Region ferner DJK Blau-Weiß Münster erhalten. Ein echtes Derby (wie gegen Assenheim) fehlt den Eisenbahnerinnen fortan. In der neuen Hölderlin-Schulsporthalle werden sich daher wie gewohnt nur Insider treffen. Zumal es nach der Neueinteilung nur noch Zehner-Felder und damit gerade noch neun Heimspiele geben wird. Dafür können Kück und Co. ihre geografischen Kenntnisse mit vermehrten Thüringen-Trips auffrischen. Nach der Sommerpause wird Trainer Heinz Sommer ab Anfang August das Training für die neue Runde beim ESV Blau-Gold wiederaufnehmen.
TISCHTENNIS OBERLIGA SÜDWEST, Frauen, Abschlußtabelle: 1. TTC Assenheim 44:4-Punkte/187:69-Spiele, 2. TSG Mainz-Drais 41:7/180:79, 3. Sportfreunde Dernbach 32:16/167:105, 4. ESV Blau-Gold Bad Homburg 30:18/155:125, 5. TTV Enkenbach 29:19/161:134, 6. TSV Speyer 28:20/152:129, 7. DJK Blau-Weiß Münster 28:20/145:142, 8. SV 09 Fraulautern 24:24/139:144, 9. TSG Kaiserslautern 19:29/136:152, 10. BTTF Zweibrücken 17:31/131:155, 11. DJK Rotweiß Mainz-Finthen 13:35/101:165, 12. TTC Rohrbach 5:43/67:186, 13. TTV Schmalkalden 2:46/56:190.
*TTC Assenheim und TSG Mainz-Drais = Aufsteiger in die Regionalliga, kein Absteiger. HANS-DIETER PUTH
Wenn 20 Milliarden Menschen die Erde belasten Die Prognosen der Vereinten Nationen und die daraus folgenden Konsequenzen / Aus dem Weltbevölkerungsbericht 1992
NEU-ANSPACH. Hans F. hat den "Kanal voll". Seit Monaten muß er täglich mitansehen, wie Grundwasser aus einer Baugrube für ein Mehrfamilienhaus auf dem Nachbargrundstück an der Speichwiese abgepumpt und nutzlos in den Abwasserkanal geleitet wird. "Das Wasser läuft in Strömen über die Straße. Es ist eine Schande", erregt sich Hans F.
Anfangs, als es noch frostig war, habe er nur Angst um die Sicherheit der Anlieger gehabt: Die "Speichwiese" ist stark abschüssig, so daß bei Frost mit gefährlicher Fahrbahnglätte zu rechnen war. Jetzt, seit der Wassernotstand ausgerufen ist, ist es jedoch mit der Geduld vorbei. Obwohl der FR- Leser bei seiner Gemeinde vorstellig wurde und Mitarbeiter des Bauamtes von der Notwendigkeit rascher Maßnahmen überzeugen konnte, habe die Baufirma "frisch und fröhlich" weitergepumpt.
"Die Gemeinde aber läßt es zu, daß wertvolles Grundwasser vergeudet wird." Und das auf Jahre hin. Denn das Haus müsse in Zukunft ständig vor dem Grundwasser geschützt werden.
Rudi Rübsamen (SPD), kommissarischer Bürgermeister von Neu-Anspach, sieht sich nicht zuständig. "Einschreiten muß das Kreisbauamt, und das haben wir schon am 16. April unterrichtet." Nach Einschätzung des Kreisbauamtes aber ist "der Wasseraustritt für die Fortführung der Baumaßnahme erforderlich und muß gestattet werden", wie es in einem Schreiben heißt.
Für den Leiter des Kreisbauamtes, Günther Bündgen, besteht deshalb kein Handlungsbedarf. Man habe tatsächlich eine Wasserader in der Baugrube angeschnitten. "Im Moment muß deshalb noch gepumpt werden, sonst kann ja niemand da arbeiten." Im Keller werde eine Druckwasserdichtung eingebaut, so daß sich das Wasser nach Fertigstellung des Hauses einen anderen Weg suchen müsse. Ein weiteres Abpumpen sei dann nicht erforderlich. Das sei den Anwohnern in einem Schreiben des Darmstädter Regierungspräsidenten auch mitgeteilt worden.
Soweit die amtlichen Versionen. Inoffizielle Kreise im Kreisbauamt vermuten jedoch, daß es den Nachbarn im Grunde überhaupt nicht um das Wasser gehe. Der für Eigentumswohnungen gedachte Bau sei zwar ordungsgemäß, aber "in der Tat etwas groß geraten". Der Unmut der Nachbarn sei deshalb verständlich: Er beruhe auf dem - nicht mehr angreifbaren - Umstand, daß sie künftig einen mehrgeschossigen Bau vor der Nase haben. jd
KELKHEIM. Mal ehrlich, wer kommt schon auf den Gedanken, sparsam mit Wasser umzugehen, bloß weil er beim Sonntagnachmittag-Spaziergang an der Trinkwasser-Aufbereitungsanlage im Braubachtal vorbeilief? Oder dächte daran, daß Igel, Schmetterlinge und Vögel die exotischen Ziersträucher auf englischem Rasen in den sorgsam "ausgeputzten" Kleingärten zwischen Kelkheim und Fischbach ziemlich unwirtlich finden? Und welchem Spaziergänger fiele ein, daß die heimische Zauneidechse nicht selbstverständlich über die Feldwege beim Rettershof huscht, sondern nur, weil die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit Feldholzinseln für den nötigen Lebensraum in der Ackerflur bietet?
Denkanstöße dieser Art, ebenso Informationen zum Umweltschutz und Tips, was jeder einzelne dazu beitragen kann, erhalten Wanderer und Spaziergänger ab Mitte August, wenn Hessens Umweltminister Joschka Fischer den hessenweit dritten Umweltwanderweg rund um Kelkheim eröffnen wird: Auf kleinen Hinweistafeln entlang der Wanderroute wird den Flanierern im Vorbeigehen Stoff zum Nachdenken kredenzt. "Wir schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Einmal laden wir die Leute zum Wandern ein und bringen sie gleichzeitig dazu, mit offenen Augen und Ohren auch die Umweltprobleme am Ort wahrzunehmen", erklärt Michael Korwisi, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im hessischen Umweltministerium, den Sinn der Idee.
Die wurde im hessischen Umweltministerium vor rund drei Jahren ausgeheckt. Rund um Fulda und in der Lorscher Gemarkung sind inzwischen die ersten Umweltwanderwege angelegt. "Eine Heidenarbeit", sagt Korwisi; seien doch gründliche Recherchen "vor Ort" nötig, um die "Knackpunkte" in Sachen Umwelt überhaupt aufzuspüren. Auch in Kelkheim, sagt Korwisi, wurde die Strecke für die beiden Rundwanderwege auf Kelkheimer Flur erst nach langen Vorgesprächen gemeinsam mit dem Kelkheimer Umweltausschuß ausbaldowert. 50 000 Mark ist dem Land die Sache wert: So viel kosten die Hinweistafeln und der Druck der gut 20 Seiten starken Begleitbroschüre, die die Routen samt den "Problembereichen" in Sachen Umwelt ausführlich erläutert. Einzige Last für die Stadt Kelkheim: Sie muß die Tafeln aufstellen lassen.
Auf denen erfahren arglose "Sonntagsbraten-Verdauer" demnächst zum Beispiel einiges über Altlasten im Kelkheimer Untergrund, sobald sie den städtischen Betriebshof passieren; ebenso über Möglichkeiten zur Getrenntsammlung. Doch nicht nur Negatives steht auf den insgesamt neun Täfelchen zu lesen: Eines wird die geplante Renaturierung des Rettersbachs loben, andere wiederum die Arbeit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die Feldholzinseln auf ausgeräumten Ackerfluren angelegt und die vom Sturm geschädigten Waldränder mit Büschen und Bäumen stufig bepflanzt hat.
Wo der Umweltwanderweg zu finden ist? Die Nordroute führt von Kelkheim querfeldein in Richtung Fischbach, vorbei am Gewerbegebiet Hühnerberg, dem Naturschutzgebiet Kichelbach, durch den Haingraben in Richtung Rettershof. Von da geht's weiter ins Braubachtal, vorbei am verlassenen B 8-Damm, eine Landschaftsnarbe, die an die erbitterten und bis jetzt erfolgreichen Proteste der Straßenbau-Gegner zeugt. Die Wanderroute führt nun weiter entlang des Liederbachs über Hornau zurück zum Bahnhof.
Wer danach keine Blasen an den Füßen hat, dafür aber noch ausreichend Kondition, kann gleich auch die Süd-Route anschließen: Erstes Etappenziel ist die Gaststätte Gundelhardt; von da geht's weiter zum Rundkurs durch den Kelkheimer Stadtwald, am Betriebshof vorbei zurück zum Gimbacher Hof und von da nach Kelkheim. Den Eröffnungsrundgang in rund sechs Wochen mit Umweltminister Joschka Fischer und der geballten Politprominenz aus dem Kreis können Bürger live miterleben. Der Termin wird noch bekanntgegeben.
HAMBURG, 9. Juli (AP). Nach dem Entgleisen eines Zuges ist es am Donnerstag zu Störungen im Hamburger S- Bahn-Verkehr gekommen. Laut Bundesbahn hatte sich am Mittwoch abend im Hauptbahnhof bei dem Unglück eine Stromschiene in einen S-Bahn-Wagen gebohrt. An einem Wagen war eine Radscheibe gebrochen. Niemand wurde verletzt, der Schaden wurde auf eine halbe Million Mark geschätzt. Mit Kränen versuchte die Bahn am Donnerstag, die Wagen wieder auf die Gleise zu bekommen. Auf der Strecke Hauptbahnhof-Dammtor fuhren deshalb erheblich weniger Züge als üblich.
Unter dem Motto "der FSV setzt neue Akzente" präsentiert sich der hessische Fußball-Oberligist FSV Frankfurt am Samstag von 12 bis 14 Uhr auf einer Bühne vor der Alten Oper mit Musik, Interviews und allerlei Überraschungen.
ALTENSTADT. In der Nacht zum Dienstag entwendeten unbekannte Täter aus dem Verkaufsraum einer Firma in Altenstadt neue elektrische Werkzeuge. Die Werkzeuge der Marke Nakita haben eine grün-blaue Grundfarbe. Die Polizei warnt vor dem Ankauf des Diebesgutes, unter denen sich eine Handkreis- und Kettensäge, eine Heckenschere, Winkelschleifer, eine Schlagbohrmaschine und ein Schrauber befinden. Falls diese Geräte zum Verkauf angeboten werden, bittet die Kripo Friedberg um Hinweise unter Telefon 0 60 31 / 60 10.
Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatten nach Polizeiangaben unbekannte Täter in Florstadt-Nieder-Mockstadt einen Kombi im Viehweg gewaltsam aufgebrochen und Werkzeuge im Wert von 5000 Mark entwendet. ub
QUITO, 9. Juli (AP). Bei einem schweren Busunglück im Andenhochland in Ecuador sind laut Polizeiangaben vom Mittwoch alle 40 Insassen ums Leben gekommen. Wie es hieß, kam der Bus außerhalb der Stadt Zamora von einer Bergstraße ab und stürzte 150 Meter tief in einen reißenden Fluß. Das Unglück, das sich am Dienstag abend ereignete, ist eines der schwersten seiner Art in dem südamerikanischen Land in den letzten zehn Jahren.
Einem Polizeisprecher zufolge gab die wegen heftiger Regenfälle aufgeweichte Fahrbahn unter dem Gewicht des Busses nach, so daß das Fahrzeug in die Tiefe stürzte. Wegen des Regens führte auch der Fluß Hochwasser. Bis Mittwoch konnten Soldaten 35 Leichen bergen. Fünf Insassen wurden bis dahin noch vermißt. Die Behörden haben aber keine Hoffnung, sie lebend zu finden. Zamora liegt etwa 430 Kilometer südlich der Hauptstadt Quito hoch in den Anden.
SULZBACH. Am Donnerstag, 16. Juli, entscheidet sich möglicherweise, ob das Multiplexkino am Sulzbacher Main-Taunus-Zentrum (MTZ) gebaut werden kann oder nicht. An diesem Tag kommt um 20 Uhr die Gemeindevertretung zu einer Sondersitzung im Rathaus zusammen. SPD-Fraktionschef Günter Renneisen hat vom Vorsitzenden des Parlaments, Oswald Bommel (CDU), bereits die Zusage für diesen Termin. Es soll dann über den SPD-Antrag entschieden werden, der den Aufstellungsbeschluß für einen Bebauungsplan mit Veränderungssperre am vorgesehenen Kinostandort vorsieht.
"Wir haben zwar noch nicht die acht notwendigen Unterschriften zusammentragen können", meinte Renneisen zur FR. Bommel habe sich aber mit dem Versprechen zufrieden gegeben, daß sie am Freitagabend in seinem Briefkasten liegen. Die Sozialdemokraten wollen an ihrem Nein für das Riesenkino vor allem wegen der ungelösten Verkehrsprobleme festhalten. Selbst eine mögliche Regreßforderung des Bauherrn, der positiv beschiedene Bauvoranfragen in der Tasche hat, schreckt sie nicht; "mit dieser Drohung müssen wir leben", meinte Renneisen.
Landrat Jochen Riebel (CDU), der als Baudezernent den eingereichten Bauantrag genehmigen muß, meinte zur FR, ein Aufstellungsbeschluß mit Veränderungssperre mache die Genehmigung unmöglich. Selbst ein Prozeß gegen den Kreis auf Erteilung des Papiers, nütze da wohl nicht. Weil aber die positiv entschiedenen Bauvoranfragen "bindenden Charakter haben", werde der Bauherr wahrscheinlich versuchen, die Kosten für den entstandenen Schaden, etwa Planungsausgaben, zurückzubekommen.
Riebel, der im Baurecht das falsche Instrument sieht, um die Kinos aus gesellschaftspolitischen Gründen zu verhindern - "wir haben den Grundsatz der Baufreiheit" -, erinnerte daran, daß Verkehrsprobleme auch durch Auflagen in den Griff zu bekommen seien. Als Beispiel nannte er eine Einschränkung, nach der die Mehrheit der Kinosäle erst nach 18 Uhr betrieben werden dürften.
Die Frankfurt-Heidelberger Grundstückverwaltungs-GmbH, als Initiatorin des Lichtspielzentrums, sieht die rechtliche Lage nicht so eindeutig. Klaus-Jürgen Gieche, "von der Entwicklung völlig überrascht", fragt sich nur, "was eine Bauvoranfrage eigentlich wert ist". set
WETTERAUKREIS. "Mit über 2800 Asylbewerbern in diesem Jahr ist die Grenze der Belastbarkeit des Wetteraukreises längst erreicht", meint der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion und Spitzenkandidat der Union zur Kreistagswahl, Rainer Schwarz.
Dabei seien nicht jene Menschen berücksichtigt, die unmittelbar vom Land Hessen über die HGU Schwalbach im Wetteraukreis untergebracht seien, wie etwa 120 Personen in Gedern-Wenings und 200 Asylsuchende in Ortenberg, betont Schwarz.
Er fordert die rot-grüne Kreisspitze auf, die Initiative der Union zur Ergänzung der Verfassung zu unterstützen. Dies würde dazu beitragen, so der konservative Politiker, "im Interesse der wirklich asylberechtigten Menschen dem unkontrollierten Zustrom ein Ende" zu bereiten. ieb
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Fremder zwischen zwei Welten - Ralf Cimander kämpft auf den Philippinen für Umweltschutz und ein naturnahes Überleben Seite III KRONBERG. Eine 23 Jahre alte Frau wurde nachts am Schillerweiher vergewaltigt.STEINBACH. Zwischen Einkorn und Emmer - Ursula und Karl-Heinz Heimes experimentieren mit jahrhundertealten Feldfrüchten. Seite IV SPORT. "Bin auf Dauer kein Feierabend-Trainer" - Interview mit dem scheidenden Fußballtrainer der Spvgg. 05 Bad Homburg, Jürgen Strack.
Der Schachverein Neu-Isenburg setzt auf die Jugend und er tut gut daran. Mit Silke Bürvenich und André Lisanti befinden sich sowohl bei der weiblichen als auch bei der männlichen Jugend zwei talentierte Nachwuchsspieler im Aufwind. Während sich die 18jährige Gymnasiastin mit Naturwissenschafts- Fabel gerade anschickt, bei den Weltmeisterschaften der Juniorinnen in Duisburg für Aufsehen zu sorgen, hat sich ihr männliches Pendant immerhin für die diesjährigen deutschen A-Jugendmeisterschaften qualifiziert. Dennoch sieht sich der 20jährige Abiturient noch am Anfang seiner Schach-Karriere. Mit 13 Jahren habe er erst mit dem Turnier-Schach begonnen und da sei noch eine Menge drin. Es bereite ihm Freude, für die Galerie schöne Spielzüge zu produzieren; ohnehin fühle er sich eher als Künstler denn als Sportler.
Der zwischenzeitlich für die FTG Frankfurt in der Zweiten Bundesliga aufspielende ELO-Träger sieht im Schachspiel ein "immer noch unerforschtes Rätsel", das Sport, Kunst und Wissenschaft in einmaliger Weise miteinander verbindet. Auch wenn er im Neu-Isenburger Schachverein "nicht so tolle Gegner" findet, möchte er seine Mannschaftsspiele künftig wieder für Neu-Isenburg bestreiten.
In diesem Sinne hat er auch seine soziale Ader entdeckt. Als Trainer von erster Mannschaft und Jugend hat er sich vorgenommen, das lokale Schach-Niveau in der Breite zu verbessern. Was seine eigene Zukunft anbelangt, so hofft er, eines Tages zu den besten deutschen Spielern zu gehören. Ähnlich selbstbewußt gibt sich auch Silvia Bürvenich. Die WM-Kandidatin hat bei den Frauen langfristig ähnliche Ziele. Trotz früher Kenntnis der Schachregeln war auch sie erst mit 13 Jahren zum Isenburger Schachverein gestoßen. Eine für Jugndliche eingerichtete Feriengruppe brachte das ohnehin vorhandene Interesse auf Wettbewerbsniveau. Wenngleich die Startberechtigung an der momentan in Duisburg stattfindenden Juniorinnen-WM ihr größter sportlicher Erfolg ist, gab sie sich eine Woche vor Veranstaltungsbeginn keineswegs trainingsbesessen. "Es bringt gar nichts, stundenlang lustlos vor dem Brett zu sitzen. Ich spiele lieber weniger, dafür aber konzentrierter." Übermäßiges Training wirke sich auch im Turnier nicht immer günstig aus. Sie selbst habe inzwischen die Erfahrung gemacht, daß sie mit wenig oder gar keinem Training die besten Partien abliefere.
Daß diese Lust-und-Laune-Philosphie nicht immer zum Erfolg führen kann, weiß Silvia Bürvenich natürlich auch. Sie mutmaßt sogar, daß der viel größere Erfolg männlicher Spieler letztendlich auch mit der - ihrer Ansicht nach - bei Männern besser ausgebildeten Fähigkeit, den "inneren Schweinehund" zu überwinden, zusammenhinge. Sie selbst kenne Spieler, die jede freie Minute fanatisch vor dem Brett säßen. Auch wenn ein Großteil dieser Zeit verschwendete Energie sei, führe ein hoher quantitativer Zeiteinsatz eben doch irgendwann auch zu qualitativ besseren Ergebnissen. MARGIT REHN
FLORSTADT. Schwer verletzt wurde ein Fahrer aus Ortenberg in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, als sein Auto in einer langgezogenen Rechtskurve der B 275 bei Staden nach links von der Fahrbahn abkam und gegen eine Böschung fuhr.
Der Fahrer stand laut Polizeibericht unter Alkoholeinwirkung, so daß eine Blutentnahme angeordnet wurde. Der Schaden an dem Auto des Ortenbergers beläuft sich auf 15 500 Mark. ub
Auch das Auto ganz ohne Dach weckte seine Neugier. Jonas: "Was ist das?" Der Papa: "Ein Kabriolett." "Wie heißt das?" "K a b r i o l e t t." "Und warum hat das kein Dach?"
Der Papa, ob des Fragespiels ein wenig entnervt, suchte eine simple Antwort. Und er fand sie: "Das ist ein Arme-Leute-Auto. Die hatten kein Geld mehr fürs Dach."
Seitdem schaut Jonas jenen Menschen im Oben-ohne-Flitzer hinterher und sagt mit trauriger Stimme: "Arme, arme Leute." kkü
Asbestverseuchter Schulpavillon wird abgerissen Gefährliche Faserkonzentration bedeutend höher als erlaubt / Unterricht in alte Penne verlegt
GLAUBURG. Der asbestbelastete Pavillon neben der Grundschule in Stockheim soll baldmöglichst abgerissen werden. Dies haben gestern einvernehmlich Schuldezernent Joachim Pollmar (SPD) und Vertreter der Schulgremien beschlossen. Zwar war dem Wetteraukreis als Schulträger bereits seit zwei Jahren bekannt, daß in Pavillons gleicher Bauart in Assenheim und Wölfersheim sowie im Schulgebäude in Stockheim der krebserregende Stoff verbaut worden war. Die Faserbelastung in den baugleichen Pavillons sei jedoch gering gewesen, erklärte der Schuldezernent jetzt während einer Pressekonferenz. Auf eine Messung in Stockheim sei deshalb verzichtet worden.
Im Einvernehmen von Schulleitung, Elternbeirat und dem damaligen Bürgermeister der Gemeinde und jetzigen Landrat Rolf Gnadl war die Sanierung hinausgeschoben worden. Entscheidend dafür: Der Schulneubau für Stockheim stand "ganz oben auf der Prioritätenliste desKreises". Dort indes steht er noch immer, da in der leeren Kreiskasse keine Mittel für seine Realisierung zur Verfügung stehen. Mit der Wahl eines neuen Elternbeirates wurde die Asbestbelastung in der Grundschule erneut Thema, die Sanierung (veranschlagte Kosten:110 000 Mark) sollte nach Gesprächen mit dem Schulträger im Frühjahr 1992 schließlich in Angriff genommen werden.
Doch bevor die Arbeiten aufgenommen wurden, wurde erstmals in dem 25 Jahre alten Bau die Konzentration von Asbest- Neuer Elternbeirat verlangte Klarheit fasern gemessen. Das Ergebnis: In beiden Klassenzimmern war mit 1100 und1700 Fasern pro Kubikmeter Luft die Belastung deutlich höher als erlaubt (500 Fasern). Schuldezernent Pollmar sagte allerdings, daß dies keine "Dauerwerte" gewesen seien. Die starke Belastung der Luft mit den Asbestfasern sei durch vorausgegangene Bauarbeiten wie die Entfernung von Tafeln in dem Gebäude zu erklären.
Auf etwa 150 000 Mark schätzt Pollmar die Kosten für den Abriß und die Entsorgung des Sondermülls. Trotz der Finanzmisere des Kreises sollen die Mittel dafür noch 1992 bereitgestellt werden, die Ausschreibung für den Abriß schnellstmöglich erfolgen.
Für die Jungen und Mädchen in den beiden Klassen der Stockheimer Grundschule bedeutet die Entscheidung vom Mittwoch, daß sie, so Kreis-Pressesprecher Michael Elsass, voraussichtlich für ein bis zwei Jahre mit Tisch, Stuhl und Ranzen in die alte Grundschule in Glauberg umziehen müssen. Der Umzug in das ehemalige Schulhaus, in dem derzeit noch der Heimatverein untergebracht ist, soll bereits zum neuen Schuljahr erfolgen. Für den Heimatverein ist ein neues Domizil im Glauberger Bahnhof vorgesehen. Der Schulneubau für Stockheim bleibt auf der Prioritätenliste des Kreises. Wie lange allerdings noch, ist weiterhin unklar. cor
KRONBERG. Eine 23jährige Frau ist in der Nacht zum Donnerstag in der Nähe des Schillerweihers vergewaltigt worden.
Wie die Polizei mitteilte, war die junge Frau gegen 4.30 Uhr auf dem Weg nach Hause. Kurz vor der Einmündung Bleichstraße bedrohte sie ein Mann, der ihr schon zuvor auf dem Bahnhofsgelände aufgefallen war. Er trat, so berichtete die Polizei, von hinten an sein Opfer, zog der Frau den Kopf zurück und hielt ihr ein Messer an den Hals. Er zerrte die 23jährige ins Gebüsch am Schillerweiher und vergewaltigte sie. Anschließend flüchtete der Täter. Die Frau gab der Polizei folgende Täterbeschreibung: Der Mann war 35 bis 40 Jahre alt und 1,70 Meter groß, er hatte kurze, dunkle und glatte Haare, sprach akzentfrei Deutsch und war mit einem dunklen Trainingsanzug mit türkisfarbenen Streifen bekleidet.
Darunter trug er ein T-Shirt. Das Messer war etwa 30 Zentimeter lang, die Klinge (sie war verrostet) wurde zur Spitze hin breiter und war leicht gebogen. Außerdem hatte der Täter eine silberfarbene Taschenlampe bei sich.
Hinweise unter Tel. 0 61 72 / 12 00. ca
Frau Lieselotte Volk, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Herrn Hans-Joachim Richter, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Johanna Sänger, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Friedrich Wegener, Groß-Karben, zum 79. Geburtstag.
Frau Margarethe Döppenschmidt, Groß-Karben, zum 81. Geburtstag.
Frau Gretel Kitz, Rendel, zum 87. Geburtstag. Frau Paula Traband, Burg-Gräfenrode, zum 70. Geburtstag.
Herrn Bruno Kohtz, Assenheim, zum 71. Geburtstag.
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Oliver & Olivia - Zwei freche Spatzen (15 Uhr); Der Schlafwandler (17 und 20 Uhr).
Panda Kino: Roter Drache (15, 17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (17.30 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Basic Instinct (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Stop! Oder meine Mami schießt (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Schneewittchen (15.30 Uhr); Vater der Braut (18 u. 20.30 Uhr). Theater/Musik Friedrichsdorf. Institut Garnier, Hugenottenstr. 117: Westafrikanische Rhythmen und Tänze mit der Gruppe "Adesa", 20 Uhr. Ausstellungen Schmitten. Ev. Akademie Arnoldshain: Holzdrucke, 9 bis 19.30 Uhr.
Königstein. Galerie Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Brunnenfest der Kirdorfer CDU, Brunnen an der Bachstr., 17 Uhr.
Oberursel. Treffen der SPD-Ferienfraktion, untere Einfahrt zum Rosengärtchen (Ampelanlage Südzuckerhaus), 17 Uhr.
Besuch der "SPD-Älteren" bei der ASH in der Krebsmühle, 15 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 8 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.
Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: ärztliche Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.
Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.
Information, Beratung und Aufklärung der Guttempler-Gemeinschaft "Obertaunus", Kreuzkirche, 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Wehrheim. Treffen der Friedensgruppe, Ev. Gemeindehaus, 20 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs "Taunusbuben", Gasthaus Taunusstube, 19.30 Uhr.
Oberursel. Deutscher Frauenring: Treffpunkt zur Fahrt in die Ausstellung "Edward Munch und Frankreich", Bahnhof, 9.15 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singkreis Schilling und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Seidenmalen von 9 bis 11 Uhr und Tischtennis und Billard ab 14 Uhr.
Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.
Brett- und Kartenspiele, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegenungsstätte Kugelherrnstr. 6: letzter Treff vor den Ferien, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Na warte, sagte Schwarte", Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, 11 Uhr.
Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg, Gartenfeld, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.
Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: Rockmusik mit der Wiesbadener Southern-Rock-Band "Appaloosa", 19.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Freiluftcafé "Mobile" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Houiller Platz, 16 bis 21 Uhr (letzter Tag). Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtspaziergang in des Reichenbachtal, 14 Uhr.
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HIRZENHAIN. Die Hirzenhainer Feuerwehr präsentiert sich am Mittwoch, 15. Juli, um 16 Uhr allen interessierten Kindern zwischen 7 und 17 Jahren am Feuerwehrgerätehaus Hirzenhain. Dazu gehört auf jeden Fall auch eine Fahrt mit dem Feuerwehrauto. ub
Das Rote Kreuz Frankfurt bietet einen Kursus zum Thema häusliche Krankenpflege an. An einem Wochende werden in acht Doppelstunden theoretische und praktische Grundkenntnisse vermittelt. Nach Abschluß des Lehrgangs erhält jeder Teilnehmer ein Zertifikat und ein Pflege-Handbuch.
Der nächste Kurstermin ist am 19. und 20. August von 9 bis 17 Uhr in der Burgstraße 60. Nähere Informationen erteilt das Rote Kreuz unter der Rufnummer 71 91-91 25. ert
Frieda Löw, Obergasse 12, Mönstadt, zum 89. Geburtstag.
Kunden können seit mehr als drei Monaten Kartons, Pappe und Plastik in Geschäften und Kaufhäusern lassen In Tante Emma-Läden ist alles beim alten geblieben Was die Verpackungsverordnung bringt, weiß niemand
WESTLICHE STADTTEILE. Die meisten Einkäufer im westlichen Frankfurt scheinen nicht auf Kartons und Plastikverpackungen verzichten zu wollen. Die Zahnpasta-Tube bleibt genauso in der Schachtel wie das Buch in der Plastikfolie. Dabei dürfen Kunden in Läden und Kaufhäusern sogenannte Umverpackungen auf der Theke liegen lassen oder in Mülltonnen werfen. Die Firmen müssen sie dann einer Wiederverwertung zuführen. So schreibt es die zweite Stufe der Verpackungsverordnung vor, die seit April in Kraft ist. Tatsächlich hat sich jedoch in kleinen Geschäften "fast nichts" geändert. Nur in Kaufhäusern läßt ein Teil der Kunden Papier, Pappe und Plastik zurück. Was unterm Strich gesammelt wird, kann aber niemand sagen.
"Kein Unterschied zu vorher", sagt Kurt Müller, Filialleiter bei Hako-Schuhe an der Königsteiner Straße. Zwar verzichteten 80 Prozent der Kunden auf den Karton, aber das sei schon lange so gewesen. Nicht ihr ökologisches Gewissen bringe die Leute dazu, die Pappkisten dazulassen, sondern das Gewicht: "Die Schachteln sind zu schwer." Allenfalls ein Kunde wöchentlich nehme seine neuen Treter ohne Tüte und Packung mit.
Nichts Neues seit April: Das berichtet auch die Verkäuferin in der Apotheke. "Für uns spielt die Verordnung praktisch keine Rolle." Im Schnitt lasse weniger als "ein Kunde pro Tag" die Verpackung zurück, sagt die Frau. Die wenigen Papierschachteln, die dennoch anfallen, werfen die Mitarbeiter in den kommunalen Sammelbehälter um die Ecke. Das ist gemäß Verpackungsverordnung zwar verboten, für die Apotheke lohne es sich aber nicht, eine private Müllfirma zu beauftragen.
Tut sich in Tante-Emma-Läden und kleinen Geschäften nichts in puncto Rückgabe von Umverpackungen, sind in Kaufhäusern und Lebensmittelmärkten die Abfalltonnen wenigstens teilweise gefüllt. Wieviel Pappe, Papier, Styropor und Plastik bei Hertie gesammelt wird, kann Unmweltbeauftragter Peter Schade indes nicht sagen. Das Kaufhaus weist an jeder Kasse mit grünen Schildern auf die "Entsorgungsstationen" hin. Die stehen allerdings nicht an den Ausgängen, sondern ziemlich weit weg vom Schuß. Einkäufer werfen die Verpackungen vermutlich auch deswegen nicht in die Abfalltonnen, weil sie nicht daran denken - und nicht dazu angehalten werden.
Dem entsprechen die Eindrücke zweier Kassiererinnen aus Herties Kosmetik- Ecke. "Anfangs blieben viele Verpackungen auf der Theke liegen. Die Kunden benutzten Baumwolltaschen und verzichteten auf Plastiktüten." Aber das war einmal: "Jetzt schimpfen sie über den schlechten Service, weil wir nur noch auf Wunsch in Plastiktüten einpacken."
Woolworth-Geschäftsführer Stefan Dellwo hat andere Erfahrungen gemacht: "Die Tonnen kommen immer besser an." Täglich sei der Papierbehälter voll, die Tonne fürs Plastik zur Hälfte. Auch Manfred Fischer, stellvertretender Chef in Zeilsheims Schade-Markt, lobt die Kunden. Die Behälter seien schneller gefüllt als anfangs: "Pappe alle drei Tage, Kunststoff und Plastik nach einer Woche."
Auch die Müllaster von Frank Meinhardt, Juniorchef in der gleichnamigen Wallauer Firma, sammeln inzwischen etwa "30 Prozent" mehr Papier und Folie ein. Der Zuwachs sei darauf zurückzuführen, daß sich die kleinen Betriebe inzwischen auf die Verpackungsverordnung eingestellt hätten. Außerdem müsse seit Juli eine "Strafgebühr" für wertstoffhaltigem Abfall bezahlt werden. "Wenn ein bestimmter Anteil Papier, Plastik oder Holz drin ist, verlangt die Deponie 500 statt 250 Mark für die Tonne Abfall."
Ob der Trend nun flach oder steil nach oben geht, vermag niemand zu sagen. "Es gibt meines Wissens keine Untersuchung dazu", sagt Christiane Hinning vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Auch im Frankfurter Umweltdezernat ist man über "sporadische und subjektive Einschätzungen" noch nicht hinausgekommen. Es scheine, "daß nur wenige Verbraucher" die Verpackungen im Laden zurücklassen, heißt es in einer ersten Stellungnahme. Und Tom Koenigs Pressesprecherin Dagmar Beckmann hat den Eindruck, "es funktioniert nicht".
Hinning sieht das genauso, gibt aber auch den Kommunen einen Teil der Schuld. "Sie informieren die Bürger zu wenig." Dabei hätten die Stadtväter einen guten Grund, mehr zu tun: "Nehmen die Kunden die Umverpackungen mit nach Hause, werden sie rechtlich zu Verkaufsverpackungen, die in die kommunalen Abfallbehälter geworfen werden dürfen." Und damit der städtischen Müllabfuhr mehr Arbeit machen. Erst ab Anfang kommenden Jahres sei das verboten, wenn die dritte Stufe der Verpackungsverordnung in Kraft tritt, sagt Hinning.
"Einigen Firmen" wirft die Umweltschützerin allerdings auch vor, es den Bürgern absichtlich schwer zu machen. "Die stellen die Tonnen in den dritten Stock oder die hinterste Ecke, damit sie niemand sieht. Denn der Abfall macht Mühe und kostet Geld."
Notdienste
Apotheken Bad Homburg / Friedrichsdorf. Hof- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 55, und Philipp-Reis-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 86.
Oberursel / Steinbach. Rosen-Apotheke, Oberursel, Adenauerallee 21.
Usinger - Land. Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1, Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6, und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Kronberg / Königstein. Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1 a.
Die Thripse sind los - auch in den Wohnstuben Klitzekleines Insekt wird in jedem Sommer zur Plage Von Hannes Mathias WETTERAUKREIS. Das Insekt ist kaum länger als einen Millimeter und deshalb für das Auge allenfalls als kleines schwarzes Pünktchen wahrnehmbar. Ein harmloses klitzekleines Krabbeltierchen ist es aber deshalb nicht, weil es in so riegengroßer Anzahl auftritt. Abermilliarden dieser Fransenflügler sind zur Zeit unterwegs, und ihr massenhaftes Vorkommen vermag vor allem die Hausfrauen zu erregen. Da wird an einem heißen Nachmittag nur für wenige Minuten ein Fenster geöffnet, und schon sind die Tapeten mit den Tierchen übersäht. Da hilft nur der Griff zum Staubsauger oder zur Scheuerbürste, um die Insekten aus der Tapetenstruktur hervorzuholen. Haben sie sich erst einmal "verkrabbelt" und sind sie nach drei, vier Tagen erschöpft von einem Marathonflug und mangels Nahrung gestorben, dann sind sie kaum noch zu beseitigen.
Ein Ärgernis für den Menschen sind sie, diese Thripse. Als solche hat sie der liebe Gott natürlich nicht geschaffen. Für einen Wissenschaftler wie Dr. Richard zur Strassen von der Senckenbergischen forschenden Gesellschaft in Frankfurt sind diese Tierchen nicht nur ein kleines Wunder der Natur, sondern auch Gegenstand ernsthafter wissenschaftlicher Forschung. Obwohl die Thripse so klitzeklein sind, sie sind doch voll ausgebildete Insekten, ausgerüstet mit Mundkegel, Legebohrer (bei den Weibchen), Augen, Fühlern und vier Flügeln und außerdem uralt. Schon vor 135 Millionen Jahren, lange bevor die ersten Menschen auf der Erde auftauchten, gab es diese Insekten schon.
Innerhalb der Familie der Insekten bilden sie sogar eine eigene Ordnung mit dem imposanten griechischen Namen Thysanoptera, zu deutsch Fransenflügler. Das geläufige Wort "Thrips" hat gleichfalls griechischen Ursprung.
Das Tierchen, das bei uns jetzt auftritt und zwar ausschließlich als weibliches Exemplar, wird wissenschaftlich Limothrips cerealium = Getreidefransenflügler genannt. Diese Insekten können an Gräsern und damit auch bei Getreidepflanzen durch massenhaftes Vorkommen Schäden verursachen.
Zur Plage für die Haushalte werden sie zumeist im Juli, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen. Getreide und Gräser stehen vor der Reife. Das heißt, die äussere Zellage wird trocken. Die Thripse können nicht mehr saugen, weil die Gräseroberfläche hart wird, keinen Saft mehr hergibt. Wie Dr. zur Strassen weiter erläutert, machen sich die inzwischen voll entwickelten und begatteten Thrips- Weibchen durch das milliardenfache Auftreten außerdem gegenseitig Konkurrenz. Sie fliegen bei steigender Wärme und möglicherweise unter elektrischer Aufladung der Luft bei sich anbahnenden Gewittern auf und davon, um sich jetzt schon das Winterquartier zu suchen. In Moos, Laub oder Hohlstengeln lassen sie sich nieder, um zu überwintern und Eier zu legen. Weil sie in Zwischenräume krabbeln, gehen sie in den Häusern auch bevorzugt unter das Glas von Bildern oder eben auch in die kleinen Unebenheiten von Tapeten oder auch zwischen Buchdeckel.
Für den Wissenschaftler sind auch die Flügel der Thripse etwas Besonderes. Für regelrechte Flügel reicht auf dem Körper der kleinen Tierchen der Platz nicht aus. Deshalb haben sich an vier schmalen Stegen Fransen ausgebildet, die so dicht zusammenstehen, daß die Luft nicht ungehindert hindurchstreichen kann. Mit heftigem Schlagen der Stege kann sich das Tierchen in die Lüfte erheben und meilenweit fliegen. Die Natur benötigt jetzt wohl noch einmal 135 Millionen Jahre, bis die Thripse "gelernt" haben, menschliche Behausungen zu meiden - aber wer weiß, ob sie bis dahin den Menschen nicht längst überlebt haben. hm
FRIEDRICHSDORF. 85 Gaststätten gibt es in Friedrichsdorf, in 29 werden die Gäste auch im Freien bedient. "Die Tendenz ist steigend", sagt Bürgermeister Gerd Schmidt, "kein Wunder, seitdem die Sommer so schön sind". Die Zeiten, in denen es unter Wirten als Geschäftsrisiko galt, Gäste an der frischen Luft zu bewirten, sind vorbei. Die Wetter-Skeptiker sind verstummt, der Trend ist zum Sog geworden: Die Tische und Stühle werden aus den verrauchten Kneipenstuben ins Freie getragen, ist der Platz vor der Tür auch noch so klein. Die traditionellen Gartenwirtschaften profitieren vom Sommer-Boom ebenso wie die neuen Lokale.
Wenn die Wirte die Sonnenschirme in den eigenen Garten oder Hof stellen, brauchen sie dazu keine Extra-Konzession von der Stadt. Die ist nur notwendig, so der Bürgermeister, wenn "öffentlicher Verkehrsraum", wie Bürgersteige, benutzt werden. Das trifft in der Hugenottenstadt nur bei fünf der 29 Open-air-Lokalitäten zu. Daß diese Zahl verhältnismäßig niedrig ist, ist letztlich den Hugenotten zu verdanken, die die Stadt vor mehr als 300 Jahren gründeten. Sie bauten ihre Häuser mit großen Innenhöfen, und die sind heute ideale Standorte für lauschige Gartenlokale: An der Hugenottenstraße zwischen Landgrafenplatz und Färberstraße gibt es elf Lokale, die Plätze an der frischen Luft anbieten, eine Freßgaß nach Hugenottenart.
Die Bürger, die in der Nähe der Freiluftlokale wohnen, akzeptieren sie: Weder beim Ordnungsamt noch bei der Polizei sind die Klagen über Lärmbelästigung durch Straßenlokale gestiegen. "Das liegt sicher daran, daß der Gartenbetrieb meistens nur bis 22 Uhr erlaubt ist", vermutet Klaus Schröder, stellvertreternder Leiter der Bad Homburger Schutzpolizei, "bis 22 Uhr reicht die Toleranz im Sommer." Die sommerliche Klage-Flut über Lärm kommt, so Schröder, von den "privaten Festen im Garten".
An einem Holzbalken hängen kleine handgemalte Schilder. Apfelwein, Bier und Saft werden günstig angeboten. An der mit Bretter improvisierten Theke stehen drei Männer, Gläser in der Hand, und reden miteinander. Der Innenhof eines Hauses an der Hugenottenstraße strahlt Idylle aus, ein bißchen Unordnung, wild wachsende Pflanzen. "Nein, eine Gartenwirtschaft ist das hier nicht", geben die Männer Auskunft: "das ist nur vom Hugenottenmarkt vorige Woche übriggeblieben.". Der Tip, nach "nebenan zu gehen", erweist sich indessen als Fundgrube für jeden Geschmack: Im "La Tour Blanche" trifft der Gast französisches Flair mit weißgedeckten Tischen im hekkenumzäunten Garten, wenige Meter weiter ein Hollywood-Steakhouse. Nicht alle Etablissements sind auf den ersten Blick zu entdecken, dezente Schilder lenken die Schritte in die Höfe, zu Pizzerien, "Saftladen", Knappenkeller oder Bistro.
Manchmal wird neben lauschiger Gastronomie auch Bürgerleben geboten: Auf der einen Seite des Hofes speisen die Gäste, auf der anderen sitzen die Bewohner des Nebenhauses friedlich beim Abendplausch zusammen. "Ist das nicht schön?" begeistert sich ein Gast, "Hier spielt sich das Leben ab, und ich kann ohne Hast mein Bier trinken und zu Fuß nach Hause gehen".
Zu Fuß, per S-Bahn oder mit dem Stadtbus kommen die meisten Gäste auch ins Gasthaus "Zum Taunus" in Seulberg, seit vielen Jahrzehnten traditionelles Gartenlokal und Ausflugsziel nicht nur für die Leute aus der näheren Umgebung. 50 bis 100 Gäste sitzen an ganz normalen Wochentagen allabendlich unter den zwei Linden und den Lichtgirlanden. Gartenlokale im Taunus Wirtin Antje Ohmeis erkennt sie mit einem Blick: "Alles Stammgäste, die kommen regelmäßig. Da vorne sitzen die Frauen aus Frankfurt, der Karnavalsverein ist da . . . " . Unter die Stammgäste mischen sich Gelegenheitskunden, die aber die Speisekarte gar nicht erst studieren: "Ein Westernsteak, bitte". Das sei eine der Haus-Spezialitäten, erklärt Antje Ohmeis: "Wir schlachten auch selbst".
Die Atmosphäre unter Linden ist friedlich. Kinder laufen zwischen den Tischen umher, fragen nach "ihrer" Speisekarte. Antje Ohmeis: "Die müssen eigene Portionen bekommen, eine normale schaffen sie nicht". Die sind auch für Erwachsene nicht ganz einfach zu bewältigen, wenn ein "Hacksteak mit Zwiebel" auf der Karte zwei Hacksteaks auf dem Teller bedeutet. HEITKEN SCHWARZENAU
NIDDERAU. Keine niedliche Schönheitskonkurrenz ist es, auf die sich die Stadt Nidderau nun eingelassen hat. Beim Landeswettbewerb "Wohnen in Stadt und Land" geht es um andere Qualitäten als hübsch ausstaffierte Vorgärtchen und frisch gestrichene Fensterläden.
Der Wettbewerb, der im Innenministerium des Landes koordiniert, aber vom "Superministerium Jordan" (Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz) ausgelobt wird, soll das städtebauliche Niveau der in Hessen "jetzt begonnenen neuen, starken Initiativen im Wohnungsneubau" sichern helfen.
In Nidderau verdient die Frankfurter Planungsgruppe ASL, die bis Mitte August die Wettbewerbsunterlagen für die Stadt einreichen soll, damit rund 25 000Mark. - Geld, das die Stadt allerdings nicht selbst berappt, sondern sich von "Sponsoren" ersetzen läßt.
Der Stadt geht es also, wie auch Bürgermeister Otfried Betz bestätigt, um die "Ehr'". Zumal sie selbst im unwahrscheinlichen Fall eines ersten Preises ganze 5000 Mark Prämie kassiert. In einer landesweit verbreiteten Broschüre als positives Exempel zu brillieren aber wäre ja auch kaum mit Geld aufzuwiegen.
Sehr wohl von materiellem Interesse geleitet dürfte hingegen das Engagement der Sponsoren sein, die der Stadt die Kosten der Wettbewerbsteilnahme abnehmen. Es sind dies die Bauträger-Firmen der großen Expansionsgebiete. Für sie kann es sich mittelfristig in Mark und Pfennig rechnen, wenn ihr Investitionsstandort im ganzen Land gerühmt wird.
Wie der Bürgermeister erwähnt, ist nach einer eventuellen Prämierung auch auf örtlicher Ebene noch eine Broschüre über Nidderaus Vorzüge geplant. Auch sie, das sei abgemacht, werde die Stadt keinen Pfennig kosten.
So ist das Hauptmotiv zur Teilnahme am Wettbewerb aus Nidderauer Sicht also dessen Reklamewirksamkeit für die Wohnungsbauer. Trotzdem nimmt man auch seitens der Verwaltung und der Kommunalpolitik die Angelegenheit ernst.
Darauf deutet schon die Tatsache, daß die Grünen im Stadtparlament die von SPD und CDU unterstützte Initiative mit "Nein" beschieden. Sie bleiben damit bei ihrer grundsätzlichen Haltung zur städtischen Baupolitik. Bauamtschef Alfred Schadeberg hat schon eine Informationsveranstaltung zum Thema im Innenministerium besucht.
Wenn Nidderau nun mitmacht, folgt es auch einer Empfehlung der Abteilung Bauleitplanung im Darmstädter Regierungspräsidium: Die Nidderstadt, hieß es dort, habe einige städtebauliche Maßnahmen vorzuweisen, die als Wettbewerbsbeiträge prädestiniert wären: von der Dorferneuerung Ostheim, der Stadterneuerung Windecken und der "Allee-Süd" bis zur Biotopverbund-Planung.
Dieser Anregung folgen auch die wunschgemäß noblen Unterlagen, welche bei ASL (Architekten, Städtebauer, Landschaftsplaner) erstellt werden. Hinzukommen sollen in der Darstellung Projekte und Probleme im Zusammenhang mit Umgehungsstraßen, mit der Herabstufung von Straßen und einem Radwegenetz. Auch "Allee-Nord", "Hanauer Hohl", die Bebauung beim neuen Rathaus sind Thema.
In den Ausschreibungsunterlagen des Landes heißt es, daß in den zurückliegenden Jahren ökologisch orientierter Städtebau vor allem mit der sogenannten "Innenentwicklung" gleichgesetzt worden sei, der Mobilisierung innerörtlicher Baulandreserven durch Schließung von Baulücken oder "Flächenrecycling".
Inzwischen sind die Bevölkerungsprognosen deutlich anders als noch zur Mitte der 80er Jahre (damals sprach man noch von einer Schrumpfung um bis zu 30 Prozent während der nächsten drei Jahrzehnte). Als Konsequenz hält das Jordanministerium in den 90er Jahren auch die "Aufschließung von neuem Bauland" für nötig. Beides seien "sich ergänzende Strategien". Es wird aber bemängelt, daß bis heute die innerörtliche Erschließung von Bauflächen "noch immer nicht zum Standard kommunaler Planung" gehört.
Nidderaus Weichen waren seit den 70ern auf Expansion als Siedlungsschwerpunkt gestellt. Die Stadt kann laut Betz so gar nicht erst den Eindruck erwecken, sie habe die innerörtliche Entwicklung vorrangig betrieben und sich erst danach dem Außenbereich, sprich den Äckern am Rand der Stadtteile, zugewandt.
Mit Blick auf die Dorf- und die Stadterneuerung Ostheim und Windecken verweist Betz aber darauf, daß beide Entwicklungen in Nidderau wenigstens parallel betrieben worden sind.
Wenn die Stadt ihr Bürgerhaus Ostheim als gelungene Belebung des Ortsmittelpunkts anführt, könnte es sein, daß Minister Jörg Jordan die Ohren klingeln. Ihm wird der harte Poker um dessen davongelaufene Baukosten wohl noch gut in Erinnerung sein, den er als damaliger Chef der Baubetreuungsfirma GKH mit der Stadt auszusitzen hatte.
Hervorheben wird die Stadt besonders die derzeit etwa in Ostheim und Erbstadt noch laufenden "Nachverdichtungen", sprich: die intensivere Nutzung sanierter Hofreiten oder den Ausbau von Scheunen zu Wohnraum.
Von Wettbewerbsbeiträgen wird verlangt, daß sie gute Beispiele abgeben für ein sinnvolles räumliches und möglichst verkehrsvermeidendes Zusammenspiel zwischen Wohnen und Arbeiten, Versorgen und Freizeit sowie für die Gestaltung des Umfelds.
Als ökologische Aspekte spielen auch Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr, wirksame Konzepte des Wasser- und Energiesparens, des Naturschutzes und der Landschaftspflege eine Rolle.
Ebenso wie es zum Stichwort "sozialverträgliches Bauen" sein "Nidderauer Modell der Bodenpreisbegrenzung vorbringt, wird Nidderau natürlich seine umfassende Biotopverbund-Planung in die Waagschale werfen. Es hat damit im Naturschutz-Ministerium schon positiv auf sich aufmerksam gemacht.
Inzwischen sind nach Angaben des Bürgermeisters etwa elf Hektar für deren Zwecke unter Vertrag: Entweder hat die Stadt sie schon aufgekauft oder sich die Option darauf gesichert. Aufgekauft wurden dafür sogar Grundstücke auf Butterstädter Gemarkung.
In der nächsten Magistratssitzung, so Betz, gehe es erneut um den Ankauf von 7000 bis 8000 Quadratmetern. Der im stillen vielleicht einmal befürchtete Boykott durch die Landeigner scheint also nicht stattzufinden.
Wenn die Wettbewerbsausschreibung auch das "Offenlassen von Spielräumen für die Aneignung halböffentlicher oder öffentlicher Flächen mit räumlichen Angeboten besonders für Jugendliche" fordert, ist dies ein Thema, über das in der Stadt nicht nur wegen der Neubaugebiete noch einiger Diskussionsbedarf besteht.
Nicht zuletzt sieht Bauamtsleiter Schadeberg den Wettbewerb auch als Chance, kommunale Anliegen bei der Landesregierung direkt vorzubringen. Gedacht ist dabei unter anderem an die lang enttäuschte Hoffnung auf Umgehungsstraßen.
Nachdem die für Windecken und Heldenbergen im Bundesverkehrsministerium als "vordringlicher Bedarf" eingestuft worden sind, hat Nidderau laut Betz "unsere Burschen in Bonn angespitzt", darauf zu achten, daß dieser Vorrang nun auch heil die Abstimmung im Bundestag übersteht. (Im Herbst will die Stadt zudem mit dem Straßenbauamt Hanau eine Bürgerversammlung für Heldenbergen und Windecken zum Thema abhalten.) Ul
ADAM WILLAND, Ehrenstadtrat in Babenhausen, wurde 80 Jahre alt. Der gebürtige Babenhäuser, der das Malerhandwerk erlernt hat, war acht Jahre für die CDU Stadtverordneter und 17 Jahre Mitglied des Magistrats. Seit 55 Jahren gehört der Jubilar dem Gesangverein "Eintracht" an. sch
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Kulturmix Bad Nauheim. Kinder-Jugendhor Cäcilia Mainz-Gonsenheim: Konzert, So. 10.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Kurkonzert, Sa. 10.30 Trinkkuranlage; Sa. u. So. 15.30 u. 19.30 Uhr Kurhaus Terasse. Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" von Calderón de la Barca, Sa. u. So. 20.15 Uhr, Wasserburg.
Nidda. Kurkonzert, Sa. 10.30-11.30 u. 15.30-17.30 Uhr, So. 10.30-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.
Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Rumpelstilzchen", Vorstellung für Kinder, So. 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz.
Nieder-Moos. Dr. J. Dorfmüller & Prof. J. Crawford: Konzert für Orgel und Saxophon, Sa. 20 Uhr, Ev. Stadtkirche. Lesung Bad Vilbel. Burgfestspiele: Literatur- Matinee mit Hans Zippert und Christian Schmidt, So. 11 Uhr, Wasserburg. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. GV Frohsinn: Grillfest, Sa. 16 Uhr, Millis Feldscheune.
Marinekameradschaft: Radtour ins Blaue, Treffpunkt: So. 9.30 Uhr, Parkplatz Frankfurter Str.
Bad Vilbel. Ev. Christuskirchengemeinde: Krabbelgottesdienst (für Eltern mit Kleinkindern), So. ab 11.15 Uhr, Christuskirche Grüner Weg.
Butzbach. VHC: Frühwanderung Stadtwald, So..
Freiwillige Feuerwehr Maibach: 40jähriges Bestehen, Kirmestanz Sa. 20 Uhr; Frühschoppen So. ab 11 Uhr.
Karben. Touristenverein Die Naturfreunde: Vogelsbergwanderung bei Schotten, Treffpunkt So. 8.30 Uhr, Schutzhütte Okarben.
Obst- u. Gartenbauverein Okarben: 100jähriges Bestehen, Sa. ab 10 Uhr Vergnügungspark und Zelteröffnung, 13 Uhr Fußballspiel, 20 Uhr Konzert; So. ab 10 Uhr Frühschoppen, Gartenanlage an der Nidda.
Altenstadt. Angelsportverein Höchst: Fischerfest, Sa. u. So., Sportplatz Höchst.
Nidda. FFW Ober-Schmitten: Gerätehausfest, Sa.
Büdingen. Lügenstammtisch Düdelsheim: Hoffest, Sa. ab 19 Uhr, Hauptstraße 17 Düdelsheim.
FFW Dudenrod: Sommernachtsfest, Sa. u. So., Dudenrod.
Ortenberg. AWO Gelnhaar: Straßenfest, So. An der Kirche.
SV Selters / Wippenbach: Feldturnier, So. Sportplatz Selters Ferienveranstaltungen Ortenberg. FFW Wippenbach: Brot bakken, Sa., Backhaus Wippenbach. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.
Bad Vilbel. Jongliergruppe Keulerei: Jonglier-Workshop, Sa. 15-18 Uhr, Kurpark. Theaterworkshop für Senioren, Sa. 15-18 Uhr, Abenteuerspielplatz Berliner Straße.
Alte Mühle: Sommermalwerkstatt, Beginn, Sa. u. So. 10-18 Uhr, Lohstr. 13, Info unter 0 61 01 / 838 40.
DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Friedrich-Ebert-Str. 34. Parteien / Parlamente Rosbach. SPD Rodheim: Dämmerschoppen, So. ab 19 Uhr, Gaststätte Man trifft sich, Rodheim.
Ortenberg. SPD Ortsbezirk: Grillfest, Sa. u. So. Grillplatz. Verschiedenes Friedberg. Führung durch die Altstadt mit H. Fleck, Treffpunkt So. 14 Uhr, Wetterau-Museum, Haagstrasse.
Bad Nauheim. Marktplatzfest, Sa.
Bad Vilbel. Erzeugergemeinschaft Wetterauer Direktvermarkter: Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Nidda. Fröhlicher Schnuppersonntag mit Musik und Gaumenfreuden, So. 10.30-21, Kurhauswiese Bad Salzhausen.
Tanzabend mit der Tanzkapelle Flamingos, Sa. 19-22.30 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.
Kirchweih im Stadtteil Fauerbach, Sa. u. So. (bis Mo.).
Büdingen. Stadtführung, Treffpunkt: 14 Uhr, Pavillon Damm.
Kirchweih in Lorbach, Sa. u. So. Ausstellungen Friedberg. Karen Ennulat - Fröhliche Kreuze und farbige Särge - Objekte zum Diskutieren und Meditieren, Eröffnung um 18.30 Uhr, Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 9-12 u. 14-17 Uhr, Sa. 9-12, So. 10-17 Uhr, Wetterau-Museum, Haagstr. (bis 12. Juli).
Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So., 11 bis 19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 /24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Claudia Ochsenbauer: Architektur der Toskana, Zeichnungen und Aquarelle, Öffnungszeiten: Geschäftszeiten der SK-Filiale Edelspfad, Am Edelspfad 30 (bis 31. August).
Vereinigung der Straßenbau- u. Verkehrsing.: "Wege zu mehr Verkehrssicherheit", Eröffnung, 15 Uhr, Mensa der FH, W.-Leuschner-Str. 13 (bis 11. Juli).
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus, (bis 29. November).
Ortenberg. Pro Familia & Aids-Beratung: Kondomausstellung + Beratung, Sa. ab 20 Uhr, Discothek Alcazar Selters. Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wayne's World (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Die Hand an der Wiege (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Studio: Feivel, der Mauswanderer II (Sa. 15, So. 13.45, 16 Uhr); Basic Instinct (Sa. 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Keller: Schlafwandler (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Basic Instinct (Sa. u. So. 19, 21.15 Uhr).
Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Schneewittchen und die Sieben Zwerge (So. 17.15 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa. 20, 22.30, So. 20 Uhr) - Princess: Basic Instinct (Sa. 20, 22.30, So. 17.15, 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sommerpause bis 15. Juli, keine Vorstellungen.
Lich. Traumstern: La Stazione (Sa. u. So. 19.30 Uhr); Delicatessen (Sa. u. So. 21.45 Uhr); Diva (Sa. 24 Uhr).
Freitag, 10. Juli
Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: 21.30 Uhr, Zwieback/Stache - "Festmahl im Tafü-Lafö".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 h, Variete-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Chris Lucas.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Dr. No.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, Nyce Cryce.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Friggy Hoffmann Quartett.
Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 21.30 Uhr, Liederabend Hanno Wentorp.
Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, Cosmic Baby & Dancefloor. Samstag / Sonntag 11. / 12. Juli
Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher- Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: Sa./So., 21.30 Uhr, Zwieback/Stache - "Festmahl im Theater Tafü-Lafö".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 u. 23.30 Uhr, Variete- Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Joe Ginnane; So., 15.30 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Dr. No; So.,19 Uhr, Kris. Stone.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: Sa., 19 h, Nyce Cryce; So., 19 h, Gangster of Love.
Sound-Depot, Ostparkstr. 25: Sa., 21 Uhr, Badesalz-Nacht.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Jazz Trio; So., 22 Uhr, Piano George.
Summertime Festival: So., 11 Uhr, Toshinori Kondo (Japan); Hof Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 10 Uhr, Metropolitan Jazz Band Praha & Jazzicek Praha; Höchster Schloßfest, Zelt.
Lesbisch-Schwule-Kulturtage: Sa., 21 Uhr, Eröffnungsdisco & Tanzperformance; So., 21.30 Uhr, Frankfurter Spielfrauen - "Men-Age A Trois"; Öko-Haus, Kasseler Str./Westbahnhof.
Palmengarten, Siesmayer Str. 63: Sa., 15.30 Uhr, Musikverein Dettingen; So., 15.30 Uhr, Musikverein Schöllkrippen.
Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Mainhattan-Bigband; Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).
Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Lady's Night - Black-Music Mischung.
GRÜNDAU. Es war gewiß kein Heimspiel, zu dem Rolf Praml, der hessische Staatssekretär, am Mittwoch abend im Bürgerhaus von Lieblos angetreten war, um vor Ortslandwirten und -vorstehern über die neuen agrarpolitischen Beschlüsse der EG und die künftigen Formen der Bewirtschaftung von Anbauflächen zu sprechen. Und das hat der Statthalter Jörg Jordans vermutlich auch nicht erwartet. Zwar muß der Bote, der schlechte Nachricht bringt, nicht mehr um sein Leben fürchten; zum willkommenen Gast bei den Empfängern der Botschaft wird er deshalb nicht. "Extension" hieß der Schlüsselbegriff, den Praml aus Wiesbaden mitgebracht hatte, um den Landwirten in der Region eine Perspektive für ihre Zukunft zu geben.
Aber die Bauern mochten dem Boten am Mittwoch abend nicht trauen und seinen Worten noch weniger glauben. Dabei hat der Staatssekretär die Malaise der deutschen Landwirte, jenen Teufelskreis aus Subventionierung und Überschußproduktion, auf eine ebenso einfache wie präzise Formel gebracht: "Ob es ihnen gefällt oder nicht, solange wir auf 20 Millionen Tonnen Getreide sitzen, braucht niemand zu glauben, daß die Preise hochgehen." Damit ist die zynische Wahrheit der real existierenden Marktwirtschaft beschrieben, in der nicht Verantwortung für die Umwelt und Anerkennung für die harte Arbeit bezahlt, sondern Preise nach der Menge der angebotenen Waren gemacht werden. Und würde nicht die Agrarpolitik den kleinen und mittleren Landwirten die Preise garantieren - sie tatsächlich also subventionieren -, die Mehrzahl der Höfe hätte längst den betriebswirtschaftlichen Offenbarungseid leisten müssen.
Die Botschaft aus Wiesbaden hat den Bauern deshalb nicht gefallen, weil sie die Kosten der Wahrheit zahlen müssen. "Das verstehe ich aus der Sicht eines Beamten", hatte der Staatssekretär seinen Zuhörerinnen und Zuhörern gesagt. Die Analyse der Situation hat die Haltung des Mannes aus Wiesbaden freilich nicht beinflussen können. Was künftig geschehen muß, hat Praml im Bürgerhaus deutlich formuliert: Die Bauern müssen in Zukunft deutlich weniger produzieren.
"Es muß ein System geben, das für alle Betriebe die Intensität der Produktion heruntersetzt." Dazu gehört etwa die Verringerung von Düngergaben und eine Verminderung beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln. Erst dann zeigen sich nach Worten Pramls zwei positive Effekte: Gelingt es, die beiden Voraussetzungen zu erfüllen und die neuen Anbaurichtlinien flächendeckend umzusetzen, "werden sich die Preise wieder erholen". Darüber hinaus erhalte der Landwirt, der auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel weitgehend verzichte, pro Hektar Anbaufläche 1000 Mark aus der EG-Kasse.
"Oberstes Ziel eines gutgeführten Betriebes ist die Reduzierung des Aufwandes, und die Extensivierung beim Anbau drückt den Aufwand", schrieb der Gast aus Wiesbaden den Ortslandwirten ins Stammbuch. Zudem würden die Umweltauflagen künftig eher verschärft als gelockert werden. "Die Extensivierung nimmt also das voraus, was ohnehin in den nächsten Jahren kommen wird." Und ob die Landwirte, die heute mit 1000 Mark pro Hektar und Jahr entschädigt würden, in fünf Jahren noch etwas bekämen, "das wage ich zu bezweifeln".
Unter den veränderten Bedingungen empfiehlt Praml den Städten, Gemeinden und der Kreisverwaltung, bei der Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion zu helfen und den Bauern neue Märkte in der Region zu erschließen. Darüber hinaus müsse den Kunden, die sich für die unter veränderten Bedingungen hergestellten Produkte entschieden, das Gefühl vermittelt werden, "daß sie etwas tun für ihre Umwelt". Ziel der hessischen Agrarpolitik sei es, das Angebot von "unterscheidbaren umwelt- und sozialverträglich erzeugten Produkten" zu stimulieren.
Zwar sind die neuen EG-Beschlüsse nach Worten Pramls nicht der Weisheit letzter Schluß. Aber die kleinen Betriebe in Hessen, die schlechtere Böden bewirtschafteten, kämen damit "ganz gut über die Runden". Die Beschlußlage bringe für die Bauernhöfe keine finanzielle Verbesserung, aber auch keine wesentliche Verschlechterung. Das wesentliche Problem aber, der Abbau von Überschüssen, werde durch die neuen Vereinbarungen nicht gelöst.
Darüber hinaus kommen neue Belastungen auf die Landwirte zu: Nach der jahrelang geübten Praxis der gestützten Erzeugerpreise entstehe jetzt der sogenannte "Antragslandwirt, der für jede Fläche genau Rechenschaft ablegen muß". Damit werde ein "Überwachungssystem Orwellschen Ausmaßes" eingerichtet. "Die Landesregierung ist mit dieser Form der EG-Beschlüsse nicht einverstanden", sagte Praml.
Ob und wann die Wende kommt, weiß derzeit niemand zu sagen. Die Landwirte, die in den vergangenen Jahren so häufig von politischen Fürsprechern enttäuscht wurden, sind mißtrauisch. Derweil sinken die Einkommen der Bauern weiter. Für Kreislandwirt Friedhelm Schneider, bekanntermaßen kein Freund der EG-Agrarreform, steht inzwischen "die Existenz des gesamten Berufsstandes in Frage". Dem Sprecher der Landwirte genügt es nicht, "nur Aussteigerprogramme zu entwickeln oder mit dem Öko-Touch ständig durch die Gegend zu rennen". Der Anbau nachwachsender Rohstoffe ist für Schneider ein Weg, eine Krise zu überwinden, deren Ende niemand abzusehen vermag. JÜRGEN SCHULTHEIS
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis auf weiteres); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder einer Dresdner Künstlergruppe (1970-1976) (bis 29. 9.); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Alighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr/So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17/So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 19. Juli sowie 2. und 16. August.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn-Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Friedman-Guiness-Gallery, Braubachstr. 32: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Max Franz - Lexikon (bis 11. 7.).
Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 46 38 23: Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Martina Schoder - "Inside Out - Outside In - Rauminstallationen" (bis 11. 7.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Hubert Kiecol (bis 11. 7.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Elvira Bach - "Gemälde u. Arbeiten auf Papier" (bis 11. 7.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Max Maroun (bis 12. 7.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Otto Muehl - Arbeiten auf Papier aus den 60er Jahren (bis 12. 7.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Helmut Rieger - "Fisch, Frau und Vogel" (bis 14. 7.).
Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sabina Wörner - "Malerei" (bis 15. 7.).
La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr; Uwe Löllmann, Keramikausstellung. Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 16 13: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Ulrich Meister, Chuck Nanney, Gert Rappenecker, Beat Streuli, B. Wurtz - "Another Subjectivity" (bis 16. 7.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Markus Zuckermann - Siebdruck, Monotypen und Bilder (bis 17. 7.).
Galerie Springer & Winkler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leon Tarasewicz - abstrakte Landschaftsmalerei (bis 18. 7.).
Galerie Ikon, Deutschherrnufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).
Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).
Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr, Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.):
Büchergilde Gutenberg, BfG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).
Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).
Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).
Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).
Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstraße 42, Telefon 62 77 26: Dienstag bis Freitag 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).
Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Telefon 28 71 11: Montag 14 bis 18 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 17 Uhr, Sonntag von 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Graphik" (bis 29. 8.).
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.). Ausstellungen Amerika Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr; Jazz Posters von Niklaus Troxler (bis 10. 7.).
Hessen-Center, Bergen-Enkheim: Kreative Architektur - Gleichnis der Schöpfung - Hundertwasser-Architektur (bis 11. 7.).
Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Will McBride - Fotografien 1954 bis 1990 (bis 12. 7.).
Städelschule, Bildhaueratelier, Daimlerstr. 32-36: tägl. 11 bis 19 Uhr, Andreas Exner, Manfred Schneider, Jörg Spamer (bis 13. 7.).
Römer: Die Palette - Internationaler Ring der Kunstfreunde e.V., 32. Internationale Jahresausstellung der Freizeitmaler (bis 15. 7.).
Goethe-Institut, Hedderichstr. 108-110: Mo. bis Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 9 bis 15 Uhr; Mythen einer Identität - 13 lateinamerikanische Künstler (bis 15. 7.).
Kolpinghaus, Lange Str. 26, Tel. 50 20 18: Valerie Tsenov, Iva Petrova, Ilona Jurczyk - "Aquarelle, Öl, Ikonen, Mischtechnik" (bis 18. 7.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).
Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).
Beratungszentrum Stadtwerke, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).
Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);
Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).
Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).
Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Notdienste
Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte:Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Markt-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 19, und Daniel-Apotheke, Friedrichsdorf-Köppern, Köpperner Str. 70.
So.: Apotheke 20, Bad Homburg, Haingasse 20, und Burg-Apotheke, Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Königsteiner Str. 22 a.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Rosengärtchen-Apotheke, Oberursel, Im Rosengärtchen 39, und Franziskus-Apotheke, Steinbach, Berliner Str. 39.
So.: Schützen-Apotheke, Oberursel, Liebfrauenstr. 3.
Usinger Land. Sa. und So.: Glocken- Apotheke, Neu-Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32, und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Kronberg/Königstein. Sa.: Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.
So.: Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7, und Rats-Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2.
HÖCHST. Zum Schloßfest-Finale steht an diesem Wochenende noch einmal eine ganze Reihe von Veranstaltungen auf dem Programm: Heiße Scheiben werden am heutigen Freitag im Festzelt rotieren. Am Main steigt ab 20 Uhr eine Riesen-Disco. Morgen früh wird Oberbürgermeister Andreas von Schoeler um 10.30 Uhr die Prager Schloßfestgäste im Römer empfangen.
Ist das Rathaus-Protokoll abgehakt, steht eine sportliche Begegnung an. Auf dem Platz im Höchster Stadtpark trifft die Schloßfest-Mannschaft aus dem Stadtteil auf das Team der Frankfurter Sportpresse. Anpfiff des Fußballspiels: 15 Uhr. Anschließend kickt die erste Mannschaft der SG Hoechst gegen den FV Bad Vilbel.
Um 17 Uhr wird das Drum-Corps der Hoechster Schloßgarde auf dem Schloßplatz aufmarschieren. Der "Große Prag-Abend" im Festzelt beginnt um 20 Uhr. Mit von der Party sind die Folklore- und Tanzgruppen Vosika unter Leitung von Jan Holy, die Sänger Marie Dvoráková, Vendula Práglová, Vlasta Kahovcová und Milan Cernohouz sowie die Blaskapelle Veselka unter Leitung von Kapellmeister Ladislav Kubes.
Zwei Größen der Prager Jazz-Szene sind am Sonntag morgen zu Gast im Festzelt. Ab 10 Uhr spielen die "Metropolitan Jazzband Praha" und "Jazzicek Praha". Der Eintritt ist frei.
Höhepunkt des Sonntags ist der festliche Umzug durch die Höchster Altstadt. Seine Aufstellung nimmt der Zug auf den Parkplätzen der Hoechst AG am Tor Ost. Die Route führt dann über die Brüningstraße, Bolongarostraße, Königsteiner Straße, Hostatostraße, Albanusstraße, Emmerich-Josef-Straße zurück zum Tor Ost der Hoechst AG.
Anschließend spielt die BRK-Blaskapelle aus Bad Kissingen im Festzelt auf. Von 19 Uhr an sind dann andere Töne am Mainufer zu hören. Beim Country-Musikabend sorgen "Drifters Caravan" mit Sängerin und Square dance-Gruppe für Western-Stimmung. Der Eintritt ist kostenlos.
Stargast des Frühschoppens am Montag (10 Uhr) ist Karel Gott. Begleitet wird der Schlagersänger von der Showband "Die Valendras". Mit dabei sind auch Mara Glaso-Valera, "der singende Vulkan aus Mexiko", und "Magier der Spitzenklasse", Mr. Black und Ursula. Zu sehen ist außerdem eine Tier-Illusionsshow. Durch das Programm führt Wolfgang Scheele. Eintritt: 15 Mark.
Weiter geht's um 19.30 Uhr: Dann geben das Blasorchester Hoechst und das Drum-Corps der Hoechster Schloßgarde ein Abschlußkonzert auf dem Schloßplatz.
Zum Tanz im Festzelt spielt anschließend bis Mitternacht die "City- Band" im Festzelt. Um 22.30 Uhr wird am linken Mainufer (links der Fähre) das Abschlußfeuerwerk gezündet. Zuvor spritzen die Feuerlöschboote der Stadt und der Hoechst AG demonstrativ aus allen Rohren. tos
Angler wünschen Kindern am Teich "Petri Heil"
HIRZENHAIN. "Petri Heil" wünscht der Fischereisportverein Hirzenhain allen Kindern zwischen 7 und 17 Jahren, die am Samstag, 18. Juli, ihr Angelglück zum zweiten Mal ab 9 Uhr am Teich in Hirzenhain probieren wollen. Angelzeug kann zur Verfügung gestellt werden. Für eine kleine Stärkung wird vom Verein gesorgt. ub
RÜSSELSHEIM. Zwei Schwerverletzte gab es bei einem schweren Unfall auf der Bundesstraße 486. Auf der Höhe des Haßlocher Tanns (Zufahrt zum Wasserwerk) wollte ein 38jähriger Radfahrer aus Mörfelden-Walldorf die Fahrbahn überqueren, übersah dabei nach Auskunft der Polizei aber einen 22jährigen Motorradfahrer. Durch die Wucht des Aufpralls wurden beide zu Boden geschleudert und schwer verletzt. cas
KEFENROD. Bei einem Unfall am Mittwoch abend in Bindsachsen wurde ein Bad Vilbeler Motorradfahrer leicht verletzt. Der Bad Vilbeler fuhr nach Polizeibericht auf der L 3193 in Richtung Büdingen und erkannte beim Überholen eines Autos zu spät, daß dessen Fahrer nach links in einen Feldweg abbiegen wollte. Der Motorradfahrer mußte stark abbremsen, kam zu Fall und rutschte auf der Maschine gegen das abbiegende Auto. Dabei entstand ein Schaden von 13 500 Mark. ub
Mehr als vier Jahrzehnte hat es gedauert, bis man sich in der Bundesrepublik Deutschland für die Errichtung eines nationalen Mahnmals zum Gedenken an den nationalsozialistischen Völkermord an Juden und Sinti und Roma durchgerungen hat. Im Land der Täter war dies lange überfällig - nun könnte man endlich beginnen. Die Bundesregierung und das Land Berlin sind sich einig, der Ort steht fest: die ehemalige Machtzentrale der Nazis zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz.
Doch welcher Opfer soll gedacht werden? Der Streit zwischen Vertretern beider Opfergruppen hält an. Der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose, hat in einem offenen Brief an den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Heinz Galinski, erneut ein gemeinsames Mahnmal gefordert, das der Opfer beider Gruppen gleichermaßen gedenkt: der sechs Millionen ermordeten Juden ebenso wie der 500 000 Sinti und Roma. Es seien "zwei Völker, die allein auf der Grundlage ihrer biologischen Existenz systhematisch, fabrikmäßig vernichtet wurden", betont Romani Rose die tragische Gemeinsamkeit.
Nur den ermordeten Juden will dagegen der "Förderkreis Initiative Berlin" das nationale Mahnmal widmen. "Die Sprecher dieses Kreises" - an prominenter Stelle die Journalistin Lea Rosh - "engagierten sich in herabsetzender und rassistischer Weise für eine ,Absonderung' der Sinti und Roma von dem nationalen Holocaust-Mahnmal", entrüstet sich Romani Rose in seinem Brief an Heinz Galinski. Er reagierte damit auf ein Schreiben des Zentralrats der Juden vom 22. Juni, in dem dieser, so Romani Rose, den Vorschlag der Initiative begrüßt habe.
Als "geschichtsfälschend" bezeichnet Rose die Behauptung von Frau Rosh und Professor Eberhard Jäckel, der Begriff Holocaust und das Reichssicherheitshauptamt hätten mit Sinti und Roma nichts zu tun. Scharfe Anwürfe formuliert er gegen den als Geschäftsführer des Förderkreises fungierenden Ehemann von Frau Rosh, Jakob Schulze-Rohr. Er habe in einem Zeitungsinterview davon gesprochen, das nationale Holocaust-Mahnmal müsse man "sauberhalten", weil "die Ausrottung der Zigeuner nicht geplant" gewesen sei und sich dann auch "ehemalige Nazis und sogar SS-Leute angesprochen fühlen" könnten.
Romani Rose erwartet nun ein klärendes Gespräch mit dem erkrankten Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, sobald dieser wieder gesund ist. Eine würdige und angemessene Form für das - "für uns existentielle" - gemeinsame Gedenken und Mahnen in dem entstehenden nationalen Holocaust- Mahnmahl müsse gefunden werden. Mittlerweile hat Romani Rose in einem Gespräch mit dem parteilosen Berliner Kultursenator Ulrich Roloff-Momin seinen Standpunkt dargelegt. Wie schon im Mai Innenminister Rudolf Seiters (CDU) würde auch die Kulturverwaltung ein gemeinsames Mahnmal begrüßen. Gleichwohl könne es nicht Aufgabe der Politik sein, gegen den Wunsch der größten Opfergruppen zu handeln, sagte Wolfgang Abramowski, persönlicher Referent des Senators. Wenn sich Juden und Sinti und Roma nicht auf ein gemeinsames Mahnmal einigen könnten, werde man sich für ein zweites, den Sinti und Roma gewidmetes, einsetzen, dessen Errichtung sowohl zeitlich als auch konzeptionell in gleicher Angemessenheit erfolgen müsse. Wolfgang Abramowski schien fast erleichtert, daß die Entscheidung letztendlich im Rahmen eines Gedenkstättenkonzepts in Bonn getroffen wird.
"Sinti und Roma wie Juden sind durch eine existentielle Gemeinsamkeit miteinander verbunden. Sie haben eine ähnliche Vergangenheit, weil sie über Jahrhunderte verfolgt, vertrieben und schließllich von einer selbsternannten Herrenrasse als unwertes Leben planmäßig vernichtet wurden", hat Heinz Galinski am 9. Juni 1983 in einer Rede gesagt. Existentielle Gemeinsamkeit, aber kein gemeinsames Gedenken?
UTE FRINGS (Berlin)
MÖRFELDEN-WALLDORF. Sommerzeit ist Urlaubszeit. Doch nicht nur die Müllers, Meiers oder Schmidts von nebenan packen dann ihre Koffer und starten mit Kind und Kegel in die Ferien. Auch so manche Ladentür bleibt dann für gewisse Zeit verschlossen, weil auch die Gewerbetreibenden sich mal erholen wollen. "Betriebsferien" steht meist auf dem Schild, das die umsonst gekommenen Kunden dann hinter der Scheibe baumeln oder kleben sehen.
Meist sind es Metzgereien oder Bäckereien, die für zwei, drei Wochen die Rollos unten lassen. Wer dann auf frische Brötchen nicht verzichten will, muß ausweichen. Aber das ist manchmal schwierig, wenn - wie am Montag in Mörfelden - gleich drei Bäckereien dem Kunden die kalte Schulter zeigen.
Seitens der Gewerbegemeinschaften kennt man das Problem. "Das ist jeden Sommer so", sagt Rolf Götz, der Chef der Mörfelder Gewerbetreibenden. "Aber wir versuchen schon, das ganze wenigstens ein bißchen zu koordinieren, damit nicht alle Geschäfte aus einer Branche gleichzeitig Urlaub machen." Mit Absprachen versuchen es auch die Walldorfer. Nur: "Das ist eine Good-will-Sache. Sie können keinen dazu verdonnern", sagt Götz und weiß sich mit seinem Walldorfer Amtskollegen Heinz Dittmann einig. Was die Bäcker angehe, könne die Mörfelder Gewerbegemeinschaft ohnehin nicht viel tun: "Wir können nur unsere Mitglieder ansprechen - und in Mörfelden gibt es nur eine Bäckerei, die Mitglied ist."
Generell sieht Götz die Urlaubsfrage als ein schwieriges, kaum zu lösendes Problem. Schließlich gehe es ja auch um den Urlaub der Angestellten, und die wiederum seien oft an Schulferien oder Urlaubsvorgaben der Partner gebunden.
Trotzdem appelliert die Gewerbegemeinschaft immer wieder an ihre Mitglieder, die Ferien abzusprechen, denn das, sagt Dittmann, sei ja auch im Sinne des Verbrauchers. Aber "was dann rauskommt, müssen wir als Verein genauso akzeptieren wie die Privatleute. Schließlich können wir niemanden zwingen, sondern nur an den guten Willen appellieren", bekräftigt Götz. wal
MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Kupferstecher ist ihm kein lieber Freund. Horst Thoms kann ihn nicht leiden. "Es ist ein Mistviech", sagt der stellvertretende Leiter des Hofheimer Forstamtes. Der Kupferstecher nämlich hat mit seinem Kumpanen, dem Buchdrucker, zur Attacke geblasen: Beide machen die Fichten madig, graben ihre Gänge zwischen Rinde und Stamm, legen Eier und laben sich am Saft der Bäume, drehen ihnen quasi den Hahn ab. Die Dimension ist erschrekkend: Millionen und Abermillionen der Winzlinge haben sich in den Wäldern des Main-Taunus-Kreises eingenistet.
Thoms spricht von einer Invasion, von einem Ausmaß, daß er lange zurückdenken muß, um Vergleichbares zu finden: "1948 gab's in Thüringen eine ähnlich große Plage." Doch jetzt geht es den Bäumen in halb Deutschland an die Rinde - eine Folge der Orkane von vor zwei Jahren. Thoms und die 30 Leute des Forstamtes haben den Borkenkäfern den Kampf angesagt. Und das ist eine Radikalkur: Alle kranken und bedrohten Bäume müssen fallen.
Holger Hofmann zieht an der Schnur, startet den Motor der Kettensäge. Unter dem gelben Schutzhelm rinnt ihm der Schweiß über die Stirn. Kreischend fressen sich die Messer der Säge ins Holz. Die Fallkerb weist auf die Wiese unweit des Rettershofes. Späne fliegen, prallen am Schutzschild vor Hofmanns Gesicht ab. Der Stamm wankt, Holz splittert, der Baum fällt zu Boden.
Andreas Schneider und Jörg Hiller ritzen ein Fenster in die Rinde, legen mit einem Schälmesser ein Stück des Stammes bloß. Volltreffer: Die drei Mitarbeiter des Forstamtes haben ein Nest ausgehoben. Kupferstecher und Buchdrucker haben sich in friedlicher Nachbarschaft eingenistet, kleine Kanäle ins Holz gefressen. Thoms packt einen wuselnden Winzling, setzt ihn zwischen die Finger - "Das ist so ein Mistviech!" - und drückt zu.
"Sehen Sie, dort drüben, da ist auch so ein Nest." Holger Hofmann deutet auf den Hügel. Im dichten Grün der Fichten und Tannen ein roter Wipfel - Indiz für das Werk der Borkenkäfer. Die sitzen in der Wachstumsschicht zwischen Stamm und Rinde, saugen sich fett, entziehen dem Baum die Lebensgrundlage. Die Folge ist weithin sichtbar: bräunlich-rote Nadeln. Doch das ist das fortgeschrittene Stadium. Die Bäume ringsum sind meist auch befallen, obwohl sie noch keine sichtbaren Schäden haben.
Ob gesund oder krank, so richtig erkennen können das die Forstleute erst, wenn der Baum vor ihnen liegt. Der Kupferstecher nämlich nistet sich in den Wipfeln ein. Und erst auf jeden Baum zu klettern, um ihn zu untersuchen - dazu fehlt die Zeit.
Thoms und seine Mitarbeiter allerdings wissen um die Vorlieben der Borkenkäfer. Die fallen nur über angeschlagene Bäume her. In einem gesunden Baum würden sie vom Saftfluß ertränkt, im toten Holz fänden sie keine Nahrung.
Der Tisch für "Kupferstecher und Co." ist reichlich gedeckt: Kränkelnde Bäume gibt es zuhauf, eine Folge der Orkane. Viele Bäume, erklärt Thoms, haben Schäden an den Wurzeln davongetragen, können sich nicht mehr ausreichend versorgen. Und genau diesen Fichten geben die Borkenkäfer den Rest. Eichen, Buchen und Ahorn indes bleiben verschont - Laubbäume schmecken den Parasiten nicht.
Die Borkenkäfer zu dezimieren, da hilft fast nur ein Kahlschlag: Befallene und bedrohte Bäume werden gefällt. Und wohin damit? Raus aus dem Wald, ist die Devise, sagt Thoms. Denn Kupferstecher und Buchdrucker (Bild) sind lahme Gesellen: Sie kommen nicht weit. "Wir schleppen die Bäume ins Arboretum nach Eschborn. Von dort können sie nie und nimmer den Wald erreichen."
Dabei ist der Wald im Main-Taunus- Kreis noch halbwegs glimpflich davongekommen: 70 Prozent des Bestandes sind Laubbäume. Und denen können die Borkenkäfer ja nichts anhaben. Über die Nadelhölzer indes fallen sie scharenweise her. Erkennen kann das Thoms auch an speziellen Fallen: Die sind derzeit in zwei, drei Tagen voll. Früher, in normalen Jahren, da dauerte das zwei bis drei Wochen. In den Fallen lockt ein synthetisch hergestellter Duftstoff die Käfer an. Die krabbeln durch die Öffnungsschlitze und sitzen zu Tausenden fest, den Tod vor den Fühlern.
Das Ende ist auch jenen Exemplaren nahe, die sich die just gefällte Fichte ausgesucht hatten. Thoms klappt ein Stück Rinde hoch - drunter wimmelt es. Bis zu 200 Insekten, teilweise noch im Larvenstadium, hausen auf dem kleinen Stück. Den ganzen Stamm teilen sich zwischen 10 000 und 20 000 Borkenkäfer.
Der Grund für die Plage? Da ist einmal das Wetter. "Wir hatten einen trockenen, warmen Mai - optimal für die Mistviecher." Zumal denen der vergangene Winter wenig anhaben konnte. Richtig kalt hätte es sein müssen, sagt Thoms. Doch so haben Kupferstecher und Buchdrukker keine Frostbeulen abbekommen.
Aber auch die Schadstoffe in der Luft lassen die Bäume kränkeln - besonders die Nadelbäume. Jede Eiche, jede Buche wirft jedes Jahr ihre Blätter ab, bekommt im Frühjahr neue. Eine Fichte hingegen wechselt ihre Nadeln nur alle sechs, sieben Jahre. Viel Zeit für Schadstoffe, an dem Baum zu nagen, ihn zu schwächen und so den Borkenkäfern den Weg zu ebnen.
Und woran läßt sich erkennen, ob nun Buchdrucker oder Kupferstecher am Werk waren? "Am Fraßbild", sagt Thoms. Der Buchdrucker hinterläßt einen breiten, waagrechten Gang, von dem aus feine Kanäle links und rechts fortlaufen. Dort sitzen die Larven. Der Kupferstecher hinterläßt ein kleines Kunstwerk: Feine, ziselierte Muster zeugen von seiner Freßlust. "Sieht aus wie ein Kupferstich", erklärt Thoms den Namen. Doch an dem filigranen Bild mag er keinen Gefallen finden: Es sind und bleiben "Mistviecher".Motorradfahrertödlich verunglückt
FRIEDRICHSDORF. In der Nacht zum Donnerstag kam im Friedrichsdorfer Stadtteil Köppern ein 29jähriger Mann aus Wehrheim bei einem Motorradunfall ums Leben. Wie die Polizei mitteilt, starb der Mann drei Stunden nach dem Unfall im Bad Homburger Krankenhaus.
Gegen ein Uhr war der 29jährige von Zeugen am Ortsausgang von Köppern gesehen worden. Er war mit seinem Motorrad in Richtung Autobahn unterwegs. Den Zeugen war aufgefallen, daß der Motorradfahrer viel zu schnell fuhr.
Nach Angaben der Polizei kam der Motorradfahrer - wahrscheinlich aufgrund der hohen Geschwindigkeit - kurze Zeit später an der Kreuzung am Buscheck nach rechts von der Fahrbahn ab. Er prallte gegen einen Ampelpfosten und wurde mit seinem Motorrad noch etwa 15 Meter in ein Gebüsch geschleudert.
Der Aufprall wurde von den Zeugen auch aus einiger Entfernung noch deutlich gehört.
Wie die Polizei außerdem mitteilte, besaß der Motorradfahrer keinen Führerschein. Weil die Polizei vermutet, der 29jährige sei angetrunken gewesen, ließ sie ihm im Krankenhaus eine Blutprobe entnehmen.
Durch die beschädigte Ampel staute sich am nächsten Morgen der Berufsverkehr. Der Sachschaden beträgt 28 000 Mark. ca
HOFHEIM. "Ich bin in den vergangenen Monaten zum Schreibtisch-Menschen geworden", beklagt Rolf Felix (CDU). Ein Zustand, der nicht zu seinen Vorstellungen von der Arbeit eines Bürgermeisters paßt. Zwei Ursachen ließen kaum noch zu, daß er Termine außerhalb des Rathauses besucht und "bürgernah" unterwegs sein kann: Die mittlerweile viermonatige Erkrankung des Ersten Stadtrats Dr. Roman Sartowski (FWG) und der Umstand, daß es in Hofheim nur zwei statt drei Dezernenten gibt.
Wann der Erste Stadtrat wieder gesund sein wird, weiß Felix nicht. "Er soll dauerhaft Fieber haben; an weiteren Spekulationen beteilige ich mich nicht." Konsequenz: Für eine "unbestimmte Zeit" ernannte der Verwaltungschef drei ehrenamtliche Stadträte zu Dezernenten: Dora Neuhold (65, SPD), beschäftigt bei der Walter-Kolb-Stiftung, ist jetzt fürs Kulturamt zuständig, Ingenieur Wolfgang Sittig (51, CDU) zeichnet für das Ordnungsamt verantwortlich, und Lothar Sangmeister (57, FWG), Handlungsbevollmächtigter bei der Hoechst AG, soll die Geschäfte des Sozialamtes erledigen. Felix hofft auf eine "spürbare Entlastung."
Mit sechs Stadtteilen, acht Ortsbeiräten und 200 Vereinen sei die Kreisstadt von einem einzigen Mann kaum regierbar, begründet der Bürgermeister seine Entscheidung. Den Dezernenten, für die ihre neuen Ämter eine große Mehrbelastung bedeutet, wolle er "große Selbständigkeit" gewähren. Sie sollen die Post durchsehen, sich wöchentlich mit ihm treffen und "nahezu täglich im Rathaus vorbeischauen, um mit den Amtsleitern zu sprechen", sagt Felix. Wesentliche Entscheidungen treffe er weiterhin selbst.
Auch bei der Bürgersprechstunde sollen die neuen Dezernenten ihm helfen. Seit Sartowski fehlt, muß Felix die Hofheimer dienstags allein beraten.
Daß die ehrenamtlichen mit der ungewöhnlichen Regelung gleiche Vollmachten wie hauptamtliche Stadträte bekommen, findet der Rathauschef auch juristisch nicht problematisch. Laut Hessischer Gemeindeordnung verteile der Bürgermeister die Amtsgeschäfte unter seinen Beigeordneten, im übrigen "ist jedes Magistratsmitglied ohnehin bei Entscheidungen haftbar", betont Felix.
Der Bürgermeister nimmt die Personalnot in der Magistratsspitze zum Anlaß, an das Parlament zu appellieren: Er wünscht sich wieder drei hauptamtliche Dezernenten. Auch wenn Sartowski im Dienst wäre, könnten die Aufgaben der Verwaltungsspitze nicht so wahrgenommen werden, "wie es sein sollte". Felix glaubt, daß die erforderliche Änderung der Hauptsatzung nicht vor der nächsten Legislaturperiode, also frühestens 1993 durchzusetzen ist, drängt aber auf eine Entscheidung.
In Hofheim gab es die Dreiergespann- Lösung schon einmal zehn Jahre lang: Von 1979 bis 1983 regierten Bürgermeister Friedrich Flaccus (CDU), Erster Stadtrat Werner Emde (FWG) und Felix als Stadtrat; von 1984 bis Sommer 1989 rückte Felix unter Bürgermeister Flaccus zum Ersten Stadtrat auf, und Rainer Dennig (FDP) wurde Stadtrat. pms
HANAU. Einen Scheck in Höhe von 1872 Mark erhält die Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes am kommenden Mittwoch von Stadtbaurat Jürgen Dressler.
Das Geld stammt aus dem Verkauf von Blumenerde während des Geranienmarkt, heißt es in einer Mitteilung. jur
KREIS OFFENBACH. Die Kriminalpolizei konnte in dieser Woche eine Serie von Bränden in Dietzenbach aufklären. Insgesamt war in der Zeit vom 3. Januar bis zum 11. Mai in 51 Altpapier- und Müllcontainern Feuer gelegt worden.
Bereits Anfang Juni hatte eine Polizeistreife in der Nähe eines brennenden Containers einen 16 Jahre alten Dietzenbacher geschnappt, der laut Kriminalpolizei schließlich zugab, "bei etwa zehn Bränden dabeigewesen zu sein". Nach weiteren Ermittlungen wurde am Dienstag ein 15jähriger Junge aus Dietzenbach vorläufig festgenommen.
"Er steht unter dringendem Verdacht, bei 20 bis 30 Containerbränden mitgewirkt zu haben", wie gestern ein Polizeisprecher berichtete. Der Junge belastet außerdem einen gleichaltrigen Freund aus Rödermark. Sie hätten zusammen schon im Dezember 1990 in einem Pavillon an der Heinrich-Mann-Schule Feuer gelegt. Damals war ein Schaden von mehreren zehntausend Mark entstanden.
Nach Angaben der Kripo gab der 15jährige Dietzenbacher außerdem zu, Anfang Juni in einem Pavillon der Astrid-Lindgren-Schule eine Fensterscheibe eingeworfen und anschließend eine Gardine angezündet zu haben. Der Schaden, den das Feuer angerichtet hatte, wurde auf 20 000 Mark geschätzt.
Ein Polizeisprecher sagte, daß indes die Brandstiftungen in Rodgauer Schulen nach wie vor nicht aufgeklärt werden konnten. fin
Wir haben die Entwicklung vorausgesehen, das durchaus, aber wir haben nicht damit gerechnet, daß die Zeit schon gekommen ist. Wir waren zugegebenermaßen sehr gespannt, wer den ersten Schritt tun würde. Und, ganz wichtig, wir haben die Berliner Olympia GmbH - wieder einmal - unterschätzt. Aber der Reihe nach. Ohne das viele Geld von den vielen Firmen ist Spitzensport nicht mehr denkbar - ein alter Hut. Da Sportler eine Berufskleidung tragen, bietet es sich für den Werbetreibenden an, das, was gesehen werden soll, auf Trikots zu drucken oder zu kleben - ist bekannt. Mittlerweile läuft auch das die Einhaltung von Regeln überwachende Personal, Schiedsrichter und Kampfrichter, Reklame - gut, gut. Was aber ist - wir haben es, um nicht in ein falsches Licht zu geraten, lange Jahre nicht auszusprechen gewagt - mit uns, den Sport-Journalisten? Zum Beispiel lesen Sie im Sportteil dieser Zeitung im Schnitt pro Woche 19mal das Wort "Bayer". Und weil wir das so oft machen, wissen Sie sofort, um was es geht, nämlich nicht um den südlichen Teil Deutschlands. Und wir machen das, ohne auch nur eine einzige Schachtel Tabletten aus Leverkusen umsonst zu bekommen. Ja, auch das gibt es noch in dieser selbstsüchtigen Ellenbogen-Gesellschaft.
Wir haben auch schon, das Beispiel der Fernsehsender jeglicher Art aufgreifend, daran gedacht, die Berichterstattung sponsern zu lassen, etwa auf diese Art: "Die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften aus München präsentieren Ihnen der Flachglas-Fachhandel und unser Redakteur . . ." Aber noch ehe diesbezügliche Verhandlungen in ein entscheidungsreifes Stadium getreten sind, kommen uns die Olympia-Werber aus Berlin zuvor.
Der GmbH-Sprecher Heiner Giersberg regt nämlich laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuter an, Berliner Journalisten sollten während der Olympischen Spiele in Barcelona im Berlin- Olympia-2000-T-Shirt, brauner Bär auf gelbem Grund, rumlaufen. Die GmbH ist wirklich schon genug im Gerede, weshalb an dieser Stelle ausdrücklich nicht behauptet wird, es sei Vorteilsannahme im Spiel, es würde zum Beispiel der Journaille fürs Gewand eine Aufwandsentschädigung geboten.
Ob's aber eine gute Idee ist, Berichterstatter als eine Art Sandwich-Träger zu betrachten, und ob's der Bewerbung Berlins nützt, stellen wir so lange in Frage, bis während der Spiele in Barcelona Kollegen aus Sydney und Peking ihrerseits in den Olympia-Leibchen ihrer Städte über die Ramblas laufen. CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
Fußball-Oberligist Rot-Weiß Frankfurt kam im Rahmen seines Trainerslagers in Grünberg zu einem 3:2(2:1)-Sieg gegen eine Auswahlmannschaft der Region Büdingen. Vor etwa 300 Zuschauern in Wenings erzielten Schneidt (30.), Kunz (35.) und Schur (56.) die Frankfurter Treffer, während Quanz (Langenbergheim) und Müller (Steinberg) den ersten und letzten Treffer markierten.
Der SV Wehen setzte sich in seinem ersten Test beim Südwest-Oberliga-Aufsteiger TSG Pfeddersheim überraschend deutlich mit 6:2 (5:0) Toren durch. Trainer Heinz Wulf war von der ersten Halbzeit und vom dreifachen Torschützen Raab (kam vom TSV Pfungstadt) begeistert. Kornhuber, Brummer und Süß machten das halbe Dutzend voll.
Nach einem leichten Aufgalopp gegen die Bezirks-Oberligisten Gemaa Tempelsee (14:0) und Weiskirchen (5:0) mußte sich Kickers Offenbach im ersten Härtetest mit einem 2:2 (0:0) beim Südwest-Oberligisten Eintracht Trier begnügen. Die Elf von Trainer Lothar Buchmann lag bis zur 77. Minute mit 0:2 Toren in Rückstand, bevor der erneut überzeugende Neuzugang Rüppel (85.) - nach Vorarbeit des ebenfalls imponierenden Gramminger - und Albert (89.) per Kopfball noch den Ausgleich erzielten. Debütant Zekmanov (kam vom FC Italia Frankfurt) führte sich mit einem Lattenschuß gut ein, gehörte vor 300 Zuschauern auf regennassem Boden zu den besten Akteuren.
Der SG Egelsbach fehlte beim mageren 2:1(2:0)-Sieg in Ueberau (Bezirksoberliga) nach hartem Trainingsprogramm noch die nötige Spritzigkeit. Per Foulelfmeter gelang Aleksic (14.) das 1:0, Strich (24.) sorgte für den Pausenstand. Schieck (67.) schoß das Gegentor zum 1:2-Endstand. Der kurzfristig von der SG Höchst verpflichtete Kaiser gab in der zweiten Halbzeit bei den Egelsbachern seinen Einstand. Von den Neuzugängen kamen ferner die beiden ehemaligen Offenbacher Michel und Cyrys sowie Simm (FSV Frankfurt) und der Kroate Skarica zum Einsatz.
Verständlicherweise fehlte noch die Harmonie. Der erste große Härtetest für die Mannschaft von Trainer Herbert Schäty erfolgt am Samstag und Sonntag beim Oberliga-Turnier in Mörfelden, wo zunächst Rot-Weiß Walldorf und die SG Egelsbach (Samstag, 16 Uhr) sowie im Anschluß der Gastgeber und der SV Wehen (18 Uhr) aufeinandertreffen. Die Verlierer spielen am Sonntag (15 Uhr) Platz drei aus, die Sieger absolvieren um 17 Uhr das Endspiel. Dabei geht es um 2000 Mark Siegprämie. hdp
WETTERAUKREIS. Die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Die Grünen) lädt für Mittwoch, 15. Juli, zur Bürgerinnen- und Bürgersprechstunde von 10 bis 12 Uhr in das Kreishaus, Außenstelle Büdingen, Berliner Straße 31, Zimmer 2, ein.
Alle, die ihr ein Anliegen vortragen möchten, sollen sich vorher unter Tel. 0 60 42 / 88 51 01 anmelden. ub
OBERURSEL. Zwei Touren hat die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs fürs Wochenende ausgetüftelt, eine für "Rennfahrer", die andere für Familien und Untrainierte.
Wer sich im Sattel mal so richtig austoben möchte, sollte am heutigen Samstag um 8 Uhr auf dem Oberurseler Rathausplatz sein. 170 Kilometer liegen vor den Radlern - allerdings überwiegend in der Ebene: entlang der Nidda zum Nidda- Stausee (hier kann gebadet werden) und weiter nach Schotten. Nach einer Runde durch die Altstadt treten die Drahteselreiter den Rückweg an. Am Sonntag geht es gemächlicher zu. Um 9 Uhr ist Start am Rathausplatz zum großen Hessenhöfe-Naturkorn-Fest in Wehrheim auf. Unterwegs kommen um 9.30 Uhr am Bad Homburger Kurhaus, um 10 Uhr am Landgrafenplatz Friedrichsdorf und um 10.15 Uhr am Köpperner Bahnhof Mitfahrer dazu. Auf ruhigen Radwegen geht es durchs Köpperner Tal nach Wehrheim zur Besichtigung eines landwirtschaftlichen Betriebes.
Die Teilnahme an beiden Touren ist kostenlos. mk
GÜNTHER HAMMANN, Vorsitzender der Offenbacher CDU-Stadtverordnetenfraktion, ist neuer Personalratsvorsitzender der dritten Abteilung der hessischen Bereitschaftspolizei, die ihren Sitz in Mühlheim hat.
Der Offenbacher, seit 25 Jahre Polizeibeamter, hatte bei den Personalratswahlen im Juni auf der nicht gewerkschaftsgebundenen "Freien Liste" kandidiert. Diese Liste bekam die überwältigende Mehrheit aller Stimmen. Die Personalratsmitglieder der "Freien Liste" wählten nun Günther Hammann zum Personalratsvorsitzenden. hf
Als kurdischer Politiker habe ich den Artikel von Gerd Höhler "Seit Blut floß am 'Tag der Brüderlichkeit' regiert nur noch der Haß" (FR vom 6. 7. 1992) aufmerksam gelesen. Inhaltlich sehe ich keine großen Unterschiede mit der Hetzkampagne der türkischen Presse gegen die Kurden und die PKK.
Sinn der offiziellen Logik der türkischen Presse gegen die Entwicklung in Kurdistan ist die Erstellung von Tatsachen im Interesse des Staates. Objektivität und Presseehre ist hier kein Thema. (Warum schreibt Herr Höhler nicht einmal über die Rechte der Journalisten und über ermordete Journalisten in Kurdistan.?) Gerd Höhler, den ich aus Athen kenne, nimmt die türkische Presse, den Rundfunk und offizielle Stellen als einzige Quelle für seine Artikel. Außerdem verfolgt Höhler seit Jahren die Entwicklungenn in Kurdistan von Athen und Ankara aus. Beide Hauptstädte sind zu fern. Besser wäre es, nach Kurdistan zu fahren, mit den Kurden zu leben und ihnen zuzuhören. Solche desinformativen Artikel ermutigen den türkischen Staatsterror in Kurdistan. Somit hat Herr Höhler - neben deutschen Waffen und Panzern - seinen Beitrag dazu geleistet - die Sympathie der Kurden hat er damit verloren.
Ali Sapan (Comite du Kurdistan), Paris
BAD NAUHEIM wird als Kurbad immer beliebter. Im ersten Halbjahr kurten dort 21 263 Gäste, was einen Zuwachs von 8,8 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres bedeutet. Kurdirektor Dr. Alt: "Da man erfahrungsgemäß dieses Ergebnis auf das Jahr hochrechnen kann, werden in diesem Jahr rund 42 500 Kurgäste in Bad Nauheim weilen." Das würde eine Steigerung von knapp 2700 Gästen zum Vorjahr bedeuten.
Angestiegen ist vor allem die Zahl der klinischen Patienten auf knapp 14 000 (plus 10,6 Prozent), die zwei Drittel aller Patienten stellen. Die Zahl der Privatgäste erhöhte sich um 5,6 Prozent auf 7500. Der 20 000. Kurgast konnte 1992 am 25. Juni begrüßt werden (1991: 5. Juli). Während die Inanspruchnahme von Kurmitteln in den Badehäusern stagnierte oder bei den Sole-Wannenbädern sogar rückläufig war, kamen 138 000 (plus 6,5 Prozent) Schwimmfreunde ins Thermalsolebad. Alt: "Auch die neuen Angebote für Fitneß und Entspannung werden im erwarteten Umfang gut angenommen."
Nach Angaben von Alt liegt mit diesen Zuwachsraten das Staatsbad Nauheim über dem bundesweiten Trend, da andere vergleichbare Kurorte so deutlich gesteigerte Kurgastzahlen nicht melden können. Alt: "Einen Grund für diese Enwicklung kann ich derzeit noch nicht erkennen." str
Kleine FR
Sperrmüllabfuhr GROSSKROTZENBURG. Sperrmüll fährt die Gemeinde wieder ab: am Dienstag, 14. Juli, im Bezirk I und am Mittwoch, 15. Juli, im Bezirk II. Wie Bürgermeister Reuter vorsorglich mitteilt, kommen nur private Haushalte in den Genuß. Lagewerte ermittelt GROSSKROTZENBURG. Der Gutachterausschuß hat für die Grundstücke in den Fluren 3, 5, 7, 12 und 20 Lagewerte ermittelt. Wie die Gemeinde mitteilt, liegt die Richtwertliste zwischen dem 13. Juli und 13. August im Rathaus, Zimmer 9, aus. Interessierte können sie dort während der Dienststunden einsehen. Grillfest der Feuerwehr GROSSKROTZENBURG. Zu ihrem traditionellen Grillfest lädt die Freiwillige Feuerwehr ab 17 Uhr auf die Grillwiese an der Kahler Straße ein. Für das leibliche Wohl kündigen die Brandlöscher ein reichhaltiges Speisen- und Getränkeangebot an.
RÖDERMARK. Studentinnen und Studenten der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst geben heute, Freitag, 10. Juli, um 20 Uhr im Rothaha-Saal in der Stadtbücherei in Ober- Roden ein Konzert mit Werken von Mozart, Schumann, Strauß und anderen Komponisten. Bei den Interpreten handelt es sich um Schülerinnen und Schüler der in Waldacker beheimateten Opernsängerin Verena Keller, Dozentin der Hochschule. ttt
BAD VILBEL. Vor wenigen Monaten erst waren die öffentlichen Fernsprechzellen vor der Hauptpost Parkstraße um einige Meter in Richtung Nidda versetzt worden, und jetzt ist die Post schon wieder am Werkeln. Die geschlossene Behindertentelefonzelle ist am gestrigen Mittwoch beseitigt worden. Was ist da los? Wurde da falsch geplant?
Tatsächlich. Nach Angaben der Telekom hatte sich schon alsbald nach dem Versetzen der drei öffentlichen Telefonzellen herausgestellt, daß die große Behindertenzelle direkt neben dem Radweg den Radlerinnen und Radlern die Sicht auf den Zebrastreifen an der Niddabrücke versperrt. Es habe wegen dieser Sichtbehinderung zwei Unfälle von Radfahrern gegeben.
Die Telekom ist auf diese Gefahrenstelle hingewiesen worden und hat jetzt reagiert. Die Behindertenzelle wurde entfernt. Sie wird jetzt durch eine raumsparendere, offene Zelle ersetzt. Auch diese ist behindertengerecht, schützt allerdings einen Rollstuhlfahrer weniger gut vor Wind und Wetter.
Die Kosten der Maßnahme halten sich nach Angaben der Telekom in Grenzen. Die geschlossene Zelle könne anderswo verwendet werden. Zu Buche schlagen würden also nur die Installationskosten, und die hielten sich "im Rahmen". hm
"Statt Fehler zuzugeben, reiten die sich weiter rein" Beschädigte Dortelweiler Linde bleibt Streitpunkt Von Georg Linde BAD VILBEL. Hat die Stadt bei den Arbeiten um die Dorflinde in Dortelweil die beauftragte Firma auf die Anwendung der DIN-Norm zum Schutz des Baumes hingewiesen? Dies wollte die FR vom Magistrat erfahren. Statt einer Antwort auf diese schriftlich per Fax gestellte Frage erreichte die Redaktion eine umfangreiche Stellungnahme von Bürgermeister Günther Biwer (CDU) (Erster Stadtrat Klaus Minkel befindet sich in Urlaub). Biwer wirft darin Landrat Rolf Gnadl "Parteilichkeit" in seiner Kritik vor (FR von Mittwoch: Eine grobe Pflichtverletzung?). Mit den Arbeiten am Lindenplatz habe der Magistrat das Beste für die Linde gewollt, sie habe durch die Neugestaltung hervorgehoben werden sollen. Vor allem da der Platz von wasserundurchlässigem Bitumenkies gereinigt werde, sei keine baurechtiche Eingriffsgenehmigung nötig gewesen, schreibt Biwer. Die Erklärung der Kreisbeigeordenten Gila Gertz (Die Grünen) vom 2. Juli wertet Biwer als Maßregelung städtischer Behörden. Dabei sei den Mitarbeitern der unteren Naturschutzbehörde des Kreises bei der Besichtigung der wahre Sachzusammenhang entgangen: daß die Platzgestaltung mit einer Entsiegelung verbunden sei; sie hätten nicht das Wurzelwerk der gerodeten Sträucher von denen des Baumes unterscheiden können. "Auch die Bereitwilligkeit der Stadt, an allen Maßnahmen (nach Feststellen des Schadens) positiv mitzuwirken, hätte erwähnt werden müssen", klagt Biwer.
"Mag die Durchführung der Arbeiten auch Mängel aufweisen, so kann die Stadt doch klar beweisen: Sie wollte die Situation der Linde verbessern und ihr mehr Geltung verschaffen." Die Arbeiten seien Entsiegelungsarbeiten und daher kein Eingriff. Dazu zitiert Biwer aus dem Kostenvoranschlag der Baufirma, wonach es das Ziel gewesen sei, die Linde zu erhalten. Die Frage, ob bei diesen Arbeiten aber die nötige Sorgfalt und vorgeschriebene Arbeitsweise angewandt wurde, bleibt vom Vilbeler Bürgermeister unbeantwortet. Die Stadt habe sofort reagiert, insonderheit die verantwortliche Person, Stadtrat Minkel, und alles zum Schutz des Bestandes der Linde veranlaßt, nachdem Kenntnis von "möglichen" Schäden auftauchte. Angesichts dieser Sichtweise findet Biwer die Vorgehensweise der Kreisspitze deplaziert und fragt, ob der Landrat vor seiner Erklärung nicht erst einmal das Gespräch mit ihm, dem Bürgermeister, hätte suchen können. Auf die Klage Biwers angesprochen verweist Gnadl gegenüber der FR darauf, daß es Stadtrat Minkel gewesen sei, der ein Schreiben in übler und polemischer Art verfaßt - Gnadl zitierte daraus unter anderem eine Drohung Minkels - und der Kreisbehörde geschickt habe. Dazu seien der Landrat und Frau Gertz von Journalisten während der Kreispressekonfrenz am Mittwoch befragt worden und hätten geantwortet. Er habe keine Probleme, mit Biwer zu sprechen, betonte der Landrat. Doch Biwer müsse dieses Problem (das Vorgehen Minkels) beherrschen, "sonst wird es sein Problem".
Die Meinung des Bürgermeisters, die Arbeiten um die Linde erforderten wegen der Entsiegelung keine Genehmigung, nannte Gnadl einen "großen Quatsch". So wünschenswert es sei, daß der Platz entsiegelt werde, so müsse wie bei jedem Bauwilligen die Planung mit den Fachbehörden abgesprochen werden. "Warum will man in Bad Vilbel keinen fachkundigen Rat annehmen", fragte Gnadl. Das sei ja das Ziel solcher Planung. Es gehe gar nicht darum, eine Genehmigung zu versagen, sondern darum, den Rechtsweg einzuhalten. Denn wenn in Bad Vilbel ein Fachmann oder eine Fachfrau dabeigewesen wäre, hätte es nicht zu dem Schaden kommen können. "Statt schlicht den Fehler zuzugeben, der halt passieren kann, reiten die sich immer weiter rein beim Versuch, sich reinzuwaschen", wundert sich der Landrat.
Lesen Sie zum gleichen Thema die Stellungnahme des BUND Bad Vilbel.
HANAU. Rund 200 Menschen - überwiegend Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern - haben die Gelegenheit genutzt, sich in Hanau-Wolfgang über die Ausbildung bei den Firmen Degussa und Leybold zu informieren. Die Ausbilder und Auszubildenden boten einen Einblick in die insgesamt neun verschiedenen Berufe, die im Ausbildungsverbund den weiblichen und männlichen Schulabgängern offenstehen.
Nach Erhebungen von Degussa-Ausbildungsleiter Manfred Frühwacht wählen rund zehn Prozent der Schulabgänger/innen ihren Ausbildungsberuf und Lehrbetrieb nach eigenen Eindrücken, die sie an solchen Tagen der offenen Türen sammeln. Nur noch rund 20 Prozent folgten den Ratschlägen und Erfahrungen von Eltern.
Das Arbeitsamt trägt bei 15 Prozent zur beruflichen Entscheidung bei. Stark zugenommen hat der Einfluß von Gleichaltrigen auf das Berufswahlverhalten mit 25 Prozent Anteil. Offenbar immer geringer wird die Beratungsfunktion der Lehrer mit 15 Prozent.
Stets wichtiger für die Berufswahl wird nach Frühwachts Auffassung das Schülerpraktikum für die Klassen acht und neun. Jeder dritte von jährlich 150 Schüler(inne)n bewerbe sich später auch bei Degussa, und jeder sechste erhalte eine Lehrstelle. him
GROSSE KUNST VON KLEINEN kann am Krifteler Bahnhof bewundert werden. Wie berichtet, haben 22 Ferienspielkinder die Fassade, vor der die Fahrgäste sitzen und warten, eine Woche lang liebevoll vollgepinselt. Unter dem Motto "Ein Bahnhof wird bunt" entstand ein 23mal 3,5 Meter großes Gesamtkunstwerk, auf das die Jungen und Mädchen sehr stolz sind. Die Künstler Rocco Barone und Inge Hoss haben die Sommeraktion betreut und den inhaltlichen Schwerpunkt des Bildes auf das Thema Umweltschutz gelegt. Blumen und Berge sind darauf ebenso zu sehen wie Plastikmüll und Kunststoff. Kritische Kunst, von Kinderhand auf den tannengrünen Verputz gebannt. Nicht nur die beiden Betreuer, auch die S-Bahn-Fahrer hoffen jetzt, daß die hübsche Front nicht von Vandalen beschmiert wird. Barone: "Der Nachwuchs hat sich solche Mühe gegeben, daß das allzu ärgerlich wäre." (FR-Bild: pat)
OFFENBACH. Ernst Buchholz wundert sich, daß es unter seiner Kundschaft noch sehr viele Leute gibt, die trotz immer größer werdender Fernsehangebote die Bücher gleich stapelweise mit nach Hause nehmen: "Ich frage mich, woher die Leute die Zeit zum Lesen nehmen. Offensichtlich gibt es doch noch viele, die mit dem Buch leben und schnell zwischen Kartoffelschälen und Kaffeekochen ein paar Seiten lesen." Der Büchereileiter sagt: "Das sind genau die Leute, für die sich dann unsere Arbeit noch lohnt."
Buchholz hatte eingeladen, um den nun schon zwölf Jahre alten Bücherbus im neuen Glanz zu präsentieren. Rund 36 000 Mark hat die Restaurierung gekostet. Die Idee zu dem mittlerweile weitberühmten und originellen Outfit des Busses stammt von Professor Wolfgang Sprang und von Buchholz selbst. Andere Städte haben es für ihre rollenden Büchereien übernommen. Das Copyright auf die Dekoration verkauft die Stadt für 1 200 Mark.
Zur Institution Bücherbus, der übrigens schon seit 1956 durch Offenbach fährt, gehört ein Bestand von 15 000 Medieneinheiten (Bücher, Spiele, Schallplatten, CDs, Kassetten, Videos und Landkarten). Paul Junck und Egon Wodtke kutschieren von montags bis freitags mit rund 6 000 Büchern durch die Stadtteile und an die Schulen. Die fahrende Bibliothek hat eine Stammkundschaft von 1247 Lesern. Das sind vornehmlich Kinder, Jugendliche und Senioren. Sie leihen im Jahr rund 6 000 Medieneinheiten aus.
Aber nicht nur der Bücherbus, sondern die Stadtbücherei selbst mit ihren 146 000 Medieneinheiten kann im Fernsehzeitalter auf eine Stammkundschaft von rund 15 000 Lesern bauen. Darunter sind auch viele Bewohner aus dem Kreis und aus Frankfurt. Die Offenbacher Bücherei gilt als gutsortiert. Rund 500 000 Ausleihen registrieren Buchholz und seine 35 Mitarbeiter im Nordflügel des Büsing-Palais und des Bücherturms. Einen typischen Offenbacher Lese-Geschmack hat Buchholz nicht ausgemacht. Kinder wollen Themen nachlesen, die sie über das Fernsehen kennengelernt haben, Erwachsene sind mehr an Sachbüchern interessiert.
Klar, daß die Bücherei (Gesamtetat 2,9 Millionen Mark) auch unter dem Spar- und Haushaltsanierungskonzept des Magistrats und der großen Koalition leidet. Seit zehn Jahren unverändert kann Buchholz jährlich nur für 220 000 Mark neue Bücher und Medien anschaffen. Glück für ihn: Die Landesregierung gab 1990 und 1991 Sonderzuschüsse zum Ankauf aktueller Neuerscheinungen in Höhe von 170 00 und 140 00 Mark. Buchholz hofft, daß es auch in diesem Jahr wieder einen Zuschuß gibt.
Die Ausleihe von Büchern ist nach wie vor kostenlos, nur die anderen Medien kosten Geld. Kinder zahlen für die Jahres-Lesekarte sechs und Erwachsene zwölf Mark. Buchholz findet das schade: "Welches Kind hat schon sechs Mark in der Tasche, wenn es in den Bus oder in die Bücherei kommt und sich ein Spiel ausleihen will?"
Wer nach vier Wochen die Bücher nicht zurückbringt, muß Strafe zahlen. Nach einer Woche kosten Mahnung und Versäumnis zehn Mark, jede weitere Woche und Mahnung zehn Mark. Nach drei Wochen und drei Mahnungen zahlt der säumige Leser also schon 30 Mark.
Buchholz macht sich Hoffnung, daß irgendwann auch wieder die Mediothek in der Lauterborner Edith-Stein-Schule als Stadtteil-Bibliothek mit ihren 22 000 ausleihbaren Medieneinheiten öffnet. Weil zur Zeit aber der halbe Magistrat urlaubt, mochte er nicht sagen, wie die aus Kostengründen geschlossene Bibliothek wiederbelebt werden könnte. Bislang wurde wegen zahlreicher Bürgerproteste gegen die Schließung darüber diskutiert, ob die Schule die Mediothek für sich übernehmen kann. Auch der Volkshochschul-Verein hat sich angeboten, die Stadtteil-Bücherei weiterzuführen. lz
Der Zeitplan ist genau abgestimmt. Die Eltern sind schon auf dem Sprung, als die Freundin vorfährt, die auf die Kinder aufpassen soll. Sie parkt über einem Gully. Plötzlich fällt etwas in den Schacht mit dunkler Brühe auf dem Boden. Es ist der Schlüsselbund der Kinderhüterin.
Schnelle Hilfsversuche mit Schöpfeimer und Rechenstochern helfen nichts. Jetzt muß die Hanauer Stadtentwässerung her. Ein Anruf genügt,
Schlüsselerlebnis und eine halbe Stunde später kommen zwei Männer mit einem großen Magneten. Ruck-zuck ist der Schlüsselbund wieder rausgefischt.
So wünschen wir uns bürgernahe Verwaltung! Sage noch jemand, JournalistInnen konzentrierten sich nur auf Negativmeldungen.
Nebenbei sei bemerkt, daß der Kindsvater in der Aufregung auch noch sein Schlüsselerlebnis hatte. Seine Frau fand den verlegten Bund in der Garage wieder . . . him
83jährige getötet, um Geld für Drogen zu bekommen Brutaler Raubmord vor Schwurgerichtskammer Von Rüdiger Arendt HANAU/FLÖRSBACHTAL. Wegen Raubmordes muß sich seit gestern vor der Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht der 25jährige tschechische Staatsangehörige Rene P. verantworten. Der in der Bundesrepublik aufgewachsene seit dem 14. Lebensjahr drogenabhängige Mann soll am 26. November vergangenen Jahres in dem 600-Seelen-Dorf Flörsbach in dem dortigen alten Rathaus die 83 Jahre alte Hermine S. in deren Wohnung mit äußerster Brutalität getötet haben. Das Motiv: Der Angeklagte brauchte Geld zur Drogen-Beschaffung. Ein Jahr lang hatte er bei einem Freund ein Stock höher im gleichen Haus gewohnt. In dem vor einigen Jahren renovierten Anwesen hatte die Gemeinde vier Wohnungen vermietet. In seinen ersten Aussagen vor Gericht versuchte der Angeklagte gestern wenig erfolgreich, von dem Mordvorwurf wegzukommen. Folgt man der Anklageschrift faßte der 25jährige, der bis dahin mit Einbrüchen und Diebstählen seinen Drogenkonsum finanziert hatte, am Tattag selbst den folgenschweren Beschluß, die Nachbarin zu überfallen. Staatsanwalt Jung wirft ihm vor, wenig später aus Habgier und weil er eine andere Strafat habe ermöglichen wollen, getötet zu haben.
Rene P. zog sich laut Anklage in den späten Nachmittagsstunden des 26. November ein Plastiktüte mit Sehschlitzen über den Kopf, klopfte an der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung der Rentnerin und sagte, er komme von der Kriminalpolizei. Die 83jährige öffnete und begann sofort zu schreien. Sodann habe der Angeklagte sofort mit Fäusten auf die Frau eingeschlagen, sie mit den Armen von hinten umfaßt und sie zu Boden gedrückt. Anschließend habe er die Frau mit einem relativ breiten Klebeband an Armen und Beinen gefesselt, ein Geschirrtuch aus der Küche geholt, dieses Tuch zu einem schmalen Streifen gedreht und es ihr in den Rachen gedrückt. Damit noch nicht genug: Um sie zu ersticken, habe er dann den Mund noch mit jenem Klebeband verschlossen. Die 83jährige konnte diese Tortur nicht überstehen. Eine Gerichtsmedizinerin stellte später schwerste Verletzungen im Rachenraum fest, die durch Einwirkung durch stumpfe Gewalt hervorgerufen worden seien. Als Todesursache bezeichnete sie ganz eindeutig die massive Knebelung. Nach der Tat durchsuchte der 24jährige die Wohnung und entwendete 150 Mark in Bar, Modeschmuck, einen Besteckkasten, eine Handtasche und einen Plastikkoffer. Die Gegenstände wurden wenig später in der Wohnung des 22jährigen Wohnungseigentümers, der zunächst ebenfalls in Mordverdacht geraten war, beschlagnahmt. Gestern sagte er als Zeuge vor Gericht, er habe von den Überfall-Plänen seines Wohnkumpanen nichts gewußt. Der 25jährige habe an jenem Tag auch keine Entzugserscheinungen gehabt, weil er sich mit Medikamenten über die Runden gerettet habe. Am Vormittag sei man noch in Frankfurt gewesen, sagte der bei einem Sicherheitsunternehmen Beschäftigte. Seine Aussage könnte wichtig für eine späteres psychiatrisches Gutachten sein, in dem auch über eine mögliche eingeschränkte Straffähigkeit geurteilt werden muß.
Sollten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zutreffen und auch das Gericht von dem geschilderten Tatverlauf überzeugt sein, muß der Angeklagte mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe rechnen. Sollte man allerdings seiner Version des Tatgeschehens Glauben schenken, kommt er möglicherweise mit einer niedrigeren Verurteilung wegen Totschlags davon. Denn folgt man seinen Aussagen, habe er die Frau lediglich ruhig stellen wollen, indem er ihr von hinten mit der Hand den Mund zugehalten habe. Anschließend habe er die Rentnerin auf den Boden gedrückt.
"Das kann nicht länger als eine Minute gedauert haben," sagte er gestern. Denn plötzlich habe sich die Frau nicht mehr bewegt. Warum er sie anschließend dann noch noch an Armen und Beinen gefesselt und sie geknebelt hat, wußte er gestern nicht mehr, "denn ich ging davon aus, daß sie tot ist." Die Gerichtsmedizin stellt später neben den schilderten Verletzungen Blutergüsse am ganzen Körper fest. Bei seinen polizeilichen Vernehmungen hatte der Angeklagte noch gesagt, als er die Wohnung verlassen habe, habe sich die Frau noch bewegt. Mit dieser Aussage will er versucht haben, vom Tötungsvorwurf wegzukommen. Beide Versionen erschienen gestern dem Gericht wenig glaubhaft.
Der Tscheche war vor über 20 Jahren mit seiner Mutter in die Bundesrepublik geflüchtet, ist in Maintal aufgewachsen, wo er die Sonderschule besucht hatte, schlug sich zunächst mit Jobs durch, nahm schon mit 14 Jahren Kokain und Speed, später auch Heroin, das er sich vor allem in der Taunusanlage in Frankfurt besorgte. "In Dörnigheim konnte man das Zeug doch an jeder Straßenecke bekomme, Speed in jeder Privatwohnung", erklärte er gestern die Herkunft der Drogen in seiner Maintaler Zeit. Mit 21 Jahren heiratete er, aus der Ehe ging eine Tochter hervor. Knapp ein Jahr vor der Tat trennte sich die Frau von ihm, "von da an ging's mit mir völlig bergab." Inzwischen war seine Mutter nach Lohrhaupten umgezogen. Er selbst wohnte in letzter Zeit aber bei verschiedenen Freunden, zuletzt im alten Rathaus von Flörsbach. Der Prozeß wird fortgesetzt.
In nur drei Monaten organisierte Barcelona die Volksolympiade. Die meisten Teilnehmer aus dem Ausland (1500) meldete Frankreich. Insgesamt machten sich 5000 Athleten und 3000 "Folkloristen" auf den Weg in die Mittelmeerstadt. Die Schweizer Delegation (200 Athleten und 600 Anhänger) reiste von Genf in einem Sonderzug an. Angeführt wurde sie von den Spitzenfunktionären des Schweizer Arbeiterturn- und Sportbundes, Henri Tschäppät, Alfred Probst und Fritz Minnig. Selbst einige Amerikaner kamen nach Barcelona. Die Ausländer wurden in einem Abteil des heutigen Olympiastadions untergebracht, das sich "Hotel Olympia" nannte. An der Eröffnungsfeier hatten die Athleten auf dem Rasen des Stadions die Friedenstaube von Picasso zu bilden.
Doch dazu kam es nie. Einen Tag vorher brach im Lande der Bürgerkrieg aus. In Barcelonas Straßen wurde geschossen. Linke Milizen besiegten die aufständischen Militärs und fuhren dann an die Front in Aragon, wo der Aufstand geglückt war.
Katalonien stellte auf Krieg um. Hastig ließ der französische Botschafter Autokarawanen aufstellen und sandte diese mit Athleten und Familienangehörigen über die Grenze zurück. Ein Teil der spanischen Teilnehmer konnte nur noch im Schiff oder gar nicht mehr nach Hause gelangen, weil dort bereits die Militärs herrschten. Viele Athleten aus dem Ausland traten aus Solidarität in die internationalen Brigaden ein, nahmen Gewehre und gingen an die Front. "Ich habe viele von ihnen sterben sehen, es waren tapfere Leute", erinnert sich ein ehemaliger spanischer Soldat. Und ein Kommentator der Epoche schrieb: "Das Sportereignis ist von der tragischen Größe des Bürgerkriegs ausgewischt worden." WERNER HERZOG
Das seit Jahren zerfallende Gebäude in Altenhaßlau soll demnächst aus Dornröschenschlaf erwachen Hoffnungsschimmer für das historische Rathaus Politiker verweigern sich nicht mehr der Kneipen-Idee Von Alexander Polaschek LINSENGERICHT. Schnell ist im Dorf von einem Schandfleck die Rede, wenn einer Haus und Hof nicht reinlich hält und wilde Kräuter am Straßenrand sprießen. Um so schlimmer für Ordnungssinnige, daß in Altenhaßlau ausgerechnet das historische Rathaus mitten im Ort nach tradierten Kriterien keine appetitliche Erscheinung darstellt. Weil es unbewohnt ist und die vor Jahren angefangene, aber bald darauf abgebrochene Sanierung nicht wiederaufgenommen wird, wirkt das Baudenkmal in zunehmendem Maße als Provokation. "Es ist beschämend, daß hier nichts bewegt wird", urteilt Bürgermeister Theo Ratzka (Bürgerliste). Die ungewöhnlich drastische Stellungnahme des gewöhnlich eher zurückhaltenden Verwaltungschefs resultiert aus einer wachsenden Zahl von Beschwerden aus der Bevölkerung. Selbst machtlos will Ratzka nicht zum Sündenbock werden und "den Ärger über das verkommene Anwesen" ausbaden. Aber der Fall scheint nicht so einfach gelagert, wie es sich mancher macht, der den auswärtigen Eigentümer des stattlichen Fachwerkbaus mit sehr unfreundlichen Bemerkungen bedenkt. Was die Geschichte des ersten Linsengerichter Rathauses anbelangt, haben sich auch die örtlichen Politiker nicht nur mit Ruhm bekleckert.
Wäre es nach dem Parlament gegangen, erübrigte sich heute jegliche Diskussion: Laut einem mehrheitlich gefaßten Beschluß sollte das Haus 1974 abgebrochen werden. Es war "fast baufällig geworden", wie Altenhaßlaus Ortsvorsteher, Architekt Otto Joh, in einem Aufsatz zum Dorfjubiläum 1990 anmerkte.
Der Landeskonservator stoppte die Abrißpläne, die auch einige weiterblickende Bürger als "Schildbürgerstreich" und "Zerstörung unersetzbaren Kulturgutes" bekämpft hatten. Das Rathaus bildet zusammen mit der benachbarten Wehrkirche den ursprünglichen Mittelpunkt des Dorfes. Die Gerichtsstätte des Gerichts Hasela befand sich unter der Linde am Kirchhofberg, und an dieser Stelle wurde 1548 ein Gerichtsgebäude errichtet. Das Kellergewölbe überdauerte die Jahrhunderte. Das ursprüngliche Gebäude wurde wahrscheinlich im 30jährigen Krieg zerstört. Die jetzige Fachwerkkonstruktion stammt aus dem Jahr 1699 und war Eigentum der hanauischen Gebietsverwaltung, bis es 1840 von der Gemeinde Altenhaßlau erworben wurde.
Weil die Gemeinde nach dem Abrißverbot 1974 nichts rechtes mit dem Haus anfangen konnte oder wollte, das Aussehen aber "immer mehr litt" (Joh), verkaufte sie es nach zwei Jahren für nur 10 000 Mark an einen Privatmann. Dieser versuchte sich über das folgende Jahrzehnt hinweg im Restaurieren und übernahm sich finanziell. Im Zwangsversteigerungsverfahren erwarb der Birsteiner Versicherungsmakler Lothar Jäger im Februar 1988 das alte Rathaus. Die Gemeinde hatte sich zwar inzwischen eines Besseren besonnen und einen Bevollmächtigten zur Versteigerung entsandt. Der durfte aber nur bis 100 000 Mark mitbieten.
Jäger vermittelte zunächst den Eindruck, daß in Bälde die Restaurierung fortgeführt werden könnte. Doch außer einer Entrümpelungsaktion hat sich seither nicht viel Sichtbares getan. Er werde deshalb zusehends bedrängt, sagt Bürgermeister Ratzka. Aufgebrochene Türen, abrutschende Dachziegel und eingeschlagene Fensterscheiben lassen ihn befürchten, daß der Zustand des Hauses sich weiter verschlechtern werde. Von Jäger, bei dem er in monatlichen Abständen nachhake, fühlt er sich hingehalten. Ratzka: "Vor etwa zwei Monaten hat er für demnächst einen Bauantrag versprochen. Bisher ist nichts geschehen. Vor drei Wochen habe ich gebeten, das Unkraut zu beseitigen und die Fenster zu reparieren, ebenfalls bis jetzt ohne Erfolg."
Verwunderlich sei, daß die Kreisdenkmalbehörde trotz seiner Hinweise nicht einschreite. Deren Chef, Herbert Achtmann, sieht die Situation nicht so dramatisch. Er will dennoch jetzt erkunden, ob Anlaß für eine Instandsetzungsverfügung besteht, das heißt Schäden existieren, die langfristig substanzbedrohend sind.
Ein Grund dafür, daß sich bisher noch nicht viel bewegte, könnte auch die Blokkadepolitik einiger Gemeindepolitiker sein. Die hatten sich in den Kopf gesetzt, daß ein Fußgängerweg durch das alte Rathaus hindurchgeführt werden müsse. Einen Entwurf dafür hatte Otto Joh bereits 1968 / 69 gezeichnet. Als Jäger im Bauausschuß 1991 erläuterte, er wolle im Gewölbekeller eine Gaststätte einrichten, sollte ihm ein Kuhhandel aufgezwungen werden: Die Genehmigung für die Kneipe gegen das Ja zum Fußweg. Er spielte nicht mit, fortan herrschte Funkstille.
Ratzka und CDU-Chef Uwe Häuser haben jetzt ein Signal gegeben, das eine neue Basis für fruchtbarere Zusammenarbeit sein könnte: Der Fußgängerweg sei vom Tisch, gegen eine Gaststätte hätten sie keine grundsätzlichen Einwende.
"Man sollte Geduld aufbringen", wirbt derweil Lothar Jäger um Verständnis. "Natürlich wollen wir die Immobilie fertigstellen. Aber ich kann das nicht übers Knie brechen." Umfangreiche Analysen und Planungsarbeiten seien entsprechend der Bedeutung und Problematik des Objektes erforderlich. Sie stünden vor dem Abschluß. Zwölf Jahre wie der Voreigentümer werde er aber nicht benötigen, um das Haus mit einem Aufwand von rund 500 000 Mark in einen tadellosen Zustand zu versetzen.
ptz BONN. Ohne einen Ausgleich der unterschiedlichen Risiken, die die verschiedenen Zweige der gesetzlichen Krankenversicherung treffen, wird die von Bundesminister Horst Seehofer geplante Gesundheitsreform zum Fehlschlag, meint der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen. Ohne gleichzeitge Organisationsänderung lasse sich die Kostenlawine im Gesundheitswesen nur kurzfristig bremsen, warnt Wilhelm Heitzer, einer der beiden Vorsitzenden des AOK-Bundesverbandes.
Den Ortskassen sind ihre im Vergleich zu Ersatz-, Betriebskranken- und Innungskassen erheblich höheren Beiträge schon lange ein Dorn im Auge. Vereinzelt benötigen AOKs heute einen Beitragssatz von 16 Prozent, um ihre Ausgaben decken zu können, während betriebliche Kassen teils mit weniger als zehn Prozent auskommen. Dies hat mehrere Gründe: Mitglieder von Ersatz- und Betriebskassen verdienen im Schnitt mehr. Zugleich weisen sie eine günstigere Altersstruktur auf; auch die Zahl der mitversicherten Familienangehörigen ist bei den Ortskassen höher. Diese strukturellen Risiken müßten ausgeglichen werden, und zwar auf Länderebene. Denn dort spiele sich der Wettbewerb zwischen den Anbietern ab; und dort werde auch das - quantitativ und qualitativ unterschiedliche - Versorgungsangebot organisiert, begründet Heitzer diesen Wunsch. Heitzer widerspricht Argumenten, ein Risikostrukturausgleich führe zu einer Einheitsversicherung. Erst nach einer solchen Korrektur blieben bei Kassen nur noch die Beitragsunterschiede übrig, die diese durch "ihr Managementhandeln beeinflussen können", etwa die Verwaltungskosten oder die mit einzelnen Leistungsanbietern (Ärzten, Krankenhäusern) abgeschlossenen Verträge.
Trotz Einwänden im Detail ("Zuzahlungen im Krankheitsfall schluckt kein Versicherter gern") unterstützt der Verband Seehofers Pläne. Voraussetzung sei aber, daß bei den Leistungsanbietern die Kostendämpfung durchgezogen werde. Heitzer verheimlicht seine Zweifel nicht: "Die Preßlufthämmer der Lobbyisten sind schon angesetzt", um die Reform kaputt zu machen. Die AOKs begrüßen vor allem, daß die Zahl der niedergelassenen Ärzte nach dem Bedarf geregelt und der Selbstkostendeckung im Krankenhaus ein Riegel vorgeschoben werden soll.
Geschäftsführer Josef Oldiges dämpft voreilige Erwartungen. Selbst wenn die Gesundheitsreform Anfang 1993 Gesetz sein sollte, stiegen die Beiträge. Im vergangenen Jahr blieben Kosten in Höhe von 1,6 Milliarden Mark ungedeckt. Der Durchschnittsbeitrag von 13,17 Prozent (plus 0,42 Punkte) zum Jahresbeginn könnte 1993 auf 13,5 Prozent klettern.
Die Rundfunkanstalten in den neuen Ländern und Berlin werden aus dem Vermögen des früheren DDR-Rundfunks bis Ende 1992 voraussichtlich rund 100 Millionen Mark an Sach- und Finanzmitteln erhalten. Dies teilte die für die Abwicklung der früheren Rundfunkeinrichtung zuständige "Neue Fünf Länder Gesellschaft" (NFL) jetzt vor der Presse in Berlin mit. Der Vorsitzende der NFL-Gesellschafterversammlung und Justitiar des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB), Carl-Ludwig Erk, wertete die bisherige Abwicklung des früheren DDR-Fernsehens und -Hörfunks als "positives Zwischenergebnis". Die Abschlußbilanz der Ende 1991 aufgelösten sogenannten "Einrichtung", in der alle Rundfunkeinrichtungen in der DDR zusammengefaßt waren, werde im Herbst vorliegen.
Die Technik der "Einrichtung" sei zu 90 Prozent an die Rundfunkanstalten der neuen Länder verteilt worden. Dies sind der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, der ORB für Brandenburg, der Norddeutsche Rundfunk (NDR) für Mecklenburg-Vorpommern und der Sender Freies Berlin (SFB) für den Ostteil der Stadt. Der zum Teil veraltete Rest der technischen Anlagen soll bis Ende September verkauft oder verschrottet werden.
Nach den Worten des NFL-Geschäftsführers Bernd W. Rieger wird die NFL aus dem Verkauf der Hinterlassenschaften der "Einrichtung" voraussichtlich rund zehn Millionen Mark erzielen. Der einzigartige Requisitenfundus des ehemaligen Deutschen Fernsehfunks (DFF) sei inzwischen an ein mittelständisches Unternehmen verkauft worden. Der Käufer habe sich unter anderem verpflichtet, den Fundus in Adlershof zusammenzuhalten und wertvolle Stücke als Leihgaben an Museen zu übergeben.
Zufrieden zeigte sich Rieger über das Weiterbestehen von sechs der einstmals neun Rundfunkorchestern und -chöre sowie über die geglückte Privatisierung des Deutschen Fernsehballetts. "Wir verstehen uns nicht nur als Liquidatoren, sondern auch als Behörde mit kulturellem Anspruch", kommentierte der Geschäftsführer. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) sowie ein Großteil des Rundfunkchors würden von DS-Kultur im nationalen Hörfunk weitergeführt. Für das Radio Berlin-Tanzorchester werde aus ABM-Mitteln eine Auffanggesellschaft gegründet. Sinfonieorchester, Rundfunk-Chor und Radio-Philharmonie in Leipzig seien vom MDR übernommen worden. Keine Zukunft gebe es dagegen für das Rundfunkorchester Berlin mit rund 80 Mitgliedern sowie für Bigband und Blasorchester in Leipzig (46 Mitglieder), da sich kein Finanzgeber gefunden habe. (ujl)
HANAU. Ans Herz des Rotkohls will er die Läuse nicht lassen. Das ginge ihm zu Herzen, wenn all die Mühe, zu pflanzen, zu wässern und zu hacken, vergebens gewesen wäre. Aber eine Giftspritze ist Hans Zeidler fremd. Lieber nimmt er die eigenen Hände, greift entschieden ins Gemüse, zerdrückt die kleinen Schädlinge und zupft die angegriffenen Blätter raus. Anschließend noch ein Wasserguß aus der 90 Jahre alten Blechkanne und diese Prozedur ein paarmal wiederholt, das helfe garantiert.
Hans Zeidler ist ein Kleingärtner vom alten Schlage, wie es nur noch wenige gibt, oder besser gesagt ein Bauer. Denn in Hinterpommern mußte der heute 75jährige von klein auf mit anpacken. Die Landwirtschaft wurde für ihn zum Lebenselexier.
Doch der Zweite Weltkrieg vertrieb ihn in den Westen. Als Soldat hatte er mal Quartier in Ostheim bezogen. Und diese Adresse nannte er einfach wieder, "denn nur so durfte ich weg aus englischer Gefangenschaft". In Ostheim ver- Das FR-Porträt dingte er sich als Knecht. Mehr als 40 Mark im Monat waren damals nicht zu verdienen.
1948 begann er bei Sieger-Wellpappe in Hanau mit 89 Pfennig Stundenlohn. Zwölf Stunden waren werktags zu malochen - "plus Überstunden, samstag und sonntags vormittags". Als Schinderei empfand er das nicht. Zeidler ist der Typ, für den Arbeit das Leben ausmacht. 1951 zog er ins Hanauer Lamboyviertel. Zwölf Jahre lang begnügte er sich mit einem Neun-Quadratmeter-Zimmer. 1963 zog er ins eigene Haus im Musikerviertel. Aber mehr Quadratmeter wurden es auch dort unterm Dach zunächst nicht. Das Geld der drei Mietpartien hatte er bitter nötig, um die Bauschulden abtragen zu können. Winters heizte er mit einem Kanonenofen. Ausgemacht hat ihm auch das nichts: "Ich war bescheiden von jeher. Wir waren von zu Hause aus alle nicht verwöhnt". Noch heute wirft er nichts achtlos weg. Rostige Nägel und kleine Drahtstücke ließen sich noch zu etwas gebrauchen. Diese Arme-Leute-Philosophie hat er beibehalten. Jeden Pfennig habe er "zehnmal umdrehen müssen", beschreibt er seine finanzielle Not. "Entweder ich konnte bauen oder ich konnte heiraten mit meinem Verdienst." Er ist noch heute ledig.
Zum Glück hatte er 1951 in Hanau 1000 Quadratmeter gepachtetes Gartenland im "Wolfsloch" zwischen Umgehungs- und Frankfurter Landstraße ergattern können. Auf der gesamten Fläche baute er Gemüse, Kartoffeln und Obst an, das er verkaufte.
Aber auch das war zuvor mit Schinderei verbunden. Mit einem Kriegskameraden machte er das verwilderte Areal wieder urbar. Eine Laube stand dort schon seit der Jahrhundertwende. Doch der vorherige Nutzer hatte den Garten verkommen lassen.
Mehr als einen Birnbaum fand Zeidler nicht vor. Die restlichen Bäume pflanzte er an - so angeordnet, daß viele von ihnen genug Schatten werfen, um so manche Gießliter einsparen zu können. Das ist nach heutigen Kleingärtner-Maßstäben keineswegs mehr selbstverständlich.
Gemüse ist auch in Zeidlers Nachbargärten oft tabu. "Gras und Grillen" herrsche vor, sagt Zeidler etwas traurig. Eine Laube wie seine - fast hundert Jahre alt, in den Augen vieler baufällig, mit Wein umrankt und mit heute kaum noch bekannten Gartengeräten drin - ist sonst wohl in ganz Hanau nicht mehr zu finden. Heute sei "das schöne Wochenendhäuschen" im Kleingarten vielen wichtig, sagt er. Ihm fehlt dafür jedes Verständnis.
16 Zentner Äpfel hat er einmal von einem Baum geerntet - "das werde ich nie vergessen". Auch in diesem Jahr sei eine reiche Obsternte zu erwarten, aber solche Rekorde seien wohl nicht mehr zu erlangen. Denn die vergangenen Jahre seien trockener geworden, ist er sich sicher. Mehr als ihm im Alter lieb ist, muß er die Handpumpe betätigen und das große Wasserfaß fürs Gießen füllen. Um ihn herum sind alle Gartenhäuser mit Strom versorgt, für Hans Zeidler ist das nie wichtig gewesen. Nur fürs Fräsen im Frühjahr und fürs Rasenmähen greift er auf die technische Hilfe von Freunden zurück. Denn nach seinem Herzinfarkt darf er anstrengende Arbeit wie Mähen und Graben nicht mehr verrichten.
Als er im vergangenen Herbst bei sich zu Hause, wo er auch noch Gartenbau betreibt, die letzten Äpfel pfücken wollte, fiel er vom Baum und verletzte sich ernsthaft. Jetzt hat er sich wieder ganz gut erholt. "Ich muß halt langsam machen", weiß er. Und wenn es heiß ist, hält er es nur morgens um sechs im Schrebergarten aus.
Aber Hans Zeidler trägt das alles mit Fassung. "Zufrieden sein, das macht viel aus", sagt er sich.
GEDERN. Nachbarn des Dorfgemeinschaftshauses in Mittel-Seemen stört der Lärm. Am Dienstag hat ein Trupp US- Soldaten dort sein Lager aufgeschlagen. Seither läuft ununterbrochen ein Generator. "Der Lärm ist so groß, daß wir abends nicht mehr auf der Terrasse sitzen können", klagt eine Anwohnerin. Die Stadt Gedern habe wahrscheinlich nicht an den lärmenden Generator gedacht, als sie den US-Streitkräften das Mittel-Seemener Gemeinschaftshaus für die Übung bereitgestellt hat, vermutet Kreispressesprecher Michael Elsaß.
Der Trupp US-Soldaten in Mittel-Seemen beteiligt sich an einer Übung der US-Streitkräfte namens "Central Fortress '92", die bis zum 29. Juli währt. Hessenweit nehmen daran rund 5000 US-Soldaten teil. Das Training dient der Vorbereitung einer Gefechtsübung im Herbst, die ausschließlich am Computer ausgetragen werden soll, erläutert Elsaß.
Die Hauptphase des derzeitigen Manövers dauert laut Elsaß vom 14. bis 21. Juli. Davor und danach würden die Standorte auf- beziehungsweise abgebaut. Das "eigentlich störende" dieser US-Truppenübung seien die Fernmeldeeinheiten mit ihren ständig laufenden Stromaggregaten, meint Elsaß. ieb
ski FRANKFURT A. M. Die Citibank erntet die ersten Früchte ihrer Umstrukturierung. Friedrich Menzel, seit März wieder Vorstandssprecher des Frankfurter Instituts, blickt auf 1991 als Jahr "mit erfreulichen Ergebnissen" zurück und nennt den Verlauf der ersten Hälfte der neuen Rechnungsperiode sogar kurz und knapp "ausgezeichnet". Die Tochter des gleichnamigen US-Geldkonzerns konzentriert sich inzwischen zum einen auf bestimmte Kundensegmente (die international orientierte Firmenklientel, Banken und Versicherungen sowie institutionelle Anleger) und zum anderen auf vier Kern- Dienstleistungen: Unternehmensfinanzierungen einschließlich beispielsweise des gewerblichen Immobiliengeschäfts, internationaler Zahlungsverkehr mit Wertpapierabwicklung und "Electronic Banking", die Sparte Kapitalmärkte (darunter innovative Vermögensanlagen) und schließlich Risikomanagement mit Finanzinstrumenten zur Absicherung von Währungs- und Zinsrisiken.
Privaten Kunden ist die Citibank (das "Massengeschäft" betreibt hierzulande deren Schwester Citibank Privatkunden AG, früher KKB Bank) nicht zuletzt durch ihre phantasievollen Optionsschein-Kreationen bekannt. Seit der Einführung im Mai 1989 wurden mehr als 150 dieser Währungs-, Aktienindex- und Zins-Papiere emittiert und über andere Banken sowie Sparkassen abgesetzt. Der Großteil dieses Angebots wird nach Erkenntnissen der Citibanker bei privaten Geldanlegern untergebracht.
"Gut positioniert" fühlt sich das Institut Menzel zufolge auch am wachsenden deutschen Immobilienmarkt. Seit dem Start dieses Geschäftszweiges 1987 war die Citibank an Projekten im Gesamtvolumen von reichlich 2,5 Milliarden Mark beteiligt, darunter die Finanzierung des Frankfurter Messeturms. 1991 standen das Hanseatic Trade Center in Hamburg (Finanzierungsvolumen 800 Millionen Mark) und die Friedrichstadt-Passagen in Berlin im Mittelpunkt der Aktivitäten.
Im Rahmen der Umstrukturierung hat die Citibank ihre Standorte Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart aufgegeben. Das "Netz" besteht jetzt aus der Hauptverwaltung in Frankfurt sowie den Niederlassungen Berlin und München. Die Belegschaft wurde kräftig zur Ader gelassen: Nachdem die Beschäftigtenzahl schon 1991 um 75 auf 533 geschrumpft war, liegt sie heute, in der Endphase der Neuausrichtung, nur noch bei rund 420.
Das Geschäftsvolumen war im vorigen Jahr um zwei Milliarden auf 7,2 Milliarden Mark emporgeschnellt. Das Betriebsergebnis kletterte um ein Viertel auf 41 Millionen, und als Gewinn blieben nach Abführung von 20 (zwölf) Millionen nach New York 13 (zehn) Millionen hängen.
Gleichberechtigt - und knapp bei Kasse Das deutsch-polnische Jugendwerk nahm seine Arbeit mit einem lächerlich kleinen Etat auf
NEU-ISENBURG. Eine eher harmlose Angelegenheit entwickelte sich am Mittwoch für die Polizei sowie für einen Radfahrer zu einem streßigen und auch schmerzvollen Ende: Die Beamten beobachteten in der Mittagszeit auf der Hugenottenalleee bei der Rheinstraße, wie ein Radfahrer trotz Rotlichts weiter fuhr. Sie sprachen ihn auf das verkehrswidrige Verhalten an, wollten Name und Wohnort wissen. Der Mann suchte jedoch das Weite. Die Beamten blieben ihm auf den Fersen, stoppten ihn in der Friedensallee. Erneut weigerte er sich, seine Personalien anzugeben; stattdessen schlug er einem Polizisten mit der Faust ins Gesicht.
Schließlich bekamen die beiden Beamten den Radfahrer doch zu fassen legten ihm Handschellen an. Auf der Dienststelle wurde eine Strafanzeige wegen Widerstands und Körperverletzung gestellt. Anschließend konnte der 30jährige Dietzenbacher wieder gehen. aim
Das sogenannte "Alte Schlößchen" ist im Laufe der Geschichte mehrmals umgebaut und verändert worden. Ursprünglich war es Teil der Wasserburg, die im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wird. Auch der Bannturm geht auf diese mittelalterliche Anlage der Herren von Heusenstamm zurück.
Ritter Martin ließ 1561 Burg und Schlößchen umbauen. Es wurde Wirtschaftsgebäude und Unterkunft für die Dienerschaft.
Von dem alten Mauerwerk ist heute nur noch wenig erhalten, vor allem im Keller und im Erdgeschoß. Die übrigen Teile wurden im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil umgebaut.
Die Schönborns als Schloßbesitzer stellten das Gebäude 1897 als katholische Schwesternstation und "Kinderschul" - wie der Kindergarten damals hieß - zur Verfügung. 1944 wurde der nördliche Flügel des Bauwerks zerbombt und wurde abgerissen. hf
In Somalia sollten in diesen Tagen 50 UN-Beobachter stationiert werden, um die Verteilung von Hilfsgütern in den unter mehreren Kriegsparteien umstrittenen Gebieten zu erleichtern. Doch das Vorhaben droht zu platzen, nachdem bekannt wurde, daß ein UN- Flugzeug eigenmächtig Geld für eine Bürgerkriegsfraktion transportierte.
Die unsichere Lage in vielen Teilen Somalias verhindert derzeit jede wirksame Hilfe für die Zivilbevölkerung. Seit Beginn des Bürgerkrieges vor eineinhalb Jahren sind wahrscheinlich schon Hunderttausende an Hunger und Krankheiten gestorben, in den letzten Wochen hat sich die Lage noch dramatisch verschlimmert, vor allem im Landesinneren, das kaum von Hilfslieferungen erreicht wird.
Nun ist eine erste Vorhut von fünf UN-Offizieren zur Vorbereitung des "Friedenseinsatzes" in der zwischen verfeindeten Fraktionen des USC ("Vereinigter Somali-Kongreß") geteilten Hauptstadt Mogadischu eingetroffen. Den unbewaffneten Militärs aus Österreich, Bangladesch, der Tschechoslowakei, Ägypten, Fidschi, Finnland, Indonesien, Jordanien, Marokko und Simbabwe unter dem Kommando des pakistanischen Generals Imtiaz Shaheen, sollten 500 bewaffnete UN-Soldaten folgen, um den Waffenstillstand zu sichern.
Doch nun verlangt einer der USC- Kriegskommandanten, General Mohamed Farah Aidid, der den Süden des Landes kontrolliert, ein sofortiges Ende der UN-Mission. Seine Vorwürfe sind gravierend: Eine russische Antonov-30- Transportmaschine, die vom Kinderhilfswerk Unicef gechartert war, brachte in den vergangenen Monaten fast täglich Lebensmittel aus Nairobi (Kenia) in die umkämpfte somalische Hauptstadt. Doch am 25. Juni, nur wenige Stunden nachdem der Chartervertrag ausgelaufen war, flog die russische Besatzung noch einmal, immer noch mit dem UN-Emblem und dem UN- Schriftzug auf den Tragflächen und dem Flugzeugrumpf, doch diesmal nicht mit Hilfsgütern, sondern mit fünf Tonnen druckfrischer somalischer Banknoten an Bord.
Das Geld war für den Bürgerkriegskommandanten Ali Mahdi bestimmt, den früheren Interimspräsidenten, der den nördlichen Teil der Hauptstadt kontrolliert. Ali Mahdi wollte mit der neuen Währung, die schon vom früheren Präsidenten Siad Barre bei einer Druckerei in London in Auftrag gegeben worden war, offenbar die wirtschaftliche Basis seines Kriegsgegners unterminieren, nachdem in Somalia seit eineinhalb Jahren keine staatliche Zentralbank mehr funktioniert.
Haben die UN von diesem Transport gewußt? Unicef-Sprecher Ian McLeod bestreitet dies. Doch der Vorwurf bleibt, die Verantwortlichen der Hilfsaktion in Nairobi hätten nicht ernsthaft eine mißbräuchliche Verwendung der UN-Insignien nach Ende der Charter-Vereinbarung zu verhindern versucht.
Kenias Polizei hat das russische Flugzeug beschlagnahmt und die siebenköpfige Besatzung festgenommen, da angeblich auch die Lizenz für die Antonov-Maschine abgelaufen und der Trip nach Mogadischu den Behörden nicht ordnungsgemäß gemeldet waren. Nach kenianischen Presseberichten erhielt die Crew von einem anonymen somalischen Geschäftsmann 4000 Dollar, weitere 12 000 sollten nach Vollendung der Aktion ausbezahlt werden.
Für General Aidid, der momentan die militärisch stärkste Gruppe unter den Bürgerkriegsmilizen kontrolliert, scheint die Affäre einen willkommenen Vorwand abzugeben, die ungeliebte UN- Mission zu stoppen. Aidid strebe nach der ganzen Macht in Somalia, meint ein Beobachter, und sehe es kaum gern, wenn man ihm allzusehr auf die Finger schaut, da er seinen Krieg vor allem durch den Handel mit Plünderungsgut, Waffen und Drogen finanziere.
HELMUT OPLETAL (Nairobi)
Ja, es ist aber auch schwierig. Richter Hartmut Kamp seufzt. Schließlich "ist der Begriff des Negers negativ belastet". Für sich selbst, immerhin, hat er einen Ausweg gefunden. Auch er sagt "Neger", fügt aber bei der Zeugenbefragung in schöner Regelmäßigkeit die Formel "um in Ihrem Jargon zu bleiben" an. Das mag im Sinne der Vernehmung sein, wie Kamp findet. Schön ist es nicht. "Schwierig" halt. "Schwarzafrikaner, ich biete es an, Mensch mit schwarzer Hautfarbe" - Richter Kamp seufzt.
Um im Jargon zu bleiben: Der Neger ist tot. Er wurde "aufgeklatscht", was man mit "zusammenschlagen, draufschlagen, verprügeln" übersetzen muß, nicht aber mit "totschlagen". Auf diese Definition einigt man sich allenthalben, auch wenn dem Staatsanwalt spontan "das schöne Wort Fliegenklatsche" als Assoziation einfällt. Der Neger ist tot. Er starb am 6. Dezember 1990 an "toxischem Multiorganversagen und Hirngewebsblutungen". Als "der J. mit beiden Füssen auf den Neger sprang, hat sich der Neger schon nicht mehr gerührt". Das war in der Nacht zum 25. November 1990 in der brandenburgischen Kleinstadt Eberswalde vor den Toren der Chemischen Fabrik. Die Polizei hat zugesehen, in gehörigem "Sicherheitsabstand", wie sie sagt. Nur zugesehen haben will auch eine Gruppe von 30, 40 Skinheads und "Heavy Metal"-Anhängern, die in einer Traube um das Opfer herumstanden. Nur zugesehen. Geschlagen und getreten haben will keiner von ihnen. Vielleicht war einer der vielen Schläge und Tritte, die minutenlang auf das Opfer einprasselten, der, der zu der tödlichen Verletzung führte, wahrscheinlicher ist, daß sie es in ihrer Gesamtheit waren. Der Neger ist tot. Er hieß Amadeu Antonio, stammte aus Angola, war 28 Jahre alt und wäre gut sieben Wochen später Vater geworden.
Wie muß einer Frau zumute sein, die in diesen Tagen Dialoge hört, wie diesen: "Sie hatten nicht Veranlassung, schützende Maßnahmen einzuleiten?" will Staatsanwalt Henry Möller von dem Zeugen Von Axel Vornbäumen (Eberswalde) Sven S. wissen, der an diesem Abend "bloß mal sehn" wollte, wie die Gruppe von Skins und "Heavy Metals" einen" Neger aufklatscht". Der schüttelt den Kopf: "Nicht für einen Schwarzen." Seine Kumpels in den hinteren Reihen des zum Gerichtssaal umfunktionierten Eberswalder Ratssaal können sich das Lachen kaum verbeißen. Ein anderer versucht es gar nicht erst: Als der Vertreter der Nebenklage, Ronald Reimann, einem Zeugen die ausländerfeindlichen Texte der rechtsextremen Rockgruppe "Böhse Onkelz" vorhält ("Husch, husch, husch, Neger in den Busch"), da kann sich Marek J., einer der sechs Angeklagten, kaum noch auf seinem Stuhl halten. Er prustet los. Richter Kamp schaut etwas streng.
Gaby Schimansky zeigt in solchen Situationen keine Regung. Sie bleibt ruhig, wenn einer der Verteidiger sich bemüßigt fühlt, Richter Kamp darauf hinzuweisen, daß es sich bei dem Baseball-Schläger, der von den Skins in dieser Nacht als Waffe benutzt wurde, "eigentlich um einen Softball-Schläger" handelt. ("Frauen benutzen so etwas.") Und sie rührt sich nicht, wenn wieder einmal einer jener merkwürdig altväterlichen Wortwechsel stattfindet, mit denen Richter Kamp die Angeklagten aus der Reserve zu locken versucht. Als die Gruppe in jener Nacht von dem schwer verletzten Antonio abläßt, sollen zwei der Angeklagten noch einmal zurückgegangen sein. "Sven und Kai-Nando sollen sich um den Schwarzafrikaner gekümmert haben", sagt Richter Kamp mit Blick auf die Angeklagten. Sven widerspricht sofort: "Ich nicht." Kamp: "Sie sollen aber mit dem Fuß dagegen getreten haben."
Gaby Schimansky weiß in diesen Momenten, daß sie ihren wichtigsten Kampf wohl verlieren wird. "Die Wahrheit wird nicht ans Licht kommen", hat die Frau, die mit Amadeu Antonio zusammen ein Kind hat, schon nach dem dritten Prozeßtag erkannt: "Alle widersprechen sich." Um in Vertretung ihres anderthalbjährigen Sohnes überhaupt als Nebenklägerin auftreten zu können, hat sie eine eidesstattliche Erklärung abgeben müssen, daß sie in der in Frage kommenden "Empfängniszeit" nur mit ihrem Freund Amadeu Verkehr gehabt hat. Die Urkunde war notwendig, weil sie mit ihm nicht verheiratet war. Nun schaut sie dreimal die Woche den Angeklagten für mehrere Stunden in die Augen und fragt sich, wer es wohl war, der in jener Novembernacht ihren Freund erschlagen hat. Doch mit jeder Zeugenaussage schwindet ihr Glaube, daß der erste Versuch in den neuen Bundesländern, den Tod eines Ausländers nach einem rassistisch motivierten Überfall juristisch aufzuarbeiten, gelingen wird. Schon die Anklage macht das deutlich: Sie lautet, nicht zuletzt wegen der schwierigen Beweisführung, lediglich auf gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge und besonders schwerem Landfriedensbruch.
So wird der Prozeß zur logischen Fortsetzung jener Leidensgeschichte, die für die Freundin des Angolaners quasi mit dem Fall der Mauer begann, als in der brandenburgischen Kleinstadt aus der Abneigung gegen die angolanischen Vertragsarbeiter offene Feindseligkeit wurde. Es wird die zweite Niederlage von Gaby Schimansky. "Aus Angst" um ihren Sohn hat sie mittlerweile ihre Heimatstadt Eberswalde verlassen, "weil sein Leben gerettet werden sollte". Sie ist nach Westdeutschland gezogen. Eigentlich wollte sie das nicht. Doch "so manchmal kommt der Haß über die Kinder", sagt die 35jährige, "weil sie denken, durch die Kinder kommen die Schwarzen zurück". Mitgefühl, Anteilnahme hat sie seitens der Eberswalder nie erfahren. Nur Anpöbeleien. Die aber nahmen kein Ende, auch nach dem Tod Amadeu Antonios nicht. Als sie zwei Tage nach der Geburt ihres Sohnes aus dem Krankenhaus heim kam, war der im Flur abgestellte Kinderwagen mit einem Hakenkreuz beschmiert; an ihr Haus hatte man "Ausländer raus" geschrieben. Ihrer Schwester, ebenfalls mit einem Angolaner befreundet, wurde dreimal die Wohnung demoliert. Einer Freundin von Gaby Schimansky erging es noch schlimmer: Sie und ihre kleine Tochter wurden in ihrer Wohnung von einer Gruppe von Skins heimgesucht. Die rechten Schläger prügelten auf die Mutter ein, brachen ihr das Nasenbein und traten ihr in den Bauch und in die Nieren. Als einer das kleine Mädchen in seinem Bettchen entdeckte, riß er es mit den Worten "Da ist er ja, der Negerbastard" an sich und warf es brutal ins Bett zurück.
Sie sind vorsichtig geworden, die 15 noch in Eberswalde verbliebenen Angolaner. 15 von einstmals 800. Sie gehen abends nicht mehr auf die Straße, sie meiden die Kneipen, die Discos, und zum Einkaufen fahren sie mit dem Auto. Auch Gaby Schimansky war vorsichtig und hat für die Spaziergänge mit ihrem Sohn "nur noch die Wege genommen, wo uns keiner sieht". Alltag in Eberswalde.
Ein veränderter Alltag, wenigstens dies fördert der Prozeß zutage. "Auf die Neger hab ich nen Haß gehabt, in gewisser Weise." Richter Kamp will vom Zeugen Sven S. wissen, ob sich denn an dieser Einstellung in den anderthalb Jahren seit der Tat etwas geändert habe. Der kann das so genau auch wieder nicht sagen: "Man sieht ja kaum noch welche."
Der Leichnam Amadeu Antonios wurde am 9. Januar 1991, um 8 Uhr morgens, nach Angola überführt. Sein Sohn, Amadeu Antonio, war zu diesem Zeitpunkt gerade zwei Stunden auf der Welt. Für die angolanischen Freunde aus Eberswalde war das dann doch Grund genug, Gaby Schimansky zu trösten: "Die Seele vom Vater hat das Kind gesehen."
Im Blickpunkt: KSZE-Blauhelme Wer fordert, muß mitmachen
Siebzehn Jahre nach ihrer Gründung versucht sich die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) von einer "Konferenz" zu einer handlungs- und entscheidungsfähigen Organisation zu entwickeln. Auf ihrem Gipfeltreffen in Helsinki werden die Regierungschefs der 51 anwesenden Mitgliedsstaaten am heutigen Freitag neue Strukturen beschließen, die es der KSZE ermöglichen sollen, in ihrem Gebiet Krisen zu verhindern oder zu beenden - auch durch militärische Blauhelm-Einsätze. Das Spektrum der geplanten Eingreifmöglichkeiten reicht vom Einsatz des neugeschaffenen "Hohen Kommissars" für Minderheitenfragen über die Stärkung der vorhandenen Beamtenausschüsse und Ministerräte bis hin zum Einsatz militärischer Mittel zur Friedenserhaltung. Um "Blauhelm-Missionen" unter ihrer eigenen Ägide ins Auge fassen zu können, erklärt sich die KSZE ab sofort zur "Regionalen Abmachung" der Vereinten Nationen (UN). Damit erwirbt sie das Recht, in ihrem Bereich nach den Prinzipien der UN "friedenserhaltende Maßnahmen" durchzuführen.
Da die KSZE nicht über eigenes Militär verfügt, hat man sich auf ein kompliziertes Verfahren der Zusammenarbeit mit der NATO, der Westeuropäischen Union (WEU), der EG und der GUS geeinigt. Bevor die KSZE eine oder mehrere dieser Institutionen um militärische und logistische Hilfe zu einer Blauhelm-Aktion angehen darf, muß sie bei sich selber auf verschiedenen Ebenen Klarheit schaffen. Gegen einen Mißbrauch der neuen Möglichkeiten sind zumindest einige Hürden eingebaut. So können in der KSZE nur diejenigen Staaten einen Antrag auf Blauhelm-Aktionen stellen oder "aktiv unterstützen", die selbst bereit sind, an der Aktion teilzunehmen. Besonders Frankreich hatte auf diese Regelung Wert gelegt, weil es den USA unterstellt, die KSZE nur benutzen zu wollen, der NATO in Europa neue Tätigkeiten ermöglichen zu wollen, ohne sich selbst daran beteiligen zu müssen. Das Militärbündnis NATO hatte kürzlich beschlossen, der KSZE grundsätzlich zur Verfügung zu stehen, ohne daß im Einzelfall jedes NATO-Land zur Beteiligung verpflichtet wäre. Auf eine kurze Formel gebracht heißt die Regelung von Helsinki: Wer Blauhelme will, muß mitmachen.
Die KSZE, das ist die zweite entscheidende Hürde, kann nicht pauschal mit einem Problem zu NATO, WEU und GUS kommen, sondern muß schon konkrete Vorstellungen über Art und Umfang der geplanten Aktion haben. Damit wurde der Befürchtung einiger NATO-Länder Rechnung getragen, die KSZE könne unangenehme Dinge einfach auf die Bündnisse abwälzen. Die politische und praktische Verantwortung für eine Blauhelm-Aktion soll zu jedem Zeitpunkt eindeutig bei der KSZE liegen.
Zur Krisenbewältigung soll auch die vorhandene Struktur der KSZE mehr Kompetenzen bekommen. So kann der KSZE-Vorsitzende künftig "persönliche Beauftragte" ernennen und "Steuerungsgruppen" bilden. In einer wichtigen Frage allerdings konnten sich die KSZE-Staaten nicht einigen: Es wird vorerst weder eine "Schlichtungskommission" noch ein "Schiedsgericht" geben. Diese Lieblingsidee des ehemaligen deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher war zum Teil wegen rechtlicher, aber auch wegen politischer Probleme auf Widerstand gestoßen.
Zwischen diplomatischen Bemühungen einerseits und militärischen Aktionen andererseits will die KSZE noch zwei andere Instrumente der Krisenbeeinflussung erproben. Zum einen "Erkundungsmissionen", die binnen kurzer Frist in einem Krisengebiet Informationen sammeln und der KSZE berichten sollen. Zum anderen "Beobachtermissionen", die längerfristig angelegt sind und im Krisengebiet eine Präsenz der KSZE demonstrieren soll. Gerade von letzteren erhofft man sich eine beruhigende Wirkung auf die Konfliktparteien. De facto könnten solche Missionen fast wie Blauhelm-Aktionen wirken, zumal bei einigen KSZE-Mitgliedern überlegt wird, Beobachter-Missionen stark mit Militärs zu besetzen.
Alle Maßnahmen der KSZE stehen weiter unter dem Zwang zum Konsens. Wenn nur ein einziger Mitgliedsstaat widerspricht, können weder Erkundungs- noch Beobachter- oder Blauhelm-Missionen in Gang gesetzt werden. Blauhelm-Aktionen der KSZE sind im übrigen genauso wie die der UN an drei Voraussetzungen gebunden: Es muß Waffenstillstand herrschen, alle beteiligten Streitparteien müssen zustimmen, und die Blauhelm-Aktion muß zeitlich befristet sein.
MARTIN WINTER (Helsinki)
HEPPENHHEIM. Die Gretchenfrage, wie dem Wassernotstand im Hessischen Ried begegnet werden kann, formulieren Kommunalpolitiker wie Heppenheims Bürgermeister Ulrich Obermayr (CDU) so: "Wie viele Menschen verkraftet diese Region noch?" Der starke Zuzug von Bürgern, und damit von mehr Wasserverbrauchern in dem südhessischen Ballungsraum, ist ungebremst. Der Kreis Bergstraße hat die Viertelmilliongrenze bei seiner Bevölkerung passiert, der Landkreis Darmstadt-Dieburg wächst jährlich um 2000 Neubürger, 263 000 Einwohner sind es jetzt schon.
Als "kritisch" bewertet der jüngst vorgelegte Umweltbericht des Kreises Bergstraße die Wassersituation im Hessischen Ried und im vorderen kristallinen Odenwald, weil dort die Vorkommen "völlig ausgenutzt bzw. übernutzt" werden und zudem das oberflächennah geförderte Trinkwasser an der Bergstraße stellenweise nitratbelastet ist.
An Warnungen vor den Folgen des seit drei Jahren Meter um Meter fallenden Grundwasserspiegels im Rheingraben hat es nie gefehlt. Auch nach dem diesjährigen ungewöhnlich warmen Frühjahr, das mehr zum Duschen und Rasensprengen verleitete und damit die Wasseruhren früher als sonst schneller laufen ließ, wandte sich der Darmstädter RP mit einem Spar-Appell an die Öffentlichkeit. Ungewöhnlich deutlich wies er dabei auf mögliche "Versorgungsengpässe" und "echte Wassernotsituationen" hin.
Im Mai kam die Hiobsbotschaft, der Grundwasserspiegel im Ried habe teilweise bereits das Niveau des extremen Trockenjahres 1976 erreicht. Die Gründe: In den vorigen drei Winterjahren fielen durchschnittlich 10 bis 15 Prozent weniger Niederschläge als normal. Dazu kamen die beiden Sommerperioden 1990 und 1991 mit einem "Niederschlagsdefizit von 27 bis 55 Prozent".
Bei weiterem Absacken des Grundwasserpegels seien in "besonders kritischen Regionen Förderbeschränkungen nicht auszuschließen", drohte der RP im Mai - wohl wissend, daß die Vernunft-Appelle, das Rasensprengen oder Autowaschen sein zu lassen, fast nichts bringen. Die Darmstädter Behörde arbeitete auf Anweisung des Umweltministeriums einen Maßnahmenkatalog aus, der rechtzeitig aus der Schublade gezogen werden soll, wenn das Wasser noch knapper wird.
Doch dann sorgte das von Journalisten geprägte Reizwort einer "Wassernotstands-Verordnung" für Ärger zwischen Darmstadt und Wiesbaden. RP-Dezernatsleiter Heinz Lehr hatte seine Vorstellungen und möglichen Punkte eines Notfall-Stufenplans (Drosselung der Förderung, Verbot privater Berieselung, verringerter Wasserdruck) präsentiert und damit das so nicht eingeweihte Umweltministerium verschreckt, das den Entwurf billigen und eine entsprechende Verordnung erlassen müßte. Die Sorge: Wasserwerke, Privathaushalte, Landwirte und Industrie könnten "beunruhigt" werden.
Wasserwirtschaftsexperte Lehr läßt seither den Informationsfluß sicherheitshalber nur über die RP-Pressestelle laufen. Und die verrät immerhin, daß sich die Fachabteilungen Gedanken für den Ernstfall machen und daß "in Kürze was auf den Tisch kommt". "Noch im Sommer", so die Sprecherin des Umweltministeriums, Renate Gunzenhauser, soll eine Verordnung der Landesregierung fertig ausgearbeitet sein - ein "Instrument", um künftig im Bedarfsfall bei "akuten Wasserversorgungsengpässen" für ganze Regionen "Einschränkungen aussprechen" zu können. Bisher können nur einzelne Gemeinden befristete Verbote (Gartenbewässerung usw.) erteilen.
Der Wasserhaushalt im Ried braucht dringend eine Ruhepause: Da muß der Kreis Bergstraße sogar die "kleinen" Wassersünder aufs Korn nehmen, die illegal mit Elektropumpen Bäche anzapfen. Weitere private Gartenbrunnen will der Kreis nicht mehr zulassen. Andere Möglichkeiten der Kommunen, die Bremse anzuziehen, sind Satzungsergänzungen, um neben der Kanalbenutzungsgebühr eine gesonderte Regenwassergebühr zu erheben und damit diejenigen finanziell zu belohnen, die ihre Grundstücksflächen entsiegeln oder das auf die Dächer prasselnde Regenwasser nutzen (mit Zisternen). Der Heppenheimer Bürgermeister spricht von "ersten Erfolgen" der erst vor Wochen geänderten Wassersatzung. Er weiß aber auch, daß mit solch bescheidenen "Anreizen" und "Steuerungselementen" (etwa ein künftig deutlich höherer Kubikmeterpreis für das sprudelnde Naß) "der dramatische Siedlungsdruck nicht kompensierbar ist".
Bemerkenswert ist auch, wie in der Rheinebene beim Thema Wasser jeder auf den anderen deutet: Obermayr hält es "für kaum vertretbar", daß die Landwirte im Ried im Jahresschnitt 30 Millionen Kubikmeter gefördertes Grundwasser verrieseln dürfen. Und der Export erklecklicher Wassermengen nach Wiesbaden, Frankfurt und in den Vordertaunus beschäftigt viele seit langem.
Die "Interessengemeinschaft Arheilger Bürger" setzt mit der Frage nach, warum sich das größte Darmstädter Pharma-Unternehmen "nach Herzenslust am heimischen Grundwasserreservoir bedient" und pro Jahr außer 25 Millionen Kubikmeter Wasser, die der Konzern zur Wiederverwendung aufbereitet, auch 6,3 Millionen Grundwasser bezieht. Zu Kühlzwecken etwa, so meint die Bürgerinitiative, könnte das Chemiewerk auch gereinigtes Rheinwasser verwenden.
JÖRG FEUCK
Im Rahmen unserer Berichterstattung über das Hessische Ried war in der gestrigen Ausgabe ein Beitrag zur Rheinwasser-Infiltration erschienen. Einen Artikel über die Gebäudeschäden im Rheingraben aufgrund der Ausbeutung der Grundwasservorkommen lesen Sie morgen.
NEU-ISENBURG. Der Wassermeister legt einen Hahn um, und in zwei halbmeterbreiten Strömen schießt eine rostrote Brühe in das Becken: konzentriertes Eisenwasser, das bei der sogenannten Enteisenung des Neu-Isenburger Grundwassers entsteht. "Eigentlich ist es völlig idiotisch, was wir tun", findet Norbert Ludwig, Wassermeister im Werk Neu-Isenburg. "Die Leute kaufen sich extra Eisentabletten, und wir holen hier das wertvolle Eisen raus aus dem Grundwasser."
Ja, warum macht das Wasserwerk es dann? "Das ist eine optische Geschichte. Würden Sie gerne in einer Badewanne mit rostbraunem Wasser baden?" fragt Ludwig schmunzelnd. "Außerdem gibt es häßliche braune Ränder in den Becken." Heißt das, daß das Wasser vor der Enteisenung gesünder war? "Ja!" fra
doe/ski FRANKFURT A. M. Der Aufstieg der französischen Assurances Générales de France (AGF) zum mächtigsten Aktionär des Versicherungsriesen Aachener und Münchener Beteiligungs- AG (AMB) findet ein überwiegend positives Echo. Der Vorstand der BfG Bank begrüßt die Einigung in dem monatelangen Streit zwischen Aachen und Paris als "richtige Entscheidung". Auch bei der Volksfürsorge äußert man die Erwartung, daß nun "Ruhe ins Geschäft kommt". Die Kurse der AMB-Papiere zogen gestern morgen an der Börse zunächst um gut 30 Mark an, konnten die Gewinne allerdings bis zum Schluß nicht ganz halten. Die persönlichen "Aktien" von AMB-Chef Wolf-Dieter Baumgartl stehen dagegen schlecht: Schon am kommenden Dienstag könnte nach FR-Informationen über seinen Nachfolger entschieden werden.
Ohne Angabe von Gründen blieb der 48jährige Manager, der die am Mittwoch überraschend vereinbarte Anerkennung des gut 25prozentigen Aktienbesitzes der AGF vehement bekämpft hatte, gestern der Hauptversammlung der AM-Lebensversicherung fern. Auch auf dem heutigen Volksfürsorge-Aktionärstreffen wird Baumgartl, obwohl Mitglied im Aufsichtsrat der Hamburger Gesellschaft, nicht erscheinen. Noch unklar ist, ob der Vorstandsboß der AMB-Hauptversammlung am Dienstag beiwohnen wird.
Offenbar berät sich Baumgartl, der zu keiner Stellungnahme bereit ist, derzeit mit seinen Anwälten über das weitere Vorgehen. Es sei "nicht auszuschließen", daß er aus der von ihm "nicht mitgetragenen" Vereinbarung zwischen AGF-Boß Michel Albert und AMB-Aufsichtsratschef Helmut Gies "Konsequenzen ziehen" werde, heißt es in seiner Umgebung. In einem solchen Fall, hatte der trickreiche Senkrechtstarter zu einem früheren Zeitpunkt schon angedeutet, werde er nach Oberbayern ziehen und "mein Rechtsanwaltsschild vor die Tür hängen". Direkt im Anschluß an die AMB-Hauptversammlung am 14. Juli kommt der Aufsichtsrat der Gesellschaft zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Bei dieser Gelegenheit dürfte Baumgartls Schicksal besiegelt werden.
Noch unklar ist, ob an diesem Tag auch gleich die französischen Namensaktien ins Aachener Aktienbuch eingetragen werden, wie dies die AGF wünscht. Ein AMB-Sprecher interpretiert die Einigung hingegen so, daß sich zunächst der (mit der AGF durch den gemeinsamen staatlichen Eigentümer verschwisterte) Crédit Lyonnais bei der problembeladenen AMB-Tochter BfG Bank mehrheitlich beteiligen solle. "Erst danach wird umgeschrieben", betont er.
Auch die Höhe der endgültigen Beteiligung des Crédit an dem Frankfurter Geldhaus steht nicht fest. Derzeit halten die AMB gut 50 Prozent und die Gewerkschaftsholding BGAG knapp die Hälfte der Anteile. Die BGAG werde "im Gleichschritt mit der AMB" ihre Beteiligung herunterfahren, sagt BGAG- Sprecher Karl-Heinz Stanzick. Weitere Erklärungen wolle man derzeit nicht abgeben.
In Finanzkreisen geht man davon aus, daß jetzt erst einmal in Aachen "tabula rasa" gemacht werde. Dann könnten konkrete Gespräche aller Beteiligten beginnen. Als wahrscheinlich gilt, daß sowohl AMB als auch die Gewerkschaftsholding BGAG bei der BfG Aktienpakete in der Größenordnung von jeweils 20 Prozent behalten werden. Dies würde, wie es heißt, "Sinn machen", weil zum einen die Aachener erklärtermaßen am Allfinanzkonzept festhalten wollen und von der Verbindung mit CL sogar zusätzliche Impulse dafür erwarten, weil zum anderen die Gewerkschaften für die BfG nach wie vor ein wichtiger Großkunde (vor allem als Einleger) sind und ihren Einfluß auf die Bank auch deshalb kaum völlig werden aufgeben wollen.
Durch die BfG-Belegschaft ging am Donnerstag ein spürbares Aufatmen. Man wisse jetzt, woran man sei und müsse nicht länger befürchten, unverschuldet "in die negativen Schlagzeilen gezerrt" zu werden, hieß es.
Die Erleichterung des AMB-Konzerns von der milliardenschweren BfG-Last ist sicherlich der Schlüssel für die überraschende Einigung zwischen Aachen und Paris. Doch auch die Dresdner Bank und die Münchner Rück, die mit elf und sechs Prozent an der AMB beteiligt sind, sollen in den vergangenen vier Wochen massiv auf eine Beilegung des in der Öffentlichkeit und vor Gericht ausgetragenen Zwistes gedrängt haben. Angeblich hat auch der Frankfurter Strukturvertrieb DVAG, der den Löwenanteil des Neugeschäfts der Aachener Versicherung eintreibt, gedroht, seine Produktion anderen Gesellschaften zuzuführen, wenn im Hause Baumgartl nicht endlich Ruhe einkehre.
Nachdem schließlich erst vor kurzem der bisherige AMB-Großaktionär, die britische Royal Insurance, aus Geldknappheit ausgestiegen ist, drohte Baumgartl mit der italienischen Gesellschaft La Fondiaria, die inzwischen rund 20 Prozent der AMB hält, der wichtigste Verbündete verlorenzugehen: Die Florentiner wollen sich künftig auf Schuldenabbau und die Stärkung der Ertragslage konzentrieren und haben die europäische Expansion vorerst zu den Akten gelegt. In dieser Situation hat Baumgartls Vorgänger Helmut Gies offenbar das Ruder herumgeworfen und die Weichen für einen Friedensschluß mit der AGF gestellt.In Erlensee wird die ehemalige Metzgerei Ditzel zum provisorischen Hort für 28 Kinder umgebaut Anwesen soll größte Not bei Nachfrage lindern Gemeinde steuert 165 000 Mark für Renovierung bei Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. In der ehemaligen Metzgerei regiert zur Zeit der Pinsel. Die Männer vom Bauhof schwitzen in der Sommerhitze, während sie im Anwesen Ditzel neue Tapeten aufziehen. Die Heizkörper sind bereits gesetzt. Bis zum Beginn des neuen Kindergartenjahres werden sie wohl nicht mehr fertig werden. Aber im Oktober könnten die beiden, gemischten Hort- und Kindergartengruppen einziehen, meint Urlaubsbürgermeister Heinz Schäfer. Das Ditzel-Provisorium soll bei einem Einsatz von 165 000 Mark aus der Gemeindekasse die größte Not bei der Nachfrage nach Betreuungsplätzen lösen. Denn über hundert Jungen und Mädchen und natürlich deren Eltern warten auf einen solchen. Daß das Anwesen in der Friedrich- Ebert-Straße unmittelbar neben der Grundschule erworben werden konnte, ist für Heinz Schäfer ein großer Glücksfall. Denn zum einen kam die Gemeinde relativ billig in den Besitz von Metzgerei, Wohnhaus, ehemaligem Café und Garten. Zum anderen können die Kinder den Hort direkt von der Schule aus über einen noch zu schaffenden Zugang ohne Verkehrsgefährdung erreichen. 28 Jungen und Mädchen sollen hier nachmittags betreut und verpflegt werden.
Für 392 0000 Mark hat die Kommune den Komplex auf einem 700 Quadratmeter großen Grundstück ersteigern können. Eigentlich war geplant, auf dem Gelände einen Erweiterungsbau für die Grundschule zu errichten. Dieses Vorhaben ließ sich aber nicht verwirklichen, weil der Kreis als Schulträger nicht mitzog. So beschloß das Parlament kurzfristig die Umnutzung und stellte 165 000 Mark für die Renovierung des Hauses bereit. Eine vollwertige Betreuungsstätte wird damit zwar noch nicht geschaffen. Das aber ist zunächst auch gar nicht beabsichtigt. Denn erst nach dem Umbau wird sich die Gemeinde mit den zuständigen Ämtern darüber abstimmen können, welche Auflagen für eine endgültige Regelung erfüllt werden müßten. In einem solchen Fall würden zusätzlich mehrere hunderttausend Mark benötigt. Vorerst soll das Provisorium drei Jahre lang halten. Die Gemeinde setzt für die Instandsetzung den eigenen Bautrupp ein, der nicht soviel kostet wie eine Profifirma. Die Struktur des Wohnhauses, in der die Gruppen auf zwei Stockwerken unterkommen, bleibt im wesentlichen erhalten. Heizung und sanitäre Anlagen sind neu, das Schaufenster wurde herausgenommen und durch eine Außenwand ersetzt, die Luken für drei kleinere Fenster besitzt. Ansonsten wird sich wenig ändern. Die alten, noch nicht doppelt verglasten Fenster bleiben an Ort und Stelle, ebenso wie die Türen.
Gemütlich ist es in dem Haus, meint die neue Leiterin des Hortes, Regina Heinz. Sie hat Mitte Juni ihren Dienst angetreten. Und obwohl sie noch niemanden beaufsichtigen muß, hat sie alle Hände voll zu tun, die Einrichtung für die neuen Räume zusammenzustellen. Im ehemaligen Café wird außerdem eine Küche eingebaut.
Gemütlich heißt für die Gemeinde allerdings auch, daß sie wohl mehr Betreuungspersonal braucht, als zunächst veranschlagt. Denn die Abteilung der Zimmer, die kurzfristig auch wieder als Wohnungen dienen könnten, erschwert den Überblick.
Obwohl die 12 000-Einwohner-Gemeinde rund 350 Betreuungsplätze, davon 60 für Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren und 290 für die Drei- bis Sechsjährigen anbietet, ist der Bedarf noch lange nicht gedeckt. "Wir streben, auch im Hinblick auf die Begleitgesetze zum neuen Abtreibungsrecht, eine Kapazität von hundert Prozent an", betont Hauptamtsleiter Josef Reiter und verweist darauf, daß sich die Gemeindevertreter bereits für den Bau einer weiteren, viergruppigen Einrichtung ausgesprochen haben. Auch mit der Bereitstellung von Kinderkrippen und Krabbelstuben werden sich die Parlamentarier befassen müssen. Denn der mehrheitlich beschlossene Entwurf zur Neuregelung des Paragraphen 218 sieht vor, daß bis 1996 "genügend" Plätze auch für die Kleinkinder zur Verfügung gestellt werden sollen. "Die müssen uns aber sagen, woher das Geld dafür kommt", gibt Josef Reiter zu bedenken. Schließlich ist die Gemeinde schon genug belastet.
Rund 6000 Mark läßt sich Erlensee jedes Kindergartenkind durchschnittlich pro Jahr kosten. Zuschüsse vom Land und die Beiträge der Eltern decken nicht einmal 20 Prozent des Aufwandes, Investitionen gar nicht gerechnet. 2,5 Millionen Mark muß der Kämmerer in diesem Jahr zuschießen und in 1993 geht es stark auf die drei Millionen zu, weiß Heinz Schäfer. Eine Erhöhung der Elternbeiträge sieht der Erste Beigeordnete als unumgänglich an. Die soll aber maßvoll ausfallen, versichert er. Eine soziale Staffelung wie in Maintal hält Schäfer für unsinnig: "Da bräuchten wir eine eigene Kraft, die ausrechnet, was jeder zu zahlen hat. Die kostet mehr, als das ganze bringt."
Die Gemeinde unterhält nicht nur drei eigene Kindertagesstätten für Ganz- und Halbtagsbedarf mit insgesamt 12 Gruppen und 34 Betreuerinnen, sie finanziert auch die sogenannten Einrichtungen der freien Träger, also der Kirchen, zum großen Teil. Während beide Konfessionen immer gerne die eigenen Leistungen herausstellen, wenn es um das Einkassieren der Kirchensteuern geht, relativieren sich diese Aussagen bei näherer Betrachtung: 70 Prozent der nichtgedeckten Kosten zahlt die Gemeinde bei den drei Kindergärten zu.
Wenn der neue Bau, für den das Parlament im kommenden Jahr 2,5 Millionen Mark bereitstellen will, einmal fertig ist, werden die größten Engpässe beseitigt sein, meint Hauptamtsleiter Reiter. Derzeit macht der Kommune die demographische Entwicklung stark zu schaffen. Die große Nachfrage rührt von den Kindern der geburtenstarken Jahrgänge her. Josef Reiter geht davon aus, daß die Nachfrage in den kommenden Jahren stagniert. Der Bedarf könnte trotzdem steigen, wenn die qualitative Betreuung verbessert wird, indem man kleinere Gruppen schafft. Das Thema Kita wird die Gemeindeväter also weiterhin beschäftigen.Schwarz: Maßnahme richtig, aber zu lasch
WETTERAUKREIS. Eine "Bauchlandung erster Klasse" habe der Darmstädter Regierungspräsident Landrat Rolf Gnadl durch seine Auflagen für die Genehmigung des Kreisetats (FR berichtete) verschrieben. So beurteilt zumindest Gederns Bürgermeister und Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion Rainer Schwarz den Forderungskatalog aus dem RP (unter anderem: keine Neuverschuldung, Einsparungen von 7,1 Millionen Mark, keine außerplanmäßigen Ausgaben ohne Rücksprache mit dem RP, Neueinstellungsstopp): "Die Kritik der Wetterauer Union an dem chaotischen Haushaltsgebahren der noch amtierenden rot-grünen Kreisregierung sei nunmehr im Rahmen des Genehmigungsverfahrens voll bestätigt worden." Die Union begrüßt darin die RP-Maßnahmen als "Schritt in die richtige Richtung", hält sie vor dem Hintergrund der "hausgemachten Finanzmisere" jedoch noch für "sehr lasch". Ihrer Auffassung nach ist der Wetterauer Haushalt "im Grunde genommen überhaupt nicht genehmigungsfähig".
Schwarz kritisiert vor allem, daß Gnadl nach seinem Amtsantritt den "Sparhaushalt" seines Vorgängers Herbert Rüfer als nicht mehrheitsfähig bezeichnet habe und bei der Überarbeitung des Zahlenwerks "in schamloser Weise rot-grüner Ideologie den Vorzug gegeben habe." Das befürchtet die CDU nun auch bei den Einsparungen. Sie hält es deshalb für sinnvoller, die notwendigen strukturellen Korrekturen durch den Regierungspräsidenten vornehmen zu lassen. cor
an OBERURSEL. Von den Sparplänen des Bonner Gesundheitsministers Horst Seehofer erwartet die Firma Fresenius, Hersteller von Spezial-Pharmazeutika und Medizintechnik, keine gravierenden negativen Auswirkungen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Gerd Krick begründet dies mit dem vergleichsweise geringen Umsatz von 70 Millionen Mark, den der Konzern mit den davon betroffenen Apotheken-Arzneimitteln derzeit mache. Wichtigste Kunden der Oberurseler sind allerdings die Krankenhäuser, und die will Bonn ebenfalls zur Kasse bitten.
Gute Wachstumschancen sieht das Unternehmen in den neuen Bundesländern. Besonders für Infusionslösungen und Produkte der Intensivmedizin gebe es dort noch Nachholbedarf, meint Krick, weniger jedoch bei den relativ teuren Dialysegeräten für Nierenkranke. 1991 ging denn auch fast die Hälfte des im Inland erzielten Wachstums von 16 Prozent auf das Konto der Ex-DDR.
Noch kräftiger legte Fresenius jedoch im Ausland zu, so daß dessen Anteil erstmals über 50 Prozent des Konzernumsatzes von 1,3 Milliarden Mark kletterte. Im laufenden Jahr will das Unternehmen, das derzeit 6821 Leute beschäftigt, seinen Umsatz weltweit auf 1,5 Milliarden Mark steigern. So haben die Oberurseler in der ehemaligen Sowjetunion einige Gemeinschaftsfirmen gegründet. Das klassische Exportgeschäft mit medizinisch-technischen Produkten in die GUS stockt hingegen wegen des dortigen Devisenmangels. Aufgrund fehlender Hermes-Garantien liegen derzeit Aufträge von dort in Höhe von acht Millionen Mark auf Eis.
Etwa gleich stark zugelegt haben die Sparten Pharma (Umsatzanteil 37 Prozent) und Medizintechnik (56 Prozent). Kräftig gestiegen ist der Jahresüberschuß um 53 Prozent auf 16 Millionen Mark. Im laufenden Jahr soll es hier weiter bergauf gehen. Vor allem die amerikanische Tochter schreibt nach einigen Verlustjahren inzwischen wieder schwarze Zahlen. Auch von den europäischen Töchtern - mit Ausnahme von Großbritannien und Italien - erwartet der Konzern positive Beiträge.
Die Aktionäre sollen aus dem Gewinn des vergangenen Jahres eine um eine Mark erhöhte Dividende (8,50 Mark je Vorzugs- und 7,50 Mark je Stammaktie) erhalten. Außerdem plant das Pharma- Unternehmen eine Erhöhung des Grundkapitals um 20 Millionen auf 80 Millionen Mark durch Ausgabe neuer Stammaktien. Sie sollen zum Preis von 440 Mark verkauft werden, berichtet Krick.
Der bisherige Vize wird demnächst Nachfolger des scheidenden Konzernchefs Hans Kröner, der sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen wird.
HOCHTAUNUSKREIS. Das Insekt ist kaum länger als einen Millimeter und deshalb für das Auge allenfalls als kleines schwarzes Pünktchen wahrnehmbar. Ein harmloses klitzekleines Krabbeltierchen ist es aber deshalb nicht, weil es in so riesengroßer Anzahl auftritt. Milliarden dieser Fransenflügler sind zur Zeit unterwegs, und ihr massenhaftes Vorkommen vermag vor allem die Hausfrauen zu erregen.
Da wird an einem heißen Nachmittag nur für wenige Minuten ein Fenster geöffnet, und schon sind die Tapeten mit den Tierchen übersäht. Oft hilft nur der Griff zum Staubsauger oder zur Scheuerbürste, um die Insekten aus der Tapetenstruktur hervorzuholen. Haben sie sich erst einmal "verkrabbelt" und sind sie nach drei, vier Tagen erschöpft von einem Marathonflug und mangels Nahrung gestorben, dann sind sie kaum noch zu beseitigen.
Als Ärgernis für die Menschen hat die Natur die Thripse freilich nicht geschaffen. Für einen Wissenschaftler wie Richard zur Strassen von der Senckenbergischen Forschenden Gesellschaft in Frankfurt sind sie nicht nur ein kleines Wunder der Natur, sondern auch Gegenstand ernsthafter Forschung.
Obwohl die Thripse so klitzeklein sind, sie sind doch voll ausgebildete Insekten, ausgerüstet mit Mundkegel, Legebohrer (bei den Weibchen), Augen, Fühlern und vier Flügeln und außerdem uralt. Schon vor 135 Millionen Jahren, lange bevor die ersten Menschen auf der Erde auftauchten, gab es diese Insekten schon.
Innerhalb der Familie der Insekten bilden sie sogar eine eigene Ordnung mit dem imposanten griechischen Namen Thysanoptera, zu deutsch: Fransenflügler. Das geläufige Wort "Thrips" hat gleichfalls griechischen Ursprung.
Das Tierchen, das bei uns jetzt auftritt, und zwar ausschließlich als weibliches Exemplar, wird wissenschaftlich Limothrips cerealium (Getreidefransenflügler) genannt. Diese Insekten können an Gräsern und damit auch bei Getreidepflanzen durch massenhaftes Vorkommen Schäden verursachen.
Zur Plage für die Haushalte werden sie zumeist im Juli, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen. Getreide und Gräser stehen vor der Reife. Das heißt, die äußere Zellage wird trocken. Die Thripse können nicht mehr saugen, weil die Gräseroberfläche hart wird, keinen Saft mehr hergibt, erläutert zur Strassen. Außerdem machen sich die inzwischen voll entwickelten und begatteten Thrips-Weibchen durch ihr milliardenfaches Auftreten gegenseitig Konkurrenz. Sie fliegen bei steigender Wärme und möglicherweise unter elektrischer Aufladung der Luft bei sich anbahnenden Gewittern auf und davon, um sich jetzt schon das Winterquartier zu suchen. In Moos, Laub oder Hohlstengeln lassen sie sich nieder, um zu überwintern und Eier zu legen. Weil sie in Zwischenräume krabbeln, gehen sie in den Häusern auch bevorzugt unter das Glas von Bildern oder eben auch in die kleinen Unebenheiten von Tapeten oder auch zwischen Buchdeckel.
Für den Wissenschaftler sind auch die Flügel der Thripse etwas Besonderes. Für regelrechte Flügel reicht auf dem Körper der kleinen Tierchen der Platz nicht aus. Deshalb haben sich an vier schmalen Stegen Fransen ausgebildet, die so dicht zusammenstehen, daß die Luft nicht ungehindert hindurchstreichen kann. Mit heftigem Schlagen der Stege kann sich das Tierchen in die Lüfte erheben und meilenweit fliegen.
Die Natur benötigt jetzt wohl noch einmal 135 Millionen Jahre, bis die Thripse "gelernt" haben, menschliche Behausungen zu meiden - aber wer weiß, ob sie bis dahin den Menschen nicht längst überlebt haben. hm
NEU-ANSPACH. Wer schon immer wissen wollte, welches der Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer in seinem Körper überwiegt und ob sie heilende Kräfte besitzen, kann dies in einem Seminar des Frauentreffs erfahren.
Der Kurs steht unter Leitung der Fachfrauen Gundi Butz (Tel. 06 083 / 24 85) und Susanne Lisson (Tel. 0 60 81 / 4 20 13); er wird am 15. August von 10 bis 18 Uhr, 16. August von 10 bis 13 Uhr, 12. September von 10 bis 18 Uhr und 13. September von 10 bis 13 Uhr durchgeführt.
Anmeldungen bei den Kursleiterinnen oder im Frauentreff (Tel. 0 60 81 / 4 37 22).
MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Insekt ist kaum länger als einen Millimeter und deshalb für das Auge allenfalls als kleines schwarzes Pünktchen wahrnehmbar. Ein harmloses klitzekleines Krabbeltierchen ist es aber deshalb nicht, weil es in riesengroßer Anzahl auftritt. Abermilliarden dieser Fransenflügler sind zur Zeit unterwegs, und ihr massenhaftes Vorkommen vermag vor allem die Hausfrauen zu erregen.
Wird an einem heißen Nachmittag nur für wenige Minuten ein Fenster geöffnet, sind schon die Tapeten mit den Tierchen übersät. Simona Gordale aus Eschborn, als Putzhilfe in Büros und Haushalten tätig, sieht sich immer wieder mit ihnen konfrontiert. Und sie weiß: "Da helfen nur Staubsauger oder Scheuerbürste, um sie aus der Tapetenstruktur hervorzuholen."
Ein Ärgernis für den Menschen sind sie also, diese Thripse. Als solche hat sie der liebe Gott natürlich nicht geschaffen. Für einen Wissenschaftler wie Dr. Richard zur Strassen von der Senckenbergischen Forschungsgesellschaft in Frankfurt sind diese Tierchen folglich nicht nur ein kleines Wunder der Natur, sondern auch Gegenstand ernsthafter wissenschaftlicher Neugier.
Obwohl die Thripse so klitzeklein sind, sie sind doch voll ausgebildete Insekten, ausgerüstet mit Mundkegel, Legebohrer (bei den Weibchen), Augen, Fühlern und vier Flügeln - und außerdem uralt. Der Wissenschaftler erklärte: "Schon vor 135 Millionen Jahren, lange bevor die ersten Menschen auf der Erde auftauchten, gab es diese Winzlinge schon."
Das Tierchen, das bei uns jetzt (übrigens ausschließlich als weibliches Exemplar) scharenweise auftritt, wird wissenschaftlich Limothrips cerealium (= Getreidefransenflügler) genannt. Es kann an Gräsern und Getreidepflanzen durch massenhaftes Vorkommen Schäden verursachen.
Zur Plage für die Haushalte werden die Thripse zumeist im Juli. Bei steigender Wärme, möglicherweise auch unter elektrischer Aufladung der Luft bei sich anbahnenden Gewittern fliegen sie auf und davon, um sich jetzt schon das Winterquartier zu suchen. In Moos, Laub oder Hohlstengeln lassen sie sich nieder, um zu überwintern und Eier zu legen. Weil sie gerne in Zwischenräume krabbeln, nisten sie sich, wenn sie in Häuser verweht wurden, bevorzugt unter dem Glas von Bildern, zwischen Buchdeckeln oder eben auch in die kleinen Unebenheiten von Tapeten ein.
Für den Wissenschaftler sind auch "Flugwerkzeuge" der Thripse etwas Besonderes. Für regelrechte Flügel reicht auf dem Körper der kleinen Tierchen nämlich der Platz nicht aus. Deshalb haben sich an vier schmalen Stegen Fransen ausgebildet, die so dicht zusammenstehen, daß die Luft nicht ungehindert hindurchstreichen kann. Mit heftigem Schlagen der Stege kann sich das Tierchen in die Lüfte erheben und meilenweit fliegen.
Die Natur benötigt jetzt wohl noch einmal 135 Millionen Jahre, bis die Thripse "gelernt" haben, menschliche Behausungen zu meiden - aber wer weiß, ob sie bis dahin den Menschen nicht längst überlebt haben. hm
cri FRANKFURT A. M. Im Streit über den Inhalt der geplanten Altpapierverordnung sind sich das Bundesumweltministerium und die Verlegerverbände nähergekommen. Das Haus Töpfer hält die Gespräche vorerst für "beendet", Bedenken der Organisationen, die Verordnung verstoße gegen die im Grundgesetz verankerte Pressefreiheit hätten zerstreut werden können. Die Verleger konnten sich insoweit durchsetzen, daß Minister Klaus Töpfer künftig auf die Empfehlung einer festen Einsatzquote von Altpapier verzichten wird.
Allerdings wird die Verordnung einen festen Wiederverwertungsanteil enthalten. Ein Punkt, der dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) "nicht behagt", mit dem man sich aber wohl wird abfinden müssen, wie es heißt. Bonn strebt von 1. Juli 1993 an 52 Prozent an (ohne Altpapierimporte). Bis 1997 sollen 60 Prozent erreicht werden. Eine Pflicht zur Rücknahme werde nur bestehen, wenn kein privates Entsorgungssystem etabliert werde. Die Verleger wollen sich auf keinen Fall dem Dualen System (Grüner Punkt) anschließen, sondern einen eigenen Verbund aufbauen. Laut VDZ gibt es noch keine konkreten Beschlüsse, etwa dazu, wer der Träger sein soll. Klar ist indes, daß die Entsorgung nicht gratis sein wird. Beim VDZ kann man sich eine Art Öko-Abgabe auf Papier vorstellen, die sich letztlich für den Verbraucher in einem höheren Zeitungs- und Zeitschriftenpreis niederschlagen wird.
. . . fragte die Frau mit vorwurfsvoller Stimme: "War das Ihne Ihrn Hund, der wo mide uffem Trottwa sei Notdurft verricht hat?" - "Im Läwe net! Unserer is zeit zwaa Dääch verstobbt!"
. . . war der Gast im Biergarten sehr ungeduldig. Er rief immer wieder: "Frollein, wo bleibt dann mein Haspel mit Kraut? - Frollein, wo bleibt dann mein Haspel mit Kraut?" Schließlich eilte die Kellnerin zu dem Gast und sagte: "Lieber Herr! Als junges Mädsche bin ich hunnert Meter in dreizehn Sekunde gelaafe!" Awwer jetzt bin ich zwaaundsechzich!"
. . . sagte der Mann auf der Straße: "Hier riecht's nach Bratworscht, Ella!", und die Frau sagte: "Denk an dei Linje, Kall, un an des, was de Dokter gesacht hat!", und der Mann sagte: "Schon ghud, Ella! Awwer aa Nas voll nemm ich noch!"
Die Luftfahrtgesellschaften müssen laut einem Urteil des Frankfurter Verwaltungsgerichts für die Sicherheits- Checks bei Fluggästen auf dem Frankfurter Flughafen eine Gebühr von sechs Mark pro Person an das Land Hessen zahlen. Das Verwaltungsgericht hatte die Klage der Fluggesellschaft Condor gegen den Gebührenbescheid des Landes Hessen stellvertretend für die Klagen von insgesamt 70 Gesellschaften als Musterverfahren verhandelt. Insgesamt geht es dabei um Sicherheitsgebühren von rund 90 Millionen Mark.
Der Bundesminister für Verkehr hatte seinerzeit entsprechend dem Luftverkehrsgesetz die Länder angewiesen, auf ihren Flughäfen für die körperlichen Checks der Passagiere den Fluggesellschaften pro Fluggast eine Sicherheitsgebühr aufzuerlegen, die bald "Fummelgebühr" genannt wurde. Ihre Höhe ist in den Ländern unterschiedlich und beläuft sich auf den manchen Flughäfen bis zu acht Mark pro Passagier. Im Preis inbegriffen ist eine Bearbeitungsgebühr.
Der Condor-Rechtsvertreter vertrat in seiner Klageschrift die Auffassung, der Bund habe keine Kompetenzen zu dieser Gebührenregelung. Es gehe um die allgemeine Sicherheit und Gefahrenabwehr, wofür die öffentliche Hand, sprich: Polizei, zuständig sei. Schließlich diene die Durchsuchung der Fluggäste dem Schutz der Allgemeinheit, die der Staat zu garantieren habe. Mache man die Gebühren zum Rechtsstaatsprinzip, so der Anwalt weiter, habe das Folgewirkungen: Beispielsweise könne man künftig Sicherheitsgebühren auch von Bahnreisenden und Fußballfans erheben.
Das Verwaltungsgericht unter Vorsitz von Richter Neumayer wies die Klage mit der Begründung ab, die Kompetenz des Bundes bestehe im Rahmen des Luftverkehrsgesetzes, weil der Bund für den Luftverkehr zuständig und demzufolge berechtigt sei, solche Gebühren zu erheben. Es gehe bei den Durchsuchungen nicht um den Schutz der Allgemeinheit, sondern sie dienten dem Schutz eines abgegrenzten Kreises: dem von Fluggästen und der Fluggesellschaft. Und schließlich handele es sich im Gegensatz zu den vom Anwalt genannten Beispielen um den besonders gefährdeten Flugverkehr.
Bereits im letzten Jahr war eine gleiche Klage der Lufthansa vom Münchner Verwaltungsgericht zurückgewiesen worden. (Aktenzeichen: III / 1E 2516 / 90) amm
Gelegentlich lobt man einen aufrechten, erfahrenen Politiker als "alten Fuhrmann". Ein "echter" Fuhrmann, der zwar demnächst 60 wird, sich aber noch keineswegs alt fühlt, ist Willi Henrich, Chef über den Sechserzug und seiner acht Pferde der Binding-Brauerei. Bald feiert er im "Sonnenhof" bei Stierstadt im Taunus - dort stehen die modernen Stallungen - Jubiläum: 40 Jahre im Dienst.
Der Geruch verbrannten Horns lockt dorthin, wo der Willi soeben eines der massigen Tiere - belgische Kaltblüter - mit neuen Hufeisen beschlägt. Eine schweißtreibende Arbeit. Die abgezogenen Hornspäne liegen herum. Das glühende Eisen wird mehrere Male angepaßt und sitzt dann zischend auf.
Henrich, eigentlich gelernter Polsterer und Tapezierer, hat sich, neben der Tätigkeit als Kutscher und Stallmeister, auch diesen Beruf des Hufschmieds so nebenbei angeeignet. Er spricht nur von "seinen Lieblingen". Und von der "E-Linie": Die ersten Pferde, die er 1968 in Holland eingekauft hat, hießen Emmi, Ella, Ernst, Eitel, Emir und Ewald.
Zum Fototermin im Hof "sattelt" er sogar nochmal "sein bestes Pferd im Stall", das ihm in 20 Lebensjahren "ans Herz gewachsen ist": Carolus, der jetzt seinen Gnadenhafer bekommt.
"Dabei hat er mich schon dreimal k.o. gemacht", sagt Henrich. Einmal hat er ihm aus versehen auf den Fuß getreten, da war der Knochen gebrochen. Einmal erlaubte sich der pralle Vierbeiner sowas wie Arbeitsverweigerung: "Er wollte nicht ins Geschirr, ist hochgestiegen, wobei ich mit dem Huf getroffen wurde und ein Loch im Kopp hatte." Und einmal sind ihm gar die Gäule durchgegangen, weil ein flüchtendes Reh ihren Weg passierte. "Ich sprang ab und kam mit einem Brustbeinbruch davon".
Ins Fuhrgeschäft geriet er zwangsläufig durchs Elternhaus, der Willi Henrich. In Griesheim aufgewachsen, hatte er schon im Fuhrbetreib des Vaters Umgang mit Pferden. Als der Vater dann zu Binding ging, brachte er ihm das Essen im Henkelmann. Seitdem hält ihn der Stallgeruch gefangen.
Nach dem Krieg bekam Henrich die "Tour 9" nach Bockenheim, wo er die vollen Fässer selbst stemmte: "Wir hatten keinen Kran." 1958 erließ die Stadt ein totales Pferdeverbot; es blieb bei den Werbefahrten mit dem Sechsergespann, auch im Fastnachtsumzug. Die neuen Paulskirchenglocken wurden ebenfalls traditionsgemäß mit diesem Pferdezug angefahren. In München beim Oktoberfest wurde er Sieger bei der Zug-Leistungsprüfung.
Seine Arbeitstage begannen früher um sechs Uhr, endeten oft erst um 21 Uhr. Auch heute ist er im Sommer fast jedes Wochenende "im Geschirr". Er steuert dann sogar den Tieflader mit den sechs Boxen selbst, in denen die falschen Pferdestärken die echten "vor Ort" auf den Sachsenhäuser Berg bringen. Aufhören will er noch lange nicht. Er würde diesen abwechslungsreichen Beruf noch einmal ergreifen. Da spitzt sogar der olle Carolus freudig die Ohren. Was aussieht wie Pferde-Beifall. - vau
FRANKFURT A. M., 9. Juli. Die Bundesregierung muß in diesem Jahr voraussichtlich 3,7 Milliarden Mark zusätzlich an die Bundesanstalt für Arbeit (BA) überweisen. So hoch dürfte ihr Defizit 1992 ausfallen, stellte der Verwaltungsrat der Nürnberger Behörde anhand der jetzt vorliegenden Halbjahres-Bilanz am Donnerstag fest.
Gleichzeitig verurteilte der BA-Verwaltungsrat die jüngsten Sparbeschlüsse der Bundesregierung, durch die von 1993 an jährlich sechs Milliarden Mark bei Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik gestrichen werden sollen, sowie die geplante Einschränkung der Selbstverwaltungsrechte der Anstalt. Diese Erklärung wurde mit 41 gegen 10 Stimmen von Vertretern der Gewerkschaften, Arbeitgeber und Länder gegen die der Bundesregierung beschlossen.
Der erwartete Fehlbetrag für 1992 resultiert überwiegend aus Mehrausgaben beim Altersübergangsgeld in Höhe von 5,1 Milliarden Mark. Grund ist die Verlängerung der Sonderregelung für Ostdeutschland, die außerdem stärker als erwartet in Anspruch genommen wurde. In der Ex-DDR bezogen im Juni 511 000 Menschen Altersübergangsgeld und 294 000 Vorruhestandsgeld. Hinzu kommen andere Mehrausgaben von 600 Millionen Mark. Dem stehen Minderausgaben insbesondere beim Kurzarbeitergeld von knapp zwei Milliarden Mark gegenüber.
Der BA-Verwaltungsrat stellte fest, daß die Bonner Weigerung, weitere Zuschüsse zur Verfügung zu stellen, "angesichts der anhaltenden Probleme im Osten und zunehmender Schwierigkeiten im Westen nicht ohne tiefe und letztlich kontraproduktive Einschnitte in die Leistungen der Arbeitsmarktpolitik zu realisieren" sei. Statt dessen sollten "für eine gerechte Lastenverteilung" auch "andere Finanzierungsfragen in Betracht kommen". Dazu zählt die von den Gewerkschaften geforderte Arbeitsmarktabgabe von Selbständigen und Beamten.
Vorstand und Verwaltungsrat der Nürnberger Anstalt nahmen zudem "mit großem Befremden" zur Kenntnis, daß mit der geplanten Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes (Afg) "die Autonomie der Selbstverwaltung im Haushaltsrecht entscheidend eingeschränkt und geschwächt werden soll". Gerade in der "gegenwärtigen schwierigen Umstellungsphase der neuen Länder auf die Marktwirtschaft" sei eine solche "Entmachtung" der Selbstverwaltung und ihrer Erfahrungen besonders negativ.
Unter den verschiedenen in der Afg-Novelle vorgesehenen Kürzungen kritisieren die Gewerkschaften besonders die Abschaffung der überbetrieblichen Ausbildung für benachteiligte Jugendliche. Dies sagte die stellvertretende DGB- Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer der Frankfurter Rundschau. In diesem Punkt sei sie sich mit den Arbeitgebern völlig einig. Ebenfalls von beiden Tarifparteien negativ bewertet werde die vorgesehene Kürzung von 1,5 Milliarden Mark bei der Qualifizierung von Arbeitslosen. Weniger Teilnehmer bei Fortbildung und Umschulung seien in der gegenwärtigen Situation "arbeitsmarktpolitisch unverträglich".TaekwondoSonny Seidel endgültig für Olympia nominiert
Sonny Seidel hat's geschafft. Die Taekwondo-Kämpferin aus Hammersbach wird bei den Olympischen Spielen in Barcelona ihren Dobok (Anzug) überstreifen. Vier Kilo galt es für die 24jährige in fünf Wochen noch herunterzuhungern, da ihre eigentliche Gewichtsklasse (bis 65 Kilo) bei den Demonstrationswettbewerben der korenischen Zweikampfsportart in der katalanischen Metropole nicht zum Programm zählt.
Jetzt gehört sie zu den Leichtgewichtigen (bis 60 Kilo) und nahm auch die letzte Hürde, die deutsche Meisterin dieser Gewichtsklasse, Sonja Schied aus München, zu besiegen. Zwei von drei Kämpfen galt es in dieser Relegation für das Olympia-Ticket zu gewinnen. Mit Überlegenheitsentscheidung des Kampfleiter (6:6 Punkten) im ersten und einem klaren Sieg im zweiten Kampf machte Sonny Seidel die Sache perfekt. Außer der Sportlerin von Chung-Gun Hammersbach verteten noch Anke Girg vom 1. Gelnhäuser Taekwondo-Club (bis 70 Kilo) und Bettina Hipf aus Bayern (über 70 Kilo) die Deutsche Taekwondo-Union in Spanien. ih
NEU-ISENBURG. "Das von uns gelieferte Trinkwasser ist das reinste Lebensmittel, das sie kriegen können", versichert Norbert Ludwig, Betriebsleiter im Wasserwerk Neu-Isenburg. Sind die Haushalts-Wasserfilter, die zur Zeit angeboten werden, also unnütz? "Das kommt drauf an", wägt die Umweltberaterin des Kreises Offenbach, Ulrike Kohnert, ab. Eine aktuelle Bewertung im Ökotest-Heft (2/92) gibt Auskunft darüber, daß keiner der Filter ohne Nachteile ist. Am häufigsten bemängelt wird die ungesunde Silberabgabe vieler Filter. Kohnert empfiehlt, sich in jedem Fall erst einmal nach der Wasserqualität in der eigenen Gemeinde zu erkundigen: "Es könnte sich erweisen, daß Sie gar keinen Filter brauchen." In Isenburg soll es gar Teetrinker geben, die sich nach England gefüllte Wasserkanister mitnehmen, erzählt Norbert Ludwig. fra
NEU-ISENBURG. Zwölf Tonnen Chlorkohlenwasserstoffe (CKW) haben die Neu-Isenburger Wasserwerker in den Jahren seit 1983/84, als die Kontamination des Bodens und Grundwassers mit CKW festgestellt wurde, aus dem Wasser geholt. Acht Millionen Mark hat die Wasseraufbereitung bis jetzt gekostet, sagt Wolfgang Schulte-Sasse von der technischen Direktion. Ein Ende ist nicht abzusehen: "Das kann Jahrzehnte dauern."
Das Land Hessen beteiligte sich nur mit "so etwa 40 000 Mark", an den Kosten, sagt Schulte-Sasse. Auch Dr. Rüdiger Schlager, Pressesprecher des Kreises Offenbach, rechnet damit, daß sich die Reinigung von Wasser und Boden noch eine Weile hinziehen wird: "Da die Verschmutzung mit CKW wohl Mitte bis Ende der 70er erfolgt ist, wird der Boden nicht vor Ende der 90er wieder sauber sein.
Chlorkohlenwasserstoffe kommen vor allem in chemischen Reinigungsmitteln vor, die zur Textil- und Maschinenreinigung verwendet werden. Da sie schwerer sind als Wasser, sind meist nicht nur Boden und Wasser verschmutzt, sondern ist auch unter den Grundwasserströmen CKW zu finden.
Daß das Grundwasser in Neu-Isenburg von Osten nach Westen fließt, ist Fluch und Segen für die Wasserwerker zugleich. Einerseits fließt so das CKW-verseuchte Grundwasser direkt auf die Trinkwasserbrunnen im Wald südwestlich von Neu-Isenburg, andererseits nutzen die pfiffigen Wasserwerker vier ausgediente Notbrunnen als Sperre, die jetzt garantiert, daß CKW-Wasser die Trinkwasserbrunnen nicht verschmutzt.
Zwar sind seit 1983/84 keine neuen Kontaminationen mit CKW mehr aufgetreten - wie Dr. Schlager mitteilt, wurde der Verursacherfirma damals die Auflage erteilt, schleunigst etwas gegen die Verschmutzung zu tun - aber die Altlasten wiegen schwer genug. In den vier ausgedienten Brunnen messen die Wasserwerker zur Zeit 10 Milligramm CKW pro Liter, Anfang der 80er Jahre waren es laut Schlager noch 30 Milligramm pro Liter. Als trinkwassertauglich gilt der Grenzwert 0,025 Milligramm pro Liter.
Das in den Brunnen gesammelte Wasser wird in drei Durchgängen über eine Verrieselungsanlage geleitet: Es wird in möglichst feine Tröpfchen getrennt. Dann wird von unten Luft dagegen gedrückt. Dadurch verwandelt sich das CKW im Wasser zu Gas und wird zusammen mit der Luft über einen reinigenden Aktivkohlefilter geleitet. Die Kohlefilter kosten laut Wassermeister Norbert Ludwig 20 000 Mark und müssen alle sieben bis neun Monate ausgetauscht werden. Der verschmutzte Filter wird als Sondermüll entsorgt. "Nicht ganz billig", sagt Schulte-Sasse, "aber danach ist die Luft sauber." Der Vorgang wird zweimal wiederholt, dann ist die Luft so unbedenklich, daß sie ungefiltert abgelassen wird.
Dem Wasser entziehen die Wasserwerker nur noch das Eisen, dann fließt es in Trinkwasserqualität in die alten Sickerbecken im Heegwald. "So haben wir einen doppelten Schutz für unsere Trinkwasserbrunnen", meint Schulte-Sasse, denn das versickerte Wasser "treibt einen Keil zwischen die CKW-Brunnen und das Trinkwasser." fra (Mehr über das Thema Wasser in Stadt und Kreis lesen Sie auf Seite V)
BAD ORB. Die Kurstadt nimmt am heutigen Freitag Abschied von ihrem Ehrenbürger Josef Engel, der am Montag im Alter von 83 Jahren gestorben war. Engel ist den meisten Orbern vor allem durch sein großes Engagement in der Aufarbeitung der Heimatgeschichte bekannt.
Als Ausdruck seiner Verdienste waren ihm im Februar 1989 die Ehrenbürgerrechte der Stadt verliehen worden. Josef Engel war darüberhinaus auch Träger des Bundesverdienstkreuzes. jan
LANGENSELBOLD. Styropor darf am städtischen Bauhof in Langenselbold nur freitags zwischen 14.30 und 17 Uhr und samstag von 9 bis 12 Uhr abgegeben werden. Vor der Annahme muß das Styropor kontrolliert werden von den Mitarbeitern der Stadt, da sich nicht jedes Material zum Recycling eignet und zum Teil verschmutzt, beklebt oder beschichtet ist. In der Vergangenheit konnte daher nicht alle Anlieferungen angenommen werden.
Die Stadt bittet ihre Bürger, künftig die Annahmebedingungen genau zu studieren, da ansonsten die Sammelaktion gefährdet ist. alu
BAD HOMBURG. Ein Sommerfest für einen guten Zweck veranstalten die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenwohnanlage in der Gartenfeldsiedlung. Für Samstag, 25. Juli, 13 bis 18 Uhr, laden sie nicht nur sich selbst, sondern alle Bad Homburger zum Mitfeiern ein.
Es gibt Kaffee und Kuchen, Gegrilltes und Gekühltes und dazu Musik von Orgel-Maxl. Die Seidenmalgruppe der Altentagesstätte stellt einige ihrer Arbeiten aus.
Der Erlös der Veranstaltung ist für den Bad Homburger Fonds "Schnelle Hilfe in Not" bestimmt. che
KARLSRUHE, 9. Juli. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe hat das Recht von Arbeitnehmern auf freie Meinungsäußerung gestärkt und betont, daß diesem Grundrecht bei arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen Rechnung getragen werden muß. Mit dem am Donnerstag veröffentlichten Beschluß wurde einem Maschinenschlosser von Daimler- Benz Recht gegeben, der wegen eines Schülerzeitungs-Artikels nach Abschluß seiner Lehre nicht eingestellt worden war. Der Fall liegt elf Jahre zurück. (AZ: 1 BvR 126/85.)
Der Auszubildende hatte 1981 in der Schülerzeitung seiner Berufsschule über eine Anti-Atomkraft-Demonstration in Brokdorf berichtet. Er lehnte es darin ab, sich von gewalttätigen Demonstranten zu distanzieren, da sich die Atomkraftgegner nicht spalten lassen sollten. Er schrieb ausdrücklich, daß damit kein Aufruf zur Gewalt gemeint sei. Daimler-Benz sah in dieser Passage dennoch ein Bekenntnis zu Gewalt und weigerte sich, den Mann nach Abschluß der Lehre einzustellen. Die Firma begründete dies mit der Befürchtung, der Maschinenschlosser werde in bestimmten Situationen auch im Betrieb Gewalt befürworten.
Die hiergegen gerichtete Klage des Arbeitnehmers blieb vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel erfolglos. Die Kasseler Arbeitsrichter urteilten 1984, daß die Weiterbeschäftigung aus sachlichen und willkürfreien Erwägungen abgelehnt wurde. Dieses Urteil hob der Erste BVG- Senat auf die Verfassungsbeschwerde des Arbeitnehmers hin auf.
Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung sei nicht erst dann berührt, wenn die Meinungsäußerung selbst eingeschränkt oder untersagt werde, urteilte das BVG. Vielmehr genüge es, daß "nachteilige Rechtsfolgen" damit verbunden seien. Andererseits sei die Meinungsfreiheit nicht unbeschränkt, sondern nur im Rahmen der allgemeinen Gesetze gewährleistet. Im Konfliktfall - wie im vorliegenden zwischen der Meinungsfreiheit des Arbeitnehmers und der Vertragsfreiheit des Arbeitgebers - müsse eine Abwägung vorgenommen werden.
Die Abwägung läßt die Verfassungsrichter zu dem Ergebnis gelangen, daß es im Betrieb gerechtfertigt ist, ein Arbeitsverhältnis aufzulösen, wenn Gewalt befürwortet wird. Die Vertragsfreiheit des Arbeitgebers habe dann Vorrang gegenüber der Meinungsfreiheit des Arbeitnehmers. Im konkreten Fall habe der Artikel aber keineswegs eindeutig ein Bekenntnis zu Gewalt enthalten. Selbst wenn man das unterstelle, stehe nicht fest, daß der Auszubildende auch die gewaltsame Lösung betrieblicher Konflikte befürworten würde.
Außerdem - das Gericht weiter - habe beim Rückschluß auf die Persönlichkeit des Arbeitnehmers bedacht werden müssen, daß er damals ein Lernender war. "Engagierte, überzeichnete oder inhaltlich angreifbare Meinungsäußerungen dürften bei Jugendlichen nicht in gleicher Weise auf die Goldwaage gelegt werden wie bei Menschen mit Lebenserfahrung", so der Beschluß. Zudem seien Schülerzeitungen ein wichtiges Übungsfeld für die Teilnahme an öffentlicher Meinungsbildung. Diese Aufgabe könnten sie nicht erfüllen, wenn Schüler befürchten müßten, durch ihre Mitarbeit ihren späteren Berufsweg zu gefährden.
Der Fall wurde ans Bundesarbeitsgericht in Kassel zurückverwiesen. Nach der Karlsruher Entscheidung ist höchstwahrscheinlich, daß dem Maschinenschlosser ein Anspruch auf Weiterbeschäftigung bestätigt wird. Ob elf Jahre später noch Interesse daran besteht, ist fraglich. Die Entscheidung ist für aktuelle Fälle von Bedeutung. (Siehe Seite 3)
RÜSSELSHEIM. Für Pferdefreunde und solche, die es werden wollen, wird im August ein einmaliges Spektakel geboten: Die III. Bundesschau der Dülmener Wildpferde - eine besondere Pferderasse aus dem Westfälischen - findet am Sonntag, 16. August, in Rüsselsheim statt und zwar auf der Reitanlage Raab am alten Raunheimer Weg unweit der Bundestraße 486 nach Mörfelden. Hierzu lädt der Verein "Interessengemeinschaft des Dülmener Wildpferdes" ein, der sich seit 1988 die Züchtung und Förderung der ungewöhnlichen Pferderasse zur Aufgabe auserkoren hat.
Nach dem fachkundigen Richten der edlen Pferde wird ein großes Schauprogramm für jeden geboten. Außerdem findet eine Tombola statt, bei der als Hauptpreis ein original Dülmener Jährlingshengst winkt.
Die Dülmener gelten als älteste Pferderasse Deutschlands und erhielten durch die Herzöge von Croy beim westfälischen Dülmen im Merfelder Bruch eine Zufluchtsstätte. Diese bewahrte die 125 bis 135 Zentimeter großen Wildpferde vermutlich vor der Ausrottung.
Heute werden die Dülmener als Reitpferde für Kinder und Erwachsene geschätzt. Außerdem gelten die Tiere gleichermaßen geeignet als Kutsch- und Distanzpferd.
Ihr besonderes Merkmal ist das ausgegliche Wesen. Sie gelten als ausgesprochen gutartig, intelligent und lernfreudig, aber auch robust und ausdauernd. Über all dies können sich große und kleine Besucher bei dem Ereignis am 16. August in Rüsselsheim informieren. cas
"Schorsch, hoste achun gehiert, dej wolle die Kombost-Tonne enfiern. Ja Greetsche, des werd schee schtinke.
Ach wuher, de derfst se nur net en die Sonn stelle on mußt de Deggel zou losse". "Selwolder Babbeleien" aus dem Rathaus. Damit sollen laut Ankündigung der Stadt Langenselbold künftig in regelmäßiger Folge die Bürger über die Bio-Mülltonne, die am 1. Juli nächsten Jahres eingeführt wird, informiert werden.
ROSBACH. Die Oberpostdirektion Frankfurt hat am Donnerstag mittag mit Strahlungsmessungen im Bereich der Sendeanlage an der Einfahrt zum Rodheimer Baugebiet "Hub" begonnen. Ein Spezialist der Telekom für Mobilfunk hat im Verlauf des Nachmittags an zehn von den Anliegern vorgegebenen Meßpunkten mit einer dreieckigen Richtantenne und dem mobilen "Meßempfänger ESV" Daten aufgenommen. Im Dachgeschoß des Hauses Marienbader Straße 8 a begleitete Hans-Peter Haslauer, einer der Wortführer der gegen den neuen Sendemast der Post gegründeten Bürgerinitiative, aufmerksam die Arbeit des messenden Diplomingenieurs.
Haslauer, selbst Nachrichtentechniker von Beruf, hatte am Donnerstag keinen Zweifel, daß die Telekom "richtig" mißt, daß zumindest die Funkwellen im C-Netz nicht mit verminderter Strärke, sondern mit der maximalen Leistung ausgestrahlt wurden. Die in seiner Dachwohnung gemessenen Werte konnte Haslauer an Ort und Stelle nicht beurteilen. Sie müssen erst noch auf Watt-Stärken umgerechnet werden. Ein Protokoll von allen zehn Rodheimer Meßpunkten wird Mitte nächster Woche erwartet.
Haslauer wiederholte im Gespräch mit der FR seine Kritik, daß die VDE-Norm 0848, Teil 2, auf die sich die Post beruft, die Grenzwerte für eine Strahlenbelastung lebender Substanz zu allgemein gefaßt habe. Solange überhaupt noch keine genauen Erkenntnisse vorlägen über die Schädlichkeit elektromagnetischer Wellen, solle die Post den Sendemast nicht in dem Wohngebiet betreiben. Haslauer: "Der Sendemast sollte besser im freien Feld und nicht wenige Meter von unseren Wohnzimmern entfernt strahlen." hm
BONN, 9. Juli (epd). Mit Geld allein sei ein wirksamer Schutz der Umwelt in den Entwicklungsländern nicht möglich. Darauf hat der Verwaltungsratsvorsitzende des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED), Johannes Niemeyer, bei der Vorstellung des DED-Jahresberichtes 1991 am Donnerstag in Bonn hingewiesen. Im Mittelpunkt des Ressourcenschutzes müsse der Mensch stehen. Nur gemeinsam mit den von der Umweltzerstörung betroffenen Bevölkerungsschichten könne ein tragfähiges Konzept entwickelt werden, um Boden, Wasser, Pflanzen- und Tierwelt zu bewahren und nachhaltig zu nutzen.
Programme zum Schutz der Ressourcen (natürlichen Rohstoffe) im Bereich der personellen Entwicklungshilfe seien wesentlich teurer als andere Arbeitsbereiche, sagte Niemeyer. Es seien spezielle Fortbildungskurse und Trägerstrukturen notwendig. Er appellierte an die Bundesregierung, das "wirksame und behutsame Engagement des DED im Ressourcenschutz" stärker finanziell zu fördern. Angesichts der dramatischen Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts in vielen Ländern des Südens würden Umweltschutzprogramme immer wichtiger. Den Schwerpunkt der DED-Arbeit bilden derzeit technisch-handwerkliche Programme, in denen ein Drittel der Entwicklungshelfer tätig sind. Insgesamt stehen dem DED, der mehr als 1000 Entwicklungshelfer in 39 Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas entsandt hat, in diesem Jahr 116 Millionen Mark aus dem Bundeshaushalt zu Verfügung, knapp drei Millionen mehr als 1991.
Die Rolle des Entwicklungshelfers habe sich in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend gewandelt, sagte DED- Hauptgeschäftsführer Hans-Dietrich Pallmann. "Er muß fachlich qualifizierter sein, er ist durchschnittlich älter und erfahrener und bringt zunehmend auch Management-Kenntnisse mit." Pallmann trat der Ansicht entgegen, Entwicklungshelfer aus Europa verdrängten gut ausgebildete Fachkräfte in den Ländern des Südens. Der DED prüfe in jedem Einzelfall, ob nicht eine einheimische Fachkraft die Aufgaben besser erfüllen könne.
Vom DED besonders gesuchte Berufsgruppen sind Ärzte, Förster, Agraringenieure, Handwerksmeister, Gewerbelehrer und Betriebswirte.
GIESSEN. Der Aufschrei des "Verbandes italienischer Speiseeishersteller in Deutschland" (Uniteis) ließ nicht lange auf sich warten. "Bestürzt" seien sie über den "Vorfall", verkündet Idolino Bertacco, der Geschäftsführer der in Frankfurt ansässigen Organisation, Ende Juni in einer Stellung- nahme. Und "schämen" würden sie sich, weil es sich ausgerechnet um eine italienische Eisdiele handle.
Doch da der Besitzer weder Mitglied des Verbandes sei noch an den Fortbildungskursen teilgenommen habe, endet das Schreiben "im Namen unserer Mitglieder" mit einem eindringlichen Appell an die Verbraucher: Das "handwerklich hergestellte Eis" sei eines der "noch rein natürlichen Erzeugnisse in der Nahrungskette", und aus Angst vor Verunreinigungen müsse man auch in Zukunft nicht darauf verzichten. "Einen solchen Fall" nämlich habe es bislang in keinem ihrer Betriebe gegeben. Bei so viel Rechtfertigungsdruck drängt sich die Frage förmlich auf: Was war passiert?
In Erzhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) waren im Juni mehr als hundert Kinder und Erwachsene nach dem Verzehr von Schokoladen- und Nußeis aus einem Eiscafé an einer Salmonelleninfektion erkrankt. Mit kolikartigen Magenbeschwerden und Durchfällen hatten die Betroffenen einen ortansässigen Arzt konsultiert. Der informierte das Gesundheitsamt.
Lebensmittelkontrolleure zogen Proben und wurden fündig: in den beiden Eissorten tummelten sich die vermuteten Krankheitserreger. Als Konsequenz wurde der Laden mit den Leckereien vom Ordnungsamt in Erzhausen kurzerhand dichtgemacht.
Ein ähnliches Schicksal ereilte vor wenigen Wochen eine Eisdiele in Wiesbaden. Gleich nach Bekanntwerden des Salmonellen-Fundes beschlagnahmten Kontrolleure mehrere Tonnen des begehrten Produkts. Bei solchen "Schreckensmeldungen" bleibt es natürlich nicht aus, daß Speiseeishersteller um ihren Ruf fürchten. Dabei gibt es Lebensmittel, die weitaus häufiger von den winzigen Mikroben befallen sind. In ihrer 15jährigen Arbeit, erzählt die Lebensmittelchemikerin Alice Stelz vom Staatlichen Medizinal-, Lebensmittel- und Veterinaruntersuchungsamt in Gießen, sei nur ein einziger Fall von Salmonellose im Zusammenhang mit Speiseeis aufgetreten.
Die Expertin aus der Abteilung Pflanzliche Lebensmittel, die in den Sommermonaten im Labor in der Marburger Straße die gefrorenen Spezialitäten mikrobiologisch auf sogenannte Indikator-Bakterien wie Escherichia coli und coliforme Keime untersucht, stellt den rund 20 Eisdielen und Eisverkäufern in Gießen ein gutes Zeugnis aus. Die gewerblichen Betriebe seien durchweg in gutem technischen wie hygienischen Zustand, betont sie.
Überschreitungen der Grenzwerte für Bakterien und Coliforme werden dennoch in schöner Regelmäßigkeit entdeckt, sie liegen aber im landesweiten Durchschnitt: etwa 10 bis 20 Prozent der jährlich rund 500 analysierten Proben enthalten zu viele Bakterien und Keime. Den Ursachen der "Positiv-Proben" gehen dann die Außendienstmitarbeiter in den 26 hessischen Veterinärämtern auf den Grund.
Das empfindliche Milchspeiseeis in der Verbindung von Fetten, Eiweiß und Kohlehydraten bietet im Grunde einen geradezu idealen Nährboden für die etwa drei Tausendstel Millimeter großen Bakterien. Das wissen längst die Betreiber und Hersteller, die sich regelmäßigen Kontrollen unterziehen müssen. Gerade am Arbeitsplatz Eisdiele werde großen Wert auf "einwandfreie Hygiene" gelegt, sagt Alice Stelz. Als Verursacher von Salmonellen trete das Speiseeis deshalb relativ selten auf.
Die aggressiven Erreger sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Heute kennt man mehr als 2000 verschiedene Arten von Salmonellen, die sich im idealen Temperaturbereich zwischen 20 und 40 Grad trefflich vermehren können und sich in menschlichen und tierischen Fäkalien ebenso heimisch fühlen wie im Wasser, im Boden, auf Pflanzen und in Futtermitteln. Gerade im Privathaushalt hält Volker Stojanivic, in Gießen zuständig Impfung und Kontrolle für die Untersuchung von Lebensmitteln tierischer Herkunft, einen "hygienischeren Umgang" für dringend geboten. Pro Jahr analysiert er etwa 1600 Proben - von der Milch bis hin zu Fisch und Fleisch. Einen "signifikanten Anstieg" dieser Erreger, die sich besonders in Geflügel und in Eiern wohlfühlen, kann er für den mittelhessischen Raum allerdings nicht ausmachen. "Eine sterile Tierproduktion wird und kann es nicht geben", sagt Stefan Hönig, Referent für Lebensmittelüberwachung beim Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit. Das Ziel könne nur lauten: Reduzierung der Salmonellen-Zahl, zum Beispiel durch Impfung von Hühnerbeständen und peniblen Kontrollen der Futtermittel. Das scheint notwendig, denn die Kurve mit den meldepflichtigen Salmonellen-Erkrankungen zeigt in Hessen steil nach oben. Wurden 1986 dem Wiesbadener Ministerium 2586 Fälle angezeigt, so kletterte die Zahl drei Jahre später auf 4792. 1990 registrierten die Mediziner bereits 6779 Salmonellen-Fälle, im vergangenen Jahr 8344. Im ersten Halbjahr 1992 wurden 2751 Erkrankungen in die Landeshauptstadt gemeldet (1991 waren es im gleichen Zeitraum 2411).
Weil sich die Zahl der Darmerkrankungen gerade im wärmeren zweiten Halbjahr stets schlagartig erhöht, rechnet er auch für dieses Jahr wieder mit einer Zunahme. Die Dunkelziffer liegt nach seinen Worten "um ein Vielfaches höher".
Vermehrt aufgetretene salmonellenbedingte Lebensmittelvergiftungen haben jetzt das Gesundheitsministerium veranlaßt, erneut auf Vorsichtsmaßregeln hinzuweisen. Mit einer Art "Checkliste" ruft das Ministerium zu einem "sachgerechteren Umgang mit Lebensmitteln" auf. Dazu zählt in erster Linie die häufige und gründliche Reinigung der Hände und der Arbeitsgeräte. Bei leicht verderblichen Lebensmitteln soll die Kühlkette nicht unterbrochen werden. Kühl- und Gefriergeräte sollen saubergehalten, die Kühltemperatur regelmäßig geprüft, Eingefrorenes getrennt aufgetaut und verarbeitet werden. Geflügel, Fisch und, wenn möglich, auch Fleisch immer gut durcherhitzen, das Hackfleisch sofort verbrauchen. Beim Erhitzen muß eine Temperatur von 70 Grad in allen Teilen der Speisen erreicht werden. Vorsicht ist bei mäßigem Erhitzen und häufigem Aufwärmen insbesondere durch die Mikrowelle geboten. Am besten ganz verzichten soll man nach ministerieller Empfehlung in der warmen Jahreszeit auf rohes Hackfleisch, auf rohe frische Mettwurst, selbsthergestellte Mayonnaise, Dessertspeisen, Soßen mit frischen Eiern und auf nicht pasteurisierte Rohmilch.
VOLKER TRUNK
LANGENSELBOLD. Ab dem 1. Juli nächsten Jahres wird auch vor den Langenselbolder Haustüren eine weitere Mülltonne stehen: Die braune Bio-Tonne. Die Sammlung kompostierbaren Abfalls ist Bestandteil des Abfallwirtschaftskonzeptes des Main-Kinzig-Kreises.
Mit der Fertigstellung der Bio-Müll-Anlage im Langenselbolder Industriegebiet wird auch die Gründaustadt an dieses Abfuhrsystem angeschlossen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits seit Monaten in der Stadtverwaltung. Die rund 3000 Müllgefäße, die demnächst vor den Langenselbolder Haustüren stehen, wurden bereits bestellt.
Die Stadt hat sich bei der Bestellung für normale Mülltonnen in brauner Farbe entschieden, obwohl Gefäße ohne Belüftung Nachteile aufweisen. Die Verwaltung ist sich dieser Tatsache bewußt, weist jedoch darauf hin, daß die speziellen Komposttonnen nicht nur wesentlich teurer sind, sondern es kann beim Transport oder bei der Leerung der Tonnen zudem Sickerwasser austreten. Außerdem würden Fliegen stärker angezogen, als bei unbelüfteten Gefäßen. Nachteile der jetzt bestellten Bio-Tonnen sieht die Verwaltung in dem beginnenen Fäulnisprozeß. Außerdem verdunstet die Flüssigkeit nicht, demzufolge es auch keine Gebührenersparnis gibt.
Eine Anhebung der Müllgebühren plant die Stadt Langenselbold mit der Einführung der Bio-Tonne jedoch nicht, obwohl, so teilt die Verwaltung mit, höhere Kosten anfallen. Sie entstehen zum einen durch den Kauf der Tonne selbst, als auch durch einen häufigeren Leerungs-Rhythmus. Restmüll- und Bio-Tonne sollen künftig im zweiwöchigen Abstand abgefahren werden.
Die Anschaffung der braunen Tonne bedeutet laut Aussagen der Stadt jedoch nicht den Verzicht auf den Komposthaufen im eigenen Garten. Sie stellt vielmehr eine Ergänzung dar. Die Erfahrungen anderer Gemeinden zeige, daß die meisten Gartenbesitzer nur auf den Kompost geben, was auch gut verrottet und eine Bereicherung für den Gartenboden darstellt. Andere kompostierbarer Abfälle wie Knochenreste, Schalen oder Rasenschnitt und Unkräuter seien für die industrielle Kompostanlage besser geeignet, da hier höhere Temperaturen erzielt würden.
Die Bio-Tonne stelle also keine Konkurrenz dar. Eine Gebührenermäßigung, teilt die Stadtverwaltung jedoch gleichzeitig mit, ist für Eigenkompostierer nicht vorgesehen. alu
Die Schranke blieb unten: An seinen letzten Besuch im Parkhaus Hauptwache hat FR-Leser Winfried P. unangenehme Erinnerungen. Nach dem einstündigen Einkaufsbummel in der Stadt löste P. sein Ticket mit zwei Mark aus. Sein dreijähriger Sohn wollte zu Fuß zum Auto auf dem fünften Deck gehen, stürzte allerdings unterwegs. Bis Herr P. ihn getröstet und den Schmutz abgewischt hatte, vergingen Minuten. Zu viele Minuten, denn an der Ausfahrt zeigte die Sperre an, daß Herr P. Geld nachbezahlen mußte. "Ich habe dann auch bezahlt, aber nur unter Protest", erinnert er sich. "Ich war bloß eine Viertelstunde im Parkhaus, ist das denn zuviel?"
Es gibt keine rechtlichen Bestimmungen über die Zeit zwischen Auslösen des Tickets und Verlassen des Parkhauses: Das meint Juristin Ellen Waitzis von der Verbraucherzentrale: "Das liegt im Belieben der Parkhausbetreiber."
Die meisten Parkhäuser geben den Autofahrern knapp 15 Minuten. So auch die Parkhaus-Betriebsgesellschaft, zu deren 16 Parkhäusern auch das an der Hauptwache gehört. "Eine Ausnahme machen wir allerdings, wenn sich der Verkehr vor dem Parkhaus an der Katharinenpforte bis ins Parkhaus staut", erklärt der Betriebsleiter. "Wenn die Autos nicht hinaus können, liegt die Schuld nicht beim Kunden." In fast allen Parkhäusern gibt es bestimmte Ausnahmen von der 15minütigen Karenzzeit: "Normale Kunden haben bei uns zehn bis 15 Minuten Zeit, Hotelgäste allerdings eine Stunde", erklärt Shaiid Ula, Wächter im Parkhaus am Marriott-Hotel. Sondertarife kennt auch die Etagengarage am Bahnhof: Normalverbrauchern gibt der Parkhaus- Computer zwölf bis 15 Minuten, um das Haus zu verlassen; Bundesbahn-Mitarbeiter müssen nichts bezahlen, weder Normaltarif noch Trödelaufschlag.
Das Flughafen-Parkhaus unterscheidet zwischen Tageskarten-Besitzern und Kurzparkern. Wer für 24 Mark eine Tageskarte gekauft hat, hat bis Mitternacht Zeit, das Parkhaus zu verlassen. Kurzparker müssen - wie in den übrigen Häusern - 15 Minuten nach Auslösen des Tickets die Garage verlassen haben. "Wir drücken da allerdings auch schon mal ein Auge zu, wenn's länger dauert", meint der Parkhaus-Wächter. "Unser Haus ist so groß, da haben viele Leute Schwierigkeiten, ihr Auto wiederzufinden. Dann gehen wir auch schon mal mit auf Suche." ert
Nach Harald Hört (KSC Hösbach) und Klaus Schmitt (KSV Rimbach) verpflichtete die Freie Sportvereinigung (FSV) 1899 Münster mit Thomas Wörner einen dritten Ringer für die Zweite Bundesliga. Auch Wörner ist kein Unbekannter in der Szene, wenngleich der neue Papiergewichtler erst 16 Jahre zählt.
Wörner, der den ins Fliegengewicht entwachsenen Carsten Puschner ersetzen soll, stammt aus Fränkisch- Crumbach und war zuletzt für den KSV Wersau aktiv. Im Vorjahr wurde das Jung-Talent bei den B-Jugendlichen (40 kg Freistil) deutscher Meister. In diesem Jahr kam er bei der Jugend A in der 46 kg-Kategorie auf Rang drei. Dazu gesellten sich in den Jahren 91/92 sechs Hessenmeistertitel, die sich von der B-Jugend bis zu den Männern erstreckten.
Die "sportlichen Perspektiven" wurden vom angehenden Schreiner-Lehrling (nach den Sommerferien tritt der Hauptschüler seine Lehre an) als Hauptgrund für den Wechsel genannt. Beim Landesligisten KSV Wersau fehlten entsprechende Gegner, aber auch adäquate Trainingspartner, war die sportliche Weiterentwicklung nicht gewährleistet. Er setzt seine persönliche Meßlatte hoch an, will "möglichst erfolgreich sein" und die Mannschaft soll "oben mitringen". Neben Köllerbach und Ludwigshafen zählt er die neue FSV-Staffel zu den Meisterschaftsfavoriten.
Thomas Wörner - Inbegriff des neuen Selbstbewußtseins in der Jugend. Eines der hoffnungsvollsten Talente im Landesverband Hessen will im Sportkreis Dieburg für Furore sorgen und träumt insgeheim von der Ersten Bundesliga. hdp
HATTERSHEIM. Mit einem besonderen Leckerbissen für Rock'n-Roll-Fans wartet am Wochenende die Stadt Hattersheim auf: Ganz in der Tradition von Buddy Holly, Elvis Presley und Chuck Berry spielt am kommenden Sonntag, 12. Juli, 11 Uhr, die Band "Time Bandit" im Alten Posthof.
Der Eintritt ist - wie immer - frei. Für zusätzliches Wohlbehagen in Form von Essen und Getränken sorgt der Verein zur Förderung der Kleinkunst. gre
Es ist mehr als nur in Ordnung, wenn das Staatsoberhaupt konkrete Sorgen der Staatsbürger aufgreift, wenn er einer verbreiteten Stimmungslage Ausdruck verleiht und selbst dazu Stellung nimmt - dies gehört zu seinen Aufgaben. Aber ebenso selbstverständlich stehen seine Äußerungen nun zur Diskussion. Richard von Weizsäcker offenbart Ratlosigkeit.
Bei früheren Einmischungen hat er oft Auswege zu zeigen vermocht. Trotz mancher Vorschläge über die Stärkung des überparteilichen Elementes oder Hinweise auf plebiszitäre Bestandteile bestehender Landes- und Kommunalverfassungen beschreibt er eine Ausweglosigkeit. Er hofft auf "den Geist", die Intellektuellen, die gesellschaftlichen Organisationen, die wieder auf die Politik einwirken sollten, die es aber, wie er einräumt, nicht tun. So setzt er sich dem Verdacht aus, der höchstrangige Verstärker einer problematischen Stimmungslage zu sein. Viele Reaktionen waren entsprechend: sie blieben, wie der Präsident bei der Kritik, bei bloßer Verteidigung und Zurückweisung stecken. Dafür aber ist die Lage zu ernst.
Die verbreitete Kritik an "der" Politik hat schließlich Gründe. Selten hat eine Regierung - das SED-Politbüro ausgenommen - das Volk (einem mehrheitlichen Empfinden in Ost und West nach) so sehr hintergangen wie das Kabinett Kohl. Selten ist vor einer großen gestalterischen Herausforderung wie die der Vereinigung Deutschlands so gründlich versagt worden. Das scheint auf den ersten Blick nur CDU und FDP zu betreffen.
Richard von Weizsäcker erleichtert diese Interpretation, wenn er Bundeskanzler Schmidt durchaus positiv von seiner Kritik ausnimmt. Aber die Bürger beziehen in ihre Kritik auch die SPD ein, weil in ihrer Wahrnehmung die Unterschiede zwischen den großen Parteien zunehmend verschwinden. Beide haben für den Einigungsvertrag gestimmt - ich auch, aus vollem Herzen -, beide haben das Rentenüberleitungsgesetz beschlossen, das Stasi-Unterlagengesetz oder, am Anfang des Vereinigungsprozesses, die Währungsunion. Beide versuchen, mit ihren Problemlösungsansätzen im marktwirtschaftlichen Rahmen zu bleiben.
Aber diese manchmal schwierige Unterscheidbarkeit ist, glaube ich, nicht das wirklich Enttäuschende. Empörung und Kritik entzünden sich eher und eigentlich an dem sich ausbreitenden Gefühl, daß die Politiker keine der Größe der Probleme angemessenen Antworten und Lösungen anbieten. Deshalb nehmen die Menschen mit größerer Empfindlichkeit und Beunruhigung wahr, was nicht ganz neu ist: die sogenannte "Pfründenwirtschaft", Skandale, Verdächtigungen, Streit und vermeintliche Überbezahlung. Wir Politiker müssen beweisen, daß wir uns den Problemen der Wähler stärker widmen als denen der Gewählten. So besehen handelte es sich nur um eine Krise der Parteien, was schlimm genug wäre.
Aber steckt nicht mehr dahinter? Die wachsende Bereitschaft, ultrarechts zu wählen, der neuartige Typ von Nichtwählern, der durchaus bewußt, also politisch begründet, der Wahl fern bleibt; der Wunsch, manche Fragen außerhalb des Parlaments, beim Präsidenten oder von unabhängigen Kommissionen entscheiden zu lassen - deuten sie nicht auf eine Anfechtung der parlamentarischen Demokratie an sich hin, eine Demokratiekrise?
Der Bundespräsident hat recht: Parlamentarische Demokratie ist nicht dasselbe wie Parteiendemokratie! Die Parteien sind nur ein Teil, wenn auch ein notwendiger, nicht ersetzbarer Teil dieser demokratischen Ordnung. Die Aufgabe und Leistung von Parteien bewahrt uns vor radikalen Brüchen in der politischen Entwicklung, erleichtert es, gesellschaftlichen Konsens zu stiften, ohne den Regeln und Gesetze nicht befolgt werden würden, ermöglicht es, pragmatische und differenzierte statt dogmatische und pauschale Lösungen für politische Probleme zu finden.
Parlamentarische Demokratie bedeutet für mich vor allem öffentlicher, friedlicher Streit über alle bewegenden Fragen nach Regeln der Fairneß. Ohne Parteien gibt es ihn nicht. Aber aus dieser Stärke wird leicht eine Schwäche, dann und weil sie ihre Anhängerschaft mobilisieren und vergrößern wollen und müssen: denn es ist ihr Zweck, durch die Organisation von Zustimmung zu ihren Vorschlägen, ihren Programmen die politische Macht auf Zeit zu gewinnen, und das heißt mit einer gewissen Unausweichlichkeit, Interessen bündeln, Kompromisse eingehen, Gleichgewichte zwischen internen Gegensätzen herstellen zu müssen - um den Preis manchmal von Unbeweglichkeit.
Die Nähe zwischen Parteien wird überspielt durch den öffentlichen Streit, nein und genauer: durch dessen Ritualisierung. Das Publikum aber, auch viele Akteure, spüren und wissen, wenn es nicht mehr darum geht, die beste, wirksamste und sozial gerechte Lösung eines Problems zu finden, sondern lediglich noch um das Recht-Behalten. Um der Zukunft der Demokratie willen: Hier ist Entritualisierung, also Versachlichung dringend nötig!
Ich bin oft zitiert worden mit dem Satz: Nach der Vereinigung, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus muß und wird sich auch im Westen vieles ändern. Manche haben das als eine Drohung aufgefaßt. Tatsächlich aber hat die jetzige Situation durchaus etwas mit dem Wegfall des Feindbildes im Osten zu tun. Wir stehen nicht mehr in der sogenannten Systemauseinandersetzung. Der Westen ist nicht nur Sieger des Systemkonflikts, sondern auch "allein". Wir müssen nun beweisen, ob soziale Marktwirtschaft und parlamentarische Demokratie tatsächlich, wie alle die Jahre des Kalten Krieges behauptet, fähig sind, allen Menschen ein Leben in Würde und ohne Not zu verschaffen. Wir haben das in Ostdeutschland geglaubt, weil wir sahen, daß es im Westen mehr Freiheit und mehr Wohlstand gibt. Im Westen wurde der Unterschied genauso bewertet.
Jetzt aber fällt der Hinweis auf das andere mächtige System sowohl als Beweis für das eigene Bessersein als auch zum Zwecke der Beschönigung oder Rechtfertigung vorhandener Mißstände weg. Jetzt müssen wir uns unserer politischen Ordnung selbst versichern, im öffentlichen Diskurs zurückfinden zu den Gründen, warum die Demokratie die "schlechteste aller Ordnungen mit Ausnahme aller anderen" (Churchill) ist. Will man sie aufs Spiel setzen? Und mit welchem Ziel?
Der Bundespräsident will das nicht. Ich hoffe, die meisten der Menschen, die sich dem Gefühl der Politikverdrossenheit hingeben, wollen das auch nicht. Manche werden das in der jetzigen Stimmung enthaltene Risiko nicht einmal bedacht haben. Um so dringender ist die Debatte darüber. Sie erfordert eine selbstkritische Überprüfung der Parteien selbst.
Deshalb ist der Vorschlag, im Bundestag die Parteienkritik zu diskutieren, richtig. Es wird dagegen eingewendet, über den Präsidenten oder seine Thesen im Bundestag zu debattieren, verstoße gegen "die Kleiderordnung". Das mag sein. Aber in einem gewissen zeitlichen Abstand von z.B. einem halben Jahr sollten die Probleme, die der Präsident stellvertretend für andere benannt hat, die betroffenen Parlamentarier schon im öffentlichen Streit beschäftigen.
Und die Anregung, über die Rolle der Parteien im Kontext der Verfassungsdiskussion miteinander zu sprechen, möchte ich mir ausdrücklich zu eigen machen.
Die nicht über Parteien organisierten Möglichkeiten des Einflusses auf die Politik müssen gestärkt werden. Das ist Gegenstand der jetzigen Verfassungsdebatte. CDU/CSU wollen die Stärkung des eigentlichen Souveräns durch Volksbegehren oder Volksentscheid unbedingt verhindern. Die SPD will sie ins Grundgesetz schreiben als neues Recht. Es wird keine Modernisierung der Demokratie geben ohne Verstärkung der Bürgerbeteiligung, der Mitwirkungsrechte der Bürger in und jenseits der Parteien!
Viele Menschen wollen sich - in der richtigen Erkenntnis, daß Politik nicht alles sein kann - nur punktuell, nur bei bestimmten Projekten, nur für bestimmte Fragen und nur auf begrenzte Zeit einsetzen. Dazu bieten wir oberhalb der kommunalen Ebene viel zu wenig Gelegenheit. Wir verhindern so, daß die Menschen tatsächlich in die politische Meinungsbildung eingreifen, sie umlenken und beeinflussen können. Eine repräsentative Demokratie, die ihre Entscheidungen allzusehr an den Befunden der Demoskopie ausrichtet, ist eine Fehlentwicklung. Repräsentative Demokratie verlangt von den Mandatsträgern, sich der Kritik zu stellen mit dem, was sie in ihrer Partei und vor ihrem Gewissen als richtig erkannt haben. Wir brauchen die Chance aller, auch zwischen den Wahlterminen zu erfahren, welcher Meinung die Mehrheit tatsächlich ist. Dies setzt Diskussion, öffentlichen Streit voraus und nicht bloß Befragung durch Demoskopen.
Daß die Parteien sich selbst in ihrer innerparteilichen Willensbildung zu Personen ebenso wie in der Sache für Nichtmitglieder öffnen müssen, wird oft gesagt. Als Willy Brandt eine "Seiteneinsteigerin" zur Parteisprecherin machen wollte, hat die SPD beispielhaft bewiesen, daß sie dazu noch nicht bereit war.
Inzwischen wird es Zeit für einen Gegenbeweis. Diese Öffnung der Parteien für die Einflußnahme Dritter würde auch dem Prinzip der Repräsentation auf zeitgemäßere Weise entsprechen. Nur wenige Menschen haben die Fähigkeit und Bereitschaft, sich kontinuierlich der politischen Auseinandersetzung, dem Engagement für das Gemeinwohl auszusetzen. Diese Bereitschaft zeichnet also Politiker und aktive Parteimitglieder aus.
Aber es ist vermessen zu glauben, alle Aspekte unseres Seins könnten in den Parteien und durch die Parteien verwirklicht werden. Nein, Politik ist nicht alles. Wir nehmen verschiedene Rollen ein: Leser, Fernsehzuschauer, Familienmitglieder, Nachbarn zum Beispiel. Deshalb dürfen die, die nach dieser Erkenntnis leben, - und unsere Gesellschaft lädt dazu ein, Freiheit auch durch den Wechsel zwischen den verschiedenen Rollen zu verwirklichen - im demokratischen Meinungsbildungsprozeß nicht diskriminiert, ja ganz außen vor gehalten werden.
Die erforderliche Zurücknahme und Bescheidenheit der Parteien bedeutet konkret eine Überprüfung all dessen, was sie wesentlich beeinflussen. Man kann manche Einflußnahme sicher unterlassen. In vielen Fällen, wie zum Beispiel in den Aufsichtsgremien öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten, wird sich herausstellen, daß die Parteien wie Gravitationszentren die übrigen gesellschaftlichen Kräfte anziehen und binden, so daß diese sich dem Willen der Parteien zu oft beugen. Man wird sich fragen, wie diese "Versäulung" gemindert werden kann und auch die Verbände in den Blick nehmen müssen, schon allein, weil sich dieses Phänomen keineswegs auf die Rundfunkgremien beschränkt.
Man wird dabei auch herausfinden, daß es sich nicht nur um ein Kartell "der" Parteien handelt, sondern daß die verschiedenen "Gravitationszentren" Verschiedenes wollen und Alternativen organisieren, daß es bei den Entscheidungen stets Mehrheit und Minderheit, Sieger und Verlierer gibt und daß es beim WDR ganz im Westen anders als beim MDR ganz im Osten auch im Fernsehen Menschen in höchst verantwortlichen Positionen gibt, die kein Parteibuch haben.
Wir brauchen die Einsicht in die Grenzen von Politik. Es ist ja nicht wahr, daß Politik alles kann. Es ist auch nicht wahr, daß sich die Politik diesem Anspruch der Menschen hilflos ausgesetzt sieht. Sie formuliert diesen Anspruch vielmehr tagtäglich und belügt sich damit selbst. Jeder Finanz- oder Wirtschaftsminister weiß, daß er, wie es Karl Schiller formuliert hat, den "Pferden die Tränke hinstellen kann, aber saufen müssen sie selber". Politik und Staat sind nur ein Element des gesellschaftlichen Lebens mit sehr wichtigen, aber eben mit begrenzten Aufgaben. Auch das ist in der parlamentarischen Demokratie so gewollt. Wir müssen uns nur daran erinnern.
Die Rolle, die die Parteien haben und behalten müssen, ist am Ende einfach zu beschreiben. Nur mit ihnen kann es Kontinuität geben. Sie organisieren die Willensbildung mit, sie bündeln die Alternativen, sie leben den Pluralismus und machen ihn politisch handhabbar in Kompromissen und durch alternative Entscheidung. Ja zur Demokratie sagen, aber nein zu den Parteien, ist nicht möglich.
Die Alternativen wären einerseits der Ständestaat, der vielleicht gerade noch pluralistisch, möglicherweise rechtsstaatlich, kaum sozial sein könnte, aber mit Sicherheit nicht demokratisch wäre. Der Glaube an die Neutralität des Geistes, die ehrenwerte Unparteilichkeit von Honoratioren ist eine Versuchung.
Als hoffnungsbesetzte Illusion könnte sich die andere Alternative erweisen: Basisdemokratie. Vor Ort, auf kommunaler Ebene, angesichts konkret faßbarer Probleme ist unmittelbare Bürgerbeteiligung die richtige Antwort. Eine hoch arbeitsteilige Gesellschaft mit hochkomplexen Problemen wird auf gesamtstaatlicher Ebene aber ohne das Prinzip der Repräsentation auskommen. Hier wäre unmittelbare Demokratie bloß Demoskopie mit anderen Mitteln.
Wenn das aber so ist, geht es nicht ohne Parteien. Diese aber müssen konkrete Utopien, Fernziele, ein Bild davon entwickeln, wie die Gesellschaft Menschenwürde garantiert. Diese Utopien sind Voraussetzung für Kontinuität und Zusammenhalt, wie für Meßbarkeit und Glaubwürdigkeit von Parteien. Nur wenn sie Macht im Dienste solcher akzeptierten Ziele, Utopien und Programme anstreben, können sie von den Menschen akzeptiert werden. Fehlt es ihnen daran, verrotten sie in der Tat auf ein Niveau, das mit den Worten Richard von Weizsäckers Machtversessenheit heißt.
OFFENBACH. Zum erstenmal wird das Senioren-Café der Arbeiterwohlfahrt im Hainbachtal demnächst an einem Sonntag geöffnet sein: am 19. Juli zwischen 11 und 17 Uhr. Bisher konnte das Café nur von Montag bis Freitag besucht werden.
Eine Umfrage hatte vor einiger Zeit ergeben, daß viele ältere Offenbacher/innen den Wunsch haben, das gemütliche Ausflugslokal am Wochenende aufzusuchen. Ehrenamtliche Helferinnen machen's nun möglich. Auch am 23. August ist das Café geöffnet. hf
Kurze
Weniger Verhaftungen in England Einen Tiefststand mit 8556 Verhaftungen und Stadionverboten verzeichnete die erste englische Division in der abgelaufenen Fußball-Saison. Das ist die niedrigste Quote seit vier Jahren. Jelzin läßt im Kreml tanzen Erstmals seit der Oktoberrevolution 1917 wird im Moskauer Kreml wieder getanzt. Am 21. November findet in der ehemaligen Zentrale des Obersten Sowjets die Weltmeisterschaft der Amateure über zehn Tänze statt. Der russische Präsident Boris Jelzin hat die Schirmherrschaft über diese Veranstaltung übernommen. Neue Hallen-Fußball-Liga in USA Der Fußball im WM-Gastgeberland von 1994 bleibt in Bewegung: Ab Sommer 1993 wird in den USA eine neue Hallen-Liga mit mindestens zehn Klubs aus Großstädten eingeführt. Langer begann mit Platzrekord Einen glänzenden Start hatte Bernhard Langer (Anhausen) bei der Scottish Open. Der einzige Deutsche unter den 145 Profigolfern stellte auf dem Kings Course der berühmten Gleneagles-Anlage bei Perth mit 62 Schlägen bei Par 70 den bestehenden Platzrekord ein. Flamengo erreichte Endrunde Flamengo Rio de Janeiro hat sich als erste Mannschaft für die Endrunde um die brasilianische Fußball-Meisterschaft qualifiziert. Flamengo besiegte am Mittwoch abend im Maracana-Stadion das Team aus Santos mit 3:1 (1:0). In einem zweiten Spiel dieser Gruppe triumphierte Vasco da Gama in Sao Januario über Sao Paulo mit 3:0 (1:0). Ancona verpflichtet Weltmeister Ruggeri Der italienische Fußball-Erstligist Ancona Calcio hat für die nächste Spielzeit den argentinischen Weltmeister von 1986, Oscar Ruggeri, verpflichtet. Für den Libero muß Ancona 2,4 Millionen Mark Ablöse an Velez Sarsfield zahlen.
Im Gespräch: Opposition Haitis Unregierbar ohne Aristide
Seit dem Militärputsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Haitis, Jean- Bertrand Aristide, im September vergangenen Jahres befindet sich der karibische Inselstaat in der Krise. Suzy Castor, Mitglied der haitianischen Oppositionsbewegung und Anhängerin Aristides, ist derzeit auf Einladung der Christlichen Initiative Romero zu Besuch in Deutschland. Unter der Regierung Aristide gehörte sie einer Flüchtlingskommission an. Nach dem Militärputsch mußte sie sich monatelang verstecken. Mit Castor sprach FR-Redaktionsmitglied Gemma Pörzgen am Donnerstag in Frankfurt. "Das Militärregime in Haiti gibt sich nur eine zivile Fassade", sagt Suzy Castor. Mit der Ernennung des neuen Premierministers Marc Bazin habe die Armee nur ein neues "Ablenkungsmanöver" versucht. Bazin, der Ministerpräsident Jean-Jacques Honorat ablöste, war aufgrund einer Vereinbarung zwischen Übergangsregierung, Parlament und Armee in der letzten Juniwoche als Premierminister eingesetzt worden.
Nach den Worten Castors ist die Situation in dem Karibik-Staat seit dem Putsch gegen Aristide unverändert. Repressionen gegen die Bevölkerung, die die Rückkehr Aristides fordere, stünden auf der Tagesordnung. "Haiti bleibt unregierbar ohne Aristide", betont die Politikerin.
Die 53jährige Oppositionelle kritisiert, daß das im Oktober verhängte Handelsembargo gegen die Putschisten nicht eingehalten werde. "Täglich sehe ich im Hafen fremde Schiffe, und auf den Märkten gibt es Produkte aus aller Welt zu kaufen", berichtet Castor. Erst am Mittwoch war im Hafen von Port-au-Prince ein Öltanker eingelaufen, der 200 000 Barrel Erdöl geladen haben soll, wie die französische Nachrichtenagentur AFP ergänzend meldete. Unter welcher Flagge der Tanker fährt, wurde nicht bekannt.
"Hier liegt die politische Mitverantwortung der internationalen Gemeinschaft", unterstreicht Castor. Die Nichteinhaltung des Handelsembargos nutze allein der Regierung in Port-au-Prince. Würde das Embargo eingehalten, könnte sich die Regierung den Forderungen nach Wiederherstellung der Demokratie und einer Rückkehr des legitimen Präsidenten Aristide nicht mehr widersetzen.
Castor weist darauf hin, daß die USA auf der einen Seite den Putsch verurteilt hätten und die Rückkehr des gewählten Präsidenten forderten. Auf der anderen Seite gelte der neue Premierminister Bazin jedoch in Haiti als "amerikanischer Kandidat". Die US-Regierung habe ein dringendes Interesse daran, daß sich der Konflikt in dem Inselstaat endlich löse, vor allem wegen der Flüchtlingsströme in die Vereinigten Staaten.
Verhandlungen zwischen Aristide und dem Regime seien jedoch nur vorstellbar, wenn Bazin nicht als Premierminister, sondern lediglich als Privatperson verhandele. Alles andere könnte die ungesetzlich eingesetzte Regierung nach außen hin legitimieren. "Notwendig ist auch eine Repatriierung der Verhandlungen", unterstreicht Castor. Das heißt, die Gespräche dürften nicht im Ausland, sondern in Haiti stattfinden, damit sie Teil des dortigen politischen Geschehens sind.
WETTERAUKREIS. "Eine Schnakenplage droht nicht, aber die Bevölkerung sollte Vorsorgemaßnahmen gegen die Hausschnaken ergreifen", stellt Carsten Krätschmer, Geschäftsführer des Zweckverbandes zur Bekämpfung der Schnakenplage in den Nidderauen, fest. Bei der Schnakenplage 1987 war der Überschwemmungsmücke, die sich vor allem in nassen Wiesen entwickelt, der Kampf angesagt worden. Dies Jahr konnte durch gezielte Sprühaktionen von BTI nach dem Übertreten der Nidder Ende Juni ein Anwachsen der Population verhindert werden. Außerdem sei es für diese Schnakenart bisher nicht feucht genug.
Vor Stichen ist man dennoch nicht sicher. Das verspricht die starke Entwicklung von Hausschnaken, die sich durch fehlende Furcht vor Räumen auszeichnen und gerade in Schlafzimmern ihr Unwesen treiben. Der Kampf gegen diese Insekten obliegt der Bevölkerung, da die Brutstätten der Hausschnake, meist stehende Gewässer, sich in unmittelbarer Nähe von Wohnungen befinden. "Auch wenn die Schnaken noch nicht vehement zugestochen haben, die Brut der ersten Generation, die in diesen Gewässern überwintert, entwickelt sich bereits", betont Carsten Krätschmer die Wichtigkeit von frühzeitigen Gegenmaßnahmen.
Dazu empfiehlt der Verband, alle Wasserbehälter, Gartenteiche ohne Fischbestand und Flachdächer auf Schnakenbrut hin zu kontrollieren. Sind die Schnakenlarven erstmal da, helfen nur noch Fische (die natürlichen Feinde) oder eine Bekämpfung mit BTI-Briketts. Diese können in den Rathäusern von Altenstadt, Limeshain, Nidderau und Schöneck für eine Mark pro Stück gekauft werden. Als Vorsorgemaßnahmen sollten unnötige Wasserbehälter beseitigt und die übrigen abgedeckt werden, damit die Hausmükken-Weibchen ihr Eigelege gar nicht erst auf die Wasseroberfläche bringen können. Durch regelmäßiges Leergießen der Wasserbehälter, etwa alle zehn Tage, wird außerdem die Brut vernichtet, lautet der letzte Tip des Zweckverbandes. ub
Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung in Frankfurt ist im letzten Jahr gestiegen. Dies meldete jetzt das Frankfurter Amt für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen. Besaßen zu Anfang des Jahres 1991 von insgesamt 648 000 Einwohnern 150 300 Menschen einen ausländischen Paß, so waren es zum Jahresende 16 000 mehr - insgesamt ein Anstieg des Ausländeranteils von 23,6 auf 25,6 Prozent.
In den vergangenen Jahren kam die größte Migrantengruppe aus der Türkei. Dies hat sich nun geändert: Inzwischen stammen die meisten Auslänger aus Jugoslawien (33 900 Personen), gefolgt von den Türken (32 400), den Italienern (16 100) und Griechen sowie Marokkanern (jeweils 8500). All diese Ausländergruppen sind im letzten Jahr laut dem Amt für Statistik leicht gewachsen. Nahezu 40 Prozent der ausländischen Einwohner besitzen entweder die jugoslawische oder türkische Staatsangehörigkeit.
Bei den Polen (6800 Personen) fällt außerdem der große "Männerüberschuß" auf: Nur etwa 27 Prozent der polnischen Staatsangehörigen sind Frauen, bei den Franzosen dagegen 54 Prozent. wob
SCHWALBACH. Am Eingang zur Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) herrscht immer Andrang. Ständig bilden sich Menschenschlangen, die entweder rein oder raus wollen - durch ein und das selbe Drehkreuz, das in beide Richtungen zu bewegen ist. Wenn es nach dem Willen der hessischen FDP geht, soll sich das bald ändern. Deren sozialpolitischer Sprecher, der Bad Sodener Landtagsabgeordnete Heiner Kappel, sowie sein rechtspolitischer Kollege, Jörg-Uwe Hahn, wollen die Sammelunterkünfte abriegeln. Bei einem beschleunigten Asylverfahren von sechs bis acht Wochen sollen die Asylbewerber nicht mehr aus dem "Sammellager" dürfen.
Kappel und Hahn wollen die derzeit 33 HGU-Dependancen in vier "abgeschlossene Sammellager mit Zaun drumrum", splitten, mit jeweils höchstens vier Untereinrichtungen. Innerhalb dieser Zentren für maximal 5000 Menschen müsse eine komplette Infrastruktur aufgebaut werden; von Ärzten über Betreuungsstellen, individuellen Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu allen Verwaltungsinstanzen, die am Asylverfahren beteiligt sind. "Als mögliche Standorte kommen dafür leerstehende Kasernen in Nord- und Mittelhessen außerhalb von Ortschaften in Frage", erklärten sie bei einer Pressekonferenz in Schwalbach. Ob das auch in der HGU zu verwirklichen sei, ließen sie offen.
Kappel beschrieb das Konzept als "sehr seriöses und sozialverantwortliches System, das kein Strafgefangenenlager" sein dürfe. Ziel sei es, durch die schnelle Entscheidung über den Asylantrag, die Kommunen zu entlasten, die dann keine Unterkünfte mehr stellen müßten. Das sei auch preiswerter, denn "der Staat muß betriebswirtschaftlich denken", so Hahn. Laut Kappel kann ein politisch Verfolgter, der in erster Linie ein Recht auf Zuflucht, nicht aber auf Versorgung habe, eine solche Unterbringung durchaus ertragen. Auf Wirtschaftsflüchtlinge wirke es dagegen abschreckend.
Der Leiter der HGU, Volker Möser, der den Vorschlag nicht kommentieren wollte, wies jedoch darauf hin, daß es Flüchtlingen auf diese Weise unmöglich gemacht werde, sich dem Asylverfahren zu entziehen, wenn der Antrag als offensichtlich unbegründet abgelehnt werde. Er gab jedoch zu bedenken: "Je mehr man die Freiheit von Menschen einschränkt, desto mehr Aggressionen werden geweckt." Es entstünden potentielle Reibungsflächen, die die Sicherheit gefährdeten.
Während die FDP den Bewegungsradius der Flüchtlinge einengen will, setzt sich der Eschborner Arbeitskreis "Hilfe und Beratung für Asylbewerber" für menschenwürdigere Zustände in der HGU ein. Dabei sind die Gruppe und das Land als HGU-Träger bereits mehrfach aneinandergeraten; sogar zwei Anzeigen hat es gegeben. In beiden Fällen lehnte die Staatsanwaltschaft es jetzt ab, Ermittlungen aufzunehmen.
In Wiesbaden wird man nicht gegen die Familienministerin Iris Blaul (Grüne) wegen unterlassener Hilfeleistung ermitteln. Arbeitskreissprecher Patricio Aravena hatte die Ministerin Mitte Mai angezeigt, weil sie vorsätzlich Obdachlosigkeit von Asylbewerbern in Kauf genommen habe, die wegen Überfüllung nicht in die HGU durften. Die Staatsanwaltschaft begründete ihren Beschluß mit dem Fehlen eines Straftatbestandes. Es bleibe deswegen ungeklärt, ob die Obdachlosigkeit trotz Überbelegung und fehlender Aufnahmekapazitäten in hessischen Gemeinden, überhaupt hätte vermieden werden können.
Gleichzeitig wird es aber auch keine Ermittlungen gegen Aravena geben. Der Eschborner hatte im Februar eine Scheibe der Eingangstür vom Verwaltungsgebäude der HGU eingeschlagen, um symbolisch vorzuführen, daß es dahinter noch Platz für abgewiesene Flüchtlinge gebe. Die Staatsanwaltschaft beim Frankfurter Landgericht erklärte, daß ein mögliches Ermittlungsergebnis lediglich eine "geringe Schuld" des Täters erbracht hätte. Im Wiederholungsfalle könne Aravena nicht mit Nachsicht rechnen. set
HANAU. Gescheitert ist am Mittwochabend gegen 22 Uhr ein Überfall auf eine Tankstelle in der Burgallee. Nach Angaben der Polizei hatte ein bislang unbekannter Täter den 24jährigen Tankwart kurz nach Schließung der Tankstelle vor der Eingangstür abgepaßt und ihn mit einer schwarzen Pistole in der Hand gezwungen, die Tür wieder aufzuschließen und die Tageseinnahmen herauszurücken.
Der Täter hatte sich aber verrechnet. Während der Tankwart die Tür aufschloß, setzte sich die Alarmanlage in Bewegung. Der Mann floh. Er soll 18 bis 23 Jahre alt, 170 bis 1,73 Meter groß, sehr schmächtig sein und nakkenlange Haare tragen. Auffällig die Bekleidung: Eine schwarze Jacke, eine weiße Hose und schwarze Schuhe. Er soll deutsch mit ausländischem Akzent gesprochen haben. are
Vbn BERLIN, 9. Juli. Der Appell zur Gründung von "Komitees für Gerechtigkeit" in Ostdeutschland soll nun offiziell am morgigen Samstag veröffentlicht werden. Dies bestätigte am Donnerstag der PDS-Chef Gregor Gysi in Berlin. Gysi, Mitunterzeichner des Aufrufs, hatte in den vergangenen Wochen zusammen mit dem brandenburgischen CDU-Abgeordneten und ehemaligen DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel für Furore gesorgt, weil er angeblich über die Bildung einer Ostpartei nachdenke.
Eine solche Ostpartei sieht der Appell nicht vor. Aufgerufen wird vielmehr zu "überparteilichen Komitees für Gerechtigkeit", die in ganz Ostdeutschland als neue Interessenvertretung der Bürger fungieren sollen. In einem zweiten Schritt soll aus diesen Komitees dann eine "Körperschaft für die neuen Bundesländer und Ostberlin" hervorgehen, die "per Gesetz die Befugnis eines Kontroll- und Initiativorgans erhält".
SCHWALBACH. Im Bemühen um menschenwürdige Zustände in der HGU wird mit harten Bandagen gekämpft; versuchen sich der Eschborner Arbeitskreis "Hilfe und Beratung für Asylbewerber" sowie Bund oder Land gegenseitig mit Anzeigen einzuschüchtern - allerdings ohne Erfolg. Die Wiesbadener Staatsanwaltschaft wird kein Ermittlungsverfahren gegen die Familienministerin Iris Blaul (Grüne) wegen unterlassener Hilfeleistung eröffnen.
Arbeitskreissprecher Patricio Aravena hatte die Ministerin Mitte Mai angezeigt, weil sie vorsätzlich Obdachlosigkeit von Asylbewerbern in Kauf genommen habe, die wegen Überfüllung nicht in die HGU hinein durften. Die Staatsanwaltschaft begründete ihren Beschluß mit dem Fehlen eines Straftatbestandes. Es bleibe deswegen dahingestellt, ob die Obdachlosigkeit in Anbetracht der HGU-Überbelegung sowie der Weigerung hessischer Gemeinden, ihre eigenen Aufnahmekapazitäten zu erhöhen, überhaupt hätte vermieden werden können.
Gleichzeitig wird es aber auch kein Ermittlungsverfahren gegen Aravena geben. Der Eschborner hatte im Februar eine Scheibe der Eingangstür zum Verwaltungsgebäude der HGU eingeschlagen, um symbolisch vorzuführen, daß es dahinter noch Platz für abgewiesene Flüchtlinge gebe. Die Staantsanwaltschaft beim Frankfurter Landgericht erklärte, daß ein mögliches Ermittlungsergebnis lediglich eine "geringe Schuld" des Täters erbracht hätte. Im Wiederholungsfalle könne Aravena jedoch nicht mit weiterer Nachsicht rechnen.
NIDDATAL. Ein Fortsetzungskursus "Orientalischer Tanz" findet im Praxis- Studio Wickstadt direkt in der ersten Woche nach den Sommerferien statt. Der Kursus richtet sich speziell an Frauen, die schon Vorkenntnisse im orientalischen Bauchtanz haben. Er beginnt am Freitag, 7. August, um 9.15 Uhr und dauert jeweils zwei Stunden. Es sind noch Plätze frei. Die Leitung hat Gisela Rosing, Telefon 0 60 34 / 32 00. hm
&blt; Summertime: Zweimal Jazz
Am Sonntag, 12. Juli, bietet das Summertime-Festival wieder zwei Jazz-Matineen unterschiedlichster Art. Während ab 10 Uhr beim Höchster Schloßfest von der Metropolitan Jazz Band Praha und Jazzicek Praha Swing und Dixieland gespielt werden, tritt um 11 Uhr im Hof des Historischen Museums, Saalgasse 19, der japanische Trompeter Toshinori Kondo mit seiner Band Kondo Ima auf. In Kondos Tokyo Electric Funk verschmelzen High- Tech-Funk, Avantgarde, Jazz, Metall und Punk. Der Eintritt für beide Veranstaltungen ist frei. &blt; Peter Hankel im Dominikanerkloster Noch bis zum 7. August sind im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23, Arbeiten "1990 bis 1992" des Künstlers Peter Hankel zu sehen. Geöffnet ist die Schau montags, mittwochs, donnerstags von 8 bis 18 Uhr sowie dienstags und freitags von 8 bis 21 Uhr. &blt; Seiltänzerstück von Zuckmayer Am Wochenende, 11. und 12. Juli, wird auf der Freilichtbühne in Dreieichenhain Zuckmayers Geschichte über die Zirkusfamilie Knie aufgeführt. Vorstellungsbeginn ist am Samstag um 20.15 Uhr und am Sonntag um 15.15 Uhr und um 20.15 Uhr. Telefonische Kartenbestellung unter 0 61 03 / 37 80 37. &blt; Tanz, Eßkultur und Kabarett Zur Eröffnung der Lesbisch-Schwulen- Kulturtage findet am Samstag, 11. Juli, im Öko-Haus, Kasseler Straße am Westbahnhof, eine Tanzperformance mit anschließender Disco statt. Beginn ist um 21 Uhr. Unter dem Motto "Eßkultur" lädt das Frühstücksteam um 10 Uhr zu "Gaumenfreuden" in das Lesbisch-Schwule- Kulturhaus, Klingerstraße 6, ein. Am Sonntagabend um 20.30 Uhr präsentieren die Frankfurter Spielfrauen ihre neueste Produktion "Men-Age à Trois". Aufführungsort ist das Öko-Haus. &blt; Musik aus New Orleans Im Hof des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Wiesbaden, Luisenstraße 10-12, ist am Sonntagmorgen um 11 Uhr Harald Blöchers Tailgate Jazzband zu hören. &blt; Finissage einer Rauminstallation Die Agora Art Gallery, Fahrgasse 23 in Frankfurt, lädt für Samstag, 11. Juli, zur Finissage der Ausstellung von Martina Schoder ein. Es wird ein Künstlergespräch und eine Dia-Werkschau geben. Beginn ist um 19 Uhr. &blt; Führung zu Hans Multscher Im Rahmen der Sonntagsführungen im Liebieghaus/Museum Alter Plastik, Schaumainkai 71, mit dem Thema "Bildhauer am Hof und ihre Werkstätten" findet am Sonntag, 12. Juli, um 11 Uhr eine Führung zu "Hans Multscher, der von Bauhütte und Zunft unabhängige Künstler" statt. &blt; Farbige Graphik und Malerei Das Wiesbadener Atelier Moering, Martinstraße 6, eröffnet am Samstag, 11. Juli, um 17 Uhr eine Ausstellung mit Arbeiten von Heike Wolf von Goddenthow und "Matias" Aguilar. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr.
Etwa 30 000 Mark Sachschaden sind in der Nacht zum Donnerstag beim Brand in einer Telefonzelle am Friedberger Platz auf der Ecke zur Rotlintstraße entstanden. Gegen 1.45 Uhr waren die Flammen, die bereits auf eine benachbarte Telefonzelle übergegriffen hatten, der Feuerwehr gemeldet worden.
Bei der Feuerwehr wird davon ausgegangen, daß der Brand vorsätzlich gelegt worden ist. ing
ROSBACH. Eine Firma in der Homburger Straße und eine weitere in der Dieselstraße sind nach Polizeiangaben in der Nacht zum Mittwoch von Einbrechern heimgesucht worden. Pech für die bislang unbekannten Täter: Beim Durchwühlen der Firmenräume fielen ihnen nur geringe Mengen Bargeld in die Hände.
Hinweise erbittet die Kriminalpolizei in Friedberg unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10. hm
KRONBERG. Leichte Verletzungen zog sich eine Radfahrerin laut Polizeibericht beim Zusammenstoß mit einem Auto Mittwoch morgen im Einmündungsbereich Frankfurter- / Eschborner Straße zu.
Die Frau hatte bei Grünlicht der Ampel die Eschborner Straße überquert. Der Autofahrer, der von der Frankfurter Straße in die Eschborner Straße einbiegen wollte und ebenfalls grünes Licht hatte, übersah die Radlerin. mk
KORR
(Fortsetzung auf Seite 20)
(Fortsetzung von Seite 19)
BAD VILBEL. Werte in Höhe von 14 000 Mark fielen Unbekannten in die Hände, die nach Polizeiangaben zwischen Dienstag und Mittwoch im Stadtgebiet insgesamt sechs Autos aufgebrochen hatten. Gestohlen wurden Autokassettenrecorder der Marken Blaupunkt und Philipps sowie ein Hilti-Schlagbohrhammer mit Zubehör, zwei beige Recaro-Ledersitze für einen Golf-Cabrio, eine Mittelkonsole, eine Heckablage mit Lautsprechern, eine Verdeckschutzhülle und zwei Sonnenbrillen. Hinweise an die Polizeistation Bad Vilbel, Telefon 70 45. hm
Zum fünften Mal finden in diesen Tagen auf der Anlage des TC Wehen die offenen Taunussteiner Tennis-Stadtmeisterschaften statt. Nach der Qualifikation geht es nun im Hauptfeld erstmals um bare Münze, um 25 000 Mark. Auch die Möglichkeit, für die deutsche Rangliste zu punkten, lassen Stars aus ganz Deutschland nach Wehen reisen.
Die Felder sind bestens besetzt. 16 Damen unter den TOP 100 der deutschen Rangliste machen die Taunusstein-Open zu einem der Top Turniere in Hessen. Auch in diesem Jahr hat es sich wieder bezahlt gemacht, daß Turnierchef Alfons Fratzke mit der Vergabe der Wildcards bis zum Schluß wartete. Sabine Auer (BW Saarlouis/Deutsche Rangliste 18), die mit ihrer Halbfinalteilnahme von Key Biscane vor zwei Jahren Furore machte, mußte in Kitzbühel bereits früher als erwartet die Segel streichen und nutzte die freie Zeit zu einem Abstecher nach Taunusstein. Als Nummer eins der Setzliste rangiert sie vor Cora Hoffmann (TV Riemerlin, DR 33), Andrea Petermann (GR Hildesheim, DR 40), Petra Winzenhöller (TC Steinbach, DR 59) und Vorjahressiegerin Miriam Fischer (TV Reutlingen, DR 60).
Bei den Herren hat der deutsche Vizemeister 1991 Damir Buljevic (Düsseldorf, DR 34c) kein leichtes Spiel mit Sandor Noszaly (TC Bad Homburg, DR 35c), Frank Dennhardt(RW Dinslaken, DR 59) und Claus Düppe (Palmengarten Frankfurt, DR 92). Gespielt wird täglich ab 10 Uhr, die Halbfinals finden am Samstag, die Finals am Sonntag statt. kai
KRIFTEL/HOFHEIM. Schon mal zu Großmutters Geburtstag gefahren und keine Gladiolen dabei gehabt? - Falls Gratulanten der vergessene Strauß zwischen der A 66 und Hofheim einfällt, haben sie Glück: An der Erdbeer- und Fruchtmeile werden nicht mehr nur Beeren feilgeboten, sondern auch Blumen. Zum Selbstpflücken. Eine Verkaufs-Idee, die nicht nur die sprachlosen Krifteler Obstbauern verdutzt, sondern auch motorisierte Pflanzen-Fans zum Anhalten bringt. Fünf selbstgezupfte Sonnenblumen etwa kosten vier Mark, ab der zehnten gibt's eine gratis.
Das Verkaufskonzept beweist: "Burkhard's Blumenland", wie der unsichtbare Anbieter sich nennt, vertraut seinen Kunden. Wer sich auf der Fährte von Floristen mit mehr oder weniger geschickten Fingern seinen Strauß geschnitten hat - ein Küchenkneipchen erleichtert die grün-bunte Ernte -, muß nicht etwa an eine Freiluft-Kasse am Feldrand. Nein, da sonnt sich kein Händler und zählt Knospen nach. Die Kundschaft muß selbst ausrechnen, wieviel die langstielige Pracht wert ist und das Geld in ein Kästchen werfen. Denn, wie auf dem auffälligen Schild nachzulesen ist: "Nur bezahlte Blumen bringen Freu(n) de." Also Blumen zählen, Münzen zücken und einwerfen.
Und so sind es nur die Obstbauern, die den Blumenhandel an der Landstraße von weitem kontrollieren. Der Krifteler Josef Henrich, der den Acker nebenan bewirtschaftet: "Das gab's noch nie. Wir kennen die jungen Leute nicht, die das Feld bepflanzt haben. Natürlich war klar, daß da keine Erdbeeren wachsen. Wir waren neugierig, wie die Blumen verkauft werden." Das sind auch Autofahrer, die plötzlich Sonnenblumen-Köpfe - von den roten und weißen Gladiolen sind noch nicht alle aufgeblüht - zwischen Erdbeerfeldern erspähen. Ergebnis: blumige Debatten zwischen den Anhaltern. Gratis gibt's neben der elften Gladiole auch einen Tip, der ebenfalls auf der bunten Tafel steht: "Bevor Sie die Sonnenblumen in eine Vase stellen, kurz in kochendes Wasser halten, zwecks Haltbarkeit." (Nur die Stiele, nicht die Köpfe, Anm. d. Red.) Guter Rat für Sonnenblumen-Selbstbediener.
Ob die Erdbeerverkäufer das Konzept mit der Blechkasse kopieren, wissen sie noch nicht. Mit Verweis auf das Risiko, daß einige pflücken, abfahren und das Zahlen "vergessen", sind sie eher skeptisch. Ihnen muß entgegengehalten werden: Wer sein Sträußchen kostenlos pflücken will, wird nachts über Nachbars Zaun steigen und illegal rupfen. pms
BAD VILBEL. Ein weißes Motorrad Yamaha XT 600 mit dem Kennzeichen FB- SU 41 ist laut Polizei am Donnerstag zwischen 1.00 und 2.30 Uhr in der Otto- Fricke-Straße gestohlen worden. Die Maschine hat einen Wert von 6000 Mark und fällt auf mit einem roten Sitz, goldfarbenen Felgen und dem Abziehbild eines schwarzen Hahns über der Lampe. Hinweise an die Polizei Bad Vilbel, Telefon 70 45. hm
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Genug Anmeldungen liegen vor, doch die geeigneten Räume fehlen. So skizziert Landrat Karl Eyerkaufer die Situation an der Henry-Harnischfeger-Schule, die seit geraumer Zeit auf die Einrichtung einer Vorklasse pocht, in die Kinder aufgenommen werden, die vom Alter her schulpflichtig sind, aber noch nicht die nötige Schulreife aufweisen.
Bereits im Früjahr hatte sich deshalb abgezeichnet, daß es auch zum neuen Schuljahr nichts mit der Vorschulklasse wird. Dieser Tage bekräftigte das Kultusministerium diese Ansicht noch einmal schriftlich. Nachdem der Antrag für das kommende Schuljahr zurückgestellt wurde, sei nunmehr Zeit genug, die Raumfrage in Ruhe zu prüfen, kommentierte der Landrat den Fall. Die Unterrichtssitution an der Henry-Harnischfeger-Schule ist seit Jahren prekär, es mangelt an Klassen- und Fachräumen. Erweiterungspläne für die Schule sind vom Standort her zwischen Lehrern und Planern seit langem umstritten. jan
HOFHEIM. Sie sind billiger als Beton, besonders belastbar, waren früher mal Müll und gelten als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Baustoffen: Bänke, Poller, Blumenkübel und Verkehrsinseln aus Recycling-Kunststoff. Zehn Tonnen des Materials sollen in diesem Jahr in der Kreisstadt in allen möglichen Formen aufgestellt werden. Einziger Nachteil des neuen Materials: Es ist nicht eben hübsch. Außerdem fehlen noch Erfahrungen damit, wie lange und wie gut es sich hält.
Acht Verkehrsinseln, die innen mit Blumen bepflanzt werden sollen, sind bereits aufgestellt: auf der Ortsdurchfahrt Lorsbach, dem Königsberger Weg und der Frankfurter Straße. "Drei weitere folgen", kündigt Ordnungsamtsleiter Hariolf Schaub an, dem das Motto "Plastikmüll im Kreisverkehr" gefällt. Für eine der Inseln hat er auch mal ausgerechnet, was der Abfall von einst kostet, wenn er wieder aufbereitet ist: 6000 Mark für ein zehn Meter langes und zwischen drei bis 1,50 Meter breites Insel-Exemplar.
Schaub preist auch einen anderen Vorteil an, den die Recyling-Pflanz- inseln bieten: Sie können viel schneller auf- und abgebaut werden als die Gegenstücke aus Beton. Und auch Rolf Felix (CDU) hat sich für das neue Material erwärmt und meint: "Wir werden auf dieses Pferd setzen." Wie berichtet, hat der Bürgermeister dem Kindergarten Bienerstraße die erste Recycling-Bank Hofheims geschenkt - eine Belohnung für das eifrige Müllsammeln der Jungen und Mädchen.
Auch die "Dinosauriergruppe" des evangelischen Kindergartens Lorsbach hat jetzt einen Brief ins Rathaus geschickt und eine Bank "bestellt". Die Bitte will die Verwaltung gerne gewähren. Felix betont außerdem mit Hinweis auf den "fast unglaublichen Erfolg des Recyclingshofes" und das Getrenntsammeln von Müll, daß die Stadt in Zukunft auf Recycling-Produkte setzen werde. Und er appelliert auch an die Kritiker der wenig begeisternden Optik der Bänke und Kübel aus Plastik: "Der Umwelt zuliebe sollte man dem neuen Material Zeit geben." Neben dem Anliegen, Abfall zu vermeiden, sei das Getrenntsammeln eine wichtige Alternative. pms
HOFHEIM. Die ABC-Schützen sollen sicherer die Straßen überqueren, wenn die Schule wieder beginnt: Der Regierungspräsident in Darmstadt hat jetzt auf Bitten der Hofheimer Verwaltung neue Überwege genehmigt. Ordnungsamtsleiter Hariolf Schaub nannte gestern die Stellen, auf denen die neuen Zebrastreifen entweder schon markiert sind oder noch diese Woche gemalt werden - insgesamt sind es fünf.
Vor der Steinbergschule, genauer auf der Altenhainer Straße, müssen die dikken weißen Linien noch aufs Asphalt gezeichnet werden. Das gilt auch für den Übwerweg an der Frankfurter Straße / Dresdner Weg - dort baut die Caritas zur Zeit auch einen Kinderhort. Wallauer Pennäler, die zur Taunusblickschule unterwegs sind, kommen bald sicherer über die Herrnhäuser Straße. Die Zebrastreifen werden in Höhe der Einmündung in die Langenhainer Straße markiert.
Marxheims Kindergartenkinder müßten schon jetzt keine Angst haben, wenn sie ihr Ziel ansteuern: Im Bereich Klarastraße / Mittelstraße und auf der Mainzer Straße - in Höhe der Verkehrsinsel - sind die Balken schon aufgemalt. pms
Firmen-Telegramm
Amoco streicht 8500 Stellen Der amerikanische Ölkonzern Amoco will bis Ende 1993 rund 8500 Stellen einsparen. Ende vergangenen Jahres beschäftigte das Unternehmen 54 100 Leute. Linde schluckt Kühlschrank-Hersteller Der Linde-Konzern stockt seine Beteiligung an Criosbanc, einem italienischen Hersteller von gewerblichen Kühl- und Tiefkühlmöbeln, auf und nennt nun die Mehrheit sein eigen. Das Unternehmen zeichne sich durch sein "hochwertiges Design" aus, heißt es in Wiesbaden. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Firma mit 235 Beschäftigten einen Umsatz von rund 62 Millionen Mark. Conti fährt auf Smiley ab Der Reifenhersteller Conti schluckt den britischen Branchenkollegen Birkenshaw Tyre (Smiley) ganz. Bislang waren die Hannoveraner an der Handelskette für Reifen- und Autoservice mit einem Drittel beteiligt. Das Unternehmen setzte im vergangenen Jahr 60 Millionen Mark um und beschäftigt 400 Männer und Frauen. Inder auf Einkaufstour im Osten Das indische Unternehmen Usha Rectifier hat die Halbleiter-Produktion des Unternehmens LES erworben, das aufgelöst werden soll. Nach Angaben der Treuhand werden damit 150 qualifizierte Arbeitsplätze gesichert.
HOFHEIM. "Mit uns sind solche Spielchen nicht zu machen." Mit deutlichen Worten nahm Bürgermeister Rolf Felix (CDU) erneut zum Alleingang der Bad Homburger Baufirma BBH Stellung. Wie berichtet, haben Kreis und Stadt einen Baustopp über das Projekt Obermühle verhängt. Anders als geplant wurde das Beton-Fundament ebenerdig gegossen, so daß das Wohn- und Geschäftshaus höher wird und für elf Parkplätze weniger Platz ist. Was Felix noch mehr ärgert als der "dreiste Versuch", entgegen des rechtkräftigen Bauplanes Fakten zu schaffen, ist die Behauptung des BBH-Geschäftsführers, daß die Sache kein Drama sei.
Der Bürgermeister ist sicher, daß die freizügige Bauweise der BBH kein Zufall ist: "Da baut einer los wie er will und hofft, daß es nicht auffällt." Nun verlangt Felix neue Pläne aus Bad Homburg, die mit der Stadt abgesprochen werden und alle Vorgaben erfüllen. Ansonsten würde der Baustopp "komplett verhängt". pms
BAD VILBEL. Die Beschädigung der alten Linde in Dortelweil zeigt für den BUND in Bad Vilbel erneut, wie notwendig die Stelle eines Umweltberaters für die Brunnenstadt ist, der vor Arbeitsbeginn Planungen mit den Fachämtern abstimmt. Inge Graeff und Peter Paul haben sich für die Umweltorganisation die etwa 110jährige Linde angeschaut und sind zu dem Ergebnis gekommen, daß durch die Art der Bauarbeiten erhebliche Schäden angerichtet wurden: Durch den Einsatz von Baggern seien armdicke Wurzeln rausgerissen worden, die Erde sei bis zu 80 Zentimeter tief abgegraben worden, wobei ein erheblicher Teil der Haarwurzeln zerstört wurde, die zur Wasser und Nährstoffversorgung des Baumes unerläßlich sind.
"Der BUND-Ortsverband Bad Vilbel ist überzeugt, daß dieses Desaster hätte verhindert werden können, wenn rechtzeitig und bei fachgerechter Planung und Bauüberwachung, die DIN 18920 berücksichtigt worden wäre." Diese Vorschrift sieht bei Bauarbeiten im Bereich von Bäumen einige Schutzmaßnahmen vor: Im Wurzelbereich darf der Boden nicht abgetragen, die Wurzelansätze dürfen nicht beschädigt werden. Grundsätzlich dürfen Grabungen im Wurzelbereich nur in Handarbeit erfolgen und nicht näher als 2,50 Meter vom Stamm ausgeführt werden (bei Teifwurzlern 1,50 Meter, bei Falchwurzlern zwei Meter). Die Wurzeln müssen glatt abgeschnitten, dürfen nicht gerissen werden, und die Schnittstellen müssen fachgerecht behandelt werden. Bei langfristigen Aufgrabungen ist ein Wurzelvorhang mindestens eine Vegetationsperiode vor Baubeginn zu erstellen, zitiert der BUND die Vorschrift.
Die Schutzmaßnahmen seien in Dortelweil nicht beachtet worden. "Im Mitelpunkt muß nun die Rettung des Baumes stehen", fordern die Umweltschützer. Sobald das Fachgutachten vorliege, müsse es schnell umgesetzt werden.
"An dieser Stelle drängt sich die Frage nach der Haftung für die Kosten der jetzt laufenden Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen auf. Dafür sei die Frage relevant, ob die Stadt die Baufirma im Sinn der DIN 18920 angewiesen habe oder ob die Baufirma sich über diese Anweisung hinweggesetzt habe.
Künftig müsse sichergestellt sein, daß die Schutzvorschriften beim Bauen in Bad Vilbel eingehalten werden, fordert der BUND. de
Beim Stadtfest läßt Kid O'Hara den Bär los
KELKHEIM. Das Programm fürs diesjährige Stadtfest steht: Vom 29. bis 31. August werden in der Möbelstadt gar "die Bären auf der Straße tanzen". Was die Stadtverwaltung so enthusiastisch anpreist, sorgte bis vor wenigen Wochen noch für gehörigen Zoff im Stadtparlament: Fast 30 000 Mark mehr als geplant - insgesamt rund 70 000 Mark - mußten die Stadtverordneten für das dreitägige Großereignis bewilligen. "Ohne genau zu wissen wofür", monierten UKW und FWG.
Denn Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) hatte die komplette Organisation erstmals in der "Fest-Geschichte" überraschend an einen Privatunternehmer - den Kelkheimer Profi-Unterhalter Erhard Blatt, vergeben. Den Parlamentariern blieb keine Wahl, ohne zusätzliche Mittel wollte der Rathauschef das ganze Stadtfest rigoros kippen.
Knatsch, der für den Bürgermeister längst Schnee von gestern ist. Interessant scheint nur noch, was auf dem Platz rund um die Töpferstraße so alles abgeht: Einen echten "Meister Petz" läßt Bären-Bändiger Kid O'Hara am Samstag nachmittag, 29. August, tanzen und bringt damit ein wenig vom Flair vergangener Jahrmärkte zurück. Kinder dürfen das zottelige Dickfell streicheln, wer sich traut sogar reiten. Um 15.30 und 17.30 Uhr heißt es außerdem Bühne frei für Clown Rolli. Für Musik sorgt die Bernd Hasel Band, die von Jazz über Country, Pop, Volksmusik bis zum Rock'n'Roll alles "drauf" hat.
Show-Time für die ganze Familie ist am Abend angesagt: Multitalent Antonia, die Schwester von Roberto Blanco, wird die Kelkheimer mit heißen südamerikanischen Rhythmen in Atem halten.
Kelkheims Vereine sind spätestens ab dem Sonntag morgen gefragt: Ab 11 Uhr gestalten sie das Programm und stellen dabei ihre Vereinsarbeit vor. Um 12.30 Uhr werden die konditionsstarken Sieger des Kelkheimer Halbmarathons geehrt, während die "Blue Boys" ins Mikro röhren. Für "goldige" Oldies gibt es ab 18 Uhr kein Halten mehr: Altstars aus den 60ern - die "Lords" - bringen's noch einmal: "Shakin' all over", "Gloryland", "Poor boy" . . .
Natürlich, es gibt ihn auch in diesem Jahr wieder: den Frühschoppen am Montag, 31. August, ab 10 Uhr auf dem Töpferplatz. Während die ersten Bierchen gezapft werden, sorgen der Kabarettist Bernd Stelter und die Bernd Hasel Band bis 16 Uhr für Kurzweil. Wer nicht nur rumsitzen mag, kann sich auf dem Karussell, der Schiffschaukel oder dem Kettenflieger die Magensäfte durcheinanderwirbeln lassen. ana
HOFHEIM. 500 Mark erbeuteten gestern gegen 5.30 Uhr zwei Räuber beim Überfall auf die Wirtin einer Gaststätte in der Rheingaustraße 35.
Die 33jährige Frau wollte gerade die Schankräume abschließen und durch eine Hintertür zu ihrer Wohnung gehen, als sie von den Räubern gepackt und in den Gastraum zurückgestoßen wurde. Die Täter schlugen die Frau und warfen sie zu Boden. Anschließend rissen sie ihr die Geldkassette samt Schlüssel aus den Händen, entnahmen den Inhalt und flüchteten aus dem Hinterausgang.
Die Wirtin, die einen Schock erlitten hatte, beschrieb die Räuber so: 23 bis 25 Jahre alt und 1,75 Meter groß. Einer hat lange blonde Haare, trug Bermudas und ein buntes T-Shirt, der andere hat dunkle Haare.
Hinweise auf die Täter erbittet die Polizei unter Tel. 0 61 92 / 2 07 90. gre
Aufgespießt:
"Aus einer der unterirdischen Küchen kommt Speis' - und dankenswerter Weise Trank in ausreichender Menge, um die Weltpresse in Gang zu halten." Aus einem Situationsbericht über die Arbeitsbedingungen von Reportern im Holiday-Inn Hotel der bosnischen Hauptstadt Sarajewo von der Nachrichtenagentur Reuter.
KRONBERG. Etwa 20 000 Mark dürfte die Reparatur zweier Autos kosten, die im Bereich Mammolshainer Weg / Sodener Straße zusammenkrachten. Die Vorfahrtsregel war nicht beachtet worden.
HANAU: Die Polizei sucht Zeugen eines Unfalles, der sich am Dienstag, 30. Juni, an der Nordseite des Freiheitsplatzes gegen 12.45 Uhr ereignet hat. Dort hatte ein LKW-Fahrer an der Seite gehalten und war ausgestiegen, um sich nach dem Weg zu erkundigen. In diesem Moment fuhr ihm eine Autofahrerin über beide Füße. Die Fahrerin verschwand, der Mann zog sich Verletzungen zu.
Bei Schweißarbeiten hat sich am Donnerstag mittag in der Schönwetterstraße ein Brand entzündet, bei dem nach Angaben der Feuerwehr ein Schaden von rund 150 000 Mark entstanden ist. Verletzt wurde niemand.
Der neu errichtete Dachstuhl eines Wohnhauses im Dornbusch sollte von Handwerkern isoliert werden: Bei den Arbeiten mit Gasbrennern geriet die Bitumenabdeckung gegen 11.15 Uhr in Brand. Die Flammen breiteten sich schnell auf den gesamten Dachstuhl aus. Die Brandschützer verhinderten, daß das Feuer auf die angrenzende Hälfte eines Doppelhauses übergriff. ing
KRIFTEL. Sie waren der Stolz von Volker Schmidt. Preisgekrönt und unbestritten die schönsten ihrer Zunft: der weizenfarbige Großmalaye mit seinen beiden gefiederten Malayen-Frauen. Jene hoch aufgerichteten Kampfhühner, die ihre Hälse bis zu 70 Zentimeter in die Höhe recken. Vorige Woche jedoch war der kraftvolle Stolz mit einem Schlag aus den gefiederten Körpern gewichen: Ein Huhn lag leblos im Gehege der Krifteler Kleintierzuchtanlage, "und die anderen", sagt der Vereinsvorsitzende Bruno Lüders, "schauten auch schon betreten drein".
Volker Schmidt sah mit einem Blick: Giftweizen lag im Gehege. Der Käfig-Kehraus blieb erfolglos; das schmähliche Attentat wiederholte sich - und auch die beiden Überlebenden erlagen dem Tod des Sokrates. Für Volker Schmidt ein schmerzlicher Verlust, weiß Lüders: "Der Verein hat ihm die Tiere zum 50. Geburtstag geschenkt und im vorigen Jahr machte er damit den Vereinsmeister." Das Federvieh hatte einen Wert von rund 450 Mark. Der Verein hat nun Anzeige gegen Unbekannt erstattet. ana
Mit wippendem Kühler kommt das weiße Cabrio aus Hanau in letzter Sekunde zum Stehen. Eine Faust droht hinter der Windschutzscheibe. Schimpfworte verwehen im abendlichen Verkehrslärm. Der Mann auf dem Fahrrad nur Zentimeter vor der Autostoßstange tritt in die Pedale, als wolle er die Flucht ergreifen.
Wieder einmal eine gefährliche Begegnung auf der Großen Eschenheimer Straße in Höhe des Rundschau-Hauses - zum Glück ohne Blessuren. Aber seit Arbeiter vor wenigen Tagen den Automobilen eine Fahrspur weggenommen und dafür den Fahrrädern einen Weg eröffnet haben, mehren sich die Beinahe-Unfälle.
Die Quelle des Übels: Autofahrer, die von der Großen Eschenheimer nach rechts in die Stiftstraße abbiegen wollen, kreuzen den Radweg. Ulrich Schöttler von der Abteilung Verkehrsregelung im Ordnungsamt verteidigt dennoch, was seinen Fachleuten einfiel: "Diese Art Radfahrstreifen ist allgemein üblich - und wird sogar vom Bundesverkehrsministerium empfohlen!" Mutwillig gefährliche Situationen heraufzubeschwören - diesen Vorwurf weist Schöttler weit von sich. Er betont, was vielleicht die wenigsten wissen: "Der Radler auf seiner Spur hat Vorfahrt gegenüber dem Autofahrer!"
Und verschiedene Untersuchungen über Unfallsituationen belegten eindeutig, daß diese Form des Radweges nicht zu gefährlichen Situationen führe. In Darmstadt etwa, beteuert Schöttler, lebten Autofahrer und Radler Fahrspur an Radweg friedlich nebeneinander.
Und Peter Blöcher, Frankfurts offizieller Fahrrad-Beauftragter, wähnt gar nicht die Radler verunsichert, sondern eher die Damen und Herren hinter dem Autolenkrad. "Die Radfahrer", das haben ihm angeblich schon viele Pedaleure bestätigt, "fühlen sich überhaupt nicht unsicher!" Jeder könne von jedem Autofahrer gesehen werden, in anderen Situationen in der Stadt bestehe auch nicht mehr Schutz für das Zweirad.
Dennoch: Die Kommune will noch ein übriges tun und auf dem abmarkierten Fahrradstreifen zwei zusätzliche Piktogramme aufbringen. Das sind die Symbole auf der Fahrbahn, die weiß auf schwarz ein stilisiertes Zweirad zeigen. Und Blöcher wird, was die Erfahrungen in der Großen Eschenheimer anbelangt, in den nächsten Wochen Augen und Ohren "offenhalten". Bleibt zu hoffen, daß das Piktogramm dann im entscheidenden Moment der gefährlichen Begegnung nicht gerade von einem Automobil verdeckt wird. jg
KRONBERG. Der Frauenring organisiert vom 1. bis 3. September eine Ausflugsfahrt nach Coburg. Dabei werden unter anderem auch Würzburg, Volkach, Vierzehnheiligen und Bamberg angesteuert. Anmeldungen und nähere Informationen bei Erika Klimach, Tel. 56 58, oder Christa Hirschberg, Tel. 75 10. mk
BAD VILBEL. Fünf Fahrräder wurden laut Polizei am Mittwoch gestohlen. Darunter waren drei Mountainbikes der Marken Bianci, Specialized und Centurion sowie ein Trekking-Rad der Marke Wheeler und ein Damensportrad Marke Hercules.
Kleine FR
Rosbacher Serniorentreffen ROSBACH. Die Seniorinnen und Senioren aus Ober-Rosbach treffen sich immer dienstags von 15 bis 17 Uhr im Schulsaal des alten Feuerwehrgerätehauses. Die Rodheimer Seniorinnen und Senioren kommend donnerstags von 15 bis 18 Uhr im DRK-Raum des Bürgerhauses zusammen. Dienstags Sprechstunde ROSBACH. Die zuständige Bezirkssozialarbeiterin, Frau Hackenberg, hält ihre Sprechstunden an jedem Dienstag von neun bis zwölf Uhr in der Rosbacher Stadtverwaltung, Außenstelle Rodheim. Dort ist sie unter der Telefonnummer 0 60 07 / 314 zu erreichen. An anderen Tagen kann sie in Friedberg unter der Telefonnummer 0 60 31 / 8 31 18 angerufen werden.Grabenkampf um Ost-Braunkohle wird härter Treuhand: Empörende Vorwürfe der West-Stromkonzerne / Breuel-Behörde schießt zurück
Treuhand-Vorstand Klaus Schucht ist sauer auf die westdeutschen Stromkonzerne. Schlicht "empörend" findet er Vorwürfe, seine Behörde habe bei ihren Bemühungen, die in der Mibrag zusammengeschlossenen ostdeutschen Braunkohlereviere zu verkaufen, die westlichen Branchengrößen nicht richtig informiert. "Offensichtlich funktioniert bei RWE die Kommunikation nicht", schießt Schucht gegen den Essener Stromriesen. Schließlich habe dessen Tochter Rheinbraun, die gemeinsam mit der Preussenelektra und dem Bayernwerk nun auch an eine Übernahme der Mibrag denkt, längst die nötigen Gutachten auf dem Tisch - "und andere hat der amerikanische Mitbewerber auch nicht bekommen".
Schuchts Attacke ist nur ein Teil des Grabenkampfs um die Zukunft der Ost-Braunkohle und der Energieversorgung in der Ex-DDR. Es geht um Riesengeschäfte, teure Altlasten und Zehntausende von Arbeitsplätzen. Momentan hat die Treuhand wieder etwas bessere Karten: Seit der US-Konzern NRG Energy Interesse an einer Übernahme der Mibrag anmeldete, stecken die westdeutschen Stromgiganten in der Klemme. Ihnen droht Konkurrenz, das ostdeutsche Monopol von der Kohlegrube bis zur Steckdose scheint gefährdet.
Schon kurz nach der Wende hatten sich die drei Firmen im umstrittenen Stromvertrag die Kraftwerke und das Verteilernetz der ehemaligen DDR unter den Nagel gerissen. Als einzige Hauptabnehmer der ostdeutschen Braunkohle konnten RWE und Co. bisher geruhsam über die Zukunft der in der Mibrag und der Lausitzer Braunkohle (Laubag) zusammengeschlossenen Reviere verhandeln. Interesse zeigten sie nur an der Laubag und den Veredelungsbetrieben der Schwarzen Pumpe (Espag), wo noch rund 44 000 Menschen arbeiten. Für die 26 000 Kumpel bei der Mibrag wäre das Aus programmiert - und deshalb pocht die Treuhand auf einen gleichzeitigen Verkauf beider Förderbetriebe. Ohnehin werden nach einer McKinsey-Studie im Jahr 2000 nur 14 600 von einst 135 000 Jobs in der ostdeutschen Braunkohlebranche übrig sein.
Die US-Konkurrenz, die auch eigene Kraftwerke bauen will und auf eine Beteiligung am Stromnetz zielt, brachte die selbstsicheren Stromriesen jedenfalls auf Trab. Nun wollen sie, so ließen sie in der jüngsten Kanzlerrunde zum Aufbau Ost durchblicken, auch die Mibrag schlucken. Schucht wundert das nicht: Die ostdeutsche Energieversorgung sei ein "geschlossenes Konzert, da wird kein weiterer Geigenspieler gebraucht", meint er süffisant und stellt klar, daß ERG am Zug ist: "Die US-Anfrage kam vor zwei Monaten, ein Angebot der Rheinbraun für Mibrag dagegen fehlt." Im übrigen sei die West-Offerte für die Laubag und Espag "noch weit von unseren Vorstellungen entfernt" und teils "völlig absurd".
Gut möglich allerdings, daß Schucht rasch klein beigeben muß. Die Entscheidung, ob die Ost-Braunkohle komplett an die westlichen Konzerne geht, fällt in Bonn. Dort drückt der Kanzler aufs Tempo. Bei seiner nächsten Aufbau- Runde Ende September will er aus Berlin und dem Finanzministerium Konzepte haben, wie vor allem die Sanierung der Altlasten aus dem Braunkohleabbau vonstatten gehen soll - und wer sie finanziert. 30 Milliarden Mark wird die Beseitigung der Umweltschäden mindestens kosten. Bund und Braunkohleländer streiten, wer zahlt.
Allein die Beseitigung der rund 400 giftigen Abfallgruben in den Tagebaustätten würde "astronomische Summen" kosten, sagt Schucht. Daher denken manche Leute daran, die Gruben einfach wiederaufzufüllen und durch Abpumpen dafür zu sorgen, daß durch den Giftmüll kontaminiertes Wasser nicht das Grundwasser verseucht. Hinzu kommt: Der Grundwasserspiegel fällt durch den Kohleabbau immer weiter. Die Spree bekommt laut Schucht nur noch ein Zehntel ihres Wassers aus der Quelle, aber neun Zehntel aus den Lausitzer Revieren.
Daher sei der Bau von Kanälen zur "Fremdwasserversorgung" nötig, etwa zwischen Oder und Spree. "Man darf es nicht soweit kommen lassen, daß die Berliner Stromversorgung, die von der Spree abhängt, gefährdet wird."
THOMAS WÜPPER
rb FRANKFURT A. M. Die Vergangenheitsbewältigung des inzwischen mehrheitlich zu Asko gehörenden Handelskonzerns co op wird jetzt auch formal vollzogen: Künftig wird er von einer Schwester den Firmennamen Deutsche SB-Kauf AG übernehmen. Unter "co op" firmieren dann nur noch die unabhängigen Genossenschaften. "Wir haben Neues vor und wollen es nicht mit den Imagelasten des Alten belasten", begründet Konzernchef Walter Dobmayer diesen Schritt. Auf den einzelnen Supermärkten wird dieser Name jedoch nicht auftauchen, sie findet der Kunde künftig unter Bezeichnungen wie extra, Tip, Comet oder Bolle.
Dies ist jedoch bereits ein Vorgriff auf das "Neue", das Dobmayer ankündigt. Die Asko-Gruppe wird nämlich derzeit kräftig umstrukturiert. In der neuen Sparteneinteilung werden rund um die co op/ Deutsche SB-Kauf die verschiedenen Aktivitäten im Lebensmittelhandel zusammengefaßt. Hinzu kommen: Extra Handelsgesellschaft, extra SB-Warenhaus, Johann Contzen in Düren, Schaper Vertriebsgesellschaft sowie C + C Schaper (Ronnenberg). Alles in allem laut Dobmayer ein Umsatzvolumen von drei Milliarden Mark und ein Gewinnpotential von 80 bis 100 Millionen Mark (vor Steuern).
Ohnehin hat das heutige Frankfurter Unternehmen nur noch wenig mit dem Alt-Konzern aus der Zeit vor dem Skandal und dem anschließenden außergerichtlichen Vergleich gemein. Der Netto- Umsatz 1991 von 4,8 Milliarden Mark entspricht nur noch rund einem Drittel des Volumens von 1989 und knapp der Hälfte von 1990. Mit dem Verkauf der Schade- Märkte im Rhein-Main-Gebiet an Tengelmann Ende Juni gingen gerade weitere 900 Millionen Mark Umsatz weg. Dieser Abgang wird allerdings wieder ausgeglichen durch den Rückerwerb der Berliner Traditionsfirma Meierei Bolle in zwei Etappen von den ostdeutschen Konsumgenossenschaften. 1990 hatte die co op im Zuge ihrer Sanierung diese Tochter verkauft, was der seit Januar amtierende Chef als "strategischen Fehler" wertet. Jetzt muß er für Bolle einen deutlich höheren Preis zahlen, erhält aber dafür zu den vorhandenen 114 Märkten noch weitere 71 Konsumläden im Osten hinzu.
Alles in allem soll die künftige Deutsche SB-Kauf mit einem Umsatz von acht Milliarden Mark und der mächtigen 70- Prozent-Mutter im Rücken wieder ein ausreichendes Gewicht erhalten, um im Konzert der Lebensmittel-Riesen mitspielen zu können. Als Schlußpunkt will das Unternehmen seine Aktien im nächsten Jahr wieder in den amtlichen Handel der Frankfurter Börse einführen.
Zuvor muß es jedoch erst einmal "dividendenfähig" gemacht werden, erläutert Dobmayer, möglicherweise indem der hohe Verlustvortrag gegen das Eigenkapital verrechnet wird. Die jetzt anstehende Übernahme der anderen Asko-Aktivitäten wird über eine Kapitalerhöhung mit Sacheinlage laufen, bei der die 30 Prozent freien Aktionäre nach einer "Kursberichtigung" junge Aktien erwerben können.
Zur juristischen Vergangenheitsbewältigung gehören gegenwärtig 68 laufende zivilrechtliche Prozesse - unter anderem Schadensersatzansprüche und Anfechtungsklagen gegen HV-Beschlüsse von Aktionären sowie Klagen der 1989 fristlos entlassenen Ex-Vorstände auf Zahlung von Abfindungen und Pensionen. Insgesamt haben die Frankfurter für sämtliche Justiz-Risiken 140 Millionen Mark Rückstellungen gebildet. Zahlen mußte das Unternehmen bisher nur an die drei früheren Gläubigerbanken, die ihre Zustimmung zum Sanierungsabkommen von '89 verweigert hatten und vor Gericht Recht bekamen. Fünf andere Gläubiger, die auf eine Korrektur des damaligen Forderungsverzichts dringen, müssen sich dazu an die ehemaligen co op-Besitzer DG Bank und BfG halten, die beim Verkauf an Asko dieses Risiko übernahmen.
"Erstmals in der Geschichte dieses Unternehmens", so Dobmayer, erwirtschaftete co op 1991 einen operativen Gewinn von 100 Millionen Mark. Durch Erträge aus dem Verkauf von Beteiligungen liegt der Jahresüberschuß bei 121 Millionen.
BAD VILBEL. Ein großes Grill- und Spielfest veranstaltet die Kultur- und Sportgemeinschaft (KSG) Dortelweil am Samstag, 18. Juli, ab 15 Uhr auf dem Sportgelände an der Nidda.
HANNELORE BULLMANN, seit zwanzig Jahren Erzieherin im Grävenwiesbacher Kindergarten, ist in den Ruhestand getreten. Sie war seit der Eröffnung der Einrichtung im Jahr 1972 als Gruppenleiterin tätig; wenn "Not am Kind" war, half sie auch in den Kindergärten in Hundstadt und Laubach aus. In einer Feierstunde verabschiedeten Bürgermeister HELLWIG HERBER, die Personalratsvorsitzende RENATE WILD und die Kindergartenleiterin URSULA EISINGER die Kindergärtnerin.SG Rodheim lädt zur Radwanderung ein
ROSBACH. Die SG Rodheim lädt ein zur Radwanderung am Sonntag, 12. Juli. Die Radler und Radlerinnen treffen sich um 9 Uhr am Marktplatz in Rodheim. Die Strecke führt nach Petterweil und von dort nach Massenheim, Erlenbach und über Bonames und Obererlenbach zurück nach Rodheim.
Die 45 Kilometer lange Strecke kann je nach Kondition in vier bis sechs Stunden zurückgelegt werden. Der Verein weist aber darauf hin, daß kein Rennen gefahren werden soll, sondern daß alle Landschaft und Klima genießen wollen. Ob unterwegs eingekehrt wird, hängt von der Teilnehmerzahl und dem Bedarf ab, es wird während der Fahrt entschieden.
Jugendliche unter zehn Jahren können nur in Begleitung ihrer Eltern oder anderer Begleitpersonen mitfahren. Die Planung hat Hans Gruppe übernommen. de
Ein gutes Zeugnis stellt der Zweckverband Wasserversorgung seinem Trinkwasser aus, dessen Qualität ständig geprüft wird (Bild: Weiner). Gewonnen wird es aus Grundwasser. 24 Millionen Kubikmeter Wasser brauchen die 330 000 Menschen in Stadt und Kreis Offenbach pro Jahr. Noch ist es da, aber die Devise heißt: "Haushalten."
"In 115 Brunnen wird Wasser aus der Erde gepumpt" Heute auf Seite V
Die von Magistrat und Polizei angestrebte Verdrängung auswärtiger Drogenabhängiger zurück in die Heimatgemeinden kann nach Auffassung des Drogenreferenten der Landesregierung, Walter Kindermann, nur gelingen, "wenn es Angebote gibt, die sie dorthin zurückziehen." Bei nüchterner Sichtweise werde man um eine kontrollierte Vergabe von Morphium oder Heroin nicht herumkommen. Wenn die Stadt Frankfurt die Umlandgemeinden überzeugen kann, ihre Hilfsangebote für Drogenabhängige auszuweiten, bedeutet dies auch, das künftig weniger Landesmittel in die Mainmetropole fließen werden, betonte Kindermann. "Man kann den Kuchen nur einmal verteilen." Mit etwa acht Millionen erhält Frankfurt bisher ein Drittel dieser Mittel. Allein die sogenannten niedrigschwelligen Angebote werden von Wiesbaden mit zwei Millionen unterstützt.
Ebensolche Angebote, die Hilfe ohne bürokratische Auflagen und zeitliche Verzögerungen gewähren, fehlen außerhalb Frankfurts. Während das Netz an Beratungsstellen landesweit so eng geknüpft ist, daß es "keine weißen Flecken gibt", sind Einrichtungen, in denen sich die Abhängigen verpflegen, waschen und ihre Spritzen gegen neue austauschen können, "so verteilt, daß sie Frankfurt nicht entlasten". Übernachtungsmöglichkeiten wie es sie in Frankfurt in zwei der drei Krisenzentren gibt, sind hessenweit einmalig, die 500 Langzeittherapie-Plätze befinden sich dagegen fast ausschließlich auf dem flachen Land.
Das Methadon-Konzept des Landes ermöglicht, so Kindermann weiter, die Vergabe der Ersatzdroge in "praktisch allen" hessischen Gemeinden. "Es ist erstaunlich, was sich da tut." In den vergangenen vier Monaten hätten landesweit 300 Heroin- abhängige mit der Substitution begonnen. In Wiesbaden gebe es "mindestens 50", die ihre tägliche Dosis Methadon erhalten, auch in Friedberg, Kassel oder Hofheim werde die Ersatzdroge verteilt.
In Frankfurt hat sich jedoch gezeigt, daß die häufig schwerkranken Junkies, die auf der offenen Drogenszene leben, keinen Zugang zu diesem Methadon-Programm finden. Das wochenlange Warten auf die Zustimmung der Substitutionskommission, pünktliches und "cleanes" Erscheinen, überfordert sie. Das Drogenreferat der Stadt ist deshalb dabei, ein zweites Methadon-Programm ohne diese Hürden auf die Beine zu stellen. ft
FRANKFURT A. M., 9. Juli (FR). Im Osten um 26 Grad, sonst starke Bewölkung und Schauer oder Gewitter sagt das Wetteramt vorher. Die Höchstwerte liegen zwischen 18 und 23 Grad, die nächtlichen Tiefstwerte zwischen 13 und 17 Grad. Weitere Aussichten: unbeständig und kühl.
(Siehe auch Lokalteil)
HOFHEIM. Auf frischer Tat ertappt wurde am Mittwoch gegen 1 Uhr morgens ein 35jähriger Elekriker, der gerade dabei war, den Verkaufsraum der DEA-Tankstelle in der Zeilsheimer Straße leerzuräumen. Wie die Polizei mitteilt, hatte ein Anwohner den Mann dabei beobachtet, wie er die Glasscheibe der Eingangstüre eingeschlagen und dadurch den Tankstellenraum betreten hatte. Bis zu seiner Festnahme hatte er bereits 60 Stangen Zigaretten in Tragetaschen verstaut. Außerdem hatte er erfolglos versucht, einen Stahlschrank zu knacken, in dem er die Tageseinnahmen der Tankstelle vermutete.
Der Polizei war der 35jährige Hofheimer bereits ein alter Bekannter. Erst am 12. Juni war er beim Versuch erwischt worden, in eine Arztpraxis einzubrechen. Er war nach seiner Festnahme wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Jetzt erwarten ihn gleich zwei Strafverfahren.
gre
Schwache Konjunktur und noch mehr Arbeitslose In der Stadt Offenbach stieg die Quote wieder auf fünf Prozent an / Viele Ferienjobs
STADT UND KREIS OFFENBACH. Erstmals seit vier Jahren nahm zu einem Sommeranfang die Arbeitslosigkeit in der Offenbacher Region wieder zu. Das Arbeitsamt nennt diese Gründe: mehr Kündigungen in den Branchen mit wirtschaftlichen Problemen (Metall- und Elektroindustrie, Handel); konjunkturbedingtes vorsichtiges Einstellungsverhalten bei Industrie und Dienstleistern; Abschluß von Bildungsgängen und Fortbildungskursen. Ende Juni registrierte das Offenbacher Arbeitsamt 6674 Arbeitslose, 829 Kurzarbeiter in 36 Betrieben, 1540 Teilnehmer an der beruflichen Weiterbildung und 96 Personen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. An 4696 Personen zahlt die Arbeitsbehörde Arbeitslosengeld. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,5 Prozent gegenüber 3,9 Prozent im Juni 1991. Im Hauptamt Offenbach liegt sie sogar bei fünf Prozent, im Rodgau bei 3,3 und im Bezirk Seligenstadt bei 4,1 Prozent.
Das Arbeitsamt in der Domstraße kann zur Zeit 1086 offene Stellen anbieten. 1343 Personen meldeten sich im Juni neu arbeitslos, 1173 Suchende fanden einen neuen Arbeitsplatz. Das Arbeitsamt warnt vor falschen Schlüssen: "Der starke Zuwachs an neu gemeldeten freien Stellen läßt sich nicht als Konjunkturwende auf dem Arbeitsmarkt interpretieren. Vielmehr war dies überwiegend eine Folge des diesmal frühen Ferienbeginns und der damit bereits möglichen zahlreichen Vermittlungen von Zeitarbeitsverhältnissen, insbesondere an Studenten und Schüler."
Von den 6674 Arbeitslosen sind 57,1 Prozent Arbeiter und 42,9 Prozent Angestellte, 47,8 Prozent Frauen, 28,2 Prozent Ausländer, 3,2 Prozent Aussiedler, 5,1 Prozent Schwerbehinderte. lz
SCHÖNECK. "Die baulichen Veränderungen und zusätzlichen Brandschutzverhütungsmaßnahmen sind abgeschlossen." - An diesem schriftlichen "Versprecher" läßt sich vielleicht die Freude ablesen, mit der Carlos Mayer der heute bevorstehenden "zweiten Eröffnung" seines Livemusik-Lokals in Oberdorfelden entgegensieht. Die Schwierigkeiten mit der Bauaufsicht und dem Brandschutz sind nun offenbar behoben.
In seiner Pressemitteilung kündigt er für heute und morgen jeweils die Gruppen "Stimmband" (Musik der 50er Jahre) sowie "Carlos and the Drifters" (seine eigene Countryformation) an. Beide Bands spielen im Wechsel, der Eintritt kostet zehn Mark. Einlaß ist ab 19 Uhr. Ul
Weite Teile der Welt liegen derzeit im politischen und ökonomischen Tal. Deshalb sind Gipfel notwendig. Da haben die unten wenigstens was, zu dem sie aufschauen können. In jüngster Zeit aber hat die Gesundheit breiter Bevölkerungskreise an den Höhenflügen der Politik Schaden genommen, trat doch angesichts des permanenten Zwangs zu erwartungsfroher Kopfhaltung eine kollektive Genickstarre ein.
Lissabon, München, Helsinki: Euro-, Knüppel-, Sicherheits(?)-Gipfel - dazu noch GUS- und OAU-Präsidenten-Treffen. So viele Gipfel sind der Gipfel. Tagen sich die Großen dieser Welt zu Tode, weil sie letztlich doch das meiste vertagen müssen?
Anlaß für die Dauer-Gipfelei bietet die neue Weltunordnung genug. Über allen Gipfeln ist denn auch Unruh' - das fordert die Welt-Ordnungshüter, Genickstarre die allein in der Lage sind, in einem Trillerpfiff jenes Störpotential auszumachen, das eben keine freie Meinungsäußerung, sondern ein Anschlag auf die Freistil-Kunst demokratischer Politik-Darstellung ist.
Die Luft auf Gipfeln ist dünn. Und so sind es denn auch die Gipfelerklärungen. Aber zum "Munich Summit", jenen bajuwarischen Berg, auf den Kohl die Siebener-Seilschaft zum feudalen Biwak lud, haben gar "Sherpas" wie im Himalaya die Schlußworte hinauf geschleppt.
Von oben wirft man besorgte Blicke auf Zweite und Dritte Welten; denn unterhalb der politischen Höhenzüge toben die neuen Kriege. Weil für Gipfelstürmer die Lage in der Tiefebene immer unübersichtlicher wird, setzen sie Späher ein, um zu erfahren, was da eigentlich vor sich geht. Die unten ahnten schon, daß die oben nicht mehr durchblicken. Aber die teuren Treffen, so trösten die exklusiven Teilnehmer das knurrende Volk, machen sich letztlich doch bezahlt. Sie geben den Großen der Erde Gelegenheit, mehr Wissen über einander anzuhäufen.
Wie schön. Da können sie dann gestärkt und in neuer Einigkeit den Gewittern trotzen, die im Tal zur herrschenden Großwetterlage werden. Will man diesen Unwettern entgehen, muß man wohl noch höher hinauf: auf den Super-, Mammut-, Ultra- oder Mega- Gipfel. Auch wenn die Expeditionsausrüstung längst zu kostspielig ist und so mancher Etat im stillen abstürzt: Ohne Gipfel wäre die moderne Welt noch ärmer. Also: Schafft die Welt- Probleme lieber auf die Gipfel dieser Erde anstatt in ihnen zu versinken! Vielleicht schmelzen sie ja dort - wie Schnee in der Sonne. ko-ko
In bester Verfassung befindet sich derzeit das Frauen-Bezirksligateam des TV Büttelborn. Nach dem Weggang von Spielmacherin Christine Kolacki Mitte Mai zu Oberliga-Aufsteiger TGS Walldorf befürchteten die Handballerinnen, das Ziel, ein Platz im Spitzenfeld, aufgeben zu müssen. Doch mit drei starken Neuzugängen scheint dieses Vorhaben keineswegs revidiert werden zu müssen.
Anja Gleichmann vom aufgelösten TV Trebur, die Norwegerin Tove Torres vom TSV Pfungstadt und Dagmar Sunner vom TV Langen dürften in der Lage sein, die Lücke zu schließen. Trainer Peter Weiler glaubt sogar, daß das Team in der personellen Zusammensetzung stärker ist als im vergangenen Jahr. Allerdings sei abzuwarten, wie die "richtige Mischung" zu finden sei. Momentan herrsche ein "Überangebot" an Rückraum-Spielerinnen, angesichts des Mangels an Distanz- Werferinnen in anderen Vereinen kaum zu glauben.
Die Mittelposition von Christine Kolacki soll Sabine Cislak übernehmen, für sie als Rechtsaußen käme zum Beispiel Neuzugang Dagmar Sunner in Frage. Die Halbe-Positionen verteilen sich vor allem auf Linkshänderinn Torres und die wurfgewaltige Gleichmann, die im gesamten RÜckraum einsetzbar ist - aber erst seit drei Wochen wegen den Folgen eines Bänderrisses wieder trainieren kann. Aber auch vorherige Stammspielerinnen wie Nicole Treutel und Hildegard Gruß haben Peter Weiler in der ersten Vorbereitungsphase, die seit April läuft, beeindruckt. "Wir haben jetzt sehr viele Variationsmöglichkeiten, sind schwerer auszurechnen und können aus dem Rückraum mehr Druck machen", sagt der Trainer. gw
KREIS GROSS-GERAU. Zurückgewiesen hat Landrat Enno Siehr die Dienstaufsichtsbeschwerden des BUND-Kreisverbandes gegen sieben Bürgermeister wegen angeblicher Verstöße gegen einen Erlaß des Landes Hessen zur flächendekkenden Einführung der Bioabfallkompostierung. Dabei ging es um die Kommunen Biebesheim, Gernsheim, Kelsterbach, Mörfelden-Walldorf, Raunheim, Stockstadt und Trebur. Siehr schrieb dazu dem Kreisverband des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND): "Nach Auswertung der jeweiligen Stellungnahmen sehe ich keine Veranlassung für ein aufsichtsbehördliches Einschreiten."
Der Hintergrund: Mit Erlaß vom 20. November 1990 hatte der hessische Minister für Umwelt und Reaktorsicherheit bestimmt, daß flächendeckende Bioabfallkompostierung oder entsprechende Verfahrenskombinationen unverzüglich, spätestens bis zum 30. Juli 1991 von den Kommunen einzuführen seien. Als Einführung gälten bereits die notwendigen konzeptionellen Beschlüsse.
Auf die Beschwerde des BUND hin, gegen diese zeitliche Auflage hätten die sieben genannten Kommunen und ihre Bürgermeister verstoßen, fragte der Landrat als Kommunalaufsicht bei den attackierten Gemeinden und Städten nach. Nach diesen Erkenntnissen entschied Siehr: "Die Dienstaufsichtsbeschwerden waren zurückzuweisen." Alle Kommunen hätten sehr wohl rechtzeitig die Weichen gestellt.
Grundsätzlich gelte außerdem, daß der Ministererlaß nicht eine flächendeckende Einführung der Bioabfalltonne verlange. Vielmehr stelle der Erlaß in erheblichem Umfang auf die Förderung der Eigenkompostierung ab. Und: Gemeindlichen Planungen vor Ort werde Vorrang eingeräumt. Schließlich heiße es in dem Erlaß sogar: "Für Kerngebiete des städtischen Raumes fehlen zum Teil noch geeignete technische Möglichkeiten zur Einsammlung und Verwertung von Bioabfall."
Im Detail erklärte Landrat Siehr zu den Kommunen:
Für den Südkreis gelte, daß Biebesheim, Gernsheim und Stockstadt bereits Anfang 1991 - und damit rechtzeitig - beschlossen hätten, mit der in Biebesheim geplanten Kompostierungsanlage Brunnenhof GmbH Verträge zu treffen.
In Kelsterbach sei am 1. Januar 1991 die vom Regierungspräsidium genehmigte Grünabfall-Kompostierungsanlage an der Okrifteler Straße in Betrieb genommen worden. Zu dieser Anlage seien bis Jahresende 662 Tonnen Park- und Garten- sowie Grünabfälle aus Handel und Gewerbe verbracht und kompostiert worden. Außerdem sei die Förderung der Eigenkompostierung auf Privatgrundstükken vorbereitet worden und inzwischen die Ausgabe von 440 subventionierten Schnellkompostern an die Bürgerschaft erfolgt. Es werde eine Bestandsaufnahme der Eigenkompostierung vorgenommen, um die Grundstücke zu erfassen, die über eine Biotonne entsorgt werden müßten.
In Mörfelden-Walldorf werbe die Stadt seit mehr als zehn Jahren mit Bürgerbriefen, Inforamtionsschriften, Zeitungsanzeigen und Pressemitteilungen intensiv für Eigenkompostierung und die bislang von der Kommune betriebenen Grünkompostierungsanlage. Seit mehreren Jahren würden an die Bürger kostenlos Holzkomposter (bisher etwa 1700 Stück) verteilt. Allein 1991 seien so rund 2500 Tonnen Grünabfälle - ohne die Eigenkompostierung - der Deponierung entzogen worden.
Die Stadt Raunheim sammle seit 1979 Grünabfälle sowohl im Bring- als auch Holsystem. Außerdem stünden auf dem Bauhof an allen Werktagen von 9 bis 12 Uhr Behälter zur Verfügung, wo organischer Abfall abgeliefert werden könne. 1990 habe die Kommune 260 Komposter gekauft und zu einem subventionierten Preis an Bürger weitergegeben.
In Trebur habe die Gemeinde im Oktober 1990 die baurechtliche Genehmigung für eine Grünkompostierungsanlage beim Regierungspräsidium in Darmstadt beantragt. Es sei beabsichtigt, die Grünpflanzenabfälle auf der geplanten Anlage zu kompostieren. Derzeit werde noch an verschiedenen Standorten zur Aufnahme der kompostierbaren Abfälle Container bereitgestellt. Bis zur Fertigstellung der eigenen Anlage müßten die Abfälle noch zur Kompostierungsanlage Bischofsheim gebracht werden. Über eine von der Kommune geförderte Aktion sei inzwischen erreicht worden, daß der größte Teil der Bevölkerung Biomüll durch Eigenkompostierung verwerte. cas
Nachrichten-Börse
Dollar erholt Der Kurs des amerikanischen Dollar ist am Donnerstag um mehr als zweieinhalb Pfennig gestiegen. Der amtliche Mittelwert wurde mit 1,5050 nach 1,4793 Mark am Mittwoch festgestellt. Bundespapiere werfen weniger ab Zum ersten Mal seit gut zwei Jahren bringt eine zehnjährige Bundesanleihe Anlegern deutlich weniger als acht Prozent Rendite. Das jüngste Papier kommt mit einer Nominalverzinsung von acht Prozent zum Emissionskurs von 101 Prozent heraus, woraus sich eine Rendite von 7,85 Prozent errechnet. Noch etwas weniger, nämlich 7,75 Prozent, warf eine vergleichbare Anleihe vom 6. Februar 1990 ab. Die jüngste Emission hat ein Volumen von drei Milliarden Mark. Teuerung im Juni 4,3 Prozent Die Verbraucherpreise in Westdeutschland sind im Juni um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat geklettert. Gegenüber Mai ergibt sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Plus von 0,2 Prozent. Einen kräftigen Zuwachs um 4,8 Prozent ermittelten die Statistiker im Juni bei Autoreparaturen. China schafft neue Sonderzone China hat eine neue Steuervorzugszone für ausländische Investoren nahe der Stadt Kanton eingerichtet. Das Gebiet umfaßt 1,4 Quadratkilometer.
Die EG hat mit dem Beschluß von Lissabon ihre "Interessensphäre" abgegrenzt. Sie erstreckt sich im Osten bis Wladiwostok, im Süden und im Nahen Osten auf den arabischen Raum plus Israel und die Türkei. Das sind gleichzeitig jene Gebiete, aus denen das reiche Westeuropa massive Einwanderungswellen zu erwarten hat, wenn dort politische und wirtschaftliche Krisen nicht rechtzeitig eingedämmt werden.
SPD fordert Klassenräume
HANAU. Den Bau von sechs zusätzlichen Klassenräumen fordert der SPD- Stadtverband für die Tümpelgartenschule. Damit soll die zunehmende Raumnot der Stadteilschule aufgefangen und gelindert werden. Bei steigenden Schülerzahlen benötigt die Schule jedoch bis zum Schuljahr 1997/98 insgesamt 16 zusätzliche Klassenräume. Bis dahin rechnet die Schule mit einer Drei-, wenn nicht sogar Vierzügigkeit pro Jahrgang bei den Schulneulingen. Steigende Schülerzahlen erwarten Schulleitung und SPD-Stadtverband auch für die Förderstufe sowie den Hauptschulbereich und die Realschulklassen der Tümpelgartenschule.
Dadurch ergibt sich ein Gesamtbedarf von 38 Klassenräumen. Derzeit verfügt die Tümpelgartenschule aber nur über 25. Neben den Klassenzimmern und Räumen für das Schülerbetreuungs-Angebot möchte die Schule außerdem Platz für eine Kleinklasse für verhaltensauffällige Jungen und Mädchen einrichten sowie einen Gruppenraum für die Förderung und Integration behinderter Schüler. Außerdem fehlen derzeit drei Fachräume.
Zwei weitere Unsicherheitsfaktoren können die Raumplanungen der Schule nochmals verändern. Nicht absehbar ist nämlich bislang, ob sich die prognostizierten Schülerströme mit der Freigabe des Elternwillens durch das gerade verabschiedete hessische Schulgesetz nicht nochmals erhöhen. Zum anderen geht der SPD-Stadtverband davon aus, daß sich auch der Einzugsbereich der Schule mit dem Freiwerden der US-amerikanischen Kasernen vergrößern wird. Die Planungen der Stadt sehen neben einer Nutzung des Areals für Gewerbe und Ausbildung auch eine Wohnbebauung vor, die weitere Schülerzahlen mit sich bringen wird.
Die SPD fordert daher für den Haushalt 1993 die Gelder für den Bau von weiteren Klassenräume. Bis zum Herbst soll darüber entschieden werden. Mit einem Bauberginn rechnet die Partei dann im Frühjahr 1993. alu
ERLENSEE. Einen direkten Zusammenhang zwischen der verstärkten Flugtätigkeit auf der US-Hubschrauberbasis in Langendiebach und dem Krisenherd Jugoslawien vermutet die Sprecherin der Friedensgruppen im Main-Kinzig-Kreis, Traudel Wahl. Auch den verantwortlichen Kommunalpolitikern in Erlensee erscheint der Gedanke nicht weit hergeholt, daß sich die Army auf einen möglichen Einsatz in Bosnien-Herzegowina vorbereitet. Denn die Tief- und Überflüge haben nach ihren Erkenntnissen in den vergangenen zwei Monaten drastisch zugenommen. Und ebenfalls seit diesem Zeitpunkt drängen die USA immer stärker auf eine Lösung des Konflikts notfalls mit militärischen Mitteln.
Die Sprecherin der Friedensbewegung, Traudel Wahl, erinnert in diesem Zusammenhang an die strategischen Überlegungen der amerikanischen Streitkräfte, wonach Jugoslawien immer noch als Pufferstaat zur ehemaligen Sowjetmacht hin gelte. In den vergangenen Tagen habe US-Präsident George Bush nach Medienberichten seinen russischen Amtskollegen Boris Jelzin gedrängt, einer militärischen Lösung zuzustimmen. Jelzin habe davor ein Eingreifen von Truppen in den Bürgerkrieg strikt abgelehnt.
Nicht nur auf dem Gipfeltreffen in München, sondern auch auf der jüngsten Tagung der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki haben die Amerikaner ein schärferes Vorgehen gegen die Serben propagiert. Beschlossen wurde allerdings nur, Jugoslawien als Mitgliedstaat für hundert Tage zu suspendieren.
Wenn die USA in Jugoslawien mit Waffengewalt eingreifen wollen, dann kämen dort mit großer Wahrscheinlichkeit die Hubschraubereinheiten aus Erlensee zum Einsatz. Die Kampfhubschrauber vom Typ "Apache" sind für derartige Aufgaben prädestiniert. Sie wurden auch im Golfkrieg verwandt. Diese sehr mobilen Einheiten wurden, so sagt Sprecherin Traudel Wahl, gerade deshalb in der Bundesrepublik belassen, um "kleinere, brodelnde Krisenherde in Europa und im Nahen Osten kontrollieren zu können".
Schon aus diesem Grund glaubt die Sprecherin der Friedensgruppen nicht, daß der Langendiebacher Fliegerhorst in absehbarer Zeit geschlossen werde. Das hänge auch damit zusammen, daß die ehemaligen Alliierten die Entwicklung in Deutschland immer noch außerordentlich mißtrauisch beäugten: "Die Angst vor einem starken Deutschland besteht in den Nachbarländern und in den Staaten weiterhin."
Nachdem die Klagen über den vermehrten Fluglärm in der jüngsten Vergangenheit stark zugenommen haben, sah sich die Staatskanzlei in Wiesbaden genötigt, jetzt auch schriftlich gegenüber dem Aktionsbündnis gegen den Fliegerhorst Stellung zu nehmen. Der für den militärischen Komplex zuständige Sachbearbeiter Hans Pippert teilte mit, daß die US-Amerikaner erneut betont hätten, daß sie den Fliegerhorst auch in Zukunft nutzen wollen. Daran sei nicht zu rütteln. Die Landesregierung bemühe sich aber darum, "daß im Rahmen einer Verwaltungsvereinbarung die Flugzeiten festgelegt werden, wobei es zu einer besonderen Forderung des Landes Hessen gehört, jeglichen Flugbetrieb an Sonn- und Feiertagen zu unterbinden".
Zu den Befürchtungen, daß im Zuge der Schließung der Air-Base in Frankfurt-Bonames, die im September erfolgen soll, die dort stationierten Hubschrauber nach Erlensse verlegt werden könnten, schreibt Pippert, die Maschinen würden nach Wiesbaden-Erbenheim gebracht. Die Stadt könne diese Verlagerung nicht verhindern, da die für Erbenheim festgelegte Obergrenze auch durch die Bonameser Helikopter nicht überschritten werde. hein
Wer sagte am Mittwochabend nach dem Grand-Prix-Meeting in Lausanne: "Konkurrenz gibt es immer, auch bei Olympischen Spielen?" Heike Drechsler oder Heike Henkel? Die eine, aus Jena, hatte gerade mit 7,48 m ihren vier Jahre alten deutschen Rekord eingestellt; die andere, aus Leverkusen, hatte nach dreißig Siegen seit dem 29. Juni gegen die Weltrekordlerin Stefka Kostadinova aus Bulgarien verloren. Die Antwort fällt schwer. Denn drei Wochen vor der Leistungsmesse in Barcelona flüchten sich die Besten in jeder Lebenslage in Allgemeinplätze.
Die eine spannt schnell den Sonnenschirm auf, weil das grelle Licht sie blenden könnte. Die andere stellt sich schnell unter einen Mauervorsprung, um sich vor dem herunterprasselnden Gewitterguß in Sicherheit zu bringen. Rette sich wer kann: vor den Ansprüchen der Umwelt, den Medaillenzählern. Den banalen Satz sagte übrigens die Siegerin.
Die Verliererin stand ihr kein bißchen nach. "Ich hoffe", meinte Heike Henkel, "daß es die letzte Niederlage war. Dann kann ich froh sein, daß sie jetzt passiert ist." Zumal die Kostadinova sich bis zur Sieghöhe von 2,01 m - gegenüber ihren 1,98 m - mit drei Fehlversuchen hinaufgezittert hatte.
Bald stellte sich auch schon der wunderbare Trotz ein. "Bei uns glaubte ja schon jeder, die Heike brauchte ihre Goldmedaille nur noch abzuholen." Im Falle eines weiteren Sieges, des siebten hintereinander gegen die Kontrahentin, wäre der Druck daheim ins Unermeßliche gestiegen. "Das hätte sie nicht mehr ausgehalten. Lieber so." Ihr Manager Günter Eisinger gewann dem zweiten Platz fast nur noch positive Seiten ab, je weiter die Diskussionen schließlich voranschritten.
Quält Heike Henkel jetzt die Nation, oder quält sie sich nur selbst, um erst dadurch zum ultimativen Siegesrausch vordringen zu können? Vor einem Jahr wurde sie mit nur 1,90 m Dritte beim Europacup-Endkampf in Frankfurt, und ein paar Wochen danach ließ sie sich schon als Weltmeisterin ausrufen, mit 2,05 m, und die Fachleute wählten sie noch zur weltbesten Leichtathletin des Jahres. Alles vergessen?
Ein zweites Beispiel. Heike Henkel schnappte 1984 der großen Ulrike Meyfarth mit 1,91 m den deutschen Meistertitel weg, der nachmaligen Olympiasiegerin mit 2,02 m. Trainer Gerd Osenberg, der Verbindungsmann zwischen den zwei Generationen, hatte in Lausanne im frühen Stadium des Wettkampfes geunkt: "Ein blufft hier."
Wenn es nur nicht diese Sorgen um die Achillessehne gäbe. "Wir machen so weiter: Massagen, Ultraschall und Geduld haben." Heike Henkel besitzt reichlich von dem Phlegma, da der Hochsprung von seinen Anhängern verlangt. Eine kleine Manöverkritik ließ bei ihren Zuhörern allerdings sofort wieder die Zweifel hochschießen, die sie von nun an bis zum Tag der olympischen Entscheidung am 8. August um 18.30 Uhr voller Zagen in ihrem Herzen bewahren werden. Sie sagte nämlich: "Was störte, war, daß ich in keinen flüssigen Anlauf reinkam."
Genau darüber konnte sich Heike Drechsler nicht beklagen. Vielmehr lobte sie ihren Mut, aggressiv auf den Absprungbalken losgesteuert zu sein. Ihre 7,48 m waren nur 48 Stunden nach der Niederlage gegen Inessa Kravets - 7,15 zu 7,16 m - in Lille gekommen. Das ist der unberechenbare Sport. Und es ist die neue Drechsler. "Mein bestes Doping ist Toni", hatte sie einer Lausanner Zeitung anvertraut. Sohn Toni ist zweieinhalb Jahre.
Heute kann sie wie zuletzt vor vier Jahren wieder sagen, daß der Weitsprung-Weltrekord "physisch möglich" sei. Er steht bei 7,52 m. Die Thüringerin ist, das kann jeder sehen, schlanker geworden. Aber ihr ungewöhnliches Sprungtalent hat die Zeitenwende ausgehalten. Sie rennt nur nicht mehr so schnell wie früher, als sie, 1986, über 200 m mit 21,71 Sekunden sogar den 200- m-Weltrekord einstellte. 1988 sollte sie eine Handvoll Goldmedaillen gewinnen, als das sozialistische Gegenstück zum kapitalistischen Carl Lewis. Was blieb, waren Silber und Bronze.
Eine verwandelte Heike Drechsler kann, vier Jahre danach, das für immer verloren geglaubte Gold immer noch gewinnen. Sie ist im übrigen die einzige ostdeutsche Leichtathletin, die zu ihrem alten Niveau zurückgekehrt ist.
Insofern ist sie auch ein besseres Beispiel und Vorbild als die Sprinterin Katrin Krabbe.
ORTENBERG. Gerüchte über einen illegalen Autohandel, an dem auch Asylbewerber beteiligt sein sollten, haben sich nach Polizeiermittlungen nicht bestätigt. Ortenberger Bürger hatten Bürgermeister Otto Emrich Anfang der Woche informiert, daß von einem Parkplatz aus mehrere Autos ohne Kennzeichen oder mit roten Nummernschildern abtransportiert werden.
"Die Autos sind nicht gestohlen, der Ghanese aus Hamburg hat die Fahrzeuge auf dem freien Markt gekauft und besitzt die nötigen Papiere. Für uns ist der Fall abgeschlossen", teilte die Polizei mit. "Für die Stadt Ortenberg hat sich die Sache nicht erledigt", betont dagegen Emrich. Er verweist dabei auf eine fehlende Gewerbeanmeldung, die doch eigentlich auch für solche Geschäfte nötig sei.
Der "Fall" erscheint jedoch eher als Symptom für ein zunehmendes Mißtrauen in der Bevölkerung. Nach einer anfangs erfolgreichen Integration der Asylbewerber habe sich das Verhältnis zu den Einheimischen verschlechtert. "Das liegt wohl in erster Linie an den jetzt hier untergebrachten Menschen selbst. Die Beschwerden über die Asylbewerber häufen sich. Wir haben daher den Kreis um eine Umsetzung gebeten.
Bei jugoslawischen Asylbewerbern würde die Bevölkerung beispielsweise viel mehr Verständnis für deren Lage haben, da man ja täglich sieht, warum die Leute flüchten müssen. Vielleicht könnte dadurch die jetzige Entfremdung wieder abgebaut werden", sagt der Bürgermeister. ub
sch FÜRTH. Für den IG Metaller Gerd Lobodda steht das Fürther Unternehmen Grundig am Scheideweg. Nach Ansicht des Gewerkschafters und Aufsichtsratsmitglieds geht es um die Existenz der klassischen Grundig-Standorte. Zusammen mit Gesamtbetriebsrats-Chef Dieter Appelt beklagt er, daß das Management den Aufbau industrieller Standbeine neben der dominierenden Unterhaltungselektronik nicht mit dem erforderlichen Nachdruck verfolgt habe. Während der Metaller als Gast auf der Grundig-Pressekonferenz spricht, protestieren draußen Delegierte der Beschäftigten. Unter ihnen herrscht laut Lobodda Angst, daß der an den Fürthern mit gut 30 Prozent beteiligte niederländische Philips-Konzern Grundig "ausschlachtet". Pieter Harmsen, seit Jahresanfang Vorstandschef der Franken, betont dagegen, daß die Holländer keinen Einfluß auf die Geschäftspolitik nehmen und der Vorstand in Fürth in eigener Verantwortung entscheidet.
Und da ist einiges zu tun. Der Bild- und Tonkonzern weist für das Ende März ausgelaufene Geschäftsjahr 1991/92 einen Umsatzrückgang um sieben Prozent auf 4,2 Milliarden Mark aus und einen Verlust von 19 Millionen, nachdem die Fürther davor noch einen Überschuß von 190 Millionen Mark verbucht hatten. Rund 3000 Arbeitsplätze will Grundig in dieser und der nächsten Geschäftsperiode abbauen (die FR berichtete). Trotz Fußball-Europameisterschaft und Olympia in Barcelona rechnet der Konzern für die laufende Rechnungszeit mit bestenfalls stagnierenden Erlösen und weiter roten Zahlen. Während die Gewerkschafter auch Versäumnisse des Managements unter Harmsens Vorgänger Johan van Tilburg als Gründe für die Misere andeuten, verweist der neue Grundig-Chef vor allem auf das Bild des Unterhaltungselektronikmarktes, das hierzulande "wenig Lichtblicke und viel Schatten" zeige. Allerdings merkt er kritisch an, daß "unsere Absatz- und Produktplanung nicht erfüllt werden konnte". In der von Überkapazitäten, hohen Lagerbeständen und sinkenden Preisen bei einer Absatzflaute geprägten Branche wolle sein Haus mit einer für Allianzen offenen Strategie ("ein engeres Zusammenrücken europäischer Hersteller ist für die Zukunft unabdingbar") und Kostenmanagement Marktanteile halten und neue gewinnen, tönt Harmsen. Als Schlüssel dazu nennt er "die Konzentration auf neue Technologien und umweltverträgliche Produkte mit ansprechendem Design und anwenderfreundlichem Bedienungskomfort."
Unter Wahrung der Eigenständigkeit sei Grundig offen für Partnerschaften. Für Video und schnurlose Telefone vereinbarten die Franken bereits eine Kooperation für Entwicklung und Fertigung mit Philips. Das Video-Joint-venture mit einer Mehrheit der Niederländer soll zum 1. September starten. High-end-Geräte soll es in Nürnberg-Langwasser entwikkeln und fertigen, die Apparate der unteren Preisklasse bei Philips in Wien. Im Zusammenhang mit diesen Kooperationen werden rund 1700 Beschäftigte aus dem Grundig-Konzern ausgegliedert. Diese sind in dem geplanten Abbau von 3000 Stellen nicht eingerechnet. Ende März 1992 standen mit 20 473 Frauen und Männer bereits 1274 weniger auf den Lohn- und Gehaltslisten. Als Ziel nennt Personalchef Paul-Hermann Pichert eine Mannschaft von etwa 15 500. Er hofft, durch Gründung von Gesellschaften mit anderen Unternehmen und die Erschließung neuer Geschäftsfelder viele Arbeitsplätze sichern zu können, will aber nicht ausschließen, daß in den Beschäftigungsplan bei Grundig die Möglichkeit von Entlassungen eingebaut wird. Den Plan hatten IG Metall und Gesamtbetriebsrat 1985 mit Grundig besiegelt. Er schließt Massenentlassungen aus. Die Gewerkschaft ist bereit, den Pakt auf einer "qualitativ neuen Ebene zu entwickeln", mit dem Schwerpunkt auf Produkt-, Recycling- und Dienstleistungszentren.
Sollte sich dieser Weg vertraglich nicht definieren lassen, "stehen soziale Konflikte an den klassischen Grundig-Standorten auf der Tagesordnung. Eine Beschädigung der Markennamen Grundig und Philips wäre dann die unvermeidliche Folge".
HANAU. Die Hanauer Kriminalpolizei ist seit gestern einem möglichen Verbrechen auf der Spur. Ein Lkw-Fahrer entdeckte nach Polizeiangaben gegen 7.30 Uhr an der Bundesstraße 8 in der Nähe eines Parkplatzes zwischen Neuwirtshaus und der hessischen Landesgrenze die stark verweste Leiche eines etwa 40- bis 60jährigen Mannes. Nach dem Befund der Obduktion, die gestern nachmittag im Frankfurter gerichtsmedizinischen Institut erfolgte, ist der Mann wahrscheinlich erschlagen worden. Auf dem Schädel wurden schwere Verletzungen entdeckt, die von stumpfer Gewalteinwirkung herrühren könnten. Die Leiche konnte bis Redaktionsschluß nicht identifiziert werden.
Bei einer Durchsuchung des Waldgeländes gestern mittag durch eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei wurden mehrere Gegegnstände gefunden, die mit dem mutmaßlichen Verbrechen in Verbindung stehen könnten. Unter anderem ein Herrenfahrrad der Marke "Kolbe" mit blauem Rahmen und einem festgeschraubten Korb auf dem Gepäckträger. Dazwischen lag ein Notizzettel mit der Aufschrift "Kleiderabgabe Höchst", mit dem die Polizei bislang nicht viel anfangen kann. Einige gefundene Schriftstücke deuten überdies auf polnische Herkunft hin.
Der Tote ist etwa 1,75 Meter groß und schlank gewesen. Er trug blaue Jeans und an seiner linken Gürtelschnalle einen Schüsselring, außerdem einen braunen Pullover mit schwarzen, schmalen Querstreifen, hellbraune Socken und weiße Turnschuhen der Marke "Puma" mit der englischen Größe 7. An der Hand trug er eine schwarze Digitaluhr mit Plastikband. Nach dem Obduktionsbefund muß die Leiche bereits 10 bis 12 Tage am Fundort gelegen haben.
Für die Polizei ist jetzt zunächst die Identifizierung der Leiche von größter Bedeutung. Hinweise auf den Toten oder auf das Herrenfahrrad nimmt die Hanauer Kriminalpolizei unter der Rufnummer 0 61 81 / 100 - 470 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. are
Die polnische Politik ist manchmal ziemlich eigenartig. Ein bekannter Politiker äußerte sich letzte Woche im privaten Gespräch etwa so: "Wie es weitergeht? Hand aufs Herz, trotz all meiner Erfahrung: Ich weiß es nicht! Mit X? Das kann nicht gutgehen. Partei Y? Ausgeschlossen! Und Präsident Walesa wird dem niemals zustimmen . . ." - "Also wird hier alles im Chaos versinken . . .?" - "Wo denken Sie hin! Sie werden sehen: In schwierigen Situationen halten die Polen zusammen. Plötzlich gibt es eine Lösung, an die keiner gedacht hat . . ."
Der alte Hase behielt recht: Zwei Tage später lag eine überzeugende Lösung auf dem Tisch, die wirklich niemand vorhergesehen hatte. Das Überraschende an dieser Lösung ist nicht so sehr, daß mit Hanna Suchocka eine weitgehend unbekannte Frau aus einer von Männern beherrschten Partei vorgeschlagen wurde. Die Idee zu dem Schachzug hatte zwar ebenfalls eine Frau gehabt, nämlich Suchockas Parteikollegin Grazyna Staniszewska, eine sympathische Feministin und Ex-Gewerkschafterin aus Ostpolen. Kaum war die Idee geboren, meldeten sich jedoch viele Väter, denn das "Kind" erschien nur allzu erfolgversprechend.
Traumkarrieren wie die Suchockas sind in Polen an der Tagesordnung. Den Namen des Außenministers Skubiszewski konnte sich zunächst niemand merken, Finanzminister Balcerowicz und auch die Ministerpräsidenten Bielecki und Olszewski waren vor ihrem Amtsantritt unbekannt. Die Ursachen dafür sind einerseits in den geringen Führungsreserven der postkommunistischen Eliten, andererseits in der politischen Kultur Polens zu suchen. In einem Land, wo die Bezeichnung "Politiker" für viele noch immer ein Schimpfwort ist, herrscht die Überzeugung vor, daß unverbrauchte, (noch) mit niemandem zerstrittene Fachleute die besten Führungskräfte sind. Daß es sich diesmal gar um eine Frau handelt, macht die Sache nur noch besser: Trotz oder möglicherweise auch wegen der traditionellen Rollenverteilung in der polnischen Gesellschaft genießt die Frau eine angesehne Position, was sich im ungebrochenen Selbstbewußtsein der meisten Polinen widerspiegelt.
Auch die unverheiratete Juristin und Politikerin Hanna Suchocka, eine gewiß sehr untypische Polin, kann sich der Sympathie der Mehrheit ihrer Landsleute schon im voraus gewiß sein. Einer Frau muß es doch endlich gelingen, die Streithälse dort oben in der Politik an die Schreibtische zu scheuchen, hofft man auf der Straße. Und Suchocka tut bereits alles, um ihr Image als künftige "Mutter der Nation" zu stärken: "Als Frau habe ich die Chance, eine Regierung der nationalen Verständigung zu führen, weil gerade Frauen es verstehen, Konflikte zu mildern", sagte sie nach ihrem ersten Treffen mit dem Präsidenten.
Überraschender noch als die Person der Regierungschefin war die Besinnung der Koalitionspartner auf ihre gemeinsame Herkunft. Viele hatten die einstige Freiheitsbewegung "Solidarnosc" bereits totgesagt. Der im Vergleich zur früheren Herrlichkeit klägliche Rest der legendären Gewerkschaft versuchte immer wieder, sich von der Mitverantwortung für die Geschicke der Reformregierungen loszusagen und endlich "reine Interessenvertretung" zu betreiben. Dennoch ist es der Parlamentsfraktion der Gewerkschaft mit den alten Untergrundkämpen Bogdan Borusewicz und Jan Rulewski an der Spitze nun gelungen, die ideologisch weit auseinandergedrifteten Solidarnosc-Reste, allerdings mit einer wichtigen Ausnahme, wieder zu vereinen. Präsident Walesa assistierte ihren Überredungskünsten mit grimmigen Drohungen, daß er den Parteien schon Dampf machen werde, wenn sie nicht schleunigst mit ihren Verhandlungen zu einem guten Ende kämen. Nach dem Scheitern der Übergangsregierung Pawlak kam der Erfolg dann schneller als erwartet.
Die Differenzen zwischen den beiden wichtigsten Partnern der neuen Koalition sind allerdings nicht zu unterschätzen: Die Ratifikationsdebatte über den EG-Assoziierungsvertrag hat gezeigt, daß die Ansichten der "Demokratischen Union" Tadeusz Mazowieckis und der "Christlich-Nationalen Vereinigung" (ZChN) unter Vorsitz von Parlamentspräsident Wieslaw Chrzanowski in dieser wichtigen Frage weit auseinanderlaufen. Für den linken Flügel der Union sind auch die streng katholischen Ansichten der ZChN in weltanschaulichen Fragen wie dem Abtreibungsrecht und der Reform des Scheidungsrechts ein rotes Tuch. Aber gerade Suchockas im vergangenen Jahr geleistete Unterschrift unter das rigoristische Abtreibungsgesetzesprojekt der ZChN hat ihr nun den Weg ins Amt des Regierungschefs geebnet.
In der als mitte-links eingeordneten Union wird nun der rechte Flügel das Sagen haben, sicherlich auch zur Befriedigung des bislang in der Mitte balancierenden Parteichefs Mazowiecki, der am liebsten von jeher einer christdemokratischen Partei vorgesessen wäre. Im wirtschaftspolitischen Bereich wiederum vertritt die ZChN oftmals "linkere" Positionen als die Union und die Liberalen, weil sie der katholischen Soziallehre verpflichtet ist. So wird der Katholizismus in Polen zum einigenden Band zwischen links und rechts. Die liberalen Minister bringen marktwirtschaftliche und weitere proeuropäische Akzente in die Koalition ein, und die kleineren Partner vertreten gemäßigte Positionen.
Man kann also sagen, daß es in Polen zu einem Konsens der Demokraten gekommen ist. In der Opposition bleiben in erster Linie die rechtsnationale "Konföderation Unabhängiges Polen" (KPN), der aus der ehemaligen kommunistischen Regierungspartei entstandene Linksblock und die größere der beiden Bauernparteien unter Waldemar Pawlak, die es ums Haar geschafft hätte, mit den Mitte- Links-Parteien des Solidarnosc-Spektrums eine Regierung zu konstruieren. In der Opposition bleibt jedoch auch eine Partei aus dem Spektrum der ehemaligen Solidarnosc: die christdemokratische Zentrumsallianz unter Führung Jaroslaw Kaczynskis. Sie erhob das Verbleiben des Außenhandelsministers Adam Glapinski auf seinem Posten zur Prinzipienfrage und zog sich aus den Verhandlungen zurück, als Suchocka den umstrittenen Minister ablehnte. So bleibt also gerade diejenige Partei außerhalb der Solidarnosc- Koalition, die sich am konsequentesten für eine solche Lösung ausgesprochen hat. Viele sehen nun in Kaczynski den gefährlichsten Gegner der Regierung.
Da Suchockas Mannschaft jedoch nicht nur über eine für polnische Verhältnisse ziemlich feste Parteienbasis verfügt, sondern auch die Sympathie zahlreicher kleinerer Gruppierungen genießt, darunter die der deutschen Minderheit, wird ihr allgemein die Chance auf eine längere Regierungszeit von zwei bis drei Jahren eingeräumt. Die Gefahr vorzeitiger Neuwahlen scheint zumindest vorläufig gebannt. EDITH HELLER (Warschau)
Niemand hatte mehr damit gerechnet, zuallerletzt die Anwohner. Vor 29 Jahren, als die Nordweststadt aus dem Boden gestampft wurde, wurde auch eine Tiefgarage für den Gerhart- Hauptmann-Ring im Bebauungsplan festgehalten. Gebaut wurde der unterirdische Parkplatz allerdings nicht, statt dessen eine Wiese angelegt, Bäume gepflanzt. Jetzt fehlen Einstellplätze im Stadtteil. Die Frankfurter Aufbau AG (FAAG), hat beschlossen, die Garage in diesem Herbst zu errichten.
Die Anwohner sind geteilter Meinung: Einige begrüßen die Pläne aus der Mottenkiste. "Abends und am Wochenende ist hier doch alles mit Autos vollgestellt", wettert Hauswart Robert L. Vor 29 Jahren sei das völlig anders gewesen: "Da hatten ja nur zwei Leute in der Straße ein Auto."
Viele seiner Nachbarn haben unterdessen Unterschriften gesammelt und sich an das Gesundheitsamt gewandt. Ernst H. faßt ihren Zorn zusammen: "In dieser Straße wohnen fast nur ältere Menschen und junge Familien mit Kindern. Die bekommen den Lärm und die Abgase direkt in die Küche und auf den Balkon."
"Damals haben wir mit dem Auto-Boom noch nicht gerechnet", meint FAAG-Chef Wolfgang Wolff. Seine Gesellschaft verfügt in der Nordweststadt über 39 Tiefgaragen mit 2700 Einstellplätzen. "Doch jetzt haben 35 der Garagen Wartelisten, da ist uns der alte Bebauungsplan von 1963 wieder eingefallen", erinnert sich Wolff. "Rechtlich ist das kein Problem, der Bebauungsplan verfällt ja nicht."
Die Baugenehmigung ist laut Wolff nur noch Formsache: "Im September wollen wir anfangen, nächstes Jahr ist die Tiefgarage fertig."
"Einen vergleichbaren Fall hat es meines Wissens noch nicht gegeben", meint Jürgen Häußler vom Planungsdezernat, bestätigt aber den Rechtsanspruch der FAAG. Vielleicht muß er den alten Bebauungsplan bald erneut hervorkramen: "In der Nordweststadt gibt's noch mehr Tiefgaragen, die geplant, aber nicht gebaut wurden." ert
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À la bonheur - der Coup wäre "Trikky" Baumgartls wahrhaft würdig gewesen. Monatelang hörte man aus Aachen nur schlimme Sachen über den französischen Assekuranzriesen AGF. Die Pariser Gesellschaft wolle den Aachener und Münchener-Konzern mit seinen Aktivitäten von der Versicherung über das Bauspargeschäft bis hin zur Frankfurter BfG Bank in die Pfanne hauen, sie strebe keine Partnerschaft, sondern Knechtung an, sei lediglich scharf auf das Ostgeschäft der AM-Versicherungen und überdies vom französischen Staat ferngesteuert. AMB-Chef Wolf-Dieter Baumgartl bewaffnete sich mit Gutachten, kämpfte vor Gericht wie in der Öffentlichkeit und schob kräftig Aktienpakete hin und her, um den gallischen Teufel abzuwehren.
Nun plötzlich herrscht Frieden. Die Aachener erkennen die Franzosen als größten Einzelaktionär an, und die beiden Kontrahenten wollen genau jenen Plan verwirklichen, der sie im Sommer 1990 entzweite - eine wechselseitige Beteiligung. Fürwahr eine erstaunliche Entwicklung. Doch nicht AMB-Chef Baumgartl, der mit seinen fintenreichen Zügen die Branche und selbst das Berliner Aufsichtsamt schon manches Mal erstaunte, ist für den radikalen Kurswechsel verantwortlich, sondern sein Vorgänger Helmut Gies. Aus Sorge um sein "Baby", den Allfinanzkonzern AMB, hat der einstige "Kaiser von Aachen" aus der Kulisse in das Geschehen eingegriffen und dabei den Sturz seines Ziehsohns Baumgartl in Kauf genommen. Gies, der alte Fuchs, steigt in den AGF-Verwaltungsrat auf, der ausgetrickste Baumgartl wird wohl seinen Hut nehmen müssen.
Die Geschichte entbehrt nicht der Pikanterie. Schließlich war es Gies, der der AMB als Vorstandschef nicht nur das Sorgenkind BfG ans Bein band, sondern auch für den Kauf jener überteuerten italienischen Optionsanleihen verantwortlich war, die der AGF in der Vergangenheit reichlich Anlaß zur Kritik lieferten. Ursprünglich hatten die Franzosen den merkwürdigen Finanzdeal einer Sonderprüfung unterziehen wollen. Den entsprechenden Antrag werden sie nun auf der Hauptversammlung nicht mehr stellen.
Unter solchen Vorzeichen hinterläßt der Friedensschluß einen schalen Beigeschmack. So wichtig ein kräftiger europäischer Kooperationspartner für die Aachener Versicherungen ist, so dringend die AMB-Töchter (nicht nur die BfG, sondern auch die Volksfürsorge, deren Aktienkurs durch die Aachener Turbulenzen in den Keller gedrückt wurde) Ruhe und eine planbare Zukunft fürs Geschäft brauchen - die Wahrheitsfindung darf diesen Zielen nicht geopfert werden. Immerhin steht die Befürchtung, daß hier mindestens 40 Millionen Mark Versichertengelder verschleudert wurden, im Raum. doe
Morgens um kurz vor neun herrschte in der kleinen Straße im Nordend plötzlich ein Höllenlärm. Eine Alarmanlage heulte zum Steinerweichen. Zunächst schloß Adolf K. einfach sein Fenster, um in Ruhe die Radionachrichten hören zu können. Zehn Minuten später jaulte die Sirene immer noch, auf der Straße bildete sich eine Menschenansammlung auf der Suche nach der Lärmquelle. "In der engen Straße haben sich die Schallwellen so oft gebrochen, da wußte keiner, woher der Krach kommt" erzählte K. Schließlich wurde man doch fündig: In der engen Hofeinfahrt zu einer Werbefirma stand eine teure Limousine, aus deren zweifellos ebenfalls teuren Alarmanlage ohne ersichtlichen Grund das infernalische Getöse drang.
Als es nach einer halben Stunde immer noch andauerte, kam Lynch-Stimmung auf. "Ich hab' da noch 'nen Hammer zuhause . . ." Nach dreiviertelstündigem Gejaule kehrte, nicht zuletzt dank des Einsatzes der Polizei, Ruhe ein. "Was darf ich tun, wenn so etwas des nachts passiert?" fragt Adolf K. und denkt dabei an den Hammer.
Er darf, falls der Besitzer des Krawall-Autos nicht auftaucht, die Polizei rufen. Sachbeschädigung sei keine Lösung, meint Jürgen Linker, in der Polizei-Pressestelle zuständig für die Schutzpolizei. Die Beamten würden erst mal nachsehen, ob ein Einbruchsversuch vorliegt, versuchen, den Halter des Fahrzeugs ausfindig zu machen und ihn zu animieren, seine Alarmanlage stillzulegen. Im vorliegenden Fall war das nach Schilderung von K. daran gescheitert, daß der Besitzer in der Aufregung seine Autoschlüssel nicht fand.
Normalerweise, weiß Linker, haben Alarmanlagen eine Zeitschaltuhr. Nach zehn oder 15 Minuten würden sie, sofern richtig programmiert, dann von allein das Geschrei einstellen. Tun sie das in einem Wohngebiet nicht und ist kein Verantwortlicher greifbar, dann hat man es mit ruhestörendem Lärm zu tun: Es liegt ein Extremfall vor, und die Polizeibeamten können im Einzelfall entscheiden, ob sie das Auto knacken und dem Störenfried das Maul stopfen.
In solchen Fällen werde, versichert Linker, dem Halter die Auflage gemacht, seine Warnanlage auf zumutbare Zeiträume zu programmieren. Besonders, wenn er sie so eingestellt hat, daß sie schon aufschreckt, wenn jemand zu dicht am Außenspiegel vorbeigeht. abi
"Sie sehen ja noch immer wie ein junger Mann aus", hatte vor fünf Jahren der fast 84jährige Johannes Heesters zum fast 80jährigen Fotografenfreund Willi Klar gesagt. "Wie machen Sie das bloß?" Klar gab das Kompliment elegant zurück: "Sie waren immer mein Vorbild." Dann hat er den Auslöser der Kamera gedrückt. Am 9. Juli nun wurde er 85 und sieht immer noch sportlich und agil aus.
Ein Leben voller Bilder liegt hinter ihm - und auch noch vor ihm; denn die Kamera, mit der er bei dem berühmten Dr. Paul Wolff umgehen lernte, ist noch "schußbereit", wenn er heute auch auf die anstrengenden Arbeiten in der Dunkelkammer und auf halsbrecherische "Turnübungen" zur Bildfindung verzichtet. Aber der Einfall des Lichts ist immer noch das auslösende Moment.
Fußball hat er von Jugend an gespielt; bei der Eintracht, und auch als Profi - im Fußball kann ihm keiner was vor machen; mit der Europa-Meisterschaft war er nun gar nicht zufrieden.
Daß er jetzt 85 wird, kommt ihm ganz merkwürdig vor. Schon soo alt? Doch dann: "Mit 50 habe ich mich auch nicht anders gefühlt." E-S
SARAJEWO, 9. Juli (Reuter/dpa/AFP). In Nordbosnien ist es erneut zu schweren Gefechten zwischen serbischen und kroatisch-moslemischen Verbänden gekommen. An sämtlichen Frontabschnitten befinden sich nach Berichten des kroatischen Rundfunks serbische Verbände auf dem Vormarsch. Lediglich in Bosanski Samac an der Grenze zu Kroatien hätten kroatisch-moslemische Einheiten die serbischen Truppen umzingelt. Die Grenzstadt Slavonski Brod sowie kroatische Stellungen in der Nähe von Dubrovnik seien sporadisch beschossen worden.
Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic und sein kroatischer Kollege Franjo Tudjman teilten am Rande des Gipfels der europäischen Sicherheitskonferenz KSZE in Helsinki mit, Serben und Montenegriner griffen im bosnisch-kroatischen Grenzgebiet sowie in Kroatien an. Diese "brutale Aggression" gehe mit ethnischen Säuberungsaktionen einher. Izetbegovic sagte, die Serben hätten 23 "Konzentrationslager" auf bosnischem Territorium eingerichtet. Die Zahl der Kriegstoten gab er mit 40 000 bis 60 000 an.
Die bosnische Hauptstadt Sarajewo wurde in der Nacht zum Donnerstag wieder schwer beschossen. Der bosnische Journalist Zoran Pirolic berichtete, es handele sich um die schwersten Artillerieduelle seit Wochen. UN-Sprecher Fred Eckhard sagte, nach Beginn des Beschusses am Mittwoch abend hätten UN-Beobachter in serbischen und in bosnischen Stellungen erklärt, von den überwachten Positionen aus sei nicht geschossen worden. Das Feuer sei entweder aus bosnischen Stellungen gekommen, die nicht von der UN überwacht würden, oder aber von einer "dritten Partei". Einzelheiten nannte er nicht, bezog sich aber an anderer Stelle auf Berichte über die Präsenz kroatischer Truppen nahe Sarajewo.
Die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata sagte in Sarajewo, die Luftbrücke könne die Versorgung der Stadt nicht sicherstellen. Benötigt würden Konvois über Land. Der EG-Beauftragte Lord Carrington sieht derzeit wenig Chancen für eine politische Lösung in Bosnien.
Das Parlament Serbiens hat - mit der Mehrheit der Sozialisten von Präsident Slobodan Milosevic - Notstandsgesetze verabschiedet. Die Regierung kann jetzt Löhne und Preise nach Belieben festsetzen und selbst Teile der Verfassung außer Kraft setzen. Die Opposition hatte die Notstandsgesetze als "kalten Staatsstreich" abgelehnt.
Der mazedonische Präsident Kiro Gligorov beauftragte den Ultra-Nationalisten Ljupco Georgijevski mit der Regierungsbildung in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien.
Mit Schnittwunden mußte ein 25jähriger in der Nacht zum Donnerstag in einem Krankenhaus behandelt werden, weil er im Nordend von zwei bislang unbekannten Männern mit einem Messer bedroht und verletzt worden war. Kurz nach 1 Uhr hatte der 28jährige die U-Bahn der Linie 4 an der Haltestelle Merianplatz verlassen. Noch in der Station wurde er von zwei mit Strümpfen maskierten Männern überfallen.
Da der 28jährige sich zunächst weigerte, seine Geldbörse herauszugeben, in der sich 30 Mark befanden, kam es zu einer Rangelei. Dabei wurde er durch ein Messer an den Armen verletzt. Beschrieben werden die Täter als 20 bis 25 Jahre alte Männer, etwa 1,70 Meter groß. Der eine von ihnen war mit einer Jeansjacke und einem Jeanshemd bekleidet. Der zweite Täter trug ein grellgelbes Hemd. ing
HOFHEIM. Unter dem Titel "Winnetou" stellt der Maler und Grafiker Klaus Dill ab morgen, 12. Juli, seine Werke im Foyer des Rathauses aus.
Zu sehen sind Originalgemälde für die Brönner Kalender. Auch viele Skizzen und Entwürfe sind dabei. Der Brönner Verlag plant eine Karl-May-Ausgabe anläßlich des 150. Geburtstages des Schriftstellers. 30 Bilder dafür sind in der Hofheimer Ausstellung ebenso zu sehen.
Den Eröffnungsvortrag hält um 11 Uhr Eberhard Urban vom Brönner Verlag.
Geöffnet ist die Ausstellung montags bis freitags von 9 bis 12, dienstags auch von 16 bis 18, samstags von 14 bis 18 und sonntags von 11 bis 18 Uhr. gre
BRACHTTAL. Das Vogelsberger Griebentheater hat sich in den vergangenen Jahren seinen Platz in der Kulturszene der Region erspielt. Alle zwei Jahre brechen die Mitglieder des fahrenden Unternehmens in wechselnder Besetzung in die Dörfer der Spielberger Platte auf, um den Menschen ihre manchmal verlorenen Geschichten zu erzählen. Zuschauern, die Theater und Schauspiel - wenn überhaupt - nur noch im Fernsehen erleben. FR-Mitarbeiter Jürgen Schultheis hat sich mit Diethard Wies, neben Gerhard Eidt der leitende Kopf der Gruppe, über Inhalte, Produktionsprozesse, Zielgruppen und die Zukunft des Griebentheaters unterhalten und gefragt, wann das verdienstvolle Projekt endlich mit dem Kulturpreis des Kreises ausgezeichnet wird. Wir geben das Interview leicht gekürzt wieder.
FR: Wie kann man den Produktionsprozeß des Griebentheaters beschreiben, das ja in der Region ohne Beispiel ist? Ist es beispielsweise ein demokratisches Theater?
Wies: Ja, insofern erst einmal jeder die Möglichkeit hat, seine Ideen einzubringen. Das haben wir jetzt auch ganz deutlich gezeigt. Da kam von den Jugendlichen der Wunsch, die Cartoons zu spielen und ich habe die Möglichkeiten geben können, die Cartoons in ein spielbares Puppenspiel umzusetzen. Die erhalten den Cartoon noch als Cartoon, zum anderen ist es aber doch Theater. Es muß gespielt werden von Leuten, die die Puppen führen, die Stangen halten und richtig zusammenführen. Das ist was ganz Eigenes. Sie können die Tendenz des Stückes entscheidend mitbestimmen, indem sie alle Szenen ja auch schreiben und die Auswahl treffen. Nur nachher, wenn es in die Regie geht, soll das Ganze ja ein einheitliches Bild haben und deshalb geht es nochmal durch eine fachliche Prüfung.
FR: Wo Regie einsetzt, fängt also die harte Arbeit an?
Wies: Nein, die harte Arbeit ist schon die Sammlung und das Auswerten der Sammlung, das ist ja kein Spiel, auch wenn da Spiele gemacht werden, die ein Ergebnis bringen, das bearbeitet werden muß, also in eine literarische Form gebracht werden. Das ist ein Haufen Arbeit. Dann sitzt man zusammen mit jemanden, der Dialekt sprechen kann, viele können ja heute gar keinen Dialekt mehr sprechen, dann wird das nochmal Wort für Wort bearbeitet, bis der Dialekt stimmt.
FR: Aber doch Arbeit insofern, daß Theater, wie Griebentheater es spielt, mehr ist als modische Selbsterfahrung oder narzißtische Selbstbespiegelung, sondern Kunst, die nach außen will?
Wies: Richtig, und da sammeln wir eben das, was von den Leuten kommt, mit dem Hintergedanken 'Die Leute sind wir', also das sammelt, was die Zeitung den Leuten schreibt, was die Werbung uns anbietet. Das wird auf unsere Medien übertragen, um es den Leuten wieder zu sagen, wobei es, ein Zitat von Ingo aus der Gruppe, manchmal auch was davon hat, daß wir den Leuten das vorspielen, was die Leute vorige Woche gerade unter den Teppich gekehrt haben. Aber das kannst du nicht spielen, diesen Dreck mußt du erstmal aufarbeiten, so gestalten, formen, in eine ästhetische Form bringen, daß die Leute bereit sind, sich das wieder anzuhören.
FR: Wie gelingt dem Griebentheater diese Gratwanderung, kritisch zu sein ohne zu weit zu gehen?
Wies: Wir haben den großen Vorteil, daß wir ja die Pferde und die alten Medien dabeihaben und den Leuten das zeigen können und sie deshalb bereit sind, zuzuschauen. Dann haben wir Formen drin, die angenehm sind, etwa die alten Geschichten, Witze und Anekdoten aus dem Vogelsberg, die Cartoons, die vor allem jüngere Leute und Jugendliche besonders ansprechen. Die anderen Sachen, die wirklich ernsthaft und böse sind, satirisch aufbereiten und in Kabarettform oder besser als gespielte Satire gezeigt werden.
FR: Das Zuckerbrot-und-Peitsche-Prinzip also?
Wies: Ja, wir diskutieren das ja auch theoretisch durch und da ist einmal der Satz gesagt worden 'Erst einwickeln, damit er sich nicht mehr wehren kann, und dann nehmen wird den Hammer'.
FR: Welche Bedeutung hat Sprache, welche Bedeutung kommt dem Dialekt zu? Ist der Dialekt das Medium, über das man an die Menschen herankommt, für die man spielt?
Wies: Dialekt hat ja was mit dem 'wir' zu tun: Wir sprechen Dialekt. Damit ist alles gesagt. Ein anderer Fakt sind diejenigen, die von außerhalb kommen oder die aufgrund ihre Situation keinen Dialekt sprechen können, denen ist das auch vertraut und die hören das auch gern. Dann kommt hinzu, daß ganz Fremde das als exotisch ansehen und deshalb auch gern zuhören und sich im nachhinein nochmal hinter die Bühne kommen und sich den einen oder anderen Witz erklären lassen, das ist auch schon passiert.
FR: Ist das nicht zugleich auch eine Beschränkung, daß man seine Zielgruppe nur dort findet, wo Dialekt verstanden wird, wo Redewendungen, die für eine Geschichte stehen, auch begriffen werden?
Wies: Das ist keine Beschränkung. Wir wollen die Geschichten erzählen, die hier vor Ort stattgefunden haben, sie erhalten und weitererzählen. Besonders stolz sind wir darauf, wenn wir etwas entdeckt haben, was man nicht mehr erzählt, um's wiederzuerzählen in der Hoffnung, daß es weitergetragen wird. Zielgruppentheater sucht ja gerade die Gruppe, die es ansprechen will. Wir spielen dort, wo man früher gespielt hätte, und wenn wir hier spielen, wollen wir den Leuten auch wirklich 'was sagen.
FR: Leistet Griebentheater also einen Beitrag zur lokalen Kulturgeschichte?
Wies: Ja, auf jeden Fall, das hat mit Geschichte sehr viel zu tun, wobei Geschichte auch immer wieder die Gegenwart ist, das wird oft übersehen, vielleicht sogar ein Stückchen Zukunft ist. Ich möchte mich nicht auf die Phrase versteifen, daß man aus der Geschichte lernen kann, aber wenn wir Stücke machen, lernen wir gewiß ganz viel aus der Geschichte, weil wir immer wieder auf Dinge stoßen, wo wir sagen, Menschenskind, hat denn keiner was kapiert? Gerade Jugendliche entdecken plötzlich Dinge, die vergessen worden sind und die man eigentlich immer wieder sagen müßte und dann passiert's auch, daß Jugendliche mit erhobenen Zeigefinger dastehen und moralinsauer werden. Warum eigentlich nicht? Warum sollen Jugendliche nicht sagen, ich habe da was entdeckt, das war früher mal so, und wir könnten es besser machen, wenn wir alte Dinge beachten.
FR: Wo liegt die Zukunft des Griebentheaters? Wies: Wir brauchen keine Sorgen haben, weil unser Publikum ein Zielpublikum ist. Wenn sich die Wünsche unseres Publikums ändern, werden auch unsere Vorstellungen sich ändern. Es kann sogar sein, daß wir zum Trotz weitermachen. Da wird immer was Aktuelles sein für uns. Das Nostalgische wird auch nicht verlorengehen. Es ist eher die Frage, ob wir uns nicht totlaufen. Werden wir nicht langsam zu unserem eigenen Stückchen Heimat? Kommen die Leute zu uns, weil sie das Griebentheater sehen wollen, weil es schon mal so schön war, so wie ein Kind gerne das gleiche Märchen hören möchte? Es besteht die Gefahr, daß wir zu unserer eigenen Kultgruppe werden. Das wär' ja auch nicht schlecht. Aber die Frage ist gar nicht absurd, wir sehen esja bei unserer 'Konkurrenz'. Es gibt Gruppen, die beispielsweise in Frankfurt für die Szene gespielt haben. Die Szene hat sich verändert, die Gruppe nicht und es wird furchtbar. Man geht nur noch hin, um die alten Sprüche mal wieder zu hören. Das passiert uns deshalb nicht, weil bei uns immer wieder neue junge Leute hinzukommen und weil wir das Problem kennen. Wir versuchen auch, mal was zu probieren, was noch nicht da war und wir sind jetzt dabei zu sammeln für das nächste Projekt in zwei Jahren. Das hat zwar schon eine Tendenz, aber keinen Namen und ist inhaltlich noch nicht festgelegt.
FR: Um was geht es dabei?
Wies: Wir wollen versuchen, ein mobiles Museum auf einem Pferdewagen zu bauen und nicht Besen verkaufen, sondern den Besen vor Ort machen. Also museal sein, indem wir Dinge zeigen, die man nicht mehr braucht und wofür sie mal waren und dann Dinge herstellen, die man noch gebrauchen kann, aber inzwischen aus Plastik oder Folie herstellt. Wir wollen uns mal auf das Museum einlassen und nicht schauspielerisch was zeigen, sondern eher die Dinge, also eine andere Form von Objekttheater FR: Bei der Qualität und Beliebtheit der Produktionen stellt sich die Frage, wann das Griebentheater endlich den Kulturpreis des Kreises bekommt.
Wies: Das weiß ich nicht. Das hängt auch vom Geschmack der Leute ab, die den Preis vergeben. Das ist ja alles sehr schön, was wir da machen, aber der Kulturpreis wird in der Regel vergeben an Leute, die malen, die auf einer großen Bühne was spielen und die dann eine Geige wunderschön spielen können, und das tun wir ja alles nicht. Wir benutzen die ganzen Kulturformen für unser eigenes Konglomerat und das ist das Theater der Fahrenden. Wir setzen uns im Grunde daneben, das ist eine spannende Sache. Es wäre ziemlich einmalig, wenn das passieren würde.
WETTERAUKREIS. Das "FR-mobil" gerät in Fahrt. Das freut uns - und hoffentlich auch unsere Leserinnen und Leser. Wir wissen natürlich: Autos sind laut, ihre Abgase stinken und verpesten die Luft. Wenn möglich, sollten wir auf sie verzichten. Doch geht das überhaupt? Lassen Sie es uns gemeinsam testen - und den Beweis antreten, daß es Alternativen gibt. Steigen Sie gemeinsam mit Mitgliedern des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) um - auf Bahn, Bus und Fahrrad.
Wir versprechen weniger Streß und Wohlbehagen. Eine Fahrradtour zum Arbeitsplatz kann Wunder wirken. Die "Woche ohne Auto" beginnt am Samstag, 18. Juli, und dauert bis Freitag, 24. Juli. Wer mitmachen will, ruft unsere Redaktion bitte spätestens bis Montag, 13. Juli, 16 Uhr, an. Wir schicken Ihnen dann eine Tabelle des Fahrrad- Clubs zu. Dort können Sie Fahrtzweck, Fahrtziel, das von Ihnen ausgewählte Verkehrsmittel und die Reisezeit eintragen. Schließlich tut es gut, etwas "schwarz auf weiß" zu haben. Denn: Am Ende der hoffentlich nicht allzu mühsamen Woche (Freitag, 24. Juli, 17 Uhr) wollen wir uns mit Ihnen in der Friedberger Stadthalle, Clubraum 2) treffen. Dort können Sie alle kennenlernen, die sich auf das kleine Abenteuer eingelassen haben. Beim Apfelwein oder Bier (natürlich gibt es auch sprudelndes Mineralwasser) können Sie Ihre Erfahrungen austauschen. Wir notieren eifrig mit und veröffentlichen einige Tage später eine umfangreiche Reportage.
Offen gesagt: Wir rechnen damit, daß Sie sich während der Woche manchmal ganz schön ärgern. Der Öffentliche Personennahverkehr ist noch lange nicht optimal. Deshalb haben wir auch Landrat Rolf Gnadl (SPD) eingeladen. Ihm können Sie persönlich die Meinung sagen. Gnadl kommt übrigens nicht allein: Er bringt Fachleute mit, die für das Landratsamt das Radwegenetz im Wetteraukreis untersucht haben. Nutzen Sie die Chance! sal
Bis hierher kommt der Fußgänger - und nicht weiter. Wer versucht, vom Reineck-Platz hinter der Zeil zur Konstablerwache zu gelangen, stößt im Haus von Peek & Cloppenburg bald auf eine Kette und ein Schild: "Kein Durchgang". Am Ende des Ganges sind schemenhaft die Passanten auf der Konstabler zu erkennen. Aber der Weg ist versperrt.
Das dürfte, finden Bürger, eigentlich nicht so sein. Und tatsächlich: Als das Textil-Kaufhaus P&C vor Jahren seine Baugenehmigung erhielt, war sie an die Bedingung geknüpft, eine öffentliche Passage vom Reineck- Platz zur Konstabler zu gewährleisten. Sagt Dieter Hasselbach, der stellvertretende Leiter der Bauaufsichtsbehörde. Schließlich bekam P&C im Gegenzug die Erlaubnis, die frühere Reineckstraße komplett in sein Kaufhaus einzubeziehen.
Aber schon bald nach der Eröffnung des Bekleidungshauses standen die ersten Passanten vor verschlossenem Durchgang. Es entspann sich ein Briefwechsel mit der Bauaufsichtsbehörde. Und das Amt wies P&C an, "die Tür aufzumachen" (Hasselbach).
Die Geschäftsführung des Kaufhauses indes argumentierte mit Sicherheitsbedenken. Am nördlichen Ende der Reineckstraße, so ein P&C-Sprecher, finde sich ein Treff von Dealern und Drogenabhängigen. Und weil das Bekleidungshaus nicht möchte, daß Drogenkranke zwischen den Ständern mit den Freizeithemden umhertaumeln, blieb die Passage zu.
In der Bauaufsichtsbehörde hat man lange darüber nachgedacht, ob auf der amtlichen Auflage zu bestehen sei. Am Ende, sagt Dieter Hasselbach, "haben wir uns dieser Argumentation gebeugt". Und deshalb müssen die Bürger jetzt den Umweg über die Zeil machen - und vorher quer durch verlockende Kaufhaus-Angebote. jg
Viermal wurde der Federation-Cup, die Mannschaftsweltmeisterschaft der Tennisspielerinnen, bereits in Deutschland ausgetragen. Vom 12. bis 19. Juli wird nun erstmals Frankfurt Gastgeber der besten racketschwingenden Frauen der Welt sein. 32 Nationen nehmen am Montag den Kampf um die 100 000 Dollar Federation-Cup 1992 Siegprämie und den Silberpokal auf, wobei die deutsche Auswahl mit Steffi Graf, Anke Huber und Barbara Rittner als Favorit gilt. Die FR stellt auf zwei Sonderseiten die Teams vor, berichtet über Geschichte und Zukunft des Wettbewerbs und läßt den deutschen Teamchef Klaus Hofsäss zu Wort kommen. FR
ptz BONN. Einen dreistelligen Milliardenbetrag benötigen die kommunalen Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften in den neuen Ländern zur Modernisierung und Instandsetzung ihrer 3,5 Millionen Bleiben. Einen Tag vor der Bundesratsentscheidung über höhere Mieten im Osten appellierte der Präsident des Gesamtverbandes der Wohnungswirtschaft, Jürgen Steinert, am Donnerstag an die Politik, die Investitionskraft der Unternehmen nicht zu schwächen. Die Länderkammer dürfe der "Absenkung der ohnehin nicht kostendeckenden Kappungsgrenze bei den Heiz- und Warmwasserkosten von drei auf 2,50 Mark je Quadratmeter monatlich nicht zustimmen". Ferner forderte er einen "politischen Kompromiß" bei der Altschuldenproblematik. Die Mietzuschläge der kommenden Jahre müßten Spielraum zur Renovierung der Gebäude eröffnen, könnten also nicht für Kreditkosten genutzt werden.
Steinert bedauerte, daß das Bundeskabinett mit seiner 2. Grundmieten-Verordnung hinter den Absichten des Bauministeriums zurückbleibe. Wie berichtet, will Bonn von 1993 an den Anstieg der Quadratmetermieten von derzeit zwei Mark um 0,75 bis 2,10 Mark - je nach Qualität der Gebäude - zulassen. Die zunächst geplante deutlichere Anhebung mußte auf Druck der Länder nach unten korrigiert werden. Bestandteil des Paketes ist eine niedrigere Höchstgrenze bei den umlagefähigen Heizkosten.
Aus einer Umfrage bei über 1000 Mitgliedsfirmen schließt Steinert, daß die "warmen Nebenkosten" bei fast 50 Prozent der Unternehmen den noch gültigen Deckel von drei Mark übertreffen. Im Schnitt würden 3,96 Mark erreicht. Bei einer Umlage von maximal 2,50 Mark könnten über 90 Prozent der Unternehmen ihre Kosten nicht mehr decken. "Die heutigen Fehlbeträge in Höhe von 450 Millionen werden dann bei einer Milliarde liegen", erklärte Steinert. Es sei unlogisch, so die Investitionskraft zu schmälern.
Die Umfrage signalisiert laut Steinert "allenfalls" erste Ansätze einer besseren Versorgung im Osten. Von den 3,2 Millionen erfaßten Heimen hat nur die Hälfte Zentralheizung; in 18 beziehungsweise zwölf Prozent der Wohnungen fehlen Bad/Dusche oder Innentoilette. Mit 1,8 Millionen überwiegen die mit "großen Sanierungsproblemen verbundenen" Wohnungen in Plattenbauten. Den Nachholbedarf an Investitionen gibt der Verband mit 30 000 bis 75 000 Mark je Wohnung an, woraus sich ein Gesamtvolumen von bis zu 262 Milliarden errechnet. Relativ lächerlich erscheinen die 91er Ausgaben von 3,3 Milliarden. Mietwirksam modernisiert wurden nur 60 500 Heime.
FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten zeigte der Trend am Donnerstag gegen Ende der Sitzung nach oben. Auftrieb erhielten die Kurse durch das Dementi der Bundesbank, sie beabsichtige nicht, die Kreditzügel anzuziehen. Der Deutsche Aktienindex schloß mit 1757,64 Punkten nahe seinem Tageshoch.
"Das Dementi der Bundesbank war der Drehpunkt für die Börse", sagte ein Händler. "Wer am Morgen verkauft hatte, hat falsch reagiert." Vorausgegangen war ein Zeitungsbericht, in dem behauptet wurde, die Währungshüter dächten über eine Verschärfung ihrer Geldpolitik nach.
Starke Zuwächse verbuchten gestern vor allem einige Konsum-Titel. Karstadt kletterten um fünf und Asko um 19 Mark. Horten notierten unverändert.
In der Gruppe der exportorientierten Werte legten Daimler um 3,40 Mark zu. BMW machten 2,90 und VW 2,50 Mark gut.
Von den Finanz-Titeln stiegen Deutsche um eine Mark. Dresdner fielen um 0,40 und Commerzbank um 0,10 Mark. Allianz kletterten um sieben Mark.
Am Rentenmarkt stand die neue Bundesanleihe im Mittelpunkt des Interesses (siehe Nachrichten-Börse auf Seite 9). Andere Papiere wurden weitgehend vernachlässigt. Die Kursveränderungen der öffentlichen Anleihen bewegten sich zwischen minus und plus 0,10 Mark. Die Durchschnittsrendite erhöhte sich von 8,25 auf 8,26 Prozent. Die Bundesbank kaufte Titel im Nennwert von 43,7 Millionen Mark. Mark-Auslandsanleihen tendierten uneinheitlich.
Jahresrechnung liegt aus GROSSKROTZENBURG. Die vom Parlament im Juni beschlossene Jahresrechnung für das Haushaltsjahr 1989 liegt samt Erläuterungsbericht zwischen dem 13. und 22. Juli öffentlich im Zimmer 9 des Rathauses aus.
"Prostitution anerkennen" Zum Artikel "Peruanerinnen zur Prostitution gezwungen", FR vom 8. 7.:
Es ist schlimm, daß es Frauenhändler gibt und gut, daß es, wenn auch selten, ab und zu gelingt, den einen oder anderen Menschenhändler oder Menschenhändlerring aufzudecken und das Handwerk zu legen.
Es ist noch schlimmer, daß das rechtliche System diese Art von Frauenhandel begünstigt und den Schutz der ausländischen Frauen, die einmal in einem Bordell gelandet sind, frewillig oder unfreiwillig, auf Null reduziert. Offiziell werden die Bordelle als Pensionen geführt und sind damit als rechtmäßig gerechtfertigt, obwohl deren Zimmer zwischen 200 und 300 Mark pro Tag kosten, zuzüglich der Pflicht, dort zu essen, dem Verbot, Einkäufe von draußen mit hineinzunehmen, der Pflicht, beim hauseigenen Kiosk alle Einkäufe zu tätigen und noch mehr.
Die Polizeirazzien werden auf die Überprüfung der dort arbeitenden ausländischen Frauen hin durchgeführt und haben als einzige Zielsetzung, deren illegalen Aufenthalt und Arbeit zu sSanktionieren oder zu beenden. Die Bordellbesitzer werden hierbei regelmäßig nicht belangt, weil sie ja offiziell einen legalen Beherbergungsbetrieb führen.
Es ist am schlimmsten, daß ausländische Frauen, die gewollt oder ungewollt in ein Bordell geraten, dadurch jeglichen Schutzes entbehren. Durch die mangelnden Sprachkenntnisse, den illegalen Aufenthalt usw. sind sie der Willkür der Bordellbesitzer, Zuhälter, Menschenhändler usw. ausgeliefert.
Es ist an der Zeit, daß diese Situation dadurch geändert wird, daß die Bordelle auf einer realistischen rechtlichen Grundlage bewertet werden und daß weiterhin die ausländischen Frauen durch Gesetz die Möglichkeit eingeräumt bekommen, für einen bestimmten Zeitraum der Prostitution nachzugehen. In Holland hat sich dieses Vorgehen bereits bewährt. Susanne Müller-Flores, Frankfurt
Kontrollierte "Hexenkunst" Wenn ein Leiter der Fachgruppe Gemüseanbau im Landesverband Gartenbau Hessen biologischen Anbau für "Hexenkunst" hält (FR vom 4. 7.), dann hat sein "kontrolliert integrierter Gemüseanbau" nichts mit der "Ernte im Einklang mit der Natur" zu tun, sondern nur mit reiner Profitgier (geringere Investition für Düngemittel ergibt höhere Einnahmen aufgrund des Prädikats).
Trotz allem ist es ein ganz kleiner Schritt in die richtige Richtung für unsere Natur im Verhältnis zum Düngereinsatz und eigentlich unnötigem Transport der Erzeugnisse aus Holland, Spanien, u. ä. Christiane Peters, Karben (biologischer Anbau ohne Hexenkunst, für den Eigenbedarf)
"Störfaktor Mensch" Zum Artikel "Für Notfälle im ICE keine Mark", FR vom 3. 7.:
Was hier beklagt wird, ist die auf vielen Gebieten zu beobachtende Verselbständigung von perfektionierten Systemen. Bleiben wir bei der Bundesbahn, bei der immer wieder der Eindruck erweckt wird, als würden Menschen, die sie nutzen wollen, nur als lästige Störfaktoren angesehen.
Im beschriebenen Beispiel geht es um die fehlende Notfallausrüstung. Auf die gleiche Ebene gehören Pläne, superschnelle Strecken an großen Städten vorbeizuführen, um "Umwege" bis in die Zentren der Städte zu sparen. Ein besonderer Vorteil der Bahn ginge damit verloren. Ein weiterer Fall, in dem an den Interessen von Bahnbenutzern vorbeigeplant wurde, ist die äußerst unbefriedigend gewordene Fahrradmitnahme. Das das Fahrradfahren immer beliebter wird, wird einem ständig wachsenden Prozentsatz von Bahnkunden zugemutet, entweder zu "unmöglichen" Tages- oder Nachtzeiten zu reisen oder Reisezeiten in Kauf zu nehmen, die doppelt so lang sind wie die mit direkten Verbindungen. Gisela Loh, Stuttgart
Lästige Postbank Da "zentralisiert" sich das Unternehmen Postbank in das absterbende Bonn und zugleich schließt es das Giroamt im Börsen- und Geldzentrum Frankfurt (FR vom 26. und 27. 6.). Noch unglaublicher der vorgesehene Personalabbau von 20 000 auf 12 000 Menschen. Es wird offenbar vom Unternehmen selbst der Untergang dieses "Postgeldschiffes" eingeläutet. Die privaten Banken - vor allem die Großbanken - wollten schon immer gern die lästige Postkonkurrenz loswerden, weil diese nun mal - bei allen Mängel an den Schaltern flächendeckend sind - wie lange noch? - und zudem jeden Wochentag und Sonnabends dem Publikum dienen. Auf Bahnhöfen usw. sogar rund um die Uhr. Das war den Banken schon immer lästig.
Es wird auch übersehen, daß vor allem das Postsparbuch in weiten Bevölkerungskreisen sehr beliebt ist, weil es überall - auch europaweit -, leicht benutzbar ist. Aber im Zuge der Deregulierungsmaßnahmen sind solche Maßnahmen offenbar "normal". Kundenfreundlichkeit ist nur solange interessant, "wie sie sich lohnt"! Kurt Mass, Frankfurt
GRÄVENWIESBACH. Am Freitag, 17. Juli, fällt der Startschuß zum fünften Grävenwiesbacher Straßenlauf. Ausgangspunkt und Ziel ist, wie in den Vorjahren, der Sportplatz "Am Steinchen". Drei Läufe stehen auf dem Programm: Der erste, der sogenannte Einsteigerlauf, startet um 18.30 Uhr. Er ist für Jogger und Laufanfänger vorgesehen und führt zweimal über eine Runde von zwei Kilometern durch die Grävenwiesbacher Straßen.
Um 19 Uhr sind die Jüngsten an der Reihe: Die Kinder werden in diesem Jahr zum ersten Mal auf eine große Runde geschickt. Statt wie bisher 1800 Meter müssen die Jungs und Mädchen 2000 Meter zurücklegen. Um 19.30 Uhr gehen die Langläufer an den Start: Für sie gilt es, zehn Kilometer in fünf Runden zu absolvieren. Der Streckenrekord aus dem Vorjahr liegt bei 32, 16 Minuten.
Veranstalter des sportlichen Großereignisses in der Gemeinde ist die Leichtathletik-Abteilung des TSV Grävenwiesbach. Die Grävenwiesbacher sind eingeladen, zur Unterstützung der Läufer für Stimmung entlang der Strecke zu sorgen.
Anmeldungen können für alle Läufe bis kurz vor dem Start am Sportplatz angenommen werden. Wer sich seine Teilnahme vorab sichern will, kann dies unter der Telefonnummer 0 60 86 / 14 23 (Michael Moses) erledigen. cn
BONN, 9. Juli (AP/Reuter/dpa/FR). In beispielloser Schärfe haben führende Verbände der deutschen Wirtschaft die Bundesregierung kritisiert, vor allem die Pläne zur Pflegeversicherung, die Steuerdebatte und das Ausbleiben einer Einigung in den Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Heribert Späth, sagte am Donnerstag in Bonn, die Regierung möge Konzepte zur Lösung aktueller Probleme vorlegen, statt darüber "zu schwätzen". Zur Pflegeversicherung meinte er, falls es nicht gelingen sollte, Entlastungen der Wirtschaft in einem Gesetz zusammen mit der Absicherung des Pflegerisikos zu beschließen, wäre das ein Vertrauensbruch, der "schwerwiegende politische Konsequenzen" hätte. Als unverantwortlich bezeichnete er die neue, aus seiner Sicht von Inkompetenz und Opportunität geprägte Steuer- und Abgabendiskussion. Der Bundesverband des Groß- und Außenhandels (BGA) warnte ebenfalls vor einem noch stärkeren Zugriff des Fiskus. Das schon bestehende "Bündel von Belastungen", so BGA-Präsident Michael Fuchs, sei für die Wirtschaft "ohnehin kaum verkraftbar". Der Industrie- und Handelstag warf der Koalition Versagen in wichtigen Punkten vor und kritisierte den "Sumpf von Streitereien und Entscheidungsunlust". (Siehe Wirtschaft)
paa WASHINGTON, 9. Juli. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Bill Clinton hat am Donnerstag Senator Albert Gore aus Tennessee zu seinem Kandidaten für das Amt des Vize-Präsidenten benannt. Gore, der wie Clinton aus einem US-Südstaat kommt, gilt in innenpolitischen Fragen als liberal, in der Außenpolitik als eher konservativ und in umweltpolitischen Fragen als sehr fortschrittlich. Er hatte sich 1988 selbst vergeblich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bemüht.
Der 44jährige Gore wird Clinton aber nicht automatisch Wählerstimmen in den wichtigen Bundesstaaten des Nordostens oder Mittelwestens mitbringen. Statt dessen hofft Clinton darauf, daß Gore die Schwachstellen seines "Charakters" ausbalancieren hilft und die sogenannten Reagan-Demokraten herüberzieht. Die Wähler, die Clintons Herumdrücken um den Kriegsdienst in Vietnam problematisch finden, sollen durch Gores Eintreten für die militärische Intervention am Golf beruhigt werden. Wem Clintons Eheprobleme mit der "Feministin" Hillary zuviel an liberaler Offenheit sind, kann sich auf den baptistischen Konservativismus von Gores Ehefrau Tipper verlassen, die sich etwa für Warnschilder auf obszönen Rock-Schallplatten eingesetzt hat.
Doch nicht nur die Auswahl, sondern auch der Zeitpunkt der Ernennung des Kandidaten für das Amt des Vize-Präsidenten werden in den USA traditionell von solch taktischen Gesichtspunkten bestimmt. Mit der Ernennung des jugendlichen und intelligenten Gore und den jetzt einlaufenden Solidaritätsbekundungen seiner demokratischen Konkurrenten im Vorwahlkampf möchte Clinton zu einem glanzvollen Nationalkonvent der Partei Anlauf nehmen. Der beginnt am Montag.
cra FRANKFURT A. M., 9. Juli. Die 31 000 Familien mit ein bis zwei Kindern, die bereits 1991 einen Familienpaß der Bundesbahn gekauft haben, können aufatmen. Die deutschen Bahnen besserten jetzt ihr neues BahnCard-Angebot nach. Wie die Bundesbahn am Donnerstag mitteilte, können mit dem neuen 110 Mark teuren Paß Familien in der 2. Klasse zum halben Preis fahren, vorausgesetzt, es reisen mindestens ein Elternteil und ein Kind zusammen. Das Angebot ist damit 20 Mark billiger als der bisherige Familienpaß. Dieser wird abgeschafft; lediglich Familien mit mehr als zwei Kindern bekommen ihn wie bisher kostenlos. Die ab 1. Oktober gültige BahnCard für erwachsene Alleinreisende kostet 220 Mark, Senioren und Jugendliche zahlen 110 Mark und Kinder 50 Mark. Mit ihr kosten alle Fahrkarten 2. Klasse die Hälfte des regulären Fahrpreises.
ROM, 9. Juli (sir/AFP). Italien hat am Donnerstag 103 Albaner in ihre Heimat zurückgeflogen, die mit dem ausgedienten Kriegsschiff "Mitas Dauti" in Brindisi an Land gegangen waren. Unter den illegalen Einwanderern befanden sich auch 30 bewaffnete Soldaten, fünf Frauen und sieben Kinder. Die Flüchtlinge waren von der italienischen Marine auf dem Meer ausgemacht und vergeblich zur Umkehr aufgefordert worden.
In Erinnerung an das Vorjahr, als 20 000 Albaner in Apulien illegal an Land gingen, herrscht dort eine gewisse Nervosität. Immer wieder versuchen Albaner, der Not ihrer Heimat zu entfliehen und in Italien an Land zu gehen. Gegen Zahlung eines hohen Geldbetrags sind Fischerboote ihnen dabei behilflich.
In Brindisi wurde dieser Tage der Kapitän eines griechischen Frachtschiffs wegen Menschenhandels verurteilt, weil er gegen Bezahlung Emigranten verschiedener Nationalität nach Italien einzuschmuggeln versucht hatte.
Die griechischen Behörden wiesen seit Wochenbeginn 3600 albanische Flüchtlinge an ihren Grenzen zurück. Dies teilte die Polizei im Grenzort Ioannina mit.
KSZE setzt Militärbeobachter ein Gipfeltreffen in Helsinki beschließt Mission für Berg-Karabach Von unserem Korrespondenten Martin Winter HELSINKI, 9. Juli. Mit einer "friedenserhaltenden Aktion" unterhalb der Schwelle eines Blauhelm-Einsatzes will die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) zur Beendigung des Krieges um Berg-Karabach beitragen. Wie am Rande des 3. KSZE- Gipfels am Donnerstag in Helsinki bekannt wurde, sollen rund 100 "Beobachter", überwiegend Militärexperten, in das umkämpfte Gebiet im Kaukasus geschickt werden. Voraussetzung für diese "Mission" sei allerdings ein "haltbarer Waffenstillstand", hieß es. Wann sie auf den Weg geschickt werden kann, ist noch nicht absehbar. Zum einen muß der mit der Durchführung betraute italienische Diplomat Rafaeli erst einmal klären, wie so eine Mission aussehen kann, zum anderen werden die Beobachter nur dann geschickt, wenn es Garantien für ihre Sicherheit gibt. Dies beschloß in der Nacht zum Donnerstag die sogenannte KSZETroika, der zur Zeit als Vorsitzender der CSFR-Außenminister Jozef Moravcik, der Deutsche Klaus Kinkel und die schwedische Außenministerin Margarete af Ugglas angehören.
Die Minister beschlossen auch, "Erkundungsmissionen" in den Krisenregionen Kosovo, Wojwodina und Sandschak sowie nach Südossetien (Georgien) und in die Dnjestr-Region (Moldawien). Die Erkundungsmission in Georgien wird unter Leitung eines deutschen Diplomaten stehen. Ob sich die Bundesrepublik an der Mission in Berg-Karabach beteiligt, ist noch unklar. Aus Kreisen des Auswärtigen Amtes wurde darauf hingewiesen, es gelte noch "rechtliche Fragen" zu klären. Solange es sich um die Entsendung ziviler Beobachter, etwa ehemaliger Militärs, handele, gebe es aber keine Probleme.
Am Donnerstag war noch nicht klar, ob die Staats- und Regierungschefs einen Beschluß zu Jugoslawien fassen werden. Auf jeden Fall werden die Außenminister der neun Staaten der Westeuropäischen Union (WEU) am heutigen Freitag in Helsinki über Maßnahmen beraten, die von den UN gegen Serbien verhängten Sanktionen "schärfer" zu überwachen.
Angriffe der US-Luftwaffe auf serbische Artilleriestellungen um Sarajewo sind nach den Worten von US-Außenminister James Baker nicht ausgeschlossen, wie AP ergänzend meldet. Präsident George Bush habe erklärt, er werde dies erwägen, sagte Baker in Helsinki. Er betonte, für einen solchen Einsatz bedürfe es sicherlich einer neuen UN-Resolution. Baker ging mit seinen Äußerungen noch einen Schritt weiter als Bush, der sich zuvor in einem Gespräch mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic nicht auf einen Militäreinsatz von US-Truppen festlegen lassen wollte. Bush und Baker erklärten, es gehe den USA vor allem darum, Hilfsgüter für die Menschen in Sarajewo bereitzustellen. Izetbegovic reagierte enttäuscht auf die neuerliche Absage von Bush an eine sofortige militärische US-Intervention in Sarajewo.
CSFR-Präsident Vaclav Havel warnte Europa vor dem Wiederaufleben der "Dämonen des Hasses, der Gewalt und des ethnischen Fanatismus". Ein halbes Jahrhundert lang habe der Kommunismus diese Probleme unterdrücken können. (Siehe auch Seiten 2 und 3)
Der 24jährige, der am 11. Juni von bislang unbekannten Tätern in der Taunusstraße durch Messerstiche schwer verletzt worden war (die FR berichtete), hat inzwischen bei der Polizei den Hergang des Überfalls und einen der Täter näher beschrieben: Vier Männer wollten ihn daran hindern, gegen 13.30 Uhr die Peep- Show im Bahnhofsviertel zu verlassen, warfen ihm ein Kleidungsstück über den Kopf, zogen sein mit 2000 Mark gefülltes Portemonnaie aus der Hose und verletzten ihn durch zwei Messerstiche in den Bauch.
Der Täter, der vermutlich zugestochen hat, soll 35 bis 40 Jahre alt und etwa 1,65 Meter groß sein. An der rechten Wange seines knochigen Gesichtes hat er ein schwarzes Muttermal. Seine Haare waren kurz geschnitten und dunkel, zur Tatzeit soll er ein Toupet getragen haben. Bekleidet war der Mann mit einem weißen Jogging-Anzug. Die Täter flüchteten mit einem Wagen, nach Angaben der Polizei möglicherweise mit einem Mercedes 300 Coupé.
Hinweise werden von der Polizei unter den Telefonnummern 755-40 11 und -40 40 entgegen genommen. ing
Von Krisen und Kriegen gedrängt unternimmt die KSZE nun erste Schritte, nicht nur über die Probleme zu reden, sondern auch zu handeln. Beobachter nach Berg-Karabach, Erkunder in die umkämpften Gebiete am Kaukasus, nach Jugoslawien und Moldawien. Das ist noch nicht viel und keiner weiß so recht, wie das aussehen soll und was dabei herauskommen kann. Mag sein, daß Beobachter aus den KSZE-Staaten Aserbaidschaner und Armenier dazu bewegen können, weniger aufeinander zu schießen. Aber dafür muß es erst einmal einen Waffenstillstand geben. Die Erfahrungen, die die EG mit der Beobachtermission in Jugoslawien gemacht hat, sind nicht ermutigend.
Zu wenig also? Wohl nicht. Die KSZE tut gut daran, sich nur vorsichtig auf das Gebiet des Handelns zu begeben und schrittweise Erfahrungen zu sammeln. Das Sich-Bescheiden auf ein realistisches Maß verhindert auch das Wachsen von unerfüllbaren Illusionen. Die nämlich sind das wenigste, was die Betroffenen in den Krisengebieten und ihre besorgten Nachbarn brauchen können. Realismus und Bescheidenheit bei der Krisenbewältigung sind auch das beste Mittel gegen Befürchtungen, die KSZE wolle sich zu einer Weltmacht aufschwingen. Sie wird jetzt erst einmal beweisen müssen, ob sie bei Krisen wirklich "gute Dienste" leisten kann. wtr (Helsinki)
WIESBADEN. "Pionierarbeit auch für die anderen Bundesländer", so die hessische Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD), soll eine Strukturkommission zur Hochschulentwicklung in Hessen leisten. Die Kommission, die unter dem Vorsitz des langjährigen Rektors der Universität Bielefeld und Vorsitzenden der nordrhein-westfälischen Rektorenkonferenz, Karl Grotemeyer, steht, soll im Herbst ihre Arbeit aufnehmen. Für 1994 rechnet Evelies Mayer dann mit einem Abschlußbericht, der den weiteren Weg der hessischen Hochschulen vorzeichnen soll.
Die Kommission, die bereits in der Koalitionsvereinbarung zwischen Grünen und Sozialdemokraten vom Frühjahr 1991 verabredet wurde, soll "Hessens hochschulpolitische Zukunft vorformulieren" und alle wichtigen wissenschaftspolitischen Fragen in ihren "Begutachtungsauftrag" einbeziehen. Die Kommission, die in enger Zusammenarbeit mit den Hochschulen arbeiten soll, wird sich zum künftigen Verhältnis zwischen Fachhochschulen und Universitäten und zur Verbesserung der Qualität der Lehre ebenso äußern wie zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, zur Auswahl und Neugewichtung von Forschungsschwerpunkten und zum Umschichten der Ressourcen im Wissenschaftsbereich.
Ministerin Mayer verglich diesen umfassenden Prüfauftrag, der auch Rezepte zur Lösung für die vermehrte Studiennachfrage anbieten soll, mit den regelmäßigen Überprüfungen auf breiter Basis an den Universitäten in den USA. Kommissionsvorsitzender Grotemeyer sprach von einer "Chance für die Hochschulen", die in so einer Begutachtung liege.
Um Rivalitäten zwischen den zwölf Hochschulen, die in die Überprüfung einbezogen sind, von vornherein auszuschließen, will Evelies Mayer das Gremium nur mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besetzen, die nicht in Hessen tätig sind. "Über das hessische Hochschulsystem sollen nur Fachleute nachdenken und urteilen, die frei von Befangenheit sind, die sich einstellen können, wenn die eigene Arbeit Gegenstand der Begutachtung wird", erläuterte Frau Mayer ihr Vorgehen.
In die für die künftige Hochschulentwicklung entscheidende Kommission sollen rund fünfzehn Mitglieder berufen werden, die das Fächerspektrum der Hochschulen und die Interessen der unterschiedlichen Hochschularten angemessen berücksichtigen können. Das ständige Büro der Kommmission in Wiesbaden wird mit zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern und zwei Halbtagsstellen ausgestattet. Bereits vor der konstituierenden Sitzung im Herbst sollen alle hessischen Hochschulen um kurze Darstellungen ihrer Vorstellungen von der Hochschulentwicklung in der Zukunft gebeten werden.
Die Universitäten des Landes dürften nicht den Eindruck gewinnen, daß sie zu Objekten von administrativen Maßnahmen würden, die man ihnen von außen überstülpe, meinte Grotemeyer auch aus seiner langjährigen internen Universitätserfahrung heraus. gra
Der Holtzbrinck-Konzern, die Rheinische Post aus Düsseldorf, die maßgeblich vom Verlag der Süddeutschen Zeitung getragene Suhler Verlagsanstalt und eine Reihe weiterer Presseunternehmen, Verbände und Einzelpersonen haben die Lizenz für das geplante landesweite Privatradio in Thüringen erhalten.
Zu den übrigen Beteiligten zählen nach Angaben der Landesanstalt für Privaten Rundfunk in Thüringen unter anderem Tochterunternehmen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Hessisch- Niedersächsischen Allgemeinen aus Kassel, der Geschäftsführer und der Programmdirektor des vor allem von Verlagen getragenen Privatradios FFH in Hessen und der Thüringisch-Hessische Sparkassen- und Giroverband.
Insgesamt umfaßt die Bewerbergruppe, die von der Versammlung, dem Aufsichtsgremium der Thüringer Landesanstalt für Privaten Rundfunk, fast einstimmig den Zuschlag erhielt, 45 Anteilseigner. Das Nachsehen hatten bei der Lizenzvergabe beispielsweise Konzerne wie Bauer, Burda, Springer und CLT aus Luxemburg, der Gong-Verlag und der ehemalige hessische FDP-Wirtschaftsminister Klaus-Jürgen Hoffie. (Ausführlicher Bericht folgt.) K.O.
KRYSZTIAN MAKRAI, Abiturient aus dem ungarischen Nötines, Nachbarort der Gemeinde Bodajk, ist erster Nutznießer der sich zwischen Rödermark und Bodajk anbahnenden Partnerschaft, noch ehe diese Verschwisterung am zweiten September-Wochenende offiziell besiegelt wird. Auf Vermittlung von Rödermarks Bürgermeister Walter Faust, der Krysztian anläßlich des Besuchs einer Delegation aus Bodajk als Dolmetscher kennen und schätzen lernte, bekommt der junge Ungar einen Ausbildungsplatz bei der Sparkasse Dieburg. Seine Aufenthaltsgenehmigung ist gesichert, eine vorläufige Wohngelegenheit in Urberach gefunden. ttt
JOSEF LACH, Landrat des Kreises Offenbach, und seine Frau Käthe sind am Sonntag, 12. Juli, von 11 Uhr an im Hof ihres Hauses Münchner Straße 45 im Rodgauer Stadtteil Gastgeber für Nachbarn und Freunde. Vor zwanzig Jahren waren sie die ersten, die dort auf damals noch freiem Feld siedelten und den buchstäblich ersten Spatenstich wagten in einem inzwischen blühenden Neubaugebiet. ttt
OBERURSEL. "Am 15. September beginnt die Baumaßnahme B 455 im Abschnitt Heidegraben", teilte Bürgermeister Thomas Schadow gestern mit. Eine Baustraße wird es während der zehnmonatigen Brückenbauarbeiten (die FR berichtete) nicht geben. Das Straßenbauamt habe diese Lösung kurzfristig abgelehnt, die Verwaltung habe sich um "eine adäquate Alternative" kümmern müssen.
Vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Gremien kündigte Schadow folgende Umleitungen an: Der Stadtbus soll über Häuser- und Zeisigweg nach Oberstedten gondeln. Per Funk sollen die Schranken am Zeisigweg vom Bus aus geöffnet werden, "damit kein zusätzlicher Verkehr in dieser Straße entsteht". Die Bewohner des Eichwäldchens sollen über den Ahornweg kurven können, deshalb soll der Ahornweg "eine geringfügige neue Befestigung erhalten". Der übrige Verkehr nach Oberstedten rollt über die Lahn- und Hauptstraße. mk
Kleine FR
Ausstellung über Adolph von Nassau In der Hessischen Landesbibliothek, Rheinstraße 55, wird vom 24. Juli bis zum 31. Oktober eine Ausstellung gezeigt, die zum 175. Geburtstag des nassauischen Herzogs Adolph zusammengestellt wurde. Sie ist montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 19 Uhr, mittwochs und freitags in der Zeit von 9 bis 16.30 Uhr sowie an Samstagen von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet.Sprechstunde fällt aus Die Sprechstunden des Ortsgerichts Rambach fallen vom 18. bis 31. Juli aus. In dringenden Fällen können sich die Rambacher dienstags zwischen 17 und 18.30 Uhr an den Sonnenberger Ortsgerichtsvorsteher Ernst Hoffmann, Kreuzbergstraße 6, wenden.
WIESBADEN. Das Ergebnis der Meinungsumfrage schmeichelt der Landeshauptstadt: "Wiesbaden und der Rheingau-Taunus-Kreis", bilanziert Emnid-Mitarbeiterin Dr. Sylvia Peetz in der Image-Untersuchung für das Rhein-Main-Gebiet, "können als Perle der Region angesehen werden." Aus diesem guten Ruf wollen beide vor allem im Fremdenverkehr Nutzen ziehen. Motto: "Der eine ist ohne den anderen nur die Hälfte wert." Anders ausgedrückt: "Erst die hübsche Umgebung macht Wiesbaden so attraktiv." Gute Voraussetzungen also, um "unsere Zusammenarbeit weiter zu vertiefen", wie Oberbürgermeister Achim Exner und Landrat Klaus Frietsch vom Rheingau-Taunus-Kreis in einer gemeinsamen Pressekonferenz betonten.
Die Umfrage des Bielefelder Marktforschungsinstituts befaßte sich mit dem Ansehen der Rhein-Main-Region - in den Augen der Bewohner und in den Augen der Auswärtigen. Befragt wurden insgesamt mehr als 3700 Bundesbürger, darunter 1500 Menschen aus dem Rhein- Main-Gebiet und 500 aus den neuen Bundesländern. Darüber hinaus hatten die Landeshauptstadt und der Nachbarkreis spezielle Fragen in Auftrag gegeben.
Ergebnis: Die Wiesbadener und die Bewohner des Rheingau-Taunus-Kreises leben gerne hier, sie halten Wohnort und Umgebung für abwechslungsreich und attraktiv, klagen allerdings über Verkehrsprobleme, Umweltbelastung, Wohnungsnot und darüber, daß sie sich auf "teurem Pflaster" bewegen. Überraschendes Teilergebnis: Kriminalität, Ausländerfeindlichkeit und Drogenprobleme sind für Menschen außerhalb der Region viel schwerwiegender als für die unmittelbar Betroffenen. Kommentierte Achim Exner: "Die Region ist besser als ihr Ruf - zumindest empfindet sie sich so."
Und welches Bild machen sich Fremde wie Einheimische von Wiesbaden? Die Kurstadt sei "teuer, abwechslungsreich, dynamisch, attraktiv, gepflegt und menschlich" - ein erfreulicher Image- Wandel, meint der OB. Denn noch in den 60er Jahren galt Wiesbaden eher als bevorzugter Wohnsitz von Pensionären, "alte Kriegerwitwen, die durch die Kurviertel flanierten".
Es sind nach Auswertung der Umfrageergebnisse vor allem die "weichen Standortvorteile", die Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis so attraktiv machen: schöne Umgebung im Grünen mit großem Kulturangebot und hervorragender Gastronomie. Mit diesen Pfunden wollen Landeshauptstadt und Nachbarkreis weiter wuchern. "Wir haben keinen Ehrgeiz, immer mehr Arbeitsplätze zu schaffen", sagte Exner. Im Gegenteil: Er halte es für "nicht tragisch", wenn eine Firma in die Nachbarschaft abwandere.
Die Umfrage habe ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein der hiesigen Bevölkerung offenbart, die die Lebensqualität ihrer Umgebung sehr wohl zu schätzen wisse. Darin liegt nach Ansicht des Wiesbadener Rathauschefs die Chance der Rhein-Main-Region, sich im nationalen und internationalen Wettbewerb zu behaupten. "Erfolgreich sind nur die Selbstbewußten." Zusammenarbeit der Kommunen sei im übrigen ebenso erforderlich wie "gesunde Egoismen". Denn der hohe Standard der Region erkläre sich aus ihrer Vielfältigkeit. Und die dürfe nicht durch zentralistische Planungen à la Paris aufs Spiel gesetzt werden.
MARGIT FEHLINGER
HOFHEIM. Weil es derzeit keine Sondermüllbeseitigung für alte Fernseher gibt, müssen Hofheimer Bürger die ausrangierten Geräte doch wieder dem Sperrmüll anvertrauen. Eine geänderte Satzung des Umlandverbandes hatte es den Kommunen im Main-Taunus-Kreis verboten, die Flimmerkisten auf Deponien zu werfen. (Wir berichteten.) gre
WIESBADEN. Bildungs- und kulturbeflissenen Wiesbadenern öffnet sich einmal mehr ein weites Feld: Mehr als 900 Veranstaltungen bietet die Volkshochschule Wiesbaden im Herbstsemester an: kulturelle und kreativen Kurse, Studienreisen, Sprachlehrgänge, berufliche Bildung und Gesundheitspflege. Schwerpunktthema: "500 Jahre Europa - Amerika". Gemeinsam mit Wiesbadener Gruppen und Institutionen, vom Eine- Welt-Zentrum über kirchliche Einrichtungen bis zur hessischen Landesbibliothek, will die VHS hier in 60 verschiedenen Veranstaltungen Akzente setzen.
Eröffnet wird das Herbstsemester am Samstag, 22. August, 16 Uhr, mit einer "Fiesta Latinoamericana" im Hof der Elly-Heuss-Schule. Die Schicksale hessischer und nassauischer Entdecker, Soldaten und Auswanderer vom 16. bis zum 20. Jahrhundert wird die Ausstellung "Hessen und Amerika" in Verbindung mit einer gleichnamigen Vortragsreihe im Hauptstaatsarchiv ab Anfang November schildern.
Vorträge, Theater und Musik sollen das Thema vertiefen. Etwa Jörg Krombachs Bericht über die Prophezeiungen der Hopi-Indianer oder Dr. Winfried Duckert, der die offene und menschenfreundliche Auseinandersetzung mit Neuem und Fremden in seinem Vortrag "Alexander von Humboldt - die andere Entdeckung Amerikas" in Erinnerung bringt.
Das VHS-Programmheft ist ab sofort in der Geschäftsstelle der Volkshochschule, Dotzheimer Straße 3, erhältlich. maf
WIESBADEN. Hessens Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) hat für Sanierungs- und Ausbauarbeiten im Wiesbadener Paulinenstift einen Landeszuschuß von 3,6 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Das Paulinenstift hat 300 Betten und gehört einer Diakoniegemeinschaft. Es unterhält Fachabteilungen für innere Medizin, Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen, Chirurgie und Frauenheilkunde. Eine geriatrische Abteilung wird noch ausgebaut. Jetzt sollen die Operationsräume erweitert, die hygienischen Bedingungen verbessert und eine neue Klimatechnik installiert werden. maf
WIESBADEN. Ein 29 Jahre alter Mann, den die Polizei im Zusammenhang mit der Serie von Sexualstraftaten am Mittwoch festgenommen hatte, ist gestern wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Ein Polizeisprecher: "Die Verdachtsmomente haben sich nicht erhärtet."
Der Hinweis auf den Mann kam von einem Opfer der Straftaten, die derzeit die Wiesbadener stark beunruhigen. Die Frau sah den 29jährigen in einem Bus und glaubte, in ihm den Gewalttäter wiederzuerkennen, der sie überfallen hatte. Im selben Bus saß eine weitere Frau, die ebenfalls angab, von dem Mann angegriffen worden zu sein. Der allerdings hält sich erst seit kurzem in der Bundesrepublik auf - und hat damit ein Alibi für die Zeit vor dem 13. Juni. Und für Angriffe danach wurde er von den betroffenen Frauen nicht als Täter identifiziert. maf
LANGEN. Eine breite Palette an Themen haben sich die Veranstalter der im Langener Kulturprogramm angebotenen Koch- und Backkurse ausgedacht. Bei folgenden Kursen sind noch Teilnehmerplätze frei:
Unter dem Motto "Wir feiern draußen", beginnt am Dienstag, 21. Juli, die Kocherei. Am 11. August kochen Kinder zusammen mit Müttern und Vätern. Weiter geht's mit der Vorbereitung eines kalten Buffets für ein Sommerfest (13. August) über die "Urlaubsküche" (3. September), den "Kochkurs für Herren" (8. September) bis hin zur "Köstlich gesunden Herbstküche" (24. September).
Die Kurse finden jeweils dreimal statt. Veranstalter sind Volkshochschule und Stadtwerke Langen. In der Lehrküche, Liebigstraße 9 bis 11, wird Gerda Gossen als Leiterin den Kochlöffel schwingen. Anmeldungen werden unter der Rufnummer 206-144 entgegengenommen. fra
NEU-ANSPACH. Die Sportgemeinschaft Hausen veranstaltet am Samstag und Sonntag, 11. und 12. Juli, ein Weiherfest am Grünwiesenweiher. Am Samstag um 19 Uhr unterhält die Musikgruppe "Cocktails". Der Verein hält Grillspezialitäten und Getränke bereit. Am Sonntag gibt es ab 10 Uhr einen Frühschoppen. jd
BERLIN, 9. Juli. Das Konzil der Ostberliner Humboldt-Universität hat am Donnerstag die Psychologieprofessorin und Abgeordnete der Alternativen Liste (AL)/ Bündnis 90, Marlies Dürkop, zur neuen Präsidentin gewählt. Sie folgt dem über einen Stasi-Verdacht gestürzten Heinrich Fink. Die 48jährige erhielt mit 32 von 60 Stimmen die absolute Mehrheit. Sie muß nun ihr Mandat im Berliner Abgeordnetenhaus niederlegen.
Der sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Peter Glotz schnitt mit 21 Stimmen dagegen unerwartet schlecht ab. Der 53jährige ehemalige Berliner Wissenschaftssenator hatte vor der Abstimmung versichert, er werde für den Fall seiner Wahl alle politischen Ämter aufgeben, um aus der Humboldt-Universität "die bedeutendste deutsche Hochschule" zu machen.
Konzilsmitglieder sagten, für Frau Dürkop habe gesprochen, daß sie sich in den letzten beiden Jahren als bildungspolitische Sprecherin der Abgeordnetenhausfraktion von AL/Bündnis 90 - auch in den Hochschulgremien - intensiv und mit viel Detailverständnis um Angelegenheiten der Traditions-Universität gekümmert habe. Demgegenüber habe Glotz bei zwei Anhörungen des Konzils keinen Zugang zu den "Humboldtianern" gefunden. Bei der letzten Anhörung vor wenigen Tagen waren die Ausführungen von Glotz ohne jeden Beifall des Auditoriums geblieben.SPD-Verleger zeigt den "Vorwärts" an
WIESBADEN. Der Konflikt zwischen der hessischen SPD und dem parteioffiziellen Mitgliederorgan "Vorwärts - Sozialdemokratisches Magazin" um eine in der Juli-Nummer veröffentlichte Siemens-Anzeige geht weiter. Inzwischen hat der Verleger Norbert Schüren aus Marburg, der ganz nebenbei auch noch stellvertretender SPD-Bezirksvorsitzender in Hessen-Nord ist, Anzeige gegen das Parteiblatt bei der Staatsanwaltschaft in Bonn erstattet.
Schüren bittet die Staatsanwälte, seinem Verdacht nachzugehen, der "Vorwärts" habe gegen das Landespressegesetz Nordrhein-Westfalens und das Gesetz gegen den Unlauteren Wettbewerb verstoßen. Für den Sozialdemokraten Schüren ist der Siemens-Beitrag im "Vorwärts" (Überschrift: Wiesbaden macht das Gegenteil einer ökologischen Politik - Wie Minister Fischer das Brennelementewerk Hanau "mißbraucht") ein Artikel und keine Anzeige. Dem SPD-Vorständler fehlt "jeglicher Hinweis auf den Anzeigencharakter der Information der Siemens AG".
Der Verleger meint, daß im Gegenteil sogar der Eindruck erweckt werde, es handle sich bei dem Siemens- Beitrag im "Vorwärts" um "den redaktionellen Teil". Die Siemens AG, Betreiberin des Hanauer Brennelementewerkes (früher: Alkem), hatte rund 40 000 Mark für die Anzeige mit redaktioneller Aufmachung bezahlt. gra
Gleisbauarbeiten in der Gartenstraße Wegen dringender Gleisbauarbeiten in Sachsenhausen im Bereich Gartenstraße zwischen Schweizer Straße und Otto- Hahn-Platz ist eine Vollsperrung der Gartenstraße in diesem Abschnitt für den stadtauswärts fließenden Verkehr erforderlich. Eine Umleitungsstrecke kann nicht angeboten werden. Die Verkehrsteilnehmer, insbesondere der Durchgangsverkehr, werden gebeten, den angesprochenen Bereich großräumig zu umfahren. Die Sperrung erfolgt am 13. Juli und wird voraussichtlich bis Anfang August bestehen bleiben. Bildungsurlaub in Thüringen Der Bund der Kaufmannsjugend im DHV veranstaltet vom 12. bis 16. Oktober eine Studienfahrt nach Thüringen unter dem Thema "Die Situation in den neuen Bundesländern am Beispiel Thüringen". Teilnehmen kann jeder, der das 16. Lebensjahr vollendet hat. Für Arbeitnehmer kann die Freistellung nach dem hessischen Bildungsurlaubsgesetz erfolgen.
Informationen bei der DHV-Geschäftsstelle, Fahrgasse 4, Frankfurt 1, Telefon 28 02 04.
SELIGENSTADT. Voraussichtlich im Herbst kann der Erörterungstermin für die geplante Seligenstädter Umgehungsstraße angesetzt werden. Das hat ein Vertreter des Hessischen Straßenbauamtes Frankfurt Bürgermeister Rolf Wenzel mitgeteilt.
Schon in wenigen Tagen wird eine Studie über die Flora und Fauna in den Stockwiesen und den Wäldern vorliegen, die von dem Straßenbau betroffen sein werden. Das Straßenbauamt hatte Anfang des Jahres ein Fachbüro beauftragt, ein Gutachten zu erstellen.
Wenn im Planfeststellungsverfahren die Unterlagen komplett sind, wird das Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt als Genehmigungsbehörde zum Erörterungstermin einladen. Laut Bürgermeister Wenzel wird der Bau der Umgehungsstraße mit einem großen Eingriff in Natur und Landschaft verbunden sein. Deshalb müsse für einen entsprechenden Ausgleich gesorgt werden. Maßgaben seien in den Planfeststellungsunterlagen zu finden. Die Naturschutzbehörden, die damit noch nicht zufrieden sind, sollen indes weitere Vorschläge machen.
Wenzel meint: "Konkrete Vorschläge der Naturschützer liegen leider bis heute noch nicht vor." Der Magistrat sei bereit, "mit den Naturschutzverbänden und -behörden zusammenzuarbeiten mit dem Ziel, einen ausreichenden Ausgleich für die durch die Umgehungsstraße notwendigen Eingriffe in Natur und Landschaft vorzunehmen". Nach Ansicht des Bürgermeisters darf der Bau der Ortsumfahrung "nicht an ideologischen Vorstellungen scheitern".
Der Bürgermeister reagierte auch auf die Kritik der Umweltschützer. Sie hatten ihm vorgehalten, daß er bislang nicht das Gespräch mit ihnen gesucht habe. Die Ökologen stellen die Straßenbaupläne grundsätzlich in Frage. Ihrer Auffassung nach steht der Nutzen der Entlastungsstraße in keinem Verhältnis zu den Eingriffen in die Landschaft. Elf Vogelarten der Roten Liste würden ihren natürlichen Lebensraum verlieren. Eine Straße zerteile das ökologisch wertvolle Gebiet.
Der Rathauschef erinnert daran, daß die Südwestspange zwischen Aschaffenburger und Dudenhöfer Straße auch von der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde grundsätzlich befürwortet werde. "Die Sachkompetenz gerade der Naturschutzbehörden sollte auch Ihre Vorbehalte gegen die gewählte Trassenvariante zerstreuen, zumal diese Behörden die gleichen Ziele verfolgen wie die Naturschutzverbände", heißt es in einem offenen Brief Wenzels an die Verbände. fin
Der Brickegickel ist weg, Justitia der Waage und des Schwerts beraubt. Verschwunden. Einfach so: Keine Spur vom vergoldeten Metropolen-Hahn, der erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt worden ist und stets seinen Platz auf der Alten Brücke hatte, und nur lange Recherchen ließ die Polizei wieder auf die Utensilien der Göttin der Gerechtigkeit stoßen.
Früher Donnerstag morgen, gerade 3.30 Uhr, als ein Zeitungsausträger auf dem Römerberg bemerkt: Ein Mann ist in den Gerechtigkeitsbrunnen gestiegen und macht sich an der Allegorie der Tugend zu schaffen, montiert einfach Schwert und Waage ab und flüchtet, hinterläßt die pausbäckige Regungslose ohne ihre Symbole. Die Polizei wird alarmiert, verfolgt den Täter. Doch wohin hat er sich davongemacht?
Keine Frage für die Beamten. Nur die Spur beobachten, die der durchnäßte Räuber zurückläßt. Tröpfchen für Tröpfchen, Wasser aus dem Gerechtgkeitsbrunnen, die Fährte führt in Richtung Battonnstraße. Dran bleiben. Wenige Minuten später, Klingerstraße, in der Nähe des Gerichts. Der Verdächtige mit den Utensilien der Justitia festgenommen am Ort der Rechtsprechung?
Nichts da, kein Schwert, keine Waage. Gar nichts. Der Durchnäßte verweigert die Aussage. Rigoros, keine Angaben in dieser Sache. Die Beamten folgen erneut den Tropfen. Hin und zurück. Doch nichts. Die Symbole der Gerechtigkeit, dieses beliebte Diebesgut, "schon zum xten Male geklaut", wie Karl Heinrich Rexroth, Kustos des Historischen Museums berichtet, sie sind nicht wieder aufzufinden. Selbst am Morgen nicht. Die Polizei schaut sich in der Wohnung des 28jährigen Verdächtigen um. Vielleicht, daß ein Komplize sich trockenen Fußes mit der bronzenen Beute einfach davon gemacht hat?
Die Beamten werden fündig: Alte Helme und Waffen, Tiertrophäen, eine ganze Sammlung, entdecken sie. Aber wo ist das Schwert, wo die Waage ? Erst am Nachmittag ist der Fall klar: Der Anwalt des Festgenommenen liefert Justitias Utensilien bei der Polizei ab. Endlich. Die Symbole müssen nicht neu gegossen werden.
Anders als vermutlich der Brickegickel. "Oh, nein", ist eine Mitarbeiterin des Straßenbauamtes entsetzt, "der Gickel", der goldene Hahn, plaziert auf dem Kreuz an der Alten Brücke, verschwunden, einfach so? Nein, sagt sie, das habe im Amt bislang niemand bemerkt. Doch mindestens zwei, vielleicht drei Tage fehlt der Gockel schon, dessen Original nach Auskunft von Karl Heinrich Rexroth im Historischen Museum aufbewahrt wird. 15 000 Mark etwa wird der neue Guß des Gickels kosten. Doch keine Frage: Der Brickegickel muß an der Alten Brücke plaziert werden. Gerade dort, wo einst die Todesstrafe vollstreckt wurde, an der Stelle, wo die zum Ertränken Verurteilten in den Main gestoßen wurden, wenn Justitia gesprochen hatte. ing
Acht Menschen sind bei einem Unfall auf dem Alleenring am Donnerstag nachmittag verletzt worden, einige so schwer, daß sie stationär im Krankenhaus aufgenommen werden mußten.
Verursacht wurde die Kollision nach Angaben der Polizei möglicherweise durch einen Taxifahrer, der mit seinem Wagen aus Richtung Norden kommend in die Kreuzung Eschersheimer Landstraße / Adickesallee hineingefahren war, obwohl die Ampel Rot zeigte: Das Taxi stieß gegen 14 Uhr mit einem Bus zusammen, der mit 25 Schulkindern und zwei Betreuern auf dem Alleenring in Richtung Autobahn unterwegs war. Erst etwa 60 Meter hinter der Kreuzung kam der Bus aus Ahrweiler zum Stehen: Drei 13jährige Mädchen mußten mit einem Schock und leichten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden.
Um die eigene Achse drehte sich das Taxi, und wurde gegen eine Laterne geschleudert: Die drei Insassen erlitten schwere Verletzungen. Zwei Radfahrer sind nach Angaben der Polizei von dem Taxi angefahren und verletzt worden.
An dem Taxi, an dem ein Totalschaden entstand, war die Feuerwehr damit beschäftigt, auslaufendes Öl aufzufangen. Der Bus verlor etwa 50 Liter Diesel: Die Brandschützer verhinderten, daß der Kraftstoff in die Kanalisation floß. ing
Strafverfahren beschleunigt
Zum Grundrecht auf freie Meinungsäußerung haben die Deutschen ein taktisches Verhältnis. Das gilt teilweise auch für die deutsche Justiz, die dem Ja ganz schnell ein Aber folgen läßt. "Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden", diese Losung der Demonstranten in der ehemaligen DDR hat begeistert. Kritik innerhalb einer Demokratie wird zuweilen ganz anders gesehen.
Vor einem Jahr wurde ein Leserbriefschreiber in zwei Instanzen wegen Beleidigung verurteilt, weil ihn die nächtliche Abschiebung einer asylsuchenden Familie an Gestapo-Methoden erinnerte; eine Satire-Zeitung wurde verurteilt, weil sie einen Soldaten im Klammerzusatz "geb. Mörder" genannt hatte. Das Bundesverfassungsgericht hob die Entscheidungen auf, die Fachgerichte hatten die Tragweite der Meinungsfreiheit verkannt.
Im jetzt entschiedenen Fall war die Sanktion noch härter. Es ging um mehr als um Geldstrafe: Die Nicht-Distanzierung von gewalttätigen Demonstranten in Brokdorf führte zum Verlust des Arbeitsplatzes in Baden-Württemberg. Es kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, daß die Meinungsfreiheit auch im Verhältnis Arbeitnehmer - Arbeitgeber gestärkt wurde. Andernfalls würde die Teilnahme am Meinungskampf für zwei Drittel der Bevölkerung zum unberechenbaren Wagnis. ukn (Karlsruhe)
Die Universität Frankfurt hat einen neuen Ehrenbürger: Am Dienstag wurde Klaus-Dieter Geiger die Auszeichnung zuteil. Der 65jährige Geiger war seit 1984 Geschäftsführer der Freundes- und Fördervereinigung der Universität. Jetzt wurde er aus seinem Amt verabschiedet.
Während seiner Geschäftsführung konnten die Fördersummen wesentlich erhöht werden, die von Firmen und Privatleuten gespendet werden. Mit diesen Geldern werden Nachwuchswissenschaftler und Forschungsprojekte gefördert.
Der ehemalige Jurist und Bankdirektor Geiger ist der sechste noch lebende Ehrenbürger der Universität. ert
ptz BONN, 9. Juli. Die Bundesregierung rechnet für 1993 mit einer nur geringfügigen wirtschaftlichen Belebung. Vor dem Konjunkturrat der öffentlichen Hand sagte Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) am Donnerstag, es könne insgesamt ein reales - also um Preissteigerungen bereinigtes - Wirtschaftswachstum von "rund drei Prozent erreicht werden." Diese Prognose knüpfte er an die Voraussetzung, daß die weltwirtschaftliche Dynamik zunimmmt und der Anpassungsprozeß in der Ex-DDR Fortschritte macht.
Keine Entwarnung signalisierte Möllemann bei den Preisen. Er prognostizierte für die alten Bundesländer eine Inflationsrate von 3,5 Prozent. Diese Marke hatte die Regierung schon für dieses Jahr angepeilt. Zur Jahresmitte betrug die Jahresrate jedoch 4,3 Prozent.
Im Konjunkturrat, dem auch der Bundesfinanzminister, die Wirtschaftsminister der Länder und Vertreter der Gemeinden angehören, räumte Möllemann ein, daß sich die Wirtschaft im Osten nicht so gut wie erhofft entwickelt. Erschwert werde der Umstellungsprozeß in den neuen Ländern durch einen "weit überzogenen Lohnanstieg". Das dortige Bruttoinlandsprodukt (der Wert der vor Ort geschaffenen Güter und Dienstleistungen) werde 1992 nur um fünf bis sieben Prozent zunehmen. In seinem im Januar vorgelegten Jahreswirtschaftsbericht hatte Möllemann noch einen Zuwachs von bis zu zehn Prozent für möglich gehalten. In Westdeutschland liegt der Zuwachs mit etwa zwei Prozent im Plan.
Seinen Auftritt im Konjunkturrat nutzte Möllemann, um die Länder zur Ausgabendisziplin anzuhalten. Ferner forderte er deren Hilfe bei der Verbesserung der Standortbedingungen. Die Bundesrepublik könne nicht bei ihren hohen Spitzensätzen der Einkommen- und Körperschaftsteuer von 53 beziehungsweise 50 Prozent bleiben. Auch hier müßten die Länder mitwirken. Die SPD, die im Bundesrat die Mehrheit hält, lehnt eine weitere Steuerentlastung für Unternehmer ab.
Das Wetter
Wetterlage Ein Tief mit Schwerpunkten über der Nordsee zieht langsam ostwärts. Seine Fronten überqueren Deutschland von West nach Ost und führen kühlere und feuchtere Luftmassen zu uns. Vorhersage bis Samstag früh Im Osten anfangs sonnig und Temperaturanstieg auf Werte um 26 Grad. Sonst wie bereits im größten Teil Deutschlands überwiegend stark bewölkt und Schauer oder Gewitter. Höchsttemperaturen im Westen nur 18 bis 23 Grad. Nächtliche Tiefstwerte 13 bis 17 Grad. Schwacher, in Schauer- und Gewitternähe stark auffrischender Wind aus Süd bis West. Wochenvorhersage Der weitere Verlauf des Samstag bis Sonntag: Nach vorübergehender Wetterberuhigung am Samstag in der zweiten Tageshälfte im Westen wieder Bewölkungszunahme und nachfolgend zeitweise Regen. Am Sonntag dann auch im Osten wieder unbeständig. Wenig Temperaturänderung.
Monatg/Dienstag: Unbeständig mit Regen und Schauern. Etwas kühler.
Mittwoch/Donnerstag: Wechselnde Bewölkung mit örtlichen Schauern. Kühl. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Aberdeen, stark bewölkt 15 Ajaccio, wolkig 24 Algier, leicht bewölkt 26 Amsterdam, leicht bewölkt 24 Ankara, wolkig 17 Antalya, wolkig 34 Athen, leicht bewölkt 34 Barcelona, leicht bewölkt 22 Belgrad, wolkenlos 26 Bordeaux, wolkig 26 Bozen, bedeckt 21 Brüssel, stark bewölkt 24 Budapest, wolkenlos 24 Bukarest, wolkenlos 22 Casablanca, wolkig 24 Dublin, bedeckt 14 Hammerfest, wolkig 10 Helsinki, leicht bewölkt 24 Innsbruck, stark bewölkt 24 Istanbul, wolkig 22 Kairo, wolkenlos 36 Kiew, wolkig 19 Kopenhagen, leicht bewölkt 25 Larnaka, leicht bewölkt 32 Las Palmas, leicht bewölkt 24 Lissabon, leicht bewölkt 28 Locarno, stark bewölkt 19 London, stark bewölkt 17 Madrid, leicht bewölkt 30 Malaga, leicht bewölkt 25 Mallorca, leicht bewölkt 25 Minsk, wolkenlos 21 Moskau, wolkig 16 Neapel, wolkig 27 New York, bedeckt 21 Nizza, leicht bewölkt 23 Oslo, wolkig 22 Ostende, wolkig 21 Palermo, leicht bewölkt 25 Paris, bedeckt 23 Peking, bedeckt 24 Prag, leicht bewölkt 23 Reykjavik, bedeckt 8 Rom, leicht bewölkt 24 St. Petersburg, bedeckt 16 Stockholm, wolkig 23 Tel Aviv, wolkenlos 31 Tokio, wolkig 24 Tunis, wolkig 26 Varna, wolkenlos 23 Venedig, leicht bewölkt 26 Warschau, leicht bewölkt 24 Wien, wolkenlos 24 Zürich, wolkig 23
Deutschland
Ort Wetter Grad
Aachen, Regenschauer 22 Arkona, leicht bewölkt 20 Augsburg, wolkig 24 Berlin, leicht bewölkt 26 Bremen, leicht bewölkt 26 Brocken, wolkig 18 Cottbus, wolkig 27 Cuxhaven, wolkenlos 20 Dresden, leicht bewölkt 25
Düsseldorf, leicht bewölkt 26 Emden, leicht bewölkt 24 Erfurt, leicht bewölkt 25
Feldberg/Schw., Gewitter 11 Feldberg/Ts., leicht bewölkt 26 Frankfurt/M., leicht bewölkt 26 Freiburg, Regenschauer 22
Freudenstadt, stark bewölkt 19 Garmisch, stark bewölkt 22 Greifswald, wolkig 27 Hamburg, leicht bewölkt 26
Hannover, wolkig 27 Helgoland, leicht bewölkt 19 Hof, leicht bewölkt 22 Karlsruhe, leicht bewölkt 26
Kassel, leicht bewölkt 25 Kempten, wolkig 21 Köln-Bonn, wolkig 25 Konstanz, stark bewölkt 22
Leipzig, leicht bewölkt 26 Lübeck, wolkig 27 Lüchow, leicht bewölkt 28 Magdeburg, wolkig 28 Mannheim, leicht bewölkt 27 Mühldorf, leicht bewölkt 24 München, leicht bewölkt 23 Münster/Osnabrück, wolkig 24 Neubrandenburg, leicht bewölkt 28 Norderney, leicht bewölkt 20 Nürnberg, leicht bewölkt 25 Oberstdorf, stark bewölkt 21 Öhringen, leicht bewölkt 25 Passau, leicht bewölkt 24 Regensburg, leicht bewölkt 25 Rostock, leicht bewölkt 22
Saarbrücken, stark bewölkt 23 Schleswig, leicht bewölkt 23 Schwerin, leicht bewölkt 27 Stuttgart, leicht bewölkt 23 Sylt, leicht bewölkt 19 Trier, stark bewölkt 23 Wasserkuppe, leicht bewölkt 22 Wittenberg, leicht bewölkt 27 Würzburg, leicht bewölkt 25 Zugspitze, in Wolken 4
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Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies.
Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.28 Uhr
Sonnenuntergang 21.34 Uhr
Mondaufgang 18.11 Uhr
Monduntergang 1.39 Uhr
MOSKAU, 9. Juli (Reuter). Die Hälfte aller Wehrpflichtigen in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) gehen nicht zum Militärdienst. GUS-Marinechef Admiral Wladimir Tschernawin teilte jetzt in Moskau mit, neben dem Mangel an Geld und Motivation mache ihm dieses Problem am meisten Sorgen. Tschernawin zufolge nutzen viele junge Männer die gesetzlichen Sonderregelungen für Studenten, außerdem fehlten die Instrumente zur Durchsetzung der Wehrgesetze. Hinzu komme, daß viele frühere Sowjet-Republiken entschieden hätten, daß Rekruten nur noch in der Landesarmee eingezogen werden dürften. Experten rechnen bereits mit 70 Prozent Rekruten-Ausfall im Jahr 1993.
Tschernawin sagte: "Laut Verfassung ist die Landesverteidigung heilige Pflicht. Wenn es so ist, warum kommen von 100 jungen Männern nur 49 zum Dienst in die Armee?"
Tankstellen sind derzeit ein besonders beliebtes Objekt krimineller Begierden: Nicht nur Überfälle auf Zapfstationen häufen sich, allein in den ersten neun Tagen des Juli sind bei der Polizei auch 85 Fälle von Benzin-Diebstählen angezeigt worden. "Die fahren einfach weg", erklärt Jürgen Ziegner, der Geschäftsführer des Zentralverbandes des Tankstellen- und Garagengewerbes (ZTG). "Das ist der Normalfall": Volltanken und abhauen. Seit einiger Zeit, sagt Ziegner, hätten die Wagen "auch gefälschte oder umgeklappte Kennzeichen". Mit der Erhöhung der Mineralölsteuer im Juli vergangenen Jahres seien verstärkt Benzindiebe aufgetreten. Aber damals "nicht in dieser Wucht", wie in so manchem Monat diesen Jahres: Selbst wenn die Zahl der Benzindiebstähle in Frankfurt nach Angaben der Polizei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in den ersten sechs Monaten 1992 konstant geblieben ist, schwankt die Zahl der Diebstähle von Monat zu Monat.
Um den Benzinklau "mit seiner zunehmenden Tendenz" künftig zu verhindern, "gibt es keine besseren Lösungen, als Videokameras einzubauen", findet ein Sprecher der Mineralölgesellschaft Aral AG mit Sitz in Bochum. Das "sollen sie tun", die Mineralölgesellschaften, sagt ZTG- Geschäftsführer Ziegner, denn diese Kosten könnten nicht auch noch von den Pächtern übernommen werden.
Ein "besonderes Anliegen" ist es dem Vertreter des in der Dreieichstraße ansässigen bundesweiten Berufsverbandes, etwas zu den Raubüberfällen auf Tankstellen klar zu stellen. Denn "die durchschnittliche Beutesumme", sagt er, sei lange nicht so hoch wie sie in einigen Meldungen über spektakuläre Überfälle beziffert werde. Werden dort jedoch vierstellige Summen genannt, entstünden falsche Erwartungen: "Dann kommt es oft zu massiven Bedrohungen."
Ob die Täter bei den Überfällen auf Zapfstationen "neue Chancen sehen", erklärt Polizei-Sprecher Peter Borchardt, "darüber gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse". Fest stehe aber, daß sich die Überfälle "im Vergleich zum Straßenraub nicht exorbitant gesteigert haben": Wurden im ersten Halbjahr 1991 in Frankfurt drei, in Hessen 38 Tankstellen überfallen, waren es in den ersten sechs Monaten diesen Jahres zehn beziehungsweise 59. Für den ZTG allemal genug, um seinen Mitgliedern zu raten, nur noch kleinere Summen in den Kassen zu behalten. Eine umfassende Broschüre mit Tips für die Tankstellenpächter, sagt Ziegner, werde derzeit von einer Sicherheitskommission erarbeitet. ing
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Berg-Karabach Waffenstillstand hält nicht Seite 2
Leitartikel Havels Zukunft Seite 3
Verfassungsgericht Arbeitnehmerrechte gestärkt Seite 4
Haiti Diktatur mit ziviler Fassade Seite 5
Dokumentation Prognosen zur Weltbevölkerung Seite 7
Feuilleton Chabrols Film "Betty" Seite 8
Wirtschaft Aufatmen nach AMB-Streit Seite 9
Medienrundschau Frühstücks-TV bei ARD/ZDF Seite 16
Frankfurt "Südumgehung Riederwald" Seite 19
Kulturspiegel Eine Bank für die Kunst Seite 23
Hessen Salmonellen auf dem Vormarsch Seite 24
Aus aller Welt Nationalpark ähnelt Friedhof Seite 26
Börse Seite 11
Freie Aussprache Seite 11
Fernsehen und Funk Seite 12
Filmspiegel Seite 17
FRANKFURT A. M., 9. Juli. Die Bundesregierung muß in diesem Jahr voraussichtlich 3,7 Milliarden Mark zusätzlich an die Bundesanstalt für Arbeit (BA) überweisen. So hoch dürfte ihr Defizit 1992 ausfallen, stellte der Verwaltungsrat der Nürnberger Behörde anhand der jetzt vorliegenden Halbjahres-Bilanz am Donnerstag fest.
Der Fehlbetrag resultiert überwiegend aus Mehrausgaben beim Altersübergangsgeld in Höhe von 5,1 Milliarden Mark. Grund ist die Verlängerung der Sonderregelung für Ostdeutschland, die außerdem stärker als erwartet in Anspruch genommen wurde.In der Ex-DDR bezogen im Juni 511 000 Menschen Altersübergangsgeld und 294 000 Vorruhestandsgeld. Hinzu kommen andere Mehrausgaben von 600 Millionen Mark. Dem stehen Minderausgaben insbesondere beim Kurzarbeitergeld von knapp zwei Milliarden Mark gegenüber.
RODGAU. Mehr Rechte für Fußgänger, vor allem spielende Kinder, und Einschränkungen für Autofahrer - das verspricht der neue verkehrsberuhigte Bereich in der Württemberger- und Robert-Koch-Straße im südlichen Neubaugebiet des Rodgauer Stadtteils Hainhausen. Nicht nur die Anwohner sollen von dieser Verkehrsberuhigung profitieren, sondern insbesondere die Mädchen und Jungen des dortigen Kindergartens.
Die Stadt Rodgau hat denn auch einem Wunsch von Kindergartenleitung und Elternbeirat entsprochen. In der jetzt mit Schildern gekennzeichneten Zone dürfen Autofahrer nur noch Schrittempo fahren, Kinderspiele hingegen sind überall erlaubt und Fußgänger dürfen die Straße in ihrer gesamten Breite benutzen. Zugleich bringt die Neuregelung ein generelles Parkverbot mit sich; abgestellte Fahrzeuge würden den Straßenraum so einengen, daß Rettungs- oder Müllfahrzeuge nicht genügend Platz zur Durchfahrt hätten.
Die Hilfspolizisten werden nach einer Karenzzeit darauf achten, daß sich die motorisierten Verkehrsteilnehmer an die Bestimmungen halten. Wie sie die Fußgänger weder gefährden, noch behindern dürfen und notfalls anhalten müssen, haben auch die Fußgänger noch lange keinen Freibrief: Auch sie dürfen die Autofahrer nicht unnötig schikanieren. ttt
Jeden Abend, wenn die Sonne sinkt, sind sie da: die winzigen Viecher mit durchscheinenden Flügeln, in modisches Lindgrün gekleidet. Plötzlich sitzen sie zu Dutzenden auf dem T- Shirt, prallen beim Radfahren von der Sonnenbrille ab, und im Vorbeidüsen grüßt man Bekannte besser mit geschlossenem Mund.
Blattläuse seien es, sagt die Kunde aus dem Umland. Dort vermiesen die Besucher gemütliche Abende auf der Terrasse und bringen ganze Straßenfeste durcheinander. In Frankfurt ist es längst nicht so schlimm, doch lästig sind die Winzlinge schon.
Gestern nachmittag plötzlich, die Stunde der Grünlinge hatte noch nicht geschlagen, fühlten sich die Menschen in der Innenstadt von schwarzglänzenden Tieren umschwärmt. Fliegende Ameisen! Richtig große!
Wenn man bedenkt, daß angeblich nur Königinnen fliegen können - die scheinen uns ihre Yuppies zu schikken.Ihre Bastienne
Die Ära Havel
Die Ära des tschechoslowakischen Präsidenten Vaclav Havel geht voraussichtlich nach nur knapp drei Jahren am 5. Oktober zu Ende - ironischerweise an seinem 57. Geburtstag. Bisher hat Havel nicht entschieden, ob er nicht noch einmal für eine Wiederwahl kandidieren wird. Mehr als eine Geste der Standhaftigkeit des Vorkämpfers für den Erhalt der CSFR könnte dies jedoch nicht sein. Die dominierenden Kräfte der in Auflösung befindlichen Föderation der Tschechen und Slowaken werden sich auf kein gemeinsames Staatsoberhaupt mehr einigen können. Jede Republik wird ihren eigenen Präsidenten küren. Der höchste Repräsentant der tschechischen Republik wird Vaclav Havel sein. Die Ära des Politikers Havel ist also keineswegs beendet.
Das Scheitern der Symbolfigur der "samtenen Revolution" an der Wiederwahl als CSFR-Präsident und seine Niederlage im Kampf um die tschechoslowakische Föderation beweisen zweifellos, daß die Zeiten moralischer Höhenflüge in der Tschechoslowakei zunächst vorbei sind. Unsanft werden vor allem die Slowaken, aber auch viele Tschechen, mit den grausamen Folgen der Wirtschaftsreform konfrontiert. Von den alltäglichen Streitigkeiten in einer pluralistischen Demokratie fühlen sich weite Teile der Bevölkerung nach mehr als 40 Jahren staatlicher Einheitsdoktrin überfordert. Gesucht werden einfache Lösungen. Die Tschechen sehen im professionellen Pragmatismus der neoliberalen Wirtschaftsreformer die ausschließliche Lösung, die Slowaken im nationalistisch angehauchten Unabhängigkeitsstreben. Polarisierung zwischen der beiden Republiken ist die Folge. Für die intellektuelle Differenziertheit des bisherigen CSFR-Präsidenten scheint da kein Platz mehr zu sein.
Allerdings sollte man den politischen Pragmatismus Havels nicht unterschätzen. Bereits als Dissident hat er bewiesen, daß er das Verfolgen unerreichbar erscheinender Ziele mit klugem Abwägen der konkreten Schritte verbinden kann, die zum Erreichen dieser Ziele notwendig sind. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes hat Havel unter dem Druck völlig neue Strukturen zu schaffen, möglicherweise politische Fehler begangen. Insbesondere bei der Einschätzung der Emanzipationsbestrebungen in der Slowakei war der Präsident nach Ansicht vieler Kenner seiner Umgebung möglicherweise schlecht beraten. Aber gescheitert ist seine Politik des Erhalts der tschechoslowakischen Föderation nicht an mangelndem Realismus, sondern an der auseinanderklaffenden sozialen Entwicklung in beiden Republiken und den lange verdeckten Vorbehalten zwischen Tschechen und Slowaken.
Trotz einiger Meinungsverschiedenheiten hat Havel mit den pragmatischen Wirtschaftsreformern um Vaclav Klaus, der nicht umsonst unmittelbar nach der Wende zum CSFR-Finanzminister avancierte, schon seit dem November 1989 gut zusammenarbeiten können. Nun soll die Arbeitsteilung zwischen dem Präsidenten mit seinem internationalen Renommee und dem Mentor der ökonomischen Reformen offensichtlich auf tschechischer Ebene fortgesetzt werden. Daß die "Ära der amateurhaften Träumer" vorüber ist, hat Havel mit einiger Selbstironie eingeräumt. Im gleichen Atemzug bestand er darauf, daß dies nur die halbe Wahrheit sei. Auch die Tschechische Republik könne nach der Teilung nicht allein beim schnellen Aufbau der Mechanismen einer freien Marktwirtschaft bleiben. Früher oder später werde sich der neue Staat auch mit seinen geistigen Traditionen und Perspektiven auseinandersetzen müssen.
Aber im Hinterkopf hat der potentielle Präsident einer künftigen unabhängigen Slowakei offensichtlich noch etwas anderes. Niemals ist Havel davon abgerückt, daß die Auseinandersetzung der Tschechen mit sich selbst gleichzeitig auch eine Wiederannäherung an eine selbständige Slowakei bedeuten müsse. Angesichts des gespannten Verhältnisses mag dies gegenwärtig als utopisch erscheinen. Aber Beharrlichkeit war eben schon immer die Stärke des Mannes, der ein Essay mit dem Titel "Die Macht der Ohnmächtigen" geschrieben hat.
Havels Standvermögen könnte sogar über die bisherige Tschechoslowakei hinaus von Bedeutung sein. In seiner Rede vor der KSZE-Konferenz in Helsinki ist der Ex-Dissident als fast gebranntes Kind am Donnerstag noch einmal als Mahner aufgetreten. Er warnte vor dem hochexplosiven Gemisch, das sich in den Ländern des früheren Ostblocks angesichts lange verdeckter Nationalitätenkonflikte entwikkelt hat. Persönlichkeiten von der Integrität und Integrationswilligkeit eines Vaclav Havel werden da noch gebraucht.
RODGAU. Die Bewohner "Am Flachsberg" im Ortsteil Dudenhofen können aufatmen: Die "Rodgau-Autobahn" (B 45 neu) zwischen der Brücke über die Opel-Straße und der Straße nach Babenhausen wird mit einem Lärmschutzwall ausgestattet. Diese Nachricht brachte Stadtrat und Baudezernent Alfred Schüler von einem Besuch beim Autobahnamt in Frankfurt mit.
Das notwendige Planfeststellungsverfahren will die Behörde im Herbst dieses Jahres einleiten. Wenn sich die Bedenken von Anliegern in Grenzen halten, könnte das Verfahren innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein, so daß mit dem Bau des Walles Anfang '94 gerechnet werden könnte. Bekanntlich klagen die Bewohner des Flachsberges seit Jahren über zunehmenden Verkehrslärm auf der Bundesstraße 45 neu und fordern immer dringlicher einen Lärmschutz.
Mit dem Bau dieses Walles würde die letzte Lücke entlang der autobahnähnlich ausgebauten Schnellstraße geschlossen, denn von Weiskirchen im Norden über Jügesheim bis Dudenhofen Ortsmitte sind die betroffenen Wohngebiete bereits durch eine Wand von der vierspurigen Straße getrennt.
(ttt / FR-Bild: Weiner)
BREMEN, 9. Juli (AFP). Bremen will in Zukunft Strafverfahren gegen Ausländer schneller abschließen. Innensenator Friedrich van Nispen (FDP) und Justizsenator Henning Scherf (SPD) unterzeichneten nach Angaben der Landesregierung am Donnerstag einen gemeinsamen Erlaß, der im einzelnen den raschen Informationsaustausch zwischen den Behörden regelt. "Hierzu wird bei jedem Verfahren ein Mitarbeiter benannt, der im Einzelfall direkt ansprechbar ist und für eine schnelle Bearbeitung der Angelegenheit sorgt", heißt es in der Senatsmitteilung. Eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der beiden beteiligten Ressorts koordiniere in zweimonatigen Abständen die Zusammenarbeit der beteiligten Ressorts und berate Einzelfälle. "Dieser Erlaß sichert ein rechtsstaatliches Verfahren und ermöglicht eine zügigere Bearbeitung von Fällen, in denen für Ausländer eine Aufenthaltsbeendigung nach dem Ausländer- oder dem Asylverfahrensgesetz in Betracht kommt", sagte Scherf.
WIESBADEN. Mit einem Memorial- Konzert am 17. Juli, 20.30 Uhr, im Café Cicero wollen Martin Speicher, Joachim Zoepf, Uwe Oberg, Wolfgang Schliemann und Georg Wolf des 25. Todestags von John Coltrane gedenken. Er gilt als bedeutender Jazzer dieses Jahrhunderts.
HÖCHST. Teures Badevergnügen: Wertsachen für insgesamt rund 1000 Mark hatte eine 80 Jahre alte Frau am Mittwoch im Höchster Hallenbad in einen Spind geschlossen. Als die Frau ihre Bahnen gezogen hatte und sich wieder ankleiden wollte, war der Schrank leer. Dem Dieb fielen bei seinem gewaltsamen Griff in den Spind u. a. 105 Mark Bargeld, eine goldene Uhr, Schmuck und eine teure Brille in die Hände.
"Spinde sind keine Safes", warnt die Höchster Polizei in diesem Zusammenhang. Die teure Uhr und wertvoller Schmuck sollten bei einem Schwimmbadbesuch besser zu Hause bleiben. tos
Zur Erinnerung an Bad Homburg nehmen manche Skandinavier am liebsten ein rotbehütetes Schwarzwaldmädel mit
Wurzelsepp wackelt als Voodoe-Joe aus Plastik In der Souvenir-Bestsellerliste führt klar der Bembel
Wer spanisch in Katalonien lernen möchte und doch dem Olympia-Rummel aus dem Wege gehen will, für den hat der Verein für Arbeitsorientierte Erwachsenenbildung ein Angebot: In einem mittelalterlichen Landhaus bei Banyoles, nur wenige Kilometer vom Austragungsort der Ruderwettkämpfe entfernt, bietet der Verein zwei- bis dreiwöchige Spanischkurse an. Der nächste Kurs beginnt am 19. Juli, teilnehmen können sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene. Nähere Auskünfte erteilt 5 60 41 62.
Das Verkehrsamt organisiert in diesem Jahr eine weitere dritte Bürgerreise in eine der Frankfurter Partnerstädte. Vom 3. bis 6. Oktober wird eine Reise nach Budapest angeboten, nachdem im Juni bereits zwei Gruppen Frankurter Bürger Lyon und Krakau besucht haben. Die Flugreise mit Malev Hungarian Airlines kostet 795 Mark und umfaßt unter anderem einen Ausflug ins "Donau-Knie", eine Stadtrundfahrt und einen offiziellen Empfang im Rathaus der Partnerstadt.
Nähere Informationen erteilt das Verkehrsamt, Abteilung Städtepartnerschaften (Telefon 0 69 / 2 12 - 3 87 04), Buchungen sind bei TTW Top Touristik (Telefon 0 69 / 46 80 91) möglich. pia)
In 115 Brunnen wird Wasser für 330 000 Menschen aus der Erde gepumpt
Im Jahr sind das in Stadt und Kreis 0ffenbach rund 24 Millionen Kubikmeter / Noch kein Wassernotstand, aber "Haushalten" heißt die Devise
Von unserem Redaktionsmitglied Achim Ritz / Es fotografierte Oliver Weiner
Das Wetter
Ein flaches Tief mit Schwerpunkten über der Nordsee zieht langsam ostwärts. Seine Fronten überqueren Deutschland von West nach Ost und führen kühlere und feuchtere Luftmassen zu uns. Vorhersage, gültig bis Samstag früh
Im Osten anfangs sonnig und Temperaturanstieg auf Werte um 26 Grad. Sonst wie bereits im größten Teil Deutschlands überwiegend stark bewölkt und Schauer oder Gewitter. Höchsttemperaturen im Westen nur 18 bis 23 Grad. Nächtliche Tiefstwerte 13 bis 17 Grad. Schwacher, in Schauer- und Gewitternähe stark auffrischender Wind aus Süd bis West. Wochenwettertip
Samstag/Sonntag: Nach vorübergehender Wetterberuhigung am Samstag in der zweiten Tageshälfte im Westen wieder Bewölkungszunahme und nachfolgend zeitweise Regen. Am Sonntag dann auch im Osten wieder unbeständig. Wenig Temperaturänderung.
Montag/Dienstag: Unbeständig mit Regen oder Schauern. Etwas kühler.
Mittwoch/Donnerstag: Wechselnde Bewölkung mit Schauern. Kühl. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr Ausland Ort Wetter Grad Algier, leicht bewölkt 26 Amsterdam, leicht bewölkt 24 Athen, leicht bewölkt 34 Barcelona, leicht bewölkt 22 Bordeaux, wolkig 26 Brüssel, stark bewölkt 24 Budapest, wolkenlos 24 Dublin, bedeckt 14 Helsinki, leicht bewölkt 24 Innsbruck, stark bewölkt 24 Istanbul, wolkig 22 Kairo, wolkenlos 36 Larnaka, leicht bewölkt 32 Las Palmas, leicht bewölkt 24 Lissabon, leicht bewölkt 28 Locarno, stark bewölkt 19 London, stark bewölkt 17 Madrid, leicht bewölkt 30 Malaga, leicht bewölkt 25 Mallorca, leicht bewölkt 25 Moskau, wolkig 16 Nizza, leicht bewölkt 23 Paris, bedeckt 23 Rom, leicht bewölkt 24 Stockholm, wolkig 23 Tunis, wolkig 26 Varna, wolkenlos 23 Venedig, leicht bewölkt 26 Warschau, leicht bewölkt 24 Wien, wolkenlos 24 Zürich, wolkig 23 Deutschland Ort Wetter Grad Berlin, leicht bewölkt 26 Dresden, leicht bewölkt 25 Feldberg/Schw., Gewitter 11 Feldberg/Ts., leicht bewölkt 21 Frankfurt/M., leicht bewölkt 26 Freiburg, Regenschauer 22 Garmisch, stark bewölkt 22 Hamburg, leicht bewölkt 26 Köln, wolkig 25 Leipzig, leicht bewölkt 26 München, leicht bewölkt 23 Norderney, leicht bewölkt 20 Rostock, leicht bewölkt 22 Sylt, leicht bewölkt 19 Zugspitze, in Wolken 4
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz- Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden. Pollenflugvorhersage für Hessen In den nächsten Tagen wird Flug von Nesselpollen und Pilzsporen erwartet.
Sonnenaufgang 5.28 Uhr Sonnenuntergang 21.34 Uhr Mondaufgang 18.11 Uhr Monduntergang 1.39 Uhr
HOCHTAUNUSKREIS. Auch im Taunus ist bei Zeckenbissen immer Vorsicht angebracht. Darauf weisen Ärzte aus dem Kreisgebiet hin. Denn auch hierzulande können die kleinen Beißer eine gefährliche Krankheit übertragen: die Borreliose. Nach der US-amerikanischen Stadt, wo sie zuerst auftrat, ist sie auch Ein Fall pro Woche als Lyme-Krankheit bekannt. Bei uns kommt sie in der ganzen Bundesrepublik und dort besonders in Waldgebieten vor.
"Zur Zeit habe ich grob geschätzt einen Fall in der Woche", erzählt ein Königsteiner Kinderarzt am Telefon. "So viele hab ich noch nie gesehen." Seine Vermutung: "Anscheinend sind doch viele Zecken infektiös."
Nötig ist es deshalb, auf frühe Anzeichen der Krankheit zu achten. Etwa die "Wanderröte". Dabei bildet sich um die Wunde ein rötlicher Fleck, der größer wird und weiter wandert. In dieser ersten Phase - etwa bis zur vierten Woche - kann die Krankheit mittels Antibiotika leicht geheilt werden. Passiert das nicht, können Rheuma, Herz- und Kreislaufprobleme die Folge sein.
Das heimtückische an der Borreliose ist, daß eine "Wanderröte" zwar immer auf sie hinweist, diese ihr aber nicht zwangsläufig vorausgeht. "Man kann nach einem Zeckenbiß lediglich auf mögliche Symptome der Krankheit achten wie Fieberschübe und Gelenkprobleme. "Sollten irgendwelche Ungereimtheiten auftreten, dann ab zum Arzt. Nur allzu oft denken die Leute gar nicht daran, daß ihre Beschwerden davon herrühren könnten." Auch hier gilt das alte Ärztemotto: Vorbeugen ist besser als Bohren. orb
HOCHTAUNUSKREIS. Kein Licht am Ende des Tunnels für die Beschäftigten in der Metallindustrie und im Maschinenbau: Auch im vergangenen Monat mußten nach dem Bericht des Arbeitsamtes Bad Homburg wieder 1349 Menschen kurzarbeiten. Der Zustand in den beiden Branchen ist damit seit dem vergangenen Herbst weitgehend unverändert. Arbeitslos gemeldet waren Ende Juni beim Arbeitsamt Bad Homburg - dort nicht geführt werden Königsteiner, Kronberger und Glashüttener - 3069 Männer und Frauen. Damit stieg die offizielle Arbeitslosenquote auf vier Prozent (Mai 1992: 3,8 Prozent). Die reale Arbeitslosigkeit dürfte um einiges höher sein.
"Es fällt mal ein Kleinbetrieb weg, dafür kommt ein anderer dazu", erläutert die Sprecherin des Arbeitsamtes die Lage im Metallbereich. "Insgesamt ist die Zahl der Kurzarbeiter - bedingt nicht zuletzt durch das Gewicht etlicher kurzarbeitender Großunternehmer - aber relativ gleich geblieben." Daneben baut eine Reihe von Unternehmen auch Stellen aufgrund von Personalplänen ab. Die Folge: Im gewerblichen Bereich gibt es momentan so gut wie keine Nachfrage nach Arbeitskräften. Nur wenig besser sieht es bei anderen Berufen aus: "Insgesamt ist die Nachfrage beim Arbeitsamt sehr gering."
Zu spüren bekommen das vor allem jene, die nur eine befristete Tätigkeit suchen: Schüler, Abiturienten, Studenten . . . Lediglich 116 offene Stellen - und damit weniger als vor einem Jahr - wurden im Juni bei der "Job-Vermittlung für Aushilfsbeschäftigungen" des Arbeitsamtes gemeldet. Von ihnen konnten bis Monatsende 48 besetzt werden. Bei weiteren 39 wird noch verhandelt. Und die Nachfrage ist weiterhin rege: Zur Zeit sind noch 203 Bewerber gemeldet. Noch nicht dabei sind die Studenten. Sie kommen erst im nächsten Monat hinzu. Die Sprecherin des Arbeitsamtes: "Wir könnten noch gut offene Stellen gebrauchen."
Vermitteln konnte das Bad Homburger Arbeitsamt im vergangenen Monat 173 Männer und Frauen. Die Zahl der offenen Stellen liegt bei 956. Davon entfallen 473 auf Angestellte, 458 auf Arbeiter. Daß die letzte Zahl relativ hoch ist, erklärt sich damit, daß sich in ihr auch Aushilfstätigkeiten, Teile des Dienstleistungsbereiches - etwa die Gastronomie - sowie Jobs für Arbeitsuchende aus Osteuropa - sie dürfen drei Monate pro Jahr in der Bundesrepublik arbeiten - verstecken.
Beste Aussichten auf eine neue Stelle haben gegenwärtig Beschäftigte aus Büro, Handel, Heimen und Gesundheitswesen. Gute Chancen auch in den übrigen Dienstleistungsbereichen einschließlich des Hotel- und Gaststätten-Gewerbes. orb
Kai Atzbacher, Stabhochspringer der LG Frankfurt, hat am Landgericht Darmstadt eine Einstweilige Verfügung erwirkt, die ihm die Nominierung seitens des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) für die Olympischen Spiele sichern soll. Der DLV muß den Athleten bis zum 9. Juni, 24 Uhr, dem Nationalen Olympischen Komitee von Deutschland (NOK) vorschlagen. Bei Zuwiderhandlung droht dem Verband eine Ordnungsstrafe bis zu 500 000 Mark.
In der Begründung wurde das vom DLV angeführte Beurteilungskriterium "Endkampfchance" als zu unbestimmt, um überprüfbar zu sein, beurteilt. Darüber hinaus kam der Richter zu der Erkenntnis, daß in Barcelona die Qualifikationshöhe für den Endkampf bei 5,50 Meter liegt. Diese Höhe entspricht exakt der DLV-Norm für die Olympischen Spiele, die Atzbacher bei den Deutschen Meisterschaften in München übersprang.
Die vom DLV bemängelte "Leistungsstabilität" wurde vom Gericht ebenso verworfen. Atzbacher hat eine eidesstattliche Versicherung abgeben, daß er bis auf die Deutschen Meisterschaften und den hessischen Titelkämpfen in Egelsbach, bei denen er 5,46 Meter übersprang, keine weitere Möglichkeit der Qualifizierung hatte. Die Ablehung der Nominierung sei daher "willkürlich". hu
Opfer mit 54 Stichen getötet: elf Jahre Haft Verurteilung wegen Totschlag / Vier Jahre für Beteiligte Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler Wegen Totschlags in besonders schwerem Fall sowie gemeinschaftlichen schweren Raubes hat die Schwurgerichtskammer des Frankfurter Landgerichts einen 40 Jahre alten Werkzeugmacher zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der Angeklagte den 42 Jahre alten Tierpräparator des Senckenbergmuseums am 23. Juni 1991 mit 54 Messerstichen getötet und ihn dann seiner Taschenuhrsammlung beraubt hatte. Seine 30 Jahre alte frühere Freundin erhielt wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes eine Freiheitstrafe von vier Jahren. Nach Ansicht des Gerichts hatte sie sich zwar an dem Raub, nicht aber an der Bluttat beteiligt. Der Staatsanwalt hatte für den Mann eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes beantragt, für die Frau zehn Jahre wegen ihres "stillschweigenden Einverständnisses". Beide Angeklagten hatten bis zuletzt bestritten, die tödlichen Stiche geführt zu haben und beschuldigten den jeweils anderen der Tat. So gaben beide nach ihrem anfänglichen Schweigen vor Gericht an, im Bad gewesen zu sein und von der Tat nichts mitbekommen zu haben.
Nach Ansicht des Gerichts steht nun fest, daß das Pärchen in den frühen Sonntagmorgenstunden des 23. Juni in die Wohnung des Tierpräparators, des ehemaligen Freundes der Mitangeklagten, gekommen seien. Dort habe man zusammen getrunken. Der Tierpräparator, der nach Aussagen von Zeugen besonders ausfällig und beleidigend wurde, wenn er getrunken hatte, provozierte und beleidigte dabei den Angeklagten. Erst in diesem Moment habe er den Entschluß gefaßt, den ihm verhaßten Mann auszurauben. Um den Schlüssel für ein abgesperrtes Zimmer zu bekommen, habe er ihn mit einem schweren Holzbrett auf den Kopf geschlagen, ihn auf seinem Bett gefesselt und mit einem Messer bedroht.
Als sich dann die angebliche "Schatzkammer" jedoch als Rumpelkammer herausstellte, stach er vermutlich "äußerst enttäuscht" 54 Mal zu.
Das Gericht glaubte der Darstellung der Angeklagten, sie sei in dieser Zeit im Bad gewesen und habe von der Tat nichts mitbekommen. Wie ihr Verteidiger sagte, sei auf sie ein "völlig unfaßbares Geschehen eingestürzt, als der Mann, den sie liebte, dies einem Freund von ihr antat. Bis heute leide sie deshalb an einer "tiefen Zerrissenheit". Das Pärchen war anschließend mit einer Taschenuhrsammlung und etwas Bargeld geflohen. Anhand zahlreicher Beweise am Tatort sowie Zeugenaussagen konnten sie jedoch identifiziert und drei Wochen später in Thüringen festgenommen werden.
Beide Verteidiger hatten jeweils dem Mandanten des anderen die besseren Motive für die Tat unterstellt - bei ihm aus Eifersucht und Beleidigung und bei ihr aus dem Gefühl heraus "mach mir nicht meine Beziehung kaputt". Eine geplante Raub- oder gar Tötungsabsicht habe es aber auf keinen Fall gegeben. Für die Tat ausschlaggebend gewesen seien vielmehr die aufgestauten Gefühle einer "schwelenden Dreiecksgeschichte".
Freitag, 10. Juli
Sonstiges JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 19 Uhr, Skat-Tunier.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Deutscher Sportbund: 17 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 789 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstraße 13, Tel. 43 92 05; Central-Apotheke, Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre-Straße 37-45, Tel. 5 07 37 53; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 319, Tel. 56 36 81; Gallus-Apotheke, Mainzer Landstraße 270, Tel. 73 41 14 und 73 27 53; Hausener-Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstraße 14, Tel. 78 88 33; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56; Kettenhof-Apotheke, Feuerbachstraße 31, Tel. 72 73 98; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 235, Tel. 6 31 15 22; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90 / Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Sonnen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 10, Tel. 45 28 28; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 120, Tel. 30 29 29.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)
Dr. Godau, Am Rödelheimer Wehr 5-7, Rödelheim, Tel. 78 67 84; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst
in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77 -366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
Wer hätte gedacht, daß der Begriff der "Nötigung" eines Tages zu einer solchen Dehnbarkeit fähig werden würde (FR vom 8. 7. 1992 "Ein Polizeikessel zum Schutze der Blasmusik" und "Der alte Stiefel").
In meinem Lexikon noch definiert als "das rechtswidrige Zwingen eines anderen zu einem von ihm nicht gewollten Verhalten mit Hilfe von Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel", wurde schon vor einiger Zeit das friedliche Sitzen auf der Straße zur Verhinderung des Transportes lebensgefährlicher Güter als Bedeutung des Wortes "Nötigung" hinzugenommen.
Eine neue Nuance ist am 7. 7. 1992 durch den Münchener Polizeipräsidenten R. Koller hinzugefügt worden: Die mutwillige Benutzung von Trillerpfeifen in der Öffentlichkeit. Es versteht sich von selbst, daß zur Verfolgung dieses Deliktes (Feststellung der Personalien aller Schiedsrichter bei Fußballturnieren) die Polizei dringend besser mit Material und Personal ausgestattet werden muß.
Ob ein solcher Einsatz von der deutschen Öffentlichkeit allerdings ähnlich gelassen aufgenommen würde wie der in München gegen die Protestierer, wage ich zu bezweifeln.
Susanne Jürgens, Heidelberg
Schon im Vorfeld des Weltwirtschaftsgipfels hat die bayerische Polizei gezeigt, daß sie in der Umsetzung des Bayerischen Polizeigesetzes nicht zimperlich ist.
Was im Vorfeld noch an polizeistaatliche Methoden erinnerte, wurde während des Weltwirtschaftsgipfels stark verschärft gegen die Meinungs- und Versammlungsfreiheit der Gipfelgegner eingesetzt.
Martialisch ausgerüstete Polizisten in Panzerwesten, gesichtslos behelmt, erhielten für ihre angeordneten Übergriffe Rückendeckung vom bayerischen Innenminister Stoiber und Ministerpräsident Streibel (FR vom 8. 7. 1992 "Kohl verteidigt Münchner Kessel").
Für Münchens Polizeipräsident Koller stellen Buhrufe und die Benutzung von Trillerpfeifen eine dermaßen gefährliche Situation dar, durch die schließlich die Blaskapelle nicht mehr zu hören war, daß sie ausreicht, um nach bayerischer Art etwas härter hinzulangen.
Erschreckend, daß derartige Polizeimethoden von Bundeskanzler Kohl wohlwollend kommentiert wurden.
Dabei stellt sich die Frage, welch ein Demokratieverständnis manche Bundespolitiker haben.
Spätestens nach dem Münchener Gipfel dürfte klar sein, wo die Politkriminellen zu suchen sind.
Jürgen Korell, Wiesbaden
Im kaiserlich-deutschen Obrigkeitsstaat des Jahres 1912 mußten beim großen Bergarbeiterstreik in den preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen Frauen, viele von ihnen schwanger, angsterfüllt in Deckung gehen, als u. a. die Krefelder Husaren mit gezückten Säbeln in ihre Ansammlungen vor den Zechentoren hineinritten.
Was hatten die Frauen getan? Sie wollten ihre Männer im Kampf um gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen unterstützen, indem sie "Streikbrecher, pfui" skandierten und Polizisten beschimpften, die die Frauen abdrängten.
Dafür wurden sie verhaftet und wegen Beamtenbeleidigung, Nötigung und Landfriedensbruch vor Gericht gestellt und verurteilt.
Achtzig Jahre später werden in unserer demokratischen Bundesrepublik in München Männer und Frauen von der bayerischen Polizei verhaftet, da sie es gewagt haben, aus der Ferne Staatschefs auszubuhen und auszupfeifen, um so ihren Unmut über eine ungerechte Welt-Wirtschaftsordnung, skandalöse Umweltsünden der reichen Industrieländer bei sich zu Hause und in der 3. Welt sowie der ständigen Verdummung ihrer Wähler und Wählerinnen auszudrücken (FR vom 8. 7. 1992 "Kohl verteidigt Münchner Kessel").
Die Anklagepunkte gegen diese mutigen Frauen und Männer werden bestimmt heißen: Beamtenbeleidigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Landfriedensbruch. Der Fortschritt in Deutschland von 1912 bis heute im Umgang mit Opponierenden ist unverkennbar.Gudrun Nositschka, Mechernich
Es spricht m. E. schon für ein gestörtes Demokratieverständnis unseres Bundeskanzlers (CDU), wenn er Polizeieinsätze, wie wir sie schon von Wackersdorf her kennen und die laut Ministerpräsident Streibl (CSU) bayerischer Art entsprechen, für gerechtfertigt hält (FR vom 8. 7. 1992 "Kohl verteidigt Münchner Kessel").
Uns überrascht die Einstellung von Dr. Kohl nicht so sehr. Wer nicht seiner Meinung ist, zählt offenbar zum Mob und als Volksfeind.
Gisela Müller, Andernach
Nach einem leichten Aufgalopp gegen die Bezirksoberligisten Gemaa Tempelsee (14:0) und Weiskirchen (5:0) mußte sich der OFC Kickers im ersten Härtetest mit einem 2:2(0:0) beim Südwest-Oberligisten Eintracht Trier begnügen. Die Elf von Trainer Lothar Buchmann lag bis zur 77.Minute 0:2 in Rückstand, bevor der erneut überzeugende Neuzugang Rüppel (85.) - nach Vorarbeit des ebenfalls imponierenden Gramminger - und Albert (89.) per Kopfball noch den Ausgleich erzielten. Debütant Zekmanov (kam vom FC Italia Frankfurt) führte sich mit einem Lattenschuß gut ein, gehörte vor 300 Zuschauern auf regennassem Boden zu den besten Akteuren. Der SG Egelsbach fehlte beim mageren 2:1 (2:0)-Sieg in Ueberau (Bezirksoberliga) nach hartem Trainingsprogramm die Frische. Per Foulelfmeter gelang Aleksic (14.) das 0:1, Strich (24.) besorgte den Pausenstand. Schieck (67.) schoß das Gegentor zum 1:2-Endstand. Der kurzfristig von der SG Höchst verpflichtete Kaiser gab in der zweiten Halbzeit bei der SGE seinen Einstand, von den Neuzugängen kamen ferner die beiden Ex-Offenbacher Michel und Cyrys sowie Simm (FSV Frankfurt) und der Kroate Skarica zum Zuge. Verständlicherweise fehlte noch die Harmonie. Der erste große Härtetest für die Elf von Trainer Herbert Schäty erfolgt am Samstag und Sonntag beim Oberliga-Turnier in Mörfelden, wo zunächst Rotweiß Walldorf und die SG Egelsbach (Samstag (16 Uhr) sowie anschließend der Gastgeber und der SV Wehen (18 Uhr) zusammentreffen. Die Verlierer spielen am Sonntag (15 Uhr) Platz drei aus, die Sieger absolvieren um 17 Uhr das Endspiel. Dabei geht es um 2000 Mark Siegergeld. hdp
Israel Rabin hat stabile Regierung
TEL AVIV, 10. Juli (AP). Der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin hat seine Regierungsbildung vorläufig abgeschlossen. Der Vorsitzende der Arbeitspartei verständigte sich am Donnerstag abend auf eine Koalition mit dem linken Parteienbündnis Meretz und der streng religiösen Schas-Partei. Damit verfügt Rabin über 62 Stimmen im 120 Abgeordnete zählenden Parlament. Rabin hofft aber, auch die rechtsgerichtete Tsomet-Partei als weiteren Partner für die Koalition zu gewinnen. Er kündigte für den heutigen Freitag ein Gespräch Tsomet-Chef Rafael Eitan an.
Zu dem vorläufigen Bündnis aus Arbeitspartei, der orthodoxen Schas-Partei und dem linksliberalen Meretz-Block sagte der designierte Regierungschef, es handle sich um eine vernünftige Regierung, die einerseits versuchen werde, Frieden zu schaffen, aber auf der anderen Seite auch nicht im entferntesten die Sicherheit des Landes aufs Spiel setzen werde. Die Vorsitzende des Meretz- Blocks, Schulamit Aloni, äußerte die Hoffnung, daß sich die Dinge für Israel und seine arabischen Nachbarn zum Guten wenden würden.
Dem israelischen Rundfunk zufolge hat Rabin Frau Aloni das Bildungsministerium angeboten, an dem auch andere potentielle Koalitionspartner interessiert waren - zum Beispiel die Tsomet-Partei. Meretz hat erklärt, den Einfluß der Religionsvertreter im Schulwesen zurückdrängen zu wollen. Wie es im Rundfunk weiter hieß, hat Rabin dem Chef der Schas-Partei, Arjeh Deri, das Innenministerium angeboten.
Die Arbeitspartei war aus der Parlamentswahl am 23. Juni als stärkste Partei hervorgegangen. Sie kam auf 44 Sitze. Der bislang regierende Likud-Block von Yitzhak Schamir ist im neuen Parlament mit 32 Sitzen vertreten.
Kassel ändert die Pommes-frites-Kultur
KASSEL, 10. Juli (AP). Zahlreiche Gaststätten und Kantinen servieren Speisen und Getränke nicht mehr in Plastik- oder Pappbehältern, an einigen Imbißbuden können die Schalen für Currywurst und Pommes frites gleich mitgegessen werden. Schon kurz nach Inkrafttreten zeigt die von der Stadt Kassel erhobene Verpackungssteuer Wirkung. Auch andere Städte und Gemeinden aus dem Bundesgebiet erwägen laut Stadtkämmerer Jürgen Barthel, dem nordhessischen Vorbild zu folgen. Mehrere betroffene Unternehmen und Verbände reichten allerdings Klage beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof ein. Als einzige Kommune in der Bundesrepublik kassiert Kassel seit dem 1. Juli eine Verpackungssteuer für die nicht wiederverwertbaren Behältnisse von solchen Speisen und Getränken, die "zum Verzehr an Ort und Stelle" angeboten werden. Gewerbetreibende müssen nun pro Einwegdose, -flasche und -becher 40 Pfennig, pro Einweggeschirr 50 Pfennig und für das entsprechende Besteck jeweils zehn Pfennig berappen. Auf diese Weise sollen die Anbieter laut Barthel zum Umsteigen auf Mehrwegpackungen animiert werden, um so die jährlich anfallende Müllmenge um 500 Tonnen zu verringern. Der Stadtkämmerer kann von "vielen positiven Reaktionen" auf den Kasseler Alleingang berichten. Er habe keinen einzigen Beschwerdebrief, sondern nur Zustimmung und weitere Anregungen erhalten. Einen genauen Überblick über die Auswirkung der Verpackungssteuer auf das Müllaufkommen erwartet er frühestens Anfang Oktober, wenn die Unternehmen nach Quartalsende erstmals Rechenschaft über die Anzahl der verteilten Einwegbehältnisse ablegen müssen. Die Umstellung auf Mehrwegverpackungen sei aber vielerorts bereits erfolgt, stellt Barthel zufrieden fest.
Weniger zufrieden zeigen sich dagegen einzelne Unternehmen und Verbände der Gastronomie, der Getränke- und Verpakkungsindustrie. Einen "Witz, den sich irgendwelche Grüne ausgedacht haben", vermutet der Geschäftsführer des in Köln ansässigen Bundesverbandes der Warenautomatenaufsteller, Nikolaus Ganske, hinter der Steuer. Seiner Ansicht nach sind vor allem die Aufsteller von Getränkeautomaten von der Kasseler Maßnahme betroffen, da sie auf Pappbecher für Kaffee nicht verzichten und den Verbrauchern keine Preiserhöhung um 40 Pfennig zumuten könnten. "Die Steuer wird keine Wirkung entfalten", prophezeit Ganske. Den Mitglieder seines Verbandes empfiehlt er, "notfalls" Rechtsmittel einzulegen.
Dies haben zwei Gastronomiebetriebe und zwei Automatenaufsteller bereits getan. Unterstützt vom Kölner Bundesverband der Dienstleistungsunternehmen für Verpflegungssysteme (bdv), wollen sie die Steuer mit einer Normenkontrollklage beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel wieder kippen. Vorgeworfen wird der Stadt ein verfassungswidriger Eingriff in die Gesetzgebungskompetenz des Bundes. Kassel versuche mit Hilfe einer Steuer, den Müll zu reduzieren, erläutert bdv-Geschäftsführer Norbert Monßen. Dies stehe ihr jedoch nicht zu, da Abfallwirtschaft allein Sache des Bundes sei. Auch vom Hessischen Kommunalabgabengesetz werde das Vorgehen nicht gedeckt.
Dem Rechtsstreit sieht Stadtkämmerer Barthel nach eigenen Worten gelassen entgegen. Die strittigen Fragen, wie etwa zur Gesetzgebungskompetenz, seien unter anderem beim Deutschen Städtetag und der Kommunalaufsicht längst und "mit positivem Ergebnis" rechtlich geprüft worden. Auch den Vorwurf, die Steuer könne Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen, läßt Barthel nicht gelten. "Warum sollte es existenzgefährdend sein, die Milch statt in Plastikdöschen in Porzellankännchen zu servieren", fragt er. Von den Betroffenen erwartet Barthel "ein bißchen mehr kreativen Erfindungsgeist" bei der Umstellung auf Mehrwegbehälter.
Von einer Existenzgefährdung möchte auch der Geschäftsführer der Kasseler Industrie- und Handelskammer (IHK), Wolfgang Frei, nicht sprechen. Die Probleme, die sich aus der Verpackungssteuer ergäben, seien durchaus lösbar. Ohne sich an der Normenkontrollklage zu beteiligen, lehne aber auch die IHK die Steuer ab. Der Verwaltungsaufwand stehe in keinem Verhältnis zum erwarteten Steueraufkommen, meint Frei. Zudem seien Wettbewerbsverzerrungen zu erwarten, da Unternehmen in benachbarten Gemeinden von der Steuer nicht betroffen seien und somit ihre Produkte billiger verkaufen könnten als Kasseler Betriebe.
"Stark verärgert über die erneute steuerliche Bestrafung von Gaststätten" zeigt sich der hessische Hotel- und Gaststättenverband, der nun ebenfalls eine Klage vor dem Verwaltungsgericht erwägt. Nach Ansicht von Verbandspräsident Willy Benewitz ist die Steuer "völlig unnötig", da Kassel eine Reduzierung des Verpackungsmülls auch mit Gesprächen und Verordnungen hätte erreichen können.
Trotz dieser massiven Vorwürfe ist sich Stadtkämmerer Barthel sicher: "Wir streiten für eine gute Sache." Bestätigt sieht er sich von den Anfragen zahlreicher Städte und Kommunen, die nach seinen Angaben großes Interesse an dem Kasseler Vorstoß zeigten. Allerdings wollen einige Städte, darunter Frankfurt, noch das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs abwarten, ehe sie selbst aktiv werden. "Bezeichnend und nicht besonders mutig" findet es Barthel, daß "sich die große Metropole in dieser Sache erst einmal hinter Kassel versteckt".
NEW YORK, 10. Juli (AP/AFP). Der New Yorker Stadtteil Washington Heights hat eine weitere Nacht der Gewalt hinter sich. Eine Woche nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen Einwanderer von der Karibikinsel Hispaniola lieferten sich Bewohner des Armenviertels in der vergangenen Nacht wieder schwere Auseinandersetzungen mit mehreren Hundertschaften Bereitschaftspolizei.
Bei den Unruhen wurden nach offiziellen Angaben sieben Beamte verletzt und 14 Demonstranten festgenommen.
Nach Darstellung eines Polizeisprechers wurden zwei Polizisten bei der Explosion eines großen Feuerwerkskörpers verwundet. Massive Einheiten behelmter Bereitschaftspolizei kontrollierten die Straßen in dem nördlichen Viertel von Manhattan, wo die Unruhen am Montag ihren Anfang genommen hatten. Insgesamt wurden bisher mehr als 150 Personen festgenommen.
Die Proteste waren am Mittwoch abgeflaut, und die Behörden hatten bereits damit gerechnet, daß sich die Lage beruhigt haben könnte. Polizeisprecher Andrew McInnis sagte, die neuerlichen Auseinandersetzungen seien von "Agitatoren von außerhalb" provoziert worden.
Auslöser der Ausschreitungen war die Erschießung des 23jährigen Jose Garcia aus der Dominikanischen Republik. Während die Polizei Garcia als mutmaßlichen Drogenhändler bezeichnete, der eine Schußwaffe bei sich gehabt haben soll, bezeichneten Nachbarn den Erschossenen als einen unbescholtenen Mann, der völlig grundlos niedergeschossen worden sei.
Garcia war am Ende einer Verfolgungsjagd durch zwei Kugeln getötet worden. Augenzeugen berichteten allerdings, Garcia sei unbewaffnet gewesen und von den Polizisten geschlagen worden, bevor sie die tödlichen Schüsse abgaben. Aus Furcht, der Tod Garcias könne ähnliche Rassenunruhen wie vor zwei Monaten in Los Angeles auslösen, hatte Bürgermeister David Dinkins sofort eine Untersuchung des Zwischenfalls angeordnet und die Bewohner Washington Heights zur Ruhe aufgerufen. Garcias Leiche wurde am Mittwoch in die Dominikanische Republik überführt.
BONN, 10. Juli (AP). Die Bundesregierung hat Pakistan 123 Millionen Mark Entwicklungshilfe zugesagt. Wie das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit am Freitag in Bonn bekanntgab, sind in diesem Betrag 23 Millionen Mark für technische Zusammenarbeit enthalten. Damit sollen auch Projekte für afghanische Flüchtlinge sowie zur Förderung von Technologien zur Holzeinsparung finanziert werden. Die Neuzusagen der finanziellen Zusammenarbeit sollen unter anderem für zwei Vorhaben im Gesundheitswesen verwendet werden. 20 Millionen Mark seien für Erosionsschutz und Wiederaufforstung in Nordpakistan vorgesehen. Mit 43 Millionen Mark werde ein Telekommunikationsvorhaben abschließend gefördert.
BONN (AP). Geplante Investitionen in Ostdeutschland sollen nicht länger durch Besitzansprüche von Alteigentümern verzögert werden. Der Bundesrat stimmte jetzt dem vom Bundestag bereits verabschiedeten zweiten Vermögensrechtsänderungsgesetz zu, durch das bei ungeklärten Eigentumsverhältnissen Investitionen den Vorrang vor der Rückgabe erhalten. Nach dem Gesetz können Ansprüche auf Rückübertragung oder Entschädigung für Immobilien nur noch bis zum Jahresende gestellt werden. Danach verfallen sie.
Insgesamt werden die bisher bis zum Jahresende befristeten Vorfahrtsregelungen bis Ende 1995 verlängert. Die alte Stichtagsregelung, wonach Grundstücke nur bis zum 18. Oktober 1989 redlich erworben sein können, wird gelockert. So wird redlicher Erwerb auch dann angenommen, wenn der Käufer sich vor dem Stichtag ernsthaft und aktenkundig um die Immobilie bemühte.
Großvorhaben auf mehreren Grundstücken, für die Rückübertragung beantragt wurde, sollen in einem besonderen Verbundverfahren genehmigt werden. Dabei wird der Bescheid über den Vorrang der Investition für alle Ansprüche gemeinsam erteilt. Auch Nutzer von Eigenheimen, die keine Absicherung beispielsweise im Grundbuch vorweisen können, werden durch eine Übergangsregelung bis Ende 1994 vor Räumungsklagen der Grundeigentümer geschützt.
Utl: Alte Menschen fühlen sich jünger als früher
NÜRNBERG (ap).Alte Menschen fühlen sich heute offenbar jünger als früher. Auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg sagte der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie, Hans Peter Tews, am Freitag, daß die meisten 70- bis 75jährigen die Selbsteinschätzung "alt" von sich wiesen. Er bezog sich dabei auch auf eine Seniorenstudie der Gesellschaft für Konsumforschung.
Vor allem die ostdeutschen Menschen schätzten sich durchgängig als jünger ein. Für sie sei "jung bleiben" und "sich vom Aussehen her jung halten" wichtiger als für die Westdeutschen. Dies sei kaum wendebedingt, meinte Tews. Offenbar habe es im ehemaligen "Arbeiter-und Bauernstaat" als besonders negativ gegolten, alt zu sein.
Die Berufsaufgabe falle den meisten eher leicht. Nur wenigen fehle die Arbeit nach eigener Aussage. Zwei Drittel sähen die Veränderungen durch die Berufsaufgabe durchaus positiv.
Der Anteil der Verheirateten unter den alten Menschen sei sehr hoch mit früher Heirat und teilweise sehr langer Ehedauer sowie geringen Scheidungsquoten. Die meisten Alten hätten Kinder, in Westdeutschland 83 Prozent und im Osten 90 Prozent, und könnten somit noch relativ stark auf die Familie rechnen. Dies werde bei den "neuen Alten" der Zukunft mit ihren "abgemagerten und diffusen Familienverhältnissen" nicht mehr in diesem Ausmaß der Fall sein, bemerkte Tews.
Alter werde im allgemeinen heute ganz wesentlich als "Entpflichung" empfunden. Man könne Dinge tun, die Spaß machten. Es deute sich aber auch an, daß Defizite in bezug auf Nützlichkeit der eigenen Person und Produktivität ein Preis des "neuen Alters" werden könnten, sagte Tews.
Ende
AP/ho/ls/
BONN, 10. Juli (AP). Der Innenminister Nordrhein-Westfalens, Herbert Schnoor (SPD), hat die Einrichtung eines Flüchtlingsministeriums gefordert. Die bisherige Praxis, die Flüchtlingspolitik unkoordiniert den zuständigen Einzelressorts zu überlassen, sei nicht sinnvoll, sagte der SPD-Politiker am Freitag im Bundesrat. Niemand fühle sich für eine Gesamtkonzeption zur Flüchtlingspolitik verantwortlich.
Schnoor bedauerte, daß auch die Europäische Gemeinschaft nicht zu einem einheitlichen Vorgehen gefunden habe. Ohne Beteiligung der Mitgliedsländer seien der EG-Kommission aber die Hände gebunden. Weiter kritisierte er, in Deutschland sei zuviel Energie für den "überflüssigen und schädlichen Streit um das Asylrecht" verbraucht worden. Es sei klar, daß eine Änderung kaum zur Verringerung des Einwanderungsdrucks führen werde. Stattdessen müsse mehr gegen Fluchtursachen getan werden.
Der Bundesrat forderte die Bundesregierung auf, Länderinitiativen für die Rückkehr von Flüchtlingen in ihre Heimat finanziell zu unterstützen.
SARAJEWO/HELSINKI, 10. Juli (AP/dpa/AFP/Reuter). Die kriegführenden Parteien in Bosnien-Herzegowina haben sich erneut heftige Artilleriegefechte geliefert. In den Bergen rings um Sarajewo kämpften in der Nacht zum Freitag und während des Tages Infanterie-Einheiten gegeneinander. Serbische Einheiten beschossen am Freitag im Zentrum Sarajewos einen vollbesetzten Autobus, meldete Radio Sarajewo. Dabei seien wenigstens zwei Menschen getötet und acht weitere zum Teil schwer verletzt worden.
Nach bosnischen Angaben lag Sarajewo in der Nacht zum Freitag unter Panzerfeuer. Von drei Stellungen aus wurde mit Flugabwehrraketen auf die Hauptstadt geschossen. Serbische Infanterieangriffe seien abgewehrt worden.
Wie Eckhard sagte, haben sich die Blauhelme mit den serbischen, kroatischen und moslemischen Kampfverbänden auf die Errichtung eines Korridors geeinigt, über den zusätzliche Hilfslieferungen in die belagerte bosnische Hauptstadt gebracht werden sollen. Zwei deutsche Militärmaschinen mit Hilfsgütern landeten am Freitag, wie auch Flugzeuge aus anderen Ländern, in Sarajewo.
Auch aus dem Norden Bosnien-Herzegowinas wurden wieder schwere Gefechte gemeldet. Ebenfalls umkämpft waren der Berg Velez bei Mostar sowie der Landstrich zwischen der kroatischen Hafenstadt Dubrovnik und der Serbenhochburg Trebinje im Osten Bosniens. Dubrovnik wurde nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur Hina von Dutzenden Raketen getroffen. Das slowenische Fernsehen berichtete in Gorazde hätten serbische Freischärler Splitterbomben abgeworfen hätten.
ESSLINGEN, 10. Juli (AP). Als "sinnlosen und grausamen Akt des Hasses auf alles Fremde" hat der baden-württembergische Innenminister Frieder Birzele (SPD) den Überfall von Skinheads auf ein Arbeiterwohnheim verurteilt, bei dem am Mittwoch in Ostfildern-Kemnat (Kreis Esslingen) ein jugoslawischer Gastarbeiter getötet und ein weiterer schwer verletzt wurden. Birzele sagte am Freitag in Stuttgart, die insgesamt sieben Tatverdächtigen hätten aus reinem Fremdenhaß gehandelt. Opfer und Täter seien sich vorher nie begegnet.
Wie die Polizei mitteilte, befinden sich fünf der sieben noch am Mittwoch festgenommenen Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren in Untersuchungshaft. Zwei der weitgehend geständigen Tatverdächtigen seien gegen Auflagen auf freiem Fuß. Zwei der jungen Männer gelten in der örtlichen Skinhead-Szene als Rädelsführer. Einige weitere Verdächtige sind laut Polizei gewaltbereit und ausländerfeindlich eingestellt.
Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei drangen drei der Täter am Mittwochmorgen in ein Zimmer der Arbeiterunterkunft eines Bauunternehmens ein und schlugen sofort und ohne Vorwarnung mit Werkzeugen auf die beiden aus dem Schlaf gerissenen Jugoslawen im Alter von 55 und 46 Jahren ein. Der ältere Mann starb noch am Tatort, der jüngere wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht.
BORDEAUX, 10. Juli (AP). In Bordeaux ist am Freitag ein dreitägiger Parteitag der Sozialistischen Partei Frankreichs eröffnet worden. Die Regierungspartei will dabei Einigkeit demonstrieren und ein Aktionsprogramm verabschieden. Überschattet wurde der Beginn von Berichten Pariser Zeitungen, wonach Parlamentspräsident Henri Emmanuelli eine Anklage wegen Straftaten bei der Parteienfinanzierung drohe. Er soll sich während seiner Zeit als Schatzmeister der Sozialisten in der Zeit von Juli 1988 bis Anfang 1992 schuldig gemacht haben.
WARSCHAU, 10. Juli (AP/dpa/AFP). Die 46jährige Juristin Hanna Suchocka ist neue Ministerpräsidentin Polens. Bei der Abstimmung im Unterhaus des Parlamentes (Sejm) sprachen sich 233 Abgeordnete für die Kandidatin der Demokratischen Union aus, 61 stimmten gegen sie und 113 enthielten sich der Stimme.
Damit ist zum ersten Mal in der Geschichte Polens eine Frau Regierungschefin. Zuvor hatte der Sejm Waldemar Pawlak aus dem Amt des Ministerpräsidenten entlassen und den Weg für seine Nachfolgerin freigemacht. Pawlak, Vorsitzender der Bauernpartei, war am 5. Juni von Staatspräsident Lech Walesa vorgeschlagen worden, war aber bei der Bildung eines Kabinetts gescheitert.
Frau Suchockas Demokratische Unionspartei ist die stärkste im Sejm vertretene Fraktion. Suchocka hat eine Koalition aus sieben Parteien zustande gebracht, die aus der Gewerkschaft Solidarität hervorgegangen sind. Unmittelbar nach ihrer Wahl kündigte Frau Suchocka eine Fortführung der marktwirtschaftlichen Reformen an. In der Außenpolitik werde die Integration in die europäischen Gemeinschaften die Priorität haben. Die Ministerpräsidentin kündigte an, eine Regierung der "nationalen Verständigung" zu führen. Sie hoffe, daß der zermürbende Parteienstreit jetzt ein Ende nehme. Sie wolle erreichen, daß alle Bürger "Respekt vor dem Recht und dem Staat fühlen". In einem am Freitag veröffentlichten Interview hatte Frau Suchokka angekündigt, sie wolle ihre Regierung mit harter Hand führen, damit diese zu einer Mannschaft zusammenwachse.
. . . und außerdem Harry Piel sitzt am Nil . . .
Als Kind balancierte Heinrich Piel auf der Dachrinne seines Elternhauses in Düsseldorf, und in Paris lernte er gar das Fliegen - schon vor dem Ersten Weltkrieg. Seine ängstliche Mutter versuchte die Leidenschaft für Gefährliches zu bremsen, indem sie den Monatswechsel sperrte. Sie wollte nicht, daß ihr Sohn, wie sie formulierte, "ohne Kopf" nach Hause komme. Ein französischer Filmregisseur weckte in dem jungen Mann eine andere Leidenschaft, die für die Kinematographie, die damals neue Technik der bewegten Bilder.
Das Film-Handwerk lernte der junge Piel in Paris so perfekt, daß er bereits 1914 in Berlin seine Ariel-Filmgesellschaft gründen konnte. Er war ihr Autor, Regisseur, Kameramann, Cutter und Hauptdarsteller. Piel, geboren am 12. Juli vor hundert Jahren, war da gerade 22 Jahre alt. Der "deutsche Douglas Fairbanks", Sprößling eines vermögenden Kaufmanns, sprang vom Flugzeug auf einen fahrenden Zug, prügelte sich zwischen den Tragfächen eines Doppeldekkers, hielt sich auf der Achse eines dahinrasenden Expreßzuges, bändigte mit suggestivem Blick wilde Tiere und ganze Gangsterbanden. 40 Filme, anfangs freilich nur 15 Minuten lang, trugen bis 1919 den Namen Piel, der seinen deutschen Vornamen inzwischen in Harry internationalisiert hatte. Bis zur Erfindung des Tonfilms 1929 produzierte er abermals 40 Filme.
In seinen Filmen präsentierte sich Piel als eleganter Held, der Schuhe mit hohen Absätzen trug, seinen weißgefütterten Frackmantel souverän um die Schultern schlug und aus langen Zigarettenspitzen rauchte, ebenso wie als Draufgänger, der am Steuer toller Rennwagen, auf dem Rücken wilder Pferde oder im Netz eines Fesselballons Verbrecher aller Art jagte. Er agierte nicht nur als wagemutiger Abenteurer, sondern als Anwalt der Hilflosen, der Stiefkinder des Glücks.
Mit seinen artistischen Leistungen - ohne Tricks am Schneidetisch - imponierte Piel. Er arbeitete ohne Double und ohne Stuntman. Jedenfalls behauptete er das und verklagte alle, die anderes verbreiteten. Seine Leistung im Umgang mit Geldgebern war zweifellos nicht minder groß, sonst hätte er nicht über 100 Filme in seinem 71 Jahre währenden Leben produzieren können. Gerade in Krisenzeiten, im Ersten Weltkrieg und während der Weltwirschaftskrise, verkauften sich Pielfilme gut. Für Streifen wie "Sein bester Freund" (1929) und "Mann gegen Mann" (1928) hatten selbst noch Arbeitslose ein paar Eintrittsgroschen übrig. Aus der Misere ihres Lebens holte Piel sie für 90 Minuten heraus. Seine Popularität spiegelt ein Kalauer jener Zeit wider: "Harry Piel, sitzt am Nil, putzt die Zähne mit Persil . . ."
Auch die Erfindung des Tonfilms 1929 konnte Piel nicht das Genick brechen, wie so vielen seiner Kollegen. Die im Zirkusmilieu spielenden Streifen "Artisten" (1935), "Menschen, Tiere, Sensationen" (1938) waren die Kassenknüller jener Jahre. Seine Filme kitzelten die Nerven und rührten die Herzen. Nach 1933 überraschte Piel mit zwei Filmen über utopische Themen nach Büchern von Hans Rameau. Bei dem 1943 gedrehten Film "Panik" holte die Wirklichkeit die Phantasie des Filmemachers ein. Ein Großwildfänger, der seine Beute gerade im Zoo abgeliefert hatte, erlebt, wie die Tiere bei einem Fliegerangriff in die Stadt entkommen und die Bürger in Panik versetzen.
Ehe dieser Streifen in Berlin anlaufen konnte, geschah genau das bei einem Luftangriff auf die Reichshauptstadt. Das Propagandaministerium verbot die Aufführung. 1945 setzte dann Piel unter dem Titel "Die Elefanten sind los" die Uraufführung durch. Danach drehte Piel nur noch einen Film, den "Tiger Akbar". Aber die Zeit des Allroundtalents Piel war vorbei. Zeitnahe Themen wie "Berliner Ballade" mit Gerd Fröbe als Otto Normalverbraucher und die "Mörder sind unter uns" von Wolfgang Staudte lockten die Leute ins Kino, nicht "Der Tiger Akbar".
Im Rückblick erscheint es erstaunlich, wie lange Piels Beliebtheit in Deutschland ungebrochen war. Mitte der 20er Jahre richteten kulturell und pädagogisch orientierte Kreise heftige Angriffe gegen seine Filme. Sie warfen ihm Jugendverrohung und Volksverdummung vor. Die USA verhinderten den Import seiner Filme mit der Begründung, die seien unmoralisch. Die UdSSR verbot sie, um eine Nachahmung krimineller Handlungen zu verhindern.
Harry Piel resignierte schließlich und zog zu seinem Sohn, der in Südafrika eine Farm besaß. Aber das Klima und mehr wohl noch das spannungslose Leben trieb den Ruhelosen nach Deutschland zurück. Er steckte voll neuer Pläne und Ideen als ein Gehirnschlag am 27. März 1963 in München seinem Leben ein plötzliches Ende setzte.
HANS-PETER RIESCHEL (dpa)
Wir, die Staats- und Regierungschefs der Teilnehmerstaaten der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, sind an die Geburtsstätte des Helsinki-Prozesses zurückgekehrt, um unserem gemeinsamen Bemühen neue Impulse zu verleihen. (. . .)
Wir haben das Ende des Kalten Krieges miterlebt, den Zusammenbruch totalitärer Regime und den Untergang der Ideologie, auf der sie beruhten. Alle unsere Länder stützen sich jetzt auf Demokratien als die Grundlage ihres politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Die KSZE hat bei diesen positiven Veränderungen eine Schlüsselrolle gespielt. Dennoch wiegt die Hinterlassenschaft der Vergangenheit schwer.
Um neuen Herausforderungen gerecht zu werden, nehmen wir hier und heute ein Programm an, das unsere Fähigkeiten zu gemeinsamem Handeln vergrößert und unsere Zusammenarbeit intensiviert, die auf Demokratie, Wohlstand und gleiches Recht auf Sicherheit gerichtet ist. (. . .)
Die Nordatlantische Allianz (NATO), eines der wesentlichen transatlantischen Bindeglieder, hat ein neues strategisches Konzept angenommen und ihre Rolle als integraler Aspekt der Sicherheit in Europa gestärkt. Durch die Schaffung des Nordatlantischen Kooperationsrates (NAOC) hat sie im Einklang mit den KSZE-Zielen Strukturen der Zusammenarbeit mit neuen Partnern geschaffen.
Sie hat auch praktische Unterstützung für die Arbeit der KSZE angeboten. (. . .) Die Westeuropäische Union (WEU) ist ein integraler Bestandteil der Entwicklung der Europäischen Union; sie ist zugleich das Instrument zur Stärkung des europäischen Pfeilers der Atlantischen Allianz (. . .) und hat angeboten, zur Unterstützung der KSZE Ressourcen zur Verfügung zu stellen. (. . .)
Wir leben in einer vielversprechenden Zeit, aber auch in einer Zeit der Instabilität und Unsicherheit. Wirtschaftlicher Niedergang, soziale Spannung, aggressiver Nationalismus, Intoleranz, Fremdenhaß und ethnische Konflikte bedrohen die Stabilität im KSZE-Gebiet. Grobe Verletzungen der KSZE-Verpflichtungen im Bereich der Menschenrechte und Grundfreiheiten (. . .) stellen eine besondere Bedrohung für die friedliche Entwicklung der Gesellschaft insbesondere in neuen Demokratien dar. (. . .)
Zu diesem Zweck haben wir Strukturen weiterentwickelt, um eine politische Krisenbewältigung sicherzustellen, und neue Instrumente der Konfliktverhütung und der Krisenbewältigung geschaffen. (. . .) Die Fähigkeiten der KSZE im Bereich der Frühwarnung werden verstärkt. (. . .) Friedenserhaltende Aktivitäten (. . .) können in Konfliktfällen innerhalb von oder zwischen Teilnehmerstaaten unternommen werden, um dazu beizutragen, Frieden und Stabilität zur Unterstützung laufender Bemühungen um eine politische Lösung aufrechtzuerhalten. Diesbezüglich sind wir auch bereit, von Fall zu Fall die Unterstütztung internationaler Institutionen und Organisationen wie der EG, der NATO, der WEU sowie anderer Institutionen und Mechanismen anzustreben, einschließlich des friedenserhaltenden Mechanismus der GUS. (. . .)
Die KSZE ist ein Forum für Dialog, Verhandlung und Zusammenarbeit, das der Gestaltung des neuen Europa Richtung und Impulse gibt. Wir sind entschlossen, es zu nutzen, um dem Prozeß der Rüstungskontrolle, der Abrüstung und der Vertrauens- und Sicherheitsbildung, der Verbesserung der Konsultation und Zusammenarbeit in Sicherheitsangelegenheiten und der Förderung des Prozesses für die Verminderung des Konfliktrisikos neue Anstöße zu geben. (. . .)
Wir bleiben davon überzeugt, daß Sicherheit unteilbar ist. Kein Staat in unserer KSZE-Gemeinschaft wird seine Sicherheit auf Kosten der Sicherheit anderer Staaten stärken. (. . .)
Unter Bekräftigung der von unseren Staaten im Rahmen der Charta der Vereinten Nationen eingegangenen Verpflichtungen erklären wir, daß wir uns darin einig sind, daß die KSZE ein regionales Übereinkommen im Sinne von Kapitel VIII der Charta der Vereinten Nationen ist. Als solches stellt sie ein wichtiges Bindeglied zwischen europäischer und globaler Sicherheit dar.
Die Rechte und Verantwortlichkeiten des Sicherheitsrates bleiben in ihrer Gesamtheit unberührt. Die KSZE wird mit den Vereinten Nationen eng zusammenarbeiten, insbesondere bei der Verhütung und Beilegung von Konflikten. (. . .)
Um die Kohärenz ihrer Konsultationen und die Wirksamkeit ihrer auf ihrem gemeinsamen politischen Willen beruhenden konzertierten Aktionen zu stärken sowie die praktischen Aspekte der Zusammenarbeit untereinander weiterzuentwickeln, haben die Teilnehmerstaaten beschlossen, die in der Charta von Paris und im Prager Dokument über die weitere Entwicklung der KSZE-Institutionen und -Strukturen festgelegten Beschlüsse über KSZE-Strukturen und -Institutionen zu bekräftigen und zu entwickeln. (. . .)
Zu diesem Zweck haben sie folgendes vereinbart:
Treffen der Staats- und Regierungschefs finden, wie in der Charta von Paris festgelegt, in der Regel alle zwei Jahre anläßlich der Überprüfungskonferenzen statt. Sie legen Prioritäten und Richtlinien auf höchster politischer Ebene fest. (. . .)
Der amtierende Vorsitzende ist (. . .) in laufenden KSZE-Angelegenheiten für die Koordinierung und die diesbezügliche Kommunikation zuständig. (. . .) Der amtierende Vorsitzende wird ersucht, Beschlüsse des Rates und des AHB (Ausschuß Hoher Beamter) an die KSZE-Institutionen weiterzuleiten (. . .). Der amtierende Vorsitzende kann vom Vorgänger und Nachfolger des amtierenden Vorsitzenden, die zusammen als Troika handeln, bei der Ausführung der übertragenen Aufgaben unterstützt werden. (. . .)
Die Teilnehmerstaaten beschließen, eine Hohen Kommissar zu nationalen Minderheiten einzusetzen. (. . .) Der Hohe Kommissar arbeitet unter der Schirmherrschaft des Ausschusses Hoher Beamter (AHB) und ist somit ein Instrument zur Konfliktverhütung zum frühestmöglichen Zeitpunkt. (. . .) Der Hohe Kommissar sorgt zum frühestmöglichen Zeitpunkt für 'Frühwarnung' und gegebenenfalls für 'frühzeitige Schritte' im Hinblick auf Spannungen (. . .).
Die Teilnehmerstaaten haben beschlossen, die Struktur ihrer politischen Konsultationen zu stärken und deren Häufigkeit zu erhöhen, um für flexibleren und aktiveren Dialog sowie für bessere Frühwarung und Streitregelung zu sorgen. (. . .)
Friedenserhaltung ist ein wichtiges operatives Element der Fähigkeit der KSZE zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung und soll den politischen Prozeß der Lösung von Streitfällen ergänzen. (. . .) Je nach ihrem Mandat wird eine friedenserhaltende Operation der KSZE ziviles und/oder militärisches Personal umfassen, von kleinen bis zu großen Operationen reichen und eine Vielfalt von Formen annehmen können, einschließlich von Beobachter- und Überwachungsmissionen sowie größeren Einsätzen von Streitkräften.
KSZE-Friedenserhaltung wird unter gebührender Berücksichtigung der Verantwortung der Vereinten Nationen in diesem Bereich und in ständiger Übereinstimmung mit den Zielen und Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen durchgeführt. (. . .) Der amtierende Vorsitzende unterrichtet den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vollständig über friedenserhaltende Aktivitäten der KSZE.
(. . .) Der Rat oder der als sein Beauftragter handelnde AHB kann aufgrund der spezifischen Art einer Operation und ihres geplanten Umfanges den Schluß ziehen, daß die Angelegenheit von den Teilnehmerstaaten dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen übertragen werden sollte. (. . .)
Friedenserhaltende Operationen der KSZE führen nicht zu Zwangsmaßnahmen. Friedenserhaltende Operationen erfordern die Zustimmung der direkt betroffenen Parteien. Friedenserhaltende Operationen werden unparteiisch durchgeführt. Friedenserhaltende Operationen können nicht als Ersatz für eine Verhandlungslösung betrachtet und müssen daher als zeitlich begrenzt verstanden werden. Ersuchen um Einleitung friedenserhaltender Operationen durch die KSZE können von einem oder mehreren Teilnehmerstaaten über den amtierenden Vorsitzenden an den AHB gerichtet werden. (. . .) Alle Teilnehmerstaaten sind berechtigt, an friedenserhaltenden Operationen der KSZE teilzunehmen.
Die Teilnehmerstaaten der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa haben beschlossen, neue Verhandlungen über Rüstungskontrolle, Abrüstung sowie über Vertrauens- und Sicherheitsbildung zu beginnen, regelmäßige Konsultationen zu verstärken und die Zusammenarbeit untereinander in Angelegenheiten, welche die Sicherheit betreffen, zu intensivieren und den Prozeß der Verminderung von Konfliktrisiken zu fördern. (. . .)
Um diese Aufgaben durchzuführen, haben die Teilnehmerstaaten beschlossen, ein neues KSZE-Forum für Sicherheitskooperation, mit einem gestärkten Konfliktverhütungszentrum, als integralen Bestandteil der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa zu schaffen. (. . .) Die Teilnehmerstaaten werden sicherstellen, daß ihre Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung, Vertrauens-und Sicherheitsbildung, Sicherheitskooperation und Konfliktverhütung im Forum kohärent, miteinander verknüpft und einander ergänzend sein werden. (. . .)
Das neue KSZE-Forum für Sicherheitskooperation wird am 22. September 1992 in Wien seine Arbeit aufnehmen. (. . .) Die Teilnehmerstaaten werden die Zusammenarbeit untereinander verstärken, um eine umweltverträgliche wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten. Sie werden auch weiterhin bei der Unterstützung der Teilnehmerstaaten zusammenarbeiten, die sich im Übergang zur Marktwirtschaft befinden. (. . .)
Die Teilnehmerstaaten heben die Notwendigkeit fortdauernder Zusammenarbeit und Investitionen im Bereich der Entwicklung der menschlichen Ressourcen hervor, um die Probleme des Übergangs zur Marktwirtschaft, der raschen technischen Veränderungen und der Entwicklung der Gesellschaft zu bewältigen.
(. . .) Die Teilnehmerstaaten werden die Möglichkeit zur industriellen Zusammenarbeit durch die Schaffung eines geeigneten rechtlichen und volkswirtschaftli- chen Umfelds für die Wirtschaftstätigkeit verbessern, insbesondere mit dem Ziel, den privaten Sektor zu stärken und kleinere und mittlere Unternehmen zu entwickeln. (. . .)
Die Teilnehmerstaaten anerkennen, daß die Aufrechterhaltung eines offenen multilateralen Handelssystems auf der Grundlage der Regeln des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) ein wesentliches Element für die Stimulierung der wirtschaftlichen Entwicklung ist. Sie werden ihre Bemühungen zur Unterstützung der im Übergang befindlichen Volkswirtschaften durch einen verbesserten Marktzugang verstärken. (. . .)
Die Teilnehmerstaaten werden die bestehende und zunehmende Zusammenarbeit untereinander verstärken, um ein gesundes ökologisches Gleichgewicht in Luft, Wasser und Boden wiederherzustellen und zu erhalten, und sie anerkennen ihre individuelle und gemeinsame Verpflichtung zur Erreichung dieser Ziele. (. . .)
Die Teilnehmerstaaten betonen die Notwendigkeit, die Sicherheit aller nuklearen Anlagen zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt effektiv zu gewährleisten. (. . .) Sie empfehlen den umfassendsten Beitritt zu den IAEA-Konventionen über die frühzeitige Benachrichtigung bei nuklearen Unfällen sowie über Hilfsleistungen bei nuklearen Unfällen oder bei radiologischen Notfällen und unterstützen aktive Arbeit an der baldigen Ausarbeitung einer internationalen Konvention über nukleare Sicherheit im Rahmen der IAEA. (. . .)
Bundeswehr-Einsätze SPD droht mit Karlsruhe
HAMBURG, 10. Juli (dpa). Der SPD-Verteidigungsexperte Norbert Gansel hat die Strategie von Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) in der Frage von Einsätzen der Bundeswehr im Ausland kritisiert. Besondere Sorge bereite ihm Kinkel, der geradezu von einem "krankhaften Zwang beseelt" sei, neue Einsatzgebiete für die Bundeswehr zu suchen, sagte Gansel der Hamburger Morgenpost vom Freitag.
Gansel betonte, wo die Grenze zur humanitären Hilfe überschritten werde, beginne der Verfassungsbruch. "Die SPD muß dann vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Das sind wir dem Grundgesetz schuldig. Und auch der Bundeswehr", sagte der SPD-Politiker.
Gansel kann sich aber in ferner Zukunft internationale Kampfeinsätze der Bundeswehr für die Vereinten Nationen (UN) vorstellen. "Es steht noch in den Sternen, aber es gibt günstige Horoskope, daß sich die UN ein Stückchen weiterentwickeln wird in Richtung einer Weltregierung, und sie braucht dann in ihrer Verantwortung für eine Welt-Innenpolitik auch die erforderlichen Machtmittel", sagte Gansel.
Auch SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose drohte der Bundesregierung mit einer Verfassungsklage für den Fall, daß sie weiterhin deutsche Soldaten zu militärischen Aufgaben außerhalb des NATO-Gebiets einsetzt, ohne sich zuvor mit der Opposition über eine entsprechende Verfassungsänderung geeinigt zu haben.
Die Regierung versuche derzeit, die Opposition in dieser Frage vor vollendete Tatsachen zu stellen, sagte der SPD- Fraktionschef der Kölnischen/Bonner Rundschau vom Freitag. "Irgendwann wird die Regierung uns zwingen, zum Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe zu gehen", sagte Klose.
W A S H I N G T O N , 10. Juli (dpa). Der FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms (Bild: Sepp Spiegl) hat rasch Klarheit über das deutsch-französische Korps gefordert. Nach seinen viertägigen Gesprächen in Washington sagte Solms am Donnerstag abend vor Journalisten, er habe den Eindruck gewonnen, "das es nicht getan ist mit beruhigenden Erklärungen".
Es müsse eine Präzisierung geben, daß der NATO-Vertrag nicht beeinträchtigt werde und die deutschen Truppen voll der NATO zur Verfügung stünden. Das müsse "fixiert" sein. In der US-Regierung gebe es die tiefe Sorge, daß die französische Politik darauf ausgerichtet sei, den Einfluß der Amerikaner in Europa zurückzudrängen. Das französisch-amerikanische Verhältnis sei "gespannt". Er habe den Eindruck gewonnen, daß man sich gegenseitig nicht traut.
Solms, seine Stellvertreterin Uta Würfel und der parlamentarische Geschäftsführer Werner Hoyer hatten im Außenministerium unter anderen mit dem stellvertretenden Außenminister Lawrence Eagleburger sowie im Verteidigungsministerium und im Kongreß Gespräche geführt.
Die FDP-Delegation reist nach einem Zwischenstopp in Chicago nach New York weiter, wo sie auch den demokratischen Wahlparteitag nächste Wochen besuchen wird.
H E L S I N K I , 10. Juli (AP / Reuter / dpa). Die neun Staaten der Westeuropäischen Union (WEU) haben beschlossen, zur Überwachung der Sanktionen der Vereinten Nationen (UN) gegen Jugoslawien Kriegsschiffe in die Adria zu entsenden.
Der deutsche Delegationssprecher Hans Schumacher teilte am Freitag in Helsinki mit, die gemeinsame Marinemission der WEU werde von Italien koordiniert und "mehrere Schiffe" sowie Flugzeuge oder Hubschrauber umfassen, sagte Schumacher. Ihr Einsatzgebiet werde sich in internationalen Gewässern vor der Küste des ehemaligen Jugoslawien befinden.
Aufgabe des Marineverbands soll nach Angaben Schumachers die Überwachung des Schiffsverkehrs in der Adria sein. Die Aktion solle "zum frühestmöglichen Zeitpunkt" beginnen, sagte er. An ihrer Koordination werde auch die NATO beteiligt sein. Die Beteiligung an dem Einsatz solle allen NATO-Staaten offenstehen.
Schumacher sagte, die WEU habe am Rande des KSZE-Gipfels in Helsinki auch die Möglichkeit geprüft, ob ein Landkorridor von Kroatien in die bosnische Hauptstadt Sarajewo errichtet werden solle, um so die Hilfslieferungen in die von serbischen Streitkräften belagerte Stadt zu verstärken.
Die Entscheidung wurde während der Sitzung der WEU-Staaten am Freitag in Helsinki getroffen. Der WEU, die sich zum militärischen Arm der EG entwikkelt, gehören - mit Ausnahme von Dänemark - Irland und alle Staaten der Europäischen Gemeinschaft an.
Nach Angaben Schumachers muß die WEU-Mission noch vom UN-Sicherheitsrat gebilligt werden. Dem Vernehmen nach wurde auf diplomatischem Wege bereits die Einwilligung der UN eingeholt. Nicht bekannt war zunächst, inwieweit der Marineverband auch die Befugnis erhalten soll, Schiffe zu stoppen und zu durchsuchen.
Während der Sitzung der WEU trafen auch Delegierte der NATO-Staaten zu Beratungen über koordinierte Aktionen gegen den nur noch aus Serbien und Montenegro bestehenden jugoslawischen Staat zusammen.
WEU-Generalsekretär Wim van Eekelen schloß auch eine regelrechte militärische Intervention in Jugoslawien nicht aus. Im Deutschlandfunk sagte er aber, derzeit möchten die Mitgliedsstaaten wohl noch nicht so weit gehen. Bei einem Einsatz von Bodensoldaten müsse mit hohen Verlusten gerechnet werden. Deshalb komme dies nur als letzte Option in Frage, sagte der Generalsekretär kurz vor den Beratungen in Helsinki. Für deutsche Bodentruppen sieht van Eekelen nach eigenen Worten in der Balkanregion keine Rolle. Doch logistisch könnten die Deutschen viel machen. Denkbar sei auch eine deutsche Rolle im Bereich des Marineverbandes, "der ja gegebenenfalls auch noch im NATO-Gebiet bleibt - vielleicht wäre das möglich".
Die USA haben zwei Kriegsschiffe in die Adria geschickt, die die Hilfsflüge nach Sarajewo mit Funk und Radarüberwachung unterstützen sollen.
Nach Angaben aus Regierungskreisen in Washington liefen der Kreuzer "Biddle" und das Landungsschiff "Iwo Jima" von der 6. Flotte am Donnerstag abend in die Adria ein. Wie der Sprecher des US- Verteidigungsministeriums, Pete Williams, mitteilte, befinden sich an Bord der "Iwo Jima" 1700 Marineinfanteristen. Die Soldaten sollten nicht an Land gehen, sagte Williams. Er wollte aber nicht ausschließen, daß die US-Kriegsschiffe sich an einer Seeblockade zur Überwachung der UN-Sanktionen beteiligen würden, falls die UN eine solche beschließe.
Der EG-Vermittler im Jugoslawien- Konflikt, Lord Carrington, setzte sich für eine neue Verhandlungsrunde der Konfliktparteien Bosnien-Herzegowinas ein. Nach Beratungen mit dem UN-Sicherheitsrat in New York sagte Carrington, er habe vorgeschlagen, die bosnische Regierung und die Vertreter der verfeindeten Volksgruppen brieflich zur Wiederaufnahme der Friedensgespräche zu drängen. Die Gespräche, für die noch kein Termin feststehe, sollten in London stattfinden.
Carrington bezog sich ausdrücklich auf den Vorschlag der sieben führenden Industrieländer (G 7), die auf ihrem Gipfel in München die Einberufung einer internationalen Jugoslawien-Konferenz vorgeschlagen hatten. Er sehe keinen anderen Weg zur Lösung der Probleme als Verhandlungen, sagte der Brite. Die Konfliktparteien müßten nicht unbedingt am selben Tisch sitzen, zumindest sollten sie aber zu Verhandlungen in dieselbe Stadt kommen.
Sein Treffen mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic in der vergangenen Woche bezeichnete Carrington als enttäuschend. Izetbegovic hatte neue Verhandlungen abgelehnt, bevor nicht sieben Tage lang die Waffen schwiegen und die Serben alle schweren Waffen der Kontrolle den UN unterstellt hätten. Altstadt von Sarajewo beschossen
Die bosnische Hauptstadt Sarajewo geriet auch während der Nacht auf Freitag unter Beschuß der serbischen Estremisten. Das meldete der kroatische Rundfunk, nach dessen Angaben die jüngsten Angriffe mindestens eine Person getötet und drei verletzt hatten. Ziel der serbischen Artillerie waren vor allem Teile der Altstadt. Neuere Stadtviertel wurden hauptsächlich von Minenwerfern beschossen. Auf einige Viertel wurde auch Maschinengewehrfeuer eröffnet.
Schwerem Beschuß waren auch die Neubausiedlungen in der Nähe des Flughafens ausgesetzt. Nach Berichten des kroatischen Rundfunks wurde am Vortag ein kanadisches Mitglied der UN-Blauhelme von einer Mine schwer verletzt. Der Zwischenfall ereignete sich in einer verlassenen Kaserne der ehemaligen jugoslawischen Armee auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt.
Trotz der andauernden Kämpfe funktioniert die Versorgungsluftbrücke nach Sarajewo nach wie vor gut. Laut Angaben des bosnischen Rundfunks landeten am Donnerstag 15 Flugzeuge mit insgesamt 160 Tonnen humanitärer Hilfe. Aus anderen Teilen des Landes wurde nicht von neuen Kämpfen berichtet. Auch an der sonst schwer umkämpften nordbosnischen Frontlinie verlief die Nacht relativ ruhig, hieß es im kroatischen Radio. Dagegen wurde der Beschuß der kroatischen Stellungen um die südadriatische Hafenstadt Dubrovnik auch in der Nacht fortgesetzt. Granaten fielen auch auf einige Randgebiete Dubrovniks.
UNNA, 10. Juli (dpa). Im westfälischen Unna brennen seit heute morgen die Lagerhallen einer Fabrik für Farben und Lacke. Weil für das Tanklager der Firma Explosionsgefahr bestand, habe die Autobahn Köln-Bremen vorübergehend gesperrt werden müssen, berichtete die Polizei. Wegen der starken Rauchentwicklung mußten mehrere angrenzende Wohnhäuser geräumt werden. Sofortige Luftmessungen der Feuerwehr ergaben, daß keine giftigen Gase freigesetzt wurden. Zwei Arbeiter mußten mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden. Brandursache und Schadenshöhe seien unbekannt.
HOUSTON (dpa/VWD). Die in einem Vergleichsverfahren steckende fünftgrößte US-Luftfahrtgesellschaft Continental Airlines hat ein Übernahme- und Sanierungsangebot in Höhe von 350 Millionen Dollar erhalten. Es stammt von einer Investorengruppe unter Führung des texanischen Mischkonzerns Maxxam und ihres 52jährigen Firmengründers, Charles Hurwitz. Das teilt Maxxam mit. Die Offerte muß noch vom Konkursrichter genehmigt werden. Die ungesicherten Gläubiger haben dem Plan bereits zugestimmt.
Die Investorengruppe würde als Gegenleistung für ihren Barzuschuß einen Anteil von 72 Prozent am Aktienkapital der neuen Continental erhalten. Hurwitz ist ein Selfmademan, der Maxxam zu einem Konzern mit 2,2 Milliarden Dollar Umsatz und 57,5 Millionen Dollar Gewinn aufgebaut hat. Die Gruppe kontrolliert unter anderem zu 87,3 Prozent den Aluminiumproduzenten Kaiser Aluminum.
Continental (43 500 Beschäftigte, 431 Flugzeuge) ist eines von mehreren großen US-Luftfahrtunternehmen, die wegen der schwachen Konjunktur, der brutalen Preiskämpfe und daraus folgender Überschuldung Vergleich anmelden oder liquidiert werden mußten. Eastern Airlines, Pan Am und einige kleinere Firmen haben den Betrieb bereits eingestellt, während Continental, Trans World Airlines und America West bei Konkursgerichten Schutz vor ihren Gläubigern suchten.
Treuhand
Tausende
Metaller
MAGDEBURG, 10. Juli (dpa/VWD). Mehrere tausend Metallarbeiter sind am Freitag morgen in Magdeburg zur einer Demonstration gegen die Treuhandpolitik zusammengekommen.
Vor den Toren der Sket Schwermaschinenbau Magdeburg GmbH versammelten sich die Beschäftigten des größten Industriebetriebes der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts zu einem Protestmarsch in Richtung Stadthalle. Auch Arbeiter verschiedener anderer Großbetriebe beteiligten sich an der Demonstration.
Hintergrund der Aktion ist ein neues Personalkonzept der Treuhand, nachdem die Belegschaft des Stammhauses des einstigen Schwermaschinenbaukombinats "Ernst Thälmann" (Sket) bis zum Jahre 1995 auf 2200 Mitarbeiter abgebaut werden soll.
Der größte Industriebetrieb der Landeshauptstadt war bereits seit der Währungsunion vor zwei Jahren von knapp 12 000 auf jetzt 3800 Mitarbeiter geschrumpft.Polizei beseitigte Barrikaden von Bauern
WARSCHAU, 10. Juli (dpa). Die polnische Polizei hat in der vergangenen Nacht Straßenblockaden militanter Bauern beseitigt, die auf diese Weise bei Warschau gegen die Agrarpolitik protestiert hatten. Die Bauern wollten mit Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen in die Innenstadt gelangen und dort vor dem Parlament und dem Ministerratsgebäude demonstrieren. Ein Großaufgebot von Spezialeinheiten der Polizei mit Wasserwerfern und Panzerfahrzeugen hinderte sie daran. Bei der Beseitigung der Straßensperren an den wichtigsten Zufahrtsstraßen von Posen, Danzig, Krakau, Kattowitz und Lublin kam es zum Teil zu Handgreiflichkeiten. Zahlreiche Landwirte wurden vorübergehend festgenommen.
DUISBURG, 10. Juli (dpa). Das "U- Bahn-Zeitalter" beginnt an diesem Samstag auch in Duisburg: Nach 24 Jahren Planungs- und 17 Jahren Bauzeit gehen die ersten Stadtbahnstrecken in Betrieb. Die insgesamt etwa 17 Kilometer in der Innenstadt kosteten nach Angaben des Stadt-Presseamtes 1,08 Milliarden Mark.
STOCKHOLM, 10. Juli (dpa). Der Waldbrand auf der schwedischen Insel Gotland war auch Freitag früh nicht unter Kontrolle. Feuerwehr und Polizei mußten am Morgen mehrere Personen aus ihren Häusern evakuieren. Die ganze Nacht über seien etwa 100 Feuerwehrleute, 60 Wehrpflichtige und freiwillige Helfer damit beschäftigt gewesen, Brandschneisen zu schlagen, berichtete die schwedische Nachrichtenagentur TT. Dort, wo dies wegen des schwierigen Terrains nicht möglich gewesen sei, hätten sich die Flammen jedoch weiterfressen können. Das Feuer war in der Nacht zum Donnerstag nahe der mitten im Wald gelegenen ältesten vorgeschichtlichen Befestigungsanlage Gotlands, der Torsburg, ausgebrochen. Er erstreckt sich auf eine Länge von sechs Kilometer und eine Breite von einem Kilometer.
DORTMUND, 10. Juli (dpa). Wer im Wintersemester 1992/93 ein Studium in einem zulassungsbeschränkten Fach beginnen will und sich noch nicht beworben hat, muß sich beeilen. Am kommenden Mittwoch (15. Juli) läuft bei der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen in Dortmund, Punkt 24 Uhr, die Bewerbungsfrist ab. Anträge, die nach Mitternacht in Dortmund eingehen, werden nicht berücksichtigt. Um auch "Spätentschlossenen" zu einem richtig ausgefüllten Antrag zu verhelfen, ist die Beratungsstelle in Dortmund am Mittwoch bis Mitternacht besetzt.
MOSKAU, 10. Juli (dpa). Die Suche nach dem entführten stellvertretenden Regierungschef Georgiens, Alexander Kawsadse, ist bislang ergebnislos verlaufen. Dies meldete am Freitag morgen die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf den Staatsrat der Kaukasusrepublik. Kawsadse war am Donnerstag in West-Georgien von Anhängern des gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia verschleppt worden, sein Fahrer wurde getötet. Josif Kawsadse, der Bruder des Verschleppten, vermutete gegenüber Itar-Tass, daß mit der Entführung verhaftete Gamsachurdia-Kämpfer freigepreßt werden sollen.
LONDON, 10. Juli (dpa). Belgische Mediziner haben eine neue Technik der künstlichen Befruchtung entwickelt. Gianpiero Palermo und seine Mitarbeiter der Freien Universität Brüssel berichten in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet", wie sie vier Paaren zu den ersehnten Schwangerschaften verhalfen. Diese waren bisher an der Unfähigkeit der Spermien gescheitert, in die Eizellen einzudringen. Bei der neuen "intrazytoplasmatischen Spermieninjektion" saugten die Wissenschaftler unter dem Mikroskop durch leichten Unterdruck zunächst ein einzelnes Spermium in eine Spezialkanüle. Dann stachen sie mit der Kanüle in die zuvor entnommene weibliche Eizelle und injizierten die Samenzelle. Die Forscher benötigten insgesamt 47 Befruchtungsversuche, bis sie genügend Embryonen für die "Transfers" in die Gebärmutter hatten. Alle vier Frauen seien in der siebten Woche schwanger, berichten die belgischen Forscher.
BREMEN, 10. Juli (dpa). Die ARD hat Sportreporter Jörg Wontorra für die Olympia-Berichterstattung gesperrt. Bei einer Schaltkonferenz mit elf Sportchefs und ARD-Sportkoordinator Hartmann von der Tann entschied sich eine knappe Mehrheit gegen die Teilnahme des Sportchefs von Radio Bremen in Barcelona. Wontorra, der zum Jahresanfang als Geschäftsführer zur TV-Gesellschaft von Frank Elstner nach Luxemburg wechselt und in Zukunft als freier Mitarbeiter für SAT 1 arbeiten will, behielt sich am Freitag rechtliche Schritte vor. Sein Vertrag bei der ARD läuft nach 20 Jahren zum 30. September aus.
LAUSANNE, 10. Juli (dpa). Teuer zu stehen gekommen ist eine Genfer Reinungsfirma der Verlust eines Schlüsselbundes durch einen ihrer Angestellten. Die Schlüssel gehörten zu einem Warenhaus, das nicht nur zahlreiche Schlösser auswechseln lassen mußte, sondern zeitweise auch einen Wachdienst beschäftigte. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 56 000 Franken. Die Reinigungsfirma verlangte das Geld von ihrer Versicherung, die aber nicht zahlte. Das Bundesgericht in Lausanne hat jetzt der Versicherung recht gegeben, weil die Schlüssel der Firma anvertraut gewesen seien und sie keine Zusatzversicherung für den Verlust von Schlüsseln abgeschlossen hatte.
NAIROBI, 10. Juli (dpa). Kenias Präsident Daniel Arap Moi hat Zeitungsberichten vom Freitag zufolge 10 000 Gefangene begnadigt. Bei den Inhaftierten soll es sich vor allem um "kleine Kriminelle" handeln.
BONN, 10. Juli (dpa). Die Bundeswehr will den Bauern in den Trockengebieten Norddeutschlands unter bestimmten Voraussetzungen fast kostenlos helfen. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag in Bonn mitteilte, ist den Kommandeuren der Transporteinheiten freigestellt worden, die Einsätze - "wenn es nur irgendwie geht" - als Übungen in den Ausbildungsplan aufzunehmen. In diesem Fall brauchen die Bauern überhaupt nichts zu bezahlen.
Die Hardthöhe hat angeordnet, daß die Personalkosten für die Soldaten grundsätzlich von den Streitkräften übernommen werden. Die "Sachkosten" wie Sprit für die Fahrzeuge der Bundeswehr werden auf 50 Prozent gesenkt, wenn der Einsatz nicht im Rahmen eines Ausbildungsprogramms durchgeführt werden kann. Die Soldaten transportieren in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg beispielsweise Futterstroh zu dem auf den versengten Weiden hungernden Vieh.
PARIS, 10. Juli (dpa). Fünf Menschen sind am Freitag morgen bei einem Hotelbrand im elften Arrondissement von Paris ums Leben gekommem, 15 wurden verletzt. Drei der Opfer verbrannten, zwei erstickten in den Rauchwolken. Ein unerwünschter Hotelgast habe aus Wut auf die Besitzer den Brand gelegt, der sich über das Treppenhaus bis unter das Dach ausbreitete, vermutete die Polizei. Gegen vier Uhr nachts waren 120 Feuerwehrleute ausgerückt, konnten acht Menschen durch die Fenster retten und brachten das Feuer schließlich gegen 5.30 Uhr unter Kontrolle.
Mit dem mutmaßlichen Brandstifter, der mit seiner behinderten Frau zusammenlebte, habe es schon längere Zeit Ärger gegeben, berichteten die Hotelbesitzer. Der heruntergekommene etwa 60 Jahre alte Mann habe viel getrunken, die Kunden des angegliederten Restaurants belästigt, und man habe ihn schließlich am Donnerstag abend vor die Tür gesetzt. Er habe daraufhin gedroht, Feuer zu legen.
KARLSRUHE, 10. Juli (dpa). Der Bundesgerichtshof hat gegen einen 33jährigen früheren Bundesgrenzschützer Haftbefehl wegen Spionageverdachts erlassen. Der Angestellte aus Frankfurt am Main, der bis 1982 beim Bundesgrenzschutz gearbeitet hat, soll nach Angaben der Bundesanwaltschaft vom Freitag von April 1986 bis September 1989 für das ehemalige DDR-Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet haben. Unter anderem habe er vertrauliche Informationen über verschiedene Sicherheitsbehörden und deren Mitarbeiter geliefert.
Der Beschuldigte soll an 21 nachrichtendienstliche Treffs in Ost-Berlin teilgenommenund dafür mindestens 34 000 Mark erhalten haben. Der Mann ist unter Auflagen wieder auf freiem Fuß.
BONN/PORT-BOU. Die Walter-Benjamin-Gedenkstätte im katalanischen Grenzdorf Port-Bou wird wegen "haushaltsrechtlicher Bedenken" voraussichtlich zu den Akten gelegt, 52 Jahre nach dem Freitod des verweifelten Emigranten aus Nazi-Deutschland. Nach Fürsprache von Bundespräsident Weizsäcker hatte das Auswärtige Amt den Arbeitskreis selbständiger Kulturinstitute in Bonn (AsKI) beauftragt, der den israelischen Künstler Dani Karavan gewann.
Feierlich wurde in Port-Bou zum Todestag Benjamins am 26. September 1990 der Grundstein für das Karavan-Memorial "Passagen" gelegt, das in Form schmaler, neben dem Ortsfriedhof in die Steilküste eingeschnittener stählerner Treppen den Blick auf wirbelnde Strudel und einen schmalen Fleck Himmel freigeben sollte - Symbol für das Lebenswerk Benjamins und gleichzeitig Gedenken des Schicksals zahlloser Emigranten zwischen Vernichtung und Hoffnung.
Für 980 000 Mark sei das markante Denkmal zu verwirklichen. Doch der Bundesrechungshof und der Haushaltsausschuß des Bundestages schoben dem "zu teuren" Projekt - wie kurz gemeldet - plötzlich den Riegel vor, und das Außenamt habe "diesen Bedenken Rechnung getragen", wie ein Sprecher lakonisch erklärte. Notfalls, so AsKI-Chef Scheurmann, werde es mit privaten Geldgebern weiterbetreiben.
Mit 180 000 Mark unterstützt das Bonner Außenministerium nun eine Dokumentarausstellung und Buchveröffentlichung zu Leben und Werk Benjamins. Sie wird vom 15. Juli bis zum 27. September in Port-Bou gezeigt und geht hernach weiter nach Kassel und Amsterdam. In ihr ist die Gedenkstätte als Modell und auf dem Papier zu besichtigen. dpa
(Siehe auch Beilagen-Feuilleton)
NÜRNBERG (dpa). Nadelflug von Bäumen aus Nachbars Garten verbunden mit gelegentlichem Herabfallen von Zweigen müssen angrenzende Grundstücksbesitzer hinnehmen. Zumindest dann, wenn das Grundstück am Ortsrand und in einer Gegend liegt, in der Gärten mit Nadelbäumen häufig anzutreffen sind. Diese Entscheidung des Landgerichts Nürnberg-Fürth in zweiter und letzter Instanz wurde am Freitag veröffentlicht (Az. 11 S 5023/91).
Die Kläger hatten argumentiert, der starke Nadelbefall vom Nachbargrundstück beschmutze ihre Terrasse, verstopfe mitunter die Dachrinne und könne daher als "erhebliche Beeinträchtigung" nicht länger geduldet werden. Zwar könne ein Grundstückseigentümer grundsätzlich verlangen, daß im Nachbarsgarten in einem Grenzstreifen von zwei Metern Breite keine Bäume über zwei Meter Höhe stehen, so das Gericht. Doch müsse ein Beseitigungsanspruch innerhalb von fünf Jahren geltend gemacht werden. Im vorliegenden Fall war diese Einspruchsfrist verjährt. dpa ho/ba
Die Düsseldorfer Karnevalisten haben schon wieder Ärger mit ihrer Tollität: Der frisch gekürte Karnevalsprinz Rolf III. ist bisexuell. Dies gab er nach Angaben des Carnevals-Comitees (CC) vom Freitag in einem Gespräch mit den Karnevalsoberen kurz nach seiner Wahl zu. Jetzt will das CC in einer Sondersitzung entscheiden, ob der 31jährige Prinz die kommende Session an der Seite der "Venetia" Gabi regieren darf. CC-Vizepräsident Rudi Höhe erklärte, das Comitee sei von den neuen Erkenntissen nach der Wahl "echt überrascht" gewesen. Sein persönlicher Rat an den Prinzen sei, "Jung, laß die Finger davon", meinte Höhe. Ein bisexueller Prinz könne leicht zur Zielscheibe schlüpfriger Witzchen werden.
Vor allem die Vereine müßten in der neuen Situation hinter dem Prinzen stehen, sagte CC-Mitglied Günther Pagalies. "Was nützt uns ein Prinz, den die Vereine nicht einladen, und der praktisch hinterm Ofen sitzen muß?"
Der Prinz, bis zu seiner Kündigung vor wenigen Tagen in leitender Position im Gastronomiebereich tätig, meinte: Er will es durchstehen. Rükkenwind bekam der Prinz vom Schwulenverband in Deutschland (SVD). Jetzt müsse sich echte rheinländische Toleranz und Lebensfreude unter dem Motto "Leve on leve losse" (Leben und leben lassen) beweisen, meinte ein SVD-Sprecher am Freitag. (dpa)
BONN, 10. Juli (dpa/Reuter/AP). Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat die Sozialdemokraten aufgefordert, trotz ihrer ablehnenden Haltung zur Atomkraft an der Novellierung des Atomgesetzes mitzuwirken. Da in der Bundesrepublik auf nicht absehbare Zeit Atomkraftwerke weiter betrieben würden, sei die Anpassung des Gesetzes von 1976 an die heutigen sicherheitstechnischen und wirtschaftlichen Bedingungen dringend erforderlich, sagte Töpfer am Freitag in Bonn bei der Vorstellung von Eckpunkten für ein neues Atomgesetz.
Damit, so sagte Töpfer, würde noch keine Aussage darüber getroffen, wie lange in Deutschland die Atomkraft zur Stromerzeugung genutzt werden solle. Der von der SPD 1986 gefaßte Beschluß, innerhalb von zehn Jahren aus der Atomkraft auszusteigen, habe sich aber als unrealistisch und unverantwortlich erwiesen.
Mit der Änderung des Atomgesetzes soll unter anderem die staatliche Förderung der Kernkraftnutzung gestrichen werden. Außerdem sollen den Betreibern weitergehende Pflichten für regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen, Nachrüstungen auf eigene Kosten sowie die Bereitstellung erheblicher finanzieller Rücklagen für Störfälle oder die vorzeitige Stillegung von Atomkraftwerken auferlegt werden. Neben die bisher angestrebte Wiederaufarbeitung verbrauchter Brennstäbe soll gleichrangig die direkte Endlagerung unter der Verantwortung der Betreiber treten. Mit diesen Änderungen würde das Atomgesetz zu einem "modernen Anlagensicherheitsgesetz fortentwickelt", sagte Töpfer.
Die Mitwirkung der Sozialdemokraten ist schon deshalb erforderlich, weil das Gesetz vom Bundesrat mit seiner SPD- Mehrheit gebilligt werden muß. Der Referentenentwurf soll nun an die beteiligten Ministerien versandt werden.
Töpfer teilte weiter mit, daß die Einlagerung radioaktiver Abfälle im einzigen deutschen Endlager in Morsleben in wenigen Wochen wieder aufgenommen werde. Die in der Sicherheitsanalyse der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) und der Reaktorsicherheitskommission (RSK) empfohlenen Maßnahmen seien umgesetzt oder eingeleitet worden. Damit stünden dem weiteren Einlagerungsbetrieb keine sicherheitstechnischen und nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 25. Juni auch keine rechtlichen Probleme mehr entgegen. Damit sei das Bundesamt für Strahlenschutz laut Gesetz zum Weiterbetrieb des Endlagers für radiaoaktive Abfälle Morsleben verpflichtet.
Die Reaktorsicherheitskommission habe erklärt, für den genehmigten Betriebszeitraum bis zum 30. Juni 2000 könne eine vom Anlagenbetrieb ausgehende Gefährdung ausgeschlossen werden, sagte Töpfer. Das gelte auch für Wasserzuflüsse in dem ehemaligen Salzbergwerk östlich von Helmstedt.
Der umweltpolitische Sprecher der Parlamentsgruppe Bündnis 90/Grüne, Klaus-Dieter Feige, forderte in Bonn eine neue Sicherheitsüberprüfung der Deponie durch unabhängige Gutachter. Entgegen Töpfers Ausführungen bestünden gegen die "Atommüllkippe" weiterhin erhebliche Sicherheitsbedenken. Selbst die Forderungen der Gesellschaft für Reaktorsicherheit auf Nachweis der statischen Langzeitsicherheit der Hohlräume und Beendigung der Wasserzuflüsse seien bis heute nicht erfüllt. Feige meinte, Töpfer sei Handlanger der Atomlobby, die eine Atommüllkippe im Osten brauche, damit der Weiterbetrieb ihrer Anlagen im Westen möglich bleibe. Hannover legt Studie zu Blutkrebs vor
Dem Sozialministerium in Hannover liegen neue Hinweise für radioaktive Belastung als Ursache für die Leukämiefälle (Blutkrebs) in der Elbmarsch vor. Bei der Untersuchung von fünf Eltern leukämiekranker Kinder seien überdurchschnittlich viele Veränderungen am Erbgut gefunden worden, teilte das Ministerium am Freitag mit. Die Ergebnisse seien kein "statistisch abgesicherter" Beleg, so der Ministeriumssprecher. Dennoch habe sich der Anfangsverdacht erhärtet, daß die bisher insgesamt sieben Fälle von Leukämie in der Elbmarsch möglicherweise durch Radioaktivität aus dem Atomkraftwerk Krümmel oder einer benachbarten atomaren Forschungseinrichtung ausgelöst wurden.
Die Ergebnisse wurden von der Bremer Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake vorgelegt, die zuvor bereits bei Kindern aus der Elbmarsch sogenannte "dizentrische Chromosomen" im Erbgut nachgewiesen hatte. Solche Veränderungen, die nicht weitervererbt werden können, gelten als Hinweis auf überhöhte radioaktive Strahleneinwirkung, die Auslöser für Leukämie sein können. Die Untersuchungsergebnisse der Bremer Wissenschaftlerin sind laut Ministerium vom Essener Institut für Humangenetik als korrekt bestätigt worden.
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KOUROU, 10. Juli (dpa). Eine Ariane- Trägerrakete hat am Freitag den europäischen Fernmeldesatelliten Eutelsat- II-4A erfolgreich im Weltraum ausgesetzt. Er soll erstmals West-, Mittel- und Osteuropa datenmäßig miteinander verbinden. Außerdem beförderte die Europa-Rakete den kombinierten indischen Wetter-, Fernmelde- und Forschungssatelliten Insat-2A auf eine Erdumlaufbahn.
Der Eutelsat-Satellit schafft die technischen Voraussetzungen für den für Januar 1993 geplanten Zusammenschluß der westeuropäischen Fernsehvereinigung Eurovision mit der mittel- und osteuropäischen Intervision.
ERFURT, 10. Juli (dpa). Wegen der umstrittenen Pachtverträge für ein Erfurter Hotel hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) eingeleitet. Es bestehe der Verdacht der Untreue, sagte der amtierende Leiter der Erfurter Staatsanwaltschaft, Peter Korneck, am Freitag. Ermittelt werde auch gegen den Chef der CDU-Stadtratsfraktion, Peter Korneck, und Eva Maria Weppler, persönliche Referentin des Thüringer Sozialministers Hans-Henning Axthelm (CDU).
Ruge und Axthelm hatten im Sommer 1991 ein landeseigenes Hotel zu einem ungewöhnlich günstigen Pachtzins an einen angeblichen Stasi-Mitarbeiter verpachtet. Dadurch sollen dem Land, das mit 60 Prozent, sowie der Stadt Erfurt, die zu 40 Prozent an dem Hotel beteiligt sind, jährlich Einnahmeverluste in Millionenhöhe entstehen.
HELSINKI, 10. Juli (dpa). Der ungarische Ministerpräsident Jozsef Antall hat am Freitag in Helsinki die Überzeugung geäußert, daß es in der Tschechoslowakei "kein zweites Jugoslawien" geben werde. Er stimmte US-Präsidenten George Bush zu, der betont hatte, "daß alles, was passiert, verfassungsgemäß sein muß. Es muß im Rahmen des Rechts auf Selbstbestimmung sein und es muß friedlich geschehen."
Bush, der mit Antall am Rande des KSZE-Gipfels zusamentraf, hatte bereits gegenüber CSFR-Präsident Vaclav Havel diese Position vertreten.
MÜNCHEN, 10. Juli (Reuter/AFP/dpa). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat das harte Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten beim Wirtschaftsgipfel kritisiert. Zum Verhalten der Beamten während des "Münchner Kessels" seien "Bedenken angebracht", sagte die Ministerin am Donnerstag in München.
Bayerns FPD rügte die "falsche Taktik" des bayerischen Innenministers Edmund Stoiber (CSU) bei der Vorbereitung der Polizei auf den G7-Gipfel. Die Grünen forderten Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) zum Rücktritt auf. Streibl habe sich für ein hohes Staatsamt disqualifiziert, sagte der bayerische Grüne-Vorsitzende Gerald Häfner in München. Streibl hatte die Polizeiaktion als "bayerische Art" verteidigt.
Am Montag findet im Landtag eine Sondersitzung zu dem Vorgehen der Sicherheitskräfte statt.
Günter Sommermann, der bayerische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, meinte, an dem Polizeikessel könnten Zweifel geäußert werden. Trotz einiger "unschöner Szenen" hätten die Polizistinnen und Polizisten ihren Dienst aber mit Bravour geleistet.
MOSKAU, 10. Juli (dpa). Das russisch- deutsche Protokoll über die stufenweise Wiederherstellung der Wolgarepublik ist mit mehrtägiger Verzögerung wegen finanzieller Schwierigkeiten Rußlands am Freitag in Moskau vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Horst Waffenschmidt, und dem russischen Nationalitätenminister Waleri Tischkow unterzeichnet worden.
Die mit dem Protokoll für Rußland verbundenen Finanzverpflichtungen seien bis zuletzt "Gegenstand lebhafter Diskussionen" gewesen, sagte Waffenschmidt. Zuvor hatten sich Bundeskanzler Helmut Kohl und der russische Präsident Boris Jelzin darauf verständigt, die Wolgarepublik wiedererstehen zu lassen.
Rußland bekräftigt die Absicht, "die Republik der Wolgadeutschen in den traditionellen Siedlungsgebieten ihrer Vorfahren an der Wolga wiederzuerrichten". Damit geht die russische Regierung über frühere Angebote hinaus. Jelzin hatte erst nur zwei kleine Gebiete an der Wolga vorgeschlagen, so das ökologisch stark belastete Militärgelände Kapustin Jar.
Tischkow hatte während der Verhandlungen in dieser Woche allerdings "von neuen schweren Problemen" an der Wolga gesprochen. "Die schwierigste Frage ist das Problem der Wiederherstellung der Staatlichkeit", sagte Tischkow, "und das betrifft auch die Schaffung einer deutschen Autonomie."
In dem Protokoll wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Ansiedlung der Deutschen "die Belange der jetzt ansässigen Bevölkerung" nicht schmälern solle. Zuziehenden Deutschen will Rußland unter anderem das "Recht auf Erhalt und Erwerb von Grund und Boden" gewähren.
Bonn sagt unter anderem wirtschaftliche und finanzielle Hilfe für die entsprechenden Projekte in den Gebieten zu. Beide Seiten wollen gemeinsam einen "Aufbaufonds" einrichten.
Auf zum Teil heftige Empörung stößt bei Bonner Politikern die Absicht des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), eine Mannschaft aus Rest-Jugoslawien bei den Sommerspielen in Barcelona an den Start gehen zu lassen. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) Jugoslawiens hat mittlerweile auf einer Sitzung in Belgrad den IOC-Vorschlag akzeptiert, daß die Teilnehmer aus Serbien und Montenegro nur als Einzel- Athleten unter der Olympia-Flagge antreten.
Empörung löste das IOC-Vorhaben bei dem sportpolitischen Sprecher der SPD, Wilhelm Schmidt, aus. "Bei aller Skepsis gegenüber Sportboykotts, in diesem Fall ist die Entscheidung falsch." Ähnlich äußerte sich der Sportausschuß-Vorsitzende im Deutschen Bundestag, Ferdi Tillmann. "Ich finde die Starterlaubnis sehr seltsam und überzogen", meinte der CDU-Politiker an seinem Wohnort Sundern. Allerdings bedachte Tillmann auch den positiven Aspekt für die nun startberechtigten Sportler, die an dem Bürgerkrieg in ihrem Land unschuldig seien.
Nicht nur die Teilnahme an sich, sondern auch der Auftritt unter dem voraussichtlichen Namen "Mannschaft der Freundschaft" erzeugt Unverständnis und heftige Kritik. "Mit diesem Namen ist es eine Provokation für die anderen Sportler", sagte Schmidt. Noch drastischer beurteilte der CSU-Vertreter Christian Schmidt die IOC-Entscheidung: "Dieser Kompromiß ist zutiefst würdelos. Solange Serbien den Vernichtungskrieg gegen unschuldige Zivilisten fortsetzt, dürfen sich keine Sportler aus diesem Land an olympischen Wettkämpfen beteiligen."
Das NOK Jugoslawiens hatte am Freitag in Belgrad einstimmig das IOC-Vorhaben akzeptiert. Zuvor war wochenlang debattiert worden, auf welcher Basis Jugoslawen an den Spielen teilnehmen könnten, ohne unter dem Namen ihres Staates anzutreten.
"Das ist der Preis, den wir bezahlen müssen wegen der Sanktionen der UNO gegen uns", sagte NOK-Präsident Aleksander Bakocevic. Andere Sportfunktionäre meinten, durch die Regelung werde den rund 110 Sportlern gerade besondere Publizität beschert: "Jeder wird fragen: ,Wo kommt Ihr her?', und sie werden immer wieder den Namen Jugoslawien sagen." dpa/Reuter
HANNOVER, 10. Juli (dpa). Die Bundesländer Niedersachsen, Hamburg und Bremen erkennen einen "generellen Vertreibungsdruck" bei Deutschstämmigen aus Polen nicht mehr an. Das teilte das Bundesratsministerium in Hannover am Freitag auf eine Kleine Anfrage der CDU mit. Antragsteller aus Polen müssen in den drei Ländern nachweisen, daß sie aufgrund ihrer deutschen Volkszugehörigkeit benachteiligt werden. Das Leben der deutschen Minderheit in Polen habe sich "mit der Demokratisierung normalisiert", hieß es zur Begründung.
Nach seinem schwachen Start auf den ersten drei Etappen der 79. Tour de France meldete sich der 31jährige Greg LeMond (USA) auf dem sechsten Abschnitt von Roubaix nach Brüssel über 167 km zurück in den Favoritenkreis. Hinter Tagessieger Laurent Jalabert (Frankreich) in 3:37:06 Stunden erreichte LeMond Rang 4. Er nahm den Favoriten der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt, Miguel Indurain (Spanien) und Weltmeister Gianni Bugno (Italien), wertvolle 1:21 Minuten ab und verbesserte sich in der Gesamtwertung vom 14. auf den fünften Rang. Der Franzose Pascal Lino verteidigte das Gelbe Trikot des Gesamtbesten.
Zusammen mit LeMond hatte auch der "Ewige Zweite", Claudio Chiappucci (Italien), einen großen Tag. Er erreichte das Ziel in der belgischen Hauptstadt als Etappen-Zweiter und verbesserte sich im Gesamtklassement auf Rang 4. Von hier verdrängte er den besten der zwölf noch im Rennen befindlichen deutschen Profis, Jens Heppner (Gera). Dennoch ist Heppner, der für das deutsche Telekom-Team fährt und eigentlich als Unterstützung für den stärker eingeschätzten Kapitän Uwe Ampler (Leipzig) verpflichtet worden war, zur Zeit in der Form seines Lebens.
Eine Unaufmerksamkeit des Hauptfeldes nutzten Chiappucci, LeMond, Brian Holm (Dänemark) und Jalabert rund 25 km vor dem Ziel zur Flucht. Schnell legten sie eine Minute Abstand zwischen sich und die Verfolger. Dabei profitierten sie von einem Massensturz, der das Hauptfeld auf regennasser Fahrbahn für entscheidende Sekunden lahmlegte.
Bereits im ersten Drittel der Flachetappe, die lediglich mit einem Berg der 3. Kategorie gespickt war und zum Teil über dieselbe Strecke wie das Weltcup- Rennen der Flandern-Rundfahrt führte, hatte sich eine Gruppe mit 15 Fahrern vom Hauptfeld gelöst. Mit rund eineinhalb Minuten Vorsprung fuhren die Ausreißer dem Ziel entgegen. Unter ihnen waren so Prominente wie der französische Prolog-Spezialist Thierry Marie, der italienische Ex-Weltmeister Maurizio Fondriest und der Giro-Gewinner von 1991, Franco Chioccioli (Italien). Von den Deutschen hatte nur der Bad Schussenrieder Rolf Gölz den Sprung in die Spitzengruppe geschafft. Rund 30 km vor dem Ziel hatte das Peloton die Ausreißer wieder eingefangen.
"Gelb"-Träger Lino ist zuversichtlich, das Trikot des Führenden noch einige Tage zu tragen. "Mindestens bis zum Zeitfahren am Montag in Luxemburg werde ich es behalten", sagte Lino. dpa
BERLIN, 10. Juli (dpa). Heftige Kritik bei der CDU hat die für den heutigen Samstag geplante Gründung einer ostdeutschen Sammlungsbewegung ausgelöst. Spitzenpolitiker der Union lehnten am Freitag die von dem brandenburgischen CDU-Politiker Peter-Michael Diestel und dem PDS-Vorsitzenden Gregor Gysi betriebene Gründung der "Komitees für Gerechtigkeit" ab. CDU-Generalsekretär Peter Hintze drohte Diestel sogar mit einem Parteiausschluß. Der Nachfolger des früheren CDU-Fraktionschefs in Brandenburg, Dieter Helm, sagte, für ihn sei die Karriere des letzten DDR-Innenministers in der CDU beendet. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Angela Merkel nannte die Gründung der Komitees "billige Demagogie".
Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) äußerte Verständnis für das neue Bündnis. Die Komitees seien ein "sehr ernstes Signal" und "eine gelbe Karte für die Politik in Deutschland", sagte Stolpe. Nach seiner Meinung könnte die neue Bewegung für den Osten eine "zusätzliche Schubkraft" sein, wenn sie "politikfähig" werde.
Der aus der Ex-DDR stammende stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse hatte bereits im Vorfeld seine Ablehnung einer ostdeutschen Bewegung geäußert. Auch beim Bündnis 90 in Berlin stieß die geplante Gründung auf Widerstand.
Nach Angaben der "taz" haben insgesamt 49 Männer und zehn Frauen den Gründungsappell unterschrieben. Zu ihnen gehören die Theologen Dorothee Sölle, Pfarrer Heinrich Albertz, der Ex-Präsident der Humboldt-Uni, Heinrich Fink, sowie der katholische Theologe Eugen Drewermann. Aus den Reihen der Schriftsteller haben sich nach taz-Angaben Max von der Grün, Heiner Müller, Stefan Heym, Gerhard Zwerenz und Stephan Hermlin beteiligt.
Der Berliner Generalsuperintendent Günter Krusche, der eine Unterzeichnung ablehnte, meinte in einem Interview der Berliner Tageszeitung "BZ", die Gründung der Ostkomitees sei "eine Art Aufschrei". Es müsse sich etwas ändern, da die Ost-Bevölkerung keine Lobby in Bonn habe.
Lobron unterlag im Finale
Großmeister Eric Lobron (Wiesbaden) hat das Finale des Schnellschach-Turniers in Brüssel gegen den Briten Michael Adams nach einem 1:1 in den regulären Partien mit 0:2 im Tiebreak verloren.Völler verabschiedet sich in Dresden Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trägt ihr Länderspiel gegen Mexiko am 14. Oktober in Dresden aus. Das erste Länderspiel der DFB-Auswahl in den neuen Bundesländern ist zugleich das letzte für Rudi Völler, der seine Karriere im DFB-Trikot beendet. Basketball-WM nicht in Jugoslawien Der Basketball-Weltverband hat den Jugoslawen die Ausrichtung der WM 1994 entzogen. Bis zum 1. Oktober können sich andere Länder um die Titelkämpfe bewerben.Kürzere Sätze beim Tischtennis-Masters Mit einer neuen Zählweise soll der European Masters Cup der Tischtennisspieler in Karlsruhe attraktiver gemacht werden. Der Deutsche Tischtennis-Bund beschloß eine Verkürzung der Sätze, in denen jeweils bei 5:5 begonnen wird.
BONN, 10. Juli (dpa). Der Bundesrat hat das Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung von Opfern der politischen DDR-Strafjustiz vorerst gestoppt und den Vermittlungsausschuß angerufen. Die Ländervertretung will sowohl eine bessere Enschädigung der Justizopfer als auch die volle Übernahme ihrer Finanzierung durch den Bund erreichen.
Das vom Bundestag bereits verabschiedete Gesetz sieht eine Entschädigung von 300 Mark pro zu Unrecht erlittenem Haftmonat sowie einen Zuschlag von 150 Mark für diejenigen vor, die bis zur Öffnung der Grenzen in der DDR gelebt haben. Die Kosten sollen je zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert werden.
Vor allem die neuen Bundesländer halten die Entschädigung für zu gering, da sie weit hinter der Regelung zurückbleibt, die für zu Unrecht erlittene Haft in der Bundesrepublik gilt. Hier werden 600 Mark gezahlt. Außerdem müsse der Bund die Kosten allein tragen, da er Rechtsnachfolger der DDR sei.
Der Bund soll auch alle Kosten zur Beseitigung der Rüstungsaltlasten aus dem Zweiten Weltkrieg übernehmen. Der Bundesrat beschloß, einen entsprechenden Gesetzentwurf im Bundestag einzubringen. Mit der Sanierung sollen die Umwelt und die Bürger vor möglichen Beeinträchtigungen durch Kriegswaffen und -anlagen sowie Spreng- und Kampfstoffen geschützt werden. Der Bundesrat war der Meinung, die augenblickliche Praxis, nach der der Bund lediglich die bei der Räumung von Kampfmitteln entstehenden Kosten den Ländern erstattet, sei angesichts des auch nach der deutschen Einheit gewachsenen Umfangs der Rüstungsaltlasten nicht mehr zu akzeptieren.
Gebilligt wurde von den Ländern, daß Beschäftigte im öffentlichen Dienst Ostdeutschlands nicht nur bis Oktober 1992 (wie es im Einigungsvertrag hieß),sondern bis Dezember 1993 ohne Kündigungsschutz entlassen werden dürfen. Hiergegen will die Gewerkschaft ERziehung und Wissenschaft (GEW) Verfassungsbeschwerde einlegen.
BONN, 10. Juli (dpa). Die Bundesregierung hat Pakistan insgesamt 123 Millionen Mark Entwicklungshilfe zugesagt. Das teilte das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit nach Regierungsverhandlungen in Islamabad am Freitag in Bonn mit. Die pakistanische Regierung sei zugleich auf die Notwendigkeit einer stärkeren marktwirtschaftlichen Orientierung, die hohen Rüstungsausgaben des Landes und die Drogenproblematik angesprochen worden.
Von den Mitteln bekommt Pakistan 100 Millionen Mark in Form besonders günstiger Kredite, die für Projekte im Gesundheitswesen, Wiederaufforstungsprogramme im Norden des Landes und ein Telekommunikationsvorhaben eingesetzt werden sollen. 23 Millionen Mark sind für technische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Ausbildung, zur Grundbildung afghanischer Flüchtlinge und der Förderung von Technlogien zur Holzeinsparung vorgesehen.
TOKIO, 10. Juli (AFP). Japans Regierung will dem Tod vieler Bürger durch Überarbeitung den Kampf ansagen. Nach Angaben eines Regierungsvertreters sieht ein am Freitag verabschiedeter neuer Fünfjahresplan vor, die jährliche Arbeitszeit der Japaner bis 1997 um 200 Stunden auf 1800 Stunden zu verkürzen. Damit würde die Wochenarbeitszeit von 44 auf 40 Stunden beschränkt. Zur Kompensation der Gehaltsausfälle erwägt die Regierung, den Überstundenzuschlag von derzeit 25 Prozent zu erhöhen. Im Haushaltsjahr 1991 arbeiteten die Japaner durchschnittlich 2008 Stunden, 500 Stunden mehr als ihre deutschen Kollegen.
WASHINGTON, 10. Juli (AFP). Ein Großteil der auf dem US-Stützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba untergebrachten haitianischen Flüchtlinge soll nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums mit dem Aidsvirus infiziert sein. Gegenwärtig leben dort 394 Haitianern, von denen 233 HIV-positiv seien, teilte Pentagonsprecher Pete Williams am Donnerstag in Washington mit. 500 weiteren Flüchtlingen, die nicht mit dem Virus infiziert seien, wurde den Angaben zufolge die Einreise in die USA zugesagt.
Das amerikanische Gesetz verbietet die Einreise von HIV-infizierten Personen, doch können aus humanitären Gründen gerichtlich Ausnahmen aus humanitären Gründen erwirkt werden. Williams erklärte, in dieser Angelegenheit sei zunächst noch keine Entscheidung getroffen worden. Seit dem Sturz des haitianischen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide im vergangenen Herbst haben etwa 38 000 Menschen versucht, in die USA zu entfliehen.
BERN, 10. Juli (AFP). Insgesamt 149 Menschen sind 1991 bei Unfällen in den Schweizer Bergen ums Leben gekommen. Nach der Jahresstatistik des Schweizer Alpenvereins handelte es sich in 93 Fällen um Wanderer. Elf Menschen wurden beim Skifahren abseits der Pisten getötet. 41 Personen wurden unter Lawinen verschüttet. Unter den getöteten Wanderern fielen 46 Unglücken in Mittelgebirgen wie dem Jura und dem Voralpenland zum Opfer, und 47 Personen wurden im Hochgebirge getötet. Beim Bergsteigen kamen den Angaben zufolge wie im Jahr zuvor elf Menschen ums Leben. Als Hauptunfallursache nannte der Alpenverein schlechte Ausrüstung.
OSNABRÜCK, 10. Juli (AFP/Reuter/ dpa/AP). Die geplante Gründung der ostdeutschen Sammlungsbewegung "Komitee für Gerechtigkeit", die am Wochenende stattfinden soll, stößt innerhalb der Union auf heftige Kritik.
Bundesfrauenministerin und stellvertretende CDU-Vorsitzende Angela Merkel sagte der Kölner Tageszeitung "Express": "Ich lehne die Gründung einer solchen Bewegung ab. Das ist billige Demagogie. Herr Diestel betreibt ein Spiel mit dem Feuer. Wenn er der CDU Schaden zufügt, ist es fraglich, ob er für die Partei noch tragbar ist."
Merkel sprach sich dafür aus, "Ost-Themen wieder stärker ins Gedächtnis" zu rufen. In Ost und West müsse klar sein, daß "die Herstellung der inneren Einheit in den nächsten Jahren höchste Priorität vor anderen Problemen" habe.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Eduard Lintner (CSU), warnte vor "äußerst gefährlichen Auswirkungen" einer ostdeutschen Sammlungsbewegung auf die alten Bundesländer. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Lintner, wenn diese völlig einseitige Kampforganisation Zuspruch erhalte, werde dies den radikalen Parolen im Westen starken Auftrieb geben und Parteien wie die "Republikaner" immer mehr hochschaukeln. "Dann droht eine Polarisierung des politischen Lebens, die das vereinte Deutschland psychologisch spaltet und das demokratische Leben schwer belastet", betonte der CSU-Politiker. "In Wirklichkeit treiben hier ein egozentrischer Politiker wie Peter-Michael Diestel und ein ideologischer Scharfmacher wie PDS-Chef Gregor Gysi Schindluder mit den verständlichen Sorgen der Bürger", sagte Lintner.
Der Generalsekretär der brandenburgischen CDU, Thomas Klein, warnte Diestel vor der Bildung einer ostdeutschen Sammelbewegung. Im Deutschlandfunk wertete Klein das Vorhaben Diestels als "PR-Show im Sommerloch". Er fügte hinzu: "Herr Diestel muß aber wissen, er bewegt sich da auf sehr dünnem Eis, was seine Mitgliedschaft bei uns angeht." Über diese Frage werde der Landesvorstand entscheiden, der turnusgemäß zum nächsten Mal im August tage.
CDU-Generalsekretär Peter Hintze drohte am Donnerstag abend im privaten Fernsehsender PRO 7 mit dem Parteiausschluß von Diestel: "Eine Ostpartei wäre gegen die Interessen der Menschen im Osten, weil wir den Aufbau im Osten nur schaffen mit gewaltigen, auch finanziellen Leistungen, aus dem Westen. Das geht nur als gesamtdeutsche Anstrengung. Hier können nur Parteien, die sich auch in gesamtdeutscher Verantwortung empfinden . . ., diese Aufgabe bewerkstelligen. . . . Wer sich an der Gründung an einer solchen Ostpartei aus den Reihen der CDU beteiligt, fliegt raus."
Der brandenburgische Alt-Bischof Gottfried Forck, der zu den Mitinitiatoren der Sammelbewegung gehört, sagte dagegen der in Halle erscheinenden Tageszeitung "Mitteldeutscher Express": "Wir müssen die Bürger in den neuen Ländern aufrütteln. Es muß etwas dagegen getan werden, daß überall im Land Entscheidungen getroffen werden, die nicht mit dem Einigungsvertrag übereinstimmen." Als eines der Hauptziele des "Komitees für Gerechtigkeit" nannte Forck das "Anprangern von Fehlentscheidungen bei Treuhand-Verkäufen". Es müsse auch Druck auf Bonn ausgeübt werden.
Der Ost-Berliner Schriftsteller Stefan Heym sagte demselben Blatt: "Mit mir sind etwa 55 Prominente der Meinung, daß ostdeutsche Interessen in einer Sammelbewegung vertreten werden sollten."
NEW YORK, 10. Juli (AFP). Bei neuerlichen schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei in Washington Heights, einem vorwiegend hispanischen Stadtteil von New York, sind am späten Donnerstag abend sieben Polizisten verletzt worden. 14 Demonstranten wurden festgenommen.
Die Unruhen waren durch die Erschießung des 23jährigen Dominikaners José Garcia am vergangenen Freitag ausgelöst worden. Die Polizei hatte Garcia verdächtigt, bewaffneter Drogendealer zu sein. Nach einer Verfolgungsjagd wurde der Mann durch zwei Kugeln getötet. Augenzeugen berichteten allerdings, Garcia sei unbewaffnet gewesen und von den Polizisten geschlagen worden, bevor sie die tödlichen Schüsse abgaben. Aus Furcht, der Tod Garcias könne ähnliche Unruhen wie vor zwei Monaten in Los Angeles auslösen, hatte Bürgermeister David Dinkins eine Untersuchung des Vorfalls angeordnet und die Bewohner Washington Heights zur Ruhe aufgerufen.
PARIS, 10. Juli (AFP). Bei einem Brand in einem Pariser Hotel sind in der vergangenen Nacht fünf Menschen ums Leben gekommen. Fünfzehn weitere wurden nach Angaben der Polizei durch das vorsätzlich gelegte Feuer in dem fünfstöckigen Haus im Bastille-Viertel verletzt. Der mutmaßliche Brandstifter, ein etwa sechzigjähriger Mann, wurde betrunken festgenommen. Der Mieter hatte angekündigt, er werde das Haus anzünden, nachdem ihn der Besitzer ausweisen wollte, weil er ihn "zu schmutzig" fand, wie die Frau des Hoteliers berichtete. Der Mann wäre von den anderen Hotelbewohnern beinahe gelyncht worden.
MOSKAU, 10. Juli (AFP). Beim Absturz eines russischen Überschallflugzeugs in Westsibirien sind am Donnerstag beide Insassen getötet worden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass stürzte die Suchoi SU-24, eines der modernsten Kampfflugzeuge der früheren Sowjetarmee, in der Region Schita ab.
HELSINKI, 10. Juli (AFP). Die Vertragsstaaten der KSE-Verhandlungen über Konventionelle Streitkräfte in Europa haben am Freitag in Helsinki das Abkommen zur Begrenzung der Truppenstärken unterzeichnet. Der Vertrag zwischen den NATO-Staaten, den Ländern des früheren Warschauer Paktes und mehreren Nachfolgestaaten der Sowjetunion wurde am Rande des Gipfeltreffens der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) von den Staats- und Regierungschefs unterschrieben. Das Abkommen legt die Obergrenze für Rußlands Land- und Luftstreitkräfte auf 1,45 Millionen Soldaten fest. Weitere Obergrenzen gibt es für die Türkei (530 000) und die Ukraine (450 000). Deutschlands Truppenstärke wurde auf höchstens 345 000 Mann beschränkt. Die USA dürfen in Europa ein Kontingent von 250 000 Soldaten behalten, wollen es aber nicht ausschöpfen.
TOKIO, 10. Juli (AFP). Japans Regierung will dem Tod vieler Bürger durch Überarbeitung den Kampf ansagen. Nach Angaben eines Regierungsvertreters sieht ein am Freitag verabschiedeter neuer Fünfjahresplan vor, die jährliche Arbeitszeit bis 1997 um 200 Stunden auf 1800 Stunden zu verkürzen. Damit würde die Wochenarbeitszeit von 44 auf 40 Stunden beschränkt. Zum Ausgleich der Gehaltsausfälle erwägt die Regierung, den Überstundenzuschlag von derzeit 25 Prozent zu erhöhen. Auf der anderen Seite forderte die Regierung alle Arbeitgeber auf, das Rentenalter auf 60 Jahre zu erhöhen. Vor allem kleinere und mittlere Betriebe schicken ihre Mitarbeiter oftmals bereits mit 55 Jahren in den Ruhestand.
KANSAS CITY, 10. Juli (AFP). Ein Zug mit 2000 Tonnen stinkenden Mülls aus New York, in dem sich die Ratten tummeln, irrt seit einigen Tagen in den USA hin- und her, weil niemand ihn haben will. Zur Zeit versuchen die Behörden in Kansas City, die Fracht aus ihrer Stadt zu verbannen. Ursprünglich sollten die Abfälle nach Illinois gebracht und zur Auffüllung von Gruben verwendet werden. Eine Passiererlaubnis für St. Louis erlosch jedoch, bevor der Zug die Station erreichte. Die Müllverwertungsgesellschaft TENNSV Inc. of Oklahoma City verschickte die Fracht daraufhin ohne Genehmigung nach Fairmont. Dort blieb der Zug acht Tage lang auf dem Abstellgleis stehen, während seine Fracht immer weiter vergammelte. Am Mittwoch mußte der Zug auf richterliche Anordnung Fairmont verlassen. Im 640 Kilometer westlich davon gelegenen Kansas City ist der stinkende Zug jedoch ebensowenig willkommen. Wie ein Sprecher der TENNSV mitteilte, will die Firma nun versuchen, den Müll in der Nähe des 95 Kilometer weiter südlich gelegenen Clinton abzuladen.
BONN, 10. Juli (AFP). Der CDU-Bundestagsabgeordnete Heinrich Lummer hat die Einführung eines sozialen Pflichtjahrs für junge Frauen gefordert, um damit die Pflegeversicherung zu finanzieren. Die Frauen müßten ebenso wie die wehrpflichtigen Männer ihren Anteil für die Gemeinschaft leisten, sagte der Berliner CDU-Politiker am Freitag in Bonn. Sie könnten zielgerichtet in der Betreuung pflegebedürftiger Menschen eingesetzt werden. "Wir sollten aufhören, von Gleichberechtigung und Solidargemeinschaft nur zu reden."
MOSKAU, 10. Juli (AFP). Wegen eines "Putschversuchs gegen die Republik Lettland" hat das lettische Parlament 15 Abgeordneten das Mandat entzogen, darunter dem früheren Chef der lettischen Kommunistischen Partei, Alfreds Rubiks. Den 15 wird vorgeworfen, an der Repression durch sowjetische Truppen beteiligt gewesen zu sein. Rubiks befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.
BONN, 10. Juli (AFP). Der Bundesrat hat am Freitag mit großer Mehrheit der Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch zugestimmt. Lediglich Bayern votierte gegen das Gesetz, das Straffreiheit für die Abtreibung bis zur zwölften Schwangerschaftswoche bei Pflichtberatung vorsieht. Die Länder Mecklenburg- Vorpommern und Thüringen, die von CDU/FDP-Koalitionen regiert werden, sowie Baden-Württemberg mit seiner Großen Koalition von CDU und SPD enthielten sich der Stimme. Die bayerische Justizministerin Mathilde Berghofer-Weichner (CSU) kündigte an, ihr Land werde umgehend das Bundesverfassungsgericht anrufen, um das Inkrafttreten des Gesetzes zu verhindern.
Das Gesetz war vor zwei Wochen im Bundestag mit den Stimmen von SPD, FDP und Teilen der Union verabschiedet worden. Es sieht soziale Begleitmaßnahmen zur Reform des Abtreibungsrechts vor. Dazu gehört, daß bis Ende 1995 der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz umgesetzt werden soll. Der Bundesrat verabschiedete eine Entschließung, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, den Ländern zusätzliche Mittel zur Finanzierung dieses Sozialpakets zur Verfügung zu stellen. Die Länder fordern einen höheren Anteil am Aufkommen aus der Umsatzsteuer.
STRASSBURG, 10. Juli (AFP). Das Europa-Parlament hat im vergangenen Jahr 694 Petitionen von unzufriedenen Bürgern erhalten. Am beschwerdefreudigsten zeigten sich die Deutschen, die 157 Eingaben an die Straßburger Versammlung richteten, gefolgt von den Briten (141) und den Franzosen (74). Wie aus einem am Freitag vorgelegten Bericht hervorgeht, steigt die Zahl der Massenpetitionen, die von mehr als 50 Leuten unterzeichnet sind, seit Jahren ständig an.
Die weitaus meisten Beschwerden (165) betrafen Umweltprobleme, etwa den Bau von Müllverbrennungsanlagen, Giftmülldeponien oder die Verschmutzung von Flüssen und Meeren durch Fabriken. An zweiter Stelle standen Beschwerden in sozialen Angelegenheiten (127). So wandte sich beispielsweise ein Lehrer, der in Belgien arbeitet, aber im benachbarten Frankreich lebt, an das Parlament, weil ihm die belgischen Behörden kein Kindergeld mehr zahlen wollten. Nach einer Intervention des Parlaments seien die Zahlungen wiederaufgenommen worden, heißt es in dem Bericht.
Eine Französin und ein Brite, die in Deutschland leben, beklagten sich, weil ihnen die Behörden in der Bundesrepublik ihren Führerschein nicht gegen eine deutsche Fahrerlaubnis eintauschen wollten - mit der Begründung, sie hätten die vorgeschriebene Einjahresfrist nicht eingehalten. Der Ausschuß schritt ein, und Deutschland veränderte die gängige Praxis: EG-Bürger können ihren Führerschein nun ohne Zeitbegrenzung gegen ein deutsches Dokument umtauschen. Das Europa-Parlament rechnet mit einer weiteren Zunahme der Beschwerden, nachdem das Petitionsrecht der EG-Bürger in den Maastrichter Verträgen erstmals verankert wurde. Die Verträge sehen ferner die Ernennung eines europäischen Ombudsmanns vor, der in strittigen Fragen zwischen Bürgern und Behörden vermitteln soll.
HAMBURG, 10. Juli (AFP). Über einen vierbeinigen "Wohnungsbesetzer" berichtete am Freitag die Hamburger Polizei. Ein 24jähriger Mann, der den zweijährigen Schäferhund "Prinz" am Donnerstag gekauft hatte, mußte schon kurz darauf mit einem Platz vor seiner Wohnungstür vorlieb nehmen: "Prinz" hatte unmittelbar hinter dem Eingang Stellung bezogen und ließ niemanden mehr herein. Als ein Bekannter des Käufers einen "Räumungsversuch" unternahm, biß "Prinz" ihn in den Unterarm.
Der Mann flüchtete ins Wohnzimmer, wo sich bereits die völlig verängstigte Ehefrau des Hundekäufers aufhielt. Die Feuerwehr befreite die "Besetzten" schließlich über eine Leiter durch das Fenster. "Da die Beteiligten aufgrund der hartnäckigen Vorgehensweise des Besetzers obdachlos geworden waren, fanden sie zunächst Unterkunft bei Bekannten", sagte der Polizeisprecher. Die Zuständigkeit für die Räumung überließ die Polizei einem Hundefänger, den der Käufer selbst engagieren mußte.
BONN, 10. Juli (AFP/dpa). Die SPD hat Widerstand gegen eine Beteiligung deutscher Marineflieger bei Embargo-Maßnahmen der Vereinen Nationen (UN) im ehemaligen Jugoslawien angekündigt. Die Verwirklichung entsprechender Pläne von Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) und Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) werde die SPD nicht hinnehmen, betonte Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul am Freitag in Bonn. Falls die Bonner Koalition entgegen ihrer bisherigen Linie auch ohne Übereinstimmung mit der Opposition die Entsendung der Marineflieger beschließen sollte, werde die SPD notfalls das Bundesverfassungsgericht anrufen. Dieser Auffassung schloß sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose an.
Auch der SPD-Verteidigungsexperte Norbert Gansel verurteilte die Strategie Rühes und Kinkels. Besondere Sorge bereite ihm Kinkel, der von einem "krankhaften Zwang beseelt" sei, neue Einsatzgebiete zu suchen, sagte Gansel der Hamburger Morgenpost. Wo die Grenze zur humanitären Hilfe überschritten werde, beginne der Verfassungsbruch.
Dagegen meinte der CDU-Bundestagsabgeordnete Rupert Scholz, der Einsatz deutscher Aufklärungsflugzeuge widerspreche nicht dem Grundgesetz. Gemäß Artikel 24 der Verfassung bedürfe ein Einsatz aber einer "kollektiven sicherheitsrechtlichen Struktur" wie der UN.
65 Prozent der Deutschen sind gegen eine Beteiligung der Bundeswehr an einem europäischen Militäreinsatz in Jugoslawien, ergab die am Freitag veröffentlichte Umfrage des ZDF-Politbarometers, für die Anfang Juli 974 Westdeutsche telefonisch befragt und 1064 Ostdeutsche direkt befragt worden waren. Dagegen befürworteten über Zweidrittel deutsche "Blauhelm-Einsätze" bei friedenssichernden Maßnahmen der UN.
MANAGUA, 10. Juli (AFP). Die nicaraguanischen Sandinisten wollen den bewaffneten Kampf wieder aufnehmen, wenn die von ihnen gegründete Armee aufgelöst werden sollte. Das teilte der ehemalige sandinistische Vize-Außenminister Victor Hugo Tinoco am Donnerstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP mit. Er wäre der erste, der zum Gewehr griffe, wenn die Armee ihre demokratischen und revolutionären Ziele aufgäbe, sagte der Sandinist.
Tinoco kritisierte rechtskonservative Politiker in den USA, die die Umstrukturierung der nicaraguanischen Armee anstrebten. Auf Betreiben des republikanischen Senators Jesse Helms hatten die USA Anfang Juni die Zahlung von 100 Millionen Dollar für Nicaragua eingestellt, weil der Einfluß der Sandinisten auf die Armee zu groß sei.
Mitarbeiter von Helms wollen nächste Woche in Nicaragua den Fortgang der Reformen prüfen. Kontrolliert werden sollen die Veränderungen in Armee und Polizei, ferner die Rückgabe des von den Sandinisten enteigneten Besitzes. Kommunistin kandidiert in Chile SANTIAGO (AFP). Die ehemalige Abgeordnete Gladys Marin kandidiert für die Kommunistische Partei (PC) Chiles bei den Präsidentschaftswahlen. Das teilte das Zentralkomitee der Kommunisten am Donnerstag mit. Die Kandidatur stelle eine "wirkliche Alternative" für die Wähler dar. Die PC hatte sich mit zwei linksgerichteten Gruppierungen im März 1990 zur Linksdemokratischen Bewegung Allende (MIDA) zusammengeschlossen und bei den Kommunalwahlen am 28. Juni 6,6 Prozent der Stimmen erhalten. Die Präsidentschaftswahlen finden am 11. Dezember 1993 statt. Guerilla bewaffnet sich wieder BOGOTÁ (AFP). Mitglieder der ehemaligen kolumbianischen Guerillabewegung M-19 haben mit ihrer Wiederbewaffnung begonnen. Das teilte der Anführer der M-19, Antonio Navarro Wolf, am Donnerstag im Fernsehen mit. Als Grund nannte er, daß die Regierung ihre Zusagen für die besonderen Programme, mit denen die Guerilleros in das politische Leben wiedereingegliedert werden sollen, nicht einhalte. Die M-19 hatte im März 1990 die Waffen abgegeben und sich als Partei organisiert. Sie gehört dem Kabinett von Staatspräsident Cesar Gaviria an und stellt einen Minister.
BRATISLAVA, 10. Juli (AFP). Ungeachtet des ungarischen Widerstands soll das umstrittene Wasserkraftwerk im slowakischen Gabcikovo wie geplant im Oktober in Betrieb gehen. Der Leiter des für den Bau des Staudamms zuständigen tschechoslowakischen Staatsbetriebs, Julius Binder, sagte am Freitag in der slowakischen Hauptstadt Bratislava (Preßburg), die vier ersten Turbinen sollen nach einer Testphase im August im Oktober endgültig ihren Betrieb aufnehmen.
Der Bau des umstrittenen Großprojekts an der Donau hatte 1978 unter den damals noch kommunistischen Regierungen Ungarns und der Tschechoslowakei begonnen. Ursprünglich waren zwei Kraftwerke, das in Gabcikovo und ein weiteres im benachbarten ungarischen Nagymaros, vorgesehen. Nach heftigen Protesten von Umweltschützern, die in dem Projekt eine Gefahr für die seltenen Donau-Auen sahen, beschloß Ungarn 1989 einen Baustopp für seinen Teil des Projekts. Im vergangenen Mai kündigte die Regierung in Budapest die Verträge und forderte einen allgemeinen Baustopp; Prag und Bratislava, die bereits 600 Millionen Dollar in das Projekt gesteckt hatten, weigerten sich. Ungarn überlegt nun, den Konflikt vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu bringen.
JERUSALEM, 10. Juli (Reuter/AFP/ dpa). Der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin hat Präsident Chaim Herzog am Freitag formell von der Bildung seiner Koalitionsregierung unterrichtet. Gleichzeitig informierte Rabin auch den Präsidenten der Knesset (Parlament), das am Montag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentritt. Rabin wolle seine Regierungsmannschaft am Sonntag seiner Arbeitspartei und am Montag dem Parlament vorstellen, teilte sein Büro mit. Der 70jährige hatte zuvor Koalitionsvereinbarungen mit der religiösen Schas-Partei und dem linksgerichteten Meretz-Block unterzeichnet.
Die neue Regierung unter Führung der Arbeitspartei verfügt über 62 der 120 Sitze in der Knesseth. Fünf Abgeordnete von zwei linksgerichteten arabischen Parteien wollen Rabin im Parlament ebenfalls unterstützen. Um seine Basis zu verbreitern, bemüht sich Rabin auch um die rechtsgerichtete Tsomet-Partei, die über acht Mandate verfügt.
Meretz-Vorsitzende Schulamit Aloni soll im neuen Kabinett Erziehungsministerin werden. Der Vorsitzende der Schas-Partei, Arje Deri, soll das Innenministerium beibehalten, das er in der jetzt scheidenden Likud- Regierung von Ministerpräsident Yitzhak Schamir innehatte. Deri ist einem Sprecher der Schas-Partei zufolge nach Marokko gereist. Wie Radio Israel berichtete, ist er von König Hassan eingeladen worden. Der 33jährige Deri ist in Marokko geboren. Er gilt in Fragen der nationalen Sicherheit als gemäßigt und schließt territoriale Kompromisse als Gegenleistung für einen Frieden mit den Arabern nicht aus. Marokko und Israel unterhalten keine diplomatischen Beziehungen.
Die sozialdemokratische Arbeitspartei hatte bei den Parlamentswahlen am 23. Juni den konservativen Likud-Block Schamirs klar geschlagen.
Der Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek, stoppte zwei Projekte zum Bau jüdischer Viertel im arabischen Ostteil Jerusalems. Dies teilte die Stadtverwaltung am Freitag mit.
Nach Presseberichten beginnt die nächste Runde der Friedensgespräche mit den arabischen Nachbarn und den Palästinensern am 28. August in Rom.
DRESDEN, 10. Juli (AFP). Die Ernennung eines sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen ist am Freitag im Landtag zunächst gescheitert. Der auf Vorschlag der Landesregierung angetretene Chemnitzer Ingenieur Rainer Gaebler, verfehlte die einfache Mehrheit. Lediglich 71 Abgeordnete wählten ihn, 81 Stimmen hätte er benötigt.
Gaebler besitze zu wenig Erfahrung mit Methoden und Prinzipien der ehemaligen DDR-Staatssicherheit, hieß es in Parlamentskreisen. Nach dem vorgeschriebenen Verfahren muß die Staatsregierung nun einen neuen Kandidaten nominieren. Landtagspräsident Erich Iltgen sagte, frühestens im September könne erneut abgestimmt werden.
COLOMBO, 10. Juli (AFP). Bei Kämpfen zwischen srilankischen Regierungstruppen und tamilischen Rebellen sind seit Donnerstag abend nach Armeeangaben mehr als 250 Menschen getötet worden. Wie ein Militärsprecher am Freitag mitteilte, rückten Tausende Soldaten in der Nacht - unterstützt von Panzern und der Luftwaffe - auf Positionen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) im Süden der Halbinsel Jaffna vor, die im Norden Sri Lankas liegt. Dabei seien 30 Soldaten und etwa 200 LTTE-Kämpfer getötet worden.
Am Freitag wurden zudem bei einem Überfall von LTTE-Guerilleros auf eine Armeepatrouille im Küstenbezirk Trincomalee nach amtlichen Angaben 30 Rebellen und 16 Soldaten getötet. Zudem seien zwei Soldaten bei einem Anschlag der LTTE auf die Luftwaffenbasis Palaly auf Jaffna getötet worden.
JERUSALEM, 10. Juli (AFP). Trotz erneuter Friedensappelle prominenter Palästinenserführer und den Vermittlungsversuchen eines Versöhnungskomitees sind die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern rivalisierender Palästinenserorganisationen im von Israel besetzten Gaza-Streifen am Freitag fortgesetzt worden. Anhänger der fundamentalistischen Widerstandsbewegung Hamas verprügelten palästinensischen Angaben zufolge mit Knüppeln und Ketten zwei Mitglieder der Fatah des Chefs der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat. Im Palästinenserlager Bureidsch wurde nach israelischen Angaben ein Palästinenser von Unbekannten ermordet.
Unter dem Vorsitz des Chefs der palästinensischen Delegation bei den Nahost-Friedensgesprächen, Haider Abdel Schafi, trat am Freitag im Gaza-Streifen ein "Versöhnungskomitee" zusammen, das zwischen den beiden rivalisierenden Palästinensergruppen vermitteln will. Während die Fatah, wichtigste Gruppierung innerhalb der PLO, die Nahost-Friedensgespräche unterstützt, lehnt Hamas Verhandlungen mit Israel ab.
BAD HERSFELD, 10. Juli (lhe). Ein Todesopfer, zwei schwer Verletzte und ein Schaden von rund einer halben Million Mark waren das Ergebnis eines Verkehrsunfalles in der Nacht zum Freitag auf der Bundesstraße 27 zwischen Hünfeld und Bad Hersfeld. Ein 22jähriger sei mit seinem Wagen Uhr bei Heunetal-Rhina aus ungeklärter Ursache in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geraten und frontal mit einem entgegenkommenden Lastwagen kollidiert, berichtete die Polizei in Bad Hersfeld. Der 22jährige sei zwei Stunden später in einem Krankenhaus gestorben. Fahrer und Beifahrer des Lastwagens, der nach dem Aufprall die Böschung hinuntergestürzt war, seien schwer verletzt in ein Krankenhaus in Bad Hersfeld gebracht worden. Die Bundesstraße mußte wegen der schwierigen Bergung des Lastwagens mehrere Stunden einseitig gesperrt werden.
FRANKFURT A. M. Mit Flugblättern, Betriebsversammlungen, Demonstrationen und Arbeitsniederlegungen wollen die Gewerkschaften gegen die Wiedereinführung eines unbezahlten Karenztages im Krankheitsfall protestieren. Der hessische DGB-Vorsitzende Karl-Heinz Jungmann kündigte am Freitag in Frankfurt "flächendeckende Proteste in Hessen" an.
Auch im Saarland und Rheinland-Pfalz werde es Protestaktionen geben, sagte der IG-Metall-Bezirkssekretär Rainer Gröbel. Die dortigen Arbeitnehmer der Metallbranche seien von den Bonner Plänen besonders betroffen, weil ihre Manteltarifverträge keine eigene Regelung zur Bezahlung der ersten drei Krankheitstage festlegten.
Bei einer Durchsetzung der Bonner Kabinettsbeschlüsse würde es deshalb Unternehmen mit und Unternehmen ohne Karenztageregelung geben, kritisierte Gröbel. In den Tarifen für Hessen und Thüringen hat die IG Metall die Regelung festgeschrieben. In Hessen soll der Protest mit einer "kollektiven Mittagspause" in Bad Hersfeld am kommenden Mittwoch beginnen, teilte der DGB mit.
Jungmann nannte den Plan, "Kranke gegen Pflegebedürftige auszuspielen", eine "Kampfansage an die Gewerkschaften". Die Arbeitnehmer seien bereit, die Hälfte der Kosten für die Pflegeversicherung zu tragen. Den Plan, die Arbeitnehmer mit rund 6,5 Milliarden Mark per Karenztagbeschluß auch am Arbeitgeberanteil zu beteiligen, müsse Bonn jedoch zurücknehmen.
Für Angestellte gebe es erste Regelungen zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall seit 1861, sagte Jungmann. In den meisten EG-Ländern seien Karenztage wie in Deutschland ausgeschlossen. Der Bonner Vorstoß sei ein Angriff auf die Tarifautonomie, an dem sich massenhafter Protest entzünden werde. Wenn nötig, werde der DGB gegen ein Karenztag-Gesetz bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. lhe
LIMBURG. Der CDU-Landtagsabgeordnete und frühere hessische Umweltminister Karlheinz Weimar hat der Landesregierung vorgeworfen, mit der Forderung nach Freigabe weicher Drogen die Gefahren des Rauschgifts verharmlost und die Erziehungsarbeit der Eltern torpediert zu haben.
Während Eltern versuchten, ihre Kinder von Drogen fernzuhalten, denke die Landesregierung nur noch über Art und Weise der Freigabe nach, sagte Weimar in Limburg.
Trete der Staat aber als "Dealer" auf, würde die Hemmschwelle weiter herabgesetzt. Eine Strafandrohung bedeute eine psychologische und rechtliche Schwelle, die keinesfalls fallen dürfe. lhe
Eine der bedeutendsten Sammlungen von Fotoporträts von internationaler Jazzprominenz der 50er und 60er Jahre ist vom Darmstädter Jazz-Archiv übernommen worden. Die Sammlung des 1989 gestorbenen Fotografen Hanns E. Haehl dokumentiert das Jazzleben in der Nachkriegszeit. Der Nachlaß umfaßt etwa 6000 Abzüge und rund 20 000 Negative.
Dabei sind Aufnahmen von Duke Ellington, Miles Davis, John Coltrane, Albert Mangelsdorff und Michael Naura. Haehls Fotografien zeigen auch das Privatleben der Jazz-Größen. Abzüge und Negative sollen katalogisiert werden. lhe
Die schnelle Erfüllung der Auflagen des Bundesverfassungsgerichtes zur Verbesserung der Renten kindererziehender Frauen hat der Reichsbund der Kriegsopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen gefordert.
Wer bei der Diskussion um die Neuregelung des Paragraphen 218 von Frauen ein klares "Ja" zum Kind gefordert habe, müsse beweisen, daß er die Kindererziehung auch bei der Rentenberechnung gerechter gestalten wolle, sagte die Sprecherin der Frauen im hessischen Reichsbund, Cornelia Martin, in Frankfurt.
Sie appellierte an die hessische Landesregierung, mit Hilfe anderer sozialdemokratisch regierter Länder im Bundesrat einen Gesetzesentwurf entsprechend den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes einzubringen. lhe
Umschulungen zum Textilreiniger bietet das Arbeitsamt in Frankfurt zusammen mit dem Internationalen Bund für Sozialarbeit, Jugendsozialwerk (IB), an. Die Schulungsmaßnahmen beginnen im August und dauern ein und zwei Jahre, heißt es in einer Mitteilung des Arbeitsamtes.
Frauen und Männer, die Interesse am Bedienen technischer Anlagen und an den chemisch-physikalischen Grundlagen der unterschiedlichen Reinigungs- und Waschverfahren haben, können sich beim Arbeitsamt oder beim IB melden.
Im Textilreinigungsgewerbe bestehen laut Arbeitsamt gute Beschäftigungsmöglichkeiten, außerdem werde oft Teilzeitarbeit angeboten. lhe
Am Samstag wird das Wetter schlecht, am Sonntag noch schlechter. Auf diese Formel brachte die Meteorologin vom Dienst beim Wetteramt Frankfurt, Anette Tanck, am Freitag die Aussichten für das Wochenende. Eine Gewitterlinie soll von Westen her auf ganz Deutschland übergreifen, nachdem für Freitag im Osten Deutschlands noch bis zu 29 Grad erwartet wurden. Nach Auflockerungen am Samstag ziehe dann in der Nacht zum Sonntag ein breites Regenband herein, so die Vorhersage. Gegen Mittag klare es dann von Westen her - zuerst westlich des Rheins - auf, im Norden bleibe es regnerisch.
Der strahlend sonnige Siebenschläfertag am 27. Juni hat damit die in ihn gesetzten Hoffnungen auf sieben Woche Sonnenwetter nicht erfüllt. Der Frankfurter Diplom-Meteorologe Horst Oeckel führt dies auf die Kalenderreform des Papstes Gregor XIII. zurück, der im Jahr 1582 vom julianischen Kalender auf den gregorianischen Kalender umstellte: Weil in jenem Jahr zur Angleichung des Kalenders an astronomische Werte auf den 3. Oktober der 14. Oktober folgte, verschoben sich alle damals bestehenden Bauernregeln um zehn Tage und verloren so vielfach ihre Bedeutung.
Auch ohne Hilfe des Siebenschläfers zeichnete Oeckel den Ausblick auf die kommende Wetterwoche positiv: In der Mitte und im Süden Deutschlands werde sich nach dem regnerisch-kalten Wochenende Hochdruckeinfluß breit machen und allmählich für Tagestemperaturen bis zu 27 Grad sorgen. Nur der Norden werde "wesentlich bewölkter und regenreich" bleiben. lhe
(Wetterbericht heute auf Seite 16)
VIERNHEIM. Ein junger Mann hat in Viernheim (Kreis Bergstraße) einen Sturz aus knapp 20 Metern Höhe überlebt.
Wie die Polizei in Viernheim mitteilte, war der 22jährige beim Zug an einer Zigarette rücklings über die Flurbrüstung im achten oder neunten Stockwerk eines Hochhauses gekippt und auf das Eingangsdach im ersten Stock gefallen. Er sei mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden. lhe
IGELSBACH. Seinen Stall kräftig ausgemistet hat ein Nebenerwerbslandwirt aus Hirschhorn-Igelsbach (Kreis Bergstraße) und damit den Zorn geruchsempfindlicher Nachbarn auf sich gezogen.
Wie die Polizei in Wald-Michelbach berichtete, hatte der Bauer bereits 350 Kubikmeter Schweine- und Kälbermist rund um den Ort verteilt, als sich Bewohner beschwerten, ganz Igelsbach stinke nach Jauche.
Offenbar aus Furcht vor massiven Beschwerden der Anlieger und anschließenden Kontrollen hatte der Landwirt in den vergangenen Wochen große Mengen Mist aus dem Stall ins Freie gebracht, so die Polizei. Im Kälberstall habe das Jungvieh zuvor auf einer meterdicken Mistschicht gestanden. Wie der verteilte Dung entsorgt werden solle, stehe bisher nicht fest.
Den Bauern erwarte wegen der großen Menge Mistes ein Verfahren wegen einer Umweltstraftat, hieß es. lhe
HERBORN. Mit einer Mahnwache in einem Wohnheim für Flüchtlinge, vor dem Ende der Woche zwei Pakistani von Unbekannten niedergeschlagen worden waren, wollen Herborner Bürger ihre Solidarität mit den Asylsuchenden bekunden. Der Landrat des Lahn-Dill-Kreises, Gerhard Bökel (SPD), verurteilte "den feigen und hinterhältigen Angriff auf Menschen und Sachen". Er vermutet in den Tätern ausländerfeindliche, rechtsextremistische Kräfte und appellierte an alle Politiker, sich von parteipolitischen Positionen zu lösen und sofort mit der Umsetzung der Beschlüsse zur Asylpolitik zu beginnen.
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 3000 Mark für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat auf Asylsuchende in Herborn dienen, ausgesetzt. Bei dem Überfall vor dem Wohnheim waren in der Nacht zum Donnerstag zwei 18- und 20jährige Männer aus Pakistan von drei Unbekannten mit Eisenstangen niedergeschlagen und mit Messerstichen verletzt worden.
Die beiden Pakistani hatten bei ihrer Heimkehr auf dem Parkplatz vor dem Wohnheim drei maskierte Männer bemerkt, die sich an den dort abgestellten Autos zu schaffen machten. Als sich die Männer entdeckt sahen, hätten sie die Pakistani mit den Stangen niedergeschlagen, ihre am Boden liegenden Opfer getreten und dann mit je einem Messerstich in Brust und Oberschenkel verwundet. Danach hatten die Täter drei Autos demoliert, bevor sie flohen. Ihre Opfer konnten nach ambulanter Behandlung im Krankenhaus noch in der gleichen Nacht ins Wohnheim zurückkehren. lhe
HELSINKI, 10. Juli (Reuter). Als Terrorismus hat der georgische Staatsratsvorsitzende Eduard Schewardnadse die Entführung des Vize-Ministerpräsidenten Alexander Kawsadse bezeichnet. Schewardnadse sagte am Rande des KSZE-Gipfels in Helsinki, die Tat werde die Demokratisierung in Georgien nicht stoppen können. Er machte Anhänger des gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia für die Entführung verantwortlich. Das ist offener Terrorismus", erklärte der frühere sowjetische Außenminister. Bei der Entführung wie auch bei dem Angriff auf das Fernsehzentrum in Tiflis im Juni handle es sich um die letzten Versuche, den Demokratisierungsprozeß zu stören. Die Nachrichtenagentur Interfax hatte berichtet, Kawsadze sei in Westgeorgien verschleppt und sein Fahrer getötet worden.
SANTIAGO, 10. Juli (Reuter). Wegen der starken Luftverschmutzung in der chilenischen Hauptstadt Santiago haben die Behörden Kinder, alte Menschen und Kranke am Freitag aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Die Kindergärten wurden für einen Tag geschlossen. Nur noch 60 Prozent der Autos durften fahren, außerdem wurden 50 Prozent der Fabriken im Unkreis der Hauptstadt geschlossen. Das Verbrennen von Kohle und Holz wurde untersagt. Am Donnerstag lag eine dichte braune Dunstglocke über Santiago. Die Stadt hat wegen ihrer Tallage jeden Winter Smog-Probleme.
NEW YORK, 10. Juli (Reuter). Die Europäische Gemeinschaft (EG) will im Konflikt zwischen Serbien und den Albanern in der serbischen Provinz Kosovo vermitteln. EG-Vermittler Lord Carrington teilte in New York mit, der französische Diplomat Thierry de Baucet werde in Kürze nach Belgrad und in den Kosovo reisen.
Ein Gewaltausbruch in der zu Serbien gehörenden, aber mehrheitlich von Albanern besiedelten Provinz könne international noch gefährlichere Folgen haben als der Konflikt in Bosnien-Herzegowina, sagte Carrington. Er schlug vor, Serbien solle der Provinz dieselben Autonomierechte einräumen wie Kroatien den Serben in der Region Krajina.
MAILAND, 10. Juli (Reuter). In Mailand sind in der Nacht zum Freitag zwei Bomben explodiert. Sie richteten an einer spanischen Bank und der spanischen Handelskammer Schäden an.
BRASILIA (rtr/FR). Ein zwischen Brasilien und den internationalen Geschäftsbanken ausgehandeltes Umschuldungsabkommen ist von Präsident Fernando Collor de Mello als wesentliche Hilfe für die laufenden Reformen gewürdigt worden. Mit der Vereinbarung, die in einem Zeitraum bis zu 30 Jahren die Umschuldung von 44 Milliarden Dollar (rund 66 Milliarden Mark) regelt, kehre Brasilien in die internationale Wirtschaftsgemeinschaft zurück, erklärte er. US-Finanzminister Nicholas Brady sprach von einem Meilenstein, mit dem die Schuldenkrise Lateinamerikas bewältigt worden sei. Die deutschen Banken sind insgesamt mit 3,5 Milliarden Dollar beteiligt.
Mit der Normalisierung der Finanzbeziehungen zum Ausland habe sich Brasilien vom Risiko der Isolation befreit, betonte Collor. Jetzt gehe es um Veränderungen im Inland. "Ich bin sicher, daß die Reformen zur Modernisierung unserer Wirtschaft erfolgreich sein werden."
Mit dem Abkommen, das die einzelnen Gläubiger und der brasilianische Senat noch formell billigen müssen, sind zwischen allen großen Schuldnerländern Lateinamerikas und den Geschäftsbanken nunmehr langfristige Umschuldungen vereinbart. Zuvor hatten sich bereits Mexiko, Venezuela und Argentinien mit ihren privaten Gläubigern geeinigt. Brasilien, das mit Gesamtverbindlichkeiten von 115 Milliarden Dollar höchstverschuldete Entwicklungsland, hatte seit 1989
fällige Zinsen nicht mehr voll gezahlt. Nach der Vereinbarung haben die Banken mehrere Wahlmöglichkeiten. So
Ein solches Paket verschiedener Wahlmöglichkeiten wurde erstmals 1990 mit Mexiko ausgehandelt. Es soll den unterschiedlichen steuerlichen und bilanziellen Bedingungen der einzelnen Banken Rechnung tragen. Die jetzt ausgehandelten Konditionen sind etwa denen des Mexiko-Abkommens vergleichbar.
Entscheidend für die Gläubiger ist, daß die verbliebenen Restschulden mit festen Garantien abgesichert werden. Danach werden US-Staatsanleihen (Zero-Bonds) im Volumen von 3,2 Milliarden Dollar auf einem Sonderkonto hinterlegt. Durch Zinsansammlung soll in 30 Jahren dann ein Volumen erreicht sein, das die Tilgung der Brasilien-Schulden ermöglicht. Zum Ankauf der Papiere wollen der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) Brasilien neue Kredite über 1,6 Milliarden Dollar gewähren.
FRANKFURT A. M. (rtr). Die Kursmaklerkammer der Rheinisch-Westfälischen Börse in Düsseldorf hat die Deutsche Wertpapierdaten-Zentrale (DWZ) und die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) verklagt. Die Makler fordern in ihrer beim Landgericht Düsseldorf eingereichten Klage, DWZ und FWB sollten die für Oktober geplante Einführung des Boss-Systems zur elektronischen Verarbeitung von Wertpapieraufträgen ausschließlich für Teile des Handels in der Mainmetropole unterlassen. "Nach Auffassung der Kursmaklerkammer würde die einseitige Einführung dieses Systems . . . für die anderen Börsen einen ganz erheblichen Wettbewerbsnachteil bedeuten", heißt es. Kunden, die die Vorteile des Systems nutzen wollten, könnten Orders auf unbestimmte Zeit nur in Frankfurt abwickeln. Damit verstießen DWZ und FWB gegen das Diskriminierungsverbot des Kartellgesetzes. Den anderen sieben Börsen gehe viel Geschäft verloren. Eine spätere Rückkehr dieser Aufträge, wenn Boss außerhalb Frankfurts eingeführt ist, sei nicht zu erwarten.
Die Frankfurter Börse will im Oktober zunächst ihre zu Kassakursen abgewikkelten Wertpapiergeschäfte über Boss laufen lassen, drei Monate später auch den variablen Handel. Banken und Börse möchten durch das automatische "Order- Routing" Personal und Zeit sparen, die Papierflut eindämmen und Fehler bei der manuellen Auftragseingabe verhindern.
LONDON, 10. Juli Reuter). Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels hat nach Darstellung des britischen Boulevardblattes "Daily Mail" davon geträumt, Adolf Hitler abzulösen. Das Blatt veröffentlichte am Freitag Auszüge aus Tagebüchern von Goebbels, deren Echtheit Experten zufolge außer Zweifel steht. Sie kam damit der "Sunday Times" zuvor, die für das Wochenende den Abdruck bisher unbekannter Passagen angekündigt hatte. Die "Daily Mail" will die Texte vom Münchener Institut für Zeitgeschichte erhalten haben. Dort wird an einer wissenschaftlichen Edition der Tagebücher gearbeitet, die auf Funden in einem Moskauer Archiv beruht.
Acht Seiten widmete die Zeitung den Auszügen, die sich mit den Tagen nach dem Juli-Aufstand gegen Hitler im Jahre 1944 beschäftigen. Hitler sei plötzlich sehr alt geworden, schrieb Goebbels; jetzt fühle er sich selbst stark genug, der Führer zu werden.
Einige französische Wissenschaftler mahnen allerdings zur Vorsicht. Sie erinnern an die gefälschten "Hitler-Tagebücher" von 1983. Doch selbst wenn die Echtheit erwiesen wäre, müßten die Tagebücher nach Ansicht des britischen Historikers Peter Patfield mit Vorsicht genossen werden, da es sich um "Propaganda aus dem Grab" handele.
BERLIN, 10. Juli (Reuter). Der für Samstag angekündigte Aufruf ostdeutscher Politiker und anderer Prominenter zu einem Interessenbündnis ehemaliger DDR-Bürger ist bei den etablierten Parteien auf massive Kritik gestoßen. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Angela Merkel nannte die geplanten "Komitees für Gerechtigkeit" am Freitag "billige Demogagie". Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Eduard Lintner (CSU), warnte vor neuem Auftrieb für Rechtsradikale. Auch der Brandenburger SPD-Chef Steffen Reiche sprach sich gegen eine ostdeutsche Sammlungsbewegung aus.
Der Brandenburger CDU-Vorsitzende und Vorsitzende der CDU-Arbeitnehmerschaft, Ulf Fink, warnte vor einer neuen Spaltung Deutschlands. Der Generalsekretär der brandenburgischen CDU, Thomas Klein, bezeichnete den Aufruf im Deutschlandfunk als "PR-Show im Sommerloch". Diestel bewege sich auf sehr dünnem Eis.
Die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Vera Wollenberger warf dem PDS-Vorsitzenden Gregor Gysi, der ebenfalls zu den Mitinitiatoren der Komitees gehört, vor, einen Keil zwischen Ost und West treiben zu wollen. Die Sammlungsbewegung werde nur neue Probleme schaffen, sagte sie im Saarländischen Rundfunk (SR).
Sachsen-Anhalts Sozialminister Werner Schreiber (CDU) räumte der Bewegung gute Chancen ein. Viele Ostdeutsche fühlten sich von der Politik überfahren und würden sich solchen Bündnissen anschließen, sagte er.
STUTTGART, 10. Juli (Reuter). Vor einer besonders gefährlichen neuen Heroinsorte aus Polen hat am Freitag das Landeskriminalamt Baden-Württemberg gewarnt. Die dunkelbraune bis schwarze Flüssigkeit werde Drogenabhängigen unter den Namen "polnische Suppe" oder "polnische Brühe" zum Taschengeldtarif angeboten, teilte die Behörde in Stuttgart mit. Es handele sich um besonders hochkonzentriertes Heroin, bei dem sich ansonsten übliche Dosierungen tödlich auswirken könnten. Die Flüssigkeit, die ähnlich wie Cola aussehe, werde bereits in Spritzen aufgezogen zum Preis von 20 bis 25 Mark verkauft.
Nach den bisherigen polizeilichen Ermittlungen wird dieses Rauschgift hauptsächlich von polnischen Touristen in der Drogenszene verkauft. Im Gegensatz zum üblichen Heroinpulver, das erst aufgekocht werden müsse, sei die konzentrierte Heroinlösung bereits verbrauchsfertig.
Zur Person:
KLAUS KINKEL, Bundesaußenminister, wird am Sonntag zu einem zweitägigen Besuch nach Ankara reisen und sich um eine Verbesserung der gespannten deutsch-türkischen Beziehungen bemühen. Mit seiner Visite erfüllt der FDP-Politiker eine Zusage seines Vorgängers Hans-Dietrich Genscher. Die deutsch-türkischen Beziehungen waren wegen der Affäre um den Einsatz deutscher Waffen durch türkische Soldaten auch gegen kurdische Zivilisten belastet. Deutschland hatte deswegen im März seine Militärhilfe an den NATO-Partner gestoppt, den Lieferstopp aber im Juni wieder aufgehoben. Neue Lieferungen hat es allerdings noch nicht gegeben.(Siehe auch Seite 5) (Reuter)
WIEN, 10. Juli (Reuter). Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) will in einem großangelegten Projekt alle österreichischen Holocaustopfer namentlich erfassen. Damit solle gezeigt werden, daß die österreichischen Juden keine anonyme Masse, keine rein statistische Zahl gewesen seien, sagte DÖW-Leiter Wolfgang Neugebauer am Freitag in Wien. Gleichzeitig hoffe man, mit dem Projekt erstmals exakte Angaben über die tatsächliche Zahl der österreichischen Opfer der NS-Massenvernichtung machen zu können. Bisherige Schätzungen der Opferzahl schwanken nach Angaben des DÖW zwischen 50 000 und 66 600.
Da fast alle Personen auf Transportlisten und ähnlichen Dokumenten verzeichnet seien, werde es möglich sein, nicht nur die Opferzahl zu bestimmen, sondern auch Einzelschicksale zu recherchieren, sagte Neugebauer. Damit könne auch die Argumentation von Neonazis entkräftet werden, die seit Jahren die Unmöglichkeit der exakten Bestimmung der Opferzahl als Beweis dafür nehmen, daß es keinen systematischen Massenmord an Juden gegeben habe.
OOLANDO, 10. Juli (Reuter). Ein Jugendgericht im US-Bundesstaat Florida hat einem Kind das Recht zugesprochen, gegen seine eigenen Eltern zu klagen. Der Junge will, daß seine Eltern ihr Sorgerecht aufgeben und ihn zur Adoption freigeben. Dagegen wehrt sich die Mutter. Der Elfjährige, der bei adoptionswilligen Pflegeeltern lebt, macht geltend, daß er acht Jahre lang zwischen einem alkoholkranken Vater, einer Rabenmutter und verschiedenen Heimen hin- und hergeschoben worden sei.
Ein Kinderschutzverband begrüßte die Gerichtsentscheidung von Orlando und meinte, es könne sich um einen Präzedenzfall handeln.
WASHINGTON, 10. Juli (Reuter). US- Wissenschaftler haben ein 30 Millionen Lichtjahre von der Erde entferntes riesiges Schwarzes Loch entdeckt. Die Astronomen John Kormendy und Douglas Richstone veröffentlichten ihre Entdekkung jetzt im Fachblatt "Astrophysical Journal". Demnach verfügt das Schwarze Loch in der Galaxie NGC 3115 über die Masse von einer Milliarde Sonnen. Die Erkenntnisse der Forscher stützen sich auf Beobachtungen, die sie mit einem Teleskop auf Hawaii gemacht haben.
Schwarze Löcher sind Objekte von außergewöhnlicher Dichte, die jede Form von Materie und Energie im Weltall "schlucken", auch Licht. Die Forscher sind beim Nachweis Schwarzer Löcher auf Untersuchungen der sie umgebenden Kraftfelder angewiesen.
FRANKFURT A. M. (FR). Mit wenigen Gewinnern bei insgesamt schwachen Umsätzen hat sich der Frankfurter Aktienmarkt zum Wochenschluß präsentiert. "Es ist ein echter Freitag. Man hätte den Tag freimachen sollen", kommentierte ein Börsianer das dünne Geschäft. Nachdem einige Marktteilnehmer nach der freundlichen Vorbörse zunächst auf höhere Kurse gesetzt hätten, aber Anschlußorders ausgeblieben seien, habe "die Kulisse" ihre Positionen glattgestellt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) gab zum Schluß um 3,16 Punkte auf 1754,48 nach.
Positiv sei, daß der Dax die Widerstandslinie von 1750 Punkten verteidigt habe. Einige Händler sprachen aber von einer "Konsolidierungsphase": "Es kann sein, daß wir über den Sommer so zwischen 1700 und 1800 Punkten dahindümpeln und dann in der Mitte stehenbleiben", meinte ein Händler.
Eine "große Kauforder", die über Freimakler plaziert worden sei, habe den Kurs der Asko steigen lassen, erzählte ein Händler. Spekulationen hielten sich weiter im Markt, daß ein möglicher Aufkäufer auf dem zunächst niedrigeren Kursniveau zugekauft habe. Der Kurs der Aktie, die am vorvergangenen Freitag nach der Aussetzung mit 621 Mark wieder gehandelt wurde, kletterte zum Schluß um 18 auf 728 Mark. "Ausreißer" waren auch die Aktien der AVA, die um 15 auf 665 Mark kletterten. Dies hänge mit dem neuen Fusionsantrag der Asko beim Kartellamt zusammen.
Sehr ruhig blieb auch der Rentenmarkt. Die Durchschnittsrendite lag unverändert bei 8,26 Prozent.
ZÜRICH, 10. Juli (Reuter). Statt in einer heißen, stickigen Straßenbahn können die Zürcher in diesem Sommer mit einer Cabrio-Tram durch die Stadt kurven. Von kommenden Mittwoch an bis Ende August fahre für Frischluftfreunde zwischen Hauptbahnhof und See eine Straßenbahn "oben ohne", sagte ein Sprecher der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich am Freitag. Die Cabrio-Straßenbahn ist ein Anhängerwagen aus dem Jahr 1948, der vor der Schrottpresse bewahrt und dessen Dach entfernt wurde.
BUKAREST, 10. Juli (Reuter/dpa). Rumänien hat der benachbarten früheren Sowjetrepublik Moldawien Waffen zum Aufbau einer Armee geliefert. Das Verteidigungsministerium in Bukarest bestätigte am Freitag einen Zeitungsbericht, 2000 automatische Waffen, einige gepanzerte Fahrzeuge sowie eine kleine Anzahl Geschütze geliefert zu haben.
Ungeachtet einzelner Gefechte haben Moldawien und die separatistische Dnjestr-Republik am Freitag weiter ihre schweren Waffen von der Front am Dnjestr abgezogen. Wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete, kam es in der Nacht in der Stadt Bendery zu Schußwechseln. Nach Angaben aus Tiraspol beschossen moldawische Granatwerfer den Damm des Wasserkraftwerks von Dubossary.
MOSKAU, 10. Juli (Reuter). Die jetzt verbotene Kommunistische Partei der früheren Sowjetunion hat nach Angaben der russischen Regierung über Jahrzehnte dem damaligen Geheimdienst KGB politische Morde in der UdSSR sowie Terrorakte im Ausland befohlen. Am vierten Tag des KPdSU-Prozesses vor dem Verfassungsgericht in Moskau sagte der die Regierung vertretende Rechtsanwalt Andrej Makarow am Freitag, die Partei habe die Schaffung entsprechender Sondereinheiten befohlen. Jeder Operation habe die Parteispitze zustimmen müssen.
Das Politbüro hat Makarow zufolge auch noch nach dem formellen Verzicht auf die alleinige Macht im Staate die Bildung von Sondereinheiten der Geheimpolizei KGB für die Terrorismusbekämpfung befohlen. Makarow verlas die vom damaligen Präsidenten und Parteichef Michail Gorbatschow unterschriebene geheime Entscheidung vom 16. März 1990, "Alpha-Gruppen" zu bilden, denen nur Kommunisten und Leute, die dem sozialistischen Mutterland treu ergeben seien, angehören dürften.
Gleichzeitg trat Makarow dafür ein, die Neugründung von Parteien mit kommunistischer Ideologie nicht zu behindern.
Das Verfassungsgericht prüft die Klage von 37 Kommunisten, die das Verbot der KPdSU durch den russischen Präsidenten Boris Jelzin für unrechtmäßig halten.
Die Offenbacherin Eva-Maria Ittner feierte eine geglückte Generalprobe für die Fecht-Weltmeisterschaft der Degen- Damen. Beim Masters-Finale in Kubas Hauptstadt Havanna belegte die WM- Zweite einen Tag vor dem WM-Auftakt an gleicher Stätte den dritten Platz.
Jens Heppner aus Gera eroberte sich auf der fünften Etappe der Tour de France Platz vier der Gesamtwertung - seit Dietrich Thurau hat kein Deutscher ähnliches geschafft. Doch für den Neuling bei der Frankreich-Rundfahrt scheint dies alles ganz normal: "Auch die Tour ist eben nur ein Radrennen. Ich stehe früh auf und gehe an den Start."
Jens Heppner ist realistisch. Er weiß genau, daß er den Platz bei der Tour nicht lange wird halten können. "Für die Großen ist das alles jetzt noch uninteressant. Die kümmern sich doch gar nicht darum, ob jetzt einmal irgend jemand eine Minute gewinnt."
Und irgendwann, spätestens in den Alpen, wird auch für Heppner wieder der Tag kommen, an dem die Tour tatsächlich ein ganz normales Radrennen wird. Dann nämlich "werde ich auch Uwe Ampler sicher helfen. Der kommt einfach die Berge besser hoch." Er erlaubt sich keine Träume. Weder für die kommenden Tage bei der Großen Schleife noch für die weitere Zukunft.
In Aachen sucht er eine Wohnung, damit "mein Sohn in einen deutschen Kindergarten gehen kann". Es sei schön, einmal Vierter gewesen zu sein, auch deshalb, weil sein Name jetzt bekannter geworden ist. Nicht unwichtig für kommende Vertragsverhandlungen. Denn es ist nicht sicher, ob er bei Telekom bleibt. sid
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesjustizministerium, Rainer Funke, hat die Forderung des sportpolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Schmidt, zurückgewiesen, Doping ins Betäubungsmittelgesetz aufzunehmen und somit strafrechtlich zu verfolgen.
Einen Tag vor dem endgültigen Meldeschluß für Barcelona mußte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) die Nachnominierung seines Stabhochsprung-Vizemeisters Kai Atzbacher (Frankfurt) beim Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland beantragen. Vorausgegangen war am Donnerstag eine Einstweilige Verfügung, die der nicht nominierte Athlet beim Landgericht Darmstadt erwirkt hatte.
"Ich bin seit einer Stunde über den Sachverhalt informiert. Wie im Fall Strauß läuft eine Umfrage. Sobald eine Mehrheit von 13 der 24 stimmberechtigten Mitglieder des NOK-Präsidiums vorliegt, wird die Öffentlichkeit informiert", erklärte NOK-Generalsekretär Walther Tröger.
Zur Handlung gezwungen worden war das NOK am Vortag durch die wegen Dopings gesperrte Freistil-Schwimmerin Astrid Strauß. Bereits vor Abschluß der schriftlichen Umfrage hatte die Mehrheit der Präsidiums-Mitglieder die Nominierung der Magdeburgerin abgelehnt, die vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) auf der Grundlage eines Gerichtsbeschlusses beantragt worden war. Astrid Strauß wurde dennoch zur fairen Wahrung aller Rechte provisorisch gemeldet. Tröger: "Bei uns ist der Fall abgehakt. Es gibt allerdings die Möglichkeit, noch einmal darüber zu reden, wenn sich beim DSV neue Gesichtspunkte ergeben."
Zum "Fall Atzbacher" erklärte DLV-Generalsekretär Jan Kern am Freitag, Atzbacher habe nach Ablehnung einer einstweiligen Anordnung durch den DLV- Rechtsausschuß vor dem Landgericht glaubhaft gemacht, daß er in Barcelona eine Endkampf-Chance besitze. Bei seinem Beschluß habe der Richter festgestellt, daß es eine Qualifikation in diesem Wettbewerb gebe und jeder, der diese absolviere, stehe im Endkampf. Atzbacher hatte mit 5,50 m den vom DLV vorgegebenen Richtwert erfüllt. sid
Berlin will nach einer Serie von Pannen und Peinlichkeiten für die Olympia- Bewerbung im Jahre 2000 neu durchstarten. Der Aufsichtsrat der Olympia- Marketing-GmbH zog einen Schlußstrich unter die letzte Affäre und kündigte mit sofortiger Wirkung das Vertragsverhältnis mit Geschäftsführer Nikolaus Fuchs. Der neue Manager, Geschäftsführer Axel Nawrocki von der Olympia-GmbH, der bis auf weiteres ein Doppelamt bekleidet, verfügte erste Konsequenzen: Einsparungen und Arbeitskontrolle sowie effektivere Arbeit der Marketing-GmbH.
Auch die Firma von Fuchs, "Bossard Consultants", die im August letzten Jahres den Auftrag für eine Bewerbungsstrategie erhielt, ist aus dem Geschäft. Dem 38 Jahre alten Unternehmensberater war in einem Beitrag des Fernsehmagazins "Monitor" vorgeworfen worden, er habe mit seiner Firma intime Daten über die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gesammelt.
Fuchs dementierte dies. Die Mitarbeiter der Marketing-GmbH hatten sich für ihren Geschäftsführer ausgesprochen. Fuchs hatte Lizenzverträge in Höhe von 26 Millionen Mark abgeschlossen. Doch die Wirtschafts-Bosse sahen stärker den in sportpolitischen Kreisen angerichteten Schaden für das Berliner Olympia-Projekt.
Doppel-Manager Nawrocki sagte: "Herr Fuchs ist kein Bauernopfer. Wir müssen jetzt mit einem sauberen Image international werben." Hinter verschlossenen Türen wurde auch informiert, daß IOC-Präsident Samaranch "sehr verärgert" über Berlins negative Schlagzeilen sei. In Barcelona will Nawrocki Überzeugungsarbeit leisten, um wieder Anschluß an die favorisierten Olympia-Kandidaten Sydney und Peking zu finden. Der abgespeckte Berlin-Troß fliegt Anfang nächster Woche in die katalanische Metropole - im Gepäck sind auch 600 Olympia-Koffer für Journalisten. sid
Der Nürnberger Gerd Audehm fährt bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt für Radamateure weiter im Gelben Trikot des Spitzenreiters. Nach dem ersten Teilstück der dritten Etappe über 99,4 Kilometer von Bad Neuenahr/Ahrweiler nach Bad Marienberg führt Audehm im Gesamtklassement in einer Zeit von 9:25:02 Stunden. Etappensieger wurde der Österreicher Georg Totschnig in 2:28:13 Stunden.Norweger Kugelstoßer Nilsen erneut positiv getestet Doping-Fälle im GUS-Team Die Läuferinnen Grigorjewa und Artjomowa wurden erwischt
Zwei Wochen vor den Sommerspielen in Barcelona erfaßt eine neue Doping- Welle die Leichtathletik. Binnen 24 Stunden wurden die Olympia-Mitfavoritinnen Natalja Grigorjewa, WM-Dritte über 100 m Hürden, und die 1500-m-Weltranglistenerste Natalja Artjomowa (beide GUS) überführt.
Nach bisher nicht offiziell bestätigten Informationen waren bei den US-Trials fünf Athleten positiv, darunter die inzwischen wegen einer "Bauchmuskelverletzung" aus dem Olympiateam gefallene Diskushoffnung Kamy Keshmiri. Bereits zum drittenmal wurde Norwegens Vize- Weltmeister im Kugelstoßen, Lars Arvid Nilsen, positiv getestet.
Die ukrainische Hürdensprinterin Natalja Grigorjewa hat bei den GUS-Meisterschaften in Moskau unerlaubte Aufputschmittel zu sich genommen. Das ergab die Kontrolle der A- und B-Probe der Läuferin, die sich als Zweite für Barcelona qualifiziert hatte. Grigorjewa wurde bereits stillschweigend aus der Mannschaft für Barcelona gestrichen und durch Natalja Kolowanowa ersetzt. Ihr droht eine vierjährige Sperre durch den Weltverband IAAF.
Der ukrainische Leichtathletikverband lehnte bisher jegliche Stellungnahme ab. Auch die Mitarbeiter des Moskauer Instituts, in dem die Tests vorgenommen wurden, verweigerten Journalisten gegenüber jede Auskunft. Ebenso halten sich die Amerikaner hinsichtlich der offenbar ernsthaften Gerüchte um Keshmiri und die vier anderen Athleten der Trials von New Orleans bedeckt.
Erst am Donnerstag war aus Oslo bekanntgeworden, daß die GUS-Langstrecklerin Natalja Artjomowa bei den "Bislett Games" am vergangenen Samstag unerlaubte Mittel genommen haben soll. Sie war dort über die Meile Zweite geworden hinter der Rumänin Doina Melinte. Die 29jährige aus Charkow war 1991 wegen ihres Fehlens bei den UdSSR-Meisterschaften als WM-Favoritin nicht für Tokio nominiert worden. sid
Die öffentlich-rechtliche Zusammenarbeit zwischen ARD und ZDF in Sachen Fußball-Bundesliga ist beendet. Während die ARD weiterhin mit dem Rechtehalter ISPR verhandelt, schloß das ZDF eigenständig einen Vertrag mit den Münchner Rechtehändlern, um die Berichterstattung im "Aktuellen Sportstudio" wie in den letzten Jahren zu sichern. Die Nachverwertungsrechte kosten das ZDF fast 25 Millionen Mark.
Heribert Faßbender, Chef der zukünftig wohl fußballosen ARD-Traditionssendung "Sportschau", nahm den ZDF- Abschluß gelassen: "Es wundert mich nicht, daß es nun separate Verträge gibt. Wir müssen den Kollegen für die lange Strecke großer Solidarität danken."
Somit kann das ZDF auch am Freitag auf Sendung gehen. Von den vorgezogenen Spielen darf am späten Abend berichtet werden. Vor ihnen ist allerdings der private Kanal SAT1 an der Reihe.
Sollte ein Vertrag mit der ARD zustandekommen - samstags ab etwa 19.15 Uhr würde dann in den Regionalprogrammen über die Erste Bundesliga berichtet - werden sich die beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten bei den Spielen an Wochentagen abwechseln. Das Vertragsangebot für die ARD hat ein finanzielles Volumen von fast 30 Millionen Mark. sid
Bereits zum vierten Mal wurde Fußball-Nationaltorhüter Bodo Illgner vom Bundesligisten 1. FC Köln zum "Torhüter des Jahres" gewählt. Bei der alljährlich von der Fachzeitschrift "Libero" durchgeführten Wahl fungierten Bundesliga- und DFB-Auswahltrainer als Juroren. Zweiter wurde der Nürnberger Andreas Köpke vor Uli Stein von Eintracht Frankfurt.
Der an Nummer drei gesetzte Wimbledon-Finalist Goran Ivanisevic ist beim mit 330 500 Dollar dotierten Tennis- Grand-Prix im Schweizer Gstaad im Viertelfinale ausgeschieden. Der Kroate unterlag dem als Nummer sechs geführten Spanier Sergi Bruguera 3:6 und 2:6. Ebenfalls das Aus kam für den Amerikaner Michael Chang. Die Nummer zwei der Setzliste verlor gegen den Argentinier Gabriel Markus 6:7 (3:7) und 6:7 (1:7).
Zwei Drittel der Bundesbürger in Ost- und Westdeutschland sind gegen eine Bewerbung Berlins für die Olympischen Sommerspiele 2000. Dies ergab eine repräsentative Umfrage, die das Zweite Deutsche Fernsehen in seiner Sendung "ZDF-Politbarometer" am Freitag veröffentlichte.Ratingen verpflichtet Bielke
Eishockey-Bundesligist EC Ratingen verpflichtete Nationaltorhüter Rene Bielke von Mitaufsteiger EHC Eisbären Berlin. Der 30jährige unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag.
Unter dem Atomium in Brüssel sprintete der Franzose Laurent Jalabert zum Sieg auf der sechsten Etappe der Tour de France. Die Zielgerade der 167 Kilometer langen Etappe von Roubaix in die belgische Hauptstadt führte unter dem Wahrzeichen der Stadt hindurch. Nach 3:37:06 Stunden belegte Claudio Chiappucci (Italien) den zweiten Rang vor Brian Holm (Dänemark) und Greg LeMond (USA). Das Gelbe Trikot trägt weiterhin der Franzose Pascal Lino, bester Deutscher war erneut Olympiasieger Olaf Ludwig, der an der Spitze der Verfolgergruppe 1:21 Minute hinter dem Sieger das Ziel erreichte.
Rund 25 km vor dem Ziel hatten sich Chiappucci, LeMond, Holm und Jalabert abgesetzt. Der Italiener Chiappucci und der dreimalige Tour-Sieger sowie zweifache Weltmeister LeMond leisteten gute Führungsarbeit, während sich der Rest an ihrem Hinterrad schonte. LeMond, der in den ersten Etappen keinesfalls überzeugte, nachdem er wegen der Straßensperre in Frankreich eine beschwerliche Anreise 36 Stunden per PKW hatte, zeigte diesmal seine Stärke.
Zehn Kilometer vor dem Ziel kam es auf regennassem Kopfsteinpflaster zu einem schweren Sturz, in den auch Andreas Kappes (Kirchzarten) verwickelt war, der aber nach erstem Anschein ohne größere Blessuren abging.
Noch beim Start in Roubaix mußten die Fahrer ihre Regenjacken aus dem Kofferraum der Begleitfahrzeuge packen. Bei Temperaturen von gut 20 Grad Celsius behinderte sie auf den ersten Kilometern steter Nieselregen, der später noch stärker wurde. Dennoch legten sie wie schon einen Tag zuvor ein hohes Tempo vor.
Schon nach wenigen Kilometern hatte sich eine Vierergruppe mit LeMond, Chiappucci, Johan Capiot (Belgien) und Pello Ruiz-Cabestany (Spanien) abgesetzt, die sich jedoch nicht lange an der Spitze hielt. Der Franzose Thierry Marie faßte sich nach 50 km ein Herz, fuhr 45 km alleine und hatte zwischenzeitlich einen Vorsprung von 1:15 Minuten.
Nachdem beim Start noch relativ wenige Zuschauer bei der Vorstellung der 193 Fahrer dabei waren, säumten in Belgien wieder Hundertausende die Strecke, die über Teile der klassischen Distanzen Het Volk und Flandern-Rundfahrt ging.
Nach knapp 100 Kilometern sahen sie einen Ausreißversuch einer 16köpfigen Gruppe, zu der auch Rolf Gölz (Bad Schussenried) gehörte. Erst 25 Kilometer vor dem Ziel wurde die Gruppe schließlich eingeholt. sid
Stabhochspringer Kai Atzbacher hat es nicht geschafft, das Nationale Olympische Komitee (NOK) zu seiner Nominierung für Barcelona zu zwingen. Das Frankfurter Landgericht lehnte laut Atzbachers Anwalt Walter Trickl den Antrag auf einstweilige Verfügung mit der Begründung ab, ein Zivilgericht sei nur in beschränktem Maße in der Lage, die Entscheidung eines Verbandes oder Vereins zu korrigieren. Dies sei nur dann möglich, wenn "unbillig" oder "willkürlich" gehandelt worden sei. Laut Trickl war dies nicht der Fall. Atzbacher werde nicht das Oberlandesgericht als zweite Instanz anrufen. Er müsse insgesamt mit Kosten in vierstelliger Höhe rechnen.
Der deutsche Vizemeister Atzbacher hatte den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) per Gerichtsbeschluß gezwungen, seine Nachnominierung beim NOK zu beantragen. Dem DLV war dabei ein Ordnungsgeld von bis zu 500 000 Mark angedroht worden.
Der DLV war diesem Antrag auch nachgekommen, doch laut Anwalt Trickl reagierte das NOK nicht auf diesen Schritt. sid
Die französische Berufsradrennfahrerin Jeannie Longo hat sich bereit erklärt, die Reifen des Teamsponsors bei den Olympischen Radrennen in Barcelona zu fahren. Damit beugte sich die mehrfache Tour de France-Siegerin und Stunden- Weltrekordlerin dem Druck ihres Radverbandes, der angedroht hatte, sie nicht in Barcelona starten zu lassen, wenn sie nicht die offiziellen Team-Reifen benutzt.
RADSPORT
TOUR DE FRANCE, sechste Etappe, Roubaix - Brüssel (167 km): 1. Jalabert (Frankreich) 3:37:06 Stunden, 2. Chiappucci (Italien), 3. Holm (Dänemark), 4. LeMond (USA) alle gleiche Zeit, 5. Museeuw (Belgien) 1:22 Minuten zurück, 6. Nelissen (Niederlande), 7. Ludwig (Gera), 8. Konyschew (GUS), 9. Capiot (Belgien), 10. Nijdam (Niederlande), . . . 21. Indurain (Spanien), . . . 29. Bugno (Italien), . . . 47. Heppner (Gera), 48. Stumpf (Dittelbrunn) alle gleiche Zeit, . . . 64. Ampler (Leipzig) 2:16, . . . 74. Krieger (Karlsruhe) beide gleiche Zeit.
Gesamtwertung: 1. Lino (Frankreich) 26:22:53 Stunden, 2. Bauer (Kanada) 3:11 Minuten zurück, 3. Chiappucci 3:34, 4. Virenque (Frankreich) 4:02, 5. LeMond 4:29, 6. Heppner 4:37, 7. Bugno 5:06, 8. Roche (Irland) 5:28, 9. Indurain 5:33, 10. Perini (Italien) 5:35, . . . 35. Ampler 8:32, . . . 78. Ludwig 20:37.
LEICHTATHLETIK
DEUTSCHE JUGEND-MEISTERSCHAFTEN in Mönchengladbach, männliche A-Jugend: 100 m: 1. Marc Blume (LG Olympia Dortmund) 10,37 Sekunden, 2. Groszecki (LG Solingen) 10,41.
Weibliche A-Jugend: 100 m: 1. Lichtenhagen (LG Bayer Leverkusen) 11,44 Sekunden, 2. Bekker (LHZ Bruchköbel) 11,58, 3. Seidel (LHC Quelle Fürth) 11,60.
Bernhard Langer hat die besten Chancen, erstmals in seiner Karriere die mit 1,14 Millionen Dollar dotierten "Scottish Open" in Gleneagles zu gewinnen. Mit seiner zweiten 67er-Runde kehrte der 34jährige Schwabe am Freitag auf den Spitzenplatz zurück und distanzierte dabei die Konkurrenz vor der letzten Runde um drei Schläge. Nach einer 62er-Auftaktrunde war Langer am Donnerstag auf den dritten Platz zurückgefallen.
Platz zwei mit jeweils 199 Schlägen teilen sich der Schotte Colin Montgomerie, Mats Lanner aus Schweden und der Engländer Paul Curry, der zuvor in der zweiten Runde mit 60 Schlägen auf dem Par-Zo-Kurs einen Platzrekord aufgestellt und zwischenzeitlich die Führung übernommen hatte.
Am Freitag patzte Curry aber ebenso mit einer 70er-Runde wie Lokalmatador Montgomerie, der aus Verärgerung über sein Spiel zunächst nicht zur Pressekonferenz kommen wollte. "Ich habe Langer auf den letzten fünf Löchern vier Schläge geschenkt. Das kann ich mir bei Bernhards Spielweise einfach nicht leisten", schimpfte er. sid
RADES2
RHEINLAND-PFALZ-RUNDFAHRT für Amateure, dritte Etappe, 1. Halbetappe über 99,4 km von Bad Neuenahr/Ahrweiler nach Bad Marienberg: 1. Totschnig (Österreich) 2:28:13 Stunden, 2. Piziks (Lettland), 3. Jeker (Schweiz), 4. Moster (Bellheim) 0:13 Minuten zurück.
2. Halbetappe, Einzelzeitfahren über 16,2 km in Bad Marienberg: 1. Padmos (CSFR) 22:10 Minuten, 2. Ozols (Lettland) 0:03 Minuten Rückstand, 3. Audehm (Nürnberg) 0:06, 4. Blochwitz (Cottbus) 0:09, 5. Trkal (CSFR) 0:15, 6. Brozyna (Polen) 0:20.
Gesamtklassement: 1. Audehm 9:47:18 Stunden, 2. Luthenberger (Österreich) 2:48 Minuten zurück, 3. Poels (Niederlande) 3:36, 4. Ozols 3:45, 5. Padmos 3:47, 6. Brozyna gleiche Zeit.
Gesamtklassement, Mannschaft: 1. Deutschland 29:30:44 Stunden, 2. Österreich 3:05 Minuten zurück, 3. Schweiz 3:30, 4. Polen 3:33.
TURNEN
LÄNDERKAMPF der Männer in Ludwigshafen, Stand nach der Pflicht: 1. Deutschland 286,65 Punkte, 2. Rumänien 283,55, 3. Schweiz 276,70. - Einzelwertung: 1. Wecker (Berlin) 58,40 Punkte, 2. Kroll (Cottbus) 57,70, 3. Gherman (Rumänien) 57,20, 4. Walther (Halle) 56,95, 5. Rizan (Rumänien) 56,80, 6. Tippelt (Deilinghofen) 56,50, 7. Sandu 56,40, 8. Bejenaru (beide Rumänien) 56,20.
GOLF
SCOTTISH OPEN in Gleneagles, Stand nach der dritten Runde: 1. Langer (Anhausen) 196 (62+67+67) Schläge, 2. Lanner (Schweden) 199 (64+69+66), Montgomerie (Schottland) 199 (65+64+70) und Curry (England) 199 (68+60+71), 5. O'Malley (Australien) 200 (65+70+65) und Faldo (England) 200 (69+62+69).
EUROPEAN LADIES OPEN in Köln-Refrath, Stand nach der zweiten Runde: 1. Davies 132 (66+66) Schläge, 2. Johnson (beide England) 133 (67+66), 3. Alfredson 138 (68+70), Neumann (beide Schweden) 138 (66+72) und Niclas (England) 138 (72+66).
HANDBALL
TURNIER der Männer in Menden: Deutschland A - Deutschland B 22:15 (12:9).
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Union hat ihren Willen in Sachen Ortsumgehung Mörfelden nun doch noch bekommen. Nur die Grüne Bürgerliste (GBL) und der parteilose Herbert Oswald von der DKP-Fraktion stimmten gegen den Dringlichkeitsantrag, der eigentlich schon vor der Sommerpause, am 16. Juni, behandelt werden sollte und in der Sondersitzung am Donnerstag noch einmal aufs Tapet kam. Inhalt in Kurzform: Der Magistrat soll am Ball bleiben und beim Bund auf baldige Realisierung drängen.
Hintergrund ist der Neuentwurf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP), wo die Ortsumgehung als "vordringlich" eingestuft werden soll. Ziel des CDU-Antrages: Wiesbadens "Ja" zu dem Projekt, das seit 20 Jahren in immer neuen Varianten im Gespräch ist und an dem 1984 das erste rot-grüne Bündnis in der Stadt zerbrach. Das "Ja" ist inzwischen gekommen; mithin hätte die Sondersitzung nach Ansicht etlicher Stadtverordneter auch unterbleiben können. Abgestimmt wurde aber doch, denn gerade jetzt sei es "immens wichtig, weiter am Ball zu bleiben", um die Baureife zu erreichen. Man müsse zeigen, daß "die Stadtverordneten wie ein Mann und eine Frau dahinter stehen", so CDU-Mann Rudi Haselbach.
Fünf stehen nicht dahinter, wenngleich im Kern Einigkeit darin besteht, daß der Durchgangsverkehr zweier Bundesstraßen aus Mörfelden raus muß. Herbert Oswald sieht aber keine Dringlichkeit und die GBL-Vertreter leiteten ihr Nein am CDU-Sprachgebrauch ab. Während die Ökofraktion das offiziell als "HE/326" titulierte Projekt als "Ortsumgehung" bezeichnet, spricht die CDU-Riege auch in ihrem Antrag von der "Südumgehung." Dieser Name aber ist für die GBL mit jener vierspurigen Trasse verbunden, die ganz am Anfang der Überlegungen stand. Die aber sei doch längst ad acta gelegt, so Matthias Steidl für die GBL.
Daß die GBL deswegen bockte, blieb den Unionsvertretern trotzdem unverständlich. Ob Süd- oder Ortsumgehung sei doch eigentlich egal, meinte Unionsmann Haselbach, denn "die Bürger dieser Stadt wissen doch, was gemeint ist." Nämlich das, was SPD und GBL 1989, als das zweite Bündnis geschlossen wurde, im Koalitionsvertrag festschrieben. Demnach soll die B 44 vom Luley-Knoten her an die Darmstädter Straße angebunden werden, um das südliche Gewerbegebiet herumführen und dann im Bereich des Waldstadions auf die B 486 münden.
Zwar hält sich auch bei dieser Variante, weil auch sie ökologisch wertvolles Gebiet kreuzt, die Euphorie in Grenzen, ist die Entscheidung , eine Wahl zwischen "Kopfweh und Bauchweh", wie es DKP-Fraktionschef Rudi Hechler formulierte. Aber Mörfelden sei nun mal nicht zu untertunneln, so Hechler, und um dem Durchgangsverkehr in der Stadt Herr zu werden, seien wohl auch "schmerzhafte Maßnahmen" nötig.
Bis sie greifen, wird allerdings noch viel Zeit vergehen. SPD-Fraktionschef Werner Schmidt sieht in dem von der CDU proklamierten entscheidenden Durchbruch in Sachen Ortsumgehung höchstens einen "kleinen Schritt". "Vordringlicher Bedarf" bedeute nämlich lediglich die Aufnahme des Projektes in die weitere Planung, aber nicht, daß auch gleich entsprechende Mittel des Bundes - der die Kosten bei Aufnahme in den BVWP zu tragen hat - sofort zur Verfügung stünden. Und damit sei in den nächsten Jahren sicher nicht zu rechnen. Eine Meinung, die auch Bürgermeister Bernhard Brehl teilt, wenngleich er die Aufnahme in den BVWP als Erfolg sieht. Aber: "Man muß schon sagen, daß vordringlich nicht morgen heißt." wal
MARBURG. Lange Jahre lagen die Schätze im Thüringischen im Dornröschenschlaf. Denn bis zur deutschen Wende 1989 war sie nur Eingeweihten bekannt und zugänglich: die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung in Greiz. In einem Sommerpalais wird dort eine einzigartige Sammlung mit historischen Karikaturen des 17. bis 19. Jahrhunderts aufbewahrt, die heute als größte Spezialsammlung zeitgenössischer Karikaturen Ostdeutschlands gilt.
Eine Auswahl dieser Schätze wird nun zum ersten Mal außerhalb von Greiz gezeigt. Zunächst vom 12. Juli bis 13. September im Marburger Universitätsmuseum, später auch in anderen deutschen Städten.
Begründet wurde die Sammlung von der kunstsinnigen Prinzessin Elisabeth von Windsor, Tochter des englischen Königs Georg III. Ihre Erben und Nachfolger setzten diese Tradition bis in unsere Tage fort. So finden sich unter den vielen tausend Kupferstichen und Zeichnungen nach Auskunft des Marburger Kulturamtes allein 600 Schabkunstblätter nach Joshua Reynolds, "äußerst seltene und erlesene Arbeiten von Größen wie Callot, Gillray, Boilly, Rowlandson und natürlich Hogarth".
Vertreten sind ebenso originalkolorierte Werke des bedeutendsten französischen Karikaturisten Honoré Daumier, Arbeiten deutscher Meister der spitzen Feder aus den Jahren 1830 bis 1848, aber auch Blätter von Künstlern des 20. Jahrhunderts - bis hin zu Ralf Alex Fichtner und Friedrich Karl Waechter.
Daß diese Leckerbissen für Satire-Fans und Graphik-Freunde nun erstmals auch in Westdeutschland zu sehen sind, verdankt sich den guten Verbindungen des Marburger Kulturamtschefs Armin Klein und seines Kooperationspartners, des Göttinger Ausstellungsmachers WP Fahrenberg, ins thüringische Greiz. Den beiden war es schon vor der deutsch- deutschen Wende gelungen, dort die vielbeachtete Ausstellung mit Karikaturen der "Neuen Frankfurter Schule" zu plazieren. Schon 1990 ging dann die Greizer Ausstellung "Satiricum" mit aktuellen Arbeiten von Ost-Karikaturisten von Marburg aus erfolgreich auf Wanderschaft durch das ganze Bundesgebiet.
Die neue Ausstellung "250 Jahre Satire aus dem Sommerpalais in Greiz" soll nun mit kostbaren und "gänzlich unverstaubten" Arbeiten einen Einblick in die Humorproduktion vergangener und neuer Zeiten geben und Ergebnisse der "ewigen Auseinandersetzung des Innovativen, Frechen und Modernen mit dem Gestrigen und Konservativen präsentieren", so Kulturamtschef Armin Klein .
Die Ausstellung wird am Sonntag um 11 Uhr 15 durch den Direktor der Greizer Sammlung, Gotthard Brandler, eröffnet. Bis zum 13. September ist die Ausstellung täglich (außer montags) von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr im Marburger Universitätsmuseum, Biegenstraße 11, zu sehen. ANDREA TERSTAPPEN
KÖNIGSTEIN. 1991 war für die Stadtbibliothek das bisher erfolgreichste Jahr seit ihrer Gründung 1976. Die Statistik weist in jeder Hinsicht nach oben. Die Schwelle von 30 000 Ausleihen wurde erstmals überschritten. Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der entliehenen Medien von 29 679 auf 30 483. Auch kommen immer mehr Leserinnen und Leser: 1224 wurden 1991 gezählt, 1157 waren es 1990. Statistisch schleppte jeder im letzten Jahr 30 Schmöker, Kassetten oder Platten aus der Bücherei.
Dabei konnten sie am Jahresende zwischen knapp 1200 mehr Medien ihre Wahl treffen als zu Jahresbeginn. Insgesamt umfaßte das Register am 31. Dezember 18 580 Titel, davon fast 9000 Sachwälzer, 5000 belletristische Werke und rund 3000 Kinderbücher. Dazu kommen noch 757 Schallplatten, Kassetten und CDs, die insgesamt 4343mal in kurstädtische Haushalte mitgenommen wurden. Besonders für die CDs registrierte die Bücherei ein "enormes Interesse".
Generell habe sich das Angebot von CDs und "der Start ins Video-Zeitalter" "positiv bemerkbar" gemacht, heißt es im Jahresbericht. Bei den Filmstreifen handelt es sich vor allem um hochwertige Reiseführer und Kulturfilme.
In der insgesamt positiven Bilanz werden auch kritische Töne angeschlagen: "Wenn auch mit der anstehenden Erweiterung der Bücherei zumindest teilweise das Raumproblem gelöst ist, so ist doch insgesamt die Unterbringung der Stadtbibliothek nicht sehr günstig." Die Lage im ersten Stock des Kurhauses bringe Probleme: die Zahl der älteren Leser nehme stetig ab. Die Senioren "tun sich ständig schwerer; von Behinderten ganz zu schweigen". Um ältere und behinderte Kurstädter aber nicht völlig aus dem Leserkreis auszuschließen, gibt es einen Betreuungsdienst, durch den dieser Kundenstamm einmal monatlich mit neuem Medienstoff versorgt wird. mk
OBERURSEL. Ein 25prozentiges Umsatzplus erwartet NUR Touristic-Geschäftsführer Hermann Kratz im laufenden Geschäftsjahr für den deutschen Reiseriesen, der im März mit seiner Hauptverwaltung von Frankfurt nach Oberursel umgezogen ist. Gestern sollte bereits die zweimillionste Buchung laufen.
Etwa 2,3 Millionen Passagierbeförderungen sollen bis 31. Oktober gebucht und etwa 2,4 Milliarden Mark Umsatz gemacht sein. Am 1. November nämlich beginnt das neue Geschäftsjahr. Rechnet Kratz die Umsätze der ausländischen Tochtergesellschaften mit ein, kommt er für '91 / '92 auf einen erwarteten Jahresumsatz von gut drei Milliarden Mark.
In der neuen Hauptverwaltung im Zimmersmühlenweg sind inzwischen 680 Mitarbeiter beschäftigt.
Am Samstag, 8. August, haben Oberurseler Gelegenheit, sich den Verwaltungstempel von NUR-Touristic von innen anzusehen. Das Unternehmen plant einen Tag der offenen Tür mit Hausführungen, Filmschau, Kurzvorträgen und Unterhaltungsprogramm. Drei Heißluftballonfahrten werden verlost. mk
Dominikanische Republik: Führungsstil wie im Mittelalter
1990, nach den verlorenen Wahlen, versuchte sich die Opposition mit der Aussicht zu trösten, daß dies die letzte Amtszeit von Präsident Joaquin Balaguer sei. Denn der 85jährige ist nicht nur einer der ältesten Regierungschefs der Welt, er hatte mit seiner sechsten Wiederwahl auch ein selbstgestecktes Ziel erreicht: im Kolumbusjahr über die Feierlichkeiten in der Dominikanischen Republik zu präsidieren. Doch zur Halbzeit und kurz vor dem Festakt im Oktober sind sich seine Gegner nun nicht mehr so sicher.
"Mientras respira, aspira" - solange noch Leben in ihm sei, trete er (auch 1994) an - lautet ein geflügeltes Wort auf der Karibikinsel. Selbst Dementis von Balaguer wischen Beobachter vom Tisch. "Er hat jedesmal behauptet, daß er nicht mehr kandidiere, und dann ging er doch wieder in den Ring", sagte ein Vertreter der oppositionellen PLD. Balaguer, der 1990 mit der knappsten Mehrheit und dem Vorwurf der Manipulation gewann, ist seit 26 Jahren mit nur achtjähriger Unterbrechung (1978-86) an der Macht.
Daß er in diesen Jahren nichts bewegt hat, können ihm seine Gegner nicht vorwerfen. Noch vor drei Jahren sah es in der Dominikanischen Republik sprichwörtlich düster aus: in vielen Provinzen brach die Wasserversorgung zusammen, die Hauptstadt Santo Domingo erlebte Stromausfälle von bis zu 20 Stunden. Tote und Verwundete waren die Bilanz gewalttätiger Auseinandersetzungen, und Streiks paralysierten die Karibikinsel. Heute herrscht relative Ruhe. Die Stromversorgung hat sich verbessert, nachdem sich nahezu jeder Haushalt - gezwungenermaßen - einen eigenen Generator anschaffte. Die Inflation wurde mit hohen sozialen Kosten von 100 Prozent auf fünf gesenkt, die Währung stabilisiert.
"Balaguer ist ein ökonomischer Diktator", erklärt Jose Francisco Peña Gomez, Chef der dominikanischen Revolutionspartei (PRD) und Vize der Sozialistischen Internationalen. So verwaltete der "caudillo" im vergangenen Jahr 60 Prozent des Budgets selbst, da das Parlament keinen Haushalt verabschiedete. Die Folge: Unsummen fließen in Lieblingsprojekte des Präsidenten, wie einen gigantischen Leuchtturm für das "Kolumbus-Jahr", Wohnungsbauprojekte oder eine Pferderennbahn, während Gehälter für Lehrer und Ärzte, Budgets für Schulen und Krankenhäuser vernachlässigt werden.
Balaguers Führungsstil erinnert an mittelalterliche Zeiten. So läßt er sich jede Nacht von Funktionären die Finanzen vorlegen. Am nächsten Tag stimmt er sich mit Verantwortlichen über die Ausgaben ab. Die Frage, wie der blinde Präsident das alles bewerkstellige, tun Regierungsvertreter mit einem Achselzukken ab. Bevor Balaguer vor einigen Jahren das Augenlicht verlor, so die Erklärung, notierte er sich alle wichtigen Zahlen in einem kleinen Buch, heute speichere er sie in seinem Gedächtnis ab.
Bewunderung nötigt der kleine Herrscher im dunklen Anzug und dem immer gleichen Filzhut seinen Landsleuten auch mit seinem Privatleben ab. Das ist nicht wie sonst im machistischen Lateinamerika von delikaten Korruptionsskandalen oder Kabale und Liebe geprägt. "Vor Balaguers Haustür macht die Korruption halt", geben selbst seine Gegner zu. Der Präsident, nie verheiratet, lebt mit rigorosem Regiment. Dazu gehören täglich zwei Kilometer strammes Gehen in einem Hauptstadt-Park ebenso wie frühes Aufstehen und spätes Zubettgehen.
Mit seinen zwei Schwestern bewohnt er eine relativ bescheidene zweistöckige Villa. Jeden Donnerstag macht er sich in Hubschrauber oder Limousine auf, um Schulen und Brücken einzuweihen. Anschließend erhalten Kinder Geschenke: Puppen für die Mädchen, Fahrräder für die Jungs. Sonntags verbringt er eine Stunde am Grab seiner Mutter. "Erist der einzige Mönch in diesem Land", meint der Dichter Enriquillo Sanchez.
Am wenigsten glaubt Juan Bosch an seine Nichtkandidatur - mit seinen 82 Jahren selbst ein politisches Fossil. "Balaguers Traum ist, im Präsidentenpalast zu sterben", urteilt Bosch, der selbst dreimal gegen Balaguer unterlag und eine erneute Kandidatur nicht ausschließt. Balaguer und Bosch, beides Literaten, sind die großen alten Männer der Dominikanischen Republik, an denen (noch) kein Parteimitglied vorbeikommt. Doch, so fragen sich viele, was passiert nach deren Tod. Balaguer hat es jedenfalls bis jetzt vermieden, einen Kronprinz zu bestimmen.Bund verweigert Geld für die S-Bahn-Station Messe OB-Brief nach Bonn / Hoffnung auf U-Bahn
Die S-Bahn-Station Messe, für die Stadt und Messegesellschaft seit zehn Jahren kämpfen, ist in weite Ferne gerückt: Der Bund wird für das Millionen-Projekt keine Mark mehr geben. Bisher hatte die CDU/FDP-Bundesregierung stets versichert, sie wolle 60 Prozent der Kosten von 45 Millionen Mark tragen. Magistrat und Messe nahmen die Nachricht am Freitag mit Betroffenheit auf. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler wird in einem Brief an Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) gegen den Entscheid protestieren - "der Bund kann sich nicht einfach aus der Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs zurückziehen", sagte OB-Referent Andreas Helfer. Die Messegesellschaft möchte versuchen, "zu retten, was möglich ist" (Sprecher Wolf Hardy Pulina) - nach der Sommerpause soll es Gespräche zwischen Landesregierung, Stadt und Messe mit dem Ziel geben, die Station ohne den Bund zu finanzieren.
Fachleute stuften die Chancen am Freitag als gering ein - auch Land und Stadt fehlt es allenthalben an Geld. Mit der neuen S-Bahn-Station verknüpfte sich die Hoffnung, daß mehr Messegäste vom Auto auf die Bahn umsteigen und die Straßen rund um das Messegelände endlich entlastet werden.
Wilhelm Knittel, Staatssekretär von Bundesverkehrsminister Krause, hatte noch am 12. September 1991 gegenüber der FR versichert, das Geld aus Bonn für den S-Bahnhof sei bewilligt. Knittel erklärte damals, er habe den Vorstand der Deutschen Bundesbahn (DB) gebeten, "die Planungen und Verhandlungen über die Sicherstellung der Finanzierung zu veranlassen". Am 9. September 1991, so der Staatssekretär, sei über die Höhe der Bonner Zuschüsse "Einvernehmen erzielt" worden.
Den Äußerungen Knittels vorausgegangen war seinerzeit eine scharfe Kritik von OB von Schoeler an der Verkehrspolitik des Bundes - die Bundesregierung, so der OB 1991, vernachlässige den öffentlichen Personennahverkehr. CDU-Politiker wie etwa der Bundestagsabgeordnete Joachim Gres hatten stets beteuert, der Bau des S-Bahnhofs sei gesichert.
Was dann tatsächlich geschah, berichtete der Sprecher der Bundesbahndirektion Frankfurt, Walter Henss, am Freitag: Bereits bei der Einweihung der Frankfurter S-Bahn-Station Mühlberg am 30. Mai 1992 habe Knittel intern wissen lassen, daß mit Geld aus Bonn nicht zu rechnen sei. Henss verwies auf die Verordnung Nummer 1893 der Europäischen Gemeinschaft aus dem Jahre 1991: Damals kamen die EG-Mitgliedsstaaten überein, daß die Finanzierung des regionalen Nahverkehrs fortan Sache der Regionen sein müsse. Eine Entscheidung mit Folgen weit über die S-Bahn-Station Messe hinaus: Wie Henss sagte, hat auch die Stadt Oberursel im Taunus eine S-Bahn- Station Stierstadt beantragt. Auch sie müßte jetzt samt der Folgekosten von Land und Kommune alleine getragen werden.
Ob Staatssekretär Knittel im September 1991 den EG-Beschluß kannte, blieb am Freitag offen. Messesprecher Pulina sagte, durch den Aufbau in den neuen Bundesländern entstünden "Finanzlöcher" in den alten. Für Frankfurt als wichtigstem Messeplatz Deutschlands sei aber im internationalen Konkurrenzkampf die Infrastruktur entscheidend. Der Messe bleibt jetzt die Hoffung, über die U-Bahn-Station Messe an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen zu werden. Für die Fertigstellung der U-Bahn- Strecke werden ständig neue Termine genannt - Pulina ging gestern von einem Betriebsbeginn im Jahre 1997 aus. jg (Siehe Kommentar: "Die falsche . . .")
LANGEN. Wegen der Bestimmungen des Abfallgesetzes ist es der Stadt nach Auskunft von Bürgermeister Dieter Pitthan nicht möglich, ständig Grünabfälle anzunehmen und diese dann zu kompostieren. Auch wenn einige Langener dies gern möchten, könne die Stadt diesem Wunsch außerhalb der Sammelaktionen im Frühjahr und Herbst nicht nachkommen.
Leute, die einen eigenen Garten haben, sollten ohnehin an Ort und Stelle kompostieren, schlägt der Verwaltungschef vor. Der eigene Kompost sei sowieso der beste, "da weiß man, was man hat", meint der Bürgermeister.
Im Hintergrund der resktriktiven Kompostierung steht: Das Darmstädter Regierungspräsidium (RP) hat der Stadt Langen verboten, auf dem Gelände der Stadtgärtnerei außer den eigenen Grünabfällen auch die der Bürger anzunehmen. Eine Kompostierung sei nur auf einer zugelassenen Entsorgungsanlage erlaubt, argumentierte die Behörde in Darmstadt. Hierfür laufe derzeit ein Genehmigungsverfahren.
Die Langener haben noch ein weiteres Problem: Der große Häcksler ist defekt und nicht mehr zu reparieren. Ein neues Gerät kostet aber rund 180 000 Mark, erklärte Pitthan. Doch diese Investition lohne sich nicht mehr, weil der Umlandverband in der Nachbargemeinde Egelsbach ohnehin eine Kompostierungsanlage plane. Würde die Stadt einen neuen Häcksler kaufen, hätte sie dann zwar einen Zerkleinerer, aber keine Abfälle.
Für die Sammelwoche, die es in Langen noch geben wird, hat die Stadt eine Lösung gefunden: Dafür soll ein Häcksler angemietet werden.
• Wer Fragen zur Kompostierung im eigenen Garten hat, soll sich im Rathaus bei der Abfallberaterin, Susanne Steiger (Tel. 203-179) oder bei Ulrike Koch (Tel. 203-259) im Gartenamt melden. aim
EPPSTEIN. Das Automobil-Museum Raule im Stadtteil Vockenhausen bietet sich als Ausflugstip an, vor allem natürlich für die Freunde alter Autos. Im Rahmen der FR-Ferienserie berichten wir im Frankfurter Lokalteil heute unter anderem über das Haus voller Oldtimer, und der Text gilt gleichzeitig als Gutschein, der für den Rest der Sommerferien die Eintrittspreise halbiert. Details finden Sie also dort. tom
RÜSSELSHEIM. Drei Trickdiebinnen erleichterten am Donnerstag nachmittag die Bewohnerin eines Mehrfamilienhauses in der Berliner Straße um Schmuck im Wert von 8500 Mark. Eine etwa 18 Jahr alte und 1,60 Meter große Frau mit blond gefärbten Haaren meldete sich bei der Wohnungsinhaberin und wurde von der in die Wohnung gelassen, um für eine nicht anwesende Nachbarin eine Nachricht zu hinterlassen.
Während die Unbekannte schrieb, vergaß die Mieterin, ihre Wohnungstür zu schließen, so daß zwei Kumpaninnen sich Zutritt verschafften und den Schmuck aus dem Schlafzimmer stehlen konnten. Zwei Frauen trugen bunte Wickelkleider, eine dritte ein schwarz-weißes Kleid. Die Polizei vermutet, daß es sich bei den Täterinnen um Roma oder Sinti handelt. cas
doe FRANKFURT A. M. Die verbraucherfreundliche Rechtsprechung zu den umstrittenen Versicherungsverträgen mit zehnjähriger Laufzeit gewinnt eine immer breitere Basis. Nach den Landgerichten München und Hamburg haben jetzt auch die Landgerichte Nürnberg-Fürth, Frankfurt und Köln die entsprechende Klausel für unwirksam erklärt. Damit sind bislang insgesamt zwölf Assekuranzen vor dem Kadi unterlegen. Allerdings sind die Urteile noch nicht rechtskräftig. Beobachter erwarten, daß der Streit letztlich vom Bundesgerichtshof entschieden werden muß, da sich die Risikoschutzbranche nach wie vor weigert, ein rechtskräftiges Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf, das die Zehnjahresklausel kassiert hatte, als allgemeingültig zu akzeptieren.
In den jüngsten Verfahren ging es um Kontrakte der Nürnberger Versicherung, der R + V, der Colonia und der Ersten Allgemeinen. Meistens hatte der Verbraucherschutzverein (VSV) Berlin die lange Bindung beim Unfallschutz moniert. Bei der Ersten Allgemeinen standen auch Haftpflicht-, Hausrat-, Glas-, Wohngebäude- und selbst Reisegepäck-Kontrakte am Pranger. Die zehnjährige Vertragsdauer war in den Anträgen jeweils vorgedruckt und teilweise handschriftlich mit Eintragungen zu Versicherungsbeginn und -ablauf ergänzt worden. Zwar dürften die Assekuranzen gegen die unbequemen Urteile (LG Nürnberg Az 3 0 8748/91, LG Frankfurt 2/13 O 489/91, LG Köln 26 O 20/92 und LG München I Az 7 O 1534/92) in die Revision gehen. Der Verbraucherschutzverein beobachtet jedoch, daß vor Gericht unterlegene Versicherungen eher bereit sind, protestierende Klienten freiwillig aus der Bindung zu entlassen. "Wenn ein Kunde Probleme hat, gehen wir darauf ein", erklärt auch R + V-Vorstand Robert Ludwig: "Das sind Kriegsschauplätze, die im Grunde nichts bringen."
Die Berliner Konsumentenlobby hat insgesamt 25 Verfahren gegen Assekuranzen angezettelt. In den zwölf Urteilen, die zugunsten des Verbraucherschutzvereins entschieden wurden, ging es immer um vorgedruckte Laufzeiten. Dagegen war der VSV mit einer Klage gegen die Hamburg-Mannheimer im Falle einer rein handschriftlich vermerkten Zehnjahresbindung unterlegen. Von großem Interesse ist daher, wie die nächsten Verfahren bei dieser Kategorie von Verträgen ausgehen. Am kommenden Mittwoch soll eine Entscheidung des Kölner Landgerichts zur Aachen-Münchener verkündet werden. Ende September ist ein Frankfurter Urteil zu entsprechenden Kontrakten der R + V fällig.
Europäer schicken . . .
KREIS OFFENBACH. Von einem "gelungenen Einstieg in den zukunftsorientierten sozialen Wohnungsbau" spricht die Rodgauer SPD-Landtagsabgeordnete Judith Pauly-Bender. Sie meint damit den vierten Förderungsweg oder das von der Landesregierung in diesem Jahr zum ersten Mal aufgelegte sogenannte "Facharbeiterprogramm", aus dem der Kreis Offenbach in einem ersten Verteilungsschub 3,6 Millionen Mark für den Bau von 67 Wohneinheiten erhalten hat.
In Wohnungen des vierten Förderungsweges werden Personen einziehen, deren Einkommen die Grenzen des sozialen Wohnungsbaus um bis zu fünfzig Prozent überschreitet. "Dieser Personenkreis verdient vergleichsweise gut, kann sich aber Luxusmieten nicht leisten. Durch das neue hessische Mietwohnungsprogramm hat diese Bevölkerungsgruppe endlich wieder Aussichten auf bezahlbaren Wohnraum", sagte Pauly-Bender.
Der vierte Förderungsweg schließe eine Lücke im sozialen Wohnungsbau, habe einen Prozeß des Umdenkens eingeleitet. Für das Facharbeiterprogramm sei eine eigene Finanzierungsvariante entwickelt worden: Das Land gebe nur Geld, wenn sich ein Co-Investor - Gemeinde oder Arbeitgeber - finde. "Durch ihren Einstieg in die neue Form des öffentlich geförderten Wohnungsbaus zeigen diese ihre Bereitschaft, soziale Verantwortung zu übernehmen", sagte Pauly-Bender. ttt
Belgrad: Europäer schicken Kriegsschiffe
Stahlberg übernimmt Position der Denkmalpfleger: Keine Toiletten und keine Heizung Zehntscheune soll ihren Charakter behalten Baubeginn für die "Loggia" kann im Herbst sein Von Constanze Angermann KRONBERG. Die Pläne für die Renovierung der Zehntscheune nehmen allmählich Gestalt an. Sie müssen es aber auch: Ende Juli will die Stadt den Bauantrag für die alte Scheune in der Tanzhausstraße stellen. Das Konzept, das die Renovierung der Zehntscheune, den Ausbau der Kilb'schen Scheune und die Gestaltung des Platzes vor der Zehntscheune umfaßt, soll dann auch den Anwohnern vorgestellt werden. "Der Charakter einer Scheune soll erhalten bleiben", meint Erster Stadtrat Karsten Stahlberg und hat sich damit die Position der Denkmalpfleger zu eigen gemacht. Diese hatten zu bedenken gegeben, daß die Scheune keine mehr sei, wenn Toiletten, etwa für ein Café, oder eine Galerie, wie vom Planungsbüro vorgesehen, eingebaut würden. So sieht die Planung nun vor, daß die Scheune, eine der ältesten in Hessen, in ihrer ursprünglichen Form erhalten und auch innen unverändert bleibt.
"Das schränkt allerdings die Nutzung der Scheune von vornherein ein", gibt auch der Erste Stadtrat zu bedenken. Da darauf verzichtet wird, eine Heizung oder Lüftung einzubauen, "kann man natürlich im Winter dort kein Konzert veranstalten". Stahlberg kann sich jedoch gut vorstellen, daß die Scheune in den Weihnachts- oder den Flohmarkt einbezogen wird.
Nach den bisherigen Plänen sollen nur der Boden gepflastert und das Dach erneuert werden. Die Erde muß abgetragen und neue Tore eingebaut werden. Da würde sich die Stadt allerdings gerne mit ihrem Vorschlag durchsetzen, statt der Holztore nun Tore aus Glas und Stahl einzusetzen.
Die Pläne für die Zehntscheune, die Jahre auf Eis lagen, werden damit wieder konkret. Sie wären es aber unter einer anderen Regierung wohl nicht geworden. "Für uns gibt es derzeit andere Prioritäten", sagt Stephan Ruegg von der CDU- Fraktion. Seine Partei könne sich durchaus vorstellen, "daß irgendwann mal etwas mit der Zehntscheune passiert". Doch steht bei der CDU die Rathauserweiterung um einiges weiter oben auf der Dringlichkeitsliste.
Außerdem hängt für die CDU die Finanzsituation wie ein Damoklesschert über der Stadt. "Schließlich haben wir noch immer keine Endabrechnung für den Berliner Platz", gibt Ruegg zu bedenken. Außerdem habe man für kulturelle Veranstaltungen die Stadthalle mit ihrem "guten Raumangebot", das seiner Ansicht nach noch nicht optimal genutzt wird.
Stahlberg dagegen sieht sich in seinen Plänen für die Zehntscheune dadurch bestätigt. Gerade weil die Stadthalle für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung steht, könne man die Zehntscheune als offenen Treff konzipieren. Das bedeutet allerdings nicht, daß jeder, der einmal vom Hafer gestochen werden möchte, die Nacht in der Scheune verbringen kann. Vielmehr soll es verschiedenen Gruppen und Veranstaltern möglich sein, die Scheune zu mieten, wie das jetzt schon bei den Räumen der Stadthalle geschieht.
Versorgt wird die Zehntscheune durch das Café, das in die direkt danebenliegende Kilb'sche Scheune eingebaut wird. Damit sieht Stahlberg auch den Kompromiß gegeben, daß die Zehntscheune als Veranstaltungsort zwar bewirtschaftet ist, das Gebäude davon aber unberührt bleibt.
Wenn alles fertig ist, könnte die Zehntscheune nach Stahlbergs Vorstellung fast so etwas wie eine "Loggia" werden. Mit dem Baubeginn ist vor dem Herbst dieses Jahres allerdings nicht zu rechnen.
Schon 1900 gab es Hausaufgabenhilfe Frauen und Beruf: Recherchen über das Alltagsleben vermitteln neue Erkenntnisse Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke OFFENBACH. "Viel mehr Offenbacherinnen, als wir heute meinen, waren schon um 1900 berufstätig. Die bürgerliche Nur-Hausfrau war zwar das Ideal, aber kaum die Norm. Die Masse der Frauen mußte - zumindest zeitweise - arbeiten gehen. Wir haben ein ganz falsches Bild von der damaligen Berufstätigkeit." Zu dieser Erkenntnis kommt nach vielen Gesprächen und wochenlangem Blättern in alten Zeitungsbänden die Kunsthistorikerin Christina Uslular-Thiele, die zur Zeit im Auftrag der Stadt das Alltagsleben um die Jahrhundertwende erforscht. Sie schreibt an einem Buch, das der unbekannten Offenbacherin ein Denkmal setzt. Arbeitstitel ist bisher: "Frauengeschichte von 1890 bis 1920" - jene Jahre also, in denen die Einwohnerzahl der Industriestadt von 40- auf über 75 000 stieg und der Ruf der Stadt als "rotes Offenbach" begründet wurde. Über die Situation der Frauen damals ist bisher nur wenig bekannt, denn Männer machten (und machen bis heute) Geschichte. Vom Leben der Bürgerfrauen, die dafür sorgten, daß ihre Männer weitgehend frei von Alltagsproblemen ihre Kraft für Karriere und Politik einsetzen konnten - vom Alltag dieser Frauen und dem oft noch viel mühsameren ihrer Geschlechtsgenossinnen in den Arbeiterfamilien wird das Buch handeln.
Einfach würde das Sammeln der Informationen, das Zusammentragen der Fakten, Zahlen und Lebensbeschreibungen nicht werden - das war der Darmstädterin, die in Offenbach aufgewachsen ist, von Anfang an klar. Die Schätze im Stadtarchiv müssen erst gehoben werden - mit tatkräftiger Unterstützung durch die Mitarbeiter/innen. Das Blättern in alten Zeitungen, das Sichten von Statistiken und städtischen Unterlagen kann ihr niemand abnehmen.
Als "leidenschaftliche Zeitungsleserin" genießt es jedoch Christina Uslular-Thiele, seit Wochen tagelang in alten Bänden der "Offenbacher Zeitung" und des "Offenbacher Abendblattes" zu schmökern. Was sie da an Informationen zu Einzelthemen wie Bildung, Frauenleben und Frauenberufe oder soziale Institutionen findet und notiert, wandert über den Computer in einen Speicher, aus dem später die Mosaiksteinchen zum Gesamtbild "Frauen um 1900" zusammengesetzt werden.
Ergänzt werden diese Alltagsbeschreibungen durch die Lebensläufe bekannter und unbekannter Offenbacherinnen, die zum Teil nach Interviews entstehen. Dabei geht es der Historikerin nicht darum, "zu zeigen, wie bedeutend die Frauen waren". Sie möchte vielmehr schlicht die "Banalität des Alltags" beschreiben und es dem Leser überlassen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Was hat die Darmstädterin nun bisher entdeckt, welche Konturen eines Frauenbildes zeichnen sich ab? Zum einen die bereits erwähnte weitverbreitete Berufstätigkeit der Frauen, die sich auch in Berichten über damals bereits vorhandene Einrichtungen wie den Kinderschulen (unseren heutigen Kitas) niederschlägt. Und wenn selbst die höhere Mädchenschule nachmittags Hausaufgabenhilfe anbot, läßt das ebenfalls auf zahlreiche berufstätige Mütter ohne Zeit für diese Betreuung schließen.
"70 Prozent der Mädchen besuchten die Volksschule. Die überwiegende Mehrheit ging zumindest zwischen dem 16. und 24. Lebensjahr arbeiten", sagt Christina Uslular-Thiele. Sie bemüht sich nun, zu Fakten wie diesen viele Einzelheiten aus Zeitungsberichten oder den Erinnerungen ihrer Interview-Partner/innen zusammenzutragen. Ihre Beschreibung des Frauenlebens um 1900 soll möglichst lebendig werden und gut illustriert mit zeitgenössischen Fotografien.
Auf berühmte Offenbacherinnen ist die Kunsthistorikerin bisher nicht gestoßen. Die bürgerliche Frauenbewegung erreichte erst 1907 und damit relativ spät die Stadt. Sie fand nicht allzu viel Widerhall: Die zahllosen Frauen in den Arbeiterfamilien hatten zumeist andere Sorgen als die, bei Wahlen nicht mitstimmen zu dürfen. Viele wichtige Erkenntnisse erwartet die Geschichtsforscherin aus den Gesprächen mit älteren Frauen oder Männern, die sich noch gut an ihre Großeltern oder Urgroßeltern erinnern können. Interessenten für diese Interviews gibt es bereits; Christina Uslular-Thiele hat als Dozentin an der Volkshochschule in der Vergangenheit viele Kontakte geknüpft. Was sie aus diesen Erinnerungen erfährt, wird "zum Fleisch um das Knochengerüst der Fakten". Ihre Nachforschungen haben sie inzwischen zur Erkenntnis gebracht: "Vom Alltagsleben aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg wissen wir eigentlich genauso wenig wie vom Mittelalter." Und: "Meine Arbeit ähnelt der Archäologie - aus den Scherben, die sich beim Ausgraben finden, setzt sich langsam ein geschlossenes Bild zusammen."
FRIEDBERG. Kostenlose Beratung für Frauen bietet die ehemalige Gleichstellungsstelle des Wetteraukreises, die jetzt unter dem Namen Frauenamt firmiert, auch in ihren neuen Räumen in der Leonhardstraße 7 in Friedberg an. Das Büro ist montags bis donnerstags von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr (Mittagspause von 12 Uhr bis 14 Uhr) und freitags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr besetzt. Telefonisch sind die drei Frauenbeauftragten Birgit Simon, Margot Bernd und Susanne Hill unter der Rufnummer 0 60 31 / 8 38 25 zu erreichen. Offene Sprechstunde des seit sechs Jahren bestehenden Amtes ist jeweils montags von 8.30 Uhr bis 14 Uhr, sonst ist es ratsam, vorab einen Termin zu vereinbaren.
Frauen können sich auch Informationsmaterial im Frauenamt abholen. Folgende Broschüren sind kostenlos erhältlich: Schwanger - was nun?, Empfehlung für eine zeitgemäße Verwaltungssprache, Frauenreisen und Frauen informieren Frauen. Außerdem ist die Tonkassette "Ausländische Frauen und Mädchen in der Wetterau" mit Begleitheft für zwölf Mark erhältlich. cor
Sicherheitsdienst sorgt im Usa-Freibad für Ordnung Bandenkrieg unterbunden / Schwimmeister überlastet Von Reiner Strack BAD NAUHEIM/FRIEDBERG. Das Usa-Freibad ist das erste Schwimmbad im Wetteraukreis, in dem eine Security Guard für die Sicherheit der Badegäste sorgt. Die mit Schlagstöcken und Funkgeräten ausgerüstete dreiköpfige Gruppe patrouilliert auf dem weitläufigen Gelände des Freibades jedoch nur bei besonders starkem Besucherandrang. Bilanz nach den ersten sechs Einsätzen: Die brutalen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Jugendbanden sind beendet worden, die Fahrraddiebstähle deutlich zurückgegangen. Jene Ergebnisse stellten jetzt Bad Nauheims Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) und sein Friedberger Kollege Ludwig Fuhr (SPD) vom Vorstand des Schwimmbad-Zweckverbandes vor. Der Vorstand des gemeinsam von den Städten Bad Nauheim und Friedberg betriebenen Freibades hatte die Einführung einer solchen Sicherheitstruppe bereits im vergangenen Jahr erwogen. Der Grund: Lediglich zwei Bademeister sind trotz der Unterstützung durch die Helfer der DLRG nicht in der Lage, das relativ große und schlecht überschaubare Gelände zu kontrollieren, wenn sich an heißen Tagen zwischen 2000 und 4000 meist jugendliche Gäste im Freibad tummeln.
Als es in den vergangenen Wochen zu Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Jugendbanden kam, beauftragte der Zweckverbandsvorstand kurzfristig die Sicherheitstruppe. Diese soll nach Angaben von Friedbergs Bürgermeister Fuhr und seinem Bad Nauheimer Kollegen Rohde in diesem Jahr probeweise eingesetzt werden, und zwar nur dann, wenn mehrere tausend Schwimmbadbesucher erwartet werden. Nach dem relativ zuverlässigen Wetterbericht wird der Sicherheitsdienst mit eintägigem Vorlauf angefordert.
Wegen der kurzfristigen Verfügbarkeit reduzieren sich die Personalkosten auf den tatsächlichen Bedarf, so daß der Zweckverband selbst kein zusätzliches Personal einstellen muß, das lediglich zu den Besucherspitzen benötigt wird. Hinzu kommt, daß die Sicherheitstruppe relativ preiswert ist. Pro Tag kostet die dreiköpfige Gruppe nur rund 500 Mark.
Die Wachmänner üben für den Schwimmbad-Zweckverband lediglich das Hausrecht aus. Bei Strafdelikten können sie jedoch Verdächtige festhalten und der Polizei übergeben. Trotz der fehlenden hoheitlichen Befugnisse hat das Auftreten der Gruppe bereits dazu geführt, daß schlagartig die Auseinandersetzungen der Jugendbanden beendet wurden und die Fahrraddiebstähle stark zurückgegangen sind.
Ausgelöst wurde der Einsatz auch deshalb, weil bereits seit mehreren Monaten zwei Stellen für die Schwimmaufsicht unbesetzt sind. Für jene Stellen sucht der Schwimmbad-Zweckverband verzweifelt Personal, bekommt es jedoch nicht, weil landauf, landab die Nachfrage nach Bademeistern größer ist als das Angebot.
Der Grund: Die Bademeister verdienen mit einem Bruttogehalt von etwas mehr als 3000 Mark relativ wenig. Da der Öffentliche Dienst nicht über Tarif zahlen kann, haben die Kommunen nur wenige Lockmittel. Sozialwohnungen können sie nicht vermitteln, da das Gehalt der Bademeister über der Höchstgrenze liegt. Und die Miete für freifinanzierte Wohnungen ist vielen Berwerbern in Bad Nauheim und Friedberg zu hoch. Einziges öffentliches Lockmittel sind Kindergartenplätze. Doch deswegen kam bislang kein Bademeister nach Bad Nauheim.
Während der Pressekonferenz wurden auch die Pläne für das Schimmbadrestaurant vorgestellt, das im Januar und Februar des nächsten Jahres für 285 000 Mark modernisiert werden soll. Das Gastronomiepersonal wird danach bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Optische Raumteiler, eine neue Inneneinrichtung und eine üppigere Begrünung sollen das Restaurant für seine Gäste attraktiver machen. Das Sitzplatzangebot, derzeit 50 Plätze, bleibt unverändert.
Für neue Gäste soll auch der bisherige Geschäftsführer der Friedberger Stadthalle, Bamberger, sorgen, der ab Januar das Restaurant führen wird. Mit dem neuen Pächter wurden die Modernisierungspläne abgestimmt. Bamberger übernimmt den Pächterjob vom Ehepaar Beck, das bereits länger als ein Jahrzehnt die Gaststätte führt, zum Jahresende aber den Kochlöffel an den berühmten Nagel hängen will.
Für genügend Gäste sorgen schon die beiden Bäder. Denn das Hallenbad besuchen jährlich rund 300 000 Schwimmfreunde. Im Freibad waren es in den vergangenen beiden Jahren jeweils 135 000. Spielt das Wetter mit, kann diese Zahl 1992 durchaus erreicht werden. Denn bis zur Halbzeit der Freibadesaision Ende Juni kamen bereits 67 000 Badegäste.
Tips und Termine · Tips und Termine
Wochenende
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Oliver & Olivia - Zwei freche Spatzen (Sa. und So.: 15 Uhr); Der Schlafwandler (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Roter Drache (Sa. und So.: 15, 17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (Sa. und So.: 17.30 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Basic Instinct (Sa.: 20 Uhr; So.: 17 und 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Stop! Oder meine Mami schießt (Sa. und So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Schneewittchen (Sa. und So.: 15.30 Uhr); Vater der Braut (Sa. und So.: 18 und 20.30 Uhr).
Open-Air-Kino auf dem Rathausplatz: Pretty Woman (22 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Stop! Oder meine Mami schießt (Sa.: 17.30 und 20.15 Uhr; So.: 15, 17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Schmitten. Ev. Akademie Arnoldshain: "Holzdrucke" (Sa.: 9 bis 19.30 Uhr; So.: 9 bis 13 Uhr).
Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma (Sa.: 10 bis 16 Uhr; So.: 10 bis 13 Uhr).
Stadtbücherei am Markt: Ölbilder von Goggi Lazaraschwil, Vernissage: Sa.: 20 Uhr (So.: 13 bis 17 Uhr).
Kronberg. Galerie Hellhof, Königsteiner Straße 2: "Textile Poesie" der Gruppe TRI ART (Samstag und Sonntag: 11 bis 18 Uhr).
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner (Sa.: 10 bis 13 Uhr). Samstag
Theater/Musik Friedrichsdorf. Houiller Platz: "Der Geizige", Komödie von Molière, Aufführung des Theaters Zeitz, 20 Uhr. Vereine/Organisationen Oberursel. "Schottenrennen" zum Nidda-Stausee, Veranstaltung des ADFC, ab Rathausplatz, 8 Uhr.
Feste Oberursel. Stierstädter Zeltkerb ab 15 Uhr.
Kronberg. Kerb in der Altstadt. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Schwimmbad: Spiele in und um das Wasser, 9.30 bis 16.30 Uhr.
Schützenhaus Hardtwald: Luftgewehrschießen für Jugendliche ab 12 Jahre, 10 bis 17 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
Besichtigungszeiten der Schloßkirche im Landgrafenschloß: 13 bis 16 Uhr.
Königstein. Lauftreff der TSG Falkenstein für jedermann: Parkplatz am Friedhof, 15 Uhr. Sonntag
Theater/Musik Königstein. "Krach in Chiozza" - Theatergastspiel auf der Burg, um 19.30 Uhr. Parteien/Parlamente Wehrheim. Grillfest der CDU Pfaffenwiesbach, Festplatz hinter der Wiesbachtalhalle, ab 14 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Treffen des TSV Ober-Erlenbach zur Planwanderung im Spessart: Turnhalle Josef-Baumann-Straße, 8 Uhr.
Grillfest des Touristenvereins "Die Naturfreunde" am Homburger Haus, Hegewiese Schmitten, ab 10.30 Uhr (Selbstverpflegung). Oberursel. Radtour des ADFC zum Hessenhöfe-Naturkorn-Fest in Wehrheim, Treffpunkt: Rathausplatz, 9 Uhr, ab Kurhaus Bad Homburg: 9.30 Uhr sowie ab Friedrichsdorf, Landgrafenplatz: 10 Uhr.
Wanderung des Taunusclubs durchs Wispertal, Treff: Wanderheim, 8 Uhr. Feste Oberursel. Stierstädter Zeltkerb: Internationaler Kerbelauf zwischen Taunus und Frankfurt, Start: Gesamtschule, 9 Uhr.
Kronberg. Kronberger Kerb: Höhenfeuerwerk im Stadtpark, um 22.30 Uhr. Seniorentreffs Schmitten. "Kommen, Schauen, Schnuppern, Mitmachen", Seniorentreffen in der Bildungs- und Erholungsstätte Oberreifenberg, ab 13.30 Uhr. Sonstiges Oberursel. Start zur Orientierungsfahrt für Classic & Sportcars: Parkplatz Alte Leipziger, 8 Uhr.
Waldandacht am Franzoseneck, Ravensteiner Hütte, 12.30 Uhr.
Königstein. Großer Flohmarkt in der Fußgängerzone, 9 bis 15 Uhr.
HANAU. Wer von Steinheim aus das Naherholungsgebiet "Steinbrüche" erreichen will, kann vom 11. Juli an für etwa drei Wochen nicht den Lorenweg benutzen, sondern muß den Pfaffenbrunnenweg wählen.
Ursache ist der S-Bahn-Bau. Derzeit wird am Lorenweg eine Brücke gebaut.
WETTERAUKREIS. Die DLRG-Ortsgruppe Dorheim will einen neuen Rekord im Dauerschwimmen aufstellen. Die 16 Athleten, die sich im Becken abwechseln werden, wollen zehn Tage und zehn Nächte im Wasser ausharren und deutlich die 1983 von der DLRG-Ortsgruppe Wächtersbach aufgestellte Bestzeit von sieben Tagen und sieben Nächten verbessern.
Selbst wenn der Rekordversuch gelingen sollte, wird dieser nicht mehr im Buch der Superlativen aufgenommen, weil der herausgebende Orbes Verlag in München keine Neuauflage vorgesehen hat.
Die DLRG-Gruppe schwimmt deshalb für einen guten Zweck, denn während des Versuchs sollen die Gäste im Usa-Wellenbad kräftig für die Kinderkrebsstation Peiper in Gießen spenden.
Den Startschuß gibt Schirmherr Ludwig Fuhr am Mittwoch, 15. Juli, um 11 Uhr im Usa-Freibad. Der Rekord soll dann am Mittwoch, 22. Juli, um 11 Uhr gebrochen werden. str
BUTZBACH. In der Nacht zum Donnerstag machten unbekannte Täter bei einem Einbruch in ein Autohaus am Einkaufszentrum in Butzbach große Beute. Neben 1200 Mark Bargeld entwendeten sie etliche Kfz-Briefe und einen nagelneuen Toyota Carina in der Farbe Silber-metallic, an den nach Vermutung der Kriminalpolizei rote Nummernschilder mit dem Kennzeichen FB-06114 montiert wurden.
Die Einbrecher ließen zwei schwarze Motorradjacken, Schlüsselmäppchen mit Werbeaufdruck, zwei Tabakspfeifen und zehn Dosen Cola mitgehen. Die Kripo in Friedberg bittet um Hinweise unter Tel. 0 60 31/60 10. ub
Für die Frankfurter Flughafen AG (FAG) steht noch nicht fest, ob der Deutschen Lufthansa der gesamte Bereich B im Terminal Mitte zur Verfügung gestellt wird. Sowohl die FAG als auch die LH hatten sich geeinigt, die Bereiche A und B im Terminal Mitte "zur exklusiven Nutzung" von der Fluggesellschaft in Beschlag legen zu lassen. Zugleich waren Pläne aufgegeben worden, das neue Terminal Ost allein der LH zur Verfügung zu stellen. Entgegen der entsprechenden gemeinsamen Beschlußfassung vertritt der FAG-Vorstand jetzt den Standpunkt, die Lufthansa müsse zunächst nachweisen, daß sie den gesamten B-Bereich auch tatsächlich benötige. Die Lufthansa dagegen beansprucht laut Übereinkunft beider Vorstände das volle Areal.
Anhand dieser sich widersprechenden Positionen scheint dem Flughafen eine Auseinandersetzung ähnlich der um die Nutzung des neuen Terminal Ost (II) ins Haus zu stehen. In monatelangen zähen Verhandlungen hatten sich die FAG und ihr größter Kunde mit einem Anteil von über 50 Prozent am Verkehrsaufkommen auf dem Frankfurter Airport nicht zu einigen vermocht. Beiderseitige miserable Finanzlage waren schließlich der Grund, daß die Verhandlungspartner sich nicht zwischen Anspruch auf Terminal-Ausgestaltung und Kostenübernahme zu einigen vermochten.
Die Auseinandersetzungen schienen ausgeräumt, als nach einer Sitzung am 30. Juni die beiden Vorstandsvorsitzenden Horstmar Stauber (FAG) und Jürgen Weber (LH) die Medien informierten, die FAG werde der Deutschen Lufthansa "nach deren Bedürfnissen zukünftig im Terminal I zum bislang allein genutzten Bereich A auch das Areal B zur exklusiven Nutzung für ihre Passagiere zur Verfügung stellen und nach ihren Wünschen ausgestalten". Damit, so wurde hinzugefügt, bleibe auch in Zukunft Frankfurt "Vernünftige Aufteilung auf dem Flughafen" die Hauptdrehscheibe der Deutschen Lufthansa. Zitiert wurde LH-Chef Jürgen Weber: "Wir sind froh, daß jetzt Klarheit herrscht - für uns und für den Flughafen."
Ganz so ungetrübt sieht der FAG-Vorstand die neue Situation allerdings nicht. "Wir müssen uns jetzt auf die Grenzziehung konzentrieren", erklärte Manfred Schölch, Vize-Vorstandsvorsitzender der Flughafenbetreiber. Unter Grenzziehung versteht er irgendwo ein Limit in "B-Ost zum Abfertigungsbereich C hin, worüber verhandelt werden müsse. Schölch wird deutlich: Wenn die Lufthansa Teile von B-Ost "im Moment" nicht benötige, müsse man neu verhandeln. Dabei gehe es um Abfertigungspositionen und -schalter. Schölch vertritt vehemente Kapazitäts- Interessen zugunsten aller Fluggesellschaften auf "Rhein Main". Es gehe um eine vernünftige Aufteilung auf dem Flughafen, sagt er; was bedeute, niemanden zu verdrängen. "Der Flughafen", sagt Schölch unmißverständlich, "kann sich keine Leerkapazitäten leisten."
Beobachter der Flughafen-Dispositionen haben sich in der Tat über die vorschnelle Einigung gewundert. Etwa 25 bis 30 Prozent der Fluggesellschaften sollen demnach in das Terminal II wechseln, der Rest müßte im bereits frequentierten C-Areal untergebracht werden. Bei Flughafen-Planern, so ist zu erfahren, habe der einträchtige Beschluß zugunsten der Lufthansa "Bauchschmerzen" verursacht. Sei es doch unmöglich, den C-Bereich in dieser Weise zu überfrachten.
Die Prognose der Flughafen AG, der Lufthansa nicht um jeden Preis das zur Zeit von dutzenden von internationalen Fluggesellschaften belegte B-Terminal unter Umständen vollständig überlassen zu wollen, trifft die Lufthansa ziemlich überraschend.
Lufthansa-Sprecher Peter Höbel, mit den Überlegungen des FAG-Vorstandes konfrontiert, spricht von einem Widerspruch im Vergleich zur Vereinbarung. Die Lufthansa, da bestehe kein Zweifel, bestehe vereinbarungsgemäß auf die Bereiche A und B. Zahlen über Kapazitäten habe man der FAG präsentiert. Höbel: "Und das heißt nicht ,A und ein bißchen B'."(amm)
STEINBACH. Tennis-Schläger, Taschen und Trainingsanzüge entwendeten Diebe aus dem Shop des Tennisclubs in der Industriestraße.
Die Kripo schätzt den Schaden auf 15 000 Mark.
Der oder die Täter hatten zwischen 3.30 und 5.15 Uhr eine Fensterscheibe zum Verkaufsraum mit einem Stein eingeworfen und sich so Zugang verschafft. Die Kriminalpolizei hat noch keine Hinweise auf die Einbrecher. che
RODGAU. Als Jörg Ritzkowsky hörte, daß sich Epileptiker in Rodgau melden sollten, um eine Selbsthilfegruppe zu bilden, hat er keine Sekunde gezögert. Der 28jährige ist auf drei Schicksalsgefährten in seinem Alter gestoßen, das Quartett hat sich bereits einmal getroffen und aufs neue verabredet. Und Jörg Ritzkowsky hat spontan ein Wochenendseminar in Neuendettelsau bei Ansbach besucht, um sich ein Bild zu machen, wie Interessengemeinschaften von der Krankheit betroffener Menschen arbeiten und was sie bewirken können.
Vier bis fünf von tausend Menschen leiden unter dieser Krankheit des Gehirns, die ohne erkennbare Ursache auftritt und dann nicht selten als eine Folge erblicher Belastung aufgefaßt werden kann. Es kann sich aber auch um eine durch Mißbildungen angeborene oder durch Trauma, Entzündungen oder Geschwülste erworbene Schädigung des Gehirns handeln, die in - manchmal von jahrelangen Pausen unterbrochenen - Intervallen auftritt.
Die Anfälle äußern sich in von Zuckungen begleiteten Verkrampfungen. Charakteristisch ist es, daß sich der Epileptiker dabei auf die Zunge beißt. Nach Abklingen der Zuckungen kehrt das Bewußtsein in Sekunden oder auch Minuten zurück, oft versinkt der Patient dann in normalen Schlaf.
In den weitaus meisten Fällen tritt das Leiden in den ersten zwei Lebens-Jahrzehnten in Erscheinung. Auslösende Faktoren sind Überanstrengung, Schlafentzug, Erschöpfung, aber auch Alkohol oder überschäumendes Glücksgefühl.
Jörg Ritzkowsky, Groß-Gerauer und Wahl-Jügesheimer Single, hat seinen letzten Anfall vor mehr als zwei Jahren gehabt. Medikamentöse Behandlung und ein vernünftiger Lebenswandel - "wichtig ist ein regelmäßiger Schlaf-/Wach-Rhythmus" - bewahrt ihn vor häufigeren Ausbrüchen der Krankheit.
Seine Kollegen im Hessischen Forstamt in Seligenstadt wissen im übrigen Bescheid: Wenn er sich am Boden krümmt, gilt es in erster Linie, den Epileptiker vor sich selbst zu schützen. Ihn etwa davor zu bewahren, in eine große Glasscheibe zu geraten.
Zu 50 Prozent als körperbehindert anerkannt, verhilft Jörg Ritzkowsky seinem Arbeitgeber dazu, die vorgeschriebene Einstellungsquote für Behinderte zu erfüllen. Dabei ist ihm aber durchaus bewußt, daß es leichter ist, im öffentlichen Dienst einen Job zu finden, als in der privaten Wirtschaft. Da findet ein Arbeitgeber schon beim Vorstellungsgespräch leicht einen Vorwand, um dem Bewerber einen Korb zu geben.
Auch die Kontakte in der Freizeit sind so selbstverständlich nicht. "Wer in seiner Hockey-Mannschaft ein As ist", nennt der junge Forstbeamte ein Beispiel, "der hat keine Schwierigkeiten. Wer aber als Epileptiker auf der Reservebank sitzt, der gilt nicht viel." Wobei auch eine Rolle spielt, aus Rücksichtnahme ungewollt geschont zu werden.
Bestimmte Betätigungen bleiben Epileptikern von vornherein versagt: Berufskraftfahrer beispielsweise oder die Arbeit an schnellaufenden Maschinen und Bohrgeräten. In der Gruppe wollen die vier, die sich jetzt in Rodgau gefunden haben, ihrer Isolation entgegenwirken, Gespräche führen, Erfahrungen austauschen, Verbindung zu Neurologen herstellen. "Wir könnten auch gemeinsam kegeln, Radtouren unternehmen oder Ausflüge planen", hat sich Jörg Ritzkowsky bereits Gedanken gemacht, "aber dann blieben wir dauernd unter uns". Besser wäre es seiner Ansicht nach, über die Selbsthilfegruppe hinaus auch die Kontakte zu nichtbehinderten Leuten und, je nach Neigung, Vereinen zu suchen. "Selbsthilfegruppen sind kein Ersatz für Bekanntschaften." Gibt es bisher Epileptiker-Selbsthilfegruppen in der näheren Umgebung lediglich in Frankfurt und Darmstadt, so sind den Rodgauern weitere Schicksalsgefährten auch aus Nachbargemeinden und dem ganzen Kreis Offenbach willkommen. Kaum, daß sie sich etabliert haben, ist den Rodgauern schon die Ausrichtung der regionalen Jahrestagung '93 der in der Deutschen Epilepsie-Vereinigung zusammengeschlossenen Selbsthilfegruppen anvertraut worden.
• Die Kontaktadresse: Jörg Ritzkowsky, Telefon 0 61 06 / 37 23.
HÖCHST/UNTERLIEDERBACH. Die SPD-Ortsvereine Höchst und Unterliederbach haben "volles Verständnis" dafür, daß in der Höchster McNair-Kaserne im Spätsommer 200 Asylsuchende untergebracht werden. Das betonten die Sozialdemokraten gestern in einer Erklärung. In ihrem Schreiben heißt es weiter, sie könnten aber auch die "Ängste und Befürchtungen der in der Nachbarschaft wohnenden Menschen verstehen" und ernstnehmen. Die Partei begrüße daher die Initiative von Pfarrer Hans-Georg Döring aus der Christophorusgemeinde.
Der Geistliche will eine Flüchtlings- Initiative gründen, die sich für mehr Verständnis zwischen Deutschen und Asylsuchenden einsetzen soll. Das erste Treffen ist am nächsten Montag, 13. Juli, 19.30 Uhr, in der Hospitalstraße 42.
Wie berichtet, einigten sich vergangene Woche die hessische Landesregierung und die Stadt Frankfurt darauf, nach den Sommerferien 200 Flüchtlinge in der Kaserne unterzubringen, die bis dahin von der US-Army geräumt sein soll. Der Entscheidung war ein heftiger Disput zwischen Stadt und Land vorausgegangen, weil die zuständige Ministerin Iris Blaul sogar 500 Menschen in dem barocken Bau einquartieren wollte. Diese Pläne als auch die jetzt gefällte Entscheidung beunruhigen die Anwohner beträchtlich. Die Menschen fühlen sich übergangen und lehnen Flüchtlinge in McNair ab.
Für die SPD ist der zwischen Stadt und Land gefundene Kompromiß jedoch auch deswegen unterstützenswert, weil außer den Asylsuchenden auch Bereitschaftspolizisten und Studenten in der Kaserne wohnen sollen. Die Partei sieht sich zudem in der "moralischen und sozialen Pflicht", Flüchtlingen "ausreichende finanzielle Mittel und menschenwürdige Unterkünfte" bereitzustellen. Solange es vielerorts in der Welt Kriege und Hunger gebe, hier aber Wohlstand herrsche, "müssen wir uns damit abfinden, daß Menschen Hilfe und Schutz erbitten".
Die SPD will sich für eine intensive Betreuung der Flüchtlinge einsetzen. Sozialarbeiter sollten sich "rund um die Uhr" um die Menschen kümmern. Und zwar auch, damit sich deren Probleme nicht auf die umliegenden Wohngebiete übertragen können. dis
Die "Universität des 3. Lebensalters" hat gute Chancen, in Indien nachgeahmt zu werden. Zur Zeit ist bei der Senioren- Uni in Frankfurt ein Abteilungsleiter des Goethe-Instituts in Neu-Delhi, Pritam Lal Aneja, zu Gast, der sich sechs Wochen lang die Einrichtung ansieht. Aneja, ein Mittfünfziger, will mit 60 seinen Beruf aufgeben und in seiner Heimatstadt eine "Academy für Senior Citizens" gründen.
In Frankfurt studieren rund 1500 Menschen an der "Universität des 3. Lebensalters". Sie sind im Gros zwischen 60 und 70 Jahre alt, überwiegend Frauen, und sind in den Hörsälen für Kunst- und Literaturwissenschaft, Psychologie und Geschichte anzutreffen. Daneben gibt es als "Herzstück" die "Soziale Gerontologie", die jüngeren wie älteren Interessierten Kurzstudiengänge bietet. Mit diesem Diplom in der Tasche, können sie in die Alten-Sozialarbeit gehen.
Gerade dieser Punkt sei, so erklärte Silvia Dabro-Cruz von der gastgebenden Senioren-Uni, für den Besucher aus Indien interessant. In den Großstädten fielen die Großfamilien allmählich auseinander, und Altenarbeit fände so gut wie nicht statt. Allenfalls einige Wohlfahrtsorganisationen kümmerten sich um bedürftige Senioren.
Aneja will seine "Academy" nach Frankfurter Vorbild auf indische Verhältnisse übertragen und eine Verbindung schaffen zwischen der Möglichkeit zu geistiger Weiterbildung und dem Leben indischer Tradition, außerdem will er jungen Menschen die Chance geben, sich mit Hilfe der Studiengänge der "Sozialen Gerontologie" auf wachsende gesellschaftlichen Bedarf an Altenhilfe zu qualifizieren.
In Indien gebe es eine "Lehre von den Lebensaltern". Sie zu verwirklichen, will die künftige "Academy" helfen. "Darüber gibt es für Ältere heute keinerlei Austausch", berichtet Dabo-Cruz.
Für die sechs Wochen seines Aufenthalts in Frankfurt wird Aneja vom Vorsitzenden der Senioren-Uni, Günther Böhme, betreut, aber auch mit den Dozenten und Studierenden bestehe ein reger Austausch. Bei den Frankfurter Senioren herrscht reges Interesse dafür, wie es den Gleichaltrigen in Indien ergeht. abi
BAD HOMBURG. Die Mitglieder der Jungen Union wollen Kindern in Kroatien helfen, die durch den Krieg im ehemaligen Jugoslawien in Not geraten sind.
Gemeinsam mit der Jugend der Kroatischen Demokratischen Union informiert der CDU-Nachwuchs heute zwischen 10 und 14 Uhr in der unteren Louisenstraße über die Probleme in Kroatien.
Die Junge Union bittet um Sachspenden, mit denen die Ausbildung der Kinder - die meisten Schulen sind zerstört - in den Flüchtlingsquartieren fortgesetzt werden kann: beispielsweise Schreibblöcke, Hefte, Füllfederhalter, Malstifte. Von Geldspenden werden ebenfalls Sachmittel gekauft. jom
Im Blickpunkt:
KRONBERG. Unter der Zehntscheune soll die Tiefgarage nicht mehr gebaut werden. Aber vor der Scheune könnte sie nach den Plänen der Stadt errichtet werden. Allerdings auf Kosten der Anwohner. Die ließ Bürgermeister Wilhelm Kreß in einem Brief wissen, daß sie für rund 50 000 Mark einen Garagenplatz erhalten können. Das entspricht den Baukosten.
Von den 25 Anwohnern, die befragt wurden, zeigte sich nur einer bereit, soviel zu investieren, um sein Auto unterzubringen. Die anderen verwiesen darauf, daß schließlich bei der Tiefgarage am Berliner Platz, die in unmittelbarer Nähe liegt, auch keiner der Anwohner zur Kasse gebeten worden sei. Die Tiefgarage am Berliner Platz, mit öffentlichen Mitteln gebaut, ist bisher noch nicht ausgelastet und rentiert sich nicht. Die Stadt ist nicht bereit, nun noch einmal Geld in eine Tiefgarage zu investieren.
Fragt sich, ob sie überhaupt gebaut werden muß. Der Erste Stadtrat "könnte auch damit leben", daß einige Anwohner auf dem neu gestalteten Platz vor der Zehntscheune einen Abstellplatz für ihr Auto bekommen, einige ihren Wagen auf einem Mietplatz in der Garage am Berliner Platz unterbringen. Bleibt der Unmut der Bürger, die sich zwischen einem (teuren) Garagenplatz vor dem Haus, einem (billigeren) Mietplatz am Berliner Platz oder dem Verzicht aufs Auto (ganz billig) entscheiden können. ca
"Wenn bei Capri die rote Dose im Meer versinkt" - Zu diesem Refrain steigt im Frankfurter Hauptbahnhof am Dienstag, 14. Juli, 11 Uhr, die dritte "humorvolle Performance" des Umlandverbands Frankfurt (UVF), bei der "Tips für die müllvermeidende Gestaltung von Ferienreisen" und eine "abfallbewußte und umweltschonende Reiseplanung" gegeben werden. Der UVF: "Beim Start in die Sommerferien lassen wir allzu gerne unser Abfall- und Umweltbewußtsein daheim. Davon zeugen überquellende Mülltonnen und Picknickreste an Stränden und am Ferienort."
Hauptdarsteller und Bösewicht bei der szenischen Infoschau ist der "Einwegtourist", seinen Auftritt hat er im zentralen Bahnhofsbereich zwischen den Gleisen 3 und 4 in der Nähe des Südausgangs. peh
FRIEDBERG. Limonade trinken, das macht im Sommer Spaß, und Schwimmen und . . . und zu den Sommersprossen ins Wetteraumuseum zu gehen. Etwa 150 Kinder waren zum Auftakt des Programms "Hits für kids" mit dem Liedermacher Klaus W. Hoffmann gekommen. Vom Wassertropfen auf seinem Bauch sang der Barde zur Gitarre, vom Drachen "Sing, sang, klang" und vom Kitzelland.
So recht jedoch vermochte Hoffmann sein junges Publikum zunächst nicht zu begeistern, schließlich ist Stillsitzen und Zuhören nicht unbedingt die Lieblingsaktivität von Drei- bis Achtjährigen. Mitsingen schon eher. Oder mit den Füßen trommeln, mit Mutters Autoschlüssel rasseln und Grimassen schneiden - eben so wie im zweiten Teil. (FR-Bild: Eberhardt)
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Wochenende
Ärzte HANAU. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Tel. 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Tel. 1 06 11.
STEINHEIM/KLEIN-AUHEIM. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Mainterrasse, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
GROSSKROTZENBURG/GROSSAUHEIM/RODENBACH/WOLFGANG. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
MAINTAL 1, 2, 3. DRK-Station, Tel. 0 61 81 / 49 10 28.
MITTELBUCHEN/WACHENBUCHEN/ ERLENSEE/NEUBERG/BRUCHKÖBEL. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, im Ärztehaus Bruchköbel, Haupt- straße 75, von Samstag von 11 bis Montag 6 Uhr.
LANGENSELBOLD. Dr. Krampe,Steinweg 13,Telefon 42 42.
SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Tel. 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
SCHLÜCHTERN/STEINAU. Ärztlicher Notdienst von Sa.: 8 Uhr bis Mo.: 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
GELNHAUSEN/LINSENGERICHT/GRÜNDAU. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Tel. 0 60 51 / 55 44 (Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr).
GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ. Notdienstzentrale Freigericht/ Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.
GRÜNDAU/MITTELGRÜNDAU. Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.
GRÜNDAU/BREITENBORN. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.
FREIGERICHT. Notdienstzentrale Hasselroth, Tel. 0 60 55 / 62 55.
BIEBERGEMÜND. Dr. Hütten, Telefon 0 60 50 / 15 16.
FLÖRSBACHTAL/JOSSGRUND/MERNES. Dr. Langhoff, Telefon 0 60 59 / 12 14.
BAD ORB. Sa.: Dr. Srocke, Telefon 0 60 52 / 23 99; So.: Dr. Grüske, Telefon 0 60 52 / 25 11.
WÄCHTERSBACH. Notdienstzentrale Schlierbach, Tel. 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte STADT-und ALTKREIS HANAU. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Tel. 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
SCHLÜCHTERN. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Tel. 0 66 61 / 8 11.
KASSENBEZIRK GELNHAUSEN. Über DRK Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken HANAU. Sa.: Family-Apotheke, Kurt- Blaum-Platz 8,Telefon 25 43 43; Fasanen- Apotheke, Klein-Auheim, Rathausstraße 44, Telefon 6 05 58; So.: Hirsch-Apotheke, Vorstadt 7, Telefon 2 08 09; Einhorn-Apotheke, Großauheim, John-F.-Kennedy Straße 26, 95 18 51.
ERLENSEE/LANGENSELBOLD/NEUBERG/RODENBACH. Sonnen-Apotheke, Hanauer Straße 13, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 25 80.
MAINTAL. Sa.: Main-Apotheke, Dörnigheim, Wilhelmsbader Straße 15, Telefon 0 61 81 / 4 53 68; So.: Apotheke am Kreuzstein, Bischofsheim, Goethestraße 1, Telefon 0 61 09 / 6 21 82.
SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN/BRUCHKÖBEL. Sa.: Rathaus-Apotheke, Hanauer Straße 19, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 73 30. So.: Schloß-Apotheke, Kilianstädter Straße 10, Büdesheim, Telefon 0 61 87 / 78 78.
GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ/LINSENGERICHT/GRÜNDAU-LIEBLOS/ALTENHASSLAU. Sa.: Wildhaus-Apotheke, Gelnhäuser Straße/Ecke Odenwaldstraße, Linsengericht-Altenhaßlau, Telefon 0 60 51 / 6 64 06. So.: Bahnhof- Apotheke, Bahnhofstraße 12, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 35 38.
BAD ORB. Sa.: Kurpark-Apotheke, Ludwig-Schmank-Straße 5, Telefon 0 60 52 / 39 93. So.: Brunnen-Apotheke, Hauptstraße 24, Telefon 0 60 52 / 23 87.
FREIGERICHT. Markus-Apotheke, Altenmittlau, Hauptstraße 117, Telefon 0 60 55 / 61 71.
WÄCHTERSBACH. Vogelsberg-Apotheke, Brachttal-Schlierbach, Freiherr- vom-Stein-Straße 1, Telefon 0 60 53 / 97 97; So. von 11 bis 13 Uhr Hof-Apotheke, Obertor 1, Wächtersbach, Telefon 0 60 53 / 16 03. Gemeindeschwestern LANGENSELBOLD. Gertrud Lamm, Wingertstraße 17, Gründau, Telefon 0 60 51 / 43 21. Tierärzte HANAU. Telefonisch zu erreichen unter: 8 63 63.
STEINAU/BAD SODEN-SALMÜNSTER/SCHLÜCHTERN: Beim Haustierarzt zu erfragen. Telefonseelsorge HANAU. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Im Bereich der Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50; im Bereich der EAM (Hanauer Umland, Telefon: 0 61 81 / 27 49; im Altkreis Gelnhausen, Telefon 0 16 13 /60 86 41; Altkreis Schlüchtern, Telefon 06 61 / 1 21.
Zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele trägt die favorisierte australische Hockeymannschaft der Männer am Sonntag, 12. Juli (17 Uhr), und Montag, 13. Juli (16 Uhr), auf der neuen Kunstrasenanlage des SC SAFO Frankfurt zwei Testspiele gegen Frankreich aus.
ROSBACH. Ein Unbekannter drang in der Nacht zum Donnerstag in das Einwohnermeldeamt der Stadt Rosbach in Ober-Rosbach ein. Die Polizei vermutet, daß der Täter auf der Suche nach Bargeld war, was dort aber nicht aufbewahrt wird.
Bei dem Einbruch verletzte der Mann sich (die Frau) nach Polizeiangaben offensichtlich an Glas und dürfte blutende Schnittwunden an den Händen davongetragen haben. Der Schaden an dem Gebäude beläuft sich auf 500 Mark.
Die Kripo Friedberg bittet um Hinweise unter der Rufnummer 0 60 31 / 60 10. ub
Für ihr Buch über die Situation der Frauen in Offenbach am Beginn dieses Jahrhunderts sucht die Kunsthistorikerin Christina Uslular-Thiele noch Informantinnen und alte Fotografien. Ihr fehlen vor allem Bilder von Frauen am Arbeitsplatz oder im Alltagsleben.
Für ihre Frauenporträts würde die Wissenschaftlerin über das Leben der Kommunalpolitikerin Clara Grein - als "Rote Clara" bekannt - gern mehr wissen. Die Liberale war mit dem bekannten Frauenarzt Dr. Grein verheiratet und lebte in den zwanziger Jahren im Offenbacher Westend.
Die Historikerin würde sich auch freuen, wenn sich Offenbacher/innen melden würden, die lebhafte und detailreiche Erinnerungen an ihre Großmütter oder Urgroßmütter haben. Viele Einzelheiten, so Uslular-Thiele, werden nur mündlich überliefert und sind kaum schriftlich fixiert - die Art der gesellschaftlichen Kontakte zum Beispiel oder genaue Angaben darüber, wieviel damals verdient wurde.
Christina Uslular-Thiele wohnt in Darmstadt, Moosbergstraße 93, Telefon 0 61 51 / 6 25 67. hf
MAIN-KINZIG-KREIS. Ganz und gar nicht zufrieden mit dem "schleppenden und dürftigen Informationsfluß aus der Kreisverwaltung" sind nach Angaben von Bürgermeister Bruno Döring aus Bad Soden-Salmünster seine Bürgermeister- und Stadtratskollegen in der Arbeitsgemeinschaft der CDU-Wahlbeamten.
Stellvertretend für eine Reihe von Problembereichen nannte Döring das nach wie vor bestehende Informationsvacuum bezüglich des Anschlusses der Städte und Gemeinden an die Abfallverwertungsgesellschaft "Duale System Deutschlands (DSD)" ab dem 1. Januar 1993 oder auch die immer noch fehlenden Vorgaben des Kreises für die künftige Verwertung des in immer größeren Mengen anfallenden Klärschlamms auf den Kläranlagen der Kommunen oder Zweckverbände.
Bereits am 18. Februar habe im Hanauer Landratsamt - damals noch unter Federführung des grünen Umweltdezernenten Harald Friedrich - eine Vorabstimmung mit den Städten und Gemeinden für die sowohl zwischen dem Main-Kinzig-Kreis als auch den Kommunen mit der DSD abzuschließende Abstimmungserklärung stattgefunden. Recht detailliert seien die Vorstellungen seitens der Städte und Gemeinden für die künftige Zusammenarbeit formuliert und Friedrich für dessen bereits am 21. Februar stattfindenden Gesprächs mit den DSD-Vertretern auf der Ebene des Hessischen Landkreistages mit auf den Verhandlungweg gegeben worden.
Es sei daher unverständlich, so Döring, daß jetzt, fast fünf Monate später, die Bürgermeister einmal mehr ins Landratsamt zitiert würden, um eine "Konsensfindung zwecks zügiger weiterer Verhandlungen mit dem DSD" anzustreben, nachdem der Kreis wohl am 12. Juni eine Absichtserklärung seinerseits gegenüber DSD abgegeben habe.
Bei allem Verständnis und in Kenntnis der chaotischen Verhältnisse im Landratsamt, insbesondere in Sachen Abfallbeseitigung, erwarte man mehr Handlungsergebnisse statt ständiger Plauderrunden, denn der 1. Januar 1993 rücke schließlich näher, und die Kommunen müßten wissen, was mit der nächsten Stufe der Verpackungsverordnung an organisatorischen und auch materiellen Veränderungen auf sie zukomme. Ähnlich wie in Sachen DSD herrsche auch zum Thema "Klärschlamm-Behandlung beziehunsgweise -verwertung" im Kreishaus Ratlosigkeit, meinen die CDU- Hauptamtlichen. Seit Sommer 1989 sei man im Dezernat von Friedrich auf der Suche nach Lösungsvorschlägen für die Behandlung, Verwertung und Entsorgung des ständig steigenden Klärschlamm- Aufkommens aus den Anlagen der Kommunen. Es sei erschreckend, was bis heute dabei herausgekommen sei.
Seit Sommer 1990 seien zwar nach Vorgabe von Friedrich und durch Beschlüsse der rot-grünen Mehrheiten im Kreisausschuß und Kreistag die Deponiegebühren für Klärschlamm von 13 auf 140 Mark pro Gewichtstonne erhöht worden, Vorgaben für die Verwertung des Klärschlammes - etwa in der Landwirtschaft - oder die technisch machbare Volumen- Reduzierung durch Trocknungs-Anlagen fehlten noch immer.
Ein eigens im Jahre 1990 an das Büro Hetterich in Auftrag gegebenes Gutachten - Kostenpunkt: etwa 130 000 Mark - habe keinerlei verwertbare Erkenntnisse gebracht, wie die Betriebsleiterin des Eigenbetriebes Abfallwirtschaft vor der Bürgermeister-Kreisversammlung habe eingestehen müssen.
Zwei Jahre wertvolle Zeit und 130 000 Mark scheinen nach Ansicht der CDU- Hauptamtlichen verschenkt worden zu sein, der Klärschlammberg auf der Deponie wachse, und die Kläranlagenbetreiber zahlten weiterhin horrende Deponiegebühren, natürlich auf Kosten der Gebührenzahler.
Döring meint, daß es nicht schwierig sein dürfte, in Kenntnis der vorliegenden Zahlen und Fakten der Kläranlagenbetreiber Empfehlungen darüber auszusprechen, ob Klärschlämme wieder verstärkt in der Landwirtschaft verwertet werden sollen - das Land Hessen plane eine Verdoppelung der Ausbringung - oder ob im Kreisgebiet zentrale oder dezentrale Trockungsanlagen für Klärschlamm errichtet werden sollen, um die Deponie von diesem hohen und nicht unproblematischen Klärschlamm-Aufkommen zu entlasten. are
Briefe an die Redaktion
Anwohner, die sich in der "Hainer Altstadt-Initiative" zusammengeschlossen haben, wehren sich gegen Lärm im Zusammenhang mit den Burgfestspielen:
Malerische Fachwerkhäuser und urbanes Leben machen den charakteristischen Charme der Dreieichenhainer Altstadt aus. Zahlreiche Geschäfte, gastronomische Betriebe und Volksfeste sind ebenso Ausdruck dieser Urbanität wie ein kulturelles Angebot, um das uns das ganze Rhein-Main-Gebiet beneidet. Das sollte auch jeder wissen, der in die Altstadt zieht.
Einige wußten es offensichtlich nicht und gründeten die "Hainer Altstadt-Initiative", die seither emsig bemüht ist, durch diverse Aktivitäten gegen die Festspiele in der Burg vorzugehen.
Auf zum Teil nachvollziehbare Argumente der Festspielgegner wurde seitens der Veranstalter sowie der Stadt in sinnvoller Weise eingegangen. So ist bei jeder Veranstaltung die Altstadt nur noch für Anwohner mit dem Auto zugänglich, die Festspielbesucher werden von der Altstadt ferngehalten, mit dem Ergebnis, daß es bei einer Veranstaltung in der Altstadt ruhiger zugeht als an jedem anderen Tag. Daß die Initiatoren der "HAI" trotzdem weiterhin versuchen, den Festspielen den Garaus zu machen, erfüllt mich als Anwohner der Altstadt mit tiefer Scham. Es ist daher an der Zeit, darauf hinzuweisen, daß diese Gruppierung keineswegs eine repräsentative Meinung der Altstadtbewohner vertritt. Es existiert vielmehr eine breite Zustimmung zu den Festspielen, belegt durch eine in diesen Tagen angefertigte Unterschriftensammlung, bei der sich spontan bereits mehr Altstadtbewohner für die Festspiele ausgesprochen haben, als die sogenannte "HAI" Mitglieder hat. Es bleibt also zu hoffen, daß die Festspiele in der Burg bleiben, in einer Form, die den Interessen der Anwohner gerecht wird. Frank Wagner, Anwohner der Altstadt Dreieichenhain "Kürzere Ansprachen, Weck und Worscht" Langens Bürgermeister Pitthan hat kritisiert, daß die Partnerschaftsaktivitäten in "geschlossener Gesellschaft" stattfänden, was beim Fördererkreis für europäische Partnerschaft zu Ärger geführt hat (FR vom 8. Juli 1992):
Einerseits gibt die Stadt Langen einen finanziellen Zuschuß zu dem Drei-Städte- Treffen, andererseits bemängelt Bürgermeister Pitthan, daß die "Nutznießer" immer die gleichen Mitglieder des "Fördererkreises" seien. Der Zuschuß der Stadt erscheint gerechtfertigt, schmückt diese sich doch mit dem Treffen und mit ausgiebiger Festrede ihres Bürgermeisters zur Begrüßung der Gäste aus Romorantin und aus Long-Eaton im Stadtverordnetensaal. Wie aber soll nach Meinung des Bürgermeisters der Zuschuß der Stadt den Langener Bürgern zugutekommen, die sich nicht mit einem Vereinsbeitrag und beherbergender und Kosten verursachender Gastfreundschaft bei der Ausrichtung des Treffens engagieren?
Daß neue Mitglieder, besonders aus der jüngeren Generation, als Gäste bevorzugt werden, ist in allen drei Partnerstädten verpflichtender Brauch. Doch was tun, wenn neue Mitglieder fehlen, weil die jüngeren Eltern vielleicht lieber ihren Pfingsturlaub im Düsenjet verbringen? Die inzwischen älter gewordenen Mitglieder im Fördererkreis hatten vor 25 Jahren die Drei-Städte-Treffen genutzt, um ihren Sprößlingen einen Kurzurlaub und Ferienaustausch in den Partnerstädten zu ermöglichen.
Heutige junge Familien scheint es weiter weg zu ziehen. Es liegt nicht am Fördererkreis, wenn sie die Drei-Städte-Treffen und die daraus entstehenden Freundschaften in England und Frankreich nicht attraktiv genug finden. Anregungen auf Vereins- und auf Schulebene haben die Fördererkreise in allen drei Partnerstädten reichlich gegeben.
Was aber kann die Stadt Langen und der Bürgermeister tun, um zur Ausweitung der privaten Kontakte beizutragen?
Dankbar wäre, die langen Ansprachen der drei Bürgermeister im geschlossenen Raum des Stadtverordnentensaales vor das Rathaus (bei Regen ins Foyer) zu verlegen und diese Reden auf eine echte Begrüßung von jeweils einer Minute Dauer (mit Übersetzungen je fünf Minuten) zu verkürzen. Es läge dabei an der Stadt, alle Bürger, alte und junge, einzuladen und zu bewirten - mit Weck, Worscht und (Ebbel-)Woi -, um mit den auf eigene Kosten angereisten Gästen Kontakte knüpfen zu können.
Wenn die Stadt keinen Zuschuß zum Drei-Städte-Treffen mehr geben will, dann allerdings wird das Prtnertreffen zur rein privaten Vereinsangelegenheit. Paul Karn, Mitglied des Fördererkreises für europäische Partnerschaften, Langen
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Menschen, die ihre kranken Angehörigen pflegen, haben oft nur wenig Ahnung, welche Service-Angebote ihnen in Frankfurt gemacht werden. Das jedenfalls ist die Erfahrung des "Instituts für Sozialarbeit" (IfS). Beim nächsten IfS-Forum "Älterwerden in der Stadt" am Donnerstag, 23. Juli, 17.30 Uhr, im "Treffpunkt Rothschildpark", Oberlindau 20, soll es deshalb um "Hilfen für pflegende Angehörige" gehen: Welche Beratungsstellen und ambulanten Dienste gibt es in Frankfurt? Welche technischen Hilfsmittel können die Pflege erleichtern? "Urlaub von der Pflege" - wer nimmt in den Ferien vorübergehend pflegebedürftige Menschen auf? Wer zahlt all diese Leistungen?
Antworten geben Dagmar Schleinig (Sozialamt), Renate Uhl (Hufeland-Haus), Maria Mayr (Reha-Zentrum West), ein Internist und Peter Leiszner von der AOK-Leistungsabteilung. peh
Freispruch, Verurteilung oder auch die Einstellung des Verfahrens - noch ist im Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß alles offen. Wie im Galopp hin- und hergeworfen, fehlt selbst ansonsten sattelfesten Beobachtern nach den ersten neun Verhandlungstagen die Orientierung. Eben hat die Staatsanwaltschaft einen dicken Punkt buchen können, da tritt im bisher größten Umweltstrafprozeß der Bundesrepublik schon der nächste Sachverständige auf und verhilft der Verteidigung zu einem verhaltenen Triumph.
Die beiden Angeklagten indes, Geschäftsführer der Firma Desowag, des größten deutschen Holzschutzmittelherstellers mit den Marktrennern "Xyladecor" und "Xylamon", scheint das Auf und Ab in der Beweisaufnahme nicht sonderlich zu beeindrucken. Während der Senior wohl zum hundertsten Mal den Sitz seiner Manschettenknöpfe überprüft, ist der jüngere öfter bemüht, sich die Müdigkeit aus den Augen zu reiben. Um so agiler tritt die Verteidigerriege auf, angeführt von den Rechtsanwälten Günter Dörr und Rainer Hamm. Einige Anklagen haben sie als Spezialisten in Wirtschaftsstrafverfahren schon zu Fall gebracht.
Auf der anderen Seite im Gerichtssaal 165 C an der Konstablerwache kann sich Staatsanwalt Erich Schöndorf bestätigt sehen. Nachdem die auf Körperverletzung und Freisetzung von Gift lautende Anklage im ersten Anlauf gescheitert war, sprach das Frankfurter Oberlandesgericht ein Machtwort (Aktenzeichen: 1 Ws 206/90) und erzwang die Eröffnung des Hauptverfahrens. Verstärkt um den aus Hanau herbeigeeilten Oberstaatsanwalt Reinhard Hübner, der sich wacker im Nukem-Alkem-Prozeß geschlagen hat, kämpft der engagierte Schöndorf um die Frucht seiner fünfjährigen Ermittlungsarbeit - bisweilen so engagiert, daß die große Linie der Strafverfolgung vor lauter Details zu versanden droht.
Spätestens seit den ersten Zeugenaussagen steht fest, daß es im Holzschutzmittel-Prozeß nicht um Beschwerden wehleidiger Patienten geht, die womöglich ihre Hypochondrie ausleben und dem Kaleidoskop ihrer Krankheiten dank einfühlsamer Diagnosen ihrer Hausärzte endlich einen Namen geben können. Was sie nach der Anwendung der PCP- und Lindan-haltigen Holzschutzmittel in ihren Wohnungen erleben mußten, war vielmehr, so die Hausfrau Helga Zapke (53), "eine gesundheitliche Katastrophe. Wir hatten praktisch das ganze Jahr über Beschwerden."
Was das Besondere der Beschwerden ausmacht, die von psycho-vegetativen und neurologischen Störungen bis zu gehäuft auftretenden Infekten der Atemwege reichen, hat der im Rheinland praktizierende Allgemeinmediziner Reinhard Mann erkannt. Holzschutzmittel-Geschädigte erkranken nicht an einem ganz bestimmten Symptom, sondern leiden unter einer allgemeinen Abwehrschwäche, die sie mehr als andere Patienten für verschiedene Krankheiten disponiert.
Erst nachdem die Patienten ausgezogen waren oder aber ihre mit Holzschutzmitteln behandelten Häuser bis auf die Grundmauern abgerissen und saniert hatten, verringerten sich die Beschwerden. Nach den Ursachen gefragt, wollte sich der als sachverständiger Zeuge vernommene Arzt gleichwohl vor "einschieniger Kausalität" hüten. Lediglich bei 30 der von ihm behandelten 200 Patienten sieht er den Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Erkrankung und der Belastung mit dem giftigen Pentachlorphenol (PCP) als "eindeutig erbracht".
Von all diesen Krankheitsgeschichten, die in der kommenden Woche fortgesetzt werden sollen, möchte die Verteidigung hingegen vorerst nichts mehr hören. Bevor sich jeder der mehr als drei Dutzend Zeugen im Gerichtssaal über seine Leiden ausbreitet und dazu der ihn behandelnde Arzt vernommen wird, solle doch bitte schön erst einmal "das grundsätzlich Wissenschaftliche" erörtert werden. Dabei setzen die Anwälte insbesondere auf Gutachten von Pharmakologen und Toxikologen, für die das sogenannte Holzschutzmittel-Syndrom nach wie ein Rätsel ist.
Zum Beispiel der Münchner Professor Helmut Greim, Mitglied der ad-hoc-Kommision, die 1978 vom Bundesgesundheitsministerium beauftragt wurde, Auswirkungen von PCP in Holzschutzmitteln zu untersuchen. Aus seiner Sicht kommt der biozide Wirkstoff in den vorliegenden Fällen als Krankheitsverursacher nicht in Frage, denn selbst bei PCP-Belastungen von mehreren 1000 Mikrogramm (pro Liter im Urin) seien keine Gesundheitsschäden aufgetreten. Wie also dann bei "nur" 40 Mikrogramm, die Zeugen aus dem Frankfurter Prozeß aufwiesen?
Daß selbst die Kommission damals schon empfahl, langfristig kein PCP mehr in Holzschutzmitteln zu verwenden, ist für den bayrischen TH-Professor kein Widerspruch. "Wozu überhaupt biozide Wirkstoffe im Innenbereich?" fragt er. "Solange es nicht feucht ist, besteht keine Pilzgefahr. Also braucht man auch keine Holzschutzmittel." Doch einen Grund für das inzwischen ergangene PCP-Verbot können Greim und Kollegen auch heute nicht erkennen. "Gar nicht nötig", meint er und verweist auf das Problem mit den Nachbarländern, wo PCP erlaubt ist: "Die liefern uns heute doch viel höher kontaminierte Produkte."
Zieht man eine vorläufige Bilanz, könnte es sich ein braver, biederer Strafrichter bei der zentralen Frage nach der Kausalität leichtmachen. Überall bloß Widersprüche - also Freispruch nach dem Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten". So hatte ursprünglich auch die Frankfurter Umweltsstrafkammer, damals noch in anderer Besetzung, verfahren wollen - bis das OLG kam und die allzu schlichte Rechnung beanstandete. Die Kausalitätsbeurteilung durch Naturwissenschaftler, heißt es im OLG-Beschluß, unterliege nämlich "anderen Kriterien und Standards als die den Gerichten vorbehaltene Beurteilung der strafrechtlich relevanten Kausalität".
Für das Gericht unter Vorsitz von Richter Thomas-Michael Seibert, der die Verhandlung lässig wie ein professioneller TV-Moderator leitet, bedeutet dies, daß es sich nicht auf Laborwerte fixieren darf und auch die von Sachverständigen zitierte "einschlägige internationale Literatur" hinterfragen muß. Wenn etwa Arbeiter auf Hawai selbst bei mehr als 1000 Mikrogramm PCP nicht auf der Stelle umfallen, ergibt sich daraus noch kein weltweiter PCP-Freibrief. Je nach Konstitution reagieren Menschen unterschiedlich, und die Frage ist, ob nicht gerade die sensibleren bei grundsätzlich problematischen Stoffen einen Anspruch darauf haben, geschützt, zumindest aber nachhaltig gewarnt zu werden.
Doch selbst wenn der Ursachenzusammenhang als erwiesen gilt, ist der Prozeß für die als Nebenkläger auftretenden Holzschutzmittel-Geschädigten damit längst nicht gewonnen. Fragen nach Vorhersehbarkeit und Verbotsirrtum stellen sich, und die müssen individuell für jeden Angeklagten beantwortet werden. Wenn nicht einmal namhafte Wissenschaftler Grund zur Besorgnis sahen und sich auch die Behörden merkwürdig zurückhielten, warum sollte dann ausgerechnet der Hersteller die größten Bedenken haben? Darüber ließe sich im Prozeß trefflich und vor allem endlos streiten.
Parallelen zum Contergan-Prozeß drängen sich auf. Zweieinhalb Jahre lang verhandelte das Aachener Landgericht wegen Körperverletzung gegen sieben führende Mitarbeiter der Chemie Grünenthal, bis am 18. Dezember 1970 eine Lösung gefunden war, die alle Prozeßbeteiligten akzeptieren konnten. Nachdem sich die Firma zuvor im außergerichtlichen Vergleich bereit erklärt hatte, für die mehr als 3000 geschädigten Kinder 110 Millionen Mark zu zahlen, die den Grundstock für das Hilfswerk bildeten, wurde das Strafverfahren eingestellt.
Mehr als 10 000 Opfer haben sich inzwischen bei der Interessengemeinschaft für Holzschutzmittel-Geschädigte gemeldet. Wird es auch für sie einen Fonds geben, in den Industrie und Bundesregierung einzahlen? Für Rechtsanwalt Dörr, der damals als Contergan-Verteidiger den Weg zum Vergleich vorbereitete, ist im Holzschutzmittel-Komplex "noch nicht die Zeit gekommen, darüber nachzudenken". Die Anwälte wollen lieber "die weitere Beweisaufnahme abwarten". Was im Klartext heißt, daß sie trotz des OLG- Beschlusses das Risiko einer Verurteilung noch als gering ansehen.
Vielleicht muß der Gerichtsvorsitzende erst den großen Knüppel vorzeigen, bis etwas in Bewegung kommt. Es drohen bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.
BÜDINGEN. In einer unübersichtlichen Kurve auf dem engen Verbindungsweg zwischen Michelau und Rinderbügen kam es am Donnerstag morgen zu einem Zusammenstoß zweier Autos.
Die beiden Fahrer aus Büdingen zogen sich bei dem Unfall leichte Verletzungen zu. An den Autos entstand nach Polizeiangaben ein Schaden von insgesamt 12 000 Mark. ub
Anekdoten gibt's nur im Gedächtnis 25 Jahre Fördererkreis Städepartnerschaft / Im Buch steht das Offizielle Von unserem Redaktionsmitglied Achim Ritz LANGEN. Als Lore und Heinz Förster vor mehr als dreißig Jahren in dem französischen Städtchen Selles- sur-Cher einen Mann am Gartenzaun nach dem Weg zum Campingplatz fragten, dachte noch niemand daran, daß bei dieser ersten Begegnung quasi der Grundstein für langjährige Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen aus zwei Kleinstädten gelegt wurde. Es blieb nicht bei der kurzen Wegbeschreibung zum Standort der Zelte und Wohnwagen. Die Försters und der hilfsbereite Monsieur Lionel Venon kamen in den darauffolgenden Tagen erneut ins Gespräch, wurden Freunde und bauten schließlich gemeinsam mit anderen Kontakte zwischen Langen und Romorantin auf, einer Stadt die nur ein paar Kilometer von Selles-sur-Cher entfernt liegt. Die Offiziellen besiegelten eine Partnerschaft, und die Bürger riefen einen Fördererkreis ins Leben. Letzteres war vor genau 25 Jahren, und deshalb wurde dieses Jubiläum gestern mit einer großen Geburtstagfete gefeiert; ungeachtet der Meinungsverschiedenheiten zwischen Fördererkreis und Bürgermeister Dieter Pitthan, für den sich die Partnerschaftsaktivitäten in einer "geschlossenen Gesellschaft" abspielen.
Die Entwicklung der Jumelage, zu der später auch noch eine Partnerschaft mit der englischen Stadt Long Eaton kam, sowie die Aktivitäten des Fördererkreises haben die Mitglieder in einem Buch zusammengefaßt, das rechtzeitig zur gestrigen Geburtsfeier fertig wurde. Der umfangreiche Rückblick auf den 112 Seiten weckt bei den meisten Erinnerungen an die ersten Tage der Begegnungen zwischen Franzosen und Deutschen. "Damals war alles anders", erzählt Lore Förster. Die Einstellungen der Menschen habe sich gravierend verändert. Die Urlaube, wenn es sie denn früher überhaupt gab, wurden meist in deutschen Erholungsgebieten wie in Bayern oder an der Küste verbracht. Wer machte sich schon auf den langen Weg nach Südfrankreich? Da fungierten der Fördererkreis und die Städtepartnerschaften zwischen Romorantin, Long Eaton und Langen, die 1968 beziehungsweise 1971 unterzeichnet wurden, als echtes Sprungbrett, um das Leben im benachbarten Ausland und die Menschen dort kennenzulernen.
Was sich zwischen den Menschen abspielte, was die Langener bei den persönlichen Kontakten mit den Bürgern beispielsweise in der 15 000-Einwohner-Stadt Romorantin erlebten, steht allerdings nicht in der Zusammenfassung. Die umfangreiche Bildersammlung zeigt Bürgermeister mit historischen Ketten um den Hals und meist Gruppen vor historischen Gebäuden, die Berichte erzählen von den offiziellen Besuchen. Die Geschichten und Anekdoten, die das Leben schreibt, sind im Buch nicht notiert. Aber sie werden bei den Treffen immer wieder erzählt. Dies ist Milli Eisenbach, die schon seit den ersten Stunden im Fördererkreis mitarbeitet, durchaus bewußt. "Da hätten wir noch ein weiteres Buch herausgeben müssen", meint auch Ute Becker, die sich um die Finanzen des Vereins kümmert. Aus den Erzählungen der Histörchen entwickele sich der "Esprit", betont Kassiererin Ute Becker. Als Bericht im Buch wäre das wohl nicht so gut angekommen, meinen die drei Frauen unisono.
Lustige Geschichten gab es vor allem wegen der Sprachschwierigkeiten, die anfangs die Begegnungen nicht ganz leicht machten. "Da wollte ich nach einem Essen für unsere Freunde mal "Crème mit Rum" servieren, erinnert sich Ute Becker. Doch das Gelächter der Franzosen war groß, denn die Aussprache sei damals noch nicht ganz korrekt gewesen, und sie hatte als Nachtisch "Crème avec Rhûme" angekündigt, was soviel wie Schnupfen heißt. Ein bißchen peinlich sei die Situation schon gewesen, doch schließlich hätten alle ihren Spaß gehabt, und Ute Becker muß heute noch lachen.
Ein anderes Mal gab es ein ähnliches Mißverständnis, das der guten Stimmung jedoch ebenso wenig schadete: Anläßlich eines großen Abendessens in Romorantin wollten die französischen Gastgeber gern wissen, wer wichtige Funktionen in der Stadt oder in einem Verein habe, um die Offiziellen aus Langen mit den entsprechenden Leuten der Partnerstadt zusammenzubringen. Hinter einigen Namen auf der Besucherliste notierten die Langener folglich (VIP), um auf die "very important persons" hinzuweisen. Doch mit VIP konnten die Franzosen damals nichts anfangen, und so saßen letztendlich doch alle durcheinander.
Vielleicht war dieser Zufall der Partnerschaft gerade dienlich, denn schließlich sollte die Jumelage nicht nur über die offizielle Schiene laufen. Doch damit hatte der Fördererkreis nie Probleme, über mangelndes Interesse an Begegnungen könne auch nach 25 Jahren nicht geklagt werden, sagen Milli Eisenbach und Lore Förster. Nur die Jugend sollte ein bißchen aktiver werden. Aber andere Vereine hätten auch Nachwuchssorgen.
Die Kurzzüge der U-Bahnlinie 2 werden vom Südbahnhof aus von Montag, 13. Juli, an wieder nur bis Nieder-Eschbach fahren. Die Vollzüge steuern Gonzenheim an. Beide Zug-Varianten werden wie vor dem Beginn der Arbeiten an der Zugsicherungsanlage fahrplanmäßig wieder abwechselnd auf die Schiene gesetzt. Über das Fahrtende wird an den Stationen informiert.
Wegen Bauarbeiten war die Wendeanlage für die U-Bahnen in Nieder-Eschbach eine Zeitlang gesperrt worden. Umgebaut wurde die Zugsicherungsanlage, mit der auch die Signale für die Fahrten der U-Bahnen gestellt werden: War dafür bislang der vor Ort ansässige Fahrdienstleiter zuständig, wird die Zugsicherung künftig von der Leitstelle der Stadtwerke aus gesteuert. ing
RANSTADT. In der Nacht zum Mittwoch entwendete ein unbekannter Täter ein Motorrad, das vor einer Garage in der Bahnhofstraße abgestellt war.
Der Wert des Motorrads der Marke Suzuki mit dem Kennzeichen BRB-HT 10 liegt nach Polizeiangaben bei 15 000 Mark. ub
Samstag / Sonntag 11. / 12. Juli
Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: Sa./So., 21.30 Uhr, Zwieback/Stache - "Festmahl im Theater Tafü- Lafö".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Joe Ginnane; So., 15.30 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Dr. No; So., 19 Uhr, Kristoffer Stone.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: Sa., 19 Uhr, Nyce Cryce; So., 19 Uhr, Gangster of Love.
Sound-Depot, Ostparkstr. 25: Sa., 21 Uhr, Badesalz-Nacht. Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Jazz Trio; So., 22 Uhr, Piano George.
Summertime Festival: So., 11 Uhr, Toshinori Kondo (Japan); Hof Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 10 Uhr, Metropolitan Jazz Band Praha & Jazzicek Praha; Höchster Schloßfest, Zelt.
Lesbisch-Schwule-Kulturtage: Sa., 21 Uhr, Eröffnungsdisco & Tanzperformance; So., 21.30 Uhr, Frankfurter Spielfrauen - "Men-Age A Trois"; Öko Haus, Kasseler Str./Westbahnhof.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Musikverein Dettingen; So., 15.30 Uhr, Musikverein Schöllkrippen.
Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Mainhattan-Bigband; Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).
Kath. Gemeinde Mutter vom guten Rat: Sa., 18 Uhr, Konzert für Klavier und Sopran, Kelsterbacher Straße 41 - 43.
Ev. Cyriakusgemeinde Rödelheim: Sa., 18 Uhr, Orgelkonzert in der Kirche, Auf der Insel.
Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Lady's Night - Black-Music Mischung.Literatur Erzählcafé im Rothschildpark, Oberlindau 20: Sa., 16 Uhr, Helly Simons - "Von der Verlagsleitung zur Altenbildung". Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Subjektive kontra objektive Fotografie".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Juden in Frankfurt". Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung durch die Europa-Abteilung zum Thema "Fayencen und Porzellane im Museum für Kunsthandwerk".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Hans Multscher, der von Bauhütte und Zunft unabhängige Künstler".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen."
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fremdes Geld".
Ikonen-Museum, Brückenstr. 3-7: So., 12 Uhr, Führung zum Thema "Russische Ikonen und ihre Entstehung".
Zoologischer Garten, Alfred-Brehm-Platz 16: So., 9 Uhr, Führung zum Thema "Über die Ansprüche der Tiere an ihre Gehege".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was-Wann-Wo". Filme/Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Wanderungen / Stadtrundgänge DBV Naturschutzbund (KV Ffm): So., 8.15 Uhr, Vogelkundliche Wanderung Berger Feld & Weichwiesen; Treffpunkt Bergen Stadthalle (Info 061 09/22 800).
Pfälzerwald-Verein: Sa., 7.30 Uhr, Wanderung Odenwald; Abfahrt Bushaltestelle HBF-Südseite (Info 54 96 74).
Schwäbischer Albverein: So., 7.30 Uhr, Odenwald-Wanderung; Treffpunkt Stadtbad Mitte.
Schwarzwaldverein: So., 8.15 Uhr, Wanderung Rheingau; Treffpunkt Berliner Str./Paulskirche (Info 70 11 60).
Alpenverein: So., 7 Uhr, Wanderung Vogelsberg - Kleinheiligkreuz; Treffpunkt Paulsplatz (Info 44 34 82).
Frankfurter Stadt- & Gästeführer: Sa./So., 15 Uhr, Stadtrundgang, Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg.
Kulturothek: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Jüdisches Frankfurt"; Treffpunkt Foyer Jüdisches Museum.
Feste Federation Cup: Sa., ab 10 Uhr, So., ab 11 Uhr, Frühschoppen, Buntes Programm mit Musik & Tanzvorführungen; Römerberg.
Kleingartenverein Gutleut: Sa., ab 15 Uhr, Gartenfest, ab 20 Uhr Live-Musik, So., ab 14 Uhr Kinderfest.
Freiwillige Feuerwehr Nieder-Erlenbach: am Samstag ab 15 Uhr, Grillfest, Zur Obermühle 8.
Kleingartenverein Bergen-Enkheim 1950: Sa., ab 16 Uhr Gartenfest, ab 22 Uhr Travestie- Show, Anlage Dorfelder Weg.
Kleingartenverein Westhausen: Sa., 15.30 Uhr, Sommerfest, Heinrich-Lübke-Straße (Eingang Wiese).
Kleingartenverein Bergen-Enkheim: So., ab 10 Uhr, Sommerfest, Anlage "Möllers Wäldchen". Kleingartenverein "Pfingstweide" Bergen-Enkheim: Sa., ab 14 Uhr, Gartenfest, Eingang Jean-Kempf-Weg.
Kleintierzuchtverein Sachsenhausen: Samstag ab 15 Uhr, Sommerfest, Speckweg 2 (Oberrad). Karnevalsgesellschaft "Wespen" Oberrad: Samstag ab 14 Uhr, Oberräder Kerb, Sonntag ab 10 Uhr, Kerwefrühschoppen, Festplatz an der "Villa Bonn".
Kleingartenverein Bergen Enkheim, Dorfelder Weg: Sa., ab 16 Uhr, Gartenfest, ab 22 Uhr, Travestie Live Show Jossy del Monte.
Sonstiges Lesbisch-Schwules-Kulturhaus, Klingerstr. 8: So., 10 Uhr, Eßkultur "Gaumen-Freuden".
Deutscher Sportbund: Sa./So., 13 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/ Hessendenkmal.
Gruppen zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67, Bornheimer-Bowling-Center: So., 14 Uhr, Offenes Treffen. Märkte/Basare Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstablerwache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken
Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr, bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Altkönig-Apotheke, Niddagaustraße 73, Tel. 78 36 39; Ahorn-Apotheke, Griesheim, Waldschulstraße 43 a, Tel. 38 24 86; Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 12, Tel. 31 34 19; Bonameser Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße 667, Tel. 50 13 63; Falken-Apotheke, Ginnheim, Ginnheimer Landstraße 125, Tel. 53 15 52; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 23, Tel. 62 33 60; Löwen-Apotheke, Zeil 65-69, Tel. 29 52 02; Luisen-Apotheke, Rothschildallee 20, Tel. 45 66 77; Sonnen- Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstr. 14, Tel. 061 09 /31 919; Wolf-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 87, Tel. 55 01 88. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Riedhof, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße, 195 a, Tel. 6 31 38 38; Brock'sche Apotheke, Berger Straße 38, Tel. 44 24 35; Franziskus-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 144, Tel. 59 16 23; Hessen-Apotheke im Gallusviertel, Frankenallee 169-171, Tel. 73 08 00; Mainkur-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 79, Tel. 41 17 87; Main-Taunus- Apotheke, Main-Taunus-Zentrum, Tel. 31 94 77 (nur bis 23 Uhr); Merkur-Apotheke, Heddernheim, Heddernheimer Landstraße 27, Tel. 57 14 33; Paracelsus-Apotheke, Bockenheim, Schloßstraße 81, Tel. 77 53 81; Schwarzbach- Apotheke, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Straße 296, Tel. 45 22 96; Stoltze-Apotheke, Goethestraße 9, Tel. 28 12 19; Taunusblick-Apotheke, Zeilsheim, Pfaffenwiese 53, Tel. 36 27 70.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)
Dr. med. vet. Ulrich Metzger, Vogelsbergstr. 32, Nordend, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
Wir gratulieren
Herrn Hans und Frau Margot Mardner zur goldenen Hochzeit am 12. Juli.
BAD HOMBURG. Auf 10 000 Mark schätzt die Polizei den bei einem Unfall in der Friedberger Straße entstandenen Schaden. Ein Autofahrer wollte in eine Grundstückseinfahrt einbiegen und übersah dabei ein anderes Auto. Verletzt wurde beim Zusammenprall niemand. jom
Nicht nur der industrielle Aufbau Ostdeutschlands wird durch die ungeklärten Eigentumsverhältnisse massiv behindert, sondern auch der Neuanfang in der dortigen Landwirtschaft. Doch der Verkauf von rund zwei Millionen Hektar einst "volkseigener" Agrar- und Waldfläche ist eine schwer zu lösende Mammut-Aufgabe. Um manche Grundstücke streitet sich ein Dutzend Bewerber. Derweil ächzen die Nachfolgebetriebe der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften unter der Last alter Schulden. Und die "Wiedereinrichter", die ihre ehemals zwangskollektivierten Äcker nun selbständig bewirtschaften möchten, fühlen sich behindert. Sie wollen für ihr verlorenes Vermögen entschädigt werden.
KÖNIGSTEIN. Langfinger scheinen in der Kurstadt ein neues Beutefeld aufgetan zu haben: Gleich in zwei Kliniken machten sie sich laut Polizeibericht am Donnerstag erfolgreich zu schaffen.
Zwischen 11.15 und 13 Uhr erbeuteten sie aus drei unverschlossenen Schränken in einem Umkleideraum der KVB-Klinik Brieftaschen und einen Lederrucksack. Zwischen 11.30 und 14.45 Uhr waren die Langfinger laut Polizei in der Falkensteiner Taunusklinik unterwegs. Auch dort ließen sie aus einem Spind im Umkleideraum eine Geldbörse mitgehen.
Zeugen wollen in der KVB-Klinik zwei 19- bis 20jährige Männer als Täter identifiziert haben. mk
RÜSSELSHEIM. Die dreiwöchigen Werksferien der Adam-Opel-AG beginnen offiziell erst am Montag, 13. Juli. Allerdings wurde bereits in den zurückliegenden Tagen aufgrund einer Umstellung in der zentralen Lackiererei nur mit gebremstem Schaum in dem Automobilwerk gearbeitet. Von Montag bis Donnerstag liefen daher für zahlreiche Beschäftigte Freischichten. Am gestrigen Freitag trat ein allgemeiner Urlaubstag in Kraft.
In der Regel arbeiteten in dieser Woche täglich anstelle der üblichen rund 15 000 Mitarbeiter nur etwa 2500 Beschäftigte in der Produktion. Es wurden Zulieferungen für die Opel-Werke in Bochum und Kaiserslautern erfüllt, wo erst in zwei Wochen die Betriebsferien beginnen.
Während der Rüsselsheimer Werksferien wird Opel allerdings keineswegs vollständig geschlossen. Täglich werden weiterhin noch rund 1500 Beschäftige arbeiten.
Probleme gab es bei den im Gegensatz zum Vorjahr 1992 wieder durchgeführten Werksferien durch die zeitlich versetzten Sommerferien in Hessen und Rheinland- Pfalz. Durch eine Betriebsvereinbarung wurde geregelt, daß von jenseits des Rheins kommende Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern auch außerhalb der Opel-Werksferien mit ihren Familien frei machen dürfen. cas
KRIFTEL. Welche Eltern suchen noch einen Platz im Kinderhort? Überraschend sind dort drei Plätze freigeworden.
Der Hort im Erdgeschoß der Weingartenschule bietet zwei Gruppen zu 15 Kindern Platz. Geöffnet ist von 7.30 bis 17 Uhr. Die Betreuung kostet 180 Mark im Monat plus 75 Mark für Verpflegung. Anmeldungen sind bei Hortleiterin Gisela Rasche (Tel. 46364) möglich. pms
VOGELSBERGKREIS. Auch im Vogelsbergkreis leben immer mehr Asylbewerber. Erster Kreisbeigeordneter Ralf Neumann (FDP) teilte mit, daß im zweiten Halbjahr im Kreisgebiet 375 Asylbewerber neu untergebracht werden müßten, womit auch die Aufnahmequote der Städte und Gemeinden erhöht werde. Diese wurden über die Zahlen bereits informiert.
Bei der Verteilungsquote wurde ein Kreistagsbeschluß zugrunde gelegt, der die Bevölkerungszahl in den Städten und Gemeinden als Maßstab nimmt. Damit wird der Vogelsbergkreis dieses Jahr insgesamt 676 Asylbewerber aufnehmen, 1991 waren es 421. ub
BAD HOMBURG. Ihr Können als Hundefänger bewies die Polizei am Donnerstag nachmittag. In der Nähe des Saalburg-Kastells bedrohten drei freilaufende Hunde in mehreren Fällen Spaziergänger. Die herbeigerufenen Polizeibeamten entschieden sich, da noch kein Mensch verletzt worden war, die Tiere nicht zu töten, sondern sie einzufangen. Zeitweise bis zu sieben Polizeibeamte waren zwei Stunden bei dieser "Sonderaufgabe" im Einsatz.
Mit der Unterstützung eines Polizeihundeführers aus Usingen in sogenannter Vollschutzkleidung gelang es den Beamten einen großen Rottweiler, einen großen Riesenschnauzer und ein Jungtier in die Ecke zu treiben und mit Fangschlingen und Abschleppseilen zu bändigen. Bei einem Angriff gegen die Beamten hätten die Tiere erschossen werden müssen, da die Gefahr einer Tollwutinfektion bestand.
Die Hunde wurden anschließend ins Kreistierheim gebracht. Wie sich später herausstellte, gehörten sie einem Hundehalter in Obernhain, der die Polizei nicht über das Verschwinden der Tiere informiert hatte. Er muß nun mit einer Anzeige rechnen. jom
Wir gratulieren
Samstag Herrn Rudolf Weiser, Okarben, zum 72. Geburtstag.
Frau Berta Kletting, Rendel, zum 77. Geburtstag.
Frau Frieda Wetzig, Petterweil, zum 84. Geburtstag.
Herrn Georg Kliem, Ilbenstadt, zum 76. Geburtstag. Sonntag Herrn Wilhelm Schramm, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Herrn Alfred Dubowy, Okarben, zum 72. Geburtstag.
Frau Katharina Klamann, Okarben, zum 71. Geburtstag.
Frau Susanne Damm, Okarben, zum73. Geburtstag.
Kleine FR
Lenkrad aus Holz gestohlen KÖNIGSTEIN. Liebhaberteile bauten Autoknacker aus einem in der Falkensteiner Straße geparkten Wagen aus. Laut Polizei ließen sie das Holzlenkrad und den ebenfalls hölzernen Schalthebelknauf mitgehen. Konzert fällt aus BAD HOMBURG. Das für Samstag, 25. Juli, in der Christuskirche geplante Konzert mit jungen Künstlern der Humboldtschule fällt aus; es soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Meditativer Tanz BAD HOMBURG. Den Tanz als eine weithin vergessene Ursprache der Menschheit wiederentdecken - das will ein Kurs mit dem Titel "Meditiativer Tanz", den die Elternschule Taunus an 3. August, 19.30 Uhr, im Gemeindezentrum St. Marien in der Dorotheenstraße veranstaltet. Er umfaßt zehn Abende. Auskunft: Tel. 0 61 72 / 69 09 45 (ab 27. Juli). Gymnastik für Frauen BAD HOMBURG. Noch freie Plätze weist ein Gymnastik-Kurs für Frauen auf, den die Elternschule Taunus nach Abschluß der Schulferien am Dienstag, 4. August, um 9.30 Uhr wieder beginnt. Er findet jeweils donnerstags im Gemeindezentrum St. Marien in der Dorotheenstraße statt. Auskunft und Anmeldung: Tel. 0 61 72 / 69 09 45 (ab 27. Juli).
Notdienste
Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.
Sa.: Engel-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 48, Tel. 0 60 31 / 55 90 u. 22 90 + Rosen-Apotheke, Nieder-Mörlen, Frankfurter Str. 116, Tel. 0 60 32 / 8 13 16 - So.: Central-Apotheke, Bad Nauheim, Stresemannstr. 12, Tel. 0 60 32 / 26 22.
Bad Vilbel. Sa.: Kur-Apotheke, Frankfurter Str. 119, Tel. 0 61 01 / 8 52 66 - So.: Nidda-Apotheke, Frankfurter Str. 28, Tel. 0 61 01 / 8 38 52.
Butzbach. Sa.: Alte Apotheke, Wetzlarer Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 55 85 - So.: Liebig-Apotheke, Marktplatz 22, 0 60 33 / 6 51 42.
Karben/Niddatal. Sa.: Apotheke Niederwöllstadt, Wöllstadt, Frankfurter Str. 52, Tel. 0 60 34 / 23 07 - So.: Neue Apotheke, Klein-Karben, Wernher-von-Braun- Str. 29a, Tel. 0 60 39 / 35 91. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 / 6 40 51, zuständig für Gas- und Wasserversorgung.
Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof über Polizei Bad Vilbel, Tel. 0 61 01 / 70 45.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
HANAU. Eine Podiumsdiskussion, zwei Konzerte sowie ein Theaterstück stehen am Wochenende auf dem Plan des Hanauer Kultursommers, der am Samstag um 19 Uhr im Schloßgarten - bei Regen in der Stadthalle - beginnt: Ein Gastspiel der Gruppe "Nahual" aus Argentinien bildet den Auftakt. Danach lädt das "Stalker Stilt Theatre" zu seinem Spektakel "The Toycart" ein.
"Hanauer Theater- und Kulturzentrum - ein Haus für alle!" lautet der Titel der Podiumsdiskussion am Sonntag um 17.30 Uhr im Foyer des Comoedienhauses Wilhelmbad, für das der Förderverein Hanauer Theater- und Kulturzentrum verantwortlich zeichnet. Anschließend, um 20.30 Uhr, ertönt auf der Bühne des Comoedienhauses A-capella-Gesang von dem Ensemble "Sechszylinder".
Der Eintritt am Samstag ist frei. jur
BAD HOMBURG. Miteinander reden, einander zuhören und sich verstehen - das ist nicht verständlich und muß oft mühsam gelernt werden. Dabei hängen davon oft das Glück in einer Partnerschaft und die langfristige Zufriedenheit mit dem Leben ab.
Dabei helfen, Gesprächsregeln zu vermitteln, will ein "Gesprächstraining für Paare", das die katholische Elternschule Taunus im August anbieten will. Ein erster unverbindlicher Informationsabend findet am Mittwoch, 5. August, um 20 Uhr in der Dorotheenstraße 9 -11 statt. (Kontakt: Tel. 0 61 72 / 60 09 45).
MAINTAL. Die Arbeiterwohlfahrt, bislang nur im Stadtteil Bischofsheim aktiv, wird künftig in ganz Maintal tätig werden. Dies beschloß der Verein in seiner Vorstandssitzung. Gleichzeitig versichert die AW, "die Alten bleiben zu wollen," die sich für die Sorgen und Nöte ihrer Mitglieder Zeit nehmen und mit Tagesausflügen, Kaffee- und Kegelnachmittagen für Abwechslung im grauen Alltag ihrer meist älteren Mitglieder sorgen will.
Neben anderen Betätigungsfeldern will die Arbeiterwohlfahrt künftig verstärkt der Stadt Maintal bei dem derzeit brennendsten Problem helfen. Gemeint ist die Betreuung der Flüchtlinge. So will man beispielsweise bei der Arbeitsplatzsuche helfen. Es gäbe viele Berufszweige, die händeringend Arbeitskräften suchen.
Als Beispiel werden die Restaurants genannt, von denen 90 Prozent schließen müßten, wenn keine ausländischen Arbeitskräfte zur Verfügung stünden. Ähnlich sehe es bei Reinigungsfirmen aus. Die Arbeiterwohlfahrt will sich deutlich von denjenigen unterscheiden, "die über diese Menschen immer nur fluchen und schimpfen." Die Wirtschaft im Land benötige ausländische Arbeitskräfte, zumal nur mit ihnen unsere künftige Rente gesichert werden könne. In den einzelnen Stadtteilen hätten sich inzwischen Gruppen gebildet, die den Flüchtlingen helfen wollten.In Zukunft soll diese Art der Menschlichkeit besser koordiniert werden, was zu den Schwerpunkten der Flüchtlingsbetreuung der Arbeiterwohlfahrt gehören wird. Die Maintaler Bevölkerung wird aufgerufen, mit Toleranz und Aufgeschlossenheit den Flüchtlingen zu begegnen. are
OBERURSEL. Etwa 140 Zimmersleute zogen Ende letzter Woche mit Nägeln und Holzlatten aus, im Bommersheimer Feld "An der Friedenslinde" eine Baustelle zu eröffnen. Eine Woche lang währte das Hämmern und Sägen. Gestern feierten die fleißigen Handwerker Richtfest und wollten auch gleich vorübergehend in ihr Hüttendorf einziehen. Mit Schlafsäcken und Isomatten waren sie vormittags angerückt, ihr Werk zu vollenden.
Die Bauarbeiter gehören zum Unternehmen "Ferienspiele", das derzeit drei Filialen in Oberursel unterhält, eine am Haus Bommersheim, eine an der Taunushalle in Oberstedten und eine in der Frankfurt-International-School. Obwohl von vornherein klar war, daß sie nach drei Wochen wieder geschlossen werden, haben sich dort 340 Sechs- bis Zwölfjährige anheuern lassen. Ihren sieben-Stunden-Tag von 9.30 bis 16.30 Uhr managen über 40 Vorarbeiter. Zwei Drittel des vergnüglichen Pensums sind geschafft.
Turbulent ging's Donnerstag in Bommersheim zu. Nur noch ein Tag bis zum Richtfest. Da galt es Baulücken im kreisrund angelegten Hüttendorf zu schließen, Dächer zu dichten.
Die meisten Jungen und Mädchen sind mit Feuereifer dabei, stapfen mit nackten Beinchen über fertige Dächer, passen Bretter ein und nageln Bretter über die bereits eingerammten Stützpfeiler. "Roger ich kann gar nix tun, ich hab keinen Hammer", mault ein Junge. Aber der Betreuer muß erst noch dem neunjährigen Christian erklären, wie er einen verkloppten Nagel mit der Rundzange wieder aus dem Holz bekommt.
Christian ist wieder guter Dinge. Kurz vorher noch hat er mit den Tränen gekämpft, "weil Dominique mir den Hammer weggenommen hat". Das ist vergessen. Christian strahlt: "Das ist schön mit dem Hüttenbauen." Auch Sarah-Louise (12) meint: "Mir macht das Hüttenbauen total Spaß." Und Collette (9) ? "Es geht so, weil's so warm ist. Und wenn man dann soviele Bretter tragen muß, strengt das schon an." Ihre Freundin Laura (9) nickt und meint: "Am allerliebsten geh' ich hier ins Schwimmbad." Glücklich fügt sie an: "Ich hab' schon mit fast allen gespielt und mit Nadine Adresse und Telefonnummer getauscht." Colette hat inzwischen überlegt, was ihr am besten gefallen hat: "Eigentlich alles." Wie zum Beweis zeigt sie auf ihr hüsches T-Shirt: "Das haben wir gestern gebatikt."
In den sieben Altersgruppen in Bommersheim gehen die Betreuer vor allem auf die Wünsche der Kinder ein. Dazu gibt's ein Gemeinschaftsprogramm mit Ausflügen, Kino, Theater, Stadterkundungsspiel . . . Ein übergreifendes Thema wie in Oberstedten ("Indianer Nordamerikas") und der internationalen Schule ("Kinder unserer Welt") gibt's in Bommersheim dieses Jahr nicht. Jan (9) lobt trotzdem: "Die Betreuer denken sich schon was aus, was uns gefällt."
Langeweile hatte bislang keines der befragten Kinder. Manuel weiß auch warum: "Eigentlich ist immer was los, und man kann ja auch selbst was machen."
Daß einige sich beim Hüttenbauen abgeseilt haben, finden die Schaffer allerdings "blöd". Jan: "Manche faulenzen nur, so wie die, die holen nur Gras."
Gemeint sind Tanja (11) und Melanie (10), die Heu über die Wiese schleppen. Keine Lust auf Hüttenbau? "Nee, wir bauen uns lieber ein Nest, wir hätten die Hütten lieber im Schatten bauen sollen."
Das meinen offensichtlich auch die Jungs, die sich überm nahegelegenen Bach ein Baumhaus zusammennageln, während das Hüttendorf ohne sie wachsen muß.
Alle scheinen auf ihre Weise ihren Spaß zu haben. Nur eines schmeckt ihnen nicht: "Die Lunch-Pakete sind zum Kotzen." Aber die gibt's ja nur bei Tagesausflügen. MONIKA KAPPUS
BAD HOMBURG. "Johann Strauß und der Makel der Popularität" heißt das Thema eines Vortrags, den Professor Albrecht Riethmüller (Berlin) am Donnerstag, 16. Juli, um 19.30 Uhr im Konzertsaal im Kurzentrum am Elisabethenbrunnen hält.
Riethmüller will die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Popularität des "Walzerkönigs" beleuchten und aus der Sicht des Musikwissenschaftlers darüber sprechen, was "populäre Musik" eigentlich ist.
Der Vortrag findet anläßlich einer interdisziplinären Tagung über Johann Strauß statt, die in diesen Tagen in der Werner-Reimers-Stiftung stattfindet. Die Stiftung will auf diese Weise interessierten Bad Homburgern Einsicht in ihre Arbeit anbieten. che
MAIN-KINZIG-KREIS. Mit einem Zuschuß von 1000 Mark aus der Kreiskasse kann die evangelische Kirchengemeinde Großkrotzenburg rechnen. Der Kreisausschuß hat sich in seiner jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen.
Die Kirchengemeinde hat dem Kreis mitgeteilt, daß sie im Zuge der Rumänienhilfe des Kirchenkreises Hanau- Stadt in Kürze den fünften Hilftransport nach Rumänien starten will. hok
Ökologische Zähmung der widerspenstigen Ökonomie Vorschläge für eine Änderung der Rahmenbedingungen und Spielregeln unserer Wirtschaftsweise / Von Hans-Peter Dürr
"Mit dem Alter kommen eben die Ehrungen - aber man ist dann auch in der Lage, sie mit Fassung zu ertragen", sagte der französische Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker Pierre Boulez, als ihm im vergangenen Jahr die Ehrendoktorwürde der Frankfurter Universität verliehen wurde. Jetzt hat die Stadt Frankfurt beschlossen, Boulez mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis 1992 auszuzeichnen.
Die Auszeichnung soll dem Musiker am 19. September von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in der Paulskirche überreicht werden. Die Laudatio wird dem Vernehmen nach der Komponist Wolfgang Rihm halten.
Die Soziologen Norbert Elias und Jürgen Habermas, der Philosoph Günther Anders, der Dirigent Michael Gielen und der Politologe Leo Löwenthal sind bisher die Träger des Adorno-Preises, der mit 50 000 Mark dotiert ist und im Drei-Jahres-Rhythmus (alternierend mit dem Goethe- und dem Beckmann-Preis) vergeben wird.
Mit Pierre Boulez erhält nun ein Mann die Auszeichnung, dessen Wirken um die zeitgenössische europäische Musik nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Der 1925 in Montbrison als Sohn eines Stahlindustriellen geborene Pierre Louis Joseph Boulez studierte Musik, Mathematik und Naturwissenschaften und hatte Olivier Messiaen und René Leibowitz als wichtigste Lehrer, von denen letzterer ihn mit der Musik von Arnold Schönberg und vor allem von Alban Berg bekannt machte. Boulez war Hochschullehrer, dann wiederum praktizierender Musiker, der so berühmte Orchester wie das von Cleveland, das der BBC London und die New Yorker Philharmoniker als Chef leitete.
Unvergessen sind auch Boulez' "Ring"- Interpretation mit Patrice Chereau in Bayreuth, für die Frankfurter natürlich seine "Wozzek"-Interpretation in der Inszenierung Wieland Wagners und seine Gastspiele in der Alten Oper, wo er die Junge Deutsche Philharmonie und das von ihm gegründete Ensemble Contemporain dirigierte.
Es gab auch eine geistige Brücke von Boulez nach Frankfurt, deren erster Pfeiler in seiem frühen Verständnis für Paul Hindemith, ein anderer in der kongenialen Auseinandersetzung mit dem Musikphilosophen Theodor W. Adorno zu suchen ist. Schließlich gründete Boulez vor fast 20 Jahren in Paris des IRCAM, jenes renommierte Forschungsinstitut, das sich vor allem neuen Aufgaben der Musik (wie zum Beispiel der Elektroakustik und der akustischen Poetik) widmete. Kürzlich hat sich Boulez von der Arbeit dort zurückgezogen, obwohl seine Forschungsergebnisse sicher längst noch nicht alle ausgewertet sind.
Mit seinen eigenen Kompositionen - in Frankfurt dirigierte er seine späte Orchesterfassung seiner "Notations" - hat Pierre Boulez, wie sein Komponistenkollege Morton Feldman bestätigt, "die Welt bereichert". wp
BAD HOMBURG. Sträucher und Bäume dürfen den Verkehr nicht behindern. Die Stadtverwaltung macht darauf aufmerksam, daß Pflanzen unter keinen Umständen die Sicht der Verkehrsteilnemer einschränken oder Verkehrsschilder verdecken sollen. Auch dürfen Fußgänger nicht gezwungen werden, auf die Fahrbahn zu treten.
Werden dem Ordnungsamt Verstöße bekannt, muß der Eigentümer umgehend den Mißstand beseitigen. Kommt er dieser Aufforderung nicht nach, werden die erforderlichen Arbeiten auf Anordnung der Ordnungsbehörde von einem Gartenbaubetrieb erledigt.
Der Grundstücksbesitzer muß dann die Kosten tragen und zusätzlich ein Bußgeld bezahlen. jom
MAIN-TAUNUS-KREIS. Kommunalpolitiker vom Aussterben bedroht? Wer in die Mitgliederlisten der Nachwuchsparteien aller Parteien im Kreis schaut, dem könnte die Vision durchaus vorm geistigen Auge erscheinen. Überparteiliche Jugendparlamente, denen Beratungs-, Antrags- und Anhörungsrechte in Ausschüssen und Parlmenten der Kommunen eingeräumt werden sollen, halten einige Politiker im Kreis - allen voran die Hochheimer SPD-Fraktion und die Kreistagsfraktion der FDP - möglicherweise für ein Mittel gegen die "Politikverdrossenheit" von Jugendlichen. Ein Vorschlag, den bisher zwar keine Partei eindeutig abgelehnt hat, skeptische Stimmen sind aber nicht zu überhören.
"Wir brauchen keine Alibi-Einrichtungen, die faktisch keinen Einfluß haben." Dem Chef der Jungunionisten, Christoph Pech, sind das Antragsrecht in den Jugendausschüssen und Anhörungsrechte zu wenig. Sinnvoller sei es, junge Leute stärker in Parteigremien mitarbeiten zu lassen und sie auf Kandidatenlisten für Kommunalwahlen zu berücksichtigen.
Ähnlich sieht's der Grünen-Kreistagsabgeordnete Albrecht Kündiger. Jugendparlamente hält auch er nur dann für sinnvoll, wenn ihnen Mitwirkungsrechte bei Parlamentsentscheidungen eingeräumt würden. So sollten etwa Beschlüsse, die Jugendliche betreffen, nicht gegen deren Veto gefaßt werden dürften. Weiteres wichtiges Kriterium für den Erfolg eines Jugendparlaments: "Die Initiative muß von den Jugendlichen selbst kommen." Parteien oder Fraktionen könnten politische Arbeit nicht "von oben" verordnen, ist der Grüne überzeugt.
Heinz Schroll, Kopf der SPD im Hochheimer Jugend- und Sozialausschuß, ist hingegen zuversichtlich, daß Jugendparlamente der Weg in die richtige Richtung sind: "Über die Parteischiene erreichen wir keine Jugendlichen mehr, selbst unsere Nachwuchsorganisationen tun sich schwer. Aber wenn die Jugendlichen im eigenen Parlament unter sich sitzen und merken, daß sie gehört und ernst genommen werden, übernehmen sie vielleicht auch eher politische Verantwortung." Für den Rentner höchste Zeit: "Wir Alten können nicht ewig herhalten, weil in den Parlamenten der Nachwuchs fehlt."
In Bad Homburg, der Kreisstadt des benachbarten Hochtaunuskreises, arbeitet ein Jugendparlament seit gut einem Jahr. Ins Leben gerufen von ein paar Jugendlichen, die mit der Organisationsstruktur der Parteien nichts anfangen konnten. "Wir haben Bewerbungsbögen in Schulen und Jugendverbänden verteilt und Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren als Kandidaten gesucht", erinnert sich der Bad Homburger Mitbegründer Markus Schulz. Die Resonanz war groß, ebenso das Spektrum der Jugendlichen, die sich beteiligten: Nach nur zwei Monaten Vorbereitungszeit und "Wahlkampf" gaben 35 Prozent aller Jugendlichen ihren Stimmzettel ab. 39 Abgeordnete wurden gewählt und Ausschüsse zu verschiedenen Themen gebildet. In den Ausschüssen des Stadtparlaments haben die Jugendparlamentarier Rederecht, ihre Vorschläge werden als interfraktionelle Anträge behandelt.
Doch von der Anfangseuphorie ist bei Markus Schulz nur wenig übrig geblieben: "Richtig aktiv" sei nur ein "harter Kern" von zehn bis 15 Leuten. Neue Mitstreiter/innen seien nicht zu finden. "Die Jugendlichen haben's nicht nötig, sich zu engagieren", sagt Markus. "Wenn hier nichts los ist, fahren sie eben nach Frankfurt." Teilweise enttäuschend nennt er aber auch die Erfahrungen im Stadtparlament: "Unsere Einflußmöglichkeiten sind je nach Thema völlig unterschiedlich." Was Markus besonders "wurmt": Von sich aus kämen Fraktionsmitglieder nie auf die Nachwuchs-Politiker zu.
Eine effektivere Alternative zum Jugendparlament fällt Markus trotz aller Kritik nicht ein. Das Wahlalter bei Kommunalwahlen auf 16 herabzusetzen hält er für wenig sinnvoll: "Nur weil sie wählen dürfen, interessieren sich Jugendliche nicht mehr für die Kommunalpolitik." Eines jedoch räumt der Schüler ein: Die Parteien müßten dann ihre Jugendarbeit neu überdenken. ana
ptz BONN, 10. Juli. Bei den Wahlen zu den Selbstverwaltungsorganen der Sozialversicherung im kommenden Jahr können erstmals auch Ausländer kandidieren. Der Bundesrat stimmte am Freitag einer entsprechenden Gesetzesänderung zu.
Der Hamburger Bundesratssenator Peter Zumkley (SPD) bedauerte dabei, daß die Gesetzesinitiative der Hansestadt verwässert worden sei. Auf Wunsch der CSU wurde das passive Wahlrecht von Ausländern an eine sechsjährige Wartefrist gekoppelt. Dies wird nach Ansicht Zumkleys in der Praxis den Kreis der Kandidaten zwar nicht sehr eingrenzen, da diese in der Regel die Voraussetzungen erfüllten. Entscheidend sei aber die psychologische Signalwirkung dieser Einschränkung. "Statt die Mitglieder der Sozialversicherung gleich zu behandeln, wird wiederum zwischen deutschen und ausländischen Versicherten differenziert", sagte Zumkley.
Der Hamburger Ausländerbeauftragte Günter Apel bezeichnete die Entscheidung als richtungweisend für andere Rechtsgebiete. Als Beispiele nannte er die aus Sicht der SPD notwendige Erleichterung des Erwerbs der deutschen Staatszugehörigkeit sowie das kommunale Wahlrecht für Ausländer.
HÖCHST. Norbert Wildhirt irrt: Hatte der SPD-Fraktionschef im "Sechser" vermutet, daß alle Fraktionen des Ortsbeirats 6 dem vom Magistrat vorgelegten Verkehrskonzept für Höchst-Süd zustimmen würden (FR vom 10. Juli), so bereitet dieser Plan den Grünen "Bauchschmerzen". Denn die Öko-Partei will den Durchgangsverkehr vollständig aus der Bolongarostraße verbannen. Und der drohenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef-Straße will sie mit einer verengten Straße und einer "Pförtnerampel" in der Leunastraße begegnen.
Die Grünen plädieren dafür, die westliche Bolongarostraße zur Sackgasse zu machen. Sprecher Thomas Schlimme sagte der FR, eine Sperre in Höhe Königsteiner Straße solle die Fahrer zur Umkehr zwingen. Würden zudem Parkplätze gestrichen und Ausweichbuchten geschaffen, könne auch wieder aus der Sackgasse herausgefahren werden. "Was bleibt, ist eine reine Anliegerstraße."
Auch der Magistrat will eine Sperre in der Bolongarostraße aufstellen. Jedoch soll den Wagen in Richtung Nied der Weg Mainberg, Seilerbahn und Amtsgasse geöffnet werden. Die Durchfahrt von West nach Ost bliebe somit möglich. Gegen die Lösung spreche aber, daß sie auf Kosten der Fußgänger gehe, so Schlimme. "Die Autos kreuzen die Spaziergänger zum Main, zur Fähre und auf die Wörthspitze." Das gefährde das Erholungsgebiet.
Die Grünen plädieren für harte Maßnahmen, um der zu befürchtenden Verkehrsverlagerung in die Emmerich-Josef- Straße entgegenzuwirken. Die vom Magistrat angeregte Busspur sei zwar eine "gute Idee"; sie bringe aber nur etwas, wenn die FVV-Spur auch wirksam gegen Mißbrauch geschützt werde. Um Autofahrer noch mehr abzuschrecken, müsse die Straße außerdem mit Pollern oder Blumenkübeln stark verengt werden.
Dafür, daß sich die Autos nicht in der Emmerich-Josef-Straße stauen, soll die "Pförtnerampel" in der Leunastraße sorgen. Nur soviele Fahrzeuge dürften Grün erhalten, wie die Straße verkraften kann.
Die Grünen lehnen das Magistratskonzept dennoch "nicht grundsätzlich ab", betonte Schlimme. Ohne die genannten Nachbesserungen werde die Verkehrsberuhigung jedoch "in die Hose gehen". dis
KRIFTEL. Hansi ist ein schlaues Kerlchen. Wenn er vor einem Karnickelbau hockt, stinkt er da erst 'mal kräftig rein mit seiner Geruchsdrüse. Den Langohren wird's dann zu stickig in ihrem Bau: Sie rennen raus. Und darauf hat Hansis Besitzer Helmut Schulte-Oestrich nur gewartet. Mit seiner Flinte hockt er vor dem Loch und braucht nur noch abzudrücken.
Hansi ist ein Frettchen. Ein Albino- Frettchen, genauer gesagt, mit weißem, dichten Fell und roten Augen. Das 30 Zentimeter lange und feuerwehrschlauch-dicke Tierchen stammt vom Waldiltis ab und kann auch kräftig zubeißen. Helmut Schulte-Oestrich hat gleich zwei davon. Die braucht der Krifteler Obstbauer auch, wenn er seinem Zweitberuf nachgeht.
Schulte-Oestrich ist nebenher Jäger und Wildschützer. Hansi und seine Frettchen-Frau nimmt er zur Kaninchen-Jagd mit. Dazu hat er die Feldgemarkung Kriftel von der Gemeinde noch bis zum Jahr 2004 gepachtet. Zusammen mit seinen zehn Waidbrüdern versteht er sich aber mehr als Pfleger denn als Jäger.
"Der lebt net mehr lang." Schulte-Oestrich deutet aus seinem Ford Transit heraus auf ein Karnickel mit weißen Ringen um den Augen, die ihm Sorgen bereitet. Der Mümmelmann leidet unter Myxomatose, einer Krankheit, die ihn innerhalb von drei bis vier Tagen erblinden läßt. Das Tier findet dann nichts mehr zu fressen und verhungert. Zwei Drittel des Karnickelbestandes in Kriftel ist inzwischen von der Myxomatose infiziert.
"Das ist hochansteckend. Wo der gefressen oder seinen Kot hinterlassen hat, infiziert er alle anderen", weiß Hermann Pfister, einer von zehn Jagdkollegen, die Schulte-Oestrich bei seiner Arbeit helfen. "Wenn wir jetzt unser Gewehr dabei hätten, müßten wir's abschießen."
Der Myxomatose-Erreger, für den Menschen ungefährlich, ist ein gezüchtetes Virus aus Australien, das dort eine Kaninchenplage beseitigen sollte. Irgendwie kam es vor zehn Jahren nach Deutschland. "Es gibt hier leider kaum natürliche Karnickel-Feinde wie den Wanderfalken, die kranke Tiere jagen, also müssen wir das machen", seufzt Pfister.
Der Transporter von Schulte-Oestrich rumpelt weiter über die Feldwege. An einem Acker mit bunten Feldblumen stoppt er: "Diesen Wildacker haben wir selbst angepflanzt." Darin können sich Hasen, Kaninchen, Rebhühner und Fasane verstecken. Und nach Herzenslust äsen. "Jetzt, im Juli, brauchen wir die Wildäcker nicht unbedingt. Da ist genug Äsung in den Feldern fürs Wild", sagt Schulte-Oestrich. Aber in sechs Wochen haben die Bauern alles abgemäht, da seien die frischen Halme überlebenswichtig für die Rammler.
"Hasenapotheke" nennt Pfister diese Naturwiesen auch scherzhaft. Denn darin wachsen viele Naturkräuter. Das Wild nutzt die Pflanzen, wennn es krank wird: "Hat ein Kanickel Bauchweh, dann weiß es genau, daß es Schafgarbe fressen muß", erzählt der Jäger.
Die Gemeinde hat ihr Säckel dafür geöffnet und schüttet 1000 Mark jährlich für die acht Wildäcker in der Gemarkung aus. Denn das Saatgut für die Selbstbedienungs-Apotheken ist teuer.
Auf viele Hundebesitzer sind die Wildschützer sauer. Die lassen ihre Vierbeiner auch an den Wildäckern frei laufen. Das Wild erschrickt. "Wenn dann ein Haase fünfmal am Tag sein Leben retten muß, stirbt er abends am Herzinfarkt", sagt Schulte-Oestrich.
Drei Elstern hüpfen über ein Obstgrundstück. Schulte-Oestrich flucht. "Die hacken vielen anderen jungen Singvögeln die Augen aus. Und was dagegen machen dürfen wir nicht." Denn alle Rabenvögel - dazu gehören auch die Elstern - seien durch eine EG-Verordnung unter ein Abschußverbot gestellt.
Aus einem Gerstenfeld stolziert ein Fasan. "Der hält Wache, sein Weibchen brütet im Acker", sagt der Wildschützer. "Damit sich der Fasanbestand hält, müssen auf einen Gockel drei Hennen kommen." Für einige Weibchen haben die Krifteler ein Brutgehege gebaut. Im Schutz eines Maschendrahts sitzen sie dort und bewachen ihren Nachwuchs. Und die überzähligen Gockel - etwa 20 im Jahr - schießen die Wildschützer ab.
Zur Jagd wird nur zweimal im Jahr geblasen. In zwölf Monaten müssen ungefähr 150 Hasen und 250 Karnickel dran glauben. Auch 15 Füchse wurden unlängst geschossen.
Der Rest ist harte, landwirtschaftliche Arbeit. Ein künstlicher Teich als Vogeltränke muß instandgehalten werden. Und in einer Feldholzinsel beschneiden die Männer regelmäßig behutsam Hecken und Sträucher, damit Singvögel genug Unterschlupf finden.
Von seinem Vater Hermann hat Schulte-Oestrich die Pacht übernommen. Der läßt es sich bis heute nicht nehmen, bei der Jagd dabeizusein. Und das mit 88 Jahren.
Die positiven Kommentare über den Münchner Wirtschaftsgipfel und die dort erreichten Ergebnisse zur künftigen Zusammenarbeit mit Rußland kann Axel Lebahn schwer verstehen. Der frühere Sowjetunion-Experte der Deutschen Bank, der das Institut verlassen hat und gerade das Zentrum für deutsch-russische Wirtschaftskooperation (ZDRW) in Düsseldorf aufbaut, findet das mit viel Blasmusik und Schlagstock-Gerassel begleitete Treffen der sieben führenden westlichen Industriestaaten ernüchternd. "Ein Fortschritt gegenüber dem Gipfel in London vor einem Jahr", der aus seiner Sicht stark auf die Person von "Gorbi" konzentriert und daher eigentlich mehr ein "politisch-gesellschaftliches Ereignis" war, sei München zwar. Wesentliche Fortschritte oder etwa gar einen "Durchbruch" habe die jüngste Zusammenkunft aber nicht gebracht. Im übrigen habe die finanzielle Unterstützung Rußlands viel zu sehr im Mittelpunkt gestanden. Die "wirklich wichtigen Themen", die auch weiterbringen würden, seien "überhaupt nicht angesprochen worden".
24 Milliarden Dollar "sind zwar in den Augen der Steuerzahler viel Geld". Angesichts der immensen Aufgaben in Rußland sei die Summe, nüchtern betrachtet, aber auch nicht mehr "als ein Tropfen auf den heißen Stein", gibt Lebahn zu bedenken. "Rein finanzbezogen" sei den Problemen auch nicht beizukommen. Zum einen könnten den Steuerzahlern nicht ständig neue Opfer abverlangt werden. Sehr schnell drohe sich dann bei den westlichen Bürgern Sympathie für Rußland in Ablehnung zu verwandeln. Im übrigen könne gar nicht soviel Geld aufgebracht werden, wie der Aufbau erfordere. Weiter und vor allem langfristig voran führt nach Ansicht Lebahns nur eine "projektbezogene" Strategie.
Den einzigen winzigen Ansatz in München hierfür sieht Lebahn, "daß man über die Sanierung der Kernkraftwerke gesprochen hat". Das sei aber auch alles. Ein "schwerer Mangel" des Gipfels sei gewesen, daß Wege und Formen, wie man mit Rußland "ins Geschäft kommen kann", kein Thema waren.
Unter "projektbezogener" Strategie versteht Lebahn zum Beispiel, die Erschließung der Energie- und Rohstoffreserven in Rußland zu fördern und dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen. "Lauttönend" sei zum Beispiel im vergangenen Jahr eine europäische Energiecharta verabschiedet worden, die "dann aber in der Schublade verschwunden ist".
Hermes-Bürgschaften für Geschäfte deutscher Firmen mit bestimmten GUS-Republiken, wie sie Bonn kürzlich in einem Volumen von fünf Milliarden Mark bewilligt hat, reichen nach Ansicht Lebahns als Förderung nicht aus. Schließlich könne der Handel ja nicht ewig auf einer solchen Basis weitergehen. Die Politik müsse vielmehr, in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, die Voraussetzungen für Investitionen und Geschäfte deutscher Firmen schaffen. "Das muß juristisch abgesichert sein." Denkbar sei zum Beispiel ein Energievertrag zwischen Deutschland, oder gar der EG, mit Rußland.
Nicht nur die Politik, sondern auch die Unternehmen und Banken müßten aber im Osthandel umdenken. US-Institute beispielsweise seien viel flexibler, machten lohnende Projekte aus und wüßten genau, wo "die Rosinen in der russischen Volkswirtschaft zu finden sind". Lebahn: "Da sind die deutschen Banken noch nicht losgelaufen." Ein richtiger Ansatz wäre seiner Ansicht nach, wenn etwa bei einem Energieprojekt Exporteur, Produzent und Finanzinstitut sich zusammenschließen und sich letzteres auch kapitalmäßig engagieren würde. Als "kleine Sensation" wertet der Experte die Ankündigung Jelzins, sogenannte Debt-equity-swaps, also den Tausch von Schulden gegen eine direkte Beteiligung der Gläubigerbanken, in Rußland zu stützen.
Aber auch bei den deutschen Unternehmen macht Lebahn im Osthandel Defizite aus. Sie seien zu stark in den Geschäftsmethoden der achtziger Jahre verhaftet. Die Koreaner, aber auch die Amerikaner machten ihnen derzeit vor, wie es gehe. Die "beteiligen sich direkt an der Privatisierung". Im übrigen fehle den Unternehmen der Kontakt zu den regionalen Politikern. Diese könnten so auch stärker in wirtschaftspolitische Entscheidungen einbezogen werden.
Mit dem Zentrum für deutsch-russische Kooperation will Lebahn einen Beitrag für eine neue Qualität der wirtschaftlichen Beziehungen leisten und vor allem auch mit bewirken, daß es im Osten aufwärts geht und "nicht alles zusammenbricht". Unterstützt wird er dabei zunächst vom Land Nordrhein-Westfalen, das bis 1995 jeweils vier Millionen Mark zur Verfügung stellt. Später sollen vor allem die von Firmen für die Dienstleistungen zu zahlenden Beträge das Projekt speisen. Jeweils acht "hochqualifizierte und gleichberechtigte Experten" werden im Herbst in Düsseldorf und Moskau sitzen und Unternehmen bei Vorhaben beraten und unterstützen. Die Zahl der Fachkräfte soll 1993 auf 24 wachsen und möglichst sukzessive ausgebaut werden. Das Echo auf Lebahns Initiative in der Wirtschaft ist groß, so daß er sich vor Anfragen kaum retten kann. Wenn sein Vorhaben einen ähnlichen Widerhall in anderen Landesregierungen fände und diese mit dem Zentrum zusammenarbeiten würden, wäre Lebahn noch glücklicher.
CHRISTINE SKOWRONOWSKI
HANAU. Modeströmungen unterwarf sich Siegfried Männle nie. Zwar kreierte der Goldschmied auch einmal eine Brosche gemäß dem Geschmack der 60er Jahre, oder eine silberne Doppeldose mit kubistischem Anklang. Doch je weiter die Entwicklung des 80jährigen fortschritt, desto mehr wagte der in Hanau lebende Künstler das Experiment.
Ab Sonntag, 12. Juli, würdigt das Deutsche Goldschmiedehaus den kleinen Mann mit den großen Ideen: "Schmuck und Schmückendes" heißt die Ausstellung mit Werken von Siegfried Männle aus sechs Jahrzehnten.
Für den Aufbau der Schau zeichnen der Hanauer samt Ehefra Katharina verantwortlich. Nicht chronologische Aspekte stehen im Vodergrund, sondern das Dekorative, begründet Männle das unkonventionelle System, nach welchem das Paar die Vitrinen bestückte.
Mit einem jeden Exponat verbindet sich eine Geschichte: "Du mußt Juwelen fassen lernen", sagte ihm der Meister, nachdem Männle sein Gesellenstück, eine Gravur des Wappen der Grafen von Ortenburg, präsentierte. Graveure müßten sich Zeit ihres Lebens mit einem "Hungerlohn" begnügen. Als Sohn und Enkel eines Goldschmieds schuf der gebürtige Erzgebirgler zu dieser Zeit schon Ringe, die er mit Materialien bestückt, die der Werkstatt der Familie übrig bleiben: Koralle, Ebenholz, Malachit, Bergkristall oder Aquamarin zieren die Stücke. Stahl eingesteckt in Silber. Zu den ältesten Werken zählt auch der Fingerschmuck mit dem rechteckigen Kästchen, das sich öffnen läßt: "Liebe alle Wesen" steht auf der einen Seite, "Erkenne Dich selbst" auf der anderen.
Zu dieser Zeit hat Männle sich wohl schon selbst erkannt: Im Jahre 1928 nimmt er sein Studium als Stipendiat der Staatlichen Zeichenakademie auf, an die er später als Lehrer wieder zurückkehren wird.
Es beginnt die Zeit der Granulation. Winzige Silberkügelchen stellen individuelle Kampfszenen dar. Mit dieser Kette erringt Männle den ersten Preis beim Reichshandwerkerwettkampf im Jahr 1939. Im Laufe der Jahrzehnte perfektioniert er diese Technik: 7000 Feinsilbergrenaten erheben sich in der mit blauem Email überzogenen Schale aus nichtrostendem Stahl (Nirosta).
Zufällig hatte der inzwischen seit 35 Jahren in einer Werkstatt bei Degussa tüftelnde Männle diese neue Art der Emailbearbeitung entdeckt, entwickelte sie weiter. Es entstehen Bilder in Feuerzugtechnik, zweidimensionale, mit Glaskügelchen bestückte Broschen. Zunehmend entfernt er sich vom edlem Matarial: Kunstvoll gehen Metall und Glas bei einer Schale eine Synthese ein. Dem Fuß des Gefäßes verleiht der Künstler mit Emaille und Silber eine einzigartige Wirkung.
Auch der Verzauberung von Mineralien entzieht sich Männle nicht. Eine aufgeschnittene Achatkugel mit glänzendem Innenleben bildet den Torso des Tafelschmucks, unter dem Bergkristalle, Rosenquarz und andere Steine glitzern. Riesige Amethystkristalle verschiedener Form und Größe reiht er zu einem Halsschmuck zusammen. Noch tragbar, aber haarscharf an der Grenze. Das weiß Männle selbst. Als seine Kollegen dann "immer verrückter" wurden, Ringe mit überdimensionalen Steinen bestückten, spielte er nicht mehr mit.
Diese Arbeiten definiert der 80jährige als "Demonstrationsobjekte für meine Schüler", ebenso wie auch die naturgenauen Abbildungen, die er für die Prüflinge in der Zeichenkademie malte. Einseitig arbeitete der 80jährige nie. Aquarelle und ein Gedicht in den Vitrinen belegen dies.
Zu den neusten Erzeugnissen des Meisters zählen die großen goldfarbigen Wandbilder aus eluxiertem Aluminium. Wie die Frauen in seiner Heimat im Erzgebirge klöppelt Männle fünf Millimeter dicken Draht. In verschiedenen Gelbtönen nuanciertes Glas, hinter dem Folie liegt, verleiht den wuchtigen zweidimensionalen Bildern eine sonnenartige Ausstrahlung.
Männle liebt das Spiel mit dem Licht. Richtige Beleuchtung verleiht seinemGlas eine Wirkung "wie geschliffener Stein" freut er sich. Und zitiert Thomas von Aquin: "Das Schönste ist der Glanz des Wahren."
Die Ausstellung "Schmuck und Schmückendes" wird am Sonntag, 12. Juli, um 11.30 Uhr eröffnet und ist bis zum 6. September im Goldschmiedehaus zu sehen.
Am Sonntag lädt Männle für 17 Uhr zu einer Extra-Schau ein, bei der er im Goldschmiedehaus in Form einer Modenschau unter dem Titel "Schmuck für die Bühne" weitere Stücke präsentiert."Ein Versuch, die Opposition an die Kette zu legen" Grüne gegen neue Dezernenten
HOFHEIM. Als "großen Coup" bezeichnet die Fraktion der Grünen Offenen Hofheimer Liste (GOHL) die Ernennung von drei ehrenamtlichen Stadträten von SPD, FDP und CDU zu Dezernenten. Wie gestern berichtet, will Bürgermeister Rolf Felix (CDU) mit diesem ungewöhnlichen Schritt die Personalnot in der Verwaltungsspitze lindern - und vor allem sich selbst entlasten, da der erkrankte Erste Stadtrat Dr. Roman Sartowski seit mehreren Monaten ausfällt.
Für die Grünen ist die Entscheidung des Bürgermeisters ein Versuch, "die Oppostion im Magistrat an die Kette zu legen".
Stadtverordnete Renate Hofmann meldet außerdem rechtliche Bedenken an: "Es ist Sache des Parlaments, die Dezernenten zu wählen und nicht die des Bürgermeisters. Außerdem wird der Stellenplan mit dem Haushalt verabschiedet und kann nicht einfach mitten in den Sommerferien geändert werden."
Für Felix hingegen ist die Sache juristisch einwandfrei. Die Magistratsmitglieder, also ehrenamtliche wie hautpamtliche Stadträte, seien ohnehin für ihre Entscheidungen haftbar zu machen.
Da widersprechen die Grünen ebenfalls. Haftbar ist nach ihrer Ansicht nur zu machen, wer vorsätzlich Fehlentscheidungen treffe. Bei Entschlüssen, die nach persönlichem Ermessen gefaßt würden, sei das jedoch nicht der Fall. Dadurch, daß - außer FDP und den Grünen selbst - nun Stadträte aller im Parlament vertretenen Parteien als Dezernenten arbeiten sollen, würden sie zu "Jasagern" des Rathauschefs gemacht.
Niemand, unterstreicht Renate Hofmann, habe Felix dazu gezwungen, sein Amt zu übernehmen. Es sei ein ganz normales Berufsrisiko, daß ein Mitarbeiter, wie jetzt Sartowski, für längere Zeit fehle. Felix könne nun nicht seine Überarbeitung dadurch lindern, daß er statt des sehnlichst gewünschten dritten Hauptamtlichen - der Bürgermeister fordert wieder einen zweiten Stadtrat - "viele kleine Stadträte ins Amt hievt".
Die GOHL-Fraktion trifft sich am Wochenende oder spätestens am Montag, um über den ihrer Ansicht nach mißlungenen "Coup" zu diskutieren. Dann sollen auch "weitere Schritte" beschlossen werden. pms
Das ist aber noch nicht alles: Die Einführung geeigneter Rahmenbedingungen, welche in unseren Gesellschaften einer "Nachhaltigen Wirtschaft" eine reelle Realisierungs-Chance zu geben erlauben, verlangen auch im allgemeinen, gegen alle die vielfältigen, in den industrialisierten Ländern gewachsenen Machtstrukturen ankämpfen zu müssen, da deren Reichtum und Macht ja zu wesentlichen Teilen aus ihrem "nicht-nachhaltigen Wirtschaftsverhalten" resultieren.
Trotz dieser extrem ungünstigen Kräfte- und Machtkonstellation sollten wir dieses Ringen um bessere Einsichten und deren Durchsetzung nicht vorzeitig als hoffnungslos aufgeben, sondern sorgfältig nach geeigneten "Katalysatoren" suchen. So erscheinen mir die Fragen der Energieversorgung und -nutzung für die umfassende Problematik einer "Nachhaltigen Wirtschaft" als Einstieg nicht nur für ein besseres Verständnis sondern auch für die praktische Umsetzung hervorragend geeignet zu sein.
Nach heutigen groben Abschätzungen über die ökologische Tragfähigkeit unseres irdischen Ökosystems erscheint es plausibel, daß bei einer gleichverteilten Nutzung der "Natur" auf unserer Erde durch die derzeitig etwa 5,4 Milliarden Menschen aufgrund der Begrenztheit der Energieressourcen und der Umweltbelastung durch Folgeprodukte etwa ein mittlerer Energieverbrauch pro Kopf von etwa 1,5 kW, also 1,5 Kilowattstunden pro Stunden bzw. 13 000 Kilowattstunden oder 1300 Liter Erdöl oder 1,6 Tonnen Steinkohlen pro Jahr, noch zulässig sein könnte. Dies muß mit dem knapp 6 kW pro Kopf-Verbrauch eines Mitteleuropäers oder den 11 kW eines US-Amerikaners verglichen werden. Es erscheint mir politisch nicht unmöglich, daß in Deutschland oder auch in der Europäischen Gemeinschaft nach umfassender Aufklärung der Bevölkerung eine geeignete Sonderabgabe auf nicht-erneuerbare Energieressourcen, wie etwas Kohle, Erdöl, Erdgas, politisch durchgesetzt werden kann, so daß deren Marktpreis sich in den nächsten 15-20 Jahren stetig wachsend auf etwa das 3-4fache ihres jetzigen Preises erhöhen würde, vorausgesetzt daß dabei die zusätzlich eingezogenen Gelder in einer geeigneten, die Nachhaltigkeit weiter unterstützenden Weise wieder an die Verbraucher zurückfließen.
Eine solche Maßnahme könnte eine entscheidende Wende in unserer Wirtschaftsweise bewirken. Sie würde in der Folge nicht nur den gesamten Primärenergieverbrauch senken, sondern insgesamt den Umsatz von "Material" dämpfen, wodurch eine erhebliche Verminderung des Schadstoffausstosses resultieren würde. Außerdem würde durch eine dadurch letztlich bedingte Verteuerung des Transports auch eine räumliche Dezentralisierung von Produktion, Handel und Gewerbe wesentlich begünstigt werden, was wiederum die Bewahrung und Entwicklung eigenständiger wirtschaftlicher und kultureller Strukturen fördern würde mit allen ihren positiven Konsequenzen bezüglich größerer Unabhängigkeit der spontan kommunikationsfähigen Lebenseinheiten (der Regionen) und höherer Lebensqualität (in einem tieferen Sinne) ihrer Menschen. (. . .)
Meines Erachtens ist jedoch der Erfolg einer Energie-Sonderabgabe für ihre Initiatoren nicht notwendig an eine weltweite Einführung gekoppelt. Denn bei dem geschilderten Vorgehen würden, einerseits, kompensierende Vergünstigungen durch das rücklaufende Geld die Nachteile wesentlich mindern helfen, andererseits aber - und dies ist wohl das Entscheidendere - würden die dadurch stimulierte, kräftige Entwicklung intelligenter Energieerzeugungs- und Energienutzungstechnologien, von denen viele als entwicklungsreife Pläne ungenutzt in diversen Schubladen verstauben, für die Pioniere einen zukunftsträchtigen Markt mit enormen langfristigen Vorteilen erschließen.
Wichtig wäre es allerdings der Bevölkerung klar zu machen, daß es sich bei diesen Sonderabgaben nicht um neue Steuern zur Finanzierung irgendwelcher anderweitiger Staatsausgaben (etwa zur Finanzierung der wirtschaftlichen Entwicklung der Neuen Bundesländer, so wichtig eine solche klarerweise auch sein mag) handelt, sondern um ein "Abhalte-Anreiz-Steuerungsinstrument", bei dem, bei richtiger Einstellung, für sie kaum eine finanzielle Verschlechterung eintreten sollte. Es wäre wichtig, durch detailierte Auflistung und Veröffentlichung der Energieaufwendungen der wichtigsten Verbrauchsgüter (in derem gesamten "Lebens"-Zyklus) dem einzelnen Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich nach eigenen Bewertungen sein persönliches "Energie-Menü" im Rahmen seines mittleren 1,5 kW-Energie-Leistungsbudgets zusammenzustellen und damit einen ersten und wichtigen Schritt in Richtung eines ökologisch verträglichen Lebensstils zu tun. (. . .)
Offensichtlich werden mit Projekten dieser oder ähnlicher Art nur winzige erste Schritte in Richtung auf ein nachhaltiges Wirtschaften gemacht. Immerhin ist dies in unseren Augen ein Anfang. Viele weitere und wesentlich größere Schritte müssen selbstverständlich folgen, um den großen globalen Herausforderungen (global challenges) unserer Zeit gerecht zu werden. Langfristig kann uns dabei nur eine parallel zu diesen praktischen Maßnahmen laufende Bewußtseinsänderung und eine damit verbundene Änderung unseres heutigen Lebensstils entscheidend weiterbringen.
Bagger biß Kabel durch: Telefon und TV gestört Kunstfehler beim Verbinden: Anschlüsse vertauscht Von Claudia Nenninger NEU-ANSPACH. In der Gemeinde gab es an den vergangenen zwei Tagen "Telefonnummernsalat". Vor allem in Hausen, im Neubaugebiet Hochwiese, waren fast alle Anschlüsse vertauscht. Die allgemeine Verwirrung hatte bereits am Mittwoch ihren Lauf genommen: Über die Anspacher Fernsehbildschirme flimmerten den ganzen Abend lang nur Nebelstreifen, Radios und Telefone ließen keinen Ton mehr hören. Gisela Bethmann aus dem Eisenbachweg hatte sich schon am Mittwoch abend über zweierlei gewundert. Zum einen, daß ihr ans Kabelnetz angeschlossener Fernsehapparat ausgerechnet dann kaputt geht, "wenn ich mir ausnahmsweise einmal einen schönen Krimi anschauen will." Zum anderen wartete sie vergeblich auf den Anruf ihres Mannes, der auf Dienstreise war. Am Donnerstag funktionierte der Flimmerkasten zwar wieder, doch ihr Mann hatte sich noch immer nicht gemeldet.
Herr Bethmann wunderte sich unterdessen nicht minder: Nachdem er Mittwoch abends nicht nach Anspach durchgekommen war, hatte er am Donnerstag unter seinem eigenen Anschluß plötzlich Herrn Müller am anderen Ende der Leitung. "Herr Bethmann rief dreimal an und wollte seine Frau sprechen. Irgendwann zweifelt man an sich selbst", umschrieb Herr Müller den Fortgang der Ereignisse. Er bot sich an, die Bethmann'sche Nummer zu probieren, scheiterte aber ebenfalls: immer besetzt. Schließlich kam Herr Müller auf die Idee, seine eigene Nummer zu wählen. "Und siehe da, Frau Bethmann war dran." Die beiden Familien, die sich bisher nicht kannten, knüpften sogleich eine weitere Verbindung: "Wir haben uns versprochen, daß wir nicht auf Kosten des anderen viel oder lang telefonieren."
Des Rätsels Lösung war beiden Familien bis Freitag morgen noch nicht bekannt. Die Bauverwaltung der Gemeinde und die Telekom waren hingegen im Bild: Die Eigentümer eines Grundstückes im Raymond-Jaquet-Weg in der "Hochwiese" hatten am Mittwoch abend gegen 18 Uhr in ihrem Garten eine Grube ausgebaggert, weil sie eine Zisterne anlegen wollten. Doch statt Erde riß die Baggerschaufel plötzlich zwei Postkabel auf: eine dünne Leitung fürs Fernsehen und Rundfunk und ein fast zehn Zentimeter dickes Telefonhauptkabel.
"Das Fernsehkabel war schnell zu reparieren", teilte der Pressesprecher beim Fernmeldeamt Eschborn, Wolfgang Merkel, mit. Schon am Donnerstag morgen brauchte keiner auf das Frühstücksfernsehen zu verzichten. Schwierigkeiten bereitete dagegen die beschädigte Telefonleitung. Durch das Kabel laufen 4000 dünne Kupferdrähte. Nach dem Baggerbiß gab es nichts mehr zu reparieren. "Wir mußten das Stück total erneuern", informierte Merkel. Das hieß: an zwei Seiten Feldweg wurde Privatgrund die Verbindungen neu herstellen, insgesamt 8000 mal, in einer Tiefe von anderthalb Metern, bei Nacht und Regen.
"Da kommt es schon mal vor, daß die eine oder andere Ader falsch erwischt wird", entschuldigte Merkel Vertauschungen. Es könne sich allerdings nur um Einzelfälle handeln, Merkel sprach von etwa einem Dutzend, die schnellstmöglich behoben würden. Hausener wollten hingegen von der Störstelle erfahren haben, daß "halb Anspach" vertauscht sei. Merkel stellte "eine gewisse Gebührenerstattung" in Aussicht, "wenn es Probleme mit der Telefonrechnung geben sollte."
Ein Rätsel muß übrigens auch die Telekom noch lösen. Die Post hatte die Kabel vor etlichen Jahren für die Versorgung des Neubaugebietes auf einem Feldweg verlegt. "Wieso aus dem Feldweg ohne unser Wissen der Garten eines Privatgrundstücks geworden ist, müssen wir noch klären", sagte Merkel. Die Eigentümer treffe somit keine Schuld. Die Kabel sollen unverzüglich wieder in einen öffentlichen Weg verlegt werden.
BAD HOMBURG. Die Lebenshilfe für geistig Behinderte hat eine Jugendgruppe gegründet. Bisher richten sich die meisten Angebote für geistig Behinderte entweder an Kinder oder an Erwachsene. "Die Jugendlichen rutschten bisher mal hier oder da rein", sagt Angela Drissler-Dietzel, Leiterin des Familiendienstes der Lebenshilfe, "jetzt gibt es endlich eine Gruppe für die 13 bis 19 Jahre alten Behinderten mit einem speziellen Angebot."
Gerade für die Jugendlichen sei es wichtig, mit Gleichaltrigen zusammenzusein und auch einmal ohne die Eltern etwas zu unternehmen.
Einmal im Monat trifft sich die Jugendgruppe am Samstag nachmittag. Dann wird gegrillt und gefeiert, ins Kino gegangen oder gekegelt. Ausflüge zum Freizeitpark Lochmühle und dem Frankfurter Flughafen, Picknick auf den Buschwiesen und natürlich ein Besuch des Laternenfests stehen auf dem Programm. Betreut werden die Behinderten meist von Schülern und Studenten.
"Das Entscheidende ist, daß die Jugendlichen selbst aktiv werden und am öffentlichen Leben teilnehmen", betont die Sozialpädagogin Drissler-Dietzle, "sie können in der Gruppe auch besser ihre eigenen Interessen verwirklichen." Im September geht es zu einer Wochenendtour in das Fritz-Emmel-Haus der Pfadfinder nach Kronberg. "Dann können sie mal Ramba-Zamba machen unabhängig vom Händchen der Mutter", sagt Drissler-Dietzel.
Zur Zeit hat die Jugendgruppe rund 13 Mitglieder. Neben dem Spaß für die jungen Leute ist auch die Entlastung der Eltern von großer Bedeutung. "So haben sie wenigstens ab und zu einen freien Samstag nachmittag", sagt die Sozialpädagogin. Für die einzelnen Treffen müssen sich die Teilnehmer anmelden.
(Kontaktadresse: Familienentlastender Dienst der Lebenshilfe für geistig Behinderte - Kreisvereinigung Hochtaunus e. V., Am Mühlberg 15 in Bad Homburg, Telefon 2 42 75. Sprechstunden sind montags, mittwochs und freitag jeweils von 9 bis 11 Uhr, am Mittwoch nachmittag zusätzlich von 17 bis 19 Uhr.) jom
WEHRHEIM. Isabel aus Madrid sägt zünftig die Holzpaletten für's Dach zurecht, Maria Teresa aus Mexiko-Stadt imprägniert die Außenwand. Und während der Algerier Boualem zur Stärkung Blaubeeren sammelt, schüttet der Franzose Remi die Böschung zum Fundament auf: diese Schutzhütte für Wanderer wird professionellen Ansprüchen genügen. "Multikulturell" ist sie ohnehin schon, denn beteiligt sind 16 junge Freiwillige aus zehn Ländern. Im Laufe ihres dreiwöchigen Aufenthaltes werden sie noch des öfteren ins Schwitzen kommen - die Hütte am Grillplatz vor dem Steinbruch in Pfaffenwiesbach ist nur eines von vielen Projekten des "Internationalen Work- Camps".
Eingeladen vom Verein für "Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten", wohnen die zwischen 18 und 30 Jahre alten "Entwicklungshelfer" in Sachen Naturschutz seit einer Woche in Wehrheim. Die meisten von ihnen studieren, aber auch ein Architekt und eine Textilingenieurin sind dabei. "Wir bezahlen Anreise und Versicherung aus eigener Tasche und bekommen elf Mark pro Tag für Lebensmittel und Ausflüge ausgezahlt. Wie weit man damit kommt, kann sich jeder ausrechnen", sagt die 23jährige Campleiterin Thirza Schraa aus den Niederlanden und lacht verschmitzt - schließlich seien sie nicht zum Geldverdienen hier.
Von so viel Engagement ließ sich auch die Gemeinde anstecken. Für die Fahrten zu den Einsatzorten stellte ein Eschbacher Geschäft acht Drahtesel zur Verfügung, Wehrheimer Familien steuerten die restlichen 15 bei: das Work-Camp arbeitet konsequent ökologisch. Das Bürgerhaus wurde zur Pension und die Heinrich- Kielhorn-Schule zur Küche für die Selbstversorger umfunktioniert, außerdem finanziert die Gemeinde das Projekt mit 26 Mark pro Tag und Teilnehmer: macht rund 11 000 Mark. "Naturschutz ist in diesem Ballungsraum eine attraktive Aufgabe, wir unterstützen das nach Kräften", sagt Bürgermeister Helmut Michel.
Die Gemeinde ist schon zum zweiten Mal Schauplatz des Work-Camps. Nach guten Erfahrungen vor vier Jahren war es für Helmut Michel "selbstverständlich", wieder nach Wehrheim einzuladen - zumal auch die Gemeinde von diesem geradezu weltumspannenden Gemeinwerk profitiert.
Helmut Michel dachte sich mehrere Projekte aus: Die in einem Amphibienschutzgebiet gelegene Schutzhütte soll keine Anlaufstelle für Horden von Wanderern und Autos werden, sondern nur Unterschlupf für Spaziergänger aus dem Ort bieten. "Wir machen keine Werbung, wenn sie fertig ist. Info-Tafeln sollen auch auf die Bedrohung des Ökosystems Wald hinweisen", erklärt Revierförster Karl-Matthias Groß. Er ist überzeugt, daß sich die hier lebenden Feuersalamander nicht gestört fühlen: Sie werden mit Zäunen und Röhren zum Laichen an den nahen Wiesbach geführt.
Die Gruppe wird unter anderem auch Hinweisschilder an Wanderwegen errichten, Wassergräben säubern und "biotechnische Maßnahmen gegen Mäuse-Überpopulationen" ergreifen. Dabei werden Wannen in das Erdreich einlassen, die hineinfallende Mäuse auffangen sollen - um Bussarden und Mardern als Eßgelegenheit für garantiert vollwertige Lebendkost zu dienen.
So tierisch ernst geht's aber nur selten zu. Man wolle etwas für die Umwelt tun und natürlich Spaß dabei haben, berichten die Teilnehmer übereinstimmend. Ganz oben auf der Wunschliste steht zum Beispiel ein Ausflug nach Frankfurt. "Hoffentlich bekommen wir dafür genug Autos zusammen", hofft Thirza Schraa.
KARBEN/NIDDATAL/BAD VILBEL. Der 32 Jahre alte Klaus-Dieter Last (Bild) aus Rendel steht bei der Kriminalpolizei Friedberg im Verdacht, in jüngster Zeit im Wetteraukreis zwei Banken überfallen zu haben. Er ist für die Polizei nicht auffindbar. Nach ihm wird mit Haftbefehl gesucht.
Bestätigt in ihrem Verdacht fühlt sich die Polizei nach Auswertung von Fotos der Überwachungskameras in den beiden Bankfilialen. Am Freitag, 5. Juni, war ein 1,90 Meter großer, sportlicher und kräftiger Mann kurz vor Dienstschluß in die Filiale der Wetterauer Volksbank in Ilbenstadt eingedrungen. Er hatte eine Kundin mit Kind mit einer Waffe bedroht und das Bankpersonal so zur Herausgabe von 6000 Mark Bargeld gezwungen.
Am Freitag, 26. Juni, waren mit derselben Methode 50 000 Mark in der Filiale der Bad Vilbeler/Bergen-Enkheimer Volksbank (BVB) in Gronau erpreßt worden. Der Mann hatte sich jeweils mit einem hellen Sonnenhut und einer Sonnenbrille "maskiert". In Gronau war auf der Flucht ein Security-Pack explodiert, das den Räuber mit fest haftender gelb- rotem Qualm einfärbte.
Klaus-Dieter Last, der in Rendel groß geworden ist, ist flüchtig. Die Polizei vermutet, daß er mit seinem Goldmetallic- Ford-Granada mit dem Kennzeichen FB-SD 240 unterwegs ist. Er trägt wahrscheinlich einen Oberlippenbart. Er hat mittelblondes, nackenlanges Haar. Hinweise nimmt die Kripo unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10 entgegen. hm
KASSEL/RÜSSELSHEIM. Die Ausweisung und Abschiebung eines asylberechtigten türkischen Staatsangehörigen, der 1990 wegen Rauschgifthandels zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt wurde, ist vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) gestoppt worden: Die Entscheidung der zuständigen Behörde sei "bedenklich" und zudem rechtlich fehlerhaft, erklärte der 12. Senat des Kasseler Gerichtshofes. (AZ: 12 TH 99/92)
Der betroffene Türke war bereits vor rund acht Jahren als asylberechtigt anerkannt worden. Nachdem er wegen Drogenhandels verurteilt worden war, hatte die zuständige Ausländerbehörde in Rüsselsheim eine neue Aufenthaltserlaubnis verweigert, seine Ausweisung verfügt und die Abschiebung angeordnet.
Der Sofortvollzug dieser Maßnahme wurde nun gerichtlich ausgesetzt. Die Ausländerbehörde habe nicht beachtet, daß ein Asylberechtiger nur aus "schwerwiegenden Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" ausgewiesen werden dürfe. Eine solche Ausweisung könne auch nach Freiheitsstrafen von mindestens fünf Jahren unzulässig sein.
Die entsprechenden Vorschriften wurden nach der VGH-Feststellung nicht beachtet. So habe es die Ausländerbehörde unterlassen, die Umstände der Tat und die persönlichen Verhältnisse des Ausländers zu ermitteln. (Nach Feststellung des VGH ist der Mann seit 1991 mit seiner langjährigen Verlobten, die in Kürze ein Kind zur Welt bringen wird, verheiratet.) Der Mann, der sich bereits in Abschiebungshaft befand, wurde aufgrund des Richterspruches entlassen. ari
40 Millionen Mark sollen bis 1998 in die weitere Modernisierung der Niddertalbahn fließen Wenn der Bahnhof immer so im Zentrum stünde... Einstündiges Fest / Live-Übertragung des HR Von Ulrich Gehring NIDDERAU. Zum guten Schluß hätte Bundesbahn-Pressesprecher Walter Henss beinahe noch den falschen Zug genommen. Zu sehr war er ins Gespräch mit der sympathischen "Eier-Liesl" vertieft. Dabei hatte die kurz zuvor noch wüst auf die "vornehme Herre vun der Bahn" geschimpft, die mit dem Bau der Niddertalbahn die Wetterauer Kaufkraft an Hanau vorbei ins eh' schon reiche Frankfurt lenke. Das nur einstündige Bahnhofsfest, bei dem die kostümierte Rundfunk-Mitarbeiterin an historisch belegte Hanauer Proteste erinnert hatte, war vorbei. Überfüllt fuhr der moderne Triebwagen VT 628 von Heldenbergen / Windecken wieder Richtung Bad Vilbel und Frankfurt. Wenn der Bahnhof nur immer so im Zentrum stünde, soviel Leben an sich ziehen könnte wie am Donnerstagnachmittag zur Live-Übertragung des Hessischen Rundfunks - über die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs bräuchte sich niemand graue Haare wachsen zu lassen. Einzig bliebe dann noch der Mangel an "rollendem Material" zu beheben. Zur Imagewerbung für die Niddertalbahn war die vom HR ausgegebene Freifahrt Frankfurt - Heldenbergen bestimmt; die Bahn bot modernsten Komfort. Allein: für die vom Funk ausgelöste "Sonderkonjunktur" reichten die Sitzplätze nicht.
Die Pendler(innen), die sich den Platz mit vielen Müttern und Kindern auf Ausflugsfahrt teilen oder stehend mitfahren mußten, schienen es aber mit Humor zu nehmen. So quollen Dauer- und Vergnügungsfahrende in Heldenbergen / Windecken als munter dreinschauendes Völkchen gemischten Alters aus dem Zug.
Die Tische auf dem Vorplatz in der prallen Sonne waren schnell erobert, ebenso ein von der Stationswirtschaft im Freien gezapftes Getränk. Viele mußten sich mit einem schattigen Steh- platz auf der anderen Straßenseite bescheiden. Per "Du" war man auch gleich, zumindest der Moderator mit allen. Er hatte seinen Arbeitstisch vor dem Uralt-Fahrradständer aufgebaut. Die vor drei Wochen in zartem Grau und Nivea-Blau gefaßten Eingänge der Unterführung kamen nur am Rand der Veranstaltung zur Geltung; ebenso der von der Stadt finanzierte, noch frisch riechende Anstrich der bislang häßlich verschmierten Schalterhalle. Aber bei Hörfunk ist das eh' egal. Ob die optischen Neuerungen mit der Sendung in einem Zusammenhang stehen oder auch nicht - die Bahnkundschaft wird dies nicht kümmern. Sie wäre aber sicher hochzufrieden, wenn auch die an diesem Nachmittag auffallende Sauberkeit des Stationsumfeldes sich beibehalten ließe.
Daß die Bahn für die "Volldampf-Radio"-Sendung auf dieser Regionalstrecke keine Dampflok fahren lassen konnte, wie es der Rundfunk mit seiner irreführenden Plakatwerbung erwarten ließ, erklärte Walter Henss dem Publikum.
Auch auf einer Strecke, wo es noch Stellwerke aus dem Jahr 1907 gibt, fehlen heute Ladeeinrichtungen für Kohle und Wasser und auch die nötige Brandschneise. Eine alte Dame trug das "Platt"- Gedicht über die einst als "Bimbel-Liesi" bekannte Niddertalbahn vor, das ihr Vater 1927 auf dem Sonntagsspaziergang für das damals kleine Mädchen gedichtet hatte. Der Moderator verriet im "Off" der versammelten Hörerschaft zwischendurch ein, zwei Geheimnisse des Radiomachens, seine Kolleg(inn)en brachten die Rede immer wieder auf die ernsten Dinge der Welt.
Bürgermeister Otfried Betz hatte sich inzwischen mit einem Bier für den Auftritt gestärkt. 40 Millionen Mark sollen bis 1998 in die weitere Modernisierung der Niddertalbahn fließen. Seine Hauptforderung an die Bahn: sichtbare Fortschritte nicht "rauszuziehen", damit die Leute den Glauben daran nicht verlieren. Der Moderator dankte dem "Bürgermeister von Heldenbergen, äh Nidderau".
Daß es nicht leicht ist, sich als mobiles Regionalradio in alle lokalen Gegebenheiten einzufühlen, besonders wenn es um die so vielen Zeitgenoss(inn)en fremd gewordene Eisenbahn geht: An diesem Nachmittag konnte man es noch zweimal erleben. Reminiszenzen aus Kindertagen bewegten offenbar einen Kollegen, der seinen Report über die Strecke versehentlich mit dem O-Ton einer Dampflok untermalte.
An eine Tücke des "Stockemer Lieschens", so der bekanntere Spitzname der Bahn, hatte die Organisation der lobenswerten Sendung auch nicht gedacht: Zwar konnten Fahrgäste entlang der ganzen Strecke zusteigen. Der Nachhause- Zug in Richtung Frankfurt hatte aber vor Niederdorfelden keinen planmäßigen Stopp. Vier Züge am Tag sind es, die trotz allen Antichambrierens der Gemeinde an den drei Schönecker Bahnhöfen vorbeifahren. Für die vom Funk gelockten Gäste machten die Beamten schwitzend dann aber das Unmögliche möglich. Ausnahmsweise, wie betont wird.
Gasthaus "Zum Taunus", Friedrichsdorf-Seulberg, Oberbornstraße 2.
Öffnungszeiten: Im Sommer täglich von 10 - 24 Uhr, donnerstags Ruhetag.
Angebote: Platz für 100 bis 120 Personen. Zwei Linden und Sonnenschirme spenden Schatten.
Ein "Schöppche" Apfelwein, ein kleines Bier oder ein Mineralwasser kosten je 1,80 Mark, Cola oder Limo 2,20 Mark. - Auswahl aus der Speisenkarte: Western-Steak 23,90 Mark, Rippchen mit Kraut 11,90 Mark. Für Kinder gibt es Gerichte ab 350 Pfennig, für Senioren ab 5,90 Mark.
Toiletten: große Anlage, über den Hof zu erreichen.
S-Bahn, Bus: Direkt nebenan hält der Stadtbus. Die S-Bahn ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.
HÖCHST. Auf heftige Kritik der oppositionellen Betriebsratsgruppe "Die Durchschaubaren" ist der Stellenabbau bei der Hoechst AG gestoßen. Der Betriebsrat hatte am Donnerstag erstmals konkrete Zahlen bekanntgegeben. Danach sollen in den Bereichen Zentralforschung II, Verkaufskoordination, Informatik und Kommunikation sowie Ingenieurtechnik zunächst insgesamt fast 800 Arbeitsplätze wegfallen.
Die Betriebsratsmehrheit hatte dem Abbau in einer Sitzung am Mittwoch zugestimmt. Einzige Bedingung: Die Stellenstreichung darf ausschließlich über Frühpensionierungen, Versetzungen oder Aufhebungsverträge erfolgen.
Am härtesten wird es das Ressort Ingenieurtechnik treffen. Von derzeit insgesamt 1089 Stellen will Hoechst 612 ersatzlos streichen. Im Bereich Verkaufskoordination sollen bis Ende 1994 rund 100 Arbeitsplätze eingespart werden.
"Es ist unbegreiflich, daß ein kerngesundes Unternehmen so viele Arbeitsplätze vernichtet", erklärte Knut Riedel von der Gruppe "Die Durchschaubaren" gestern der FR. Harsche Kritik übte Riedel auch an der Art und Weise, wie die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat umspringt. "Der bekommt Fakten präsentiert." Die Entscheidung über den Stellenabbau sei längst gefallen, bevor der Betriebsrat überhaupt einmal Zahlen auf den Tisch bekomme.
Zudem würden der Arbeitnehmervertretung Informationen vorenthalten, sagte Riedel. Noch immer warte der Betriebsrat auf eine genaue Auflistung der Frühpensionierungen, Versetzungen und Aufhebungsverträge, die bereits im Vorfeld der Strukturanalyse erfolgten.
Der Mehrheit unter Betriebsratschef Rolf Brand (IG Chemie) und Vize Oswald Bommel (DAG) kreidet Knut Riedel an, sich auf einen "unverantwortlichen" Stellenabbau eingelassen zu haben, dessen Notwendigkeit niemand begründen könne. Riedel: "Von einer schlechten Lage der Chemie kann jedenfalls keine Rede sein." Habe die Hoechst AG doch im vergangenen Jahr immerhin einen Gewinn von 881 Millionen Mark nach Steuerabzug (1,461 Milliarden vor Steuern) verbuchen können.
Bei den jetzt veröffentlichten Zahlen zum Stellenabbau handele sich im übrigen nur um einen Brocken. Nach Riedels Einschätzung werden aber weitere Arbeitsplätze wegfallen - wenn auch vielleicht nicht unter dem Stichwort "Strukturanalyse". Weil das bereits "belastet" sei, würden neue Begriffe eingeführt. Immer häufiger sei jetzt von "Budgetkonstanz" die Rede. Die Logik: "Wenn die Gehälter steigen, müssen Stellen abgebaut werden." TOBIAS SCHWAB
BAD HERSFELD. Ein Todesopfer, zwei Schwerverletzte und ein Sachschaden von einer halben Million Mark sind die Folgen eines nächtlichen Verkehrsunfalles auf der Bundesstraße 27 zwischen Hünfeld und Bad Hersfeld. Ein 22jähriger sei mit seinem Wagen gegen ein Uhr morgens bei Heunetal-Rhina aus ungeklärter Ursache in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geraten und frontal mit einem Lastwagen kollidiert, berichtete die Polizei in Bad Hersfeld.
Der 22jährige sei zwei Stunden später in einem Fuldaer Krankenhaus an den Folgen seiner Verletzungen gestorben. Fahrer und Beifahrer des Lastwagens, der nach dem Aufprall die Böschung hinuntergestürzt war, wurden schwer verletzt. lhe
"Diese Mentalität -
körperlicher Zwang
als Mittel
der Wahrheitsfindung -
herrscht in der Familie,
in der Schule, beim Militär,
bei der Polizei. Überall
in unserer Gesellschaft
wird geprügelt, werden
Menschen gezüchtigt.
Wenn wir also
von der Abschaffung
der Folter reden,
dann reden wir
von der Notwendigkeit,
das Bewußtsein unserer
Gesellschaft zu verändern."
BAD ORB. Eine 69jährige ist am Donnerstag vormittag in Bad Orb am Steuer ihre Wagens gestorben. Laut Polizeiangaben war sie infolge eines Kreislaufkollaps auf der Seboldwiesenstraße in einer Rechtskurve geradeaus weitergefahren. Ihr Ascona brauste durch einen Zaun und kam vor einem Gewächshaus zum Stehen. Der Frau aus Brachttal starb noch an der Unfallstellte.
Bereits beim Verlassen des benachbarten Parkplatzes hatte sie beim Rückwärtsfahren einen BMW gestreift und war gegen einen Laternenmast geprallt. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 12 000 Mark. jan
OFFENBACH. Die Stadt will zunächst sieben jungen Leuten helfen, die von der Welt der Erwachsenen enttäuscht, durch permanenten Mißerfolg frustiert sind, und die keinen Bock mehr auf Schule, Ausbildung und Arbeit haben. Sozialdezernent Stefan Grüttner sucht vor allem Klein - und Mittelbetriebe, die diesen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 17 und 26 Jahren wieder einen Arbeitsplatz anbieten. Anderthalb Jahre lang zahlt die Stadt den vollen Lohn und begleitet Berufsanfänger und Arbeitgeber mit individueller Beratung.
Jedes Jahr werden um 70 000 Jugendliche und junge Erwachsene ohne schulischen Abschluß, berufliche Ausbildung und Arbeitsplatz in die Welt der Erwachsenen entlassen. Rechnet man die Statistik des Bundesbildungsministeriums auf Offenbach um, so leben in der Stadt zwischen 700 bis 800 junge Menschen, die "keine Lebensperspektive" haben.
Sozial- und Jugenddezernent Stefan Grüttner stellt ein neues Pilotprojekt: "Lernen durch Arbeit - Neue Wege in Arbeit und Berufstätige für junge Leute" vor. Erfunden und erfolgreich gestestet wurde das Projekt mit 501 jungen Menschen unterschiedlichster Nationalität in Berlin. Auf Offenbacher Verhältnisse zugeschnitten haben das Projekt Jugendamtsleiter Hermann Dorenburg, Sachgebietsleiter Günter Kopp und Matthias Schulze-Boeing vom Referat für Beschäftigungsförderung.
Die Jugend- und Sozialarbeiter mußten in der letzten Jahren verstärkt die bittere Erfahrung machen, daß die klassischen Hilfs- und Betreuungsinstrumente nicht greifen, sich Jugendliche nicht mehr in die Arbeitswelt integrieren lassen, weil ihre Erwartungen und Erfahrungen zwischen Berufswunsch und Arbeitsrealität weit auseinander klaffen. Grüttner sagt: "Die Gründe, warum sich jemand nicht ins Arbeitsleben eingliedern konnte, sind vielfältig und individuell verschieden. Diese Tatsache ist schon für sich genommen beunruhigend. Sie ist es noch mehr, wenn man bedenkt, daß eine fehlgeschlagene Einmündung in den Beruf in vielen Fällen der Anfang einer Armuts-, Drogen- oder Kriminalitätskarriere ist."
Grundgedanke des Projektes ist es, Initiative und Selbsthilfepotentiale der Jugendlichen zu nutzen. Der erste Schritt zu einem Arbeitsplatz soll deshalb von ihnen selbst mitgeleistet werden. In enger Absprache mit dem Betrieb entwickeln die Sozialarbeiter für jeden einzelnen einen Qualifizierungs- und Betreuungsplan. "Wichtig ist dabei besonders die Entwicklung sozialer Kompetenz, um auch einmal Enttäuschung aushalten zu lernen", erläutert Günter Kopp und verweist darauf, daß der "Jugendclub 32" arbeitsbegleitende Bildungs- und Freizeitangebote macht.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden nach dem tariflichen oder ortsüblichen Entgelt für ungelernte Arbeitskräfte bezahlt. Sie bekommen monatlich zwischen 2 000 und 2 500 Mark brutto. So um die 25 Stunden in der Woche sollen sie am Arbeitsplatz sein, weitere fünf Stunden sind für berufliche Bildungsmaßnahmen eingeplant. Dazu kommen dann noch 7,5 Stunden für "sozialpädagogische Jugendarbeit".
Grüttner ist davon überzeugt, daß das Projekt sowohl den Jugendlichen als auch den Arbeitgebern Vorteile bringt: "Wir hoffen natürlich, daß die jungen Leute nach den anderthalb Jahren in der Firma bleiben. Auch gegen die Umwandlung des Arbeitsverhältnisses in einen Ausbildungsvertrag haben wir nichts."
Rund 400 000 Mark kostet das Projekt. Die Stadt erhält über das Land aus dem EG-Sozialfonds einen Zuschuß von 120 000 Mark. lz
Mit dem jetzt zwischen Brasilien und seinen Gläubigerbanken geschlossenen Abkommen können eigentlich alle Beteiligten zufrieden sein: Präsident Fernando Collor de Mello beispielsweise, der zu Hause aufgrund von Korruptionsvorwürfen stark unter Druck steht, bekommt dadurch politisch wieder etwas mehr Luft. Die amerikanische Regierung, die vor drei Jahren diese Form der Krisenbewältigung - den sogenannten Brady-Plan - ins Leben rief, kann damit vom Nord- Süd-Stillstand des Münchner Wirtschaftsgipfels ablenken.
Auch die Banken, die inzwischen über die Hälfte ihrer Brasilien-Forderungen wertberichtigt haben, machen im Grunde noch ein gutes Geschäft. Im Vergleich zu dem Geld, das seit 1989 tatsächlich vom größten Schuldner überwiesen wurde, können sie bei einer strikten Einhaltung des Abkommens sogar mit zum Teil höheren Beträgen rechnen. Gleichzeitig wird der, nach Abzug des 35-Prozent-Verzichts, verbleibende Restbetrag dank der Garantien von Weltbank und IWF in den Bilanzen wieder werthaltig.
Wie gesagt, alle Beteiligten können zufrieden sein. Nicht beteiligt am Abkommen sind allerdings die 100 Millionen Brasilianer. Sie müssen auch hier die Rechnung bezahlen. Denn möglich wurde die jetzige Einigung letztlich nur, weil Brasiliens Regierung zuvor die harten wirtschaftspolitischen Auflagen des Internationalen Währungsfonds akzeptiert hatte. Weiter sinkende Reallöhne und Sozialleistungen sind die Folge, zumal das Land auch künftig beträchtliche Zinszahlungen erwirtschaften muß. Selbst wenn man nämlich davon ausginge, daß alle Banken die 35-Prozent-Verzichtsoption wählten, blieben dem Staat weiterhin rund 100 Milliarden Dollar an Schulden übrig. Ein wachsender Teil davon sind zudem Kredite von IWF und Weltbank, die bisher über Schuldenerleichterungen nicht mit sich reden lassen.
Der "Erfolg" des Abkommens hängt denn auch eher von den psychologischen Wirkungen ab, nämlich davon, ob das Vertrauen der in- und ausländischen Investoren und der Kapitalflüchtlinge zunimmt. Im Falle Mexikos hatte die 1989 getroffene Vereinbarung immerhin bewirkt, daß beträchtliche Mittel in das Land flossen. Nicht immer dienten die damit finanzierten Projekte, etwa Hotel-Burgen für den Tourismus, aber unbedingt einer nachhaltigen Entwicklung.
Brasilien gehörte in der Vergangenheit zu den Ländern mit dem höchsten Handelsbilanzüberschuß in der Welt. Den größten Teil davon fraß aber der Schuldendienst auf. Sollte jetzt tatsächlich mehr Geld übrig bleiben, steht immer noch offen, in welche Taschen es am Ende fließt. Die Korruptionsvorwürfe gegen den Collor-Clan lassen hier vorerst nicht allzuviel Hoffnung aufkommen. rb
BÜDINGEN. Ohne den Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Norbert Blüm wird das Düdelsheimer Hoffest am heutigen Samstag ab 19 Uhr stattfinden müssen.
Blüm war zwar von der SPD- Bundestagsabgeordneten Dorle Marx bereits im Juni nach Düdelsheim eingeladen worden, hat sich aber den Termin nicht in seinem Kalender vermerkt, wie am Freitag aus seinem Büro zu erfahren war.
Nach Angaben des SPD-Unterbezirksgeschäftsführers Otto Geyer wird die Veranstaltung auch ohne Blüm stattfinden. hm
,K=WER wz an nac Armin Wertz
Jerusalem, 10.7.92
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
anliegend 80 Zeilen zu den Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen, die Thomas Schellenbaum für den Tagi wünschte.
Beste Grüsse, Armin
Zum "Beginn des 57. Monats seit Beginn der Intifada", so erklärt ein blonder Palästinenser, waren alle Geschäfte, Läden oder Falafel-Stände im Gaza-Strip geschlossen. Der Streik sowie die Ausgangssperren, die Israels Besatzungstruppen über die Flüchtlingslager in Rafah, Khan Yunis, Maghazi und Gaza-City verhängt hatten, legten das sonst umtriebige Elend des Wüstenstreifens lahm. Gaza ähnelt einem Geisterland. Doch die menschenleere Stille wirkt wie die unheimliche Ruhe vor dem Sturm.
In den Tagen zuvor hatten religiöse Hamas-Milizionäre ihre Konflikte mit den "Fatah-Falken" der PLO ausgeschossen: über zwei Dutzend Verletzte, mindestens zwei Tote. Früher schon hatten sich die beiden verfeindeten Palästinenserfraktionen in einem Krieg der Briefe und Flugblätter gegenseitig beschuldigt, die andere Seite physisch liquidieren zu wollen. In persönlichen Briefen an alle PLO-Aktivisten in Gaza warnten Hamas-"Phalangisten in Erinnerung an Scheich Az a-Din Al-Kassam" (so die Unterschriften), sie hätten "Details des satanischen Plans zur Eliminierung von Personen, die die Hamas-Bewegung im Gaza-Streifen symbolisieren. Sollte einem unserer Mitglieder Leid zugefügt werden, werdet Ihr teuer bezahlen." Sie wollten mit der Waffe angreifen, denn "dies ist die einzige Sprache, die Ihr versteht." Die PLO antwortete mit einer Erklärung, die Hamas-Leute seien "Lügner" und dienten "dem zionistischen Feind, indem sie die Namen aller nationalistischen Aktivisten in Gaza öffentlich gemacht" hätten. Wutentbrannt wetterten junge Fatah-Mitglieder, die nicht mehr auf die mässigenden Worte ihrer PLO-Führung hören wollten, die "Islamische Widerstandsbewegung" sei "eine Bande von Kriminellen und Söldnern", die das "palästinensische Volk spalten" wolle.
"Hamas ist mehr an der Kontrolle über den Gaza-Streifen interessiert", meint ein Diplomat, der die Vorgänge genau verfolgt, "als an der Autonomie", die mit Yitzhak Rabins Wahlsieg in greifbare Nähe gerückt scheint. Aber auch der PLO entgleitet langsam die Kontrolle über die Geister, die sie vor 57 Monaten rief. Yassir Arafat, der das israelische Wahlergebnis als eine "Entscheidung für den Frieden" beschrieb, stünde unter dem Einfluss der "Luxus-Palästinenser", der Friedensunterhändler um Faisal Husseini und Hanan Aschwari, moniert ein junger Fatah-Kämpfer: "Aber Arafat ist nicht die PLO."
So blieben auch die Bemühungen des angesehenen Chirurgen und Chefs der palästinensischen Delegation bei den Nahost-Friedensverhandlungen, Haider Abd-el Shafi, die seit zehn Tagen andauernden bewaffneten Auseinandersetzungen zu beenden, erfolglos. Im Gegenteil: So wie Faisal Husseini, der ohnehin nicht mehr ohne Leibwächter anzutreffen ist, muss seit neuestem auch der 72jährige mit Morddrohungen leben. "Die Waffen sind geölt", weiss der Diplomat und fürchtet: "Das kann der Anfang des Showdowns zwischen Fatah und Hamas sein." Aber vielleicht sei es besser, je früher der Konflikt ausgefochten werde, sucht er den blutigen Zusammenstössen doch noch etwas Positives abzugewinnen, "ehe die Blase noch mehr stinkt".
Armin Wertz
Frankfurt liegt im Trend. Zumindest, wenn es um den Anteil der Frauen in Parlamenten geht: Nach einer neuen Studie des Deutschen Städtetages (DST) sind 26,7 Prozent der kommunalen Parlamentarier in Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern Frauen, in Frankfurt sind es 28 Prozent. Oder, in absoluten Zahlen: In der Stadtverordnetenversammlung sitzen insgesamt 93 Parlamentarier, 26 von ihnen sind Frauen.
Zur stärksten Fraktion des Stadtparlaments, den Sozialdemokraten, gehören elf Frauen. Insgesamt hat die SPD 40 Sitze, 27 Prozent werden also von Sozialdemokratinnen besetzt. In den Reihen der CDU sitzen acht Frauen und 28 Männer: Die Christdemokratinnen haben einen Anteil von 22,2 Prozent. Die stärkste Frauen-Fraktion gehört in der Stadtverordnetenversammlung zu den Grünen: Unter zehn Parlamentariern sind fünf Frauen. Zur fünfköpfigen Fraktion der NPD gehört eine Frau.
Bundesweit haben in den Städten und Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern von den insgesamt 51 900 Mandaten die Frauen 10 430 inne. Der Anteil der Frauen liegt also bei 20,1 Prozent, Tendenz laut DST-Studie: leicht ansteigend.
Den höchsten Anteil halten die Frauen in Freiburg im Breisgau: Dort stellen sie 41,7 Prozent der Parlamentarier, während sie mit 13,4 Prozent etwa in Gelsenkirchen gemessen am Bundesdurchschnitt unterrepräsentiert sind. Generell, wird in der Studie resümiert, gelte: Je kleiner die Gemeinde, desto geringer der Anteil der Frauen in den kommunalen Parlamenten. ing
Ein Paar Buchstaben für den Ruhm: "Tags" mit Filzstift oder . . .
(Fortsetzung von Seite 13)
Wieviel die Bundesbahn ausgibt für das "Problem, das wir nicht hinreichend in den Griff kriegen" (Bahn-Sprecher Walter Henss), ist nicht bekannt. Denn Graffiti und Kritzeleien in den 103 S-Bahnwagen werden mit Geld aus dem Vandalismus-Topf beseitigt, für den 300 000 Mark pro Monat zur Verfügung stehen. Der Betrag hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht. Als Regel gilt, daß ein Wagen nach dem dritten Säubern als Folge einer Sprüh-Attakke neu lackiert werden muß. Das kostet durchschnittlich 96 000 Mark. Doch damit ist jetzt Schluß: Die nötige "Abscheide" fehlt, mit der allein die Brühe aus immer stärkeren Lösungsmitteln und entfernter Farbe umweltgerecht entsorgt werden könnte. Die Anlage sei "in der Planung", sagt DB-Sprecher Henss, bis dahin werden nur die Scheiben freigekratzt. Innen geht es den "oft obzönen Kritzeleien" - das sind keine Tags - mit Atemschutzmaske und viel Geduld an die chemische Substanz.
Die Sonder-Kommission (SoKo) der Bahnpolizei ist seit der Übernahme durch den Bundesgrenzschutz Anfang April praktisch aufgelöst. Oft lagen der in der Szene bekannte Polizeiobermeister Lothar Gotthardt und sein Kollege noch nach Dienstschluß auf der Lauer, um ihre Pappenheimer zu fassen. Ein "Unsicherheitsfaktor", der oft genug abschreckte. Und auch wenn Gotthardt einige "hervorragende Bilder" fand, waren es in den meisten Fällen doch Sachbeschädigungen, die er verfolgte.
Der Kontakt war herzlich. Häufig kamen die Jugendlichen auf die Wache und ließen sich Fotos mit neuen "pieces" (Werken) aus anderen Städten zeigen. Viele der anonymen Sprüher hinterließen am Tatort Grüße für den "Lothar". Die SoKo vermittelte Graffiti-Künstler sogar an Firmen und einmal an die Kripo, die sich einen Raum gestalten ließ.
Zwischen 35 und 40 Täter wurden im Laufe der Jahre nach Angaben von Bahn-Sprecher Walter Henss, der nichts gegen bunte Bilder auf "tristen Betonflächen", im Interesse seiner sich beschwerenden Kunden wohl aber etwas gegen bemalte Bahnen hat, Strafanträge gestellt. "Das ist ein sehr dürftiges Ergebnis." Die Strafanzeige endet meist mit Geldstrafen für die Jugendlichen, danach steht die Bahn mit ihrer zivilrechtlichen Schadensersatzforderung in der Tür. Doch erst einmal hat sie eine Forderung, die sich zwischen 100 und einigen tausend Mark bewegen, durchsetzen können, und zwar in Höhe von 1500 Mark. "Die anderen haben nicht, oder noch nicht bezahlen müssen." Die Überführung der Täter sei schwierig und oft sei kein Geld da.
"Wet" hat noch keine S-Bahnen, aber bereits sieben Wände bemalt. "Das sind irgendwelche Buchstaben, die keinen Sinn machen", ärgert sich Liana Schwartz, Geschäftsführerin des "Eppstein-Eck", das der Sprüher mit seinem "Wet" heimgesucht hat, "ehrlich gesagt ist das eine Schweinerei."
"Oel" und "Wet" wissen, daß ihre Leidenschaft illegal ist. "Klar ist das kriminell, ist aber scheißegal." Wer davon träumt, "einer von den Hauptsprühern von Frankfurt zu sein, daß, wenn von Frankfurt gesprochen wird, dein Name fällt", der läßt sich von solchen Kinkerlitzchen nicht aufhalten. Das Risiko, erwischt zu werden, ist der Preis, den sie zu zahlen bereit sind - solange es sie nicht wirklich trifft. Der Weg zum Ruhm ist so hart wie der Heavy Metal, den sie sich mit Vorliebe in die Gehörgänge knallen.
An S-Bahnen will sich "Wet" erst in ein, zwei Monaten wagen, wenn "ich die Technik sicherer beherrsche". Künstlerehre. Weil die Dinger auch ordentlich gelingen müssen, um Eindruck zu schinden, ist sicheres Auftreten gefragt. "Das Schlimmste sind Trips", Spuren hinunterlaufender Farbe. Dort, wo die Wagen nachts auf den Schienen parken, muß alles schnell gehen. Jederzeit kann jemand das oft lebensgefährliche Tun, schließlich "arbeiten" die Jugendlichen oft in unmittelbarer Nähe befahrener Gleise, unterbrechen. Experte "Oel" hat den Bogen raus: 14 S-Bahnen hat er bereits auf dem Gewissen. Und als ihm ein Kumpel sagt: "Ich habe letztens vier Stunden vor Frankfurt einen Waggon mit deinem Bild gesehen", lächelt er und blickt verlegen zu Boden. Sprüher-Glück.
GELNHAUSEN. Das für dieses Wochenende geplante Burgfest ist abgesagt worden. Fritz Kalweit, der im Organisationsteam mitarbeitet, sagte, es seien zu wenige ehrenamtliche Helfer verfügbar, als daß ein reibungsloser Ablauf garantiert werden könnte. Einige der Verantwortlichen könnten sich aus gesundheitlichen Gründen diesmal nicht wie gewohnt engagieren. Halbe Sachen aber wolle man nicht machen.
Das Burgfest, von den Bewohnern des Quartiers an der Kaiserpfalz - die einst eine unabhängige Gemeinde bildeten - kreiert und organisiert, gilt als Zeichen für den Gemeinsinn der "Burger".
Der Erlös aus dem Verkauf von Würstchen und Bier wurde für die Verschönerung des Burgviertels verwendet. Das Fest mit dem malerischen Ambiente der Ruine von Barbarossas Pfalz und den benachbarten einstigen Burgmannendomizilen erfreut sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit. Nicht mehr nur Hunderte, sondern Tausende habe zuletzt die Besucherschar gezählt, schätzt Kalweit.
Auch zu einem späteren Termin wird aber dieses Jahr kein Burgfest gefeiert. Ob sich damit vielleicht gar das gänzliche Aus andeutet, ist gegenwärtig nicht zu beantworten. Kalweit immerhin hofft, daß es im nächsten Jahr weitergeht. lex
ski FRANKFURT A. M. Investmentsparer, die auf Aktien- oder Rentenfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland setzen, waren im ersten Halbjahr gut beraten. Diese Vermögen entwickelten sich, wie der Investmentverband BVI schreibt, ausnahmslos positiv - wobei die Spanne freilich von 1,6 Prozent beim Adiverba (gemanagt von der unter anderem zur Commerzbank und zum Bayernverein gehörenden Adig) bis zu 12,8 Prozent beim DIT-Wachstumsfonds (Dresdner) reicht. Enger war die Bandbreite bei den hierzulande in Festverzinslichen anlegenden Fonds: Das Schlußlicht dieser Gruppe bildet mit einem Plus von 2,7 Prozent in den vergangenen sechs Monaten der Rentensparfonds der Universal (sie verwaltet Anlagen für eine Reihe kleinerer Banken). Den ersten Platz teilen sich die zum Sparkassenverbund gehörende Deka mit ihrem Provirent und die Inka (mehrheitlich Trinkaus & Burkhardt) mit dem ReInvest mit Zuwächsen von je 5,3 Prozent.
Über die gesamte Palette aller Fonds gesehen war noch etwas mehr Gewinn drin - vor allem aber auch ein enormer Verlust. Der absolute Spitzenreiter ist mit einer Wertsteigerung von 13,7 Prozent der Asien-Pazifik der Rheinischen Kapitalanlagegesellschaft (Sal. Oppenheim, Colonia) in der Kategorie der auf bestimmte Regionen oder Branchen ausgerichteten Aktienfonds. Arg gebeutelt wurden hier hingegen - parallel zur Entwicklung an der Tokioter Börse - die Inhaber von Japan-Pazifik-Anteilen der Nordinvest (Vereins- und Westbank): ein Minus von 23,1 Prozent steht zu Buche. Es wird die betroffenen Sparer wenig trösten, daß es andere noch schlimmer erwischte. Auch insgesamt trägt nämlich die Universal mit ihrem unter Mitwirkung der Bethmann-Bank aufgelegten PEH-Optionsscheinfonds wieder einmal die "rote Laterne": minus 31,8 Prozent. Wesentlich mehr Geschick bewiesen in dieser Gruppe der ausländischen Aktienfonds die Manager des Kapitalfonds Spezial (Gerling), die als Klassenbeste einen Gewinn von 10,8 Prozent schafften.
Die Universal-Leute und die mit ihnen kooperierenden Banken sollten sich mal intensiv überlegen, was sie falsch machen. Denn die Firma taucht noch zweimal als Gruppenletzter auf. Bei den internationalen Rentenfonds, die fast ausnahmslos im Plus liegen - den Höchstwert von 9,6 Prozent erzielte der Nordcumula (Nordinvest) -, legte die Universal mit dem Säkular ein Minus von 6,3 Prozent hin. Und bei den sonst durchweg positiv entwickelten gemischten Fonds bauten der Inter-Universal und der Berenberg-Universal-Effekten die einzigen Verluste (1,8 und 0,7 Prozent). Immerhin holte der Bethmann-Universal-Taunus hier auch das höchste Plus (9,1) heraus.
Die Gefangenen des Monats
Die internationale Hilfsorganisation amnesty international (ai) bittet um Unterstützung bei ihren Bemühungen um die Freilassung gewaltloser politischer Gefangener, deren Inhaftierung eine Verletzung der von den Vereinten Nationen anerkannten Menschenrechte darstellt. amnesty international bittet, in Briefen an die genannten Stellen rein humanitär zu argumentieren und keinesfalls an die Gefangenen selbst zu schreiben. Die Gefangenen des Monats sind: Mansur Muhammad Ahmad Rajih (Jemen) Mansur Rajih, ein heute 34jähriger Schriftsteller, wurde 1983 im damaligen Nordjemen von Mitgliedern der "Nationalen Sicherheit" festgenommen. Er war gerade erst aus Libanon zurückgekehrt, wo er studiert hatte. Ohne Anklage und Verfahren hielt man ihn sechs Monate lang fest und ließ ihn dann frei. Acht Tage später wurde er abermals festgenommen. Man brachte ihn in das Shabaka-Gefängnis der Stadt Ta'iz, wo er neun Monate mit verbundenen Augen in Einzelhaft verbrachte. In dieser Zeit mußte er Prügel und Elektroschocks über sich ergehen lassen.
1984 wurde Mansur Rajih vor Gericht gestellt. Er soll einen Mann aus seinem Dorf getötet haben, hieß es in der Anklage. Das Verfahren war grob unfair. Zwei der drei Belastungszeugen konnten Rajih vor Gericht nicht identifizieren. Die Zeugen der Verteidigung, darunter Angehörige des Ermordeten, sagten aus, die angeblichen Zeugen der Anklage seien gar nicht am Tatort gewesen; sie wurden daraufhin kurzerhand für geisteskrank erklärt. Die Richter verurteilten Mansur Rajih zum Tode, das Urteil wurde in einer Berufungsinstanz 1986 bestätigt. Das Todesurteil muß jetzt noch vom "Präsidentschaftsrat" der neuen Republik Jemen, die 1990 aus der Vereinigung von Nordjemen und Südjemen entstand, abgezeichnet werden.
Mansur Rajih ist seit seiner frühen Jugend politisch aktiv. Von 1978 bis 1980 war er Präsident des "Jemenitischen Studentenverbandes" im syrischen Aleppo und ab 1980 für zwei Jahre Generalsekretär der "Organisation Arabischer Studenten" in Libanon. Zudem war er Mitglied der "Nationalen Demokratischen Front", der wichtigsten Oppositionsgruppe im früheren Nordjemen. Von den gewalttätigen Aktionen dieser Gruppe zwischen 1979 und 1981 hate sich Rajih stets distanziert.
amnesty betrachtet Mansur Rajih als gewaltfreien politischen Gefangenen, der ausschließlich wegen seiner friedlichen Opposition zur Regierung der Arabischen Republik Jemen (dem früheren Nordjemen) eingesperrt wird.
Schreiben Sie bitte an den Präsidenten: His Excellency General 'Ali 'Abdullah Saleh, Chairman of the Präsident Council, Sana'a, Republik Jemen. Eine Kopie an die Kanzlei der Botschaft der Republik Jemen, Adenauerallee 77, 5300 Bonn 1.
Dorje Wangdu (China/Tibet) Dorje Wangdu, ein 33jähriger Elektriker aus Lhasa, wurde von den chinesischen Behörden im September 1991 per Verwaltungsanordnung - also ohne Anklage und Gerichtsverfahren - zu drei Jahren "Umerziehung durch Arbeit" verurteilt. Der Grund: Er hatte friedlich seine Unterstützung für den Dalai Lama, das im indischen Exil lebende geistliche und weltliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, bekundet und soll außerdem im Besitz "reaktionärer" Dokumente gewesen sein. ai betrachtet Dorje Wangdu als gewaltfreien politischen Gefangenen.
In einer offiziellen Mitteilung vom 26. September 1991 wurde Dorje Wangdu beschuldigt, "seinen Bekannten geraten zu haben", während der buddhistischen Kalashakra-Zeremonie, die der Dalai Lama Ende 1990 in Indien abhielt, "tibetische Kleidung zu tragen". Außerdem seien "reaktionäre Handzettel", die im Kloster Sera in Lhasa verteilt worden seien, in Dorje Wangdus Wohnung gefunden worden. Auch habe er "aus dem Ausland stammende (. . .) Symbole des persönlichen Schutzes" - gemeint sind Amulette, die ein hoher Lama gesegnet hatte - unter Mönchen des Klosters Ganden verbreitet. Die Behörden unterstellten, die Amulette stammten aus Indien, wo viele Exil-Tibeter leben.
Dorje Wangdu wird vermutlich im "Umerziehungs"-Lager Rawa festgehalten, das sich im Stadtteil Sangyip befinden soll. Die Dauer seiner Internierung legten Vertreter von Polizei und Verwaltung fest, nicht etwa Richter. Eine ordentliche Verteidigung oder der Kontakt zu einem Rechtsanwalt wurden Dorje Wangdu verwehrt.
Bitte schreiben Sie an den Regierungschef der Autonomen Region Tibet: Gyaltsen Norbu, Chairman of the Tibet Autonomous Region, Lhasa 850 000, Tibet Autonomous Region, Volksrepublik China. Eine Kopie bitte an die Kanzlei der Botschaft der Volksrepublik China, Kurfürstenallee 12, 5300 Bonn 2.
Führerscheinentzug auf Lebenszeit droht Autofahrer Zum neunten Mal wegen Trunkenheit am Steuer vor Gericht Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Auch nach insgesamt acht Vorstrafen wegen Trunkenheit im Straßenverkehr ist der gegen einen 50 Jahre alten Autofahrer verhängte Freiheitsentzug von zwölf Monaten am Freitag in Frankfurt zur Bewährung ausgesetzt worden. Für den Fall, daß der Angeklagte erneut mit Alkohol am Steuer erwischt wird, beabsichtigt das Amtsgericht jedoch, ihm auf Lebenszeit den Führerschein zu entziehen. Mit 1,5 Promille Alkohol im Blut war der Autofahrer, ein gelernter Kfz-Meister, in der Nacht zum 19. Januar dieses Jahres in seinem Wagen an der Autobahnabfahrt zur Friedberger Landstraße gegen die Leitplanke gefahren. Um sich wegen seiner Alkoholisierung keinen Ärger einzuhandeln, kümmerte er sich nicht weiter um den Schaden, sondern fuhr nach Hause. Als er tags darauf von Polizeibeamten ermittelt wurde, stellten sie zugleich fest, daß der Mann auch keinen Führerschein mehr besaß.
Nach Angaben des Angeklagten hatte er ursprünglich gar nicht vor, selber Auto zu fahren. Unterwegs mit zwei Freundinnen in Bad Homburg, hätten sich ihre Wege abends getrennt: Die beiden Damen seien ins Spielkasino gegangen und hätten ihn - "Ich war nicht richtig angezogen" - in einem Lokal sitzengelassen. Um wieder nach Hause zu kommen, habe er sich - trotz aller guten Vorsätze - doch wieder ans Steuer setzen müssen.
Wie das Vorstrafenregister ergab, hat der Angeklagte bereits seit mehr als 20 Jahren erhebliche Probleme mit dem Alkohol. Bis 1986 ist er achtmal wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt worden, und zwar auch zu Freiheitsstrafen, die nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt wurden. In diesem Zusammenhang war gegen ihn auch schon ein Führerscheinentzug von fünf Jahren verhängt worden.
"Was soll man Ihnen noch raten?" fragte Richter Jürgen Biba. Selbst Gefängnisstrafen beeindruckten den Angeklagten nicht, und obwohl er keinen Führerschein mehr besitzt, kaufe er sich neue Autos. Der Richter, der mit dem Urteil erneut eine Führerscheinsperre von fünf Jahren aussprach, kündigte an, daß bei der zehnten Trunkenheitsfahrt die lebenslange Sperre fällig sei.
Trotz der erheblichen Vorstrafen hatte sich bereits der Vertreter der Anklagebehörde in seinem Plädoyer dafür ausgesprochen, daß die zwölf Monate Freiheitsstrafe noch einmal zur Bewährung ausgesetzt werden sollten. Begründet wurde dies damit, daß sich der Angeklagte "immerhin" seit 1986 straffrei gehalten hatte. Dies sei allerdings auch "seine letzte Chance".
Der Angeklagte nahm das Urteil sofort an.
Weiß ist die Farbe der Unschuld, weiß ist die Farbe der Friedenstaube, und weiß soll auch die Kleidung jener Delegation sein, die am 25. Juli unter der Bezeichnung "Mannschaft der Freundschaft" ins Olympiastadion zu Barcelona einmarschiert, um beim weltumspannenden Treffen der Jugend wenigstens dabeisein zu können. Sportler aus Serbien und Montenegro stehen in dieser sogenannten "Mannschaft der Freundschaft" - angesichts des Mordens und Brandschatzens auf dem Balkan ein reichlich zynischer Name. Rest-Jugoslawien darf - unter Verzicht auf eigene Fahne und Hmymne, aber immerhin - also doch mittun an den Sommer-Spielen in Spanien. Juan Antonio Samaranch, der den Vorschlag unterbreitet hat, und den G7- Staaten, die ihn auf dem Gipfel in München abgesegnet hatten, sei Dank. Kein Wunder also, daß das Nationale Olympische Komitee Rest-Jugoslawiens in schieren Jubel ausbrach, als sich dann auch Spanien die Einreisevisa auszustellen gezwungen sah.
UN-Sanktionen, Sport-Boykott - war da was? Ende Mai beschloß der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Sanktionen gegen Serbien und Montenegro, die auch einen Sport-Boykott beinhalteten. Die Fußball-Mannschaft Rest-Jugoslawiens, eine bessere Städteauswahl Belgrads, wurde daraufhin von der Europameisterschaft in Schweden ausgeschlossen. UEFA und FIFA warfen die fußballspielenden Jugoslawen prompt aus dem internationalen Spielbetrieb - der Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft in den USA 1994 etwa.
Sicher: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheidet gemäß der olympischen Regeln völlig autonom und muß sich, wie jetzt geschehen, nicht an die UN-Sanktionen halten. Doch es bleibt ein fader Beigeschmack über ein offensichtliches Urteilen mit zweierlei Maß. Warum Fußballer nicht, Basket-, Hand- oder Wasserballer aber doch bei internationalen Wettbewerben starten dürfen, ist nicht nachvollziehbar. "Von allen guten Geister" scheint Olympia verlassen zu sein, wie in Bonn - zu recht - allenthalben kritisiert wird. Und weil Samaranch offensichtlich seinen Gegnern den Wind aus den Segeln nehmen will, kündigte er flugs an, auch das derzeit besonders unter serbischen Raketenangriffen leidende Bosnien-Herzegowina - dessen NOK das IOC bis dato nicht anerkannt hat - nach Barcelona einzuladen.
Dennoch: Ein Start Rest-Jugoslawiens, dem Haupt-Aggressor des Kriegs auf dem Balkan, bei den olympischen Spielen ist in höchstem Maße verwerflich. THOMAS KILCHENSTEIN
RÖDERMARK. Die Polizei sucht den Fahrer eines rotweißen, am Heck wahrscheinlich beschädigten Sattelzuges, der vermutlich aus England kommen muß: Der Lastwagen hatte sein Steuerrad rechts, der Fahrer trug ein weißes T-Shirt und hat einen Schnauzbart.
Beim Rückwärtsfahren von der Friedrich-Ebert- in die Dieburger Straße in Ober-Roden hat der Sattelzug in der Nacht zum Freitag eine Grundstücksmauer auf acht Meter Länge "umgemäht". Anschließend setzte er unbeirrt seine Fahrt in Richtung Eppertshausen fort. ttt
Aufgespießt(KOPF!)
"Und dann gibt es noch die, die ihr Geld mit gnadenlosen Reportagen über die Wohnungsnot in Deutschland verdienen. ( . . . ) Das Team - zumeist drei bis fünf freischaffende Künstler - reist dann gegen einen Spitzen- Spesensatz durch Deutschland und dreht kilometerlange Filmschnitte von Mietern, die mediengerecht Tränen vergießen, weil sie keine preiswerte Vier-Zimmer-Wohnung in der City von Frankfurt oder Stuttgart erhalten. Möglichst fünf Minuten zu Fuß vom neuen Arbeitsplatz, der natürlich unter Zusage massiver Gehaltsverbesserungen angenommen wurde. ( . . . ) So, und schon haben wir eine rührende Sendung über die Wohnungsnot: Prügelei um Wohnungsannoncen, Schlangen vor dem Wohnungsamt, ( . . . ) Tränen wohlbestallter Mieter (die allesamt nicht unter Brücken schlafen) und ein mit brechender Stimme kommentierender Reporter, der bitter die untragbaren Zustände auf dem Wohnungsmarkt beklagt und anschließend eine Riesenfete in seiner 200-Quadratmeter-Eigentumswohnungen steigen läßt - ohne Kameras. Millionen Zuschauer sind beeindruckt ( . . . ) und glauben an das, was ihnen als Realität vermittelt wird".
Volker Gierth, Generalsekretär des Zentralverbandes der Haus- und Grundeigentümer, im hessischen Nachrichtenblatt der Organisation zu Fernsehberichten über die Wohnungsnot.
Gegen die Einführung eines Karenztages
BAD VILBEL. Mit einer Resolution wenden sich die ÖTV-Mitglieder der Stadtverwaltung gegen die Einführung eines Karenztages zur Finanzierung der überfälligen gesetzlichen Pflegeversicherung. Der Karenztag führe dazu, daß kranke Arbeitnehmer die Pflegeversicherung finanzieren würden. Bisher aber seien die Sozialleistungen zu gleichen Teilen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanziert worden, heißt es in der Resolution. Die gewerkschaftlich organisierten Mitglieder der Stadtverwaltung fordern deshalb die Einführung der Pflegeversicherung für ausnahmslos alle Arbeitnehmer und deren Finanzierung zu gleichen Teilen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Weiterhin sprechen sich die ÖTV-Mitglieder gegen den Karenztag aus. Sie verurteilen den Eingriff der Bundesregierung in die Tarifautonomie und rufen ihre Gewerkschaft sowie den DGB auf, mit Demonstrationen und Warnstreiks Widerstand gegen die Politik der Bundesregierung zu leisten. hm
FRIEDBGERG. Vermutlich wurden Unbekannte bei dem Versuch, in der Nacht zum Donnerstag ein Auto vom Parkplatz an der Stadthalle zu entwenden, gestört und damit ein Diebstahl verhindert. Nach Polizeibericht hatten die Täter mit einem Schraubendreher die Tür des Autos geöffnet, indem sie unterhalb des Türschlosses der Fahrertür einstachen. Anschließend versuchten sie, das Fahrzeug kurzzuschließen. Die Lenkverkleidung wurde dabei gewaltsam entfernt und die Zündkabel durchgetrennt. Die Täter verursachten dadurch am Auto einen Schaden von 500 Mark.
Nur Schaden für den Autobesitzer war auch die Folge einer Sachbeschädigung am Donnerstag an einem Auto in der Friedberger Pfingstweide. Die Täter schlugen während des Tages die Fensterscheibe der Fahrertür ein, ohne etwas aus dem Fahrzeug zu entwenden. Der entstandene Schaden beträgt 200 Mark. ub
Frau Margarete Moreau aus Hanau, zum 95.Geburtstag, am Sonntag, 12. Juli.
wp FRANKFURT, 10. Juli. Die Stadt Frankfurt verleiht den von ihr gestifteten Theodor-W.-Adorno-Preis 1992 an den französischen Komponisten, Dirigenten und Musiktheoretiker Pierre Boulez. Die Auszeichnung wird am 19. September von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in der Paulskirche überreicht. Die Laudatio hält der Komponist Wolfgang Rihm. (Siehe Kulturspiegel)
Zu loben ist diese Ausstellung in bloß einem Punkt: dem Sammelsurium von Kunstwerken, welches die zur Jahresausstellung des Bundesverbandes Bildender Künstler antretenden Verbandsmitglieder gewöhnlich aufbieten, begegnet man dieses Jahr mit einer thematischen Leitlinie. "Säulen" heißt die Leistungsschau im Refektorium und Kreuzgang des Karmeliterklosters.
Diese Art der architektonischen Stütze findet sich schon vor Ort, die Künstler beabsichtigen Paraphrasen. Seltsam nur, daß der Ausstellungstitel bei einigen in Vergessenheit geraten ist.
Eher als Pfeiler zu bezeichnen ist Karl Blums von innen illuminiertes Messingwerk, das den entzückenden Vermerk "1000 und 1 Nacht" trägt und bestenfalls als annehmbar designte Stehleuchte durchgehen kann.
Auch Stefan Dingeldeins sehr ordentliche Arbeit ist über einem quadratischen Grundriß errichtet. Wie Bauklötze thronen die hölzernen Einzelelemente übereinander. Schwarzweißfotos von einem torkelnden Putzeimer, einem schemenhaft auftauchenden Pfannkuchenwender, einer Tasse verkleiden sie. Auf jeden Fall ist dieser "Hausfreund", so hat sein Autor die Fotoskulptur getauft, einer der sehenswerten Beiträge. Wer die Fotokunst des Ehepaares Blume kennt, hat ein mögliches Vorbild parat. Dann wird es schlimm, Rosemarie Philippbaar, die in ihren nicht figürlichen zweidimensionalen Werken Flächen- und Linienwerte bedachtsam gegeneinander setzt, hat dieses Mal mit ihrem peinlichen Memorialturm ebenso danebengegriffen wie mit der zweiten Arbeit aus den weiß bemalten Einzelteilen einer Fichte.
In der Turmkonstruktion (Höhe mehr als drei Meter) soll der als Jerg Schütz geborene Ratgeb, dem das Karmeliterkloster seine wunderbaren Wandgemälde verdankt, geehrt werden. Seinen Namen hat Philippbaar auf den Boden gekritzelt, drüber Glassplitter geträufelt und dann in die Fächer ihres Styroporgebildes ein Brot und ein Sahnekännchen geschoben nebst den Umpackungen von Heringsfilets und Vanilleeis. Mahlzeit!
Säulen zeigen Angela Bugdal und Farangis Yegane immerhin insofern, als ihre Beiträge rund sind. Die Säulentrommeln muß im einen Fall unter dem platten Motto "Cleaning of time - time of cleaning" ein Stapel von Waschmaschinentrommeln verkörpern, der von einer Kugel gekrönt ist - seit der laufenden Documenta und der dort zu sehenden fröhlichen Uhrenparade von Cildo Meireles kann man mit ähnlich schlichten Gags anscheinend Kunst auf "Zeit" schaffen.
Yegane packt stattdessen Autoreifen aufeinander und läßt aus dem obersten verdörrte Zweige quillen - als sei es der Rest vom Adventskranz. "Bon voyage" heißt das Ganze.
Völlig frei von solch vordergründiger Symbolik ist die geistvolle Arbeit "Säulenschatten" von Hartmut Düde Neumann. Sie verbucht den geringsten Materialaufwand und besteht nur aus Kreidezeichnungen, die die Bodenflächen zwischen den tatsächlich stützenden Sandsteinsäulen bedecken.
Düde Neumanns Idee war auch Grundlage der Plakatgestaltung. Unnötig aber, daß der Künstler noch den Zeigefinger erheben muß und auf den Boden schreibt: "Zur Kultur in Frankfurt - geblieben ist nur der Schatten."
Im Kreuzgang kann man positiv die bemalten "Hängenden Säulen" von Barbara Wilhelmi erwähnen und mit Vorbehalt Edith Monschauers Bilderturm. 80 von ihr gemalte Kleinformate wurden wie im CD-Ständer übereinander gestapelt, so daß nur die verschiedenfarbigen Bildränder sichtbar sind. Reflexionen über die Selbstbedienungsmentalität des Kunstbetrachters lassen sich anschließen. Vielleicht wird uns auch bedeutet, daß die Malerei sich vom Publikum zurückzieht, ihm eine Frontansicht einfach nicht mehr gönnt. Die Kunst liegt aufgebahrt, aber Monschauers bastlerisch nicht ganz geglückte Gerüstkonstruktion, die ihr Halt geben soll, wackelt. (bis 26. Juli) DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
BAD VILBEL. Am Freitag, 17. Juli, um 16 Uhr wird der Heilsberger Flugkapitän Jens Olthoff mit seiner Maschine auf dem Frankfurter Flughafen landen. An Bord der Maschine sind 80 Kinder aus der Umgebung von Kiew und ihre Betreuer/-innen. 30 von ihnen werden gegen 19 Uhr am Feuerwehrstützpunkt in Bad Vilbel in Empfang genommen, um in der Brunnenstadt und Umgebung einen dreiwöchigen Erholungsurlaub anzutreten.
Wie Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel, der täglich mehrere Stunden an der Organisation dieses Aufenthaltes "bastelt", mitteilt, hat sich vieles schon positiv regeln lassen. So wird eine Busfahrt an den Rhein von der Sparkasse Wetterau gesponsort. Es habe sich auch eine Dampferfahrt zur Loreley und eine Seilbahntour bei Rüdesheim zum halben Preis aushandeln lassen. Frankfurter Kaufhäuser hätten Kleidergutscheine und Rabatte zugestanden.
Als die FR von der Suche der Organisatoren nach einem Funktelefon für eine georgische Familie als zentraler Anlaufstelle berichtet hatte, hatte sich nach der Zeitungslektüre Bundespostminister Dr. Christian Schwarz-Schilling bei Stengel
Telefonverbindung ist gesichert
Die Finanzierung des Aufenthalts der ukrainischen Kinder, der etwa 11 000 Mark kostet, ist weitgehend gesichert. Stengel wäre aber nicht böse, wenn sich inbesondere die Bad Vilbeler Wirtschaft und das Gewerbe noch bereitfinden könnten, Transportkapazität in Bussen zur Verfügung zu stellen oder Kleidergutscheine oder schlicht Bargeld. Stengel hat beispielsweise eine Krankenversicherung für die Kinder abschließen müssen, die allein mit 800 Mark zu Buche schlägt. Auch für diesen Betrag wird ein edler Spender (oder eine edle Spenderin) gesucht. Es ist dafür ein Konto bei der BVB (Bankleitzahl 518 613 25) mit der Nummer 10 730 79 eingerichtet. hm
STRASSBURG, 10. Juli (epd). Das Europäische Parlament in Straßburg hat die Weltbank aufgefordert, sich von dem umstrittenen Narmada-Staudamm-Projekt in Indien zurückzuziehen. Alle Mitgliedstaaten des Europaparlaments sollten bei der Weltbank gegen eine Fortsetzung des Projektes votieren, heißt es in einem in einer Dringlichkeitsdebatte am Donnerstag angenommenen Antrag des Freiburger Europa-Abgeordneten Wilfried Telkämper (Grüne). Die indische Bundesregierung sowie die Regierungen der Bundesstaaten Gujarat, Maharashtra und Madhya Pradesh werden aufgefordert, das Vorhaben "nicht nach den bisherigen Plänen weiterzubauen, sondern nach brauchbaren Alternativen für die Wasserversorgung der dürregefährdeten Gebiete zu suchen und diese zu realisieren".
Zur Begründung wird auf die Stellungnahme einer von der Weltbank eingesetzten unabhängigen Gutachterkommission verwiesen, die aufgrund schwerwiegender Mängel besonders bei Umweltschutz- und Umsiedlungsmaßnahmen einen Baustopp und eine erneute Überprüfung des Staudammprojekts empfohlen hatte. Ferner wachse der Widerstand der Bevölkerung gegen das Bauvorhaben. Kritisiert werden auch Menschrechtsverletzungen und Übergriffe der Polizei im Narmadagebiet.
Insgesamt sollen 130 000 Hektar Wald überflutet und 250 000 Menschen zur Umsiedlung gezwungen werden.
Wa,K=E.H E.Heller Warschau an Nachrichten Liebe KollegInnen, die Sejmsitzung, auf der Suchocka gewählt werden soll, beginnt ungünstigerweise um 15 Uhr und die Tagesordnung steht noch nicht fest (und Obstruktion verschiedenster Art ist hier die Regel). Ich schicke Ihnen darum nachfolgend einen Text, der allerdings nur aktuell ist, wenn das Abstimmungsergebnis bis zum Redaktionsschluß noch nicht bekannt ist. Was dieses Ergebnis angeht, muß ich Sie leider auf die Agentur verweisen, weil ich im Parlament sein werde. Gruß von E.Heller
Regierungswechsel in Polen Wahl der 'ersten Suchocka' für Freitagabend geplant Warschau, 10. Juli (ehe). Die designierte polnische Ministerpräsidentin Hanna Suchocka erwartete am Freitag, noch im Laufe des Abends mit einer Mehrheit von mindestens 236 von 460 Stimmen im polnischen Sejm zur Ministerpräsidentin gewählt zu werden. Über diese Stimmenzahl verfügt ihre Sieben-Parteien-Koalition, wenn man die Abgeordnete zweier weiterer Gruppierungen mitrechnet, die ihre Unterstützung ohne direkte Beteiligung an der Regierung deklariert haben. Auch die sieben Abgeordneten der deutschen Minderheit wollten für Suchocka stimmen. Gegen die Solidarnosc-Koalition hatte sich die rechts-nationale 'Konföderation Unabhängiges Polen' ausgesprohen. Unklar bis zur letzten Minute war die Haltung des Linksblocks, der christdemokratischen Zentrumsallianz (PC) und der Bauernpartei des amtierenden Ministerpräsidenten Waldemar Pawlak, der vom Sejm zunächst abberufen werden mußte. Die Tagesordnung der innerhalb von nur zwei Tagen einberufenen Sondersitzung des polnischen Parlaments hatte zunächst nur die Abberufung Pawlaks vorgesehen. Man rechnete jedoch am Freitag allgemein mit ihrer Erweiterung um die Wahl der neuen Ministerpräsidentin. Dann sollte Hanna Suchocka ihre Regierungserklärung vortragen und die Kabinettsliste bekanntgeben. Nach Ihrer Wahl und der anschließenden Anhörung der Ministerkandidaten soll der Sejm noch am Samstag die Kabinettsliste bestätigen. Damit wäre die seit mehr als einem Monat andauernde Regierungskrise in Polen beendet. Die beiden wichtigsten Regierungsparteien in Polen wären die christlich-sozial orientierte 'Demokratische Union' des ehemaligen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki, der auch Hanna Suchocka angehört, und die rechtskatholische 'Christlich-nationale Vereinigung' (ZChN). Die künftige Ministerpräsidentin hat bereits durchblicken lassen, daß ihr Regierungsprogramm soziale Akzente, darunter die Reform des Gesundheitswesens, enthalten wird. Ihre Ministerliste enthält bislang nur Männer. Auf die Frage von Journalisten, ob sie eine zweite Margaret Thatcher sein wolle, antwortete Suchokka: "Wenn wir Erfolg haben, werde ich nicht eine zweite Thatcher, sondern die erste Suchocka sein."
In der Reihe "Zum erstenmal in Frankfurt" zeigt das Kommunale Kino am Wochenende 11./12. Juli, am Samstag um 22.15 Uhr und am Sonntag um 17.30 Uhr, Hugo Niebelings filmische Umsetzung der Johannes-Passion von Bach: "Es wäre gut, daß ein Mensch würde umbracht für das Volk". Am Sonntag, 12. Juli, wird um 22.15 Uhr die Reihe fortgesetzt mit dem Dokumentarfilm "The Thin Blue Line". Dieser Film, der von der Rekonstruktion eines Polizistenmordes 1976 in Texas handelt, ist nochmals am 17. Juli um 17.30 Uhr zu sehen. &blt; "Stasi-Methoden" der Titanic
Hans Zippert und Christian Schmidt, Redakteure des Satiremagazins "Titanic" lesen am Sonntag um 11 Uhr im Rahmen der Burgfestspiele in Bad Vilbel aus den Akten der Zeitschrift.
NEU-ISENBURG. Die Stadtwerke geben in einer Ausstellung wertvolle Tips, wie und wo man Wasser sparen kann. Die Schau ist vom Montag, 20. Juli, bis Freitag, 24. Juli, in der Kundenberatung der Stadtwerke, Frankfurter Straße 89 zu sehen. Ein Vortrag eines Experten der Ingenieurgemeinschaft Umweltplanung in Darmstadt, soll am Donnerstag, 23. Juli, über die Möglichkeiten zur Regenwassernutzung in Haus und Garten informieren. Anmeldungen zum Vortrag unter den Nummern 0 61 02 / 246-277 und 246-278. fra
Gestern wurden detaillierte Pläne für die Sanierung und Umgestaltung des Leopold-Koch-Bades vorgestellt Energieverschwender mit 20 Millionen aufgemöbelt Umbau in vier Stufen über sechs Jahre / Erlebnisbad Von Jörg Andersson BAD ORB. Mit einem Aufwand von zwanzig Millionen Mark soll das Leopold-Koch-Bad in den nächsten sechs Jahren zu einem modernen Gesundheitsbad aufgemöbelt werden. Knapp zwei Jahre nachdem Gutachter dem Solebewegungsbad hinsichtlich technischer Ausstattung und Attraktivität ein miserbales Zeugnis ausgestellt haben, sind gestern erste detaillierte Pläne für die Sanierung und Umgestaltung der veralterten Kurimmobilie präsentiert worden. Die Renovierung soll bei laufendem Badebetrieb Ende des Jahres im technischen Bereich beginnen, versprechen Bürgermeister Hugo Metzler und Kurdirektor Dr. Christian Kirchner. Der in vier Stufen vorgesehene Umbauplan war in der vergangenen Woche vom Aufsichtsrat der Kurverwaltung (Bad Orb GmbH) und am Donnerstag abend auch vom Kontrollgremium der Dachgesellschaft, der Bad Orb Holding GmbH, einstimmig abgesegnet worden. Die nun vorliegende "detaillierte und umfassende Grundplanung" setzt laut Kurdirektor "entscheidende Akzente" für die zukünftige Entwicklung des Heilbades und müsse als zentrale Einrichtung in einem "Gesundheitszentrum Bad Orb" betrachtet werden.
Das modernisierte Thermalbad werde modernste Energiespartechnik verkörpern und zu einem "Erlebnisbad" ausgestaltet, erläuterte Kirchner. Dabei hat der Begriff "Erlebnis" in Bad Orb eine besondere Bedeutung. "Erlebnis heißt für uns Entspannung und vielleicht mal eine Massage dazu", erklärte der 42jährige, der vor fünf Jahren als Marketing-Leiter zur Kurverwaltung gekommen war, hingegen nicht, "daß hier ein Spaßbad entsteht". Soll heißen: die ursprüngliche Absicht, das nach dem Heilbadgründer Franz-Leopold Koch benannte Bad mit einem Süßwasserbecken im Freizeitbereich attraktiver zu machen, wurde verworfen. Den Besuchern werden auch künftig ausschließlich Bassins mit solehaltigem auf 32 Grad erwärmtem Wasser zur Verfügung stehen. Als Argumente gegen ein Süßwasserbecken führte Kirchner die zusätzlich erforderliche Wasseraufbereitung an, der Bürgermeister behauptete, daß dies dort "ohnehin kaum angenommen würde".
Statt dessen wird das Bad ein zusätzliches Therapiebecken erhalten. Das soll durch eine Hallenerweiterung dort entstehen, wo sich derzeit noch das Außenbecken befindet. Letzteres befindet sich, wie der Kurdirektor einräumte, in einem "katastrophalen" Zustand. Im Gegensatz zu den einigermaßen intakten Becken im Innenbereich hat hier der Betonfraß durch die aggressive Sole eingesetzt, sikkert Wasser bereits durch zahlreiche Ritze. Kirchner: "Eine Sanierung wäre wahnsinnig teuer geworden." So soll es nun verfüllt und als Fundament für ein neues Becken herhalten. Als Ausgleich ist ein neues Außenbecken vorgesehen, das mit einem Ausschwimmkanal mit dem mittleren Bassin im Badinneren verbunden werden soll. Allerdings: die neuen Becken- und Raumgestaltungen, durch die alleine der Hallenbereich um 5 500 Kubikmeter erweitert werden soll, gehören erst zu den letzten Ausbauphasen und werden erst in drei Jahren aktuell.
Auch der viel kritisierte Saunabereich wird erst in der zweiten Baustufe neu konzipiert. Dafür sehen die Pläne eine komplette Verlagerung dieses Bereichs vom Keller ins Erdgeschoß vor. Dort wird ein modernes Saunarium mit Dampfgrotte und Saunagarten versprochen.
Wichtiger als alles andere erschien den Beteiligten in der zurückliegenden Planungspashe die "technische Revolution" im Thermalbad, das seit seiner Eröffnung 1969 nahezu unverändert blieb. Dementsprechend zeitgemäß sind Heizung, Lüftung oder Wasseraufbereitung, kurzum: die gesamte Haustechnik. Das nach dem Heilbadgründer Franz-Leopold Koch benannte Bad gilt als Energieverschwender erster Güte. "Infrarotaufnahmen haben gezeigt, daß wir die Umwelt beheizt haben", schildert der Aufsichtratsvorsitzende Metzler die Situation. Die marode Technik des Bades, das vom Dach über die Verglasung bis zu den Außenwände nahezu über keine Wärmeisolierung verfügt, treibt die Betriebskosten extrem in die Höhe. So schätzen Metzler und Kirchner, daß nach dem Abschluß dieser etwa anderthalbjährigen Moderniserungsphase mindetens 30 Prozent Energiekosten eingespart werden könnten, mithin rund 400 000 Mark im Jahr. Wie sehr in diesem Bereich geschludert wurde, verdeutlicht am besten das Dach. Es ist seit Jahren wasserdurchlässig. Dort, wo es durchsikkerte, wurde in der Vergangenheit stets behelfsmäßig improvisiert. Fünf Millionen Mark sind für den ersten Bauabschnitt veranschlagt. Geld, das die Stadt angesichts der chronischen Finanzschwäche der Kurverwaltung aufbringen muß und in Form einer Kapitaleinlage bereits zum 31. Dezember auf das Konto der Bad Orb Holding überwiesen hat. Dabei nutzte der Orber Rathauschef, um keinen Kredit aufnehmen zu müssen, umfangreiche Haushaltsausgaberestposten. Das sind etatisierte aber nicht begonnene Baumaßnahmen. Durch geplante Wanderwege oder Straßenausbauarbeiten ist auf diese Weise ein Polster von mehreren Millionen Mark entstanden.
Über die weitere Finanzierung vermochte der Bürgermeister noch keine konkreten Angaben machen, sieht man davon ab, daß die Einsparungen bei den Badebetriebskosten als Finanzierungsbasis für die zweite Baustufe herhalten sollen. Dazu hoffe Kirchner auf den einen oder anderen Zuschuß vom Bund oder Land im Rahmen von Energiesparmaßnahmen und Umweltprogrammen. Die Zuschüsse könnten erst jetzt, wo die Gesamtplanung vorliegt, beantragt werden. Aus diesem Grunde habe sich auch der Sanierungsbeginn verzögert, heißt es. Andererseits: Vor der Zuschußbewilligung dürfen die Bauarbeiten nicht begonnen haben.
Daß der gewaltige Investitionsbedarf einen Verkauf der Kurimmobilie oder eine neue Betriebsgesellschaft zur Folge haben könnte, wies Metzler von sich: "Das ist nicht geplant".
Hans Richter soll der Star beim Oberligisten SV Rotweiß Walldorf werden. Der frühere DDR-Auswahlspieler, der bereits bei den Offenbacher Kickers und zuletzt in Schwetzingen aktiv war, erzielte beim 4:1 (2:1) Sieg gegen den ambitionierten Landesligisten KSV Klein-Karben die beiden ersten Tore (11./30.) und war neben Torwart Gemeri - trotz dessen Patzer beim 2:1 durch Braunwarth (35.) - und Libero Zwilling überragender Akteur beim Sieger. Zwilling (85.) und Heindel (89.) brachen erst in der Endphase den harten Widerstand der Karbener. Trainer Geinzer setzte vor 150 Zuschauern insgesamt 16 Akteure, darunter mit Ferreiro, Holtkamp, Aktas und Karakaya weitere Neuzugänge, ein.
Der FSV Frankfurt hatte wenig Mühe, um gegen eine verstärkte Formation aus Weilmünster/Ernsthausen mit 9:0 (4:0) die Oberhand zu behalten. Grevelhörster (3) sowie Haupt, Matthaei und Etebu (alle 2) schossen die Tore, der Aschaffenburger Sandt gab beim FSV sein Debüt. Torwart Croonen (Bad Homburg) und Traupel (Walldorf) waren noch nicht spielberechtigt. hdp
BAD NAUHEIM. Beobachtet wurden zwei Jugendliche am Usa-Wellenbad, als sie am Donnerstag morgen ein zweifach gesichertes Mountainbike der Marke "Einbeck" im Wert von 1000 Mark entwendeten.
Laut Polizeibericht sahen Zeugen, wie die 17 bis 19 jährigen mit einem neongelben Mountainbike ohne Sattel, da ihn der Geschädigte zuvor abgenommen hatte, das Gelände des Wellenbades verließen.
Die beiden Jugendlichen hatten ein südländisches Aussehen, wobei sich der eine einen Pferdeschwanz gebunden hatte. ub
FRANKFURT A. M., 10. Juli (ulf/AFP/ KNA/dpa). Der Streit über die Einführung eines unbezahlten Karenztages im Krankheitsfall und die Pflegeversicherung eskaliert. Am Freitag nannten die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie Streiks aus Protest gegen den Karenztag rechtswidrig. Entsprechende Aufrufe von Gewerkschaften richteten sich gegen die Bundesregierung und seien "unzulässige politische Streiks".
Beschäftigte, die sich an Streiks gegen den Karenztag beteiligen, handelten vertrags- und rechtswidrig, schrieben die Metallarbeitgeber weiter. Sie könnten abgemahnt werden, weil sie den Arbeitsvertrag verletzten, hätten keinen Entgeltanspruch und könnten sich schadensersatzpflichtig machen.
Die Arbeitgeber reagierten damit auf Aufrufe zu bundesweiten Aktionen, wie sie am Freitag von der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft sowie der IG Medien kamen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kündigte am Freitag in mehreren Landesverbänden dezentrale Protestaktionen an. Der DGB-Bundesvorstand unterstützt diese Aktivitäten, in dem er unter anderem Plakate und Handzettel ausgibt. Darin wird das Bonner Vorhaben als "glatter Verfassungsbruch" bezeichnet.
Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Klaus Murmann, beurteilte die Bonner Pläne am Freitag erneut negativ. Als Ausgleich für die Arbeitgeberbeiträge zur Pflegeversicherung eigneten sich weder ein Karenztag noch der Verzicht auf einen Feiertag, sagte Murmann laut Mitteilung der Kölner Wirtschaftszeitung "Aktiv" . Allerdings könne ein Karenztag dem offensichtlichen Mißbrauch beim Krankfeiern entgegenwirken. "Mißbrauch zu verhindern, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die dadurch entstandenen Kosten der Betriebe durch eine Pflegeversicherung gegenzurechnen, kann deshalb nicht richtig sein", sagte Murmann.
Ein negatives Echo löste ein Brief des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble, an die Parteiführungen der Union in Bund und Ländern aus. Darin hatte Schäuble argumentiert, eine gesetzliche Neuregelung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall würde auch für bestehende Tarifverträge eine neue Geschäftsgrundlage schaffen. Tarifvertragliche Regelungen, die einem Karenztag entgegenstünden, könnten außer Kraft gesetzt werden. Die Pflegeversicherungs-Expertin der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Babel, wies diese Ansicht zurück. Anders als Schäuble nehme sie die verfassungsrechtlichen Bedenken von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) ernst, sagte Babel. Sie erinnerte daran, daß während der Koalitionsverhandlungen sowohl das Innen- wie das Justizministerium gesagt hätten, die verfassungsrechtliche Problematik müsse noch eingehend geprüft werden. Zwar greife der Gesetzgeber mit Einführung eines Karenztages nicht in den Kernbereich der grundgesetzlich geschützten Tarifautonomie ein, meinte Babel. Jedoch müßte ein solcher Karenztag strengen Anforderungen genügen. Ob diese Anforderungen erfüllt würden, sei sehr ungewiß.
Der Vorsitzende des Sozialausschusses im Bundestag, Günther Heyenn (SPD), sagte, Schäuble stehe mit seiner Auffassung "weitgehend allein". Auch sei die Aussage Schäubles "eine Kampfansage an die Gewerkschaften und alle Arbeitnehmer in diesem Land".
Der katholische Sozialwissenschaftler Friedhelm Hengsbach sagte, er halte eine Finanzierung der Pflegeversicherung durch einen Karenztag für "extrem unsolidarisch und krankhaft". Die Arbeitgeber brauchten keine finanzielle Entlastung. Er warf CDU, CSU und FDP vor, "den sozialen Frieden in Deutschland auf's Spiel zu setzen, um die "konservativ-liberale Koalition zu kitten."
Im finnischen Rundfunk war die brüchige Stimme in diesen Tagen fast stündlich zu hören: In holprigem Englisch forderte der greise finnische Präsident Urho Kekkonen zur Unterzeichnung des Abkommens auf; freundlicher Beifall. Es ist ein Zeitdokument im Originalton, siebzehn Jahre alt. Die Staats- und Regierungschefs aus 35 Ländern unterschrieben die Schlußakte von Helsinki. Das war 1975, die Geburtsstunde der KSZE.
Von der Feierstimmung, die damals die finnische Hauptstadt prägte, in der man den Eisernen Vorhang ein wenig zu heben hoffte, ist siebzehn Jahre später nicht mehr viel zu spüren. 51 Gipfelteilnehmer aus einem neuen Europa haben ihre Plätze in der neuen Hierarchie längst gefunden. Die Großen reisen von Gipfel zu Gipfel, eben München, nun Helsinki. Die Kleinen sind Staffage. Als Boris Jelzin in den Plenarsaal stürmt, schiebt er Österreichs Kanzler Vranitzky, der ihm plaudernd im Weg steht, einfach zur Seite. George Bush sitzt im Blitzlichtgewitter der Fotografen und Helmut Kohl unbeachtet griesgrämig daneben, bis der US-Präsident den Kanzler rüberholt zum Plausch. Da erstrahlt auch Kohl im Lichterglanz, während sich die dahinter stehende Dolmetscherin verrenken muß, um übersetzen zu können, ohne die Fotos vom trauten Tête-à-tête zu stören.
Vor dem Birkenhain, den die Finnen auf das Podium des Plenarsaals gepflanzt haben, bauen sich 51 Staats- und Regierungschefs zum Familienfoto auf. Ein Gruppenbild mit Dame: Nur Norwegens Gro Harlem Brundtland durchbricht den Männerreigen. Anschließend leert sich der Sitzungssaal rasch. Man hat Besseres zu tun, als sich die zehnminütigen Reden von 50 Kollegen zu Gemüte zu führen. Nur wenige Staatsmänner konnten mit uneingeschränktem Interesse rechnen: Vaclav Havel, der ein düsteres Bild der postkommunistischen Probleme malte, Eduard Schewardnadse, der vor einer Isolation am Kaukasus warnte, oder Boris Jelzin, der den Nationalismus als "Pest des 21. Jahrhunderts" geißelte. Andere Redner hielten ihre Pflichtbeiträge vor halbleerem und geistig abwesendem Auditorium. "Eine Veranstaltung für Schwermütige", stöhnten Delegierte.
Den Sinn der zweitägigen Veranstaltung sahen auch die Teilnehmer eher in dem "Erwartungsdruck", den ein Gipfel auslöse, als in dem Treffen selbst. Ohne den Zwang, vor dem Eintreffen der Staatschefs eine Entscheidung zu treffen, hätte die KSZE zum Beispiel die leidige Frage des Ausschlusses Jugoslawiens wohl nicht gelöst. Jetzt hängt die jugoslawische Fahne im Plenum, ganz links am letzten Platz, der ihr nach dem französischen Konferenzalphabet zusteht, doch der Platz der Delegation bleibt leer. Nur am Rande der Konferenz konnte der überraschend auftauchende Belgrader Ministerpräsident Panic versuchen, Goodwill für seine Regierung zu schaffen.
Bis 14. Oktober ist Belgrad von der KSZE-Teilnahme suspendiert. Bis dahin hofft man, daß Vereinte Nationen und EG-Konferenz das strittige Problem gelöst haben, ob Serbien und Montenegro als Nachfolger des zerfallenen Jugoslawien Anspruch auf dessen KSZE-Stuhl haben. Für die meisten Staaten herrscht kein Zweifel: Rest-Jugoslawien ist ein neuer Staat, der um Aufnahme ersuchen muß und diese nur finden kann, wenn er sich zur lückenlosen Einhaltung der KSZE-Prinzipien verpflichtet.
In Helsinki jedoch konnten sich die Gipfelteilnehmer erst nach langem Feilschen zu einer Erklärung über den jugoslawischen Bürgerkrieg durchringen. Über den Konflikt in Berg-Karabach äußerte sich die Konferenz überhaupt nicht. Aserbaidschan und Armenien können sich nicht einmal darauf einigen, wie sie den Konflikt nennen wollen, was der nun geplanten KSZE-Beobachtermission in dem Krisengebiet genauso wenig Erfolgschancen gibt wie der Friedenskonferenz, die seit Juni in Minsk stattfinden sollte und die wohl nie zustande kommen wird. Als "erste friedenserhaltende Maßnahme der KSZE" kündigte der deutsche Außenminister Klaus Kinkel die geplante Entsendung von hundert militärischen und zivilen Experten nach Berg-Karabach an. Doch Voraussetzung für eine solche Mission sind die Zustimmung aller Konfliktparteien und eine gesicherte Waffenruhe, was fraglich erscheinen läßt, ob die Beobachter je abreisen werden, auch wenn der finnische Offizier Heikki Happonen schon zu ihrem Leiter ernannt wurde.
Weitere brennende Probleme blieben ausgeklammert. Schweden hatte die Lastenteilung bei der Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen aus dem jugoslawischen Bürgerkrieg ins Schlußdokument eingebracht. Tags darauf wurde die Passage auf Druck aus London wieder rausgeworfen. Dem neu eingesetzten Kommissar für Minderheitenfragen wurden sogleich "die Zähne gezogen", als man ihn zum Vorwarninstrument umfunktionierte und ihm immer dann das Eingreifen verbot, wenn betroffene Regierungen die Minderheiten "Terroristen" nennen. Die Türkei hatte an ihre Kurden gedacht und diese Formulierung verlangt.
Mit ihren Reden, die sie nicht selbst geschrieben haben, und der Verabschiedung des Schlußdokuments, von dem zumindest Helmut Kohl, wie glaubwürdig versichert wurde, keine Zeile gelesen hat, hatten die Staats- und Regierungschefs ihr Pflichtsoll rasch erfüllt. "Darf ich davon ausgehen, daß Konsens über das Dokument ,Herausforderung des Wandels' besteht?" fragte Gastgeber Mauno Koivisto in den Raum, und als er keinen Einwand hörte, war die Erklärung angenommen. Freundlicher Beifall. Das war's.
Dafür stürzten sich die Außenminister in hektische Aktivität. WEU- und NATO- Mitglieder funktionierten das KSZE-Treffen auf dem Boden des neutralen Finnlands zu ihrem Forum um und beschlossen die Entsendung von Kriegsschiffen in die Adria, um die Einhaltung der Handelssanktionen gegen Serbien auf dem Seeweg zu überwachen. Damit leisteten sie ihren Beitrag zur Frage, wer künftig das entscheidende sicherheitspolitische Forum Europas sein wird.
"Das ging alles viel schneller, als die KSZE nachvollziehen konnte", urteilte Kinkel, als er vor dem Hintergrund der in der Ostsee untergehenden Fast-Mitternachtssonne in Helsinkis Nobelhotel Kalastajatorppa über die Sicherheitskonferenz philosophierte. Daß sich die KSZE dennoch "verdammt rentiert" habe, weil sie ihren Beitrag zur Überwindung der Ost-West-Gegensätze geleistet habe, klang wie ein Pflichtbekenntnis des deutschen Außenministers.
Der neue Park & Ride-Parkplatz am Hessen-Center soll zum 30. August fertigwerden. Zur Zeit müssen Autofahrer, die dort in die U 7 umsteigen wollen, mit einem kleineren Behelfsparkplatz vorliebnehmen. Doch der vom Hessen-Center zur Verfügung gestellte Platz bietet nur 270 Autos Raum und ist ständig überfüllt. Jeden Morgen suchen sich zahlreiche Pendler an der Borsigalle einen Parkplatz. Die neue Fläche mit 450 Stellplätzen soll für Entlastung sorgen.
Der P&R-Platz an der Borsigallee sollte schon zur Eröffnung der U 7-Erweiterung Ende Mai fertig sein. Doch da dieser Termin nicht eingehalten werden konnte (Dehmer: "Es sind viele daran beteiligt, der Straßenbau erst zum Abschluß"), stellte das Hessen-Center den Kundenparkplatz an der ehemaligen Tankstelle vor dem Einkaufszentrum zur Verfügung. Doch die Lösung ist unbefriedigend. "Die Pendler parken das Provisorium und die übrigen Kundenparkplätze zu", klagt Hessen-Center-Manager Horst Ande. "Unsere Kunden können nicht parken."
Auch wer abends auf dem P&R-Gelände parkt, ärgert sich: Um 22 Uhr wird die Beleuchtung abgeschaltet. Vor allem Frauen fühlen sich unsicher. "Der Platz hängt an der Hessen-Center-Beleuchtung", erklärt Ande. "Und um 22 Uhr schalten wir die ab. Mehr Licht ist auf einem Kundenparkplatz - und das ist die Anlage eigentlich - nicht erforderlich." Der FVV hat ebenfalls eine großen Parkplatz-Bedarf festgestellt: "Die Straßen sind verstopft", meint Pressesprecherin Claudia Planz. "Je größer der Platz wird, desto besser." Ob die kalkulierten 450 Einstellplätze ausreichen werden, kann sie nicht sagen. "Eine Fahrgastzählung liegt erst Mitte August vor."
Das Baudezernat begegnet dem Parkplatzchaos mit verstärktem Eifer: "Wir setzen zur Zeit unsere letzte Reserve ein", betont Gabriele Dehmer. "Zum 30. August wird der neue Park & Ride-Platz fertig." Das muß er auch, denn von diesem Zeitpunkt an will das Hessen-Center nicht mehr auf seinen Kundenparkplatz verzichten. Ande: "Da kommt wieder eine Schranke vor."
Der neue Parkplatz ist auch nicht von Dauer. Er wird wieder verschwinden, sobald das neue Parkhaus an der Autobahntrasse gebaut ist. "Das Planverfahren läuft", erläutert Referent Jürgen Häußler. "Wir hoffen, daß nächstes Jahr gebaut werden kann." Höchste Zeit, meint Wolfgang Wolff, Chef der Aufbau AG (FAAG).
Seine Gesellschaft soll das 1000 Wagen Platz bietende Parkhaus für 30 Millionen Mark errichten. "Die Idee stammt aus dem Jahr 1986. Wir haben schon eine Million an Planungskosten ausgegeben", rechnet Wolff vor. "Das Parkhaus sollte ursprünglich mit der U 7-Verlängerung im Mai fertig sein." ert
POLITIK 5
Kleine FR
Falkenstein umwandern KÖNIGSTEIN. Die Mittwochswandergesellschaft organisert am 15. Juli eine Tour "Rund um Falkenstein": ab 14 Uhr am Parkplatz.
Die Sozialdemokraten in Preungesheim baten Oberbürgermeister Andreas von Schoeler am Freitag "eindringlich", weiter für die Schranken im Frankfurter Osten zu streiten. Der OB soll beim Regierungspräsidium Darmstadt Widerspruch gegen die Verfügung einlegen, mit der die Stadt gezwungen worden war, die Barrieren zu öffnen. Eine vernünftige Verkehrsberuhigung, so die Preungesheimer SPD, sei nur durch Verminderung des Verkehrs zu erreichen. Beschämend nannten die Sozialdemokraten, daß die CDU die Schranken über die Schleichwege für Autofahrer mit der Berliner Mauer vergleiche.
"Mit Genugtuung" nahm dagegen die CDU-Opposition im Römer am Freitag die Verfügung aus Darmstadt zur Kenntnis. Die CDU-Stadtverordnete Gudrun Osterburg sprach von einem "überfälligen Machtwort". Der Magistrat hatte mit den Barrieren Verkehr von Wohngebieten fernhalten wollen. Nach Einschätzung Osterburgs zeigt der Konflikt, "daß gegen die Mehrheit der Bürger nicht erfolgreich politisch agiert werden kann".
Von Anfang an hätten Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) mit den Schranken die Anwohner verärgert - schon dadurch, daß Anlieger zunächst keine Schlüssel für die Barriere über den Heiligenstockweg erhalten hätten. Zu Recht betont aus Sicht der CDU das Regierungspräsidium, daß gewachsene Verkehrsverbindungen nicht willkürlich unterbrochen werden dürften.
Die CDU, so Osterburg, werde nach der Kommunalwahl im März 1993 dafür sorgen, "daß auch andere Schikanen beseitigt werden" - Details nannte die Stadtverordnete nicht. jg
STEINAU. Der Streik der Gewerkschaft "Öffentliche Dienst, Transport und Verkehr" (ÖTV) vor einigen Wochen hat nicht nur den Terminplan der Abfuhrunternehmen durcheinandergebracht.
Abfälle und Unrat sind in dieser Zeit auf nicht immer einwandfreie Weise "entsorgt" worden.
Um sich weitere Sorgen zu ersparen, weist die Stadtverwaltung deshalb auf die neuen Termine der Sperrmüllsammlung in der Brüder-Grimm-Stadt hin und erinnert bei dieser Gelegenheit die Steinauer daran, daß es sich bei der Sperrmüll- und Schrottabfuhr nicht um eine "normale" Müllabfuhr handelt.
Der täglich entstehende Abfall kann beim nächsten Termin am Montag, 13. Juli, nicht mitgegeben werden.
Als Sperrmüll definiert die Stadtverwaltung alle Stoffe und Gegenstände, die nicht als Abfälle in die Mülltonne oder einen Müllsack passen und auch nicht auf andere Weise wiederverwertet werden können, wie etwa Glas, Papier, Styropor und Gartenabfälle. Bei der Schrottsammlung werden darüber hinaus von jedem Grundstückseigentümer maximal 100 Kilogramm pro Sammlung entsorgt.
Dabei ist zu beachten, daß Waschmaschinen zerlegt und Zaundraht aufgerollt werden muß.
Außerdem sollen Steine aus Holzöfenherden ausgebaut werden, sofern die Herde bei der Schrottsammlung mitgegeben werden sollen.
Schließlich bittet die Stadtverwaltung Bürgerinnen und Bürger darum, alte Öltanks aufzuschneiden und bei alten Ölofen den verbliebenen Brennstoff abzupumpen.
Die Gegenstände sollen von 7 Uhr an am Straßenrand stehen, wobei Sperrmüll und Schrott getrennt aufgestellt werden sollen.
Die Fahrzeuge fahren am Montag die Steinauer Stadtteile Majoß, Marborn und Seidenroth an. schu
BAD HOMBURG. Gartenabfälle dürfen nicht einfach im Wald oder auf den Feldern abgelagert werden. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, daß Äste, Reisig, Gras, Laub und Unkraut nur kompositert oder unter bestimmten Bedingungen verbrannt werden dürfen. Wer gegen das Verbot verstößt, dem droht ein Bußgeld bis zu einer Höhe von 2000 Mark.
Verbrennen dürfen Gartenbesitzer pflanzliche Abfälle nur von Montag bis Freitag zwischen 8 und 16 Uhr sowie Samstags von 8 bis 12 Uhr. Die Abfälle müssen trocken sein, und das Feuer soll ständig überwacht werden. Von Gebäuden, Straßen, Feldern und Naturschutzgebieten muß ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Will ein Gartenbesitzer größere Mengen verbrennen, hat er das Ordnungsamt mindestens zwei Tage vorher zu informieren.
Neben dem Verbrennen besteht die Möglichkeit, die Abfälle abholen zu lassen. Die Termine können beim Stadtreinigungsamt erfragt werden. Außerdem können die Gartenreste das ganze Jahr über kostenlos auf dem städtischen Betriebshof in der Nehringstraße 7-11 in Bad Homburg abgegeben werden. jom
WÖLLSTADT. Zwei südländisch aussehende Frauen stehen im Verdacht, am Donnerstag um 13.30 Uhr Uhr in einem Wohnhaus in der Frankfurter Straße von Nieder-Wöllstadt vergoldete Ringe, zwei Halskettchen und 800 Mark Bargeld gestohlen zu haben.
Nach Polizeiangaben waren die Frauen durch eine unverschlossene Tür in das Haus gelangt. Die Bewohner waren nicht zu Hause. Die Frauen hatten mit einem Nachschlüssel ein Schränkchen geöffnet, in dem sie Schmuck und Bargeld fanden.
Als sie das Haus verließen, wurden sie von der Hauseigentümerin angesprochen. Die Frauen gaben laut Polizeibericht an, sie hätten Durst und wollten Teppiche verkaufen. Daraufhin verschwanden sie, und erst dann wurde der Diebstahl bemerkt.
Die eine Frau soll zwischen 50 und 55 Jahre alt sein und 1,68 Meter groß. Sie ist dunkelhäutig und hat dunkelbraunes, mittellanges Haar. Sie war mit einem dunklen langen Rock und einer dunklen Bluse bekleidet. Die zweite Frau ist etwa 40 Jahre alt, 1,70 Meter groß und trägt mittellanges, dunkelblondes lockiges Haar. Hinweise auf die Verdächtigen erbittet die Kriminalpolizei unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10. hm
WIESBADEN. Mao möchte die Camper-Romantik im Grünen nicht mehr missen. "Nur hier", sagt der 56jährige, "fühle ich mich wohl." Seit zwei Jahren ist ein alter Bauwagen unter Bäumen des Schloßparks Freudenberg sein Zuhause. Dort lebt er inmitten seiner Freunde - Gestrandete wie er, zumeist junge Leute, mit den Eltern verkracht und "ohne Bock", sich den Regeln der bürgerlichen Gesellschaft, die sie "dekadent" nennen, zu unterwerfen.
Doch ihrem Wohn- und Lebensideal von Freiheit und Unabhängigkeit droht das Aus. Die "Wagenburg" am Stadtrand war von der Behörde nur vorübergehend geduldet. Jetzt hat der Wiesbadener Magistrat beschlossen, dem alternativen Leben im Schloßpark ein Ende zu setzen. Er gab damit dem Druck der Bürger und des Dotzheimer Ortsbeirats nach, die die "katastrophalen Zustände" in Freudenberg beendet sehen wollen.
Was den Wagenburg-Außenseitern als Idylle gilt, ist vielen Bewohnern rund um Freudenberg seit langem ein Ärgernis. Sie beschweren sich über herumliegende Abfälle, fühlen sich von den großen herumstromernden Hunden der Camper bedroht, beklagen die "unhygienischen Zustände": Seit die Stadt das Toilettenhäuschen im Park schließen ließ, verschwinden die "Aussteiger" hinter den Büschen. Was sie - 13 Männer und Frauen samt ihrer sieben Hunde - tagtäglich hinterlassen, stinkt vielen buchstäblich.
Die Behörde reagierte auf zunehmende Beschwerden gereizt. Das Jugend- und Sozialamt schrieb den Outsidern im Februar einen geharnischten Brief: "Sie sind auf dem Schloßpark-Gelände nur geduldet." Sollten die beklagten Mißstände nicht bereinigt werden, "riskieren Sie die polizeiliche Räumung des Geländes".
Solch rigoroses Vorgehen will Bürgermeister Hildebrand Diehl (CDU) allerdings derzeit noch vermeiden. "Das Rechtsamt prüft, wie wir weiter verfahren können." Dem Rathaus-Vize ist daran gelegen, den Konflikt zwischen Bürgern und Nonkonformisten nicht eskalieren zu lassen. Niemand werde auf die Straße gesetzt, versucht er die Gemüter in der Wagenburg zu beruhigen. Die städtische Alternative dazu klingt freilich für die Einzelgänger im Park nicht sonderlich verlockend: "Wir werden sie wie Obdachlose behandeln." Edith aus der Bauwagen-Kolonie: "Die bringen uns eher in Hotels unter, als daß sie uns ein neues Gelände zum Campen zur Verfügung stellen."
Doch das mit dem neuen Areal ist nicht so einfach. Monatelang, berichtete Bürgermeister Diehl, habe die Stadt nach einem Platz Ausschau gehalten, wo die Individualisten "unter Zurückstellung aller unserer Bedenken" leben und campieren könnten, wie sie wollten. Nirgendwo in Wiesbaden habe man eine geeignete Fläche finden können, weil "die Akzeptanz der umliegenden Bevölkerung für ihre neuen Nachbarn nicht herzustellen ist". Hildebrand Diehl: "Die will niemand in seiner Nähe haben."
Die Eigenbrötler von der Wagenburg bezweifeln die Ernsthaftigkeit der städtischen Bemühungen: "Die haben nicht richtig gesucht." Allerdings waren auch ihre eigenen Versuche vergeblich, einen neuen Standort zu finden. Ihre Bitte an die Verantwortlichen im Rathaus: Wenn schon kein neuer Campingplatz, dann wenigstens ein altes Haus mit Garten, "wo wir mit unseren Tieren leben können".
Inzwischen ist die bislang tolerante Haltung der Stadt ins politische Fahrwasser geraten. Die CDU-Rathausfraktion nennt das bedächtige Vorgehen der Behörden und der SPD-Politiker in der Landeshauptstadt "Gefühlsduselei" und fordert die Beendigung "dieses unmöglichen Zustandes". Ebenso die Freidemokraten, die dem Magistrat Versäumnis vorwerfen, "durch rechtzeitige Räumung des Platzes eine zweckentsprechende Nutzung sicherzustellen". Doch keiner der Politiker, der so vehement den Rückzug der Wagenburg aus Freudenberg fordert, war bislang mit einem Vorschlag zur Stelle, wo den Campern ein neues Zuhause geboten werden könnte.
WIESBDAEN. Pitschnasse Kino-Freuden im Schwimmbad Kleinfeldchen: Dort steigt heute, 11. Juli, um 21 Uhr eine "Wasser-Kino-Nacht". Gezeigt wird Walt Disneys Zeichentrickfilm "Arielle - die Meerjungfrau". Statt von bequemen Sesseln im Lichtspielhaus werden sich die Filmfans den 82-Minuten-Streifen von Luftmatratzen aus im Wasser plätschernd betrachten können. Und weil solch wellenbewegte Unterlage ihre Tükken hat, raten die Bademeister den Eltern kleinerer Kinder dringend, den Junioren Schwimmflügel anzulegen.
Das Schwimmbad Kleinfeldchen befindet sich an der Hollerbornstraße und ist mit den Stadtbussen der Linien 4, 7 und 12 zu erreichen. maf
WIESBADEN. In der Luisenstraße wird am Sonntag, 12. Juli, ein Kran abgebaut. Deshalb bleibt sie zwischen Schwalbacher Straße und Bahnhofstraße zwischen 4 und 22 Uhr gesperrt. Die Buslinien werden über die Rheinstraße umgeleitet, die Haltestelle "Luisenplatz" wird in die Rheinstraße unzerhalb der Adolfstraße verlegt.
Gesperrt wird am Montag, 13. Juli, von 18 Uhr an die Wilhelmstraße zwischen Taunus- und Burgstraße. Grund: Ein Konzert mit José Carreras vor dem Kurhaus. Die Busse fahren dann über Burgstraße, Webergasse und Kranzplatz zur Sonnenberger Straße. Die Haltestelle vor dem Kurhaus wird an diesem Abend in die Burgstraße verlegt. maf
FRIEDBERG. Eine Fahrerin aus Nidda kam am Freitag morgen mit ihrem Auto von der regennassen Dorheimer Straße in Fauerbach nach links von der Fahrbahn ab. Das Auto blieb erst auf einem Anwesen an der Straße stehen.
Zu hohe Geschwindigkeit war laut Polizeibericht die Unfallursache. Am Fahrzeug entstand ein Schaden von 2500 Mark. ub
WIESBADEN. Das 14. Wiesbadener Waldfest steht vor der Tür. Die traditionelle Fete im Schloßpark Freudenberg steigt am 17. Juli. Vier Tage lang gibt es hier dann einen Vergnügungspark samt Weinlauben und Biergärten. Wiesbadener und auswärtige Schausteller haben alles aufgeboten, um die Gäste zu amüsieren: Schießstände, Losbuden, Auto-Scooter, Hawaii-Swing, Hully-Gully und Shooting Star, Kinderkarussell und Ponyreiten für die Jüngsten.
Eröffnet wird das Waldfest am Freitag, 17. Juli, um 16.30 Uhr mit dem Bieranstich unterhalb des Schlosses. Danach fordert die Kapelle "Dizzy Lizzy" zum Tanz auf. Der Tag endet mit einem großen Feuerwerk auf dem Hubschrauberlandeplatz des Camp Pieri (22.15 Uhr).
Am Samstag, 18. Juli, geht's um 12 Uhr weiter. Abends spielt wiederum die Kapelle "Dizzy Lizzy". Der Sonntag startet mit einem Frühschoppen um 10 Uhr, bei dem vor allem die Freunde der Country- Music auf ihre Kosten kommen werden. Denn mit von der Partie ist die Gruppe "Johnny Reb and the Rebbels". Abends spielt "Dizzy Lizzy" wieder Tanzmusik.
Vergnügungen zum halben Preis sind am Montag, 20. Juli, dem "Familientag", angesagt. Er beginnt um 12 Uhr und läutet zugleich das Ende des Waldfestes ein: Gegen 23 Uhr ist alles vorbei.
Die Stadt empfiehlt Wiesbadener und auswärtigen Gästen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Der Freudenberger Schloßpark ist mit den Stadtbussen der Linien 23, 24 und 25 bequem zu erreichen. maf
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Chaos im Telefonnetz: Anschlußnummern vertauscht. Bagger zerriß Kabel. Auch Kabelfernsehen wurde gestört.
Seite III KRONBERG. Zehntscheune soll erhalten bleiben: Für Konzerte, Floh- und Weihnachtsmärkte.
Seite IV FRIEDRICHSDORF. In der Freßgaß' nach Hugenottenart boomen die Gartenlokale.HOCHTAUNUSKREIS. Der Weihnachtsbaum als Öko-Problem: die Fichte.
vs DÜSSELDORF, 10. Juli. Viele gemeinnützige Organisationen, Städte und Gemeinden haben in den vergangenen Jahren Opfer der Katastrophe von Tschernobyl nach Deutschland eingeladen, um ihnen bei der Genesung von den Folgen des Atomunglücks von helfen. Zumindest bei den Kindern unter ihnen hatte diese humanitäre Geste nach den Beobachtungen der ukrainischen Hilfsorganisation "Die Wiege" nicht nur erfreuliche Auswirkungen. Bei einem Besuch bei der katholischen Caritas in Essen berichtete Vasilij Bota, Vizepräsident der "Wiege", daß sehr viele Kinder nach ihrer Heimkehr in die Staaten der ehemaligen Sowjetunion "nur noch unzufrieden" seien mit den Verhältnissen in ihrer Heimat und nur noch zurück in den Westen wollten. "Die Ursachen des Wohlstandsgefälles zwischen Deutschland und ihrer Heimat sind den Kindern einfach nicht zu erklären", klagte Bota.
Die Caritas-Verbände in Aachen, Essen und Paderborn wollen deshalb einen anderen Weg einschlagen. Unterstützt von der Landesregierung bauen sie in den ukrainischen Karparten ein Kinderferiendorf für die "Tschernobyl-Kinder" mit 120 Plätzen. Träger des Kinderferiendorfes wird die "Wiege", mit der die nordrhein-westfälischen Caritas-Verbände ihre Hilfe für die Opfer der Atomkatastrophe von Tschernobyl organisiert hatten. Daß das Geld in den Feriendorf in den Karparten besser und sinnvoller angelegt ist als bei den Hilfsmaßnahmen in Deutschland, rechnete Rudi Löffelsend vor, der Referent für die Auslandshilfe bei der Caritas: 1991 hätten sie für einen vierwöchigen Aufenthalt von 60 Kindern aus Kiew im Sauerland 100 000 Mark ausgegeben. "Für die gleiche Summe hätten wir in Rumänien zehn Fertighäuser mit rund 60 Plätzen kaufen und Kinder dort acht Monate lang unterbringen können".
STADT UND KREIS OFFENBACH. Einen "krassen Anstieg bei synthetischen Drogen" stellt seit einem Jahr das Rauschgiftkommissariat der Offenbacher Polizei fest. Diese Entwicklung schlägt sich nicht in steigenden Zahlen bei den Drogentoten nieder, sondern in der Zunahme beschlagnahmter Ampullen und Pillen (beispielsweise von Amphetaminen) bei Kontrollen in Diskotheken.
Während das Bundesinnenministerium jetzt in einer Halbjahresbilanz soviel Drogentote wie nie zuvor registriert (848 im Vorjahr, nunmehr 992), blieb die Zahl in Stadt und Kreis Offenbach nach Angaben eines Polizeisprechers "statistisch gesehen fast konstant". Elf Tote waren es in den ersten sechs Monaten 1991, 13 sind es im gleichen Zeitraum in diesem Jahr. Polizeikommentar: "Das ist aus unserer Sicht als unverändert einzuschätzen."
Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, daß einige der in Frankfurt gefundenen Drogentoten aus Stadt oder Kreis Offenbach stammen. Es gibt jedoch keine Zahlen, wie viele das jährlich sind.
Aus Sicht der Polizei ist der Umfang der Heroin-Szene in jüngster Vergangenheit gleich geblieben. Eine zunehmende Zahl von Konsumenten beobachten die zehn Beamten des Rauschgift-Kommissariats beim Kokain - vor allem aber bei den bereits erwähnten synthetischen Drogen. In der sogenannten "Techno"-Musikszene gilt der Konsum des Rauschgifts aus der Retorte als "in". Wer am Wochenende zum Tanzen in "Techno"-Diskotheken geht, bringt sich oft mit Pillen in Stimmung.
"Die Klientel ist extrem jung", erläutert der Polizeisprecher, "so um die 20 Jahre." Angeblich gibt es bei den synthetischen Drogen keine körperliche Abhängigkeit wie bei Heroin oder Kokain. Die Gefahr der psychischen Abhängigkeit - so der Offenbacher Polizeisprecher - wird allerdings meist unterschätzt.
Die Rauschgift-Experten im Polizeipräsidium rechnen damit, daß die Szene bei den Pillen und Ampullen weiter boomt und in nächster Zeit große Probleme damit zu erwarten sind. So wenden sich immer mehr Eltern hilfesuchend an die Polizei, weil sich das Verhalten ihrer Söhne und Töchter beunruhigend verändert. "Da stecken immer häufiger die synthetischen Drogen dahinter." Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen - "Techno"-Musik erfreut sich zunehmender Beliebtheit. hf
FRIEDBERG. Bei einem Auffahrunfall am Freitag morgen in der Homburger Straße wurde ein Fahrer aus Möglingen leicht verletzt. Laut Polizeibericht befuhren ein Kleinbus-Fahrer aus Rosbach, ein Autofahrer aus Möglingen und ein Angehöriger der US-Armee mit einem Kleinlastwagen hintereinander die Homburger Straße aus Rosbach in Richtung Homburger Kreuz. Der vorne fahrende Rosbacher mußte seinen Bus anhalten, da der Verkehr sich staute. Der als letzter fahrende Amerikaner bemerkte dies zu spät und fuhr auf das Auto des Möglingers auf.
Dessen Fahrzeug wurde durch die Wucht des Aufpralls wiederum auf den Kleinbus des Rosbachers geschoben. An den drei Fahrzeugen entstand insgesamt ein Schaden von 30 000 Mark. ub
Vbn BERLIN, 10. Juli. Die Deutsche Soziale Union (DSU) steht vor einer neuen Zerreißprobe: Nicht einmal drei Wochen, nachdem auf einem Bundesparteitag in Weimar die Ausdehnung der Partei in die alten Bundesländer mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde, ist dieses Thema erneut auf die Tagesordnung gekommen.
Den Anstoß dazu gab diesmal Roberto Rink, Vorsitzender des mitgliederstärksten Landesverbandes Sachsen. Rink kündigte an, noch in diesem Monat "Freundeskreise" der DSU in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz gründen zu wollen. Sie sollen nach einem Sonderparteitag in "Landesverbände" umgewandelt werden. "Wir müssen in den Westen, damit die DSU überleben kann", begründete Rink seinen Vorstoß in der Chemnitzer Morgenpost. "Notfalls" müsse man auch "innerparteiliche Spannungen in Kauf nehmen".
Die drohen nicht nur innerhalb der rechts-konservativen DSU, sondern auch im Verhältnis zur bayerischen Schwesterpartei CSU. Deren Vorsitzender Theo Waigel hatte in Weimar noch das Ende der Partnerschaft angekündigt, falls die DSU den Weg nach Westen antreten sollte. Waigel: "Das wäre das Ende der DSU".
Der "Fall Rink" wird am heutigen Samstag das Präsidium der DSU beschäftigen. Das Gremium, sämtlich Befürworter der Ost-Beschränkung, ist bemüht, die CSU nicht zu verprellen. Dem sächsischen Landesvorsitzenden droht nach Aussage von DSU-Sprecher Alexander Achminow deshalb möglicherweise ein Parteiordnungsverfahren. Dies bedeute nicht gleich den Parteiausschluß, er gehe aber davon aus, daß das Verhalten Rinks Konsequenzen haben werde, sagte Achminow der FR. Der DSU-Sprecher, dem trotz zahlreicher Ankündigungen in Weimar, bislang "kein einziger Parteiaustritt bekannt" ist, hält dies "nicht unbedingt für eine positive Nachricht". Mit 165 (für Ost-Beschränkung) zu 124 (für West-Ausdehnung) sei die Mehrheit auf dem Parteitag so knapp gewesen, daß viele der Unterlegenen immer noch die Chance sähen, die DSU bundesweit zu etablieren.
Kleine FR · Kleine FR
CDU-Hoffest in Bad Vilbel BAD VILBEL. Das Hoffest veranstaltet der CDU-Ortsverband Mitte am Samstag, 18. Juli, ab 18 Uhr und am Sonntag, 19. Juli, ab 11 Uhr im Hof der Mayen-Quelle, Friedberger Straße 59. Geboten werden Musik, Gegrilltes und Faßbier. Am Sonntag spielen Bodo von Monti und seine Band. Bei einem "Großen Deutschland- Quiz" gibt es einen innerdeutschen Flug für zwei Personen und einen Erste-Klasse-Freifahrtschein für zwei Personen mit dem ICE als Hauptpreise zu gewinnen. Wer das große Los gezogen hat, soll am Sonntag um 13 Uhr bekanntgegeben werden.Kindertheater in der Burg BAD VILBEL. "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" heißt ein Kinderstück des Frankfurter "Theater auf Tour (TUT)" am Samstag, 18. Juli, um 15 Uhr in der Burg. Die Veranstaltung ist für Kinder ab fünf Jahre geeignet, teilt die Stadtverwaltung mit. Dank an die Lohgässer BAD VILBEL. Ein Dankschreiben an die Bewohner der Lohstraße hat der Evangelische Verein für Kranken- und Gemeindepflege veröffentlicht. Der Verein hatte aus dem Erlös des Lohgässer Straßenfestes eine Spende von 3000 Mark erhalten. Wie Pfarrer Hans Siebert mitteilt, reichen die Eigenmittel und Zuschüsse des Vereins nicht aus, um die Pflege von kranken oder behinderten Menschen zu leisten. Auf Spenden sei man daher angewiesen. Die Lohgässer haben bereits zum zweitenmal die karitative Einrichtung mit einer Spende unterstützt.Mit rund 200 Anträgen auf Wohnraumumwandlung wird gerechnet Eigentumswohnungen: Stadt wartet nach dem Urteil des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe auf ein Gutachten des Rechtsamtes
Die befürchteten Konsequenzen aus dem Urteil des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vom 30. Juni, mit dem die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erleichtert worden ist, zeichnen sich jetzt bereits deutlich ab. Während etwa in München in nur fünf Tagen 1289 Anträge für eine erforderliche Abgeschlossenheitserklärung bei der Umwandlung von Altbauwohnungen gestellt worden sind, steht auch für Dieter Hasselbach, den stellvertretenden Leiter der Frankfurter Bauaufsichtsbehörde, fest: "Das wird Auswirkungen haben."
Wie viele Anträge in den vergangenen zehn Tagen bei der Genehmigungsbehörde in Frankfurt gestellt worden seien, lasse sich noch nicht sagen. Derzeit würden die Anträge allerdings noch nicht bearbeitet: Abgewartet werden soll zunächst ein Gutachten aus dem städtischen Rechtsamt.
Mit der Entscheidung der Richter in Karlsruhe war dem rot-grünen Magistrat das Instrument aus der Hand genommen worden, mit dem die Zahl umgewandelter Wohnungen in den vergangenen drei Jahren erheblich verringert worden war: Verlangt wurde von der Bauaufsichtsbehörde, daß die neuesten Bauvorschriften für den Brand-, Schall- und Wärmeschutz eingehalten wurden.
Durch diese Auflage war die Zahl der Anträge für die Abgeschlossenheitserklärung 1991 auf 663 Wohnungen zurückgegangen. Zwei Jahre zuvor waren es noch 1913.
Durch diese Praxis des Magistrats, vermutet Gustav Teitge, "ist ein gewisses Maß an Stau eingetreten". Daher sei sicherlich zu erwarten, schätzt der Geschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins, daß in nächster Zeit "etwa 200 Anträge in Frankfurt gestellt werden". "Nicht in dem Maße wie in München", berichtet Bauaufseher Hasselbach, seien in den vergangenen Tagen neue Anträge in seiner Behörde eingetroffen. Sie werden mit dem Vermerk versehen: "Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz fehlen", aber dann nicht wie bisher zurückgeschickt. Sondern liegen gelassen. Bis das Gutachten aus dem Rechtsamt zu dem Urteil aus Karlsruhe vorliegt: "Damit müssen wir abwarten", erklärt der zuständige Jurist Eberhard Bartholomäi, "bis wir den Beschluß des Gerichts vorliegen haben."
Ausgeharrt wird auch etwa beim Mieterverein: Noch, erzählt ein Mitarbeiter, seien keine Fälle von "Vernichtung billigen Wohnraums" seit dem Urteil bekannt geworden. Bis vor drei Jahren aber, erinnert er sich, "das war eine heiße Zeit": Bis dahin kam es oft vor, "daß eine Vielzahl von Mietern durch wenige Eigentümer vertrieben wurden". ing
Nach dem jüngsten Unfall an der Kreuzung Eschersheimer Landstraße/Miquel-/ Adickesallee, bei dem acht Menschen verletzt wurden, meldet sich die FDP- Nordend zu Wort: Der Unfall zeige, wie gefährlich die Kreuzungen des Alleenrings seien, auch jene der Eckenheimer Landstraße und Friedberger Landstraße/ Nibelungenplatz. Die FDP fordert deshalb den Bau des "Alleentunnels", er sei "weitgehend die überzeugendste Lösung". Zumindest müsse der Alleenring im Bereich der erwähnten Kreuzungen eine "Tief-Trasse" werden.
Vorwürfe macht die FDP den Stadtplanern, das Verkehrsaufkommen lasse sich eben nicht "wegideologisieren". Nur "durch überzeugende Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs muß und kann die Zunahme des Individualverkehrs eingedämmt werden." wob
Der SPD-Verteidigungsexperte Norbert Gansel hat die Strategie von Verteidigungsminister Volker Rühe und Außenminister Klaus Kinkel in der Frage von Einsätzen der Bundeswehr im Ausland kritisiert. Besondere Sorge bereite ihm Kinkel, der geradezu von einem "krankhaften Zwang beseelt" sei, neue Einsatzgebiete für die Bundeswehr zu suchen, sagte Gansel in einem Interview der "Hamburger Morgenpost" (Freitagausgabe).
Gansel betonte, wo die Grenze zur humanitären Hilfe überschritten werde, beginne der Verfassungsbruch.
Die Tragik der Helsinki-Konferenz
Kriege und Krisen in Europa stellen die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vor eine Probe, die sie nicht bestehen kann. Es ist kein Zufall, daß die eigentlich wichtigen Entscheidungen nicht auf dem 3. KSZE-Gipfel, sondern am Rande des Treffens in Helsinki gefällt wurden. Während die 51 Staats- und Regierungschefs ihre Reden abspulten, trafen sich Westeuropäische Union (WEU) und NATO und faßten praktische Beschlüsse zur Überwachung und Durchsetzung der UN-Sanktionen gegen Serbien und Montenegro. Daß die KSZE erst in letzter Sekunde, als es allzu peinlich zu werden drohte, zu einer doch nur pflaumenweichen Erklärung zu Jugoslawien bereit war, zeigt, wie wenig der lockere Zusammenschluß so vieler Staaten vermag.
Die feierlich deklarierten Werte wie Frieden, Menschenrechte, Minderheitenrechte sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind, sobald es um nationale Interessen geht. Würde Lügen zum Tode führen, hätte mancher Redner das Podium in Helsinki nicht lebend verlassen. Die Tragik der KSZE liegt darin, daß sie selber den Zustand mit herbeigeführt hat, an dem sie heute zu scheitern droht. Das Konzept des Westens, mit der 1975 gegründeten KSZE Bewegung in die erstarrten Blöcke zu bringen, war mehr als erfolgreich. Ostblock und Sowjetunion haben sich aufgelöst, Deutschland ist vereinigt, und lang unterdrückte ethnische, religiöse und nationale Minderheiten finden Raum, ihre Ansprüche geltend zu machen.
Das aber ist die Kehrseite der Erfolgsmedaille. Entkolonialisierungsprozesse wie in der ehemaligen Sowjetunion und Renationalisierungen wie in Jugoslawien gehen nicht ohne schwere Brüche und oft auch nicht ohne Gewalt ab. Dem zu begegnen aber hat die KSZE nicht genug Substanz. Wie sollte sie auch? Genau besehen ist sie ja eine Idee und eine Struktur, die aus der Vergangenheit in die Gegenwart ragt. Historisch betrachtet hatte die KSZE mit dem Ende der Blöcke ihre Aufgabe erfüllt. Der Wunsch, ihr neue Bereiche zu erschließen, ist verständlich. Die Illusion aber, die in der Vergangenheit als gemeinsam deklarierten Werte würden reichen, eine friedliche Gegenwartsentwicklung zu garantieren, ist zerstoben.
Mühsam versucht die KSZE, sich nun Strukturen zu geben. Doch die Wandlung vom Konferenz- zum Organisationsprinzip geht nur schwerfällig voran. Mit den politischen Entwicklungen in Europa hält sie nicht Schritt. Sie wird es auch niemals können, solange die KSZE am Konsensprinzip bei Entscheidungen festhält. Was in der Vergangenheit Stärke war, ist nun Schwäche. Das Tempo und die Möglichkeiten der KSZE werden von den Langsamsten und den Unwilligsten diktiert. Rußland wehrte sich lange gegen die Jugoslawien-Erklärung. Nicht, weil es solch einen Schritt politisch für falsch hielte. Sondern weil Jelzin sich in dieser Frage nicht genug innenpolitische Durchsetzungsfähigkeit zutraute.
Die andere Schwäche der KSZE liegt in ihrer Größe. Die unterschiedslose Aufnahme aller aus der ehemaligen UdSSR entstandenen Staaten hat die Konferenz noch unbeweglicher gemacht. Auch für die KSZE gilt: je mehr Teilnehmer, desto geringer die Chance auf einen Konsens. Zur Wirklichkeit der Nachblockzeit gehört, daß sich manche der neuen Staaten bestenfalls in Feindschaft, schlimmstenfalls in Blutsfehde verbunden sind. Unter diesen Bedingungen ist der kleinste gemeinsame Nenner der KSZE in den meisten Fällen zu klein, um die brennenden Probleme Europas angehen zu können.
Die in zähen Verhandlungen beschlossenen Strukturverbesserungen der KSZE, ihre Selbsterklärung zur Regionalen Abmachung der UN und ihre Absicht, auch friedenserhaltende Operationen beschließen zu können, sind schön und gut. In der Theorie. In der Praxis wird die KSZE aber meist noch vor der Hürde des Konsensprinzips verharren, wenn NATO, WEU, EG und UN bereits politische und manchmal auch militärische Schritte eingeleitet haben. Das mindert das Gewicht der KSZE bei der Bewältigung von Krisensituationen erheblich.
So ist es sehr die Frage, ob die Politik nicht lieber ihre gesamte Kraft auf eine Reform und Stärkung der in der Krisenbewältigung erprobten Vereinten Nationen und in die Entwicklung einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EG konzentrieren sollte. Der Nutzen der KSZE-Konferenzen steht schon seit einiger Zeit im umgekehrten Verhältnis zu ihrem Aufwand. Sicher ist es gut, wenn sich die Regierungschefs treffen und miteinander reden. Aber das könnten sie auch auf der jährlichen UN-Generalversammlung und bei den vielen anderen Gipfeltreffen tun, mit denen die Welt inzwischen inflationär überschwemmt wird.
Die Bundesregierung läßt Land und Stadt bei der Finanzierung des S- Bahnhofs Messe im Stich - eigentlich überrascht die Nachricht kaum noch. Das an Investitionen eher bescheidene Projekt wird nicht das letzte im Rhein-Main-Gebiet sein, aus dem sich Bonn zurückzieht. Zu tiefgreifend ist die Finanzkrise des Bundes, zu sehr hat sich das CDU/FDP- Kabinett bei den Kosten der deutschen Einheit verkalkuliert.
Im verzweifelten Bemühen, Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen, fallen jetzt in Bonn Entscheidungen mit fatalen Folgen. So verlagert im Zuge des europäischen Einigungsprozesses die Bundesregierung Investitionen im öffentlichen Regionalverkehr nach und nach zu Ländern und Kommunen.
Als ob nicht offensichtlich ist, daß Die falsche Richtung beide mit dieser Aufgabe überfordert sind. Selbst bis ans Äußerste ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit beansprucht, können Gemeinden und Länder a l l e i n ein attraktives Nahverkehrsnetz nicht aufbauen. Ohne diese Alternative aber wird es kaum gelingen, Autofahrer in nennenswerter Zahl zum Umsteigen auf Busse und Bahnen zu bewegen. Was das heißt, läßt sich in Frankfurt mit Hunderttausenden von Pendlern täglich erfahren - der Stau ist Alltag, mit allen Folgen für die Umwelt. Bei jeder großen Schau auf dem Messegelände verschärft sich die Situation noch.
Nötig wäre entschlossenes Umschichten von Milliarden, das öffentliche Verkehrsmittel stärkt. Der Ausstieg aus der Station Messe ist ein verzagter Schritt in die falsche Richtung. CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
BAD VILBEL. Ratten werden im Stadtgebiet in der Zeit von Dienstag, 28. Juli, bis Donnerstag, 30. Juli, bekämpft. Wenn Privatgrundstücke von Ratten befallen sind, wird giftiger Köder von einer Fachfirma kostenlos ausgelegt. Meldungen nimmt das Ordnungsamt unter der Telefonnummer 602-262 bis spätestens 29. Juli entgegen. hm
Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) hat bei ihrem am Freitag in Helsinki beendeten Gipfeltreffen einen Neuanfang versucht. Nachdem ihr große Verdienste bei der Beendigung des Kalten Krieges zugerechnet worden waren, hatten Kritiker zuletzt eine klare Linie bei der Lösung neuer Probleme vermißt. Dazu zählen vor allem die Konflikte in der zerfallenen Sowjetunion und im ehemaligen Jugoslawien. Die Staats- und Regierungschefs haben mit ihrem Schlußdokument von Helsinki versucht, Regeln aufzustellen und damit den Einfluß der KSZE wieder zu stärken. Wir dokumentieren Auszüge aus dem umfangreichen Dokument, das von der Deutschen Presseagentur (dpa) übermittelt wurde.
Kriegsschiffe als Embargo-Hüter WEU und NATO beschließen Einsatz vor jugoslawischer Küste Von unserem Korrespondenten Martin Winter HELSINKI, 10. Juli. Die Westeuropäische Union (WEU) und die NATO schicken Kriegsschiffe und Aufklärungsflugzeuge zur Überwachung der UN-Sanktionen vor die Küste des ehemaligen Jugoslawien. Dies beschlossen die beiden Verteidigungsorganisationen am Rande des Gipfeltreffens der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) kündigte eine Beteiligung Deutschlands an, "sofern das im Rahmen unserer Verfassung möglich ist". Nach Auffassung von Außenminister Klaus Kinkel (FDP) handelt es sich bei dem Einsatz, dessen Details zwischen WEU und NATO noch geklärt werden müssen, nicht um eine "Zwangsmaßnahme", sondern um eine "friedliche Aktion im Rahmen der UN-Beschlüsse". Das bedeutet, daß die Kriegsschiffe den Schiffsverkehr nur überwachen und kontrollieren, aber keine Schiffe "aufbringen" dürfen. Zwangsmaßnahmen, also Kampfeinsätze, seien durch die UN-Beschlüsse nicht gedeckt und wären nur möglich, wenn der UN-Sicherheitsrat einen entsprechenden Beschluß faßt.
Kinkel will rechtlich prüfen lassen, ob Deutschland sich an der Aktion beteiligen kann. Vor einer Entscheidung will Kinkel mit den Fraktionsvorsitzenden im Bundestag reden. Nach Auffassung des Auswärtigen Amtes ist der geplante Einsatz keine "out of area-Aktion", die der Bundeswehr untersagt wäre. Die internationalen Gewässer im Mittelmeer, argumentierte Kinkel, gehörten zum Vertragsgebiet der NATO.
Die Beschlüsse von NATO und WEU sehen die Entsendung von mindestens fünf bis sechs Kriegsschiffen in den Golf von Otranto und vor die Küste von Montenegro vor. Wenigstens vier Luftaufklärungsflugzeuge und mehrere bodengestützte Hubschrauber sollen außerdem eingesetzt werden. Die NATO will ihre im Mittelmeer stationierten Einheiten (STANAVFORMED) zur Verfügung stellen. Die Schiffe sollen in "internationalen Gewässern" operieren und dafür sorgen, daß auf dem Seewege nichts nach Serbien und Montenegro gelangt, was unter die UN-Sanktionen fällt.
In informierten Kreisen wurde bezweifelt, daß diese Aktion mehr sein könne, als eine politische Demonstration. Nach Auskunft von Experten bezieht Serbien seinen Nachschub fast ausschließlich über Land. Die WEU will nun weiter prüfen, ob es Möglichkeiten für einen "humanitären Korridor" zu den von serbischen Einheiten eingeschlossenen Städten und Dörfern gibt.
Zum Schluß des KSZE-Gipfeltreffens verabschiedeten die Staats- und Regierungschefs eine Erklärung zu Jugoslawien, nachdem Rußland erst in letzter Minute zu einer Zustimmung bereit war. Nach Einschätzung deutscher Diplomaten bleibt die Erklärung deutlich hinter den Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaft (EG) und der Erklärung des Weltwirtschaftsgipfels zurück. In deren Stellungnahme wird die Hauptverantwortung an der Lage in Jugoslawien den "Behörden in Belgrad" zugemessen. Sie hätten in "grober" Weise die KSZE-Verpflichtungen verletzt. Zur Lösung des Konfliktes wird auf die EG-Friedenskonferenz verwiesen.
Neben der Annahme des Schlußdokumentes des KSZE-Gipfels unterschrieben die Regierungschefs auch zwei Rüstungsabkommen. Mit dem Vertrag KSE Ia werden Personalhöchststärken für die in Europa stehenden Armeen festgelegt. In einigen Fällen wird das zu Personalreduzierungen führen. Der 1990 unterschriebene Vertrag über die konventionelle Abrüstung, KSE I, wurde für "vorlaufig anwendbar" erklärt. Damit kann mit der Verschrottung von Panzern und schwerer Artillerie begonnen werden, obwohl Weißrußland und Armenien den Vertrag noch nicht ratifiziert haben. (Siehe auch Seiten 2 und 3)
vs DÜSSELDORF, 10. Juli. Weil er vier Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien , die vor der Kriegswirren in ihrer Heimat ins westfälische Lennestadt geflüchtet waren und sich dort weigerten, nach Thüringen abgeschoben zu werden, dennoch Sozialhilfe gewährte, ist der Lennestädter Stadtdirektor Franz-Josef Kaufmann (SPD) in einem Disziplinarverfahren zu einer Geldbuße von 6000 Mark verurteilt worden. Den Flüchtlingen war vom Kreis Olpe die Sozialhilfe verweigert worden.
Kaufmann begründete sein Verhalten gegenüber der vorgesetzten Behörde mit dem Argument, daß er die Flüchtlinge nicht habe verhungern lassen wollen. In einem Disziplinarverfahren gegen den Stadtdirektor kam der Olper Oberkreisdirektor zu dem Ergebnis, daß dieser gegen die Gehorsamspflicht im Beamtenrecht verstoßen habe. "Art und Schwere des Dienstvergehens", so heißt es in der Begründung, ließen es nicht zu, den Verstoß nur mit einem Verweis zu ahnden. Der Stadtdirektor will gegen die Disziplinarstrafe gerichtlich Widerspruch einlegen.
Einen katholischen "Kirchenladen" wird es ab Mitte September an der Südwand der Liebfrauenkirche geben. Die Informations- und Kontaktstelle soll den Frankfurter Bürgern, auswärtigen Pendlern und Touristen Auskunft über das kirchliche Leben in den verschiedenen Gemeinden, Institutionen und Einrichtungen der Main-Metropole geben. Darüber hinaus ist jeder willkommen, der irgend etwas über die katholische Kirche wissen möchte. "Welche Beratungsstellen kann ich aufsuchen", "Warum zahle ich eigentlich Kirchensteuern?" - Solche und ähnliche Fragen wolle der "Kirchenladen" auch beantworten, versichert Lydia Rothacker von der Informations- und Öffentlichkeitsstelle im katholischen Bezirksamt Frankfurt.
In anderen Städten, etwa in Mainz, hätte man bereits gute Erfahrungen mit diesen "Kirchenläden" gemacht. ki
hll BONN, 10. Juli. Die Opposition als "notwendiger Bestandteil der parlamentarischen Demokratie" mit einem Recht auf Chancengleichheit soll nach dem Willen der Sozialdemokraten im Grundgesetz verankert werden. Das hat die SPD am Freitag in der von Bundesrat und Bundestag eingesetzten Verfassungskommission in Bonn vorgeschlagen. Hans-Jochen Vogel, Sprecher der SPD in der Kommission, forderte, "daß die Opposition in der Verfassung ausdrücklich genannt wird", was bisher nicht der Fall ist.
Bei der CDU/CSU stieß dieser Vorschlag nicht auf Gegenliebe. Sie ließ sich auch nicht durch Hinweise auf Landesverfassungen, die einen entsprechenden Passus enthalten, von ihren Zweifeln abbringen. In den geltenden Verfassungen der Bundesländer Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hamburg wird die Opposition erwähnt. In Entwürfen für die Verfassungen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen wird ebenfalls die Rolle der Opposition hervorgehoben.
Ihre Zustimmung zu einer Verlängerung der Wahlperiode des Bundestags will die SPD, wie Vogel sagte, davon abhängig machen, ob sich im Grundgesetz Volksentscheide durchsetzen lassen. "Sonst hätten wir ja eine weitere Verkürzung der Mitwirkungsrechte", sagte er zur Begründung. Allgemein bejaht wurde in der Kommission die Idee, dem Bundestag das Recht zur Selbstauflösung zu geben. "Der Bundestag kann mit der Mehrheit von zwei Dritteln seiner Mitglieder die Wahlperiode vorzeitig beenden", lautet der Vorschlag des SPD-Politikers Hartmut Soell. Ob und wie der Bundespräsident in das Verfahren einzubeziehen wäre, ist noch offen.
Eine Verständigung zwischen den Parteien zeichnete sich bezüglich der in der Öffentlichkeit umstrittenen Regelung der Abgeordnetenbezüge ab. Beste Chancen, in die Verfassung aufgenommen zu werden, hat eine vom Bundespräsidenten einzusetzende unabhängige Kommission, die über Abgeordnetendiäten und die Kostenerstattung entscheiden soll.
Zur Person
WALTER KASPER, katholischer Bischof von Rottenburg-Stuttgart, hat vor einer Zunahme der "Gottlosigkeit in unserem Land" gewarnt. Vor rund 5000 Wallfahrern beim "Blutfest" im oberschwäbischen Bad Wurzach bezeichnete Kasper die "gottlose Freiheit" und Selbstbestimmung des "alles ist erlaubt" als trügerisch. Wo jeder nur noch seinen Vorteil suche und nach seinem Geschmack lebe, herrsche am Ende der "Krieg aller gegen alle". Im Blick auf die Entscheidung des Bundestages zum Paragraphen 218 StGB fügte er hinzu: "Ich fürchte für unser Volk, wenn das so weitergeht." Zugleich warnte er vor einer vagen allgemeinen Religiosität, für die "Jesus Christus, Mohammed, Budha und die ägyptischen Pharaonen alle mehr oder weniger auf einer Linie liegen". Einer solchen Vorstellung widerspreche das konkrete Bekenntnis der Bibel zu Jesus als dem Ebenbild Gottes und gültigen Maßstab des Menschseins für alle Zeiten. (KNA)
Keine vier Monate nach ihrer Eröffnung haben die Titus-Thermen bereits den 100 000. Badegast gezählt. Am Freitag nachmittag traf der Zufall an der Kasse eine Familie aus Maintal: Heike und Manfred Henss samt ihrem dreijährigen Sohn Stefan.
Helmut Zirkelbach, Geschäftsführer der städtischen Stadion-GmbH., die die Einrichtung betreibt, überreichte nicht nur Blumen und Champagner, sondern eine Familienjahreskarte im Wert von 1600 Mark. Damit ist gesichert, daß sich die Familie Henss, an diesem Tag zum ersten Mal im neuen Bad im Nordwestzentrum, in die Gruppe der Stammgäste einreihen kann.
Die Stadion-GmbH. ist mit der Entwicklung der Besucherzahlen in den Titus-Thermen zufrieden. Denn ein Großteil der bisherigen Betriebszeit im Mai und Juni fiel in die Phase des frühen Sommers, in der die Freibäder viele Badewillige an sich banden. tom
FRANKFURT A. M., 10. Juli (FR). Als "verlogen und phantasielos" hat die Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner/Innen (DFG/VK) die Politik der Bundesregierung im jugoslawischen Bürgerkrieg bezeichnet. Auch die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) drohe in eine "Politik des 19. Jahrhunderts" zurückzufallen; sie sei dabei, "in zahlreiche kriegerische Konflikte verwickelt zu werden, ohne Lösungskonzepte vorweisen zu können", schreibt die DFG/VK am Freitag in einer Pressemitteilung.
Bundeskanzler Helmut Kohl habe mit seiner Forderung, nationalistischen Tendenzen entgegenzutreten, sich selbst widersprochen, was der "Gipfel der Heuchelei" sei, da er in Slowenien und Kroatien eindeutig nationalistische Regime unterstütze. Bonn helfe weder den Friedensgruppen in Jugoslawien noch den Kriegsdienstverweigerern aus allen Teilen des alten Jugoslawiens. Und das Center or Anti War Action in Belgrad habe vergeblich um Unterstützung des Goethe-Institutes nachgesucht.
Aufgespießt
"Ich glaube, daß das Problem der deutschen Einheit ein psychologisches Problem ist, oder man kann auch sagen: im mentalen Bereich liegt, nicht im ökonomischen. Wir werden - und ich nehme keinen Satz, kein Wort von meiner These aus der Zeit des Jahres 1990 zurück - in drei, vier, fünf Jahren die frühere DDR, die jetzigen neuen Bundesländer, zu blühenden Landschaften gemacht haben". Bundeskanzler Helmut Kohl am 12. August 1991 aus seinem Urlaubsort am Wolfgangsee im ZDF.
"Sowas ist immer ein zweiseitiges Schwert. Aber der Denkmalschutz war nicht Auslöser dieser Maßnahme, sondern die Verwitterung der Steine hat dazu gezwungen, den Nord-Brückenkopf ganz abzureißen." Damit trifft Heinz Schomann, Leiter des Denkmalamtes der Stadt, gewiß die Gefühle vieler Bürger, die auch am Freitag noch zusehen konnten, wie sich der Bagger in den Rotsandstein fraß.
"Warum haben die die Steine nicht numeriert und, wie bei der Hauptwache während des U-Bahn-Baues, ausgelagert, um sie originalgetreu wieder einzusetzen?" fragen manche. Doch das wäre für die wenigen noch guten Steine den Aufwand nicht wert. Denn, so Schomann: Feuchtigkeit, Ablagerungen von Salz und Salpeter und andere Umwelteinflüsse haben ihr "Werk" an dem historischen Sokkel ebenso vollbracht wie an den verrosteten Brückenteilen.
Zudem muß bei einer solchen Sanierung ja auch an die Belange der Behinderten, der Eltern mit Kinderwagen und der Hunderte Radfahrer gedacht werden, die ab Mitte Oktober wieder den Eisernen Steg überqueren wollen. Bisher wurden Kinderwagen über zwei Stahlschienen hochgewuchtet, Rollstuhlfahrer hatten ohne fremde Hilfe gar keine Chance.
Beim Neuaufbau des Sockels, der dann im Kern aus Beton besteht und nur außen mit Buntsandstein verkleidet wird, will man direkt in die Mitte, zwischen den Auf- und Abgangstreppen, einen Fahrstuhl einbauen.
Auf der Sachsenhäuser Seite ist ein Gesamtabriß nicht geplant, dort wird der Fahrstuhl seitlich angebracht. Dennoch müssen auch dort große Teile des Brükkenkopfes erneuert werden. "An manchen Stellen wurde nur etwas ausgebessert und zugeschmiert", berichtet Schomann.
Mit den Reparaturarbeiten an dem auf einer Pfeiler-Plattform im Fluß liegenden Eisernen Steg geht es gut voran. Diplom- Ingenieur Josef Ochs von der Bauüberwachung sagt, daß die Montage der sogenannten Untergrund-Ebene fast fertig ist. Auf diese Ebene wird dann der eigentliche Gehsteig aufgebracht. Das stählerne Fachwerk muß fast zur Hälfte erneuert werden. Diese Stücke erkennt man an ihrer Gelbfärbung. In den letzten Tagen wurde damit begonnen, die 3000 Nieten, schwere stählerne Bolzen, einzuschlagen, auch dies eine Auflage des Denkmalschutzes. Verschraubungen und Schweißverbindungen sind nur an den nicht sichtbaren Partien erlaubt.
Bis Mitte Oktober, so hofft Ochs, werden dann die beiden getrennten Brückenteile, 200 und 210 Tonnen schwer, wieder vom Kran auf die Pfeiler gesetzt. Dann muß auch der Nord-Brückenkopf zumindest im Rohbau fertig sein. Gesamtkosten der Sanierung: 13 Millionen. -vau
ulf FRANKFURT A. M., 10. Juli. Die Gesundheitsminister der Länder wollen der französischen Firma Roussel Uclaf eine "Brücke bauen", damit diese das Abtreibungsmedikament RU 486 auch in der Bundesrepublik vertreibt. Das sagte die Staatssekretärin im hessischen Gesundheitsministerium, Brigitte Sellach, am Freitag in Wiesbaden. Ein Gespräch mit dem Arzneimittelausschuß der Konferenz der Gesundheitsminister (GMK) über eine Vertriebsregelung sei der Tochterfirma der Hoechst AG schon Mitte Juni vorgeschlagen worden.
Sellach sagte, daß jetzt alle Voraussetzungen erfüllt seien, die die Hoechst AG gefordert habe, um das Medikament in Deutschland zu vertreiben. Auch der von Hoechst vorausgesetzte streng kontrollierte Vertriebsweg sei keine Hürde. Sellach forderte die Hoechst AG auf, "jetzt Farbe zu bekennen" und der Tochterfirma Erprobung und Zulassung von RU 486 zu gestatten.
OFFENBACH. Schaden von weit über 100 000 Mark entstand bei einem Verkehrsunfall an der Kreuzung Kaiserleistraße/Goethering. Wie die Polizei berichtet, mißachtete ein Lastwagenfahrer die Vorfahrt eines Tankzugfahrers. Der Lastwagen krachte dem Tankwagen voll in die Seite. Benzin ist dabei zum Glück nicht ausgelaufen. lz
FRANKFURT A. M., 10. Juli (FR). Im Osten und Süden noch etwas Regen oder Schauer, im Tagesverlauf hier wie schon im Westen auflockernde Bewölkung mit Aufheiterungen und kaum Schauer, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 17 und 23 Grad. Weitere Aussichten: Zunächst zeitweilig Regen.(Siehe auch Lokalteil)
Als "unsinnigen Vorschlag" und "untaugliche Alternative" hat am Freitag die CDU-Opposition rot-grüne Überlegungen für eine "Südumgehung Riederwald" abgetan. In der Führungsspitze von SPD und Grünen wird diese Südumgehung diskutiert - als Ersatz für den Riederwaldtunnel oder die Stelzenstraße über der Hanauer Landstraße. Der planungspolitische Sprecher der CDU, Edwin Schwarz, nannte die Umgehung einen "alten Hut" - bereits Anfang der 80er Jahre sei sie geprüft und wegen technischer Probleme verworfen worden. Die Riederwälder hätten der SPD dafür bei der Kommunalwahl 1981 eine eindeutige Abfuhr erteilt.
Abgesehen von den technischen Problemen würde die Südumgehung die Riederwälder unerträglich belasten. Die Anwohner der Lahmeyer- und der Harkortstraße hätten den Verkehr vor ihrer Haustür. Der Trasse fielen außerdem Kleingärten sowie das Licht- und Luftbad zum Opfer. Schwarz verlangte auch "parlamentarische Aufklärung" darüber, inwieweit die Variante der Stelzenstraße immer nur "taktisches Spielmaterial" des Planungsdezernenten gewesen sei. Die Steuerzahler besäßen ein Recht zu erfahren, wieviel Geld für eine nicht ernst gemeinte Planung ausgegeben worden sei.
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Wolfgang Stammler, erklärte den Anschluß einer Südumgehung Riederwald an die A 661 für technisch nicht bewältigbar. Es entstünde ein überdimensioniertes Verkehrsbauwerk. Stammler: "Ich sehe keine Alternative zum Riederwald-Tunnel". Der CDU-Politiker forderte SPD und Grüne auf, eine Lösung nicht länger durch taktische Varianten zu verzögern. jg
MAINTAL. Nach monatelanger Kleinarbeit ist die Kriminalpolizei in Hanau bei ihren Ermittlungen nach einem versuchten Tötungsdelikt in der Silvesternacht im Maintaler Stadtteil Bischofsheim einen entscheidenden Schritt weitergekommen.
Die Ermittler konnten einen 21jährigen aus Dörnigheim festnehmen, der verdächtigt wird, gemeinsam mit zwei gleichaltrigen Komplizen einen damals 50jährigen Bischofsheimer brutal zusammengeschlagen zu haben. Für den 21jährigen wurde Untersuchungshaft angeordnet. Wie berichtet, hatten Passanten am frühen Neujahrsmorgen in der Nähe der Goethestraße den Schwerverletzten entdeckt.
Der 50jährige hatte erhebliche Kopfverletzungen und war lange Zeit nicht ansprechbar. Nach zweimontaiger Behandlung auf der Intensivstation der Frankfurter Uniklinik leidet der Bischofsheimer noch heute unter den Folgen seiner Verletzung. Über das Motiv der Gewalttat hat die Polizei bislang noch keine Erkenntnisse. are
OFFENBACH. Einen ungewöhnlichen Teppichhandel zeigte ein Autobesitzer bei der Kripo an: Zwei junge Männer wollten ihm den Wagen abkaufen und ihn mit "vier wertvollen handgeknüpften Seiden-Teppichen und Garantieurkunden" bezahlen. Zur Geldübergabe brachte der Autobesitzer die Kripo mit. Sie stufte die Teppiche als minderwertig und die Händler als Betrüger ein. lz
NEU-ISENBURG. "Larissa, hiergeblieben, dein Make-Up ist noch unvollständig!" Die Betreuer der Neu-Isenburger Kinderferienspiele haben vor der feierlichen Präsentation der Ergebnisse aus den Projekten alle Hände voll zu tun. Drei Wochen lang verbrachten zwanzig Betreuer/innen und 130 Kinder zusammen ihre Zeit. Während die Kinder mit einem umfangreichen Programm unterhalten wurden, bedeuteten diese drei Ferienwochen harte Arbeit für die Erwachsenen, die mit 90 Mark pro Tag entschädigt werden.
Eröffnet wurde das Abschiedsfest am Freitag nachmittag mit dem Beitrag der Videogruppe: Neu-Isenburgs erster "Kinderhorror"-Film. Als Gipfel des Schrekkens stellen die jungen Filmer sich eine Heavy-Metal-Fête mit biersaufenden Punks vor, glücklicherweise geht die Gruselgeschichte gut aus. Die Theatergruppe adaptierte "Schneewittchen" in die Gegenwart, und das Varieté-Projekt glänzte mit Jonglierkünsten und Akrobatik.
Drumherum bewunderten die als Gäste geladenen Eltern die Fotogalerie und die Phalanx der selbstgebastelten Pfeil und Bogen aus der Abenteurergruppe. Wer wollte, konnte sich an gemalten Schautafeln kundig machen, wie man in der Wildnis Wasser zu Trinkwasser destilliert und wie es geht, ohne Streichhölzer Feuer zu machen. Sehr zufrieden mit den Ferienspielen zeigte sich der städtische Sozialarbeiter Armin Wenz. "Das neue Konzept, die Altersgruppen in den Projekten am Vormittag zu mischen, "hat sehr gut funktioniert". fra
HANAU. Ein Einbruch in einen Baumarkt im Kinzigheimer Weg am Donnerstag gegen 2.30 Uhr ist zwei 34 und 37 Jahre alten Rodenbachern schlecht bekommen. Die beiden wurden nämlich von einem Wachmann beobachtet, wie sie das Diebesgut in ein Auto verfrachteten. Beim Eintreffen der Polizei waren die beiden zwar schon verschwunden, konnten aber wenig später vorläufig festgenommen werden.
Ein Teil der gestohlenen Gegenstände konnte in der Wohnnung der beiden Täter sichergestellt werden. Dabei handelte es sich um so nützliche Sachen wie Blumenkästen, Blumenkübel, Blumen, Graböllampen, Zierfiguren, eine Leiter und Fliegendraht. Etwas erstaunt waren die Polizeibeamten, als sie die möbellose Wohnung vorhanden. Sie war vollgestellt mit Volieren mit Ziervögeln. are
AOK-Beitrag bleibt gleich
Der Beitragssatz der AOK für Frankfurt und den Main-Taunus-Kreis bleibt 1992 stabil. Entgegen anderslautenden Aussagen bleibt der Satz bei 12,2 Prozent des monatlichen Einkommens, teilt die Krankenkasse mit. Arbeitsamt schult um Eine Ausbildung zum Textilreiniger bietet das Arbeitamt zusammen mit dem Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB) an. Frauen und Männer mit technischem Verständnis und handwerklichem Geschick können an der ein- und zweijährigen Umschulung teilnehmen. Im Textilreinigungsgewerbe gibt es laut Arbeitsamt gute Beschäftigungsmöglichkeiten, auch Teilzeitstellen. Die Kurse beginnen ab August. Weitere Auskünfte erteilt das Arbeitsamt unter Rufnummer 2 17 10. Ausstellung verlängert Die Ausstellung über das Krankheitsbild der "familiären adenomatösen Polyposis coli" (FAP), einer seltenen Darmerkrankung, im Foyer des Gesundheitsamtes hat die Stadt bis zum 31. Juli verlängert. Ziel der Ausstellung ist es, auf die bislang zu wenig beachtete vererbare Erkrankung aufmerksam zu machen.
BONN, 10. Juli. Der Anstieg der Wohnungsmieten in den westlichen Bundesländern soll weitaus stärker begrenzt werden als von Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) vorgesehen. Der Bundesrat beshloß am Freitag in einer umfangreichen Stellungnahme zur Mietrechtsnovelle der Bundesregierung zahlreiche Vorschläge für einen schärferen Mieterschutz. Teilweise mit den Stimmen des von der CSU regierten Landes Bayern empfahl der Bundesrat eine Reihe einschneidender Änderungen des Bonner Entwurfes.
Damit droht ein weiterer Konflikt innerhalb des Bonner Koalition. Die Staatsregierung in München strebt unter anderem eine Obergrenze für Mieterhöhungen von 15 Prozent innerhalb von drei Jahren an. Schwaetzers Vorlage billigt Eigner von vor 1981 fertiggestellten Häusern innerhalb dieser Spanne Aufschläge von 20 Prozent zu - vorausgesetzt, die Kaltmiete beträgt mehr als acht Mark pro Quadratmeter. Das geltende Recht erlaubt Erhöhungen von bis zu 30 Prozent, falls die ortsübliche Vergleichsmiete nicht überschritten wird. Im Bundesbauministerium heißt es, der CSU-Vorschlag verstoße gegen die Koalitionsvereinbarung. Diese sehe eine Kappungsgrenze von 20 Prozent vor.
Die Bauministerin Nordrhein-Westfalens, Ilse Brusis (SPD), sagte vor dem Bundesrat, der Druck, das Recht an die angespannte Situation auf den Wohnungsmärkten anzupassen, habe sich durch das jüngste Urteil des gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes noch verstärkt. Da die Richter die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erleichterten, droht Brusis zufolge Bürgern nun wieder verstärkt der Verlust ihrer preiswerten Bleiben in Altbauten. Hierauf verweigere die Bundesregierung eine Antwort.
Hamburgs Bundesratssenator Peter Zumkley (SPD) bemängelte, der Bonner Entwurf komme zu spät und entspreche nicht den schutzbedürftigen Interessen der Mieter auf einem Markt, der durch die Politik des Bundeskabinetts ins Ungleichgewicht geraten sei.
Die SPD-Länder im Bundesrat fordern eine generelle dreijährige Kappungsgrenze für Mietzuschläge von 15 Prozent und Maklerprovisionen in Höhe von maximal einer Monatsmiete. Ferner sollen Erwerber vermieteter Wohnungen den Mietern nicht schon nach drei, sondern frühesten nach fünf Jahren unter Hinweis auf Eigenbedarf kündigen dürfen. In Gebieten mit erhöhtem Wohnungsbedarf soll die Sperrfrist um zwei auf sieben Jahre ausgedehnt werden. Nur Bayern mißbilligt § 218
BONN (AFP). Der Bundesrat hat am Freitag mit großer Mehrheit der Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch zugestimmt. Lediglich Bayern votierte gegen das Gesetz, das Straffreiheit für die Abtreibung bis zur zwölften Schwangerschaftswoche bei Pflichtberatung vorsieht. Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, die von CDU/FDP-Koalitionen regiert werden, sowie Baden-Württemberg mit seiner Großen Koalition von CDU und SPD enthielten sich der Stimme. Die bayerische Justizministerin Mathilde Berghofer-Weichner (CSU) kündigte an, ihr Land werde umgehend das Bundesverfassungsgericht anrufen, um das Inkrafttreten des Gesetzes zu verhindern. (Siehe auch Seiten 3 und 4)
Den Diebstahl von vier Gitarren aus dem Kofferraum eines im Krautgartenweg in Niederursel geparkten Wagens hat ein 38 Jahre alter Mann aus Maintal angezeigt. Der Gesamtwert der am Dienstag abhanden gekommenen Instrumente wird mit 28 000 Mark angegeben.
Die Polizei konnte an dem Wagen keine Spuren feststellen, die auf einen Diebstahl hinwiesen. ing
USINGEN. Die Entscheidung ist gefallen: Der Schade-Markt, den die Tengelmann-Gruppe zum 1. Juli übernommen hat, wird als Lebensmittelmarkt weitergeführt. "Vorläufig", wie von der Pressestelle in der Mühlheimer Zentrale am Freitag zu erfahren war. "Usingen ist eine sehr kleine Filiale. Tengelmann ist auf der Suche nach einem größeren Laden in Laufnähe. Bis er gefunden ist, bleibt alles beim alten." Ursprünglich war ein Drogeriemarkt geplant. cn
Die Ankündigung der Polizei, ab Spätsommer oder Frühherbst keine offene Drogenszene mehr zu dulden, hat im Drogenreferat und bei den Grünen im Römer Bestürzung ausgelöst. Während Drogenreferent Werner Schneider die tägliche Räumung der Taunusanlage, wie sie derzeit stattfindet, als "noch sozialverträglich" verteidigte, appellierte Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski an die Polizei, die Maßnahmen wieder "zurückzufahren" bis die Ersatzdroge Methadon und Übernachtungsplätze in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen.
Damit hat sich die Grüne Rathausfraktion erstmals zu dem Konzept von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) geäußert, die Szene "schrittweise aufzulösen", das vor über einem Monat vorgestellt worden war.
Kernpunkt dieses Konzeptes ist es, den Frankfurter Suchtkranken statt eines offenen Treffpunktes Aufenthalts- und Übernachtungsmöglichkeiten sowie die Ersatzdroge Methadon anzubieten. Die auswärtigen Drogenabhängigen sollen jedoch in ihren Heimatgemeinden versorgt werden.
Am Freitag hat von Schoeler an 32 Oberbürgermeister und Landräte in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einen Hilferuf geschickt und sie gebeten, "in ihrem Verantwortungsbereich Einrichtungen und Angebote der Drogenhilfe - einschließlich Methadon - bereitzuhalten." Eine akute Nothilfe werde selbstverständlich auch in Zukunft geleistet. Als "Frankfurter" gelten dem Schreiben zufolge alle Drogenabhängigen, die entweder in der Stadt mit dem ersten Wohnsitz gemeldet oder aber seit über einem Jahr als Sozialhilfeempfänger bekannt sind. Ein "entsprechendes Ausweispapier" wird sie zur Teilnahme an dem erweiterten Hilfsprogramm berechtigen.
Nach Einschätzung des Drogenreferenten, Werner Schneider, wird es "Oktober oder November", bis Methadon in den drei Krisenzentren und einer weiteren Einrichtung unbürokratisch ausgegeben werden kann. Weil sich, so Schneider, alle beteiligten Ämter fieberhaft bemühen, werde es vermutlich auch gelingen, die benötigten 200 bis 300 Übernachtungsplätze bis dahin einzurichten. "Aber bis zum Spätsommer oder Frühherbst schaffen wir das nicht." Vorher dürfe mit der (Fortsetzung auf Seite 14) "Auflösung" der Szene nicht begonnen werden.
Jeden Montag habe er mit der Polizei zusammengesessen, gemeinsam habe man das vorhandene Netz an Hilfsangeboten und den Rahmenplan zu Drogenpolitik erarbeitet. Immer sei es Konsens gewesen, daß Sozial- und Gesundheitspolitik Vorrang hätten. Wenn die Polizei jetzt "an einem Stichtag die Szene plattmacht", sprenge das diesen Konsens: "So kann die Auflösung nicht funktionieren."
Schneider befürchtet, daß bei der angekündigten Strategie - 24-Stunden-Präsenz und "Nachsetzen" bis in die Wohngebiete - die oft schwerkranken Süchtigen "auf der Strecke bleiben". Die Polizei müsse "flexibel" sein, "Verschnaufpausen" zulassen und kleinere Gruppen dulden. Sollte sich herausstellen, daß die Hilfsangebote nicht angenommen werden, müsse auch darauf eingegangen werden.
Offenbar glaube man bei der Polizei, daß die Szene in zwei, drei Monaten verschwunden sei. Die sei eine Fehleinschätzung. Es handele sich um einen Prozeß, der etwa ein Jahr dauern werde.
Die Grünen im Römer wollen, daß die Polizei schon jetzt, bevor mit der eigentlichen "Auflösung" begonnen wird, den Druck auf die Szene "zurückzuschraubt" bis die städtischen Hilfsangebote stehen. Fünf Wochen lang habe man beobachtet, wie die Polizei die Szene "in Bewegung hält". Das Ergebnis sei, daß eine Vedrängung von Gruppen und Grüppchen eingesetzt habe, die über den Opernplatz in den Rothschildpark überlappe, wie der drogenpolitische Sprecher der Grünen, Sebastian Popp, erklärte. Die Polizei sei nicht in der Lage, "die Junkies aus den Wohngebieten herauszuhalten".
Ebenso wie Drogenreferent Schneider fordern die Grünen eine kontrollierte Heroinvergabe für solche Süchtige, die durch Methadon nicht erreicht werden können. Die Grünen bezweifeln, daß die Umlandgemeinden neun Monate vor der Kommunalwahl zur Mitarbeit bereit sein werden. Wenn sie damit auch einen wesentlichen Teil des Gesamtkonzeptes in Frage stellen, wollen sie keinen "rot-grünen Clinch", sondern fordern eine "offene Diskussion ohne parteipolitische Scheuklappen".
Zum Vorwurf der Frankfurter Sozialdemokraten, Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne), hätte die Ausweitung des Hilfsprogramms schneller betreiben müssen, wollte Sikorski nicht Stellung beziehen.
Die OB-Kandidatin der Frankfurter CDU, Petra Roth, hat der Stadt vorgeworfen, bei der Realisierung gesundheits- und sozialpolitischer Maßnahmen für die Süchtigen "bis heute eklatant versagt zu haben". Die Polizeiführung operiere unter der "politischen Käseglocke von Rot-Grün", erklärte Roth. Sie fürchte, daß deshalb "unter Verleugnung der eigenen Überzeugung doch nur halbherzig" gehandelt werde. ft
(Siehe Kommentar: "Grüner Eiertanz")
Die Leichtathletik ist im Gespräch. Manipulationen und Dopingvorwürfe lassen die Sportart allerdings in einem schlechten Licht erscheinen. Fernab des Spitzensports sind die Leichtathleten in Mörfelden-Walldorf jedoch auf dem Weg, ihr Mauerblümchen-Dasein zu beenden. Vor zwei Jahren haben sich die Sportlerinnen und Sportler der SKV Mörfelden und TGS Walldorf zur Leichtathletik-Gemeinschaft zusammengeschlossen.
Noch vor wenigen Jahren wäre es nur schwer denkbar gewesen, daß Sportlerinnen und Sportler aus beiden Stadtteilen unter einem Namen starten. LG-Trainer Manfred Kehm sieht die Leichtathleten jetzt sogar in einer "Vorreiter-Rolle". Auch andere Sportarten klagen über mangelndes Interesse und Nachwuchssorgen. Eine Zusammenarbeit wäre eine Möglichkeit, die Probleme zu lösen. Die Handball-Abteilungen beider Vereine haben mit saisonalen Jugend-Spielgemeinschaften vor wenigen Jahren schon eine erste, zaghafte Kooperation gewagt.
Mit der Bildung der Leichtathletik-Gemeinschaft wurde vor allem das leidige Thema Trainingsmöglichkeiten ad acta gelegt. Fünfmal in der Woche können die Mitglieder in Mörfelden-Walldorf trainieren. Eine Kunststoff-Anlage, die für ein ordentliches Hochsprung-, Stabhochsprung- und Hürden-Training notwendig ist, gibt es in der Doppelstadt allerdings nicht. Die Leichtathleten müssen dazu nach Bischofsheim ausweichen.
Roland Förstner, Sportwart der TGS und selbst aktiver Langstreckenläufer, sieht in dem Trainer-Gespann Birgit Göbel und Manfred Kehm "die besten Voraussetzungen" für einen Leichtathletik- Aufschwung. "Die Läufer trainieren zwar jeder für sich, die Techniker haben sich aber gefunden." Birgit Göbel, die im vergangenen Jahr von Nauheim zur LG kam, hatte einen hoffnungsvollen Nachwuchsathleten mit nach Mörfelden-Walldorf gebracht. Der B-Jugendliche Matthias Müller hatte sich bei den Bezirks-Titelkämpfen im Block Wurf für die deutschen Meisterschaften qualifiziert. "Wir nehmen uns gegenseitig an, arbeiten zusammen die Trainingspläne aus", freut sich Kehm über die gute Zusammenarbeit mit seiner Kollegin.
Die Leichtathletik-Gemeinschaft kann mit starken Staffeln und Mannschaften aufwarten, die die einzelnen Vereine vorher kaum zusammenbrachten. Die Bezirksmeister-Titel der Zehnkampf-Mannschaft und der 400-Meter-Staffel sind ein Beweis dafür. Bei den Hessenmeisterschaften Anfang August wird erstmals auch eine B-Jugend-Mannschaft im Zehnkampf starten.
Martin Kinkel, Abteilungsleiter der TGS-Leichtathleten, macht sich Gedanken, wie die Sportart nach außen attraktiver gemacht werden kann. Eigene Wettkämpfe wären eine Möglichkeit, ein Springer-Tag ist in Planung. Für große Sportfeste fehlt allerdings die Kunststoff- Anlage. "Das Mindeste wäre ein Kunststoff-Feld im Halbkreis hinter dem Tor", meint Manfred Kehm. Von einer richtigen Kunststoffbahn, wie sie in vielen Kommunen des Kreises vorhanden ist, können die Mörfelder und Walldorfer bisher allerdings nur träumen.
Zwischen den Vereinsvorständen von TGS und SKV hat es schon erste Gespräche zu diesem Thema gegeben: Für die Walldorfer ist der geplante Bau einer vereinseigenen Halle aber vorrangig.
"Frühestens in fünf Jahren", schätzt Martin Kinkel, könne über das Projekt weiter ernsthaft nachgedacht werden. Die Anlage soll auf jeden Fall im Mörfelder Waldstadion entstehen. Darüber sind sich beide Leichtathletik-Abteilungen einig. Kinkel will ein Nutzungsrecht für die TGS-Athleten festgeschrieben haben, sollte die LG einmal auseinandergehen.
Danach sieht es aber nicht aus. Die Zusammenarbeit verläuft reibungslos. Die Startgelder werden getrennt abgerechnet, der Kauf von Geräten wird abgesprochen. Selbst wenn es zum Bruch kommen sollte, gäbe es keinen Streit. Der Leistungsaufschwung der Athletinnen und Athleten hat aber auch eine Schattenseite: Je mehr Wettkämpfe besucht werden und je weiter die Austragungsorte entfernt sind, desto höher werden die Fahrtkosten, die den Etat der Abteilungen belasten. Die Stimmung im Team ist prächtig, die Sportlerinnen und Sportler kommen gut miteinander aus. Dazu hat auch das einwöchige Trainingslager im spanischen Salou beigetragen. Die größere Konkurrenz führt im Training zu einer hohen, gegenseitigen Motivation. Martin Kinkel gestand allerdings augenzwinkernd: "Bei mir hat sich zwischenmenschlich noch gar nichts getan."
KAI CEZANNE
HANAU. Auf frischer Tat ertappt worden sind am Donnerstagnachmittag gegen 14 Uhr zwei 26 und 25 Jahre alte Männer aus Würzburg und Hanau, die in der Burgallee in eine ebenerdige Wohnung eingebrochen waren. Zuvor hatten sie einen gesicherten Rolladen hochgeschoben.
Die beiden durchwühlten die ganze Wohnung und hatten sich bereits das Diebesgut - Schmuck und Videogeräte - für den Abtransport bereitgestellt. Sie hatten aber nicht bemerkt, daß sie dabei von Mitbewohnern des Hauses bebobachtet worden waren.
Die Bewohner verständigten umgehend die Polizei und "sicherten" danach das Haus ab.
Das Eintreffen der Polizei kam für das Einbrecher-Duo dann völlig überraschend. are
30 000 Mark Sachschaden sind am späten Donnerstag abend beim Brand in einer Gartenhütte am Praunheimer Fußweg entstanden.
Gegen 23.50 Uhr war die Feuerwehr über das Feuer informiert worden. Eine Gartenhütte brannte völlig ab, zwei benachbarte Hütten wurden durch den Brand beschädigt. ing
HOFHEIM. Steffi sieht Sterne. In ihren blauen Augen spiegeln sich die Blitze der Fotoapparate, vor ihrer Nase stehen fünf Mikrophone, Kameras surren, Journalisten zischen Technikern Kommandos zu. Kichernde Kinder wollen sich in den grell erleuchteten Raum drängeln, doch breite Rücken bremsen sie. Ein solches Spektakel hat es im Französischen Salon noch nicht gegeben. Der in Altrosa gehaltene Raum ist erobert. Gestürmt von Reportern, Selbstdarstellern von Funk und Fernsehen; Mediengrößen, die sich schon selbst für prominent halten und sich im Ruhme der Sportstars sonnen. Gestern, 14.30 Uhr: Pressekonferenz mit dem deutschen Federation Cup Team in der Burkartsmühle. Geschubse, Geschiebe, Geschrei. Vorne am Podium: die vierfache Wimbledon-Siegerin Steffi Graf.
Dabei hat alles so friedlich begonnen. Im und um die Herberge im Grünen campieren Kamerateams. Trainer Klaus Hofsäss und Steffis Mannschaftskolleginnen Anke Huber, Barbara Rittner und Sabine Hack diskutieren beim Essen über Lobs und Leistung. Ruhe vor der Hatz auf die Gräfin, die um 13 Uhr vorfahren soll.
Aber der Tennisstar läßt auf sich warten. "Es geht erst um vier los", weiß einer. Nein, die Blonde mit dem sicheren Schlag dusche gerade, kontert eine Expertin. Bei jeder Nachricht drehen sich Köpfe zur Straße. Aber sie kommt nicht. Noch nicht. Und auch die Fans, Pocket- Kameras im Gepäck, warten. Siesta von Sportpresse und Schaulustigen. "So viele Journalisten waren noch nie hier", sagt Hotelbesitzerin Ingrid Koblischek, zupft erst am gelben Kostüm und dann an den Rosen. Zwölf langstielige Baccaras, Begrüßungsstrauß für eine berühmte alte Bekannte, die zum fünften Mal in der Burkartsmühle logiert. Aber die roten Blüten lassen allmählich die Köpfe hängen, der Himmel verdüstert sich mit gleichem Tempo wie die Mienen der Medienvertreter. "Wo bleibt sie?" schimpft ein Hörfunkmann. Die "Straßenjungs" quetschen sich durch Fans und Fotografen, bauen im Innenhof ihre Instrumente auf: Die Band will Steffi später ein Ständchen geben.
Um 14.10 Uhr donnert's. Grüppchen versammeln sich vorm Haupteingang zum Klumpen. Die Spannung wird spürbar. Ein Techniker tupft sich Schweiß von der Stirn. Warten ist Schwerstarbeit. Da gibt's T-Shirt-Typen, coole Dressmen, die am Teenie-Trio vorbei promenieren, knallharte Kenner der Sportszene, immer unterwegs zum Telefon. Es beginnt zu tröpfeln. "Wie beim Wimbledon-Endspiel", flachst einer. Was er nicht ahnt: Mit dem Regen kommt Steffi. Pech: Das Auto hält am Hintereingang. Rasende Reporter bleiben in der Tür stecken, Kollegialität geht beim Run aufs Ankunftsfoto flöten. "Scheißkerl!" schimpft ein Fotograf den Freund von vorhin. Sie kommen zu spät. Sportlerin Steffi hat alle abgehängt.
Als endlich die Kameras stehen und Journalisten sitzen, marschieren Tennis- Quartett und Trainer in den Salon ein wie Matadoren. Alle fünf ganz in Weiß. Nach dem Blitzlichtgewitter dürfen Fragen gestellt werden. Keiner der Größen traut sich. Dabei ist das Gesicht da vorne öfter zu Gast im Fernsehzimmer als die Verwandtschaft. Die 23jährige kennt jeder vom Bildschirm. Aber eine Frage an sie richten? Das bedeutet, den Megastar zum Menschen zu machen. Die Kluft ist groß, Steffi wartet still. Eine unsichtbare Wand trennt sie von den Belagerern.
Und dann preschen die Profis doch vor. Hofsäss soll die Form der Mannschaft kommentieren, dann - endlich! - Steffi sprechen. Sie habe in den vergangenen Tagen keinen Schläger angefaßt, sagt sie mit vertrauter Nasalstimme. Peinliche Pause. Wieder schweigen alle. Die Brühlerin grinst. Und dann hat Andy Mengler seinen Auftritt. Der "Straßenjungs"-Sänger überreicht Steffi eine CD nebst Brief und fragt: "Mögen Sie Musik?"
Steffi strahlt, das Schweigen ist gebrochen. Die Reporter lachen mit. Was ein Musiker kann, können sie auch - und interviewen los. Die Gräfin betont, wie schön es sei, mit einer Mannschaft zusammenzusein, statt immer nur allein von Turnier zu Turnier zu fahren. "Das Team ist topfit", erzählt sie unverkrampft. Siehe da: Wenn die Meute sie läßt, ist die Millionärin eigentlich ein ganz lockeres Mädchen. PETRA MIES
doe WIESBADEN. Über die hohe Schadenbelastung in der Auto-Kasko- und der industriellen Feuer-Sparte klagt derzeit die gesamte Versicherungsbranche. Die genossenschaftliche R + V-Gruppe aber hat daneben noch ein besonderes Sorgenkind: den Einbruchdiebstahlschutz. Die hohe Zahl von Überfällen auf Geldhäuser und Einzelhändler in der Ex-DDR beschert den Wiesbadenern - die sich als größter Bankenversicherer hierzulande bezeichnen - in diesem Geschäftsfeld "ganz erhebliche Verluste".
Nach der Währungsunion, berichtet Vorstandsmitglied Eckhardt Wilkens, hätten die Finanzinstitute in Ostdeutschland das Geld teilweise "in einem Kühlschrank untergebracht, der mit einer Fahrradkette gesichert war". Solche Zustände hätten Diebe "praktisch eingeladen". Zwar ist dieser Mißstand zumindest in den 2500 Filialen der Volks- und Raiffeisenbanken jenseits der Elbe inzwischen beseitigt. Doch nun seien "Raubschäden an der Tagesordnung", klagt Wilkens. Wegen der zahlreichen Überfälle auf Läden des Einzelhandels erwägen dem Manager zufolge viele Versicherungen einen Rückzug aus diesem Segment.
Die Vereinigung jedoch hat der R + V keineswegs nur Sorgen eingebracht. "Außerordentlich erfolgreich", berichtet Konzernchef Peter von Harder, sei das Geschäft in den neuen Bundesländern angelaufen. Eindeutiges Schwergewicht der Wiesbadener Aktivitäten lag dabei allerdings bislang auf dem Kraftfahrzeug- Haftpflicht-Schutz. Rund eine Million dieser Verträge wurden 1991 in der Ex-DDR verkauft, womit die Genossen-Assekuranz einen beachtlichen Marktanteil von zehn Prozent (im Westen: 3,8 Prozent) eroberte.
Die gesamten Beitragseinnahmen der Gruppe kletterten um 18,5 Prozent auf knapp 5,8 Milliarden Mark. Die Schaden- und Unfallversicherer alleine steuerten mit 2,8 Milliarden immerhin gut ein Viertel mehr als 1990 bei. Das Wachstum dieses Zweiges wurde aber mit einer auf stolze 27,9 Prozent gekletterten Verwaltungskostenquote erkauft. Hier wie auch bei der Ertragssteigerung sieht von Harder heuer "Handlungsbedarf". So sollen die Beiträge zur Auto-Haftpflicht zum Januar 1993 um 3,6 Prozent und zur Fahrzeugkasko "zweistellig" steigen.
Entsprechend der starken Expansion will die R + V im laufenden Jahr ihr Kapital um rund 200 Millionen Mark erhöhen. Das Geld soll aus dem "genossenschaftlichen Bereich" kommen. Ob die in Sanierung befindliche DG Bank, die derzeit 38 Prozent der Anteile hält, mitzieht, ist offen. Dreiviertel des Neugeschäfts in der Lebensparte und etwa die Hälfte des Sach-Zugangs werden der R + V von den Volks- und Raiffeisenbanken vermittelt.
Vermutlich selbst entzündet hat sich am späten Donnerstag nachmittag die Benzinanlage eines Autos: Die Fahrerin des Wagens bemerkte auf der Fahrt durch die Landgraf-Wilhelm-Straße plötzlich, daß aus dem Polster der Rücksitze Flammen schlugen.
Die Fahrerin stoppte den Wagen und brachte sich und ihre beiden Mitfahrer in Sicherheit. Das Auto brannte völlig aus.
Der Sachschaden wird von der Polizei auf etwa 10 000 Mark geschätzt. ing
Firmen-Telegramm
Thüringer Hochofen stillgelegt Die Maxhütte Unterwellenborn in Thüringen hat die Stahlproduktion eingestellt. Damit endete an dem Standort nach 120 Jahren die Rohstahl-Herstellung. 860 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz, von denen 300 in den nächsten zwei Jahren mit dem Abriß des Hochofens beschäftigt sein werden. Melitta darf Frapan nicht übernehmen Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hat dem Bundeskartellamt jetzt recht gegeben. Die Behörde hatte den Erwerb der Folien-Firma Frapan durch die Melitta Werke in Minden untersagt. EG billigt Thyssen-Einstieg bei Galmed Die EG-Kommission hat den Einstieg des Thyssen-Konzerns beim spanischen Stahlunternehmen Galmed gebilligt. Thyssen übernimmt von der französischen Usinor Sacilor-Gruppe 24,5 Prozent des Kapitals. Knürr kauft Carl-Zeiss-Gelände Der Elektronik-Zulieferer Knürr aus München hat 48 000 Quadratmeter des früheren Carl-Zeiss-Geländes in Sachsen erworben. 10 000 davon sollen selbst genutzt, der Rest weiterverkauft werden. Knürr erwartet im laufenden Jahr einen Umsatzzuwachs von fünf bis zehn Prozent auf 153 Millionen Mark. Im vergangenen Jahr hatte sich der Gewinn auf 4,5 Millionen Mark halbiert.
Im Wortlaut: Protestaufruf der ÖTV Kämpfen für soziale Politik
Wegen der Proteste gegen die Einführung eines unbezahlten Karenztages im Krankheitsfall müsse sich Bonn auf einen "heißen Herbst" gefaßt machen. Dies kündigte der Vize-Vorsitzende der IG Metall, Klaus Zwickel, am Freitag in der Oberhausener Stadthalle an. Am gleichen Tag verabschiedete der Hauptvorstand der ÖTV einen Aufruf, in dem auch die zweitgrößte deutsche Einzelgewerkschaft ihre Mitglieder zu Aktionen ermuntert. Wir veröffentlichen den ÖTV-Aufruf - gekürzt - im Wortlaut. "Immer unverblümter höhlt die Politik der Bundesregierung soziale Rechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und ihrer Gewerkschaften aus und verweigert eine gerechte Lastenverteilung zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Gruppen der Bevölkerung. Diesen Entwicklungen entgegenzutreten ist deshalb . . .Aufgabe aller Mitglieder der ÖTV.
Eklatantes Beispiel für die unsoziale Strategie der Bundesregierung sind Angriffe auf die Tarifautonomie, die zum verfassungsrechtlich geschützten Kernbereich freier gewerkschaftlicher Tätigkeit gehört. Der Beschluß der Bundesregierung vom 24. Juni 1992, durch Deregulierung in den neuen Bundesländern tarifliche Mindeststandards zu unterlaufen, ist Sprengstoff für den sozialen Frieden. Die Tarifpolitik der Gewerkschaften hat bisher in hinreichendem Maße den differenzierten Rahmenbedingungen in Ost und West Rechnung getragen. Staatliche Eingriffe in die Rechte der Tarifvertragsparteien sind eine Provokation der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und der Gewerkschaften.
Gleiches gilt für das materiell völlig unzureichende Konzept der Bundesregierung zur Pflegeversicherung und die Absicht, Aufwendungen für diesen Zweig der sozialen Sicherung durch Entlastung der Unternehmer von sozialen Kosten zu kompensieren, etwa durch Einführung von Karenztagen oder Streichung gesetzlicher Feiertage. Kranke oder Erholungsbedürftige verstärkt für Pflegebedürftige zahlen zu lassen, ist sozialpolitisch unvertretbar. Eine Einschränkung der Lohnfortzahlung werden wir . . . verhindern.
Die beabsichtigte Einführung des Karenztages darf nicht den Blick auf weitere wesentliche Mängel des Koalitionskompromisses verstellen:
- Eine Pflegeversicherung ab 1996 vertagt notwendige, sofortige Lösungen zu Lasten der Betroffenen.
- Wir fordern, nicht die Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung, sondern die höhere Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung zugrunde zu legen. Damit würden höher Verdienende stärker an den Kosten beteiligt. . .
- Die Beschränkung des Leistungsumfangs der sozialen Pflegeversicherung auf Beträge bis zu 2100,- DM monatlich wird dazu führen, daß ein großer Teil der Pflegebedürftigen nach wie vor auf Sozialhilfe angewiesen ist, da die Kosten für stationäre Pflege zur Zeit bis zu 5000,- DM monatlich betragen.
- Weitergehender Sicherungsbedarf kann nach Auffassung der Koalition durch eine freiwillige Versicherung abgedeckt werden. Hierzu ist festzustellen, daß die bereits in den Eckpunkten eines Gesundheitsstrukturgesetzes festzustellende Tendenz, den Sozialstaat so umzubauen, daß lediglich eine Grundsicherung durch die Sozialversicherung erfolgt, fortgesetzt wird. Für bereits pflegebedürftige Menschen beziehungsweise für pflegenahe Jahrgänge ist eine private Absicherung nicht möglich beziehungsweise kaum zu bezahlen.
Der Hauptvorstand der Gewerkschaft ÖTV ruft alle Mitglieder dazu auf, in den kommenden Wochen und Monaten im Rahmen dezentraler Aktionen des DGB phantasievoll für unsere Forderungen einzutreten. . .
Wir kämpfen gemeinsam für eine soziale Politik in Deutschland."
hll BONN, 10. Juli. "Die Bedeutung eines Menschen muß sich nicht in der Größe des Autos ausdrücken." Mit diesem Hinweis auf vielfach mangelnde Bescheidenheit des Bonner Parlaments hat sich der SPD-Abgeordnete Christoph Matschie aus Jena in Thüringen an Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth gewandt.
Der 30jährige Matschie regte an, den Wagenpark des Bundestags zu verkleinern und umzurüsten. Dies könne "ein Signal" sein, "daß umweltverträgliches Handeln nötig und möglich ist", schrieb er.
Der Bundestag verfügt über 98 Fahrzeuge, vorwiegend der Marken Mercedes und BMW, die den Abgeordneten für ihre Fahrten in Bonn und der näheren Umgebung zur Verfügung stehen.
Im Haushalt des Bundestags für das laufende Jahr ist nach Angaben Matschies der Kauf von 16 neuen Autos bis zum Stückpreis von 79 000 Mark vorgesehen. "Ich möchte Ihnen vorschlagen", schrieb Matschie an Süssmuth, "die Autoflotte durch umweltverträglichere Fahrzeuge zu ersetzen, die weniger Kraftstoff verbrauchen, weniger Ressourcen zu ihrer Herstellung benötigen, billiger im Anschaffungspreis sind und recycelt werden können." Als Beispiel empfahl er den Golf Diesel.
Er sei sich darüber "im klaren, daß damit die globalen Probleme nicht zu lösen sind", erläuterte Matschie sein Anliegen Journalisten. Jeder müsse aber "bei sich selbst anfangen, um etwas für unseren Planeten zu tun und mehr Bescheidenheit an den Tag zu legen". Auf die Frage, welches Fahrzeug er Helmut Kohl empfehle, sagte Matschie, auch der Kanzler solle "sich umweltverträglicher verhalten". Einen Golf wolle er Kohl nicht vorschreiben, "jedenfalls braucht er ein Auto, in dem genügend Platz ist".
Humboldt-Universität: Mutter Courage für die Nöte des Alltags
Die Damen und Herren im Senatssitzungssaal der Humboldt-Universität wirken noch immer wie örtlich betäubt, als Frau Präsidentin am Freitag den Raum zur Pressekonferenz betritt. In diesem Saal hat die Professorin Marlis Dürkop von der (West-)Berliner Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik vor knapp 24 Stunden überraschend klar das Rennen gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten und früheren Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz gemacht.
Eher müde und monoton folgt dann das Statement der 48jährigen, hier im Zentrum einer (zumindest in Teilbereichen) heruntergekommenen Alma Mater, die anderthalb Jahrhunderte lange geradezu Hochwürden unter den deutschen Universitäten war. Kernpunkte: Klärung der Personalfragen (wer bleibt von den 4600 Beschäftigten?), Klärung der Strukturen, die Finanzknappheit des Landes Berlin als Neu-Last. Nichts Unerwartetes; dies hat die über die Alternative Liste Berlins in die Politik gekommene Wissenschaftlerin in zwei Anhörungen zuvor schon gesagt. Die Journalisten stochern eher lustlos im Nebel der inneruniversitären Zukunft herum. Die Veranstaltung wird nicht beendet, sie hört einfach auf. Von Aufbruchstimmung keine Spur.
An der Traditions-Universität Unter den Linden gebe es am Tag nach der Wahl "viele fröhliche Gesichter", sagt der Vorsitzende des Konzils; das sind vor allem Gesichter aus den Reihen der Studenten und Studentinnen, die ihre Wunschkandidatin erhalten haben, ihre Mutter Courage für die Nöte des Alltags. Aber je älter die Hochschulangehörigen, um so deutlicher das Nachklingen der Frage: Haben wir es richtig gemacht? Zwischen Marlis Dürkop, Peter Glotz und dem dritten Kandidaten, dem Hausgewächs Adolf Zschunke, haben ja keine programmatischen Unterschiede eine Rolle gespielt, zumindest keine durchschlagende. Alle haben das Gute gewollt und versprochen. Es ist aus einer spezifischen Ost-West-Befindlichkeit heraus entschieden worden, immer dem Gefühl nach. Eine Entscheidung zwischen "Herz und Kopf" nennt dies ein Student, es sei um "Vater oder Mutter" gegangen, so der über Stasi-Vorwürfe gestürzte frühere Rektor Heinrich Fink; eigentlich brauche die Hochschule doch beide. Der Fall des Favoriten
Vielleicht am ehesten verständlich wird das Wahlergebnis, macht man sich auf zur Ursachenforschung für die Wahlniederlage des Peter Glotz. Da hatte ein jedenfalls im Westen (es gibt da noch Unterschiede) weithin bekannter Politprofi seinen Hut in den Ring geworfen. Er hatte von 1977 bis 1981 einen beachtlichen Wissenschaftssenator abgegeben, dialog- wie entscheidungsfreudig, verfügte über ein ganzes "Netzwerk" (Glotz über Glotz) von Beziehungen, war von Rechten wie Linken angeworben worden.
Gelegentlich stößt Imperialismus auf die Abneigung der Einheimischen. Der unheimlich jähe Abstieg des Favoriten resultiert offenkundig aus dessen Auftreten bei den Anhörungen durch das Konzil. Selbstsicher, cool und konzeptionell gewiß, aber auch wie ein Mann vom anderen Stern. Glotz versprach, alle Strömungen an der Uni bei der Wahl der drei Vizepräsidenten zu berücksichtigen; die neue Präsidentin meinte am Freitag, vielleicht sei der Konkurrent auch wegen solcher Bemerkungen gescheitert: Diese Strömungen gebe es in einer verfestigten Form überhaupt noch nicht. Angriffsfehler im Auswärtsspiel, classico.
Den universitären Mittelstand hat der Bonner Bewerber in seinen Ausführungen allenfalls beiläufig erwähnt, obwohl in diesem Bereich die größte Entlassungswelle - vor allem gegen Frauen - rollt. Die Präsidentin hat sich für Frauenforschung seit zehn Jahren engagiert; nur der Mittelbau, der im Vergleich zum Westen einen höheren Frauenanteil hat, kann der 48jährigen "Chefin" den glatten Durchmarsch im ersten Wahlgang beschert haben.
Der nach zehn Jahren Berlin-Abstinenz ortsfremd gewordene Bonner Abgeordnete hingegen redete an den verängstigten "Humboldianern" vorbei, als gebe es schon ein zusammengewachsenes Deutschland, wo alle Ängste gleich sind. Er setzte auf Effektivität pur, wie "zu Hause". Den Studenten erklärte er, daß diese Effektivität auch "ihre kalte Seite" habe, falls man mit ihm das Ziel verfolge, diese Stätte "zur bedeutendsten deutschen Universität" zu machen. Wer im Keller der sozialistischen Vergangenheit ist, will erst mal ans Tageslicht, nicht an den ehrgeizigen Himmel des Peter Glotz. "Wossi" im Haifischbecken
Der Favorit mag ein bedeutender Politologe sein, Psychologie hat Marlis Dürkop offenbar nicht nur gelernt, sondern angewandt. Seit 1991 für Bündnis 90/Grüne im Parlament und im Humboldt-Kuratorium, hat sie gegen administrative Verfügungen gestritten, auf allen Hochschulebenen. Sie kennt Studenten und Mittelbauer von Angesicht und Namen. Aus der Opposition heraus war sie sachkundige Gegenspielerin des unbeliebten Berliner Wissenschaftssenator Manfred Erhardt; diese Gegnerschaft hat ihr bei der Wahl gewiß geholfen angesichts der Befindlichkeit im Osten, wonach man dem Rollgriff aus dem Westen (auch) nach den Wissenschaftspfründen des Ostens ziemlich gnadenlos ausgeliefert sei.
Es steckt viel an Problemen des Zusammenwachsens in der Wahlentscheidung des Konzils. Womöglich wäre es eine pure Ost-West-Auseinandersetzung geworden, wäre der Chemieprofessor Zschunke als echter Humboldianer nicht ein solches Leichtgewicht gegen die Konkurrenz von "drüben" gewesen. So wurde es eine innerwestliche Entscheidung: Glotz, der lupenreine Wessi, gegen Dürkop, die klassische, um das Innenleben im Osten bemühte "Wossi".
Die Präsidentin ist mit der Wahl vom Donnerstag in ein wissenschaftspolitisches Haifischbecken gesprungen: Drei Universitäten in einer Stadt kämpfen mit Haken und Ösen um ihre Adressen. Als Linke ist Marlis Dürkop gewiß nicht gut Freund mit dem CDU-Senator Erhardt. Am Montag fängt sie an. Wie sie die Situation überleben will? Antwort an diesem Freitag: "Die Ruhe bewahren." Kleine Pause: "Oder immer wiederfinden."
WÄCHTERSBACH. Eine Wanderung nach Büdingen hat der Turnverein Wächtersbach für Sonntag geplant. Treffpunkt für alle Teilnehmer ist um 9 Uhr am Lindenplatz. Die Tour beginnt in Waldensberg und führt etwa 15 Kilometer durch den Büdinger Wald.
Endlich will Umweltminister Klaus Töpfer mit einem Anachronismus im Atomrecht aufräumen. Daß die zivile Nutzung der Atomkraft im entsprechenden Bundesgesetz als besonders förderungswürdig herausgestellt wird, so, als sei sie ein gar zartes Pflänzchen unter den baumstarken Konkurrenzenergien, ist angesichts der Lage im Strommarkt nun wirklich nicht mehr zu rechtfertigen. Die Atommeiler im Westen der Republik produzieren immerhin rund 40 Prozent des dort verbrauchten Stroms. Deswegen ist es wohlgetan, wenn die Förder-Formulierung schnellstens auf die Müllhalde der Geschichte wandert.
Mag es die Stromkonzerne auch ein wenig zwacken, daß sie technische Nachrüstungen zwecks Erhöhung der Sicherheit nun aus eigener Tasche zahlen müssen und die Deckungsvorsorge für Großunfälle mehr als die jetzt üblichen (lächerlichen) 500 Millionen Mark betragen soll, gegen diese Änderungen werden sie kaum etwas einwenden können. Zu sehr entsprechen sie dem gesunden Menschenverstand; sieht man einmal von der grundsätzlichen Problematik ab, ob mit noch so viel Geld die Verheerungen eines Super-GAUs gutgemacht werden können.
So liegt falsch, wer aus Töpfers Novelle eine grundsätzliche Änderung der Atompolitik der Bundesregierung ableiten will. Daß die direkte Endlagerung von abgebrannten Atombrennstäben nun als "Entsorgungsmöglichkeit" akzeptiert wird, ist nach dem Wackersdorf-Debakel und zur Beendigung des unsäglichen WAA-Tourismus nach La Hague und Sellafield als "Abwicklung" einer verfehlten Strategie zu werten, nicht als Kehrtwende. Man sieht: Das Atomgesetz ist kein Ausstiegsgesetz. jw
"Brand ist nur die vorläufig
letzte Stufe des Weizenkrieges,
den die irakische Regierung schon
seit einiger Zeit begonnen hat.
Wenn wir in Kurdistan in der Lage
sein sollten, uns selbst zu versorgen,
dann kann Bagdad das Embargo
nicht mehr als Waffe gegen uns
einsetzen", sagen die Bauern.
Im Senckenberg-Museum können Jungen und Mädchen ihren eigenen Dinosaurier aus Ton modellieren. Am Freitag, 17. Juli, lädt das Museum für 14 bis 17 Uhr zum Basteln und Texten ins Haus an der Senckenberganlage 25 ein. Während jüngere Kinder ihre Dinosaurier modellieren, schreiben ältere Jungen und Mädchen dazu ihre Texte. Die Aktion läuft unter dem Motto "Wir gestalten unser eigenes Museum".
Wer einen Dino töpfern will, sollte einen Schuhkarton mitbringen, Schere, Zeichenblock, Klebstoff und Papier. Gips, Ton und Pappmaché werden gestellt.
Auch für Erwachsene bietet das Museum etwas zum Thema Dinosaurier an. "Ausgerottet - Ausgestorben" heißt die Abendführung am Mittwoch, 15. Juli. Treffpunkt ist um 18 Uhr im ersten Museumslichthof. ert
Die Aussicht, daß der große Mailänder "Bestechungs-Sumpf" trockengelegt wird, ist etwas wahrscheinlicher geworden. Wochenlang veröffentlichten Zeitungen und Fernsehen beinahe täglich lange Listen, in denen die Namen korrupter Beamter genannt wurden, die "tangenti" (Schmiergeld) kassiert hatten. Gleichzeitig aber fischte die Staatsanwaltschaft auch viele Vertreter der Industrie aus dem Sumpf, die Hunderte von Lire-Millionen gezahlt hatten, um mit Sicherheit milliardenschwere Aufträge für öffentliche Bauten zu erhalten. In "Tangentopoli", wie die Mailänder selbst ihre Stadt mit bitterem Spott nennen, wurde die Frage immer dringender: Wann beginnen endlich die ersten Verfahren, damit der Skandal nicht wieder im Sande versickert?
Die Deputiertenkammer hat nun mit großer Mehrheit beschlossen, die Immunität von fünf Abgeordneten aufzuheben, damit ungehindert gegen sie ermittelt werden kann. Ihre Verhaftung läßt das Gesetz allerdings nicht zu, selbst wenn die drei Sozialisten, der Christdemokrat und der Vertreter der "Demokratischen Linken" (PDS) sich als schuldig erweisen. Einen Mammutprozeß so wie er vor Jahren gegen rote Terroristen und gegen Mafiabosse in Rom und Palermo stattfand, will der gewitzte Richter Antonio Di Pietro nicht veranstalten. Immer hübsch in handliche Päckchen verschnürt, will der aus einfachsten Verhältnissen stammende Jurist die recht verworrene Affäre zu einem klaren Ende führen. Andere natürlich sind daran interessiert, daß es nicht dazu kommt, und entwickeln eine erschreckende Aktivität.
Zunächst hat sich aus den vielfältigen Anschuldigungen in Mailand und der weiteren Umgebung ein verbissenes Hickhack zwischen den beamteten und den privaten Tatverdächtigen ergeben: Sind die tüchtigen lombardischen Bauunternehmer und Geschäftsleute von geldgierigen Parteifunktionären zur Zahlung von "tangenti" gezwungen worden? Oder haben die abgebrühten Kaufleute den ahnungslosen Stadtvätern, anfangs sogar gegen deren Willen, "bustarelle" oder gut gefüllte Kuverts zugesteckt, um unliebsame Konkurrenten für immer auszuschalten? Beide Versionen werden leidenschaftlich verfochten.
Mehr noch als die anderen "klassischen" Parteien sind die Sozialisten in Verlegenheit, weil ihr Anteil am schmutzigen Geschäft in Mailand noch größer war als der ihrer Kollegen. Anfangs verfolgte PSI-Chef Bettino Craxi die Taktik, ein strenges Gericht zu verlangen und die guten von den bösen Sozialisten zu scheiden.
Der heutige Ministerpräsident Giuliano Amato hatte die beinahe unmögliche Aufgabe, diese Auslese zu treffen und kam mit ihr deshalb nicht einmal halb zu Ende. Später schlug Craxi drohende Töne an und sprach von einer "Verschwörung der Richter gegen meine Partei und meine Familie". Peinlich, daß nicht nur Craxi-Schwager Pillitteri, ehemaliger Bürgermeister der Millionenstadt, ins Zwielicht geraten ist, sondern auch Craxi-Sohn "Bobo", der angeblich seinen Wahlkampf mit "bustarelle" finanzierte.
Italiens Sozialist Nummer 1 kämpft gegen die Zeit. Was seit über zehn Jahren noch nie geschehen war, geschieht jetzt: Die parteiinterne Opposition verlangt, er solle die Verantwortung für den Mailänder Sumpf übernehmen. Entweder habe er von den Machenschaften gewußt, oder er sei als erster PSI-Sekretär miserabel schlecht informiert. So oder so müsse er gehen. In dieser Situation wirbelt in der lombardischen Hauptstadt Staub hoch. Die Sozialisten ließen jetzt wissen, Unbekannte seien in die Büros von Bettino und Bobo Craxi eingedrungen und hätten "Akten manipuliert".
Ein grüner Abgeordneter will sogar wissen, einflußreiche Industrielle beschäftigten einen pensionierten Carabinieri-Offizier, um belastendes Material gegen den mutigen Richter Di Pietro zu finden. Sollte es gelingen, das Ansehen des vielgenannten Juristen zu untergraben, wäre auch das Verfahren zur Trokkenlegung des Mailänder Sumpfs in großer Gefahr.
HORST SCHLITTER (Rom)
ski FRANKFURT A. M. Die Deutsche Bank steigt mit 30 Prozent bei der Dachgesellschaft des Gerling-Konzerns, der Versicherungs-Beteiligungs-AG, ein. Diese strategische Weichenstellung mit wohl weitreichender Bedeutung für den Assekuranzmarkt machten die Bank und Rolf Gerling, Alleinerbe des 1991 verstorbenen Konzerninhabers Hans Gerling, gestern kurz nach Börsenschluß in einer dürren Mitteilung auf ganzen neun Zeilen bekannt. Der Versuch, Einzelheiten des Coups, über den seit Monaten wild spekuliert worden war, bis zur letzten Minute geheimzuhalten, gelang dennoch nicht. Der eine oder andere außenstehende Versicherungsmanager erwies sich schon vor der Veröffentlichung als gut informiert. Die Meinung eines Brancheninsiders: Der Deal werde den Versicherungsmarkt stärker durcheinanderwirbeln als die Verbindung zwischen der französischen AGF und der AMB-Gruppe (gestrige FR).
Zu den Motiven der Partner gibt es auch auf Nachfrage keine sehr erhellenden Informationen. Die Deutsche Bank betrachtet ihre Gerling-Beteiligung als "Finanzinvestment". Rolf Gerling braucht offenbar Geld, um die nicht geringe Erbschaftsteuer bezahlen zu können. Frühere Gerüchte, dabei gehe es um die Größenordnung von einer halben Milliarde Mark, waren vom Gerling-Konzern als "absurd" zurückgewiesen worden.
Unabhängig von diesen steuerlichen Überlegungen des Inhabers war die Gerling-Gruppe freilich erklärtermaßen auch "aus strategischen Gründen" auf der Suche nach einem Kooperationspartner für das Privatversicherungsgeschäft. Bei dem Kölner Konzern - mit für dieses Jahr erwarteten Beitragseinnahmen von mehr als zehn Milliarden Mark nach eigener Einschätzung hierzulande Branchendritter hinter dem Duo Allianz und Münchener Rück - stammen bisher etwa 85 von 100 Mark Umsatz aus dem derzeit maroden Industriegeschäft. Um das gewinnträchtige Privat-Standbein zu stärken, bietet sich die Kooperation mit einer Bank mit engem Filialnetz an.
Die Deutsche Bank ist seit 1989 mit einer eigenen Lebensversicherung am Markt; der Vertrieb läuft über die Bankfilialen. Sach- oder Unfallschutz bietet sie noch nicht an. Vor gut eineinhalb Jahren hatten das Kreditinstitut und Gerling im Anteilsverhältnis 70 zu 30 eine Firmen- Lebensversicherung speziell für die betriebliche Altersversorgung gegründet.
Das Bundeskartellamt wurde über die Beteiligung informiert. Zur wettbewerblichen Beurteilung des Vorhabens wollte sich Behördensprecher Hubertus Schön noch nicht äußern. Die Berliner sind, wie berichtet, derzeit bemüht, ein anderes Geflecht von Bank und Versicherung - Dresdner und Allianz - zu entwirren.
BERLIN.Gegen den Verkauf ihres Betriebs an die Unternehmensgruppe Treuleben & Bischof (Eching) haben Geschäftsführung, Betriebsrat und Belegschaft des renommierten ehemaligen DDR-Verlags "Volk und Welt" einstimmig Bedenken erhoben. Entgegen anderslautenden Versicherungen seien von den neuen Besitzern nur zehn Arbeitsplätze garantiert und nicht alle achtzehn; das bisherige Berliner Domizil werde als nicht geeignet und mit zu hoher Miete belastet abgelehnt; die Erwerber hätten nach eigener Aussage nur geringe Kenntnisse des Verlags; es müsse "bezweifelt werden, daß sie ein wirklich tragfähiges Konzept vorlegen können". fr
Für den Spott braucht er nicht mehr zu sorgen, der Franzosen-Premier Pierre Bérégovoy. Schließlich summiert sich der Schaden, den die heimische Volkswirtschaft durch die Blockaden der Fernfahrer nahm, zu einem Milliardenbetrag. Die Nachbarn in Europa, die von jenseits des Rheins zumal, haben denn auch ihrer Häme, ihrem Mäkeln an der kurzzeitig aufflackernden gallischen Anarchie freien Lauf gelassen. Monsieur Bérégovoy mußte es pikiert zur Kenntnis nehmen.
Das Europaparlament aber will es beim Sticheln nicht bewenden lassen: Paris solle bitte schön auch für die Schäden der Spötter aufkommen. Immerhin hat das europäische Ausland nicht bloß über das französiche Chaos gewitzelt, es hat, beispielsweise in Gestalt seiner Fuhr- und Reiseunternehmer, auch kräftige Einbußen erlitten. Und die möge Paris nun ausgleichen.
Recht so, könnte man sich freuen. Wenn Landesvater Bérégovoy seine Routiers nicht besser erziehen kann, auf daß sie zumindest fremden Bürgern freie Fahrt einräumen, dann heißt's eben: Eltern haften für ihre Kinder! Doch Paris könnte eine Gegenrechnung aufmachen. Wegen der jüngsten Streiks in Deutschland beispielsweise. Da blieb auch französische Post liegen; steckten französische Reisende wegen stornierter Züge fest. Damals spottete Europa ob des teutonischen Chaos, aber niemand bat den Kanzler zur Kasse. Die Kosten gesellschaftlicher Konflikte und politischen Versagens sind eben doch nur unter einem Posten abzuschreiben: "höhere Gewalt". mak
NIDDERAU. Ein "großes" Spielefest findet am heutigen Samstag im Nidderauer Mittelpunkt-Schwimmbad statt. Den Rahmen dazu gibt die Beach-Party der DLRG ab.
Die Nidderauer Jugendpflege lädt alle großen und kleinen Kinder ein, zwischen 14 und 17 Uhr die Großspielgeräte, etwa die Hüfkissen-Burg und Wasserspielgeräte, zu nutzen. Das Angebot wird auch dieses Jahr wieder gemeinsam mit der Kölner Spielewerkstatt und dem Personal der Jugendpflege auf die Beine gestellt.
An der Kasse werden normale Eintrittspreise verlangt. Die Schwimmbadbusse fahren zu den bekannten Zeiten aus allen Gemeinden des Schwimmbad- Zweckverbandes. Ul
Mit der Zustimmung des Bundesrates zur Korrektur der "zweiten Berechnungsverordnung" am Freitag können die Mieten für Sozialwohnungen vom 1. August an erhöht werden. Angehoben werden konkret die Pauschalen für Verwaltungs- und Instandsetzungskosten. Sie waren zuletzt Mitte 1988 heraufgesetzt worden.
Erstere steigt von derzeit 320 auf 420 Mark pro Jahr und Wohnung. Der Satz für Instandhaltungskosten richtet sich nach dem Baujahr der Bleibe. Die Erhöhung beträgt bis zu 28 Prozent.
Im einzelnen bedeutet das zum Beispiel: Bis Baujahrgang 1952 sind hier künftig per annum und Quadratmeter 20 Mark zu berappen. Für Heime, die aus den siebziger Jahren datieren, werden nun 14 Mark fällig und für die Zeit danach elf Mark.
Allerdings müssen sich die Eigentümer bei der anstehenden Erhöhung der "zweiten Miete" für Sozialwohnungen an bestimmte Fristen halten und können den Aufschlag nicht einfach stillschweigend im August ansetzen. Soll der höhere Zins vom Ersten des kommenden Monats an gelten, müssen die Bewohner spätestens am 15. Juli eine entsprechende schriftliche Benachrichtigung im Briefkasten vorfinden.
Diese muß den Aufschlag begründen und erläutern. Mieter sollten diese Informationen genau lesen und die gemachten Angaben auf ihre Richtigkeit überprüfen. Wird die Frist 15. Juli nicht eingehalten, darf erst einen Monat später die Erhöhung verlangt werden.
Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes können bei zu später Information der Mieter auch keine Nachforderungen gestellt werden, indem zum Beispiel im September auch das Aufgeld für August eingestrichen wird. Grundsätzlich läuft das nicht.
Unter einer Voraussetzung darf die Miete allerdings auch ohne fristgerechte Benachrichtigung erhöht werden: Wurde im Vertrag eine sogenannte Gleitklausel vereinbart, gilt immer die preisrechtlich zulässige Miete. Das bedeutet, der Zins kann zum 1. August angehoben werden, egal wann die Information ins Haus flattert. Dies bedeutet, daß auch Nachzahlungen für den Fall zulässig wären, daß der Eigentümer erst im September erstmals die höhere Umlage berücksichtigt. cri
Polizei fragt: Wer kennt dieses Fahrrad
DIESES FAHRRAD der Marke "Kolbe" mit blauem Rahmen und einem auffälligen weißen Korb auf dem Gepäckträger dürfte nach den bisherigen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Fund des immer noch nicht identifizierten Toten stehen, der am Donnerstag mit Kopfverletzungen in einem Waldstück an der B 8 zwischen Hanau und Kahl entdeckt worden war. Das nur wenige Meter von dem Leichnam, bei dem es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Polen handelt, aufgefunden Rad hat einen 28- Zoll-Reifen eines polnischen Herstellers. Die Polizei fragt, wer ein solches Fahrrad gesehen hat oder wer Angaben zur Herkunft des Rades machen kann. Hinweise erbittet die Polizei unter der Rufnummer 06181/100-470 oder jede andere Polizeidienststelle.
(FR-Bild: Polizei Hanau)
WEILROD. Ausrangierte Kühlschränke können am Freitag, 24. Juli, entsorgt werden. Die Abholung muß bis 17. Juli bei der Gemeinde, Tel. 8 66, angemeldet werden. Die Geräte sind am Abholtag ab 6 Uhr bereitzustellen. cn
Am frühen Donnerstag morgen bemerkte ein 30jähriger Mann, daß sein in der Fellnerstraße im Westend geparktes Auto von einem ihm unbekannten Mädchen durchwühlt wurde. Er zog die etwa 17jährige, die laut zu schreien begann, aus dem Wagen.
Plötzlich standen neun weitere Jugendliche um den Mann herum, schlugen und traten ihn und rannten dann weg. Gestohlen wurde aus dem Wagen nach Angaben der Polizei offenbar nichts. ing
In der Wohnung eines 22jährigen fand die Polizei am Donnerstag abend die Ringe, die der Mann zuvor in einem Kaufhaus gestohlen hatte. Der Detektiv des Kaufhauses in der Taunusstraße hatte den Mann dabei beobachtet, wie er den Schmuck aus einer Vitrine nahm.
Bei seiner Festnahme setzte sich der Mann nach Angaben der Polizei zur Wehr und wurde in Handschellen abgeführt. ing
NIDDA. Unbekannte brachen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in ein Sportheim am Ortsrand von Wallernhausen ein.
Die Täter entwendeten nach Polizeiangaben Süßigkeiten, Getränke und Pappgeschirr.
Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Friedberg, Telefonnummer 0 60 31/60 10, entgegen. ub
Fahrerflucht beging der bislang unbekannte Fahrer eines Mercedes 230 E am frühen Freitag morgen gegen 4.10 Uhr, nachdem er mit seinem Wagen in der Wielandstraße gegen einen dort abgestellten Porsche geprallt war. Die Sportkarosse wurde nach Angaben der Polizei durch den Aufprall gegen einen geparkten Mercedes geschoben, der wiederum auf einen auch am Straßenrand stehenden VW gedrückt wurde.
Der Mercedes war in der Nacht zum Donnerstag im Dornbusch gestohlen worden. Zeugen, die Hinweise zu dem flüchtigen Fahrer des Wagens geben können, werden gebeten, sich mit dem Verkehrsunfalldienst unter der Telefonnummer 069 / 25 61 10 in Verbindung zu setzen. ing
Im Blickpunkt: US-Demokraten Blues Brothers im Aufwind
Sie kommen aus der gleichen Generation: Vietnam und Rock 'n' Roll. Beide besuchten sie Elite-Universitäten. Und ihre Frauen sind mehr als nur der familiäre Hintergrund für den nächsten Fototermin. Die Rede ist von Bill Clinton und Albert Gore, dem demokratischen Kandidaten-Gespann für das Amt des US-Präsidenten und dessen gerade vorgestellten Stellvertreter. Der Gouverneur aus Arkansas und der von ihm am Donnerstag zum "running mate" - seinem möglichen Vize- Präsidenten - auserkorenen Senator aus Tennessee sind das jüngste Duo, das sich je auf den Weg ins Weiße Haus machte. Mit dem 44jährigen Albert Gore hat der nur um 19 Monate ältere Clinton gegen die Wahlkampfstrategie des sogenannten "balanced ticket", des regional und ideologisch ausbalancierten Kandidaten-Duos verstoßen. Statt dessen soll ihm Gore dort helfen, wo die Wahlen diesmal gewonnen werden: in den Bundesstaaten des Südens und in den Vorstädten.
Im Süden rechnen große Teile der Bevölkerung Gore seinen Kriegsdienst in Vietnam hoch an. In ihren Augen hatte sich Clinton vor dem Vietnamkrieg gedrückt. In "Suburbia" gilt Gores Umweltbewußtsein als schick - wo doch Clintons Umweltpolitik als Gouverneur des industrieverschmutzten Arkansas einiges zu wünschen übrig ließ. Überdies bringt Gore mit seiner 15jährigen Kongreß-Karriere sowie als Vorsitzender eines verteidigungspolitischen Parlamentsausschusses auch noch jene Washingtoner- und sicherheitspolitische Expertise mit ein, die Clinton als Gouverneur von Arkansas, mit nur 2,5 Millionen Einwohnern, fehlt.
Von den Medien in seinem Wettstreit um das Amt des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers 1988 bereits gründlich abgeklopft, ist Gore heute "skandalsicher". Im Gegenteil, mit seiner Frau Tipper und seinen vier Kindern kann Gore dem Vize- Präsidenten Dan Quayle sogar in der gegenwärtigen Diskussion um die sogenannten "Familienwerte" Konkurrenz machen. Als Tipper Gore 1985 vor dem Kongreß dafür eintrat, Warnschilder auf Rockschallplatten mit obzönen Texten anzubringen, schalt Rockmusiker Frank Zappa sie noch eine "kulturelle Terroristin". Inzwischen gilt Frau Gores Eintreten für den Schutz der traditionellen Familie jedoch längst als politisches Plus in einem Wahlkampf, in dem die Republikaner mangels wirtschaftlicher Erfolge auf eine Diskussion über konservative Werte auszuweichen versuchen. Anhänger der Demokraten sehen den im Wahlkampf üblichen Fernsehdebatten Al Gores mit Vize-Präsident Dan Quayle schon mit Freuden entgegen. In den Augen der Wahlkampfberaterin Susan Estrich beweist der jugendliche Senator aus Tennessee, "daß man gut aussehen und intelligent sein kann", wie sie mit einem unmißverständlichen Seitenhieb auf Bushs Vize bemerkte.
"Die Zeit für eine neue Generation an der Spitze der Vereinigten Staaten von Amerika ist gekommen", urteilt Al Gore über sich und Clinton. Die bisher regierenden republikanischen Politiker sind noch in der Vorkriegszeit geboren. "Mit dunklen Sonnenbrillen, Hüten und Mr. Clintons Saxophon", so schrieb das Wall Street Journal, "könnten die beiden gleich als Blues Brothers auftreten." Wenn diese Besetzung beim Parteitag in New York in der nächsten Woche noch den richtigen Hit-Song findet, werden sich George Bush und der unabhängige Präsidentschaftskandidat Ross Perot auf einen harten Wahlkampf gefaßt machen müssen.
ROLF PAASCH (Washington)
Die Bürger in Nieder-Eschbach können in einem Wettbewerb mitentscheiden, wie ihr zukünftiger Stadtpark aussehen wird. Der Bürgerwettbewerb des Umweltdezernats dauert noch bis zum 20. September. Die Teilnehmer können beispielsweise vorschlagen, welche Pflanzen dort wachsen sollen und was das Erholungsgebiet für Unternehmungslustige alles bieten könnte. Alle Darstellungsformen bei den Vorschlägen sind erwünscht: Fotografieren, Schreiben, Zeichnen oder Basteln.
Der Stadtpark soll auf einem bis zu 150 Hektar großen Gelände entstehen, das im Nordwesten an die Autobahnen A 5 und A 661 grenzt und sich bis zum Harheimer Weg bei Bonames erstreckt.
Weitere Informationen sind erhältlich beim Umweltamt, Abteilung Umweltplanung, Philipp-Reis-Straße 84, Stichwort "Stadtpark Nieder-Eschbach". wob
HOCHHEIM. Wer Lust hat, eine kleine Mauer abzureißen und Wegeplatten aus dem Boden zu hebeln, kann heute um 10.30 Uhr zur Evangelischen Kirchengemeinde in die Burgeffstraße 5 kommen.
Für Vorbereitungsarbeiten zum Umbau des Kindergartens werden noch freiwillige Helfer gesucht. Werkzeuge sollten mitgebracht werden. Nach getaner Arbeit werden die Hobby-Handwerker mit einem Imbiß und Getränken entlohnt. gre
Wohnsitzloser Einbrecher von der Polizei gestellt
NEU-ISENBURG. Einen 32jährigen Einbrecher konnte die Polizei am Donnerstag abend stellen und vorläufig festnehmen, nachdem eine aufmerksame Zeugin Alarm geschlagen hatte. Der Mann hat keinen festen Wohnsitz. Die Beamten kamen genau in dem Moment zu dem Haus in der Wilhelm-Leuschner- Straße, als der Mann mit einer gefüllten Plastiktüte das Anwesen verlassen wollte. In der Tüte waren Fotokameras mit Zubehör, ein Telefon und weitere Gegenstände. fra
Ein 28jähriger Mann hat zugegeben, daß er in der Nacht zum Freitag eine Tankstelle an der Friedberger Landstraße überfallen wollte, die in den vergangenen zweieinhalb Wochen bereits zweimal beraubt worden war. Er war gegen 0.15 Uhr von der durch einen Zeugen alarmierten Polizei in einem Gebüsch hinter der Tankstelle entdeckt und festgenommen worden: Ausgestattet war er mit einer Schreckschußpistole, einer Strumpfmaske und Handschuhen.
Ob er auch für die anderen beiden Überfälle auf die Tankstelle am 22. Juni und am 8. Juli verantwortlich ist, blieb am Freitag noch offen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurden verschiedene Handtaschen gefunden. Die Polizei vermutet, daß sie die Beute von Raubüberfällen sind. ing
BIRSTEIN. Wer hat Dokumente aus der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Birstein? Die Brandschützer wollen im nächsten Jahr das 110. Jubiläum ihres Vereins feiern und sind deshalb an Informationen aus alten Zeiten interessiert. Für die Festschrift suchen die Feuerwehrhistoriker noch alte Fotos, Zeitungsberichte und andere Unterlagen von anno dazumal. Der Vorstand benötigt diese Dokumente nur kurzfristig, um Kopien anzufertigen. lex
WIESBADEN. Über die Strukturkommission für die zukünftige Entwicklung der hessischen Hochschullandschaft, die im September ihre Arbeit aufnehmen soll, ist eine heftige Diskussion entbrannt. Hochschulpräsidenten und die Oppositionsparteien CDU und FDP im Wiesbadener Landtag haben in scharfer Form Kritik an der Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) übten.
Durch die gewollte Besetzung der Kommission nur mit außerhessischem Sachverstand fühlen sich einige der hessischen Universitäten und Fachhochschulen übergangen, an den Rand gedrängt und von den Entscheidungen über die künftigen Weichenstellungen in Forschung und Lehre ausgeschlossen. Ministerin Mayer ließ diese Kritik von ihrem Sprecher inzwischen zurückweisen. "Natürlich können die hessischen Hochschulen ihre eigenen Vorstellungen entwikkeln. Wir haben sie sogar aufgefordert bis Mitte August Vorschläge einzubringen, mit denen sich die Kommission dann befassen wird."
Nach der offiziellen Präsentation des Kommissionsvorsitzenden Karl Peter Grotemeyer, einem anerkannten Wissenschaftler, der auch Rektor der Universität Bielefeld und Vorsitzender der nordrhein-westfälischen Rektorenkonferenz ist, meldeten sich die Kritiker aus dem Hochschulbereich zu Wort. Der Marburger Universitätspräsident Dietrich Simon fühlt sich in eine "nachgeordnete Dienststelle des Ministeriums" versetzt, der Frankfurter Uni-Präsident Klaus Ring nach öffentlich wiedergegeben Äußerungen "wie ein Schulbub" behandelt. Der Präsident der Technischen Hochschule Darmstadt, Helmut Böhme, spricht von einem "spätabsolutistischen Vorgehen" des Ministeriums.
Die Oppositionsparteien in Wiesbaden ziehen in ihrer Kritik mit. "Statt Hochschullehrer aus anderen Bundesländern zu fragen, was für Hessen richtig sei, sollte sich die zuständige Ministerin zunächst einmal mit den Einschätzungen und Empfehlungen der eigenen hessischen Hochschullehrer auseinandersetzen", meinte die hochschulpolitische Sprecherin der FDP, Ruth Wagner. - Die Vorsitzende des CDU-Arbeitskreises Wissenschaft und Kunst, Heide Degen, bezeichnete das Vorgehen der Wissenschaftsministerin als "Affront gegenüber der Führung der hessischen Hochschulen". Degen wertete die Mayer-Entscheidung als "Zeichen erschreckender Konzeptionslosigkeit". Die Ministerin habe den "hessischen Hochschulrepräsentanten den Stuhl vor die Tür gesetzt", sagte die Christdemokratin, die Mayers Vorgehen als eine "Mißtrauenserklärung gegenüber den hessischen Hochschulpräsidenten" ansieht.
Mayer-Sprecher Reinhart Raack weist die Vorwürfe gegen das Ministerium und die Ministerin zurück. Er erinnert an eine gemeinsame Sitzung aller Präsidenten und Rektoren der Universitäten und Fachhochschulen des Landes. In diesem Treffen am 15. Juni im Wiesbadener Ministerium sei es fast ausschließlich um die Strukturkommission, ihre Aufgaben und ihre Besetzung gegangen. Dabei habe die Ministerin in aller Ausführlichkeit, so Raack, ihre Vorstellungen ausgebreitet und die Universitäten und Fachhochschulen zur Mitarbeit aufgefordert.
Das Protokoll dieser Sitzung weise einen eindeutigen Schlußsatz auf: "Präsidenten und Rektoren erklären sich mit Verfahren und Aufgabe der Stukturkommission einverstanden". Dabei fehlte allerdings Hauptkritiker Böhme aus Darmstadt.
Der hatte gegenüber einer Zeitung die mangelnde Transparenz der Mayer-Entscheidungen beklagt. Böhme machte den Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, Bernd Kummer, für Informationsdefizite und mangelnde Beteiligung der Hochschulen bei wichtigen Entscheidungen verantwortlich. Kummer soll es gewesen sein, der der Ministerin, die selbst Professorin an der TH Darmstadt war, zu stärkerer Kontrolle der Hochschulen geraten habe. Raack kontert diese Vorwürfe mit dem Hinweis darauf, daß er die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, daß "Böhme es irgendwann überwinden wird, daß ihn niemand zum Staatssekretär im Wiesbadener Wissenschaftsministerium machen wollte". Der Darmstädter Hochschulpräsident habe sich mehrfach für Posten im Wiesbadener Ministerium ins Spiel gebracht, heißt es in der Landeshauptstadt.
Während die SPD-Fraktion die Attakken auf die Wissenschaftsministerin zurückweist und es ausdrücklich begrüßte, "daß außerhessischer Sachverstand herangezogen wird, um Vorschläge zur Weiterentwicklung der Hochschul- und Wissenschaftslandschaft zu erarbeiten", werden im Regierungslager intern auch Zweifel geäußert, ob es geschickt war, angesichts der Sensibiltitä und der Eitelkeit der Hochschulen in der Kommission ganz auf die Mitarbeiter der Wissenschaftstempel im eigenen Lande zu verzichten.
Anita Breithaupt, Hochschulsprecherin der SPD, weist solche Zweifel mit einem Vergleich aus der Wirtschaft zurück: "Schließlich beauftragt ein Unternehmen auch nicht seine eigenen Manager, um Vorschläge für eine grundlegende Marktanpassung der Firma vorzulegen". Das bedeute jeodch nicht, so Breithaupt, daß eine "gedeihliche Zusammenarbeit und kritische Begleitung der Arbeit durch die Präsidenten und Rektoren der hessischen Hochschulen nicht unabdingbar und wünschenswert ist", sagte sie.
MICHAEL GRABENSTRÖER
Bauministerin Schwaetzer handelte sich gestern im Bundesrat eine Schlappe ein. Ihre Vorschläge zur Änderung des Mietrechts fielen gleich in Serie durch. Besonders pikant: Der Vertreter des CSU-Landes Bayern half bei der Demontage des Regierungsentwurfs kräftig mit.
In der Länderkammer hat die Liberale keine Mehrheit. Dem steht eine große Koalition aus SPD, CSU und Grünen entgegen. Die Bauministerin rührt dies kaum. Das Paket, das Mieterhöhungen halbherzig eindämmen, den Werkswohnungsbau beschleunigen und Maklerprovisionen beschneiden will, bedarf nicht der Zustimmung des Bundesrates. Bleibt das Muskelspiel der CSU auf die zweite Gesetzgebungskammer beschränkt, können die markigen Worte aus Bayern als Schmierentheater abgetan werden.
So leicht sollten es sich die Christlichsozialen nicht machen. In München ist die Lage am Wohnungsmarkt noch angespannter als in anderen westdeutschen Ballungsräumen. Wie sehr Wohnungen zum Spekulationsobjekt verkommen sind, unterstreicht das Ende Juni ergangene Urteil des gemeinsamen Senats der höchsten deutsche Gerichte zur Umwandlung von Altbauten. Innerhalb von nur fünf Tagen wurde in München die Umwidmung von 1289 preiswerten Bleiben in teuer losschlagbare Eigentumswohnungen beantragt. Die CSU verspricht Abhilfe. Doch Irmgard Schwaetzer und ihre Parteifreundin im Bonner Justizministerium sehen keinen Handlungsbedarf.
Im Kabinett könnte CSU-Chef Waigel Überzeugungsarbeit leisten. Spätetens bei der Abstimmung im Bundestag wird offenbar, was dran ist an der Mieterpartei CSU. ptz (Bonn)
Das Wetter
Wetterlage Auf der Rückseite eines gewittrigen Tiefausläufers fließt von Westen kühle Meeresluft ein, die unter schwachen Zwischenhocheinfluß kommt, bevor in der Nacht zum Sonntag erneut ein Tiefausläufer auf Deutschland übergreift. Vorhersage bis Sonntag früh Anfangs im Osten und Süden stark bewölkt und noch etwas Regen oder Schauer. Im Tagesverlauf hier wie schon im Westen sich auflockernde Bewölkung mit einzelnen Aufheiterungen und kaum Schauer. Höchsttemperaturen 17 bis 23 Grad. In der Nacht von Westen her zeitweise Regen. Tiefstwerte 12 bis 17 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus westlichen Richtungen.
Weitere Aussichten bis Montag Am Sonntag zunächst zeitweise Regen, später von Westen Wetterbesserung. Am Montag wolkig mit Aufheiterungen und meist trocken. Pollenflugvorhersage In Hessen wird in den kommenden Tagen starker Flug von Gräser-, Ampfer- und Nesselpollen erwartet. Außerdem muß mit sehr starkem Flug von Pilzsporen gerechnet werden. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Aberdeen, wolkig 18 Ajaccio, leicht bewölkt 24 Algier, leicht bewölkt 32 Amsterdam, stark bewölkt 19 Ankara, leicht bewölkt 20 Antalya, leicht bewölkt 36 Athen, leicht bewölkt 29 Barcelona, stark bewölkt 22 Belgrad, leicht bewölkt 26 Bordeaux, stark bewölkt 20 Bozen, wolkig 23 Brest, stark bewölkt 18 Brüssel, bedeckt 18 Budapest, Regen 18 Bukarest, leicht bewölkt 25 Casablanca, wolkig 23 Dublin, stark bewölkt 17 Hammerfest, wolkig 12 Helsinki, wolkig 22 Innsbruck, wolkig 19 Istanbul, wolkig 25 Kairo, leicht bewölkt 40 Kopenhagen, leicht bewölkt 25 Larnaka, leicht bewölkt 31 Las Palmas, wolkig 23 Lissabon, leicht bewölkt 24 Locarno, wolkig 20 London, stark bewölkt 20 Madrid, wolkig 26 Malaga, leicht bewölkt 31 Mallorca, wolkig 25 Moskau, leicht bewölkt 23 Neapel, wolkig 26 Nizza, stark bewölkt 23 Oslo, Regenschauer 15 Ostende, stark bewölkt 17 Palermo, wolkig 25 Paris, Regen 17 Peking, stark bewölkt 25 Prag, stark bewölkt 25 Reykjavik, stark bewölkt 8 Rom, wolkig 24 St. Petersburg, leicht bewölkt 19 Stockholm, wolkig 23 Tel Aviv, wolkenlos 28 Tokio, Regenschauer 27 Tunis, leicht bewölkt 32 Varna, wolkig 23 Venedig, wolkig 25 Warschau, leicht bewölkt 26 Wien, stark bewölkt 23 Zürich, wolkig 22
Deutschland Ort Wetter Grad
Aachen, stark bewölkt 18 Arkona, wolkig 22 Augsburg, wolkig 18 Berlin, wolkig 27 Bremen, stark bewölkt 23 Brocken, Gewitter 15 Cottbus, wolkig 27 Cuxhaven, wolkig 21 Dresden, leicht bewölkt 24 Düsseldorf, wolkig 23 Emden, stark bewölkt 23 Erfurt, bedeckt 22 Feldberg/Schw., in Wolken 10 Feldberg/Ts., wolkig 18 Fichtelberg, wolkig 16 Frankfurt/M., wolkig 23 Freiburg, wolkig 23 Freudenstadt, stark bewölkt 17 Garmisch, stark bewölkt 17 Görlitz, wolkig 22 Greifswald, stark bewölkt 29 Hamburg, wolkig 23 Hannover, wolkig 23 Helgoland, leicht bewölkt 19 Hof, wolkig 21 Karlsruhe, wolkig 25 Kassel, stark bewölkt 20 Kempten, wolkig 18 Köln-Bonn, stark bewölkt 20 Konstanz, wolkig 22 Leipzig, wolkig 27 Lübeck, wolkig 26 Lüchow, wolkig 28 Magdeburg, stark bewölkt 28 Mannheim, wolkig 24 Mühldorf, Regen 18 München, bedeckt 18 Münster/Osnabrück, leicht bewölkt 24 Neubrandenburg, wolkig 28 Norderney, wolkig 22 Nürnberg, stark bewölkt 21 Oberstdorf, wolkig 17 Öhringen, Regen 18 Passau, bedeckt 15 Regensburg, bedeckt 20 Rostock, wolkig 25 Saarbrücken, Gewitter 20 Schleswig, stark bewölkt 21 Schwerin, wolkig 28 Stuttgart, Gewitter 19 Sylt, wolkig 20 Trier, wolkig 20 Wasserkuppe, stark bewölkt 16 Wittenberg, leicht bewölkt 28 Würzburg, stark bewölkt 20 Zugspitze, in Wolken 1
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.
Sonnenaufgang 5.29 Uhr
Sonnenuntergang 21.33 Uhr
Mondaufgang 19.10 Uhr
Monduntergang 2.19 Uhr
BRASILIA, 10. Juli (KNA). In den brasilianischen Indianergebieten ist es in den letzten Wochen zu einer zunehmenden Zahl von Konflikten zwischen Eingeborenen und Zuwanderern gekommen. Im Amazonas-Staat Rondonia sei dabei zu Monatsbeginn ein Holzfäller von einem Indianer mit Pfeil und Bogen erschossen worden, teilte der kirchliche Indianer-Missionsrat CIMI am Freitag in Brasilia mit. Die beiden Brüder des Holzfällers seien nur knapp dem Tod entgangen. Die drei Männer hätten seit mehreren Monaten Holz aus dem im Oktober vergangenen Jahres abgegrenzten Reservat der Uru-eu-wau-wau-Indianer abtransportiert.
Nach Angaben des Indianer-Missionsrates haben Farmer und Holzfäller seit Beginn der 80er Jahre das Gebiet der Uru-eu-wau-wau besiedelt. Auch nach der Abgrenzung des Reservates seien diese Zuwanderungen nicht gestoppt worden. Der Angriff auf die Holzfäller sei eine "erneute Warnung, daß die Uru-eu- wau-wau-Indianer, die in freiwilliger Isolation leben, nicht länger bereit sind, weitere Invasionen hinzunehmen", erklärte der der Brasilianischen Bischofskonferenz nahestehende CIMI.
Wie aus der CIMI-Erklärung hervorgeht, flammten auch im Bundesstaat Maranhao die Konflikte zwischen Indianern und Zuwanderern wieder auf. So seien im Reservat der Guajajara-Indianer in der letzten Woche sieben Eingeborene von Zuwanderern als Geiseln genommen worden. Die Zuwanderer hätten als Bedingung für ihre Freilassung die Zusicherung verlangt, Schadensersatz zu erhalten, wenn sie zum Verlassen ihrer Siedlungen gezwungen werden sollten. Die Geiselnahme sei zwar am 3. Juli beendet worden, die rund 3000 Siedler hielten sich aber noch immer im Indianergebiet auf. Gegenwärtig würden die Guajaja-Indianer unter Druck gesetzt, die Anwesenheit der Siedler hinzunehmen. Den Eingeborenen werde eine andere Region als Ersatz angeboten. Selbst wenn die Indianer diesem Handel zustimmen sollten, sei damit noch kein Ende der Konflikte abzusehen, glaubt der CIMI. Gemäß der brasilianischen Verfassung stehe ihnen jederzeit das nicht abtretbare Recht zu, ihr Gebiet zurückzufordern.
Noch keine endgültige Entscheidung ist im "Fall Penksa" gefallen. Die beiden Bundesligisten Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen, die am Donnerstag mit Schlichter Wolfgang Klein beim DFB darüber berieten, für welchen Verein der CSFR-Junioren-Nationalspieler Marek Penksa spielen wird, vertagten das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt.
Bis Mitte nächster Woche sollen sich die Vereine einigen, meinte Klein, der frühere Präsident des Hamburger SV. "Es war wie beim Güte-Termin, ein reiner Meinungsaustausch. Beide Parteien können sich Gedanken machen", sagte Eintracht- Geschäftsführer Reiner Schäfer.
Der 19 Jahre alte Penksa besitzt bei beiden Bundesligisten einen Vertrag, hat aber unmißverständlich erklärt, für die Eintracht spielen zu wollen. Den Kontrakt in Leverkusen hat allerdings Penksas Vater - Marek war seinerzeit noch nicht volljährig - unterschrieben, allerdings ist die Unterschrift beider Elternteile erforderlich gewesen. Ein Termin vor dem Amtsgericht in Leverkusen ist für Anfang August angesetzt. kil
Kleine FR
Bücherei macht Sommerpause HOCHHEIM. Auch Bibiotheks-Angestellte wollen in den wohlverdienten Sommerurlaub fahren. Deswegen bleibt die Stadtbücherei in der Zeit vom 20. Juli bis zum 1. August geschlossen. Rentenberatung HOFHEIM. Wer Fragen zur Arbeiterrentenversicherung hat, kann am Donnerstag, 16. Juli von 9 bis 12 Uhr ins Zimmer 2 im Erdgeschoß des Rathauses kommen.
HANAU. Bei einem Unfall auf der Aschaffenburger Straße ist am Donnerstag gegen 21.45 Uhr Sachschaden in Höhe von 4000 Mark entstanden.
Ein Autofahrer war aus einem Grundstück herausgefahren und hatten einen auf der Bundesstraße in Richtung Wolfgang fahrenden Wagen übersehen. are
LANGEN. Seit fast 100 Jahren ist er im Langener Erdreich verwurzelt: nun wurde der Mammutbaum in die Naturdenkmalliste des Kreises Offenbach aufgenommen. Damit steht der rund 25 Meter hohe Baum, der genau auf der Grenze zwischen der Odenwaldstraße 6 und Bahnstraße 128 steht, unter Naturschutz.
Der Baumriese, der eigentlich in der Sierra Nevada zu Hause ist, hat einen Umfang von 4,30 Meter. Seine Krone mißt im Durchmesser 12,15 Meter, seine Rinde ist zehn Zentimeter dick. fra
Durch die Mithilfe eines Zeugen sind am Donnerstag nachmittag zwei Männer festgenommen worden, die tags zuvor eine 70jährige Frau überfallen und ihr die Handtasche geraubt hatten, in der sich 500 Mark befanden. In der Brönnerstraße hatten die beiden, ein 25jähriger und ein 28jähriger, der Frau die Handtasche entrissen und waren geflüchtet. Von dem Zeugen war der Überfall beobachtet worden: Gemeinsam mit der Frau war er den Männern gefolgt, hatte aber am Eschenheimer Tor ihre Spur verloren.
In seiner Mittagspause machte sich der 39jährige am Donnerstag gegen 13 Uhr erneut auf die Suche nach den Tätern und entdeckte die beiden, die in der Innenstadt in Richtung Katzenpforte unterwegs waren. Über sein Autotelefon alarmierte er die Polizei und beobachtete die beiden Männer bis zum Eintreffen einer Streife. ing
Gerhard Heinze, Geschäftsführer des CDU-Kreisverbands Stuttgart, ist sich gewiß: "Über kurz oder lang wird sich dieser Gesprächskreis verteilt übers ganze Land installieren." Die Themen, meint Heinze, sind überall gleich, das Bedürfnis, über sie zu reden, enorm. Anrufe bekommt Heinze von überall, und viele Teilnehmer jener Runde, die da am Donnerstag abend im Stuttgarter "Ratskeller" hinter verschlossenen Türen beieinandersaß, haben ihm nachher versichert, das sei "die beste CDU-Veranstaltung seit Jahren" gewesen.
Was die einen als persönlich-politischen Rettungsanker empfinden, nämlich eine Sammlungsbewegung der Konservativen in der baden-württembergischen CDU, das erscheint anderen als ernst zu nehmendes Krisensymptom oder gar, wie dem CDU-Bundestagsabgeordneten Otto Hauser, als "das Ende der Volkspartei CDU und die Einkehr italienischer Verhältnisse". Dort hatte man sich daran gewöhnt, daß die Christlichen Demokraten aus neun "correnti" (Strömungen) bestanden, die oft mehr gegen- als miteinander arbeiteten. Die deutsche Schwesterpartei hat dergleichen zu vermeiden gewußt, wenngleich manchmal, wie ein Mitarbeiter des baden-württembergischen Regierungschefs Erwin Teufel meint, unter Einsatz von "Brachialgewalt".
Nun scheint auch das nichts mehr zu nützen. Zwar ist am Donnerstag abend noch einmal das größte Übel in Gestalt der Gründung eines konservativen Forums ausgeblieben. Das größte Verdienst daran hat übrigens ausgerechnet Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder, der gegen seine Neigung und unter dem Druck etablierter Parteifreunde dann doch vor der äußersten Provokation zurückschreckte - im Ergebnis hat der populäre rechte Flügelmann der CDU im Ländle mit seinem Auftritt eher abgewiegelt.
Behält aber Heinze mit seiner Prognose langfristig recht, ist die Bedrohung für die alarmierte Parteiführung durch eine dezentral auftretende Gruppierung unzufriedener Konservativer kaum geringer. Angestoßen durch die Pleite bei der Landtagswahl, das erzwungene Zusammengehen mit der SPD, den Bundestagsbeschluß zur Fristenlösung beim § 218 und die Abgrenzungsprobleme mit den "Republikanern" formiert sich in der CDU der in Baden-Württemberg traditionell starke rechte Flügel. Trotz heftiger Seelenmassage durch die CDU-Fraktionsspitze haben sich laut Heinze bereits sieben Landtagsabgeordnete zu dem "wertkonservativen Gesprächskreis" und seinen Anliegen bekannt. Letztere bestehen Heinze zufolge in dem Bemühen, die "christlich-abendländischen Werte" in der CDU wieder stärker zu betonen. Auf Nachfrage nennt der Geschäftsführer hier außer Anstand und Fleiß vor allem die "Würde" - die ihrerseits beim Menschen das Verlangen nach gerechter Behandlung hervorrufe. Grob ungerecht ist es aber - "und solche Dinge schätzt der Bürger nicht" -, wenn Asylbewerber Sozialhilfe mehrfach kassieren oder gar staatliche Unterstützung bekommen und nicht einmal in Deutschland leben. "Damit", weiß Heinze, der eine Gesellschaft ohne ethische Werte "früher oder später zerreißen" sieht, "holen die ,Republikaner' Stimmen, und da muß die CDU einsteigen."
Vorerst begnügt man sich also damit, in möglichst vielen Kreisverbänden ähnliche "offene Gesprächskreise" wie in der Landeshauptstadt einzurichten. Allerdings, es soll auch koordiniert werden. In der Stuttgarter Keimzelle des Ganzen sind ein pensionierter Bosch-Manager und ein Baulöwe ins Sprecher-Quartett berufen worden. Heinze will mithelfen - was er nicht (hören) will, sind Spaltungsvorwürfe ausgerechnet von Leuten aus der Jungen Union, "die noch gar nichts geleistet haben".
Indessen droht Gruppenbildung nicht allein vom gerade noch einmal gezähmten Mayer-Vorfelder und dessen "Ratskeller"-Zirkel. Wenn am Montag der CDU-Landesvorstand zusammenkommt, dürfte für Gesprächsstoff auch die Initiative des Göppinger Bundestagsabgeordneten Claus Jäger sorgen, der die "christlich-konservativen Stammwähler" der CDU um sich scharen will - jene, die drauf und dran sind, die Partei zu verlassen. Um sie müsse sich die CDU verstärkt kümmern, schrieb Jäger an seinen Bundestagskollegen Volker Kauder, der in Baden-Württemberg als ehrenamtlicher CDU-Generalsekretär fungiert. Wer das immer noch nicht begriffen habe, der beweise "eine auch für Spitzenfunktionäre außergewöhnliche Blindheit". Kauder indessen will Kurs halten. Denn: "Es darf keine institutionalisierte wertkonservative Gruppe innerhalb der CDU geben, die binnen kurzem einen Reflex auf dem linken Flügel nach sich zöge." Atomisierung, sagt Kauder, "werde ich nicht dulden."
PETER HENKEL (Stuttgart)
Rund 40 junge Menschen aus Papua- Neuguinea treten im Freibad Eschersheim am Samstag, 11. Juli, auf. Die Gästegruppe macht auf der Durchreise nach Spanien für einen Tag Station in Frankfurt.
Bei dieser Gelegenheit - etwa gegen 15 Uhr - werden die Besucher Ausschnitte aus ihrem musikalisch-tänzerischen Programm vorführen, das sie für die Welt-Ausstellung in Sevilla vorbereitet haben. Am Sonntag reisen sie weiter nach Spanien. tom
Der Federation Cup in Frankfurt steht unter dem Motto "Mannschaftsgeist zeigen." Ganz im Sinne dieses "Wir- Gefühls", das die 32 Teams bei der am Montag beginnenden Tennis-Mannschaftsweltmeisterschaft der Frauen in dieser klassischen Individualsportart demonstrieren sollen, legte sich Steffi Graf am Freitagnachmittag für ihre Sportkameradinnen mächtig ins Zeug. Erbost zeigte sie dem Fernsehteam beim Stelldichein der deutschen Mannschaft im Hotel Burkartsmühle in Hofheim im wahrsten Sinne des Wortes die kalte Schulter. "Unmöglich finde ich das, gar nicht gut." Mit Grausen wandte sich die viermalige Wimbledon-Siegerin vom Mikrophon ab, weil sie alleine Rede und Antwort stehen mußte, während Anke Huber, Barbara Rittner und Sabine Hack im grellen Scheinwerferlicht lediglich die Staffage für die Nummer 1 abgeben mußten. Schließlich hatte sie kurz zuvor das Gemeinschaftsgefühl beschworen. "Es ist schon etwas besonderes, in einem Team zu spielen und auch abends etwas gemeinsam zu machen."
Gemeinsam will das Quartett von Trainer Klaus Hofsäss auf der Anlage am Waldstadion den Erfolg von Vancouver 1987 wiederholen und den Silber-Pokal zum zweitenmal für den Deutschen Tennisbund wiederholen. Logisch, daß von der Weltranglistenzweiten die Punkte nur so am Fließband erwartet werden, gilt doch Anke Huber, die Nummer zwei der Deutschen, noch etwas als unsichere Kantonistin. Die Heidelbergerin trotz einiger Durchhänger, inzwischen auf Rang neun der Weltrangliste geklettert, verbreitete dennoch Optimismus: "Ich fühle mich gut." Kaum einen Zweifel an der Absicht der schlagstarken Vier ließ auch Barbara Rittner: "Sicher sind wir in der Favoritenrolle."
Während das Trio hinter Steffi Graf bereits seit ein paar Tagen am Fuße des Taunus Cup-Vorbereitung probte, hat die Brühlerin Meisterschafts-Nachbereitung betrieben. Nach der Tennis-Lehrstunde, die sie ihrer Court-Rivalin Monica Seles auf dem Wimbledon-Rasen erteilt hatte, legte sie den Schläger aus der Hand und schnallte sich die Roller-Skates unter. Spaß beim Rollen und Joggen hatte sie. Training ist für sie zunächst Nebensache. Und weil man/frau es mit dem Gemeinschaftsgefühl nicht übertreiben soll, ist Steffi Graf am Freitag noch einmal ins heimische Baden ausgerückt. jah
Der Direktor des Umlandverbandes Frankfurt (UVF), Rembert Behrendt (SPD), will sich in einem Brief an Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) für den Fernbahntunnel unter der Frankfurter City einsetzen. Das Milliarden-Vorhaben des vier Kilometer langen Tunnels steht am kommenden Mittwoch im Bonner Bundeskabinett auf der Tagesordnung. Fachleute erwarten freilich nicht, daß die Ministerrunde das Projekt als dringlich einstuft - zu groß ist die Finanznot des Bundes.
UVF-Sprecher Bernd Röttger erinnerte am Freitag an den Beschluß des UVF-Parlaments für den Tunnel. Das Bauwerk besitze Bedeutung auch für den Nahverkehr. Direktor Behrendt werde Riesenhuber als Vertreter der Region bitten, sich besonders für den Tunnel stark zu machen. jg
Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 hat von der Verpflichtung des 32 Jahre alten Abwehrspielers Muhammedu Koljenovic abgesehen. Der Spieler hatte, nachdem der Vertrag unterschriftsreif vorlag, zusätzlich eine Vier-Zimmer-Wohnung gefordert, die der Klub, der zum Auftakt am Sonntag gegen Homburg auf den gesperrten Jürgen Baier verzichten muß, nicht bereit war zu finanzieren.
GELNHAUSEN. Eine 26jährige Frau aus Algerien ist gestern nachmittag in der Asylbewerberunterkunft der Colemann-Kaserne durch Messerstiche schwer verletzt worden. Wie ein Sprecher der Kriminalpolizei mitteilte, hatte ihr Ehemann vermutlich aus Eifersucht auf sie eingestochen. Der Ehemann flüchtete anschließend. Die Frau wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Sie soll außer Lebensgefahr sein.
Die Tat ereignete sich gegen 13.30 Uhr. Ein Landsmann hatte die blutende Frau in ihrem Zimmer auf dem Bett entdeckt.
Der Ehemann konnte im Zuge der Fahndung kurz nach 16 Uhr in der Gelnhäuser Innenstadt gefaßt werden. jan
NIED. Krokodile lieben's feucht. Normalerweise. Der klotzige Beißer im Hof des Kinderhauses an der Wörthspitze ist jedoch wasserscheu. So sehr, daß ihn Pädagoge Manfred Gerth mit Sonnenschirm und Plastikplane gegen den Regen schützen muß. Denn das meterlange Reptil trägt noch kein Hornkleid, ungeschützt liegt der nackte Rücken. Nur der Schwanz ist umhüllt, schimmert in Weiß, Blau und Gelb. Das sind die Farben des steinernen Mosaikkleids, das die Kinder dem Zementtier gestern zum Abschluß der Ferienspiele schon angezogen hatten - bis der Regen sie ins Haus vertrieb.
In der Werkstatt duftet es nach gekochter Fleischwurst. Sandra, Nadine und Betreuerin Dagmar Thiel bereiten das Essen vor, während es draußen Bindfäden gießt. Musik und Getrampel dringt in den Kellerraum: Ein Stockwerk höher geht's rund. Fast 40 Kinder zwischen sechs und 16 Jahren toben durchs Haus, spielen Tischfußball oder hüpfen auf dem eiligst aufgebauten Luftkissen. Improvisierte Abschlußfeier.
Sandra und Nadine bereiten sich derweil innerlich auf ihren großen Auftritt vor. Sie werden heute noch das Krokodilslied singen. ",Inki, Minki, Tinki' heißt es", sagt Sandra. Begleitet wird der Gesang der beiden mit Trommeln und Rasseln, mit Fußglocken und Gongs sowie mit Pfannen, denn auch auf die läßt es sich rhythmisch schlagen. Mit den Instrumenten aus dem Musikmobil haben die Kinder zuvor so lange geübt, bis sie die Melodien draufhatten. Nun kann der große Auftritt kommen - sobald es wieder trocken ist. Beim Tierlied allein wird es allerdings nicht bleiben, steht für die musikalische Nadine fest: "Michael Jackson" muß es auch schon sein.
Drei Wochen Ferienspiele liegen hinter Betreuern und Kindern. Es war eine Zeit, in der Projekte gestartet werden konnten, für die der Alltag keine Gelegenheit läßt. Bereits im April hatten die Mädchen und Jungen Vorschläge gemacht, wie das Gelände des Kinderhauses schöner und interessanter gestaltet werden kann, sagt Dagmar Thiel. Die Ideen wurden jetzt endlich in die Tat umgesetzt: Außer das Krokodil zu modellieren begann der Nieder Nachwuchs noch eine Minigolf-Bahn anzulegen und eine Baumhütte zu bauen. Im August soll es weitergehen.
Thiel ist "sehr zufrieden" mit den zurückliegenden Wochen. "In der ersten Zeit waren 15 bis 20 Kinder da, später waren es 20 bis 30. Das gab einem die Chance, viel mehr auf die einzelnen einzugehen als es sonst möglich ist." Denn durchschnittlich besuchen doppelt so viele junge Nieder das Haus an der Nidda.
"Es geht langsam drunter und drüber. Es wird Zeit, daß wir wieder rauskönnen", stöhnt Thiels Kollegin Rosemarie Laubmann. Und als hätte Petrus es vernommen: Kurz darauf hört der Regen auf, die Sonne blinzelt sogar vorsichtig hinter grauschwarzen Wolken hervor. Schnell stürmen die Kinder in den Hof, stellen flugs Tische und Bänke in eine Reihe und drängeln sich um die Plätze. Auf trockene Zeiten warten macht offenbar doch sehr hungrig: Und die Fleischwurst duftet zu gut.
DIETER SCHWÖBEL
Je acht Jahre Gefängnis - so lautete die Strafe für die zwei 35 und 31 Jahre alten Geiselnehmer aus Usingen, die zusammen mit dem 23 Jahre alten Bruder eines der Angeklagten am 22. März dieses Jahres einen Usinger Antiquitätenhändler überfallen und seine Frau als Geisel genommen hatten. Als der Coup mißglückte und die Polizei das Haus des Händlers umstellte, hatte sich der jüngere Bruder selbst erschossen. Dieser Umstand brachte seinem Bruder nun eine gewisse Strafmilderung, da er sich, so Vorsitzender Richter Heinz Fischer, wegen der Schuldfrage am Tod des Bruders auch mit seiner Mutter noch auseinandersetzen müsse. Ansonsten wäre bei seinen Vorstrafen das Urteil härter ausgefallen.
Die drei waren in das Haus des Händlers eingebrochen und hatten es nach Geld und Schmuck durchsucht, ohne jedoch die erhoffte große Beute zu finden. Deshalb lauerten sie, maskiert und bewaffnet, dem Antiquitätenhändler und seiner Frau gegen 22.30 Uhr im Haus auf, fesselten sie und nahmen ihnen die Tageseinnahmen von 15 000 Mark sowie Schmuck ab. Doch damit nicht genug, der Tresor im Laden des Händlers war ihr eigentliches Ziel. Dazu nahmen die zwei Brüder die Frau als Geisel, während ihr Mann mit dem dritten Angeklagten in die Altstadt zu seinem Geschäft fuhr, um die Alarmanlage auszuschalten.
Dort schloß der Händler den Angeklagten jedoch geistesgegenwärtig aus, ließ ihn vor der Tür stehen und alarmierte die Polizei. Der Täter versuchte daraufhin, mit dem Wagen des Antiquitätenhändlers zu fliehen, landete jedoch wegen seiner Ortsunkenntnis in einer Sackgasse und mußte zu Fuß das Weite suchen.
"Das war nicht nur e i n e Nummer, das war mehrere Nummern zu groß für die Täter", drückte ein Verteidiger die Situation aus. "Von der Eskalation der Ereignisse waren sie völlig überfordert". Nur so erkläre sich, was dann geschah. Als nämlich die Polizei kurz darauf das Haus umstellte und die beiden Brüder aufforderte, sich zu ergeben, erschoß sich der Jüngere vor den Augen der Frau. Sein Bruder, der bereits in den Garten geflüchtet war, hörte dies über den Sprechfunk der Polizei und ergab sich daraufhin. Auch der dritte im Bunde stellte sich am nächsten Tag.
Dieser überraschende Selbstmord allein spreche schon gegen die Behauptung der beiden Angeklagten, die Idee zu Raub und Geiselnahme sei allein von ihm gekommen, erklärte die Staatsanwältin in ihrem Schlußvortrag. Dieses Verhalten zeuge doch von einer gewissen Labilität des Jüngeren. Der tote Bruder mußte auch in den Plädoyers der Verteidigung zu Gunsten der Angeklagten herhalten. Sie seien schon hart genug bestraft durch den Tod des Bruders und Freundes. Da zudem den Opfern nichts passiert sei, so die Verteidigung, und sie auch gut behandelt worden seien. sollte dies zu einem minderschweren Fall führen "als Anreiz für andere Täter, mit ihren Opfern sanft umzugehen". sol
HOFHEIM. Für 250 Kinder beginnt am Montag der große Urlaubsspaß: Die Stadt bietet Ferienspiele für Sechs- bis Zwölfjährige. Ausflüge stehen ebenso auf dem Programm wie Nachtwanderungen und Workshops.
An drei verschiedenen Orten bieten geschulte Betreuerinnen täglich ein Programm: Im Haus der Jugend für Kinder aus Diedenbergen, Marxheim und dem Stadtkerngebiet. Kids aus Diedenbergen und Wallau kommen in die Diedenberger Philipp-Keim-Schule. Und Langenhainer, Lorsbacher und Wildsachsener können in der Außenstelle des Langenhainer Rathauses spielen, basteln und toben. gre
ptz BONN. Bürger in den neuen Bundesländern müssen Anfang des kommenden Jahres mit einer deutlich höheren Mietbelastung rechnen. Der Bundesrat stimmte am Freitag einer entsprechenden Rechtsverordnung der Bonner Regierung zu. Diese läßt in der Spitze einen Aufschlag von 2,10 Mark pro Quadratmeter monatlich zu. Eine zusätzliche Anhebung um 60 Pfennig ist zum 1. Januar 1994 möglich. Ferner billigte die Länderkammer eine verbesserte Wohngeldregelung für Ostdeutschland.
Der Sockelbetrag für Mieterhöhungen beträgt 1,20 Mark. Für Einfamilienhäuser in Gemeinden über 20 000 Einwohner gilt ein Zuschlag von 0,30 Mark. Hat die Wohnung kein Bad, ist ein Abschlag von 0,30 Mark fällig. Fehlt eine Innentoilette sind vom Grundbetrag 0,15 Mark abzuziehen.
Bei ordentlichem Zustand des Gebäudes dürfen die Eigner sogenannte Beschaffenheitszuschläge verlangen. Liegen keine "erheblichen Schäden" vor, können für Fenster und Dach/Fassaden zusätzlich jeweils 0,30 Mark verlangt werden. Für Hausflure/Treppenhäuser sowie Installationen darf ein gleich hohes Aufgeld erst von 1994 an eingefordert werden.
Der Bundesrat bat die Bonner Regierung, unter Mitwirkung der Mieter- und Hauseigentümerverbände - allerdings nicht rechtsverbindliche - Kriterien zur näheren Bestimmung des Begriffs "erhebliche Schäden" zu erarbeiten. Ferner beschloß die Länderkammer eine um 0,50 Mark auf 2,50 Mark gesenkte Obergrenze für die umlagefähigen Heiz- und Warmwasserkosten. Der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft, dessen Mitgliedsunternehmen im Osten 3,5 Millionen Bleiben verwalten, hatte die Länder aufgefordert, dieser erst zum 1. Januar 1994 wirksam werdenden Entlastung für die Mieter nicht zuzustimmen. Nach Angaben des Verbandes hat die niedrigere Kappungsgrenze zur Folge, daß tatsächlich anfallende Energiekosten in Höhe von einer Milliarde Mark nicht auf die Haushalte überwälzt werden können. Das Bauministerium will durch die gesenkte Obergrenze die Unternehmen zu verstärkten Energiesparinvestitionen anhalten.
Zusätzlichen Erhöhungsspielraum gewährt die neue Verordnung bei Wohnungswechsel. Bei Neuvermietung kann ein Zuschlag von bis zu 5,5 Prozent der Kosten für erhebliche Instandsetzung, höchstens aber einem Drittel der Grundmiete vereinbart werden. Mitte 1995 soll auf dem ostdeutschen Wohnungsmarkt das im Westen gültige Vergleichsmietenrecht eingeführt werden. Zusätzliche Erhöhungen sollen bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verordnet werden.
doe FRANKFURT A. M. Mit einem Wandel in ihrer Geschäftspolitik wollen die privaten Krankenversicherer (PKV) der anhaltenden Kritik an ihren teilweise horrenden Senioren-Beiträgen entgegentreten. Vom 1. Juli 1994 an planen die Asssekuranzen für Versicherte über 65 Jahre einen "Standardtarif", der auf den durchschnittlichen Höchstbeitrag der gesetzlichen Krankenkasse begrenzt ist. "Wir wollen aus der Defensive in die Offensive", begründet PKV-Verbandsvorsitzender Peter Greisler den Vorstoß seiner Organisation. Allerdings wird das Vorhaben nur greifen, wenn der Arbeitgeberzuschuß durch eine Änderung des Sozialgesetzbuches von der Senioren-Garantie abhängig gemacht wird. Außerdem muß der Plan noch vom Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) genehmigt werden.
Der PKV schwebt vor, ihre älteren Kunden - falls diese das wünschen - den gesetzlich Versicherten im Prinzip gleichzustellen. Wer den Standardtarif, der laut Greisler nach heutigen Berechnungen etwa 550 Mark kosten würde, wählt, muß sich mit Krankenhausleistungen auf AOK-Niveau begnügen. Für Einbettunterbringung oder Chefarztbehandlung muß extra gezahlt werden. Bei den ambulanten Leistungen soll eine prozentuale Selbstbeteiligung (höchstens 500 Mark im Jahr) und eine Begrenzung der Erstattung auf das 2,3fache der Gebührenordnung eingeführt werden.
Bezahlt werden muß dieser Senioren-Spartarif letztlich von den Jüngeren der derzeit 6,8 Millionen Privatpatienten. Wo erforderlich, soll das Angebot nämlich aus den Alterungsrückstellungen der Assekuranzen subventioniert werden. Um jedoch nicht einzelne Gesellschaften mit einem überdurchschnittlich "alten" Bestand zu benachteiligen, denkt der PKV- Verband darüber hinaus an die Einrichtung eines "Rückversicherungspools", der die Belastung zwischen den einzelnen Assekuranzen ausgleichen soll.
Würde das Modell Wirklichkeit, hätten die privaten Gesundheitsschützer gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen wäre der Kritik an der enormen Belastung ihrer Senioren-Klientel zumindest teilweise der Boden entzogen. Zum anderen hätten sie aber ein weiteres Qualitätsmerkmal für den europäischen Binnenmarkt festgeklopft. Ausländische Anbieter würden nämlich nur dann in den Genuß des Arbeitgeberzuschusses kommen (und damit tatsächlich konkurrenzfähig sein), wenn auch sie den Senioren-Sparsatz anbieten.
Diese Beitragsgarantie ist allerdings keineswegs statisch. Da sie sich an den Krankenkassen-Sätzen orientiert, klettert sie jährlich im Gefolge der Lohnentwicklung.HEUTE LESEN SIE
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Dokumentation Zur Rolle der Parteien Seite 12
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HÖCHST/UNTERLIEDERBACH. Der CDU-Stadtbezirksverband Höchst/Unterliederbach hat seine Kandidaten für die Kommunalwahl nominiert. In die Stadtverordnetenversammlung sollen wieder Karl Leo Schneeweis und Dr. Gerd Steiger einziehen. Auf der Vorschlagsliste stehen außerdem der Vorsitzende der Jungen Union West, Markus Frank und die Unterliederbacher Sozialbezirksvorsteherin Ella Scholl.
Für den Ortsbeirat 6 schicken die Christdemokraten wieder Hans-Georg von Freyberg in den Kommunalwahlkampf. Mit ihm treten Andreas Mengelkamp, Maria Weber-Wilfert und Christoph Müller-Mederer an.
Für den Umlandverband wird Dr. Ekkehard Meroth kandidieren. tos
Man kann ihn getrost als "frühen Grünen" bezeichnen: Professor Johannes Sallmann, der von 1957 bis 1977 Leiter des Frankfurter Gartenamtes war. Am Dienstag, 14. Juli, wird er 80 Jahre alt. Der gebürtige Breslauer studierte an der Technischen Hochschule Berlin Landschafts- und Gartengestaltung. Von den Siedlungs- und landschaftsgestalterischen Plänen eines Stadtbaumeisters Ernst May war er schon immer angetan. Und so zog es ihn bald nach Frankfurt, wo er als Diplomgärtner begann.
In Sallmanns Amtszeit fielen die Jahre des Wiederaufbaus. Er galt bei allen Parteien als rigoroser Kämpfer für die Erhaltung der Grünflächen. Die städtischen Anlagen, stark in Mitleidenschaft gezogen, waren sein großes Anliegen, "Natur in der Stadt" zu bewahren und zu pflegen Inhalt seiner Arbeit.
Damals war das öffentliche Bewußtsein in Sachen Grün noch längst nicht so entwickelt wie heute. Und manche Begierde, etwa den Anlagenring da und dort für Bauwerke anzuknapsen, hat er vereitelt.
25 Jahre lang war Sallmann auch Naturschutzbeauftragter der Stadt. Noch heute ist sein Rat gefragt, zählt er doch zu den führenden Grün- und Landschaftsplanern im Bundesgebiet. Er war in vielen öffentlichen Verbänden ehrenamtlich tätig. Wenige werden wissen, daß er in seiner Berliner Studienzeit bereits den Plan eines Frankfurter Weihnachtsmarktes auf dem Römer entwarf. Und auch die noch bestehenden jährlichen Aktionen "Frankfurt in Blumen" mit den Preisverleihungen gehörten zu seinen Tätigkeiten. -vau
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Freitag mit leichten Verlusten eröffnet. Der Dow-Jones-Index stellte sich nach einer Stunde auf 3319 Punkte, 4,3 Zähler unter dem Vortagesschluß. Am Donnerstag war er um 30,80 gestiegen.
In Japan fiel der Nikkei-Index zum Wochenschluß dagegen um 64,94 Punkte auf 16 783,72.
NIED. Eine Ampel soll demnächst an der Kreuzung zwischen Nieder Kirchweg und der Auffahrt zur Schwanheimer Brücke den Verkehr regeln. Erst kürzlich hatte sich dort ein schwerer Motorradunfall ereignet. Die Entscheidung, an dieser Stelle eine Lichtzeichenanlage zu installieren, fiel bei einem Ortstermin mit Vertretern des Ordnungsamtes und der Polizei, zu dem Ortsbeirat Rolf Schubert (SPD) eingeladen hatte.
Mit Markierungen und Blumenkübeln im Bereich der Einmündung des Werner- Haunstein-Rings und des Wendehammers am Nieder Kirchweg will das Ordnungsamt verhindern, daß parkende Autos die Sicht versperren. Anwohner haben bereits Patenschaften für die Blumenpötte übernommen. tos
DREIEICH. Kultur in Dreieichenhain darf es nach Ansicht der Hayner Altstadt Initiative (HAI) nicht nur in bezug auf die Festspiele geben, sondern auch der Verkehr müsse im Ortskern kultiviert werden. Immer noch werde in den engen Gassen, in denen Schrittempo gelte, zu schnell gefahren. Dadurch komme zu der Lautstärke der Festspiele auch noch der Lärm durch die Autos hinzu, denn die Rollgeräusche sind auf dem Kopfsteinpflaster höher als auf einer geteerten Straße, so die Initiative. aim
US-Außenminister James Baker forderte den künftigen jugoslawischen Ministerpräsidenten Milan Panic auf, zu handeln und nicht nur zu reden. Nach einem Treffen mit Panic, der am Freitag überraschend nach Helsinki gereist war, sagte Baker, er habe ihm unmißverständlich die US-Position zur Krise in Jugoslawien deutlich gemacht. Er habe Panic erklärt, daß die menschliche Trägodie im ehemaligen Jugoslawien beendet werden müsse. Panic habe auf viele Fragen keine zufriedenstellenden Antworten gegeben. Panic traf auch den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman.
Panic ist nach eigenen Angaben entschlossen, die Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina auch gegen den Widerstand des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic durchzusetzen. "Gott helfe ihm (Milosevic), wenn er sich mir in den Weg stellt", sagte Panic in Helsinki. Der serbischstämmige US-Geschäftsmann betonte, er sei gegen das Prinzip der "ethnischen Säuberung", wonach nicht-serbische Bosnier zwangsweise umgesiedelt werden.
Panic sagte weiter, er werde in Belgrad Aufgaben ähnlich denen des US-Präsidenten übernehmen. Milosevics Funktion sei dagegen lediglich der des Gouverneurs eines US-Bundesstaates vergleichbar. "Ich werde meinen Job machen und er den seinen", meinte Panic.
Der Chef der UN-Truppen in Sarajewo, General MacKenzie, warnte bei einem Kurzbesuch in Rom vor einer militärischen Einmischung von außen. Dadurch könne eine Lage entstehen, in der die Friedenstruppen plötzlich Partei ergreifen müßten, was im Widerspruch zu ihrem Mandat stehe. Diplomatie sei das bessere Mittel, militärisches Eingreifen müsse immer das letzte Mittel bleiben.
Der EG-Beauftragte Lord Carrington lud die Führer der bosnischen Kriegsparteien für kommenden Mittwoch zu neuen Friedensgesprächen nach London ein.
Kaum ist Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) aus dem Haus und in die Ferien gefahren, melden sich ihr Drogenreferent und die Grünen im Römer zu Wort. Nach vier Wochen Schweigen sind die Grünen plötzlich nicht mehr mit allem einverstanden, was die Polizei mit der offenen Drogenszene macht.
Als der OB zusammen mit der Polizei das Konzept zur "schrittweisen Auflösung" der Szene vorstellte, war die Dezernentin nicht dabei. Nimsch, die sich das Prinzip "mit Drogenabhängigen leben" zur Maxime gemacht hatte, setzte sich gegen die starke ordnungspolitische Komponente des OB-Konzepts weder zur Wehr, noch mochte sie es öffentlich mittragen: Also ging sie auf Tauchstation, was ihr Grüner Eiertanz mancher in der Partei verübelte.
Doch auch die Fraktion hat bislang gekniffen. Der vorhandene Klärungsbedarf konnte am Freitag nicht zufriedengestellt werden. In welchem Umfang die Grünen und ihre Gesundheitdezernentin künftig repressive Maßnahmen auf der Szene akzeptieren werden, bleibt ungewiß. Zu diesem Punkt gab es nur Widersprüchliches zu hören.
Dabei ist es ein offenes Geheimnis, daß sich die wie immer geartete "Auflösung" nicht mit dem Grundsatz grüner Drogenpolitik vereinbaren läßt, derzufolge repressive Maßnahmen nicht fruchten würden. Ein Krach mit dem sozialdemokratischen Koalitionspartner soll jedoch vermieden werden. Die Basis wird diesen Eiertanz kaum verstehen.
FRIEDERIKE TINNAPPEL
Römer-Grüne: Polizei soll . . .
(Fortsetzung von Seite 13)
Jeden Montag habe er mit der Polizei zusammengesessen, gemeinsam habe man das vorhandene Netz an Hilfsangeboten und den Rahmenplan zu Drogenpolitik erarbeitet. Immer sei es Konsens gewesen, daß Sozial- und Gesundheitspolitik Vorrang hätten. Wenn die Polizei jetzt "an einem Stichtag die Szene plattmacht", sprenge das diesen Konsens: "So kann die Auflösung nicht funktionieren."
Schneider befürchtet, daß bei der angekündigten Strategie - 24-Stunden-Präsenz und "Nachsetzen" bis in die Wohngebiete - die oft schwerkranken Süchtigen "auf der Strecke bleiben". Die Polizei müsse "flexibel" sein, "Verschnaufpausen" zulassen und kleinere Gruppen dulden. Sollte sich herausstellen, daß die Hilfsangebote nicht angenommen werden, müsse auch darauf eingegangen werden.
Offenbar glaube man bei der Polizei, daß die Szene in zwei, drei Monaten verschwunden sei. Die sei eine Fehleinschätzung. Es handele sich um einen Prozeß, der etwa ein Jahr dauern werde.
Die Grünen im Römer wollen, daß die Polizei schon jetzt, bevor mit der eigentlichen "Auflösung" begonnen wird, den Druck auf die Szene "zurückzuschraubt" bis die städtischen Hilfsangebote stehen. Fünf Wochen lang habe man beobachtet, wie die Polizei die Szene "in Bewegung hält". Das Ergebnis sei, daß eine Vedrängung von Gruppen und Grüppchen eingesetzt habe, die über den Opernplatz in den Rothschildpark überlappe, wie der drogenpolitische Sprecher der Grünen, Sebastian Popp, erklärte. Die Polizei sei nicht in der Lage, "die Junkies aus den Wohngebieten herauszuhalten".
Ebenso wie Drogenreferent Schneider fordern die Grünen eine kontrollierte Heroinvergabe für solche Süchtige, die durch Methadon nicht erreicht werden können. Die Grünen bezweifeln, daß die Umlandgemeinden neun Monate vor der Kommunalwahl zur Mitarbeit bereit sein werden. Wenn sie damit auch einen wesentlichen Teil des Gesamtkonzeptes in Frage stellen, wollen sie keinen "rot-grünen Clinch", sondern fordern eine "offene Diskussion ohne parteipolitische Scheuklappen".
Zum Vorwurf der Frankfurter Sozialdemokraten, Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne), hätte die Ausweitung des Hilfsprogramms schneller betreiben müssen, wollte Sikorski nicht Stellung beziehen.
Die OB-Kandidatin der Frankfurter CDU, Petra Roth, hat der Stadt vorgeworfen, bei der Realisierung gesundheits- und sozialpolitischer Maßnahmen für die Süchtigen "bis heute eklatant versagt zu haben". Die Polizeiführung operiere unter der "politischen Käseglocke von Rot-Grün", erklärte Roth. Sie fürchte, daß deshalb "unter Verleugnung der eigenen Überzeugung doch nur halbherzig" gehandelt werde. ft
(Siehe Kommentar: "Grüner Eiertanz")
Zum Start der Verkehrsberuhigung im Nordend hat es am Freitag kapitale Rückstaus in der Innenstadt gegeben. Grund für stressiges Stop-and-go und Blechschlangen ab Hauptwache: Just zum Feierabend war der Oeder Weg am Volksbildungsheim für die von der Großen Eschenheimer Straße anrollenden Autos dichtgemacht worden. Damit war vielen hundert Autopendlern aus dem nördlichen Umland die gewohnte Route durch die Wohnquartiere des Frankfurter Nordends genommen.
Der Effekt ist gewollt. Die rot-grüne Römer-Regierung will auch aus diesem citynahen Stadtteil den Durchgangsverkehr vergraulen. Deshalb wurde die Spur, die vom Eschenheimer Tor über die Eschenheimer Anlage in den Oeder Weg führt, mit Leitplanken für den Autoverkehr gesperrt. Sie ist jetzt ausschließlich für Fahrräder reserviert, bildet das Endstück des neuen City-Radwegs zwischen Roßmarkt und Eschenheimer Tor.
Ohne jegliches Verkehrschaos war zuvor am Donnerstag eine zweite Aktion der Nordend-Verkehrsberuhigung gelaufen. Das Quartier zwischen Eschenheimer Anlage, Eckenheimer Landstraße, Friedberger Landstraße und Glauburgstraße ist als "Tempo 30"- Zone eröffnet worden. Um auch hier die "Fremden" außen vor zu halten, wurden Fahrbahnen durch Parkstreifen verengt, Schikanen eingebaut und fünf Einbahnstraßen "umgedreht".
Die Richtungsänderungen machten indes zuerst den Einheimischen zu schaffen. Reiner Knopf, Einsatzleiter beim zuständigen Polizeirevier Mercatorstraße: "Anwohner haben uns verständigt: Viele Autofahrer und Radler seien verkehrt rum durchgefahren. Wir werden das im Auge behalten." Unfälle habe es bis Freitag mittag deswegen keine gegeben.
Ortsvorsteher Rainer Prewo berichtet von "positiven Reaktionen. Die Hauptsorge war: Wird das auch richtig kontrolliert mit Tempo 30?" Damit will Werner Hartwig von der städtischen Verkehrsüberwachung am 20. Juli anfangen. "Dann kommen wir mit den Radarwagen", sagt er und verspricht eine einwöchige Schonfrist: "Wir lassen die neuen ,Tempo 30'-Zonen immer die ersten Tage in Ruhe. Die Autofahrer müssen ja umlernen. Bis das vom Kopf in den Gasfuß geht, dauert das eine Weile." Bei vielen noch länger. Allein im Monat Juni sind in Frankfurts "Tempo 30"- Zonen 3600 Autofahrer in die Radarfalle geraten, wurden gebührenpflichtig verwarnt oder bekamen ein Bußgeldverfahren. peh
Das Wetter
Wetterlage Auf der Rückseite eines gewittrigen Tiefausläufers fließt von Westen kühle Meeresluft ein, die unter schwachen Zwischenhocheinfluß kommt, bevor in der Nacht zum Sonntag erneut ein Tiefausläufer auf Deutschland übergreift. Vorhersage bis Sonntag früh Anfangs im Osten und Süden stark bewölkt und noch etwas Regen oder Schauer. Im Tagesverlauf hier wie schon im Westen sich auflockernde Bewölkung mit einzelnen Aufheiterungen und kaum Schauer. Höchsttemperaturen 17 bis 23 Grad. In der Nacht von Westen her zeitweise Regen. Tiefstwerte 12 bis 17 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus westlichen Richtungen. Weitere Aussichten bis Montag Am Sonntag zunächst zeitweise Regen, später von Westen Wetterbesserung. Am Montag wolkig mit Aufheiterungen und meist trocken. Pollenflugvorhersage In Hessen wird in den kommenden Tagen starker Flug von Gräser-, Ampfer- und Nesselpollen erwartet. Außerdem muß mit sehr starkem Flug von Pilzsporen gerechnet werden. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 32 °ree; Amsterdam
stark bewölkt 19 °ree; Athen
leicht bewölkt 29 °ree; Barcelona
stark bewölkt 22 °ree; Bordeaux
stark bewölkt 20 °ree; Brüssel
bedeckt 18 °ree; Budapest
Regen 18 °ree; Dublin
stark bewölkt 17 °ree; Helsinki
wolkig 22 °ree; Innsbruck
wolkig 19 °ree; Istanbul
wolkig 25 °ree; Kairo
leicht bewölkt 40 °ree; Larnaka
leicht bewölkt 31 °ree; Las Palmas
wolkig 23 °ree; Lissabon
leicht bewölkt 24 °ree; Locarno
wolkig 20 °ree; London
stark bewölkt 20 °ree; Madrid
wolkig 26 °ree; Malaga
leicht bewölkt 31 °ree; Mallorca
wolkig 25 °ree; Moskau
leicht bewölkt 23 °ree; Nizza
stark bewölkt 23 °ree; Paris
Regen 17 °ree; Rom
wolkig 24 °ree; St. Petersburg
leicht bewölkt 19 °ree; Stockholm
wolkig 23 °ree; Tunis
leicht bewölkt 32 °ree; Varna
wolkig 23 °ree; Venedig
wolkig 25 °ree; Warschau
leicht bewölkt 26 °ree; Wien
stark bewölkt 23 °ree; Zürich
wolkig 22 °ree;
Deutschland
Berlin
wolkig 27 °ree; Dresden
leicht bewölkt 24 °ree; Feldberg/Ts.
stark bewölkt 18 °ree; Feldberg/Schw.
in Wolken 10 °ree; Frankfurt/M.
wolkig 23 °ree; Freiburg
wolkig 23 °ree; Garmisch
stark bewölkt 17 °ree; Hamburg
wolkig 23 °ree; Köln-Bonn
stark bewölkt 20 °ree; Leipzig
wolkig 27 °ree; München
bedeckt 18 °ree; Norderney
wolkig 22 °ree; Rostock
wolkig 25 °ree; Sylt
wolkig 20 °ree; Zugspitze
in Wolken 1 °ree;
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42
Sonnenaufgang 5.29 Uhr Sonnenuntergang 21.33 Uhr Mondaufgang 19.10 Uhr Monduntergang 2.19 Uhr
Der Trend, "daß Menschen und ganze Familien in die Obdachlosigkeit abgleiten", weil sie keine Wohnung mehr finden, wird nach Ansicht der Jungsozialisten im SPD-Unterbezirk Frankfurt durch die Entscheidung des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe weiter verstärkt: Denn dadurch werde die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erleichtert.
Deswegen haben sich die Jusos jetzt in offenen Briefen an Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und an Wolfgang Stammler, CDU-Stadtverordneter im Römer, gewandt: Sie fordern, daß "die bestehenden Gesetze unbedingt zum Schutz der Mieter verbessert werden müssen". ing
WIESBADEN. Einen gehörigen Schrekken versetzten Unbekannte am Donnerstag abend einem Idsteiner Ehepaar, das mit seinem Auto in der Ludwig-Erhard- Straße unterwegs war: Sie warfen von der Fußgängerbrücke, die über die Fahrbahn führt, einen Stein auf die Windschutzscheibe des Wagens. Das Fenster zerbarst, die Glassplitter trafen die Frau im Gesicht, sie und ihr Mann blieben bei dem Anschlag aber unverletzt. Stark beschädigt wurde auch das Autodach. Schaden: etwa 1000 Mark. Die Fahndung nach den Tätern war bisher erfolglos.
Die Polizei entfernte inzwischen ein vier Meter langes und zirka 50 Zentimeter hohes Werbetransparent an der Brücke, weil es von den Steinwerfern als Deckung genutzt worden sein könnte. maf
KELKHEIM. Hereinspaziert. Augen, Mund und Ohren aufgesperrt. Jetzt heißt's: Manege frei für den Zirkus "Krawalli" - der beste Zirkus in der Stadt, zusammengestellt von den jungen Akteuren der Kelkheimer Ferienspiele.
Ihr Werbefeldzug quer durch Kelkheim am Tag zuvor hatte sich gelohnt: Auf dem Parkplatz der Grundschule Sindlinger Wiesen war kein Fleckchen mehr frei.
Ungeduldig drängten sich die Zuschauer auf den Bänken um die Manege in der Schulturnhalle und stopften sich Popcorn in den Mund - bis der Uhrzeiger endlich auf Schlag 15 Uhr sprang, die Zirkuskappelle von Johannes Warth losschmetterte und die Zirkusdirektorin feierlich das Programm eröffnete.
Was die Zuschauer während der beiden Vorstellungen am Nachmittag zu sehen bekamen, ließ vor Staunen die Augenbrauen nach oben und die Kinnladen nach unten schnellen: Nach nur fünf Tagen ließen die Kinder Teller auf dünnen Stöcken kreisen, kurvten sie auf dem Einrad durch die Manege oder balancierten, wie die beiden Artisten-Talente auf dem Bild, leichtfüßig auf riesigen Bällen, während sie das Diabolo und bunte Ringe jonglierten. ana
Das Tria-Team der Spvgg. Seligenstadt bereitet für Sonntag, den 9. August, seinen ersten Triathlon vor (1000 Meter Schwimmen im Mainflinger See, 34 km Radfahren und acht Kilometer Laufen).
Auskünfte und Unterlagen über Martin Waid (Tel. 06182/28622), Josef Huth (06182/25691) oder Lars Kopatz (06182/24222). bs
Seit Jahrzehnten waren die deutschen Rollschnellauf-Juniorinnen und -Junioren bei den Europameisterschaften auf der Bahn nicht so erfolgreich wie diesmal im portugiesischen Serpa. Im abschließenden Rennen der Bahn-Titelkämpfe in der 5000 Meter- Staffel der Männer setzte sich die deutsche Mannschaft mit Thorn Surakul, Christoph und Benjamin Zschätzsch (alle Postsportverein Blau- Gelb Groß-Gerau) durch und gewann erstmals Gold für Deutschland. Diese aufeinander eingespielte Staffel hatte auch schon in allen vorhergehenden Rennen in Deutschland immer deutlich gegen die gesamte Konkurrenz dominiert.
Christoph Zschätzsch war der erfolgreichste Läufer im deutschen Team. Nach Bronze über 5000 Meter am ersten Tag und zwei vierten Plätzen über 300 und 500 Meter holte er noch eine weitere Bronzemedaille im vorletzten Rennen über 3000 Meter. Auch Thorn Surakul erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen ausgezeichnet mit einem sechsten (500 Meter), siebten (300 Meter) und achten Platz (3000 Meter). Sehr gut konnte sich auch Benjamin Zschätzsch, als Jugendläufer der jüngste Teilnehmer in der deutschen Mannschaft, mit einem elften, zwölften und 13. Platz behaupten.
Florian Linn (Bayreuth) erreichte als 13. über 3000 Meter und 5000 Meter sein bestes Ergebnis. Auch die einzigen Juniorinnen, Cathrin Feuchtenberger und Melanie Knopf (beide Bayreuth) erzielten unerwartet gute Plazierungen.
Äußerst zufrieden mit dem Ergebnis gab sich auch die Bundestrainerin Marion Kießling (Groß-Gerau), die die Mannschaft hervorragend vorbereitet und auf die Rennen eingestellt hatte.
Nach einem Ruhetag wurden die Wettkämpfe auf der Straße fortgesetzt. Auch in diesen Rennen auf dem 440 Meter-Rundkurs sollten die deutschen Läuferinnen und Läufer gute Chancen haben nach dem erfolgreichen Abschneiden auf der stark überhöhten 175 Meter-Bahn, die den deutschen Starterinnen und Startern wegen mangelnder Wettkampfpraxis normalerweise nicht so gut liegt.
WIESBADEN. Hilfe von einem Waffenhändler wurde am Donnerstag abend einem bedrängten S-Bahn-Fahrgast zuteil, der im Erste-Klasse-Abteil auf der Fahrt nach Wiesbaden zwischen Eddersheim und Flörsheim von einem 31jährigen mit einer Einwegspritze bedroht wurde. Der Händler führte Pistole und Handfesseln mit sich und hielt damit gemeinsam mit dem attackierten Fahrgast den 31jährigen bis zum Wiesbadener Bahnhof in Schach. Dort übergaben sie ihn der Bahnpolizei, die bei dem Mann drei kleine Beutel mit weißem Pulver und besagte Spritze fand, die zur Hälfte mit einer hellroten Flüssigkeit gefüllt war.
Um welche Substanzen es sich dabei handelte, stand bis Redaktionsschluß noch nicht fest. maf
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Ein paar Buchstaben - für . . .
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Der Kontakt war herzlich. Häufig kamen die Jugendlichen auf die Wache und ließen sich Fotos mit neuen "pieces" (Werken) aus anderen Städten zeigen. Viele der anonymen Sprüher hinterließen am Tatort Grüße für den "Lothar". Die SoKo vermittelte Graffiti-Künstler sogar an Firmen und einmal an die Kripo, die sich einen Raum gestalten ließ.
Gegen 35 bis 40 Täter wurden im Laufe der Jahre nach Angaben von Bahn-Sprecher Walter Henss, der nichts gegen bunte Bilder auf "tristen Betonflächen", im Interesse seiner sich beschwerenden Kunden wohl aber etwas gegen bemalte Bahnen hat, Strafanträge gestellt. "Das ist ein sehr dürftiges Ergebnis." Die Strafanzeige endet meist mit Geldstrafen für die Jugendlichen, danach steht die Bahn mit ihrer zivilrechtlichen Schadensersatzforderung in der Tür. Doch erst einmal hat sie eine Forderung, die sich zwischen 100 und einigen tausend Mark bewegen, durchsetzen können, und zwar in Höhe von 1500 Mark. "Die anderen haben nicht, oder noch nicht bezahlen müssen." Die Überführung der Täter sei schwierig und oft sei kein Geld da.
"Wet" hat noch keine S-Bahnen, aber bereits sieben Wände bemalt. "Das sind irgendwelche Buchstaben, die keinen Sinn machen", ärgert sich Liana Schwartz, Geschäftsführerin des "Eppstein-Eck", das der Sprüher mit seinem "Wet" heimgesucht hat, "ehrlich gesagt ist das eine Schweinerei."
"Oel" und "Wet" wissen, daß ihre Leidenschaft illegal ist. "Klar ist das kriminell, ist aber scheißegal." Wer davon träumt, "einer von den Hauptsprühern von Frankfurt zu sein, daß, wenn von Frankfurt gesprochen wird, dein Name fällt", der läßt sich von solchen Kinkerlitzchen nicht aufhalten. Das Risiko, erwischt zu werden, ist der Preis, den sie zu zahlen bereit sind - solange es sie nicht wirklich trifft. Der Weg zum Ruhm ist so hart wie der Heavy Metal, den sie sich mit Vorliebe in die Gehörgänge knallen.
An S-Bahnen will sich "Wet" erst in ein, zwei Monaten wagen, wenn "ich die Technik sicherer beherrsche". Künstlerehre. Weil die Dinger auch ordentlich gelingen müssen, um Eindruck zu schinden, ist sicheres Auftreten gefragt. "Das Schlimmste sind Trips", Spuren hinunterlaufender Farbe. Dort, wo die Wagen nachts auf den Schienen parken, muß alles schnell gehen.
Jederzeit kann jemand das oft lebensgefährliche Tun, schließlich "arbeiten" die Jugendlichen oft in unmittelbarer Nähe befahrener Gleise, unterbrechen. Experte "Oel" hat den Bogen raus: 14 S- Bahnen hat er bereits auf dem Gewissen. Und als ihm ein Kumpel sagt: "Ich habe letztens vier Stunden vor Frankfurt einen Waggon mit deinem Bild gesehen", lächelt er und blickt verlegen zu Boden. Sprüher-Glück.
Die Schwimmhalle des Stadtbades Mitte muß vom 15. Juli bis voraussichtlich 31. Juli wegen dringend erforderlicher Reparaturarbeiten für den gesamten Badebetrieb geschlossen werden. Mit den Arbeiten will das Sport- und Badeamt die wegen baulicher Mängel aufgetretenen Unfallgefahren beseitigen.
Das Bezirksbad Sachsenhausen wird während dieser Zeit montags von 14 bis 20 Uhr, dienstags bis samstags von 6.30 bis 20 Uhr (an allen Werktagen ist um 19 Uhr Kassenschluß) und sonntags von 7 bis 13 Uhr (12 Uhr Kassenschluß) für die Badegäste geöffnet. pia
Das Kind mit dem Rädchen, das zwischen zwei parkenden Autos hervorlugte, um die Straße zu überqueren, bot das klassische Bild, wie es in Polizei-Broschüren oder Verkehrslehrfilmen gezeigt wird. Eine Tempo-30-Straße in Bockenheim, und der Kleine guckte emsig nach links und rechts, um endlich hinüber zu können.
Die Autos kamen, fuhren auch schön langsam, aber sie fuhren eben. Das Kind, wohlgemerkt, geriet nicht in Gefahr. Es stand nicht an einem Zebrastreifen, und es wartete brav, weil einfach immer wieder ein Auto kam. Es hatte viel Geduld für sein Alter.
Schließlich tat ein Auto das, was schon längst hätte passieren sollen: Es hielt an, der Fahrer winkte und wartete, bis der Kleine sein Rad über die Fahrbahn geschoben hatte. Das Auto war ein goldfarbener Manta, und da sollen ja alle Fahrer Manni heißen, wie in einschlägigen Witzen verbreitet wird.
Manni hatte kein Loch im Auspuff, und bei mir hat er jetzt einen Stein im Brett. Ihr Bastian
Erneuerung der Breitenbachbrücke Wegen Instandsetzung der Brückenuntersicht der Breitenbachbrücke ist eine Vollsperrung der Häuser Gasse direkt unter der Brücke vom 13. Juli bis spätestens Ende September notwendig. Die Zufahrt zum nördlich gelegenen Kleingartengelände bleibt frei, der südlich gelegene Parkplatz sowie das Bundesbahngelände können über die Rödelheimer Straße erreicht werden. Römerhalle geschlossen Die Jahresausstellung der Freizeitmaler "Die Palette" in der Römerhalle schließt am Sonntag, 12. Juli, wegen des Eröffnungsfestes zum Federation Cup bereits um 13 Uhr. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 15. Juli. Keine Beratung in Enkheim Die Beratungsstelle für Eltern von Säuglingen und die Jugendberatungsstelle des Stadtgesundheitsamtes in Enkheim (Bornweidstraße 27) werden ab 1. August geschlossen. Für Ratsuchende steht weiterhin die Beratungsstelle in Bergen (Marktstraße 17) zur Verfügung. Hier ist Sprechstunde an jedem dritten Dienstag im Monat, jeweils von 13.30 bis 15 Uhr.
OBERURSEL. Etwa 140 Zimmerleute zogen Ende vergangener Woche mit Nägeln und Holzlatten aus, im Bommersheimer Feld "An der Friedenslinde" eine Baustelle zu eröffnen. Eine Woche lang währte das Hämmern und Sägen. Gestern feierten die fleißigen Handwerker Richtfest und wollten auch gleich vorübergehend in ihr Hüttendorf einziehen. Mit Schlafsäcken und Isomatten waren sie vormittags angerückt, ihr Werk zu vollenden.
Die Bauarbeiter gehören zum Unternehmen "Ferienspiele", das derzeit drei Filialen in Oberursel unterhält, eine am Haus Bommersheim, eine an der Taunushalle in Oberstedten und eine in der Frankfurt-International-School. Obwohl von vornherein klar war, daß sie nach drei Wochen wieder geschlossen werden, haben sich dort 340 Sechs- bis Zwölfjährige anheuern lassen. Ihren Sieben-Stunden-Tag von 9.30 bis 16.30 Uhr managen mehr als 40 Vorarbeiter. Zwei Drittel des vergnüglichen Pensums sind geschafft.
Turbulent ging's Donnerstag in Bommersheim zu. Nur noch ein Tag bis zum Richtfest. Da galt, es Baulücken im kreisrund angelegten Hüttendorf zu schließen, Dächer zu dichten.
Die meisten Jungen und Mädchen sind mit Feuereifer dabei, stapfen mit nackten Beinchen über fertige Dächer, passen Bretter ein und nageln Bretter über die bereits eingerammten Stützpfeiler. "Roger ich kann gar nix tun, ich hab keinen Hammer", mault ein Junge. Aber der Betreuer muß erst noch dem neunjährigen Christian erklären, wie er einen verkloppten Nagel mit der Rundzange wieder aus dem Holz bekommt.
Christian ist wieder guter Dinge. Kurz vorher noch hat er mit den Tränen gekämpft, "weil Dominique mir den Hammer weggenommen hat". Das ist vergessen. Christian strahlt: "Das ist schön mit dem Hüttenbauen." Auch Sarah-Louise (12) meint: "Mir macht das Hüttenbauen total Spaß." Und Colette (9) ? "Es geht so, weil's so warm ist. Und wenn man dann soviele Bretter tragen muß, strengt das schon an." Ihre Freundin Laura (9) nickt und meint: "Am allerliebsten geh' ich hier ins Schwimmbad." Glücklich fügt sie an: "Ich hab' schon mit fast allen gespielt und mit Nadine Adresse und Telefonnummer getauscht."
Colette hat inzwischen überlegt, was ihr am besten gefallen hat: "Eigentlich alles." Wie zum Beweis zeigt sie auf ihr hüsches T-Shirt: "Das haben wir gestern gebatikt."
In den sieben Altersgruppen in Bommersheim gehen die Betreuer vor allem auf die Wünsche der Kinder ein. Dazu gibt's ein Gemeinschaftsprogramm mit Ausflügen, Kino, Theater, Stadterkundungsspiel . . . Ein übergreifendes Thema wie in Oberstedten ("Indianer Nordamerikas") und der internationalen Schule ("Kinder unserer Welt") gibt's in Bommersheim dieses Jahr nicht. Jan (9) lobt trotzdem: "Die Betreuer denken sich schon was aus, was uns gefällt."
Langeweile hatte bislang keines der befragten Kinder. Manuel weiß auch ganz genau warum: "Eigentlich ist immer was los, und man kann ja auch selbst was machen."
Daß einige sich beim Hüttenbauen abgeseilt haben, finden die Schaffer allerdings "blöd". Jan: "Manche faulenzen nur. So wie die, die holen nur Gras."
Gemeint sind Tanja (11) und Melanie (10), die Heu über die Wiese schleppen. Keine Lust auf Hüttenbau? "Nee, wir bauen uns lieber ein Nest, wir hätten die Hütten lieber im Schatten bauen sollen."
Das meinen offensichtlich auch die Jungs, die sich überm nahegelegenen Bach ein Baumhaus zusammennageln, während das Hüttendorf ohne sie wachsen muß.
Alle scheinen auf ihre Weise ihren Spaß zu haben. Nur eines schmeckt ihnen nicht: "Die Lunch-Pakete sind zum Kotzen." Aber die gibt's ja nur bei Tagesausflügen. MONIKA KAPPUS
KÖNIGSTEIN. 1991 war für die Stadtbibliothek das bisher erfolgreichste Jahr seit ihrer Gründung 1976. Die Statistik weist in jeder Hinsicht nach oben. Die Schwelle von 30 000 Ausleihen wurde erstmals überschritten. Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der entliehenen Medien von 29 679 auf 30 483. Auch kommen immer mehr Leserinnen und Leser: 1224 wurden 1991 gezählt, 1157 waren es 1990. Statistisch schleppte jeder im letzten Jahr 30 Schmöker, Kassetten oder Platten aus der Bücherei.
Dabei konnten sie am Jahresende zwischen knapp 1200 mehr Medien ihre Wahl treffen als zu Jahresbeginn. Insgesamt umfaßte das Register am 31. Dezember 18 580 Titel, davon fast 9000 Sachwälzer, 5000 belletristische Werke und rund 3000 Kinderbücher. Dazu kommen noch 757 Schallplatten, Kassetten und CDs, die insgesamt 4343mal in kurstädtische Haushalte mitgenommen wurden. Besonders für die CDs registrierte die Bücherei ein "enormes Interesse".
Generell habe sich das Angebot von CDs und "der Start ins Video-Zeitalter" "positiv bemerkbar" gemacht, heißt es im Jahresbericht. Bei den Filmstreifen handelt es sich vor allem um hochwertige Reiseführer und Kulturfilme.
In der insgesamt positiven Bilanz werden auch kritische Töne angeschlagen: "Wenn auch mit der anstehenden Erweiterung der Bücherei zumindest teilweise das Raumproblem gelöst ist, so ist doch insgesamt die Unterbringung der Stadtbibliothek nicht sehr günstig." Die Lage im ersten Stock des Kurhauses bringe Probleme: Die Zahl der älteren Leser nehme stetig ab. Die Senioren "tun sich ständig schwerer; von Behinderten ganz zu schweigen". Um ältere und behinderte Kurstädter aber nicht völlig aus dem Leserkreis auszuschließen, gibt es einen Betreuungsdienst, durch den dieser Kundenstamm einmal monatlich mit neuem Medienstoff versorgt wird. mk
OBERURSEL. Zwei Touren hat die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs fürs Wochenende ausgetüftelt, eine für "Rennfahrer", die andere für Familien und Untrainierte.
Wer sich im Sattel mal so richtig austoben möchte, sollte am heutigen Samstag um 8 Uhr auf dem Oberurseler Rathausplatz sein. 170 Kilometer liegen vor den Radlern: entlang der Nidda zum Nidda- Stausee (hier kann gebadet werden) und weiter nach Schotten. Nach einer Runde durch die Altstadt treten die Drahteselreiter den Rückweg an. Am Sonntag geht es gemächlicher zu. Um 9 Uhr ist Start am Rathausplatz zum großen Hessenhöfe- Naturkorn-Fest in Wehrheim. Unterwegs kommen um 9.30 Uhr am Bad Homburger Kurhaus, um 10 Uhr am Landgrafenplatz Friedrichsdorf und um 10.15 Uhr am Köpperner Bahnhof Mitfahrer dazu. Auf ruhigen Radwegen geht es durchs Köpperner Tal nach Wehrheim zu einem landwirtschaftlichen Betrieb.
Die Teilnahme an beiden Touren ist kostenlos. mk
OBERURSEL. Ein 25prozentiges Umsatzplus erwartet NUR Touristic-Geschäftsführer Hermann Kratz im laufenden Geschäftsjahr für den deutschen Reiseriesen, der im März mit seiner Hauptverwaltung von Frankfurt nach Oberursel umgezogen ist. Gestern sollte bereits die zweimillionste Buchung laufen.
Etwa 2,3 Millionen Passagierbeförderungen sollen bis 31. Oktober gebucht und etwa 2,4 Milliarden Mark Umsatz gemacht sein. Am 1. November nämlich beginnt das neue Geschäftsjahr. Rechnet Kratz die Umsätze der ausländischen Tochtergesellschaften mit ein, kommt er für '91 / '92 auf einen erwarteten Jahresumsatz von gut drei Milliarden Mark.
In der neuen Hauptverwaltung im Zimmersmühlenweg sind inzwischen 680 Mitarbeiter beschäftigt.
Am Samstag, 8. August, haben Oberurseler Gelegenheit, sich den Verwaltungstempel von NUR Touristic von innen anzusehen. Das Unternehmen plant einen Tag der offenen Tür mit Hausführungen, Filmschau, Kurzvorträgen und Unterhaltungsprogramm. Drei Heißluftballonfahrten werden verlost. mk
BAD HOMBURG. Auf 10 000 Mark schätzt die Polizei den bei einem Unfall in der Friedberger Straße entstandenen Schaden. Ein Autofahrer hatte dort in eine Grundstückseinfahrt einbiegen wollen und dabei ein anderes Auto übersehen. Verletzt wurde beim Zusammenprall niemand. jom
FUSSBALL
ZWEITE BUNDESLIGA: Spvgg Unterhaching - FC Carl Zeiss Jena 1:2 (0:0), Fortuna Köln - Waldhof Mannheim, VfL Osnabrück - VfL Wolfsburg 3:5.
BAD ORB. Ein toter Koch hat am Freitagabend aus dem Zoologischen Garten in Bad Orb ein Reptil entführt. Wie das lokale Pfarramt berichtet, handelte es sich bei dem Dieb um den in der letzten Woche auf dem St. Friedhelm-Gedächtnis - Friedhof beigesetzten Fernsehkoch Hans-Günther Bär.Dieser war bereits kurz nach der Trauerzeremonie dabei aufgefallen, wie er "unter Zeugen"in seiner Gruft herumblödelte und den Geistlichen einen Scharlatan rief, der im Leben nichts besseres zu tun hätte, als andere Menschen unter die Erde zu bringen. us
HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
SKREIS OFFENBACH III
MAIN-KINZIG-KREIS III
WIESBADEN VI
MAIN-KINZIG-KREIS VI
Schauer / 18 bis 23 Grad
Satellitenbild vom 9. Juli. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
HOCHTAUNUSKREIS
MAIN-KINZIG-KREIS IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V
KULTURSPIEGEL 23
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LOKALSPORT VII